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Full text of "Wissenschaftliche Mitteilungen aus Bosnien und Herzegovina"

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WISSEN S C HAFTE ICHE  MITTE I LUNGEN 


AUS 

BOSNIEN  UND  DER  HERZEGOWINA. 


H ERAUSGEGEB E N 
VOM 

EOSNISCH-HEKZEGOWINISCHEN  LANDES  MUSE  UM 

IN  SARAJEVO. 


REDIGIERT 


DR  IORIZ  HOERNES. 


NEUNTER  BAND. 

MIT  EINEM  BILDNISSE  BENJAMINS  VON  KÄLLAY, 
97  TAFELN  UND  308  ABBILDUNGEN  IM  TEXTE. 


WIEN,  1904. 


HST  KOMMISSION  BEI  KARL  GEROLD’ S SOHN. 


Druck  von  Adolf  Holzhausen, 

k.  und  k.  Huf-  und  Un iversitütshuchdrucker  in  Wien. 


Heliogr.  von  M.  Frankenstei  n,  Wien. 


Benjamin  Kallay  von  Nagy-Källö. 


Der  vorliegende  Band  dieser  „Mitteilungen“,  der  erste,  welcher  nach  dem  am 
13.  Juli  1903  erfolgten  Hingange  Benjamins  von  Kallay  erscheint,  kann  nicht  ans  Licht 
treten,  ohne  daß  an  seiner  Spitze  in  Verehrung  des  Mannes  gedacht  werde,  der  — 
wie  aller  exakten  Erforschung  und  Schilderung  Bosniens  und  der  Herzegowina  — auch 
dieses  periodischen  Organes  Urheber,  erster  und  oberster  Schöpfer  gewesen  ist.  Vielen, 
namentlich  westeuropäischen  Lesern  ist  das  innige  Verhältnis,  in  welchem  Benjamin 
von  Kallay  zur  Wissenschaft  und  besonders  zur  wissenschaftlichen  Erschließung  der 
von  ihm  verwalteten  Länder  gestanden  ist,  nicht  so  bekannt,  wie  es  zu  sein  verdiente. 
Denn  hier  trat  er  ganz  hinter  seinem  Werke  zurück.  Hier  ward  ihm  das  seltene 
Glück,  Ideale,  Avelchen  andere  an  anderen  Orten  so  oft  vergeblich  nachstreben,  in 
Wirklichkeit  umzusetzen  und  sich  der  reichlichsten,  ungeteiltesten  Anerkennung,  von 
der  viele  nicht  wußten,  wem  sie  eigentlich  gebühre,  im  stillen  zu  freuen. 

Seine  Grundschöpfung  auf  diesem  Gebiete,  dem  einzigen,  von  welchem  hier  die 
Rede  sein  kann  und  darf,  war  das  bosnisch  herzegowinische  Landesmuseum  in  Sarajevo, 
von  dessen  Reichhaltigkeit  auch  in  gelehrten  Kreisen  nur  wenige  einen  Begriff,  in 
weiteren  aber  kaum  jemand  eine  Vorstellung  besitzt,  da  es  noch  eines  zusammen- 
fassenden baulichen  Rahmens  und  des  zur  Entfaltung  nötigen  Raumes  entbehrt.  Schon 
in  wenigen  Jahren  hat  diese  Arbeits-  und  Sammelstätte,  soweit  es  von  ihr  aus  möglich 
war,  den  Beweis  erbracht,  daß  Bosnien  und  die  Herzegowina  in  der  glänzenden  Kette 
europäischer  Kulturgebiete  keine  dunklen,  verrosteten  Glieder  seien,  sondern  Teilnehmer 
an  allen  großen  Phasen  der  Vergangenheit  und  fruchtbare  Schauplätze  einer  neuen 
hoffnungsvollen  Entwicklung.  Alles,  was  an  dieser  Stätte  ein  neues  Heim  gefunden, 
Schmuck  und  Waffe  der  verschollenen  Urbevölkerung,  Inschrift  und  Bildwerk  der 
Römerzeit,  Schild  und  Schwert  der  Krieger  des  Mittelalters,  das  steingehauene  Abschieds- 
wort der  altbosnischen  Edlen,  Tracht  und  Gerät  der  heutigen  Bewohner,  Erzstufen  aus 
den  Tiefen  der  Berge  und  alles,  was  im  Sonnenlichte  blüht  und  wächst,  was  kriecht 
und  fliegt,  zeugt  hier  von  dem  hohen  Verständnis  des  einzigen  Mannes  und  von  seinem 
ernsten  Eifer,  der  Welt  ein  Bild  der  Länder  zu  geben,  deren  Verwaltung  ihm  an- 
vertraut war. 


IV 


Benjamin  Källay  von  Nagy-Källö. 


An  diese  Hauptschöpfung,  deren  Grundstein  im  Jalire  1888  gelegt  wurde,  schlossen 
sich  in  natürlicher  Folge  zunächst  (seit  1889)  der  in  der  Landessprache  erscheinende 
„Glasnik“,  dann,  seit  1893  die  vorliegenden  „Mitteilungen“  des  bosnisch-herzegowinischen 
Landesmuseums  an.  Außerdem  erschienen,  vom  Museum  herausgegeben,  stattliche 
Einzelwerke  über  die  Ausgrabungen  von  Butmir,  über  die  römischen  Straßen  in  Bosnien 
und  der  Herzegowina,  über  die  Grnis  der  Balkanhalbinsel  und  über  andere  Forschungs- 
gebiete der  Gelehrten  des  Museums.  Nur  wer  dem  verblichenen  Minister  von  Källay 
nahe  gestanden  hat,  weiß  in  vollem  Umfange,  wieseln-  ihm  der  Ausbau  der  Sammlungen 
und  deren  planvolle  Erstreckung  womöglich  über  alle  Balkangebiete,  wie  auch  die 
würdige  Bekanntmachung  aller  einschlägigen  Untersuchungen  am  Herzen  lagen.  Wenn 
über  Benjamin  von  Källay  als  Staatsmann,  ja  über  ihn  auch  als  Schriftsteller  und 
Gelehrten  hier  nicht  gesprochen  werden  soll,  so  darf  doch  nicht  übersehen  werden,  wie 
er  die  Pflege  der  Wissenschaft  als  Aufgabe  eines  modernen  leitenden  Politikers  be- 
trachtete und  wie  er,  den  Blick  stets  auf  das  Ganze  gerichtet,  alles  zu  fördern  wußte, 
was  den  Zielen  der  Wissenschaft  und  dadurch  mittelbar  den  Zielen  der  Staatskunst 
diente.  So  verehren  alle,  die  ihn  kannten,  in  seinem  hohen  Schatten  das  Bild  des  er- 
leuchteten Administrators,  den  die  Gunst  des  Geschickes  und  die  Weisheit  des  Monarchen 
dem  Lande  gerade  zu  einer  Zeit  schenkten,  als  dort  über  den  Trümmern  der  Ver- 
gangenheit ein  der  Gegenwart  würdiger  Neubau  errichtet  werden  sollte. 


Sektionschef  Konstantin  Hörmann, 

Direktor  des  bosn. -herzeg.  Landesmuseums, 
Redakteur  des  „Glasnik  zemaljskog  Muzeja 
u Bosni  i Hercegovini“. 


Universitätsprofessor  Dr.  Moriz  Hoernes, 

Kustos  am  k.  k.  naturhistorischen  Hofmuseum, 
Redakteur  der  „Wissenschaftlichen  Mitteilungen 
aus  Bosnien  und  der  Herzegowina“. 


Inhaltsverzeichnis. 


Seite 

Benjamin  Kallay  von  Nagy-Källö 111 

I.  Teil.  Archäologie  und  Geschichte. 

Trulielka,  Dr.  Giro,  Woldfich,  Dr.  Joh.  Nep.,  und  Maly,  Karl.  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau 
im  Savebette  bei  Donja  Dolina  (Bezirk  Bosnisch-Gradiska).  Bericht  über  die  Ausgrabungen 

bis  190-1.  (Mit  Tafel  I — LXXXIV  und  108  Abbildungen  im  Texte.) 3 

Patsch,  Carl.  Archäologisch-epigraphische  Untersuchungen  zur  Geschichte  der  römischen  Provinz 

Dalmatien.  VI.  Teil.  (Mit  Tafel  LXXXV  und  186  Abbildungen  im  Texte.) 171 

II.  Teil.  Naturwissenschaft. 

Katzer,  Dr.  Friedrich.  Die  geologische  Entwicklung  der  Braunkohlenablagerung  von  Zenica  in 

Bosnien 305 

Engelhardt,  Hermann.  Beiträge  zur  Kenntnis  der  tertiären  Flora  der  weiteren  Umgebung  von 
Dolnja  Tuzla  in  Bosnien.  Mit  einer  Einleitung  von  Dr.  Friedrich  Katzer.  (Mit  Tafel 
LXXXVI — XCI  und  3 Abbildungen  im  Texte.) 318 

— Zur  Kenntnis  der  fossilen  Flora  der  Zenica-Sarajevoer  Braunkohlenablagerung  in  Bosnien.  (Mit 

Tafel  XCII-XCV  und  1 Abbildung  im  Texte.)  . . . 364 

— Beitrag  zur  Kenntnis  der  Tertiärflora  Bosniens  und  der  Herzegowina.  (Mit  Tafel  XCVI — 

XCVII  und  9 Abbildungen  im  Texte.) 386 

Beck  v.  Mannagetta,  Dr.  Günther  Kitter.  Flora  von  Bosnien,  der  Herzegowina  und  des  Sandzaks 

Novipazar.  I.  Teil.  (Mit  1 Abbildung  im  Texte.) 407 

Strobl,  P.  Gabriel.  Neue  Beiträge  zur  Dipterenfauna  der  Balkanhalbinsel 519 


Verzeichnis  der  Autoren. 

Seite 

Beek  v.  Mannagetta,  Dr.  Günther  Ritter.  Flora  von  Bosnien,  der  Herzegowina  und  des  Sand/.aks 

Novipazar.  I.  Teil 407 

Engelhardt,  Hermann.  Beiträge  zur  Kenntnis  der  tertiären  Flora  der  weiteren  Umgebung  von 

Dolnja  Tuzla  in  Bosnien 318 

— Zur  Kenntnis  der  fossilen  Flora  der  Zeniea-Sarajevoer  Braunkohlenahlagerung  in  Bosnien  . . . 364 

— Beitrag  zur  Kenntnis  der  Tertiärflora  Bosniens  und  der  Herzegowina 386 

Katzer,  Dr.  Friedrich.  Die  geologische  Entwicklung  der  Braunkohlenablagerung  von  Zenica  in 

Bosnien 305 

— Einleitung  zu  „Engelhardt,  Hermann:  Beiträge  zur  Kenntnis  der  tertiären  Flora  der  weiteren 

Umgebung  von  Dolnja  Tuzla  in  Bosnien“ 318 

Maly,  Karl.  Früchte  und  Samen  aus  dem  prähistorischen  Pfahlbaue  von  Donja  Dolina  in  Bosnien  165 
Patsch,  Carl.  Archäologisch-epigraphische  Untersuchungen  zur  Geschichte  der  römischen  Provinz 

Dalmatien.  VI.  Teil 171 

Strobl,  P.  Gabriel.  Neue  Beiträge  zur  Dipterenfauna  der  Balkanhalbinsel 519 

Trubel ka,  Dr.  Giro.  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  im  Savebette  bei  Donja  Dolina  (Bezirk 

Bosnisch-Gradiska).  Bericht  über  die  Ausgrabungen  bis  1904  3 

Woldfich,  Dr.  Joh.  Nep.  Wirbeltierfauna  des  Pfahlbaues  von  Donja  Dolina  in  Bosnien 156 


Verzeichnis  der  Abbildungen. 


Benjamin  Källay  von  Nagy-Källo,  Heliogravüre  nach  einer  Wachsbossierung,  entworfen  von 

A.  Scharff,  ausgeführt  von  Fr.  Pawlik. 


I.  Tafeln. 


Truhelka,  Dr.  Giro,  Woldfich,  Dr.  Job.  Nep.,  und  Mal  y,  Karl.  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  im 

Savebette  bei  Donja  Dolina  (Bezirk  Bosnisch-Gradiska).  Bericht  über  die 
Ausgrabungen  bis  1904. 


Tafel 


1.  Übersicht  der  Ausgrabungen  von  1900  und  1901. 

II.  Der  Pfahlbau  von  D.  Dolina,  ausgegraben  1900 — 1902. 

III.  Der  Pfahlbau  von  D.  Dolina,  ausgegraben  1900 — 1903. 

IV.  Ansicht  der  Häuser  IV  und  V im  Pfahlbaue  mit  der  Brücke  dazwischen. 

V.  A.  Vertikalprofil  durch  die  Mitte  des  Hauses  I im  Pfahlbaue,  10  m vom  Nullpunkte 
der  Grundrisse. 

B.  Vertikalprofil  durch  die  Häuser  11  und  111  des  Pfahlbaues,  8 nt  vom  Nullpunkte 
der  Grundrisse. 

VI.  A.  Vertikalprofil  durch  die  ganze  Länge  der  bis  1904-  im  Savebette  ausgegrabenen 
Pfahlbauanlage,  19  m vom  Nullpunkte  der  Grundrißskizzen. 

B.  Vertikalprofil  durch  die  Gesamtlänge  der  am  Westrande  der  Gradina  aus- 
gegrabenen Pfahlbauanlage. 

VII.  Ansicht  der  Pfähle  unter  dem  Hause  11  in  einer  Tiefe  von  7 nt  unter  der 

Oberfläche. 

VIII.  Ein  Herd  aus  dem  Pfahlbaue  und  Ornamentfragmente  von  ähnlichen  Herden. 

IX.  Fig.  1:  Sudstein.  Fig.  2 — 10:  Ornamente  von  Heizanlagen  aus  dem  Pfahlbaue. 

Fig.  11:  Tongefäß  in  Vogelform. 

X — XI.  Sudsteine  aus  dem  Pfahlbaue. 

XII.  Ornamente  von  Sudsteinen. 

XIII — XV.  Tonwirteln  und  Perlen  aus  dem  Pfahlbaue. 

XVI.  Tonsachen  aus  dem  Pfahlbaue. 

XVII — XIX.  Tongefäße  aus  dem  Pfahlbaue. 

XX.  Geräte  aus  dem  Pfahlbaue. 

XXL  Tongefäße  aus  dem  Pfahlbaue. 

XXII — XXIV.  Tongeräte  aus  dem  Pfahlbaue. 

XXV — XXVI.  Ornamentierte  Gefäßfragmente  aus  dem  Pfahlbaue. 

XX VII.  Tonsachen  aus  dem  Pfahlbaue. 

XXVIII.  Werkzeug  aus  Hirschhorn  aus  dem  Pfahlbaue. 

XXIX.  Horn-  und  Beinartefakte. 

XXX.  Hirschhornhauen  aus  dem  Pfahlbaue. 

XXXI.  Geräte  aus  Hirsch-  und  Rehhorn. 

XXXII.  Horn-  und  Knochenartefakte. 


VIII 


Verzeichnis  der  Abbildungen. 


Tafel  XXXIII.  Funde  aus  dem  Pfahlbaue. 

XXXIV.  Knochenartefakte  aus  dem  Pfahlbaue. 

XXXV — XXX VI.  Diverse  Funde  aus  dem  Pfahlbaue. 

XXXVII.  Diverse  Schmucksachen  aus  dem  Pfahlbaue. 

XXXVIII.  Diverse  Funde  aus  dem  Pfahlbaue. 

XXXIX.  1 . Grab  unter  dem  Roste  des  Hauses  /. 

2.  Dasselbe  Grab,  nachdem  die  Skeletteile  entfernt  wurden. 

XL.  Reichgeschmücktes  Frauengrab  von  den  Gredas. 

XLI.  Gräber  von  der  Greda  des  Mato  Petrovic  jun. 

XLII— LII.  Grabfunde  aus  D.  Dolina:  Greda  des  Mato  Petrovic  jun. 
LIII.  Grabfunde  aus  D.  Dolina. 

LIV — LVII.  Grabfunde  aus  D.  Dolina:  Greda  des  S t i o Jakaric. 

LVIII — LXVII.  Grabfunde  aus  D.  Dolina:  I.  Greda  des  Nikola  Sokic. 
LXVIII  — LXXIII.  Grabfunde  aus  D.  Dolina:  Greda  des  Mato  Petrovic  sen. 
LXX1V — LXXVI.  Grabfunde  aus  D.  Dolina:  Greda  des  Ivo  Stipancevic. 
LXXVII.  Grabfunde  aus  D.  Dolina:  II.  Greda  des  Nikola  Sokic. 

LXXVIII — LXXXI.  Grabfunde  aus  D.  Dolina:  Zerstreute  Funde. 

LXXXII. 


Fig.  1 . 
„ 2. 
„ 3. 
„ 4. 
Fig.  1. 

9 


Sus  palustris  Rütim.  (j'.  Schädel  von  unten. 

Derselbe  von  oben. 

Derselbe  von  der  Seite. 

Sus  europaeus  Pall.  ^T.  Unterkiefer. 

LXXXIII.  Fig.  1.  Cervas  elaplius  L.  Rechter  Unterkieferast,  von  außen. 

Cervus  elaphus  L.  Geweihfragment  mit  Rose. 

„ „ 3.  Cervus  elaphus  L.  Rechtes  Oberkieferfragment,  von  innen. 

„ „1.  Bos  primigenius  Boj.  Rechter  Unterkieferast,  von  außen. 

„ „ 5.  Bos  primigenius  Boj.  Linker  Hornzapfen,  von  vorne. 

„ „ 6.  Bos  primigenius  Boj.  Oberer  mg,  von  innen. 

LXXXIV.  Fig.  1.  Alces  palmatus  Blas.  Rechtes  Geweihfragment  eines  etwa  vierjährigen  Tieres. 
„ „ 2.  Sus  europaeus  Pall.  Rechter  Unterkieferast,  von  außen. 

„ „ 3.  Alces  palmatus  Blas.  Linkes  Geweihfragment. 

„ „ ,,  1.  Castor  fiher  L.  Rechter  Unterkieferast  eines  mittelstarken  Tieres,  von  außen. 

Patsch,  Carl.  Archäologisch-epigraphische  Untersuchungen  zur  Geschichte  der  römischen  Provinz  Dal- 
matien. VI.  Teil. 

Tafel  LXXXV.  Situationsskizze  der  Fundstätten  in  Zupanjac. 

Engelhardt,  Hermann.  Beiträge  zur  Kenntnis  der  tertiären  Flora  der  weiteren  Umgebung  von  Dolnja 
Tuzla  in  Bosnien.  Mit  einer  Einleitung  von  Dr.  Friedrich  Katzer. 

Tafel  LXXXVI — XCI. 

Engelhardt,  Hermann.  Zur  Kenntnis  der  fossilen  Flora  der  Zenica-Sarajevoer  Braunkohlenablage- 
rung  in  Bosnien. 


Tafel  XCII— XCV. 


Engelhardt,  Hermann.  Beitrag  zur  Kenntnis  der  Tertiärflora  Bosniens  und  der  Herzegowina. 
Tafel  XCVI— XCVII. 


II.  Abbildungen  im  Texte. 


Seite 

Truhelka,  Dr.  Giro.  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  im  Savebette  bei  Donja  Dolina  (Bezirk 
Bosnisch-Gradiska).  Bericht  über  die  Ausgrabungen  bis  1904. 


Fig. 


51 


51 


55 


51 


55 


55 


55 

51 

51 

11 

15 

55 

n 

n 


1.  Situationsskizze  von  Donja  Dolina 

2.  Situationsskizze  der  „Gradina“ 

3.  Substruktion  des  Hauses  II 

4.  Substruktion  des  Hauses  II  in  vorgeschrittenem  Zustande  der  Ausgrabung  . . . . 

5.  Ansicht  des  Unterbaues  der  Häuser  II  und  III 

6.  Treppe  unter  dem  Roste  zwischen  den  Häusern  II  und  III' 

7.  Rekonstruktionsversuch  der  im  Savebette  bisher  bloßgelegten  Häusergruppe  im 

Grundriß 

8.  Vertikalprofil  des  Hauses  I an  der  Westseite  der  Gradina 

9.  Ofen-(?)  Aufsatz  aus  Ton 

10.  Ofensockel  aus  Lehm  von  der  Gradina 

11.  Vorgeschichtlicher  Ofen  mit  Rost  und  Aschenkanal.  Querschnitt 

12.  Ornamentierter  Sudstein 

13.  Ornament  auf  der  Scheitelfläche  des  in  Fig.  12  abgebildeten  Stückes 

1 1 . Bronzearmreif  aus  Sanskimost 

15.  Ein  mit  Armreifabdruck  ornamentierter  Sudstein < 

16—21.  Ornamentierte  Wirteln 

22.  Vase  aus  schwarzem  polierten  Ton 

23.  Vase  aus  rötlichem  polierten  Ton 

24.  Tonidol 

25.  Tonidol 

26.  Sudstein,  mit  Swastika  und  Mäander  verziert 

27.  Fragmente  zweier  Sudsteine,  mit  Swastika  verziert 

28.  Fragment  eines  swast.ikoiden  Ornamentes  von  einem  Ofen 

29.  Rekonstruktion  der  Flächenentwicklung  des  in  Fig.  28  reproduzierten  Ornament- 

fragmentes   

30.  Ornamente  auf  La Tene- Lanzen:  a)  aus  Thielle,  b)  aus  LaTene  (nach  Vouga) 

31.  Fragment  eines  „Alikreuzes“  von  einem  Ofen 

32.  Rekonstruktion  des  in  Fig.  31  reproduzierten  Motives 

33.  Mäander  von  einem  Ofen 

34.  Tonwirtel  mit  drei  endlosen  Spiralen  (Triskeloid) 

35.  Einbaum,  aus  einem  Eichenstamm  geschnitzt 

36.  Haue  aus  Hirschhorn 

37.  Hirschhornscheibe  von  einem  Wehrgehänge 

38.  Durchlochter  Raubtierzahn 

39.  Bronzedolch  aus  D.  Dolina 

40.  Bronzeschwert 

4L  Einschleifige  Bogenfibel  vom  Glasinactypus 

42.  Einschleifige  Bogenfibel  von  griechischem  Typus 

4 3.  Kahnfibel 


3 

7 
11 
1 3 


15 

17 


25 

27 

29 

30 


35 

36 


36 

36 

40 

46 

46 

47 
47 
51 

51 

52 


53 

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54 

54 

55 

56 
59 
61 

64 

65 
68 
68 
69 

69 

70 


V erzeiclmis  der  Abbildungen. 


Seile 

44.  Certosafibel 70 

45.  Fragment  einer  Certosafibel 70 

46.  Bügel  einer  Armbrustfibel 70 

47.  Bügel  einer  Armbrustfibel 70 

48.  Armbrustfibel  aus  Sauskimost 71 

49 — 50.  Schmucknadelköpfe  aus  Bronze 72 

51.  Sclimuckring  aus  Bronze 73 

52.  Barbarische  Nachprägung  einer  mazedonischen  Tetradrachme.  Potin 74 

53 — 56.  Barbarische  Nachprägungen  mazedonischer  Münzen.  Potin 74 

57.  Eisenkelt 75 

58.  Kindsskelett,  in  einem  Holztroge  bestattet 76 

59.  Gelenkkugel  als  Amulett  aus  dem  Grabe  Fig.  58 77 

60.  Ansicht  des  in  Fig.  58  rechts  abgebildeten  Sarges 78 

61.  Konstruktion  der  Eichensärge  von  D.  Dolina  (geöffnet) 78 

62.  Zwei  Särge  aus  dem  Pfahlbaue  von  D.  Dolina,  zwischen  den  Häusern  H und  III  79 

63.  Drei  Särge  aus  dem  Pfahlbaue  von  D.  Dolina,  zwischen  den  Häusern  III  und  IV 

liegend 80 

64.  Sarg  neben  dem  Hause  111  im  Pfahlbaue  von  D.  Dolina 81 

65.  Ansicht  eines  Frauengrabes 84 

66.  Schild  aus  Bronzeblech 89 

67.  Bronzeschale 89 

68.  Schild  aus  Eisenblech 89 

69.  Helm  illyrischer  Form,  aus  Bronzeblech  getrieben 95 

70.  Schild,  aus  Bronzeblech  getrieben 96 

71.  Schild,  aus  Bronzeblech  getrieben 98 

72.  Eisenschild 99 

73.  Schnitt  durch  den  Schild  Fig.  72 99 

74.  Schild,  aus  Eisenblech  getrieben 100 

75.  Schnitt  durch  den  Schild  Fig.  74 100 

76.  Henkelbecher  aus  rotem  Ton 139 

77.  Urne  aus  schwarzem  Ton 140 

78.  Ringgefäß  aus  rotem  Ton 141 

79 — 80.  Tonscheiben  mit  Stielgriften 142 

81.  Spiralhülsen  aus  Silberdraht 143 

82.  Spiralfibel . . 143 

83.  Fibelscheibe  aus  Bronzeblech 144 

84.  Bogenfibel  vom  Glasinactypus 144 

85.  Bogenfibel  vom  Glasinactypus 144 

86.  Zweischleifige  Bogenfibel,  Fragment . 144 

87.  Früh -La  Tene -Fibel 145 

88—89.  Zwei  Früh -La Tene -Fibeln 115 

90.  Fragment  einer  LaTene-Fibel 145 

91.  Schläfenring 146 

92.  Armbänder  aus  Bronzedraht 147 

93.  Armband 147 

94.  Fragment  eines  Armbandes , 147 

95.  Schuckring  von  einer  Fibel 148 

96.  Astragalstäbe  von  Gürteln 149 

97.  Gürtelschließe 150 

98.  Gürtelschmuck 150 

99.  Gürtelglied 150 

100.  Bronzebulle  als  Anhängsel 151 

101.  Zierstab  aus  Bronze 151 

102.  Lanzenvorstecker.  Bronze 151 

103.  Bronzeangel 152 

104.  Eisernes  Haumesser  mit  Vorstecker 152 

105.  Eiserne  Schildspange 153 


Verzeichnis  der  Abbildungen. 


XI 


Seite 


Fig.  10G.  Verschiedene  Perlen  (Bein,  Email,  Glas) 153 

.,  107.  Schlittschuh  aus  einem  Knochen 154 

„ 10S.  Gußform  einer  Fibel 155 


Patsch,  Carl.  Archäologisch-epigraphische  Untersuchungen  zur  Geschichte  der  römischen  Provinz 
Dalmatien.  VI.  Teil. 


Fig. 


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51 


11 


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51 

51 


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51 

51 

11 

11 

51 


15 


. 1.  Meilenstein  aus  Zupanjac 

2.  Die  Crkvina  in  Zupanjac 

3.  Grundriß  des  Forums  ...  

4.  Längsschnitt  der  nördlichen  Hauptmauer 

5.  Aufriß  der  Nordostecke 

6.  Die  vermauerte  Tür  Tz 

7.  Eisenkette 

8.  Schüssel  aus  Terra  sigillata 

9.  Randstück  eines  Gefäßes  aus  Terra  sigillata 

10.  Deckel  einer  Aschenkiste 

11  — 12.  Glasperlen  . . . r 

13.  Schvvellenstein  der  Tür  T2 

14  — 15.  Knie  einer  Bronzestatue  (Vorder-  und  Rückansicht)  . . 
16  — 17.  Linker  Arm  einer  Bronzestatue 

18.  Frührömische  Scharnierfibel  aus  Bronze 

19.  Ziernadel 

20.  Säulenbasis 

21.  Eckstück  einer  Säulenbasis 

22.  Bruchstück  eines  Säulenschaftes 

23.  Splitter  von  Kapitalen 

24.  Pilasterkapitäl 

25.  Pilasterkapitäl ^ 

26.  Pfeilerquader 

27.  Eckstück  eines  Architravblockes 

28.  Bruchstücke  der  Bauinschrift 

29.  Gesimsplatte 

30.  Rostra 

31.  Ehreninschrift  der  Kaiserin  Tranquillina 

32.  Goldener  Fingerring 

33.  Armring  aus  Bronze 

34.  Bronzene  Nähnadel 

35.  Schreibgriffel  aus  Eisen 

36.  Klappmesser  aus  Eisen 

37.  Eiserner  Schiebeschlüssel 

38.  Eiserner  Schöpflöffel 

39.  Topf  aus  grauem  Ton 

40.  Eiserner  Löffelbohrer 

41.  Eiserne  Federschere 

42—43.  Rand-  und  Bodenstück  aus  Terra  sigillata 

44.  Bruchstücke  von  Glasgefäßen 

45.  Bronzehaken 

46 — 48.  Tönerne  Spinnwirtel 

49.  Bronzene  Ziernadel 

50.  Flügelfibel  aus  Bronze 

51.  Bronzestilus 

52.  Kinderarmring  aus  Bronze 

53.  Unfertige  Aschenurne  

54.  Stalaktitenkapitäl 

55.  Votivrelief  der  Diana 

56.  Votivrelief  der  Diana  und  des  Silvanus 

57.  Kultara 


174 

176 

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177 

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181 
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193 
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198 
202 
204 

204 

205 


Verzeichnis  der  Abbildungen. 


Seite 

. 58.  Votivara 206 

50.  Bruchstück  eines  Sarkophagdeckels 206 

60.  Bruchstück  eines  Sarkophagdeckels  206 

61.  Säulenkapitäl 207 

62.  Bruchstück  eines  Säulenschaftes 207 

63.  Bruchstück  eines  Kandelabers 207 

64.  Säule 208 

65.  Bruchstücke  von  Füllungsplatten 208 

66 — 67.  Randstücke  von  Tongefäßen 208 

68.  Spät-La  Tene-Fibel  aus  Bronze 208 

69.  Graffito 208 

70.  Bruchstück  einer  Ara 209 

71.  Bruchstück  einer  Platte 210 

72.  Unterer  Teil  einer  Basis . 212 

73.  Sarkophag  aus  Kalkstein 212 

74.  Längsschnitt  des  Sarkophages  Fig.  73 213 

75.  Bruchstück  eines  Grabmonumentes 213 

76.  Fingerring  aus  Bronze 214 

77.  Eisenschlüssel 214 

78.  Bruchstück  einer  Herkulesara 214 

79.  Grabmonument 215 

80.  Grabmonument  aus  2upanjac 216 

81 — 85.  Bruchstücke  von  Sarkophagen 217 

86 — 88.  Bruchstücke  von  Sarkophagen 218 

89.  Bruchstück  eines  Sarkophagdeckels 218 

90.  Bruchstück  eines  Sarkophagdeckels 219 

91.  Vorderwand  einer  Aschenkiste 219 

92.  Bruchstück  einer  Platte 219 

93.  Bruchstück  eines  Grabmonumentes 219 

94.  Bruchstück  einer  Basis  (?).  219 

95.  Bruchstück  einer  Bordüre 220 

96.  Bruchstück  eines  Grabmonumentes 220 

97.  Bruchstück  eines  Sarkophagdeckels 220 

98.  Bruchstück  eines  Säulenschaftes 220 

99.  Eiserne  Pfeilspitze 220 

100.  Barbarischer  Antoninian 226 

101.  Bruchstücke  einer  Plinthe 227 

102.  Säulenkapitäl 227 

103.  Säulenpostament 228 

104.  Bruchstück  eines  Säulenpostamentes 228 

105.  Frührömische  Scharnierfibel 229 

106.  Mysterienrelief 230 

107.  Ecke  eines  Sarkophagdeckels 231 

108.  Bruchstück  eines  Grabsteines 232 

109.  Konjica 236 

110.  Kartenskizze  des  Bezirkes  Konjica 237 

111.  Verzapfung  der  Grabsteine 239 

112 — 113.  Kopf  einer  weiblichen  Porträtstatue 242 

114.  Meilenstein  aus  Konjica 243 

115.  Keil  samt  Beilagblechen 243 

116 — 118.  Bauglieder  aus  Homolje 245 

119  — 120.  Grabsteine  aus  Homolje 246 

121.  Grabstein  aus  Homolje 247 

122.  Aufsatz  eines  Grabsteines  aus  Homolje 248 

123.  Aufsatz  eines  Grabsteines  aus  Homolje 248 

124.  Kultara  aus  Ceridi 249 

125.  Mithrasrelief  von  Vratnica  bei  Lisicici 250 


Verzeichnis  der  Abbildungen. 


XIII 


Seite 

Fig.  126.  Grabstein  aus  Lisiciei 251 

„ 127.  Grabstein  aus  Obre - 252 

„ 128.  Reliefblock  aus  Barica  bei  Ostrozae 254 

„ 129.  Draufsicht  des  Reliefblockes  Fig.  12S 254 

„ 130.  Grabstein  aus  Ostrozae 255 

„ 131.  Kapital  aus  Ostrozae 256 

„ 132.  Grabstein  aus  Radesine 258 

,,  133.  Grabstein  aus  Bjelemic 261 

„ 134.  Ringfibel  aus  Bronze 262 

„■  135.  Grabstein  aus  Brcani 263 

„ 136  — 138.  Ziegelstempel  aus  Potoci 265 

„ 139.  Mithrasdenkmal  aus  Potoci 266 

„ 140.  Graffito  auf  Fig.  139  268 

„ 141.  Rückseite  von  Fig.  139  269 

„ 142.  Basis  aus  Potoci 270 

„ 143 — 144.  Bruchstücke  einer  Füllungsplatte  aus  Potoci 271 

„ 145 — 146.  Bruchstücke  von  Säulenpostamenten  aus  Potoci 272 

„ 147 — 148.  Kämpferstück  von  Stjepangrad 273 

„ 149.  Rekonstruktionsversuch  von  Fig.  147  und  148  (Architekt  ,7.  v.  Vancas) 273 

„ 150 — 151.  Architekturstücke  aus  Cim 274 

,,  152.  Steinurne  aus  Trnovo 275 

„ 153 — 156.  Eiserne  Lanzenspitzen  aus  Trnovo 275 

n 157 — 158.  Steinurnen  aus  Mostar 276 

„ 159 — 160.  Bronzener  Fingerring  und  Glasbecher  aus  der  Urne  Fig’.  158  276 

„ 161.  Ziegelstempel  aus  Dretelj 279 

„ 162.  Bronzestatuette  eines  Cornicen  aus  Blatnica  dönja 281 

„ 163.  Ziegelstempel  aus  Krehin  gradac 282 

„ 164.  Schiebeschlüssel  aus  Krehin  gradac 283 

.,  165.  Scharnierfibel  aus  Krehin  gradac 283 

166.  Grabstein  aus  Krehin  gradac 283 

„ 167.  Ziegelplatte  aus  Stolac 284 

,,  168.  Ziegelstempel  aus  Narona 286 

„ 169.  Amphorenstempel  aus  Narona 286 

„ 170.  Amphorenstempel  aus  Narona 287 

„ 171.  Amphorenstempel  aus  Narona 287 

„ 172.  Amphorenstempel  aus  Narona 287 

„ 173.  Sigillatastempel  aus  Narona 287 

.,  174.  Bruchstück  einer  bronzenen  Lanzenfibel  aus  Narona 288 

„ 175.  Grabstein  aus  Gabela 289 

„ 176 — 177.  Statue  aus  Loncari 290 

„ 178.  Ziegelstempel  aus  Valle  di  Fianona 292 

,,  179 — 180.  Ziegelstempel  aus  Valle  di  Fianona  292 

fl  181.  Grabstein  aus  Podcrkvina 294 

.,  182.  Bronzene  Kniefibel 294 

„ 183.  Silberne  Kniefibel 295 

„ 184.  Zweidornige  Scharnierfibel  aus  Bronze 295 

„ 185.  Bronzene  Tierfibel 296 

„ 186.  Grabstein  eines  Rhetors  aus  Salona 297 

lhardt,  Hermann.  Beiträge  zur  Kenntnis  der  tertiären  Flora  der  weiteren  Umgebung  von 
Dolnja  Tuzla  in  Bosnien. 

Fig.  1 — 2.  Ficus  multinervis  Heer 337 

„ 3.  Sapindus  falcifolius  Al.  Br 352 

lhardt,  Hermann.  Zur  Kenntnis  der  fossilen  Flora  der  Zenica-Sarajevoer  Braunkohlen- 
ablagerung in  Bosnien. 

Fig.  1.  Myricci  ianksiaefolia 367 


XIV 


Verzeichnis  der  Abbildungen. 


Seite 


Engelhardt,  Hermann.  Beitrag  zur  Kenntnis  der  Tertiärflora  Bosniens  und  der  Herzegowina. 

Fig-.  1 . Equisetum 389 

„ 2.  Poacites  caespitosus  Heer 389 

„ 3.  Poacites  tenuiter-striatus  nov.  sp ....  ....  389 

„ 4.  Arundo  Göpperti  Münst.  sp 389 

„ 5.  Phragmites  oerdngensis  Al.  B 390 

„ 6.  Myrica  banksiaefolia  Ung 393 

„ 7.  Popidus  mutabüis  Al.  Br 397 

„ 8.  Acer  integrilobum  Web 402 

„ 9.  Gelöst rus  oxypliyllus  Ung 403 

Bec.k  v.  Mannagetta,  Dr.  Günther  Ritter.  Flora  von  Bosnien,  der  Herzegowina  und  des  Sand- 
zaks  Novipazar.  I.  Teil. 

Fig.  1.  Pinus  leucodermis  Antoine 411 


I.  TEIL. 


ARCHÄOLOGIE  UND  GESCHICHTE. 


Band  IX. 


1 


A.  Berichte  und  Abhandlungen 


Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  im  Savebette  bei  Donja  Dolina 

(Bezirk  Bosnisch-Gradiska). 

Bericht  über  die  Ausgrabungen  bis  1004. 

Von 

Dr.  Ciro  Truhelka. 

(Mit  81  Tafeln  und  vielen  Abbildungen  im  Texte.1) 


Der  Fundort. 


Fig.  1.  Situationsskizze  von  Donja  Dolina. 


Im  Jahre  1896  erhielt  das  bosnisch-herzegowinische  Landesmuseum  einen  schönen, 
aus  dünnem  Bronzeblech  gebosselten  Helm,  der  seiner  Form  nach  jener  Gruppe  an- 
gehört, die  bisher  nur  im  illyrischen  Dreiecke  häufiger,  im  nördlichen  Nachbargebiete 
vereinzelt  nachgewiesen  wurde  und  uns  demnach  einen  spezifisch  illyrischen  Typus  re- 
präsentiert. Dieser  Helm  wurde  vom  Landmanne  Ilija  Knezevic  auf  dessen  Acker 
in  Donja  Dolina  ausgegraben  und  von  Kustos  Franz  Fiala  in  den  „Wissenschaft- 
lichen Mitteilungen  aus  Bosnien  und  der  Herzegowina“,  Bd.  VI,  S.  152  beschrieben. 


*)  Die  Illustrationen  sind,  wo  kein  Reproduktionsmaßstab  angegeben  ist,  in  natürlicher  Größe. 

1* 


4 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


Der  Fundort  wurde  damals  von  Fiala  untersucht,  welcher  dort  Spuren  alter  Be- 
siedlung nach  wies,  aber  es  wurde  der  Örtlichkeit  keine  weitere  Bedeutung  zugeschrieben. 

Drei  Jahre  später  wurde  unsere  Aufmerksamkeit  abermals  auf  diese  Fundstelle 
gelenkt.  In  Herrn  Grundbesitzer  Mirko  von  Gjurkovecki  in  Bosnisch-Gradiska  ge- 
wann das  Landesmuseum  einen  eifrigen  Förderer  seiner  Interessen  und  ihm  verdankt 
es  auch  einen  zweiten  wichtigen  Fund  aus  Donja  Dolina.  Ein  Landmann,  mit  dem 
Ausheben  eines  Grabens  beschäftigt,  fand  einen  herrlichen  Bronzedolch,  welchen  Herr 
v.  Gjurkovecki  an  das  Landesmuseum  sendete  und  zugleich  die  Meinung  aussprach, 
daß  es  angezeigt  wäre,  die  Fundstelle  eingehender  zu  untersuchen,  weil  er  bei  ganz 
seichtem  Wasserstande  der  Save  in  deren  Ufer  mehrere  Pfähle  gesehen  habe. 

Im  Jahre  1899  begab  ich  mich  an  die  Fundstelle  und  konstatierte  zunächst  am 
Fundorte,  wo  der  Bronzedolch  zutage  gefördert  wurde  und  welcher  innerhalb  der  Ort- 
schaft Donja  Dolina  lag,  daß  hier  keine  weiteren  Funde  zu  erwarten  seien,  denn  das 
Terrain,  in  welchem  der  Dolch  lag,  bestand  aus  jüngeren  Anschwemmungen,  die  frei 
von  jeder  Kulturschichte  waren,  und  es  hatte  den  Anschein,  daß  das  Stück  zufällig 
an  jene  Stelle  kam  und  dort  allmählich  von  einer  Schichte  angeschwemmten  Lehms 
überdeckt  wurde.  Weder  Scherben  noch  Kohlenspuren  noch  sonstige  Reste  mensch- 
licher Besiedlung  durchsetzten  die  Fundschichte  an  dieser  Stelle.  Der  Fund  war  ein 
reiner  Zufallsfund,  der  keinen  Schluß  auf  die  ai’chäologische  Bedeutung  des  Ortes  ge- 
stattete. 

Umso  erfreulicher  war  das  Resultat,  welches  die  Untersuchung  des  Saveufers  er- 
gab, denn  schon  beim  flüchtigen  Begehen  desselben  konnte  ich  unterhalb  des  Gradina- 
hügels  zahlreiche  Spuren  vorgeschichtlicher  Besiedlung  auflesen.  Die  Fluten  der  Save 
hatten  aus  der  Uferwand  große  Mengen  von  Gefäßscherben,  Knochenfragmenten  und 
sonstigen  Funden  ausgewaschen.  Ohne  zu  graben  konnte  ich  mehrere  Wirtel,  darunter 
einzelne  mit  reicher  Spiralornamentik,  ferner  Tonprismen  und  bearbeitete  Hirschhorn- 
stücke auflesen  und  im  Flußbette  selbst  sah  ich  mehrere  Pfeilerköpfe  aus  Eichenholz 
hervorragen:  kein  Zweifel,  daß  hier  eine  interessante  vorgeschichtliche  Kulturstätte  vor 
mir  lag.  Ein  am  selben  Tage  eingetretenes  Schneewetter  verhinderte  die  sofortige  Vor- 
nahme von  Ausgrabungen,  aber  sie  wurden  im  Jahre  1900  begonnen  und  seitdem,  so- 
weit es  der  leider  launenhafte  und  oft  unberechenbare  Wasserstand  der  Save  gestattete, 
systematisch  weitergeführt. 

Diese  Ausgrabungen  lieferten  den  Nachweis,  daß  hier  ein  Pfahlbau  von  bedeu- 
tender Ausdehnung  vorlag,  der  in  mancher  Beziehung  von  den  meisten  bekannten  ab- 
wich: zunächst  durch  seine  Zeitstellung,  dann  aber  durch  seine  Ausdehnung,  denn  es 
lag  hier  kein  einzelnes  Anwesen  vor,  sondern  eine  größere  geschlossene  Ortschaft,  und 
endlich  auch  dadurch,  daß  es  gelang,  auch  die  zum  Pfahlbaue  gehörige  Nekropole  zu 
entdecken,  wodurch  das  Bild,  welches  uns  die  Bloßlegung  des  Pfahlbaues  entrollt,  be- 
deutend vervollständigt  wird. 

Der  Pfahlbau  von  Donja  Dolina  befindet  sich  am  Fuße  eines  flachen,  ovalen 
Hügels,  dessen  Längsachse  von  West  nach  Ost  orientiert  ist  und  der  die  ihn  umgebende 
Sumpflandschaft  um  zirka  3-5  m überragt. 

Dieser  Hügel  führt  im  Volksmunde  die  charakteristische  Bezeichnung  Gradina 
(Burgstätte),  eine  Bezeichnung,  die  in  Bosnien  so  häufig  ist,  und  mit  solcher  Präzision 
ausschließlich  an  vorgeschichtliche  Denkmäler  gebunden  erscheint,  daß  man  versucht 
wäre,  beim  Volke  ein  besonderes  Verständnis  für  archäologische  Denkmäler  vorauszu- 
setzen oder  doch  auf  eine  ungestörte  Kontinuität  der  Überlieferung  zu  denken,  die  es 
bei  der  Benennung  derartiger  alter  Siedelungen  leitet. 


Truhelka.  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  im  Savebette  bei  D.  Dolina. 


5 


Die  Nordseite  dieses  Hügels  fällt  nahezu  senkrecht  gegen  das  Savebett  ab  und 
bildet  mit  der  Uferwand  eine  steile  Böschung,  unter  welcher  der  Fluß  in  westöstlicher 
Richtung  vorbeifließt.  Der  Gradinahügel  ist  in  der  ganzen  Umgebung  fast  der  einzige 
Punkt,  der  bei  den  größeren  periodischen  Überschwemmungen,  welche  fast  alljährlich, 
mitunter  in  rascher  Reihenfolge  das  Savetal  heimsuchen,  trocken  bleibt.  Dieser  Um- 
stand war  die  Veranlassung,  daß  die  gegenwärtige  Bevölkerung  auf  der  Gradina  ihre 
Friedhöfe  anlegte,  um  die  teueren  Überreste  ihrer  Dahingeschiedenen  vor  der  zer- 
störenden Einwirkung  der  Überschwemmungen  zu  schützen.  Am  westlichen,  steiler  ab- 
geböschten Ende  des  Hügels  befindet  sich  der  katholische  Friedhof,  am  östlichen,  flacher 
verlaufenden,  der  orthodoxe.  Beide  Teile  werden  auch  dem  Namen  nach  unterschieden, 
indem  der  westliche  „Velika  Gradina“,  der  östliche  aber  „Mala  Gradina“  heißt. 

Dieser  Hügel  hatte  aber  für  die  Bewohner  der  nächsten  Umgebung  auch  noch 
ein  anderes  praktisches  Interesse.  Wenn  die  Save  besonders  hoch  anschwillt  und  die 
ganze  Umgebung  in  einen  großen  See  verwandelt,  sucht  die  Bevölkerung  von  Dolina 
hier  für  sich  und  für  das  Vieh  Zuflucht.  Man  lagert  dann  hier  im  Freien,  so  gut  es 
geht,  und  erwartet  mit  Geduld  die  Zeit,  bis  der  Fluß  zurückgeht  und  es  der  Bevölkerung 
gestattet,  in  ihre  Pfahlhäuser  zurückzukehren. 

Auf  den  ersten  Blick  scheint  dieser  Hügel,  der  die  ganze  Umgebung  um  wenige 
Meter  überragt,  eine  künstliche  Schöpfung  zu  sein,  und  darin  würden  uns  auch  die 
darauf  vorkommenden  Kulturreste  bestärken,  aber  die  Entstehung  des  Hügels  ist  nur 
teilweise  der  hier  einst  befindlichen  Ansiedlung  zuzuschreiben.  Eine  genauere  Unter- 
suchung der  nächsten  Umgebung  der  Gradina  bringt  uns  nämlich  auf  die  Vermutung, 
daß  der  Savefluß  im  Laufe  der  Zeit  seine  Richtung  geändert  hat  und  früher  nicht  jene 
genau  westöstliche  Richtung  hatte,  die  er  heute  verfolgt,  sondern  um  die  Nordwestseite 
der  Gradina  einen  Bogen  beschrieb.  An  diesen  Bugteil  setzten  sich  allmählich  Schlamm 
und  sonstige  Anschwemmungen  ab  und  dies  wurde  noch  dadurch  besonders  gefördert, 
daß  das  alte  Ufer  an  dieser  Stelle  durch  das  Pfahlwerk  der  einstigen  Ansiedlung  an- 
geschwemmtes Terrain  festhielt  und  auf  diese  Weise  nicht  nur  das  Vermuren  des  Bug- 
teiles begünstigte,  sondern  auch  dem  Flusse  eine  andere,  mehr  gestreckte  Richtung  gab. 
In  gleichem  Maße,  in  welchem  sich  der  Bug  allmählich  streckte  und  der  Flußlauf  eine 
gerade  Richtung  annahm,  hob  sich  auch  das  Uferknie  über  das  Niveau  des  Tales  und 
es  entstand  jener  längliche  ovale  Hügel,  der  gegenwärtig  die  Überreste  der  vorgeschicht- 
lichen Ansiedlung  überdeckt.  Diese  Hügelbildung  begann  allem  Anscheine  nach  lange, 
bevor  die  Ansiedlung  begründet  war,  und  war  jedenfalls  die  Veranlassung,  daß  man 
diesen  Punkt  als  zur  Ansiedlung  geeignet  wählte,  aber  das  Pfahlwerk  der  Ansiedlung 
begünstigte  wieder  die  weitere  Erhöhung  des  Hügelniveaus  durch  eine  fortgesetzte 
Stauung  von  Flußschlamm  und  anderen  Anschwemmungen. 

Diese  Annahme  gibt  uns  die  Erklärung,  warum  die  West-  und  Nordseite  des  Gra- 
dinahügels  höher  und  steiler  abgeböscht  ist,  während  die  beiden  anderen  bedeutend 
sanfter  und  sehr  allmählich  gegen  die  Ebene  verlaufen ; sie  führt  uns  aber  auch  zu  einer 
anderen  Annahme,  daß  sich  die  Pfahlbauten  längs  der  West-  und  Nordseite,  die  einst 
das  alte  Ufer  bildeten,  hinzogen.  Diese  Annahme  wurde  durch  die  vorgenommenen 
Ausgrabungen  gerechtfertigt. 

Das  Wort  Gradina  bedeutet,  wie  erwähnt,  wörtlich  „Burgplatz“  und  wird  in  Bos- 
nien gewöhnlich  zur  Bezeichnung  vorgeschichtlicher  Ring  wälle  benützt,  und  es  fragt  sich 
nun,  ob  wir  uns  auch  diesen  Hügel  als  Wallburg  vorzustellen  haben.  Die  bisherigen 
Ausgrabungen  gaben  uns  dazu  noch  keinen  Anhaltspunkt,  denn  durch  sie  wurde  nur 
festgestellt,  daß  sich  die  Pfahlbauten  längst  der  ganzen  einstigen,  den  Hügel  begren- 


6 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


zenden  Uferlinie  bis  in  das  Flußbett  hinein  erstreckten.  Durch  Nachforschungen  wurde 
ferner  festgestellt,  daß  auch  der  ganze  flache  Scheitel  des  Hügels  voll  von  Kultur- 
schichten ist,  denn  im  katholischen  Friedhof  finden  die  Landleute  beim  Graben  der 
Gruben  für  ihre  Toten  dieselben  Funde,  welche  wir  im  Pfahlbaue  im  Saveufer  fanden, 
und  es  wurde  mir  versichert,  daß,  als  man  vor  vielen  Jahren  im  Friedhofe  einen  Brunnen 
zu  graben  versuchte,  man  die  gleichen  Kulturschichten  wie  im  untersuchten  Teile  des 
Pfahlbaues  bis  zur  Grundwasserlinie  beobachten  konnte. 

Daraus  ergibt  sich  der  Schluß,  daß  der  ganze  Gradinahügel  mit  Wohnstätten  über- 
säet war  und  hier  eine  ausgedehnte  geschlossene  Ortschaft  stand,  also  keine  Wallburg 
in  jenem  Sinne,  in  welchem  wir  uns  eine  solche  gewöhnlich  vorstellen.  Freilich  ist  da- 
durch die  Möglichkeit  nicht  ausgeschlossen,  daß  die  Ansiedlung,  die  an  der  Uferseite 
durch  den  Fluß  geschützt  war,  auch  gegen  die  Landseite  durch  eine  künstliche  Schutz- 
vorrichtung — etwa  durch  einen  Palisadenwall  — vor  feindlichen  Überfällen  gesichert 
war.  Einen  Erdwall  dürfen  wir  hier  aber  auf  keinen  Fall  annehmen,  denn  es  fehlt  jede 
Spur  eines  solchen. 

Den  Flächenraum,  welchen  die  einstige  Ansiedlung  von  Donja  Dolina  mit  ihren 
Bauwerken  und  den  dazugehörigen  Anwesen  deckte,  kann  man  annähernd  auf  25.000  m2 
berechnen. 

Folgen  wir  der  von  uns  als  die  ursprüngliche  angenommenen  Uferlinie,  die  in  der 
beigefügten  Ubersichtsskizze  (S.  3)  punktiert  wiedergegeben  ist,  so  gelangen  wir  500  Schritte 
südwestlich  vom  Gradinahügel  zu  einer  flachen  sattelartigen,  gegen  Gornja  Dolina  in 
genau  ostwestlicher  Richtung  verlaufenden  Erhöhung,  welche  als  ein  schmaler  läng- 
licher Streifen  die  übrige  Fläche  überragt.  Derartig  balkenartig  verlaufende  erhöhte 
Landstreifen  sind  im  Savetale  nicht  selten  und  repräsentieren  uns  alte  Uferbänke,  längs 
welcher  der  Fluß  vor  Jahrhunderten  dahinströmte  und  die,  nachdem  er  seinen  Lauf 
geändert  und  sein  einstiges  Bett  vermurt  hatte,  die  nächste  Umgebung  überragen. 
Derartige  Streifen  heißen  im  Volksmunde  „Gredas“  (Balken)  und  haben  für  die  Be- 
wohnerschaft im  Inundationsgebiete  der  Save  eine  besondere  Bedeutung,  denn  während 
der  periodischen  Überschwemmungen,  wenn  diese  keine  abnormale  Höhe  erreichen, 
liegen  sie  trocken  und  der  Landmann  kann  nur  hier  sein  Korn  mit  einiger  Hoffnung 
pflanzen,  daß  es  ihm  reifen  wird,  bevor  es  von  den  zerstörenden  Fluten  vernichtet  wird. 

Diese  Greda  benützten  die  einstigen  Pfahlbaubewohner,  um  darauf  ihre  Dahin- 
geschiedenen zu  bestatten,  und  es  entstand  hier  mit  der  Zeit  eine  ganze  Nekropole, 
welche  im  Laufe  der  Ausgrabungen  eine  reiche  Serie  von  Funden  lieferte,  die  uns  das 
Bild  über  die  Kulturstellung  der  Pfahlbauer  von  Donja  Dolina  bedeutend  vervollständigte. 

Die  Ausdehnung  dieser  Nekropole  war  eine  ansehnliche;  bis  zu  den  Wohnhäusern 
von  Gornja  Dolina  hatte  die  Nekropole  eine  Länge  von  800  m,  aber,  daß  sie  sich  auch 
weiter,  unterhalb  der  gegenwärtigen  Wohnhäuser  des  Dorfes  erstreckte,  dafür  sprechen 
einzelne  Funde,  welche  die  Landleute  anläßlich  des  Baues  ihrer  Wohnhäuser  gemacht 
zu  haben  vorgeben,  die  aber  alle  leider  verworfen  wurden.  Beim  Baue  des  Hauses 
der  Vonice  soll  sogar  ein  ganzer  Panzer  aus  Bronze  ausgegraben  worden  sein,  doch 
wurde  er  aus  Unkenntnis  weggeworfen. 

Diese  Greda  verläuft  ziemlich  parallel  mit  dem  gegenwärtigen  Saveufer,  welches 
nun  um  etwa  300  Schritte  nach  Norden  geschoben  erscheint,  während  an  deren  Süd- 
seite eine  zweite  niedere  Greda  sich  befindet,  die  vom  Timenacsumpfe  begrenzt  wird. 
Auch  auf  dieser  Greda,  die  Überschwemmungen  mehr  ausgesetzt  ist,  wurden  durch 
Probegrabungen  im  unteren  Teile  Bestattungen  nachgewiesen,  sie  scheinen  aber  nicht 
so  reich  wie  jene  auf  der  vorherigen  zu  sein. 


Truhe lka.  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  im  Savebette  bei  D.  Dolina, 


7 


Diese  Nekropole,  die  sich  längs  des  einstigen  Hochufers  der  Save,  anschließend  an 
das  Pfahlbaudorf  erstreckte,  wurde  nahezu  ganz  durchforscht  und  ergab  eine  außer- 
ordentlich reiche  Ausbeute  an  Funden;  aber  wenngleich  deren  leichter  zugängliche  Teile 
bereits  ausgegraben  sind,  ist  hier  noch  mancher  Fund  in  den  Gärten  und  Hofräumen 
der  sich  anschließenden  Ortschaft  Gornja  Dolina  zu  erwarten. 


A.  Der  Pfahlbau. 

I.  Die  Ausgrabung  des  Pfahlbaues. 


Die  Arbeit  im  Pfahlbaue  von  Donja  Dolina  gestaltete  sich  zu  einer  besonders 
schwierigen  und  die  größte  Schwierigkeit  setzte  der  Fluß  selbst  der  Untersuchung  ent- 
gegen. Die  Save,  welche  hier  eine  ansehnliche  Breite  erreicht,  hat  im  flachen  Tale 
ein  außerordentlich  geringes  Gefälle;  die  aus  dem  nahen  Quellgebiete,  namentlich  von 
bosnischer  Seite  mit  großer  Schnelligkeit  herabfließenden  Wassermassen  können  nur 
allmählich  abfließen  und  dieser  Abfluß  wird  noch  dadurch  verzögert,  daß  die  Save  im 
unteren  Laufe  eingedämmt  ist,  so  daß  es  bei  Hochwässern,  infolge  der  unten  stattfin- 
denden Stauung,  langer  Zeit  bedarf,  bis  die  ausgetretenen  Gewässer  wieder  zurück- 
gehen.  Diese  Hochwässer  wiederholen  sich  so  häufig  und  selbst  im  Hochsommer,  daß 
es  niemals  möglich  war,  längere  Zeit  im  Flußbette  zu  arbeiten,  ohne  vom  anschwellenden 
Gewässer  plötzlich  vertrieben  zu  werden. 

Das  Fluktuationsniveau  der  Save  ist  dabei  ein  so  bedeutendes,  daß  der  Wasser- 
spiegel bei  normalen  Verhältnissen  seine  Höhe  um  7 m verändern  kann,  bei  außer- 
gewöhnlichen Hochwässern  erreicht  der  Fluß  eine  noch  größere  Höhe.  Dann  ist  das 
ganze  Savetal  um  Dolina  in  einen  unübersehbaren  See  verwandelt  und  die  Bewohner- 
schaft gezwungen,  ihre  auf  Pfählen  erbauten  Häuser  zu  verlassen  und  auf  höher  ge- 
legenen Punkten  Zuflucht  zu  suchen. 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


Die  alten  Pfahlbauten  befanden  sich,  wie  schon  erwähnt,  teilweise  im  Flußbette 
selbst  und  es  fragt  sich,  wie  es  möglich  war,  daß  sie  hier  im  nächsten  Bereiche  eines 
so  launenhaften  Flusses  bestehen  konnten.  Der  gegenwärtige  mittlere  Wasserstand  er- 
reicht eine  Höhe,  bei  welcher  das  Wasser  die  Pfahlbauten  bis  zur  Dachhöhe  über- 
fluten würde,  und  das  führt  uns  zur  Annahme,  daß  der  Wasserspiegel  der  Save  zur 
Zeit,  als  der  Pfahlbau  bestand,  ein  bedeutend  niederer  war.  Schon  durch  die  Stauungen, 
welche  die  Eindämmung  des  Unterlaufes  zur  Folge  hatte,  wurde  in  jüngster  Zeit  der 
Wasserspiegel  merklich  gehoben,  noch  mehr  aber  hob  der  Fluß  im  Laufe  der  Jahr- 
hunderte selbst  sein  Bett.  Die  aus  den  Quellenflüssen  mit  großem  Gefälle  herabge- 
schwemmten Anschwemmungsmassen  konnten  im  flachen  Tale,  wo  der  Fluß  ein  sehr 
geringes  Gefälle  hat,  nur  sehr  unvollständig  weitergeschwemmt  werden  und  ließen  im 
Flußbette  einen  großen  Teil  zurück;  dadurch  wurde  das  Bett  allmählich  gehoben  und 
mit  ihm  auch  der  mittlere  Wasserspiegel,  bis  er  jene  Höhe  erreichte,  welche  den  Bestand 
des  Pfahlbaues  bedrohte. 

Ob  der  Fluß  auch  zur  Zeit,  als  der  Pfahlbau  bewohnt  war,  diesen  launenhaften 
Charakter  hatte,  können  wir  heute  nicht  mit  Bestimmtheit  aussprechen,  aber  ein  Um- 
stand spricht  dafür. 

Bei  besonders  niedrigem  Wasserstande  versuchte  ich  es,  die  untere  Grenze  des 
Pfahlbaues  festzustellen,  ließ  die  äußerste  Pfeilerreihe,  auf  welcher  die  Terrasse  ruhte, 
längs  dem  unteren  Uferrande  bloßlegen  und  stieß  dann  auf  eine  dichte,  doppelte  Pfeilerstellung, 
welche  aus  senkrecht  eingerammten,  eng  aneinandergefügten  Pfeilern  bestand  und  in 
einem  Abstande  von  1 m sich  quer  in  die  Uferwand  hineinzog. 

Ein  eintretendes  Hochwasser  erlaubte  es  mir  allerdings  nicht,  diese  doppelte  Pa- 
lisadenwand weit  in  das  Ufer  hinein  zu  verfolgen,  aber  es  ist  nicht  ausgeschlossen, 
daß  sie  ebensoweit  hineinreicht  wie  die  Wohnhäuser. 

Die  Bedeutung  dieser  zwei  Wände,  welche  einen  engen  Gang  einschlossen,  war 
mir  rätselhaft  und  erst  Professor  Pigorini  in  Rom,  dem  ich  einiges  über  unsere  Aus- 
grabungen berichtete,  gab  mir  einen  Fingerzeig,  wie  sie  zu  deuten  wären. 

Die  Frage,  wie  ein  Pfahlbau  im  Ufer  eines  so  launenhaften  Flusses  bestehen 
konnte,  wäre  nach  Pigorinis  Erfahrungen  in  Terramaren  Italiens  in  der  Weise  zu  beant- 
worten, daß  die  ganze  Pfahlbauansiedlung  gegen  den  Fluß  zu  abgedämmt  war.  Ein 
möglichst  hoher  Damm,  der  vor  sie  vorgeschoben  war,  sollte  bei  eintretendem  Hoch- 
wasser die  Wohnhäuser  in  ähnlicher  Weise  schützen,  wie  wir  auch  während  der  Aus- 
grabung die  Arbeitsfläche  mit  einem  allerdings  notdürftigen  Damme  umgaben. 

Es  ist  nun  sehr  möglich,  daß  jene  beiden  am  unteren  Rande  der  Ansiedlung 
entdeckten  Palisadenwände  den  äußeren  Mantel  dieses  prähistorischen  Dammes  vor- 
stellen. Sie  dürften  jedenfalls  dieser  Aufgabe  entsprochen  haben,  wenn  man  annimmt, 
daß  der  von  ihnen  eingeschlossene  Zwischenraum  mit  festgestampfter  Tonerde  ausgefüllt 
war,  die,  von  starken  Pfahlreihen  umgeben,  genügende  Festigkeit  besaß,  um  auch  dem 
stärksten  Anpralle  des  Wassers  Widerstand  zu  leisten. 

Es  wurde,  wie  erwähnt,  nur  ein  kleines  — etwa  3 m langes  — Stück  dieser  Mauer 
im  Ufer,  und  zwar  60  m unterhalb  der  Ausgrabung  von  1901  bloßgelegt,  aber  es  ist 
anzunehmen,  daß  sie  sich  nicht  nur  in  die  Uferbank  sondern  auch  in  das  Flußbett 
weiter  hinein  erstreckte  und  dann  parallel  mit  dem  Ufer  vor  der  Terrasse  hinlief. 

Mit  Bestimmtheit  wird  man  dies  nur  bei  abnormal  niederem  Wasserstande  nachweisen 
können  und  wir  können  nur  hoffen,  daß  die  Save  diesen  Wasserstand  während  einer 
der  nächstfolgenden  Ausgrabungsperioden  auch  erreichen  wird. 


Truhelka.  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  im  Savebette  bei  D.  Dolina. 


9 


Bevor  ich  an  die  Beschreibung  der  in  Donja  Dolina  bisher,  das  ist  bis  Früh- 
jahr 1904,  durchgeführten  Ausgrabungen  schreite,  glaube  ich,  daß  es  am  Platze  wäre, 
einiges  über  die  technische  Durchführung  der  Arbeiten  zu  erwähnen.  Pfahlbauten  wurden 
wohl  selten  im  Bette  so  launenhafter  Flüsse,  wie  es  die  Save  ist,  systematisch  unter- 
sucht und  ich  konnte  mir  dabei  erzielte  Erfahrungen  nicht  zunutze  machen.  Diese  mußte 
ich  erst  im  Laufe  der  Arbeit  sammeln  und  die  Arbeit  war  hier  sowohl  für  mich,  als 
auch  für  Assistenten  Yejsil  Curcic,  welcher  mir  dabei  Hilfe  leistete,  eine  vorzügliche 
Schule.  Um  vor  plötzlichen  Hochwässern,  die  ja  jederzeit  zu  erwarten  waren,  geschützt 
zu  sein,  wurde  gegen  die  Flußseite  zu  der  Arbeitsraum  durch  einen  Damm  geschützt, 
wozu  uns  das  durchforschte  Erdreich  das  erforderliche  Material  lieferte.  Dieser  Damm 
konnte  allerdings  keinen  Anspruch  auf  besondere  Festigkeit  erheben,  aber  er  genügte, 
wenn  es  sich  darum  handelte,  einen  Gegenstand  zu  heben  oder  eine  Aufnahme  zu 
machen  im  Momente,  wo  das  Gewässer,  rapid  im  Steigen  begriffen,  die  Grabungsfläche 
zu  überfluten  drohte.  Konnte  er  auch  Hochwässer  nicht  aufhalten,  so  vermochte  er  doch 
das  Hereinbrechen  der  Fluten  zu  verzögern  und  manches  sonst  rettungslos  dem  Verderben 
preisgegebene  Stück  konnte  auf  diese  Weise  gerettet  werden. 

Trotz  der  großen  Anzahl  bisher  bekannt  gewordener  und  durchforschter  Pfahl-’ 
bauten  fehlen  uns  noch  immer  eingehende  Nachweisungen  über  die  Anlage  und  die 
innere  Architektur  derselben  und  dies  veranlaßte  mich,  ein  besonderes  Augenmerk  auf 
solche  Beobachtungen  zu  richten,  die  darüber,  allerdings  soweit  es  die  Natur  der  Ört- 
lichkeit gestattete,  Aufschluß  zu  geben  geeignet  waren.  Diese  Beobachtungen  wurden 
sorgfältig  verzeichnet  und  nur  auf  Grund  derselben  können  wir  ein  verläßliches  Bild 
der  einstigen  Anlage  entwerfen. 

Während  der  Ausgrabung  fand  ich,  daß  nicht  allein  das  Horizontalprofil  Auf- 
schlüsse ergab,  sondern  daß  das  Vertikalprofil  mit  seiner  regelmäßigen  Schichtenfolge 
für  die  Rekonstruktion  fast  lehrreicher  war  als  ersteres.  Beide  wurden  sorgfältig  auf- 
gezeichnet und  zur  Beschleunigung  beim  Zeichnen  legte  ich  an  der  betreffenden  Fläche 
mit  Bindfaden  und  kleinen  Pflöcken  ein  Quadratnetz  an,  dessen  Maschen  je  einen  Qua- 
dratmeter der  zu  zeichnenden  Fläche  umfaßten. 

Die  Details  wurden  nun  auf  ein  anderes,  entsprechend  reduziertes  Quadratnetz 
übertragen  und  dadurch  ging  die  zeichnerische  Arbeit  nicht  nur  außerordentlich  rasch 
vonstatten,  sondern  sie  ergab  ein  so  verläßliches  Resultat,  wie  es  kaum  ein  anderes 
Verfahren  in  so  kurzer  Zeit  geliefert  hätte.  Zur  Kontrolle  der  auf  diese  Weise  erzielten 
Aufnahmen  dienten  photographische  Aufnahmen.  Ein  Blick  auf  die  solcherart  erzielten 
Reproduktionen  der  Schichtenprofile  zeigt,  daß  dieselben  für  die  Beurteilung  der  ur- 
sprünglichen Anlage  und  der  Verhältnisse,  unter  welchen  sie  im  Schlamme  des  Save- 
bettes eingebettet  wurden,  sehr  lehrreich  sind. 

Bei  der  Aufnahme  des  Vertikalprofiles  — Grundrisses  — wendete  ich  anfänglich 
das  gleiche  V erfahren  an,  fand  aber  bald,  daß  es  hier  nicht  so  leicht  durchführbar  war, 
denn  die  aus  dem  Boden  herausragenden,  oft  schrägstehenden  Pfähle  gestatteten  nicht 
immer  das  Anlegen  gerader  Linien  und  ich  war  gezwungen,  ein  Meßverfahren  anzu- 
wenden, wobei  die  einzelnen  Pfähle  oder  Punkte  durch  genaue  Messung  ihrer  Entfernung 
von  zwei  geeigneten  fixen  Punkten  bestimmt  wurden.  Mit  Hilfe  zweier  geschickterer 
Arbeiter  und  zweier  Meßbänder  ging  diese  Arbeit  außerordentlich  rasch  vonstatten  und 
es  war  dann  Sache  der  Zeichnung,  die  so  erhaltenen  Maße  in  entsprechender  Reduktion 
auf  das  Blatt  zu  bringen.  Die  Genauigkeit  bei  diesem  Verfahren  ist  so  groß,  daß  es 
jedesmal  während  des  Zeichnens  sich  von  selbst  herausstellte,  wenn  zufälligerweise  ein 


10 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


Punkt  aus  Versehen  zweimal  gemessen  wurde.  Skizzen  a la  vue  dienten  bei  detail- 
lierteren Partien  als  Ergänzungen  dieser  Aufnahmen. 

Das  gleiche  Verfahren  wurde  auch  bei  der  Aufnahme  des  Nekropolengebietes  mit 
demselben  Erfolge  angewendet. 

Während  der  Arbeit  machte  sich  ein  besonderer  Übelstand,  namentlich  in  den 
höheren  Schichten  bemerkbar.  Hier  hatte  das  Holz  nur  eine  sehr  minimale  Konsistenz 
und  zerfiel  schon  nach  kurzer  Zeit  von  selbst  an  der  Luft.  Dadurch  war  die  Auf- 
nahme der  bloßgelegten  Partie  sehr  erschwert  und  um  das  Holz  haltbarer  zu  machen, 
galt  es,  dasselbe  mit  einem  Konservierungsmittel  zu  behandeln.  Ursprünglich  verwendete 
ich  das  sonst  übliche  Gemisch  von  Firnis  und  Petroleum,  womit  ich  die  Holzteile  wieder- 
holt tränken  ließ,  fand  aber,  daß  dieses  Mittel  nicht  nur  sehr  teuer  ist,  sondern  dem 
beabsichtigten  Zwecke  nur  sehr  unvollständig  entsprach.  Ein  Versuch,  den  ich  mit 
ordinärem  Karbolineum  machte,  fiel  so  glänzend  aus,  daß  ich  dieses  von  nun  an  aus- 
schließlich zum  Konservieren  von  Holz  verwende,  und  ich  kann  es  nicht  genug  warm 
Fachgenossen  empfehlen,  die  in  die  Lage  kommen  sollten,  bei  ihren  Ausgrabungen  Holz 
dauernd  oder  zeitweilig  konservieren  zu  müssen.  Das  Holz  wurde,  so  wie  es  zum  Vor- 
schein kam,  mit  Karbolineum  getränkt  und  der  Anstrich,  sowie  es  feine  Risse  zu  be- 
kommen begann,  wiederholt.  Ein  drei-  bis  viermaliger  Anstrich  genügte,  das  morsche 
Holz  für  eine  Reihe  von  Tagen  zu  festigen,  so  daß  es  dem  größten  Sonnenbrand  Wider- 
stand leisten  konnte,  ein  fortgesetztes  Tränken  aber  vermochte  das  Holz,  wenn  es  noch 
so  morsch  war,  dauernd  zu  konservieren.  Bei  diesem  Verfahren  ist  der  Geruch  des 
Karbolineums  wohl  unangenehm,  aber  da  ja  auch  Firnis  und  Petroleum  nicht  zu  den 
Wohlgerüchen  Arabiens  zählen  und  die  Prozedur  im  Freien  vorgenommen  wird,  so 
nimmt  man  diesen  Übelstand  leicht  in  den  Kauf. 

II.  Das  Horizontalprofil. 

(Hierzu  die  Tafeln  I — IV.) 

Auf  Tafel  I — III  ist  der  Grundriß  der  in  den  Jahren  1900 — 1903  sukzessive  aus- 
gegrabenen Fläche  des  Pfahlbaues  von  Donja  Dolina  wiedergegeben.  Dieser  Teil  lag 
unter  dem  gegenwärtigen  Flußufer  und  reichte  an  seiner  unteren  Seite  bis  in  das  Save- 
bett hinein,  seine  unteren  Partien  befanden  sich  so  tief,  daß  es  nur  bei  besonders  seichtem 
Wasserstande  möglich  war,  sie  bloßzulegen. 

Überblicken  wir  die  ganze  bloßgelegte  Fläche,  so  überrascht  uns  zunächst  die  große 
und  dicht  aneinander,  allem  Anscheine  nach  regellos  angeordnete  Menge  von  Pfählen. 
Es  hat  fast  den  Anschein,  als  seien  sie  planlos  im  Boden  eingerammt,  und  erst  bei  ge- 
nauerer Betrachtung  bemerkt  man,  wie  sich  aus  dem  Pfahlgewirre  einzelne  regelmäßig 
angeordnete  Reihen  abheben,  die  uns  die  Fluchtlinien  von  Wohngebäuden  oder  sonstigen 
Anlagen  markieren. 

Die  Zahl  der  Pfähle,  welche  bloßgelegt  wurde  — kleinere  Pfähle  nicht  eingerechnet 
— beträgt  978  Stück  und  verteilt  sich  auf  einen  Flächeuraum  von  1160  m2  und  schon 
daraus  ist  es  ersichtlich,  wie  dicht  gestellt  sie  waren,  denn  es  entfällt  nahezu  auf  jeden 
Quadratmeter  ein  Pfahl,  auf  ein  Wohngebäude  aber  im  Durchschnitte  110  Pfähle. 

Diese  Zahl  erscheint  viel  zu  groß  und  wir  müssen  deshalb  annehmen,  daß  die 
Pfeiler  nicht  einer  einzelnen  Bauperiode  angehören,  sondern  im  Laufe  der  Zeit  einge- 
rammt wurden,  sei  es  zur  Verstärkung  schadhaft  gewordener  Pfähle,  sei  es  bei  der  Er- 
richtung von  Neubauten  an  Stelle  von  älteren,  wobei  die  alten  Pfähle  teilweise  und  so- 
lange sie  noch  brauchbar  waren,  mitbenutzt  wurden.  Aus  der  hier  zutage  geförderten 


Trulielka.  Der  vorgeschichtliche  Pfahlhau  im  Savebette  bei  D.  Dolina. 


11 


Fundserie  können  wir  schließen,  daß  der  Pfahlbau  von  Donja  Dolina  durch  Jahrhunderte 
bestand,  daß  es  demnach  notwendig  war,  ältere  Bauwerke  zu  rekonstruieren,  und  diese 
wiederholten  Rekonstruktionen  bewirkten  es,  daß  die  Pfahlreihen  sich  allmählich  ver- 
wirrten und  endlich  die  Baufläche  jenes  Gewirre  von  Pfählen  durchsetzte,  welches  wir 
gegenwärtig  vorfinden.  Gehört  aber  ein  großer  Teil  der  Pfähle  ältei’en  Perioden  an, 
so  ist  es  zweifellos,  daß  der  Oberbau,  soweit  es  gelungen  ist  ihn  bloßzulegen,  jedenfalls 
der  jüngsten  Periode  des  Bestandes  dieser  Savepfahlbauten  angehört. 

Betrachten  wir  die  untersuchte  Fläche  vom  Flusse  aus,  so  sehen  wir  am  unteren 
Ende  eine  Reihe  kleiner,  dicht  aneinander  gereihter  Pflöcke,  welche  parallel  mit  dem 
Flußlaufe  verliefen  und  durch  ein  Flechtwerk  aus  dünnen  Weidenruten  verbunden  waren. 


Fig.  3.  SubstrujStion  des  Hauses  II. 


Sie  fassen  die  tiefste  Linie  der  ganzen  Anlage  ein  und  hatten  wohl  die  Aufgabe,  den 
einstigen  Uferrand  gegen  das  Abbröckeln  durch  den  Wellenschlag  zu  schützen.  Dieser 
Uferzaun  wurde  allerdings  nur  in  einer  Länge  von  19  m konstatiert,  weil  seit  dessen 
Bloßlegung  der  Wasserspiegel  niemals  eine  solche  Tiefe  erreicht  hat,  um  ihn  weiter  ver- 
folgen zu  können,  aber  wir  dürfen  annehmen,  daß  die  Uferkante  der  ganzen  Länge 
nach  vor  dem  Pfahlbaue  in  gleicher  Weise  geschützt  war. 

Mit  Ausnahme  einzelner  unregelmäßig  angeordneter  Pfähle  blieb  landeinwärts  ein 
kaum  3 m breiter  Streifen  frei  und  erst  dann  reihen  sich  die  Pfähle  in  dichter  Reihen- 
folge aneinander. 

Diese  Pfähle  waren  ihrer  Stärke  nach  sehr  verschieden;  sie  variieren  im  Durch- 
messer von  10 — 45  cm,  in  der  Höhe  von  l-5 — 4m.  Das  Material  derselben  ist  haupt- 
sächlich Eichenholz;  nur  vereinzelt  kamen  Eschen-  und  Rustenholz  vor. 


12 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


Die  Pfähle  bestanden  in  den  meisten  Fällen  aus  unbearbeiteten  Rundhölzern,  woran 
sehr  häufig  die  Rinde  belassen  war;  nur  sehr  selten  fanden  sich  halbrunde,  in  der 
Mitte  gespaltene  Pfähle  oder  viereckig  behauene  Pfeiler  vor.  Die  Pfähle,  soweit  sie  dem 
Unterbaue  angehörten,  waren  alle  ziemlich  spitz  zugehauen  und,  wie  es  scheint,  mit 
scharfschneidigen  Werkzeugen  zugespitzt.  Die  Schnittspuren  sind  zwar  schmal,  aber 
lang  und  wurden  durch  schmale,  gewichtige  Beile  erzeugt.  Bei  manchen  stärkeren 
Pfählen  ist  die  Spitze  sehr  sorgfältig  bearbeitet  und  nicht  selten  1 m lang. 

Die  Pfähle  waren  zumeist  sehr  tief  in  den  Boden  eingerammt;  man  muß  dabei  recht 
schwere  Rammböcke  angewendet  haben,  denn  die  meisten  sind  am  oberen  Pfahlkopfe 
durch  das  Einrammen  flachgedrückt  und  bei  vielen,  selbst  stärkeren  Pfählen  kamen  im 
oberen  Teile  infolge  der  großen  Wucht,  womit  sie  eingetrieben  wurden,  Knickungen  vor. 

Das  obere  Ende  der  Pfähle  war  nur  sehr  selten  gut  erhalten  und  schien  in  den 
meisten  Fällen  glatt  abgereift,  aber  mitunter  wurden  daran  besondere  Seitenbacken  be- 
lassen, die  ein  seitliches  Verschieben  der  von  den  Pfählen  getragenen  Balken  verhindern 
sollten.  In  einem  Falle  fanden  sich  am  oberen  Pfählende  Zapfen,  in  dem  Balken  Aus- 
stemmungen vor,  so  daß  der  Balken  mit  den  Trägern  verzapft  war. 

Die  Pfähle  waren  in  den  grauen  dichten  Lehm  der  unteren  Anschwemmungsschichte 
eingelassen  und,  soweit  sie  ständig  unter  Wasser  standen,  waren  sie  sehr  gut  erhalten 
und  bewahrten  ihre  ursprüngliche  Festigkeit;  die  oberen  Partien  derselben,  die  zeitweise, 
wenn  die  Save  besonders  nieder  war,  trocken  lagen  und  dem  Luftzuti’itte  ausgesetzt 
waren,  sind  teilweise  vermorscht.  Der  innere,  auch  hier  noch  ziemlich  feste  Kern  war 
von  einer  Schichte  halbfaulen  Holzes  umgeben,  welche  während  des  Trocknens  radiale 
Längsrisse  erhielt,  und  diese  schuppten  sich  allmählich  vom  festeren  Kerne  ab. 

So  zeigte  sich  schon  hier  der  zerstörende  Einfluß  der  fortdauernden  Fluktuation 
des  Wasserspiegels  und  noch  deutlicher  wurde  er  in  den  oberen  Schichten  des  Pfahl- 
baues bemerkbar.  Dadurch,  daß  diese  bald  unter  dem  schützenden  Wasser  lagen,  bald 
aber  trocken  und  den  Atmosphärilien  ausgesetzt  waren,  ging  das  Zerstörungswerk  rascher 
vor  sich.  Je  höher  die  Schichten  liegen,  desto  stärker  wurde  das  Holz  zerstört;  die 
Balken  des  Rostes  und  der  angrenzenden  Schichten  zeigen,  sobald  sie  bloßgelegt  werden, 
noch  einige  Festigkeit,  aber  sowie  sie  einige  Zeit  dem  Winde  und  der  Sonne  ausgesetzt 
sind,  zersplittern  sie  und  zerfallen  nach  einigen  Tagen  zu  Pulver;  in  den  höheren  Lagen 
aber  ist  dieser  Prozeß  schon  so  weit  vorgeschritten,  daß  das  Holz  im  Laufe  der  Zeit 
unter  Luftabschluß  zu  Kohle  verwandelt  wurde.  Es  hat  in  diesen  Lagen  nicht  mehr 
die  geringste  Festigkeit  und  zerbröckelt  beim  Ausgraben  von  selbst.  Wo  endlich  wei- 
chere, minder  widerstandsfähige  Holzarten  verwendet  wurden,  da  ist  der  Zerstörungs- 
prozeß so  weit  vorgeschritten,  daß  selbst  die  ursprüngliche  Konsistenz  nicht  mehr  er- 
kenntlich war:  die  Bestandteile  wurden  im  Laufe  der  Zeit  gänzlich  ausgelaugt,  die 
dadurch  entstandenen  Hohlräume  wurden  mit  Anschwemmungen  ausgefüllt  und  nunmehr 
ist  die  ursprüngliche  Gestalt  des  Holzstückes  nur  noch  durch  andere  Färbung  vom  Erd- 
reich, das  sie  einschließt,  kenntlich.  In  solchen  Fällen,  namentlich  wo  das  umgebende 
Terrain  reiner,  grauer  Lehm  war,  setzte  sich  an  der  Außenseite  des  Pflockes  eine  sinter- 
artige Kruste  an,  die,  wenn  das  Holz  ausgelaugt  war,  hohl  blieb  und  erst  später  mit 
Erde  ausgefüllt  wurde. 

Von  der  Uferkante  etwas  abstehend  befand  sich  längs  der  ganzen  Häuserfront 
eine  Terrassenanlage  vorgeschoben,  welche  den  Verkehr  mit  dem  Flusse  vermittelte. 

Diese  Terrasse  ist  zwar  nur  unvollständig  erhalten,  denn  es  wurden  außer  einzelnen 
verschobenen  Balken  in  der  Mitte  der  ausgegrabenen  Fläche  zwei  Längsträme  in  ihrer 
ursprünglichen  Lage  und  darüber  die  von  ihnen  getragenen  kürzeren  Querträme  ge- 


Truhelka.  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  im  Savebette  bei  D.  Dolina. 


13 


funden;  ebenso  wurden  im  oberen  Teile  Spuren  dieser  Terrassenanlage  nachgewiesen 
und  es  ist  deshalb  leicht  anzunehmen,  daß  sie  sich  längs  der  ganzen  Front  dahinzog. 

Erst  auf  dieser  Terrasse  standen  dann  die  verschiedenen  Baulichkeiten.  Die  Art 
des  Bodenbelages  dieser  Terrasse  konnte  nicht  festgestellt  werden;  bestand  er  nun  aus 
gespaltenen  Brettern  oder  aus  leichteren  Rundhölzern,  so  ist  anzunehmen,  daß  die  Dielen, 
weder  durch  eine  Umfassung,  noch  sonstwie  geschützt,  von  den  daran  rüttelnden  Fluten 
aus  ihrer  ursprünglichen  Lage  gelockert  und  endlich  vom  Flusse  weggeschwemmt  wurden. 
Nur  die  schweren  Träme  des  Rostes  hielten  Stand  und  verblieben,  wenn  auch  teilweise 
verschoben,  in  ihrer  ursprünglichen  Lage. 


Fig.  4.  Substruktion  des  Hauses  II  in  vorgeschrittenem  Zustande  der  Ausgrabung. 


Die  weitere  Anordnung  des  Pfahlbaues  ist  nicht  nach  dem  Prinzipe  der  Einzeln- 
gehöfte durchgeführt,  sie  repräsentiert  vielmehr  einen  besonderen  Typus  der  geschlossenen 
Ortschaft,  wo  die  Baulichkeiten  allerdings  freistehend,  aber  dicht  aneinandergereiht  sind 
und  nur  hier  und  da  breite  Plätze,  die  als  Versammlungsräume  oder  dergleichen  dienen 
konnten,  dazwischen  gelassen  wurden. 

Das  alte  Saveufer  war  an  dieser  Stelle  nicht  so  steil  wie  das  gegenwärtige,  es 
bildete  eine  sanfte,  allmählich  gegen  das  Bett  unter  einem  Winkel  von  etwa  20°  ver- 
laufende Böschung  und  das  war  der  Grund,  daß  die  vom  Ufer  entfernter  gelegenen 
Gebäude  höher  zu  liegen  kamen.  Da  nun  aber  längs  des  Ufers  mehrere  Häuserreihen 
angeordnet  waren,  so  baute  sich  die  Ansiedlung  naturgemäß  terrassenförmig  auf.  Vor 
jede  einzelne  Häuserreihe  war  aber  eine  besondere  Terrasse  vorgeschoben,  welche  den 
Verkehr  mit  den  verschiedenen  Gebäuden  vermittelte  (Taf.  II,  Schnitt  AB). 


14 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


Wie  man  sieht,  ist  das  eine  Anlage,  die  in  prähistorischen  Ansiedlungen  jetzt  zum 
erstenmal  angetroffen  wird,  sie  entsprach  aber  vollkommen  der  Lokalsituation  und  wurde 
durch  sie  geradezu  bedingt. 

Bevor  wir  auf  die  Beschreibung  der  bloßgelegten  Baulichkeiten  eingehen,  sei  zum 
besseren  Verständnis  der  Grundrißtafeln  bemerkt,  daß  darauf  die  unterhalb  des  Rostes 
befindlichen  Vorkommnisse  dunkelbraun  wiedergegeben  sind,  jene  oberhalb  desselben 
aber  lichtbraun. 

Unter  dem  Roste  werden  wir  außer  den  stärkeren  Tragpfählen  auch  dichte,  mit 
dem  Flusse  parallel  laufende  Reihen  dünner  Pflöcke  bemerken,  welche,  durch  ein 
Weidengeflecht  untereinander  verbunden,  eine  Art  Zaun  bildeten. 

Dieser  Zaun  hatte  zunächst  den  Zweck,  bei  Überschwemmungen  zu  verhindern, 
daß  der  untere  Raum  unter  den  Pfahlbauten  durch  angeschwemmtes  Astwerk  oder  der- 
gleichen ausgefüllt  werde.  Auch  die  gegenwärtigen  Bewohner  von  Dolina  pflegen  die 
Zwischenräume  zwischen  den  äußeren  Pfählen,  auf  welchen  ihre  Häuser  ruhen,  mit 
ähnlichen  Zäunen  einzufrieden,  und  der  so  gewonnene  Raum  dient  dem  Vieh  zum  Auf- 
enthalte. So  war  es  auch  bei  den  alten  Pfahlbaubewohnern,  denn  unter  dem  Roste  be- 
findet sich  eine  mächtige  Düngerschichte,  welche  beweist,  daß  auch  die  Pfahlbauer  vor- 
geschichtlicher Zeit  ihr  Vieh  unter  dem  Roste  hielten. 

Für  uns  haben  diese  zwischen  den  Pfählen  angebrachten  Einfriedungen  aber  noch 
ein  besonderes  Interesse,  denn  da  sie  an  der  äußeren  Front  der  Gebäude  angebracht 
waren,  zeigen  sie  uns  auch  in  Fällen,  wo  der  Oberbau  ganz  zerstört  war,  wie  die 
ursprüngliche  Mauerflucht  der  Gebäude  an  der  Frontseite  verlief. 

So  können  wir  schon  beim  ersten  ausgegrabenen  Gebäude,  das  sich  am  unteren 
Ende  der  ausgegrabenen  Fläche  befand,  dessen  dem  Fluß  zugekehrte  Front  nur  durch 
das  hier  angebrachte  Geflecht  bestimmen,  denn  der  obere  Teil  wurde  infolge  Abrutschung 
der  steilen  Uferwand  an  dieser  Stelle  zerstört.  Sie  lief  parallel  mit  dem  Flusse  und  stand 
etwa  6 m vom  Zaune  ab,  welcher  die  Uferlinie  einsäumte. 

Vom  Oberbaue  dieses  Hauses  war  nur  sehr  wenig  noch  vorhanden:  an  den  beiden 
Schmalseiten  je  ein  stärkerer  Balken,  welcher  als  Fundamentbalken  die  Seitenmauern  trug, 
nahezu  in  der  Mitte  ein  dritter  Balken,  der  einer  Zwischenwand  als  Unterlage  diente 
und  das  Gebäude  in  zwei  fast  gleich  große  Räumlichkeiten  teilte,  wovon  die  kleinere 
als  Wohnraum,  die  größere,  östlich  gelegene  aber  als  Herdraum  oder  Küche  diente. 

Der  Bodenbelag  bestand  in  beiden  Räumen  aus  starken  gespaltenen  Brettern, 
welche,  sowie  sie  an  das  Tageslicht  kamen,  zerfielen. 

Die  rückwärtige  Wand  dieses  Gebäudes  war  nicht  mehr  vorhanden,  sie  mag,  noch 
bevor  die  Gebäuderuine  gänzlich  vom  Schlamm  überdeckt  wurde,  zerfallen  gewesen  und 
von  den  Fluten  weggeschwemmt  worden  sein. 

Von  den  beiden  hier  nachgewiesenen  Räumlichkeiten  hat  der  Herdraum  für  uns 
ein  ganz  besonderes  Interesse.  An  die  Mittel  wand  gelehnt,  befand  sich  hier  eine 
Herdstelle,  welche  aus  einer  am  Fußboden  aufgestrichenen,  durch  wiederholte  Benützung 
rotgebrannten  Lehmschichte  bestand,  und  in  ihrer  Umgebung  befanden  sich  Fragmente 
einer  mit  Mäanderornamenten  verzierten  halbgebrannten  Wandung.  Spätere  Ausgra- 
bungen lehrten,  daß  auch  diese  Fragmente,  welche  auf  Taf.  XI,  Fig.  2 — 10  und  in  den 
Textfiguren  28 — 33  wiedergegeben  sind,  zu  der  Herdanlage  gehörten. 

Ebenso  interessant  wie  diese  Herdanlage,  auf  die  wir  noch  eingehender  zu  sprechen 
kommen,  war  eine  zweite,  die  sich  im  selben  Raume  in  der  Nordwestecke  befand. 
Es  war  dies  ein  aus  Lehm  am  Boden  glatt  ausgestrichener  Belag  von  15 — 20  cm 
Stärke  und  von  nahezu  2 m Breite.  Die  oberen  Schichten  des  Lehmbelages  waren 


Truhelka.  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  im  Savebette  bei  D.  Dolina.  15 

namentlich  in  der  Mitte  hart  gebrannt,  die  unteren  und  die  Ränder,  wo  das  Feuer 
weniger  einwirken  konnte,  waren  schwächer  gebrannt  und  zerfielen  unter  dem  Einflüsse 
der  Feuchte. 

Dieser  Herd  war  nun  mit  einer  großen  Menge  jener  prismatischen,  oben  durch- 
lochten Tongegenstände  beladen,  welche  man  so  häufig  unter  den  vorgeschichtlichen  An- 
siedlungsfunden aller  Perioden,  von  der  neolithisehen  angefangen,  findet  und  die  man  als 
„Webegewichte“  bezeichnet.  Auf  der  Herdfläche  lagen  30  gut  erhaltene  Exemplare  und 
eine  Menge  von  Bruchstücken  dieser  Prismen. 


Fig.  5.  Ansicht  des  Unterbaues  der  Häuser  II  und  III. 

Außerhalb  der  Umfassungsmauern  des  Gebäudes,  unter  dem  Roste,  befand  sich 
ein  großer  Aschenkegel:  jedenfalls  wurde  die  Asche  nach  jedesmaligem  Gebrauche  vom 
Herde  weggekehrt  und  durch  eine  Öffnung  in  der  Wand  ins  Freie  geworfen.  Der  mit 
der  Zeit  entstandene  Aschenkegel  ließ  auf  längeren  Gebrauch  der  Feuerstelle  schließen 
und  der  erste  Gedanke,  welchen  ich  beim  Bloßlegen  dieses  Herdes  hatte,  war  der, 
daß  hier  ein  Töpferofen  vorlag,  auf  welchem  diese  sogenannten  Webstuhlgewichte  gar- 
gebrannt wurden. 

Gegen  diese  Annahme  sprach  aber  der  Umstand,  daß  zum  Garbrennen  so  großer 
Tonstücke  ein  sehr  bedeutender  Hitzegrad  erforderlich  war,  der  Ofen  sich  aber  unter 
Dach  inmitten  einer  dichten  Gruppe  von  Holzhäusern  befand,  so  daß  der  Bestand  der 
ganzen  Ansiedlutig  durch  einen  solchen  bedroht  gewesen  wäre. 

Das  wiederholte  Vorkommen  solcher  Tonprismen  auf  Herdstellen  innerhalb  der 
Wohnhäuser  brachte  mich  auch  auf  eine  ganz  andere  Ansicht,  welche  bedeutend  von 


16 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


der  bisherigen  über  die  Bedeutung  dieser  „Webegewichte“  abweicht.  Ich  will  darüber 
bei  der  Besprechung  der  einschlägigen  Funde  ein  weiteres  sagen. 

Das  nächstfolgende  Haus  II  war  von  dem  vorherigen  durch  einen  etwas  über 
2 m breiten  gäßchenartigen  Zwischenraum  getrennt  und  auf  der  Flußseite  waren  dessen 
Grundformen  ziemlich  gut  ersichtlich.  Gegen  das  Ufer  zu  war  nur  sehr  wenig  davon 
sichtbar:  einzelne  Balken  der  Mauerunterlage  und  vereinzelte  Bretter  des  Bodenbelages. 

Während  das  vorbeschriebene  Haus  mit  seiner  Längsseite  dem  Flusse  zugekehrt 
war,  war  dieses  in  unseren  Tafeln  als  zweites  bezeichnete  Haus  mit  seiner  Schmalseite 
dem  Flusse  zugewendet.  Der  vordere  Teil  war  ziemlich  erhalten.  Man  bemerkte  zwei 
Lagen  von  Balken,  aus  welchen  blockhausartig  die  Umfassungsmauern  des  Gebäudes 
hergestellt  waren,  und  die  Unterlage  einer  Querwand,  welche  auch  dieses  Gebäude  in 
zwei  besondere  Teile  teilte.  Die  Breite  des  Gebäudes  betrug  6 m)  seine  Länge  läßt 
sich  auf  9 m berechnen.  Der  vordere  .Raum  hatte  einen  ziemlich  gut  erhaltenen  Bretter- 
belag als  Fußboden,  im  rückwärtigen  konnte  die  Einrichtung  leider  nicht  festgestellt 
werden.  Allem  Anscheine  nach  befand  sich  hier  der  Kochraum. 

Vor  diesem  Gebäude  wurden  einzelne  Spuren  der  Terrassenanlage  gefunden,  von 
welcher  wir  annahmen,  daß  sie  sich  längs  des  ganzen  Pfahldorfes  erstreckte. 

Diese  beiden  Häuser  trennt  ein  breiterer  Zwischenraum  von  der  nächstfolgenden 
Häusergruppe.  Dieser  Zwischem'aum,  an  der  Flußfront  5 m breit,  war  als  Terrasse 
angelegt  und  hatte  einen  starken  Boden  von  gespaltenen  Brettern.  Gegen  das  Ufer 
zu  war  die  linke  Hälfte  nicht  gedielt,  sondern  es  führten  hier  zwei  nebeneinander 
liegende  Treppen,  die  aus  je  zwei  Rundbalken  bestanden,  worauf  vermittels  hölzerner 
Nägel  Holzstufen  genagelt  waren,  zu  den  unter  dem  Roste  befindlichen  Räumen,  die 
zum  Aufenthalte  der  Tiere  dienten. 

Diese  Terrasse,  die  sich  bis  zur  Uferkante  erstreckt  haben  mag,  führte  an  der 
Frontseite  zu  einem  schmalen,  gangartigen  Gebäude,  dessen  Längsseite  mit  dem  Flusse 
parallel  war  und  in  gleicher  Flucht  mit  den  bisherigen  verlief.  Dieses  etwas  über  2 m 
breite  und  7 m lange  Gebäude  hatte  einen  sehr  starken  Fußbodenbelag  von  unbehauenen 
Rundhölzern.  Eine  starke  Düngerschichte  darauf  und  die  Bruchstücke  eines  aus  einem 
Eichenstamme  ausgehöhlten  Futtertroges  sprechen  dafür,  daß  es  als  Stall  gedient  hat. 

Ein  Blick  auf  unsere  Planskizze  zeigt  uns,  daß  sich  dieses  Gebäude  teilweise  ver- 
schoben hat,  denn  die  Lage  der  Balken  divergiert  von  jener  mit  dem  Flusse  parallel 
laufenden  Linie,  welche  durch  das  an  der  ursprünglichen  Vorderfront  des  Gebäudes  be- 
findliche Zaungeflecht  markiert  ist.  Es  ist  dies  jedenfalls  dem  Umstande  zuzuschreiben, 
daß  infolge  von  Hochwässern  der  Bodenbelag,  welcher  aus  aneinandergereihten,  nur  mit 
eigener  Schwere  auf  dem  Roste  ruhenden  Rundhölzern  bestand,  gehoben  und  aus  seiner 
ursprünglichen  Lage  verschoben  wurde. 

Das  nächste  Haus  (Nr.  III)  befindet  sich  in  einer  Entfernung  von  2 m hinter  dem 
Stalle.  Es  bestand  aus  zwei  rechtwinklig  zu  einander  gestellten  Flügeln.  Der  eine 
davon,  5 m breit,  war  mit  der  Front  zum  Flusse  gekehrt,  der  andere,  etwas  längere 
gegen  Westen.  Die  Grundrißform  dieses  Gebäudes  war  demnach  einem  Knie  ähnlich. 

An  diesem  Gebäude  konnte  es  genau  beobachtet  werden,  wie  die  ältere  Pfahl- 
bauanlage in  späterer  Zeit  rekonstruiert  wurde.  Im  Laufe  der  Zeit  mag  es  sich  durch 
das  fortgesetzte  Heben  des  Wasserspiegels  herausgestellt  haben,  daß  die  ursprüngliche 
Höhe  des  Rostes  zu  niedrig  war,  und  man  erhöhte  diesen  bei  Anlegung  eines  Neubaues. 
Die  alte  Pfahlanlage  war  aber  noch  hinreichend  fest  und  man  fand  es  vorteilhafter, 
statt  eine  neue  höhere  herzustellen,  die  bereits  vorhandene  zu  erhöhen.  Dies  geschah 
in  der  Weise,  daß  man  auf  die  alten  Pfahlköpfe  eine  starke  Balkenlage  legte  und  auf 


Truhelka.  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  im  Savebette  bei  D.  Dolina. 


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diese  in  entsprechenden  Zwischenräumen  1 m hohe  runde,  unten  und  oben  glatt  abge- 
fügte Eichenklötze  stellte,  welche  oben  eine  neuerliche  Balkenreihe  trugen.  Erst  auf 
diese  kam  dann  der  Bodenbelag  des  neu  zu  erbauenden  Gebäudes  zu  liegen.  Diese 
Art  der  Erhöhung  ist  auf  dem  in  Taf.  II  gegebenen  Schnitte  A—B  ersichtlich. 

Dieses  Haus,  dessen  Umrisse  durch  den  ziemlich  gut  erhaltenen  Balkenkranz  des 
Fundamentes  ersichtlich  waren,  hatte  einen  einzigen  Raum,  dessen  Mitte  ein  einfacher, 
am  Fußboden  ausgestrichener  Herd  einnahm,  und  an  der  Ecke,  wo  die  beiden  Flügel 
das  Knie  bilden,  führte  aus  dem  Innern  eine  primitive  Holztreppe  unter  den  Fußboden 
des  Baues.  Die  Mauern,  welche  es  umschlossen,  waren  den  Fundamentbalken  nach 
zu  schließen  nicht  gleichartig,  denn  während  sie  auf  der  Ost-  und  Nordseite  doppelt 
waren  und  aus  zwei  nebeneinander  parallel  gelegten  Balken  bestanden,  welche  geeignet 
waren,  eine  stärkere  Lehmmauer  zu  tragen,  waren  sie  auf  den  übrigen  Seiten  nur  einfach. 


Fig.  6.  Treppe  unter  dem  Roste  zwischen  den  Häusern  11  und  III. 


An  dieses  Gebäude  grenzte  ein  6 m breiter,  9 m langer  freier  Raum,  welcher  bis 
zur  Uferkante  reichte  und  den  wir  uns  leicht  als  eine  ursprünglich  mit  einem  Bretter- 
belag gedielte  Terrasse  denken  können. 

Das  nun  folgende  Haus  IV  war  das  besterhaltenste  von  allen  bisher  im  Pfahlbaue 
bloßgelegten.  Es  hatte  die  Gestalt  eines  länglichen,  mit  der  Schmalseite  dem  Flusse  zu- 
gekehrten Rechteckes. 

Ein  Teil  seiner  Balkenlage  war  bereits  früher  durch  das  Wasser  freigelegt  worden 
und  im  Jahre  1900  sah  man  noch  in  der  Uferwand  sechs  Reihen  Balken  in  ihrer 
ursprünglichen  Lage  eingebettet,  doch  hatte  das  Wasser  seitdem  drei  der  oberen  weg- 
gerissen. 

Diese  Balkenlage  begrenzte  die  dem  Flusse  zugekehrte  Schmalseite  eines  Wohn- 
gebäudes und  hatte  eine  Länge  von  6 m (Taf.  I,  Fig.  IV — VI). 

Band  IX. 


2 


18 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


Das  ganze  Wohngebäude  war  von  einer  über  5 m hohen,  im  Laufe  der  Zeit  ange- 
schwemmten Erdschichte  überdeckt,  in  welcher  die  einzelnen  Holzteile  eingebettet  lagen. 
Diese  waren  sehr  arg  verwittert,  weil  sie,  den  häutigen  Schwankungen  des  Flusses  ent- 
sprechend, bald  unter  Wasser,  bald  trocken  lagen  und  infolgedessen  auch  rascher  ver- 
witterten, als  wenn  sie  stets  unter  gleichen  Verhältnissen  gelegen  wären. 

Das  Holz  war  nur  mehr  eine  schwammige  Masse,  die  dem  leisesten  Eindrücke 
nachgab,  in  dem  dem  Flusse  zugekehrten  Teile  so  weit  erhalten,  daß  es  bloßgelegt 
werden  konnte,  in  dem  entgegengesetzten  aber  zeichnete  es  sich  nur  mehr  durch  die 
dunklere  Farbe  vom  umgebenden  Terrain  ab  (Taf.  I A). 

Der  besser  erhaltene  Teil  dieses  Gebäudes  umschloß  zwei  kleine  Kammern  a)  von 
2-28  X T62,  beziehungsweise  b)  von  2’28  X 2-80  m und  weiter  in  das  Ufer  hinein  schloß 
sich  daran  ein  größerer  Raum,  dessen  Breite  jener  der  beiden  Kammern  zusammen- 
genommen entspricht.  Die  Länge  desselben  betrug  an  6 m. 

An  diesem  Gebäude  konnte  man  die  Konstruktion  des  Oberbaues  ganz  genau  be- 
obachten (Taf.  I,  Fig.  IV — VI).  Als  Grundlage  des  Gebäudes  diente  ein  aus  langen, 
etwas  stärkeren  Rundhölzern  gebildeter  Sockelrahmen,  welcher  an  den  Langseiten  je 
aus  einem,  an  den  Schmalseiten  aber  aus  zweien  bestand,  wovon  der  eine  als  Unter- 
lage, der  andere  aber  zum  Beschweren  der  Längsbalken  diente  und  mit  diesen  durch 
primitive  Einsattelung  verstemmt  war,  so  daß  die  Balkenköpfe  an  den  Ecken  kreuz- 
förmig hervorragten. 

In  ganz  ähnlicher  Weise  war  auch  das  übrige  Mauerwerk  gebildet,  indem  je  zwei 
gegenüberliegende  Längsbalken  durch  zwei  gegenüberliegende  Querbalken,  die  mit  ihnen 
an  den  Kreuzungspunkten  verstemmt  waren,  festgehalten  wurden,  und  dies  sich  so  lange 
wiederholte,  bis  die  gewünschte  Mauerhöhe  erreicht  ward.  Als  Abschluß  nach  oben 
dürfte  ein  ähnlicher  Rahmenkranz  aus  stärkeren  Balken  gedient  haben,  wie  er  auch  als 
Sockel  verwendet  wurde. 

Die  Eckverbindungen  waren  höchst  einfach,  indem  die  einzelnen  Balken  an  den 
Ecken  nur  wenig  ausgesattelt  waren,  so  daß  der  nächste  Balken  in  diese  Einsattelung 
zu  liegen  kam  und  wieder  vom  folgenden  Querbalken  festgehalten  wurde. 

Die  VQrwendeten  Hölzer  waren  durchwegs  unbearbeitete  Rundhölzer,  und  zwar  die 
Sockelbalken  20  cm  stark,  die  folgenden  aber  bedeutend  dünner  und  nur  10 — 15  cm  stark. 

In  ganz  ähnlicher  Weise  wie  die  Außenwände  war  auch  die  innere  Scheidewand 
konstruiert,  indem  deren  Balken  durch  die  einzelnen  Lagen  der  Außenmauer  durch- 
gezogen waren;  aber  nur  der  obere  Teil  dieser  Querwand  bestand  aus  Balken,  während 
der  untere  aus  einer  dichtgestellten  Reihe  armstarker,  mit  einem  Geflechte  unterein- 
ander verbundener  Pfähle  bestand.  Die  Skizzen  IV,  V und  VI  auf  Taf.  I veranschau- 
lichen die  hier  zur  Anwendung  gebrachte  Bauweise. 

Es  ist  selbstverständlich,  daß  ein  so  luftig  aufgeführtes  Bauwerk  zum  mindesten 
an  der  Innenseite  einen  Lehmverputz  erhielt,  um  das  Innere  vor  Wind  und  Zug  zu 
schützen. 

Ein  schmaler  unverbauter  Zwischenraum  scheidet  dieses  Gebäude  von  einer  Brücke, 
welche  von  der  vorderen  Terrasse,  die  sich  am  Ufer  befand,  landeinwärts  zu  der  zweiten 
Häuserzeile  führte.  Diese  Brücke  hatte  vorne  eine  Breite  von  32  m,  oben  eine  solche 
von  2-70  m und  bestand  aus  dicht  nebeneinander  gelegten  Rundhölzern  von  12 — 15  cm 
Durchmesser.  Diese  lagen  auf  drei  9 m langen,  in  Abständen  von  60  cm  parallel  ge- 
legten Trämen  und,  um  in  ihrer  Lage  festgehalten  zu  werden,  waren  sie  mit  anderen 
drei  Balken,  die  oben  darübergelegt  und  mittels  hölzerner  Nägel  mit  den  unteren  ver- 
bunden waren,  festgehalten.  Dadurch  erhielt  die  Brücke  eine  besondere  Festigkeit,  die 


Truhelka.  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  im  Savebette  bei  D.  Doliua. 


19 


schon  deshalb  erforderlich  war,  weil  die  Brücke  nicht  horizontal,  sondern  gegen  das 
Ufer  geneigt  war  und  gleichzeitig  als  Treppe  oder  Rampe  zu  den  höheren  Gebäuden 
führte.  Die  Neigung,  welche  die  Brücke  hatte,  betrug  nahezu  20%  und  bei  einer 
solchen  kämen  auch  schwerere  Balken  ohne  besondere  Befestigung  leicht  aus  ihrer  ur- 
sprünglichen Lage.  Während  der  Bodenbelag  der  Terrassen  und  Wohngebäude  zumeist 
aus  allerdings  starken  gespaltenen  Brettern  bestand,  war  er  hier  aus  dem  Grunde  aus 
kräftigen  Rundhölzern  hergestellt,  weil  diese  Brücke  den  ganzen  Verkehr  der  Pfahl- 
bauanlagen mit  dem  höher  gelegenen  Ufer  vermittelte  und  nicht  nur  von  Menschen, 
sondern  auch  von  Tieren  begangen  wurde,  so  daß  hier  eine  festere  Bauart  am  Platze 
war  (Taf.  IR  und  Fig.  III.  Ansicht  auf  Taf.  IV). 

Jenseits  der  Brücke  wurden  die  Fundamente  zweier,  in  gleicher  Flucht  nebenein- 
ander stehender  Gebäude  bloßgelegt.  Die  Grundbalken  waren  bei  beiden  an  der  Fluß- 
seite doppelt,  an  den  übrigen  aber  nur  einfach. 

Beide  traten  mit  ihrer  Front  um  3 m gegen  das  vorbeschriebene  zurück  und  hatte 
das  erste  davon  (U),  das  auf  unseren  Tafeln  als  Haus  V bezeichnet  ist,  eine  Frontlänge 
von  57  m,  während  die  Tiefe  annähernd  gleich  war. 

Auch  dieses  Gebäude  war  durch  eine  Querwand  in  zwei  Teile  geteilt,  wovon  der 
untere  durch  eine  zweite  Querwand  in  zwei  kleine  Kammern  (d  und  e)  von  3‘20,  be- 
ziehungsweise 2-00  zu  3 m eingeteilt  war. 

Der  rückwärtige  Teil  des  Gebäudes  umschloß  auch  hier  einen  größeren  Wolin- 
raum  (/). 

Die  Konstruktion  dieses  Gebäudes  wich  von  jener  des  früheren  insofern  ab,  als 
die  dem  Flusse  zugekehrte  Stirnwand  stärker  war.  Der  Sockel  bestand  hier  nämlich 
nicht  aus  einem  einfachen,  sondern  aus  zweien,  in  geringem  Zwischenräume  nebenein- 
ander gelegten  Balken,  so  daß  dadurch  eine  Sockelbreite  von  60  cm  erzielt  wurde. 

Ein  Zwischenraum  ( l ) von  70  cm  trennt  dieses  Haus  von  dem  folgenden,  dessen 
Stirnseite  in  derselben  Linie  lag. 

Dieses  Gebäude  (Nr.  F)  besaß  einen  Raum  ( i ) von  470  m Breite,  dessen  Um- 
fassungsmauern genau  festgestellt  wurden,  indem  auch  die  Tiefe  4-5  m ermittelt  wurde. 

In  diesem  Raume  wurde  auch  die  Feuerstelle  (k)  in  der  Mitte  des  rückwärtigen 
Teiles  konstatiert. 

Der  anstoßende  Teil  dieses  Gebäudes  war  an  der  Westseite  zerstört,  aber  an  der 
Uferseite  teilweise  erhalten.  Wenn  wir  ihn  an  der  Hand  des  Erhaltenen  ergänzen,  so 
werden  wir  auch  hier  finden,  daß  er  wie  bei  den  vorherigen  aus  zwei  kleinen  Kammern 
(g  und  h)  von  2-5  m Tiefe  und  2 0,  beziehungsweise  2'6  m Breite  bestand. 

Während  aber  diese  beiden  Kammern  bei  den  anderen  Gebäuden  nach  dem  Flusse, 
beziehungsweise  nach  Norden  zugekehrt  waren,  sind  sie  hier  nach  Westen  gekehrt. 

Obwohl  im  einzelnen  minder  gut  erhalten,  ist  dieses  Haus  für  uns  fast  wichtiger 
als  die  beiden  anderen,  denn  wir  können  hier,  was  bei  den  bisherigen  nicht  der  Fall 
war,  die  Dimensionen  des  ganzen  Hauses  feststellen,  und  diese  betrugen  in  der  Länge 
7 m,  in  der  Breite  5 m,  was  einem  Verhältnisse  von  5 : 7 entsprechen  würde. 

Die  Grundform  des  Pfahlbauhauses  von  Donja  Dolina  hat  demnach  die  Gestalt 
eines  etwas  länglichen  Viereckes,  welches  durch  eine  Querwand  in  einen  größeren  Raum 
und  durch  eine  andere  in  zwei  kleinere  geteilt  ist.  Der  erstere  mit  der  Feuerstelle  im 
Hintergründe  diente  als  Wohnraum  und  Küche,  die  beiden  Nebenräume  als  Vorrats- 
oder als  Schlafkammern. 

Wir  haben  schon  oben  angedeutet,  daß  die  Pfahlbauanlagen  von  Donja  Dolina 
sich  gegen  das  Ufer  zu  terrassenförmig  erhöhten,  was  dadurch  bedingt  war,  daß  das 

2* 


20 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


alte  Ufer  hier  eine  sanfte  Böschung  bildete  und  die  Gebäude,  je  weiter  sie  von  der 
Uferkante  abstanden,  naturgemäß  auch  höher  zu  liegen  kamen.  In  welcher  Weise  diese 
terrassenförmige  Anlage  durchgeführt  war,  zeigt  uns  am  deutlichsten  ein  Querschnitt 
durch  die  Mitte  der  ausgegrabenen  Fläche. 

Dieser  Schnitt  (A,  B ) ist  auf  Taf.  II  wiedergegeben.  Wir  sehen  hier  zunächst  eine 
schmale  Terrasse,  die  gegen  den  Fluß  vorgeschoben  war,  und  etwas  höher  als  diese 
eine  breitere,  welche  im  Hintergründe  jenes  schmale  Stallgebäude  trug,  das  in  gleicher 
Flucht  mit  dem  Hause  II  dem  Hause  III  vorgeschoben  war.  Dann  folgt  abermals  eine 
schmale  Terrasse,  welche  den  Rost  der  vorherigen  um  mehr  als  1 m überhöhte,  und 
dann  abermals  ein  Gebäude  — das  Haus  HI  — , dessen  Boden  durch  unterlegte 
Klötze  um  etwas  weniger  als  1 m über  das  Niveau  der  vorherigen  Terrasse  gehoben 
wurde. 

Je  höher  aber  die  in  der  Erde  eingeschlossenen  Holzreste  lagen,  umsomehr  waren 
sie  der  Verwitterung  ausgesetzt  und  dies  war  auch  der  Fall  bei  den  in  gleicher  Höhe 
mit  dem  Hause  III  befindlichen  Gebäuden  VII — IX  (Taf.  III). 

Das  mit  VII  bezeichnete  Haus  lag  oberhalb  des  Hauses  IV  und  hatte  einen 
starken  Bodenbelag,  bestehend  aus  dicht  aneinander  gereihten  Rundhölzern,  welche  mit 
dem  Flußlaufe  parallel  waren.  Unter  ihnen  lagen  in  einem  Abstande  von  2'8  m zwei 
kräftige  unbearbeitete  Polsterhölzer,  welche  zum  Roste  dieses  Gebäudes  gehörten. 

Das  Haus  war  mit  seiner  Längsseite  dem  Flusse  zugekehrt. 

In  einer  Höhe  von  etwa  2 m über  dem  Fußboden,  dessen  Diele  noch  ziemlich  gut 
erhalten  war,  wurde  ein  zweiter  Boden,  bestehend  aus  gespaltenen  Brettern,  gefunden, 
der  aber  infolge  vorgeschrittener  Verwitterung  stark  verkohlt  war.  Er  bildete  ursprünglich 
die  Plafonddecke  des  Gebäudes. 

Von  diesem  bis  zum  nächsten  Hause  (VIII)  war  der  Raum  in  einer  Breite  von 
6 m frei.  Von  dem  ursprünglichen  Bodenbelag  fanden  sich  nur  einzelne  Bretter  und 
Balkenfragmente  vor,  wie  sie  vom  Wasser  aus  ihrer  ursprünglichen  Lage  verschoben 
oder  verschleppt  wurden.  Dann  erst  fand  man  größere  Partien  des  vom  Hause  VIII 
herrührenden  Bodenbelages.  Dieser  bestand  aus  groben  gespaltenen  Brettern,  die  pa- 
rallel zum  Flußlaufe  nebeneinander  lagen. 

Die  Westfront  dieses  Gebäudes  bezeichnet  uns  ein  stärkerer  Kranzbalken,  die 
Südseite  ein  anderer,  von  fünf  Polsterhölzern  getragener  Rundbalken.  Die  übrigen 
Fronten  des  Gebäudes  konnten  nicht  festgestellt  werden,  denn  sie  waren  von  der 
Strömung  verschwemmt. 

Etwas  weiter  westlich,  am  obersten  Rande  der  bisherigen  Ausgrabung,  wurden  die 
Überreste  des  Hauses  IX  bloßgelegt,  und  zwar  ein  ziemlich  dicht  gefügter  Boden- 
belag, bestehend  aus  gespaltenen  Brettern,  welche  zum  Laufe  der  Save  radial  gelegt 
waren. 

Bei  diesem  Gebäude  können  wir  die  Bauart  der  Seitenwände  feststellen,  denn  da- 
neben lagen  an  der  Süd-  und  Nordseite  mehrere  parallel  nebeneinander  gereihte  Rund- 
hölzer, und  wir  dürfen  annehmen,  daß  sie  ursprünglich  zur  Umfassungsmauer  des  Ge- 
bäudes gehörten,  welches  sonach  wie  das  Haus  IV  blockhausartig  gebaut  war. 

Rings  um  den  ursprünglichen  Bauplatz  dieses  Gebäudes  lagen  zahlreiche  Planken- 
und  Balkenreste  unregelmäßig  durcheinander  und  darunter  sind  mehrere  in  rechtem 
Winkel  sich  kreuzende  Polsterhölzer,  welche  jedenfalls  zum  Roste  des  Gebäudes  ge- 
hörten. 


Truhelka,  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  im  Savebette  bei  D.  Dolina, 


21 


III.  Das  Yertikalprofil. 

(Hierzu  die  Tafeln  V und  VI.) 

Das  Horizontalprofil  der  bisher  in  Donja  Dolina  ausgegrabenen  Fläche  gibt  uns 
allerdings  ein  annähernd  richtiges  Bild  über  die  hier  bestandenen  Gebäudeanlagen,  so- 
weit sie  durch  den  Grundriß  veranschaulicht  werden  können,  aber  die  weitere  Aus- 
gestaltung des  Gebäudes  im  Oberbaue  können  wir  uns  auf  Grund  der  bisher  geschil- 
derten Beobachtungen  kaum  anders  als  hypothetisch  vorstellen.  Zu  diesem  Zwecke  gibt 
uns  das  Yertikalprofil  außerordentlich  wertvolle  Anhaltspunkte. 

Schon  nach  den  ersten  im  Pfahlbaue  gemachten  Spatenstichen  wurde  die  Beobachtung 
gemacht,  daß  sich  hier  verschiedene  von  einander  leicht  unterscheidbare  Schichten  in 
einer  gewissen,  wie  es  scheint,  regelmäßigen  Reihenfolge  übereinanderreihen. 

Reine  Anschwemmungsschichten  wechseln  mit  Kulturschichten  ab,  die  ent- 
weder Überreste  der  alten  Pfahlbauwohnungen  oder  verschiedene  durch  das  Gewässer 
angeschwemmte  Bruchstücke  von  Gebrauchsgegenständen  oder  Abfällen  einschlossen. 

Das  Holzwerk  konnte  sich  aus  den  wiederholt  angeführten  Gründen  in  den  oberen 
Schichten  nicht  erhalten,  aber  es  ließ  sich  dennoch  bei  sorgfältiger  Beobachtung  leicht 
nachweisen,  denn  es  war  teils  unter  Luftabschluß  verkohlt,  teilt  vermodert  und  hob 
sich  im  ersteren  Falle  durch  seine  schwarze,  im  letzteren  durch  eine  braune  Färbung 
vom  umgebenden  Terrain  ab. 

Je  weiter  die  Arbeit  fortschritt,  umso  instruktiver  zeigte  sich  die  Beobachtung  der 
Schichtenfolge  und  bald  fand  ich,  daß  sie  nicht  nur  die  aus  der  Betrachtung  des  Hori- 
zontalprofils sich  ergebenden  Folgerungen  wesentlich  ergänzt,  sondern  an  und  für  sich 
genügen  würde,  ein  ziemlich  treues  Bild  der  ursprünglichen  Anlage  zu  liefern. 

Es  wurden  darum  im  Laufe  der  Arbeit  möglichst  genaue  Zeichnungen  der  Ver- 
tikalprofile hergestellt  und  einige  davon  sind  in  den  beigegebenen  Zeichnungen  auf 
Taf.  V und  VI  reproduziert.  Sie  dürften  genügende  Belege  für  unsere  weiteren  Aus- 
führungen sein. 

Zum  leichteren  Verständnis  dieser  Zeichnungen  sei  erwähnt,  daß  die  oberste, 
dunkler  gezeichnete  Schichte  Humus,  die  unterste,  aber  die  alte  Anschwemmung  des 
ursprünglichen  Saveufers,  welche  aus  hartem,  blaugrauem  Lehm  bestand,  veranschaulicht. 
Diese  Schichte  reicht  bis  zum  Roste  der  Pfahlbauhäuser  und  enthält  in  den  oberen  Lagen 
eine  mächtige  Düngerschichte,  welche  sich  während  des  Bestandes  des  Pfahldorfes  hier 
abgelagert  hat. 

Zwischen  diesen  Schichten  können  wir  verschiedene  andere  Schichten  beobachten, 
und  zwar  solche,  die  verwitterte  Bestandteile  des  Pfahlbaues  einschließen,  und  sind  diese 
in  unseren  Zeichnungen  schwarz  wiedergegeben,  dann  Kulturschichten,  welche  nur 
Splitter  und  Fragmente  der  einstigen  Anlagen  einschlossen  — in  unseren  Zeichnungen 
grau  gezeichnet  — und  endlich  reine  Anschwemmungen,  bestehend  aus  Saveschlamm 
mit  nur  äußerst  spärlichen  Splittern  von  Kulturresten.  Diese  Schichten  sind  auf  unseren 
Skizzen  durch  weiße  Farbe  bezeichnet. 

Bei  flüchtiger  Betrachtung  der  reproduzierten  Vertikalprofile  fällt  eine  Reihe  von 
vertikalen,  mehr  oder  minder  breiten  dunklen  Schichten  auf,  welche  bis  zum  Roste  der 
Pfahlbauten  reichen  und  welche  senkrecht  zur  Längsachse  der  ganzen  Anlage  gegen 
das  Ufei»  hinein  verlaufen.  Auf  den  ersten  Blick  würde  man  diese  Schichten  für  Gruben 
halten,  die  im  Laufe  der  Zeit  mit  Erdreich  ausgefüllt  wurden.  Sie  waren  teilweise  mit 
Anschwemmungsterrain,  mit  Humus  und  verschiedenen  Fragmenten  von  Scherben  und 


22 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


sonstigen  Gegenständen  ausgefüllt,  die  den  einstigen  Bewohnern  des  Pfahlbaues  an- 
gehörten. Daß  aber  diese  „Gräben“  erst  in  einer  Zeit  entstanden  sind,  als  der  Pfahl- 
bau bereits  von  seinen  Bewohnern  verlassen  war,  dafür  sprachen  mancherlei  Anzeichen. 
Ihre  Entstehung  erkläre  ich  mir  folgendermaßen: 

Denken  wir  uns  ein  Blockhaus  innerhalb  der  Inundationsphäre  eines  stetig  stei- 
genden, schlammführenden  Flusses,  an  einer  Stelle,  welche  vermöge  ihrer  natürlichen 
Lage  die  Ablagerung  des  Schlammes  begünstigt,  so  werden  sich  zunächst  um  die  vor- 
ragenden Teile  des  Gebäudes,  Wände,  Pfähle  und  dergleichen  vom  Wasser  mitgeführtes 
Astwerk  und  Gegenstände,  die  von  den  Fluten  aus  der  nächsten  Umgebung  herbei- 
geschwemmt wurden,  ablagern  und  im  Laufe  der  Zeit  durch  die  fortschreitende 
Verwitterung  der  organischen  Bestandteile  die  schlammigen  Niederschläge  dunkel  ge- 
färbt werden.  Diese  organischen  Bestandteile  können  in  die  inneren  Räumlichkeiten 
nicht  gelangen,  weil  die  engen  Fugen  der  Wände,  bestanden  nun  diese  aus  Balken  oder 
aus  Geflecht,  gewissermaßen  als  Filter  dienen,  welche  wohl  i’eines  Schlammwasser,  aber 
gröberes  angeschwemmtes  Holz  und  Astwerk  nicht  durchlassen. 

Im  Innern  des  Gebäudes  würden  sich  also  nur  reine  Lehmschichten  ablagern,  die 
höchstens  mit  solchen  organischen  Beimengungen  durchsetzt  sind,  welche  sich  im  Innern 
des  Gebäudes  selbst  befanden  und  von  den  anschwellenden  Fluten  aus  ihrer  ursprüng- 
lichen Lage  gehoben  wurden.  Leichtere  Gegenstände,  namentlich  nicht  niet-  und  nagel- 
festes Holzwerk  würden  aus  ihrer  ursprünglichen  Lage  verschoben  werden  und  im 
reinen  Lehm,  der  sich  mit  der  Zeit  absetzen  würde,  Einschlüsse  bilden. 

In  gleichem  Maße,  in  welchem  sich  die  Ablagerungen  erhöhen  würden,  würde 
auch  die  Verwitterung  des  Gebäudes  fortschreiten;  die  dem  abwechselnden  Einflüsse 
des  Wassers  und  der  Luft  ausgesetzten  unteren  Teile  der  Wände  würden  allmählich 
vermorschen,  das  Gebäude  würde  sich  senken  und  käme  dabei  mitunter  aus  seiner  ur- 
sprünglichen Lage,  der  Plafond  würde  langsam  herabfallen  und  endlich  würde  sich  auch 
das  Dach,  von  welchem  Sturm  und  Wetter  bereits  vorher  manches  Brett  losgerissen, 
biegen,  bis  es  gänzlich  verfallen  würde,  um  ebenso  wie  der  Unterbau  vom  Schlamme 
eingehüllt  zu  werden. 

Einen  solchen  Vorgang,  der  allerdings  eine  rapide  Schlammablagerung  zur  Vor- 
aussetzung hätte,  wird  uns  durch  die  in  Donja  Dohna  gewonnenen  Vertikalprofile  ganz 
plastisch  veranschaulicht. 

Jene  dunkel  gefärbten  grabenartigen,  mit  verschiedenen  Anschwemmungen  aus- 
gefüllten Einschnitte  bezeichnen  uns  die  Zwischenräume,  welche  sich  zwischen  den  ein- 
zelnen Gebäuden  befanden  und  teils  Traufenräume,  teils  schmale  Gäßchen  waren. 
Die  von  ihnen  begrenzten  reineren  Anschwemmungsschichten  repräsentieren  uns  das 
Innere  der  einstigen  Gebäude.  Hier  ist  der  Bodenbelag  teilweise  noch  gut  erhalten, 
Dach-  und  Plafondschichte  aber  heben  sich  durch  ihre  dunkle  Färbung  deutlich  vom 
umgebenden  Terrain  ab. 

Aus  dem  Gesagten  geht  aber  hervor,  welchen  Wert  diese  Schichtenfolgen  für  die 
Rekonstruktion  der  ursprünglichen  Anlage  haben  können. 

Bei  der  Betrachtung  der  Schichtenfolge  der  bisher  bloßgelegten  Fläche  wollen  wir 
am  unteren  Ende  derselben  beginnen.  Wir  sehen  hier  zunächst  ein  von  nahezu  senk- 
rechten Linien  begrenztes  Parallelogramm  von  zirka  12  m Länge,  dessen  Schnitt  uns 
reine,  mit  Kulturschichten  untermischte  Lehmschichten  veranschaulichen.  Zu  unterst  ist 
ganz  deutlich  der  Bretterbelag  des  Fußbodens  des  an  dieser  Stelle  stehenden  Hauses  / 
erkenntlich  (vgl.  Tafel  V,  A). 


Truhe.tka.  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  im  Savebette  bei  D.  Dolina. 


23 


In  der  Mitte  desselben,  etwa  2 m oberhalb,  befand  sich  eine  schwarzgefärbte 
Schichte  von  verkohltem  Holz,  welche  die  Überreste  des  zu  diesem  Gebäude  gehörenden 
Plafonds  und  Daches  einschloß. 

Daß  sich  hier  Dach  und  Plafond  befand,  können  wir  daraus  ersehen,  daß  diese 
Schichte  sich  in  der  westlichen  Hälfte  in  zwei  von  einander  geschiedene  teilt,  und  während 
die  obere  nur  Holz  einschloss,  befand  sich  über  der  unteren  eine  Lage  von  Weizen: 
kein  Zweifel,  daß  dieser  Teil  des  Gebäudes  einen  Plafond  besaß  und  der  Dachraum 
oberhalb  als  Vorratsraum  für  Getreide  diente. 

Nahezu  in  der  Mitte  des  gesamten  Raumes,  welcher  dieses  Gebäude  einschließt, 
lag  auf  der  Bretterschichte  des  Fußbodens  eine  stark  gebrannte  Lehmschichte,  welche 
als  Herd  diente.  Diese  Schichte  befindet  sich  knapp  senkrecht  unter  jener  Stelle,  wo 
sich  im  Vertikalprofil  Dach-  und  Plafondschichte  vereinigen. 

Aus  dem  Gesagten  können  wir  aber  sehr  weitgehende  Schlüsse  ziehen,  welche 
uns  die  Gestalt  des  hier  einst  befindlichen  Hauses  veranschaulichen:  der  Innenraum 
war  in  zwei  Teile  geteilt,  der  eine  davon,  nur  vom  Dache  überdeckt,  enthielt  den  Koch- 
herd und  der  Rauch  zog  sich  unter  dem  Dache  durch  eine  Dachluke  ins  Freie ; der 
andere  Raum,  vom  ersteren  etwa  durch  eine  Bretterwand  geschieden,  hatte  eine  be- 
sondere Holzdecke  und  war  sonach  als  Wohnzimmer  ausgestaltet,  wo  man  unbelästigt 
vom  Rauche  verweilen  konnte;  die  Decke  oberhalb  diente  endlich  als  Vorratsraum,  wo 
die  Bewohner  ihre  Getreidevorräte  in  großen  Körben  oder  in  geeigneten  Bretterver- 
schlägen, vielleicht  auch  in  Fässern  aufbewahrten.  Das  Haus  präsentiert  sich  also  hier 
als  zweizeiliges  in  einer  bereits  vorgeschrittenen  Gestalt,  wo  Küche  und  Schlafraum 
von  einander  geschieden  sind. 

Die  Reste  der  einstigen  Umfassungsmauer  sind  teilweise  in  dem  das  Gebäude  um- 
gebenden, mit  Schutt-  und  Anschwemmungserde  ausgefüllten  Graben  regellos  und  zer- 
trümmert verborgen.  Die  Schichtenfolge  in  dem  das  Innere  ausfüllenden  Lehmwürfel 
veranschaulichen  wir  durch  zwei  Zeichnungen.  Die  erste  davon  (Taf.  V,  A),  welche 
ein  Längsschnitt  durch  die  Mitte  des  Gebäudes  ist,  zeigt  die  Anordnung  deutlicher,  die 
andere  (Taf.  VI,  A)  vom  Südrande  zeigt  die  Dachschichte  bereits  verflacht  und  nur 
mehr  teilweise  erhalten.  Hier  sind  die  unteren  Schichten  nicht  eingezeichnet,  weil  ein 
Hochwasser  es  verhinderte. 

Der  in  Taf.  V,  Fig.  B reproduzierte  Schnitt  veranschaulicht  die  Schichtenfolge  auf 
einer  Linie,  die  parallel  mit  der  vorherigen,  aber  3 m näher  zum  Flusse  lief,  und  sie 
geht  durch  das  Profil  des  Hauses  II,  dann  über  die  an  dieses  anschließende  Terrasse 
und  das  schmale  Stallgebäude  daneben. 

Zunächst  werden  wir  auf  dieser  Zeichnung  die  sich  kräftig  in  einer  stark  ge- 
krümmten Linie  abhebende  Dachschichte  bemerken,  welche  11  m lang  und  in  der  Mitte 
von  einer  mit  Schutterde  ausgefüllten  Grube  unterbrochen  ist,  welche  die  Westmauer 
des  Gebäudes  begrenzt.  Die  Dachschichte  ist  hier  nicht  in  zwei  Lagen  geteilt  und  das 
Haus  hatte  demnach  bloß  ein  einfaches  Holzdach  und  keinen  Plafond.  Der  Bodenbelag 
desselben,  aus  gespaltenen  Brettern  bestehend,  war  durch  das  Gewässer  etwas  gehoben 
und  hatte  seine  ui’sprüngliche  horizontale  Fläche  verloren,  so  daß  er  eine  schwach  ge- 
wellte Linie  bildet. 

Auf  der  zwischen  dem  Stalle  und  dem  Hause  befindlichen  Terrasse  stand,  wie  es 
scheint,  ein  überdachter  Raum,  der  als  Getreidekammer  diente.  Die  Holzwandungen 
desselben  sind  spurlos  verschwunden,  aber  den  Nachweis  dazu,  daß  er  hier  vorhanden 
war,  erblicken  wir  darin,  daß  der  Raum  sowohl  gegen  das  Haus  als  auch  gegen  das 
Stallgebäude  zu  von  einem  schmalen,  dunkel  gefärbten  Schuttgraben  begrenzt  war, 


24 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


welcher,  wie  wir  annehmen,  uns  die  Zwischenräume  zwischen  den  einzelnen  Gebäuden 
repräsentiert. 

In  beiden  Gräben  wurde  je  ein  mit  Hirse  gefüllter  Topf  gefunden  und  die 
Schichten  in  deren  Umgebung  führten  in  den  am  Boden  unmittelbar  folgenden  Lagen 
bedeutende  Mengen  von  Weizenkörnern. 

Die  Schichte  oberhalb  des  Stallgebäudes  ist  reichlich  von  regellos  durcheinander 
geworfenen  Holzstücken  durchsetzt,  die  Dachschichte  konnte  nicht  mehr  bloßgelegt 
werden,  weil  die  Uferwand  hier  abgestürzt  war  und  die  das  Dach  einschließenden 
Schichten  vom  Gewässer  weggeschwemmt  waren.  Die  Existenz  des  Stallgebäudes  be- 
stätigen uns  aber  eine  ungemein  mächtige,  unterhalb  des  massiven  Rostes  gefundene 
Düngerschichte  und  die  Reste  eines  Futtertroges,  welche  unter  dem  Roste  lagen.  Wie 
aus  dem  Grundrisse  ersichtlich  ist,  war  dieses  Stallgebäude  nur  2 m breit,  es  konnte 
sonach  für  größeres  Hornvieh  nicht  verwendet  werden,  wohl  aber  war  es  als  Schweine- 
stall sehr  geeignet,  und  nach  den  aus  dem  Pfahlbaue  zutage  geförderten  Knochenfunden 
wissen  wir,  daß  dessen  Bewohner  Schweinezucht  in  großem  Maßstabe  betrieben. 

Ein  Vergleich  dieser  beiden  hier  gegebenen  Schnitte  mit  der  Grundrißaufnahme 
zeigt  uns,  welchen  Wert  sie  für  die  Rekonstruktion  haben,  und  der  in  Fig.  7 wieder- 
gegebene Rekonstruktionsversuch  ist  das  Resultat  aller  in  dieser  Hinsicht  gemachten 
Beobachtungen. 

Die  Taf.  VI  veranschaulicht  uns  in  fortlaufender  Flucht  das  Vertikalprofil  längs 
der  Längenachse  der  ganzen  bisher  ausgegrabenen  Partie,  wie  es  sich  in  der  nahezu 
vertikal  abgeböschten  Südwand  der  ausgegrabenen  Grube  abzeichnet.  Wir  sehen  hier 
zunächst  die  Endteile  des  Wohnhauses  I,  jene  des  Wohnhauses  II  und  anschließend  den 
Längsschnitt  durch  den  rückwärtigen  Teil  des  Wohnhauses  III.  In  gleicher  Flucht  mit 
dem  Längsflügel  desselben  setzten  sich  die  Gebäude  VII,  VIII  und  IX  fort,  ln  den 
Schichten,  welche  sich  innerhalb  des  Gebäudes  VII  ablagerten,  bemerken  wir  im  unteren 
Teile  in  unregelmäßiger  Reihenfolge  abwechselnd  reine  Anschwemmungen  und  Kultur- 
schichten, in  den  mittleren  Lagen  aber,  2-5  m über  dem  Fußboden,  welcher  aus  starken 
Rundhölzern  bestand,  befand  sich  eine  Plafonddecke  mit  kräftigem  Bretterbelag  und 
darüber,  etwa  50  cm  höher,  eine  zweite  Plafonddecke,  deren  Bretter  stark  verkohlt 
waren.  Das  Dach  war  hier  kaum  durch  die  dunklere  Färbung  des  seine  Überreste  ein- 
schließenden Erdreiches  kenntlich.  Diese  doppelte  Plafondlage  können  wir  uns  aber 
nur  in  der  Weise  erklären,  daß  sich  in  diesem  Gebäude  zwei  Stockwerke  befanden, 
und  als  Beweis  dessen  dient  auch  die  Tatsache,  daß  oberhalb  der  zweiten  Plafonddecke 
eine  von  einem  Herde  herrührende  gebi-annte  Lehmschichte  gefunden  wurde.  Die  Länge 
des  Gebäudes  betrug  6 m. 

Von  den  beiden  folgenden  Häusern  VIII  und  IX  ist  im  Vertikalprofil  besonders 
die  in  gleicher  Höhe  mit  den  Plafondschichten  des  vorerwähnten  Hauses  befindliche, 
unregelmäßig  gebrochene  Dachschichte  bemerkenswert.  Sie  ist  bei  beiden  Häusern  zur 
Hälfte  zweiteilig  und  führt  in  den  unteren  Partien  massenhaft  Getreide  Vorräte,  so  daß 
auch  hier  in  beiden  Häusern  wie  bei  dem  Hause  I ein  Teil  des  Gebäudes  als  Zimmer 
mit  Plafond,  der  andere  aber  unmittelbar  vom  Dache  überdeckt  war.  Auf  dem  Boden- 
räume oberhalb  der  Plafonddecke  hatten  die  Bewohner  der  Pfahlbauten  ihre  Getreide- 
vorräte aufgespeichert. 

Die  Länge  der  beiden  Gebäude  ergibt  sich  aus  dem  Vertikalprofile  für  das  Haus  VIII 
mit  l'bm,  für  das  Haus  IX  mit  7 '75  m. 

Es  erübrigt  uns  noch,  einiges  über  die  Beschaffenheit  der  innerhalb  der  Wohn- 
häuser befindlichen  Kulturschichten  zu  sagen.  Sie  waren  ausnahmslos  etwas  dunkler 


Truhelka.  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  im  Savebette  bei  D.  Dolina. 


25 


als  der  lichtgelbe  reine  Lehm  der  jüngeren  Anschwemmung.  Infolge  der  Beimengung 
von  Holzsplittern  und  in  den  unteren  Lagen  von  hereingeschwemmter  Asche  hatten  sie 
ein  graues  Ansehen  und  enthielten  außerdem  kleinere  Funde:  zahlreiche  Gefäßscherben, 
Wirteln,  Knochensachen  und  andere  Sachen,  die  innerhalb  der  Mauern  herumlagen  oder 
von  den  Fluten  hereingeschwemmt  waren. 

Zu  unterst,  auf  dem  Bretterbelage  des  Fußbodens,  fanden  sich  in  der  Kultur- 
schichte schwerere  Sachen,  zunächst  Überreste  von  Herden  oder  mehr  minder  stark 
gebrannten  Lagen  auf  der  Feuerstelle  aufgestrichenen  Lehms,  dann  verschiedenartige 
Tonprismen,  Steinsachen,  Gefäßreste,  wo  bei  vielen  Kornvorräte  herumlagen,  u.  v.  a. 

Die  eigentliche  Fundschichte  befand  sich  unter  dem  Roste  der  Pfahlbauwohnungen 
auf  der  ursprünglichen  Bodenschichte  des  Pfahlbaues.  Diese  war  von  einer  mehr  oder 
minder  mächtigen  Düngerschichte  überdeckt,  deren  Stärke  10  — 40  cm  betrug.  In  dieser 
Schichte  fanden  sich  mancherlei  Fundstücke  und  für  verschiedenartige  Sämereien,  die 
hierher,  sei  es  als  Abfälle,  sei  es  als  Speisereste  oder  auch  mit  dem  Heu  kamen,  war 
diese  Schichte  eine  außerordentlich  reiche  Fundgrube. 


Fig.  7.  Rekonstruktionsversuch  der  im  Savebette  bisher  bloßgelegten  Häusergruppe  im  Grundriß. 


Unter  dieser  Schichte  lag  die  mächtige  graublaue  der  alten  Anschwemmung,  auf 
welcher  die  Pfahlbauansiedlung  erbaut  war.  In  den  oberen  Lagen  enthielt  sie  sehr  zahl- 
reiche Funde.  Die  meisten  Knochen-  und  Hirschhornartefakte  wurden  aus  dieser  Schichte 
gehoben  und  auch  sonstige  Sachen  fanden  sich  hier  zahlreicher  als  in  den  oberen  Lagen. 
Alle  diese  Sachen  kamen  hierher,  indem  sie  von  den  Bewohnern  des  Pfahldorfes  ent- 
weder als  unbrauchbar  weggeworfen  oder  auch  verloren  wurden.  Aller  Unrat,  die  Über- 
reste von  Speisen  und  zufällig  auch  manches  noch  brauchbare  Gerät  wurden  weggefegt 
und  einfach  unter  den  Rost  geworfen,  wo  es  das  nächste  Hochwasser  mit  einer  Schlamm- 
schichte überdeckte  und  vergrub.  Diese  Funde  führende  Schichte  war  stellenweise  50 
und  mehr  Zentimeter  stark,  unter  ihr  war  dann  der  Lehm  rein  und  von  jeder  Kultur- 
spur frei. 

Dennoch  erwies  es  sich  an  einzelnen  Stellen  vorteilhaft,  auch  in  diese  Schichten 
tiefer  einzudringen,  denn  einzelne  Objekte  gelangten  auch  tiefer.  Unter  diesen  ist  zu- 
nächst ein  aus  einem  Eichenstamme  gezimmerter  Einbaum  zu  erwähnen,  der  unter  dem 
Hause  IV  gefunden  wurde,  und  eine  Reihe  von  Gräbern,  die  sich  unter  dem  Roste  der 
Pfahlbauansiedlung  befanden. 

Wir  werden  diese  Funde  mit  den  übrigen  aus  dem  Pfahlbaue  herrührenden  be- 
schreiben. 


26 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


Die  bisher  beschriebene  Fläche  erstreckt  sich  im  Bette  der  Save  selbst  und  zieht 
sich  weit  unter  deren  rechter  Uferwand  dahin.  Eine  oberflächliche  Untersuchung  der 
übrigen  Uferwand  aber  zeigt  schon,  daß  sich  Kulturreste  sowohl  oberhalb  als  unterhalb 
der  ausgegrabenen  Fläche  befinden  und  daß  sich  demnach  der  Pfahlbau  längs  des  Fluß- 
bettes in  einer  Ausdehnung  von  mehr  als  150  m erstreckte. 

Es  war  aber  wichtig,  sich  auch  die  Gewißheit  zu  verschaffen,  ob  sich  die  Ansied- 
lung auf  dem  Gradinahügel  auch  mehr  landeinwärts  in  gleicher  Weise  erstreckte,  da 
auch  hier  oberflächlich  während  des  Ackerns  von  den  Landleuten  ähnliche  Funde 
gemacht  wurden,  wie  sie  im  Pfahlbaue  selbst  Vorkommen.  Zu  dem  Zwecke  wurde  am 
Westrande  des  Gradinahügels  ein  52  m langerund  10  m breiter  Graben  ausgehoben  und 
dadurch  der  Nachweis  erbracht,  daß  sich  auch  hier  die  Ansiedlung  in  ganz  gleicher 
Weise  wie  im  Saveufer  erstreckte.  Die  in  Angriff  genommene  Stelle  ist  100  m von  der 
Ausgrabungsfläche  im  Savebette  und  15  m vom  Saveufer  entfernt. 

Schon  bei  den  ersten  Spatenstichen  konnte  die  gleiche  Terrainbeschaffenheit  be- 
merkt werden,  welche  auch  im  Pfahlbaue  vorhanden  war:  die  oberste  Humusschichte 
ist  mit  Scherben,  Knochen-  und  Kohlenstücken  durchsetzt,  in  den  unteren  Lagen 
wechseln  Kulturschichten  mit  reinen  Anschwemmungsschichten  ab  und  sind,  je  nachdem 
sie  Holz,  Kohle,  Asche  oder  Tonsplitter  einschließen,  verschiedenartig  gefärbt.  Diese 
Kultui’schichten  haben  eine  Mächtigkeit  von  3'5 — 4 m und  unter  ihnen  befindet  sich  die 
graue  Lehmschichte  der  alten  Anschwemmung,  in  den  oberen  Lagen  noch  von  Kultur- 
resten durchsetzt,  in  den  unteren  aber  rein  und  homogen. 

An  dieser  Stelle,  die  einst  auch  die  Save  bespülte,  ist  aber  das  Wasser,  als  die 
Save  ihren  Lauf  etwas  nördlicher  verlegte,  seit  lange  zurückgegangen  und  infolgedessen 
hat  sich  das  Holz  selbst  in  den  tiefsten  Lagen  nicht  konserviert,  und  das  erschwert  die 
Rekonstruktion  der  hier  bestandenen  Anlage  wesentlich. 

Das  im  Ton  eingebettete  Holzwerk  konnte  in  den  oberen  Lagen  nur  daran 
erkannt  werden,  daß  es  verkohlt  und  die  Schichte,  welche  es  einschloß,  durch  Kohlen- 
splitter schwärzlich  gefärbt  war.  In  tieferen  Lagen  sind  diese  Splitter  kleiner,  mitunter 
zu  Pulver  zerfallen  und  mit  dem  Schlamme  innig  vermengt,  so  daß  sie  dunkler  gefärbte 
Schichten  bilden,  die  sich  nur  durch  die  Farbe  von  den  angrenzenden  unterscheiden. 
In  den  tiefsten  Lagen  endlich  setzte  sich  um  die  Oberfläche  der  Pfeiler  eine  sinterartige 
Kruste  an,  das  Holz  innerhalb  wurde  mit  der  Zeit  ausgelaugt  und  die  entstandenen 
Hohlräume  füllte  Schlamm  aus,  der  gleichfalls  von  den  noch  vorhandenen  organischen 
Überresten  dunkel  gefärbt  wurde. 

Um  alles  das  zu  erkennen,  war  eine  außerordentliche  Sorgfalt  und  Reinlichkeit  bei 
der  Ai’beit  erforderlich,  aber  es  konnte  dadurch  der  Nachweis  erbracht  werden,  daß 
auch  hier  ähnlich  konstruierte  Pfahlhäuser  standen  wie  im  Bette  der  Save. 

Das  Horizontalprofil  derselben  konnte  allerdings  nicht  festgestellt  werden,  weil  an 
der  horizontalen  Fläche  die  Farbe  in  kurzer  Zeit  in  ein  staubiges  Grau  überging  und 
die  Schichten  nicht  mehr  von  einander  unterschieden  werden  konnten,  aber  es  war 
wenigstens  möglich,  deren  vertikale  Reihenfolge  zu  verfolgen. 

Vergleichen  wir  das  hier  gewonnene  Vertikalprofil  mit  jenem  der  Uferwand,  so 
werden  wir  bemerken,  daß  sich  die  Schichten  hier  nicht  mit  jener  Gleichmäßigkeit 
folgen  wie  dort.  Es  hat  dies  seinen  Grund  darin,  daß  sich  hier  große  Bäume  befanden, 
deren  Wurzeln  tief  in  die  Erde  drangen  und  die  Schichtenfolge  teils  durchbrachen,  teils 
verschoben.  In  den  oberen  Schichten  hat  der  Pflug  oder  die  Haue  des  Landmannes 
manches  aus  seiner  ursprünglichen  Lage  gebracht,  so  daß  das  Bild,  welches  wir  hier 
gewinnen,  in  mancher  Beziehung  gegen  jenes  vom  Savebette  verworrener  erscheint. 


Truhelka.  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  im  Savebette  bei  D.  Dolina. 


27 


Auch  hier  werden  wir  in  gewissen  Ab- 
ständen jene  mit  der  Flucht  querlaufenden,  mit 
dunkler,  stark  gemischter  Erde  ausgefüllten 
Gruben  finden,  welche  uns  die  Häuserzwischen- 
räume veranschaulichen.  Die  dunklen  horizon- 
talen Schichten  repräsentieren  in  der  obersten 
Lage  das  Dach,  in  der  mittleren  die  Decke, 
in  der  untersten  den  Fußboden  der  hier  befind- 
lichen Gebäude. 

Auf  der  hier  bloßgelegten  Stelle  standen, 
wie  wir  aus  dem  Vertikalprofil  ersehen  können, 
fünf  kleinere  Gebäude,  die  alle  von  mehr  oder 
minder  breiten  Streifen  Schuttes  und  gemischter 
Erde  ausgefüllt  waren  (Fig.  8 und  Taf.  VI,  B ). 

Das  erste  Gebäude  hatte  eine  Länge  von 
6 m.  Unter  dem  Roste  sah  man  die  einstigen 
Tragpfeiler  sich  durch  dunklere  Färbung  ab- 
heben, auf  dem  Roste  eine  starke  Lehmschichte, 
die  stellenweise  hartgebrannt  war.  Dieser  Bo- 
denbelag bildete  in  der  südlichen  Hälfte  eine 
muldenartige  Vertiefung,  die  mit  Asche  und 
Feuerungsresten  ausgefüllt  war  — ein  Beweis, 
daß  sich  hier  die  Herdstelle  befand.  Die  Dach- 
schichte ist  stark  gekrümmt  und  gewellt  und 
nur  noch  durch  eine  dünne  Kohlenlage  er- 
kenntlich. 

Die  Südseite  des  Gebäudes  begrenzte  ein 
1 m breiter  und  ebenso  tiefer  Graben,  der  mit 
einer  großen  Menge  Schweinsknochen  ausgefüllt 
war.  Hier  wurden  neben  anderen  Knochen  die 
Fragmente  von  mehr  als  dreißig  Eberschädeln 
und  an  die  hundert  Eberhauer  gefunden.  Es 
scheint  dies  demnach  eine  Abfallgrube  einer 
Schlächterei  zu  sein,  die  sich  hier  befand. 

An  Funden  wurde  innerhalb  der  Umfas- 
sungsmauer des  Hauses  nur  wenig  Bemerkens- 
wertes ausgegraben  und  nur  in  den  tieferen 
Lagen  unter  dem  Roste  fanden  sich  häufiger 
Hirschhornartefakte,  Wirteln  und  eine  Bronze- 
angel. 

Das  folgende  Haus  war  etwas  geräumiger 
und  hatte  eine  Länge  von  8 m.  In  der  Mitte 
desselben  wurde  jene  Heizvorrichtung  gefun- 
den, welche  wir  später  als  eine  ganz  besondere, 
für  den  Pfahlbau  von  Donja  Dolina  charak- 
teristische Form  beschreiben  werden.  Unter 
diesem  Herde  befand  sich  eine  starke  Kohlen-  und  Aschenschichte,  in  welcher  ein 
großes  Tongefäß  lag,  und  in  diesem  Gefäß  befand  sich  ein  oben  durchlochtes  Ton- 


28 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


prisma,  das  zum  Wärmen  von  Flüssigkeiten  diente.  Mehrere  ähnliche  Prismen  wurden 
in  der  Umgebung  gefunden. 

Der  Herd  war  ein  Bratherd  und  darnach  sowie  nach  den  zahlreichen  Eberknochen- 
funden aus  der  Grube  am  Nordrande  des  Gebäudes  könnten  wir  schließen,  daß  das 
Haus  als  eine  Art  Garküche  den  Urbewohnern  von  Dolina  gedient  hatte. 

Zwei  Meter  von  diesem  Hause  entfernt  befand  sich  ein  drittes  Gebäude,  welches 
eine  Länge  von  zirka  7 m hatte.  Hier  wurde  jener  in  Fig.  10  abgebildete  Ofensockel 
gefunden,  welcher  auf  einem  hartgestampften,  stellenweise  vom  Feuer  rotgebrannten 
Bodenbelag  aus  Lehm  lag.  Dieses  Gebäude  ist  besonders  deshalb  bemerkenswert,  weil 
sich  darin  eine  große  Menge  verschiedenartigster  Gefäßscherben  vorfand,  die  von  einer 
großen  Anzahl  von  Gefäßen  herrührte.  Alles  war  dabei  stark  zertrümmert  und  aus 
dem  großen  Vorrat  konnte  nur  weniges  ergänzt  werden.  Es  hat  den  Anschein,  daß  man 
hier  die  spärlichen  Überreste  einer  Töpferwerkstatt  vor  sich  hatte,  und  dafür  spricht 
neben  der  großen  Menge  von  Scherben  auch  der  Umstand,  daß  der  Raum  außerhalb 
des  Hauses  an  der  Südseite  in  einer  Länge  von  fast  6 m weitere  Spuren  von  keramischer 
Tätigkeit  aufwies.  Es  wurden  nicht  nur  zahlreiche  Scherben  auch  hier  gefunden,  sondern 
auch  der  ursprüngliche  Erdboden  war  stark  gebrannt.  Daß  hier  wiederholt  und  stark 
gebrannt  wurde,  beweist  der  Umstand,  daß  der  Lehmboden  stellenweise  in  einer  40  cm 
starken  Schichte  gargebrannt  war. 

In  den  oberen  Lagen  fand  sich  über  dieser  Schichte  keine  Spur  von  Holzarchi- 
tektur, so  daß  wir  annehmen  müssen,  daß  der  Töpferofen  nicht  überdacht  war  und  man 
die  Gefäße  im  Freien  am  bloßen  Boden  fertigbrannte. 

Die  nun  folgende  Partie  ist  durch  den  hier  befindlichen  Baumwuchs  stark  zerstört. 
In  den  ungleichmäßigen  gewellten  Lehmschichten  bemerken  wir  hier  nur  stellenweise 
die  eingeschlossenen  Holzschichten,  welche  vom  Dache  zweier  hier  befindlichen  Gebäude 
herrühren.  In  ungleichmäßiger  Reihenfolge  wiederholen  sich  auch  die  gebrannten  Lehm- 
schichten in  der  tiefsten  Lage  ober  dem  ursprünglichen  Roste  und  in  einer  etwa  2 m 
höheren.  Es  scheint  dies  vielleicht  daher  zu  rühren,  daß  wir  hier  Reste  zweier  Bau- 
perioden vor  Augen  haben,  und  auch  das  wiederholte  Bauen  mag  manches  dazu  bei- 
getragen haben,  daß  die  ursprünglich  gleichmäßigere  Schichtenfolge  gestört  wurde. 

Die  in  diesem  Teile  gemachten  Funde  waren  übrigens  sehr  ärmlich.  Es  kamen 
nur  einzelne  Gefäßscherben  und  Geweihfragmente  vor  und  selbst  in  der  untersten 
Schichte,  die  hier  sonst  ziemlich  reichhaltig  war,  fanden  sich  an  dieser  Stelle  nur  ge- 
ringe Sachen.  Wenn  hier  Wohnhäuser  waren,  so  gehörten  sie  jedenfalls  der  ärmsten 
Bewohnerschichte  unseres  Pfahlbaues  an. 

In  Textfigur  8 und  auf  Taf.  VI  B sind  zwei  an  dieser  Ausgrabungsfläche  gewon- 
nene Vertikalprofile  reproduziert. 

IV.  Verschiedene  Heizanlagen. 

(Hierzu  die  Taf.  YHI,  IX,  Fig.  2 — 10.) 

Was  wir  bisher  über  die  vorgeschichtlichen  Heizanlagen  wissen,  zeigt  uns  den 
Herd  in  seiner  primitivsten  Form  als  einfachen  Lehmanstrich,  mitunter  wohl  auch  durch 
eine  Steinsetzung  ringsherum  versehen  oder,  wo  er  sich  auf  bloßem  Boden  befand,  auch 
als  einfache  Feuergrube;  eine  rationellere  Anlage  der  Heizvorrichtungen  dachten  wir 
bisher  nur  den  historischen  Perioden  zuschreiben  zu  sollen.  Die  Ausgrabungen  im  Pfahl- 
baue aber  ergaben,  daß  unsere  Pfahlbaubewohner  auch  in  dieser  Beziehung  fortschritt- 
lich waren  und  Konstruktionen  anwendeten,  die  zur  Aufgabe  hatten,  einen  möglichst 


Truhelka.  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  im  Savebette  bei  D.  Dolina. 


29 


großen  Heizeffekt  bei  möglichst  geringem  Materialverbrauch  zu  erzielen  und  überdies 
auch  den  Raum,  welchen  der  Herd  beanspruchte,  auf  das  geringste  Maß  zu  reduzieren. 

In  jedem  Hause  wurden  eine  oder  zwei  Herdstellen  entdeckt  und  es  fanden  sich 
darunter  mehrere  Arten.  Die  einfachste  Form  repräsentiert  uns  ein  entsprechend  dicker 
Lehmanstrich  am  Fußboden,  welcher  die  Eichendielen  desselben  gegen  das  Feuerfangen 
schützen  sollte,  aber  neben  dieser  allerprimitivsten  Form  fand  sich  auch  eine  solche, 
welche  das  vorgeschichtliche  Heizproblem  in  denkbar  vollendetster  Weise  löst. 

An  verschiedenen  Stellen  des  Pfahlbaues  fand  man  Fragmente  starker  Ton- 
wandungen, die  von  großen  Gefäßen  herzurühren  schienen.  Diese  Fragmente  waren 
2 — 3 cm  stark,  sie  zeigten  entweder  eine  flache  oder  nur  unmerklich  gewölbte  Ober- 
fläche und  waren  ganz  ungleichmäßig  gebrannt:  während  einzelne  Stücke  nahezu  ver- 
schlackt waren,  waren  andere  an  einer  Seite  nur  gut  gebrannt,  an  der  anderen  aber  nur 
halb  gebrannt,  und  an  derselben  Stelle,  wo  solche  Bruchstücke  vorkamen,  wurden  auch 
gröbere  Fragmente  gefunden,  die  kaum  durch  das  Feuer  ausgetrocknet  schienen.  Dem 
Anscheine  nach  lagen  hier  große  Gefäße  vor,  die  im  Feuer  nur  äußerst  dürftig  und 
ungenügend  gebrannt  waren. 

Manche  von  diesen  Fragmenten  hatten  an  der  Oberfläche  eine  ganz  besondere 
Ornamentik.  Diese  bestand  aus  etwa  2 cm  breiten  und  1 cm  hohen  geradlinigen  Bändern, 
welche,  zumeist  rechtwinklig  gebrochen,  fast  ausnahmslos  die  Elemente  des  Mäanders 
oder  der  Swastika  vorzustellen  schienen  (Taf.  IX,  Fig.  2—9).  Außerdem  fanden  sich 
neben  derartigen  Scherbenhaufen  auch  einzelne  Randstücke,  die  ganz  eigentümlich  aus- 
gestaltet waren  und  aus  einer  längeren  Hohlröhre  bestanden,  auf  deren  Mitte  eine  kür- 
zere verkehrt  T-förmig  aufgerichtet  war.  Die  Enden  dieser  Röhren  waren  trichterförmig 
erweitert.  Diese  eigentümlichen  Stücke,  welche  an  einem  gewöhnlichen  Vorratstopf  gar 
keinen  Sinn  hätten,  kamen  in  der  Regel  paarweise  vor  und  ließen  uns  zuerst  den  Ge- 
danken abweisen,  daß  hier  wirkliche  Gefäße  vorlägen  (vgl.  Taf.  IX,  Fig.  10). 

Der  Umstand,  daß  diese  Bruchstücke  so  durchaus  ungleichmäßig  gebrannt  waren, 
noch  mehr  aber  ein  anderer,  daß  nämlich  in  der  Regel  um  dieselben  eine  mehr  oder 
minder  starke  Aschenschichte  vorhanden  war,  legte  die  Vermutung  nahe,  daß  dies  Über- 
reste von  Heizanlagen  waren.  Eine  Bestätigung  erhielt  die  Vermutung  zunächst  dadurch, 
daß  in  derartigen  Scherbenhaufen  einzelne  Stücke  siebartig  durchbrochen  waren,  und 
somit  dienten  diese  Stücke  als  Rost;  immerhin  war  es  noch  fraglich,  welches  die  ur- 
sprüngliche Gestalt  dieser  Heizanlagen  war. 

Am  nächsten  lag  der  Gedanke,  daß  der  Zimmerofen  in  ähnlicher  Weise  ausge- 
staltet war  wie  der  gegenwärtige  Lehmofen,  den  man  in  Bosnien  häufig 
am  Lande  trifft.  Es  ist  dies  ein  in  zwei  bis  drei  Abstufungen  aufsteigendes 
Prisma,  von  dünnen  Lehmwänden  umgeben,  in  welche  kleine  Topfkacheln 
eingebettet  sind.  Diese  Kacheln  fehlen  allerdings  in  Dolina,  aber  es  könnte 
doch  möglich  sein,  daß  die  Ofenwandungen  auch  ohne  sie  ihren  Zweck 
erfüllen  konnten.  Für  diese  prismatische  Form  würde  der  Umstand  spre- 
chen, daß  sämtliche  ornamentalen  Motive  auf  den  Bruchstücken  gerad- 
linig waren,  sie  bilden  zum  Teil  geradlinige  Bänder,  die  leicht  als  Ein- 
fassung ebener  rechteckiger  Flächen  dienen  konnten,  und  einzelne  Stücke 
schienen  von  Prismenecken  herzurühren  (Taf.  IX,  Fig.  3 — 6).  Außerdem 
fanden  sich  auch  daneben  birnenförmige,  mit  Hohlkehlen  verzierte 
Aufsätze,  die  als  Bekrönung  des  Ganzen  geeignet  wären  (Textfigur  9). 

Dieser  Rekonstruktionsversuch  ist  allerdings  nur  ein  hypothetischer  und  eine  Stütze 
dazu  fanden  wir  nur  im  Schachte,  welcher  auf  der  Westseite  der  Gradina  gegraben  wurde. 


Fig.  9. 

Ofen-  (?)  Aufsatz 
aus  Ton  (1/3). 


30 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


Hier  wurde  innerhalb  der  Profillinien,  welche  das  erste  Haus  begrenzen,  etwa  1 m 
tief  unter  der  Oberfläche  ein  aus  gelbem  Ton  hergestelltes  Sockelstück  in  situ  gefunden, 
das  außer  allem  Zweifel  als  Ofensockel  gedient  hat.  In  Fig.  10  ist  dieses  Stück  abge- 
bildet und  ersehen  wir  aus  der  Zeichnung,  daß  es  einen  massiven,  gestampften  Lehm- 
würfel von  24  cm  Höhe  und  50  : 60  cm  Bodenfläche  vorstellt.  Die  Vorderseite  ist  in  drei 
Teile  eingeteilt,  wovon  der  mittlere  um  2 cm  gegen  die  Fläche  der  seitlichen  zurücktritt, 
und  die  Seitenteile  sind  mit  je  zwei  dreieckigen  Vertiefungen  verziert.  Die  Oberseite 
des  Herdsockels  ist  in  der  Mitte  ein  wenig  muldenartig  vertieft  und  in  der  Längsachse 
mit  zwei  spitzwinkligen,  3 cm  tiefen  Vertiefungen  versehen,  deren  Spitzen  zu  einander 
gekehrt  sind,  während  deren  Basis  nach  außen  gerichtet  war. 


Fig.  10.  Ofensockel  aus  Lehm  von  der  Gradina  (1/10). 


Daß  hier  in  Wirklichkeit  ein  Herd  vorlag,  darüber  konnte  kein  Zweifel  auf- 
kommen,  denn  der  Lehm  war  nur  an  jenen  Stellen  oberflächlich  gebrannt,  wo  das 
Feuer  direkt  einwirken  konnte:  die  Mitte  der  oberen  Fläche,  der  vorderen  Seitenfläche 
und  der  daran  grenzende  Teil  des  lehmigen  Bodenanstriches,  wo  die  Glut  aus  dem  Ofen 
herausgelegt  wurde,  um  das  Zimmer  besser  zu  wärmen,  waren  von  einer  hartgebrannten 
Kruste  überzogen,  während  die  Teile,  worauf  die  Glut  nicht  unmittelbar  einwirken  konnte, 
nur  wenig  oder  gar  nicht  gebrannt  waren.  Jene  zwickelartigen  Vertiefungen  waren  an 
der  Heizfläche  zu  dem  Zwecke  angebracht,  um  den  Luftzutritt  zum  Feuer  zu  erleichtern. 

Die  weitere  Ausgestaltung  dieses  Ofens  können  wir  uns  in  der  Weise  vorstellen, 
daß  er  an  drei  Seiten  von  Lehmwandungen  umgeben  war,  und  in  der  vorderen  befand 
sich  eine  geräumige  kaminartige  Tür.  Dafür  spricht  der  Umstand,  daß  die  beiden 
Seiten  nach  oben  gewölbt  sind,  und  an  deren  Rändern  sind  Ansätze  der  Wandung 
bemerkbar. 

Dieser  Sockel  und  ein  Teil  der  übrigen  Ofenbruchstücke  ergeben  uns  sonach  die 
Elemente,  aus  welchen  sich  eine  Form  des  vorgeschichtlichen  Ofens  rekonstruieren  ließe. 

Ein  etwas  anders  gestalteter  Ofen  wurde  in  dem  an  das  erwähnte  Haus  angren- 
zenden Gebäude  am  Westrande  der  Gradina  ausgegraben  und  es  ist  gelungen,  diesen 
in  seiner  ursprünglichen  Form  zu  restaurieren  und  im  Landesmuseum  zur  Aufstellung 


Truhelka.  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  im  Savebette  bei  D.  Dolina. 


31 


zu  bringen.  Dies  war  dem  Umstande  zu  danken,  daß  der  Lehm,  aus  welchem  er  her- 
gestellt war,  fester  gebrannt  als  sonst  war  und  daß  sich  infolgedessen  größere  Bruch- 
stücke erhalten  haben,  deren  Bruchkanten  nicht  sehr  stark  versplittert  waren,  so  daß 
das  Zusammenfügen  derselben  verhältnismäßig  leicht  vor  sich  ging. 

Dieser  Ofen  wird  in  Fig.  1 auf  Taf.  VIII  veranschaulicht  und  hatte  die  Gestalt 
einer  67  cm  im  Durchmesser  messenden  flachen,  von  19  cm  hoher,  oben  schwach  nach 
einwärts  geneigter  Wandung  begrenzten  Schüssel.  Der  Boden,  in  der  Mitte  schwach 
erhaben,  war  direkt  auf  dem  Bretterbelag  des  Zimmers  entsprechend  dick  aufgestrichen 
und  ringsherum  aus  plastischem  Ton  die  2— -3  cm  starke  Wandung  geformt. 

Der  Ofen  zeichnet  sich  durch  jene  charakteristische  Swastikaornamentierung  aus, 
welche  wir  an  Bruchstücken  anderer  Heizanlagen  antrafen,  und  zeigt  uns  ganz  deutlich, 
in  welcher  Weise  diese  Ornamentik  zur  Anwendung  kam.  An  der  Vorderseite  des  Ofens 
war  nämlich  die  Wandung  etwas  höher  als  an  den  anderen  und  bildete  ein  Quadrat, 
welches  schön  verziert  war;  die  obere  etwas  breitere  Hälfte  füllen  hier  zwei  nach  links 
gedrehte,  dem  Alikreuze  ähnliche  Swastikas,  die  untere  schmälere  Hälfte  zwei  sym- 
metrisch miteinander  verbundene  Swastikas. 

Über  dieser  Ornamentfläche  ist  einer  jener  merkwürdigen  kreuzförmigen  Aufsätze 
angebracht,  die  wir  bereits  erwähnt  haben.  Er  besteht  aus  einer  dünnwandigen  horizon- 
talen Tonröhre  von  275  cm  Länge  und  einer  zweiten  trichterförmigen,  die,  im  Mittel 
derselben  kommunizierend,  senkrecht  aufgerichtet  ist. 

Ein  ganz  ähnlicher,  nur  ein  wenig  kleinerer  Aufsatz  befindet  sich  auf  der  gegen- 
überliegenden Seite  der  Herdwandung. 

Dieser  Aufsatz  war  keinesfalls  ein  Ornament  — denn  in  dem  Falle  wäre  es  ja 
nicht  notwendig,  ihn  hohl  auszugestalten,  was  keinesfalls  eine  leichte  Arbeit  war  — , 
sondern  er  hatte  einen  praktischen  Zweck,  der  durch  die  Bestimmung  des  Herdes  be- 
dingt war.  Ich  halte  dafür,  daß  diese  Vorrichtung  zum  Kondensieren  der  Heizkraft  an- 
gebracht war. 

An  den  beiden  radialen  Seiten  der  Herdwandung,  welche  zwischen  diesen  Auf- 
sätzen sind,  befinden  sich  nämlich  im  Rande  der  Wandung  zwei  halbkreisförmige  Ein- 
schnitte, der  eine  etwas  größer,  der  andere  etwas  kleiner,  und  es  ist  naheliegend,  daß 
diese  Einschnitte  zur  Aufnahme  des  Bratspießes  gedient  haben.  Der  Herd  diente  dem- 
nach als  Bratofen  für  Spießbraten  und  da  es  sich  bei  einem  solchen  um  eine  möglichst 
gleichmäßig  verteilte  Hitzemenge  handelt,  so  liegt  der  Gedanke  nahe,  daß  jene  hohlen 
Aufsätze  eine  Regulierung  derselben  bewirken  sollten,  und  dies  geschah  in  der  Weise, 
daß  in  den  oberen  Trichter  des  Aufsatzes  glühende  Kohlenstücke  gelegt  wurden,  welche 
von  hier  aus  in  die  horizontale  Röhre  gelangten  und  diese  allmählich  erwärmten,  so  daß 
die  von  ihnen  ausstrahlende  Hitze  gegen  die  Mitte  des  Herdes  einwirkte.  Hier  befand 
sich  aber  der  Brustteil  des  Bratens,  welcher  wegen  seiner  Dicke  einer  größeren  Hitze 
zum  Garwerden  bedurfte  als  die  Extremitäten,  und  die  beiden  Aufsätze  konnten  sie  ihm 
in  entsprechender  Weise  zuführen.  Diese  Aufsätze,  welche  neben  allen  in  Dolina  ge- 
fundenen ornamentierten  Herdfragmenten  vorkamen,  waren  demnach  Wärmekonden- 
satoren. 

Wie  man  sieht,  verfügten  die  Bewohner  des  Pfahldorfes  von  Donja  Dolina  über 
eine  Herdanlage,  die  ihrer  Bestimmung  entsprechend  vollkommen  rationell  ausgestaltet 
war,  und  schon  dieser  Umstand  spricht  dafür,  daß  wir  es  hier  mit  einem  Volke  zu  tun 
haben,  das  in  kultureller  Beziehung  keinesfalls  rückständig  war. 

Aber  auch  diese  Herdform  erscheint  uns  in  einer  Weise  weiter  entwickelt,  die  eine 
bedeutende  Vervollkommnung  repräsentiert.  Im  Pfahlbaue  im  Savebette  wurden  1903 


32 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


die  Fragmente  eines  ähnlichen  Herdes  bloßgelegt,  der  seiner  äußeren  Form  nach  ganz 
wie  der  beschriebene  aussah:  unter  den  Bruchstücken  fand  sich  die  mit  Swastika- 
ornamenten schön  verzierte  Vorderseite  (Taf.  VIII,  Fig.  2),  die  „Kondensatoren“  und 
die  Einschnitte  für  den  Bratspieß,  aber  dennoch  wich  der  Herd  in  seiner  weiteren  Kon- 
struktion wesentlich  von  dem  beschriebenen  ab.  Der  Boden  war  hier  nämlich  nicht  voll, 
sondern  bestand  aus  einer  Tonscheibe,  die  mit  zirka  2 an  im  Durchmesser  messenden 
Löchern  siebartig  durchlocht  war.  Dieses  Sieb  diente  aber  als  Feuerrost  und  sollte  die 
Luftzufuhr  zur  Feuerstelle  befördern.  Um  die  durch  das  Sieb  durchfallende  Asche  von 
der  Heizfläche  zu  bringen,  befand  sich  unter  dem  Siebe  eine  aus  Lehm  hergestellte 
trichterförmige  Aschengrube,  welche  in  der  Mitte  in  eine  10  cm  breite  runde  Tonröhre 
mündete,  und  diese  führte  durch  den  Bodenbelag  des  Gebäudes  unter  dessen  Rost  ins 
Freie.  Die  Asche  fiel  demnach  selbsttätig  unter  das  Haus,  so  daß  das  Reinigen  des 
Herdes  dadurch  ungemein  erleichtert  wurde.  Bei  dieser  Anlage  sehen  Avir  eine  zweifache 
Verbesserung:  bessere  Luftzufuhr  und  leichtere  Entfernung  der  Feuerreste,  infolgedessen 
auch  größere  Reinlichkeit. 


Fig.  11.  Vorgeschichtlicher  Ofen  mit  Rost  und  Aschenkanal.  Querschnitt  (l/7). 


Stellen  wir  diese  Ergebnisse  der  Ausgrabung  unseres  Pfahlbaues  den  bisherigen 
Anschauungen  über  den  Ursprung  des  häuslichen  Herdes  und  Ofens  entgegen,  so  finden 
wir,  daß  der  vorgeschichtliche  Ofen  nicht  immer  gar  so  primitiv  war,  Avie  wir  es  anzu- 
nehmen gewohnt  sind.  Der  Zimmerofen  gilt  als  eine  Erfindung,  deren  Ausgangspunkt 
römische  Heizanlagen  wären.  Bald  soll  er  aus  dem  Hypokaustum  römischer  Bäder  ab- 
geleitet werden,  bald  aus  dem  römischen  Töpferofen,  dessen  Gewölbe  mitunter  durch 
eingebaute  Töpfe,  ähnlich  Avie  beim  Kuppelgewölbe,  erleichtert  wurde.  Aus  diesen  Töpfen 
leitet  man  die  Herkunft  der  Kacheln  ab  und  führt  so  den  Zimmerofen  auf  römischen 
Ursprung  zurück.  Aber  bei  diesem  ist  nicht  die  Kachel  das  Wesentliche,  sondern  die  An- 
lage, welche  bei  möglichst  rauchfreier  Feuerung  einen  größtmöglichen  Heizeffekt  erzielt, 
und  diesen  Anforderungen  entsprachen  die  in  Dolina  nachgewiesenen  Konstruktionen  in 


Truhe lka.  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  im  Savebette  bei  D.  Dolina.  33 

vollstem  Maße.  Die  Rostanlage  ist  etwas,  was  den  römischen  Ofen  fehlt,  und  beim 
Zimmerofen  wesentlicher  als  die  Kacheln;  der  Bratenofen  aber  erscheint  uns  in  jeder 
Beziehung  als  wohldurchdachter  „Sparherd“,  der  selbst  heute  noch  seine  Aufgabe  voll- 
kommen erfüllen  könnte. 

Die  Barbaren,  welche  die  Römer  bei  ihrem  Eroberungszuge  in  Sitdpannonien  vor- 
fanden, standen  demnach  den  Unbilden  des  strengen  Winters  nicht  schutzlos  gegenüber, 
sie  verstanden  es  vielmehr,  sich  ein  recht  behagliches  Heim  einzurichten  und  am  häus- 
lichen Herde,  vielleicht  auf  einer  vorgeschichtlichen  Ofenbank  sitzend,  den  Winter- 
stürmen Trotz  zu  bieten. 

Wie  im  vorhergehenden  Berichte  über  das  am  Westrands  des  Gradinahügels  ge- 
wonnene Vertikalprofil  hervorgehoben  wurde,  befand  sich  hier  zwischen  dem  Hause  III 
und  IV  eine  Töpferwerkstatt,  deren  Spuren  uns  im  Hause  III  durch  eine  große 
Menge  verschiedenartigster  Gefäßscherben  bezeichnet  wird.  Der  Ofen,  auf  welchem  diese 
gargebrannt  wurden,  befand  sich  aber  zwischen  beiden  Häusern  und  hatte  eine  Längen- 
ausdehnung von  6 m.  Der  natürliche  Lehmboden  war  hier  zu  einer  sehr  mächtigen, 
bis  über  30  cm  starken  harten  Kruste  festgebrannt  und  das  beweist  mit  jenen  Scherben, 
daß  hier  durch  lange  Zeit  Tonwaren  gebrannt  wurden.  Der  Herd  befand  sich  hier  auf 
ebenem  natürlichen  Boden  und  weder  ringsherum  noch  oben  fanden  sich  Spuren  einer 
Ummauerung  oder  einer  Überdachung.  Namentlich  fehlt  in  den  über  dem  Herde  lie- 
genden Schichten  jede  Spur  von  Holz,  so  daß  es  wahrscheinlich  ist,  daß  die  Gefäße  in 
freiem  Feuer  gebrannt  wurden.  Daß  ein  solches  Brennen  bei  geeigneter  Behandlung 
des  Tones  ganz  ausreichend  war,  das  bewies  mir  der  Umstand,  daß  ich  in  Orubica, 
nahe  bei  Dolina,  einen  Töpfer  fand,  der  seine  Waren  heute  noch  auf  offenem  Feuer  bei 
minimalster  Hitzeentfaltung  garbrennt. 

Das  Verfahren,  welches  er  dabei  anwendet,  ist  so  primitiv,  die  Fabrikate,  die  er 
erzeugt,  ähneln  so  den  vorgeschichtlichen  keramischen  Erzeugnissen,  daß  man  fast  ver- 
sucht wäre,  hier  auf  ein  ununterbrochenes  Fortleben  einer  vorgeschichtlichen  keramischen 
Tradition  zu  denken. 

Eine  Grundbedingung  für  das  Gedeihen  der  Arbeit  ist  eine  entsprechende  Zu- 
sammensetzung des  Tones.  Es  ist  hierzu  ein  fetter  gelber  Lehm  erforderlich,  den  mein 
Gewährsmann  als  Einschlüsse  im  grauen  Ton  der  Saveanschwemmung  zu  finden  weiß. 
Dieser  Lehm  wird  zu  einem  Drittel  mit  Granitsand  vermischt,  welchen  man  durch  das 
Zermalmen  von  verwittertem  Granit,  welcher  in  der  nahen  Motajica  bei  Kobas  an- 
steht, gewinnt.  Der  so  gewonnene  Teig  ist  sehr  plastisch  und  durch  die  Sandbeimengung 
gewinnt  er  im  Bruche  jenes  lichtgesprenkelte  Aussehen,  welches  die  meisten  vor- 
geschichtlichen Tonartefakte  kennzeichnet. 

Die  Gefäße,  zumeist  Kochtöpfe,  die  recht  dauerhaft  sind,  werden  auf  der  Dreh- 
scheibe hergestellt,  deren  Konstruktion  eine  außerordentlich  einfache  ist.  Die  Scheibe 
besteht  aus  einem  gewöhnlichen  kreisrunden  Brett  von  30 — 40  cm  im  Durchmesser,  das 
an  der  Unterseite  im  Mittelpunkte  an  eine  Holzwalze  von  zirka  15  cm  Länge  befestigt 
ist,  und  diese  Walze  hat  eine  Röhre,  mittels  welcher  sie  auf  einem  auf  ein  besonderes 
Unterlagsbrett  vertikal  hervorstehenden  Dorne  drehbar  aufgestülpt  wird.  Auf  dem  Brette 
sitzend  dreht  der  Töpfer  mit  der  Linken  die  Scheibe  und  gibt  seinem  Gefäße  mit  der 
Rechten  die  gewünschte  Form.  Trotz  der  oft  grobkörnigen  Beschaffenheit  des  plastischen 
Materials  vermag  er  auf  dieser  Scheibe  recht  dünnwandige  Gefäße  herzustellen. 

Das  fertige  Gefäß  wird  an  der  Luft  oder  neben  dem  Feuer  getrocknet  und  dann 
gargebrannt.  Das  Brennen  geschieht  ohne  jede  besondere  Vorrichtung  draußen  im 
Freien  auf  ebenem  Boden,  im  Winter  aber  wegen  der  schlechten  Witterung  im  landes- 

Bancl  IX.  3 


34 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


üblichen  Zimmerofen,  der  weder  einen  Rost  noch  eine  besondere  Rauchabzugsvorrich- 
tung hat,  und  schon  daraus  ist  zu  ersehen,  welch  geringer  Hitzegrad  zum  Garbrennen 
erforderlich  ist. 

Ein  auf  diese  Weise  hergestellter  Topf  würde  aber  nur  von  kurzer  Dauer  sein 
und  beim  ersten  Gebrauch  am  Herde  in  Trümmer  gehen.  Um  ihn  gebrauchsfähiger  zu 
machen,  muß  man  ihn  durch  ein  besonderes  Verfahren  härten  oder,  wie  es  im  Volks- 
munde heißt,  stählen  („okaliti“).  Zu  diesem  Zwecke  wird  mit  einer  Zange  der  in 
glühendem  Zustande  befindliche  Topf  aus  dem  Feuer  gehoben  und  rasch  in  kaltes 
Wasser  getaucht  — abgeschreckt  — , in  welches  man  vorher  etwas  Weizenkleie  ein- 
geriihrt  hat.  Dadurch  erhält  das  Gefäß  eine  außerordentliche  Widerstandsfähigkeit  und 
vermag  als  Kochtopf  lange  Jahre  zu  dienen.  Nach  diesem  Bade  erhält  er  ein  schwärz- 
liches Aussehen,  welches  während  längeren  Gebrauches  und  infolge  des  Russes,  der  in 
seinen  Poren  anhaftet,  allmählich  an  jenen  schwarzen  Überzug  vorgeschichtlicher  Ge- 
fäße erinnert,  der  diesen  eigen  ist.  Mein  Gewährsmann  konnte  mir  nicht  sagen,  was 
eigentlich  das  Hartwerden  bei  diesem  Vorgänge  bewirkt;  kaltes  Wasser  allein  tat  es 
seiner  Meinung  nach  nicht  und  ebensowenig  eine  andere  als  Weizenkleiebeimengung. 
Es  wird  hier  jedenfalls  ein  dem  Stahl-  oder  Glashärten  analoger  Vorgang  sein,  der  dem 
sonst  weichen  und  gebrechlichen  Ton  eine  größere  Widerstandsfähigkeit  verleiht,  bei 
dessen  Entdeckung  jedenfalls  der  Zufall  das  meiste  bewirkte. 

Aber  auch  in  einer  anderen  Beziehung  erinnert  uns  diese  Art  keramischen  Be- 
triebes an  vorgeschichtliche  Verhältnisse.  Mein  Gewährsmann  und  seine  Zunftgenossen 
üben  ihr  Geschäft  nicht  regelmäßig:  sie  sind  Bauern  wie  ihre  Nachbarn  und  üben  ihre 
Fertigkeit  als  Töpfer  nur  in  der  freien  Zeit,  welche  ihnen  die  Feldarbeit  übrig  läßt. 
Sie  haben  auch  keinen  Laden,  wo  sie  ihre  Waren  aufstapeln,  sondern  arbeiten  von 
Fall  zu  Fall,  wenn  gerade  ein  Nachbar  etliche  Töpfe  benötigen  sollte,  oder  sie  tragen 
ihre  fertigen  Vorräte  zu  Markte,  wenn  sie  gerade  Bargeld  bedürfen,  um  dort  ihre  Be- 
dürfnisse zu  befriedigen. 

Ich  führte  diese  kleine  ethnographische  Skizze  aus  dem  Grunde  an,  weil  sie  uns 
beweist,  daß  wir  nicht  immer  gerade  unter  die  auf  niederen  Kulturstufen  stehenden 
Wilden  gehen  müssen,  um  Analogien  zu  vorgeschichtlichen  Lebensäußerungen  zu  suchen, 
wir  finden  sie  häufig  inmitten  des  hochzivilisierten  Europa  als  Überreste  einer  in  die 
entlegenste  Vergangenheit  reichenden  Tradition! 

In  die  Gruppe  der  Heizvorrichtungen  gehören  einige  kleinere  Tongeräte,  welche 
wir,  obgleich  sie  eigentlich  Kochgeräte  waren,  hier  anführen  können.  Zuerst  erwähnen 
wir  eine  flache  ovale  Schüssel  mit  niederer  senkrechter  Wandung,  deren  Boden  der 
Längsachse  nach  eine  flache  Rinne  hatte.  In  Fig.  11  auf  Taf.  XVIII  ist  ein  größeres 
Bruchstück  einer  solchen  Schüssel  abgebildet,  welche  jedenfalls  als  ßratenschüssel  ge- 
dient hat.  Die  Rinne  in  der  Mitte  war  zu  dem  Zwecke  angebracht,  damit  sich  darin 
das  vom  Braten  abtropfende  Fett  ansammle  und  das  Fleisch  mürber  werde.  Ähnliche 
tönerne  Bratschüsseln  sieht  man  in  Bosnien  heute  noch  am  Lande  im  Gebrauche. 

Das  zweite  Gerät,  das  wir  erwähnen  wollen,  ist  ein  deckelartiges  Stück,  wovon 
sehr  häufig  Fragmente  gefunden  wurden.  Diese  Deckel  waren  ziemlich  groß  und  dick- 
wandig, deren  breite  Trichterform  oben  abgeflacht  und  mit  einem  starken  bügelartigen 
Henkel  versehen.  Solche  Deckel  — in  Taf.  XXXV,  Fig.  1 u.  2 sind  einzelne  Fragmente 
reproduziert  und  auch  eine  Rekonstruktion  der  ursprünglichen  Form  — wurden  in  vor- 
geschichtlichen Ansiedlungsstätten  sehr  häufig  gefunden,  z.  B.  in  Ripac  ein  vollständig 
erhaltenes  Stück  und  ein  Henkelstück  (vgl.  W.  Radimski:  Der  prähistorische  Pfahlbau 
von  Ripaö  bei  Biha6,  diese  Mitteilungen,  Bd.  V,  S.  29 — 77).  Beide  werden  dort  als  Gefäß- 


Truhelka.  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  im  Savebette  bei  D.  Dolina. 


35 


decke]  beschrieben,  wozu  sie  ihrer  Gestalt  nach  allerdings  geeignet  wären,  in  Wirklich- 
keit hatten  sie  aber  eine  ganz  eigene  Bestimmung,  denn  diese  „Deckel“  dienten  als 
Backdeckel.  Wir  brauchen  gar  nicht  weit  zu  gehen,  um  zu  sehen,  wie  diese  Deckel 
funktionierten,  in  Bosnien  werden  wir  sie  am  Lande  fast  in  jedem  Hause  in  der  ganz 
gleichen  Form  in  Verwendung  finden.  Der  Vorgang  beim  Backen  mit  diesem  Deckel 
— in  Bosnien  sac  oder  crjepulja  genannt  — ist  folgender:  Auf  dem  flachen  Herde 
wird  der  Boden  durch  Feuer  erhitzt  und  wenn  er  die  gewünschte  Hitze  erreicht,  wird 
die  Asche  sauber  abgekehrt,  das  zu  backende  Brot  darauf  gelegt  und  mit  dem  vorher 
gehörig  erhitzten  Brotdeckel  zugedeckt.  Um  ein  zu  rasches  Abkühlen  des  Deckels  zu 
verhindern,  wird  er  mit  glühender  Asche  und  Glut  überdeckt.  So  bäckt  sich  das  Brot 
unter  dem  Deckel  in  kürzester  Zeit  gar. 

Daß  auch  die  aus  dem  Pfahlbaue  stammenden  Tondeckel  größerer  Dimensionen 
zum  Brotbacken  in  ähnlicher  Weise  verwendet  wurden,  bestätigt  uns  nicht  bloß  die 
gleiche  Form,  sondern  auch  der  Umstand,  daß  ausnahmslos  alle  auf  der  Oberfläche  von 
einer  Aschenkruste  überzogen  waren,  welche  nur  durch  längeres  Liegen  in  Asche  ent- 
stehen konnte.  Diese  Vorrichtung  veranschaulicht  uns  den  vorgeschichtlichen  Ofen  in 
seiner  primitivsten  Gestalt. 

V.  Sudsteine. 


(Hierzu  als  Illustrationen:  Taf.  IX,  Fig.  1,  2;  Taf.  X — XII;  Taf.  XVI,  Fig.  12,  16;  Taf.  XXII,  Fig.  1 — 8; 

Taf.  XXHI,  Fig.  1,  2,  32,  33;  Taf.  XXIV,  Fig.  12—14;  Taf.  XXXHI,  Fig.  20.) 

Gewissermaßen  einen  Massenartikel  bildeten  im  Pfahlbaue  jene  bekannten,  oben 
quer  durchlochten  Tonprismen,  welche  bisher  fast  in  allen  vorgeschichtlichen  Ansied- 
lungen, von  der  Steinzeit  angefangen,  gefunden  wurden.  Wir  haben  deren  von  Dolina 
an  die  600  Stücke  und  etwa  ein  Drittel  davon  war  ornamentiert. 

Der  Form  nach  kann  man  darunter  zwei  Arten  unterscheiden:  die  eine  mit  quadra- 
tischer Boden-  und  Scheitelfläche,  welche  bei  weitem  am  zahlreichsten  vertreten  ist,  die 
andere  länglichere,  deren  Querschnitt  ein  Parallelogramm  bildet  und  welche  nur  in  ver- 
einzelten Exemplaren  vorkam.  Ganz  vereinzelt  und  nur  in  sehr  wenigen  Exemplaren 
vorhanden  ist  eine  flache,  an  den  Breitseiten  durch  oben  ab- 
gerundete Dreiecke  begrenzte,  an  den  Schmalseiten  aber  durch 
eine  breite  rillenartige  Vertiefung  verzierte  Form  (Taf.  XXIV, 

Fig.  12,  13,  14). 

Was  die  Größenverhältnisse  der  einzelnen  Tonprismen 
anlangt,  so  ist  dai'in  eine  große  Verschiedenheit  augenfällig. 

Das  größte  gut  erhaltene  Stück  mißt  an  der  Grundfläche 
17  X 17  cm,  an  der  Scheitelfläche  7X7  cm,  in  die  Höhe  20‘5  cm, 
bei  dem  kleinsten  Exemplare  sind  die  korrespondierenden  Maße 
3-2  X 3 2,  P5  X 15  und  4-5  cm  und  daraus  ergibt  sich,  daß 
das  größte  Stück  123  mal  schwerer  war  als  das  kleinste.  Die- 
ser Umstand  sei  besonders  hervorgehoben,  denn  wir  werden 
daraus  Schlußfolgerungen  zur  Erklärung  der  Bedeutung  dieser 
Tonprismen  ziehen. 

Unter  den  vielen  Stücken,  die  zutage  gefördert  wur- 
den, werden  uns  die  ornamentierten  am  meisten  interessieren, 
denn  schon  bei  flüchtiger  Betrachtung  werden  wir  unter  den 

ornamentalen  Motiven  typische  Formen  sehen,  die  sich  öfters  wiederholen,  und  in  dieser 
Wiederholung  können  wir  zumindestens  den  Einfluß  einer  längeren  Tradition  erblicken. 

3* 


Fig.  12. 

Ornamentierter  Sudstein  (Vd- 


36 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


Das  einfachste  ornamentale  Motiv,  das  wir  hier,  allerdings  selten,  finden,  besteht 
in  einem  Abdrucke  des  Fingerballens  im  Mittelpunkte  der  Scheitelfläche.  Mitunter  ist 
um  diesen  noch  eine  ringartige  Rille  gleichfalls  mit  dem  Fingerballen  gezogen. 

Häufiger  als  dieses  ureinfache  Motiv  ist  der  fünffache  Abdruck  des  Fingerballens, 
in  Gestalt  eines  schrägen  Kreuzes  angeordnet. 

Das  Kreuz  ist  bei  diesen  Prismen  überhaupt  typisch  und  bald  besteht  es  aus  senk- 
recht, bald  aus  diametral  sich  kreuzenden  Rillen  und  hat  demnach  die  Malteser-  und 
die  Andreaskreuzform.  Der  Kreuzungspunkt  erscheint  dabei  mitunter  durch  einen  Finger- 
abdruck vertieft. 

An  einzelnen  Stücken  befindet  sich  zwischen  den  Kreuzarmen  noch  ein  weiterer 
Fingerballenabdruck  und  das  Ornament  stellt  das  kantonierte  Kreuz  dar,  welches 
v.  Steinen  mit  dem  Namen  „Brutkreuz“  bezeichnet  hat. 

Bei  einzelnen  Stücken  wendeten  die  Töpfer  von  Donja  Dolina  zur  Verzierung  der  Ton- 
prismen einen  besonderen  Kunstgriff“  an  und  machten  statt  der  Rillen  eine  Reihe  von  halb- 
kugelförmigen Abdrücken,  die  nicht  selten  regel- 
mäßig mit  kurzen  Querrillen  abwechseln.  Es 
wurden  mehrere  derartig  verzierte  Stücke  ge- 
funden und  eine  genauere  Betrachtung  der  ein- 
zelnen ergab,  daß  die  Eindrücke  so  regelmäßig 
sind,  daß  es  unmöglich  wäre,  sie  aus  freier  Hand 
ohne  Zuhilfenahme  eines  geeigneten  Werkzeu- 
ges zu  erzeugen.  Man  bediente  sich  dabei  aber 
nicht  etwa  einer  Punze,  sondern  eines  jener 
Bronzearmbänder,  welche  an  der  Oberseite  mit 
einer  Astragalreihe  verziert  waren.  Das  ornamen- 
tale Motiv  besteht  bei  diesen  teils  aus  Buckeln, 
die  perlenartig  angereiht  sind,  teils  aus  Quer- 
stäben, welche  mit  Buckeln  regelmäßig  abwechseln.  Mit  einem  derartigen  Armbande 
rollte  der  Meister  über  die  weiche  Tonfläche  und  erzielte  jene  regelmäßige  Reihe  von 
Abdrücken,  aus  welchen  sein  Ornament  bestand. 

Diese  Armbänder  aber  sind  ganz  charakteristisch  für  eine  Zeitstufe,  wo  bei  uns 
der  La  Tene-Formenkreis  auf  den  autochtlionen  der  ersten  Eisenzeit  einzuwirken  be- 
gann. Zum  erstenmale  fanden  wir  sie  häufiger  im  Gräberfelde  von  Sanski  Most  und 

auch  in  der  Nekropole  der  Pfahlbauer  von  Dolina 
wurden  sie  wiederholt  naclmewiesen.  Dieses  Ornament 


Fig.  13.  Ornament  auf  der 
Scheitelfläche  des  in  Fig.  12 
abgebildeten  Stückes  ( */3) . 


Fig.  14. 
Bronzearmreif 
aus  Sanski  most 

(Vs)- 

Mit  einem  solchen 
worde  das 
Ornament  in  Fig.  13 
ahgedruckt. 


wäre  also  schon  allein  ein  zur  Altersbestimmung  unse- 


res Pfahlbaues  geeignetes  Leitstück. 

In  Textfig.  14  ist  in  entsprechendem  Maßstabe 
ein  solcher  Armreif  aus  Sanski  Most  reproduziert  und 
daneben  in  Textfig.  12,  13  ein  Prisma,  das  mit  dem- 
selben Astragalabdrucke  verziert  ist.  In  diese  Gruppe 
gehören  auch  die  in  Textfig.  15,  ferner  die  auf  Taf.  X, 
Fig.  9,  Taf.  XII,  Fig.  1,  2,  3,  12,  Taf.  XXII,  Fig.  1 
dargestellten  Objekte. 

Noch  interessantere  als  die  bisher  angeführten 
Verzierungen  sehen  wir  an  einigen  Tonprismen,  deren 
ornamentales  Motiv  aus  der  Swastika  und  davon  abgeleiteten  mäanderartigen  Motiven 
besteht.  Die  einfache  Swastika  wurde  in  der  Regel  auf  der  Scheitelfläche  entweder 


Fig.  15.  Ein  mit  Armreifabdruck 
ornamentierter  Sudstein. 


Truhelka.  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  im  Savebette  bei  D.  Dolina. 


37 


einfach  eingeritzt,  durch  Schnurabdruck  hergestellt  oder  aber,  was  nur  vereinzelt  vor- 
kam, auch  erhaben  dargestellt.  In  Fig.  2G  ist- ein  Prisma  dargestellt,  das  an  der  Ober- 
seite die  Swastika  aufweist,  an  zwei  Seitenflächen  aus  Punktreihen  gebildete  Dreiecke,’ 
an  den  anderen  beiden  aber  ein  mäanderartiges  Motiv,  alles  in  erhabener  Arbeit. 
Auf  Taf.  XXIII,  Fig.  1,  sehen  wir  ein  nicht  minder  reich  verziertes  Exemplar. 

Wir  finden  auch  unter  diesen  Gegenständen  einzelne  Stücke,  bei  welchen  der 
Künstler  von  den  bisher  erwähnten  und,  wie  es  scheint,  bei  der  Ornamentierung  der 
Prismen  konventionellen  Motiven  abwich  und  seiner  dekorativen  Phantasie  freieren  Spiel- 
raum ließ.  So  besteht  an  einem  Stücke  die  Ornamentierung  aus  dichten  Reihen  von 
Punkteindrücken  (Taf.  XXII,  Fig.  8),  auf  anderen  aus  sich  wiederholenden  Querkreuzen 
(Taf.  IX,  Fig.  1,  Taf.  XXII,  Fig.  4). 

Diese  Tonprismen  wurden  bisher  allgemein  als  vorgeschichtliche  Webegewichte 
bezeichnet,  womit  am  Weberahmen  die  Kettenfäden  angespannt  wurden.  Mitunter  hielt 
man  sie  auch  für  Netzsenker. 

Ich  glaube  aber  jetzt,  daß  sich  die  bisherige  Erklärung  dieser  typischen  Ansied- 
lungsfunde durch  eine  geeignetere  ersetzen  ließe.  Wenn  diese  prismatischen,  oben  quer 
durchlochten  Tonklötze  wirklich  als  Gewichte  zum  Anspannen  der  Kette  am  Webstuhle 
gedient  hätten,  so  wäre  es  nicht  unbedingt  notwendig,  daß  sie  aus  gebranntem  Ton  an- 
gefertigt sind,  denn  sie  wären  ohne  bedeutende  Schwierigkeit  in  ähnlicher  Gestalt  auch 
aus  Stein  anzufertigen  und  besonders  würden  sich  dazu  erzführende  Gesteine  eignen, 
die  bei  kleinerem  Umfange  ein  größeres  Gewicht  hätten.  Bisher  wurde  aber  meines 
Wissens  kein  einziges  Stück  aus  anderem  Material  gefunden  als  aus  gebranntem  Ton. 

Gegen  die  bisherige  Erklärung  dieser  Stücke  spricht  auch  der  Umstand,  daß 
manche  darunter  sehr  klein,  also  wenig  gewichtig  sind  und  sich  durch  sorgfältige 
Glättung,  schwarze  Färbung  und  auch  zierliche  Ornamentierung  auszeichnen,  die  in 
irgend  einer  Ecke  der  Hütte  an  einem  Bunde  von  Kettenfäden  entschieden  nicht  zur 
Geltung  käme. 

Ich  habe  oben  die  Größenverhältnisse  des  größten  und  des  kleinsten  in  Dolina 
gefundenen  Exemplares  gegenübergestellt  und  daraus  geht  hervor,  daß  123  Stücke  der 
kleinsten  Sorte  erforderlich  wären,  um  mit  gleicher  Kraft  dieselbe  Partie  Kettenfäden 
anzuspannen  wie  ein  großes  Stück;  ein  solches  Mißverhältnis  dürfen  wir  aber  auch  bei 
der  primitivsten  maschinellen  Vorrichtung  nicht  voraussetzen.  Die  große  Menge  dieser 
Fundstücke  und  der  Umstand,  daß  außerordentlich  viele  stark  zertrümmert  waren,  würde 
zunächst  dafür  sprechen,  daß  sie  zu  einem  Zwecke  dienten,  welcher  eine  raschere  Ab- 
nützung bewirkte,  als  dies  bei  Netzgewichten  der  Fall  wäre. 

Was  mir  aber  die  bisherige  Erklärungsweise  der  Anwendung  dieser  Tonprismen 
in  Zweifel  ziehen  ließ,  war  der  Umstand,  daß  sich  im  Jahre  1900  im  ersten  Pfahlbauhause 
ein  Herd  vorfand,  der  mit  einer  ganzen  Menge  solcher  Tonprismen  beladen  war.  Ein 
ähnlicher  Herd  fand  sich  auch  auf  der  Greda  des  Mato  Petrovic  Veliki.  Damals  nahm 
ich  an,  daß  dieser  Herd  zum  Garbrennen  solcher  Tonprismen  diente;  ein  sorgfältiger 
Vergleich  der  bezüglichen  Aufnahmen  aber  ergab,  daß  sich  der  Herd  im  Pfahlbaue 
innerhalb  der  Umfassungsmauern  des  Hauses  I befand,  und  zwar  in  einer  Ecke  und 
nicht  im  Freien,  und  da  diese  großen  Tonprismen  zum  Garbrennen  einen  großen  Hitze- 
grad erforderten,  so  wäre  dies  innerhalb  des  Hauses  mit  der  größten  Feuersgefahr  für 
die  ganze  Ansiedlung  verbunden  gewesen. 

Der  Herd  und  die  Tonprismen  darauf  hatten  einen  anderen  Zweck  und  wie  ich 
denke  folgenden:  die  Tonprismen  sollten  darauf  bloß  bis  zu  einem  gewissen  Grade  er- 
hitzt und  die  darin  aufgespeicherte  Hitze  dann  zum  Kochen  verwendet  werden. 


38 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


Die  vorgeschichtlichen  Gefäße  Avaren  ihrer  Technik  nach  zum  Kochen  größerer 
Flüssigkeitsmengen  ungeeignet.  Bei  vielen  genügte  die  Feuchtigkeit  allein,  das  lockere 
Gefüge  des  unvollkommen  gebrannten  Tones  zu  lösen,  und  bei  besser  gebrannten  würde 
das  Feuer  bewirken,  was  das  Wasser  nicht  vermochte.  Bei  dem  Mangel  an  größeren 
Metallgefäßen  blieb  demnach  die  Möglichkeit  ausgeschlossen,  auf  eine  praktische  Weise 
größere  Mengen  von  Wasser  über  dem  Feuer  zum  Kochen  zu  bringen,  und  die  Pfahl- 
baubewohner behalfen  sich  jedenfalls  ähnlich,  wie  es  manche  „wilde“  Völker  heute  noch 
tun,  indem  sie  das  Wasser  durch  Eintauchen  glühender  Steine  zum  Sieden  brachten. 
Steine  haben  aber  den  Übelstand,  daß  sie  durch  das  Erhitzen  und  rasche  Abschrecken 
zersplittern  und  dann  das  Wasser  verunreinigen,  während  der  gebrannte  Ton  dazu  viel 
besser  angewendet  werden  konnte.  Ich  nehme  deshalb  an,  daß  jene  Tonprismen  nur 
zu  diesem  Zwecke  verwendet  wurden.  Dazu  brachte  mich  zunächst  der  Umstand,  daß 
wir  sie  in  Donja  Dolina  in  zwei  Fällen  am  häuslichen  Herde  fanden,  öfters  sogar  in 
größeren  Gefäßen  selbst,  ferner  daß  sie  ihrer  Größe  nach  stark  variiei’en  und  einzelne 
darunter  so  klein  sind,  daß  sie  auch  in  einem  Schälchen  Platz  gefunden  hätten.  Viele 
davon  sind  stark  zersplittert,  was  nur  dadurch  erklärlich  wäre,  daß  sie,  bedeutend  er- 
hitzt, plötzlich  abgekühlt  wurden,  und  an  sehr  vielen  kann  man  bemerken,  daß  sich  die 
Oberfläche  mit  muscheligem  Bruch  abgesplittert  hat,  wie  dies  bei  glühend  gemachten 
plötzlich  abgekühlten  Ziegeln  der  Fall  ist. 

Auch  das  Querloch  ist  in  der  Regel  weit  und  zeigt  keinerlei  Wetzspuren  von 
durchgezogenen  Schnüren,  welche  bei  längerem  Gebrauch  als  Webstuhlgewichte  jeden- 
falls in  Gestalt  von  Rillen  zu  beobachten  wären.  Um  eine  Schnur  durchzuziehen,  müßte 
das  Loch  auch  nicht  1 — 2 cm  weit  sein,  es  war  aber  so  weit,  damit  man  die  Stücke  mit 
einem  zugespitzten  angefeuchteten  Stocke  leicht  aus  dem  Feuer  langen  und  in  das  be- 
treffende Kochgefäß  befördern  konnte. 

Diese  Gebrauchsweise  würde  es  auch  erklären,  daß  viele  Tonprismen  sorgfältig 
verziert  sind,  denn  solche  gehörten  zum  Tafelservice  unserer  Pfahlbaubewohner,  welche 
ihren  Gästen  die  Suppe  mit  zierlicheren  Prismen  wärmten,  als  sie  vielleicht  zum  täg- 
lichen Leben  gebrauchten. 

VI.  Wirtel. 

(Hierzu  als  Illustration  die  Tafeln  XIII— XVI;  Taf.  XXVII,  Fig.  13;  Taf.  XXXVI,  Fig.  7; 

Taf.  XXXVIII,  Fig.  6—13.) 

Am  zahlreichsten  waren  unter  den  Tonfunden  aus  dem  Pfahlbaue  von  Dolina 
Wirtel,  welche  sich  von  den  aus  anderen  Fundstätten  bekannt  gewordenen  durch  eine 
ganz  eigene  und  außerordentlich  häufig  vorkommende  Ornamentierung  auszeichnen. 

Bevor  ich  auf  die  Beschreibung  der  in  Dolina  vorkommenden  Wirtel  eingehe, 
glaube  ich,  daß  es  am  Platze  wäre,  einiges  über  die  ursprüngliche  Bestimmung  dieser 
sphäroiden  Tonsachen  zu  bemerken.  Man  nahm  allgemein  an,  daß  diese  „Wirtel“  als 
Spinnwirtel  gedient  haben  und,  an  eine  Holzspindel  aufgesteckt,  die  vorgeschichtliche 
Spindel  repräsentieren.  Erst  in  neuerer  Z.eit  traten  Zweifel  auf,  ob  diese  Erklärung 
auch  richtig  sei.  A.  Götze  warf  in  der  Berliner  anthropologischen  Gesellschaft  die  Frage 
auf,  ob  diese  sphäroiden  Tonartefakte  wirklich  als  Spinnwirtel  gedient  haben  (Verhand- 
lungen der  Berliner  anthropol.  Gesellsch.  1896,  S.  473).  Kurz  darauf  legte  W.  v.  Schulen- 
burg das  klassische  Urteil  eines  schlesischen  Bauern  vor,  dessen  Großvater  als  Hirte 
sich  mit  dem  Spinnen  beschäftigt  hatte  (ibid.  1897,  S.  168).  Daraus  ergab  es  sich,  daß 
die  alten  schlesischen  Hirten,  die  sich  mit  der  Spinnerei  befaßten,  nur  leichte  Holz- 
spindeln verwendeten,  und  der  Gewährsmann  Schulenbui’gs  äußerte  sich  sogar  dahin, 


Truhelka.  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  im  Savebette  bei  D.  Dolina. 


39 


daß  es  sehr  schwierig  sei,  mit  Spindeln,  die  mit  Tonwirteln  beschwert  sind,  zu  spinnen, 
wenn  man  aber  Wirtel  anbringe,  so  seien  nur  solche  von  Holz  oder  Rinde  dazu 
geeignet. 

Wir  in  Bosnien  bedürfen  in  dieser  Frage  nicht  des  Urteils  eines  Bauern,  der  die 
Handspinnerei  nur  vom  Hörensagen  kennt,  denn  in  Bosnien  wird  noch  ausschließlich 
mit  der  Handspindel  gesponnen.  Sie  ist  ein  Gerät,  das  hier  in  keinem  Hause  fehlt,  und 
das  Spinnen  ist  die  erste  Handfertigkeit,  welche  das  bosnische  Landmädchen  erlernt. 
Die  Spindel,  deren  man  sich  hier  bedient,  ist  ihrer  Gestalt  nach  eine  zweifache,  je  nach- 
dem sie  zum  einfachen  Spinnen  oder  zum  Zwirnen  dient.  Die  erstere  ist  ein  dünner, 
etwa  25  cm  langer,  an  beiden  Enden  zugespitzter  Stab  ohne  jede  weitere  Vorrichtung, 
die  Spindel,  die  zum  Zwirnen  dient,  hat  aber  am  unteren  Drittel  tatsächlich  ein  Wirtel, 
aber  ausnahmslos  besteht  dieses  ans  einer  runden,  im  unteren  Drittel  der  Spindel  an- 
gebrachten Scheibe  von  5 — 8 cm  Durchmesser.  Diese  Scheibe  hat  aber  nicht  den  Zweck, 
die  Spindel  schwerer  zu  machen  und  dadurch  die  Zentrifugalkraft  beim  Spinnen  zu 
erhöhen  — das  wäre  überflüssig,  denn  je  mehr  Gespinst  sich  an  der  Spindel  aufwindet, 
und  beim  Zwirnen  geht  das  sehr  rasch,  desto  schwerer  wird  die  Spindel  und  um  so 
leichter  wäre  die  Scheibe  entbehrlich.  Der  Zweck,  den  sie  zu  erfüllen  hat,  besteht 
lediglich  darin,  daß  sie  das  Aufwinden  des  Garnes  erleichtert,  denn  beim  Zwirnen, 
welches  bedeutend  rascher  vor  sich  geht  als  das  einfache  Spinnen,  bildet  sich  im  Laufe 
der  Arbeit  an  der  Spindel  ein  ansehnlicher  Knäuel,  der  ohne  besondere  Vorrichtung 
leicht  von  der  Spindel  abfallen  könnte. 

Als  Beweis  dessen,  daß  diese  Scheibe  nicht  den  Zweck  hatte,  die  Spindel  zu  be- 
schweren, mag  eine  in  Bosnien  gefundene  mittelalterliche  Silberspindel  dienen,  die  aus 
ziemlich  dünnem  Draht  besteht  und  deren  Scheibe  radförmig  durchbrochen  ist,  was 
sicherlich  nicht  der  Fall  gewesen  wäre,  wenn  es  sich  bei  der  Spindel  darum  gehandelt 
hätte,  sie  schwerer  zu  machen.  In  Bosnien  kann  man  zu  Tausende  von  Spindeln  sehen, 
aber  es  dürfte  wohl  keine  einzige  Vorkommen,  die  eine  Wirtel  aus  Ton  oder  verwandtem 
Material  hätte,  nur  hier  und  da  wird  man  finden,  daß  die  Spinnerin  auf  die  obere 
Spitze  ihrer  Wirtel  eine  färbige  Glasperle  feststeckt,  und  dies  geschieht  teils  zur  Ver- 
zierung, teils  aber  um  die  Schleife,  welche  jedesmal,  nachdem  der  fertig  gesponnene 
Fadenteil  aufgewunden  wurde,  auf  der  Spindelspitze  gebildet  wird,  festzuhalten,  damit 
er  sich  während  des  weiteren  Spinnens  nicht  abwindet. 

Aus  dem  Gesagten  geht  aber  hervor,  daß  eine  Tonspindel  geradezu  hinderlich  beim 
Spinnen  wäre,  und  wir  dürfen  darum  auch  die  prähistorischen  „Wirtel“  nicht  als  Be- 
standteile der  Spindel  und  als  Beweisstücke  vorgeschichtlicher  Textilindustrie  auffassen. 

Ein  Zufall  ließ  mich  übrigens  derartige  Tonwirtel  in  Bosnien  noch  heutigen  Tages 
im  Gebrauche  sehen  und  lieferte  mir  wenigstens  teilweise  die  Erklärung,  wozu  die  vor- 
geschichtlichen „Wirtel“  gedient  haben  dürften.  Anläßlich  einer  Reise  gelangte  ich 
oberhalb  Brekovica  an  das  linke  Ufer  der  Una  und  rief  einen  am  jenseitigen  Ufer 
beschäftigten  Fischer  an,  mich  in  seinem  Kahne  hinüberzuführen.  Vor  seinem  Hause 
fand  ich  am  Boden  eine  Anzahl  von  Tonwirteln  liegen,  die  ganz  in  der  Form  und  Ton- 
beschaffenheit jenen  prähistorischen  ähnlich  waren,  so  daß  ich  vermuten  mußte,  der 
Fischer  habe  in  der  Nähe  eine  prähistorische  Ansiedlung  entdeckt  und  die  Wirtel 
dort  eingesammelt.  Auf  meine  Anfrage  erhielt  ich  die  Auskunft,  daß  die  Wirtel 
modern  seien  und  als  Netzbeschwerer  anstatt  Blei  verwendet  werden.  Er  wies  mir 
auch  ein  großes  Schleppnetz  vor,  das  unten  mit  derartigen  Tonkugeln  garniert  war, 
und  erklärte  mir,  daß  solche  Wirtel  in  der  Lika  in  Kroatien  von  den  Bauern  erzeugt 
werden. 


40 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


Die  Ansicht,  daß  auch  die  prähistorischen  Wirtel  zu  dem  gleichen  Zwecke  ge- 
dient haben,  findet  in  dieser  Analogie  eine  kräftige  Stütze  und  sie  wird  um  so  wahr- 
scheinlicher, weil  Wirtelfunde  in  größerer  Anzahl  besonders  in  der  Umgebung  von 
Flüssen  Vorkommen.  Um  nicht  Belege  hierzu  in  der  Ferne  zu  suchen,  genügt  es  hin- 
zuweisen, daß  sie  in  Sobunar,  Ripac,  Dolina  — alles  Ansiedlungen  am  Ufer  fisch- 
reicher Flüsse,  der  Miljacka,  Una  und  Save  — äußerst  häufig  sind,  während  sie  auf 
dem  wasserarmen  Glasinac  gänzlich  fehlen. 

Bisher  wurden  im  Pfahlbaue  während  der  vier  Grabungsperioden  von  1900 — 1903 
im  ganzen  961  Stück  Wirtel  gefunden  und  davon  war  mehr  als  ein  Drittel  schön 
ornamentiert  (369  Stück). 


Fig.  16—21.  Ornamentierte  Wirteln  (2/3). 


Die  Gestalt  dieser  Wirtel  ist  zumeist  die  eines  ellipsoiden  Rotationskörpers,  mehr 
oder  minder  flach  und  nur  selten  kugelförmig.  Der  äußere  Mantel  ist  dabei  mitunter 
flach  geformt,  so  daß  die  Wirtel  eine  bikonische  Gestalt  erhalten.  Das  Loch  ist  in 
der  Regel  geräumig  und  erweitert  sich  oft  derart,  daß  die  Wirtel  nahezu  ringförmig 
wird.  Daß  neben  sorgfältig  ausgeführten  Stücken  auch  einzelne  schleuderhaft  erzeugte 
Vorkommen  liegt  in  der  Natur  der  Sache  und  spricht  nur  dafür,  daß  diese  Tonwirtel 
sehr  häufig  und  in  großen  Mengen  gebraucht  wurden  und  bei  der  Erzeugung  nicht 
immer  eine  gleichmäßige  Sorgfalt  angewendet  wurde. 

Die  Ornamentierung  dieser  Wirteln  besteht  in  den  meisten  Fällen  aus  Spiral- 
windungen, die  mehr  oder  minder  flach  und  breit  in  die  noch  weiche  Tonmasse  ein- 
gedrückt wurden.  Dabei  werden  in  der  Regel  immer  je  drei  Kreisgruppen  oder  Spiralen 
verwendet.  Ich  halte  dafür,  daß  dabei  die  Spirale  das  ursprüngliche  Motiv  war,  die 
Kreise  aber  erst  später  entstanden  und  eigentlich  die  schwerer  herzustellende  Spirale 
veranschaulichen  sollten. 

Was  nun  die  Spirale  anlangt,  so  ist  sie  etwas  in  die  Länge  gezogen  und  das  ist 
schon  durch  die  ellipsoide  Gestalt  der  Wirtel  bedingt;  dasselbe  gilt  auch  von  den  kon- 
zentrischen Kreisen.  Wir  finden  an  den  Wirteln  zunächst  die  einfache,  d.  h.  an  beiden 
Seiten  offene,  also  endliche  Spirale  und  die  geschlossene  oder  doppelte,  wo  die  Kurve, 
in  den  Mittelpunkt  angelangt,  parallel  mit  den  bisherigen  Windungen  nach  rückwärts 
läuft,  um,  an  der  Ausgangsstelle  angelangt,  in  die  nächstfolgende  Spiralgruppe  überzu- 
gehen. Alle  drei  Spiralgruppen  sind  in  diesem  Falle  aus  einer  einzigen  geschlossenen 


Truhelka.  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  im  Savebette  bei  D.  Dolina. 


41 


Linie  gebildet  und  auf  gerader  Fläche  gedacht  würden  sie  uns  ein  dem  Triskeles  ver- 
wandtes Motiv  darstellen. 

Die  zeichnerische  Ausführung  dieses  Motives  ist  eine  ziemlich  schwierige  und  er- 
fordert eine  geübte  Hand,  besonders  wo  die  Zeichnung  mit  einem  Griffel  in  die  Ton- 
masse eingeritzt  wurde. 

Das  ist  auch  der  Grund,  weshalb  die  Spiralen,  namentlich  die  geschlossenen,  in 
einzelnen  Exemplaren  nicht  besonders  genau  geraten  sind  und  weshalb  man  vielleicht 
nach  etlichen  mißlungenen  Versuchen  zu  dem  Auskunftsmittel  griff,  die  Spirale  durch 
das  leichter  herzustellende  sehr  ähnliche  Motiv  konzentrischer  Kreise  zu  ersetzen.  Den 
Fall  finden  wir  ja  auch  sonstwo  und  als  klassische  Beispiele  können  wir  jene  Scheiben- 
fibeln von  Vital  bei  Prozor  in  Kroatien  anführen,  welche  eine  Reproduktion  der  Spiral- 
fibel sind  und  bei  welchen  der  Künstler  die  schwieriger  zu  gravierende  Spirallinie  ein- 
fach durch  konzentrische  Kreisgruppen  ersetzte. 

Nicht  selten  wurden  die  Zwickel  zwischen  dem  Lochrande  und  den  einzelnen 
Spiralen  oder  Kreisen,  womit  die  Wirtel  verziert  waren,  durch  einen  oder  drei  kleine 
kreisrunde  vertiefte  Ringe  verziert.  Diese  wurden  mit  einer  aus  Hirschhorn  angefer- 
tigten Punze  eingedrückt  und  wurde  ein  derartiges  Werkzeug  auch  gefunden.  Es  ist 
auf  Taf.  XXXV,  Fig.  13,  abgebildet. 

Der  Ursprung  der  Spiralornamentik  auf  diesen  Wirteln  ist  jedenfalls  auch  hier  auf 
die  aus  einer  Schnur  oder  aus  Draht  gewundene  Spirale  zurückzuführen,  die,  in  den 
weichen  Ton  abgedrückt,  eines  der  leichtest  herzustellenden  Motive  war.  Die  Schwierig- 
keit begann  erst  mit  dem  Momente,  wo  man  sich  bei  der  Herstellung  des  Griffels  zu 
bedienen  begann.  Daß  dem  in  der  Tat  so  war,  beweisen  einzelne  Wirteln,  wo  wir  den 
Versuch  wahrnehmen  können,  die  Spiral-  oder  Kreislinie  durch  Abdruck  eines  gedrehten 
Drahtstückes,  das  entsprechend  gewunden  war,  herzustellen  (Taf.  XIII,  Fig.  24 — 26, 
Taf.  XV,  Fig.  2—5,  Textfig.  17). 

Auf  den  Tafeln  Xin — XVI  ist  eine  ausreichende  Anzahl  von  mit  Spiralen  und 
konzentrischen  Kreisen  verzierten  Wirtel  reproduziert  und  dürften  die  dort  gezeichneten 
Exemplare  die  Ausgestaltung  des  Motives  erschöpfend  veranschaulichen. 

Andere  als  die  erwähnten  Motive  kommen  auf  Wirteln  wohl  auch,  aber  nur  ver- 
einzelt vor.  Wir  finden  zunächst  Punktreihen  an  der  Peripherie  der  Wirtel  oder  an  den 
Mantelflächen  der  Kegel  umlaufend  (Taf.  XXXVIII,  Fig.  6 und  12),  halbmondförmige 
Einkerbungen  radial  angereiht  (Taf.  XIII,  Fig.  17)  und  auch  einfache  Linearmotive  in 
verschiedenartiger  Anordnung.  Neben  anscheinend  regellos  angereihten  Ritzen  kommen 
radiale  Einkerbungen  vor  und  vereinzelt  finden  sich  auch  sorgfältig  ausgeführte  Wirteln 
mit  reicher  kombinierter  linearer  Ornamentik,  wobei  nicht  selten  vertiefte  Punktreihen 
zum  Ausfüllen  der  von  Linien  begrenzten  Flächen  dienen  (Taf.  XIV,  Fig.  10 — 12; 
Taf.  XXXVIII,  Fig.  8—11). 

Auch  die  äußere  Wirtelform  wurde  nicht  selten  ornamental  aufgefaßt,  indem  man 
das  einfache  Ellipsoid  durch  radiale,  senkrechte  oder  schräge  Wülste  oder  Einkerbungen 
verzierte,  wobei  man  Formen  erzielte,  die  an  manche  Bronze-  oder  Emailperlen  erinnern. 
Derartig  verzierte  Wirteln  sind  in  der  Regel  etwas  kleiner  und  es  ist  naheliegend,  daß 
sie  als  Perlen  gedient  haben  könnten.  Daß  man  Schmuckperlen  auch  in  Ton  erzeugte, 
dafür  liefert  uns  der  Pfahlbau  von  Dolina  eine  Reihe  ganz  schlagender  Beweise.  Wir 
finden  hier  nämlich  eine  gewisse  Perlenform  in  Ton  hergestellt,  die  eine  direkte  Repro- 
duktion einer  eigentümlichen  eisenzeitlichen  Emailperlenform  ist.  Sie  haben  die  Gestalt 
gewöhnlicher  Wirteln,  doch  sind  sie  am  Rande  mit  vier  bis  sechs  warzenförmigen  An- 
sätzen verziert,  so  daß  sie  ein  sternförmiges  Aussehen  haben.  An  die  Emailperlen 


42 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


erinnert  uns  aber  nicht  nur  clie  ungewöhnliche  Form,  sondern  auch  der  Umstand,  daß 
man  dabei  versucht  hat,  auch  die  aus  Augen  bestehende  Bemalung  der  Perlen  zu  imi- 
tieren, indem  die  Warzenköpfe  durch  umlaufende  Rillen  verziert  wurden,  was  im  ent- 
fernten an  die  „Augen“  der  Emailperlen  erinnert. 

Beispiele  derartiger  Imitationen  sind  auf  den  Tafeln  XIII,  Fig.  6 und  14,  Taf.  XIV, 
Fig.  9,  Taf.  XXXVI,  Fig.  7,  Taf.  XXXVIII,  Fig.  14,  15,  abgebildet. 

VII.  Gefäße  und  sonstige  Ton saclien. 

(Als  Illustration  hierzu  Taf.  XVII — XXIII  und  Taf.  XXXVI,  Fig.  1 — 4.) 

Der  wichtigste  Industriezweig,  welchen  die  Bewohner  des  Pfahlbaues  von  Donja 
Dolina  vielleicht  neben  der  Weberei  betrieben,  war  die  Töpferei.  Gefäßscherben  sind 
in  den  Anschwemmungsschichten  so  zahlreich,  daß  die  sie  führenden  Schichten  an  der 
Farbe  schon  von  weitem  erkannt  werden  konnten.  Berücksichtigt  man  die  Verhältnisse, 
unter  welchen  der  Pfahlbau  zugrunde  ging,  wie  die  anstürmenden  Fluten  leichtere 
Gegenstände,  wie  es  Gefäße  waren,  aus  ihrer  Lage  hoben,  von  Ort  zu  Ort  schwemmten, 
dabei  die  gebrechlichen  Wandungen  der  Gefäße  zertrümmerten  und  die  Bruchstücke 
zerrieben,  so  ist  es  erklärlich,  daß  von  der  ursprünglich  großen  Anzahl  nur  ein  ganz 
geringer  Teil  dem  gänzlichen  Verderben  entging.  Besonders  was  an  größeren  Gefäßen 
vorhanden  war,  ging  rettungslos  verloren,  denn  die  Bruchstücke  blieben  nicht  an  einem 
Orte  beisammen,  sondern  sie  wurden  nach  allen  Richtungen  verschwemmt  und  mit 
solchen  anderer  Gefäße  vermischt,  so  daß  es  unmöglich  war,  aus  der  großen  Menge  von 
Scherben  solche  zusammenzusuchen,  die  zu  einzelnen  Gefäßen  gehörten. 

Nur  solche  Gefäße,  die  zufällig  in  geschützter  Lage  und  dem  zerstörenden  Ein- 
flüsse der  Gewässer  nicht  ausgesetzt  waren,  und  namentlich  kleinere  Stücke,  die  rasch 
von  einer  Schlammschichte  bedeckt  wurden,  welche  sie  gegen  ein  weiteres  Zerfallen  am 
besten  sicherte,  konnten  gehoben  und,  wenn  auch  stark  zertrümmert,  die  zusammen- 
gehörigen Stücke  wieder  ergänzt  werden. 

Auf  diese  Weise  konnten  etwa  180  Stücke  teils  ganz  erhalten  ausgegraben  oder 
aus  den  zusammengehörigen  Fragmenten  ergänzt  werden. 

Zur  allgemeinen  Charakteristik  sei  hervorgehoben,  daß  unter  den  Gefäßen,  so  weit 
sie  ganz  oder  in  Bruchstücken  vorkamen,  der  überwiegende  Teil  einfaches,  oft  rohes 
Gebrauchsgeschirr  war,  und  wollten  wir  die  Kulturstufe  unserer  Pfahlbaubewohner  allein 
darnach  beurteilen,  so  würde  das  gewonnene  Bild  keinesfalls  ein  besonders  günstiges 
sein.  Die  Pfahlbauten  waren  eben  Wohnhäuser  und  in  diesen  darf  man  ausschließlich 
nur  ordinäre  Gebrauchsgefäße  erwarten,  die  zum  alltäglichen  Leben  dienten,  während 
feinere  Vasen  als  Liebesgaben  den  Dahingeschiedenen  in  die  Gräber  mitgegeben  und 
dort  auch  in  reichlicherer  Anzahl  gefunden  wurden. 

Unter  den  aus  dem  Pfahlbaue  ausgegrabenen  Gefäßen  sind  Schüsseln  oder  Schalen 
die  einfachsten  und  verhältnismäßig  auch  die  häufigsten.  Wir  finden  darunter  folgende 
F ormen : 

1.  Schalen.  1.  Schalen  mit  flachem  Boden,  niederer,  gerader,  nach  oben  sich  trichter- 
förmig erweiternder  Wandung.  Vorhanden  sind  18  Exemplare,  eines  davon  in  Taf.  XIX, 
Fig.  3,  abgebildet. 

2.  Schale  mit  niederer,  ein  Avenig  geschweifter  Wandung.  Voi’handen  sind  zwei 
Exemplare,  eines  in  Taf.  XVIII,  Fig.  1,  abgebildet. 

3.  Schale  mit  trichterförmigem  Körper,  niederem  eingezogenen  Halsrande.  Vorhanden 
sind  16  Exemplare,  davon  eines  in  Taf.  XVEH,  Fig.  9,  abgebildet. 


Truhelka.  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  im  Savebette  bei  D.  Dolina. 


43 


4.  Ähnlich  geformte  Schalen  mit  einem  warzenförmigen,  senkrecht  durchlochten 
Ansätze  zum  Durchziehen  einer  Hängeschnur.  Vorhanden  zwei  Exemplare,  dargestellt 
auf  Taf.  XVIII,  Fig.  3,  4. 

5.  Dieselbe  Form  mit  zwei  diametralen,  senkrecht  unter  dem  Halsrande  angebrachten 
schmalen  Wülsten.  Taf.  XVIII,  Fig.  2. 

Außer  diesen  wurden  vereinzelte  exzeptionelle  Formen  gefunden,  und  zwar  das  in 
Taf.  XIX,  Fig.  8,  abgebildete  Stück  mit  karnissartig  ausgewölbter  Seitenwandung,  welche 
durch  eine  Reihe  breiter,  ganz  flacher  Buckel  verziert  war,  weiters  das  in  Taf.  XIX, 
Fig.  2,  dargestellte  Stück  mit  breiterem,  nach  oben  sich  verjüngendem  und  einwärts 
gewölbtem  Halse.  Ein  von  diesen  abweichendes  Stück  ist  in  der  Grundform  dem  vor- 
beschriebenen ähnlich,  unterscheidet  sich  aber  von  den  anderen  dadurch,  daß  es  an  der 
Kante,  wo  Bauch  und  Halsansatz  durch  eine  scharfe  Linie  getrennt  sind,  vier  zungen- 
förmige radiale  Ansätze  und  oberhalb  am  Halsrande  je  einen  halbkreisförmigen  Aus- 
schnitt hat  (Taf.  XXIII,  Fig.  29). 

II.  Becher.  Die  einfachste  Form  der  Tonbecher  ist  die  Glockenform  mit  geraden 
oder  nur  ganz  schwach  gewölbten  Seitenwandungen.  Zwei  Exemplare  sind  ganz  glatt, 
sogar  roh  ausgeführt  und  in  Taf.  XVIII,  Fig.  5,  Taf.  XXI,  Fig.  1,  dargestellt.  Zwei 
andere  Exemplare  haben  unter  dem  Rande  vier  diametral  angeordnete  radiale  Ansätze 
(Taf.  XXXVI,  Fig.  4,  Taf.  XIX,  Fig.  7).  Ein  einzelnes  Stück,  sehr  dünnwandig  geformt, 
besitzt  einen  kleinen  Sockelwulst  und  kelchartig  ausgebogenen  Hals  (Taf.  XXII,  Fig.  19), 
ein  rohgeformtes  Stück  endlich  zeichnet  sich  von  den  übrigen  dadurch  aus,  daß  es  um 
die  Mitte  einen  horizontalen,  mit  Fingereindrücken  verzierten  und  sich  zu  zwei  horizon- 
talen bügelförmigen  Handhaben  erweiternden  Wulst  besitzt  (Taf.  XXII,  Fig.  IG). 

Eine  gefälligere  Form  repräsentieren  uns  vereinzelte  Becher,  welche  eine  gewölbte 
Seitenwandung  haben,  die  nach  dem  Fuße  und  Halse  zu  etwas  eingezogen  ist.  Es  sind 
drei  Exemplare  dieser  Gattung  voi’handen  (Taf.  XVIII,  Fig.  10,  Taf.  XXI,  Fig.  3,  4). 
Ein  viertes,  mit  senkrechten  Einkerbungen  verziertes  Stück  veranschaulicht  uns  der 
Grundform  nach  den  Übergang  zu  gewissen  typischen  einhenkeligen  Bechern,  mit  denen 
es  volle  Ähnlichkeit  hat,  nur  daß  es  henkellos  ist  (Taf.  XXII,  Fig.  24). 

III.  Kugelgefäße.  Der  Kugelform  nähert  sich  ein  schmuckloses  bikonisches  Gefäß, 
welches  in  Taf.  XVIII,  Fig.  7,  abgebildet  ist.  Ausgesprochene  Kugelform  hatten  einzelne 
Hängegefäße,  oben  mit  einer  engen  Öffnung  versehen,  welche  am  Rande  zwei  diametral 
angebrachte  Löcher  besaßen,  wodurch  man  eine  Hängeschnur  durchziehen  konnte. 
Diese  Gefäße  scheinen  zum  Verwahren  von  Ingredienzen  — vielleicht  einer  Salbe  oder 
dergleichen  — gedient  zu  haben,  welche  unsere  Pfahlbauern  beständig  mit  sich  führten, 
denn  man  fand  ähnliche  unter  den  Beigaben  der  Toten.  Die  beiden  Schnurlöcher  dienten 
aber  auch  dazu,  um  vermittels  derselben  einen  kleinen,  gleichfalls  mit  zwei  entsprechen- 
den Löchern  versehenen  Deckel  festzubinden.  Die  Form  dieser  Deckel  ist  trichterförmig, 
oben  spitz  verlaufend.  In  Taf.  XXII,  Fig.  28,  ist  ein  unverziertes  Exemplar,  daneben, 
Fig.  27,  eines  mit  gekerbtem  Rande,  in  Taf.  XXIII,  Fig.  17,  ein  drittes,  mit  horizontalen 
Rillen  verziertes. 

Das  einfachste  Stück  unter  den  Vorgefundenen  Kugelgefäßen  ist  in  Taf.  XXXVI, 
Fig.  2,  abgebildet;  es  ist  aus  schwarzgefärbtem  Ton,  fast  ganz  kugelrund  und  schmucklos. 
Ein  durcligehends  mit  horizontalen  Rillen  verziertes  Stück  ist  auf  Taf.  XXI,  Fig.  5,  ab- 
gebildet, ein  anderes  mit  aus  Doppellinien  gebildeten,  über  Eck  gestellten  Quadraten 
verziert,  deren  Feld  mit  aus  Punktreihen  bestehenden  Dreiecken  ausgefüllt  ist,  auf 
Taf.  XXII,  Fig.  21. 


44 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


Mitunter  ist  die  Kugelform  derartiger  Gefäße  abgeplattet,  wie  auf  einem  schmuck- 
losen Exemplare  (Taf.  XXIII,  Fig.  25)  oder  auf  einem  anderen  mit  horizontalen,  aus 
eingeritzten  Dreiecken  und  Umfassungslinien  bestehenden  Bändern  (Taf.  XXII,  Fig.  23). 

Auf  derselben  Tafel  sind  auch  zwei  birnenförmige  Gefäße  abgebildet  (Fig.  20 
und  22),  wovon  das  eine  mit  dem  dazugehörigen  Deckel  ausgegraben  wurde. 

In  die  Kategorie  der  Hängegefäße  gehört  auch  ein  schalenförmiges  Stück  mit  zwei 
zungenförmigen  Ansätzen,  die  je  zwei  senkrechte  Schnurlöcher  haben,  welche  zum  Durch- 
ziehen der  Hängeschnur  oder  zum  Befestigen  des  Deckels  dienten  (Taf.  XXIII,  Fig.  24). 

IV.  Einhenkelige  Becher.  Unter  Becher  wollen  wir  kleinere  Gefäße  verstehen,  die 
zum  Schöpfen  und  Trinken  von  Flüssigkeiten  dienten,  die,  obwohl  ihrer  Form  nach 
verschiedengestaltig,  doch  gewisse  gemeinsame  Merkmale  haben.  Das  Hauptmerkmal 
bei  allen  aber  ist,  daß  der  Henkel  am  Rande  des  Gefäßes  und  diesen  mehr  oder  minder 
überragend  angebracht  ist,  so  daß  man  beim  Schöpfen  eine  geeignete  Handhabe  hatte, 
welche  es  ermöglichte,  die  Vernichtung  ohne  die  Hand  zu  benetzen  auszuführen.  Diese 
Becher  sind  sehr  zahh’eich,  einzelne  Formen  so  typisch  ausgestaltet  und  in  unserer 
ersten  Eisenzeit  so  weit  verbreitet,  daß  man  darin  ganz  charakteristische  Leitformen 
erblicken  kann. 

Die  einfachste  Form  des  Henkelbechers  ist  die  mit  halbkugeligem  Körper  und  am 
Rande  ansitzendem  Henkel.  Die  kleineren  darunter  können  uns  demnach  den  Übergang 
vom  Tonlöffel,  mit  dem  sie  große  Ähnlichkeit  haben,  veranschaulichen.  Einzelne  hierher- 
gehörige Stücke  sind  in  Taf.  XVII,  Fig.  8,  9,  ein  mit  einem  Rillenbande  am  Rande 
verziertes  in  Taf.  XXIII,  Fig.  5,  abgebildet. 

Die  nächst  ähnliche  Form  unterscheidet  sich  von  der  vorerwähnten  nur  dadurch, 
daß  der  Gefäßboden  flach  und  ziemlich  breit,  die  Seitenwandung  nieder  und  ein  wenig 
geschweift  ist.  Abgebildet  sind  hierhergehörige  Gefäße  in  Taf.  XVn,  Fig.  3,  5,  6,  und 
Taf.  XXI,  Fig.  10,  11,  13,  14. 

Nicht  selten  haben  derartige  Henkelbecher  einen  eiförmigen  Körper,  wie  jener  auf 
Taf.  XXI,  Fig.  8,  oder  sind  auch  glockenförmig,  oben  erweitert  (Taf.  XVIII,  Fig.  6,  und 
Taf.  XX,  Fig.  6).  Ein  zu  dieser  Gruppe  gehöriges  großes  Exemplar  zeichnet  sich  vor 
den  anderen  dadurch  aus,  daß  man  am  Henkelbügel  zwei  kleine  warzenförmige  Ansätze 
erkennt,  die  man  für  Rudimente  einer  Sichelgestaltung  auffassen  kann,  ähnlich  jenen 
bei  den  italischen  Ansa  lunata. 

Am  vollendetsten  und  zugleich  auch  typisch  zeigt  sich  die  Form  des  einhenkeligen 
Bechers  in  einer  Reihe  von  Exemplaren  entwickelt,  deren  Merkmale  darin  bestehen, 
daß  der  Gefäßkörper  mehr  oder  minder  ausgebaucht  ist  und  daran  ein  hoher,  von  diesem 
sich  besonders  abhebender,  schwach  gekehlter  Hals  ansetzt,  während  der  Henkel,  läng- 
lichoval gestaltet,  den  oberen  Halsrand  um  ein  bedeutendes  überragt.  Diese  Gefäße 
sind  in  der  Regel  sehr  sorgfältig  gearbeitet,  dünnwandig,  oft  schwarz  gefärbt  und  auch 
mit  Ornamenten  verziert.  Der  Gestalt  nach  erinnert  diese  Gefäßform  an  jene  der  grie- 
chischen Oinochöe,  und  berücksichtigt  man  das  Verbreitungsgebiet  unserer  vorgeschicht- 
lichen Urform,  so  kann  man  mit  einiger  Berechtigung  annehmen,  daß  die  griechische 
aus  der  vorgeschichtlichen  hervorgegangen  ist. 

Die  Ornamentik,  welche  wir  auf  einzelnen  dieser  Becher  finden,  besteht  aus  senk- 
rechten Rillen,  Zickzacklinien  und  Bändern,  die  in  der  Regel  an  der  Ausbauchung  an- 
gebracht sind,  während  der  Halsrand  mit  umlaufenden  Horizontalrillen  verziert  ist. 

Auf  Taf.  XVIII,  Fig.  8,  Taf.  XIX,  Fig.  4,  6,  Taf.  XXII,  Fig.  17,  Taf.  XXIII, 
Fig.  4 und  23,  sind  die  charakteristischesten  Exemplare  dieser  Gattung  abgebildet, 
während  auf  Taf.  XXXVI,  Fig.  1,  Taf.  XXII,  Fig.  18,  Taf.  XXIII,  Fig.  5,  einige  inso- 


Truhelka.  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  im  Savebette  bei  D.  Dolina. 


45 


ferne  abweichende  Stücke  dargestellt  sind,  als  sich  der  Gefäßkörper  der  bikonischen 
Form  nähert. 

Eine  besondere  Klasse  unter  den  einhenkeligen  Gefäßen  vertreten  einige  kleinere 
mit  eiförmigem  oder  auch  trichterförmigem  Körper,  bei  welchen  der  Henkel  an  der  Seite 
ansitzt,  während  der  gegenüberliegende  Halsrand  zu  einem  kleinen  Schnabel  ausgezogen 
ist,  um  das  tropfenweise  Ausgießen  der  Flüssigkeit  zu  erleichtern.  Das  Merkwürdige 
an  diesen  Gefäßen  ist  aber,  daß  sie  am  Boden  drei  kurze  Füße  haben  und  sonach 
geeignet  waren,  an  der  Glut  zu  stehen  (Taf.  XXI,  Fig.  16,  17,  Taf.  XXIII,  Fig.  15). 

Ein  Dreifußgefäß  ohne  Henkel  veranschaulicht  Taf.  XXI,  Fig.  9,  ein  anderes  mit 
geradem  Stiel  statt  des  Henkels  Taf.  XXII,  Fig.  26. 

V.  Zweihenkelige  Becher.  In  der  Hauptform  sind  die  zweihenkeligen  Becher  von 
Donja  Dolina  den  einhenkeligen  vollkommen  ähnlich  und  unterscheiden  sich  eben  nur 
dadurch,  daß  sie  zwei  diametrale,  den  Rand  überragende  Henkel  besitzen.  Die  Körper- 
form ist  geschweift  wie  bei  den  besseren  einhenkeligen  Bechern,  der  Hals  mehr  oder 
minder  hoch  und  als  besonderes  Gliederungsstück  behandelt.  Auch  diese  Gefäße  sind 
sorgfältig  gearbeitet,  sie  gehören  nicht  zum  ordinären  Kochgerät  und  manche  darunter 
haben  eine  sorgfältige  Ornamentik,  die  aus  senkrechten  oder  horizontalen  Rillen  und 
auch  Bändern  besteht.  Die  in  Taf.  XIX,  Fig.  1,  Taf.  XX,  Fig.  1 — 5,  Taf.  XXI,  Fig.  20 
bis  22,  reproduzierten  Stücke  veranschaulichen  die  am  häufigsten  vorkommenden  Formen 
dieser  Gefäßgruppe. 

VI.  Saugnäpfe.  Eine  eigentümliche  Konstruktion  haben  gewisse  kleinere  Gefäße, 
die  wir  als  Saugnäpfe  bezeichnen  können.  Der  Form  nach  sind  sie  untereinander  ver- 
schieden, aber  alle  haben  als  gemeinsames  Merkmal  in  der  Mitte  der  Seitenwandung 
eine  horizontale  Saugröhre  angebracht.  Sie  dienten,  ähnlich  wie  unsere  Saugfläschchen, 
zum  Auffüttern  kleiner  Kinder. 

Die  einfachste  Form  dieser  Gefäßart  repräsentiert  uns  ein  löffelartiges  Stück,  dessen 
gerader  Stiel  röhrenförmig  durchbohrt  war  (Taf.  XVII,  Fig.  7).  Es  war  dies  also  ein 
mit  einer  Saugvorrichtung  versehener  Löffel.  In  Taf.  XXI,  Fig.  7,  ist  ein  derartiges 
Gefäß  mit  eiförmigem  Körper  dargestellt,  ein  ähnliches  in  Taf.  XXIII,  Fig.  7. 

Zwei  Gefäße  zeigen  eine  entwickeltere  Form,  indem  das  eine  die  Gestalt  eines 
einhenkeligen  Bechers  (Taf.  XXII,  Fig.  25)  hat,  das  andere  aber  eine  Miniaturform  der 
Urnen  vom  Villanovatypus  repräsentiert  (Taf.  XXIII,  Fig.  6). 

Diese  Gefäße  sind  an  und  für  sich  Kleinigkeiten,  aber  auch  sie  sind  geeignet,  in 
ihrer  Unbedeutendheit  uns  einen  Blick  in  das  Leben  unserer  Pfahlbauer  zu  gestatten 
und  uns  erkennen  zu  lassen,  wie  sie  für  ihre  Kleinen  Sorge  führten.  So  gering  diese 
Sächelchen  sind,  würden  wir  sie  nur  ungerne  aus  dem  Inventar  der  uns  im  Pfahlbaue 
überlieferten  Geräte  vermissen. 

VII.  Löffel.  Zu  den  häufigsten  Tongeräten  gehören  kleine  schalenförmige  Geräte, 
welche  als  Löffel  dienten.  Alle  ohne  Ausnahme  haben  am  Rande  eine  zum  Halten 
geeignete  Handhabe,  welche  in  den  meisten  Fällen  in  einem  ziemlich  weiten  kreisrunden 
Henkel  besteht,  bei  vereinzelten  Stücken  aber  auch  die  Gestalt  eines  kurzen  horizon- 
talen Stieles  haben.  In  einem  Falle  war  dieser  Stiel  sogar  düllenförmig  angebohrt,  so 
daß  man  einen  anderen  Holzstiel  darin  befestigen  konnte  und  derart  ohne  Gefahr  selbst 
in  siedendes  Wasser  damit  eingreifen  konnte. 

Die  Form  des  Löffels  ist  in  der  Regel  rund,  aber  mitunter  auch  oval  oder,  wie 
bei  unseren  modernen  Löffeln,  herzförmig.  Beispiele  verschiedener  Löffeln  sind  in 
Taf.  XVII,  Fig.  1,  2,  8,  Taf.  XX,  Fig.  7—10,  Taf.  XXII,  Fig.  29—32,  Taf.  XXIII, 
Fig.  26,  27,  abgebildet. 


46 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


VIII.  Trichter.  Als  Trichter  können  wir  einzelne  kleine  tellerförmige,  unten  zu- 
gespitzte Gefäßchen  auffassen,  die  in  der  Mitte  senkrecht  durchlocht  sind  (Taf.  XXVII, 
Fig.  9).  Sie  sind  sehr  klein,  einzelne  haben  an  der  Trichtermündung  drei  warzenförmige 
Ansätze,  um  das  Aufstellen  zu  erleichtern,  und  sind  wohl  auch  mit  eingedrückten  Punkten 
verziert.  Sie  konnten  bei  ihrer  Kleinheit  nur  als  Tropftrichter  verwendet  werden,  für 
das  Übergießen  größerer  Flüssigkeitsmengen  waren  sie  ungeeignet  (vgl.  Taf.  XXII, 
Fig.  33-35,  Taf.  XXIII,  Fig.  16,  18). 

IX.  Vasen.  Unter  den  zahlreicheren  Gebrauchsgefäßen,  die  unser  Pfahlbau  lieferte, 
befanden  sich  auch  einzelne  Stücke,  die  mit  größerer  Sorgfalt  ausgeführt  und  verziert 
waren  und  die  wir  als  Ziervasen  auffassen  können.  Wir  haben  darunter  zunächst  eine 
kleine  henkellose  Vase  aus  schwarzgefärbtem  Ton,  deren  Form  dem  Villanovatypus 
nachgebildet  ist.  Sie  hat  wie  diese  eine  starke  Ausbauchung,  hohen,  am  oberen  Rande 
etwas  ausladenden  Hals.  Unter  dem  Halsrande  sind  vier  runde  stollenförmige  Ansätze 
als  Verzierung  angebracht,  die  Ausbauchung  ist  mit  senkrechten  breiten  Rillen  verziert 
(vgl.  Taf.  XXIII,  Fig.  9). 

Ein  zweites,  gleichfalls  henkelloses  Stück  ist  in  der  Form  dem  vorbeschriebenen 
ähnlich,  doch  viel  breiter  und  niedriger  gehalten.  Seine  Ornamentik  besteht  abwechselnd 
aus  erhabenen  Buckeln  und  Gruppen  von  senkrechten  Rillen,  die  an  der 
Peripherie  in  regelmäßiger  Aufeinanderfolge  angereiht  sind  (Taf.  XXIII, 
Fig.  10). 

Der  Form  nach  ähnlich  diesem  ist  das  auf  derselben  Tafel,  Fig.  8, 
abgebildete  Gefäß  und  weicht  von  ihm  nur  insoferne  ab,  als  der  Gefäß- 
hals vom  Körper  scharf  getrennt  ist.  Das  Gefäß  ist  allerdings  schmuck- 
los, aber  dennoch  eine  Seltenheit  im  Inventare  unserer  Pfahlbaubewohner, 
denn  es  ist  auf  der  Drehscheibe  sehr  sorgfältig  und  dünnwandig  an- 
gefertigt. In  der  großen  Anzahl  der  Gefäßscherben,  welche  in  Dolina 
vorkamen,  sind  Fragmente  von  Drehscheibengefäßen,  obwohl  sie  ange- 
troffen wurden,  eine  große  Seltenheit  und  ist  dieses  gut  erhaltene  Stück  als  ein  Beleg 
für  die  vorgeschichtliche  Drehscheibentechnik  sehr  wertvoll.  (Taf.  XXIII,  Fig.  8.) 

In  Textfig.  22  ist  ein  kleiner,  aus  geschwärztem  Ton  gefertigter  Krug  dargestellt, 
welcher  sorgfältig  gearbeitet,  unter  dem  hohen,  von  einem  Henkel  überragten  Halse  mit 
einem  Dreieckornamente  verziert  ist. 

Das  schönste  im  Pfahlbaue  bisher  entdeckte  Gefäß  ist  endlich  der  in  Fig.  23  abgebildete 
große  Henkelbecher.  Die  Arbeit  an  diesem  Stücke  ist,  obwohl  es  aus  freier  Hand  geformt 

ist,  eine  außerordentlich  saubere,  das  Gefäß 
dünnwandig  und  seine  Ornamentik  eine  ge- 
wählte und  erinnert  uns  an  gewisse  godro- 
nierte  Bronzeschalen  unserer  ersten  Eisen- 
zeit. Wie  bei  diesen  ist  die  Ausbauchung 
mit  einer  Reihe  erhabener  Buckel  verziert, 
welche  je  von  einem  Punktkreise  umgeben 
sind.  Zwischen  den  Buckeln  ist  ein  breite- 
rer, mit  senkrechten  Rillen  und  zwei  senk- 
rechten Punktreihen  dazwischen  verzierter 
Streifen  glatt  geblieben.  Der  Halsrand  ist 
mit  einer  Reihe  vertiefter  Punkte  versehen. 

X.  Plastisches.  Versuche  plastischer  Darstellungen  in  Ton  sind  in  Dolina  allerdings 
selten,  aber  kamen  dennoch  vor.  In  künstlerischer  Plinsicht  erheben  sie  sich  nicht  über 


Fig.  23.  Vase  aus  rötlichem  polierten  Ton  (1/4). 


Fig.  22.  Vase 
aus  schwarzem 
polierten  Ton 
(Vio). 


Truhelka.  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  im  Savebette  bei  D.  Dolina. 


47 


In  die  erste  gehören 


Fig.  24.  Tonidol  (2/3). 


das  allgemeine  Niveau  vorgeschichtlicher  bildnerischer  Versuche.  Sie  sind  ebenso  roh 
und  primitiv  erzeugt  wie  die  meisten  derartigen  „Idole“  und  die  Roheit  der  Ausführung, 
manchen  anderen  Erzeugnissen  der  Tonindustrie  gegenübergestellt,  welche  eine  gewisse 
künstlerische  Veranlagung  verraten,  drängen  uns  den  Gedanken  auf,  daß  in  der  tech- 
nischen Unvollkommenheit  dieser  „Idole“  eine  gewisse  Absicht  zum  Ausdrucke  kommt. 

Im  Pfahlbaue  wurden  bisher  vier  Figürchen  entdeckt,  die  in  die  Gruppe  der  so- 
genannten „Idole“  gehören. 

Die  große  bisher  bekannt  gewordene  Serie  vorgeschichtlicher  Tonidole  repräsen- 
tieren uns  zwei  von  einander  leicht  zu  unterscheidende  Klassen, 
jene,  worin  die  Plastiker  es  versuchten,  die  Naturformen  so  gut 
oder  so  schlecht  es  ging  zu  reproduzieren,  und  dieser  Versuch  ist 
in  der  Regel  so  wenig  gelungen,  daß  man  nur  in  den  seltensten 
Fällen  bestimmen  kann,  welches  Tier  das  Idol  vorstellen  soll,  ja 
oft  ist  man  im  Zweifel,  ob  es  eine  menschliche  oder  tierische  Ge- 
stalt darstellt.  So  ist  das  in  Textfig.  24  abgebildete  Idol  gänzlich 
unbestimmter  Form.  Vom  Kopfe,  Schwänze  und  den  Extremitäten 
sind  nur  Rudimente  erkenntlich,  ob  aber  das  Bild  ein  Säugetier, 
eine  Eidechse  oder  sonst  was  vorstellen  soll,  bleibt  wohl  unbe- 
stimmbar. 

Das  in  Fig.  25  abgebildete  Stück  ist  schon  besser  und 
obwohl  Kopf  und  Füße  daran  abgeschlagen  sind,  kann  man 
wenigstens  ahnen,  daß  es  ein  Pferd  oder  Rind  darstellen  sollte. 

In  die  zweite  Klasse  gehören  solche  Idole,  bei  welchen 
das  plastische  Unvermögen  durch  eine  konventionelle  stilisti- 
sche Wiedergabe  markiert  wird.  Nach  dem  mißlungenen 
Versuche,  Rundbilder  herzustellen,  gelangte  man  zum  flachen 
Brettidol,  welches  in  fast  geometrischen  Umrissen  die 
Hauptform  wiedergibt  und  darin  nur  ganz  charakteristische 
Merkmale  — Nase,  Brüste,  Vulva  u.  dgl.  — , eine  Hand- 
habe zur  näheren  Bestimmung  des  Idols,  darbieten.  Diese  rohe,  konventionelle  Stilistik 
verleiht  diesen  Idolen  ihr  gleichmäßiges  Aussehen,  sie  ist  es  aber  auch,  welche  die 
Forscher  zuerst  auf  den  Gedanken  brachte,  daß  man  in  diesen  bildnerischen  Versuchen 
Idole  erblicken  solle. 

Im  Pfahlbaue  wurden  zwei  Exemplare  dieser  Gruppe  entdeckt  und  sind  diese  in 
Taf.  XXXIII,  Fig.  21  und  24,  reproduziert. 

Auch  das  auf  Taf.  XXXVI,  Fig.  5 und  6,  abgebildete  Stierköpfchen  aus  schwarzem 
Ton  ist  flach  und  brettartig  ausgeführt  und  nur  nach  den  äußeren  Konturlinien  erkennt- 
lich. An  dessen  Rückseite  sitzt  ein  runder  Stab  an,  vermittels  welchem  es  an  irgend  einer 
Vase  — als  Henkel  oder  Zierat  — befestigt  war. 

Ein  interessantes  Stück  ist  die  in  Taf.  IX,  Fig.  11,  abgebildete  kleine  Vase  in 
Vogelform.  Sie  ist  bis  auf  den  fehlenden  Kopf  gut  erhalten  und  an  der  Oberfläche  mit 
vertieften  Punkten  verziert.  Auch  hier  vermissen  wir  ein  genaueres  Verständnis  der 
natürlichen  Formen  und  können  nur  so  viel  bestimmen,  daß  das  Vorbild  der  Vogelwelt 
entnommen  wurde. 

Nach  Analogie  zahlreicher  Vorkommnisse  späterer  Zeiten  können  wir  ein  kleines 
Tongefäßchen  in  Gestalt  eines  Fußes  oder  Schuhes  mit  einem  über  dem  Riste  ange- 
brachten Henkel  (Taf.  XXVII,  Fig.  5)  gleichfalls  als  ein  sakrales  Gebrauchsstück  auf- 
fassen. 


Fig.  25.  Tonidol  (2/3). 


48 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


Es  dürfte  ein  Weihgeschenk  gewesen  sein  wie  jene  Weihgeschenke  in  Gestalt  von 
Hand,  Fuß  oder  sonstigen  Körperteilen,  die  im  hellenischen  Altertum  so  überaus  häufig 
waren  und  selbst  dem  Christentum  überliefert  wurden. 

XI.  Spielsachen.  In  vielen  vorgeschichtlichen  Ansiedlungen,  in  welchen  Tonsachen 
in  größerer  Menge  gefunden  wurden,  begegnen  wir  einzelnen  rohgeformten  Miniatur- 
gefäßen, die  man  als  Spielzeug  auffaßte.  Derartiges  Spielzeug  war  auch  in  unserem 
Pfahlbaue  nicht  selten.  Den  Namen  „Spielzeug“  geben  wir  diesen  Kleinigkeiten  nicht 
deshalb,  weil  es  von  den  Alten  zum  Zeitvertreib  ihrer  Jungen  angefertigte  Spielsachen 
waren,  sondern  weil  die  hoffnungsvolle  Pfahlbauerjugend  diese  Sächelchen  zum  Spiel 
und  Zeitvertreib  selbst  anfertigte.  Wir  müssen  sie  als  Kindererzeugnisse  schon  aus  dem 
Grunde  auffassen,  weil  sie  so  roh  ausgeführt  sind,  daß  sie  selbst  für  Schleuderware  zu 
roh  wären.  Beim  Zusehen,  wie  die  Eltern  sich  mit  Töpferei  beschäftigten,  erwachte 
wohl  in  manchem  Kinde  der  Nachahmungstrieb,  es  versuchte,  es  ihnen  nachzumachen, 
und  erzeugte  jene  Miniaturgefäße.  Auf  diese  Weise  machte  manches  Kind  seine  Vor- 
schule im  Spiele  durch  und  wurde  mit  der  Zeit  ein  tüchtiger  Töpfer.  Die  Eltern  konnten 
wohl  den  Bitten  ihrer  Jungen  nicht  widerstehen,  ließen  deren  Erzeugnisse  mit  der 
eigenen  Ware  garbrennen  und  so  konnten  diese  Versuche  kindlichen  Fleißes  späten 
Jahrtausenden  überliefert  werden. 

Es  liegt  im  Wesen  der  Sache,  daß  die  Kinder  nur  solche  Formen  nachbildeten, 
bei  denen  die  technische  Herstellung  keine  allzugroßen  Schwierigkeiten  darbot,  und 
dazu  eigneten  sich  besonders  Schalen-  und  flachere  Topfformen,  die  auch  in  der  Mehr- 
zahl vorgefunden  wurden.  Henkelgefäße  fehlen  hingegen,  weil  die  Anfertigung  und  noch 
mehr  die  Anbringung  des  Henkels  dem  Ungeübten  große  Schwierigkeiten  machten. 
Abgesehen  von  den  einfacheren  Formen  — einzelne  davon  in  Taf.  XX,  Fig.  11,  12,  13, 
Taf.  XXI,  Fig.  12,  15,  18,  u.  a.  a.  0.  abgebildet  — werden  uns  jene  interessieren,  in 
welchen  wir  kindliche  Versuche  erkennen,  gewisse  typische  Vorbilder  nachzuahmen. 
So  stellt  uns  das  Gefäßchen  auf  Taf.  XXXVI,  Fig.  4,  eine  Glockenurne  mit  vier  zungen- 
förmigen Ansätzen,  jenes  auf  Taf.  XXIII,  Fig.  14,  eine  solche  mit  sechs  warzenförmigen 
Zapfen  dar.  Miniaturdarstellungen  der  Urnen  vom  Villanovatypus  erkennen  wir  in 
Taf.  XXIII,  Fig.  11—13. 

In  die  Kategorie  der  Spielsachen  gehört  vielleicht  das  in  Taf.  XXI,  Fig.  2,  abge- 
bildete Standgefäß  und  ein  anderes  mit  dreifüßigem  Ständer  auf  Taf.  XXIII,  Fig.  16. 

XII.  Sonstiges  Tongerät.  Aus  Ton  wurden  noch  mancherlei  Gerätschaften  ver- 
fertigt, welcher  sich  die  Pfahlbauern  bei  ihren  täglichen  Verrichtungen  bedienten.  So 
fanden  sich  in  größeren  Mengen  aus  Ton  hei’gestellte  Spulen,  die  jedenfalls  zum  Auf- 
winden von  Garn  oder  Schnüren  dienten.  Sie  haben  die  Gestalt  unserer  heutigen  Spulen, 
d.  i.  sie  sind  zilinderförmig,  in  der  Mitte  dünner,  an  beiden  Seiten  von  scheibenartigen 
Erweiterungen  begrenzt.  Nur  ein  einziges  Exemplar  darunter  war  der  Längsachse  nach 
durchlocht  (Taf.  XXII,  Fig.  10),  alle  anderen  aber  massiv.  Um  aber  das  Abwickeln  des 
Fadens  zu  erleichtern,  wurde  auf  den  beiden  Seitenscheiben  ein  Eindruck  gemacht,  wo 
man  die  Spule  mit  dem  Daumen  und  Zeigefinger  der  einen  Hand  fassen  und  so  leicht 
drehen  konnte  (vgl.  Taf.  XX,  Fig.  14,  15,  20). 

Gewöhnlich  sind  diese  Spulen  schmucklos,  aber  einzelne  darunter  sind  auch  mit 
Ornamenten  versehen.  In  Taf.  XXII,  Fig.  9,  ist  ein  Stück  abgebildet,  das  an  den  beiden 
Scheiben  ein  kreuzförmiges  Ornament  besitzt.  Es  besteht  aus  einem  vertieft  eingeritzten 
Kreuze,  das  von  Rechtwinkeln  und  einem  Punkte  darin  kantoniert  ist.  Ein  anderes 
Stück  weist  auf  den  Scheiben  ein  von  einem  Kreise  umgebenes  Kreuz  auf,  welches  aus 
vertieften  Punkten  besteht  (Taf.  XX,  Fig.  16).  Das  in  Taf.  XXII,  Fig.  11,  abgebildete 


Truhelka.  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  im  Savebette  bei  D.  Dolina. 


49 


Stück  zeigt  eine  Ornamentik,  die  aus  rechtwinkelig’,  wie  es  scheint  regellos  angeordneten 
geraden  Linien  besteht,  in  denen  wir  vielleicht  eine  mißlungene  Nachahmung  einer  Swastika 
erblicken  können  (vgl.  auch  die  Stücke  auf  Taf.  XVI,  Fig.  15,  Taf.  XXIV,  Fig.  1 — 5). 

Vereinzelt  kommen  auch  ganz  flache  scheibenförmige  Spulen  mit  umlaufender  Rinne 
an  der  Peripherie  vor,  wde  jene  auf  Taf.  XVI,  Fig.  14. 

Neben  diesen  ziemlich  sorgfältig  ausgearbeiteten  Spulen  findet  man  auch  solche, 
die  bedeutend  größer  und  roh  hergestellt  waren.  Sie  unterscheiden  sich  von  den  vor- 
herigen dadurch,  daß  die  beiden  Köpfe  nicht  scheibenförmig,  sondern  abgerundet  sind 
ähnlich  den  Turnerhanteln,  auch  der  Ton  ist  bei  ihnen  nicht  rein,  sondern  stark  mit 
Spreu  vermengt.  Diese  Beimengung  war  eine  absichtliche  und  jedenfalls  dem  Zwecke, 
welchem  diese  Stücke  dienen  sollten,  angepaßte.  Man  nimmt  an,  daß  diese  Tonklötze 
am  Herde  als  Untersätze  von  Gefäßen  an  Stelle  unserer  Dreifüße  verwendet  wurden 
oder  auch  in  der  Töpferei  als  Unterlage  unter  der  garzubrennenden  Ware  Anwendung 
fanden  (vgl.  Taf.  XXIV,  Fig.  6—8). 

Aus  plastischem  Ton  wurden  auch  Spulenkerne  angefertigt.  Wir  besitzen  deren 
zwei  Exemplare.  Das  eine,  in  Taf.  XXII,  Fig.  14,  abgebildet,  hat  die  Gestalt  einer  stern- 
förmigen, etwas  ausgehöhlten  Scheibe,  das  andere  besteht  aus  drei  von  einem  gemein- 
samen Mittelpunkte  ausstrahlenden  runden  Stäben,  ist  im  Mittelpunkte  durchlocht  und 
an  den  End-  und  Berührungsflächen  der  Stäbe  mit  je  einem  vertieften  Punkt  verziert 
(Taf.  XXII,  Fig.  15). 

Zu  den  häufigeren  Funden  gehören  in  unserem  Pfahlbaue  gewisse  Tongeräte,  die 
vielleicht  als  Glättwerkzeuge  gedient  haben.  Es  sind  dies  T-förmige  Stücke,  bestehend 
aus  einem  flacheren  Tonstreifen,  auf  dessen  Mittelpunkt  ein  kurzer  runder  Stab,  der  als 
Handhabe  diente,  aufsitzt.  Diese  Handhabe  ist  gewöhnlich  durchlocht,  so  daß  eine  Schnur 
durchgezogen  werden  konnte.  Die  obere  Fläche,  welche  bei  der  Arbeit  mit  diesem  Gerät 
benützt  wurde,  zeigt  starke  Glättspuren  und  wurde  zweifellos  zum  Glätten,  sei  es  des 
Leders,  oder  zum  Polieren  der  fertigen  Gefäße  vor  dem  Brande  verwendet.  Einige 
dieser  Glättinstrumente  sind  auf  Taf.  XVIII,  Fig.  12,  Taf.  XX,  Fig.  21,  Taf.  XXII, 
Fig.  12,  13,  abgebildet. 

Auch  das  in  Taf.  XXIII,  Fig.  20,  abgebildete  Stück,  ein  stielförmiges,  einerseits 
abgerundetes,  andererseits  in  zwei  Zapfen  endigendes  Werkzeug  dürfte  zum  Glätten 
gedient  haben,  denn  es  trägt  am  abgerundeten  Ende  deutliche  Spuren  einer  solchen 
Verwendung  und  mag  als  Polierstein  bei  feineren  Gefäßbuckelungen  ganz  gute  Dienste 
geleistet  haben. 

Exzeptionelle  Tongegenstände  repräsentieren  uns  der  auf  Taf.  XXIII,  Fig.  19,  ab- 
gebildete ovale  platte  Deckel  mit  zwei  Bandösen  zum  Festschnüren  an  den  Schmalseiten 
und  durchlochtem  Mittelwulst,  ein  aus  einem  dünnen  Tonstreifen  hergestellter  großer 
Reif  (Taf.  XXXV,  Fig.  4)  und  eine  kreisrunde,  mit  Sieblöchern  versehene  Tonscheibe 
(Taf.  XXVII,  Fig.  12),  die  als  Einsatz  in  einem  besonderen  Gefäße,  als  Filter  diente. 

VIII.  Die  kerami sclie  Ornamentik. 

(Als  Illustration  hierzu:  Tafel  VIII,  IX,  XXV— XXVII  und  XXXIII,  Fig.  20.) 

Überblicken  wir  die  in  Dolina  ausgegrabenen  Gefäße  und  Scherben,  so  werden 
wir  zunächst  die  Wahrnehmung  machen,  daß  der  überwiegende  Teil  gewöhnliches  Ge- 
brauchsgeschirr war  und  folglich  einer  besonderen  Ornamentierung  nicht  bedurfte.  Was 
aber  an  feineren  Gefäßen  vorhanden  ist,  weist  eine  fortgeschrittene  Ornamentik  auf,  die 
über  eine  ansehnliche  Skala  allerdings  einfacher  elementarer  Motive  verfügt. 

Band  IX.  4 


50 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


Schon  an  den  Henkeln  der  Henkelgefäße  bemerken  wir  das  Bestreben,  ihnen  eine 
gefälligere,  durch  Schweifung,  Längsrillen,  Kehlungen  oder  Rippen  verzierte  Gestalt  zu 
geben  (Taf.  XXV,  Fig.  2 — 4).  Dabei  ist  die  obere  Wölbung  des  Henkels  nicht  selten 
mit  seitlichen  Ansätzen  versehen  (Taf.  XXV,  Fig.  5,  6,  8,  9,  Taf.  XXVII,  Fig.  4),  die 
uns  an  die  italische  Ansa  cornuta  oder  lunata  erinnert  und  die  wir  als  Entwicklungs 
glied  desselben  Formenkreises  betrachten  dürfen,  denn  auch  andere,  noch  typischere 
Formen  weisen  nach  Italien  und  gestatten  uns,  die  Pfahlbauansiedlung  von  Donja  Dolina 
demselben  Kulturkreise  einzuverleiben.  Die  Ansätze  sind  hier  bald  warzenförmig,  bald 
mit  stollenförmigen  Erweiterungen  versehen,  wohl  auch  spiralförmig  gedreht  und  erinnern 
in  dem  Falle  an  Widderhörner  (vgl.  Taf.  XXVII,  Fig.  7,  Taf.  XXXIII,  Fig.  22).  Am 
Gefäßkörper  ist  hauptsächlich  der  obere  Halsrand  und  der  obere  Rand  der  Ausbauchung 
verziert.  Unter  den  ornamentalen  Motiven  bemerken  wir  zunächst  das  uralte  und  doch 
ewig  dauernde  und  unvergängliche  des  Fingerabdruckes,  welches  gewöhnlich  auf  einem 
besonderen  auf  die  Gefäßwandung  aufgeklebten  erhabenen  Stab  angewendet  wird 
(Taf.  XXV,  Fig.  11 — 14).  Mitunter  werden  zur  Verzierung  auch  erhabene  glatte  Schnüre, 
teils  in  geradliniger  Anordnung,  teils  zu  Spiralen  gewunden,  aufgelegt  (Taf.  XXV, 
Fig.  15—20). 

Häufiger  aber  als  diese  Motive  sind  geradlinige  Linearmotive,  welche  mit  einem 
stumpfen  Werkzeuge  in  die  noch  weiche  Tonmasse  mehr  oder  minder  tief  und  breit 
eingeritzt  werden  und  bald  einfache  Ritze,  bald  breite  Rillen  vorstellen.  Diese  werden 
unter  dem  Halse  in  horizontalen,  oft  sehr  dichten  Reihen  angebracht,  an  der  Wölbung, 
oben  als  Trennungslinien,  unterhalb  aber  entweder  senkrecht  zu  frasenartigen  Gruppen 
gruppiert  oder  Zickzackmotive  darstellend.  Diese  sind  nicht  selten  durch  Punktreihen, 
welche  mit  einer  stumpfen  Spitze  erzeugt  wurden,  kantoniert  (Taf.  XXVI). 

Bei  besonders  schönen  Gefäßen  ist  die  Wölbung  des  Gefäßkörpers  gebuckelt  und 
erinnert  in  dieser  Beziehung  an  Vasen,  die  a godrons  geformt  sind.  Diese  repräsen- 
tieren uns  bereits  eine  sekundäre  Form,  ein  Motiv  der  Bronzetreibtechnik,  auf  die 
Keramik  übertragen. 

Diese  Motive  bieten  uns  nichts  Typisches.  Es  sind  Motive,  die  naturgemäß  durch 
den  Entwicklungsgang  der  keramischen  Industrie  bedingt  waren,  die  uns  allein  keinen 
Anhaltspunkt  zu  einer  näheren  Bestimmung  gewähren.  Sie  sind  bezeichnend  für  eine 
gewisse  Stufe  keramischer  Entwicklungsgeschichte,  aber  sie  gestatten  uns  keinerlei 
Rückschluß  auf  eine  bestimmte,  genauer  begrenzte  Kulturströmung.  Nach  ihnen 
allein  wären  wir  wohl  kaum  in  der  Lage  zu  bestimmen,  welchen  Alters,  welcher 
Zugehörigkeit,  welcher  Bedeutung  im  kulturgeschichtlichen  Entwicklungsgänge  unser 
Pfahlbau  war. 

Neben  diesen  keramischen  Ornamenten  finden  wir  aber  auch  solche,  die  sich  durch 
bestimmtere  Formen  auszeichnen  und  an  besonderen,  gleichartigen  Gegenständen  in 
typischer  Weise  wiederholen.  Die  Koinzidenz  der  Motive  mit  der  Örtlichkeit  führt  uns 
aber  zu  dem  berechtigten  Schlüsse,  daß  wir  bei  ihnen  zumindestens  an  eine  gewisse 
traditionelle  Überlieferung  zu  denken  haben,  die  nicht  bloß  ein  Ergebnis  jenes  Entwick- 
lungsganges war,  womit  sich  das  Ornament  dem  Materiale  anpaßt  oder  aus  diesem 
hervorgeht.  Der  Ursprung  dieser  Tradition  scheint  kein  technischer,  vielmehr  einem 
Anschauungskreise  entsprungen  zu  sein,  der  manchen  Forschern  Anlaß  zu  symbolisti- 
schen Reflexionen  gegeben  hat. 

In  erster  Reihe  erwähnen  wir  die  Swastika,  welche  dank  ihrer  typischen  Form 
und  dem  räumlich  und  zeitlich  weitreichenden  Verbreitungsgebiete  den  Forschern  am 
meisten  zu  denken  gegeben  hat. 


Truhelka.  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  im  Savebette  bei  D.  Dolina. 


51 


Wir  finden  die  Swastika  in  Dolina  in  ihrer  einfachen  Form  als  Verzierung  der 
oberen  Fläche  jener  Tonprismen,  die  wir  als  Koch-  oder  Sudsteine  aufgefaßt  haben. 
Sie  ist  entweder  vertieft  eingeritzt,  durch  Schnurabdruck  (Fig.  27)  hergestellt  oder  auch 
als  plastisch  erhabenes  Ornament  ausgestaltet  (Fig.  26,  Taf.  XXIII,  Fig.  1,  Taf.  XXXIII, 
Fig.  20). 


Fig.  26.  Sudstein,  mit  Swastika  und  Mäander  verziert  (2/3).  verziert  d/fi- 

In  entwickelterer  Form  finden  wir  sie  als  Verzierung  der  Seitenwände  weniger 
Sudsteine,  hauptsächlich  aber  als  regelmäßig  erhabenes  Motiv  auf  den  Seitenwandungen 
der  Herde  unserer  Pfahlbaubewohner.  Das  Motiv  zeigt  uns  hier  Kompositionen  der  ur- 
sprünglichen Swastika  als  ein  verflochtenes  Flachornament,  welches  verschiedene  Aus- 
gestaltungen aufweist  und  bald  einfach  mäanderförmig  ausgebildet  ist  oder  jenes  eigen- 
tümliche Motiv  vorstellt,  das  wir  unter  dem  Namen  eines  Alikreuzes  kennen  (Taf.  VIII, 
Fig.  1—6,  Taf.  IX,  Fig.  2,  3,  4,  7,  Textfig.  28—32). 

Über  die  Bedeutung  des  Drehkreuzes  und  der  sich  aus  ihm  ergebenden  entwickel- 
teren Formen  gehen  die  Ansichten  auseinander.  Seit  Schliemann  in  Hissarlik  jene  große 
Anzahl  mit  Hakenkreuzen  in  verschiedenster  Form  versehenen  Tonwirteln  ausgegraben 
hat  und  in  Mykene  und  Tiryns  die  ältesten  europäischen  Belege  des  Mäanders  ent- 
deckt hatte,  wurde  die  alte  Frage  über  die  Bedeutung  der  Swastika  von  neuem  mit 
lebhafterem  Interesse  diskutiert.  Die  Wege,  welche  die  Forschung  einschlug,  führten 
nach  zwei  Richtungen:  die  eine  gelangte  zu  einer  mystisch-symbolischen  Deutung  des 
als  eine  Art  Hieroglyphe  aufgefaßten  Ornamentes,  die  andere  kam  zu  der  Anschauung, 
daß  das  Motiv  ursprünglich  aus  dem  Bestreben  hervorgegangen  sei,  ein  dem  Naturreiche 
entnommenes  Vorbild  zeichnerisch  wiederzugeben,  für  welches  sich  im  Laufe  der  Zeit 
eine  gewisse  konventionelle  Form  herauskristallisierte. 

Die  Symboliker  sehen  im  Hakenkreuze  zunächst  das  Drehkreuz  als  Symbol  der 
endlos  sich  drehenden  feurigen  Sonne,  der  Wärme-  und  Lebensspenderin,  deren  Bahn 
sich  am  Himmelsgewmlbe  als  ein  unsichtbarer  unendlicher  Mäander  dahinzieht.  Sie  sehen 
darin  das  Symbol  des  keimenden,  gedeihenden  Lebens  und  bringen  es  naturgemäß  mit 
solchen  Gottheitsvorstellungen  in  Zusammenhang,  welche  aus  dem  Licht-  und  Wärme- 
kultus hervorgegangen  sind. 

Diese  Auffassung  hat  etwas  Poetisches  an  sich  und  sie  wird  bei  poetisch  angelegten 
Naturen  leicht  Anklang  finden.  Den  besten  Beweis  für  die  symbolische  Deutung  solcher 
Urmotive  kann  man  ja  in  dem  Umstande  finden,  daß,  je  niederer  die  Kulturstufe  eines 

4* 


52 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


Volkes  oder  der  Menschheit  im  allgemeinen  ist,  das  poetische  und  religiös-mystische 
Element  umsomehr  zur  Geltung  kommt.  Aber  bei  einer  Beurteilung  derartiger  Motive, 
die  zu  einer  das  alltägliche  natürliche  Niveau  übersteigenden  Deutung  führt,  darf  eine 
gewisse  Grenze  nicht  überschritten  werden.  Vor  allem  darf  der  Standpunkt  des  bildenden 
Künstlers,  der  sich  dieser  Motive  bedient,  nicht  mit  jenem  des  Forschers,  welcher  sie 
beurteilt,  verwechselt  werden.  Man  darf  dem  natürlichen  urwüchsigen  Schönheitstriebe, 
der  sich  in  den  Uranfängen  ornamentaler  Kunst  äußert,  nicht  immer  eine  gewisse  trans- 
zendentale Reflexion  unterschieben.  Oft  geht  ja  das  eine  aus  dem  anderen  hervor  und 
die  Grenze,  wo  das  Ineinanderfließen  stattfindet,  ist  nur  selten  genau  festzustellen;  oft 
hat  das  Ornament  seine  Entstehung  nur  der  Form,  dem  Material  und  der  Technik  des 
zu  verzierenden  Gegenstandes  und  dem  spontanen  künstlerischen  Impuls  zu  danken  und 
die  Reflexion  bringen  erst  wir,  die  der  Sache  fernstehen,  in  das  Ganze  hinein. 

In  unserem  Falle  werden  die  in  Frage  stehenden 


Ornamente  jener  großen  Gruppe  zugeteilt,  welche  aus 
der  Symbolik  einer  gemeinsamen  Urreligion  hervorging, 
deren  Kultus  aus  der  göttlichen  Verehrung  der  wohl- 
tätigen schöpferischen  Macht  des  Feuers  und  des  Lichtes 
hervorging.  Den  Anhängern  dieser  Theorie  können  die 
Funde  von  Donja  Dolina  als  willkommene  Belege  dienen, 
denn  sowohl  die  einfache  Swastika  als  auch  die  daraus 
abgeleiteten  Motive  des  Mäanders  und  Alikreuzes  kommen 
ausschließlich  nur  auf  solchen  Gegenständen  vor,  die  mit 
dem  Feuer  in  engste  Berührung  kamen.  Wir  finden  sie 
auf  jenen  Tonprismen,  die  wir  für  Sudsteine  halten,  und 
in  ganz  konventioneller  Ausgestaltung  auf  jenen  Herden, 
die  in  Dolina  die  typische,  künstlerisch  ausgestattete  Herd- 
form repräsentieren. 

Die  vollendete  künstlerische  Ausstattung  könnte  so- 
gar die  Berechtigung  zu  dem  Schlüsse  liefern,  daß  wir 
es  hier  geradezu  mit  Sakralgeräten  zu  tun  haben.  Berück- 
sichtigt man  jene  Verehrung,  welche  der  häusliche  Herd 
als  Familienheiligtum  bei  primitiven  Völkern  genoß  und 
heute  noch  genießt,  so  drängt  sich  der  Gedanke  von  selbst  auf,  daß  man  in  diesen 
Herden  die  Hausaltäre  der  Urbewohner  von  Donja  Dolina  vor  Augen  hat. 

In  der  Festschrift  für  Adolf  Bastian  (Berlin  1896)  hat  Karl  v.  Steinen 
eine  von  der  bisherigen  ganz  abweichende  Deutung  der  Swastika  gegeben.  In  den 
Swastikas  der  trojanischen  Wirtel  will  er  primitive  Versuche  erblicken,  den  Storchflug 
zeichnerisch  darzustellen,  das  kantonierte  Kreuz  wäre  nach  ihm  die  urwüchsigste  Dar- 
stellung des  Storchnestes  mit  den  Jungen  und  hat  er  dafür  sogar  die  Bezeichnung  Brut- 
kreuz angenommen.  Der  Umstand  endlich,  daß  Troja  in  einer  an  Störchen  reichen 
Sumpflandschaft  lag,  führte  ihn  zur  Ansicht,  daß  es  naheliegend  war,  daß  dieser  Vogel, 
der  dort  alltäglich  ist,  nicht  nur  in  der  Kunst,  sondern  auch  in  der  religiösen  Symbolik 
der  lokalen  Urbevölkerung  eine  Rolle  spielen  mußte  und  daß  die  zeichnerische,  mit  der 
Zeit  konventionell  ausgestaltete  Darstellung  die  Bedeutung  eines  religiösen  Symbols  er- 
langen könnte.  Die  Idee,  welche  dieser  Symbolik  zugrunde  liegen  könnte,  wäre  dem- 
nach in  den  typischen  Eigenschaften  des  Storches  zu  suchen,  eines  Geschöpfes,  das 
wegen  seiner  Fruchtbarkeit,  aufopfernden  Liebe  zu  seinen  Jungen  und  als  Vertilger  von 
Gewürm  sprichwörtlich  ist.  Wie  man  sieht,  kommt  auch  v.  Steinen  auf  einem  ganz 


Fig.  28.  Fragment 
eines  swastikoiilen  Ornamentes 
von  einem  Ofen  (ca.  1/2). 


Trukelka.  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  im  Savebette  bei  D.  Doli  11a. 


53 


entgegengesetzten  Wege  wieder  zu  einer  religiösen  Symbolik,  die  allerdings  mit  dem 
Feuerkultus  nichts  gemein  hat. 

Ob  diese  Anschauung  berechtigt  ist,  wer  könnte  das  behaupten?  Aber  jedenfalls 
dürfte  man  zu  ihrer  Bekräftigung  anführen,  daß  auch  der  Pfahlbau  von  Donja  Dolina 
im  Verbreitungsgebiete  der  Störche  liegt,  ja  daß  dieselben  im  Sommer  zu  den  ständigen 
Bewohnern  der  Saveufer  gehören. 

Wir  wollen  uns  für  keine  der  beiden  Theorien  von  der  Swastika  entscheiden,  denn 
sind  schon  die  Anfänge  der  Kunst  dunkel  und  unerforscht,  so  ist  das  Dunkel  noch  un- 
durchdringlicher, wenn  es  sich  um  eine  rein  ornamentale  Kunst  handelt.  So  lange  der 
Ursprung  ihrer  Motive  auf  technische  Vorbedingungen  zurückzuführen  ist,  können  wir 
ihm  nachforschen  und 
ihn  vielleicht  auch  er- 
gründen, eine  zufällige 
Ähnlichkeit  mit  Mo- 
tiven unserer  Umge- 
bung bleibt  aber  unter 
allen  Umständen  ein 
unzuverläßlicher  Füh- 
rer in  solchen  Fragen. 

Für  uns  hat  die 
Frage,  auf  welchem 
Wege  diese  ornamen- 


talen Motive  nach  Bos- 
nien gelangten  und  wel- 
chem Kulturkreise  sie 
angehörten,  eine  grö- 
ßere Bedeutung  als  die 
vorher  berührte. 

Die  nächsten  Ana- 
logien zu  unseren  Swa- 
stikas  und  den  daraus 
abgeleiteten  ornamen- 
talen Kompositionen 
finden  wir  in  Italien 
in  der  ersten  Eisenzeit. 

In  Villanova  und 
Arnoaldi-Bologna 

sehen  wir  die  einfache  Swastika  sehr  häufig  auf  Urnen  eingeritzt,  auf  Vasen  von  Vetulonia, 
Bologna,  Chiusi,  Bazzano,  Poggio-Renzo  die  erweiterte  quadratische,  dem  Ali- 
kreuze  analoge  Form,  in  etwas  jüngeren  Perioden  endlich  (Arnoaldi)  aus  den  Elemen- 
ten der  Swastika  gebildete  mäanderartige  Kompositionen,  die  wir  auch  in  Este  in  ganz 
eigentümlicher,  aus  parallelen  Doppelpunktreihen  hergestellter  Form  wiederfinden. 

Nach  Montelius’  Chronologie  gehören  diese  Motive  der  ersten  und  zweiten  Periode 
der  ersten  Eisenzeit  an  und  gewinnen  wir  dadurch  einen  Anhaltspunkt  für  die  zeitliche 
Bestimmung  des  gleichen  Vorkommens  in  Bosnien,  indirekt  auch  für  die  Altersbestim- 
mung unseres  Pfahlbaues. 


Fig.  29.  Rekonstruktion  der  Flächenentwicklung  des  in  Fig.  28 
reproduzierten  Ornamentfragmentes  (V3). 


Das  Motiv  erhielt  sich  auch  in  späteren  Perioden,  und  namentlich  in  der  La- 
Tene-Keramik  finden  wir  es  recht  häufig.  Hier  lebte  es,  wie  uns  Gefäße  von  Tuklat 


54 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


in  Böhmen  (Pamatki  arkeolog.,  F.  1897,  Taf.  38  und  39)  beweisen,  bis  in  die  Spät- 
La-Tene-Periode  hinein  und  dessen  Verbreitungsgebiet  reichte  in  dieser  Zeit  im  Norden 
bis  nach  Jütland.  Auch  in  Bosnien  treffen  wir  es  im  La-Tene-Gräberfeld  vonJezerine 
in  Form  einfacher  Mäander  und  auch  in  Ripaö  wurde  es  einigemale  nachgewiesen. 

Hier  ist  das  Ornament  in  rotbrauner  Farbe  auf  gelbem  Ton 
aufgetragen  und  gehört  demnach  der  jüngsten  Stufe  dieses 
Gräberfeldes  an. 

Ob  es  religiöse  Anschauungen  waren,  die  diesen  Motiven 
den  Weg  über  die  Alpenpässe  öffneten,  oder  aber  eine  fort- 
schreitende Kulturströmung,  darauf  mag  uns  der  folgende 
Vergleich  antworten. 

In  Fig.  28  reproduzieren  wir  ein  swastikoides  Ornament- 
fragment von  einer  Herdwandung  aus  dem  Pfahlbaue  von 
Donja  Dolina  und  in  der  folgenden  Fig.  29  die  Rekonstruk- 
tion desselben  Motives,  wie  es  sich  als  Flächenornament 
naturgemäß  entwickelt  haben  muß.  In  Fig.  30  sind  zwei  auf 
Lanzenblättern  aus  T hi  eile  und  La-Tene  gravierte  Kom- 
positionen reproduziert,  wo  dieselbe  Swastika  in  einem  Falle 
als  Quadrat  (mit  nach  links  gerichteten  Haken),  im  anderen 


Fig1.  30. 

Ornamente  auf  La  Tene-Lanzen : 
a)  aus  Thielle,  bj  aus  La  Tene 
(nach  Youga)  (I/2). 


aber  rautenförmig  ausgestaltet  ist. 


Die  auffallend  gleiche  Behandlungsweise  spricht  wohl 
am  deutlichsten  dafür,  daß  zwischen  diesen  rein  keltischen 
Stücken  und  jenen  von  Dolina  irgend  ein  kunstgeschicht- 
licher Zusammenhang  bestand. 

Bei  der  Beschreibung  des  Fundes  aus  dem  vorgeschichtlichen  Krematorium  von 
Gorica  (vgl.  Wissenschaftl.  Mitteil,  aus  Bosnien  und  der  Herzegowina,  Bd.VHI,  S.  3 ff.) 
habe  ich  bereits  auf  die  Aufgabe  hingewiesen,  welcher  sich  die  Kelten  während  ihrer 
Wanderungen  als  Vermittler  zwischen  der  italischen  und  der  Balkanhalbinsel  unterzogen 
haben.  Die  Geschichte 
lernt  uns  die  Kelten  als 
Barbaren  kennen,  die  Prä- 
historie aber  zeigt  sie  uns 
in  Wirklichkeit  als  Kultur- 
volk und  als  Kulturträger. 

Auf  ihren  Wanderun- 
gen drangen  sie  über  die 
ganze  Balkanhalbinsel  bis 
nach  Griechenland  vor. 

Ihre  erste  Invasion  auf 
der  Balkanhalbinsel  fällt  in 
das  fünfte  Jahrhundert  vor 
Christo  und  die  Kämpfe  der 
Balkanstämme  gegen  die 

Eindringlinge  dauerten  zwei  Jahrhunderte.  In  dieser  Zeit  hat  sich  manches  in  der  ethno- 
graphischen Konfiguration  der  Balkanhalbinsel  geändert,  aber  dieser  Kampf  hatte  auch 
manche  Vorteile,  denn  er  brachte  die  nördlichen  Balkanstämme  den  südlichen  näher  und 
mancher  kulturelle  Impuls  kam  auf  diese  Weise  durch  die  Kelten  mittelbar  oder  unmittel- 
bar nach  dem  Norden.  Die  Stürme  jener  Zeit  wirkten  in  mancher  Beziehung  befruchtend. 


Fig.  31.  Fragment  eines 
„Alikreuzes“  von  einem  Ofen. 


Fig.  32.  Rekonstruktion  des  in 
Fig.  31  reproduzierten  Motives  (1/3). 


Truhelka.  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  im  Savebette  bei  D.  Dolina. 


55 


Als  Beweise  dieser  Vorgänge  dienen  uns  zunächst  jene  Unmasse  keltischer,  nach 
dem  Typus  makedonischer  Tetradrachmen  geprägter  Münzen,  die  wir  im  ganzen  kel- 
tischen Verbreitungsgebiete  und  auch  in  Dolina  finden  und  welche  zeitlich  bis  in  die 
nachalexandrinische  Periode  hinaufreichen,  als  Beweise  können  auch  die  swastikoiden 
und  mäanderartigen  Ornamente  dienen,  welche  nicht  minder  bezeichnend  für  den  Ein- 
fluß südlicher  Kultur  in  Mitteleuropa  sind.  Den  Kelten  wäre  demnach  mancher  Impuls 
zu  danken,  welchen  sie  vom  Süden  nach  Norden  oder  vom  Apennin  nach  der  Hämus- 
halbinsel  leiteten.  Wenn  wir  noch  darauf  hinweisen,  daß  im  Gräberfelde  des  Pfahlbaues 
von  Donja  Dolina  neben  lokalen  Formen  hauptsächlich  Certosa-  und  Früh-La-T&ne- 
Formen  vorherrschen,  so  können  wir  uns  die  Vorgänge,  welche  in  kulturgeschichtlicher 
Hinsicht  zu  dieser  Zeit  hier  vor  sich  gingen, 
wenigstens  in  den  Hauptzügen  ziemlich  klar 
vergegenwärtigen. 

In  den  beigefügten  Textfiguren  sind  ein- 
zelne von  Herdwandungen  herrührende  Frag- 
mente reproduziert,  welche  in  die  oben  bespro- 
chene Gruppe  gehören.  In  Fig.  33  sehen  wir  den 
einfachen  Mäander,  wie  er  an  der  Ecke  in  eine 
Gehrung  gebrochen  ist,  um  als  Umrahmung 
einer  quadratischen  Fläche  zu  dienen.  Das  in 
Fig.  31  abgebildete  Fragment  rührt  von  einem  sogenannten  Nest- 
swastika her  und  dessen  Rekonstruktion  ist  in  der  Fig.  32  veran- 
schaulicht. Wie  ein  Vergleich  mit  analogen  norditalischen  Stücken 
ergibt,  war  das  Motiv  dem  sogenannten  Nestswastika  entnommen, 
das  sich  im  Oriente  bis  in  das  Mittelalter  hinein  unter  dem  Namen 
eines  Alikreuzes  oder  besser  Alis  Siegel  erhalten  hat. 

Auf  Taf.  IX,  Fig.  2,  3,  4,  7,  9,  dann  auf  Taf.  VIII,  Fig.  2,  4,  5, 
sehen  wir  verschiedene  Fragmente  derselben  Gruppe  und  von  den- 
selben Herden  rühren  auch  andere  Ornamente  her,  die  von  den  in 
Rede  stehenden  abweichen,  und  sind  solche  auf  Taf.  IX,  Fig.  5,  6,  8, 
und  auf  Taf.  VIII,  Fig.  3,  6,  abgebildet. 

Noch  auffälliger  als  die  swastikoiden  Motive  tritt  auf  den  Ton- 
sachen von  Dolina  das  Spiralornament  hervor,  das  gleichfalls 
und  ganz  ausschließlich  nur  zur  Verzierung  einer  ganz  bestimmten 
Gruppe  von  Gegenständen  verwendet  wird,  nämlich  der  Tonwirteln. 

Die  Symbolisten  zählen  auch  dieses  Motiv  derselben  Gruppe  zu,  welcher  sie  auch 
die  Swastika  und  den  Mäander  zurechnen.  Sie  wollen  in  der  Spirale,  besonders  wenn 
sie  durchlocht  ist,  eine  zeichnerische  Darstellung  des  Feuerbohrers  erkennen,  d.  i.  jenes 
Holzgerätes,  womit  durch  rasche  Drehung  und  Anpressen  an  ein  zweites  Holzstück 
Feuer  erzeugt  wurde,  und  dadurch  würde  auch  diese  eine  gewisse  sakrale  Bedeutung  erhal- 
ten. Das  durch  Reibung  und  Drehung  erhaltene  Feuer  hatte  immer  eine  gewisse  Weihe. 
Um  dies  zu  beweisen,  brauchen  wir  gar  nicht  weit  zu  gehen,  denn  noch  heute  wird  dieses 
Feuer  in  der  bosnischen  Volksmedizin  unter  dem  Namen  des  lebenden  Feuers  (ziva 
vatra)  benützt  und  als  Heilmittel  gegen  schwere  Erkrankungen  und  auch  gegen  das  Ver- 
schreien angewendet.  Man  benützt  zu  seiner  Herstellung  genau  dieselbe  Vorrichtung, 
wie  man  sie  auf  Grund  schweizerischer  Pfahlbaufunde  zu  rekonstruieren  versucht  hat. 

Aber  obwohl  bei  uns  im  Volke  die  Tradition  vom  heilbringenden  lebenden  Feuer 
noch  lebt  und  obwohl  das  Spiralornament,  namentlich  in  der  Textilindustrie,  außerordent- 


Fig.  33.  Mäander 
von  einem  Ofen  (x/3). 


56 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


lieh  reichlich  angewendet  wird,  ist  es  mir  niemals  vorgekommen,  daß  im  Volke  die 
beiden  Begriffe  des  Feuerbohrers  und  der  Spirale  in  irgend  einer  Weise  in  Zusammen- 
hang gebracht  wurden.  Ob  jemals  zwischen  ihnen  ein  solcher  bestand,  wer  könnte  das 
mit  Bestimmtheit  nachweisen? 

Der  Ursprung  der  Spirale  liegt  viel  näher:  wo  Schnur  und  Draht  zur  Ornamentik 
verwendet  werden  sollten,  da  ergab  sich  als  erstes  Motiv  naturgemäß  die  Spirale  als 
Ornament.  An  dieses  Material  ist  sie  unzertrennlich  gebunden  und  wird  zu  allen  Zeiten 
verwendet:  in  der  vorgeschichtlichen  Töpferei  als  Abdruck  im  weichen  Ton,  in  der 
modernen  Textilindustrie  und  Filigranerie  als  Füllornament. 

Die  einfache  Spirale  bietet  als  Ornament  nichts  Charakte- 
ristisches und  erst  wo  sie  doppelt  und  rücklaufend  geformt  ist, 
erhält  sie  etwas  Typisches.  Zu  drei  Spiralen  in  eines  gruppiert, 
bilden  ein  der  Triskele  (Fig.  34)  verwandtes  Motiv,  zu  vieren 
aber  ein  Swastikoid  und  dieses  mag  auch  der  Anlaß  sein,  daß 
man  die  Spirale  mit  diesen  in  Zusammenhang  brachte. 

Auf  unseren  Wirteln  finden  wir  stets  je  drei  flach  vertiefte 
Spiralen  und  wo  diese  rücklaufend  sind  bilden  sie  ein  Triskeloid, 
das  um  den  Wirtelkörper  gelegt  zu  sein  scheint. 

Daß  auch  diese  Spiralen  auf  den  Wirteln,  obwohl  sie  in  über- 
wiegender Anzahl  mit  dem  Griffel  eingeritzt  sind,  aus  Schnur- 
abdrücken hervorgegangen  sind,  das  beweisen  uns  einige  wenige 
Exemplare,  auf  welchen  das  Ornament  durch  den  Abdruck  eines 
geschnürten  Drahtes  erzeugt  wurde. 

So  häufig  sonst  das  Spiralornament  ist,  so  selten  finden  wir 
es  an  so  verhältnismäßig  kleinen  Flächen  angewendet,  wie  sie 
Wirteln  darbieten.  Als  Fundorte,  wo  ähnliche  Vorkommen,  können  wir  außer  Dolina 
Pizzug  hi  bei  Parenzo  neben  Certosaformen  anführen,  wro  in  einer  Wallburg  eine  den 
unseren  ähnliche  Wirtel  gefunden  wurde  (vgl.  Amoroso,  La  necropoli  dei  Pizzughi, 
Taf.  IX,  Fig.  7),  und  Velem  Szt.  Vid  in  Ungarn,  wo  eine  größere  Anzahl  von  Wirteln 
vorkam,  die  neben  konzentrischen  Kreisen  auch  unseren  Spiralen  ähnliche  Verzie- 
rungen aufweisen  (vgl.  Verhandlungen  der  Berliner  anthropolog.  Gesellsch.  1898, 
S.  10).  Auch  diese  wurden  neben  Funden  entdeckt,  welche  mit  unseren  ersteisenzeit- 
lichen bosnischen  die  auffälligste  Verwandtschaft  aufweisen  (z.  B.  neben  Glasinacfibeln, 
die  dabei  vorkamen). 

Für  uns  hat  das  Spiralornament  ein  ganz  besonderes  lokales  Interesse,  denn  wir 
kennen  es  bereits  in  mustergültiger  Ausgestaltung  auf  den  Tonwaren  der  neolitischen 
Station  von  Butmir. 

Das  Vorkommen  dieses  Motives  in  einer  so  alten  Schichte  und  dessen  vollendete 
Ausgestaltung  hat  die  Fachwelt  überrascht,  aber  seitdem  wurde  es  in  ebenso  alten 
Schichten,  wenn  auch  nicht  in  gleicher  Vollendung,  auch  anderwärts  gefunden,  nament- 
lich in  Bulgarien  — also  gleichfalls  auf  der  Balkanhalbinsel  — , wo  Skorpil  („Mogili“) 
neben  typischen  neolitischen  Funden  auch  das  Spiralornament  in  der  steinzeitlichen 
Keramik  vorfand.  Als  Analogie  aus  anderen  Ländern  hat  Hoernes  (Urgeschichte  der 
bildenden  Kunst,  Fig.  6)  einen  Scherben  aus  Reggio  d’Emilia  angeführt.  Weitere 
Analogien  finden  wir  an  einem  Gefäßfragment  von  Prazin  in  Böhmen  (Mitteilungen  der 
Anthropolog.  Gesellsch.  in  Wien  1889,  S.  75),  dann  auf  Funden  von  der  Ansiedlung 
Sarka,  von  Leitmeritz,  Dobran  und  ßeporije,  gleichfalls  in  Böhmen  (vgl.  Pic,  Cechy, 
Taf.  XL,  Fig.  2,  Taf.  LV,  Fig.  4,  11,  Taf.  LVI,  Fig.  25,  Taf.  LVII,  Fig.  11,  12). 


Fig.  34.  Tonwirtel  mit 
drei  endlosen  Spiralen 
(Triskeloid)  (2/3). 


Truhelka.  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  im  Savebette  bei  D.  Dolina. 


57 


In  vorgeschritteneren  Kulturstufen  finden  wir  die  Spirale  noch  häufiger.  In  der 
Bronzezeit  — von  Mykene  und  Troja  gar  nicht  zu  reden  — ist  sie  eines  der  häufigsten 
Motive,  deren  sich  die  Bronzeindustrie  zur  Verzierung  ihrer  Erzeugnisse  bedient.  Als 
mustergültige  bosnische  Belege  können  wir  drei  schöne  flache  Halsringe,  welche  im 
Nekropolengebiete  von  Glasinac,  in  Maravidi,  Mlagj  und  Zivaljevici  gefunden 
wurden,  anführen. 

Hier  ist  das  Motiv  bereits  auf  ein  schwieriger  zu  bearbeitendes  Material  über- 
tragen, aber  in  der  Eisenzeit  kehrte  es  wieder  zur  Tonindustrie  zurück,  aus  welcher 
es,  so  weit  wir  es  verfolgen  können,  hervorgegangen  ist.  Hoernes  (o.  c.,  Fig.  174  und 
Taf.  XXIII,  Fig.  3,  Taf.  XXIV,  Fig.  3,  6 und  Taf.  XXII)  führt  hierhergehörige  Beleg- 
stücke aus  Odenburg,  Gemeinlebarn  und  Frög  an  und  wir  könnten  noch  eine 
ganze  Reihe  verwandter  Funde  anführen,  wovon  uns,  als  die  nächsten,  jene  von 
St.  Margareten  und  Rovisde  in  Krain  am  meisten  interessieren  können  (vgl. 
Müllers  Album  des  Laibacher  Museums,  Taf.  XVI,  Fig.  5 und  8). 

Wie  man  sieht,  ist  das  räumliche  und  zeitliche  Verbreitungsgebiet  der  Spirale 
als  Ornament  ein  außerordentlich  großes  und  schon  deshalb  wäre  sie  an  und  für  sich 
kein  geeignetes  Kriterium  für  die  Altersbestimmung  der  damit  verzierten  Objekte.  In 
ihrer  Ausgestaltung  während  der  verschiedenen  Perioden  können  wir  nur  gewisse  sti- 
listische Verschiedenheiten  beobachten,  die  nicht  ohne  einiges  Interesse  sind:  so  wird 
sie  in  der  Steinzeit  in  ihrer  vollendetsten  Ausgestaltung  mit  Vorliebe  plastisch  darge- 
stellt, in  der  Bronzezeit  sorgfältig  graviert  oder  aus  Drahtwindungen  hergestellt,  in  der 
Eisenzeit  aber  flach  vertieft  in  die  Tonmasse  eingepreßt  oder  eingeritzt. 

IX.  Holzsachen. 

Obwohl  unseren  Pfahlbauern  das  Holz  das  wichtigste  Material  für  die  Herstellung 
verschiedener  Geräte  war,  wurden  doch  nur  sehr  wenige  gut  erhaltene  Geräte  gefun- 
den. So  gut  sich  stärkere  Holzstücke,  namentlich  wenn  sie  aus  Eichenholz  bestanden, 
erhalten  haben,  so  leicht  gingen  kleinere  und  namentlich  dünnere  Sachen  zugrunde, 
weil  sie  leichter  verwitterten  und  von  der  Strömung  weggetragen  wurden.  Abgesehen 
von  einzelnen  kleineren  glatt  behauenen  Brettern,  die  zu  verschiedenen  Zwecken 
dienten,  wurden  nur  sehr  wenige  Holzgeräte  in  solchem  Zustande  gefunden,  der  eine 
Konservierung  derselben  zuließ.  Unter  diesen  ist  das  hei’vorragendste  Stück  ein  aus 
einem  Eichenstamme  gezimmerter  Einbaum,  welcher  unter  dem  Hause  II  lag.  Er  war 
hier  zwischen  die  Pfähle  des  Hauses  an  das  Ufer  gezogen  und  lag  quer  gegen  den 
Wasserlauf.  Da  das  Ufer  ursprünglich  eine  sanfte  Neigung  gegen  das  Bett  hatte,  lag 
der  Schnabel  des  Kahnes  viel  höher  als  der  Hinterteil  und  wurde  nicht  so  leicht  vom 
Schlamme  überdeckt  wie  jener.  Infolgedessen  ist  der  Schnabel,  der  längere  Zeit  aus 
der  Erde  herausragte,  vermodert  und  zerfallen,  so  daß  der  Kahn  nicht  mehr  seine 
ursprüngliche  Gestalt  ganz  bewahrt  hat.  Der  fehlende  Teil  aber  ist  nicht  sehr  bedeu- 
tend, denn  man  kann  annehmen,  daß  vier  Fünftel  des  Kahnes  erhalten  blieben. 

Trotz  des  großen  Druckes,  welcher  auf  dem  Kahne  lastete  — dessen  Hinterteil 
lag  nicht  weniger  als  9 m unter  dem  gegenwärtigen  Uferniveau  — hat  sich  die  Form 
des  Kahnes  fast  tadellos  erhalten. 

Er  besitzt,  soweit  er  erhalten  ist,  eine  Länge  von  4‘70to,  im  Hinterteil  eine  Breite 
von  70  cm,  in  der  Mitte  von  67  cm  und  verjüngt  sich  gegen  den  Vorderteil  bis  auf 
57  cm.  Auch  die  Tiefe  des  Kahnes  ist  keine  gleichmäßige,  in  der  Mitte  betrug  sie 
19  cm,  am  Schnabel  2L5  cm. 


58 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


Von  anderen  Kähnen  weicht  die  Form  desselben  insoferne  ab,  als  der  Hinterteil 
nicht  verjüngt  ist,  sondern  in  ein  70  cm  breites,  66  cm  langes  massives  Brett  ausläuft, 
welches  als  Sitzbrett  für  den  Rudernden  gedient  hat. 

Die  Arbeit  war  eine  äußerst  saubere,  die  Oberfläche  an  beiden  Seiten  sorg- 
fältig geglättet,  so  daß  man  nirgends  Spuren  von  Beil-  oder  Meißelbieben  oder  un- 
regelmäßige Spanrisse  sieht.  Die  Wände  sind  sehr  dünn,  an  den  Seiten  nur  2 cm,  am 
Boden  3'5  cm  stark,  und  nur  der  Hinterteil  ist  etwas  stärker,  aber  auch  nicht  plump 
gearbeitet. 

Solange  der  Kahn  noch  feucht  war,  konnte  man  im  Rückteile,  etwa  70  cm  vor  dem 
Sitze,  mehrere  kleine  Brandspuren  bemerken,  wie  sie  entstehen,  wenn  kleinere  Glut- 
stücke auf  Holz  fallen.  Diese  Spuren  begrenzen  einen  40  cm  im  Quadrat  messenden 
freien  Raum,  auf  welchem  der  Fischerherd  aufgestellt  war.  Heute  noch  pflegen  die 
Savefischer  vor  dem  Rudersitz  aus  Lehm  kleine  Herde  aufzustellen,  worauf  sie  sich  im 
Winter,  wenn  die  Hände  vom  Rudern  erstanden,  diese  wärmen,  und  diese  Herde  haben 
die  gleiche  Größe  und  Gestalt,  wie  sie  jener  haben  mußte,  welcher  in  diesem  Einbaume 
verwendet  wurde. 

Zur  Altersbestimmung  des  Kahnes  sei  folgendes  erwähnt.  Er  lag  zwischen  den 
Pfählen,  welche  den  Rost  des  Hauses  II  trugen,  und  einer  dieser  Pfähle  hat  den  rück- 
wärtigen Rand  des  Kahnes  teilweise  durchbrochen  und  dadurch  einen  halbkreisförmigen 
Ausschnitt  erzeugt,  welcher  auf  unserer  Zeichnung  (Fig.  35)  sichtbar  ist.  Der  Pfahl 
wurde  also  zu  einer  Zeit  eingerammt,  als  der  Kahn  bereits  hier  mit  Erde  bedeckt  war. 
Aus  dem  Umstande,  daß  bei  dieser  Beschädigung  das  Holz  nicht  weiter  gespalten  wurde, 
können  wir  folgern,  daß  der  Kahn,  bevor  er  von  jenem  Pfahl  verletzt  wurde,  bereits 
längere  Zeit  im  Schlamme  lag  und  infolgedessen  das  Holz  eine  schwammige  Konsistenz 
annahm,  welche  ein  glattes  Abschlagen  der  verletzten  Stelle  zuließ,  ohne  daß  sich  die 
Verletzung  als  Riß  dem  übrigen  Holze  übertrug.  Der  Pfahl,  welcher  den  Kahn  durch- 
schlug, wies  keinerlei  Verletzung  auf,  noch  war  die  Oberfläche,  die  mit  der  Kahn- 
wandung in  Berührung  kam,  abgescheuert  und  auch  das  spricht  dafür,  daß  der  Kahn 
bereits  sehr  morsch  war. 

Berücksichtigt  man  die  Zähigkeit,  welche  dem  Eichenholze  innewohnt  und  welche 
unter  Wasser  lange  Zeit  hindurch  ungeschwächt  bleibt,  so  können  wir  annehmen,  daß 
der  Kahn  lange  Zeit,  bevor  jenes  über  ihm  befindliche  Gebäude  erbaut  wurde,  hier 
vom  Schlamme  bedeckt  lag.  Dieses  Gebäude  aber  gehört  der  Übergangsstufe  von  der 
ersten  Eisenzeit  zur  Früh-La-Tene-Stufe  an. 

Einen  weiteren  Anhaltspunkt  zur  Zeitbestimmung  finden  wir  in  einer  Schmuck- 
nadel aus  Bronze,  die  im  Rückteile  im  Kahne  selbst  lag.  Es  ist  dies  eine  Nadel  mit 
profiliertem  Kopfe  und  dargestellt  in  Taf.  XXXVII,  Fig.  1.  Die  mohnkopfartige  Gestalt 
des  Köpfchens  mit  den  Ringscheiben  am  Halse  ist  eine  typische  bronzezeitliche  Form 
und  wir  können  das  Stück  zweifellos  der  Bronzezeit  zuschreiben.  Nachdem  aber  die 
Nadel  im  Kahne  lag,  so  ergibt  sich  daraus,  daß  auch  der  Kahn  gleichalterig  mit  ihr  ist. 
Er  gehört  also  der  ältesten  Besiedlungsperiode  unseres  Pfahlbaues  an. 

Der  Umstand  endlich,  daß  der  Kahn  von  Erde  ganz  verschüttet  werden  konnte, 
bis  an  jener  Stelle  ein  Haus  gebaut  wurde,  kann  dahin  gedeutet  werden,  daß  zwischen 
dieser  älteren  Besiedlungspexüode  und  der  bedeutend  jüngeren,  welcher  der  größte  Teil 
des  Pfahlbaues  angehört,  eine  Pause  einzuschalten  ist,  in  welcher  der  Ort  unbewohnt  war 
und  die  älteren  Schichten  Zeit  hatten,  vom  Schlamme  eingehüllt  zu  werden.  Auf  diese 
Weise  wäre  es  auch  verständlich,  warum  in  der  bisherigen  Fundserie  die  Kontinuität 
der  Formen  unterbrochen  ist. 


Fig.  35.  Einbaum,  aus  einem  Eichenstamm  geschnitzt. 


ÜU 


i.  Archäologie  und  Geschichte. 


Die  Bergung  des  Kahnes  war  mit  sehr  großen  Schwierigkeiten  verbunden,  weil 
das  Holz  sehr  morsch  und  weich  war,  so  daß  es  dem  leisesten  Fingereindrucke  nach- 
gab, und  weil  die  Save,  als  man  den  Kahn  entdeckte,  in  rapidem  Steigen  begriffen 
war  und  den  um  die  Ausgrabung  gezogenen  Schutzdamm  zu  überfluten  drohte. 

Trotzdem  ist  es  gelungen,  dieses  wertvolle  Stück  zu  heben  und  zu  retten,  noch 
bevor  die  Fluten  den  Damm  überschwemmten. 

Nicht  minder  groß  waren  die  Schwierigkeiten  beim  Transporte  und  beim  Kon- 
servieren desselben,  aber  auch  das  konnte  überwunden  werden  und  nunmehr  ist  der 
Kahn  im  Landesmuseum,  gegen  weitere  Beschädigung  geschützt,  untergebracht. 

An  anderen  Holzsachen  besitzen  wir  nur  einzelne  kleinere  Stücke.  Darunter  sind 
drei  aus  Erlenrinde  hergestellte  Schwimmscheiben,  die  als  Schwimmer  an  Netzen  ver- 
wendet wurden  (Taf.  XXXV,  Fig.  10  — 12). 

Sie  sind  sehr  dünn  und  haben  einen  Durchmesser  von  2 — 2-8  cm,  konnten  also 
nur  an  kleinen  Netzen  verwendet  werden. 

Ein  interessantes  Stück  ist  das  auf  Taf.  XXIII,  Fig.  34  abgebildete  Holzfragment, 
welches  nahezu  die  Gestalt  einer  Riemenschnalle  hat.  An  dem  Bügel  ist  ein  Stück  aus- 
gebrochen. Dieses  Fragment  stammt  von  der  Spitze  einer  Netznadel,  die  in  der  Form 
ganz  mit  jener  übereinstimmt,  deren  sich  die  Savefischer  noch  heute  beim  Herstellen 
ihrer  Netze  und  Reusen  bedienen.  Sie  war  nur,  nach  dem  vorhandenen  Kopfe  zu 
schließen,  nahezu  doppelt  so  groß  und  hatte  gegen  die  jetzigen  den  Vorzug,  daß  der 
flache  Stiel  muldenartig  ausgehöhlt  war,  so  daß  das  Garn  einerseits  in  diese  Mulde  zu 
liegen  kam  und  die  mit  Garn  versehene  Nadel  entsprechend  dünner  war,  was  bei  der 
Arbeit  von  nicht  zu  unterschätzendem  Vorteil  war.  Auf  Taf.  XXIII,  Fig.  35  ist  in 
kleinerem  Maßstabe  eine  analoge,  gegenwärtig  noch  gebräuchliche  Netznadel  dargestellt. 

X.  Hirschhorn-  und  Knochenartefakte. 

(Als  Illustrationen  hierzu  die  Taf.  XXVIII — XXXIV,  Taf.  XXXV,  Fig.  9 und  13,  Taf.  XXXVI,  Fig.  8—11, 

Taf.  XXXVIII,  Fig.  1—5.) 

In  den  oberen  Lagen  der  ursprünglichen  Lehmschichte,  in  welche  die  Pfähle  der 
Pfahlbauten  eingetrieben  waren,  fand  man  in  großen  Mengen  verschiedenartige  Knochen, 
die  zumeist  als  Speisereste  aufzufassen  sind,  aber  daneben  auch  außerordentlich  große 
Mengen  von  Hirschgeweihstücken,  welche  teils  als  Rohmaterial  für  gewisse  daraus  her- 
zustellende Geräte  dienten,  teils  aber  als  Abfall  und  auch  als  fertiges  Werkstück  sich 
auswiesen.  Fast  kein  einziges  Geweihstück,  das  hier  gefunden  wurde,  war  ohne  Spur 
menschlicher  Bearbeitung,  sei  es  in  Gestalt  eines  Beileinschnittes,  einer  Sägespur,  oder 
es  wurden  vom  größeren  Aststücke  einzelne  Enden  abgeschnitten,  um  weiter  verarbeitet 
zu  werden.  Wie  man  nach  diesen  Spuren  alter  Bearbeitung  sehen  kann,  wurde  als 
Werkzeug  dabei  zunächst  ein  Beil,  und  zwar  ein  solches  aus  weichem  Metall  ver- 
wendet, denn  die  Schnittspuren  sind  kurz  und  oft  schartig.  Daneben  wurden  größere 
Stücke  auch  mit  der  Säge  abgesägt,  aber  nicht  mit  der  Stahlsäge,  sondern  mit  der  Sand- 
säge, das  ist  mit  einem  Drahtfaden,  der,  mit  scharfem  Sande  eingerieben,  selbst  größere 
Steinplatten  zu  zersägen  vermag  und  auch  das  bedeutend  weichere  Geweih  bewältigen 
konnte.  Wo  es  sich  darum  handelte,  ein  größeres  Aststück  zu  durchbohren,  wurde 
dies  zumeist  mit  dem  Meißel  bewerkstelligt  und  nur  bei  ganz  kleinen  Löchern  ver- 
wendete man  geeignete  Bohrer  oder  Reibahlen. 

Mit  diesem  primitiven  Werkzeuge  wurde  dem  in  Arbeit  befindlichen  Hirschgeweih- 
stück die  gewünschte  Form,  während  zur  feineren  Ausarbeitung  dem  Werkstücke  der 


Truhelka.  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  im  Savebette  bei  D.  Dolina. 


61 


letzte  Schliff  auf  einem  Schleifsteine  gegeben  wurde.  Als  solche  wurden  längliche 
Sandsteinplatten  verwendet,  ähnlich  jenen,  auf  welchen  die  Neolitiker  von  Butmir  ihre 
Steinbeile  polierten,  und  auch  diese  erhielten  jene  muldenförmigen  Vertiefungen, 
welche  als  Beweis  längeren  Gebrauches  gelten.  Diese  Ähnlichkeit  ist  gar  nicht  über- 
raschend, denn  die  Hornbearbeitung  war  ja  in  technischer  Hinsicht  ganz  der  Steinbear- 
beitung analog  und  nur  insoferne  leichter,  als  das  Horn  bedeutend  weicher  ist  als  Stein. 

Auf  Taf.  XXXI  sind  einige  der  primitivsten  Gerätstücke 
aus  Hirsch-  und  Rehhorn  abgebildet  — nebenbei  bemerkt  kom- 
men Rehgeweihe  bedeutend  seltener  vor  — und  sie  zeigen, 
wie  mit  einigen  Schnitten  Ahlen,  Hammer  oder  durch  Einsetzen 
eines  Knochensplitters  in  einen  Hornzapfen  auch  Meißel  her- 
gestellt wurden.  Aber  neben  diesen  roh  hergestellten  Notwerk- 
zeugen kamen  auch  solche  von  vollendeter  Form  vor,  die  eine 
ausgebildete  technische  Tradition  zur  Voraussetzung  haben. 

Die  hauptsächlichsten  Geräte,  welche  aus  Hirschgeweih 
hergestellt  wurden,  waren  landwirtschaftliche  Geräte,  und  zwar 
verschiedene  Grabwerkzeuge,  welche  trotz  des  verhältnismäßig- 
weichen  Materiales,  aus  dem  sie  hergestellt  sind,  im  weichen 
Humus  der  steinlosen  Saveebene  ganz  gute  Dienste  leisten 
konnten. 

Am  reichlichsten  waren  unter  diesen  Funden  beilartige,  aus 
stärkeren  Aststücken  angefertigte  Instrumente.  Außer  einer  großen 
Menge  defekter  Stücke,  die  infolge  dauernden  Gebrauches  zer- 
brochen und  von  den  Pfahlbaubewohnern  weggeworfen  wurden, 
fand  man  in  der  untersuchten  Fläche  37  gut  erhaltene  Exemplare. 

Am  häufigsten  war  eine  Hauenform,  die  aus  einem  stär- 
keren Aststücke  in  der  Weise  hergestellt  wurde,  daß  man  das 
eine  Ende  schräg  keilförmig  Zuschnitt  und  so  eine  stumpfe  Schneide 
gewann,  während  das  andere  Ende  glatt  abgesägt  wurde 

(Fig.  36).  Nahezu  in  der  Mitte  wurde  ein  geräumiges  Stielloch  durchgestemmt,  und 
zwar  so,  daß  dessen  Achse  zur  Schneidelinie  diametral  war.  Das  Instrument  funktio- 
nierte also  in  ähnlicher  Weise  wie  unsere  Gartenhaue.  Gefunden  wurden  im  ganzen 
24  gut  erhaltene  Exemplare,  wovon  einzelne  auf  Taf.  XXVIII,  Fig.  4 und  6,  Taf.  XXX, 
Fig.  2 und  6 abgebildet  sind.  Dieselbe  Form,  aber  mit  einer  breiteren  Schneide  win’de 
aus  Gabelstücken  hergestellt,  indem  man  die  Gabelung  meißelartig  Zuschnitt  und  so  eine 
allerdings  schwächere,  aber  auch  breitere  Schneide  gewann.  Von  derartigen  Hauen 
wurden  zwei  schöne  Exemplare  gefunden  (Taf.  XXIX,  Fig.  1). 

Die  aus  groben  Aststücken  hergestellten  Hauen  hatten  aber  den  Nachteil,  daß  die 
Schneide  stumpf  war  und  mit  ihrer  breiten  Keilform  nur  seichte  Stiche  zu  erzielen 
waren.  Um  dem  abzuhelfen,  wurde  das  Aststück  unter  dem  Schaftloche  zur  Hälfte 
der  Länge  nach  abgearbeitet  und  der  so  verdünnte  Teil  dann  zu  einer  Schneide  aus- 
geschliffen, wodurch  eine  brauchbarere  Form  erzielt  wurde.  Gefunden  sind  vier  Stück, 
abgebildet  ist  die  Form  in  Taf.  XXVIII,  Fig.  3 und  Taf.  XXX,  Fig.  3. 

Häufiger,  durch  neun  gut  erhaltene  Exemplare  ist  eine  andere  Form  mit  doppelter 
Schneide  vertreten,  wovon  die  eine  längere  zur  Schaftachse  quergestellt,  die  andere 
etwas  kürzere  parallel  mit  ihr  ist.  Das  Werkzeug  konnte  demnach  sowohl  als  Spaten 
als  auch  als  Beil  beim  Roden  leichteren  Wurzelwerks  dienen  (Taf.  XXVIII,  Fig.  5, 
Taf.  XXIX,  Fig.  2,  Taf.  XXXII,  Fig.  1). 


Fig.  36. 

Haue  aus  Hirschhorn  (1/2)- 


62 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


Auf  Taf.  XXVIII,  Fig.  2 und  2 a ist  ein  beilförmig  bearbeitetes  Geweihstück  ab- 
gebildet, das  aus  einem  dünnen  Aststücke  mit  Gabelung  hergestellt  ist.  Die  Gabel- 
partie wurde  zu  einer  scharfen  Schneide  geformt,  der  entgegengesetzte  Teil,  wo  sich 
ein  anderer  Astansatz  befand,  wurde  kugelförmig  abgeschnitten.  Das  Stück  unter- 
scheidet sich  von  den  bisherigen  dadurch,  daß  es  kein  Schaftloch  besaß.  Die  Schäftung 
wurde  hier  in  ganz  ähnlicher  Weise  bewerkstelligt  wie  bei  ungebohrten  Steinbeilen.  In 
der  Mitte  wurde  der  Körper  auf  zwei  Seiten  mit  muldenförmigen  Einschnitten  versehen 
und  hier  vom  geschlitzten  Schaftteile  gefaßt  und  durch  besondere  Verschnürung  daran 
festgebunden.  Diese  Art  der  Schäftung  erinnert  uns  ganz  an  steinzeitliche  Formen 
und  auch  unter  den  bisher  erwähnten  Horngeräten  werden  wir  in  der  Form  manches 
erblicken,  das  uns  an  die  Steinzeit  und  die  unmittelbar  darauf  folgenden  Perioden  der 
Metallzeit  erinnert. 

In  der  Literatur  werden  derartige  durchaus  nicht  seltene  Funde  sogar  gewöhnlich 
der  Steinzeit  zugezählt,  aber  wie  wir  im  Pfahlbaue  von  Dolina  sehen,  haben  sich  diese 
Formen  in  bedeutend  jüngeren  Perioden  erhalten.  Für  Dolina  kann  es  als  feststehend 
angenommen  werden,  daß  sie  einer  jüngeren  Periode  angehören,  trotzdem  sie  in  den 
tiefsten  Schichten  des  Pfahlbaues  vorkamen,  denn  außer  diesen  Stücken  fand  sich  in 
diesen  Lagen  kein  einziges  anderes,  welches  uns  in  die  entlegene  Steinzeit  leiten 
würde. 

Steinzeitliche  Formen  in  späteren  und  selbst  spätesten  vorgeschichtlichen  Perioden 
sind  ja  auch  sonst  gar  nicht  selten  und  in  unserem  Falle  sind  sie  schon  dadurch  ge- 
rechtfertigt, daß  das  verwendete  Material  diese  Formen  geradezu  vorschrieb. 

Ein  anderes  Gerätstück  aus  Hirschhorn,  welches  bei  der  Feld-  oder  Gartenarbeit 
verwendet  wurde,  ist  aus  einem  kräftigeren  S-förmig  gebogenen  Aststücke  hergestellt. 
Der  dickere  Teil  diente  als  Handhabe,  der  dünnere  war  löffelförmig  ausgehöhlt  und 
hatte  das  Werkzeug  demnach  die  Gestalt  einer  länglichen  Spatel,  die  beim  Einsetzen 
von  Setzlingen  im  Garten  ganz  gute  Dienste  leisten  konnte.  Es  wurden  einige  gut 
erhaltene  Exemplare,  manche  länger  als  30  cm,  und  eine  große  Menge  von  Bruchstücken 
gefunden  (Taf.  XXIX,  Fig.  3 und  4). 

Vereinzelt  kommen  auch  hohlkeltartige  Geräte  aus  Hirschgeweih  vor,  die  mit  einer 
scharfen  Schneide  und  oben  mit  einem  Loche  versehen  waren,  worein  der  Stiel  ein- 
gestellt und  in  geeigneter  Weise  befestigt  wurde.  Aber  auch  diese  Instrumente  dürften 
hauptsächlich  bei  der  Gartenarbeit  verwendet  worden  sein  (vgl.  Taf.  XXX,  Fig.  4 
und  5). 

Als  Gartengeräte  dürften  auch  häufig  vorkommende  Aststücke  gedient  haben,  deren 
Spitze  durch  häufigen  Gebrauch  oder  auch  künstlich  ausgeschliffen  wurden,  mitunter 
auch  eine  meißelartige  Schneide  erhielten  (Taf.  XXXI,  Fig.  8,  Taf.  XXXVIH,  Fig.  3 
und  5).  Ihre  Verwendung  können  wir  uns  etwa  in  der  Weise  vorstellen,  daß  sie  zum 
Aushöhlen  von  Löchern  dienten,  worin  Samen  oder  Setzlinge  von  Gartenpflanzen  ein- 
gesetzt werden  sollten. 

Hirschhorn  diente  aber  noch  als  Material  bei  der  Herstellung  der  mannigfaltigsten 
Artikel.  Man  fand  es  zu  zahlreichen,  oft  verzierten  Griffschalen  und  Beschlägen  ver- 
arbeitet (Taf.  XXXIII,  Fig.  1 — 3).  Gewisse  hammerartig  aussehende,  mit  schmalen 
Löchern  in  der  Mitte  versehene  Stücke  (Taf.  XXXII,  Fig.  3 und  4),  dienten  als  Ruder- 
griffe, ähnlich  jenen  Querhölzern,  welche  auch  die  jetzigen  Savefischer  an  das  obere 
Ende  ihrer  Ruderstiele  befestigen,  um  daran  eine  bequemere  Handhabe  beim  Gebrauche 
zu  haben. 


Truhelka.  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  im  Savebette  bei  D.  Dolina. 


63 


Ein  merkwürdiges  Stück  ist  in  Taf.  XXXII,  Fig.  2,  dargestellt.  Es  besteht  aus 
einem  starken  Hornstücke,  woran  ein  Seitenast  belassen  und  zu  einem  vierkantigen  senk- 
rechten Ansätze  bearbeitet  wurde.  Das  eine  Ende  des  Stückes  war  glatt  abgeschlagen, 
das  andere  gabelförmig  geschlitzt  und  zu  zwei  parallelen  Schneiden  ausgeschliffen.  Die 
eine  dieser  Schneiden  ist  daran  abgebrochen  und  auf  unserer  Zeichnung  nicht  mehr 
sichtbar.  Was  dieses  Stück  vorstellen  soll,  ist  wohl  schwer  zu  erraten. 

Auch  zu  wuchtigen  Keulen  wurden  Geweihstücke  verarbeitet.  Man  wählte  dazu 
das  Wurzelstück  mit  der  Rose  und  beließ  auch  einen  Teil  des  Schädelknochens  daran. 
Ober  der  Rose  wurde  dann  ein  schräg  verlaufendes  Schaftloch  durch  das  Astende  ge- 
bohrt, das  Ganze  notdürftig  behauen  und  auf  diese  Weise  ein  schwerer  Keulenkopf 
geschaffen,  der  im  Handgemenge  infolge  der  daran  gelassenen  scharfen  Kanten  recht 
gefährlich  werden  konnte  (Taf.  XXVIII,  Fig.  1). 

Häufig  wurden  Sprossenspitzen  zu  geraden  oder  gekrümmten,  gespitzten  Stock- 
beschlägen verarbeitet,  die  an  der  Dülle  mit  Nietlöchern  versehen  waren.  Diese  sind 
in  der  Regel  schön  bearbeitet,  poliert  und  mitunter  auch  durch  eingravierte  kleine 
Kreislinien  oder  Zickzackornamente  verziert  (Taf.  XXXI,  Fig.  5,  Taf.  XXXII,  Fig.  9, 
Taf.  XXXVI,  Fig.  8 und  11). 

Zwei  eigentümliche  Stücke  dieser  Art  sind  in  Tafel  XXXII,  Fig.  7 und  8,  dar- 
gestellt. Sie  zeichnen  sich  von  den  übrigen  durch  sorgfältige  Ornamentierung  aus,  die 
bei  einem  aus  dichten  Punktreihen,  beim  anderen  aus  Zickzackbändern  besteht,  und 
auch  dadurch,  daß  an  einer  Seite  unterhalb  des  Düllenrandes  eine  breite  Einkerbung 
gemacht  wurde,  welche  gegen  die  Dülle  durchbohrt  ist.  Es  ist  wohl  schwer  zu  be- 
stimmen, wozu  diese  Geräte  gedient  haben;  für  ein  Gebrauchsgerät  sind  sie  zu  zierlich, 
für  Schmuckstücke  der  Form  nach  ungewöhnlich. 

Aus  der  großen  Zahl  sonstiger  Hornartefakte  wollen  wir  nur  noch  einige  heraus- 
greifen, welche  charakteristischer  sind.  Es  sind  darunter  zunächst  zwei  Harpunen  in 
Gestalt  spitzer  Dorne,  die  eine  mit  einem,  die  andere  mit  zwei  Widerhaken  versehen. 
An  den  Stiel  wurden  sie  vermittels  einer  Niete  durch  ein  die  Düllen  durchquerendes 
Nietloch  befestigt  (Taf.  XXXIII,  Fig.  18,  und  Taf.  XXXII,  Fig.  10).  Zu  Pfeilspitzen 
wurden  Hornsplitter  verarbeitet,  welche  die  Gestalt  eines  zumeist  vierkantigen  Domes 
erhielten  und  an  dem  unteren  Ende  einen  etwas  schmäleren  Dorn  hatten,  welcher  zum 
Schäften  der  Spitze  diente.  Es  sei  hier  bemerkt,  daß  während  der  ganzen  Ausgrabung 
im  Pfahlbaue  keine  Pfeilspitze  aus  anderem  Material  als  aus  Horn  gefunden  wurde,  es 
fehlen  sowohl  Stein-  als  auch  Metallpfeile.  Einige  Proben  der  Hornspitzen  sind  in 
Taf.  XXXII,  Fig.  15,  Taf.  XXXIII,  Fig.  10—12  und  auf  Taf.  XXXVI,  Fig.  10,  ver- 
anschaulicht. 

Ein  merkwürdiges  Stück  ist  in  Taf.  XXIX,  Fig.  10  abgebildet.  Es  ist  ein  aus 
einem  Rosenstück  sorgfältig  geschnitzter  starker  Ring,  welcher  an  einer  Seite  der  dort 
etwas  breiteren  Peripherie  zu  beiden  Seiten  eine  breite  und  ziemlich  tiefe  Einkerbung 
hat.  Die  Erklärung,  wozu  dieser  Ring  gedient  hat,  geben  uns  ähnliche  aus  hartem 
Holze  angefertigte  Ringe,  welche  das  Landvolk  in  Bosnien  heute  noch  mitunter  benützt. 
An  der  Einkerbung  war  ein  Seilende  befestigt  und  der  Ring  dient  als  Schleife  beim 
Verschnüren  von  Heuballen  oder  ähnlichem.  Wenn  man  das  freie  Ende  des  Seiles 
durch  den  Ring  durchzog,  konnte  man  beim  Anziehen  infolge  der  geringeren  Reibung 
eine  größere  Kraft  entfalten  und  gleichzeitig  wurde  auch  das  Seil  gegen  das  Auswetzen 
geschützt.  Wir  finden  also  auch  hier,  daß  sich  die  vorgeschichtlichen  Bewohner  von 
Dolina  mancher  Behelfe  bei  ihren  Verrichtungen  bedienten,  deren  sich  ihre  modernen 
Nachfolger  heute  noch  bedienen. 


64 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


Das  schönste  aus  Hirschhorn  hergestellte  Stück  ist  in  Taf.  XXXni,  Fig.  19  ab- 
gebildet. Es  ist  dies  eine  bogenförmige,  breite,  auf  der  Oberseite  gewölbte  Platte,  deren 
Ränder  mit  parallel  gravierten  Linien  eingefaßt  sind,  während  die  Fläche  durch 
sechs  konzentrische  Halbkreisgruppen  verziert  ist.  An  den  beiden  Enden  und  in  der 
Mitte  sind  je  zwei  Löcher  angebracht,  welche  dazu  dienten,  um  das  Stück  an  ein 
Kleidungsstück  oder  an  dergleichen  zu  befestigen.  Das  Stück  ist  sorgfältig  ausgeführt 
und  geglättet,  so  daß  man  es  wohl  für  ein  Schmuckstück  ansehen  kann,  und  der  ge- 
schweiften Form  nach  zu  schließen,  könnte  es  am  ehesten  als  Halsschmuck  gedient 
haben. 

Zwei  ähnliche,  aber  bedeutend  einfacher  ausgestattete  Stücke  sind  in  Taf.  XXXII, 
Fig.  5 und  6 abgebildet. 

Ein  der  Form  nach  ganz  ungewöhnliches  Stück  veranschaulicht  die  nebenstehende 
Fig.  37.  Es  ist  dies  eine  kreisrunde,  aus  einem  Hirschhornstück  sauber  geschnitzte 
Scheibe,  die  auf  einer  Seite  ganz  flach,  auf  der  anderen  (vgl. 
Taf.  XXXV,  Fig.  9)  schwach  gebuckelt  ist.  Die  Ränder  der  Scheibe 
übergreifen  unten  und  oben  etwas  die  Seitenwandung  und  bilden 
demnach  eine  Art  niederen  breiten,  spulenförmigen  Zylinders.  Dieser 
Zylinder  ist  von  zwei  über  Kreuz  angeordneten  breiten  Lochungen 
durchbohrt  und  diese  Röhren  sind  im  Mittelpunkte  durch  eine  an 
der  flachen  Seite  angebrachte  runde  Öffnung  verbunden. 

Es  ist  wohl  schwierig,  die  Erklärung  zu  dieser  ungewöhnlichen 
Form  zu  geben.  Sie  erinnert  uns  an  gewisse  Buckelknöpfe  unserer 
ersten  Eisenzeit,  die  an  der  Unterseite  gleichfalls  vier  sich  kreuzende 
Ösen  haben  und  an  Wehrgehenken  an  solchen  Stellen  angewendet  wurden,  wo  sich 
zwei  Riemen  oder  Schnüre  kreuzen.  Wir  können  vielleicht  annehmen,  daß  auch  dieses 
Stück  als  Knotenverzierung  irgend  einer  Verschnürung  gedient  hat. 

Obwohl  Knochen  im  Pfahlbaue  in  außerordentlicher  Menge  vorkamen,  sind 
Knochenartefakte  bedeutend  seltener  als  solche  aus  Geweih.  Das  Material  ist  spröder 
und  brüchiger  und  so  wurde  das  in  Massen  vorhandene  Hirschgeweih  vorgezogen. 
Selbst  jene  in  vorgeschichtlichen  Ansiedlungsstätten  so  häufig  vorkommenden,  aus  der 
Elle  verschiedener  Säugetiere  hergestellten  Pfriemen  kommen  in  Dolina  außerordentlich 
selten  vor  und  wurden  bisher  nur  drei  Exemplare  gefunden  (Taf.  XXIX,  Fig.  6). 

Am  häufigsten  wurden  Knochen  zu  Griffschalen  und  Beschlägen  verarbeitet  und 
waren  Fragmente  davon  ziemlich  häufig  (Taf.  XXIX,  Fig.  12,  Taf.  XXXIII,  Fig.  1 — 3, 
Taf.  XXXIV,  Fig.  2,  3,  9 und  10). 

Aus  Ulnas  wurden  häufig  grobe  Nadeln  hergestellt,  indem  man  das  eine  Ende 
des  Knochens  zu  einer  Spitze  zufeilte,  das  andere  aber  etwas  abflachte  und  unterhalb 
des  Gelenkendes  eine  Öse  durchbohrte.  Diese  Nadeln  sind  aber  so  groß  und  unförm- 
lich, daß  sie  wohl  kaum  zum  Nähen  dienen  konnten,  sondern  eher  zum  Auffädeln, 
vielleicht  von  Fischen,  wie  sie  unsere  Fischer  heute  noch  aus  Holz  benützen 
(Taf.  XXXII,  Fig.  13  und  14).  Ulnas  von  kleineren  Tieren  wurden  zu  feineren  Nadeln 
verarbeitet,  die  vielleicht  als  Kleidernadeln  gedient  haben.  Bei  einzelnen  ist  der  Kopf 
zu  einer  dreieckigen  Platte  gestaltet  und  mitunter  durch  Einschnitte  zu  einer  ornamen- 
tierten Kopfscheibe  verziert  (Taf.  XXXIH,  Fig.  4 — 9,  Taf.  XXIX,  Fig.  13  und  14).  Als 
Nähnadel  mag  das  in  Taf.  XXXIV,  Fig.  12  abgebildete  Stück  gedient  haben.  Die  Spitze 
ist  hier  abgebrochen  und  die  Öse  ziemlich  weit  vom  entgegengesetzten  Ende  angebracht. 

Eine  eigentümliche  Bearbeitung  zeigt  der  in  Taf.  XXXIV,  Fig.  1 abgebildete  Meta- 
karpus,  welcher  an  der  Gberseite  rinnenartig  ausgehöhlt  ist  und  einem  Webeschiffchen 


Fig.  37. 

Hirschhornscheibe 
von  einem  Wehr- 
gehänge (?)  (V 2). 


Truhelka.  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  im  Savebette  bei  D.  Dolina 

ähnlich  sieht.  Ob  man  voraussetzen  dürfte,  daß  er  als  solches  gedient 
habe,  ist  wohl  zweifelhaft. 

Daß  verschiedene  Knochen  als  Amulette  verwendet  wurden,  ist  auch 
in  unserem  Pfahlbaue  nicht  selten.  Wir  finden  dort  durchlochte  Bären- 
zähne (Taf.  XXXin,  Fig.  17),  sehr  häufig  durchlochte  Phalangen  vom 
Hirsch  und  Rind  (Taf.  XXIX,  Fig.  11,  Taf.  XXXII,  Fig.  17),  welche  auch 
an  zwei  Seiten  glatt  geschliffen  sind.  Eines  der  merkwürdigsten  An- 
hängsel ist  aber  ein  Hahnenfuß  mit  dem  Nagel  daran,  am  Oberende  durch- 
locht (Taf.  XXXII,  Fig.  16). 

Auch  der  in  nebenstehender  Textfigur  38  abgebildete  Raubtierzahn 
diente  als  Amulett. 

XI.  Steinartefakte. 

Im  Vergleich  zu  anderen  Materialien,  welche  unsere  Pfahlbauer  zu 
Geräten  verarbeiteten,  wurden  Steine  außerordentlich  selten  verwendet. 

Die  Ufer  der  Save  sind  recht  arm  an  Steinen  und  was  man  davon 
benötigte,  mußte  erst  aus  dem  Gebirge  herabgeholt  werden.  Es  ist  darum  erklärlich,  daß 
die  Bewohner,  wo  es  anging,  Materialien  verwendeten,  die  den  Stein  entsprechend  ersetzten. 

Die  verhältnismäßig  häufiger  vorkommenden  Steinsachen  sind  hauptsächlich  Schleif- 
steine, worunter  wir  zwei  Gattungen  unterscheiden  können:  größere  Sandsteinplatten, 
deren  obere  Seite  infolge  längeren  Gebrauches  muldenförmig  ausgeschliffen  wurde.  Diese 
benützten  die  Pfahlbauer  zum  Ausschleifen  der  Schneiden  ihrer  Werkzeuge  aus  Hirsch- 
horn und  sie  sind  ganz  jenen  Poliersteinen  ähnlich,  auf  welchen  die  Neolitiker  von 
Butmir  ihre  Steinbeile  ausschliffen.  Zur  zweiten  Gattung  gehören  kleinere  Wetzsteine 
aus  feinkörnigem  Material  zum  Schleifen  von  Messern  und  dergleichen.  Einzelne  darunter 
sind  durchlocht  und  werden  an  Schnüren  getragen  (Taf.  XXXVIII,  Fig.  19). 

Verhältnismäßig  häufig  wurden  Steinamulette  getragen.  Sie  bestehen  zumeist  aus 
kleinen  Kiesplatten,  an  denen  die  natürliche  Gestalt  unverändert  blieb  und  die  nur 
durchlocht  wurden,  um  eine  Schnur  durchziehen  zu  können  (Taf.  XXXVII,  Fig.  22 — 24 
und  26,  Taf.  XXXVIII,  Fig.  20).  Ein  vereinzeltes  Stück  ist  perlenrund  und  durch- 
bohrt, ein  andei’es,  keilförmig  facettiert,  ist  aus  schöngeädertem  feinkörnigen  Marmor 
angefertigt  (Taf.  XXXVIII,  Fig.  18). 

Als  Überbleibsel  einer  längst  entschwundenen  Zeit,  das  dann  von  späteren  Gene- 
rationen als  heilkräftiges  Amulett  benützt  wurde,  ist  ein  kleines  neolitisches  Steinmeißel 
aufzufassen,  welches  oben  durchlocht  wurde  und  an  einer  Schnur  getragen  werden 
konnte.  Es  ist  auf  Taf.  XXXVH,  Fig.  27  abgebildet. 

Ähnliche  Überreste  aus  einer  Zeit,  die  viel  weiter  als  der  Bestand  des  Pfahlbaues 
zurückreichen,  wurden  noch  einigemale,  und  zwar  zwei  Fragmente  von  polierten  Stein- 
äxten, an  dem  Schaftloche  entzweigebrochen  (Taf.  XXXV,  Fig.  8,  Taf.  XXIII,  Fig.  22) 
und  ein  schön  geglättetes  zungenförmiges  Beil,  das  ganz  erhalten  ist  (Taf.  XXIII,  Fig.  21). 
Diese  Stücke  wurden  aber  nicht  etwa  in  den  untersten  Fundschichten  aufgefunden, 
sondern  in  höher  gelegenen,  das  letzte  sogar  unmittelbar  unter  der  Humusschichte,  und 
daraus  wäre  zu  folgern,  daß  diese  Stücke  durch  Zufall,  entweder  von  den  Pfahlbauern 
selbst  entdeckt  und  hergebracht  wurden  oder  wie  das  Beil  in  einer  Zeit,  wo  der  Pfahl- 
bau bei’eits  von  Erde  überdeckt  war,  hierher  kamen. 

Daß  diese  neolitischen  Sachen  in  keinem  Zusammenhänge  mit  der  Ansiedlung 
waren,  beweist  der  Umstand,  daß  Feuersteinsachen  hier  fehlen  und  selbst  Splitter  davon 
äußerst  selten  sind,  obwohl  sich  unter  den  Savekiesen  häutig  Feuerstein  befindet. 

Band  IX.  5 


Fig-,  38. 
Durchlochter 
Kaubtierzalm 

C/i). 


66 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


Nicht  unerwähnt  darf  es  bleiben,  daß  im  Pfahlbaue  auch  Mahlsteine  gefunden 
wurden,  und  zwar  sowohl  jene  genügsam  bekannten  kugelförmigen,  sogenannten  „Korn- 
quetscher“ (Taf.  XXIV,  Fig.  9),  als  auch  Bruchstücke  von  eigentlichen  Mühlsteinen. 
Diese  waren  in  der  Form  ähnlich  den  gegenwärtig  gebräuchlichen,  aber  sehr  klein, 
im  Durchmesser  etwa  35 — 40  cm  messend,  und  dürften  von  Handmühlen  herrühren. 

Aus  Stein  wurden  auch  größere  wirtelartige,  mit  breitem  Loche  versehene  Scheiben 
oder  Ringe  angefertigt,  über  deren  Bedeutung  man  noch  im  Unklaren  ist  (vgl.  Taf.  XXIV, 
Fig.  10  und  11,  Taf.  XXVII,  Fig.  11). 

XII.  Metallurgisches. 

Die  große  Menge  von  Bronzesachen,  welche  im  Gräberfelde  von  Donja  Dolina 
gefunden  wurden,  läßt  die  Annahme  zu,  daß  wenigstens  ein  Teil  dieser  Sachen  von 
in  Dolina  ansässigen  Pfahlbauern  erzeugt  wurde.  Wohl  wurden  im  Pfahlbaue  bisher 
keine  metallurgischen  Werkstätten  entdeckt,  aber  das  hat  seinen  Grund  darin,  daß  es 
wegen  der  mit  metallurgischen  Betrieben  verbundenen  Feuersgefahr  nicht  anging,  inmitte 
der  Ansiedlung  eine  solche  Werkstätte  aufzustellen,  die  früher  oder  später  für  den  Be- 
stand der  ganzen  Ansiedlung  gefahrvoll  werden  konnte.  Die  eigentlichen  Werkstätten 
von  Donja  Dolina  wird  man  deshalb  vom  Pfahlbaue  abgeschieden,  auf  trockenem 
Boden  suchen  müssen. 

Aber  trotzdem  wurden  einzelne  Funde  im  Pfahlbaue  selbst  aufgelesen,  die  uns  die 
Metallindustrie  unserer  Pfahlbauer  bezeugen.  Es  sind  dies  nur  einzelne  kleinere,  un- 
brauchbar gewordene  Sachen,  die  von  Kindern  oder  durch  Zufall  von  der  eigentlichen 
Arbeitsstätte  hierher  verschleppt  wurden  und  die  das  Werkzeuginventar  der  Bronze- 
gießer nur  sehr  unvollständig  repräsentieren. 

Darunter  sind  vor  allem  die  Gußtiegel  am  interessantesten.  Für  solche  halte  ich 
kleine  schmale  eiförmige,  unten  spitz  verlaufende  Gefäße  (Taf.  XX,  Fig.  17  — 19, 
Taf.  XXin,  Fig.  30,  Taf.  XXXIII,  Fig.  23),  die  aus  stark  verschlacktem  Ton  zu  be- 
stehen scheinen  und  an  einem  Belag  von  Kupferoxyden  als  Bronzegußtiegel  erkannt 
werden  können. 

An  diesen  Tiegeln  kann  gerade  die  schlackenartige  Konsistenz  als  Beweismittel 
dafür  dienen,  daß  sie  als  Gußtiegel  verwendet  wurden,  wenn  auch  der  Kupferoxyd- 
belag daran  nicht  merklich  sein  sollte.  Die  Verschlackung  des  Tiegels  wurde  nämlich 
nicht  nur  durch  das  starke  Feuern  verursacht,  sondern  sie  wurde  absichtlich  herbei- 
geführt. Die  bosnischen  Silberarbeiter,  welche  keine  Schamotte-  oder  Graphittiegel 
besitzen,  verwenden  jenen  von  Dolina  ähnliche  Tiegel  heute  noch  und  diese  erhalten 
schon  beim  ersten  Feuer  Sprünge,  so  daß  es  unmöglich  wäre,  selbst  die  erste  Guß- 
menge darin  ordentlich  in  Fluß  zu  bringen.  Um  nun  das  Verschütten  der  flüssigen 
Masse  zu  verhindern,  werden  die  Risse,  welche  der  Tiegel  im  Feuer  erhält,  verkittet. 
Als  Kitt  verwenden  die  bosnischen  Silberarbeiter  aber  gewöhnliches  Glas,  das  im  Feuer 
erweicht,  an  die  schadhafte  Stelle  geklebt  und  festgedrückt  wird.  Bei  wiederholter 
Reparatur  wird  allmählich  das  ganze  Gefäß  mit  Glas  überzogen  und  erhält  jenes  halb 
glasur-,  halb  schlackenförmige  Aussehen,  welches  auch  unsere  Schmelztiegel  von  Dolina 
kennzeichnet. 

Es  ist  nun  leicht  anzunehmen,  daß  auch  die  vorgeschichtlichen  Metallurgen  ein 
Verfahren  kannten,  womit  sie,  wenn  ihnen  auch  nicht  das  Glas  zur  Hand  war  — viel- 
leicht durch  eine  geeignete  Silikatmischung  — ihre  Schmelztiegel  vor  dem  Zerspringen 
schützten. 


Truhelka.  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  im  Savebette  bei  D.  Dolina. 


67 


Einen  Beweis  dafür  würde  ich  jedenfalls  in  der  schlackenartigen  Konsistenz  der 
Tiegel  erblicken. 

Das  Roherz  oder  Bruchmetall  wurde,  wenn  es  gehörig  verflüssigt  war,  zuerst  in 
Barren  ausgegossen.  Dabei  wurden  besondere  Barrengußformen  verwendet.  Es  sind 
dies  ziegelförmige  Tonstücke,  welche  an  der  Oberfläche  zwei  oder  auch  mehrere  pa- 
rallele, ziemlich  tiefe  Rillen  besaßen,  und  in  diese  wurde  die  Masse  ausgegossen.  Es 
wurden  mehrere  derartige  Barrenformen  gefunden  und  alle  tragen  an  den  mit  der  glut- 
fliissigen  Masse  in  Berührung  gekommenen  Stellen  Spuren  des  einwirkenden  Feuers. 

Zum  Ausgießen  der  Gegenstände  benützte  man  Gußformen  aus  Sandstein  oder 
auch  aus  gebranntem  Ton.  Der  bisher  zutage  geförderte  Vorrat  von  Gußformen  ist 
gering  und  besteht  zumeist  aus  kleineren  Bruchstücken.  Vorgefunden  wurden  folgende: 

Eine  Gußform  eines  Hoklkeltes  aus  grauem,  stark  gebranntem  und  mit  Sand  ver- 
mischtem Ton; 

eine  Gußform  für  zwei  Schmucknadeln  mit  großen  Köpfchen  aus  Mergel 
(Taf.  XXXV,  Fig.  3); 

eine  Gußform  für  zwei  ähnliche  kleinere  Schmucknadeln  (Taf.  XXXV,  Fig.  5); 

eine  stark  defekte  Form  aus  rotgebranntem  Ton  für  eine  Schmucknadel,  deren 
Kopf  mit  Beeren  verziert  und  oben  mit  einer  Ose  versehen  war; 

eine  Sandsteinplatte  mit  der  Form  zweier  runder,  in  der  Mitte  mit  einem  Dorn 
verzierter  Knöpfe; 

das  Bruchstück  einer  Nadelform  aus  Sandstein; 

eine  Gußform  aus  gebranntem  Ton  für  ein  rundes,  mit  vier  Speichen  verziertes 
Rädchen; 

ein  Gußzapfen,  womit  die  Höhlung  von  Hohlkelten  beim  Gießen  ansgespart  wurde. 
Er  ist  aus  Sandstein; 

endlich  mehrere  unbedeutende  Fragmente. 

XIII.  Bronzesaclien. 

Im  Vergleiche  mit  den  übrigen  Funden  kommen  Bronzesachen  in  unserem  Pfahl- 
baue außerordentlich  selten  vor.  Den  Grund  dazu  können  wir  darin  erblicken,  daß 
die  Bronze  zur  Blütezeit  unseres  Pfahlbaues  nicht  mehr  Werkzeugmaterial,  sondern 
Schmuckmaterial  war.  In  einer  durch  irgend  ein  Ereignis  aufgelassenen  Ansiedlung 
können  wir  verloren  gegangene  oder  als  unbrauchbar  weggeworfene  Geräte  und  Hand- 
werkzeug erwarten,  aber  keinen  Schmuck,  denn  es  ist  anzunehmen,  daß  die  Bewohner 
beim  Verlassen  des  Pfahlbaues  alles,  was  als  Schmuck  galt,  mitnehmen  werden  oder, 
falls  die  Ansiedlung  durch  einen  feindlichen  Überfall  zerstört  würde,  würde  der  Feind 
den  Schmuck  als  Beute  plündern.  So  finden  wir  in  unserem  Pfahlbaue  nur  das,  was 
als  Handwerkzeug  zum  täglichen  Geräte  gehörte  und  nach  Ansicht  der  einstigen  Be- 
wohner nicht  des  Mitnehmens  wert  war,  aber  auch  der  Schmuck  unserer  Pfahlbauer 
ging  uns  nicht  verloren,  denn  ein  günstiger  Zufall  gestattete  es,  daß  man  in  der  Nähe 
der  Ansiedlung  auch  das  Gräberfeld  unserer  Pfahlbauer  entdeckte,  und  was  im  Pfahl- 
baue an  Bronzesachen  gefunden  wurde,  genügt  eben,  um  die  Zusammengehörigkeit  des 
Gräberfeldes  und  des  Pfahlbaues  zu  erweisen. 

Waffen.  Unter  den  Bronzesachen  von  Dolina  müssen  wir  zwei  Stücke  an  erster 
Stelle  erwähnen,  die,  obwohl  sie  nicht  im  eigentlichen  Pfahlbaue  gefunden  wurden,  zur 
Entdeckung  des  Pfahlbaues  führten.  Der  erste  Platz  gebührt  ihnen  auch  aus  dem 
Grunde,  weil  sie  zeitlich  zu  den  ältesten  Funden  gehören. 


5* 


68 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


Es  ist  dies  zunächst  ein  schöner,  in  Textfigur  39  abgebildeter  Bronzedolch.  Er 
hat  eine  37  cm  lange,  blattförmig  geschweifte,  oben  zugespitzte  Schneide  mit  vierkantig 
facettiertem  Querschnitt.  Das  nur  9 cm  lange  Heft  ist  rund,  oben  mit  einer  4’5  cm  im 
Durchmesser  messenden  Scheibe  verziert,  unten  aber  erweitert  es  sich  zu 
einer  halbkreisförmigen  ausgeschnittenen  Platte,  welche  das  zu  6'2  cm  er- 
weiterte Ende  der  Klinge  umfaßt  und  beiderseits  mit  fünf  Nietköpfen  ver- 
ziert ist.  Griff  und  Klinge  und  selbst  die  Nietköpfe  sind  in  einem  Guß 
hergestellt,  es  liegt  also  eine  durch  Guß  hergestellte  Nachahmung  von 
Dolchen  vor,  bei  denen  Griff  und  Klinge  ursprünglich  separat  hergestellt 
nnd  mit  Nieten  untereinander  verbunden  waren,  und  dadurch 
schon  gibt  sich  die  Form  als  sekundäre  zu  erkennen. 

Die  Klinge  ist  vom  Hefte  an  mit  drei  zur  Schneide 
parallelen  gravierten  Linien  verziert,  die  annähernd  in  der 
Mitte  in  einem  spitzen  Winkel  Zusammentreffen.  Oberhalb 
ist  eine  ähnliche  spitzwinkelige  Liniengruppe  angebracht. 
Der  Griffteil  des  Heftes  ist  mit  umlaufenden  breiten  Linien- 
bändern, die  Griffscheibe  mit  konzentrischen  Kreisen  verziert. 

Der  Dolch  hat  eine  schöne,  stellenweise  malachitartige 
Patina,  die  stellenweise  aber  auch  rauh  und  körnig  ist. 

Der  Dolch  wurde  beim  Ausheben  eines  Grabens,  etwa 
300  Schritte  vom  Pfahlbaue  gegen  Süden  entfernt,  gefunden 
und  ist  auch  dessen  Zusammenhang  mit  dem  Pfahlbaue  nicht 


erwiesen,  so  kann  er  doch  als 


bestehend  angenommen 


werden. 

Das  zweite,  nahezu  gleichaltrige  Stück,  ist  eine  Schwert- 
klinge aus  Bronze  mit  46  5 cm  langem  Blatte  und  7‘5  cm  lan- 
ger Griffzunge.  Die  Klinge  ist  in  der  Mitte  2‘8  cm,  unter 
dem  Griffansatze  nur  L7  cm  breit  und  verlauft  in  eine  scharfe 
Spitze.  Der  mittlere  Teil  derselben  erhebt  sich,  der  Schneide- 
kontur folgend,  über  die  Schneidefläche  und  ist  die  Mitte 
überdies  gratförmig  verstärkt. 

Das  Heft  ist  unten  4-5  cm  breit  und  seitlich  durch 
einen  beiderseits  vorragenden  Streifen  begrenzt,  so  daß  die 
Griffschalen,  welche  separat  eingesetzt  waren,  dadurch  einen 
gewissen  Halt  erhielten.  Zur  Befestigung  derselben  dienten 
vier  an  Griff  lappen  angebrachte  Nietlöcher.  Das  Schwert 
ist  von  einer  dunkelgrünen  glänzenden  Patina  überzogen. 

Das  Stück  wurde  während  der  Feldarbeit  auf  der  Gra- 
dina,  also  auf  dem  Boden,  über  welchen  sich  der  Pfahlbau 
erstreckte,  gefunden.  Dort  wurde  auch  ein  Fragment  eines 
ganz  ähnlichen  Schwertes  entdeckt,  von  welchem  aber  der 
größte  Teil  der  Klinge  fehlt. 

Das  besser  erhaltene  der  beiden  Stücke  ist  in  Text- 
figur 40  abgebildet. 

Der  Dolch  ist  für  uns  deshalb  von  besonderem  Interesse,  weil  er  das  erste  derartige 
Stück  ist,  welches  bisher  in  Bosnien  gefunden  wurde.  Nach  Montelius  (Chronologie  der 
ältesten  Bronzezeit  in  Norddeutschland,  S.  128  u.  ff.)  ist  diese  Form  aus  dem  kurzen 
italienischen  Dolche  mit  dreieckigem  Blatte  entstanden  und  zeigt  diesem  gegenüber  in- 


Fig.  40. 
Bronze- 
schwert (pg). 


Fig.  39. 
Bronzedolch 
aus  D.  Dolina 
(Vs)- 


Truhelka.  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  im  Savebette  bei  D.  Dolina. 


69 


soferne  eine  entwickeltere  Gestalt,  als  die  Klinge  verlängert,  geschweift  und  das  der 
Gestalt  nach  gleiche  Heft  mit  ihr  aus  einem  Stücke  gegossen  wurde.  Diese  Form,  die 
sich  über  die  Alpen  bis  nach  Skandinavien  und,  wie  unser  Stück  beweist,  auch  auf 
die  Balkanhalbinsel  erstreckte,  ist  nach  Montelius  mit  der  ersten  italienischen  Bronze- 
periode gleichzeitig.  Dadurch  erhalten  wir  einen  Anhaltspunkt  zur  chronologischen 
Bestimmung  unseres  Pfahlbaues. 

Der  gleichen  Periode  gehören  auch  die  beiden  Schwerter  an.  Sie  repräsentieren 
eine  der  allgemeinsten  bronzezeitlichen  Formen  und  ihr  Verbreitungsgebiet  reicht  von 
Myken  bis  Skandinavien,  von  Spanien  bis  zum  Kaukasus,  sie  kam  sogar  über  das 
Mittelländische  Meer  nach  Ägypten  und  vermutlich  auch  in  den  ferneren  Osten  unseres 
Kontinents,  denn  in  transkaukasischen  und  sibirischen  Fundstätten  finden  wir  Schwert- 
und  Messerformen,  die  uns  an  die  vorliegende  erinnern.  Dieses  gewaltige  Verbreitungs- 
gebiet einer  der  gewöhnlichsten  Bronzezeitformen  ist  der  beste  Beweis  für  die  Gleich- 
mäßigkeit und  Expansionsfähigkeit  der  Bronzezeitkultur,  die  in  dieser  Beziehung  die 
römisch-griechische  weit  übertraf. 

Fibeln.  Ein  ansehnlicher  Zeitraum  trennt  die  im  Pfahlbau  gefundenen  Fibeln  von 
den  soeben  beschriebenen  Waffen,  denn  sie  versetzen  uns  in  eine  hochentwickelte  Eisenzeit. 
Es  wurden  bisher  neun  Stück  gefunden  und  alle  mehr  oder  weniger  beschädigt,  also 
außer  Gebrauch  gekommene  Stücke,  die  für  die  Pfahlbauer  wertlos  waren  und  von 
ihnen  weggeworfen  wurden.  Sie  können  uns  demnach  nur  ein  ungenügendes  Bild  der  ge- 
bräuchlichen Formen  liefern,  aber  dieses  wird  glücklicherweise  durch  die  Funde  aus 
dem  Gräberfelde  in  denkbar  vollkommenster  Weise  ergänzt. 

Unter  den  im  Pfahlbaue  Vorgefundenen  Fibeln  ist  die  Bogenform  die  vorherr- 
schende und  wurden  bisher  sieben  Exemplare  gefunden,  die  aber  verschiedenen  Typen 
angehören.  Unter  diesen  werden  wir  an  erster  Stelle  die  autochthonen  Formen  anführen. 

In  Fig.  41  ist  ein  mit  hohem  gerippten  Bügel  versehenes  Fibelfragment  abgebildet, 
das  auf  dem  Gradinahügel  gefunden  wurde.  Es  fehlt  daran  sowohl  Kopf-  als  Fußplatte; 
ei’stere  war  schon,  als  sich  das  Stück  noch  im  Gebrauche  be- 
fand, abgebrochen  und  dann  notdürftig  mit  zwei  Nieten  ange- 
nietet. Trotz  dieser  Mängel  ist  aber  die  Bügelform  und  ihre 
Ornamentik  so  charakteristisch,  daß  man  darnach  die  ursprüng- 
liche Gestalt  des  Stückes  mit  Sicherheit  rekonstruieren  kann. 

Es  war  dies  jene  Glasinacform,  bei  welcher  der  schleifenlos 
am  Bügel  ansitzende  Fuß  die  Gestalt  einer  breiten  dreieckigen, 
an  der  Spitze  abgesetzten  Platte  hatte,  die  in  einen  bimförmigen 
Knopf  endet.  Im  Nekropolengebiet  von  Glasinac  ist  diese 
Form  sehr  häufig,  aber  sie  kommt  auch  in  der  gleichaltrigen 
Schichte  des  Flachgräberfeldes  von  Grude  bei  Ljubuski  und 
der  Ansiedlung  von  Sobunar  vor. 

Die  zweite  Fibel  (Fig.  42)  ist  gleichfalls  eine  Bogen- 
fibel mit  nur  einseitiger  Schleife,  deren  Fußplatte  war  aber  vier- 
eckig und  saß  an  einer  Ecke  am  Bügel  fest.  Die  beiden  Bügel- 
enden waren  mit  abgerundeten  Rillen  verziert.  Auch  sie  reprä- 
sentiert uns  eine  allerdings  seltenere  ersteisenzeitliche  Fibelform. 

Die  Urform  der  an  dieser  Fibel  charakteristischen  vier- 
eckigen  Fußplatte  stammt  aus  Griechenland,  wo  sie  an  einschlei- 
figen  Bogenfibeln  häufig  angewandt  wurde.  Die  Platte  ist  dort  viel  breiter  und  höher 
ausgebildet  und  in  den  Dipylonfibeln  gewissermaßen  zu  einer  förmlichen  Bildfläche 


Einschleifige  Bogenfibel 
vom  Glasinactypus  (2/3). 


Fig.  42. 

Einschleifige  Bogenfibel  von 
griechischem  Typus  (2/8). 


70 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


erweitert,  auf  welcher  außer  Swastikas  auch  figurale  Darstellungen  in  feiner  Gravier- 
technik dargestellt  erscheinen.  Diese  Fibelform,  die  in  Bosnien  häufig  auch  in  Silber 
erscheint,  wurde  meines  Wissens  nördlich  der  Save  noch  nicht  nachgewiesen  und  dem- 
nach können  wir  die  Save  als  die  Nordgrenze  ihres  Verbreitungsgebietes  ansehen. 
Belegstücke  für  diese  Fibelform  aus  Griechenland  hat  Montelius  in  „Die  älteren  Kul- 
turperioden im  Orient  und  Europa“,  I,  S.  52,  53,  nachgewiesen. 

Die  nächstfolgenden  Fibeln  aus  dem  Pfahlbaue  von  Donja  Dolina  respräsentieren 
uns  italienische  Typen. 

Das  älteste  unter  den  vorhandenen  Stücken  ist  eine  Fibel  mit  breitem  gewölbten, 
auf  der  Oberseite  durch  breite  gravierte  Bänder  verziertem  Bügel  und  langer  schmaler, 
spitz  auslaufender  Fußplatte.  Sie  gehört  der  großen  Gruppe  der  Kahnfibeln  und  nach 
Montelius’  Chronologie  der  etruskischen  Periode  in  Italien  an  (Fig.  43). 

Derselben  Periode,  wenn  auch  typologisch  etwas  jünger,  sind  ein  Bügelstück  und 
ein  Schleifenfragment  des  Certosatypus,  in  der  charakteristischen  Ausgestaltung  mit  der 
Kopfscheibe,  welche  diesen  Fibeln  ihr  eigentümliches  Ansehen  verleiht  (Fig.  44  und  45). 


Fig.  45.  Fragment  Fig.  46.  Bügel  einer  Fig.  47.  Bügel  einer 

einer  Certosafibel  (2/3).  Armbrustfibel  (2/3).  Armbrustfibel  (1/2). 


In  den  Fig  46  und  47  und  Taf.  XXXVIII,  Fig.  22  sind  drei  Fibelbügel  abge- 
bildet, welche  man  auf  den  ersten  Blick  der  Certosagruppe  zuschreiben  kann.  Mit  ihr 
haben  sie  die  gestreckte  Bügelform,  die  Ausgestaltung  des  mit  einem  Köpfchen  ver- 
zierten Fußes  gemein,  aber  sie  weichen  von  ihr  dadurch  ab,  daß  das  Kopfende  des 
Bügels  durchlocht  ist.  Es  ist  dies  nicht  etwa  die  Folge  einer  Reparatur,  die  an  den 
Stücken  vorgenommen  wurde,  sondern  das  typische  Merkmal  einer  besonderen  Gruppe 
von  Fibeln.  Das  charakteristische  Moment  aber  bei  dieser  Gruppe  ist  allerdings  das, 
daß  dieses  Merkmal  sein  Entstehen  den  am  Nadelteile  der  Fibel  so  oft  nötigen  Re- 
paraturen dankt. 

Wir  haben  in  den  Fibeln  aus  dem  Pfahlbaue  schon  Spuren  von  Reparaturen  an 
Fibeln  gesehen  und  werden  diese  im  Gräberfelde  noch  häufig  antreffen.  Man  behalf 
sich  dabei  zunächst  in  der  Weise,  daß  man  an  das  Bügelende  eine  neue  Nadel  ver- 
mittels Nieten  festnietete;  aber  diese  Art  der  Reparatur  war  eine  ungenügende,  indem 
die  neue  Nadel  an  Elastizität  der  mit  dem  Bügel  in  einem  Stücke  gegossenen  nachstand 
und  die  Nieten  sich  auch  bei  häufigem  Gebrauche  lockerten.  In  der  La  Tene-Fibel 
sehen  wir  nun  den  Versuch,  den  Nadelmechanismus  vom  Bügel  getrennt  auszugestalten, 
und  so  die  Möglichkeit  geboten,  daß,  im  Falle  es  nötig  wäre,  die  unbrauchbare  Nadel 
leicht  durch  eine  neue  ersetzt  werden  könne.  Der  Mangel  an  Elastizität,  der  aus  dieser 
Zweiteilung  resultierte,  wurde  in  der  Weise  behoben,  daß  man  die  Spiralschleifen  der 
Nadel  vermehrte,  und  dadurch  entstand  die  Armbrustform  der  La  Tene-Fibel. 


Truhelka.  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  im  Savebette  bei  D.  Dolina. 


71 


Nach  dem  gleichen  Prinzipe  wurden  Reparaturen  auch  an  alten  Certosafibeln 
vorgenommen,  indem  man  am  beschädigten  Kopfende  einen  separaten  Spiralmechanis- 
mus anbrachte,  und  als  man  unter  Beibehaltung  der  Bügelform  von  Haus  aus  derartige, 
mit  komplizierterem  Spiralmechanismus  ausgestattete  Fibeln  zu  erzeugen  begann,  entstand 
jene  mit  dem  etwas  unförmlichen  Namen  einer  Armbrust- Certosa-Fibel  belegte  Form. 
Dieser  Gruppe  gehören  auch  unsere  drei  Stücke  an. 

Zum  erstenmal  wurden  diese  Fibeln  in  größerer  Menge  im  Gräberfelde  von  Santa 
Lucia  in  Istrien  gefunden  und  Hoernes  im  Archiv  für  Anthropologie  (1895)  reiht  diese 
Fibeln  in  die  jüngere  Periode  des  erwähnten  Gräberfeldes  ein.  Die  Exemplare  von 
Santa  Lucia  sind  aber  besonders  lehrreich,  weil  sie 
uns  in  überzeugender  Weise  den  Übergang  von  der 
Certosaform  zu  diesem  sekundären  Typus  veran- 
schaulichen. In  Bosnien  trafen  wir  diesen  Typus 
zum  erstenmal  im  Gräberfelde  von  Sanskimost  in 
mehreren  Exemplaren  vor,  aber  diese  zeigen  bereits 
eine  weitere  Ausbildung,  indem  mit  der  T-förmigen 
Kopfspirale  zwei  gleichlange  parallel  angeschoben 
erscheinen,  die  mit  der  Kopfspirale  vermittels  zweier 
Lamellen  seitlich  festgenietet  wurden.  Diese  Spiralen 
haben  nur  mehr  einen  etwas  bizarren  ornamentalen 
Charakter  und  mit  dem  eigentlichen  Spiralmecha- 
nismus gar  nichts  zu  tun.  Die  letzte  der  drei  Spi- 
ralen war  noch  mit  einem  eine  Reihe  von  Schleifen 
bildenden  Drahtstücke  verbunden  und  in  dessen 
Schleifen  je  ein  dreieckiges  Blechanhängsel  ange- 
hängt. Diesem  Typus  (vgl.  Fig.  48)  gehören  die  drei 
Bügelstücke  aus  unserem  Pfahlbaue  an  und  den 
Beweis  zu  dieser  Annahme  fanden  wir  in  zahlreichen 
Exemplaren,  die  im  Gräberfelde  der  Pfahlbauer  an- 
getroffen wurden. 

Die  nächsten  Analogien  finden  wir  zu  dieser 
Fibelform  im  Laibacher  Museum,  wo  ein  Exemplar 
aus  Dobrava  mit  zwei  Kopfspiralen  — die  dritte 
ist  jedenfalls  in  Verlust  geraten  — sich  befindet, 
und  ein  besser  erhaltenes  Stück  aus  St.  Magdalena 
(Müllers  Album,  Taf.  XXH,  Fig.  13  und  Taf.  XXIII, 

Fig.  4).  In  Santa  Lucia  wurde  die  Form  wieder- 
holt angetroffen,  aber  das  charakteristischeste  Beleg- 
stück für  die  typologische  Entwicklung  der  Fibel  hat  A.  B.  Meyer  in  seinem  Berichte 
über  Gurina,  Taf.  V,  Fig.  13,  publiziert.  Bei  diesem  Stücke  besteht  der  Bügel  näm- 
lich aus  einem  alten,  unbrauchbar  gewordenen  Exemplar  einer  italienischen  Kahnfibel, 
deren  Fußende  mit  einem  Knöpfchen  geschmückt  ist. 

Meyer  hat  die  ungewöhnliche  Kopfbildung  an  dieser  Fibel  als  das  Ergebnis  einer 
Reparatur  aufgefaßt,  und  wenn  selbst  dieser  Kahnbügel  mit  drei  Spiralreihen  versehen 
wurde,  so  ist  dies  wohl  der  beste  Beweis,  daß  wir  in  dieser  Verzierungsweise  kein 
sporadisches  Vorkommen  erblicken  sollen,  sondern  eine  feststehende  eingebürgerte  Form, 
die  durch  eine  gewisse  Zeit  die  Geschmacksrichtung  der  damaligen  Bronzekünstler  be- 
herrschte und  selbst  in  Italien  Eingang  gefunden  hatte. 


Fig.  48. 

Armbrustfibel  aus  Sanskimost  (1h). 


72 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


Obwohl  das  Ursprungsland  der  Grundform  dieser  Fibel  Italien  war,  so  halte  ich 
doch  dafür,  daß  die  vorliegende  Modifikation  in  jenem  Teile  entstand,  welcher  sich 
zwischen  der  Adria,  den  Südabhängen  der  Alpen  und  dem  Japodenlande  erstreckte. 
Von  hier  aus  fand  sie,  dem  Savelaufe  folgend,  ihren  Weg  nach  Bosnien  und  kam  bis 
nach  Sanskimost.  Aber  auch  nach  Norden  reicht  das  Verbreitungsgebiet  derselben  ziem- 
lich weit,  wie  Fundstücke  aus  Kärnten,  Hallstatt,  aus  der  Schweiz  und  selbst  aus  Bayern 
beweisen. 

Zur  Chronologie  dieser  Fibel  sei  nur  erwähnt,  daß  sie  sowohl  in  Sanskimost  als 
auch  im  Gräberfelde  von  Donja  Dolina  mit  dem  Auftreten  der  Früh-La  Tene-Formen 
zusammenfällt. 

Die  Gruppe  der  Scheibenfibeln  ist  im  Pfahlbaue  durch  ein  einzelnes  Exemplar 
vertreten,  welches  sich  aber  vor  den  häufiger  im  Gräberfelde  vorkommenden  dadurch 
auszeichnet,  weil  daran  ersichtlich  ist,  in  welcher  AVeise  die  Zierscheibe  mit  dem  Nadel- 
mechanismus verbunden  war.  Die  Fibel  hat  die  Gestalt  einer  hochbügeligen  einschlei- 
figen  Bogenfibel,  deren  Bügel  flachgeklopft  ist,  und  daran  war  vermittels  zweier  Nieten 
die  Zierscheibe  festgenietet.  Bei  den  meisten  derartigen  Fibeln  war  der  Bügel  aus 
Eisen  hergestellt  und  ist  größtenteils  weggerostet,  bei  diesem  Exemplare  aber  aus  Bronze 
und  blieb  gut  erhalten.  Die  Scheibe,  aus  dünnem  Bronzeblech  kreisrund  geschnitten, 
hat  einen  Durchmesser  von  6 cm  und  ist  an  der  Peripherie  mit  zwei  Reihen  kleiner, 
erhaben  gebosselter  Punkte  verziert.  Der  Mittelpunkt  der  Scheibe  ist  zu  einem  halb- 
kugelförmigen Knopf  ausgebuckelt,  während  um  ihn  vier  Gruppen  von  je  drei  kleineren 
Buckeln  angeordnet  sind.  Eingestanzte  Punktreihen  umgeben  die  einzelnen  Bucke- 
lungen und  vei’binden  sie  tangential  mit  dem  mittleren  Buckel  (Taf.  XXXVII,  Fig.  2 
und  2a). 

Ein  etwas  ungewöhnliches  Stück,  das  sein  Vorkommen  im  Pfahlbaue  einer  späteren 
Zeit  zu  danken  hat,  ist  die  auf  Taf.  XXXVII,  Fig.  8,  abgebildete  Mittel -La  Tene- 
Fibel  mit  breitem  armbrustartigen  Kopf.  Mittel -La  Tene-Formen  kommen  im  Pfahl- 
baue gar  nicht  vor  und  selbst  im  Gräberfelde,  das  doch  so  reich 
an  verschiedenartigsten  Formen  ist,  sind  sie  nur  selten,  so  daß  wir 
annehmen  dürfen,  daß  dieses  vereinzelte  Stück  entweder  durch  Zu- 
fall an  die  Stelle,  wo  einst  der  Pfahlbau  stand,  kam  und  vom  Wasser 
mit  den  Ansiedlungsresten  verschwemmt  wurde,  oder  daß  in  späterer 
Zeit,  möglicherweise  auf  den  Ruinen  der  alten  Ansiedlung,  eine  Ein- 
zelnhütte stand  und  das  Stück  von  den  Bewohnern  derselben  ver- 
loren wurde. 

Schmucknadeln.  An  Schmucknadeln  besitzen  wir  gegenwärtig 
aus  dem  Pfahlbaue  drei  Exemplare.  Das  älteste  darunter  ist  jenes 
Stück,  welches  im  Kahne  liegend  gefunden  wurde  und  das  uns  für 
die  Altersbestimmung  desselben  maßgebend  war  (Taf.  XXXVn, 
Fig.  1).  Es  ist  eine  20  cm  lange,  ziemlich  starke  Bronzenadel  mit 
mohnkopfartigem  Köpfchen  und  darunter  mit  zwei  epitrahelartigen 
Scheibchen  verziert.  Die  Nadel  ist  von  alter  sorgfältiger  Arbeit  und 
gehört  der  Form  nach  unzweifelhaft  der  Bronzezeit  an. 

Derselben  Zeit  dürfte  auch  das  in  Fig.  50  abgebildete  kleine 
Kopffragment  angehören,  das  oben  stollenförmig  abgeplattet  ist  und  unterhalb  perlen- 
förmig gerillt  war. 

Einer  jüngeren  Periode  gehört  das  in  Fig.  49  abgebildete  Stück  an.  Es  ist  dies 
das  Köpfchen  einer  Nadel,  die  wir  bisher  nur  von  Glasinac  kennen  und  die  sich  von 


Fig.  49  und  50. 
Schmucknadelköpfe 
aus  Bronze  ßfi). 


Truhelka.  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  im  Savebette  bei  D.  Dolina. 


73 


den  übrigen  dadurch  unterscheidet,  daß  für  die  Spitze  ein  dem  Nadelkopfe  ganz  ähnlicher 
Vorstecker  angefertigt  wurde,  in  welchem  die  Nadelspitze,  um  Verletzungen  zu  vermeiden, 
versorgt  war.  Die  Nadel  bestand  bei  unserem  Exemplare  aus  Eisen  und  ist  weggero- 
stet, so  daß  nur  Rostspuren  deren  Anwesenheit  bezeugen,  ebenso  fehlt  der  Vorstecker. 

Auch  bei  dieser  Nadel  war  das  Köpfchen  mohnförmig,  die  Kugel  aber  flach  ge- 
formt, mit  vier  kaum  merklichen  Dornen  versehen,  unterhalb  mit  einer  Halsscheibe  und 
der  Hals  durch  eine  Reihe  von  Rillen  verziert.  In  dieser  Ausgestaltung  stimmt  sie  mit 
den  von  Glasinac  bekannt  gewordenen  Exemplaren  vollkommen  überein  (Textfig.  48). 

Sonstige  Bronzesachen.  Wir  besitzen  aus  dem  Pfahlbaue  noch  einige  Kleinfunde, 
die,  wenn  auch  nicht  hervorragend,  für  uns  dennoch  wertvoll  sind,  weil  sie  die  Zu- 
sammengehörigkeit des  Pfahlbaues  und  des  Gräberfeldes  noch  weiter  nachweisen.  Unter 
den  einschlägigen  Stücken  erwähnen  wir  vorerst  zwei  Schläfenringe  von  jenem  im 
Gräberfelde  charakteristischen  Typus,  die  dort  fast  in  keinem  Frauengrabe  fehlen. 

Das  eine  Stück  besteht  aus  einem  dünnen  Bronzedraht,  der  zu  zwei  Umgängen 
gewunden,  an  einem  Ende  spitz,  am  anderen  in  eine  flache  Ose  endet  und  an  der 
äußeren  Kante  perlenförmig  gerillt  ist  (Taf.  XXXVII,  Fig.  9).  Das  zweite  Stück  ist 
diesem  ganz  ähnlich,  nur  etwas  kleiner  (Durchmesser  3‘2  cm,  Taf.  XXXVIII,  Fig.  23). 

Auch  die  in  Taf.  XXXVI,  Fig.  12  und  Taf.  XXXVII,  Fig.  10,  dargestellten  Bronze- 
stäbe, welche  mit  einer  Reihe  diskenartiger  Scheiben  verziert  sind,  kommen  in  den 
Gräbern  auf  den  Gredas  häufig  vor.  Dort  wurden  sie  gewöhnlich  unterhalb  der  Gürtel- 
gegend herabhängend  angetroffen  und  es  scheint,  daß  sie  als  End- 
verzierungen von  Gürtelschnüren  gedient  haben.  Sie  wurden  in 
der  Regel  paarweise  gefunden  und  haben  an  einem  Ende  stets 
Spuren  von  Eisenrost,  die  von  Hängeösen  herrühren  dürften,  welche 
in  einer  eng  eingebohrten  Röhre  festgemacht  waren. 

An  sonstigen  Schmucksachen  wurde  ein  mit  sechs  Lappen 
verzierter  Schmuckring  aus  Bronze  (Fig.  51),  ein  aus  dünnem 
Bronzeblech  mit  dichten  ausgebosselten  Rillen  verzierter  hohl- 
geformter Armring  (Taf.  XXXVII,  Fig.  3),  ein  Buckelknopf  und 
eine  kleine  massive  Bronzeperle  (Taf.  XXXVII,  Fig.  17  und  21) 
und  schließlich  das  flach  ausgehämmerte  eingerollte  Osenende  eines 
Halsringes  (Taf.  XXXVII,  Fig.  7)  gefunden. 

An  Gebrauchsgegenständen  aus  Bronze  wurden  drei  Fischangeln  (Taf.  XXXVII, 
Fig.  6)  und  zwei  kleine  Meißel  mit  schmaler  Schneide,  die  am  anderen  Ende  dornartig 
zugespitzt  waren,  um  in  das  Heft  festgesteckt  werden  zu  können  (ib.  Fig.  4 und  5), 
gefunden. 

XIV.  Münzen. 

Zu  den  wichtigeren  Funden  aus  unserem  Pfahlbaue  gehören  zehn  Stück  Münzen, 
wovon  fünf  Stück  im  Pfahlbaue  selbst  entdeckt  wurden,  die  anderen  aber  von  Bauern 
während  der  Feldarbeit  auf  der  Gradina  aufgelesen  und  teils  durch  das  Bezirksamt 
in  Bosnisch -Gradiska,  teils  durch  Herrn  von  Gjurkovecki  an  das  Landesmuseum 
gesendet  wurden.  Ein  Stück  davon  war  aus  Bronze,  die  übrigen  aber  aus  Potin. 

Alle  diese  Münzen  sind  barbarische  Imitationen  mazedonischer  Tetradrachmen 
nach  dem  Typus  jener  Philipps  II.  (356 — 336  a.  Ch.)  und  gehören  demnach  in  jene 
reiche  Münzgruppe,  welche  unter  dem  Einflüsse  keltischer  Wanderungen  in  Pannonien, 
Dazien  und  Norikum  in  so  großer  Menge  nachgeprägt  wurden  und  welche,  wie  die  vor- 
liegenden Exemplare  beweisen,  zu  jener  Zeit  auch  in  Bosnien  Kurs  hatten. 


Fig.  51.  Schmuckring 
aus  Bronze  (2/3). 


74 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


Die  Münzen  sind  nicht  regelmäßig  abgerundet,  am  Rande  ungleich  dick  und 
messen  im  Durchmesser  21 • — 24  mm,  in  der  Dicke  3 mm.  Das  Gewicht  derselben 

schwankt  zwischen  8‘2  und  9'2  g,  sie  bleiben  dem- 
nach im  Gewichte  hinter  den  echten  Tetradrachmen 
zurück. 

Nur  ein  Exemplar,  wenn  auch  daran  Spuren 
barbarischer  Imitation  unverkennbar  sind,  nähert 
sich  in  der  technischen  Ausführung  den  mazedonischen 
Fig.  52.  Barbarische  Nachprägung  einer  Vorbildern.  Hier  ist  nämlich  im  Aveise  der  Zeuskopf 
mazedonischen  Tetradrachme.  Potin.  als  solcher  kenntlich  und  mit  einigem  Verständ- 
nis der  natürlichen  Form  wiedergegeben.  Allerdings 
sind  die  Locken  sehr  wulstig  aufgefaßt  und  die  Tänie,  womit  sie  zusammengehalten 
werden,  besteht  schon  aus  einer  Perlenreihe,  die  sich  in  späteren  Exemplaren  ver- 
doppelt und  verdreifacht  und  den  Münzen  ein  eigenes  Aussehen  verleiht. 


Die  Reversseite  enthält  eine  Pferdedarstellung,  und  zwar  ist  dieses  nicht  in  Ruhe, 
sondern  im  scharfen  Laufe  nach  rechts  dargestellt,  wie  dies  bei  den  Barbarenpotins 
üblich  ist.  Diese  Münze  veranschaulicht  Textfig.  52. 

Alle  übrigen  Stücke,  obwohl  sie  demselben  Typus  angehören,  sind  von  der  be- 
schriebenen bedeutend  schwächer  ausgeführt.  Der  Zeuskopf  im  Avers  ist  kaum  als 
solcher  zu  erkennen.  Die  Gesichtszüge  verschwinden  in  einem  anscheinend  regellosen 
Gewirr  von  Linien  und  konventionellen  Eindrücken  und  nur  die  Tänie,  welche  das 
Haar  zusammenhielt,  tritt  ungebührlich  stark  hervor  und  Avird  zu  einem  breiten,  mit  drei 
Perlenreihen  verzierten  Bande,  welches  einen  guten  Teil  des  Münzfeldes  einnimmt.  Das 
Haar  scheint  aus  einer  Reihe  von  Zweigen  zu  bestehen  und  so  sieht  die  Darstellung 
allem  anderen,  nur  keinem  menschlichen  Kopfe  ähnlich. 

Das  Pferd  auf  der  Aversseite  ist  eher  als  solches  zu  erkennen,  aber  auch  diese 
Darstellung  ist  konventionell  stilisiert  und  verleugnet  jegliche  unmittelbare  Naturauf- 
fassung. Die  barbarischen  Imitatoren  verloren  mit  der  Zeit  das  Bewußtsein,  was  eben 
jene  Bilder  darstellen  sollten,  und  reproduzierten  sie  nur  in  einer  Weise,  die  dem  Ge- 
schmacke  der  barbarischen  Bevölkerung  entsprach,  welcher  man  auch  derartige  Münzen 
für  Tetradrachmen  anhängen  konnte. 

In  den  Textfiguren  53 — 56  sind  vier  der  besterhaltensten  Stücke  dieser  Potinmünzen 
dargestellt. 

Es  ist  bekannt,  welche  Bedeutung  diese  Potinmünzen  für  die  schweizerischen  La 
T&ne-Funde  haben,  und  bei  uns  deckt  sich  ihr  Vorkommen  mit  jenem  der  zahlreichen 


Truhelka.  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  im  Savebette  bei  D.  Dolina. 


75 


Frlih-La  Tene-Formen,  die  wir  im  Gräberfelde  unserer  Pfahlbauer  antreffen  werden. 
Barbarische  Tetradrachmen  findet  man  sehr  häufig  in  Pannonien,  Dazien  und  Norikum. 
Die  Fundstellen,  welche  auf  dem  in  Kroatien  und  Slawonien  entfallenden  Teile  Pannoniens 
bekannt  wurden,  hat  J.  Brunsmid  in  seiner  Publikation  des  großen  einschlägigen  Fundes 
von  Narta  aufgezählt.  Dort  kann  man  auch  zahlreiche  Analogien  zu  unseren  Stücken 
finden  (Vjestnik  hrvatskog  arkeolog.  drustva  1895,  S.  97  u.  ff.). 

XV.  Eisensaelien. 

Eisen  kam  im  Pfahlbaue  ziemlich  häufig  vor,  aber  zumeist  so  stark  durch  Rost 
zerstört,  daß  man  die  ursprüngliche  Gestalt  des  Gegenstandes  nicht  erkennen  konnte. 
Besser  erhalten  waren  nur  wenige  Stücke,  darunter  fünf  Messer  mit  geschweifter  Klinge, 
wie  sie  im  Gräberfelde  als  Beigaben  in  Männer-  und  Frauen- 
gräbern häufig  vorkamen  (Taf.XXXVII,  Fig.  11— 13,  Taf.XXXVIII, 

Fig.  25  und  26). 

Weiters  sind  zwei  vierkantige  Reibahlen  (Taf.  XXXVII, 

Fig.  14  und  15)  und  ein  Bruchstück  eines  großen,  mit  Perlen 
besetzten  Ringes  zu  erwähnen  (Taf.  XXXVIII,  Fig.  27).  Das  letz-  Fio.  57  Eisenkelt  (l/s). 
tere  ist  jedenfalls  ein  Fragment  einer  bisher  nur  in  Dolina  vorkom- 
menden Halsringform  und  ein  analoges,  gut  erhaltenes  Stück  aus  Bronze  wurde  auf  den 
Gredas  entdeckt.  In  Fig.  57  ist  ein  kleiner  Eisenkelt  aus  dem  Pfahlbaue  dargestellt. 

XVI.  Silber. 

Auch  das  Silber  wurde  von  unseren  Pfahlbauern  als  Schmuckmaterial  benützt. 
Ein  Belegstück  dazu  ist  ein  Zierstück  in  der  Gestalt  dreier  tangential  zusammenhän- 
gender Ringe,  welche  am  Berührungspunkte  durch  einen  Knopf  verziert  sind  (Taf.  XXXVII, 
Fig.  18). 

XVII.  Sonstiges. 

Die  Fundserie  aus  dem  Pfahlbaue  vervollständigen  noch  einzelne  Perlen  aus 
Glas  und  Email,  zumeist  einfärbig,  blau  oder  gelb,  im  ganzen  24  Stück,  wobei  zwei 
mit  rotgelben  erhabenen  Augen,  ein  dunkelblaues  Stück  aber  mit  spiralförmigen  Ein- 
drücken verziert  ist. 

Die  Vertiefungen  waren  ursprünglich  mit  andersfarbiger  Pasta  ausgefüllt,  doch  ist 
diese  ausgefallen  (Taf.  XXXVIII,  Fig.  29). 

Zwei  Fragmente  von  Glasarmbändern  aus  blauem  Glas  sind  mit  weißen  Zickzack- 
linien verziert,  das  eine  davon  an  der  gewölbten  Außenfläche  mit  breiten  V-förmigen 
Eindrücken  (Taf.  XXXVIII,  Fig.  27). 

Neben  Glasperlen  finden  wir  (s.  Fig.  XXXVII)  ganz  vereinzelt  noch  solche  aus 
Bernstein  (Fig.  23  und  26),  Stein  (Fig.  22  und  25),  Knochen  (Fig.  16)  und  selbst  aus 
Eberzahnsplittern  (Fig.  19  und  20).  Einiges  davon  mag  als  Amulett  gedient  haben. 

XVIII.  Gräber  im  Pfahlbaue. 

Eine  wertvolle  Bereicherung  erhielt  das  Fundinventar  des  Pfahlbaues  dadurch, 
daß  auch  einzelne  Gräber  innerhalb  desselben  gefunden  wurden.  Diese  Gräber  sind 


76 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


hier  allerdings  vereinzelt,  denn  das  eigentliche  Gräberfeld  der  Ansiedlung  befand  sich 
unweit  des  Pfahlbaues  und  außerhalb  desselben  auf  einem  Landstreifen,  welchen  das 
Volk  heute  Greda  nennt.  Die  Bestattung  innerhalb  der  Ansiedlung  war  jedenfalls 
exzeptionell,  die  Vorgefundenen  Gräber  gehören  vielleicht  einer  Periode  an,  wo  die 
Ansiedlung  noch  nicht  besonders  dicht  und  neben  den  Gebäuden  auch  Raum  für  die 
Toten  vorhanden  war,  oder  aber  haben  wir  hier  ausnahmsweise  Bestattungen  vor  uns 
und  der  Grund,  weshalb  die  Leichen  im  Orte  selbst  zur  Ruhe  bestattet  wurden,  bleibt 
uns  unbekannt.  Die  wenigen  hier  gefundenen  Gräber,  wenn  sie  auch  an  Beigaben 
nicht  so  reich  wie  jene  auf  den  Gredas  waren,  sind  für  uns  aus  dem  Grunde  außer- 
ordentlich wertvoll,  weil  sich  hier  auch  die  Särge  erhalten  haben,  in  wrelchen  die 
Leichen  bestattet  wurden,  und  dadurch  wird  das  Bild,  welches  wir  über  die  Bestattungs- 
weise unserer  Pfahlbauer  entwerfen  können,  wesentlich  vervollständigt. 

Einzelne  dieser  Gräber  konnten  ganz  gehoben  und  in  das  Landesmuseum  nach 
Sarajevo  überbracht  und  konserviert  werden  und  gehören  dort  zu  den  seltensten  und 
wertvollsten  Belegen  vorgeschichtlicher  Bestattungsweise.  Sie  sind  in  ihrer  Art  Unika 
und  man  wird  wohl  kaum  in  einem  anderen  Museum  ähnliches  linden. 

Die  im  Pfahlbaue  bisher  bloßgelegten  Gräber  befanden  sich  alle  in  der  grauen 
alten  Lehmschichte,  in  welcher  die  Pfähle  der  Häuser  eingerammt  sind,  also  unterhalb 
des  Rostes,  welcher  die  Ansiedlung  trug.  Sie  lagen  in  dieser  Schichte  zirka  1 m tief 
und  wurde  demnach  für  das  Grab  eine  entsprechend  tiefe  Grube  ausgegraben,  in 
welcher  der  Leichnam  bestattet  wurde. 

Die  Gräber  befanden  sich  entweder  unter  dem  Roste  freier  terrassenartiger  Räume 
außerhalb  der  Hausfläche  oder  aber  auch  unter  den  Häusern  selbst,  so  daß  Grab  und 
Wohnhaus  übereinander  lagen.  Vielleicht  lag  in  dieser  Anordnung  sogar  eine  Absicht, 
die  in  einer  besonderen  Pietät  zu  den  Dahingeschiedenen  ihren  Grund  hatte;  war  ja 
der  Totenkultus  in  vorgeschichtlichen  Zeiten  außerordentlich  entwickelt  und  erforderte 
manches,  das  uns  unverständlich  erscheint. 

Das  erste  im  Pfahlbaue  bloßgelegte  Grab  wurde  unter  dem  Roste  des  ersten 
Hauses  bloßgelegt.  Es  lag  in  einer  Tiefe  von  unter  der  Uferoberfläche  und  der 

Leichnam  darin  war  von  AVest  nach  Ost,  also  parallel  mit  dem  Flusse  orientiert. 

Die  Skelettreste  waren  hier  stark  zerstört  und  konnten  nicht  gehoben  werden.  An 
Beigaben  war  hier  gar  nichts  vorhanden. 

Das  nächste  Grab  lag  kaum  2 m von  diesem  in  gleicher  Linie  und  war  insoferne 

besser  erhalten,  als  daß  man  die 
Bestattungsart  erkennen  konnte. 
Es  lag  in  einer  Tiefe  von  7 m zwi- 
schen zwei  mächtigen  Pfählen  und 
war  von  Süd  nach  Nord  orientiert. 

Das  Skelett,  welches  so  gut 
erhalten  war,  daß  man  den  Schädel 
komplett  ausheben  konnte,  lag  auf 
einem  breiten,  oben  muldenartig 
ausgehöhlten  Balken  und  war  mit 
einigen  gespaltenen  Eichenbrettern 
Fig.  58.  Kindsskelett,  in  einem  Holztroge  bestattet.  dachartig  überdeckt.  Diesem  Schutz- 

dache  ist  auch  der  bessere  Erhal- 
tungsgrad des  Grabes  zu  danken.  Das  Grab,  in  welchem  keinerlei  Beigaben  gefunden 
wurden,  ist  auf  unseren  Planskizzen  eingezeichnet  und  die  Ansicht  desselben  veran- 


Truhelka.  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  im  Savebette  bei  D.  Dolina. 


77 


schaulichen  clie  Photographien  in  Taf.  XXXIX,  Fig.  1,  mit  dem  Skelette,  in  Fig.  2 den 
muldenartigen  Sarg  nach  Aushebung  der  Gebeine. 

Knapp  neben  diesem  Sarge,  in  einer  um  1 m höheren  Schichte,  wurde  ein 
drittes  Grab  bloßgelegt.  Es  war  das  Grab  eines  Kindes  im  Alter  von  6 — 7 Jahren. 
Auch  dieses  Grab  wurde  nicht  ganz  erhalten  gefunden,  denn  durch  dasselbe  war  ein 
starker  Pfahl  eingerammt,  welcher  das  Skelett  unterhalb  des  Beckens  zertrümmerte, 
so  daß  nur  die  oberen  Teile  desselben  gut  erhalten  waren.  Der  Umstand,  daß  ein  zur 
Substruktion  des  Hauses  gehöriger  Pfahl  das  Grab  zerstörte,  spricht  dafür,  daß  es  älter 
als  das  Haus  war  und  dieses  erst  zu  einer  Zeit  erbaut  wurde,  als  die  Ortsbewohner  die 
Lage  des  Grabes  nicht  mehr  kannten,  denn  sonst  hätten  sie  sicherlich  bei  der  Arbeit 
darauf  geachtet,  daß  es  nicht  zerstört  werde. 

Das  Skelett  war  in  einem  trogartigen  Sarge  beigesetzt,  welcher  ganz  unseren  gegen- 
wärtigen Holztrögen  ähnlich  ist  und  höchstwahrscheinlich  auch  ursprünglich  als  solcher 
verwendet  wurde.  Dafür  spricht  der  Umstand,  daß  er  an  einem  Ende  infolge  längeren 
Gebrauches  durchlocht  war,  und  diesen  Fehler  besserte  man  in  der  Weise  aus,  daß  man 
die  fehlerhafte  Stelle  mit  einem  tellerartigen  runden  Brette  verdeckte.  Auf  diesem  Brette 
lag  auch  der  Schädel  des  Skelettes  wie  auf  einem  Polster  auf.  Es  ist  selbstverständlich, 
daß  auch  der  Sarg  durch  den  Pfahl,  welcher  ihn  durchbohrte,  zertrümmert  wurde,  und 
so  fehlt  auch  hier  dieser  Teil.  Der  obere  Teil  konnte  aber  gehoben  und  in  das 
Landesmuseum  transportiert  werden.  Das  Grab  ist  in  Textfigur  58  photographisch 
reproduziert. 

An  Beigaben  besaß  es  nur  eine  Perle,  welche  aus  der  Kugel  eines  Gelenkknochens 
angefertigt  war  (Fig.  59).  Derartige  Knochenperlen  aus  Gelenkköpfen  hergestellt  sind 
in  unseren  eisenzeitlichen  Gräbern  gar  nicht  selten  und  mögen  als 
Amulette  gegen  verschiedene  Übel  gedient  haben,  wie  andere  häufige 
Zahn-  und  Knochengehänge. 

Interessanter  als  die  bisher  erwähnten  Gräber  waren  fünf  wei- 
tere, die  im  Verlaufe  der  Arbeit  unter  dem  Pfahlbauroste  bloßgelegt 
wurden  und  von  welchen  vier  tadellos  erhalten  und  auch  geborgen 
werden  konnten. 

Zwei  davon  befanden  sich  unter  der  Terrasse  zwischen  dem 
Hause  II  und  III  rechts  von  der  Treppe,  welche  von  der  Terrasse  unter  den  Rost  führte. 
Beide  waren  von  Süd  nach  Nord,  das  ist  quer  zum  Flußlaufe,  orientiert.  Fig.  60  ver- 
anschaulicht die  beiden  Gräber  in  ihrer  ursprünglichen  Lage,  das  eine  geschlossen,  das 
andere  teilweise  bloßgelegt.  Die  anderen  drei  Gräber  befanden  sich  zwischen  dem 
Hause  III  und  IV  neben  der  südöstlichen  Ecke  des  Hauses  IV.  Eine  photographische 
Reproduktion  derselben  ist  in  Fig.  61  wiedergegeben. 

Bei  allen  diesen  Gräbern  ist  die  Bestattungsweise  eine  gleichartige  und  wir  dürfen 
annehmen,  daß  auch  die  Leichen  im  eigentlichen  Gräberfelde  des  Pfahlbaues  in  ähn- 
licher Weise  bestattet  waren.  Hier  unter  dem  Schutze  des  Wassers  haben  sich  nämlich 
die  Holzteile  erhalten,  die  im  trockenen  Boden  spurlos  verwest  wären. 

Die  Leichen  waren  nämlich  sämtlich  in  Holzsärgen  beigesetzt,  diese  mit  Brettern 
bedeckt  und  das  Ganze  dann  wieder  mit  Erde  zugeschüttet.  Eigentümlich  ist  dabei 
die  Konstruktion  der  Särge,  denn  es  sind  keine  Baumsärge  oder  kistenartige  Verschläge, 
sondern  tragbahrenartige  Gestelle.  Sie  bestehen  aus  zwei  Seitenbrettern,  die  an  beiden 
Enden  nasenförmig  abgerundet  sind  und  unter  der  Abrundung  einen  halbkreisförmigen 
Ausschnitt  haben. 


Fig.  59.  Gelenkkugel 
als  Amulett  aus  dem 
Grabe  Fig.  58. 


78 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


Fig.  61.  Konstruktion  der  Eichensärge  von  D.  Dolina  (geöffnet). 


Dieser  Ausschnitt  hatte  den  Zweck,  daß  man  darunter  zwei  Hölzer  schieben 
konnte,  und  mit  diesen  wurde  der  Sarg  von  vier  Männern  zu  Grabe  getragen. 

Die  beiden  Seitenbretter  sind  an  drei  Stellen  an  der  unteren  Kante  durchlocht 
und  durch  diese  vermittels  dreier  Querhölzer  miteinander  verbunden.  Auf  diesen  lagen 

zwei  Bretter  auf,  wel- 
che den  Boden  des 
Sarges  bildeten.  Auf 
diese  Bretter  wurde 
die  Leiche  gelegt  und 
dann  weitere  drei  Quer- 
hölzer auf  die  Kanten 
der  Seitenbretter  auf- 
gelegt, welche  zwei 
Bretter,  die  als  Sarg 

declcel  dienten,  trugen.  Der  Sarg  war  demnach  an  den  beiden  Schmalseiten  offen 
und,  um  das  Verschieben  der  Leiche  beim  Transporte  zu  verhindern,  wurde  sie  mit 
Seilen  am  Sarge  festgebunden.  Darauf  deuten  Spuren  von  Schnüren,  die  darin  vor- 
gefunden wurden. 

Da  aber  der  Sarg  nicht  vollkommen  geschlossen  und  dicht  war,  so  füllte  sich  der 
Innenraum  bald  mit  durchsickerndem  Wasser  und  als  die  Leiche  verwest  war,  hob  das 
Wasser  einzelne  leichtere  Knochen  aus  ihrer  ursprünglichen  Lage  und  verschwemmte  sie 
an  andere  Stellen.  Das  ist  der  Grund,  daß  bei  einzelnen  dieser  Gräber  die  Knochen 
nicht  in  jener  Lage  gefunden  wurden,  die  der  natürlichen  Lage  des  Skelettes  ent- 
spricht. 

Mit  der  Zeit  wurden  über  die  ursprüngliche  Bodenschichte  gewaltige  Anschwem- 
mungsschichten angeschwemmt,  so  daß  die  Gräber  8—  9 m hoch  von  Erde  überdeckt 
waren.  Unter  dem  kolossalen  Drucke,  welcher  auf  ihnen  lastete,  wurden  die  Deck- 
bretter derart  niedergedrückt,  daß  sie  sich  in  die  Knochen  einpreßten,  so  daß  einzelne 
größere  Knochen  in  das  Holz  fast  vollständig  einsanken,  andere  aber  sich  darin  ab- 
preßten und  beim  Abheben  der  Bretter  blieben  Abdrücke  derselben  im  Holze  zurück. 


Truhelka.  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  im  Savebette  bei  D.  Dolina. 


79 


In  den  beiden  Zeichnungen  in  Fig.  60  und  61  ist  die  Konstruktion  dieser  Särge 
in  offenem  und  geschlossenem  Zustande  veranschaulicht,  die  Fig.  62,  63  und  64  zeigen 
einzelne,  wie  sie  sich  in  situ  befanden. 

Von  den  beiden  zwischen  Haus  II  und  III  gelegenen  Gräbern  war  das  dem  Ufer 
näher  liegende  in  einem  aus  Eschenholz  hergestellten  Sarge  bestattet  und  dieses  Holz 
wurde  unter  dem  großen  Drucke,  dem 
es  ausgesetzt  war,  derart  an  die  Knochen 
angepreßt,  daß  es  sie  wie  eine  schmieg- 
same Hülle  einhüllte. 

Trotzdem  dieser  Sarg  ganz  in  glei- 
cher Weise  behandelt  wurde  wie  die 
übrigen,  konnte  er  doch  nicht  erhalten 
bleiben,  denn  das  Eschenholz  schuppte 
trotz  des  wiederholten  Imprägnierens 
während  der  Arbeit  in  dünnen  fournier- 
artigen  Blättern  ab,  so  daß  der  Versuch, 
den  Sarg  zu  retten,  erfolglos  war.  Das 
Skelett,  welches  sich  im  Sarge  befand, 
war  gleichfalls  total  zerdrückt  und  hatte 
keinerlei  Beigaben,  so  daß  man  es  leich- 
ter verschmerzen  konnte,  daß  es  nicht 
konserviert  werden  konnte. 

Das  in  gleicher  Linie  neben  die- 
sem liegende  Skelett  war  in  einem  Eichen- 
sarge bestattet  und  von  Süd  nach  Nord 
orientiert.  Es  enthielt  die  Skelettreste 
eines  alten  Individuums  und  an  Beigaben 
ein  schmuckloses  größeres  Tongefäß,  das 
auf  der  Brust  der  Leiche  lag.  Dieses 
und  die  folgenden  Gräber  konnten  vor- 
züglich konserviert  werden  und  sind 
nun  im  Landesmuseum  aufgestellt. 

Von  den  drei  an  der  Ecke  des 
Hauses  IV  befindlichen  Gräbern  war  das  obere  (Fig.  64),  von  Ost  nach  West  orien- 
tierte ein  Mädchengrab  und  enthielt  an  Beigaben  folgendes:  An  beiden  Schläfen  befan- 
den sich  mehrere  Schläfenringe  aus  dünnem  Bronzedraht  von  2 mm  Durchmesser, 
deren  Ende  miteinander  verflochten  war,  und  überdies  an  der  linken  Schläfenseite  zwei, 
an  der  rechten  einen  Schläfenring  mit  1 2/3  Umgang  aus  etwas  stärkerem  Drahte  und  mit 
einem  Durchmesser  von  3 4 cm.  Unter  dem  Worte  „Schläfenring“  verstehen  wir  aber 
nicht  jene  charakteristischen  Ringe  der  slawischen  Periode,  sondern  eine  besondere 
Gattung  von  Ringen,  die  in  Dolina  häufig  in  der  Schläfengegend  der  weiblichen  Leichen 
vorkommt  und  vielleicht  in  die  Schläfenlocken  verflochten  wurde. 

An  der  rechten  Schulter  lag  eine  schöne  große  Kahnfibel  aus  Bronze  mit  dickem 
hohlgegossenen  Bügel.  Sie  ist  11’3  cm  lang,  wovon  auf  den  langgestreckten  Fuß  6‘5  cm 
entfallen.  Der  Bügel  ist  4’3  cm  hoch  und  dessen  Wulst  in  der  Mitte  L8  cm  stark.  Die 
beiden  verjüngten  Enden  sind  mit  je  drei  zarten  Ringen  eingefaßt,  ebenso  die  Ober- 
fläche, wo  ein  ovales  Feld  in  gleicher  Weise  eingefaßt  ist.  Die  Nadel  der  Fibel  war 
abgebrochen  und  zur  Reparatur  das  Kopfende  des  Bügels  durchlocht  und  daran  eine 


80 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


Eiseimadel  angenietet,  aber  auch  diese  fehlt  gegenwärtig,  da  sie  gänzlich  abgerostet  ist 
und  nur  mehr  noch  Eisenspuren  diese  Reparatur  am  Bügel  andeuten. 

Oberhalb  der  linken  Achsel  lag  ein  schwarzes  kugelförmiges  Salbengefäß  mit  durch- 
bohrten Hängeösen  am  Rande  der  engen  Gefäßöffnung. 

Eine  mit  Spiralornamenten  verzierte  Tonperle,  die  neben  dem  rechten  Ellenbogen 
lag,  und  ein  profiliertes  Nadelköpfchen,  ursprünglich  mit  einer  eisernen,  nunmehr  total 
weggerosteten  Nadel  an  der  linken  Hüftengegend  gefunden,  vervollständigen  das  Inventar 
dieses  Grabes. 


Fig.  1)3.  Drei  Särge  aus  dem  Pfahlbaue  von  D.  Doline  zwischen  den  Häusern  III  und  IV  liegend. 


Jeder  einzelnen  dieser  Beigaben  werden  wir  analoge  Funde  aus  dem  Gräberfelde 
auf  den  Gr e das  zur  Seite  stellen  können  und  darin  den  Beweis  erblicken,  daß  die 
Nekropole  auf  den  Gredas  mit  dem  Pfahlbaue  gleichzeitig  ist  und  mit  ihm  in  engstem 
Zusammenhänge  war. 

Unter  diesem  Grabe  befanden  sich  parallel  nebeneinander  zwei  andere.  Das  westlich 
gelegene,  dessen  Sarg  sehr  gut  erhalten  war,  enthielt  das  Skelett  eines  kleinen  Kindes. 
Die  einzelnen  leichteren  Knochen  wurden  durch  das  Wasser  aus  ihrer  ursprünglichen 
Lage  verschoben,  aber  das  Grab  lag  so  geschützt,  daß  der  Schädel  ganz  blieb.  An  Bei- 
gaben besaß  es  nur  ein  ganz  kleines  Glasringelchen,  dessen  Oberfläche  infolge  Oxy- 
dation metallisch  irisiert  und  das  möglicherweise  als  Schläfenring  diente.  Es  wurde  in 
der  linken  Schläfengegend  gefunden. 

Das  letzte  Grab  endlich,  welches  neben  diesem  lag,  in  Fig.  63  rechts  dargestellt, 
enthielt  stark  verwitterte  Skeletteile,  welche  durch  das  Wasser  zu  einem  regellosen 
Haufen  zusammengeschwemmt  wurden,  so  daß  es  unmöglich  war,  die  ursprüngliche 


Truhe lka.  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  im  Savebette  bei  D.  Dolina. 


81 


Lage  des  Skelettes  festzustellen.  Der  Schädel  war  total  zertrümmert  und  selbst  die 
, größeren  Röhrenknochen  konnten  dem  Drucke,  der  auf  ihnen  lastete,  nicht  Widerstand 
leisten.  Der  Sarg  selbst  ist  gut  erhalten,  nur  waren  die  Deckbretter  stark  eingedrückt, 
aber  auch  sie  konnten  ganz  zutage  gefördert  werden. 


Fig.  04.  Sarg  neben  dem  Hause  111  im  Pfahlbaue  von  D.  Dolina. 


B.  Die  Nekropole  der  Pfahlbauer  von  Donja  Dolina. 

I.  Die  Nekropole. 


(Hierzu  Tafel  XL  und  XLI.) 

Bereits  im  Jahre  1900  wurden  im  „Gornje  polje“  anläßlich  vorgenommener  Probe- 
grabungen einzelne  zerstreute  Gräber  entdeckt  und  dabei  eine  Anzahl  von  Funden  auf- 
gelesen, welche  den  Schluß  erlaubten,  daß  sich  hier  das  Gräberfeld  der  Pfahlbewohner 
befand.  Diesen  Schluß  gestattete  die  auffallende  Analogie,  welche  namentlich  zwischen 
den  Gefäßformen  des  Gräberfeldes  und  des  Pfahlbaues  bestand  und  durch  die  folgenden 
Ausgrabungen  wurde  diese  Annahme  vollkommen  bestätigt. 

Im  Jahre  1900  beschränkte  sich  die  Probegrabung  auf  eine  ganz  kleine  Fläche 
im  Ausmaße  von  54  m2  und  wenn  dabei  auch  keine  ganzen  Bestattungen  bloßgelegt 
wurden,  war  doch  das  Fundergebnis  ein  derartiges,  daß  man  schon  damals  annehmen 
konnte,  daß  sich  hier  das  Gräberfeld  der  Pfahlbauer  von  Donja  Dolina  befand.  Dieses 
Gräberfeld  liegt  zirka  600  m westlich  von  der  Gradina  und  zirka  200  m vom  Saveufer 
entfernt. 

Das  umgebende  Terrain  ist  sumpfig,  gegen  Norden  erstreckt  sich  das  flache 
sumpfige  Uferland  der  Save,  gegen  Süden  wird  es  von  einem  Sumpfstreifen  begrenzt, 

Band  IX.  6 


82 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


der  ursprünglich  das  Bett  eines  breiten  Baches  bildete,  mit  der  Zeit  aber  versumpfte, 
so  daß  der  Bach  sich  ein  anderes,  weit  abzweigendes  neues  Bett  schuf. 

Aus  diesem  Sumpflande  erhebt  sich  ein  zirka  30  m breiter  flachgewölbter  Streifen 
Land,  der  sich  auf  eine  große  Strecke  bis  zur  Ortschaft  Gornja  Dolina  parallel  dem 
Saveufer  erstreckt.  Dieser  Landstreifen,  welcher  eine  entfernte  Ähnlichkeit  mit  einem 
alten  verfallenen  Damme  hat,  scheint  auf  den  ersten  Blick  künstlich  hergestellt  zu  sein, 
dürfte  aber  auf  natürlichem  Wege  entstanden  sein,  indem  einerseits  die  Save,  anderer- 
seits der  erwähnte  Bach  bei  hohem  Wasserstande  hier  angeschwemmtes  Terrain  auf- 
stauten und  so  einen  natürlichen  niederen  Damm  schufen.  Oben  haben  wir  die  Ver- 
mutung ausgesprochen,  daß  diese  dammartige  Erhöhung  einst  die  Uferwand  der  Save 
bildete  und  daß  der  Fluß  infolge  Schlammablagerung  allmählich  gegen  Norden  ver- 
drängt wurde. 

Diese  alte  Uferbank  hat  für  die  heutige  Bevölkerung  eine  besondere  Wichtigkeit, 
weil  bei  Hochwasser,  wenn  schon  allerorten  in  der  Umgebung  die  Saaten  unter  Wasser 
sind,  dieser  Streifen  trocken  bleibt. 

Dies  mag  auch  der  Grund  gewesen  sein,  weshalb  ihn  die  Pfahlbaubewohner  als 
Bestattungsort  wählten. 

Im  Volke  führt  der  Landsti-eifen  den  bezeichnenden  Namen  Greda  (Balken),  welchen 
er  seiner  länglichen  Form  zu  danken  hat,  denn  er  verbindet  wie  ein  Steg  die  beiden 
1 km  von  einander  entfernten  Ortschaften  Doljnja  Dolina  und  Gornja  Dolina. 

Diese  Greda  ist  verschiedenen  Bauern  zur  Bearbeitung  zugewiesen,  welche  sie 
fleißig  bebauen,  weil  sie  während  der  Hochwasserjahre  nur  hier  auf  eine  Ernte  hoffen 
dürfen ; dadurch  aber  wurde  das  Gräberfeld  sehr  stark  zerstört  und  es  ist  gar  nicht  an- 
nähernd zu  bestimmen,  wie  viele  Gräber  und  Denkmäler  durch  Pflugschar  und  Spaten 
zugrunde  gingen.  Im  Laufe  der  Ausgrabungen  wurde  auf  dieser  Greda  ein  nur  durch 
geringe  Einsenkungen  unterbrochener  Streifen  von  474  m Länge  und  durchschnittlich 
von  15  m Breite,  also  ein  Flächenraum  von  rund  7 100  m2  durchforscht. 

Die  Reihenfolge  der  einzelnen  Parzellen  dieser  „Greda“  von  Osten  nach  Westen 
folgend  nach  dem  Namen  der  gegenwärtigen  Besitzer,  ist  die  folgende: 

1.  Greda  des  Mato  Petro  vid  Mali,  ausgegraben  ein  zirka  90m  langer  Streifen. 

2.  Greda  des  Stipo  Jakarid,  ausgegraben  ein  79  m langer  Streifen  an  die  vorherige 

Greda  angrenzend. 

Ein  15  m langer,  westlich  anschließender  Streifen  wurde  nicht  ausgegraben 
da  er  eine  Einsenkung  bildet,  in  welcher  Stichproben  keine  Funde  ergaben. 

3.  I.  Greda  des  Nikola  Sokid,  ausgegraben  ein  73  m langer  Streifen. 

4.  Greda  des  Mido  Petrovid,  ausgegraben  in  einer  Länge  von  31  m. 

Unausgegraben  blieb  ein  15  m langer,  westlich  an  dieselbe  anschließender 
Streifen. 

5.  Greda  des  Mato  Petrovid  Veliki,  ausgegraben  in  einer  Länge  von  41m. 

Daran  schließt  sich  eine  sumpfige  Einsenkung,  80  m lang,  in  welcher  keine 
Funde  zu  vermuten  waren  und  Stichproben  eine  intakte  Bodenbeschaffenheit  er- 
gaben. 

6.  Greda  des  Ivo  Stipanöevic,  ausgegraben  40m  Länge. 

7.  II.  Greda  des  Nikola  Sokid,  wovon  gleichfalls  40m  ausgegraben  wurden. 

An  diese  schließt  der  Gemüse-  und  Obstgarten  des  Anto  Sokid  und  weiters 
die  Wohngebäude  des  Ortes  Gornja  Dolina  an.  In  beiden  Gärten  wurden  Stich- 
proben vorgenommen  und  überall  teilweise  reichliche  Spuren  von  vorgeschichtlichen 
Wohnungsplätzen  nachgewiesen,  so  daß  es  anzunehmen  ist,  daß  sich  die  alte 


Truhelka.  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  im  Savebette  bei  D.  Dolina.  83 

Ansiedlung  bis  hierher  erstreckte  und  an  dem  östlichen  Ende  der  Gredas  eine 

zweite  Gruppe  von  Wohnungsgebäuden  stand. 

Parallel  neben  dieser  Bank,  etwas  näher  zum  Flusse,  und  neben  der  Greda  des 
Mato  Petrovic  jun.  und  Stipo  Jakaric  befindet  sich  eine  kleine  bankartige  Erhöhung,  die 
Greda  des  Cegrlj,  und  hier  vorgenommene  Grabungen  ergaben  gleichfalls  den  Nach- 
weis, daß  hier  ein  Gräberfeld  ist.  Es  wurden  mehrere  Leichen  gefunden,  aber  durch 
das  Wurzelwerk  daraufstehender  Gebüsche  wurden  sie  zum  größten  Teile  zerstört  und 
nur  in  Ausnahmsfällen  konnte  hier  die  ursprüngliche  Lage  der  Skelette  festgestellt  werden. 

Die  auf  den  Gredas  bisher  ausgegrabene  Fläche  der  Pfahlbauernekropole  umfaßt 
ein  Areal  von  mehr  als  7000  m2. 

Bei  den  Ausgrabungen  wurden  folgende  allgemeine  Beobachtungen  gemacht:  Die 
Leichen,  beziehungsweise  Urnen  lagen  bald  ganz  seicht,  bald  in  einer  ansehnlichen 
Tiefe  (bis  1 m).  Die  seichten  Bestattungen  hatten  leider  durch  die  Pflugschar,  die  hier 
unermüdlich  den  Boden  aufwühlte,  viel  gelitten:  ganze  Skeletteile  mit  ihren  Beigaben 
wurden  aus  ihrer  ursprünglichen  Lage  verschoben  und  verschleppt  und  Urnen  wurden 
ganz  oder  doch  teilweise  zerstört.  Die  Fragmente  größerer  Objekte  und  einzelne 
Schmuckbestandteile  wurden  dann  allerorten  zerstreut,  oft  ganz  oberflächlich  gefunden 
und  konnte  eine  ziemliche  Serie  solcher  „loser“  Funde  angesammelt  werden,  die  in 
diesem  Berichte  separat  als  „zerstreute  Funde“  beschrieben  werden.  Die  Struktur  des 
Terrains  repräsentiert  sich  im  allgemeinen  als  Anschwemmung,  die  aber  durch  wieder- 
holtes Umgraben  ihre  Gleichmäßigkeit  verloren,  so  daß  man  selbst  in  tieferen  Schichten 
sehr  viel  Beimengungen  von  kleinen  Gefäßfragmenten,  Kohlepartikeln  und  ähnlichem 
fand.  Auffällig  häufig  fand  man  gebrannte  Lehmklumpen  beigemengt,  die  stellenweise 
in  bedeutender  Menge  und  Stärke  auftraten.  Sie  rühren  von  Brandstätten  her,  auf 
welchen  die  Leichenbrände  stattgefunden  haben.  An  einer  Stelle,  auf  der  Greda  des 
Sokic  wurde  eine  solche  Brandstätte  ganz  bloßgelegt  und  gut  erhalten  befunden.  Es 
war  dies  eine  aus  dem  natürlichen  Boden  ausgegrabene  kesselförmige  kreisrunde  Grube 
von  1’80  m Durchmesser  mit  flachem  Boden  und  leicht  abgeböschter  Umfassung.  Der 
Boden  und  die  Seitenwände  waren  stark  rotgebrannt  und  diese  gebrannte  Lehmschichte 
erreichte  am  Boden  eine  Stärke  von  10 — 12  cm. 

Diese  Brandgrube  war  aber  sehr  sorgfältig  ausgekehrt,  denn  man  fand  darauf 
weder  Asche  noch  Kohle  und  nur  in  den  Fugen  und  Rissen  sah  man  Spuren  von 
Asche.  Auch  an  anderen  Stellen,  wo  solche  Brandstätten  vorkamen,  waren  die  Feuer- 
reste sorgfältig  entfernt,  jedenfalls  dürfte  es  dem  Leichenkultus  der  Pfahlbaubewohner 
entsprochen  haben,  daß  man  die  Brandstätte  nach  jedesmaliger  Bestattung  reinfegte. 

Die  im  Gräberfelde  zur  Anwendung  gekommene  Bestattungsweise  war  eine  recht 
mannigfaltige.  Es  gab  hier  Skelettbestattungen  in  Einzelgräbern,  Doppelgräbern  und 
in  Knochengruben,  Brandbestattungen  in  Urnen  und  in  Brandgruben. 

Die  Skelettgräber,  welche  hier  numerisch  vorherrschen,  sind  allem  Anscheine 
nach  die  älteren,  aber  es  ist  auch  hier  wie  am  Glasinac  zu  bemerken  gewesen,  daß 
unter  den  Skelettgräbern  vorwiegend  Frauengräber  waren.  Bezüglich  der  Orientierung 
der  Leichen  herrscht  keine  bestimmte  Richtung  vor  und  ein  Blick  auf  die  Lokalskizzen 
des  Gräberfeldes  zeigt,  daß  sie  regellos  nach  allen  Richtungen  der  Windrose  zerstreut 
wurden. 

Wo  die  Skelette  nicht  zu  seicht  bestattet  waren  und  von  der  Pflugschar  unberührt 
blieben,  konnte  die  Lage  der  einzelnen  Beigaben  bis  ins  Detail  festgestellt  werden.  In 
Fig.  65  ist  ein  solches  Grab,  welches  im  ganzen  vollkommen  intakt  ausgehoben  und  in 
das  Landesmuseum  gebracht  wurde,  veranschaulicht. 


84 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


Fig.  05.  Ansicht  eines  Frauengrabes. 


Es  repräsentiert  eines  der  charakteristi- 
schesten Frauengräber  und  ist  ziemlich  reich 
mit  Schmuck  versehen. 

An  der  Stirne  hat  es  eine  kleine  Brillen- 
spirale aus  Bronzedraht,  die  jedenfalls  an  eine 
Kappe  oder  an  ein  Kopftuch  festgeheftet  war. 

Zu  beiden  Seiten  der  Schläfen  befanden 
sich  je  vier  große  Schläfenringe  mit  übergreifen- 
den, nicht  eingerollten  Enden  aus  Bronzedraht, 
die  gleichfalls  in  der  Schläfengegend  an  einer 
Kappe  oder  dergleichen  befestigt  waren. 

Als  Halsschmuck  diente  eine  große  massive 
Bronzetorquis  und  eine  Reihe  kuchenförmiger 
Email  perlen,  als  Brustschmuck  nicht  weniger 
als  sieben  Fibeln:  Oben,  in  der  Mitte  des  Brust- 
beines lag  eine  kleine  Kahnfibel  aus  Bronze 
mit  langem  Fuß,  unter  ihr  eine  große,  reich  mit 
Buckeln  verzierte  kreisrunde  Scheibenfibel. 
An  der  linken  Brustseite  waren  fünf  weitere 
Fibeln  in  vertikaler  Lage  eine  über  der  anderen 
befestigt. 

Vier  davon  sind  einschleihge  Bogenfibeln 
mit  hochgeschweiftem  Bügel  und  langer  dreiecki- 
ger Fußplatte,  die  fünfte,  zu  unterst  gelegene, 
ist  eine  einschleihge  Bogenßbel  mit  viereckiger 
Fußplatte  und  am  Scheitel  des  Bügels  sind  vier 
Hängeösen,  von  welchen  ein  reiches  Ketten- 
gehänge herabhängt. 

Mit  diesen  Fibeln  war  jedenfalls  das  Toten- 
gewand an  der  linken  Brustseite  zusammen- 
geheftet. 

Die  über  dem  Becken  gekreuzten  Hände 
waren  je  durch  ein  breites,  aus  Spiralwindungen 
hergestelltes  Armband  aus  flachem  Bronze- 
draht und  ein  anderes,  massives  mit  übergrei- 
fenden verjüngten  Enden  geschmückt. 

Als  Gürtel  diente  eine  fingerdicke,  mit 
Bronzedraht  spiralförmig  umsponnene  Schnur. 
Während  der  Bestattung  scheint  sich  diese  Schnur 
aufgelöst  zu  haben  und  ein  Ende  derselben  hängt 
längs  des  rechten  Schenkels  hei'ab,  während  das 
andere  die  Hüften  teilweise  umschließt. 

Weiters  besaß  der  Leichnam  ein  kleines 
Eisen  messe  r neben  dem  linken  Oberarm  und 
eine  kleine  flache  Tonschale  mit  einem  durch- 
lochten Ansatz  auf  der  Unterseite.  Die  Schale 
dürfte  jedenfalls  mit  einer  Schnur  am  Gürtel 
befestigt  worden  sein. 


Truhelka.  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  im  Savebette  bei  D.  Dolina. 


85 


Besonders  bemerkenswert  ist  es,  daß  skh  neben  diesem  Skelette  sowie  neben 
vielen  anderen  Tonwirteln  befanden,  im  ganzen  vier  Stück,  wovon  zwei  mit  Spiralen 
verziert,  die  anderen  aber  glatt.  Es  wird  demnach  unsere  im  Berichte  über  den  Pfahlbau 
ausgesprochene  Ansicht,  daß  die  Wirteln  von  Donja  Dolina  nicht  zum  Spinnen,  sondern  als 
Schmuck  dienten,  durch  diesen  Fund  bestätigt.  Die  Wirteln  lagen  knapp  an  der  rechten 
Seite  des  Skelettes,  zwei  oben,  zwei  weiter  unten.  Sie  dürften  demnach  am  Zopfe  an- 
gebracht gewesen  sein,  der  sich  beim  Beisetzen  der  Leiche  etwas  nach  rechts  ver- 
schoben hat.  Bei  anderen  Skeletten  wurden  diese  Tonperlen  an  der  Brust,  unterhalb 
der  Torquis  gefunden  und  dienten  als  Halsschmuck. 

An  sonstigen  Stücken  besaß  das  Skelett  ober  dem  linken  Knie  ein  profiliertes 
Köpfchen  von  einer  Schmucknadel  (die  Nadel  aus  Eisen  ist  weggerostet),  unter  dem 
linken  Knie  eine  Bronzeperle  und  ein  mit  drei  Buckelknöpfchen  besetztes,  unten  mit 
drei  Ösen  versehenes  Stäbchen. 

Ein  zweites  Beispiel  eines  mit  Schmuck  reichlich  versehenen  Frauengrabes,  welches 
in  situ  in  das  Landesmuseum  gebracht  wurde,  reproduzieren  wir  in  Taf.  XL.  Die 
Stirne  umspannte  ein  breites  bandartiges  Diadem  aus  Bronzeblech,  dessen  Ränder  mit 
zwei  erhabenen  Punktreihen,  das  Feld  mit  rautenförmig  angeordneten  Buckeln  verziert. 
Die  beiden  Enden  des  Bandes  sind  eingerollt,  so  daß  es  vermittels  einer  Schnur  am 
Kopfe  festgebunden  werden  konnte  (Taf.  XL,  Fig.  1). 

An  beiden  Schläfen  hingen  an  der  Kappe  oder  am  Kopftuche  befestigte  Schläfen- 
ringe herab.  Es  waren  auf  jeder  Seite  je  vier  Stück  aus  dünnem  gerippten  Draht 
und  sind  die  beiden  anschließenden  Enden  mit  birnenförmigen  Köpfchen  verziert 
(Taf.  XL,  Fig.  2). 

Als  Halsschmuck  diente  eine  Perlenschnur,  aus  kuchenförmigen  Bernsteinperlen 
bestehend  (ib.  Fig.  4)  und  ein  sehr  massiver  vierkantiger  torquierter  Halsring,  dessen 
verjüngte  Enden  durch  gravierte  Schrägstriche  verziert  und  zu  Ösen  eingerollt  sind 
(ib.  Fig.  5). 

Die  Brust  schmückten  vier  Fibeln:  zwei  davon  sind  aus  dünnem  Blech  gefertigte, 
schwach  gewölbte  runde  Scheibenfibeln,  mit  vier  von  Punkten  kantonierten,  kreuzförmig 
angeordneten  Buckeln  verziert,  während  der  Rand  durch  eine  Reihe  durchbrochener 
Dreiecke  und  zwei  Reihen  kleiner  erhabener  Punkte  eingefaßt  ist.  Diese  Scheiben  sind 
an  plattgedängelte  Bogenfibeln  mittels  zweier  Nieten  angenietet  (Taf.  XL,  Fig.  3).  Eine 
Fibel  hat  die  Gestalt  einer  kleinen  „S“-förmigen  Drahtspirale  (ib.  Fig.  10),  eine  vierte 
die  am  Glasinac  so  häufige  zweischleifige  Bogenform  mit  viereckiger,  an  den  zwei  Ver- 
tikalseiten halbrund  ausgeschnittener  Fußplatte,  die  durch  eine  Tremolierstichlinie  ein- 
gefaßt ist  (ib.  Fig.  6).  Mit  diesen  vier  Fibeln  war  das  Leichengewand  festgemacht. 

An  beiden  Handgelenken  befand  sich  je  ein  massiver  bronzener  Gelenkring  mit 
übergreifenden  verjüngten,  stollenförmig  abgestutzten  Enden.  Der  Ring  ist  mit  breiten 
umlaufenden  Linienbändern  verziert  (ib.  Fig.  7). 

Das  Merkwürdigste  an  dem  ganzen  Schmucke  dieser  Leiche  war  ein  reich  ge- 
gliedertes Gürtelgehänge,  das  wir  öfters  in  den  unten  zu  beschreibenden  Gräbern  finden 
werden,  aber  in  keinem  so  reich  und  gut  erhalten  wie  in  diesem.  Dieses  ist  auch  aus 
dem  Grunde  besonders  wichtig,  weil  es  in  unwiderleglicher  Weise  veranschaulicht,  wozu 
jene  unter  dem  Namen  „Saltaleoni“  bekannten  Bronzespiralhülsen  gedient  haben,  welche 
in  ersteisenzeitlichen  Gräbern  vorgefunden  werden. 

Der  Gürtel  bestand  aus  irgend  einem  Bande  oder  ähnlichem  leicht  zerstörbaren  Ma- 
terial und  von  ihm  hing  das  Gehänge,  von  der  einen  Hüfte  zur  anderen  gezogen,  über  den 
Schoß  bogenförmig  berab.  Es  bestand  zunächst  aus  einer  flachen,  mit  einem  Ringe  ver- 

' 


86 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


sehenen  Enddülle  aus  Blech,  welche  unten  mit  einem  breiten  durchbrochenen  Rautenbande, 
oben  mit  spitzwinkelig  sich  kreuzenden  Linien  verziert  war  (Taf.  XL,  Fig.  13).  In  die 
an  der  Unterseite  dieses  Endstückes  befindliche  flache  breite  Dülle  waren  vier  starke, 
mit,  schmalen  Bronzeblechstreifen  der  ganzen  Länge  nach  umsponnene  Schnüre  befestigt, 
die  in  dieser  Hülle  den  Eindruck  eines  massiven  Metallgespinstes  hervorbringen  mußten. 
Die  entgegengesetzten  Enden  dieser  Schnur  waren  von  einer  viereckigen  flachen  Dülle 
ohne  Ose  zusammengefaßt  und  diese  mit  drei  durch  Linien  getrennte  Bänder  mit  durch- 
brochenem Zickzackornament  verziert  (Taf.  XL,  Fig.  14).  Zwei  ähnliche  Hülsen  be- 
fanden sich  in  gleichmäßigen  Abständen  auch  inmitten  des  Gehänges.  Vom  rechten  Ende 
dieses  Gürtelschmuckes  hing  eine  Bronzekette  herab,  die  aus  drei  stabförmigen,  in  der 
Mitte  durch  ein  Köpfchen  verzierten  und  vier  kreisrunden  Gliedern  bestand  (ib.  Fig.  12) 
und  als  Anhängsel  einen  winzigen  aus  Bronze  gegossenen  Widder  trug  (ib.  Fig.  15). 

Von  der  anderen  Hüfte  hingen  möglicherweise  Fransen  herab,  die  durch  ein 
bommelförmiges,  vertikal  geschlitztes  Anhängsel  (ib.  Fig.  11)  und  Bronzeperlen  (ib. 
Fig.  8 und  9)  sowie  ein  vereinzeltes  Ringel  verziert  waren.  Über  den  Füßen  des 
Skelettes  lagen  zwei  mit  diskusförmigen  breiten  Scheiben  verzierte  Bronzestäbe  (Taf.  XL, 
Fig.  17).  Wir  werden  durch  spätere  Funde  zur  Vermutung  gebracht,  daß  auch  diese 
in  unserem  Gräberfelde  häufig  vorkommenden  Zierstäbe  Bestandteile  des  Gürtel- 
gehänges waren. 

Ein  kleines  gekrümmtes  Eisenmesser,  an  der  linken  Brustseite  — das  scheint  der 
übliche  Aufbewahrungsort  gewesen  zu  sein  — getragen,  und  eine  seichte  Trinkschale  zu 
Füssen  des  Skelettes  vervollständigen  dieses  reiche  Inventar.  Zu  Füßen  dieser  Leiche 
lag  der  zertrümmerte  Schädel  eines  Mädchenskelettes,  welches  früher  hier  bestattet  war 
und  bei  der  Nachbestattung  zerstört  wurde.  Diesem  Skelette  gehört  ein  kleiner  massiver 
Armring  flachen  Querschnittes  mit  1 2/3  Umgang  (Taf.  XL,  Fig.  16)  und  ein  vereinzelter 
Buckelknopf  aus  Bronze  an. 

Derartige  Doppelgräber  wurden  in  Donja  Dolina  wiederholt  gefunden.  Sie  scheinen 
eher  von  Nachbestattungen  als  von  Doppelbestattungen  herzurühren,  denn  das  untere 
Grab  war  gewöhnlich  zerstört,  was  dadurch  zu  erklären  ist,  daß  man  die  Leichen  nur 
seicht  verscharrte,  und  wenn  man  beim  Ausheben  neuer  Gräber  auf  ein  altes  stieß, 
wurden  die  Knochen  zerstört  und  ausgeworfen;  nur  beim  Schädel  schien  eine  ange- 
borene Scheu  die  Grabenden  davon  abzuhalten,  ihn  zu  zerstören,  und  man  ließ  ihn 
am  alten  Platze  liegen.  So  ist  der  Schädel  bei  den  meisten  dieser  Doppelgräber  halb- 
wegs erhalten,  während  die  übrigen  selbst  großen  Skeletteile  zumeist  fehlen  oder  doch 
zertrümmert  sind.  Auffallend  ist,  daß  bei  allen  diesen  Doppelgräbern  die  Füße  des 
oberen  Skelettes  gegen  den  Schädel  des  unteren  gerichtet  sind,  und  es  drängt  sich  hier 
die  schwer  zu  beantwortende  Frage  auf,  ob  dabei  ein  Zufall  oder  eine  Absicht  waltete. 

Ein  derartiges  Doppelgrab  von  der  Greda  des  Mato  Petrovd6  jun.  (Grab  LXI)  ist 
in  Taf.  XLI,  Fig.  1,  abgebildet.  Es  enthielt  zwei  Frauenleichen,  wovon  die  obere  an 
beiden  Achseln  je  eine  dreieckige,  mit  konzentrischen  Kreisgruppen  und  Doppelpunkt- 
reihen verzierte  Scheibenfibel  (ib.  Fig.  2 und  3),  an  den  Handgelenken  je  einen  Arm- 
ring aus  starkem  Bronzedraht  (ib.  Fig.  4)  besaß. 

Die  untere  Leiche  hatte  einen  glatten,  mit  Schrägstrichen  verzierten  Halsring  aus 
Bronze  (ib.  Fig.  5)  und  zwei  Armbänder  mit  schrägen  eingestanzten  Kreuzchen  verziert 
(ib.  Fig.  6). 

Derartige  Doppelbestattungen  liefern  für  uns  den  Nachweis,  daß  die  Ansiedlung 
unserer  Pfahlbauer  zu  einer  Zeit  so  dicht  geworden  war,  daß  sich  das  Gräberfeld  zu 
enge  erwies  und  man  gezwungen  war,  auch  solche  Plätze  ein  zweitesmal  zu  Gräbern 


Truhelka.  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  im  Savebette  bei  D.  Doliua. 


87 


zu  benützen,  welche  bereits  als  solche  dienten.  Wir  können  uns  demnach  aus  dem  Be- 
funde der  Ausgrabungen  im  Nekropolengebiet  auch  in  dieser  Beziehung  einen  Rück- 
schluß auf  die  Verhältnisse  der  Bewohnerschaft  unseres  Pfahlbaues  erlauben. 

Minder  reich  als  die  Frauengräber  waren  die  Männergräber.  Aus  dem  verhält- 
nismäßigen Mangel  an  Beigaben  darf  man  aber  nicht  schlechthin  folgern,  daß  der 
Schmuck  der  Männer  dem  weiblichen  nachstand.  Man  darf  dies  aus  dem  Grunde  nicht 
tun,  weil  die  Männer,  namentlich  Krieger,  das  Privilegium  der  Feuerbestattung  besaßen, 
und  bei  dieser  Zeremonie  ging  der  größte  Teil  des  Schmuckes  zugrunde  und  was  übrig 
blieb,  litt  unter  dem  Einflüsse  der  Glut  derart,  daß  die  Bronze  oft  zu  formlosen  Klumpen 
verschlackt  war.  Die  wenigen  Kriegergräber,  bei  welchen  das  Skelett  ohne  vorherige 
Kremation  bestattet  wurde,  scheinen  einer  geringeren  Klasse  anzugehören,  und  doch 
wurden  auch  in  solchen  Gräbern  wahre  Prachtstücke  an  Helmen  und  Schildbuckeln 
gefunden. 

In  Taf.  XLI,  Fig.  1.2,  ist  ein  ärmeres  Kriegergrab  abgebildet,  das  in  situ  in  das 
Landesmuseum  gebracht  wurde. 

Zwei  eiserne  Lanzen  an  der  rechten  Kopfseite  dokumentieren  das  Grab  als  ein 
Kriegergrab  (Fig.  16  und  18). 

Der  Schmuck  bestand  lediglich  aus  einer  bronzenen  Bogenfibel  (ib.  Fig.  14)  und 
zwei  mit  Disken  besetzten  Stäben  (ib.  Fig.  13  und  15).  An  sonstigen  Funden  gab  es 
hier  eine  eiserne  Spange  mit  zwei  Haken  (ib.  22),  wie  man  sie  zum  Festhaken  von 
Riemen  verwendet,  ein  Eisenmesser  (ib.  Fig.  17)  und  zwei  reibahleförmige  Dorne 
(ib.  Fig.  20  und  21)  und  ein  profiliertes  Bronzeköpfchen  (ib.  Fig.  19). 

Eine  einfachere  Art  der  Skelettbestattungen  wurde  in  größeren  kesselförmigen 
Leichengruben  vorgenommen,  in  welche  die  Leichen  einfach  hineingeworfen  wurden, 
so  daß  deren  Überreste  einen  regellosen  wirren  Knochenhaufen  bilden.  Ein  solches 
Massengrab  wurde  auf  der  „Greda“  des  Mato  Petrovic  Mali  gefunden  und  enthielt 
die  Überreste  von  6 — 8 Leichen  und  dazwischen  nur  vereinzelte  minderwertige  Funde, 
wovon  das  wertvollste  Stück  eine  zerdrückte  tonnenförmige  Goldperle  war. 

Solche  Massengräber  dürften  wohl  infolge  einer  Epidemie  oder  einer  anderen 
Katastrophe  entstanden  sein,  bei  welcher  man  unter  dem  Einflüsse  der  Panik  leicht  das 
übliche  Bestattungszeremoniell  außeracht  lassen  konnte. 

Zu  erwähnen  ist  auch  ein  Ausnahmsfall,  indem  eine  Leiche  auf  derselben  Greda 
nur  stückweise  bestattet  war.  Es  wurde  in  dem  betreffenden  Grabe  nur  der  mit 
einigem  Schmucke  versehene  Schädel  und  der  rechte  Fuß  vorgefunden,  während  die 
übrigen  Skeletteile  nicht  vorhanden  waren.  Daß  das  Skelett  durch  die  Pflugschar  zer- 
stört wurde,  ist  nicht  anzunehmen,  denn  es  lag  über  50  cm  tief,  der  Schädel  ist  über- 
dies gut  erhalten  und  die  Schenkelknochen  lagen  nicht  in  der  entsprechenden  Ent- 
fernung vom  Schädel,  sondern  knapp  an  dessen  rechter  Seite  und  in  einer  der  normalen 
Lage  entgegengesetzten  Richtung.  Eine  Erklärung  dieser  eigentümlichen  Bestattung 
dürfte  wohl  stets  problematisch  sein. 

Als  Beleg  einer  stückweisen  Bestattungsart  mag  auch  das  Grab  LI  von  der 
Greda  des  Mato  Petrovi6  jun.  dienen,  das  auf  Taf.  XLI,  Fig.  7,  abgebildet  ist.  Hier 
sind  die  Fußknochen  in  ganz  verkehrter  Ordnung  bestattet,  und  zwar  der  Unterschenkel 
oben  am  Brustkörbe,  der  Oberschenkel  nach  abwärts. 

In  dem  vorliegenden  Falle  sind  zwei  Eventualitäten  möglich:  entweder  ist  die 
Leiche  zerstückelt  beigesetzt  worden,  wobei  man  auf  eine  naturgemäße  Lagerung  der 
Glieder  nicht  achtete,  oder  es  liegt  eine  Nachbestattung  vor,  bei  welcher  die  Bestand- 
teile des  älteren  und  jüngeren  Grabes  vermengt  wurden. 


88 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


Ebenso  häufig  wie  clie  Skelettbestattungen  sind  die  Brandbestattungen.  Der  auf 
einem  besonderen  Krematorium  verbrannte  Leichnam  wurde  entweder  in  einer  mit 
einer  Schüssel  zugedeckten,  zumeist  glockenförmigen  Urne  beigesetzt  oder  aber  in 
schmalen  seichten  Gruben  von  l-5  m Länge  und  40  cm  Breite,  in  welche  die  Knochen, 
Kohlen  und  Aschenreste  geschüttet  wurden. 

Da  der  Leichnam  mit  allem  Schmuck  verbrannt  wurde,  sind  die  in  Urnen  ge- 
fundenen Bronzen  stark  durch  das  Feuer  angegriffen,  teilweise  sogar  geschmolzen  und 
diejenigen  Stücke,  an  denen  die  Einwirkung  des  Brandes  nicht  wahrgenommen  werden 
konnte,  dürften  sich  zufällig  von  der  Kleidung  losgelöst  haben  und  rollten  etwas  weiter 
von  der  Brandstätte  oder  es  sind  auch  Liebesgaben,  die  von  den  Angehörigen  in 
die  Urne  oder  Brandgrube  gelegt  wurden. 

Sowohl  in  Skelettbestattungen  als  auch  in  Urnengräbern  fand  man  häufig  als  Bei- 
gaben Gefäße,  sei  es  verschiedenförmige  Urnen,  Schalen  oder  Becher,  ja  selbst  Löffel.  In 
diesen  Gefäßen  brachte  man  den  Toten  Leichenopfer  dar,  die  aus  Speise  und  Getränken 
bestanden.  Manche  davon  wurden  gleichzeitig  mit  der  Leiche  beigesetzt,  manche  aber 
auch  später,  als  man  den  genauen  Ort  des  Grabes  bereits  vergessen  hatte,  und  da  grub 
man  die  Opfergabe  aufs  Geratewohl  an  der  mutmaßlichen  Stelle  ein.  So  kam  es,  daß 
viele  Urnen  und  Schalen  gefunden  wurden,  die  gar  nicht  in  der  Nähe  eines  Skelettes 
lagen. 

Als  Aschenurne  diente  gewöhnlich  eine  einfache,  roh  geformte  glockenförmige 
Urne  mit  vier  Knoten  an  der  Bauchwand,  welche  mit  einer  entsprechend  großen 
Schüssel  zugedeckt  war.  In  diese  Urne  legte  man  die  Aschenreste  des  Leichnams  und 
überdeckte  sie  mitunter  mit  einer  kleineren  Schale.  Bei  einigen  Bestattungen  fand  man 
in  der  Urne  überdies  noch  eine  Trinkschale,  einen  Becher  und  in  einer  sogar  einen 
Löffel,  ein  Beweis,  daß  diese  beigegebenen  Gefäße  die  Wegzehrung  für  den  Toten  ent- 
hielten. Bei  einer  Bestattung  wurde  diese  Wegzehrung  auch  erhalten  aufgefunden  und 
bestand  aus  einer  Schüssel  voll  Hirse,  die  zwar  durch  Oxydation  verkohlt,  aber  in  der 
Form  des  Kornes  gut  erhalten  blieb. 

Neben  die  Knochen  legte  man  auch  die  Schmuckstücke  bei. 

Bei  reicheren  Urnenbestattungen  fand  man  noch  größere  Nebenurnen,  die  ur- 
sprünglich Totenopfer  enthielten,  so  auf  der  Greda  des  Sokic  neben  einer  Aschenurne 
zwei  andere  Urnen  von  kolossalen  Dimensionen,  auf  der  Greda  des  Mato  Petrovi6  Mali 
eine  Urnenbestattung,  welche  nicht  weniger  als  zehn  verschiedene  Urnen,  Schalen  und 
Becher  enthielt. 

Im  ganzen  genommen  sind  die  Schmuckbeigaben  bei  Urnenbestattungen,  abge- 
sehen davon,  daß  sie  auch  durch  den  Brand  gelitten  haben,  weniger  reich  als  bei  den 
Skelettbestattungen. 

II.  Gräberfeld  auf  der  Greda  des  Mato  Petrovif;  jun. 

(Hierzu  Tafel  XLII— LIII.) 

Das  dem  Pfahlbaue  zunächst  liegende,  etwa  700  m von  diesem  in  südwestlicher 
Richtung  gelegene  Grabfeld  befindet  sich  auf  der  „Greda“  des  Mato  Petrovid  jun.  Die 
Gräber  lagen  hier  in  der  Mitte  der  Greda  ziemlich  dicht,  gegen  die  Ränder  zu  ver- 
einzelt, oft  in  großen  Zwischenräumen. 

Es  wurden  hier,  abgesehen  von  den  kleineren  Einzelfunden,  die  durch  die  Pflug- 
schar verschleppt  häufig  angetroffen  wurden,  im  ganzen  57  Fundstellen  entdeckt. 
Darunter  waren  50  Skelettbestattungen,  wovon  28  mehr  oder  weniger  reich  mit  Bei- 


Truhelka.  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  im  Savebette  bei  D.  Dolina. 


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gaben  versehen  waren,  2 Leichenbrandschichten,  5 Urnenbestattungen,  eine  Knochen- 
grabe (XIII),  ein  Knochenhaufen  (XI)  und  endlich  an  zwei  Stellen  (IX  und  XXIX) 
nur  teilweise  bestattete  Skelette. 

Auch  wurde  an  einer  Stelle  ein  ausgedehnter,  stark  gebrannter  Lehmbelag  gefunden, 
welcher  von  häufiger  Feuerung  zeugt  und  als  Krematorium  gedient  haben  dürfte  (XVIII). 

Die  in  diesem  Gräberfelde  entdeckten  Funde  waren  folgende: 


I.  Doppelgrab.  Skelett,  genau 
von  O.  nach  W.  orientiert,  in  horizontaler 
Lage  darüber  ein  Kinderskelett  in  glei- 
cher Lage,  mit  dem  Kopfe  auf  der  Brust 
des  vorherigen  gelegen.  Zur  Rechten 
der  Skelette  in  der  Hüftengegend: 

1.  Bronzener  Schildbuckel,  Durch- 
messer 28  cm,  umrahmt  von  zwei  erha- 
benen Reifen  und  einer  dichten  Reihe 
von  ausgebuckelten  Knöpfen.  Der  Buckel 
selbst  steigt  in  terrassenförmigen  Zonen 
auf,  ist  oben  abgeflacht  und  mit  einem 
fassonierten,  2’6  cm  hohen  Knopfe  ver- 
sehen (Fig.  66); 

2.  Bronzeschale  (Fig.  67)  mit  an- 

genietetem, die  Randfläche  überragen- 
dem Henkel,  Durchmesser  der  Öffnung 
20  5 CTO,  Höhe  11  CTO.  Die  Schale  ist  Fig.  66.  Schild  aus  Bronzeblech  (Vfl. 

aus  Bronzeblech  sorgfältig  getrieben. 

3.  In  der  Bronzeschale  lag  eine  Tonschüssel  mit  durchbohrten  Henkelzapfen  und 
zwei  kleineren  Zapfen.  Durchmesser  19  cm,  Höhe  7’5  cm  (Taf.  XLII,  Fig.  2).  Zur 
Linken  des  Skelettes  lag 


4.  ein  eiserner  Schildbuckel,  der  aber  stark 
durch  Rost  gelitten  hat  und  in  der  Form  vom 
vorherigen  insoferne  abweicht,  als  der  Mittel- 
buckel halbkugelförmig  und  glatt  war.  Der 
Durchmesser  beträgt  29  cm, 
die  Höhe  3 cm  (Fig.  68). 


Fig.  67.  Bronzeschale  (1/3). 


Fig.  68.  Schild  aus  Eisenblech 


5.  An  der  Brust  des  Skelettes  befand  sich  eine  Bogenfibel  mit  geripptem  Bügel  und 
sehr  langem  schmalen  Fuß.  Die  Nadel  bildet  zwei  Schleifen.  Länge  8-5  cm,  Höhe  2-6  cm. 


90 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


6.  Neben  dem  rechten  Knie  des  Skelettes  lag  eine  kleine  flache  Trinkschale  aus 
Ton.  Durchmesser  14  cm,  Höhe  4'5  cm  (Taf.  XLII,  Fig.  2). 

An  sonstigen  Funden  wurden  in  der  Nähe  der  beiden  Skelette  gefunden: 

7.  Ein  Bronzestab,  lang  8-7  cm,  mit  acht  epitrachelartigen  vorspringenden  Wülsten 
besetzt  (Taf.  XLII,  Fig.  6); 

8.  eine  kleine  Messerklinge  aus  Eisen.  Länge  13  cm  (Taf.  XLII,  Fig.  5); 

9.  eine  einfache  unverzierte  Tonwirtel.  Durchmesser  5’5  cm  (Taf.  XLII,  Fig.  3) ; 

10.  zwei  kleine  Bronzeringel,  drei  Glasperlen  und  Eisenfragmente  (Taf.  XLII, 
Fig.  7—11). 

11.  Skelett,  40cm  tief,  von  NW.  nach  SO.  orientiert,  besaß  an  Beigaben  nur 
eine  rote  Tonwirtel  (Taf  XLII,  Fig.  4). 

III.  Skelett,  40  cm  tief  bestattet,  in  horizontaler  Lage  von  W.  nach  O.  orientiert. 
Der  Leichnam  war  mit  reichem  Frauenschmuck  ausgestattet  und  besaß: 

1.  am  Halse  einen  großen  torquierten  Halsring  mit  Endösen.  Länge  20  cm,  Breite 
18  cm  (Taf  XLII,  Fig.  15); 

2.  zu  beiden  Seiten  des  Schädels,  in  der  Schläfengegend,  je  vier  große  Schläfen- 
ringe aus  Bronzedraht  mit  wenig  übergreifenden  Enden.  Durchmesser  8 cm  (Taf  XLH, 
Fig.  12  und  13); 

3.  an  den  Handgelenken  je  einen  Gelenkring.  Durchmesser  5‘7  cm,  aus  massiven 
Bronzereifen,  innen  flach,  außen  abgerundet,  gegen  die  um  ein  Drittel  übergreifenden 
Enden  verjüngt  und  mit  wenigen  Stichornamenten  verziert  (Taf.  XLII,  Fig.  17  und  18). 

An  der  Brust  lagen  links  vier  Fibeln,  und  zwar: 

4.  Kahnfibel  mit  stark  wulstigem,  hohlgegossenen  Bügel.  Am  Kopfende  war  eine 
eiserne,  nunmehr  nicht  mehr  vorhandene  Nadel  angenietet,  der  Fuß  ist  teilweise  abge- 
brochen. Länge  7 cm  (Taf.  XLII,  Fig.  19); 

5.  zwei  Stück  Kahnfibeln,  deren  Bügel  aus  Bernsteinscheiben,  die  auf  einen 
Bronzekern  montiert  sind,  bestand.  Kopf-  und  Fußende  des  Bügels  sind  knopfartig  pro- 
filiert, Nadel  und  Fuß  fehlen  an  beiden  Exemplaren.  Länge  der  erhaltenen  Stücke 
6-3  cm  (Taf.  XLII,  Fig.  16); 

6.  Scheibenfibel  aus  kreisrundem  Blech,  mit  einem  Mittelbuckel  und  einer  Reihe 
kreisförmig  angeordneter  Buckel  verziert.  Innerhalb  dieses  Buckelkreises  befinden  sich 
zwei  andere  aus  dicht  angereihten  herausgetriebenen  Knöpfchen.  Den  Mittelbuckel  verbin- 
den mit  diesen  Kreisen  vier  speichenartig  angeordnete  Punktreihen.  Die  Scheibe  ist  durch 
zwei  Bronzenieten  an  eine  flache  Bogenfibel  angenietet.  Durchmesser  der  Scheibe  8 cm. 

7.  Um  die  Hüften  des  Skelettes  war  ein  Gürtel  geschlungen,  der  durch  vier  Reihen 
dicht  aneinander  geordnete,  aufgenähte  kleine  Buckelknöpfe  verziert  war.  Es  wurden 
deren  im  ganzen  176  aufgelesen  (Taf.  XLII,  Fig.  23). 

8.  Der  Gürtel  war  durch  eine  buckelförmige  Bronzeschließe  verschlossen,  welche 
auf  der  Unterseite  in  der  Mitte  eine  kleine  Ose  besaß,  durch  die  sie  an  dem  einen 
Gürtelende  festgenäht  war,  während  ein  am  Rande  angebrachter  Haken  zum  Fest- 
greifen des  anderen  Gürtelendes  diente.  Durchmesser  6-5  cm  (Taf.  XLH,  Fig.  24). 

9.  An  der  rechten  Seite  des  Skelettes,  unter  dem  Arme,  lagen  in  einer  Linie  vier 
mit  Spiralen  verzierte  Tonwirteln,  die  vermutlich  am  Zopfe  angereiht  waren  (Taf.  XLII, 
Fig.  14  und  20); 

10.  zwei  kleine  Bronzeringel,  davon  das  eine  geschlossen,  Durchmesser  2-7  cm, 
das  andere  offen,  Durchmesser  4 cm,  aus  einem  Schläfenringfragment  gebildet  (Taf.  XLH, 
Fig.  21  und  22). 


Truhelka.  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  im  Savebette  bei  D.  Dolina, 


91 


11.  Vier  Tage  später  wurde  in  der  Nähe  dieses  Skelettes,  zu  dessen  Füssen  rechts 
eine  Bronzeschale  ganz  ähnlich  jener  aus  dem  Grabe  I gefunden.  Daß  sie  zu  diesem 
Grabe  gehörte,  wurde  durch  genaue  Bestimmung  der  Situation  der  einzelnen  Funde 
festgestellt  und  auch  dadurch,  daß  sich  in  der  Nähe  kein  anderes  Grab  befand  als 
dieses,  welches  den  übrigen  reichen  Beigaben  nach  zu  schließen  leicht  auch  mit  einem 
so  kostbaren  Gefäße  ausgestattet  gewesen  sein  konnte.  Die  Schale  ist  in  Taf.  XLIV, 
Fig.  3,  abgebildet. 

IV.  Brandgrab.  Urne,  in  ihr  eine  einfache  Schale  mit  einem  Ansatzzapfen, 
Durchmesser  255  cm,  Höhe  12  cm  (Taf.  XLIII,  Fig.  1)  und  unter  der  Schale  verbrannte 
Knochen  und  das  Fragment  eines  kleinen  Bronzeringels.  Die  Urne,  durch  die  Pflug- 
schar arg  beschädigt,  konnte  nicht  ergänzt  werden. 

V.  Skelett,  genau  von  N.  nach  S.  orientiert,  besaß  an  Beigaben: 

1.  zwei  Armbrust-Certosafibeln  mit  doppelter  Spiralhülse  am  Fuße,  wovon  nur  ein 
Exemplar  erhalten,  das  andere  ganz  zerstört  ist.  Länge  des  Bügels  4'5  cm,  Breite  des 
Bogens  5 cm  (Taf.  XLIH,  Fig.  3). 

2.  Neben  dem  rechten  Fußgelenke  lag  eine  kleine  Tonschale  mit  ursprünglich 
zwei  Henkeln,  welche  jedoch  fehlen.  Sie  ist  durch  eine  Reihe  von  Punkten  am  Hals- 
ansatze  unterhalb  mit  Gruppen  von  Schrägstrichen  verziert  (Taf.  XLIII,  Fig.  2).  Da- 
neben eine  kleine  farblose  Glasperle  mit  radialen  Körnern  besetzt  (Taf.  XLIH,  Fig.  4). 

VI.  Skelett,  orientiert  von  S.  nach  N.,  40  cm  tief  gelegen,  in  gestreckter  hori- 
zontaler Lage,  war  mit  reichem  Frauenschmuck  versehen  und  enthielt: 

1.  einen  torquierten  großen  Halsring,  Durchmesser  20  5 cm  und  18  cm  (Taf.  XLIII, 
Fig.  12); 

2.  zu  beiden  Seiten  des  Schädels  je  sechs  Schläfenringe  mit  übergreifenden  Enden, 
Durchmesser  8 cm  (Taf.  XLIII,  Fig.  10  und  11); 

3.  an  jedem  Handgelenke  je  ein  Armband  aus  flachem  vierkantigen  Draht  in 
17  Spiralumgängen,  Durchmesser  6'5  cm,  Höhe  6 cm  (Taf.  XLIII,  Fig.  16  und  17); 

4.  an  der  Brust  zwei  zweischleifige  Bogenfibeln  mit  wulstigem,  durch  Schrägstriche 
verziertem  Bügel  und  viereckigem,  an  den  beiden  Seiten  ausgeschnittenem  Nadelblatte. 
Länge  8 cm,  Höhe  5'5  cm.  An  einem  Exemplare  fehlt  das  Nadelblatt  (Taf.  XLIII, 
Fig.  7 und  9) ; 

5.  kleine  einschleifige  Bogenfibel  mit  langem  Dreieckfuß,  schwach  geripptem  Bügel, 
welcher  an  beiden  Enden  durch  einen,  in  der  Mitte  durch  zwei  Wulste  verziert  ist. 
Länge  4-5  cm.  Nadel  und  Schleife  fehlt  (Taf.  XLIII,  Fig.  15); 

6.  ähnliche  kleine  Bogenfibel,  die  aber  in  der  Mitte  des  Bügels  eine  feststehende 
Ose  für  Anhängsel  hatte.  Die  Schleife  besteht  aus  zwei  Windungen.  Länge  4 cm 
(Taf.  XLIII,  Fig.  13); 

7.  Gürtel,  bestehend  aus  vier  Reihen  kleiner  Buckelknöpfe,  wovon  im  ganzen 
161  Stück  gefunden  wurden  (Taf.  XLIV,  Fig.  1); 

8.  Gürtelschließe  aus  Bronzeblech  mit  Lappenkranz,  der  durch  konzentrische 
Kreischen  verziert  ist,  in  der  Mitte  Buckel  mit  vier  herzförmigen  Ausschnitten.  Durch- 
messer 6 cm  (Taf.  XLIV,  Fig.  2) ; 

9.  Perlenschnur,  unter  der  Torquis  gefunden,  bestehend  aus  zwei  Bronzeperlen 
und  27  Bernsteinperlen  verschiedener,  namentlich  scheibenförmiger  Gestalt  (Taf.  XLIII, 
Fig.  18—27). 

10.  Silbernadel  mit  eingerollter  Ose,  an  einem  Ende  aus  torquiertem  Silberdraht. 
Länge  18  cm  (Taf.  XLIII,  Fig.  28) ; 


92 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


11.  Ober  dem  Scheitel  des  Skelettes  stand  ein  kleines  henkelloses,  kugelförmiges 
Gefäß  mit  etwas  eingezogenem  Halse.  Durchmesser  10  cm,  Höhe  9 cm  (Taf.  XLIII, 
Fig.  6). 

12.  Links,  zu  Füßen  des  Skelettes  eine  kleine  dickwandige  schwarze  Urne  mit 
eingezogenem  Halse  und  fünf  kleinen  Ansätzen  an  der  Peripherie.  Höhe  18'5  cm, 
Durchmesser  19  cm  (Taf.  XLIII,  Fig.  5). 

13.  Neben  dieser  Urne  lag  eine  Früh-La  Tene-Fibel  mit  zurückgebogenem  schlan- 
genköpfigen Fußende.  Die  Fußschleife  besteht  nur  aus  einer  Windung,  gehört  so- 
nach noch  der  Certosakonstruktion  an.  Länge  47  cm  (Taf.  XLIII,  Fig.  14). 

14.  Eine  schöne  Zierscheibe  mit  vertieftem  und  ursprünglich  mit  weißer  Pasta  aus- 
gefülltem Ornamente  (Taf.  XLIII,  Fig.  8)  scheint  vom  Fußende  einer  prächtigen  Mittel- 
La  Tene-Fibel  herzurühren,  die  leider  nur  durch  dieses  geringfügige  Fragment  bezeugt 
erscheint.  Das  Stück  scheint  mit  dem  Grabe  in  keinem  Zusammenhang  zu  sein. 

VII.  Skelett,  von  W.  nach  O.  orientiert,  in  horizontaler  Lage,  ohne  Beigaben. 

VIII.  Doppelgrab.  Skelett,  ohne  Beigaben,  von  W.  nach  O.  orientiert,  auf  dessen 
Füßen  der  Schädel  eines  von  NW.  nach  SO.  orientierten  Kinderskelettes  ruht.  Beide 
waren  ohne  Beigaben. 

IX.  Skeletteile,  von  S.  nach  0.  orientiert.  Vom  Skelette  waren  nur  der  Schädel 
und  die  Knochen  des  linken  Fußes  vorhanden,  wovon  der  Unterschenkel  zur  Rechten 
des  Schädels,  der  Oberschenkel  daran  anschließend  lag.  Alle  übrigen  Skeletteile  sind 
nicht  etwa  vermodert,  sondern  sie  waren  im  Grabe  überhaupt  nicht  vorhanden.  Bei- 
gaben: 

1.  Am  Schädel  wurden  zu  beiden  Seiten  an  den  Schläfen  je  vier  kleine,  stark 
übergreifende  Schläfenringe  aus  dünnem  gerippten  Draht  mit  eingerollter  Öse  an  einem 
Ende  gefunden  (Taf.  XLIV,  Fig.  6 und  7). 

Unterhalb  des  Schädels  lagen  drei  Fibeln,  und  zwar: 

2.  kleine  Certosafibel  aus  Bronze.  Länge  5'5  cm  (Taf.  XLIV,  Fig.  4); 

3.  flache  Bogenfibel  aus  Bronze,  welche  eine  Ubergangsform  von  der  Serpeggiante- 
zur  Certosaform  vorstellt,  mit  kleinem  Diskus  am  Fuße.  Länge  6’5  cm.  Fuß  abgebrochen 
(Taf.  XLIV,  Fig.  5); 

4.  dreieckige  Scheibenfibel  mit  drei  konzentrischen  Kreisgruppen  verziert,  ursprüng- 
lich auf  eine  Eisenfibel  angenietet,  wovon  aber  nur  ein  Teil  vorhanden  ist.  Höhe 
5’5  cm,  Breite  5 cm  (Taf.  XLIV,  Fig.  9); 

5.  Henkelschale  mit  kurzem  Halse,  gebuckeltem  und  senkrecht  gestreiftem  Bauch 
aus  braunem  Ton.  Höhe  8 cm,  Durchmesser  14  cm  (Taf.  XLIV,  Fig.  8). 

X.  Skelett,  zu  dessen  Füßen  rechts  eine  Henkelschale  einfachster  Form.  Durch- 
messer 10‘5  cm,  Höhe  7 cm  (Taf.  XLIV,  Fig.  10).  Rechts  neben  dem  Schädel  lag  eine 
kleine  flache,  am  Rande  schräggerippte  Schale  mit  eingezogenem  Fuß.  Durchmesser 
10  cm,  Höhe  4'5  cm  (Taf.  XLIV,  Fig.  11). 

XI.  Regelloser  Knochenhaufen  mit  Bestandteilen  mehrerer  Skelette  in  einer 
Grube  wirr  durcheinandergeworfen,  enthielt  nur  einzelne  Eisen-  und  Bronzefragmente 
unbestimmter  Form. 

XII.  Doppelgrab  mit  zwei  Skeletten,  das  eine  30  cm  tief  gelegen,  war  von  NO. 
nach  SW.  orientiert  und  besaß  an  Beigaben: 


Truhelka.  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  im  Savebette  bei  D.  Dolina. 


93 


1.  Eine  kleine  Armbrust-Certosafibel  aus  Bronze,  3'5  cm  lang; 

2.  eine  Fibel  mit  certosaförmigem  Fuß,  flachem  blattförmigen  Bügel  ohne  Spiral- 
schleife, am  oberen  Ende  mit  einer  Scheibe  besetzt.  Es  ist  sonach  eine  Zwitterform 
zwischen  der  Certosa-  und  Serpeggianteform.  Länge  7 cm,  Höhe  1'7  cm; 

3.  fünf  kleine  gerippte  Schläfenringe  mit  eingerollten  Enden  (Bronze); 

4.  ein  Kettchen,  bestehend  aus  zehn  runden  Gliedern  aus  Bronzedraht.  Länge 
7-5  cm. 

Das  zweite  Skelett,  ähnlich  orientiert,  lag  45  cm  tief  und  besaß  keine  Beigaben. 

XIII.  Knochengrube  von  zirka  L5  m Durchmesser,  mit  vielen  zerstreuten 
Knochen,  60  cm  tief  und  dazwischen  verschiedene,  meistens  fragmentierte  Funde,  worunter 
die  besser  erhaltenen  folgende  sind: 

1.  Kleine  ananasförmige,  zerdrückte  Perle  aus  dünnem  Goldblech.  Länge  L4  cm 
(Taf.  XLIV,  Fig.  19); 

2.  kleiner  unregelmäßiger  Ring  mit  übergreifenden  Enden  aus  torquiertem  Silber- 
draht. Durchmesser  3 cm  (Taf.  XLIV,  Fig.  24); 

3.  Doppelhaarnadel  vom  Glasinactypus  mit  wulstigem  Bügel  und  zwei  Schleifen. 
Länge  12-5  cm  (Taf.  XLIV,  Fig.  22); 

4.  zwei  Bügelstücke  von  Certosa- Armbrustfibeln.  Länge  6 und  4 cm  (Taf.  XLIV, 
Fig.  20  und  21); 

5.  eine  bikonische  Tonperle.  Durchmesser  4-5  cm  (Taf.  XLIV,  Fig.  12); 

6.  verschiedene  Perlen  aus  Glas  und  Bernstein,  darunter  eine  blaue  Glasperle  mit 
weißem  Zickzackornamente,  eine  kleine  blaue  mit  weißen  Augen,  eine  größere  gelbe  mit 
blauen  Augen  und  eine  kleine  Glasperle  in  Gestalt  einer  Vase  (Taf.  XLIV,  Fig.  13 — 18). 

XIV.  Skelettgrab  ohne  Beigaben,  orientiert  von  0.  nach  W. 

XV.  Skelettgrab  ohne  Beigaben,  orientiert  von  0.  nach  W. 

XVI.  Skelettgrab  ohne  Beigaben,  orientiert  von  0.  nach  W. 

XVII.  Isoliert  gefundene  Bronzeschale,  welche  zum  Skelettgrab  III  gehört  und 
rechts  zu  den  Füßen  des  dort  ausgegrabenen  Skelettes  lag.  S.  Grab  III. 

XVIH.  25  cto  unter  der  Oberfläche  lag  eine  starke  gebrannte  Lehmschichte  von 
1 m Durchmesser  und  in  einer  Tiefe  von  70  cm  eine  zweite  gebrannte  Lehmschichte. 
Beide,  zeitlich  von  einander  getrennt,  waren  Feuerstellen,  deren  Tonunterlage  durch 
wiederholtes  Feuern  rot  gebrannt  wurde.  Allem  Anscheine  nach  diente  diese  Brand- 
stätte als  Krematorium  oder  für  etwaige  Opferbrände. 

XIX.  Vereinzelt  gefundenes  Gefäß  mit  zwei  Henkeln  aus  schwarzem  Ton,  sein- 
dünnwandig  ausgearbeitet.  Der  stark  ausgebauchte  Körper  mit  dichten  Vertikalrillen  ist 
von  sechs  vertikalen  länglichen  Wülsten  unterbrochen,  der  eingezogene  Hals  oben  mit 
fünf  Parallelrillen  verziert.  Durchmesser  20  cm.  Höhe  14  cm  (Taf.  XLIV,  Fig.  25). 

XX.  Vereinzelt  gefundener  kreuzförmiger  Zierknopf  aus  Bronze  mit  Mittelbuckel, 
die  hohlen  Kreuzarme  sind  stulpenförmig  verbreitet.  Länge  der  Arme  5 cm  (Taf.  XLIV, 
Fig.  26). 

XXI.  Skelettgrab,  von  NO.  nach  SW.  orientiert,  enthielt  an  Beigaben: 

1.  Certosafibel  mit  Knopf  am  Kopfe.  Länge  7-5  cm  (Taf.  XLIV,  Fig.  29); 

2.  Certosafibel  ohne  Knopf  am  Kopfe  und  mit  abgebrochenem  Fußknopf.  Länge 
6 cm  (Taf.  XLIV,  Fig.  30); 


94 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


3.  Perlenschnur,  bestehend  aus  89  gelben  und  19  blauen  Glasperlen  (Taf.  XLIV, 
Fig.  31 — 36).  Als  Amulett  diente  in  dieser  Halsschnur  eine  aus  einem  Kugelgelenke 
angefertigte  Knochenperle  (Taf.  XLIV,  Fig.  37); 

4.  diverse  Fragmente  von  kleinen  Schläfenringen  und  anderen  Stücken; 

5.  kleines  henkelloses  schwarzes  Gefäß  mit  kugeligem  Körper  und  hohem  Hals, 
am  Körper  mit  Schrägstrichen  verziert.  Durchmesser  8 cm,  Höhe  95  cm  (Taf.  XLIV, 
Fig.  27); 

6.  kleine  zweihenkelige  Schale  (Henkel  fehlen),  unverziert.  Durchmesser  7 5 cvi, 
Höhe  7 cm  (Taf.  XLIV,  Fig.  28). 

XXII.  Skelettgrab,  dessen  ursprüngliche  Lage  durch  die  Pflugschar  zerstört 
wurde.  An  Beigaben  wurden  nur  vorgefunden: 

1.  Ein  kleines  Bronzeringel  (Taf.  XLV,  Fig.  3); 

2.  zwei  Eisenlanzen  mit  schwach  angedeuteter  Rippe.  Dimensionen:  Länge  der 
Blätter  26  und  23  cm,  Breite  der  Blätter  4 und  3'9  cm,  Länge  der  Diillen  16  und  14  cm, 
Gesamtlänge  42  und  37  cm  (Taf.  XLV,  Fig.  1 und  2). 

XXIII.  Zerstreute  Funde: 

1.  Schöne  bronzene  Früh-La  Tene-Fibel,  Armbrustform,  die  Spirale  mit  einer  Reihe 
von  Drahtringen  und  Ketten  verziert.  Der  Bügel  ist  oval,  konvex,  sorgfältig  graviert, 
das  Fußende  durch  einen  Knopf  verziert.  Länge  6 cm.  Die  Kopfspirale  besteht  aus 
vier  Paaren  (Taf.  XLV,  Fig.  4); 

2.  zwei  kleine  gekrümmte  Eisenmesser.  Länge  15  cm,  beziehungsweise  8 cm 
(Taf.  XLV,  Fig.  5); 

3.  Kettenfragment,  bestehend  aus  drei  zentrischen  Eisenringen.  Durchmesser  5 cm 
(Taf.  XLV,  Fig.  6). 

XXIV.  Skelettgrab,  von  O.  nach  W.  orientiert,  enthielt  an  Beigaben: 

1.  Zwei  Eisenlanzen  mit  deutlich  ausgedrückter  Rippe.  Dimensionen:  Gesamtlänge 
43  und  37  cm,  Blattlänge  26  und  24-5  cm,  Blattbreite  4'5  und  6 cm  (Taf.  XLV,  Fig.  14 
und  15); 

2.  schwach  einwärts  gekrümmte  Haumesser  aus  Eisen  mit  verstärktem  Rücken, 
spitz  auslaufend,  Länge  37 ’5  cm  (Taf.  XLV,  Fig.  13); 

3.  eiserner  Gürtelhaken,  16  cm  lang,  3 cm  breit,  mit  starker  Mittelrippe,  welche 
beiderseits  in  Haken  endet  (Taf.  XLV,  Fig.  16). 

In  der  Nähe  des  Skelettes  wurde  auch  das  Fragment  einer  kleinen  Gußform  aus 
Sandstein  (Taf.  XLV,  Fig.  18)  und  die  Spitze  eines  Bronzedolches  (4  cm  lang)  gefunden 
(Taf.  XLV,  Fig.  17).  Die  Spitze  lag  in  der  Gegend  des  linken  Schulterblattes. 

XXV.  Urne  aus  rotgebranntem  Ton  in  Glockenform  mit  vier  länglichen,  diametral 
unter  dem  Rande  angereihten  Ansätzen.  Höhe  85  cm,  Durchmesser  des  Bodens  17  cm, 
Durchmesser  der  Öffnung  22  cm.  Die  Urne  war  mit  einer  schwarzen  bauchigen  Schüssel 
zugedeckt,  die  gleichfalls  mit  vier  Ansätzen  versehen  ist.  Höhe  21  cm,  Durchmesser  der 
Öffnung  34  cm. 

Die  Urne  ist  bis  zu  einem  Drittel  mit  einer  aus  Kohle  und  verbrannten  Knochen 
bestehenden  dunklen  Masse  gefüllt,  über  welcher  das  Fragment  eines  bronzenen  Hals- 
ringes lag.  Das  Halsringstück  ist  an  einem  Ende  eingefeilt  und  mit  zwei  Nieten  ver- 
sehen, die  von  einer  alten  Reparatur  herrühren. 

Die  Urne  veranschaulicht  Taf.  XL VI,  Fig.  2. 


Truhe lka.  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  im  Savebette  bei  D.  Dolina. 


95 


XXVI.  Zerstreute  Funde,  und  zwar: 

1.  Fragment  einer  dünnen  dreieckigen,  mit  erhabenen  Kreisen  und  Punkten  ver- 
zierten Fibelplatte  aus  Bronze; 

2.  kleine  Mittel-La  Tene-Fibel  aus  Bronzedraht,  mit  zwei  Kugeln  am  zurückge- 
bogenen Fußende,  wovon  die  eine  auch  den  Bügel  umfaßt.  Länge  5 cm,  Höhe  P5  cm. 
Dabei  wurde  auch  ein  verbogenes  Bügelstück  einer  ganz  gleichen  Fibel  gefunden; 

3.  Bügel  einer  bronzenen  Früh-La  T&ne-Fibel  mit  ornamentierter  Oberfläche  und 
am  Fußende  mit  zwei  profilierten  Knöpfen  verziert.  Länge  5 cm,  Höhe  l-5  cm- 


Fig.  69.  Helm  illyrischer  Form,  aus  Bronzeblech  getrieben  (2/5). 


| 


4.  Fragment  eines  reich  verzierten  Bronzearmreifes,  welcher  mit  einer  Reihe  mit 
je  drei  erhabenen  Beeren  besetzter  Querstäbe  verziert  ist.  Das  Stück  ist  3'2  cm  lang, 
l-7  cm  breit  und  hat  fünf  Querstäbe; 

5.  stark  verbranntes  Fragment  eines  mit  Scheiben  besetzten  Bronzestabes.  Länge 
6-3  cm  (Gürtelende); 

6.  tonnenförmige  blaue  Emailperle,  mit  erhabenen  gelben  spiralförmigen  Augen 
verziert.  Länge  2 cm; 

7.  außerdem  kleine,  grüne,  bikonische  Glasperle  und  kleinere  Bronzefragmente. 

XXVII.  Skelett,  von  O.  nach  W.  orientiert,  mit  reichen  Beigaben: 

1.  Helm  illyrischer  Form,  aus  Bronze,  mit  einer  dichten  Reihe  von  Bronzenieten 
besetzt.  Er  lag  unter  den  Füßen  des  Skelettes  (Fig.  69); 


96 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


2.  Schild  aus  Bronzeblech,  mit  konischem,  abgestuften  Schildbuckel,  welcher  mit 
einem  vierkantig  profilierten  Bronzeknopf  versehen  ist.  Der  Schildrand  ist  breit  und  mit 

drei  umlaufenden  Wülsten 
und  zwei  Reihen  kleiner 
Buckel  verziert.  Durch- 
messer 36  cm  (Fig.  70); 

3.  zwei  Bronzestäbe 
mit  acht  scheibenförmigen 
Wülsten,  die  astragalför- 
mig  angeordnet  sind.  Länge 
9 5 cm.  Sie  wurden  an  der 
Hüfte  gefunden  (Taf.  XLVI, 
Fig.  3 und  4); 

4.  zwei  Eisenlanzen 
mit  starker  Mittelrippe,  bei 
beiden  ist  die  Spitze  durch 
eine  aus  Eisenblech  her- 
gestellte flache  Dülle  ver- 
sichert. Diese  Dülle  diente 
jedenfalls  als  Beschlag  von 
Holz-  oder  Lederscheiden, 
welche  die  Lanze  gegen 
das  Stumpfwerden  schützen 
sollte.  Dimensionen:  Ge- 
samtlänge 36-5  cm,  Blatt- 
breite 6’2  cm,  Blattlänge 
(ohne  Dülle)  23  cm  (Taf. 
XLVI,  Fig.  5 und  6); 

Länge  23  cm,  Breite  2-2  cm 


Fig.  70.  Schild,  aus  Bronzeblech  getrieben  (1/4). 


5.  schwach  einwärts  gekrümmtes  Messer  aus  Eisen. 

(Taf.  XLVI,  Fig.  1); 

6.  außerdem  wurden  Spuren  einer  Bronzeschale  gefunden,  die  aber  aus  so  dünnem 
Blech  verfertigt  war,  daß  sie  in  ganz  kleine  Stückchen  zerbröckelte. 

XXVIII.  Kinderskelett,  von  W.  nach  0.  orientiert,  enthielt  an  Beigaben: 

1.  vier  ganze  und  Fragmente  von  zwei  anderen  aus  dünnem  gekerbten  Bronze- 
draht hergestellten  Schläfenringen  mit  übergreifenden  Enden,  wovon  das  eine  abgeflacht 
und  zu  einer  Ose  eingerollt  ist.  Durchmesser  3'5  cm  (Taf.  XLV,  Fig.  21  und  22); 

2.  einfache  Serpeggiantefibel  mit  runder  Scheibe  am  Fuße  aus  Bronze.  Länge 
7 cm  (Taf.  XLV,  Fig.  19); 

3.  kleine  uhrgehäusförmige  Bulle  aus  dünnem  Bronzeblech  mit  flacher  Ose.  Durch- 
messer 3 cm  (Taf.  XLV,  Fig.  20). 

XXIX.  Zerstreute  Skelettreste,  daneben  eine  Perlenschnur  aus  gelben,  blauen  und 
grauen  Glasperlen,  zusammen  31  Stück,  und  ein  länglicher  Wetzstein  aus  Sandstein 
(Taf.  XLV,  Fig.  23—27). 

XXX.  Skelett,  von  0.  nach  W.  orientiert,  besaß  an  Beigaben: 

1.  Neun  Stück  Schläfenringe  aus  torquiertem  Bronzedraht  mit  fast  zwei  Umgängen, 
das  eine  Ende  abgeflacht  und  zu  einer  Ose  eingerollt.  Durchmesser  6-0  cm  (Taf.  XLVI, 
Fig.  7 und  8); 


Truhelka:  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  im  Savebette  bei  D.  Dolina. 


97 


2.  Peiischnur  aus  Bernsteinperlen,  wovon  96  Stück  ganz  aufgelesen  wurden.  Die 
Perlen  sind  flachrund,  erbsen-  bis  haselnußgroß  (Taf.  XLVI,  Fig.  11  — 14),  zwei  andere 
Perlen  sind  flach,  viereckig  und  mit  vier  Querlochungen  versehen  (Taf.  XLVI, 
Fig.  9 und  10). 

XXXI.  Skelettgrab,  besaß  an  Beigaben: 

1.  Fünf  Paar  Schläfenringe  aus  dünnem  Bronzedraht.  Durchmesser  6’5  cm 
(Taf.  XLVI,  Fig.  16  und  17) ; 

2.  eine  Serpeggiantefibel  aus  Bronze  mit  runder  Scheibe  am  Fuße,  die  aber  ziemlich 
gegen  die  Mitte  der  Nadel  vorgeschoben  ist.  Länge  8 cm  (Taf.  XLVI,  Fig.  15); 

3.  zehn  Stück  amorpher  Bernsteinperlen  (Taf.  XLVI,  Fig.  18 — 20). 

XXXII.  Skelett,  von  NO.  nach  SW.  orientiert.  Beigaben:  Ein  Schläfenring  mit 
einem  eingerollten  Ende  (Taf.  XLVII,  Fig.  2),  Durchmesser  4‘5  cm,  und  ein  kleines 
urnenförmiges  Tongefäßchen  mit  zwei  Ösen  am  Rande.  Höhe  6'5  cm,  Breite  7-5  cm 
(Taf.  XLVII,  Fig.  1). 

XXXIII.  Skelettgrab,  von  SW.  nach  NO.  orientiert.  Beigaben: 

1.  Eisenlanze  mit  schwacher  Mittelrippe,  Länge  38  cm,  Blattlänge  25  cm,  Blatt- 
breite 6'5  cm  (Taf.  XLVII,  Fig.  5); 

2.  kleiner  Hammer,  aus  einem  Hirschgeweihstück  hergestellt,  mit  viereckigem 
Schaftloch.  Länge  7 cm  (Taf.  XLVII,  Fig.  4); 

3.  kleiner  l’otgebrannter  Tonring.  Durchmesser  4-5  cm  (Taf.  XLVII,  Fig.  3). 

XXXIV.  Skelettgrab,  von  S.  nach  N.  orientiert,  besaß  an  Beigaben: 

1.  Drei  gleichförmige  Serpeggiantefibeln  mit  Scheibe  am  Fuße  aus  Bronze.  Länge 
9-2  cm  (Taf.  XLVII,  Fig.  10,  13  und  15); 

2.  drei  Stück  ganze  bronzene  Schläfenringe  aus  dünnem  gedrehten  Draht,  Durch- 
messer 5 cm,  und  Fragmente  von  mehreren  anderen  (Taf.  XL  VH,  Fig.  11  und  12); 

3.  kleines  bronzenes  Anhängsel  in  Gestalt  dreier  zusammenhängender  Kreise 
(Taf.  XLVII,  Fig.  14); 

4.  ein  kleines  beerenförmiges  Anhängsel  (Taf.  XLVII,  Fig.  17); 

5.  zwei  kleine  bronzene  Hängeringe  (Taf.  XLVII,  Fig.  19  und  23); 

6.  kleiner  bronzener  Buckelknopf  mit  weiter  Öse  (Taf.  XLVII,  Fig.  18); 

7.  kleines  Töpfchen  mit  eingezogenem  Halse.  Höhe  6'5  cm,  Durchmesser  der 
Öffnung  6 cm  (Taf.  XLVII,  Fig.  7); 

8.  kugelförmiges  Gefäß  aus  Ton.  Höhe  6 cm,  Breite  10  cm,  Öffnung:  Durchmesser 
4-5  cm  (Taf.  XLVII,  Fig.  6); 

9.  Wirtel  aus  Ton  mit  Spiralverzierung.  Durchmesser  4'5  cm  (Taf.  XLVII,  Fig.  8); 

10.  längliche  Tonspule,  rot,  Länge  4\5  cm  (Taf.  XLVII,  Fig.  9); 

11.  eine  größere  grüne,  eine  kleine  blaue  und  eine  verwitterte  Glasperle  (Taf.  XLVII, 
Fig.  20  und  22). 

XXXV.  Skelettgrab,  von  S.  nach  N.  orientiert,  mit  reichen  Beigaben: 

1.  An  den  beiden  Schläfen  je  fünf  Schläfenringe  aus  torquiertem  Bronzedraht  mit 
eingerolltem  Ende.  Durchmesser  5 cm  (Taf.  XLVIII,  Fig.  4 und  5); 

2.  an  der  Brust  zwei  gleiche  einschleifige  Bogenfibeln  mit  geknotetem  Bügel  und 
viereckigem,  in  einen  Knopf  auslaufendem  Fuß  mit  je  drei  Hängeringen.  Länge  6 cm, 
Höhe  3 2 cm.  Eine  davon  lag  an  der  rechten,  die  andere  an  der  linken  Brustseite 
(Taf.  XLVIII,  Fig.  11  und  12); 

Band  IX. 


7 


98 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


3.  Schlangenfibel  aus  Bronze,  einfacher  Form,  Länge  8 cm  (Taf.  XLVIII,  Fig.  16); 

4.  zwei  Schlangenfibeln  aus  Bronze  mit  zwei  beiderseits  am  Bügel  angenieteten  Verzie- 
rungsstücken, der  Fuß  endet  in  einen  birnenförmigen  Knopf  (Taf.  XLVIII,  Fig.  13  und  15); 

5.  kleine  kreisrunde  Scheibenfibel  aus  dünnem  Bronzeblech,  mit  Buckeln  verziert. 
Der  Rand  beschädigt.  Durchmesser  4 cm  (Taf.  XLVIII,  Fig.  17  und  18); 

6.  an  den  Handgelenken  massive  bronzene  Gelenkringe  mit  übergreifenden  Enden, 
an  der  Außenseite  perlenförmig  geknotet.  Durchmesser  innen  6 cm,  außen  7'5  cm 
(Taf.  XLVIII,  Fig.  8); 

7.  Gürtel,  bestehend  aus  einer  Schnur,  die  mit  flachem  Draht  spiralförmig  um- 
sponnen war.  Als  Zierstücke  dienten  daran  zwei  Buckelknöpfe  aus  Bronze  mit  lappen- 
förmigen Ansätzen.  Der 
Gürtel  umschloß  die  Hüf- 
ten,  ein  Ende  hing  an 
der  rechten  Seite  herab 
(Taf.  XLVIII,  Fig.  19); 

8.  in  der  Becken- 
gegend lag  eine  stern- 
förmige Tonperle  mit 
vier  Vorsprüngen,  wel- 
che durch  Kreislinien 
verziert  sind.  Durch- 
messer 4 cm  (Taf. 
XLVIH,  Fig.  6); 

9.  an  der  rech- 
ten Hüftenseite  lag  ein 
kreuzförmiger  Zier- 
knopf mit  einem  Buckel 
in  der  Mitte  und  auf- 
gestülpten Enden.  Län- 
ge 5 cm  (Taf.  XLVIII, 
Fig.  14); 

10.  Kettenstück 
aus  Bronze  mit  pflug- 
scharförmigem Anhäng- 

Fig.  71.  Schild,  aus  Bronzeblech  getrieben  (I/4).  sei.  Gesamtlänge  9 cm 

(Taf.  XLVIII,  Fig.  10); 

11.  als  Halsschmuck  diente  eine  reiche  Perlenschnur  aus  Bernstein,  wovon  im 
ganzen  171  Stück  Perlen  aufgelesen  wurden.  Die  Perlen  sind  erbsen-  bis  nußgroß,  zu- 
meist flach,  scheibenförmig  (Taf.  XLVIII,  Fig.  7); 

12.  zu  Füßen  des  Skelettes  lagen  zwei  eiserne  Lanzen,  beide  je  45'5  cm  lang, 
wovon  die  eine  ein  Blatt  von  31‘4  cm,  die  andere  von  28-4  cm  besaß.  Die  Mittelrippe 
reicht  nur  bis  zur  Mitte  des  Blattes  (Taf.  XLVIII,  Fig.  12); 

13.  daneben  lag  ein  kleines  einwärts  gekrümmtes  Eisenmesser.  Länge  14  cm 
(Taf.  XLVIII,  Fig.  3); 

14.  in  diesem  Grabe  wurde  auch  ein  Gehänge  von  drei  dreieckigen  mit  erhabe- 
nen Punkten  verzierten  Blechanhängseln  gefunden,  die  der  blasigen  Patina  zufolge  von 
einer  Brandbestattung  herrühren  und  wahrscheinlich  später  an  diese  Stelle  gelangten. 
Die  Patina  hat  die  drei  Stücke  fest  aneinander  gekittet  (Taf.  XLVIII,  Fig.  9). 


Truhelka.  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  im  Savebette  bei  D.  Doliria. 


99 


1 


t 


15.  zu  Füßen  links  lag  ein  menschlicher  Schädel  ohne  weitere  Knochenteile.  Ver- 
mutlich eine  ältere  Leiche,  die  hei  der  Bestattung  der  späteren  zerstört  wurde. 

XXXVI.  Skelett,  von  S.  nach  N.  orientiert,  ohne  Beigaben. 


XXXVII.  Skelett,  von  W.  nach  0.  orientiert,  lag  nur  15  cm  tief  und  ist  die  Brust- 
partie infolgedessen  durch  die  Pflugschar  zerstört  worden.  An  Beigaben  besaß  die  Be- 
stattung: 

1.  links  neben  dem  Kopfe  vier  eiserne  Lanzen,  davon  eine  mit  Scheide.  Die 
Dimensionen  derselben  sind: 


Länge 

Blattlänge 

Blattbreite 


46-0  cm  35‘5  cm  33’5  cm 

30-0  „ 21-0  „ 22-0  „ 

5-5  „ 7-0  „ 7-0  „ 


35-5  cm 


5-0 


n 

n 


Bei  letzterem  Stück 
ist  die  Scheide  festgerostet 
und  14  cm  lang,  4 5 cm  breit 
(Taf.  XLIX,  Fig.  1—4); 

2.  an  der  linken  Hüfte 
lag  ein  Eisenmesser,  16  cm 
lang  (Taf.  XLIX,  Fig.  5); 

3.  daneben  ein  großer 
Schildbuckel  aus  sehr  dün- 
nem Bronzeblech  getrie- 
ben. Der  Mittelbuckel  ist 
in  terrassenförmige  Zonen 
eingeteilt,  mit  einem  mas- 
siven fassonierten  Eisen- 
dorn verziert,  der  breite 
Schildrand  durch  drei  kon- 
zentrische Wulstkreise  und 
am  Rande  durch  zwei  Rei- 
hen ausgebuckelter  Knöpfe 
verziert.  Durchmesser  38  cm 
(Textfigur  71); 

4.  Links  zu  Füßen 
lag  eine  flache  Tonschale 
mit  durchlochtem  Ansätze. 

Durchmesser  13  cm,  Höhe 
4 cm  (Taf.  XLIX,  Fig.  9); 

5.  die  Füße  bedeckte 
ein  zweiter  Schild  aus  Eisen- 
blech getrieben,  in  Form 
dem  ersteren  ähnlich,  doch 
ist  der  Mittelbuckel  halb- 
kugelförmig. Durchmesser 
37  cm  (Textfigur  72  und  7 3) ; 

6.  drei  Bronzestäbe  mit  scheibenförmigen  Wülsten  besetzt.  Alle  drei  hatten  an  einem 


Fig.  72.  Eisenschild  (1/4). 


Fig.  73.  Schnitt  durch  den  Schild  Fig.  72. 


Ende  ursprünglich  eine  eiserne  Öse  und  dienten  vielleicht  als  Gürtelgehänge.  Die  Länge 
des  einen  Stückes  beträgt  12  cm,  der  beiden  anderen  8’5  cm  (Taf.  XLIX,  Fig.  6 — 8); 


7* 


100 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


7.  ein  kreuzförmiges  Zierstück  aus  Bronze,  Länge  der  Kreuzarme  6 cm,  wurde  in 
der  rechten  Hüftengegend  gefunden  (Taf.  XLIX,  Fig.  12,  stellt  die  Unterseite  des- 
selben dar)  5 

8.  zwei  Fragmente  gerippter  einschleifiger  Bogenfibeln  lagen  in  der  Brustgegend, 
jedoch  nicht  mehr  in  ursprünglicher  Lage  (Taf.  XLIX,  Fig.  10  und  11). 

XXXVIII.  Drei  kleine  Tongefäße  nebeneinander  stehend  und  zwei  kleine  henkel- 
lose Schalen,  Durchmesser  135  und  9 cm,  und  eine  größere  halbkugelförmige  Schale 
mit  einem  Henkel,  der  durch  sichelförmigen  Ansatz  verziert  ist.  Der  Rand  der  Schale 

ist  mit  zwei  flachen  Längsrinnen  ver- 
ziert. Durchmesser  15  cm. 

Diese  drei  Schalen  dürften  zu 
dem  folgenden  Skelettgrabe  gehören, 
denn  sie  lagen  von  diesem  kaum 
50  cm  entfernt. 

XXXIX.  Skelett,  von  O.  nach 
W.  orientiert,  mit  folgenden  Beigaben: 

1.  Zwei  Eisenlanzen,  links  ne- 
ben dem  Schädel  liegend,  beide 
gleich  in  der  Form.  Gesamtlänge 
42  cm,  Blattlänge  26  cm,  Blattbreite 
6 cm.  Die  Mittelrippe  verflacht  sich 
gegen  die  Spitze  zu  (Taf.  L,  Fig.  1 
und  2); 

2.  schweres  eisernes  Haumesser, 
neben  der  linken  Hüfte  gelegen.  Die 
Gestalt  des  Messers  ist  „S“-förmig, 
das  Heftblatt  stark  einwärts  geknickt, 
die  Scheide  ist  gegen  die  Spitze  zu 
stark  verbreitert,  ausgerundet  und 
nach  außen  zu  strebend.  Länge  47  cm. 
Länge  der  Klinge  39  cm,  größte 
Breite  5 cm  (Taf.  L,  Fig.  3);  ein  Frag- 
ment der  zu  diesem  Messer  gehörigen 
beinernen  Griffschale,  mit  kleinen  gra- 
vierten Ringeln  verziert,  ist  daneben 
in  Fig.  17  abgebildet. 

3.  über  den  Unterschenkeln  lag  ein  eiserner  Schild,  ähnlich  den  bisher  beschrie- 
benen. Durchmesser  30  cm  (Textfig.  74  und  75); 

4.  einfacher  Gelenkring  aus  Bronze  mit  übergreifenden  Enden,  Durchmesser  5'8  cm, 
an  der  rechten  Hand  gefunden  (Taf.  L,  Fig.  5); 

5.  Bogenfibel  mit  langem  Fuß  und  geknotetem  Bügel.  Länge  5‘5  cm  (Taf.  L, 
Fig.  10); 

6.  Bogenfibel  aus  Bronze,  mit  drei  Knoten  am  Bügel  und  langem  Fuß.  Länge 
4 cm  (Taf.  L,  Fig.  9); 

7.  zwei  bronzene  Zierstäbe  mit  scheibenförmigen  Wülsten.  Länge  5 cm  (Taf.  L, 
Fig.  7 und  8); 

8.  Bronzeperle.  Durchmesser  L7  cm  (Taf.  L,  Fig.  16); 


Fig.  74.  Schild,  aus  Eisenblech  getrieben  (J/4). 


Fig.  75.  Schnitt  durch  den  Schild  Fig.  74. 


Truhelka.  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  im  Savebette  bei  D.  Dolina. 


101 


9.  zwei  dreieckige  Bronzeanhängsel  (Taf.  L,  Fig.  11  und  12); 

10  zwei  Bruchstücke  von  einer  Bronzekette  (Taf.  L,  Fig.  14  und  15); 

11.  zwei  kleine  Bronzeringel  (Taf.  L,  Fig.  4 und  6); 

12.  runder  Eisendorn  (Taf.  L,  Fig.  13). 

XL.  Verbrannte  Leichenreste  ohne  Urne,  dabei: 

1.  zwei  Eisenlanzen  gleicher  Größe  und  Form.  Gesamtlänge  395  cm,  Blattlänge 
25-5  cm,  größte  Breite  65  cm  (Taf.  XLIX,  Fig.  19); 

2.  zwei  kleine  gleichgeformte  einhenklige  Schalen.  Höhe  8,  beziehungsweise  6'5  cm 
(Taf.  XLIX,  Fig.  16  und  17); 

3.  eisernes  Messer  mit  abgebrochener  Spitze.  Länge  1 L5  cm  (Taf.  XLIX,  Fig.  18); 

4.  zwei  Bronzestäbe  mit  scheibenförmigen  Wülsten,  vom  Brande  stark  deformiert 
(Taf.  XLIX,  Fig.  14  und  15); 

5.  Bügelstück  einer  flachen  Bogenfibel  aus  Bronze.  Länge  5 cm.  Der  Fuß  war 
ursprünglich  viereckig  und  schließt  mit  einer  Ecke  an  das  Bügelende  (Taf.  XLIX, 
Fig.  13). 

XLI.  Skelettgrab,  dessen  ursprüngliche  Anlage  bereits  zerstört  war.  An  Beigaben 
wurden  gefunden: 

1.  zwei  Scheibenfibeln  aus  dünnem  Bronzeblech.  Die  Scheibe  ist  durch  zwei 
kleinere  und  eine  größere  Gruppe  konzentrisch  ausgebuckelter  Ringe  und  Perlenstäbe 
verziert.  Höhe  7 cm,  Breite  5-5  cm  (Taf.  XLVII,  Fig.  29  und  30).  Die  Scheiben  waren 
auf  eisernen  Flachbogenfibeln  angenietet; 

2.  Früh-La  Tene-Fibel  mit  zurückgebogenem  Fußende,  das  in  einen  Schlangenkopf 
auslauft.  Die  Nadel  sowie  eine  Seite  der  Schleife  fehlt.  Länge  4-6  cm  (Taf.  XLVII, 
Fig.  27); 

3.  24  Stück  Glasperlen  aus  weißem  und  blauem  Glase  (Taf.  XLVII,  Fig.  28). 

XLII.  Skelettgrab,  dessen  ursprüngliche  Anlage  zerstört  ist. 

Beigaben:  Armreif  mit  drei  Spiralwindungen  aus  torquiertem  Bronzedraht,  Durch- 
messer 6 5 cm,  eine  kleine  blaue  Glasperle  (Taf.  L,  Fig.  18  und  19). 

XLHI.  Skelettgrab,  von  NO.  nach  SW.  orientiert.  Beigaben: 

1.  zwei  torquierte  Schläfenringe  aus  Bronze.  Durchmesser  5 cm  (Taf.  L,  Fig.  20 
und  21); 

2.  einschleifige  Bogenfibel  aus  Bronze,  mit  geripptem  Bügel  und  langem  Fuße. 
Länge  4’2  cm  (Taf.  L,  Fig.  23); 

3.  Früh-La  Tkne-Fibel  mit  zurückgebogenem,  durch  einige  Knoten  verziertem  Fuße. 
Länge  5-5  cm  (Taf.  L,  Fig.  24) ; 

4.  kleine  Früh-La  Tene-Bogenfibel  mit  hohem  breiten  Bügel  und  verziertem  Fuß- 
ende. Nadel  fehlt.  Länge  3-3  cm  (Taf.  L,  Fig.  22); 

5.  Fingerring,  aus  Bronzedraht  gewunden.  Durchmesser  1*7  cm  (Taf.  L,  Fig.  31); 

6.  mehrere  kleine  bronzene  Buckel-  und  Zierknöpfe  (Taf.  L,  Fig.  25 — 27,  32); 

7.  sechs  Stück  Bernstein-  und  drei  Stück  Glasperlen  (Taf.  L,  Fig.  28  — 30,  33). 

XLIV.  Skelettgrab,  von  SW.  nach  NO.  orientiert,  enthielt  nur  einen  kleinen 
Schläfenring  aus  torquiertem  Bronzedraht,  mit  fast  zwei  Spiralumgängen  und  einem  flachen 
und  eingerollten  Ende,  Durchmesser  2-7  cm  (Taf.  L,  Fig.  34),  eine  sternförmige  flache 
Bleiperle,  Durchmesser  1-8  cm,  und  kleinere  Bronzefragmente. 


102 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


XLV.  Skelettgrab,  von  NO.  nach  SW.  orientiert,  mit  folgenden  Beigaben: 

1.  zehn  verschiedene  Glasperlen  aus  blauem,  grünem  oder  gelbem  Glas,  in  welchen 
ein  weißes  Zickzackornament  angebracht  ist  (Taf.  L,  Fig.  40 — 47); 

2.  Fragmente  von  Schnurhüllen  aus  Bronzedraht  (Taf.  L,  Fig.  36,  37  und  39); 

3.  Fragment  eines  Gürtelbeschlages  mit  Haken  aus  Bronze  (Taf.  L,  Fig.  35). 

XL VI.  Urnenbestattung  mit  reichen  Urnenbeigaben.  Diese  bestanden: 

1.  aus  einer  großen  bauchigen  Urne  aus  schwarzem  Ton  mit  vier  abwärts  schrägen 
Ansätzen  am  Unterteile.  Höhe  46  cm,  Breite  46  cm,  Durchmesser  der  Öffnung  24  cm 
(Taf.  LII,  Fig.  1); 

2.  die  Urne  war  mit  einer  trichterförmigen  Schüssel  mit  eingezogenem  Halse  und 
ausladendem,  mit  Schrägrillen  verziertem  Rande  zugedeckt.  Ein  durchlochter  warzen- 
förmiger Zapfen  daran  diente  als  Hängeöhr.  Durchmesser  31  cm  (Taf.  LI,  Fig.  1); 

3.  auf  der  Schüssel  lag  eine  Eisenlanze,  41  cm  lang,  Blattlänge  25  cm,  Breite 
6-3  cm  (Taf.  LI,  Fig.  7). 

In  der  Urne  lagen: 

4.  ein  kleines  Bronzearmband  aus  starkem  runden  Draht  mit  l2/3  Umgang.  Durch- 
messer 5 cm  (Taf.  LI,  Fig.  15); 

5.  ein  kleines  ähnliches  Armband  aus  flachem  Bronzedraht  (Taf.  LI,  Fig.  13); 

6.  zwei  Tonperlen  (Taf.  LI,  Fig.  2 und  3); 

7.  zwei  eiserne  Messerfragmente  (Taf.  LI,  Fig.  4 und  6); 

8.  eine  Menge  Fragmente  von  bronzenen  Armbändern,  die  durch  Brand  zerstört 
sind  (Taf.  LI,  Fig.  16); 

9.  kleines  Bronzeringelchen  aus  Draht  mit  1 1/2  Umgang  (Taf.  LI,  Fig.  12); 

10.  zwei  Bronzeperlen  (Taf.  LI,  Fig.  10  und  11). 

Neben  der  Urne  war  eine  Anzahl  von  Tongefäßen  als  weitere  Beigaben  vergraben, 
und  zwar: 

11.  eine  kleinere,  schön  verzierte  Urne  vom  Villanovatypus,  aus  geschwärztem 
Ton  (Höhe  34  cm,  Breite  33  cm),  mit  vier  Paaren  von  Ansätzen  an  der  Unterseite  und 
am  Halsansatze.  Die  Wölbung  ist  mit  vertikalen,  der  Hals  mit  horizontalen  Rillen  ver- 
ziert, letztere  unten  von  einer  Punktreihe  eingefaßt  (Taf.  LII,  Fig.  7); 

12.  kleine  Schüssel  mit  eingezogenem  Rande.  Durchmesser  28  cm  (Taf.  LI,  Fig.  8); 

13.  kleine  henkellose  Schale,  Durchmesser  15  cm,  Höhe  8’8  cm,  mit  eingezogenem 
Halse  und  etwas  ausgebogenem  Rande,  die  Wölbung  mit  seichten  senkrechten  Rillen 
verziert  (Taf.  LI,  Fig.  14); 

14—17.  vier  einfache  flache  Schüsseln  mit  niederer,  stark  ausgebauchter  Seiten- 
wandung. Durchmesser  13 — 20  cm  (Taf.  LII,  Fig.  2 — 5); 

18.  schöner  einhenkeliger  Becher,  am  Halse  mit  drei  horizontalen,  am  Bauche  mit 
dichten  vertikalen  Rillen  und  gegenüber  dem  Henkel  mit  einem  dornförmigen  Ansätze 
verziert  (Taf.  LII,  Fig.  6); 

19.  eine  Eisenlanze,  265  cm  lang,  im  Blatte  15  cm,  4'5  cm  breit,  lag  neben  der 
unter  12  beschriebenen  Schüssel  (Taf.  LI,  Fig.  5). 

XLVII.  Doppelgrab,  die  Skelette,  nebeneinander  liegend,  sind  von  SW.  nach  NO. 
orientiert.  Das  eine  besaß  keine  Beigaben,  das  andere: 

1.  zwei  Früh-La  T&ne-Fibeln  aus  Bronze,  deren  Fußende  durch  einen  merkwürdig 
geformten  Stierkopf  verziert  ist.  Länge  4’5  cm  (Taf.  LI,  Fig.  18 — 20); 

2.  eine  einfache  Früh-La  Tkne-Fibel  aus  Bronze,  5 cm  lang,  mit  zurückgebogenem 
dünnen  profilierten  Fußende  (Taf.  LI,  Fig.  21); 


Truhelka.  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  im  Savebette  bei  D.  Dolina. 


103 


3.  eine  Perlschnur,  bestehend  aus  26  weißen  und  blauen  Halsperlen  (Taf.  LI, 
Fig.  22—26); 

4.  großer  torquierter  Tonring.  Durchmesser  6’5  cm  (Taf.  LI,  Fig.  17). 

Grab  XL VIII.  Skelettbestattung,  50  cm  tief,  von  0.  nach  W.  orientiert,  an  der 
Brust  zwei  Certosa- Armbrustfibeln  einfacher  Form  mit  hohem  Sehnenbügel  und 
Knöpfchen  am  Fußende.  Ein  Exemplar  ist  am  Bügel  durch  ein  stecknadelförmiges 
Knöpfchen  verziert.  Länge  4'5  cm,  Breite  2'5  cm  (Taf.  LIII,  Fig.  12  und  13). 

In  der  Halsgegend  vereinzelte  Emailperlen. 

Auf  den  Füßen  unter  dem  Knie  lag  eine  einfache  braune  Schüssel  mit  schwach 
eingezogenem  Rande.  Durchmesser  1 7*5  cm,  Höhe  7-5  cm  (Taf.  LIII,  Fig.  11). 

Unter  den  Füßen  ein  halbkugelförmiger  einhenkeliger  Tonbecher.  Durchmesser 
12  cm,  Höhe  7 cm,  dessen  Henkel  oben  durch  einen  stollenförmigen  Ansatz,  unten  durch 
einen  kleinen  Zapfen  verziert  ist.  Der  Boden  ist  in  der  Mitte  ein  wenig  ausgebuckelt 
(Taf.  LIII,  Fig.  10). 

Grab  XLIX.  Zerstörte  Urne,  60  cm  tief,  mit  Leichenbrandresten  und  Spuren 
total  verbrannter  Bronzestücke. 

Grab  L.  Zerstörte  Skelettbestattung,  50  cm  tief,  dessen  ursprüngliche  Lage  nicht 
ermittelt  werden  konnte  (0. — W.?). 

An  Beigaben  wurden  gefunden: 

1.  36  cm  lange  Eisenlanze  mit  kantiger  Mittelrippe,  Blattlänge  25  m,  Breite  4*7  cm; 

2.  Fragment  eines  eisernen  Buckelschildes,  welcher  im  Durchmesser  zirka  27  cm  maß; 

3.  verbogene,  dornförmige  Stecknadel  aus  Bronze,  12  cm  lang; 

4.  kleiner  Buckelknopf  aus  Bronze.  Durchmesser  U5  cm; 

5.  schmucklose  Tonperle.  Durchmesser  4 cm; 

6.  ballonförmiges  Tongefäß  mit  schwach  auswärts  gebogener  Öffnung  aus  braunem 
Ton.  Durchmesser  9 cm,  Höhe  8 cm. 

Grab  LI.  Skelettbestattung,  20  cm  tief,  von  NO.  nach  SW.  orientiert,  wurde,  wie 
sie  in  situ  vorgefunden,  ausgehoben  und  in  das  Landesmuseum  befördert  (Taf.  XLI, 
Fig.  7).  An  Beigaben  enthielt  die  Bestattung  zu  beiden  Seiten  des  Schädels  je  eine 
Eisenlanze  mit  der  Spitze  nach  oben  gekehrt.  Beide  Lanzen  sind  gleich  mit  lorbeer- 
blattförmiger  Spitze,  starker  kantiger  Mittelrippe,  32  cm  lang  (Blattlänge  19  cm,  Breite 
5‘5  cm,  Taf.  XLI,  Fig.  8). 

An  der  Brust  lag  eine  Kahnfibel  aus  Bronze  mit  abgebrochenem  Fuße  und  Nadel, 
4 cm  lang  (Taf.  XLI,  Fig.  8). 

An  der  linken  Hüfte  ein  kleines  einwärts  gekrümmtes  Eisenmesser,  13  cm  lang 
(Taf.  XLI,  Fig.  9 und  10). 

Bemerkenswert  ist  bei  dieser  Bestattung  die  unnatürliche  Lage  der  einzelnen 
Skeletteile.  So  waren  die  Armknochen  schon  in  einer  Lage,  die  der  natürlichen  nicht 
entspi’icht,  aber  die  Fußknochen  zeigen  noch  eine  auffallendere  Abweichung  von  der 
natürlichen  Lage.  Die  beiden  Oberschenkelknochen  lagen  nämlich  links  unter  der 
Beckengegend  übereinandergekreuzt,  die  Unterschenkelknochen  nahezu  in  einer  Linie 
rechts  davon.  Eine  derartige  Verschiebung  einer  ganz  bestatteten  Leiche  durch  äußere 
Einflüsse  wäre  unmöglich,  ohne  die  betreffenden  sehr  morschen  Knochen  total  zu  zer- 
trümmern, und  wir  müssen  annehmen,  daß  hier  entweder  eine  zerstückelte  Leiche  be- 
stattet wurde,  wobei  auf  die  naturgemäße  Lagerung  der  einzelnen  Teile  nicht  geachtet 
wurde  oder  aber,  daß  hier  eine  Nachbestattung  vorliegt.  In  letzterem  Falle  wären  von 


104 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


der  älteren  Bestattung  nur  der  Schädel  und  Bruchstücke  von  Armknochen  übrig  ge- 
blieben, von  der  Nacbbestattung  aber  die  Füße  und  ein  Teil  des  linken  Unterarmes, 
während  der  Rest,  sei  es  durch  die  Pflugschar,  sei  es  durch  andere  äußere  Einflüsse, 
zerstört  wurde.  Auf  alle  Fälle  ist  dieses  Grab  ein  interessantes  Vorkommen  und  ver- 
anlaßte  mich  dasselbe,  so,  wie  es  in  situ  vorgefunden  wurde,  in  das  Landesmuseum 
nach  Sarajevo  zu  schaffen,  wo  es  als  Beleg  für  eine  solche  stückweise  oder  gestörte 
Bestattungsweise  dient. 

Grab  LII.  Skelettbestattung,  12cmtief,  von  W.  nach  O.  orientiert,  wurde  gleich- 
falls, wie  sie  in  situ  vorgefunden  wurde,  in  das  Landesmuseum  befördert  (Taf.  XLI, 
Fig.  12). 

An  Beigaben  besaß  die  Leiche:  an  der  rechten  Seite  des  Schädels  zwei  Eisen- 
lanzen, mit  den  Düllen  den  Füßen  zugekehrt,  38  cm  lang  (Blatt  24  cm  lang,  5 cm  breit) 
(Taf.  XLI,  Fig.  16  und  18). 

Auf  der  Brust  eine  5 cm  lange  bronzene  Kahnfibel  mit  dünnem  Bügel,  langem 
Fuße  und  am  Scheitel  des  Bügels  mit  drei  quer  aufgesetzten  Knöpfchen  verziert 
(Taf.  XLI,  Fig.  14). 

Links  neben  der  Hüfte  lagen  zwei  vierkantige  Eisendorne,  16  cm  lang  (Taf.  XLI, 
Fig.  20  und  21)  und  dabei  ein  dütenförmiges  Bronzeköpfchen,  oben  und  unten  mit 
wulstigem  Rande.  Dasselbe  ist  der  Längsachse  nach  durchlocht  und  war  hier  ur- 
sprünglich wahrscheinlich  einer  jener  Eisendorne  (Taf.  XLI,  Fig.  19)  eingelassen. 

Am  linken  Oberschenkel  lagen  zwei  10  cm  lange,  mit  je  zehn  Scheiben  besetzte 
Zierstäbe,  an  denen  sich  Reste  von  eingelassenen  Eisendornen  befinden  (Taf.  XLI, 
Fig.  13  und  15). 

Links  daneben  ein  gei’ades  Eisenmesser,  9 cm  lang  (Taf.  XLI,  Fig.  17). 

Grab  LIII.  Gänzlich  zerstörte  Urne,  nur  10  cm  tief  liegend,  mit  Leichenbrand- 
resten und  dem  Bügel  einer  bronzenen  einschleifigen  Knotenfibel  mit  langer  dreieckiger, 
in  einen  Knopf  auslaufender  Fußplatte.  Länge  4'5  cm,  Höhe  1'7  cm  (Taf.  LIII,  Fig.  8). 

Grab  LIV.  Skelettbestattung,  von  NO.  nach  SW.  orientiert,  20  cm  tief,  ohne 
Beigaben. 

Grab  LV.  Knapp  daneben  ein  zweites  Skelett,  gleich  jenem  orientiert,  gleichfalls 
ohne  Beigaben. 

Grab  LVI.  Skelettbestattung,  30  cm  tief  gelegen,  von  O.  nach  W.  orientiert,  ohne 
Beigaben. 

Grab  LVII.  Skelettbestattung,  30  cm  tief  gelegen,  von  O.  nach  W.  orientiert, 
gleichfalls  ohne  Beigaben. 

Grab  LVIII.  Skelettbestattung,  20  cm  tief,  von  SW.  nach  NO.  orientiert,  zu  beiden 
Seiten  des  Schädels  lag  je  eine  eiserne  Lanzenspitze  mit  firstartiger  Mittelrippe,  36*5  cm 
lang,  Blattlänge  2L5  cm,  Breite  6 cm  (Taf.  LIII,  Fig.  25),  im  Grabe  ein  kleiner  über- 
greifender Bronzering,  Durchmesser  3 cm. 

Grab  LIX.  Skelettbestattung,  10 — 15  cm  tief,  von  O.  nach  W.  orientiert,  durch  die 
Pflugschar  total  zerstört. 

An  Beigaben  besaß  das  Skelett: 

1.  sechs  Stück  Schläfenringe  aus  Bronzedraht  mit  zweifachem  Umgang,  Durch- 
messer 5 cm.  Der  Draht  ist  dicht  gekerbt  (Taf.  LIII,  Fig.  19  und  20); 


Truhelka.  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  im  Savebette  bei  D.  Dolina.  105 

2.  als  Halsschmuck  diente  eine  Schnur  mit  Perlen  und  wurden  vier  größere  formlose 
(Taf.  LIH,  Fig.  15),  drei  Stück  schwarze  Glasperlen,  wovon  zwei  mit  weißen  Augen, 
eine  mit  einem  Wellenband  verziert  sind  (Taf.  LIII,  Fig.  16 — 18),  eine  tonnenförmige 
längsgeschlitzte  Bronzeperle  (ib.  Fig.  23)  und  eine  schwarze  mit  konzentrischen  Ellipsen 
verzierte  Tonperle  gefunden  (ib.  Fig.  14); 

3.  als  Gürtel  diente  eine  mit  Bronzedraht  umsponnene  Schnur  (ib.  Fig.  24),  welche 
mit  zwei  sternförmigen  Bronzeperlen  — vielleicht  Endstücke  — verziert  war  (ib.  Fig.  21 
und  22). 

Grab  LX.  Skelettbestattung,  30 — 35  cm  tief,  von  W.  nach  0.  orientiert,  besaß  an 
Beigaben  einen  torquierten  Halsring  aus  Bronze,-  an  den  Schläfen  Schläfenringe  und 
neben  dem  Schädel  rechts  eine  Tonschale. 

Grab  LXI.  Skelettbestattnng,  von  W.  nach  0.,  beziehungsweise  von  0.  nach  W. 
orientiert,  20  cm  tief  gelegen.  Dasselbe  ist  ein  Doppelgrab  und  wurde  als  Beleg  für 
Doppelbestattupgen,  wie  es  in  situ  vorgefunden  wurde,  in  das  Landesmuseum  befördert 
(vgl.  Taf.  XIJ,  Fig.  1). 

Das  obere,  ein  Frauenskelett,  besaß  an  Schmuck  an  den  beiden  Schlüsselbeinen 
je  eine  Scheibenfibel  dreieckiger  Form  aus  dünnem  Bronzeblech.  Die  erhaben  heraus- 
; getriebene  Ornamentik  derselben  besteht  aus  drei  konzentrischen,  in  der  Mitte  mit 
einem  kleinen  Buckel  versehenen  Kreisgruppen,  die  aus  je  drei  Kreisen  bestehen  und 
zu  einem  Dreieck  angeordnet  sind.  Diese  Kreisgruppen  sind  innen  mit  aus  kleinen 
erhabenen  Punkten  gebildeten  Doppellinien  verbunden,  außen  aber  mit  ebensolchen 
stumpfwinkelig  geknickten  Punktlinien.  Breite  der  Scheibe  7 cm  (Taf.  XLI,  Fig.  2 und  3). 

An  den  auf  der  Magengegend  gekreuzten  Unterarmen  befand  sich  je  ein  wenig 
übergreifender  Armring  aus  Bronze  von  6 cm  Durchmesser  (Taf.  XLI,  Fig.  4). 

Dieses  Skelett  lag  über  einem  unmittelbar  unter  ihm  bestatteten  Skelette  eines 
Kindes  von  10 — 12  Jahren,  und  zwar  so,  daß  die  Füße  des  oberen  Skelettes  über  dem 
Schädel  des  unteren  zu  liegen  kamen. 

An  Schmuck  besaß  das  letztere  einen  mit  Schrägrillen  verzierten,  sonst  glatten 
Hai  sring  aus  Bronze,  der  sich  von  allen  anderen  aber  wesentlich  unterscheidet,  indem 
die  Endösen  nicht  in  der  gleichen  Richtung  wie  die  Kurve  des  Ringes  eingerollt  sind, 
sondern  seitlich  und  quer  (Taf.  XLI,  Fig.  5). 

An  den  Armen  lagen  kleine  Armringe  mit  geschlossenen  Enden  und  durch  wenige 
Einkerbungen  verziert  (Taf.  XLI,  Fig.  6). 

Grab  LXII.  Skelettbestattung  mit  zwei  Leichen,  wovon  die  eine  obere  von 
O.  nach  W.  orientiert  war,  die  andere  unter  ihr  liegende  aber  entgegengesetzt.  Dem 
unteren,  vermutlich  männlichen  Grabe  dürfte  eine  eiserne  Lanzenspitze  mit  Mittel- 
rippe im  unteren  Drittel  des  Blattes,  42  cm  lang,  Blattlänge  28  cm,  Breite  4‘5  cm 
(Taf.  LHI,  Fig.  29)  und  ein  kleines  einwärts  gekrümmtes  Eisenmesser  mit  Griffdorn, 
12  cm  lang  (ib.  Fig.  28),  angehören. 

Das  obere  weibliche  Skelett  besaß  an  Schmuck  drei  ganz  dünne  bronzene 
Schläfenringe,  Durchmesser  5 cm  (ib.  Fig.  27),  eine  Halsschnur  mit  zwei  Bernstein- 
perlen, zwei  Glasperlen  und  einer  Tonperle  (ib.  Fig.  31 — 34). 

An  der  Brust  eine  Schlangenfibel  ohne  Kopfscheibe,  welche  aus  dem  Grunde 
fehlt,  weil  die  Fibel  dort  abgebrochen  und  die  Bruchstücke  übereinander  genietet  waren. 
Länge  8-5  cm  (Taf.  XL VI,  Fig.  30). 

Zu  diesem  Doppelgrabe  gehört  auch  eine  kleine  Schüssel  mit  eingezogenem  Rande 
aus  braunem  Ton,  mit  einem  wulstigen  durchbohrten  Ansatz  (ib.  Fig.  26). 


100 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


III.  Gräberfeld  auf  der  Greda  des  Stipo  Jakariö. 

(Hierzu  Tafel  LIV— LVn.) 

Der  Acker  des  Landmannes  Stipo  Jakarid  liegt  zwischen  jenem  des  Mato  Petrovic 
Mali  und  Anto  Öokic,  auf  demselben  dammartig  erhöhten  Landstreifen,  da  er  aber  be- 
baut war,  konnte  er  erst  nach  der  Fruchtreife  ausgegraben  werden.  Man  fand  darin 
in  der  erwähnten  Ausgrabungsperiode  im  ganzen  23  Bestattungen.  Vorwiegend  waren 
es  Skelettbestattungen  und  wurden  18  Skelette  und  ein  unvollständiges,  vermutlich  zer- 
stückeltes Skelett  gefunden.  Die  Feuerbestattung  war  hier  selten.  Es  wurden  nur  zwei 
Urnengräber  und  zwei  geringere  Brandgruben  mit  Leichenresten  gefunden.  Die  Aus- 
beute war  eine  ziemlich  ansehnliche. 

Die  einzelnen  Gräberbefunde  sind  folgende: 

I.  Skelettgrab,  von  W.  nach  0.  orientiert,  30  m tief  liegend.  Beigaben: 

1.  Eiserne  Spät-La  Tene-Fibel  mit  unterer  Sehne.  Ob  das  Fußende  zurückgebogen 
war,  läßt  sich  nicht  mehr  bestimmen.  Länge  1 1*5  cm  (Taf.  LIV,  Fig.  1); 

2.  stark  vom  Rost  zerstörter  Eisenspeer.  Länge  9 cm. 

II.  Skelettgrab,  von  N.  nach  S.  orientiert,  30  cm  tief;  besaß  an  Beigaben: 

1.  zwei  schön  patinierte  Gelenkringe  aus  Bronze  mit  offenen  stollenförmigen  Enden, 
die  mit  Querrillen  und  Linien  verziert  sind.  Durchmesser  5 cm,  Stärke  des  Ringes 
4 mm  (Taf.  LIV,  Fig.  2); 

2.  eine  silberne  torquierte  Nadel  mit  eingerollter  Ose; 

3.  sechs  kleine  bikonische  Glasperlen  aus  blauem  und  grünem  Glas. 

III.  Skelettgrab,  von  W.  nach  O.  orientiert,  30  cm  tief,  besaß  an  Beigaben: 

1.  Fragmente  einer  runden  bronzenen  Scheibenfibel; 

2.  Fußfragment  einer  Certosafibel; 

3.  eine  Halsschnur  von  78  Glas-  und  Pastaperlen,  zumeist  blau  oder  gelb,  einzelne 
darunter  mit  Augen  (Taf.  LIV,  Fig.  3). 

IV.  Skelettgrab,  von  W.  nach  O.  orientiert,  30  cm  tief,  ohne  Beigaben. 

V.  Skelettgrab,  von  W.  nach  0.  orientiert,  30  cm  tief,  ohne  Beigaben. 

VI.  Skelettbestattung,  von  N.  nach  S.  orientiert,  30  cm  tief. 

1.  Neben  der  Brust  des  Skelettes  lag  eine  Lanzenspitze  aus  Eisen  mit  schwacher 
Mittelrippe.  Länge  3L5  cm,  Breite  3 5 cm  (Taf.  LIV,  Fig.  5); 

2.  eine  kleine  bronzene  Certosafibel.  Länge  5'7  cm  (Taf.  LIV,  Fig.  6); 

3.  eine  Perle,  aus  einem  Splitter  von  einem  Eberhauer  hergestellt.  Durchmesser 
2T  cm  (Taf.  LIV,  Fig.  4). 

VII.  Skelettgrab,  von  W.  nach  0.  orientiert,  30  cm  tief,  besaß  Fragmente  einer 
Scheibenfibel  aus  Bronze  und  drei  Emailperlen. 

VIII.  Skelettgrab,  von  0.  nach  W.  orientiert,  10  cm  tief  bestattet,  durch  die 
Pflugschar  stark  zerstört.  Beigaben: 

1.  zwei  bronzene  Früh-La  Thne-Fibeln  mit  Schlangenköpfchen,  der  Bügel  mit  drei- 
eckigem Querschnitt,  an  der  Kante  gekerbt.  Länge  5 cm  (Taf.  LIV,  Fig.  8 und  9); 

2.  Halsschnur  von  61  Glasperlen  verschiedener  Form,  zumeist  blau  und  weiß. 
Der  Form  nach  meist  bikonisch  und  ananasförmig;  eine  weiße  Perle  hat  die  Gestalt 


Truhelka.  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  im  Savebette  bei  D.  Dolina. 


107 


einer  Vase,  eine  andere  ist  röhrenförmig  mit  angelöteten  blauen  Beeren  (Taf.  LIV, 
Fig.  10). 

IX.  Skelettgrab,  von  0.  nach  W.  orientiert.  Das  Grab  war  unter  dem  vorher 
beschriebenen  gelegen  und  sind  die  Knochen  teilweise  mit  jenen  des  oberen  Grabes 
vermischt.  Beigaben: 

1.  Fünf  verschiedene  Früh-La  Tene-Fibeln  aus  Bronze,  eine  davon  mit  Kugel  am 
Fußende  (Taf.  LIV,  Fig.  13),  die  anderen  mit  Schlangenköpfchen  (bei  zweien  abge- 
brochen) (ib.  Fig.  7,  11  und  12);  eine  Fibel  hat  an  der  Mitte  des  Bügels  lappenförmige 
Ansätze  (ib.  Fig.  14).  Länge  4'3 — 5 cm; 

2.  über  dem  Schädel  lagen  zwei  eiserne  Lanzenspitzen  mit  der  Spitze  nach  oben. 
Die  eine  hat  eine  sehr  starke  Mittelrippe  und  Dülle,  Länge  405  cm,  Breite  4 cm,  die 
andere  mit  kaum  erkennbarer  Mittelrippe  ist  45’5  cm  lang,  4‘5  cm  breit.  Beide  dürften 
wahrscheinlich  zum  Grabe  VIII  gehören  (Taf.  LIV,  Fig.  15  und  16). 

X.  Skelettgrab,  von  O.  nach  W.  orientiert,  knapp  neben  dem  vorherigen  Grabe; 
enthielt  an  Beigaben: 

1.  An  der  Brust  zwei  Scheibenfibeln  aus  dünnem  Bronzeblech,  mit  drei  kreisförmigen 
Scheiben  verziert.  Die  Ornamentierung  besteht  aus  wulstigen  Kreislinien,  Perlen- 
schnüren und  zentralen  Buckeln  und  ist  von  unten  herausgebosselt.  Die  Scheiben  waren 
auf  flachbogigen  Armbrust-Certosafibeln  aus  Eisen  festgenietet,  doch  sind  diese  durch 
Rost  gänzlich  zerstört.  Höhe  6 cm,  Breite  6 cm  (Taf.  LIV,  Fig.  17  und  19); 

2.  bronzener  Fingerring  aus  flachem  gerundeten  Bronzeband  mit  1 1/3  Umgang 
(Taf.  LIV,  Fig.  18); 

3.  Steinanhängsel,  in  Form  einer  flachen  Kreisscheibe  mit  kleiner  Vertiefung  im 
Mittelpunkte  und  einer  ganzen  und  einer  ausgebrochenen  Ose.  Material:  weißer  Kalk- 
stein. Durchmesser  5 cm  (Taf.  LIV,  Fig.  21); 

4.  Perlenschnur,  bestehend  aus  21  kleinen  bikonischen,  weißen  und  blauen  Glas- 
perlen (Taf.  LIV,  Fig.  22). 

Grab  XI.  Skelettbestattung,  neben  den  vorhererwähnten  von  W.  nach  0.  orien- 
tiert, 80  cm  tief.  Zur  Linken  ein  Haumesser  aus  Eisen,  25  cm  lang  (Taf.  LIV,  Fig.  23) 
und  eine  kleine  Messerklinge  aus  Eisen,  11  cm  lang  (Taf.  LIV,  Fig.  24). 

XII.  Skelettgrab,  von  W.  nach  O.  orientiert,  30  cm  tief,  ohne  Beigaben. 

XHI.  Skelettgrab,  von  SW.  nach  NO.  orientiert,  30  cm  tief,  ohne  Beigaben. 

XIV.  Brandgrab,  in  einer  glockenförmigen  roten  Tonurne,  mit  vier  zungen- 
förmigen Ansätzen.  Höhe  35’5  cm,  Durchmesser  24‘5  cm,  die  mit  einer  flachen  schwarzen 
Schüssel,  Durchmesser  36  cm,  Höhe  145  cm,  mit  vier  zungenförmigen  Ansätzen  bedeckt 
war  (Taf.  LV,  Fig.  4 und  11). 

Der  Boden  der  Schüssel  ist  innen  mit  konzentrischen  Kreisen  und  am  Rande  mit 
einer  Reihe  von  Fingerballeneindrücken  verziert. 

Am  Deckel  der  Urne  standen  verkehrt:  eine  einfache  Tonschüssel  mit  einem  Rande 
und  einem  zungenförmigen  Ansätze  und  ober  ihm  mit  einem  Ausschnitte  am  Rande 
(ib.  Fig.  8)  und  ein  tonnenförmiger  kleiner  Topf  mit  einem  zungenförmigen  und  drei 
kleinen  warzenförmigen  Ansätzen,  Durchmesser  11  cm,  Höhe  11  cm  (ib.  Fig.  5),  und  ein 
einhenkeliger  Krug,  eiförmig.  Durchmesser  10  cm,  Höhe  12  cm  (ib.  Fig.  6). 

Neben  der  Urne  lag  ein  kleiner  schwarzer  einhenkeliger  Becher  aus  geschwärztem 
Ton,  mit  seichten  Rillenbändern  verziert.  Höhe  6 cm , Durchmesser  der  Öffnung  5 cm 


108 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


(Taf.  LV,  Fig.  10),  dann  ein  kleines  kugelförmiges  Gefäß  mit  zwei  diametralen  Hänge- 
löchern, Durchmesser  6 cm  (ib.  Fig.  9),  und  eine  kleine  Urne  mit  vier  zungenförmigen 
Ansätzen,  welche  die  Reste  einer  verbrannten  Kindesleiche  enthielten,  Durchmesser 
10  cm,  Höhe  8-5  cm  (ib.  Fig.  7).  Unter  den  Knochen  ragt  das  Fragment  eines  kleinen 
bronzenen  Armbandes  hervor.  Die  drei  letztgenannten  Gefäße  bildeten  eine  Gruppe, 
welche  einer  Kindesbestattung  angehört. 

In  der  großen  Urne  befanden  sich  Knochenreste  und  an  Beigaben: 

1.  ein  massiver  Bronzearmring  mit  verjüngten,  um  ein  Drittel  übergreifenden 
Enden  (Taf.  LV,  Fig.  2); 

2.  ein  zweiter  ähnlicher  Armring  mit  wenig  übergreifenden  Enden,  etwas  schmäler 
geformt  (ib.  Fig.  1); 

3.  sechs  massive  Schläfenringe  aus  Bronze,  auf  der  Innenseite  flach.  Durchmesser 
75  cm  (Taf.  LV,  Fig.  3); 

4.  sechs  dünne  bronzene  Schläfenringe  mit  gravierten  Enden.  Durchmesser  7-5  cm 
(Taf.  LVI,  Fig.  6); 

5.  ein  Halsring  aus  Bronze,  mit  einer  Reihe  kugelförmiger  Verdickungen  verziert. 
Das  eine  stark  verjüngte  Ende  war  abgebrochen  und  mit  einer  Niete  beweglich  an- 
genietet, so  daß  man  das  Endstück  scharnierartig  bewegen  konnte  (Taf.  LVI,  Fig.  5). 
Der  Halsring  ist  auffallend  klein,  Durchmesser  nur  11 '5  cm; 

6.  zwei  dreieckförmige  Anhängsel  aus  Bronze  mit  abgebrochenen  Ösen  (Taf.  LVI, 
Fig.  2 und  3); 

7.  kleines  Eisenmesser,  11  cm  lang  (Taf.  LVI,  Fig.  7); 

8.  verschiedene  durch  das  Feuer  deformierte  Bronzeknöpfe  (ib.  Fig.  1 und  4), 
Fragmente  von  Schläfenringen  und  eines  torquierten  Halsringes. 

XV.  Leichenbrandreste,  15  cm  tief,  ohne  Urne  zu  einem  Häufchen  geschichtet; 
darunter  an  Beigaben: 

1.  eine  bronzene  Bogenfibel  Glasinacer  Form,  mit  kahnförmigem,  in  der  Mitte 
buckeligem,  der  Länge  nach  geripptem  Bügel.  Der  lange  Fuß  endet  in  eine  Öse,  die 
Nadel  ist  angenietet  und  einschleifig.  Länge  6 cm  (Taf.  LVI,  Fig.  8); 

2.  Schlangenfibel  mit  Scheibe  einfacher  Form.  Bronze.  Länge  95  cm  (Taf.  LVI,  Fig.  9); 

3.  zwei  geperlte  massive  Armringe  mit  ovalem  Querschnitte  und  etwas  über- 
greifenden Enden.  Durchmesser  6‘5  cm  (Taf.  LVI,  Fig.  10); 

4.  mehrere  teils  unvollständig  erhaltene  Schläfenringe  aus  sehr  dünnem  Bronze- 
draht mit  eingerolltem  Ende  (Taf.  LVI,  Fig.  11). 

XVI.  Skelettbestattung  in  gekrümmter  Stellung,  auf  der  linken  Seite  liegend, 
von  O.  nach  W.  orientiert,  30  cm  tief.  An  Beigaben  besaß  das  Skelett  nur  zwei  Schläfen- 
ringe aus  dünnem  Bronzedraht,  welcher  in  der  Mitte  zusammengebogen,  an  den  Enden 
zusammengelötet  ist  und  so  einen  Doppeldraht  bildet,  der  in  21/i  Spiralumgängen  ge- 
wunden ist.  Durchmesser  2‘5  cm  (Taf.  LVI,  Fig.  12). 

XVII.  Skelettbestattung,  von  O.  nach  W.  orientiert,  30  cm  tief,  ohne  Beigaben. 

XVIII.  und  XIX.  Doppelgrab  mit  Skelettbestattung,  das  erstere  von  W.  nach  0., 
das  letztere  in  entgegengesetzter  Richtung  orientiert.  Skelett  XVIII  lag  über  dem 
anderen  in  einer  Tiefe  von  30  cm. 

Über  dem  Schädel  lag  eine  eiserne  Lanzenspitze  mit  Vorstecker  an  der  Spitze. 
Die  Lanze  ist  50  cm  lang,  4’7  cm  breit,  das  Blatt  30  cm  lang,  die  Scheide  12  cm  lang, 
mit  Querrillen  verziert  (Taf.  LVI,  Fig.  13). 


Truhe  lka.  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  im  Savebette  bei  D.  Dolina. 


109 


Neben  dem  Skelette  lag  ein  kleines  Messer  mit  stark  gekrümmter  Klinge  aus 
Eisen,  13-5  cm  lang  (Taf.  LVI,  Fig.  14),  und  ein  8 cm  langer,  spitzer,  vierkantiger  Eisen- 
dorn (ib.  Fig.  15). 

Zwischen  den  Füßen  lag  eine  kleine  Schale  aus  grauem  Ton.  Durchmesser  10  cm, 
Höhe  5'5  cm  (Taf.  LVI,  Fig.  16). 

Das  untere  Skelett  besaß  an  Beigaben:  an  der  Brust  beiderseits  je  drei  bronzene 
Fibeln,  und  zwar  zwei  Schlangenfibeln  gewöhnlicher  Form,  9 cm  lang  (Taf.  LVI,  Fig.  22), 
und  vier  massivere  Bogenfibeln  mit  zwei  knotenförmigen  Ansätzen  zu  beiden  Seiten  des 
Bogenscheitels.  Die  Oberseite  des  Bügels  ist  durch  eine  dichte  Reihe  von  Einkerbungen, 
die  mit  einer  Randlinie  eingefaßt  sind,  verziert.  Die  Nadel  bildet  zwei  verhältnismäßig 
große  Schleifen.  Der  Fuß  ist  lang,  schmal,  oben  abgestutzt.  Länge  10  cm  (Taf.  LVI. 
Fig.  17—20). 

An  den  Armen  befand  sich  je  ein  Armband  aus  dreieckigem,  spiralförmig  gewun- 
denem Bronzeblechstreifen.  Die  Bronze  ist  stark  oxydiert,  doch  sieht  man  an  der 
Unterseite,  daß  die  Fläche  durch  punktierte  Bänder  verziert  war.  Die  Form  des  Arm- 
bandes und  die  Ornamentierung  erinnert  vollständig  an  analoge  Exemplare  vom  Glasinae 
(Taf.  LVII,  Fig.  3 und  4). 

Als  Halsband  diente  eine  Schnur  von  120  Bernsteinperlen,  erbsen-  bis  haselnuß- 
groß (Taf.  LVII,  Fig.  5). 

Ein  trapezförmiger  Bronzering  (Taf.  LVI,  Fig.  21),  der  von  einem  Gehänge  her- 
rühren mag,  wurde  neben  diesem  Grabe  gefunden. 

XX.  Unvollständige  Bestattung,  welche  nur  aus  dem  Schädel  eines  Skelettes 
ohne  andere  bemerkbare  Skeletteile  bestand;  enthielt  an  Beigaben  neun  Stück  dünne 
Schläfenringe  aus  torquiertem  Bronzedraht.  Durchmesser  7 cm  (Taf.  LVII,  Fig.  6 und  7), 
und  zwei  Bernsteinperlen. 

Ein  Lanzenvorstecker  aus  Eisen  (Taf.  LVII,  Fig.  8)  und  eine  Schließe  aus  Bronze 
(Taf.  LVII,  Fig.  18),  die  in  der  Nähe  des  Schädels  gefunden  wurde,  dürfte  zum  nächsten 
Grabe  gehören  und  durch  die  Pflugschar  verschleppt  worden  sein. 

XXI.  Skelettbestattung,  von  W.  nach  O.  orientiert,  25  cm  tief  liegend. 

Auf  der  Brust  lagen  zwei  eiserne  Lanzenspitzen  gleicher  Form  und  Größe,  37  cm 
lang,  6 cm  breit,  Blattlänge  21  cm  (Taf.  LVII,  Fig.  10  und  12). 

Zu  einer  dieser  Lanzen  dürfte  der  bei  der  vorigen  Bestattung  erwähnte  Vorstecker 
gehören,  denn  er  ist  vollkommen  der  Spitze  angepaßt.  Länge  13  cm. 

Weiters  befand  sich  an  der  Brust  eine  torquierte  gestreckte  Bronzespange  mit  zwei 
Haken,  5 cm  lang  (Taf.  LVII,  Fig.  11). 

In  der  Kniegegend  lag  eine  Schüssel  aus  Ton  mit  vier  warzenförmigen  Ansätzen. 
Durchmesser  18  cm,  Höhe  6 cm  (Taf.  LVII,  Fig.  9). 

Die  beim  früheren  Grabe  erwähnte  Schließe  ist  buckelförmig,  mit  drei  vor- 
springenden Querstreifen  verziert  und  am  Rande  mit  einer  dichten  Reihe  von  Stiel- 
knöpfen besetzt.  An  der  Unterseite  ist  ein  Eisenstreifen  angenietet,  der  zu  zwei  Haken 
umgebogen  ist. 

Sonst  wurden  nur  Fragmente  einer  Certosafibel  aus  Bronze  gefunden. 

XXII.  Brandbestattung  ohne  Urne,  3‘5  cm  tief;  Beigaben:  ein  Geradschwcrt 
aus  Eisen  mit  starkem  Rücken  und  gewölbter  Schneide,  36'5  cm  lang,  35  cm  breit. 
Lanzenspitze  aus  Eisen  mit  starker  Mittelrippe,  38  cm  lang,  5 cm  breit,  Blattlänge  26  cm. 


110 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


XXIII.  liote  Tonurne,  tonnenförmig,  mit  zwei  zylindrischen  kurzen  Ansätzen,  ohne 
Deckel,  20  cm  tief  gelegen.  Höhe  30  cm,  Durchmesser  18  cm.  In  der  Urne  Leichen- 
brand und  zwei  Eisenringe.  Durchmesser  3’5  cm  (Taf.  LVII,  Fig.  14),  eine  kleine 
eiserne  Pinzette,  4'5  cm  lang  (Taf.  LVII,  Fig.  17),  ein  Eisenmesser,  leicht  am  Heftansatz 
geknickt,  16  cm  lang  (Taf.  LVII,  Fig.  16)  und  kleine  Fragmente  von  Eiseni'ingen  sowie 
von  einer  bronzenen  Kahnfibel. 

Neben  der  Urne  war  eine  Eisenlanze  senkrecht  in  die  Erde  gesteckt.  Ein  dazu 
gehöriger  Vorstecker  aus  Eisenblech  lag  in  der  Urne  selbst.  Länge  der  Lanze  465  cm, 
des  Blattes  29  cm,  Breite  4 cm,  Länge  des  Vorsteckers  9 cm  (Taf.  LVII,  Fig.  13). 

IV.  Gräberfeld  auf  der  I.  Greda  des  Nikola  Soki£*. 

(Hierzu  Taf.  LVIII— LXYII.) 

Gleichzeitig  mit  dem  vorerwähnten  Gräberfelde  wurde  ein  zweites  untersucht, 
welches  etwa  100  Schritte  westlich  auf  der  Greda  des  Sokid  entdeckt  wurde.  Hier 
wurden  bereits  durch  Herrn  von  Gjurkovecki  einzelne  Funde  gemacht  und  durch  die 
Probegrabungen,  welche  im  Jahre  1900  vorgenommen  wurden,  wurde  konstatiert,  daß 
sich  hier  ein  Gräberfeld  befindet.  Diese  Grabungen  beschränkten  sich  auf  eine  Fläche 
von  54  m2  und  gaben  Anlaß,  daß  man  die  ganze  Greda  eingehend  untersuchte. 

Es  wurden  hier  sechzehn  Skelettbestattungen  entdeckt,  wovon  nur  eine  ohne  Beigaben, 
sieben  Urnengräber,  zwei  Brandgruben,  wovon  eine  sehr  ausgedehnt  und  reich  mit 
Funden  ausgestattet,  ein  Krematorium  in  Gestalt  einer  kesselförmigen  Grube  und  zahl- 
reiche vereinzelte  oder  zu  Gruppen  zusammengestellte  Urnen  und  Gefäße,  welche  einst 
Opfergaben  enthielten. 

Hier  war  besonders  der  Reichtum  an  Urnen  bemerkenswert,  während  Bronzen 
im  Vergleiche  mit  jenen  aus  der  Greda  Petrovid  minder  zahlreich  waren. 

I.  Brandgrube,  50  cm  breit,  25  m lang,  50  cm  tief,  von  W.  nach  O.  orientiert^ 
welche  eine  10 — 20  cm  starke  Kohlenschichte  enthielt  und  darin  die  Funde  in  folgender 
Reihenfolge: 

1.  Perlenschnur,  bestehend  aus  98  Stück  Bernsteinperlen  verschiedener  Größe, 
zumeist  flach,  diskosförmig,  Durchmesser  6 — 25  mm.  Vier  Perlen  sind  länglich,  tonnen- 
förmig (Taf.  LVIII,  Fig.  1); 

2.  kleine  schwarze  Tonschale  mit  drei  Zapfenansätzen.  Durchmesser  14  cm,  Höhe 
6-5  cm  (Taf.  LVIII,  Fig.  2); 

3.  zweischleifige  Bogenfibel  aus  Bronze  mit  dreieckiger  Fußplatte.  Der  Bügel  ist 
mit  schwach  eingeritzten  Querstrichen  verziert.  Länge  65  mm  (Taf.  LVIII,  Fig.  3); 

4.  Bogenfibel  mit  viereckigem,  an  einem  Ende  vorspringendem  Fuße,  Nadel  ab- 
gebrochen. Länge  45  mm  (Taf.  LVIII,  Fig.  4); 

5.  Kahnfibel  mit  langem  Fuße,  der  Bügel  stark  verbreitert,  ausgebuckelt  und  mit 
drei  aus  schrägen  Meißeleindrücken  bestehenden  Bändern  eingefaßt,  beziehungsweise 
der  Länge  nach  durchzogen.  Länge  77  mm  (Taf.  LVIII,  Fig.  6); 

6.  schwarze  korrodierte  Schale  aus  Ton,  mit  zwei  Ansätzen,  wovon  der  eine  hori- 
zontal durchlocht,  der  Rand  ist  mit  herumlaufenden  seichten  Rillen  verziert.  Durch- 
messer 15  cm,  Höhe  6’5  cm  (Taf.  LVIII,  Fig.  8).  Daneben  Fragmente  eines  kleinen 
Gefäßes  mit  Fuß  (Taf.  LVIII,  Fig.  11); 

7.  massiver  bronzener  Halsring,  torquiert,  mit  abgebrochenen  Endösen,  vom  Feuer 
beschädigt.  Durchmesser  18,  beziehungsweise  15  cm  (Taf.  LVIII,  Fig.  16); 


Truhelka.  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  im  Savebette  bei  D.  Dolina. 


111 


8.  ein  Paar  massiver  Gelenkringe  mit  Endstollen,  mit  umlaufenden  Linien  und 
Punkten  verziert.  Durchmesser  55  cm  (Taf.  LVIII,  Fig.  17  und  19); 

9.  Gürtel,  bestehend  aus  158  Stück  bronzenen,  stark  ausgegossenen  Buckelknöpfen, 
die  gewöhnlich  in  vier  Reihen  an  eine  Lederunterlage  aufgenäht  waren  (Taf.  LIX, 
Fig.  1); 

10.  Gürtelschließe  aus  Bronzeblech,  rund,  mit  Lappenkranz,  welcher  mit  kon- 
zentrischen Kreislinien  verziert  ist,  an  der  Unterseite  bilden  zwei  gegenüberstehende 
Lappen  Haken.  Durchmesser  50  mm  (Taf.  LIX,  Fig.  2); 

11.  zwei  Knöpfe  mit  Lappenkranz,  welche  gewöhnlich  am  Gürtel  als  besondere 
Verzierung  angebracht  wurden.  Durchmesser  4 cm  (Taf.  LVIII,  Fig.  25  und  26); 

12.  vier  Stück  Buckelknöpfe,  dünn,  aus  Bronze  ausgegossen,  mit  einer  dichten 
Reihe  von  Radialschlitzen  verziert.  Durchmesser  32  mm  (Taf.  LVHI,  Fig.  20  und  21) ; 

13.  eine  Anzahl  von  Drahtspiralen  in  verschiedener  Stärke,  wovon  die  stärkeren 
die  Gürtelschnur  umspannen,  die  dünneren  die  Halsschnur  (Taf.  LXVIII,  Fig.  7,  14, 
15  und  22); 

14.  drei  tonnenförmige  Bronzeperlen  mit  eingezogenem  Hals  und  längsgeschlitztem 
Körper.  Ein  Exemplar  ist  28  mm  lang,  die  beiden  anderen  17  mm  (Taf.  LVIII,  Fig.  24 
und  27); 

15.  Fragment  eines  bommelförmigen  geschlitzten  Stielknopfes  aus  Bronze; 

16.  flacher  Bronzering  mit  zwei  tränenförmigen,  geschlitzten  Anhängseln.  Durch- 
messer des  Ringes  35  mm,  Länge  der  Anhängsel  3 cm  (Taf.  LVIII,  Fig.  28) ; 

17.  Gehänge  in  Gestalt  eines  Ankers,  dessen  Schaufeln  die  Form  von  Tierköpfen 
haben,  unten  mit  einer  Ose  versehen  sind,  in  welcher  je  ein  dreieckiges  Anhängsel 
befestigt  ist.  Gesamtlänge  97  mm  (Taf.  LVIII,  Fig.  18); 

18.  drei  Bronzeringe  aus  starkem  Draht,  von  einem  Gehänge  (Taf.  LVIII, 
Fig.  12  und  23); 

19.  Fragment  einer  kleinen  einschleifigen  Bogenflbel  aus  Bronze  mit  abgebrochenem 
Fuße  und  ohne  Nadel.  Der  Fuß  dürfte  ursprünglich  viereckig  gewesen  sein.  Länge 
47  mm ; 

20.  kleine  zierliche  einschleifige  Bogenfibel  mit  drei  Knoten  am  Bügel  und  langem 
dreieckigen  Fuße.  Nadel  fehlt.  Länge  27  mm  (Taf.  LVIII,  Fig.  13); 

21.  zweihenkelige  schwarze,  sorgfältig  gearbeitete  Tonschale  mit  starkem  Bauche, 
welche  durch  eine  Reihe  dichter  vertikaler  Rillen  verziert  ist  und  überdies  zwei  diametrale 
Zapfen  hat  (Taf.  LVIII,  Fig.  9).  Durchmesser  der  Öffnung  8‘8  cm,  Höhe  10-5  cm. 
Durchmesser  des  Bauches  15  cm; 

22.  einhenkelige  Trinkschale  mit  drei  Ansätzen,  am  Halse  und  Bauche  mit  Rillen 
verziert.  Höhe  9'2  cm,  Durchmesser  der  Öffnung  7'5  cm  (Taf.  LVIII,  Fig.  10); 

23.  Fußschale  aus  schwarzem  Ton,  mit  vier  Zapfen.  Höhe  6‘5  cm,  Durchmesser 
9-2  cm  (Taf.  LVIII,  Fig.  11); 

24.  große  Schüssel  aus  dunkelbraunem  Ton,  mit  zwei  diametral  durchlochten 
Ansätzen  und  zwölf  senkrechten  Wülsten.  Die  äußere  Wölbung  ist  durch  schräge  Rillen 
verziert.  Das  Innere  der  Schüssel  zeigt  ein  sternförmiges,  mit  flachen  Rillen  aus- 
gefülltes Ornament.  Durchmesser  42  cm,  Höhe  18'5  cm  (Taf.  LXVI,  Fig.  1); 

25.  bronzene  Bogenfibel  mit  viereckigem  vorspringenden  Fuße.  Der  Bügel  ist 
länglich-viereckig  mit  aufrechtem  Kopfe.  Länge  55  mm  (Taf.  LIX,  Fig.  7); 

26.  Haarnadel  mit  hufeisenförmigem,  etwas  verdicktem  Bügel.  Länge  8'5  cm 
(Taf.  LIX,  Fig.  3); 


112 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


27.  einhenkelige  graue  Tonschale,  roh  geformt.  Durchmesser  7 '5  m,  Höhe  7 cm 
(Taf.  LIX,  Fig.  5); 

28.  kleine  Tonschale  mit  drei  Ansätzen  und  gehörntem  Henkel.  Der  Bauch  und 
Hals  ist  mit  Rillen  verziert.  Durchmesser  der  Öffnung  8-5  cm,  Höhe  6 cm  (Taf.  LIX, 
Fig.  6); 

29.  schwarze  Tonurne  mit  vier  Zapfenansätzen  am  Bauche  und  mit  vier  kleineren 
am  Halsansatze.  Der  Bauch  ist  mit  Vertikalrillen  verziert,  der  Hals  von  der  Pflugschar 
abgebrochen  und  verschleppt.  Höhe  32  cm,  Durchmesser  43  cm  (Taf.  LIX,  Fig.  4). 

II.  1.  Urne  aus  rotem  Ton,  mit  vier  zapfenförmigen  Ansätzen,  schwach  ein- 
gezogenem  Halse  und  zwischen  den  Ansätzen  eine  Reihe  Eindrücke.  Durchmesser 
25  cm,  Höhe  35  cm; 

2.  Deckelschüssel  aus  schwarzem  Ton,  mit  vier  Ansätzen,  wovon  einer  mit  zwei 
senkrechten  Löchern  versehen  war.  Die  Wölbung  ist  mit  schwachen  Rillen  verziert. 
Durchmesser  36  cm,  Höhe  15  cm.  Der  Boden  der  Schüssel  ist  innen  mit  konzentrischen 
Rillen  verziert.  Die  Schüssel  diente  als  Deckel  der  Urne. 

In  der  Urne  waren  verbrannte  Knochenreste  und 

3.  eine  Eisenlanze  mit  starker  Mittelrippe  senkrecht  eingesteckt.  Länge  35  cm, 
Blattlänge  22  cm,  Breite  6 cm  (Taf.  LX,  Fig.  1),  daneben 

4.  ein  einwärts  gekrümmtes  Eisenmesser.  Länge  17  cm  (Taf.  LX,  Fig.  2); 

5.  zwei  vierkantige  Eisendorne.  Länge  15  und  11'5  cm  (Taf.  LX,  Fig.  3 und  4); 

6.  kleine  rote  Tonschale  mit  vier  Ansätzen.  Durchmesser  11cm,  Höhe  5*5  cm 
(Taf.  LX,  Fig.  5). 

HI.  Brandstätte  in  Gestalt  eines  flachen  Kessels,  dessen  Boden  glatt  war  und 
aus  einer  starken  gebrannten  Lehmschichte  bestand.  Durchmesser  1'80  m.  Diese  von 
allen  Brandspuren  reingefegte  Brandstätte  diente  allem  Anscheine  nach  als  Krematorium. 

IV.  Z wei  Skelette,  nebeneinanderliegend,  von  N.  nach  S.  orientiert,  dabei 

1.  zwei  Armbrust-Certosafibeln  aus  Bronze,  mit  sehr  breiter  Kopfspirale,  hinter 
welcher  eine  zweite  als  Verzierung  angebracht  und  mit  einer  Reihe  Drahtschleifen  ver- 
ziert ist.  Länge  5’ 5 cm,  Breite  6‘7  cm  (Taf.  LIX,  Fig.  9 und  15); 

2.  zwei  kleine  weiße  vasenförmige  Glasperlen  (Taf.  LIX,  Fig.  10  und  11); 

3.  kleines  Bronzeringel  mit  übergreifenden  Enden  (Taf.  LIX,  Fig.  14); 

4.  geschlossener  Eisenring.  Durchmesser  3 cm  (Taf.  LIX,  Fig.  13); 

5.  kleine  Tonspule.  Länge  3 cm  (Taf.  LIX,  Fig.  12). 

V.  Zwei  verkehrt  nebeneinanderliegende  Schüsseln,  wovon  nur  die  eine  ergänzt 
werden  konnte.  Durchmesser  37  cm,  Höhe  12  cm.  Sie  ist  mit  zwei  diametralen  Zapfen 
versehen  (Taf.  LIX,  Fig.  8). 

VI.  Kleines,  in  der  Erde  lose  liegendes  Häufchen  Hirse  und  dabei  ein  Gelenk- 
ring aus  Bronzedraht  mit  Endknoten.  Durchmesser  7 cm,  ein  kleiner  bronzener  Buckel- 
knopf und  ein  Fragment  eines  perlenverzierten  Armbandes  (Taf.  LX,  Fig.  6 — 8). 

VII.  Zerstreute  Knochenreste,  dabei  zwei  bronzene  Gürtelbeschläge  in  Perlstab- 
form, zwölf  verschiedene  Glas-  und  Pastaperlen,  einer  bikonischen  Tonwirtel  und  kleinere 
Fragmente  (Taf.  LX,  Fig.  11—23). 

VIII.  15  cm  starke,  ausgedehnte  Brandschichte  mit  verkohlten  Knochenresten  und 
Bronzen,  die  stark  durch  das  Feuer  korrodiert,  teilweise  zu  formlosen  Klumpen  ver- 
schmolzen sind.  Besser  erhalten  sind  folgende  Stücke : 


Truhelka.  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  im  Savebette  bei  D.  Dolina. 


113 


1.  zwei  massive  Gelenkringe  mit  verjüngten  Enden.  Durchmesser  5'5  cm  (Taf.  LX, 
Fig.  25); 

2.  zweischleifige  Bogenfibel  mit  viereckigem,  ausgeschnittenem  Fußblatte.  Die 
Nadel,  welche  ursprünglich  abgebrochen  und  dann  angenietet  war,  fehlt.  Länge  6’5  cm 
(Taf.  LX,  Fig.  38).  Ein  Bügelstück  einer  ähnlichen  Fibel  wurde  ohne  Fuß  und  Nadel 
gefunden; 

3.  stark  korrodiertes  Zierstück  aus  Bronze  mit  durchbrochenem  Ornamente,  welches 
als  Sammelglied  an  einem  Schnurgürtel  gedient  hat  (Taf.  LX,  Fig.  37); 

4.  sechs  Stück  Tonwirtel,  davon  zwei  mit  Spiralornamenten  (Taf.  LX,  Fig.  9,  26 — 30 
und  35); 

5.  eine  zweihenkelige,  durch  den  Brand  aus  der  Form  gedrückte  Tonschale 
(Taf.  LX,  Fig.  24); 

6.  unter  deformierten  Bronzeresten  sind  Fragmente  eines  torquierten  Halsringes, 
von  Gelenkringen,  Gürtelknöpfen  und  von  Spiralhülsen  u.  a.  bemerkbar  (ib.  Fig.  10, 
31—34  und  36). 

IX.  Urnengruppe,  bestehend  aus 

1.  einer  glockenförmigen  Urne  aus  rotem  Ton  mit  vier  Ansätzen  unterhalb  des 
Randes.  Höhe  35  cm,  Durchmesser  25  cm ; 

2.  Urne,  stark  ausgebaucht,  aus  braunem  Ton,  mit  vier  zungenförmigen  Zapfen  an 
der  unteren  Bauchhälfte  und  etwas  eingezogenem  Halse.  Höhe  28’5  cm,  Durchmesser 
der  Öffnung  23  cm,  der  Bauchwölbung  33  cm  (Taf.  LXI,  Fig.  1). 

Beide  Urnen  lagen  verkehrt  nebeneinander.  In  der  letzteren  befand  sich 

3.  eine  kleine  Schüssel  mit  drei  Zapfenansätzen.  Durchmesser  1 5*5  cm,  Höhe 
6’5  cm,  in  ihr  unbestimmte  Reste  mit  kleinen  verbrannten  Knochensplittern,  Bronze-  und 
Eisenspuren  untermischt  (Taf.  LXI,  Fig.  2),  sowie 

4.  ein  Tonlöffel.  Durchmesser  8’5  cm,  Länge  11cm  (Taf.  LXI,  Fig.  3). 

Unter  den  Urnen  lagen  zerstreute  kleinere  Fragmente  von  verschlackten  Bronzen, 
wovon  nur  eine  gebuckelte  Gürtelschließe  mit  Lappenkranz  besser  erhalten  ist.  Länge 
4 cm  (Taf.  LXI,  Fig.  4 und  5).  Außerdem  fünf  Pastaperlen,  darunter  drei  blaue,  eine 
gelbe  und  eine  kleine  blaue  mit  weißen  Augen  (Taf.  LXI,  Fig.  9 — 12). 

X.  1.  Kleine  rohgeformte  topfförmige  Urne  mit  vier  Ansätzen,  schwach  ein- 
gezogenem Halse  und  Fingereindrücken.  Höhe  17  cm,  Durchmesser  14  cm  (Taf.  LX, 
Fig.  39). 

2.  Die  Urne  war  mit  einer  schwarzen  unverzierten  Tonschüssel  mit  vier  dorn- 
förmigen Ansätzen,  wovon  einer  durchbohrt,  zugedeckt.  Durchmesser  26'5  cm,  Höhe  11  cm 
(Taf.  LX,  Fig.  40). 

XI.  Große,  schön  geformte  schwarze  Urne,  stark  ausgebaucht,  mit  stark  ein- 
gezogenem Halse  und  umgelegtem  Rande.  Die  Bauchwölbung  ist  mit  aus  drei  senk- 
rechten Rillen  bestehenden  Bändern  verziert  und  hat  zwei  halbrunde  horizontale  Henkel. 
Der  Rand  der  Öffnung  hat  an  der  Oberseite  umlaufende  Rillen.  Höhe  46  cm,  Breite 
41  cm,  Durchmesser  der  Öffnung  26  cm  (Taf.  LXI,  Fig.  14). 

XII.  Skelettgrab  ohne  Beigaben. 

XIII.  Skelettgrab  mit  folgenden  Beigaben: 

1.  vier  bronzene  Schläfenringe  aus  torquiertem  Draht  in  fast  zwei  Umgängen  und 
einer  Endüse  (Taf.  LXII,  Fig.  3 und  4); 


114 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


2.  runde  Scheibenfibel  aus  Bronzeblech  mit  getriebenen  Buckeln.  Die  Scheibe  ist 
an  eine  Bogenfibel  angenietet.  Durchmesser  6 cm  (Taf.  LXII,  Fig.  7); 

3.  22  blaue  Glasperlen  (ib.  Fig.  6); 

4.  kleine  dunkelgraue  Tonschüssel  mit  einem  durchlochten  Zapfen.  Durchmesser 
125  cm,  Höhe  5 cm  (Taf.  LXII,  Fig.  5); 

5.  einhenkelige  Tonschale,  Bauch  und  Hals  mit  Rillen  verziert.  Durchmesser 
9 ‘5  cm,  Höhe  10  cm  (ib.  Fig.  2); 

6.  größere  Schüssel  mit  vier  Zapfenansätzen.  Durchmesser  29  cm,  Höhe  12  cm 
(Taf.  LXII,  Fig.  1). 

XIV.  Zwei  nebeneinander  liegende  Schüsseln,  die  eine  klein,  einfach,  Durchmesser 
19  cm,  Höhe  8 cm  (Taf.  LXIII,  Fig.  2),  die  andere  groß,  mit  umgebogenem  Rande,  innen 
am  Boden  durch  ein  kreuzförmiges,  mit  Rillen  ausgefülltes  Ornament,  an  den  Seiten- 
wänden durch  vier  konzentrische  Halbkreisgruppen  verziert.  Durchmesser  40  cm,  Höhe 
12’5  cm.  Schwarz  gefärbt  (Taf.  LXIII,  Fig.  1). 

XV.  Eiserne  Lanze,  einzeln  liegend,  mit  schwacher  Mittelrippe.  Länge  43  cm, 
Blattlänge  29  cm,  Breite  55  cm. 

XVI.  Kleine  braune  Tonschüssel  mit  vier  dornförmigen  Ansätzen,  Durchmesser 
16  cm,  dabei  Fragment  einer  schön  patinierten  La  Tbne-Fibel  und  ein  offener  Ring  aus 
Bronzedraht.  Durchmesser  5 cm,  vereinzelt  gefunden  (Taf.  LXIV,  Fig.  1 — 3). 

XVII.  Eisenlanze  mit  sehr  breitem  Blatt.  Länge  2F5  cm,  Blattlänge  17'5  cm,  ur- 
sprüngliche Breite  des  Blattes  9 cm  (Taf.  LXIV,  Fig.  4). 

XVIII.  Zerstreute  Funde: 

1.  Früh-La  Tene-Fibel  mit  sehr  hohem  Bogen  und  tränenförmig  zugespitztem 
Fußende.  Der  Bügel  ist  gerippt.  Länge  7 cm  (Taf.  LXIV,  Fig.  7); 

2.  ähnliche,  aber  kleinere  Früh-La  Tene-Fibel.  Länge  4'7  cm  (ib.  Fig.  8); 

3.  Stockbeschlagstück  aus  einem  Geweihende,  gut  geglättet  und  mit  zwei  Niet- 
löchern versehen.  Länge  5 cm  (ib.  Fig.  6); 

4.  Tonperle,  mit  konzentrischen  Kreisen  verziert.  Durchmesser  3 cm  (ib.  Fig.  5) 
und  einzelne  einfache  Tonperlen  (ib.  Fig.  9 — 11); 

5.  kleines  Tonschälchen.  Durchmesser  4-5  cm  (Taf.  LXIV,  Fig.  13). 

XIX.  Gußform  aus  Sandstein,  enthaltend  auf  einer  Breitseite  die  Gußform  einer 
Speerspitze,  auf  der  anderen  eines  Ringes  und  kreuzförmigen  Anhängsels,  auf  einer 
Schmalseite  eine  unbestimmte  Form  (Taf.  LXIV,  Fig.  12). 

XX.  Zierblech  aus  Bronze  von  einer  Scheibenfibel.  Das  Blech  hat  die  Gestalt 
eines  an  den  Ecken  durch  Kreisflächen  überdeckten  Dreieckes.  Die  Kreise  sind  durch 
Gruppen  konzentrischer  erhabener  Ringe  verziert.  Der  Rand  sowie  die  einzelnen  Kreise 
sind  durch  eingestanzte  Beeren  verbunden.  Länge  8‘5  cm,  Breite  6 cm. 

XXI.  Urnengruppe,  bestehend  aus  drei  nebeneinander  stehenden  Urnen,  welche 
ganz  zertrümmert  waren,  jedoch  ergänzt  werden  konnten. 

1.  Aschenurne,  glockenförmig,  aus  rotem  Ton,  mit  vier  länglichen  senkrechten 
Ansätzen,  welche  durch  erhabene,  mit  Fingereindrücken  verzierte  schräge  Wulstlinien 
verbunden  sind.  Höhe  29  cm,  Durchmesser  21  cm  (Taf.  LXV,  Fig.  1). 

2.  Große  einfache  glockenförmige  Urne  mit  vier  zapfenförmigen  Ansätzen.  Höhe 
61cm,  Durchmesser  30  cm  (Taf.  LXIV,  Fig.  14). 


Truhelka.  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  im  Savebette  bei  D.  Dolina. 


115 


3.  Schöne,  sorgfältig  gearbeitete  schwarze  Tonurne  mit  gewölbtem  Bauche,  ein- 
gezogenem  hohen  Halse  und  umgelegtem  Rande.  Die  Urne  hat  vier  zungenförmige 
Ansätze  am  Bauche  und  ist  durch  senkrechte,  am  Halse  durch  umlaufende  Rillen  und 
Punkte  verziert.  Höhe  64  cm,  Breite  47  cm,  Durchmesser  der  Öffnung  2U5  cm 
(Taf.  LXVI,  Fig.  2). 

XXII.  Eisernes  Bügelstück,  welches  als  Handhabe  zu  einem  Schilde  diente.  Das- 
selbe bestand  aus  einem  10  cm  breiten  Eisenstreifen,  der  in  der  Mitte  bügelförmig  aus- 
gewölbt war  und  eine  Länge  von  30  cm  hatte.  Das  Eisen  war  leider  vom  Roste  so 
arg  beschädigt,  daß  cs  nicht  gelang,  die  vielen  kleinen  Stücke,  in  die  es  zerfiel,  an- 
einanderzupassen. Ein  ähnliches  Stück  wurde  auf  der  Greda  des  Jakaric  gefunden. 

XXIII.  1.  Urne  aus  rotem  Ton,  glockenförmig,  mit  vier  Ansätzen,  Höhe  28  cm , 
Durchmesser  23  cm ; sie  enthielt  verbrannte  Knochenreste  mit  verschlackten  Bronze- 
resten und 

2.  eine  kleine  Schüssel  ohne  Ansätze,  Durchmesser  13  cm,  von  schwarzem  Ton ; 

3.  als  Deckel  war  darüber  eine  etwas  größere  und  tiefere  Schüssel  gestürzt,  mit 
horizontalem  bügelförmigen  Henkel.  Durchmesser  20  cm,  Höhe  9 cm.  Auf  Taf.  LXII, 
Fig.  8 — 10,  ist  diese  Urne  mit  dem  Inhalte  dargestellt. 

XXIV.  Urne  aus  rotem  Ton,  zerdrückt  zwischen  Aschen-  und  Knochenresten, 
dabei : 

1.  schwarze  Schüssel  mit  eingezogenem  Rande  und  einem  Ansätze.  Durchmesser 
20  cm,  Höhe  8-5  cm  (Taf.  LXV,  Fig.  2); 

2.  eine  unverzierte  rote  Tonperle.  Durchmesser  4 cm; 

3.  eine  mit  Spiralen  verzierte  rote  Tonperle.  Durchmesser  4 cm-, 

4.  ein  Bronzeringel.  Durchmesser  3'5  cm  (ib.  Fig.  3); 

5.  zwei  Steinperlen. 

XXV.  Skelettbestattung,  von  SO.  nach  NW.  orientiert,  mit  folgenden  Beigaben: 

1.  Schwarze  kleine  Tonschüssel  mit  zwei  Zapfen,  wovon  der  eine  horizontal  durch- 
locht. Durchmesser  12  cm,  Höhe  5 cm  (Taf.  LXV,  Fig.  4); 

2.  kleiner  Gelenkring  aus  Bronze  mit  1 1/2  Umgang,  gekerbt  und  mit  umlaufenden 
Strichen  verziert  (ib.  Fig.  5); 

3.  bikonische  Tonperle. 

XXVI.  Skelettbestattung,  von  O.  nach  W.  orientiert.  Beigaben: 

1.  Verbrannte  Scheibenfibel,  mit  eingetriebenen  Buckeln  ornamentiert.  Durchmesser 
6-5  cm  (Taf.  LXV,  Fig.  6); 

2.  Schlangenfibel  mit  bandförmigem  Bügel  und  einem  Diskus  am  Kopfende.  Länge 
9 cm  (ib.  Fig.  8); 

3.  Fibelfragment  aus  Bi’onze,  das  den  Bügel  einer  Certosafibel  repräsentiert,  aber 
am  Kopfende  Spuren  eines  Diskus  zeigt  und  demnach  als  Ubergangsform  zur  Schlangen- 
fibel gelten  kann.  Eine  Nadelschleife  scheint  nicht  vorhanden  gewesen  zu  sein.  Länge 
7 cm  (Taf.  LXV,  Fig.  9); 

4.  diverse  Bruchstücke  von  kleinen  Schläfenringen,  die  durch  Brand  gelitten 
haben; 

5.  neun  Glasperlen,  darunter  vier  blaue  mit  weißem  Zickzackmuster  (ib.  Fig.  7). 

XXVII.  Skelettbestattung,  von  O.  nach  W.  orientiert,  enthielt  an  Beigaben: 

1.  Eine  Armbrust-Certosafibel  einfachster  Form  aus  Bronze.  Länge  l'h  cm,  Breite 
des  Spiralkopfes  3’5  cm  (Taf.  LXV,  Fig.  12); 

8* 


116 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


2.  Fibel  aus  Bronze,  welche  einer  Übergangsstufe  angehört,  indem  der  Fuß  und 
Bügel  genau  die  Certosaform  vorstellen,  während  der  Federmechanismus,  aus  drei  Spiral- 
paaren bestehend,  mit  unterzogener  Sehne  an  La  Tene-  Formen  erinnert.  Länge  7 cm 
(Taf.  LXV,  Fig.  13); 

3.  kleine  einfache,  trichterförmige  Tonschale,  dunkel  gefärbt.  Durchmesser  13’5  cm, 
Höhe  6 cm  (Taf.  LXV,  Fig.  10); 

4.  Tonring,  grau.  Durchmesser  innen  3*5  cm,  außen  6’5  cm  (Taf.  LXV,  Fig.  11). 

XXVIII.  Urne  ohne  Beigaben,  stark  beschädigt  und  fehlerhaft. 

XXIX.  Skelettbestattung,  von  SW.  nach  NO.  orientiert.  Beigaben: 

1.  eine  bronzene  Bogenfibel  mit  geknotetem  Bogen  und  dreieckigem,  in  ein  ab- 
gesetztes Knöpfchen  endendem  Fuße.  Die  Fußplatte  ist  mit  Strichornamenten  verziert. 
Die  Nadel  fehlt.  Länge  6 cm  (Taf.  LXV,  Fig.  14); 

2.  Fragment  einer  Schlangenfibel  aus  Bronze  (ib.  Fig.  16); 

3.  zwei  flache  Bronzeringe,  der  eine  mit  einem  kleinen  eingehängten  Ringe 
(ib.  Fig.  15  und  17); 

4.  zwei  ganz  kleine  eiserne  Messer  mit  einwärts  geknickter  Klinge.  Länge  10, 
beziehungsweise  7-5  cm  (Taf.  LXV,  Fig.  19  und  20); 

5.  kleine  bikonische  Bronzeperle,  mit  radialen  Ritzen  verziert  (Taf.  LXV,  Fig.  18). 

XXX.  Skelettbestattung,  von  S.  nach  N.  orientiert,  besaß  an  Beigaben  26  blaue 
Glasperlen  (Taf.  LXV,  Fig.  21)  und  ein  kleines  Bronzeringel.  Durchmesser  25  cm 
(Taf.  LXV,  Fig.  22). 

XXXI.  Zerstreute  Funde: 

1.  eine  zweischleifige  Bogenfibel  aus  Bronze  mit  viereckiger  ausgeschnittener  Fuß- 
platte vom  Glasinactypus.  Länge  7 cm  (Taf.  LXV,  Fig.  25); 

2.  ähnliche  kleinere  Fibel  aus  Bronze  mit  zweimal  durchlochter  Fußplatte.  Länge 
5 cm  (Taf.  LXV,  Fig.  23); 

3.  Früh -La  Thne- Fibel  aus  Bronze  mit  einem  großen  Knopf  am  zurückgebogenen 
Fußende.  Länge  4 cm  (Taf.  LXV,  Fig.  26); 

4.  Armband  aus  Bronze,  offen,  mit  abwechselnden  Astragalstäben  und  Disken 
verziert.  Durchmesser  6 cm  (Taf.  LXV,  Fig.  24); 

5.  blaue  Glasperle. 

XXXII.  Skelettgrab,  von  S.  nach  N.  orientiert,  hatte  als  Beigabe  nur  45  blaue 
und  gelbe  unverzierte  Pastaperlen  (Taf.  LXV,  Fig.  27). 

XXXIII.  Skelettgrab,  von  N.  nach  S.  orientiert,  hatte  als  Beigabe  einen  kleinen 
dunklen,  unverzierten  Henkelbecher  aus  Ton.  Höhe  8'5  cm,  Durchmesser  7'5  cm 
(Taf.  LXV,  Fig.  28). 

XXXIV.  Skelettgrab,  von  NO.  nach  SW.  orientiert.  Beigaben: 

1.  eisernes  Krummschwert  mit  innen  vorspringendem  Griffdorne,  breiter,  unterhalb 
des  Griffansatzes  stark  gekrümmter  Klinge.  Länge  52  cm,  Breite  3‘7  cm  (Taf.  LXIII, 
Fig.  7); 

2.  lange  schmale  Eisenlanze  mit  schwacher  Rippe,  die  Spitze  in  einer  Eisenscheide 
verwahrt.  Länge  46  cm,  Breite  3 cm,  Länge  der  Scheide  10  cm  (Taf.  LXIII,  Fig.  6); 

3.  gleichgroße,  aber  breitere,  stark  defekte  Eisenlanze  (Taf.  LXIII,  Fig.  3); 

4.  kurze  eiserne  Lanze  mit  schwacher  Mittelrippe.  Länge  28‘5  cm,  Breite  3-7  cm. 
Die  Spitze  war  gleichfalls  in  einer  Scheide  von  10  cm  Länge  verwahrt  (Taf.  LXIII,  Fig.  5); 


Trulielka.  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  im  Savebette  bei  D.  Dolina. 


117 


5.  kleiner  ditrchlochter  Wetzstein  aus  grauem  Schiefer.  Länge  6 cm  (Taf.  LXIII, 

Fi g.  8); 

6 kleine  schwarze,  flache  Tonschale.  Höhe  4 cm,  Durchmesser  11  cm.  (Taf.  LXIII, 
Kg.  4). 

XXXV.  Große  hohe  Schüssel  aus  braunem  Ton,  mit  vier  zungenförmigen  Ansätzen, 
wovon  einer  zweimal  durchlocht,  der  Hals  schwach  eingezogen.  Höhe  28  cm,  Durch- 
messer 46-5  cm  (Taf.  LXVH,  Fig.  1).  Die  Schüssel  lag  50  cm  unter  dem  Skelette  XXXIII. 
Dabei  befanden  sich  verbrannte  Reste  von  Bronzeringen,  Knöpfen,  einer  Schließe  und 
ein  besser  erhaltenes  dreieckiges  Anhängsel  (Taf.  LXVII,  Fig.  2). 

XXXVI.  kleine  rote  Tonschüssel  mit  vier  zungenförmigen  Ansätzen.  Höhe  11'5  cm, 
Durchmesser  20  cm.  Dieselbe  war  über  ein  kleines  Häufchen  Knochenasche  ohne  Bei- 
gaben gestürzt  (Taf.  LXVII,  Fig.  3). 

XXXVII.  Urne  ohne  Beigaben,  stark  zertrümmert,  so  daß  sie  nicht  restauriert 
werden  konnte. 

XXXVIII.  Skelettgrab,  von  NO.  nach  SW.  orientiert,  besaß  an  Beigaben  einen 
kleinen  Eisenspeer,  stark  verrostet,  16  cm  lang,  und  ein  kleines  Messerfragment  mit 
einwärts  gebogener  Klinge,  9 cm  lang. 

XXXIX.  Skelettgrab,  von  NO.  nach  SW.  orientiert,  besaß  an  Beigaben  einen 
größeren  gerippten,  bronzenen  Schläfenring  mit  1 1 2 3 4 * 6/3  Umgang,  Durchmesser  6 cm,  und 
einen  kleineren  ähnlichen  mit  zwei  Umgängen,  Durchmesser  3 cm  ( Taf.  LXVII, 
Fig.  4 und  5). 

XL.  Skelett,  von  NO.  nach  SW.  orientiert,  ohne  Beigaben. 

M . Gräberfeld  auf  der  Greda  des  Mido  Petro  vid. 

In  der  Richtung  gegen  Westen  fortfahrend,  wurde  an  die  letztbeschriebene  Greda 
anschließend  jene  des  Mico  Petrovic  untersucht.  Obwohl  die  Gräberanzahl  hier  die 
geringste  war,  war  die  Ausbeute  an  Funden  dennoch  eine  recht  ansehnliche.  Im 
Jahre  1901  wurden  dort  im  ganzen  neun  Bestattungen  entdeckt,  sechs  davon  mit 
Skeletten,  drei  mit  Urnenbestattung. 

Der  Befund  ergab  nichts  von  dem  bisher  Beobachteten  Abweichendes. 

I.  Skelettgrab,  von  SO.  nach  NW.  orientiert,  10  cm  tief.  Beigaben: 

1.  an  beiden  Schädelseiten  je  vier  große  Schläfeni'inge  verschiedener  Stärke  mit 
wenig  übergreifenden  Enden.  Durchmesser  7 '5  cm  (ein  Stück  fehlerhaft); 

2.  als  Halsschmuck  eine  Reihe  haselnuß-  bis  nußgroßer  abgeflachter  Bernstein- 
perlen, 27  Stück; 

3.  an  der  Brust  eine  bronzene  Bogenfibel  mit  pflugscharförmigem  Fuße,  mit  stark 
vorspringendem  Kopfe  an  der  Fußplatte.  Das  Kopfende  und  die  Nadel  fehlt.  Länge 
7 cm; 

4.  flaches  Bügelstück  einer  zweischleifigen  Bogenfibel  ohne  Kopf  und  Fuß. 
Länge  5 cm; 

15.  eine  kleinere  ähnliche  Fibel  mit  dreieckiger  Fußplatte  ohne  Nadel.  Fußplatte 
und  Oberseite  des  Bügels  sind  im  Tremolierstich  verziert.  Länge  4'7  cm; 

6.  ein  Bügelstück  einer  einschleifigen  Bogenfibel.  Die  Fußplatte  scheint  viereckig 
gewesen  zu  sein  und  schloß  mit  der  einen  Ecke  an  den  Bügel.  Am  Kopfende  Spuren 


118 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


einer  Reparatur.  Das  Endstück  ist  nämlich  ausgedengelt  und  hatte  ein  Loch,  in  welchem 
die  nachträglich  zugefügte  Nadel  festgenietet  war.  Länge  4 cm; 

7.  als  Gürtel  diente  eine  mit  einer  Drahtspirale  umwundene  Schnur,  wovon  nur 
Fragmente  gefunden  wurden; 

8.  Bronzestab,  mit  einer  abwechselnden  Reihe  größerer  und  kleinerer  Scheiben 
verziert,  an  einem  Ende  Rostspuren  von  einer  eisernen  Ose.  Der  Stab  dürfte  als  End- 
stück des  Gürtels  gedient  haben.  Länge  8'2  cm; 

9.  in  der  Gürtelgegend  an  der  rechten  Seite  wurden  fünf  Tonperlen  gefunden, 
Avovon  zwei  kleinere  unverziert,  die  anderen  ornamentiert  sind.  Eine  hat  die  Gestalt 
eines  sechszackigen  Sternes,  dessen  Protuberanzen  mit  Kreisrillen  verziert  sind,  zwei 
andere  sind  mit  Spiralornamenten  verziert; 

10.  daneben  wurde  ein  bronzener  Ring  mit  vier  diametralen  Ösen  gefunden. 
Durchmesser  3 cm; 

11.  links  neben  dem  Skelette  lagen  zwei  eiserne  Lanzenspitzen,  die  eine  ist  38  cm 
lang  (Blatt  23  cm  lang,  6 cm  breit),  die  andere  ist  33  cm  lang  (Blatt  20  cm  lang,  5 cm 
breit).  Beide  Lanzen  haben  starke  Mittelrippen. 

II.  Leichenbrand  mit  Urne,  durch  die  Pflugschar  gänzlich  zerstört.  Als  Bei- 
gaben : 

1.  ein  bronzener  torquierter  Halsring  mit  eingerollten  Enden  von  sehr  engem 
Abstand.  Durchmesser  15  und  12‘5  cm; 

2.  eiserner  Halsring  mit  abgebrochenen  Enden,  mit  einer  Reihe  darüber  gezogener 
flacher  Bronzeperlen.  Durchmesser  15  cm; 

3.  sechs  Stück  Schläfenringe  mit  birnenförmigen  Enden  aus  Bronze.  Durch- 
messer 7 cm; 

4.  zwei  bronzene  Bogenfibeln  mit  zwei  Schleifen  und  großen  viereckigen,  an  den 
Seiten  stark  ausgeschnittenen  Fußplatten.  Beide  Stücke  bildeten  ein  Paar,  doch  ist  von 
einem  nur  das  Bügelstück  erhalten.  Länge  8 cm; 

5.  kleinere  ähnliche  Bogenfibel  ohne  Nadel.  An  Stelle  der  abgebrochenen  ursprüng- 
lichen Nadel  wurde  eine  eiserne  angenietet,  von  der  nur  mehr  Rostspuren  vorhanden 
sind.  Länge  5'5  cm; 

6.  überdies  wurden  noch  stark  verbogene  und  durch  Brand  deformierte  Fragmente 
eines  mit  Punkten  und  Buckeln  ornamentierten  Blechgürtels,  einer  Gürtelschließe  und 
ein  geschlitzter  Buckelknopf  gefunden. 

Grab  I und  II  befand  sich  knapp  nebeneinander  und  zwischen  ihnen  eine  zwei- 
lienkelige,  vertikal  gerippte,  ausgebauchte  Schale,  8’5  cm  hoch.  Durchmesser  7 cm.  Es 
ist  unbestimmt,  zu  welchen  von  den  beiden  Gräbern  sie  gehört. 

III.  Skelettbestattung,  von  SO.  nach  NW.  orientiert,  10cm  tief,  lm  von  den 
vorherigen  Gräbern  entfernt.  Beigaben: 

1.  ober  dem  Schädel  stand  eine  beschädigte  Tonurne  mit  zwei  zungenförmigen 
Ansätzen  von  rötlichbraunem  Ton,  mit  der  Öffnung  nach  unten  gekehrt; 

2.  daneben  eine  flache  Schüssel  aus  braunem  Ton  mit  eingezogenem  Rande. 
Durchmesser  10'5  cm,  Höhe  5 cm; 

3.  neben  dem  Schädel  stand  eine  kleine  schwarze,  zweihenkelige  Tonschale,  mit 
schrägen  Rillen  am  Bauche  und  zwei  horizontalen  Rillen  am  Halse  verziert.  Durch- 
messer 5‘5  cm,  Höhe  5 5 cm , und 

4.  eine  kleine  Vase  mit  Deckel  aus  gelbem  Ton,  birnenförmig,  mit  Schrägbändern^ 
aus  drei  Rillen  bestehend,  verziert  und  unter  dem  Rande  mit  zwei  Löchern  zum  Durch- 


Truhelka.  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  im  Savebette  bei  D.  Dolina. 


119 


ziehen  einer  Schnur  versehen.  Der  spitze  Deckel  ist  in  der  Mitte  gleichfalls  durchlocht. 
Höhe  l'b  cm ; 

5.  daneben  wurde  noch  eine  dunkelbraune  einfache  Tonschale  mit  eingezogenem 
Rande  und  drei  warzenförmigen  Ansätzen  gefunden.  Durchmesser  10'5  cm.  Einer  der 
Ansätze  ist  größer  und  horizontal  durchlocht; 

6.  in  der  Schläfengegend  lagen  Fragmente  von  Schläfenringen.  Durchmesser  7 cm; 

7.  als  Halsschmuck  diente  ein  dicht  torquierter  Halsring  aus  Bronze  mit  ab- 
gebrochenen Ösen.  Durchmesser  125  cm,  Stärke  5 mm; 

8.  an  der  Brust  lag  eine  große  runde  Scheibenfibel  aus  sehr  dünnem  Bronzeblech. 
Die  Scheibe  ist  durch  fünf  flache,  kreuzförmig  angeordnete  Buckeln  verziert,  welche 
durch  eine  Reihe  von  Punkten  swastikaförmig  verbunden  sind.  Der  Rand  der  Fibel 
ist  mit  zwei  erhaben  ausgestanzten  Punkten  und  einer  Reihe  von  durchbrochenen  Drei- 
ecken verziert,  welche  nach  innen  gleichfalls  mit  zwei  Punktreihen  abschließen.  Durch- 
messer 9’5  cm.  An  der  Unterseite  ist  eine  flache  einschleifige  Bogenfibel  mit  zwei  Nieten 
festgenietet; 

9.  als  Brustschmuck  dienten  weiters  zwei  bronzene  Kahnfibeln  mit  langem, 
schmalem,  abgestutztem  Fuße,  stark  gewölbtem  Bügel,  welcher  an  den  Rändern  und 
längs  des  Scheitels  mit  einem  gestrichelten  Bande,  an  den  beiden  Enden  durch  eine 
Reihe  von  Querrillen  verziert  ist.  Die  Nadelschleife  hat  zwei  Umgänge.  Länge  7T  cm; 

10.  Gelenkring  aus  flachgerundetem  Bronzeband  mit  2*/4  Umgang.  Durchmesser 
4-5  cm; 

11.  als  Gelenkringe  dienten  auch  zwei  Schläfenringe,  die  enger  gebogen  wurden, 
so  daß  sie  nahezu  zwei  Umgänge  bilden.  Durchmesser  4 cm; 

12.  zwei  Bronzestäbe,  mit  einer  Reihe  von  Scheiben  verziert,  wurden  in  der  Gürtel- 
gegend gefunden.  An  den  beiden  Enden  waren  Eisendrähte,  die  zu  Ösen  geformt 
waren,  eingelassen.  An  dem  einen  Exemplar  ist  ein  solcher  Draht  mit  dem  Ansätze  der 
Öse  erhalten,  an  dem  anderen  sieht  man  die  Bohrung,  in  welcher  der  Eisendraht  ver- 
senkt war.  Länge  8'5  cm; 

13.  an  Bruchstücken  wurden  zahlreiche  Fragmente  von  kleinen  Schläfenringen  und 
Armringen  gefunden; 

14.  als  interessantestes  Stück  ist  eine  Fibel  hervorzuheben,  die  aus  einer  runden 
gelappten,  bronzenen  Gürtelschließe  mit  stark  vorspringendem  Mittelknopfe  improvisiert 
wurde.  An  der  Unterseite  der  Schließe  wurde  nämlich  eine  bronzene  Nadel  mit  zwei 
Spiralumgängen  angenietet  und  als  Nadelhalter  ein  schmales  Eisenband,  das  hakenförmig 
eingebogen  war.  Durchmesser  4'7  cm; 

15.  zwei  Tonperlen,  wovon  die  kleinere  unverziert,  die  größere  mit  Spiralornamenten 
verziert  war,  dienten  nebst  drei  kleinen  Bernsteinperlen  als  Halsschmuck. 

IV.  Größere  schwarzgebrannte  Tonurne,  stark  ausgebaucht,  mit  hohem,  sich  ver- 
jüngendem Halse  und  umgelegtem  Rande.  Die  Urne  hat  am  Bauche  zwei  zungen- 
förmige, am  Plalsansatze  vier  senkrechte  spitze  Ansätze.  Höhe  51  cm,  Durchmesser  der 
Bauchwölbung  40  cm,  der  Öffnung  19  cm. 

Als  Deckel  diente  eine  einfache  Schüssel  mit  eingezogenem  Rande  und  vier  warzen- 
förmigen Zapfen  an  der  Bauchwölbung.  Durchmesser  25  cm,  Höhe  9‘5  cm. 

In  der  Urne,  welche  die  Leichenreste  enthielt,  befanden  sich  eine  mit  der  Spitze 
nach  oben  gekehrte  Eisenlanze,  40  cm  lang  (Blatt  27  cm  lang,  5-5  cm  breit),  mit  flacher 
kantiger  Mittelrippe  und  ausgedengelter  Schneide,  weiters  zwei  einfache  rohgeformte 
Tonschälchen,  Durchmesser  9-5  cm,  Höhe  4 cm , ein  mit  Scheiben  verzierter  Bronzestab, 


120  I.  Archäologie  und  Geschichte. 

Länge  8-5  cm,  und  ein  einwärts  gebogenes  eisernes  Messer  mit  eisernem  Heftbeschlag, 
18  cm  lang. 

Y.  Skelettbestattung,  von  O.  nach  W.  orientiert,  15cm  tief.  Beigaben: 

1.  an  beiden  Schläfenseiten  je  zwei  große  Schläfenringe  aus  Bronzedraht,  der  eine 
mit  birnenförmigem  Endköpfchen,  Durchmesser  5 cm,  der  andere  ohne  Köpfchen,  Durch- 
messer 6 cm  ; 

2.  am  Halse  eine  kleine  schwarze,  bikonische  Tonperle  und  eine  ovoide  aus 
braunem  Ton,  mit  schrägen  tiefen  Rillen  gebändert; 

3.  an  der  Brust  lag  eine  kugelförmige  Schale  aus  dunklem  Ton,  mit  Rillen  ver- 
ziert, welche  schachbrettartig  abwechseln. 

VI.  Skelettgrab,  von  W.  nach  O.  orientiert,  kaum  5 — 10cm  tief  gelegen. 

1.  Neben  dem  rechten  Unterschenkel  lag  ein  eisernes  Krummschwert  mit  Vor- 
stecker an  der  Spitze.  Das  Schwei’t,  mit  flacher  Griffzunge  und  drei  Nieten  daran,  hat 
an  der  Innenseite  einen  Heftdorn  und  ist  unterhalb  desselben  die  Klinge  stark  geknickt. 
Die  Klinge  selbst  hat  geraden  Rücken  und  eine  stark  gewölbte,  gegen  die  Spitze  spitz 
verlaufende  Schneide.  Länge  47  cm,  Breite  4 cm,  Länge  des  Vorsteckers  12'5  cm. 

2.  Neben  der  linken  Hüfte  lag  ein  kleines  gekrümmtes  Eisenmesser,  dessen  Heft, 
wie  nach  dem  Abdrucke  am  Roste  zu  sehen  ist,  aus  Bein  war.  Länge  13’5  cm, 
Breite  2 cm. 

3.  Über  den  Füßen  des  Leichnams  war  ein  großer  eiserner  Schildbuckel  gelegt, 
ähnlich  jenen  von  der  Greda  des  Mato  Petrovic  jun. 

4.  Neben  dem  Skelette  lagen  zwei  gleichgeformte  Eisenlanzen,  die  eine  mit  flacher 
kantiger  Mittelrippe,  die  andere  mit  gratförmiger.  Letztere  besaß  einen  8 cm  langen 
eisernen  Vorstecker.  Länge  der  Lanze  37  cm,  Blatt  23  cm  lang,  6 cm  breit. 

5.  Links  neben  dem  Schädel  lag  eine  einfache  kleine,  schmucklose  Schüssel  aus 
dunkelgrauem  Ton.  Durchmesser  10'5  cm,  Höhe  5 cm. 

VII.  Skelettbestattung,  von  W.  nach  0.  orientiert,  10  cm  tief,  knapp  neben  dem 
vorherigen  Skelette  liegend,  enthielt  an  Beigaben : 

1.  zur  Linken  eine  eiserne  Lanzenspitze  mit  schwacher  Mittelrippe,  38  cm  lang 
(Blatt  23  cm  lang,  6-5  cm  breit).  Die  Spitze  lag  nach  oben; 

2.  daneben  in  gleicher  Reihe  ein  Krummschwert  wie  das  im  vorherigen  Grabe, 
Länge  47  cm,  Breite  4'5  cm; 

3.  ein  kleines  Eisenmesser  mit  nach  innen  gekrümmter  Klinge,  13'5  cm  lang, 
2 cm  breit,  lag  gleichfalls  an  derselben  Stelle. 

VIII.  Unter  diesem  Skelette  lag  ein  zweites  in  einer  Tiefe  von  30  cm,  von  O.  nach 
W.  orientiert,  so  daß  das  frühere  Grab  als  Nachbestattung  anzusehen  ist. 

1.  Das  ältere  Grab  enthielt  an  Beigaben  zu  beiden  Seiten  des  Schädels  je  vier 
Schläfenringe  mit  gravierten,  wenig  übergreifenden  Enden  aus  Bronzedraht.  Durchmesser 
7'5  cm; 

2.  am  Halse  einen  massiv  torquierten  Halsring  mit  Endösen.  Durchmesser  17 
und  16  cm; 

3.  an  der  Brust  befanden  sich  vier  bronzene  Kahnfibeln  mit  langem  Fuße.  Ein 
Paar  davon  hat  massive  Bügel,  die  mit  drei  Reihen  eingestanzter  Kreuzchen  verziert 
sind.  Länge  65  cm.  Eine  dritte  Fibel  aus  Bronze  ist  größer,  mit  breitem,  stark  ge- 
wölbtem, unten  hohlem  Bügel,  welcher  mit  Strichen  und  gerippten  Bändern  verziert  ist. 
Länge  10  cm.  Die  vierte  Fibel,  ähnlich  geformt,  hat  einen  mit  starken  Querrippen  ver- 


Truhelka.  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  im  Savebette  bei  D.  Dolina. 


121 


zierten  Bügel.  Die  Nadel  ist  abgebrochen  und  eine  nachträgliche  Reparatur  nur  mehr 
an  der  vorhandenen  Niete  zu  erkennen.  Länge  10  cm; 

4.  in  der  Gürtelgegend  lag  eine  kleine,  mit  konzentrischen  Kreisen  verzierte 
Tonperle; 

5.  an  den  Füßen  eine  Tonschale  mit  querdurchbohrtem  Zapfen.  Durchmesser 
10  cm,  Höhe  4 cm. 

IX.  Urnengrab,  40  cm  tief  gelegen.  Die  Urne  ist  aus  rötlichem  Ton,  glocken- 
förmig, mit  vier  diametralen  zungenförmigen  Ansätzen  am  Bauche.  Höhe  27  cm,  Durch- 
messer 18-5  cm. 

In  der  Urne  lagen  Brandreste  und  an  Beigaben: 

1.  zwei  Brillenspiralfibeln,  die  je  an  eine  Eisenlamelle  mit  Nadel  angenietet  waren; 

2.  Fragmente  zweier  Bogenfibeln,  deren  Form  nicht  näher  bestimmbar  ist; 

3.  zwei  massive  Armbänder; 

4.  ein  kleines  Eisenmesser,  1L5  cm  lang,  und  endlich 

5.  verschiedene  Bruchstücke  von  Schläfenringen,  kleinen  Buckelknöpfen  und  halb- 
verschlackten Bronzefragmenten. 

Alle  genannten  Stücke  haben  mehr  oder  weniger  durch  den  Brand  gelitten. 

VI.  Gräberfeld  auf  der  Greda  des  Mato  Petrovid  sen. 

(Hierzu  die  Tafeln  LXVHI— LXXIIL) 

An  den  Acker  des  Anton  Sokic  gegen  Westen  angrenzend,  befindet  sich  die 
Greda  des  Mato  Petrovid  sen.  Die  Gräber  lagen  hier  verhältnismäßig  spärlicher,  doch 
war  das  ganze  Terrain  mit  Tonscherben,  gebranntem  Lehm,  Knochenstücken  u.  dgl. 
stark  durchsetzt  und  die  gesamte  Beschaffenheit  desselben  verrät  es  deutlich,  daß  das 
Erdreich  wiederholt  durchwühlt  war. 

Starke  Schichten  gebrannten  Lehms  sprechen  dafür,  daß  hier  mehrere  Feuerstellen 
sich  befanden.  Ob  dieselben  zu  einzelnen  in  der  Nähe  des  Grabfeldes  aufgeschlagenen 
Hütten  gehörten,  darüber  konnte  durch  die  Ausgrabungen  kein  sicherer  Aufschluß  ge- 
wonnen werden.  Als  ein  Argument  dafür  könnte  nur  angeführt  werden,  daß  an  der 
Nordostecke  des  Feldes  eine  mit  vielen  Senkgewichten  gefüllte  Brandgrube  entdeckt 
wurde,  somit  der  Beweis  menschlicher  Werktätigkeit  gegeben  wäre.  Von  hier  gegen 
Westen  fortschreitend,  zeigen  sich  die  Bestattungen  immer  seltener  und  in  dem  Maße, 
in  welchem  sie  ab  nehmen,  nehmen  die  Spuren  von  Wohnstätten  immer  mehr  zu. 

Die  auf  dieser  Greda  bisher  entdeckten  Bestattungen  zählen  im  ganzen  18  Gräber : 
zehn  davon  sind  Skelettgräber,  sieben  Urnengräber  und  eine  Brandschichte  mit 
Skelettresten. 

Auf  der  Greda  des  Mato  Petrovic  „Veliki“,  wo  im  Vorjahre  ein  kleines,  4 m breites, 
12  m langes  Stück  unausgegraben  blieb,  wurde  noch  dieses  durchgegraben  und  darin 
zwei  Bestattungen  entdeckt  (Grab  XIX  und  XX).  Versuche  an  den  Seitenrändern  der 
Greda  ergaben  wohl  einzelne  Scherben  und  gebrannte  Erdklumpen,  doch  wurde  hier 
keinerlei  weitere  Bestattung  aufgefunden. 

I.  Skelettbestattung,  von  O.  nach  W.  orientiert,  30  cm  tief  gelegen,  ohne  Bei- 
gaben. 

II.  Unter  diesem  Skelette  lag  in  einer  Tiefe  von  50  cm  ein  zweites  von  S.  nach  N. 
orientiertes  Skelett,  welches  folgende  Beigaben  besaß: 


122 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


1.  zwei  Certosafibeln  aus  Bronze  mit  flachem  Endknopf  am  Fuße.  Bei  einer  war 
die  Nadel  abgebrochen  und  an  deren  Stelle  eine  andere  am  Oberende  des  Bügels  an- 
genietet. Bei  dieser  Reparatur  ging  der  Zierknopf  am  Bügelende  verloren.  Der  Rücken 
dieser  Fibel  ist  flach  gewölbt.  Sie  ist  Wb  cm  lang,  wovon  auf  den  Fuß  5 cm  entfallen, 
hoch  ist  sie  35  cm  (Taf.  LXVIII,  Fig.  1). 

Die  zweite  Fibel  hat  einen  schmäleren  Bügel,  der  kantig  geformt  ist  und  am 
Kopfende  einen  aus  einem  Bronzestreifen  darum  gewundenen  Knoten.  Länge  12  cm, 
Fuß  5 cm  lang,  Höhe  3'5  cm  (Taf.  LXVIII,  Fig.  2); 

3.  drei  kleine  nicht  ornamentierte  Tonperlen.  Durchmesser  von  2’5 — 3 cm; 

3.  ein  Hirschzahn,  welcher  an  der  Wurzel  durchlocht  ist  und  als  Anhängsel 
diente.  Das  Email  ist  von  Bronzepatina  hellgrün  infiltriert  (Taf.  LXVIII,  Fig.  5). 

III.  Urne  mit  Leichenbrand,  welche  leider,  da  sie  nur  30  cm  tief  lag,  gänzlich 
zerstört  war.  Sie  enthielt  außer  kalzinierten  Knochen 

1.  ein  kleines  halbkugelförmiges,  einhenkeliges  Schälchen  aus  braunem  Ton.  Durch- 
messer 7 cm,  Höhe  5 cm  (Taf.  LXVIII,  Fig.  7); 

2.  eine  graue,  mit  Spiralen  verzierte  Tonperle.  Durchmesser  4 cm  (Taf.  LXVIII, 
Fig.  6); 

3.  einen  hohen  dütenförmigen  Bronzeknopf.  Durchmesser  3-5  cm,  Höhe  3‘2  cm 
(Taf.  LXVIII,  Fig.  8). 

4.  Die  übrigen  Bronzesachen  sind  durch  Brand  zerstört  und  nur  in  Fragmenten 
vorhanden.  Man  erkennt  darunter  das  Bügelstück  einer  einschleifigen  Bogenfibel  mit 
viereckiger,  an  der  Ecke  ansitzender  Fußplatte  (ib.  Fig.  9),  ferner  Bruchstücke  von 
massiven  Gelenkringen  und  von  Schläfenringen; 

5.  eine  kleine  bikonische  Tonperle.  Durchmesser  2 cm,  Höhe  2 cm  (Taf.  LXVIII, 
Fig.  11);  . 

6.  eine  blaue  Emailperle  mit  weißem  Zickzackornamente.  Durchmesser  13  mm 
(ib.  Fig.  10); 

IV.  Skelettgrab,  von  0.  nach  W.  orientiert,  20  cm  tief,  mit  reichen  Beigaben: 

1.  vier  kleinere  Schläfenringe  mit  birnenförmigen  Endknoten.  Durchmesser  b'b  cm, 
und  vier  größere  Schläfenringe  mit  übergreifenden  Enden.  Durchmesser  7-5  cm,  welche 
paarweise  an  beiden  Schläfengegenden  lagen  (Taf.  LXVIII,  Fig.  12  und  15); 

2.  bronzener  Halsring,  torquiert,  mit  plattgeschlageneu  länglich-dreieckigen,  zu 
breiten  Ösen  eingerollten  Enden,  wodurch  er  von  allen  bisher  gefundenen  Formen 
wesentlich  abweicht.  Durchmesser  15  zu  14  cm,  Breite  der  Endplatte  l-8  cm,  Länge 
8 cm  (Taf.  LXVIII,  Fig.  13); 

3.  kleines  graviertes  Bügelstück  einer  Bogenfibel  mit  Öse  daran,  welche  in  die 
Kategorie  der  Fibeln  von  Velem  St.  Veith  gehören  dürfte; 

4.  eine  tonnenförmige  Perle  aus  Bronze.  Länge  2 cm  (Taf.  LXVIII,  Fig.  19); 

5.  24  blaue  und  weiße  Glasperlen  (ib.  Fig.  4); 

6.  zwei  unverzierte  Tonperlen  (ib.  Fig.  16  und  17); 

7.  ein  bronzenes  sichelförmiges  Anhängsel  mit  fünf  in  Knoten  endenden  strahlen- 
förmigen Ansätzen.  Länge  2-7  cm,  Breite  3 cm  (ib.  Fig.  20); 

8.  Buckelknopf  aus  Bronzeblech.  Durchmesser  3 cm  (Taf.  LXVIII,  Fig.  18); 

9.  kleines  gekrümmtes  Eisenmesser  mit  dornenförmigen  Schaftzapfen.  Länge  12  cm, 
Breite  2 cm  (Taf.  LXVIII,  Fig.  21); 

10.  Bronzegürtel  mit  runder,  in  der  Mitte  ausgebuckelter  und  durchbrochener,  am 
Rande  mit  einem  Lappenkranze  versehener  Schließe.  Der  Gürtel  war  mit  vier  Reihen 


Truhelka.  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  im  Savebette  bei  D.  Dolina. 


123 


kleiner  Bronzeknöpfe  benäht.  Anzahl  der  Vorgefundenen  Knöpfe  144  (Taf.  LXVIII, 
Fig.  22  und  23); 

11.  unter  den  Füßen  lag  eine  flache  Schale  aus  dunklem  Ton  mit  eingezogenem 
Rande  und  mit  einem  horizontal  durchlochten  Zapfen.  Durchmesser  14  cm,  Höhe  6'5  cm 
(ib.  Fig.  14). 

V.  Urnengrab  mit  Brandresten,  10  cm  tief.  Die  Urne  ist  glockenförmig  mit  vier 
zungenförmigen  Ansätzen  und  einer  Reihe  von  Fingereindrücken  unterhalb  des  Randes. 
Da  die  Urne  sehr  seicht  lag,  wurde  der  Rand  vom  Pfluge  zerstört.  Erhaltene  Höhe 
32  cm,  Durchmesser  20  cm  (Taf.  LXIX,  Fig.  1). 

In  der  Urne  wurde  eine  kleine  Miniatururne  mit  vier  warzenförmigen  Ansätzen  und 
eingezogenem  Halse  gefunden.  Höhe  6 cm,  Durchmesser  4‘5  cm  (Taf.  LXIX,  Fig.  2), 
ferner  ein  kleines  Eisenmesser  mit  gekrümmter  Schneide,  Länge  9'5  cm,  Breite  1-5  cm 
(ib.  Fig.  3),  kleinere  unbestimmbare  Bronze-  und  Eisenfragmente. 

VI.  Br  andgrab,  in  einer  schwarzen  tonnenförmigen  Urne  mit  eingezogenem  Halse, 
zwei  zungenförmigen  Zapfen  an  der  unteren  Bauchseite  und  einem  aus  drei  vertieften 
Punktreihen  gebildeten  Bande  am  Halse.  Höhe  39  cm,  Durchmesser  der  Öffnung  17  cm, 
des  Bauches  29  cm. 

1.  In  der  Urne  stak  mit  der  Spitze  nach  abwärts  eine  Eisenlanze  mit  starker  Mittel- 
rippe. Länge  34  cm,  Blatt  20  cm  lang,  5-5  cm  breit  (Taf.  LXIX,  Fig.  5); 

2.  Speerspitze  aus  Eisen,  mit  weiter  Dülle  und  schmalem,  stark  geripptem  Blatte. 
Länge  16  cm,  Breite  2-5  cm  (ib.  Fig.  4) ; 

3.  vier  kleine  Halsringe  aus  Bronze,  einer  davon  glatt,  zwei  torquiert  und  einer 
mit  Kugeln  besetzt.  Alle  vier  dürften  als  Schmuck  eines  Kindes  gedient  haben.  Der 
größte  hat  einen  Durchmesser  von  lUöcm,  der  kleinste  von  7‘5  cm  (Taf.  LXIX,  Fig.  8, 
13—15); 

4.  ein  Paar  kleiner  Spiralgelenkringe  aus  Bronze  mit  vier  Umgängen  aus  flach- 
gehämmertem Draht.  Durchmesser  4'5  cm  (Taf.  LXIX,  Fig.  6 und  7); 

5.  ein  Paar  Gelenkringe  aus  starkem  Bronzedraht  mit  1 2/3  Umgang.  Durchmesser 
3-5  cm  (Taf.  LXIX,  Fig.  10  und  11); 

6.  zwei  Schläfenringe  aus  sehr  dünnem  Bronzedraht.  Durchmesser  4‘5  cm 
(Taf.  LXIX,  Fig.  9),  und  ferner  Bruchstücke  von  solchen  und  kleinere  Bronzefragmente 
(Buckelknopf  Taf.  LXIX,  Fig.  12); 

7.  kleine  dunkle  Tonschale  mit  eingezogener  Öffnung  und  vier  warzenförmigen 
Ansätzen,  Durchmesser  10-5  cm,  Höhe  5 cm,  welche  neben  der  Urne  als  Opferbei- 
gabe lag. 

VII.  Urnengrab,  bestehend  aus  einer  glockenförmigen  Urne  mit  vier  zapfen- 
förmigen Ansätzen  aus  rötlichem  Ton,  Höhe  23  cm,  Durchmesser  18  cm,  welche  mit 
vier  warzenförmigen  Zapfen  besetzt  war.  Durchmesser  der  Schüssel  18  cm,  Höhe  7 cm. 
Als  Beigaben  fand  man  in  der  Urne  einen  kleinen  einhenkeligen  Becher,  dessen  Bauch- 
wölbung mit  schrägen  Rillen  verziert  ist,  Durchmesser  6 cm,  Höhe  5 cm  (Taf.  LXX, 
Fig.  1),  und  einen  verbogenen  kleinen  Ring  von  Bronze. 

Neben  der  Urne  stand  ein  bauchiges  Gefäß  mit  zwei  diametralen  Henkeln  an  der 
Bauchwölbung,  der  obere  Teil  des  Gefäßes  war  beschädigt.  Höhe  19  cm,  Durchmesser 
19  cm. 

VIII.  Brandschichte  mit  Leichenresten.  Sie  enthielt: 

1.  eine  25  cm  lange  Kette  aus  Bronze  mit  spiralförmigen  Gliedern,  welche  in  der 
Mitte  durch  eine  kleine  Brillenspirale  verziert  ist  (Taf.  LXX,  Fig.  11); 


124 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


2.  dütenförmiger  Bronzeknopf,  Durchmesser  2-0,  Höhe  L5  cm,  an  der  Unterseite 
mit  einem  Stiele  versehen,  welcher  als  Niete  diente  (Taf.  LXX,  Fig.  4); 

3.  kleiner  Gelenkring  aus  Bronzedraht  mit  1 J/2  Umgang.  Durchmesser  4 cm 
(Taf.  LXX,  Fig.  15); 

4.  ovoide  Bronzeperle.  Durchmesser  3-2  cm  (Taf.  LXX,  Fig.  14); 

5.  drei  bikonische  Tonperlen  mit  eingekerbtem  Rande.  Durchmesser  2‘5  cm 
(Taf.  LXX,  Fig.  12  und  13). 

6.  Sonst  wurden  noch  eine  Anzahl  von  kleinen  bronzenen  Buckelknöpfen  (ib.  Fig.  5, 
6,  9 und  10)  gefunden  sowie  Fragmente  von  Gelenkringen,  Spiralröhrchen,  Anhängseln 
(ib.  Fig.  7 und  8)  und  das  Bügelstück  einer  zweischleifigen  Bogenfibel.  Die  Brand- 
schichte war  mit  einer  kleinen  roten  glockenförmigen  Tonurne  mit  vier  zungenförmigen 
Ansätzen  (Taf.  LXX,  Fig.  2)  überdeckt.  Durchmesser  der  Urne  17  cm,  Höhe  17  cm. 

Daneben  stand  eine  Miniatururne  mit  drei  Paaren  warzenförmiger  Ansätze  aus 
dunkelgrauem  Ton.  Höhe  8'5  cm,  Durchmesser  4-5  cm  (Taf.  LXX,  Fig.  3). 

IX.  Skelettbestattung,  von  0.  nach  W.  orientiert,  30cm  tief,  mit  reichen  Bei- 
gaben : 

1.  ober  dem  Schädel  stand  eine  kleine  flache  Schüssel  mit  breiten  Horizontalrillen 
und  drei  warzenförmigen  Ansätzen,  wovon  einer  durchlocht  (Taf.  LXX,  Fig.  17); 

2.  in  der  Schläfengegend  je  vier  große,  schön  patinierte  Schläfenringe  mit  wenig 
übergreifenden  Enden.  Durchmesser  7’5  cm  (Taf.  LXX,  Fig.  21  und  22); 

3.  großer,  massiv  torquierter  Halsring  mit  eingerollten  Enden.  Die  vierkantig 
fassonierten  Endteile  sind  mit  grätenförmigen  Einkerbungen  verziert.  Durchmesser  18 
und  16  cm  (Taf.  LXX,  Fig.  19); 

4.  Halsschnur,  bestehend  aus  49  flachen,  scheibenförmigen  und  bikonischen  Bernstein- 
perlen, zumeist  klein,  nur  wenige  darunter  haselnußgroß  (Taf.  LXX,  Fig.  27); 

5.  als  Brustschmuck  diente  eine  runde  Scheibenfibel  mit  getriebenen  flachen 
Buckeln  und  drei  Reihen  erhabener  Punkte  verziert.  Durchmesser  8‘5  cm  (Taf.  LXXI, 
Fig.  1 und  1 a),  links  davon  eine  Bogenfibel  mit  langem  Fuße.  Am  Scheitel  des  Bügels 
sowie  am  Fußende  befindet  sich  eine  Ose  und  darin  dreieckige  Anhängsel.  In  dieser 
Form  erinnert  die  Fibel  an  charakteristische  Typen  von  Szt.  Vid  in  Ungarn.  Länge 
5-2  cm  (Taf.  LXXI,  Fig.  3); 

6.  Gürtel,  bestehend  aus  drei  Reihen  gebuckelter,  mit  Radialschlitzen  verzierter 
Bronzeknöpfe.  Durchmesser  3 cm,  wovon  28  Doppelknöpfe  und  28  einzeln  gefunden 
wurden  (Taf.  LXXI,  Fig.  8). 

Eigentümlicherweise  besaß  dieses  Skelett  noch  einen  Gürtel  ganz  gleicher  Form  mit 
runder,  kreuzförmig  durchbrochener  und  von  einem  Lappenkranze  umgebener  Schließe, 
welche  aus  23  Doppelknöpfen  und  23  Einzelnknöpfen  bestand  (Taf.  LXXn,  Fig.  1 und  2). 

Es  ist  möglich,  daß  dieser  Gürtel  als  Opfergabe  aufzufassen  ist. 

7.  Als  Schließe  des  ersten  kostbaren  Gürtels  diente  eine  radförmige  Bronzescheibe 
mit  kreuzförmig  durchbrochenem  Mittelstücke.  Durchmesser  5 cm.  An  der  Unterseite 
der  Scheibe  befindet  sich  nicht  der  übliche  Haken,  sondern  eine  breite  bogenförmige 
Öse  (Taf.  LXXI,  Fig.  9 und  9 a); 

8.  von  den  Achseln  hing  eine  Doppelschnur  herab  und  schlang  sich  um  die  Hüften 
als  Gürtel.  Sie  war  mit  flachem  Bronzedraht  spiralförmig  umsponnen.  Die  Schnur  ist 
selbstverständlich  vermodert,  aber  von  Spiralhülsen  wurde  eine  große  Menge  gefunden 
(Taf.  LXXI,  Fig.  2 und  4).  In  der  Mitte  war  die  Schnur  mit  der  oben  beschriebenen 
Gürtelschließe  verbunden ; 


Truhelka.  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  im  Savebette  bei  D.  Dolina. 


125 


9.  drei  Bronzeknöpfe,  mit  einem  Lappenkranze  verziert,  welche  in  gewissen  Ab- 
ständen auf  der  vorbeschriebenen  Gürtelschnur  angereiht  waren  (Taf.  LXXI,  Fig.  5); 

10.  eine  schmale  lange,  bronzene  Tonnenperle  gehörte  gleichfalls  zur  Gürtelschnur 
(Taf.  LXX,  Fig.  20); 

11.  ein  Paar  Armschienen  aus  gewundenem  flachen  Bronzedraht  in  21  Umgängen. 
Durchmesser  6‘5  cm,  Höhe  7 cm  (Taf.  LXXI,  Fig.  6 und  7); 

12.  an  der  rechten  Achsel  wurde  eine  eigentümliche  Nadel  mit  Vorstecker  gefunden, 
welche  an  beiden  Enden  mit  horizontalen  Rillen  verziert  ist  und  Ösen  bildet.  Länge 
9 cm  (Taf.  LXX,  Fig.  25); 

13.  zwei  mit  Spiralen  ornamentierte  Tonperlen.  Durchmesser  3 cm  (Taf.  LXX, 
Fig.  23  und  24). 

14.  Vereinzelt  wurde  noch  in  der  Nähe  des  Skelettes  gefunden:  ein  kleiner  bron- 
zener Buckelknopf  (Taf.  LXX,  Fig.  18),  ein  bronzener  Nagel  mit  sehr  großem  schild- 
förmigen Kopf  und  eine  Knochenperle,  welche,  durch  Bronzeoxyde  infiltriert,  eine 
prächtige  malachitartige  Patina  erhielt  (Taf.  LXX,  Fig.  26). 

X.  Skelettbestattung,  von  0.  nach  W.  orientiert,  zu  Füßen  des  vorherigen 
Skelettes  liegend,  mit  folgenden  Beigaben: 

1.  neun  Stück  Schläfenringe,  darunter  sechs  größere  (Taf.  LXXII,  Fig.  7),  Durch- 
messer 55  cm,  mit  eingerollter  Endöse,  stellenweise  durch  Querrillen  verziert,  aus 
dünnem  Draht,  und  drei  kleine  Schläfenringe  mit  einem  Durchmesser  von  nur  2'5  cm 
(Taf.  LXXII,  Fig.  11  und  14); 

2.  als  Halsschmuck  diente  ein  torquierter  bronzener  Halsring  mit  Endösen.  Durch- 
messer 13  cm  (Taf.  LXXH,  Fig.  6); 

3.  neun  kleine  flachrunde  Bernsteinperlen  (Taf.  LXXII,  Fig.  16  und  19)  und  eine 
tonnenförmige  Bronzeperle  (ib.  Fig.  15); 

4.  an  der  Brust  eine  Bogenfibel  aus  Bronze  mit  dreieckiger  Fußplatte,  zwei 
Schleifen  und  geripptem  Bügel.  Länge  4-7  cm,  Höhe  3 cm  (Taf.  LXXII,  Fig.  18); 

5.  gleichfalls  an  der  Brust  lagen  zwei  durchbrochene  Bronzescheiben,  die  eine 
4'5  cm  Durchmesser,  hat  die  Gestalt  eines  mit  acht  Speichen  versehenen  Rades,  die 
andere  hat  die  Form  eines  von  vier  Doppelspeichen  getragenen  Rades  und  in  den 
Segmenten  ein  aus  Stäben  gebildetes  Rechteck  (Taf.  LXXII,  Fig.  20  und  21); 

6.  an  den  Händen  zwei  kleine  Gelenkringe  aus  flachem  Bronzedraht  mit  1 V4 
Umgang.  Durchmesser  4 cm.  An  einem  Exemplare  ist  der  innere  Rand  gekerbt 
(Taf.  LXXII,  Fig.  17); 

7.  der  Gürtel  bestand  aus  einer  mit  Bronzedrahtgespinst  umsponnenen  Schnur,  an 
der  eine  40  cm  lange  Kette  hing  (Taf.  LXXII,  Fig.  3,  4 und  13).  Als  Endstück  diente 
ein  eigentümliches,  mit  durchbrochenem  Ornament  verziertes  düllenartiges  Zierstück, 
welches  an  einem  Ende  eine  Öse  bildet,  am  anderen  aber  einen  mit  einer  Nietscheibe 
versehenen  Bronzedorn  besitzt.  Länge  10  cm  (Taf.  LXXII,  Fig.  12); 

8.  tränenförmiges  geschlitztes  Bronzeanhängsel.  Länge  3 cm  (Taf.  LXXII,  Fig.  5); 

9.  außer  Bruchstücken  wurden  noch  drei  Bronzeringe,  wovon  einer  gerippt,  ge- 
funden (Taf.  LXXII,  Fig.  8-10). 

XI.  Urne  mit  Leichenbrand,  10  cm  tief,  die  Urne  total  zerstört. 

Daneben  fand  man  einen  kleinen  einhenkeligen  Krug  mit  drei  warzenförmigen 
Zapfen.  Durchmesser  7 cm,  Höhe  7-5  cm  (Taf.  LXXIII,  Fig.  1). 


126 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


XII.  Skelettbestattung,  von  0.  nach  W.,  15  cm  tief.  Oberhalb  des  Schädels 
lag  eine  einfache  kleine  Tonschüssel  mit  vier  warzenförmigen  Ansätzen.  Durchmesser 
11-5  cm,  Höhe  4-5  cm  (Taf.  LXXIII,  Fig.  2). 

Neben  der  Schale  zwei  Eisenlanzen,  mit  der  Spitze  gegen  die  Füße  zugekehrt. 
Die  eine  ist  36  cm  lang,  Blatt  22  cm  lang,  55  cm  breit  mit  kaum  angedeuteter  Mittel- 
rippe, die  andere,  41  cm  lang  (Blatt  25  cm  lang,  6 cm  breit),  mit  stärkerer  kantiger 
Rippe,  hat  die  Spitze  in  einem  aus  Bronzeblech  gebogenen  Vorstecker  geborgen,  welcher 
mit  gestrichelten  Querbändern  und  unten  mit  einer  Reihe  Zacken  und  Löcher  verziert 
ist.  Länge  des  Vorsteckers  7-5  cm  (Taf.  LXXHI,  Fig.  5 und  6). 

Zur  Rechten  des  Skelettes  lag  ein  Krummschwert  mit  drei  Heftnieten  in  der 
bereits  erwähnten  Form.  Länge  43  cm,  Breite  4 cm  (Taf.  LXXIII,  Fig.  4). 

In  der  Nähe  des  Skelettes  wurde  ein  bronzener  Gelenkring  gefunden,  welcher 
kaum  zum  Skelette  gehören  dürfte  (Taf.  LXXHI,  Fig.  3). 

XIII.  Skelettbestattung,  von  0.  nach  W.  orientiert,  20 cm  tief,  daneben  zwei  gleiche 
Lanzenspitzen  mit  schwacher  Mittelrippe.  Länge  30  cm  (Blatt  17  cm  lang,  4-5  cm  breit), 
wovon  die  eine  an  der  Spitze  verbogen  ist  (Taf.  LXXIII,  Fig.  7 und  8),  und  ein  Eisen- 
messer mit  schwach  geschweifter  Klinge  und  Heftdorn.  Länge  16-5  cm,  Breite  25  cm 
(Taf.  LXXIII,  Fig.  9). 

Oberhalb  des  Schädels  lag  eine  kleine  Tonschüssel.  Durchmesser  95  cm,  Höhe 
4-5  cm  (Taf.  LXXIII,  Fig.  12). 

An  Schmucksachen  wurden  nur  wenige  Fragmente  von  Bronze  (ib.  13  — 16), 
darunter  das  Bügelstück  einer  Schlangenfibel  (ib.  Fig.  14)  und  eine  flache,  aus  einem 
Eberhauersplitter  geformte  Perle  gefunden  (ib.  Fig.  11). 

XIV.  Skelettbestattung,  25  cm  tief,  von  S.  nach  N.  orientiert,  ohne  Beigaben. 

XV.  Neben  dem  obigen  Grabe  ein  ähnlich  orientiertes  Grab,  gleichfalls  ohne 
Beigaben. 

XVI.  Skelettbestattung,  von  SO.  nach  NW.  orientiert,  20  cm  tief,  reich  mit  Bei- 
gaben ausgestattet: 

1.  an  den  Schläfen  je  fünf  Schläfenringe  aus  dünnem  feingekerbten  Bronzedraht 
mit  Endösen.  Durchmesser  6’5  cm; 

2.  als  Halsschmuck  diente  eine  Schnur  von  32  Bernsteinpexden,  darunter  einige 
größere  scheibenförmige.  Auch  wurde  eine  schmucklose  Tonperle  und  eine  sehr  kleine 
blaue  Glasperle  gefunden  (Taf.  LXXIII,  Fig.  18  und  19); 

3.  an  der  Brust  lag  eine  kreisrunde  Scheibenfibel,  Durchmesser  6*2  cm,  mit  vier 
Buckeln  und  in  der  Mitte  mit  einem  von  einem  Kranze  umgebenen  Buckel  verziert. 
Die  Buckel  sind  durch  Punktreihen  mit  dem  mittleren  swastikaförmig  verbunden.  Der 
Rand  ist  durch  eine  Reihe  von  Buckeln  eingefaßt; 

4.  eine  schöne  Kahnfibel  mit  besonders  langem  Fuße  und  stark  ausgewölbtem, 
mit  Längsrippen  verziertem  Bügel  lag  an  der  linken  Seite.  Die  Nadel  ist  angenietet. 
Länge  11  cm,  Höhe  3'5  cm; 

5.  als  Gürtelschmuck  dienten  87  kleine  Buckelknöpfe  und  eine  mit  einem  Beeren- 
kranze und  drei  Querbändern  verzierte,  halbkugelförmig  ausgebuckelte  Schließe.  Durch- 
messer 4 cm  (Taf.  LXXIII,  Fig.  17). 

Außerdem  wurden  geringe  Fragmente  eines  Eisenmessers  gefunden  (Taf.  LXXIII, 
Fig.  20). 


Truhelka.  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  im  Savebette  bei  D.  Dolina. 


127 


XVII.  Urnengrab,  dessen  Urne  total  zerstört  war,  wenig  Bronzefragmente,  haupt- 
sächlich Gürtelknöpfe  und  zwei  Tonperlen  enthielt.  Daneben  lag  eine  kleine  schmuck- 
lose Tonschale.  Durchmesser  10  cm,  Höhe  3-5  cm. 

XVHI.  Urne  mit  Leichenbrand,  die  Urne  zerstört,  daneben  eine  größere  einhen- 
kelige, grafitierte  Schale  mit  sehr  hohem  weiten  Halse.  Durchmesser  10'5  cm,  Höhe 
10  5 cm  und  eine  zweite  rohgeformte  einhenkelige  Schale.  Durchmesser  10  cm,  Höhe 
6'5  cm. 

Grab  XIX.  Urnenbestattung  mit  einer  total  zerstörten  glockenförmigen  Urne  und 
darin  außer  gebrannten  Knochen  eine  schöne  Schmucknadel  mit  Vorstecker.  Die 
Nadel  war  aus  Eisen  und  ist  nur  teilweise  erhalten,  Kopf  und  Vorstecker  aber  aus 
Bronze.  Beide  sind  gleich  ornamentiert  und  haben  die  Gestalt  eines  5 cm  langen,  mit 
vier  größeren  und  vier  kleineren  diskusförmigen  Scheiben  besetzten  Stabes  (Taf.  LIII, 
Fig.  1 und  6). 

Dabei  lagen  noch  zwei  schmucklose  Tonperlen,  die  eine  von  rotem,  die  andere 
von  grauem  Ton. 

Grab  XX.  Skelettbestattung  in  stark  zerstörter  Lage,  die  nicht  einmal  die 
ursprüngliche  Orientierung  erkennen  ließ.  Zwischen  den  zerstreuten  und  zerbröckelten 
Knochen  befanden  sich  folgende  Funde: 

1.  bronzener  Zier  knöpf  mit  sechsstrahligem  Lappenkranz.  Durchmesser  3 cm 
(Taf.  LIII,  Fig.  3); 

2.  bronzenes  Zierstück,  bestehend  aus  di’ei  zusammen  verbundenen  kleinen 
Ringen,  welche  am  Rande  und  an  den  Berührungsstellen  mit  Knöpfchen  verziert  sind 
(Taf.  LIII,  Fig.  2); 

3.  acht  tutulusförmige  Nietköpfe  aus  Bronze  (Taf.  LIII,  Fig.  4 und  5) ; 

4.  vier  verbogene  Bronzeringe  verschiedener  Größe.  Durchmesser  von  2‘6— 4 cm; 

5.  kleine,  einwärts  gekrümmte  eiserne  Messerklinge  mit  abgebrochener  Spitze. 
Länge  10  cm. 

VII.  Gräberfeld  auf  der  Greda  des  Ivo  Stipancevid. 

(Hierzu  Tafel  LIII,  Fig.  35  und  36,  und  Tafel  LXXIV — LXXVI.) 

Diese  Greda  grenzt  östlich  an  jene  des  Mato  Petrovi6  Veliki,  westlich  ist  sie  durch 
eine  kleine  Finsenkung  von  der  zweiten  des  Nikola  Solde  getrennt. 

Um  zu  erforschen,  ob  sich  auch  hier  Gräber  befinden,  wurde  zunächst  ein  2 m 
breiter  Graben  quer  über  die  Greda  ausgehoben  und,  da  der  Versuch  erfolgreich  war, 
wurde  die  ganze  „Greda“  untersucht,  wobei  im  ganzen  15  Bestattungen,  und  zwar 
zehn  Brandgräber  und  fünf  Skelettgräber  bloßgelegt  wurden. 

I.  Kleine  glockenförmige  Urne  mit  zwei  diametralen  zungenförmigen  Ansätzen 
unter  dem  Rande.  Sie  ist  roh  geformt,  rötlich  gebrannt,  18  cm  hoch,  die  Öffnung 
13'5  cm  weit. 

In  der  Urne  befanden  sich  Brandreste  einer  Kindesleiche  ohne  weitere  Beigaben. 
Die  Urne  ist  auf  Taf.  LIII,  Fig.  35,  abgebildet. 

II.  Größere  glockenförmige  Urne  mit  vier  radial  angebrachten  zungenförmigen 
Ansätzen  aus  rötlich  gebranntem  Ton.  Höhe  37 ’5  cm,  Durchmesser  27'5  cm  (Taf.  LXXIV, 
Fig.  1). 


128 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


In  der  Urne  befanden  sich  Leichenbrandreste  und  als  Beigabe  ein  kleiner  zwei- 
henkliger Becher,  stark  ausgebaucht,  mit  hohem  Halse  und  stark  überragenden 
Henkeln.  Die  Bauchwölbung  ist  mit  strahlenförmig  angeordneten  Rillenbändern  ver- 
ziert (Taf.  LIII,  Fig.  36).  Höhe  6-7  cm,  Durchmesser  der  Öffnung  7’7  cm. 

III.  Nicht  weit  von  dieser  Urnenbestattung  lag  ein  einhenkeliger  Schöpfer  aus 
dunkelgrauem  Ton,  dessen  Henkel  am  Randansatze  mit  einem  nasenförmigen  Vorsprung 
verziert  ist  (Taf.  LXXV,  Fig.  1). 

IV.  Brandbestattung  in  einer  rötlich  gebrannten  Urne,  mit  etwas  eingezogenem 
Halse,  wodurch  sie  einem  Topfe  ähnlich  wird.  Die  Urne  lag  seicht  und  ist  infolge- 
dessen total  zerstört.  In  ihr  befanden  sich  unter  den  Brandresten  einige  stark  durch 
die  Glut  oxydierte  Spiralhülsen  aus  Bronzedraht  verschiedener  Stärke  und  das  Bügel- 
und Fußstück  einer  zweischleifigen  bronzenen  Bogenfibel  mit  viereckiger,  an  den  beiden 
Vertikalseiten  ausgeschnittener  Fußplatte.  Das  Stück  ist  stark  defekt. 

V.  Brandbestattung  mit  zwei  ineinandergesteckten  Urnen,  welche  aber  gleich- 
falls total  zerstört  waren,  und  darin  neben  den  Brandresten  an  Beigaben: 

1.  zwei  nahezu  gleich  große  zweischleifige  Bogenfibeln  mit  gleichseitiger  Dreieck- 
fußplatte. Der  Bügel  ist  vierkantig,  in  der  Mitte  wenig  verstärkt,  an  beiden  Enden 
mit  umlaufenden  eingravierten  Linienbändern  verziert.  Länge  5 cm,  Höhe  3 cm,  Bronze  ; 

2.  Armbrustfibel  von  der  Certosaform,  doch  ist  am  Fußteile  an  Stelle  des  cha- 
rakteristischen Knopfes  ein  Pferdeköpfchen  mit  hoch  gekrümmtem  Halse  angebracht. 
Länge  6 cm,  Breite  der  Kopfspirale  35  cm,  Höhe  des  Bügels  L7  cm,  Bronze; 

3.  zwei  kleine  Kinderarmbänder,  das  eine  aus  rundem  Bronzedraht  von  5 mm 
Stärke  mit  1 x/2  Umgang,  das  andere  aus  halbrundem  mit  1 J/3  Umgang.  Durchmesser 
3*8  cm; 

4.  bei  dieser  Bestattung  wurde  auch  ein  kleines  Fragment  eines  mit  Bronzeperlen 
verzierten  Armbandes  gefunden; 

VI.  Großer  z weihenkeliger  Becher  mit  starker  Ausbauchung,  hohem  Halse 
und  denselben  weit  überragenden  Henkeln.  Die  Ausbauchung  ist  mit  einer  dichten 
Reihe  senkrechter  Rillen  verziert.  Höhe  105  cm,  Durchmesser  der  Öffnung  ll’öcm 
(Taf.  LXXV,  Fig.  2). 

Grab  VII.  Skelettbestattung  eines  Kindes,  von  SW.  nach  NO.  orientiert,  30  cm 
tief  gelegen.  Am  rechten  Unterarme  des  Skelettes  befanden  sich  zwei  Bronzeringe, 
welche  als  Armbänder  dienten.  Einer  davon  war  ursprünglich  ein  Schläfenring  mit 
abgebrochener  Öse,  dessen  Umfang  tordiert,  Durchmesser  5 cm,  der  andere  ein  Arm- 
ring flachkonvexen  Durchschnittes  mit  1 3/4  Umfang.  Durchmesser  4'2  cm,  Breite  des 
Bronzestreifens  0'5  cm  (Taf.  LXXV,  Fig.  3). 

Grab  VIII.  Zerstörte  Skelettbestattung  mit  folgenden  Beigaben: 

1.  massiver  torquierter  Halsring  aus  Bronze  mit  Endösen.  Durchmesser  14  und 
12  cm  (Taf.  LXXV,  Fig.  5) ; 

2.  kleine  Kahnfibel  aus  Bronze  mit  langem  Fuße,  dessen  Ende  abgebrochen,  der 
Bügel  stark  ausgebaucht,  mit  parallelen  Rillen  an  beiden  Enden  verziert.  Länge  3'5  cm, 
Höhe  1-5  cm  (Taf.  LXXV,  Fig.  9); 

3.  Bogenfibel  aus  Bronze,  einschleifig,  mit  rundem  quergerippten  Bügel  und  sehr 
langem,  mit  Endknöpfchen  versehenem  Fuße.  Länge  5'3  cm,  Höhe  1'5  cm  (ib.  Fig.  12); 


Truhelka.  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  im  Savebette  bei  D.  Dolina. 


129 


4.  einschleifige  Bogenfibel  aus  Bronze  mit  dreieckiger,  in  eine  Öse  auslaufender 
Fußplatte.  Die  Platte  durch  gravierte  Zickzacklinienpaare  verziert,  die  Öse  abgebrochen, 
der  Bügel  kantig  mit  Querstrichen  und  drei  Knoten  verziert.  Die  Nadel  nachträglich 
angenietet.  Länge  43  cm,  Höhe  2-6  cm  (Taf.  LXXV,  Fig.  14); 

5.  ähnliche  kleinere  Fibel  mit  drei  Bügelknoten  und  in  einen  Knoten  auslaufender 
Fußplatte.  Länge  3'5  cm,  Höhe  L8  cm  (Taf.  LXXV",  Fig.  11); 

6.  ähnliche  kleinere  Bronzefibel,  Nadel  und  Fußende  abgebrochen  (Taf.  LXXY, 
Fig.  4); 

7.  kleine  Brillenspirale  aus  Bronzedraht.  Durchmesser  der  Spiralscheiben  0-6  cm 
(Taf.  LXXY,  Fig.  6) ; 

8.  ein  Paar  bronzener  Gelenkringe,  mit  Parallelrillen  und  Einkerbungen  verziert, 
1 ^3  Umgang.  Durchmesser  4-3  cm,  Stärke  der  Ringe  0'5  cm  (ib.  Fig.  8); 

9.  ähnlicher  bronzener  Gelenkring  aus  scharfkantigem  Draht,  mit  gravierten  Ritzen 
verziert,  1 1/i  Umgang.  Durchmesser  4 cm ; 

10.  neun  Fragmente  von  bronzenen  Gürtelstäbchen,  wovon  keines  ganz  ist.  Die 
Stäbe  sind  mit  je  drei  hoch  ausgebuckelten  Knöpfen  besetzt,  die  durch  je  ein  Quer- 
stäbchen mit  je  drei  kleinen  Knöpfchen  von  einander  geschieden  sind  (ib.  Fig.  13); 

11.  Bronzelamelle  (Fragment)  mit  zwei  Lochungen  und  zwei  dreizackigen  An- 
sätzen auf  dem  einen  Längsrande.  Sie  dürfte  als  Endstück  eines  Gürtels  gedient  haben. 
Länge  5'5  cm,  Breite  12  cm  (Taf.  LXXV,  Fig.  7); 

12.  Bronzestab,  mit  sechs  breiteren  und  fünf  schmäleren,  perlenförmig  angereihten 
Scheiben  verziert,  7 cm  lang,  an  beiden  Enden  Spuren  von  Eisenrost,  woraus  zu 
schließen  ist,  daß  hier  Eisenösen  eingelassen  waren  (Taf.  LXXV,  Fig.  10); 

13.  zwei  kuchenförmige  Bernsteinperlen. 

Grab  IX.  Urne  mit  Brandresten  und  kalzinierten  Knochen,  25  cm  tief.  Enthielt 
an  Beigaben  mehrere  fragmentarisch  erhaltene  Gelenkringe  aus  Bronzedraht,  ferner 
Bronzeknöpfchen  mit  Ösen  und  einen  Eisen  ring. 

Grab  X.  Glockenförmige  Urne  aus  braunem  rötlichen  Ton  mit  vier  zungenförmigen 
Ansätzen  unterhalb  des  Randes.  Höhe  50  cm,  Durchmesser  der  Öffnung  35  cm. 

In  dieser  Urne  befand  sich  eine  zweite  ähnliche,  kleinere  glockenförmige  Urne 
mit  vier  vertikalen  nasenförmigen  Ansätzen  und  einer  Reihe  von  Fingereindrücken  da- 
zwischen. Höhe  42  cm,  Durchmesser  29  cm  (Taf.  LXXV,  Fig.  2). 

In  der  kleineren  Urne  lagen  neben  kalzinierten  Knochen  folgende  Beigaben: 

1.  einfache  rohgeformte,  einhenkelige  Schale  mit  zw’ei  Rillen  längs  des  oberen 
Randes.  Durchmesser  9 cm,  Höhe  5 cm  (Taf.  LXXV,  Fig.  19); 

2.  kleine  dosenförmige  Schale  mit  flachem  Boden,  nach  oben  konisch  gewölbt, 
mit  eingezogenem  Halse,  in  welchem  sich  zwei  Lochungen  zum  Durchziehen  von 
Schnüren  befinden,  mit  welchen  ein  konvexer  Deckel,  der  gleichfalls  durchlocht  ist, 
festgebunden  wei’den  konnte.  Durchmesser  an  der  Sohle  8‘5  cm,  Höhe  6‘5  cm  (Taf.  LXXV, 
Fig.  20); 

3.  kleine  Tonschüssel  mit  zapfenförmigen  Ansätzen,  wovon  einer  durchlocht  ist ; 

4.  kleiner  eiserner  Buckelschild  gewöhnlicher  Form.  Durchmesser  16  cm  (Taf.  LXXV, 
Fig.  15); 

5.  Gürtelschließe  in  Gestalt  einer  stark  ausgebuckelten,  mit  zwei  erhabenen  Quer- 
streifen und  am  Rande  mit  einer  dichten  Reihe  perlenförmiger  Knöpfchen  verzierten 
Halbkugel.  An  der  Unterseite  zwei  Haken.  Durchmesser  4 cm  (Taf.  LXXV,  Fig.  16); 

Band  IX.  9 


ISO 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


6.  Anhängsel  aus  Bronzeblech  in  Gestalt  eines  gleichschenkligen  Dreieckes,  oben 
mit  einer  weiten  Ose  versehen.  Basis  B'5  cm,  Höhe  4'5  cm  (Taf.  LXXV,  Fig.  17); 

7.  kleines  dreieckiges  Anhängsel,  welches  aus  ganz  dünnem  Bronzeblech  kapsel- 
förmig zusammengefaltet  ist,  so  daß  anzunehmen  ist,  daß  es  irgend  ein  Amulett  ein- 
schloß (Taf.  LXXV,  Fig.  18).  An  einer  Ecke  ist  das  Anhängsel  durchlocht  und  eine 
Drahtöse  durchgezogen.  Höhe  23  cm,  Breite  2’5  cm; 

8.  kleine  verbogene  Bronzepinzette  (Taf.  LXXV,  Fig.  21); 

9.  mit  Scheiben  verzierter  Bronzestab,  an  einem  Ende  Reste  eines  Eisendornes, 
Länge  9 cm,  und  ein  kleinerer  ähnlicher  Bronzestab,  an  beiden  Enden  mit  Eisendornen 
versehen.  Länge  7 cm  (Taf.  LXXV,  Fig.  22  und  23); 

10.  kleiner  Bronzedrahtring  mit  l1^  Umgang.  Durchmesser  2 cm; 

11.  Eisenlanze  mit  schilf blattförmiger  Spitze  und  langem  dünnen  Schaft.  Länge 
42  cm,  Blattlänge  24  cm,  Breite  3-5  cm. 

12.  Fragmente  von  einem  Kettengehänge  mit  beerenförmigen  Anhängseln  aus 
Bronze  (Taf.  LXXV,  Fig.  24—26). 

Grab  XI.  Urne  vom  Villanovatypus  aus  geschwärztem  Ton  mit  vier  zungen- 
förmigen, nach  unten  schräg  gerichteten  diametralen  Ansätzen  an  der  unteren  Bauchseite, 
an  der  oberen  Bauchseite  drei  horizontale  Rillen,  die  über  den  Ansätzen  in  je  einen 
warzenförmigen  Ansatz  übergehen.  Der  obere  Halsrand  ist  abgebrochen.  Durchmesser 
33  cm. 

Neben  der  Urne  staken  mit  der  Spitze  nach  abwärts  in  der  Erde  zwei  Eisen- 
lanzen, wovon  die  eine  mit  flachem,  in  der  Mitte  breitkantigem  Blatte  (Blattlänge  25  cm, 
Breite  3‘5  cm,  ganze  Länge  37-5  cm),  die  andere  mit  starker  Mittelrippe  und  sehr  breiter 
Dülle  (Blattlänge  24  cm,  Breite  5 cm,  Gesamtlänge  37 -5  cm)  (Taf.  LXXIV,  Fig.  3 
und  4). 

Grab  XII.  Große  schwarzgefärbte,  eiförmige  Urne  mit  wenig  eingezogenem 
Halse  und  vier  zungenförmigen,  abwärts  schrägen  Ansätzen  an  der  unteren  Bauchhälfte. 
Durchmesser  40  cm,  Höhe  42  cm  (Taf.  LXXV,  Fig.  5).  Die  Urne  war  mit  einer  tiefen 
Schüssel  bedeckt  und  das  Ganze  lag  in  einer  dicken  Kohlenschichte.  Gebrannte  Knochen- 
reste füllten  die  Urne  zur  Hälfte  an. 

Grab  XIII.  Doppelte  Skelettbestattung.  Die  beiden  Leichen  waren  in  einer 
Tiefe  von  20  cm  nebeneinander  gelagert  und  von  W.  nach  0.  orientiert.  Das  eine  der 
Skelette  ist  weiblich  und  besaß  an  Beigaben : 

1.  eine  Früh-La  Tene-Fibel  aus  Bronze  mit  schön  profiliertem  Köpfchen  am  Fuß- 
ende, hohem,  schildförmig  eingefaßtem,  mit  einem  Querblatte  und  zwei  Kreischen  ver- 
ziertem Bügel.  An  der  Spirale  ein  einfaches  Kettchen.  Länge  55  cm,  Höhe  l-7  cm. 
Das  Stück  ist  glänzend  hellgrün  patiniert  (Taf.  LXXVI,  Fig.  3); 

2.  kleine,  vermutlich  Mittel -La  Tene-Fibel,  einfach  geformt,  mit  abgebrochenem 
Faßende.  Länge  3 cm  (Taf.  LXXVI,  Fig.  4); 

3.  zwei  Armreifen  aus  Bronze  gegossen.  Der  eine  Reif  ist  abwechselnd  mit  je 
einem  glatten  und  einem  mit  drei  Perlen  versehenen  Querstabe  verziert  und  sind  die 
offenen  Enden  gestollt.  Durchmesser  5 : 4 cm  (Taf.  LXXVI,  Fig.  2). 

Der  andere  Reif  ist  ähnlich,  aber  geschlossen  und  mit  einer  dichten  Reihe  von 
Perlenstäben  verziert.  Durchmesser  5 : 4’5  cm  (Taf.  LXXVI,  Fig.  1); 

4.  Bronzedrahtring  mit  übergreifenden  Enden,  welcher  als  Schläfenring  gedient 
hat.  Durchmesser  5 cm ; 

5.  runde  Bernsteinperle,  haselnußgroß. 


Truhelka.  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  im  Savebette  bei  D.  Dolina. 


131 


Beim  zweiten,  männlichen  Skelette  lag  eine  Lanze  neben  dem  Schädel  an  der 
rechten  Seite,  mit  der  Spitze  nach  W.  gerichtet.  Die  Lanze  ist  stark  korrodiert,  das 
dünne  flache  Blatt  32  cm  lang,  55  cm  breit,  im  ganzen  ist  sie  42  cm  lang.  An  der 
linken  Hüfte  lag  ein  eisernes,  unter  dem  Hefte  stark  abwärts  gekrümmtes,  mit  einem 
Heftdorn  versehenes  Haumesser,  34  cm  lang,  dessen  Griffzunge  abgebrochen  ist. 

Grab  XIV.  Skelettbestattung,  15  cm  tief,  von  O.  nach  W.  orientiert;  Beigaben: 

1.  Fragment  einer  bronzenen  Schlangenflbel  mit  runder  Scheibe  am  Kopfende 
(Taf.  LXXVI,  Fig.  11); 

2.  zwei  geschlitzte  bommelförmige  Anhängsel  aus  Bronze  (Taf.  LXXVI,  Fig.  8 
und  9) ; 

3.  zwei  tränenförmige  geschlitzte,  an  einem  Ringe  hängende  Bronzeanhängsel 
(Taf.  LXXVI,  Fig.  6); 

4.  ein  trichterförmiges  Bronzeanhängsel  (Taf.  LXXVI,  Fig.  12); 

5.  zwei  dreieckige  Anhängsel  von  Bronzeblech  mit  weiter  Ose,  durch  ein  Ringelchen 
zusammengehalten.  Beide  sind  durch  starke  Patina  aneinandergeklebt  (Taf.  LXXVI, 
Fig.  7); 

6.  zwei  eigentümliche  schüsselförmige  Bronzestücke  mit  rundem  Ring  und  kurzer, 
der  Länge  nach  durchbohrter  Röhre  daran.  Durch  diese  Röhre  könnte  leicht  eine 
Schnur  durchgezogen  werden,  so  daß  anzunehmen  ist,  daß  sie  als  Endstücke  irgend 
einer  Verschnürung  (Gürtel  o.  dgl.)  gedient  haben  (Taf.  LXXVI,  Fig.  5); 

7.  ein  kleiner  vereinzelter  Bronzering,  Durchmesser  l-5  cm,  dürfte  zu  einem  der 
oben  beschriebenen  Gehängestücke  gehört  haben. 

Grab  XV.  Glockenförmige  Urne  gewöhnlicher  Form  mit  vier  zungenförmigen 
Ansätzen,  33'5  cm  lang,  Durchmesser  20  cm,  darin  Leichenbrandreste  und  an  Beigaben: 

1.  eine  große  Schmucknadel  aus  Eisen,  welche  am  oberen  Ende  mit  einer  nuß- 
großen massiven  Bronzekugel  und  weiter  abwärts  mit  einer  mit  Scheiben  verzierten 
Bronzeröhre  verziert  ist.  Die  Nadel,  in  zwei  Teile  gebrochen,  war  zirka  27  cm  lang 
(Taf.  LXXVI,  Fig.  17); 

2.  zwei  runde  hohlgegossene  Bronzeperlen.  Durchmesser  L2  und  2 cm  (ib.  Fig.  15 
und  16); 

3.  kleines,  schwach  einwärts  gekrümmtes  Eisenmesser,  12  cm  lang; 

4.  neben  der  Urne  staken  mit  der  Spitze  nach  abwärts  ein  schwach  gekrümmtes 
dünnes  Eisenmesser,  33  cm  lang,  25  cm  breit,  und  zwei  Eisenlanzen  mit  stärkerer  Mittel- 
rippe, die  eine  46  cm,  die  andere  34  cm  lang  (Taf.  LXXVI,  Fig.  24); 

5.  weiters  flache  rote  Tonschüssel  mit  »drei  warzenförmigen  Ansätzen  und  ein- 
gezogenem  Rande.  Durchmesser  13-5  cm,  Höhe  5'5  cm  (Taf.  LXXVI,  Fig.  14). 

Grab  XVI.  Kleine  braune,  topfförmige  Urne  mit  zwei  diametralen  zungenförmigen 
und  zwei  warzenförmigen  Ansätzen.  Höhe  15’5  cm,  Durchmesser  14  cm  (Taf.  LXXVI, 
Fig.  13). 

Als  Deckel  der  Urne  diente  eine  verhältnismäßig  große  schwarze  Schüssel  mit 
eingezogenem  Rande  ohne  Ansätze.  Durchmesser  2L5  cm,  Höhe  9 cm. 

Die  Urne  enthielt  Brandreste  einer  Kindesleiche  und  an  Beigaben: 

1.  einen  torquierten  Halsring  mit  abgebrochenen  Endösen.  Durchmesser  12  cm; 

2.  zwei  gleiche  bronzene,  einsehleifige  Fibeln  mit  viereckiger,  in  einen  Knopf  aus- 
laufender Fußplatte  und  flach  einseitig  ausgegossenem,  mit  einer  Reihe  von  Knöpfen 
besetztem  Bügel.  Länge  4-6  cm,  Höhe  4 cm  (Taf.  LXXVI,  Fig.  18); 


9* 


132 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


3.  eine  zweischleifige  Bogenfibel  mit  viereckiger,  in  der  Mitte  an  die  Bügelschleife 
ansetzender  Faßplatte,  welche  zwei  Löcher  und  senkrechte  gravierte  Linien  besitzt. 
Länge  4cro,  Höhe  2’5  cm  (Taf.  LXXV1,  Fig.  21); 

4.  zwei  buckelförmige  radialgeschlitzte  Zierknöpfe.  Durchmesser  2- 7 cm 
(Taf.  LXXVI,  Fig.  20); 

5.  zwei  kleine  Armbänder  aus  flachen  Bronzestreifen  mit  zwei  Umgängen,  im 
Durchmesser  nur  3 cm  (Taf.  LXXVI,  Fig.  19); 

6.  einen  größeren,  besser  erhaltenen  Armring  aus  starkem  Bronzedraht  mit  1 1/s  Um- 
gang und  drei  stark  verbogene  ähnliche  Armringe  (Taf.  LXXVI,  Fig.  22) ; 

7.  zwei  ovale  Bronzeperlen  (Taf.  LXXVI,  Fig.  15  und  16); 

8.  neben  der  Urne  lag  eine  rote  einhenkelige  Tonschale  mit  deutlich  absetzendem 
geraden  Halse.  Höhe  6 cm,  Durchmesser  6'5  cm  (Taf.  LXXVI,  Fig.  23). 

VIII.  Gräberfeld  auf  der  II.  Greda  des  Nikola  Soki6. 

(Hierzu  Tafel  LXXVII.) 

Diese  Greda  befindet  sich  westlich  an  jene  des  Ivo  Stipanöevic  angrenzend, 
während  östlich  der  Obstgarten  des  Nikola  Soki6  und  daran  die  Ortschaft  Gornja  Dolina 
angrenzt.  Es  wurden  im  ganzen  14  Bestattungen  bloßgelegt;  12  davon  waren  Skelett- 
bestattungen, 2 Brandbestattungen. 

Grab  I.  Skelett,  von  O.  nach  W.  orientiert,  30  cm  tief  gelegen,  einem  jugendlichen 
Individuum  angehörend.  Es  enthielt  an  Beigaben: 

1.  einen  torquierten,  nahezu  kreisrunden  Halsring  aus  Bronze  mit  abgebrochenen 
Endösen.  Durchmesser  14  cm  (Taf.  LXXVH,  Fig.  2); 

2.  mehrere  Bronzedrahtspiralhülsen  von  einem  Gürtel  oder  dergleichen  neben  den 
Knochen  zerstreut  (Taf.  LXXVII,  Fig.  5); 

3.  einen  kleinen  Buckelknopf  aus  Bronze  (Taf.  LXXVH,  Fig.  4); 

4.  einen  kreuzförmigen  Zierknopf  aus  Bronze  mit  vier  hohen  Stielen  an  der  Unter- 
seite (Taf.  LXXVn,  Fig.  la); 

5.  oberhalb  des  Schädels  stand  ein  kleines  kugelförmiges  Hängegefäß  aus  rot- 
gebranntem Ton  mit  zwei  Hängeösen  am  oberen  Rande.  Durchmesser  7 cm,  Höhe 
4-5  cm  (Taf.  LXXVH,  Fig.  3) ; 

6.  daneben  kleiner  bronzener,  geschlossener  Ring.  Durchmesser  2 cm  (Taf.  LXXVH, 
Fig.  1),  ferner  ein  kleines  halbrundes,  rohes  Tonschälchen  ohne  Henkel,  Durchmesser 
8 cm,  und  verschiedene  Fragmente  von  Bronzeringeln  und  Draht. 

Grab  H.  Skelettbestattung,  von  0.  nach  W.  orientiert,  nur  10  cm  tief  gelegen 
und  deshalb  stark  zerstört.  Sie  enthielt  an  Beigaben: 

1.  drei  glatte  bronzene  Schläfenringe  mit  Endknoten.  Durchmesser  5 cm; 

2.  eine  kleine  einschleifige  Bogenfibel  aus  Bronze  mit  kantigem  Bügel,  der  mit  drei 
Knoten  verziert  ist,  und  mit  langer  abgebrochener  Fußplatte.  Länge  3 cm  (Taf.  LXXVn, 
Fig-  7); 

3.  einen  runden  flachen  Buckelknopf.  Durchmesser  3'7  cm  (Taf.  LXXVH,  Fig.  6); 

4.  zwei  kleine  Buckelknöpfe  aus  Bronze  (Taf.  LXXVH,  Fig.  8); 

5.  eine  kleine  runde  Bronzeperle  (Taf.  LXXVII,  Fig.  9); 

6.  einen  schönen  einhenkeligen  Tonbecher  mit  hohem  Halse  und  Henkel,  an  der 
Bauchwölbung  mit  vertikalen  Rillen  verziert.  Höhe  8 cm,  Durchmesser  8 cm,  und 
endlich 


Truhelka.  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  im  Savebette  bei  D.  Dolina.  133 

7.  einen  zweiten  rohen,  einhenkeligen  tassenförmigen  Becher,  dessen  Henkel  oben 
in  eine  Spitze  ausläuft.  Höhe  7 cm,  Durchmesser  7 5 cm. 

Grab  HI.  Unter  diesem  Grabe  fand  man  zu  Füßen  desselben  einen  stark  zer- 
drückten Schädel  und  daneben  Fragmente  einer  stark  oxydierten  Lanze  aus  Eisen, 
nahe  dabei  einen  großen  einhenkeligen  Becher  mit  eingezogenem  Halse,  am  Bauche 
vertikal  gerillt,  an  der  Mündung  mit  horizontalen  Rillen.  Höhe  12  cm,  Durchmesser 
12-5  cm. 

Grab  IV.  Skelettbestattung,  von  0.  nach  W.  orientiert,  nur  10  cm  tief,  und  in- 
folgedessen war  auch  der  Schädel  stark  zerstört,  aber  die  Lage  der  einzelnen  Beigaben 
am  Skelette  war  merkwürdigerweise  nicht  verschoben. 

Der  Schmuck  dieser  weiblichen  Leiche  bestand  aus  folgenden  Stücken : 

1.  an  den  Schläfenseiten  je  drei  große  Schläfenringe  mit  wenig  übergreifenden 
Enden,  Durchmesser  8 cm,  und  einem  kleineren  Schläfenring  aus  Bronze  mit  Endknoten. 
Durchmesser  6 cm ; 

2.  als  Halsschmuck  diente  eine  Perlenschnur  kleiner  Bernsteinperlen,  wovon 
77  Stück  aufgelesen  wurden; 

3.  in  der  Mitte  des  Brustbeines  lag  eine  große  Scheibenfibel  aus  sehr  dünnem 
Bronzeblech,  schwach  konvex  ausgetrieben.  Die  Scheibe,  im  Durchmesser  9 cm  messend, 
hat  acht  halbkreisförmige  Ausschnitte  am  Rande,  welche  durch  konzentrische  Kreis- 
linien verziert  sind.  Auch  die  Mitte  derselben  ist  durch  konzentrische  Kreislinienbänder 
verziert  (Taf.  LXXVH,  Fig.  19); 

4.  an  der  linken  Achsel  lag  eine  mit  eingeritzten  konzentrischen  Kreisen  und  in 
den  Zwickeln  mit  eingedrückten  Punkten  verzierte  braune  Tonperle  von  35  cm  Durch- 
messer (Taf.  LXXVII,  Fig.  11); 

5.  unter  der  Perle  eine  kleine  rohe,  einhenkelige  Tonschale  mit  abgebrochenem 
Henkel.  Durchmesser  8‘5  cm.  Höhe  5 cm; 

6.  neben  der  Scheibenfibel  lag  eine  zweischleifige  Bogenfibel  mit  dreieckiger  Fuß- 
platte. Die  Nadel,  nachträglich  mit  Eisennieten  angenietet,  fehlt.  Länge  4-2  cm,  Höhe 
3 cm  (Taf.  LXXVII,  Fig.  21); 

7.  an  beiden  Armen  befanden  sich  je  ein  massiver  glatter  Armring  aus  Bronze 
mit  verjüngten  übergreifenden  Enden.  Durchmesser  5 cm  (Taf.  LXXVH,  Fig.  10); 

8.  als  Gürtelschmuck  diente  ein  eigentümliches  Gehänge,  welches  auch  hier  in 
ganz  anschaulicher  Weise  zeigt,  wie  die  gewissen,  „Saltaleoni“  genannten  Drahtspiral- 
hülsen verwendet  wurden  (Taf.  LXXVII,  Fig.  18). 

Dieser  Schmuck  bestand  zunächst  aus  drei  mit  Drahtspiralen  umsponnenen 
Schnüren,  welche  am  linken  Ende  durch  eine  flache,  der  Breite  der  drei  Schnüre  ent- 
sprechende Bronzehülse,  mit  dreieckigen  Ausschnitten  an  der  Oberseite  verziert,  zu- 
sammengehalten waren  (ib.  Fig.  13).  In  der  Mitte  befand  sich  eine  ganz  ähnliche,  nur 
etwas  kleinere  Bronzehülse  (ib.  Fig.  14),  während  die  drei  Schnüre  an  der  rechten  Seite 
durch  einen  Bronzeknopf  mit  Lappenkranz  zusammengehalten  waren  (ib.  Fig.  20). 

An  diesen  Knopf  schließen  zwei  dünnere  umsponnene  Schnüre  an,  die  am  Ende 
gleichfalls  durch  einen  ähnlichen  Bronzeknopf  zusammengehalten  sind. 

Das  Ganze  hing  als  reiches  Gehäng  von  beiden  Hüftenseiten  über  den  Schoß  bogen- 
förmig herab. 

9.  In  der  Kniegegend  lag  zwischen  beiden  Schenkeln  eine  schwarze  trichterförmige 
Tonschüssel  mit  vier  warzenförmigen  Zapfen.  Durchmesser  13  cm,  Höhe  5-5  cm 
(Taf.  LXXVII,  Fig.  12); 


134 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


10.  außerdem  fand  man  im  Grabe  einen  geschlossenen  Bronzering.  Durchmesser 

3- 5  cm  (Taf.  LXXVII,  Fig.  16)  und 

11.  eine  einfache,  schwach  schräg  gefurchte  Tonperle.  Durchmesser  35  cm 
(Taf.  LXXVII,  Fig.  15). 

Grab  V.  Skelettbestattung  eines  Kindes,  von  0.  nach  W.  orientiert,  15  cm  tief 
gelegen,  mit  folgenden  Beigaben : 

Oberhalb  des  Schädels  eine  große  Tonschüssel  mit  eingezogenem  Rande  und  vier 
diametralen  zungenförmigen  Ansätzen. 

An  Schmuck  fand  man: 

1.  an  der  Brust  eine  runde  Scheibenfibel  aus  Bronzeblech,  in  der  Mitte  mit  fünf 
Buckeln,  am  Rande  mit  dreieckigen  Ausschnitten  verziert  (Taf.  LXXVII,  Fig.  22). 

Der  Rand  der  Scheibe  ist  mit  zwei  Reihen  erhabener  Punkte,  die  Mittelfläche 
mit  einer  Reihe  verziert.  Durchmesser  8 cm; 

2.  einschleifige  Bogenfibel  (Kahnfibel)  mit  ausgebuckeltem  Bügel  und  langem,  ab- 
gestutzten Fußende.  Die  Oberseite  des  Bügels  ist  mit  sechs  schräggravierten  Quer- 
bändern verziert.  Länge  6 cm,  Höhe  2'5  cm  (Taf.  LXXVII,  Fig.  29)  ; 

3.  zwei  gleiche  einschleifige  Bogenfibeln  mit  langem  schmalen  Fuße,  hohem  ge- 
kerbten Bügel,  welcher  am  Scheitel  eine  Hängeöse  besitzt,  und  demnach  gehört  die 
Fibel  zum  St.  Veiter  Typus.  Länge  5 cm,  Höhe  3 cm  (Taf.  LXXVII,  Fig.  26); 

4.  außerdem  wurden  Fragmente  von  vier  anderen  kleineren  Bogenfibeln  derselben 
Typen  gefunden  (Taf.  LXXVII,  Fig.  28) ; 

5.  vier  sehr  kleine  dünne  Schläfenringe  aus  Bronzedraht.  Durchmesser  25  cm 
(Taf.  LXXVII,  Fig.  25  und  30); 

6.  drei  Drahtringe  aus  Bronze,  zwei  mit  geschlossenen  (ib.  Fig.  24),  einer  mit  stark 
übergreifenden  Enden ; 

7.  Zierknopf  aus  Bronze  in  Tutulusform,  an  der  Unterseite  mit  einem  von  vier 
Stegen  gehaltenen  Ringe  versehen,  worin  noch  das  Fragment  einer  Drahtspiralhülse 
steckt  (Taf.  LXXVII,  Fig.  23) ; 

8.  kleiner  gegossener,  geschlossener  Ring  mit  vierkantigem  Querschnitte.  Durch- 
messer 1-2  cm  (Taf.  LXXVH,  Fig.  27). 

Grab  VI.  Dasselbe  enthielt  nur  Schädelfragmente  und  daneben  zwei  eiserne 
ganz  gleiche  Lanzenspitzen  mit  schwacher  Mittelrippe  und  langer  enger  Dülle. 
Länge  des  Blattes  25  cm,  Gesamtlänge  45  cm,  Breite  5 cm.  An  einem  Exemplar  ist  die 
Schaftdülle  unten  abgebrochen.  Auch  wurde  eine  bikonische  Tonperle,  Durchmesser 

4- 5  cm,  mit  konzentrischen  elliptischen  Rillen  verziert,  gefunden.  Die  übrigen  Skelet- 
teile fehlen. 

Grab  VII.  Brandbestattung  in  einer  gänzlich  zertrümmerten  Urne.  Als  Deckel 
derselben  diente  eine  Schüssel  gewöhnlicher  Form. 

An  Beigaben  waren  vorhanden: 

1.  ein  kleines  gekrümmtes  Eisenmesser.  Länge  11 ‘5  cm; 

2.  ein  dünnes  Bronzestäbchen,  an  einem  Ende  flach  gehämmert  und  mit  einem 
ganz  kleinen  Borloch  versehen.  Länge  11  cm; 

3.  zwei  rohe  unverzierte  Tonperlen.  Durchmesser  4 und  4'5  cm  (Taf.  LXXVII, 
Fig.  32) ; 

4.  ein  einhenkeliger  Becher  mit  eingezogenem  Halse  und  zwei  warzenförmigen 
Zapfen  an  der  dem  Henkel  gegenüberliegenden  Bauchseite.  Die  Ausbauchung  des  Bechers 


Truhelka.  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  im  Savebette  bei  D.  Dolina 


135 


ist  mit  flachen  schrägen  Rillen,  der  Halsrand  mit  horizontalen  Rillen  verziert.  Durch- 
messer 8'5  cm,  Höhe  5 cm  (Taf.  LXXVII,  Fig.  31). 

Grab  VIII.  Skelettbestattung,  20  cm  tief  gelegen,  von  W.  nach  0.  orientiert,  ohne 
Beigaben. 

Grab  IX.  In  einer  Tiefe  von  70  cm  wurde  eine  mit  zerstreuten  Menschenknochen 
durchsetzte  Schichte  bloßgelegt,  welche  wahrscheinlich  von  einem  älteren  Grabe  her- 
rührt, und  darin  wurde  eine  ananasförmige  Goldperle,  aus  sehr  dünnem  Goldblech 
getrieben,  gefunden  (Taf.  LXXVII,  Fig.  34),  ferner  zwei  schöne  große  torquierte  Schläfen- 
ringe aus  Silberdraht  mit  nahezu  2 1/2  Umgang,  im  Durchmesser  7 cm  messend 
(Taf.  LXXVII,  Fig.  33). 

Grab  X.  Skelettbestattung,  von  NW.  nach  SO.  orientiert,  35  cm  tief  gelegen. 
Neben  dem  linken  Oberarme  lag  eine  45  cm  lange  Eisenlanze  mit  starker  Mittelrippe, 
Blattlänge  31  cm,  Breite  4-5  cm,  die  Spitze  gegen  den  Schädel  gekehrt. 

An  der  rechten  Hüftseite  ein  kleines,  stark  defektes,  einwärts  gekrümmtes  Eisen- 
messer, 10-5  cm  lang. 

Über  diesem  Grabmal  befand  sich  eine  20  cm  starke  gebrannte  Lehmschichte,  die 
von  einer  Feuerstelle  herrührt,  und  es  ist  anzunehmen,  daß  sich  hier  in  späterer  Zeit 
ein  Wohnhaus  befand. 

Grab  XI.  Zertrümmerte  Urne  mit  Leichenbrand  und  neben  ihr  eine  schöne, 
46  cm  lange  Eisenlanze.  Das  Blatt  derselben,  31  cm  lang,  6 cm  breit,  hat  einen 
starken  Mittelfirst  und  ist  derart  ausgeschweift,  daß  es  sich  gegen  den  Schaft  be- 
deutend verbreitert,  während  es  sich  gegen  die  Spitze  verjüngt.  Eine  in  einer  Ent- 
fernung von  1 cm  mit  der  Schneidekante  parallel  verlaufende  gravierte  Linie  dient 
dem  Blatte  als  Verzierung.  Die  Lanze  ist  gut  erhalten  und  hat  eine  glänzende  Oxyd- 
oberfläche. 

Neben  der  Lanze  lag  auch  ein  hohlkeltartiges  großes  Beil  aus  Eisen.  Länge  19-5  cm, 
Breite  7 cm. 

Grab  XII.  Doppelbestattung,  stark  zerstört,  mit  wenig  zerstreuten  Knochen,  in 
einer  Tiefe  von  25  cm.  Die  beiden  Schädel  zertrümmei’t. 

Grab  XIII.  Vereinzelter  Schädel  ohne  andere  Skeletteile,  mit  einer  flachen  Schale 
mit  schwach  eingezogenem  Rande  und  einem  horizontal  durchbohrten  Zapfen.  Durch- 
messer 9'5  cm,  Höhe  4 cm. 

C.  Vereinzelte  Funde  aus  der  Nekropole  von  Donja  Dolina. 

(Hierzu  Tafel  LXXVIII — LXXXI  und  Vereinzeltes  auf  anderen  Tafeln.) 

Als  man  sich  die  Gewißheit  von  der  großen  Wichtigkeit  des  Pfahlbaues  von  Donja 
Dolina  verschafft  hatte,  machte  man  Versuche,  auch  das  zu  diesem  Pfahlbaue  gehörige 
Gräberfeld  aufzufinden.  Aussagen  der  Landleute,  welche  bei  der  Feldarbeit  einzelne 
Bronzen  gefunden  zu  haben  erklärten,  wiesen  nach  den  Gredas,  wo  auch  das  Gräber- 
feld entdeckt  wurde. 

Bei  den  vorgenommenen  Sondierungsarbeiten  sowie  im  Verlaufe  der  systematischen 
Ausgrabungen  wurde  eine  große  Anzahl  von  Funden  zutage  gefördert,  die,  wie  es 
schien,  zu  keinem  der  bloßgelegten  Gräber  gehörten. 


136 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


Ein  großer  Teil  dieser  Funde  dürfte  zweifellos  zu  Gräbern  gehört  haben,  die  teils 
durch  Nachbestattungen,  teils  durch  jahrhundertelange  landwirtschaftliche  Bearbeitung 
der  Gredas  zerstört  wurden,  wobei  einzelne  Leichenbeigaben  aus  ihrer  ursprünglichen 
Lage  verschoben  und  über  die  ganze  Fläche  zerstreut  wurden. 

Dabei  ging  außerordentlich  viel  zugrunde,  aber  eine  ansehnliche  Serie  von  Klein- 
funden entging  der  Verderbnis  und  wurde  durch  glücklichen  Zufall  erhalten,  so  daß 
diese  zerstreuten  Fundstücke  eine  ganz  ansehnliche  Serie  bilden  und  das  Bild,  welches 
wir  auf  Grund  der  Gräberfunde  entwerfen  können,  bedeutend  vervollständigen. 

Häufig  kam  der  Fall  vor,  daß  einzelne  und  selbst  ganze  Gruppen  von  Urnen, 
die  keine  Brandreste  enthielten,  also  keine  Bestattungen  waren,  gefunden  wurden,  und 
in  der  Nähe  derselben  befand  sich  weder  eine  Skelettbestattung  noch  eine  Brand- 
bestattung. 

Wir  können  uns  dieses  Vorkommen  nur  in  der  Weise  erklären,  daß  diese  Urnen 
Liebesgaben  waren,  die  man  Dahingeschiedenen  — vielleicht  an  einem  dem  Totenkultus 
gewidmeten  Feste  — sei  es  im  einzelnen  oder  summarisch  darbrachte. 

Da  die  einzelnen  Gräber  durch  kein  dauerndes  äußeres  Merkmal  gekennzeichnet 
waren,  konnte  man  nach  Jahr  und  Tag  den  genauen  Ort  der  Leiche  nicht  immer 
treffen  und  setzte  die  mit  Speise  und  Trank  gefüllten  Urnen  an  einer  Stelle  nieder,  die 
man  aufs  Geratewohl  für  die  richtige  hielt.  Nur  auf  diese  Weise  können  wir  uns  das 
außerordentlich  häufige  Vorkommen  von  Gefäßfragmenten  außerhalb  der  Gräber  er- 
klären. Das  meiste  ging  davon  leider  zugrunde,  aber  manches  wertvolle  Stück  blieb 
uns  ganz  oder  teilweise  erhalten  und  konnte  gerettet  werden. 

Im  folgenden  gebe  ich  das  Verzeichnis  der  wichtigsten  „zerstreuten“  Funde  von 
diesem  Gräberfelde,  welche  besser  erhalten  sind  und  deren  Formen  uns  typische  Denk- 
mäler des  kulturellen  Lebens  unserer  Pfahlbauer  auch  auf  einem  dem  Tode  geweihten 
Gebiete  aufbewahrt  haben.  Manche  darunter  Averden  uns  das  Bild  ergänzen,  welches 
wir  uns  nach  den  bisher  beschriebenen  Ausgrabungen  entwerfen  können. 


I.  Tonartefakte. 

A.  Schüsseln. 

a)  Grundform  flach,  nieder,  mit  gewölbter  Wandung,  Rand  eingezogen, 
ohne  Zapfenansätze. 

1.  Eine  braune  Schüssel,  11*5  cm  hoch,  26  cm  Durchmesser. 

b)  Grundform  flach,  trichterförmig,  mit  geradem  Boden,  eingezogenem 
Rande,  ohne  Ansätze.  Zwei  Stück,  und  zwar: 

2.  ein  Exemplar  aus  rötlichgelbem  Ton,  12'5  cm  hoch,  36  cm  Durchmesser; 

3.  ein  Exemplar  aus  braunem  Ton,  10  cm  hoch,  16  cm  Durchmesser. 

c)  Grundform  ähnlich  mit  Ansätzen: 

4.  kleine  Schüssel  mit  drei  warzenförmigen  Ansätzen  an  der  Unterseite  des  ein- 
gezogenen  Randes,  7 cm  hoch,  13‘5  cm  Durchmesser; 

5.  und  6.  zwei  Schüsseln  mit  diametralen  warzenförmigen  Ansätzen,  der  Rand 
mit  schrägen  bandförmigen  Streifen  verziert.  Höhe  13  cm,  beziehungsweise  15'5  cm, 
Durchmesser  27  cm,  beziehungsweise  34  cm  (Taf.  LXXIX,  Fig.  2) ; 

7.  und  8.  zwei  ähnliche  mit  vier  zungenförmigen  Ansätzen.  Höhe  12'5  cm, 
beziehungsweise  20  cm,  Durchmesser  26  cm,  beziehungsweise  36  cm  (ähnlich  wie  Taf. 
LXVII,  Fig.  3). 


Tr u heikel.  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  im  Savebette  bei  D.  Dolina. 


137 


d)  Grundform  trichterförmig,  weit,  nieder,  mit  flachem  Boden  und 
ausgebogenem  Rande. 

9.  Aus  braunem  Ton,  an  der  Innenseite  des  Randes  mit  schrägen  flachen  Rillen 
verziert.  Höhe  17’5  cm,  Durchmesser  40  cm; 

10.  ähnlich  aus  braungelbem  Ton,  an  der  Unterseite  ein  zungenförmiger,  horizontal 
durchbohrter  Zapfen  und  drei  flache  warzenförmige.  Höhe  17  cm,  Durchmesser  44  cm. 
Der  Boden  ist  an  der  Innenseite  mit  einer  Spirale  verziert,  die  durch  den  Fingerballen 
erzeugt  wurde  (analog  der  Fig.  1 auf  Taf.  LXVII); 

11.  Schüssel  aus  braunem  Ton,  der  Rand  ist  ähnlich  ausgebogen  und  bildet  an  der 
Oberseite  eine  flache  Zone  wie  bei  Tellern,  welche  mit  schräggeschweiften  Rillen  ver- 
ziert ist.  Der  Boden  ist  innen  durch  ein  lineares  kreuzförmiges  Ornament  verziert,  mit 
zwei  Reihen  eingetiefter  Punkte  umgeben,  von  welchen  aus  fünf,  aus  Punktreihen  ge- 
bildete Ränder  nach  dem  Rande  zu  ausgehen.  Der  untere  Halsabsatz  der  Schüssel 
ist  schräg  gerillt,  an  der  Unterseite  ein  starker,  horizontal  gelochter  Zapfen.  Höhe  12  5 cm, 
Durchmesser  36  cm.  Abgebildet  auf  Taf.  LXXIX,  Fig.  4 und  5. 

e)  Grundform  nieder,  topfförmig,  mit  eingezogenem  Halse  und  aus- 
gebogenem Rande,  welcher  sich  dadurch  auszeichnet,  daß  er  vier  diametrale 
halbkreisförmige  Ausschnitte  hat,  die  an  der  Innenseite  von  zwei  halb- 
kreisförmigen Rillen  umgeben  sind.  Unter  jedem  Ausschnitte  ist  ein  zungen- 
förmiger, in  zwei  Warzen  auslaufender  Zapfen  angebracht. 

12.  Ein  Stück  dieser  Form  ist  aus  rötlichbraunem  Ton,  11cm  breit,  21  cm  Durch- 
messer; 

13.  ein  ähnliches  mit  Ausschnitten  und  zungenförmigen  Ansätzen  versehenes  Stück 
hat  gerade  Seiten  Wandung  und  ist  bedeutend  kleiner.  Höhe  5'5  cm,  Durchmesser  11 ‘5  cm 
(Taf.  LXXX,  Fig.  4). 

/)  ornamentierte  Schüsseln.  Unter  den  einschlägigen  Funden  sind  zwei 
schwarzgefärbte,  schön  geglättete  und  reich  ornamentierte  Exemplare  vertreten. 

Das  eine  hat  die  Form  einer  trichterförmigen  seichten  Schüssel  mit  stark  ein- 
gezogenem Halse  und  ist  an  der  Wölbung  mit  einer  dichten  Reihe  von  Bändern  ver- 
ziert, die  abwechselnd  aus  einer  Reihe  vertikaler,  einer  Reihe  rechtsschräger  und  einer 
Reihe  linksschräger  Rillen  besteht.  Die  Rillenkanten  sind  sorgfältig  abgerundet,  so  daß 
das  Ornament  aus  Rundstäbchen  zusammengesetzt  zu  sein  scheint  (Taf.  LXXI,  Fig.  10). 
Durchmesser  der  Schüssel  24  cm. 

Das  zweite,  bedeutend  kleinere  Stück  hat  eine  ähnliche  Grundform,  nur  ist  die 
innere  Kante  der  Halsöffnung  mit  einem  schmalen  senkrechten  Ranft  besetzt.  Die 
Ornamentierung  besteht  aus  gleichbreiten,  ähnlich  ausgeführten  Rändern  vertikaler 
Rillen  (ib.  Fig.  12).  Durchmesser  14  cm. 

B.  Schalen. 

1.  kleine  halbkugelförmige  Schale  aus  braunem  Ton.  Höhe  4 cm,  Durchmesser 
9 cm  (Taf.  LXXI,  Fig.  14); 

2.  ähnlich,  aus  rötlichem  Ton.  Höhe  3'5  cm,  Dui’chmesser  9 cm; 

3.  ähnlich,  an  der  Innenseite  des  Bodens  kleiner  Buckel.  Höhe  3 cm,  Durch- 
messer 8 cm; 

4.  ähnlich.  Höhe  3‘5  cm,  Durchmesser  8 cm; 

5.  trichterförmig  mit  flachem  Boden.  Höhe  5 cm,  Durchmesser  10'5  cm ; 

6.  ähnlich.  Höhe  4’5  cm,  Durchmesser  8 cm; 


138 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


7.  ähnlich.  Höhe  4 cm,  Durchmesser  7 cm; 

8.  ähnlich,  an  der  Innenseite  des  Bodens  halbkugelförmiger  Buckel.  Durchmesser 
9 cm.  Ein  durchlochter  Zapfen  abgebrochen  ; 

9.  Schale  mit  gerader  Wandung,  trichterförmig,  flachem  Boden  und  drei  zungen- 
förmigen Ansätzen  (Taf.  LXXX,  Fig.  5).  Höhe  4 cm,  Durchmesser  11cm; 

10.  hohe  Schale  aus  braunem  Ton,  mit  gerader  Wandung,  am  Rande  ein  kleiner 
Ausschnitt,  an  einer  Seite  der  Wandung  ein  zungenförmiger  Ansatz,  an  der  gegenüber- 
liegenden drei  warzenförmige  in  ein  Dreieck  gruppiert.  Höhe  9 cm,  Durchmesser 
12  cm  (Taf.  LXIII,  Fig.  9). 

C.  Einhenkelige  Becher. 

ol)  Grundform  topfförmig,  mit  ovalem,  den  Rand  überragendem  Henkel. 

1.  Niederes  und  verhältnismäßig  weites  Stück  aus  schwärzlichem  Ton.  Höhe  9 cm, 
Durchmesser  13-5  cm  (Taf.  LXXVIII,  Fig.  5); 

2.  ähnlich,  etwas  höher  proportioniert.  Höhe  105  cm,  Durchmesser  14-5  cm 
(Taf.  LXI,  Fig.  15); 

3.  kleiner  rötlicher  Becher,  dessen  Henkel  oben  zu  einer  scharfen  Spitze  geknickt 
ist.  Höhe  6 ‘5  cm,  Durchmesser  7 cm; 

4.  kleiner  schwarzer  Becher,  trichterförmig,  mit  wenig  überragendem  Henkel. 
Höhe  7-5  cm,  Durchmesser  10‘5  cm; 

5.  ähnlicher  Becher,  Durchmesser  10  4 cm,  Höhe  65  cm,  Henkel  fehlt  (Taf.  LXXI, 
Fig.  13). 

b ) Grundform  krugförmig,  mit  starker  Ausbauchung,  hohem,  ab- 
gesetzten, nach  oben  verjüngtem  Halse  und  stark  den  Rand  überragendem 
Henkel 

6.  Kleines  rohgeformtes  Stück  aus  braunem  Ton.  Höhe  9 cm,  Durchmesser  8 cm 
(Taf.  LXXIX,  Fig.  3); 

7.  ähnliches  Stück,  am  Rande  und  an  der  Ausbauchung  mit  kaum  kenntlichen 
flachen  horizontalen  Rillen  verziert.  Letztere  an  der  Ausbauchung  durch  drei  flache 
vertikale  Zapfen  unterbrochen.  Höhe  11'5  cm,  Durchmesser  9 cm; 

8.  ganz  ähnliches  Stück  aus  schwärzlichem  Ton,  aber  an  der  Ausbauchung  schräg 
gerillt.  Höhe  7'5  cm,  Durchmesser  11‘5  cm; 

9.  ähnliches  Stück  aus  schwärzlichem  Ton.  Durchmesser  10  cm,  Höhe  12‘5  cm; 

10.  ähnliches  Stück  mit  drei  warzenförmigen  Zapfen  an  der  Ausbauchung,  hori- 
zontal am  Halse,  an  der  Ausbauchung  schräg  gerillt.  Höhe  11  cm,  Durchmesser  10'5  cm 
(Taf.  LXI,  Fig.  13); 

11.  ähnliches,  aber  größeres  Stück  mit  nur  einem  Zapfen.  Höhe  135  cm,  Durch- 
messer 12  cm  (Taf.  LXIII,  Fig.  10); 

12.  ähnliches,  aber  stärker  ausgewölbtes  Stück,  mit  acht  senkrechten  Wülsten  und 
dichten  senkrechten  Rillen  an  der  Wölbung.  Höhe  12  cm,  Durchmesser  9’5  cm 
(Taf.  LXI,  Fig.  16) ; 

13.  ähnliches  Stück,  in  der  Ausführung  gedrängter  und  plumper,  ohne  Verzierung. 
Höhe  12  cm,  Durchmesser  12  cm; 

14.  kleines  rotes  Becherchen,  schlank  geformt,  mit  schrägen  Rillen  verziert, 
mit  schnabelförmig  aufsteigendem  Halse  und  einem  Zapfen  an  der  dem  Henkel  gegen- 
überliegenden Bauchseite.  Höhe  6‘5  cm,  Durchmesser  5 cm; 


Truhelka.  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  im  Savebette  bei  D.  Dolina. 


139 


15.  ähnliches  Stück  ohne  Zapfen,  senkrecht  gerillt,  Höhe  7 cm,  Durchmesser  7-5  cm; 

16.  flacher  Becher,  ähnlicher  Form,  jedoch  in  den  Dimensionen  breiter  und  niederer 
gehalten,  mit  drei  Zapfen  am  Bauche,  am 
Halse  horizontal,  an  der  Wölbung  schräg  ge- 
rillt. Höhe  7 cm,  Durchmesser  12  cm. 

17.  Der  Form  nach  gehört  in  dieselbe 
Kategorie  ein  kleiner  einhenkeliger  Becher 
aus  rotem  Ton,  der  sich  durch  reiche  Orna- 
mentik, die  an  godronierte  Schalen  erinnert, 
auszeichnet.  Die  Wölbung  ist  nämlich  mit 
acht  senkrechten  quergestreiften  Wülsten  ver- 
ziert und  dazwischen  mit  senkrechten  Rillen. 

Der  Henkel  hat  einen  hornförmigen  Ansatz, 
dessen  Ende  in  kleine  Tierköpfchen  ausgehen. 

Höhe  4 5 cm,  Durchmesser  7 cm  (Textfig.  76). 

D.  Zweihenkelige  Becher. 

Grundform  im  allgemeinen  ähnlich  der  vorhergehenden,  jedoch  mit 
zwei  den  Rand  überragenden  Henkeln. 

1.  Kleines  Exemplar  aus  rötlichem  Ton  mit  zwei  Zapfen  am  Bauchrande.  Höhe 
6'5  cm,  Durchmesser  5 5 cm ; 

2.  Becher  aus  braunem  Ton,  am  Bauche  mit  dichten  vertikalen  Rillen.  Höhe 
105  cm,  Durchmesser  9 5 cm  (Taf.  LXI,  Fig.  17); 

3.  ähnliches  Stück,  der  Form  nach  nahezu  bikonisch,  am  Bauche  vertikal,  am 
Halse  horizontal  gerillt.  Höhe  13  cm,  Durchmesser  105  cm; 

4.  ähnliches  schwarzes  Stück,  am  Bauche  mit  Knoten  verziert,  Rand  und  Henkel 
ausgebrochen.  Höhe  5 5 cm,  Durchmesser  6 cm. 

E.  Urnen. 

a)  Grundform  glockenförmig,  schlank,  schwach  gewölbt,  mit  geradem 

Rande. 

1.  Rohgeformtes  kleines  Stück  aus  rotem  Ton  mit  vier  zungenförmigen,  schwach 
gespaltenen  Ansätzen  unter  dem  Rande.  Höhe  30  cm,  Durchmesser  20  cm  (Taf.  LXXVIII, 
Fig.  2); 

2.  Urne,  mit  zwei  stoppelförmigen  und  zwei  gespaltenen  zungenförmigen  Ansätzen, 
verbunden  durch  eine  Reihe  Fingerballeneindrücke.  Ähnlich  ist  auch  die  Randkante 
verziert.  Höhe  29  cm,  Durchmesser  21  cm  (Taf.  LXXVTII,  Fig.  3) ; 

3.  ähnliche  Urne  aus  gelblichem  Ton,  mit  zwei  vertikalen,  ohrenförmigen  und  je 
zwei  verdoppelten,  zungenförmigen  Ansätzen.  Von  Ansatz  zu  Ansatz  geht  eine  schräge 
Reihe  Fingerballeneindrücke.  Der  Rand  schräg  gerillt.  Höhe  31  cm,  Durchmesser  22  cm 
(Taf.  LXVII,  Fig.  6); 

4.  ganz  ähnliche  größere  Urne.  Höhe  42'5  cm,  Durchmesser  24  cm  (Taf.  LXVII, 
Fig.  7); 

5.  kleine  rötliche  Urne,  statt  der  Ansätze  an  zwei  Seiten  je  sechs  warzenförmige,  in 
ein  Dreieck  angeordnete  Ansätze.  Höhe  16  cm,  Durchmesser  15  cm  (Taf.  LXXIX,  Fig.  1). 

b)  Grundform  bikonisch,  mit  gerader  Wandung,  sich  dem  Villanova- 
typus annähernd. 


Fig.  76.  Henkelbecher  aus  rotem  Ton  (2/3). 


140 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


6.  Ein  Exemplar  aus  rotem  geschlemmten  Ton  mit  zwei  runden  Henkeln  ober  der 
Ausbauchung,  welche  durch  horizontale  und  vertikale  Rillenbänder  verziert  ist.  Höhe 
22  cm,  Durchmesser  10'5  cm  (Taf.  LXXX,  Fig.  3) ; 

7.  in  der  Form  ähnliches  Stück  aus  braunem  Ton,  unter  dem  Halsrande  ein  breites 
Rillenband,  unten  mit  Punkteindrücken  besetzt  und  von  diesem  aus  ziehen  mehrere 
schräge,  gleichfalls  mit  Punkten  besetzte  Rillenpaare  gegen  die  Wölbung.  Die  beiden 
Henkel  sind  spitzwinkelig  geknickt  und  mit  Punkteindrücken  an  den  Kanten  besetzt. 
Höhe  235  cm,  Durchmesser  11  cm  (Taf.  LXXX,  Fig.  1); 

8.  schöne,  schwarz  gefärbte  Urne  vom  Villanovatypus,  mit  hohem  eingezogenen 
Halse,  umgelegtem  Halsrande,  an  der  unteren  Bauchseite  mit  vier  zungenförmigen, 

darüber  am  Halsansatze  mit  vier  warzenförmigen 
Ansätzen  versehen.  Am  Halse  horizontal  gerillt. 
Höhe  50  cm,  Durchmesser  25  cm  (Taf.  LXXX, 
Fig.  2); 

9.  ballonförmige  Urne  von  hervorragender 
Größe,  mit  umgelegtem  Rande,  an  der  Unterseite 
mit  einem  gekerbten  Wulstkranze  verziert.  Es  ist 
dies  das  größte  im  Gräberfelde  von  Dolina  aus- 
gegrabene Gefäß,  Höhe  63  cm,  Durchmesser  an 
der  Öffnung  43  cm,  Durchmesser  der  Bauchwöl- 
bung 67  cm.  Schwarz  gefärbt,  sorgfältig  geglättet 
(Taf.  LXXX,  Fig.  6). 

10.  In  die  Kategorie  der  Urnen  gehört  auch 
eine  Miniatururne,  welche  der  Villanovaform  in 
verjüngtem  Maßstabe  nachgebildet  ist.  Sie  hat  an 
der  unteren  Bauchseite  vier  warzenförmige  An- 
Die  Halsfläche  ist  durchaus  horizontal  gerillt,  die 

obere  Bauchseite  vertikal.  Höhe  11  cm,  Durchmesser  8’5  cm  (Textfigur  77). 

F.  Schöpfgefäß. 

Als  solches  kann  das  auf  Taf.  LXXVIII,  Fig.  4,  abgebildete  rohgeformte  Stück  aus 
rötlichem  Ton  aufgefaßt  werden.  Es  ist  glockenförmig,  der  Henkel  sitzt  an  der  oberen 
Gefäßwand  an  und  in  gleicher  Höhe  mit  ihm  drei  Zapfen.  Höhe  16  cm,  Durchmesser 
16  cm. 

Gl.  Hängegefäße. 

1.  kleines  kugelförmiges,  schmuckloses  Gefäß,  etwas  flach  geformt,  mit  zwei 
Hängeösen  am  Rande.  Höhe  5’5  cm,  Dui-chmesser  der  Bauchwölbung  8‘5  cm; 

2.  kleines  kugelförmiges,  mit  horizontalen  Rillen  am  Rande  und  schrägen  an  der 
Wölbung  verziert  und  mit  ausgebrochenen  Hängeösen.  Höhe  5‘5  cm,  Durchmesser  des 
Bauches  7 cm. 

H.  Tonlöffel. 

1.  gut  erhaltener  Löffel  aus  schwärzlichem  Ton,  schalenförmig,  mit  flachem  weiten 
Henkel.  Höhe  2-5  cm,  Durchmesser  7 cm; 

2.  ähnliches  defektes  Stück  aus  rötlichem  Ton  (Taf.  LXXI,  Fig.  11). 


Fig-.  77.  Urne  aus  schwarzem  Ton  (1/2). 
sätze,  am  Rande  zwei  Hängeösen. 


Truhelka.  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  im  Savebette  bei  D.  Dolina. 


141 


I.  Saugnäpfclien. 


Ein  Saugnäpfchen  in  Gestalt  eines  unten  breiteren,  oben  engeren  Töpfchens  mit 
vertikaler  Saugröhre,  in  der  Mitte  der  Seitenwand  ist  es  seinen  Dimensionen  nach  so 
klein  (Höhe  4 cm,  Durchmesser  2-5  cm),  daß  es  wohl  als  Miniaturgefäß  oder  Spielzeug- 
gedient  hat. 


K.  Ringgefäß. 

Das  in  nebenstehender  Abbildung  (Fig.  78)  dargestellte 
Gefäßfragment  repräsentiert  uns  eine  bisher  in  Bosnien 
noch  nicht  nachgewiesene  Form.  Der  Gefäßkörper  bestand 
aus  einem  hohlen  Tonringe,  auf  welchem  eine  becher-  oder 
trichterförmige  Mündung  aufsaß,  die  mit  der  ringförmigen 
Gefäßhöhlung  kommuniziert.  Ein  bügelförmiger  Henkel 
saß  am  Ringe  und  Becherrande  fest.  Es  ist  kein  Zweifel, 
daß  hier  dieselbe  Form  vorliegt,  die  in  Troja  so  häufig 
in  verschiedenartigster  Ausgestaltung  auftrat,  und  dieses 
vereinzelte  Fundstück  kann  demnach  vom  Gesichtspunkte 
vergleichender  Typologie  von  größter  Bedeutung  werden. 

L.  Tonperlen. 


Fig-.  78.  Ring-gefäß  aus  rotem 
Ton  (f/;,). 


1.  Nicht  ornamentierte. 

a)  Grundform  bikonisch,  ohne  Ornamentierung,  im  Durchmesser  von  2 — 4 cm,  ge- 
funden im  ganzen  17  Stück; 

b)  Grundform  ovoid,  ohne  Verzierung,  im  Durchmesser  von  3'5 — 6'5  cm,  zumeist 
flach,  gefunden  10  Stück; 

c)  Grundform  kugelförmig,  ohne  Ornamentierung.  Durchmesser  von  2 — 3'3  cm, 
gefunden  5 Stück; 

d)  Grundform  napfförmig,  das  ist  auf  einer  Seite  abgerundet,  auf  der  anderen 
trichterförmig  vertieft,  im  Durchmesser  von  2-9 — 4’5  cm,  gefunden  8 Stück; 

e)  Grundform  radförmig,  in  der  Mitte  verstärkt,  1 Stück,  im  Durchmesser  5'5  cm 
messend; 

f)  Grundform  scheibenförmig,  Durchmesser  6'5  cm,  1 Stück. 

2.  Ornamentierte  Tonperlen. 

g)  Ananasförmig,  vertikal  gerillt,  Durchmesser  25 — 4’5  cm,  9 Stück; 

h ) flach -bikonisch,  mit  linearem  Sternmuster  auf  beiden  Seiten.  Gefunden  wurden 
2 gleiche  Stücke,  im  Durchmesser  5‘3  cm  messend; 

i ) bikonisch,  bereits  kugelförmig,  an  der  Kante  mit  einem  Kreise  von  runden  Ver- 
tiefungen verziert,  Durchmesser  3‘8  cm,  Höhe  3’5  cm,  1 Stück; 

k)  Grundform  flach -bikonisch,  mit  drei  konzentrischen  Ellipsengruppen  verziert. 
Die  von  den  Ellipsen  begrenzten  Zwickelfelder  sind  mit  Punktvertiefungen  verziert. 
Vorhanden  5 Stück,  im  Durchmesser  3-7 — 5-0  cm  messend; 

V)  Grundform  ovoid,  mit  wiederkehrenden  Spiralen  verziert,  Durchmesser  3‘2  cm, 
1 tück. 


M.  Tonringe. 


Es  wurden  5 Stücke  gefunden,  davon  4 aus  rotgebranntem,  1 aus  schwarzem  Ton. 
Der  Durchmesser  variiert  von  4'3 — 7 cm. 


142 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


N.  Spulen. 

Zerstreut  wurden  drei  kleinere  Tonspulen  gewöhnlicher  Form  gefunden,  wovon 
sich  eine  besonders  dadurch  auszeichnet,  daß  sie  an  der  Achse  quer  durchbohrt  ist  und 
demnach  eine  vereinzelte  Form  repräsentiert.  Die  Länge  der  letzteren  beträgt  3-5  an, 
Durchmesser  der  Scheiben  3-2  an. 


0.  Gefäßdeckel. 

Ein  vereinzeltes  Stück  ist  ein  ovaler  Gefäßdeckel  mit  bogenförmiger  Handhabe 
in  der  Mitte.  Durchmesser  14,  beziehungsweise  12  an. 


P.  Unbestimmte  Gebrauclisstücke. 


Unter  zerstreuten  Funden  des  Gräberfeldes  sind  schließlich  zwei  eigentümlich  ge- 
formte Tongegenstände  zu  erwähnen. 

Der  eine  hat  die  Form  einer  schmalen  elliptischen  Scheibe,  deren  Rand  strahlen- 
förmig ausgezackt  ist,  während  in  der  Mitte  eine  stoppelförmige  Handhabe  angebracht 
ist.  Auf  der  Unterseite  des  Stückes  sind  Glättspuren  bemerkbar,  woraus  man  schließen 
könnte,  daß  das  Gerät  als  Glättwerkzeug  gedient  hat.  Länge  10-8  an  (Fig.  79). 

Das  zweite  Stück  ist  ein  radförmiger  Ring 
mit  fünf  Speichen,  an  deren  Mittelpunkt  ein  läng- 
licher Stiel  senkrecht  ausgeht.  Durchmesser  6 cm. 


Fig.  79  und  80.  Tonscheiben  mit  Stielgriffen  (2/s). 


Das  Stück  ähnelt  einem  Sprudel,  aber  es  ist  fraglich,  ob  es  gleichen  Zwecken  gedient 
hat  (Fig.  80). 


II.  Metallartefarkte. 

1.  Gold-  und  Silberfnnde. 

Auch  unter  den  zerstreuten  Funden  des  Gräberfeldes  fand  man  vereinzelte  Gold- 
objekte, und  zwar  zwei  aus  sehr  dünnem  Goldblech  getriebene  Perlen. 

Line  davon  hat  die  Gestalt  einer  Kugel  von  zirka  10  mm  Durchmesser  und  ist 
deren  Oberfläche  von  sieben  mit  der  Achse  gleichlaufenden  Ivannelüren  verziert,  so,  daß 
deren  Querschnitt  die  Gestalt  eines  siebenzackigen  Sternes  bildet. 

Das  zweite  Stück  hat  die  Gestalt  einer  der  Länge  nach  halbierten  tonnenförmigen 
Perle.  Der  Mittelkörper  ist  länglich,  halbkugelförmig,  und  die  bei  den  häufigen  bron- 


Truhelka.  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  im  Savebette  bei  D.  Dolina. 


143 


zenen  Tonnenperlen  vorkommenden  Längsschlitze  sind  hier  durch  eine  Reihe  von  Ein- 
kerbungen markiert. 

Die  beiden  halsförmigen  Enden  sind  durch  einen  erhabenen  Ring  verziert.  Dieses 
Stück  ist  also  nur  eine  Imitation  einer  Perle  und  wurde  nicht  an  einer  Schnur  auf- 
gereiht, sondern  an  einer  StofFunterlage  festgenäht.  Die  Länge  beträgt  13  mm,  die 
Breite  5 mm. 

Unter  den  Silberfunden  haben  wir  zunächst  zwei  gut  erhaltene  Schläfenringe  aus 
torquiertem  Silberdraht  zu  erwähnen.  Der  eine  davon  hat  etwas  mehr  als  zwei  Kreis- 
umgänge bei  einem  Durchmesser  von  6 5 cm  und  2 mm  Drahtstärke.  Ein  Drahtende 
ist  zugespitzt,  das  andere  abgebrochene  hatte  vermutlich  eine  Endöse.  Die  Torquierung 
ist  äußerst  sorgfältig  und  genau  und  erstreckt  sich  über  den  ganzen  Ringumfang,  nur 
ein  1 cm  langes  Endstück  ist  glatt. 

Der  zweite  Schläfenring  ist  minder  sorgfältig  torauiert,  hat  1 J/2  Umgang,  doch 
fehlen  an  beiden  Enden  ansehnliche  Stücke. 

Aus  defekten  Schläfenringen  wurden  nicht  selten  kleinere  angefertigt,  die  als 
Fingerringe  gedient  haben  mögen.  Ein  solcher  aus  Silberdraht  von  20  mm  Durchmesser 
hat  1 1/3  Umgang,  ein  anderer  von  15  mm  Durchmesser  hat  offene  Enden  und  ist  un- 
regelmäßig gebogen.  Als  Fragment  eines  silbernen  Schläfenringes  ist  noch  ein  unregel- 
mäßig verbogenes  torquiertes  Drahtstück  von  10  cm  Gesamtlänge  zu  erwähnen. 

Das  schönste  Silberstück  vom  Gräberfelde  ist  ein  Fingerring  mit  großer  kreisrunder 
Zierplatte,  an  welche  zwei  zu  einer  Ringform  gebogene  viereckige  Dorne  ansetzen, 
die  den  Finger  ringförmig  umschließen  sollten. 

Die  Scheibe  hat  einen  Durchmesser  von  3 cm  und  ist  von  einem  erhaben  aus- 
getriebenen  Ringe  eingefaßt.  Die  Fläche  ist  von  vier  kreuzförmig  angeordneten,  aus 
erhabenen  Linien  gebildeten  Schleifen  verziert,  welche  je  einen  kleinen  Buckel  ein- 
schließen und  im  Mittelpunkte  von  einem  ähnlichen  Buckel  zusammen- 
gefaßt sind.  Die  Zwickel  zwischen  den  Kreuzarmen  sind  mit  dichten 
erhabenen  Punktreihen  ausgefüllt. 

Leider  ist  die  Zierscheibe  dieses  Zierringes  an  zwei  Seiten  ziem-  Fig.  81. 

lieh  beschädigt.  Spiralhülsen 

ö _ aus  Silber- 

Außer  den  bisher  beschriebenen  Silberfunden  sind  noch  kleinere  araht  (2/3) 

Stücke  zu  erwähnen:  eine  kleine  enge,  dütenförmige  Blechhülse,  an  beiden 
offenen  Enden  mit  dünnem  tordierten  Draht  eingefaßt  (Länge  12  mm),  ein  herzförmiges 
medaillonartiges,  in  der  Mitte  schildförmig  ausgebuckeltes  Zierstück,  das  möglicherweise 
rezent  ist,  und  zwei  silberne  Spiralhülsen,  die  als  Hülle  einer  Schnur  dienten  (Fig.  81). 

2.  Bronzefunde. 

A.  Fibeln.  Die  verschiedenen  in  den  Gräbern  von  Donja  Dolina  Vorgefundenen 
Fibelformen  lieferten  auch  unter  den  zerstreuten  Funden  ein  ansehnliches  Kontingent. 
Abgesehen  von  ganz  unkenntlichen  Fragmenten  sind  98  Stück  teils 
ganzer,  teils  teilweise  erhaltener  Fibeln  aufgelesen  worden. 

Wir  wollen  sie  in  kurzem  nur  in  typologischer  Reihenfolge 
anführen  und  diese  Aufzählung  wird  eine  ziemlich  genaue  Be- 
stimmung des  Alters  und  der  Zeitdauer  unseres  Pfahlbaues  ergeben.  Fio.  82  Spirambel  (1/2) 

Die  älteste  Fibelform,  die  wir  hier  antreffen,  ist  die  „S-för- 
mige Spiralfibel,  durch  drei  kleine  Exemplare  mit  je  drei  und  sechs  Spiralwin- 
dungen vertreten  (Taf.  LXXXI,  Fig.  1 und  Textfigur  82). 


144 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


An  diese  schließt  sich  die  Scheibe nfibel,  aus  sehr  dünnem  Blech  getrieben  an, 
welche  an  einer  an  der  Unterseite  festgenieteten  besonderen  Lamelle  mit  Nadel  und 
Nadelkopf  festgenietet  war.  Da  das  Blech,  aus  welchen  sie  hergestellt  sind,  äußerst 
dünn  war,  sind  sie  nur  sehr  unvollkommen  erhalten.  Es  wurden  Fragmente  von  acht 
Exemplaren  gefunden,  wovon  zwei  Exemplare  gut  erhalten  sind.  Das  eine,  auf 
Taf.  LXXXI,  Fig.  2,  abgebildet,  veranschaulicht  die  charakteristische  Dreieckform,  das 
andere  (Textfig.  83)  die  runde  Scheibenform  mit  fünf  durch  punktierte  Linien  swastika- 
artig verbundene  Buckeln  verziert. 

Die  nächstfolgende  Gruppe,  die  der  einschleifigen  Bogenfibel,  ist  durch  16 
zumeist  sehr  zerstörte  Exemplare  vertreten. 

Der  Fußbildung  nach  können  wir  hier  die  italische  Form  mit  langem,  spitz 
auslaufendem  Fuße  (Taf.  LXXXI,  Fig.  3 und  4)  und  die  Glasinacform  mit  breiterer 
dreieckiger  Fußplatte  unterscheiden. 


Fig.  83.  Fibelscheibe 
aus  Bronzeblecli  (1/2). 


Fig.  84.  Bogenfibel  vom  Gla- 
sinactypus  (2/3). 


Fig.  85.  Bogenfibel  vom  Gla- 
sinactypus  (2/s). 


In  Taf.  LXXXI,  Fig.  5,  ist  jene  Form  dargestellt,  welche  noch  an  italische  Vor- 
bilder vermöge  des  schlankeren  Fußes  erinnert;  in  nebenstehender  Fig.  84  ist  die 
lokalisierte  Nachbildung  wiedergegeben,  die  durch  dieses  hübsche  Exemplar  hier  ver- 
treten ist,  bei  welchem  die  hohe  breite  Fußplatte  auffällt,  die  am  spitzen  Ende  von 
unten  abgestutzt  ist  und  in  ein  Köpfchen  ausläuft. 

Eine  Variante  dieser  Foi’m,  mit  breiter,  unten  ausgeschnittener  Fußplatte  (Textfig.  85), 
unterscheidet  sich  dadurch  von  den  häufigen  Glasinacer  Stücken,  daß  am  Fußende 
an  Stelle  des  üblichen  birnen-  oder  ösenförmigen  Köpfchens  drei  kleine  beerenförmige 

Ansätze  angebracht  sind.  Auch  eine  zierlichere 
Ausgestaltung  der  in  diese  Gruppe  gehörigen  Fibel- 
form ist  durch  ein  winziges  Bügelstück  vertreten. 
Kopf  und  Fuß  fehlen  daran,  aber  der  Bügel  ist 
in  ähnlicher  Weise  mit  drei  Köpfchen  verziert  wie 
bei  der  in  Taf.  LXXXI,  Fig.  4,  abgebildeten  ita- 
lischen Langfußfibel.  Nach  dem  vorhandenen  Frag- 
mente der  Fußplatte  zu  schließen,  war  diese  aber 
mehr  breit  als  lang.  Das  erhaltene  Bügelstück  ist 
nur  2’5  cm  lang. 

Die  zweischleifige  Bogenfibel  repräsen- 
tiert uns  nur  ein  Fragment  mit  defekter  Fußplatte 
und  mit  geradegebogener  Fußschleife  (Textfig.  86). 

Die  Serpeggiantefibel  ist  nur  durch  fünf  sehr  defekte  Fragmente  vertreten, 
welche  ohne  die  besser  erhaltenen  Exemplare  aus  den  Gräberin ventaren  kaum  ein  Urteil 
über  diese  Gruppe  gestatten  würden. 


Fig.  86.  Zweischleifige  Bogenfibel,  Frag- 
ment P/j). 


Truhelka.  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  im  Savebette  bei  D.  Dolina. 


145 


Die  Certosaform  ist  durch  acht  kleine  charakteristische  und  gut  erhaltene  Exem- 
plare vertreten  und  eines  davon  in  Taf.  LXXXI,  Fig.  6,  abgebildet.  Sie  bildet  den 
Übergang  zu  der  reichlicher  vorkommenden  Certosa-Armbrustfibel,  welche  wir  durch 
14  ganze  Stücke  und  durch  13  gut  erhaltene  Bügelstücke  vertreten  sehen,  hieben  der 
einfacheren  Form  (Taf.  LXXXI,  Fig.  7)  kommt  hier  auch  die  mit  reichbehängter  breiter 
Kopfspirale  vor,  die  sich  durch  dünne  dreieckige  Blechanhängsel  auszeichnet  und 
welche  wir  zum  erstenmale  im  Gräberfelde  von  Sanskimost  antrafen  (Taf.  LXXXI,  Fig.  8). 

Reichhaltig  und  durch  eine  Serie  besser  erhaltener  Exemplare  sind  die  Typen  der 
La  Tene- Periode  vertreten. 

Die  Früh-La  Tene-Formen  haben  hier  27  Vertreter.  Bei  ihnen  ist  das  zurück- 
gebogene Fußende  entweder  mit  einem  plastisch  ausgeführten  Schlangenköpfchen  ver- 
ziert (Taf.  LXXXI,  Fig.  9,  und  Textfig.  87)  oder  aber  durch  eine  runde  Bronzekugel, 
aus  welcher  noch  ein  profiliertes  Drahtende  herausragt  (Taf.  LXXXI,  Fig.  10  und  11, 
und  Textfig.  88  und  89). 

Bei  letzteren  ist  der  Bügel  wulstig  oder  schildförmig  verbreitert  und  mitunter  durch 
reiche  lineare,  gravierte  Ornamentik  verziert.  Auch  das  in  Textfig.  90  abgebildete 
Fragment  gehört  allem  Anscheine  nach  dieser  Gruppe  an. 


Der  Mittel-La  Tene-Periode  gehören  17  Exemplare  an.  Wir  finden  darunter 
sowohl  die  ursprüngliche,  aus  glattrundem  oder  eckigem  Draht  gebogene  Form,  deren 
zurückgebogenes  Fußende  den  Bügel  einfach  umschließt,  und  auch  jene,  wo  das  Fuß- 
ende mit  einer  Kugel  am  Bügel  festgehalten  und  überdies  durch  eine  zweite  Kugel 
verziert  ist  (Taf.  LIII,  Fig.  12 — 14). 

Zwei  außergewöhnliche  Formen  derselben  Stufe  verdienen  besonders  hervorgehoben 
zu  werden.  Die  eine,  durch  Guß  hergestellt,  hat  einen  hohen,  kantigen,  mit  Parallel- 
linien verzierten  Bügel,  während  das  Fußende  mit  einem  plastischen  Tierköpfchen  mit 
Hörnern  und  geschweiftem  Rüssel  verziert  ist  (Taf.  LXXXI,  Fig.  15). 

Das  zweite  Exemplar  ist  eine  gewöhnliche  Mittel- La  Tene -Form,  aber  am  Fuß- 
ende durch  einen  buckelförmigen  großen,  durchbrochen  ornamentierten  Knopf  verziert. 
Die  Ornamentik  repräsentiert  eine  durch  Guß  hergestellte  Imitation  eines  Drahtfiligran- 
ornamentes und  beweist  eine  außerordentliche  technische  Vollendung  im  Gusse. 

Einer  bedeutend  jüngeren  Stufe  gehört  endlich  das  in  Taf.  LXXXI,  Fig.  16  ab- 
gebildete Fibelexemplar  mit  flachem,  lanzettförmigem  Bügel  und  kurzer  Kopfspirale  mit 
unterer  Sehne  an.  Die  nächsten  Analogien  zu  dieser  Form  fanden  wir  in  einem  Depot- 
funde bei  Gorica. 

B.  Schläfenringe.  Ziemlich  zahlreich  unter  den  zerstreuten  Funden  waren  in  der 
bisherigen  Ausbeute  Schläfenringe,  da  sie,  wenn  von  der  Pflugschar  erreicht,  sehr  leicht 
verschleppt  und  viele  dabei  auch  zerbrochen  wurden,  so  daß  eine  ansehnliche  Menge 
von  verbogenen  Drahtstücken  vorhanden  ist,  die  von  solchen  Schläfenringen  herrühren. 

! Außer  Fragmenten  wurden  im  ganzen  44  Stück  lose  gefunden,  davon  waren  24  Stück 
gepaart,  an  einer  Stelle  einmal  vier  Paare  zusammen. 

Band  IX. 


10 


146 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


Fig.  91.  Schläfenring  (1/2). 


Den  Formen  nach  entsprechen  sie  den  charakteristischen  Typen  unserer  Pfahlbau- 
nekropole und  sind  in  einfacher  bis  dreifacher  Windung  aus  Draht  gewunden.  Zwei 
davon,  sehr  klein,  sind  aus  glattem  Draht,  18  aus  tordiertem,  13  aus  dünnem,  an  der 
Innenseite  glattem,  an  der  Außenseite  durch  eine  dichte  ein- 
gestanzte Reihe  von  Einkerbungen  perlenschnurartig  verziert 
(Textfig.  91). 

Wie  bei  allen  Schläfenringen  von  Dolina  war  das  eine  Ende 
etwas  zugespitzt,  das  andere  aber  flach  gehämmert  und  zu  einer 
Ose  oder  auch  Spirale  eingerollt.  Eine  Ausnahme  davon  bilden 
nur  fünf  große  Schläfenringe  mit  wenig  übergreifenden  Enden, 
welche  durch  kleine  Köpfchen  verziert  sind  und  unterhalb  eine 
Reihe  von  umlaufenden  Rillen  aufweisen. 

C.  Halsring.  Ein  vereinzelter  bronzener  Halsring  aus  starkem  tordierten  Draht 
wurde  auf  der  Greda  des  Stipancevi6  gefunden  und  zeichnet  sich  dadurch  aus,  daß  die 
beiden  Enden  zu  einer  länglich  dreieckigen  Lamelle  dünn  ausgehämmert  und  deren 
obere  Enden  zu  Ösen  eingerollt  waren.  Das  Merkmal,  wodurch  sich  also  diese  von 
anderen  Torquissen  unterscheidet,  besteht  darin,  daß  die  beiden  Endstücke  nicht  massiv 
vierkantig  oder  rund,  sondeim  flach  sind.  Bei  dem  Exemplar  von  der  Greda  des 
Stipanöevid  ist  leider  eines  der  Ösenenden  abgebrochen.  Der  Durchmesser  des  Stückes 
beträgt  16-5  cm. 

Im  Jahre  1901  wurde  im  Pfahlbaue  ein  Endstück  einer  ähnlichen  Torquis  ent- 
deckt und  sind  diese  beiden  Exemplare  bisher  die  einzigen  Vertreter  dieser  Variante  in 
Bosnien. 


D.  Armringe.  Unter  den  auf  sämtlichen  Gredas  zerstreut  aufgelesenen  Funden  be- 
finden sich  29  ganze  Armringe  und  9 Bruchstücke.  Es  sind  darunter  sämtliche  Formen 
vertreten,  die  wir  in  den  Gräbern  anti'afen,  so  daß  diese  Serie  typologisch  die  Formen 
der  gebräuchlichen  Armringe  veranschaulicht. 

Die  einfachste  Form  besteht  aus  einem  runden,  zu  einem  Ringe  gebogenen  Drahte, 
dessen  Enden  etwas  übergreifen  und  mitunter  mit  umlaufenden  Einkerbungen  verziert 
sind.  Diese  schmucklosen  Armringe  waren  für  Kinder  bestimmt,  denn  sie  sind  sehr 
klein  und  messen  im  Durchmesser  nur  35 — 4 cm.  Wahrscheinlich  wurden  sie  erst  über 
das  Armgelenk  gebogen,  wofür  ihre  Kleinheit  und  die  Unregelmäßigkeit  der  Biegung 
spricht.  Einzelne  darunter  sind  aus  Bruchstücken  größerer  Armringe  hergestellt.  Vor- 
handen sind  fünf  Stück,  zwei  davon  aus  Bruchstücken  hergestellt. 

In  dieselbe  Kategorie  gehört  ein  größerer  Armring,  Durchmesser  55  cm,  mit  ge- 
kerbten Enden  (Taf.  LXXXI,  Fig.  17). 

Ein  einzelnes  Stück  aus  wulstigem  Bronzestab  mit  stark  verjüngten,  wenig  über- 
greifenden Enden  zeigt  an  diesen  eine  stollenförmige  Verdickung  und  erinnert  an  ähn- 
liche Armringe  einer  älteren  Periode,  die  wir  am  Glasinac  häufig  antrafen.  Durchmesser 
5-7  cm. 

Ein  kleineres  Exemplar  (Durchmesser  4 cm)  mit  stark  verjüngten,  spitz  auslaufenden 
Enden  ist  bereits  spiralförmig  eingerollt  mit  l3/4  Spiralumgang  (Taf.  LXXXI,  Fig.  18). 

Bei  fortgesetzter  Wiederholung  der  Spiralwindungen  entstand  die  armschienen- 
förmige, breite  Armbandform,  die  durch  zwei  vorzüglich  erhaltene,  in  Textfig.  92  ab- 
gebildete Exemplare  vertreten  ist. 

Eine  unter  unseren  Gräberfunden  ganz  vereinzelte  Form  repräsentiert  ein  kreis- 
runder starker  Reif,  der  an  der  Innenseite  ausgehöhlt  ist,  damit  das  Stück  trotz  der 
stärkeren  Dimension  des  Reifes  ein  geringeres  Gewicht  erhalte  (Durchmesser  44  cm). 


Truhelka.  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  im  Savebette  bei  D.  Dolina. 


147 


(Taf.  LXXXI,  Fig.  19.)  Derartige  hohl  ausgehämmerte  Ringe  kommen  in  Bosnien 
nur  in  der  spätesten  Hallstattperiode  vor,  wo  La  Tene- Formen  stark  überwiegen. 

Zahlreicher  als  diese  glatten  Armringe 
sind  die  verzierten.  Der  Reif  hat  bei  diesen 
einen  bikonvexen  Querschnitt  und  ist  die 
Außenfläche  mit  einer  dichten  Reihe  senk- 
rechter Einkerbungen  versehen,  so  daß  sie, 
wenn  die  Einkerbungen  scharf  begrenzt  sind, 
mit  einer  Reihe  von  Stäbchen,  wenn  abge- 
rundet, mit  einer  Reihe  von  Perlen  verziert 
erscheinen.  Die  Enden  greifen  auch  bei  die- 
sen wenig  übereinander  und  sind  zumeist 
glatt  und  mit  V-  oder  X-förmigen  Linien  ver- 
ziert. In  diese  Kategorie  gehören  13  Stück 
(Taf.  LXXXI,  Fig.  20—22). 

Eine  aus  dieser  weiter  entwickelten 

Form  des  Armringes  zeichnet  sich  dadurch  aus,  daß  der  Ring  als  flaches  Band,  die 
Stäbchen  aber,  die  Ränder  des  Bandes  überragend,  deutlich  ausgeprägt  sind.  Es  ent- 
steht dadurch  die  Form  des  mit  Stäbchen  besetzten  Reifes.  Unter  den  zerstreuten 
Funden  ist  ein  ganz  erhaltenes  Kinderarmband  und  ein  geradegebogenes  Stück  eines 
größeren  voi’handen. 

Aus  dieser  Form  entwickelt  sich  eine  weitere,  indem  die  Stäbchen,  die  dem  Reife 
zur  Verzierung  dienen,  durch  je  drei  deutlich  hervorragende  Knöpfchen  bereichert 
werden,  wovon  eines  in  der  Mitte  des  Stäbchens  und  je  ein  kleineres  an  beiden  Enden 
desselben  angebracht  ist.  Dadurch  entsteht  jene  prunkvolle  Form  von  Armreifen,  die 
für  unsere  Nekropole  von  Dolina  charakteristisch  ist.  Unter  den  zerstreuten  Funden 
sind  zwei  Stücke  dieser  Gattung  anzuführen,  das  eine  ein  Kinderarmband,  das  andere 
für  eine  erwachsene  Person  (Textfig.  93  und  Taf.  LXXXI,  Fig.  23). 


Fig.  92.  Armbänder  aus  Bronzedraht  (J/2 


Fig.  93.  Armband  (2/3). 


Fig.  94.  Fragment  eines 
Armbandes  (2/3). 


Diese  Form  wird  noch  reicher  ausgestattet,  indem  mit  Knöpfchen  nicht  besetzte 
Stäbe  mit  besetzten  abwechseln,  die  Knöpfchen  bald  größer  werden  oder  in  Gruppen 
zu  zwei,  drei,  vier  angeordnet  sind.  Dadurch  wird  der  Armreif  aber  auch  breiter  und 
massiver  und,  um  ihn  an  das  Gelenk  zu  bringen,  ergab  sich  die  Notwendigkeit,  den- 
selben in  mehrere  Glieder  zu  teilen,  die  vermittels  Scharniere  miteinander  verbunden 
waren.  Von  dieser  reichverzierten  Art  wurden  leider  nur  kleine,  im  ganzen  sieben 
Fragmente  (Textfig.  94  und  Taf.  LXXXI,  Fig.  25  — 27)  gefunden,  darunter  drei  mit 
Scharnieren. 

Ein  exzeptionelles  Stück  hat  die  Form  eines  zu  einem  geschlossenen  Kreise  gewun- 
denen starken  runden  Stabes,  der  in  weiten  Absätzen  abwechselnd  mit  je  einem  und 
je  drei  senkrecht  angeordneten  Knöpfchen  verziert  ist  (Taf.  LXXXI,  Fig.  24). 

10* 


148 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


Fig.  95. 
Schmuckring 
von  einer 
Fibel  (2/8). 


E.  Schmuckringe.  Diese  Kategorie  ist  unter  den  losen  Funden  durch  Ringe  ver- 
treten, die  als  Anhängseln  an  Fibeln  verwendet  wurden,  und  durch  solche,  die  als 
Kettenglieder  oder  Gehängeringe  an  Gürteln  und  dergleichen  befestigt  waren. 

Erstere  sind  gewöhnlich  fassoniert,  und  zwar  mit  flachem,  vier- 
kantigem, an  der  Außenseite  mitunter  geripptem  Reife  und  wurden  im 
ganzen  16  Stück  gefunden,  deren  Durchmesser  von  1*7 — 3'7  cm  variiert 
(Fig.  95);  die  letzteren  sind  von  rundem  Querschnitte,  stärker  und  größer 
ausgeführt  (Durchmesser  2-5 — 4‘5  cm)  und  wurden  zwei  Exemplare  aus 
Bronze  und  fünf  Exemplare  aus  Eisen  gefunden. 

F.  Fingerringe.  Ausgesprochene  Fingerringe  wurden  außerhalb  der 
Gräber  nur  vier  Stück  gefunden.  Drei  davon  sind  aus  dünnem  breiten, 
an  der  Außenfläche  schwach  konvexen  Bronzeblechstreifen  gebogen,  deren 
Enden,  nebeneinander  gelegt,  zirka  um  ein  Viertel  des  Umfanges  übergreifen. 

Der  dritte  Ring  ist  etwas  zierlicher  aus  einem  schmalen  Blechstreifen  geformt, 
in  welchem  der  Länge  nach  eine  Mittellinie  vertieft  eingraviert  ist,  so  daß  es  den  An- 
schein hat,  als  wäre  das  Stück  aus  zwei  eng  aneinanderliegenden  Drahtstücken  her- 
gestellt. 

Auch  die  Windung  des  Ringes  ist  eine  abweichende,  indem  nur  das  eine  Ende  die 
Peripherie  um  ein  Viertel  übergreift,  während  das  andere  zurückgebogen  bis  zur  Hälfte 
der  Peripherie  in  verkehrter  Richtung  verläuft.  Beide  Enden  sind  keilförmig  zugespitzt 
und  durch  eine  Reihe  von  Querritzen  verziert.  In  dieser  Ausgestaltung  erinnert  der 
Ring  sehr  an  gewisse  charakteristisch  gewundene  Spiralringe  der  La  Tene- Periode  und 
scheint  eine  bewußte  Nachahmung  derartiger  Vorbilder  zu  sein. 

G.  Schmucknadeln.  Zerstreut  wurden  auf  den  Gredas  bisher  12  Stück  einfache 
Schmucknadeln  und  eine  Doppelhaarnadel  aus  Bronze  gefunden. 

Unter  den  ersteren  repräsentiert  die  einfache  runde  Dornform  mit  abgerundetem 
oberen  Ende  die  einfachste  Type.  Vorhanden  ist  ein  8 cm  langes,  ziemlich  starkes 
Kopfstück,  welches  mit  sechs  breiten  umlaufenden  Bändern  von  schrägen  Rillen,  die 
abwechselnd  in  entgegengesetzter  Richtung  angeordnet  sind,  verziert  ist. 

Zwei  Stecknadeln,  die  eine  9 cm  lang,  die  andere,  ein  65  cm  langes  Fragment, 
haben  einen  keulenförmig  verdickten  Kopf,  eine  weitere,  14  cm  lang,  ein  rundes 
Köpfchen  und  darunter  eine  spiralförmig  umlaufende  Rille,  durch  welche  das  obere 
Drittel  der  Nadel  verziert  ist. 

In  vier  Exemplaren  ist  die  Nadelform  mit  bikonischen,  auf  einer  runden  Scheibe 
aufruhenden  Köpfchen  vertreten.  Sämtliche  vier  Stücke  sind  fragmentiert  und  nur  die 
Kopfteile  davon  vorhanden. 

Zwei  Schmucknadeln  sind  am  Kopfende  mit  kleinen  perlenartig  angereihten  Beeren 
verziert,  und  zwar  die  eine  mit  drei,  die  andere  mit  sechs  Beeren. 

Das  schönste  Stück  war  eine  große  Nadel  mit  Vorstecker,  wovon  leider  nur  der 
Vorstecker  gefunden  wurde.  Er  besteht  aus  einer  röhrenförmigen  Hülse,  die  oben  mit 
einem  großen,  mit  vier  Dornen  verzierten  Kopfe  versehen  ist,  während  über  und  unter 
dem  Kopfe  sowie  an  der  Mündung  der  Hülse  eine  runde  Scheibe  angebracht  ist.  Der 
eigentliche  ganz  gleichartig  ornamentierte  Nadelkopf  sowie  die  dazu  gehörige  eiserne 
Nadel  fehlen  (Taf.  LXXXI,  Fig.  34).  Ähnliche  Nadeln  mit  Vorstecker  wurden  wieder- 
holt am  Glasinac  gefunden. 

Gleichfalls  einen  Glasinacer  Typus  repräsentiert  die  Doppelhaarnadel  (ib.  Fig.  35) 
mit  vierkantigem,  in  der  Mitte  anschwellendem  hufeisenförmigen  Bügel,  der  an  beiden 
Seiten  Schleifen  bildet  und  von  hier  aus  erst  die  beiden  Nadeln  streckt.  Das  Exem- 


Truhelka.  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  im  Savebette  bei  D.  Dolina. 


149 


plar  von  den  Gredas  mißt  1L5  cm  Länge  (vgl.  die  Abbildungen  hierzu  auf  Taf.  LXXXI, 
Fig.  28 — 35). 

H.  Nähnadeln.  Es  wurden  im  ganzen  vier  Stück  Nähnadeln  aus  Bronze  gefunden. 
Das  schönste  Exemplar  ist  16'6  cm  lang  und  hat  am  Kopfende  eine  runde  Ose,  ein 
anderes  tadellos  erhaltenes  Exemplar,  8'5  cm  lang,  hat  eine  sehr  schmale  lange  Ose,  ein 
drittes  Exemplar,  10  cm  lang,  besitzt  eine  länglich  geschlitzte  Ose,  2 cm  unter  dem  oberen 
Ende,  während  das  vierte  Stück  bedeutend  kürzer  und  an  der  Öse  abgebrochen  ist 
(Taf.  LXXXI,  Fig.  36  und  37). 

J.  Bronzedorne  (Tätowiernadeln?)  Der  Form  nach  sind  kurze  vierkantige  Bronze- 
dorne mit  den  Nadeln  verwandt.  Sie  sind  an  beiden  Enden  scharf  zugespitzt, 
3’5 — 4-5  cm  lang.  Die  ursprüngliche  Verwendung  dieser  eigentümlichen  Stücke  ist 
zweifelhaft,  aber  vielleicht  ist  der  Gedanke,  daß  sie  als  Tätowier-  oder  Pikiernadeln  ge- 
dient haben,  nicht  ohneweiters  abzuweisen.  Der  Form  nach  wären  sie  zu  dieser  Arbeit 
ganz  geeignet  und  da  sich  die  Illyrer  und  Japoden  zu  tätowieren  pflegten,  dürften  wir 
unter  unseren  Funden  auch  das  hierzu  verwendete  Werkzeug  vermuten. 

Derartige  Dorne  wurden  fünf  Stück  (Taf.  LXXXI,  Fig.  38)  gefunden  und  ein 
sechstes,  welches  in  einem  kurzen  runden  Knochenstiel  einmontiert  war  (Taf.  LXXXI, 
Fig.  39).  Der  Stiel  ist  mit  umlaufenden  eingravierten  Ringen  und  einem  Zickzackbande 
ornamentiert,  oben  abgerundet,  unten  teilweise  ausgebrochen.  Dieses  Exemplar,  welches 
in  seiner  Art  einzig  dasteht,  kann  kaum  zu  einer  anderen  Arbeit  verwendet  worden 
sein  als  zum  Pikieren,  da  es  für  eine  Ahle  zu  klein  und  zu  schwach  ist. 

Eine  ähnliche  „Tätowiernadel“  wurde  auch  im  XXXIV.  Grabe  der  Greda  des  MatoPe- 
trovic  jun.  (Taf.XLVII,  Fig.  16),  zwei  andere  in  einem  Tumulus  in  Plana  bei  Bilek  gefunden. 

K.  Gürtel  und  Gürtelbestandteile.  In  diese  Kategorie  gehört  zunächst  eine  Anzahl 
gut  erhaltener  Drahtspiralhülsen,  welche  eine  der  für  Dolina  charakteristischen  Gürtel- 
schnüre umhüllte.  Sie  wurden  an  zwei  Stellen,  auf  der  Greda  des  Mato  Petro vi6  Vel. 
und  des  Anto  Öoki6  (II.  Greda)  gefunden.  Das  erstere  Stück  entspricht  einer  Gesamt- 
länge von  l'50m,  das  letztere  einer  Länge  von  49  cm.  Außerdem  wurden  einzelne 
kurze  Bi’uchstücke  vereinzelt  fast  auf  jeder  Greda  gefunden. 

Astragalstäbe,  welche  auf  Schnüren  angereiht  zur  Verzierung  breiter  Gürtel  und 
Wehrgehänge  dienten  (Textfig.  96)  und  die  wir  am  Glasinac  in  vorzüglichen  Exem- 
plaren vertreten  fanden,  wurden  gleichfalls  über  die  Gredas  zerstreut  häufig  angetroffen. 

Sie  sind  durchwegs  gleicher  Form  und  bestehen  aus  einem 
schmalen  flachen  Stäbchen,  das  durch  vier  buckelförmige  Knöpfe 
und  drei  dazwischen  angebrachte,  mit  Rillen  verzierte  Querstäbe 
besetzt  ist.  An  der  Unterseite  eines  jeden  Knopfes  befindet  sich 
je  eine  Öse,  durch  welche  die  Schnur  durchgezogen  wurde.  Sti- 
listisch erscheinen  diese  Astragalstäbe  von  Dolina  jedenfalls  jünger 
als  jene  von  Glasinac,  da  sie  in  der  Form  eine  augenscheinliche 
Verflachung  bekunden.  Gefunden  wurden  im  ganzen  53  Stück 
| (Taf.  LXXXI,  Fig.  45,  und  Textfig.  96). 

Unter  den  losen  Funden  von  den  Gredas  können  wir  auch 
zwei  Stücke  anführen,  welche  die  Art  und  Weise  veranschaulichen,  wie  derartige  aus 
Astragalstäben  gebildete  Gürtel  geschlossen  wurden. 

Das  eine  ist  das  Ösenstück,  welches  aus  einem  1‘5  cm  breiten,  4-5  cm  langen 
Bronzeblechstück  besteht,  das  an  der  Unterseite  der  einen  Längskante  vier  Ösen  besitzt, 
in  welchen  die  Gürtelschnüre  befestigt  waren,  während  an  der  anderen  Seite  ein  sehr 
hoher  schmaler  Bügel  ansetzt,  der  als  Öse  für  den  Gürtelhaken  diente.  Ähnliche  Ösen- 


Fig.  96.  Astragalstäbe 
von  Gürteln  p/s)- 


150  I.  Archäologie  und  Geschichte. 

stücke  wurden  nur  noch  in  einzelnen  kleinen  Bruchstücken  gefunden  (Taf.  LXXXI, 
Fig.  43). 

Als  Beispiel  eines  Gürtelhakens  ist  ein  einzelnes  Stück  anzuführen,  das  die  in  der 
Nekropole  häufig  vorkommende  Gestalt  einer  ausgebuckelten  Halbkugel,  die  mit  drei 
erhabenen  Querstreifen  und  am  Rande  mit  einer  dichten  Reihe  beerenförmiger  Stiel- 
knöpfe verziert  ist.  An  der  Unterseite  befinden  sich  zwei  Haken,  wovon  der  eine  dazu 
diente,  um  das  Stück  am  Ledergürtel  festzunieten,  während  der  andere  als  Verschluß- 
haken verwendet  wurde  (Taf.  LXXXI,  Fig.  40). 

Ähnlich  wie  dieser  Gürtelhaken  wurde  ein  anderer,  bedeutend  kleinerer  (Durch- 
messer 2-5  cm)  verwendet,  der  die  Gestalt  eines  breiten,  ein  enges  Loch  begrenzenden 
Ringes,  der  an  der  Unterseite  ganz  glatt,  oben,  nach  der  Mitte  zu  konisch  geformt  ist 

und  demnach  einen  dreieckigen  Querschnitt  besitzt. 
Durch  den  einen  Haken,  der  am  Gürtelende  befestigt 
war,  ist  ein  Bruchstück  einer  dünnen  Knochenplatte 
festgeklemmt,  woraus  zu  schließen  ist,  daß  auch  Kno- 
chenplatten als  Gürtelbeschläge  verwendet  wurden  (Taf. 
LXXXI,  Fig.  41,  und  Textfig.  97). 

Als  Gürtelschmuck  dienten  auch  zwei  ganz  gleich 
geformte  durchbrochene  Zierscheiben  in  Gestalt  eines 
vierspeichigen  Rades,  dessen  Felge  mit  zehn  abstehen- 
den, mit  Augen  verzierten  Strahlen  und  zwei  Vertikal- 
stäben verziert  ist,  die  mit  je  zwei  radialen  Stäben  an  der  Felge  aufsitzen.  Das  Stück 
wurde  durch  zwei  Nieten  am  Gürtel  — oder  auch  Kleidungsstück  — befestigt  (Taf. 
LXXXI,  Fig.  42,  und  Textfig.  98). 

Ein  Riemenendebeschlag  aus  dünnem,  mit  erhabenen 
Streifen  verziertem  Bronzeblech  wurde  leider  nur  unvollstän- 
dig gefunden  und  war  8 cm  breit. 

Als  Gürtelbestandteil  mögen  auch  jene  charakteristischen 
kreuzförmigen  Zierstücke  gedient  haben,  die  die  Gestalt 
zweier,  unten  teilweise  offener,  sich  kreuzender,  in  der  Mitte 
mit  einem  erhabenen  Buckel  verzierter  Röhren  haben,  an 
deren  vier  Enden  sich  Ringe,  zum  Durchziehen  von  Schnüren 
geeignet,  befinden.  Diese  Stücke  mögen  ihre  Verwendung 
an  solchen  Stellen  gehabt  haben,  wo  sich  zwei  Gürtelschnüre 
— wie  dies  bei  Wehrgehängen  der  Fall  — kreuzen.  Das  in 
Frage  stehende  Stück  wurde  auf  der  Greda  des  Mato  Petro- 
vic  jun.  vereinzelt  gefunden  und  zeichnet  sich  durch  eine  malachitartige  glänzende 
Patina  aus  (Taf.  LXXXI,  Fig.  44,  und  Textfig.  99). 

L.  Anhängsel.  In  dem  Terrain  außerhalb  der  Gräber  wurden  fünf  verschiedene 
Anhängsel  aus  Bronze  gefunden.  Zwei  davon  sind  bommelförmig,  vertikal  geschlitzt, 
wie  wir  sie  zuerst  und  häufig  am  Glasinac  fanden. 

Ein  anderes  ist  ähnlich,  hat  aber  eine  massive,  in  Vollguß  ausgeführte  Bommel 
ohne  Schlitzen,  ein  drittes  eine  birnenförmige  Bommel  mit  weiter  dreieckiger,  von 
dünnen  Stäben  begrenzter  Ose. 

Abweichend  in  der  Form  ist  ein  aus  dünnem  Blech  getriebenes  kapselförmiges 
Anhängsel  in  Linsenform,  mit  zwei  konzentrischen  Kreisen  verziert,  im  Zentrum  durch- 
locht (Textfig.  100).  Ähnliche  Miniaturbullen  wurden  in  Jezerine  und  Sanskimost  ge- 
funden und  gehören  einer  Übergangsperiode  von  der  ersten  zur  zweiten  Eisenzeit.  Sie 


Fig.  99.  Gürtelglied  (2/3). 


Truhelka.  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  im  Savebette  bei  D.  Dolina. 


151 


Pig.  100. 
Bronzebulle 
als  Anhäng- 
sel (2/3). 


entstammen  jedenfalls  dem  Formenkreise  der  La  Tene-  Kultur,  welche  die  autochthone 
illyrische  überschichtet. 

Der  Form  nach  ganz  exzeptionell  sind  endlich  zwei  Stücke,  wovon  das  eine  den 
Umrissen  nach  an  die  Frucht  des  Ahorns  erinnert  und  an  der  Rückseite  einen  weit 
wegstehenden  kantigen  Bügel  besitzt,  das  andere  eine  tartschenähnliche, 
seitlich  eingezogene  Form  besitzt,  deren  Platte  in  der  Mitte  senkrecht  ge- 
spalten und  oben  durch  zwei  vorspringende  Augen  verziert  ist.  Auch  das 
letztere  Stück  hat  an  der  Rückseite  einen  weiten  Bügel. 

M.  Zierstäbe.  Bronzene,  mit  in  regelmäßigen  Absätzen  angeordneten 
runden  Scheiben  verzierte  Zierstäbe,  wurden  drei  Stück  gefunden.  Ein 
Exemplar,  9'1  cm  lang,  hat  acht  sehr  starke  (4  mm)  Scheiben,  das  zweite 
neun  um  die  Hälfte  dünnere,  und  an  beiden  ist  die  Randkante  durch  um- 
laufende eingravierte  Linien  verziert.  Das  dritte  Exemplar,  6‘8  cm  lang, 
hat  fünf  größere  und  stärkere  und  dazwischen  vier  kleinere  und  dünnere 
Scheiben  (Fig.  101).  Ähnliche  Zierstäbe  hatten  wir  in 
den  Grabinventaren  von  Dolina  wiederholt  als  Bestand- 
teile des  Leichenschmuckes  zu  erwähnen  Gelegenheit. 

N.  Bronzeketten.  Ketten  als  Schmuck  sind  in  unse- 
rem Gräberfelde  sehr  selten.  In  den  Grabinventaren 
konnten  wir  sie  nur  vereinzelt  antreffen  und  auch  unter 
den  lose  gefundenen  Bronzen  können  wir  nur  drei  Frag- 
mente anführen:  ein  8-l  cm  langes,  aus  sehr  kleinen  flachen 
Ringen  bestehendes  Stück,  ein  16*7  cm  langes  Bruchstück, 
bestehend  aus  zwei  77  cm  langen  dünnen,  mit  Perlen 
dicht  besetzten  Stäbchen  mit  Endösen,  welche  durch  drei 
Drahtringe  zusammengehalten  sind,  und  endlich  ein  14  cm 
langes  Stück,  bestehend  aus  zwei  größeren  Ringen  und 
drei  schön  profilierten  Stäben,  welche  an  beiden  Seiten 
weite  Ösen  für  das  Durchziehen  der  Ringe  besitzen. 

O.  Pinzette.  Pinzetten  zählen  in  allen  größeren  bis- 
her entdeckten  eisenzeitlichen  Gräberfeldern  zu  den  häu- 
figer vorkommenden  Funden,  während  sie  in  Dolina  auffallend  selten  sind.  Ein  lose 
gefundenes  Stück  verdient  deshalb  besonders  erwähnt  zu  werden.  Die  Zangenarme 
sind  von  9 mm  breiten,  5*7  cm  langen  Bronzeblechstreifen  gebildet,  an  deren  Enden  die 
Greiflappen  T-förmig  anschließen  und  3‘7  cm  breit  sind.  Der  Rand  der  Pinzette  ist 
durchwegs  von  einer  Reihe  kleiner,  erhaben  ausgetriebener  Punkte  eingefaßt  und  der 
Greiflappen  überdies  mit  einer  Reihe  größerer  verziert. 

P.  Lanzenspitzenbeschlag  aus  Bronze.  Auf  dem  Gräberfelde  wurden  wiederholt 
Lanzen  gefunden,  deren  Spitze  mit  einer  flachen  dütenförmigen  Hülse  aus  Eisenblech  — 
und  einmal  auch  aus  Bronzeblech  — versorgt  war.  Diese  Hülsen  dienten  vermutlich 
als  Beschlag  von  ledernen  oder  hölzernen  Scheiden,  womit  die  Schärfe  der  Lanzenspitze, 
ähnlich  wie  bei  Schwertern,  gegen  das  Schartigwerden  geschützt  wurde. 

Eine  solche  Lanzenscheide  aus  Bronzeblech  (Textfig.  102)  befindet  sich  auch 
unter  den  losen  Funden  des  Gräberfeldes,  sie  ist  6 cm  lang,  auf  beiden  Seiten  durch 
je  zwei  mit  den  Seitenkanten  parallelen,  von  durchbrochenen  Dreiecken  gebildeten 
Bändern  verziert. 

Die  beiden  offenen  Enden  der  Hülse  sind  durch  einen  erhabenen  kantigen  Wulst 
verstärkt,  dessen  Vorderfläche  durch  eine  weite  Zickzacklinie  verziert  ist.  Im  Inneren 


Fig.  101. 

Zierstab  aus 
Bronze  (2/3). 


Fig.  102. 

Lanzenvorstecker. 
Bronze  (2/3). 


152 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


steckt  noch  das  durch  Oxydation  stark  verstörte  Spitzenende  der  Eisenlanze.  Wie  stark 
der  Oxydationsprozeß  hier  war,  ersehen  wir  daraus,  daß  die  aus  ziemlich  starkem 
Bronzeblech  hergestellte  Hülse  infolge  der  durch  die  Oxydation  erfolgten 
Aufblähung  des  Eisens  an  einer  Stelle  gesprengt  wurde  und  einen 
zirka  5 cm  langen  Riß  aufweist. 

R.  Hammer.  Das  älteste  Stück  unter  den  losen  Funden  auf  den 
Gredas  ist  ein  Hammer  aus  Bronze.  Er  hat  ganz  die  Form  des  Hohl- 
keltes  und  wurde  auch  ähnlich  geschäftet  und  durch  eine  Schnur  mit 
einer  Ose  am  Schafte  festgebunden,  hier  ist  aber  an  Stelle  des  Schneide- 
teiles der  Kelt  stollenförmig  abgeflacht,  so  daß  sich  eine  zum  Hämmern 
ganz  geeignete  Fläche  darbot.  Der  untere  Teil  des  Hammers  ist  auch 
massiv  ausgegossen,  damit  er  gewichtiger  sei,  und  das  Schaftloch  reicht 
kaum  etwas  über  die  Hälfte  des  Werkzeuges. 


Fig.  103. 
Bronzeangel  (2/a). 


Fig.  104. 
Eisernes 
Haumesser 
mit  Vorstecker 
(2/9). 


Derselbe  ist  vom  ovalen,  mit  vier  Ringen  verzierten  Schaft- 
loche gegen  das  Hiebende  vierkantig  geformt  und,  ähnlich  wie  bei 
Hohlkelten,  unter  dem  Schaftwulste  mit  konzentrischen  erhabenen 
Kreisen  verziert.  Der  Hammer  gehört  unstreitig  einer  älteren 
Periode  an,  die  dem  Gräberfelde  voranging,  und  mag  von  einer 
früheren  Ansiedlung  herrühren,  die  sich  in  der  Nähe  befand,  oder 
aber  nur  zufällig  hier  vorloren  worden  sein.  Er  ist  jedenfalls  besonders 
bemerkenswert,  weil  er  der  einzige  bronzezeitliche  Hammer  ist,  der 
bisher  in  Bosnien  gefunden  wurde. 

S.  Fischangel.  Ein  seltenes  Stück  unter  unseren  Gräberfunden  ist 
eine  kleine  Fischangel  aus  Bronze.  Sie  hat  genau  die  Form  unserer 
heutigen  Angeln,  ist  aber  ungleichmäßig  gebogen.  Die  Spitze  ist  seitlich 
abgeflacht  und  nicht  sehr  spitz,  der  Widerhaken  ist  kurz,  das  Kopfende 
der  Angel  ist  gleichfalls  abgeflacht  und  erweitert,  um  der  Angel  beim 
Anschnüren  besseren  Halt  zu  gewähren.  Die  von  einer  unansehnlichen 
dunklen  Patina  überzogene  Angel  ist  32  cm  lang  und  aus  unverhältnis- 
mäßig dickem  Draht  (2  mm)  hergestellt  (Textfig.  103). 

T.  Bronzestatuette.  Ein  kleines  Bronzebildnis  eines  Pferdes  wurde 
auf  der  Greda  vereinzelt  gefunden.  Es  ist  durchaus  stilistisch  aufgefaßt 
und  erinnert  nur  entfernt  an  sein  natürliches  Vorbild.  Der  Kopf  ist 
kurz  geraten,  der  Hals  flachgepreßt  und  sehr  gestreckt,  der  Körper 
ein  dünner  Zylinder,  die  Füße  flach  und  gerade  auseinandergespreizt. 
Sie  dürften  auf  einer  Sockelplatte  befestigt  gewesen  sein,  die  aber  fehlt. 
Die  Figur  trägt  alle  Merkmale  Schleuder hafter  Ausführung,  wie  wir 
sie  bei  ähnlichen  Dutzendwaren  prähistorischer  Bildnerei  finden.  Höhe 
3-5  cm,  Länge  4‘3  cm. 

3.  Eisenfunde. 


Eisen  wurde  in  den  Gräbern  und  auch  außerhalb  derselben  reich- 
lich angetroffen.  Da  es  zumeist  seicht  lag,  wurde  viel  davon  durch 
Rost  total  zerstört  und  auch  die  besser  erhaltenen  Stücke  haben  bedeutend  gelitten. 
Fast  bei  allen  fehlt  der  Metallkern  und  ist  zu  Oxyden  umgewandelt.  Unter  den  besser 
erhaltenen  Stücken  erwähnen  wir  16  Lanzen  von  185 — 50  cm  Länge  und  sind  darunter 
dieselben  Formen  vertreten  wie  in  Gräbern.  Die  auf  Taf.  LXXIX,  Fig.  6 und  7 ab- 


Truhelka.  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  im  Savebette  bei  D.  Dolitia. 


153 


gebildeten  Stücke  gehören  hierher.  Ferner  wurden  2 Krummschwerter  mit  Heft- 
dorn (Heftzunge  abgebrochen),  35  cm  lang,  12  Messerklingen,  zumeist  einwärts  gebo- 
gen, und  eine  Pfeilspitze  (7-5  cm  lang)  mit  langem  schmalen  Widerhaken  gefunden. 

Von  den  beiden  Schwertern  ist  besonders  ein  Exemplar  sehr  gut  erhalten,  indem 
hier  die  sonst  gewöhnlich  beschädigte  Griffzunge  mit  drei  Nietlöchern  intakt  ist  und  die 
Spitze  auch  in  einer  flachen  Eisenhülse  verwahrt  war.  Die  Form  des  Krummschwertes 
ist  ganz  charakteristisch,  indem  die  Klinge  unter  dem  Heftansatze,  welcher  gegen  die 
Schneide  zu  mit  einem  dornartigen  Vorsprunge  versehen  ist,  scharf  einwärts  geknickt 
ist  und  die  Schneide  eine  ausgesprochene  „S“-förmige  Kurve  beschreibt.  Der  Rücken 
der  Klinge  ist  gerade  und  bedeutend  verstärkt  (Textfig.  104). 

Das  interessanteste  Eisenstück  unter 
unseren  losen  Funden  ist  eine  massive 
Schildspange  aus  einem  breiten,  halbkreis- 
förmig gebogenen,  in  der  Mitte  firstförmig 
erhabenen,  an  den  Rändern  wulstig  ein- 
gefaßten Bande,  an  welchem  zu  beiden 
Seiten  je  ein  geschweifter  Lappen  ansitzt, 
welcher  mit  einem  Nietloch  versehen  war, 
um  damit  an  die  untere  Schildfläche  an- 
genietet zu  werden.  Die  Spange  ist  ge- 
nügend geräumig,  um  das  Aufstülpen  des 
Schildes  auf  den  Oberarm  zu  gestatten. 

Das  Stück  gehört  jedenfalls  der  jüngsten  Stufe  unseres  Pfahlbaues  an,  wenn  es 
nicht  schon  direkt  römisch  ist  (Textfig.  105). 


Fig.  105.  Eiserne  Schildspange  (2/s). 


4.  Blei. 

Ein  kleines  Bleistück  müssen  wir,  obwohl  es  ungeformt  ist,  besonders  erwähnen, 
weil  rohes  Blei  unter  unseren  eisenzeitlichen  Funden  ungemein  selten  ist.  Es  ist  ein 
3'4  cm  langes  flaches  Barrenstückchen,  an  einem  Ende  etwas  flach  ausgehämmert  und 
mit  einer  Hängeöse  versehen,  und  zeigt  an  verschiedenen  Stellen  unregelmäßige  Hammer- 
hiebe. Die  Oberfläche  ist  von  einer  schmutziggrauen  Oxydschichte  überzogen.  Die 
Ose  läßt  uns  darauf  schließen,  daß  das  Stück  als  Anhängsel,  vielleicht  als  Amulett,  ge- 
tragen wurde. 

III.  Sonstiges. 


A.  Glas-  und  Emailperlen. 

Über  die  ganze  Fläche  des  untersuchten 
Gräberfeldes  zerstreut  fand  man  vereinzelte 
Glas-  und  Emailperlen  und  wurde  eine  ansehn- 
liche Anzahl  aufgelesen.  Am  häufigsten  sind 
einfärbige,  zumeist  kleinere  einfache  Perlen,  und 
zwar  21  aus  weißem,  141  aus  dunkelblauem, 

9 aus  lichtblauem,  55  aus  gelbem  und  ver- 
einzelte aus  grauem  und  braunem  Glase. 

Größere  polychrom  ornamentierte  Perlen  wurden  56  Stück  gefunden  und  be- 
steht das  Ornament  entweder  aus  umlaufenden  Zickzacklinien  (weiß  oder  gelb  opak) 


Fig.  100.  Verschiedene  Perlen  (Bein,  Email, 
Glas,  •/»)■ 


154 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


auf  dunklem,  meist  blauem  Grunde,  oder  aus  von  Spiralen  gebildeten  Augen  (weiß 
oder  gelb)  mitunter  mit  andersfarbigem  Zentralpunkte.  Die  Grundfarbe  dieser  Perlen 
ist  blau,  seltener  grün  oder  gelb. 

Von  der  runden  Perlenform  weichen  18  weiße  transparante  Glasperlen  ab,  welche 
die  Gestalt  einer  kleinen  Vase  besitzen  und  an  der  Halseinkerbung  durchlocht  sind. 

B.  Bernstcinperlen. 

Bernsteinperlen  wurden  außerhalb  der  Gräber  im  ganzen  16  größere  Exemplare 
gefunden,  der  Form  nach  kugel-  oder  scheibenförmig;  sie  sind  durchwegs  schmucklos  und 
nur  flüchtig  abgeschliffen. 

C.  Schlittsdiuhknochen. 

Eines  der  interessantesten  und  in  seiner  Art  auch  der  wich- 
tigsten Stücke  unter  den  auf  dem  Gräberfelde  der  „Greda“  auf- 
gefundenen losen  Funden  ist  ein  Langknochen  von  einem  Fohlen 
von  der  Greda  des  Mato  Petrovic  Veliki,  welcher  zweifellos  als 
Schlittschuh  gedient  hat  (Textfig.  107). 

Die  Fundumstände,  unter  welchen  er  zutage  gefördert  wurde 
— er  stammt  aus  derselben  Schichte,  in  welcher  auch  die  Gräber 
lagen  — lassen  es  außer  Zweifel  erscheinen,  daß  er  gleichalterig 
mit  den  übrigen  Funden  unserer  Nekropole  ist  und  darin  liegt  der 
Wert  dieses  Stückes,  da  ja  die  mit  voller  Sicherheit  als  prähistorische 
Schlittschuhe  erwiesenen  Stücke  bisher  sehr  selten  sind. 

Otto  Herrmann,  der  sich  in  den  Mitteilungen  der  Anthropologi- 
schen Gesellschaft  in  Wien  1902,  S.  217  ff.  eingehend  mit  der  Frage 
des  Knochenschlittschuhs  und  Knochenschlittens  befaßte,  führt  als 
prähistorische  Belege  des  Knochenschlittschuhs  Stücke  von  folgenden 
Lokalitäten  an: 

Ein  ungarisches  aus  Verbely,  eines  aus  einem  Pfahlbau  bei 
Spandau,  drei  aus  friesischen  Warfen  von  Grimmersum,  Aalsum  und 
Osterend  und  eines  aus  St.  Peter  of  Arches  (England). 

Von  allen  diesen  Stücken  hat  jenes  von  Donja  Dolina  voraus, 
daß  es  genau  datierbar  ist,  indem  es  außer  allem  Zweifel  steht,  daß 
es,  sowie  der  ganze  Pfahlbau  und  sein  Gräberfeld,  dem  Ende  der 
Hallstattperiode  angehört. 

Das  ungarische  Stück  von  Verbely  wird  nur  durch  einen  Kupfer 
und  Antimon  enthaltenden  Gußklumpen,  der  damit  gefunden  wurde, 
als  prähistorisch  bestimmt,  aber  diese  Bestimmung  ist  eine  sehr 
dehnbare  und  erlaubt  kaum  annähernd  eine  zeitliche  Bestimmung; 
das  Exemplar  aus  Spandau  gehört,  wie  die  norddeutschen  Pfahlbauten, 
der  spätesten,  bereits  slawischen  Eisenzeit  an  und  die  Exemplare  aus 
den  friesischen  Warfen  sind,  wie  diese  selbst,  zeitlich  nicht  genau 
bestimmbar.  Sie  können  neolithisch  sein,  aber  auch  Perioden  an- 
gehören, die  um  Jahrtausende  jünger  sind. 

Was  endlich  das  englische  Exemplar  aus  St.  Peter  of  Arches 
anlangt,  so  nimmt  schon  Munro  an,  daß  der  Gebrauch  von  Knochenschlittschuhen 
durch  friesische  Einwanderer  in  England  bekannt  wurde. 


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Mi, 


Bi 


1 


b- 


7; 

■ ■y-'y. 


Fig-,  107.  Schlitt- 
schuh aus  einem 
Knochen  (2/3). 


Truhelka.  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  im  Savebette  bei  D.  Dolina. 


155 


Im  Gegensätze  zu  diesen  nur  vag  bestimmbaren  Belegen  läßt  sich  das  Exemplar  von 
Donja  Dolina  ganz  genau  in  den  Zeitraum  vom  V. — III.  Jahrhundert  v.  Chr.  verlegen. 

Dieses  Exemplar  ist  gegenwärtig  20  cm  lang,  doch  sind  an  beiden  Enden  die  Ge- 
lenkköpfe abgebrochen  und  dürfte  es  ursprünglich  zirka  27  cm  lang  gewesen  sein.  An 
einem  Ende  unter  dem  Sehnenknorren  sind  nebeneinander  zwei  vertikal  eingebohrte 
kleine  Löcher,  am  anderen  Ende  aber  ein  gleich  weites  horizontales,  quergebohrtes  Loch. 
Durch  diese  Löcher  wurden  die  Schnüre  durchgezogen,  vermittels  welcher  der  Knochen 
am  Fuße  festgeschnallt  wurde.  Die  untere  Kante  des  Knochens  zeigt  die  charakteristisch 
abgeschliffene  Gleitfläche,  wie  sie  an  allen  Knochenschlittschuhen  bemerkbar  ist. 

Wie  aus  dieser  Beschreibung  und  aus  jener  von  Otto  Herrmann  gegebenen  der 
übrigen  alten  Schlittschuhknochen  ersichtlich  ist,  zeichnet  sich  das  Stück  von  Donja 
Dolina  vor  jenen  auch  durch  die  praktisch  angeordneten  Schnurlöcher  aus,  welche  der 
Anordnung  bei  rezenteren  Exemplaren  entspricht  und  keinen  Zweifel  über  die  ursprüng- 
liche Verwendung  des  Stückes  auf  kommen  läßt. 

Als  rezentes  Analogon  für  Knochenschlittschuhe,  die  in  Bosnien  in  Gebrauch 
waren,  führe  ich  an,  daß  die  Bewohner  von  Dolina  noch  vor  einigen  Dezennien  sich 
aus  Pferdeknochen  angefertigter  Schlittschuhe  bedienten,  doch  konnte  ich  leider  bisher 
kein  Originalstück  auftreiben.  Von  besserem  Erfolge  waren  meine  Bemühungen  be- 
züglich des  Knochenschlittens,  indem  ich  einen  ganzen  Sitzschlitten  mit  Knochenkufen 
von  Langknochen  vom  Pferde  für  das  Museum  erwerben  konnte  und  dabei  in 
Erfahrung  brachte,  daß  solche  heute  noch  bei  den  Bewohnern  von  Dolina  häufig  in 
Gebrauch  sind. 

Die  Gebrauchsweise  ist  genau  dieselbe,  wie  sie  Herrmann  in  seiner  zitierten  Arbeit 
beschrieben,  und  zur  Vorwärtsbewegung  wird  eine  mit  einem  Eisendorne  beschlagene 
Pike  verwendet  und  erwarb  ich  davon  gleichfalls  ein  Exemplar. 

Ich  muß  besonders  hervorheben,  daß  Herrmanns  Rekonstruktion  des  Knochen- 
schlittens, die  er  unter  der  Bezeichnung  „idealer  Sitzschlitten  mit  Knochenkufen“  in 
Fig.  141  o.  c.  abbildet,  der  Form  nach  vollkommen  entspricht  und  unser  Originalstück 
sonach  als  authentischer  Beleg  für  diesen  Rekonstruktionsversuch  dienen  kann. 


D.  Fibelform. 


Eines  der  interessantesten  Stücke  aus 
der  Nekropole  von  Donja  Dolina  ist  die 
Gußform  einer  Fibel  aus  gelblichgrauem 
Sandstein  (Fig.  108). 

Die  Fibeln,  welche  aus  ihr  gegossen 
wurden,  gehören  einer  spezifisch  italischen 
Gruppe  an  und  wurden  bisher  in  Bosnien 
niemals  angetroffen ; es  ist  also  in  diesem 
exzeptionellen  Falle  umso  interessantex1,  eine 
Gußfoi’m  zu  einer  Fibel  zu  finden,  wovon 
bisher  Abgüsse  unbekannt  sind.  Aus  die- 
sem Falle  sind  wir  berechtigt,  auf  italischen 
Einfluß  zu  schließen,  und  zwar  nicht  auf 
bloßen  Import,  sondern  auf  eine  direkte  Ein- 
wanderung, denn  das  Vorhandensein  dieser 
fremden  Gußfoi-m  könnten  wir  nur  dadurch 


Fig.  108.  Gußform  einer  Fibel  (1/3). 


156 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


erklären,  daß  sie  ein  italischer  Bronzearbeiter  mit  seinem  übrigen  Handwerkzeug 
herübergebracht  hatte.  Jedenfalls  ist  dieses  eine  Exemplar  ein  viel  deutlicherer  Beleg 
für  die  gegenseitigen  Beziehungen  Italiens  mit  den  westlichen  Balkanländern  als 
die  große  Reihe  von  italischer  Exportware,  die  wir  bisher  angetroffen  haben.  Die 
Fibel,  wovon  wir  das  Negativ  in  unserer  Gußform  wiedererkennen,  gehört  zu  jener 
von  Benacci  bei  Bologna  bekannten  Form  (Montelius,  Civil,  prim,  en  Italie,  Taf.  XVI, 
Fig.  222 — 231),  die  wir  als  Vorstufe  der  aus  ihr  entstandenen  Schlangenfibel  anseh  en 
können. 

Sie  zeichnet  sich  durch  den  einwärts  gebogenen  Bügel  aus,  den  lang  abstehenden 
Fuß  und  die  stark  geschweifte  Nadel.  Die  beiden  Schleifen  am  Kopf-  und  Fußende 
des  Bügels  sind  auf  unserer  Gußform  von  zwei  Vogelgestalten  überkrönt  und  sehen  wir 
darin  eine  reiche  Ausgestaltung,  wie  wir  sie  nicht  einmal  im  Ursprungslande  dieser 
Fibelform  antreffen. 

Montelius  setzt  diese  Fibelform  in  die  IV.  Periode  der  italischen  Bronzezeit,  sie 
ist  demnach  eine  Vorläuferin  der  reicher  ausgestalteten  Fibeln  der  Eisenzeit.  Ihr  Vor- 
kommen in  Donja  Dolina  ist  deshalb  in  zweierlei  Hinsicht  bemerkenswert:  für  die 
Altersbestimmung  unseres  Pfahlbaues  und  für  die  kulturelle  Beeinflussung  des  nordwest- 
lichen Illyrikums  durch  Italien. 


Wirbeltierfauna  des  Pfahlbaues  von  Donja  Dolina  in  Bosnien. 

Von 

Dr.  Joh.  Nep.  Woldrich, 

k.  k.  o.  ö.  Professor  in  Prag. 


(Mit  3 Tafeln.) 


Über  Ansuchen  des  Direktors  des  bosnisch -herzegowinischen  Landesmuseums  in 
Sarajevo,  Herrn  Hofrates  K.  Hör  mann,  übernahm  ich  die  Bestimmung  der  Knochen- 
reste und  einiger  beigemengter  anderweitiger  Objekte,  welche  aus  dem  Pfahlbau  von 
Donja  Dolina  in  Bosnien  stammen. 

Das  Materiale  bestand  aus  zirka  600  fast  durchwegs  zerschlagenen  Knochen  und 
Knochenfragmenten  und  wurde  mir  im  Herbste  1901  in  zwei  Kisten  zugeschickt,  welche 
die  Ausgrabungen  der  Jahre  1900 — -1901  enthielten. 

Da  die  vorliegenden  Knochenreste  im  großen  und  ganzen,  sowohl  was  den  Erhal- 
tungszustand derselben  als  auch  was  die  Tierformen  betrifft,  mit  jenen  vom  Pfahlbau 
aus  Ripac  bei  Bihai1)  übereinstimmen,  so  kann  ich  mich  im  vorliegenden  Berichte 
kurz  fassen.  Bezüglich  der  Maßzahlen  wichtigerer  Knochen  verweise  ich  deshalb  auf 
meine  vorangeführte  Arbeit;  einige  interessantere  Knochen,  Hornzapfen  und  Geweih- 
fragmente ließ  ich  photographieren  und  füge  deren  Abbildung  bei. 


l)  Siehe  meine  Abhandlung:  Wirbeltierfauna  des  Pfahlbaues  von  Ripac  bei  Bihad;  Wissensch.  Mit- 
teilungen aus  Bosnien  und  der  Herzegowina,  Bd.  V,  1897,  mit  5 Doppeltafeln. 


Wold  rieh.  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  im  Savebette  bei  D.  Dolina. 


157 


Mammalia.  Säugetiere. 

Primates.  Primaten. 

Homo. 

Ein  Fragment  eines  Unterkiefers  mit  einem  Backenzahne,  ursprünglich  gewaltsam 
zerschlagen;  distale  Hälfte  des  Humerus  ursprünglich  zerschlagen;  ein  Wirbel.  Es 
kann  keinem  Zweifel  unterliegen,  daß  diese  Knochen,  welche  einem  jungen  vollerwach- 
senen Menschen  angehören,  gewaltsam  durch  Menschenhände  zerbrochen  wurden;  die- 
selben zeigen  keine  vom  Menschen  oder  von  Hunden  herrührenden  Benagungsspuren. 
Einem  ähnlichen  Vorkommen  von  menschlichen  Knochenfragmenten  mitten  unter 
zahlreichen  Fragmenten  von  Tierknochen  begegnete  ich  sehr  häufig  unter  Resten  aus 
neolithischen  und  bronzezeitlichen  Ansiedlungen  Böhmens,  Mährens,  Schlesiens  und 
Niederösterreichs.  Ich  habe  jedoch  nirgends  hinreichende  Anhaltspunkte  gefunden,  um 
dieses  Vorkommen  von  Menschenknochen  als  ein  Zeichen  von  Anthropophagie  anzusehen, 
sondern  neigte  und  neige  mich  auch  in  unserem  Falle  zur  Ansicht,  daß  dieses  Vor- 
kommen mit  religiösen  oder  vielmehr  mit  abergläubischen  Vorstellungen  und  Gebräuchen 
Zusammenhänge. 

Carnivora.  Raubtiere. 

Canis  fam.  intermedius  Woldficli. 

Vier  Wirbel  und  eine  Ulna;  letztere  entspricht  der  Ulna  aus  dem  Pfahlbaue 
von  Ripac  (Tafel  XLIII,  Fig.  4).  Seit  dem  Erscheinen  meiner  Abhandlung:  „Wirbel- 
tierfauna des  Pfahlbaues  von  Ripac“  (1897),  in  welcher  ich  auch  die  mutmaßliche  Ab- 
stammung dieser  und  anderer  Hundeformen  besprach,  hat  Th.  Studer  in  Bern  eine 
sehr  beachtenswerte  Abhandlung:  „Die  prähistorischen  Hunde  in  ihrer  Beziehung  zu 
den  lebenden  Rassen“  (Zürich  1901)  veröffentlicht,  welche  die  Hundefrage  einen  bedeu- 
tenden Schritt  vorwärts  zu  bringen  geeignet  ist  und  in  welcher  derselbe  auch  auf  die 
Abstammung  der  prähistorischen  Hunde  zu  sprechen  kommt. 

Studer  nimmt  mit  Hagemann  und  N eh  ring  bezüglich  der  lebenden  Wölfe  nur 
eine  Art  an,  nämlich  Canis  lupus  L.,  welcher  er  eine  große  Variabilität  zuschreibt, 
worauf  auch  Nehring  eingehend  hingewiesen  hat.  In  dieser  Beziehung  laufen  nun  die 
Ansichten  weit  auseinander,  nämlich  was  als  Gattung,  als  Art  und  als  Varietät  anzu- 
sehen sei.  Ich  stehe  an  der  Seite  Grays  und  anderer  Zoologen,  welche  in  der  Sub- 
familie Canina  die  Gattungen  unterscheiden:  Ictition , Cuon , Lupus  mit  fünf  Arten 
(Lupus  vulgaris  Europas  mit  einer  Varietät,  L.  chanco  Asiens,  L.  occidentalis  mit  vier 
Varietäten,  L.  aureus  und  L.  pollipes),  Dieba,  Simenia,  Chrysocyon  mit  zwei  Arten, 
Canis  mit  vier  Arten  ( Canis  familiaris  mit  fünf  Varietäten,  C.  ceylonicus,  C.  tetra- 
dactila,  C.  dingo  mit  einer  Varietät),  Lycalopex  mit  zwei  Arten,  Pseudolopex  mit  fünf 
Arten  und  Thous  mit  zwei  Arten. 

Ist  es  schon  schwierig,  mit  Sicherheit  zu  behaupten,  welche  von  den  rezenten 
Formen  einiger  Familien  als  Art  und  welche  als  Varietät  aufzufassen  sind,  so  gestaltet 
sich  die  Sache  um  so  schwieriger  bezüglich  der  diluvialen  Reste,  beispielsweise  der 
Caninae,  Foetorinae,  Ursinae,  Talpinae,  Arvicolinae,  Lagopinae  usw.  Ich  habe  es 
daher  vorsichtigerweise  vorgezogen,  nicht  von  Arten,  sondern  von  diluvialen  Formen 


158 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


zu  sprechen,  unterschied  strenge  „Lupus“  von  „Canis“  im  Sinne  Grays  und  wies  auf 
die  gewaltige  Formentwicklung  nicht  nur  von  Lupus,  sondern  auch  von  Canis  s.  str. 
während  des  Diluviums  besonders  in  dem  unvereist  gebliebenen  Gebiete  Mitteleuro- 
pas hin. 

Hierin  stimmt  auch  S tu  der  mit  mir  vollkommen  überein,  indem  er  „in  den  Spe- 
ziisvertretern  einer  Gattung  den  Fuß  einer  Varietätenbildung“  annimmt,  „die  sich  bis 
in  das  Neolith  fortsetzte“.  Derselbe  anerkennt  im  Diluvium  neben  dem  Wolfe  imit 
mehreren  Varietäten)  noch  eine  kleine,  dem  Subgenus  Canis  angehörende  Art,  die  viel- 
leicht etwa  in  Größe  und  anderen  Details  variierte  wie  der  Wolf  noch  jetzt,  also  das- 
selbe, was  ich  in  dem  ungeheuren  diluvialen  Materiale,  das  ich  während  der  letzten 
25  Jahre  zu  untersuchen  Gelegenheit  hatte,  konstatierte,  nur  daß  ich  diese  kleinere  Form 
und  einige  ihrer  Varietäten  näher  zu  fixieren  trachtete  und  selbe  mit  Namen  bezeich- 
nete.  Von  den  Vertretern  dieses  primitiven  diluvialen  Canis  leitet  Studer  (gleich  mir) 
mit  Zuhilfenahme  einer  Kreuzung  desselben  mit  Wölfen  die  eurasiatischen  Hunde- 
rassen ab. 

Von  diesen  Vertretern  des  diluvialen  Canis  s.  str.,  die  ich  als  Canis  hercynicus, 
C.  Mikii  und  C.  intermedius  bezeichnete,  scheint  Studer  nur  C.  Mikii  anerkennen  zu 
wollen.  Hierbei  erlaube  ich  mir  zu  bemerken,  daß  es  nicht  „unbedeutende  Fragmente“ 
waren,  die  mir  als  Grundlage  der  Unterscheidung  dienten,  sondern  wohlerhaltene  Kiefer- 
stücke und  einzelne  zu  ihnen  gehörige  Extremitätenknochen.  Ich  stimme  mit  Studer 
vollkommen  überein,  daß  Fragmente  des  Schädels  oder  eines  Unterkiefers  zur  Zuwei- 
sung zu  einer  bestimmten  Form  der  zahlreichen  rezenten  Hunderassen  nicht  hinreichen, 
so  lange  nicht  an  Ort  und  Stelle  wohlerhaltene  Schädel  vorgefunden  werden;  wohl  aber 
können  sie,  besonders  im  Vereine  mit  Extremitätenknochen,  wie  dies  in  der  Paläontologie 
auch  sonst  üblich  ist,  in  bestimmten  Fällen  zur  Zuweisung  an  eine  der  wenigen  bis 
jetzt  angeführten  diluvialen  Formen  (drei),  unter  Umständen  auch  der  vier  prähistorischen 
Formen  ausreichen,  beispielsweise  die  diluvialen  Reste  von  Canis  intermedius,  welche 
weder  zum  Wolf,  noch  zum  Schakal,  noch  zu  Canis  Mikii  gestellt  werden  können. 
Was  den  Canis  hercynicus  anbelangt,  den  ich  aus  Zuzlawitz  und  aus  der  Gudenushöhle 
beschrieb  und  abbildete,  so  kann  derselbe  weder  zu  C.  Mikii,  noch  zum  Wolf,  noch 
zum  Schakal  gestellt  werden  und  der  C.  intermedius  wurde  auch  von  Liebe  und  von 
Nehring  aus  dem  Diluvium  angeführt.  Ich  bin  übrigens  überzeugt,  daß  sich  Reste 
dieser  Formen  in  vielen  Museen,  besonders  Frankreichs  und  Englands,  vorfinden  mögen, 
nur  daß  dieselben  wegen  der  Schwierigkeit  der  diesbezüglichen  Untersuchungen  nicht 
näher  präzisiert  erscheinen. 

Studer  bezweifelt,  daß  drei  nahe  verwandte  Wolfsarten  (meine  Formen  von  Lupus ) 
und  drei  Hundearten  (meine  Formen  von  Canis ) gleichzeitig  auf  engem  Gebiete  existiert 
haben  könnten.  Das  scheint  plausibel  für  konstante  Arten,  nun  sind  dies  aber  nicht 
erwiesene  Arten,  sondern  Formen,  das  Diluvium  ist  keine  so  eng  begrenzte  Zeit  und 
Mitteleuropa  wohl  ein  engeres  Gebiet,  auf  welchem  jedoch  nachgewiesenermaßen  auch 
von  anderen  Gattungen  eine  Reihe  von  Formen  auftreten,  so  beispielsweise  von  Lagopus 
oder  gar  von  Arvicola  in  den  Stramberger  Höhlen,  wo  ich  sogar  mehrere  Reihen  von 
Formen  beschreiben  und  abbilden  konnte.  Es  war  das  Diluvium  eben  die  Zeit  der 
Variabilität  und  Artbildung,  die  Studer  für  die  Caninae  selbst  zugesteht.  Es  sei  mir 
hier  übrigens  erlaubt  zu  bemerken,  daß  Ansichten  auftauchten,  welche  das  von  mir 
eingehend  beschriebene  und  abgebildete  fast  vollständige  Skelett  des  diluvialen  Lupus 
Suessii  einfach  mit  dem  bequemen  Sammelnamen  Canis  lupus  L.  (verstehe  den  euro- 
päischen Wolf)  bezeichneten ; hierbei  kann  nur  entweder  eine  höchst  oberflächliche 


Woldvich.  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  im  Savebette  bei  D.  Dolina. 


159 


Durchsicht  meiner  Abhandlung  oder  ein  Mangel  an  Verständnis  für  derartige  Unter- 
suchungen vorliegen;  nach  einer  solchen  Methode  müßte  man  beispielsweise  die  fossilen 
Skelette  von  Mustela  martes  und  M.  foina,  welche  einander  außerordentlich  viel  näher 
stehen  als  jene  von  Lupus  Suessii  und  Canis  lupus  (vgl.  meine  Arbeit)  am  bequemsten 
etwa  als  Mustein  martes  wenn  nicht  gar  als  M.  vulgaris  bezeichnen;  dasselbe  gilt  von 
einigen  nahestehenden  Foetorius- Arten. 

Nach  kritischer  Sichtung  der  bisherigen  Literaturangaben  unterscheidet  S tu  der 
folgende  prähistorische  Haushunderassen  Eurasiens: 

Canis  fam.  palustris  Rütim.,  C.  fam.  Inostranzeici  Anutschin;  C.  fam.  Leineri  Stu- 
der;  C.  fam.  intermedius  Woldrich  und  C.  fam.  optima e matris  Jeitteles. 

Was  nun  den  C.  fam.  intermedius  anbelangt,  so  meint  Studer,  daß  sich  derselbe 
während  des  Neoliths  aus  dem  C.  fam.  palustris  zur  typischen  Form  entwickelte,  die 
schon  zur  Kupferzeit,  also  3000  Jahre  vor  Christo,  existierte,  während  ich  denselben 
von  einer  diluvialen  Form,  dem  C.  intermedius  ableite.  Hierbei  sei  betont,  daß  ich  den 
C.  fam.  intermedius  bereits  aus  dem  Neolith  Mitteleuropas,  ja  selbst  aus  den  alten 
Kjökkenmöddigern  Dänemarks  nachwies. 

Während  Studer  den  C.  fam.  intermedius  gleich  mir  zu  den  Schäferhunden 
zählte,  stellt  er  denselben  jetzt  in  die  Gruppe  der  Jagdhunde  und  liefert  beachtens- 
werte Vergleiche  und  Messungen  an  Schädeln  schweizerischer  und  französischer  Jagd- 
hunde; den  C.  fam.  optimae  matris  zählt  er  dagegen  zu  den  Schäferhunden  der 
Schweiz  und  Frankreichs.  Jeitteles  selbst,  der  bekanntlich  zwei  Schädelformen 
seines  Hundes  beschrieb  und  abbildete,  sowie  Naumann,  stellen  wenigstens  den  schwä- 
cheren derselben  (und  diesen  bildet  Studer  ab)  entschieden  zur  Gruppe  der  Jagd- 
hunde, welcher  Anschauung  auch  ich  beipflichtete;  ich  verharre  bei  derselben  noch 
gegenwärtig.  Mein  reichstes  Vergleichsmaterial  stammt  aus  den  böhmischen  fürstl. 
Schwarzenbergschen  Gütern,  wo  auf  die  Reinzucht  der  Hunde  bekanntlich  großes 
Gewicht  gelegt  wird.  Zunächst  nenne  ich  den  Schädel  eines  typischen  Schäferhundes 
aus  der  Domäne  Beran  in  Böhmen,  dessen  ich  mich  seiner  Reinheit  wegen  schon  zu 
Lebzeiten  des  Tieres  versicherte,  dann  einen  vollkommen  übereinstimmenden  Schädel 
eines  typischen  Schäferhundes  aus  Blovic  in  Böhmen,  ferner  einen  Schädel  eines  glatt- 
haarigen Vorstehhundes  (Hündin)  des  Oberforstmeisters  in  Frauenberg,  neben  mehreren 
anderen,  also  lauter  Schädel  zuverlässig  reiner  Rassen.  Der  Schädel  des  C.  fam. 
intermedius  stimmt  vollkommen  überein  mit  den  Schädeln  dieser  rezenten  Schäfer- 
hunde und  durchaus  nicht  mit  dem  schmal-  und  langschnauzigen  Schädel  des  obigen 
Vorstehhundes  (oder  auch  anderer  Exemplare),  mit  welchem  wieder  die  schwächere 
Form  des  Jeittelesschen  Hundes  C.  fam.  optimae  matris  übereinstimmt.  Ich  kann  mich 
daher  in  dieser  Beziehung  leider  nicht  der  Ansicht  Studers  in  seiner  sonst  so  vor- 
züglichen neuesten  Arbeit  anschließen.  Es  scheint  hier  eine  Verschiedenheit  in  der 
Formbildung  des  Schädels  des  Schäferhundes  und  des  Jagdhundes  der  Schweiz  und 
Frankreichs  einerseits  und  Böhmens  anderseits  vorzuliegen. 

Meies  taxus  Blasius. 

Ein  Oberkiefer-  und  ein  Unterkieferfragment. 

Ursus  arctos  Linne. 

Ein  starker  Canin. 

‘ 


160 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


Glires.  Nagetiere. 

Castor  fiber  Linne. 

Vorhanden  sind  Reste  von  mindestens  dreizehn  Individuen  vei'scliiedenen  Alters, 
und  zwar  12  rechte  Unterkieferäste,  von  denen  ein  Exemplar  mittlerer  Größe  mit  be- 
schädigtem Winkel  abgebildet  ist  (vgl.  Taf.  LXXXIV,  Fig.  4);  11  linke  Unterkieferäste; 

1 Oberkieferfragment,  1 oberer  Nagezahn,  1 Skapula,  1 Humerus,  4 Ulnae,  1 Radius, 
3 Femora,  6 Tibiae  und  4 Beckenknochen. 

Choeromorpha.  Schweine. 

Sus  europaeus  Pallas. 

Ein  restaurierter  Schädel  eines  weiblichen  Tieres;  ein  vollständiger  Unterkiefer  mit 
verwachsenen  beiden  Asten  eines  Ebers  (vgl.  Taf.  LXXXII,  Fig.  4 und  Taf.  LXXXIV, 
Fig.  2);  ein  unvollständiger  Unterkieferast  d ; ein  solcher  § ; ein  Unterkieferast  eines  ganzen 
Individuums;  je  ein  Fragment  eines  Unterkiefers  und  eines  Oberkiefers;  3 lose  untere 
Canini;  4 lose  obere  Canini;  6 Fragmente  des  Unterkiefers;  1 Fragment  des  Unter- 
kiefers eines  ganzen  Tieres;  2 untere  Canini  d (der  eine  im  Durchmesser  305  mm); 

2 obere  Canini  d (der  eine  im  Durchmesser  33-5mm);  7 Inzisivzähne;  1 Radiusfragment; 
2 Metatarsusfragmente,  2 Metacarpi  juv. 


Vollständiger  Unterkiefer  d 

(Corouoidfortsatz  beschädigt). 

Länge  des  Unterkiefers  in  der  Höhe  des  Alveolarrandes  gemessen 370*0 

Länge  der  Backenzahnreihe 125’0 

Länge  der  drei  Molaren 84*0 

Länge  des  m3 43*0 

Höhe  des  horizontalen  Astes  unter  m3 66*5 

Länge  vom  Hinterrande  des  ms  bis  zum  Hinterrande  des  aufsteigenden  Astes  . 125'0 
Größter  Durchmesser  des  Canin 205 


Sus  palustris  Riitimeyer. 

Ein  Schädel  eines  erwachsenen  Ebers  (vergl.  Taf.  LXXXII,  Fig.  1,  2,  3);  2 Ober- 
kieferfragmente d ; 1 Schädelfragment  9 ; 3 Fragmente  des  Oberkiefers  9 ; 1 fast  vollstän- 
diger Unterkieferast,  gleich  dem  von  mir  aus  Ripaö  1.  c.  Taf.  XLIV,  Fig.  6 abgebildeten 
Exemplar,  kaum  etwas  schwächer;  1 Unterkieferfragment  mit  Inzisiven  d ; 8 Fragmente 
vom  Unterkiefer  9;  22  lose  untere  Canini;  1 oberer  Canin;  4 Inzisivzähne. 


Schädel  d. 

Gesamtlänge  des  Schädels  vom  vorderen  Incisivrand  bis  zum  Hinterrand  des  Occip. 

cond 322*0 

Länge  vom  vorderen  Inzisivrande  bis  zur  Kranznaht 340*0 

Schiefe  Höhe  des  Occiput  zwischen  dem  Rande  des  Occip.  cond.  und  der  Crista  112*5 
Gaumenlänge 217*0 


Wo  Irl  rieh.  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  im  Savebette  bei  D.  Dolina.  161 

Größte  Breite  der  Oberkiefer  zwischen  den  Außenrändern  der  m3 69 '0 

Länge  von  der  Nasenwurzel  bis  zur  Stirnmitte  (Verbindung  der  beiden  Process. 

postorb 69-0 

Länge  vom  selben  Punkte  bis  zur  Kreuznaht  (Scheitellänge) 145'0 

Querbreite  zwischen  den  Jochbögen 143'0 

Dieselbe  zwischen  den  Process.  postorb.  (Stirnbreite)  102-0 

Geringste  Breite  der  Stirn  zwischen  den  Orbitalrändern 74'0 

Breite  des  Nasenbeins  an  der  Wurzel 33-0 

Gaumenbreite  zwischen  den  wij 32'0 

Durchmesser  der  Orbita  von  der  Mitte  des  Bandes  des  Lacryrn.  bis  zum  Ende 

des  Process.  postfr 35'5 

Größte  Höhe  des  Jochbogens 36'0 

Länge  der  Backenzahnreihe 108'0 


Sus  Linne. 

Fünf  Inzisivzähne. 

Ruminantia.  Wiederkäuer. 

Capreolus  caprea  Gray. 

2 Geweihstücke;  2 unvollständige  Unterkiefer;  distale  Tibiahälfte;  1 Metacarpus. 

Cervus  dama  Linne? 

1 Unterkieferfragment;  1 Metatarsusfragment;  2 Phalangen  I;  2 Phalangen  II. 

Cervus  elephus  Linne. 

1 Stirnbeinfragment  mit  Stirnansätzen;  1 bearbeitetes  Geweihfragment  mit  Rose, 
größerer  Durchmesser  der  Rose  79-0  mm,  Durchmesser  der  Stange  zwischen  den  beiden 
Augensprossen  67*0  mm  (vergl.  Taf.  LXXXIII,  Fig.  2);  Geweihfragment  eines  Ein- 
spießers; 2 Augensprossen,  eine  bearbeitet;  1 rechtes  Oberkieferfragment  mit  drei  Mo- 
laren und  letztem  Praemolar,  Länge  der  drei  Molaren  75*5  mm,  Dicke  des  m2  an  der 
Basis  24'0  mm  (vergl.  Taf.  LXXXIII,  Fig.  3);  2 Oberkieferfragmente  mit  Zähnen; 

2 lose  obere  Backenzähne;  1 rechtes  Unterkieferfragment  mit  drei  Molaren  und  letztem 
Praemolar  (vgl.  Taf.  LXXXIII,  Fig.  1),  Länge  der  ganzen  Backenzahnreihe  138'0  mm, 
Länge  der  drei  Molaren  82‘0  mm,  Länge  des  mg  34*0  mm-,  8 Unterkieferfragmente  von 
fünf  Individuen;  2 Inzisivzähne;  3 Skapulafragmente;  4 Ulnae;  2 Radii;  1 Beckenpfanne; 
1 Femurkopf;  1 distales  Femurende;  1 proximale  Hälfte  des  Metacarpus,  größerer 
Durchmesser  des  Endes  42-0  mm,  kleinerer  29,0mra;  3 Metatarsi,  vom  Hunde  benagt, 
größte  Länge  des  vollständigen  Exemplars  285-5  mm,  größerer  Durchmesser  des  pro- 
ximalen Endes  39*5  mm,  der  kleinere  33 ’0  mm;  1 Naviculare;  2 Calcanei;  3 Phalangen  I; 

3 Phalangen  n. 

Cervus  Linn6. 

1 Metacarpus  und  1 Metatarsus  eines  juvenilen  Tieres. 

Die  Edelhirschreste  gehören  kräftigen,  großen  Tieren  an,  jedoch  nicht  von  unge- 
wöhnlicher Größe. 


Band  IX. 


11 


162 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


Alces  palmatus  Blasius. 

Vorhanden  ist  ein  Fragment  des  linken  Geweihes  eines  etwa  vierjährigen  Tieres 
mit  noch  nicht  völlig  entwickeltem  Geweih;  die  Rose  und  die  ihr  aufsitzende  drehrunde 
Basis  des  Geweihes  sind  schief  angeschnitten  und  abgebrochen;  abgebrochen  sind  auch 
drei  äußere  Sprossen;  die  Fläche  des  Innenrandes  ist  stark  zugeschnitten  (vergl.  Taf. 
LXXXIV,  Fig.  1);  ein  zweites  Geweihfragment  entspricht  dem  oberen  mittleren  Aste  des 
vorigen  Exemplars,  stammt  von  der  rechten  Seite  des  Geweihes  und  ist  etwas 
schwächer  (vergl.  Taf.  LXXXIV,  Fig.  3). 

Daß  dieses  Tier  noch  im  Mittelalter  in  diesen  Gegenden  lebte,  beweist  die  Nach- 
richt des  Albertus  Magnus,  der  dasselbe  Equicervus  nennt  (De  anim.  lib.  II,  c.  2, 
fol.  36)  und  anführt,  daß  dasselbe  im  12.  Jahrhundert  noch  in  den  Wäldern  Preußens, 
Ungarns  und  Slawoniens  in  Menge  lebte. 

Capra  hircus  Linne. 

1 Stirnzapfenfragment;  1 Unterkieferfragment,  gleich  dem  1.  c.  Taf.  XLV,  Fig.  12, 
aus  Ripac  abgebildeten  Exemplare;  distale  Tibiahälfte,  gleich  dem  aus  Ripac  1.  c. 
Taf.  XLV,  Fig.  7,  abgebildeten  Exemplare. 

Ovis  aries  Limit*. 

1 Hornzapfen;  1 Unterkieferfragment  mit  Zähnen;  4 Unterkieferfragmente  mit 
Zähnen;  1 oberer  Molar;  1 Metatarsus,  etwas  stärker  als  das  aus  Ripaö  1.  c.  Taf.  XLV, 
Fig.  6,  abgebildete  Exemplar;  1 Metatarsus  juv.,  gleich  jenem  aus  Ripac  (Taf.  XLV, 
Fig.  6). 

Bos  primigenius  Bojanus. 

1 linker  Hornzapfen,  von  dem  nur  zwei  Drittel  vorhanden  sind,  während  das  pro- 
ximale Drittel  abgebrochen  ist.  Das  Exemplar  gleicht  vollkommen  jenem  aus  der  prä- 
historischen Station  bei  Brüx  in  Böhmen  meiner  Sammlung  (Taf.  LXXXIII,  Fig.  5);  beide 
zusammengehörige,  vollständige,  jedoch  getrennte  Unter  kieferäste  mit  etwas  beschädigtem 
Inzisivrande  (Taf.  LXXXIII,  Fig.  4,  rechter  Ast);  1 angekauter  Inzisivzahn;  1 oberer 
Molar,  Länge  der  Krone  37'5  mm  (Taf.  LXXXIII,  Fig.  6);  1 proximales  Gelenk  des  Hu- 
merus, größter  Durchmesser  155-0  mm-  2 distale  Radiusenden  von  rechts  und  links, 
größter  Durchmesser  92‘Ototo;  distale  Femurhälfte,  größter  Querdurchmesser  124'Omm; 
2 distale  Tibiaenden,  Querdurchmesser  89-0??m;  1 proximales  Tibiagelenk,  größter  Quer- 
durchmesser 129,0?mm;  1 vom  Hunde  benagter  Calcaneus.  Einige  zertrümmerte  Horn  - 
zapfenfragmente  gehören  wahrscheinlich  hierher. 

Rechter  Unterkieferast. 

Länge  vom  vorderen  Inzisivrande  bis  zum  Hinterrande  des  aufsteigenden  Astes  in 


der  Höhe  der  Backenzahnalveolen 407 ‘0 

Länge  der  Backenzahnreihe 15  l'O 

Höhe  des  horizontalen  Astes  unter  dem  m3 62'5 

Länge  vom  Plinterrande  des  m,3  bis  zum  Hinterrande  des  aufsteigenden  Astes  . 136'0 
Länge  des  m3 45-0 


Wold  rieh:  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  im  Savebette  hei  D.  Dolina. 


163 


Bos  brachyceros  Rütiineyer. 

2 Hornzapfenfragmente,  ein  stärkeres  uncl  ein  schwächeres ; 1 rechter  Unterkiefer- 
ast mit  Zähnen,  gleich  dem  aus  Ripac  1.  c.  Taf.  XL VII,  Fig.  14,  abgebildeten  Exem- 
plare; 5 Unterkieferfragmente;  4 obere  Backenzähne;  proximale  Hälfte  des  Metatarsus; 
1 Calcaneus;  1 Phalange  I. 

■ 

Bos  trachoceros  Klitiuieyer. 

Linkes  Hornzapfenfragment,  gleich  jenem  aus  Concise;  ein  anderes  Hornzapfen- 
fragment dürfte  wahrscheinlich  hierher  gehören;  1 rechter  Hornzapfen  juy. 

Miscliform  zwischen  Bos  trochoceros  und  brachyceros? 

2 Hornzapfenfragmente. 

Miscliform  zwischen  Bos  primigenius  mit  trochoceros? 

1 Hornzapfenfragment. 

Die  Extremitätenknochen,  welche  weder  zu  Bos  primigenius  noch  zu  Bos  brachy- 
ceros, sondern  zu  Bos  trachoceros  und  den  oben  angeführten  Mischformen  gehören  und 
nicht  unterschieden  werden  können,  erscheinen  unter  der  Bezeichnung  Bos  taurus  an- 
geführt. 

Bos  ( taurus ) Linne. 

3 obere  Backenzähne;  2 Inzisivzähne;  1 Humerusfragment;  1 proximale  Radius- 
hälfte;  2 Ulnae;  1 proximale  Tibiahälfte;  1 proximale  Tibiahälfte  juy. ; 1 Femurfragment; 
1 proximales  Femurende  (primiqeniusf) : 1 zweites  proximales  Femurende;  1 distale 
Tibiahälfte. 

Perissodactyla.  Unpaarhufer. 

JEquus  caballus  Linnü  (kleine  Form). 

1 oberer  Molar;  1 unterer  Molar 3;  2 Inzisivzähne. 

Außerdem  liegen  vor:  Schneidezahnfragmente  vom  Biber;  viele  Rippenfragmente 
kleinerer  Säugetiere;  eine  Anzahl  unbestimmbarer  nicht  bearbeiteter  Knochenfragmente 
größerer  Säugetiere;  eine  Anzahl  nicht  bearbeiteter  Knochenfragmente  vorherrschend 
vom  Hirsch,  Rind  und  Schwein;  eine  Anzahl  nicht  bearbeiteter  Rippenfragmente  größerer 
Säugetiere,  meist  vom  Rind,  Hirsch  und  Schwein;  eine  Anzahl  diverser  kleiner  Knochen- 
fragmente. 

Aves.  Vögel. 

Anas  boschas  LinnA 

3 Humeri;  1 Ulna;  1 Metacarpus. 

Corvus  L.? 

1 Ulnafragment. 


164 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


Pisces.  Fische. 

Schädelfragment,  Wirbel  und  Stachel  von  einem  großen  Fisch. 


1 Schalenfragment. 


Mollusca.  Weichtiere. 
XJnio  L.? 


Rückblick. 


Die  Wirbeltierfauna  des  Pfahlbaues  von  Dolina  ist  bedeutend  ärmer  als  jene  des 
Pfahlbaues  von  Ripac,  zumal  dieselbe,  vom  Menschen  abgesehen,  nur  20  Tierformen 
gegenüber  41  von  Ripac  aufweist.  Es  sind  dies: 


Canis  fam.  intermedius  Woldr. 
Meies  taxus  Blasius. 

Castor  fiber  Lin. 

Sus  europaeus  Pall. 

Sus  palustris  Rütim. 

Capreolus  caprea  Gray. 

Cervus  dama  Lin.? 

Cervus  elaphus  Lin. 

Alces  palmatus.  Blas. 

Capra  liircus  Lin. 


Ovis  aries  Lin. 

Bos  primigenius  Boj. 

Bos  brachyceros  Rütim. 

Bos  trochoceros  Rütim. 

Bos  (taurus)  zwei  Mischformen. 
Eguus  caballus  Lin. 

Anas  boschas  Lin. 

Cervus  L.? 

Ein  Fisch. 


Mit  Ausnahme  des  Alces  palmatus,  des  Bos  primigenius  und  des  Fischrestes  sind 
alle  diese  Tierformen  im  Pfahlbau  von  Ripac  vertreten;  auch  hier  überwiegt  die  Zahl 
wilder  Tiere  die  der  Haustiere  und  die  Zahl  der  Reste  zahmer  Tiere  überwiegt  hier 
nicht  so  bedeutend  jene  der  wilden  Tiere  wie  in  Ripac.  In  Dolina  herrschen  ebenfalls 
die  Reste  des  Schweines  vor,  neben  diesen  sind  die  Rinderreste  in  Dolina  sowie  in  den 
Schweizer  Pfahlbauten  verhältnismäßig  zahlreicher  als  in  Ripac,  dagegen  sind  die  Reste 
von  Schaf  und  Ziege  auffallend  spärlich.  Bemerkenswert  ist  in  Dolina  die  Anzahl  der 
Biberreste;  da  kein  Schädel  dieses  Tieres  vorliegt,  welcher  Umstand  auf  eine  Zertrüm- 
merung desselben  behufs  der  Hirngewinnung  schließen  läßt,  dürfte  der  Biber  auch  als 
Nahrungstier  anzusehen  sein. 

Im  ganzen  weisen  die  Wirbeltierreste  des  Pfahlbaues  von  Dolina  auf  eine  ältere 
Phase  und  kürzere  Besiedlung  gegenüber  dem  Pfahlbaue  von  Ripac  hin. 


Maly.  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  im  Savebette  bei  D.  Dolina. 


165 


Früchte  und  Samen  aus  dem  prähistorischen  Pfahlbaue 
von  Donja  Dolina  in  Bosnien. 


Von 

Karl  Maly. 


Über  Ersuchen  der  Direktion  des  bosnisch -herzegowinischen  Landesmuseums  ent- 
schloß ich  mich,  die  Früchte  und  Samen  aus  dem  Pfahlbaue  von  Donja  Dolina  zusam- 
menzustellen und  das  Wissenswerteste  davon  zu  veröffentlichen. 

Sämtliche  im  folgenden  angeführten  Bestimmungen  rühren  von  Herrn  Dr.  phil.  et 
med.  Georg  Busch  an  in  Stettin  her,  welcher  auch  die  Liebenswürdigkeit  hatte,  einige 
Objekte  durch  Prof.  Dr.  Ludwig  Wittmack  in  Berlin  überprüfen  zu  lassen.  Da  die 
mir  von  dem  erstgenannten  Herrn  vorliegende  Bestimmungsliste  jedoch  nur  die  bloßen 
Namen  enthält,  glaube  ich  durch  die  Hinzufügung  einiger  Erläuterungen  und  der  von 
mir  vorgenommenen  Messungen  das  Verzeichnis  in  wünschenswerter  Weise  ergänzt  zu 
haben. 

Die  Samen  der  Zerealien  und  Hülsenfrüchte  wurden  in  jener  Schichte  gefunden, 
welche  sich  zwischen  der  Plafond-  und  der  Dachschichte  der  Gebäude  befand.  Die  letz- 
teren waren  stellenweise  so  dicht  übereinander  gelagert,  daß  sie  eine  einheitliche  Schichte 
zu  bilden  schienen.  Nur  das  dichte  Vorkommen  des  Getreides  in  der  Mittellinie  gab 
in  einigen  Fällen  einen  Anhaltspunkt  dafür,  daß  diese  Schichte  eigentlich  doppelt  ist. 
Häufig  wurden  Zerealien  auch  in  größeren  Mengen  in  den  schmalen  Zwischenräumen 
gefunden,  welche  die  einzelnen  Gebäude  voneinander  trennten.  Sie  waren  hier  entweder 
in  Urnen,  Säcken  oder  auch  Körben  aufbewahrt.  Die  übrigen  Sämereien  wurden  in 
einer  starken  Düngerschichte  gesammelt,  die  sich  unter  dem  Roste  der  Ansiedlung 
befand,  stellenweise  von  großer  Mächtigkeit  war  und  aus  Dünger,  Spänen,  verschie- 
denartigen Abfällen  und  Anschwemmungen  bestand. 

Die  Entstehung  der  Pfahlbauten  von  Donja  Dolina  fällt,  wie  die  Ausgrabungen 
erwiesen  haben,  in  die  Bronzezeit.  In  voller  Blüte  stand  Donja  Dolina  am  Anfänge 
der  Eisenzeit  und  in  der  La  Tene-  Periode.  Aber  noch  bevor  die  Ansiedlung  die 
Höhe  ihrer  Entwicklung  erreicht  hatte,  wurde  sie  aus  unbekannten  Gründen  von  ihren 
Bewohnern  verlassen  und  dem  Verfalle  preisgegeben. 

Viele  der  von  Prof.  v.  Beck1)  für  den  Pfahlbau  nächst  Ripac  bei  Biha6  fest- 
gestellten Samen  fanden  sich  auch  in  Donja  Dolina  wieder. 


A.  Getreidearten  (Zerealien). 


Triticum  vulgare  Vill. 

Gemeiner  Weizen;  kroat.:  Psenica;  albanes.:  Gruni. 

Nr.  1,  2,  3,  4 (mit  Hordeum  gemischt):  44  (zertrümmerte)  Körner.2) 

Die  älteste  Kulturpflanze  der  alten  Welt  und  schon  für  die  jüngere  Steinzeit  (neo- 
lithische  Periode)  als  Feldfrucht  festgestellt. 


J)  Wissenschaft].  Mitteil,  aus  Bosnien  und  der  Herzegowina  V (1897),  S.  114 — 123, 

2)  Nummern  der  Proben. 


166 


I.  Archäologie  imrl  Geschichte. 


Es  liegen  nur  Früchte  vor,  Ährchen  fehlen.  Die  Körner  sind  fast  alle  enthülst,  durch 
die  Verkohlung  schwarz,  jedoch  zum  Teile  gut  erhalten. 

Die  Rückenseite  zeigt  ein  vom  Grunde  bis  zur  Spitze  verlaufendes  deutliches  Hi- 
lum,  die  Vorderseite  ist  an  einzelnen  Körnern  besonders  stark  bauchig  und  die  Frucht 
daher  sehr  dick  (bis  3 mm).  In  der  Größe  sind  die  Körner  ziemlich  verschieden, 
4*5 — 6‘5  mm  lang,  2 — 2‘5  (3)  mm  breit  und  2( — 3 ) mm  dick.  Die  mittlei’e  Größe  be- 
trägt etwa  6 — 6'5  mm  in  der  Länge,  2-5  mm  in  der  Breite  und  2 mm  in  der  Dicke. 
Die  Länge  der  Körner  entspricht  also  dem  rezenten  Weizen,  die  Breite  ist  jedoch  geringer. 
Die  einzelnen  Proben  (1  — 3)  weichen  voneinander  in  der  Größe  der  Körner  kaum  ab. 


Hordeum  sativum  Jessen. 

Saatgerste;  kroat. : Jecam;  albanes. : Elbi. 

4 (mit  Triticum ):  5. 

Von  Buschan  kurz  als  „Hordeum“  bestimmt. 

Die  Körner  sind  roh,  d.  h.  beschält,  die  Spelzen  jedoch  fast  gänzlich  durch  die 
Verkohlung  zerstört.  Da  nur  schlecht  erhaltene,  meist  je  zwei  vereinte  Körner  vor- 
liegen, ist  eine  nähere  Bestimmung  nicht  leicht  möglich,  umsoweniger,  als  mir  leider 
keine  vergleichende  Samensammlung  zu  Gebote  steht. 

In  Pfahlbauten  wurden  bisher  fast  nur  die  6zeilige  (H.  hexastichon  L.)  und  selten 
auch  die  2 zeilige  Gerste  ( H . distichon  L.)  gefunden,  dieselben  Sorten,  die  auch  heute 
nach  Dr.  Otto  Blau  in  Bosnien  vorzugsweise  gebaut  werden  [Ann.  d.  Landwirtschaft, 
Bd.  LIII  (1869),  S.  81].  Nach  der  Monographie  „Die  Landwirtschaft  in  Bosnien  und 
der  Herzegowina“  (1899),  S.  221,  aber  wird  in  Bosnien  und  der  Herzegowina  jetzt  die 
2-,  4-  und  6 zeilige  Gerste  gebaut,  doch  überwiegt  die  erstere  Abart  in  ihrer  Verbrei- 
tung die  beiden  anderen  sehr  bedeutend. 

Die  Abstammung  der  Saatgerste  von  dem  in  Nordostafrika  und  von  Palästina  bis 
Beludschistan  und  Transkaukasien  vorkommenden  H.  spontaneum  K.  Koch1)  ist  sicher. 
Auch  die  auf  seine  Erfahrungen  in  der  Kultur  begründete  Ansicht  Körnickes,  daß 
sich  in  noch  vorhistorischer  Zeit  daraus  zuerst  die  2 zeilige  und  aus  ihr  die  höher- 
stehenden Formen  bis  zur  6zeiligen  Gerste  entwickelt  haben,  hat  viel  für  sich  und 
wurde  bisher  nicht  bestritten. 

Was  die  Verwendung  der  Gerste  im  Altertum  betrifft,  so  wurde  sie  schon  damals 
in  ihrem  Werte  dem  Weizen  nachgestellt  und  weniger  als  Nahrungsmittel  des  Menschen 
als  zu  Opferzwecken,  zur  Fütterung  der  Pferde  und  nicht  zum  mindesten  zur  Bereitung 
des  Bieres  verwendet.  Es  ist  eine  landläufige  Meinung,  daß  das  Brauen  des  Bieres 
eine  Erfindung  der  Germanen  sei,  und  dieser  Irrtum  wird  sogar  auch  in  unseren  großen 
Werken  ohneweiters  als  Wahrheit  hingestellt.2)  Aber  schon  zur  Pharaonenzeit  wurde 
des  Bieres  wegen  überall  in  Ägypten,  wo  kein  Wein  gedieh,  Gerste  gebaut  und  unter 
den  vorarischen  Völkern  Europas  waren  z.  B.  die  Lusitanier,  Iberer  u.  a.  als  Bierzecher 
bekannt.  Die  Germanen  haben  möglicherweise  ursprünglich  das  Bier  gar  nicht  gekannt 
und  dürften  erst  durch  die  Kelten,  Illyrer,  Pannonier  und  Thrakier  oder,  wie  Buschan3) 
meint,  durch  die  slawischen  Völker  im  Osten  davon  Kenntnis  erlangt  haben.  Zur  Zeit 
der  älteren  Edda  war  das  Bier  aber  bereits  eingebürgert  und  sehr  beliebt. 

*)  Ascherson  u.  Gräbner,  Synopsis  d.  mitteleurop.  Flora  II,  1 , S.  723. 

2)  Man  vergleiche  z.  B.  das  sonst  so  eingehende  Lehrbuch  der  Geographie  von  Hermann  Wagner, 
Bd.  I (1900),  S.  632. 

3)  Buschan,  Vorgeschichtliche  Botanik,  S.  50. 


Maly.  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  im  Savebette  bei  D.  Dolina. 


167 


Panicum  miliaceum  L. 

Echte,  graue  oder  Rispenhirse;  kroat. : Proso;  albanes.:  Melj. 

Nr.  9,  17,  22,  23,  61. 

Von  Buschan  kurz  als  „Hirse“  bezeichnet,  welchen  Namen  bekanntlich  auch 
P.  italicum  L.  (Kolbenhirse;  kroat.:  Mohär,  Bar),  Andropogon  sorghum  Brot.  (Mohren- 
hirse; kroat.:  Sirak)  und  Pennisetum  typhoid  eum  Rieh.  (Negerhirse,  Dochn  [arab.])  führen. 
Aus  der  Beschaffenheit  der  besser  erhaltenen  Früchte  (Fench,  Fennich),  wie  in  Nr.  22 
und  23,  geht  jedoch  hervor,  daß  P.  miliaceum  L.  vorliegt. 

In  Nr.  9 ist  die  Hirse  völlig  verkohlt,  breiartig  zusammengebacken  (Hirsebrei, 
Grütze,  Brein,  Prein;  kroat.:  Perga)  und  stammt  aus  einer  Dachbodenschichte.  Die 
Körner  sind  durch  die  Verwitterung  der  Spelzen  meist  enthülst,  rundlich  und  schlecht 
erhalten.  Das  große  Hilum  ist  jedoch  noch  gut  zu  erkennen. 

Die  Körner  in  Nr.  22  sind  nicht  verkohlt  und  an  ihnen  konnte  ich  daher  fol- 
gende Messungen  vornehmen: 


Länge 

Breite 

3-25 

2 

3-00 

2-25 

3-50 

2 

3-25 

2 

3-00 

2 

3-25 

2 

im  Mittel  3'2  2-04, 

also  länger  und  breiter  als  die  von  Prof.  v.  Beck  seinerzeit  vom  Pfahlbau  Ripac  bei 
Biha6  beschriebenen  Früchte. 

B.  Hülsenfrüchte. 

Vicia  fäba  L. 

Saubohne,  Buff-  oder  Pferdebohne;  kroat.:  Bob,  Bakla(ban);  albanes.:  Batha. 

Nr.  37,  59. 

Die  Körner  sind  ziemlich  stark  verkohlt,  namentlich  in  Nr.  37  sehr  ungleich  groß, 
5’5  — 8 mm  lang  und  4-5 — 6 ‘5  mm  breit,  rundlich,  nur  wenig  länger  als  breit. 

Stammt  aus  dem  Orient  (Kaspisches  Meer  und  Nordafrika). 

Lens  esculenta  Moench. 

Linse;  kroat.:  Leca,  Lece,  Socivo,  Socevica;  albanes.:  Fiere  oder  Thiere. 

Nr.  12,  13. 

Verkohlte  Körner  liegen  in  größerer  Zahl  vor,  sind  (2'7 — ) 3 — 4 mm  lang  und 
fast  ebenso  breit  (im  Mittel  3-5  X 3 mm). 

Stammt  aus  dem  westlichen  Asien. 

Pisum  sativum  L. 

Erbse;  südslav. : Grasak,  Zecak;  albanes.:  Pizelle. 

Nr.  14,  58,  60. 

Stark  verkohlte  Körner  in  größerer  Anzahl  von  (3*5 — ) 4 — 5- 9 mm  Durchmesser 
(im  Mittel  4’9  mm)  liegen  vor.  Sie  sind  im  allgemeinen  größer  als  die  bei  Buschan, 
Vorgeschichtl.  Bot.,  S.  201,  angeführten. 


168 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


Bekanntlich  sind  die  prähistorischen  Erbsen-  und  Linsenkörner  auffallend  kleiner 
als  die  rezenten. 

Die  Erbse  stammt  von  P.  elatius  M.  B.  (Mittelmeergebiet,  östlich  bis  Persien)  ab. 


C.  Obstsorten. 

1.  Kernobst. 

Pirus  malus  L.  Apfelbaum;  südslav.:  Jabuka;  albanes. : Mola.  Nr.  33. 

Es  liegt  nur  eine  kleine  Anzahl  von  Apfelkernen  vor,  von  welchen  oft  nur  die 
etwas  verschrumpften  Samenschalen  (testa)  erhalten  sind.  Länge  der  Kerne  (5 — ) 
5'5  — 7 mm. 

'i.  Steinobst. 

Cornus  mas  L.  Kornelkirsche,  Herlitze,  „Dirndl“;  kroat. : Drijen,  Dren.  Nr.  16. 

Wurde  zahlreich  und  unverkohlt  in  Düngerschichten  (Grabung  1902)  gefunden. 
Die  größten  Körner  sind  15 — 15*9  mm  lang  und  6’5 — l‘b  mm  breit,  die  kleinsten  9 mm 
lang  und  4‘5  — 5 mm  breit,  die  mittleren  etwa  13  mm  lang  und  6 mm  breit.  Auffällig  ist 
die  Länge  der  größten  Steine,  da  bisher  nach  Busch  an  nur  höchstens  14’4  mm  lange 
gefunden  wurden  (a.  a.  O.,  S.  146). 

Prunus  spinosa  L.  Schlehe,  Schwarzdorn;  südslav.:  Trn,  Crni  trn,  Trnika.  Nr.  15. 

In  derselben  Düngerschichte,  in  welcher  sich  die  Steinkerne  der  Kornelkirsche 
vorfanden,  wurden  in  großer  Menge  auch  die  Steine  des  Schlehdorns  aufgefunden.  Das 
zahlreiche  Vorkommen  der  Kornelkirschen-  und  Schlehdornkerne  deutet  darauf  hin, 
daß  die  Früchte  von  den  Pfahlbauern  jedenfalls  zu  einem  bestimmten  Zwecke  gesammelt 
wurden.  Naheliegend  ist  es,  daß  die  Früchte  als  Nahrungsmittel  Verwendung  fanden. 
In  welcher  Weise,  ob  roh,  wie  dies  bei  Cornus  mas  sehr  wahrscheinlich  ist,  in  Brei- 
form zubereitet  oder  zur  Erzeugung  von  Getränken,  ist  derzeit  noch  unbekannt.  Die 
vorliegenden  Steinkerne  sind  rundlich,  an  den  Seiten  aber  schwach  verflacht,  unverkohlt 
und  zuweilen  noch  mit  der  Fruchthaut  (Epikarp)  umgeben. 

Prunus  insiticia  L.  Kriechenpflaume,  Haferschlehe,  Krieke;  südslav.:  Medunika,  Trno- 
sljiva.  Nr.  52. 

Liegt  in  unverkohlten  Steinkörnern  vor. 

Prunus  padus  L.  Ahlkirsche,  Traubenkirsche,  Faulbaum;  südslav.:  Cremza,  Srmzika. 
Nr.  51. 

Ich  sah  nur  ein  unverkohltes  Korn,  das  an  einem  Ende  stark  verjüngt  war. 
Länge  8,  Breite  5'7,  Dicke  5'5  mm. 

3.  Beerenobst. 

Vitis  vinifera  L.  Wein;  südslav.:  Vino;  albanes.:  Rus-i.  Nr.  34  — 36,  43. 

Die  Körner  sind  verkohlt,  bei  Nr.  34  in  größerer  Anzahl  voi’handen.  Diese  wur- 
den daher  von  mir  zu  Messungen  benützt.  Die  mittleren  Körner  maßen  5-9  mm  Länge 
und  4' 2 mm  Breite,  die  größten  hingegen  6'3  mm  Länge  und  4'8  mm  Breite.  Die  Länge 
schwankte  zwischen  5-5 — 6‘3  mm,  die  Breite  von  (3*5 — ) 4 — 4’8  mm. 

Der  Wein  (-stock,  -rebe)  stammt  von  der  im  Mittelmeergebiete  bis  über  den  Kau- 
kasus, nördlich  bis  in  das  südliche  Deutschland,  das  ungarische  Tiefland  und  die 
Flußgebiete  der  Donau  und  der  March  verbreiteten  Abart  V.  silvestris  Gmelin  ab. 


Maly.  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  im  Savebette  bei  D.  Dolina. 


169 


Rubus  idaeus  L.  Himbeere;  slav.:  Malina.  Nr.  18. 

Die  Samen  wurden  in  größerer  Anzahl  vorgefunden,  was  darauf  hindeutet,  daß 
die  Himbeeren  bereits  als  Nahrungsmittel  verwendet  wurden.  Da  die  Samen  der  Him- 
beeren von  denen  der  Brombeeren  kaum  zu  unterscheiden  sind,  könnten  auch  letztere 
vorliegen. 

4.  Schalenobst. 

Corylus  avellana  L.  Haselstrauch,  Hasel;  südslav.:  Lijeska,  Leska,  Lescina.  Nr.  57. 

Ich  sah  6 Früchte  (Haselnüsse),  von  welchen  3 eine  rundlich -eiförmige,  die  übri- 
gen eine  länglich -ovale,  mehr  flachgedrückte  Form  aufwiesen.  Die  Nüsse  waren  ziem- 
lich gut  erhalten. 

D.  Andere  Früchte  und  Samen. 

Chenopodium  spec.  Gänsefuß;  kroat.:  Jurcica,  Jurjevac.  Nr.  6,  8,  10,  17,  38. 

In  Nr.  6 und  8 sehr  zahlreich  vorhanden,  daher  vielleicht  als  Nahrungspflanze 
kultiviert. 

Amarantus  retroflexus  L.  Mattenkraut,  Amarant,  Fuchsschwanz;  südslav.:  85cir. 
Nr.  21. 

Kommt  auf  Ruderalien  vor. 

Polygonum  spec.  Knöterich;  kroat.:  Heida,  Dvornik.  Nr.  17,  42. 

Ebenfalls  ein  Unkraut,  von  dem  nur  wenige  Samen  vorliegen. 

Polygonum  lapathifolium  L.  Ampferblätteriger  Knöterich;  kroat.:  Lisac.  Nr.  28. 

Ich  sah  nur  2 Samenkörner.  Kommt  an  feuchten  Stellen,  an  Flußufern  und  ähn- 
lichen Orten  vor.  Wurde  auch  im  Pfahlbaue  von  Ripac  vorgefunden.  G.  v.  Beck  in 

Wissenschaftl.  Mitteil,  aus  Bosn.  u.  d.  Herz.  V,  S.  121. 

. 

Ranunculus  spec.  Hahnenfuß;  kroat.:  l&abnjak.  Nr.  26,  29. 

Zwei  verschiedene  Samensorten.  — Unkräuter. 

Verbena  ofßcinalis  L.  Eisenkraut;  kroat.:  Sporis.  Nr.  31. 

Unkraut,  das  an  wüsten  Plätzen  und  an  Wegen  wächst. 

Quercus  spec.  Eiche;  kroat.:  Hrast.  Nr.  32,  54. 

Einige  Becher  (Cupula)  und  eine  gespaltene  Eichel  liegen  vor.  Nr.  32  dürften 
nach  Prof.  Wittmacks  Bestimmungen  Gallen  auf  Eichenblättern,  veranlaßt  durch  eine 
Gallwespe,  Neuroterus  spec.,  darstellen. 

■ 

Zweifelhafte  Bestimmungen. 

' 

Mehrere  von  den  gesammelten  Früchten  und  Samen  konnten  teils  wegen  der 
geringen  vorhandenen  Anzahl,  teils  des  mangelhaften  Zustandes  wegen,  in  welchen  sie 
sich  vorfanden,  nicht  mit  Sicherheit  bestimmt  werden.  Es  sind  dies: 

? Secale  cereale  L.  Roggen;  kroat.:  Raz;  albanes.:  Thekere.  Nr.  30. 

Es  liegen  im  ganzen  nur  18  Körner  vor,  die  nach  der  Meinung  Prof.  Wittmacks 
vielleicht  von  Roggen  stammen  dürften.  Die  Früchte  sind  sehr  klein,  3‘5  — 4 mm  lang 
und  schlecht  erhalten. 

? Avena  fatua  L.  Flughafer;  kroat.:  Divljak.  Nr.  19,  20.  In  Feldern. 


170 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


? Agrostemma  spec.  Kornrade;  kroat. : Kukolj.  Nr.  17. 

Unter  der  Saat. 

? Geranium  spec.  Storchschnabel;  kroat.:  Zdralica,  Zdralinjak  oder  Iglica.  Nr.  25. 
In  größerer  Anzahl  vorhanden.  Unkraut. 

? Thalictrum  spec.  Wiesenraute;  kroat.:  Vredorac.  Nr.  40. 

Wiesenpflanze.  Wächst  auch  gerne  am  Ufer  der  Flüsse  zwischen  Gebüsch  usw. 

? Galium  spec.  Labkraut;  kroat. : Brocika.  Nr.  7. 

Wiesenpflanze. 

? Solanum  nigrum  L.  Schwarzer  Nachtschatten,  Tollapfel;  kroat.:  Pomoönica.  Nr.  24. 
Ruderalpflanze. 

? Sparganium  spec.  Igelkolben;  kroat.:  Jezinac.  Nr.  27,  46. 

Wächst  in  feuchten  Gräben,  an  Flußufern  usw. 

? Laurus  nobilis  L.  Lorbeer;  südslav.:  Lovor,  Lovorika;  albanes.:  Daphne.  Nr.  53. 

Ich  sah  nur  eine  Frucht,  die  1 2 mm  lang  und  ebenso  breit  ist. 

Das  Vorkommen  des  Lorbeers  bei  den  Pfahlbauern  von  Donja  Dolina  könnte  wohl 
nur  ein  ursprüngliches  gewesen  sein,  etwa  ein  Relikt  aus  der  Tertiärzeit,  da  er  bis 

jetzt  noch  nirgends  in  prähistorischer  Zeit  festgestellt  wurde  und  daher  an  einen  Kultus 

des  Lorbeerbaumes  in  dieser  Zeit  nicht  zu  denken  ist.  Wahrscheinlicher  ist  es  jedoch, 
daß  die  Frucht  von  einem  Obstbaume  stammt. 


Archäologisch-epigraphische  Untersuchungen  zur  Geschichte 
der  römischen  Provinz  Dalmatien. 


Von 

Carl  Patsch. 

Sechster  Teil. 

Inhalt:  I.  Zur  Topographie  und  Geschichte  von  Zupanjac - Delminium.  — II.  Die  römische  Ortschaft 
bei  Suica.  — III.  Zur  Geschichte  des  Passes  Velika  vrata  bei  Kupres.  — IV.  Ein  Mysterienrelief  aus 
Han  Compagnie-Vitez.  — V.  Aus  Zenica-Bistua.  — VI.  Eine  römische  Fundstelle  bei  Visoko.  — VII.  Drei 
römische  Ruinenstätten  im  Bezirke  Sarajevo.  — VIII.  Die  römischen  Ortschaften  des  Bezirkes  Konjica.  — 
IX.  Der  römische  Vorort  des  Bijelo  polje  bei  Mostar.  — X.  Urnenfunde.  — XI.  Eine  römische  Villa  in 
Dretelj.  — XII.  Die  Kultur  des  Brotnjo.  — XIII.  Eine  Ziegelplatte  aus  Stolac.  — XIV.  Zur  Handels- 
geschichte von  Narona.  — XV.  Zur  Geschichte  der  römischen  Stadt  in  Gradac  bei  Posusje.  — XVI. 
Eine  abbozzierte  Statue  aus  Loncari.  — XVII.  Ziegelstempel  aus  Flanona.  — XVIII.  Eine  römische 
Ortschaft  in  Poderkvina  (Bez.  Vlasenica).  — XIX.  Fibelfunde.  — XX.  Dalmatien  und  Nordwestafrika. 

(Mit  1 Tafel  und  186  Abbildungen  im  Texte.) 


I.  Zur  Topographie  und  Geschichte  von  Zupanjac -Delminium. 

Seit  der  ersten  Zusammenstellung  der  antiken  Überreste  des  Bezirkes  Zupanjac 
von  W.  Radimsk^1)  sind  wir  bereits  wiederholt  in  der  Lage  gewesen,  über  weitere 
hier  gemachte  Funde,  insbesondere  epigraphischer  Art,  zu  berichten.  Erst  kam  in 
Zupanjac  ein  Sarkophagfragment  zum  Vorschein,  das  uns  in  die  erste  Hälfte  des  zweiten 
Jahrhunderts  führte;2)  dann  tauchte  in  dem  benachbarten  Stipanih  das  Bruchstück 
eines  Grabsteines  auf  mit  der  wichtigen  Kunde,  daß  sich  im  Duvanjsko  polje  eine 
römisch  konstituierte  Stadt  befunden  habe.3)  War  es  schon  nach  den  Ermittlungen 
Radimskys  wahrscheinlich,  daß  sie  mit  dem  heutigen  Zupanjac,  einem  mittelalter- 
lichen ^upansitze,4)  zu  identifizieren  ist,  so  haben  die  Entdeckungen  auf  der  „Karaula“ 
in  Zupanjac  im  Jahre  1896  die  Argumente  noch  bedeutend  vermehrt.5)  Sie  lehrten  die 


9 Die  vorgeschichtlichen  und  römischen  Altertümer  des  Bezirkes  Zupanjac  in  Bosnien.  Diese  Mit- 
teilungen IV,  S.  135  ff. 

2)  Vgl.  diese  Mitteilungen  V,  S.  236  f. 

3)  Ebenda  V,  S.  220. 

4)  C.  Jireöek,  Die  Handelsstraßen  und  Bergwerke  von  Serbien  und  Bosnien  während  des  Mittel- 
alters S.  28  u.  83. 

B)  Diese  Mitteilungen  VI,  S.  220  ff. 


172 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


hier  vorzugsweise  verehrten  Gottheiten  kennen,  deren  Denkmale  ebenso  wie  die  mit- 
gefundenen Grabmonumente  von  einem  größeren  Gemeinwesen  Zeugnis  ablegten. 
Völlige  Bestimmtheit  brachte  eine  Grabung  im  Jahre  1897,  die,  vom  glücklichen  Zu- 
falle geleitet,  wie  aus  dem  folgenden  Berichte  zu  ersehen  ist,  gleich  beim  ersten  Ver- 
suche den  Brennpunkt  der  Stadt,  das  Forum,  erschloß. 

Die  mit  dieser  fortschreitenden  Kenntnis  sich  steigernde  Hoffnung,  der  alten,  vor- 
nehmlich auf  dem  mittelalterlichen  und  gegenwärtigen  Namen  der  Landschaft  (Dlmno, 
Dumno  — Duvno)  basierten  These,  daß  der  alte  Vorort  der  Delmatae,  Delminium  hier, 
nicht,  wie  Mommsen  zu  erweisen  suchte,1)  jenseits  der  Dinarischen  Alpen  in  Gardun 
bei  Trilj  zu  suchen  sei,  zum  Durchbruche  zu  verhelfen,  scheint  sich  nun  erfüllt  zu 
haben,  denn  das  wichtigste  Argument  M.  Glavinic’2)  und  H.  Kieperts3)  gegen 
diese  Gleichung  (£upanjac  = Delminium),  „das  gänzliche  Fehlen  von  Spuren  einer 
größeren  alten  Ortschaft  in  der  Duvnoebene“,  besteht  nicht  mehr  zu  Recht.4) 

Unterscheiden  müssen  wir  aber  zwischen  dem  vorrömischen  und  dem  römischen 
Delminium.  Ersteres  müßte  nach  all  dem,  was  wir  über  die  Lage  und  Art  der  illyrischen 
befestigten  Orte  wissen,  schon  a priori  als  ein  auf  einer  Höhe  gelegener  Wallbau  ge- 
dacht werden,  der  eine  der  zu  schützenden  Bevölkerung  entsprechende  Anzahl  von 
Holzbauten  umschloß.  Daß  dies  tatsächlich  der  Fall  war,  ersehen  wir  aus  den  Notizen 
über  die  Belagerung  und  Einnahme  des  Ortes  im  Winter  156  v.  Chr.  und  im  darauf- 
folgenden Jahi*e. 5)  Über  die  Operationen  des  Konsuls  C.  Marcius  Figulus  berichtet 
Appian  111.  11:  ...  . y.ai  ouv^Xaoev  cp.o)q  iq  ixöX tv  AsApivtov  ....  ouSev  3e  Kp'oq  i/u pav 
TiöXtv  si;  loöoou  Suvap.evoc,  oucs  \j,rl/avrl[j.aai'/  eyiov  ypf^oa  c i a xo  u'ioc,  ftzv.  xa;  aXXac  exnOswv, 
ipr^mepaq  ävopwv  0 tuo  xvjc  iq  xo  AeXpivtov  cuvoSou  y evojasvac.  s'.xa  o<.-r.rlyzy.q  y.opüvac  ici'ggyj  y.a:  ösun 
y.ai  cxuTiTcta)  ixepißaXwv  I?  xo  AeXjjuviov  iv.  y.axaxrsXxwv  4a®evS ova.  a'i  c’  utco  xy;c  pöp-vjc  iq exai'ovxo, 
y.ai  <pep ojasvai  xaöaicep  Xaj j.xdosq  ct:ou  xuyotev  IvsTTijv.zpaoav,  ecoc  xg'a'as  p.ev  y.axeiup^GÖY;. 
Die  Holzbauten  innerhalb  des  Bollwerkes  läßt  auch  Florus  II,  25:  Delmatae  plerumque 
sub  silvis  agebant;  unde  in  latrocinia  promptissimi.  hos  iam  pridem  Marcius  consui 
incensa  urbe  Delminio  quasi  detruncaverat  erschließen.  Bei  Strabo  VII,  5,  5,  der  das 
Resultat  der  letzten  römischen  Anstrengungen  unter  P.  Cornelius  Scipio  Nasica  Corcu- 
lum, 6)  dem  Nachfolger  des  Marcius,  mitteilt:  AeXpuov  3e  ixoXtc,  rtq  l'xwvup.cv  xo 

iövoq  • [j.ty.pav  §’  eTiolrjce  Naor/.ac  y.ai  xo  ixeSi'ov  p/r)Aoßoxov  ota  xvjv  uAeoveciav  xwv  avöpwTiiov,  linden 
wir  die  Größe  des  Wallbaues,  die  auch  aus  den  Angaben  des  Appian  und  des  Frontin 
strat.  III,  6,  2 über  die  Menge  der  aus  allen  umliegenden  Ortschaften  herbeigeströmten 
Verteidiger  hervorgeht,  ausdrücklich  bezeugt. 

Da  nun  das  in  einer  sehr  leicht  zugänglichen  Mulde  gelegene  ^upanjac  diesen 
Bedingungen  nicht  entspricht,  so  ist  Alt-Delminium  in  einer  der  zahlreichen  Gradinas 
um  das  Duvanjsko  polje,  von  denen  Radimsky  a.  a.  0.  S.  135  ff.  bereits  41  verzeichnet 
hat,  zu  suchen.  Eine  solche  Umsiedlung  hat  nichts  Auffallendes  auf  sich;  sie  ist  vielmehr 
nur  ein  neues  Exempel  der  durch  das  Studium  unserer  Ortslagen  gewonnenen  Regel,7) 
daß  der  Römer  oder  vielmehr  der  Dalmatiner  der  römischen  Zeit  — Bergwerksorte 


x)  CIL.  III  p.  358.  2)  Bull.  Dalm.  I,  S.  21. 

3)  Formae  orbis  antiqui  XVII.  Beiblatt  S.  5,  Anm.  51. 

4)  Vgl.  diese  Mitteilungen  V,  S.  352.  VIII,  S.  85. 

6)  G.  Zippel,  Die  römische  Herrschaft  in  Illyrien  bis  auf  Augustus  S.  130  ff. ; Mommsen,  Köm. 
Geschichte  II7,  S.  165;  Patsch,  Pauly- Wissowas  Realenzyklopädie  s.  v.  Delmatae  Sp.  2448  f. 

6)  Vgl.  über  ihn  F.  Münzer,  Pauly- Wissowas  Realenzyklopädie  s.  v.  Cornelius  n.  353. 

7)  M.  Hoernes,  Altertümer  der  Hercegovina  II,  S.  97;  Patsch,  diese  Mitteilungen  IV,  S.  266 
und  Die  Lika  in  römischer  Zeit  Sp.  11. 


s 


Patsch.  Archäol.-epigr.  Untersuchungen  zur  Geschichte  der  röm.  Provinz  Dalmatien.  VI.  173 

natürlich  ausgenommen  — mit  seinen  größeren  Ortschaften  von  der  Höhe  in  die  Tal- 
sohle zieht,  die  älteren  Siedlungen  zu  Gehöften  zusammenschrumpfen,  nur  besonders 
wichtige  Punkte  als  Sicherungsposten  weiterbestehen.  Das  Ereignis  hat  vor  dem 
Jahre  18/19  v.  Chr.  stattgefunden,  denn  damals  ist,  wie  unten  zu  erweisen  versucht 
wird,  das  Forum  in  ^upanjac  aufgeführt  worden.* 1) 

Die  ^upanjac  zunächst  gelegenen  Wallburgen,  die  Selimovi6a  gradina  im  Norden 
und  die  Gradina  kod  gaja  oder  Kolska  gradina  im  Westen  der  Stadt,  lassen  sich  ebenso- 
wenig den  oben  gewonnenen  Daten  über  die  Größe  und  Festigkeit  von  Alt-Delminium 
anpassen  wie  die  analogen  Anlagen  von  Brisnik  donji,  Bukovica,  Grabovica,  Kovadi, 
Mandina  gradina,  Mesihovina,  Mrkodol,  Opleöani,  Prevala,  Vedasid  usw.  Sie  sind  weder 
sturmfrei  noch  so  umfangreich.  Dagegen  vereinigt,  wie  ich  mich  am  3.  Juni  1901  aber- 
mals überzeugen  konnte,  die  ^upanjac  gegenüber,  auf  der  Lib  planina  gelegene  vor- 
römische Befestigung  beide  Eigentümlichkeiten.  Wie  ein  Keil  schiebt  sich  das  ge- 
nannte Gebirge  in  das  Duvanjsko  polje  vor  und  läuft  in  einen  scharfen,  steil  geböschten 
Grat  aus.  Die  relative  Höhe  beträgt  am  Orlov  kuk  523  m,  am  Lib  156  m.  Die  Hänge 
sind  sehr  steil;  der  Kamm  kann  nur  im  beschwerlichen  Anstiege  erreicht  werden; 
die  Nordostseite  ist  noch  abschüssiger  als  die  Südwestflanke.  Verteidigt,  ist  die  Höhe 
nicht  zu  nehmen,  zumal  da  die  Felsen  selbst  noch  Deckung  und  Wurfmaterial  dar- 
bieten. Die  Verteidigungsfähigkeit  wurde  außerdem  durch  Waldbestand  erhöht.  Jetzt 
sind  Kamm  und  Hänge  zum  großen  Teil  kahl;  doch  erinnern  sich  ältere  Leute,  daß 
Haine  und  Baumgruppen  die  Abhänge  belebten,  und  in  den  vom  Forstärar  ange- 
legten Schonungen  sprießen  Eichen  und  Haselnußstauden  schnell  in  die  Höhe.  Vom 
Kamme  hat  man  die  trefflichste  Fernsicht;  man  überblickt  das  ganze  Duvanjsko 
polje  und  erspäht  jede  Annäherung  über  die  Randhöhen.  Zwei  Q.uellen  sorgen  für 
den  Wasserbedarf,  beide  auf  der  Nordostseite  entspringend:  die  Klisac-  und  die  höhere 
Kosovacquelle.  Die  erstere  ist  sehr  wasserreich,  ihr  Abfluß  treibt  in  Kongora  Mühlen; 
die  letztere  trocknet  im  Sommer  aus.  Von  alten  Befestigungen  sind  auf  der  Lib  planina 
erhalten  der  noch  in  römischer  Zeit  benützte  Wallbau  „Gradina“,2)  zu  dem  von  Bor- 
öani  aus  schmale,  serpentinenartige  Terrassen,  die  man  ganz  gut  für  einen  Weg  halten 
kann,  emporführen,  und  zwei  römische  Bauten  auf  der  hoch  über  der  Gradina  gele- 
genen, schwer  zugänglichen  Kuppe  Ravna  glavica.3)  Zwischen  beiden  Anlagen  breitet 
sich  ein  Plateau  aus,  das  einer  ganzen  Brigade  genügenden  Lagerplatz  gewähren  könnte. 

I Hier  werden  die  von  Marcius  durch  brennende  Wurfgeschoße  in  Brand  gesteckten 

*)  Die  von  Strabo  gemeldete  Bestrafung  des  Ortes  hat  natürlich  nicht  dessen  dauernde  Verödung 
zur  Folge  gehabt.  L.  Jelic  behauptet,  diese  Mitteilungen  VII,  S.  203,  daß  „Delminium  als  Stadtname 

i schon  zur  Römerzeit  außer  Gebrauch  kam  und  sich  nur  noch  als  Bezeichnung  des  Delmatenstammes  und 
des  Duvanjsko  polje  und  später  des  gleichnamigen  Bistums  behauptete“.  Dabei  ignoriert  er  jedoch 
Strabo,  der  VII,  5,  5 den  Zustand  der  Orte  der  Delmaten  zu  Augustus  Zeiten  feststellt  und  durch  die 
Anführung  der  herabgekommenen  Orte  die  Fortexistenz  Delminiums  verbürgt:  . . . Zivcoxiov  xd  xe  veov  xat  xo 
Ttakatov,  a;  IvEJtpvjasv  6 Zsßaaxb;.  eaxt  8e  xal  ’AvSijxptov  epupvbv  ^toplov,  AiXpuov  8s  pEyäXrj  icoXig,  rj;  ejic5vu<j.ov  xb 
’dövo;-  piixpäv  8’  Iko trjas  Naatxa?  ....  Weiter  muß  Jelid  statuieren,  daß  Ptolemäus,  der  II,  16,  11  unmittel- 
bar nach  Ae>.pfviov  die  claudische  Kolonie  Aequum  anführt,  unseren  Ort  einer  vor  das  Jahr  155  v.  Chr. 
zurückreichenden  Quelle  entnommen  habe,  und  ist  gezwungen,  Delminenses  in  der  Bauinschrift  CIL.  III 
3202  aus  dem  Jahre  184  n.  Chr.,  wo  sie  zusammen  mit  zwei  anderen  Stadtgemeinden  genannt  werden, 
„für  die  Bezeichnung  des  Delmatenstammes“  zu  halten.  Daß  am  Ende  des  zweiten  Jahrhunderts  n.  Chr. 
Gaugemeinden  nur  noch  in  den  unzugänglichsten  Berggebieten  der  Provinz  bestanden  haben  konnten, 
ist  ihm  ebenso  entgangen,  wie,  daß  die  Bischofssitze  bei  uns  nach  Städten  benannt  wurden  (vgl.  Glas- 
nik  1900,  S.  555). 

2)  Radimsky  a.  a.  O.  S.  145  f. 

3)  Radimsky  a.  a.  O.  S.  161  f. 


174 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


Holzhäuser  gestanden  haben.  Lib  ist  von  Zupanjac  9 km  entfernt.  Der  Grund,  warum 
man  bei  der  Neubelebung  des  Ortes  die  jetzige  Bezirksstadt  und  nicht  einen  der  un- 
mittelbar am  Fuße  der  Planina  gelegenen  Plätze,  wie  Kongora  oder  Boröani,  wählte, 
wird  wohl  in  der  leichteren  Kommunikationsfähigkeit  von  Zupanjac,  die  zu  seinem  Auf- 
blühen viel  beitragen  konnte,  zu  suchen  sein:  es  lag  an  der  wichtigen  von  Salona  über 
Trilj,  Arzano-Brekalo  und  Prevala  ins  Innere  führenden,  damals  gebauten  Straße 
(s.  u.  S.  175). 

Dem  Berichte  über  die  Grabungen  in  Zupanjac  lassen  wir,  um  einen  Überblick 
über  das  bisher  ermittelte  Stadtbild  zu  ermöglichen  und  für  weitere  Forschungen 
genauere  Anhaltspunkte  zu  bieten,  eine  Zusammenstellung  des  früher  Bekanntgewor- 
denen in  Text  und  Kartenskizze  (Taf.  LXXXV)  vorausgehen. 

Im  Garten  des  katholischen  Pfarrhauses  wurde  nach  Fra  A.  Nuiö,  jetzt 
Franziskanerordens-Provinzial  in  Mostar,  eine  Billonmünze  der  zweiten  Hälfte  des  dritten 
Jahrhunderts  aufgelesen.  Von  dem  Kloster  der  Barmherzigen  Schwestern  (Haus- 
Nr.  234)  angefangen  bis  zu  der  städtischen  Ledertrockenkammer  sind  sämtliche 
Hausgründe  und  Gärten  östlich  der  Hauptstraße  mit  Gebäuderesten  durchsetzt.  Beson- 
ders stark  treten  sie  in  den  Häusern  des  Redzo  Arnautovi6  (Haus-Nr.  227)  und  des 
Ivan  (früher  Nikola)  Luöic  (Haus-Nr.  225)  zutage.  Im  erstgenannten  Hause  sind 
auch  kleine  Werkstücke  eingemauert.  Bei  Luci6  sind  außer  den  von  Radimsk^ 
a.  a.  0.  S.  156  ff.  notierten  Funden,  die  daselbst  den  Bestand  eines  zum  Teil  aus  Back- 
steinen aufgeführten,  mit  importierten  Ziegeln  gedeckten  und  mit  Heizanlagen  und 
Ziegelmosaik  ausgestatteten  Wohnhauses  oder  Bades  erweisen,  im  Jahre  1897  abermals 
einige  Hypokausispfeilerziegel  ausgegraben  worden. 

Beim  Fundamentausheben  für  das  städtische  Schlachthaus 
ist  man  am  linken  Ufer  des  durch  die  Stadt  fließenden  Baches  Seget, 
wie  Radimsky  a.  a.  O.  S.  156  angibt,  auf  Gebäudesubstruktionen  und 
das  in  diesen  Mitteilungen  IV,  S.  157,  Fig.  51  = VI,  S.  231,  Fig.  53 
abgebildete  Fragment  eines  Sarkophagdeckels  und  nach  einer  Mittei- 
lung des  gewesenen  Straßenmeisters  Herrn  P.  Dalmaso  auch  auf 
Bruchstücke  von  Türgewänden  und  Fensterstöcken  gestoßen,  die  in 
dem  Schlachthause  verbaut  worden  seien.  Nach  demselben  Gewährs- 
manne erstrecken  sich  die  Mauerzüge  unter  dem  Straßenkörper  bis 
in  die  Gendarmeriekaserne.  Im  Hofe  der  letzteren  las  ich  selbst 
sechseckige  Mosaikziegel  auf,  und  von  dem  an  die  Ledertrockenkammer 
angrenzenden,  damals  im  Bau  gewesenen  Hause  des  Uija  Zrniö  über- 
brachten mir  im  April  1897  Arbeiter  Dachziegelbruchstücke.  Darnach 
bestand  auch  hier  ein  ziegelgedecktes,  im  Innern  gepflastertes  Haus. 
Das  erwähnte  Grabmalfragment  ist  demzufolge  erst  später  auf  die  Fund- 
stelle gekommen.  Weit  geringer  sind  die  Funde  westlich  der  Haupt- 
straße. 

Beim  Ausheben  der  Fundamente  für  das  Gemeindehotel  wurde 
im  Jahre  1893  die  in  diesen  Mitteilungen  IV,  S.  158,  Fig.  56  ab- 
gebildete beschädigte  Amphora  gefunden.  Etwa  100  m hinter  diesem 
Gebäude  entdeckte  im  Herbste  1893  Herr  Dalmaso  in  dem  Wildbache 
Catrnja  den  Meilenstein  Fig.  1,  der  sich  jetzt  im  Landesmuseum 
befindet. 

Nach  oben  sich  verjüngende  Säule  mit  rechteckiger  Basis,  die  man  unbearbeitet 
ließ,  weil  sie  in  die  Erde  vergraben  wurde.  Auch  der  Schaft  ist  mit  Ausnahme  eines 


Fig.  1.  Meilenstein 
aus  Zupanjac. 


Patsch.  Archäol.-epigr.  Untersuchungen  znr  Geschichte  der  röm.  Provinz  Dalmatien.  VI.  175 


I' 


0‘85  m hohen  und  054  to  breiten,  geglätteten,  für  die  Inschrift  bestimmt  gewesenen 
Feldes  nur  roh  bossiert.  Der  ursprüngliche  Standort  des  merkwürdigerweise  von  An- 
fang an  unbeschriebenen  Straßendenkmals  ist  nicht  sicher,  da  der  Wildbach  große 
Steine  talwärts  zu  transportieren  vermag.  Jedenfalls  ist  er  aber  in  der  Schlucht  des 
Torrente  anzusetzen. 

Ein  Bruchstück  eines  zweiten  Meilensteines  glückte  es  Herrn  Dalmaso  im  Jahre  1895 
bei  Ausschachten  des  Kellers  im  Hause  des  Jovo  Vazi6  (Haus-Nr.  281)  in  einer  Tiefe 
von  2 m zu  finden.  Es  steht  gegenwärtig  als  Radabweiser  vor  dem  Bezirksamte  und 
weist  keine  Reste  einer  Inschrift  auf. 

Diese  beiden  Steine  geben  in  erwünschter  Weise  Aufschluß  über  den  weiteren 
Verlauf  der  von  Ph.  Ballif1)  auf  Grund  von  „Spurrillen“  und  später  von  Radimsky2) 
mit  Hilfe  eines  Meilensteinfragmentes  bis  zur  2banicaquelle  bei  Stipanib  verfolgten 
Straße  Salona  — Trilj — Brekalo  (Arzano)  — Bukova  gora — Prisoje  — Prevalasattel  und 
über  ihre  Einmündungsstelle  in  ^upanjac.  Darnach  lief  die  Straße  unterhalb  Stipanid, 
über  Josanica  nach  Podgaj,  erstieg  wohl  mittels  einer  Schleife  das  Plateau,  dem  die 
Gradina  kod  gaja  oder  Kolska  gradina  aufgesetzt  ist,  passierte  es  im  Osten  des  Wall- 
baues und  senkte  sich  auf  die  Buzduljeva  strana,  weiter  in  die  Schlucht  Vrani6a  dolac 
und  längs  des  Catrnjabaches  nach  ^upanjac  hinab,  wo  sie  beim  Hause  des  Jovo  Vazi6 
die  heutige  Hauptstraße  erreichte. 

Im  Nordosten  der  Stadt  fand  Savo  Vukovid  beim  orientalisch-orthodoxen 
Friedhofe  auf  dem  Acker  Stupi  einen  wieder  in  Verlust  geratenen  Sestertius. 

Nicht  näher  kann  die  Fundstelle  eines  Inschriftsteines  angegeben  werden,  der 
nach  einer  Mitteilung  des  im  Jahre  1898  die  Pfarre  Drinovci  (Bezirk  Ljubuski)  ver- 
wesenden Fra  Blaz  Jerkovib  zur  Zeit  seiner  in  die  Jahre  1876 — 1878  fallenden  Anwe- 
senheit in  Zupanjac  vom  Segetbache  innerhalb  der  Stadt  bei  einem  starken  Hoch- 
wasser herausgewühlt  wurde.  Der  Stein  wurde  in  das  Pfarrhaus  übertragen,  ist  jedoch 
jetzt  verschollen.  Nach  der  Erinnerung  meines  Gastfreundes  von  Drinovci  stand  auf 
ihm:  Flaviae  Iuliae  Domitillae  uxori  me  . . . •posuit  . . . 

Die  Hauptfundstätten  im  Weichbilde  von  2upanjac  sind  die  Crkvina  und  Ka- 
raula  genannten  Lokalitäten. 

Die 

Crkvina 


ist  ein  am  linken  Bachufer  auf  der  Westabdachung  der  die  Stadt  vom  Duvanjsko 
polje  scheidenden  Bodenwelle  gelegener  Acker  (vgl.  Fig.  2).  Sie  war  seit  langem  als 
ein  ergiebiger,  bequem  gelegener  Gewinnungsplatz  baugerechten  Steinmateriales  bekannt; 
insbesondere  hat  hier  Jozo  Batinib  als  früherer  Besitzer  der  Parzelle  weidlich  gewirt- 
schaftet,  als  er  seine  an  der  Hauptstraße  gelegenen  Häuser  baute.  Auch  für  die  Lala- 
paschamoschee hat  die  Crkvina  beisteuern  müssen.  Im  Jahre  1893  erwarb  sie  und 
das  anrainende,  J.  Dzeko  gehörige  Feld  Fra  Grgo  Jovanovi6  für  die  katholische 
Gemeinde,  um  daselbst  mit  der  Zeit  eine  neue  Kirche  aufzuführen,  da  die  gegenwär- 
tige zu  abseits  gelegen  ist. 

Die  Mauerreste  und  der  Name  Crkvina  bewogen  meinen  rührigen  Freund  Fra 
A.  Nui6,  der  damals  Dechant  in  ^upanjac  war,  hier  vom  23.  März  1897  an  eine  Son- 
dierung vorzunehmen,  „um  festzustellen,  welche  Berechtigung  die  volkstümliche  Bezeich- 


b Römische  Straßen  in  Bosnien  und  der  Hercegovina  I,  S.  25  f. 

2)  A.  a.  O.  S.  163. 


176 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


nung  des  Platzes  habe“.  Der  Eifer  wurde  denn  auch  belohnt:  nach  vierzehntägiger 
Schürfung  kam  der  weiter  unten  besprochene  Bronzearm  zum  Vorschein.  Der  glück- 
liche Finder  übersandte  das  schöne  Stück  dem  Landesmuseum  und  erbat  sich,  in 
der  Erkenntnis,  daß  der  Crkvina  ein  höherer  archäologischer  Wert  zukomme,  dessen 
Mitwirkung.  Mit  dieser  wurde  im  April  1897  der  Berichterstatter  betraut,  der  die 
Grabungen  im  April,  Mai  und  Juli  1897  und  im  Mai  1898  leitete,  während  in  der 
Zwischenzeit  auf  Grund  eines  gemeinsam  festgestellten  Programmes  kleinere  Partien  von 
Fra  Nuic  allein  untersucht  wurden.  Das  Ergebnis  der  in  vollster  Übereinstimmung  und 
von  Fra  Nui6  gewissenhaft  durchgeführten  Ai’beit  ist  auf  dem  Plane  Fig.  3 verzeichnet. 


Fig.  2.  Die  Crkvina  in  Zupanjac. 


Die  Anlage  ist  ein  solider,  streng  rechteckiger  Bau  von  41'80  : 37‘40  m äußerer 
Breite  und  Länge  mit  einfachem  Grundrisse.  25  m vom  Bachufer  entfernt  folgt  er 
mit  der  Breitseite  der  Bodenwelle,  die  von  SSO.  nach  NNW.  verläuft  und  sich  vor 
dem  Baue  (wie  jetzt  wieder)  sanft  gegen  den  Wasserlauf  verflacht  hatte,  denn  der 
Baugrund  ist  für  die  Nordosthälfte  durch  Abgrabung  des  Terrains  gewonnen  worden. 
Dies  erhellt  ganz  besonders  deutlich  aus  der  Stützmauer,  die,  1‘40  m von  der  östlichen 
Hauptmauer  entfernt,  in  der  Stärke  von  0-70m  aus  Häckelsteinen  in  guter  Kalkmörtel- 
bindung in  den  Hang  eingebaut  war,  um  das  Nachrücken  desselben  zu  verhindern. 
Sie  wurde  im  Aufgehenden  nur  noch  an  einzelnen  Stellen  einige  Scharen  hoch  ange- 
troffen. Die  oberen  Schichten  waren  durch  den  Erddruck  abgeschoben  worden,  lagen 
in  dem  gepflasterten  Gäßchen  vor  der  Mauer  und  waren  von  dem  Humus  überdeckt, 
der  durch  Niederschlagwässer  vom  Wellenrücken  herabgeschwemmt,  auch  den  ganzen 
Bau  nach  dessen  Verödung  allmählich  begraben  und  die  Böschung  neu  gebildet  hatte. 

Der  Bauplatz  war  planiert  worden,  denn  sämtliche  Räume  liegen  in  gleichem 
Niveau.  Festen  Untergrund  fand  man  nur  unter  der  größten  Abgrabung  für  die 
ganze  östliche  Hauptmauer  und  für  die  ersten  4 m der  drei  mit  ihr  gebundenen 


Patsch.  Archäol.-epigr.  Untersuchungen  zur  Geschichte  der  röm.  Provinz  Dalmatien.  VI.  177 


178 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


mit  015  m ein  und  nimmt  nun  konstant,  erst  schnell,  dann  langsam  an  Tiefe  zu, 
bis  sie  bei  27'50  m 20  m erreicht.  Dieses  Maß  behält  sie  im  weiteren  Verlaufe  der 
drei  Parallelmauern  bei  und  überschreitet  es  auch  unter  der  westlichen  Haupt-  und 
den  drei  Scheidemauern  in  der  Südwestecke  nicht.  Ihre  Stärke  ist  jedoch  an  den 
letzterwähnten  Stellen,  die  Zwischenmauer  zwischen  den  Räumen  A und  C ausgenom- 
men, wo  sie,  wie  sonst  durchgängig,  l'Om  mißt,  um  OTO  m,  beziehungsweise  O oO  m 
geringer. 

Das  Mauerwerk  des  Fundaments  bestellt  gleichmäßig  aus  unbearbeiteten  Bruchsteinen 
von  wechselnder  Größe  und  aus  Grobschlag  (als  Verwendung  des  Abfalls)  in  reichem  Mör- 
telverguß. Es  schließt  oben  mit  einer  insbesondere  an  den  Stoßflächen  gut  abgerichteten 
Sockelplatte  ab.  Die  einzelnen  Platten  sind  in  ihren  Abmessungen  ungleich.  Die  Längen 
betragen  066,  0’68,  P05,  1T1,  l-32,  L38,  L45  usw.  bis  225  und  2’30  m-  die  Höhen 
0T5,  0T6,  0T9,  020,  0’22  und  0-25m;  die  Breite  wechselt  zwischen  0 90  und  10  m. 

Das  Aufgehende  — in  Fig.  3 durch  dunkleren  Ton  gekennzeichnet  — ist  beider- 
seits abgesetzt;  seine  Stärke  und  Bauart  sind  — so  weit  es  erhalten  ist  — durchaus 

gleich.  Erstere  mißt 
0’60  m;  die  letztere  ist 
aus  Fig.  5,  welche  die 
Nord  ostecke  dai’stellt 

(vgl.  Fig.  4),  und  aus 
Fig.  6 zu  ersehen.  Sorg- 
fältig abgerichtete  Hak- 
kelsteine  blenden  in  un- 
gleich hohen  Scharen 
innen  und  außen  einen 
Kern  ab,  dessen  Her- 
stellung der  Fundament- 
mauerung gleicht,  nur 
ist  die  Verwendung  des 
Abfalles  hier  eine  grö 
ßere.  Die  Ecken  sind 
durch  größere  Steine 
verstärkt.  Das  Material  stammt  aus  den  noch  jetzt  im  Betriebe  befindlichen  Brüchen 
im  Norden  der  Stadt  (vgl.  Taf.  LXXXV).  Ziegel  kamen  auch  im  Oberbau  nicht  in 
Anwendung,  da  auch  im  Bruche  keine  Mauerziegelreste  vorgefunden  wurden.  Von 
älterem  Material,  das  bereits  früher  einem  Zwecke  gedient  hatte,  ist  nur  an  der  Nord- 
ostecke (vgl.  Fig.  5)  ein  Quader  beobachtet  worden,  der  auf  der  einen  Schmalseite 
eine  gerauhte  Nut  aufweist.  Der  Mörtel  besteht  aus  Weißkalk  und  fein  gesiebtem 
Sand  und  ist  nicht  mit  Ziegelklein  versetzt.  Wandbewurf  sowie  Fugenstrich  konnten 
nicht  wahrgenommen  werden;  angesichts  der  sorgfältigen  Maurerarbeit  ist  es  höchst  wahr- 
scheinlich, daß  die  Außenfluchten  überhaupt  nicht  verputzt  waren. 

Die  Erhaltung  des  Aufgehenden  entspricht  mit  Ausnahme  der  13'20  m breiten, 
nach  innen  und  außen  sich  ausweitenden  Bresche,  die  Jozo  Batinid  (s.  o.  S.  175)  in 
die  Ostmauer  bis  zur  Fundamentsohle  gelegt  hat,  der  Mächtigkeit  der  Erddecke.  Im 
Nordosten  lag  die  Mauerkrone  l‘90m,  im  Nordwesten  nur  0‘90  m unter  der  Grasnarbe 
(vgl.  Fig.  4);  dort  mißt  die  Mauer  von  der  Sockelplatte  an  noch  1*03  — 1*56  m,  hier 
sind  nur  die  minder  verwendbaren  Grundmauern  übrig  gelassen  worden,  auch  die 
Sockelplatten  fehlen,  Mauerbruch  ist  nur  in  geringen  Mengen  erschürft  worden.  Auch 


Fig.  5.  Aufriß  der  Nordostecke. 


Patsch.  Archäol.-epigr.  Untersuchungen  zur  Geschichte  der  röm.  Provinz  Dalmatien.  VI.  179 


dies  sowie  die  innerhalb  des  Gebäudes  vorkommenden  trichterförmigen,  mit  Stein- 
brocken und  Mörtelgrus  angefüllten  und  sich  dadurch  vom  Humus  sondernden  Ne- 
ster sind  Beweise  langer, 
ausgiebiger  Devastierung 
der  Ruine. 

Die  wenigen  im  Bru- 
che erhaltenen  Bestandteile 
des  Oberbaues,  die  wohl 
zur  allgemeinen  Konstatie- 
rung eines  reichen  archi- 
tektonischen Schmuckes  ge- 
nügen, für  deren  Eingliede- 
rung in  die  Architektur 
des  Baues  jedoch  nur  ganz 
geringe  Anhaltspunkte  zur 
Verfügung  stehen,  werden 
weiter  unten  verzeichnet 
werden. 

Die  innere  Einteilung 
des  Bauwerkes  ist,  wie 
eingangs  vorweggenommen 
wurde,  einfach.  Eine  der 
Längenachse  parallel  lau- 
fende Mittelmauer  scheidet 
im  Süden  eine  Flucht  von  Ge- 
lassen verschiedener  Größe 
von  einem  großen  Raume 
ab,  auf  den  drei  Viertel  der 
ganzen  Anlage  entfallen. 

Die  Disposition  der  kleine- 
ren Räume  ist  symmetrisch. 

Ein  rechteckiger  Saal  A 
von  24'20  : 7’75  m nimmt 
die  Mitte  ein,  dem  im  Osten 
ein  gleich  tiefes,  nahezu 
quadratisches  Zimmer  B von 
8 ‘20  m Länge  angeschlossen 
ist.  Diesem  entspricht  im 
Westen  ein  etwas  kleinerer 
Komplex,  der  in  drei  in  der 
Größe  differierende  Kabi- 
nette zerfällt:  in  ein  tiefes, 
enges  C von  7'75  : L80  m 
und  in  zwei  kürzere,  aber 
breitere  D und  E , die  eine  schwächere  Querwand  scheidet.  Die  Tiefe  beträgt  bei 
der  gleichen  Länge  von  2-80  m bei  D 4-40  m,  bei  E 2‘70  m. 

Das  geräumige  Zimmer  B kommunizierte  ursprünglich  mit  dem  Hauptraume  der 
Anlage  mittels  einer  2‘70m  breiten  Tür  TJ}  die  später  vermauert  wurde  (vgl.  Fig.  6). 

J2* 


bn 

E 


180 


Fig.  7. 
Eisenkette 


(V  2o)’ 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 

Die  Steinschwelle  fehlt;  sie  ist  bei  der  Versperrung  des  Einganges  heraus- 
genommen  worden.  Daß  eine  besondere  Schwelle  bestanden  hat,  die  Sockel- 
platten sie  nicht  ersetzten,  beweisen  die  gerauhte  Oberfläche  der  Platten  und 
die  Analogie  der  Tür  To  des  Saales  A.  Die  beiden  gleich  profilierten  Seiten- 
teile des  Türstockes  sind  noch  zum  Teile  erhalten.  Der  linke  stand  bei 
einer  Höhe  von  l-56  m noch  lotrecht  und  war  an  den  Seiten  unversehrt; 
vom  rechten  hielt  sich,  nach  vorne  geneigt,  nur  noch  die  linke  Hälfte  in  der 
Mauer,  die  andere,  abgespaltcne,  fehlte  auch  im  Bruche.  Die  Innenseite  des 
Türgewändes  zeigt  einen  0'05  m tiefen  Falz;  die  Tür  — sie  muß  zweiflügelig 
gedacht  werden  — öffnete  sich  also  in  das  Zimmer.  Ihren  oberen  Abschluß 
wird  ein  gleichprofilierter  Sturz  gebildet  haben,  der  durch  einen  über  ihn 
eingespannten  Bogen  entlastet  gewesen  sein  dürfte. 

Der  Türstock  stand  bei  einer  Tiefe  von  0 73  m über  die  0'60  m starke 
Rohmauer  um  0'13m  in  das  Zimmerinnere  vor  und  hatte  eine  nichtprofilierte 
Rückseite  mit  scharfkantigen  Ecken.  Die  Profilierung  kann  durch  Bemalung 
ersetzt  gewesen  sein;  es  genügte  aber  auch  die  einfache  Umrahmung.  Der 
0T3  m messende  Vorsprung  von  der  Rohmauer  ist  durch  die  unten  zu  er- 
wähnende Ausstattung  der  Wände  gemindert  worden.  Die  Annahme  von 
Hohlwänden  als  Teilen  einer  Heizanlage  schließt  der  sonstige  Befund  aus. 

Der  Grund  für  die  Vermauerung  der  Tür  dürfte  in  den  klimatischen 
Verhältnissen  des  Ortes,  die  man  beim  Bauprogramm  nicht  berücksichtigt 
hatte,  zu  suchen  sein.  Die  Tür  öffnete  sich  breit  gegen  Norden,  d.  h.  in 
der  Himmelsrichtung,  die  wegen  des  vorherrschenden  Windes  die  Anbrin- 
gung von  Türen  an  dieser  Hausseite  in  Zupanjac  nicht  erlaubt.  Daß  das 
Zimmer  kalt  befunden  wurde,  beweist  die  Auffindung  einer  offenen  Feuer- 
stelle in  der  Ecke  links  von  der  Tür  (8),  die  auch  zum  Kochen  verwendet 
worden  ist.  In  den  zerwühlten  Resten  des  Herdes,  der,  um  die  Entwick- 
lung von  Rauch  und  Ruß  zu  verhüten,  wohl  mit  draußen  angefachter  Holz- 
kohle bedient  worden  ist,  wurde  nämlich  die  gut  erhaltene,  3T75m  lange, 
7 kg  schwere  schmiedeeiserne  Kette  Fig.  7 gefunden,  die,  aus  40  Gliedern 
— 19  kreisrunden,  19  achterförmigen  und  2 elliptischen  (die  wahrscheinlich 
durch  eine  Reparatur  diese  Form  erhalten  haben)  — bestehend,  beiderseits 
mit  je  einem  Haken  endet  und  zum  Aufhängen  eines  Kessels  diente.  Sie 
hat  für  uns  auch  den  Wert,  daß  sich  mit  ihrer  Hilfe  die  Höhe  des  Zimmers 
approximativ  ermitteln  läßt.  Nehmen  wir  für  die  Herdhöhe  0T0  m,  für  die 
Entfernung  der  Herdoberfläche  vom  Kessel  0'20  m,  für  diesen  samt  dem 
Henkel  0'50  m und  für  den  Ring  oder  Haken  an  der  Decke,  in  den  die 
Kette  eingehängt  war,  0T0  m,  also  im  ganzen  ohne  die  3T75m  lange 
Kette  0'90  m an,  so  erhalten  wir  als  Höhe  des  Zimmers  4-075  m,  eine 
Ziffer,  die  der  Monumentalität  des  Baues  und  der  Stärke  der  Mauern  an- 
gemessen ist. 

Der  Kontrast,  in  dem  diese  Feuei’-  und  Kochstätte  zu  der  gleich  zu 
erwähnenden  sonstigen  Ausstattung  des  Raumes  steht,  könnte  zu  der  Meinung 
verleiten,  daß  sie  einer  jüngeren  Periode  angehöre.  Allein  Herd  und  Kette 
lagen  unter  dem  Bruch  auf  dem  Fußboden  des  Gemaches  und  in  der  Ecke 
rechts  von  der  Tür  (7)  wurden  im  selben  Niveau  die  flache  Schüssel  Fig.  8 
in  Bruchstücken  und  das  Randstück  Fig.  9 aufgelesen,  die  mit  ihnen  jeden- 
falls im  Zusammenhänge  stehen. 


f 


Patsch.  Archäol.-epigr.  Untersuchungen  zur  Geschichte  der  röm.  Provinz  Dalmatien.  VI.  181 

Das  wieder  zusammengesetzte  Gefäß  besteht  wie  die  Scherbe  aus  feiner  Terra 
sigillata,  zeigt  keine  Glasur  und  ist  bei  einem  lichten  Durchmesser  von  29  cm  4'5  cm 
hoch.  Der  Rand  ist  schwach  eingebogen  und  den  Innenboden  ziert  ein  eingepreßter 
fünfstrahliger,  aus  farnkrautähnlichen  Blättern  gebildeter  Stern. 

Das  Bruchstück  rührt  von  einem  kleineren  Gefäße  von  lTöcm  lichtem  Mündungs- 
durchmesser her  und  weist  auf  dem  breiten,  horizontal  umgelegten  Rande  ein  selbständig- 
gepreßtes  und  dann  aufgeklebtes  Körbchen  mit  Weintrauben  auf. 

Beide  Gefäße  sind  ohne  Zweifel  aus  Italien  importiert  worden. 


Fig.  8.  Schüssel  aus  Terra  sigillata. 


Fig.  9.  Randstück  eines  Gefäßes 
aus  Terra  sigillata. 


Die  Tür  wurde  wegen  der  den  anderen  Mauerungen  völlig  entsprechenden,  gleich 
soliden  Arbeit  (vgl.  Fig.  6)  nicht  in  später  Zeit,  sicher  nicht  etwa  nach  Verödung  der 
anderen  Teile  des  Gebäudes  oder  infolge  Auflassung  des  einen  Zimmers  vermauert: 
dieses  blieb  nach  wie  vor  ein  Bestandteil  der  ganzen  Anlage.  Es  muß  also  mit  ihr 
durch  eine  neue  Tür  in  Verbindung  gebracht  worden  sein.  Dieser  Zusammenhang 
sowie  die  in  beträchtlicher  Höhe  erhaltenen  Außenmauern,  die  keine  Lücke  aufwiesen, 
nötigen  zu  der  Annahme,  daß  behufs  Herstellung  der  Kommunikation  die  westliche 
Zwischenmauer  durchbrochen,  das  Zimmer  mit  dem  Saale  A verbunden  wurde.  Die 
Mauer  war  in  der  Mitte  im  Aufgehenden  bis  auf  eine  0T6  m hohe  Schar  ausgebro- 
chen, so  daß  daselbst  für  unsere  Vermutung  keine  Stützen  gewonnen  werden  konnten. 
Die  erhaltene  Schar  spricht  nicht  gegen  sie,  da  die  Mauerung  einer  Holzschwelle  als 
Unterlage  gedient  haben  kann,  eventuell  können  eine  oder  zwei  Stufen  beiderseits  vor- 
gelegt gewesen  sein 

Als  ein  Beweis  für  die  Verbindung  von  B und  A kann  auch  der  Umstand  gelten, 
daß  in  beiden  Räumen  unter  dem  Schutte  auf  dem  Fußboden  Bruchstücke  einer  und 
derselben  Statue  aufgefunden  wurden.  Bei  3 trat  ein  Arm  und  bei  9 ein  Knie  einer 
Bronzefigur  zutage;  beide  kommen  unten  S.  183  ff.  zur  Besprechung.  Dieser  Fund  unter- 
richtet  uns  auch  über  die  Art  des  Unterganges  des  Gebäudes:  erst  wurde  das  Innere 
devastiert  und  durcheinandergeworfen  und  dann  der  Bau  selbst  durch  Brand  zerstört, 
denn  in  B sowohl  wie  in  A und  an  später  zu  erwähnenden  Stellen  fand  sich  eine  Brand- 
schichte vor,  in  der  verkohltes  Eichenholz  stark  vertreten  war,  das  sowohl  von  den 
Deckbalken  als  auch  vom  Dachstuhle  herrühren  konnte.  Die  Form  des  letzteren  ließ 
sich  aus  der  Lagerung  der  in  B in  gleicher  Weise  wie  in  A — E in  großer  Zahl 
gesammelten  Fragmente  von  Falz-  und  Hohlziegeln  nicht  erschließen,  da  sie  durch 
Schürfungen  nach  Material  und  nach  Schätzen  gestört  war.  Daß  auch  nach  letzteren 
gesucht  wurde,  ist  daraus  zu  ersehen,  daß  auch  der  Gußestrich  durchgeschlagen 
war.  Ohne  Unterbrechung  wurde  er  nur  längs  der  Wände,  insbesondere  in  den 
Ecken  angetroffen.  Er  war  in  der  Stärke  von  0-20  m auf  einer  Kiesschichte  auf- 


182 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


getragen  und  bestand,  durchaus  einschichtig,  aus  Kalkmörtel,  der  mit  Ziegelklein  ver- 
setzt war.  Diesen  Nachgrabungen,  deren  nämliche  Spuren  auch  in  A die  Freude 
verdarben,  wird  wohl  auch  der  Verlust  der  fehlenden  Teile  der  Bronzestatue  zuzu- 
schreiben sein,  denn  den  ersten  Zerstörern  wären  wohl  auch  die  beiden  geretteten 
Stücke  nicht  entgangen. 

Die  Wände  des  Zimmers  B waren  ebenso  wie  jene  des  Saales  A mit  ge- 
schliffenen Kalksteinplatten  bekleidet  und  bemalt.  Reste  beider  Dekorationsarten  wur- 
den in  gleichem  Horizont  vorgefunden;  die  Zahl  der  zusammengetragenen  Fragmente 
steht  aber  in  keinem  Verhältnis  zu  dem  Ausmaße  der  Wandflächen.  Sie  dürften  bei 
den  Schatzgräbereien  zutage  gefördert  und  verworfen  worden  sein.  Die  Platten  bil- 
deten wohl  den  Sockel  der,  da  wir  andere  Farben  nicht  konstatieren  konnten,  vorzugs- 
weise pompejanischrot  angestrichenen  Wände;  sie  sind  0'8  — 1-7  cm  stark  und  beider- 
seits glatt,  weil  sie  durch  Sägen  erzeugt  wurden.  Die  ganz  entsprechende  Herstellung 
des  Inkrustationsmatex-iales  findet  sich  auch  in  anderen  römischen  Bauten  unserer  Pro- 
vinz, so  daß  sie  als  eine  weit  verbreitete  Übung  angesehen  werden  muß.  Die  Bindung 
wurde  nach  den  anhaftenden  Spuren  mittels  Kalkmörtels  bewerkstelligt. 

Was  die  Belichtung  von  B anbelangt,  so  müssen  wegen  der  Größe  des  Raumes 
und  seiner,  wie  der  Herd  beweist,  intensiveren  Benützung  Fenster  angenommen  werden. 

Werkstücke,  die  über  ihre  Art  Aufschluß 
geben  könnten,  wurden  jedoch  nicht  gehoben. 

Im  Schutte  des  Raumes  stießen  wir 
bei  6 auf  die  unten  S.  187  notierte  Säu- 
lenbasis und  bei  4 auf  den  dachförmigen 
Deckel  einer  Aschenkiste;  beide  sind  erst 
nach  der  Zerstörung  des  Gebäudes  hierher 
gekommen.  Der  Deckel  (Fig.  10)  besteht 
aus  Kalkstein  und  ist  0 ‘505  m breit,  0'585m 
lang  und  0'23  m hoch.  An  den  Ecken  sind 
Kugelausschnitte  als  Seitenakroterien  aus- 
gearbeitet. Den  vorderen  Giebel  nehmen 
in  der  Mitte  eine  Rosette  und  seitwärts  je 
unter  ihm  verläuft  ein  Fries  aus  blumenkelchartigen  Gebilden, 


Fig.  10.  Deckel  einer  Aschenkiste. 


ein  Akanthusblatt  ein; 


die  sich  von  der  Mitte  aus  nach  beiden  Seiten  entwickeln.  Die  Rückseite  des  Deckels 
ist  glatt  und  die  Unterseite  weist  einen  Falz  auf. 

Auf  dem  Boden  des  Raumes  lagen  zwei  Glasperlen, 
die  eine  (Fig.  11)  bläulich,  1*4  cm  lang,  melonenartig  gerippt, 
mit  weiter  zentraler  Bohrung;  die  andere  (Fig.  12)  plankon- 
vex, einerseits  glatt,  anderseits  gerippt,  schwarz,  L6  cm.  lang, 
doppelt  durchbohrt. 

Der  Saal  A,  der  eine  Fläche  von  187-55  m2  einnimmt, 
war,  wie  aus  den  schon  bei  B gemachten  Notizen  zu  ersehen 
ist,  diesem  Zimmer  analog  ausgestattet:  den  Boden  bedeckte  Gußestrich,  die  Wände 
erhielten  durch  Inkrustation  und  Farbe  ein  vornehmeres  Aussehen.  Was  die  Kommuni- 
kationen anbelangt,  so  ist  als  Eingang  aus  dem  großen  Raume  F die  Tür  Tg  auch 
durch  die  in  situ  erhaltene  Schwelle  gesichert.  Diese  besteht  aus  einem  einzigen  Steine 
(vgl.  Fig.  13)  von  l-96  m Länge  und  0-805  m Breite.  Der  Teil,  der  die  eigentliche 
Schwelle  bildet,  ist  024  m hoch,  in  der  Mitte  der  Ansichtsfläche  der  Länge  nach  um 
0-03  m schräg  abgesetzt,  0205  m breit  und  glatt  abgetreten.  Im  Gegensätze  dazu  ist 


Fig.  11  und  12.  Glasperlen. 


Patsch.  Archäol.-epigT.  Untersuchungen  zur  Geschichte  der  röm.  Provinz  Dalmatien.  VI.  183 


o-58 


dei  übrige,  um  0 02  m tiefer  stehende,  0'58  m messende  Teil  auffallenderweise  noch 
ganz  i auh ; er  ist  also  nicht  begangen  worden;  er  muß  demnach  bedeckt  gewesen  sein. 
Am  ehesten  kann  man  an  ein 
zweites  Werkstück  als  Stufe 
oder  an  Gußestrich  denken, 
der  auch  im  Saale  den  Boden- 
belag bildete;  von  letzterem 
fanden  wir  aber  keine  genü- 
genden Spuren  vor.  Vom  Tür- 
gewände hat  sich  nichts  er- 
halten. ?: 

Die  Anordnung  der  Tür  £ 
in  der  nur  0-80  m betragenden 
Entfernung  von  der  Schmal-  *- 
seite  des  Raumes  fordert  aus 
Gründen  der  Symmetrie  und 
der  leichteren  Zugänglichkeit 
des  großen  Raumes  die  Annahme  eines  analogen  Einganges  in  der  nämlichen  Entfer- 


• O'gO  / 

Fig.  13.  Schwellenstein  der  Tür  T2. 


nung  von  der  anderen  Schmalseite  des  Saales.  Anzeichen  derselben  konnten  nicht 
konstatiert  werden,  da  hier  das  Aufgehende  völlig  zerstört  war. 

Der  doppelte,  seitwärts  gelegene  Eingang  beweist,  daß  der  Saal  in  engem  Kon- 
takte mit  dem  Hauptraume  stand  und  daß  vornehmlich  seine  Mitte  benützt  wurde, 
zumal  da  auch  die  Seitenmauern  höchstwahrscheinlich  von  je  einer  Tür  durchbrochen 
waren.  Daß  von  A nach  B später  eine  Tür  führte,  haben  wir  oben  nachzuweisen  ver- 
sucht; eine  analoge,  jedoch  schon  im  Plane  vorgesehene  Verbindung  wird  auch  zwischen 
A und  C zu  statuieren  sein,  da  C an  der  F zugekehrten  Seite  nur  1*80  m breit  ist. 


Fig.  14  und  15.  Knie  einer  Bronzestatue  (Vorder-  und  Rückansicht). 


An  Einzelfunden  ist  in  A nur  bei  9 das  oben  S.  181  erwähnte  linke  Knie  (Fig.  14 
und  15)  einer  überlebensgroßen  Bronzestatue  zu  verzeichnen,  von  der  als  größeres  Bruch- 
stück sonst  nur  noch  der  gleichfalls  bereits  notierte  linke  Arm  (Fig.  16  und  17)  auf  uns 
gekommen  ist.  Beide  Stücke  gehören  den  Proportionen,  dem  Metall  und  der  Technik  zu- 
folge unzweifelhaft  zusammen.  Sie  rühren,  nach  den  weichen  runden  Formen  zu  urteilen, 


-Zz.o  - 


184 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


von  einer  weiblichen  oder  einer  verweichlichten  männlichen  Figur  her,  die  in  ruhiger, 
aufrechter  Stellung  den  linken  Unterarm  leicht  hob  und  nach  den  angezogenen  Fingern 
und  der  bis  zur  Handwurzel  reichenden  Abflachung  der  Handfläche  einen  länglichen, 
anscheinend  runden,  gesondert  gearbeiteten  Gegenstand  schräg  von  innen  nach  außen, 


Fig.  16  und  17.  Linker  Arm  einer  Bronzestatue. 


leicht  nach  unten  gesenkt  hielt.  Die  Handfläche  war  schon  ausgearbeitet  — Spuren 
modellierter  Fleischpartien  sind  genügend  zu  erkennen  — und  ist  erst  nachträglich 
breitgedrückt  worden.  Die  angegebene  Haltung  des  Armes  ist  weniger  aus  der  ver- 
schwommenen Muskulatur  als  aus  seiner  durch  wiederholt  in  entsprechender  Höhe  an- 


Patsch.  Archäol.-epigr.  Untersuchungen  zur  Geschichte  der  röm.  Provinz  Dalmatien.  VI.  185 

gestellte  Versuche  und  durch  Aktvergleiche  ermittelten  besten  künstlerischen  Wirkung 
und  aus  der  Verschiedenheit  der  Behandlung  der  Flächen  erschlossen  worden. 

Das  Knie  ist  völlig  nackt;  dagegen  sind  in  dem  Oberarme  in  ungleicher  Höhe 
zwei  Löcher  — vorne  ein  rundes  von  1 cm  Durchmesser,  rückwärts  ein  quadratisches 
von  0'8  cm  Seite  — absichtlich  eingeschnitten  worden,  in  denen  möglicherweise  ein 
getriebenes  Gewandstück  mit  Stiften  befestigt  war. 

Die  Modellierung  ist  dekorativ,  besser  am  Knie  als  am  Arme,  genauer  an  den 
Ansichtsflächen  als  an  den  der  Betrachtung  weniger  zugänglichen  Stellen.  Das  Hand- 
gelenk ist  plump;  die  Finger  sind  nicht  genügend  durchgearbeitet. 

Die  Statue  war  natürlich  durch  Hohlguß  von  ungleichmäßiger  Wandung  (von 
2 bis  8 mm),  wie  man  aus  der  Fuge  am  Oberarm  sieht,  in  mehreren  Stücken  gesondert 
hergestellt  worden.  Das  Knie  hat  einen  Bruch  erlitten.  Die  Verbindung  der  Teile 
erfolgte  durch  eine  Mischung  von  Blei  und  Kalk,  die  auch  Kalksteinbrocken  einschließt. 
Die  Armfuge  ist  damit  inwendig  stark  verstrichen,  das  Knie  hingegen  ganz  aus- 
gefüllt. Daraus  erklärt  sich,  daß  das  kleine  Kniestück  mehr  wiegt  (12’516  kg)  als  der 
ganze  Arm  (12-48  kg).  In  der  Mitte  der  unteren  Seite  des  Kniefragmentes  ist  in 
dem  Bindemittel  ein  1’7  cm  tiefer  Eindruck  in  der  Form  eines  unregelmäßigen  Fünf- 
eckes erhalten,  der  wohl  von  einer  Stütze  herrührt. 

Der  Guß  ist  unrein.  Kleinere  Löcher  sind  unausgebessert  verblieben;  mit  recht- 
eckigen Flicken  sind  größere  Fehler  am  Knie  repariert  worden,  doch  waren  sie  so 
schlecht  eingesetzt,  daß  sie  wieder  ausgefallen  sind. 

Die  Erhaltung  der  Bruchstücke  ist  bis  auf  kleinere  Verbiegungen  der  Ränder 
gut;  sie  haben  durch  Oxydation  nur  ganz  unbedeutend  gelitten.  Die  Patina  ist  oliven- 
grün mit  schwach  bräunlichen  Flecken. 

Von  den  Maßen  seien  notiert:  die  Länge  des  Oberarmes  0'45,  die  Länge  des 
Unterarmes  0’28,  die  Handlänge  025,  der  Umfang  des  Handgelenkes  023,  der  Um- 
fang des  Unterarmes  unterhalb  des  Ellenbogens  033  und  der  Umfang  des  Oberarmes 
am  Biceps  0377  m.  Das  Kniestück  ist  014  m hoch  und  hat  auf  der  Kniescheibe  einen 
Umfang  von  0355  m. 

Das  für  unsere  provinzialen  Verhältnisse  ganz  bedeutende  Kunstobjekt1)  ist  sicher- 
lich importiert;2)  in  Domavia,  unserem  größten  Bergwerksorte,  sind  nur  kleine  Statuetten 
gegossen  worden.3) 

Wffs  nun  den  Standplatz  der  Statue  anbelangt,  so  fehlt  es  zu  seiner  Ermittlung 
an  Anhaltspunkten,  zumal  da  die  beiden  Fragmente  in  zwei  Räumen  gefunden  wurden. 
Im  allgemeinen  wird  man  die  große,  teure  Bronze  dem  Saale  A oder  dem  Haupt- 
raume  F zuweisen  dürfen,  jenem  eher  als  diesem. 

Die  drei  Zellen  C,  D und  E sind  nur  noch  im  Fundament  erhalten.  Über  ihre 
Verbindung  ließ  sich  demzufolge  nichts  mehr  feststellen.  S.  183  haben  wir  die  Ver- 
mutung geäußert,  daß  C von  A aus  zugänglich  war;  hier  möchten  wir  der  weiteren 
Annahme  Raum  geben,  daß  dieser  schmale  korridorartige  Raum  D und  E als  Vorraum 
gedient  hat,  letztere  sich  hierher  öffneten,  also  eine  besondere  Sicherung  erfuhren. 


J)  Sonst  sind  in  Bosnien  und  Herzegowina  Reste  von  Bronzestat.uen  bis  jetzt  nur  noch  in  Do- 
mavia (vgl.  Radimsky,  diese  Mitteilungen  I,  S.  226,  Fig.  1 1 ; S.  239,  Fig.  38  — 40;  S.  242)  und  in  Gra- 
dac  bei  Posusje  (südöstlich  von  Xupanjac)  zum  Vorschein  gekommen.  Der  Fund  des  letztgenannten  Ortes 
wird  im  Klostermuseum  in  Humac  bei  Ljubuski  verwahrt  und  ist  noch  nicht  veröffentlicht. 

2)  Über  die  Fabrikation  und  den  Vertrieb  von  Bronzeskulpturen  in  der  Kaiserzeit  vgl.  O.  Benn- 
dorf, Jahreshefte  des  archäolog.  Institutes  IV,  S.  188  f. 

3)  Radimsky  a.  a.  O.  S.  225.  Ein  hier  erzeugter  Eros  harrt  noch  der  Veröffentlichung. 


186 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


Eine  Verbindung  von  D und  E scheint  die  Kleinheit  der  Räume  auszuschließen,  die 
durch  eine  zweite  Tür  an  Verwendbarkeit  viel  eingebüßt  hätten.  Im  Bruche  konnte  nicht 

die  geringste  Spur  entdeckt  werden,  die  auf  eine  ähnliche 
Ausstattung  des  Fußbodens  und  der  Wände,  wie  wir  sie 
in  B und  A angetroffen  hatten,  in  C — E schließen  ließe. 
Die  Unbedeutendheit  der  Räume  verhieß  übrigens  von 
vorneherein  wenig  Erfolg.  Es  fanden  sich  nur  bei  10  ein 
Bruchstück  eines  rubinroten  Karneolintaglios  mit  der  Dar- 
stellung eines  langgeschwänzten  Vogels,  die  hübsch  grün- 
patinierte,  etwas  deformierte  frührömische  Scharnierfibel 
aus  Bronze  Fig.  18  von  55  cm  Länge  und  25  cm  lichter 
Höhe  und  die  durch  Einkerbungen  gefällig  verzierte,  1P4  cm 
lange  Ziernadel  Fig.  19  aus  versilberter  Bronze. 

Der  große  Raum  F von  39-90:26'60m  lichter  Weite,  also  von  106 1 "34  m2  Fläche 
war,  wie  die  an  verschiedenen  Stellen  bloßgelegten  rechteckigen  Belagplatten  beweisen, 
zum  größten  Teile  solid  gepflastert.  Nur  bei  24  stießen  wir  auf  groben  Guß- 
estrich von  3‘10:2’30m  Fläche,  dessen  Ränder  ausgebrochen  waren.  Da  er 
mit  den  Platten  in  gleichem  Niveau  lag,  halten  wir  uns  für  berechtigt,  darin 
eine  spätere  Ausbesserung  des  Pflasters  zu  sehen.  Die  Fliesen,  die  unmittelbar 
auf  dem  geebneten  Boden  auflagen,  sind  gut  abgerichtet,  an  den  Seiten  gerauht 
und  stoßen  ohne  jedes  Bindemittel  scharf  an.  Ihre  Größe  ist  verschieden;  die 
größte  (16)  maß  bei  einer  Stärke  von  020  m 2‘45:1‘00  m.  Die  Oberfläche 
war  bei  den  meisten  wie  die  Schwelle  Ts  glattgetreten,  was  einen  langen 
Bestand  der  Anlage  bekundet. 

Die  große  lichte  Weite  beweist  zur  Genüge,  daß  nicht  der  ganze  Raum 
überdeckt  gewesen  sein  kann,  daß  zum  mindesten  die  Mitte  ein  Hypäthron 
einnahm  und  nur  längs  der  einschließenden  Mauern  Bauten  vorhanden  sein 
konnten. 

Treten  nun  Indizien  auf,  die  für  eine  solche  Einfassung  des  freien  Platzes 
sprechen?  Zunächst  fällt  die  Stärke  der  Außenmauern  auf,  die  jener  der  mehr 
als  4 m hohen,1)  belasteten  Mauern  der  früher  besprochenen  Räume  entspricht. 
Zweitens  wurden  an  den  Innenseiten  der  Umfassungsmauern,  insbesondere  die 
Nordmauer  entlang,  gefunden: 

a ) Reste  roter  Wandmalerei,  von  denen  die  in  der  Ostecke  bei  11  auf- 
Fig.  19.  y ' 

Zier-  gelesenen  allerdings  aus  dem  Zimmer  B stammen  können. 

nadel.  b)  Fragmente  von  Wandverkleidungsplatten,  die  den  in  A und  B gesam- 

melten entsprechen. 

c)  Bruchstücke  von  verkohltem  Eichenholz  und  eiserne  Nägel. 

d)  Sehr  viele  Fragmente  von  Dachziegeln.  An  der  Nordwand  lagen  auch  einige 
Bruchstücke  von  Heizkacheln;  da  sie  aber  in  den  höheren  Schichten  zutage  traten, 
ist  es  wahrscheinlich,  daß  sie  mit  der  Schwemmerde  hergekommen  sind.  Die  nämliche 
Beobachtung  über  häufiges  Vorkommen  von  Falz-  und  Hohlziegeln  machte  auch  Jozo 
Batini6,  als  er  aus  der  Ostmauer  das  Steinmaterial  brach.  Er  erinnerte  sich  auch, 
daß  ein  Falzziegel  die  Mai'ke  Pansiana  getragen  habe,  was  glaubwürdig  erscheint, 
da  dieser  Stempel  auch  sonst  für  2upanjac  bezeugt  ist. 2) 


Fig.  18.  Frülirümische  Scharnier- 
übel  aus  Bronze. 


!)  S.  o.  S.  180. 

2)  Diese  Mitteilungen  IV,  S.  157,  Fig.  52. 


Patsch.  Archäol.-epigr.  Untersuchungen  zur  Geschichte  der  röm.  Provinz  Dalmatien.  VI.  187 


Schon  diese  verschiedenartigen  Banreste  würden  die  Annahme  wettergeschützter7 
gedeckter  Baulichkeiten  nahelegen,  doch  könnte  bei  der  argen  Verwüstung  der  An- 
lage immerhin  noch  die  Erklärung  als  möglich  bezeichnet  werden,  daß  all  die  Frag- 
mente erst  nachträglich  auf  ihre  Fundstellen  gekommen  sind.  Unerklärbar  blieben 
aber  bei  der  Leugnung  von  Seitenhallen  die  auf  mehreren  Stellen  Vorgefundenen 
Architekturstücke,  die  man  bei  der  Konstruktion  selbst  des  gegliedertsten  Portals  nicht 
zum  Zusammenklang  bringen  könnte.  Die  erwähnten  Bauglieder  bestehen: 

I.  aus  Säulen.  Ganz  oder  in  zusammensetzbaren  Stücken  wurde  keine  gefunden; 
zumeist  sind  die  Fragmente  nur  Splitter.  Über  Form  und  Maße  der  verwendeten  Säulen 
können  nur  folgende  Stücke,  sämtlich  aus  Kalkstein,  einigen  Aufschluß  geben: 


a)  Attische  Basis  (Fig.  20),  gefunden  im  Schutte  des  Zimmers  B (vgl.  o.  S.  182), 
aus  drei  bestoßenen  Bruchstücken  zusammengesetzt.  Sie  ist  0'33  m hoch  und  besteht 
aus  einer  0T05  m hohen  quadratischen  Plinthe  von  0‘95  m Seitenlange  und  aus  zwei 
durch  eine  Hohlkehle  getrennten  Wülsten.  Der  obere  Torus  hat  einen  Durchmesser 
von  0’83  m und  weist  in  der  Mitte  ein  rundes,  0-08  m tiefes  Dübelloch  von  0'095  m 
Durchmesser  mit  einem  Gußkanal  sowie  eine  kreisrunde  Lehre  von  0‘74m  Durchmesser 

Iauf,  welche  die  Stärke  des  Säulenschaftes  anzeigt.  Die  Unterseite  hat  einen  0'02  m 
breiten  Saumschlag. 

b)  Eckstück  einer  in  der  Profilierung  und  in  den  Maßen  a)  entsprechenden  Basis. 
Gefunden  an  der  Nordwand  bei  25. 

c)  Eckstück  einer  Basis  (Fig.  21)  von  beträchtlich  kleineren  Dimensionen  als 
a)  und  b)}  denn  die  Plinthe  ist  nur  0'063  m hoch  und  hat  eine  Seitenlänge  von  bloß 
0-505  m.  Letztere  wurde  mit  Hilfe  des  Restes  des  unteren  Torus  ermittelt.  In  der  stark 
gerauhten  Unterseite  ist  ein  nur  zum  Teile  erhaltenes,  konisch  verlaufendes  Dübelloch 
von  0’065  m Tiefe  ausgestemmt.  Da  es  nicht  in  der  Mitte  der  Basis  angebracht  ist, 
sind  wir  zu  dem  Schlüsse  berechtigt,  daß  die  Verdübelung  nicht  einfach,  sondern 
wohl,  den  vier  Ecken  entsprechend,  vierfach  war,  daß  also  die  Säule  eine  Position  inne- 
hatte, die  eine  starke  Bindung  nötig  machte.  Gefunden  wie  b)  bei  25. 

d)}  e)>f)  Drei  Bruchstücke  — darunter  ein  0‘61  m hohes  — vom  unteren  Ende 
dreier  verschiedener  glatter  Säulenschäfte,  die  den  gleichen  unteren  Durchmesser 
von  0'525  m hatten.  Ein  Ablauf  ist  nicht  vorhanden;  die  Standfläche  hat  einen  schmalen 
Saumschlag.  Diese  Stücke  sowie  alle  übrigen  lassen  erkennen,  daß  die  Säulen  mono- 
lith waren,  und  ihre  rauhe  Bossierung  deutet  darauf  hin,  daß  sie  mit  Stuck  verkleidet 
waren,  d)  wurde  bei  der  Freilegung  der  Außenseite  der  südlichen  Hauptmauer  bei  1 
gefunden;  e)  und  f)  lagen  zusammen  bei  25. 


188 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


g)  Drei  aneinander  schließende,  0'435  tn  hohe  Bruchstücke  vom  oberen  Ende 


eines 


glatten 


zweigliedrigem 


Säulenschaftes  von  0"425  m oberem  Durchmesser  mit 

Anlauf  (Fig.  21).  Die  Oberfläche  ist  um  den  Rand  mit 
dem  Zahnhammer  sorgfältig  beschlagen  und  hat  kein  Dübel- 
loch. Gefunden  bei  25. 

h)  Drei  Bruchstücke  vom  oberen  Ende  eines  Säu- 
lenschaftes von  0-43  m Durchmesser  mit  dem  nämlichen 
Anlauf  wie  g).  Ebenda  gefunden. 

i ) Bruchstück  vom  unteren  Ende  eines  Säulenschaf- 
tes von  0‘32  m Durchmesser.  Kein  Ablauf.  Gefunden  bei  25. 

k)  Bruchstück  vom  oberen  Ende  eines  Säulen- 
schaftes von  0255  m Durchmesser  ohne  Apothesis.  Ge- 
funden bei  25. 

Wenn  wir  die  aufgezählten  Fragmente  d) — k)  durch- 
mustern, so  zeigen  die  Maße,  daß  einerseits  d)  — li),  ander- 
seits i)  und  k)  je  eine  Gruppe  bilden,  die  je  eine  Säulen- 
gattung repräsentiert.  Die  Differenz  zwischen  0525  m (d — f)  und  0425  m (g),  beziehungs- 
weise 0-43  m (h)}  gibt  die  Verjüngung  der  einen  Gattung  (II)  an,  032  (i)  — 0-255  m (k) 
= 0 065  m drückt  die  Kontraktur  der  anderen  (III)  aus. 


Fig.  22.  Bruchstück  eines 
Säulenschaftes. 


Fig.  28.  Splitter  von  Kapitalen  (*/7). 


Vergleichen  wir  weiter  die  unteren  Durchmesser  der  beiden  Gattungen  mit  den 
Basen  n)  — c ),  so  sehen  wir,  daß  wohl  die  kleinere  (III)  in  c)  die  entsprechende  Basis 
findet,  die  größere  (II)  dagegen  a)  und  b)  nicht  entspricht,  die  nach  der  eingerissenen 
Lehre  einen  Schaft  von  0’74  m Durchmesser  verlangen.  Darnach  waren  in  unserem 
Gebäude  Säulen  von  drei  verschiedenen  Proportionen  verwendet,  von  denen  die  größten 
(I)  nur  durch  die  Basen  a)  und  &),  die  mittleren  (II)  bloß  durch  die  Schaftfragmente 
d)  — h)  und  die  kleinsten  (III)  durch  die  Basis  c)  und  die  Schaftfragmente  i)  und  k) 
vertreten  sind. 

Die  Höhe  der  Säulenschäfte  betrug  approximativ  bei 
I . . 0-74  X 9 - 6-66  m II  . . 0-525  X 9 = 4-725  m III  . . 0 32  X 9 = 2-88  m. 

Bei  I machte  die  Höhe  des  Schaftes  und  der  Basis  6-66  -f-  0 33  m = 6-99  m aus. 

I)  Von  Säulenkapitälen  sind  nur  acht  Splitter  bei  25  geborgen  worden  (vgl. 
Fig.  23).  Sie  bestehen  aus  Blattspitzen  und  Volutenfragmenten.  Von  den  ersteren 
sind  vier  gleich  — zwei  sind  unter  1 und  3 abgebildet  — und  rühren  nach  der  Größe 
von  der  Säulengattung  I her;  5 zeigt  ein  durchgebildeteres  Akantbusblatt.  Die  Vo- 
luten 2 und  4 gehörten  einer  Säulengattung  an. 


Patsch.  Archäol.-epigr.  Untersuchungen  zur  Geschichte  der  röm.  Provinz  Dalmatien.  VI.  189 


Fig.  24.  Pilasterkapitäl. 


II.  Pilasterkapitäl  (Fig.  24),  rückwärts  ohne  Profilierung.  Gefunden  bei  19. 

Fig.  25  zeigt  ein  zweites  Pilasterkapitäl,  das  sich  von  dem  vorhergehenden 

in  den  Abmessungen  und  in  der 
Profilierung  unterscheidet.  Rück- 
wärts ist  es  nur  abgeschrägt. 

Gefunden  bei  25. 

III.  Pfeilerquader  von 
den  in  Fig.  26  notierten  Dimen- 
sionen, auf  drei  Seiten  geglättet, 
auf  der  vierten  gerauht.  In  die 
obere  Lagerfläche  ist  ein  recht- 
winkeliges, 003  m tiefes  Dübel- 
loch von  0‘13m  Länge  und  0-05m 
Breite  eingestemmt.  Je  ein  Hebe- 
loch in  den  Seitenflächen  beweist, 
daß  der  Stein  in  einer  gewissen 
Höhe  versetzt  war.  Gefunden 
bei  19. 

IV.  Eckstück  eines  sorgfäl- 
tig mit  Zahnhammer  beschlagenen 
Architravblockes  mit  drei 
Gurten  und  rauh  belassener  Rück- 
seite. Oben  und  rechts  abgeschla- 
gen; die  Maße  sind  aus  Fig.  27 
ersichtlich.  Gefunden  bei  20. 

Von  einem  dem  vorstehenden  Eckstücke  entsprechenden  Architrave  stammen 
auch  sieben  bei  18  zusammengelesene  Fragmente  mit  einigen  Buchstaben  der  Bau- 
inschrift (Fig.  28).  Nur  zwei  von  ihnen  schließen  aneinander  (1)  und  gewähren 


Fig.  25.  Pilasterkapitäl. 


einigen  Aufschluß.  Sie  rühren  von  der  rechten  oberen  Ecke  eines  Blockes  her.  Die 
Stoßfläche  ist  gerauht,  es  stieß  hier  also  noch  ein  Block  an.  Die  großen  Buchstaben 
sind  mit  viel  Sorgfalt  eingeschnitten.  Die  Zahl  ist,  wie  der  Horizontalbalken  über  ihr 
beweist,  vollständig  erhalten;  vor  ihr,  durch  den  Punkt  getrennt,  erkennt  man  noch 


190 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


den  Rest  einer  vertikalen  Hasta.  Da  das  Bruchstück,  ohne  daß  eine  Beweisführung 
nötig  wäre,  einer  Kaiserinschrift  zuzuschreiben  ist  und  S (von  COS)  sowohl  wie  P (von 
IMP)  durch  den  Buchstabenrest  ausgeschlossen  sind,  können  wir  mit  völliger  Sicherheit 
konstatieren,  daß  in  der  ersten  Zeile  ....  trib(unicia)  po]t(estate)  XX  stand.  Eine 
so  lange  Regierungsdauer  finden  wir  nur  bei  Augustus,  Tiberius,  Traian,  Hadrian,  An- 
toninus  Pius,  Marcus  Aurelius  und  Caracalla.  Der  letztgenannte  kommt  aber  nach  dem 
Charakter  der  Schrift  nicht  in  Betracht.  Mit  Rücksicht  auf  die  bisher  gültige  Annahme 
einer  späten  Romanisierung  des  dalmatinischen  Binnenlandes  würde  man  sich  viel  eher 
für  einen  der  Kaiser  des  zweiten  Jahrhunderts  als  für  Augustus  oder  Tiberius  ent- 
scheiden. In  diesen  Mitteilungen  VIII,  S.  71  habe  ich  jedoch  gegen  diese  Supposition 
anzukämpfen  versucht  und  es  wird  auch  in  diesem  Teile  der  Untersuchungen  noch 


Fig.  28.  Bruchstücke  der  Bauinschrift. 


wiederholt  auf  Grund  neuer  Funde  dargetan  werden,1)  daß  das  Vorurteil  lediglich  durch 
die  ehemalige  österreichisch-türkische  Grenzlinie  hervorgerufen  wurde  und  daß  selbst 
zu  Beginn  der  römischen  Kaisei’zeit  eine  solche  Kulturscheide  nicht  bestanden  hat, 
daß  vielmehr  das  gegenwärtige  Dalmatien  und  die  angrenzenden  Teile  der  okkupierten 
Länder  den  Romanisierungsprozeß  gleichzeitig  durchgemacht  haben.  Für  ^upanjac  und 
speziell  für  unser  Bauwerk  fällt  in  die  Wagschale,  daß  hier  Dachziegel  der  kaiserlichen, 
nur  bis  Vespasian  in  Betrieb  gestandenen  Figlina  Pansiana2)  gefunden  wurden.3) 


*)  S.  unten  „Eine  röm.  Villa  in  Dretelj“,  „Die  Kultur  des  Brotnjo“  und  „Zur  Geschichte  der  röm. 
Stadt  in  Gradac  bei  Posusje“. 

2)  Marquardt-Mau,  Das  Privatleben  der  Römer  S.  665  f. ; E.  Bormann,  CIL.  XI  p.  1026: 
O.  Hirschfeld,  Beiträge  zur  alten  Geschichte  II,  S.  285  f. ; H.  Gutscher,  Vor-  und  frühgeschichtliche 
Beziehungen  Istriens  und  Dalmatiens  zu  Italien  und  Griechenland  (S.-A.  aus  dem  Jahresberichte  des  k.  k. 
II.  Staatsgymnasiums  in  Graz  1903),  S.  6 f. 

3)  Vgl.  o.  S.  186.  — Einen  weiteren  Beweis  für  die  frühe  Romanisierung  des  Beckens  von  2upanjac 
hätten  wir  in  der  in  Letka  (siehe  unten)  gefundenen  Inschrift  CIL.  IH  9740  (vgl.  n.  13185;  p.  2328  16n) 
Ballif-Patsch,  Röm.  Straßen  in  Bosnien  und  der  Hercegovina  I,  S.  61:  D.  M.  Severo  infelicissimo,  [q]ui 
decid[i]t  in  Pannonia  cum  duo[b]us  filiis  Misaucis,  Varroniavus  [t]ata  patronis  be(ne)  [m]eri[t]is  [pjosuit, 
wenn  wir  sie  mit  Hirse  Ilfeld,  Hermes  XXV,  S.  352  auf  den  Kampf  in  Pannonien  zur  Zeit  des  dal- 
matisch-pannonischen  Krieges  beziehen  dürften;  doch  scheint  sich  die  Vermutung  vornehmlich  auf  den  ver- 
meintlichen Fundort  des  Steines  „Delminium,  das  Standquartier  der  7.  Legion“  (also  Gardun)  zu  gründen. 
Nach  dem  Relief  und  der  Schrift  möchte  ich  das  Denkmal  für  jünger  halten. 


Patsch.  Archäol.-epigr.  Untersuchungen  zur  Geschichte  der  röm.  Provinz  Dalmatien.  VI.  191 

Der  Bau  war  somit  bereits  in  der  ersten  Hälfte  des  ersten  Jahrhunderts1)  eingedeckt. 
Wir  haben  also  in  der  oben  angeführten  Kaiserreihe  nur  noch  zwischen  Augustus  und 
Tiberius  zu  entscheiden. 

Die  XX.  tribunicia  potestas  des  Augustus  fällt  in  das  Jahr  4/3  v.  Chr.,  also  noch 
vor  die  große  dalmatisch-pannonische  Insurrektion  (6 — 9 n.  Chr.).  Das  20.  Regierungs- 
jahr des  Tiberius  entspricht  hingegen  dem  Jahre  18/19  n.  Chr.,  gehört  also  der  Periode 
der  großen  dalmatinischen  Straßenbautätigkeit  (16  — 20  n.  Chr.)  an,2)  in  welcher 
höchstwahrscheinlich  auch  die  von  Trilj  über  Zupanjac  ins  Innere  Bosniens  führende 
Chaussee  gebaut  worden  ist.3)  Darnach  wird  man  wohl  Tiberius  als  den  Bauherrn 
ansehen  dürfen.4)  Die  Nachweise  über  die  sonstigen  zahlreichen  Bauten  unter  diesem 
Kaiser  in  unserer  Provinz  sind  in  diesen  Mitteilungen  VIII,  S.  89  zusammengestellt 
worden. 

Unsere  Bauinschrift  muß  von  beträchtlicher  Breite  gewesen  sein,  da  die  tribunicia 
potestas  bereits  in  der  ersten  Zeile  steht;5)  sie  wird  auf  mehr  als  einem  Architravbalken 
angebracht  gewesen  sein.  Dies  ist  auch  aus  den  anderen,  sonst  undeutbaren  Brocken 
zu  ersehen,  von  denen  zwei,  Nr.  2 und  4,  bestimmt  von  der  linken  Seite  eines  Balkens 
herrühren,  Nr.  2 aber  weniger  wegen  der  etwas  geringeren  Buchstabengröße  als  wegen 
des  Buchstabens  selbst  nicht  in  derselben  Zeile  mit  Nr.  1,  aber  auch  nicht  in  der 
zweiten  Zeile  desselben  Balkens  gestanden  haben  kann,  weil  die  zweite  Gurte  niedriger 
ist  (vgl.  Fig.  27)  als  das  Fragment.  Nr.  3,  dessen  erster  Buchstabenrest  am  ehesten 
von  einem  M herrührt,  hat  die  gleiche  Buchstabenhöhe  wie  Nr.  2.  Der  Buchstaben- 
rest des  Randstückes  Nr.  5 ergänzt  sich  zu  S,  der  auf  Nr.  6 zu  D. 


Fig'.  29.  Gesimsplatte. 


Das  letzte  zu  erwähnende  Architekturstück  ist 

V.  die  bei  12  gefundene  Gesimsplatte  (Fig.  29),  die  der  Höhe  nach  gesprungen 
und  rückwärts  etwas  abgeschlagen  ist.  Rechts  glatt,  hat  sie  links  behufs  besseren  Zu- 
sammenschlusses mit  dem  folgenden  Werkstücke  einen  Falz.  Unten  ist  die  Platte 
gerauht,  sie  lag  also  einer  Mauer,  nicht  etwa  Säulen  auf.  Die  Differenz  zwischen  ihrer 
0'73  m betragenden  Stärke  und  der  R60  m starken  Rohmauer  gibt  ebenso  wie  der  be- 

*)  Das  auf  der  Crkvina  selbst  gefundene  Ziegelstück  läßt  sich  nicht  bestimmter  datieren,  da  ich 
es  nicht  aus  Autopsie  kenne  (vgl.  o.  S.  186).  Dagegen  gehört  das  im  Hofe  des  Lucic  (vgl.  o.  S.  17*1) 
ausgegrabene  Fragment  p^ASIANA  (s.  diese  Mitteilungen  IV,  S.  157,  Fig.  52,  vgl.  CIL.  V 8110,10)  wohl 
sicher  der  ältesten  Kaiserzeit  an,  da  die  Pansianastempel  seit  Gaius  Abkürzungen  und  Ligaturen  auf- 
weisen, vgl.  z.  B.  CIL.  III  3214,  4 ff.  und  V 8110,  18  ff. 

2)  CIL.  III  3198.  3199.  3201  (vgl.  p.  10156).  10157.  10159. 

3)  Ballif-Patsch  a.  a.  O.,  S.  25  ff.  55.  Vgl.  o.  S.  174  und  175.  A.  Bauer,  Archäol.-epigr.  Mittei- 
lungen XVII,  S.  136-,  A.  v.  Domaszewski,  Westdeutsche  Zeitschrift  1902,  S.  171. 

4)  Die  vorstehende  Darlegung  hat  Hirschfeld,  CIL.  III  149764  der  Wiedergabe  gewürdigt. 

°)  Über  ihren  Platz  in  der  Reihenfolge  der  Kaisertitel  seit  Tiberius  vgl.  Mommsen,  Röm.  Staats- 
recht II3,  S.  783. 


192 


I.  Archäologie  uncl  Geschichte. 


reits  oben  S.  180  gelegentlich  der  Besprechung  der  Tür  Tt  konstatierte  Unterschied  die 
Stärke  der  beiderseitigen  Mauerverkleidung  an. 

Angesichts  der  o.  S.  186  f.  gewonnenen  Anhaltspunkte  und  der  im  Vorstehenden 
zusammengestellten,  so  verschiedenartigen  Bauglieder  ist  also  die  Behauptung  kein 
Wagnis,  daß  den  Umfassungsmauern  und  wahrscheinlich  auch  der  Mittelmauer  Por- 
tiken vorgelegt  waren.  Jetzt  findet  auch  ein  in  der  Nähe  der  Nordostecke  unter 
dem  Niveau  der  Belagplatten  bloßgelegtes  3T0  m langes,  0’60  m starkes  und  nur  noch 
0-20  m hohes  Stück  einer  Bruchsteinmauer  Aufklärung:  es  ist  der  durchlaufende  Un- 
terbau der  Front  der  Porticus.  Den  Stylobat  werden  die  Belagplatten  gebildet  haben. 
Der  2 55  m messende  Abstand  der  Aufmauerung  von  der  zu  ihr  parallel  laufenden  Ost- 
mauer gibt  die  Tiefe  der  Halle  an. 

Die  Versuche,  die  Mauer  in  der  Fortsetzung  des  beiderseits  verbrochenen  Stückes 
und  auf  den  anderen  Seiten  des  Platzes  aufzufinden,  mißlangen,  da  sich  infolge  der 
Durchwühlung  des  Bodens  durch  unsere  Vorgänger  nicht  einmal  die  Fundamentgruben 
absondern  ließen. 

Bei  so  unvollständigem  Grundrisse  und  bei  der  Unzuverlässigkeit  der  Fundstellen 
der  Architekturteile  — 1 und  6 hegen  außerhalb  des  Platzes,  25  machte  den  Eindruck 
einer  absichtlichen  Zusammenhäufung  — wäre  es  müßig,  sich  in  Vermutungen  über 
den  Aufbau  der  Hallen  ergehen  zu  wollen,  da  sie  nach  der  Verschiedenheit  der  Säulen- 
größen und  nach  der  oben  S.  187  konstatierten  festeren  Bindung  der  kleinsten  Säulen- 
gattung zweigeschossig  gewesen  sein  dürften.  Nur  was  das  Dach  betrifft,  wird  man 
sich  für  ein  nach  innen  geneigtes  Pultdach  entscheiden  dürfen. 

Auch  die  Berechnung  der  Fläche  des  freien,  nicht  eingedeckten  Platzes  wird  man 
entfallen  lassen  müssen,  da  es  nicht  unwahrscheinlich  ist,  daß  die  Porticus  längs  der 
Mittelmauer  tiefer  war  als  die  an  den  Außenmauern. 

Die  Bauinschrift  hatte  entweder  vor  dem  Saale  A oder  über  dem  Eingänge  zu 
dem  Baue  ihren  Platz  gehabt.  Das  Tor  kann  sich  nur  auf  der  bis  auf  das  Fundament 
zerstörten  Westseite  befunden  haben,  da  die  Nordmauer,  die  allein  noch  in  Betracht 
käme,  im  Aufgehenden  noch  weit  über  die  Mitte  ohne  jede  Unterbrechung  erhalten  ist. 
Es  war  also  erklärlicherweise  den  anderen  Bauten  der  Stadt  (s.  Plan,  Taf.  LXXXV) 
zugewendet.  Eine  Pflasterung,  die  wohl  bestimmten  Aufschluß  gewährt  hätte,  konnte 
vor  der  Außenflucht  nicht  konstatiert  werden. 

Bei  der  Baubeschreibung  sind  noch  zwei  Mauerungen  unerwähnt  geblieben.  Die 
eine,  allerdings  mehr  eine  Mörtelanhäufung  als  eine  Mauer,  schließt,  ohne  jedoch  mit 
ihr  im  Verbände  zu  stehen,  im  rechten  Winkel  an  das  Fundament  der  östlichen  Por- 
ticus an  und  wurde  in  der  Stärke  von  0'45  m 5 m weit  verfolgt,  wo  sie  sich  im  zerwühl- 
ten Boden  verlor. 

Die  zweite  befindet  sich  in  dem  Südwestwinkel  des  Platzes,  ist  4’80,  beziehungs- 
weise 4‘30  m von  den  nächsten  Gebäudemauern  entfernt  und  allseits  glatt  abgemauert; 
sie  setzte  sich  also  in  keiner  Richtung  fort.  Bei  der  sonstigen  Zerwilhlung  der  An- 
lage muß  man  über  ihre  gute  Erhaltung  staunen  (vgl.  Fig.  30).  Die  Sockelplatten 
ruhen  auf  einem  0'22  m tiefen  Fundament,  das  in  der  Ausführung  dem  der  Grund- 
mauern des  Gebäudes  entspricht,  und  tragen  als  Aufgehendes  eine  rechteckige  Auf- 
mauerung von  6‘50  m Länge  und  l'OOra  Tiefe.  Sie  ist  noch  0'43  m hoch  erhalten  und 
besteht  aus  häuptig  bearbeiteten  Bruchsteinen,  die  einen  Kern  einschließen,  der  dem 
sonst  am  Gebäude  beobachteten  gleicht.  Die  hier  so  rohe  Verblendmauerung  (vgl.  da- 
gegen Fig.  5 und  6)  setzt  eine  Verkleidung  voraus,  die  ja  in  unserem  Gebäude  in 
reichem  Maße  angewendet  worden  ist. 


Patsch.  Archäol.-epigr.  Untersuchungen  zur  Geschichte  der  röm.  Provinz  Dalmatien.  VI.  193 


Die  Mauer  kann  bei  der  schwachen  Fundierung  in  dem  hier  schlechten  Unter- 
gründe (vgl.  o.  S.  177  f.)  nicht  hoch  oder  auch  in  anderer  Weise  nicht  schwer  belastet 
gewesen  sein.  Welchem  Zwecke  sie  gedient  hat,  wird  uns  wohl  die  Bestimmung  der 
ganzen  Anlage  lehren. 


Fig.  30.  Rostra. 


Zur  Ableitung  des  Regenwassers  und  wohl  auch  des  Sickerwassers  von  der  Bö- 
schung hinter  der  Stützmauer  diente  ein  nahezu  in  der  Mitte  des  Platzes  angelegter 
Kanal,  dessen  verstürzte  Reste  2-80  m weit  verfolgt  werden  konnten.  V on  rechteckigem 
Querschnitte,  war  er  im  Lichten  020  m hoch  und  032  m breit  und  auf  den  Seiten 
gemauert,  während  die  Sohle  und  die  Abdeckung  von  Steinplatten  gebildet  wurden. 


Furiae] 

Sab [iniae  Tranquil- 

linia[e  Aug  ( ustae)  coniugi 

imp(eratoris)  M.  Ant [oni  Gor- 

diani  P(ii)  F[el(icis ) Aug(usti) 

p(ecunia)  [p(ublica),  d(ecreto)  d (ecurionum?) 


Fig.  31.  Ehreninschrift  der  Kaiserin  Tranquillina. 


An  Einzelfunden  wurden  in  F geborgen: 

1.  Bei  17  fünf  aneinander  schließende  Bruchstücke  von  der  linken  Seite  einer 
ückwärts  nicht  bearbeiteten  Platte  (Fig.  31),  deren  Höhe  und  Breite  jetzt  0'285  und 
>•298  m bei  einer  ursprünglichen  Stärke  von  25  cm  betragen.  Das  um  06  cm  ein- 
pringende,  stellenweise  (so  über  dem  ersten  I in  Zeile  4)  korrodierte  Inschriftfeld 
imschloß  ein  profilierter  Rahmen,  von  dem  nur  noch  eine  breite  Hohlkehle  erhalten 
)t.  Die  Zeilen  wechseln  in  der  Höhe  ab:  4-3,  3*9,  4*1,  3'8  cm;  die  Buchstaben  lassen  den 
•ei  der  Weichheit  des  Materials  leicht  erzielbaren  gleichmäßigen  Schnitt  vermissen  und 
offerieren  in  derselben  Zeile  etwas  in  der  Höhe.  Ein  weiterer  Beweis  für  die  Flüch- 
igkeit  des  Steinmetzen  ist  das  Fehlen  der  sonst  dreispitzigen  Interpunktion  in  Zeile  4 
wischen  I und  P.  Die  5.  Zeile  war  weit  stärker  eingezogen  als  die  4.;  sie  bestand 
onach  nur  aus  wenigen  Buchstaben  und  bildete  allem  Anscheine  nach  den  Schluß 
er  Inschrift. 


Band  IX. 


13 


194 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


Die  Ergänzung1)  bedarf  bei  der  Größe  des  Erhaltenen  im  allgemeinen  keiner 
Rechtfertigung.  Die  Zeilenlänge  ergibt  sich  aus  Zeile  1 und  2.  Die  Breite  des  In- 
schriftfeldes verlangt  die  Annahme  von  mindestens  noch  einer  Zeile;  vermutlich  war  der 
erste  Gentilname  mit  größeren  Lettern  geschrieben.  In  Zeile  2 folgen  dem  N zwei 
kleine  Buchstabenreste;  der  erste  rührt  bestimmt  von  einer  vertikalen  Hasta  her,  die 
nach  den  kleinen  Spatien  links  und  rechts  von  ihr  nur  ein  I gewesen  sein  kann.  Es 
muß  also  angenommen  werden,  daß  der  Steinmetz,  dessen  Arbeit  oben  charakterisiert 
wurde,  durch  die  vorausgehenden  Gentilicia  beeinflußt,  Tranquilliniae  statt  Tranquillinae 
eingemeißelt  hat.  Der  erste  Buchstabe  in  Zeile  5 war  B,  P oder  R. 

Die  Platte  war  zufolge  ihrer  geringen  Stärke  kein  selbständiges  Monument,  son- 
dern diente  zur  Verkleidung  der  Ansichtsfläche  einer  Aufmauerung,  die  wohl  die  Basis 
einer  Statue  oder  Büste  der  Kaiserin  bildete. 

Die  Ehrung  der  Tranquillina,  die  ein  analoges  Denkmal  des  Gordianus  voraus- 
setzt, erfolgte  241 — 244  n.  Chr. ; vor  dem  29.  August  des  erstgenannten  Jahres  fand 
ihre  Vermählung  statt2)  und  zu  Beginn  des  Jahres  244  wurde  ihr  Gemahl  ermordet.3) 

Gordians  wird  in  Dalmatien  wiederholt  gedacht.  Gleich  in  der  Nähe  von  Zupanjac, 
im  Busko  blato,  ist  bei  Reni6i  ein  Meilenstein  aus  dem  Jahre  239  n.  Chr.  gefunden 
worden,  der  sich  auf  die  nach  Salona  führende  Straße  bezieht.4)  Zwei  andere  Meilen- 
steine bezeugen,  daß  unter  dieser  Regierung  die  Straße  Salona  — Servitium  repariert 
worden  ist.5)  Pro  salute  ivip.  M.  Antoni  GorcLiani  wurde  von  einem  Bergwerksproku- 
rator in  Domavia  vor  der  Curia  ein  Kultaltar  I.  o.  m.  et  Genio  loci  errichtet.6)  Dem 
Numen  und  der  Maiestas  des  Kaisers  und  dem  Genius  loci  gilt  auch  eine  private  Stif- 
tung bei  Josefstal  im  Nordwesten  der  Provinz.7)  Und  im  Jahre  241  wurde  ein  Tempel 
in  Agici  turski  restauriert,  dem  Hauptorte  des  römischen  Eisenindustriebezirkes  im 
Japratale  (Bez.  Bosn.-Novi).8)  Diese  über  ganz  Dalmatien  verteilten,  zum  Teil  mit 
Straßen  und  Bergwerken  in  Verbindung  stehenden  Monumente  können  als  Zeugnisse 
für  eine  gute  materielle  Lage  der  Provinz  unter  Gordian  angesehen  werden.  Wahr- 
scheinlich ist  während  dieser  Zeit  die  Statthalterschaft  in  fähigen  Händen  gewesen. 
Bekannt  ist  nur  ein  legatus  Augusti  pro  praetore  seinem  Cognomen  Honoratus 
nach. 9) 

2.  Linke  obere  Ecke  einer  Basis,  rückwärts  abgeschlagen,  064  m hoch,  044  m 
breit  und  0’65  m stark;  vorne  umgab  ein  profilierter  Rahmen  ein  vertieftes  Feld.  Die 
linke  und  die  obere  Fläche  sind  glatt.  Gefunden  bei  19. 

3.  Bruchstück  von  der  rechten  unteren  Ecke  einer  Basis,  rückwärts  abgesplittert, 
031  m hoch,  074  m breit  und  071  m stark.  Vorne  schmaler  Rest  eines  vertieften,  von 
einem  profilierten  Rahmen  umschlossenen  Feldes;  rechts  glatt.  Gehört  trotz  dem  glei- 
chen Fundorte  nicht  zu  Nr.  2. 


9 Darnach  jetzt  auch  CIL.  III  149765. 

2)  A.  v.  Salle t,  Die  Daten  der  alexandrinischen  Kaisermünzen  S.  59;  H.  Dessau,  Prosopogra- 
phia  imperii  Romani  II,  S.  102. 

3)  E.  Klebs,  Prosopographia  I,  S.  100;  P.  v.  Rohden,  Pauly- Wissowas  Realenzyklopädie  s.  v. 
Antonius,  Sp.  2627  f. 

4)  Diese  Mitteilungen  IV,  S.  165,  Fig.  74  = CIL.  III  13320,  vgl.  p.  2275.  2 3 28  177. 

5)  B all if- Patsch,  Röm.  Straßen  in  Bosnien  und  der  Hercegovina  I,  S.  19,  55  = CIL.  III 
13327.  13328. 

6)  Archäol.-epigr.  Mitteilungen  XVI,  S.  92  = CIL.  III  12724,  vgl.  diese  Mitteilungen  I,  S.  221. 

7)  CIL.  III  3021,  vgl.  10058. 

9 Diese  Mitteilungen  VII,  S.  66  ff.  = CIL.  III  14972. 

9)  CIL.  III  13327.  13328. 


Patsch.  Archäol.-epigr.  Untersuchungen  zur  Geschichte  der  röm.  Provinz  Dalmatien.  VI.  195 


Fig.  32.  Goldener 
Fingerring:. 


Fig.  33.  Armring  aus  Bronze. 


4.  Drei  kleine  glatte,  gewölbte,  zum  Teile  ausgebesserte  Bronzefragmente,  die 
von  einer  Statue  herrühren,  ob  aber  von  der  nämlichen,  welcher  der  Arm  und  das 
Knie  angehörten  (s.  o.  S.  183),  läßt  sich  nicht  sagen.  Gefunden  bei  13. 

5.  Goldener  elliptischer  Fingerring  (Fig.  32),  bestehend  aus  einem  schmalen,  glatten 
Reifen  von  rundem  Querschnitte  und  1'4,  beziehungsweise  1 ’ß  cm  lichter  Weite,  der 
an  einer  Stelle  zu  einem 

ovalen  Schilde  abgeplattet 
ist,  in  den  ein  zweigähn- 
liches Gebilde  roh  eingra- 
viert ist.  7-70p  schwer.  Ge- 
funden bei  21. 

6.  Armring  (Fig.  33) 

aus  Bronze  von  5-6  cm  lichtem  Durchmesser,  an  den  Enden  abgebrochen,  geschmückt 
in  eiliger  Arbeit  mit  eingerissenen  Kreisen  zwischen  parallelen  Strichen  und  mit  Ein- 
kerbungen in  den  Zwischenfeldern.  Gefunden  bei  14. 

7.  Zwei  gleiche  frührömische  Scharnierfibeln  aus  Bronze  von  3'5  cm  Länge 
und  1'8  cm  lichter  Höhe,  die  in  der  Form  der  oben  S.  186,  Fig.  18  abgebildeten  größeren 
Fibel  entsprechen.  Gefunden 
bei  26. 

8.  Nähnadel  aus  Bronze 
(Fig.  34),  0T47  m lang,  mit 
großem  Ohr.  Gefunden  bei  23. 

9.  Schreibgriffel  aus 
Eisen  (Fig.  35),  durch  Rillen 
und  Einkerbungen  gegliedert;  0T.13  m lang.  Ge- 
funden bei  26. 

10.  Eisernes  Klappmesser  mit  eckigem 
Rücken  und  gerader  Schneide  (Fig.  36).  Der 
vernietete  Drehbolzen  ist  noch  erhalten.  In  der 
Ose  war  ein  Ring  eingehängt.  Die  Länge  der 

Klinge  beträgt  bis  zum  Bolzen  7-4  cm,  ihre  größte  SS  |V  Fig.  34. 

Breite  L6  cm.  Gefunden  bei  15  zusammen  mit  einem  fU  ff  Bronzene 

Nähnadel. 


Fig.  36.  Klappmesser  aus  Eisen. 


Fig.  38.  Eiserner  Schöpflöffel. 


Fig.  37.  Eiserner 
Schiebeschlüssel. 


Fig.  35. 
Schreibgriffel 
aus  Eisen. 


0T15m  langem  Schleifsteine  aus  Kalkmergelsandstein  von  quadratischem  Querschnitte 
(Seitenlänge  4'5  cm),  der  nur  an  zwei  entgegengesetzten  Seitenflächen  abgenutzt  ist. 

11.  Eiseimes  Messer,  einschneidig,  an  der  Spitze  und  an  der  Angel  abgebrochen, 
jetzt  0T9  m lang.  Die  größte  Klingenbreite  beträgt  25  cm.  Gefunden  bei  26. 

12.  Eiserner  Schiebescblüssel  (Fig.  37),  mit  beschädigtem  Barte,  0‘2 1 3 m lang. 
Gefunden  bei  26. 

13.  Eiserner  Schöpflöffel  (Fig.  38),  verbogen  und  am  Boden  beschädigt.  Der 
Durchmesser  beträgt  0T57  m,  die  Höhe  0 056  m,  der  flache,  0‘355  m lange  Stiel  endet 
;mit  einem  Haken.  Gefunden  bei  26. 

13* 


196 


I.  Archoälogie  und  Geschichte. 


14.  Henkelloser,  handgeformter  Topf  (Fig.  39)  ohne  Verzierung,  aus  grauem  groben 
Ton,  mit  flachem  Boden  und  leicht  ausgebogenem  Rande;  0'14cm  hoch.  Der  Durchmesser 
beträgt  am_Boden  0-095m,  am  Bauche  0T 35  m,  an  der  Mündung  0T  12  m.  Gefunden  bei  26. 

15.  Eiserner  Löffelbohrer  (Fig.  40),  0 32  m lang,  der  den  von  L.  Jacobi,  Das 
Römerkastell  Saalburg,  S.  209,  Fig.  28,  n.  17,  Taf.  XXXIV,  n.  7 und  9 abgebil- 
deten entspricht  und  bei  uns  bereits  wiederholt,  so  in  Draöevica  bei  Ljubuski  und  bei 
Rogatica,  *)  angetroffen  wurde.  Gefunden  bei  22. 

16.  Eiserne  Federschere  (Fig.  41),  beschädigt,  0222  m lang,  von  bei  uns  all- 
gemein üblicher  Form.* 2)  Gefunden  bei  23. 


Fig.  39.  Topf  aus  grauem  Ton.  Fig.  40.  Eiserner  Löffelbohrer.  Fig.  41.  Eiserne  Federschere. 


Fig.  44.  Bruchstücke  von  Glasgefäßen. 


Fig.  42  und  43.  Rand-  und  Bodenstück 
aus  Terra  sigillata. 


17.  Bruchstück  einer  eisernen  Sichel.  Gefunden  bei  26. 
Außerdem  wurden  im  ganzen  Raume  F verstreut  aufgelesen: 
1.  Sehr  zahlreiche  Bruchstücke  von  Am- 
phoren und  anderen  Tongefäßen.  Hervorgeho- 
ben seien  das  profilierte  Randstück  Fig.  42  und 
das  Bodenstück  Fig.  43  mit  eingepreßtem  Muster; 
beide  aus  feiner  Terra  sigillata  ohne  Glasur  wie 
oben  Fig.  8 und  9 und  unten  Fig.  66  und  67. 


2.  Kleine  Bruchstücke  von  Glasgefäßen,  insbesondere  von  Schalen  und  Be- 
chern. Eine  Auswahl  von  Rand-  und  Bodenstücken  ist  in  Fig.  44  zusammengestellt. 

0 Vgl.  F.  Fiala,  diese  Mitteilungen  V,  S.  1G4,  Taf.  LXV,  Fig.  8;  S.  261,  Taf.  LXVIII,  Fig.  6. 

2)  Vgl.  C.  Truhelka,  ebenda  III,  S.  234,  Fig.  20  (Puticevo  bei  Travnik,  3 Exemplare);  H.  Kell- 
ner, ebenda  V,  S.  154,  Fig.  89  (Ilidüe);  Fiala,  ebenda  V,  S.  164,  Taf.  LXV,  Fig.  17  (Dracevica  bei  Lju- 
buski). Sonst  Jacobi  a.  a.  O.  S.  439,  Taf.  XXXV,  n.  12 — 14. 


Patsch.  Archäol.-epigT.  Untersuchungen  zur  Geschichte  der  röm.  Provinz  Dalmatien.  VI.  197 


Die  Wandstärke  beträgt  wiederholt  nur  Millimeterbruchteile;  die  Farbe  ist  weiß  und 
grünlich;  einzelne  Stücke  zeigen  eine  prächtige  Iris. 

3.  Kleine  Bronzestücke,  darunter  auch  der  9-8  cm  lange  Haken  (Fig.  45)  und 
kleine  Teile  von  Nadeln  und  Griffeln. 

4.  Die  drei  unverzierten  Spinnwirtel  (Fig.  46—48):  alle  in  der  Form  verschie- 
den: bikonisch,  abgeflacht -kugelig,  scheibenförmig.  Fig.  47  und  48  bestehen  aus  rotem, 
Fig.  46  aus  braunem  Ton.  Die  Höhen  betragen:  2T,  2‘3,  1'0  cm. 

Beim  Absuchen  des  aus  der  ganzen  Anlage  stammenden  Abraumes  wurden  noch 
nachträglich  gefunden: 

1.  Bruchstück  eines  Armreifens  aus  schwarzer  Glaspasta. 


Fig.  50^  Fliigellibel  aus  Bronze. 


2.  Die  9 cm  lange  Ziernadel  (Fig.  49)  aus  Bronze  mit  abgeplattetem  und  ein- 
gerolltem oberen  Ende. 

3.  Zwei  an  der  Spitze  und  an  der  Angel  abgebrochene  kleine  Eisenmesser, 
die  sich  von  dem  oben  S.  195,  n.  11  notierten  nur  durch  ihre  geringere  Größe  unter- 
scheiden. Das  besser  erhaltene  ist  10-7  cm  lang  und  1‘3  cm  breit. 

14.  Ein  breites  Eisenfragment,  das  von  einer  Sense  stammen  dürfte. 

Schließlich  ergaben  die  Röschen,  welche  die  Bloßlegung  der  Außenseiten  der 
Anlage  bezweckten,  folgende  Funde: 

1.  An  der  Nordseite  bei  27  die  Bronzefibel  Fig.  50  und  den  Bronzestilus 
Fig.  51.  Die  erstere  ist  eine  Flügelfibel  von  4-7  cm  Länge,  2‘6  cm  Kopf  breite  und 
15  cm  lichter  Höhe.  Sie  hat  ein  silbernes  Analogon  unter  dem  bei  Bukovica  (südlich 
von  ^upanjac)  gefundenen  Frauenschmucke;1)  sonst  ist  bis  jetzt  diese  mit  „Flügeln“ 
ausgestattete  Form  bei  uns  seltener  als  die  flügellose.2)  In  der  Nekropole  von  Jeze- 
rine  (bei  Bihac)  z.  B.  ist  nur  die  letztere  vertreten.3)  Unser  Stück  ist  repariert  worden. 

*)  Rad  im  s ky,  diese  Mitteilungen  IV,  S.  159,  Fig.  57  und  58, 

2)  Vgl.  ebenda  VI,  S.  260. 

s)  Radimsky,  ebenda  III,  S.  203, 


198 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


An  Stelle  des  abgebrochenen  Domes  ist  ein  neuer  scharnierartig  eingefügt  und  behufs 
Federung  mit  einer  Drahtschleife  an  dem  Kopfbalken  befestigt  worden. 

Der  9 cm  lange  Stilus  zeigt  in  der  oberen  Hälfte  eine  Anschwellung  und  ist  oben 
abgeplattet  und  umgebogen. 

2.  An  der  Ostseite  lagen  bei  5 zwei  gleiche  Kinderarmringe  (Fig.  52)  von 
3 9 cm  lichtem  Durchmesser  aus  Bronzedraht,  der  in  der  Mitte  am  stärksten  ist  und 
gegen  die  übergreifenden  und  umgewickelten  Enden  an  Dicke  stetig  abnimmt. 

3.  An  der  Südseite  kam  bei  2 in  der  Tiefe  von  1-50  m die  noch  unfertige  zwei- 
henkelige,  mit  einem  Fuße  ausgestattete  Aschenurne  (Fig.  53)  zum  Vorschein.  Nur 
der  Mundsaum  zeigt  die  endgültige  Ausführung. 


Fig.  52.  Kinderarmring  aus  Bronze. 


os  6 ■ - 

o’4-o  -• 


045 


Fig.  53.  Unfertige  Aschenurne. 


Um  nun  endlich  auf  die  Frage  nach  der  Bestimmung  der  Anlage  einzugehen,  sei 
zwecks  leichterer  Orientierung  das  Wesentliche  des  Befundes  in  Kürze  rekapituliert. 
Wir  haben  einen  großen  gepflasterten,  wahrscheinlich  auf  allen  vier  Seiten  von  Por- 
tiken umschlossenen  Platz  vor  uns,  mit  dem  auf  der  einen  Seite  fünf  Räume  in 
engster  Verbindung  stehen.  Zwei  von  diesen  zeichnen  sich  durch  Geräumigkeit  und 
sorgfältige  Ausführung  aus;  der  eine  wurde  intensiv,  auch  in  der  kalten  Jahreszeit, 
jedoch  zu  beschränkteren  Handlungen  als  der  andere  benützt,  der  eine  beträchtliche 
Zahl  Menschen  fassen  konnte.  Drei  Räume  sind  dagegen  klein  und  einfach  in  der 
Ausstattung,  der  eine  diente  allem  Anscheine  nach  nur  als  Vorraum  der  beiden 
anderen,  denen  also  trotz  ihrer  Bescheidenheit  eine  gewisse  Bedeutung  beigemessen 
wurde.  Der  gesamte  Bau  gibt  sich  durch  die  Bauinschrift,  durch  die  in  ihm  erfolgten 
Ehrungen  kaiserlicher  Personen  und  durch  die  Aufstellung  kostbarer  Kunstwerke  als 
eines  der  wichtigsten  Bauobjekte  des  Ortes  zu  erkennen,  das  nicht  privaten,  sondern 
kommunalen  Zwecken  gedient  hat. 

Von  den  in  römischen  Städten  bestandenen  öffentlichen  Gebäuden  schließt  unser 
Grundriß  eine  Reihe,  wie  die  Basilika,  eine  Tempel-  oder  Badeanlage,  das  Theater 
usw.  aus  und  plädiert  am  eindringendsten  für  das  Forum.  Wer  das  Glück  gehabt 
hat,  von  August  Mau  in  Pompeji  zu  lernen,  dem  drängte  sich  diese  Bezeichnung  für 
unseren  ^upanjacer  Fund  von  vorneherein  auf.  Auch  dort  wird  die  eine  Seite,  die 


Patsch.  Archäol.-epigr.  Untersuchungen  zur  Geschichte  der  röm.  Provinz  Dalmatien.  VI.  199 


Südseite,  des  Forums  von  einem  Komplex  eingenommen,  der  aus  „drei  offenbar  zu- 
sammengehörigen, einander  sehr  ähnlichen  Gebäuden“  besteht,  die  „eine  gemeinsame 
Fassade  verbindet“.1)  Die  anderen  dem  pompejanischen  Forum  hinter  den  Kolonnaden 
anliegenden  Gebäude,  die  Tempel  und  die  Markthallen,  fehlen  bei  uns,  doch  muß  man 
bedenken,  daß  unser  Forum  einem  kleinen  provinzialen  Orte  angehört,  der  sich  mit  dem 
reichen  Hafenplatze  der  Campagna  felice  nicht  messen  konnte,  sondern  seine  Analogien 
in  den  Städtchen  Pannoniens,  Noricums,  Rätiens  usw.  hat.  In  der  letztgenannten 
Provinz  hat,  um  nur  eine  Parallele  anzuführen,  S.  Jenny  das  Forum  von  Brigantium 
aufgedeckt:  es  gleicht  vollkommen  unserem  Objekte.  Es  ist  dies  „ein  geräumiger 
offener  Platz  von  rechteckiger  Form,  dessen  vier  Seiten  von  gedeckten,  nach  außen 
geschlossenen,  nach  innen  offenen  Hallen  umgeben  waren“,  an  den  später  außer  einer 
Portikus,  die  an  die  Stelle  eines  Teiles  des  älteren  Säulenumganges  trat,  einem  neuen 
Eingänge  und  anderen  kleineren  baulichen  Abänderungen  auf  der  einen  Seite  ein  Bau 
angefügt  wurde,  der  aus  vier  Räumen  bestand,  zwei  „Versammlungssälen“  und  zwei 
Kammern.2)  Die  begründete  Deutung  der  beiden  großen  Räume  durch  den  verstorbenen 
vorarlbergischen  Forscher,  noch  mehr  aber  Maus  Urteil3)  über  die  drei  Säle  am  pom- 
pejanischen Forum  — „Amtsraum  der  Duumvirn“,  „Sitzungssaal  des  Stadtrates“,  „Amts- 
raum der  Adilen“  — gibt  auch  unseren  Räumen  A und  B die  Namen.  Den  ersteren, 
den  langen,  „eine  beträchtliche  Zahl  Menschen  fassenden“  Saal  werden  wir  darnach  den 
||  Sitzungssaal  des  Gemeinderates  nennen  und  in  B , dem  „intensiv  benützten“,  geräumigen 
Zimmer,  den  Amtsraum  der  Magistrate  von  Delminium  sehen  dürfen.  Dekurionen  der 
Stadt  sind  bereits  bekannt  geworden.4)  Uber  die  Munizipalbehörden  wissen  wir  noch 
nichts;  wenn  sie  alle  nur  ein  Bureau  hatten,  so  erklärt  sich  dies  aus  den  kleinen 
Verhältnissen  der  Stadt,  deren  Größe  im  Forum  zum  Ausdrucke  kam.5)  Daß  die 
Verhältnisse  vielfach  primitiv  waren,  die  Stadtgewaltigen  keine  hohen  Ansprüche  mach- 
ten, beweist  die  Auffindung  von  Herd  und  Kochgerät  in  der  Kanzlei. 

Zur  Bestimmung  der  kleinen,  an  A im  Westen  anschließenden  Räume  verhilft  uns 
Vitruv.  Er  gibt  V,  2,  1 die  Anweisung:  aerarium  carcer  curia  foro  sunt  coniungenda, 
sed  ita  uti  magnitudo  symmetriae  eorum  foro  respondeat.  Von  den  drei  Lokalen  stehen 
uns  noch  die  beiden  erstgenannten  für  D und  E , deren  geflissentliche  Sicherung  durch 
C hervorgehoben  wurde,  zur  Verfügung.  Wer  sich  daran  stößt,  die  Gemeindekasse  in 
E neben  dem  Kerker6)  D anzunehmen,  dem  bleibt  es  freigestellt,  erstere  auch  in  B 
unterzubringen  und  D sowohl  wie  E für  Gefängnisse  zu  halten.7) 

Zum  Forum  gehört  ferner  eine  Rednerbühne;  sie  ist  also  auch  bei  uns  anzunehmen. 
Da  bietet  sich  dazu  die  oben  S.  192  f.,  Fig.  30  abgebildete  und  besprochene  oblonge  Auf- 


!)  A.  Mau,  Pompeji  in  Leben  und  Kunst  S.  111.  Vgl.  H.  Nissen,  Pompeianische  Studien  zur 
Städtekunde  des  Alterthums  S.  306  ff. 

2)  Mitteilungen  der  Zentralkommission  1889,  S.  89  ff. 

3)  A.  a.  O.;  vgl.  Nissen  a.  a.  O. 

4)  Vgl.  diese  Mitteilungen  V,  S.  220  =!  CIL.  III  14229:  ....  l(oco)  d(ato ) d(ecurionum)  d( ecrelo)  und 
oben  S.  171. 

5)  Vitruv  V,  1 . 

6)  Über  städtische  Gefängnisse  vgl.  Mommsen,  Römisches  Strafrecht  S.  310. 

7)  In  Pompeji  lag  der  Kerker  nach  Nissen  a.  a.  0.  S.  312  an  der  Nordwestecke  des  Forums  und 
bestand  aus  zwei  hintereinanderliegenden  dunklen  Räumen;  Mau  vertritt  dagegen  a.  a.  O.  S.  82  wieder 
die  ältere  Ansicht,  daß  hier  das  Ärarium  zu  suchen  sei.  In  Rom  lag  der  Carcer  „Mamertinus“  über  dem 
Forum  am  Fuße  des  Kapitols,  vgl.  O.  Richter  in  Baumeisters  Denkmälern  des  klassischen  Altertums 
S.  1465;  dir.  Huelsen,  Röm.  Mitteilungen  1893,  S.  85,  Pauly -Wissowas  Realenzyklopädie  s.  v.  Carcer, 
Sp.  1581  f.  und  Das  Forum  Romanum.  Seine  Geschichte  und  seine  Denkmäler  S.  102  11, 


200 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


mauerung  in  der  Südwestecke  des  Platzes  vor  dem  zweiten  Eingänge  des  Gemeinde- 
ratsaales dar.  Sie  entspricht  in  der  Form  den  Rostra  des  Forums  in  Rom,  die  ein 
„hoher  und  langer  Suggestus“  waren;1)  was  die  Ausstattung  und  Gi’öße  anbelangt, 
reicht  sie  natürlich  an  sie,  die  ja  nicht  bloß  als  Rednerbühne  dienten,  nicht  entfernt 
heran.  Doch  sehen  wir,  daß  man  sich  auch  in  Pompeji  in  weit  einfacherer  Weise  ge- 
nügen ließ:  hier  diente  als  Rednerbühne  die  Plattform  vor  dem  Juppitertempel. 2 3)  Die 
Tiefe  von  1 m,  die  noch  durch  die  beiderseitigen  Bekleidungsplatten  etwas  gewann, 
genügt  auch  für  eine  sehr  breitspurige  Stellung.  Auf  der  Südseite  werden  Stufen  vor- 
gelegt gewesen  sein. 

Daß  auf  unserem  Forum  auch  der  Viktualienmarkt  abgehalten  wurde,  kann  man 
aus  den  zahlreich  Vorgefundenen  Amphorenresten  (S.  196)  ersehen.  Die  Verkäufer  dürften 
mehr  auf  dem  ungedeckten  Platze  als  in  den  ohnehin  nicht  breiten  Säulenhallen,  die 
dem  sonstigen  Verkehre,  den  Spaziergängern  und  den  Zusammenkünften  der  Bürger 
reserviert  gewesen  sein  werden,  ihre  Waren  feilgeboten  haben.  Einzelne  mögen  auch 
feste  Stände  gehabt  haben;  vielleicht  gehört  zu  einer  solchen  Ladenreihe  der  oben  S.  192 
nicht  gedeutete  schwache,  an  das  östliche  Portikusfundament  anschließende  Mauerrest 
und  ist  damit  der  einfache  Schlüssel  o.  Fig.  37  in  Verbindung  zu  bringen. 

Das  Forum  wurde,  wie  wir  oben  S.  191  nachzuweisen  versucht  haben,  im  Jahre 
18/19  n.  Chr.  erbaut  und  erfuhr  zufolge  der  Inschrift  der  Kaiserin  Tranquillina  (S.  193  f.) 
noch  in  der  Zeit  von  241 — 244  n.  Chr.  Verschönerungen  durch  neue  Denkmale.  Auf 
einen  langen  Bestand  weist  auch  die  Abnutzung  des  Pflasters  hin  (S.  186).  Sein  Unter- 
gang ist  absichtlich  herbeigeführt  worden.  Die  oben  S.  181  erschlossene  schonungslose 
Verwüstung  der  Räume  führt  zu  der  Annahme,  daß  hier  mächtige,  also  auswärtige  Feinde 
gehaust  haben,  daß  demnach  die  Zerstörung  erfolgt  ist,  als  der  Staat  seine  Grenzen 
nicht  mehr  zu  schützen  vermochte,  die  Grenzvölker  auch  im  Inneren  des  Reiches  ge- 
legene Provinzen  brandschatzten.  Wann  dies  der  Fall  war,  zeigen  uns  vielleicht  die  in 
dem  nachfolgenden  Verzeichnisse  zusammengestellten  Münzen;  doch  ist  leider  keine  der- 
selben in  einer  solchen  Lage  beobachtet  worden,  daß  von  ihr  bestimmt  gesagt  werden 
könnte,  sie  sei  bei  der  Zerstörung  auf  dem  Forum  ziu’ückgelassen,  nicht  etwa  später 
auf  dem  Terrain  verloren  worden.8)  Deswegen  begnügen  wir  uns  jetzt  mit  der  bloßen 
Konstatierung,  daß  die  jüngste  Münze  (n.  43)  von  Kaiser  Theodosius  I.  herrührt,  der 
am  19.  Jänner  379  zum  Augustus  erhoben  wurde.4)  Da  sie  aber  sehr  verschliffen  ist, 
wird  sie  einige  Jahre  nach  ihrer  Prägung  in  die  Erde  gekommen  sein.  Darauf,  daß 
Arcadius  oder  Honorius  in  unserer  Liste  nicht  vertreten  ist,  wird  man  kein  Gewicht 
legen  dürfen,  da  uns  das  eine  oder  das  andere  Stück  entgangen  sein  kann  oder  von 
diesen  Herrschern  gerade  kein  Geldstück  in  Verlust  geraten  ist.  Weitere  Beobachtungen 
in  den  in  der  Nähe  des  Forums  gelegenen  Gebäuderesten  werden  abzuwarten  sein,  bevor 
man  den  Untergang  des  Marktplatzes  und  des  Rathauses  mit  einem  bestimmten  histo- 
rischen Ereignisse  in  Verbindung  bringt. 

1.  Augustus.  A.:  CAES[AR]  AVGVSTVS.  Kopf  des  Kaisers  mit  Lorberkranz 
n.  r.  R.:  LMESCINIVS  RVFVS  IIIVIR.  Auf  der  Ansichtsfläche  eines  Altars:i 
IMP  | CAES  | AVG  | LVD  j SAEC,  zu  beiden  Seiten  desselben:  XV  SF.  Der  Denar  ent- 
spricht dem  von  M.  Bahrfeldt,  Wiener  numismatische  Zeitschrift  XXIX  (1897)j 

x)  Richter,  Rekonstruktion  und  Geschichte  der  römischen  Rednerbühne  und  a.  a.  O.  S.  1463  f. 
Huelsen,  Röm.  Mitteilungen  1893,  S.  87  und  1902,  S.  13  ff.  und  Das  Forum  Romanum  S.  61  ff. 

2)  Mau  a.  a.  O.  S.  42. 

3)  Bei  den  älteren  wird  man  das  erstere  ohne  Bedenken  annehmen  können. 

4)  G.  Goyau,  Chronologie  de  l’empire  Romain  S.  561, 


Patsch.  Archäol.-epigr.  Untersuchungen  zur  Geschichte  der  röm.  Provinz  Dalmatien.  VI.  201 


S.  21,  n.  4,  Taf.  VIII,  n.  190  zu  Babeion  II,  S.  221,  n.  4 = S.  86,  n.  273  nach  einem 
im  Wiener  k.  k.  Münzkabinet  befindlichen  Exemplar  notierten  Stempel,  nur  ist  er 
gefüttert. 

2.  Otho,  Denar,  Cohen1  14. 

3.  Vespasian,  Denar,  Cohen1  60. 

4.  Hadrianus,  Dupondius,  Cohen1  905. 

5.  Hybrider  gefütterter  Denar.  A.:  SABINA  AVGVSTA.  Kopf  der  Kaiserin  n.  r. 
R.:  AVGPIVSPMTRP  COSDESII.  Minerva  n.  1.  stehend;  entspricht  der  Rückseite  von 
Antoninus  Pius,  Cohen1  10. 

6.  L.  Aelius,  Denar,  Cohen1  14. 

7.  Crispina,  Denar,  Cohen1  1. 

8.  Septimius  Severus,  Denar,  Cohen1  392  oder  403. 

9.  u.  10.  Gallienus,  Antoninian,  Cohen1  58;  O.  Vo etter,  Die  Münzen  des  Kaisers 
Gallienus  und  seiner  Familie.  Wiener  numismatische  Zeitschrift  XXXII  (1900),  S.  136. 
Atlas  Taf.  XIV,  Fig.  4L 

11.  Gallienus,  Antoninian,  Cohen1  61.  Stark  beschädigt. 

12.  Gallienus,  Antoninian,  Cohen1  109;  Voetter,  S.  136.  Taf.  XIV,  Fig.  53. 

13.  Gallienus,  Antoninian,  Cohen1  354;  Voetter,  S.  132.  Taf.  XIII,  Fig.  2. 

14.  Claudius  II.,  Antoninian,  Cohen1  51. 

15.  u.  16.  Claudius  II.,  Quinär,  Cohen1  52. 

17.  Probus,  Antoninian,  Cohen1  433. 

18.  Probus,  Antoninian,  Cohen 1 503. 

19.  Carus,  Antoninian,  Cohen1  51. 

20.  Carus,  Antoninian,  Cohen1  77. 

21.  Maximianus,  M.  B.,  Cohen1  200. 

22.  Galerius,  Antoninian,  Cohen1  59. 

23.  Galerius,  M.  B.,  Cohen1  82. 

24.  Galerius,  Antoninian,  Cohen1  176. 

25.  Constantinus  I.,  P.  B.,  Cohen1  246. 

26.  Constantinus  I.,  P.  B.,  Cohen1  309. 

27.  Fausta,  P.  B.,  Cohen1  7. 

28.  Constantinus  II.,  P.  B.,  Cohen1  92. 

29.  Constantius  II.,  M.  B.,  Cohen1  225. 

30 — 33.  Constantius  H.,  P.  B.,  Cohen1  226. 

34.  Constantius  II.,  P.  B.,  Cohen1  246. 

35.  Constans,  P.  B.,  Cohen1  134. 

36.  Constans,  P.  B.,  abgewetzt,  Cohen1  131  oder  133 — 135. 

37.  Constantinopolis,  P.  B.,  Cohen1  15. 

38.  Constantius  Gallus,  P.  B.,  Cohen1  37. 

39.  Julianus,  M.  B.,  Cohen1  73. 

40 — 42.  Valens,  P.  B.,  Cohen1  72. 

43.  Theodosius  I.,  M.  B.,  Cohen1  48. 

44 — 60.  Siebzehn  ganz  vernutzte,  der  durch  die  vorstehenden  Stücke  fixierten  Zeit 
angehörige  Kupfermünzen. 

Das  Forum  ist  nach  seiner  Einäscherung  nicht  wieder  aufgebaut  worden;  nirgends 
waren  Anzeichen  einer  Wiederherstellung  wahrnehmbar.  Der  Ort  hat  aber  trotzdem 
weiter  bestanden,  ist  nicht  etwa  vollständig  vernichtet  und  von  den  Überlebenden  ver- 
lassen woi’den,  denn  noch  auf  dem  im  Jahre  532  abgehaltenen  zweiten  Provinzialkonzile 


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202 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


von  Salona  ist  von  Delminium  die  Rede1)  und  die  im  Duvanjsko  polje  bis  jetzt  auf- 
gesammelten Münzen  (siehe  unten)  reichen  ebenfalls  bis  in  die  erste  Hälfte  des  sechsten 
Jahrhunderts.  Auf  ein  noch  längeres  Nachleben  der  romanischen  Bevölkerung  und  ihr  Zu- 
sammenleben mit  den  eingewanderten  Slawen  lassen  die  nichtslawischen  Elemente  der 
topographischen  Nomenklatur  des  Bezirkes  schließen.  Außer  den  Namen  Duvno 
(s.  o.  S.  172)  sind  hier  vorslawischen  Ursprungs  auch  die  Bezeichnungen  der  Flüsse  und 
Bäche  Öuica,  Drina2)  und  Seget. 

Im  Laufe  der  späteren  Zeit  wurden  auf  der  Stelle  des  früheren  Forums  auch  Be- 
stattungen vorgenommen,  denn  wir  stießen  auf  vier  Skelettgräber.  Drei,  offenbar  zeitlich 
und  wahrscheinlich  auch  verwandtschaftlich  einander  nahestehend,  lagen  in  der  Nähe 

der  nördlichen  Hauptmauer  (vgl. 
Fig.  3);  das  vierte  berührte  zum 
Teil  den  oben  S.  193  erwähnten 
Kanal.  Sie  befanden  sich  065 — 
0‘70?u  untertag.  Das  mittlere  der 
erstgenannten  Gruppe  war  am  be- 
sten erhalten;  es  war  mit  Platten- 
fragmenten eingefaßt  und  gedeckt, 
1‘80  m lang,  0’35  m breit  und  036  m 
tief.  Die  Leichen  ruhten  in  Rücken- 
lage auf  bloßer  Erde.  Beigaben 
wurden  nirgends  gefunden;  eine 
Datierung  ist  also  unmöglich. 

In  der  Erddecke  des  Forums 
wurden  zwei  venezianische  Kupfer- 
münzen ( DALMA-j  E-T  ALBAN') 
und  eine  Medaille  mit  dem  Brust- 
bilde des  hl.  Josef  gefunden. 

Reicher  und  wichtiger  sind 
die  spätzeitlichen  Funde  auf  der 
„Karaula“,  deren  Besprechung  wir 
nun  folgen  lassen.  Vorher  sei  aber 
noch  ein  hübsches  Stalaktiten- 
kapitäl  aus  Kalkstein  abgebildet 
(Fig.  54),  das  bei  der  in  dem  jetzt 
größtenteils  abgetragenen  türkischen  Kastell  befindlichen  Gjugjer-Gjafer- Moschee  lag 
und  dank  der  Verwendung  des  Bürgermeisters  Ali  eff.  Odobasid  dem  Lapidarium 
des  Landesmuseums  einverleibt  wurde.  Es  zeigt,  daß  auch  die  türkische  Zeit  es  an 
besseren  Leistungen  in  ^upanjac  nicht  fehlen  ließ.3) 


Fig.  54.  Stalaktitenkapitäl. 


Karaula. 


Die  merkwürdige  Zusammensetzung  der  Funde,  die  auf  dem  von  Fra  Nui6  würdig 
ausgestatteten,  seit  1875  bestehenden  katholischen  Friedhofe  „Karaula“  gemacht  worden 


*)  Farlati,  Ulyricum  sacrum  II,  S.  173.  Vgl.  o.  S.  173,  Anm.  1. 

2)  Der  Name  kann  nicht  von  drien,  drin,  Kornelkirsche  abgeleitet  werden,  da  dieser  Baum  im 
Duvno  nicht  vorkoinmt. 

3)  Über  die  Bautätigkeit  dieser  Periode  in  Bosnien  und  der  Herzegowina  vgl.  den  schönen  Artikel 
„Baukunst“  von  H.  Kellner  in  „Die  österreichisch-ungarische  Monarchie  in  Wort  und  Bild“  S.  413  ff. 


Patsch.  Archäol.-epigr.  Untersuchungen  zur  Geschichte  der  röm.  Provinz  Dalmatien.  VI.  203 


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waren  — die  zufällige  Abteufung  einer  kleinen  Fläche  hatte  in  bunter  Fülle  römische 
Votiv-  und  Sepulkraldenkmale  und  mittelalterlich-christliche  Architekturstücke  ergeben1) 
— ließ  es,  um  über  die  Bedeutung  dieser  Lokalität  für  die  Topographie  der  Stadt 
wenigstens  einigermaßen  Klarheit  zu  gewinnen,  wünschenswert  erscheinen,  hier  eine  nach 
Tunlichkeit  ausgreifende  Grabung  vorzunehmen.  Das  vorurteilslose  Entgegenkommen  des 
Pfarrherrn  und  der  Katholiken  von  ^upanjac  hat  die  Ausführung  ermöglicht.  Ende 
April  und  Anfang  Mai  1897  konnte  hier  zwischen  frischen,  noch  nicht  berasten  Grab- 
hügeln geschürft  werden.  Ließen  auch  diese  Hindernisse  keine  ins  Detail  gehende 
Orientierung  zu  und  verwehrten  sie  auch  wie  die  Friedhofskapelle  zusammenhängende, 
deutbare  Grundrisse  zu  gewinnen,2)  so  sind  doch  Anhaltspunkte  genug  ermittelt  worden, 
um  jetzt  ein  etwas  bestimmteres  Urteil  über  die  Vergangenheit  der  Karaula  abgeben  zu 
können,  als  es  bei  der  Publikation  der  letzten  Funde  möglich  war. 

Die  im  Süden  und  Westen  der  Kapelle  mit  den  gebotenen  Unterbrechungen  frei- 
gelegten Mauern,  welche  die  gleiche  Ausführung  zeigen  wie  jene  des  Forums,  erweisen 
im  Verein  mit  den  herumliegenden  Falz  und  Hohlziegeln  und  Gefäßbruchstücken  den 
Bestand  römischer  Baulichkeiten  auf  der  Karaula.  Ob  sie  ein  ausgedehntes  Gebäude 
bildeten  oder  ob  sie  in  mehrere  dicht  nebeneinanderliegende  Häuser  zertielen,  ist  jedoch 
unklar  verblieben.  Zu  ihrer  Bestimmung  können  die  hier  früher  gefundenen  und  jetzt 
abermals  vermehrten  Exvotos  an  Armatus,  Diana,  Liber  und  Silvanus  (s.  u.)  ebensowenig 
herangezogen  werden  wie  die  zugleich  zutage  geförderten  Sarkophagteile,  da  die  einen 
wie  die  anderen  Monumente  beim  Baue  der  hier  auf  den  älteren  Ruinen  erstandenen, 
auch  durch  Architekturfragmente  (s.  u.  Nr.  8 — 10)  und  durch  die  einzelnen  Aren  wider- 
fahrene Behandlung  (s.  u.  Nr.  3 und  4)  bezeugten  mittelalterlichen  Kirche  als  Bau- 
material verwendet  worden  sind  (vgl.  Nr.  6),  also  von  einer  anderen  Lokalität  hergebracht 
sein  können.  Ganz  bestimmt  ist  dies  von  den  Sarkophagresten  anzunehmen,  weil  die 
Karaula  noch  im  Weichbilde  der  Stadt  lag,  da  noch  am  Ostabhange  der  sie  tragenden 
Bogen  welle  und  an  deren  Fuße  am  Beginne  der  Ebene  Gebäudereste  sichtbar  sind 
(vgl.  Planskizze,  Fig.  1).  Es  ist  übrigens  auch  nicht  ein  einziger  Sarkophag  ganz  oder 
in  zusammensetzbaren  Bruchstücken  hier  angetroffen  worden,  sondern  immer  wieder  nur 
Teile  von  Deckeln;  auf  Behälter  sind  wir  trotz  der  bedeutenden  Tiefe  der  Grabung 
nirgends  gestoßen.  Die  Grabmale  sind,  wie  bereits  bei  der  ersten  die  Karaula  be- 
treffenden Publikation3)  ausgeführt  wurde,  im  Freien,  wohl  eine  von  ^upanjac  aus- 
gehende Straße  entlang  gestanden. 

Sicher  nach  dem  Untergange  der  Kirche,  möglicherweise  jedoch  auch  schon 
gleichzeitig  mit  ihr  wurde  die  Karaula  nach  dem  Ausweise  großer  monolither  Grab- 
monumente als  Begräbnisplatz  benutzt.  Die  plattenförmigen  Blöcke  liegen  zum  Teil  auf 
den  Mauern.  Einer  derselben  weist  auf  der  Ansichtsfläche  ein  oblonges,  auf  allen  vier 
Seiten  von  Ranken  umgebenes  leeres  Feld  auf;  ein  zweiter  ist  gleichfalls  mit  Ranken 
und  außerdem  mit  Rosetten  geschmückt. 

Die  Gräber,  die  wir  in  großer  Zahl  geöffnet  und  die  ein  reiches  kraniologisches 
Material  für  unsere  anthropologische  Sammlung  geliefert  haben,  sind  ihrer  Form  und 
ihrem  Inventar  zufolge  noch  jünger,  zum  Teile  rezent.  Die  Verwendung  der  Karaula 
als  Friedhof  dauerte  also  lange  an.  Neu  siud  auch  einzelne  Werkstücke,  die  bei  der 
Kapelle  nur  halb  untertag  lagen;  sie  rühren  von  dem  türkischen  Wachthause,  der 
„Karaula“,  her,  das  die  Stelle  der  gegenwärtigen  Kapelle  eingenommen  hatte  und  der 

*)  Diese  Mitteilungen  VI,  S.  220  ff. 

2)  Deswegen  entfällt  hier  die  Veröffentlichung  der  Aufnahmen. 

3)  A.  a.  O.  S.  227. 


204 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


Lokalität  clen  Namen  gab,  die  kurz  vor  der  Okkupation  nach  der  militärischen  Unter- 
brechung infolge  geschickter  Verhandlungen  wieder  Nekropole  wurde. 

Die  neuen  beweglichen  Funde,  denen  wir  zum  guten  Teile  die  wenn  auch  nur  in 
Konturen  gelungene  Rekonstruktion  der  Geschichte  der  Karaula  verdanken,  setzen  sich 
aus  folgenden  Stücken  zusammen: 

1.  Votiv relief  der  Diana  (Fig.  55).  Rechteckige  Tafel  aus  weichem  weißen 
Kalkstein,  links  und  unten  bestoßen,  von  0 44  m Höhe,  0'28  m Breite  und  0 067  m 
Stärke.  In  eingetieftem  Felde  eilt  Diana,  wie  mehr  der  nach  rückwärts  flatternde  Mantel 
als  die  Stellung  der  Beine  andeutet,  nach  rechts,  das  Gesicht  und  den  Oberkörper  dem 
Beschauer  zuwendend.  Mit  sehr  hoch  geschürztem,  gegürtetem,  kurzärmeligem  Chiton 
und  dem  erwähnten  Mantel  bekleidet,  hält  sie  in  der  vorgestreckten  Linken  den  Bogen 
und  greift  mit  der  Rechten  auf  den  Rücken,  um  aus  dem  Köcher  einen  Pfeil  heraus- 
zuziehen. Im  merkwürdigem  Gegensätze  zu  der  Eile  der  Göttin  steht  die  Ruhe  ihrer 
Thiere:  links  liegt,  an  den  Resten  des  Geweihes  erkennbar,  die  Hirschkuh,  rechts  im 
Gegensinne,  den  Kopf  zurückwendend,  ein  Hund.  Ländlich  rohe  Arbeit. 


Fig.  55.  Votivrelief  der  Diana.  Fig-.  56.  Votivrelief  der  Diana  und  des  Silvauus. 

Auf  der  glatten  Basisleiste  war  in  zwei  Zeilen  die  Weihinschrift  einer  Frau  an- 
gebracht; erhalten  ist  nur  . . . lia  vom  Namen  der  Dedikantin  und  die  Formel  l(ibens) 
p(osuit).  Die  Seitenflächen  zeigen  bei  sonst  durchgeführter  Rauhling  gegen  die  Re- 
liefseite zu  einen  1’5  cm  breiten  Saumschlag,  der  aus  der  Mauer,  in  der  das  Bild  einst 
eingelassen  war,  herausragte. 

Dieses  Relief  ist  das  sechste  auf  der  Karaula  gefundene,  Diana  allein  geweihte 
Anathem;  zwei  Reliefs,  zwei  Altäre  und  eine  Inschriftplatte  hatten  uns  bereits  früher 
die  Zufallsfunde  hier  gespendet.  Zum  siebentenmale  wird  sie  im  Verein  mit  Silvan  auf 
dem  folgenden  Relief  vorgeführt.  Diese  Zahl  spricht  für  eine  starke  Verehrung  der 
Göttin  in  Zupanjac. 

2.  Votivrelief  der  Diana  und  des  Silvanus  (Fig.  56).  Der  untere,  stark  be- 
stoßene Teil  einer  Tafel  aus  weichem  weißen  Kalkstein,  0-20  m hoch,  0-305  m breit  und 


Patsch.  Archäol.-epigr.  Untersuchungen  zur  Geschichte  der  röm.  Provinz  Dalmatien.  VI. 


205 


0 082  m stark.  In  ungleichmäßig'  eingetieftem  Felde  stehen  zwei  Gestalten  in  Vorder- 
ansicht, von  denen  jeder  ein  Tier  in  korrespondierender  Situation  jenseits  heigegeben 
ist:  rechts  liegt  nach  rechts  eine  Ziege,  links  nach  der  entgegengesetzten  Seite  eine 
Hirschkuh,  die  den  mit  deutlichem  Geweih  geschmückten  Kopf  zurückgewendet  und 
erhoben  hat,  also  auf  die  vor  ihr  stehende  Gottheit  geäugt  hatte,  welche  dadurch  als  Diana 
gekennzeichnet  wird.  Sonst  vermag  man  bei  der  weitgehenden  Zerstörung  von  den 
die  Göttin  charakterisierenden  Äußerlichkeiten  nur  noch  an  dem  besonders  linker  Hand 
deutlichen  Bausch  die  hohe  Schürzung  des  Chitons  zu  erkennen.  Ihr  rechter  Arm  war 
gesenkt.  Bei  der  Bestimmung  der  zweiten  Figur  ist  man  nicht  lediglich  auf  das  Tier 
angewiesen:  die  Bildung  des  Unterleibes  und  der  Füße  erklärt  sie  für  Silvan.  Von 
seinen  Attributen  ist  unter  den  Fingern  des  gesenkten  linken  Armes  das  Ende  des 
Pedums  erhalten.  Was  der  gleichfalls  gesenkte  rechte  Arm  tat,  läßt  sich  nicht  mehr 
sagen;  die  Syrinx  oder  eine  Weintraube  hielt  er  jedoch  nicht.  Das  zweigähnliche  Ge- 
bilde längs  des  Armes  ist  durch  Bestoßung  und  Absplitterung  entstanden.  Die  Arbeit 
ist  besser  und  mit  größerem  Verständnis  als  in  Nr.  1 ausgeführt.  Die  Seitenflächen  sind 
in  der  nämlichen  Weise  wie  dort  behandelt;  also  auch  dieses  Relief  schmückte  eine 
Wand. 

Diana  und  Silvanus  erscheinen  hier  zum  erstenmale  in  Dalmatien  vereint;  sonst 
ist  diese  Verbindung  des  wesensähnlichen  Paares  wie  für  Rom1)  so  auch  für  andere 
Provinzen  bezeugt  gewesen,  vgl.  z.  B.  CIL.  III  1154  = 7775  aus  Apulum:  Silvano 
Silvestri  et  Dianae  M.  Aurel.  Comat.  Super. 

3.  Kultara  (Fig.  57)  aus  weichem  weißen  Kalkstein  mit  hohem,  aber  schwach  aus- 
ladendem Deck-  und  Fußgesimse  auf  den  beiden  Seitenflächen  und,  wie  kleine  Reste 
zeigen,  auf  der  Vorderseite.  Auf  dem  Deckgesimse 
ruhten  flache  Seitenakroterien  auf.  Die  Ansichtsfläche 
ist  bis  auf  einen  ganz  kleinen  Teil  über  dem  Fuß- 
gesimse absichtlich,  ohne  jeden  technischen  Zweck 
abgeschlagen  worden.  Daraus  ist  zu  ersehen,  daß  die 
Ara  nicht  anepigraph,  sondern  mit  einer  Inschrift  ver- 
sehen war,  die  später  Anstoß  erregt  hat.  Die  Inschrift 
ist,  nach  der  kleinen  Fläche  zwischen  den  profilierten 
Teilen  und  dem  erhaltenen,  unbeschriebenen,  ziemlich 
hoch  hinaufreichenden  Reste  des  Inschriftsfeldes  zu 
urteilen,  kurz,  etwa  dreizeilig  gewesen.  Die  Mitte  der 
oberen  Fläche  nimmt  eine  flache  Patera  ein.  Sie  war 
von  einem  seicht  eingerissenen  Quadrate  eingeschlossen, 
dessen  jede  Ecke  ein  kleines,  von  einem  Kreise  umge- 
benes Loch  ausfüllte.  Die  Eintiefungen  hatten  vermut- 
lich die  Bestimmung,  den  Füßen  eines  beim  Opfer  be- 
nutzten Metallgestelles  Halt  zu  bieten.  In  der  Mitte  der 
Standfläche  ist  eine  halbkugelförmige,  gerauhte,  (M)8  m 
ins  Innere  reichende  Austiefung  von  0'205  m Durch- 
messer ausgearbeitet,  die  zur  Befestigung  der  Ara  auf 
einer  Basis  diente.  Die  Rückseite  ist  mit  Sorgfalt  ge- 
glättet; die  Ara  stand  also  frei.  Die  Höhe  beträgt  0‘485  m,  die  Breite  am  Gesimse 
0-335  m,  sonst  0-29  m,  die  Stärke  am  Gesimse  0’27  m (jetzt),  sonst  0-254  m (ursprünglich). 


Piff.  57.  Kultara. 


*)  Vgl.  Th.  Birt,  Roschers  Mythologisches  Lexikon  s.  v.  Diana,  Sp.  1005. 


206 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


4.  Votivara  (Fig.  58)  aus  weichem  weißen  Kalkstein  mit  schwach  ausladendem 
Deck-  und  Fußgesimse  auf  den  beiden  Seitenflächen.  In  der  oberen  Gliederung  sind 
belebtere  Seitenakroterien  angestrebt  worden.  Die  Vorderseite  wurde  wie  in  Nr.  3 ab- 
sichtlich beschädigt,  hier  jedoch  so,  daß  sie  mit  einem  Metallinstrumente  glattgeschnitten 
wurde,  was  bei  der  Weichheit  des  Steines  leicht  ausführbar  war.  Die  Verletzungen  an 
den  oberen  Ecken  sind  dagegen  durch  Sturz  verursacht.  Die  Oberfläche  zierte  eine 
erhabene  Scheibe,  in  die  mit  dem  Zirkel  eine  Rosette  eingezeichnet  war.  Die  Rückseite 
zeigt  hier  eine  gröbere  Behandlung  als  auf  Nr.  3.  Die  Höhe  beträgt  0 47  m,  die  Breite 
0'315  m am  Gesimse,  sonst  0-24  m,  die  Stärke  jetzt  0T8  m. 


Fig.  58.  Votivara. 


Fig.  59.  Bruchstück  eines  Sarkophagdeckels. 


Fig.  00.  Bruchstück  eines  Sarkophagdeckels. 


5.  Bruchstück  von  der  linken  Ecke  der  Vorderseite  eines  Sarkophagdeckels 
aus  weichem  weißen  Kalkstein  (Fig.  59);  links  ein  Rest  des  Seitenakroterions;  0T3to 
hoch,  0 30  m breit  und  0*  1 7 m stark.  Die  Mitte  des  Giebels  nahm  ein  von  senkrecht 
kannelierten  Säulen  getragener  Bau  ein,  in  dem  eine  Amphora  stand.  Auf  den  Seiten 
war  der  Mitte  zugekehrt  je  ein  springender  Delphin  angebracht;  die  Fläche  unter  dem 
Tiere  belebte  eine  aus  konzentrischen  Kreisen  bestehende  Scheibe.  Das  Verständnis 
des  Fragmentes  wird  gefördert  durch  zwei  bereits  früher  auf  der  Karaula  gefundene 
analoge  Monumente,  vgl.  diese  Mitteilungen  VI,  S.  228  f.,  Fig.  47  und  48. 

6.  Zwei  aneinanderschließende  Bruchstücke  von  der  rechten  vorderen  Ecke  eines 
Sarkophagdeckels  (Fig.  60)  aus  weichem  weißen  Kalkstein;  links  und  oben  am 
Seiten akroterion  als  Werkstück  glatt  zugerichtet;  0T6  m hoch,  0T25  m breit  und  0'61  m 
lang.  Die  Vorderseite  bildete  einen  sanft  ansteigenden  Giebel  mit  glatten  Schrägen  und 
Dentikuli  unter  denselben.  Letztere  wiederholen  sich  unter  dem  Epistyl  und  setzen 
sich  von  da  auf  der  Langseite  des  Deckels  fort;  sie  stellen  die  Köpfe  der  Dachpfetten 
und  Deckbalken  der  hier  in  Stein  imitierten  Holzkonstruktion  dar.  Auf  dem  Epistyl 
stand  seine  ganze  Höhe  einnehmend  eine  einzeilige  Inschrift,  deren  Buchstaben  rot 
gefärbt  waren.  Erhalten  ist  nur  der  Schluß  HS.  Der  Buchstabenrest  rührt  allem  An- 
scheine nach  von  einem  F her;  ob  dem  S noch  ein  kleiner  gebildeter  Buchstabe  folgte, 


Patsch.  Archäol.-epigT.  Untersuchungen  zur  Geschichte  tler  röm.  Provinz  Dalmatien.  VI.  207 


läßt  sich  nicht  ermitteln.  Keine  Interpunktion.  Wohl  f(ecit);  h(ic)  s(itus)  oder  s(ita). 
Das  Akroter  war  mit  vertikalen  Rillen  verziert.  Auf  der  Langseite  des  Deckels  wird 
die  Fläche  oberhalb  der  Zahnschnitte  durch  einfach  profilierte,  langgestreckte  Füllungen 
belebt.  Dieses  Stück  gliedert  sich  wie  auch  das  folgende  Fragment  den  bereits  früher 
auf  der  Karaula  gefundenen  Sarkophagteilen  in  völliger  Übereinstimmung  an. 

7.  Bruchstück,  wahrscheinlich  von  der  linken  hinteren  Ecke  eines  Sarkophag- 
deckels aus  weichem  weißen  Kalkstein;  vorne,  rechts  und  unten  abgearbeitet;  0T7  m 
hoch,  0-205  m breit  und  0'205  m lang.  Auf  der  linken  Seite,  also  auf  der  Langseite  des 
Deckels,  sin,d  ein  Teil  einer  einfach  profilierten,  langgestreckten  Füllung  (vgl.  Nr.  6)  und 
zwei  kleine  ornamentale  konzentrische  Kreise  erhalten. 

8.  Säulenkapitäl  (Fig.  61)  aus  weichem  weißen  Kalkstein,  unten  abgebrochen. 
Auf  einem  aus  zwei  horizontal  gerieften  Wülsten  und  einer  Hohlkehle  bestehenden  Hals- 

ge- 
öffneten Schwingen,  die  eine  3‘5  cm  starke,  auswärts  in 
der  unteren  Hälfte  schräg,  in  der  oberen  horizontal  ge- 


riefte Platte  tragen.  Diese  hat  die  Form  eines  sphäri- 
schen Quadrates  von  0T8  m Seite  mit  halbkreisförmigen 
Ansätzen  an  den  eingezogenen  Stellen.  Ilme  Oberfläche 
ist  durch  Rillen  gevierteilt,  in  deren  Schnittpunkte  ein 


gliede  stehen  in  starkem  Relief  vier  Vögel  — es  sind  wohl  Adler  gemeint  — mit 


Fig.  61.  Säulenkapitäl. 


Fig.  62.  Bruchstück 
eines  Säulenschaftes. 


Fig.  63.  Bruchstück 
eines  Kandelabers. 


rundes,  0105  m tiefes  Loch  von  3-2  cm  Durchmesser  ausgebohrt  ist.  Dasselbe  hatte  zur 
Aufnahme  der  Spindel  gedient,  als  die  Säule  (s.  u.)  auf  der  Drehbank  abgedreht  wurde. 
Die  maschinelle  Bearbeitung  läßt  auch  die  präzise  Ausführung  der  Hohlkehle,  der  Wülste 
und  ihrer  Riefelung  erkennen.  Die  Höhe  des  Kapitals  beträgt  0-325  m,  der  Durchmesser 
des  unteren  Wulstes  0T55  m.  Zu  der  nämlichen  Säulengattung  gehört  wegen  des 
gleichen  Durchmessers  und  der  entsprechenden  Ornamentierung  das  oben  und  unten 
abgeschlagene,  nur  zur  Hälfte  erhaltene,  0-13  cm  hohe  Säulenbruchstück  Fig.  62.  Es 
dürfte  der  Profilierung  nach  als  das  untere,  den  Übergang  zur  Basis  bildende  Ende 
des  Säulenschaftes  aufzufassen  sein.  Die  untere  Fläche  kreuzten,  analog  den  Rillen  auf 
der  Platte  in  Fig.  61,  zwei  eingetiefte  Durchmesser  in  rechtem  Winkel,  und  in  ihrem 
Zentrum  war  ein  konisches,  etwas  mehr  als  0T0  m tiefes  Loch  von  2‘3  cm  Durchmesser 
ausgebohrt,  welches  in  Zusammenhalt  mit  der  korrespondierenden  Ausbohrung  auf  dem 
Abakus  des  Kapitals  die  Annahme  rechtfertigt,  daß  Kapitäl  und  Schaft  aus  einem 
Stücke  hergestellt  waren. 

9.  Bruchstück  vom  Kopfe  eines  Kandelabers  (Fig.  63)  aus  weichem  weißen 
Kalkstein,  0-19  m hoch,  mit  halbkugelförmigem  abgeplatteten  Abschlüsse  und  horizon- 


208 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


Fig.  64.  Säule. 


Fig.  65.  Bruchstücke  von  Füllungsplatten. 


talen,  auf  der  Drehbank  hergestellten,  bandartigen  Gliederungen,  von  denen  die  oberste 
augenscheinlich  ein  Loch  umkreiste  und  damit  die  dem  Stücke  gegebene  Benennung 
rechtfertigt.  Den  Übergang  zum  Schafte  bildete  nach  einer  scharfen  Unterschneidung 
ein  kräftiger  profiliertes  Halsglied. 

Bei  dieser  Gelegenheit  sei  ein  Versehen  richtiggestellt,  das  bei  der  Wiedergabe 
einer  aus  derselben  Kirche  stammenden  Säule  in  diesen  Mitteilungen  VI,  S.  234,  n.  24 

untex-laufen  ist.  Sie  ist  (vgl. 
Fig.  64)  kein  Bruchstück,  son- 
dern bis  auf  kleinere  Be- 
stoßungen der  einen  Lager- 
fläche vollständig  erhalten. 
Die  geringe,  0'47  m betra- 
gende Höhe  zeigt,  daß  sie 
nicht  ein  Architekturstück  des 
Baues  selbst  war;  sie  für  ein 
Glied  der  das  Presbyterium 
abschließenden  Balustrade  zu 
halten , verwehrt  wiederum 
ihr  zu  großer  Durchmesser 
(0T45  m).  Am  ehesten  dürfte 
sie  der  auf  einer  Basis  auf- 
ruhende Träger  eines  Beckens 
gewesen  sein. 

10.  In  Fig.  65  sind  kleine 


Bruchstücke  von  Füllungs- 
platten vereinigt,  die  außer 
Rosetten  und  Ranken  auch 
animalische  Motive  zeigen. 

11.  Bruchstücke  von  Ton- 
gefäßen, von  denen  zwei  Rand- 
stücke, Fig.  66  und  67,  aus 
dem  gleichen  Ton  wie  oben 
Fig.  8,  9,42  und  43  bestehend, 
durch  ihr  kräftiges  Profil  auf- 
fielen. 

12.  Kleine  Fragmente 
von  Glasgefäßen  und  defor- 
mierten Bleies. 

13.  Beschädigte,  am  Kopfe  verbogene  Spät-La  Tene-Fibel  aus  Bronze  (Fig.  68), 
deren  Typus  bei  uns  bis  jetzt  nur  in  drei  eisernen  Exemplaren  in  D.  Laminci,  Bezirk 
Bosn.-Gradiska,  nachgewiesen  war.1) 

Beim  Absuchen  der  Umfassungsmauern  des  Friedhofes  wurde  ein  0225  m hoher, 
0-055  m breiter  und  0T5  m starker  Mauerstein  gefunden,  welcher  auf  der  geglätteten 
Kopfseite  einen  Teil  eines  zweizeiligen  Graffito  bewahrt  (Fig.  69).  Die  wenigen  Buch- 
staben gestatten  keine  Deutung. 


Fig-.  66  uncl  67.  Randstücke  von  Tongefäßen. 


Fig.  68.  Spät-La  Tene-Fibel  aus  Bronze. 


Fig.  69. 
Graffito. 


0 Truhelka,  Glasnik  1901,  S.  20,  Fig.  6 und  7. 


Patsch.  Archäol.-epigr.  Untersuchungen  zur  Geschichte  der  röm.  Provinz  Dalmatien.  VI.  209 


Wie  ein  jeder  durch  eine  Grabung  bedingter  längerer  Aufenthalt  auch  die  Kenntnis 
der  weiteren  Umgebung  der  Arbeitsstätte  fördert,  so  kam  auch  die  Kampagne  in  rZu- 
panjac  den  anderen  am  Duvanjsko  polje  gelegenen  Ortschaften  zustatten.  Die  ländliche 
Bevölkerung  wurde  auf  dem  Markte,  vor  der  Kirche  oder  noch  besser  auf  dem  Gra- 
bungsplatze selbst  ausgefragt  und  auf  die  Bedeutung  sonst  gering  geachteter  Funde 
aufmerksam  gemacht;  an  arbeitsfreien  Tagen  war  es  dann  möglich,  die  erhaltenen  Nach- 
richten zu  überprüfen.  Der  Ertrag  dieser  Exkursionen  sowie  einer  späteren  Periegese 
verteilt  sich  auf  folgende  Orte. 

In  der  von  Radimsky,  diese  Mitteilungen  IV,  S.  156  in  dem  Riede  Kratine  njive 
(nicht  Krotine)  nachgewiesenen  römischen  Ansiedlung  von 


Eininovo  selo 


gelang  es,  eine  Ziegelei  zu  ermitteln. 

Auf  der  am  linken  Ufer  des  Djevojkabaches  gelegenen  Lokalität  Seline  stieß  im 
März  1900  Marko  Dilber  beim  Lehmgewinnen  0'60  m untertag  auf  Ziegel.  Da  sie  sich 
für  die  Pflasterung  des  Herdes  als  trefflich  geeignet  erwiesen,  war  der  Fund  in  kürzester 
Zeit  beinahe  ganz  ausgeplündert  und  jetzt  besitzen  sämtliche  Häuser  von  Eminovo  selo 
Feuerstätten,  auf  welche  die  Bäuerinnen  nicht  wenig  stolz  sind.  Auf  der  Fundstelle 
sind  jedoch  noch  genügende  Merkmale  verblieben,  daß  ich  daselbst  mit  ihrer  Hilfe  und 
gestützt  auf  die  Mitteilungen  der  Bauern  am  2.  Juni  1901  den  erwähnten  Ziegelofen  mit 
Sicherheit  feststellen  konnte.  Folgende  Beobachtungen  waren  dabei  maßgebend.  Bei 
den  Schürfungen  wurden  keinerlei  Mauerzüge  und  Mörtelspuren,  sondern  aus- 
schließlich Ziegel,  Falz-  und  Hohlziegel,  angetroffen;  sie  lagen  in  mehreren  Schichten 
aufeinander.  An  der  Peripherie  der  Anlage  sah  ich  Knollen  verbrannten  Lehms  herum- 
liegen. Gutes  Lehmmaterial  steht  in  unmittelbarer  Nähe  an.  Viele  Ziegel  waren  ver- 
zogen, mehrere  aufgelesene  überbrannt;  sie  waren  augenscheinlich  der  Ausschuß. 
Stempel  wurden  nicht  vorgefunden. 

Für  die  vorrömische  Zeit  von 


Iovi 

inturb(ato)? 


Letlta 

kommt  zu  dem  von  Radimsky  a.  a.  O.  S.  147 
beschriebenen,  im  Norden  des  Dorfes  gelegenen 
Wallbaue  „Gradina“  eine  Andeutung  über  die 
Wohnplätze  dieser  Periode  neu  hinzu.  Beim 
Hause  des  Mijo  Majic-Rados  wurden  im 
Sommer  1898  fünf  leichtgebrannte,  horizontal 
durchlochte  Zettelstrecker  aus  lichtbraunem,  mit 
feinem  Sand  durchsetztem  Ton  gefunden.  Alle 
haben  die  gleiche  Foi’m  einer  vierseitigen  Py- 
ramide und  sind  sämtlich  unverziert.  Nur  in 
der  Größe  und  Schwere  variieren  sie  etwas 
und  drei  haben  geglättete  Seitenflächen.  In 

unserem  Bezirke  sind  solche  Webstuhlgewichte  von  den  Gradinas  von  Mesihovina  und 
Zidine  bekannt  gewesen;1)  außerdem  wird  unten  S.  214  ein  Exemplar  aus  Boröani 
verzeichnet. 


Fig.  70.  Bruchstück  einer  Ara. 


*)  Vgl.  Radimsky  a.  a.  O.  S.  145  und  150. 
Band  IX. 


14 


210 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


Dieselbe  gutgewählte  Stelle  war  auch  in  der  folgenden  Zeit  besiedelt,  denn  un- 
mittelbar neben  dem  Hause  des  genannten  Majic  sind  römische  Mauerzüge  sichtbar, 
aus  denen  ein  Schwellenstein  herausgerissen  wurde,  und  aus  der  allernächsten  Um- 
gebung stammt  das  Bruchstück  Fig.  70  von  der  oberen  Seite  eines  Altars,  das  von 
Maji6  dem  Landesmuseum  überlassen  wurde.  Es  ist  übel  genug  zugerichtet.  Das 
Deckgesims  ist  samt  dem  größten  Teile  der  Rückseite  abgeschlagen;  von  der  Inschrift 
sind  nur  mehr  zwei  Zeilen  ganz,  von  der  dritten  bloß  undeutliche  Köpfe  einiger  Buchstaben 
erhalten. x)  Im  Gegensätze  zu  den  geglätteten  Seitenflächen  ist  die  Oberfläche  tief  ge- 
rauht; darnach  trug  die  kleine  Ara  — sie  ist  0235  m breit,  0T85  m stark  und  hat  jetzt 
eine  Höhe  von  0335  m — ein  Anathem  oder  diente  sie  Kultzwecken.  Das  vorgeschlagene 
Epitheton  inturbatus  ist  sonst  nicht  bezeugt,  vgl.  I.  B.  Carter,  De  deorum  Rom.  cogno- 
minibus  quaestiones  selectae  und  Epitheta  deorum  quae  apud  poetas  latinos  leguntur. 

Unterhalb  des  Hauses  des  Mijo  Majic  zog  Mara  Bosnjak  aus  dem  Flusse  Suica 
das  Bruchstück  Fig.  71  von  der  linken  oberen  Ecke  einer  Platte  aus  Kalkstein  heraus. 

Es  ist  rückwärts  glatt,  oben  rauh  und  seitwärts  von  vorne  nach 
hinten  abgeschrägt.  Die  Platte  war  dai’nach  in  einer  Mauer 
eingelassen.  Das  flach  vertiefte,  von  einem  einfachen  Rahmen 
umschlossene  Inschriftfeld  hat  dadurch  etwas  gelitten,  daß  der 
Stein  beim  Wäschewaschen  als  Schemel  benützt  wurde.  Die 
Höhe  beträgt  0' 355  m,  die  Breite  0335  m und  die  Stärke  O 103  rn. 
Die  Buchstaben  sind  regelmäßig  eingeschnitten.  In  Zeile  1 ist 
A nicht  mit  T ligiert;  der  kurze  Horizontalbalken  dient  nur  zur 
Verzierung  des  Buchstabens.  In  Zeile  2 stand  wohl  viv [us]  oder 
viv[a] ; in  Zeile  3 sind  die  Reste  eines  M erhalten.1 2) 

Gegenüber  dieser  Fundstelle  liegt  auf  dem  rechten  Suicaufer 
der  Ried  Milicusa.  Hier  wurde,  wie  am  2.  Juni  1901  festgestellt 
werden  konnte,  der  in  mehrfacher  Hinsicht  interessante,  oben  S.  190,  Anm.  3 erwähnte 
Grabstein  der  drei  in  Pannonien  gefallenen  Bewohner  von  Alt-Letka  im  Jahre  1886 
oder  1887  von  Marko  Bacak  auf  seinem  Felde  ausgeackert.  Er  lag  dann  als  Stütze 
eines  Fasses  in  Letka,  wo  er  von  Fra  Nuic  gefunden  und  nach  Zupanjac  überführt 
wurde,  von  wo  er  im  Jahre  1893  in  das  Landesmuseum  gelangte.  Unter  dem  Steine 
soll  sich  ein  Steinkistengrab  befunden  haben.  Außerdem  wurde  mir  erzählt,  daß  auf 
demselben  Acker  „eine  quadratische  Steinkiste  von  der  Länge  und  Breite  eines  Schirmes“ 
zutage  gefördert  worden  sei,  „die  ganz  mit  Kohle  angefüllt  war“.  Sie  wurde  als  Trog 
verwendet  und  ist  jetzt  verschwunden.  Es  handelte  sich  hier  offenbar  um  ein  Ossua- 
rium.  Ferner  will  man  ebenda  eine  „beschriebene  Platte“  untertag  bemerkt  haben. 
Wegen  des  hochstehenden  Getreides  war  es  mir  nicht  möglich,  eine  Grabung  vorzu- 
nehmen; sie  wird  bei  günstiger  Gelegenheit  auszuführen  sein,  da  wir  es  hier  allem 
Anscheine  nach  mit  einer  Nekropole  oder  mit  einer  von  Grabmonumenten  umsäumten 
Straße  zu  tun  haben.  Bemerkenswert  ist,  daß  sich  diese  Reste  so  weit  in  der  Ebene 
befinden;  gegenwärtig  liegen  die  Ansiedlungen  unmittelbar  am  Fuße  der  Randhöhen. 

Eine  andere  Fundstelle  ist  das  Feld  des  Ivan  StipiA  Dieser  ackerte  hier  außer 
anderen  bereits  verworfenen  Gegenständen  ein  032  m hohes,  063  m breites  und  038  m 
langes,  durch  den  Pflug  stark  verstümmeltes  Bruchstück  von  der  Vorderseite  eines 
Sarkophagdeckels  aus,  den  Seitenakrotei’ien  geziert  haben.  Unten  sind  noch  Reste  des 


Fig.  71.  Bruchstück 
einer  Platte. 


1)  Vgl.  jetzt  auch  CIL.  III  14976 s. 

2)  Jetzt  auch  CIL.  III  14976 8. 


Patsch.  Archäol.-epigr.  Untersuchungen  zur  Geschichte  der  röm.  Provinz  Dalmatien.  VI.  211 


Falzes  erhalten.  Die  Mitte  cles  Giebelfeldes  nahm  eine  Rosette  ein;  rechts  von  ihr  sind 
schräg  von  oben  nach  unten  die  drei  Buchstaben  TIS  roh  eingeschnitten.  Sie  sind 
sicher  alt. 

Mitten  im  Duvanjsko  polje  liegt  auf  dem  dem  Mostarer  Bischof  gehörigen  Acker 

Mrkocela 

ein  großer,  stark  bestoßener  Kalksteinblock,  dessen  Schmalseiten  in  einem  eingetieften, 
von  einem  profilierten  Rahmen  und  von  Ranken  umgebenen  Felde  je  eine  Attisfigur 
in  der  typischen  Tracht  und  Haltung  zeigen.  Eine  Inschrift  ist  nicht  zu  erkennen.  Die 
Umwohner  erzählen  geheimnisvoll,  man  hätte  bereits  mehreremale  den  Stein  zu  heben 
versucht;  jedesmal  sei  aber  ein  so  gewaltiger  Sturm  ausgebrochen,  daß  die  kühnsten 
Leute,  für  das  Leben  fürchtend,  flüchten  mußten. 

Oberhalb 

Srgjani 

wird  an  der  von  Ballif,  Römische  Straßen  in  Bosnien  und  der  Hercegovina  I,  S.  29 
notierten,  aus  Spurrillen  erschlossenen  Straße  ein  „Meilenstein“  gezeigt.  Es  ist  dies 
jedoch  nur  eine  niedrige  Felsbank,  die  an  einer  Stelle  mit  dem  Hammer  geebnet  wurde; 
von  einer  Inschrift  ist  nicht  die  leiseste  Spur  vorhanden.  Ich  notiere  dies,  um  manchen 
vor  Zeitverlust  zu  bewahren. 

In 

Kongo  ra 

sind  sehr  ausgedehnte  starke  Mauerzüge,  wie  es  scheint,  einer  Befestigung  übertag  er- 
kennbar. Ein  Turm  derselben  ist  in  den  Fundamenten  des  Hauses  Kofcic  im  Grund- 
riß erhalten;  er  verlor  erst  vor  wenigen  Dezennien  beim  Baue  des  Gebäudes  einen 
bedeutenden  Teil  des  Aufgehenden.  Zu  dieser  Anlage  führte,  wie  man  an  einigen 
Resten  noch  ganz  deutlich  sieht,  eine  gemauerte  Wasserleitung  von  der  Quelle  £ensko 
vrilo,  die  auf  dem  unmittelbar  hinter  der  Befestigung  ansteigenden  Bergrücken  Ljubusa 
zutage  tritt. 

Auch  auf  den  Plätzen  „mejdan“  und  „zidine  povrh  podvornica“  konnten  wir,  Fra 
Ludwig  Rados  und  ich,  Gebäudesubstruktionen  konstatieren;  ebenso  auf  der  Ljubusa, 
wo  die  Ruinenstätte  Tocilo  heißt.  Dort  ausgebrochene  Stücke  sehr  guten  Betonestrichs 
sahen  wir  im  Hause  des  Iko  Bartuli6. 

Borcani. 

Das  bereits  von  Ballif1)  und  Radimsky2)  als  römische  Ortschaft  vermutete  Dorf 
Boröani  ist  dank  einer  Reihe  günstiger  Zufälle  unsere  zweitgrößte  Fundstelle  innerhalb 
des  Beckens  von  /''iupanjac  geworden.  Nordwestlich  von  den  ersten  Häusern  des  Ortes 
ziehen  sich  am  Fuße  der  Lib  planina  zwei  Parzellenkomplexe  hin,  welche  die  bezeich- 
nenden Namen  Seline  und  Kamenice  führen.  Die  erstere,  dem  Bergabhange  näher  ge- 
legene Lokalität  war  schon  als  Fundstelle  des  in  dem  I.  Hefte  der  „Römischen  Straßen 
in  Bosnien  und  der  Hercegovina“  S.  61  nach  einer  Photographie  veröffentlichten  Grab- 


*)  A.  a.  0.  S.  28. 

2)  A.  a.  O.  S.  161  f. 


14* 


212 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


steinbruchstückes  bekannt.  Bei  der  Lesung  wie  bei  der  Beschreibung  desselben  sind 
Versehen  unterlaufen,  die  hier  richtiggestellt  werden. 

1.  Unterer  Teil  eines  Blockes  (Fig.  72),  oben  vom  Pfluge  gefurcht,  0'28  m hoch, 
059  m breit  und  0515  m stark.  Die  Seitenflächen  sind  glatt,  die  Rückseite  ist  ver- 

schliffen.  Die  Vorderseite  nimmt 
ein  eingetieftes,  von  einem  profi- 
lierten Rahmen  und  einer  Blatt- 
bordüre umgebenes  Inschriftfeld 
ein.  Die  beiden  Zeilen  sind  nicht, 
wie  ich  früher  auf  Grund  der  Pho- 
tographie vorgeschlagen  hatte  . . . 
Victjori  [ ma(ter )?]  f(ilio)  pien - 
tissi(mo),  sondern  wohl  . . . sorjori 
me(a)e  pientissi(mae)1)  zu  lesen. 

Der  Stein  lag  bis  jetzt  vor 
dem  Hause  des  Philipp  Majid,  der 
ihn  auf  seinem  Grundstücke  in 
Seline  gefunden  hatte.  Herr  Bezirksvorsteher  A.  Baron  Schweiger-Lerchenfeld 
hat  es  übernommen,  ihn  wie  auch  n.  2 und  4 in  das  Bezirksamt  von  ^upanjac  überführen 
zu  lassen,  da  der  Transport  ins  Landesmuseum  dermalen  mit  großen  Kosten  ver- 
bunden wäre. 

Auf  der  nämlichen  Fundstelle  gelang  es  Majic  auch  noch  folgende  Monumente 
zu  heben,  die  ich  gleichfalls  bei  ihm  am  3.  Juni  1901  vorgefunden  habe. 


Fig.  72.  Unterer  Teil  einer  Basis. 


Fig.  7 3.  Sarkophag  aus  Kalkstein. 


2.  Großer  monolither,  für  zwei  Personen  bestimmter  Sarkophag  (Fig.  73  und  74); 
oben  frisch  abgeschlagen  und  sonst  durch  Sprünge  beschädigt.  Der  Behälter  ruht  auf 
einer  auf  der  Vorderseite  und  den  beiden  Seitenflächen  vorspringenden  Plinthe.  Die 
Wände  sind  ungleich  stark  (O’jLl,  0T15,  0T6  und  0T7  m).  Die  Vorderfläche  nimmt  ein 
l’78m  langes  und  0-53  in  hohes  leeres  Feld  ein,  das  ein  profilierter  Rahmen  und  eine 
Bordüre  umschließen.  Letztere  besteht  auf  der  Langseite  aus  dichtgereihten  gegen- 
ständigen Blättchen,  auf  den  Schmalseiten  aus  Weinranken.  Die  Seitenflächen  sind  glatt, 


l)  Darnach  auch  CIL.  III  12811,  vgl.  p.  2328 122. 


Patsch.  Archäol.-epigr.  Untersuchungen  zur  Geschichte  der  röm.  Provinz  Dalmatien.  VI.  213 


während  die  Rückseite  nur  roh  zugerichtet  wurde,  was  darauf  hinweist,  daß  der  Sar- 
kophag an  der  Wand  einer  Kammer  stand,  über  deren  Eingang  wohl  die  hier  fehlende 
Inschrift  angebracht  war.  Einen  solchen  Baa  lassen  auch  die  mitgefundenen  Säulen- 
reste vermuten.  Das  Innere  des  Behälters  ist  recht  roh;  an  den  Schmalseiten  ist  je 
eine  niedere  bankartige  Erhöhung  ausgearbeitet,  die  als  Unterlage  der  Köpfe  der  hier 
Bestatteten  diente.  Die  Maße  sind  mit  Ausnahme  der  1-29  m betragenden  Tiefe  aus 
Fig.  74  zu  ersehen. 


3.  Linke  Seite  des  Giebels  eines  Grabmonumentes.  Das  von  einem  profilierten 
Rahmen  umgebene  Feld  schmückt  ein  langes,  sauber  gearbeitetes  Blatt.  Eingemauert 
über  einem  Fenster  des  Hauses  des  Majib. 

4.  Bruchstück  von  der  unteren  Seite  eines  Blockes  (Fig.  75),  0’24  m hoch,  044  m 
breit  und  0 63  m stark.  Eine  Seite  ist  ornamentiert:  je  ein  durch  sich  kreuzende 
Diameter  und  Kreisabschnitte  belebter  Kreis 
nimmt  die  Seiten  ein,  während  die  Mitte  ein 
Halbkreis  und  ein  einem  Schlüsselloch  ähnliches 
Motiv  schmücken.  Das  Fragment  rührt,  da 
es  ausschließlich  mit  Grabsteinbruchstücken 
zusammengefunden  wurde,  wohl  ebenfalls  von 
einem  Sepulkralmonumente  her.  Es  ist  jetzt 
in  einer  Ecke  des  Schweinstalles  des  Majic 
eingemauert. 

Zu  diesen  von  der  älteren  Fundstätte  stam- 
menden Denkmalen  kommen  nun  folgende  hinzu,  die  1901  in  dem  oben  erwähnten  Nach- 
barriede Kamenice  erschürft  und  ins  Landesmuseum  gebracht  wurden.  Mitte  Mai  waren 
die  Brüder  Joko  und  Ivan  Majic  damit  beschäftigt,  die  auf  ihrem  Grundstücke  aus 
dem  Boden  ragenden  Steine  auszugraben,  um  die  Ackerung  zu  erleichtern.  Dabei  kam 
das  Fragment  n.  3 zum  Vorschein.  Durch  diesen  Fund  angeregt,  gruben  sie  weiter  und 
tiefer.  Auf  einer  Fläche  von  4’50  : 4’30  m und  bis  zu  0'80  m untertag  legten  sie  nun  den 
nahezu  unversehrten  Grabstein  n.  2,  mehrere  ornamentierte  Bruchstücke  und  eine  Mauer 
bloß.  Daraufhin  wurde  die  weitere  Nachforschung  Anfang  Juni  vom  Landesmuseum 
in  die  Hand  genommen,  die,  von  dem  damaligen  Bezirksvorsteher  von  ^upanjac,  Herrn 
Anton  Baron  Schweiger- Lerchenfeld,  nachhaltig  unterstützt,  folgendes  Resultat  ergab. 


Fig.  75.  Bruchstück  eines  Grabmonumentes. 


214  I.  Archäologie  und  Geschichte. 

Auf  der  Fundstelle  bestand  ein  Gebäude,  zu  dessen  Erbauung  zahlreiche  römische 
Grabmonumente  ganz  oder  in  Bruchstücken  verwendet  worden  waren.  Nach  der  Zer- 
störung desselben,  die  jetzt  soweit  vorgeschritten  ist,  daß  wir  die  aus  in  Kalkmörtel 
gelegten  Bruchsteinen  bestehenden,  im  Fundament  0-68  m,  im  Aufgehenden  0'585  m 
starken  und  0‘40m  hohen  Mauern  nicht  mehr  in  ihrem  Verlaufe 
feststellen  konnten,  wurden  hier  Bestattungen  vorgenommen.  In  einer 
Ecke  stießen  wir  auf  zwei  Gräber,  die  gleichartig  aus  zwei  dach- 
förmig aneinandergelehnten,  L97  m langen,  074  m breiten  und  0T2  m 
starken  Kalksteinplatten  bestanden.  An  den  Enden  war  das  Ge- 
häuse mit  je  einer  kleineren  Platte  abgeschlossen.  Die  ganz  mit 
Erde  angefüllten  Gräber  bargen  je  zwei  ganz  vermoderte  Skelette. 
An  Beigaben  enthielt  nur  ein  Grab  ein  kleines  formloses  Bronze- 
plättchen und  den  mit  Einkerbungen  verzierten  Fingerring  aus  Bronze 
Fig.  76,  der  in  seiner  Einfachheit  kein  chronologisches  Indizium  bietet. 
Was  das  Gebäude  anlangt,  so  kann  man  nur  sagen,  daß  es  den 
als  Baumaterial  verwendeten  Monumenten  nach  nachrömisch  ist. *) 
Dieser  Ansatz  wird  unterstützt  durch  das  im  Verhältnis  zu  der  Größe 
des  Gebäudes  sehr  sporadische  Auftreten  von  Dachziegeln.  Die 
wenigen  aufgelesenen  Bruchstücke  sind  hierher  aus  den  römischen 
Ruinen  ebenso  zufällig  gekommen  wie  verschiedene  Scherben  von 
Ton-  und  Glasgefäßen,  ein  Zettelstrecker,  der  Läufer  einer  Hand- 
mühle und  der  unten  S.  224,  n.  63  notierte  Dupondius  der  jüngeren 
Faustina.  Die  sehr  gut  erhaltenen  Eisengegenstände  gehören  wohl  der 
Zeit  des  Gebäudes  an.  Es  sind  dies  außer  vielen  Nägeln,  einigen 
Klammern  und  Bruchstücken  von  Ringen  zwei  gleiche  Türbänder, 
ein  „Vorreiber“  zur  Absperrung  einer  kleinen  Tür,  der  023  m lange  Schlüssel  Fig.  77, 
ein  kleiner  Hammer,  ein  Meißel  und  Messerfragmente. 

Die  Steinmonumente,  mit  Ausnahme  von  n.  1 sämtlich  Grabsteine,  bestehen 
aus  den  nachstehenden  Stücken.  Die  n.  1.  3 — 23  sind  wohl  schon  auf  ihrem  früheren 
Standplatze  zerschlagen  worden,  da  die  zugehörigen  Bruchstücke  nicht  aufgefunden 
werden  konnten.  Die  sepulkralen  Denkmale  werden  ursprünglich  auf  der  Parzelle 
Seline  gestanden  sein,  wo  der  schwer  übertragbare  Sarkophag  o.  S.  212  n.  2 zum 

Vorschein  gekommen  ist.  Auch  hier  kann  man  wie  in 
Letka  (vgl.  o.  S.  210)  die  Beobachtung  machen,  daß  die 
römische  Ansiedlung  tiefer  in  die  Ebene  reichte  als  die 
gegenwärtige. 

1.  Zwei  aneinanderschließende  Bruchstücke  von  der 
oberen  Seite  einer  Ara  (Fig.  78),  oben  und  rückwärts 
abgeschlagen,  unten  glatt  abgearbeitet,  links  bestoßen ; nur 
die  ursprüngliche  Breite  läßt  sich  feststellen,  sie  beträgt 
0'44m;  die  Höhe  mißt  jetzt  0'335  m,  die  Stärke  0'20m. 
Von  dem  Deckgesimse  ist  bloß  rechts  ein  kleiner  Rest 
erhalten.  Das  Inschriftfeld  ist  abgescheuert,  doch  unter- 
liegt die  Ergänzung  der  Inschrift  keinen  Schwierigkeiten : H]e[rjcul(i)  [AJug(usto) 
sac(rum)  . . . .1 2) 

1)  Die  mittelalterliche  Besiedlung  von  Borcani  erweisen  zwei  mächtige  Grabsteine  in  unmittelbarer 
Nähe  der  Grabungsstelle. 

2)  Jetzt  auch  CIL.  III  149762. 


Fig.  78.  Bruchstück 
einer  Herkules  ara. 


Fig.  76.  Fingerring 
aus  Bronze  (l/x). 


Fig.  77. 
Eisenschlüssel. 


Patsch.  Archäol.-epigr.  Untersuchungen  zur  Geschichte  der  röm.  Prozinz  Dalmatien.  VI.  215 


2.  Block,  an  den  Kanten  und  Ecken  stellenweise  bestoßen  (Fig.  79),  086  m hoch, 
0515  m breit  und  0’38  m stark.  Die  Vorderseite  nimmt  ein  von  einem  profilierten  Rahmen 
umschlossenes  Inschriftfeld  ein,  das  jedoch  nur  in  dem  obersten  Drittel  beschrieben  ist. 
Die  Seitenflächen  sind  gut,  aber  nicht  glatt  zugearbeitet;  weniger  Sorgfalt  zeigt  die 
Rückseite.  Die  Oberfläche  läßt  einen  gerauhten,  vom  Randschlag  umgebenen  Spiegel 
erkennen.  Dies  sowie  die  einer  Basis  entsprechende  Form  des  Steines  deuten  darauf 
hin,  daß  zu  dem  Grabmale 


D(is)  M(anibus). 

Dastoni  ma- 
tri  et  Paiion- 
i sorori  P.  Ae(lius)  Var- 
ro  p(ro)  p(ietate).1) 


noch  ein  aufgesetztes  Stück  gehört  hat.  In  der  Inschrift  setzt  die  Interpunktion  erst 
in  der  dritten  Zeile  mit  einer  Silbentrennung  ein.  Die  Namen  bestätigen,  was  man 
früher  auf  Grund  einiger  Fragmente  nur  vermuten  konnte,  daß  auch  in  Delminium 
mindestens  bis  in  die  erste  Hälfte  des  zweiten  Jahrhunderts  n.  Chr.  — Varro  wird  von 
Hadrian  das  Bürgerrecht  erhalten  haben* 2)  — den  Bürgern  der  Stadt  eine  peregrine 
Bevölkerung  des  Territoriums  gegenüberstand.  Die  Namen  sind  wohl  sämtlich  illyrisch 
und  waren  bereits  für  andere  Landesteile  bezeugt.3)  Bemerkt  sei,  daß  Paiio  (vgl.  Buiio,4) 
Seiio,  Zaiio5)  usw.)  ebenso  wie  der  in  Zupanjac  nachgewiesene  Frauenname  Lavo6)  gleich 
in  dem  Nachbarbezirke  Livno  Vorkommen.7) 

b Jetzt  auch  CIL.  III  14976 7. 

2)  Ein  P.  Aelius  C . . . . wird  auch  auf  einem  Fragmente  aus  Zupanjac  genannt,  vgl.  diese  Mit- 
teilungen V,  S.  236,  Fig.  117  ==  CIL.  III  14227. 

3)  Vgl.  diese  Mitteilungen  IV,  S.  280;  VII,  S.  51.  124.  129.  134. 

4)  A.  Holder,  Altceltischer  Sprachschatz  s.  v.;  Premerstein-Rutar,  Römische  Straßen  und  Be- 

festigungen in  Krain  S.  43. 

6)  Diese  Mitteilungen  VII,  S.  154,  n.  65.  Über  Diphthonge  und  Hiatus  unserer  Personennamen  vgl. 
C.  Jirecek,  Die  Romanen  in  den  Städten  Dalmatiens  während  des  Mittelalters  I,  S.  82. 

6)  Diese  Mitteilungen  VI,  S.  228,  Fig.  47  = CIL.  ni  14320 8. 

7)  CIL.  III  9850  (vgl.  p.  2270).  2761  = 9846  (vgl.  p.  2270).  Diese  Mitteilungen  IV,  S.  254,  Fig.  17 

(Suhaca).  16  (Listani), 


216 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


3.  Bruchstück  von  der  rechten  unteren  Ecke  eines  Blockes,  oben,  links  und  rück- 
wärts abgeschlagen;  032  m hoch,  0 565  m breit  und  0 25  m stark.  Die  Vorderseite  war 
durch  eine  senkrechte,  mit  einer  Weinranke  gezierte  Leiste  in  zwei  Teile  geschieden,  die 
wieder  durch  profilierte  Rahmen  in  schmale  Felder  zerfielen.  Diese  wurden  von  der  Inschrift 
eingenommen.  Infolge  der  Knappheit  der  zur  Verfügung  stehenden  Flächen  oder  infolge 


NTIS 

ET 

BVVO 

ALXO  R 

eines  erst  nachträglich  bemerkten  Versehens  ist  ET  vor  BVVO  auf  den  Rahmen  ge- 
kommen. Die  erhaltenen  Zeilen  sind  links  und  rechts  vollständig.  Die  drei  ersten 
Buchstaben  von  PIEJNTIS  | SIMI  standen  in  einem  der  oberen  Felder.  ET  BVVO  ! VXOR 
setzt  die  Nennung  des  Mannes  voraus.  Buuo  ist  den  unter  n.  2 genannten  epicho- 
rischen  Namen  anzureihen;  in  Velike  Strazine  im  oberen  Cetinatale  wird  eine  Frau 
Buo1)  genannt. 


Fig.  80.  Grabmonument  aus  Zupanjac. 


Diesem  Denkmale,  das  wohl  eine  Tür  mit  ihren  Füllungen  zum  Vorbilde  hatte, 
entspricht  in  der  Ornamentik  und  in  der  Bestimmung  ein  bereits  früher  auf  der  Karaula 
in  Zupanjac  gefundenes  Monument,2)  das  hier  unter  Fig.  80  wiederholt  wird,  da  wir 
früher  über  dessen  Zweck  im  Unklaren  waren.  Mit  n.  2 und  mit  oben  S.  212, 
Fig.  72  zusammengehalten  und  mit  Beachtung  der  Einarbeitung  auf  der  Oberfläche 
läßt  sich  unschwer  erkennen,  daß  es  als  Basis  eines  Aufsatzes,  einer  Statue,  Büste 
o.  dgl.  gedient  hat. 


0 CIL.  III  2753  (vgl.  n.  9803  und  p.  2328167)  = diese  Mitteilungen  VII,  S.  153,  n.  64. 

2)  Diese  Mitteilungen  VI,  8.  233,  Fig.  58. 


Patsch.  Archäol.-epigr.  Untersuchungen  zur  Geschichte  der  röm.  Provinz  Dalmatien.  VI.  217 

Mit  diesem  Denkmal  und  mit  n.  3 stimmen  die  nachstehenden  Bruchstücke  in  den 
Motiven  überein,  doch  stammen  sie  nicht  von  Basen,  sondern,  wie  ihre  geringe  Stärke 
und  die  Zurichtung  der  Rückseite  von  n.  9 zeigen,  von  Sarkophagwänden.  Dadurch 
fällt  abermals  auf  Denkmale  Licht,  die  auf  der  Karaula  in  Zupanjac  zum  Vorschein 
gekommen  waren. x)  Dort  waren  ausschließlich  Sarkophagdeckel  gefunden  worden ; über 
die  Ausstattung  der  Wände  der  Behälter  war  keine  Andeutung  vorhanden.  Jetzt  sehen 
wir,  daß  der  ganze  Sarkophag  architektonischen  Schmuck  hatte.  Daß  diese  gegenseitige 
Erklärung  richtig  ist,  beweist  das  mit  den  Wandteilen  zusammen  gefundene  Deckel- 
bruchstück n.  13,  das  in  Zupanjac  an  drei  Stücken  vollständige  Analogie  hat.* 2) 


Die  mit  dem  „Türmotiv“3)  versehenen  Fragmente  n.  4 — 8 werden  von  der  vorderen 
Schmalseite,  die  mit  Arkaden  geschmückten  (n.  9 — 12)  dagegen  von  der  Langseite  der 
Sarkophage  herrühren. 

4.  Bruchstück  einer  Platte,  allseits  abgeschlagen,  024  m hoch,  045  m breit  und 
)T15  m stark  (Fig.  81).  Zwei  am  Kapital  und  Schaft  kannelierte  Halbsäulen  tragen 
inen  glatten  Architrav  und  scheiden  Felder  ab,  die  durch  oblonge  umrahmte  Ein- 
iefungen  belebt  werden. 

5.  Ein  028  m hohes  und  020  m breites  Bruchstück  einer  n.  4 entsprechenden  0'12  m 
tarken  Platte  (Fig.  82). 

0 Diese  Mitteilungen  VI,  S.  226  ff.;  vgl.  o.  S.  206  f. 

2)  Vgl.  diese  Mitteilungen  VI,  S.  228  f.,  Fig.  47  und  48,  und  o.  S.  206,  Fig.  50. 

3)  Über  „Die  Tür  als  Grabeszier“  vgl.  A.  Conze,  Römische  Bildwerke  einheimischen  Fundorts  in 
»sterreich  I,  S.  15. 


218 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


6.  Bruchstück  einer  Platte  (Fig.  83),  0315  m hoch,  0145  m breit  und  010  m stark, 
das  sich  von  n.  4 und  5 durch  die  spiralförmige  Kannelierung  der  Halbsäule  unterscheidet. 

7.  Bruchstück  einer  Platte,  0195  m hoch,  023  m breit  und  0'12  m stark,  mit  Resten 
zweier  in  der  Mitte  der  Höhe  nach  gefurchter  Pilaster. 

8.  Bruchstück,  ringsum  sowie  rückwärts  abgeschlagen,  0T9  m hoch,  0115  m breit 
und  0*11  m stark,  mit  den  Resten  von  vier  durch  profilierte  Leisten  getrennten  Feldern 
(Fig.  84). 

9.  Bruchstück  vom  oberen  Teile  einer  Platte,  032  m hoch,  0-46  m breit  und  015  in 
stark  (Fig.  85).  Das  „Türmotiv“  ist  auf  der  einen  Seite  nur  in  einem  kleinen  Reste 
erhalten.  Die  andere  Seite  ist  in  von  kannelierten  Säulen  getragene  Arkaden  aufgelöst. 


Fig.  86,  87  und  88.  Bruchstücke  von  Sarkophagen. 


10.  und  11.  Bruchstück  vom  oberen  Teile  einer  Platte,  0 31m  hoch,  0-26  m breit 
und  OTlra  stark  (Fig.  86),  das  ebenso  wie  das  unter  Fig.  87  wiedergegebene,  0'33m 
hohe,  0T7  m breite  und  0-095  m starke,  ebensolche  Plattenfragment  das  Motiv  von  n.  9 
in  primitivererWeise  wiederholt.  Eine  noch  einfachere  Variation  zeigt  das  0‘20  m hohe, 
0 14  m breite  und  0-085  m starke  Bruchstück 

12  vom  oberen  Teile  einer  Platte  (Fig.  88),  wo  die  zwischen  die  Pfeiler  ein- 
gespannten Bogen  nur  durch  eingeritzte  Linien  markiert  sind.  Dagegen  ist  hier  das 
Gebälk  kräftiger  hervorgehoben. 

13.  Bruchstück  von  der  Vorderseite  eines  dachförmigen  Sarkophagdeckels;  links, 

oben  und  rechts  später  als  Werkstück  zu- 
gearbeitet, 0‘205m  hoch,  0‘34?n  breit  und 
0-24  m tief  (Fig.  89).  Die  Mitte  des  Gie- 
bels nimmt  ein  Bau  ein:  zwei  senkrecht 
kannelierte  Säulen  tragen  ein  geschweif- 
tes Dach;  unter  ihm  steht  auf  dem  Bo- 
den eine  schlanke  Amphora.  Links  und 
rechts  davon  sprang  je  ein  Delphin  heran; 
von  dem  linken  ist  nur  die  Schnauze 
übrig.  Eine  aus  konzentrischen,  mit  dem 
Zirkel  eingeritzten  Kreisen  bestehende 
Fig.  89.  Bruchstück  eines  Sarkophagdeckels.  Scheibe  belebt  die  Fläche  beiderseits 

unter  dem  Tiere.  Auf  dem  Architrav, 
unter  dem  Dentikuli  in  langer  Reihe  erhalten  sind,  steht  die  roh  eingeschnittene  In- 
schrift: |WMATHINFEKAIREKIEA|,  also  . . . va  matri  infel(icissimae ) Aureli(a)e  . . . 


Patsch.  Archäol.-epigr.  Untersuchungen  zur  Geschichte  der  röm.  Provinz  Dalmatien.  VI.  219 


dabei  ist  angenommen  worden,  daß  AI  eine  ungeschickt  ausgeführte  Ligatur  von  A 
und  V = N ist.  Der  letzte  Buchstabenrest  rechts  rührt  von  einem  A oder  M her.1) 

14.  Bruchstück  von  der  linken  hinteren  Ecke  eines 
n.  13  gleichenden  Sarkophagdeckels,  als  Werkstück  zuge- 
richtet; unten  Falz  erhalten,  kein  Ornament;  0'175to  hoch, 

021  m breit  und  0265  m tief. 

15.  Bruchstück  von  der  Ecke  eines  Sarkophagdeckels 
(Fig.  90),  0’23  to  hoch,  0’215  m breit  und  0-185  m tief,  unten 
Falz  erkennbar.  Die  Ansichtsfläche  weist  eine  bisher  nicht 
beobachtete  eingetiefte  Gliederung,  einen  Halbkreis  und 
nachfolgendes  Oblongum  auf. 

Aus  mehreren  der  angeführten  Steine  aus  Boröani  und  Fio.  9Ü  Bruchstück 

auch  aus  ^iupanjac  war  bereits  zu  ersehen2 *),  daß  neben  eines  Sarkophagdeckels, 

den  architektonischen  auch  vegetabilische  Zierformen  im 

Gebiete  von  Delminium  zur  Anwendung  kamen.  Die  n.  16  — 20  zeigen  nun,  daß 
auch  sie  an  Beliebtheit  den  anderen  nicht  nach  standen. 

16.  Platte,  entzweigebrochen,  an  den  Ecken  und  Kanten  abgeschlagen  und  sonst 
bestoßen,  0‘50  m hoch,  0-69  to  breit  und 
010  to  stark  (Fig.  91).  Eine  der  o.  S.  212 
Fig.  73  bereits  konstatierten  völlig  ent- 
sprechende Bordüre  und  ein  schmaler 
profilierter  Rahmen  umgeben  ein  leeres, 
aus  Saumschlag  und  gerauhtem  Spiegel 
bestehendes  Feld.  Die  Platte  bildete  nach 
der  Zurichtung  der  Rückseite  die  Vor- 
derwand einer  Aschenkiste. 

17.  Bruchstück  von  der  Ecke  einer 

Platte  (Fig.  92),  0'18  to  hoch,  0-215  m 
breit  und  0'08  to  stark ; über  einer  glatten 
Leiste  ein  Fries  aus  gegenständigen,  ge- 
scheitelten Nadelblättern,  der  in  der  Mitte  Fig.  91.  Vorderwand  einer  Aschenkiste, 

von  einer  Rosette  unterbrochen  wurde. 


Fig.  92.  Bruchstück  Fig.  94.  Bruchstück 

einer  Platte.  Fig.  93.  Bruchstück  eines  Grabmonumentes.  einer  Basis  (?). 


18.  Bruchstück,  allseits  sowie  rückwärts  abgeschlagen,  0-14to  hoch,  O’IOto  breit 
und  0’09  to  stark,  mit  dem  Reste  einer  aus  gegenständigen  rautenförmigen  Blättern  be- 
stehenden Bordüre  (Fig.  93). 

9 Darnach  dürfte  die  Ergänzung  im  CIL.  III  14976 6 richtigzustellen  sein. 

2)  Früher  hatten  wir  dafür  nur  'ein  Beispiel  an  dem  o.  S.  210  erwähnten  Grabsteine  aus  Letka, 

vgl.  Römische  Straßen  in  Bosnien  und  der  Hercegovina  I,  Taf.  IX. 


220 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


19.  Bruchstück  von  der  unteren  Seite  eines  dem  Anscheine  nach  größeren  Monu- 
mentes, vielleicht  einer  Basis  (Fig.  94),  0 08  m hoch,  0’25  m breit  und  0*  1 1 m stark. 
Eine  aus  schuppenförmigen  Blättern  bestehende  Bordüre  und  ein  profilierter  Rahmen 
schlossen  seitwärts  ein  Feld  ab,  das  Saumschlag  und  gerauhten  Spiegel  zeigt. 

20.  Bruckstück  von  der  Seite  eines  nicht  bestimmbaren  Denkmals,  042  m hoch, 
0 14  m breit  und  0'085  m stark  (Fig.  95),  mit  der  Ecke  eines  profilierten  Rahmens,  dem 
nach  auswärts  eine  in  der  Zusammensetzung  nicht  mehr  erkennbare  Rankenbordüre  folgte. 

21.  Bruchstück  von 
der  rechten  Seite  eines 
wegen  der  Beschädigung 
der  Rückseite  nicht  be- 
stimmbaren Denkmals 
(Fig.  96),  047  m hoch, 
045  m breit  und  0-05  m 
stark.  Eine  Halbsäule 
mit  Spiralkannelüren  trägt 
einen  Zahnschnitten  ähn- 
lichen Architrav  und 
schließt  ein  durch  verti- 
kale und  diagonale  Linien 
geteiltes  Feld  ab.  Über 
diesem  vielleicht  eine  Tür 
imitierenden  Ornamente 
befindet  sich  eine  glatte 
Fläche  mit  dem  Reste 
einer  Inschrift. 

22.  Bruchstück  von 
der  Schmalseite,  wohl  von 
der  Rückseite  eines  Sar- 
kophagdeckels (Fig.  97), 
an  den  Seiten,  insbeson- 
dere an  den  Akroterien 
abgeschlagen,  rückwärts 

abgearbeitet;  unten  Falz  erhalten;  0'29  m hoch,  0‘57  m breit  und  0'27  m stark.  Zur  Bele- 
bung der  großen  Fläche  sind  drei  sechsstrahlige  Sterne  — ein  kleinerer  in  der  Mitte  und  je 
ein  größerer  seitwärts  — und  unter  dem  Firstakroterion  ein  Halbmond  roh  herausgearbeitet. 

23.  Drei  Splitter  von  Seitenakroterien,  die  sich  von  denen  des  Bruchstückes 
Fig.  97  dadurch  unterscheiden,  daß  sie  Kugelausschnitte  darstellen. 

24.  Zwei  vertikal  aneinanderschließende,  0'27  m hohe  Bruchstücke  (Fig.  98)  eines 
auf  der  Drehbank  hergestellten,  an  dem  unversehrten  Ende  mit  flachen  Bändern  ge- 
schmückten Säulenschaftes  von  044  m Durchmesser. 

Mit  Ausnahme  von  n.  1.  2 und  19,  die  aus  den  Steinbrüchen  von  ^upanjac  (vgl. 
Taf.  LXXXV)  herrühren,  sind  sämtliche  Bruchstücke  von  Borcani  aus  dem  weichen,  leicht 
zu  bearbeitenden  Kalkstein  von  Seonica  hergestellt.  Die  Arbeit  ist  durchwegs  primitiv. 

* * 

❖ 

Von  der  über  der  Grabungsstelle  gelegenen,  oben  S.  173  mit  Alt-Delminium  in  Ver- 
bindung gebrachten  Gradina  erhielt  ich  im  Juni  1897  von  dem  Bezirkswachtmeister 


Fig.  95.  Bruchstück 
einer  Bordüre. 


Fig.  97.  Bruchstück  eines  Sarkophagdeckels. 


Fig.  96.  Bruchstück 
eines  Grabmonumentes. 


Fig.  98.  Bruchstück 
eines  Säulenschaftes. 


Fig.  99. 
Eiserne 
Pfeilspitze. 


Patsch.  Archäol.-epigr.  Untersuchungen  zur  Geschichte  der  röm.  Provinz  Dalmatien.  VI.  221 


I 


Herrn  P.  Cerjak  elf  gleiche,  nur  in  der  Größe  — 3 bis  4‘ 3 cm  lang  — differierende 
Pfeilspitzen  aus  Eisen  (Fig.  99)  mit  Widerhaken  und  einem  Dorne,  der  in  den  Holz- 
schaft eingesteckt  war. x)  Sie  wurden  zwischen  Steinen  freiliegend  gefunden. 

Zwischen 

Omolje  und  Seonica 

führt  ein  der  Ebene  angehöriger  Ried  den  auch  auf  der  Spezialkarte  verzeichneten 
Namen  Crkvine.  Da  solche  Bezeichnungen  in  der  Regel  Ruinenstätten  eigen  sind,  habe 
ich  am  6.  Juni  1901  in  beiden  Ortschaften  Erkundigungen  über  die  Lokalität  eingezogen. 
Die  Umfragen  ergaben  nur  ein  negatives  Resultat;  doch  ist  es  möglich,  daß  ich  nicht 
die  Wahrheit  erfuhr.  Eine  römische  Ansiedlung  wird  sich  zum  mindesten  in  der  Um- 
gebung befunden  haben,  da  die  meisten  Monumente  von  Borcani  aits  dem  bei  Seonica 
anstehenden  Kalksteine  bestehen  (vgl.  o.  S.  220).  Auf  der  Gradina  von 

Petrovitfi 

hat  Herr  Bezirksvorsteher  A.  Freiherr  v.  Schweiger-Lerchenfeld  im  Juli  1901  „ein 
altes  Grab  bloßgelegt  und  dabei  eine  etwa  1'50  m lange  und  0 50  na  breite  Steinplatte 
mit  schwer  leserlicher  Inschrift  und  Mauerreste  vorgefunden“.  Die  Platte  ist  im  Ein- 
räumerhause von  Bagaridi  deponiert  und  soll  einstweilen  in  das  Bezirksamt  von  ^iupanjac 
überführt  werden.  Im  Bereiche  des  Gendarmeriepostens 

Studeno  vrelo 

ist  nach  dem  Berichte  des  vorgenannten  Herrn  vom  27.  Juli  1901  das  Vorkommen  von 
römischen  Ziegeln  und  damit  der  Bestand  von  Siedlungen  dieser  Zeit  auf  folgenden  drei 
Punkten  festgestellt  worden: 

1.  an  der  neu  angelegten,  nach  Posusje  führenden  Straße  am  Bache  Suho  vrelo; 

2.  1/2  km  östlich  von  der  Gendarmeriekaserne  am  Bache  Studeno  vrelo; 

3.  auf  der  etwa  3 km  von  der  Kaserne  entfernten  Gajinska  gradina. 

In  dem  kleinen  freundlichen,  ergiebigen,  aber  wasserarmen  Becken  von 

Vinica 

gelang  es  am  6.  Juni  1901,  die  von  Radimsky,  diese  Mitteilungen  IV,  S.  167  mit  Zu- 
versicht erwartete  römische  Ansiedlung  zu  finden.  Unterhalb  der  neuen  Kirche  wurde 
mir  die  Uza  grudina  genannte  Parzelle  als  Ruinenstätte  bezeichnet.  Von  dem  Eigen- 
tümer derselben,  Marijan  Grgic,  wurden  hier  zum  Teile  mit  Tuff  aufgeführte  Mauern 
ausgebrochen  und  Tongefäßscherben  aufgelesen.  Herumliegende  Dachziegelbruchstücke 
erweisen  unzweifelhaft,  daß  sie  der  römischen  Zeit  angehören.  Eine  benachbarte,  durch 
Klaubsteinhügel  kenntliche  Parzelle  wird  Crkvina  genannt.  Auch  hier  waren  Mauer- 
züge durch  Terrainanschwellungen  zu  konstatieren;  doch  gelang  es  wegen  der  hoch- 
stehenden Frucht  nicht,  bestimmte  Anhaltspunkte  zu  ihrer  Datierung  zu  finden. 

Die  von  Ballif2)  „bei  Vinica“  gesehenen  „gemauerten  römischen  Grüfte,  Sarko- 
phagdeckel und  Bruchstücke  von  Grabsteinen“  konnte  auch  ich  nicht  wiederfinden.  Bei 

9 Vgl.  Jacobi,  Das  Römerkastell  Saalburg  bei  Homburg  vor  der  Höbe,  S.  492,  Textfig.  77,  n.  42, 
und  Taf.  XXXIX,  n.  29—31. 

2)  Römische  Straßen  in  Bosnien  und  der  Hercegovina  I,  S.  26. 


222 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


der  neuen  Kirche  und  der  Gendarmeriekaserne  wurden  Gräber  geöffnet,  doch  konnte 
ich  wie  vor  mir  Radimsky1)  nicht  das  mindeste  ermitteln,  das  sie  der  angegebenen 
Zeit  zuweisen  ließe.  Die  Grabsteine  bei  der  in  der  Ebene  gelegenen  alten  Kirche  sind 
mittelalterlich;  sehr  viele  derselben  stecken  in  den  Mauern  der  Kirche  und  der  Fried- 
hofseinfassung. 

Den  Beschluß  dieses  Beitrages  zur  Topographie  des  Bezirkes  ^upanjac  möge  als 
Ergänzung  der  bei  der  Grabung  in  2upanjac  gewonnenen  Suite  (vgl.  o.  S.  200 f.)  die  Reihe 
der  bisher  aus  dem  ganzen  Verwaltungssprengel  bekannt  gewordenen  Münzen  bilden. 

Bereits  Radimsky  hatte  a.  a.  O.  S.  169  die  Wahrnehmung  gemacht,  daß  „der 
Boden  des  Bezirkes  ^upanjac  an  römischen  Münzen  reich  sei“,  und  er  konnte  deren 
16  gut  erhaltene  — sie  werden  in  dem  nachfolgenden  Verzeichnisse  mit  einem  Sternchen 
bezeichnet2)  — aufzählen.  Seitdem  hat  sich  unsere  Kenntnis  des  dort  kursierenden  Geldes 
beträchtlich  erweitert;  insbesondere  gelang  es,  während  der  Ausgrabungskampagne 
manches  Stück  zu  erwerben.  Hierbei  leisteten  uns  werktätige  Hilfe  die  Herren  Ordens- 
provinzial Fra  A.  Nuic,  Bezirksvorsteher  Anton  Freiherr  von  Schweiger-Lerchen- 
feld, Apotheker  M.  Kirtner,  Adjunkt  A.  Koszier,  Bezirksarzt  Dr.  W.  Woj narski, 
Straßenmeister  P.  Dalmaso  und  Bezirkswachtmeister  P.  Cerjak. 

Die  Bauern  finden  die  Münzen  gewöhnlich  beim  Ackern;  leider  wandern  viele 
derselben,  seit  die  Landleute  den  Wert  der  kleinen  Fundstücke  erkannt  haben  — 
früher  wurden  sie  den  Kindern  zum  Spielen  überlassen  — über  die  Grenze  nach 
Imotski3)  und  Spalato.4)  Nicht  überall  konnte  der  Fundort  genau  festgestellt  werden,  da 
die  Münzen  sich  entweder  bereits  seit  längerer  Zeit  in  den  Händen  ihrer  früheren  Besitzer 
befunden  oder  die  Eigentümer  gewechselt  hatten.  Ich  habe  daher  in  der  Zusammen- 
stellung die  chronologische  Abfolge  der  geographischen  vorgezogen.  Wo  kein  Fundort 
angegeben  wird,  ist  der  Bezirk  ^upanjac  im  allgemeinen  zu  verstehen;  speziell  werdeü 
angeführt:  Blazuj  (n.  52,  70),  Borcani  (n.  27,  59,  63,  95,  96,  107),  Brisnik  gornji  (n.  31, 
33),  Busko  blato  (n.  74),  Cebara  (n.  60),  Crvenica  (n.  114),  Hambari  am  Rosko  polje 
(n.  36,  105),  Kolo  (n.  14,  42,  65,  68),  Kongora  (n.  11,  25,  35,  38),  Letka  (n.  17,  73, 
90,  109),  Mandino  selo  (n.  83),  Ostrozac-Quelle  im  Vuöije  polje  (n.  118),  Prisoje  (n.  58), 
Renici  (n.  93,  110,  113),  Sarajlije  (n.  24,  40,  54,  61,  69),  Seonica  (n.  44),  Srgjani  (n.  71, 
82,  111),  Stecak  bei  Vir  (n.  9),  Stipanic  (n.  15,  47,  66,  89,  91,  103),  Vedasic  (n.  19,  48), 
Vinica  (n.  78,  101,  121),  Vir  (n.  6,  7,  21,  76),  Vranjaca,  westlich  von  Roskopolje  (n.  20, 
77,  97),  Zagorje  (n.  28,  41,  45,  62,  64,  79,  86,  88,  99,  102,  110)  und  £upanjac  (n.  29, 
53,  57). 

Außerdem  werden  als  Fundorte  römischer  Münzen  bezeichnet:  Brljevci,5)  Buko- 
vica,6)  Grabovica,7)  Kovaci,8)  Ljesko  vaca,9)  Mrkodol,10)  Oplecani,11)  Prevala12)  und 
Raseljka13);  doch  konnten  wir  bis  jetzt  von  hier  keine  Belegstücke  erhalten. 


1)  A.  a.  O. 

2)  Sie  befinden  sieh,  zwei  ausgenommen,  nicht  im  Museum,  sie  konnten  also  nicht  näher  bestimmt 
werden. 

3)  Vgl.  diese  Mitteilungen  VIII,  S.  82  f. 

4)  Einzelne  Münzen  verschwinden  auch  auf  die  Weise,  daß  sie,  in  Säckchen  eingenäht,  jungen 

Pferden  als  Talisman  um  den  Hals  gehängt  werden. 

6)  Radimsky  a.  a.  O.  S.  163. 

6)  Radimsky  a.  a.  O.  S.  161. 

7)  Radimsky  a.  a.  O.  S.  163.  12)  Radimsky  a.  a.  O.  S.  163. 

8)  Radimsky  a.  a.  O.  S.  158.  13)  Radimsky  a.  a.  O.  S.  167. 

9)  Radimsky  a.  a.  O.  S.  167. 


10)  Radimsky  a.  a.  O.  S.  159. 
n)  Radimsky  a.  a.  O.  S.  162. 


Patsch.  Archäol.-epigr.  Untersuchungen  zur  Geschichte  den  röm.  Provinz  Dalmatien.  VI.  223 


A.  Griechische  Münzen. 

1.  Eleusis,  A.:  Triptolemos  auf  dem  Schlangenwagen,  n.  1.  R. : Schwein  n.  r. 
stehend.  Darüber:  EAEY2I.  J.  A. : Bukranion.  Brit.  Cat.  S.  113,  n.  14  (Inventar- 
Nr.  2110). 

2.  Corcyra?  VerschlifFen.  A.:  Kopf  der  Dione  n.  r.  R.:  Bukranion.  Vgl.  Brit. 
Cat.,  Thessaly  to  Aetolia,  Taf.  XXIV,  Fig.  13  (2111). 

3.  u.  4.  Zwei  kleine  ganz  verschliffene,  dem  Habitus  nach  griechische  Kupfer- 
münzen (2112  und  2113). 

5.  Drachme  von  Dyrrhachium.  A.:  Z[Q]IA[0]2.  R.:  ZQ  ü[r  POY],  J.  von 
Schlosser,  Beschreibung  der  altgriechischen  Münzen  I,  S.  51,  n.  129  (2108). 

6.  Drachme  von  Dyrrhachium.  A.:  A]v\KQN.  R.:  MENE  [KPA]  TEDS.  Schlosser, 
a.  a.  0.  S.  54,  n.  195.  Vir.  S.  diese  Mitteilungen  VI,  S.  215,  n.  16. 

7.  Drachme  von  Dyrrhachium.  A.:  KEPAQN.  R.:  NI  KYA  AOY.  Vir.  (3557). 

8.  Eine  vierte,  aus  dem  Duvanjsko  polje  stammende  Drachme  von  Dyrrhachium 
sah  ich  im  Besitze  des  früheren  Bezirksvorstehers  von  Zupanjac,  Abraham  Grafen  Vay. 

B.  Römische  Münzen. 

9.  Denar,  Babeion  S.  39,  n.  2,  Dioskuren  ohne  Beizeichen.  Stecalc  bei  Vir  (3207). 

10.  Quinär,  Babeion  S.  40,  n.  3,  Dioskuren  ohne  Beizeichen  (3573). 

11.  Viktoriat,  Babeion  S.  41,  n.  9.  Kongora  (2782). 

12.  Denar,  Babeion  S.  47,  n.  20,  Dioskuren;  R. : Keule  (3567). 

13.  Fannia,  Denar,  Babeion  1 (3572). 

14.  Minucia,  Denar,  Babeion  1.  Kolo  (2781). 

15.  Titinia,  Denar,  Babeion  7.  Stipanid,  Ried  Prikaöa  (2779). 

16.  Fonteia,  Denar,  Babeion  1 (3570). 

17.  Furia,  Denar,  Babeion  18;  vgl.  M.  Bahrfeldt,  Wiener  numismatische  Zeit- 
schrift 1896  (XXVIII),  S.  128,  Letka  (3134). 

18.  Porcia,  Quinär,  Babeion  7;  vgl.  Bahrfeldt  a.  a.  O.  XXIX  (1897),  S.  60  f., 
n.  3 (3119). 

19.  Calpurnia,  Denar,  Babeion  11.  Vedasi6,  Ried  Stup  (2783). 

20.  Servilia,  Denar,  Babeion  14.  Gefunden  in  Vranjaca  bei  Roskopolje  auf  dem 
Acker  des  Marijan  Bili6-Sari6  (4338). 

21.  Iulia,  Denar,  Babeion  5.  Vir  (3558). 

22.  Memmia,  Denar,  Babeion  2;  vgl.  Bahrfeldt  a.  a.  0.  S.  20,  n.  2 (4362). 

23.  Marcia,  Denar,  Babeion  28  (3571). 

24.  Aemilia,  Denar,  Babeion  8;  vgl.  Bahrfeldt  a.  a.  O.  S.  16,  n.  4.  Sarajlije, 
Ried  Podvornica  (2784). 

25.  Furia,  Denar,  Babeion  23.  Kongora  (3765). 

26.  Iulia,  Denar,  Babeion  9 (3440). 

27.  Cordia,  Denar,  Babeion  3.  Borcani,  Ried  Vrtoöa  (2780). 

28.  *Je  einen  Denar  der  Pompeia,  Porcia,  Sicinia  und  Vettia  führt  Radimsky 
a.  a.  0.  S.  168  aus  Zagorje  an. 

29.  Augustus,  Denar,  Cohen1  70  = Babeion,  Iulia  116.  Gefunden  bei  einem  Dachs- 
baue in  der  Nähe  der  Gradina  kod  gaja  bei  Zupanjac  (3375). 

30.  Augustus,  Denar,  Cohen1  112  = Babeion,  Iulia  155  (3569). 


224 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


31.  Augustus,  Dupondius,  Cohen1  271.  Gefunden  in  Gornji  Brisnik  auf  dem 
Acker  Brasevac  (2153). 

32.  Augustus,  Dupondius,  Cohen1  272  (3574). 

33.  Tiberius,  Dupondius,  Cohen1  30.  Gefunden  in  Gornji  Brisnik  auf  dem  Acker 
Brasevac  (2154). 

34.  Tiberius,  Dupondius,  Cohen1  33  (3575). 

35.  *Nero,  Denar,  Cohen1  13.  Kongora  (3128). 

36.  Nero,  Dupondius,  Cohen1  213.  Hambari  (3122). 

37.  Vespasianus,  Sestertius,  Cohen1  388  (3116). 

38.  Vespasianus,  Denar,  Cohen1  193  (aber  VESP).  Kongora  (4112). 

39  Vespasianus,  Denar,  Cohen1  229  (4256). 

40.  Vespasianus,  Denar,  Cohen1  164.  Sarajlije  (4247). 

41.  * Vespasianus,  Denar,  Zagorje. 

42.  Domitianus,  Sestertius,  vernutzt.  Cohen1  368  oder  374.  Gefunden  in  Kolo  auf 
dem  Felde  Lopa  (2156). 

43.  Traianus,  Denar,  Cohen1  41  (4257). 

44.  Traianus,  Denar,  Cohen1  235.  Seonica  (3554). 

45.  Traianus,  Denar,  Cohen1  64.  Zagorje  (3561). 

46.  Traianus,  Denar,  Cohen1  260  (3568). 

47.  Traianus,  Denar,  Cohen1  200.  Stipanib  (4249). 

48.  Traianus  Sestertius,  verschliffen.  Vedasiö  (3135). 

49.  Hadrianus,  Denar,  Cohen1  153  (4258). 

50.  Hadrianus,  Denar,  Cohen1  274  (4244). 

51.  Hadrianus,  Denar,  Cohen1  293  (3584). 

52.  Hadrianus,  Sestertius,  vernutzt.  Gefunden  in  Blazuj  auf  dem  Felde  des  Salko 
Karahasan  (846). 

53.  *Sabina,  Denar,  ^upanjac. 

54.  L.  Aelius,  Denar,  Cohen1  22.  Sarajlije  (4246). 

55.  Antoninus  Pius,  Sestertius,  Cohen1  561  (3585). 

56.  Antoninus  Pius,  As,  Cohen1  588  (3580). 

57.  Marcus  Aurelius,  Denar,  Cohen1  212.  Gefunden  am  Fuße  der  Selimovida  gra- 
dina  bei  Zupanjac  (3138). 

58.  Marcus  Aurelius,  Denar,  Cohen1  229;  vgl.  VII,  S.  163.  Crkvina  bei  Prisoje 
(3145). 

59.  *Marcus  Aurelius,  Denar,  Cohen1  144.  Borcani  (3126). 

60.  Marcus  Aurelius.1)  Gefunden  in  Drazica  bei  Cebara  auf  dem  Felde  des  Jure 

Cosi6. 

61.  Faustina  minor,  Denar,  Cohen1  33.  Sarajlije  (2066). 

62.  Faustina  minor,  Sestertius,  vernutzt,  Cohen1  133  (?).  Zagorje  (3562). 

63.  Faustina  minor,  Dupondius,  vernutzt.  Boröani-Kamenice. 

64.  *Commodus.  Zagorje. 

65.  Septimius  Severus,  Denar,  Cohen1  207  oder  208.  Kolo  (2107). 

66.  Septimius  Severus,  Denar,  Cohen1  260.  Stipaniöka  gradina  (4113). 

67.  Septimius  Severus,  Denar,  Cohen1  400  (3140). 

68.  Iulia  Domna,  Denar,  Cohen1  125.  Kolo  (3136). 

69.  Caracalla,  Denar,  Cohen1  14.  Sarajlije  (4250). 


9 Von  mir  nicht  gesehen. 


Patsch.  Archäol.-epigr.  Untersuchungen  zur  Geschichte  den  röm.  Provinz  Dalmatien.  VI. 


225 


70.  Caracalla,  Denar,  Cohen1  243.  Blazuj  (3125). 

71.  Caracalla,  Denar,  Cohen1  309  (aber  ANTONIN  VSP1  VS  AVG).  Srgjani  (3146). 

72.  Geta,  Denar,  Cohen1  53  (3578). 

73.  Maximinus,  Denar,  Cohen1  22.  Letka  (3137). 

74.  Maximinus,  Sestertius,  Cohen1  48.  Busko  blato  (3847). 

75.  Maximinus,  Sestertius,  Cohen1  83  (3117). 

76.  Philippus  pater,  Antoninian,  Cohen1  52.  Vir  (3559). 

77.  Gallienus,  Antoninian,  Cohen1  107.  Gefunden  in  Vranjaöa  auf  dem  Acker  des 
Marijan  Bilic-Saric  (4339). 

78.  Gallienus,  Antoninian,  Cohen1  204.  Vinica  (3142). 

79.  Gallienus,  Antoninian,  Cohen1  337.  Zagorje  (3563). 

80.  Gallienus,  Antoninian,  Cohen1  390.  Zagorje  (3565). 

81.  Gallienus,  Antoninian,  Cohen1  390  (3588). 

82.  Gallienus,  Antoninian,  verschliffen.  Srgjani,  Ried  Kamene  (3143). 

83.  *Gallienus,  Mandino  selo. 

84.  Claudius,  Antoninian,  Cohen1  113  (3579). 

85.  Claudius,  Antoninian,  Cohen 1 52  (3593). 

86.  *Claudius,  Zagorje. 

87.  Aurelianus,  Antoninian,  Cohen1  72  (3444). 

88.  Probus,  Antoninian,  Cohen1  125.  Zagorje  (3129). 

89.  Probus,  Antoninian,  Cohen1  347.  Stipanic  (2073). 

90.  Probus,  Antoninian,  Cohen 1 353.  Letka  (3556). 

91.  Probus,  Antoninian,  Cohen1  415.  Stipanid,  Ried  Polica  (2155). 

92.  Probus,  Antoninian,  Cohen1  415  (4363). 

93.  *Probus,  Renici. 

94.  Diocletianus,  M.  B.,  Cohen1  176  (3576). 

95.  Diocletianus,  Antoninian,  Cohen  1 240.  Borcani  (3154). 

96.  Constantius  I.,  M.  B.,  Cohen1  229.  Boröani  (4245). 

97.  Galerius , Antoninian.  Nicht  in  Cohen1.  A.:  GAL V ALMAXIMIAN V S 

NO[BC].  Büste  des  Cäsars  mit  Strahlenkrone  und  Paludament  n.  r.  R.:  PRAESIDIA 
REIPVBLIC,  Typus  wie  Cohen1,  Constantius  Chlorus  206.  Gefunden  in  Vranjaca  auf 
dem  Acker  des  Marijan  Bilic-Saric  (4340). 

98.  Maximinus,  M.  B.,  Cohen1  52  (3443). 

99.  Licinius  pater,  P.  B.,  Cohen1  81.  Zagorje  (3564). 

100.  Licinius  pater,  M.  B.,  Cohen1  114  (3586). 

101.  Licinius  pater,  P.  B.  Vinica.1) 

102.  Licinius  filius,  P.  B.,  vernutzt,  Cohen1  12.  14  oder  15.  Zagorje  (3566). 

103.  Constantinus  I.,  P.  B.,  Cohen1  194.  Stipanid  (3589). 

104.  Constantinus  I.,  P.  B.,  Cohen1  194  (3592). 

105.  Constantinus  I.,  P.  B.,  Cohen1  246.  Hambari  (3123). 

106.  Constantinus  I.,  P.  B.,  Cohen1  246  (3587). 

107.  Constantinus  I.,  P.  B.,  Cohen1  252.  Borcani,  Gradina  auf  der  Lib  planina  (3139). 2) 

108.  Constantinus  I.,  P.  B.,  Cohen1  312  (3583). 

109.  Constantinus  I.,  P.  B.,  Cohen1  474.  Letka  (3591). 

110.  *Fünf  Kupfermünzen  Konstantins  I.,  eine  davon  aus  Zagorje,  vier  aus  Renici. 


*)  Von  mir  nicht  gesehen. 

2)  Daselbst  wurde  auch  eine  kleine  venezianische  Kupfermünze  gefunden. 
Band  IX. 


15 


226 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


111.  Constantinus  II.,  P.  B.,  Cohen1  92.  Srgjani  (4114). 

112.  Constantins  II.,  P.  B.,  Cohen1  246  (3594). 

113.  *Constantius  II.,  Renici. 

114.  Constans,  P.  B.,  Cohen1  114.  Crvenica,  Ried  Latisa  (3144). 

115.  Constantinopolis,  P.  B.,  Cohen1  15  (3582). 

116.  Valentinianus,  P.  B.,  Cohen1  56  (4267). 

117.  Valens,  P.  B , Cohen1  64  (3598). 

118.  *Theodosius,  Solidus.  Gefunden  bei  der  Quelle  Ostrozac  im  Vucije  polje. 

119.  Arcadius,  P.  B.  (3141) 

120.  Anastasius,  Triens,  Sabatier  S.  152,  n.  5 (1116). 

121.  Athalarich.  J.  Friedländer,  Die  Münzen  der  Ostgothen  S.  33,  n.  5,  Taf.  I, 
Fig.  5.  Gefunden  in  Vinica  auf  dem  Acker  des  Ivan  Dujmovi6. 

122.  Barbarische  Nachprägung  eines  Antoninian,  s. 
Fig.  100  (2114). 

Von  den  griechischen  Münzen  ist  vor  allem  die  von 
Eleusis  (n.  1)  bemerkenswert:  sie  ist  die  erste,  die  auf  bos- 
nisch -herzegowinischem  Boden  bekannt  geworden  ist.  Wir 
erhalten  durch  sie  einen  weiteren  Einblick  in  die  Verbin- 
dungen wenigstens  der  westlichen  Teile  unserer  Länder 
mit  dem  hellenischen  Süden.  Ihre  Zeit  — das  4.  Jahr- 
hundert v.  Chr.  — hat  nicht  überrascht,  da  wir  bereits  aus  anderen  Quellen  ebenso  alte, 
zum  Teile  noch  ältere  griechische  Konnexionen  Dalmatiens  konstatieren  konnten.1)  Die 
Wege,  welche  die  Münzen  n.  1—4  nach  dem  Bezirke  Zupanjac  gegangen  sind,  lehren 
die  Drachmen  von  Dyrrhachium  (n.  5 — 8),  die  mit  analogen  Funden  in  den  Nachbar- 
gebieten in  Verbindung  zu  bringen  sind.  Nach  der  im  Glasnik  1902,  S.  399  f.  und  404 
gemachten  und  mit  einer  Kartenskizze  erläuterten  Zusammenstellung2)  führten  in  das 
Duvanjsko  polje  vorrömische  Handelswege:  1.  von  Salona  über  Gardun-Trilj  und  2.  aus 
dem  Becken  von  Imotski  sowohl  über  Vir  wie  auch  auf  dem  Umwege  über  Gradac  bei 
Posusje  und  die  Hochebene  von  Rakitno.  Die  letzteren  Routen  sind  Abzweigungen 
des  von  Narona  ausgehenden  Trebizatweges.  Mit  der  illyrisch-griechischen  Drachme 
konkurrierte  auch  hier  das  römische  Geld,3)  das  sich  hernach  in  beinahe  geschlossener 
Reihe  bis  in  die  Zeit  der  Ostgothen  (n.  121),  speziell  des  Königs  Athalarich  (526 — 534 
n.  Chr.)  nachweisen  ließ. 

V 

II.  Die  römische  Ortschaft  bei  Suica. 

Die  Nachrichten  über  die  Besiedlung  der  nicht  unbeträchtlichen,  aber  stark  ver- 
karsteten Hochebene  von  Suica  in  vor-  und  nachrömischer  Zeit4)  veranlaßten  mich,  die 
Fahrt  zu  den  im  vorstehenden  Berichte  (S.  171  ff.)  besprochenen  Grabungen  in  2u- 
panjac-Delminium  in  dem  infolge  lebhafteren  Verkehres  sich  hebenden  Flecken  im  Mai 


0 Ygl.  diese  Mitteilungen  VIII,  S.  70;  meine  „Lika  in  römischer  Zeit“  Sp.  20  f. ; mein  „Sandschak 
Berat  in  Albanien“  Sp.  2 f.  und  Glasnik  1902,  S.  395. 

2)  Vgl.  diese  Mitteilungen  VIII,  S.  69  f. 

3)  Vgl.  Glasnik  1902,  S.  405. 

4)  Vgl.  außer  M.  Hoernes,  Dinarische  Wanderungen2  S.  283  f.  C.  de  Marchesetti,  diese  Mit- 
teilungen I,  S.  319.  Hinzuzufügen  sind  die  Tumuli  und  Grabsteine  auf  den  Parzellen  „Suicki  maseti“  und 
„Dvojne“  und  bei  Abdin  han. 


Fig.  100.  Barbarischer 
Antoninian. 


I 


Patsch.  Archäol.-epigr.  Untersuchungen  zur  Geschichte  der  röm.  Provinz  Dalmatien.  VI.  227 

1898  zu  unterbrechen,  um  den  Spuren  römischen  Lebens  nachzugehen,  die  hier  umso 
sicherer  zu  erwarten  waren,  als  hier  analog  der  gegenwärtigen  Straßengabelung  die 
Vereinigung  der  aus  dem  Becken  von  Livno  kommenden  römischen  Straße  mit  der  von 
Zupanjac  heraufführenden  konstatiert  wurde. x)  Ein  Resultat  wurde  rasch  und  mühelos 
erzielt,  denn  in  dem  katholischen  Pfarrhause  lagen  nachfolgende  Bruchstücke  auf- 
gestapelt, die  sich  jetzt  im  Landesmuseum  befinden. 

1.  Zwei  nicht  aneinanderschließende,  der  Breite  nach  gesprungene  Fragmente  einer 
runden  Plinthe  von  093  m Durchmesser,  aus  Kalkstein,  von  R095  m Höhe  (Fig.  101). 
Die  obere  Fläche  ist  gerauht,  um  dem  Votivgegenstande  einen  festeren  Halt  zu  ge- 
währen. 


Fig.  101.  Bruchstücke  einer  Plinthe. 

sac(rum).  P.  Ael(ius)  Pi[ . . . .v(otum)]s(olvit)  l(oco)  d(ato)  p(ublice). 

Der  Stein  ist  von  größerem  lokalen  Interesse,  weil  er  zeigt,  daß  die  römische  An- 
siedlung bei  Suica  den  Charakter  einer  Gemeinde  gehabt  hat.  Ob  diese  aber  selbst- 
ständig oder  nur  eine  Dorfschaft  war,  die  einer  Stadt,  etwa  Zupanjac- Delminium 
attributiert  war,2)  läßt  sich  vorderhand  nicht  ausmachen.  Das  Fehlen  von  d(ecurionum) 
d(ecreto)  kann  für  die  zweite  Möglichkeit  nicht 
angeführt  werden. 

2.  Kapital  einer  glatten  Säule  von0-232m 
Durchmesser  aus  Kalkstein  (Fig.  102),  dessen 
Abakus  quadratisch  von  0'375m  Seite  ist. 

3.  Vorderteil  eines  Sarkophagdeckels 
aus  Mergel,  0T2  m hoch,  053  m breit  und  0'25  m 
lang,  mit  glattem  Giebelfeld  und  unverzierten 
Seitenakroterien. 

4.  Zwei  Bruchstücke  von  Sarkophag- 
deckeln, die  in  der  Ornamentik  mit  den  auf  der  Karaula  von  Zupanjac  (vgl.  o.  S.  206) 
gefundenen  übereinstimmen. 

5.  0‘93  m hohes,  unten  abgeschlagenes  Postament  aus  Mergel  (Fig.  103)  von  recht- 
eckigem Querschnitte  (0’27 : 0'20  m),  das  oben  in  einen  mit  umlaufenden  Bändern  ge- 
zierten Säulenrest  von  0-07  m Höhe  und  0T9  m Durchmesser  übergeht.  Die  Vorder- 
seite zeigt  in  einem  rechteckigen  eingetieften,  von  einem  einfach  profilierten  Rahmen 
umschlossenen  Felde  eine  stilisierte  Ranke  mit  rosettenförmig  eingedrehten  Blättern,  die 
auch  Vogelköpfe  aufweisen.  Die  Rückseite  und  die  rechte  Seitenfläche  sind  glatt.  In 
die  linke  Seite  ist  dagegen  eine  0‘08  m breite  vertikale  Nut  eingeschnitten,  in  welche 
eine  Füllungsplatte  eingelassen  war.  Analoge,  in  der  Technik  und  im  Ornamente  ver- 
wandte Architekturteile  sind  in  der  im  Jahre  1891  aufgedeckten  frühromanischen  Kirche 

0 Ballif-Patsch,  Römische  Straßen  in  Bosnien  und  der  Hercegovina  I,  S.  22.  27,  vgl.  S.  8 und 
Taf.  IV,  Fig.  7. 

2)  Vgl.  Mommsen,  Römisches  Staatsrecht  III,  S.  765  ff. 


Fig.  102.  Säulenkapitäl. 


15* 


228 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


von  Dabravina,  südlich  von  der  Bergwerksstadt  Vares,  gefunden  worden,  wo  sie  höchst- 
wahrscheinlich zu  der  das  Presbyterium  abgrenzenden  Balustrade  gehört  haben.1) 

Unser  Bruchstück  dürfte  nach  der  Zurichtung  seiner  Seitenflächen 
von  dem  rechten  Ende  einer  solchen  Schranke  herrühren. 

6.  0335  m hohes  Bruchstück  eines  vorne  mit  einer  Palmetten- 
ranke verzierten  Säulenpostaments  (Fig.  104)  von  quadratischem 
Querschnitte  (OT  m Seitenlange),  das  oben  in  eine  unterschnittene 
glatte  Säule  von  O'l  m Durchmesser  übergeht.  Das  Fragment  hatte 
nach  den  in  beide  Seitenflächen  eingearbeiteten 
0'035  m breiten  Nuten  dieselbe  Bestimmung  wie 
Fig.  103,  doch  inmitten  einer  Reihe  und  den  viel 
kleineren  Dimensionen  zufolge  auf  einer  anderen 
Stelle  des  Kircheninnern. 

Wir  haben  hier  also  ganz  die  nämliche  Mi- 
schung von  Monumenten  vor  uns,  wie  wir  sie 
auf  der  Karaula  von  Zupanjac  (vgl.  o.  S.  203) 
angetroffen  hatten,  und  können  aus  ihr  für  den 
Fundplatz  eine  analoge  Vergangenheit  erschließen. 
Auf  der  Fundstätte  hat  eine  Kirche  bestanden, 
die  zum  Teil  aus  antikem,  in  der  Umgebung  ge- 
wonnenem Material,  darunter  aus  Bruchstücken 
von  Votiv-  und  Sepulkraldenkmalen,  erbaut  war. 

Die  Fundstelle  ist  ein  am  linken  Ufer  des 
Suicaflüßcbens  in  einer  rings  von  Bergen  ge- 
schützten Talweitung  des  Dorfes  Bogdasib  gele- 
gener Acker  der  Mijo  und  Niko  Kutlesid,  der 
vom  Volke  Crkvina  genannt  wird.  Umwühlte  Mauerzüge  ließen  die  hier  im  Dezem- 
ber 1896  ausgeführte,  nichts  weniger  als  altertumsfreundliche  „Forschung“  sehr  deut- 
lich erkennen,  und  noch  stellenweise  im  Gemäuer  steckende  zugerichtete  Sarkophagteile 
bestätigen  den  aus  den  oben  aufgezählten  Funden  gezogenen  Schluß  hinsichtlich  der 
Zeit  des  Gebäudes.  Der  Grundriß  desselben  ließe  sich  nur  durch  eine  systematische 
Grabung  gewinnen.  Diese  allein  könnte  auch  über  die  genaue  Lage  des  römischen 
Ortes  Auskunft  gewähren. 

Von  der  Crkvina  ist  nach  der  Aussage  der  Bauern  viel  Material  in  die  Um- 
gebung verschleppt  worden.  Einen  zum  Troge  ausgehöhlten  Säulenschaft  sah  ich  in 
dem  benachbarten  Hause  des  Frano  Mati6. 

Uber  der  Crkvina  erhebt  sich  ein  konischer,  Drinova  glavica  genannter  Hügel; 
auch  auf  ihm  wurden  Mauerreste  und  zahlreiche  Gefäßscherben  übertag  angetroffen. 

Als  dritte  Ruinenstätte  wurde  mir  der  Acker  Cardak  auf  dem  rechten  Ufer  der 
Suica  unfern  der  Mühle  Nevolja  bezeichnet,  wo  man  auf  Reste  starker,  im  Kreise  auf- 
geführter Mauern  gestoßen  sein  soll,  die  von  der  Bevölkerung  Tamnice  (Gefängnisse) 
genannt  werden. 

Daß  in  Bogdasic  schon  vor  der  Okkupation  Münzen  gefunden  wurden,  erzählte 
mir  Fra  Pasko  Rados,  der  früher  Pfarrer  in  Suica  war.  Wahrscheinlich  stammt  auch 
aus  diesem  Dorfe  der  Sesterz  der  Otacilia  Severa,  Cohen1  56,  den  das  Landesmuseum 
aus  Öuica  erhalten  hat. 


Fig.  103.  Säulen- 
postament. 


Fig.  104.  Bruch- 
stück eines  Säulen- 
postamentes. 


*)  Vgl.  Radimsky,  diese  Mitteilungen  II,  S.  73  ff. 


Patsch.  Archäol.-epigr.  Untersuchungen  zur  Geschichte  der  röm.  Provinz  Dalmatien.  VI. 


229 


III.  Zur  Geschichte  des  Passes  Velika  vrata  bei  Kupres. 

In  diesen  Mitteilungen  IV,  S.  183  hat  F.  Fiala  die  Funde  notiert,  die  im  Jahre  1892 
anläßlich  einer  Reparatur  der  wichtigen  von  Bugojno  über  Kupres  und  Suica  nach  Zupanjac 
und  Livno  führenden  Straße  auf  der  Höhe  des  Passes  Velika  vrata  gemacht  worden  waren 
und  die  daselbst  den  Bestand  eines  kleinen  Gebäudes,  wohl  eines  der  Straßensicherung 
dienenden  Wachthauses1)  erweisen.  Dabei  sind,  was  die  Münzen  anlangt,  kleine  Ver- 
sehen unterlaufen,  welche  die  Bedeutung  des 
Fundortes  auch  für  den  römischen  Verkehr2) 
richtigzustellen  heißt,  zumal  da  sich  ihre 
Reihe  dank  den  Bemühungen  des  Straßen- 
meisters Herrn  Eduard  Ko  bl  er  etwas  ver- 
größert hat.  Die  neuen  Münzen  wurden  auf 
der  rechts  von  der  Straße  über  der  Höhen- 
tafel gelegenen  Fundstätte  nach  Regengüssen 
aufgelesen.  Dabei  kam  auch  die  6'2  cm  lange 
frührömische  Scharnierfiebel  Fig.  105  aus  Bronze  von  1'7  cm  lichter  Höhe  zum  Vor- 
schein, die  am  Fuße  leider  etwas  beschädigt  wurde.  Die  Ruine  muß  sehr  reich  an 
Münzen  gewesen  sein,  denn  in  den  ersten  Jahren  nach  der  Okkupation  sind  hier  auch 
von  k.  u.  k.  Offizieren  wiederholt  Münzen  ausgegraben  worden.  Nach  einer  Mitteilung 
des  Herrn  Inspektors  J.  Blazek  sammelte  im  Jahre  1883  Oberleutnant  Erben  allein 
„gegen  200  römische  Kupfermünzen,  darunter  einen  Hadrian“  auf  den  Velika  vrata. 
Wohin  sie  geraten  sind,  konnte  nicht  ermittelt  werden.  Das  Landesmuseum  besitzt 
von  hier  folgende  Stücke,  ausschließlich  Kleinbronzen. 

1.  und  2.  Gallienus,  Cohen1  365.  390. 

3.  Quintillus,  Cohen  22. 

4.  Licinus  pater  (?),  Cohen  42  (?). 

5 und  6.  Constantinus  I.,  Cohen  568. 

7 — 15.  Constantius  II.,  Cohen  224.  226  (4  Stücke).  265  (2  Stücke).  279  (2  Stücke). 

16.  Constans,  Cohen  14 1. 

17.  Roma,  Cohen  13. 

18.  Valentinianus  I.,  Cohen  55. 

19.  Valentinianus  II.,  Cohen  45  oder  Theodosius  I.,  Cohen  49. 

20.  Arcadius  oder  Honorius,  Cohen  55. 

21.  Wahrscheinlich  Theodosius  II.  (408 — 450). 

22 — 27.  Sechs  verschliffene,  dem  3.  und  4.  Jahrhundert  angehörige  Stücke. 

Die  wohl  plötzliche  Zerstörung  des  Baues  erfolgte  nach  den  jüngsten  Münzen  in 
den  ersten  Dezennien  des  5.  Jahrhunderts.  Dies  ist  die  letzte  Nachricht  von  der 
Straße  selbst.  Daß  sie  jedoch  noch  in  der  ersten  Hälfte  des  6.  Jahrhunderts  be- 
nützt wurde,  kann  man  aus  der  Verbindung  erschließen,  in  der  Zenica-Bistua,  das  in 
der  Fortsetzung  der  Route  ins  Binnenland  lag,  als  Bischofssitz  mit  Salona  stand  und 
die  auf  den  Provinzialkonzilen  der  Jahre  530  und  532  zutage  trat.3)  Ein  Meilenstein 

9 Über  Straßentürme  vgl.  C.  Tragau,  Archäologisch-epigraphische  Mitteilungen  XX,  S.  174  ff.; 
M.  von  Groller,  Der  römische  Limes  in  Österreich  I,  Sp.  53. 

2)  Vgl.  Ballif-Patseh,  Römische  Straßen  in  Bosnien  und  der  Hercegovina  I,  S.  23. 

3)  Vgl.  Glasnik  1900,  S.  555;  A.  Ho  ff  er,  diese  Mitteilungen  III,  S.  247. 


Fig.  105.  Frührömische  Scharnierfibel. 


230 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


dieser  Straße  war  vielleicht  der  „beschriebene  Stein“,  der  nach  der  Erzählung  älterer 
Leute  in  Kupres  vor  der  Okkupation  bei  der  Bildung  eines  Verhaues  „gegen  Kopriv- 
nica“  herabgestürzt  wurde. 


IV.  Ein  Mysterienrelief  aus  Han  Compagnie -Vitez. 


Am  19.  November  1901  erwarb  das  Landesmuseum  von  Herrn  Jakob  Padjen 
das  Bleitäfelchen  Fig.  106,  von  dem  er  leider  nur  angeben  konnte,  daß  er  es  im  Juni 
oder  Juli  1900  gelegentlich  einer  Jagd  auf  einer  Crkvina  genannten,  links  von  der 
Straße  bei  Han  Compagnie -Vitez  (im  Lasvatale)  gelegenen  Lokalität  nach  einem  Regen 

aufgelesen  habe.  Es  ist  ein  Myste- 
rienrelief und  gleicht  in  Größe  (9-4  cm 
hoch,  7*9  cm  breit  und  01 7 cm  stark) 
und  in  Inhalt  sehr  dem  auf  der  Gra- 
dina  in  Halapic  bei  Glarnoö  gefun- 
denen Stücke.  In  Anbetracht  dessen, 
daß  letzterem  eine  ganz  eingehende 
Besprechung  von  E.  Nowotny  in 
diesen  Mitteilungen  IV,  S.  296  tf.  zu- 
teil geworden  ist,1)  können  wir  uns 
hier  begnügen,  bloß  die  Divergenzen 
anzugeben. 

Die  Säulenschäfte  der  Adikula 
sind  spiralförmig  kanneliert  und  dem 
Bogen  fehlt  die  Astragalenschnur. 
Ob  sich  in  den  Zwickeln  neben  den 
Schlangen  etwas  befand,  ist  infolge 
der  Beschädigungen  nicht  auszuneh- 
men. Die  vier  Streifen  des  Bildes  sind 
nicht  durch  Bodenlinien  geschieden; 
sie  greifen  vielmehr  ineinander  über. 

Die  Rosse  des  Viergespannes 
des  Helios,  dessen  umstrahltes  Haupt 
Fig.  106.  Mysterienrelief.  links  und  rechts  je  ein  größerer 

Stern  flankiert  und  der  in  der  Lin- 
ken die  Weltkugel  hält,  sind  ganz  dargestellt.  Am  Ende  des  mittleren  der  drei  linken 
Strahlen  ist  noch  ein  Sternchen  erkennbar. 

Im  zweiten  Streifen  trägt  die  mit  einem  bis  auf  den  Boden  reichenden  hoch- 
gegürteten und  langärmeligen  Gewände  bekleidete  weibliche  Gestalt  in  der  Mitte  keinen 
Schurz,  sondern  senkt  mit  den  seitwärts  gehaltenen  Händen,  wie  es  scheint,  je  eine  Fackel 
nach  abwärts.  Über  jeder  Schulter  erscheint  ein  Haarknoten.  Den  beiden  Reitern 
fehlt  der  Stern.  Der  linke  scheint  Anaxyriden  und  Rock  zu  tragen,  sicher  sind  die 
zurückflatternde  Chlamys  und  die  phrygische  Mütze.  Der  rechte  Reiter  ist  dagegen 
barhaupt;  von  seiner  Kleidung  ist  nur  der  flatternde  Mantel  zu  erkennen.  Der  Fisch, 
ein  Delphin,  liegt  unter  dem  ersteren,  der  „tote  Kabir“  unter  dem  letzteren  auf  dem 


j Vgl.  F.  Cum  o nt,  Textes  et  monuments  figures  relatifs  aux  mysteres  de  Mithra  II,  S.  526  f. 


Patsch.  Archäol.-epigr.  Untersuchungen  zur  Geschichte  der  röm.  Provinz  Dalmatien.  VI.  231 


Antlitze  mit  vorgestreckten  Armen.  Der  Krieger  steht  in  Vordersicht,  blickt  zur  Mittel- 
gruppe, schultert  die  Lanze  und  trägt  einen  umgürteten  Koller  und  hohe  Stiefel.  Die  rechts 
adorierende  Frau  steht  ebenfalls  in  Vordersicht  und  wendet  nur  den  Kopf  der  Mitte  zu. 

Größere  Abweichungen  zeigt  der  dritte  Streifen.  In  der  Mitte  sitzen  drei  be- 
kleidete Gestalten  um  den  Tisch,  von  dem  Fransen  herabhängen.  Die  mittlere  wendet 
das  Gesicht  der  ihr  zur  Linken  sitzenden  zu,  faßt  mit  der  Rechten  deren  rechte  Hand 
und  hält  in  der  Linken  vor  der  Brust  einen  gefäßähnlichen  Gegenstand.  Beide  Seiten- 
personen weisen  gleichsam  einladend  auf  den  nach  links  auf  einer  ovalen  Schüssel 
liegenden  Fisch.  Die  beiden  Jünglinge  rechts  schreiten  zur  Mittelgruppe,  ohne  sich 
anzusehen.  Der  vordere  hebt  nur  leicht  den  rechten  Unterarm.  Links  steht  der  dicht 
bezweigte  Baum,  von  dessen  längstem  linken  Aste  das  kopflose  Tier  herabhängt,  un- 
mittelbar neben  der  Tischgesellschaft. 

Im  vierten  Streifen  haben  der  Löwe  und  die  Schlange  ihre  Plätze  gewechselt. 
Was  auf  dem  Tische  mit  den  stark  geschweiften  Beinen  liegt,  ist  nicht  zu  erkennen. 
Vor  dem  Tische  und  dem  Hahne  fehlen  die  kleinen  Gegenstände. 

Nägellöcher  sind  in  dem  neuen  Relief  nicht  vorhanden.  Seine  Ausprägung  ist 
stumpf.  Gelitten  hat  es  durch  die  Umbiegung  der  oberen  Ecken  und  der  unteren 
Kante,  durch  eine  große  Faltung,  einen  Riß  und  durch  eine  neue  „Metallprobe“  auf 
der  rechten  Säule. 

Das  Relief  ist  aus  Pannonien  importiert,  denn  ihm  völlig  entsprechende  Stücke 
verzeichnet  J.  Hampel,  Arch.  Ertesitö  1903,  S.  343 ff.  aus  Duna-Pentele,  Magyar-Egres 
und  Petrovci  bei  Ruma.  Auch  die  Tafel  von  Halapib  stammt  nach  analogen  Funden 
von  der  Donau,  vgl.  Hampel  a.  a.  O.  S.  348  ff.  und  Budapest  Regisegei  1904,  S.  27  ff. 
Dalmatien  ist  also  in  religiöser  Beziehung  auch  von  Pannonien  beeinflußt  worden. 


V.  Aus  Zenica-Bistua.1) 

Beim  Planieren  der  Schutthügel  auf  dem  Terrain  der  in  diesen  Mitteilungen  I, 
S.  273  ff.,  vgl.  III,  S.  227  von  C.  Truhelka  beschriebenen  Doppelbasilika  sind  nach- 
träglich im  Dezember  1900  und  im  Februar  1901  außer 
mehreren  mittelalterlichen  Ornamentfragmenten  auch  noch 
folgende  zwei  römische  Bruchstücke  gefunden  und  durch 
die  Direktion  der  Zentralstrafanstalt  dem  Landesmuseum 
eingesendet  worden.  Beide  entbehren  trotz  ihrer  Dürf- 
tigkeit nicht  des  Interesses. 

Fig.  107  ist  die  0-2l  m hohe  Ecke  eines  unten  flach 
ausgetieften  Sarkophagdeckels  aus  Sandstein,  dessen 
Seitenakroterien  Masken  schmückten.  Ein  solches  Orna- 
mentmotiv war  bei  uns  in  dieser  Denkmälerklasse  noch 
nicht  vertreten. 

Fig.  108  rührt  von  der  rechten  Seite  einer  0'795m 
hohen  und  0T3  m starken,  rückwärts  nicht  bearbeiteten 
Kalksteinplatte  her  und  enthält  in  einem  eingetieften,  von 
einem  profilierten  Rahmen  umgebenen  rechteckigen  Felde  das  Porträt  des  Verstorbenen 
mit  den  Tieren,  die  seine  Lieblingsbeschäftigung  andeuten  sollten.  Im  oberen  Abschnitte 


*)  Nach  A.  v.  Domaszewski,  Westdeutsche  Zeitschrift  1902,  S.  169,  Anm.  74  Bistua  nova. 


Fig.  107.  Ecke  eines  Sarkophag- 
deckels. 


232 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


des  Bildes  hält  er,  selbst  in  Vordersicht  stehend,  ein  nach  rechts  ausschreitendes  Pferd 
am  Zügel.  Er  hat  kurzgeschnittenes  Iiaar  und,  wie  es  scheint,  einen  Vollbart  und 
trägt  über  einer  langärmeligen  gegürteten  Tunika  mit  Überfall  einen  faltigen,  auf  der 
rechten  Schulter  gehefteten  Umwurf,  der,  am  Vertikalsaume  mit  zwei  das  Gewand  be- 
schwerenden Quasten  geschmückt,  den  linken  Arm  bedeckt,  den  rechten  freiläßt  und 

bis  zu  den  Knien  reicht.  Die  Tracht  ist 
die  bei  uns  übliche;1)  doch  waren  wir  bis 
jetzt  über  die  Längenverhältnisse  der  Ge- 
wänder im  Unklaren,  da  zumeist  nur  Brust- 
bilder Vorlagen.  Von  der  Fußbekleidung 
läßt  sich  wegen  der  starken  Bestoßung  nur 
der  obere  Saum  der  bis  zu  den  Knien  rei- 
chenden Jagdstiefel  erkennen.  Daß  die 
Männer  aus  Bistua  der  Reitkunst  huldigten, 
wußten  wir  bereits  aus  zwei  früher  auf 
derselben  Lokalität  gefundenen  Reliefs;2) 
sie  scheint  sich  überhaupt  damals  (wie  im 
Mittelalter3)  und  auch  jetzt)  nach  den  in  ver- 
schiedenen Landesteilen  gehobenen  Stein- 
denkmalen4) bei  uns  großer  Pflege  erfreut 
zu  haben.5)  Schon  lange  vor  der  römischen 
Okkupation  wurden  in  die  Norwestecke  Dal- 
matiens Pferde  aus  Italien  eingeführt;  im 
Jahre  170  v.  Chr.  wird  den  Gesandten  der 
Karner,  der  Histrer  und  der  in  der  Lika 
und  um  Bihac  seßhaften  Iapoden  die  Bewil- 
ligung erteilt,  „ut  denorum  equorum  iis  com- 
mercium esset  educendique  ex  Italia  pote- 
stas  fieret“.6)  Daraus,  daß  dieser  Pferde- 
import eine  besondere  Lizenz  erforderte 
und  die  Stückzahl  genau  bestimmt  wurde, 
wird  man  schließen  dürfen,  daß  Pferde  da- 
mals als  Kriegsartikel  angesehen  wurden, 
unsere  vermögenderen  Autochthonen  also 
beritten  in  den  Krieg  zogen. 

In  dem  unteren  Streifen  unseres  Reliefs,  der  von  dem  oberen  durch  eine  Plinthe 
getrennt  wird,  deuten  zwei  gegeneinanderlaufende  Hunde  und  ein  Baum  mit  großer 
Krone  und  kräftigem  Wurzelanlauf  an,  daß  der  Verstorbene  auch  Weidmann  war.  Voll- 
ständiger ist  diese  Szene  auf  einem  Relief  aus  Lisiöi6i  bei  Konjica  an  der  Narenta  aus- 
geführt, wo  der  Jäger  zu  Pferde  erscheint.7)  Des  jagdbaren  Wildes  gab  es  insbesondere 

’)  Vgl.  u.  den  Artikel  Konjica. 

2)  Vgl.  diese  Mitteilungen  I,  S.  278,  Taf.  I,  Fig.  2 und  3. 

3)  Dies  geht  aus  den  Grabmonumenten  hervor,  vgl.  Truhelka,  diese  Mitteilungen  III,  S.  415. 

4)  So  in  Putieevo  und  Vitez  im  Lasvatale  (Hoernes,  Archäologisch-epigraphische  Mitteilungen  IV, 
S.  198  ff.;  A.  Hoffer,  diese  Mitteilungen  V,  S.  249.  256),  in  Mihaljevic  an  der  Drina  (diese  Mitteilungen 
VIII,  S.  109,  Fig.  47),  in  Lisi  Sic  i an  der  Narenta  (s.  u.  unter  Konjica)  usw. 

°)  Nach  den  in  dem  prähistorischen  Pfahlbau  von  Ripac  bei  Bihac  gefundenen  Knochen  war  schon 
damals  eine  kleine  Pferderasse  bei  uns  vertreten,  vgl.  J.  N.  Wold  rieh,  diese  Mitteilungen  V,  S.  110. 

6)  Livius  XLIII,  5.  7)  Vgl.  diese  Mitteilungen  IV,  S.  269,  Fig.  39. 


Fig.  108.  Bruchstück  eines  Grabsteines. 


Patsch.  Archäol.-epigr.  Untersuchungen  zur  Geschichte  der  röm.  Provinz  Dalmatien.  VI.  233 

nach  den  Fanden  im  Kastell  Mogorelo  bei  Capljina  damals  in  Bosnien  und  in  der  Her- 
zegowina recht  viel;  außer  Schwarzwild,  Rehen  und  Bären  kam  noch  der  Edelhirsch 
vor,  der  bekanntlich  jetzt  in  diesen  Ländern  ausgestorben  ist.1) 

Der  Fundort  der  beiden  Fi’agmente  ist  nicht  der  ursprüngliche  Standort  der 
Monumente  gewesen;  sie  sind  wie  die  früher  gehobenen  römischen  Denkmale2)  dorthin 
als  Baumaterial  für  die  Basiliken  gekommen.  Wo  sich  der  Friedhof  oder  die  Gräber- 
straße von  Zenica-Bistua  befand,  ist  noch  unbekannt. 


VI.  Eine  römische  Fundstelle  bei  Visoko. 

Die  unfreiwillige  Muße,  die  mir  eine  Zugsverspätung  am  9.  Juli  1901  auferlegte, 
benützte  ich  zum  Absuchen  der  Ortschaften  zwischen  Visoko  und  Podlugovi  nach  an- 
tiken Überresten.  Es  glückte  mir  jedoch  nur  in  Han  Vratnica,  östlich  von  Visoko, 
auf  dem  rechts  von  der  Straße  unmittelbar  bei  dem  Anwesen  des  Salihbeg  Zeöevi6 
gelegenen  und  bis  zum  rechten  Bosnaufer  reichenden  Acker  römische  Falzziegelbruch- 
stücke zu  linden.  Die  Fruchtbarkeit  und  die  günstige  kommerzielle  Lage  der  Tal- 
weitung, die  im  Mittelalter  der  Burg  Visoki  (sic)  und  dem  „Suburbium“  Podvisoki  eine 
über  Bosnien  hinausreichende  Bedeutung  verliehen  haben,3)  lassen  aber  vermuten,  daß 
sich  hier  noch  andere  römische  Ortschaften  befanden. 


VII.  Drei  römische  Ruinenstätten  im  Bezirke  Sarajevo. 

Die  bisher  unbekannte  Fundstelle  der  in  diesen  Mitteilungen  IV,  S.  248,  Fig.  8 
veröffentlichten,  für  die  Kenntnis  der  Besiedlung  der  Umgebung  der  Landeshauptstadt 
wichtigen  Ara  CIL.  III  2766a  (vgl.  p.  1035)  = 8374  (vgl.  p.  2256):  I(ovi)  o(ptimo) 
m(aximo)  tonitratori  T.  Aur(elius)  Maximus  ve[t(eranus)]  Aug(ustorum)  aus 

Svrakino  selo, 

westlich  von  Sarajevo,  die  im  Februar  1901  von  dem  Sarajevoer  Vizebürgermeister, 
Herrn  Rechtsanwalt  V.  Nie6,  dem  Landesmuseum  gespendet  wurde,  konnte  endlich  mit 
Hilfe  einer  Notiz  von  M.  Hoernes4)  ermittelt  werden. 

Zwischen  der  Eisenbahnhaltestelle  Alipasin  most  und  der  „Cengicvilla“  steigt  am 
linken  Ufer  der  Miljacka  aus  der  Talsohle  eine  lange,  breite  Terrainstufe  an,  auf  der 
das  Gehöft  des  Mujaga  Zlatarovib  mit  prächtigem  Ausblick  auf  das  Tal  des  Flüßchens 
und  das  große  Becken  des  Sarajevsko  polje  liegt.  Vor  dem  Tore  desselben  befand  sich 
als  Sitzbank  die  Ara,  bis  sie  durch  den  Konsul  Rousseau  in  das  französische  Konsulat 
in  Sarajevo  überführt  wurde,  von  wo  sie,  wie  erwähnt,  ins  Landesmuseum  kam.  Vor 

J)  Unter  den  Szenen  auf  dem  von  A.  Conze,  Römische  Bildwerke  einheimischen  Fundorts  in 
Österreich  I,  S.  17  ff.,  Taf.  IV  eingehend  gewürdigten  Sarkophage  aus  Salona  ist  ebenso  wie  auf  einem 
Relief  im  Dome  zu  Spalato  auch  eine  Jagd  auf  Steinböcke  dargestellt;  man  wird  jedoch  dies  kaum  als 
einen  Beleg  für  das  Vorkommen  dieses  Tieres  in  Dalmatien  ansehen  dürfen,  da  die  Bildhauer  eine  im- 
portierte Vorlage  benützt  haben  können.  Auf  der  ganzen  Balkanhalbinsel  sind  bis  jetzt  nach  den  ein- 
gehenden Nachforschungen  des  Herrn  Kustos  O.  Reiser  keinerlei  Reste  des  Steinbockes  beobachtet  worden. 

2)  Vgl.  diese  Mitteilungen  I,  S.  275  ft’. 

3)  Jirecek,  Die  Handelsstraßen  und  Bergwerke  von  Serbien  und  Bosnien  während  des  Mittel- 
alters, S.  37.  61.  80. 

4)  Archäologisch-epigraphische  Mitteilungen  IV,  S.  44. 


234 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


dem  Tore  des  genannten  Anwesens  liegt  noch  jetzt  ein  Quader.  Beide  Steine  stammen 
von  dem  neben  dem  Hause  befindlichen  Felde,  wo  beim  Ackern  bearbeitete  Steine  zum 
Vorschein  kommen  und  ich  am  15.  August  1901  Ziegelbrocken  aufgelesen  habe.  Es  ist 
damit  festgestellt,  daß  in  Svrakino  selo  nicht  bloß  eine  Ara,  sondern  auch  ein  ziegel- 
gedecktes Gebäude  gestanden  hat;  beide  sind  wohl  miteinander  in  Verbindung  zu 
bringen.  Eine  Grabung  wäre  also  hier  sehr  am  Platze. 

Etwas  weiter  liegen  über  dem  Miljackaufer  zwei  mittelalterliche  sarkophagförmige 
Grabsteine.  Bei  ihnen  hat  ein  Schatzgräber  namens  Had2i  Ibrahim  Blagar  eine  jetzt 
verschollene  Goldmünze  gefunden,  die  nach  der  Beschreibung  des  Mujaga  Zlatarovi6 
nichtrömischen  Ursprungs  war. 

Die  Quelle  von  Svrakino  selo,  Svrakina  cesma  genannt,  ist  von  gut  gearbeiteten 
Quadern  eingefaßt,  die  Spuren  älterer  Klammerverbindungen  aufweisen. 


Vogos&i  gornja. 

Herr  V.  Skaric,  Professor  an  der  Realschule  in  Banjaluka,  machte  mich  darauf  auf- 
merksam, daß  in  Vogos6a  gornja  (Bezirk  Sarajevo)  beim  Krsmanov  han  in  dem  Riede 
Kamenjaöa  beim  Ackern  Falzziegel  und  silberne  Münzen  gefunden  worden  seien. 
Eine  Exkursion  dorthin  (am  5.  April  1901)  bestätigte  die  Mitteilung  und  ließ  wenigstens 
übertag  die  Ausdehnung  der  Ortschaft  feststellen. 

Auf  dem  rechten  Ufer  des  Vogas6aflüßchens  steigt  ein  etwTa  20  m hoher,  zweimal 
gesattelter,  schmaler  Hügelrücken  stellenweise  in  steiler  Böschung  an,  der  von  dem 
griechisch-orthodoxen  Friedhofe  bis  zu  dem  bei  der  Dorfmoschee  gelegenen  Einkehr- 
hause Krsmanov  han  den  Namen  Kamenjaca1)  führt.  Auf  ihm  fallen  eingesunkene 
Platten  und  Steinsetzungen,  die  von  einem  mittelalterlichen  Friedhofe  herrühren  dürften, 
sofort  in  die  Augen.  Die  römischen  Reste  müssen  etwas  mühsamer  zusammengeleseD 
werden;  sie  bestehen  aus  kleinen  Fragmenten  von  Heizrohren  und  von  Falz-  und  Hohl- 
ziegeln, aus  Bronze-,  Eisen-  und  Glasstückchen  und  Tongefäßscherben.  Die  Fundstellen 
ziehen  sich  zu  beiden  Seiten  des  Rückens  hin,  von  den  Mühlen  angefangen  bis  zu  dem 
genannten  Han,  wo  die  Ziegelfragmente  auf  dem  zugehörigen  Acker  so  stark  auftreten, 
daß  sie  bei  dem  Baue  des  Hauses  mitverwendet  werden  konnten.  Auch  rechts  von  dem 
nach  Sarajevo  führenden  Wege  gelang  es,  Belegstücke  zu  finden.  Auf  dem  Rücken 
selbst  kann  keine  geschlossene  Häusergruppe  gestanden  haben,  da  wir  hier  trotz  wieder- 
holten Abteufungen  auf  keine  Mauerreste  gestoßen  sind.  Diese  ausgedehnte  Ortschaft 
hat  schon  in  vorrömischer  Zeit  bestanden,  denn  beim  Absuchen  der  Felder  fiel  mir  auch 
eine  Pfeilspitze  aus  Hornstein  in  die  Hände. 

Über  die  oben  erwähnten  Münzen  konnte  jedoch  auch  der  Besitzer  des  Hauses, 
Herr  Prof.  Dr.  Kosta  Krsmanovid  keine  nähere  Auskunft  geben. 

Die  Besiedlung  des  Gebietes  erstreckte  sich  auch  auf  die  Seitentäler,  denn  in  dem 
benachbarten  Josanicatale  traf  ich  auf  dem  Gradina  genannten,  auf  dem  rechten  Ufer 
des  Baches  gelegenen  Feldkomplexe  Mauerreste  und  Ziegelfragmente  eines  römischen 
Hauses  an.  Es  ist  möglich,  daß  die  hier  zutage  tretende  Schwefelquelle  „Srmdliva 
voda“  den  Bau  veranlaßt  hat. 

Bemerken  will  ich,  um  eventuelle  Irrtümer  zu  vermeiden,  daß  auf  der  „Gradina“  auch 
ein  Han,  ein  Wohnhaus  und  ein  Stall  bestanden  haben,  die  abgebrannt  sind  und  deren 
Material  zum  Teile  beim  Baue  des  Hauses  des  Bo£o  Burnjek  verwendet  wurde.  Durch 


*)  Auf  der  Spezialkarte  Kamenjace. 


Patsch.  Archäol.-epigr.  Untersuchungen  zur  Geschichte  der  röm.  Provinz  Dalmatien.  VI.  235 


das  Tal  führte  nämlich  in  türkischer  Zeit  ein  gut  begangener  Pfad  nach  Kladanj  und  Tuzla. 
Jetzt  schlägt  man  die  wegsamer  gemachte  Route  durch  das  Tal  der  Ljubina  ein. 

Aus 

Pazariö 

waren  zwei  Grabsteine  bekannt.  Der  eine,  mit  dem  Brustbilde  eines  Mannes  und  einem 
völlig  verwitterten  Inschriftfelde,  wurde  zur  Zeit  der  Okkupation  gefunden  und  war, 
als  Pazaric  noch  Garnison  hatte,  an  einer  Wand  des  Wachhäuschens  gegenüber  dem 
k.  k.  Stationskommando  aufgestellt.1)  Später  wurde  er  nach  Sarajevo  in  das  Haus  des 
Advokaten  Jusuf  beg  Filipovic  überführt,  der  ihn  dem  verstorbenen  Bürgermeister 
Mehmed  beg  Kapetanovic  abtrat.  Was  mit  dem  Monumente  weiter  geschehen  ist, 
konnte  nicht  in  Erfahrung  gebracht  werden. 

Der  zweite  Stein  befindet  sich  seit  1892  im  Landesmuseum  und  ist  in  diesen  Mit- 
teilungen IV,  S.  252,  Fig.  12  (=  CIL.  III  13863)  abgebildet  worden. 

Beidemal  hatte  man  leider  unterlassen,  die  Fundstellen  genau  zu  ermitteln.  Da 
die  Konstatierung  derselben  Anhaltspunkte  für  weitere  Forschung  in  der  Begräbnisstätte 
und  für  die  Bestimmung  der  Lage  der  römischen  Ortschaft  in  dem  schönen,  gesunden 
fruchtbaren  Tale  am  Fuße  der  schneebedeckten  Bjelasnica  bieten  kann,  wurden  in  Pazari6 
umfassende  Nachforschungen  gehalten.  Mit  Hilfe  älterer  Ortseinwohner  und  des  eifrigen 
Gendarmeriepostenführers  Paul  Vojnovid  wurde  denn  auch  die  Lokalität  gefunden. 

Beide  Steine  kamen  auf  einer  Parzelle  zum  Vorschein.  Sie  liegt,  mit  Gestrüpp 
überwachsen,  unterhalb  des  mohammedanischen  Friedhofes  zwischen  der  Moschee  und 
dem  Sultanovica  han  rechts  von  der  Straße  auf  dem  linken  Ufer  des  Baches  Ljubovadki 
potok,  der  sich  unmittelbar  unter  der  Fundstätte  in  das  Flüßchen  Zujevina  ergießt.  Wir 
sahen  hier  von  Mauerzügen  umgebene  Einsenkungen  und  eine  große  Zahl  von  Dach- 
ziegelfragmenten über  der  öden  Fläche  verstreut.  Es  scheint  sich  hier  um  größere 
Grabanlagen  zu  handeln,  da  man  mir  erzählte,  daß  der  erste  Stein,  auf  den  ein 
Schatzgräber  aufmerksam  gemacht  habe,  über  einer  „aus  Ziegeln  gemauerten  Gruft“ 
gefunden  worden  sei. 


VIII.  Die  römischen  Ortschaften  des  Bezirkes  Konjica. 

Die  im  Jahre  1901  in  den  Grabungen  eingetretene  Pause  erlaubte  dem  Landes- 
museum, die  systematische  Inventarisation  der  im  Lande  zutage  liegenden  antiken 
Reste  wieder  in  Angriff  zu  nehmen.  Als  ein  Ertrag  dieser  Tätigkeit  wird  hier  das  Ver- 
zeichnis der  römischen  Ortschaften  des  Bezirkes  Konjica  vorgelegt,  dessen  gleichnamigen 
Vorort  Fig.  109  2)  vergegenwärtigt. 

Der  Sprengel  ist  der  schönste  Teil  der  Herzegowina.  Von  der  Narenta  und  ihren 
zahlreichen  Zuflüssen,  der  Rakitnica,  Tresanica,  Neretvica,  Rama,  Doljanka,  Bjela  und 
dem  Idbar  nebst  vielen  kleineren  Flüßchen  und  Bächen  durcheilt  und  durchtobt,  ver- 
fügt er  über  einen  in  dem  Laude  sonst  nirgends  so  geschlossen  auftretenden  Baum-  und 
Waldreichtum.  Die  bis  zum  Juli  mit  Schnee  gekrönten  Bergmassive  wirken  wie  Alpen- 
landschaften. Zu  der  Fruchtbarkeit  der  Talweitungen  und  Lehnen  gesellt  sich  ein  mil- 
des Klima,  das  bereits  die  mediterrane  Flora  und  Fauna  auf  kommen  läßt.  Insbesondere 

*)  Vgl.  Hoernes,  Archäologiscli-epigraphisclie  Mitteilungen  IV,  S.  43  1'.;  J.  von  Asböth,  Bosnien 
und  die  Herzegowina  S.  237;  CIL.  III  8378. 

2)  Nach  einer  Aufnahme  des  Herrn  Ingenieurs  E.  Tomsche  in  Mostar. 


236 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


tritt  das  vom  rechten  Ufer  der  Narenta,  von  Lisiöibi  und  Ostrozac  bis  über  Podhum, 
Seonica  und  Koto1)  hinausreichende  Gebiet  durch  weite  Obstpflanzungen  und  reich- 
tragende Weingärten  hervor.  Aber  auch  die  Bezirksteile,  welche  sich  vermöge  ihrer 
Höhenlage  für  den  Feldbau  nicht  mehr  eignen,  wie  die  Visocica  planina  und  die  von 
Karsttrichtern  durchsetzte  Hochebene  Radobolje  fördern  den  Wohlstand  durch  die  auf 
ihnen  gepflegte  Weidewirtschaft.  Auf  dem  erstgenannten  Komplex  werden  jeden  Sommer 
gegen  50.000  Stück  Groß-  und  Kleinvieh  insbesondere  aus  den  futterarmen  Bezirken 
Mostar,  Nevesinje,  Stolac  und  Ljubuski  aufgetrieben. 


Fig\  109.  Konjica. 

Dazu  kommt  die  für  den  Verkehr  günstige  Lage  des  Bezirkes:  er  ist  insbeson- 
dere dank  der  bis  Konjica  reichenden  Narentaroute  und  infolge  des  Ivansattels  das 
Durchzugsgebiet  von  der  See  nach  Mittelbosnien. 

Der  genannte  Weg  wurde  nach  den  Funden  von  Drachmen  von  Dyrrhachium  und 
Apollonia  schon  in  vorrömischer  Zeit  frequentiert.2)  Ein  Seitenweg  zweigte  von  ihm  an 
der  Rama  ab  und  führte  zum  Vrbas  und  nach  Nordostbosnien.  3)  Eine  andere  Route 


*)  Vgl.  die  Kartenskizze  Fig.  110,  die  lediglich  den  Zweck  hat,  die  Auffindung  der  Orte  auf  der 
Spezialkarte  (1  : 75.000)  zu  erleichtern. 

2)  S.  u.  S.  244.  Vgl.  die  kartographische  Darstellung  der  vorrömischen  Handelswege  im  Glasnik 
1902,  S.  438.  Außerdem  wurden  im  „Bezirke  Konjica“  gefunden  die  Drachme  von  Apollonia  J.  v.  Schlosser, 
Beschreibung  der  altgriechischen  Münzen  I,  S.  27,  n.  15  (vgl.  Glasnik  1904,  S.  239,  n.  8)  und  die  Drach- 
men von  Dyrrhachium  Schlosser  a.  a.  O.  S.  45,  n.  46  und  S.  49,  n.  102  (beide  im  Landesmuseum). 

3)  Vgl.  diese  Mitteilungen  V,  S.  213. 


Patsch.  Archäol.-epigr.  Untersuchungen  zur  Geschichte  der  röm.  Provinz  Dalmatien.  VI.  237 

verband  damals,  wahrscheinlich  vom  Narentatale  ausgehend,  denselben  Indizien  zufolge 
die  beiden  hochgelegenen  Orte  Bjelemih  und  Umoljani,1)  Schon  unter  Augustus  wurde 
der  Narentaweg  und  vielleicht  ettvas  später  als  Parallelroute  die  aus  dem  Bijelo  polje 
bei  Mostar 2)  über  die  Porim  planina,  die  Lipeta  karaula,  über  Borke  und  durch  das 


Bijelatal  nach  Konjica  führende  Strecke  in  Kunststraßen  verwandelt, 3)  die  nach  den 
in  Konjica 4)  und  in  Han  Vitek 5)  gefundenen  Meilensteinen  mindestens  bis  auf  Kaiser 
Decius  (249 — 251  n.  Chr.)  in  Stand  erhalten  wurden. 

9 S.  u.  S.  262  und  263. 

2)  S.  u.  S.  272. 

3)  Vgl.  Ballif-Patsch,  Römische  Straßen  in  Bosnien  und  der  Hercegovina  I,  S.  32  ff.  56.  64  f. 

4)  S.  u.  S.  243. 

6)  S.  u.  S.  263. 


238 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


Im  Mittelalter  und  in  der  Neuzeit  wurde  dem  der  Narenta  folgenden  Wege  die 
Route  Bijelo  polje — Porim — Borke — Konjica  vorgezogen;  an  ihr  befanden  sich  Zollstätten 
am  Vrabaö1)  und  in  Konjica.2)  Seit  der  Okkupation  hat  die  Narenta  durch  den  Bau 
der  vorzüglichen  Chaussee  und  der  Eisenbahn  ihre  Bedeutung  als  wegleitender  Fluß 
voll  wiedergewonnen. 

Auf  Grund  dieser  günstigen  natürlichen  Bedingungen  war  eine  starke  Besiedlung 
des  Bezirkes  a priori  anzunehmen.  Die  unten  folgende  Liste  zeigt,  daß  diese  Annahme 
nicht  im  Irrtume  befangen  war.  Wiewohl  ich  nicht  alle  Ortschaften  absuchen  konnte 
und  in  den  besuchten  mir  manche  Fundstätte  infolge  der  geringen  Achtsamkeit  der 
Bevölkerung  den  auftauchenden  Altertümern  gegenüber  entgangen  sein  wird,  können 
schon  jetzt  mit  Bestimmtheit  19  römische  Siedlungen  namhaft  gemacht  werden,  von 
denen  8:  Konjica,  Homolje,  Ceridi,  Lisiöici,  Ostrozac,  Celebici  dönji,  Madeskovici  und 
Borke  größeren  Umfanges  waren.  Im  Mittelalter  war  die  Population  nicht  minder  stark; 
überall  trifft  man  die  durch  mächtige  Blöcke  und  Platten  charakterisierten  Friedhöfe 
dieser  Zeit  an.  Man  stößt  auf  sie  auch  in  Gebieten,  wo  jetzt  stundenweit  keine  mensch- 
liche Behausung,  nur  selten  eine  Herde  zu  erblicken  ist;  so  an  dem  jetzt  so  einsamen 
Wege  von  Bjelemid  nach  Umoljani. 

Gegenwärtig  beträgt  die  Bevölkerung  des  22  Quadratmeilen  großen  Bezirkes 
22.127  Menschen,  das  aktive  Militär  nicht  eingerechnet.3) 

Für  die  vorrömische  Zeit  fehlt  es,  abgesehen  von  einigen  wenigen  unten  notierten 
Befestigungen,  Gradinas,  an  genaueren  Anhaltspunkten,  weil  die  Reste  dieser  Epoche  viel 
mehr  durch  Grabung  hervorgeholt  werden  müssen  als  die  der  darauffolgenden  Periode. 
Doch  gewähren  Rückschlüsse  einige  Daten,  da  sich  die  alten  Eigenheiten  trotz  der 
frühzeitigen  starken  fremden  Beeinflussung  lange  Zeit  forterhalten  haben.  Unsere  Pro- 
vinzialen waren  ihr  daheim  und  in  den  Stellungen,  die  sie  auswärts  führten,  ausgesetzt: 
ein  Mann  aus  dem  abgeschiedenen  Glavatiöevo  (s.  u.  S.  261)  diente  und  starb  in  deiu 
niederpannonischen  Bassianae  (jetzt  Dobrinci  bei  Mitrovica  in  Syrmien)4)  als  Soldat  der 
legio  II  adiutrix.5)  Heute  erzählen  Leute  aus  diesem  Dorfe  und  noch  entlegeneren 
Gehöften  von  der  Alser-  und  Heumarktkaserne,  von  der  Wasser  wiese  im  Prater  und  der 
Schmelz. 

Am  schärfsten  zeigt  sich  bis  jetzt  die  Einwirkung  Italiens  und  des  zugehörigen 
Länderkreises  in  den  Kulten.  Juppiter  hatte  ein  Heiligtum  in  dem  von  dem  Haupttale 
getrennten  Cerici  (s.  u.  S.  249),  Minerva,  sonst  bei  uns  nicht  nachweisbar,  allein  oder  im 
Verein  mit  den  beiden  anderen  Gottheiten  der  kapitolinischen  Trias  eine  größere 
sakrale  Anlage  im  Neretvicatale  in  dem  Riede  Barica  (s.  u.  S.  254).  Attis  und  das  von 
Schlangen  umrahmte  Gorgoneion  zieren  als  sinnbildlicher  Schmuck  Grabsteine  von 
Homolje  (s.  u.  S.  246),  Lisicici  (s.  u.  S.  251),  Ostrozac  (s.  u.  S.  255)  und  Bjelemic  (s.  u. 
S.  262).  Weit  energischer  denn  anderswo  im  Lande  hat  hier  Mithras  seit  der  zweiten 
Hälfte  des  2.  Jahrhunderts  n.  Chr. 6)  Einzug  gehalten;  auf  kurze  Entfernung  sind  be- 


!)  S.  u.  S.  260. 

2)  Jirecek,  Die  Handelsstraßen  und  Bergwerke  von  Serbien  und  Bosnien  während  des  Mittel- 
alters S.  25  Anm.  76.  S.  80  und  Die  Bedeutung  von  Ragusa  in  der  Handelsgeschichte  des  Mittel- 
alters S.  20. 

3)  Vgl.  Hauptresultate  der  Volkszählung  in  Bosnien  und  der  Hercegovina  vom  22.  April  1895, 
S.  LVIII. 

4)  Vgl.  CIL.  III  p.  1670. 

5)  Vgl.  Archäologisch-epigraphische  Mitteilungen  XVI,  S.  84. 

6)  Diese  Mitteilungen  VI,  S.  208. 


Patsch.  Archäol.-epigr.  Untersuchungen  zur  Geschichte  der  röm.  Provinz  Dalmatien.  VI.  239 


reits  zwei  Speläen  nachgewiesen  worden  : in  Konjica  (s.  u.  S.  243)  und  in  Vratnica  bei 
Lisiöici  (s.  u.  S.  250).  In  erstgenanntem  Orte  hielt  seine  Gemeinde  noch  am  Ende  des 

4.  Jahrhunderts  n.  Chr.  zusammen,* 2 3  4)  also  zu  einer  Zeit,  da  das  Christentum  Staatsreih 
gion  geworden  war.  Wie  intensiv  dieser  Mysterienkult  hier  verbreitet  war,  ist  daraus 
zu  ersehen,  daß  seine  Symbole  auch  auf  Grabmonumenten  Anwendung  fanden  (s.  u. 

5.  248). 

Weitere  Beweise  für  die  Romanisierung  unseres  Gebietes  bieten  die  Baukunst  und 
die  Plastik.  Die  aus  Bruchsteinen,  Quadern  und  Tuff  solid  aufgeführten  Bauten  waren  auch 
in  den  Seitentälern  mit  Ziegeln  gedeckt,  ein  Zeichen  des  Wohlstandes.  Wie  armselig 
sind  dagegen  die  der  türkischen  Zeit  angehörigen  Häuser  mit  ihren  Schindeln  oder  ihrer 
schweren  Steinplattenbedachung.  Erst  jetzt  bekommt  allmählich  die  Landschaft  durch 
die  aus  Sarajevo,  Laibach  und  Italien  eingeführten  Dachziegel  wieder  einen  wärmeren, 
gesunderen  Farbenton.  In  dem  Riede  Barica  des  Neretvicatales  erhöh  sich  ein  sakraler 
Bau,  dessen  Monumentalität  aus  dem  bei  uns  sonst  nicht  beobachteten  Reste  seiner 
Ausstattung  mit  einer  Balustrade  o.  dgl.  erhellt  (s.  u.  S.  254).  Ein  besserer  Bau  befand 
sich  auch  in  Glavaticevo  (s.  u.  S.  261).  Primitiv  war  dagegen  das  Mithräum  von  Kon- 
jica.2) Die  Werke  der  Skulptur,  die  nach  dem  verwendeten  Materiale  zum  Teil  wenig- 
stens im  Bezirke  selbst  allerdings  in  Nachahmung  importierter  Vorlagen  erzeugt  wur- 
den,3) bestehen  aus  dem  in  Konjica  (s.  u.  S.  242)  gefundenen  Kopfe  einer  lebensgroßen 
weiblichen  Porträtstatue  aus  Marmor,  dem  Minervarelief  u.  Fig.  128,  den  beiden  Mithras- 
reliefs  aus  Konjica  und  Lisiöici  und  den  nicht  wenigen  Grabmonumenten. 

Unter  den  letzteren  ist  das  Denkmal  des  Soldaten  der  2.  Legion  (s.  o.  S.  238)  in 
Glavaticevo  am  ärmlichsten  gehalten:  eine  simple  quadratische  Tafel,  die  nur  die  In- 
schrift enthält.4)  Etwas  mehr  ist  auf  den  Block  von  Bjelemiö  (s.  u.  S.  261)  aufgewendet 
worden,  indem  die  Seitenflächen  das  Bild  des  Attis  erhielten.  Prunkhaft  im  Gegensätze 
dazu  ist  das  Relief  von  Lisiöici, 5)  auf  dem  der 
Verstorbene  zu  Pferde  jagend  dargestellt  ist.  Der 
Hauptteil  der  Grabmonumente  besteht  aus  hohen, 
rechteckigen,  rückwärts  zumeist  roh  belassenen, 
auf  den  Seitenflächen  nur  leicht  zugearbeiteten 
Kalksteinplatten,  welche  in  der  Regel  ein  separat 
gearbeiteter  Aufsatz  krönte  und  die  mit  wenig  Aus- 
nahmen unten  mit  einem  Zapfen  versehen  waren, 
mittels  dessen  sie  in  einem  Lager  lotrecht  befestigt 
waren  (vgl.  Fig.  111).  Unter  ihnen  nehmen  die 
von  Lisiöiöi  bis  jetzt  eine  eigene,  eine  niederere 
Stellung  ein:  das  Feld  über  dem  vertieften  Inschrift- 
felde schmückt  nur  ein  Giebel,  der  von  Delphinen 
flankiert  wird.6)  Dieses  die  glückliche  Fahrt  ins 

Jenseits  symbolisierende  Tier7)  findet  sich  auch  noch  auf  dem  Steine  von  Ostrozac 
•(s.  u.  Fig.  130),  welcher  mit  den  Denkmalen  von  Homolje  (s.  u.  Fig.  119 — 121),  Obre 


Fig.  111.  Verzapfung  der  Grabsteine. 


9 A.  a.  O. 

2)  Vgl.  ebenda  S.  189. 

3)  Vgl.  ebenda  S.  199  und  u.  S.  244. 

*)  Vgl.  Ballif-Patsch,  Römische  Straßen  in  Bosnien  und  der  Hercegovina  I,  Taf.  X,  Fig.  20. 

8)  Diese  Mitteilungen  IV,  S.  269,  Fig.  39. 

6)  Vgl.  unten  Fig.  126  und  diese  Mitteilungen  IV,  S.  267  n.  1,  Fig.  36  und  n.  2. 

7)  O.  Keller,  Thiere  des  klassischen  Altertums  in  culturgeschichtlieher  Beziehung  S.  231. 


240 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


(Fig.  127),  Radesine  (Fig.  132),  Celebici  dönji  (S.  259)  und  Bröani  (jFig.  135)  eine  zweite 
dadurch  bedeutendere  Gruppe  der  Plattengrabsteine  bildet,  daß  zwischen  das  Inschrift- 
feld und  den  oberen  Abschluß  eine  Adikula  mit  den  Porträts  der  Verstorbenen  ein- 
geschoben wurde.  Bemerkenswert  ist,  daß  bei  der  Darstellung  von  Ehepaaren  die 
Frau  stets  zur  Rechten  des  Mannes  erscheint. * 2 3  4) 

Für  die  physische  Anthropologie  ist  aus  diesen  Bildern  bei  der  handwerksmäßigen 
Ungelenkigkeit  ihrer  Erzeuger,  nichts  zu  lernen;  desto  wichtiger  sind  sie  für  die 
Kostümkunde.  Wir  erfahren  — und  dies  möchte  ich  als  einen  Hauptgewinn  unserer 
Tätigkeit  in  dem  Narentabezirke  bezeichnen  — zum  erstenmale  auf  Grund  einer 
längeren  Reihe  von  Darstellungen  etwas  Genaueres  über  die  Tracht  unserer  Provin- 
zialen. 

Das  Obergewand  der  Frauen  bildet  eine  lange,  glatte,  enganliegende  Tunika  mit 
langen  Ärmeln,  die  auf  beiden  Schultern  mit  je  einer  großen  Fibel  zusammengeheftet 
ist,  den  Hals  freiläßt  und  unter  den  Brüsten  mit  einem  schmalen,  glatten,  rückwärts 
oder  vielleicht  auf  einer  Seite  zusammengeschnallten  Gürtel  umschlossen  ist. 2)  Dazu 
tragen  die  verheirateten  Frauen  ein  glattes  Kopftuch,  welches  vom  Scheitel  weit  über 
den  Rücken  lose  herabfällt.  Die  Mädchen  sind  barhaupt,  ihr  Kopfschmuck  besteht 
nur  in  dem  reichen  Haar.3) 

Die  Männer,  ohne  Unterschied  des  Alters,  sind  mit  einer  langäi’meligen  Tunika 
und  mit  einem  lang  herabfallenden  Mantel  bekleidet,  der,  aus  einem  Stücke  bestehend, 
so  umgenommen  ist,  daß  er,  den  linken  Arm  verdeckend,  auf  der  rechten  Schulter  mit 
einer  kleineren  Fibel  zusammengenestelt  ist,  wodurch  der  rechte  Arm  frei  wird.4)  Alle 
sind  ohne  Kopfbedeckung  und  haben,  wo  es  noch  erkennbar  ist,  Haar  und  Vollbart 
kurz  geschnitten.  5) 

An  Schmuck  sind  nur  einmal  Ohrgehänge 6)  und  allemal  die  erwähnten  Fibeln  zu 
erkennen.  Da  die  Frauen  offenbar  in  ihrem  Sonntagsstaate  dargestellt  sind  und  anzu- 
nehmen ist,  daß  der  gebräuchliche  Schmuck  auch  den  Frauen  im  Bilde  gegeben  worden 
wäre,  die  ihn  in  Wirklichkeit  nicht  besaßen,  so  war  es  in  unserem  Bezirke  nicht  Sitte 
Halsringe,  Armspangen,  Zierscheiben  usw.  zu  tragen.  Die  zum  Frauengewande  ge- 
hörige Fibel,  die  sich  durch  einen  großen  rechteckigen  Fuß  auszeichnet,  ist  im  Original 
bei  uns  noch  nicht  aufgefunden  worden.  Die  Männerfibel  scheint  scheibenförmig  gewesen 
zu  sein,  ist  jedoch  durchgehends  so  schlecht  erhalten,  daß  man  keine  Anhaltspunkte 
zur  Gewinnung  von  Analogien  hat. 

Die  beschriebene  Tracht  kommt  im  Bezirke  vor:  in  Homolje,  Obre,  Ostrozac, 
Radesine  und  in  Brcani,  und  außerhalb  desselben  in  dem  jenseits  des  Ivansattels  ge- 
legenen Dorfe  Pazarid,7)  wo  ein  Frauenbildnis  dieselbe  hohe  Gürtung  und  das  nämliche 
Kopftuch  zeigt.  Wir  sind  also  berechtigt,  daraus  zu  schließen,  daß  die  Tracht  die  ge- 
meinübliche, die  aus  der  vorrömischen  Zeit  stammende  Nationaltracht  in  diesem  Teile 
der  Herzegowina  und  in  dem  angrenzenden  Bosnien  war.  Unstatthaft  wäre  aber  die 
weitere  Folgerung,  daß  wegen  der  gleichen  Tracht  zu  beiden  Seiten  des  Ivan  ein  und 
derselbe  Clan  gewohnt  habe,  da  wir  den  nämlichen  Kleidungsstücken  auch  bei  den 


*)  Vgl.  Fig.  119—121.  130.  135. 

2)  Die  Art  des  Hemdes  ist  auf  keinem  Monumente  angedeutet;  vgl.  Fig.  119.  121.  130.  132  und  135. 

3)  Ygl.  Fig.  132  und  135. 

4)  Vgl.  Fig.  119,  121,  127,  130  und  135. 

5)  Vgl.  Fig.  127. 

6)  Vgl.  Fig.  130. 

7)  Vgl.  diese  Mitteilungen  IV,  S.  252,  Fig.  12.  S.  o.  S.  235. 


Patsch.  Archäol.-epigr.  Untersuchungen  zur  Geschichte  der  röm.  Provinz  Dalmatien.  VI.  241 


Eravisci 4)  bei  Aquincum-Altofen  begegnen, 2)  die  Mannigfaltigkeit  der  Kostüme  also 
keine  so  große  gewesen  zu  sein  scheint  wie  heutzutage  in  unseren  Ländern,  wo  sich 
die  einzelnen  Gaue  auch  durch  die  Tracht  von  einander  sondern. 

Die  römische  Mode  ist  in  unserer  Bildersuite  durch  das  Relief  Fig.  120  und  durch 
den  Kopf  Fig.  112  und  113  vertreten. 

Der  konservative  Sinn  der  Bevölkerung  offenbart  sich  wie  in  der  Tracht  so  auch 
in  den  Personennamen,  an  denen  nach  den  Vor-  und  Gentilnamen  bis  in  die  Zeit  nach 
den  divi  fratres  festgehalten  wurde.  Bezeugt  sind:  (Aurelia)  Bricussa  (in  Radesine,  s.  u.), 
T.  Aurelius  Boio,  Aurelius  Dazas,  Iacus,  Imscelio,  T.  Aurelius  Laiscus,  Posaulio  (sämt- 
lich in  Lisicidi, 3)  Aelius  Pinnes,  Pinnius,  Aelia  Temus  (in  Glavaticevo,  s.  u.),  Aurelia 
Mandeta  (in  Homolje,  s.  u.)  und  Aelia  Tattuia  (in  Ostrozac,  s.  u.).  Von  ihnen  sind 
Boio  und  Iacus  sicher  keltisch;4)  die  nämliche  Zugehörigkeit  wird  auch  für  die  mit 
ihnen  auf  denselben  Steinen  vorkommenden  Namen  Laiscus5)  und  Posaulio  und  wegen 
der  dem  letzteren  entsprechenden  Endung  auch  für  Imscelio  anzunehmen  sein.  Pinnes, 
Dazas,6)  Tattuia  und  Temus  sind  dagegen  illyrisch.  Die  ethnographische  Grundlage 
war  also  im  Bezirke  Konjica  eine  gerade  so  gemischte,  eine  illyrisch-keltische,  wie  bei 
dem  Volksstamme  der  Iapoden. 7) 

Die  autochthone  Bevölkerung  dürfte  den  beiden  mächtigen  Stämmen  der  Ardiäer8) 
(im  Westen)  und  der  Autariaten9)  (im  Osten)  angehört  haben,  da  das  Objekt  ihrer 
steten  nachbarlichen  Fehden,  die  Salzquellen,10)  mit  den  jetzt  allerdings  schwachen 
Quellen  von  Orahovica,  wo  auch  eine  in  römischer  Zeit  besiedelte  Lokalität  den  Namen 
Slana  voda  (Salzwasser)  führt,11)  identisch  zu  sein  scheint.12)  Beide  Stämme  sind  zwischen 
370  und  360  v.  Chr. 13)  von  Kelten  besiegt  und  allmählich  auch  überschichtet  worden.14)  Es 
würde  dies  mit  dem  oben  aus  den  Namen  der  Grabsteine  gewonnenen  Resultate  stimmen. 

')  Vgl.  Patsch,  Pauly-Wissowas  Realenzyklopädie  s.  v. 

2)  Vgl.  V.  Kuzsinszky,  Jahreshefte  des  österr.  archäol.  Institutes  II,  Beiblatt  Sp.  63  ff.  Daselbst 
ist  übersehen  worden,  daß  das  erhaltene  Brustbild  in  Fig.  27  ein  Mädchen  darstellt  und  die  Reste  rechts 
von  dem  Porträt  der  Mutter  herrühren. 

s)  Diese  Mitteilungen  IV,  S.  267  ff. 

4)  A.  Holder,  Altceltischer  Sprachschatz  s.  v. 

5)  Vgl.  diese  Mitteilungen  IV,  S.  267  f. 

6)  W.  Tomaschek,  Bezzenbergers  Beiträge  1885,  S.  95  f. 

7)  Vgl.  diese  Mitteilungen  VI,  S.  165  f. 

8)  Nach  Strabo  VH,  5,  5.  7 lokalisiert  G.  Zippel,  Die  römische  Herrschaft  in  Illyrien  bis  auf 
Augustus  S.  36  die  Ardäer  „an  der  Küste  rechts  von  der  Narentamündung“ ; Tomaschek  sucht  sie,  Pauly- 
Wissowas  Realenzyklopädie  s.  v.  Ardiaioi  mit  genauerer  Verwendung  der  im  Texte  gleich  zu  erwähnen- 
den Salzquellen  „in  den  Binnentälern  an  beiden  Ufern  des  Naron  und  an  der  Küste  gegenüber  der  Insel 
Pharos  (Lesina)“. 

9)  Pseudo-Skylax  24  benutzend,  setzt  Zippel  a.  a.  O.  S.  37  die  Autariaten  „in  den  Gebirgen  um 

die  obere  und  mittlere  Narenta“,  „im  südwestlichen  Teile  von  Bosnien  und  im  nördlichen  Teile  der  Her- 
zegowina“ an;  Tomaschek  a.  a.  O.  s.  v.  Autariatai  verlegt  sie  „vom  oberen  Naron  ostwärts  bis  zu  den 
Grenzen  der  Dardanoi  und  Agrianes“.  . . . „Mitten  durch  ihr  Gebiet  floß  die  Tara.“ 

10)  Strabo  VII,  5,  11;  Ilspt  Oaufj.a<rkov  ctxoucjp.aT(nv  138;  vgl.  Appian,  111.  3. 

n)  S.  u.  Vgl.  A.  Rücker,  diese  Mitteilungen  I,  S.  336. 

12)  Tomaschek  a.  a.  O.,  vgl.  L.  von  Thallöczy,  diese  Mitteilungen  I,  S.  334;  W.  Radimsky, 
ebenda  IV,  S.  130. 

13)  Zippel  a.  a.  O.  S.  35. 

14)  Theopomp  bei  Athenäus  X,  443;  Polyän  VII,  42;  Strabo  VII,  3,  8 (vgl.  Arrian.  I,  4,  6)  er- 

wähnt nach  Ptolemaeus  Lagi  i.  J.  335  KsXtou;  tou;  iispl  röv  Aopiav.  Vgl.  Zippel  a.  a.  0.  S.  34 ft'.,  der  aber 
meint,  der  Zusammenstoß  der  Ardiäer  und  der  Kelten  sei  an  der  Grenze  Liburniens  erfolgt  und  erst  in- 
folge dieses  Ereignisses  seien  die  ersteren  an  die  Narenta  gezogen.  L.  Contzen,  Die  Wanderungen  der 

Kelten  S.  62 ff. ; Tomaschek  a.  a.  O. 

Band  IX. 


16 


242 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


Wie  der  siegreiche  Keltenstamm  geheißen  hat,  wissen  wir  nicht.  In  römischer 
Zeit  gehörte  nach  Tomaschek1)  „das  Tal  der  Rama  bis  zu  der  Einmündung  in  die 
Narenta“  zu  dem  Territorium  der  Sardeates,  das  Gebiet  der  Treskavica-,  Bjelasnica-, 
Ivan-,  Kukavica-,  Bitovnja-  und  Zecplanina  samt  dem  Talgebiete  der  Neretvica  fiel  den 
Ceraunii  zu,  im  oberen  Narentale  saßen  die  Naresii.  H.  Kiepert2)  folgte  zum  Teile  den 
Vermutungen  des  nun  auch  heimgegangenen  Gelehrten,  doch  verwies  er  in  die  Täler 
der  Rama,  Neretvica  und  Tresanica  zweifelnd  die  Derrii.  Neuerdings  hat  L.  J e 1 i 6 3) 
eine  neue  Gruppierung  der  Stämme  vorgenommen;  etwas  Haltbares  ist  auch  durch 
seine  Kombinationen  nicht  erzielt  worden. 

Neue  Zusätze  hat  die  Bevölkerung  des  Bezirkes  aus  der  Völkermenge  des  Rei- 
ches erhalten.  Daß  wir  auch  hier  dem  Oriente  begegnen  werden,  war  zu  erwarten. 
Der  Dedikant  L.  Antonius  Menander  Aphrodisieus  des  Mitbrasreliefs  von  Vratnica  bei 
Lisiöi6i  (s.  u.  S.  250)  wird  nicht  der  einzige  Repräsentant  dieser  freibeuterischen  Sippe 
gewesen  sein.  Wir  sehen  immer  mehr,  daß  in  Juvenals4)  Klagen  auch  unsere  Provin- 
zialen einstimmen  konnten. 

Einwanderer  sind  wohl  auch,  nach  den  Gentilnamen  zu  urteilen,  der  Stifter  des 
Altars  im  Mithräum  von  Konjica  Veturius  Lucius5)  und  die  Petronii  Maximinus  und 
Severus  von  Ceridi  (s.  u.  Fig.  124). 

Die  aus  diesen  Uberschichtungen  und  Kreuzungen  hervorgegangene  Bevölkerung 
wird  sich  wenigstens  in  den  von  den  Hauptwegen  entfernteren  Bezirksteilen  auch  nach 
dem  Untergange  der  römischen  Herrschaft  erhalten  haben.  Namen  von  Flüssen  (Rama), 
Bergen  (Prenj  planina)  und  Ortschaften  (Turija)  zeigen  noch  jetzt  unslavische  Wurzeln.0) 

Über  die  munizipale  Entwicklung  unseres  Bezirkes  enthält  die  nun  folgende  Liste 
leider  keine  Andeutung. 

In  dem  Hauptorte  des  Bezirkes,  in 


Konjica 

selbst  waren  zwei  Hauptfundstellen 
bekannt: 

1.  Die  auf  dem  rechten  Ufer 
der  Tresanica  unmittelbar  bei  ihrer 
Einmündung  in  die  Narenta  gelegene 
Lokalität  Polje,  wo  namentlich  auf 
dem  dem  Bürgermeister  Ibrahimaga 
Hadzic  gehörigen,  jetzt  als  Garni- 
sonsgemüsegarten benützten  Grund- 
stücke Ziegelfragmente  Vorkommen 
und  wo  man  beim  Ackern  auf  Mauer- 
züge gestoßen  ist.  Daselbst  wurde 
auch  in  einem  Klaubsteinhügel  der 


0 Mitteilungen  der  geographischen  Gesellschaft  in  Wien  1880,  S.  563  ff. 

2)  Formae  orbis  antiqui  XVII. 

3)  Diese  Mitteilungen  VII,  S.  204  ff. 

4)  III,  58ff.;  vgl.  L.  Friedländer,  Einleitung  S.  23  und  Darstellungen  aus  der  Sittengeschichte 
Roms  I6,  S.  392;  O.  Seeck,  Geschichte  des  Unterganges  der  antiken  Welt  I,  S.  309 ff. 

5)  Diese  Mitteilungen  VI,  S.  200,  Fig.  27. 

G)  In  den  ragusanischen  Quellen  werden  nach  Jirecek,  Die  Handelsstraßen  und  Bergwerke  S.  5 
und  Die  Romanen  in  den  Städten  Dalmatiens  während  des  Mittelalters  S.  39  noch  in  der  zweiten  Hälfte 
des  14.  Jahrhunderts  Morovlachi,  Moroblachi  in  der  Herzegowina  genannt. 


Patsch.  Archäol.-epigr.  Untersuchungen  zur  Geschichte  der  röm.  Provinz  Dalmatien.  VI.  243 


Fig.  115.  Keil  samt 
Beilagblechen  (1/3). 


in  diesen  Mitteilungen  IV,  S.  271  f.  beschriebene,  hier  unter  Fig.  112  und  113  wieder- 
holte Kopf  einer  lebensgroßen  weiblichen  Statue  aus  weißem  Marmor  gefunden,  der 
nach  der  Haartracht  den  beiden  letzten  Dritteln  des  3.  oder  den  zwei  ersten  Dezennien 
des  4.  Jahrhunderts  angehört. 

2.  Der  Abhang  des  ebenfalls  auf  dem  rechten  Ufer  des  Tresanicabaches  steil  auf- 
steigenden Repovicarückens,  wo  etwa  35  m über  der  Talsohle,  in  einer  zirka  200  m be- 
tragenden Entfernung  von  dem  alten  Heizhause 
der  Eisenbahnstation,  das  wichtige  Mithräum 
im  Jahre  1897  aufgedeckt  wurde,1)  das  nach 
den  mitgefundenen  Münzen  noch  am  Ausgange 
des  4.  Jahrhunderts  n.  Chr.  bestanden  hat. 

Die  beiden  Fundstellen  sind  etwa  10  Mi- 
nuten von  einander  entfernt. 

Als  dritte  antike  Stelle  kommt  neu  hinzu 
die  nordwestliche  Ecke  des  südwestlich  vom 
Mithräum  gelegenen  Kohlenschupfens  der  Eisen- 
bahnstation, wo  von  Herrn  Oberingenieur 
J.  Gärtner  etwa  1 m untertag  beim  Abgraben 
der  Lehne  in  der  Nähe  eines  alten  Mauerwerkes 
der  Meilenstein  Fig.  114  gefunden  wurde.  In 
der  Nähe  desselben  kamen  auch  einige  Bruchstücke  von  römischen 
Dachziegeln,  ein  teilweise  bearbeiteter  Quader  und  der  eiserne, 
zum  Spalten  von  Steinen  verwendete  Keil  Fig.  115  samt  den 
Beilagblechen  zum  Vorschein. 

Der  Meilenstein  bildet  eine  nach  oben  sich  etwas  verjüngende 
Säule  von  weit  mehr  rechteckigem  als  rundem  Querschnitte. 

Die  oberen  Durchmesser  betragen  0'22  und  0-35m,  die  unteren 
0'38  und  0'33m.  Die  Höhe  machte,  da  der  Stein  oben  abge- 
schlagen ist,  ein  wenig  mehr  als  1'91  m aus.  Das  Material  ist  ein 
schlecht  zu  bearbeitender  Kalkstein;  infolgedessen  ist  die  Säule 
nur  roh  zugei’ichtet.  Für  die  Inschrift  wurde  am  oberen  Ende 
ein  Spiegel  leicht  geglättet,  der  bis  auf  die  drei  unteren  rohen 
Zeilen  abgeschlagen  ist.  Eine  Interpunktion  ist  nicht  erkennbar. 

Der  Rest  der  Inschrift  lautet:  . . . et]  C.  Val(enti)  Host(iliano) 

Mes(sio)  Q(uinto)  nobi(lissimo)  C'aesf arij. 2)  Vorausgegangen  sind 
die  Namen  und  die  Titulaturen  des  Vaters  und  des  älteren  Bruders 
des  Prinzen,3)  des  Kaisers  Decius  und  des  Cäsars  Etruscus,  wie 
auf  dem  gleichen  Denkmal  CIL.  III  3746.  Der  Meilenstein  fällt 
zwischen  Herbst  249  und  Juni  251  ;4)  er  ist  das  jüngste  datier- 
bare epigraphische  Denkmal  unseres  Bezirkes  und  der  Straße,  an  der  er  einst  aufgestellt 
war.  Welche  Chaussee  es  war,  kann,  da  bei  dem  nördlich  von  Ivonjica  gelegenen 
Han  Vitek  (s.  u.)  vier  Meilensteine  gefunden  wurden,  nicht  zweifelhaft  sein:  es  ist 
die  Route  Narona  — Konjica — Ivan  — Sarajevsko  polje.5)  Über  den  Verlauf  der  Straße 


Fig.  114.  Meilenstein 
aus  Konjica. 


*)  CIL.  III  142221  (vgl.  p.  2328117).  14617.  Vgl.  diese  Mitteilungen  VI,  S.  186  ff.  S.  187  steht  da- 
selbst irrtümlich  Trstenica  statt  Tresanica.  2)  Vgl.  jetzt  auch  CIL.  III.  15102  *. 

3)  Rohden-Dessau,  Prosopographia  imperii  Romani  III,  S.  349. 

4)  Vgl . jetzt  Seyinour  de  Ricci,  Jahreshefte  des  österr.  archäol.  Institutes  V,  Beiblatt  Sp.  139  f. 
’)  Vgl.  Ball  if-Patsch,  Römische  Straßen  in  Bosnien  und  der  Hercegovina  I,  S.  32  ff.  und  o.  S.  237. 


244 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


bei  Konjica  selbst  lehrt  aber  der  Stein  nichts,  da  er  nicht  in  situ  gefunden  wurde. 
Dies  zeigen  die  oben  mitgeteilten  Fundumstände  und  noch  mehr  der  Umstand,  daß  ihm 
auch  an  den  abgeschlagenen  Stellen  Mörtelreste  anhaften:  er  ist  von  der  Straße  weg- 
genommen und  als  Baumaterial  in  einem  wahrscheinlich  als  Steinmetzwerkstätte  die- 
nenden Baue  verwendet  worden. 

An  Einzelfunden  sind  noch  die  Kleinbronze  Konstantins  I.,  Cohen1  451,  die  im 
Oktober  1897  bei  der  Verbreiterung  des  Bahnkörpers  unterhalb  des  Mithräums  gefunden 
wurde,  und  der  Sesterz  der  jüngeren  Faustina,  Cohen1  219  zu  verzeichnen,  der  auf  dem 
von  der  katholischen  Kirche  bis  über  die  Schule  hinaus  l’eichenden  Abhänge  „izpod 
Vrtaljice“  zum  Vorschein  kam. 

Den  bisherigen  Beobachtungen  zufolge  lag  also  in  römischer  Zeit,  wie  seit  der 
Okkupation  wieder,  der  Hauptteil  der  Ortschaft  auf  dem  rechten  Ufer  der  Narenta. 
Auf  ihrer  linken  Seite  konnte  ich  nur  auf  dem  in  der  Nähe  der  Gendarmeriekaserne 
gelegenen  Felde  Podmenica  des  Akif  Kadic  das  Vorkommen  von  Ziegelfragmenten 
konstatiei’en.  Außerdem  ist  hier  in  der  Nähe  der  griechisch-orthodoxen  Kirche  ein 
verschliffener  Sesterz  des  Kaisers  Hadrian  aufgefunden  worden. 

Das  Agramer  Museum  erhielt  „aus  Konjica“  von  Fra  A.  Saravanja  eine  rohe 
weibliche  Bronzestatuette,  die  S.  Ljubid  im  Vjestnik  1879,  S.  120  ff.,  Taf.  IV,  Fig.  1 = 
Popis  arkeologiökoga  odjela  nar.  zem.  muzeja  u Zagrebu  S.  100,  n.  1,  Taf.  XIV,  Fig.  96 
als  „prähistorische  Venus“  beschrieb.  „In  Konjica  und  Umgebung  sammelte  auch  der 
frühere  Pfarrer  P.  Andreas  (Saravanja)  Münzen,  die  später  in  den  Besitz  des  Welt- 
priesters Paulinovi6  von  Macarsca  übergingen.“1) 

Das  römische  Konjica  entwickelte  sich  auf  epichorisclier  Grundlage,  denn  oberhalb 
der  Stadt  kommen  im  Bijelatale  Tumuli  vor  und  aus  Konjica  oder  dessen  Umgebung 
besitzt  das  Landesmuseum  die  Drachme  von  Apollonia  J.  v.  Schlosser,  Beschreibung 
der  altgriechischen  Münzen  I,  S.  27,  n.  3. 2) 

Westlich  von  der  Haupthäusergruppe  des  Dorfes 

Homolje 

wird  ein  mit  Gestrüpp  bewachsener  Rücken  oberhalb  der  Quelle  Krö  und  des  Gehöftes 
des  Ilija  Juri6  Crkvina  genannt,  der  jetzt  zum  Teile  als  griechisch-orthodoxer  Fried- 
hof verwendet  wird.  Daselbst  ließ  der  katholische  Pfarrer  von  Konjica  im  Jahre  1895 
nach  Steinmaterial  für  den  Neubau  seiner  Kirche  graben;  hierbei  kamen,  wie  die  dabei 
beschäftigten  Leute  Dr.  Ö.  Truhelka  erzählten,  die  Fundamente  eines  etwa  4:4m 
großen  Baues,  etwa  40  große  behauene  Steinplatten,  zugerichtete  Tuffstücke  und  die 
nachfolgend  verzeichneten  Grabmonumente  zum  Vorschein.  Die  letzteren  müssen  zum 
guten  Teile  aus  der  Erde  herausgeragt  haben,  da  sie  von  den  Atmosphärilien  stark  an- 
gegriffen sind,  wie  denn  auch  jetzt  noch  der  untere  Teil  einer  mit  einem  Zapfen  ver- 
sehenen Grabplatte  mit  verschliffenen,  von  einem  profilierten  Rahmen  umgebenen  Felde 
als  Kopfstein  eines  neuen  Grabes  daselbst  aus  dem  Gebüsch  emporlugt.  Der  Bau,  von 
dem  der  oben  angegebene  Geviertraum  nur  ein  Teil  gewesen  sein  kann,  war  nach 
einem  jetzt  als  Grabmonument  benützten  Gebälkstücke  und  nach  den  zusammen  mit 
den  sepulkralen  Denkmalen  in  das  Landesmuseum  durch  den  bewährten  Straßenmeister 


9 M.  Ho  er n es,  Archäologisch-epigraphische  Mitteilungen  IV,  S.  43,  Anm.  3. 

2)  Über  Konjica  im  Mittelalter  vgl.  Jirecek,  Die  Handelsstraßen  und  Bergwerke  S.  25.  30  f. 
40  f.  80. 


Patsch.  Archäol.-epigT.  Untersuchungen  zur  Geschichte  der  röm.  Provinz  Dalmatien.  VT.  245 


von  Konjica,  Herrn  M.  Lipovöak  überführten  Baugliedern,  von  denen  ein  Pilaster- 
kapitäl  und  zwei  Sockelplatten  unter  Fig.  116 — 118  abgebildet  werden,  ein  monumen- 
taleres Gebäude.  Da  ich  auf  dem  ganzen  durchwühlten  Terrain  nicht  einen  Ziegel- 
brocken finden  konnte,  halte  ich  die  Anlage  für  nichtrömisch,  am  ehesten  für  eine 
Kirche,  in  der  die  römischen  Grabsteine  als  Baumaterial  verwendet  worden  tvaren.  Daß 
der  Ort  im  Mittelalter  besiedelt  war,  beweisen  die  großen  Grabsteine,  die  bei  dem 
Gehöfte  des  oben  genannten  Ilija  Juri6  in  dichten  Reihen  liegen. 


<-  -O'  56 


0'&‘+ 


Fig.  116  — 118.  Bauglieder  aus  Homolje. 

Die  drei  nachstehend  abgebildeten  Grabsteine  entsprechen  völlig  der  oben  S.  239 
gegebenen  Charakteristik  ihrer  Klasse. 

1.  Gesamthöhe  l-66  m,  Höhe  des  Monumentes  übertag  1*49  m,  Breite  070  m, 
Stärke  028  m.  Oben  kein  Dübelloch.  Außer  den  Eltern  sind  hier  (Fig.  119)  in  der 
bogenförmig  abgeschlossenen  Adikula  auch  zwei  Kinder  abgebildet:  vor  der  Mutter  ein 
Mädchen,  vor  dem  Vater  ein  Knabe.  Die  Frau  ist  barhaupt,  hat  in  der  Mitte  geschei- 
teltes, gewelltes  Haar  und  legt  beide  Hände  auf  die  Schultern  ihres  mit  einer  lang- 
;ärmeligen,  hochgegürteten  Tunika  bekleideten  Töchterchens.  Sie  trägt  eine  Tunika  und 
über  dieser  ein  weites,  faltiges  Tuch,  das  den  Nacken,  den  Rücken,  die  Schultern  und 
die  Arme  bedeckt.  Dieser  Umwurf  dürfte  identisch  sein  mit  dem  Kopftuche  der  an- 


246 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


deren  Reliefs  (s.  o.  S.  240),  das  hier  herabgezogen  wurde,  um  die  schöne  Frisur  zu 
zeigen.  Es  ist  dies  umso  wahrscheinlicher,  als  der  Mann,  der  die  rechte  Hand  auf  die 
rechte  Schulter  des  Knaben  legt,  die  im  Bezirke  übliche  Kleidung  anhat  (s.  o.  S.  240). 
Sein  linker  Arm  tritt  durch  das  Obergewand  hervor.  Das  Kostüm  des  Knaben  ist  un- 
deutlich geworden.  Von  der  Inschrift  steht  die  Formel  D(is ) M(anibus)  auf  der  Leiste 


Fig.  119  und  120.  Grabsteine  aus  Homolje. 


zwischen  den  beiden  Feldern.  Das  Inschriftfeld  ist  verwaschen  und  durch  Sprünge  be- 
schädigt, doch  ist  sein  Inhalt  bis  auf  die  Alterszahlen  der  Kinder  und  die  letzte  Zeile 
klar:  Aur(elii)  Maximu[s ] et  Mandeta  vivi  fec.erun[t]  sibi  et  Aur(eliis)  Magnae,  de- 
f(unctae)  an(norum)  . . , et  Maxim[i]n[o] , def(uncto)  an(norum)  II ..  . , cafrissimis?-)1) 
Die  brau  führt  ein,  soviel  ich  sehe,  bis  jetzt  unbelegtes  einheimisches  Kognomen. 

*)  Vgl.  jetzt  auch  CIL.  III  146174. 


Patscli.  Archäol.-epigr.  Untersuchungen  zur  Geschichte  der  röin.  Provinz  Dalmatien.  VI. 


247 


2.  Höhe  1-72  m,  Breite  0'685  m.  Stärke  0-285  m,  mit  dem  Reste  eines  Zapfens. 
Trotz  der  weitgehenden  Zerstörung  läßt  sich  erkennen,  daß  diese  Platte  (Fig.  120)  weit 
besser  gearbeitet  war  als  n.  1 und  3.  Die  Adikula  schließen  korinthische  Halbsäulen 
ein,  die  Mitte  des  Giebels  schmückt  ein  Gorgoneion  und  als  Seitenakroterien  sind,  wie 
es  scheint,  Masken  verwendet.  Bei  den  Brustbildern  war,  wie  an  dem  weniger  ver- 
letzten Kopfe  des  Mannes  noch  zu  ersehen  ist,  größere  Porträtähnlichkeit  angestrebt. 
Die  Frau  ist  römisch  gekleidet;  sie  trägt  die  Stola 

und  die  Palla,  deren  über  die  linke  Schulter  auf 
den  Rücken  geworfenen  Teil  sie  mit  der  Rechten 
faßt.  Die  Tracht  des  Mannes,  der  beide  Hände 
auf  die  Brust  legt,  unterscheidet  sich  dadurch  von 
der  ortsüblichen,  daß  auf  beiden  Schultern  je  ein 
breiter  vei’tikaler  Streifen  erscheint,  der  unmög- 
lich als  Fibel  gedeutet  werden  kann;  er  ist  viel- 
mehr als  das  Humerale  eines  Panzers  aufzufassen. *) 

Der  Dargestellte  war  also  Soldat  oder  eher  Vete- 
ran. Das  erklärt  auch  das  nichtepichorische  Ko- 
stüm der  Frau.  Die  Haltung  der  Arme  läßt  ver- 
muten, daß  der  Mann  mit  den  Armillae  dekoriert 
war.  Erkennbar  sind  sie  jedoch  ebensowenig  wie 
andere  Ehrenzeichen.  Die  Inschrift,  die  auch  hier 
mit  D(is)  M(anibus)  begann,  ist  bis  auf  wenige 
undeutbare  Buchstaben  und  Buchstabenreste  ver- 
waschen. 

3.  Höhe  1-70  m,  Breite  0’85  m , Stärke  0'29  m 
(Fig.  121).  Sehr  verwaschen,  bestoßen  und  an 
der  oberen  vorderen  Horizontalkante  nachträg- 
lich ahgefast.  Die  Mitte  des  von  glatten,  basis- 
und  kapitällosen  Pilastern  getragenen  Giebels 
nimmt  eine  fünfblätterige  Rosette  ein,  von  der 

nach  links  und  rechts  je  ein  die  Ecke  füllendes  Blatt  ausgeht.  Die  Zwickel  zu  bei- 
den Seiten  des  Dreieckes  sind  unverziert.  Trotz  der  weitgehenden  Zerstörung  des  Reliefs 
ist  zu  sehen,  daß  die  Tracht  der  Frau  wie  die  des  Mannes  der  sonst  in  unserem 
Bezirke  üblichen  (s.  o.  S.  240)  entsprach.  Beide  lassen  die  Arme  am  Körper  herab- 
hängen. Im  Inschriftfelde  ist  jede  Buchstabenspur  verschwunden. 

4 und  5 (Fig.  122  und  123)  sind  zwei  völlig  analoge,  nur  durch  die  Größe  — 
4 ist  0’675to  hoch,  1 025  m breit  und  an  der  unteren  Basiskante  0'26  m stark,  bei  5 
betragen  die  Maße  051,  1'02,  0‘205  m — sich  unterscheidende  Aufsätze  von  senkrecht 
stehenden  Grabplatten,  mit  denen  sie,  den  Löchern  auf  der  Unterseite  zufolge,  ver- 
dübelt waren.  Wiewohl  aus  demselben  Material  wie  n.  1 und  3 hergestellt,  haben  sie 
doch  nach  den  Maßen  anderen,  noch  nicht  aufgefundenen  Monumenten  angehört. 
Auf  einer  vorne  und  auf  den  beiden  Schmalseiten  unterschnittenen  glatten  Plinthe 
liegen  zwei  Löwen  nach  entgegengesetzten  Seiten,  wenden  dem  Beschauer  den  Kopf 
zu  und  legen  ihre  Vordertatzen  auf  einen  nach  der  Mitte  des  Aufsatzes  gerich- 
teten Widderkopf.  Zwischen  ihnen  steht,  das  linke  Bein  überschlagend  und  den 
Kopf  auf  die  rechte  Seite  neigend,  ein  nackter  Flügelknabe,  der  in  der  linken 


Fig.  121.  Grabstein  aus  Homolje. 


b Vgl.  M.  v.  Groller,  Der  römische  Limes  in  Österreich  II,  Sp.  97  f.  116  f. 


248 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


Achsel  eine  mit  der  Flamme  nach  abwärts  gekehrte  Fackel  aufstützt,  die  er  mit  bei- 
den Händen  faßt. 

In  dieser  sonst  in  den  Donauprovinzen  oft  auftretenden  Gruppenform  *)  und  in 
Verbindung  mit  Widderköpfen  waren  Löwen  als  Bekrönung  sepulkraler  Denkmale  bis- 
her in  Bosnien,  in  der  Herzegowina  und  im  Limgebiete  nicht  nachweisbar  gewesen. 


Fig.  122.  Aufsatz  eines  Grabsteines  aus  Homolje. 


Fig.  123.  Aufsatz  eines  Grabsteines  aus  Homolje. 

In 


Diese  sich  noch  in  einem  jetzt  in  Podhum 
(s.  u.  S.  253)  befindlichen  Exemplare 
■wiederholende  Spezialität  unseres  Bezir- 
kes werden  wir  wohl  mit  dem  hier  ver- 
breiteten Mithraskulte  (s.  o.  S.  238  f.)  in 
Verbindung  bringen  dürfen,  wie  dies 
Cumont* 2)  mit  den  Monumenten  getan 
hat,  auf  denen  der  Löwe  einen  Stier- 
kopf frißt.  Daß  dem  Widder  ebenso  wie 
dem  Eber  in  den  Mysterien  eine  Rolle 
zukam,  haben  wir  aus  dem  Relief  des 
Mithräums  des  nahen  Konjica  ganz  be- 
sonders deutlich  gesehen.3) 


Cerifii 


wurden  am  10.  September  1901  auf  folgenden  drei,  von  dem  Knez  Jovo  Sudarusi6  be- 
wirtschafteten, von  einander  durch  kleine  Senkungen  getrennten  Lokalitäten  die  Reste 
einer  größeren  Ortschaft  festgestellt. 


9 Vgl.  A.  Conze,  Römische  Bildwerke  einheimischen  Fundorts  in  Österreich  H.  Heft,  S.  8,  Taf. V; 
R.  v.  Schneider,  Archäologisch-epigraphische  Mitteilungen  I,  S.  160;  F.  Cumont,  ebenda  XVII,  S.  25 f. ; 
Ladek-Premerstein-Vulic,  Jahreshefte  des  österr.  archäol.  Institutes  1901,  Beiblatt  Sp.  75;  R.  Mün- 
sterberg, ebenda  1902,  Beiblatt  Sp.  109  ff.  133. 

2)  A.  a.  O.  S.  26;  vgl.  V.  Kuzsinszky,  Jahreshefte  des  österr.  archäol.  Institutes  II,  Beibl.  Sp.  59. 

3)  Diese  Mitteilungen  VI,  S.  193  f.,  Taf.  XI. 


Patsch.  Archäol.-epigr.  Untersuchungen  zur  Geschichte  der  röm.  Provinz  Dalmatien.  VI. 


249 


1.  Auf  dem  Grundstücke  „Munara“  stößt  man  beim  Ackern  auf  Mauerzüge  und 
Ziegelbruchstücke. 

2.  Auf  dem  Felde  „Trebeda“  kommen  noch  zugerichtete  TufFstücke  hinzu,  und 
ist  hier  auch  eine  verschliffene  byzantinische  Kupfermünze  gefunden  worden. 

3.  Ein  Hauptpunkt  der  Ortschaft  wird  durch  des  Gehöft  des  Sudarusic  bezeichnet, 
denn  hier  treten  stärkere  Mauerzüge  zutage,  die  von  einem  Heiligtum  herrühren 
dürften,  da  hier  die  folgende  Ara  hervorgezogen  wurde,  die  viele  Jahre  hindurch  an 
einer  Ecke  des  Wohnhauses  eingemauert  war,  bis  sie  im  April  1897  durch  den  Gendar- 
meriewachtmeister, Herrn  G.  Tomljenovk  für  das  Landesmuseum  gewonnen  wurde. 


I(ovi)  o(ptimo)  m(aximo) 
. . Petroni 
Maximin(us) 
et  Severus. 


Fig.  124.  Kultara  aus  Cerici. 


Blockara  aus  weißem  Kalkstein  (Fig.  124),  oben  sehr  stark,  etwas  auf  der  linken 
Seite  und  zum  guten  Teile  rückwärts  abgeschlagen.  Die  ursprünglichen  Maße  lassen 
sich  jedoch,  mit  Ausnahme  der  Höhe,  die  jetzt  0"74m  ausmacht,  ermitteln.  Die  Breite 
betrug  oben  0’495  m,  am  Schafte  0 435  m,  die  Stärke  an  diesen  Stellen  0’295  m , bezie- 
hungsweise 0"26  m.  Die  Ausladung,  die  sich  auch  auf  die  beiden  im  Gegensätze  zu  der 
hohen  Rückseite  besser  bearbeiteten  Seitenflächen  erstreckte,  war  also  nur  gering;  da- 
gegen sonderten  je  zwei  ungleich  breite  Hohlkehlen  oben  und  unten  den  Schaft  auf 
der  Vorderseite  schärfer  ab.  Die  Schriftfläche  ist  abgeschliffen  und  stellenweise  korro- 
diert; infolge  dessen  ist  die  Interpunktion  nicht  mit  Sicherheit  zu  erkennen.  In  der 
unteren  Seite  der  Ara  ist  ein  3'7  cm  langes,  2-8  cm  breites  und  4-8  cm  tiefes  Dübelloch 
ausgestemmt;  der  Altar  war  demnach",  wiewohl  ihn  seine  Schwere  gut  sicherte,  noch 
mit  seinem  Lager  verbunden.  Er  stand  also  auf  einem  frequenteren  Platze  oder  es 
wurden  auf  ihm  Kulthandlungen  vorgenommen,  die  Verschiebungen  verursachen  konnten. 
Daß  das  letztere  der  Fall  war,  beweist  das  Fehlen  der  Votivformel  in  der  Inschrift. 
Die  Ara  wurde  zu  unblutigen  Opfern  verwendet;  außer  aus  ihrer  geringen  Größe  kann 
dies  aus  ihrem  Standorte  erschlossen  werden.  Sie  war  nicht  im  Freien,  sondern  in 


250 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


einem  gedeckten  Raume  aufgestellt,  weil  die  Seitenflächen  und  der  erhaltene  Teil  der 
Rückseite  keine  Einwirkungen  der  Atmosphärilien  zeigen.  Im  Gegensätze  zu  ihnen  ist 
die  Vorderseite  stark  abgeschliffen;  der  Stein  muß  also  später  horizontal,  mit  der  In- 
schrift1) nach  oben,  zu  liegen  gekommen  sein.  Die  vertikale  Haste  zu  Beginn  der  zweiten 
Zeile  dürfte  ein  fehlerhaft  eingemeißeltes  Pränomen  L oder  T sein. 

Pero  Kalajdzija  aus 

Pokojiste 

erzählte  mir,  daß  auf  seinem  an  der  Narenta  gelegenen,  Luke  genannten  Grundstücke 
Ziegelbruchstücke  Vorkommen.  Mir  wollte  es,  trotz  wiederholten  Absuchens  des  Feldes, 
nicht  glücken,  auch  nur  ein  Stückchen  zu  Anden,  da  der  Graswuchs  noch  sehr  üppig  war. 
In 

Koto 

befinden  sich  nach  der  Mitteilung  des  Osman  Hagic  in  dem  Prädium  Kukavica  eine 
Gradina  mit  Mauerresten  und  auf  einem  Grundstücke  meines  Gewährsmannes  ein 
Crvkisce  (—  Crkvisde),  eine  „Kirchenruine“. 

Als  Fundort  des  in  diesen  Mitteilungen  IV,  S.  252,  vgl.  S.  271 2)  beschriebenen, 
hier  unter  Fig.  125  wiedergegebenen  Mithrasreliefs  konnte  nun  endlich  das  Feld  des 
Alija  Lihi6  in 

Vratnica  bei  Lisicili 

festgestellt  werden.  Die  F und- 
stelle  liegt  auf  einem  Abhang 
am  rechten  Narentaufer  beim 
Eisenbahnkilometer  64  und 
ist  mit  Mauersteinen  be- 
streut, die  Alija  beim  Ma- 
terialgewinnen zutage  geför- 
dert hatte.  Bei  dieser  Ar- 
beit war  auch  das  Relief 
zum  Vorschein  gekommen. 
Die  Lage  des  Heiligtums 
gleicht  vielfach  der  des  Mi- 
thräums  von  Konjica.  Das 
Bild  ist  durch  einen  katho- 
lischen Bauer  nach  Podhum 
gekommen,  wo  es  rechts  von 
der  Tür  des  Pfarrhauses 
eingemauert  ist.  Es  ist  dies 
eine  nur  0*44  m hohe  und 
0*565  m breite  Kalkstein- 
tafel, die  bis  auf  die  Be- 
stoßungen des  Cautes  und  des  rechten  Armes  des  Mithras  sehr  gut  erhalten  ist  und 
sich  von  dem  gewöhnlichen  Typus  dieser  Mithrasmonumente  in  nichts  unterscheidet. 

0 Vgl.  jetzt  auch  CIL.  III  14617 h 

2)  Vgl.  F.  Cumont,  Textes  et  monuments  figures  relatifs  aux  mysteres  de  Mithra  II,  S.  335,  n.  234  bla. 
S.  470,  n.  311  b. 


Patsch.  Archäol.-epigr.  Untersuchungen  zur  Geschichte  der  röm.  Provinz  Dalmatien.  VI.  251 

Zu  cler  auf  der  Basisleiste  angebrachten  Inschrift:  L.  Antonius  Menander  Aphro- 
disieus  [IJnvicto  aug(usto)  v(oto)  f(ecit)1)  ist  zu  bemerken,  daß  die  A ohne  Mittelstrich 
gebildet  sind,  die  Interpunktion  in  Zeile  1 und  2 nicht  angewendet  und  in  Zeile  2 statt 
des  ersten  I in  Invicto  ein  L eingemeißelt  worden  ist. 

Die  nächste  bis  jetzt  konstatierte  römische  Ortschaft  ist  die  etwa  1 -o  km  entfernte 
Crkvina  von 

Lisicitfi. 

Bei  der  Veröffentlichung  der  Gi'absteine,  die  auf  diesem  an  der  Narenta  gelegenen 
Feldkomplexe  gefunden  worden  waren,  mußte  in  diesen  Mitteilungen  IV,  S.  268  f. 


II  \AIH\ll 
ac  di  r /Willi 

V IA 
K1NI1  Nis 
SF1  1 F II  \m 
LIC  ISS  I AAoE 


D( is ) M(an  ibus ) . 
A[e]l(ius)  . . . . 


Va[l]eri- 

a[e],  [q(uae^)]  def(uncta  est)  [ a]n(norum ) V1I1I 

[pJa' 

r[e]n[tes] 

fi[l(iae ) ] infe- 

licissim[a]e. 


Fig.  126.  Grabstein  aus  Lisiöici. 


unter  n.  4 bemerkt  werden,  daß  die  Lesung  einer  Platte  infolge  starker  Verwaschung 
der  Schriftfläche  noch  nicht  gelungen  sei.  Ich  lege  nun  unter  Fig.  126  vor,  was  sich 
nach  wiederholten  Versuchen  entziffern  ließ. 


')  Vgl.  jetzt  auch  CIL.  III  13859. 


252 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


Die  Platte  ist  l-69  m hoch,  067  m breit  und  029  m stark,  unten  mit  einem  Zapfen, 
oben  mit  einem  Dübelloche  ausgestattet,  bat  rohe  Rückseite,  etwas  besser  zugerich- 
tete Seitenflächen  und  zerfällt  in  zwei  Felder.  Das  obere  nehmen  ein  steiler,  profilierter 
Giebel  und  zwei  Zwickel  ein,  von  denen  jeder  einen  nach  abwärts  gekehrten  Delphin 
zeigt,  der  einen  Polypen  o.  dgl.  verschlingt.  Das  Giebelfeld  schmückt  ein  Gorgoneion 
mit  unter  dem  Kinn  geknoteten  Schlangen.  Die  Inschrift  bereitet  der  Lesung  auch  da- 
durch Schwierigkeiten,  daß  Ligaturen  häufig  in  Anwendung  gekommen  zu  sein  scheinen. 

In 


Obre 


Fig.  127.  Grabstein  aus  Obre. 


wurde  aus  dem  Bache  Rilovac  der  jetzt  im 
Landesmuseum  befindliche  Grabstein  Fig.  127 
hervorgezogen;  er  soll  nach  der  Aussage  älterer 
Leute  früher  auf  dem  Höhenrücken  Draganj 
über  dem  Bache  gestanden  haben.  Unterhalb 
dieser  Fundstelle  kommt  auf  den  Feldern  des 
Stjepan  Dzalto  und  Pero  Kavenj  Pflaster  (Kal- 
drma)  vor  und  in  der  unmittelbaren  Nähe  des- 
selben wird  ein  „greblje“  (Friedhof)  gezeigt, 
das  sich  in  der  ganzen  Umgebung  hohen  An- 
sehens erfreut,  „da  Menschen  und  Tiere,  die 
nicht  urinieren  können,  nur  um  den  Platz  herum- 
zugehen oder  herumgeführt  zu  werden  brau- 
chen, um  von  dem  Leiden  befreit  zu  werden“. 

Das  Grabmonument1)  ist  eine  l-635  m 
hohe,  0-725m  breite  und  0’30  m starke  Platte 
aus  weichem  weißen  Kalkstein  mit  einem  Ü'21  m 
hohen,  026  m breiten  und  025  m starken  Zapfen. 
Die  Seitenflächen  sind  nur  leicht  zugearbeitet, 
die  Rückseite  wurde  roh  belassen.  Die  Vor- 
derseite zerfällt  in  zwei  ungleich  hohe  Teile, 
deren  Verbindung  eine  in  der  Mitte  durch  eine 
rechteckige  Tafel  unterbrochene,  aus  gereihten 
Blättern  bestehende  Bordüre  vermittelt,  ln  dem 
unteren,  eingetieften,  von  einem  profilierten 
Rahmen  umgebenen  Felde  ist  nie  eine  Inschrift 
eingemeißelt  gewesen.  Daß  man  sie  bloß  auf- 
gemalt hätte,  erscheint  mir  wenig  wahrschein- 
lich; vielmehr  dürfte  der  Stein  wohl  für  eine 
bestimmte  Person  bestellt,  aber  nicht  vollendet 
worden  sein.  Steinbrüche  sind  auch  jetzt  bei 
Obre  im  Betriebe.  Im  oberen  Teile  ist  eine 
Adikula  ausgetieft,  deren  glatte,  mit,  wie  es 
scheint,  korinthischen  Kapitalen  ausgestattete 
Pilaster  eine  mehrfach  gegliederte  Archivolte 
tragen.  Sie  enthält  in  OTO  m hohem  Relief  das 


Vgl.  diese  Mitteilungen  IV,  S.  271;  die  dort  über  den  Stein  gegebene  Notiz  beruhte  auf  unvoll- 
ständiger Information. 


Patsch.  Archäol.-epigr.  Untersuchungen  zur  Geschichte  der  röm.  Provinz  Dalmatien.  VI.  2o3 


Brustbild  eines  bejahrten  Mannes,  dessen  Gesicht  trotz  arger  Bestoßung  individuelle  Züge 
erkennen  läßt.  Seine  Rechte  ist  im  Redegestus  auf  die  Brust  gelegt.  Bart  und  Haare 
sind  kurz  geschnitten.  Die  hier  besonders  deutliche  Tracht  wurde  in  der  Einleitung 
S.  240  beschrieben.  Die  Zwickel  über  der  Nische  füllt  je  eine  Rosette  aus.  Den  Ab- 
schluß des  Denkmals  bildete,  nach  dem  Dübelloche  in  der  oberen  Fläche,  ein  jetzt  ver- 
lorener Aufsatz. 

Oberhalb 

Trusina 

wird  auf  dem  rechten  Ufer  der  Seonicka  rijeka  auf  einem  Hügelrücken  eine  Stelle 
Crkvine  genannt,  die  jetzt  von  Stallungen  eingenommen  wird.  Übertag  vermochte  ich 
nichts  zu  finden,  das  diese  Bezeichnung  rechtfertigen  würde. 

Bei  den  mitten  im  Dorfe 

Seonica 

liegenden  mittelalterlichen  Grabsteinen  wurde  ein  ganz  verschliffener  Sesterz  aufgelesen, 
der  sich  in  dem  Besitze  des  Münzensammlers  Muharemaga  in  Ostrozac  befindet. 

In 

Podhiim 

befindet  sich  außer  dem  oben  S.  250,  Fig.  125  abgebildeten  Mithrasrelief  noch  der  Auf- 
satz eines  Grabsteines,  der  über  der  einen  Tür  der  katholischen  Kirche  seit  vielen 
Jahren  eingemauert  ist.  Sein  Fundort  ist  bereits  vergessen.  Mit  seinen  zwei  nach  ent- 
gegengesetzten Seiten  liegenden  Föwen,  welche  die  Vorderpranken  auf  einen  undeut- 
lich gewordenen  Tierschädel  legen  und  die  Köpfe  dem  Beschauer  zuwenden,  entspricht 
er  den  oben  S.  248,  Fig.  122  und  123  abgebildeten  Bekrönungen  einzelner  Grabmonu- 
mente von  Homolje. 

Aus  Podhum  erhielt  das  Fandesmuseum  den  Denar  Titia,  Babeion  2,  doch  konnte 
nicht  festgestellt  werden,  ob  er  hier  gefunden  wurde. 

In 

Kostajnica 

wird  ein  auf  dem  rechten  Ufer  der  Bukovica  rijeka,  eines  Nebenflüßchens  der  Neret- 
vica,  gelegener  Feldkomplex  Varosis6e  genannt.  Mauersteine  liegen  hier  auf  den  Rainen 
zusammengeschlichtet  und  beim  Ackern  kommen  auch  Ziegelbruchstücke  und  Münzen 
zum  Vorschein.  Oberhalb  des  Dorfes  befindet  sich  bei  der  Quelle  Krupi6  eine  Gradina 
mit  Mauerresten.  Unterhalb  derselben  wird  eine  Stelle  gezeigt,  wo  eine  Kirche  ge- 
standen haben  soll. 

Etwa  eine  Viertelstunde  von  der  Eisenbahnstation  Ostrozac  entfernt  wurde  auf 
dem  linken  Ufer  der  Neretvica  rechts  von  dem  nach  Podhum  führenden  Reitwege  auf 
dem  Felde 

Barica 

des  Huso  Zalihid  aus  Gorica  im  Jahre  1896  von  dem  Straßenmeister  von  Konjica, 
Herrn  M.  Lipovöak  das  Denkmal  Fig.  128  aufgedeckt. 

Es  ist  ein  Block  aus  weißem  Kalkstein  von  088  m Höhe,  051  m Breite  und  045  m 
Stärke,  dessen  rückwärtige  rechte  Vertikalkante  samt  der  oberen  Ecke  abgeschlagen 
ist.  Auf  der  Vorderseite  ist  in  einem  eingetieften  oblongen,  mit  einem  Rahmen  umge- 


254 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


benen  Felde  Minerva  in  Vordersicht  dargestellt.  Sie  steht,  das  Antlitz,  welches  rechts 
auf  die  Schulter  herabfallende  Locken  umrahmen,  im  Dreiviertelprofil  nach  links  ge- 
wendet, auf  dem  rechten  Beine  und  hat  das  linke,  im  Knie  gebogen,  zur  Seite  gesetzt. 

Mit  der  Rechten  stützt  sie  eine  Lanze 
hoch  auf;  die  Linke  ruht  auf  dem 
Rande  eines  ovalen  Schildes.  'Sie  trägt 
einen  Helm  mit  dreifachem  Helm- 
busche, einen  falte nreichen  Chiton  und 
ein  Himation,  welches  um  den  Unter- 
körper und  den  linken  Arm  geschla- 
gen ist.  Auf  der  Brust  ist  ein  großes 
Gorgoneion  mit  kräftigen  Flügeln  noch 
erkennbar.  Die  größte  Reliefhöhe 
beträgt  6'5  cm.  Die  Arbeit  ist  roh, 
dekorativ. 

Die  rechte  Seite  des  Blockes 
weist  ein  gut  gearbeitetes,  einst  glat- 
tes, jetzt  bestoßenes,  055  m hohes 
und  0 20  m breites  Feld  auf,  das  auf 
allen  vier  Seiten  von  einem  eingetieften 
Rahmen  umschlossen  war.  In  die 
linke  Seite  (vgl.  Fig.  129)  ist  dagegen 
eine  die  ganze  Blockhöhe  einnehmen- 
de Nut  eingearbeitet,  die  es  im  Ver- 
ein mit  dem  in  die  Oberfläche  des 
Blockes  für  eine  metallene  Klammer 
ausgestemmten  Loche  unzweifelhaft 
erscheinen  läßt,  daß  unser  Monument 
nicht  für  sich  allein  dastand,  sondern 
ein  Glied,  und  zwar  nach  der  guten 
Bearbeitung  der  rechten  Seite  das 
Fig.  128.  Reliefblock  aus  Barica  bei  Ostrozac.  Eckstück  einer  Reihe  wohl  analog 


Fig.  129.  Draufsicht  des  Relief blockes  Fig.  128. 


ausgestatteter  Reliefblöcke  war,  die  durch  Füllungsplatten  von  geringerer  Stärke,  abf 
der  nämlichen  Höhe  und  wohl  größeren  Breite  mit  einander  verbunden  waren.  Ein 
solche  Reihe  wird  auch  nach  rückwärts  von  dem  Minervablocke  ausgegangen  seil 


Patsch.  Archäol.-epigr.  Untersuchungen  zur  Geschichte  der  röm.  Provinz  Dalmatien.  VI.  255 


denn  auch  auf  dieser  Seite  des  Denkmals  sind  Reste  einer  Nut  erhalten.  Das  Klammer- 
loch ist  hier  nicht  mehr  erkennbar.  Eine  Grabung  auf  der  Fundstelle  ist  sehr  zu 
empfehlen,  da  sich  daselbst  wohl  eine  größere  sakrale  Anlage  (ein  Tempel,  eine  Ara 
saepta  o.  dgl.)  befindet,  in  welcher  in  einer  Balustrade  o.  dgl.  der  jetzt  im  Museum 
befindliche  Block  seinen  Platz  hatte. 

Etwa  eine  halbe  Stunde  oberhalb  dieser  Fundstätte  soll  vor  mehreren  Jahren  im 
Neretvicatale  links  von  dem  nach  Podhum  führenden  Wege  in 

Butnrovid  polje 

in  einem  Haine  des  Ivan  Kreso  aus  Trusina  ein  Grabstein  gefunden  worden  sein,  auf 
welchem  eine  erwachsene  Person  mit  einem  Kinde  dargestellt  war. 

In  der  bei  der  Eisenbahnstation 


Ostrozac 


auf  dem  rechten  Narentaufer  entstandenen,  früher  Drnopolje,  jetzt  ebenfalls  Ostrozac 
genannten  Ansiedlung  sind  sämtliche  Parzellen  von  dem  Garten  und  Felde  des  Kauf- 


D(is ) M(nn ibus ) . 
Aelis  liufo 
et  Tattuiae, 

def(unctae)  ann(orum)  LX, 
P.  Ael(ius)  Verus 
parentibus  p(osuit). 


Fig.  130.  Grabstein  aus  Ostrozac. 


mannes  Pero  Trogelid  an  bis  über  das  Heizhaus  hinauf  mit  Ziegelbruchstücken  be- 
streut. Noch  etwa  1 km  östlich  von  der  Bahnstation  stieß  man  im  nördlichen  Seiten- 
graben der  Bahn  in  einer  Tiefe  von  0 50 — PO  m auf  zahlreiche  Mauersteine  und  Falz- 


256 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


ziegel.  Zum  Baue  des  Wohnhauses  gewann  Trogeliö  das  Material  auf  seinem  Felde. 
Er  vernichtete  dabei  nach  eigener  Aussage  die  Substruktionen  eines  größeren,  festgebauten 
Wohnhauses  und  fand  Anfang  Februar  1897  den  nachfolgenden  Grabstein,  Fig.  130,  und 
das  Kapital,  Fig.  131.  Beide  Stücke  sind,  dank  der  Intervention  des  Stationsleiters 
von  Ostrozac,  Herrn  L.  Fedy  in  das  Landesmuseum  gekommen. 

1.  Sechs  aneinander  schließende  Bruchstücke  einer  Platte  aus  sehr  hartem  weißen 
Kalkstein.  Es  fehlen  nur  die  linke  obere  Ecke  und  die  linke  Einfassung  des  Relief- 
feldes; dagegen  ist  das  ganze  Monument  stark  verschliffen.  Die  Höhe  beträgt  1 '59  m, 
die  Stärke  0 235  m,  die  Breite  schwankt  zwischen  0 70  und  0 73  m,  weil  die  Seiten- 
flächen ebenso  wie  die  Rückseite  bloß  roh  zugerichtet  sind. 

Über  dem  eingetieften,  0'49  m hohen  und  043  m breiten,  von  einem  profilierten 
Rahmen  umgebenen  Inschriftfelde  befindet  sich  eine  mit  einem  steilen,  profilierten 
Giebel  ausgestattete  Adikula,  deren  glatter  Architrav  von  korinthischen  Halbsäulen  ge- 
tragen wird.  Die  flache  Nische  nehmen  die  Brustbilder  der  betagten  Eltern  des  Erricli- 
ters  des  Grabdenkmals  in  Vordersicht  ein.  Die  Frau  hat  auch  hier  (s.  o.  S.  240)  den 
Platz  zur  Rechten  des  Mannes.  Beide  halten  den  rechten  Arm,  der  allein  sichtbar  ist, 
am  Körper  nach  abwärts.  Das  Relief  ist  wertvoll,  weil  es  insbesondere  die  Frauentracht 
deutlich  veranschaulicht.  Zu  der  in  der  Einleitung  (S.  240)  gegebenen  Beschreibung 
ist  nur  hinzuzufügen,  daß  die  Ohren  kleine  volle  Gehänge  zieren.  Auch  die  Kleidung 
des  Mannes  ist  die  typische  (s.  o.  S.  240);  von  unserem  Hauptbilde  dafür  (s.  o.  Fig.  127) 
unterscheidet  sie  sich,  wie  das  dritte  Relief  von  Homolje  (s.  o.  Fig.  121),  nur  durch  die 
stärkere  Hervorhebung  der  von  der  rechten  Schulter  herabfallenden  schmalen  Falte. 

Den  Giebel  nimmt  ein  Gorgoneion  in  Vordersicht  ein,  dessen  Gesicht  unter  dem 
Kinn  geknotete  Schlangen  umrahmen.  Die  Zwickel  links  und  rechts  vom  Giebel 
schmückt  je  ein  nach  abwärts  stüi’zender  Delphin,  der  einen  Polypen,  einen  Fisch 
o.  dgl.  verschlingt. 

Die  Lesung  der  Inschrift *)  ist  nirgends  zweifelhaft;  nur  die  Interpunktion  und  die 
Querstriche  des  A und  E sind  zum  Teile  verschliffen.  Bei  uns* 2)  ungewöhnlich  gestaltet 

ist  das  F in  Zeile  2 und  4;  die  Stelle  der  beiden 
Horizontalbalken  nimmt  ein  die  vertikale  Haste  nicht 
berührender  Halbmond  ein:  Ie.  Ähnlich  ist  der  Buch- 
stabe auf  den  Steinen  aus  dem  benachbarten  Lisicici,3) 
aus  Bjelemiö4)  und  aus  Strazine  im  Cetinatale5)  ge- 
bildet: K- 

Rufus  führt  im  Gegensätze  zu  seinem  Sohne 
kein  Pränomen;  es  ist  wohl  nur  deswegen  weggeblie- 
ben, weil  seine  Unterbringung  vor  oder  nach  Aelis 
dem  Verfasser  der  Inschrift  Schwierigkeiten  machte. 
Gestorben  war  zur  Zeit  der  Errichtung  des  Grabstei- 
Fig.  131.  Kapital  aus  Ostrozac  nes  wohl  nur  die  Mutter,  da  die  Angabe  def.  ann.  LX 

nur  auf  sie  bezogen  werden  kann. 

2.  Die  Hälfte  eines  0T75m  hohen  Säulenkapitäls  (Fig.  131)  aus  weichem  weißen 
Kalkstein,  oben  und  rückwärts  abgeschliffen  und  verwaschen.  Die  in  einer  Reihe 

9 Vgl.  jetzt  auch  CIL.  III  146173. 

2)  Sonst  vgl.  die  Zusammenstellung  von  E.  Le  Blant,  Revue  archeologique  XXIX,  S.  347. 

3)  Diese  Mitteilungen  IV,  S.  267,  Fig.  36. 

4)  S.  u.  S.  261. 

5)  Diese  Mitteilungen  VII,  S.  152,  Fig.  137. 


Patsch.  Archäol.-epigr.  Unters uchun ggj i zur  Geschichte  cler  röm.  Provinz  Dalmatien.  VI.  257 


angeordneten  Akanthusblätter  sind  flach  und  verständnislos  modelliert;  zur  Belebung  wur- 
den in  den  Winkeln  Vertiefungen  mit  dem  Meißel  ausgestemmt.  Die  untere  Lager- 
fläche ist  geglättet  und  in  der  Mitte  mit  einem  5 cm  tiefen  Dübelloche  versehen. 

Rainamündiing. 

Auf  dem  linken  Ufer  der  Rama  schiebt  sich,  unmittelbar  vor  ihrer  Einmündung 
in  die  Narenta,  ein  allseits  steil  abfallender  Rücken,  der  Gradac  mala  tevarnica  vor. 
Auf  seinem  schmalen,  felsigen,  mit  Gestrüpp  überwucherten  Kamme  befinden  sich  im 
Norden  Mauerreste  aus  in  Kalkmörtel  gelegten  Bruchsteinen,  die  durch  Schatzgräber 
sehr  gelitten  haben.  Die  Anlage  dürfte,  da  Ziegelbruchstücke  nirgends  zu  finden  waren, 
eine  der  nachrömischen  Zeit  angehörige  Befestigung  gewesen  sein,  die  den  Zweck  hatte, 
den  hier  einst  vorbeiziehenden,  jetzt  nicht  mehr  benutzten  Weg  zu  sichern.  Dieser, 
in  einem  Saumpfade  bestehend,  führte  von  Konjica  Narenta  abwärts  bis  zu  unserem 
Gradac,  dann  Rama  aufwärts  bis  zur  Slatinska  cuprija,  wo  er  sich  teilte:  die  eine  Route 
lief  nach  Prozor,  Bugojno  und  Travnik,  die  andere  nach  Jablanica  und  Mostar. 

Auf  dem  Kulminationspunkte  des  Rückens  ist,  nach  der  festen  Überzeugung  der 
Umwohner,  in  einem  Gewölbe  ein  Kessel  verborgen,  der  bis  an  den  Rand  mit  Gold- 
stücken angefüllt  ist.  Ich  notiere  dies,  weil  uns  schon  von  vielen  Seiten  vorgeworfen 
wurde,  einen  archäologisch  so  wichtigen  Punkt  vernachlässigt  zu  haben.  In 

Jablanica  gornja 

steigt  am  linken  Ufer  der  Doljanka,  wenige  Meter  von  ihrer  Einmündung  in  die  Na- 
renta und  von  der  eisernen  Straßenbrücke  entfernt,  ein  niedriges  Plateau  steil  an,  dessen 
letzter  Ausläufer  Ankula  und  dessen  rückwärtiger,  von  Feldern  eingenommener  Teil 
Gradac  genannt  werden.  Auf  der  erstgenannten  Lokalität  ragen  aus  dem  Boden  gut 
zugerichtete  Quadern  hervor,  die  auf  den  Bestand  eines  massiven  Gebäudes  auf  dem 
landschaftlich  schönen  Punkte  schließen  lassen.  Der  Abhang  der  Ankula  gegen  die 
Doljanka  zu  wird  Banjice  (kleine  Bäder)  genannt,  ohne  daß  Spuren  irgendwelcher 
Baulichkeiten  sichtbar  wären. 

Unterhalb  der  Ankula  haben,  unmittelbar  an  der  rechten  Böschung  der  Straße 
Jablanica — Rama,  Schatzgräber  einen  Gradacka  glavica  genannten  Tumulus  durchwühlt, 
mit  welchem  Resultate,  konnte  ich  nicht  in  Erfahrung  bringen. 

Beim  Baue  der  k.  u.  k.  Kaserne  soll  eine  Münze  des  Kaisers  Septimius  Severus 
aufgelesen  worden  sein  und  ist  man  nach  mehrseitiger  Versicherung  auf  Steinrohre 
einer  sehr  alten  Wasserleitung  gestoßen.  Sie  sind  leider  verworfen  worden,  so  daß  es 
unaufgeklärt  bleibt,  welcher  Zeit  sie  angehört  haben.  In 


Rlbitfi 


kommen  auf  den  rechts  von  der  Straße  Konjica — Ostrozac  (km  71)  im  Ribiöko  polje 
gelegenen  Parzellen  Gromile  und  Öiroka  Mauersteine  und  Ziegelbruchstücke  vor.  Ein 
Bauer  fand  hier  auch  den  Läufer  einer  Handmühle.  Das  Volk  erzählt,  daß  hier  einst 
ein  Basar  (Carsija)  bestanden  habe. 

Links  vom  Austritte  des  Ribicki  potok  aus  dem  nach  ihm  benannten  Tale  trägt 
der  auf  der  Spezialkarte  mit  der  Kote  408  bezeichnete,  sehr  steil  aufsteigende  Rücken 
die  ausgedehnten  Mauerreste  des  Ribicki  grad,  von  dem  sich  eine  prachtvolle  Aussicht 

Band  IX.  17 


258 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


eröffnet.  Herumliegende  Ziegelbruchstücke  weisen  den  Bau  der  römischen  Periode  zu. 
Welchem  Zwecke  er  gedient,  ob  sich  hier  etwa  ein  Wachthaus  befunden  hat,  könnte 
nur  nach  einer  gründlichen  Säuberung  des  Platzes  von  dem  dichten  Gestrüppe  ermit- 
telt werden.  Schatzgräber  sollen  hier  auf  Eisengegenstände  gestoßen  sein. 

Dem  „Grad“  gegenüber  ist  auf  dem  rechten  Bachufer  einem  ebenfalls  steilen 
Rücken  der  Hügel  Calma  aufgesetzt,  den  nach  der  Versicherung  der  Bauern  auch 
Mauerreste  krönen.  Aus  Zeitmangel  konnte  ich  die  Angaben  nicht  prüfen.  In 

Radesine 

war  in  einer  Stützmauer  der  türkischen  Straße  der  folgende  Grabstein  eingelassen,  der 
bei  der  Rekonstruktion  der  Straße  (Jan  71-3)  herausgenommen  und  später  in  das  Landes- 
museum überführt  wurde. 

Platte  aus  weichem  weißen  Kalkstein  von  1 '445  m Höhe,  062  m Breite  und  026  m 
Stärke,  die  nach  dem  auf  der  Oberfläche  herausgestemmten  5 cm  langen,  4 cm  breiten 
und  3'5  cm  tiefen  Dübelloche,  zu  dem  von  rückwärts  ein  schräger  Gußkanal  führt,  von 
einem  gesondert  gearbeiteten  Aufsatze  bekrönt  war.  Die  Rückseite  und  die  Seiten- 
flächen sind  roh  zugearbeitet.  Die  Vorderseite  (vgl.  Fig.  132)  zerfällt  in  zwei  Felder; 


D(is ) M(anibus). 

Aur(eliae)  Ti[t  .... 

Bricussa  e[t] 

. . . . matr[i]  inf(elicissimae) 
def(unctae)  [ a]n(norum ) LXXV. 


Fig.  132.  Grabstein  aus  Radesine. 


das  untere,  von  einem  profilierten  Rahmen  umgeben,  nimmt  nur  zum  Teile  die  jetzt 
sehr  verwaschene  und  bestoßene  Inschrift  ein;  unter  der  letzten  Zeile  ist  noch  eine 
0 29  m hohe  Fläche  unbeschrieben  geblieben;  vielleicht  sollte  hier  bei  einem  neuerlichen 
Todesfall  eine  Nachschrift  folgen.  Das  obere  Feld  ist  rechtwinklig  ausgetieft  und  ent- 
hält in  sehr  flachem  Relief  die  Brustbilder  dreier  Frauen,  einer  Matrone  in  der  Mitte 
und  zweier  Mädchen,  in  Vordersicht.  Alle  drei  halten  die  Rechte  nach  abwärts;  gleich 


Patsch.  Archäol.-epigr.  Untersuchungen  zur  Geschichte  der  röm.  Provinz  Dalmatien.  VI.  259 


ist  bei  allen  auch  das  Kleid:  sie  tragen  die  für  unsere  Landschaft  charakteristische 
Tunika  (s.  o.  S.  240).  Einen  großen  Unterschied  zeigt  dagegen  der  Kopfputz;  wir  haben 

o.  S.  240  auf  Grund  dieses  Reliefs  sowie  des  analogen  Denkmals  von  Brcani  (s.  u.  Fig.  135) 
konstatieren  können,  daß  Mädchen  barhaupt  gingen,  verheiratete  Frauen  dagegen  ein 
Kopftuch  trugen. 

Von  der  Inschrift  ist,  was  mir  nach  wiederholten  Prüfungen  sicher  erschien,  in 
dem  Bilde  schwarz  nachgezogen.  Dazu  gehört  auch  der  Name  Bricussa;  bei  der  ersten 
Veröffentlichung  in  diesen  Mitteilungen  IV,  S.  271,  Fig.  41 x)  war  er  mir  entgangen. 

Unmittelbar  westlich  von  der  griechisch-orthodoxen  Kirche  in 

CelebiCi  dönji 

ist  ein  großer  Weidekomplex  mit  Mauerzügen  durchsetzt  und  mit  tumuliartigen  Klaub- 
steinhügeln * 2)  bedeckt.  Allenthalben  herumliegende  Dachziegelfragmente  beweisen,  daß 
die  zahlreichen  Gebäudereste  der  römischen  Zeit  angehören.  Aus  dieser  Ansiedlung 
stammt  auch  der  Grabstein,  der  laut  der  eingemeißelten  Notiz  seit  1860  über  der  Tür 
der  genannten  Kirche  eingemauert  ist.3)  Das  Brustbild  des  Verstorbenen  ist  in  ein 
polychromes  Porträt  eines  um  die  Kirchengemeinde  verdienten  Ortsinsassen  umgewan- 
delt worden  und  die  lateinische  Inschrift  wurde  durch  eine  serbische  ersetzt.  Früher 
hatte  der  Stein  ein  noch  größeres  Ansehen  gehabt,  zu  dem  ihm  folgender  Vorfall  ver- 
half.  Ein  Mohammedaner  hatte  ihn  bei  der  Fundierung  seines  Stalles  benützt;  da 
brach  unter  dem  Vieh  eine  Seuche  aus.  Schleunigst  wurde  die  Platte  auf  ihren  alten 
Platz  zurückgebracht,  wo  sie  im  Jahre  1843  der  Franziskaner  Martin  Nedi6  senk- 
recht aufgestellt  sah  und  in  dem  Bilde  den  Erzmärtyrer  Stephan  erkannte.4) 

Das  Landesmuseum  besitzt  aus  Celebici  den  Denar  Babeion,  Fannia  1. 

In 

Orahovica 

erfuhr  ich,  daß  auf  zwei  Stellen  römische  Ziegelbruchstücke  gefunden  werden: 

1.  in  Slana  voda  an  der  Mündung  des  Ljuti  potok  in  die  Narenta  beim  Straßen- 
kilometer 64-1,  wo  die  Anschüttung  „Gromila  Bali6a“  römische  Gebäudereste  deckt, 
die  vom  Volke  für  alte  Einkehrhäuser  (Hane)  angesehen  werden.  Und 

2.  auf  dem  durch  mittelalterliche  Grabsteine  markierten  Felde  des  Matisa  Tornic 
beim  Straßenkilometer  65.  Beide  Plätze  liegen  am  Narentaufer. 

In  dem  kurzen  Tale  des  Bij elabaches,  der  oberhalb  Konjica  in  die  Narenta  mün- 
det, wurden  sicher  auf  drei  Stellen  Reste  römischer  Niederlassungen  konstatiert;  auf 
dem  linken  Ufer  in 


9 CIL.  III  13862. 

2)  Vgl.  Radimsky,  Die  prähistorischen  Fundstätten  S.  162. 

3)  Vgl.  P.  Bakula,  Schematismus  topographico-historicus  custodiae  provincialis  et  vicariatus  apo- 
stolici  in  Hercegovina  1867,  S.  123:  Celebici  trium  arcium  rudera  habet  et  novam  Schismaticorum  eccle- 
siam,  cuius  supra  maiorem  portam  est  statua  ex  pulchro  lapide  sanctum  indeterminatum  repraesentans,  qui 
dum  latino  stylo  exaratus  esset,  Schismatici  alioquin  imperiti  inepto  instrumento  orientalem  statuae  for- 
mam  tribuendi  praesumentes,  ipsam  haud  parum  deturparunt.  Statua  porro  dicta  tempore  P.  Michaelis 
Koba^a  in  Dönji  Celebici  penes  domum  cuiusdam  Hacim  Arnautovic,  Schismatici  e terra  eruta  est,  quam 
ubi  primum  Kobaea  suadente  sacra  veneratione  coli  coeperunt  quoad  animalium  infirmitates  ceu  prodi- 
giosam  experti  sunt,  hodieque  experiuntur.  Dolendum  tarnen  ad  pedes  huius  statuae  latinas  aliquas  ex- 
tantes  litteras  significatum  non  referre. 

4)  Arkiv  za  povjestnicu  jugoslavensku  1857,  S.  158. 


17* 


260 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


Josanica, 

wo  Ziegelbruchstücke  auf  den  Ackern  des  Stjepo  Ljelo  und  des  Mujo  Prevljak  vom 
Pfluge  herausgeworfen  werden;  auf  der  rechten  Talseite: 

1.  In 

Madeskovibi. 

Hier  sind  die  auf  dem  linken  Ufer  des  dem  Bjelaflüßchen  zueilenden  Madeskovibi- 
baches  (auch  Kutibaches)  gelegenen  Felder  des  Nikola  Kesic  mit  Mauern  durchzogen 
und  mit  zugearbeiteten  Tuffstücken  und  Ziegelfragmenten  förmlich  übersäet.  Es  sollen 
auch  „Rohre“  zum  Vorschein  gekommen  sein;  vielleicht  sind  darunter  Heizkacheln  zu 
verstehen. 

2.  In 

Podvrabac, 

wo  sich  dieselben  Merkmale  in  kleinerem  Umfange  auf  dem  Grundstücke  des  Scepan 
Alilovib  wiederholen.  Und  möglicherweise 

3.  auf  der 

Gradiiia 

zwischen  Podvrabac  und  dem  zu  Madeskovibi  gehörigen  Gehöfte  des  Andro  Ivesko- 
vic-Bozic,  die  auf  dem  felsigen  Ausläufer  eines  von  dem  Höhenzuge  des  Vrabac  in 
das  Bijelatal  vortretenden  Rückens  liegt  und  einen  guten  Teil  der  Gebirge  des  Bezirkes 
Konjica  überblicken  läßt.  Man  sieht  hier  Reste  einer  in  mehrere  Teile  zerfallenden, 
aus  Bruchstein  und  Tuff  aufgeführten,  sehr  zerstörten  Anlage.  In  dem  Kalkmörtel 
kommen  Ziegelbrocken  vor;  doch  ist  dies  kein  sicheres  Kriterium.  Es  wurde  mir  auch 
erzählt,  daß  vor  Jahren  zwischen  den  Mauern  Eisengeräte  ausgegraben  worden  seien.1) 
„Funde  römischer  Ziegel  bei  der  Gendarmeriekaserne 

Borke“ 

hatte  schon  Ballif,  Römische  Straßen  in  Bosnien  und  der  Hercegovina  I,  S.  36  notiert; 
zur  genaueren  Fixierung  der  Ortschaft  sei  bemerkt,  daß  die  Ziegelfragmente  besonders 
zahlreich  zwischen  der  Gendarmeriekaserne,  dem  Forsthause  und  dem  mittelalterlichen 
Friedhofe  auf  den  Feldern  der  Meho  Agib,  Blagoje  Zubac,  Omer  Skorupan,  Ivan  Sini- 
kovib  und  Risto  Kukib  Vorkommen. 

Bei  dem  auf  dem  rechten  Narentaufer  auf  einer  weiten  Lehne  gelegenen 

Kasibi 

sind  auf  der  Lokalität  „Kom“  Mauerreste  sichtbar2)  und  sollen  Münzen  gefunden  wer- 
den. Ich  habe  den  Ort  nicht  besucht. 


*)  Auf  welche  Reste  sich  der  Bericht  P.  Bakulas  a.  a.  O.:  Fert  traditio  in  Biela  Caesarem  Diocle- 
tianura  caulas  animalium  ferocium  habuisse;  interque  multa  ibidem  aedificiorum  extantia  rudera,  putant 
incolae  quaedam  insigniora  ecclesiam  fuisse.  Ex  lapidibus  sectis  qui  quondam  in  Biela  aedificia  consti- 
tuebant,  vulgo  putant  pontem  constructum  esse  bezieht,  konnte  ich  nicht  in  Erfahrung  bringen.  Vgl. 
O.  Blau,  Reisen  in  Bosnien  und  der  Hertzegowina  S.  29  f. 

2)  Vgl.  Bakula  a.  a.  0.  S.  124. 


Patsch.  Archiiol.-epigr.  Untersuchungen  zur  Geschichte  der  röm.  Provinz  Dalmatien.  VI.  261 

Aus  Janjina 

besitzt  das  Landesmuseum  als  Geschenk  des  gegenwärtigen  Expositursleiters  von  Bjele- 
mi6,  Herrn  J.  Gr  um  den  Sesterz  von  Maximinus  I.  Cohen1  94. 

GlaTaticero. 

Der  Grabstein  CIL.  III  8489  = 12799  (vgl.  Ballif  a.  a.  0.  S.  63,  Taf.  X,  Fig.  20): 
D(is)  M(anibus)  s(acrum).  Ael(ii)  Pinnes  et  Temus  parentes  posuerunt  filio  pientis- 
simo  Pinnio,  militi  legionis  secundes  defuncto  Bassianis  annorum  XXXII  wurde  in 
Glavatiöevo  über  einem  Grabe  auf  dem  weithin  sichtbaren  Hügel  Dernek,  der  jetzt 
von  der  katholischen  Kirche  eingenommen  wird,  gefunden. 

Unterhalb  der  Kirche  liegt  auf  dem  rechten  Narentaufer  bei  der  Zigeuneransied- 
lung  von  Glavaticevo  ein  mittelalterlicher  Friedhof,  der  unter  dem  Namen  Crkvine  be- 
kannt ist.  Daselbst  ragen  auch  zwei  antike  Bauglieder,  darunter  eine  profilierte  Epistyl- 
platte, aus  der  Erde  hei’vor;  auf  Crkvine  oder  in  der  Nähe  befand  sich  also  ein  besser 
ausgeführter  römischer  Bau.  — Außerdem  besitzt  das  Landesmuseum  aus  Glavaticevo 
die  Bronzemünze  Iulianus,  Cohen1  73. 

Bjelemid. 

In  dem  Bache  Luöki  potok  fand  der  frühere  Lehrer  von  Bjelemic,  Herr  Marko 
Hrgi6  den  nachfolgenden  Grabstein,  dessen  ursprünglicher  Standort  in  der  unmittel- 
baren Nähe  gewesen  sein  muß,  da  der  Bach  nur  kurz  und  viel  zu  schwach  ist,  um 
den  schweren  Block  auch  nur  um  wenden  zu  können.  Auf  dem  linken  Ufer  dehnt  sich 
der  große  mittelalterliche  Friedhof  Grkovine  aus  und  auf  dem  rechten  Ufer  fand  Salko 
Tabak  auf  dem  unmittelbar  anrainenden  Felde  Medje  beim  Ackern  den  Sestertius  des 
Antoninus  Pius,  Cohen1  702. 


D(is)  M(anibus). 
P.  Ael(io)  Pro- 
bo  defun- 
cto ann(orum) 

IV 


........  fi- 
lio fjecit. 


Fig.  133.  Grabstein  aus  Bjelemic. 


262 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


Kalksteinblock,  l-02  m hoch,  0-70m  breit  und  0 485  m stark,  insbesondere  an  den 
vorderen  oberen  Ecken  und  links  unten  am  Inschriftfelde  abgeschlagen  und  verwaschen. 
Die  beiden  Seitenflächen  zeigen  im  eingetieften  Felde  Attis  mit  gesenkter  Fackel  auf 
einer  Plinthe  stehend.  Die  Rückseite  ist  rauh,  die  obere  Fläche  glatt  zugerichtet.  Das 
Inschriftfeld  umgibt  ein  einfacher  Rahmen,  dessen  Außenleiste  mit  einem  stilisierten 
Blattornament  geschmückt  ist.  Die  Buchstaben  sind  (vgl.  Fig.  133)  recht  roh.  Die  A 
haben  keinen  Horizontalstrich;  zu  der  Bildung  des  F in  Zeile  3 vgl.  o.  S.  256.  Die 
Interpunktion  fehlt.1) 

Der  Stein  wurde  auf  unser  Ersuchen  vom  früheren  Expositursleiter,  Herrn  K.  Ja- 
ko vljevic  in  dem  Amtsgebäude  von  Bjelemi6-Odzaci  deponiert,  da  seine  Überführung 
nach  Sarajevo  infolge  Mangels  einer  Straßenverbindung  gegenwärtig  unmöglich  ist. 

Außerdem  besitzt  das  Landesmuseum  aus 
Bjelemic  die  Denare:  Titus,  Cohen1  47,  Fau- 
stina  minor,  Cohen  19,  Septimius  Severus,  Co- 
hen 142  und  Geta,  Cohen1  15,  das  P.  B.  Con- 
stantinus  I.,  Cohen  474  und  die  Ringfibel  Fig.  134 
aus  Bronze  von  3-3  cm  lichtem  Durchmesser. 
Der  kreisrunde,  flache,  04  cm  breite  Bügel  ist 
auf  der  Vorderseite  mit  eingekerbten  Strich- 
reihen verziert  und  hat  nach  außen  eine  mit 
Balken  ausgestattete  Fortsetzung  behufs  Durch- 
führung des  hier  ebenfalls  aus  Bronze  bestehen- 
den Dornes. 

Im  Besitze  des  Gerichtssekretärs  Herrn 
V.  Zikmund  in  D.  Tuzla  befinden  sich  eine  Münze  des  Kaisers  Gordianus  III.  und 
die  Drachme  von  Dyrrhacliium,  Schlosser,  Beschreibung  der  altgriechischen  Münzen 
I,  S.  55,  n.  197,  die  höchstwahrscheinlich  aus  Bjelemid  stammen. 

Beim  Absuchen  des  Tales  von  Bjelemid  wurden  mir  noch  folgende  zwei  zwischen 
Odzaci  und  dem  oben  erwähnten  Grkovine-Friedhofe  gelegene  Lokalitäten  gezeigt,  denen 
das  Volk  eine  historische  Bedeutung  zuschreibt:  der  Hügel  Gradic,  wo  übertag  nichts  er- 
kennbar ist,  und  die  mit  mittelalterlichen  Grabsteinen  bedeckte  Erhebung  Crkvine,  bei 
der  neun  Quellen  entspringen.  Hier  ragen  Mauersteine  aus  dem  Rasen  hervor.  In  Jeze- 
prasina,  nördlich  von  Bjelemic,  fand  der  gegenwärtige  Expositursleiter  von  Bjelemic, 
Herr  Grum,  auf  dem  Acker  des  D.  Senkovid  den  Denar  von  Hadrian  Cohen1  401. 

Etwa  1‘5  km  vor 


Umoljani 


wird  eine  unweit  des  Rakitnicabaches  über  einem  mittelalterlichen  Friedhofe  auf  einem 
Rücken  gelegene  Stelle,  auf  der  behauene  Steine  im  Rasen  sichtbar  sind,  als  Crkvina 
bezeichnet.  Die  Tradition,  daß  hier  eine  Kirche  bestanden  habe,  muß  recht  alt  sein, 
da  gegenwäi’tig  in  Umoljani  nur  Mohammedaner  wohnen. 

Über  den  Sommerhütten  des  Dorfes,  auch  Gornji  Umoljani  genannt,  erhebt  sich 
ein  kurzer,  steiler,  in  der  Mitte  gesattelter  Rücken,  dessen  dem  Tale  zugekehrter  Teil 
Gradina  genannt  wird.  Seine  Ost-  und  Südseite  waren  mit  einem  Erdwalle  und  die 
von  der  Sattlung  zugänglichere  Westseite  mit  einem  Erd  walle  und  einer  dahinter  liegen- 
den, jetzt  zerstörten  Trockenmauer  befestigt.  Die  Nordseite  stürzt  senkrecht  ab,  bedurfte 


) Vgl.  jetzt  auch  CIL.  III  1 46 1 7 2. 


Patsch.  Archäol.-epigr.  Untersuchungen  zur  Geschichte  der  röm.  Provinz  Dalmatien.  VI.  263 


also  keiner  Sicherung.  Auf  der  unebenen  Kuppe  der  Gradina  sind  Reste  einer  Zisterne 
erhalten.  Die  das  Tal  und  seine  Zugänge  überwachende  Befestigung  dürfte  vorrömi- 
schen Ursprunges  sein.  Aus  dieser  Zeit  besitzt  das  Landesmuseum  die  in  Umoljani 
gefundene  Drachme  von  Apollonia  Schlosser  a.  a.  0.  S.  30,  n.  51.  *) 

In 

Dzepe 

erfuhr  ich,  daß  sich  etwa  1 Stunde  vom  Dorfe  entfernt  eine  Gradina  mit  Mauerresten 
vorfindet;  doch  konnte  ich  sie  nicht  besuchen. 

Auf  dem  rechten  Ufer  der  Tresanica  wurden  westlich  von 

Han  Yitek 

(zwischen  Podorosac  und  Brcani)  beim  Bahnbaue  im  Winter  1890/91  vier  Meilensteine 
zusammen  gefunden;  doch  war  ihr  Fundort  nicht  ihr  ursprünglicher  Standplatz.  Wo 
sich  dieser  befand,  konnte  noch  nicht  ermittelt  wer- 
den.1 2) Drei  der  Säulen  waren  mit  den  Inschriften: 

1.  CIL.  III 10164  (vgl.  p.  2174):  Divo  Aug(usto). 

2.  CIL.  III  10165  (vgl.  p.  2174):  Imp(eratori) 

C.  Iul(io)  Maximino  Pio  Fel(ici)  e[t]  G.  Iu[l(io)] 

Vero  Maximo  nobilissim[o]  Ccies(ari)  Aug(ustis)  und 

versehen. 

Nr.  1 bezieht  sich  auf  Augustus,  nach  dessen 
am  19.  August  14  n.  Chr.  erfolgtem  Tode  der  Stein 
gesetzt  wurde.  Er  ist  das  älteste  epigraphische  Denk- 
mal unseres  Bezirkes. 

Brcani. 

Unterhalb  des  Dorfes  wurde  beim  Baue  der 
Bahnstrecke  Konjica — Sarajevo  im  Jahre  1891  der 
Grabstein  Fig.  135  gefunden,  der  sich  jetzt  im  Lan- 
desmuseum befindet. 

Platte  aus  weichem  weißen  Kalkstein  von 
l'745m  Höhe,  0'78m  Breite  und  0-30m  Stärke,  mit 
roher  Rückseite  und  wenig  besser  bearbeiteten  Sei- 
tenflächen. Die  letzteren  haben  in  der  Mitte  je  eine 
kleine  Einarbeitung,  die  zu  einer  seitlichen  Befesti- 
gung der  Platte  mittels  Metallstäben  gedient  hat. 

In  der  Oberfläche  ist  ein  8-5  cm  langes,  6 cm  breites 
und  5 cm  tiefes  Loch  mit  Gußkanal  ausgestemmt,  in 
dem  eine  Bekrönung  verdübelt  war.  Über  dem  von 
einem  profilierten  Rahmen  umschlossenen,  jetzt  bei- 


1)  Vgl.  diese  Mitteilungen  VI,  8.  214,  n.  7. 

2)  Vgl.  B al lif- P ats ch,  Römische  Straßen  in  Bosnien  und  der  Hercegovina  I,  S.  33.  64  t. 


3.  CIL.  III  10166  (vgl.  p.  2174):  Imp(eratori) 
Caes(ari)  M.  Iulio  Philipp o P(io)  F(elici)  Aug(usto) 


264 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


nahe  ganz  verwaschenen  und  korrodierten  Inschriftfelde  sind  zwei  rechtwinklige,  von 
Halbsäulen  flankierte  Nischen  über  einander  ausgetieft,  die  von  je  zwei  Brustbildern  in 
Vordersicht  eingenommen  werden.  Oben  sind  die  Gatten  abgebildet,  links  abermals 
die  Frau,  die  in  der  rechten  Hand  einen  rundlichen  Gegenstand  vor  der  Brust  hält 
und  mit  der  Linken  den  Nacken  ihres  Eheherrn  umfasst,  der  ebenfalls  die  Rechte  mit 
gespreizten  Fingern  auf  die  Brust  gelegt  hat.  Ob  er  etwas  gehalten,  ist  nicht  erkenn- 
bar. Unter  der  Mutter  hat  die  Tochter  ihren  Platz  erhalten;  das  gewellte  Haar  und 
das  Kleid  unterscheidet  sie  von  ihrem  rechts  von  ihr  porträtierten  Bruder.  In  der 
Plaltung  des  rechten  Armes  dürften  sie  die  Eltern  nachgeahmt  haben;  konstatieren 
läßt  sich  dies  nur  bei  dem  Mädchen. 

Die  Tracht  ist  die  gewöhnliche  (vgl.  o.  S.  240);  den  Gürtel  der  Frauen  dürfte 
der  rechte  Arm  verdecken.  Das  Mädchen  scheint  jedoch  noch  ein  schalartiges  Tuch 
über  die  linke  Schulter  gelegt  zu  haben  und  es  mit  der  Rechten  zu  halten. J) 

Von  der  allem  Anscheine  nach  längeren  Inschrift  sind  nur  dürftige  Reste  er- 
halten. Zeile  1:  D(is ) M(anibus).  Zeile  2:  Aur(eliae)  V.  . . . Zeile  3:  [ c]oniu[gi  . . . . 

Aus 

Bradina 

erwarb  das  Museum  das  Mittelerz  Cohen1  30  des  Constantius  Gallus. 


IX.  Der  römische  Vorort  des  Bijelo  polje  bei  Mostar. 

Der  Bestand  einer  noch  am  Ende  des  4.  Jahrhunderts  n.  Chr.  blühenden  römischen 
Ortschaft  bei  Potoci  im  Bijelo  polje,  nordöstlich  von  Mostar,  war  bis  jetzt  nur  aus  zwei 
dort  in  den  Jahren  1882  und  1890  aufgedeckten,  mit  reichen  Beigaben  ausgestatteten 
Sarkophagen2)  zu  erschließen.  Ihre  genaue  Lage  lernten  wir  erst  1902  infolge  der 
Wachsamkeit  des  Gendarmeriebezirkswachtmeisters  Herrn  A.  Dietrich  kennen,  nach- 
dem schon  1894  Herr  Forstverwalter  C.  Kralowetz  das  Vorkommen  von  Mauerzügen 
und  Ziegelfragmenten  unweit  des  nach  Ruiste  führenden  Weges  gemeldet  hatte. 

Seit  Frühjahr  1902  wurde  für  das  Landhaus  des  seitdem  verstorbenen  griechisch- 
orthodoxen  Metropoliten  von  Mostar,  Herrn  S.  Perovib  auf  der  auf  dem  rechten 
Ufer  des  Baches  Potoci  links  von  dem  nach  Ruiste  führenden  Wege  gelegenen  Hut- 
weide Greine  aus  alten  Substruktionen  Baumaterial  gewonnen.  Dabei  ist  wohl  nicht 
gerade  altertumsfreundlich  verfahren  worden,  doch  hatte  die  Abteufung  das  Gute,  daß 
solide  in  Kalkmörtel  gelegte  Mauerzüge  und  eine  Anzahl  von  Monumenten  zutage 
traten,  welche  die  Aufmerksamkeit  des  Herrn  Dietrich  und  durch  ihn  die  des  Landes- 
museums auf  die  Fundstelle  lenkten.  Am  21.  September  1902  wurden  sie  allerdings 
nur  übertag  untersucht. 

Die  ganze  mit  Gestrüpp  bewachsene  Parzelle  ist  mit  Gebäuderesten  durchsetzt, 
war  also  einst  von  einer  ausgedehnten  Siedelung  eingenommen.  Außer  öffentlichen 
Bauten,  die  durch  die  unten  abgebildeten  Monumente  bezeugt  werden,  befanden  sich 
hier,  wie  die  sehr  zahlreich  zum  Vorschein  kommenden  Bruchstücke  von  Falz-  und 
Hohlziegeln,  Heizkacheln  und  runden  Hypokausispfeilerplatten  beweisen,  zahlreiche 
Wohngebäude.  Vier  von  den  aufgelesenen  Falzziegelfragmenten  trugen  die  nachfolgenden 


*)  Der  Stein  ist  jetzt  auch  kurz  notiert  CIL.  III  146175. 

2)  Vgl.  Raclimsky,  diese  Mitteilungen  I,  S.  303  ff. 


Patsch.  Archäol.-epigr.  Untersuchungen  zur  Geschichte  der  röm.  Provinz  Dalmatien.  VI. 


265 


jetzt  im  Landesmuseum  befindlichen  Stempel  Fig.  136 — 138.  Sie  sind  sämtlich  sonst 
nirgends  bezeugt;  man  wird  demzufolge  annehmen  können,  daß  das  Deckmaterial  und 
umsomehr  dann  auch  die  anderen  Backsteinsorten,  da  sie  schwerer  waren,  ihr  Trans- 
port also  kostspieliger  war  und  für  sie  auch  Lehm  von  minderer  Qualität  genügte, 
einheimischer  Provenienz  sind,  daß  demnach  im  Laufe  der  römischen  Verwaltung  im 
Lande  Fabriken  entstanden  sind,1)  welche  den  italienischen  Import  einschränkten,  wie 
dies  seit  der  Okkupation  jetzt  wieder  der  Fall  ist.  Die  Ziegel  sind  durchgehends  sehr 
gut  durchgearbeitet  und  gebrannt. 

1.  Fig.  136,  vom  oberen  oder  unteren  Rande  eines  Falzziegels,  gelb;  Höhe  des 
Schildes  21  cm,  seine  Breite  5’4  cm;  Größe  der  eingetieften  Buchstaben  06  cm.  Der 
Stempel  ist  nach  zweimaligem  Ansätze  rechts  kräftiger  eingedrückt.  In  der  ersten  Zeile 
ist  Iuni  sicher,  dann  folgt  wohl  B,  worauf  A wieder  zweifellos  ist.  Zu  Beginn  der 
zweiten  Zeile  sind  wahrscheinlich  zwei  Buchstaben  nicht  ausgeprägt;  hierauf  ist  enae 
deutlich.  Nach  dem  auch  unten  unter  n.  6 für  Potoci  bezeugten  Gentilicium  stand  also 
ein  Männername  auf  — a.  Rechts  nimmt  die  Höhe  beider  Zeilen  ein  Beizeichen  ein: 
eine  blattförmig  verbreiterte  Vertikalhasta,  die  auf  einem  kürzeren  Horizontalbalken  auf- 
sitzt.2) 


136.  137.  138. 

Fig.  136 — 138.  Ziegelstempel  aus  Potoci. 


2.  Fig.  137,  rings  abgeschlagen,  hellrot;  Höhe  des  links  und  rechts  beschädigten 
Schildes  2-9  cm;  Größe  der  erhabenen  Buchstaben  l-9  cm.  Wohl  CAD  LQ,  doch  sind 
wegen  starker  Abwetzung  nur  die  beiden  ersten  Buchstaben  sicher. 

3.  Allseits  abgebrochen,  hellrot;  Höhe  des  rechts  abgeschlagenen  Schildes  2-35  cm; 
Größe  des  allein  erhaltenen  erhabenen  C L7  cm.  Es  dürfte  hier  auch  wegen  des 
gleichartigen  Lehmes  nur  ein  anderer  Stempel  der  unter  n.  2 angeführten  Ziegelei  vor- 
liegen. 

4.  Fig.  138.  Bruchstück  von  der  linken  unteren  Ecke  eines  Falzziegels,  dunkelrot. 
Die  4-l  cm  hohe,  nicht  umrahmte  Ligatur  RE  ist  vertieft  eingedrückt. 

Es  haben  also  zum  mindesten  drei  Ziegeleien  ihre  Erzeugnisse  in  Potoci  abgesetzt. 
Auch  dies  spricht  für  eine  größere  Bedeutung  des  Ortes. 

Von  den  oben  erwähnten,  jetzt  ebenfalls  dem  Landesmuseum  gehörigen  Stein- 
monumenten, die  sämtlich  in  ganz  kleinem  Umkreise  erschürft  worden  sind,  ist  trotz 
seiner  Roheit  das  wichtigste 

5.  eine  Kalksteinplatte  (Fig.  139)  von  078  m Höhe,  0325  m Breite  und  0163  m 
Stärke.  Sie  ruhte  nach  Ausweis  eines  zylindrischen,  3'5  cm  tiefen  Metalldübelloches  in 
der  Mitte  der  Unterseite  und  nach  den  glatt  bearbeiteten  Seitenflächen  frei,  also  nicht 


9 Vgl.  o.  S.  209. 

2)  Analoge  Zeichen  finden  sich  außer  auf  Pansianaziegeln  auch  bei  den  Marken  CIL.  III  3214,  19 
(vgl.  p.  2328 17s).  10183,  3;  V 8110,  34.  96:  IX  6078,  84.  89.  116.  157.  169.  212  usw. 


266 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


vermauert,  auf  einem  steinernen  Lager  auf.  Ihre  jetzt  etwas  verschliffene  Vorderseite 
ist  durch  Rillen,  deren  sukzessive  Einarbeitung  erkennbar  ist,  in  drei  rechteckige  Felder 
geteilt.  Das  größte  nimmt  die  Mitte  ein  und  ist  oberhalb  der  Unterkante  durch  zwei 
parallele  Linien  abgegrenzt.  Oben  ziert  es  eine  bauchige  Vase  mit  scharf  abgesetztem 
Fuße  und  breit  ausladendem  Rande.  Aus  der  Mündung  steigt  ein  Rillenbündel  empor,  aus 
dem  sich  seitwärts  je  eine  Rinne  loslöst,  die,  gewellt  auf  die  Seitenfelder  geführt,  hier 
symmetrisch  herabsinkt.  Nach  dieser  Ausschmückung  ist  die  Platte  ebenso  unbeholfen 
beschrieben  worden.  Oben  läuft  über  alle  drei  Felder  die  Widmung  DEOS  O LI 
INVICTO  I METRI;  darunter  stehen  im  Mittelfelde  trotz  der  Größe  der  zur  Verfügung 
stehenden  Fläche  unsymmetrisch  und  ohne  Beachtung  des  Gefäßes  die  Namen  dreier 
Dedikanten  ohne  jedwede  Weihformel:  Aur(elius)  Maximinus , | Flavi(us)  Marcellinus,  \ 
Flavi(us)  Marcellus.  Einer  von  ihnen  dürfte  das  Anathem  ohne  Beihilfe  eines  Stein- 
metzen auch  hergestellt  haben. 


Metri  steht  für  Mithrae. *)  Der  Zufall  hat  uns  also  abermals  ein  Monument  des 
iranischen  Gottes  beschert.  Wir  sind  ihm  hierfür  zu  umso  größerem  Danke  verpflichtet, 
als  die  Gabe  mehr  ist  als  ein  bloßer  statistischer  Beitrag  zur  Kenntnis  der  Verbreitung 
der  Mystengemeinden  in  unserer  Provinz,  wie  ihn  die  gewöhnlichen  Mithrasdenkmale 
zu  liefern  pflegen. 

Zuvörderst  bestätigt  unser  Fund  — um  das  mehr  Lokale  vorwegzunehmen  — die 
bereits  in  diesen  Mitteilungen  VI,  S.  209  geäußerte  Vermutung  über  den  einen  Weg, 
den  der  fremde  Kult  in  das  Binnenland  Dalmatiens  genommen  hat.  Potoci  liegt  ebenso 
an  der  Narenta  wie  die  beiden  von  uns  weiter  flußaufwärts  in  Vratnica  bei  Lisici6i* 2) 
und  in  Konjica3)  konstatierten  Mithriastengemeinden  und  stellt  so  deren  Verbindung  mit 
Narona  her,  wo  bis  jetzt  zwar  kein  sicheres  Mithrasdenkmal  zum  Vorschein  gekommen  ist,4) 


*)  Ähnliche  Namensverdrehungen  finden  sich  auch  sonst  häufig,  vgl.  Cumont,  Textes  et  mo- 
numents  figures  relatifs  aux  mysteres  de  Mithra  II,  Index  S.  532  und  unten  S.  267. 

2)  Ygl.  o.  S.  250. 

8)  Vgl.  diese  Mitteilungen  VI,  S.  186  ff.;  Cumont  a.  a.  0.  I,  S.  175,  Fig.  10.  Vgl.  o.  S.  243. 

4)  Vgl.  CIL  III  1788  (vgl.  p.  1029).  8432  = Cumont  a.  a.  O.  II,  S.  140,  n.  317,  S.  476,  n.  574a.  Zum 
Kulte  des  Sol  in  Narona  vgl.  CIL.  III  1783,  diese  Mitteilungen  VI,  S.  209,  Anm.  4;  A.  v.  Domaszeivskii 
Die  Religion  des  römischen  Heeres  S.  38. 


Patsch.  Archiiol.-epigr.  Untersuchungen  zur  Geschichte  der  röm.  Provinz  Dalmatien.  VI.  267 


wo  aber  die  starke,  aus  sehr  gemeinnützig  gesinnten  Kaufleuten  libertinen  Standes,1) 
aus  Sklaven  in  kaiserlichen  Diensten2)  und  Veteranen3)  bestehende  orientalische  Kolonie4) 
die  Verehrung  des  Gottes  zweifellos  macht.  Die  Narentalinie  bildet  so  eine  Parallele 
zu  der  Maros-,  Etsch-  und  Rhoneroute,  längs  welcher  Flüsse  sich  der  Geheimkult  in 
Dazien,  Oberitalien-Rätien  und  in  Gallien  verbreitet  hat.5) 

Zweitens  zeigt  unsere  Platte,  daß  die  importierte  Religion  bei  uns  an  den  Handels- 
straßen auch  unter  den  Nichtorientalen,  und  zwar  in  den  niederen  Schichten  derselben 
festen  Fuß  gefaßt  hat:  keiner  der  Dedikanten  weist  ein  Kognomen  auf,  das  auf  seine 
morgenländische  Herkunft  schließen  ließe;  und  daß  Maximinus,  Marcellinus  und  Mar- 
cellus nicht  zu  den  Vornehmen  von  Potoci  gehörten,  erweisen  ihr  armseliges  Anathem 
und  die  Form  des  Namens,  in  der  sie  ihren  Gott  kannten.  Bemerkenswert  ist,  daß 
Mithras  auch  auf  dem  Kultbilde  von  Konjica  nicht  seinen  korrekten  Namen  führt;  hier 
lautet  wieder  die  Widmung:  Deo  Soli  inv[ict]o  Meterfae  oder  Meter [i. 6 ) Wer  den  neuen 
Glauben  in  die  Herzegowina  gebracht  hat,  lehrt  der  Stifter  des  Kultbildes  in  dem 
zwischen  Konjica  und  Potoci  gelegenen  Mithräum  von  Vratnica-Lisicici:  L.  Antonius 
Menander  Aphrodisieus. 7)  Er  stammte  wohl  aus  Aphrodisias,  einer  Küstenstadt 
Ciliciens,8)  also  jenes  Landes,  das  den  Römern  die  Kenntnis  der  persischen  Mysterien 
zuerst  vermittelt  hat.9)  Die  Missionäre  waren  also  hier  wie  anderwärts  orientalische 
Freigelassene,  die  sich  wohl  als  Kaufleute  an  kommerziell  günstig  gelegenen  Punkten 
im  Binnenlande  niederließen.10) 

Weiters  bekunden  die  Gentilicia  der  Mithriasten  von  Potoci,  daß  der  Kult  des 
Antagonisten  des  Christentums  auch  in  dieser  Gemeinde  noch  im  4.  Jahrhundert  voll- 
kräftig  ausgeübt  wurde,  denn  die  beiden  Flavier  werden  nach  der  zweiten  flavischen 
Kaiserfamilie  benannt  worden  sein.11)  Ebensolche  Beobachtungen  konnten  wir  auch 
in  den  genauer  untersuchten  Mithräen,  und  zwar  sowohl  an  der  Küste  wie  im  Binnen- 
lande machen.  In  der  bereits  wiederholt  erwähnten  Krypta  von  Konjica  reichen  die 
Münzen  bis  Arkadius;12)  in  dem  Heiligtume  bei  S.  Giorgio  nächst  Ragusa  vecchia-Epi- 
daurum  wurden  Bronzen  Aurelians,  Constantius  Chlorus’  und  Constantius’  II.  gefunden13) 
und  in  dem  ersten  Mithräum  von  Prozor-Arupium  schließt  die  sicherlich  unvollständig 
gerettete  Münzreihe  ebenfalls  in  dieser  Zeit  ab,  denn  das  letzte  Geldstück  ist  entweder 


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1)  Fast  alle  öffentlichen  Bauten,  Widmungen  und  Volksbelustigungen  sind  in  Narona  auf  Kosten 
der  Freigelassenen,  die  hier  schon  in  der  republikanischen  Zeit  (CIL.  III  1784.  1820  [vgl.  8423])  eine 
einflußreiche  Stellung  einnahmen,  erfolgt:  CIL.  III  1768 — 1770.  1775.  1786.  1792.  1793.  1798.  1799  (vgl. 
8420).  1800.  1806  (vgl.  8422).  8430.  14223  K 14624 1 usw. 

2)  CIL.  ni  1792.  1839  (vgl.  p.  1494). 

3)  CIL.  III  1818:  L.  Riccius  L.  f.  Vel.  Pessinunte  ....  vet.  Pessinus  ist  die  Heimat  der  Mater  magna, 
deren  Kult  mit  dem  des  Mithras  eng  verbunden  war,  vgl.  Cumont  a.  a.  O.  I,  S.  280.  333  f. 

4)  Vgl.  auch  den  Thiasus  iuventutis  in  CIL.  III  1828  (vgl.  p.  1494). 

B)  Cumont  a.  a.  O.  I,  S.  251.  267.  269. 

6)  Diese  Mitteilungen  VI,  S.  192;  CIL.  III  14617. 

7)  Oben  S.  250,  Fig.  125  = CIL.  III  13859  = Cumont  a.  a.  O.  II,  S.  470,  n.  311b. 

8)  A.  Wilhelm,  Pauly-Wissowa  s.  v.  Aphrodisias,  n.  1. 

9)  Cumont  a.  a.  O.  I,  S.  240.  244. 

10)  Vgl.  Cumont,  z.  B.  Die  Mysterien  des  Mithra.  Ein  Beitrag  zur  Religionsgeschichte  der 
römischen  Kaiserzeit  S.  45.  Dieses  Buch  sei  wegen  der  trefflichen  Übersetzung  von  G.  Gehr  ich  allen 
empfohlen,  die  das  Hauptwerk  nicht  besitzen  können. 

n)  Vgl.  Mommsen,  Ostgothische  Studien.  Neues  Archiv  XIV,  S.  536. 

12)  Diese  Mitteilungen  VI,  S.  208.  Vgl.  auch  o.  S.  243. 

13)  A.  ,7.  Evans,  Antiquarian  researches  in  Illlyricum.  Parts  I and  II,  S.  20;  Cumont,  Textes  et 
monuments  II,  S.  334  f.,  n.  233. 


268 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


eine  Roma-  oder  Konstantinopolismünze, *)  die  während  der  gemeinsamen  Regierung 
Constantius’  II.  und  des  Constans  geprägt  wurde.* 2) 

Das  oben  erwähnte  höhere  Interesse  verleiht  der  Platte  die  figürliche  Einzeichnung. 
Die  Vase  ist  nach  den  Ermittlungen  Cumonts3)  auf  einem  mithrischen  Denkmale  voll- 
kommen verständlich:  sie  ist  das  Symbol  des  Wassers,  das  als  eines  der  vier  Elemente 
in  den  Glaubensvorstellungen  der  Mysten,  ferner  in  den  Mithraslegenden  und  im 
mithrischen  Ritual  eine  große  Bedeutung  gehabt  hat.  Und  wir  finden  derlei  Gefäße 
sowohl  als  Beiwerk  auf  Kultbildern  dargestellt  wie  als  eigene  Exvotos  in  den  Speläen. 
Für  das  erstere  bietet  — wir  können  dabei  innerhalb  unserer  Provinz  bleiben  — das 
Heiligtum  von  Konjica4)  ein  Beispiel;  das  letztere  läßt  sich  aus  einer  erhaltenen  Basis 
für  den  Tempel  von  Golubib  bei  Bihac  erschließen.5)  Um  hingegen  zu  bestimmen,  was 
mit  den  aus  der  Vase  auf-  und  seitwärts  strebenden  Rillen  gemeint  ist,  müssen  wir  außer 
Landes  gehen,  denn  daß  hier  nicht  Ranken  dargestellt  sind  wie  etwa  auf  zahlreichen 
Grabdenkmälern,  zeigt  das  Fehlen  von  Blättern  und  Verästelungen.  Da  bietet  sich  nun 


Fig.  140.  Graffito  auf  Fig.  139. 


eine  aufklärende  Parallele  in  dem  von  Cumont  a.  a.  0.  II,  S.  262,  Fig.  100  veröffent- 
lichten und  I,  S.  101  erläuterten  Relief  aus  Bologna  dar:  aus  einem  Krater  strömt  ein 
Wasserschwall  hervor.  Dank  der  größeren  Geschicklichkeit  des  Steinmetzen  ist  das 
italienische  Bild  völlig  klar:  das  Wasser  ist  naturalistischer  gehalten  und  das  Gefäß 
ist  mit  der  Mündung  nach  abwärts  gekehrt.  Bei  uns  sprudelt  das  Wasser  spring- 
brunnenartig empor  und  fließt  seitlich  ab.  Beidemale  ist  also  eine  Verdeutlichung  des 
Symbols  angestrebt  worden.  Der  Fund  von  Potoci  erhebt  sich  aber  über  das  Bologneser 
Stück  und  bildet  so  gegenwärtig  ein  änofc,  Xsyöjj.svov  insoferne,  als  hier  das  Gefäß  nur 
ein  Beibild  eines  inhaltsreicheren  Reliefs  ist,  bei  uns  dagegen  das  alleinige  Sujet  bildet. 
Diese  Eigentümlichkeit  erklärt  sich  wahrscheinlich  aus  dem  Standorte  des  Monuments. 
Über  diesen  gibt  am  sichersten  das  Graffito  Aufschluß,  das  sich  unter  der  Vase  sowie 
im  linken  Seitenfelde  befindet  und  bis  jetzt  nicht  erwähnt  wurde,  weil  es  unzweifelhaft 
ein  späterer  Zusatz  ist.  Es  sind,  wie  auch  Fig.  140  erkennen  läßt,  zwei  Hände  zu  unter- 
scheiden. Von  der  einen  rührt  links  der  ängstlicher  eingekratzte  Name  Rumanus 

0 Vgl.  meine  Lika  in  römischer  Zeit,  Sp.  84;  J.  Brunsmid,  Yjesnik  hrvatsk.  arheolosk.  drustva 
1901,  S.  112. 

2)  J.  W.  Kubitschek,  Rundschau  über  ein  Quinquennium  der  antiken  Numismatik  S.  96. 

3)  A.  a.  O.  I,  S.  101. 

4)  Diese  Mitteilungen  VI,  S.  198,  Fig.  25. 

B)  Ebenda  S.  210  f. 


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Patsch.  Archäol.-epigr.  Untersuchungen  zur  Geschichte  der  röm.  Provinz  Dalmatien.  VI.  269 

(=  Romanus,  vgl.  z.  B.  Muntana  in  CIL.  III  2624)  her;  von  der  zweiten  stammen  die 
mit  einem  noch  spitzigeren  Instrumente  im  Mittelfelde  flüchtig,  aber  geübt  eingeritzten 
zwei  Zeilen.  Hier  ist  zu  Beginn  der  ersten  Zeile  Marcianus  völlig  einwandfrei.  Das 
folgende  hat  durch  Abschleifung  und  Bestoßung  der  schon  ursprünglich  korrodierten 
Fläche  stärker  gelitten,  doch  dürfte  am  Schlüsse  der  zweiten  Zeile  ficus  mit  der  nach- 
stehenden Zahl  X ebenfalls  keinem  Zweifel  begegnen.  Am  Ende  der  zweiten  Zeile 
scheint  gleichfalls  eine  Zahl,  IV,  zu  stehen.  Sonst  wage  ich  nur  noch  in  der  Mitte  der 
zweiten  Zeile  P]IN[VS]II  zu  vermuten.  Im  ganzen  ist  also  folgendes  mehr  oder  weni- 
ger gesichert:  Marcianus  ....  IV  . . . [p]in[us]  11 , ficus  X. 

Von  den  angeführten  Bäumen  ist  die  Pinus1) 
nach  den  von  Cumont  a.  a.  0. 1,  S.  194  f.  zusammen- 
gestellten und  erörterten  Nachrichten  ein  auf  Mithras- 
monumenten  wiederholt  vorkommender  Baum.  Der 
Feigenbaum  ist  bis  jetzt  in  dieser  Denkmälerklasse 
nicht  nachweisbar,  doch  spielt  er  in  der  Mithras- 
legende  eine  Rolle.  Er  stand  am  Ufer  des  Flusses,  an 
dessen  Ufer  der  Gott  aus  einem  Felsen  geboren  ward, 
in  ihm  verbarg  sich  der  nackte  Knabe  vor  dem 
kühl  wehenden  Winde,  aß  von  seinen  Früchten  und 
hüllte  sich  in  ein  Gewand  aus  seinen  Blättern.2)  Dar- 
nach kann  der  Zusatz  des  Marcianus  ebenfalls  auf 
Mithras  bezogen  und  dahin  gedeutet  werden,  daß  der 
Mithriast  auf  dem  Standorte  der  Platte  einen  heiligen 
Hain  gepflanzt  hat.  Der  Hain  und  die  Vase  lassen 
diesen  Standort  erkennen:  es  war  die  Quelle,  die  sich, 
wo  es  nur  irgend  anging,  in  der  Nähe  der  Speläen 
befand  und  die  der  Verehrung  der  Gläubigen  teilhaft 
war.3)  So  legte  kürzlich  L.  Jacobi  auch  bei  dem 
Mithräum  der  Saalburg  eine  Quelle  frei.4)  Bei  uns 
fehlt  jetzt  das  fließende  Wasser  in  der  Nachbarschaft 
der  Mithrastempel,  weil  sich  die  hydrographischen 
Verhältnisse  unserer  Länder  infolge  der  Entwaldung 
seit  dem  Altertume  wesentlich  anders  gestaltet 
haben;5)  nur  in  Nefertara  rauscht  noch  der  Wald- 
bach an  der  Kultstätte  vorbei.6) 

Über  einer  nun  versiegten  Quelle  von  Potoci 
wird  unsere  Platte  entweder  auf  natürlichem  Felsen 
oder  auf  einer  künstlichen  Fassung  aufgesetzt  gewe- 
sen sein.  Auf  dieses  Lager  dürfte  das  Rillenornament  der  Platte,  da  es  eine  Fortsetzung 
zu  heischen  scheint,  herabgegriffen  haben.  Quelle  und  Hain  waren  wohl  das  Eigentum 
uer  dortigen  Gemeinde,  da  sie  als  ein  Kollegium  das  Eigentumsrecht  besaß.7) 

b Von  den  jetzt  bei  Mostar  stockenden  Pinusarten  kann  nur  die  P.  nigra  in  Betracht  kommen; 
die  P.  leucodermis  gedeiht  erst  in  Höhenlagen  von  über  1000  m. 

2)  Cumont  a.  a.  O.  I,  S.  304. 

3)  Cumont  a.  a.  O.  I,  S.  106.  297. 

4)  Korrespondenzblatt  der  Westdeutschen  Zeitschrift  1903,  Sp.  41. 

8)  Festschrift  zu  O.  Hirschfelds  60.  Geburtstage  S.  201. 

6)  Vgl.  diese  Mitteilungen  IV,  S.  292. 

’)  Vgl.  Cumont  a.  a.  O.  I,  S.  326. 


270 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


Schließlich  ist  diese  doppelte  Widmung  sowie  der  Name  im  linken  Seitenfelde  ein 
schätzenswertes  Zeugnis  für  die  Verbreitung  der  Schrift  in  den  niederen  Klassen  des 
Narentatales  noch  in  später  Zeit. 

Nachdem  Mithras  seine  Anhänger  auch  in  Potoci  verloren  hatte,  wurde  die  Platte, 
hochkantig  gestellt,  einem  anderen  Zwecke  dienlich  gemacht  oder  sollte  gemacht  werden. 
Ihre  Rückseite  (vgl.  Fig.  141)  ist  nämlich  später  in  eine  0-088  m vorladende  Halbsäule  mit 
anschließendem  0-125  m breitem  und  0 08  m starkem  Plattenstücke  umgewandelt  worden, 
war  also  wohl  als  ein  Teil  einer  Balustrade  gedacht.  Ob  diese  Absicht  ausgeführt 
wurde,  ist  nicht  sicher,  da  die  Säule  im  Gegensätze  zu  der  sorgfältig  gearbeiteten 
flachen  Partie  roh  angelegt  ist  und  Kapitäl  und  Basis,  beide  gleich  hoch  (0T9  m)  und 
breit  (0'20  m),  keine  Gliederung  aufweisen.  Doch  ist  es  möglich,  daß  hier  mit  Stuck 
nachgeholfen  wurde. 


Deae  Iuno- 
ni  sanctae 
aram  posu- 
it  Iunia 
Varena. 


Fig.  142.  Basis  aus  Potoci. 

Eine  zweimalige  Verwendung  mußte  sich  auch  gefallen  lassen  die 
6)  Basis  Fig.  142,  aus  weißem  Sandstein,  0-465  m hoch,  0'22  m breit  und  023  m 
stark,  mit  grob  gerauhter  Oberfläche,  um  der  Plinthe  eines  Votivgegenstandes  sicheren 
Halt  zu  gewähren.  Die  Rückseite  ist  sorgfältig  zugerichtet,  das  Anathem  war  also 
von  allen  Seiten  sichtbar  und  stand  wohl,  da  der  Stein  keine  Einwirkungen  der  Atmo- 
sphärilien zeigt,  ursprünglich  in  einem  gedeckten  Raume.  Später  wurde  die  Basis  als 
Mauerstein  verwendet,  weil  offenbar  zu  diesem  Zwecke  die  vorladenden  Teile  des  Deck 
und  Fußgesimses  vorne  und  auf  den  beiden  Schmalseiten  abgeschlagen  wurden.  Did 


Patsch.  Archäol.-epigr.  Untersuchungen  zur  Geschichte  der  röm.  Provinz  Dalmatien.  VI.  271 


durchgehends  3 cm  hohen  Buchstaben  standen  zwischen  vorgerissenen,  jetzt  etwas  ver- 
schlitfenen  Linien  und  sind  mit  geringer  Sorgfalt  gearbeitet.  Die  A haben  nur  in  der 
dritten  Zeile  den  Horizontalstrich.  In  derselben  Zeile  fehlt  wiederum  die  Interpunktion. 

In  welchem  Gebäude  das  Iuno-  und  das  Mithrasdenkmal  wieder  verwendet  wurden, 
lehren  die  nachfolgenden  Bruchstücke,  die  auf  derselben  Fundstelle  erschürft  wurden. 


Fig.  143  und  144.  Bruchstücke  einer  Füllungsplatte  aus  Potoci. 

7.  Ztvei  nicht  aneinanderschließende  Bruchstücke  (Fig.  143  und  144)  einer  rückwärts 
glatten,  am  Rande  0'13  m,  in  der  Mitte  009  m starken  Platte  aus  weichem  weißen  Kalk- 
stein mit  sehr  sorgfältig  gearbeitetem  Flächenmuster  in  Flachrelief  auf  der  Vorderseite. 
Ein  breiter,  aus  einer  Rankenbordüre  und  einer  profilierten  Inneneinfassung  bestehender 
Rahmen  umschließen  ein  Feld,  das  stilisierte  Weinranken  dicht  überwuchern,  auf  denen 
unzweifelhaft  zu  der  Familie  der  Drosseln  ( Turdi ) gehörige  Vögel  teils  Beeren  ab- 
zupfend, teils  in  Ruhe  sitzen.  Da  bei  allen  ein  Halsring  angedeutet  ist,  so  können  sie 
nach  0.  Reiser  als  Ringamseln  gedeutet  werden,  die  in  den  Gebirgen  der  Herzegowina 
einheimisch  sind.  Das  aus  gegenständigen  Rosetten  bestehende  Seitengeranke1)  wuchs 
in  den  Ecken  aus  einer  geriefelten  henkellosen  Vase  symmetrisch  hervor. 

Die  beiden  Bruchstücke  — Fig.  143  ist  0’71  m hoch  und  0-375m  breit,  bei  Fig.  144 
betragen  die  Maße  0635  m,  beziehungsweise  0-27  m — haben  einst  eine  Füllungsplatte 
gebildet.  Darauf  führt  außer  Analogien  besonders  die  aiif-  dem  Bruchstücke  Fig.  143 
seitlich  erhaltene,  3 cm  breite  Feder,  die  in  eine  Nut  eingelassen  war.  Eine  solche  Ein- 
arbeitung weisen  auf  der  rechten  Seite 


J)  Dasselbe  Motiv  variiert  oben  S.  228,  Fig.  103. 


272 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


8.  clie  beiden  Bruchstücke  von  Säulenpostamenten  Fig.  145  und  146  auf;  doch 
zeigen  außer  den  allgemeinen  Dimensionen  die  kleineren  Maße  der  Nuten  — bei  Fig.  145  • 
7 cm  breit  und  2 cm  tief,  bei  Fig.  146  6'5  cm  breit  und  25  cm  tief  — , daß  die  vier  Bruch- 
stücke nicht  zusammengehört  haben.  Dagegen  bildeten  die  Fig.  145  und  146  trotz  der 

Verschiedenheit  des  Ornamentes  in  dem 
schmalen,  von  profiliertem  Rahmen  um- 
gebenen Felde  der  Vorderseite  — dort 
Weinranke,  hier  mit  biegsamen,  oben  ein- 
gerollten Stengeln  umflochtene  Rosetten 
— gleichivertige  Teile  desselben  archi- 
tektonischen Ganzen.  Sie  haben  den  glei- 
chen quadratischen  Querschnitt  von  0T5  m 
Seitenlange,  ihre  linke  Seitenfläche  und 
Rückseite  sind  gleichmäßig  glatt  zugerich- 
tet und  die  Reste  der  Basis  der  angear- 
beiteten Säule  haben  das  nämliche  Profil. 
Beide  Stücke,  jetzt  nur  mehr  0 36  m,  be- 
ziehungsweise 0’41  m hoch,  waren,  wie 
auch  das  Ornament  andeutet,  einst  viel 
höher.  Analoge  Architekturstücke  haben 

Fig.  145  und  146.  Bruchstücke  von  Säulenpostamenten  beieits  oben  S.  22b,  big.  10->  und  104 
aus  Potoci.  verzeichnet;  ob  die  beiden  Bruchstücke 

von  Potoci  ebenfalls  in  einer  Balustrade 
Verwendung  fanden,  ist  fraglich,  eher  kann  man  dies  von  den  größeren  Fragmenten 
Fig.  143  und  144  annehmen.  Unzweideutig  erweisen  aber  Fig.  143 — 146  den  Bestand 
einer  bedeutenderen  frühmittelalterlichen  Kirche  in  Potoci  und  damit  die  kontinuier- 
liche Besiedlung  des  Ortes.  Die  dem  Bruchstücke  Fig.  144  anhaftenden  Mörtelreste 
und  seine  quaderartige  Zurichtung  — die  linke  untere  Ecke  ist  erst  von  den  Findern 
abgebrochen  worden  — bekunden,  daß  die  Stätte  auch  noch  nach  dem  Verfalle  des 
Gotteshauses  bewohnt  wurde.1)  Es  wird  also,  wie  allein  dieses  Beispiel  lehrt,  ratsam 
sein,  sich  in  Hinkunft  so  allgemein  gehaltener  Urteile  zu  enthalten  wie : „Die  von  ihren 
(römischen)  Bewohnern  verlassenen  Stätten  blieben  für  ewige  Zeiten  verödet.“2) 

Die  lange  Dauer  und  die  wiederholte  Blüte  der  alten  Ortschaft  von  Potoci  lassen 
auf  eine  wirtschaftlich  günstige  Lage  schließen.  Und  in  der  Tat  hat  man  schon  früher 
auf  Grund  der  Terrainkonfiguration  erkannt,  daß  Potoci  ein  Bivium,  ein  Gabelungspunkt 
der  von  Narona  Narenta  aufwärts  führenden  Straßen  gewesen  ist.3)  Der  über  die  Porim 
planina  und  über  Borke  nach  Konjica,  dem  Wiedervereinigungspunkte  beider  Routen, 
führende  Zweig  wurde  auch  im  Mittelalter  stark  frequentiert,4)  und  daß  damals  auch 
der  Narentaweg  nicht  in  Vergessenheit  geriet,  bezeugt  der  große  Schatzfund  von  byzan- 
tinischen Goldmünzen  in  DreZnica.5) 

. .11 

J)  Nach  P.  Bakula  bei  M.  Hoernes,  Altertümer  der  Hercegovina  S.  513  sollen  dalmatinisclnl 

Schatzgräber  in  Potoci  vor  der  Okkupation  einen  Inschriftstein  mit  der  Jahreszahl  1480  gefunden  um 
verschleppt  haben. 

2)  Trulielka  in  dem  Werke  „Die  österreichisch-ungarische  Monarchie  in  Wort  und  Bild“.  BosnieJ 
und  Herzegowina  S.  170. 

3)  Vgl.  Ballif-Patscli,  Römische  Straßen  in  Bosnien  und  der  Hercegovina  I,  S.  32  ff.  und  di 
dazugehörige  Karte. 

4)  S.  o.  S.  238. 

5)  Vgl.  Glasnik  1900,  S.  571  f. 


Patscli.  Archäol.-epigr.  Untersuchungen  zur  Geschichte  der  röm.  Provinz  Dalmatien.  VI.  273 


Die  mittelalterlichen  Fundstücke  von  Potoci  erhärten  im  Vereine  mit  den  bereits 
oben  unter  ziupanjac1)  und  Suica2)  abgebildeten  Denkmalen  die  von  Radimsky3)  aus- 
gesprochene Meinung,  daß  unsere  Länder  im  Mittelalter  nicht  jedes  Strebens  nach  ge- 
fälligerer Ausstattung  ihrer  Bauten  bar  waren.  Infolge  weiterer  glücklicher  Zufälle  können 
wir  allein  aus  dem  Zachulmierlande,4)  dem  Potoci  angehörte,  noch  zwei  Belege  hier- 
für hier  anschließen.  Der  eine  stammt  von  der  Hauptburg  des  Gebietes,  Bona  oder 
Blagaj,  später  Stjepangrad,5)  südöstlich  von  Mostar. 


Fig.  147  und  148.  Kämpferstück • von  Stjepangrad. 


Im  Jahre  1901  fand  Herr  Wacht- 
meister Dietrich,  dessen  wir  schon  oben 
lobend  gedachten,  oberhalb  Stjepangrad, 
etwa  1000  m östlich  von  der  Burg,  inmitten 
alter  Mauerreste  das  jetzt  im  Landes- 
museum befindliche,  an  den  Ecken  und 
Kanten  bestoßene  Kämpferstück  aus  wei- 
chem weißen  Kalkstein  Fig.  147  und  148. 

Die  Stirnseiten  zeigen  in  flachem  Relief 
sauber  ausgeführt  ein  gefälliges,  aus  vege- 
tabilischen Motiven  komponiertes  Orna- 
ment, und  zwar  das  einemal  Akanthus 
und  Voluten,  das  anderemal  eine  Rosette 
mit  wechselnden  Blättchen  in  einem  Rhom- 
bus und  Zweige  in  den  Zwickeln.  In  die 
beiden  Langseiten  ist  je  eine  vertikale 
Nut  von  7 cm  Breite  und  5'6  cm  Tiefe,  be- 
ziehungsweise von  6'7  cm  Breite  und  5'5  cm 
Tiefe  eingeschnitten  zur  Aufnahme  der 
versteifenden  Holzschließen.  Die  anderen 
Maße  sind  in  dem  Erläuterungsversuche 
Fig.  149  eingetragen.  Ein  entsprechendes 

0 S.  207  f.  2)  S.  228.  3)  Diese  Mitteilungen  II,  S.  74. 

4)  Vgl.  Jirecek,  Die  Handelsstraßen  und  Bergwerke  von  Serbien  und  Bosnien  während  des  Mit- 
telalters S.  25  ff. 

5)  Jirecek  a.  a.  O.;  Radimsky,  diese  Mitteilungen  II,  S.  28.  Vgl.  die  schönen  Aufnahmen  bei 
[Truhelka  in  der  Zeitschrift  „Nada“  1903,  S.  120  ff. 

Band  IX. 


Fig.  149.  Rekonstruktionsversuch 
von  Fig.  147  und  148.  (Architekt  J.  v.  Vancas.) 


I 


18 


274 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


Architekturstück  besitzt  bereits  unser  Lapidarium  aus  der  Kirchenruine  von  Sipraga 
(Bezirk  Kotor  Varos), x)  doch  ist  hier  die  eine  Seite  mit  dem  Kreuze  geschmückt. 

Die  zweite  Fundstelle  mittelalterlicher  Denkmale  liegt  nordwestlich  von  Mostar  im 
Dorfe  Cim  auf  dem  jetzt  verkarsteten  Bergvorsprunge  Zdinja,  von  dem  man  einen 
schönen  Weitblick  auf  die  grüne  Umgebung  von  Mostar  und  auf  die  Stadt  selbst  genießt. 
Am  23.  September  1900  fand  ich  hier,  von  Herrn  V.  Hawelka  in  Mostar  aufmerksam 
gemacht,  ausgedehnte  Mauerreste,  die  der  Bauer  Pero  Lasta  zwecks  Materialgewinnung 
bloßgelegt  hatte.  Die  Mauern  bestehen  aus  Bruchstein  in  Kalkmörtel;  in  den  oberen 
Partien  des  Aufgehenden  muß  nach  den  herumliegenden  Stücken  Tuff  zu  reichlicher 
Verwendung  gekommen  sein.  Dazwischen  lagen  Fragmente  von  Türschwellen,  Tür- 
gewänden, Fensterstöcken  und  glatten  Säulen  sowie  sieben  ornamentierte  Stücke,  die 
nach  Sarajevo  überführt  wurden.  Von  diesen  sind  zwei  von  relativ  größerem  Interesse. 

Fig.  150,  ein  oblonger,  roh  zugerichteter  Block  aus  weißem  Kalkstein,  rechts  ab- 
geschlagen, 0’205  m hoch,  0'43  m breit  und  0 222  m stark.  Die  Vorderseite  zeigt  in  einem 
vertieften,  glatt  umrahmten  Rechtecke  einen  nach  rechts  stehenden  Pfau. 


Fig’.  150  und  151.  Architekturstücke  aus  Cim. 


Fig.  151  ist  ein  0-25  m hohes  und  0'205  m breites  Bruchstück  von  der  rechten  Seite 
einer  0 08  m starken  Platte  aus  gelblichweißem  Kalkstein.  Erhalten  sind  bloß  die  aus 
einem  Flechtbande  bestehende  Umrahmung  des  die  Vorderseite  einnehmenden  Feldes 
und  von  dem  Ornamente  des  letzteren  eine  Weintraube.  Es  liegt  hier  wohl  ein  Rest 
einer  Füllungsplatte  wie  oben  S.  271,  Fig.  143  und  144  vor. 

Ob  die  naheliegende  Vermutung,  daß  auf  dem  überschauenden  Platze  eine  Kirche 
bestanden  habe,  richtig  ist,  wird  eine  gelegentliche  Grabung  zu  ermitteln  haben;  dabei 
wird  auch  zu  entscheiden  sein,  ob  die  von  mir  in  wenigen  Bruchstücken  übertag  auf- 
gelesenen Ziegel  von  der  Abdeckung  derselben  herrühren,  oder  ob  sie  den  Bestand 
eines  früheren  römischen  Gebäudes  auf  dem  hübschen  Punkte  erschließen  lassen. 


X.  Urnenfunde. 

Im  Gemüsegarten  des  k.  u.  k.  Offizierspostens  in 

TrnoYO, 

Bezirk  Sarajevo,  wurde  am  8.  Februar  1901  etwa  0'25  m untertag  die  Steinurne  Fig.  152 
zufällig  zutage  gefördert.  Das  Stationskommando  überließ  den  Fund  geschenkweise 

J)  Vgl.  Raclimsky,  diese  Mitteilungen  II,  S.  47,  Fig.  2 und  3. 


Patsch.  Archäol.-epigr.  Untersuchungen  zur  Geschichte  der  röm.  Provinz  Dalmatien.  VI.  275 


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dem  Landesmuseum.  Das  Ossuarum  besteht  aus  einem  glatten,  0-28  m hohen  zylindri- 
schen Behälter  von  0 321  m Durchmesser  und  einem  0185  m hohen  halbkugelförmigen, 
innen  der  Außenform  entsprechend  0’07  m tief  ausgehöhlten 
Deckel  aus  Kalkstein.  Der  letztere  greift  nicht  über  und  wurde 
nur  durch  seine  Schwere  in  seiner  Lage  erhalten.  Der  Hohl- 
raum des  Behälters  hat  eine  Tiefe  von  0T83m  und  einen  Durch- 
messer von  0 235  m;  die  Wandstärke  beträgt  0'043  m.  Die  Stein- 
metzarbeit ist  roh,  mit  dem  Zahnhammer  ausgeführt. 

Auf  dem  Boden  des  Gefäßes  lagen  Brandreste  mit  kalzinier- 
ten Knochenpartikeln,  die  von  Herrn  Regimentsarzt  Dr.  Pusa 
in  Trnove  als  von  einem  Kinde  herrührend  erkannt  wurden, 
und  höchstwahrscheinlich  — mit  völliger  Bestimmtheit  ließ  es 
sich  trotz  eingehender  Untersuchung  nicht  feststellen  — Glas- 
splitter, vier  Eisennägel  mit  rundem,  stark  ausladendem  Kopfe 
und  zwei  vom  Feuer  sehr  stark  angegriffene  Bronzemünzen, 
von  denen  die  eine  der  Dupondius  Marcaurels,  Cohen1  574 
(vgl.  VII,  S.  165)  aus  dem  Jahre  165  n.  Chr.,  die  andere  ein 
Sesterz  der  jüngeren  Faustina  oder  der  Lucilla  ist. 

Unter  der  Urne  lagen  Scherben  von  etwa  zehn  Gefäßen; 
von  welcher  Form  letztere  waren,  ließ  sich  den  eingesandten 
Bruchstücken  nicht  entnehmen.  Die  Leiche  war  wahrschein- 
lich auf  der  Beisetzungsstelle  verbrannt  worden. 

In  der  unmittelbaren  Nähe  der  Fundstelle  der  Urne 
ist  man  schon  im  Jahre  1883  beim  Baue  des  den  Offi- 
ziersposten bildenden  Gebäudekomplexes  auf  Bruch- 
stücke römischer  Tongefäße  und  auf  zahlreiche  Gegen- 


Fig.  152.  Steinurne  aus 
Trnovo. 


stände  aus  Bronze  und  Eisen  gestoßen. 


Die  das  lange 


schmale  Tal  von  Trnovo  beherrschende  Terrasse  des 
Offizierspostens  war  also  eine  römische  Nekropole. 

Von  den  älteren  Funden  ist  das  meiste  ver- 
schleppt worden;  in  das  Landesmuseum  gelangten  bloß 
fünf  eiserne  Lanzenspitzen.  Nur  zwei  stehen  einander 
in  Größe,  Form  und  Arbeit  (vgl.  Fig.  153)  nahe.  Sie 
sind  bei  einer  Blattbreite  von  4T  cm,  beziehungsweise 
4-5  cm  44,  beziehungsweise  47  cm  lang.  Die  dritte 
(Fig.  154)  ist  schlanker,  bei  einer  Länge  von  49  cm 
3 6 cm  breit  und  durch  eine  kräftigere  Mittelrippe  ver- 
stärkt. Die  vierte  (Fig.  155)  ist  bedeutend  kleiner, 

32  cm  lang  und  3‘8  cm  breit  und  hat  eine  scharfe  Rippe 
sowie  eine  abgekantetere  Tülle  als  die  vorangeführten. 
Die  fünfte  (Fig.  156),  nur  20  cm  lang  und  3T  cm  breit, 
sondert  sich  auch  durch  die  Form  von  den  anderen  ab. 

Erwähnen  möchte  ich,  daß  sich  westlich  von 
Trnovo,  zwischen  diesem  Orte  und  Milje,  auf  dem  in 
der  Spezialkarte  mit  der  Kote  959  markierten  Rücken 
„Crkvine“  hohe,  mit  starken  Bäumen  bestandene  Reste 
eines  Rundbaues  von  16  Schritten  Durchmesser  erheben. 


153. 


154. 


155. 


156. 


Fig.  153 — 156.  Eiserne  Lanzenspitzen 
aus  Trnovo  (V4). 

Der  Eingang  liegt  im  Nord- 


westen; von  ihm  stammt  die  jetzt  etwas  abseits  geschaffte  starke  Kalksteinplatte.  Die 


276 


I.  Archäologie  uucl  Geschichte. 


Mauern  bestehen  aus  Bruchstein  und  Tuff.  Ziegelfragmente  vermochte  ich  bei  der  am 
4.  März  1903  allerdings  nur  übertag  ausgeführten  Untersuchung  des  Gebäudes  nicht 
zu  finden.  Es  war  wohl,  wie  auch  das  Volk  annimmt,  eine  Kirche. 


Mostar. 


Im  Stadtviertel  Zahumlje,  Ried  Vukodol,  wurde  im  Hofe  des  Ivan  Zelenika  im 
Jahre  1899  die  Aschenurne  Fig.  157  zufällig  zutage  gefördert;  ihr  folgte  im  März  1901 

in  geringer  Distanz  eine  zweite,  Fig.  158. 
Von  Herrn  V.  Hawelka  in  Kenntnis 
gesetzt,  ließ  das  Landesmuseum  da- 
selbst am  20.  April  1901  eine  Grabung 
vornehmen.  Das  Resultat  war  wider 
Erwarten  ein  sehr  geringes.  Es  konnte 
bloß  konstatiert  werden,  daß  die  zweite 
Urne  inmitten  der  Grube,  in  welcher 
der  Leichnam  verbrannt  worden  war, 
0-2  m unter  dem  heutigen  Niveau  de- 
poniert wurde.  Andere  Funde  zeigten 
sich  in  der  Umgebung  nicht;  nur  ein 
Bruchstück  eines  Falzziegels  ließ  ver- 
muten, daß  sich  ein  Gebäude  in  der 
Nähe  befunden  hat. 

Fig.  157  und  158.  Steinurnen  aus  Mostar.  Die  beiden  Urnen,  aus  Sandstein, 

entsprechen  im  allgemeinen  der  Form 
nach  dem  analogen,  oben  S.  275,  Fig.  152  abgebildeten  Gefäße  aus  Trnovo;  nur  sind 
sie  kleiner  (Gesamthöhe:  0 30,  beziehungsweise  0345  m,  äußerer  Durchmesser  0'28, 
beziehungsweise  0-295  cm),  die  Behälter  dünnwandiger  (3'5,  respektive  3 cm)  und  die 
Deckel  flacher  (7‘5,  respektive  10’2  cm  hoch).  Der  Hauptunterschied  besteht  darin, 

daß  die  Mostraer  Exemplare  einen  besseren  Ver- 
schluß haben,  indem  hier  beidemale  ein  Falz  aus- 
gearbeitet ist,  und  zwar  das  einemal  am  Deckel 
(Fig.  157),  das  anderemal  am  Behälter  (Fig.  158). 
Sie  differieren  unter  einander  auch  darin,  daß 
bei  Fig.  158  die  Aushöhlung  des  Behälters  zylin- 
drisch (Durchmesser  0'235  m)  und  tiefer  (0178  m), 

Fig.  159  und  160.  Bronzener  Fingerring  die  des  Deckels  ganz  flach  (0‘7  cm),  bei  Fig.  157 
und  Glasbecher  aus  der  Urne  Fig.  158.  dagegen  erstere  konisch  (Durchmesser  021  m) 

und  seichter  (0T35  m),  letztere  viel  tiefer  (8‘5cm) 
ist.  Die  Arbeit  ist  bei  Fig.  158  viel  sorgfältiger  als  bei  Fig.  157.  Letztere  war  zwei 
Jahre  ohne  Schutz,  ist  also  stark  beschädigt.  Beide  befinden  sich  jetzt  im  Landes- 
museum. 

Was  den  Inhalt  der  Urnen  anbelangt,  so  konnte  bei  Fig.  157  nur  mehr  in  Er- 
fahrung gebracht  werden,  daß  sie  außer  Asche  und  Knochenstückchen  ein  kleines  Ton- 
gefäß barg,  das  zerschlagen  wurde.  Aus  Fig.  158  kam  dagegen  der  ganze  Inhalt  ins 
Museum.  Auf  dem  Leichenbrande  lagen 

1.  ein  Fingerring,  bloß  aus  einem  Bronzereifen  von  l-7  cm  lichtem  Durchmesser 
bestehend  (Fig.  159); 


Patsch.  Archäol.-epigr.  Untersuchungen  zur  Geschichte  der  röm.  Provinz  Dalmatien.  VI. 


2.  ein  57  cm  langer,  sehr  dünner  unverzierter  Schreibgriffel  aus  Bronze; 

3.  ein  7-l  cm  hoher  Becher  von  7-6  cm  Mündungsweite  aus  wasserhellem,  1mm 
starkem  Glase  (Fig.  160)  mit  verdicktem,  als  Fuß  hervortretendem  Boden  und  ge- 
schweifter, mit  vertikalen,  ungleich  großen,  flachen  Eindrücken  belebter  Wandung. 

4.  Der  in  Viminacium  geprägte  Dupondius  des  Kaisers  Gordianus  III.,  B.  Pick, 
Die  antiken  Münzen  von  Dacien  und  Mösien  I,  S.  32  ff.,  n.  72  oder  77  oder  80  (CO  | L 
mit  verschliffener  Jahreszahl).  Die  Urnen  von  Mostar  sind  demnach  jünger  als  die  von 
Trnovo  (vgl.  o.  S.  275). 

Das  Auftreten  der  obermösischen  Münze  in  Mostar  hat  nichts  Auffallendes  auf  sich. 
Schon  früher  waren  folgende  Sesterzen  bosnischer  und  herzegowinischer  Provenienz 
bekannt  gewesen: 

1.  Gordianus  III.,  Pick  76.  Bosnien. 

2 und  3.  Gordianus  III.,  Pick  81.  Klobuk  bei  Ljubuski  und  Umgebung  von 
Travnik. 

4.  Philippus  I.  Gesehen  in  der  Münzsammlung  des  Klosters  Tolisa  (bei  B.  Samac 
an  der  Save). 

5.  Decius,  Pick  128.  Stolac. 

6.  Etruscilla,  Pick  137.  Stolac. 

7.  Etruscus,  Pick  142.  Klobuk  bei  Ljubuski. 

8.  Hostilianus,  Typus  abgewetzt,  Pick  148  ff.  Bezirk  Fojnica. 

9.  Ganz  vernutzt,  dem  Jahre  XII  angehörig.  Celebic  bei  Livno. 

10.  Aemilianus,  Pick  179.  Mostarer  Bahnstrecke. 

11  und  12.  Ein  nicht  bestimmbares  Stück  wurde  in  Domavia  gefunden1)  und  ein 
ebensolches  Stück  wird  im  Kloster  Fojnica  aufbewahrt. 2) 

Dazu  kommt  noch  der  große,  einer  genaueren  Veröffentlichung  harrende  Fund  von 
Sikiric  an  der  Drina,  vgl.  diese  Mitteilungen  I,  S.  310  f. 

Schon  aus  diesen  mehr  zufälligen  Notierungen  sieht  man,  daß  das  obermösische 
Geld  auch  in  Dalmatien  zirkulierte.3) 

Unterhalb  unserer  Fund-  und  Grabungsstelle  kommen  in  den  Böschungen  der 
Kavasbasina  ulica  beim  Hause  Nr.  10  Dachziegelfragmente  und  Scherben  von  Frei- 
handgefäßen vor. 

Außerdem  ist  in  Mostar  nur  noch  die  Auffindung  von  fünf  Flachgräbern  in  der 
ebenfalls  auf  dem  linken  Narentaufer  gelegenen,  an  die  vorgenannte  Straße  anstoßenden 
Zahumska  ulica  zu  verzeichnen.  Beim  Ausheben  der  Fundamente  für  den  Neubau  des 
Mulaga  Bubic  wurden  hier  im  März  1900  in  einer  Tiefe  von  2-50 — 2‘80  m drei  mit 
Steinplatten  ausgekleidete  und  abgedeckte  Gräber  von  quadratischem  Querschnitte  ganz 
und  zwei  zum  Teile  bloßgelegt.  Sie  enthielten  nur  nach  Osten  orientierte  Skelette  in 
Rückenlage.  Ein  Schädel  kam  durch  Vermittlung  des  Herrn  Hawelka  in  die  anthro- 
pologische Sammlung  unseres  Museums.  Die  chronologische  Bestimmung  des  Fundes 
ist  bei  dem  Fehlen  von  Beigaben  nicht  möglich. 

Im  allgemeinen  wird  man  annehmen  dürfen,  daß  die  römische  Ortschaft  von 
Mostar  kleiner  war  als  die  von  Potoci  (vgl.  o.  S.  264  ff.),  daß  sie  dieser  attribuiert  war. 
Bekanntlich  bildete  auch  die  Hauptstadt  von  Bosnien,  Sarajevo,  in  antiker  Zeit  keine 


Diese  Mitteilungen  I,  S.  251. 

2)  Ebenda  V,  S.  174. 

3)  Auch  in  Kroatien-Slavonien  werden  Münzen  von  Viminacium  recht  häufig  gefunden,  vgl. 
■I.  Brunsmid,  Wiener  numismatische  Zeitschrift  XXXV,  S.  205. 


278 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


selbständige  Gemeinde,  sondern  war  der  im  Sarajevsko  polje  bei  Ilidze  sich  aus- 
dehnenden, noch  namenlosen  Kolonie1)  unterstellt. 

XI.  Eine  römische  Villa  in  Dretelj. 

Die  Auffindung  einer  Tonlampe  mit  der  Darstellung  eines  Fisches2)  in  Dretelj  (an 
der  Narenta,  oberhalb  Capljina)  veranlaßte  mich,  am  19.  April  1901  das  Dorf  nach  der 
römischen  Hinterlassenschaft  abzusuchen.  Dabei  ging  mir  der  alte  Ortsinsasse  Ivan 
Glavinid,  der  den  Altertümern  mehr  als  mancher  unserer  Lehrer  zugetan  ist,  in  der 
Aufzeigung  der  verschiedenartigen  Funde  wacker  an  die  Hand. 

Die  bei  Bodenmeliorationen  angetroffenen  Gebäudereste  bilden  einen  geschlossenen 
Komplex;  sie  liegen  sämtlich  vor  dem  Hause  des  Stojan  Brajkovic,  in  dessen  Garten 
sowie  in  den  anrainenden  Gärten  des  Mato  Brajkovic  und  des  Stojan  Bozid  und  in 
dem  Hofraume  des  Nikola  Jovanovic.  Sonst  wurde  in  Dretelj  nur  noch  im  Hofe  des 
Mato  Bozid  vor  Jahren  ein  Ziegelgrab  aufgeschlossen.3)  Die  verhältnismäßig  geringe 
Ausdehnung  der  Ruinenstätte  führte  auf  den  Gedanken,  daß  hier  nicht  eine  Ortschaft, 
sondern  nur  eine  aus  zusammengehörigen  Bauten  bestehende  Anlage,  eine  Villa  (im 
römischen  Sinne)  vorhanden  war.  Die  schöne,  sonnige,  gesunde  Lage  des  Ortes  und 
die  Fruchtbarkeit  seiner  Talweitung  mit  üppiger  mediterraner  Flora  prädestinierten 
Dretelj  für  einen  behaglichen  Wohnsitz.  Damals  hat  auch  noch  die  jetzt  verkarsteten 
Höhen  der  Umgebung  ein  Waldkranz  geschmückt,4)  da  bei  Dretelj  Hirschstangen  auf- 
gelesen wurden.5) 

Auch  die  noch  möglichen  Beobachtungen  über  die  bauliche  Ausstattung  der  An- 
lage sprechen  für  die  Annahme.  Die  Mauern  — an  der  Grenze  der  Besitzungen  des  ;■ 
Stojan  Brajkovid  und  Mato  Pasin  noch  übertag  sichtbar  — waren  solid  aus  Hakelsteinen 
aufgeführt  und  die  Wände  einzelner  Räume  waren  mit  blaugrauen  Marmorplatten  ver- 
kleidet oder  bemalt.  Glavinid  sah  noch  größere  zusammenhängende  Stücke  der  Inkru- 
station an  frisch  bloßgelegten  Mauerstümpfen;  gemeinsam  fanden  wir  nur  noch  Platten- 
stückchen sowie  Brocken  grüner  Malerei  im  Garten  des  Stojan  Brajkovid.  Auf  aus- 
giebige Verwendung  von  Fußbodenmosaik  lassen  die  herumliegenden  Stifte  und  die 
Mitteilung  des  Mato  Brajkovid  schließen,  er  habe  in  großen  Mengen  Steinchen  in 
drei  Farben  ausgehoben.  Heizkacheln  treten  in  Bruchstücken  zahlreich  auf;  mehr  als 
100  runde  Hypokausispfeilerziegel  sind  von  den  Grundeigentümern  beseitigt  worden. 
Wahrscheinlich  besaß  die  Villa  auch  ein  Bad.  Unter  den  vielen  Dachziegelfragmenten 
glückte  es,  im  Garten  des  Stojan  Brajkovid  ein  Bruchstück  aufzuklauben,  das,  mit  der 
nachstehend  besprochenen  Marke  versehen,  umso  wichtiger  ist,  als  es  die  Datierung  des 
Baues  gestattet.  Außerdem  trafen  wir  überall  Splitter  von  Amphoren  und  Glasgefäßen 
sowie  Gußestrichstücke  an  und  zogen  aus  einer  Trockenmauer  ein  Bruchstück  von 
dem  Läufer  einer  Handmühle  und  den  unter  Fig.  161  abgebildeten  Ziegelstempel  hervor. 
Schließlich  wurde  unter  dem  Eingänge  in  den  wiederholt  erwähnten  Garten  des  Stojan 
Brajkovid  ein  Schwellenfragmeut  konstatiert. 

0 Vgl.  diese  Mitteilungen  IV,  S.  249. 

2)  Vgl.  F.  Fiala,  diese  Mitteilungen  V,  S.  167,  Fig.  7. 

3)  Unterhalb  Dretelj  werden  Ziegelfunde  bei  dem  Friedhofe  PaMnovo  groblje  gemacht. 

4)  Bei  dem  gegenüberliegenden  Pocitelj  bestanden  noch  am  Ende  des  14.  Jahrhunderts  Werften] 
Vgl.  Jirecek,  Die  Handelsstraßen  und  Bergwerke  von  Serbien  und  Bosnien  während  des  Mittelalters  S.  79 

B)  Sie  sind  leider  „durch  einen  Beamten“  verschleppt  worden. 


Patscli.  Archäol.-epigr.  Untersuchungen  zur  Geschichte  der  röm.  Provinz  Dalmatien.  "VT.  279 


Eine  Grabung  würde  in  Dretelj  leider  schwerlich  lohnen,  da  die  Überreste  durch 
Rodungen  für  den  hier  mit  großem  Erfolge  betriebenen  Tabakbau  zum  größten  Teile 
vernichtet  zu  sein  scheinen. 

1.  Bruchstück  eines  Falzziegels,  allseits  gebrochen,  hellrot;  Höhe  des  rechts  ab- 
geschlagenen rechteckigen  Schildes  3 cm-  Größe  der  erhabenen  Buchstaben  2 5 cm. 
PANSIANX  Dretelj  erweist  sich  durch  diesen  Stempel  als  der  bis  jetzt  bekannte 
äußerste  Punkt,  bis  zu  dem  im  Narentatale  die  Ziegel  der  bekanntlich  nach  Dalmatien 
ungemein  stark  exportierenden  Fabrik1)  gelangt  sind;  doch  haben  sicherlich  auch  noch 
oberhalb  Dretelj  gelegene  Narentaorte  zu  ihrer  Kundschaft  gehört,  da  auch  in  dem 
weniger  leicht  erreichbaren  Cerin  im  Brotnjo, 2)  südwestlich  von  Mostar,  ein  Ziegel  mit 
der  Signatur  PANSIANA  aufgetaucht  ist.3) 

Das  ursprünglich  einem  Vibius  Pansa  gehörige  Etablissement  kam  spätestens  unter 
Tiberius  in  kaiserlichen  Besitz  und  zeichnete  seitdem  bis  zu  seiner  Auflösung  unter 
Vespasian4)  die  Fabrikate  mit  dem  Namen  des  jeweiligen  Herrschers.  Da  nun  sowohl 
auf  dem  Ziegel  von  Dretelj  wie  auf  jenem  von  Cerin  der  Fabriksname  allein  erscheint, 
sind  die  respektiven  Anlagen,  hier  ein  Grab,  dort  die  Villa  in  der  ersten  Zeit  des  Prin- 
zipats aufgeführt  worden.  Es  ist  dies  ein  neuer  Beweis,5 6)  wie  bald  und  wie  intensiv 
die  römische  Kultur  von  Narona  aus  in  das  Binnenland  vordrang.0)  Ihr  Vorrücken 
wird  die  bereits  unter  Augustus  in  Angriff  genommene  Straße  mächtig  gefördert  haben, 
die  von  der  Hafenstadt  Narenta  aufwärts  führte  und  der  wir  in  ihren  oberen  Strecken 
bereits  oben7)  begegnet  sind.  In  Verbindung  mit  dem  oben  S.  191  Ermittelten  und  den 
unten  S.  289  verzeichneten  Funden  können  wir  darnach  feststellen,  daß  das  Hinterland 
des  gegenwäi’tigen  Dalmatiens  in  einer  breiten,  von  Zupanjac  bis  gegen  Mostar  rei- 
chenden Zone  schon  bis  zu  Beginn  der  Kaiserzeit  dem  Küstengebiete  kulturell 
gleichstand. 

2.  Bruchstück  von  der  Seite  eines  blaßroten,  oben  diagonal  geriefelten  Platten- 
ziegels aus  gut  durchgearbeitetem,  mit  Quarzsand  versetztem  Lehm  von  mehr  als  5 cm 
Stärke.  Die  Maße  lassen  sich  wegen  der  weitgehenden  Beschädigung 

nicht  genau  feststellen.  Die  15  cm  hohen  Buchstaben  (vgl.  Fig.  161) 
sind  ohne  Umrahmung  vertieft  eingedrückt.  Das  S war,  wie  noch  im 
Bruche  zu  erkennen  ist,  mit  I ligiert.  Damit  ist  genügender  Anhalt  zur 
Identifizierung  des  Fragmentes  mit  CIL.  V 8110,  57:  M-C*CR.ESM  = 

M(arci)  C . . . . Chrejsimi  gegeben. 

Auch  dieser  Stempel  ist  von  Interesse,  da  er  eine  neue,  in  die 
Herzegowina  exportierende  italienische  Fabrik  kennen  lehrt  und  erweist, 
daß  — was  bis  jetzt  nicht  feststand8)  — nicht  bloß  Dachziegel,  sondern 
auch  andere  Ziegelsorten  bei  uns  eingeführt  wurden.  Daß  Chresimus  mit  Dalmatien 
überhaupt  in  Geschäftsverbindung  stand,  hätte  man  aus  CIL.  III  14025:  M-C-CRE| 
sehen  können,  zumal  da  F.  Bulic,  Bull.  Dalm.  1895,  S.  38,  n.  478  „CHR  in  nesso“ 


Fig.  161. 

Ziegelstempel 
aus  Dretelj. 


9 Vgl.  jetzt  E.  Bormann,  CIL.  XI  p.  102G  mul  O.  Hirsclifeld,  Beiträge  zur  alten  Geschichte  II, 

S.  286. 

2)  Vgl.  u.  S.  280. 

3)  M.  Hoernes,  Archäologisch-epigraphische  Mitteilungen  IV,  S.  34  f. 

4)  Vgl.  o.  S.  190. 

5)  Auf  die  Inschrift  CIL.  III  14625  aus  Tasovcic  wird  in  einem  anderen  Zusammenhänge  ein- 
zugehen sein. 

6)  Vgl.  u.  S.  284  ff. 

7)  S.  237  und  272. 

8)  Vgl.  diese  Mitteilungen  VI,  S.  236. 


280 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


beifügt.  Wann  diese  Fabrik  bestanden  bat,  ist  unbekannt.  Sie  ebenfalls  in  die  erste 
Kaiserzeit  zu  verweisen,  geht  deswegen  vorläufig  nicht  an,  weil  ihre  Ziegel  auch  noch 
später  zu  Reparaturen  und  Umbauten  nach  Dretelj  gekommen  sein  können.  Daß  Dretelj 
lange  bewohnt  wurde,  zeigt  die  im  Garten  Budzak  des  Ivan  Glavinic  aufgelesene  Münze 
von  Konstantinus  II.  Cohen1  107. 


XII.  Die  Kultur  des  Brotnjo. 


Oben  S.  279  ist  für  die  zwischen  Mostar  und  Ljubuski  gelegene  Landschaft 
Brotnjo  die  wichtige  Tatsache  ermittelt  worden,  daß  auch  sie  schon  in  der  allerersten 
Kaiserzeit  in  den  römischen  Kulturkreis  einbezogen  war.  Sie  war  hierzu  schon  durch 
vorrömischen  Handelsverkehr  vorbereitet.  Funde  von  Drachmen  von  Apollonia  und 
Dyrrhachium  in  Medjugorje,  Citluk,  Krehin  gradac  und  Slijepcidi  zeigen,  daß  das  Ge- 
biet eine  alte  Handelsroute  gegen  Mostar  durchquerte.1)  Gesegnete  Fluren  und  eine 
dichte  Bevölkerung,  die  sich  bis  in  die  Bronzezeit  zurückverfolgen  läßt,2)  zogen  den 
fremden  Kaufmann  an.  Heute  noch  steht  der  Wein  von  Brotnjo  in  gutem  Rufe;  die 
Bevölkerung  besteht,  dank  der  Ergiebigkeit  des  Bodens,  zum  guten  Teile  aus  Frei- 
bauern und  der  devastierte  Wald  geht  jetzt  wieder  in  den  Einhegungen  in  die  Höhe. 
Die  enchorischen  Götter  Diana  und  Silvan  hatten  in  Cerin  eine  Kultstätte.3)  Eine  ebenda 
gefundene  Ölpresse4)  bezeugt  alten  Olivenbau.  An  fließendem  Wasser  besaß  jedoch 
das  Brotnjo  schon  im  Altertum  nicht  genug,  denn  in  den  römischen  Ortschaften  von 
Citluk  und  Krehin  gradac  sind  Zisternen  konstatiert  worden. 5)  Die  starke  Besiedlung 
des  Landstriches  in  vorrömischer  Zeit  erweisen  die  zahlreichen  großen  Turnuli  in  Cerin, 
Gornja  und  Donja  Blatnica,  Sluzanj,  Citluk,  Krehin  gradac,  Blizanci,  Tepci6i  und  Sli- 
jepüiöi  sowie  die  Wallburgen  von  Cerin,  Sluzanj,  Blizanci  („Gradina  Casak“)  und  Sli- 
jepci6i. 6)  Auf  Wohlhabenheit  läßt  auch  der  Fund  von  schönen,  zum  Teile  reich  ver- 
zierten Bronzeschmucksachen  in  einer  Höhle  von  Krehin  gradac 7)  schließen. 

In  der  römischen  Epoche,  für  die  schon  oben  einige  Daten  gewonnen  worden  sind, 
gedieh  Brotnjo  kräftig.  Wir  kennen  hier,  ohne  daß  gegraben  worden  wäre,  außer 
kleineren  Siedlungen  in  Grljevibi  bei  Hamzici,8)  in  Blatnica  donja, 9)  Dobroselo 10)  und 
Blizanci11)  drei  große  Ortschaften  in  geringer  Distanz  von  einander:  Cerin,  Citluk  und 
Krehin  gradac,  die  sämtlich  auf  vorgeschichtlicher  Grundlage  ein  fast  munizipales  Leben 


4)  Vgl.  Glasnik  1902,  S.  400  und  1904,  S.  239  ff. 

2)  Vgl.  u.  Anm.  7.  ^ 

3)  CIL.  III  8483. 

4)  Hoernes,  Archäologisch-epigraphische  Mitteilungen  IV,  S.  36. 

5)  Radimsky,  diese  Mitteilungen  II,  S.  58.  60. 

6)  Einen  Teil  von  ihnen  notierte  Radimsky,  Die  prähistorischen  Fundstätten  S.  163,  über  den 
Wallbau  von  Sluzanj  handelte  er  insbesondere  diese  Mitteilungen  V,  S.  272  f. 

7)  M.  Much,  Mitteilungen  der  Zentralkommission  1888,  S.  7 ff.;  Radimsky  a.  a.  O.  S.  21ff.  und 
diese  Mitteilungen  I,  S.  344  f. ; Hoernes,  ebenda,  S.  343;  P.  Kaer,  Glasnik  1897,  S.  257;  Fiala,  diese 
Mitteilungen  Y,  S.  141. 

8)  Hier  fand  im  Jahre  1866  der  Bauer  Joso  Kordic  zwei  Urnen;  die  eine  von  ihnen  war  aus 
Stein  und  enthielt  ein  Glasgefäß.  Den  Fund  erwarb  der  damalige  französische  Konsul  in  Sarajevo  Mo- 
reau. Vgl.  A.  Zubac,  Vjestnik  1883,  S.  20;  Hoernes,  Archäologisch-epigraphische  Mitteilungen  IV,  S.  37. 

9)  Bei  dem  dortigen  mittelalterlichen  Friedhofe  Bakri  kommen  auf  den  Feldern  Ziegelfragmente  vor. 

10)  Beim  Dorfe  liegen  auf  den  Feldern  Ziegelfragmente  herum. 

u)  Von  hier  besitzt  das  Landesmuseum  die  Bronzen:  Galba  Cohen1  148,  Diocletianus  Cohen  180 
und  Licinius  I.  Cohen  114. 


Patsch.  Archäol.-epigr.  Untersuchungen  zur  Geschichte  der  röm.  Provinz  Dalmatien.  V-I.  281 


ahnen  lassen;  wahrscheinlich  war  eine  von  ihnen  städtisch  organisiert.  Quadern,  Säulen- 
fragmente, Gesimsstilcke  und  Marmor  Splitter  bezeugen  in  allen  drei  Orten1)  den  hohen 
Stand  der  Architektur;  in  Krekin  gradac  sind  Reste  eines  Monumentalbaues  wahr- 
nehmbar. 2)  Ebenda  erhob  sich  auf  einem  Hügel  der  Lokalität  Sajmiste  nach  den 
dort  noch  befindlichen,  reich  profilierten  Baugliedern  und 
dem  nach  Sarajevo  überführten  Epistylblocke  CIL.  III 
6367  = 8498  3)  ein  mächtiger  Grabbau.  Diese  Anlage 
sowie  ebenda  gefundene  Bruchstücke  einer  mit  lesbischem 
Ivyma  geschmückten  Platte4)  und  ein  Reliefblock  in 
Cerin5)  zeigen  die  sorgsame  Fürsorge  für  den  Grabkult. 

Die  auf  dem  letztgenannten  Monumente  dargestellten 
Szenen  (darunter  die  gefesselte  Andromeda),  ferner  eben- 
falls in  Cerin  aufgefundene  bacchische  Motive6)  und  der 
Juppiteraltar  von  Krehin  gradac  CIL.  III  12798  (vgl. 
p.  2258)  verraten,  daß  auch  dieser  griechisch-römische 
Ideenkreis  unserer  Landschaft  nicht  fremd  war.  Für 
seine  Einbürgerung  sorgten  nach  den  für  Binnendalmatien 
ungewöhnlichen  Gentilicia  Livius  (Krehin  gradac:  CIL. 

III  6367  = 8498;  und  Safinius7)  (Citluk:  CIL.  III  12798a, 
vgl.  p.  2258)  Eingewanderte.  Der  letztgenannte  Gentil- 
name  deutet  auf  eine  Verbindung  mit  Narona,  wo  er  zwei- 
mal, einmal  schon  in  der  republikanischen  Zeit  auftritt. 8) 

Livii  kommen  hinwieder  in  Salona 9)  und  nördlich  der 
Landeshauptstadt  vor.10)  Verfehlt  wäre  der  Schluß  aus 
den  älischen  Nomina  in  CIL.  III  6367  = 8498  und  12798a 
(vgl.  p.  2258),  daß  das  2.  Jahrhundert  n.  Chr.  allein  für 
Brotnjo  eine  Blüteperiode  gewesen  sei;  sehr  zahlreich 
auftauchende  Münzen,  unter  denen  sich  gerade  am  Aus- 
gange der  antiken  Zeit  goldene  bemerkbar  machen,11) 
und  ein  schöner  Sarkophag12)  bekunden  die  Fortdauer 
des  glücklichen  Zustandes  bis  in  die  christliche  und  byzantinische  Zeit.  Durch 
die  Verschiebungen  infolge  der  Slaveneinwanderung  hat  er  wohl  eine  Unterbrechung 
erfahren;  im  späteren  Mittelalter  war  aber  Brotnjo,  wie  die  großen  Nekropolen  in  Cerin, 
Ogragjenik  mali  und  veliki,  Blatnica,  Sluzanj,  Krehin  gradac,  Gradnici,  Dobroselo,  Sli- 
jepöi6i  usw.  augenfällig  machen,  wieder  dicht  bewohnt.  Diesen  Schlüssen  aus  altem 


9 Hoernes  a.  a.  O.  S.  35;  Radimsky,  diese  Mitteilungen  II,  S.  58  ff. 

2)  Radimsky  a.  a.  O.  S.  60  f. 

3)  Vgl.  Hoernes  a.  a.  0.  S.  34. 

4)  CIL.  III  14226,  vgl.  p.  2328 m.  Diese  Mitteilungen  V,  S.  237,  Pig.  118. 

6)  CIL.  HI  8503;  Hoernes  a.  a.  O.  S.  35  f. 

e)  Hoernes  a.  a.  O. 

7)  So  sicher  auf  dem  Steine,  nicht  Sa[b]inius,  wie  CIL.  HI,  Index  p.  2367  vermutet  wird. 

8)  CIL.  III  1801  (vgl.  8421).  1820  (vgl.  8423).  Außerdem  begegnet  eine  Safinia  Procne  in  Iader: 

CIL.  IH  2935. 

9)  CIL.  IH  2418.  8985.  9201.  14719. 

10)  CIL.  III  3027  (vgl.  p.  2328114):  Tarsatisa;  3012:  Arupium;  3183b:  Incertae. 

11)  Belegstücke  besitzt  hierfür  außer  unserem  Museum  die  hübsche  Münzsammlung  des  Herrn  Kreis- 
vorstehers Dr.  Karl  Baron  Pitner  in  Mostar. 

12)  Hoernes  a.  a.  O.  S.  36. 


282 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


Material  seien  nun  noch  einige  neue  Funde  und  Notizen  angegliedert,  von  denen  die 
Bronzestatuette  Fig.  162  größere  Beachtung  verdient,  da  sie  auch  den  Import  von 
Gegenständen  des  Kunstgewerbes  ins  Brotnjo  erweist.1)  Sie  wurde  1893  von  einem 
Bauer  bei  der  Quelle  Sutivan  2)  in 

Blatnica  dönja 

(vgl.  o.  S.  280)  gefunden  und  stellt,  jetzt  dem  Landesmuseum  gehörig,  einen  Cornicen 
dar.  3)  Ein  Knabe  mit  in  die  Stirne  gestrichenem  Haar  bläst,  das  rechte  Bein,  im  Knie 
gebogen,  leicht  vorsetzend,  ein  Horn,  indem  er  den  Kopf  durch  die  Windung,  die  ihm 
auf  dem  Nacken  aufliegt,  hindurchgesteckt  hat  und  die  Röhre  mit  beiden  Händen  hält. 
Er  ist  barhaupt  und  nur  mit  einer  kurzärmeligen,  bis  zu  den  Knien  reichenden  Tu- 
nika bekleidet,  die,  unter  dem  Gürtel  emporgezogen,  in  einem  kleinen  Bausche  herab- 
fällt. Auf  ihr  bemerkt  man  zwei  gleichartige  schmale,  ganz  seicht  eingetiefte  Streifen, 
die  von  der  rechten  und  linken  Schulter  bis  zum  unteren  Saume  parallel  herablaufen; 
sie  waren  mit  einem  anderen  Metall,  wohl  Silber,  eingelegt.  Die  Tunika  war  also  mit 
zwei  Einsätzen  (clavi)  verziert.4) 

Das  10‘5  cm  hohe  Figürchen  ist  in  einem  Stücke  gegossen;  nur  der  abgebrochene 
und  jetzt  fehlende  Schalltrichter  war  samt  dem  anschließenden  Teile  der  Röhre  geson- 
dert gearbeitet  und  ist  im  Nacken  angelöthet  worden.  Sonst  tadellos  erhalten  und  hübsch 
graugrün  patiniert,  war  der  Cornicen,  da  die  Rückseite  an  den  Rändern  flach  und  in 
der  Mitte  hohl  ist,  einem  anderen  Metallgegenstande  appliziert  und  bildete  einen  Teil 
einer  größeren  in  Hochrelief  ausgeführten  Komposition.  Hinsichtlich  der  Arbeit  steht 
er  stark  unter  dem  in  diesen  Mitteilungen  VI,  S.  218  ff.,  Taf.  XIII  abgebildeten,  präch- 
tig modellierten  Apollo  von  Vrsani  (Bezirk  Prnjavor). 

Von  den  neuen  Funden  in 


Kreliin  gradac, 

die  wir  Herrn  A.  Dietrich  verdanken,  seien  hier  nachstehende 
notiert: 

1.  Bruchstück  eines  vorzüglich  gebrannten,  durchschnitt- 
lich 3 cm  starken,  roten  Falzziegels  aus  gut  durchgearbeitetem, 
mit  Quarzsand  versetztem  Lehm  mit  der  Signatur  Fig.  163 
. . Die  ungleich  (l-4 — L9  cm)  hohen,  eingetieften  Buchstaben 
umgibt  kein  Rahmen.  Über  dem  Stempel  ist  etwa  in  der  Mitte  des  Ziegels  eine  aus 
drei  konzentrischen  Ellipsen  bestehende  „Handmarke“  mit  den  Fingerspitzen  ein- 


Fig.  163.  Ziegelstempel 
aus  Krehin  gradac. 

= M(arci)  Vib(i)  C . 


*)  Nach  einer  Mitteilung  des  Herrn  k.  u.  k.  Militärzahlmeisters  Johann  Kriz  in  Sarajevo  wurde  in 
(Jitluk  noch  eine  schön  patinierte  Bronzestatuette  gefunden,  die  im  Jahre  1880  in  Mostar  an  einen  durch- 
reisenden Engländer  um  50  fl.  verkauft  wurde.  Sie  soll  einen  Läufer  dargestellt  haben. 

2)  Zu  diesem  interessanten,  augenscheinlich  alten  Namen  mit  der  Anfangssilbe  Sut  — vgl.  Jire- 
cek,  Das  christliche  Element  in  der  topographischen  Nomenklatur  der  Balkanländer  S.  21  ff.  und  Die 
Romanen  in  den  Städten  Dalmatiens  während  des  Mittelalters  I,  S.  57  f.  Er  wird  mit  dem  130G  erwähnten 
Sanctus  Georgius  de  Brochina  (=  Brotnjo,  Jirecek,  Das  christliche  Element  S.  34)  in  eine  Reihe  zu 
stellen  sein. 

3)  Sie  wurde  ungenügend  abgebildet  in  „Die  österreichisch-ungarische  Monarchie  in  Wort  und 
Bild“,  Bosnien  und  Hereego vina  S.  178. 

4)  Über  solchen  Gewandschmuck  auf  Bronzen  vgl.  Heuzey,  Daremberg-Saglio  Dietionn.  I,  1246; 
E.  Hula,  Pauly-Wissowa  s.  v.  elavus,  Sp.  5. 


Patsch.  Archäol.-epigr.  Untersuchungen  zur  Geschichte  der  röm.  Provinz  Dalmatien.  VI.  283 


Fig.  165.  Scharnierfibel 
aus  Krehin  gradac. 


gezeichnet.1)  Ob  der  Ziegel  importiert  ist  wie  jener  der  Pansiana  in  Cerin  (vgl.  o. 
S.  279),  läßt  sich  nicht  sagen,  da  der  Stempel  sonst  nicht  belegbar  ist. 

2.  Schiebeschlüssel  aus  Bronze  (Fig.  164),  6‘5cm 
lang,  mit  dreiteiligem,  am  Griffe  rechtwinklig  sitzen- 
dem, 1‘9  cm  breitem  Barte  und  einem  Ohr,  um  einem 
Schlüsselbunde  o.  dgl.  angehängt  werden  zu  können. 

Der  Griff  ist  auf  der  oberen  Seite  durch  parallele 
und  sich  kreuzende  Einkerbungen  verziert. 

3.  Zierliche  frührömische  Scharnierfibel  aus 
Bronze,  von  37  cm  Länge  und  2 cm  Höhe.  Der  Abstand  des  Bügels 
von  der  Nadel  beträgt  U7  cm.  Die  Details  zeigt  Fig.  165. 

Einer  Korrektur  bedarf  die  ebenfalls  aus  Krehin  gradac  stam- 
mende, nach  der  Lesung  von  Ho  er  ne  s,  Archäologisch- epigraphische 
Mitteilungen  IV,  S.  34  im  CIL.  IH  unter  n.  8500  veröffentlichte  In- 
schrift. Ihre  Kollationierung  war  leicht  durchführbar,  da  sie  sich  seit 
März  1903  im  Klostermuseum  zu  Humac  befindet.  Sie  steht  auf  einer 
035  m hohen,  0-71  m breiten  und  0T5  m starken  Kalksteinplatte,  deren 
rechte  untere  Ecke  jetzt  abgeschlagen  ist.  Die  Ausstattung  des  Denkmals  (Fig.  166) 
ist  die  denkbar  primitivste:  es  fehlt  jegliche  Umrahmung,  die  Buchstaben  sind  roh 
und  ungleich  hoch  und  die  Interpunktion  ist  ganz  vermieden  worden,  denn  der  Punkt 
in  der  ersten  Zeile  nach  dem  ersten  Buchstaben  ist  eine  Verletzung  des  Steines.  Nur 
die  Ascia  teilt  unten  die  Inschrift.  Es  sind  eben,  wie  auch  aus  dem  Texte  hervorgeht, 


Fig.  164.  Schiebe- 
schlüssel aus 
Krehin  gradac. 


Leute  niederster  Stellung,  die  unter  dem  Steine  ruhten.  Erst  ist  die  dreißigjährige 
Victorina  auf  dem  Boden  des  Herrn,  dem  auch  ihre  Eltern  als  Sklaven  gehörten,  be- 
stattet worden;  später  wurde,  wie  aus  dem  nachträglichen  Zusatze  über  der  ursprüng- 
lich ersten  Zeile  hervorgeht,  auch  ihr  Vater  Surus  unter  demselben  Steine  beigesetzt. 
Zu  anna  vgl.  Mommsen,  CIL.  III  Index  p.  1089.  Der  Name  der  Mutter  ist  griechisch: 
IgocvÖy).  Er  wie  Surus  bezeugen,  daß  die  Familie  eingewandert  ist.  Daß  Orientalen  auch 


')  Über  solche  Markierungen  vgl.  M.  v.  Groller,  Der  römische  Limes  in  Österreich  I, 

Sp.  117  f. 


284 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


nach  dem  reichen  Brotnjo  gekommen  sind,  wäre  bei  ihrer  starken  Durchsetzung  des 
Abendlandes  auch  a priori  anzunehmen  gewesen.1) 

Isante  Suro  coniugi  inconparab(ili) . 

D(is)  M(anibus).  Victorin(a)e  ann(a)e  bene  merenti  pr(a)ecepto  domnico  factum. 
Miseram  parentes  perdederunt  annis  trigittfa. 


XIII.  Eine  Ziegelplatte  aus  Stolac. 

In  dem  an  römischen  Überresten  reichen  Stolacer  Stadtviertel  Podgrad 2)  fand 
im  November  1901  Huseinbeg  Rizvanbegovic  auf  seinem  Grundstücke  die  mächtige, 

vorzüglich  gebrannte,  blaßrote  Ziegelplatte  Fig.  167, 
die  durch  den  stets  eifrigen  Straßenmeister,  Herrn 
Karl  Straka  dem  Landesmuseum  übersendet  wurde. 
Nahezu  quadratisch  (0595  X 0'58  m)  und  0 089  m stark, 
ist  sie  von  mehrfachem  Werte.  Ziegel  von  solchen 
Dimensionen  werden  selten  ganz  gehoben,  und  noch 
nie  ist  es  bis  jetzt  bei  uns  gelungen,  auf  einem  der- 
selben eine  Marke  zu  finden. 

Der  Stempel  Servilia , 3)  der  mit  seinen  erha- 
benen Buchstaben  den  2-2  cm  hohen  und  ll-9  cm  lan- 
gen Schild  ganz  füllt,  war  unbezeugt  und  gehört  wohl 
einer  Ziegelei  an,  die  in  Stolac  selbst  oder  in  dessen 
unmittelbarer  Nähe  bestand,  denn  die  große,  schwere 
Platte  hätte  den  Transport  auf  größere  Entfernung 
nicht  gelohnt.  Sie  diente  nach  dem  rückwärts  noch  anhaftenden  Kalkmörtel  und  nach 
der  Abgeschliffenheit  der  oberen  Fläche  als  Fußbodenbelag. 


XIV.  Zur  Handelsgeschichte  von  Narona. 

Es  war  eine  naheliegende  Vermutung,  daß  die  in  die  zentralen  Teile  der  Her- 
zegowina eingeführten  Ziegel  der  Fabriken  Pansiana,4)  Solonas,5)  M.  C.  . . . Chresimus,6) 
Q.  Clodius  Ambrosius,7)  Q.  Granius  Priscus, 8)  L.  Maltinius  Abascantus,9)  C.  Pr.  . . . 


0 Vgl.  o.  S.  267. 

2)  Vgl.  diese  Mitteilungen  VIII,  S.  102. 

3)  Vgl.  jetzt  CIL.  III  151142. 

4)  Stolac  (diese  Mitteilungen  I,  S.  290,  Fig.  48),  Draeevica  bei  Proboj  nächst  Ljubuski  (Ebenda 

V,  S.  163),  Gradac  bei  Posusje  (u.  S.  289),  Dretelj  (o.  S.  279)  und  Öerin  (o.  S.  279). 

6)  Stolac  (diese  Mitteilungen  I,  S.  293  f.,  Fig.  56 — 58;  V,  S.  169).  Das  im  CIL.  III  13343,  8 unter 
„Vascula  cretacea“  aufgenommene,  im  Vjestnik  1882,  S.  121  zuerst  veröffentlichte  Fragment  aus  Stolac: 
SO)|  ist  ebenfalls  ein  Ziegel  dieser  Firma. 

6)  Dretelj  (o.  S.  279). 

7)  Stolac  (diese  Mitteilungen  I,  S.  294,  Fig.  59),  Zliöina  bei  Ljubuski  (ebenda  VI,  S.  236,  Fig.  63 
— CIL.  III  p.  2328,  19,  vgl.  p.  2328,  178).  Zwei  auf  dem  Grundstücke  des  Simun  Selak  in  Vitaljina 
(Bez.  Ljubuski)  gefundene  Falzziegelbruchstücke:  QCLODM4BI)  und  /LOD^  befinden  sich  im  Klostermuseum 
Huraac. 

8)  Stolac  (diese  Mitteilungen  III,  S.  276,  Fig.  90  = CIL.  III  13340,  3). 

9)  Proboj  bei  Ljub  uski  (ebenda  III,  S.  281,  Fig.  108  = CIL.  III  13340,  4). 


Patsch.  Archäol.-epigr.  Untersuchungen  zur  Geschichte  der  röm.  Provinz  Dalmatien.  VI.  285 


Cassianus,1)  C.  Titius  Hermeros2)  und  Tib.  Vettius  Avitus3)  ihren  Weg  dorthin  über 
Narona  genommen  haben;  stand  doch  für  den  Transport  der  billige  Wasserweg  der 
Narenta  weit  landeinwärts,  damals  noch  bis  mindestens  Pocitelj  4)  zur  Verfügung5 6) 
und  bietet  das  heutige  Metkovic  ein  anschauliches  Analogon.  Die  Hypothese  schien 
jedoch  daran  zu  leiden,  daß  in  Narona  selbst  außer  der  im  Binnenlande  noch  nicht 
nachweisbaren  Marke  des  M.  Albius  Rufus G)  nur  die  Fabrikate  der  Ziegeleien  des 
Q.  Clodius  Ambrosius7)  und  des  C.  Titius  Hermeros8)  nachgewiesen  waren.  Um  dieser 
Frage  die  Unsicherheit  zu  benehmen  und  um  eventuell  andere  überseeische  Verbin- 
dungen dieses  Platzes  zu  ermitteln,  übernahm  es  unser  Institut,  da  Narona  dem  zustän- 
digen Museum  etwas  abseits  liegt,  die  dortigen  Kleinfunde  zu  kontrollieren.  Dank  den 
unausgesetzten  Wühlereien  der  Schatzgräber  von  Vid  sind  wir  schon  jetzt  in  der  Lage, 
Beiträge  beiderlei  Art  zu  liefern. 

An  Ziegelstempeln  erwarb  das  Landesmuseum: 

1.  PANSIANA  = Pansiana,  ebenso  wie  n.  2 und  3 auf  einem  Falzziegel. 

2. /aIPANSIANA  = Ti(beri)  Pansiana. 

3.  |\DIP4-  = Ti.  Clajudi  Pa[nsiana  oder  Neronis  Clajudi  Pa[nsiana. 

4.  n^RIVEROT  — C.  Titi]  Hermerot(is)  auf  dem  Bruchstücke  eines  Falzziegels, 
der  sich  bei  gleichem  Material  sowohl  in  seiner  Stärke  (3‘5  cm),  als  auch  trotz  der 
nämlichen  Form  des  Stempels  und  der  Buchstaben  in  der  Größe  (L8  cm)  der  letz- 
teren von  den  in  Zlicina,  Draöevica  und  Gradac  gefundenen  Exemplaren  unter- 
scheidet. Außer  ins  Narentagebiet  lieferte  die  Firma  in  Dalmatien  Falzziegel  in 
größeren  Quantitäten  nach  Salona, 9)  Kucine  (östlich  von  Salona),  10 *)  Stombrata  (=  Sv. 
Marta  bei  Bihac,  nordöstlich  von  Trau), n)  Smrdelji  bei  Burnum, 12)  Zara, 13)  Drvesica 
bei  Vegia-Carlopago, 14)  auf  die  Insel  Lissa15)  und,  wie  wir  weiter  unten  sehen  werden, 
nach  Fianona. 

Uber  die  mutmaßliche  Lage  dieser  Ziegelei  am  Meerbusen  von  Triest  vgl.  diese 
Mitteilungen  VI,  S.  235. 


*)  So  ist  das  in  Stolac  gefundene  Fragment  CIL.  III  13340,  5 (vgl.  diese  Mitteilungen  I,  S.  294, 
Fig.  61):  >R. CA.«/ nach  CIL.  V 8110,  121  (vgl.  p.  1093):  C ■ PR  • CASSif  zu  ergänzen.  Ebenderselben 
Fabrik  gehört  auch  die  in  Salona  gefundene,  im  Bull.  Dalm.  XX,  S.  192,  n.  591  nicht  verstandene  Marke: 

;AS  • SN  an. 

2)  Dracevica  (diese  Mitteilungen  V,  S.  163)  und  Zlicina  bei  Ljubuski  (ebenda  VI,  S.  235,  Fig.  62). 

3)  Stolac  (ebenda  I,  S.  294,  Fig.  60). 

4)  Hier  befanden  sich  noch  am  Ende  des  14.  Jahrhunderts  Werften,  vgl.  o.  S.  278,  Anm.  4. 

6)  Der  Mangel  einer  solchen  bequemen  Verbindung  mit  dem  Hinterlande  machte  den  sonst  aus- 
gezeichneten Seehafen  Neum  für  den  Import  dieses  Artikels  weniger  geeignet;  es  kann  nur  ein  kleiner 
Bezirk  der  südlichen  Herzegowina  von  hier  aus  versorgt  worden  sein.  Pansiana-Ziegel  sind  in  der  Um- 
gegend, in  Gradac  und  am  Radesberge  gefunden  worden  (diese  Mitteilungen  I,  S.  295,  Fig.  63.  64;  VI, 
S.  252,  Fig.  72).  Im  erstgenannten  Orte  sind  auch  Ziegel  des  C.  Titius  Hermeros  zum  Vorschein  ge- 
kommen (ebenda  I,  S.  294  f.,  Fig.  62). 

6)  CIL.  III  10183,  7,  b. 

’)  CIL.  HI  3214,  2,  a. 

8)  Bull.  Dalm.  1897,  S.  191,  n.  568. 

9)  CIL.  III  10183,  49  a.  b;  Bull.  Dalm.  1891,  S.  117,  n.  415  und  1900,  S.  18,  n.  660. 

10)  Ebenda  1901,  S.  138,  n.  758. 

u)  Ebenda  1902,  S.  217,  n.  891. 

12)  Diese  Mitteilungen  VII,  S.  97. 

13)  CIL.  III  10183,  49,  c;  vgl.  Bull.  Dalm.  1903,  S.  149.  Vgl.  u.  S.  293. 

14)  CIL.  III  10183,  33.  10183,  49,  d — k.  15115,8.  Vgl.  meine  Lika  in  römischer  Zeit  Sp.  109  f. 

15)  Bull.  Dalm.  1892,  S.  134,  n.  442. 


286 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


Fig.  168.  Ziegelstempel 
aus  Narona. 


5.  Bruchstück  eines  gelblichen,  mit  roten  Ziegelpartikeln  durchsetzten,  gut  ge- 
brannten, 3 cm  starken  Falzziegels.  Der  Stempel  Fig.  168,  dessen  l'dcm  hohe  Buch- 
staben ohne  Umrahmung  mit  einer  Metallmatrize  scharf  eingedrückt  sind,  ist  nach  CIL. 

DT  T T T T 

V 8110,  116  zu  ergänzen:  CibRONiBBQEPDA.  Das  Zeichen  nach  Apri  ist  bis  jetzt 

nicht  beachtet  worden;  es  dürfte  conductor  bedeuten1). 
Darnach  wäre  C.  Petronius  Aper  der  Pächter  der  Epi- 
diana  figlina  gewesen,  die  den  Namen  nach  ihrem  Eigen- 
tümer führte.  Als  solche  sind  aus  Ziegelstempeln  be- 
kannt Gaius  und  Marcus  Epidius,  welche  die  Ziegelei 
gemeinsam  betrieben,  und  L.  Epidius  Theodorus.  Nach 
CIL.  V 8110,  152  führte  die  Epidiana  auch  eine  Frau 
namens  Valeria  Magna.  Die  Fabrik  bestand  also  län- 
gere Zeit  und  hat  sich  wahrscheinlich  am  Golfe  von 
Triest  befunden,  da  hier  ihre  Fabrikate  besonders  zahl- 
reich Vorkommen.2)  Nach  Dalmatien  haben  ebenso  wie 
nach  Mittelitalien3)  alle  Firmainhaber  exportiert;  doch  gehören  hier  ihre  Stempel  noch 
zu  den  selteneren.  Die  beiden  Epidier4)  und  Theodor5)  sind  in  Salona  bezeugt; 
Petron  kannte  man  früher  ebenfalls  nur  aus  Salona6)  und  Umgebung  (Stombrata ) 7) 
und  Valeria  Magna  gehört  eine  Marke  in  Albona  an.  8) 

In  dem  Etablissement  wurde  außer  Ziegeln  auch  Tongeschirr  erzeugt,  denn  man 
wird  die  Signatur  EROS  * C • EPIDI  auf  einem  bei  Hostilia  am  Po  gefundenen  Gefäß9) 
wohl  auf  einen  unfreien  Arbeiter  des  oben  genannten  Gaius  Epidius  beziehen  dürfen. 

Während  die  Ziegelstempel  den  Verkehr  Naronas  mit  der  mittel-  und  norditali- 
schen Gegenküste  erweisen,  führt  uns  eine  andere  Gruppe  von  Erwerbungen  in  Vid 

nach  dem  süditalischen  Kalabrien.  Sie  umfaßt 
vier  Amphorenstempel;  zwei  von  ihnen  sind  Hen- 
keln, zwei  den  Randwülsten  eingeprägt. 

1.  Bruchstück  eines  Henkels  von  ovalem 
Querschnitte,  aus  feinem  rötlichen  Ton,  vorzüg- 
lich gebrannt.  Der  Stempel  Apolloni  (Fig.  169) 
ist  mit  einer  Metallmatrize  auf  seine  obere  Seite 
rein  eingeprägt.  Die  1‘03  cm  hohen,  erhabenen, 
schönen  Buchstaben  weisen  das  Gefäß  der  ersten 
Kaiserzeit  zu.  P ist  offen.  Nach  I folgt  keine  Umrahmung  oder,  wie  J.  W.  Kubitschek, 
CIL.  III  15117  angenommen  hatte,  ein  zweites  I;  der  vertikale  Wulst  ist  bei  der  Prägung 
durch  die  seitliche  Verdrängung  des  nassen  Tones  entstanden.  Der  Stempel  ist  wiederholt 
im  Gebiete  von  Brindisi  und  in  Tarent  nachgewiesen  worden,  vgl.  CIL.  IX  6079,  5.  6; 
Ephemeris  epigraphica  VIII,  S.  61,  n.  242.  Vgl.  CIL.  X 8051,  7.  M.  H.  Schuermans, 
Sigles  figulins.  Annales  de  l’academie  d’archeologie  de  Belgique  1867,  S.  47,  n.  395. 


Fig.  169.  Amphorenstempel  aus  Narona. 


*)  Vgl.  R.  Cagnat,  Cours  d’epigraphie  latiue3  S.  382. 

2)  CIL.  V 8110,  77.  78.  116.  152. 

3)  CIL.  IX  6078,  80.  81.  130.  170. 

4)  CIL.  III  10183,  54,  vgl.  p.  2328,  178. 

6)  CIL.  III  15113. 

6)  Bull.  Dalm.  1900,  S.  17,  n.  648. 

7)  Ebenda  1902,  S.  217,  n.  894. 

8)  CIL.  III  3214,  15. 

9)  CIL.  III  8112,  37. 


Patsch.  Archäol.-epigr.  Untersuchungen  zur  Geschichte  cler  rum.  Provinz  Dalmatien.  VI.  287 


2.  Henkel  von  ovalem  Querschnitte,  aus  gutem  roten  Ton  trefflich  gebrannt.  Der 
Stempel  ( Fig.  170)  ist  mittels  einer  bereits  stark  abgenutzten  Matrize  flüchtig  einge- 
prägt. Die  unschönen,  erhabenen,  1*2  cm  hohen  Buchstaben  befinden  sich  innerhalb 
eines  1'5  cm  hohen,  rechteckigen  Schildes.  Der  erste  Buchstabe  ist  ein  verkehrtes  S, 
das  sich  allem  Anscheine  nach  nach  X wiederholte.  Die  Ergänzung  Sex[s]tu[s  ermög- 
licht der  in  Brindisi  gefundene  Stempel  CIL.  IX  6079,  50,  in  dem  die  nämliche  Bildung 
des  S begegnet.  Vgl.  Schuermans  a.  a.  O.  S.  246. 

3.  Bruchstück  des  Randwulstes  einer  vorzüglich  gebrannten  Amphora  aus  rotem, 
gut  geschlämmtem  Ton  (Fig.  17 1).  Die  ungleich  (IT — 1*35  cm)  hohen,  sonst  gut  ge- 
schnittenen, erhabenen  Buchstaben  stehen  in  einer  1'7  cm  hohen,  rechteckigen  Eintiefung 
und  sind  mittels  einer  Metallmatrize  eingeprägt.  Der  Stempel  . . Janejptes , dessen  An- 
fang abgebrochen  ist,  scheint  sonst  unbezeugt  zu  sein. 


Fig.  170.  Amphorenstempel  aus  Narona. 


Fig.  171.  Amphorenstempel  aus  Narona. 


Fig.  173.  Sigillatastempel  aus  Narona. 


4.  Bruchstück  des  Randwulstes  einer  gut  gebrannten  Amphora  aus  gelblichem  Ton. 
Die  erhabenen  Buchstaben  des  verkehrt  eingedrückten  Stempels  (Fig.  172)  sind  roh, 
uugleich  hoch,  rechteckig  eingefaßt  und  oben  nur  schwach  ausgeprägt.  Dies  sowie 
starke  Abwetzung  hindern,  die  Mitte  mit  voller  Sicherheit  zu  erfassen.  Am  ehesten 
dürfte  hier  die  Ligatur  von  A,  V und  R anzunehmen  sein;  also  im  ganzen  M(arcus) 
Aur(elius)  A ...  . 

Zwei  weitere  in  Vid  akquirierte  Bruchstücke  lehren  andere  Importartikel  Naronas 
kennen.  Das  eine  (Fig.  173)  gehörte  dem  4 mm  starken  Boden  eines  Terra  sigillata- 
Gefäßes  an,  das  sich  durch  vorzügliche  harte,  korallenrote,  glänzende  Glasur  auszeich- 
nete. Der  Stempel  Iuenes  (statt  Iuvenis,  vgl.  CIL.  III  11601),  von  Kubitschek  im 
CIL.  III  15121,  1 veröffentlicht,  ist  sonst  in  Dalmatien  nicht  nachweisbar,  wie  denn 
diese  Geschirrgattung  bei  uns  überhaupt  noch  wenig  beobachtet  worden  ist.  Am  Rhein 
und  an  der  Donau  kommt  die  Marke  Iuvenis  ziemlich  häufig  vor,  vgl.  CIL.  III  6010, 


288 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


113;  12014,  47 1 ; H.  Dragendorff,  Bonner  Jahrbücher  1895,  S.  150,  und  1896,  S.  98  f. 
Die  erhabenen,  5 mm  hohen  Buchstaben  stehen  in  einer  6'5  mm  hohen  und  145  mm 
breiten  rechteckigen  Eintiefung. 

Das  zweite  Bruchstück  (Fig.  174  in  nat.  Gr.)  rührt  von  einer  frührömischen  zwei- 
dornigen Bronzefibel  hex*,  deren  Bügel  bis  in  die  Nadelrinne  hinein  eine  Lanzenspitze 

mit  drei  kräftigen  Rippen  imitiert.  Die  beiden 
Löcher  in  dem  vom  Bügel  ausgehenden  Stege  dien- 
ten zur  Befestigung  des  Nadelmechanismus.  Ganz 
entsprechende  Fibeln  sind  in  Gorica  (Bezirk  Lju- 
buski)  und  in  Donje  Hrasno  (Bezii'k  Stolac)  ge- 
funden worden.1)  Das  Auftreten  dieser  Fibelart 
in  der  Hafenstadt  zeigt,  daß  es  sich  hier  nicht 
um  eine  Lokalform,2)  sondern  um  Importware  han- 
delt. Ihi’e  Provenienz  wird  sich  bei  eingehenderer 
Nachsuche  wohl  noch  feststellen  lassen.  Daß  man 
bei  Narona  nicht  bloß  an  die  italienische  Gegen- 
küste denken  darf,  erweisen  andere  Funde  in  Vid.  Die  hier  zahlreich  zum  Vorschein 
kommenden  Drachmen  von  Apollonia  und  Dyri'hachium 3)  bezeugen  einen  regen  Ver- 
kehr mit  der  makedonischen  Westküste  und  in  diesen  Mitteilungen  VI,  S.  264 4 ) ist 
auf  Grund  der  Inschrift  CIL.  III  1773  die  Vei'mutung  ausgesprochen  worden,  daß  unser 
Empoi’ium  in  der  Kaiserzeit  mit  den  afi’ikanischen  Provinzen  in  Vei-bindung  stand.  An 
die  gallische  Südküste  führen  uns  die  in  Nai’ona  und  in  der  Hei’zegowina  zahlreich 
vorkommenden  Kupfermünzen  von  Nemausus,  die  auf  der  Voi’derseite  die  Legende 
IMP  DIVIF  und  die  Köpfe  des  Octavianus  und  des  Agrippa,  auf  der  Rückseite  nebst 
der  Bezeichnung  COLNEM  ein  an  eine  Palme  gekettetes  Krokodil  aufweisen.  Sichei*e 
Belegstücke  besitzt  das  Landesmuseum  aus  Nai’ona,  Tasovcib  an  der  Narenta  und  von 
der  Hochebene  Rakitno;  in  den  von  mir  dui’chgesehenen  Privatsammlungen  waren  die 
Fundlokalitäten  leider  nicht  notiei't. 

Zu  dem  Gebiete  von  Narona  gehörten  die  beiden  nachstehenden  in  jüngster  Zeit 
bekannt  gewordenen  Fundstätten.  In 

Crnidi, 

nördlich  von  Vid-Narona,  sind  die  Lucica  genannten  Felder  des  Stjepan  Nikse  und 
Stjepan  Zubac  mit  Mauei’zügen  durchsetzt.  Beim  Ackern  kommen  daselbst  zahlreiche 
Ziegelfragmente,  Mosaikstifte  und  Münzen  zum  Vorschein,  wodurch  der  l’ömische  Ur- 
sprung der  Baui’este  erwiesen  wird.  Von  den  Münzen  sah  ich  vei'schliffene  Bronzen 
des  Antoninus  Pius,  Claudius  II.  und  Iulian ; für  das  Landesmuseum  wurde  ein  Sestei’z 
Gordians  III.  erworben. 

Bei  der  gelegentlich  des  Baues  der  neuen  Dorf  kirche  vorgenommenen  Demolierung 
der  venezianischen  Kircheni’uine  wurde  im  Jahre  1902  in 

Gfalbela, 

südöstlich  von  Narona,  nebst  der  von  C.  Jirecek  in  diesem  Bande  der  Mitteilungen 
veröffentlichten  venezianischen  Ui'kunde  auch  die  römische  Inschi'ift  (Fig.  175)  gefunden; 

9 Truhelka,  diese  Mitteilungen  VIII,  S.  24  f.,  Fig.  35 — 38. 

2)  Truhelka  a.  a.  O. 

3)  Diese  Mitteilungen  VIII,  S.  68  und  K.  Baron  Pitner,  Glasnik  1904,  S.  239,  n.  2. 

4)  Vgl.  u.  S.  298. 


Fig.  174.  Bruchstück  einer  bronzenen 
Lanzenfibel  aus  Narona. 


Patsch.  Archäol.-epigr.  Untersuchungen  zur  Geschichte  der  röm.  Provinz  Dalmatien.  VI.  289 


sie  stak  in  einer  Mauer  als  Baustein  und  befindet  sielt  jetzt  auf  Veranlassung  unseres 
unermüdlichen  Mitarbeiters,  des  Herrn  Provinzials  Fra  A.  Nuic  im  Klostermuseum  zu 
Hurnac  bei  Ljubuski. 


Q.  Trebius 

Auctus  h(ic)  s(itus)  e(st). 


Fig.  175.  Grabstein  aus  Gabela. 


Tafel  aus  Kalkstein,  rechts  und  unten  abgeschlagen,  0 225  m hoch,  0'305  m breit 
und  0'08  m stark.  Die  unschönen  Buchstaben  sind  ohne  jedwede  Einfassung  in  die 
jetzt  stellenweise  bestoßene  Schriftfläche  seicht  eingeschnitten.  Auf  dem  Monumente 
sollten,  wie  man  aus  den  auch  unter  der  zweiten  Zeile  leicht  vorgerissenen  Zeilen  sieht, 
Nachträge,  wohl  die  Namen  später  Verstorbener  verzeichnet  werden. 

Q.  Trebius  Auctus  ist  seinem  Kognomen  zufolge  ein  Freigelassener.  Das  Geuti- 
licium  war  für  Narona  nicht  bezeugt;  es  kommt  auch  sonst  in  Dalmatien  außer  auf 
Veglia1)  und  bei  einem  Fremden  in  Salona2)  nur  noch  in  Iader-Zara  vor,  wo  es  eine 
angesehenere  Familie  führte,  die  auch  mit  Arba  in  Verbindung  stand,  mehrere  Mili- 
tärs gestellt  und  im  1.  Jahrhundert  sowie  in  der  ersten  Hälfte  des  2.  geblüht  hat.3) 
Es  ist  also  möglich,  daß  Auctus  aus  Iader  in  Narona  eingewandert  ist. 

XV.  Zur  Geschichte  der  römischen  Stadt  in  Gradac 

bei  Posusje. 


In  diesen  Mitteilungen  III,  S.  272  ist  die  Vermutung  ausgesprochen  worden,  daß 
die  Anfänge  der  römischen  Stadt  in  Gradac  bei  Posusje  bis  in  die  früheste  Kaiserzeit 
zurückreichen.  Sie  hat  nun  durch  Ziegelfunde  volle  Bestätigung  erfahren.  Das  Landes- 
museum erhielt  von  der  Ruinenstätte  folgende  fünf  Fragmente  von  Pansiana- Falz- 


ziegeln: 1.  PANSIAN-j  2.  P-^  3.  GPNsj  4.  5.  /üS3 y die  nach  den  Aus- 

führungen o.  S.  279  der  Zeit  vor  der  Signierung  der  Erzeugnisse  dieser  Fabrik  mit 
TIPANSIANA  angehören.  Bis  jetzt  stammte  das  älteste  Denkmal  von  Gradac,  die 
Ehreninschrift  des  Kaisers  Claudius  CIL.  III  13880  aus  der  Zeit  zwischen  51  und  54. 

Durch  die  neue  Tatsache  steigert  sich  auch  die  Wahrscheinlichkeit,  daß  das  in 
diesen  Mitteilungen  III,  S.  262,  Fig.  12=  VIII,  S.  70,  Fig.  2 = CIL.  III  13885  (vgl. 
p.  2328 122)  veröffentlichte  Fragment  eines  hervorragenderen  Monumentes  auf  M.  Aemi- 
lius  Lepidus  zu  beziehen  ist,  der  sich  als  Legat  von  Pannonien  unter  dem  Oberkom- 
mando des  Tiberius  während  der  dalmatinisch-pannonischen  Insurrektion  auszeichnete.4) 
Der  früh  den  Römern  zugetane  Ort  mochte  ihm  für  eine  Hilfeleistung  zum  Danke 
verpflichtet  gewesen  sein.  Vielleicht  war  Lepidus  auch  Statthalter  von  Dalmatien. 


9 CIL.  III  3127,  vgl.  n.  10126;  p.  2172,  2328 176. 

2)  CIL.  III  6383. 

3)  CIL.  III  2917  (vgl.  9985).  2918.  2931  (vgl.  p.  1037.  1635). 

4)  E.  Ritterling,  Archäologiscli-epigraphische  Mitteilungen  XX,  S.  6 f . 


290 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


Das  starke  römische  Leben  in  Gradac  erblühte,  wie  Funde  aller  Art  zeigen,1) 
auf  autochthoner  Grundlage. 


XVI.  Eine  abbozzierte  Statue  aus  Loncari. 

Am  15.  Februar  1899  stieß  der  Ortsälteste  Ante  Loncar  in  dem  zu  der  Ge- 
meinde Vinjani  des  Expositurbereiches  Posusje  gehörigen  Ortsteile  (mahala)  Loncari 


Fig.  176  und  177.  Statue  aus  Loncari. 


*)  Vgl.  diese  Mitteilungen  III,  S.  258.  263.  270  f. ; IV,  S.  177  f.  — Über  Funde  von  Drachmen  (Dyr- 
rhachium)  und  republikanischen  Denaren  (Cordia)  daselbst  s.  ebenda  III,  S.  270;  IV,  S.  118;  VIII,  S.  70. 


Patsch.  Archäol.-epigr.  Untersuchungen  zur  Geschichte  der  röm.  Provinz  Dalmatien.  VI.  291 


auf  seinem  etwa  150  Schritte  vom  Friedhofe  entfernten  Grundstücke  beim  Roden  auf  die 
Statue  einer  Frau  (Fig.  176  und  177),  die,  nur  mit  einer  Spanne  Erde  bedeckt,  auf  einer 
sanften  Bodenerhöhung  in  dem  Felsen  wie  in  einer  Gruft  eingelagert  war.  Ringsherum 
lagen  Felsplatten;  von  Mauern,  Ziegeln  o.  dgl.  wurde  in  der  Nähe  nichts  vorgefunden. 
Der  Kopf  der  Statue  war  vom  Rumpfe  getrennt  und  wurde  zum  Pfarrer  von  Vinjani, 
Fra  Tadija  Beljan  übertragen.  Zufällig  setzte  am  Fundtage  eine  heftige,  eisige  Bora 
ein,  die  14  Tage  anhielt.  Die  Bevölkerung  bestürmte  den  Pfarrer,  den  Kopf  auf  den 
Fundort  rückstellen  zu  lassen,  denn  das  Unwetter  habe  „der  alte  Gott  (stari  bog)“  ge- 
sendet, der  über  den  Verlust  seines  Kopfes  zürne.  Auch  die  politische  Behörde  wurde 
um  Intervention  angegangen;  sie  sandte  den  Bösewicht  in  das  Landesmuseum. 

Die  193  m hohe,  also  überlebensgroße  Statue  von  0'555  m Schulterbreite  ist  nur 
abbozziert.  Der  Kopf  und  der  Rumpf  sind  erst  angelegt;  überall  sind  noch  die  Schläge 
des  breiten  Zahnhammers  sichtbar.  Die  Füße  sind  abgeschlagen. 

Die  Frau  stand  ruhig  in  Vordersicht,  das  rechte  Bein,  im  Knie  leicht  gebogen, 
vorsetzend.  Über  der  Stola  umhüllt  den  ganzen  Körper  eine  weite,  faltenreiche  Palla, 
die  im  ersten  Teile  über  die  linke  Schulter  und  über  den  gesenkten  linken  Arm  bis 
zu  der  freigemachten  Hand  nach  vorne  herabfällt,  dann  über  den  Rücken  und  Nacken 
und  die  reckte  Schulter  und  Seite  auf  die  Brust  geführt  und  über  die  linke  Schulter 
in  einer  starken  langen  Falte  auf  den  Rücken  zurückgeworfen  ist.  Der  rechte  Arm 
liegt,  ganz  verhüllt,  auf  der  Brust,  die  Hand  hält  das  Gewand  auf  der  linken  Schulter. 
Im  Haare  tritt  nur  die  breite  Flechte  hervor,  die  vom  Nacken  über  den  Scheitel  ge- 
legt bis  auf  die  Stirne  reicht.  Diese  Haartracht,  die  oben  S.  242,  Fig.  112  und  113  auf  dem 
Kopfe  von  Konjica  wiederkehrt,  war  in  den  beiden  letzten  Dritteln  des  3.  und  in  den 
zwei  ersten  Dezennien  des  4.  Jahrhunderts  in  Rom  Mode.  Die  Statue  sollte  wohl  eine 
Dame  aus  der  Provinzial-  oder  Munizipalaristokratie  darstellen.  Sie  ist  auf  der  Fund- 
stelle erzeugt  worden;  dafür  sprechen  die  oben  mitgeteilten  Fundumstände  und  der 
verwendete  Kalkstein  entspricht  dem  hier  anstehenden.  Die  Arbeitsstätte  war  gut  ge- 
wählt, denn  sie  lag  in  der  Nähe  des  Knotenpunktes  Veliki  Galici,  von  wo  man  in  die 
mit  römischen  Ortschaften  dicht  besetzten  Becken  von  Imotski,  Zupanjac  und  Posusje 
gelangen  konnte.  x) 

Was  den  nicht  ungeschickten  Meister  veranlaßt  hat,  sein  Werk  unvollendet  zu 
lassen  und  in  der  angegebenen  Weise  aufzuheben,  wäre  müßig  ergrtibeln  zu  wollen; 
es  können  ihn  ja  rein  private  Motive  dazu  veranlaßt  haben. 

In  Vinjani  heißt  eine  Stelle  Crkvica  und  ein  Platz  daneben  Grebeni;  hier  kommen 
Ziegelbruchstücke  und  zugerichtete  Steine  vor.  Eine  Säule  soll  von  hier  nach  Imotski 
verkauft  worden  sein.  Daß  die  Gegend  schon  in  vorrömischer  Zeit  besiedelt  war,  be- 
zeugen die  Tumuli  von  Galidi  und  Vinjani;* 2)  die  des  letztgenannten  Ortes  stehen  am 
Wege  nach  Posusje. 

XVII.  Ziegelstempel  aus  Flanona. 

Um  die  zum  größten  Teile  für  unsere  Provinz  neuen  Ziegelstempel,  die  E.  N o- 
wotny  und  P.  Sticotti  in  Valle  di  Fianona  im  Hause  des  Rocco  Basadonna  aufgefun- 
den haben,3)  vor  Vernichtung  zu  bewahren,  suchte  sie  unser  Landesmuseum  zu  erwerben. 

*)  Vgl.  Ballif-Patsch,  Römische  Straßen  in  Bosnien  und  der  Hercegovina  I,  S.  29.  31. 

2)  Radimsky,  Die  prähistorischen  Fundstätten  S.  1GB. 

3)  Vgl.  Arehäologisch-epigraphisehe  Mitteilungen  XIX,  S.  178. 

19* 


292 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


Fig.  178.  Ziegelstempel 
aus  Valle  di  Fianona. 


Das  schönste  Stück,  CIL.  III  13340,  14,  das  die  Darstellung  der  Fortuna  aufwies  und 
aus  der  sonst  nirgends  bezeugten  Fabrik  des  Turranius  Priscus  stammte,  war  leider 
bereits  verschwunden.  Dagegen  erhielten  wir  außer  zwei  bereits  veröffentlichten  (n.  1 
und  2)  von  Basadonna  zwei  neue  Marken,  die  nach  der  Anwesenheit  der  genannten 
Forscher  in  Valle  di  Fianona  zum  Vorschein  gekommen  waren. 

1.  Bruchstück  eines  2 7 cm  starken  blaßroten  Falz- 
ziegels aus  gut  durchgearbeitetem  Lehm.  Der  Stempel 
(Fig.  178)  ist  mit  einer  Metallmatrize  scharf  eingeprägt;  die 
2-7  cm  hohen,  erhabenen,  schönen,  regelmäßigen  Buchstaben 
entsprechen  im  Duktus  völlig  den  Stempeln  der  Fabriken 
Pansiana  und  Solonas;  alle  drei  Ziegeleien  stehen  sich 
unzweifelhaft  zeitlich  sehr  nahe.  Die  Höhe  des  Schildes 
beträgt  33  cm.  Der  Stempelrest  ist,  was  bisher  sowohl 
bei  seiner  ersten  Publikation  als  auch  im  CIL.  III  13340,  1 übersehen  wurde,  nach 
CIL.  IX  6078,  17:  CINNANA  • IVL,  • PR  zu  ergänzen:  Cinnia[na  Iul(ii)  Pri  . . . 

Derselbe  Stempel  liegt  auch  in  folgenden,  bis  jetzt  nicht  erklärten  Fragmenten  vor: 

1.  Pola:  CINNANAIVPR,  Mitteilungen  der  Zentralkommission  1896,  S.  5. 

2.  Salona:  |INNIAI|,  CIL.  III  10183,  59. 

3.  Salona:  CINNlf,  CIL.  III  10183,  15. 

4.  Porto  di  Fianona:  |NAN\  CIL.  III  13340,  16,  wo  die  Ligatur  des  ersten  N 
mit  I übersehen  wurde. 

Damit  ist  eine  neue  nach  Istrien  und  Dalmatien  exportierende  Fabrik,  die  Cin- 
niana  figlina  konstatiert;  sie  gehörte  damals  einem  Iulius  Pri  ....  Ihr  erster  Besitzer 
hieß  Cinna  und  von  ihm  rühren  wohl  die  Ziegel  mit  der  Signatur  CINNiE  her,  die  in 
Dignano, 5)  Tinj* 2)  (südöstlich  von  Zara)  und  in  Salona3)  gefunden  wurden.  Ihm  oder 
seinem  Nachfolger  sind  die  in  Salona  gefundenen  Fragmente  Bull.  Dalm.  1897,  S.  191, 
n.  583  und  1900,  S.  298,  n.  716:  CINN\  zuzuschreiben. 


Fig.  179  und  180.  Ziegelstempel  aus  Valle  di  Fianona. 


2.  Bruchstück  eines  3 cm  starken  rötlichen  Falzziegels  aus  gut  durchgearbeitetem, 
mit  roten  Ziegelpartikeln  durchsetztem  Lehm,  der  schlechter  ist  als  das  Material  der 
Cinniana.  Die  ungleich  (11 — 12  mm)  hohen  erhabenen  Buchstaben  umschließt  ein  recht- 
eckiger erhabener  Rahmen  (Fig.  179).  Der  ganze  Stempel  ist  L9  cm  hoch  und  6-5  cm 
breit,  sonst  nicht  bezeugt  und  enthält  bloß  das  Kognomen  des  Ziegeleibesitzers  Graecin(i). 
Ob  der  wagrechte  Balken  im  C mehr  als  ein  bloßer  Stempelfehler  ist,  können  erst 
weitere  Funde  entscheiden. 


9 CIL.  V 8110,  67. 

2)  CIL.  III  14026  = Bull.  Dalm.  XIV,  S.  62,  n.  2—7  = XXVI,  S.  149. 

3)  Bull.  Dalm.  XXIII,  S.  298,  n.  716. 


Patsch.  Archäol.-epigr.  Untersuchungen  zur  Geschichte  der  röm.  Provinz  Dalmatien.  VI.  293 


in 

d: 


3. ^crrxTR-RlVEROT  = C.  T[i]ti  Hermerot(is),  vgl.  o.  S.  285. 

4.  Bruchstück  eines  2-7  cm  starken  gelblichweißen  Falzziegels  aus  gutem,  mit 
Ziegelbrocken  durchsetztem  Lehm.  Die  2’1  cm  hohen,  gut  geschnittenen  Buchstaben 
(Fig.  180)  sind  mit  einer  Metallmatrize  vertieft  eingeprägt  und  von  modernen  Kritzeleien 
oben  und  rechts  umgeben.  Die  Ergänzung  des  Stempels:  (ü-S-MA,  in  dem  der  erste 
Buchstabenrest  wohl  von  einem  C herrührt,  ist  mir  nicht  gelungen,  da  es  bisher  an 
Analogien  fehlt. 

Anhangsweise  sei  hier  noch  der  Ziegelstempel  CIL.  III  10183,  48  (Salona): 
jFTTATj  emendiert;  er  ist  nach  CIL.  III  3214,  16  und  V 8110,  159:  TB . WTT  • ATT 
zu  lesen. 

Mit  Zustimmung  Professor  0.  Hirschfelds  verweise  ich  die  von  ihm  bei  M. 
Glavinid  in  Zara  besehenen  und  unter  die  Steininschriften  aufgenommenen  Fragmente 
CIL.  III  10154:  [ IVEROIs/  und  10155:  | CLC / unter  die  Tegulae.  Sie  sind  nach  CIL.  V 
8110,  144:  C • TTI • ERIVEROTs,  beziehungsweise  CIL.  III  3214,  2:1)  QCLODAABROs 
zu  ergänzen. 

XVIII.  Eine  römische  Ortschaft  in  Podcrkvina 
(Bezirk  Vlasenica). 

In  der  zum  Bezirke  Vlasenica  gehörigen  Gemeinde  Cikote  weist  der  nächst  dem 
Dorfe  Podcrkvina  gelegene  Hügel  Crkvina  Überreste  verschiedener  Perioden  auf.  Es  be- 
decken ihn  die  Ruinen  eines  Baues,  vielleicht  einer  Kirche,  und  mehr  als  300  mittel- 
alterliche Sepulkralmonumente.  Zwischen  den  letzteren  befand  sich  auch  der  jetzt  in 
das  Landesmuseum  überführte  Grabstein  Fig.  181,  der  wohl  aus  der  nächsten  Umgebung 
stammt  und  vornehmlich  den  Wert  hat,  daß  er  den  Bestand  einer  antiken  Ortschaft 
bei  Podcrkvina  sichert.  Beim  Ausheben  der  Fundamente  für  die  neue  griechisch- 
orthodoxe  Kirche  wurden  auf  dem  Hügel  auch,  wie  mitgeteilt  wurde,  „tief  unter  der 
Erde  vier  alte  eiserne  Sporen,  eine  römische  Bogenfibel  mit  Zwiebelknöpfen  sowie  Mauer- 
reste aufgefunden“. 

Der  Grabstein  bildet  eine  1*77  m hohe,  0-71  m breite  und  0’29  m starke,  jetzt  in 
mehrere  zum  Teil  fehlende  Stücke  geborstene  Platte  aus  Kalkstein,  die  mittels  eines 
Zapfens  in  einem  Lager  senkrecht  aufgestellt  war  und  eine  Bekrönung  trug,  da  in  der 
gerauhten  Oberfläche  ein  Dübelloch  samt  Gußkanal  ausgestemmt  ist.  Die  Ansichts- 
fläche zerfällt  in  zwei  Felder:  in  das  von  einem  profilierten  Rahmen  umgebene,  jetzt 
gänzlich  verwaschene  Inschriftfeld  und  in  ein  oberes  etwas  kleineres  Rechteck  mit  den 
Brustbildern  eines  Ehepaares.  Nach  der  bei  uns  allgemein  verbreiteten  Sitte2)  nimmt 
die  Frau  den  Platz  zur  Rechten  des  Mannes  ein,  dessen  Porträt  zum  größten  Teile 
abgeschlagen  ist,  aber  noch  erkennen  läßt,  daß  er  über  einer  Tunika  mit  einem  falten- 
reichen, auf  der  rechten  Schulter  mit  einer  Fibel  zusammengehefteten  Umwurfe  be- 
kleidet war.  Das  Obergewand  der  Frau,  welche  den  rechten  Arm  mit  ausgestrecktem 
Zeige-  und  Mittelfinger  auf  die  Brust  legt,  bestand  in  einer  langärmeligen  Tunika, 
welche  nach  dem  Verlaufe  der  Falten  zu  urteilen  auf  beiden  Schultern  genestelt  war. 
Ihr  Haar  ist  gewellt  und  unverhüllt.  Dadurch  unterscheidet  sich  ihre  Tracht  von  der 


0 Vgl.  o.  £3.  284  und  diese  Mitteilungen  VI,  S.  236. 

2)  Vgl.  o.  S.  240. 


294 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


der  verheirateten  Frauen  des  Ivangebietes 
trugen.  *) 

Der  Kopf  der  Frau  steht  durch  seine 
Gegensätze  zu  der  unbeholfenen  Bildung  des 


Fig.  181.  Grabstein  aus  Podcrkvina. 


, die  ein  lang  herabfallendes  Kopftuch 

richtigen  Proportionen  in  einem  starken 
Körpers.  Sorgfalt  ist  auch  auf  die  die 
Felder  einfassenden  Bordüren  verwen- 
det worden;  das  Motiv  wechselt  viermal. 
Zwischen  den  Feldern  sind  Rosetten 
aneinandergereiht;  das  obere  Feld  um- 
schließen zwei  verschiedene  Blattgewin- 
de, das  untere  umgibt  ein  schnurartiges 
Ornament. 

Als  weiterer  kleiner  Beitrag  zur 
Ortskunde  des  noch  wenig  bekannten 
Bezirkes  Vlasenica,  den  die  aus  dem 
Sarajevsko  polje  über  die  Romanja  pla- 
nina  ins  Drinatal  führende  römische 
Straße  durchzog,2 3)  sei  noch  angeführt, 
daß  das  Landesmuseum  aus 

Podzepljc, 

südöstlich  von  Vlasenica,  folgende  drei 
Denare  erwarb:  Mussidia,  Babeion  6, 
Postumia,  Babeion  10  und  Vespasian, 
Cohen1  105. 

XIX.  Fibelfunde. 

Aus  der  römischen  Ortschaft  von 

Ustikolina 

bei  Foca3)  erwarb  das  Landesmuseum 
am  7.  November  1900  von  Ibrahim  Omer- 


Fig.  182.  Bronzene  Kniefibel. 


pasic  die  bronzene  Kniefibel  Fig.  182.  Sie  ist  von  trefflicher  Arbeit  und  tadelloser  Erhal- 
tung; nur  die  mittisgrüne  Patina  ist  vom  Finder  stellenweise  abgeschabt  worden.  Der  kräf- 


*)  S.  oben  S.  240. 

2)  Ballif-Patsch,  Römische  Straßen  in  Bosnien  und  der  Hercegovina  I,  S.  38  ff. 

3)  Vgl.  diese  Mitteilungen  V,  S.  239;  Kubitschek,  Wiener  numismatische  Zeitschrift  1897, 


Patsch.  Archäol.-epigr.  Untersuchungen  zur  Geschichte  der  röm.  Provinz  Dalmatien.  VI. 


295 


tige,  mit  einer  gekerbten  Rippe  ausgestattete  Bügel  steigt  von  dem  zylindrischen,  außen 
abgekanteten  Kopfbalken,  mit  dem  ihn  eine  halbkreisförmige  gekerbte  Platte  verbindet, 
steil  auf  und  endet  in  sanftem  Gegenbogen  verlaufend  mit  einem  Knöpfchen.  Das 
breite  volle  Nadelhalterblatt  ist  auf  der  Ansichtsfläche  mit  Tremolierstich  verziert.  Den 

IKopfbalken  beleben  auf  der  Außenseite  eingeritzte  Halbkreise  und  diagonale  Linien. 
Nach  den  kleinen  Ausmaßen  — die  Länge  beträgt  33  cm,  die  Kopf  breite  2 cm, 
die  lichte  Höhe  1'2  cm  — diente  die  Fibel  zum  Zusammennesteln  eines  dünnen  Ge- 
wandes. 

Die  Kniefibel  — in  Einzelheiten  variierend  — war  bei  uns  stark  verbreitet1) 
und  wurde  sowohl  aus  Bronze  wie  aus  Silber  gegossen.2)  Aus  letzterem  Metall  besteht 
auch  das  hier  unter  Fig.  183  wiedergegebene  Exemplar,  das 
sicher  einheimischer,  sonst  aber  nicht  näher  bekannter  Pro- 

Ivenienz  ist.  Es  ist  roher  in  Form  und  Arbeit  als  das  eben 
besprochene  Stück;  doch  muß  man  sich  vor  Augen  halten, 
daß  der  Bauer  mit  seinem  Funde  ganz  barbarisch  umgegan- 
gen ist:  ganze  Späne  wurden  bei  der  stets  erneuten  Metall- 
prüfung abgeschnitten.  Der  Dorn  ist  ganz  abhanden  ge-  Fig  183  Silberne  Kniefibel, 
kommen.  Der  prismatische  Nadelhalter  hat  einen  Einschnitt 

für  die  Nadel  und  eine  rechteckige  Schutzplatte.  Die  Länge  beträgt  3T  cm,  die  Kopf- 
breite l'8cm,  die  lichte  Höhe  1 cm. 

Herr  Torna  Bratic,  Pfarrer  in  Fojnica  bei  Gacko,  spendete  dem  Landesmuseum 
die  schöne  frührömische  zweidornige  Scharnierfibel  Fig.  184  aus  Bronze,  die  ein  Bauer  in 

Kolesko, 

Bezirk  Nevesinje,  ausgeackert  hat.  Wiewohl  sie  nach 
den  Abnützungsspuren  lange  im  Gebrauche  gestanden 
hat,  funktioniert  sie  noch  jetzt  tadellos.  Der  Bügel 
steigt  von  einer  großen  rechteckigen  Kopfplatte,  die 
unten  um  ein  beiderseits  mit  je  einem  Ringe  abge- 
schlossenes Querstäbchen  gebogen  ist,  stark  an  und 
verjüngt  sich  in  ebensolchem  Abfalle  zu  einem  durch 
Einkerbungen  hervorgehobenen  und  gegliederten  Fuße, 
der  sich  am  anderen  Ende  in  eine  horizontal  um- 
gebogene Nadelrinne  mit  aufgebogenen  Rändern  er- 
weitert. Die  einfache,  aber  gefällige  Ausschmückung 
des  Bügels  gibt  die  Abbildung  wieder.  Die  Länge  der  Fibel  beträgt  6’8  cm,  ihre 
Höhe  2-5  cm  und  der  Abstand  von  Bügel  und  Nadel  2 cm.  Die  Kopfplatte  ist  l-25  cm 
hoch  und  2‘6  cm  breit. 

• • 

Wegen  der  Nähe  der  in  Frage  kommenden  Örtlichkeit  sei  hier  die  folgende 
Richtigstellung  angefügt. 

Die  von  S.  Kosanovi6,  Glasnik  srpskog  ucenog  drustva  1871,  S.  185  f.  angeführte 
Inschrift:  „Na  Zalomu  (u  Nevesinju)  ima  jedan  dosta  golem  spomenik  i na  njemu  pise 
latinski,  kako  je  neki  Maksim  zivio  20  godina  a rodom  je  iz  Marselja  (Marseille), 
te  taj  spomenik  nacinio  sebi  i svojima“  ist  identisch  mit  dem  auf  einem  Hügel  bei 


Fig.  184.  Zweidoruige  Scharnierfibel 
aus  Bronze. 


9 Vgl.  H.  Kellner,  diese  Mitteilungen  V,  S.  14'J. 
2)  Diese  Mitteilungen  VII,  S.  69,  Fig.  42. 


296 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


Grabovica,  südlich  von  Zalom,  gefundenen  Grabsteine  CIL.  III  2766c1 2)  = 8386  = 12775- ) 
D(is )]  M( anibus)  s(acrum).  [ A]el(ius ) Maximus  et  Ael(ia)  Tatta  p(arentes)  Ael(iae) 
Marcellae  f(iliae)  def(unctae)  an(norum)  XX  vivi  sepulcr(um)  fecer(unt)  et  sibi  et 
suis.  Damit  entfällt  die  Kunde  von  einem  in  Zalom  ansässigen  „Maximus  aus  Mas- 
silia“;3)  das  Kognomen  Marcellae  hat  die  Mystifikation  verursacht. 

Die  infolge  der  Angabe  von  Ivosanovic  im  Aufträge  des  Landesmuseums  an- 
gestellten  Nachforschungen  in 

Zalom, 

die  zu  der  obigen  Identifikation  führten,  ergaben  auch,  daß  daselbst  nach  einem  Be- 
richte des  Bezirksamtes  Nevesinje  keine  übertag  merkbaren  Reste  aus  römischer  Zeit 
nachweisbar  sind.  An  älteren  Bauwerken  befindet  sich  im  Dorfe  nur  das  von  Gjorgjo 
Ivatid  bewohnte  Haus,  eine  adaptierte  türkische  Ruine,  unter  deren  minderwertigen 
Steinmetzarbeiten  bloß  die  Bogenstellung  des  Hofeinganges  von  einigem  Interesse  ist. 
Außerdem  liegt  bei  der  Kirche  ein  mittelalterlicher  Grabstein  von  0*90  m Höhe,  155  m 
Breite  und  060  m Stärke  mit  der  Darstellung  eines  Reiters,  der  auf  einen  Vogel  zielt. 

Vorrömischen  Ursprungs  dürfte  das  zweite  Element  der  Namen  des  Ortes  Za-lom 
und  des  Wasserlaufes  Za-lomski  potok  sein;  vgl.  die  beiden  Lom  in  Bulgarien,  welche 
die  alte  Bezeichnung  Almus  bewahrt  haben.4) 

Aus 

Bila 

im  Bezirke  Travnik,  dessen  römische  Orte  A.  Hoff  er  mit  gewohnter  Sorgfalt  unter- 
sucht hat,5)  stammt  die  Tierfibel  Fig.  185,  die  Herr  Steueramtsoffizial  Simo  Jeremic  in 

2üepöe  dem  Landesmuseum  gespendet  hat.  Den  Bügel 
bildet  der  Leib  eines  Pferdchens,  der,  wie  man  an  einzel- 
nen Stellen  noch  erkennen  kann,  doch  naturalistischer  ge- 
bildet war,  als  man  beim  ersten  Anblick  des  stark  ver- 
wetzten  Stückes  sagen  möchte.  Die  Vorderbeine  gehen 
in  den  seitwärts  eingeschnittenen  Nadelhalter  über;  die 
Hinterbeine  fehlen;  ein  Wulst  vermittelt  hier  den  Über- 
gang zum  Scharnier.  Die  Fibel  hat  bei  einer  Gesamt- 
länge von  4’4  cm  nur  0'7  cm  lichte  Höhe.  Ein  analoges 
Exemplar,  jedoch  mit  geschirrtem  Pferdchen  wurde  in  Ilidze  bei  Sarajevo  gefunden.6) 


Fig-.  185.  Bronzene  Tierfibel. 


XX,  Dalmatien  und  Nord westafrika. 

Platte  (Fig.  186)  aus  iveißem  Kalkstein  von  0'735m  Plöhe,  0'41  m Breite  und  0-08m 
Stärke  mit  006  m hohem  Zapfen  behufs  Befestigung  in  einem  Lager.  Oben  und  rechts 

*)  Der  hier  genannte  „proxenus  imperatoris  (Jalloruni  Mostarensis“  hieß  Valerian  Bezobrazov,  vgl. 
Kosanovic  a.  a.  O.  S.  186. 

2)  Vgl.  diese  Mitteilungen  VIII,  S.  105. 

3)  Vgl.  auch  Jirecek,  Die  Handelsstraßen  und  Bergwerke  von  Serbien  und  Bosnien  während  des 
Mittelalters  S.  33  f.,  Anm.  291. 

4)  H.  Kiepert,  Formae  orbis  antiqui  XVII,  Beiblatt  S.  3;  Jirecek,  Die  Romanen  in  den  Städten 
Dalmatiens  während  des  Mittelalters  I,  S.  33.  Über  noch  gebrauchte  antike  Fluß-  und  Bachnamen  in 
Bosnien  und  Herzegowina  vgl.  diese  Mitteilungen  VIH,  S.  128  ff. 

5)  Vgl.  diese  Mitteilungen  V,  S.  242  ff. 

")  Kellner,  diese  Mitteilungen  V,  S.  148,  Fig.  47 d. 


Patsch.  Archiiol.-epigr.  Untersuchungen  zur  Geschichte  der  röm.  Provinz  Dalmatien.  VI. 


297 


glatt,  links  und  rückwärts  rauh.  Das  nicht  vertiefte  Inschriftfeld  umgeben  eine  Hohl- 
kehle und  ein  glatter  Rahmen.  Darüber  erhebt  sich  ein  von  glatten  Leisten  gebildeter 
Giebel  mit  einer  Rosette  in  der  Mitte  und  je  einem  Blatte  in  den  Seitenwinkeln.  Die  letzt- 
genannte Zier  wiederholt  sich  in  den  Zwickeln  links  und  rechts  vom  Dreieck.  Die 
Zeilen  sind  leicht  vorgerissen,  die  Buchstaben  gut,  aber  unbedacht  disponiert;  die  Liga- 
turen in  Zeile  3 und  4 waren  in  Anbetracht  der  zur  Verfügung  stehenden  Fläche  un- 
nötig. Die  Unachtsamkeit  des  Steinmetzen  zeigt  sich  auch  darin,  daß  er  in  Zeile  10 
die  Interpunktion  vergaß  und  in  Zeile  4 und  10  erst  falsche  Buchstaben  einmeißelte, 
die  er  dann  zu  eradieren  versuchte. 


D(is)  M(anibus)  s(acrum). 

Q.  Publici- 

us  Aemili- 

anus  rhe- 

tor  natio- 

nem  Afer 

vixit  an(nos) 

XLVII  menses 
VIII1  dies  VII  ho- 
rcts  noctis  V. 


Salona. 


Der  Steiu  wurde  in  Salona  gefunden  und  befindet  sich  jetzt  im  Agramer  National- 
museum. Trotz  oder  wohl  vielmehr  wegen  seiner  guten  Erhaltung  ist  er  CIL.  III 
2127  a (vgl.  p.  1509)  nicht  vollkommen  korrekt  veröffentlicht  worden:  die  leichte  Les- 
barkeit der  Inschrift  mochte  ein  schärferes  Zusehen  unnötig  erscheinen  lassen.  Wir 
geben  sie  in  der  vorstehenden  Faksimilezeichnung  jedoch  vornehmlich  aus  dem  Grunde 
wieder,  um  die  Aufmerksamkeit  Funden  (insbesondere  Münzen)  zuzuwenden,  die,  bis 
jetzt  bei  uns  nicht  genug  beachtet,  über  die  Wechselbeziehungen  zwischen  Dalmatien 
und  Nordwestafrika  (d.  i.  Afrika  im  engeren  Sinne,  Numidien  und  den  beiden  Maure- 
tanien) mannigfachen  Aufschluß  geben  können. 

Daß  Verbindungen  verschiedener  Art  zwischen  unserer  Provinz  und  der  südwest- 
lichen Mittelmeerküste  bestanden  haben,  ist  bei  der  hervorragenden  Bedeutung  Afrikas 


298 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


und  Numidiens  für  das  Reich  und  den  weitreichenden  Beziehungen  dieser  Länder1) 
von  vorneherein  unzweifelhaft.  Eine  Art  derselben  ersehen  wir  aus  dem  obigen  Grab- 
steine. Der  Rhetor  Q.  Publicius  Aemilianus,  ein  Landsmann  und  Collega  Frontos,  des 
Prinzenerziehers  am  Hofe  des  Kaisers  Antoninus  Pius,  wird  wohl  nicht  allein  die  Dal- 
matiner mit  dem  afrikanischen  Latein2)  vertraut  gemacht  haben,  produzierte  doch  seine 
Heimat  Professoren  in  großer  Menge  und  war  das  litorale  Dalmatien  reich  und  früh- 
zeitig romanisiert,  also  für  wandernde  Schulmeister  zum  mindesten  ebenso  anziehend 
wie  z.  B.  Britannien.3) 

Auf  einen  anderen  Verkehr  der  beiden  Küstengebiete  habe  ich  bereits  in  diesen 
Mitteilungen  VI,  S.  264  hingewiesen.  Es  ist  daselbst  daraus,  daß  der  aus  Rusicade 
bei  Cirta  in  Numidien  stammende  Präfekt  der  in  Bereczk  am  Ojtozpasse  in  Sieben- 
bürgen stehenden  cohors  I Bracaraugustanorum,  Ti.  Claudius  Claudianus4)  in  Narona 
den  Altar  CIL.  III  1773  gestiftet  hat,  der  Schluß  gezogen  werden,  daß  Claudianus  auf 
einer  Reise  nach  oder  von  seiner  Heimat  Dalmatien  passiert  habe;  und  diesen  Fall 
des  Transitverkehres  haben  wir  mit  Hinblick  auf  die  geographisch  günstige  Lage  des 
Landes  verallgemeinern  zu  dürfen  geglaubt,  so  daß  ein  häutigerer  Schiffsverkehr  zwischen 
den  dalmatinischen  und  afrikanischen  Häfen  stattgefunden  hätte.  Diese  Annahme  wird 
nun  durch  Münzen  und  Inschriften  bestätigt. 

In  Dalmatien  und  in  der  Herzegowina  wird  nicht  selten  numidisches  und  maure- 
tanisches Silbergeld  gefunden.  Dem  Landesmuseum  gelang  es,  folgende  Stücke  zu  er- 
werben : 

a)  Iuba  I von  Numidien  (60 — 46  v.  Chr.). 

Avers:  REX  • IVBA.  Büste  des  Königs  mit  geschultertem  Szepter  n.  r. 

Revers:  Tempel  und  neupunische  Legende.  Vgl.  B.  Head,  Historia  numorum  S.  744, 
Fig.  399. 

Je  1 Stück  stammt  aus  Drijenjani  (Bezirk  Ljubinje),  und  aus  der  Umgebung  von 
Vares,  2 aus  der  Kollektion  Vucemilovi6,  deren  Sammelbezirk  Mitteldalmatien  war.5) 

b)  Ptolemaeus  von  Mauretanien  (23 — 40  n.  Chr.). 

Avers:  REX  PTOLEMAEVS.  Kopf  des  Königs  n.  r. 

Revers:  R • A -I.  Palme.  Vgl.  Head  a.  a.  O.  S.  747. 

1 Stück  gefunden  in  Arslanagica  most,  Bezirk  Trebinje. 

Darnach  hat  der  Verkehr  frühzeitig6)  begonnen,  und  daß  er  bis  in  die  späte 
Kaiserzeit  aufrecht  erhalten  wurde,  bezeugen  nachstehende  teils  in  Dalmatien,  teils  in 

0 Vgl.  J.  Jung,  Zu  Tertullians  auswärtigen  Beziehungen.  Wiener  Studien,  S.  231  ff. 

2)  Mommsen,  Rom.  Geschichte  V,  S.  (556  f.;  W.  Kroll,  Rhein.  Museum  1897,  S.  569  ft". 

3)  Vgl.  Mommsen  a.  a.  O.  S.  177. 

4)  Die  von  Jung,  Fasten  der  Provinz  Dacien  S.  57  f.  vorgeschlagene  Identifizierung  des  Kohorten- 
präfekten von  Narona  mit  dem  späteren  aus  Rusicade  gebürtigen  Statthalter  von  Pannonien  gleichen 
Namens  hat  Ritterling,  Archäol.-epigr.  Mitteilungen  XX,  S.  38,  Anm.  98  als  „sehr  zweifelhaft“  be- 
zeichnet. Für  einen  Mann  „ritterlicher  Geburt“  paßt  aber  die  ritterliche  Präfektur.  Für  Professor  Jung 
war,  wie  er  mir  mitteilt,  besonders  der  Umstand  von  Gewicht,  daß  Claudian  auch  Legat  der  beiden 
dazischen  Legionen  war.  Die  Kenntnis  von  Land  und  Leuten,  die  er  sich  als  Präfekt  erworben  hatte, 

konnte  ihn  dazu  empfohlen  haben. 

6)  Vgl.  diese  Mitteilungen  VIII,  S.  83. 

6)  In  eine  noch  ältere  Periode  würden  uns  die  Funde  von  karthaginischen  und  numidischen  Münzen 
in  Vrankamen  bei  Krupa  (Bosnien.  Sehatzfund.  Truhelka,  diese  Mitteilungen  I,  S.  184  ft’.),  in  Mazin 
(Lika.  Schatzfund.  J.  Brunsmid,  Vjesnik  1896/7  S.  42  ff.,  1899/1900  S.  80  ft".,  1902  S.  167  ft".;  Patsch,  Die 
Lika  in  röm.  Zeit  Sp.  52  ff.;  M.  Bahrfeldt,  Der  Münzfund  von  Mazin),  Kula  (Lika.  Wohl  ebenfalls  ein 
Schatzfund.  Patsch  a.  a.  O.  Sp.  61),  Zvonigrad  (Lika.  Vereinzelt.  Patsch  a.  a.  O.  Sp.  50  f.),  D.  Unac, 
Prijedor,  Strupnic  bei  Livno  (sämtlich  in  Bosnien.  Vereinzelt.  Im  Landesmuseum)  usw.  führen;  doch 


Patsch.  Archäol.-epigr.  Untersuchungen  zur  Geschichte  der  röm.  Provinz  Dalmatien.  VI. 


299 


Afrika  gefundene  Inschriften,  auf  denen  die  Origo  der  Ausgewanderten  entweder  direkt 
oder  durch  das  Gentilieium  oder  durch  das  Cognomen  verbürgt  ist. 

1.  CIL.  III  13137  (Salona,  christlich):  Aurr.  Mfajrcianus  YimHIN1)  civis  Afer 
et  Quintina  uxor  ei[ujs  vivi  sibi  hanc  piscinam  virginem  a se  conparatam  constituerunt. 

2.  CIL.  III  6386  (Salona):  D.  M.  M.  Africano2)  Mercurio  et  Statiae  Marinae 
parent.  G.  Tettius  Valerian.  fil.  b.  m.  p. 

3.  CIL.  III  14253  (Salona.  „Litteris  saec.  III  exeuntis  vel  IV  incipientis“  Hirsch- 
feld): Africano  def.  mes.  VIII  Aurelia  Fortunata  et  Aurelius  Saturninus  filio  infeli- 
cissimo. 

4.  CIL.  III  14252  (Salona):  ....  Afri [canusf]  et  Suru [s  . . . 

5.  CIL.  III  3190  (vgl.  p.  1650.  2275. 3 4)  Unbekannten  Fundes):  M.  Servenio  Punico 
posuit  M.  Servenius  Doctus  fil. 

In  Afrika  lassen  sich  hinwiederum  folgende  dalmatinische  Privatpersonen  nach- 
weisen. 

1.  CIL.  VIII  13603  (Carthago):  Dalmatius  in  pace  et  paradissu  fidelis  in  deo 
vixit  annis  .... 

2.  CIL.  VIII  14144  (Carthago,  ebenfalls  christlich):  Dalmatius  fidelis  in  pace. 

3.  CIL.  VIII  2998  (Lambaesis):  Valerio  Pri [s] ciano,  qui  vixit  ann.  V mens.  X 
diebus  VI,  Valerius  * Priscininianus  speculato [r] pater  dulcisimo  filio  fecit.  Dalmati! 
s(it)  t(ibi)  t(erra)  l(evis)A) 

4.  CIL.  VIII  14922:  Saturno  Aug.  sacr.  Caecilius  Felix  Saturnini  Pantonis  fil. 
sacerdos  v.  s.  I.  m. 

5.  CIL.  VIII  15026:  ....  Caeciljius  Sa[turninus]  Pantonis  f.  sacerdos  v.  s.  I.  a. 

Das  zweite  Kognomen  Panto  des  Vaters  der  beiden  Brüder  (u.  4 und  5)  kommt 

nur  in  Dalmatien  vor,  wo  es  als  Frauen-  und  Männerbezeichnung  zu  den  häufigeren 
enchorischen  Namen  zählt.5)  Der  Alte  stammte  wohl  noch  selbst  aus  unserer  Provinz, 
doch  hat  er  sich  durch  die  Annahme  des  in  Afrika  so  beliebten  Namens  Saturninus 
bereits  den  Verhältnissen  der  neuen  Heimat  anbequemt.  Seine  Söhne  sind  dann  als 
Priester  an  dem  großen  Heiligtum  des  Saturnus-Baal  bei  Thignica  in  der  Prokonsular- 
provinz volle  Afrikaner  geworden.6) 

Ein  Illyrier  ist  dem  Kognomen  zufolge  auch  der  Dedikant  der  Stele  CIL.  VIII 
8367  (Igilgili):  Q.  Baebius  Bato  v.  s.  I.  a.;  doch  braucht  er  nicht  aus  Dalmatien  zu 

befinden  sich  in  den  Schatzfunden  auch  sehr  zahlreiche  ägyptische,  sizilische,  italische  und  römische 
Stücke.  Die  Bronzen,  die  nicht  als  Geld,  sondern  als  Rohmaterial  für  Metallarbeiter  (vgl.  Patsch  a.  a.  O. 
Sp.  52  f.)  importiert  wurden,  sind  also  höchstwahrscheinlich  durch  Zwischenhändler  zu  uns  gelangt. 

0 „Subest  fortasse  oppidi  Africani  nomen“  Hirschfeld. 

2)  Vgl.  E.  Hübner,  Nomina  gentilicia  in  anus.  Ephem.  epigraph.  II,  S.  31. 

3)  Vgl.  P.  Sticotti,  Archäol.-epigr.  Mitteilungen  XVIII,  S.  98. 

4)  „Dalmatius  mihi  signum  est  Prisciani“  G.  Wilmans.  Ein  analoges  Agnomen  bietet  CIL.  VIII  8562 
(Sitifis):  D.  M.  s.  Fortunatus  qui  et  Dacus  v.  a.  XXII  m.  X d.  XX  . . . Vgl.  auch  Anm.  6. 

s)  Vgl.  diese  Mitteilungen  VII,  S.  124.  146  und  A.  Holder,  Altceltischer  Sprachschatz  s.  v.  Panto. 

6)  Ebensolche  naturalisierte  Afrikaner  sind  auch  der  beneficiarius  consularis  der  leg.  III  Augusta 
M.  Valerius  Aquileiensis  aus  Theveste  und  der  quaestionarius  der  nämlichen  Legion  P.  Aelius  Tauriscus 
aus  Sufetula  in  CIL.  VIII  2586,21.50  (Lambaesis).  Zu  letzterem  vgl.  auch  CIL.  VIII  7464  (Cirta):  G.  Julius 
Taurisc(i)  f.  v.  a.  LXX.  Ein  sehr  interessanter  „Afrikaner“  ist  auch  der  „Costobocio“  in  CIL.  VIII  14667 
(Simitthus):  1).]  M.  s.  [.  . Saljlustius  C.  f.  Q.  For  [tun] atianus  Costob[oci]o,  quod  inter  Cos [t]o[boc(os) 
njutritus  sit  . . . Über  die  an  den  Grenzen  Daziens  seßhaften  Koistoboker  und  ihre  Verheerung  der 
Balkanhalbinsel  unter  K.  Marcus  Aurelius  vgl.  Iv.  Mü  lienhoff,  Deutsche  Altertumskunde  II,  S.  83  ff. ; 
R.  Heberdey,  Archäol.-epigr.  Mitteilungen  XIII,  S.  186  ff.;  Patsch,  diese  Mitteilungen  VIII,  S.  125. 


300 


I.  Archäologie  und  Geschichte. 


stammen,  da  der  Name  Bato  auch  in  den  anderen  Provinzen  des  illyrischen  Sprach- 
gebietes vorkommt. x) 

Wie  ein  Teil  der  Dalmatiner  nach  Afrika  kam,  läßt  schon  oben  S.  299,  n.  3 er- 
kennen: Der  Militärdienst,  eines  der  stärksten  Bande  des  Reiches,  schlug  auch  hier 
eine  Brücke  über  das  Mittelmeer.  Diese  wurde  umso  häufiger  begangen,  als  zwei 
dalmatinische  Kohorten,  die  coh.  VI* 2)  und  VII3)  Delmatarum,  zum  mindesten  im 
1.  Jahrhundert  n.  Chr.  im  mauretanischen  Cäsarea  standen4)  und  ihnen  die  Rekruten 
aus  der  Heimat  nachgeschickt5)  wurden.  Da  die  Konskriptionsbezirke  auch  das 
dalmatinische  Binnenland  wie  das  Gebiet  der  Mäzeer  am  Vrbas  umfaßten,6)  wurde 
Afrika  damals  selbst  in  Gegenden  populär,  wo  jetzt  nicht  einmal  der  Name  verstan- 
den wird. 

Ob  Afrikaner  im  Militärverbande  nach  Dalmatien  gekommen  sind,  ist  ungewiß. 
Man  könnte  hierfür  nur  das  Fragment  CIL.  III  8761  = 12832  (Salona):  L.  Val [erius] 
L.  f.  lern [psalj , dom(o)  D . . . .,  mil(es)  le[g(ionis ) ....  wegen  des  Kognomens  des 
Mannes  anführen,  denn  in  dem  „titulus  cohortis  cuiusdem  Maurorum“  CIL.  III  9539 

(Salona):  ....  Victorinu [s .]  Maurorum  e [q(uitatae)f  kann  der  Kommandant 

genannt  gewesen  sein,  dessen  in  Salona  gedacht  wurde,  weil  es  sein  Geburtsort  war. 
Auf  die  Garnison  der  Kohorte  selbst  kann  daraus  kein  Schluß  gezogen  werden. 

Nach  A.  von  Domaszewski 7)  ist  in  der  zweiten  Hälfte  des  3.  Jahrhunderts  der 
Kult  des  illyrischen  Gottes  Silvanus,  den  bekanntlich  auch  Dalmatien  sehr  verehrt  hat, 
durch  illyrische  Offiziere  nach  Lambaesis  gelangt.  Eben  da  ist  schon  früher  auch 
ein  spezifisch  dalmatinischer  Lokalgott,  der  alte,  in  Risinium-Risano  hochgehaltene  Kriegs- 
gott Medaurus8)  eingebürgert  worden.  Zwei  Inschriften  nennen  ihn  daselbst  in  einer 
eigenen  Kapelle  einer  großen  Tempelanlage.  Die  eine,  CIL.  VIII  2642,  enthält  nur 
den  Namen  des  Gottes;  die  zweite,  CIL.  VIII  2581,  ist  von  einem  im  Jahre  167  am- 
tierenden Legaten  von  Numidien  gestiftet  worden,  dessen  Name  auf  dem  Denkmale 
getilgt  wurde.9)  Der  Gemaßregelte  war,  wie  aus  seinen  Weihegedichten  hervorgeht, 
ein  Dalmatiner  aus  Risinium, 10)  der  an  seinem  vaterländischen  Nuruen  mit  Treue  hing. 

Der  Ehre  einer  Statthalterschaft  in  Afrika  sind  auch  noch  andere  Dalmatiner 
teilhaft  geworden. 

Dem  auch  als  Juristen  bekannten  Prokonsul  von  Afrika,  C.  Oetavius  Tidius  Tos- 
sianus  L.  Javolenus  Priscus  ließ  unter  Trajan  ein  Freund  in  Nedinum  (j.  Nadin,  öst- 
lich von  Zara)  letztwillig  das  Ehrendenkmal  CIL.  III  2864  = 9960  (vgl.  p.  2168)  errich- 
ten. Da  er  in  Dalmatien  selbst  kein  Amt  bekleidete,  so  schloß  Hirschfeld11)  daraus 
mit  Recht,  daß  Javolenus  aus  dem  Städtchen  gebürtig  war. 

b Vgl.  diese  Mitteilungen  VII,  S.  152;  P.  Kretschmer,  Einleitung  in  die  Geschichte  der  griechi- 
schen Sprache  S.  245  f.  253. 

2)  OIL.  VIII  9377  ==  Dessau,  ILS.  2576  = R.  Cagnat,  L’armee  Romaine  d’Afrique  S.  297,  Taf. 

Fig.  2. 

3)  CIL.  VIII  9384.  21040  = Dessau  2577  = R.  Cagnat  a.  a.  O.  Fig.  3. 

4)  Cagnat  a.  a.  O.  S.  301;  Cichorius,  Pauly- Wissowa  s.  v.  cohors,  Sp.  283. 

5)  Vgl.  diese  Mitteilungen  VII,  S.  57. 

6)  A.  a.  O.  S.  56. 

7)  Die  Religion  des  römischen  Heeres  S.  80. 

s)  Vgl.  Jahreshefte  des  österr.  archäol.  Institutes  1903,  Beiblatt  Sp.  71  ff.;  Kubitschek,  Mittei 
lungen  der  Zentralkommission  1903,  Sp.  170  ff. 

9)  Vgl.  Mommsen,  CIL.  VIII,  Index  p.  1066;  W.  Liebenam,  Forschungen  zur  Verwaltungs- 
geschichte  des  röm.  Kaiserreiches  I,  S.  312. 

10)  Vgl.  Mommsen,  CIL.  III  p.  285. 

11)  Vgl.  auch  H.  Dessau,  Prosopograpliia  imperii  Romani  H,  S.  428  n.  40. 


Patsch.  Archäol.-epigr.  Untersuchungen  zur  Geschichte  der  röm.  Provinz  Dalmatien.  VI.  301 


Im  Jahre  375  wurde  in  Salona  der  „ex  proconsule  Africae“  Constantius  bestattet 
(CIL.  III  9506);  im  selben  Sarkophage  ruhte  auch  seine  Gemahlin  Honoria.  Er  zog 
sich  also  mit  seiner  Familie  nach  unserer  Provinzialhauptstadt  zurück,  weil  er  entweder 
in  einem  früheren  Amte  Dalmatien  liebgewonnen  hatte,  oder  aber  weil  das  Land  seine 
Heimat  war. 

Auch  diese  hohen  Stellungen  sind,  wie  das  Beispiel  des  erstgenannten  Würden- 
trägers zeigt,  auf  die  Mannigfaltigkeit  und  wohl  auch  auf  die  Intensität  der  Wechsel- 
beziehungen zwischen  unseren  Gebieten  von  Einfluß  gewesen.  Das  starke  Heimat- 
gefühl kann  wie  dem  Gotte  so  auch  den  in  Afrika  weilenden  Dalmatinern  zustatten 
gekommen  sein.  Manche  mochte  die  einflußreiche  Position  des  Landsmannes  zur  An- 
oder Übersiedlung  bewogen  haben.  Von  Javolenus  berichtet  Julianus,  Dig.  40,  2,  5: 
cum  meminissem  Iavolenum  praeceptorem  meum  et  in  Africa  et  in  Syria  servos  suos 
manumisisse. J)  Unter  den  Freigelassenen  können  auch  Leute  aus  Dalmatien  gewesen 
sein,  die  dann  in  Afrika  blieben.  Umgekehrt  wird  Constantius  wenigstens  ein  Teil  der 
Dienerschaft,  die  er  in  Afrika  gehabt  hat,  nach  Salona  gefolgt  sein. 

Für  diese  Art  von  Menschenübertragung  kommen  natürlich  auch  solche  Landes- 
chefs in  Betracht,  welche,  ohne  geborene  Afrikaner  oder  Dalmatiner  zu  sein,  die  in 
Rede  stehenden  Provinzen  nacheinander  verwaltet  haben,  insbesondere  dann,  wenn 
dies  wie  bei  dem  Historiker  Cassius  Dio2)  unmittelbar  nacheinander  erfolgte.  Wie  auf 
diese  Weise  Dalmatien  fremdes  Volkstum  zugeführt  wurde,  veranschaulicht  recht  deut- 
lich die  Statthalterschaft  (51/52  n.  Chr.)  des  seiner  Herkunft  nach  unbekannten  P.  An- 
teius  Rufus.3)  Von  seinen  damals  freigelassenen  Orientalen  ist,  wie  die  in  diesen  Mit- 
teilungen V,  S.  192,  zusammengestellten  Inschriften  bekunden,  eine  ganze  Reihe  bei 
uns  dauernd  zurückgeblieben. 

Fügen  wir  zu  den  vorstehenden  Notizen  noch  die  Gladiatoreninschrift  von  Salona 
CIL.  III  8825  (vgl.  p.  2136):  D.  M.  Crinito  secutori  nat(ione)  Afer  an(norum)  XX 
pug(narum)  II  o(bito)  Afidia  posuit  de  sua  sibi  frugalitate  b(ene)  m(erenti)  p(osuit) 
hinzu,  so  ergibt  sich  schon  jetzt  ein  nicht  uninteressanter  dalmatinisch -afrikanischer 
Beitrag  zur  Geschichte  des  Mittelmeerverkehres; 4)  ihn  zu  vertiefen,  muß  umso  an- 
ziehender erscheinen,  als  solche  Untersuchungen  sowohl  die  Stärke  des  Gefüges  des 
Reiches5)  zeigen,  als  auch  für  spezielle  wie  linguistische  Fragen  von  Wert  sein  können. 


’)  Daß  er  dies  auch  in  Rom  tat,  zeigen  CIL.  VI,  2184.  10,  2185.8,  19663 — 19665,  19667;  XIV  2546, 
vgl.  Dessau  a.  a.  0. 

s)  Vgl.  Liebenam  a.  a.  O.  S.  163  f.;  Ritterling,  Archäol.-epigr.  Mitteilungen  XX,  S.  39;  E.  Klebs, 
Prosopographia  I,  S.  413,  n.  419. 

3)  Zu  seinem  Kognomen  vgl.  CIL.  III  14987 1. 

4)  Vgl.  v.  Domaszewski,  Rhein.  Museum  1903,  S.  382  ff. 

G)  Vgl.  Jung,  Wiener  Studien  S.  232. 


II.  TEIL. 


NATURWISSENSCHAFT. 


Die  geologische  Entwicklung  der  Braunkohlenablagerung 

von  Zenica  in  Bosnien. 

Von 

Dr.  Friedrich  Katzer, 

bosn. -herzeg.  Landesgeologen. 


Die  im  Sommer  1901  vorgenommene  geologische  Kartierung  eines  großen  Teiles 
der  ausgedehnten  Zenica-Sarajevoer  Braunkohlenablagerung  gab  Anlaß  zu  Aufsamm- 
lungen der  in  gewissen  Schichten  reichlich  auftretenden  Fossilien,  von  welchen  ins- 
besondere die  Pflanzenversteinerungen  an  mehreren  Punkten  systematisch  ausgebeutet 
wurden.  Die  Bestimmung  und  Bearbeitung  dieser  Reste  wurde  von  dem  ausgezeich- 
neten Kenner  der  tertiären  Floren,  Prof.  H.  Engelhardt  in  Dresden,  übernommen, 
dessen  bezügliche  Abhandlung1)  einen  weiteren  wichtigen  Beitrag  zur  Kenntnis  der 
fossilen  Pflanzenwelt  Bosniens  bedeutet. 

Da  die  von  Prof.  Engelhardt  beschriebene  Flora  nicht  nur  von  verschiedenen 
Fundpunkten,  sondern  auch  aus  Schichten  von  ziemlich  verschiedenem  Alter  stammt, 
so  gelangen  die  phytopaläontologischen  Ergebnisse  zur  vollen  Geltung  erst  bei  Berück- 
sichtigung der  stratigraphischen  Verhältnisse  der  Gesteinsreihe,  auf  welche  sich  die 
fossilen  Pflanzenreste  verteilen.  Es  dürfte  daher  nicht  unerwünscht  sein,  den  geo- 
logischen Aufbau  der  Zenica-Sarajevoer  Braunkohlenablagerung  etwas  näher  kennen 
zu  lernen. 

Die  ihres  Reichtums  an  hochwertigen  Braunkohlen  wegen  wichtige  Ablagerung 
besitzt  in  ihren  verschiedenen  Teilen  eine  ungleiche  Entwicklung,  was  sich  aus  den 
wechselnden  Bildungsverhältnissen  innerhalb  der  umfangreichen  Ablagerungsstätte  leicht 
erklärt.  In  der  engeren  Umgebung  von  Zenica  ist  der  Aufbau  namentlich  in 
bezug  auf  die  Flötzführung  reich  gegliedert  und  stellt  sich  wie  folgt  dar: 

Das  tiefste  Schichtenglied  sind  grüngraue  bis  dunkelgrüne,  fein-  bis  mittel- 
körnige Sandsteine  mit  mergeligem  Bindemittel,  welche,  von  Mergelschiefern  durch- 
schossen, nach  oben  in  lettige  Mergel  übergehen  und  namentlich  in  der  tieferen  Ab- 
teilung von  konglome  ratigen  Lagen  durchsetzt  werden.  Den  Hauptbestandteil  der 
meist  mürben  Sand  steine  bildet  chloritisierter  Detritus  von  basischen  Eruptivgesteinen 
Diabas,  Gabbro,  Melaphyr)  und  von  Serpentin,  welche  die  Farbe  des  Gesteins  be- 
dingen. Der  zuweilen  recht  bedeutende  Glimmergehalt  erteilt  manchen  Lagen  das 


b Sie  folgt  weiter  unten  in  diesen  Mitteilungen. 
Band  IX. 


20 


306 


II.  Naturwissenschaft. 


Gepräge  älterer  Glimmersandsteine.  Die  bankweise  auftretenden  Konglomerate  enthalten 
häufig  neben  den  vorherrschend  grünen  Gerollen  auch  gelbe  und  rote  Eisenkiesel-  und 
Jaspisbrocken.  Vielfach  besitzen  sie  ein  tonig-ockeriges  Bindemittel  und  gehen  selbst 
in  hocheisenschüssige  Bänke  über,  an  deren  Verlauf  man  in  offenen  Profilen,  wie  z.  B. 
am  linken  Bosnaufer  unter  Drivusa,  die  zahlreichen  kleinen  Störungen,  von  welchen 
das  Gebirge  betroffen  wurde,  deutlich  verfolgen  kann.  Die  Schichtung  der  mergeligen 
Liegendsandsteine  ist  oft  wenig  deutlich,  einmal  deshalb,  weil  sie  zu  grobbankig  zu  sein 
pflegt,  wobei  die  Mächtigkeit  der  einzelnen  Bänke  selbst  3 m übersteigt,  wodurch  iu 
unzulänglichen  Entblößungen  ein  ungeschichtet  massiger  Eindruck  bewirkt  wird;  und 
zweitens  deshalb,  weil  sie  im  leicht  zersetzbaren  Gestein  verwischt  wird.  Der  Sand- 
stein ist  erdfeucht  nämlich  an  sich  schüttig  und  die  lettigen  Zwischenschichten  ver- 
ursachen häufig  Verrutschungen.  Lagenweise  wird  er  lufttrocken  zwar  hart  und  zähe, 
häufiger  aber  löst  er  sich  selbst  bis  zu  losem  Sande  auf. 

Die  Mächtigkeit  dieses  tiefsten  Schichtengliedes  der  Braunkohlenablagerung  im 
engeren  Gebiete  von  Zenica  ist  anscheinend  sehr  wechselnd,  jedoch  der  unzulänglichen 
Aufschlüsse  und  der  mehrfachen  Störungen  wegen  nicht  verläßlich  abzunehmen.  Sie 
dürfte  jedoch  kaum  mehr  als  50  m betragen. 

In  den  lettigen  Mergeln  der  hängendsten  Partie  ist  ein  Kohlenflötz  eingeschaltet, 
welches  im  scharfen  Umbug  der  Bosna  südlich  von  Tetovo  im  Niveau  des  Flusses 
einigermaßen  aufgeschlossen  ist.  Die  Kohle  ist  am  Ambiß  schieferig  und  anscheinend 
nicht  abbauwürdig.  Es  scheint  übrigens  nur  eine  lentikuläre  Einlagerung  ohne  strei- 
chendes Anhalten  zu  sein.  Die  größte  Mächtigkeit  dürfte  etwa  3 m betragen.  Im 
Hangend  des  Flötzes,  welches  wir  als  erstes  (liegendstes)  Liegendflötz  bezeichnen 
wollen,  sind  dem  sandigen  graugrünen  Letten  einige  Bänke  von  dichtem,  muschelig 
hochkieseligem  Mergelkalk  eingeschaltet,  der  unregelmäßige  hornsteinartige  Konkretionen 
enthält,  und  weiter  aufwärts  kommen  Einlagerungen  von  eisenschüssigem  Sandstein  vor, 
an  welchen  Gesteinen,  vermöge  ihrer  größeren  Härte,  die  Lagerung  am  besten  aus- 
geprägt ist.  Die  Schichten  verflachen  im  Mittel  unter  18°  nach  15h  (Südwesten). 

Weiter  aufwärts  folgen  graue  bis  graugrüne,  etwas  sandige  Mergel,  die  hell- 
grau verwittern  und  nur  stark  zerpreßte,  spezifisch  nicht  bestimmbare  Petrefakten  ent- 
halten, vornehmlich  der  Gattungeu  Fosscirulus  und  Limnaea.  Diesen  Mergeln  sind 
einige  von  ebenfalls  sandigen,  dunkelgrauen  oder  grüngrauen  Letten  begleitete  Kohlen- 
schmitze  eingeschaltet,  die  den  Vorläufer  eines  bis  8 cm  mächtigen  Kohlenflötzes  bilden, 
welches  als  zweites  Liegendflötz  bezeichnet  und  in  den  Gruben  von  Zenica  ab- 
gebaut wird.1) 

Im  Hangend  dieses  Flötzes  tritt  eine  Schichtenserie  auf,  deren  Mächtigkeit  bei 
Zenica  auf  200  m geschätzt  werden  kann.  Sie  besteht  hauptsächlich  aus  Mergeln  von 
hellgrauer  bis  dunkelbräunlichgrauer  Farbe,  von  meist  dichter  Beschaffenheit  und  mu- 
scheligem Bruch,  die  gewöhnlich  wohlgebankt,  zum  Teile  dünnschichtig  zäh,  und 
splitterig,  seltener  mehr  tonig  und  schieferig  sind.  Durch  Verwitterung  nehmen  sie  in- 
folge der  Oxydation  des  Bitumens  fast  weiße  Farben  an,  wie  dies  namentlich  am  so- 
genannten Biel  put  von  Podbrezje  herauf  gegen  Stranjane  ersichtlich  ist. 

Dieser  Horizont  ist  stellenweise  reich  an  Pflanzenresten,  von  welchen  am  ge- 
nannten Biel  put  die  folgenden  gesammelt  wurden: 


0 Über  die  Beschaffenheit  und  detaillierte  Ausbildung-  der  einzelnen  Flötze  siehe:  J.  Grimmer, 
Das  Kohlenvorkommen  von  Bosnien  und  der  Herzegowina.  Wiss.  Mitteil,  aus  Bosn.-Herz.,  "VTH.  Bd.  1901, 
S.  79  ff. 


Katze r.  Die  geologische  Entwicklung  der  Braunkohlenablagerung  von  Zenica  in  Bosnien.  307 

Phragmites  oeningensis  Al.  Br. 

Quercus  lonchitis  Ung. 

Castanea  ungeri  Heer. 

Fcigus  feroniae  Ung. 

Ehamnus  gaudini  Heer. 

Diese  kleine  Liste  gibt  von  dem  Reichtum  der  Flora  keine  Vorstellung;  er  beruht 
in  der  großen  Menge  von  Blattabdrücken  derselben  Art.  Am  reichlichsten  finden  sich 
Blätter  von  Castanea  ungeri,  so  daß  zur  Bildungszeit  der  Schichten  des  Biel  put  in 
der  Nähe  ein  Kastanienwald,  der  von  Buchen,  Eichen  und  Kreuzdornbäumen  durch- 
setzt war,  seinen  Standort  gehabt  haben  muß. 

In  der  hängendsten  Partie  der  Mergel,  die  nicht  selten  als  bituminöse  plattige 
Mergelkalke  entwickelt  ist,  treten  an  einigen  Stellen,  wie  z.  B.  am  rechten  Bosnaufer, 
etwa  halbwegs  zwischen  der  Zenicaer  Brücke  und  Kamberovic,  oder  am  linken  Ufer 
im  Flußeinschnitte  etwa  500  m vor  dem  Bahnwächterhause  Nr.  55,  lagenweise  reichlich 
jene  fruchtartigen  Körperchen  von  etwa  5 mm  Länge  und  1 — 2 mm  Breite  auf,  deren 
befriedigende  Deutung  bis  jetzt  nicht  gelungen  ist  und  welche  Engelhardt  als  Car- 
polithes  valvatus  nov.  sp.  anführt. 

Von  tierischen  Resten  liegen  in  denselben  Schichten  stellenweise  massenhaft  an- 
gehäuft große  Unioniden  (Lampsilis  sp.),  wie  insbesondere  unterhalb  des  besagten  Bahn- 
wächterhauses und  bei  der  Jagodic-Mühle  bei  Podbrezje  nordwestlich  von  Zenica; 
minder  häufig  große  Limnäen  und  Fossarulus  cf.  tricarinatus  Brus.  Der  ungünstige 
Erhaltungszustand  der  Fossilien  gestattet  eine  genauere  Bestimmung  leider  nicht. 

Uber  diesen  von  einigen  Kohlenschmitzen  durchschossenen  Schichten  folgt  ein  bei 
Zenica  1’2  m mächtiges  Kohlenflötz,  welches,  von  unten  aufwärts  gezählt,  als  drittes 
Liegendflötz  zu  bezeichnen  ist.  Es  wird  überlagert  von  etwa  35  m mächtigen  sandig- 
lettigen,  untergeordnet  mergeligen  Schichten,  die  eine  gewisse  petrographische  Ähn- 
lichkeit mit  den  chloritischen  grüngrauen  Gesteinen  der  liegendsten  Partie  der  Ab- 
lagerung besitzen.  Sie  führen  ebenfalls  schichtweise  reichlich  Fossilien,  namentlich 
Limnäen  und  Fossarulen,  deren  Erhaltungszustand  leider  alles  zu  wünschen  übrig 
läßt.  In  der  Grube  macht  sich  dieses  Gesteinsglied  durch  das  starke  Blähen  der  Letten 
höchst  unangenehm  bemerkbar. 

Nun  folgt  das  bei  Zenica  9’5  m mächtige  Hauptkohlenflötz,  über  welchem  eine 
Schichtenfolge  von  ziemlich  zähen,  mehr  oder  minder  sandigen  Kalkmergeln  liegt, 
die  am  frischen  Anbruch  licht-  und  dunkelgraue  und  braune  Farben  besitzen,  durch 
Verwitterung  aber  hellgelblichgrau  oder  grauweiß  werden.  An  offenen  Lehnen,  wie 
z.  B.  an  der  Bosna  in  der  Nähe  des  Eisenwerkes,  oder  entlang  der  Straße  östlich  von 
Zenica  in  der  Nähe  des  Bahnwächterhauses  Nr.  55,  erscheinen  diese  Kohlenmergel 
licht-  und  dunkelgrau  gebändert,  was  seinen  Grund  teils  in  der  bänderweise  erfolgten 
Anreicherung  mit  Bitumen,  teils  im  Wechsel  von  zähen  kalkigen  (dunkeln)  mit  milderen 
tonigen  (lichten)  Lagen  hat.  Der  Wechsel  von  mehr  kalkigen  und  wieder  mehr  tonigen 
oder  von  mehr  oder  weniger  bituminösen  Bändern  stört  die  Konsistenz  des  Gesteins 
so  wenig,  daß  metergroße  Blöcke  abgesprengt  werden  können,  durch  welche  die  Bän- 
derung quer  durchlauft,  ohne  eine  Absonderung  zu  bewirken.  An  manchen  Ent- 
blößungen, wie  z.  B.  in  der  ganzen  Erstreckung  am  rechten  Bosnaufer  zwischen  Rada- 
kovo  und  Klopce,  erscheint  das  Gestein,  offenbar  durch  vollständige  Oxydation  des 
Bitumens,  völlig  weiß  und  mürbe,  sandig  abreiblich.  Diese  Schichtenreihe,  welche  bei 
Zenica  im  Mittel  40  m Mächtigkeit  besitzt,  enthält  mehrere  — in  der  Lehne  an  der 


20* 


308 


II.  Naturwissenschaft. 


Bosna  in  der  Nähe  des  Bahnwächterhauses  Nr.  55  nicht  weniger  als  5 — Ivohlen- 
flötzchen  von  5 bis  20  cm  Mächtigkeit  eingeschaltet  und  wird  überlagert  von  einem 
Flötz  von  lokal  ansehnlicher,  jedoch  stark  veränderlicher  Mächtigkeit:  dem  Hangend- 
flötz  von  Zenica.  Im  engeren  Bergbaugebiete  von  Zenica  beträgt  die  Mächtigkeit  des- 
selben 4 m,  3 km  östlich  nur  mehr  1 to,  8 km  weiter  südöstlich  fehlt  es  gänzlich.  Ebenso 
fehlt  es  nordwestlich  von  Zenica,  wo  es  jedoch  abgetragen  zu  sein  scheint.  Im  un- 
mittelbaren Liegend  des  Flötzes  pflegen  die  Schichten  von  algenartigen  Gebilden  be- 
deckt zu  sein,  die  wohl  als  Kriechspuren  zu  deuten  sein  dürften.  Ähnliche  Gebilde 
treten  auch  hoch  im  Hangend  der  Ablagerung  auf,  hier  wie  dort  stets  nur  in  Schichten 
mit  zahlreichen  Limnäenresten  ( Limnaea  cf.  socialis  Schübl). 

Die  dichten,  oft  braunen,  bitumenreicheren  Lagen  der  Schichten  im  Liegenden 
des  Hangendflötzes  pflegen  überfüllt  zu  sein  mit  leider  meist  völlig  zerpreßten  Schalen 
und  Deckelchen  von  Fossarulus  tricarinatus  Brus.;  ganz  besonders  häufig  führen  diese 
Schichten  jedoch  mit  einem  flachen  Saume  umgebene  und  dadurch  geflügelt  erschei- 
nende, an  der  Oberfläche  körnelige  Samen,  die  in  der  bisherigen  Literatur  vielfach  mit 
Unrecht  auf  Pinus  praesilvestris  Ung.  bezogen  worden  sind.  Prof.  Engelhardt  be- 
schreibt dieselben  unter  den  Namen 


Carpolithes  alatus  nov.  sp.  und 
Carpolithes  foveatus  nov.  sp. 


Das  in  der  ganzen  Zenicaer  Braunkohlenablagerung  überraschend  gleichartige  Auf- 
treten dieser  „Samen“  in  ungeheurer  Menge  in  einem  mächtigen  Schichtenkomplex, 
der  sonst  an  Pflanzenresten  vergleichsweise  überaus  arm  genannt  werden  muß,  und  ihr 
ständiges  Zusammenvorkommen  mit  ebenfalls  massenhaft  auftretenden  Fossarulen  sind 
Tatsachen,  die  vorläufig  unaufgeklärt  bleiben. 

Über  dem  Hangendflötz  folgen  bei  Zenica  zunächst  stark  bituminöse,  dunkelgraue, 
verwittert  braune,  meist  zähe,  klingende,  dünnplattige  Mergelkalke,  welche  lagen- 
weise sehr  reichlich  Fossarulus  pullus  Brus,  führen  und  nach  obenzu  in  hellgraue, 
muschelig  brechende  wohlgeschichtete  Mergelkalke  übergehen,  die  stellenweise  zahl- 
reiche Blattabdrücke  und  sonstige  Pflanzenreste  enthalten.  In  den  tieferen  Lagen  tritt 
Glyptostrobus  europaeus  Brong.  in  solchen  Mengen  und  so  vorzüglichem  Erhaltungs- 
zustände auf,  daß  diese  Schichten  zutreffend  als  Glyptostrobus-  Schichten  bezeichnet 
werden  können.  Mit  den  Glyptostrobus- Resten  pflegen  in  denselben  kleine  Zweischaler 
der  Gattungen  Pisidium  und  Sphaerium,  leider  fast  durchwegs  nur  als  Steinkerne  er- 
halten und  verdrückt,  in  Menge  vorzukommen.  Dicotyledonenblätter  sind  hauptsächlich 
in  der  hängendsten  Partie  des  Komplexes  konzentriert,  wo  sich  auch  Fischreste  und 
ein  Froschskelett  vorgefunden  haben. 

Von  Prof.  Engelhardt  wurden  aus  diesen  Schichten  vom  Bahn  wächterhause 
Nr.  55  die  folgenden  Pflanzenreste  bestimmt: 


Phragmites  oeningensis  Al.  Br. 
Glyptostrobus  europaeus  Brong.  sp. 
Myrica  hakeaefolia  Ung.  sp. 

Betula  brongniartii  Ett. 

Albus  kefersteinii  Göpp.  sp. 
Quercus  lonchitis  Ung. 


Quercus  myrtilloides  Ung. 
Castanea  atavia  Ung. 

Ficus  lanceolata  Heer. 
Cinnamomum  scheuchzeri  Heer. 
Acer  trilobatum  Stbg.  sp. 


Einen  ähnlichen  floristischen  Charakter  besitzen  diese  Schichten  überall,  wo  sie 
entwickelt  sind : immer  herrscht  Glyptostrobus  europaeus  durchaus  vor,  wozu  sich 


Katzer.  Die  geologische  Entwicklung  der  Braunkohlenahlagerung  von  Zenica  in  Bosnien.  309 


vornehmlich  Acer -Arten  gesellen,  während  die  übrigen  Blattreste  mehr  zurück- 
treten. x) 

Die  ganze  Gesteinsstufe  ist  bei  Zenica  über  200  m mächtig,  beschränkt  sich  in 
anderen  Teilen  der  Ablagerung  aber  auf  wenige  Meter  oder  fehlt  auch  ganz,  was  nicht 
sowohl  in  einem  Auskeilen,  als  vielmehr  in  tektonischen  Störungen  und  Erosionsvor- 
gängen seinen  Grund  hat.  Denn  die  nächst  höher  folgenden  Schichten  scheinen  an 
einigen  Stellen  der  Ablagerung,  wie  z.  B.  im  Gebiete  von  Podbrezje  nordwestlich  von 
Zenica,  transgredierend  auf  älteren  Schichten  zu  liegen,  so  daß  zwischen  ihnen  und 
der  Unterlage  eine  mehr  weniger  mächtige  Schichtenreihe  des  Gesamtprofiles  fehlt.  Bei 
normaler  Entwicklung  allerdings  ist  der  Übergang  von  den  Mergelkalken  zur  nächst 
höher  folgenden  Schichtenstufe  ein  allmählicher,  wie  namentlich  bei  Prasnice  und 
Drivusa  südöstlich  von  Zenica  beobachtet  werden  kann. 

Diese  nächst  höhere  Schichtenstufe  besteht  aus  blaugrauen  bis  schwärzlichen,  dünn- 
schichtigen, meist  bröckeligen  und  schüttigen,  seltener  plattigen,  oft  etwas  sandigen 
Tonmergeln,  welche  sich  durch  Verwitterung  in  einen  schweren,  braunen,  schmierigen 
Lehmboden  auflüsen.  Sie  ist  auf  der  linken  Seite  des  Bosnaflusses  südlich  von  Zenica 
stark  verbreitet.  Bei  Drivusa  und  besonders  in  der  Erstreckung  von  Potok  und  Pras- 
nice über  Razpotoöje  gegen  Stara  Zenica  besitzt  sie  über  300  m Mächtigkeit,  wogegen 
sie  an  andei’en  Orten  wieder  sehr  zusammenschrumpft.  Dies  ist  der  Fall  hauptsächlich 
dort,  wo  sie  von  groben  Sandsteinen  und  Konglomeraten  durchsetzt  oder  über- 
lagert wird.  Durch  dieses  Abhängigkeits Verhältnis  und  die  oftmalige  Wechsellagerung, 
welche  z.  B.  bei  Vrazalj  südlich  von  Zenica  vortrefflich  verfolgt  werden  kann,  erscheinen 
die  beiden  petrographisch  so  verschiedenen  Gesteine  als  heteropische  Bildungen.  West- 
lich von  Zenica  sind  die  Konglomerate  auf  Kosten  der  schüttigen  Tonmergel,  südöstlich 
von  Zenica  dagegen  diese  letzteren  auf  Kosten  der  Konglomerate  zur  mächtigen  Ent- 
wicklung gelangt.  Innerhalb  der  Konglomeratstufe  verändern  die  Mergel  insofern  ihre 
Beschaffenheit,  als  sie  sandiger  und  fester  werden. 

Die  Konglomerate  bestehen  wesentlich  aus  Kalk-  und  Dolomitgeröllen,  die  lokal, 
wie  z.  B.  bei  Stara  Zenica  bis  zu  0'D  m Durchmesser  erreichen,  meistens  aber  kleiner 
sind  und  vielfach  selbst  bis  zur  Größe  grober  Sandsteinkörner  herabsinken.  Zu  ihnen 
gesellen  sich  Gerolle  von  Phyllit,  Sandstein,  Mergel  und  wenig  Quarz.  Die  feinkörnigen 
Abarten  werden  als  Baustein  verwendet;  die  groben  zähen  Konglomerate  bilden  auf 
den  Rücken  der  Berge  häufig  burgähnliche  Erosionsformen.  Westlich  von  Zenica  in 
den  nördlichen  Gehängen  an  der  Straße  nach  Cajdras  enthalten  manche  Bänke  der 
zwischen  die  Sandsteine  und  Konglomerate  eingeschalteten  Mergel,  die  hier  vorwaltend 
eine  rötliche  Farbe  besitzen,  zahllose  Fossilien.  Von  tierischen  Resten  sind  es  ins- 
besondere: 


Congeria  croatica  Brus. 
Congeria  fuchsi  Pil. 

Congeria  cf.  zagrabiensis  Brus. 
Limnocardium  sp. 


Melania  escheri  Mer. 
Melanopsis  arcuata  Brus. 
Melanopsis  cf.  visianiana  Brus. 
Limnaea  sp. 


Sehr  häufig  sind  in  gewissen  Lagen  algenartige  Kriechspuren.  Bei  Razpotoöje 
liegen  in  diesen  Schichten  neben  kleineren  Schnecken  zahlreiche  C't/prts-Schalen. 


')  Hauptsächlich  aus  diesen  Schichten  dürften  die  bisher  von  Zenica  ohne  nähere  Herkunftsangabe 
angeführten  Pflanzenreste  stammen.  Es  sind  die  von  D.  Stur  bestimmten  Arten:  Glyptostrobus  europaeus, 
Sequoia  sternbergii,  Gupania  juglandina  Ett.,  cf.  Celastrus  andromedae  Ung.,  cf.  Celastrus  dubius  Ung.  und 
eine  schon  von  Kzehak  erwähnte  Flügelfrucht  von  Pinus  cf.  praesilvestris  (vgl.  E.  Tietze,  Grundlinien 


310 


II.  Naturwissenschaft. 


Von  Pflanzenresten  kommen  in  den  Mergeln  vor: 

Phragmites  oeningensis  A.  Br. 

Glyptostrobus  europaeus  Brong.  sp. 

Cinnamomum  polymorphum  A.  Br.  sp. 

Namentlich  Cinnamomum- Blätter  finden  sich  sehr  häufig,  und  zwar  nicht  nur  hier, 
sondern  in  den  Schichten  desselben  Horizontes  in  der  ganzen  Zenica-Sarajevoer  Ab- 
lagerung. 

Mit  der  mehrere  hundert  Meter  mächtigen  Konglomeratstufe  findet  die  Entwicklung 
der  Braunkohlenablagerung  im  engeren  Gebiete  von  Zenica  nach  oben  zu  ihren  Ab- 
schluß, denn  die  nordwestlich  von  Zenica  bei  Stranjane  bis  Pojska  und  dann  weiter 
gegen  Travnik  zu  auftretenden  hellgelben,  bräunlich  verwitternden,  plattigen,  etwas 
mergeligen  oder  sinterigen  S üßwasserkalke  liegen  in  fast  schwebender  Lagerung  einer- 
seits unmittelbar  auf  den  Hangendschichten  des  ersten  und  zweiten  Liegendflötzes, 
anderseits  auf  den  Kalksteinen  des  Grundgebirges  auf,  durch  welchen  letzteren  Umstand 
die  petrographische  Beschaffenheit  dieser  Gesteinsstufe  ebenso  bedingt  wird  wie  überall 
in  den  Tertiärablagerungen  Bosniens,  wo  die  Süßwasserkalke  und  Tuffe  entwickelt  sind. 
Das  relative  Alter  derselben  läßt  sich  bei  Stranjane,  da  die  zwar  recht  reichlichen,  aber 
leider  meist  ganz  zerdrückten  Schnecken  (Limnäen  und  Melanien)  und  die  ebenfalls 
vorkommenden  Pflanzenreste  keinen  zureichenden  Anhalt  dazu  liefern,  vorläufig  nicht 
genau  bestimmen. 

Aus  der  vorstehenden  gedrängten  Darstellung  ergibt  sich  für  die  Braunkohlen- 
ablagerung im  engeren  Bezirke  von  Zenica  die  nachstehende  Schichtenfolge: 

Oben. 

14.  Süßwasserkalke  (diskordant  auflagernd). 

13.  Kalkkonglomerate,  durchschossen  von  lokal  versteinerungsreichen  Mergeln,  bis  , 
600  m mächtig. 

12.  Schüttige  Mergel,  zum  Teile  sandig,  in  schmierigem  Lehm  verwitternd,  bis  300  m 
mächtig. 

11.  Dünnplattige  Mergelkalke,  reich  an  Blattabdrücken  und  Glyptostrobus- Resten 
(Glyptostrobus- Schichten),  bis  200  m mächtig. 

10.  Hangend-Kohlenflötz,  bei  Zenica  4m  mächtig. 

9.  Kalkmergel,  etwas  sandig,  voll  Carpolyth.es  alatus  und  Carpolithes  foveatus,  durch- 
schossen von  einigen  Kohlenschmitzen.  40  m mächtig. 

8.  H aupt-Kohlenflötz,  bei  Zenica  9'5  m mächtig. 

7.  Lettenmergel,  zum  Teile  blähend,  35  m mächtig. 

6.  Oberstes  (drittes1)  Liegendflötz,  bei  Zenica  l'2m  mächtig. 

5.  Graue  Mergel,  in  der  Hangendpartie  von  Mergelkalken  durchschossen  und  lagen- 
weise reich  an  Unionideen  und  Carpolithes  valvatus , bis  200  m mächtig. 


der  Geologie  von  Bosnien-Herzegowina,  1880,  S.  149);  sowie  ferner  die  von  F.  Krasser  (Annalen  des 
k.  k.  naturliistorisclien  Hofmuseums  V,  1890,  S.  91)  bestimmten  Abdrücke:  Glyptostrobus  europaeus  Brogn. 
sp.,  Zostera  ungeri  Ett.,  ? Almus  nostratum  Ung.,  Parottia  pristina  Ett.,  ? Fagus  feroniae  Ung.,  Salix  aqui-  ( 
tanica  Ett.,  Persea  heerii  Ett.,  Bombax  chorisaefoliunx  Ett.,  Celastrus  persei  Ung’.,  Acer  ruminianum  Heer, 
Acer  crenatifolium  Ett.  und  ? Pterocarya  denticulata  Web. 

J)  Beim  Kohlenbergbau  iu  Zenica  wird  dieses  oberste  Liegendflötz  gewöhnlich  als  erstes  und  das  j 
unterste  als  drittes  bezeichnet,  da  man  vom  Hauptflötz  nach  abwärts  zählt.  Es  sei  hervorgehoben,  daß 
Herr  Bergdirektor  F.  Ri cht er  die  allgemeine  Schichtenreihenfolge  schon  früher  richtig  erkannt  und  wohl 
als  erster  in  ein  für  die  nähere  Umgebung  von  Zenica  völlig  zutreffendes  System  gebracht  hat. 


i 


Katzer.  Die  geologische  Entwicklung  der  Braunkohlenablagerung  von  Zenica  in  Bosnien.  311 

4.  Mittleres  (zweites)  Liegendflötz,  bei  Zenica  8 m mächtig. 

3.  Grüngraue  sandige  Mergel,  in  der  Liegendpartie  von  kieseligen  Mergelkalken 

durchschossen,  etwa  250  m mächtig. 

2.  Unterstes  (zweites)  Liegendflötz,  bei  Zenica  höchstens  3 m,  meist  aber  weniger 

mächtig. 

1.  Grüngraue  Mergelsandsteine  und  Konglomerate,  etwa  50  m mächtig. 

Unten. 

Die  Mächtigkeit  der  Braunkohlenablagerung  erreicht  somit  bei  Zenica  rund 
1700  m. 

In  der  Erstreckung  gegen  Südosten  erfährt  die  Entwicklung  der  Ablagerung  man- 
cherlei Veränderungen,  welche  im  einzelnen  zu  verfolgen  hier  nicht  beabsichtigt  wird, 
zumal  es  vor  Beendigung  der  geologischen  Aufnahme  der  Gesamtablagerung  nicht 
durchwegs  in  gleichem  Maße  möglich  wäre.  Nur  in  Kürze  sei  bemerkt,  daß  diese 
Änderungen  hauptsächlich  sind: 

1.  die  petrographisch  verschiedene  und  sehr  mächtige  Entfaltung  der  hangenden 
Konglomeratstufe  (13  des  vorstehenden  Zenica-Profils); 

2.  die  gedrängte  Ausbildung  der  mittleren  kohlenführenden  Schichtengruppe  von 
Zenica  (5 — 11); 

3.  die  Entwicklung  eines  tiefen  Liegendflötzzuges  im  südöstlichen  Randteile  der 
Ablagerung,  welcher  bei  Zenica  fehlt;  und 

4.  das  Auftreten  einer  dort  gleichfalls  fehlenden  jüngsten  lignitführenden  Schichten- 
reihe noch  über  der  Konglomeratstufe  in  der  südwestlichen  Erstreckung  der  Ab- 
lagerung. 

Infolge  dieser  Veränderungen  weist  die  Zenica-Sarajevoer  Braunkohlenablagerung 
in  ihrer  Haupterstreckung  südöstlich  von  der  Bosna  und  Lasva  oder  etwa  südlich  von 
der  Linie  Kakanj-Busovaöa  eine  von  jener  im  engeren  Gebiete  von  Zenica  recht  ver- 
schiedene Entwicklung  auf.  Als  Beispiel  derselben  sei  die  Gliederung  des  Braun- 
kohlengebirges in  der  Gegend  von  Kakanj-Doboj  angeführt. 

Hier  liegen  auf  dem  Grundgebirge  lokal  zunächst  grobe  Konglomerate,  welche 
zu  bedeutenden  Höhen  aufsteigen.  Es  sind  dieselben,  welche  schon  E.  Tietze1)  als 
die  unterste  Abteilung  des  Tertiärgebirges  dieser  Gegend  aufgefaßt  hatte.  Sie  sind 
dort,  wo  sie  Tietze  kennen  lernte,  nämlich  in  Sutjeska  (sw.  von  Vare§),  einige 
hundert  Schritte  vom  Kloster  an  der  Trstienica  abwärts  im  rechten  Talgehänge  sehr 
gut  aufgeschlossen,  besitzen  hier  jedoch  nur  eine  sehr  beschränkte  Verbreitung.  Ihre 
Hauptentwicklung  erlangen  sie  nordwestlich  von  Zgosca  auf  dem  Südostabfalle  des 
Kicevo  brdo  in  der  Umgebung  von  Mramor.  Hier  wie  dort  sind  sie  lebhaft  rot  gefärbt 
und  dadurch  schon  von  weitem  kenntlich.  Sie  bestehen  hauptsächlich  aus  Kalkgeröllen, 
darunter  auch  solchen  eines  roten  Mergelkalkes;  ihre  intensive  Färbung  stammt  jedoch 
vom  kalkigen  Terra  rossa-Bindemittel. 

Südöstlich  von  Sutjeska  sind  entlang  des  Randes  der  Ablagerung  Kalkkonglo- 
merate nur  schwach  entwickelt,  wie  z.  B.  bei  Vardisde  (bei  Dabravine  südlich  von  Vares), 
wo  sie  in  einer  Auslappung  des  Tertiärgebirges  in  einer  kleinkörnigen,  nicht  roten  Aus- 
bildung im  Verbände  mit  Sandsteinen  auftreten. 

Etwas  jünger  oder  teilweise  gleich  alt  mit  den  Konglomeraten  sind  Süßwasser- 
Plattenkalke  und  Mergel,  welche,  sich  ebenfalls  am  Rande  der  Ablagerung  und  unmittel- 


‘)  Grundlinien  der  Geologie  von  Bosnien-Herzegowina.  Wien  1880,  S.  148. 


312 


II.  Naturwissenschaft. 


bar  den  Kalken  des  Grundgebirges  auflagernd,  in  einer  großen  zusammenhängenden 
Erstreckung  von  Kovaci  über  Zivalji  und  das  Bozic-Gehöfte  bis  gegen  Zgoäca  hinziehen. 
Ihre  Fortsetzung  finden  diese  Süßwasserkalke  in  einem  minder  mächtigen  Zuge,  der 
sich  entlang  des  Kalkgrundgebirges  von  Crn6e  über  Polje  gegen  Bjelavoda  erstreckt. 
Hier  ist  die  Entwicklung,  namentlich  in  Polje,  die  eines  echten  Travertin,  wogegen  die 
Ausbildung  in  der  großen  Erstreckung,  besonders  bei  Zivalji  und  unterhalb  der  Fili- 
povice  kuce  diejenige  eines  dichten  oder  etwas  sandigen,  plattigen,  mergeligen,  klin- 
genden Süßwasserkalkes  ist,  der  einen  ausgezeichneten  Baustein  abgibt  und  zu  diesem 
Zwecke  auch  in  mehreren  Steinbrüchen  gewonnen  wird. 

Anders  geartet  sind  die  Süß  wasserkalke  unmittelbar  unterhalb  Sutjeska,  wo  sie 
einer  aufgepreßten  Triaskalkklippe  angelagert  sind  und  wahrscheinlich  durch  mit  den 
tektonischen  Störungen  zusammenhängende  Kalkquellenausbrüche  beeinflußt  worden  sein 
dürften.  Sie  sind  zum  großen  Teile  breccienartig  ausgebildet  und  führen  Aragonit- 
sintermasse. Sekundär  ist  reichlich  wasserklarer  Kalzit  ausgeschieden.  Diese  Siiß- 
wasserkalke  sind  reinere  Kalkausscheidungen  als  die  ersterwähnten  und  führen  daher 
auch  eine  andere  Fauna,  nämlich  fast  ausschließlich  Helix  cf.  steinheimensis  Klein, 
während  in  den  ersteren  mehr  tonigen  (mergeligen)  Kalken  Limnäen  und  Cyrenen, 
leider  in  unbestimmbarem  Erhaltungszustände,  verbreitet  sind. 

Nach  obenzu  gehen  die  besprochenen  Liegendstgesteine  in  eine  Schichtenreihe 
über,  welche  einen  verschiedenen  Habitus  hat,  je  nachdem  das  Gestein,  aus  welchem 
sie  sich  entwickelt,  beschaffen  ist.  In  der  Hauptsache  sind  es  Sandsteine,  die  mehr 
kalkig  und  von  Mergeln  durchschossen  sind,  wo  sie  sich  aus  Süßwasserkalken  ent- 
wickeln, wie  bei  Hausovidi  und  Kaparovidi,  oder  wieder  mehr  quarzig,  wie  südlich  von 
Sutjeska,  dann  bei  Zgosca,  Ostrila  und  Vrtliste,  ja  vielfach  auch  breccienartig  und  zähe, 
wie  im  Bjelavodatale  oberhalb  Popi.  Mit  den  Bänken  dieser  verschiedenen  Sandsteine 
wechsellagern  immer  sandige  bis  blätterig-tonige  Mergel  von  zumeist  graugrüner,  ver- 
wittert rostbrauner  Farbe.  Im  allgemeinen  ist  die  Schichtenreihe  im  mittleren  Teile 
der  östlichen  Begrenzung  der  Ablagerung  mehr  kalkig-mergelig  und  feinsandig,  im  Ge- 
biete südlich  von  Riöica  und  Sutjeska  einerseits  und  von  Popi,  Vrtliste  und  Kakanj 
anderseits  dagegen  mehr  quarzig  und  grobsandig  entwickelt,  ohne  daß  es  jedoch 
möglich  wäre,  zwischen  den  beiden  Ausbildungsformen  eine  irgendwie  scharfe  Grenze 
zu  ziehen.  Gemeinsam  der  ganzen  Schichtenreihe  ist,  daß  namentlich  die  größeren  und 
festeren  Bänke  mehr  oder  minder  eisenschüssig  sind. 

Diese  Schichtengruppe  enthält  nebst  minderwertigen  Schmitzen  wenigstens  ein 
abbauwürdiges  Ivohlenflötz,  dessen  Ausbisse  insbesondere  im  nördlichen  Teile  des 
Gebietes,  in  der  Gegend  von  Vrtliste,  Mramor,  Bruj,  Hausovidi  und  Crni6e  auf  weite 
Strecken  verfolgt  werden  können  und  welchem  auch  die  Kohlenflötze  von  Sutjeska  und 
Vardisde  zuzuzählen  sind.  Die  Einzelentwicklung  des  Flötzzuges  ist  an  den  verschie- 
denen Ausbildungsstätten  jeweils  mehr  oder  weniger  verschieden,  was  sich  außer  in 
den  petrographischen  Verschiedenheiten  der  Gesteinsreihe  namentlich  sowohl  in  der 
wechselnden  Mächtigkeit  des  Hauptflötzes,  die  lokal  bis  auf  6 m anschwillt,  als  auch  in 
der  wechselnden  Anzahl,  Mächtigkeit  und  Beschaffenheit  der  dasselbe  begleitenden 
Nebenflötze  und  Schmitze  äußert.  Alle  diese  Verschiedenheiten  erklären  sich  dadurch, 
daß  dieser  liegendste  Flötzzug  eine  Randbildung  vorstellt,  die  in  ihrer  Entstehung 
von  den  örtlichen  Verhältnissen  in  höherem  Grade  beeinflußt  wurde,  als  dies  in  der 
Mitte  der  Ablagerung  der  Fall  ist.  Die  Kohle  vom  Ausbiß  wird  von  den  Bauern  der 
Umgebung  seit  langer  Zeit  zum  Zwetschkentrocknen  sowie  als  Schmiedekohle  verwendet, 
was  an  sich  für  deren  vortreffliche  Qualität  zeugt. 


Katzer.  Die  geologische  Entwicklung  der  Braunkohlenablagerung’  von  Zenica  in  Bosnien.  313 


Die  Hangendschichten  der  Kohlenflötze,  welche  im  Duboki  potok  bei  Sutjeska 
und  bei  Vardisce  aus  wohlgeschichteten  harten,  klingenden  Süß  wasserkalken  bestehen, 
pflegen  reich  an  groben  Pflanzenteilen  zu  sein.  Bei  Vardis6e  liegen  besser  erhaltene 
Pflanzenreste  in  diesen  Schichten  beisammen  mit  verdrückten  Limnäen-  und  Pisidium- 
Schalen.  Prof.  Engelhardt  bestimmte  hieraus: 


Sequoia  couttsiae  Heer. 

Laurus  primigenia  Ung. 

Über  der  Schichtengruppe  der  Liegendststeine  folgt  im  engeren  Gebiete  von 
Zgosca  und  Popi,  beziehungsweise  im  dermaligen  Abbaufelde  des  Kohlenwerkes  Ivakanj- 
Doboj,  unmittelbar  das  Ivohlenflötz,  welches  alsZgoscaer  Hauptflötz  bezeichnet  werden 
kann.  Es  wird  bedeckt  von  mehr  minder  sandigen  Kalkmergeln,  die  im  Habitus  sowohl 
als  darin,  daß  sie  reichlich  dieselben  länglichen  Samen  (Carpolithes  foveatus  und  Car- 
polithes  alatus)  führen,  welche  bei  Zenica  für  das  unmittelbare  Hangend  des  dortigen 
Hauptflötzes  charakteristisch  sind,  in  der  Tat  die  Parallelisierung  der  Zgosdaer  mit 
dem  Zenicaer  Hauptflötze  begründen  können,  umsomehr,  als  sie  nach  oben  in  Mergel- 
kalke übergehen,  welche  in  jeder  Beziehung  mit  den  Glyptostrobus- Schichten  von 
Zenica  identisch  sind.  Dazu  kommt  ferner,  daß  in  diesen  letzteren  Schichten,  freilich 
anscheinend  nur  lokal  und  in  einem  Vertikalabstand  von  etwa  lim  gegenüber  von 
40  m bei  Zenica,  ein  (nicht  bauwürdiges)  Ivohlenflötzchen  eingeschaltet  ist,  welches 
durchaus  dem  Zenicaer  Hangendflötze  entspricht. 

Darüber  folgen  dann,  durch  allmähliche  Übergänge  verbunden,  die  schiittigen, 
grauen,  braunlehmig  verwitternden  Tonmergel,  genau  übereinstimmend  mit  den 
Hangend-Tonmergeln  des  Gebietes  von  Zenica,  so  daß  in  der  nächsten  Umgebung  des 
Kohlenwerkes  Kakanj-Doboj,  trotz  der  gedrängteren  Entwicklung,  die  Analogie  der 
Schichten  vom  Hauptflötze  aufwärts  mit  jenen  bei  Zenica  eine  vollkommene  ist. 

Die  Pflanzenführung  der  ' Glyptostrobus- Schichten  von  Kakanj-Doboj  ist  außer- 
ordentlich reich.  In  den  tieferen  Schichten  tritt  Glyptostrobus  europaeus  überall  in 
erstaunlicher  Fülle  auf;  die  höheren  Schichten  schließen  hauptsächlich  Blattabdrücke 
von  Dicotyledonen  ein  und  darüber  folgt  ziemlich  konstant  eine  Schichte  mit  Fisch- 
resten. Systematisch  ausgebeutet  wurden  unter  gefälliger  Beihilfe  der  Herren  Direktor 
F.  Richter  und  Bergverwalter  J.  Kobercz  hauptsächlich  zwei  Fundstellen:  die  eine 
unmittelbar  bei  der  Eisenbahnbrücke  über  den  Zgos6abach  etwas  unterhalb  der  Kohlen- 
werksanlage, in  der  Lehne  am  linken  Bachufer  und  die  zweite  wenig  oberhalb  der 
Mühle  am  Aufstieg  zum  Safundzia.  Die  Schichten  sind  an  beiden,  kaum  2 km  in  der 
Luftlinie  von  einander  entfernten  Fundpunkten  in  jeder  Beziehung  vollständig  gleich  ent- 
wickelt, die  fossile  Flora  weist  aber  trotzdem  einige  bemerkenswerte  Verschiedenheiten 
auf,  weshalb  die  von  Prof.  Engelhardt  bestimmten  und  beschriebenen  Reste  von  jedem 
der  beiden  Fundorte  einzeln  angeführt  werden  mögen. 

Vom  Kohlenwerk  Kakanj-Doboj  stammen: 


Phragmites  oeningensis  Al.  Br. 
Juncus  retractus  Heer. 

Pinus  megaloptera  Ett. 
Glyptostrobus  europaeus  Brong.  sp. 
Sequoia  langsdorfii  Brong.  sp. 
Widdringtonia  ungeri  Entt. 

Myrica  laevigata  Heer. 

Betula  brongniartii  Ett. 


Quer cus  lonchitis  Ung. 
Quercus  valdensis  Heer. 
Quercus  gmelini  Al.  Br. 
Carpinus  grandis  Ung. 
Ostrya  atlantidis  Ung. 
Castanea  ungeri  Heer. 
Ulmus  longifolia  Ung. 
Planera  ungeri  Köv.  sp. 


314 


II.  Naturwissenschaft. 


Ficus  lanceolata  Heer. 

Salix  varians  Göpp. 

Salix  lavateri  Heer. 

Andromeda  vaccinifolia  Ung. 
Xylopia  ungeri  nov.  sp. 
Auvectomeria  brongniartii  Sap. 

Der  Fundpunkt  oberhalb  der  Mü 
genden  Arten: 


Tilia  bosniaca  nov.  sp. 

Acer  trilobatum  Stbrg.  sp. 

Ilex  ambigua  Ung. 

Rhamnus  gaudini  Heer. 

Juglans  acuminata  Al.  Br. 

e am  Aufstieg  zum  Safundzia  ergab  die  fol- 


Phragmites  oeningensis  Al.  Br. 
Typha  latissima  Al.  Br. 
Glyptostrobus  europaeus  Brong.  sp. 
Myrica  halceaefolia  Ung.  sp. 
Myrica  laevigata  Heer. 

Betula  prisca  Ett. 

Betula  brongniartii  Ett. 

Ainus  kefersteinii  Göpp.  sp. 

Ainus  nostratum  Ung. 

Quercus  sclerophyllina  Heer. 

Ulmus  longifolia  Ung. 

Planera  ungeri  Köv.  sp. 

Ficus  lanceolata  Heer. 


Benzoin  antiquum  Heer. 
Andromeda  protogaea  Ung. 
Vitis  teutonica  Al.  Br. 
Nymphaea  charpentieri  Heer. 
Tilia  katzeri  nov.  sp. 

Acer  trilobatum  Stbg.  sp. 

Ilex  ambigua  Ung. 

Ilex  steno phylla  Ung. 
Rhamnus  gaudini  Heer. 
Eucalyptus  oceanica  Ung. 
Amygdalus  persicifolia  Ung. 
Amygdalus  pereger  Ung. 


Wie  ersichtlich,  beträgt,  abgesehen  von  dem  überall  massenhaft  auftretenden  Glypto- 
strobus europaeus,  die  Anzahl  der  den  beiden  Fundstellen  gemeinsamen  Arten  nur 
neun,  also  bloß  etwa  ein  Drittel  der  von  jedem  Fundorte  bekannt  gewordenen  Reste. 
Der  allgemeine  Charakter  der  Flora  ist  zwar  in  Anbetracht  der  Reichlichkeit  der  Ab- 
drücke der  vorherrschenden  Arten  derselbe,  aber  der  Pflanzenwuchs  besaß  doch  auf 
jedem  Standorte  seine  Eigentümlichkeiten.  In  den  Wäldern  waren  Nadelhölzer  {Glypto- 
strobus) durchaus  vorherrschend;  dazu  gesellten  sich,  wie  dies  schon  oben  von  den 
gleichen  Schichten  beim  Bahnwächterhause  Nr.  55  bei  Zenica  bemerkt  -wurde,  haupt- 
sächlich Ahornbäume  sowie  ferner  Faulbäume,  Ulmen,  Birken,  Eichen  und  Linden. 
Die  Verschiedenheiten  des  Waldbestandes  wurden  fast  nur  durch  die  spärlicher  auf- 
tretenden Bäume  bewirkt. 

Aus  einem  annähernd  gleich  alten  oder  etwas  höheren  Horizont  stammen  die 
Pflanzenreste,  welche  Prof.  Engelhardt  von  Breza  bis  Sutjescica  (s.  von  Vares),  wo 
die  Entwicklung  des  flötzführenden  Braunkohlengebirges  allerdings  eine  etwas  andere 
als  im  engeren  Gebiete  von  Kakanj-Doboj  ist,  beschreibt.  Es  sind: 

Carpinus  grandis  Ung. 

Celastrus  europaeus  Ung. 

Cassia  phaseolites  Ung. 

Acacia  sotzkiana  Ung. 

In  den  mürben  tonigen  Übergangsschichten  von  den  schieferigen  klingenden 
Glyptostrobus- Schichten  zu  den  schüttigen  Tonmergeln  wurde  am  Aufstieg  vom  Zgos6a- 
bache  gegen  Plandiste  eine  Kollektion  von  Pflanzenresten  aufgesammelt,  die  nach  Prof. 
Engelhardts  Bestimmungen  die  folgenden  Arten  aufweist: 


Katzer.  Die  geologische  Entwicklung  der  Braunkohlenablagerung  von  Zenica  in  Bosnien.  315 

Myrica  banksiaefolia  Ung. 

Quercus  gmelini  Al.  Br. 

Laurus  primigenia  Ung. 

Benzoin  antiquum  Heer. 

Cinnamomum  scheuchzeri  Heer. 

Glyptostrobus  tritt  vollständig  zurück,  Cinnamomum  stellt  sich  in  bemerkenswerter 
Reichlichkeit  ein  und  bildet  von  da  ab,  ganz  so  wie  bei  Zenica,  einen  sehr  cha- 
rakteristischen Bestandteil  der  fossilen  Flora  der  oberen  Schichtenstufen  der  Ab- 
lagerung. 

Wie  groß  die  Übereinstimmung  in  der  Entwicklung  der  unmittelbaren  Hangend- 
schichten des  Zgoscaer  und  des  Zenicaer  Hauptkohlenflötzes  ist,  so  wenig  stimmt  die 
innere  Gliederung  des  Flötzes  selbst  überein.  Die  abbauwürdige  Mächtigkeit  beträgt 
im  Mittel  nur  etwa  2 m gegenüber  von  9 — 10  m im  Abbaufelde  von  Zenica,  die  Kohle 
ist  jedoch  besser  und  kommt  in  ihrer  Heizkraft  (5000 — 6000  Kal.)  der  Steinkohle  nahe. 

Auch  die  höheren  Hangendschichten  sind  im  Gebiete  von  Kakanj-Doboj  wie 
überhaupt  im  ganzen  südöstlichen  Teile  der  Braunkohlenablagerung  anders  entwickelt 
als  bei  Zenica.  Die  dortigen  Hangendkonglomerate  (13  der  Schichtenreihe  auf  S.  310) 
werden  schon  in  der  Gegend  von  Janjici  mehr  und  mehr  durch  wohlgeschichtete  bis 
schieferige  Sandsteine  verdrängt,  welchen  nur  untergeordnet  Konglomeratbänke  ein- 
geschaltet sind,  die  erst  im  hängendsten  Teile  wieder  zur  mächtigen  Entfaltung  gelangen. 
Die  Sandsteine  sind  zumeist  sehr  feinsandig,  stets  mehr  minder  glimmerig  und  besitzen 
ein  kalkiges  oder  tonig- mergeliges  Bindemittel,  welches  zuweilen  so  überhandnimmt, 
daß  sich  sandige  Mergelschichten  entwickeln.  Diese  sowie  die  schieferigen  Sandstein- 
schichten pflegen  voll  von  Pflanzendetritus  und  dann  bräunlich-kohlig  gefärbt  zu  sein, 
enthalten  jedoch  nur  an  wenigen  Stellen  wohlerhaltene  Reste.  Bis  jetzt  werden  nur  ge- 
legentliche und  nichts  weniger  als  vollständige  Aufsammlungen  der  fossilen  Flora  dieser 
Schichten  vorgenommen.  Prof.  Engelhardt  bestimmte  daraus  die  folgenden  Arten: 

Von  Janji6i  (gegen  Lasva): 

Pinus  hepios  Ung.  sp. 

Andromeda  protogaea  Ung. 

Cinnamomum  lanceolatum  Ung.  sp. 

Banksia  longifolia  Ung.  sp. 

Myrica  vindobonensis  Ung. 

Echitonium  sophiae  Web.; 

in  Kondzilo  potok  (westlich  von  Dobrinje): 

Cinnamomum  scheuchzeri  Heer. 

Cassia  ambigua  Ung.; 

von  2ei’avac  oberhalb  Cati6i  (gegenüber  von  Papratnica  auf  dem  rechten  Bosnaufer): 

Andromeda  protogaea  Ung.; 
von  Podastinje  bei  Kiseljak: 

Pinus  hepios  Ung.  sp. 

Glyptostrobus  europaeus  Brong.  sp.; 

von  Visoko  (an  der  Straße  nach  Kiseljak) : 

Glyptostrobus  europaeus  Brong.  sp. 

Cinnamomum  polymorphum  A.  Br.  sp. 


316 


II.  Naturwissenschaft. 


Daphne  palaeo-mezereum  Ett. 

Sapotacites  minor  Ett. 

Rhus  herthae  Ung. 

In  der  Hangendpartie  des  Sandsteinkomplexes,  welcher  im  Gebiete  von  Visoko 
und  Kiseljak  wohl  1000  m Mächtigkeit  besitzt,  sind  Konglomerate  eingeschaltet,  welche 
nach  aufwärts  schließlich  herrschend  werden.  Sie  sind  es,  welche  die  höchsten  Berge 
der  Zenica-Sarajevoer  Braunkohlenablagerung  auf  bauen  und  im  Humberge  südlich  von 
Gora  bis  zu  1281  m Seehöhe  aufsteigen. 

Im  Hangenden  der  Konglomerate,  zunächst  mit  ihnen  wechsellagernd,  dann  selb- 
ständig entwickelt,  treten  tonige  Sandsteine  auf,  die  durch  Verwitterung  leicht  zu 
Sanden  zerfallen  oder  sich,  wenn  das  tonige  Bindemittel  vorherrschend  war,  in  sandige 
Tone  auflösen. 

Diesen  Schichten,  welchen  vornehmlich  auch  die  Tertiärablagerungen  in  der  Um- 
gebung von  Sarajevo  angehören,  führen  stellenweise,  wie  z.  B.  bei  dem  erwähnten 
Podastinje,  wenig  mächtige  Glanzkohlenflötze.  Überlagert  werden  sie,  wie  es  scheint 
unkonform,  von  Süßwasserkalken,  die  mit  Mergeln  wechsellagern,  an  mehreren 
Stellen  (Gucja  gora  bei  Travnik,  Rakovica  bei  Blazuj,  Kobiljdol  bei  Sarajevo)  Lignit- 
flötze  einschließen  und  von  sandig-mergeligen,  häufig  aufgelockerten  Schichten  bedeckt 
werden.  Sie  sind  nur  entlang  des  südwestlichen  Randes  der  Zenica-Sarajevoer  Braun- 
kohlenablagerung in  beschränkten  isolierten  Partien  erhalten.  Dieser  hängendste 
Schichtenkomplex,  welcher  die  ganze  Ablagerung  nach  oben  abschließt,  ist  noch  wenig 
erforscht  und  insbesondere  steht  zur  Zeit  noch  keineswegs  fest,  ob  er  zur  Gänze  mit 
den  Süßwasserkalken  von  Stranjane  bei  Zenica  (Schichtenstufe  14  des  dortigen  Profils) 
parallelisiert  werden  darf. 

Die  folgende  Übersicht  der  Schichtenfolge  des  Tertiärgebirges  im  engeren 
Bergbaugebiete  von  Kakanj-Doboj  und  in  einem  Profil  von  hier  nach  Südwesten  bis 
zum  Rande  der  Ablagerung  möge  zum  leichteren  Vergleich  mit  der  Entwicklung  in  der 
Umgebung  von  Zenica  dienen.  Die  den  einzelnen  Schichtenstufen  in  der  Klammer 
beigefügten  Zahlen  geben  an,  welchen  Schichten  des  Zenicaer  Profiles  (vgl.  oben  S.  310) 
sie  entsprechen. 

Oben. 

13.  Sandig-mergelige,  oft  lockere  oder  schotterige  Schichten. 

12.  Süßwasserkalke,  von  Mergeln  durchschossen,  mit  Lignitflötzen  (14?). 

11.  Tonige  Sandsteine  mit  schwachen  Glanzkohlenflötzen. 

10.  Konglomerate  (13). 

9.  Dünnschichtige  bis  schieferige  Sandsteine  (13). 

8.  Schüttige  Mergel  (12). 

7.  Plattige  Mergelkalke  und  Mergelkalkschiefer  (Glyptostrobus- Schichten)  mit  reicher 
Pflanzenführung  und  nur  lokal  entwickeltem  schwachen  Hangendkohlenflötz 
(11,  10). 

6.  Sandige  Kalkmergel  mit  Carpolithes  (9) 

5.  Hauptkohlenflötz  von  Zgosca  (8). 

4.  Lettenmergel,  zum  Teil  blähend  (7  und  vielleicht  3). 

(Die  Schichtenstufen  9,  8 und  7 des  Zenicaer  Profils  sind  hier  schwach,  gewisser- 
maßen kondensiert  entwickelt;  die  Stufen  6,  5,  4,  3,  2 fehlen  bei  Zgosöa,  in  der  süd- 
östlichen Fortsetzung  über  die  Ricica-  und  Trstenicabäche  gegen  Sutjescica  an  der  [ 
Stavnja  herrscht  dagegen  der  Gesteinscharakter  dieser  Schichtenstufen  vor.) 


Katzer.  Die  geologische  Entwicklung  der  Braunkohlenablagerung  von  Zenica  in  Bosnien.  317 


3.  Liegendsandstein  (1?). 

2.  Liegendste  Kohlenflötze. 

1.  Kalkkonglomerat,  meist  lebhaft  rot  gefärbt. 

Unten. 

Die  Gesamtmächtigkeit  des  Profils  dürfte  2000  m überschreiten.  Eine  genauere 
Feststellung  wird  erschwert  durch  die  zahlreichen  Störungen,  welche  das  Tertiärgebirge 
durchsetzen  und  deren  volle  Bedeutung  erst  nach  der  vollendeten  geologischen  Auf- 
nahme der  ganzen  Ablagerung  wird  gewürdigt  werden  können.  Im  großen  ganzen  ist 
die  Schichtenlagerung  keine  muldenförmige,  sondern  eine  einseitig  aufgerichtete,  indem 
die  Schichten  fast  durchwegs  nach  Südwesten  einfallen.  Eine  bedeutende  Störung  zieht 
unmittelbar  bei  der  Eisenbahnstation  Dobrinje  durch,  von  wo  sie  sich  durch  die  ganze 
Breite  der  Ablagerung  sowohl  nach  Ostsüdosten  als  nach  Westnordwesten  verfolgen 
läßt.  Übereinstimmend  verlaufen  auch  die  meisten  sonstigen  Störungen,  durch  welche 
Dislokationen  bis  zu  1000  und  mehr  Metern  bewirkt  werden. 

Auf  diese  Verhältnisse  soll  hier  indessen  ebensowenig  weiter  eingegangen  werden 
wie  auf  eine  Erörterung  des  Alters  der  Ablagerung.  Es  sei  diesbezüglich  bloß  bemerkt, 
daß  die  Hauptschichtenreihe  der  Zenica-Sarajevoer  Braunkohlenablagerung  jedenfalls 
dem  Oligozän  angehört  und  daß  sich  die  diesbezüglichen  Ausführungen  E.  Tietzes1) 
durchaus  bestätigt  haben. 

Sarajevo,  im  Juli  1902. 


;)  Geologie  von  Bosnien-Herzegowina,  1.  c.,  S.  148 — 151. 


Beiträge  zur  Kenntnis  der  tertiären  Flora  der  weiteren 
Umgebung  von  Dolnja  Tuzla  in  Bosnien. 


Von 

Hermann  Engelhardt, 

Professor  an  der  Dreikönigschule  in  Dresden. 


(Mit  G Tafeln  und  3 Abbildungen  im  Texte.) 


Einleitung. 

Vom  bosn.-herzeg.  Landesgeologen  Dr.  Friedrich  Katzer. 

Bei  der  im  Jahre  1899  durchgeführten  geologischen  Detailaufnahme  des  General- 
stabs-Kartenblattes  Dolnja  Tuzla  (Zone  27,  Kol.  XIX)  und  des  südlich  angrenzenden 
Blattes  Dubrava-Ribnica  (Zone  28,  Kol.  XIX)  wurden  in  Tertiärschichten  von  ver- 
schiedenem Alter  zahlreiche  fossile  Pflanzenreste  aufgesammelt,  deren  Bearbeitung  der 
ausgezeichnete  Kenner  der  tertiären  Floren  Herr  Prof.  H.  Engelhardt  in  Dresden 
übernahm. 

Engelhardt  war  der  erste,  welcher  schon  im  Jahre  1883  eine  mit  Abbildungen 
der  beschriebenen  Arten  versehene  Mitteilung  über  bosnische  Tertiärpflanzen  veröffent- 
licht hat, x)  und  seinem  großen  Interesse  für  die  Tertiärfloren  Bosniens,  seiner  seltenen 
Sachkenntnis  und  seinem  unermüdlichen  wissenschaftlichen  Eifer  verdanken  wir  die 
folgende  schöne  Arbeit,  welche  als  erste  umfangreichere  Abhandlung  die  phytopalä- 
ontologischen  Spezialstudien  in  Bosnien-Herzegowina  in  würdiger  Weise  inauguriert. 

Die  Schichten,  aus  welchen  die  von  Herrn  Prof.  Engelhardt  beschriebenen 
fossilen  Pflanzenreste  stammen,  gehören  teils  dem  Oligozän,  teils  dem  Untermiozän, 
Obermiozän  und  Pliozän  an.  Die  stratigraphischen  Verhältnisse  der  einzelnen 
Fundorte  werden  zwar  in  den  Erläuterungen  zum  Blatte  Dolnja  Tuzla  der  geologischen 
Spezialkarte  von  Bosnien -Herzegowina  eingehender  behandelt,  es  dürfte  sich  aber 
empfehlen,  sie  in  aller  Kürze  auch  hier  darzulegen,  schon  um  die  geologische  Bedeu- 
tung der  phytopaläontologischen  Untersuchungen  klarer  hervortreten  zu  lassen. 

Die  oligozänen  Pflanzenreste  entstammen  einer  wenig  ausgedehnten  Binnen- 
ablagerung, die  sich  westlich  von  Gjurgjevik  zwischen  Dolnja  Tuzla  und  Kladanj  aus- 
breitet. Sie  wird  im  Norden,  Westen  und  im  Süden  bei  Vis6a  gornja  von  Serpentin,  der 
im  Oskovatale  von  Diluvium  bedeckt  wird,  begrenzt,  während  sie  im  Osten  und  Süden 
Melaphyren,  Jaspisschiefern  und  Triaskalken  aufliegt.  Ihre  westliche  Grenze  wird  ziem-  - 
lieh  genau  von  der  Talrinne  des  Bresticabaches  bezeichnet,  welcher  unweit  oberhalb  , 
seiner  Einmündung  in  die  Oskova  die  Schichtenfolge  gut  aufschließt.  Zu  unterst,  un-  I 
mittelbar  auf  Serpentin,  liegen  Konglomerate  und  grobe  Sandsteine,  welche  stellenweise 
verkieselte  Stammstücke  enthalten.  Nach  oben  folgen  feinkörnige  Quarzsandsteine  und 


l)  Abhandl.  d.  „Isis“  1883,  S.  85  ff. 


Engelhardt.  Beiträge  z.  Kenntnis  der  tertiären  Flora  der  weiteren  Umgebung  v.  D.  Tuzla.  319 


Sandsteinschiefer  mit  einer  Überfülle  verkohlter  Pflanzenreste  und  dünnen  Kohlen- 
schmitzen  und  über  diesen  liegen  hellgraue  oder  gelbliche  Kalkmergel  und  Süßwasser- 
kalke  mit  einzelnen  Muscheln  und  Schnecken  und  einer  ebenfalls  recht  reichen  Flora. 

Die  fossilen  Pflanzenreste  aus  diesen  Schichten,  welche  von  dem  mir  damals  zu- 
gewiesenen Assistenten,  jetzigen  Bergadjunkten  Herrn  V.  Lipoid,  welcher  die  Auf- 
nahme eines  Achtels  des  Kartenblattes  Dubrava-Ribnica  mit  viel  Fleiß  und  Eifer  durch- 
führte, entdeckt  und  zum  größten  Teile  aufgesammelt  wurden,  bestätigen  durchaus  das 
sich  auch  aus  geologischen  und  petrographischen  Gründen  ergebende  Alter  dieser  Ab- 
lagerung. Die  Liegendkonglomerate  und  Sandsteine  gehören  dem  Oligozän,  die  dar- 
über folgenden  Mergel  und  Süßwasserkalke  zum  Teile  vielleicht  dem  untersten  Mio- 
zän oder  zur  Gänze  auch  noch  dem  Oberoligozän  an.  In  der  Abhandlung  Engel- 
hardts werden  die  Schichten  als  Brestica- Sandstein  und  Brestica-Kalkmergel  bezeichnet. 

Aus  dem  Sandsteine  erscheinen  bestimmt: 


Pinus  Hageni  Heer.  (?) 

Pinus  spiciformis  Ung. 

Sequoia  Langsdorfii  Brong.  sp. 
Sequoia  Sternbergii  Goepp.  sp. 
Fagus  castaneaefolia  Ung. 
TJlmus  plurinervia  Ung. 

Ficus  tiliaefolia  Al.  Br.  sp. 


Salix  varians  Goepp. 

Samyda  borealis  Ung. 
Rhamnus  Eridani  Ung. 
Amygdalus  persicifolia  Ung. 
Robinia  Regeli  Heer. 

Cassia  hyperborea  Ung. 


Von  diesen  13  Arten  Wurden  Samyda  borealis  Ung.  und  Amygdalus  persicifolia 
Ung.  bisher  nur  im  Oligozän  gefunden  und  Sequoia  Sternbergii  Goepp.  kommt  auch 
schon  im  Eozän  vor,  ist  aber  ebenso  wie  die  Mehrzahl  der  übrigen  Arten  hauptsäch- 
lich im  Oligozän  verbreitet. 

Aus  den  imtermiozänen,  eventuell  zum  Teile  noch  oberoligozänen  Kalkmergeln 
stammen : 

Glyptostrobus  europeus  Brong.  sp.  Andromeda  protogaea  Ung. 

Sequoia  Langsdorfii  Brong.  sp.  Ilex  ambigua  Ung. 

Quercus  Lonchitis  Ung.  Eucalyptus  oceanica  Ung. 

Laurus  princeps  Heer.  Ceratonia  emarginata  Al.  Br. 

Embothrium  leptospermum  Ett.  Cassia  phaseolites  Ung. 

Myrsine  Doryphora  Ung.  Cassia  Berenices  Ung. 


Von  diesen  12  Arten  ist  Embothrium  leptospermum  Ett.  bis  jetzt  nur  in  oligo- 
zänen  Ablagerungen  gefunden  worden;  von  den  übrigen  ist  bloß  Ilex  ambigua  Ung. 
auf  das  Miozän  beschränkt,  während  alle  anderen  im  Oligozän  weit  verbreitet  sind. 
Die  Flora  der  Brestica-Kalkmergel  erhält  dadurch  den  hervorgehobenen  alten  Anstrich.1) 

Ein  anderer  Fundort  altmiozäner  Pflanzen  ist  bisher  in  der  weiteren  Umgebung 
von  Dolnja  Tuzla  nicht  bekannt  geworden.  Sehr  zahlreich  sind  dagegen  die  Vorkommen 
von  fossilen  Pflanzenresten  in  jungmiozänen  Schichten. 

Das  Miozän  in  der  Umgebung  von  Dolnja  Tuzla  läßt  sich  von  unten  nach  auf- 
wärts wie  folgt  gliedern: 

Unten,  direkt  auf  oberoligozänen  (chattischen)  Konglomeraten  auflagernd  : 

1.  Marine,  graue  tonige  Mergelschiefer  oder,  in  der  Süßwasserablagerung  von  Gjurgje- 
vik-Brestovica,  Süßwasserkalke  und  Mergel,  welche  auch  noch  mit  der  folgenden 
marinen  Stufe  altersgleich  sein  dürften. 


-1)  Neuere  Untersuchungen  haben  ergeben,  daß  die  ganze  Ablagerung  dem  Oligozän  angehören  dürfte. 


320 


II.  Naturwissenschaft. 


2.  Gestreifte  Mergelschiefer,  die  Träger  der  berühmten  Salzlagerstätte  von  Tuzla. 

3.  Plattenkalk,  zum  Teile  versintert. 

4.  Graue  glimmerige  Mergel  (schlierartige  Ausbildung). 

Diese  vier  Schichtenstufen  entsprechen  der  I.  Mediterranstufe  des  Wiener 
Beckens. 

5.  Dünnschichtige  Mergel  mit  sandig-lettigen  Zwischenschichten,  entsprechend  beiläufig 

den  Gründer  Schichten  des  Wiener  Beckens. 

6.  Leithakalk  und  Leithakalkkonglomerat,  im  Südwesten  ganz  vertreten,  oder  über- 

gehend in 

7.  schüttere  Serpentinkonglomerate  und  Sandsteine,  auch  gelbe  Mergel,  oder  zuweilen 

rote  und  graue  Tone. 

Die  Stufen  5,  6 und  7 entsprechen  der  II.  Mediterran  stufe. 

8.  Wohlgeschichtete  Sandsteine  mit  Konglomeratlagen,  von  7 zum  Teile  nur  durch 

die  Fauna  verschieden. 

9.  Plattenkalksandstein  und  fischreiche  dünnschichtige  Mergelkalke. 

10.  Roggenkalkstein  und  sandiger  Cerithienkalk. 

11.  Sandige,  graue  oder  bräunliche  Mergel  mit  Lagen  von  dünnplattigen  Mergelkalken. 

Diese  vier  Stufen  8,  9,  10  und  11  gehören  den  sarmatischen  Schichten 
an  und  schließen  das  Miozän  von  Tuzla  nach  oben  ab.  Darüber  folgen  un- 
mittelbar die  unteren  pliozänen  Kongerienschichten  der  pontischen  Stufe. 

Es  ist  selbstverständlich,  daß  die  Entwicklung  des  Miozäns  nicht  allerorts  eine  so 
vollständige  ist,  daß  man  alle  angeführten  Stufen  über  einander  unterscheiden  könnte. 
Teilweise  verdrängen  sich  die  Stufen  auch  gegenseitig,  indem  sich  gewissermaßen  eine 
auf  Kosten  der  anderen  ausschließlich  entwickelt,  aber  überall  bleibt  ihre  Reihenfolge 
und  ihr  Charakter  der  gleiche. 

Alle  jüngeren  Miozänablagerungen  in  der  weiteren  Umgebung  von  Dolnja  Tuzla 
sind  marinen  Ursprunges,  und  es  enthalten  daher  Pflanzenreste  in  größerer  Menge 
natürlicherweise  nur  die  Strand-  und  Seichtbildungen,  als  welche  sich  die  Schichten- 
stufen 5,  7,  8,  9 und  11  erweisen. 

Die  etwa  dem  Gründer  Horizont  des  Wiener  Beckens  entsprechenden  dünnschich- 
tigen Mergel  5 sind  stellenweise  überall  an  Pflanzendetritus  reich  und  am  Golobrdo  und 
bei  Rasovac  wurden  darin  auch  größere  Blattfetzen  gefunden.  Da  die  Kollektion  jedoch 
zu  ungenügend  ist,  wurde  sie  vorläufig  an  Herrn  Prof.  Engelhardt  nicht  übermittelt. 
Eine  systematische  Aufsammlung  dürfte  mehr  bestimmbares  Material  zutage  fördern. 

Die  Sandsteine  der  Stufe  7 haben  ebenfalls  nur  schlecht  erhaltene,  wiewohl  zahl- 
reiche Pflanzenreste  geliefert.  Die  für  eine  günstige  Erhaltung  besser  geeigneten  Mergel, 
welche  das  Hangende  des  Leithakalkes  bilden  und  den  Übergang  in  die  sarmati- 
schen Schichten  vermitteln,  sind  nur  in  der  südlichen  Begrenzungszone  der  Save- 
niederung (im  nördlichen  Teile  des  Blattes  Dolnja  Tuzla)  entwickelt,  besonders  schön 
bei  und  in  Spionica  turska,  nordwestlich  von  Srebrnik.  Es  wechseln  hier  prächtige 
Amphisteginenmergel,  welche  (nach  einer  freundlichen  Bestimmung  des  Herrn  F.  Karrer) 
die  gleiche  reiche  Foraminiferenfauna  wie  die  Mergel  vom  Grünen  Kreuze  bei  Wien 
aufweisen,  mit  härteren  plattigen  Kalkmergeln  ab,  die  nebst  Melettaschuppen  und  an- 
deren Fischresten  auch  Blattabdrücke  enthalten.  Hieraus  stammt  die  neue  Art 

Myrtus  bosniaca  Engelhardt. 

Die  sarmatischen  Schichtenstufen  8 und  9 gleichen  in  bezug  auf  ihre  Pflanzen- 
führung den  Leithasandsteinen,  d.  h.  sie  enthalten  lagenweise  überaus  reichlich  Pflanzen- 


Engelhardt.  Beiträge  z.  Kenntnis  der  tertiären  Flora  der  weiteren  Umgebung  v.  D.  Tuzla.  321 


spreu,  aber  nur  selten  wohlerhaltene,  bestimmbare  Reste.  Auch  in  diesen  Schichten 
werden  größere  Aufsammlungen  ohne  Zweifel  mehr  gutes  Material  ergeben,  als  zur 
Zeit  daraus  vorliegt.  Aus  dünnschichtigen  Mergelkalken  mit  zahllosen  Fischresten  in 
der  Talfurche  eines  Quellbaches  der  Jala,  an  der  Stelle  „Pod  skrilem“  nördlich  von 
Gornja  Tuzla,  stammt  das  von  Engelhardt  bestimmte  schöne  Blatt  von 

Laurus  primigenia  Ung. 

Die  größte  Ausbeute  an  Pflanzenresten  in  der  Umgebung  von  Dolnja  Tuzla  haben 
die  sandigen  Mergel  11  ergeben,  welche  namentlich  im  Gebiete  nordwestlich  von  Tuzla 
zuweilen  die  ganze  sarmatische  Stufe  vertreten  und  nach  unten  in  ebenfalls  sandige 
bis  schotterige,  konglomeratartige  Schichten  übergehen,  welche  die  jüngere  Mediterran- 
stufe repräsentieren.  Alle  diese  Schichten  pflegen  sehr  reich  an  Fossilien  zu  sein. 
Pflanzenreste  wurden  an  vielen  Orten  gefunden,  aber  intensiver  ausgebeutet  wurden 
nur  die  wenigen  Fundstellen  bei  Orasje  (südlich  von  Dolnja  Tuzla),  im  Norden  von 
Prline  (nordwestlich  von  Lukavac),  im  Hohlwege  oberhalb  des  Han  Gnojnica  (öst- 
lich von  der  Eisenbahnhaltestelle  Miricina)  und  in  der  Talrinne  des  Lohinjab  ach  es 
(südöstlich  von  Gracanica). 

Die  sarmatischen  Schichten,  welche  an  diesen  Orten  sehr  reich  an  Pflanzenresten 
sind,  besitzen  nicht  völlig  das  gleiche  Alter,  aber  der  Unterschied  ist  kein  bedeuten- 
der. Der  Lagerung  und  dem  Schichtenverbande  nach  sind  jene  von  Prline  und  die 
ihnen  analogen,  auch  räumlich  nahegelegenen  von  Sikulje  (etwa  2 km  östlich  von  Prline) 
wohl  etwas  älter  als  jene  des  Lohinjatales,  von  Orasje  und  vom  Han  Gnojnica,  welche 
letzteren  die  jüngsten  sind.  An  keiner  dieser  Fundstellen  konnten  die  Aufsammlungen 
in  solchem  Umfange  vorgenommen  werden,  daß  auch  nur  annähernd  eine  Vollständig- 
keit der  vorhandenen  Arten  hätte  erzielt  werden  können;  die  Listen  Engelhardts 
bieten  aber  doch  eine  gute  Charakteristik  der  einzelnen  Lokalfloren. 

Der  Fundort  bei  Prline  befindet  sich  knapp  3 km  nördlich  vom  Dorfe,  in  einer 
fast  genau  ostwestlich  streichenden  Antiklinale,  welche  vom  Wege  nach  Lazarib  über- 
quert wird.  Zu  beiden  Seiten  des  Weges  treten  die  plattigen,  bald  mehr  kalkigen, 
bald  mehr  sandigen  Mergelschichten  zutage,  woraus  die  folgenden  Pflanzenreste  stammen: 


Pinus  hepios  Ung.  Santalum  acheronticum  Ett. 

Myrica  hakeaefolia  Ung.  sp.  Sapotacites  Daphnes  Ett. 

Quercus  Lonchitis  Ung.  Sapindus  heliconius  Ung. 

Ficus  multinervis  Heer.  Juglans  dcuminata  Al.  Br. 

Laurus  Swoszowiciana  Ung.  Dalbergia  retusaefolia  Web.  sp. 

Benzoin  antiguum  Heer.  Cassia  pliaseolites  Ung. 

Cinnamomum  polymorplium  Al.  Br.  sp. 

Der  Pflanzenfundort  bei  Öikulje,  von  welchem  Herr  Prof.  Engelhardt 

Pinus  hepios  Ung. 

Platanus  aceroides  Goepp. 

Castanea  Kubinyi  Ivöv. 

bestimmt  hat,  befindet  sich  etwa  1 km  nördlich  vom  Dorfe.  Die  oberflächlichen  Mergel- 
schichten enthielten  zwar  viele,  aber  wenig  gut  erhaltene  Blattabdrücke.  Durch  einen 
größeren  künstlichen  Aufschluß  wird  es  ohne  Zweifel  möglich  werden,  hier  bei  einer 
künftigen  systematischen  Ausbeute  eine  reiche  Flora  zu  erschließen. 

Der  Fundort  von  Pflanzenabdrücken  in  der  Talrinne  des  Lohinjabaches  be- 
findet sich  in  der  Nähe  der  obersten  Mühle,  unmittelbar  ehe  sich  der  Weg  nach  Öe- 
kanic  den  Berg  hinaufzieht.  Im  rechten  Gehängö  nahe  am  Wasser  gelang  es  hier, 


Band  IX. 


21 


322 


II.  Naturwissenschaft. 


sandige  Mergelschichten  zu  entblößen,  welche  eine  sehr  reiche  Flora  beherbergen.  Zu- 
sammen mit  den  Pflanzen  kommen  darin  die  charakteristischen  Cerithien  der  sarmati- 
schen  Stufe  vor,  welche  in  diesem  Gebiete  nur  ganz  untergeordnet  eine  kalkige  Ent- 
wicklung besitzt  und  in  ihren  sandigen  Mergeln  und  Tonen  einen  geradezu  ungeheuren 
Reichtum  an  Cerithien  und  Pleurotomen  aufweist.  Die  Lehne,  über  welche  sich  der 
Weg  nach  Cekani6  heraufzieht,  ist  wie  überschüttet  mit  weißen  Cerithien  (vornehmlich 
Cer.  disjunctum  Sow.,  Cer.  pictum  Bast.,  Cer.  nodoso-plicatum  Hoern.,  Cer.  nov.  sp.), 
die  man  hier  sozusagen  zusammenkehren  könnte.  Die  Pflanzenreste  stammen  aus  den 
hangenden  Lagen  dieser  Cerithienschichten.  Herr  Prof.  Engelhardt  beschreibt  die 
folgenden  Arten: 


Libocedrus  salicornioides  Endl.  sp. 
Myrica  vindobonensis  Ett.  sp. 
Myrica  lignitum  Ung. 

Myrica  hakeaefolia  Ung.  sp. 

Fagus  Pyrrliae  Ung. 

Castanea  Kubinyi  Köv. 

Quercus  Gmelini  Ung. 

Ulmus  Bronnii  Ung. 


Salix  angusta  Heer. 

Salix  tenera  Al.  Br. 

Cinnamomum  Scheuchzeri  Heer. 
Cinnamomum  subrotundum  Al.  Br.  sp. 
Echitonium  Sopliiae  Web. 

Sapindus  Ungeri  Engelh. 

Podogonium  latifolium  Heer. 

Cassia  phaseolites  Ung. 


Bei  Orasje  sind  die  sarmatischen  Schichten,  welche  zahlreiche  Pflanzenreste  ein- 
schließen, petrographisch  von  zweierlei  Ausbildung.  Im  Liegenden  sind  es  sandige 
Mergel  ähnlich  jenen  von  Prline,  die  nebst  Blattabdrücken  eine  große  Fülle  von  Zwei- 
schalern,  insbesondere  Cardium  obsoletum  Eichw.,  Car.  plicatum  Eichw.  und  Tapes 
gregaria  Partsch,  jedoch  zumeist  in  verdrückten  Exemplaren,  enthalten.  Die  reichste 
Ausbeute  an  Pflanzenresten  wurde  in  diesen  Schichten  zwischen  dem  Friedhofe  und 
dem  Han  Orasje  gemacht. 

Im  Hangenden  werden  diese  sandig-mergeligen  Schichten  von  grauen,  verwittert 
gelben,  auch  etwas  sandigen  Plattenkalken  durchschossen,  welche  nebst  Pflanzen  auch 
Fischreste  führen  und  die  reichste  Ausbeute  im  Wegeinschnitt  unmittelbar  am  Fried- 
hofzaune ergeben  haben. 

Von  beiden  Fundstellen  bestimmte  Herr  Prof.  Engelhardt  die  folgenden  Arten: 


Eguisetum  Katzeri  nov.  sp. 
Phragmites  oeningensis  Al.  Br. 
Pinus  sp. 

Myrica  hakeaefolia  Ung.  sp. 
Quercus  Gmelini  Ung. 

Ulmus  Bronnii  Ung. 

Ficus  lanceolata  Heer. 

Populus  mutabilis  Al.  Br. 

Laurus  styracifolia  Web. 
Cinnamomum  Scheuchzeri  Heer. 
Cinnamomum  Eossmässleri  Heer. 


Daphnogene  paradisiaca  Ung. 
Diospyros  brachysepala  Al.  Br. 
Sapotacites  minor  Ett. 
Elaeoides  Fontanesia  Ung. 
Andromeda  protogaea  Ung. 
Andromeda  tristis  Ung. 
Magnolia  crassifolia  Goepp. 
Sapindus  falvifolius  Al.  Br. 
Juglans  acuminata  Al.  Br. 
Terminalia  radobojensis  Ung. 
Cassia  phaseolites  Ung. 


Der  Fundort  der  Pflanzenreste  in  der  Nähe  des  Han  Gnojnica  liegt  kaum  einen 
halben  Kilometer  östlich  vom  Han  (Wirtshaus)  in  der  Lehne,  über  welche  der  Weg 
zum  Previleberge  heraufführt.  Die  plattig-mergeligen  Schichten,  welche  eine  lokale  Anti- 
klinale bilden,  ergaben  die  folgenden  Arten: 

Pinus  hepios  Ung.  Myrica  vindobonensis  Ett.  sp. 

Myrica  salicina  Ung.  Quercus  mediterranea  Ung. 


I 


Engelhardt.  Beiträge  z.  Kenntnis  der  tertiären  Flora  der  weiteren  Umgebung  v.  D.  Tuzla.  323 


Laurus  Swoszowiciana  Ung.  Sapotacites  Mimusops  Ett. 

Persea  Braunii  Heer.  Elaeodendron  neogenum  nov.  sp. 

Santalum  acheronticum  Ett.  Myrtus  Dianae  Ung. 

Fast  alle  aus  den  obermiozänen  Schichten  der  weiteren  Umgebung  von  Dolnja 
Tuzla  von  Herrn  Prof.  Engelhardt  namhaft  gemachten  Arten  kommen  schon  im  Oligo- 
zän,  einige  davon  auch  schon  im  Eozän  vor,  was  wohl  mit  als  ein  Beweis  für  die  Con- 
tinuität  in  der  Entwicklung  der  Pflanzenwelt  Bosniens  in  der  jüngeren 
Tertiär  zeit,  die  auch  aus  anderen  Gründen  angenommen  werden  muß,  gedeutet  wer- 
den darf. 

Dem  Pliozän  — der  politischen  Stufe  — gehören  von  den  Fundorten,  von 
welchen  in  der  Abhandlung  Engelhardts  Pflanzenreste  beschrieben  werden,  Dubos- 
nica  und  Kreka  an. 

Das  Pliozän  von  Dolnja  Tuzla  liegt,  wo  es  nicht  über  ältere  Gebirgsglieder  trans- 
grediert,  den  sarmatischen  Schichten  völlig  konkordant  auf  und  ist  mit  ihnen  durch  all- 
mähliche Übergänge  verbunden.  Es  gliedert  sich  naturgemäß  in  drei  Unterstufen: 

1.  die  unteren  Kongerienschichten,  bestehend  vornehmlich  aus  Sandsteinen  und  Sanden; 

2.  die  Braunkohlen  führende  Abteilung,  bestehend  wesentlich  aus  Letten  und  Tegeln, 

welche  das  in  Kreka  18m  mächtige  Hauptkohlenflötz  einschließen;  und 

3.  die  oberen  Kongerienschichten,  bestehend  aus  schütteren  Sandsteinen,  Sanden,  Te- 

geln und  fetten  Letten  (Tonen). 

Sowohl  diese  oberen,  als  auch  die  unteren  Kongerienschichten  schließen  minder 
mächtige  Kohlenflötze  ein,  welche  dem  Hauptflötze  gegenüber  als  Hangend-  und  Lie- 
gendflötze  bezeichnet  werden.  Der  Tagausbiß  der  Kohlen  ist  meist  ausgebrannt  und 
wird  durch  die  rotgebrannten  Letten  und  Tegel  (sogenannte  Brände)  weithin  kenntlich. 

Die  Sandsteine  des  liegendsten  Teiles  der  unteren  Kongerienschichten  haben  in 
der  Talrinne  der  Ivrusevicka  rjeka  bei  Dubosnica,  etwa  1 km  nördlich  von  der  Haupt- 
straße, eine  Anzahl  Blattabdrücke  geliefert,  welche  Herr  Prof.  Engelhardt  als 

Echitonium  Sophiae  Web.  und 
bestimmt  hat.  Echitonium  sp. 


Die  zahlreichen  prächtigen  Pflanzenreste  von  Kreka  verdanken  wir  zum  aller- 
größten Teile  dem  anerkennenswerten  Sammeleifer  des  Betriebsleiters  des  Ivrekaer 
Kohlenwerkes,  Herrn  Bergmeister  Oskar  Weselsky.  Sie  stammen  aus  den  grauen 
Tegeln  des  unmittelbaren  Hangenden  des  Hauptflötzes,  welche  auch  ziemlich  reichlich 
Fischreste  einschließen.  Die  von  Herrn  Prof.  Engelhardt  bestimmten  Arten,  durch 
welche  die  Flora  dieses  Fundortes  keineswegs  erschöpft  ist  (in  letzter  Zeit  wurden  u.  a. 
Pinuszapfen  gefunden),  sind  die  folgenden: 


Taxodium  distichum  miocaenum  Heer. 
Glyptostrobus  europaeus  Heer. 

Fagus  castaneaefolia  Ung. 

Castanea  Kubinyi  Ivöv. 

Ulmus  Braunii  Heer. 

Ficus  lanceolata  Heer. 

Ficus  multinervis  Heer. 

Platanus  aceroides  Goepp. 

Salix  macrophylla  Heer. 

Laurus  primigenia  Ung. 


Laurus  Lalages  Ung. 

Persea  speciosa  Heer. 
Oreodaphne  Heeri  Gaud. 
Sassafras  Aesculapi  Heer. 
Sapotacites  minor  Ett. 

Cunonia  europaea  Ung. 
Sterculia  Labrusca  Ung. 

Acer  palaeo-campestre  Ett. 
Celastrus  europaeus  Ung. 
Sapindus  acuminatoides  nov.  sp. 

21* 


324 


II.  Naturwissenschaft. 


Maytenus  marginatoides  nov.  sp.  Juglans  acuminata  Al.  Br. 

Ilex  neogena  Ung.  Eugenia  Apollinis  Ung. 

Rhamnus  Gaudini  Heer.  Copaifera  radobojana  Ung. 

Sehr  bemerkenswert  ist  der  altertümliche  Charakter  dieser  pliozänen  Flora.  Von 
den  26  aufgeführten  Arten  ist  keine  einzige  bisher  nur  im  Pliozän  gefunden 
worden  und  überhaupt  nur  6,  durchwegs  langlebige  Arten,  steigen  auch  anderwärts  in 
das  Pliozän  auf.  Dagegen  kommen  2 von  den  24  Arten  (da  die  zwei  neuen  Speziell 
ausgeschlossen  werden  müssen)  schon  in  eozänen  Schichten  und  nicht  weniger  als  17 
auch  im  Oligozän  vor.  Wenn  die  stratigraphische  Stellung  der  Schichten,  aus  welchen 
die  Krekaer  Pflanzenreste  stammen,  nicht  mit  aller  Sicherheit  als  mittelpontisch  be- 
stimmt wäre,  müßte  man  dieselben  bloß  auf  Grund  der  vorhegenden  Flora  in  das  Mio- 
zän versetzen.  Auch  diese  Tatsache  darf  als  Beweis  der  Kontinuität  in  der  Ent- 
wicklung der  jungtertiären  Floren  Bosniens  gelten. 

Sarajevo,  im  März  1901. 


Beschreibung  der  Arten. 

Equisetaceen  DC. 

Gattung:  Equisetum,  L. 

Equisetum  Katzeri  nov.  sp.,  Taf.  LXXXVI,  Fig.  1. 

Der  Stengel  ist  einfach,  gegliedert;  die  Gliederstücke  sind  10 — 15  mm  breit,  bis 
20  mm  lang,  mit  entfernt  stehenden  zarten  Längsstreifen  versehen;  die  Gelenke  sind 
durch  starke  Querstreifen  bezeichnet,  die  Scheiden  abgefallen. 

Das  schöne,  etwa  15  cm  lange  Stengelstück  muß  zur  Lebezeit  sehr  saftig  gewesen 
sein,  darauf  deuten  die  starken  Austrocknungsfurchen  hin.  Jedenfalls  war  der  Stand- 
ort, auf  dem  die  Pflanze  wuchs,  ein  feuchter,  sumpfiger. 

Außer  Equisetum  procerum  Heer  (Flora  der  Schweiz  ni,  Taf.  146,  Fig.  1),  das 
in  seiner  Größe  an  die  Equisetaceen  der  Trias  erinnert,  sind  aus  dem  Tertiär  nur 
solche  Formen  bekannt  geworden,  welche  den  jetzigen  kleinen  der  gemäßigten  Zone 
gleichen.  Unsere  Art  erreicht  zwar  nicht  den  Durchmesser  der  erstgenannten,  zeichnet 
sich  aber  trotzdem  durch  außergewöhnlichen  Umfang,  dem  sicher  auch  eine  bedeutende 
Länge  entsprochen  hat,  aus  und  kann  deshalb  als  ein  Vermittlungsglied  beider  extremen 
Formen  aufgefaßt  werden. 

Ich  benannte  die  Art  zu  Ehren  des  trefflichen  Forschers  auf  bosnischem  Gebiete 
Herrn  Landesgeologen  Dr.  Katzer. 

Fundort:  Orasje. 

Gramineen  R.  Br. 

Gattung:  Ehragmites  Trin. 

Phragmites  oeningensis  Al.  Br. 

Al.  Braun,  Stitzenb.  Verz.,  S.  75.  Heer,  Fl.  d.  Schw.  I,  S.  64,  Taf.  22,  Fig-.  5;  Taf.  24;  Taf.  27,  Fig-.  2b; 
Taf.  29,  Fig.  3c;  III,  S.  161,  Taf.  146,  Fig.  18,  19.  Ders.,  Balt.  Fl.,  S.  27,  Taf.  3,  Fig.  15a,  16.  — Gaudinj 
et  Strozzi,  Val  d’Arno  II,  S.36,  Taf.  2,  Fig.  6.  — Ettingshausen,  Bilin  I,  S.  21,  Taf.  4,  Fig.  6 — 10.  — Stur, 
Fl.  d.  Süßwasserquarze  etc.,  S.  138,  Taf.  3,  Fig.  9 — 21.  — Ludwig,  Paläont.  Vin,  S.  80,  Taf.  16,  Fig.  1; 


' 


Engelhardt.  Beiträge  z.  Kenntnis  der  tertiären  Flora  der  weiteren  Umgebung  v.  D.  Tuzla.  325 

Tat-.  18,  Fig.  2;  Taf.  24,  Fig.  7.  — Lesquereux,  Tert.  FL,  S.  88,  Taf.  8,  Fig.  1,  2.  — Engelhardt,  Gras- 
seth, S.  288,  Taf.  2,  Fig.  2,  3.  Ders.,  Dux,  S.  145,  Taf.  2,  Fig.  4—8. 

Syn.:  Culmites  arundinaceus  Ettingshausen,  Wien,  S.  9,  Taf.  1,  Fig.  1.  — Caulinites  radobojensis 
Massalongo,  Fl.  foss.  del  Senigall.,  S.  127,  Taf.  2,  Fig.  16;  Taf.  3,  4,  Fig.  4;  Taf.  37,  Fig.  9,  13.  — Cauli- 
nites  rkyzomoides  Massalongo,  Fl.  foss.  del  Senigall.,  >S.  128,  Taf.  2,  Fig.  4,  17. 

Der  Wurzelstock  ist  verzweigt,  seine  Internodien  sind  gewöhnlich  gestreckt,  röhrig; 
die  Halme  sind  lang,  die  Blätter  breit  und  vielnervig. 

Es  ist  nur  ein  sehr  schönes,  15  cm  langes  und  P5  cm  breites  Blattstück  gefunden 
worden,  das  die  Hauptnerven  deutlich,  die  Zwischennerven  aber  als  sehr  zart  erkennen 
läßt.  Es  beginnt  weit  unterhalb  der  abgerissenen  Spitze,  verläuft  parallel  und  läßt  nur 
am  oberen  Ende  eine  spärliche  Verringerung  der  Breite  erkennen. 

Die  tertiäre  Pflanze,  von  der  anderwärts  auch  Rhizome,  Wurzeln  und  Rohrstücke 
bekannt  geworden  sind,  stimmt  in  vielerlei  Beziehungen  mit  der  in  stehenden  Gewässern, 
wie  an  sumpfigen  Flußufern  der  ganzen  nördlichen  Hemisphäre  wachsenden  Phragmites 
communis  Trin.,  dem  allbekannten  Schilfe,  überein,  mag  dieses  jedoch  an  Größe  über- 
troffen haben. 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän. 

Fundort:  Orasje. 

Abietineen  Rieh. 

Gattung:  Pinus  L. 

Pinus  hepios  Ung.  sp.,  Taf.  LXXXVI,  Fig.  7. 

Heer,  Fl.  d.  Schw.  I,  S.  57,  Taf.  21,  Fig.  7.  — Ettingshausen,  Sagor  I,  S.  13,  Taf.  1,  Fig.  29. 

Syn.:  Finites  hepios  Unger,  Iconogr.  pl.  foss.,  S.  26,  Taf.  13,  Fig.  6 — 9.  — Pinus  leptophylla  Sa- 
porta,  Sud-Est  de  la  France  II,  »S.  77,  Taf.  4,  Fig.  11.  — Pinus  ornata  Stbg.  sp.,  Engelhardt,  Leitm. 
Mittelgeb.,  S.  402,  Taf.  10,  Fig.  5 — 7. 

Die  Nadeln  stehen  paarig,  sind  sehr  lang,  dünn,  rinnig,  die  Scheide  ist  verlängert. 

Menzel  stellt  auf  Grund  eines  reichen  und  außergewöhnlich  guten  Materiales  in 
Gymnospermen  der  nordböhmischen  Braunkohlenformation,  S.  64 — 66,  fest,  daß  die  von 
mir  abgebildeten  Nadelpaare,  von  denen  ich  glaubte,  daß  sie  Avahrscheinlich  zu  dem 
einzigen  daselbst  gefundenen  Zapfen  von  Pinus  ornata  Stbg.  sp.  in  Beziehung  zu  setzen 
seien,  zu  P.  hepios  gerechnet  werden  müssen.  Breitere  Nadelpaare  (z.  B.  Balt.  Fl. 
Taf.  14,  Fig.  2 — 4 und  die  von  mir  vorläufig,  weil  zweifelhaft,  zu  P.  hepios  gestellten 
in  Berand  (Taf.  1,  Fig.  19),  rechnet  er  zu  seiner  Art  P.  laricioides  (a.  a.  O.,  S.  66)  = 
P.  Laricio  Ett.  Ein  Schwanken  in  der  Stärke  der  Nadeln  war  der  Grund,  weshalb 
die  von  mittlerer  Stärke  als  Übergänge  zu  den  breiteren  angesehen  wurden. 

Die  Art  in  der  ursprünglichen  Ungerschen  Begrenzung  fand,  nach  den  bisherigen 
Funden  zu  urteilen,  ihre  nördliche  Grenze  in  Nordböhmen;  südlich  davon  ist  sie  in 
weiter  westöstlicher  Erstreckung  nachgewiesen  worden. 

Unger  verglich  sie  mit  Pinus  mitis  Mchx.  (Nordamerika),  Menzel  tut  es  mit  P.  ha- 
lepensis  Mill.  (Mittelmeergebiet). 

Zeitliche  Verbreitung:  Oberoligozän,  Miozän,  Pliozän. 

Fundorte:  Ober  Han  Guojnica,  Prline,  Sikulje. 

Pinus  sp.,  Taf.  LXXXVI,  Fig.  8. 

Ein  Kurztrieb  liegt  vor,  der  sich  sowohl  durch  bedeutende  Länge  als  große  Breite 
der  ihn  bildenden  zwei  Nadeln  von  den  öfter  gefundenen  der  Pinus  hepios  Ung.  sp. 
unterscheidet.  Sie  lassen  uns  nur  die  mit  mehreren  gleichstarken  Nerven  versehene 


326 


EL  Naturwissenschaft. 


Außenseite  erkennen,  sind  nicht  in  ihrer  ganzen  Länge  erhalten,  lassen  auch  die  Scheide 
vermissen,  weshalb  es  unmöglich  ist,  sie  mit  Bestimmtheit  einer  Art  einzureihen.  Hoffent- 
lich bringen  spätere  Funde  Klarheit.  Für  jetzt  genüge,  auf  ihre  große  Ähnlichkeit  mit 
denen  der  jetztweltlichen  im  Mittelmeergebiet  heimischen  Pinus  Pinaster  L.  hinzuweisen. 

Fundort:  OraSje. 

Pinus  Hageni  Heer  (?),  Taf.  LXXXVI,  Fig.  16. 

Heer,  Fl.  d.  Schw.  HI,  S.  308.  Ders.,  Balt,  Fl.,  S.  25,  Taf.  1,  Fig.  23—33. 

Die  Zapfen  sind  länglich-eirund  oder  eirund,  die  Schuppen  zeigen  eine  rhombische 
oder  5 — 6 seitige  flache  Apophyse,  mit  in  der  Mitte  gelegenem  flachen  Buckel,  durch 
den  zwei  sich  rechtwinkelig  schneidende  flache  Linien  gehen. 

Der  unvollständig  erhaltene  Zapfen  stimmt  mit  solchen  von  Pinus  Iiageni  Heer 
so  gut  überein,  daß  ich,  bis  vollständigere  Funde  uns  eines  anderen  belehren,  ihn  vor- 
läufig zu  ihnen  stelle.  Außer  ihm  fanden  sich  noch  mehrere  durch  die  Mitte  gespaltene 
Stücke  vor,  welche  etwas  größere  Breite  zeigen. 

Fundort:  Brestica  (Sandstein). 

Pinus  spiciformis  Ung.  sp.,  Taf.  LXXXVI,  Fig.  21. 

Syn.:  Pinites  spiciformis  Unger,  Gen.  et  sp.  pl.  foss.,  S.  529.  Ders.,  Iconogr.  pl.  foss.,  S.  100,  Taf.  37, 
Fig.  14,  15. 

Der  Zapfen  ist  gestreckt,  walzenförmig,  beiderseits  stumpf;  die  dünnen  Schuppen 
sind  dicht  dachziegelförmig  angeordnet,  die  Apophysen  flach. 

Obgleich  auch  unvollständig,  so  zeigt  sich  unser  Zapfen  doch  besser  erhalten  als 
der  von  Saalberg  stammende.  Unger  macht  auf  die  große  Ähnlichkeit  desselben  mit 
solchen  von  Pinus  strobus  L.  aufmerksam,  worin  uns  der  unserige  nur  bestärkt.  Ge- 
hören die  Stücke  wirklich  zusammen,  so  wären  sie  ein  Beweis  dafür,  daß  die  Art  schon 
im  Oligozän  auftrat  und  im  Miozän  noch  fortdauerte. 

Fundort:  Brestica  (Sandstein). 

Zusatz:  Auf  verschiedenen  größeren  Steinstücken  fand  sich  eine  wahre  Schütte 
von  Pinws-Nadeln  vor,  welche  die  Breite  und  Länge  derer  von  Pinites  Kotschianus 
Ung.  (s.  Iconogr.  pl.  foss.,  Taf.  37,  Fig.  11)  zeigten,  aber  nicht  erkennen  ließen,  in 
welcher  Zahl  sie  aus  der  Scheide  hervortreten,  und  daher  zu  einer  sicheren  Bestimmung 
keinen  Anhalt  gaben.  Außer  ihnen  waren  breitere  lange  Nadeln  mit  deutlich  aus- 
geprägtem Mitteluerv  vorhanden,  die  aber  auch  eine  genaue  Deutung  nicht  zuließen. 
Da  nur  zwei  Arten  von  Zapfen  vorhanden,  mögen  sie  ihnen  zuzustellen  sein,  doch  ver- 
mag ich  nicht  anzugeben,  welche  der  einen,  welche  der  anderen  Art  zuzuschreiben  ist. 

Außerdem  fanden  sich  versteinerte  Rinden-  und  Holzstücke  vor. 

Cupressineen  Rieh. 

Gattung:  Libocedrus  Endl. 

Libocedrus  salicornioides  Endl.  sp.,  Taf.  LXXXVI,  Fig.  11. 

Heer,  Fl.  d.  Schw.  I,  S.  47,  Taf.  21,  Fig.  2.  Ettingshausen,  Bilin  I,  S.  109,  Taf.  10,  Fig.  1—7,  14. 
Ders.,  Schönegg  I,  S.  70,  Taf.  1,  Fig.  21,  22.  Engelhardt,  Braunkohlen  von  Sachsen,  S.  10,  Taf.  1,  Fig.  4,  j 
5.  Ders.,  Leitm.  Mittelgeb.,  S.  368,  Fig.  4 — 8.  Ders.,  Jesuitengr.,  S.  18,  Taf.  1,  Fig.  27 — 30. 

Syn.:  Thuyites  salicornioides  Unger,  Chi.  prot.,  S.  11,  Taf.  2,  Fig.  1 — 4,  7;  Taf.  20,  Fig.  8.  — Liho- 
cedrites  salicornioides  Endlicher,  Conif.,  S.  275.  Göppert,  Mon.  d.  foss.  Conif.,  S.  179,  Taf.  18.  Ders.,' 
Schossnitz,  S.  6,  Taf.  2,  Fig.  1 — 3.  Weber,  Paläont.  II,  S.  160,  Taf.  18,  Fig.  10.  Ludwig,  Paläont.  V, 
S.  154,  Taf.  33,  Fig.  13.  Saporta,  Sud-Est  de  la  France  II,  S.  186,  Taf.  1,  Fig.  4. 


Engelhardt.  Beiträge  z.  Kenntnis  der  tertiären  Flora  der  weiteren  Umgebung  v.  D.  Tuzla.  32 7 

Die  Zweige  bestehen  aus  keilförmigen  Gliederstücken;  die  Blätter  sind  klein, 
schuppenförmig,  laufen  am  Stengel  herab,  bedecken  die  stumpfen  Ränder  der  Glieder- 
stücke und  sind  vierreihig  angeordnet. 

Es  fand  sich  nur  das  abgebildete  Gliederstück  vor  und  muß  abgewartet  werden, 
ob  andere  Aufschlüsse  mehr  und  Vollständigeres  bieten,  ehe  man  sich  zu  dem  Urteil 
versteigt,  daß  diese  Art  in  Bosnien  nur  wenig  vertreten  gewesen  sei. 

In  der  oberen  Kreide  und  im  Tertiär  fanden  sich  Vertreter  dieser  Gattung  auf 
der  nördlichen  Halbkugel,  wo  sie  jetzt  als  ausgestorben  zu  gelten  haben,  während  Chile 
und  Neuseeland  dergleichen  noch  aufweisen.  Unsere  tertiäre  Art  erfreute  sich  einer 
weiten  Verbreitung  (von  der  Gegend  des  Mittelmeeres  bis  zu  denen  der  heutigen  Ostsee). 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Libocedrus  decurrens  Tor.  in  bezug  auf  die  Blätter, 
L.  chinensis  Endl.  hinsichtlich  der  Verzweigung. 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän,  Pliozän. 

Fundort:  Talrinne  der  Lohinja. 

Gattung:  Taxodium  Eich. 

Taxodium  distichum  miocenum  Heer,  Taf.  LXXXVI,  Fig.  6,  9. 

Heer,  Balt.  Fl.,  S.  18,  Taf.  1,  2,  Fig.  6,  7.  Ders.,  North-Greenlancl,  S.  463,  Taf.  43,  Fig.  4,  5.  Ders., 
Alaska,  S.  21,  Taf.  1,  Fig.  6;  Taf.  3,  Fig.  11c;  Taf.  4,  Fig.  5,  6 c.  Ders.,  Spitzbergen,  S.  32,  Taf.  3,  4,  Fig.  136, 
27c,  286;  Taf.  11,  Fig.  7c;  Taf.  16,  Fig.  86,  c.  Ders.,  Beitr.  zu  Spitzbergen,  S.  57,  Taf.  13,  Fig.  12,  13; 
Taf.  25,  Fig.  9,  13.  Ders.,  Grinnel-Land,  S.  23,  Taf.  2.  Ders.,  Sibirien  u.  Amurland,  S.  33,  Taf.  8,  Fig.  25  6; 
Taf.  9,  Fig.  1;  S.  49,  Taf.  15,  Fig.  1,  2;  S.  52,  Taf.  15,  Fig.  10 — 12.  Ders.,  Sachalin,  S.  22,  Taf.  1,  Fig.  9. 
Ders.,  Grönland,  S.  60,  Taf.  70,  Fig.  11;  Taf.  87,  Fig.  7;  Taf.  88,  Fig.  26;  Taf.  96,  Fig.  8,  9.  Engelhardt, 
Göhren,  S.  10,  Taf.  2,  Fig.  4 — 9.  Ders.,  Jesuitengr.,  S.  17,  Taf.  1,  Fig.  20.  Ders.,  Dux,  S.  151,  Taf.  2, 
Fig.  23,  24;  Taf.  3,  Fig.  9,  10.  Ders.,  Caplagr.,  S.  173,  Taf.  1,  Fig.  5 — 11,  19,  20.  Lesquereux,  Tert.  Fl., 
S.  71,  Taf.  6,  Fig.  12 — 14a.  Geyler  und  Kinkelin,  Oberpliozänfl.,  S.  11,  Taf.  1,  Fig.  2. 

Syn.:  Phyllites  dubius  Sternberg,  Vers.  I,  S.  37,  Taf.  36,  Fig.  3.  — Taxodites  dubius  Presl  in  Stern- 
berg, Vers.  II,  S.  204.  Unger,  Iconogr.  pl.  foss.,  S.  92,  Taf.  33,  Fig.  1 — 7.  Göppert,  Schossnitz,  S.  6,  Taf.  2, 
Fig.  4 — 16.  — Taxites  affinis  Göppert,  Bernstein,  S.  104,  Taf.  3,  Fig.  30.  — Taxodium  dubium  Heer,  Fl.  d. 
Schw.  I,  S.  49,  Taf.  17,  Fig.  5 — 15;  Taf.  21,  Fig.  3.  Ders.,  Nord-Grönland,  S.  89,  Taf.  2,  Fig.  24—27;  Taf.12, 
Fig.  1 c;  Taf.  45,  Fig.  11  a — d.  Ders.,  Spitzbergen,  S.  156,  Taf.  30,  Fig.  3,  4.  Ettings  hausen,  Köflach,  S.  742, 
Taf.  1,  Fig.  13.  Ders.,  Bilin  I,  S.  34,  Taf.  10,  Fig.  13,  20 — 22;  Taf.  12,  Fig.  1 — 16.  Engelhardt,  Braunk. 
v.  Sachsen,  S.  10,  Taf.  1,  Fig.  6,  7;  Taf.  2,  Fig.  1,  2;  S.  29,  Taf.  8,  Fig.  7 — 10.  Velen  ovsky,  Vrsovic, 
S.  14,  Taf.  1,  Fig.  27.  — Taxodium  Fischeri  Heer,  Fl.  d.  Schw.  I,  S.  50,  Taf.  17,  Fig.  1 — 4. 

Die  hinfälligen  Zweiglein  sind  fadenförmig,  mit  abwechselnden  dichtstehenden, 
zweizeilig  angeordneten  Blättern  besetzt,  welche  sehr  kurz  gestielt,  flach,  an  Grund  und 
Spitze  zugespitzt,  linealisch-lanzettlich  und  einnervig  sind;  die  jüngeren  bleibenden 
Zweiglein  sind  mit  schuppenförmigen  Blättern  besetzt. 

Aus  der  oben  angezogenen  reichen  Literatur,  die  bedeutend  hätte  vermehrt  wer- 
den können,  wenn  auch  Arbeiten  ohne  bildliche  Wiedergabe  oder  bloße  Pflanzen- 
verzeichnisse berücksichtigt  worden  wären,  geht  hervor,  daß  Taxodium  distichum  mio- 
cenum Heer  zu  den  verbreitetsten  Tertiärpflanzen  gehört  haben  muß.  Wir  finden  es 
einmal  zeitlich  weit  ausgedehnt,  insofern  seine  Reste  in  allen  Stufen  vom  Unteroligozän 
bis  zum  Pliozän,  das  anderemal  räumlich,  als  es  an  vielen  Orten  Europas,  Asiens  und 
Amerikas  nachgewiesen  werden  konnte.  So  ist  es  nicht  zu  verwundern,  daß  es  zu 
einer  der  bestgekannten  Pflanzen  der  Vorwelt  geworden  ist,  von  der  wir  nicht  bloß  die 
Blätter,  sondern  alle  übrigen  Teile  als  Holz,  Blüten,  Früchte  und  Samen  genau  kennen. 
Das  Studium  derselben  führte  zu  der  Überzeugung,  daß  zwischen  dem  fossilen  Taxo- 
dium und  dem  jetztweltlichen  ein  Unterschied  nicht  nachgewiesen  werden  könne,  daß 
also  beide  ein  und  dieselbe  Pflanze  seien  (s.  Heer,  Balt.  Fl.,  S.  18- — 20).  Der  derzeitige 


328 


II.  Naturwissenschaft. 


Nachkömmling  des  vorweltlichen  hat  wie  manche  andere  Tertiärpflanze  auch  dem  Schick- 
sale nicht  entgehen  können,  an  den  meisten  Stellen,  da  er  einstmals  eine  Rolle  gespielt, 
für  immer  abzutreten  und  sich  zur  Zeit  nur  auf  eine  zu  beschränken.  Diese  findet  sich 
im  Osten  Nordamerikas,  und  zwar  vom  Süden  bis  Virginien  aufwärts  in  den  vielfach 
beschriebenen  „Cypress-Swamps“. 

Daß  er,  von  Menschenhand  verpflanzt,  auch  in  anderen  Teilen  der  Erde  aufs 
neue  unverkümmert  zu  gedeihen  vermag,  zeigen  uns  die  den  Stolz  so  mancher  unserer 
Parkanlagen  bildenden  Exemplare.  Das  Verschwinden  auf  weiten  Gebieten  kann  also 
nicht  in  jetzt  waltenden,  sondern  muß  in  früheren  von  diesen  abweichenden  Verhält- 
nissen zu  suchen  sein.  Jedenfalls,  so  müssen  wir  auf  Grund  der  Verbreitung  während 
der  Tertiärzeit  annehmen,  befand  sich  das  Schöpfungszentrum  des  Tcixodium  in  den 
nördlichen  Polargegenden,  von  wo  aus  strahlenförmige  Einnahme  erweiterten  Gebietes 
nach  Süden  hin  erfolgte  und  ein  Festhalten  des  Besitzes  stattgefunden  hätte,  wenn  nicht 
die  vernichtend  wirkende  Eiszeit  dazwischen  getreten  wäre.  Hätte  wie  in  Nordamerika 
auch  in  Europa  ein  Ausweichen  nach  dem  Süden  stattfinden  können,  so  hätten  wir 
sicher  heute  noch  dasselbe  als  pflanzlichen  Bürger  europäischen  Terrains  aufzuweisen. 

In  Bosnien  wurden  bisher  nur  die  wenigen  abgebildeten  Reste  gefunden,  und  zwar 
in  Kreka.  (Von  Gacko  in  der  Herzegowina  wird  zwar  Taxodium  dubium  Heer  ange- 
führt, jedoch  ohne  näheren  Beleg.) 


Gattung:  Glyptostrobus  Endl. 

Glyptostrobus  europaeus  Brongn.  sp.,  Taf.  LXXXVI,  Eig.  4,5,  10;  Taf.  XC, 
Fig.  12. 

Heer,  Fl.  d.  Schw.  I,  S.  51,  Taf.  19,  20,  Fig.  1.  Ders.,  Balt.  Fl.,  S.  20,  Taf.  3,  Fig.  8,  9.  Ders., 
Polarl.,  S.  60,  Taf.  3,  Fig.  2— 5;  Taf.  45,  Fig.  20— 22.  Ders.,  Alaska,  S.  22,  Taf.  1,  Fig.  7 5 -/;  Taf.  3, 
Fig.  10,  11.  Ders.,  Nachtr.  zu  Grönland,  S.  6,  Taf.  1,  Fig.  6 5,  c.  Ders.,  Beitr.  zu  Spitzbergen,  S.  58, 
Taf.  11,  Fig.  2 — 8;  Taf.  12,  Fig.  1;  Taf.  31,  Fig.  1,  6 5;  Taf.  32,  Fig.  4.  Ders.,  Beitr.  zu  Sibirien  u.  Amur- 
land, S.  38,  Taf.  9,  Fig.  9a,  10 — 13;  Taf.  13,  Fig.  2 5,  3,  4 5,  c.  — Ettingshausen,  Köflach,  S.  10,  Taf.  1, 
Fig.  2.  Ders.,  Bilin  I,  S.  37,  Taf.  10,  Fig.  10 — 12;  Taf.  11,  Fig.  3 — 7,  11,  12.  Gaudin,  Toscane,  S.  26,  Taf.  1, 
Fig.  5 — 10.  Massalongo,  Fl.  foss.  Senigall.,  S.  152,  Taf.  5,  Fig.  5,23,  28;  Taf.  40,  Fig.  1.  Ludwig,  Paläont. 
YIH,  S.  69,  Taf.  12,  Fig.  1.  Unger,  Kumi,  S.  18,  Taf.  1,  Fig.  3 — 11.  Saporta,  Exam.  crit.  de  Koumi,  S.  4, 
Taf.  2,  Fig.  1 — 4.  Engelhardt,  Braunk.  v.  Sachsen,  S.  29,  Taf.  9,  Fig.  4.  Ders.,  Göhren,  S.  12,  Taf.  2, 
Fig.  11  — 14.  Ders.,  Leitrn.  Mittelgeb.,  S.  369,  Taf.  4,  Fig.  9.  Ders.,  Liebotitz  u.  Putschirn,  S.  78,  Taf.  1, 
Fig.  2.  Lesquereux,  Tert.  FL,  S.  74,  Taf.  7,  Fig.  1,  2.  Velenovsky,  Vrsovic,  S.  15,  Taf.  1,  Fig.  21 — 26.  j 
Ders.,  Gymnospermen  d.  böhm.  Kreidef.,  S.  26,  Taf.  6,  Fig.  2;  Taf.  7,  Fig.  2,  3,  9,  10.  Beck,  Mittweida, 

S.  755,  Taf.  31,  Fig.  6.  Gardner,  Brit.  Eoc.  Fl.  II,  S.  30,  Taf.  3,  Fig.  1 — 9;  Taf.  4,  Fig.  1 — 8;  Taf.  7,  Fig.  1 
bis  8.  Staub,  Zsiltal,  S.  241,  Taf.  19,  Fig.  3,  3 a,  4. 

Syn.:  Taxodium  europaeum  Brongniart,  Ann.  d.  sc.  nat.,  Bd.30,  S.  168.  Taxodites  europaeus  Unger  | 
Gen.  et  sp.  pl.  foss.,  S.  350.  — Taxodium  oeningense  Al.  Braun,  Jahrb.  1845,  S.  167.  — Taxodites  oeningensis  i 
Endlicher,  Syn.Conif.,  S.  278.  — Glyptostrobus  oeningensis  Al.  Braun,  Stitzenb.  Verz.,  S.  73.  Unger,  Ico-  1 
nogr.  pl.  foss.,  S.  2,  Taf.  11,  Fig.  1 — 3.  Ettingshausen,  Wildshut,  S.  42,  Taf.  1,  Fig.  2.  — Cupressites  ' 
racemosus  Göppert,  Mon.  d.  Conif.,  S.  184,  Taf.  19,  Fig.  1,  2.  — Glyptostrobus  Ungeri  Heer,  Fl.  d.  Schw.  I,  \ 
S.  52,  Taf.  18,  21,  Fig.  1;  III,  S.  159,  Taf.  19,  20,  Fig.  1.  Ludwig,  Paläont.  VIII,  S.  69,  Taf.  15,  Fig.  2.  — 
Glyptostrobus  bilinicus  Ettingshausen,  Bilin  I,  S.  39,  Taf.  11,  Fig.  1,  2,  10.  — Glyptostrobus  gracillimus 
Lesquereux,  Cret.  Fl.,  S.  52,  Taf.  1,  Fig.  8,  11. 

Die  Blätter  sind  spitz,  schuppenförmig,  angedrückt,  am  Grunde  herablaufend,  un-  ; 
gerippt,  bisweilen  mit  Mittelnerv  versehen,  linealisch,  abstehend;  die  Zapfen  kurzeiför-  i 
mig  oder  beinahe  kugelig,  die  Schuppen  verholzt,  an  ihrer  halbkreisförmigen  Spitze  mit 
6 — 8 Kerbzähnen  versehen  oder  beinahe  glatt;  am  oberen  Teile  des  Rückens  der  Länge 
nach  gefurcht,  am  mittleren  aber  zart  und  mit  festen  Anhängseln  versehen. 


Engelhardt.  Beiträge  z.  Kenntnis  der  tertiären  Flora  der  weiteren  Umgebung  v.  D.  Tuzla.  32!J 

Glyptostrobus  europaeus  Ung.  gehört  zu  den  langlebigen  Pflanzen.  Vereinzelt  trat 
er  hier  und  da  während  der  oberen  Kreide  auf,  um  in  der  Tertiärzeit  weitaus  größeres 
Terrain  einzunehmen  und  zu  behaupten.  Von  Südeuropa  bis  hinauf  in  die  Nordpolar- 
länder läßt  er  sich  verfolgen  und  auch  Nordamerika  beherbergt  ihn.  Darnach  aber 
müssen  wohl  fast  überall  die  Bedingungen,  unter  denen  er  zu  existieren  vermochte, 
verloren  gegangen  sein,  da  er  beinahe  überall  verschwindet  und  in  der  Jetztzeit  nur 
noch  am  Meeresufer  sowie  an  feuchten  Gebieten,  besonders  an  den  Ufern  stehender 
Gewässer  Chinas,  als  Gl.  heterophyllus  Endl.  wildwachsend  beobachtet  werden  kann. 

Wie  andere  weit  verbreitete  und  mehrere  Formen  aufweisende  Tertiärpflanzen 
hat  auch  diese  Art  das  Schicksal  gehabt,  daß  man  anfangs  bei  ihr  Formenmerkmale 
für  solche  von  Arten  auffaßte,  was  insofern  ganz  verzeihlich  ist,  als  der  Paläontolog 
fast  immer  mit  bisweilen  sehr  kärglichen  Bruchstücken  zu  tun  hat,  welche  nur  zu  leicht 
zu  Irrtümern  führen,  die  oft  erst  durch  eine  große  Anzahl  von  Funden  korrigiert  wer- 
den  können.  Eine  Häufung  der  Synonyma  ist  dann  die  Folge.  So  stellte  Heer  in  seiner 
Tertiärfl.  d.  Schweiz  neben  Gl.  europaeus  noch  Gl.  Ungeri  als  besondere  Spezies  hin, 
dabei  auf  Unterschiede  bei  Blättern  und  Zapfen  sich  stützend.  Letztere  nahm  er  jedoch 
wieder  zurück,  sobald  er  die  Abweichungen  als  vom  Drucke  herrührend  erkannt  hatte, 
und  so  blieb  nur  als  Trennendes  übrig,  daß  bei  letzter  Art  außer  den  schuppenförmigen 
anliegenden  Blättern  noch  abstehende  mit  ausgeprägtem  Mittelnerv  vorhanden  seien. 
Bedenkt  man  jedoch,  daß  bei  der  lebenden  Art  an  den  unteren  Partien  der  Ästchen 
die  anliegenden  schuppenförmigen  Blätter  vorhanden,  an  ihren  jüngeren  Endtrieben 
aber  die  abstehenden  und  daß  bei  den  fossilen  neben  Blättern  mit  ausgeprägtem  Mittel- 
nerv solche  ohne  ihn  Vorkommen,  so  müssen  Zweifel  entstehen,  ob  wirklich  zwei  ver- 
schiedene Spezies  in  der  Vorwelt  vorhanden  gewesen  seien,  zumal  man  bei  Gl.  hetero- 
phyllus  Endl.  bemerkt,  daß  bei  Eintritt  des  Winters  sich  die  Partien  mit  ausgebreiteten 
Blättern  von  dem  unteren  Teile  ablösen  und  bei  dem  fossilen  Glyptostrobus  dieselben 
auch  stets  von  einander  getrennt  Vorkommen.  Außer  Saporta  haben  sich  darum  auch 
Velenovsky  und  Staub  gegen  die  Zweiteilung  ausgesprochen,  denen  ich  auf  Grund 
eines  ziemlich  großen,  auch  anderwärts  gefundenen  Materiales  mich  anschließe. 

Was  die  Aufstellung  von  Gl.  bilinicus  durch  Ettingshausen  in  seiner  Biliner  Ter- 
tiärflora anbetrifft,  so  geschah  sie,  weil  von  ihm  auf  dem  Rücken  von  Schuppen  deut- 
liche Haken,  welche  denen  von  Gl.  europaeus  Ung  fehlten,  beobachtet  worden  waren. 
In  ihren  Blattformen  stimmten  beide  Arten  jedoch  mit  einander  überein.  War  dies 
schon  ein  Zeichen,  daß  wohl  beide  Arten  einander  näher  stehen  möchten,  als  Ettings- 
hausen annahm,  so  hat  das  Studium  der  Zapfen  der  lebenden  Art  dies  insofern  weiter 
bestätigt,  als  bei  diesen  sowohl  Schuppen  mit,  als  solche  ohne  Haken  Vorkommen,  dies 
fernerhin  also  als  Scheidemerkmal  nicht  mehr  anerkannt  werden  darf.  Wir  haben 
deshalb  ein  Recht,  diese  Art  in  Gl.  europaeus  ebenfalls  einzuziehen. 

Fundorte:  Brestica  (Mergelkalk),  Kreka. 

Gattung:  Sequoia  Endl. 

Sequoia  Langsdorfii  Brongn.  sp.,  Taf.  LXXXVI,  Fig.  12. 

Heer,  Fl.  d.  Schw.  I,  S.  54,  Taf.  20,  Fig.  2;  Taf.  21,  Fig'.  4;  III,  S.  159,  Taf.  146,  Fig.  16  b , c.  Ders., 
Vancouver,  S.  6,  Taf.  1,  Fig.  1—5.  Ders.,  Polarl.,  S.  91,  Taf.  2,  Fig.  2—22;  Taf.  45,  Fig.  13  a,  c;  14—18. 
Ders.,  North  Greenland,  S.  464,  Taf.  40,  Fig.  55;  Taf.  43,  Fig.  1—3;  Taf.  44,  Fig.  2—4;  Taf.  46,  Fig.  1 a, 
75;  Taf.  55,  Fig.  3a.  Ders.,  Balt.  FL,  S.  21,  Taf.  3,  Fig.  11 ; S.  54,  Taf.  13,  Fig.  14,  16,  18c;  Taf.  14,  Fig.  20 
Dis  23;  Taf.  16,  Fig.  5.  Ders.,  Alaska,  S.  23,  Taf.  1,  Fig.  10.  Ders.,  Nachtr.  zu  Grönland,  S.  4,  Taf.  2, 
Fig.  5.  Ders.,  Spitzbergen,  S.  59,  Taf.  12,  13,  25,  Fig.  15.  Ders.,  Nordkanada,  S.  13,  Taf.  1,  Fig.  2 a,  7. 
Ettingshausen,  Köflach,  S.  743,  Taf.  1,  Fig.  3.  Ders.,  Bilin  I,  S.  39  Taf.  13,  Fig.  9,  10.  Gaudin,  Fl.  foss. 


330 


II.  Naturwissenschaft. 


ital.  II,  S.  36,  Taf.  2,  Fig.  8,9;  Taf.  10,  Fig.  10.  Unger,  Kumi,  S.  21,  Taf.  2,  Fig.  17—20.  Engelhardt, 
Göhren,  S.  13,  Taf.  2,  Fig.  17,  18.  Ders.,  Leitm.  Mittelgeb.,  S.  356,  Taf.  1,  Fig.  3.  Sieber,  Nordböhm. 
Braunk.,  S.  93,  Taf.  5,  Fig.  476.  Velenovsky.  Vrsovic,  S.  16,  Taf.  1,  Fig.  28 — 35.  Göppert  u.  Menge, 
Fl.  d.  Bernsteins,  S.  37,  Taf.  14,  Fig.  129  — 139.  Friedrich,  Prov.  Sachsen,  S.  86,  Taf.  7,  Fig.  13.  Gard- 
ner, Brit.  Eoc.  Fl.,  S.  41,  Taf.  10,  Fig.  1.  Staub,  Zsiltal,  S.  249,  Taf.  19,  Fig.  5,  7. 

Syn. : Taxites  Langsdorfii  Brongniart,  Prodr.,  S.  108,  208.  Unger,  Swoszowice,  S.  122,  Taf.  13, 
Fig.  1.  Ders.,  Iconogr.  pl.  foss.,  S.  103,  Taf.  38,  Fig.  12 — 16.  Weber,  Paläont.  II,  S.  116,  Taf.  18,  Fig.  8,  9. 

— Taxites  affinis  Göppert  u.  Menge,  Bernstein,  S.  104,  Taf.  3,  Fig.  30.  — Taxites  Rosthorni  Unger, 
Chi.  prot.,  S.  83,  Taf.  21,  Fig.  4 — 6.  — Taxites  plilegetonteus  Unger,  Iconogr.  pl.  foss.,  S.  103,  Taf.  38,  Fig.  17. 

— Cupressites  taxiformis  Unger,  Chi.  prot.,  S.  18,  Taf.  8,  Fig.  1 — 3;  Taf.  9,  Fig.  1 — 4.  Gardner,  Brit. 
Eoc.  Fl.  I,  S.  26,  Taf.  1,  Fig.  1 — 13;  Taf.  5,  Fig.  13,  14;  Taf.  7,  Fig.  8;  Taf.  9,  Fig.  22—26,  28—30.  — Pinites 
lanceolatus  Unger,  Iconogr.  pl.  foss.,  S.  94,  Taf.  35,  Fig.  5.  — Pinites  Cohnianus  Göppert,  Schossnitz,  S.  8, 
Taf.  2,  Fig.  19.  — Sequoia  senogalliensis  Mass.,  Ludwig,  Paläont.  ULLI,  S.  72,  Taf.  15,  Fig.  1.  — Sequoia 
angustifolia  Lesquereux,  Tert.  Fl.,  S.  77,  Taf.  4,  Fig.  6 — 10.  — Sequoia  Heeri  Lesquereux,  Tert.  Fl., 
S.  77,  Taf.  7,  Fig.  11 — 13.  — Sequoia  Tournalii  Brongn.  sp.,  Gardner,  Brit.  Eoc.  Fl.,  S.  40,  Taf.  5,  Fig.  1 — 12. 

Die  Blätter  sind  steif,  linealisch,  am  Grunde  verschmälert  und  angewachsen  her- 
unterlaufend, gedrängt  abstehend;  der  Mittelnerv  ist  stark.  Die  Zapfen  sind  halbzoll- 
lang, oval,  die  Schuppen  schildförmig,  in  der  Mitte  mit  einem  Stachelspitzchen  ver- 
sehen. 

Dieser  Baum,  eine  langlebige  Pflanze,  existierte  bereits  während  der  Kreidezeit 
in  den  Nordpolargegenden,  von  wo  aus  er  sich  in  der  nachfolgenden  Periode  über 
einen  großen  Teil  Europas  (bis  nach  Italien),  Asiens  und  Nordamerikas  ausbreitete, 
daselbst  aber  wohl  infolge  der  während  der  Eiszeit  eintretenden  gewaltigen  Abkühlung 
dem  Klima  erlag  und  sich  zur  Zeit  nur  noch  in  Kalifornien,  wo  ihm  die  Natur  das 
Altenteil  zugewiesen  hat,  als  Sequoia  sempervirens  Endl.  behauptet.  Da  wesentliche 
Unterschiede  zwischen  der  fossilen  und  lebenden  Art  nicht  nachzuweisen  sind,  darf 
wohl  angenommen  werden,  daß  beide  nur  als  durch  das  geologische  Alter  von  einander 
verschieden  gehalten  werden  können.  Der  Lokalitäten,  an  denen  die  S.  Langsdorfii 
nachgewiesen  werden  konnte,  ist  eine  sehr  große  Zahl. 

Fundort:  Brestica  (Sandstein  und  Mergelkalk). 

Sequoia  Sternbergii  Göpp.  sp.,  Taf.  LXXXVI,  Fig.  2,  3. 

Heer,  Bovey  Tracey,  S.  35.  Ders.,  Polarl.,  S.  140,  Taf.  24,  Fig.  7 — 10.  Ders.,  Nachtr.  zu  Grönland, 
S.  10,  Taf.  2,  Fig.  1 — 4.  Ettingshausen,  Bilin  I,  S.  40,  Taf.  13,  Fig.  3 — 8. 

Syn.:  Cystoseirites  dubius  Sternberg,  Fl.  d.  Vorw.  I,  Taf.  44,  Fig.  1;  II,  Taf.  9,  Fig.  5,  6;  Taf.  17, 
Fig.  1.  — Cystoseirites  taxiformis  Sternberg,  Fl.  d.  Yorw.  II,  Taf.  18,  Fig.  1 — 3.  — Steinliauera  subglobosa 
Presl  in  Sternberg,  Fl.  d.  Yorw.  II,  S.  202,  Taf.  49,  Fig.  4;  Taf.  57,  Fig.  1 — 4.  Göppert,  Mon.  d.  foss. 
Conif.,  S.  237,  Taf.  45,  Fig.  3,  4.  Engelhardt,  Leitm.  Mitteig.,  S.  399,  Taf.  9,  Fig.  7 — 9;  Taf.  10,  Fig.  1 — 3. 

— Araucarites  Sternbergii  Göppert  in  Gesch.  d.  Natur  HI,  S.  41.  Ders.,  Monogr.  d.  foss.  Conif.,  S.  236,  Taf.  44, 
Fig.  1.  Unger,  Sotzka,  S.  24,  Fig.  1 — 14.  Ettingshausen,  Häring,  S.  36,  Taf.  7,  Fig.  1 — 10;  Taf.  8,  Fig.  1 
bis  12.  Heer,  Fl.  d.  Schw.  I,  S.  55,  Taf.  21,  Fig.  5.  Massalongo,  Fl.  foss.  del  Senigall.,  S.  154,  Taf.  5, 
Fig.  1-4,  6,  7,  10,  32;  Taf.  7,  Fig.  14—20;  Taf.  40,  Fig.  9.  Sismonda,  Piemont,  S.  404,  Taf.  4,  Fig.  6. 

Die  Zweige  sind  gestreckt,  die  Blätter  linealisch,  lanzettförmig,  meist  sichelförmig 
gebogen,  starr,  zugespitzt,  am  Grunde  herablaufend,  ziegeldachförmig. 

An  einer  Anzahl  der  Blätter  ist  der  Längsnerv  deutlich  erkennbar,  doch  nicht 
immer  genau  in  der  Mitte. 

Diese  Art  der  im  Erlöschen  begriffenen  Gattung  Sequoia,  welche  iu  der  Zeit  der 
Kreide  auftrat,  war  während  des  älteren  Tertiärs  weit  verbreitet.  Wir  können  ihr  Auf- 
treten von  den  Nordpolargegenden  bis  nach  Italien  verfolgen. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Sequoia  qigantea  Endl.  (Kalifornien). 

Zeitliche  Verbreitung:  Eozän,  Oligozän,  Miozän. 

Fundort:  Brestica  (Sandstein). 


Engelhardt.  Beiträge  z.  Kenntnis  der  tertiären  Flora  der  weiteren  Umgebung  v.  D.  Tuzla.  531 

Myriceen  Rieh. 

Gattung:  Myrica  L. 

Myrica  salicina  Ung.,  Taf.  LXXXVI,  Fig.  15. 

Unger,  Gen.  et  sp.  pl.  foss.,  S.  366.  Ders.,  Iconogr.  pl.  foss.,  S.  104,  Taf.  39,  Fig.  7.  Heer,  Fl.  d. 
Sehw.  II,  S.  36,  Taf.  70,  Fig.  18—20;  Taf.  71,  Fig.  1—4.  Ders.,  Bornstädt,  S.  12,  Taf.  1,  Fig.  6.  Ludwig, 
Paläont.  VHlj  S.  95,  Taf.  30,  Fig.  5,  6.  Massai ongo,  Mte.  Colle,  S.  574,  Taf.  7,  Fig.  4,  6.  Ettingshau- 
sen, Bilin  I,  S.  44,  Taf.  14,  Fig.  5.  Saporta,  Sud-Est  de  la  France  II,  S.  103,  Taf.  5,  Fig.  6.  Geyler, 
Sizilien,  S.  8,  Taf.  1,  Fig.  1.  Engelhardt,  Tschernowitz,  S.  374,  Taf.  2,  Fig.  9.  Ders.,  Grasseth,  S.  290, 
Taf.  2,  Fig.  10.  Ders.,  Meuselwitz,  S.  11,  Taf.  1,  Fig.  1. 

Syn. : Myrica  integrifolia  Unger,  Iconogr.  pl.  foss.,  S.  32,  Taf.  16,  Fig.  6.  — Myrica  Silvani  Unger, 
Syll.  pl.  foss.  III,  S.  67,  Taf.  20,  Fig.  12,  13.  — Dillenia  salicina  Engelhardt,  Braunk.  v.  Sachsen,  S.  26, 
Taf.  7,  Fig.  5. 

Die  lederigen  Blätter  sind  länglich,  ganzrandig,  meist  ein  wenig  spitz,  in  den  Blatt- 
stiel schnell  verschmälert;  der  Mittelnerv  ist  stark,  die  Seitennerven  sind  zart,  meist 
verwischt. 

Unsere  Art  gehört  zur  Abteilung  mit  ganzrandigen  Blättern,  während  die  folgen- 
den teilweise  oder  ganz  gezackten  Rand  aufweisen.  Die  längliche  Gestalt,  die  nicht 
zugerundete  Spitze  und  die  starke  Verschmälerung  am  Grunde  lassen  eine  Verwechs- 
lung mit  Blättern  von  Quercus  chlor ophylla  Ung.  nicht  zu. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Myrica  Faya  L.  (Nordamerika). 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän. 

Fundort:  Ober  Han  Guojnica. 

Myrica  vindobonensis  Ett.  sp.,  Taf.  LXXXVI,  Fig.  20. 

Heer,  Fl.  d.  Schw.  II,  S.  34,  Taf.  70,  Fig.  5,  6;  III,  S.  176,  Taf.  150,  Fig.  16,  17.  Unger,  Kuini, 
S.  22,  Taf.  4,  Fig.  20 — 30.  Ludwig,  Paläont.  VIII,  S.  94,  Taf.  28,  Fig.  6,  7. 

Syn.:  Dryandra  vindobonensis  Ettingshausen,  Wien,  S.  18,  Taf.  3,  Fig.  6. 

Die  Blätter  sind  häutig,  kurz  gestielt,  fiederspaltig;  der  Mittelnerv  ist  stark,  die 
bogigen  Seitennerven  sind  zart  und  laufen  in  die  Zähne  aus. 

Die  Blätter  zeigen  große  Abweichungen.  Von  denen  der  M.  oeningensis  Heer  sind 
sie  nur  durch  weniger  tiefe  Blatteinschnitte  unterschieden,  weshalb  die  Möglichkeit  vor- 
liegt. daß  beide  Arten  zu  vereinigen  seien. 

Mir  lag  nur  das  abgebildete  Bruchstück  vor. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Myrica  serrata  Lam.  (Kapland),  auch  M.  asplenifolia 
Bks.  (Warmes  und  gemäßigtes  Nordamerika). 

Fundort:  Talrinne  der  Lohinja. 

Myrica  lignitum  Ung.,  Taf.  LXXXVI,  Fig.  29. 

Heer,  Polar].,  S.  102.  Ders.,  Balt.  FL,  S.  32,  Taf.  7,  Fig.  2.  Engelhardt,  Braunk.  v.  Sachsen, 
S.  13,  Taf.  3,  Fig.  3,  4.  Ders.,  Göhren,  S.  17,  Taf.  2,  Fig.  28.  Ders.,  Leitm.  Mittelgeb.,  S.  373,  'Taf.  4,  Fig.  21, 
22.  Ders.,  Cyprissch.,  S.  7,  Taf.  7,  Fig.  14 — 16.  Ders.,  Dux,  S.  153,  Taf.  4,  Fig.  10  — 14.  Ders.,  Bosnische 
Tertiärpfh,  S.  86,  Taf.  5,  Fig.  5. 

Syn.:  Quercus  lignitum  Unger,  Chi.  prot.,  S.  113,  Taf.  31,  Fig.  5 — 7.  Ders.,  Iconogr.  pl.  foss.,  S.  106, 
Taf.  60,  Fig.  1 — 7.  Sismonda,  Piemont,  S.  54,  Taf.  18,  Fig.  5. — Dryandroides  lignitum  Ettingshausen, 
Prot.  d.  Vorw.,  S.  33,  Taf.  5,  Fig.  3 — 5.  Ders.,  Häring,  S.  57,  Taf.  20,  Fig.  5 — 7.  Ders.,  Bilin  II,  S.  18, 
Taf.  35,  Fig.  4 — 7,  14,  15.  Ders.,  Wetterau,  S.  857,  Taf.  3,  Fig.  12,  13.  Ders.,  Leoben  I,  S.  283,  Taf.  2, 
Fig.  9.  Heer,  Fl.  d.  Schw.  II,  S.  101,  Taf.  99,  Fig.  9—15;  III,  S.  187,  Taf.  153,  Fig.  13.  — Quercus  com- 
mutata  Unger,  Iconogr.  pl.  foss.,  S.  105,  Taf.  60,  Fig.  8 — 10.  — Quercus  lancifolia  Ludwig,  Paläont.  VIII, 
S.  94,  Taf.  28,  Fig.  8;  Taf.  29,  Fig.  5.  — Myrica  Ungeri  Ludwig,  Paläont.  VIII,  S.  95,  Taf.  30,  Fig.  3. 


332 


II.  Naturwissenschaft. 


Die  Blätter  sind  derb  lederartig,  lanzettförmig,  linealisch-lanzettförmig  oder  ellip- 
tisch-lanzettförmig, langgestielt,  am  Grunde  in  den  Stiel  verschmälert,  zugespitzt,  un- 
regelmäßig und  entfernt  gezähnt  oder  ganzrandig;  der  Mittelnerv  ist  kräftig,  nach  der 
Spitze  zu  allmählich  verdünnt,  die  Seitennerven  sind  meist  deutlich,  genähert,  einfach, 
bogenläufig  und  entspringen  unter  ziemlich  rechtem  Winkel. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Myrica  pennsilvanica  Lam.  (Nordamerika). 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän,  Pliozän. 

Fundort:  Talrinne  der  Lohinja. 

Myrica  hakeaefolia  Ung.  sp.,  Taf.  LXXXVI,  Fig.  14,  17. 

Heer,  Polarl.,  S.  102.  Ders.,  Halt.  Fl.,  S.  66,  Taf.  18,  Fig’.  6.  Engelhardt,  Braunk.  v.  Sachsen, 

S.  14,  Taf.  3,  Fig.  5 — 7.  Ders.,  Leitm.  Geb.,  S.  373,  Taf.  5,  Fig.  1.  Ders.,  Tschernowitz,  S.  374,  Taf.  2, 
Fig.  10,  11.  Ders.,  Grasseth,  S.  291,  Taf.  2,  Fig.  14.  Ders.,  Jesuitengr.,  S.  20,  Taf.  2,  Fig.  3 — 8,  27.  Ders., 
Dux,  S.  154,  Taf.  4,  Fig.  1—9,  15 — 22. 

Syn.:  Di-yandroides  hakeaefolia  Unger,  Gen.  et  sp.  pl.  foss.,  S.  428.  Ders.,  Sotzka,  S.  169,  Taf.  41, 
Fig.  7 — 10.  Ders.,  Kumi,  S.  60,  Taf.  9,  Fig.  4 — 15.  Ettingshausen,  Häring,  S.  56,  Taf.  20,  Fig.  1,  2. 
Ders.,  Mt.e.  Promina,  S.  34,  Taf.  7,  Fig.  15.  Heer,  Fl.  d.  Schw.  II,  S.  100,  Taf.  98,  Fig.  1 — 13;  Taf.  99, 
Fig.  4 — 8;  III,  S.  187,  Taf.  153,  Fig.  7.  Ders.,  Beitr.,  S.  21,  Taf.  10,  Fig.  7.  Ders.,  Bovey  Tracey,  S.  46, 
Taf.  14,  Fig.  12a.  — Lomatia  Swanteweti  Unger,  Sotzka,  S.  170,  Taf.  42,  Fig.  1,  2.  — Quercus  nereifolia 
Heer,  Fl.  d.  Schw.  II,  Taf.  74,  Fig.  7. 

Die  Blätter  sind  lederartig,  fest,  lanzettförmig  oder  linealisch  lanzettförmig,  in  den 
Stiel  verschmälert,  zugespitzt  und  entfernt  gezähnt,  nach  dem  Grunde  zu  ganzrandig 
oder  auch  durchgehend  ganzrandig,  die  meisten  vorhandenen  Zähne  ungleich;  der 
Hauptnerv  ist  stark,  die  Seitennerven  sind  zart,  flach-bogenförmig  und  die  Nervillen 
ziemlich  so  stark  wie  die  Sekundärnerven. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Myrica  macrocarpa  H.  B.  (Peru,  Neugranada). 

Zeitliche  Verbreitung:  Eozän,  Oligozän,  vereinzelt  im  Miozän. 

Fundorte:  Orasje,  Prline,  Talrinne  der  Lohinja. 

Wenn  wirklich  alle  zu  Myrica  gezogenen  fossilen  Reste  in  diese  Gattung  gehören, 
so  ist  sie  im  Tertiär  in  beiweitem  größerem  Formenreichtum  erschienen  als  zur  Jetztzeit. 
Von  einzelnen  Arten  kennen  wir  außer  den  Blättern  noch  Blütenstand  und  Frucht, 
von  den  meisten  nur  die  ersten.  Im  Oligozän  und  Miozän  erreichte  Myrica  ihre  wei- 
teste Verbreitung,  so  daß  nur  wenige  Fundorte  vorhanden  sind,  an  denen  nicht  die 
eine  oder  andere  Art  nachgewiesen  wäre,  meist  sind  es  mehrere.  Bei  manchen  sind 
die  Meinungen  der  Forscher  über  ihr  Wesen  geteilt;  ganz  besonders  ist  es  Ettings- 
hausen gewesen,  der  bis  zuletzt  solche  als  zu  den  Proteaceen  gehörig  betrachtete. 
Auch  ist  die  Frage  noch  offen,  ob  nicht  mehrere  Arten,  wie  z.  B.  Myrica  lignitum  Ung., 
M.  hakeaefolia  Ung.  und  M.  laevigata  Heer,  in  eine  zusammenzuziehen  seien. 

Cupuliferen  Endl. 

Gattung:  Fagus  L. 

Fagus  castaneaefolia  Ung.,  Taf.  LXXXVII,  Fig.  16. 

Unger,  Chi.  prot.,  S.  104,  Taf.  28,  Fig.  1.  Ettingshausen,  Wien,  S.  13,  Taf.  1,  Fig.  21 — 23.  Ders.,  j 
Bilin  I,  S.  52,  Taf.  16,  Fig.  2 (?).  Sismonda,  Piemont,  S.  47,  Taf.  10,  Fig.  4;  Taf.  13,  Fig.  2,  3;  Taf.  14, 
Fig.  1;  Taf.  15,  Fig.  3.  Heer,  Polarl.,  S.  106,  Taf.  10,  Fig.  8;  Taf.  46,  Fig.  1—3. 

Die  Blätter  sind  gestielt,  länglich-lanzettförmig,  zugespitzt,  am  Rande  stachelspitzig 
gesägt;  der  Mittelnerv  tritt  hervor  und  verläuft  gerade,  die  12 — 18  Seitennerven  ent-  i 
springen  unter  spitzen  Winkeln  und  sind  einfach. 


Engelhardt.  Beiträge  z.  Kenntnis  der  tertiären  Flora  der  weiteren  Umgebung  v.  D.  Tuzla.  333 


Ettingshausen  hält  die  Stellung  dieser  Blätter  unter  Fagus  für  nicht  gesichert, 
und  für  möglich,  daß  sie  zu  Castanea  gehören,  worin  ihm  wohl  auch  andere  beistimmen 
dürften,  wie  ja  auch  Heer  in  Polarl.  meint,  daß  sie  besser  als  Castanea  Ungeri  zu 
bezeichnen  seien. 

Das  Blatt  von  Kreka  unterscheidet  sich  von  den  bisher  dargestellten  dadurch, 
daß  es  auf  der  einen  Hälfte  mehrfache  Gabelung  der  Seitennerven  zeigt,  wodurch  eine 
geringere  Zahl  und  infolge  dessen  eine  weitere  gegenseitige  Entfernung  derselben  be- 
dingt wird,  eine  Eigenschaft,  welche  ich  wohl  bei  Castanea , nicht  aber  bei  Fagus  bis- 
her zu  entdecken  vermochte. 

Die  von  Sismonda  in  Piemont  auf  Taf.  13,  14,  15  dargestellten  Blätter  glaube 
ich  berechtigt  zu  sein,  zu  Castanea  zu  ziehen. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  „Zwischen  Fagus  ferruginea  Ait.  und  der  Castanea 
pumila  Willd.,  Nordamerika.“  Ettingshausen. 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän. 

Fundorte:  Brestica  (Sandstein),  Kreka. 

Fagus  Pyrrhae  Ung.,  Taf.  LXXXVII,  Fig.  15. 

Uriger,  Gleichenberg,  S.  19,  Taf.  2,  Fig.  8,  9.  Engelhardt,  Öaplagraben,  S.  179,  Taf.  3,  Fig.  1,  5. 

Die  Blätter  sind  kurz  gestielt,  länglich-eiförmig  oder  länglich-zugespitzt,  der  Rand 
ist  gegen  die  Spitze  hin  mit  stumpfen  Zähnen  versehen;  die  Seitennerven  sind  zahl- 
reich, einfach,  wenig  gekrümmt,  ziemlich  genähert  und  verlaufen  parallel,  die  Nervillen 
sind  durchlaufend  oder  gebrochen. 

Diese  Art  ist  bis  jetzt  nur  aus  pliozänen  Stufen  bekannt  geworden. 

Fundort:  Talrinne  der  Lohinja. 

Gattung:  Castanea  Tourn. 

Castanea  Kubinyi  Köv.,  Taf.  LXXXVII,  Fig.  6,  8,  14,  23. 

Kdvats,  Jahrb.  d.  geol.  Reichsanst.  II,  S.  2,  S.  178.  Ders.,  Erclöbenye,  S.  25,  Taf.  3,  Fig.  1 — 7. 
Ettingshausen,  Heiligenkreuz,  S.  6,  Taf.  1,  Fig.  12.  Ders.,  Tokay,  S.  23,  Tat'.  1,  Fig.  1,  2.  Sismonda, 
Piemont,  S.  435,  Taf.  13,  Fig.  14.  Heer,  Grönld.  II,  S.  85,  Taf.  89,  Fig.  5;  Taf.  92,  Fig.  45.  Engelhardt, 
Caplagr.,  S.  178,  Taf.  2,  Fig.  3,  7,  8;  Taf.  6,  Fig.  3,  4;  Taf.  7,  Fig.  15;  Taf.  89,  Fig.  5;  Taf.  92,  Fig.  4 5. 
Ders.,  Berand,  S.  15,  Taf.  1,  Fig.  21 — 23,  25. 

Syn.:  Quercus  Simonyi  Ettingshausen,  Wildshut,  S.  9,  Taf.  2,  Fig.  3,  4.  — Quercus  Drymeja  An- 
drae,  Siebenb.  u.  Banat,  S.  15,  Taf.  3,  Fig.  5,  6.  — - Castanea  palaeopumila  Andrae,  Siebenb.  u.  Banat, 
S.  16,  Taf.  5,  Fig.  2.  — Castanea  atavia  Unger,  Gleichenberg,  S.  20,  Taf.  4,  Fig.  1,  2.  — Fagus  dentata 
Unger,  Gleichenberg,  S.  19,  Taf.  2,  Fig.  11.  — Quercus  etymodrys  Unger,  Gleichenberg,  S.  18,  Taf.  3, 
Fig.  3.  — Quercus  crassinervia  Göppert,  Schossnitz,  S.  16,  Taf.  8,  Fig.  1. 

Die  Blätter  sind  häutig,  gestielt,  länglich-lanzettförmig,  spitz  oder  zugespitzt,  am 
Grunde  etwas  gerundet  oder  ein  wenig  verschmälert,  scharf  gesägt,  die  Zähne  bis- 
weilen stachelspitzig,  die  Seitennerven  zahlreich,  parallel,  straff,  in  die  Zähne  vor- 
gezogen. 

Die  Verbreitung  dieser  Art  ist  eine  ganz  beträchtliche  gewesen,  von  den  Polar- 
ländern bis  Italien.  Im  mittleren  Europa  verschwand  sie  zur  Eiszeit,  um  sich  als 
Castanea  vesca  Gärtn.  im  südlichen  und  im  westlichen  Asien  fortzuerhalten.  Wie  bei  dieser 
existierte  auch  bei  ihr  eine  ungemein  große  Verschiedenheit  in  Form,  Größe,  Seiten- 
nervenzahl  und  Berandung  der  Blätter.  Hatte  man  früher  schon  außer  diesen  Blüten 
und  Früchte  nachweisen  können,  so  war  ich  so  glücklich,  in  den  Funden  von  Berand 
dies  auch  mit  den  kapselartigen  igelstacheligen  Hüllen  tun  zu  können. 


334 


II.  Naturwissenschaft. 


Ob  Castanea  Kubinyi  mit  C.  atavia  Ung.  zu  vereinen  sei,  ist  noch  nicht  entschie- 
den worden.  Ettingshausen  bestreitet  die  Trennung  in  zwei  Arten,  andere  Forscher 
halten  an  ihr  fest  (s.  u.  a.  Stur,  Fl.  d.  Kongerien-  u.  Cerithienschichten,  S.  156).  Leider 
sind  wenig  Früchte  gefunden  worden,  die  ausschlaggebend  sein  dürften. 

Zeitliche  Verbreitung:  Miozän,  Pliozän. 

Fundorte:  Talrinne  der  Lohinja,  Kreka. 

Gattung:  Quercus  L. 

Quercus  mediterranea  Ung.,  Taf.  LXXXVI,  Fig.  23. 

Uriger,  Chi.  prot.,  S.  114,  Taf.  32,  Fig.  ö — 9.  Ders.,  Icouogr.  pl.  foss.,  S.  107,  Taf.  41,  Fig.  1 — G. 
Ders.,  Kumi,  S.  28,  Taf.  6,  Fig.  1 — 22.  Heer,  Fl.  d.  Schw.  H,  S.  52,  Taf.  76,  Fig.  13,  15,  17,  18.  Massa- 
longo,  Fl.  foss.  del  Senigall.,  S.  190,  Taf.  34,  Fig.  23.  Gaudin  et  Strozzi,  Fl.  foss.  ital.  H,  S.  46,  Taf.  4, 
Fig.  16 — 19.  Ettingshausen,  Biliu  I,  S.  60,  Taf.  17,  Fig.  8.  Engelhardt,  Braunk.  v.  Sachsen,  S.  18, 
Taf.  4,  Fig.  6.  Ders.,  Jesuitengr.,  S.  22,  Taf.  2,  Fig.  33. 

Syn. : Quercus  Szirmayana  Kovats,  Erdöbenye,  S.  21,  Taf.  2,  Fig.  1 — 5. 

Die  Blätter  sind  lederig,  kurz  gestielt,  länglich  oder  länglich-lanzettförmig,  an  der 
Spitze  stumpf  oder  spitz,  gesägt,  die  Zähne  scharf;  die  jederseits  7 — 10  Seitennerven 
randläufig,  die  Tertiärnerven  entspringen  unter  spitzen  Winkeln. 

Unser  Blatt  kommt  in  der  Gestaltung  mit  dem  von  Heer  in  Fig.  15  wiedergege- 
benen überein,  ist  aber  größer. 

Diese  Art  ist  vom  südlichen  Europa  bis  Sachsen  nachgewiesen  worden,  gehört 
somit  nicht  zu  denen,  welche  eine  weite  Verbreitung  besaßen. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Quercus  pseudococcifera  Desf.  (Südeuropa,  Nordafrika, 
wärmeres  Asien). 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän. 

Fundort:  Ober  Han  Guojnica. 

Quercus  Lonchitis  Ung.,  Taf.  LXXXVI,  Fig.  18. 

Unger,  Gen.  et  sp.  pl.  foss.,  S.  403.  Ders.,  Sotzka,  S.  33,  Taf.  9,  Fig.  3 — 8.  Ders.,  Kumi,  S.  26, 
Taf.  5,  Fig.  1—8,  10—13,  21,  22.  Heer,  Fl.  d.  Schw.  II,  S.  50,  Taf.  78,  Fig.  8,  9;  III,  S.  179,  Taf.  151, 
Fig.  19 — 24.  Si.smonda,  Piemont,  S.  43,  Taf.  19,  Fig.  5;  Taf.  27,  Fig.  5.  Ettingshausen,  Sagor  I, 
S.  23,  Taf.  4,  Fig.  1 — 9.  Engelhardt,  Jesuitengr.,  S.  22,  Taf.  2,  Fig.  28 — 32. 

Syn.:  Quercus  Cyri  Unger,  Sotzka,  Taf.  10,  Fig.  4.  — Quercus  urophylla  Unger,  Sotzka,  Taf.  9, 
Fig.  11,  12. 

Die  Blätter  sind  lederig,  gestielt,  länglich-lanzettförmig  oder  ei-lanzettförmig,  zu- 
gespitzt, scharf  gezähnt;  die  Seitennerven  zahlreich,  einfach,  selten  gegabelt,  gleich- 
laufend, die  Tertiärnerven  entspringen  unter  ziemlich  rechtem  Winkel  und  verlaufen 
in  die  Spitzen  der  Zähne. 

Ist  bei  den  Eichen  überhaupt  das  Variieren  der  Blätter  etwas  nicht  Überraschen- 
des, so  findet  es  sich  auch  bei  unserer  Art  vor.  Wir  können  zunächst  eine  breitblät- 
terige Form,  zu  welcher  einer  unserer  Funde  gehört,  von  der  schmalblätterigen  unter- 
scheiden, dann  eine,  welche  mittlere  Breite  zeigt  und  wohl  die  häufigere,  also  gewöhn- 
liche ist.  Dann  aber  unterscheiden  sich  die  Blätter  in  der  Größe  der  Zähne,  welche,  ; 
allerdings  selten,  nur  wenig  über  den  Rand  hervortreten,  meist  aber  es  entschiedener 
tun.  Von  der  nahestehenden  Quercus  Drymeja  Ung.  weichen  die  Blätter  durch  die  . 
größere  Zahl  und  die  geringere  Entfernung  ihrer  Seitennerven  ab,  von  der  Qu.  medi- 
terranea Ung.  durch  ihre  bedeutend  abweichende  elliptische  Gestalt,  weshalb  ich  auch 
mehrere  von  Unger  hierhergestellte  Blätter  ausscheide. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Quercus  lancifolia  Schl.  (Südmexiko). 


I 


Engelhardt.  Beitrage  z.  Kenntnis  der  tertiären  Flora  der  weiteren  Umgebung  v.  D.  Tuzla.  335 


Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän. 

Fundorte:  Prline,  Brestica  (Mergelkalk). 

Quercus  Gmelini  Ung. 

Unger,  Iconogr.  pl.  foss.,  S.  108,  Taf.  40,  Fig.  10.  Ders.,  Syll.  pl.  foss.  I,  S.  12,  Taf.  4,  Fig.  1—6. 
Heer,  Fl.  d.  Schw.  II,  S.  53,  Taf.  76,  Fig.  1 — 4.  Gau  diu,  Toscane,  S.  33,  Taf.  7,  Fig.  3.  Engelhardt, 
Braunk.  y.  Sachsen,  S.  18,  Taf.  4,  Fig.  7.  Ders.,  Jesuitengr.,  S.  23,  Taf.  3,  Fig.  9,  18.  Ettingshausen, 
Wetterau,  S.  837,  Taf.  2,  Fig.  33. 

Syn.:  Juglans  vostrata  Ludwig,  Paläont.  VIII,  Taf.  55,  Fig.  1 — 4. 

Die  Blätter  sind  gestielt,  ei-lanzettförmig,  zugespitzt,  ausgeschweift  gezähnt;  der 
Mittelnerv  ist  stark,  die  Seitennerven  -entspringen  unter  spitzen  Winkeln,  sind  rand- 
läufig und  stehen  weit  auseinander. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Quercus  lancifolia  Schl.  (Mexiko). 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän. 

Fundorte:  Talrinne  der  Lohinja,  Orasje. 

Ulmaceen  Ag. 

Gattung:  Ulmus  L. 

Ulmus  Braunii  Heer,  Taf.  LXXXVII,  Fig.  1,  10. 

Heer,  Fl.  d.  Schw.  n,  S.  59,  Taf.  79,  Fig.  14 — 21;  IH,  S.  181,  Taf.  151,  Fig.  31.  Ettingshausen, 
Bilin  I,  S.  64,  Taf.  18,  Fig.  23,  26.  Engelhardt,  Jesuitengr.,  S.  26,  Taf.  3,  Fig.  32;  Taf.  4,  Fig.  11 — 13, 
15.  Ders.,  Dux,  S.  33,  Taf.  6,  Fig.  21,  23. 

Die  Blätter  sind  gestielt,  am  Grunde  sehr  ungleich,  herzförmig,  elliptisch  oder 
herz-lanzettförmig,  doppelt  gezähnt,  die  Zähne  kegelförmig;  der  Mittelnerv  ist  oft  leicht 
gekrümmt,  die  10 — 13  Seitennerven  sind  öfters  mit  Außennerven  versehen. 

Da  unsere  Blätter  doppeltgezähnt  sind,  können  sie  nicht  zu  Planera  gehören,  die 
ähnliche  Formen  aufzuweisen  hat.  Sie  unterscheiden  sich  von  den  gewöhnlichen  For- 
men dadurch,  daß  sie  keinen  herzförmigen  Grund  aufzuweisen  haben;  trotzdem  dürften 
sie  sich  bei  dieser  Art  am  besten  aufgehoben  zeigen.  Manches  Ähnliche  besitzen  sie 
auch  mit  Ulmus  angustifolia  Ett.  (Tertiärsch.  Steiermarks,  S.  16,  Taf.  1,  Fig.  15,  16), 
doch  hat  diese  mehr  Seitennerven  aufzuweisen.  Es  zeigt  sich  hier  wieder  einmal,  daß 
wahrscheinlich  in  der  Theorie  mehr  nur  auf  Blätter  gestützte  Ulmus- Arten  vorhanden 
sein  mögen,  als  solche  im  Leben  existiert  haben.  Auch  hier  gilt  es,  nicht  ohne  Not 
neue  Spezies  aufzustellen. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Ulmus  ciliata  Erh.  (Europa,  Kaukasus). 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän. 

Fundort:  Kreka. 

Ulmus  Bronnii  Ung.,  Taf.  LXXXVI,  Fig.  24,  28. 

Unger,  Chi.  prot.,  S.  100,  Taf.  26,  Fig.  1 — 4.  Andrae,  Siebenb.  u.  Banat,  S.  17,  Taf.  1,  Fig.  5. 
Heer,  Fl.  d.  Schw.  II,  S.  58,  Taf.  79,  Fig.  5,  6.  Ettingshausen,  Bilin  I,  S.  62,  Taf.  17,  Fig.  9,  10;  Taf.  18, 
Fig.  1—6.  Gaudin  et  Strozzi,  Fl.  foss.  ital.  H,  S.  47,  Taf.  3,  Fig.  3,  9.  Sismonda,  Piemont,  S.  48, 
Taf.  17,  Fig.  7.  Engelhardt,  Leitm.  Mittelgeb.,  S.  377,  Taf.  5,  Fig.  13.  Ders.,  Jesuitengr.,  S.  25,  Taf.  3, 
Fig.  10-14;  Taf.  4,  Fig.  25,  30. 

Syn.:  Ulmus  europaea  Bronn,  Lethaea  geogn.  II,  S.  14,  Taf.  35,  Fig.  1. 

Die  Blätter  sind  gestielt,  eiförmig- elliptisch,  gesägt;  der  Mittelnerv  ist  stark,  ge- 
rade, die  Seitennerven  entspringen  unter  spitzen  Winkeln,  sind  randläufig  und  stehen 
weit  auseinander.  Die  Nuß  ist  oval,  mit  einer  runden,  in  der  Mitte  oben  und  unten 


336 


II.  Naturwissenschaft. 


etwas  eingekerbten  Flügelhaut  umgeben,  durch  welche  eine  Menge  verzweigter  Nerven 
laufen. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Ulmus  campestris  L.  (Europa). 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän. 

Fundorte:  Talrinne  der  Lohinja  (Blattbruchstück),  Orasje  (Frucht). 

Ulmus  plurinervia  Ung.,  Taf.  LXXXVII,  Fig.  3. 

Unger,  Chi.  prot.,  S.  95,  Taf.  25,  Fig.  1 — 4.  Ders.,  Gleichenberg,  S.  20,  Taf.  4,  Fig.  3,  4.  Weber, 
Paläont.  EI,  S.  174,  Taf.  19,  Fig.  6.  Wessel  u.  Weber,  Paläont.  IV,  S.  27,  Taf.  4,  Fig.  4,  6.  Heer,  Fl.  d. 
Schw.  II,  S.  58,  Taf.  79,  Fig.  4.  Ders.,  Grönland  II,  S.  93,  Taf.  89,  Fig.  8.  Ders.,  Alaska,  S.  34,  Taf.  5, 
Fig.  1.  Ders.,  Sachalin,  S.  39,  Taf.  10,  Fig.  3,  4.  Ders.,  Beitr.  z.  Sachalin,  S.  8,  Taf.  3,  Fig.  4,  5.  Ettings- 
hausen, Bilin  I,  S.  63,  Taf.  18,  Fig.  12,  13.  Ludwig,  Paläont.  VIII,  S.  105,  Taf.  38,  Fig.  1 — 4.  Engel- 
hardt, Jesuitengr.,  S.  25,  Taf.  1,  Fig.  4.  Ders.,  Bosnische  Tertiärpfl.,  S.  86,  Taf.  5,  Fig.  1.  Ders.,  Dux, 
S.  161,  Taf.  6,  Fig.  22.  Ders.,  Öaplagr.,  S.  180,  Taf.  1,  Fig.  16 — 18;  Taf.  2,  Fig.  11. 

Die  Blätter  sind  kurzgestielt,  eiförmig-elliptisch  oder  länglich,  am  Grunde  ver- 
schmälert, gezähnt;  der  Mittelnerv  ist  kräftig  und  reicht  bis  zur  Spitze,  die  Seitennerven 
sind  genähert,  einfach,  mitunter  gegabelt  und  verlaufen  parallel. 

Es  sind  nahestehende  Ulmenblätter  von  den  Autoren  als  verschiedenen  Arten  zu- 
gehörig bezeichnet  worden.  Heer  wies  aber  schon  darauf  hin,  daß  unter  ihnen  wohl 
die  von  U.  plurinervia  Ung.  und  U.  Bronnii  Ung.  mit  einander  zu  vereinigen  seien, 
Ettingshausen  (Bilin  I,  S.  63),  daß  die  Selbständigkeit  von  U.  Braunii  zweifelhaft 
sei,  und  Velenovsky,  Vrsovic,  S.  25,  wagte  den  Schritt,  sie  unter  dem  Namen  U.  longi- 
folia  Ung.  zu  vereinigen,  zumal  er  häufige  Übergänge  zwischen  den  extremen  Formen 
und  dabei  nur  eine  Art  der  Früchte  vorfand.  Sollte  er  das  Wahre  getroffen  haben  — 
und  höchst  wahrscheinlich  ist  es  der  Fall  — so  könnte  auch  U.  carpinifolia  Wess.  zu 
ihnen  gezogen  werden.  Es  wäre  dann  der  Begriff  der  Art  in  den  der  Abart  umzu- 
schmelzen. Vorläufig,  um  noch  mehr  bestätigendes  Material  abzuwarten,  führte  ich  die 
wahrscheinlichen  Formen  noch  als  Arten  auf. 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän,  Pliozän. 

Fundort:  Brestica  (Sandstein). 


Moreen  Endl. 

Gattung:  Ficus  Tourn. 

Ficus  lanceolata  Heer,  Taf.  XC,  Fig.  2,  14. 

Heer,  Fl.  d.  Schw.  II,  S.  62,  Taf.  81,  Fig.  2-5;  III,  S.  182,  Taf.  151,  Fig.  34,  35;  Taf.  152,  Fig.  13. 
Ders.,  Balt.  FL,  S.  73,  Taf.  22,  Fig.  1,  2.  Sismontla,  Piemont,  S.  436,  Taf.  15,  Fig.  5;  Taf.  26,  Fig.  2. 
Ettingshausen,  Bilin  I,  S.  67,  Taf.  20,  Fig.  3,  4.  Engelhardt,  Göhren,  S.  23,  Taf.  4,  Fig.  3 — 5.  Ders.,' 
Leitm.  Mittelgeb.,  S.  379,  Taf.  5,  Fig.  19;  S.  404,  Taf.  11,  Fig.  6,  7.  Ders.,  Jesuitengr.,  S.  28,  Taf.  6,  Fig.  4. 

Syn.:  Apocynophyllum  lanceolatum  Weber,  Paläont.  II,  S.  188,  Taf.  12,  Fig.  1. 

Die  Blätter  sind  lederig  oder  ziemlich  lederig,  lanzettförmig  oder  ei-lanzettförmig, 
ganzrandig,  am  Grunde  schnell  zusammengezogen  und  in  den  Blattstiel  verschmälert;; 
der  Mittelnerv  ist  stark,  die  Seitennerven  sind  bogenläufig  und  laufen  in  spitzen  Win- 
keln aus. 

Mehrere  vorhandene  Blätter  zeigen,  mit  der  Lupe  betrachtet,  das  Netzwerk  genau 
so,  wie  es  H eer  in  Fl.  d.  Schw.,  Taf.  81,  Fig.  2b  wiedergegeben  hat. 

Das  von  Friedrich  in  Beitr.  z.  Kenntn.  d.  Tertiär!!,  d.  Prov.  Sachsen,  Taf.  11, 
Fig.  4 abgebildete  Blatt  dürfte  kaum  hierher  gehören. 


Engelhardt.  Beiträge  z.  Kenntnis  der  tertiären  Flora  der  weiteren  Umgebung  v.  D.  Tuzla.  337 


Analoge  jetztweltliche  Art:  Ficus  princeps  Knth.  (Brasilien). 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän  bis  Obermiozän. 

Fundorte:  Kreka,  Orasje. 

Ficus  multinervis  Heer,  Fig.  1 und  2. 

Heer,  Fl.  d.  Schw.  n,  S.  63,  Taf.  81,  Fig.  6 — 10;  Taf.  82,  Fig.  1.  Ettingshausen,  Bilin  I,  S.  144, 
Taf.  20,  Fig.  5,  6.  Engelhardt,  Braunk.  v.  Sachsen,  S.  19,  Taf.  5,  Fig.  2.  Ders.,  Leitm.  Mittelgeb.,  S.  404, 
Taf.  11,  Fig.  8.  Ders.,  Tschernowitz,  S.  382,  Taf.  4,  Fig.  4.  Lesquereux, 

Tert.  Fl.,  S.  194,  Taf.  28,  Fig.  7.  Friedrich,  Prov.  Sachsen,  S.  56,  Taf.  6, 

Fig.  10—12. 

Die  Blätter  sind  lederig,  lanzettförmig  oder  elliptisch,  zu- 
gespitzt, am  Grunde  verschmälert,  ganzrandig;  der  Mittelnerv 
ist  stark,  die  Seitennerven  sind  fein  und  zahlreich,  entspringen 
unter  wenig  spitzen  Winkeln,  verlaufen  parallel  und  verbinden 
sich  am  Rande. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Ficus  ßenjaminea  Link. 

(Ostindien). 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän. 

Fundorte:  Kreka,  Prline. 


Fig.  2. 


Fig.  1. 

Ficus  multinervis  Heer. 


Ficus  tiliaefolia  Al.  Braun  sp. 

Heer,  Fl.  d.  Schw.  II,  S.  68,  Taf.  83,  Fig.  3—12; 

Taf. 84,  Fig.  1 — 6;  Taf.  85,  Fig.  14;  III,  S.  182,  Taf.  142, 

Fig.  25;  Taf.  152,  Fig.  14.  Ders.,  Balt.  FL,  S.  35,  Taf.  8, 

Fig.  1;  S.  74,  Taf.  21,  Fig.  12.  Gaudin  et  Strozzi, 

Toscane,  S.  34,  Taf.  12,  Fig.  11.  Unger,  Syll.  pl.  foss., 

S.  14,  Taf.  6,  Fig.  2.  Ders.,  Szantö,  S.  8,  Taf.  2,  Fig.  9. 

Ettingshausen,  Bilin  II,  S.  80,  Taf.  25,  Fig.  4,  5. 

10.  Ders.,  Wetterau,  S.  38,  Taf.  2,  Fig.  9.  Engel- 
hardt, Braunk.  v.  Sachsen,  S.  19,  Taf.  5,  Fig.  1.  Ders., 

Göhren,  S.  24,  Taf.  4,  Fig.  6.  Ders.,  Leitm.  Mittelgeb., 

S.  378,  Taf.  5,  Fig.  18.  Ders.,  Grasseth,  S.  298,  Taf.  6, 

Fig.  1,  2.  Ders.,  Jesuitengr.,  S.  27,  Taf.  5,  Fig.  3 — 6. 

Ders.,  Dux,  S.  162,  Taf.  6,  Fig.  25;  Taf.  7,  Fig.  9. 

Ders.,  Caplagr.,  S.  183,  Taf.  3,  Fig.  6,  7.  Yele- 
novsky,  Vrsovic,  S.  28,  Taf.  6,  Fig.  1—4.  Lesque- 
reux, Tert.  Fl.,  S.  203,  Taf.  32,  Fig.  1—3;  Taf.  63, 

Fig.  8.  Ward,  Syn.  of  the  Fl.  of  the  Laramie  Group,  Taf.  45,  Fig.  2. 

Syn.:  Cordia  tiliaefolia  Al.  Braun,  Jahrb.  1845,  S.  170.  — Tilia  prisca  Al.  Braun,  Syn.  pl.  foss.  v. 

Unger,  S.  234.  — - Dombeyopsis  tiliaefolia  Unger,  Gen.  et  sp.  pl.  foss.,  S.  447.  Ders.,  Sotzka,  S.  174,  Taf.  16, 
Fig.  1 — 4.  Göppert,  Beitr.,  S.  21,  Taf.  4,  Fig.  3.  — ■ Dombeyopsis  grandifolia  Unger,  Gen.  et  sp.  pl.  foss., 
S.  447.  Ders.,  Sotzka,  S.  175,  Taf.  47,  Fig.  1,  2;  Taf.  48,  Fig.  1,  2.  Ettingshausen,  Wildshut,  S.  11 

Taf.  4,  Fig.  1,  2.  Göppert,  Beitr.,  S.  22,  Taf.  1,  Fig.  36.  — Dombeyopsis  lobata  Unger,  Gen.  et  sp.  pl. 

foss.,  S.  447.  — Dombeyopsis  sidaefolia  Unger,  Gen.  et  sp.  pl.  foss.,  S.  448.  — Dombeyopsis  tridens  Lud- 
wig, Paläont.  VIII,  S.  47,  Taf.  49,  Fig.  1,  2.  — Ficus  Dombeyopsis  Unger,  Syll.  pl.  foss.  I,  S.  13,  Taf.  5, 
Fig.  1—7;  Taf.  6,  Fig.  1.  Heer,  Balt.  Fl.,  S.  74,  Taf.  17,  Fig.  11. 

Die  Blätter  sind  gestielt,  ganzrandig  oder  zerstreut-wellig,  herzförmig-rund,  ziem- 
lich rund  oder  länglichrund,  manchmal  zwei-  oder  dreilappig,  am  Grunde  meist  un- 
gleichseitig, doch  zuweilen  auch  gleichseitig,  an  der  Spitze  gerundet  oder  kleinspitzig, 
bezüglich  der  3 — 7 starken  Hauptnerven  handförmig;  die  Seitennerven  sind  stark,  etwas 
bogenförmig,  untereinander  verbunden,  die  Nervillen  teils  durchgehend,  teils  gebrochen. 

Es  fanden  sich  nur  größere  Bruchstücke  vor.  Wohl  hätte  ein  ziemlich  vollstän- 
diges Blatt  dargestellt  werden  können,  wenn  die  obere  Partie  nicht  von  einer  über- 
Band  IX.  22 


338 


II.  Naturwissenschaft. 


lagernden  Schicht  bedeckt  gewesen  wäre,  deren  Abhebung  Zerstörung  anderer  Pflanzen- 
reste zur  Folge  gehabt  hätte. 

Die  Blätter  dieser  Art  sind  nicht  arm  an  Formen;  in  der  Größe  zeigen  sie  be- 
deutende Schwankungen. 

Cecropia  europaea  in  Ettingshausen,  Bilin,  Taf.  28,  Fig.  1,  2 ist  wohl  nur  die 
dreilappige  Form  von  Ficus  tiliaefolia. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Ficus  nymphaefolia  L.  (Trop.  Amerika). 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän,  Pliozän. 

Fundort:  Brestica  (Sandstein). 


Plantaneen  Lestib. 

Gattung:  JPlatanus  L. 

Platanus  aceroides  Göpp.,  Taf.  LXXXVIII,  Fig.  2,  6. 

Göppert,  Schossnitz,  S.  2t,  Taf.  0,  Fig’.  1 — 6.  Heer,  Fl.  d.  Sclnv.  H,  S.  71,  Taf.  87,  88,  Fig.  5 
bis  15;  HI,  S.  183,  Taf.  152,  Fig.  16.  Ders.,  Nordgrönland,  S.  111,  Taf.  47,  Fig.  3.  Ders.,  Mackenzie, 
S.  138,  Taf.  21,  Fig.  176;  Taf.  23,  Fig.  2 b,  4.  Ders.,  Island,  S.  150,  Taf.  26,  Fig.  4;  S.  159,  Taf.  32.  Ders., 
Nordkanada,  S.  15,  Taf.  3,  Fig.  6.  Ders.,  Grönland  II,  S.  96,  Taf.  90,  Fig.  1 — 5;  Taf.  97,  Fig.  7.  Ders., 
Spitzbergen,  S.  75,  Taf.  11.  Ders.,  Beitr.  z.  Spitzbergen,  S.  76,  Taf.  17,  Fig.  1—3;  Taf.  31,  Fig.  3.  Gau- 
din  et  Strozzi,  Toscane,  S.  35,  Taf.  5,  Fig.  4 — 6;  Taf.  6,  Fig.  1 — 3.  Ettingshausen,  Bilin  I,  S.  84, 
Taf.  29,  Fig.  7.  Lesquereux,  Tert.  Fl.,  S.  184,  Taf.  25,  Fig.  4,  5.  Ders.,  Cret.  and  Tert.  Fl.,  S.  227, 
Taf.  49,  Fig.  1.  Ders.,  Proceed.  of  the  U.  St.  Mus.  1888,  S.  19,  Taf.  5,  Fig.  7.  Beck,  Mittweida,  S.  763, 
Taf.  32,  Fig.  17.  Staub,  Zsiltal,  S.  298,  Taf.  28,  Fig.  3 — 5.  Engelhardt,  Caplagr.,  S.  185,  Taf.  4,  Fig.  1, 
2;  Taf.  6,  Fig.  8;  Taf.  7,  Fig.  6. 

Syn.:  Cissus  platanifolia  Ettingshausen,  Wien,  S.  20,  Taf.  4,  Fig.  1.  — Platanus  pannonica  Et- 
tingshausen, Heiligenkreuz,  S.  7,  Taf.  1,  Fig.  13.  — Acerites  incerta  Massalongo,  Descr.  pl.  foss.  ital., 
S.  196,  Taf.  2,  Fig.  6.  — Quercus  platanoides  Göppert,  Schossnitz,  S.  16,  Taf.  7,  Fig.  6.  — Quercus  rotun- 
data  Göppert,  Schossnitz,  S.  17,  Taf.  7,  Fig.  5;  Taf.  8,  Fig.  9.  — Platanus  Oeynhausiana  Göppert,  | 
Schossnitz,  S.  20,  Taf.  10,  Fig.  1- — 8.  — Platanus  rugosa  Göppert,  Schossnitz,  S.  21,  Taf.  11,  Fig.  3,  4.  — 
Platanus  Ettingshauseni  Massalongo,  Stud.  d.  fl.  Senigall.,  S.  234,  Taf.  17,  Fig.  3;  Taf.  19,  Fig.  3.  — Acer  I 
Heeri  Massalongo,  Stud.  d.  fl.  Senigall.,  S.  350,  Taf.  12,  Fig.  5;  Taf.  17,  Fig.  1;  S.  349,  Taf.  17,  Fig.  2.  i 
Platanus  primaeva  Lesquereux,  Cret.  Fl.,  S.  69,  Taf.  7,  Fig.  2;  Taf.  26,  Fig.  2. 

Die  Blätter  sind  handspaltig,  am  Grunde  gestutzt,  dreilappig,  seltener  unzerteilt  i 
oder  beinahe  fünflappig,  der  Mittellappen  ist  beiderseits  2 — 4zähnig,  die  großen  Seiten- 
lappen sind  gezähnt,  mit  großen  ungleichen  und  spitzen  Zähnen  versehen. 

Diese  Pflanze  gehört  zu  den  wenigen  tertiären,  von  denen  wir  nicht  bloß  die 
Blätter,  sondern  auch  die  jährlich  sich  ablösende  Rinde,  welche  sie  zum  „Kleiderbaume“  1 
stempelt,  die  kugeligen  Blutenkätzchen  und  Früchte  kennen,  so  daß  wir  uns  in  der 
Lage  befinden,  sie  besser  als  andere  mit  jetztweltlichen  Verwandten  vergleichen  zu 
können.  Die  Vergleichung  ergibt,  daß  sie  der  nordamerikanischen  Platanus  occiden- 
talis  L.  mehr  als  der  der  alten  Welt  angehörigen  Pl.  orientalis  L.  verwandt  ist,  ja 
daß  man  sie  als  Vorläuferin  der  ersteren  zu  betrachten  hat.  (Von  einer  Seite  ist  aus- 
gesprochen worden,  daß  sie  als  Vorfahr  beider  Arten  anzusehen  sei.) 

Während  des  Tertiärs  war  sie  über  einen  großen  Teil  Europas  und  Nordamerikas, 
ja  sogar  über  die  Nordpolarländer  verbreitet.  In  ersterem  ist  sie  nach  dem  Pliozäm 
wahrscheinlich  durch  die  veränderten  Verhältnisse  gezwungen  worden  auszusterbem 
während  sie  in  dem  für  Erhaltung  alter  Formen  begünstigten  Nordamerika  fortzube- 
stehen vermochte. 

Die  Polymorphie  der  Blätter  war  die  Ursache  davon,  daß  man  die  uns  über- 
kommenen Reste  in  einer  größeren  Anzahl  Arten  unterzubringen  suchte,  die  aber  dank' 


Engelhardt.  Beiträge  z.  Kenntnis  der  tertiären  Flora  der  weiteren  Umgebung  v.  D.  Tuzla.  339 


der  Menge  wohlerhaltener  und  mannigfache  Übergänge  zeigender  Fossilien  als  zu- 
sammengehörig erkannt  werden  konnten. 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän,  Pliozän. 

Fundorte:  Sikulje,  Kreka. 


Salix  varians  Göpp. 


Salicineen  Rieh. 

Gattung  Salix  L. 


Göppert,  Schossnitz,  S.  26,  Tat.  19,  Fig.  17,  18;  Taf.  20,  Fig.  1.  Heer,  Fl.  d.  Schw.  II,  S.  26, 
Taf.  65,  Fig.  1 — 3,  6 — 16;  IH,  S.  174,  Taf.  150,  Fig.  1—5.  Ders.,  North  Greenland,  S.  469,  Taf.  43,  Fig.  12, 
13.  Ders.,  Alaska,  S.  27,  Taf.  2,  Fig.  8;  Taf.  3,  Fig.  1 — 3.  Ders.,  Spitzbergen,  S.  70,  Taf.  28,  Fig.  1.  Et- 
tingshausen, Köflach,  S.  747,  Taf.  1,  Fig.  11,  14.  Ders.,  Bilin  I,  S.  162,  Taf.  29,  Fig.  17—19,  22,  23. 
Ludwig,  Paläont.  Vni,  S.  92,  Taf.  27,  Fig.  6 — 12.  Engelhardt,  Braunk.  v.  Sachsen,  S.  14,  Taf.  3,  Fig.  10 
bis  13.  Ders.,  Göhren,  S.  15,  Taf.  2,  Fig.  23  a,  5,  24.  Ders.,  Leitm.  Mittelgeb.,  S.  372,  Taf.  4,  Fig.  16. 
Ders.,  Jesuitengr.,  S.  28,  Taf.  5,  Fig.  7,  8.  Ders.,  Dux,  S.  164,  Taf.  7,  Fig.  7,  8.  Ders.,  Oaplagr.,  S.  187, 
Taf.  7,  Fig.  2—5.  Lesquereux,  Cret.  and  Tert.  Fl.,  S.  247,  Taf.  54,  Fig.  2.  Velenovsk^,  Vrsovic,  S.  30, 
Taf.  5,  Fig.  16,  17;  Taf.  6,  Fig.  8. 

Syn.:  Salix  trachytica  Ettingshausen,  Heiligenkreuz,  S.  7,  Taf.  2,  Fig.  3.  — Salix  arcuata  Göp- 
pert, Schossnitz,  S.  25,  Taf.  21,  Fig.  4,  5.  — Salix  Wimmeriana  Göppert,  Schossnitz,  S.  26,  Taf.  21, 

Fig.  1,  3. 

Die  Blätter  sind  länglich-lanzettförmig  oder  lanzettförmig,  zugespitzt,  am  Rande 
feingesägt,  vielfach  etwas  gebogen;  der  Mittelnerv  ist  kräftig,  die  Seitennerven  sind 
zart  und  gehen  unter  verschiedenen  Winkeln  aus. 

Salix  varians , von  den  Polarländern  bis  weit  nach  Süden  nachgewiesen,  gehört 
zu  den  häufigeren  Tertiärpflanzen. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Salix  fragilis  L.  (Europa). 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän,  Pliozän. 

Fundort:  Brestica  (Sandstein). 


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Salix  macrophylla  Heer,  Taf.  LXXXVII,  Fig.  20. 

Heer,  Fl.  d.  Schw.  II,  S.  29,  Taf.  57.  Ders.,  Island,  S.  146,  Taf.  25,  Fig.  3 b.  Ders.,  Alaska,  S.  27, 
Taf.  2,  Fig.  9.  Velenovsky,  Vrsovic,  S.  29,  Taf.  5,  Fig.  9 — 13.  Stur,  Kongerien-  u.  Cerithiensch.,  S.  165, 
Taf.  4,  Fig.  6.  Engelhardt,  Caplagr.,  S.  187,  Taf.  8,  Fig.  10. 

Die  Blätter  sind  lanzettförmig,  feingesägt;  der  Mittelnerv  ist  gerade,  kräftig,  die 
zahlreichen  Seitennerven  entspringen  teilweise  unter  beinahe  rechtem  Winkel  und  sind 
gekrümmt. 

Diese  Art  ist  wohl  der  Salix  varians  Göpp.  ähnlich,  unterscheidet  sich  jedoch 
durch  die  zahlreichen  abgekürzten  Seitennerven,  welche,  wie  Stur  treffend  bemerkt, 
im  Vereine  mit  den  dichtstehenden  Nervillen  dem  Blatte  ein  gestricheltes  Aussehen 
geben. 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän,  Pliozän. 

Fundort:  Kreka. 

Salix  angusta  Heer,  Taf.  LXXXVI,  Fig.  19. 

Heer,  Fl.  d.  Schw.  II,  S.  31,  Taf.  69,  Fig.  1—11.  Uuger,  Syll.  pl.  foss.  IV,  S.  71,  Taf.  22,  Fig.  17. 
Lesquereux,  Tert.  Fl.,  S.  168,  Taf.  22,  Fig.  4,  5. 

Syn.:  Salix  angustifolia  Al.  Braun  in  Buckl.  Geol.,  S.  512.  — Salix  angustissima  Al.  Braun  in 
Jahrb.  1850,  S.  169.  Unger,  Gen.  et  sp.  pl.  foss.,  S.  418. 

Die  Blätter  sind  sehr  gestreckt,  12 — 14  mal  länger  als  breit,  linealisch-lanzettförmig, 
die  Ränder  beinahe  gleichlaufend,  an  der  Spitze  sehr  zugespitzt. 

22* 


340 


II.  Naturwissenschaft. 


Diese  Art  ist  jedenfalls  mit  Salix  longa  Al.  Braun  zu  vereinigen  (s.  darüber:  Zur 
Kenntn.  d.  Tertiärpfl.  v.  Sulloditz,  Lotos  1896,  Nr.  4).  Sie  gehört  zu  den  Tertiär- 
pflanzen, welche  sowohl  in  Europa  als  Nordamerika  gefunden  wurden. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Salix  viminalis  L.  (Europa,  Asien). 

Zeitliche  Verbreitung:  Miozän. 

Fundort:  Talrinne  der  Lohinja. 

Salix  tenera  Al.  Br.,  Taf.  LXXXVII,  Ehg.  4. 

Al.  Braun  in  Jahrb.  1846,  Stitzenb.  Verz.,  S.  79.  Unger,  Gen.  et  sp.  pl.  foss.,  S.  418.  Heer,  Fl. 
d.  Schw.  II,  S.  32,  Taf.  68,  Fig.  7,  13. 

Die  Blätter  sind  lanzettförmig,  4—7  mal  so  lang  als  breit,  zart,  an  Spitze  und 
Grund  verschmälert. 

Zeitliche  Verbreitung:  Mittel-  und  Obermiozän. 

Fundort:  Talrinne  der  Lohinja. 

Aus  der  Verbreitung  der  Weiden  während  der  Tertiär-  und  Jetztzeit  muß  ge- 
schlossen werden,  daß  sie  zirkumpolaren  Ursprunges  seien.  In  erstei-er  scheinen,  so  ist 
nach  den  bisherigen  Funden  anzunehmen,  nur  wenige  Arten  existiert  zu  haben,  zu 
denen  sich  in  letzterer  aber  eine  größere  Anzahl  neuer  gesellte,  welche  wohl  für  eine 
Weiterentwicklung  der  Gattung  sprechen,  uns  aber  nicht  kundgeben,  auf  welche  Weise 
und  durch  welche  Ursachen  diese  hervorgerufen  sei.  Wir  kommen  hierbei  nicht  über 
das  Ahnen  hinaus,  da  uns  die  Spezies  als  fertig  entgegentreten  und  die  Übergänge  aus 
den  alten  in  die  neuen  Formen  fehlen. 

Die  Arten  pflegt  man  nach  ihren  Blättern  in  ganzrandige  und  gesägte  einzuteilen. 
Beide  Abteilungen  sind  in  unserem  Gebiete  angetrofien  worden,  leider  ohne  die  dazu- 
gehörigen Blüten  und  Früchte,  wie  sie  anderwärts  aufgewiesen  werden  konnten.  Aus- 
gezeichnet sind  die  Blätter  der  einzelnen  Arten  durch  eine  ausgeprägte  Polymorphie. 

Gattung:  jP opulus  L. 

Populus  mutabilis  Al.  Br.,  Taf.  LXXXVII,  Fig.  18. 

Heer,  Fl.  d.  Schw.  n,  S.  19,  Taf.  60—63,  Fig.  1—4.  Balt.  Fl.,  S.  31,  Taf.  7,  Fig.  23;  S.  65,  Taf.  17, 
Fig.  5—8;  Taf.  21,  Fig.  55;  Taf.  24,  Fig.  135.  Ders.,  Nachtr.  z.  Grönland,  S.  20,  Taf.  4,  Fig.  12.  Ettings- 
hausen, Bilin  I,  S.  161,  Taf.  12,  Fig.  11.  Ludwig,  Paläont.  VIII,  S.  92,  Taf.  26,  Fig.  8;  Taf.  27,  Fig.  2 
bis  5.  Engelhardt,  Leitm.  Mittelgeb.,  S.  371,  Taf.  4,  Fig.  13,  15;  S.  402,  Taf.  10,  Fig.  8,  9.  Ders., 
Tschernowitz,  S.  381,  Taf.  4,  Fig.  3.  Ders.,  Grasseth,  S.  297,  Taf.  7,  Fig.  13.  Ders.,  Jesuitengr.,  S.  29, 
Taf.  6,  Fig.  9,  21. 

Syn.:  Populus  ovalis  Al.  Braun  in  Buckl.  Geol.  — Populus  ovalifolia  Al.  Braun,  Jahrb.  1845,  S.  169. 
Unger,  Gen.  et  sp.  pl.  foss.,  S.  417.  — Salix  lancifolia  Al.  Braun,  Jahrb.,  S.  169.  — Populus  crenata\ 
Unger,  Sotzka,  S.  166,  Taf.  36,  Fig.  5.  — Populus  serrata  Unger,  Iconogr.  pl.  foss.,  S.  117,  Taf.  44,  Fig.  6. 
— Laurus  dermatopliyllum  Weber,  Paläont.  II,  S.  182,  Taf.  19,  Fig.  13.  Ettingshausen,  Bilin  H,  S.  195, 
Taf.  31,  Fig.  8.  — Ficus  pannonica  Ettingshausen,  Tokay,  S.  26,  Taf.  1,  Fig.  9.  — Quercus  ovalis  Göp- 
pert,  Schossnitz,  S.  26,  Taf.  6,  Fig.  6. 

Die  Blätter  sind  meist  langgestielt,  einige  oval,  andere  eirund-elliptisch,  elliptisch 
oder  lanzettförmig,  ganzrandig,  ausgeschweift  oder  zerstreut-gekerbt,  andere  ziemlich 
kreisrund,  länglich  oder  lanzettförmig,  grobgezähnt  oder  gesägt. 

Die  Polymorphie  der  Blätter  erklärt  die  große  Zahl  der  Synonymen.  Heer  ist 
es  zu  danken,  die  Zusammengehörigkeit  aller  Formen  nachgewiesen  zu  haben.  Di^ 
Pflanze  hatte  eine  ungemein  weite  Verbreitung  im  Tertiärlande. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Populus  euphratica  Ol.  (Asien). 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän,  Pliozän. 


Engelhardt.  Beiträge  z.  Kenntnis  der  tertiären  Flora  der  weiteren  Umgebung  v.  D.  Tnzla.  341 


Fundort:  Orasje. 

Zusatz.  In  der  Talrinne  der  Lohinja  wurden  zwei  Bruchstücke  von  Populus 
gefunden,  deren  eines  zu  P.  leucophylla  Ung.  zu  gehören  scheint,  während  das  andere 
an  P.  balsamoides  Heer  erinnert. 


Laurineen  Juss. 

Gattung:  Laurus  L. 

Laurus  primigenia  Ung.,  Taf.  LXXXVIII,  Fig.  7;  Taf.  LXXXIX,  Fig.  13. 

Unger,  Gen.  et  sp.  pl.  foss.,  S.  423.  Ders..  Sotzka,  S.  168,  Taf.  40,  Fig.  1 — 4.  Ders.,  Kumi,  S.  55, 
Taf.  8,  Fig.  1—7.  Heer,  Fl.  d.  Schw.  II,  S.  77,  Taf.  89,  Fig.  15;  III,  S.  184,  Taf.  153,  Fig.  3.  Ders.,  Beitr., 
S.  7,  Taf.  6,  Fig.  12  i;  Taf.  9,  Fig.  8.  Ders.,  Zsiltal,  S.  16,  Taf.  3,  Fig.  4 — 6.  Ders.,  Nachtr.  z.  Grönland, 
S.  2,  Taf.  3,  Fig.  8 — 13.  Weber,  Paläont.  II,  S.  181,  Taf.  20,  Fig.  6a,  b.  Sismonda,  Piemont,  S.  58, 
Taf.  9,  Fig.  2 c;  Taf.  10,  Fig.  5.  Ettingshausen,  Heiligenkreuz,  S.  8,  Taf.  2,  Fig.  1,  2.  Ders.,  Steier- 
mark, S.  58,  Taf.  3,  Fig.  11.  Ders.,  Sagor  HI,  S.  13,  Taf.  29,  Fig.  5.  Engelhardt,  Braunk.  v.  Sachsen, 
S.  20,  Taf.  5,  Fig.  3.  Ders.,  Leitm.  Mittelgeb.,  S.  360,  Taf.  2,  Fig.  5 — 7 ; S.  382,  Taf.  6,  Fig.  5.  Ders., 
Tschernowitz,  S.  382,  Taf.  4,  Fig.  5.  Ders.,  Grasseth,  S.  300,  Taf.  7,  Fig.  4,  5.  Ders.,  Jesuitengr.,  S.  30, 
Taf.  5,  Fig.  12;  Taf.  6,  Fig.  19,  20,  22,  23;  Taf.  7,  Fig.  2.  Ders.,  Meuselwitz,  S.  19,  Taf.  1,  Fig.  17.  Sa- 
porta,  Sud-Est  de  la  France  III,  S.  215,  Taf.  6,  Fig.  5;  II,  S.  270,  Taf.  6,  Fig.  7.  Les queren x,  Tert.  Fl. 
S.  214,  Taf.  36,  Fig.  5,  6,  8.  Friedrich,  Prov.  Sachsen,  S.  123,  Taf.  15,  Fig.  3 (?),  7.  Staub,  Zsiltal, 
S.  303,  Taf.  27,  Fig.  15;  Taf.  28,  Fig.  6;  Taf.  29,  Fig.  1,  2 a,  3(?);  Taf.  34/35,  Fig.  la.  Ward,  Laramie 
Group,  S.  553,  Taf.  46,  Fig.  8,  10. 

Die  Blätter  sind  lederartig,  gestielt,  lanzettförmig,  ganzrandig,  zugespitzt,  am 
Grunde  in  den  Blattstiel  verschmälert;  der  Mittelnerv  ist  stark,  die  Seitennerven  sind 
zart,  bogenläufig,  verbinden  sich  am  Rande  miteinander  und  entspringen  unter  spitzen 

Winkeln. 

Bei  der  Einreihung  fossiler  Blätter  in  von  Autoren  schon  festgesetzte  Arten  wird 
man  sich  zunächst  an  deren  Diagnosen  und  Abbildungen  halten,  da  man  wohl  voraus- 
setzen muß,  daß  diese  die  Auffassung  derselben  wiedergeben.  Unger  beschrieb  lange 
schmale  Blätter,  deren  Seitennerven  nach  der  Basis  zu  immer  steiler  aufsteigen,  von 
Sotzka  und  fügte  in  Kumi  sieben  andere  hinzu,  welche  mit  diesen  nicht  übereinstimmten. 
Diese  Zusammenfassung  sowie  seine  ausdrückliche  Erklärung,  daß  das  Blatt  6 a in 
Webers  Abhandlung  in  Paläont.  II.  zu  dieser  Art  zu  rechnen  sei,  war  die  Ursache, 
daß  spätere  Bearbeiter  tertiärer  Floren,  auch  ich,  Blätter,  die  entweder  mit  den  einen 
oder  anderen  mehr  oder  weniger  übereinstimmten,  als  zur  gleichen  Art  gehörig  auf- 
faßten. Weber  war  der  erste,  welcher  an  der  Zusammengehörigkeit  der  beiden  Gruppen 
zweifelte;  Friedrich  beschränkte  die  Art  auf  die  Formen,  wie  sie  von  Sotzka  bekannt 
geworden,  schied  also  die  von  Kumi  aus,  während  Velenovsky  das  Umgekehrte  tat. 
Da  aber  mehrere  Forscher,  wie  Staub  und  Menzel,  Friedrichs  Auffassung  sich  zu 
eigen  gemacht,  dürfte  es,  um  aus  der  Verwirrung  herauszukommen  und  zugleich  die 
Priorität  zu  wahren,  angezeigt  sein,  sich  ihnen  anzuschließen  und  die  Formen  von  Kumi 
anderen  Spezies  zuzuweisen. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Laurus  canariensis  Webb.  (Kanarischeinsein,  Azoren). 

Zeitliche  Verbreitung:  Eozän,  Oligozän,  Miozän. 

Fundorte:  Pod  Skrilem,  Kreka. 

Laurus  Swoszowiciana  Ung.,  Taf.  LXXXVIII,  Fig.  9;  Taf.  LXXXIX,  Fig.  6. 

Unger,  Swoszowice,  S.  4,  Taf.  1,  Fig.  11.  Ettingshausen,  Wien,  S.  16,  Taf.  3,  Fig.  1,  2.  Ders., 
Sehönegg  I,  S.  39,  Taf.  3,  Fig.  33.  Andrae,  Siebenb.  u.  Banat,  S.  19,  Taf.  4,  Fig.  5.  Heer,  Fl.  d.  Schw. 
II,  S.  80,  Taf.  89,  Fig.  5. 


342 


II.  Naturwissenschaft. 


Die  Blätter  sind  lanzettförmig,  am  Grunde  ein  wenig  verschmälert;  die  Seiten- 
nerven entspringen  unter  spitzen  Winkeln,  sind  zart  und  zerstreut. 

Es  konnte  hier  zum  erstenmale  ein  ziemlich  vollständiges  Bild  der  feineren  Ner- 
vation  gegeben  werden. 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän. 

Fundorte:  Ober  Han  Guojnica,  Prline. 

Laurus  Lalages  Ung.,  Taf.  XC,  Fig.  10. 

Uager,  Sotzka,  S.  169,  Taf.  40,  Fig.  6 — 9.  Ders.,  Kumi,  S.  55,  Taf.  7,  Fig.  33 — 38.  Heer,  Beitr., 
S.  7,  Taf.  7,  Fig.  9 — 11;  S.  19,  Taf.  9,  Fig.  9.  Engelhardt,  Leitm.  Mittelgeb.,  S.  360,  Taf.  2,  Fig.  4, 
Ders.,  Grasseth,  S.  299,  Taf.  6,  Fig.  8.  Ders.,  Jesuitengr.,  8.  30,  Taf.  7,  Fig.  4.  Ders.,  Dux,  S.  166, 
Taf.  8,  Fig.  5. 

Die  Blätter  sind  etwas  lederig,  lanzettförmig,  nach  Spitze  und  Grund  verschmä- 
lert, langgestielt,  ganzrandig;  der  Mittelnerv  ist  deutlich,  die  Seitennerven  sind  zart, 
bogenläuiig  und  reichen  fast  bis  an  den  Rand,  die  unteren  entspringen  unter  rechtem 
oder  ziemlich  rechtem  Winkel,  während  die  mittleren  und  oberen  es  unter  spitzen  tun. 

Zeitliche  Verbreitung:  Vorzugsweise  im  Oligozän,  vereinzelt  im  Miozän. 

Fundort:  Kreka. 

Laurus  princeps  Heer,  Taf.  XC,  Fig.  9. 

Heer,  Fl.  d.  Schw.  II,  S.  77,  Taf.  89,  Fig.  16,  17;  Taf.  90,  Fig.  17,  20;  Taf.  97,  Fig.  1.  Gaudiu 
et  Strozzi,  Toscane,  S.  36,  Taf.  10,  Fig.  2.  Sismonda,  Piemont,  S.  50,  Taf.  17,  Fig.  10,  11.  Unger, 
Kumi,  S.  32,  Taf.  8,  Fig.  8 — 10.  Engelhardt,  Jesuitengr.,  8.  31,  Taf.  7,  Fig.  3.  Ders.,  Caplagr.,  8.  189, 
Taf.  9,  Fig.  10. 

Die  Blätter  sind  lederig,  drüsenlos,  breit-lanzettförmig  oder  elliptisch-lanzettförmig, 
beiderseits  verschmälert;  der  Mittelnerv  ist  stark,  die  Seitennerven  sind  zart,  zahlreich 
und  entspringen  unter  spitzen  Winkeln. 

Bei  unserem  derblederigen  Blatte,  das  in  Platte  und  Gegenplatte  vorhanden  ist, 
zeigt  sich  der  Mittelnerv  auf  der  Oberseite  vertieft,  tritt  aber  auf  der  Unterseite  fast 
gar  nicht  hervor.  Die  Oberfläche  ist  glatt  und  glänzend;  stellenweise  ist  das  feine 
Maschenwerk  deutlich  sichtbar. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Laurus  canariensis  Webb. 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän. 

Fundort:  Brestica  (Kalkmergel). 

Laurus  styracifolia  Web.,  Taf.  XC,  Fig.  5. 

Weber,  Paläont.  II,  S.  66,  Taf.  3,  Fig.  3.  Heer,  Fl.  d.  Schw.  II,  S.  79,  Taf.  89,  Fig.  13;  III,  S.  185, 
Taf.  152,  Fig.  17.  Ettingshausen,  Bilin  II,  S.  149,  Taf.  30,  Fig.  7.  Engelhardt,  Grasseth,  S.  29,  Taf.  6, 
Fig.  9.  Ders.,  Jesuitengr.,  S.  31,  Taf.  7,  Fig.  5. 

Die  Blätter  sind  umgekehrt-eiförmig,  an  der  Spitze  Stumpfheit,  ganzrandig;  der 
Mittelnerv  ist  dick,  die  4 — 5 Seitennerven  sind  sehr  gekrümmt,  die  Nervillen  treten 
hervor  und  sind  einwärts  gebogen  oder  durchlaufend. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Laurus  Sassafras  L.  (Südliches  Nordamerika). 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän. 

Fundort:  Orasje. 

Gattung:  Perseci  Gärtn. 

Persea  speciosa  Heer,  Taf.  LXXXIX,  Fig.  7. 

Heer,  Fl.  d.  Schw.  II,  S.  81,  Taf.  90,  Fig.  11,  12;  Taf.  100,  Fig.  18;  III,  S.  185,  Taf.  153,  Fig.  5. 
Gaudin  et  Strozzi,  Toscane,  S.  37,  Taf.  7,  Fig.  7 — 11;  Taf.  10,  Fig.  3.  Dies.,  Fl.  foss.  ital.  H,  S.  47, 


Engelhardt.  Beiträge  z.  Kenntnis  der  tertiären  Flora  der  weiteren  Umgebung  v.  D.  Tuzla.  343 


Taf.  7,  Fig.  7;  Taf.  8,  Fig.  1.  Ettingshausen,  Bilin  II,  S.  9,  Tat'.  32,  Fig.  15,  16.  Engelhardt,  Leitm. 
Mittelgeb.,  S.  361,  Taf.  2,  Fig.  9,  10. 

Die  Blätter  sind  lederig,  langgestielt,  elliptisch;  der  Mittelnerv  ist  stark,  die 
beiderseits  8 — 12  unter  einem  spitzen  Winkel  ausgehenden  Seitennerven  sind  fein,  die 
zarten  Tertiärnerven  entspringen  unter  rechtem  Winkel. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Persea  indica  L.  sp.  (Kanarische  Inseln,  Madeira). 

Zeitliche  Verbreitung:  Vereinzelt  im  Oberoligozän  und  Mittelmiozän,  häufiger  im 
Obermiozän. 

Fundort:  Kreka. 

Persea  Braunii  Heer,  Taf.  XCI,  Fig.  2. 

Heer,  Fl.  d.  Schw.  H,  S.  80,  Taf.  89,  Fig.  9,  10. 

Die  Blätter  sind  etwas  lederig,  kurzgestielt,  elliptisch,  netzartig;  der  Mittelnerv  ist 
stark,  die  Seitennerven,  beiderseits  6 — 7,  treten  hervor  und  sind  sehr  gekrümmt. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Persea  indica  L. 

Zeitliche  Verbreitung:  Obermiozän. 

Fundort:  Ober  Han  Guojnica. 

Gattung:  J Benzoin,  Nees  ab  Esenb. 

Benzoin  antiquum  Heer,  Taf.  LXXXIX,  Fig.  4. 

Heer,  Fl.  d.  Schw.  n,  S.  81,  Taf.  90,  Fig.  1 — 8;  III,  S.  185.  Unger,  Radoboj,  S.  141,  Taf.  1,  Fig.  12. 
Engelhardt,  Jesuitengr.,  S.  31,  Taf.  6,  Fig.  26. 

Die  Blätter  sind  häutig,  elliptisch  oder  länglich,  gestielt,  am  Grunde  verschmälert, 
fiedernervig;  die  zarten  Seitennerven  entspringen  unter  spitzen  Winkeln. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Benzoin  odoriferum  Nees  ab  Esenb.  (Nordamerika). 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän. 

Fundort:  Prline. 

Gattung:  Oveodaplme  Nees  ab  Esenb. 

Oreodaphne  Heeri  Gaud.,  Taf.  LXXXIX,  Fig.  5. 

Gaudin  et  Strozzi,  Toscane,  S.  35,  Taf.  10,  Fig.  4 — 9;  Taf.  11,  Fig.  1 — 7.  Staub,  Zsiltal,  S.  336, 
Taf.  34/35,  Fig.  2,  2 b (?).  Engelhardt,  Caplagr.,  S.  191,  Taf.  4,  Fig.  3.  Sismonda,  Piemont,  S.  439, 
Taf.  19,  Fig.  2;  Taf.  22,  Fig.  1,  2;  Taf.  23,  Fig.  1—3. 

Die  Blätter  sind  lederig,  ganzrandig,  am  Grunde  verschmälert,  eirund  oder  ellip- 
tisch, stumpf  oder  zugespitzt;  die  unteren  Seitennerven  einander  genähert  oder  gegen- 
ständig, vorwärts  nach  dem  Rande  zu  gebogen,  spitzläufig  und  zeigen  in  ihren  Achseln 
auf  der  Oberseite  Vertiefungen,  auf  der  Unterseite  Warzen,  die  bei  großen  Blättern 
auch  beim  zweiten  und  dritten  Paare  wiederkehren;  die  vom  unteren  Paare  ausgehen- 
den Tertiärnerven  verbinden  sich  unweit  des  Randes  bogenförmig  untereinander. 

An  unserem  Blatte  erscheint  der  Mittelnerv  zum  größten  Teile  zerstört  mitsamt 
der  ihm  zunächst  anliegenden  Blattmasse.  Nur  in  dem  einen  Blattwinkel  des  die  obere 
Seite  darbietenden  Blattes  läßt  sich  eine  elliptische  Vertiefung  erkennen. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Oreodaphne  foetens  Ait.  (Madeira,  Kanarische  Inseln). 

Zeitliche  Verbreitung:  Bisher  Mittel-  und  Obermiozän. 

Fundort:  Kreka. 

Gattung:  Sassafras  Nees  ab  Esenb. 

Sassafras  Aesculapi  Heer,  Taf.  LXXXIX,  Fig.  8. 


344 


II.  Naturwissenschaft. 


Heer,  Fl.  d.  Schw.  II,  S.  82,  Taf.  90,  Fig.  13 — 16.  Ettingshausen,  Bilin  n,  S.  8,  Taf.  31, 
Fig.  9,  12  (?). 

Die  Blätter  sind  häutig,  am  Grunde  keilförmig,  ganzrandig,  dreifachnervig,  gestielt, 
ungeteilt  oder  zwei-  bis  dreilappig. 

Bisher  waren  nur  ungeteilte  Blätter  im  Tertiär  gefunden  worden  und  war  daher 
die  Frage  noch  offen,  ob  sich  die  gelappten  erst  nach  demselben  ausgehildet  hätten. 
In  der  Flora  von  Berand  sprach  ich  die  Hoffnung  aus,  daß  solche  doch  noch  nach- 
gewiesen werden  könnten,  was  durch  das  bosnische  Tertiär  bereits  geschehen  ist.  Daß 
unser  Blatt  nicht  zu  Sterculia  zu  ziehen  ist,  beweisen  die  über  dem  Grunde  ausgehen- 
den starken  Seitennerven;  auch  endet  bei  ihm  der  Mittellappen  in  einer  Spitze,  wäh- 
rend der  seitliche  an  derselben  sich  gerundet  erweist,  wie  wir  es  an  den  Blättern  der 
jetztweltlichen  Art  beobachten  können.  Auffällig  bleibt  dabei  die  starke  Aufrichtung 
der  vom  Hauptnerven  des  Lappens  ausgehenden  Seitennerven,  was  bei  den  Blättern 
der  mit  ihr  analogen  Art  nicht  beobachtet  werden  kann.  Doch  schien  mir  dies  nicht 
Grund  genug,  daraufhin  eine  neue  Art  zu  gründen. 

Da  die  von  Ettingshausen  wiedergegebenen  Blätter  die  seitlichen  Nerven  am 
Grunde  entspringen  lassen,  können  sie  kaum  hierhergehören. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Sassafras  officinalis  Nees  ab  Esenb.  (Nordamerika). 

Zeitliche  Verbreitung:  Bisher  Oligozän,  Miozän. 

Fundort:  Kreka. 


Gattung:  Cinnamomum  Burm. 

Cinnamomum  Scheuchzeri  Heer,  Taf.  LXXXIX,  Fig.  1. 

Heer,  Fl.  d.  Schw.  n,  S.  85,  Taf.  41,  Fig.  4— 24;  Taf.  42;  Taf.  43,  Fig.  1—5.  Ders.,  Bornstedt, 
S.  16,  Taf.  3,  Fig.  3.  Ders.,  Bovey-Tracey,  S.  15,  Taf.  4,  Fig.  4e;  Taf.  46,  Fig.  9 — 16;  Taf.  17,  Fig.  12. 
Ders.,  Balt.  Fl.,  S.  76,  Taf.  22,  Fig.  6—13.  Ders.,  Zsilytal,  S.  17,  Taf.  3,  Fig.  2;  Taf.  5,  Fig.  4—6.  Massa- 
longo,  Fl.  foss.  del  Senigall.,  S.  266,  Taf.  33,  Fig.  22.  Gaudin  et  Strozzi,  Val  d’Arno,  S.  49,  Taf.  8, 
Fig.  5,  7.  Unger,  Kumi,  S.  54,  Taf.  7,  Fig.  11 — 24.  Ders.,  Radoboj,  S.  140,  Taf.  1,  Fig.  4 — 9;  Taf.  5, 
Fig.  8 — 10.  Ludwig,  Paläont.  V,  S.  109,  Taf.  41,  Fig.  1 — 14.  Ettingshausen,  Wetterau,  S.  44,  Taf.  3, 
Fig.  9.  Ders.,  Bilin  II,  S.  198,  Taf.  32,  Fig.  2 — 10;  Taf.  33,  Fig.  4 — 6,  10 — 12.  Engelhardt,  Leitra. 
Mittelgeb.,  S.  406,  Taf.  11,  Fig.  12 — 14.  Ders.,  Cyprissch.,  S.  9,  Taf.  7,  Fig.  21.  Ders.,  Grasseth,  S.  303, 
Taf.  3,  Fig.  9,  10,  12,  13,  16;  Taf.  8,  Fig.  13,  14;  Taf.  9,  Fig.  7,  8.  Ders.,  Jesuitengr.,  S.  32,  Taf.  5,  Fig.  15 
bis  23;  Taf.  6,  Fig.  11,  12;  Taf.  7,  Fig.  9,  12,  14,  16,  17,  26,  27;  Taf.  21,  Fig.  6.  Ders.,  Bosnische  Ter- 
tiärpfl.,  S.  37,  Taf.  5,  Fig.  1.  Ders.,  Öaplagr.,  S.  189,  Taf.  1,  Fig.  14.  Staub,  Baranyaer  Komitat,  S.  37, 
Taf.  2,  Fig.  3,  4.  Ders.,  Zsiltal,  S.  313,  Taf.  30/31,  Fig.  2—6,  9-14;  Taf.  32/33,  Fig.  7,  8. 

Syn.:  PhyTlites  cinnamomeus  Rossmässler,  Altsattel,  S.  23,  Tat.  1,  Fig.  3.  — Ceanothus  polymorphus 
Al.  Braun,  Jalirb.,  S.  171.  Unger,  Chi.  prot.,  Taf.  49,  Fig.  12,  13.  Weber,  Paläont.  H,  Taf.  23,  Fig.  4. 
— Ceanothus  bilinicus  Unger,  Chi.  prot.,  S.  145,  Taf.  49,  Fig.  4.  — Daphnogene  polymorpha  Ettings- 
hausen, Wien,  S.  16,  Taf.  2,  Fig.  24,  25.  Ders.,  Tokay,  Taf.  1,  Fig.  10. 

Die  Blätter  sind  beinahe  gegenständig,  lederig,  glatt,  gestielt,  elliptisch,  eiförmig 
oder  länglich,  dreifachnervig;  die  unteren  Seitennerven  laufen  mit  dem  Rande  parallel 
oder  ziemlich  parallel,  erreichen  die  Spitze  nicht,  entspringen  selten  am  Blattgrunde, 
meist  in  der  Blattfläche  aus  dem  nach  der  Spitze  zu  allmählich  an  Stärke  abnehmen- 
den Mittelnerv;  die  von  ihnen  eingeschlossenen  Hauptfelder  sind  von  zarten,  fast  unter 
rechtem  Winkel  ausgehenden  Nervillen  durchzogen;  in  der  oberen  Partie  gehen  noch 
mehrere  Seitennerven,  die  sich  in  Bogen  untereinander  verbinden,  vom  Mittelnerv  aus; 
die  Randfelder  sind  von  unter  ziemlich  rechtem  Winkel  entspringenden  bogenförmigen 
Tertiärnerven  ausgefüllt. 

Nach  den  bisherigen  Funden  zu  schließen,  kann  diese  Pflanze  in  Nordamerika  1 
nur  wenig  vertreten  gewesen  sein,  dafür  umsomehr  in  Europa.  Hier  scheint  sie  im 


Engelhardt.  Beiträge  z.  Kenntnis  der  tertiären  Flora  der  weiteren  Umgebung  v.  D.  Tuzla.  345 


Oligozän  und  Miozän  ihre  größte  Entfaltung  erlangt  zu  haben,  um  im  Pliozän  allmäh- 
lich zu  verschwinden.  Anderwärts  fand  man  von  ihr  auch  Blüten  und  Früchte. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Cinnamomum  pedunculatum  Nees  ah  Esenb.  (Japan). 

Zeitliche  Verbreitung:  Eozän,  Oligozän,  Miozän,  Pliozän. 

Fundorte:  Talrinne  der  Lohinja,  Orasje. 

Cinnamomum  subrotundum  Al.  Br.  sp.,  Taf.  LXXXVII,  Fig.  12. 

Heer,  El.  d.  Schw.  H,  S.  87,  Taf.  91,  Fig.  9c?,  25;  Taf.  92,  Fig.  5 a;  Taf.  93,  Fig.  18—24.  Sieber, 
Nordböhm.  Braunk.,  S.  13,  Taf.  2,  Fig.  9.  Engelhardt,  Dux,  S.  168,  Taf.  8,  Fig.  7.  Ettingshausen, 
Steiermark,  S.  46,  Taf.  3,  Fig.  20. 

Syn.:  Ceanothus  subrotundus  Al.  Braun,  Jahrb.  1845,  S.  172. 

Die  Blätter  sind  gestielt,  klein,  rund,  an  der  Spitze  stumpf  gerundet,  dreifach- 
nervig; die  Seitennerven  erreichen  die  Spitze  nicht. 

Diese  Art  steht  Cinnamomum  Scheuchzeri  sehr  nahe. 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän. 

Fundort:  Talrinne  der  Lohinja. 

Cinnamomum  polymorphum  Al.  Br.  sp.,  Taf.  LXXXIX,  Fig.  3. 

Heer,  Fl.  d.  Schw.  II,  S.  88,  Taf.  93,  Fig.  25 — 28;  Taf.  94,  Fig.  1 — 26.  Massalongo,  Fl.  foss.  Seni- 
gall.,  S.  263,  Taf.  7,  Fig.  10—13;  Taf.  8,  Fig.  5-9,  11,  12,  14,  16,  17;  Taf.  38,  Fig.  19.  Sismonda,  Pie- 
mont, S.  52,  Taf.  24,  Fig.  2 — 4;  Taf.  25,  Fig.  4.  Ludwig,  Paläont.  VIII,  S.  110,  Taf.  42,  Fig.  1 — 11.  Sa- 
porta,  Sud-Est  de  la  France  I,  S.  89,  Taf.  7,  Fig.  4.  Ettingshausen,  Bilin  II,  S.  189,  Taf.  33,  Fig.  14, 
15,  17—22.  Ders.,  Sagor,  S.  193,  Taf.  10,  Fig.  1,  5 — 11.  Ders.,  Leoben  I,  S.  309,  Taf.  4,  Fig.  20.  Engel- 
hardt, Leitm.  Mittelgeb.,  S.  380,  Taf.  6,  Fig.  1 — 4;  S.  405,  Taf.  11,  Fig.  11.  Ders.,  Grasseth,  S.  302,  Taf.  4, 
Fig.  11;  Taf.  8,  Fig.  7—11;  Taf.  9,  Fig.  5,  6.  Ders.,  Jesuitengr.,  S.  32,  Taf.  6,  Fig.  13—18;  Taf.  7,  Fig.  6, 
11 ; Taf.  8,  Fig.  2.  Geyler,  Sizilien,  S.  326,  Taf.  2,  Fig.  4.  Lesquereux,  Tert.  Fl.,  S.  221,  Taf.  37,  Fig.  6, 
10.  Staub,  Zsiltal,  S.  326,  Taf.  32/33,  Fig.  2—5;  Taf.  34/35,  Fig.  1 c.  Friedrich,  Prov.  Sachsen,  S.  112, 
Taf.  16,  Fig.  12,  14.  Conwentz,  Bemsteinfl.  II,  S.  51,  Taf.  5,  Fig.  6 — 8. 

Syn.:  Ceanothus  polymorphus  Al.  Braun,  Jahrb.  1845,  S.  171.  Unger,  Swoszowicc,  S.  126,  Taf.  14, 
Fig.  17,  18.  — Ceanothus  subrotundus  Unger,  Chi.  prot.,  S.  144,  Taf.  49,  Fig.  7.  Weber,  Paläont.  II,  S.  208, 
Taf.  23,  Fig.  6.  — Daphnogene  polymorplia  Ettingshausen,  Mte.  Promina,  S.  30,  Taf.  6,  Fig.  1—4,  7; 
Taf.  7,  Fig.  2.  Massalongo,  Alcune  pl.  foss.  tert.  dell’Italia  merid.,  S.  7,  Taf.  2,  Fig.  10.  — Daphnogene 
cinnamomifolia  Ettingshausen,  Mte.  Promina,  S.  31,  Taf.  7,  Fig.  8. 

Die  Blätter  sind  gestielt,  elliptisch,  am  Grunde  wenig  verschmälert,  zugespitzt, 
dreifachnervig;  die  seitlichen  Grundnerven  laufen  mit  dem  Rande  nicht  parallel,  sind 
unvollkommene  Spitzläufer  und  haben  bisweilen  in  den  Winkeln,  die  sie  mit  dem  mitt- 
leren bilden,  Drüsen. 

Anderwärts  fand  man  außer  den  Blättern  auch  Knospen,  Blüten  und  Früchte. 
Unser  Blatt  steht  solchen  von  Daphnogene  paradisiaca  Ung.  sehr  nahe,  darf  aber  wegen 
Fehlens  des  stumpfsägigen  Randes  nicht  dazugerechnet  werden.  In  der  oberen  Partie 
ist  die  Nervatur  ganz  verwischt,  woraus  das  Fehlen  der  seitlichen  Nerven  daselbst  zu 
erklären  ist. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Cinnamomum  zeylanicum  Nees  ab  Esenh.  (Ceylon). 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän. 

Fundort:  Prline. 

Cinnamomum  Rossmässleri  Heer. 

Heer,  Fl.  d.  Schw.  II,  S.  84,  Taf.  93,  Fig.  15 — 17.  Ders.,  Bornstädt,  S.  15,  Taf.  3,  Fig.  4a.  Ders., 

Bovey-Tracey,  S.  44,  Taf.  16,  Fig.  17,  18.  Unger,  Kumi,  S.  55,  Taf.  7,  Fig.  31,  32.  Ders.,  Radoboj,  S.  141, 

Taf.  1,  Fig.  10,  11.  Sismonda,  Piemont,  S.  51,  Taf.  25,  Fig.  5.  Ludwig,  Paläont.  VIII,  S.  109,  Taf.  43, 
Fig.  8.  Ettingshausen,  Bilin  II,  S.  197,  Taf.  32,  Fig.  11 — 14.  Engelhardt,  Göhren,  S.  26,  Taf.  5, 

Fig.  4.  Ders.,  Leitm.  Mittelgeb.,  S.  380,  Taf.  5,  Fig.  20.  Ders.,  Grasseth,  S.  304,  Taf.  8,  Fig.  12;  Taf.  9, 


346 


II.  Naturwissenschaft. 


Fig.  6.  Ders.,  Jesuitengr.,  S.  31,  Taf.  6,  Fig.  26.  Ders.,  Dux,  S.  167,  Taf.  8,  Fig.  1.  Staub,  Zsiltal,  S.  325, 
Taf.  22/23,  Fig.  9,  12,  13.  Keller,  St.  Gallen  III,  S.  310,  Taf.  1,  Fig.  1. 

Syu.:  Phyüites  cinnamomeus  Rossmässler,  Altsattel,  S.  23,  Taf.  1,  Fig.  4.  — PhyUites  cinnamifoUus 
Brongniart,  Prodr.,  S.  209.  — Daphnogene  cinnamomifolia  Unger,  Syn.  pl.  fass.,  S.  217.  Ders.,  Gen.  et 
sp.  pl.  foss.,  S.  424.  Ders.,  Sotzka,  S.  168,  Taf.  39,  Fig.  7— 9.  Ettingshausen,  Häring,  S.  46,  Taf.  31, 
Fig.  6- — 9.  — - Daphnogene  melastomacea  Unger,  Sotzka,  S.  168,  Taf.  38,  Fig.  1 — 5. 

Die  Blätter  sind  lederartig,  elliptisch  oder  länglich-elliptisch,  kurzgestielt,  dreifach- 
nervig; die  Seitennerven  vollkommen  spitzläufig  und  senden  nach  außen  bogenläufige 
Tertiärnerven  aus. 

Auffällig  bleibt,  daß  nicht  bloß  von  dieser  Art,  sondern  auch  von  den  anderen  in 
den  bosnischen  Schichten  nur  spärliche  Reste  gefunden  wurden,  da  solche  doch  ander- 
wärts oft  in  großer  Anzahl  nachgewiesen  werden  konnten.  Vielleicht  erklärt  sich  dies 
aus  der  Spärlichkeit  und  geringen  Zugänglichkeit  der  Aufschlüsse,  denen  sie  entnommen 
sind,  und  steht  zu  hoffen,  daß  die  anderen  Sektionen  sich  hierin  ergiebiger  erweisen. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Cinnamomum  zeylanicum  Nees  ab  Esenb.  (Ceylon). 

Zeitliche  Verbreitung:  Eozän,  Oligozän,  Miozän. 

Fundort:  OraSje. 

Gattung:  Daphnogene  Ung. 

Daphnogene  paradisiaca  Ung.,  Taf.  LXXXIX,  Fig.  2. 

Unger,  Gen.  et  sp.  pl.  foss.,  S.  424.  Ders.,  Sotzka,  S.  37,  Taf.  17,  1 — 7. 

Syn.:  Daphnogene  melaxtomacea  Unger,  Gen.  et  sp.  pl.  foss.,  S.  24.  Der.s.,  Sotzka,  Taf.  18,  Fig.  4,  5. 

Die  Blätter  sind  lederig  oder  ziemlich  lederig,  elliptisch  oder  länglich-elliptisch, 
zugespitzt,  entfernt  stumpf  gezähnt,  am  Grunde  ungleich,  dreifachnervig;  die  seitlichen 
Nerven  sind  einfach  und  gekrümmt. 

In  die  Gattung  Daphnogene  bringt  Unger  lederige  Blätter,  deren  Nervatm’  der 
der  Cinnamoma  ähnlich  ist,  jedoch  auch  solche,  welche  Cinnamomum  selbst  angehören 
( D . cinnamomeifolia)  und  daher  ausgeschieden  werden  müssen.  Die  mit  den  fein- 
gezähnten Rändern  versehenen  Blätter  (Fig.  8,  9 auf  Taf.  16)  dürften  wohl  Zizyphus 
zuzuweisen  sein,  wie  Unger  selbst  in  seiner  Flora  von  Radoboj  zugegeben  hat. 

Die  auffällige  Ungleichseitigkeit  unseres  Blattes,  ebenso  die  Bezahnung  des  Ran- 
des schließen  es  aus  dem  Kreise  von  Cinnamomum  aus. 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän. 

Fundort:  Orasje. 

Santalaceen  R.  Br. 

Gattung:  Santalum  L. 

Santalum  acheronticum  Ett.,  Taf.  LXXXVI,  Fig.  25,  26. 

Ettingshausen,  Häring,  S.  49,  Taf.  12,  Fig.  6 — 10.  Ders.,  Bilin  III,  S.  12,  Taf.  34,  Fig.  4.  Massa- 
longo,  Fl.  foss.  Senigall.,  S.  271,  Taf.  29,  Fig.  6.  Engelhardt,  Jesuitengr.,  S.  34,  Taf.  6,  Fig.  1. 

Syn.:  Vaccinium  acheronticum  Unger,  Sotzka,  Taf.  24,  Fig.  2,  8,  9,  14.  — Daphne  venusta  Ludwig, 
Paläont.  VIII,  S.  111,  Taf.  43,  Fig.  12,  12  a.  Unger,  Syll.  pl.  foss.  III,  S.  74,  Taf.  24,  Fig.  11. 

Die  Blätter  sind  länglich-eiförmig  oder  eiförmig,  stumpf,  ganzrandig,  gestielt,  am 
Grunde  spitz,  lederig;  der  Mittelnerv  ist  deutlich,  die  Seitennerven  sind  einfach,  zer- 
streut, kaum  sichtbar  oder  verwischt. 

Analoge  jetztweltliche  Arten:  Ettingshausen  findet  Analogien  in  einer  neuhol- 
ländischen Santalum- Art,  in  Osyris  arborea  Wallr.  (Ostindien)  u.  a. 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän. 

Fundorte:  Ober  Han  Guojnica,  Prline. 


Engelhardt.  Beiträge  z.  Kenntnis  der  tertiären  Flora  der  weiteren  Umgebung  v.  D.  Tuzla.  347 


Proteaceen  Juss. 

Gattung:  jEmbothrium  Forst. 

Embothrium  leptospermum  Ett.,  Taf.  LXXXVII,  Fig.  2. 

Ettingshausen,  Sagor  I,  S.  41,  Taf.  10,  Fig.  16,  17. 

Syn.:  Embothrites  leptospermos  Ettingshausen,  Prot.  d.  Vorw.,  S.  727,  Taf.  2,  Fig.  12,  13.  Ders., 
Häring,  S.  51,  Taf.  14,  Fig.  15—25.  Engelhardt,  Jesuitengr.,  S.  35,  Taf.  6,  Fig.  8. 

Die  Flügel  cler  Samen  sind  rundlich-elliptisch,  stumpf,  am  Grunde  ein  wenig  zu- 
sammengezogen, mit  5 — 8 sehr  zarten,  gekrümmten,  einfachen  oder  gegabelten  Nerven 
versehen. 

Obgleich  der  Flügel  unseres  Exemplars  nicht  zusammengezogen  ist,  rechne  ich 
dasselbe  doch  hierher,  da  es  im  übrigen  mit  den  größeren  übereinstimmt  und  daher 
die  Aufstellung  einer  neuen  Art  nicht  angezeigt  erscheint. 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän. 

Fundort:  Brestica  (Kalkmergel). 

Ebenaceen  Vent. 

Gattung:  Diospyros  L. 

Diospyros  brachysepala  Al.  Br.,  Taf.  LXXXIX,  Fig.  10,  11. 

Al.  Braun,  Jahrb.  1845,  S.  170.  Unger,  Swoszowice,  S.  125,  Taf.  14,  Fig.  15.  Heer,  Fl.  d.  Schw. 
IH,  S.  11,  Taf.  102,  Fig.  1 — 14.  Ders.,  Polarl.,  S.  17,  Taf.  15,  Fig.  10—12;  Taf.  17,  Fig.  5h, i-,  Taf.  47, 
Fig.  5 — 7.  Ders.,  North  Greenland,  S.  475,  Taf.  50,  Fig.  13;  Taf.  55,  Fig.  8.  Ders.,  Bornstädt,  S.  16,  Taf.  3, 
Fig.  7,  8.  Ders.,  Balt.  Fl.,  S.  84,  Taf.  27,  Fig.  1 — 6;  Taf.  28,  Fig.  1.  Sismonda,  Piemont,  S.  55,  Taf.  11, 
Fig.  6;  Taf.  16,  Fig.  5;  Taf.  19,  Fig.  3.  Ettingshausen,  Biliu  II,  S.  44,  Taf.  38,  Fig.  28,  29;  Taf.  39, 
Fig.  1.  Ders.,  Wetterau,  S.  865,  Taf.  3,  Fig.  7.  Ders.,  Leoben  II,  S.  329,  Taf.  6,  Fig.  9.  Engelhardt, 
Braunk.  v.  Sachsen,  S.  22,  Taf.  5,  Fig.  8 — 10.  Ders.,  Leitm.  Mittelgeb.,  S.  362,  Taf.  3,  Fig.  1,  2.  Ders., 
Jesuitengr.,  S.  43,  Taf.  9,  Fig.  22,  37;  Taf.  10,  Fig.  1.  Ders.,  Dux,  S.  174,  Taf.  9,  Fig.  1,  5,  9.  Lesquereux, 
Tert.  FL,  S.  232,  Taf.  40,  Fig.  7 — 10;  Taf.  63,  Fig.  6.  Friedrich,  Prov.  Sachsen,  S.  63,  Taf.  6,  Fig.  1 (?). 

Syn.;  Tetrapteris  Harpyarum  Unger,  Sotzka,  S.  46,  Taf.  29,  Fig.  9.  — Getonia  petraeformis  Unger, 
Sotzka,  Taf.  33,  Fig.  4.  — Elaeaynus  acuminatus  Engelhardt,  Jesuitengr.,  Taf.  8,  Fig.  32. 

Die  Blätter  sind  gestielt,  elliptisch,  an  Spitze  und  Grund  verschmälert,  ganzrandig; 
der  Mittelnerv  ist  kräftig  und  verdünnt  sich  allmählich  nach  der  Spitze  zu,  die  Seiten- 
nerven alternieren,  sind  gebogen  und  entspringen  unter  spitzen  Winkeln. 

Diospyros  brachysepala  Al.  Br.  ist  eine  im  Tertiär  weitverbreitete  Art,  von  der 
man  außer  den  Blättern  noch  Früchte  und  Kelche  gefunden  hat.  Heer  zieht  außer- 
dem noch  einen  Samen  hierher. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Diospyros  Lotus  L.  (Mittelmeergebiet,  gemäßigtes 
Asien). 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän. 

Fundort:  Orasje. 

Sapotaceen  Juss. 

Gattung:  Sapotacites  Ett. 

Sapotacites  minor  Ett.,  Taf.  LXXXVII,  Fig.  7 ; Taf.  LXXXVIII,  Fig.  15. 

Ettingshausen,  Häring,  S.  62,  Taf.  21,  Fig.  6 — 8.  Ders.,  Sagor  II,  S.  13,  Taf.  13,  Fig.  5 — 8.  Ders., 
Leoben  II,  S.  328,  Taf.  6,  Fig.  11.  Ders.,  Schönegg  II,  S.  292,  Taf.  5,  Fig.  33 — 35.  Heer,  Fl.  d.  Schw. 
III,  S.  14,  Taf.  103,  Fig.  9;  S.  191,  Taf.  153,  Fig.  45.  Massalongo,  Fl.  foss.  Senigall.,  S.  294,  Taf.  29, 
Fig.  28.  Sismonda,  Piemont,  S.  56,  Taf.  26,  Fig.  3;  Taf.  28,  Fig.  5.  Engelhardt,  Jesuitengr.,  S.  42, 
Taf.  8,  Fig.  33,  34;  Taf.  9,  Fig.  21. 


348 


II.  Naturwissenschaft. 


Syn.:  Pyrus  minor  Unger,  Gen.  et  sp.  pl.  foss.,  S.  481.  Ders.,  Sotzka,  S.  53,  Taf.  38,  Fig.  16 — 24. 
— Bumelia  Oreadum  Unger,  Sotzka,  S.  42,  Taf.  22,  Fig.  8,  10,  12.  — Bumdia  minor  Unger,  Syll.pl.  foss. 
HI,  S.  25,  Taf.  6,  Fig.  11  — 19.  Ders.,  Kurai,  S.  43,  Taf.  11,  31—34. 

Die  Blätter  sind  kurzgestielt,  umgekehrt- eiförmig,  ganzrandig,  an  der  Spitze  aus- 
gerandet,  am  Grunde  keilförmig  verschmälert;  die  Seitennerven  gehen  unter  spitzen 
Winkeln  aus,  sind  sehr  zart  und  bogenläufig. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Unger  vergleicht  die  Blätter  mit  solchen  von  Bume- 
lia retusa  Sw.  (Jamaika),  Ettingshausen  mit  denen  von  B.  nervosa  Sw.  (Cayenne). 
Da  aber  auch  andere  verwandte  Gattungen,  z.  B.  Mimusops,  solche  von  gleicher  Gestalt 
und  Nervatur  aufweisen,  so  ist  wohl  der  Sammelname  Sapotacites  am  meisten  an- 
gebracht. 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän. 

Fundorte:  Orasje,  Kreka. 

Sapotacites  Daphnes  Ett.,  Taf.  LXXXVIII,  Fig.  5. 

Ettingshausen,  Mte.  Promina,  S.  35,  Taf.  9,  Fig.  10.  Ders.,  Bilin  II,  S.  41,  Taf.  38,  Fig.  8,  23. 
Ders.,  Sagor  II,  S.  12,  Taf.  12,  Fig.  11;  Taf.  13,  Fig.  9.  Engelhardt,  Tschernowitz,  S.  383,  Taf.  4,  Fig.  15. 

Syn.:  Querms  Daphnes  Unger,  Gen.  et  sp.  pl.  foss.,  S.  402.  Ders.,  Chi.  prot.,  Taf.  31,  Fig.  2,  3. 

Die  Blätter  sind  gestielt,  lederig,  länglich  oder  eiförmig-länglich,  an  der  Spitze 
stumpf,  ganzrandig,  am  Rande  etwas  umgerollt;  die  Seitennerven  sind  sehr  zart,  gerade, 
gleichlaufend,  einander  genähert  und  entspringen  aus  dem  starken  Mittelnerven  unter 
spitzen  Winkeln. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Verschiedene  Gattungen  aus  der  Familie  der  Sa- 
potaceen. 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän. 

Fundort:  Prline. 

Sapotacites  Mimusops  Ett.,  Taf.  LXXXVIII,  Fig.  4. 

Ettingshausen,  Häring,  S.  62,  Taf.  21,  Fig.  22.  Ders.,  Sagor  II,  S.  12,  Taf.  13,  Fig.  1.  Heer, 
Fl.  d.  Schw.  ni,  S.  14,  Taf.  103,  Fig.  4. 

Die  Blätter  sind  lederig,  umgekehrt-eiförmig,  ganzrandig,  an  der  Spitze  stumpf 
gerundet,  am  Grunde  keilförmig;  der  Mittelnerv  ist  stark,  die  Seitennerven  sind  geweb- 
läufig. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Mimusops  Elengi  L.  (Ostindien). 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän. 

Fundort:  Ober  Han  Guojnica. 

Oleaceen  Lindl. 

Gattung:  Elaioides  Ung. 

Elaioides  Fontanesia  Ung.,  Taf.  LXXXVIII,  Fig.  16. 

Unger,  Gen.  et  sp.  pl.  foss.,  S.  432.  Ders.,  Swoszowice,  S.  5,  Taf.  16,  Fig.  12.  Ders.,  Gleichenberg, 
S.  23,  Taf.  5,  Fig.  3 (?). 

Die  Blätter  sind  lederig,  schmal  lanzettförmig;  der  Mittelnerv  ist  stark,  Seiten- 
nerven sind  nicht  sichtbar. 

Die  Stellung  der  bisher  nur  unvollständig  aufgefundenen  Blätter  ist  eine  noch  un- 
sichere. Ob  der  von  Andrae  in  Siebenb.  u.  Banat,  S.  25  beschriebene  und  auf  Taf.  2, 
Fig.  14  abgebildete  Rest  wirklich  hierhergehört,  bleibt  mir  noch  zweifelhaft.  Ungers 
Stücke  sind  gleich  dem  unserigen  lederig,  während  das  Andraesche  nur  etwas  lederig, 


Engelhardt.  Beiträge  z.  Kenntnis  der  tertiären  Flora  der  weiteren  Umgebung  v.  D.  Tuzla.  349 


dazu  linealisch  ist  und  Seitennerven  zeigt.  Das  Gleichenberger  Exemplar  stellt  übri- 
gens Unger  nur  frageweise  zu  dem  von  Swoszowice.  Bevor  nicht  vollständig  er- 
haltene Reste  vorhegen,  dürfte  es  am  besten  sein,  den  Ungerschen  Namen  fortzuführen. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Verschiedene  Oleaceen. 

Zeitliche  Verbreitung:  Miozän. 

Fundort:  Oraäje. 

Apocynaceen  Lindl. 

Gattung:  JEchitOflium  Ung. 

Echitonium  Sophiae  Web.,  Taf.  LXXXVI,  Fig.  13;  Taf.  XC,  Fig.  12,  13; 
Taf.  XCI,  Fig.  6. 

Weber,  Paläont.  II,  S.  187,  Taf.  20,  Fig.  17a — e.  Heer,  Fl.  d.  Schw.  in,  S.  22,  Taf.  104,  Fig.  10. 
Ders.,  Beitr.,  S.  20,  Taf.  10,  Fig.  2.  Sismonda,  Piemont,  S.  445,  Taf.  10,  Fig.  6.  Engelhardt,  Grasseth, 
S.  306,  Taf.  7,  Fig.  17—20;  Taf.  11,  Fig.  6.  Ders.,  Dux,  S.  170,  Taf.  7,  Fig.  19. 

Die  Blätter  sind  linealisch-lanzettlich,  lang,  zugespitzt,  am  Grunde  verschmälert, 
etwas  lederig;  der  Mittelnerv  ist  kräftig,  die  zahlreichen  Seitennerven  sind  kaum  sichtbar. 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän. 

Fundorte:  Dubosnica,  Talrinne  der  Lohinja. 

Myrsineen  R.  Br. 

Gattung:  Myrsine  L. 

Myrsine  doryphora  Ung.,  Taf.  XC,  Fig.  4. 

Unger,  Syll.  pl.  foss.  III,  S.  19,  Taf.  6,  Fig.  1 — 10.  Heer,  Balt.  Fl.,  S.  86,  Taf.  28,  Fig.  13 — 16. 
Ettingshausen,  Bilin  II,  S.  35,  Taf.  37,  Fig.  5,  6,  13.  Ders.,  Wetterau,  S.  57,  Taf.  4,  Fig.  5.  Engel- 
hardt, Meuselwitz,  S.  24,  Taf.  2,  Fig.  2,  5.  Velenovsky,  Vrsovic,  S.  34,  Taf.  6,  Fig.  10,  11;  Taf.  9, 
Fig.  23,  24. 

Syn.:  Apocynophyllum  lanceolatum  Unger,  Gen.  et  sp.  pl.  foss.,  S.  434.  Ders.,  Sotzka,  S.  41,  Taf.  22, 
Fig.  1,  2.  — Myrsine  Centaurorum  Unger,  Syll.  pl.  foss.  III,  Taf.  7,  Fig.  15 — 17. 

Die  Blätter  sind  lanzettförmig  oder  eiförmig-länglich,  beiderseits  verschmälert,  kurz- 
gestielt, ganzrandig,  lederig;  der  Mittelnerv  ist  stark,  die  Seitennerven  sind  sehr  zart, 
entspringen  unter  spitzen  Winkeln,  verzweigen  sich  oder  sind  verwischt. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Myrsine  lancifolia  Mart.  (Brasilien). 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän. 

Fundort:  Brestica  (Kalkmergel). 

Ericaceen  Endl. 

Gattung:  Andromeda  L. 

Andromeda  protogaea  Ung.,  Taf.  LXXXVI,  Fig.  22;  Taf.  LXXXVII,  Fig.  9. 

Unger,  Sotzka,  S.  173,  Taf.  44,  Fig.  1 — 9.  Ettingshausen,  Häring,  S.  64,  Taf.  22,  Fig.  1—8. 
Ders.,  Heiligenkreuz,  S.  10,  Taf.  2,  Fig.  7,  8.  Ders.,  Mte.  Promina,  S.  35,  Taf.  9,  Fig.  11.  Ders.,  Bilin  II, 
S.  236,  Taf.  39,  Fig.  8,  9,  24.  Ders.,  Sagor  H,  S.  177,  Taf.  13,  Fig.  20—33.  Andrae,  Siebenb.  u.  Banat, 
S.  20,  Taf.  4,  Fig.  1,  3.  Heer,  Fl.  d.  Schw.  III,  S.  8,  Taf.  101,  Fig.  26.  Ders.,  Polarl.,  S.  116,  Taf.  17, 
Fig.  5e,  6.  Ders.,  Balt.  Fl.,  S.  80,  Taf.  25,  Fig.  1—18;  Taf.  23,  Fig.  7 c.  Ders.,  Spitzbergen,  S.  59,  Taf.  13, 
Fig.  1.  Sismonda,  Piemont,  S.  443,  Taf.  28,  Fig.  1.  Gaudin  et  Strozzi,  Toscane,  S.  39,  Taf.  10,  Fig.  10. 
Massalongo,  Mte.  Pastello,  S.  185,  Taf.  3,  Fig.  6;  Taf.  2,  Fig.  3.  Engelhardt,  Leitm.  Mittelgeb.,  S.  384, 
Taf.  6,  Fig.  13—16;  S.  407,  Taf.  12,  Fig.  3 — 9.  Ders.,  Tschernowitz,  S.  383,  Taf.  3,  Fig.  3.  Ders.,  Cyprissch., 
S.  12,  Taf.  8,  Fig.  2.  Ders.,  Grasseth,  S.  307,  Taf.  6,  Fig.  13,  14;  Taf.  7,  Fig.  12.  Schmalhausen,  Süd- 
west-Rußland, S.  35,  Taf.  9,  Fig.  26,  27.  Sieber,  Nordb.  Braunk.,  S.  16,  Taf.  4,  Fig.  34. 


350 


II.  Naturwissenschaft. 


Syn.:  Leucothoe  protogaea  Schimper,  Traite  veg.  pal.  III,  S.  4.  Staub,  Baranyaer  Kom.,  S.  40, 
Taf.  1,  Fig.  2. 

Die  Blätter  sind  lederartig,  lanzettförmig,  beiderseits  verschmälert,  ganzrandig, 
langgestielt;  der  Mittelnerv  ist  sehr  stark,  die  Seitennerven  sind  meist  verwischt,  wo 
sie  vorhanden,  stark  bogenläufig  und  zart. 

Die  vorhandenen  Überreste  bekunden  durch  ihre  dunkle  Schwärze  ihre  lederige 
Textur.  Anderwärts  hat  man  außer  den  Blättern  noch  Blutenstand  und  Früchte  kennen 
gelernt. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Heer  wies  auf  Andromeda  polifolia  L.  (Nordamerika) 
hin,  jedoch  die  Richtigkeit  seiner  Deutung  bezweifelnd;  Ettingshausen  machte  auf 
die  Ähnlichkeit  mit  Eucalyptus- Blättern  aufmerksam  und  Schimper  stellte  ihre  Ver- 
wandtschaft mit  solchen  von  Leucothoe  eucalyptoides  DC.  fest  (Brasilien),  worauf  schon 
Unger  aufmerksam  gemacht  hatte.  Ich  behielt  den  alten  eingebürgerten  Namen  bei. 

Zeitliche  Verbreitung:  Eozän,  Oligozän,  Miozän. 

Fundorte:  Brestica  (Kalkmergel),  Orasje. 

Andromeda  tristis  Ung.,  Taf.  LXXXVII,  Fig.  5. 

Unger,  Syll.  pl.  foss.  III,  S.  36,  Taf.  12,  Fig.  11.  Ders.,  Sziintö,  S.  10,  Taf.  3,  Fig.  6. 

Die  Blätter  sind  elliptisch-lanzettförmig,  beiderseits  verschmälert,  gestielt,  ganz- 
randig; der  Mittelnerv  ist  zart,  nach  dem  Grunde  allmählich  stärker  werdend,  die 
Seitennerven  sind  beinahe  unsichtbar. 

Ob  die  in  Sotzka,  Taf.  23,  Fig.  16,  17  abgebildeten  Blätter  hierhergehören,  ist 
anzuzweifeln. 

Analoge  jetztweltliche  Arten:  Nach  Unger  Andromeda  {Zenobia)  racemosa  L. 
und  a.  ( Lyonia  ligustrina  Mühlb.);  diese  haben  jedoch  häutige  Blätter;  nahe  steht 
auch  Andromeda  ( Leucothoe ) littoralis  Steudl. 

Zeitliche  Verbreitung:  Miozän. 

Fundort:  Orasje. 

Cunoniaceen  Rieh. 

Gattung:  Cunonia  L. 

Cunonia  europaea  Ung.,  Taf.  XCI,  Fig.  8. 

Unger,  Syll.  pl.  foss.  III,  S.  42,  Taf.  13,  Fig.  3. 

Die  Blätter  sind  zusammengesetzt,  die  Blättchen  lanzettförmig,  etwas  schief,  die 
Endblättchen  umgekehrt-eiförmig-lanzettförmig,  nach  dem  Stiele  hin  verschmälert,  scharf 
gesägt;  die  Seitennerven  gebogen  und  meist  einfach. 

Trotzdem  bei  unserem  Blättchen  die  Nerven  weniger  weit  als  bei  dem  von  Radoboj 
stammenden  auseinanderstehen,  so  stelle  ich  es  doch  zu  diesem,  da  bei  den  Blättchen 
der  analogen  Cunonia  capensis  L.  (Kapland)  dies  ja  auch  der  Fall  ist.  Die  Seiten- 
nerven sind  bei  beiden  sehr  fein. 

Zeitliche  Verbreitung:  Bisher  Mittelmiozän. 

Fundort:  Kreka. 

Magnoliaceen  DC. 

Gattung:  Magnolia  L. 

Magnolia  crassifolia  Göpp.,  Taf.  XCI,  Fig.  1,  1 a. 

Göppert,  Tertiärfl.  Schlesiens,  S.  21,  Taf.  4,  Fig.  1,  2. 


Engelhardt.  Beiträge  z.  Kenntnis  der  tertiären  Flora  der  weiteren  Umgebung  v.  D.  Tuzla.  351 


Die  Blätter  sind  gestielt,  länglich-lanzettförmig,  bisweilen  etwas  gekrümmt,  ganz- 
randig,  derblederig;  der  Mittelnerv  ist  dick,  die  Seitennerven  steigen  in  weitem  Bogen 
an,  werden  gegen  den  Rand  hin  dünner  und  gehen  in  ein  feines  Maschenwerk  über. 

Das  Bruchstück,  das  allein  vorhanden  ist,  ßnde  ich  trotz  seiner  bedeutenderen 
Größe  so  übereinstimmend  mit  den  von  Göppert  abgebildeten  Blättern,  daß  ich  es  zu 
ihnen  zu  stellen  mich  veranlaßt  sah.  Das  gleiche  Maschenwerk,  von  dem  ich  ein 
Pröbchen  gebe,  bestärkte  mich  noch  mehr  darin. 

Zeitliche  Verbreitung:  Obermiozän. 

Fundort:  Oraäje. 

Samydeen  Gärtu. 

Gattung:  Samyda  L. 

Samyda  borealis  Ung.,  Taf.  LXXXVIII,  Fig.  8. 

Unger,  Sotzka,  S.  44,  Taf.  24,  Fig.  20.  Heer,  Fl.  d.  Schw.  HI,  S.  32,  Taf.  108,  Fig.  9.  Engel- 
hardt, Jesuitengr.,  S.  50,  Taf.  11,  Fig.  6,  12. 

Die  Blätter  sind  lederig,  lanzettförmig  oder  ei-lanzettförmig,  am  Grunde  ungleich, 
scharf-feingesägt;  die  Seitennerven  sind  häufig,  einfach,  gerade,  randläufig. 

Ettingshausen  rechnet  in  Beitr.  zu  Sotzka,  S.  27  das  Ungersche  Blatt  zu  Quer- 
cus  Lonchitis.  Unger  war  übrigens  selbst  nicht  sicher,  ob  sein  Blatt  Samyda  zuzu- 
weisen sei;  doch  meint  er,  daß  es  sich  mit  den  Blättern  von  Samyda  noch  am  ehesten 
vergleichen  lasse.  Über  das  von  Heer  wiedergegebene  äußert  sich  Ettingshausen 
nicht.  Mit  diesem  stimmt  das  unserige  völlig  überein.  Es  erscheint  derblederig,  ist  in 
der  Mitte  am  breitesten,  nach  beiden  Enden  allmählich  verschmälert,  am  Grunde  un- 
gleichseitig, am  Rande  mit  kleinen  scharfen  Zähnen  versehen  und  unterscheidet  sich 
nur  dadurch,  daß  die  Seitennerven  in  spitzeren  Winkeln  verlaufen.  Mit  der  Lupe  läßt 
sich  das  Zwischengeäder  wohl  erkennen  und  erweist  sich  bei  unserem  Exemplare  als 
sehr  fein. 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän. 

Fundort:  Brestica  (Sandstein). 

Sterculiaceen  Vent. 

Gattung:  Sterculia  L. 

Sterculia  Labrusca  Ung.,  Taf.  XCI,  Fig.  9. 

Unger,  Sotzka,  S.  175,  Taf.  49,  Fig.  1 — 11.  Ettingshausen,  Mte.  Promina,  S.  21,  Taf.  14,  Fig.  7. 
Ders.,  Bilin  II,  S.  13,  Taf.  43,  Fig.  4,  5.  Ders.,  Sagor  II,  S.  186,  Taf.  15,  Fig.  14.  Massalongo,  Fl.  foss. 
Senigall.,  S.  318,  Taf.  13,  Fig.  6.  Heer,  Beitr.,  S.  15,  Taf.  3,  4.  Saporta  et  Marion,  Gelinden,  S.  65, 
Taf.  11,  Fig.  1.  Engelhardt,  Göhren,  S.  29,  Taf.  6,  Fig.  1.  Ders.,  Leitm.  Mittelgeb.,  S.  409,  Taf.  12, 
Fig.  17.  Ders.,  Grasseth,  S.  37,  Taf.  4,  Fig.  18.  Friedrich,  Prov.  Sachsen,  S.  235,  Taf.  30,  Fig.  1 — 6. 

Syn.:  Laurus  Labrusca  Unger,  Gen.  et  sp.  pl.  foss.,  S.  433.  — Ficus  caricoides  Unger,  Sotzka, 
S.  165,  Taf.  34,  Fig.  8.  — Fiatanus  Sirii  Unger,  Sotzka,  S.  166,  Taf.  36,  Fig.  1.  — Acer  Sotzlcianum  Unger, 
Sotzka,  S.  175,  Taf.  50,  Fig.  1,  2.  — Sterculia  Pseudo-Labrusca  Staub,  Zsiltal,  S.  339,  Taf.  34/35,  Fig.  6 (?). 

Die  Blätter  sind  langgestielt,  lederartig,  am  Grunde  gerundet  oder  ziemlich  rund, 
meist  dreilappig,  bisweilen  zwei-  oder  fünflappig,  die  Lappen  lanzettförmig  zugespitzt, 
ganzrandig;  die  Zahl  der  Primärnerven  ist  der  der  Lappen  gleich,  die  Sekundärnerven 
sind  zart  und  entspringen  unter  spitzen  Winkeln;  das  Netzwerk  ist  überaus  fein,  polygon. 

Sterculia  Labrusca  Ung.  gehört  zu  denjenigen  Pflanzen,  welche  gleich  der  analogen 
jetztweltlichen  St.  diversifolia  Don.  (Australien)  eine  sehr  große  Anzahl  von  Formen 
aufzuweisen  haben,  die  aber  durch  allmähliche  Übergänge  untereinander  verbunden  sind. 


352 


II.  Naturwissenschaft. 


Zeitliche  Verbreitung:  Bisher  obere  Kreide,  Eozän,  Oligozän,  Miozän. 
Fundort:  Kreka. 

Acerineen  DC. 


Gattung:  Acer  L. 

Acer  palaeo-campestre  Ett.,  Taf.  XCI,  Fig.  5. 

Ettingshausen,  Moskenberg,  S.  80,  Taf.  5,  Fig.  11 — 14. 

Die  Blätter  sind  dreilappig,  ganzrandig,  der  mittlere  Lappen  ist  in  der  Mitte  am 
breitesten,  die  seitlichen  verjüngen  sich  allmählich  nach  der  Spitze  zu;  die  Hauptnerven 
sind  mäßig  stark,  die  von  ihnen  ausgehenden  Seitennerven  bogenläufig,  die  Nervillen 
sehr  zart. 

Ettingshausen  hat  sich  nur  mit  der  Angabe,  daß  Blätter  und  Früchte  sehr  ähn- 
lich denen  von  Acer  campestre  L.  seien,  und  mit  Abbildungen  begnügt,  weshalb  ich 
mich  veranlaßt  sah,  auf  Grund  des  vorhandenen  Blättermateriales  eine  Diagnose  zu 
geben. 

Unser  Fragment  zu  Sterculia  Labrusca  Ung.  zu  ziehen,  verbietet  die  geringe 
Zahl  der  Seitennerven;  bei  Viburnum  trilobatum  Heer  sind  Grund  und  Mittellappen 
viel  breiter,  auch  die  Seitennerven  viel  stärker.  Vielleicht  gehört  das  von  mir  in  Capla- 
graben,  Taf.  7,  Fig.  8 wiedergegebene  Bruchstück  auch  hierher. 

Zeitliche  Verbreitung:  Bisher  Mittelmiozän. 

Fundort:  Kreka. 

Sapindaceen  Juss. 


Gattung:  Sapindus  L. 


Sapindus  falcifolius  Al.  Br.,  Fig.  3. 


Al.  Brau 
Taf.  121,  Fig.  l. 


Fig.  3. 

Sapindus  falci- 
folius Al.  Br. 


n,  Stitzenb.  Verz.,  S.  87.  Heer,  Fl.  d.  Schw.  III,  S.  61,  Taf.  119;  Taf.  120,  Fig.  2—8; 
Ders.,  Balt.  Fl.,  S.  94,  Taf.  18,  Fig.  2c;  Taf.  28,  Fig.  12 b.  Gaudin  et  Strozzi,  Toscaiie, 
S.  37,  Taf.  12,  Fig.  9,  10.  Dies.,  Fl.  foss.  ital.  VI,  S.  21,  Taf.  2,  Fig.  16.  Sismonda,  Pie- 
mont, S.  60,  Taf.  29,  Fig.  1,  2.  Engelhardt,  Braunk.  v.  Sachsen,  S.  26,  Taf.  7,  Fig.  4. 
Ders.,  Leitm.  Mittelgeb.,  S.  389,  Taf.  7,  Fig.  11,  12.  Ders.,  Cyprissch.,  S.  14,  Taf.  8,  Fig.  13 
bis  15.  Ders.,  Jesuitengr.,  S.  55,  Taf.  11,  Fig.  9,  13,  14.  Ders.,  Dux,  S.  184,  Taf.  12, 
Fig.  11.  Ettingshausen,  Tokay,  S.  809,  Taf.  4,  Fig.  2.  Ders.,  Leoben  II,  S.  342,  Taf.  8, 
Fig.  11.  Sieber,  Nordböhm.  Braunk.,  S.  20,  Taf.  3,  Fig.  10,  11. 

Syn.:  Juglans  falcifolius  Al.  Braun  in  Buckland  Geol.,  S.  513.  — Sapindus  Ungeri 
Unger,  Syll.  pl.  foss.  I,  S.  34,  Taf.  20,  Fig.  1 — 6.  Ders.,  Szäntö,  S.  12,  Taf.  4,  Fig.  11,  12. 
— Sapindus  erdöbeniensis  Unger,  Szänto,  S.  12,  Taf.  4,  Fig.  13,14.  Koväts,  Erdöbenye, 
S.  32,  Taf.  7,  Fig.  4,  5. 

Die  Blätter  sind  paarig-gefiedert,  häutig,  die  Blättchen  wechsel- 
ständig, auseinanderstehend,  ganzrandig,  gestielt,  etwas  sichelförmig  ge- 
krümmt, ei-lanzettförmig  oder  lanzettförmig-zugespitzt,  am  Grunde  ungleich- 
seitig und  gegen  den  Blattstiel  verschmälert;  der  Mittelnerv  ist  stark,  die 
Seitennerven  sind  zahlreich,  zart  und  bogenläufig.  Die  feinere  Nervatur 
zeigte  sich  ganz  ausgezeichnet  erhalten,  so  wie  bei  Heers  Exemplar. 

Analoge  jetztweltliche  Arten:  Sapindus  Surinamensis  Poir  (Guiana) 
und  S.  f r utes eens  Aubl.  (Guiana). 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän,  Pliozän. 

Fundort:  Orasje. 


Sapindus  Ungeri  m.,  Taf.  LXXXVII,  Fig.  19. 

Syn.:  Cassia  pliaseolites  Unger,  Syll.  pl.  foss.  II,  S.  29,  Taf.  10,  Fig.  1,  2. 


Engelhardt.  Beiträge  z.  Kenntnis  der  tertiären  Flora  der  weiteren  Umgebung  v.  D.  Tuzla.  353 


Die  Blättchen  sind  häutig,  gestielt,  sichelförmig-elliptisch,  zugespitzt,  ganzrandig; 
der  Mittelnerv  ist  beinahe  bis  zur  Spitze  stark,  die  Seitennerven  sind  zart,  die  von 
ihnen  gebildeten  Felder  (2.  Ordnung)  teilweise  gegabelt. 

Es  war  mir  unmöglich,  die  von  Unger  in  seiner  Syll.  pl.  foss.  abgebildeten  Blätter 
bei  Cassia  phaseolites  Ung.  zu  behalten.  Brasilianische  Sap  in  du  s-Bl  ättch  eil . die  mir, 
ohne  benannt  zu  sein,  zu  Gesicht  kamen,  zeigen  viel  größere  Übereinstimmung  mit 
ihnen  und  dem  unserigen,  auch  die  Sichelform.  Sehr  nahe  stehen  ferner  die  von  Sapindus 
inaequalis  DC.,  doch  tritt  bei  ihnen  die  Ungleichheit  der  beiden  Seiten  der  Blattfläche 
viel  mehr  hervor.  Sollte  meine  Ansicht  gerechtfertigt  erscheinen,  so  dürfte  der  Zweifel 
Platz  fassen,  ob  wirklich  alle  von  Unger  in  seiner  Flora  von  Sotzka  abgebildeten  Blätt- 
chen (vgl.  z.  B.  Fig.  5 auf  Taf.  45)  Cassia  phaseolites  zugewiesen  werden  dürften. 

Zeitliche  Verbreitung:  Miozän. 

Fundort:  Talrinne  der  Lohinja. 

Sapindus  heliconius  Ung.,  Taf.  XCI,  Fig.  12. 

Unger,  Gen.  et  sp.  pl.  foss.,  S.  457.  Ders.,  Syll.  pl.  foss.  I,  S.  34,  Taf.  15,  Fig.  1 — 5;  III,  S.  50, 
Taf.  16,  Fig.  1. 

Die  Blätter  sind  gefiedert,  die  Blättchen  kurzgestielt,  schief-lanzettförmig  oder 
länglich-lanzettförmig,  zugespitzt,  ganzrandig,  ziemlich  lederig;  der  Mittelnerv  ist  stark, 
die  Seitennerven  sind  zahlreich,  zart,  geschlängelt,  verzweigt  und  entspringen  unter 
spitzen  Winkeln. 

Möglicherweise  ist  Apocynophyllum  sessile  (Unger,  Syll.  pl.  foss.  III,  S.  16,  Taf.  4, 
Fig.  20),  von  dem  Unger  sagt,  daß  er  ein  Analogon  für  dasselbe  nicht  namhaft  zu 
machen  imstande  sei,  hierher  gehörig.  Ettingshausen  ist  geneigt,  auch  Neritinium 
longifolium  Ung.  (Syll.  pl.  foss.,  S.  17,  Taf.  5,  Fig.  4)  hierherzuziehen,  welcher  Ansicht 
ich  nicht  beipflichten  kann,  da  dasselbe  an  der  Spitze  Zähne  zeigt,  die  Seitennerven 
sich  auch  nicht  als  geschlängelt  erweisen. 

Zeitliche  Verbreitung:  Miozän. 

Fundort:  Prline. 

Celastrineen  R.  Br. 

Gattung:  Celastrus  L. 

Celastrus  europaeus  Ung.,  Taf.  LXXXVIII,  Fig.  13. 

Unger,  Syll.  pl.  foss.  II,  S.  10,  Taf.  2,  Fig.  10 — 15.  Ettingshausen,  Sagor  II,  S.  34,  Taf.  15, 
Fig.  25 — 27.  Engelhardt,  Berand,  S.  32,  Taf.  2,  Fig.  15. 

Die  Blätter  sind  breit-lanzettförmig,  in  den  mittelmäßigen  Stiel  verschmälert,  ganz- 
randig oder  am  Rande  zerstreut  gezähnelt,  lederig;  der  Mittelnerv  ist  kräftig,  die  Seiten- 
nerven entspringen  unter  spitzen  Winkeln,  sind  meist  einfach,  gerade,  parallel. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Celastrus  myrtifolius  L.  (Jamaika). 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän. 

Fundort:  Kreka. 

Celastrus  acuminatoides  nov.  sp.,  Taf.  LXXXVIII,  Fig.  11. 

Das  Blatt  ist  eiförmig-elliptisch,  ungleichhälftig,  lang  zugespitzt,  am  Rande  gesägt; 
der  Mittelnerv  ist  kräftig  bis  über  die  Mitte,  von  da  schnell  verfeinert,  die  Seitennerven 
sind  fein,  entspringen  unter  spitzen  Winkeln,  verlaufen  etwas  schlängelig  und  verbinden 
sich  vom  Rande  entfernt  in  Bogen  untereinander  oder  unter  Bildung  von  ein  netz- 
förmiges Gewebe  einschließenden  Maschen. 

Band  IX. 


23 


354 


II.  Naturwissenschaft. 


Unser  Blatt  harmoniert  in  jeglicher  Beziehung  mit  den  Blättern  des  Celastrus 
acuminatus  Thunb.  (Kapland),  und  zwar  so  sehr,  daß  man  zwischen  beiden  keinen 
Unterschied  zu  linden  vermag. 

Fundort:  Kreka. 

Gattung:  Maytenus  Feuill. 

Maytenus  marginatoides  nov.  sp.,  Taf.  LXXXVII,  Fig.  22. 

Das  Blatt  ist  lanzettlich,  feingesägt;  der  Mittelnerv  ist  am  Grunde  stark  und  ver- 
feinert sich  schnell,  die  Seitennerven  entspringen  unter  spitzen  Winkeln,  verlaufen  steil, 
gabeln  sich  am  Ende  und  sind  mit  kürzeren  untermischt. 

Das  Blatt  stimmt  in  Größe,  Gestalt  und  Nervatur  ganz  mit  denen  der  jetztleben- 
den Maytenus  marginata  Mol.  (Chile)  überein.  Von  denen  der  tertiären  M.  subemargi- 
nata  Ett.  (Steiermark,  S.  83,  Taf.  5,  Fig.  17)  unterscheidet  es  sich  sofort  durch  die 
weitaus  geringere  Größe  und  den  schwächeren  Mittelnerv.  Im  übrigen  herrscht  Über- 
einstimmung. 

Fundort:  Kreka. 

Gattung:  j Elaeodendron  Jacq. 

Elaeodendron  neogenum  nov.  sp.,  Taf.  XCI,  Fig.  3. 

Das  Blatt  ist  derblederig,  kurzgestielt,  breit,  länglich,  in  den  Stiel  verschmälert, 
grobgezähnt,  am  Grunde  jedoch  ganzrandig;  der  Mittelnerv  ist  stark,  gegen  die  Spitze 
verschmälert,  die  Seitennerven  sind  fein,  zahlreich,  entspringen  unter  spitzen  Winkeln 
und  sind  ein  wenig  gebogen,  die  Nervation  ist  gewebläufig. 

Unsere  Art  nähert  sich  Elaeodendron  sagorianum  Ett.  (Sagor  II,  S.  34,  Taf.  16, 
Fig.  16,  24),  auch  E.  Gaudini  Heer  (Fl.  d.  Schw.  III,  S.  71,  Taf.  122,  Fig.  3,  4).  In 
der  feineren  Nervatur  der  Blätter  schließt  sie  sich  mehreren  jetztlebenden  Celastrineen- 
arten  an. 

Fundort:  Ober  Han  Guojnica. 

Ilicineen  Brongn. 

Gattung:  Ilex  L. 

Ilex  neogena  Ung.,  Taf.  LXXXVIII,  Fig.  1. 

Unger,  Sylt.  pl.  foss.  II,  S.  13,  Taf.  3,  Fig.  9 — 13. 

Die  Blätter  sind  eiförmig-elliptisch,  stumpflich,  am  Rande  wenig  dornig-gezähnt, 
kurzgestielt,  lederig;  der  Seitennerven  sind  wenige,  das  Netzwerk  ist  weitmaschig. 

Zeitliche  Verbreitung:  Obermiozän. 

Fundort:  Kreka. 

Ilex  ambigua  Ung.,  Taf.  LXXXVII,  Fig.  11. 

Unger,  Chi.  prot..,  S.  149.  Ders.,  Syll.  pl.  foss.  II,  S.  14,  Taf.  3,  Fig.  28 — 33.  Ders.,  Kumi,  S.  52, 
Taf.  13,  Fig.  19 — 25.  Engelhardt,  Dux,  S.  187,  Taf.  10,  Fig.  2. 

Die  Blätter  sind  starrlederig,  länglich-eiförmig,  kurzgestielt,  spärlich  dornig-gezähnt; 
die  Seitennerven  meist  verwischt. 

Soweit  mit  Hilfe  der  Lupe  sich  das  Netzwerk  verfolgen  läßt,  zeigt  es  sehr  feine 
Nervillen,  deren  Verlauf  ähnlich  dem  der  Blätter  von  Ilex  Cassine  L.  ist;  die  Maschen 
sind  sehr  klein  und  meist  länglich-viereckig. 

Zeitliche  Verbreitung:  Miozän. 

Fundort:  Brestica  (Kalkmergel). 


Engelhardt.  Beiträge  z.  Kenntnis  der  tertiären  Flora  der  weiteren  Umgebung  v.  D.  Tuzla.  355 


Rhamneen  R.  Br. 

Gattung:  Rhamnus  L. 

Rhamnus  Eridani  Ung.,  Taf.  XC,  Fig.  3. 

Unger,  Gen.  et  sp.  pl.  foss.,  S.  465.  Ders.,  Sotzka,  S.  178,  Taf.  52,  Fig.  3- — 6.  Ders.,  Gleichenberg, 

S.  180,  Taf.  5,  Fig.  12.  Heer,  Fl.  d.  Schw.  III,  S.  81,  Taf.  125,  Fig.  16;  Taf.  126,  Fig.  1.  Ders.,  Nord- 

grönland, S.  123,  Taf.  19,  Fig.  5 — 7a;  Taf.  49,  Fig.  10.  Ders.,  Island,  S.  153,  Taf.  27.  Ders.,  Beitr.  zu 
Spitzbergen,  S.  90,  Taf.  25,  Fig.  4.  Ders.,  Spitzbergen,  S.  67,  Taf.  14,  Fig.  12  — 14.  Ders.,  Zsilytal,  S.  20, 
Taf.  5,  Fig.  6.  Engelhardt,  Tscbernowitz,  S.  388,  Taf.  5,  Fig.  12.  Ders.,  Grasseth,  S.  312,  Taf.  10,  Fig.  5; 
Taf.  11,  Fig.  5.  Ders.,  Jesuitengr.,  S.  63,  Taf.  16,  Fig.  16,  21.  Ders.,  Dux,  S.  191,  Taf.  14,  Fig.  2.  Ders., 

Bosn.  Tertiärpfl.,  S.  88,  Taf.  5,  Fig.  3.  Ders.,  Caplagr.,  S.  195,  Taf.  2,  Fig.  10. 

Syn.:  Pyrus  troglodytarum  Unger,  Sotzka,  S.  53,  Taf.  37,  Fig.  1 — 5.  — Ehamnus  deletus  Heer,  Fl. 
d.  Schw.  IH,  S.  79,  Taf.  123,  Fig.  19. 

Die  Blätter  sind  groß,  ziemlich  langgestielt,  häutig,  länglich-elliptisch,  ganzrandig; 
der  Mittelnerv  ist  kräftig,  die  Seitennerven,  meist  8 — 10,  entspringen  unter  spitzen  Win- 
keln, sind  zart  und  bilden  erst  am  Rande  flache  Bogen. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Rhamnus  carolineanus  Walt.  (Nordamerika). 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän,  Pliozän. 

Fundort:  Brestica  (Sandstein). 

Rhamnus  Gaudini  Heer,  Taf.  LXXXVIII,  Fig.  12. 

Heer,  Fl.  d.  Schw.  III,  S.  79,  Taf.  124,  Fig.  4—15;  Taf.  125,  Fig.  1,  7,  13.  Ders.,  Balt.  Fl.,  S.  45, 
Taf.  11,  Fig.  1 — 12;  Taf.  12,  Fig.  1 d\  S.  97,  Taf.  30,  Fig.  20,  21.  Ders.,  Polarl.,  S.  124,  Taf.  50,  Fig.  6. 
Ettingshausen,  Bilin  III,  S.  42,  Taf.  49,  Fig.  20;  Taf.  50,  Fig.  1 — -4.  Engelhardt,  Cyprissch.,  S.  145, 
Taf.  7,  Fig.  1.  Ders.,  Jesuitengr.,  S.  63,  Taf.  16,  Fig.  1,  6 — 8,  14.  Staub,  Zsiltal,  S.  355,  Taf.  26,  Fig.  75; 
Taf.  38,  Fig.  4;  Taf.  9,  Fig.  2. 

Syn.:  Ehamnus  Fricii  Velenovsky  Vrsovic,  S.  42,  Taf.  8,  Fig.  7— 16;  Taf.  9,  Fig.  6;  Taf.  10, 
Fig.  18  d. 

Die  Blätter  sind  gestielt,  elliptisch,  seltener  eiförmig,  feingesägt;  die  12,  seltener 
8 — 10  Seitennerven  entspringen  unter  spitzen  Winkeln,  sind  in  der  Nähe  des  Randes 
bogenläufig,  die  Tertiärnerven  fast  gleich. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Rhamnus  grandifolius  Fisch,  et  Meyer  (Kaukasus). 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän. 

Fundort:  Kreka. 

Juglandeen  DC. 

Gattung:  Juglans  L. 

Juglans  acuminata  Al.  Br.,  Taf.  XC,  Fig.  6,  7. 

Al.  Braun,  Jahrb.,  S.  170.  Gaudin  et  Strozzi,  Toscaue,  S.  40,  Taf.  9,  Fig.  3.  Dies.,  Val  d’Arno 
I,  S.  45,  Taf.  7,  Fig.  9.  Heer,  Fl.  d.  Schw.  HI,  S.  88,  Taf.  128;  Taf.  129,  Fig.  1—9.  Ders.,  Polarl.,  S.  124, 
Taf.  7,  Fig.  9;  Taf.  12,  Fig.  16;  Taf.  49,  Fig.  7.  Ders.,  North  Greenland,  S.  483,  Taf.  45,  Fig.  5,  6.  Ders., 
Sachalin,  S.  41,  Taf.  10,  Fig.  8 — 11.  Ders.,  Beitr.  zu  Sachalin,  S.  9,  Taf.  4,  Fig.  7—9.  Ders.,  Alaska,  S.  38, 
Taf.  9,  Fig.  1.  Ders.,  Grönland  II,  S.  98,  Taf.  75,  Fig.  1;  Taf.  86,  Fig.  12;  Taf.  103,  Fig.  1.  Sismonda, 
Piemont,  S.  453,  Taf.  13,  Fig.  1.  Ludwig,  Paläont.  VIII,  S.  137,  Taf.  54,  Fig.  16,  17;  Taf.  56,  Fig.  1 — 6; 
Taf.  57,  Fig.  1,  2,  4,  8;  Taf.  60,  Fig.  13.  Ettingshausen,  Bilin  III,  S.  45,  Taf.  51,  Fig.  12.  Engel- 
hardt, Braunk.  v.  Sachsen,  S.  24,  Taf.  6,  Fig.  7.  Ders.,  Tschernowitz,  S.  386,  Taf.  3,  Fig.  6 — 10.  Ders., 
Jesuitengr.,  S.  67,  Taf.  17,  Fig.  18.  Ders.,  Dux,  S.  192,  Taf.  15,  Fig.  7.  Ders.,  Caplagr.,  S.  198,  Taf.  3, 
Fig.  8;  Taf.  5,  Fig.  4;  Taf.  6,  Fig.  1,  5,  7 ; Taf.  9,  Fig.  1,  5,  12,  13.  Velenovsky,  Vrsovic,  S.  44,  Taf.  8, 
Fig.  2,  4—6. 

Syn.:  Juglans  latifolia  Al.  Braun,  Jahrb.,  S.  170.  Weber,  Paläont.  II,  S.  210,  Taf.  23,  Fig.  8. 
Unger,  Gleichenberg,  S.  25,  Taf.  6,  Fig.  2.  — Juglans  Sieboldiana  Göppert,  Schossnitz,  S.  36,  Taf.  25, 
Fig.  2.  — Juglans  pallida  Göppert,  Schossnitz,  S.  36,  Taf.  25,  Fig.  3.  — Juglans  salicifolia  Göppert, 
Schossnitz,  S.  36,  Taf.  25,  Fig.  4. 

23* 


356 


II.  Naturwissenschaft. 


Die  Blätter  sind  gefiedert,  die  Blättchen  gegenständig,  lederartig,  gestielt,  eirund- 
elliptisch oder  eirund-lanzettförmig,  zugespitzt,  ganzrandig;  der  Mittelnerv  ist  stark  und 
nimmt  nach  der  Spitze  zu  allmählich  an  Stärke  ab,  die  Seitennerven,  meist  10 — 14, 
sind  kräftig,  nehmen  nach  dem  Rande  an  Stärke  ab  und  verbinden  sich  da  in  Bogen. 

Juglans  acuminata  Al.  Br.,  die  wir  als  im  innigsten  Verhältnis  zu  J.  regia  L.  be- 
trachten müssen,  gehört  zu  den  im  Tertiär  verbreitetsten  Pflanzen,  denn  sie  ist  von  den 
Polarländern,  ihrem  Entstehungsgebiete,  bis  Italien  nachgewiesen  worden,  auch  in  Japan. 
Die  Form  der  Blättchen  ist  eine  mannigfaltige,  was  die  Autoren  im  Anfänge  veranlaßte, 
sie  zum  Teile  verschiedenen  Arten  zuzuweisen,  bis  das  Auffinden  mannigfacher  Über- 
gänge sie  als  zu  einandergehörig  hinstellte.  Außer  ihnen  sind  auch  Kätzchen  gefunden 
worden. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Juglans  regia  L.  (Transkaukasien,  Armenien,  Hima- 
laja, Nordchina). 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän,  Pliozän. 

Fundorte:  Orasje,  Prline,  Kreka. 

Combretaceen  R.  Br. 

Gattung:  Terminalia  F. 

Terminalia  radobojensis  Ung.,  Taf.  XC,  Fig.  1. 

Unger,  Chi.  prot.,  S.  142,  Taf.  48,  Fig.  1,  2.  Ders.,  Radoboj,  S.  150,  Taf.  4,  Fig.  10.  Ders.,  Syll. 
pl.  foss.  III,  S.  55,  Taf.  17,  Fig.  1.  Heer,  Fl.  <1.  Schw.  III,  S.  32,  Taf.  108,  Fig.  10—12.  Sismonda,  Pie- 
mont, S.  446,  Taf.  16,  Fig.  6.  Engelhardt,  Braunk.  v.  Sachsen,  S.  23,  Taf.  5,  Fig.  13—15.  Ders.,  Jesuitengr., 

S.  69,  Taf.  18,  Fig.  15.  Velenovsky,  Vrsovic,  S.  46,  Taf.  9,  Fig.  25  (?),  Taf.  10,  Fig.  1 — 4. 

Die  Blätter  sind  verkehrt-eirund-lanzettförmig,  ganzrandig,  oberhalb  der  Mitte  am 
breitesten,  nach  dem  Grunde  hin  allmählich  in  den  Blattstiel  verschmälert,  an  der  Spitze 
zugespitzt;  der  Mittelnerv  ist  stark,  die  ziemlich  starken  Seitennerven  entspringen  unter 
spitzen  Winkeln,  sind  bogenförmig  und  laufen  bis  in  die  Nähe  des  Randes. 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän. 

Fundort:  Orasje. 

Myrtaceen  R.  Br. 

Gattung:  Myrtus  L. 

Myrtus  Dianae  Heer,  Taf.  FXXXVIII,  Fig.  3. 

Heer,  Fl.  d.  Schw.  III,  S.  196,  Taf.  154,  Fig.  12.  Unger,  Szanto,  S.  15,  Taf.  5,  Fig.  5. 

Die  Blätter  sind  gestielt,  lederig,  länglich,  ganzrandig;  die  Seitennerven  sehr  zart. 

Zeitliche  Verbreitung:  Miozän. 

Fundort:  Ober  Han  Guojnica. 

Myrtus  bosniaca  nov.  sp.,  Taf.  LXXXVII,  Fig.  17. 

Die  Blätter  sind  lederig,  elliptisch,  scliarf-zugespitzt,  kurzgestielt;  der  Mittelnerv 
ist  am  Grunde  stark,  die  Seitennerven  sind  sehr  fein,  entspringen  unter  spitzen  AVin- 
keln  und  verlaufen  in  einen  mit  dem  Rande  parallelen  Saumnerven. 

Ob  unser  Blatt  zu  Myrtus  miocenica  Ung.  (Syll.  pl.  foss.  III,  S.  57,  Taf.  18,  Fig.  5,  ; 
6)  gezogen  werden  könnte,  läßt  sich  nicht  sagen,  da  Unger  von  seinen  Blättern  aus- 
drücklich erwähnt:  „nervis  secundariis  inconspicuis“.  Gestalt  und  Größe  beider  ähneln 
einander  sehr  und  wäre  leicht  denkbar,  daß  nur  infolge  des  überaus  feinkörnigen  Ver- 


i 


Engelhardt.  Beiträge  z.  Kenntnis  der  tertiären  Flora  der  weiteren  Umgebung  v.  D.  Tuzla.  357 


steinerangsmateriales  bei  unserem  die  Erhaltung  der  äußerst  zarten  Nervatur  ermöglicht 
worden  sei. 

Fundort:  Spionica. 

Gattung:  Eucalyptus  Herit. 

Eucalyptus  oceanica  Ung. 

Unger,  Sotzka,  S.  182,  Taf.  57,  Fig.  1 — 13.  Ettingshausen,  Häring,  S.  81,  Taf.  28,  Fig.  1.  Ders., 
Mte.  Promina,  S.  39,  Taf.  13,  Fig.  8—15;  Taf.  11,  Fig.  6.  Ders.,  Bilin  III,  S.  52,  Taf.  44,  Fig.  15,  20—23. 
Ders.,  Sagor  II,  S.  203,  Taf.  15,  Fig.  10—18.  Heer,  Fl.  d.  Scliw.  III,  S.  34,  Taf.  108,  Fig.  21.  Ders., 
Beitr.,  S.  14,  Taf.  6,  Fig.  15,  16;  Taf.  8,  Fig.  18.  Ders.,  Balt.  FL,  S.  92,  Taf.  30,  Fig.  1,  2.  Ders.,  Bovey 
Tracey,  S.  55,  Taf.  18,  Fig.  9,  10.  Andrae,  Siebenb.,  S.  25,  Taf.  4,  Fig.  3.  Sismonda,  Piemont,  S.  446, 
Taf.  16,  Fig.  2;  Taf.  23,  Fig.  4,  5;  Taf.  28,  Fig.  4.  Engelhardt,  Göhren,  S.  29,  Taf.  5,  Fig.  10,  11.  Ders., 
Leitm.  Geb.,  S.  364,  Taf.  3,  Fig.  4 — 6;  S.  408,  Taf.  12,  Fig.  13 — 16.  Ders.,  Tschernowitz,  S.  384,  Taf.  1, 
Fig.  12;  Taf.  4,  Fig.  16.  Ders.,  Cyprissch.,  S.  13,  Taf.  8,  Fig.  8.  Ders.,  Grasseth,  S.  315,  Taf.  5,  Fig.  12, 
13.  Ders.,  Jesuitengr.,  S.  70,  Taf.  18,  Fig.  20,  23—25;  Taf.  19,  Fig.  4,  6,  7.  Ders.,  Dux,  S.  66,  Taf.  15, 
Fig.  15,  24,  26. 

Die  Blätter  sind  lederartig,  lanzettförmig  oder  linealisch-lanzettförmig,  fast  sichel- 
förmig zugespitzt,  in  den  öfter  am  Grunde  gedrehten  Blattstiel  verschmälert,  ganzrandig; 
der  Mittelnerv  ist  deutlich,  die  Seitennerven  sind  sehr  zart,  meist  parallel,  laufen  in 
die  Randnerven  aus  und  entspringen  unter  spitzen  Winkeln. 

Es  liegen  nur  Bruchstücke  vor.  Wer  aber  hunderte  von  Blättern  dieser  Spezies 
vor  Augen  gehabt  hat,  wird  deren  Natur  auch  aus  solchen  wiedererkennen.  Bei  einem, 
das  die  obere  Hälfte  eines  Blattes  darstellt,  ist  der  Saumnerv  wohl  erhalten.  Wenn 
sich  dieser  an  vielen  Blättern  nicht  ausgeprägt  zeigt,  so  liegt  dies  nur  an  seiner  Fein- 
heit. Übrigens  ist  auch  das  feine  Maschenwerk,  das  man  an  einem  Grundfragment  beob- 
achten kann,  zu  sehen. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Eucalyptus  sp.  (Australien). 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän. 

Fundort:  Brestica  (Kalkmergel). 

Gattung:  Eugenia  Mich. 

Eugenia  Apollinis  Ung.,  Taf.  XC,  Fig.  8;  Taf.  XCI,  Fig.  4. 

U uger,  Sotzka,  S.  182,  Taf.  56,  Fig.  13 — 18.  Ettingshausen,  Häring,  S.  85,  Taf.  27,  Fig.  20,21. 
Ders.,  Bilin  HI,  S.  52,  Taf.  53,  Fig.  16.  Ders.,  Sagor  II,  S.  44,  Taf.  29,  Fig.  23,  24.  Engelhardt,  Leitm. 
Mittelgeb.,  S.  363,  Taf.  2,  Fig.  12. 

Die  Blätter  sind  lederig,  gestielt,  lanzett-  oder  eiförmig,  spitz  oder  stumptiich,  ganz- 
randig; der  Mittelnerv  ist  deutlich  und  durchgehend,  die  Seitennerven  sind  sehr  zart, 
oft  nicht  sichtbar,  parallel,  sehr  genähert  und  entspringen  unter  spitzen  Winkeln. 

Ob  alle  zu  dieser  Art  gezogenen  Blätter  zu  ihr  gehören,  kann  nicht  gesagt  werden, 
da  an  den  meisten  Abbildungen  nichts  von  der  Nervatur  zu  bemerken  ist;  sagt  doch 
Unger  in  seiner  Diagnose:  „nervis  secundariis  nullis“  und  fügt  in  seinen  Bemerkungen 
ausdrücklich  hinzu:  „Ob  sie  aber  alle  zu  einer  und  derselben  Spezies  gehören,  ob  ferner 
nicht  eines  oder  das  andere  der  hier  abgebildeten  Blätter  zu  einer  anderen  bereits  nam- 
haft gemachten  fossilen  Art  gehört,  will  ich  nicht  behaupten.“  Für  unsere  Blätter  war 
es  günstig,  daß  sie  von  einem  feinen  Tone,  der  die  Erhaltung  auch  der  feinen  Nervatur 
ermöglichte,  eingehüllt  wurden. 

Als  analoge  jetztweltliche  Art  möchte  ich  Eugenia  acuminata  Link.  (Tropisches 
Asien)  bezeichnen. 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän. 

Fundort:  Kreka. 


358 


II.  Naturwissenschaft. 


Amygdaleen  Bartl 

Gattung:  Amygdalus  L. 

Amygdalus  persicifolia  Ung.,  Taf.  XCI,  Fig.  13. 

Weber,  Paläont.  II,  S.  104,  Taf.  7,  Fig-,  9.  Heer,  Balt.  Fl.,  S.  98,  Taf.  30,  Fig.  23 — 27. 

Die  Blätter  sind  häutig,  lanzettförmig,  in  den  Stiel  verschmälert,  zugespitzt,  fein- 
gesägt ; der  Mittelnerv  ist  straff,  die  Seitennerven  sind  gekrümmt,  stehen  ab  und  ver- 
binden sich  vor  dem  Rande  in  Bogen. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Amygdalus  persica  L.  (Orient). 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän. 

Fundort:  Brestica  (Sandstein). 

Papilionaceen  En  dl. 

Gattung:  Podogonium  Heer. 

Podogonium  latifolium  Heer,  Taf.  LXXXVII,  Fig.  24. 

Heer,  Fl.  d.  Schw.  HI,  S.  116,  Taf.  136,  Fig.  10—21. 

Syn.:  Caesalpinia  major  Al.  Braun,  Stitzenb.  Verz.,  S.  90. 

Die  Blätter  sind  vielpaarig,  die  Blättchen  länglich,  breit,  ganzrandig,  vorn  stumpf 
oder  etwas  eingedrückt;  der  Mittelnerv  ist  kräftig,  die  Seitennerven  sind  zahlreich, 
bogenläufig,  die  unteren  laufen  mit  dem  Rande  ziemlich  parallel,  in  den  Hauptfeldern 
befinden  sich  abgekürzte  Seitennerven. 

Die  Blättchen  dieser  Art  eines  untergegangenen  Typus  kannte  man  bisher  nur 
aus  der  Oninger  Stufe  der  Schweiz.  Sie  variieren  sehr  in  der  Größe.  Unseres  gehört 
zu  den  größeren  und  unterscheidet  sich  in  der  Gestalt  von  den  bisher  bekannt  gewor- 
denen dadurch,  daß  die  größte  Breite  an  der  Spitze  ist,  von  welcher  es  sich  zum  Grunde 
hin  allmählich  verschmälert. 

Fundort:  Talrinne  der  Lohinja. 

Gattung:  Robinia  L. 

Robinia  Regeli  Heer,  Taf.  LXXXVI,  Fig.  27. 

Heer,  Fl.  d.  Schw.  HI,  S.  99,  Taf.  132,  Fig.  20 — 26,  34  — 41.  Unger,  Szänto,  S.  15,  Taf.  5,  Fig.  9, 
10.  Engelhardt,  Jesuitengr.,  S.  75,  Taf.  19,  Fig.  30,  31.  Ders.,  Caplagr.,  S.  201,  Taf.  7,  Fig.  9. 

Syn.:  Robinia?  latifolia  Al.  Braun,  Stitzenb.  Verz.,  S.  90. 

Die  Blätter  sind  unpaarig-gefiedert,  die  Blättchen  beinahe  gegenständig,  kurz- 
gestielt,  kreisrund  oder  fast  eiförmig,  ganzrandig,  häutig;  der  Mittelnerv  ist  stark,  die 
Seitennerven  sind  gebogen  und  verbinden  sich  vor  dem  Rande. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Robinia  hispida  L.  (Gemäßigtes  und  warmes  Nord- 
amerika). 

Zeitliche  Verbreitung:  Miozän,  Pliozän. 

Fundort:  Brestica  (Sandstein). 

Gattung:  Ceratonia  L. 

Ceratonia  emarginata  Al.  Br.,  Taf.  XCI,  Fig.  7. 

Al.  Braun,  Stitzenb.  Verz.,  S.  90.  Heer,  Fl.  d.  Schw.  III,  S.  109,  Taf.  134,  Fig.  17—20.  Engel- 
hardt, Berand,  S.  39,  Taf.  3,  Fig.  20. 

Die  Blättchen  sind  derblederig,  kurzgestielt,  am  Grunde  schief,  vorn  tief  aus- 
gerandet,  ganzrandig. 


Engelhardt.  Beiträge  z.  Kenntnis  der  tertiären  Flora  der  weiteren  Umgebung  v. 


. D.  Tuzla.  359 

Die  Stellung  cler  Blättchen  unter  Ceratonia  ist  noch  nicht  gesichert.  Bei  unserem 
tritt  die  Nervatur  entschieden  hervor,  weshalb  es  hierin  mehr  als  die  Schweizer  Blätt- 
chen Ceratonia  sich  nähert. 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän. 

Fundort:  Brestica  (Kalkmergel). 

Gattung:  Copaifera  L. 

Copaifera  radobojana  Ung.,  Taf.  LXXXVIII,  Fig.  14;  Taf.  XCI,  Fig.  11. 

Unger,  Ergebn.  einer  Reise,  S.  184.  Ders.,  Syll.  pl.  foss.  II,  S.  32,  Taf.  11,  Fig.  4 — -9. 

Die  Blätter  sind  gefiedert,  die  Blättchen  kurzgestielt,  eiförmig-elliptisch,  stumpflich, 
am  Grunde  etwas  herzförmig,  ganzrandig,  lederig;  die  Seitennerven  sind  zahlreich,  sehr 
zart,  meist  einfach  gleichlaufend. 

Unser  Blättchen  war  ein  oberes,  da  bei  solchem  die  seichte  Einbuchtung,  welche 
die  niederen  zeigen,  nicht  zu  beobachten  ist. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Copaifera  Martii  Heyne  (Brasilien). 

Zeitliche  Verbreitung:  Miozän. 

Fundort:  Kreka. 

Gattung:  Dalbergia  L. 

Dalbergia  retusaefolia  Web.  sp.,  Taf.  LXXXVII,  Fig.  13. 

Heer,  Fl.  d.  Sehw.  HI,  S.  104,  Taf.  133,  Fig.  9—11. 

Syn.:  Templetonia  retusaefolia  Weber,  Paläont.  IY,  S.  160,  Taf.  29,  Fig.  7. 

Die  Blätter  sind  unpaarig-gefiedert,  die  Blättchen  wechselständig,  etwas  lederig, 
kurzgestielt,  umgekehrt-eiförmig,  länglich,  gegen  den  Grund  verschmälert,  an  der  Spitze 
ausgerandet;  der  Mittelnerv  ist  kräftig,  nach  der  Spitze  hin  verdünnt,  die  Seitennerven 
meist  verwischt. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Dalbergia  ferruginea  Roxb.  (Ostindien). 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän. 

Fundort:  Prline. 

Gattung:  Cassia  L. 

Cassia  phaseolites  Ung.,  Taf.  LXXXIX,  Fig.  9,  12;  Taf.  XCI,  Fig.  10. 

Unger,  Sotzka,  S.  188,  Taf.  65,  Fig.  1 — 5;  Taf.  66,  Fig.  1 — 9.  Ders.,  Syll.  pl.  foss.  II,  S.  29;  Taf.  11, 
Fig.  1,  3.  Ders.,  Szäntö,  S.  17,  Taf.  5,  Fig.  22  (?).  Ettingshausen,  Häring,  S.  91,  Taf.  30,  Fig.  15  — 17. 
Ders.,  Bilin  in,  S.  61,  Taf.  54,  Fig.  9.  Ders.,  Sagor  II,  S.  210,  Taf.  20,  Fig.  23 — 30.  Heer,  Fl.  d.  Schw. 
III,  S.  119,  Taf.  137,  Fig.  66—74;  Taf.  138,  Fig.  1 — 12.  Ders.,  Bornstädt,  S.  21,  Taf.  3,  Fig.  10.  Ders., 
Balt.  Fl.,  S.  94,  Taf.  12,  Fig.  6;  S.  100,  Taf.  30,  Fig.  29.  Ders.,  Szilytal,  S.  23,  Taf.  5,  Fig.  7.  Engel- 
hardt, Braunk.  v.  Sachsen,  S.  31,  Taf.  8,  Fig.  13 — 15.  Ders.,  Leitm.  Mittelgeb.,  S.  366,  Taf.  3,  Fig.  11. 
Ders.,  Cyprissch.,  S.  17,  Taf.  9,  Fig.  3 — 6.  Ders.,  Jesuitengr.,  S.  79,  Taf.  20,  Fig.  2 — 4,  20,  23,  38.  Ders., 
Dux,  S.  197,  Taf.  15,  Fig.  14.  Ders.,  Caplagr.,  S.  203,  Taf.  9,  Fig.  2.  Staub,  Zsiltal,  S.  367,  Taf.  41, 
Fig.  8 (?). 

Die  Blätter  sind  vielpaarig  gefiedert,  die  Blättchen  häutig,  länglich-elliptisch  oder 
eirund-länglich,  gestielt,  ganzrandig,  ziemlich  stumpf;  der  Mittelnerv  ist  stark,  die  Seiten- 
nerven sind  zart,  zahlreich,  laufen  parallel  oder  fast  parallel  und  verbinden  sich  am 
Rande  in  Bogen. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Cassia  micranthera  DC.  (Brasilien). 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän,  Pliozän. 

Fundorte:  Brestica  (Kalkmergel),  Talrinne  der  Lohinja,  Orasje,  Prline. 


360 


II.  Naturwissenschaft. 


Cassia  Berenices  Urig.,  Taf.  LXXXVII,  Fig.  21. 

Unger,  Sotzka,  S.  188,  Taf.  64,  Fig.  4 — 10.  Ders.,  Szäntö,  S.  17,  Taf.  5,  Fig.  20.  Weber  u. Wessel, 
Paläont.  IV,  S.  53,  Taf.  29,  Fig.  16,  20.  Heer,  Fl.  d.  Schw.  III,  S.  118,  Taf.  137,  Fig.  42 — 56.  Ders.,  Balt. 
Fl.,  S.  100,  Taf.  30,  Fig.  30.  Engelhardt,  Leitm.  Mittelgeb.,  S.  393,  Taf.  7,  Fig.  21;  S.  410,  Taf.  12, 
Fig.  23.  Ders.,  Cyprissch.,  S.  17,  Taf.  8,  Fig.  23,  24;  Taf.  9,  Fig.  3.  Ders.,  Jesuitengr.,  S.  78,  Taf.  20, 
Fig.  11  — 13,  15,  16,  21,  22,  45,  46.  Ders.,  Caplagr.,  S.  202,  Taf.  7,  Fig.  7,  13.  Ettingshausen,  Sagor 
II,  S.  210,  Taf.  20,  Fig.  31 — 34.  Saporta,  Sud-Est  de  la  France,  S.  258,  Taf.  11,  Fig.  14.  Staub,  Zsil- 
tal,  S.  364,  Taf.  29,  Fig.  25;  Taf.  41,  Fig.  3,  4. 

Die  Blätter  sind  gefiedert,  die  Blättchen  knrzgestielt,  dünnhäutig,  eiförmig  oder 
elliptisch,  zugespitzt,  am  Grunde  meist  stumpf  gerundet,  bald  deutlich  ungleichseitig, 
bald  kaum  merklich;  der  Mittelnerv  ist  zart,  die  5 — 7 Seitennerven  sind  zart,  zuweilen 
gegenständig  und  verbinden  sich  vom  Rande  entfernt  in  Bogen. 

Unter  der  Lupe  erkennt  man  äußerst  zarte  Nervillen,  deren  Felder  von  sehr 
kleinen,  meist  vierseitigen  Maschen  angefüllt  sind. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Cassia  laevigata  Willd.  (Mittelamerika). 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän,  Pliozän. 

Fundort:  Brestica  (Kalkmergel). 

Cassia  hyperborea  Ung.,  Taf.  LXXXVIII,  Fig.  10. 

Unger,  Sotzka,  S.  58,  Taf.  43,  Fig.  2,  3.  Ettingshausen,  Häring,  S.  91,  Taf.  30,  Fig.  12 — 14. 
Heer,  Fl.  d.  Schw.  III,  S.  119,  Taf.  137,  Fig.  57 — 61.  Engelhardt,  Jesuitengr.,  S.  79,  Taf.  20,  Fig.  1,36; 
Taf.  21,  Fig.  5.  Ders.,  Caplagr.,  S.  202,  Taf.  9,  Fig.  14. 

Die  Blätter  sind  häutig,  gestielt,  ei-lanzettförmig,  zugespitzt;  der  Mittelnerv  ist 
stark,  die  Seitennerven  sind  sehr  fein,  gebogen,  bogenläufig. 

Höchst  wahrscheinlich  ist  diese  Art  keine  selbständige,  da  man  ihre  Blättchen  oft 
kaum  von  denen  der  Cassia  Berenices  Ung.  zu  trennen  vermag,  bei  manchen  nicht 
weiß,  ob  man  sie  zu  der  einen  oder  anderen  Spezies  rechnen  soll.  Es  wäre  deshalb 
das  Beste,  sie  in  Zukunft  unter  dem  einen  oder  anderen  Namen  zu  vereinigen. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Cassia  laevigata  Willd.  (Tropisches  Amerika). 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän,  Pliozän. 

Fundort:  Brestica  (Sandstein). 


Engelhardt.  Beiträge  z.  Kenntnis  der  tertiären  Flora  der  weiteren  Umgebung  v.  D.  Tuzla.  361 


Alphabetisches  Verzeichnis  der  Pflanzenreste. 


Seite 

Acer  palaeocampestre 352 

Amygdalus  persicifolia  ....  358 

Andromeda  protogaea 349 

„ tristis 350 

Benzoin  antiquum 343 

Cassia  Berenices 360 

„ hyperborea 360 

„ phaseolites 359 

Castanea  Kuhinyi 333 

Celastrus  acuminatoides  ....  353 

„ europaeus 353 

Ceratonia  emarginata 358 

Cinnamomum  polymorphum  . . 345 

„ Rossmässleri  . . 345 

„ Scheuchzeri  . . . 344 

„ subrotundum  . . 345 

Copaifera  radobojana 359 

Cunonia  europaea 350 

Dalbergia  retusaefolia 359 

Daphnogene  paradisiaca  . . . 346 

Diospyros  brachysepala  ....  347 

Echitonium  Sophiae 349 

Elaeodevdron  neogenum  ....  354 

Elaeoides  Fontanesia 348 

Embothrium  leptospermum . . . 347 

Equisetuni  Katzeri 324 

Eucalyptus  oceanica 357 

Eugenia  Apollinis 357 

Fagus  castaneaefolia  332 

„ Pyrrhae 333 


Seite 

Ficus  lanceolata 336 

„ multinervis 337 

„ tiliaefolia 337 

Glyptostrobus  europaeus  ....  328 

Ilex  ambigua 354 

„ neogena 354 

Juglans  acuminata 355 

Laurus  Lalages 342 

„ primigenia 341 

„ princeps 342 

„ styracifolia 342 

Swoszowiciana 341 

Libocedrus  salicornioides  . . . 326 

Magnolia  crassifolia 350 

Maytenus  marginatoides  ....  354 

Myrica  hakeaefolia 332 

„ lignitum 331 

„ salicina 331 

„ vindobonensis 331 

Myrsine  doryphora 349 

Myrtus  bosniaca 356 

„ Dianae 356 

Oreodaphne  Heeri 343 

Persea  Braunii 343 

„ speciosa 342 

Phragmites  oeningensis  ....  324 

Pinus  sp 325 

„ Ilageni 326 

„ hepios 325 

„ spiciformis 326 


Seite 

Platanus  aceroides 338 

Podogonium  latifolium 358 

Populus  mutabilis 340 

Quercus  Gmelini 335 

„ Lonchitis 334 

„ mediterranea 334 

Rhamnus  Eridani 355 

„ Gaudini 355 

Robinia  Regeli 358 

Salix  angusta 339 

„ macrophylla 339 

„ tenera 340 

„ varians 339 

Samyda  borealis 351 

Santalum  acheronticum  ....  346 

Sapindus  falcifolius 352 

„ heliconius 353 

„ Ungeri 352 

Sapotacites  Daphnes 348 

„ Mimusops 348 

„ minor 347 

Sassafras  Aesculapi 343 

Sequoia  Langsdorfii 329 

„ Sternbergii 330 

Stercidia  labrusca 351 

Taxodium  distichum  miocenum  327 
Terminalia  radobojensis  ....  356 

Ulmus  Braunii 335 

„ Bronnii 335 

„ plurinervia 336 


Angeführte  Literatur. 


Andrae,  Siebenbürgen  u.  Banat  = Beiträge  zur  Kenntnis»  der  fossilen  Flora  Siebenbürgens  und  des 
Banates.  Ab  hat® . d.  k.  k.  geolog.  Reichsanst.,  II,  1855. 

Beck,  Mittweida  = Das  Oligocän  von  Mittweida  mit  besonderer  Berücksichtigung  seiner  Flora.  Zeitschr. 
d.  deutsch,  geolog.  Gesellsch.,  1882. 

Braun,  A.,  Jahrb.  = Neues  Jahrbuch  für  Mineralogie,  Geologie  und  Paläontologie,  1845  und  1850. 

— Stitz.  Verz.  = Stitzenberger’s  Verzeichniss,  1851. 

— Buckl.  Geol.  = Buckland’s  Geologie  und  Mineralogie,  1839. 

Brongniart,  Prodr.  = Prodrome  d’une  histoire  des  vegetaux  fossiles.  Paris  1828. 


362 


Et.  Naturwissenschaft. 


Conwentz,  Bernsteinfl.  = Die  Flora  des  Bernsteins  und  ihre  Beziehungen  zur  Flora  der  Tertiärforma- 
tionen und  der  Gegenwart.  II.  Teil,  1886.  (Fortsetzung  des  von  Goeppert  und  Menge  begon- 
nenen Werkes.  Siehe  weiter  unten.) 

Endlicher,  Conif.  = Synopsis  Coniferarum.  Sangalli  1847. 

Engelhardt,  Braunkohlen  v.  Sachsen  = Flora  der  Braunkohlenformation  im  Königreiche  Sachsen,  1870. 

— Göhren  = Die  Tertiärflora  von  Göhren.  Leopold.-Carol.  Akad.,  1873. 

— Leitin.  Mittel.  = Tertiärpflanzen  aus  dem  Leitmeritzer  Mittelgebirge.  Ibid.,  1876. 

— Tschernowitz  = Ueber  die  fossilen  Pflanzen  des  Süsswassersandsteines  von  Tschernowitz.  Ibid.,  1877. 

— Liebotitz  und  Putschirn  = Ueber  Pflanzenreste  aus  den  Tertiärablagerungen  von  Liebotitz  und 

Putschirn.  Abh.  d.  Isis  z.  Dresden,  1880. 

— Grasseth  = Fossile  Pflanzen  des  Süsswassersandsteines  von  Grasseth,  Leopold.-Carol.  Akad.,  1881. 

— Cyprissch.  = Ueber  die  Cyprisschiefer  Nordböhmens  und  ihre  pflanzlichen  Einschlüsse.  „Isis“,  1880. 

— Jesuitengr.  = Tertiärflora  des  Jesuitengrabens  bei  Kundratitz  in  Nordböhmen.  „Isis“,  1885. 

— Meuselwitz  = Ueber  Braunkohlenpflanzen  von  Meuselwitz.  Mittheil,  aus  dem  Osterlande,  1884. 

— Bosnische  Tertiärpfl.  = Ueber  bosnische  Tertiärpflanzen.  „Isis“,  1883. 

— Capljagr.  = Flora  der  unteren  Paludinenschichten  des  Capljagrabens  bei  Podwin  in  der  Nähe  von 

Brood,  1893. 

— Dux  = Flora  der  über  den  Braunkohlen  befindlichen  Tertiärschichten  von  Dux,  Leopold.-Carol. 

Akad.,  1892. 

— Berand  = Die  Tertiärflora  von  Berand  im  böhmischen  Mittelgebirge.  Abh.  d.  „Lotos“,  1898. 
Ettingshausen,  Prot.  d.  Vorw.  = Die  Proteaceen  der  Vorwelt,  1851. 

— Wien  = Fossile  Flora  von  Wien.  Abhandl.  d.  k.  k.  geolog.  Reichsanst.,  II,  1855. 

— Wildshuth  = Beitrag  zur  Kenntniss  der  fossilen  Flora  von  Wildshuth.  Sitzungsber.  d.  Akad. 

Wien,  1852. 

— Heiligenkreuz  = Fossile  Pflanzenreste  aus  dem  trachytischen  Sandstein  von  Heiligenkreuz  bei 

Kremnitz.  Abliaridl.  Reichsanst.,  1852. 

— Tokay  = Beitrag  zur  Kenntniss  der  fossilen  Flora  von  Tokay.  Sitzungsber.  Akad.  Wien,  1853. 

— Häring  = Die  tertiäre  Flora  von  Häring  in  Tirol.  Abhandl.  Reichsanst.,  1853. 

— Monte  Promiua  = Die  eocäne  Flora  des  Monte  Promina.  Abh.  d.  Akad.  Wien,  1854. 

— Köflach  = Fossile  Flora  von  Köflach  in  Steiermark.  Jahrb.  d.  Reichsanst.,  1857. 

— Bilin  = Die  fossile  Flora  des  Tertiärbeckens  von  Bilin.  Abh.  d.  Akad.  Wien,  1866  — 1869.  3 Teile. 

— Wetterau  = Die  fossile  Flora  der  älteren  Braunkohlenformation  der  Wetterau.  Sitzungsber.  d.  Akad. 

Wien,  1868. 

— Steiermark  = Beiträge  zur  Kenntniss  der  Tertiärflora  Steiermarks.  Ibid.,  1869. 

— Sagor  = Die  fossile  Flora  von  Sagor  in  Krain.  Ibid.,  1872 — 1885.  3 Teile. 

— Leoben  = Die  fossile  Flora  von  Leoben  in  Steiermark.  Abh.  d.  Akad.  Wien,  1888 — 1890.  2 Teile. 

— Schönegg  = Die  fossile  Flora  von  Schönegg  bei  Wies  in  Steiermark.  Ibid.,  1890 — 1891.  2 Teile. 

Friedrich,  Prov.  Sachsen  = Beiträge  zur  Kenntniss  der  Tertiärflora  der  Provinz  Sachsen.  Abhandl. 

Specialkarte  von  Preussen,  Bd.  IV,  1883. 

Gardner,  Brit.  Eoc.  Fl.  = A monograph  of  the  British  eocene  Flora.  Palaeontogr.  Soc.,  1879—1885. 
6 Teile. 

Gau  di  n,  Toscana  = Gaudin  et  Strozzi:  Memoires  sur  quelques  gisements  de  feuilles  fossiles  de  la 
Toscana,  1858. 

— Val  d’Arno  = Contributions  ä la  Flore  fossile  Italienne.  II.  Val  d’Arno,  1859. 

Gey ler,  Sicilien  = Ueber  fossile  Pflanzen  aus  den  obertertiären  Ablagerungen  Siciliens,  1876. 
Goeppert,  Mon.  d.  foss.  Con.  = Monographie  der  fossilen  Coniferen,  1850. 

— Beitr.  (oder  an  anderer  Stelle:  Tertiärpfl.  Schles.)  = Beiträge  zur  Tertiärflora  Schlesiens.  Palaeonto- 

graphica,  1852. 

— Schossnitz  = Die  tertiäre  Flora  von  Scliossnitz  in  Schlesien,  1855. 

Goeppert  und  Menge,  Fl.  d.  Bernst.  = Flora  des  Bernsteins  etc.  (siehe  oben:  Conwentz),  1882. 
Heer,  Fl.  d.  Schw.  = Die  tertiäre  Flora  der  Schweiz,  1855 — 1859.  3 Bde. 

— Vancouver  = Ueber  einige  fossile  Pflanzen  von  Vaucouver  und  Britisch-Columbia,  1865. 

— Bovey  Tracey  = Die  fossile  Flora  von  Bovey  Tracey,  1861. 

— Polarl.  = Die  fossile  Flora  der  Polarländer,  1868 — 1883.  7 Bde. 

— North-Greenland  = Contributions  to  the  Fossil  Flora  of  Nortli-Greenland,  1869. 

— Alaska  = Die  fossile  Flora  von  Alaska,  1869. 

— Bornstädt  = Ueber  die  Braunkohlenpflanzen  von  Bornstädt,  Abh.  d.  naturf.  Gesellsch.  z.  Halle.  1869. 


Engelhardt.  Beiträge  z.  Kenntnis  der  tertiären  Flora  der  weiteren  Umgebung  v.  D.  Tuzla.  363 


Heer,  Balt.  Fl.  = Miocäne  baltische  Flora,  1869. 

— Spitzbergen  = Die  miocäne  Flora  und  Fauna  Spitzbergens,  1870. 

— Nord-Grönland  = Beiträge  zur  fossilen  Flora  von  Nord-Grönland,  1870. 

— Zsily-Thal  - Ueber  die  Braunkohlenflora  des  Zsily-Thales  in  Siebenbürgen.  Jahrb.  d.  Ungar,  geolog. 

Anst.,  1872. 

— Grinnell  Land  = Notes  on  Fossil  Plants  discovered  in  Grinnell  Land.  Quart.  Journ.,  1878. 

Die  übrigen  Abkürzungen  beziehen  sich  auf  Abschnitte  der  zitierten  fossilen  Flora  der 
Polarländer  (Flora  fossilis  arctica). 

Keller,  St.  Gallen  = Beiträge  zur  Tertiärflora  des  Cantons  St.  Gallen,  1892. 

Lesquereux,  Tert.  Fl.  = Tertiary  Flora  of  Western  Territories,  1878. 

— Cret.  Fl.  = Cretaceous  Flora  of  West.  Terr.,  1883.  — Bezieht  sich  auf:  Contributions  to  the  fossil 

Flora  of  the  Western  Territories,  1874 — 1883.  3 Bde. 

Ludwig,  Palaeont.  = Palaeontographica,  V.  Bd.  Fossile  Pflanzen  aus  dem  Basalttuff  von  Holzhausen 
bei  Homburg  in  Hessen,  1857. 

— Palaeontographica,  VIII.  Bd.  Fossile  Pflanzen  aus  der  ältesten  Abteilung  der  Rheinisch -Wetterauer 

Tertiärformation,  1859 — 1860. 

Massalongo,  Senigall.  = Studii  sulla  Flora  fossile  e Geologia  Stratigraphica  del  Senigalliese,  1859. 
Rossmässler,  Altsattel  = Die  Versteinerungen  des  Braunkohlensandsteines  aus  der  Gegend  von  Altsattel 
in  Böhmen,  1840. 

Saporta,  Sud-Est  de  la  France  = Etudes  sur  la  Vegetation  du  Sud-Est  de  la  France  ä l’epoque  tertiaire, 
1862—1874.  4 Vol. 

Sieber,  Nordböhm.  Braunk.  = Zur  Kenntniss  der  nordböhmischen  Braunkohlenflora.  Sitzungsber.  d. 
Akad.  Wien,  1880. 

Sismonda,  Piemont  = Prodrome  d’une  Üore  tertiaire  du  Piemont,  1859. 

Schmalhausen,  Stidwest-Russland  = Beiträge  zur  Tertiärflora  Siidwest-Russlands.  Paläont.  Abhandl. 
von  Dam  es  und  Kays  er,  1884. 

Staub,  Baranyaer  Com.  = Mediterrane  Pflanzen  aus  dem  Baranyaer  Comitat.  Jahrb.  Ungar,  geolog.  Anst. 
1885. 

— Zsil-Thal  = Die  aquitanische  Flora  des  Zsil-Thales  im  Comitate  Hunyad.  Ibid.,  1888. 

Stern  b erg,  Vers.  Fl.  d.  Vorw.  = Versuch  einer  geognostisch-totanisclien  Darstellung  der  Flora  der  Vor- 
welt, 1821—1838. 

Stur,  Fl.  d.  Süsswasserquarze  = Beiträge  zur  Kenntniss  der  Flora  der  Süss  wasserquarze  der  Congerien- 
und  Cerithienschichten  im  Wiener  und  ungarischen  Becken.  Jahrb.  Reichsanst.,  1867. 

Unger,  Chlor,  prot.  = Cliloris  protogaea.  Beiträge  zur  Flora  der  Vorwelt,  1845. 

— Gen.  et  spec.  plant.  = Genera  et  species  plantarum  fossilium,  1850. 

— Swoszowice  = Blätterabdrücke  aus  dem  Schwefelflötze  von  Swoszowice  in  Galizien,  Haidinger, 

Naturw.  Abh.,  1850. 

— Sotzka  = Die  fossile  Flora  von  Sotzka.  Abh.  d.  Akad.  Wien,  1851. 

— Iconogr.  pl.  foss.  = Iconographia  plantarum  fossilium.  Ibid.,  1852. 

— Gleichenberg  = Fossile  Flora  von  Gleichenberg.  Ibid.,  1854. 

— Syll.  pl.  foss.  — Sylloge  plantarum  fossilium.  Ibid.,  1861  — 1866.  3 Abtli. 

— Kumi  = Die  fossile  Flora  von  Kumi  auf  der  Insel  Euboea.  Ibid.,  1867. 

— Szäntd  = Fossile  Flora  von  Szäntö  in  Ungarn.  Ibid.,  1869. 

— Radoboj  — Die  fossile  Flora  von  Radoboj.  Ibid.,  1869. 

Velenovsky,  Vrsovic  = Flora  der  ausgebrannten  Letten  von  Vrsovic  bei  Laun.  Böhm.  Ges.  d.  Wiss.,  1881. 

— Gymnosp.  d.  böhm.  Kr.  = Die  Gymnospermen  der  böhmischen  Kreideformation.  Ibid.,  1887. 

Ward,  Syn.  of  the  Fl.  of  the  Laramie  Gr.  — Synopsis  of  the  Flora  of  the  Laramie  Group.  Geol.  Survey 

Washington,  1886. 

Weber,  Palaeont.  = Palaeontographica,  1852.  Die  Tertiärflora  der  niederrheinischen  Braunkohlen- 
formation. 

Wessel  und  Weber,  Palaeont.  = Palaeontographica,  1854.  Neuer  Beitrag  zur  Tertiärflora  der  nieder- 
rheinischen Braunkohlenformation. 


Zur  Kenntnis  der  fossilen  Flora  der  Zenica-Sarajevoer 
Braunkohlenablagerung  in  Bosnien. 

Von 

Hermann  Engelhardt, 

Professor  an  der  DreiköDigschule  in  Dresden. 


(Mit  4 Tafeln  und  einer  Abbildung  im  Texte.) 


Beschreibung  der  Arten. 

Gramineen  Fuss. 

Gattung:  Phragmites  Trin. 

Phragmites  oeningensis  Al.  Br.;  Taf.  XCII,  Fig.  1,  2. 

Lit.  u.  Syn.  s.  Engelhardt,  Dolnja  Tuzla,  S.  324. 

Das  Rhizom  ist  verzweigt,  seine  Internoclien  sind  gewöhnlich  gestreckt,  röhrig, 
die  Halme  gestreckt,  die  Blätter  breit  und  vielnervig. 

Diese  Pflanze  kann  im  Gebiete  nicht  selten  gewesen  sein,  darauf  deuten  eine 
größere  Anzahl  an  verschiedenen  Stellen  gefundene  Reste,  welche  aus  Halm-  und  Blatt- 
stücken bestehen,  hin. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Phragmites  communis  Trin.  (Europa,  Asien,  Amerika, 
Australien).  Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän,  Pliozän. 

Fundorte:  Ivakanj-Doboj  (Werk  und  Mühle),  Bahnwächterhaus  Nr.  55  bei  Zenica, 
Biel  put  dortselbst. 

Juncaceen  Ag. 

Gattung:  J uncus  L. 

Juncus  retractus  Heer,  Taf.  XCII,  Fig.  3. 

Heer,  Fl.  d.  Scliw.  II,  S.  81,  Taf.  30,  Fig.  3;  Taf.  27,  Fig.  2c;  Taf.  29,  Fig.  8a.  Ettinghausen, 
Bilin  I,  S.  103,  Taf.  6,  Fig.  2.  Engelhardt,  Braunk.  v.  Sachsen,  S.  36,  Taf.  11,  Fig.  3.  Ders.,  Dux, 
S.  149,  Taf.  2,  Fig.  17  b.  Ders.,  Himmelsberg,  S.  258,  Taf.  1,  Fig.  15. 

Die  Halme  sind  1 — 1 1/2  lin.  breit,  deutlich  gestreift. 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän. 

Fundort:  Kakanj-Doboj  (Werk). 


Engelhardt.  Zur  Kenntnis  der  fossilen  Flora  der  Zenica-Sarajevoer  Braunkohlenablagerung.  365 


Typhaceen  DC. 

Gattung:  Typlici  L. 

Typha  latissima  Al.  Br.,  Taf.  XCII,  Fig.  4,  5. 

Al.  Braun  in  Stitzenb.  Verz.,  S.  75.  Heer,  Fl.  d.  Schw.  I,  S.  98,  Taf.  43,  44.  Ders.,  Balt.  Fl., 
S.  29,  Taf.  4,  Fig.  11.  Ettingshausen,  Bilin  I,  S.  30,  Taf.  6,  Fig.  9,  10.  Engelhardt,  Göhren,  S.  10, 
Taf.  2,  Fig.  3.  Ders.,  Dux,  S.  150,  Taf.  2,  Fig.  21,  22.  Velenovsky,  Vrsovic,  S.  22,  Taf.  2,  Fig.  1 — 3. 

Syn.:  Typhaeolopium  maritimum  Unger,  Iconogr.  pl.  foss.,  S.  90,  Taf.  30,  Fig.  3 — -5.  — Zosterites 
Kotschyi  Unger,  Iconogr.  pl.  foss.,  S.  86,  Taf.  29,  Fig.  1. 

Die  Blätter  sind  sehr  lang,  12 — 30  mm  breit,  haben  meist  14 — -18  stärkere,  durch 
Querstreifen  verbundene  Längsnerven  und  zwischen  diesen  4 — 6 sehr  feine. 

Die  dunklen  Stellen  bei  dem  einen  Blatte  sind  durch  Seitendruck  entstanden, 
worauf  die  Wölbung  derselben  hindeutet,  und  durchaus  nicht  als  Rippen  zu  deuten, 
woran  schon  die  bedeutende  Stärke  hindert.  Die  Querstreifen  verlaufen  teils  recht- 
winkelig, teils  etwas  schief  zu  den  Längsnerven. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Typha  latifolia  L.  (Europa,  Asien,  Nordamerika). 
Heer  verweist  noch  auf  Typha  truxillensis  H.  u.  Kth.  (Peru). 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän. 

Fundort:  Kakanj-Doboj  (Mühle). 

Abietineen  Rieh. 

Gattung:  JPinus  L. 

Pinus  megaloptera  Ett.,  Taf.  XCII,  Fig.  11. 

Ettingshausen,  Sagor  I,  S.  13,  Taf.  1,  Fig.  21,  23. 

Der  Flügel  der  Samen  ist  keilförmig,  länglich,  6 mm  breit,  sehr  zart  gestreift,  an 
der  Spitze  sehr  stumpf,  gerundet  oder  fast  abgestutzt,  das  Nüßchen  ist  klein,  ziem- 
lich rund. 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän. 

Fundort:  Kakanj-Doboj  (Werk). 

Pinus  hepios  Ung.  sp. 

Lit.  u.  Syn.  s.  Engelhardt,  Dolnja  Tuzla,  S.  325.  Dazu:  Menzel,  Gymnosp.  d.  nordböhm.  Braun- 
kohlen!., I,  S.  64,  Taf.  3,  Fig.  4. 

Die  Kurztriebe  sind  zweinadelig,  9 — 15  cm  lang,  06 — 0-8  mm  breit,  starr  oder  ge- 
bogen, am  Grunde  in  einer  10 — 12  mm  langen  Scheide  eingeschlossen. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Pinus  mitis  Mich.  (Nordamerika)  nach  Unger;  Pinus 
halepensis  Mill.  (Südeuropa)  nach  Menzel. 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän,  Pliozän. 

Fundorte:  Zwischen  Janjidi  und  Lasva,  Podastinje  (Brücke). 

Cupressineen  Rieh. 

Gattung:  Glyptostrobus  Endl. 

Glyptostrobus  europaeus  Brongn.  sp.,  Taf.  XCII,  Fig.  6,  9,  10,  12 — 17. 

Lit.  u.  Syn.  s.  Engelhardt,  Dolnja  Tuzla,  S.  328. 

Die  Blätter  sind  spitz,  schuppenförmig,  angedrückt,  am  Grunde  herablaufend,  un- 
gerippt, bisweilen  linealisch,  abstehend;  die  Zapfen  kurz,  eiförmig  oder  beinahe  kugelig, 
die  Schuppen  verholzt,  an  ihrer  halbkreisförmigen  Spitze  mit  6 — 8 Kerbzähnen  ver- 


366 


II.  Naturwissenschaft. 


sehen  oder  beinahe  glatt,  am  oberen  Teile  des  Rückens  der  Länge  nach  gefurcht,  am 
mittleren  aber  zart  und  mit  festen  Anhängseln  versehen,  die  wenig  gekrümmten  Samen 
geflügelt,  am  Grunde  ausgerandet. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Glyptostrobus  heterophyüus  Endl.  (China). 

Zeitliche  Verbreitung:  Eozän,  Miozän,  Pliozän. 

Fundorte:  Kakanj-Doboj  (Werk,  Mühle),  Bahnwächterhaus  Nr.  55,  Zenica,  Visoko, 
Podastinje. 

Gattung:  Sequoia  Endl. 

Sequoia  langsdorßi  Brongn.  sp.,  Taf.  XCII,  Fig.  8. 

Lit.  u.  Syn.  s.  Engelhardt,  Dolnja  Tuzla,  S.  329.  Dazu:  Menzel,  Gymnosp.  d.  nordbühm.  Brauu- 
kolilenf.  II,  S.  89,  Taf.  5,  Fig.  26. 

Die  Blätter  sind  steif,  linealisch,  am  Grunde  verschmälert  und  angewachsen 
herunterlaufend,  gedrängt,  abstehend;  der  Mittelnerv  ist  stark.  Die  Zapfen  sind  halb- 
zollang,  oval,  die  Schuppen  schildförmig,  in  der  Mitte  mit  einem  Stachelspitzchen  ver- 
sehen. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Sequoia  sempervirens  Endl.  (Kalifornien). 

Zeitliche  Verbreitung:  Kreide,  Eozän,  Miozän,  Pliozän. 

Fundort:  Kakanj-Doboj  (Werk). 

Gattung:  Widdringtonia  Endl. 

Widdringtonia  ungeri  (?)  Endl.,  Taf.  XCII,  Fig.  7. 

Endlicher,  Syn.  conif.,  S.  271.  Unger,  Gen.  et.  sp.  pl.  foss.,  S.  312.  Göppert,  Mon.  d.  foss. 
Conif.,  S.  176,  Taf.  16,  Fig.  20.  Ettingshausen,  Köflach,  S.  10,  Taf.  1,  Fig.  1.  Koväts,  Erdübenye, 
S.  17,  Taf.  1,  Fig.  5.  Saporta,  Sud-Est  de  la  France  III,  S.  48,  Taf.  3,  Fig.  2,  3.  Heer,  Beitr.,  S.  21, 
Taf.  10,  Fig.  14c  (?). 

Syn.:  Juniperitis  bacciferu  Unger,  Chi.  prot.,  S.  80,  Taf.  21,  Fig.  1 — 3.  — Thuites  gramineus  Stern- 
berg, Vers.  I,  S.  31;  S.  38,  Taf.  35,  Fig.  4.  — Thuja  graminea  Brongniart,  Prodr.,  S.  109.  — Musettes 
Stoltzii  Sternberg,  Vers.  II,  S.  38,  Taf.  17,  Fig.  2,  3. 

Die  Zweige  sind  aufrecht,  die  Zweigelchen  zierlich  und  gedrängt,  die  Blätter  ei- 
lanzettförmig, schuppenförmig,  angewachsen  oder  angedrückt,  die  Zäpfchen  kugelig, 
klappig. 

Es  ist  nur  der  kleine  Rest  gefunden  worden.  Da  die  Früchte  fehlen,  kann  nicht 
mit  Bestimmtheit  gesagt  werden,  ob  er  zu  Widdringtonia  ungeri  Endl.  oder  zu  W.  helvetica 
Heer  gehöre.  Nun  aber  erstere  von  einer  Anzahl  südlich  gelegener  Orte  bekannt  ge- 
worden ist,  kann  wohl  angenommen  werden,  daß  er  hierher  zu  ziehen  sei.  Menzel 
nimmt  an  (s.  Gymnosp.  d.  nordböhm.  Baunkohlenf.  II,  S.  100),  daß  W.  ungeri  Endl.  mit 
W.  helvetica  Heer  vereinigt  werden  müsse. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Widdringtonia  cupressoides  Endl. 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän. 

Fundort:  Kakanj-Doboj  (Werk). 

Myriceen  Rieh. 

Gattung:  Myrica  L. 

Myrica  hakeaefolia  Ung.  sp.,  Taf.  XCII,  Fig.  24. 

Lit.  u.  Syn.  s.  Engelhardt,  Dolnja  Tuzla,  S.  332.  Dazu:  Ders.,  Himmelsberg,  S.  265,  Taf.  1, 
Fig.  43,  50,  51. 


Engelhardt.  Zur  Kenntnis  der  fossilen  Flora  der  Zenica-Sarajevoer  Braunkohlenablagerung.  367 


Die  Blätter  sind  lederartig,  fest,  lanzettförmig  oder  linealisch -lanzettförmig,  in  den 
Stiel  verschmälert,  zugespitzt  und  entfernt  gezähnt,  nach  dem  Grunde  zu  oder  auch 
durchgehend  ganzrandig,  die  meisten  vorhandenen  Zähne  ungleich;  der  Mittelnerv  ist 
stark,  die  Seitennerven  sind  zart,  flach-bogenförmig  und  die  Nervillen  ziemlich  so  stark 
als  die  Sekundärnerven. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Myrica  macrocarpa  H.  B.  (Peru,  Neugranada). 

Zeitliche  Verbreitung:  Eozän,  Oligozän,  vereinzelt  im  Miozän. 

Fundorte:  Kakanj-Doboj  (Mühle),  Zenica,  Bahnwächterhaus  Nr.  55. 

Myrica  vindobonensis  Ung. 

Lit.  u.  Syn.  s.  Engelhardt,  Dolnja  Tuzla,  S.  331. 

Blätter  dieser  Art  wurden  von  Dr.  Ratz  er  neuerdings  in  den  sandigen  Hangend- 
mergeln zwischen  Janjici  und  Lasva  gefunden. 

Myrica  laevigata  Heer,  Taf.  XCII,  Fig.  25,  28,  30. 

Heer,  Zsilytal,  S.  14,  Taf.  2,  Fig.  la,  />,  2.  Engelhardt,  Göhren,  S.  18,  Taf.  3,  Fig.  3.  Ders., 
Grasseth,  S.  290,  Taf.  2,  Fig.  11 — 13.  Ders.,  Meuselwitz,  S.  13,  Taf.  2,  Fig.  6,  7. 

Syn.:  Dryandroides  laevigata  Heer,  Fl.  d.  Schw.  II,  S.  101,  Taf.  99,  Fig.  5 — 8.  Ders.,  Beitr.,  S.  19, 
Taf.  10,  Fig.  6.  Ders.,  Bovey-Tracey,  S.  47,  Taf.  14,  Fig.  9 — 11.  Sismonda,  Piemont,  S.  53,  Taf.  17, 
Fig.  8 b (?). 

Die  Blätter  sind  lederig,  derb,  glänzend,  glatt,  lanzettförmig,  in  den  Stiel  ver- 
schmälert, an  der  Spitze  zugespitzt,  ganzrandig  oder  zerstreut  gezähnt;  der  Mittelnerv 
ist  stark,  die  Seitennerven  sind  sehr  zart,  bogenläufig  und  in  der  Nähe  des  Randes 
unter  einander  verbunden,  die  Tertiärnerven  sehr  fein. 

Die  Blätter  dieser  Art  unterscheiden  sich  von  denen  der  Myrica  hakeaefolia 
Ung.  sp.  durch  die  zartere  Nervatur  und  die  kleineren  Zellen.  Unsere  Exemplare  ge- 
hören der  ungezähnten  Form  an. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Myrica  cerifera  L.  (Nordamerika). 

Zeitliche  Verbreitung:  Eozän,  Oligozän,  Miozän. 

Fundorte:  Kakanj-Doboj  (Werk  Mühle). 

Myrica  banksiaefolia  Ung. 

Unger,  Syn.  pl.  foss.,  S.  214.  Ders.,  Sotzka,  S.  30,  Taf.  6,  Fig.  3,  4;  Taf.  7,  Fig.  2 — 6. 

Heer,  Balt.  Fl.,  S.  67,  Taf.  18,  Fig.  4.  Ders.,  Alaska,  S.  28,  Taf.  2,  Fig.  11.  Ders.,  Zsilytal, 

S.  13,  Taf.  1,  Fig.  7.  Engelhardt,  Jesuitengr.,  S.  19,  Taf.  2,  Fig.  1.  Ders.,  Himmelsberg, 

S.  263,  Taf.  1,  Fig.  45. 

Syn.:  Dryandroides  banksiaefolia  Heer,  Fl.  d.  Schw.  II,  S.  102,  Taf.  100,  Fig.  3 — 10; 

III,  S.  187,  Taf.  153,  Fig.  6.  Sismonda,  Piemont,  S.  54,  Taf.  17,  Fig.  8.  Ludwig,  Paläont.  V, 

S.  146,  Taf.  31,  Fig.  10.  — Dryandroides  angustifolia  Unger,  Sotzka,  S.  39,  Taf.  20,  Fig.  1 — 6. 

Wessel  u.  Weber,  Paläont.  IV,  S.  148,  Taf.  26,  Fig.  2.  — Banlcsia  ungeri  Ettingshausen, 

Häring,  S.  54,  Taf.  17,  Fig.  1—22;  Taf.  18,  Fig.  1—6. 

Die  Blätter  sind  gestielt,  steif,  lederig,  linealisch  oder  linealisch-lanzett- 
förmig,  überall  scharf  gesägt,  beiderseits  zugespitzt;  die  Seitennerven  entsprin- 
gen unter  beinahe  rechtem  Winkel,  sind  genähert,  einfach,  parallel,  bogenläufig. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Myrica  cerifera  L.  (Nordamerika),  M.  escu- 
lenta  Don.  (Nepal),  M.  californica  Cham.  (Kalifornien). 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän. 

Fundort:  Plandiäte  bei  Kakanj-Doboj. 


368 


II.  Naturwissenschaft. 


Betulaceen  Bartl. 

Gattung:  j Betula  Tourn. 

Betula  prisca  Ett.?  Taf.  XCII,  Fig.  26,  27. 

Ettingshausen,  Wien,  S.  11,  Taf.  1,  Fig.  15,  17.  Ders.,  Heiligenkreuz,  S.  5,  Taf.  1,  Fig.  3.  Ders., 
Bilin  I,  S.  45,  Taf.  14,  Fig.  14 — 16.  Göppert,  Schossnitz,  S.  11,  Taf.  3,  Fig.  11,  12.  Gaudin  etStrozzi, 
Fl.  ital.  IV,  S.  20,  Taf.  1,  Fig.  14;  VI,  S.  12,  Taf.  2,  Fig.  10.  Heer,  Polarl.,  S.  148,  Taf.  25,  Fig.  9a,  20—25; 
Taf.  26,  Fig.  15,  c.  Ders.,  Balt.  Fl.,  S.  70,  Taf.  18,  Fig.  8 — 15.  Engelhardt,  Braunk.  v.  Sachsen,  S.  16, 
Taf.  3,  Fig.  19 — 21.  Ders.,  Leitm.  Geh.,  S.  374,  Taf.  5,  Fig.  3 — 6.  Ders.,  Jesuitengr.,  S.  20,  Taf.  2,  Fig.  22. 
Ders.,  Dux,  S.  27,  Taf.  3,  Fig.  3,  14,  16 — 18.  Ders.,  Himmelsberg,  S.  265,  Taf.  1,  Fig.  40. 

Sy n.:  Carpinus  betuloides  Unger,  Ieonogr.  pl.  foss.,  S.  40,  Taf.  20,  Fig.  6 — 8.  — Ainus  similis 
Göppert,  Schossnitz,  S.  13,  Taf.  4,  Fig.  5. 

Die  Blätter  sind  wechselständig,  eiförmig,  langgestielt,  gesägt;  der  Mittelnerv  tritt 
am  Grunde  hervor,  verläuft  gerade,  die  Seitennerven  entspringen  unter  spitzen  Winkeln, 
sind  einfach,  fast  gerade,  gleichlaufend. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Betula  rhojpaltra  Wall.  (Ostindien). 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän. 

Fundort:  Ivakanj-Doboj  (Mühle). 

Betula  brongniartii  Ett.,  Taf.  XCII,  Fig.  18,  20 — 23,  32. 

Ettingshausen,  Wien,  S.  12,  Taf.  1,  Fig.  18.  Ders.,  Heiligenkreuz,  S.  5,  Taf.  1,  Fig.  4,  5.  Ders., 
Wetterau,  S.  25,  Taf.  1,  Fig.  5.  Ders.,  Bilin  I,  S.  46,  Taf.  14,  Fig.  9 — 13.  Heer,  Fl.  d.  Schw.  H,  S.  39, 
Taf.  72,  Fig.  1 (?).  Gaudin  et  Strozzi,  Fl.  foss.  ital.  H,  S.  39,  Taf.  3,  Fig.  12.  Engelhardt,  Göhren, 
S.  20,  Taf.  3,  Fig.  4 — 9.  Ders.,  Liebotitz  und  Putschirn,  S.  79,  Taf.  11,  Fig.  12,  13.  Ders.,  Jesuitengr., 
S.  21,  Taf.  2,  Fig.  21,  24;  Taf.  21,  Fig.  7.  Ders.,  Himmelsberg,  S.  266,  Taf.  1,  Fig.  49;  Taf.  2,  Fig.  1,  2. 

Syn.:  Carpinus  macroptera  Brongniart,  Prodr.,  S.  143,  214.  Unger,  Swoszowice,  S.  4,  Taf.  13, 
Fig.  9.  — Carpinus  betuloides  Unger,  gen.  et.  sp.  pl.  foss.,  S.  403. 

Die  Blätter  sind  gestielt,  am  Grunde  verschmälert,  gerundet,  eiförmig  oder  läng- 
lich-eiförmig, zugespitzt,  ungleich-  oder  doppeltgesägt;  die  zahlreichen  Seitennerven  sind 
randläufig,  meist  einfach. 

Eine  größere  Anzahl  von  verkehrt-herzförmigen  Flügelsamen  liegt  vor,  die  ich  mich 
hierher  zu  rechnen  für  befugt  halte.  Sie  zeigen  einen  von  oben  nach  unten  sich  ver- 
schmälernden  Samen,  an  welchen  sich  die  ebenfalls  nach  unten  sich  verjüngenden 
zarten  Flügel  anlehnen.  Um  das  Schwanken  in  der  Größe  zu  veranschaulichen,  bildete 
ich  mehrere  ab.  Die  bisher  von  anderen  Arten  bekannt  gewordenen  unterscheiden 
sich  wesentlich  von  den  unserigen. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Betula  lenta  L.  (Nordamerika). 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän. 

Fundorte:  Kakanj-Doboj  (Werk,  Mühle). 

Gattung:  Ainus  Hall. 

Ainus  kefersteinii  Göpp.,  sp.,  Taf.  XCII,  Fig.  33. 

Unger,  Chi.  prot.,  S.  155,  Taf.  33,  Fig.  1 — 4.  Ders.,  Swoszowice,  S.  123,  Taf.  13,  Fig.  3.  Ders., 
Szantö,  S.  6,  Taf.  1,  Fig.  6.  Ettingshausen,  Wien,  S.  12,  Taf.  1,  Fig.  19,  20.  Ders.,  Bilin  I,  S.  47,  Taf.  14, 
Fig.  17—20.  Ders.,  Steiermark,  S.  29,  Taf.  1,  Fig.  22.  Heer,  Fl.  d.  Schw.  II,  S.  37,  Taf.  71,  Fig.  5—7. 
Ders.,  Spitzbergen,  S.  70,  Taf.  11,  Fig.  7c;  Taf.  14,  Fig.  9,  10;  S.  159,  Taf.  30,  Fig.  5a;  Taf.  31,  Fig.  4. 
Ders.,  Sachalin,  S.  29,  Taf.  4,  Fig.  45 — d\  Taf.  5,  Fig.  6 — 8.  Ders.,  Balt.  Fl.,  S.  33,  Taf.  4,  Fig.  11— 17; 
S.  67,  Taf.  19,  Fig.  1 — 13;  Taf.  20.  Sismonda,  Piemont,  S.  424,  Taf.  12,  Fig.  46;  Taf.  14,  Fig.  3.  Gaudin 
et  Strozzi,  Toscane,  S.  30,  Taf.  2,  Fig.  7 — 9;  Taf.  4,  Fig.  6.  Ludwig,  Paläont.  VIII,  S.  97,  Taf.  31, 
Fig.  1 — 6;  Taf.  32,  Fig.  1,  2.  Engelhardt,  Braunk.  v.  Sachsen,  S.  15,  Taf.  3,  Fig.  17.  Ders.,  Göhren, 
S.  18,  Taf.  3,  Fig.  4 — 6.  Ders.,  Leitm.  Geb.,  S.  358,  Taf.  2,  Fig.  1;  S.  375,  Taf.  5,  Fig.  4.  Ders.,  Cyprissch.,  ■ 


Engelhardt.  Zur  Kenntnis  der  fossilen  Flora  der  Zenica-Sarajevoer  Braunkohlenablagerung'.  369 


S.  7,  Taf.  7,  Fig.  17.  Ders.,  Liebotitz  u.  Putschirn,  S.  70,  Taf.  1,  Fig.  11;  Taf.  2,  Fig.  2.  Ders.,  Jesuitengr., 
S.  21,  Taf.  1,  Fig.  34—36;  Taf.  2,  Fig.  12—16;  Taf.  21,  Fig.  9,  10,  12.  Ders.,  Grasseth,  S.  291,  Taf.  2,  Fig.  7. 
Ders.,  Dux,  S.  156,  Taf.  3,  Fig.  25,  26;  Taf.  4,  Fig.  25,  26,  28—31;  Taf.  5,  Fig.  1.  Ders.,  Öaplagr.,  S.  175, 
Taf.  1,  Fig.  1;  Taf.  7,  Fig.  1.  Ders.,  Himmelsberg,  S.  266,  Taf.  2,  Fig.  13 — 15.  Velenovsky,  Vrsovic,  S.  22, 
Taf.  2,  Fig.  24;  Taf.  3,  Fig.  13 — 17.  Lesquereux,  Tert.  FL,  S.  140.  Taf.  18,  Fig.  6 — 8;  Taf.  64, 
Fig.  11. 

Syn.:  Alnites  kefersteinii  Göppert,  Nova  Acta  XVIII,  S.  564,  Taf.  41,  Fig.  1 — -19.  - — Atnus  cycladimi 
Unger,  Kami,  S.  23,  Taf.  3,  Fig.  9,  22.  — Ainus  sporadum  Unger,  Kumi,  S.  23,  Taf.  3,  Fig.  1 — 8. 

Die  Blätter  sind  kurzgestielt,  eirund  oder  länglich  - eirund,  die  Spitze  derselben 
ist  stumpf  oder  zugespitzt,  der  Rand  meist  doppelt,  doch  auch  einfach  gesägt,  der 
Grund  zugerundet,  bisweilen  etwas  herzförmig  ausgerandet;  der  Mittelnerv  ist  stark, 
die  Seitennerven  stehen  weit  auseinander,  sind  stark,  entspringen  unter  spitzen  Winkeln 
und  sind  randläufig.  Die  Zäpfchen  sind  groß,  die  Schuppen  verholzt  und  an  der  Spitze 
verdickt. 

Diese  Pflanze  gehört  zu  den  im  Tertiär  räumlich  wie  zeitlich  meist  verbreiteten 
Arten,  ist  zirkumpolaren  Ursprungs  und  war  Nordamerika  wie  Europa  gemeinsam. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Ainus  glutinosa  Gärtn.  (Nördliche  Halbkugel). 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän,  Pliozän. 

Fundorte:  Kakanj-Doboj  (Mühle),  Bahnwächterhaus  Nr.  55. 

Ainus  nostratum  Ung.,  Taf.  XCV,  Fig.  25. 

Unger,  Chi.  prot.,  S.  117,  Taf.  34,  Fig.  1.  Heer,  Fl.  d.  Schw.  H,  S.  37,  Taf.  71,  Fig.  13—15,  19a, 
20,  21.  Ders.,  Polarl.,  S.  103,  Taf.  47,  Fig.  12.  Ludwig,  Paläont.  VIII,  S.  98,  Taf.  34,  Fig.  7,  8.  Sis- 
monda,  Piemont,  S.  425,  Taf.  11,  Fig.  2,  3.  Staub,  Zsiltal,  S.  264,  Taf.  26,  Fig.  1;  Taf.  34/35,  Fig.  1 a,  b. 

Die  Blätter  sind  eiförmig  oder  eiförmig-rundlich  oder  umgekehrt- eiförmig,  sehr 
oft  stumpf  oder  eingedrückt,  einfach  gesägt,  der  Mittelnerv  ist  stark,  die  8 — 10  Seiten- 
nerven entspringen  unter  spitzen  Winkeln,  verlaufen  parallel  und  endigen  in  Zähnen 
des  Randes. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Ainus  glutinosa  Gärtn.  (Nördliche  Halbkugel). 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän. 

Fundort:  Kakanj-Doboj  (Mühle). 

Capuliferen  Endl. 

Gattung:  Quercus  L. 

Quercus  lonchitis  Ung.,  Taf.  XCII,  Fig.  29,  34. 

Lit.  u.  Syn.  s.  Dolnja  Tuzla,  S.  334.  Dazu:  Engelhardt,  Himmelsberg,  S.  268,  Taf.  2,  Fig.  10,  11; 
Taf.  5,  Fig.  34. 

Die  Blätter  sind  lederig,  gestielt,  länglich-lanzettförmig  oder  ei-lanzettförmig,  zu- 
gespitzt, scharf  gezähnt;  die  Seitennerven  zahlreich,  einfach,  selten  gegabelt,  gleich- 
laufend, die  Tertiärnerven  entspringen  unter  ziemlich  rechtem  Winkel  und  verbinden 
sich  untereinander. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Quercus  lancifolia  Schl.  (Südamerika). 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän. 

Fundorte:  Kakanj-Doboj  (Werk),  Bahnwächterhaus  Nr.  55,  Biel  put  bei  Zenica. 

Quercus  valdensis  Heer.,  Taf.  XCIII,  Fig.  1. 

Heer,  Fl.  d.  Schw.  II,  S.  94,  Taf.  78,  Fig.  15;  III,  S.  178,  Taf.  151,  Fig.  17.  Ettingshausen, 
Bilin  I,  S.  56,  Taf.  16,  Fig.  5—7.  Engelhardt,  Dux,  S.  158,  Taf.  6,  Fig.  6. 

Band  IX. 


24 


370 


EL  Naturwissenschaft. 


Die  Blätter  sind  lederig,  elliptisch  oder  eiförmig-elliptisch,  am  Grunde  gerundet, 
kurz  gestielt,  scharf  gezähnelt;  die  Seitennerven  parallel,  bogenläufig,  die  Bogen  dem 
Rande  genähert. 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän. 

Fundort:  Ivakanj-Doboj  (Werk). 

Quercus  sclerophyllina  Heer,  Taf.  XCII,  Fig.  31. 

Heer,  Fl.  d.  Schw.  II,  S.  54,  Taf.  75,  Fig.  7,  8. 

Syn. : Quercus  aspera  Unger,  Chi.  prot.,  S.  108,  Taf.  30,  Fig.  1 — 3 (?). 

Die  Blätter  sind  kurz  gestielt,  lederig,  oval,  dornig-gezähnt. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Quercus  coccifera  L.  (Mittelmeergebiet). 

Zeitliche  Verbreitung:  Bisher  Miozän. 

Fundort:  Ivakanj-Doboj  (Mühle). 

Quercus  myrtilloides  Ung.,  Taf.  XCIII,  Fig.  2. 

Unger,  Gen.  et  sp.  pl.  foss.,  S.  404.  Unger,  Icouogr.  pl.  foss.,  S.  110,  Taf.  41,  Fig.  17 — 20.  Heer, 
Fl.  d.  Schw.  II,  S.  48,  Taf.  75,  Fig.  10 — 16;  HI,  S.  178,  Taf.  151,  Fig.  4 — 6.  Sisinonda,  Piemont,  S.  430, 
Taf.  9,  Fig.  4.  Gaudin,  Fl.  foss.  ital.  II,  S.  46,  Taf.  4,  Fig.  20. 

Syn.:  Myrica  antiqua  Ettingshausen,  Häring,  S.  39,  Taf.  10,  Fig.  1. 

Die  Blätter  sind  lederig,  eiförmig  oder  länglich-umgekehrt-eiförmig,  an  der  Spitze 
stumpf,  ganzrandig;  der  Mittelnerv  ist  stark,  die  Seitennerven  sind  zart,  der  Stiel  ist 
kurz,  verdickt. 

Unser  Blatt  gehört  zu  der  Form,  welche  von  Heer  in  Locle  nachgewiesen  wurde. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Nach  Unger  Quercus  myrtifolia  Willd.  (Nordamerika); 
nach  Heer  auch  Qu.  repanda  H.  et  B.  (Mexiko). 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän. 

Fundort:  Bahnwächterhaus  Nr.  55  bei  Zenica. 

Quercus  gmelini  Al.  Br.,  Taf.  XCIII,  Fig.  3. 

Lit.  u.  Syn.  s.  Dolnja  Tuzla,  S.  335.  Dazu:  Engelhardt,  Himmelsberg,  S.  269,  Taf.  2,  Fig.  26. 

Die  Blätter  sind  gestielt,  ei-lanzettförmig,  ausgeschweift  gezähnt;  der  Mittelnerv 
ist  stark,  die  Seitennerven  entspringen  unter  spitzen  Winkeln,  sind  randläufig  und  stehen 
weit  auseinander. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Quercus  lancifolia  Schlecht.  (Mexiko). 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän. 

Fundorte:  Kakanj-Doboj  (Werk),  Plandiste. 

Gattung:  Carpinus  L. 

Carpinus  grandis  Ung.,  Taf.  XCIII,  Fig.  4,  6,  17. 

Unger,  Syn.  pl.  foss.,  S.  220.  Ders.,  Iconogr.  pl.  foss.,  S.  111,  Taf.  48,  Fig.  2 — 5.  Ders.,  Syll.  pl.  foss.  | 
III,  S.  67,  Taf.  21,  Fig.  1—13.  Ders.,  Radoboj,  S.  16,  Taf.  5,  Fig.  5.  Massalongo,  Fl.  foss.  Senigall.  HI, 

S.  208,  Taf.  24,  Fig.  5.  Heer,  Fl.  d.  Schw.  II,  S.  40,  Taf.  71,  Fig.  195— e;  Taf.  72,  Fig.  2—24;  Taf.  73, 
Fig.  2 — 4.  Ders.,  Polarl.,  S.  103,  Taf.  49,  Fig.  9.  Ders.,  Alaska,  S.  29,  Taf.  2,  Fig.  12.  Ders.,  North  Green- 
land,  S.  469,  Taf.  44,  Fig.  11c.  Ders.,  Nachtr.  z.  Grönland,  S.  11,  Taf.  3,  Fig.  14.  Ders.,  Spitzbergen,  S.  71, 
Taf.  15,  Fig.  7.  Ders.,  Sachalin,  S.  34,  Taf.  4,  Fig.  4 o;  Taf.  5,  Fig.  11  — 13;  Taf.  8,  9,  Fig.  1 — 4.  Ders.,  | 
Beitr.  z.  Sachalin,  S.  6,  Taf.  2,  Fig.  6;  Taf.  4,  Fig.  1.  Sismonda,  Piemont,  S.  39,  Taf.  12,  Fig.  7,  8. 
Engelhardt,  Göhren,  S.  21,  Taf.  3,  Fig.  10.  Ders.,  Liebotitz  u.  Putschirn,  S.  80,  Taf.  1,  Fig.  9,  10.  Ders., 
Jesuitengr.,  S.  320,  Taf.  10,  Fig.  30,  31;  Taf.  11,  Fig.  2,  5,  6,  23,  24.  Ders.,  Dux,  S.  156,  Taf.  5,  Fig.  9, 
11,  18;  Taf.  6,  Fig.  2— 4.  Ders.,  Himmelsberg,  S.  269,  Taf.  2,  Fig.  27,  37,  38.  Lesquereux,  Tert.  Fl., 

S.  143,  Taf.  19,  Fig.  9;  Taf.  64,  Fig.  8 — 10.  V eleno vsky,  Vrsovic,  S.  23,  Taf.  2,  Fig.  25;  Taf.  3,  Fig.  1 — 6. 
Staub,  Zsiltal,  S.  267,  Taf.  25,  Fig.  1—3;  Taf.  24,  Fig.  2(?),  4,  5. 


I 


Engelhardt.  Zur  Kenntnis  der  fossilen  Flora  der  Zenica-Saraj evoer  Braunkohlenablagerung’.  3/1 


Syn. : Carpinus  macroptera  Brong’n.  Uno- er,  Swoszowice,  S.  124,  Taf.  13,  Fig\  8,  9.  — Carpinus 
oblongaWe  her,  Paläont.  II,  S.  174,  Taf.  19,  Fig.  8.  — Carpinites  macropjiyllus  Gföppert,  Paläont.  II,  S.  273, 
Taf.  34,  Fig.  2.  Unger,  Gleichenberg,  S.  20,  Taf.  3,  Fig.  5.  — Betula  carpinoides  Göppert,  Schossnitz, 
S.  12,  Taf.  3,  Fig.  16.  — Carpinus  elongata  Wessel,  Paläont.  IV,  S.  24,  Taf.  3,  Fig.  2.  — Carpinus  ostryoides 
Göppert,  Schossnitz,  S.  19,  Taf.  4,  Fig.  7.  — Carpinus  vera  Andrae,  Sieben!».,  S.  17,  Taf.  1,  Fig.  7.  — 
Carpinus  heeri  Ettingshausen,  Bilin,  S.  48,  Taf.  15,  Fig’.  10,  11.  — Artocarpidium  cecropiaefolium  Ettings- 
hausen, Wien,  S.  15,  Taf.  2,  Fig.  3,  4.  Ders.,  Wildshutli,  S.  432,  Taf.  4,  Fig.  2. 

Die  Blätter  sind  gestielt,  eiförmig  oder  elliptisch,  etwas  zugespitzt,  am  Grunde 
breit,  manchmal  herzförmig,  scharf  doppelt-,  bisweilen  auch  einfach  gesägt;  der  Mittel- 
nerv ist  straff,  ebenso  sind  es  die  parallelen  randläufigen  Seitennerven.  Die  Früchte 
sind  groß,  die  Hüllen  dreilappig,  am  Rande  ganzrandig  oder  wenig  gezähnt,  der  mittlere 
Lappen  ist  länglich  und  stumpf,  die  seitlichen  sind  kürzer  und  eiförmig,  die  Nüßchen 
gerippt. 

Heer  unterschied  bei  dieser  Art  acht  Formen.  Fig.  6 muß  der  Form  d zuge- 
rechnet werden,  deren  Blätter  eiförmig-elliptisch  sind,  am  Grunde  stumpf  gerundet, 
unterhalb  der  Mitte  am  breitesten,  nach  vorn  sich  verschmälern  und  in  eine  scharf 
gezähnte  Spitze  auslaufen.  Es  ähnelt  dem  Heerschen  Blatte  Taf.  72,  Fig.  18  seiner 
Fl.  d.  Schw.,  besonders  in  der  Gestalt  der  Zähne,  zeigt  aber  mehr  Seitennerven.  Die 
entsprechende  lebende  Art  hat  ebenfalls  ziemlich  großen  Formenreichtum  in  den  Blättern 
aufzuweisen. 

Diese  Pflanze  war  während  der  Zeit  des  Tertiärs  über  einen  sehr  großen  Raum 
Europas  und  Amerikas  verbreitet;  ihr  Ursprung  ist  jedenfalls  im  zirkumpolaren  Ge- 
biete zu  suchen. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Carpinus  betulus  L.  (Süd-,  Mittel-,  Osteuropa,  Mittel- 
asien). 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän,  Pliozän. 

Fundorte:  Kakanj-Doboj  (Werk,  Mühle),  Breza  bei  Dabravine. 

Gattung:  Ostrya  Mich. 

Ostrya  atlantidis  Ung.,  Taf.  XCIII,  Fig.  7,  8. 

Unger,  Iconogr.  pl.  foss.,  S.  113,  Taf.  43,  Fig.  9 — 11.  Sylt.  pl.  foss.  IV,  S.  67,  Taf.  21,  Fig.  15,  16. 
Ettingshausen,  Beitr.  z.  Steiermark,  S.  46,  Taf.  2,  Fig.  11  — 13.  Ders.,  Sagor  I,  S.  177,  Taf.  4,-  Fig.  13 — 18. 
Ders.,  Leoben  I,  S.  34,  Taf.  2,  Fig.  29.  Engelhardt,  Jesuitengr.,  S.  24,  Taf.  3,  Fig.  3 — 8,  23 — 29; 

Taf.  4,  Fig.  1. 

Die  Blätter  sind  gestielt,  eiförmig-länglich,  zugespitzt,  doppeltgesägt;  die  Seiten- 
nerven randläufig.  Das  eiförmige  zugespitzte  Nüßchen  ist  von  einem  aufgeblasenen 
Hüllchen  eingeschlossen,  das  Längsnerven  und  ein  feines  Netzwerk  zeigt. 

Ob  Ostrya  stenocarpa  Ett.  (Beitr.  z.  Steiermark,  S.  47,  Taf.  2,  Fig.  8 — 10),  von 
der  bisher  kein  einziges  Blatt,  sondern  nur  die  Fruchthüllen  nachgewiesen  werden 
konnten,  wirklich  eine  selbständige  Art  ist,  blieb  mir  bis  jetzt  noch  zweifelhaft.  Ist  sie 
es,  dann  muß  Fig.  7 zu  ihr  gerechnet  werden,  doch  ist  es  wohl  besser  getan,  erst 
weitere  Funde  abzuwarten.  Daß  die  Fruchthüllen  in  ihrer  Größe  ziemlich  bedeutenden 
Schwankungen  unterworfen  sind,  zeigen  die  Abbildungen  von  selchen  in  meiner  Ab- 
handlung über  die  Pflanzen  des  Jesuitengrabens;  aus  ihnen  ist  auch  ersichtlich,  daß 
die  Nerven  in  schmäleren  einander  sich  mehr  nähern  müssen  als  in  breiteren. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Ostrya  virginica  Willd.  (Nordamerika). 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän. 

Fundort:  Kakanj-Doboj  (Werk). 

24* 


372 


EL  Naturwissenschaft. 


Gattung:  Castanea  Tourn. 

Castanea  ungeri  Heer,  Taf.  XCIII,  Fig.  5,  9 — 12. 

Heer,  Nordgreenland,  S.  470,  Taf.  45,  Fig.  1 — 6.  Ders.,  Alaska,  S.  32,  Taf.  7,  Fig.  1 — 3.  Ders., 
Grönland,  S.  84,  Taf.  69,  Fig.  3.  Ders.,  Sachalin,  S.  37,  Taf.  10,  Fig.  5.  Ders.,  Beitr.  z.  Sachalin,  S.  7, 
Taf.  2,  Fig.  3. 

Syn.:  Fagus  castaneaefolia  LTnger,  Chi.  prot.,  S.  104,  Taf.  28,  Fig.  1.  Ettingshausen,  Wien, 
S.  13,  Taf.  1,  Fig.  21 — 23.  Ders.,  Bilin,  S.  52,  Taf.  16,  Fig.  2.  Sismonda,  Piemont,  S.  47,  Taf.  10,  Fig.  4; 
Taf.  13,  Fig.  2,  3;  Taf.  14,  Fig.  1;  Taf.  15,  Fig.  3.  Heer,  Polar].,  S.  106,  Taf.  10,  Fig.  8;  Taf.  46,  Fig.  1 
bis  3.  Engelhardt,  Dolnja  Tuzla,  S.  332,  Taf.  88,  Fig.  16. 

Die  Blätter  sind  länglich-lanzettförmig,  zugespitzt,  gezähnt;  die  zahlreichen  Seiten- 
nerven einander  genähert,  straff,  randläufig,  sie  verlaufen  parallel  und  entspringen  unter 
spitzen  Winkeln. 

Es  wurde  eine  größere  Anzahl  von  Blättern  gefunden,  von  denen  ich  hier  einige 
wiedergebe.  In  der  Größe  weichen  sie  sehr  von  einander  ab,  weniger  in  der  Gestalt. 
Meist  sind  sie  lang  und  schmal,  doch  kommen  auch  solche  vor,  bei  denen  die  Breite 
so  weit  zunimmt,  daß  man  sie  als  elliptisch  bezeichnen  kann,  was  sie  Fagus  Deucalionis 
Ung.  nähert. 

Wenn  ich  diese  Pflanze  in  der  vorigen  Arbeit  unter  Hinweis  auf  die  Möglichkeit 
ihrer  Zugehörigkeit  zu  Castanea  noch  mit  dem  alten  Namen  benannte,  so  geschah  es, 
weil  ich  bis  dahin  nur  kärgliches  Material  in  den  Händen  gehabt.  Nun  sich  mir  aber 
ein  reichliches  bot,  zögere  ich  nicht,  gleich  Heer  dieselbe  zu  Castanea  zu  ziehen.  Es 
sprechen  dafür  schon  die  größere  Anzahl  der  Seitennerven  sowie  das  ganze  Aussehen 
der  Blätter.  Einer  anderen  Art  kann  sie  wegen  des  Fehlens  der  Dornspitzen  an 
den  Zähnen  nicht  zugewiesen  werden.  Heer  hat  an  seinem  nordischen  Materiale  zwei 
Formen  unterscheiden  können,  von  denen  hier  nur  die  kleinere  mit  scharfen  Zähnen 
beobachtet  werden  konnte. 

Hierher  ziehe  ich  auch  das  Fragment  eines  jungen  Stengels,  das  ganz  mit  solchen 
von  Castanea  vesca  Gärtn.  übereinstimmt. 

Das  Blatt,  welches  Ettingshausen  in  Bilin  I,  Taf.  16,  Fig.  2 als  ein  solches  von 
Fagus  castaneaefolia  Ung.  bezeichnet,  muß  ausgeschlossen  werden,  da  sein  Band  völlig 
abweichend  ist.  Die  von  Sismonda  in  Piemont,  Taf.  13,  Fig.  2,  3,  wiedergegebenen 
Blätter  dürften  besser  zu  Castanea  kubinyi  Kov.  zu  stellen  sein;  das  auf  Taf.  15,  Fig.  3 
dargestellte  zu  Fagus  deucalionis  Ung. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  „Zwischen  Fagus  ferruginea  Ait.  und  der  Castanea 
pumila  Willd.“  Ettingshausen. 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän. 

Fundorte:  Kakanj-Doboj  (Werk),  Biel  put  bei  Zenica. 

Castanea  atavia  Ung.,  Taf.  XCIII,  Fig.  14. 

Unger,  Sotzka,  S.  34,  Taf.  10,  Fig.  5 — 7.  Ettingshausen,  Beitr.  z.  Steiermark,  S.  48,  Taf.  2, 
Fig.  16 — 20.  Göppert,  Beitr.,  S.  18,  Taf.  2,  Fig.  4. 

Die  Blätter  sind  länglich,  Stumpfheit  oder  spitz,  am  Grunde  verschmälert  und  un- 
gleich, gestielt,  grobgezähnt;  der  Mittelnerv  ist  straff,  die  Seitennerven  sind  ungleich. 

Von  der  Ansicht,  daß  alle  tertiären  Kastanienblätter  einer  und  derselben  Art  an- 
gehören, bin  ich  zurückgekommen,  nachdem  sich  mir  ein  großes  Material  derselben 
geboten. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Castanea  fumila  Mill.  (Nordamerika). 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän. 

Fundort:  Bahn  wächterhaus  Nr.  55  bei  Zenica. 


Eugelhardt.  Zur  Kenntnis  der  fossilen  Flora  der  Zenica-Sarajevoer  Braunkohlenablagerung.  373 


Gattung:  Fagus  L. 

Fagus  feroniae  Ung.,  Taf.  XCIII,  Fig.  13. 

Unger,  Chi.  prot.,  S.  106,  Taf.  28,  Fig.  3,  4.  Ettingshausen,  Bilin  I,  S.  50,  Taf.  25,  Fig.  12 — 20, 
22;  Taf.  16,  Fig.  1.  Engelhardt,  Dux,  S.  158,  Taf.  4,  Fig.  32 — 34;  Taf.  5,  Fig.  4 — 8,  10.  Ders.,  Himmels- 
berg, S.  270,  Taf.  2,  Fig.  29,  33,  35,  39.  Velenovsky,  Vrsovic,  S.  23,  Taf.  3,  Fig.  7—9. 

Syn.:  Fagus  deucalionis  Unger,  Chi.  prot.,  S.  106,  Taf.  27,  Fig.  1 — 4.  Ders.,  Iconogr.  pl.  foss., 
S.  110,  Taf.  41,  Fig.  24,  25.  Massalongo,  Fl.  foss.  del  Senigall.,  S.  203,  Taf.  30,  Fig.  9.  Sisnionda, 
Piemont,  S.  47,  Taf.  12,  Fig.  1—3;  Taf.  19,  Fig.  1.  Heer,  Polarl.,  S.  105,  Taf.  8,  Fig.  1—4;  Taf.  10,  Fig.  6; 
Taf.  46,  Fig.  4.  Engelhardt,  Liebotitz  u.  Putschirn,  S.  85,  Taf.  2,  Fig.  8 — 12.  — Ulmus  quercifolia 
Unger,  Iconogr.  pl.  foss.,  S.  115,  Taf.  25,  Fig.  5.  — Quercus  myricaefolia  Unger,  Iconogr.  pl.  foss.,  S.  109, 
Taf.  41,  Fig.  12. 

Die  Blätter  sind  gestielt,  eiförmig  oder  elliptisch,  zugespitzt  oder  spitz,  ungleich 
gezähnt  oder  gesägt;  die  Nervation  ist  randläufig,  der  Mittelnerv  tritt  hervor,  ist  ge- 
rade, durchlaufend,  die  sechs  bis  neun  Seitennerven  entspringen  unter  spitzen  Winkeln 
und  sind  einfach,  die  Tertiärnerven  sehr  zart,  unregelmäßig  verbunden. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Fagus  ferruginea  Ait.  (Nordamerika). 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän. 

Fundort:  Biel  put  bei  Zenica. 

Ulmaceen  Ag-ardh. 

Gattung : U Imus  L. 

Ulmus  longifolia  Ung.,  Taf.  XCIV,  Fig.  1. 

Unger,  Chi.  prot.,  S.  101,  Taf.  26,  Fig.  5.  Ettingshausen,  Bilin  I,  S.  62,  Taf.  18,  Fig.  1 — 11. 
Velenovsky,  Vrsovic,  S.  25,  Taf.  3,  Fig.  24,  25;  Taf.  4,  Fig.  3 — 13.  Engelhardt,  Dux,  S.  32,  Taf.  6, 

Fig.  11,  16—20,  24. 

Syn.:  Ulmus  plurinervia  Unger,  Chi.  prot.,  S.  95,  Taf.  25,  Fig.  1 — 4.  Ders.,  Gleichenberg,  S.  20, 
Taf.  4,  Fig.  3,  4.  Weber,  Paläont.  II,  S.  174,  Taf.  19,  Fig.  5.  Wessel  u.  Weber,  Paläont.  IV,  S.  137, 
Taf.  23,  Fig.  4,  6.  Heer,  Fl.  d.  Schw.  II,  S.  58,  Taf.  79,  Fig.  4.  Ettingshausen,  Bilin  I,  S.  63,  Taf.  18, 
Fig.  12,  13.  Engelhardt,  Jesuitengr.,  S.  25,  Taf.  1,  Fig.  4.  Ders.,  Dux,  S.  33,  Taf.  6,  Fig.  22.  Ders., 
Bosn.  Tertiärpfl.,  S.  86,  Taf.  5,  Fig.  1.  Ders.,  Dolnja  Tuzla,  S.  336,  Taf.  2,  Fig.  3.  — Ulmus  bronnii  Unger, 
Chi.  prot.,  S.  100,  Taf.  26,  Fig.  1 — 4.  Andrae,  Siebenb.,  S.  17,  Taf.  1,  Fig.  5.  Heer,  Fl.  d.  Schw.  II, 
S.  58,  Taf.  79,  Fig.  5,  6.  Gaudin  et  Strozzi,  Fl.  foss.  ital.  II,  S.  47,  Taf.  3,  Fig.  3,  9.  Sismonda, 
Piemont,  S.  48,  Taf.  17,  Fig.  7.  Ettingshausen,  Bilin,  S.  62,  Taf.  17,  Fig.  9,  10;  Taf.  18,  Fig.  1 — 6. 
Engelhardt,  Leitm.  Geb.,  S.  377,  Taf.  5,  Fig.  13.  Ders.,  Jesuitengr.,  S.  25,  Taf.  3,  Fig.  10 — 14;  Taf.  4, 
Fig.  25,  30.  Ders.,  Himmelsberg,  S.  271,  Taf.  3,  Fig.  1.  Ders.,  Dolnja  Tuzla,  S.  335,  Taf.  1,  Fig.  24,  28. 
— Ulmus  europaea  Bronn,  Lethaea  geogn.  n,  S.  14,  Taf.  35,  Fig.  1.  — Ulmus  carpinifolia  Wessel, 
Paläont.  IV,  Taf.  4,  Fig.  6. 

Die  Blätter  sind  gestielt,  ei- lanzettförmig  oder  länglich,  am  Grunde  eiförmig-zu- 
gerundet  oder  oft  gegen  ihn  verschmälert,  gleichseitig  oder  schwach  unsymmetrisch,  am 
Rande  einfach-  oder  doppeltgezähnt;  der  Mittelnerv  ist  kräftig  und  läuft  in  die  Spitze 
aus,  die  Seitennerven  verlaufen  parallel  in  die  Spitze  der  Zähne,  wo  doppelte  Zahnung- 
vorhanden,  in  die  der  größeren,  das  Nervennetz  ist  fein.  Die  Flügelfrüchte  sind  groß, 
oval,  mit  einer  runden,  in  der  Mitte  oben  und  unten  etwas  eingekerbten  Flügelhaut 
umgeben,  durch  welche  eine  Menge  verzweigter  Nerven  laufen. 

Es  ist  schon  früher  von  mir  darauf  hingewiesen  worden,  daß  dem  Bestimmenden 
zuweilen  fossile  Rüsterblätter  in  die  Hände  gelangen,  die  ihn  zur  Verzweiflung  bringen 
können,  da  sie  mit  gleichem  Rechte  mehreren  zur  Zeit  als  gesondert  geltenden  Arten 
zugewiesen  werden  können;  es  sind  das  Übergangsformen  von  der  einen  zur  anderen, 
welche  deren  Zusammengehörigkeit  als  möglich  erscheinen  lassen.  Eine  Entscheidung 
darüber,  was  wahr  sei,  könnten  nur  die  Früchte  bringen,  von  denen  man  trotz 


374 


II.  Naturwissenschaft. 


des  häufigen  Auftretens  von  Blättern  der  Ulmus  plurinervia  Ung.,  U.  bronnii  Ung. 
und  U.  longifolia  Ung.  an  zahlreichen  Lokalitäten  in  langer  Zeit  immer  nur  die  eine 
fand,  auch  neuerdings  wieder  in  Bosnien  (Ettingshausens  Frucht  von  U.  longifolia 
kann  nur  als  jugendliche  von  Bronnii  angesehen  werden),  wodurch  die  Ansicht  Vele- 
novskys  (Vrsovic,  S.  25)  mehr  und  mehr  Bestätigung  zu  finden  scheint,  „daß  man  es 
hier  nur  mit  einer  Art  zu  tun  hat“.  Was  daher  vor  ihm  als  besondere  Arten  erschien, 
würde  nun  als  Formen  einer  und  derselben  anzusehen  sein. 

Bei  der  Bestimmung  würde  in  Zukunft  die  Zahl  der  Nerven  als  veränderlich  nicht 
mehr  in  Betracht  kommen,  ebenso  deren  Verlauf,  welcher  sich  mitunter  sogar  in  den 
beiden  Hälften  eines  und  desselben  Blattes  als  verschieden  erweist.  Die  Form  longifolia 
mit  länglichen  und  zugespitzten,  am  Grunde  oft  ungleichen  Blättern  würde  sich  durch 
ihre  doppelte  Bezahnung  sofort  von  den  Formen  plurinervia  und  bronnii  mit  einfacher 
Bezahnung  unterscheiden,  von  denen  die  erstere  wieder  durch  die  ei-lanzettlichen 
Blätter  von  der  letzteren  mit  eiförmig-elliptischen  sich  unterschiede.  Übergangsformen 
könnten  als  longifolia-plurinervia,  wie  unser  großes,  usw.  bezeichnet  werden,  wollte  man 
die  Bezeichnung  der  Formen  auf  die  Spitze  treiben. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Ulmus  campestris  L.  (Europa). 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän,  Pliozän. 

Fundorte:  Kakanj-Doboj  (Werk,  Mühle),  Bahnwächterhaus  Nr.  55  bei  Zenica. 

Gattung:  Planera  AVilld. 

Planera  ungeri  Ivdv.  sp.,  Taf.  XCII,  Fig.  19. 

Ettingshausen,  Wien,  S.  14,  Taf.  2,  Fig.  5 — 18.  Ders.,  Häring,  S.  40,  Taf.  11,  Fig.  45.  Ders., 
Bilin  I,  S.  141,  Taf.  18,  Fig.  14 — 20.  Heer,  Fl.  <1.  Schw.  II,  S.  60,  Taf.  80,  Fig.  1 — 24.  Ders.,  Polarl., 
S.  100,  Taf.  9,  Fig.  135.  Ders.,  Balt.  Fl.,  S.  73,  Taf.  21,  Fig.  10.  Ders.,  North  Greenland,  S.  472,  Taf.  45, 
Fig.  5 a,  c;  Taf.  46,  Fig.  6,  7 n.  Ders.,  Alaska,  >S.  34,  Taf.  5,  Fig.  2.  Ders.,  Sibirien  u.  Amurland,  S.  53) 
Taf.  15,  Fig.  19.  Ders.,  Sachalin,  S.  40,  Taf.  9,  Fig.  10;  Taf.  10,  Fig.  1,  2.  Ders.,  Beitr.  z.  Sachalin,  S.  9, 
Taf.  4,  Fig.  4a.  Ders.,  Grönland,  S.  94,  Taf.  75,  Fig.  11;  Taf.  89,  Fig.  9;  Taf.  92,  Fig.  9;  Taf.  95,  Fig.  6, 
7;  Taf.  97,  Fig.  3.  Sismonda,  Piemont,  S.  48,  Taf.  18,  Fig.  2 — 4.  Ludwig,  Paläont.  VEH,  S.  106,  Taf.  38, 
Fig.  9 — 11;  Taf.  31,  Fig.  1 — 10;  Taf.  60,  Fig.  3,  5.  Unger,  Kumi,  S.  48,  Taf.  4,  Fig.  10 — 16.  Engel- 
hardt, Braunk.  v.  Sachsen,  S.  18,  Taf.  4,  Fig.  9,  10.  Ders.,  Leitrn.  Geb.,  S.  377,  Taf.  5,  Fig.  14 — 17.  Ders., 
Cyprissch.,  S.  9,  Taf.  7,  Fig.  20,  32.  Ders.,  Jesuitengr.,  S.  26,  Taf.  3,  Fig.  33;  Taf.  4,  Fig.  14,  16 — 22, 
26 — 29;  Taf.  21,  Fig.  8,  255.  Ders.,  Dux,  S.  162,  Taf.  3,  Fig.  22,  24.  Ders.,  Caplagr.,  S.  181,  Taf.  8, 
Fig.  6.  Ders.,  Himmelsberg,  S.  272,  Taf.  1,  Fig.  48;  Taf.  2,  Fig.  43;  Taf.  3,  Fig.  2.  Lesquereux,  Tert. 
Fl.,  S.  190,  Taf.  27,  Fig.  7.  Yelenovsky,  Vrsovic,  S.  26,  Taf.  3,  Fig.  18— 23;  Taf.  4,  Fig.  14.  Staub, 
Baranyaer  Komitat,  S.  35,  Taf.  1,  Fig.  7. 

Syn. : Ulmus  zelkovaefolia  Unger,  Chi.  prot.,  S.  94,  Taf.  26,  Fig.  7,  8.  Weber,  Paläont.  II,  S.  174) 
Taf.  19,  Fig.  6.  — Fagus  atlantica  Unger,  Gen.  et  sp.  pl.  foss.,  S.  411.  Ders.,  Iconogr.  pl.  foss.,  S.  115, 
Taf.  43,  Fig.  20.  — Zelkova  ungeri  Kövats,  Jahrb.  d.  k.  k.  Reichsanstalt,  S.  178.  Ders.,  Erdöbenye,  S.  27, 
Taf.  5,  Fig.  1 — 12.  Unger,  Iconogr.  pl.  foss.,  S.  114,  Taf.  43,  Fig.  19.  Massalongo,  Fl.  foss.  Senigall., 
S.  217,  Taf.  21,  Fig.  1—5,  7,  11—17,  22—24;  Taf.  35,  Fig.  25;  Taf.  36,  Fig.  14;  Taf.  41,  Fig.  2— 4.  — 
Comptonia  ulmifolia  Unger,  Sotzka,  S.  162,  Taf.  29,  Fig.  4,  5.  Massalongo,  Ital.  merid.,  S.  6,  Taf.  2, 
Fig.  9. — Quercus  oreadum  Weber,  Paläont.  II,  S.  172,  Taf.  18,  Fig.  13,  15.  — Quercus  subrobur  Göppert, 
Schossnitz,  S.  16,  Taf.  7,  Fig.  8,  9.  — Quercus  semi-dliptica  Göppert,  Schossnitz,  S.  15,  Taf.  6,  Fig.  3 — 5, 
— Castanea  atavia  Göppert,  Schossnitz,  S.  18,  Taf.  5,  Fig.  12,  13. 

Die  Blätter  sind  kurz  gestielt,  am  Grunde  meist  ungleich,  nur  selten  fast  gleich, 
lanzettförmig,  oval,  zugespitzt-oval  oder  ei-lanzettförmig,  der  Rand  ist  gleichmäßig  ge- 
sägt, die  Zähne  sind  groß;  die  Seitennerven  entspringen  unter  spitzen  Winkeln  und 
münden  in  die  Zahnspitzen. 

Über  die  weite  Verbreitung,  welche  diese  Pflanze  während  der  Tertiärzeit  hatte, 
gibt  das  große  Literaturverzeichnis  Auskunft.  Sie  fand  sich  in  Amerika  und  Japan 


Engelhardt.  Zur  Kenntnis  der  fossilen  Flora  der  Zenica-Sarajevoer  Braunkohlenablagerung.  375 


ebenso  gut  wie  in  Europa,  in  letzterem  jedoch  am  meisten,  wo  sie  vom  hohen  Norden 
bis  herab  nach  Italien  nachgewiesen  werden  konnte.  Jetzt  ist  die  Gattung  aus  Amerika 
verschwunden,  in  Europa  auf  einen  Winkel  im  Osten  beschränkt,  während  sie  nqch  in 
Asien  größere  Gebiete  einnimmt. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Planera  richardi  Mich.  (Kaukasus,  Nordpersien,  Süd- 
ufer des  Kaspisees). 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Pliozän 

Fundorte:  Ivakanj-Doboj  (Werk,  Mühle). 

Moreen  Endl. 

Gattung:  Ficus  Tournef. 

Ficus  lanceolata  Heer,  Taf.  XCIII,  Fig.  26. 

Lit.  u.  Syn.  s.  Dolnja  Tuzla,  S.  336. 

Die  Blätter  sind  lederig  oder  ziemlich  lederig,  lanzettförmig  oder  ei-lanzettförmig, 
ganzrandig,  am  Grunde  schnell  zusammengezogen  und  in  den  Blattstiel  verschmälert; 
der  Mittelnerv  ist  stark,  die  Seitennerven  sind  bogenläufig  und  gehen  in  spitzen 
Winkeln  aus. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Ficus  princeps  Knth.  (Brasilien). 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän. 

Fundorte:  Kakanj-Doboj  (Werk,  Mühle),  Bahnwächterhaus  Nr.  55  bei  Zenica. 

Salicineen  Rieh. 

Gattung:  Salix  L. 

Salix  varians  Göpp.,  Taf.  XCIII,  Fig.  23. 

Lit.  u.  Syn.  s.  Dolnja  Tuzla,  S.  339.  Dazu:  Engelhardt,  Himmelsberg,  S.  275,  Taf.  3,  Fig.  6, 

8,  9,  11. 

Die  Blätter  sind  länglich-lanzettförmig  oder  lanzettförmig,  zugespitzt,  am  Rande 
feingesägt,  vielfach  etwas  gebogen;  der  Mittelnerv  ist  kräftig,  die  Seitennerven  sind  zart 
und  gehen  unter  verschiedenen  Winkeln  aus. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Salix  fragilis  F.  (Europa,  gemäßigtes  Asien). 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän,  Pliozän. 

Fundort:  Kakanj-Doboj  (Werk). 

Salix  Lavateri  Heer,  Taf.  XCIV,  Fig.  3. 

Heer,  Fl.  d.  Schw.  II,  S.  28,  Taf.  68,  Fig.  1 — 12.  Ders.,  Alaska,  S.  27,  Taf.  2,  Fig.  10.  Saporta, 
Sud-Est  de  la  France  III,  S.  38,  Taf.  4,  Fig.  1 — 4. 

Die  Blätter  sind  linealisch-lanzettförmig,  etwa  neunmal  länger  als  breit,  scharf  und 
dicht  gesägt,  lang  zugespitzt. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Salix  Russeliana  Sm.  (Europa). 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän. 

Fundort:  Kakanj-Doboj  (Werk). 

Laurineen  Juss. 

Gattung:  Laurus  Ein. 

Laurus  primigenia  Ung. 

Lit.  s.  Dolnja  Tuzla,  S.  341. 


376 


II.  Naturwissenschaft. 


Blätter  dieser  im  Eozän,  Oligozän,  Miozän  und  Pliozän  vorkommenden  Art  fanden 
sich  bei  Plandiste  südwestlich  vom  Kohlenwerke  Kakanj-Doboj. 

Gattung:  Benzoin  Nees  ab  Esenb. 

Benzoin  antiquum  Heer,  Taf.  XCIV,  Fig.  11. 

Heer,  Fl.  d.  Schw.  H,  S.  81,  Fig.  1—8;  III,  S.  185.  Unger,  Radoboj,  S.  141,  Taf.  1,  Fig.  12. 
Engelhardt,  Jesuitengr.,  S.  31,  Taf.  6,  Fig.  26.  Ders.,  Himraelsberg,  S.  279,  Taf.  3,  Fig.  27.  Ders.,  Dolnja 
Duzla,  S.  343,  Taf.  4,  Fig.  4. 

Die  Blätter  sind  häutig,  elliptisch  oder  länglich,  gestielt,  am  Grunde  verschmälert, 
fiedernervig;  die  zarten  Seitennerven  entspringen  unter  spitzen  Winkeln. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Benzoin  odoriferum  Nees.  (Nordamerika). 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän. 

Fundorte:  Kakanj-Doboj  (Mühle),  Plandiste. 

Gattung:  Cinnamomum  Burm. 

Cinnamomum  scheuchzeri  Heer,  Taf.  XCIII,  Fig.  20. 

Lit.  u.  Syn.  s.  Dolnja  Tuzla,  S.  344. 

Die  Blätter  sind  beinahe  gegenständig,  lederig,  glatt,  gestielt,  elliptisch,  eiförmig 
oder  länglich,  dreifach-nervig;  die  unteren  Seitennerven  laufen  mit  dem  Rande  parallel 
oder  ziemlich  parallel,  erreichen  die  Spitze  nicht,  entspringen  selten  am  Blattgrunde, 
meist  in  der  Blattfläche  aus  dem  nach  der  Spitze  zu  allmählich  an  Stärke  abnehmenden 
Mittelnerv;  die  von  ihnen  eingeschlossenen  Hauptfelder  sind  von  zarten,  fast  unter 
rechtem  Winkel  ausgehenden  Nervillen  durchzogen;  in  der  oberen  Partie  gehen  noch 
mehrere  Seitennerven,  die  sich  in  Bogen  untereinander  verbinden,  vom  Mittelnerv  aus; 
die  Randnerven  sind  von  unter  ziemlich  rechtem  Winkel  entspringenden  bogenförmigen 
Tertiärnerven  ausgefüllt. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Cinnamomum  pedunculatum  Nees  ab  Esenb.  (Japan). 

Zeitliche  Verbreitung:  Eozän,  Oligozän,  Miozän,  Pliozän. 

Fundorte:  Konzilo  potok,  Bahnwächterhaus  Nr.  55  bei  Zenica,  Plandiste  bei 
Kakanj-Doboj. 

Cinnamomum  polymorphum  Al.  Br.  sp.,  Taf.  XCIV,  Fig.  9. 

Lit.  u.  Syn.  s.  Dolnja  Tuzla,  S.  345.  Dazu:  Engelhardt,  Himmelsberg,  S.  279,  Taf.  3,  Fig.  28. 

Die  Blätter  sind  gestielt,  elliptisch,  am  Grunde  wenig  verschmälert,  zugespitzt, 
dreifach-nervig;  die  seitlichen  Grundnerven  laufen  mit  dem  Rande  nicht  parallel,  sind 
unvollkommene  Spitzläufer  und  haben  bisweilen  in  den  Winkeln,  die  sie  mit  dem 
mittleren  bilden,  Drüsen.  Die  Früchte  sind  oval,  klein,  am  Grunde  des  zahnlosen 
Kelches  angewachsen. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Cinnamomum  zeylanicum  Nees.  (Ostindien). 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän. 

Fundort:  Visoko. 


Celastrineen  R.  Br. 

Gattung:  Celastrus  L. 

Celastrus  europaeus  Ung.,  Taf.  XCIV,  Fig.  20;  Taf.  XCV,  Fig.  9. 

Unger,  Gen.  et  sp.  pl.  foss.,  S.  459.  Ders.,  Syll.  pl.  foss.  H,  S.  10,  Taf.  2,  Fig.  10 — 15.  Ettings- 
hausen, Sagor  II,  S.  34,  Taf.  15,  Fig.  25 — 27.  Engelhardt,  Berand,  S.  32,  Taf.  2,  Fig.  15. 


Engelhardt.  Zur  Kenntnis  der  fossilen  Flora  der  Zenica-Sarajevoer  Braunkohlenablagerung.  377 


Die  Blätter  sind  breit-lanzettförmig,  zugespitzt,  in  den  Stiel  unerheblich  ver- 
schmälert, ganzrandig  oder  am  Rande  zerstreut  gezähnelt,  lederig;  der  Mittelnerv  ist 
stark,  die  Seitennerven  entspringen  unter  spitzen  Winkeln,  sind  meist  einfach  und 
parallel. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Celastrus  myrtifolius  L.  (Java). 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän. 

Fundort:  Breza. 

Daphnoideen  Vent. 

Gattung:  Daphne  L. 

Daphne  palaeo-mezereum  Ett.,  Taf.  XCIV,  Fig.  7. 

Ettingshausen,  Leoben  I,  S.  52,  Taf.  4,  Fig.  1. 

Die  Blätter  sind  gestielt,  häutig,  umgekehrt-eiförmig,  nach  dem  Grunde  zu  keil- 
förmig verschmälert,  an  der  Spitze  kurz  vorgezogen;  der  Mittelnerv  tritt  am  Grunde 
hervor,  verschmälert  sich  stark  nach  der  Spitze  hin  und  verläuft  gerade,  die  Seiten- 
nerven entspringen  unter  sehr  spitzen  Winkeln  und  sind  zart,  die  Tertiärnerven  sind 
äußerst  fein  und  bilden  ein  aus  unregelmäßigen  länglichen  Maschen  bestehendes  Netz. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Daphne  mezereum  L.  (Europa). 

Zeitweilige  Verbreitung:  Oligozän. 

Fundort:  Visoko. 

Apocynaceen  Lindl. 

Gattung:  Echitonium  Ung. 

Echitonium  sophiae  Web.,  Taf.  XCIV,  Fig.  12  u.  16. 

Weber,  Paläont.  II,  S.  187,  Taf.  20,  Fig.  17a— e.  Heer,  Fl.  d.  Schw.  III,  S.  22,  Taf.  104,  Fig.  10. 
Ders.,  Beitr.,  S.  20,  Taf.  10,  Fig.  2.  Sismonda,  Piemont,  S.  445,  Taf.  10,  Fig.  6.  Engelhardt,  Dux, 
S.  170,  Taf.  7,  Fig.  19. 

Die  Blätter  sind  etwas  lederig,  linealisch  oder  linealisch-lanzettförmig.  Die  Frucht 
ist  eine  lederartige,  eirunde,  zugespitzte,  längsgefurchte  Balgfrucht  mit  wandständigem 
Samenträger. 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän. 

Fundort:  Zwischen  Janjici  und  Lasva. 

Sapotaceen  Juss. 

Gattung:  Sapotacites  Ett. 

Sapotacites  minor  Ett.,  Taf.  XCIII,  Fig.  19. 

Ettingshausen,  Häring,  S.  62,  Taf.  21,  Fig.  6 — 8.  Ders.,  Sagor,  II,  S.  13,  Fig.  5 — 8.  Ders.,  Leoben 
II,  S.  12,  Taf.  6,  Fig.  11.  Ders.,  Schönegg  II,  S.  292,  Taf.  5,  Fig.  33 — 35.  Heer,  Fl.  d.  Schw.  IH,  S.  14, 
Taf.  103,  Fig.  9;  S.  191,  Taf.  153,  Fig.  45.  Massalongo,  Fl.  foss.  del  Senigall.,  S.  294,  Taf.  29,  Fig.  28. 
Sismonda,  Piemont,  S.  56,  Taf.  26,  Fig.  3.  Engelhardt,  Jesuitengr.,  S.  42,  Taf.  8,  Fig.  33,  34;  Taf.  9, 
Fig.  21.  Ders.,  Dolnja  Tuzla,  S.  347,  Taf.  2,  Fig.  7;  Taf.  3,  Fig.  15. 

Syn.:  Pyrus  minor  Unger,  Gen.  et  sp.  pl.  foss.,  S.  481.  Ders.,  Sotzka,  S.  53,  Taf.  38,  Fig.  16 — 24. 
— Bu.melia  oreadum  Unger,  Sotzka,  S.  42,  Taf.  22,  Fig.  8,  10,  12.  — Bumelia  minor  Unger,  Syll.  pl. 
foss.  HI,  S.  25,  Taf.  6,  Fig.  11 — 19.  Ders.,  Kumi,  S.  43,  Taf.  11,  Fig.  31 — 34. 

Die  Blätter  sind  kurz  gestielt,  lederig,  umgekehrt-eiförmig,  ganzrandig,  an  der 
Spitze  ausgerandet,  am  Grunde  keilförmig  verschmälert;  die  Seitennerven  gehen  unter 
spitzem  Winkel  aus,  sind  sehr  zart  und  bogenläufig. 


378 


II.  Naturwissenschaft. 


Analoge  jetztweltliche  Art:  Verschiedene  Sapotaceen  aus  den  Gattungen  Bumelia 
und  Mimusops. 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän. 

Fundort:  Visoko. 

Ericaceen  Rieh. 

Gattung:  Andromeda  S. 

Andromeda  protogaea  Ung.,  Taf.  XCIV,  Fig.  22. 

Lit.  u.  Syn.  s.  DolnjaTuzla,  S.  349.  Dazu:  Ettingshausen,  Schöuegg,  S.  18,  Taf.  6,  Fig.  23 — 42. 

Die  Blätter  sind  lederig,  lanzettförmig,  an  Grund  und  Spitze  verschmälert,  ganz- 
randig,  langgestielt;  der  Mittelnerv  ist  sehr  stark,  die  Seitennerven  sind  meist  verwischt, 
wo  sie  vorhanden,  zeigen  sie  sich  stark  bogenläufig  und  zart. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Andromeda  (Leucothoe)  eucalyptoides  DC.  (Brasilien). 

Zeitliche  Verbreitung:  Eozän,  Oligozän,  Miozän. 

Fundorte:  Kakanj-Doboj  (Mühle),  ^eravac,  gegenüber  von  Papratnica. 

Andromeda  vaccinifolia  Ung.,  Taf.  XCIV,  Fig.  24. 

Unger,  Sotzka,  S.  43,  Taf.  23,  Fig.  10 — 12.  Heer,  Fl.  d.  Schw.  III,  S.  7,  Taf.  101,  Fig.  25.  Ders., 
Balt.  Fl.,  S.  83,  Taf.  25,  Fig.  20.  Engelhardt,  Jesuitengr.,  S.  44,  Taf.  10,  Fig.  11.  Ders.,  Hiramelsberg, 
S.  283,  Taf.  2,  Fig.  32,  34. 

Die  Blätter  sind  lederig,  lanzettförmig,  ganzrandig,  an  der  Spitze  stumpf,  am 
Grunde  gerundet  oder  ziemlich  gerundet,  gestielt. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Andromeda  calyculata  L.  (Nordamerika,  Europa, 

Asien). 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän. 

Fundort:  Kakanj-Doboj  (Werk). 

Ampelideen  Kuntk. 

Gattung:  Vitis  L. 

Vitis  teutonica  Al.  Br.,  Taf.  XCIV,  Fig.  19. 

Al.  Braun,  Jahrb.  1845,  S.  172.  Unger,  Syll.  pl.  foss.  I,  S.  23,  Taf.  9,  Fig.  1 — 8.  Heer,  Fl.  d. 
Schw.  III,  S.  194,  Taf.  155,  Fig.  1 — 3.  Ders.,  Balt.  Fl.,  S.  91,  Taf.  29,  Fig.  7.  Ludwig,  Paläont.  VHI, 
S.  118,  Taf.  45,  Fig.  1 — 5;  Taf.  46,  Fig.  1 — 6.  Engelhardt,  Jesuitengr.,  S.  46,  Taf.  10,  Fig.  12.  Ders., 
Himmelsberg,  S.  284,  Taf.  4,  Fig.  6,  12.  Ettingshausen,  Steiermark,  S.  76,  Taf.  4,  Fig.  15. 

Syn.:  Acer  strictuni  Göppert,  Schossnitz,  S.  35,  Taf.  23,  Fig.  1 — 5.  — Acer  vitifolium  Al.  Braun, 
Jahrb.  1845,  S.  172. 

Die  Blätter  sind  langgestielt,  drei-  bis  fünflappig,  am  Grunde  ausgerandet,  die 
Lappen  straff,  dreiseitig,  verlängert,  sehr  zugespitzt,  entfernt  und  scharf  gezähnt.  Die 
Fruchtstiele  sind  an  der  AVurzel  verdickt,  die  Samen  bimförmig. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Ampelopsis  tricuspidata  Sieh,  et  Zucc.  (Japan). 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän. 

Fundort:  Kakanj-Doboj  (Mühle). 

Anonaceen  Dunal. 

Gattung:  Xylopia  Br. 

Xylopia  ungeri  nov.  sp.,  Taf.  XCV,  Fig.  30. 

Syn.:  Anona  xylopioides  Unger,  Syll.  pl.  foss.  I,  S.  27,  Taf.  10,  Fig.  15,  16. 


Engelhardt.  Zur  Kenntnis  der  fossilen  Flora  der  Zenica-Sarajevoer  Braunkohlenablagerung.  379 


Die  Früchte  sind  zylindrisch  ('?),  zusammengepreßt,  endigen  mit  kurzer  Spitze, 
sind  gestielt  und  einem  gemeinschaftlichen  Stiele  aufgesetzt. 

Dem  Äußeren  nach  sind  Einzelfrüchte  und  Fruchtstand  übereinstimmend  mit 
solchen  von  Xylopia  Br.;  vom  inneren  Baue  ist  nichts  zu  erkennen.  Obgleich  sich  die 
Früchte  dicht  aneinanderlegen,  ist  doch  an  einigen  zu  erblicken,  daß  sie  mit  kurzen 
Stielen  einem  gemeinschaftlichen  Fruchtstiele  aufgesetzt  waren.  Sie  scheinen  ein  jüngeres 
Alter  darzustellen,  worauf  ihre  geringe  Größe  hindeutet.  Sie  sind  in  Glanzkohle  um- 
gewandelt. Trotz  Suchens  fand  ich  keine  Papilionaceenfrüchte , für  welche  ich  sie 
anfangs  ansprach,  die  mit  ihnen  zu  vergleichen  wären. 

Zeitliche  Verbreitung:  Miozän. 

Fundort:  Kakanj-Doboj  (Werk). 

Nymphaeceen  Salisb. 

Gattung:  Anoectohneria  Sap. 

Anoectomeria  brongniarti  Sap.,  Taf.  XCIV,  Fig.  5,  6. 

Saporta,  Sud-Est  de  la  France  II,  S.  124,  Taf.  7,  Fig.  1;  S.  306,  Taf.  10,  Fig.  1 — 4.  Ettings- 
hausen, Bilin  III,  S.  10,  Taf.  41,  Fig.  11 — 14.  Ders.,  Steiermark,  S.  81,  Taf.  4,  Fig.  16 — 18. 

Syn.:  Nymphaea  arethusae  Brongniart,  Mein,  du  Mus.  d’hist.  nat.  VIII,  S.  332,  Taf.  14,  Fig.  2 — 9. 
— Nymphaea  hrongniartii  Caspary,  Ann.  d.  sc.  nat.  VI,  S.  199,  Taf.  13.  Heer,  Fl.  d.  Schw.  III,  S.  195, 
Taf.  155,  Fig.  20. 

Das  Rhizom  ist  dick,  kriechend,  mit  querliegenden  rautenförmigen  Polstern  ver- 
sehen, die  vier  größere  Luftgänge  zeigen,  von  denen  die  unteren  weit,  größer  als  die 
oberen  sind  und  um  die  andere  kleinere  im  Umriß  liegen;  unterhalb  derselben  befinden 
sich  die  Wurzelnarben  mit  ihrer  Gefäßbündelspur. 

Es  wurden  außer  einem  großen  mehrere  kleine  Stücke  gefunden,  die  jedenfalls 
hierherzuziehen  sind.  Leider  sind  sie  schlecht  und  unvollständig  erhalten,  was  wohl 
starker  Druck,  der  zur  Verwischung  mancher  Partien  geeignet  war,  bewirkt  haben  mag. 

Zeitliche  Verbreitung:  Eozän,  Oligozän. 

Fundort:  Kakanj-Doboj  (Werk). 

Gattung:  Nymp)haea  L. 

Nymphaea  charpentieri  Heer,  Taf.  XCV,  Fig.  11. 

Heer,  Fl.  rl.  Schw.  III,  S.  30,  Taf.  106;  Taf.  107,  Fig.  1;  S.  195,  Taf.  155,  Fig.  20.  Ettingshausen, 
Leoben  II,  S.  19,  Taf.  7,  Fig.  12. 

Syn.:  Nelumbium  nymphaeoides  Ettingshausen,  Mte.  Promina,  S.  37,  Taf.  10,  Fig.  1;  Taf.  11, 

Fig.  2. 

Das  Rhizom  ist  dick,  dicht  mit  großen  Warzen  besetzt,  an  deren  oberem  Ende 
innerhalb  einer  kreisförmigen  Partie  rundliche  Narben  in  einem  Kreise  gestellt  er- 
scheinen. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Nymphaea  alha  L.  (Europa). 

Zeitliche  Verbreitung:  Vorherrschend  im  Oligozän,  selten  im  Miozän. 

Fundort:  Kakanj-Doboj  (Mühle). 

Tiliaceen  Juss. 

Gattung:  Tilia  L. 

Tilia  bosniaca  nov.  sp.,  Taf.  XCIV,  Fig.  8,  13,  14. 


380 


II.  Naturwissenschaft. 


Die  Hochblätter  sind  zungenförmig,  länglich,  gestielt,  in  der  Mitte  am  schmälsten, 
an  Spitze  und  Grund  spitz;  der  Mittelnerv  ist  kräftig,  tief  unter  der  Spitze  gegabelt, 
die  Seitennerven  sind  zart,  verästelt;  der  Blütenstiel  entspringt  unter  der  Mitte. 

Zu  Tilia  Milleri  Ett.  (Beitr.  z.  Steiermark,  S.  63,  Taf.  5,  Fig.  2.  Leoben  H, 
S.  21,  Taf.  8,  Fig.  9)  darf  unsere  Braktee  nicht  gezogen  werden,  einmal,  da  jene  sich 
auffallend  größer  erweist,  das  anderemal  eine  Gabelung  des  Mittelnervs  nicht  stattfindet, 
auch  derselbe  in  der  oberen  Partie  viel  dünner  ist. 

Fundort:  Kakanj-Doboj  (Werk). 

Tilia  katzeri  nov.  sp.,  Taf.  XCV,  Fig.  23. 

Das  Deckblatt  ist  keilförmig,  am  Rande  gewellt,  an  der  Spitze  gerundet;  der 
Mittelnerv  ist  stark,  tief  unter  der  Spitze  gegabelt,  die  Seitennerven  verbinden  sich 
vom  Rande  entfernt  durch  Bogen  miteinander,  die  Randfelder  sind  mit  Schlingen  er- 
füllt; der  Blütenstiel  entspringt  weit  unter  der  Mitte. 

Fundort:  Kakanj-Doboj  (Mühle). 

Acerineen  DC. 

Gattung:  Acer  L. 

Acer  trilobatum  Stbg.  sp.,  Taf.  XCV,  Fig.  10,  12,  14,  16,  17,  18,  26. 

Al.  Braun,  Jahrb.  1845,  S.  172.  Unger,  Chi.  prot.,  S.  130,  Taf.  41,  Fig.  1 — 8.  Ders.,  Kumi,  S.  49, 
Taf.  12,  Fig.  28 — 30.  Ders.,  Szäntö,  S.  11,  Taf.  4,  Fig.  1,  2.  Ders.,  Gleichenberg,  S.  24,  Taf.  5,  Fig.  10. 
Ettingshausen,  Bilin  II,  S.  18,  Taf.  1,  Fig.  14;  Taf.  44,  Fig.  1 — 5,  7 — 9,  12,  15.  Ders.,  Wetterau,  S.  67, 
Taf.  4,  Fig.  1,  2,  4—6.  Heer,  Fl.  d.  Schw.  III,  S.  47,  Taf.  2,  Fig.  3,  4,  6,  8;  S.  197,  Taf.  110,  Fig.  16—21; 
Taf.  111,  Fig.  1,  2,  5—14,  16,  18—21;  Taf.  112,  Fig.  1—8,  11—16;  Taf.  113—115;  Taf.  116,  Fig.  1—3; 
Taf.  155,  Fig.  9,  10.  Ders.,  Fl.  foss.  arct.  VH,  S.  125,  Taf.  94,  Fig.  1.  Ludwig,  Paläont.  VIII,  S.  127, 
Taf.  50,  Fig.  1 — 5;  Taf.  51,  Fig.  4 — 11;  Taf.  52,  Fig.  2,  4 — 7;  Taf.  53,  Fig.  6.  Sismonda,  Piemont,  S.  39, 
Taf.  18,  Fig.  2;  Taf.  20,  Fig.  2.  Engelhardt,  Braunlt.  v.  Sachsen,  S.  28,  Taf.  8,  Fig.  1,  2.  Ders.,  Göhren, 
S.  30,  Taf.  6,  Fig.  2.  Ders.,  Leitm.  Geb.,  S.  364,  Taf.  3,  Fig.  7—10;  S.  392,  Taf.  7,  Fig.  17—19.  Ders., 
Tschernowitz,  S.  384,  Taf.  5,  Fig.  1 — 3.  Ders.,  Cyprissch.,  S.  143,  Taf.  8,  Fig.  9 — 12;  Taf.  9,  Fig.  1«,  b, 
Ders.,  Liebotitz  u.  Putsehirn,  S.  83,  Taf.  1,  Fig.  19;  Taf.  2,  Fig.  1,  4,  5.  Ders.,  Jesuit engr.,  S.  384,  Taf.  19, 
Fig.  13 — 24.  Ders.,  Himmelsberg,  S.  285,  Taf.  4,  Fig.  3,  8 — 11,  17,  25,  26,  27.  Lesquereux,  Tert.  Fl., 
S.  261,  Taf.  48,  Fig.  2,  3a.  Sieber,  Nordböhmen,  S.  94,  Taf.  1,  Fig.  7,  8.  Velenovsky,  Vrsovic,  S.  37, 
Taf.  7,  Fig.  1 — 3;  Taf.  8,  Fig.  26;  Taf.  9,  Fig.  2,  4.  Schmal  hausen,  Südwest-Rußland,  S.  36,  Taf.  11, 
Fig.  3 — 5. 

Syn. : Phyllites  lobatus  Sternb erg,  Yers.  I,  S.  39,  Taf.  35,  Fig.  2.  — Phyllites  trilobatum  Sternberg, 
Vers.  I,  S.  42,  Taf.  50,  Fig.  2.  — Acer  productum  Al.  Braun,  Jahrb.  1845,  S.  172.  Uuger,  Chi.  prot.,  S.  131, 
Taf.  41,  Fig.  1 — 9.  — Acer  tricuspidatum  Al.  Braun,  Jahrb.  1845,  S.  172.  — Acer  vitifolium  Unger,  Chi. 
prot.,  S.  133,  Taf.  43,  Fig  10,  11.  Ludwig,  Paläont.  VIII,  S.  131,  Taf.  52,  Fig.  1.  — Platanus  cuneifolia 
Göppert,  Schossnitz,  S.  22,  Taf.  12,  Fig.  1 — 3.  — Acer  heeri  Massai ongo,  Fl.  foss.  del  Senigall.,  S.  345, 
Taf.  12,  Fig.  3;  Taf.  17,  Fig.  1,  2,  4,  6—8;  Taf.  18,  Fig.  1,  2;  Taf.  19,  Fig.  2;  Taf.  15;  Taf.  16,  Fig.  1—4, 
12 — 14;  Taf.  41,  Fig.  11 — 16;  Taf.  48,  Fig.  16.  — Acer  sturi  Engelhardt,  Liebotitz  u.  Putsehirn,  S.  19, 
Taf.  1,  Fig.  21. 

Die  Blätter  sind  langgestielt,  drei-  oder  beinahe  fünflappig,  handspaltig,  die  Lappen 
meist  ungleich,  der  Mittellappen  ist  länger  und  breiter  als  die  Seitenlappen  oder  alle 
drei  sind  gleich;  der  Rand  ist  eingeschnitten-gezähnt,  die  Spitze  zugespitzt,  die  Seiten- 
lappen stehen  teils  von  dem  Mittellappen  unter  einem  rechten  oder  ziemlich  rechten 
Winkel  ab,  teils  sind  sie  unter  einem  spitzen  aufgerichtet.  Die  Früchte  sind  breit  ge- 
flügelt, die  Flügel  stehen  auseinander  und  haben  eiförmige  Samen. 

Diese  Art  gehört  zu  den  Pflanzen,  welche  während  des  Tertiärs  die  weiteste  Ver- 
breitung zeigten.  Vom  hohen  Norden  ist  sie  bis  nach  Italien,  Griechenland  und  Süd- 


Engelhardt.  Zur  Kenntnis  der  fossilen  Flora  der  Zeuica-Sarajevoer  Braunkohlenablagerung.  381 


rußland  nachgewiesen  worden,  außerdem  im  pazifischen  Nordamerika  und  auf  Sachalin. 
Zur  Eiszeit  verschwand  sie  in  Europa,  nur  in  Italien  hielt  sie  sich  noch  eine  Weile. 

Sie  zeichnete  sich  durch  die  Polymorphie  ihrer  Blätter  aus,  was  anfangs  Al.  Braun 
veranlaßte,  verschiedene  Arten  aufzustellen.  Nachdem  aber  Heer  in  einem  reichen 
Materiale  Formen  gefunden,  welche  den  Übergang  von  der  einen  zur  anderen  fest- 
stellten, war  die  Zusammengehörigkeit  derselben  bewiesen. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Acer  rubrum  L.  (Nordamerika). 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän,  Pliozän. 

Fundorte:  Kakanj-Doboj  (Werk,  Mühle),  Bahnwächterhaus  Nr.  55  bei  Zenica. 

Ilicineen  Brongn. 

Gattung:  Ilex,  L. 

Ilex  ambigua  Ung.,  Taf.  XCIII,  Fig.  15,  22,  25  und  Taf.  XCIV,  Fig.  2,  10. 

Unger,  Chi.  prot.,  S.  149.  Ders.,  Syll.  pl.  foss.  II,  S.  14,  Taf.  3,  Fig.  28 — 33.  Ders.,  Ivumi,  S.  52, 
Taf.  13,  Fig.  19 — 25.  Engelhardt,  Dux,  S.  187,  Taf.  10,  Fig.  2.  Ders.,  Dolnja  Tuzla,  S.  354,  Taf.  2,  Fig.  11. 

Die  Blätter  sind  starr-lederig,  länglich-eiförmig,  kurzgestielt,  spärlich  dornig-gezähnt, 
die  Seitennerven  meist  verwischt. 

Die  Gestalt  der  Blätter  ist  großen  Schwankungen  unterworfen. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Ilex  cassine  L.  (südliches  Nordamerika). 

Zeitliche  Verbreitung;  Oligozän,  Miozän. 

Fundorte:  Kakanj-Doboj  (Werk,  Mühle),  Bieli  put  bei  Zenica. 

Ilex  stenophylla  Ung.,  Taf.  XCIII,  Fig.  16. 

Unger,  Chi.  prot.,  S.  149,  Taf.  50,  Fig.  10,  11.  Ders.,  Syll.  pl.  foss.  II,  S.  14,  Taf.  3,  Fig.  15 — 27. 
Heer,  Fl.  d.  Schw.  III,  S.  71,  Taf.  122,  Fig.  7 — 10.  Ders.,  Balt.  Fl.,  S.  96,  Taf.  30,  Fig.  5 — 7.  Massalongo, 
Fl.  foss.  del  Senigall.,  S.  380,  Taf.  29,  Fig.  18,  21;  Taf.  35,  Fig.  24.  Engelhardt,  Jesuitengr.,  S.  61, 
Taf.  15,  Fig.  32,  33.  Ders.,  Berand,  S.  34,  Taf.  2,  Fig.  33,  41.  Ders.,  Himmelsberg,  S.  288,  Taf.  3,  Fig.  4. 

Die  Blätter  sind  lederig,  kurzgestielt,  länglich,  stumpf,  ganzrandig;  der  Mittelnerv 
ist  stark,  die  Seitennerven  sind  sehr  zart,  gebogen-  und  verästelt. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Ilex  dohoon  Walt.  (Nordamerika). 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän. 

Fundort:  Kakanj-Doboj  (Mühle). 

Rhamneen  R.  Br. 

Gattung:  Rhamnus  L. 

Rhamnus  gaudini  Heer,  Taf.  XCV,  Fig.  1,  3,  5. 

Heer,  Fl.  d.  Schw.  HI,  S.  79,  Taf.  124,  Fig.  4—15;  Taf.  125,  Fig.  1,  7,  13.  Ders.,  Balt.  Fl.,  S.  45, 
Taf.  11,  Fig.  1 — 12;  Taf.  12,  Fig.  1 d-,  S.  97,  Taf.  30,  Fig.  20,  21.  Ders.,  Polarl.,  S.  124,  Taf.  50,  Fig.  6. 
Ettingshausen,  Bilin  III,  S.  42,  Taf.  49,  Fig.  20;  Taf.  50,  Fig.  1 — 4.  Engelhardt,  Cyprissch.,  S.  145, 
Taf.  7,  Fig.  1.  Ders.,  Jesuitengr.,  S.  63,  Taf.  16,  Fig.  1,  6 — 8,  14.  Ders.,  Himmelsberg,  S.  288,  Taf.  5, 
Fig.  2,  3,  33.  Ders.,  Dolnja  Tuzla,  S.  355,  Taf.  3,  Fig.  12.  Staub,  Zsiltal,  S.  355,  Taf.  26,  Fig.  75;  Taf.  38, 
Fig.  4;  Taf.  9,  Fig.  2. 

Syn.:  Rhamnus  Fricii  Velonovsky,  Vrsovic,  S.  42,  Taf.  8,  Fig.  7 — 16;  Taf.  9,  Fig.  6;  Taf.  10, 
Fig.  18cZ. 

Die  Blätter  sind  gestielt,  elliptisch,  seltener  eiförmig,  feingesägt,  die  zwölf,  seltener 
acht  bis  zehn  Seitennerven  entspringen  unter  spitzen  Winkeln,  sind  in  der  Nähe  des 
Randes  bogenläufig,  die  Tertiärnerven  fast  gleichlaufend. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Rhamnus  grandifolius  Fisch,  et  Meyer  (Kaukasus). 


382 


II.  Naturwissenschaft. 


Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän. 

Fundorte:  Kakanj-Doboj  (Werk,  Mühle,  V),  Biel  put  bei  Zenica. 

Rhamnus  rossmässlerii  Ung.,  Taf.  XCV,  Fig.  13. 

Unger,  Gen.  et  sp.  pl.  foss.,  S.  64.  Heer,  Fl.  d.  Schw.  III,  S.  80,  Taf.  124,  Fig.  18 — 20.  Ders.,  Balt. 
Fl.,  S.  46,  Taf.  10,  Fig.  18 — 20.  Sismonda,  Piemont,  S.  451,  Taf.  15,  Fig.  7.  Engelhardt,  Tschernowitz, 
S.  387,  Taf.  5,  Fig.  4 — 6.  Ders.,  Grasseth,  S.  312,  Taf.  4,  Fig.  6,  9;  Taf.  6,  Fig.  10.  Ders.,  Himmelsberg, 
S.  289,  Taf.  5,  Fig.  5,  6.  Lesquereux,  Tert.  Fl.,  S.  283,  Taf.  54,  Fig.  4. 

Syn.:  Phyllites  rhamnoides  Ross  massier,  Altsattel,  S.  35,  Taf.  8,  Fig.  36,  37. 

Die  Blätter  sind  länglich-elliptisch,  ganzrandig;  der  Mittelnerv  ist  kräftig,  die 
Seitennerven,  jederseits  sieben  bis  zehn,  sind  deutlich,  parallel  und  am  Rande  bogen- 
läufig. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Rhamnus  frangula  L.  (Europa). 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän. 

Fundort:  Breza. 

Juglandeen  DC. 

Gattung:  Juglans  L. 

Juglans  acuminata  Al.  Br.,  Taf.  XCV,  Fig.  7. 

Lit.  u.  Syn.  s.  Dolnja  Tuzla,  S.  355. 

Die  Blätter  sind  gefiedert,  die  Blättchen  gegenständig,  lederartig,  gestielt,  eirund- 
elliptisch oder  eirund-lanzettförmig,  zugespitzt,  ganzrandig;  der  Mittelnerv  ist  stark  und 
nimmt  nach  der  Spitze  zu  allmählich  an  Stärke  ab,  die  Seitennerven,  meist  10 — 14, 
sind  kräftig,  werden  nach  dem  Rande  zu  schwächer  und  verbinden  sich  da  in  Bogen. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Juglans  regia  L.  (Mittel-  und  Ostasien). 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän,  Pliozän. 

Fundort:  Kakanj-Doboj  (Mühle). 

Anacardiaceen  Lindl. 

Gattung:  Rhus  L. 

Rhus  herthae  Unger,  Taf.  XCIV,  Fig.  15. 

Unger,  Gen.  et  sp.  pl.  foss.,  S.  437.  Ders.,  Syll.  pl.  foss.  I,  S.  42,  Taf.  20,  Fig.  7 — 9.  Ders.,  Swo- 
szowice,  S.  6,  Taf.  14,  Fig.  21.  Engelhardt,  Jesuitengr.,  S.  68,  Taf.  18,  Fig.  10 — 12. 

Die  Blätter  sind  wenigpaarig-gefiedert  (oder  dreizählig?),  die  Blättchen  eiförmig- 
zugespitzt  oder  umgekehrt-eiförmig-zugespitzt,  fast  häutig,  unregelmäßig-grobgesägt;  die 
Nervation  ist  schlingläufig,  die  Seitennerven  sind  ziemlich  einfach;  die  Tertiärnerven 
netzförmig. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Rhus  toxicodendron  L.  (Nordamerika). 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän. 

Fundort:  Visoko. 

Myrtaceen  R.  Br. 

Gattung:  Eucalyptus  Herit. 

Eucalyptus  oceanica  Ung.,  Taf.  XCIV,  Fig.  18. 

Lit.  s.  Dolnja  Tuzla,  S.  357. 


Engelhardt.  Zur  Kenntnis  der  fossilen  Flora  der  Zenica-Sarajevoer  Braunkohlenablagerung.  383 


Die  Blätter  sind  lederig,  lanzettförmig  oder  linealisch-lanzettförmig,  fast  sichel- 
förmig, zugespitzt,  in  den  Blattstiel  verschmälert,  ganzrandig,  der  halbzollange  Blatt- 
stiel ist  öfters  am  Grunde  gedreht,  der  Mittelnerv  ist  deutlich,  die  Seitennerven  sind 
sehr  zart  und  entspringen  unter  spitzen  Winkeln. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Eucalyptus  sp.  (Australien). 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän. 

Fundort:  Kakanj-Doboj  (Mühle). 

Amygdaleen  Bartl. 

Gattung:  Amygdalus  L. 

Amygdalus  persicifolia  Ung.,  Taf.  XCIV,  Fig.  23. 

Lit.  u.  Syn.  s.  Dolnja  Tuzla,  S.  358.  Dazu:  Engelhardt,  Himmelsberg,  S.  295,  Taf.  4,  Fig.  14. 

Die  Blätter  sind  häutig,  lanzettförmig,  in  den  Stiel  verschmälert,  zugespitzt,  fein- 
gesägt; der  Mittelnerv  ist  straff,  die  Seitennerven  sind  gekrümmt,  stehen  ab  und  ver- 
binden sich  vor  dem  Rande  in  Bogen. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Amygdalus  persica  L.  (Orient,  Persien). 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän. 

Fundort:  Kakanj-Doboj  (Mühle). 

Amygdalus  pereger  Ung.,  Taf.  XCIV,  Fig.  17. 

Unger,  Sotzka,  S.  54,  Taf.  34,  Fig.  10 — 14.  Heer,  Fl.  d.  Schw.  III,  S.  95,  Taf.  132,  Fig.  8—12. 
Engelhardt,  Jesuitengr.,  S.  71,  Taf.  19,  Fig.  2,  3,  14;  Taf.  21,  Fig.  16.  Ders.,  Himmelsberg,  S.  295, 
Taf.  5,  Fig.  7,  22. 

Die  Blätter  sind  häutig,  langgestielt,  ei-lanzettförmig,  zugespitzt,  sägezähnig. 

Zeitliche  Verbreitung:  Meist  im  Oligozän,  selten  im  Miozän. 

Fundort:  Kakanj-Doboj  (Mühle). 

Papilionaceen  Endl. 

Gattung:  Cassia  L. 

Cassia  phaseolites  Ung.,  Taf.  XCIV,  Fig.  21. 

Lit.  u.  Syn.  s.  Dolnja  Tuzla,  S.  359.  Dazu:  Engelhardt,  Hinnnelsberg,  S.  297,  Taf.  4,  Fig.  16; 
Taf.  5,  Fig,  31,  39. 

Die  Blätter  sind  vielpaarig  gefiedert,  die  Blättchen  häutig,  länglich-elliptisch  oder 
eirund-länglich,  gestielt,  ganzrandig,  ziemlich  stumpf;  der  Mittelnerv  ist  stark,  die  Seiten- 
nerven sind  zart,  zahlreich,  laufen  parallel  oder  fast  parallel  und  verbinden  sich  am 
Rande  in  Bogen. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Cassia  micranthera  DC.  (Brasilien). 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän,  Pliozän. 

Fundort:  Breza. 

Cassia  ambigua  Ung. 

Unger,  Gen.  et  sp.  pl.  foss.,  S.  492.  Ders.,  Syll.  pl.  foss.  II,  S.  29,  Taf.  10,  Fig.  9.  Ettingshausen, 
Häring,  S.  90,  Taf.  29,  Fig.  43 — 46.  Ders.,  Mte.  Promina,  S.  24,  Taf.  13,  Fig.  9.  Heer,  Fl.  d.  Schw.  III, 
S.  121,  Taf.  138,  Fig.  29—36.  Ders.,  Balt.  Fl.,  S.  100,  Taf.  30,  Fig.  31,  32.  Engelhardt,  Jesuitengr., 
S.  78,  Taf.  19,  Fig.  43,  44;  Taf.  20,  Fig.  5—9,  17,  18.  Ders.,  Dux,  S.  196,  Taf.  11,  Fig.  9,  15.  Ders., 
Himmelsberg,  S.  298,  Taf.  4,  Fig.  15,  21. 

Syn.:  Acacia  aniorphoides  Weber,  Paläont.  IV,  S.  164,  Taf.  29,  Fig.  lc. 


384 


II.  Naturwissenschaft. 


Die  Blätter  sind  gefiedert,  die  Blättchen  kurz  gestielt,  elliptisch  oder  lanzettförmig, 
zugespitzt,  am  Grunde  ungleich;  die  Seitennerven  zart  und  gebogen. 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän. 

Fundort:  Konzilo  potok. 

Mimoseen  R.  Br. 

Gattung:  Acacia  L. 

Acacia  sotzkiana  Ung.,  Taf.  XCV,  Fig.  24. 

Unger,  Sotzka,  S.  189,  Taf.  47,  Fig.  1 — 10.  Ettingshausen,  Häring,  8.  93,  Taf.  30,  Fig.  55,  56. 
Heer,  Fl.  d.  Schw.  III,  S.  131,  Taf.  140,  Fig.  1 — 12.  Massalongo,  Fl.  foss.  del  Senigall.,  S.  435,  Taf.  35, 
Fig.  4,  10.  Saporta,  Sud-Est  de  la  France  III,  8.  12,  Fig.  19.  Engelhardt,  Jesuitengr.,  S.  81,  Taf.  20, 
Fig.  34,  35,  47.  Ders.,  Dux,  S.  197,  Taf.  11,  Fig.  28,  29;  Taf.  14,  Fig.  13,  19.  Ders.,  Himmelsberg,  8.  299, 
Taf.  5,  Fig.  18. 

Die  Blätter  sind  doppelt-gefiedert  (?),  die  Blättchen  lanzettförmig,  ein  wenig  lederig. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Nach  Unger  Acacia  portoricensis  Willd.  (Tropisches 
Amerika). 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän. 

Fundort:  Breza. 

Pflanzenreste  mit  unsicherer  Stellung. 

Carpolithes  alatus  nov.  sp.,  Taf.  XCV,  Fig.  2,  4,  6,  8. 

Eine  Art  geflügelter  Samen  macht  sich  in  den  Gesteinen  verschiedener  Lokali- 
täten durch  massenhaftes  Auftreten  bemerklich.  Die  Samen  selbst  sind  zylindrisch, 
bald  oben  und  unten  zu  einer  Spitze  verjüngt,  bald  an  einem  Ende  breit  gerundet,  am 
anderen  in  eine  Spitze  auslaufend.  Sie  zeigen  durchgehends  nur  an  einer  Seite  einen 
nach  unten  schmäler  werdenden  Flügel,  der  bisweilen  teilweise  abgebrochen  ist.  Ein 
zweiter  entgegengesetzt  stehender  ließ  sich  nie  nachweisen,  auch  nicht  andeutungsweise 
und  wäre  es  geradezu  auffällig,  wenn  ein  solcher  durchgehends  verloren  gegangen 
wäre.  Samen  dieser  Natur  vermochte  ich  trotz  angestrengten  Suchens  in  den  mir  zu- 
gänglichen Fruchtsammlungen  nirgends  zu  finden,  weshalb  ich  gezwungen  war,  obigen 
vorläufigen  Namen  aufzustellen. 

Fundorte:  Zenica,  Popi. 

Carpolithes  foveatus  nov.  sp.,  Taf.  XCV,  Fig.  27,  28,  29. 

Die  Samen  sind  umgekehrt- eirund,  am  Grunde  zugespitzt,  an  dem  einen  Rande 
flügelartig  erweitert,  an  der  Oberfläche  kleingrubig. 

Die  Grübchen  sind  an  der  breiteren  Hälfte  größer  und  tiefer  als  an  der  schmäleren. 

Die  Zeichnungen  sind  nach  Wachsabdrücken  gefertigt,  da  nur  Abdrücke  Vorlagen. 

Fundorte:  Zenica,  Kakanj-Doboj,  Popi. 

Carpolithes  valvatus  nov.  sp.,  Taf.  XCV,  Fig.  19 — 22. 

Die  Früchte  sind  länglich,  zweiklappig,  kleingrubig,  die  Samen  zylindrisch,  an 
einem  Ende  verschmälert,  glatt. 

Fig.  19  zeigt  zwei  aufgesprungene,  jedoch  an  einem  Ende  noch  aneinander  be- 
festigte Klappen;  Fig.  20  und  21  stellen  die  Frucht  im  geschlossenen  Zustande  vor  und 
lassen  die  Naht  erkennen;  Fig.  22  gibt  den  Samen  wieder. 

Die  Früchte  sind  in  Kohle  verwandelt,  der  Same  zeigt  solche  nicht. 

Fundort:  Zenica. 


Engelhardt.  Zur  Kenntnis  der  fossilen  Flora  der  Zenica-Sarajevoer  Braunkohlenablagerung.  385 


Alphabetisches  Verzeichnis  der  beschriebenen  Pflanzenreste. 


Acacia  sotzkiana 

Seite 
. 384 

Cinnamomum  polymorphum . 

Seite 
. 376 

Pinus  megaloptera 

Acer  trilobatum 

. 380 

„ scheuchzeri  . . 

. 376 

Planera  ungeri 

Ainus  kefersteinii 

. 368 

Daphne  palaeo-mezereum  . . 

. 377 

Quercus  gmelini 

„ nostratum 

. 369 

Echitoniuni  sophiae 

. 377 

lonchitis 

. 383 

Eucalyptus  oceanica 

. 382 

„ persicifolia  . . . 

. 383 

Fagus  feroniae 

. 373 

,,  sclerophyllina 

Andromeda  protogaea  . . . 

. 378 

Ficus  lanceolata 

. 375 

„ väldensis 

„ vaccinifolia  . . 

. 378 

Glyptostrobus  europaeus  . . . 

. 365 

Rhamnus  gaudini 

Anoectomeria  brongniartii  . 

. 379 

Ilex  ambigua 

. 381 

„ rossmässleri 

Benzoin  antiquum 

. 376 

„ stenophylla 

. 381 

Phus  herthae 

Betula  brongniartii  .... 

. 368 

Juglans  acuminata 

. 382 

Salix  lavateri 

„ prisca 

. 368 

Juncus  retractus 

. 364 

„ varians 

Carpinus  grandis 

. 370 

Laurus  vrimiqenia 

. 375 

Sapotacites  minor 

Carpolithes  alatus 

. 384 

Myrica  banksiaefolia 

. 367 

Sequoia  langsdorfii 

„ foveatus  .... 

. 384 

„ hakeaefolia 

. 366 

Tilia  bosniaca 

„ valvatus  .... 

. 384 

„ laevigata 

. 367 

„ katzeri 

Cassia  ambigua 

. 383 

„ vindobonensis  .... 

. 367 

Typha  latissima 

383 

Nympliaea  cliarpentieri  . . . 
Ostrya  atlantidis 

. 379 

Ulmus  longifolia 

Castanea  atavia 

. 372 

. 371 

Vitis  teutonica 

„ ungeri 

. 372 

Phragmites  oeningensis  . . . 
Pinus  hepios 

. 364 

Widdrinqtonia  unqeri 

Celastrus  europaeus  .... 

. 365 

Xylopia  ungeri 

Seite 

365 

374 

370 

369 

370 

370 

369 

381 

382 

382 

375 

375 

377 

366 

380 

380 

365 

373 

378 

366 

378 


Band  IX. 


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Beitrag  zur  Kenntnis  der  Tertiärflora  Bosniens 
und  der  Herzegowina. 

Von 

Hermann  Engelhardt, 

Professor  an  der  Dreikünigschule  in  Dresden. 

(Mit  2 Tafeln  und  9 Abbildungen  im  Texte.) 


Nachdem  ich  die  Bearbeitung  der  fossilen  Flora  von  Dolnja  Tuzla  beendigt  hatte, 
erhielt  ich  vom  Landesgeologen  Herrn  Dr.  Friedrich  Katzer  weitere  Kollektionen  von 
tertiären  Pflanzenresten  aus  verschiedenen  Teilen  Bosniens  und  der  Herzegowina  zu- 
gesandt. Erfreut  über  diese  neue  Gelegenheit,  einen  Beitrag  für  einen  künftigen  Pro- 
drom der  tertiären  Flora  Bosniens  liefern  zu  können,  habe  ich  die  Bestimmung  und 
Bearbeitung  dieser  Pflanzenabdrücke  vorgenommen,  wobei  es  sich  notwendig  erwies, 
das  reiche  Material  in  zwei  Teile  zu  scheiden.  Der  eine  davon  gehört  ausschließlich 
der  großen  Sarajevo-Zenicaer  Braunkohlenablagerung  an  und  ist  im  Anschluß  an  eine 
Darstellung  der  stratigraphischen  Verhältnisse  dieses  Kohlenbeckens  zur  Beschreibung 
gelangt  (s.  o.  S.  364  ff.).  Der  zweite  Teil  des  Materiales  ist  jener,  welcher  in  den  fol- 
genden Zeilen  besprochen  werden  soll. 

Die  bezüglichen  fossilen  Pflanzenreste  stammen  aus  den  Braunkohlenablagerungen 
von  Prijedor,  Kamengrad,  Banjaluka,  Prozor,  Bugojno  und  Mostar.  Auf  die 
beiden  erstgenannten  nimmt  eine  Abhandlung  von  Katzer1)  Bezug,  aus  welcher  er- 
hellt, daß  diese  Kohlenbecken  dem  Oligozän  angehören;  auch  die  drei  letztgenannten 
Ablagerungen  sind  nach  Katzers  neuesten  Mitteilungen  oligozänen  Alters,  was 
durch  die  fossile  Flora  bestätigt  wird.  Namentlich  der  Charakter  der  Pflanzenreste  ist 
ein  ausgesprochen  oligozäner. 

Außer  vier  von  Krasser  bestimmten  Arten  von  Husumovci  in  der  Kamengrader 
Mulde  waren  aus  den  genannten  Braunkohlenablagerungen  bis  jetzt  keinerlei  Pflanzen- 
reste bekannt,  so  daß  die  nun  folgenden  Aufsammlungen  in  dankenswerter  Weise  zu 
einem  orientierenden  Einblick  in  die  fossile  Flora  dieser  Becken  geführt  haben.  Die 
Kollektion  von  Mostar  wurde  von  Herrn  Bergdirektor  F.  Richter  aus  Zenica  zusammen- 
gebracht, alle  übrigen  Reste  aber  gelegentlich  der  geologischen  Landesdurchforschung 
von  Herrn  Dr.  Katzer  gesammelt. 


*)  Zentralblatt  für  Mineralogie,  Geologie  etc.  1901,  p.  227  ff. 


Engelhardt.  Beitrag  zur  Kenntnis  der  Tertiärflora  Bosniens  und  der  Herzegowina. 


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Es  stammen: 

1.  Aus  der  Prijedorer  Ablagerung,  und  zwar  aus  Kongerien  führenden  Mergel- 
kalken vom  Jelovac-Sattel  unter  dem  Gajic-Berge  östlich  von  der  Straße  nach  Dubica: 

Pinus  saturni  Umr. 

Glyptostrobus  europaeus  Brongn.  sp. 

Persoonia  laurinoides  nov.  sp. 

2.  Aus  der  Kamengrader  Ablagerung  aus  plattigen  Mergelkalken  im  Liegenden 
des  Kohlenflötzes: 


a ) Von  Zurni6i: 

Pinus  saturni  Ung1. 

o 

Glyptostrobus  europaeus  Brongn.  sp. 
Sequoia  sternbergi  Göpp.  sp. 

Myrica  laevigata  Heer. 

b)  Von  Umci: 

Pinus  hepios  Ung.  sp. 

Myrica  hakeaefolia  Ung.  sp. 

Myrica  vindobonensis  Ett.  sp. 

Myrica  studeri  Heer. 

Castanea  kubinyi  Köv.  sp. 

Quercus  lonchitis  Ung. 

Ficus  lanceolata  Heer. 

Laurus  lalages  Ung. 

Benzoin  antiquum  Heer. 


Myrica  banksiaefolia  Ung. 
Cinnamomum  retusum  Heer. 
Dryandra  linearis  Heer. 
Rhamnus  rossmaessleri  Ung. 


Cinnamomum  scheuchzeri  Heer. 
Hakea  gaudini  Heer. 

Diospyros  brachysepala  Al.  Br. 
Andromeda  protogaea  Ung. 
Ilex  ambigua  Ung. 

Cassia  phaseolites  Ung. 

Cassia  ambigua  Ung. 
Leguminosites  salicinus  Heer. 


3.  Aus  der  Banjalukaer  Ablagerung  aus  milden  Mergeln  im  Hangenden  des 
unter  dem  Laus-Berge  im  Abbau  stehenden  Braunkohlenflötzes: 


Sphaeria  myricae  n.  sp. 

Sphaeria  palaeo-lauri  Ett. 

Phragmites  oeningensis  Al.  Br. 

Myrica  hakeaefolia  Ung.  sp. 

Myrica  laevigata  Heer. 

Ulmus  minuta  Göpp. 

Ficus  populina  Heer. 

4.  Aus  der  Braunkohlenablagerung 
sandigen  Hangendmergeln  von  Porisnica: 

Glyptostrobus  europaeus  Brongn.  sp. 
Sequoia  langsdorfii  Brongn.  sp. 


Cinnamomum  scheuchzeri  Heer. 
Cinnamomum  lanceolatum  Ung.  sp. 
Cinnamomum  polymorphum  Al.  Br.  sp. 
Grevillea  haeringiana  Ett. 

Acer  integrilobum  Web. 
Callistemophyllum  speciosum  Ett. 
Palaeolobium  sotzkianum  Ung. 

von  Bugojno,  und  zwar  aus  den  fein- 

Myrica  hakeaefolia  Ung.  sp. 

Ainus  kefersteinii  Göpp.  sp. 


Nach  Katzers  Mitteilung  ferner  auch  noch 

Acer  trilobatum  Stbg.  sp. 

Juglans  acuminata  A.  Br. 

25* 


388 


II.  Naturwissenschaft. 


5.  Aus  den  hellgelben  plattigen  Mergelkalken  der  mittleren  Stufe  der  oligo-mio- 
zänen  Braunkohlenablagerung  von  Prozor  stammen  die  beim  Dorfe  Paros  auf  dem 
Plateau  von  Gorica  südlich  von  der  Stadt  gesammelten  folgenden  Arten: 


Equisetum  sp. 

Salvinia  sp. 

Poacites  caespitosus  Heer. 

Poacites  tenuister-striatus  nov.  sp. 
Arundo  Goepperti  Münst.  sp. 
Myrica  banksiaefolia  Ung. 


Populus  mutabilis  Al.  Br. 
Cinnamomum  scheuchzeri  Heer. 
Ec.hitonium  sophiae  Web. 

Celastrus  oxyphyllus  Ung. 
Carpolithes  sp.  (cf.  foveatus  Engh.) 


Die  von  Katzer  (Geologischer  Führer  durch  Bosnien  und  die  Herzegowina  1903, 
p.  220)  mitgeteilte  Liste  von  Pflanzenresten  desselben  Fundortes  beruht  auf  vorläufigen 
Bestimmungen,  die  ich  erst  später  zu  revidieren  und  zu  ergänzen  vermochte. 


6.  Aus  der  Braunkohlenablagerung  von  Mostar,  und  zwar  aus  den  milden 
Mergeln  im  Hangenden  des  Braunkohlenflötzes  nördlich  von  der  Stadt: 


Pinus  ornata  Stbg.  sp. 

Glyptostrobus  europaeus  Brongn.  sp. 
Cupressites  richteri  nov.  sp. 
Casuarina  sotzkiana  Ung. 

Myrica  hakeaefolia  Ung.  sp. 

Qicercus  furcinervis  Rossm.  sp. 
Quercus  myrtilloides  Heer. 
Liquidambar  europaeum  Al.  Br. 


Laurus  primigenia  Ung. 
Laurus  swoszowiciana  Ung. 
Vaccinium  acheronticum  Ung. 
Andromeda  protogaea  Ung. 
Sterculia  cinnamomea  Ett. 
Banisteria  häringiana  Ett. 
Myrtus  bosniaca  Egh. 
Eucalyptus  oceanica  Ung. 


Ich  lasse  nun  die  Beschreibung  der  einzelnen  Arten  folgen. 


Pilze. 

Gattung:  Sphaeria  Hall. 

Sphaeria  palaeo-lauri  Ett.,  Taf.  XCVI,  Fig.  1. 

Ettingshausen,  Leoben  I,  S.  5,  Taf.  1,  Fig.  6. 

Die  Perithecien  sind  sehr  klein,  punktförmig,  schwarz,  laufen  bisweilen  zusammen 
und  öffnen  sich  mit  einer  kleinen  runden  Mündung. 

Ettingshausen  unterscheidet  diese  Art  trotz  ihrer  großen  Ähnlichkeit  von 
Sphaeria  interpungens  Heer  (Fl.  d.  Schw.  I,  Taf.  1,  Fig.  3),  weil  bei  ihr  verwachsene 
Perithecien  Vorkommen  und  sie  auf  einer  anderen  Nährpflanze  sich  befindet.  Der  erste 
Grund  bestimmt  mich  (die  größeren  Punkte  stellen  solche  Stellen  dar),  den  Pilz  unter 
obigem  Namen  zu  veröffentlichen;  auf  den  zweiten  lege  ich  weniger  Gewicht,  da  es  ja 
in  der  Jetztwelt  eine  Anzahl  Sphärien  gibt,  welche  auf  verschiedenen  Nährpflanzen 
aufzutreten  pflegen.  Weiter  bewegt  mich  dazu  das  ganze  Vorkommen,  das  die  Pilze  an 
manchen  Stellen  zerstreut,  an  anderen  dagegen  dicht  gedrängt  stehen  läßt,  und  die 
regelmäßig  auftretende  runde  Öffnung  in  der  Mitte  der  Perithecien,  die  Heer  nicht 
erwähnt.  Ein  ähnlicher  Pilz  ist  Sphaeria  milliarius  Ett.  (Häring,  Taf.  4,  Fig.  8,  9), 
doch  läßt  sich  nicht  nachweisen,  daß  er  hierhergehöre.  So  lange  wir  nicht  die  Sporen  zu 
beobachten  imstande  sind,  wird  wohl  mancher  Irrtum  in  den  Bestimmungen  mit  unterlaufen. 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän. 

Fundort:  Banjaluka. 


Engelhardt.  Beitrag  zur  Kenntnis  der  Tertiärflora  Bosniens  und  der  Herzegowina.  389 


Sphaeria  myricae  nov.  sp.,  Taf.  XCVI,  Fig.  2. 

Die  Perithecien  sind  sehr  klein,  schwarz,  kreisförmig  gestaltet,  flach,  zerstreut. 
Auf  einem  Blattstücke  von  Myrica  hakeaefolia  Ung.  sp. 

Fundort:  Banjaluka. 


Equisetaceen  DC. 


Gattung:  Equisetum  Linne. 

Equisetum  (Textabbildung  1). 

Es  liegt  nur  ein  kümmerlicher  Rest  vor,  welcher  in  der  Breite  mit 
Equisetum  limosellum  Heer  übereinstimmt,  aber  in  der  Bildung  der  Blatt- 
scheide von  dieser  Art  abweicht.  Nur  auf  Grund  vollständigeren  Materiales 
wäre  eine  Diagnose  möglich;  bis  zur  Erlangung  dieses  bleibe  das  Stück 
unbestimmt. 


Fig.  1. 


Salviniaceen  Bartl. 


Gattung:  Scilvinia  Mich. 

Es  fand  sich  nur  ein  Teil  eines  nicht  näher  zu  bezeichnenden  Nafomia-Blattes  vor. 


Gramineen  Juss. 


Gattung:  Poacites  Brongn. 


Poacites  caespitosus  Heer  (Textabbil- 
dung 2). 

Heer,  Fl.  d.  Scliw.  I,  S.  70,  Taf.  26,  Fig.  1.  Et- 
tingshausen, Bilin,  S.  23,  Taf.  6,  Fig.  1.  Engelhardt, 
Cyprissch.,  S.  6,  Taf  7,  Fig.  11.  Ders.,  Jesuitengr.,  S.  16, 
Taf  1,  Fig.  24,  25. 

Die  Blätter  sind  2 — 3 mm  breit,  linealisch, 
zehn-  bis  zwölfnervig. 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän. 

Fundort:  Paro§,  südlich  von  Prozor. 

Poacites  tenuiter-striatus  nov.  sp.  (Text- 
abbildung 3). 

Die  Blätter  sind  lang,  nach  der  Spitze  ver- 
schmälert, von  zahlreichen  dichtstehenden,  sehr 
zarten  Nerven  durchzogen. 

Die  meiste  Ähnlichkeit  zeigen  die  Blätter 
mit  solchen  von  Poacites  acuminatus  Ett.,  doch 
sind  diese  schmäler.  Die  Nervatur  macht  sich 
für  das  bloße  Auge  nur  wenig  bemerklich, 
ist  aber  dem  bewaffneten  sehr  deutlich 
sichtbar. 

Fundort:  Paro§,  südlich  von  Prozor. 


Fig.  2. 


390 


II.  Naturwissenschaft. 


Gattung:  Avundo  L. 

Arundo  Göpperti  Münst.  sp.  (Textabbildung  4). 

Heer,  Fl.  d.  Schw.  I,  S.  62,  Taf.  22,  Fig.  3;  Taf.  23;  III,  S.  161,  Taf.  146,  Fig.  17.  Ders.,  Balt. 
Fl.,  S.  21,  Taf.  8,  Fig.  14c — e.  Ettingshausen,  Bilin  I,  S.  95,  Taf.  4,  Fig.  1 — 4.  Engelhardt,  Leitm. 
Geh.,  S.  397,  Taf.  8,  Fig.  3 — 5;  Taf.  9,  Fig.  1 — 4.  Ders.,  Dux,  S.  145,  Taf.  2,  Fig.  3.  Sieber,  Nordböhm. 
Braunk.,  S.  8,  Taf.  3,  Fig.  20a,  b.  Lesquereux,  Tert.  Fl.,  S.  86,  Taf.  8,  Fig.  3 — 5. 

Syn.:  Palmacites  annulatus  Schlotheim,  Yerst.,  S.  396,  Taf.  16,  Fig.  5.  — Stigmaria ? Rossmässler, 
Altsattel,  S.  41,  Taf.  12,  Fig.  58.  — Culmites  Göpperti  Münster,  Beitr.,  Heft  V,  S.  103,  Taf.  3,  Fig.  1—3; 
Taf.  4,  Fig.  1,2.  — Caulinites  radobojensis  Unger,  Chi.  prot.,  S.  52,  Taf.  17,  Fig.  1 — 2.  Ders.,  Iconogr.  pl. 
foss.,  S.  15,  Taf.  29,  Fig.  3.  — Bamhusium  sepultum  Unger,  Chi.  prot.,  S.  128,  Taf.  40.  Ders.,  Sotzka,  S.  26, 
Taf.  2,  Fig.  5,  6.  Andrae,  Siebenb.,  S.  12,  Taf.  2,  Fig.  1 — 3.  — Typhaeolohiuni  häringianum  Ettings- 
hausen, Häring,  S.  30,  Taf.  4,  Fig.  2 c. 

Die  Blätter  sind  flach,  breit,  von  vielen  einander  sehr  genäherten  Längsnerven 
durchzogen. 

Rhizome  fanden  sich  nicht  vor. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Arundo  Donax  L.  (Mittelmeergebiet,  Kaukasus,  Ka- 
narische Inseln). 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän. 

Fundort:  Paros,  südlich  von  Prozor. 

Gattung:  PJiragmites  Trin. 

Phragmites  oeningensis  Al.  B.  (Textabbildung  5). 

Lit.  u.  Syn.  s.  Engelhardt,  Dolnja  Tuzla,  S.  324. 

Das  Rhizom  ist  verzweigt,  seine  Internodien  sind  gewöhnlich  ge- 
streckt, rührig,  die  Halme  gestreckt,  die  Blätter  breit  und  vielnervig. 

Analoge  jetzt  weltliche  Art:  Phragmites  communis  Trin.  (Europa, 
Asien,  Amerika,  Australien). 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän,  Pliozän. 

Fundort:  Banjaluka. 

Abietineen  Rieh. 

Gattung:  Pinus  L. 

Pinus  hepios  Ung.,  Taf.  XCVII,  Fig.  1. 

Lit.  u.  Syn.  s.  Dolnja  Tuzla,  S.  325.  Dazu:  Menzel,  Gymnosp.  d.  nordböhm. 
Braunkohlenf.  I,  S.  64,  Taf.  3,  Fig.  4. 

Die  Nadeln  stehen  paarig,  sind  sehr  lang,  dünn,  rinnig,  die  Scheide 
ist  verlängert. 

Es  ist  nur  ein  Kurztrieb  ohne  Scheide  gefunden  worden. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Pinus  mitis  Mich.  (Litorale  Nordamerikas)  und  P.  laricio 
Poir.  (Südeuropa). 

Zeitweilige  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän. 

Fundort:  Umci. 

Pinus  saturni  Ung.  sp.,  Taf.  XCVI,  Fig.  5. 

Engelhardt,  Jesuitengr.,  S.  18,  Taf.  1,  Fig.  41.  Menzel,  Gymnosp.  d.  nordböhm.  Braunk.,  S.  63, 
Taf.  3,  Fig.  17— 21. 


Fig.  5. 


Engelhardt.  Beitrag  zur  Kenntnis  der  Tertiärflora  Bosniens  und  der  Herzegowina. 


391 


Syn.:  Pitys  saturni  Unger,  Chi.  prot.,  S.  16,  Taf.  4,  Fig.  5.  Ders.,  Syll.  pl.  foss.  III,  S.  65,  Taf.  20, 
Fig.  5 — 7.  Göppert,  Monogr.  d.  foss.  Conif.,  S.  223,  Taf.  35,  Fig.  8,  9.  — Pinites  taedaeformis  Unger, 
Iconogr.  pl.  foss.,  S.  25,  Taf.  13,  Fig.  4.  — Pinus  taedaeformis  Ettingshausen,  Bilin  I,  S.  41,  Taf.  13, 
Fig.  13,  14.  Engelhardt,  Dux,  S.  24,  Taf.  3,  Fig.  1. 

Die  Nadeln  stehen  zu  drei  vereinigt,  sind  lang,  dünn,  starr  und  besitzen  vorgezo- 
gene Scheiden. 

Menzel,  dem  ein  großes,  durch  eigenes  Sammeln  wie  aus  einer  Anzahl  von  Samm- 
lungen zusammengebrachtes  Material  zu  Gebote  stand,  hat  Pinus  saturni  Ung.  sp.  und 
P.  taedaeformis  Ung.  sp.  vereinigt,  worin  ich  ihm  gern  folge.  Als  Unterscheidungs- 
merkmal beider  Arten  galt  bisher  nur  die  größere  oder  geringere  Länge  der  Nadeln, 
ein  Merkmal,  das  auf  Grund  einer  großen  Anzahl  von  Exemplaren  nicht  aufrecht  er- 
halten werden  konnte,  zumal  sie  im  übrigen  sich  als  ganz  gleich  erwiesen. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Pinus  patula  Schiede  und  Deppe  (Mexiko)  P.sabiniana 
Dougl.,  P.  serotina  Mchx.  (Nordamerika),  u.  a. 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän. 

Fundort:  Zurnici,  Jelovacsattel  (nach  Katzer). 

Pinus  ornata  Stbg.  sp.,  Taf.  XCVII,  Fig.  30. 

Brongniart,  Prodr.,  S.  107.  Engelhardt,  Leitm.  Geh.,  S.  61,  Taf.  10,  Fig.  4.  Ders.,  Tschernowitz, 
S.  15,  Taf.  2,  Fig.  4.  Menzel,  Gymnosp.  d.  nordböhm.  Braunk.,  S.  54,  Taf.  2,  Fig.  6 — 9. 

Syn.:  Conites  ornatus  Sternberg,  Yers.  I,  S.  39,  Taf.  55,  Fig.  1,  2.  — Pitys  ornata  Unger,  Syn. 
pl.  foss.,  S.  197.  — Pinites  ornatus  Unger,  Gen.  et.  sp.  pl.  foss.,  S.  364. 

Die  Zapfen  sind  kegelförmig  oder  länglich,  die  Apophysen  der  Schuppen  ganz, 
vierseitig,  ein  wenig  erhaben,  strahlenförmig  gestreift,  mit  hervortretendem  querliegenden 
Kiele  und  flachem  rautenförmigen  Höcker  versehen. 

Der  Zapfen  liegt  im  Abdrucke  vor  und  wurde  nach  einem  Wachsabdrucke  gezeichnet. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Pinus  lialepensis  Mill.  (Mittelmeergebiet). 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän. 

Fundort:  Mostar. 

Cupressineen  Rieh. 

Gattung:  Glyptostrobus  Endl. 

Glyptostrobus  europaeus  Brongn.  sp.,  Taf.  XCVI,  Fig.  3,  9. 

Lit.  u.  Syn.  s.  Dolnja  Tuzla,  S.  328. 

Die  Blätter  sind  spitz,  schuppenförmig,  angedrückt,  am  Grunde  herablaufend,  un- 
gerippt, bisweilen  linealisch,  abstehend;  die  Zapfen  kurz,  eiförmig  oder  beinahe  kugelig, 
die  Schuppen  verholzt,  an  ihrer  halbkreisförmigen  Spitze  mit  sechs  bis  acht  Kerbzähnen 
versehen  oder  beinahe  glatt,  am  oberen  Teile  des  Rückens  der  Länge  nach  gefurcht, 
am  mittleren  aber  zart  und  mit  festen  Anhängseln  versehen,  die  wenig  gekrümmten 
Samen  geflügelt,  am  Grunde  ausgerandet. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Glyptostrobus  heteropliyllus  Endl.  (China). 

Zeitliche  Verbreitung:  Eozän,  Miozän,  Pliozän. 

Fundorte:  Bugojno,  Mostar,  Zurnidi,  Jelovacsattel  (nach  Katzer). 

Gattung:  Sequoia  Endl. 

Sequoia  langsdorßi  Brongn.  sp.,  Taf.  XCVI,  Fig.  4. 

Lit.  u.  Syn.  s.  Dolnja  Tuzla,  S.  329.  Dazu:  Menzel,  Gymnosp.  tl.  nordböhm.  Braunkohlenf.  II, 
S.  89,  Taf.  5,  Fig.  26. 


392 


II.  Naturwissenschaft. 


Die  Blätter  sind  steif,  linealisch,  am  Grunde  verschmälert  und  angewachsen 
herunterlaufend,  gedrängt,  abstehend;  der  Mittelnerv  ist  stark.  Die  Zapfen  sind  halb- 
zollang,  oval,  die  Schuppen  schildförmig,  in  der  Mitte  mit  einem  Stachelspit  zehen  ver- 
sehen. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Sequoia  sempervirens  Endl.  (Kalifornien). 

Zeitliche  Verbreitung:  Kreide,  Eozän,  Miozän,  Pliozän. 

Fundoi't:  Bugojno. 

Sequoia  sternbergii  Göpp.  sp. 

Es  fand  sich  nur  der  Spitzenteil  eines  Triebes  vor,  der  jedenfalls  hierhergehört. 

Fundort:  Zurnici. 


Gattung:  Cupressites  Ett. 

Cupressites  richteri  nov.  sp.,  Taf.  XCVI,  Fig.  6,  7. 

Die  Zweige  sind  dünn,  dicht  verästelt,  die  Blätter  klein,  eiförmig,  zugespitzt, 
dachziegelförmig,  angedrückt,  an  der  Spitze  etwas  abstehend. 

Diese  Art,  welche  zu  Ehren  des  Herrn  Bergdirektors  F.  Richter  benannt  wurde, 
steht  in  ihrem  Habitus  Cupressites  freneloides  Ett.  (Häring,  S.  34,  Taf.  5,  Fig.  1 — 3) 
sehr  nahe,  darf  aber  mit  dieser  nicht  vereinigt  Averden,  da  bei  ihr  nur  zwei  Reihen 
von  Blättern  zu  erkennen  sind,  während  unsere  deren  drei  zeigt. 

Unsere  Stücke  sind  nur  an  wenigen  Stellen  deutlich  erhalten,  die  meisten  Partien 
stellen  sich  verwischt  dar. 

Fundort:  Mostar. 

Casuarineen  Mirb. 

Gattung:  Casuarina  Rmph. 

Casuarina  sotzkiana  Ung.  sp.,  Taf.  XCVI,  Fig.  8. 

Ettingshausen,  Bilin  I,  S.  43,  Taf.  14,  Fig.  2.  Ders.,  Sagor  I,  S.  18,  Taf.  3,  Fig.  28.  Ders., 
Leoben  I,  S.  23,  Taf.  2,  Fig.  15. 

Syn.:  Epliedrites  sotzkianus  Unger,  Sotzka,  S.  29,  Taf.  5,  Fig.  1 — 11.  Heer,  Fl.  d.  Schw.  I,  S.  60, 
Taf.  22,  Fig.  2. 

Die  Stengel  sind  gegliedert,  blattlos,  die  Gliederstücke  zylindrisch  und  gestreift, 
die  Ästchen  gegenüberstehend,  die  Scheiden  der  Glieder  nur  an  den  dünneren  Ästchen 
deutlich. 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän. 

Fundort:  Mostar. 

Myriceen  Rieh. 

Gattung:  Myrica  L. 

Myrica  hakeaefolia  Ung.  sp.,  Taf.  XCVI,  Fig.  10,  11,  16. 

Lit.  u.  Syn.  s.  Dolnja  Tuzla,  S.  332.  Dazu:  Engelhardt,  Himmelsberg,  S.  265,  Taf.  1,  Fig.  43, 

50,  51. 

Die  Blätter  sind  lederartig,  fest,  lanzettförmig  oder  linealisch -lanzettförmig,  in 
den  Stiel  verschmälert,  zugespitzt  und  entfernt  gezähnt,  nach  dem  Grunde  zu  oder 
auch  durchgehend  ganzrandig,  die  meisten  vorhandenen  Zähne  ungleich;  der  Mittel- 
nerv ist  stark,  die  Seitennerven  sind  zart,  flachbogenförmig  und  die  Nervillen  ziemlich 
so  stark  als  die  Sekundärnerven. 


Engelhardt.  Beitrag  zur  Kenntnis  der  Tertiärflora  Bosniens  und  der  Herzegowina. 


393 


Analoge  jetztweltliche  Art:  Myrica  macrocarpa  H.  B.  (Peru,  Neugranada). 

Zeitliche  \ erbreitung:  Eozän,  Oligozän,  vereinzelt  im  Miozän. 

Fundorte:  Paros  bei  Prozor,  Bugojno,  Banjaluka,  Umci. 

Myrica  laevigata  Heer,  Taf.  XCYI,  Fig.  15,  23. 

Heer,  Zsilytal,  S.  14,  Taf.  2,  Fig.  1 a,  b,  2.  Engelhardt,  Göhren,  S.  18,  Taf.  3.  Fig.  3.  Ders., 
Grasseth,  S.  290,  Taf.  2,  Fig.  11—13.  Ders.,  Meuselwitz,  S.  13,  Taf.  2,  Fig.  6,  7. 

Syn.:  Dryandroides  laevigata  Heer,  FI.  d.  Schw.  II,  S.  101,  Taf.  99,  Fig.  5 — 8.  Ders.,  Beitr.,  S.  19, 
Taf.  10,  Fig.  6.  Ders.,  Bovey-Tracey,  S.  47,  Taf.  14,  Fig.  9 — 11.  Sismonda,  Piemont,  S.  53,  Taf.  17; 
Fig.  85  (?). 

Die  Blätter  sind  lederig,  derb,  glänzend,  glatt,  lanzettförmig,  in  den  Stiel  ver- 
schmälert, an  der  Spitze  zugespitzt,  ganzrandig  oder  zerstreut  gezähnt;  der  Mittelnerv 
ist  stark,  die  Seitennerven  sind  sehr  zart,  bogenförmig  und  in  der  Nähe  des  Randes 
unter  einander  verbunden,  die  Tertiärnerven  sehr  fein. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Myrica  cerifera  L.  (Nordamerika). 

Zeitliche  Verbreitung:  Eozän,  Oligozän,  Miozän. 

Fundorte:  Mostar,  Zurnici,  Banjaluka. 

Myrica  banksiaefolia  Ung.,  Taf.  XCVI,  Fig.  17,  18  und  Textfigur  6. 

Unger,  Syn.  pl.  foss.,  S.  214.  Ders.,  Sotzka,  S.  30,  Taf.  6,  Fig.  3,  4;  Taf.  7,  Fig.  2 — 6. 

Heer,  Balt.  FL,  S.  67,  Taf.  18,  Fig.  4.  Ders.,  Alaska,  S.  28,  Taf.  2,  Fig.  11.  Ders.,  Zsilytal, 

S.  13,  Taf.  1,  Fig.  7.  Engelhardt,  Jesuitengr.,  S.  19,  Taf.  2,  Fig.  1.  Ders.,  Himmelsberg, 

S.  263,  Taf.  1,  Fig.  45. 

Syn.:  Dryandroides  banksiaefolia  Heer,  Fl.  d.  Schw.  II,  S.  102,  Taf.  100,  Fig.  3 — 10; 

HI,  S.  187,  Taf.  153,  Fig.  6.  Sismonda,  Piemont,  S.  54,  Taf.  17,  Fig.  8.  Ludwig,  Paläont. 

Y,  S.  146,  Taf.  31,  Fig.  10.  — Dryandroides  angustifolia  Unger,  Sotzka,  S.  39,  Taf.  20, 

Fig.  1 — 6.  Wessel  u.  Weber,  Paläont.  IY,  S.  148,  Taf.  26,  Fig.  2.  - — Banksia  ungeri  Ettings- 
hausen, Häring,  S.  54,  Taf.  17,  Fig.  1 — 22;  Taf.  18,  Fig.  1 — 6. 

Die  Blätter  sind  gestielt,  steif,  lederig,  linealisch  oder  linealisch-lanzett- 
förmig,  überall  scharf  gesägt,  beiderseits  zugespitzt;  die  Seitennerven  ent- 
springen unter  beinahe  rechtem  Winkel,  sind  genähert,  einfach,  parallel, 
bogenläufig. 

Analoge  jetztweltliche  Arten:  Myrica  cerifera  L.  (Nordamerika),  M.  esculenta  Don. 
(Neapel),  M.  californica  Cham.  (Kalifornien). 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän. 

Fundorte:  Zurnici,  Mostar. 

Myrica  vindobonensis  Ett.  sp.,  Taf.  XCVI,  Fig.  20. 

Heer,  Fl.  d.  Schw.  II,  S.  34,  Taf.  70,  Fig.  5,  6;  III,  S.  176,  Taf.  150,  Fig.  16,  17.  Ders.,  Balt.  Fl., 
S.  32,  Taf.  7,  Fig.  4 — 10.  Unger,  Kumi,  S.  22,  Taf.  4,  Fig.  20  — 30.  Ludwig,  Paläont.  VIII,  S.  94,  Taf.  28, 
Fig.  6,  7.  Engelhardt,  Dolnja  Tuzla,  S.  331,  Taf.  87,  Fig.  20.  Ders.,  Jesuitengr.,  S.  19,  Taf.  1,  Fig.  40. 

Syn.:  Dryandra  vindobonensis  Ettingshausen,  Wien,  S.  18,  Taf.  3,  Fig.  6.  — Dryandroides  con- 
cinna  Heer,  Fl.  d.  Schw.  III,  S.  188,  Taf.  43,  Fig.  8 — 10.  — Myricophyllum  bituminosum  Saporta,  Ann.  d. 
sc.  nat.,  1863,  S.  221,  Taf.  8,  Fig.  1. 

Die  Blätter  sind  häutig,  kurz  gestielt,  fiederspaltig;  der  Mittelnerv  ist  stark,  die 
bogigen  Seitennerven  sind  zart  und  laufen  in  die  Zähne  aus. 

Ob  Myrica  obtusiloba  Heer  (Fl.  d.  Schw.  II,  Taf.  70,  Fig.  10)  als  besondere  Art 
aufzufassen  ist,  bleibt  noch  unentschieden. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Myrica  serrata  Lam.  (Kapland),  M.  asplenifolia  Bks. 
(warmes  und  gemäßigtes  Nordamerika). 


394 


II.  Naturwissenschaft. 


Zeitliche  Verbreitung:  Miozän. 

Fundort:  Umci. 

Myrica  studeri  Heer,  Taf.  1,  Fig.  24. 

Heer,  Fl.  d.  Schw.  II,  S.  36,  Taf.  70,  Fig.  21—24. 

Syn.:  Myrica  integrifolia  Heer,  Übers,  der  Tertiiirfl.,  S.  52. 

Die  Blätter  sind  häutig,  oval,  am  Grunde  verschmälert;  die  Seitennerven  bogen- 
läufig. 

Analoge  jetzt  weltliche  Art:  Myrica  cerifera  L.  (Nordamerika). 

Zeitliche  Verbreitung:  Selten  im  Oligozän,  häufiger  im  Miozän. 

Fundort:  Umci: 

Betulaceen  Bartl. 

Gattung:  Ainus  Hall. 

Ainus  kefersteinii  Göpp.  sp.,  Taf.  XCVI,  Fig.  25,  26. 

Unger,  Chi.  prot.,  S.  155,  Taf.  33,  Fig.  1 — 4.  Ders.,  Swoszowice,  S.  123,  Taf.  13,  Fig.  3.  Ders., 
Szäntö,  S.  6,  Taf.  1,  Fig.  6.  Ettingshausen,  Wien,  S.  12,  Taf.  1,  Fig.  19,  20.  Ders.,  Bilin  I,  S.  47, 

Taf.  14,  Fig.  17 — 20.  Ders.,  Steiermark,  S.  29,  Taf.  1,  Fig.  22.  Heer,  Fl.  d.  Schw.  H,  S.  37,  Taf.  71, 

Fig.  5 — 7.  Ders.,  Spitzbergen,  S.  70,  Taf.  11,  Fig.  7c;  Taf.  14,  Fig.  9,  10;  S.  159,  Taf.  30,  Fig.  5a;  Taf.  31, 
Fig.  4.  Ders.,  Sachalin,  S.  29,  Taf.  4,  Fig.  45 — d. ; Taf.  5,  Fig.  6—8.  Ders.,  Balt.  Fl.,  S.  33,  Taf.  4, 
Fig.  11  — 17;  S.  67,  Taf.  19,  Fig.  1 — 13;  Taf.  20.  Sismonda,  Piemont,  S.  424,  Taf.  12,  Fig.  46;  Taf.  14, 
Fig.  3.  Gaudin  et  Strozzi,  Toscane,  S.  30,  Taf.  2,  Fig.  7 — 9;  Taf.  4,  Fig.  6.  Ludwig,  Paläont.  VHI, 
S.  97,  Taf.  31,  Fig.  1 — 6;  Taf.  32,  Fig.  1,  2.  Engelhardt,  Braunk.  v.  Sachsen,  S.  15,  Taf.  3,  Fig.  17.  Ders., 
Göhren,  S.  18,  Taf.  3,  Fig.  4 — 6.  Ders.,  Leitm.  Geb.,  S.  358,  Taf.  2,  Fig.  1;  S.  375,  Taf.  5,  Fig.  4.  Ders., 
Cyprissch.,  S.  7,  Taf.  7,  Fig.  17.  Ders.,  Liebotitz  u.  Putschirn,  S.  70,  Taf.  1,  Fig.  11  ; Taf.  2,  Fig.  2.  Ders., 
Jesuitengr.,  S.  21,  Taf.  1,  Fig.  34 — 36;  Taf.  2,  Fig.  12 — 16;  Taf.  21,  Fig.  9,  10,  12.  Ders.,  Grasseth,  S.  291, 

Taf.  2,  Fig.  7.  Ders.,  Dux,  S.  156,  Taf.  3,  Fig.  25,  26;  Taf.  4,  Fig.  25,  26,  28 — 31;  Taf.  5,  Fig.  1.  Ders., 

Üaplagr.,  S.  175,  Taf.  1,  Fig.  1;  Taf.  7,  Fig.  1.  Ders.,  Himmelsberg,  S.  266,  Taf.  2,  Fig.  13 — 15.  Vele- 
novsky,  Vrsovic,  S.  22,  Taf.  2,  Fig.  24;  Taf.  3,  Fig.  13 — 17.  Lesquereux,  Tert.  Fl.,  S.  140,  Taf.  18, 
Fig.  6-8;  Taf.  64,  Fig.  11. 

Syn.:  Alnites  kefersteinii  Göppert,  Nova  Acta  XVIII,  S.  564,  Taf.  41,  Fig.  1 — 19. — Ainus  cycladum 
Unger,  Kumi,  S.  23,  Taf.  3,  Fig.  9,  22.  — Ainus  sporadum  Unger,  Kumi,  S.  23,  Taf.  3,  Fig.  1 — 8. 

Die  Blätter  sind  kurz  gestielt,  eirund  oder  länglich-eirund,  die  Spitze  derselben 
ist  stumpf  oder  zugespitzt,  der  Rand  meist  doppelt,  doch  auch  einfach  gesägt,  der  Grund 
zugerundet,  bisweilen  etwas  herzförmig  ausgerandet;  der  Mittelnerv  ist  stark,  die  Seiten- 
nerven stehen  weit  auseinander,  sind  stark,  entspringen  unter  spitzen  Winkeln  und  sind 
randläufig.  Die  Zäpfchen  sind  groß,  die  Schuppen  verholzt  und  an  der  Spitze  verdickt. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Ainus  glutinosa  Gärtn.  (Nördliche  Halbkugel). 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän,  Pliozän. 

Fundort:  Bugojno. 

Cupuliferen  Endl. 

Gattung:  Quercus  L. 

Quercus  furcinervis  Rossm.  sp.,  Taf.  XCVI,  Fig.  27. 

Heer,  Fl.  d.  Schw.  II,  S.  51,  Taf.  77,  Fig.  17,  18.  III,  S.  179,  Taf.  151,  Fig.  12—15.  Ders.,  Polarl., 
S.  107,  Taf.  7,  Fig.  6a,  7a;  Taf.  45,  Fig.  Id;  Taf.  46,  Fig.  6.  Ders.,  Beitr.,  S.  18,  Taf.  10,  Fig.  4—7.  Sis- 
monda, Piemont,  S.  431,  Taf.  9,  Fig.  2a,  3.  Ettingshausen,  Bilin  I,  S.  134,  Taf.  16,  Fig.  11,  12. 
Ludwig,  Paläont.  VIII,  S.  102,  Taf.  34,  Fig.  1 — 4,  6 — 8.  Engelhardt,  Leitm.  Geb.,  S.  402,  Taf.  10, 
Fig.  10—19;  Taf.  11,  Fig.  1.  Ders.,  Grasseth,  S.  293,  Taf.  1,  Fig.  5;  Taf.  2,  Fig.  20—25,  27—31;  Taf.  3, 


Engelhardt.  Beitrag  zur  Kenntnis  der  Tertiärflora  Bosniens  und  der  Herzegowina.  395 


Fig.  1 — 6;  Taf.  4,  Fig.  1 — 4.  Ders.,  Meuselwitz,  S.  14,  Tat.  1,  Fig.  13,  21 — 23.  Friedrich,  Prov.  Sachsen, 
S.  50,  Taf.  4,  Fig.  11;  Taf.  5,  Fig.  7—10,  13. 

S y n. : Pkyüites  furcinervis  Rossmässler,  Altsattel,  S.  33,  Taf.  6,  Fig.  25;  Taf.  7.  — Phyllites  salignus 
Rossmässler,  Altsattel,  S.  37,  Taf.  9,  Fig.  40.  — Quercus  cuspidata  Unger,  Gen.  et  sp.  pl.  foss.,  S.  401. 
Ettingshausen,  Sagor  I,  S.  179,  Taf.  5,  Fig.  9 — 11.  — Quercus  drymeja  Heer,  Fl.  d.  Schw.  II,  Taf.  75, 
Fig.  18.  — Dryophyllum  furcinerve  S chm al haus en,  Südwestrußland,  S.  22,  Taf.  6,  Fig.  4—13. 

Die  Blätter  sind  lanzettförmig,  ei-lanzettförmig,  linealiscli-lanzettförmig,  linealisch, 
eirund  oder  elliptisch,  zugespitzt  oder  langzugespitzt,  am  Grunde  in  den  Blattstiel  ver- 
schmälert, am  Rande  ausgeschweift  gezähnt;  der  Mittelnerv  ist  stark,  die  Seitennerven 
sind  zahlreich,  stark,  randläufig  und  in  der  Nähe  des  Randes  gegabelt. 

Die  Polymorphie  der  Blätter  dieser  Art  verdient  hervorgehoben  zu  werden. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Quercus  spicata  Sm.  (Java). 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän. 

Fundort:  Mostar. 

Quercus  lonchitis  Ung.,  Taf.  XCVI,  Fig.  13,  21. 

Lit.  s.  Dolnja  Tuzla,  S.  334.  Dazu:  Engelhardt,  Himmelsberg,  S.  268,  Taf.  2,  Fig.  10,  11; 
Taf.  5,  34. 

Die  Blätter  sind  lederig,  gestielt,  länglich-lanzettförmig  oder  ei-lanzettförmig,  zu- 
gespitzt, scharf  gezähnt;  die  Seitennerven  zahlreich,  einfach,  selten  gegabelt,  gleich- 
laufend, die  Tertiärnerven  entspringen  unter  ziemlich  rechtem  Winkel  und  verbinden 
sich  unter  einander. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Quercus  lancifolia  Schl.  (Südamerika). 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän. 

Fundort:  Umci. 

Quercus  myrtilloides  Ung.,  Taf.  XCVI,  Fig.  14. 

Unger,  Gen.  et  sp.  pl.  foss.,  S.  404.  Unger,  Iconogr.  pl.  foss.,  S.  110,  Taf.  41,  Fig.  17  — 20.  Heer, 
Fl.  d.  Schw.  II,  S.  48,  Taf.  75,  Fig.  10 — 16;  III,  S.  176,  Taf.  151,  Fig.  4 — 6.  Sismonda,  Piemont,  S.  430, 
Taf.  9,  Fig.  4.  Gaudin,  Fl.  foss.  ital.  II,  S.  46,  Taf.  4,  Fig.  20. 

Syn.:  Myrica  antiqua  Ettingshausen,  Häring,  S.  39,  Taf.  10,  Fig.  1. 

Die  Blätter  sind  lederig,  eiförmig  oder  länglich-umgekehrt-eiförmig,  an  der  Spitze 
stumpf,  ganzrandig;  der  Mittelnerv  ist  stark,  die  Seitennerven  sind  zart,  der  Stiel  ist 
kurz,  verdickt. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Nach  Unger  Quercus  myrtifoliaWiWd.  (Nordamerika), 
nach  Heer  auch  Qu.  repanda  H.  et  B.  (Mexiko). 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän. 

Fundort:  Mostar. 

Gattung:  Castanea  Tourn. 

Castanea  kubinyi  Köv.,  Taf.  XCVI,  Fig.  28. 

Kdvats,  Jahrb.  d.  geol.  Reichsanst.  n,  Abt.  2,  S.  178.  Ders.,  Erdöbenye,  S.  25,  Taf.  3,  Fig.  1 — 7. 
Ettingshausen,  Heiligenkreuz,  S.  6,  Taf.  1,  Fig.  12.  Ders.,  Tokay,  S.  23,  Taf.  1,  Fig.  1,  2.  Sismonda, 
Piemont,  S.  435,  Taf.  13,  Fig.  14.  Heer,  Greenland  II,  S.  85,  Taf.  89,  Fig.  5;  Taf.  92,  Fig.  45.  Engel- 
hardt, Öaplagr.,  S.  178,  Taf.  2,  Fig.  3,  7,  8;  Taf.  6,  Fig.  3,  4;  Taf.  7,  Fig.  15;  Taf.  8,  Fig.  3;  Taf.  9,  Fig.  3. 
Ders.,  Berand,  S.  15,  Taf.  1,  Fig.  21—23,  25. 

Syn.:  Quercus  simonyi  Ettingshausen,  Wildshuth,  S.  9,  Taf.  2,  Fig.  3,  4.  — Quercus  drymeja 
Andrae,  Siebenb.  u.  Banat,  S.  15,  Taf.  3,  Fig.  5,  6.  — Castanea  palaeopumila  Andrae,  Siebenb.  u.  Banat, 
S.  16,  Taf.  5,  Fig.  2.  — Castanea  atavia  Unge”,  Gleichenberg,  S.  20,  Taf.  4,  Fig.  1,  2.  — Fagus  dentata 
Unger,  Gleichenberg,  S.  19,  Taf.  2,  Fig.  11.  — Quercus  etymodrys  Unger,  Gleichenberg,  S.  18,  Taf.  3, 
Fig.  3.  — Quercus  crassinervia  Göppert,  Schossnitz,  S.  16,  Taf.  8,  Fig.  1. 


396 


II.  Naturwissenschaft. 


Die  Blätter  sind  häutig,  gestielt,  länglich-lanzettförmig,  spitz  oder  zugespitzt,  am 
Grunde  etwas  gerundet  oder  ein  wenig  verschmälert,  scharf  gesägt,  die  Zähne  bisweilen 
stachelspitzig,  die  Seitennerven  zahlreich,  parallel,  straff,  in  die  Zähne  vorgezogen.  Die 
Früchte  sind  auf  der  Rückenseite  gewölbt,  auf  der  Bauchseite  flach,  die  Napf  hüllen 
igelstachelig. 

Diese  Art  konnte  von  den  Polarländern  bis  Italien  nachgewiesen  werden,  wurde 
aber  während  der  Eiszeit  auf  den  Süden  Europas  und  auf  Westasien  beschränkt.  Die 
Polymorphie  der  Blätter  ist  auffällig. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Castanea  vesca  Gärtn.  (Südeuropa,  Westasien). 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän. 

Fundort:  Umci. 

Ulmaceen  Agardh. 

Gattung:  TJlvnus  L. 

Ulmus  minuta  Göpp.,  Taf.  XCVI,  Fig.  19. 

Göppert,  Schossnitz,  S.  31,  Taf.  14,  Fig’.  12 — 14.  Heer,  Fl.  d.  Schw.  II,  S.  59,  Taf.  79,  Fig.  9 — 13; 
III,  Taf.  151,  Fig.  30.  Gaudin  et  Strozzi,  Toscane,  S.  33,  Taf.  3,  Fig.  7,  8.  Massalongo,  Fl.  Senigall., 
S.  215,  Taf.  38,  Fig.  20.  Ettingshausen,  Bilin  I,  8.  64,  Taf.  18,  Fig.  21,  22.  Engelhardt,  Dux,  S.  161, 
Taf.  6,  Fig.  15. 

Die  Blätter  sind  kurz  gestielt,  am  Grunde  sehr  ungleich,  elliptisch  oder  herzförmig- 
elliptisch, am  Rande  mit  kegelförmigen  Zähnen  versehen;  der  Mittelnerv  ist  straff,  aus- 
laufend,  die  8 — 14  Seitennerven  sind  zart,  mehrere  gegabelt. 

Zeitliche  Verbreitung:  Im  Oligozän  sehr  selten,  im  Obermiozän  und  Pliozän  am 
häufigsten. 

Fundort:  Banjaluka. 

Moreen  Endl. 

Gattung:  Ficus  Tournef. 

Ficus  lanceolata  Heer,  Taf.  XCVII,  Fig.  4. 

Lit.  u.  Syn.  s.  Dolnja  Tuzla,  S.  336. 

Die  Blätter  sind  lederig  oder  ziemlich  lederig,  lanzettförmig  oder  ei-lanzettförmig, 
ganzrandig,  am  Grunde  schnell  zusammengezogen  und  in  den  Blattstiel  verschmälert; 
der  Mittelnerv  ist  stark,  die  Seitennerven  sind  bogenläufig  und  gehen  in  spitzen 
Winkeln  aus. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Ficus  princeps  Knth.  (Brasilien). 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän. 

Fundort:  Umci. 

Ficus  populina  Heer,  Taf.  XCVII,  Fig.  18. 

Heer,  Fl.  d.  Schw.  II,  S.  66,  Taf.  85,  Fig.  1—7;  Taf.  86.  Ettingshausen,  Bilin  I,  S.  81,  Taf.  21, 
Fig.  8,  10. 

Die  Blätter  sind  langgestielt,  herzförmig-elliptisch,  elliptisch  oder  herzlanzettförmig, 
an  der  Spitze  zugespitzt,  gekerbt-gesägt,  sehr  dicht  punktiert,  handnervig;  der  Mittel- 
nerv ist  stark,  die  beiden  Seitennerven  entspringen  unter  spitzem  Winkel. 

Wie  die  größeren  Schweizer  Blätter  zeigt  sich  auch  das  unsere  verletzt.  Das 
Netzwerk  in  der  Spitze  ist  so,  wie  es  Heer  dargestellt  hat;  stellenweise  ist  auch  die 
Punktierung  erhalten  sowie  die  Berandung. 


Engelhardt.  Beitrag  zur  Kenntnis  der  Tertiärflora  Bosniens  und  der  Herzegowina.  397 


Analoge  jetztweltliche  Art:  Ficus  mauritiana  Lam.  (Bourbon) 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän. 

Fundort:  Banjaluka. 

Salicineen  Rieh. 

Gattung:  Populus  L. 

Populus  mutabilis  Al.  Br.  (Textabbildung  7). 

Lit.  s.  Dolnja  Tuzla,  S.  340. 

Die  Blätter  sind  meist  langgestielt;  einige  oval,  andere  eirund- 
elliptisch, elliptisch  oder  lanzettförmig,  ganzrandig,  ausgeschweift 
oder  zerstreut  gekerbt,  andere  ziemlich  kreisrund,  länglich  oder 
lanzettförmig,  grobgezähnt  oder  gesägt. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Populus  euphratica  Ol.  (Orient, 

Zentralasien). 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän. 

Fundort:  Paros,  südlich  von  Prozor. 

Balsamifluen  Blume. 

Gattung:  Liquidambcir  L. 

Liquidambar  europaeum  Al.  Br. 

AL  Braun  in  Bucklauds  Geology,  S.  115.  Unger,  Chi.  prot.,  S.  120,  Taf.  35,  Fig.  1 — 5.  Ettings- 
hausen, Wien,  S.  15,  Taf.  2,  Fig.  19 — 22.  Ders.,  Bilin  I,  S.  84,  Taf.  29,  Fig.  1.  Göppert,  Schossnitz, 
S.  22,  Taf.  12,  Fig.  6,  7.  Heer,  Fl.  d.  Schw.  II,  S.  6,  Taf.  51,  52,  Fig.  1—8.  Ders.,  Alaska,  S.  25,  Taf.  2, 
Fig.  7.  Ders.,  North  Greenland,  S.  468,  Taf.  41,  Fig.  13.  Gaudin  et  Strozzi,  Toscane,  S.  30,  Taf.  5, 
Fig.  1 — 3.  Ludwig,  Paläont.  VIII,  S.  89,  Taf.  25,  Fig.  1 — 4.  Engelhardt,  Göhren,  S.  14,  Taf.  2,  Fig. 
19 — 22;  Taf.  3,  Fig.  16.  Ders.,  Dux,  S.  163,  Taf.  7,  Fig.  22.  Ders.,  Caplagr.,  S.  188,  Taf.  7,  Fig.  12;  Taf.  8, 
Fig.  4;  Taf.  9,  Fig.  6.  Ders.,  Himmelsberg,  S.  277,  Taf.  3,  Fig.  19.  Lesquereux,  Cret.  and  Tert.  Fl., 
S.  159,  Taf.  32,  Fig.  11.  Schlechten  dal,  Beitr.  z.  Braunk.  Deutschi.,  S.  23,  Taf.  5,  Fig.  7 — 9;  Taf.  6, 
Fig.  7. 

Syn.:  Acer  parschlugianum  Unger,  Chi.  prot.,  S.  132,  Taf.  43,  Fig.  5.  — ■ Liquidambar  Seyfridü  Al. 
Braun  in.  Unger,  Gen.  et  sp.  pl.  foss.,  S.  415.  — Liquidambar  acerifolium  Unger,  Gen.  et  sp.  pl.  foss., 
S.  415.  Ders.,  Iconogr.  pl.  foss.,  S.  116,  Taf.  43,  Fig.  28.  — Acer  oeynhausianum  Göppert,  Schossnitz,  S.  34, 
Taf.  24,  Fig.  1 — 4.  — Acer  cystifolium  Göppert,  Schossnitz,  S.  35,  Taf.  23,  Fig.  5,  6.  — Acer  hederaeforme 
Göppert,  Schossnitz,  S.  35,  Taf.  24,  Fig.  7,  10.  — Steinhauera  oblonga  Stbg.  Weber,  Paläont.  II,  S.  52, 
Taf.  1,  Fig.  11. 

Die  Blätter  sind  langgestielt,  drei-  bis  fünflappig,  handspaltig,  die  einzelnen  Lappen 
scharfgesägt,  an  der  Spitze  feingespitzt,  der  Mittellappen  ist  meist  in  der  Mitte  ungeteilt, 
nur  selten  mit  Nebenlappen  versehen.  Die  Früchte  sind  zu  einem  kugeligen  Zäpfchen 
vereinigt,  lang  geschnäbelt,  an  der  Spitze  eines  langen,  dicken,  straffen  Stieles  be- 
festigt. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Liquidambar  styracifluum  L.  (Nordamerika). 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän,  Pliozän. 

Fundort:  Mostar. 

Laurineen  Juss. 

Gattung:  Laurus  L. 

Laurus  primigenia  Ung.,  Taf.  XCVII,  Fig.  2. 

Lit.  u.  Syn.  s.  Dolnja  Tuzla,  S.  341.  Dazu:  Engelhardt,  Himmelsberg,  S.  279,  Taf.  3,  Fig.  28. 


398 


II.  Naturwissenschaft. 


Die  Blätter  sind  lederartig,  gestielt,  lanzettförmig,  ganzrandig,  zugespitzt,  am  Grunde 
in  den  Blattstiel  vei’schmälert;  der  Mittelnerv  ist  stark,  die  Seitennerven  sind  zart, 
bogenläufig,  verbinden  sich  am  Rande  mit  einander  und  entspringen  unter  spitzen  Winkeln. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Laurus  canariensis  Webb.  (Kanarische  Inseln,  Azoren). 

Zeitliche  Verbreitung:  Eozän,  Oligozän,  Miozän. 

Fundort:  Mostar. 

Laurus  swoszowiciana  Ung.,  Taf.  XCVII,  Fig.  3. 

Unger,  Swoszowice,  S.  4,  Taf.  1,  Fig.  11.  Ettingshausen,  Wien,  S.  16,  Taf.  3,  Fig.  1,  2.  Ders., 
Schönegg  I,  S.  39,  Taf.  3,  Fig.  33.  Andrae,  Siebenb.  u.  Banat,  S.  19,  Taf.  4,  Fig.  5.  Heer,  Fl.  d.  Schw. 
II,  S.  80,  Taf.  89,  Fig.  5.  Ders.,  Beitr.,  S.  19,  Taf.  9,  Fig.  10.  Engelhardt,  Dolnja  Tuzla,  S.  341,  Taf.  89, 
Fig.  9 ; Taf.  90,  Fig.  6. 

Die  Blätter  sind  lanzettförmig,  gestielt,  ganzrandig,  lederig;  die  Seitennerven  sind 
einfach  und  entspringen  unter  spitzen  Winkeln. 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän. 

Fundort:  Mostar. 

Laurus  lalages  Ung.,  Taf.  XCVII,  Fig.  5. 

Unger,  Sotzka,  S.  169,  Taf.  40,  Fig.  6 — 9.  Ders.,  Kumi,  S.  55,  Taf.  7,  Fig.  33 — 38.  Heer,  Beitr., 
S.  7,  Taf.  7,  Fig.  9 — 11;  S.  19,  Taf.  9,  Fig.  9.  Engelhardt,  Leitm.  Geb.,  S.  360,  Taf.  2,  Fig.  4.  Ders., 
Grasseth,  S.  299,  Taf.  6,  Fig.  8.  Ders.,  Jesuitengr.,  S.  30,  Taf.  7,  Fig.  4.  Ders.,  Dux,  S.  166,  Taf.  8,  Fig.  5. 
Ders.,  Dolnja  Tuzla,  S.  498,  Taf.  5,  Fig.  10. 

Die  Blätter  sind  etwas  lederig,  lanzettförmig,  nach  Spitze  und  Grund  verschmälert, 
langgestielt,  ganzrandig;  der  Mittelnerv  ist  deutlich,  die  Seitennerven  sind  zart,  bogen- 
läufig und  reichen  fast  bis  an  den  Rand,  die  unteren  entspringen  unter  rechtem  oder 
ziemlich  rechtem  Winkel,  während  es  die  mittleren  oder  oberen  unter  spitzem  tun. 

Zeitliche  Verbreitung:  Vorzugsweise  im  Oligozän,  vereinzelt  im  Miozän. 

Fundort:  Umci. 

Gattung:  Benzoin  Nees  ab  Esenb. 

Benzoin  antiquum  Heer,  Taf.  XCVII,  Fig.  15. 

Heer,  Fl.  d.  Schw.  II,  S.  81,  Taf.  90,  Fig.  1—8;  III,  S.  185.  Unger,  Radoboj,  S.  141,  Taf.  1, 
Fig.  12.  Engelhardt,  Jesuitengr.,  S.  31,  Taf.  6,  Fig.  26.  Ders.,  Dolnja  Tuzla,  S.  500,  Taf.  4,  Fig.  4. 
Ders.,  Himmelsberg,  S.  279,  Taf.  3,  Fig.  27. 

Die  Blätter  sind  häutig,  elliptisch  oder  länglich,  gestielt,  am  Grunde  verschmälert, 
fiedernervig;  die  zarten  Seitennerven  entspringen  unter  spitzen  Winkeln. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Benzoin  odoriferum  Nees  (Nordamerika). 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän. 

Fundort:  Umci. 

Gattung:  Cinnamomum  Burm. 

Cinnamomum  scheuchzeri  Heer,  Taf.  XCVI,  Fig.  12,  22,  32. 

Lit.  u.  Syn.  s.  Dolnja  Tuzla,  S.  344. 

Die  Blätter  sind  beinahe  gegenständig,  lederig,  glatt,  gestielt,  elliptisch,  eiförmig 
oder  länglich,  dreifachnervig;  die  unteren  Seitennerven  laufen  mit  dem  Rande  parallel 
oder  ziemlich  parallel,  erreichen  die  Spitze  nicht,  entspringen  selten  am  Blattgrunde, 
meist  in  der  Blattfiäche  aus  dem  nach  der  Spitze  zu  allmählich  an  Stärke  abnehmenden 
Mittelnerv;  die  von  ihnen  eingeschlossenen  Hauptfelder  sind  von  zarten,  fast  unter 
rechtem  Winkel  ausgehenden  Nervillen  durchzogen;  in  der  oberen  Partie  gehen  noch 


Engelhardt.  Beitrag  zur  Kenntnis  der  Tertiärflora  Bosniens  und  der  Herzegowina. 


399 


mehrere  Seitennerven,  die  sich  in  Bogen  untereinander  verbinden,  vom  Mittelnerv  aus, 
die  Randfelder  sind  mit  unter  ziemlich  rechtem  Winkel  entspringenden  bogenförmigen 
Tertiärnerven  ausgefüllt. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Cinnamomum  pedunculatum  Nees  (Japan). 

Zeitliche  Verbreitung:  Eozän,  Oligozän,  Miozän,  Pliozän. 

Fundorte:  Umci,  Banjaluka,  Paros  bei  Prozor. 

Cinnamomum  lanceolatum  Ung.  sp.,  Taf.  XCVII,  Fig.  7,  8. 

Heer,  Fl.  d.  Schw.  H,  S.  86,  Taf.  93,  Fig.  5 — 11.  Ders.,  Bornstädt,  S.  16,  Taf.  3,  Fig.  2.  Ders., 
Balt.  Fl.,  S.  77,  Taf.  22,  Fig.  14 — 17.  Ders.,  Zsilythal,  S.  17,  Taf.  3,  Fig.  3.  Ders.,  Bovey-Tracey,  S.  45, 
Taf.  13,  Fig.  1 — 8;  Taf.  17,  Fig.  14,  15.  Ludwig,  Paläont.  YEH,  S.  109,  Taf.  43,  Fig.  1 — 7.  Sismonda, 
Piemont,  S.  440,  Taf.  24,  Fig.  5,  6;  Taf.  26,  Fig.  7.  Unger,  Kumi,  S.  54,  Taf.  7,  Fig.  1 — 10.  Ettings- 
hausen, Bilin  II,  S.  198,  Taf.  33,  Fig.  7 — 9,  13,  16.  Engelhardt,  Braunk.  v.  Sachsen,  S.  20,  Taf.  4, 
Fig.  11,  12.  Ders.,  Leitm.  Geb.,  S.  381,  Taf.  4,  Fig.  23—25;  Taf.  5,  Fig.  21,  22.  Ders.,  Cyprissch.,  S.  10, 
Taf.  7,  Fig.  22,  23.  Ders.,  Grasseth,  S.  304,  Taf.  3,  Fig.  11,  14,  15;  Taf.  4,  Fig.  10,  12;  Taf.  9,  Fig.  1—5. 
Ders.,  Jesuitengr.,  S.  329,  Taf.  14,  Fig.  7,  13,  18,  19—22,  25;  Taf.  15,  Fig.  3,  4,  6,  7,  12,  13.  Lesquereux, 
Tert.  FL,  S.  219,  Taf.  36,  Fig.  12.  Friedrich,  Prov.  Sachsen,  S.  25,  Taf.  1,  Fig.  4,  S.  58,  Taf.  5,  Fig.  3, 
4;  S.  109,  Taf.  16,  Fig.  5,  10;  S.  233,  Taf.  29,  Fig.  7.  Ward,  Laramie  Group,  S.  553,  Taf.  16,  Fig.  12. 

Syn.:  Phyllites  cinnamomeus  Rossmässler,  Altsattel,  S.  23,  Taf.  1,  Fig.  1.  — Daphnogene  lanceolata 
Unger,  Sotzka,  S.  167,  Taf.  37,  Fig.  1 — 7.  Weber,  Paläont.  II,  S.  183,  Taf.  20,  Fig.  8.  Ettingshausen, 
Mte.  Promina,  S.  31,  Taf.  7,  Fig.  3 — 7. 

Die  Blätter  sind  gestielt,  lanzettförmig,  ganzrandig,  an  Spitze  und  Grund  verschmä- 
lert, zugespitzt,  dreifachnervig;  die  basilären  Seitennerven  entspringen  entweder  gegen- 
oder  wechselständig,  laufen  mit  dem  Rande,  dem  sie  genähert  sind,  parallel  und  zeigen 
sich  unvollkommen  spitzläufig;  die  von  ihnen  in  die  Randfelder  ausgehenden  Tertiär- 
nerven sind  äußerst  zart,  oft  nicht  sichtbar;  nach  der  Spitze  zu  gehen  vom  Mittel- 
nerven bogenläufige  Seitennerven  aus,  die  sich  untereinander  verbinden,  während  dies 
die  unteren  auch  mit  den  basilären  tun. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Cinnamomum  zeylanicum  Nees  (Ostindien). 

Zeitliche  Verbreitung:  Eozän,  Oligozän,  Miozän. 

Fundort:  Banjaluka. 

Cinnamomum  polymorphum  Al.  Br.  sp.,  Taf.  XCVII,  Fig.  20. 

Lit.  u.  Syn.  s.  Dolnja  Tuzla,  S.  345.  Dazu:  Engelhardt,  Himmelsberg,  S.  279,  Taf.  3,  Fig.  12. 
Die  Blätter  sind  gestielt,  elliptisch,  am  Grunde  wenig  verschmälert,  zugespitzt, 
dreifachnervig;  die  seitlichen  Grundnerven  laufen  mit  dem  Rande  nicht  parallel,  sind 
unvollkommene  Spitzläufer  und  haben  bisweilen  in  den  Winkeln,  die  sie  mit  dem  mitt- 
leren bilden,  Drüsen.  Die  Früchte  sind  oval,  klein,  am  Grunde  des  zahnlosen  Kelches 
angewachsen. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Cinnamomum  zeylanicum  Nees  (Ostindien). 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän. 

Fundort:  Banjaluka. 

Cinnamomum  retusum  Heer,  Taf.  XCVI,  Fig.  30. 

Heer,  Fl.  fl.  Schw.  II,  S.  87,  Taf.  93,  Fig.  12—14;  Taf.  94,  Fig.  20/. 

Syn.:  Daphnogene  retusa  Fischer-Ooster  u.  Heer,  Übers,  d.  Tertiärpfl.,  S.  56. 

Die  Blätter  sind  länglich,  an  der  Spitze  eingedrückt  oder  tief  ausgerandet. 

Diese  Art  ist  nur  auf  die  mehr  oder  weniger  starke  Ausrandung  der  Spitze  ge- 
gründet, eine  Eigenschaft,  die  man  kaum  anders  als  Formverschiedenheit  aufzufassen 
hat.  Heer  meint,  daß  sie  wohl  zu  Cinnamomum  subrotundum  Al.  Br.  sp.  gehöre;  mir 


400 


II.  Naturwissenschaft. 


dünkt  es  wahrscheinlicher,  sie  zu  C.  scheuchzeri  Heer  zu  stellen,  einmal,  da  die  bisher 
gefundenen  Blätter  sich  ganz  gut  in  die  Formenreihe  dieser  Art  einreihen  lassen  (sie 
würden  sich  den  an  der  Spitze  abgerundeten  anschließen),  das  anderemal,  da  die 
Nervatur  nichts  Abweichendes  aufzuweisen  hat.  Dabei  sei  zugleich  darauf  hingewiesen, 
daß  man  auch  bei  Blättern  anderer  Gattungen  bisweilen  an  Stelle  der  Spitze  die  Aus- 
randung  treten  sieht,  ohne  daß  sie  von  äußerer  Einwirkung  hervorgerufen  wäre. 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän. 

Fundort:  Zurni6i. 

Proteaceen  Juss. 

Gattung:  Hakea  Schrad. 

Hakea  gaudini  Heer,  Taf.  XCVI,  Fig.  31. 

Heer,  Fl.  cl.  Schw.  II,  S.  96,  Taf.  98,  Fig.  18. 

Die  Blätter  sind  lederig,  starr,  schmal-lanzettförmig,  dornig-gezähnt. 

Ob  Hakea  exulata  Heer  (Taf.  98,  Fig.  19)  von  dieser  Art  zu  trennen  ist,  erscheint 
mir  noch  zweifelhaft.  Bei  dem  geringen  Materiale,  welches  zur  Zeit  vorliegt,  kann 
eine  Entscheidung  nicht  getroffen  werden. 

Zeitliche  Verbreitung:  Miozän. 

Fundort:  Umci. 

Gattung:  Grevillea  R.  Br. 

Grevillea  haeringiana  Ett.,  Taf.  XCVI,  Fig.  29. 

Ettingshausen,  Prot.  d.  Vorw.,  S.  720,  Taf.  2,  Fig.  1.  Ders.,  Häring,  S.  51,  Taf.  14,  Fig.  9 — 14. 
Heer,  Fl.  d.  Schw.  III,  S.  186,  Taf.  153,  Fig.  29-31. 

Die  Blätter  sind  lederig,  linealisch  oder  linealisch -lanzettförmig,  ganzrandig,  spitz, 
am  Grunde  in  den  sehr  kurzen  Blattstiel  verschmälert  oder  sitzend;  der  Mittelnerv  ist 
kräftig,  die  Seitennerven  sind  sehr  zart,  stehen  entfernt,  gehen  unter  spitzem  Winkel 
aus,  sind  einfach  oder  gegabelt. 

Man  könnte  versucht  sein,  diesen  Rest  Persoonia  (vgl.  P.  laurina  R.  Br.)  zuzu- 
rechnen, aber  das  Maschenwerk,  das  sich  bei  unserem  Bruchstücke  ausgezeichnet  er- 
halten zeigt,  widerspricht  dem. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Verschiedene  Grevillea-Avten,  z.  B.  6r.  oloides  Sieb. 
(Australien). 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän. 

Fundort:  Banjaluka. 

Gattung:  Dryandroides  Ung. 

Dryandroides  linearis  Heer,  Taf.  XCVII,  Fig.  9. 

Heer,  Fl.  d.  Schw.  II,  S.  103,  Taf.  98,  Fig.  14. 

Syn.:  Myrica  linearis  Heer  sp.,  Schimper,  Traite  H,  S.  545. 

Die  Blätter  sind  starr,  dicht  punktiert,  linealisch,  nach  Grund  und  Spitze  hin  sehr  ver- 
schmälert, zugespitzt,  ohne  Seitennerven,  mit  rein  hyphodromer  zarter  Nervatur  versehen. 

Unser  Blatt  ist  zwar  kleiner  als  das  in  der  Schweiz  gefundene,  muß  aber  hier- 
hergezogen werden,  da  es  alle  sonstigen  Eigenschaften  mit  diesem  gemein  hat.  Die 
Zellen  (a)  sind  unter  der  Lupe  nur  an  einigen  Stellen  sichtbar,  was  wohl  von  ihrer 
großen  Zartheit  herrührt. 

Ob  Salicites  stenophyllus  Ett.  (Häring,  Taf.  10,  Fig.  10)  hierhergehört,  kann  so 
lange  nicht  gesagt  werden,  als  derselbe  nur  seiner  Form  nach  beurteilt  werden  kann. 


Engelhardt.  Beitrag  zur  Kenntnis  der  Tertiärflora  Bosniens  und  der  Herzegowina.  401 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän. 

Fundort:  Zurnici. 

Gattung:  Persoonia  Sm. 

Persoonia  laurinoides  nov.  sp.;  Taf.  XCVII,  Fig.  10,  11. 

Die  Blätter  sind  hneahsch-lanzettförmig,  ganzrandig,  lederig;  der  Mittelnerv  ist  kräftig 
und  nimmt  nach  der  Spitze  zu  beträchtlich,  an  Stärke  ab,  die  Seitennerven  sind  sehr 
zart,  entspringen  unter  spitzen  Winkeln,  die  Maschen  sind  zart,  lineal  und  keilen  sich 
gegeneinander  aus. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Persoonia  laurina  Sm.  (Australien). 

Fundort:  Unter  dem  Jelovacsattel  gegen  Dubica. 

Ebenaceen  Vent. 

Gattung:  Diospyros  L. 

Diospyros  brachysepala  Al.  Br.,  Taf.  XCVII,  Fig.  12 

Lit.  u.  Syn.  s.  Dolnja  Tuzla,  S.  347.  Dazu:  Engelhardt,  Himmelsberg,  S.  382,  Taf.  4,  Fig.  1. 

Die  Blätter  sind  gestielt,  elliptisch,  an  Spitze  und  Grund  verschmälert,  ganzrandig; 
der  Mittelnerv  ist  kräftig  und  verdünnt  sich  allmählich,  nach  der  Spitze  zu,  die  Seiten- 
nerven alternieren,  sind  gebogen  und  entspringen  unter  spitzen  Winkeln. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Diospyros  lotus  L.  (Mittelmeergebiet,  gemäßigtes  Asien). 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän. 

Fundort:  Umci. 

Vaccinieen  Rieh. 

Gattung:  Vaccinium  L. 

Vaccinium  acheronticum  Ung.,  Taf.  XCVII,  Fig.  6. 

Unger,  Gen.  et  sp.  pl.  foss.,  S.  420.  Ders.,  Syll.  pl.  foss.  III,  S.  37,  Taf.  12,  Fig-.  4.  Ders.,  Sotzka, 
S.  43,  Taf.  24,  Fig.  1,  3,  4,  6,  7.  Heer,  Fl.  d.  Schw.  III,  S.  10,  Taf.  101,  Fig.  29.  Ders.,  Bovey-Tracey, 
S.  50,  Taf.  17,  Fig.  8.  Ders.,  Balt.  Fl.,  S.  36,  Taf.  8,  Fig.  18.  Massalongo,  Fl.  foss.  del  Senigall.,  S.  301, 
Taf.  29,  Fig.  15.  Ettingshausen,  Bilin  II,  S.  48,  Taf.  39,  Fig.  15,  16.  Engelhardt,  Jesuitengr.,  S.  44, 
Taf.  9,  Fig.  27 — 30,  33 — 36.  Ders.,  Himmelsberg,  S.  283,  Taf.  2,  Fig.  30,  31;  Taf.  3,  Fig.  23. 

Die  Blätter  sind  etwas  lederig,  eiförmig  oder  ei-lanzettförmig,  ganzrandig;  der 
Mittelnerv  ist  bestimmt,  die  Seitennerven  sind  fein  und  verästelt. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Vaccinium  stamineum  Ait.  (Warmes  und  kaltes 

Amerika). 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän. 

Fundort:  Mostar. 

Apocynaceen  Lindl. 

Gattung:  J Ecliitonium  Ung. 

Echitonium  sophiae  Web. 

Lit.  s.  Dolnja  Tuzla,  S.  349. 

Die  Blätter  sind  linealisch-lanzettlich,  lang,  zugespitzt,  am  Grunde  verschmälert, 
etwas  lederig,  der  Mittelnerv  ist  kräftig,  die  zahlreichen  Seitennerven  sind  kaum  sichtbar. 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän. 

Fundort:  Paros  bei  Prozor. 


Band  IX. 


26 


402 


II.  Naturwissenschaft. 


Ericaceen  DC. 

Gattung:  Andromeda  L. 

Andromeda  protogaea  Ung.,  Tat.  XCVII,  Fig.  14,  21. 

Lit.  u.  Syn.  s.  Dolnja  Tuzla,  S.  349.  Dazu:  Ettingshausen,  Sclioenegg,  S.  18,  Taf.  6,  Fig.  23 — 42. 

Die  Blätter  sind  lederartig,  lanzettförmig,  beiderseits  verschmälert,  ganzrandig, 
langgestielt;  der  Mittelnerv  ist  sehr  stark,  die  Seitennerven  sind  meist  verwischt,  wo 
sie  vorhanden,  zeigen  sie  sich  stark  bogenläufig  und  zart. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Leucothoe  eucalyptoides  DC.  (Brasilien). 

Zeitliche  Verbreitung:  Eozän,  Oligozän,  Miozän. 

Fundorte:  Umci,  Mostar. 

Sterculiaceen  Vent. 

Gattung:  Sterculia  L. 

Sterculia  cinnamomea  Ett.,  Taf.  XCVII,  Fig.  13. 

Ettingshausen,  Moskenberg,  S.  78,  Taf.  4,  Fig.  19,  20. 

Die  Blätter  sind  lederartig,  länglich  oder  lanzettförmig,  am  verschmälerten  Grunde 
abgestutzt  oder  etwas  abgerundet,  nach  der  Spitze  allmählich  verschmälert;  an  der 
Basis  fünfnervig,  die  äußeren  Basalnerven  sind  äußerst  fein  und  kurz,  die  inneren 
treten  etwas  mehr  hervor  und  sind  länger,  die  Seitennerven  entspringen  unter  spitzen 
Winkeln. 

Die  von  Ettingshausen  wiedergegebenen  Blattstücke  sind  größer,  doch  kann 
wohl  kein  Zweifel  sein,  daß  das  unserige  ihnen  anzureihen  ist,  da  es  im  übrigen  in 
jeglicher  Beziehung  mit  ihnen  übereinstimmt. 

Zeitliche  Verbreitung:  Bisher  Miozän. 

Fundort:  Mostar. 


Acerineen  DG. 


Gattung:  Acer  L. 

Acer  integrilobum  Web.  (Textfigur  8). 

Weber,  Paläont.  II,  S.  196,  Taf.  22,  Fig.  5.  Heer,  Fl.  d. 
Schw.  III,  S.  58,  Taf.  116,  Fig.  11.  Ettingshausen,  Bilin  III, 
S.  22,  Taf.  45,  Fig.  2.  Engelhardt,  Jesuitengr.,  S.  53,  Taf.  13, 
Fig.  20,  21;  Taf.  14,  Fig.  1.  Ders.,  Grasseth,  S.  38,  Taf.  8,  Fig.  17. 
Ders.,  Hiramelsberg,  S.  286,  Taf.  4,  Fig.  19,  20,  22. 

Syn.:  Acer  pseudo-monspessulanum  Unger,  Chi.  prot.,  Taf.  42, 
Fig.  5;  Taf.  43,  Fig.  1.  — Acer  rihifolium.  Göppert,  Schossnitz, 
S.  34,  Taf.  22,  Fig.  18,  19.  — Acer  subcampestre  Göppert,  Schoss- 
nitz, S.  34,  Taf.  22,  Fig.  16,  17. 

Die  Blätter  sind  handförmig-dreilappig,  die  Lappen 
ganzrandig  oder  bisweilen  wellig-randig,  gespitzt,  die 
seitlichen  abstehend,  die  Buchten  bilden  einen  rechten 
Winkel. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Acer  campestre  L. 
(Europa). 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän. 

Fundort:  Banjaluka. 


Engelhardt.  Beitrag  zur  Kenntnis  der  Tertiärflora  Bosniens  und  der  Herzegowina. 


403 


Malpighiaceen  Juss. 

Gattung:  Banisteria  L. 

Banisteria  häringiana  Ett.,  Taf.  XCVII,  Fig.  22. 

Ettingshausen,  Häring,  S.  68,  Tat'.  23,  Fig.  33—35. 

Die  Blätter  sind  lanzettförmig,  gestreckt,  zugespitzt,  ganzrandig,  lederig;  die  Seiten- 
nerven entspringen  unter  spitzen  Winkeln,  sind  einfach,  steigen  am  Rande  in  die  Höhe 
und  verbinden  sich  untereinander. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Banisteria  laurifolia  L.  (Antillen). 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän. 

Fundort:  Mostar. 

Sapindaceen  Juss. 

Gattung:  Sapindus  L. 

Sapindus  falcifolius  Al.  Br.,  Taf.  XCVII,  Fig.  23. 

Lit.  u.  Syn.  s.  Dolnja  Tuzla,  S.  352.  Dazu:  Engelhardt,  Himmelsberg,  S.  286,  Taf.  4,  Fig.  24. 

Die  Blätter  sind  paarig-gefiedert,  häutig,  die  Blättchen  wechselständig,  auseinander- 
stehend, etwas  sichelförmig  gekrümmt,  ei-lanzettförmig  oder  lanzettförmig-zugespitzt,  am 
Grunde  ungleichseitig  und  gegen  den  Blattstiel  verschmälert;  der  Mittelnerv  ist  stark, 
die  Seitennerven  sind  zahlreich,  zart  und  bogenläufig. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Sapindus  sur-inamensis  Poir.,  S.  frutescens  Aubl.  (Guiana). 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän,  Pliozän. 

Fundort:  Mostar,  Zurnici. 

Celastrineen  R.  Br. 

Gattung:  Celastrus  L. 

Celastrus  oxyphyllus  Ung.  (Textfig.  9). 

Unger,  Sotzka,  S.  47,  Taf.  30,  Fig.  22 — 24.  Ders.,  Syll.  pl.  foss.  II,  S.  8,  Taf.  2, 

Fig.  4.  Ettingshausen,  Sagor  II,  S.  33,  Taf.  16,  Fig.  21. 

»Syn.:  Celastrus  Anclromedae  Unger,  Sotzka,  Taf.  30,  Fig.  2 — 4.  — Evonymus  Pitliyae 
Unger,  »Sotzka,  Taf.  30,  Fig.  26. 

Die  Blätter  sind  eirund,  beiderseits  verschmälert,  ungleichseitig,  ge- 
sägt, kurzgestielt,  lederig;  die  Seitennerven  entspringen  unter  spitzen 
Winkeln. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Celastrus  acuminatus  (Kap  der  guten 
Hoffnung). 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän. 

Fundort:  Paros  südlich  von  Prozor. 

Ilicineen  Brongn. 

Gattung:  Ilex  F. 

Ilex  ambigua  Ung.,  Taf.  XCVII,  Fig.  19. 

Unger,  Chi.  prot.,  »S.  149.  Ders.,  »Syll.  pl.  foss.  II,  S.  14,  Taf.  3,  Fig.  28  — 33.  Ders.,  Kumi,  S.  52, 
Taf.  13,  Fig.  19 — 25.  Engelhardt,  Dux,  »S.  187,  Taf.  10,  Fig.  2.  Ders.,  Dolnja  Tuzla,  S.  354,  Taf.  2, 

Fig.  11. 

26* 


404 


II.  Naturwissenschaft. 


Die  Blätter  sind  starr-lederig,  länglich-eiförmig,  kurzgestielt,  spärlich  doi’nig-gezähnt, 
die  Seitennerven  sind  meist  verwischt. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Ilex  cassine  L.  (Südliches  Nordamerika). 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän. 

Fundort:  Umci. 


Rhamneen  R.  Br. 

Gattung:  Rhamnus  L. 

Rhamnus  rossmässleri  Ung.,  Taf.  XCV1I,  Fig.  24. 

Unger,  Gen.  et  sp.  pl.  foss.,  S.  64.  Heer,  Fl.  d.  Schw.  III,  S.  80,  Taf.  124,  Fig.  18 — 20.  Ders., 
Balt.  Fl.,  S.  46,  Taf.  10,  Fig.  18 — 20.  Sisinonda,  Piemont,  S.  451,  Taf.  15,  Fig.  7.  Engelhardt,  Tscher- 
nowitz,  S.  387,  Taf.  5,  Fig.  4 — 6.  Ders.,  Grasseth,  >S.  312,  Taf.  4,  Fig.  6,  9;  Taf.  6,  Fig.  10.  Ders.,  Him- 
melsberg,  >S.  289,  Taf.  5,  Fig.  5,  6.  Lesquereux,  Tert.  Fl.,  S.  283,  Taf.  54,  Fig.  4. 

Syn.:  Phyllites  rhamnoides  Rossmässler,  Altsattel,  S.  35,  Taf.  8,  Fig.  36,  37. 

Die  Blätter  sind  länglich-elliptisch,  ganzrandig;  der  Mittelnerv  ist  kräftig,  die  Seiten- 
nerven, jederzeit  7 — 10,  sind  deutlich,  parallel  und  am  Rande  bogenläufig. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Rhamnus  frangula  L.  (Europa). 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän. 

Fundort:  Zurnici. 


Juglandeen  DC. 

Gattung:  Juglans  L. 

Juglans  acuminata  Al.  Br. 

Nach  Katzers  Mitteilung  finden  sich  Blätter  bei  Bugojno  vor. 


Myrtaceen  R.  Br. 

Gattung:  Myrtus  L. 

Myrtus  bosniaca  Engelh.,  Taf.  XCVII,  Fig.  29. 

Lit.  s.  Engelhardt,  Dolnja  Tuzla,  S.  356,  Taf.  2,  Fig.  17. 

Die  Blätter  sind  lederig,  elliptisch,  scharf-zugespitzt,  kurzgestielt;  der  Mittelnerv  ' 
ist  am  Grunde  stark,  die  Seitennerven  sind  sehr  fein,  entspringen  unter  spitzen  Win- 
keln und  verlaufen  in  einen  mit  dem  Rande  parallelen  Saumnerv. 

Unser  Blatt  zeigt  die  Nervatur  vollständiger  als  das  von  Spionica,  besonders  auch 
eine  Anzahl  zarter  Nervillen. 

Fundort:  Mostar. 

Gattung:  Eucalyptus  Herit. 

Eucalyptus  oceanica  Ung.,  Taf.  XCVII,  Fig.  25. 

Lit.  s.  Dolnja  Tuzla,  S.  357. 

Die  Blätter  sind  lederig,  lanzettförmig  oder  linealisch-lanzettförmig,  fast  sichel- 
förmig, zugespitzt,  in  den  Blattstiel  verschmälert,  ganzrandig,  der  1/2  Zoll  lange  Blatt- 
stiel ist  öfters  am  Grunde  gedreht;  der  Mittelnerv  ist  deutlich,  die  Seitennerven  sind 
sehr  zart  und  entspringen  unter  spitzen  Winkeln. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Eucalyptus  sp.  (Australien). 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän. 

Fundort:  Mostar. 


405 


Engelhardt.  Beitrag  zur  Kenntnis  der  Tertiärflora  Bosniens  und  der  Herzegowina. 

Gattung:  Callistemopliyllum  Ett. 

Callistemophyllum  speciosum  Ett.,  Taf.  XCVII,  Fig.  17. 

Ettingshausen,  Häring,  S.  83,  Taf.  27,  Fig.  10,  15,  16. 

Die  Blätter  sind  linealiseli-lanzettförmig  oder  linealisch,  sehr  kurzgestielt,  ganz- 
randig, etwas  lederig;  die  Seitennerven  sind  sehr  zahlreich,  sehr  zart,  entspringen  aus 
dem  schwachen  Mittelnerv  unter  spitzen  Winkeln,  sind  parallel,  einfach  und  verzweigt. 
Analoge  jetztweltliche  Art:  Callistemon  sp.  ( Australien). 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän. 

Fundort:  Banjaluka. 


Papilionaceen  Endl. 


Gattung:  Palaeolobium  Ung. 


Palaeolobium  sotzkianum  Ung.,  Taf.  XCVI,  Fig.  1. 

Unger,  Sotzka,  S.  56,  Taf.  41,  Fig.  6,  7.  Heer,  Fl.  d.  Scliw.  III,  S.  106,  Taf.  134,  Fig.  3—7.  Engel- 
hardt, Jesuitengr.,  S.  74,  Taf.  19,  Fig.  15,  16,  26. 

Die  Blätter  sind  gefiedert,  die  Blättchen  ganzrandig,  groß,  die  seitlichen  eiförmig- 
elliptisch, am  Grunde  sehr  ungleich,  die  Endblättchen  länglich-umgekehrt-eiförmig. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Unger  weist  auf  das  zu  den  Dalbergien  gehörige 
Centrolobium  hin. 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän. 

Fundort:  Banjaluka. 

Gattung:  Cassia  L. 


Cassia  phaseolites  Ung.,  Taf.  XCVII,  Fig.  26. 


Lit.  s.  Dolnja  Tuzla,  S.  359.  Dazu:  Engelhardt,  Himmelsberg,  S.  297,  Taf.  4,  Fig.  16;  Taf.  5, 

Fig.  31,  39. 


Die  Blätter  sind  vielpaarig-gefiedert,  die  Blättchen  häutig,  länglich-elliptisch  oder  ei- 
rund-länglich, gestielt,  ganzrandig,  ziemlich  stumpf;  der  Mittelnerv  ist  stark,  die  Seiten- 
nerven sind  zart,  zahlreich,  laufen  parallel  oder  fast  parallel  und  verbinden  sich  am 
Rande  in  Bogen. 

Analoge  jetztweltliche  Art:  Cassia  micranthera  DC.  (Brasilien). 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän,  Pliozän. 

Fundort:  Umci. 

Cassia  ambigua  Ung.,  Taf.  XCVII,  Fig.  31. 


Unger,  Gen.  et  sp.  pl.  foss.,  S.  492.  Ders.,  Syll.  pl.  foss.  II,  S.  29,  Taf.  10,  Fig.  9.  Ettingshausen, 
Häring,  S.  90,  Taf.  29,  Fig.  43 — 46.  Ders.,  Mte.  Promina,  S.  24,  Taf.  13,  Fig.  9.  Heer,  Fl.  d.  Schw.  HI, 
S.  121,  Taf.  138,  Fig.  29— 36.  Ders.,  Balt.  FL,  S.  100,  Taf.  30,  Fig.  31,  32.  Engelhardt,  Jesuitengr., 
S.  78,  Taf.  19,  Fig.  43,  44;  Taf.  20,  Fig.  5—9,  17,  18.  Ders.,  Dux,  S.  196,  Taf.  11,  Fig.  9,  15.  Ders.,  Him- 
melsberg, S.  298,  Taf.  4,  Fig.  15,  21. 

Syn.:  Acacia  umorplioides  Weber,  Paläont.  IV,  S.  164,  Taf.  29,  Fig.  1 c. 


Die  Blätter  sind  gefiedert,  die  Blättchen  kurzgestielt,  elliptisch  oder  lanzettförmig, 
zugespitzt,  am  Grunde  ungleich;  die  Seitennerven  zart  und  gebogen. 

Zeitliche  Verbreitung:  Oligozän,  Miozän. 

Fundort:  Umci. 


Gattung:  Leguminosites  Heer. 

Leguminosites  salicinus  Heer,  Taf.  XCVII,  Fig.  16. 

Heer,  Fl.  d.  Schw.  III,  S.  128,  Taf.  139,  Fig.  28-30. 


406 


II.  Naturwissenschaft. 


Die  Blättchen  sind  langgestielt,  lanzettförmig,  an  der  Spitze  zugespitzt;  alle  Seiten- 
nerven in  Bogen  verbunden. 

Unter  der  Lupe  ist  an  unserem  Exemplare  ein  sehr  zartes,  aus  vierseitigen  Ma- 
schen bestehendes  Netzwerk  sichtbar. 

Ich  erlaube  mir  darauf  hinzuweisen,  daß  möglicherweise  Rhus  helladotherii  Ung. 
(Kumi,  S.  54,  Taf.  14,  Fig.  14)  hierherzuziehen  sei,  zumal  Unger  seine  Deutung  als 
zweifelhaft  hinstellt  und  die  zur  Vergleichung  herangezogenen  Blätter  von  Rhus  angusti- 
folia  L.  und  Rhus  viviinalis  Vahl  nur,  wie  er  selbst  bemerkt,  entfernte  Ähnlichkeiten 
wahrnehmen  lassen. 

Zeitliche  Verbreitung:  Miozän. 

Fundort:  Umci. 


Alphabetisches  Verzeichnis  der  beschriebenen  Pflanzenreste. 


Seite 

Acer  integrilobum 402 

Ainus  Kefersteinii 394 

Andromeda  protogaea 402 

Arundo  Goepperti 390 

Banisteria  liäringiana 403 

Benzoin  antiquum 398 

Cattistemophyllum  speciosum . . 405 

Cassia  ambigua 405 

„ phaseolites 405 

Castanea  Kubinyi 395 

Casuarina  sotzlciana 392 

Oelastrus  oxyphyllus 403 

Cinnamomum  lanceolatum  . . . 399 

„ polymorplxum  . . 399 

„ retusum 399 

„ scheuchzeri  . . . 398 

Cupressites  richteri 392 

Diospyros  bracliysepala  . . . .401 

Dryandroides  linearis 400 

J Echitonium  sophiae 401 

Equisetum  sp 389 


Seite 

Eucalyptus  oceanica 404 

Ficus  populina 396 

„ lanceolata 396 

Glyptostrobus  europaeus  ....  391 

Grevillea  häringiana 400 

Hakea  Gaudini 400 

Ilex  ambigua 403 

Juglans  acuminata 404 

Laurus  lalages 398 

„ primigenia 397 

„ swoszowiciana 398 

Leguminosites  salicinus  ....  405 
Liquidambar  europaeum  . . . 397 

Myrica  banksiaefolia 393 

„ hakeaefolia 392 

„ laevigata 393 

„ studeri 394 

„ vindobonensis 393 

Myrtus  bosniaca 404 

Palaeolobium  sotzkianum  . . . 405 

Persoonia  laurinoides 401 


Seite 

Phragmites  oeningensis  ....  390 

Pinus  hepios 390 

„ ornata 391 

„ saturni 390 

Poacites  caespitosus 389 

„ tenuiter  striatus  . . . 389 

Populus  mutabilis 397 

Quercus  furcinervis 394 

„ lonchitis 395 

„ myrtüloides 395 

Phamnus  rossmässleri 404 

Salvinia 388 

Sapindus  falcifolius 403 

Sequoia  langsdorfii 391 

„ sternbergii 392 

Sphaeria  myricae 389 

„ palaeo-lauri 388 

Sterculia  cinnamomea 402 

Ulmus  minuta 396 

V accinium  acheronticum  ....  401 


Flora  von  Bosnien,  der  Herzegowina  und  des  Sandzaks 

Novipazar. 

I.  Teil. 

Von 

Dr.  Günther  Ritter  Beck  von  Mannagetta, 

o.  Professor  der  Botanik,  Direktor  des  botanischen  Gartens  und  Vorstand  des  botanischen  Institutes 
an  der  k.  k.  deutschen  Universität  in  Prag. 


(Mit  einer  Abbildung  im  Texte.) 


Vorwort. 

Hie  floristische  Erforschung  der  österreichisch -ungarischen  Okkupationsländer, 
Bosnien  und  Herzegowina,  hat  in  den  letzten  vier  Quinquennien  einen  derartigen 
Aufschwung  genommen,  daß  die  Zusammenfassung  ihrer  sehr  beachtenswerten  Er- 
gebnisse nicht  nur  für  die  weitere  Erforschung  der  Landesflora  wünschenswert,  sondern 
auch  ob  des  Mangels  geeigneter  Florenwerke  für  die  nordwestlichen  Balkanländer 
von  größter  Bedeutung  für  alle  Zweige  der  floristischen  und  pflanzengeographischen 
Forschung  erschien.  Da  die  Vegetation  der  illyrischen  Länder  bereits  eine  eingehende 
wissenschaftliche  Behandlung1)  erfahren  hat,  wobei  die  Geschichte  der  botanischen 
Erforschung,  die  botanische  Literatur,  die  geographischen,  geologischen  und  klimatischen 
Verhältnisse  der  Okkupationsländer  entsprechende  Berücksichtigung  fanden,  konnte 
eine  Zusammenstellung  und  kritische  Sichtung  der  bisherigen  floristischen  Kenntnisse 
über  Bosnien  und  die  Herzegowina  den  „Vegetationsverhältnissen“  sehr  zweckmäßig 
angegliedert  und  letztere  gewissermaßen  als  der  „Allgemeine  einleitende  Teil“  der  aus- 
zuarbeitenden „Flora“  angesehen  werden. 

Unter  diesen  Umständen  ist  der  Unterzeichnete  gern  einer  freundlichen  Einladung 
der  bosnisch-herzegowinischen  Landesregierung  zur  Abfassung  einer  „Flora  von  Bosnien 
und  der  Herzegowina“  gefolgt  und  schuf  vorliegende,  zwar  vielfach  noch  mangelhafte 
Zusammenstellung,  welche  gegenüber  der  zuerst  in  serbischer  Sprache  im  XV.  Bande 


*)  G.  v.  Beck,  Vegetationsverhältnisse  der  illyrischen  Länder.  Leipzig,  W.  Engelmann,  1901,  Gr.-8°, 
534  S.,  6 Voll-  und  18  Textbilder,  2 Karten.  (IV.  Band  von  Engler  und  Drudes  Vegetation  der  Erde.) 


408 


II.  Naturwissenschaft. 


des  „Glasnik  zemaljskog  muzeja  u Bosni  i Hercegovini“  im  Jahre  1903  erschienenen, 
alle  bis  zur  Mitte  des  Jahres  1904  dem  Verfasser  bekannt  gewordenen  floristischen  An- 
gaben nachgetragen  enthält.  Möge  sie  als  erste  Grundlage  zu  weiteren  Studien  über 
die  hochinteressante  Flora  der  Okkupationsländer  recht  oft  Anlaß  geben. 


Botanisches  Institut  der  k.  k.  deutschen  Universität  in  Prag, 
Peter  und  Paul,  1904. 


Gr.  v.  Beck. 


-A-bkürzungen. 

A.  Für  die  Autoren  und  Sammler  (bei  den  Standortsangaben). 

A.  . . . 

AK..  . 

Asch.  . 

B.  . . . 

Bl.  . . 

Boll.  . 

Borb.  . 

Born.  . 

Boue  . 

Br.  . . 

Br.  Fr. 

Brancs 

C.  . . . 

D.  . . . 


ABZ Allgemeine  botanische  Zeitschrift. 

ANH.  . . . Annalen  des  k.  k.  naturhistorischen  Hofmuseums. 

DBG.  . . . Berichte  der  Deutschen  botanischen  Gesellschaft. 

DBM.  . . . Deutsche  botanische  Monatsschrift. 

DWA.  . . . Denkschriften  der  k.  k.  Akademie  der  Wissenschaften,  Wien. 

Fl Flora. 

JSB Englers  Jahrbücher  für  systematische  Botanik. 

Glasn.  . . . Glasnik  zemaljskog  muzeja  u Bosni  i Hercegovini. 

LUA.  . . . Lunds  Universitets  Arsskrift. 

NPflF.  . . . Natürliche  Pflanzenfamilien  von  Engler  und  Prantl. 

ÖBZ Österreichische  Botanische  Zeitung. 

SWA.  . . . Sitzungsberichte  der  k.  k.  Akademie  der  Wissenschaften  in  Wien. 
WIG.  . . . Wiener  illustrierte  Gartenzeitung. 

WM Wissenschaftliche  Mitteilungen  aus  Bosnien  und  der  Herzegowina. 

ZBG K.  k.  zoologisch-botanische  Gesellschaft  in  Wien. 


C.  Sonstige  Abkürzungen. 

* Erster  Entdecker  der  Pflanzen  im  Gebiete. 

(...!)  Die  von  dem  betreffenden  Sammler  gesammelten  Exemplare  wurden  eingesehen. 
! Die  Exemplare  vom  betreffenden  Standorte  wurden  eingesehen. 

! ! Die  Pflanze  wurde  vom  Autor  an  dem  genannten  Standorte  selbst  gesammelt. 


Adamovic  L. 

F.  . . . 

Fiala  F. 

Pc.  . 

Pancic  J. 

Ascherson  P.  u.  Kanitz  A. 

Fo.  . . 

Formanek  E. 

Pi.  . 

Pichler  A. 

Ascherson  P. 

Fr.  . . 

Freyn  J. 

Pr.  . 

Protic  G. 

Beck,  G.  v. 

Fr.  Br. 

Freyn  J.  und  Brandis  E. 

R.  . . 

Reiser  O. 

Blau  0. 

Fri.  . . 

Fritsch  K. 

S.  . . 

Sendtner  0. 

Boiler  A. 

Gut.  . 

Gutwinski  R. 

Sag. . 

Sagorski  E. 

Borbäs,  V.  de. 

Haw.  . 

Hawelka. 

Str.  . 

Strusclika  H. 

Bornmüller  J. 

H..  . . 

Hofmann  F. 

V. . . 

Vandas  Iv. 

Boue  A. 

J.  . . . 

Jurisie  2.  J. 

Vi.  . 

Visiani,  R.  de. 

Brandis  E. 

K. . . . 

Karlinski  J. 

W.  . 

Wettstein,  R.  v. 

Brandis  E.  und  Freyn  J. 

M.  . . 

Maly  K. 

Wies. 

Wiesbaur  J. 

Brancsik  K. 

Ma.  . . 

Marchesetti,  C.  de. 

Z.  . . 

Zahlbruckner  A. 

Conrath  P. 

Mu.  . . 

Murbeck  Sv. 

Degen,  A.  de. 

P.  . . . 

Pantoczek  J. 

B.  Für  Literaturangaben. 


Beck  v.  Mannagetta.  Flora  von  Bosnien,  der  Herzegowina  und  des  Sandzaks  Novipazar.  409 


Embryophyta  siphonogama  (Spermatophyta, 
Phanerogamae,  Samenpflanzen). 

l.  Unterabteilung.  Gymnospermae.  (Nacktsamige  Gewächse.) 

1.  Klasse:  Coniferae. 

[Engl.,  Syllab,  61.] 

1.  Familie:  Taxaceae. 

[Lindl.,  Veg.  Kingd.,  230  (1847).] 

1.  Taxus. 

[L.,  Gen.  pl.,  ed.  VI,  532.] 

1.  Taxus  baccata  [L.,  Spec.  pl.,  1040  (1753)].  — Einzeln  in  Wäldern  der  höheren  Berg- 
und  Voralpenregion. 

Bosnien:  Klekovaca  Pl.  (*F. !),  ober  Drinic  (B.),  Sisa  Pl.  (B.),  ober  Ovcarevo  am  Vlasic  (F. 
B.),  um  Yares:  bei  Osoje,  Potoci,  Pobrin  Han  (Pr.);  auf  der  Kamesnica  (B.),  am  Malinovac  bei 
Prolog  (Pr.).  — Herzegowina:  Auf  der  Prenj  PL,  insbesondere  im  oberen  Idbartale  gegen  Tisovica 
(*B.),  bei  Grabovica  (F.);  auf  der  Cvrstnica  (M.);  in  der  Bjela  gora  (?  nach  P.).  — Frühjahr. 
— „Tisovina.“ 

2.  Familie : Pinaceae. 

[Lindl.,  Nat.  Syst.,  2.  ed.,  31  (1836).] 

1.  Pinus. 

* [Miller,  Gard.  dict.,  ed.  7 (1759);  NPflF.,  II  1,  70.] 

1.  Sectio:  Pinaster. 

[Endl.,  Syn.  Conif.,  166.] 

1.  Pinus  silvestris  [L.,  Spec.  pl.,  1000,  z.  T.  (1753)].  — Auf  Sandboden,  steinigen, 

felsigen  Abhängen,  insbesondere  auf  kalkarmem  Boden  in  Wäldern,  einzeln, 
seltener  in  Beständen  meist  mit  Pinus  nigra,  bis  zu  1700  m. 

Bosnien:  Oberhalb  Drinic  an  der  Klekovaca  (F.  und  B.);  auf  der  Kozara  PL  (B.),  Borje  PL, 
nordöstlich  vom  Vlasic',  am  Macak  (FB.),  um  Travnik  (Br.),  einzeln  am  Südhange  des  Vlasic  bis 
1700  m (B.),  früher  häufiger  (*S. !),  Kukavica  bei  Janjici  (S.),  bei  Kupres  und  auf  der  Suljaga  (S. !), 
bei  Coslije  nächst  Glamoc  (Pr.),  am  Smolin  (B.),  Mracajsko  brdo  bei  2epöe  (B.),  im  Sprecatale  bei 
Kiseljak,  Turia,  Podselovo  (S.);  auf  den  höheren  Bergen  in  den  Bezirken  Zvornik,  Donja  Tuzla, 
Srebrenica,  Vlasenica  (W.);  bei  Dubostica,  Eajcevac  (Pr.).  Um  Sarajevo  bei  Dolac,  in  der  Miljacka- 
sclilucht  bei  Ljubogosta,  am  Ozren  gegen  die  Vogoscaschlucht,  auf  dem  Trebevic  bis  1342  m; 
häufig  in  Beständen  mit  Pinus  nigra  auf  der  Romanja  PL  bis  1200  m,  auf  der  Hochebene  Glasinac, 
in  Rogatica  gepflanzt  (B.);  in  der  Drinaschlucht  südlich  von  Srebrenica  (W. !),  am  Tmor  (B.),  Semec, 
Kiek  (F. !),  bei  Lijeska  ober  Visegrad  (B.),  am  Igrisnik  (W.),  auf  der  Zelengora  (Pr.),  vor  Moscheen 
in  Foca  gepflanzt,  bei  Rajkovic  nächst  Celebic  (B.).  — Herzegowina:  In  der  Zag-orje  (B.),  auf 
der  Porim-  (St.),  Muharnica-,  Plasa  PL  (F. !),  zwischen  Livno  und  Borovo  glava  (S.,  1847;  1897  nicht 
mehr,  B.),  am  Cincer  gegen  Draganic  im  Glamoß  polje  bis  1400  m (B.).  — Sandzak  Novipazar: 
Zwischen  Plevlje  und  Prjepolje  in  stark  gelichteten  Beständen  (B.).  — Mai.  — „Bor  divji.“ 

Folgende  Formen  (vergl.  Beck,  FL  Niederöst.,  4;  Asch,  et  Graebn.,  Syn.,  I,  222  f.)  wurden 
beobachtet:  plana  Heer  in  Verh.  naturf.  Ges.  Luzern  (1862),  177.  — f/ibba  Heer,  1.  c.  — rubra 
Mill.,  Gard.  dict.,  ed.  8,  Nr.  3 (1768);  Poir.,  Encycl.  V,  335.  — brevifolia  Link  in  Linnaea  XV,  487. 

2.  Pinus  halepensis  [Mill.,  Gard.  dict.,  ed.  8,  Nr.  8 (1768)].  — An  steinigen,  trockenen 

Stellen  im  Gebiete  der  mediterranen  Flora. 


410 


II.  Naturwissenschaften. 


Herzegowina:  Bei  Grab  (Boiler!);  häufiger  kultiviert,  so  in  Mostar,  Trebinje,  bei  der 
Eisenbahnstation  Metkovic  (B.).  — April,  Mai.  — „Bj eli  bor.“ 

Pinus  brutia  [Tenore,  Fl.  Nap.,  I,  p.  LXXII  (1811)]  wird  von  Boue  am  Porim  bei 
870  m angegeben.  Hiermit  ist  sicherlich  P.  leucodermis  [Ant.]  gemeint. 

3.  Pinus  nigra  [Arnold,  Reise  nach  Mariazell,  8 und  Tafel  (1785)].  — P.  nigricans 

Host  in  Sauter,  Versuch  geogr.-bot.  Schild.  Wiens,  23  (1826).  — P.  austriaca 
Höss  in  Flora  (1825),  Beibl.  VIII,  115.  — P.  pinaster  var.  austriaca  Höss,  Natur- 
lehre 337  (1826).  — P.  Laricio  var.  austriaca  Ant.,  Conif.,  4.  — P.  dalmatica 
Vis.,  Fl.  Dalm.,  I,  199.  — P.  Heldreichii  Christ  in  naturf.  Ges.  Basel,  III  4 ( 1862), 
549.  — P.  nigra , A.  pachyphylla  I austriaca  Asch.,  Syn.  Fl.  Germ.  I,  213.  — 
Einzeln  oder  in  Beständen  häufig  auf  steinigem,  trockenem  Boden  (Kalk,  Serpentin 
und  Schiefer)  und  bis  1540  m ansteigend.  — (Vgl.  Beck,  Veg.  Illyr.,  226  ff.) 

Bosnien:  Vrbanja  bei  Banjaluka,  ein  Baum  (C.),  im  Ugartale  (R.),  auf  der  Golja  PI.  (R.), 
Vlasic  ober  Paklari  (*S.),  bei  Stozer  (Br.!),  im  Koprivnicatale,  auf  der  Suljaga  gegen  Kupres  (S. !), 
zwischen  Kupres  und  Bugojno  (FB.!),  Borova  glava  bei  Livno  (F.),  Grbavica-,  Gorica-,  Lisina  PI. 
(B.).  Auf  Serpentin:  im  Sprecatale  bei  Turija  und  Podselovo,  bei  Pasinhan  nächst  Hajderovic  (S.), 
Ozren  PL,  von  Yranduk  bis  Zepce  und  Maglaj,  am  Smolin  (B.),  bei  Dubostica  (Pr.).  Im  Yogoscatale 
und  in  den  Miljackaschluchten  bei  Sarajevo  (B.),  auf  der  Romanja  PI.  bis  1200  ™,  am  Tmor,  auf 
der  Ivraljeva  gora  bei  Vlasenica,  in  herrlichen  Beständen  bei  Semec,  Yisegrad,  Dobrunj,  Bjelo  brdo, 
Uvac  am  Varda,  längs  der  bosnisch-serbischen  Grenze  (B.),  in  den  Drinaschluchten  bei  Tvrtkovic, 
Zagradje,  Slab  und  stellenweise  bis  Zvornik  (B.),  am  Südhange  der  Javor  PI.  und  am  Igrisnik  (W.), 
im  Pracatale  (B.);  Vakuf  bei  Oelebic,  in  den  Taraschluchten  bei  Yelenic  und  Mestrovac,  auf  allen 
Abhängen  des  Vucevo  brdo,  Maglic  und  Volujak  gegen  das  Sutjeskatal  und  in  dem  letzteren,  im 
Govzatale  bei  Jelec  (B.),  am  Cincer  gegen  das  Glamoc  polje  bis  1400  m,  auf  der  Dinara  (bis  1540  m) 
und  Pljesevica,  jedoch  nur  auf  der  dalmatinischen,  resp.  kroatischen  Seite.  — Herzegowina:  Im 
Lagjanicatale  bei  Glavaticevo  (R.),  in  der  Tresanicaschlucht  bei  Bale,  auf  der  Prenj  PI.  bis  zirka 
1200m  (B.),  zwischen  Blaca  und  Zupa  am  Westhange  der  Yisocica  (Guttenberg),  an  den  Abhängen 
der  Plasa  PI.  (B.),  bei  Megjugoije  ein  Baum  (F.).  Zwischen  Lastva  (V.)  und  Orahovac  (*P.),  im 
Koprivni  dol  unter  dem  Gubar,  häufig  zwischen  Konjusnici  und  Yisoko  Glavici  (V.),  auf  der  Jastre- 
bica  in  der  Bjela  gora  (P.,  wohl?).  — Saudzak  Novipazar:  Am  Crui  vrh  bei  Plevlje  (*B1.),  auf 
Felsen  im  Limtale  zwischen  Bistrica  und  Banja,  daselbst  auch  schöne  Bestände  zwischen  Bistrica 
und  Uvac,  namentlich  bei  Jarmorac,  gerodet  zwischen  Plevlje  und  Pijepolje,  insbesondere  bei 
Jabuka.  — Mai.  — „Bor  lucika,  lucika,  crni  bor.“ 

4.  Pinus  leucodermis  [Antoine  in  ÖBZ.  (1864),  366,  (1879)  120;  Beck,  Fl.  Südbosn. 

II,  37,  V,  550  und  Abbild.,  WIG.  (1889),  136  sowie  in  Mitteil,  der  Sekt,  für  Naturk. 
des  Öst.  Tour. -Klub  (1889),  41;  Fiala  in  Glasn.  (1890),  376,  Taf.  I und  in  WM. 
I (1893),  570,  Taf.  I;  Beißner,  Nadelholzkunde,  244;  Hempel  und  Willi., 
Bäume  des  Waldes  I,  158,  Fig.  79 — 84;  Panö.,  Addit.  ad  Fl.  Serb.  215;  Asch., 
Synops.  Mitteleur.  FL,  I,  212.  — P.  Heldreichi  nach  Boissier,  Fl.  Orient.  V,  697, 
non  Christ.  — P.  Laricio  Pantocs.,  Adnot.,  30;  PanÖ.,  Fl.  Srbje,  639,  non  Poir.]. 

Kräftiger,  harzreicher,  bis  20m  (nach  Antoine  bis  33m)  hoher  Baum  mit 
aufrechtem  oder  aufsteigendem  Stamme  und  stets  (auch  auf  Felsen)  stumpf 
pyramidenförmiger  Krone  (selten  strauchig).  Die  Rinde  älterer  Bäume 
aschgrau,  in  eckig  und  durch  Rinnen  begrenzte  Felder  von  5 — 16cm 
Länge  und  4 — 8cm  Breite  zerspringend,  an  den  jüngeren  Asten  gleichfarbig, 
unter  den  beblätterten  Astspitzen  mit  regelmäßig  eng  aneinandergereihten  rhom- 
bischen Blattkissen  besetzt,  die  durch  viel  schmälere,,  quere  Ansatzstellen  der 
Vorschuppen  des  jährlichen  Zuwachses  ringelförmig  abgeteilt  werden.  Blätter  zu 
zwei  an  den  Kurztrieben,  nadelförmig,  starr,  stechend  zugespitzt,  innen  ausge- 
höhlt, außen  konvex,  am  Rande  verwischt  gezähnelt  rauh,  dunkelgrün,  4 — 9, 
meist  5 — 6 cm  lang,  1 — l'3mm  breit,  in  der  Jugend  am  Grunde  von  silberweißen, 


Beck  v.  Mannagetta.  Flora  von  Bosnien,  der  Herzegowina  und  des  Sandzaks  Novipazar.  411 


am  Rande  wimperig  zerschlitzten  Schuppen  eingehüllt.  Männliche  Kätzchen 
zahlreich,  in  dichter  kopfförmiger  Ähre,  welche  von  dem  Büschel  junger  Blätter 
in  der  Mitte  gleichsam  durchbohrt  wird,  länglich.  Die  Staubblätter  dicht, 
doch  nicht  dachig.  Fortsatz  des  Konnektivs  halbkreisförmig  oder  fast 
kreisrund,  verflacht,  am  häutigen  Rande  unregelmäßig  kerbig  oder  ein- 
geschnitten gezähnelt.  Junge  weibliche  Zapfen  fast  ungestielt,  ihre  Frucht- 
schuppen kürzer  als  die  Deckschuppen.  Einjährige  Zapfen  eikegelförmig,  violett- 
braun, 6 — 7 cm  lang,  wagrecht  abstehend,  einzeln,  gegenständig,  selten  bis  zu 
sieben  wirtelig;  die  reifen  und  geöffneten  aus  flachem  Grunde  eiförmig,  7 — 8 cm 
lang.  Apophysen  gelblich  oder  lederbraun,  kaum  glänzend,  an  den  unteren 


Pinus  leucoderviis  Antoine. 

1.  Ein  zapfentragender  Zweig;  2.  einjähriger  Zapfen  in  eingetrocknetem  Zustande  (Herbar material) ; 

3.  Apophysen  eines  reifen  Zapfens  von  der  Seite  und  von  oben  gesehen;  4.  Same;  5.  Blätter,  links 
eine  Blattspitze  etwas  vergrößert;  6.  Staubblatt  von  der  Seite  und  von  vorne  gesehen;  7.  Rinde  eines 
älteren  Baumes.  Fig.  1,  7 verkleinert,  Fig.  6 vergrößert. 

Schuppen  pyramidenförmig  erhöht  und  durch  den  stechenden,  gleich- 
gefärbten, meist  gegen  den  Grund  des  Zapfens  gekrümmten  Nabel  bespitzt, 
an  den  mittleren  Schuppen  durch  eine  scharfe  Querkante  geteilt.  Der  äußere 
Teil  der  Apophysen  abgerundet,  oft  ausgeschweift,  unter  dem  Nabel  manchmal 
etwas  ausgehöhlt  und  oft  buckelig.  Das  Innenfeld  dreieckig  oder  mehr  trapez- 
förmig, ausgehöhlt,  nur  an  den  untersten  Schuppen  mehr  gewölbt.  Nagel  der 
bis  30  mm  langen  und  15  mm  breiten  Schuppen  auf  beiden  Seiten  hell  grau- 
braun, nicht  brandig,  auf  der  Oberseite  am  vorderen  Rande  etwas  runzelig, 
mit  einer  Mittelfurche  durchzogen.  Same  ellipsoidisch,  6 — 7 mm,  samt  dem  läng- 
lichen Fügel  22 — 30  mm  lang  und  unter  der  Mitte  6 — 8 mm  breit. 


412 


II.  Naturwissenschaften. 


Die  Panzerföhre  ist  nach  unseren  bisherigen  Kenntnissen  (vgl.  Beck,  Veg. 
Illyr.,  353  ff.)  ein  mit  der  Zirbe  in  der  Lebensweise  übereinstimmender  Baum, 
dem  die  aus  Kreidekalken  aufgebauten  Hochgebirge  besonders  Zusagen  und  auf 
welchen  sich  ihr  Areale  vom  43°  40'  n.  Br.  durch  die  Herzegowina  bis  nach 
Albanien  42°  45'  erstreckt.  Pflanzengeographisch  interessant  ist  auch  die  Tat- 
sache, daß  die  Panzerföhre  in  der  Herzegowina  nur  an  ihrem  nördlichsten  Punkte 
die  Narenta  überschreitet. 

Auf  der  Nordseite  der  Plasa  Planina  (Praedium  Plasa)  steigt  die  Panzer- 
föhre bis  1200  m,  auf  der  Prenj  bis  1060  m,  auf  der  Preslica  selbst  bis  1000  m, 
auf  der  Cabolja  bis  900  m herab,  hingegen  erreicht  sie  im  Kessel  von  Grabovica 
einzeln  Seehöhen  von  1800  m und  noch  mehr.  Rings  um  die  Prenj  Planina  bildet 
sie  einen  Gürtel  zwischen  1400  und  1650  m Seehöhe;  in  kleinen  Gruppen  steigt 
sie  jedoch  bis  1750  m und  wohl  auch  bis  1800  m hinauf,  wie  z.  B.  rings  um  den 
Tisovicaboden,  auf  dem  Kantar,  auf  der  Muharnica,  Plasa. 

Bosnien:  In  den  Wänden  der  Hranisava  unweit  Opanöac,  auf  der  Bjelasnica  (K.  in  Kern., 
Fl.  exs.  austro-hung.,  Nr.  2291 !),  auf  der  Yitorog  PI.  hei  dem  Waldhause  Ljusa  (R.  in  litt.).  Auf  der 
Crna  gora  in  Bosnien  (Kerner  in  öst.-ung.  Mon.,  206)  wächst  P.  leucodermis  nicht.  — Herzego- 
wina: Preslica  PL  oberhalb  Station  Bradina,  von  1000 — 1600  m (R.l;  häutig  auf  der  Prenj  PI.  (*B.), 
und  zwar:  auf  der  Borasnica  (D.),  Bjelasnica,  Yelika  Kapa,  Tisovica,  Kantar,  Prenj,  Cetinje,  Herac, 
Lupoglav,  Zelena  glava,  Polica,  Glogovo  gegen  das  Bjelatal  (B.),  bei  1060  m beginnend;  Rjecica 
(F.)  etc.;  Prislab-  und  Porim  PI.  (V.);  Visociea  PI.  gegen  Grusce  häufig  (R.);  einzeln  unter  Pinus 
nigra  im  obersten  Lagjanicatale  (R.) ; Muharnica  PI.  (F.);  häufig  auf  der  Plasa  (B eck,  Exsicc.  Bosn. 
Here.,  Nr.  147)  und  Cvrsnica  PI.  (B.,  V.,  F.),  etwa  von  1000  m angefangen;  auf  der  Oabulja  PI. 
(B.),  Veliki  Vran;  auf  der  Oijen  PI.  (Fr.  Maly),  und  zwar  auf  dem  Orjen  (Fr.  Maly),  Prasa  und 
Vuci  zub  (V.,  hier  auch  strauchartig,  1.  Haw.!),  Gnjila  Greda  (V.),  Jastrebica  (P.  als  P.  laricio ), 
Gubar  (V.);  in  der  Bijela  Gora  (Fr.  Maly)  und  an  den  südwestlichen  Berglehnen  bei  Kojnsko 
(H  aw.).  — Geogr.  Yerbr.:  Dalmatien  (Krivosije),  Montenegro,  Albanien,  Serbien  (wild?). — Ende 
Mai  bis  Juni.  — „Munjika“,  „bor  smrc“,  „smrc“,  Panzerföhre. 

5.  Pinus  mughus  [Scop.,  F1.  Carn.,  ecl.  2,  II,  247  (1772).  - — - P.  montana  Mill.,  Gard. 
dict.,  ed.  8,  Nr.  5 (1768)?].  — In  der  höheren  Voralpen-  und  Alpenregion  der 
Hochgebirge  auf  Kalk  und  Schiefer  häufig,  oft  einen  ausgeprägten  Krummholz- 
gürtel bildend  und  bis  2200  m ansteigend.  Über  die  Höhengrenzen  und  Formation 
derselben  vgl.  Beck,  Veg.  Illyr.,  289 — 298,  366 — 368. 

Bosnien:  Osjecenica,  Klekovaca  (F. ! B.),  Dinara,  Jankovo  brdo,  Troglav,  Sator  (B.);  Yeliki 
Malovan,  Kamesnica  (Pr.);  Cincer  (B.),  Vranica  PI.  (BL):  Vitrusa,  Strazica,  Krstac,  Locike  etc. 
(B.),  Trebevic  (B.)  und  herab  im  Tale  des  Bistricki  potok  bis  1050  m (M.),  Bjelasnica,  Treskavica 
(B.),  Kiek,  Gola  Jahorina  (F. !),  Visoöica  am  Pudzim  (R. !),  Piece  bei  Tjentista,  Zimomor  (A.),  Lelja 
PL  (B.),  Vjeternik  und  Ljubicna  Pl.  (B.),  Maglic-  und  Yolujak  PL  (A. ! B.).  — Herzegowina: 
Prenj  PL  und  Vorgebirge  (B.),  Prislab  (V.),  Muharnica  (F.),  Plasa  (V.,  B.),  Mala  Cvrsnica  (F.), 
Trinaca  (B.),  Vran  (V.),  VeleiS  (B.),  Crvanj  PL  (A.),  Orjen  (F.  Maly).  — Ende  Mai  bis  Juni.  — 
„Boric“,  „Klekovina“. 

Wurde  in  folgenden  Abänderungen  (vgl.  Beck,  FL  Niederöst.,  4;  Asch,  et  Graebn.,  Syn. 
I,  227  f.)  beobachtet:  «.  p'liniilio  [Haenke,  Beob.  Riesengeb.,  68  (1791),  als  Art]  mit  den  Formen: 
nasata  [G.  Beck,  FL  Südbosn.  V,  555].  „Die  meisten  Schildchen  in  der  äußeren  Hälfte  mit  einem 
großen,  vorspringenden,  gegen  die  Spitze  des  Zapfens  gekrümmten  Höcker  besetzt.“  Bosnien:  Treska- 
vica (B.).  — elevata  [G.  Beck,  Nadelh.  Niederöst.,  70  und  FL  Niederöst.,  4].  — gibla  [Beck,  1.  c.,  4]. 
— applanata  [Willk.,  Monogr.,  226.]  — ß.  typiCd  [Beck,  1.  c.,  4.  — P.  mughus  Scop.,  1.  c.]. 

Pinus  pinaster  [Soland.  in  Ait.,  Hort.  Ivew.,  III,  367  (1789).  — P.  maritima  kam., 
Fl.  franc.,  II,  201  (1778),  non  Mill.]  wird  von  Boue  im  südlichen  Bosnien,  am 
Porim  sowie  im  Suhodol  des  Sandzaks  Novipazar  angegeben.  Am  Porim  dürfte 
P.  leucodermis,  an  den  anderen  Standpunkten  P.  nigra  mit  P.  pinaster  verwechselt 
worden  sein,  welch’  letztere  nur  hin  und  wieder  in  Dalmatien  gepflanzt  wird. 


Beck  v.  Mannagetta.  Flora  von  Bosnien,  der  Herzegowina  und  des  Sandzaks  Novipazar.  413 


Pinus  pinea  [L.,  Spec.  plant.,  1000  (1753)]. 

Herzegowina : In  dem  dem  Meere  zunächst  gelegenen  Teile  des  Landes  (nach  *Boue). 
Wohl  nur  gepflanzt  wie  überall  an  den  Adriaküsten.  — „Bor  bitomi." 

2.  Sectio:  Strobus. 

[Spach,  Yeg.  Phan.,  XI,  369;  NPflF.,  II  1,  73.] 

6.  Pinus  peuce  [Griseb.,  Spie.  fl.  Rum.,  II,  349  (1844).  — P.  excelsa  Wall.  var.  peuce 
Beissn.,  Nadelh.,  286].  — 10 — 14  m hoher  Baum  oder  Strauch  mit  gedrängter 
spitz  pyramidaler  Krone.  Blätter  zu  fünf,  bis  zu  10  cm  lang  und  meist  so  lang 
als  die  Zapfen,  lebhaft  grün,  steif,  fast  aufrecht,  nur  ein  Gefäßbündel  im  Zentral- 
strange enthaltend.  Zapfen  walzlich,  8 — 13  cm  lang,  bis  4 cm  dick,  ganz  abfällig. 
Zapfenschuppen  breit  und  dünn,  mit  grünlichgelbem  Schilde  versehen. 

Ist  im  Komgebiete  Montenegros  verbreitet  und  dürfte  wohl  auch  die  Abhänge  der  Mokra 
PI.  zwischen  Berani  im  Sandzalt  von  Novipazar  und  Ipek  besiedeln.  — Geogr.  Verbr.:  Make- 
donien, Bulgarien.  — „Mura“,  „Molika“. 

Pinus  Strobus  [L.,  Spec.  pl.,  1001]  aus  dem  östlichen  Nordamerika  wird  nur  in 
neueren  Anlagen  gepflanzt. 

2.  Larix. 

[Milk,  Gard.  clict.,  ed.  8 (1768).] 

1.  Larix  decidua  [Milk,  1.  c.  — Pinus  Larix  L.,  Spec.  pl.,  1001], 

In  Gebirgswäldern.  Bosnien:  Wild  bisher  nicht  beobachtet,  wohl  aber  in  neueren  Gärten, 
z.  B.  in  Sarajevo  angepflanzt  sowie  hier  und  da  aufgeforstet,  wie  z.  B.  auf  dem  Trebevic  bei  Sara- 
jevo, wo  sie  jedoch  nach  M.  schon  im  zweiten  Dezennium  abstirbt;  bei  Makoviste  nächst  Vares 
(Pr.).  — Herzegowina:  Nach  AK.,  doch  sehr  fraglich.  — Mai,  Juni. 

3.  Picea. 

[Link  in  Abh.  Berl.  Akad.  (1827),  179.] 

1.  Picea  vulgaris  [Link,  1.  c.,  180.  — - Pinus  Abies  L.,  Spec.  pl.,  1002  (1753).  — Abies 

Picea  Milk,  Gard.  dict.,  ed.  8 (1768).  — A.  excelsa  Poir.,  Enc.  VI,  518  (1804).  — 
Picea  excelsa  Link  in  Linnaea  XV  (1841),  517],  — In  der  höheren  Berg-  und 
Voralpenregion  bis  zur  Baumgrenze  (1500 — 1730  m),  als  Strauch  in  Südbosnien 
selbst  bis  1979  m.  (Vgl.  Beck,  Veg.  Illyr.,  337  tf.) 

Bosnien  (*Boue):  Überall  häufig  und  zum  Teile  in  herrlichen  Wäldern  nördlich  bis  zur 
Linie  Grm ec  Pl.,  Kljuc,  Kotor  Yaros,  2epce,  Konjuh  Pl.,  Kladanj,  Vlasenica.  — Herzegowina: 
Auf  allen  bosnisch-herzegowinischen  Grenzgebirgen,  dann  zumeist  nur  eingesprengt,  Prenj  Pl.  (B.), 
Cvrsnica  (F.),  Porim  (Str.),  Vele2  (B.),  Bjelasica,  auf  der  Jastrebica  in  der  Bijela  gora  (*P.).  — 
Sandzak  Novipazar:  Bei  Metalka,  Svetloborje,  Ljubicua,  zwischen  Plevlje  und  Prijepolje  (B.),  am 
Crni  vrh  bei  Plevlje  (Bk),  zwischen  Prijepolje  und  Sienica,  im  Suhodol,  auf  der  Krusevica,  um 
U2ic  und  Smiljevica,  am  Zljeb  (*Boue).  — Mai,  Juni.  — „Smrc“,  „Jela“. 

Folgende  Abänderungen  (vgl.  Beck,  Fl.  Niederöst.,  7;  Asch,  et  Graebn.,  Syn.,  I,  197  f.) 
wurden  beobachtet:  vulgaris  [Beck,  1.  c],  — erythrocarpa  [Purk,  in  Allg.  Forst-  und  Jagdzeit. 
(1877),  5,  Taf.  I — II,  als  Art.  — montana  [Beck,  1.  c.].  — acuminata  [G.  Beck,  Fl.  Südbosn. 
II,  39].  — alpestris  [Stein  in  Gartenfh  (1887)  346,  als  Art,  ? = fennica  Kegel  in  Gartenfl.  (1863), 
95].  — viminalis  [Caspary  in  Schrift.  Pliys.  ök.  Ges.  Königsberg,  XIV  (1873),  123  f.]. 

2.  Picea  omorica  [PanÖi6  (1875),  nach  Purkynö  in  Monatsclir.  f.  Forstw.  (Sept.  1877), 

446;  Willk.  in  Zentralbl.  für  das  ges.  Forstwes.  (1877),  365;  Pancic,  Omorika, 
nova  fela  cetin.  u Srbiji  (Beogradu  1887),  4;  Add.  Fl.  Serb.,  216;  Willk.,  Forst].  Fl., 
2.  Aufl.,  99,  Fig.  XIX;  Wettstein,  Die  Omorika-Fichte  in  SWA.  XCIX  (1890), 
503,  Taf.  I— V;  in  ÖBZ.  (1890),  357;  Fiala  in  Glasn.  (1890),  376  und  in  WM.  I 


414 


II.  Naturwissenschaften. 


(1893),  575,  Taf.  II  und  Fig.  2;  Hemp.  Wilh.,  Waldbäume  I,  82,  Fig.  41 — 42; 
Stein  in  Gartenflora  (1898),  176;  Gard.  Chron.  (1884)  I,  308;  (1897)  I,  153; 
Asch,  et  Graebn.,  Syn.,  I,  194.  — Pinus  omorica  [Panbic,  Fine  neue  Konifere  in 
den  östlichen  Alpen  (Belgrad  1876),  4.  — Abies  omorica  Nym.,  Consp.,  673  (1882)]. 

Schlanker,  unten  astloser,  bis  über  40  m hoher  Baum  mit  großschuppiger, 
leicht  abfälliger,  dünner,  rötlichbrauner  Borke,  schmal  pyramidaler,  im  Alter  fast 
walzlich-spindelförmiger  Krone,  deren  unterste  Aste  nie  länger  als  2 m sind.  Blätter 
6 — 17  mm  lang,  1'5 — 3'5  mm  breit,  abgerundet  vierkantig,  stumpflich,  in  der 
Jugend  gekrümmt,  unterseits  mit  zwei  weißen,  die  Spaltöffnungen  führenden 
Streifen,  innen  mit  zwei  Harzgängen  an  der  Unterseite.  Konnektivfortsatz  der 
Staubblätter  aus  keilförmigem  Grunde  verkehrt  eiförmig,  oben  grob  gezähnt. 
Junge  Zapfen  violett,  die  reifen  fast  eiförmig,  lederfärbig,  2 — 1 cm  lang,  1*3 — 3 cm 
breit.  Zapfenschuppen  nicht  zahlreich  (in  5 — 10  kürzesten  Schraubenumgängen), 
rundlich  mit  fein  gezähneltem  Rande.  Samen  schwarzbraun  mit  verkehrt  eiför- 
migem, keiligem,  etwa  10  mm  langem  Flügel. 

Auf  felsigen,  steinigen  Abhängen  auf  Kalk,  800 — 1600  m,  einzeln  oder  horst- 
weise mit  anderen  Nadelhölzern,  selten  in  Beständen  (vgl.  Beck,  Veg.  Illyr.,  360  ff.). 

Bosnien:  Auf  der  Borja  PI.  im  Tesaner  Bezirke,  nördlichster  Standort,  44°  33'  n.  Br.  (Pfob, 
nach  mündlichen  Mitteilungen  Reisers  jedoch  fraglich).  Am  Osthange  des  Igrisnik  bis  zur  Drina 
im  Praedium  Slemac  und  auf  den  Südhängen  der  Tovarnica  und  Ljutiea;  im  Praedium  Stolac  ober- 
halb Karaula  Stula  Wald  bildend  (Pc.)  sowie  am  Dugidol  (Bornm.!).  Am  Semec  bei  Yisegrad 
(*Pc.),  und  zwar  im  Praedium  Sirovica,  Mednaluka  (Zechel)  und  in  der  Schlucht  Smrceva  tocila 
(F.);  bei  Jelec  im  Focaer  Bezirke  (Larisch,  Karamau,  Miklau),  südwestlichster  Standort.  Am 
Ozren  bei  Sarajevo,  wo  sie  nach  Asch,  [in  Öst.  Bot.  Zeit.  (1888),  35]  in  dichten  Beständen  Vor- 
kommen soll,  konnte  sie  trotz  intensivster  Nachforschungen  nicht  gefunden  wrerden  (B.,  F.).  — 
Geogr.  Verbr.:  östliches  Serbien,  Montenegro  (hier  sehr  fraglich).  — Mai.  — „Omorika“,  „omora“, 
„frenja“. 

4.  Abies. 

[Link  in  Abh.  Berl.  Akad.  (1827),  181.] 

1.  Abies  alba  [Mill.,  Gard.  dict.,  ed.  8,  Nr.  1 (1768).  — Pinus  Picea  L.,  Spec.  ph, 
1001  (1753).  — Abies  pectinata  DC.,  Fl.  frang.,  III,  276].  - — In  Berg-  und  Vor- 
alpenwäldern auf  Kalk-  und  Kieselboden  meist  nur  eingestreut,  seltener  in  reinen 
Beständen,  bis  1600  m (vgl.  Beck,  Veg.  Illyr.,  337  ff.). 

Bosnien:  (*S.)  Rein  oder  häufiger  mit  der  Fichte  verbrüdert,  bis  zu  deren  nördlichen 
Grenze  (siehe  bei  Picea  vulgaris ),  außerhalb  derselben  auf  der  Majevica  selten  (B.).  — Herzego- 
wina: Eingesprengt  in  Voralpenwäldern  der  Prenj,  Cvrsnica  und  Plasa  PI.  (B.),  bis  zum  Nordost- 
hang des  Velez  (B.),  auf  der  Crvanj  und  Bjelasica  PI.  (Mu.),  auf  der  Jastrebica  in  der  Bjela  gora 
(P.),  auf  allen  bosnisch-herzegowinischen  Grenzgebirgen  (B.).  — Sandzak  Novipazar:  Bei  Svetlo 
borje  (B.).  — Ende  April,  Mai  bis  Juli. 

5.  Juniperus. 

[L.,  Gen.,  ed.  VI,  531,  Nr.  1134.] 

1.  Sectio:  Oxycedrus. 

[Spach  in  Ann.  sc.  nat.,  ser.  2,  XVI  (1841),  288.] 

1.  Juniperus  oxycedrus  [L.,  Spec.  pl.,  1038  (1753)].  — Im  Gebiete  der  mediterranen 
Flora  an  sonnigen,  steinigen  Stellen,  einzeln  und  in  Beständen  verbreitet. 

Herzegowina:  (*Boue,  1840)  Häufig  im  Narentatale  von  Metkovic  bis  zur  Raska  gora 
ober  Mostar  und  im  Bregavatale  bis  Stolac,  vom  Mostarsko  blato  west-  und  südwärts  bis  an  die 


Beek  v.  Mannagetta.  Flora  von  Bosnien,  der  Herzegowina  und  des  Sandstaks  Novipazar.  415 


dalmatinische  Grenze  (B.),  so  um  Dracevo  (B.),  Caplina  (F. !),  2itomislic  (Mu.)!,  Blagaj  (B.),  überall 
um  Mostar  (Str.),  am  Pod  VeleS  bis  500  m ansteigend  (B.),  bei  Station  Raska  gora,  um  das  Mo- 
starsko  blato  (B.),  im  Trebizattale  bis  Ivlobuk,  bei  Ljubuski  (F.)  u.  a.  O.  innerhalb  der  angegebenen 
Grenzen;  im  Gebiete  von  Neum  (Apf. !,  F.),  bei  Drieno  (Boll.) ! und  in  der  Suttorina  (B.).  Verein- 
zelt bei  Konjica  (D.),  um  Trebinje  und  auf  der  Gljiva  (P.) !,  auf  letzterer  bis  750  m,  am  Leotar  und 
im  Trebinjcicatale  bis  Arslan  Agio  Most  (B.).  — Die  Angabe  Brancsiks,  daß  Juniperus  oxycedrus  auf 
dem  Trebovie  in  Bosnien  wachse  (Jahresh.  nat.  Ver.  Trencsin,  XI — XII,  49),  halte  ich  für  irrig.  — 
Im  Winter  und  ersten  Frühjahre.  — „Smric.“ 

2.  Juniperus  macrocarpa  [Sibth.  Sm.,  Prodr.  FI.  Graec.,  II  (1813),  263],  — An 

gleichen  Stellen  wie  J.  oxycedrus. 

Herzegowina:  Bei  Kiek  (Asch,  et  Graebn.),  Neum  (*F.).  — Geogr.  Verbr.:  Südkroatien, 
Dalmatien.  — „Pucalika.“ 

3.  Juniperis  communis  [L.;  Spec.  pl.,  1040  (1753)].  — Im  Gebiete  der  mitteleuropäischen 

und  pontischen  Flora  auf  Heiden,  zwischen  Buschwerk,  auch  in  Beständen  häufig. 

Bosnien:  (*S.)  häufig!.  — Herzegowina:  Mehr  in  höheren  Karstlagen  (B.).  — Samlzak 
Novipazar : Häufig  (B.).  — Frühjahr.  — „Borovica“,  „smric“. 

4.  Juniperus  sibirica  [Burgsd.,  Anleit.,  Nr.  272  (1787),  nach  Willd.  — J.  nana  Willd., 

Spec.pl.,  IV  (1805),  854],  — In  der  höheren  Voralpen-,  Krummholz-  und  Alpen- 
region der  Hochgebirge  einzeln  oder  in  Beständen,  bis  1900m  (vgl.  Beck,  Veg. 
Illyr,  371). 

Bosnien:  (*Boue),  auf  der  Klekovaca  (F.,  B.),  Dinara  und  Troglav  in  der  Dinaragruppe  (B.), 
auf  der  Kurlaja  und  Kamesnica  (Pr.),  am  Trebevic  bei  Sarajevo  (B.) ; auf  der  Jahorina  und  Ivlek 
Pl.  (F.) ; auf  der  Bjelasnica  und  Hranisava  (hierbei  Dejdici  bis  1150m  herabsteigend),  Treskavica, 
Visoeica  und  Lelja  Pl.  (B.);  auf  dem  Lisin  bei  Tarcin  (V.);  auf  dem  Maglic!  und  Volujak!  (A. !); 
bei  Livno  (Br.)  wohl?  — Herzegowina:  Auf  der  Prenj  Pl.,  hier  öfters  in  kleinen  Beständen  die 
Legföhre  vertretend  (B.);  auf  der  Cvrsnica  Pl.  und  deren  Vorbergen,  so  namentlich  auf  der  Plasa 
(V.,  B.),  Trinaca  (B.),  Muharnica  (F.),  Cvrsnica  (V.);  auf  der  Vran  Pl.  (R. !),  auf  dem  OstveleZ  von 
von  1600 — 1800  m häufig  (B.),  auf  dem  Mal.  Veles  bei  Nevesinje  (V.);  Crvanj-  und  Bjelasica  Pl. 
(Mu.);  Baba  Pl.  (Haw. !).  In  der  Bjela  gora  (*  Fr.  Maly),  so  auf  dem  Gubar  (V.),  Prasa,  Vucizub 
(Haw. !),  Jastrebica  (P.),  Orjen  (V.).  — April  bis  Juni.  — „Cesmika  planinska.“ 

Beobachtet  wurden  die  Formen:  «.  montana  [Ait.,  Hort.  Kew.,  414  (1789),  als  Varietät 
des  J.  communis.']  — ß.  imbriccita  [G.  Beck,  Fl.  Niederöst.,  9.  — J.  alpina  Gaud.,  Fl.  Helv.,  VI, 
301  (1830),  non  Wahlb.],  ferner  y.  intermedia  [Schur  in  Verh.  Sieb.  Ver.  (1851),  169,  172 — 173, 
nach  Enum.  fl.  Transsylv.,  625  als  Art.  — ./.  communis  X nana  nach  Wettstein,  Verwerth.  anat. 
Merkm.  in  SWA.,  XCVI  (1887),  331;  Kern.,  Fl.  exs.  Austro-Hung.,  Nr.  1839].  — Ist  meines  Er- 
achtens die  im  Voralpen walde  entstandene  Form  des  ./.  nana,  die  nach  ihren  Merkmalen  zahllose 
Übergänge  zu  « zeigt  und  auch  nach  der  Anatomie  des  Blattes  entgegen  der  Ansicht  Wettsteins 

o o o o o 

(1.  c.)  nur  zu  J.  sibirica  gehört.  — Bosnien:  Auf  der  Vranica  (Schwarz!).  — Herzegowina:  Auf 
der  Plasa  Pl.  (B.). 

2.  Sectio:  Sabina. 

[Spach  in  Ann.  sc.  nat.,  ser.  2,  XVI  (1841),  291.] 

5.  Juniperus  sabina  [L.,  Spec.  pl.,  1039  (1753)].  — Auf  trockenen,  steinigen  und 

felsigen  Orten  auf  Kalk,  in  der  höheren  Voralpen-  und  Alpenregion  unter  J.  sibirica , 
seltener  in  kleinen  dichten  Beständen  (wie  auf  der  Bjelasica  PL),  1400 — 1800  m. 

Bosnien:  In  der  Zagorje  zwischen  Krbljina  und  Kalinovik  (*B1.),  auf  der  Snijeünica  (Laka- 
tos!);  angeblich  nach  Aussage  der  Leute  auch  bei  Borovica  nächst  Vares  (nach  F.  Wilhelm,  von 
Protic  bezweifelt).  Im  Sutjeskatale  bei  Suha  (Pr.).  — Herzegowina:  Auf  der  Recica  Pl.  bei 
Ostrosac,  bis  1400  m (F.),  auf  der  Cvrsnica  Pl.  nächst  Stari  Ivlanac  (*F.),  auf  der  Bjelasica  Pl.  in 
kleinen  dichten  Beständen  (Mu.),  bei  Gradac  (Br.);  in  der  Bjela  gora  (angeblich  nach  P.).  — • Früh- 
jahr. — „Somina.“ 

Juniperus  virginiana  [L.,  Spec.  pl.,  1039  (1753)]  aus  dem  östlichen  Nordamerika 
findet  sich  nur  in  neueren  Gartenanlagen  gepflanzt. 


416 


II.  Naturwissenschaft. 


6.  Juniperus  phoenicea  [L.,  Spec.  pl.,  1040  (1753)].  — Auf  trockenen,  sonnigen, 
steinigen  Stellen  einzeln  und  in  Beständen  im  Gebiete  der  mediterranen  Flora. 

Herzegowina : Im  Narentatale  von  Konjica  abwärts  nach  Angabe  eines  Eingeborneu,  der 
den  Zweig  trug,  ob  wild?  (*B.);  bei  Zavala  (R. !) ; bei  Mostaci  (B.)  und  am  Glivaberge  bei  Tre- 
binje!  (V.!);  auf  der  Vlastica  oberhalb  Drieno  häufig!!  (V.).  — Im  ersten  Frühjahre.  — „Brika“, 
„ljuti  smrc“. 

Cupressus  sempervirens  [L.,  Spec.  pl.,  1002  a (1753)].  Stammt  aus  dem  Oriente 
und  wird  hier  und  da  im  Mediterrangebiete  der  Herzegowina  kultiviert,  so  um 
Moscheen  und  auf  türkischen  Friedhöfen,  z.  B.  in  Mostar  (B.),  bei  Trebinje  (B.); 
die  Form  C.  horizontalis  Milh,  Gard.  dict.,  ed.  8,  Nr.  2 (1768)  sah  ich  zwischen 
Capljina  und  Pocitelj  im  Narentatale.  — „Cempres.“ 

Thuja  occidentalis  [L.,  Spec.  pl.,  1002  (1753)]  aus  dem  atlantischen  Nordamerika 
und  Thuja  orientalis  L.,  1.  c.  aus  dem  Oriente  werden  in  Gärten  öfters  kultiviert. 


2.  Klasse : Gnetales. 

[Engl.,  Syll.,  (53;  ed.  2,  159.] 

1.  Familie:  Ephedraceae. 

[Dumort.,  Anal,  fam.,  11  (1829).] 

1.  Ephedra. 

[L.,  Gen.,  ed.  YI,  532,  Nr.  1136;  Stapf,  Ephedra  in  DWA,  LVI  (1889).] 

1.  Ephedra  fragilis  [Desf.,  Fl.  ath,  II  (1800),  372;  Stapf,  Ephedra,  53,  Nr.  12,  Tab.  II, 

Fig.  XII], 

Var.  campylopoda  [C.  A.  Mey.,  Mon.  Eph.,  73;  Vis.,  Fl.  Dalrn.,  Suppl.  I,  44;  Reich., 
Icon.  fl.  Germ.,  XI,  8,  Fig.  1149;  Stapf,  1.  c.,  56;  Asch,  et  Graebn.,  Syn.,  I, 
258],  — Kletternder  oder  niedergestreckter,  selten  fast  aufrechter  Strauch  mit 
grauer  Rinde  und  gebrechlichen  Asten.  Internodien  oft  sehr  verlängert  bis  4 mm 
dick.  Blattschuppen  1 — 2 mm  lang,  hoch  scheidig  verwachsen.  Männliche  Ähren 
meistens  in  dichten  Knäueln  sitzend,  seltener  unregelmäßig  huschelig,  eiförmig. 
Antheren  6 — 5,  selten  4;  ihre  Säule  lang  heraustretend  und  oft  doppelt 
so  lang  als  das  Perigon.  Weibliche  Köpfchen  meist  einzeln  auf  einwärts  ge- 
krümmten, kurzen,  oft  gebüschelten  Asten,  2 — lblütig,  anfangs  länglich  eiförmig, 
mit  2 — 3 Brakteenpaaren.  Innerste  Brakteen  röhrig  zu  3/4  verwachsen. 
Fruchtstand  kugelig,  8 — 9 mm  lang,  rot.  Same  meist  halbeiförmig. 

Auf  Felsen,  steinigen,  sandigen  Stellen,  Mauern,  nur  im  Gebiete  der  Mittel- 
meerflora. 

-Bosnien:  Nach  Boiss.  [Fl.  Or.,  V,  715],  was  Stapf  [1.  c.,  57]  widerlegt.  — Herzegowina; 
Verbreitet  bei  Mostar!  (*  Knapp,  Herb.  Bosn.,  Nr.  5,  nach  Stapf),  am  Hum  bei  Mostar  (B.)  und 
im  Narentadefile  (B.),  um  Stolac  sehr  häufig!  (V.),  auf  Felsen  bei  Trebinje!  (P.),  und  zwar  am 
Leotar,  Gliva  und  Kravica  nicht  häufig  (V.),  am  Vlastici  oberhalb  Drieno  (V.).  — April,  Mai. 

2.  Ephedra  nebrodensis  [Tineo  in  Gussone,  Synops.  Fl.  Sic.,  II,  638  (1844);  Parlat. 

in  DC.,  Prodr.,  XVI  2,  357;  Stapf,  Ephedra,  77,  Nr.  20,  Tab.  III,  Fig.  XX. 

Aufrechter,  2 m hoher  Strauch  mit  dünnen,  steifen,  aufrechten  Asten. 
Internodien  bis  2 cm  lang,  1 — l'ömm  dick.  Männliche  Ähren  sitzend,  einzeln 
oder  zu  wenigen  vereinigt  mit  2 — 4 Blütenpaaren.  Blütenhülle  rundlich,  die 
Brakteen  überragend.  Antheren  8 — 6 auf  kaum  heraustretender  Säule.  — Weib- 
liche Köpfchen  sehr  kurz  gestielt,  einblütig,  mit  2 — 3 Brakteenpaaren.  — 


Beck  v.  Mannagetta.  Flora  von  Bosnien,  der  Herzegowina  und  des  Sandzaks  Novipazar.  417 


Innere  Brakteen  zu  x/3  verwachsen.  Mikrophyle  gerade,  heraustretend. 
Fruchtköpfchen  5 — 7 mm  lang,  gelb  oder  rot.  Same  länger  als  die  Brakteen. 

Hier  die  var.  Villarsii  [Gren.  et  Godr.,  Fl.  franc.,  III  (1855),  161,  als  Art; 
Stapf,  1.  c.,  78.  — E.  distachya  Vill.,  Hist.  pl.  Dauph.,  III,  816;  Reich.,  Ic.  fl. 
Germ.,  XI,  Fig.  1148  (oben  links),  nicht  L.  — E.  major  Host,  Fl.  Austr.,  II,  671 
(z.  T.).  — E.  procera  Vis.,  Fl.  Dalm.,  Suppl.  I,  44,  z.  T.]. 

Aste  mehr  minder  rauh.  Fruchtköpfchen  meist  eiförmig-kugelig,  mit  meist 
eiförmigem  Samen.  — Auf  felsigen,  steinigen  Stellen  im  Gebiete  der  Mittelmeer- 
flora, 70 — 100  m. 

Herzegowina:  Auf  Kalkfelsen  bei  Mostar  (*Knap  p nach  Stapf;  Cal  1 ier,  Pl.  Here.,  Nr.  151 !), 
namentlich  an  den  unteren  Abhängen  des  Hum  dicht  an  der  Stadt  in  großer  Menge! ! (Mu.),  dann 
auf  dem  serbischen  Friedhofe  (Baenitz!);  auf  Felsen  bei  Stolac  (Baenitz!).  — Im  Vorsommer. 

Ephedra  distachya  [L.,  Spec.  pl.,  1040;  Stapf,  Ephedra,  66,  Tab.  II,  Fig.  XVII] 
wird  nur  irrtümlich  von  Str.  auf  Felsen  bei  Mostar  angegeben.  Kommt  in  keinem 
Nachbarlande  vor,  denn  in  Kroatien  wurde  die  Pflanze  ebenfalls  mißdeutet. 


2.  Unterabteilung'.  Atif/iospermcie.  (Bedecktsamige  Gewächse.) 

1.  Klasse:  Mo n o c o ty  1 e do n e a e. 

(Pflanzen  mit  einem  Keimblatte.) 

1.  Familie:  Typhaceae. 

[Reich.,  Fl.  Germ.,  11  (1830).] 

1.  Typha. 

[L.,  Gen.  pl.,  ed.  VI,  479,  Nr.  1040.]  „Rogos“,  „scevar“. 

1.  Typha  angustifolia  [L.,  Spec.  pl.,  971  (1753)].  — In  trägen  Gewässern,  Sümpfen, 

Wassergräben,  in  der  Ebene  bis  in  die  Bergregion. 

Bosnien:  Am  Unäufer  südlich  von  Ripac  bei  Bihac  (Bo  11.),  bei  Han  Devetina  (B.),  um 
Travnik  unter  Puticevo  (B.)  und  bei  Vitez  nächst  Busovaca  (*S.,  auch  nach  Rohrbach);  bei 
Banjaluka  (H.) ; im  Sarajevsko  polje  (Bl.),  namentlich  an  den  Ufern  der  Zeljeznica  und  bei  Luka- 
vica  (F.),  hei  Tarcin  (B.),  Cemernica  bei  Praca  (Fo.);  im  Jadartale  zwischen  Drinaca  und  Nova 
Kasaba  (J.),  bei  Preodac  und  Podgradina  (Pr.).  — Im  Hochsommer. 

2.  Typha  latifolia  [L.,  Spec.  pl.,  971  (1753)].  — An  Gewässern  jeder  Art,  in  Sümpfen. 

Bosnien:  Häufig,  so  zwischen  Doberlin  und  Novi  (B.);  in  der  Bihacer  Ebene  (B.);  bei 
Sasina,  Stratinska,  Zbilje  (Fo.),  Banjaluka  (H.),  Siekovac  (B.);  im  unteren  Vrbastale,  überall  im 
Berg-  und  Hügellande  Nordbosniens,  im  Jala-,  Spreca-,  Bosna-  und  Lasvatale  (B.),  zwischen  Varcar 
Vakuf  und  Rljuc  (B.),  in  allen  Niederungen  hei  Travnik  (Fr.  Br. !),  zwischen  Kiseljak  und  Fojnica 
(*S.).  In  Südbosnien  häufiger,  so  zwischen  Pobrin  han  und  Pogari  bei  Vares  (Pr.),  an  der  Bosna 
und  Zeljeznica  im  Sarajevsko  polje  (Kummer  und  S.,  auch  nach  Rohrbach),  zwischen  Pazaric 
und  Tarcin  (B.);  um  Sarajevo  an  der  Dobrinja  bei  Lukavica  (F. !),  bei  Kobilava  glava  und  im 
Vogoscatale  (B.) ; im  Tale  der  Zeljeznica  und  bei  Trnovo  (B.),  in  einer  Sumpfwiese  zwischen  Krbl- 
jina  und  Kalinovik  (V.),  bei  Han  Sumbulovac  nächst  Mokro,  am  Karolinensattel  bei  Vitez,  nächst 
Zalait  bei  Vikoc,  an  der  Janjina  unter  Cajnica  (B.).  — Herzegowina:  Selten  am  Neretvaufer  bei 
Mostar  (Str.),  zwischen  Domanovic  und  Pileta,  zwischen  Gabela  und  Metkovic,  im  Krupasumpfe, 
an  der  unteren  Narenta  (B.);  um  Skocigrm  in  der  Bjela  gora  (*P.).  — Im  Hochsommer. 

3.  Typha  Shuttleworthii  [Koch  et  Sonder  in  Koch,  Syn.  fl.  Germ.,  ed.  II  (1844), 

786],  — An  gleichen  Stellen  wie  vorige. 

Bosnien:  Bei  Travnik  [Brandis  als  T.  latifolia  nach  Borbas,  1882,  doch  läßt  Kronfeld 
(in  ZBG.,  1889,  174)  die  Bestimmung  offen],  bei  Glamoc  (nach  Brandis).  — Im  Hochsommer. 

Band  IX.  27 


418 


II.  Naturwissenschaft. 


2.  Familie:  Sparganiaceae. 

[Engl,  in  NPflF.,  II  1,  192.] 

1.  Sparganium. 

[L.,  Gen.,  ed.  YI,  480,  Nr.  1041.] 

1.  Sparganium  erectum  [L.,  Spec.  pl.,  971«  (1753),  richtiger  Reich.,  Fl.  Germ.,  12. 

— Sp.  ramosum  Huds.,  Fl.  Angl.,  346  (1762)].  — An  trägen  Gewässern,  Sümpfen, 
Wassergräben,  besonders  im  Tieflande  (Manche  der  angeführten  Standorte  bleiben 
zweifelhaft,  da  fruchtende  Exemplare  nicht  vorliegen.) 

Bosnien:  Um  Jurici,  Krupa,  Vedropolje,  Bihac  (Fo.),  im  Dobrnicatale  (B.),  zwischen  Lisnja 
und  Prnjavor  (B.),  Banjaluka  (H.),  hei  Tesanj  (Fo.),  am  Pliva  jezero  (B.),  um  Travnik  (*8.),  am 
Vlasic,  im  Lasvatale,  im  Lepenicatale,  zwischen  Kiseljak  und  Fojnica!  ! (S.),  hei  Dusina  (Schwarzll, 
Kresevo,  Yisoko  (Fo.),  Tarcin  (Pr.);  nicht  selten  um  Sarajevo,  im  Sarajevsko  polje  (B.).  — Herze- 
gowina: Bei  Metkovic  (Fo.),  bei  Skocigrm  in  der  Bjela  gora  (*1J.).  — Im  Sommer. 

2.  Sparganium  neglectum  [Beeby  in  Journ.  of  bot.  (1885),  26,  193,  Pl.  258.  — Sp. 

erectum  var.  neglectum  Richter,  Pl.  Europ.,  10.  — Sp.  neglectum  var.  Asch,  in  OBZ. 
(1893),  44],  — An  trägen  Gewässern,  in  Sümpfen,  Gräben  bis  850  m. 

Bosnien:  Am  Jezero  bei  Jaice  (?,  Früchte  nicht  völlig  reif,  B.),  im  Fojnickatale  zwischen 
Fojnica  und  Kiseljak.  Um  Sarajevo:  Häufig  im  Sarajevsko  polje,  so  um  Yrelo  Bosne,  Vrutci,  Ilidze, 
Gornji  Stup,  Svrakino  selo,  beim  Bahnhofe  (Mu.);  bei  Kobila  glava  (*B.),  um  Lukavica  und  Kova- 
cic  (F.).  — Herzegowina:  Im  Mostarsko  blato  (Sagorski),  im  Gaeko  polje,  namentlich  an  der 
Musica  (Mu.);  bei  Metkovic?  (Fo.  nach  Asch.).  — Im  Sommer. 

ß.  microcarpum  [L.  M.  Neuman  in  Krok  et  Hartm.,  Handb.  Skand.  Fl.,  ed.  XII 
(1889),  112;  Murb.,  Beitr.  zur  Fl.  Südbosn.  in  LUÄ.,  XXVII  (1891),  32;  Asch, 
et  Graebn.,  Syn.,  I,  281,  als  Varietät  des  Sp.  ramosum.  — S.  microcarpum  Celak. 
in  ÖBZ.  (1896),  423], 

Kleiner  als  der  Typus.  Stengel  20 — 60  cm  hoch.  Blätter  4 — 10  mm  breit, 
Blütenstand  weniger  verästelt.  Früchte  eiförmigdanzettlich,  lang  geschnäbelt, 
5 — 8 mm  lang,  braun,  glänzend,  etwas  faltig,  Schnabel  25 — 35  mm  lang.  Stein 
3 — 3'5  mm  lang,  6—8  rippig. 

Herzegowina : In  Sümpfen  des  Nevesinsko  polje  zwischen  Nevesinje  und  Pustoljane  bei 
zirka  850  m (*Mu.).  — Hochsommer. 

3.  Sparganium  simplex  [Huds.,  Fl.  Angl.,  ed.  2,  401,  z.  T.;  Reich.,  Fl.  Germ.,  12]. 

— In  trägen  Gewässern  selten. 

Bosnien:  Bei  Zaloäje  nächst  Bihac  und  bei  Sutisöica  (Fo.). 

Sparganium  minimum  [Fries,  Summa  veg.,  II,  560],  wurde  nur  in  der  Posavina 
außerhalb  unseres  Gebietes  beobachtet. 

3.  Familie:  Potamogetonaceae. 

[Juss.,  Dict.  sc.  nat.,  93;  Asch,  in  NPflF.,  II  1,  194.] 

1.  Potamogeton. 

[L.,  Gen.,  ed.  YI,  67,  Nr.  174.] 

1.  Potamogeton  natans  [L.,  Spec.  pl.,  126  (1753)].  — In  ruhigen,  süßen  Gewässern. 

Bosnien:  In  der  Una  bei  Bihac  (Boll.),  bei  Travnik  (Br.),  Maglaj,  Zenica  (Fo.),  auf  der 
Radusa  PL!  (Fr.  Br.),  bei  Yucia  luka  nächst  Sarajevo  (*B.),  auf  der  Hranisava,  in  einem  kleinen 
See  der  Zelengora,  in  der  Sturba  hei  Livno,  im  Busko  blato  (Pr.).  — Herzegowina:  In  der  Tre- 
binjcica  bei  Trebinje  (*P.);  im  Hutovo  blato  und  bei  Vrano  grac  (F.).  — Im  Sommer. 

ß.  prolixus  [Koch,  Syn.  Fl.  Germ.,  ed.  II,  775  (1844)]. 

Herzegowina:  In  der  Trebinjcica  bei  Arslan-Agic  Most  (B.). 


Beck  y.  Mannagetta.  Flora  von  Bosnien,  der  Herzegowina  und  des  Sandzaks  Novipazar.  419 


2.  Potamogeton  fluitans  [Roth,  Tent,  Fl.  Germ.,  I,  72;  II  1,  202],  — In  Gewässern. 

Bosnien:  Bei  Banjaluka  (*IU),  bei  Dönje  Tuzla  (M,).  — Herzegowina:  In  der  Neretva  und 
Buna  bei  Mostar  (*Str.);  in  Wassertümpeln  des  Zalomski  potok  im  Nevesinsko  polje,  zirka  850  m 
(Mu.).  — Im  Sommer. 

3.  Potamogeton  alpinus  [Balb.,  Miscell.,  13  (1804)].  — In  ruhigen  Gewässern. 

Bosnien  (nach  *A.  K.):  Im  Malo  jezero  auf  der  Vranicä  PI.  (F.).  — Juli,  August. 

4.  Potamogeton  lucens  [L.,  Spec.  ph,  126  (1753)].  — In  ruhigen  Gewässern  und 

Sümpfen. 

Bosnien:  (*S.),  Bara  bei  Dönje  Svilaj ! (F.).  — Herzegowina:  In  der  Neretva  und  Buna 
bei  Mostar  (Str.);  in  der  Trebinjcica  bei  Agio  Most  (B.)  bis  Trebinje  (*P.),  im  Zalomski  potok,  in 
der  Musica  im  Gacko  polje,  zirka  950  m (Mu.).  — Im  Hochsommer.  — „Brasca.“ 

5.  Potamogeton  praelongus  [Wulf,  in  Roern.,  Arch.,  III  3,  331],  — In  stehenden 

Gewässern. 

Bosnien:  In  einem  See  auf  der  Vel.  Sator  PI.  (nach  Pr.).  Ob  nicht  verkannt? 

6.  Potamogeton  gramineus  [L.,  Spec.  pl.,  127  (1753)]. 

Var.  myriophyllus  Robbins  in  A.  Gray,  Man.  of  N.  U.  States,  487  (1867);  Asch., 
Syn.  mitteleur.  Flora,  I,  323. 

Hei  •zegowina : Bei  Ivan  Dolac  am  Blidinjesee  (zirka  1200  m)  von  den  Wellen  ans  Ufer 
geworfen  (*M.,  nach  A.  Bennett). 

7.  Potamogeton  crispus  [L.,  Spec.  pl.,  126  (1753)].  — In  Gewässern  und  Sümpfen. 

Bosnien:  In  der  Una  bei  Ripac  (F.);  am  Jezero  bei  Jajce  (Bl.);  in  Sümpfen  an  der  Jala, 
in  der  Spreca  zwischen  Iviseljak  und  Turia  (*S.,  1848),  im  Prokoskojezero  in  der  Vranica  Pl.  (Pr.), 
in  toten  Armen  der  Miljacka  im  Sarajevsko  polje  (B.),  im  See  der  Treskavica,  in  einem  kleinen 
See  auf  der  Zelengora,  im  Volujaksee,  auf  der  Yel.  Sator  Pl.  (Pr.).  — Herzegowina:  In  Gräben 
bei  Mostar!!  (Born.!),  im  Radobolje,  zirka  70m  (Mu.),  im  Hutovo  blato  (F.),  in  der  Trebinjcica 
bei  Agid  Most  (B.)  bis  Trebinje  (*P.).  — Im  Sommer. 

8.  Potamogeton  perfoliatus  [L.,  Spec.  pl.,  126  (1753)].  — In  Gewässern. 

Bosnien:  In  der  Una  bei  Novi,  Kipac  (F.),  am  Jezero  bei  Jajce  (*B1.).  — ■ Herzegowina: 
In  der  Narenta  und  Buna  bei  Mostar  (*Str.),  in  Gräben  westlich  von  Mostar  (Sag.);  im  Zalomski 
potok,  zirka  850m  (Mu.);  in  der  Trebinjcica  bis  Agio  Most  (B.),  bei  Ivan  Dolac  am  Ufer  des  Bli- 
dinjesees  (M).  — Sommer. 

ß.  ovatolanceolatus  [Reich.,  Ic.  fl.  Germ.,  VII,  Taf.  XXIX,  Fig.  54  = var.  lanci- 
folius  Vis.,  Fl.  Dalm.,  Suppl.  II,  1,  77], 

Bosnien:  In  der  Miljac  bei  Kupres  (*B.).  — Herzegowina:  In  der  Trebinjcica  bei  Tre- 
binje (P.  als  Pot.  densus  nach  *V.). 

9.  Potamogeton  pusillus  [L.,  Spec.  pl.,  127  (1753)].  — In  ruhigen  Gewässern. 

Bosnien:  Im  Jezero  bei  Jajce  (*BL),  an  der  2eljeznica  bei  IlidZe  (M.).  — Herzegowina: 
An  der  Mündung  der  Buna  in  die  Narenta,  zirka  40  m (*Mu.),  in  Feldgräben  bei  Mostar  (?,  weil 
ohne  Blüten,  Born. !).  — Im  Sommer. 

10.  Potamogeton  pectinatus  [L.,  Spec.  pl.,  127  (1753)].  — In  ruhigen  Gewässern. 

Bosnien:  (*AK.),  in  der  Una  und  Sana  bei  Novi  (Fo.).  — Herzegowina:  (nach  A.  Ben- 
nett in  Nym.,  Consp.,  Suppl.  II,  288),  bei  Mostar  (B.),  — Im  Hochsommer. 

Potamogeton  densus  [L.,  Spec.  pl.,  126  (1753)],  von  Pantoczek  (Aclnot.  29)  in 
cler  Herzegowina  angegeben,  gehört  zu  P.  perfoliatus  (vgl.  diesen). 

2.  Z oster a. 

[L.,  Gen.,  ed.  VI,  472,  Nr.  1032;  Asch,  in  NPflF.,  II  1,  201.] 

1.  Zostera  marina  [L.,  Spec.  pl.,  968  (1753)].  — Im  Meere. 

Herzegowina:  In  der  var.  angustifolia  (Horn  in  Fl.  dan.,  Tab.  1501  (1820)]  bei  Sutorina 
(Baenitz,  1898!,  *B.).  — „Yoga“,  „svilina“. 


420 


II.  Naturwissenschaft. 


Zostera  nana  [Roth,  Enum.  pl.  Germ.,  I (1827),  8,  z.  T.J,  Posidonia  oceanica 
[Del.,  Fl.  aeg.,  30  (1813)],  Cymodocea  nodosa  [Asch,  in  Sitz.  Ges.  naturf.  Freunde 
Berlin  (1867),  4],  dürften  sehr  wahrscheinlich  in  den  Küstenstrichen  der  Herze- 
gowina Vorkommen. 

4.  Familie:  Juncaginaceae. 

[L.  C.  Rieh,  in  Mein,  du  Mus.,  III,  365  (1815).] 

1.  Triglochin. 

[L.,  Gen.,  ed.  VI,  179,  Nr.  453.] 

1.  Triglochin  palustre  [L.,  Spec.  pl.,  338  a (1753)].  — In  Sumpfwiesen,  an  feuchten, 
moorigen  Stellen. 

Bosnien:  (*AK.)  Am  Jezero  bei  Jaice  (H.),  im  Defile  bei  Travnik  und  Puticevo  (Br.,  fide 
Fr.)!,  nächst  dem  Debelo  brdo  und  bei  Hresa  nächst  Sarajevo  (Fo.),  am  Bistricki  potok  des  Trebe- 
vic  (K.  Maly),  bei  Tarcin  (Mu.).  — Herzegowina:  Um  Jezero  bei  Obrnje  (*Mu.),  im  Mostarsko 
blato  (Sag.).  — Juli,  August. 

5.  Familie:  Alismataceae. 

[Juss.,  Dict.  sc.  nat.,  VII,  474,  z.  T.;  Buchenau  in  NPflF.,  II  1,  227.] 

1.  Alisma. 

[L.,  Gen.,  ed.  VI,  181,  Nr.  460.] 

1.  Alisma  plantago  [L.,  Spec.  pl.,  342  (1753)].  — An  und  in  Gewässern  jeder  Art, 
in  Sümpfen,  Gräben,  an  Lachen  bis  in  die  Voralpen. 

Bosnien:  Häufig  durch  das  ganze  Gebiet;  namentlich  in  den  Flußtälern,  so  längs  der  Save, 
Una,  Sana,  Vrbas,  Bosna  (*S.),  Drina  und  deren  Zuflüssen.  — Herzegowina:  (*AK.)  Selten:  An 
der  Narenta  um  Mostar  (Str.),  am  Mostarsko  blato  (B.,  Sag.);  im  Nevesinsko  polje  (Mu.),  bei  Do- 
manovic,  Pileta,  Stolac  (B.) ; im  Gacko  polje  (Mu.).  — Im  Sommer.  — „Bokva  podvodna.“ 

Die  f.  lanceolatum  [Mert.  et  Koch,  Deutschi.  Fl.,  II,  631  (1826)]. 

Herzegowina:  Auf  feuchten  Wiesen  im  Mostarsko  blato  (*Sag.). 

2.  Caldesia. 

[Pari.,  Fl.  ital.,  III,  598  (1858);  Buchenau  in  NPflF.,  II  1,  230.] 

1.  Caldesia  parnassifolia  [Pari,  Fl.  Ital.,  III,  599  (1858)].  — In  stehenden  Gewässern, 
nach  Boue  im  nördlichen  Bosnien. 

3.  Sagittaria. 

[L.,  Gen.,  ed.  VI,  494,  Nr.  1067;  Buchenau  in  NPflF.,  II  1,  231.] 

1.  Sagittaria  sagittifolia  [L.,  Spec.  pl.,  993  (1753)].  — In  stehenden  und  langsam 
fließenden  Gewässern. 

Bosnien:  Bara  bei  Dönje  Svilaj  (R. !),  Tisina  (Fo.).  — Herzegowina:  Im  Hutovo  blato, 
bei  Bokbara  (F.),  in  toten  Armen  der  Musica  im  Gacko  polje  (*Mu.),  — Im  Sommer.  — „Strelara.“ 

6.  Familie:  Butomaceae. 

[Gray,  Arrang.  brit.  pl.,  217;  Buchenau  in  NPflF.,  II  1,  232.] 

i 

1.  Butomus. 

[L.,  Gen.,  ed.  VI,  201,  Nr.  507.] 

1.  Butomus  umbellatus  [L.,  Spec.  pl.,  372  (1753)].  — An  und  in  stehenden  Gewässern, 
in  Sümpfen. 


Beck  v.  Mannagetta.  Flora  von  Bosnien,  der  Herzegowina  und  des  Sandüaks  Novipazar.  421 


Bosnien:  An  der  Una  ober  Ostrosac  (Boll.),  zwischen  Dubica  und  Gradiska  (B.),  bei  Maglaj 
am  Vrbas  (*H.);  bei  Travnik  (Br.),  bei  Przici  (Pr.),  im  Duvuo  polje  (R. !).  — Herzegowina:  (*  AK.) 
An  der  Buna  bei  Mostar  (Str.),  im  Mostarsko  blato  (Sag.,  ich  sah  dort  nur  ß),  im  Gacko  polje 
(Riedel!);  Krupa  blato  bei  Metkovic  (B.).  — Im  Hochsommer. 

ß.  stenophyllus  [Beck,  Fl.  Bosn.  in  Glasn.,  XV  (1903),  12],  — Blätter  scharf  drei- 
kantig, sehr  schmal,  kaum  3 mm  breit,  im  trockenen  Zustande  meist  deutlich  ge- 
krümmt. Innere  Perianthblätter  weiß,  gegen  den  Grund  in  der  Mitte  violett, 
äußere  violett. 

Bosnien:  Im  Duvno  polje  (*R.!).  — Herzegowina:  Im  Mostarsko  blato  (*B.). 

7.  Familie:  Hydrocharitaceae. 

[DC.,  Fl.  fran?.,  III,  265;  Asch.  u.  Gurke  in  NPflF.,  II  1,  238.] 

1.  Stratiotes. 

[L.,  Gen.,  ed.  VI,  277,  Nr.  687.] 

1.  Stratiotes  aloides  [L.,  Spec.  pl.,  535  (1753)].  — In  trägen  Gewässern. 

Bosnien:  Bei  Donja  Svilaj  (*R. !).  — Im  Sommer.  — „Rezac.“ 

2.  Hydrocharis. 

[L.,  Gen.,  ed.  VI,  527,  Nr.  1126;  Asch.  u.  Gürke  in  NPflF.,  n 1,  258.] 

1.  Hydrocharis  morsus  ranae  [L.,  Spec.  pl.,  1036  (1753)].  — In  trägen  Gewässern. 

Herzegowina  (nach  * AK.).  — Im  Hochsommer.  — „Vodarka.“ 

8.  Familie:  Gramineae. 

[Bentli.  et  Ilook.,  Gen.  pl.,  HI,  1074;  Hackel  in  NPflF.,  H 2,  1.] 

1.  Tribus:  Maydeae. 

[Bentli.  et  Hook.,  1.  c.,  1075  und  1078.] 

1.  Zea. 

[L.,  Gen.,  ed.  VI,  480,  Nr.  1042.] 

1.  Zea  mays  [L.,  Spec.pl.,  971  (1753)].  Stammt  aus  dem  tropischen  Amerika  und 
wird  im  Tieflande  bis  in  die  höhere  Bergregion  überall  gebaut  (*S.). 

Im  Hochsommer.  — „Kukuruz“,  „golokud“,  „premantur“. 

2.  Tribus:  Andropogoneae. 

[Benth.  et  Hook.,  Gen.  pl.,  HI,  1081.] 

2.  Andropogon. 

[L.,  Gen.,  ed.  VI,  540,  Nr.  1145;  Hackel  in  DC.,  Monogr.  Plian.,  VI,  359.] 

1.  Andropogon  ischaemum  [L.,  Spec.  pl.,  1047  (1753),  nicht  L.  Herb.],  bloß  die 
var.  genuinus  Hackel,  1.  c.,  475.  — Auf  sonnigen,  trockenen  Stellen,  Grasplätzen, 
in  Bergwiesen,  Heiden. 

Bosnien:  Im  Hügellande  Nordbosniens  häufig  (B.);  im  Vrbastale,  namentlich  bei  Banja- 
Iuka!!  (H.);  im  Lasvatale  um  Travnik  (*S.),  bei  Jaj.ce  (B.),  Breska  bei  Brcka  (B.);  im  Jalatale!! 
bei  Donja  Tuzla  (M.)  u.  a.  O.  im  Spreca-  und  unteren  Bosnatale  (B.) ; um  Vares  (Pr.).  Um  Sara- 
jevo im  Miljackatale  bei  Kozija  cuprija  und  bei  Kovacic  (F.) ! ; bei  Visegrad  (B.),  um  Foca,  Brod 
an  der  Drina,  bei  Mjesaice,  im  Sutjeskatale  (Pr.);  auf  der  Suljaga,  Vel.  Malovan,  Krug  Pl.  bei 
Livno,  um  Grkovac  (Pr.),  am  Prolog  (B.).  (Nach  Fo.  durch  ganz  Bosnien  und  die  Herzegowina 
gemein,  was  nach  meinen  Beobachtungen  nicht  zutrifft.)  — Herzegowina : Im  Dreznicatale  ein- 


422 


II.  Naturwissenschaft. 


zeln  (V.),  um  Mostar  überall  häufig!  ! (Str.),  im  Narentatale  bei  Zitomislic  (Mu.),  bei  Varda  (B.)  und 
um  Mostarsko  blato  (Mu.),  auf  dem  Yelez  (B.);  bei  Stolac  (B.),  im  Tale  Jazina  dol  bei  Orahovac 
in  der  Bjela  gora  (*P.);  bei  Hutovo  (Br.),  häufig  um  Trebinje,  Bilek,  Trebesinje  han,  Nevesinje 
(Y.),  Busak  PI.  (Fo.).  — Sandzak  NoTipazar:  Zwischen  Gotovusa  und  Plevlje,  im  Limtale  zwischen 
Prjepolje  und  Bistrica  (*B.).  — Im  Hochsommer  bis  in  den  Herbst. 

2.  Andropogon  arundinaceus  [Scop.,  Fl.  Garn.,  ed.  II,  274  (1772)  erweitert.  — A. 

Sorghum  Hackel,  1.  c.,  500.  — Holcus  Sorghum  L.,  Spec.  pl.,  1047,  erweitert], 

Subsp.  a)  A.  halepensis  [Hackel,  1.  c.,  501.  — A.  arundinaceus  Scop.,  1.  c.  — A. 
halepensis  Brot.,  Fl.  Lus.,  I,  89.  — Holcus  halepensis  L.,  Spec.  pl.,  1047.  — 
Sorghum  halepense  Pers.,  Syn.  pl.,  I,  101].  — Auf  sonnigen,  steinigen,  grasigen  oder 
kräuterreichen  Stellen,  in  Brachen. 

Bosnien:  Zwischen  Dubica  und  Gradisca,  im  unteren  Yrbastale  (auch  gebaut)  bis  Banja- 
luka  (B.),  in  Gärten  von  Banjaluka  (*H.)  sowie  an  grasigen  Abhängen  westlich  der  Stadt  (C.),  um 
Travnik  (Br.  Fr.).  Bei  Mjesaice  an  der  Drina  (Pr.);  bei  Suha  im  Sutjeskatale  (Pr.).  — Herzego- 
wina: Im  Narentatale  unter  Jablanica  (*B1.),  überall  um  Mostar!  (Str.),  an  feuchten,  fetten  Stellen 
im  Narentatale  bei  Zitomislic  und  Buna  (Mu.),  bei  Pileta,  um  Stolac  (B.),  Ljubinje  (Fo.),  bei  Pri- 
dvorci  und  Gomoljani  bei  Trebinje  (Fo.,  V.).  — Im  Sommer. 

Subsp.  b)  A.  sativus  [Hackel,  1.  c.,  505].  — In  den  Formen: 

a.  saccharatus  [Koern.  et  Wern.,  Handb.  des  Getreidebaues,  I,  310  (1885).  — Holcus 
saccharatus  L.,  Spec.  pl.,  1047.  — Sorghum  saccharatum  Pers.,  Syn.  pl.,  1, 101  (1805)]. 

ß.  vulgaris  [Hackel,  1.  c.,  515.  — Holcus  Sorghum  L.,  Spec.  pl.,  1047  (1753).  — 
Sorghum  vulgare  Pers.,  1.  c.]. 

y.  cernuus  [Koern.  et  Wern.,  1.  c.,  314.  — Holcus  cernuus  Ard.  in  Sagg.  sc.  acad. 
Padova,  I,  128,  Tav.  3,  Fig.  1 — 2,  f.  Hackel.  — Sorghum  cernuum  Host,  Gram., 
IV  (1809),  Tab.  3].  — Stammt  wahrscheinlich  von  A.  halepensis  ab. 

Bosnien:  ß im  Jala-,  Spreca-  und  Bosnatale  häufig,  aber  selten  als  alleinige  Frucht  gebaut; 
bei  Jagodina,  im  Drinatale  bei  Gorazda  (*B.),  bei  Tientiäta  im  Sutjeskatale  (A.).  — Herzego- 
wina: « um  Mostar  (Str.),  bei  Jablanica  (*B1.);  ß bei  Ulog  in  der  Zagoije  (A.),  gebaut  bei  Jabla- 
nica (R.  Keller,  f.  B.),  um  Mostar  (Str.),  bei  Zitomislic,  Oplisic,  Ljubinje,  Trebinje,  Gorica  (Fo.); 
y hin  und  wieder  gebaut  (Fo.)  — Sandzak  Noyipazar:  Im  Limtale  bei  Seljacnica  und  zwischen 
Pijepolje  und  Bistrica  (*  II.).  — Im  Hochsommer. 

3.  Andropogon  gryllus  [L.,  Diss.,  cent.  II  (1756),  Nr.  200  und  Amoen.  Acad.,  IV 

(1759),  332.  — Pollinia  gryllus  Spreng.,  Pug.,  II,  10],  — Auf  trockenen,  steinigen 
Plätzen,  in  Bergheiden,  aufgelassenen  Kulturen. 

Bosnien:  Bei  Banjaluka  (*H.);  bei  Suha  und  Mjesaice  im  Sutjeskatale  (Pr.).  — Herzego- 
wina: Auf  unkultivierten,  sandigen  Stellen  um  Mostar  häufig!!  (Str.),  zwischen  Drieno  und  Tre- 
binje (V.),  am  Hum  (V.)  und  am  Berge  Gliva  bei  Trebinje  (*P.),  um  Grancarevo  in  der  Bjela  gora 
(*P.);  bei  Hutovo  (Br.),  bei  Pileta  und  Stolac  (B.),  um  Tihaljina  (F.).  — Im  Hochsommer.  — „Brkas.“ 


3.  Tribus:  Zoysieae. 

[Benth.  et  Hook.,  Gen.  pl.,  HI,  1075  und  1080.] 

3.  Tragus. 

[Hall.,  Hist,  stirp.  Helv.,  11,203  (1768)  und  Scop.,  Introd.,  73.] 

1.  Tragus  racemosus  [Desf.,  Fl.  Atl.,  II,  386  (1800).  — T.  muricatus  Moench,  Meth., 
53  (1794).  — Cenchrus  racemosus  L.,  Spec.  pl.,  1049  (1753)].  — - Auf  sandigen, 
trockenen,  sonnigen  Stellen  in  Brachen. 

Bosnien:  (*AK.)  wo?  - — Bei  Suha  im  Sutjeskatale  (Pr.).  — Herzegowina:  (*AIL)  wo?  — 
Um  Bilek  (Hensch!).  — Im  Hochsommer. 


Beck  v.  Mannagetta.  Flora  von  Bosnien,  cler  Herzegowina  und  des  Sandzaks  Novipazar.  423 


4.  Tribus:  Paniceae. 

[Benth.  et  Hook.,  Gen.  pl.,  III,  1075,  1077;  Hackel  in  NPflF.,  II  2,  32.] 

4.  Pani  cum. 

[L.,  Gen.,  ed.  VI,  32,  Nr.  76.] 

1.  Sectio:  Digitaria. 

[Haller,  Hist,  stirp.  Helv.,  II,  244  (1768)  und  Scop.,  Fl.  Carn.,  ed.  II,  I,  52,  z.  T.  als  Gattung.  — M.  Bieb., 

Fl  Taur.  Cauc.,  I,  51  (1808),  als  Sectio.] 

1.  Panicum  humifusum  [Kunth,  Gram.,  I,  33  (1829).  — Digitaria  filiformis  Krock., 

F].  Sil.,  98  (1787),  nicht  L.  — Di 9-  humifusa  Rieh,  bei  Fers.,  Syn.  pl.,  I,  84  (1805). 
— Paspalum  glabrum  DC.,  Fl.  franc.,  III,  16  (1805).  — Panicum  glabrum  Gauch, 
Agrost.  Helv.,  I,  22  (1811).  — Syntherisma  glabrum  Schracl.,  Fl.  Germ.,  I,  163, 
Tab.  III,  Fig.  6 (1806)].  — Auf  sandigen  Stellen,  namentlich  an  Flüssen. 

Bosnien:  (*  AK.),  an  der  Drina  bei  Visegrad  (B.,  1890).  Um  Banja  bei  Fojnica  (Mu.) ; an 
der  Zeljeznica  bei  Ilidze  (M.).  — Im  Hochsommer. 

2.  Panicum  sanguinale  [L.,  Spec.  pl.,  57  (1753).  — Digitaria  sanguinalis  Scop.,  Fl. 

Carn.,  ed.  2,  I,  52  (1772).  — In  Ackern,  Gärten,  auf  wüsten  Stellen. 

Bosnien:  (*AK.),  bei  Banjaluka  (H.),  um  Fojnica  (Mu.),  bei  Donja  Tuzla  (M.),  an  der  Drina 
bei  Visegrad  (B.),  Ustikolina,  Foca  (Pr.).  — Herzegowina:  Um  Ljubinje  (*F.).  — Im  Sommer 
und  Herbst. 

3.  Panicum  ciliare  [Retz,  Observ.,  IV,  16  (1786).  — P.  sanguinale  var.  ciliare  Trin., 

Spec.  Gram.,  XII,  Tab.  144  (1829).  — Digitaria  ciliaris  Koel.,  Descr.  Gram.,  27 
(1802)].  — Auf  sandigen,  sterilen  Stellen,  in  Ackern. 

Bosnien:  Bei  Travnik  (*Fr.  Br.),  um  Foca,  Ustikolina  (Pr.),  Visegrad  (F.).  — Herzego- 
wina: Bei  Jablanica  (*V.).  — Im  Hochsommer. 

2.  Sectio:  Brachiaria. 

[Trin.  in  Mem.  Act.  Petrop.,  6.  ser.,  I (1835),  233.] 

4.  Panicum  eruciforme  [Sibth.  et  Sm.,  Prodr.  fl.  Graec.,  I,  40  (1806).  — Echinochloa 

eruciforme  Reich.,  Fl.  Germ.,  140;  Asch,  et  Graebn.,  Syn.,  I,  68],  — Auf  Brachen, 
sterilen  Stellen. 

Herzegowina:  Auf  Brachfeldern  um  Pridvorci  und  Gomoljani  bei  Trebinje  recht  häufig 
(*V.).  — Sonst  nur  noch  im  benachbarten  Dalmatien  und  im  Gebiete  der  Mediterranflora,  insbe- 
sondere im  Oriente. 

3.  Sectio:  Echinochloa. 

[P.  Beauv.,  Nouv.  Agrost.,  53,  Pl.  XI,  Fig.  II  (1812),  als  Gattung;  Link,  Enum.,  I,  76  (1821).] 

5.  Panicum  crus  galli  [L.,  Spec.  pl.,  56  (1753).  - — - Echinochloa  crus  galli  P.  Beauv., 

Agrost.,  161  und  Expl.  des  planch.,  8 (1812);  Röm.  et  Schult.,  Syst.,  II,  478 
(1817)].  — Auf  wüsten  Plätzen,  in  Ackern,  Gärten. 

Bosnien:  (*AK.);  häufig  in  Nord-  und  Mittelbosnien,  so  z.  B.  bei  Novi,  Krupa,  Bihac  (Fo), 
Dubica,  Bosnisch-Gradisca  (B.),  Kljuc  (Fo.),  bei  Lisnja,  Prnjavor,  Dervent  (B.),  bei  Banjaluka  (PI.), 
Travnik  (Br.  Fr.),  Doboj,  Zepce  (Fo.),  Vranduk  (Bl.),  Visoko  (Fo.),  Donja  Tuzla! ! (M.),  Zvornik, 
Prosjek  (J.);  um  Fojnica  (Mu.)  etc.  In  Südbosnien  zerstreut,  so  z.  B.  hier  und  da  um  Sarajevo! 
(Fo.,  F.),  im  Sarajevsko  polje  (M.),  bei  GoraZda,  Visegrad  (B.),  Foca,  Ustikolina  (Pr.).  — Herzego- 
wina: Selten,  bei  Konjica  (Fo.),  Jablanica  (V.);  um  Mostar  (Pi.),  an  der  Buna  (*Str.).  — Im  Hoch- 
sommer. 

Es  wurden  folgende  Formen  beobachtet:  1.  suhmutica  [Neilr.,  Fl.  Niederöst.,  31].  — 2.  per- 
vulgata  Beck,  Fl.  Niederöst.,  44.  — 3.  aristata  [Reich.,  Icon.  fl.  Germ.,  I,  Fig.  1442]. 


424 


II.  Naturwissenschaft. 


4.  Sectio:  Miliaria. 

[Trin.  in  Mem.  Ac.  Petersb.,  6.  ser.,  III,  285  (1835).  — Sectio  Eupanicum  Benth.  et  Hook.,  Gen.  pl.,  III,  1102 

(1883).  — Panicum  P.  Beauv.,  Agrost.,  45.] 

6.  Panicum  miliaceum  [L.,  Spec.  pl.,  58  (1753)].  — Wird  auf  Feldern  gebaut  und 
verwildert  häufig. 

Bosnien  (*AK.  u.  a.).  — Herzegowina  (*Str.  u.  a.).  — Sandzak  Novipazar:  Im  Limtale 

zwischen  Prjepolje  und  Bistrica  gebaut  und  verwildert  (*B.).  — • Im  Hochsommer. 


5.  Setaria. 

[P.  Beauv.,  FI.  Ow.  et  Benin,  II,  80,  nach  Benth.,  Agrost.,  51,  Pl.  XIII,  Fig.  III.  — Sectio  Panicum 

Link,  Enum.,  I,  75.] 

1.  Setaria  verticillata  [P.  Beauv.,  Agrost.,  178  (1812).  — Panicum  verticiUaturn  L., 

Spec.  pl.,  ed.  2,  82  (1762)].  — Auf  wüsten  Plätzen,  als  Unkraut  in  Kulturen. 

Bosnien:  Bei  Banjaluka  (*H.),  bei  Zenica  (Fo.),  um  Zvornik  (J.),  bei  Kovacic  nächst  Sara- 
jevo (Fo.),  an  der  Suica  (Pr.);  im  Tale  der  Zeljeznica,  Sutjeska,  Drina  (Pr.).  — Herzegowina: 
Um  Mostar  an  kultivierten  Orten  (*Str.).  — Im  Sommer. 

2.  Setaria  viridis  [P.  Beauv.,  Agrost.,  178,  Pl.  XIII,  Fig.  III  (1812).  — Panicum  viride 

L.,  Syst.,  ed.  X,  Nr.  2,  870  (1759)].  — Auf  Brachen,  wüsten  Stellen,  als  Unkraut 
in  Kulturen. 


Bosnien:  (*AK.),  bei  Zalin  (Fo.),  Banjaluka  (H.);  Travnik  (Br.  Fr.),  um  Fojnica  (Mu.),  im 
Zeljeznicatale  (B.,  Pr.),  um  Sarajevo  (Fo.);  im  Wellsande  der  Drina  bei  Visegrad  u.  a.  0.,  um  Goraüda, 
im  Sutjeskatale  (B.).  — Herzegowina:  (*AK.),  bei  Jablanica  (B.),  Mostar!  (Fo.),  Buna  (Mu.).  — 
Sandzak  Novipazar : Zwischen  Plevlje  und  Han  Jabuka,  zwischen  Prjepolje  und  Bistrica  (*B.). 
— Im  Sommer. 


3.  Setaria  italica  [P.  Beauv.,  Agrost.,  178,  erweitert.  - — Panicum  italicum  Düll,  Fl. 
bad.,  I,  232], 

cc.  germanica  TP.  Beauv.,  1.  c.,  als  Art.  — Panicum  qermanicum  Mill.,  Gard.  dict., 
ed.  8,  Nr.  1 (1768)]. 

Herzegowina:  Verwildert  hei  Jablanica  (*B.). 

ß.  typica  [&  italica  P.  Beauv.,  1.  c.].  — Hin  und  wieder  kultiviert  un<^ verwildert. 

Bosnien:  Bei  Zalin  (Fo.),  Banjaluka  (*H.),  Pazaric  (B.).  — Herzegowina:  An  der  Bahn 
bei  Jablanica  (*B.). 


4.  Setaria  glauca  [P.  Beauv.,  Agrost.,  178  (1812).  — Panicum  glaucum  L.,  Spec.  pl., 
56,  z.  T.,  ed.  II,  83],  — An  feuchten,  sandigen  Stellen,  in  Ackern. 

Bosnien:  Verbreitet  und  häufig,  so  z.  B.  Lei  Krupa  (Fo.),  Dubiea,  Gradisca,  im  Jedovicatale 
(B.),  bei  Banjaluka  (Fo.),  Jaice  (Fo.),  Travnik  (Br.  Fr.),  überall  im  Bosnatale  (B.),  bei  Fojnica 
(Mu.),  Zenica  (Fo.),  Visoko  (Fo.),  Brcka  (B.),  D.  Tuzla  (M.),  Kozluk  bei  Zvornik  (J.),  Sarajevo! 
(Fo.),  Visegrad,  Uvac,  GoraMa  (B.)  u.  a.  O.  — Herzegowina:  (*AK.);  selten  um  Jablanica!  (Fo.), 
um  Mostar  (Str.).  — Im  Sommer. 


5.  Tribus:  Oryzecie. 

[Benth.  et  Hook.,  Gen.  pl.,  III,  1075,  1079;  Hackel  in  NPflF.,  II  2,  39.] 

6.  Oryza. 

[L.,  Gen.,  ed.  VI,  177,  Nr.  448;  Hackel  in  NPflF.,  II  2,  4L] 

1.  Oryza  sativa  [L.,  Spec.  pl.,  333  (1753)].  — Wurde  in  früherer  Zeit  in  der  Herze- 
gowina kultiviert,  aber  wegen  Versumpfung  der  Ländereien  aufgelassen  (*Boue, 
1840).  Blau  sah  noch  Reiskulturen  bei  Lukoc  und  Trebizat. 


Beck  v.  Mannagetta.  Flora  von  Bosnien,  der  Herzegowina  und  des  Sand'/aks  Novipazar.  425 


7.  Homalocenchrus. 

[A.  Mieg  in  Act.  Helv.,  Basileae,  IV  (1760),  307 — 314.  — Leersia  Swartz,  Prodr.  Ind.  occ.,  1,  21  (1788); 

Hackel  in  NPflF.,  II  2,  41,  non  Sw.) 

1.  Homalocenchrus  oryzoides  [Poll.,  Hist.  pl.  Palat.,  I7  52  (1776).  — Phcdaris  oryzoides 
L.,  Spec.  pl.,  55  (1753).  — Leersia  oryzoides  Sw.,  1.  c.  — Oryza  clandestina 
A.  Braun  in  Verh.  bot.  Ver.  Brand.,  II  (1860),  195  (1861).  — Cfr.  Buchenau  in 
Bot.  Zeit.  (1894),  Heft  IV.  - — An  trägen  Gewässern,  in  Wassergräben. 

Bosnien:  Im  Rakovactale  bei  Banjaluka  (C.),  im  Hügellande  zwischen  Banjaluka  und  Der- 
vent  nicht  selten,  so  im  Tale  des  Crkvenicki  potok  bei  Devetina  (B.),  bei  Lisnja,  zwischen  Prn- 
javor  und  Dervent  (B.),  bei  Petrovo  selo  und  Gracanica  iui  Sprecatale,  zwischen  2epce  und  Zavido- 
vici  (B.);  am  Pavlovac  potok  bei  Fojnica  bei  630  m (Mu.).  — Herzegowina  (*  AK.).  ■ — Hochsommer. 

6.  Tribiis:  Phalarideae. 

[Benth.  et  Hook.,  Gen.  pl.,  HI,  1076,  1083;  Hackel  in  NPflF.,  II  2,  42.) 

8.  Phalaris. 

[L.,  Gen.,  ed.  VI,  32,  Nr.  74;  Benth.  et  Hook.,  Gen.  pl.,  III,  138;  Hackel  in  NPflF.,  II  2,  43.] 

1.  Sectio:  Euphalaris. 

1.  Phalaris  canariensis  [L.,  Spec.  pl.,  54  (1753)].  — Auf  Ackern,  wüsten  Plätzen 

■wohl  nur  verwildert,  durch  Ausstreuung  von  Vogelfutterabfällen. 

Bosnien:  Bei  Sarajevo  (H.  fide  Hackel). 

2.  Phalaris  paradoxa  [L.,  Spec.  pl.,  ed.  2,  1665  (1763)].  — Eine  Pflanze  des  Mittel- 

meergebietes, die  von  Boiler  angeblich  bei  Golubi6  bei  Biha6  in  Bosnien  ge- 
funden worden  sein  soll.  Es  sind  selbst  die  Angaben,  daß  diese  Pflanze  im 
kroatischen  Litorale  wachsen  soll,  von  Borbäs  bezweifelt  worden. 

2.  Sectio:  Typhoides. 

[Moench,  Metli.,  201  (1794),  als  Gattung.  — Baldingera  G.  M.  Sch.,  Fl.  Wett.,  I,  96  (1799),  als  Gattung. 
Digraphis  Trin.,  Agrost.  fund.,  127  (1820),  als  Gattung.) 

3.  Phalaris  arundinacea  [L.,  Spec.  pl.,  55  (1753)].  — In  Gewässern  und  Sümpfen. 

Bosnien:  In  Sümpfen  bei  Sijekovac  (*B.).  — Sommer. 

Die  f.  picta  L .,  1.  c.,  wird  in  Gärten  hier  und  da  im  nördlichen  Bosnien  kultiviert. 

9.  Anthoxanthum. 

[L.,  Gen.,  ed.  V,  17  (1754),  z.  T.;  Hackel  in  NPflF.,  II  2,  43.) 

1.  Anthoxanthum  odoratum  [L.,  Spec.  pl.,  28  (1753)].  — In  Wiesen,  an  lichten 
Waldstellen  bis  in  die  Alpenregion. 

Bosnien:  Häufig!  (*S.  u.  a.).  — Herzegowina:  Seltener!;  um  Mostar  (Str.),  auf  dem  Velez 
(Born.!),  am  Gliva  bei  Trebinje  (*P.).  — Mai  bis  Juni. 

Folgende  Formen  wurden  beobachtet:  f.  longeciristatum  [Öelak.,  Prodr.  Fl.  Böhm.  (1867), 
39).  Bosnien:  Auf  dem  Trebevic  (B.).  — • f.  triäristatum  [Beck,  Fl.  Niederöst.,  49  (1890)].  — 
Ebendaselbst  (B.)  — f.  glabrescens  [Celak.,  1.  c.],  häufig. 

10.  Stipa. 

[L.,  Gen.,  ed.  VI,  37,  Nr.  90;  Benth.  et  Hook.,  Gen.  pl.,  in,  1084;  Hackel  in  NPflF.,  II  2,  45.) 

1.  Stipa  bromoides  [Beck,  Fl.  Bosn.  in  Glasn.,  XV  (1903),  17.  — Agrostis  bromoides 
L.,  Mant.,  I,  30  (1767).  — Stipa  aristella  L.,  Syst.  Nat.,  ed.  12,  III,  229  (1768)]. 
— An  felsigen,  trockenen  Stellen  im  Gebiete  der  Mediterranflora. 


426 


II.  Naturwissenschaft. 


Herzegowina:  Um  Mostar  (*Str.),  bei  Buna  (Mu.),  Stolac  (B.),  an  den  Abliängen  des  Hum 
und  Gliva  bei  Trebinje!  (V.).  • — Im  Sommer. 

2.  Stipa  pennata  [L.,  Spec.  pl.,  78  (1753)].  — An  trockenen,  steinigen  Stellen,  in 

Bergheiden  bis  in  die  Voralpen  (1230  m). 

Bosnien:  Zwischen  Travnik  und  Butkovic  (*S.,  Exs.  Nr.  32),  bei  Duvno  (Br.),  um  Sarajevo 
(Zock) ; auf  der  Borova  glava!  !,  bei  Preodac  und  Bore  (Pr.);  auf  der  Ljubuia  Pl.  (Fr.  Br.).  — 
Herzegowina:  Überall  um  Mostar!!  (Str.),  zwischen  Blagaj  und  Jovanovic  Karaula  (B.),  zwischen 
Tasovcici  und  Domanovic  (B.),  im  Dugopolje  an  der  Övrsnica  (Heym,  fide  F.),  am  Leotar  (B.) 
und  Gliva  bei  Trebinje,  auf  der  Jastrebica  in  der  Bjela  gora  (*P.),  bei  Neum,  Dracevo  (F.).  — Im 
Sommer.  • — - „Kovilje.“ 

ß.  Joannis  [Celak.  in  ÖBZ.  (1884),  318,  als  Art]. 

Herzegowina:  Auf  dem  Vele2  (*B.);  auf  dem  Hum  bei  Mostar  (B.). 

y.  pulcherrima  [C.  Koch  in  Linnaea,  XXI  (1848),  440,  als  Art.  — St.  Grafiana 
Steven  in  Bull.  soc.  nat.  Mose.,  XXX  (1857),  368], 

Herzegowina:  Auf  der  Prislab  und  Porim  Pl.  (V.,  1890),  auf  dem  Velez  bei  Mostar,  1000 
bis  1700  m (Born.,  B.),  auf  dem  Leotar  bei  Trebinje  (B.);  Vlastica  bei  Drieno,  Svitavac,  Gnila 
greda  (V.). 

d.  gallica  [(Steven)  Celak.  in  ÖBZ.  (1883),  316]. 

Herzegowina:  Auf  niedrigen  Bergen  zwischen  Nevesinje  und  Gacko  (so  z.  B.  bei  Zalom 
palanka,  Kifino  selo,  Pluäine,  Fojnica)  wie  auch  in  der  Alpenregion  der  Velez-  und  Iij elasica  Pl., 
850— 1750  m (*Mu.),  auf  der  Cabulja  Pl.  (B.). 

e.  austriaca  [G.  Beck,  Fl.  Niederöst.,  50  (1890)]. 

Bosnien:  Auf  dem  Cincar  bei  1100m  (B.).  — Herzegowina:  Zwischen  Trebistova  und 
Rakitno  (F.,  fide  B.). 

3.  Stipa  capillata  [L.,  Spec.  pl.,  ed.  II,  116  (1762)].  — An  gleichen  Stellen  wie  vorige. 

Bosnien:  (*AK.).  Um  Sarajevo:  Am  Gradonj  (Fo.)  und  zwischen  Felsen  in  der  LapiSnica- 
schlucht  (Mu.),  am  Kastellberge,  auf  der  Hrastova  glava  (M.);  am  Bregoc  (Pr.).  — Juli,  August. 

4.  Stipa  calamagrostis  [Wahl.,  Veg.  clira.  Helv.,  23  (1813).  — Agrostis  Calamagrostis 

L .,  Syst.,  ed.  X,  872  (1759).  — Lasiagrostis  Calamagrostis  Link,  Hort.  Berol.,  I, 
91  (1827)].  — Auf  steinigen  Stellen,  Felsen,  im  Felsschutt,  namentlich  auf  Kalk 
bis  in  die  voralpine  Region. 

Bosnien:  An  der  Grenze  bei  Skocaj  nächst  Bihac  (Boll.);  im  Kalkgebiete  bei  Ovcarevo, 
Podhum  und  Travnik  (Fr.  Br.),  bei  Janjici  (C.),  Zenica  (Fo.),  zwischen  Jajce  und  Jezero  (Engler!), 
um  Vares,  auf  der  Divinica  (Pr.),  häufig  in  der  Umgebung  von  Sarajevo!  (H.),  auf  der  Gola  Jaho- 
rina  (F.),  im  2eljezuicatale  (Pr.);  auf  der  Treskavica  und  Romanja  Pl.  (R.  Keller!),  in  allen  Mil- 
jackaschluchten, im  Drinatale  bei  Visegrad  (B.);  um  Suha  im  Sutjeskatale,  am  Volujak  (Pr.),  bei 
Prosjek  nächst  Zvornik  (J.);  auf  der  Suljaga-  (Pr.),  Stoüer-  (B.),  V.  Malovan-,  Cincar-,  Kamesnica- 
und  Sator-Pl.  (Pr.).  - — Herzegowina : Verbreitet  um  Konjica  (*B.),  auf  der  Muliarniea  (F.),  um 
Jablanica!,  Grabovica!,  Dreünica,  auf  dem  Porim  (V.);  im  Nareutatale  ober  Mostar  (Sag.),  bei  Buna 
(Mu.),  auf  dem  Velez,  bei  Nevesinje  (Raap-Callier,  Pl.  Here.,  Nr.  246!),  im  Zalomskatale,  um 
Gacko  (Mu.).  In  der  südlichen  Herzegowina  allgemein  verbreitet,  so  bei  Arslan-Agic  und  Orahovac, 
Lastva,  Ledenik,  in  der  Bjela  gora,  V.  Svitovac,  am  Orjen,  Velez!  etc.  (V.).  — Juni  bis  August. 
- — „Nisovi.“ 

11.  Oryzopsis. 

[Michaux,  Fl.  Amer,  1,51,  Pl.  IX  (1803);  Benth.  et  Hook.,  Gen.pl.,  IH,  1142;  Hackel  in  NPflF.,  II 
2,  46;  Piptatherum  P.  Beauv.,  Agrost.,  17,  Pl.  V,  Fig.  XXI  (1812)]. 

I.  Oryzopsis  miliaceum  [Benth.  et  Hook,  nach  Sckweinf.,  111.  fl.  Egypt.  (1887),  169. 
— Agrostis  miliacea  L.,  Spec.  pl.,  61  (1753).  — Piptatherum  multiflorum  P.  Beauv., 
1.  c.,  173].  — An  steinigen  Stellen,  Felswänden. 

Herzegowina:  All  Mauern  und  Zäunen  um  Mostar  häufig  (*Str.).  — Juni,  Juli. 

var.  longearistatum  [Beck,  Fl.  Bosn.  in  Glasn.,  XV  (1903),  17],  — Granne  3 — 4mal 
länger  als  das  Ährchen.  Deckspelze  zerstreut  behaart. 


Beck  v.  Man  nage  tta.  Flora  von  Bosnien,  der  Herzegowina  und  des  Sandzaks  Novipazar.  427 

Bosnien:  In  lichten  Wäldern  der  Gomila  velika  hei  Krupa  (B.);  auf  der  Grmec  PL,  bei 
Otasovac  an  der  Klekovaca  PI.  (B.). 

2.  Oryzopsis  virescens  [Beck,  Fl.  Niederöst.,  51  (1890).  — Milium  paradoxum  Scop., 
Fl.  Carn.,  ed.  2,  58,  Tab.  I (nicht  L.).  — Urachne  virescens  Trin.,  Fund.  Agrost., 
110  (1820).  — - Piptatherum  paradoxum  Koch,  Syn.  Fl.  Germ.,  786  (1837)].  — In 
lichten  Wäldern  und  Gebüschen. 

Bosnien:  (*AK.),  auf  der  Grmec  PI.  (Boll.),  auf  Kalkfelsen  bei  Gornji  Seher  nächst  Banja- 
luka (C.);  um  Suha  und  Tientista  im  Sutjeskatale  (Pr.).  — Herzegowina:  An  der  Radoboljequelle 
bei  Mostar  (Baenitz,  f.  B.);  um  Skoci  grm  in  der  Bjela  gora  (* P.).  — Mai,  Juni. 

12.  Milium. 

[L.,  Gen.,  ed.  YI,  33,  Nr.  79  (z.  T.);  Hackel  in  NPflF.,  II  2,  47.] 

1.  Milium  effusum  [L.,  Spec.  pl.,  61  (1753)].  — In  schattigen  Laubwäldern  bis  in 
die  höheren  Voralpen. 

Bosnien : Auf  der  Gomila  velika  bei  Krupa  (B.),  zwischen  Putkovici  und  Tolovici  bei 
Travnik  (*S.),  auf  der  Sisa  Pl.  (B.),  auf  der  Lisina  und  Sinjakova  Pl.  (V.);  am  Igman  bei  Blazuj, 
zirka  1000  m (B.) ; um  Sarajevo  am  Trebevic  (M.),  in  den  Schluchten  der  Miljacka,  bei  Starigrad 
(B.);  am  Glog,  bei  Vucialuka  (Fo.),  Han  Biosko  (B.);  bei  Tarcin  (Pr.);  im  2eljeznicatale  (Pr.),  auf 
der  Treskavica  (B.  Keller,  f.  B.),  auf  der  Preslica-  und  Prislap  Pl.  (V.),  im  Govzatale  bei  Jelec 
(B.),  auf  der  Zelen  gora  (Pr.),  in  der  Suha  gora  und  am  Maglic  (B.),  auf  der  Ljubicna  Pl.  (B.), 
bei  Bugojno,  Kupres,  auf  der  Suljaga-,  Kamesnica-  und  Sator  Pl.,  bei  Glamoc  (Pr.).  — Herzego- 
wina: (*AK.),  zwischen  Lisane  und  Zimlje  Polje  (V.),  am  Yelez  (B.),  in  schattigen  Gebirgswäldern 
um  Nevesinje  (V.);  auf  der  Bjelasica  Pl.  bis  WOOm  (Mu.).  — Im  Sommer. 

Die  f.  confertum  [L.,  Spec.  pl.,  61  (1753),  als  Art], 

Herzegowina:  Auf  der  Plaäa  Pl.  bei  Jablanica  (F.). 

7.  Tribus:  Agrostideae. 

[Benth.  et  Hook.,  Gen.  pl.,  III,  1076,  1084;  Hackel  in  NPflF.,  II  2,  44,  exkl.  Stipeae. ] 

13.  Heleochloa. 

[Ho st,  Icon,  et  descr.  Gram.,  I,  23  (1801);  Hackel  in  NPflF.,  II  2,  48.] 

1.  Heleochloa  alopecuroides  [Host,  1.  c.,  23,  Tab.  29  (1801).  — - Crypsis  alopecuroides 
Schrad.,  Fl.  Germ.,  I,  167  (1806)].  — Auf  feuchten,  sandigen  Stellen,  an  Lachen. 

Bosnien:  Bei  Banjaluka  (*H.),  Bosn.-Brod  (V.),  D.  Tuzla  (M. !);  bei  Kalinovik,  auf  der 
Zelen  gora  (Sag.).  — Herzegowina:  (*AK.),  bei  Mostar  (St.),  Nevesinje  (V.),  im  Nevesinsko-, 
Dabar- und  Gacko  polje  (Mu.),  bei  Bilek  (Hensch  nachV.);  bei  Capljina  (V.).  — Hochsommer. 

14.  Phleum. 

[L.,  Gen.,  ed.  YI,  33,  Nr.  77  (verb.);  Hackel  in  NPflF.,  112,  48.] 

1.  Phleum  pratense  [L.,  Spec.  pl.,  59  (1753)]. 

a.  typicum  [Beck,  Fl.  Niederöst.,  55  (1890)].  — In  Talwiesen,  an  erdreichen  Stellen. 

Bosnien:  Häufig,  so  um  Banjaluka  (H.),  in  der  Kozara  Pl.  (B.),  um  Travnik  (Fr.  Br.),  Yares 
(Fo.),  im  Bosnatale,  um  Sarajevo,  auf  dem  Trebevic  (B.),  in  der  Zelen  gora  (Pr.),  auf  der  Yitez  PL, 
um  Ranjen  karaula  (B.),  Kupres,  Glamoc,  Livno  (Pr.)  u.  a.  O. 

ß.  nodosum  [L.,  Syst,  pl.,  ed.  X,  871,  als  Art].  — Auf  Bergwiesen,  an  trockenen, 
steinigen  Stellen  bis  in  die  Voralpen. 

Bosnien:  Häufig  bei  Petrovac  (B.),  Donja  Tuzla  (M.),  Fojnica,  Sarajevo,  Vucevo  brdo  (B.), 
bei  Vranji  dol,  Seonica  (Fr.  Br.),  im  Livno  polje,  auf  dem  Cincar  bis  1250  m (B.).  — Herzegowina: 
Um  Skoci  grm  in  der  Bjela  gora  (*P.),  Ubaljska  Pl.  (Pi.!). 


428 


II.  Naturwissenschaft. 


y.  Bertolonii  [DC.,  Cat.  hört.  Monsp.,  132  (1813),  als  Art].  — In  trockenen  Feldern 
und  Heiden. 

Herzegowina : Auf  dem  Vele2  (B.),  im  Nevesinsko  polje  bei  850  m (Mu.),  bei  Petralj  auf 
der  Mala  Cvrsnica  (Mu.). 

2.  Phleum  alpinum  [L.,  Spec.  pl.,  59  (1753)].  — Zwischen  Voralpenkräutern,  in 

feuchten  Alpentriften  der  Voralpen-  und  Alpenregion. 

Bosnien:  Am  Gredoviti  vrh  auf  der  Grmec  Pl.  (Boiler),  auf  dem  Vlasid  (*S.),  überall  in 
der  Yranica  PL!  (Mu.),  auf  der  Lopata  bei  Kresevo  (Bl.),  am  Igman,  Kiek  (F.);  auf  der  Visocica 
Pl.,  namentlich  im  Tusilatale  (B.),  auf  dem  Bregoc  in  der  Zelengora,  Maglic,  Volujak  (Pr.),  auf  der 
Ljubicna  (B.),  in  der  Vjestica-  und  Sator  Pl.  (Pr.).  — Herzegow  ina : (*  AK.),  auf  der  Lisin  bei 
Ivan  (Karaman).  — Juni  bis  September. 

Die  f.  flavescens  [Schur  in  OBZ.  (1859),  16.  — viridulum  Beck,  Fl.  Niederöst.,  55 
(1890)]. 

Bosnien:  Auf  dem  Igman  (*B.). 

Var.  commutatum  [Gand.,  Agrost.  Helv.,  I,  40  (1811);  Fl.  Helv.,  I,  166  (1828)]. 

Bosnien:  Auf  dem  Matorac  in  der  Yranica  Pl.  (*Mu.);  ich  fand  nur  die  zahlreichen  Zwischen- 
formen. Nach  Wettsteiu  [Beitr.  zur  Fl.  Alban.,  93  (1892)]  auch  in  den  Dinarisclien  Alpen. 

Var.  villosum  [Opiz,  Auth.  Herb.,  83  und  Nat.  Tausch.,  221]. 

Bosnien:  Auf  der  Vranica  Pl.  (*B.). 

3.  Phleum  echinatum  [Host,  Ic.  descr.  Gram.,  III,  8,  Tab.  11  (1805)].  — Auf  steinigen, 

trockenen  Plätzen,  in  Bergheiden,  Brachen  der  mediterranen  Flora. 

Herzegowina:  Bei  Stolac!  (F.),  bei  Milanov  odsjek  (V.),  Bilek,  Trebinje  (*P.);  bei  Vucijak 
in  der  Bjela  gora  (P.),  Metkovic  (F.).  — April,  Mai. 

4.  Phleum  phalaroides  [lvoeler,  Descr.  Gram.,  52  (1802).  — Phalaris  phleoides  L., 

Spec.  pl.,  55  (1753).  — Ph.  Boehmeri  Aut.  non  Wibel,  Prim.  Fl.  Werth.,  125  (1799)]. 
— An  steinigen,  trockenen  Stellen,  in  Heiden. 

Bosnien:  Bei  Banjaluka,  Maglaj  a.  V.  (H.),  Jajce  (B.),  um  Travnik,  auf  dem  Vlasic  (*S.), 
um  Berska  (B.),  Zvornik  (J.),  Vares  (Pr.);  im  oberen  Bosnatale,  überall  um  Sarajevo,  auf  dem 
Trebevic,  Ozreu,  im  Miljackatale  (B.),  beim  Koseva -Wasserfalle  am  Bukovik  (M.,  mit  fünfnervigen 
Deckspelzen),  im  Zeljeznicatale,  auf  der  Treskavica,  um  Suha,  Tientista,  MjeSajce,  im  Sutjeskatale 
(Pr.);  auf  der  Suljaga,  Vel.  Malovan,  Kurlaja  um  Milicic  (Pr.).  — Herzegowina:  Auf  dem  Ostvelez 
(B.),  bei  Nevesinje  (*V.),  auf  dem  Gliva  bei  Trebinje  (V.).  — Mai,  Juni. 

Die  Formen  latifolium  und  tenuifolium  [Beck,  Fl.  Niederöst.,  54  (1890)]  wurden  beob- 
achtet. 

5.  Phleum  Michelii  [All.,  Fl.  Pedem.,  II,  233  (1785)].  — Zwischen  Voralpenkräutern, 

in  Wiesen  der  Voralpen-  und  alpinen  Region. 

Bosnien:  (*AK.),  auf  der  Vlasic-,  Bjelasnica-,  Treskavica-,  Visocica-  (B.),  Bregoc-  (Pr.), 
Maglic-,  Volujak-  und  Ljubicna  Pl.  (B.);  auf  der  Suljaga-,  Vel.  Malovan-  und  Krug  PL,  auf  dem 
Troglav,  in  der  Vjestica  gora  und  um  Preodac  (Pr.).  — Herzegowina:  (*  AK.),  auf  der  Prenj-  (B.) 
und  Plasa  PL  (V.!),  auf  der  Bjelasica  bei  1750  m (Mu.).  - — Juli,  August. 

Überall  auch  in  der  f.  incrassatufn  [Gris.  bei  Pantocs.,  Adnot.,  17  (1874)]. 

ß.  anthoxanthoides  [Hackel  in  Verb,  der  k.  k.  zool.-bot.  Ges.  in  Wien  (1904),  177],  — 
Scheinrispe  fast  eilänglich,  3 — 4 cm  lang,  l-5  cm  breit.  Ährchen  größer,  die  Hüll- 
spelzen mehr  abgesetzt  zugespitzt. 

Bosnien:  In  Alpenwiesen  der  Treskavica  (*F.). 

6.  Phleum  paniculatum  [Huds.,  Fl.  Angl.,  23  (1762).  — Ph.  asperum  Jacqu.,  Collect., 

I,  110  (1786)].  — Auf  Äckern,  Schuttplätzen,  steinigen  Stellen. 

Bosnien:  Bei  Banjaluka  (*H.),  bei  Jaice  (B.);  um  Foca,  Ustikolina  (Pr.).  — Mai,  Juni. 

7.  Phleum  tenue  [Schrad.,  Fl.  Germ.,  I,  191  (1806).  — Phalaris  suhulata  Savi,  Fl. 

Pis.,  I,  57  (1798).  — Phal.  Bellardi  Willd.  in  Rat.  Fr.  Berl.,  III,  415  (1801).  — 


Beck  v.  Mannagetta.  Flora  von  Bosnien,  der  Herzegowina  und  des  Sandzaks  Novipazar.  429 


Ph.  Bellardi  Willcl.,  Emmi.,  I,  85  (1809).  — Pli.  subulatum  Asch,  et  Graebn.,  Syn., 
II,  154  (1899)].  — An  steinigen  Plätzen,  auf  Schutt,  in  Brachen,  Weingärten, 
Heiden,  unter  der  Saat,  nur  im  Gebiete  der  mediterranen  Flora. 

Herzegowina : Um  Mostar ! (Str.,  Raap-Callier,  PI.  Here.,  Nr.  163!),  so  am  Hum!  (F.), 
am  Podvelez  (Fo.),  bei  Jaseniea  im  Mostärsko  polje  (Mu.),  am  Mostarsko  blato  (B.),  bei  Ljubinje 
(Fo.),  Kiek  (Asch,  et  Graeb.) ; Trebinje  (*P.),  auf  dem  Gliva  (V.)  und  um  Luga  (V.).  — Mai  bis  Juli. 

Var.  ciliatum  [Boiss.,  Fl.  Orient.,  V,  480  (1884)].  — Deckspelzen  am  Kiele  gewimpert. 
Herzegowina:  Um  Mostar  (*Mu.). 

Var.  macranthum  [Beck,  Fl.  Bosn.  in  Glasn.,  XV  (1903),  19],  — Stengel  kräftig 
(70 — 84  cm  hoch),  eine  7 — 10  cm  lange  und  5 — Qmm  dicke  Scheinähre  tragend. 
Ährchen  größer;  die  Deckspelze  3 mm  lang,  rauh. 

Herzegowina:  Auf  sterilen  Plätzen  bei  Mostar  (A.  Pichler!). 

15.  Alopecurus. 

[L.,  Gen.,  ed.  VI,  33,  Nr.  78;  Hackel  in  NPtlF.,  II  2,  48.] 

1.  Sectio:  Colobachne. 

[P.  Beauv.,  Agrost.,  22,  PI.  6,  Fig.  9 (1812),  als  Gattung;  Trin.,  Fund.,  100  (1820).] 

1.  Alopecurus  Gerardi  [Vill.,  Fl.  Delph.,  5 (1785),  nach  Hist.  pl.  Dauph.,  II,  66,  Tab.  2 

(1787).  — Colobachne  Gerardi  Link,  Hort.  Berol.,  I,  74  (1827)].  — In  alpinen 
Triften. 

Bosnien:  Auf  dem  Kamine  des  Maglic  (*B.).  — Juli,  August. 

2.  Sectio:  Tozzeftia. 

[Savi  in  Mem.  Soc.  Ital.,  VHI,  477  (1798),  als  Gattung;  Endl.,  Gener.,  80  (1836).] 

2.  Alopecurus  utriculatus  [Pers.,  Syn.,  I,  80  (1805).  — Tozzettia  pratensis  Savi,  1.  c. 

— T.  utriculata  Savi  in  Usteri,  Ann.  der  Bot.,  XXIV  (1800),  49].  — In  feuchten 
Wiesen,  auf  feuchten,  sandigen  Stellen,  vornehmlich  im  Gebiete  der  mediterranen 
Flora. 

Bosnien:  Bei  Banjaluka  (*H.),  in  Wiesen  bei  Zaluzani  nächst  Banjaluka  (C.),  bei  Maglaj 
a.  V.  (H.),  um  Travnik,  bei  Polje  (Fr.  Br.).  — Herzegowina:  All  sandigen  Stellen  bei  Capljina 
(F.),  bei  Trebinje  (*P.).  — Mai,  Juni. 

3.  Sectio:  Eualopecurus. 

[Gris.,  Spie.  Fl.  Rum.,  II,  465  (1844).  — Alopecurus  Aut.] 

3.  Alopecurus  myosuroides  [Huds.,  Fl.  Angl.,  23  (1762).  — A.  agrestis  L.,  Spec.  pl., 

ed.  H,  89  (1762)].  — Auf  wüsten  Stellen,  Brachen,  an  Rainen. 

Herzegowina:  Um  Mostar  (Str.),  bei  Domanovic  (Hentsch!),  Öapljina  (F.),  Trebinje,  Bilek 
(*P.).  — Im  Sommer. 

4.  Alopecurus  pratensis  [L.,  Spec.  pl.,  60  (1753)].  — In  Talwiesen  bis  in  die  Voralpen. 

Bosnien:  Bei  Banjaluka  (H.),  um  Travnik,  am  Vlasic  (*S.),  um  Vares  (Pr.),  um  Sarajevo 
(H.),  in  der  Zelen  gora,  bei  Tarein  (Pr.),  bei  Zvornik  (J.),  um  Preodac,  Grkovac,  Gubin  (Pr.).  — 
Herzegowina : Auf  der  Krbljina  (Pr.),  im  Gacko  polje  (Riedel!).  — Mai  bis  Juli. 

Die  f.  obscurus  [Gris.  in  Ledeb.,  Fl.  Ross.,  IV,  465  (1853)]. 

Bosnien:  Auf  Voralpenwiesen  des  Vlasic  (*S.)  mit  der  Normalform  (B.). 

Der  daselbst  angegebene  A.  ventricosus  [Pers.,  Syn.,  I,  80  (1805)  = A.  nigricans  Horn.,  Hort. 
Hafn.,  I,  68  (1813)]  gehört  zur  vorgenannten  Form. 

5.  Alopecurus  geniculatus  [L.,  Spec.  pl.,  60  a (1753)].  — An  sumpfigen  Stellen,  an 

und  in  Gewässern. 


i 


430 


II.  Naturwissenschaft. 


Bosnien:  (*AK.),  bei  Banjaluka,  Kiseljak  (H.),  im  2eljeznicatale,  bei  Trnovo,  Kalinovik,  in 
der  Zelen  gora,  um  Previla  (Pr.).  — Mai  bis  August. 

6.  Alopecurus  fulvus  [Sm.,  Engl,  bot.,  XXI,  PI.  1467  (1805)].  — An  gleichen  Stellen 
wie  voriger. 

Bosnien:  Bei  Banjaluka  (H.);  im  Sprecatale  gegen  Turia  (*S.,  exs.  Nr.  753);  im  Zeljeznica- 
tale,  bei  Trnovo,  Kalinovik,  in  der  Zelen  gora,  um  Previla  (Pr.);  bei  Uvac  au  der  Drina  (B.).  — - 
Mai  bis  August. 

16.  Polypogon. 

[Desf.,  Fl.  Atl.,  I,  67  (1798);  Hackel  in  NPflF.,  II  2,  50.] 

1.  Polypogon  monspeliensis  [Desf.,  1.  c.].  — Auf  sandigen,  steinigen  Stellen  in  Brachen 
in  der  Mittelmeerflora. 

Herzegowina:  Am  Meere  bei  Igalo  (*V.).  — April  bis  Juni. 

17.  Agrostis. 

[L.,  Gen.,  ed.  VI,  33,  Nr.  80;  Hackel  in  NPflF.,  II  2,  42.] 

1.  Agrostis  alba  [L.,  Spec.  pl.,  63  (1753)].  — In  Wiesen,  an  feuchten  Stellen  bis  in 

die  alpine  Region. 

Bosnien:  (*AK.),  häufig,  so  um  Vrnograc  (F.),  Banjaluka  (H.),  bei  Brcka  (B.),  Travnik, 
auf  der  Vlaska  gromila  (Fr.  Br.),  um  Sarajevo  (B.),  im  Tale  der  Zeljeznica,  Sutjeska,  Drina  (Pr.), 
auf  dem  Cincar  bei  1150m  (B.),  auf  der  Hrbljina,  um  Suiea,  Glamoc  (Pr.)  u.  a.  O.  — Herzego- 
wina: Bei  Konjica  (*B.),  Buna  (Mu.) ; im  Nevesinsko  polje  (Mu.). 

Es  wurden  beobachtet  die  Formen:  giganteil  [Gaud.,  Agrost.,  I,  81  (1811),  als  Art].  — 
coarctata  [Hoffm.,  Deutschi.  Fl.,  ed.  2,  I,  37,  als  Art].  — prorepens  Ascli.,  Synops.,  H,  175  (1899)]. 
— patula  [Gaud.,  Fl.  Helv.,  I,  189  (1828)]. 

2.  Agrostis  olivetorum  [Gren.  et  Godr.,  Fl.  de  France,  III,  483  (1855)].  — Durch 

die  größeren,  3 mm  langen  Ährchen  und  die  meist  borstenförmig  zusammen- 
gefalteten Blätter  von  voriger  zu  unterscheiden.  — Auf  trockenen,  steinigen 
Stellen. 

Herzegowina:  Im  Nevesinsko  polje  zwischen  Nevesinje  und  Kifino  selo,  zirka  850  m (*Mu.). 

3.  Agrostis  vulgaris  [Wither.,  Arrang.,  ed.  3,  II,  132  (1796).  — A.  stoionifera  L., 

Spec.  pl.,  62  a (1753),  z.  T.].  — In  Wiesen,  unter  Buschwerk,  in  lichten  Wäldern 
bis  in  die  Alpenregion. 

Bosnien:  Häufig,  so  z.  B.  um  Banjaluka  (H.),  auf  der  Ivozara  (B.),  bei  Travnik  (*S.,  Exs. 
Nr.  34),  auf  dem  Vlasic  (Fr.  Br.),  bei  Zenica  (Fo.),  Vares  (Pr.),  um  Sarajevo  (B.),  Tarcin,  Ivansattel 
(B.),  bei  Trnovo,  Kalinovik,  im  Sutjeskatale,  Drinatale  (Pr.),  bei  Fojnica  (B.),  Suica,  Preodac  (Pr.), 
Ljubicna  Pl.  (B.),  D.  Tuzla  (M.),  Zvornik  (J.)  u.  a.  O. — Herzegowina:  (*AK.),  um  Konjica  (Fo.), 
Jablanica  (B.),  Mostar  (Str.).  — Sandzak  Novipazar:  In  Wäldern  der  Poljana  bei  Svjetloborje 
(*B.).  — Mai  bis  in  den  Sommer. 

4.  Agrostis  canina  [L.,  Spec.  pl.,  62  (1753)].  — In  Wiesen,  auf  Waldblößen,  in 

lichten  Wäldern. 

Bosnien:  Im  Vedro  polje  (*Fo.),  um  Ivanjska  (B.),  am  Kastellberge  von  Sarajevo  (M.),  am 
Hrsin  bei  Nova  Kasaba,  insbesondere  bei  Magasica  Han  (J.).  — Im  Sommer. 

5.  Agrostis  alpina  [Scop.,  Fl.  Carn.,  ed.  2,  I,  60  (1772)].  — Auf  steinigen  Stellen  der 

alpinen  Region. 

Bosnien:  Am  Bregoc  in  der  Zelen  gora,  auf  dem  Maglic  (*Pr.).  — Herzegowina:  (*AK.), 
aber  in  Asch,  et  Graebn.,  Syn.  mitteleur.  Fl.,  II,  187  nicht  erwähnt,  daher  wohl  ?. 

6.  Agrostis  rupestris  [All.,  Fl.  Pedem.,  II,  237  (1785)].  — An  gleichen  Stellen. 

Bosnien:  Auf  Schieferfelsen  der  Strazica  in  der  Vranica  Pl.  (*B.).  — Herzegowina:  In 
Alpentriften  der  Plala  (*V.).  — Juli,  August. 


Beck  v.  Mannagetta.  Flora  von  Bosnien,  der  Herzegowina  und  des  Sandxaks  Novipazar.  431 


18.  Gastridium. 

[P.  Beauv.,  Agrost.,  21  (1812);  Hackel  in  NPflF.,  II  2,  51.] 

1.  Gastridium  lendigerum  [Gauel.,  Fl.  Helv.,  I,  176  (1828).  — G.  austrole  P.  Beauv., 
1.  c.,  164.  - — Milium  lendigerum  L.,  Spec.  pl.,  ed.  2,  91  (1762)].  — In  Ackern,  an 
trockenen,  steinigen  Stellen  im  Gebiete  der  Mediterranflora. 

Herzegowina:  Bei  Posusje  (F.),  Stolac  (B.),  am  Glivaberge,  bei  Trebinje  (*V.).  • — Mai,  Juni. 

19.  Calamagrostis. 

[Adans.,  Farn.,  II,  31  (1763);  Eoth,  Tent.  Fl.  Germ.,  I,  33  (1788);  Hackel  in  NPflF.,  II  2,  51.] 

1.  Sectio:  Calamagris. 

[Dumort.,  Agrost.  Belg.,  126  (1823).] 

1.  Calamagrostis  villosa  [Mutei,  Fl.  frang.,  IV,  41  (1837).  — Agrostis  villosa  Cliaix 

in  Yill.,  Hist.  pl.  Dauph.,  I,  378  (1786).  - — C.  alpina  Host,  Gram.,  IV,  30,  Tab.  51. 
— C.  Halleriana  Gaud.,  Agrost.,  I,  97  (1811).  — C.  pseudo phragmites  Link,  Handb., 
I,  39  (1829),  nach  Reiche nb.]. 

Die  f.  extrema  [G.  Beck,  Fl.  Südbosn.,  V,  557  (1890)].  — Granne  am  Grunde  der 
Deckspelze  eingefügt. 

Bosnien:  Auf  dem  Vjeternik  in  der  Ljubicna  Pl.  (*B).  — August. 

2.  Calamagrostis  epigeios  [Roth,  Tent.  Fl.  Germ.,  I,  34  (1788);  Schräder,  Fl.  Germ., 

I,  211],  — In  Wiesen,  lichten  Wäldern,  an  buschigen  Stellen  bis  in  die  Voralpen. 

Bosnien:  (*AK.),  bei  Vrnograc  (Pr.),  am  Krnin  in  der  Ivozara  Pl.  (B.),  bei  Kozija  cuprija 
nächst  Sarajevo  (F.),  bei  Tarcin  (Pr.),  auf  der  Treskavica  (F.),  um  Pod  Vitez,  im  Sutj eskatale  bei 
Tieutista  und  Mjesajce,  auf  der  Suljaga,  Yel.  Malovan,  bei  Preodac  (Pr.).  — Herzegowina:  Am 
Kremenac  ober  Grabovica  (*  V.),  im  Nevesinjsko  polje,  auf  der  Bjelasica  Pl.  (Mu.).  — Sommer. 

3.  Calamagrostis  pseudophragmites  [Baumg.,  Enum.  pl.  Transsylv:,  IH,  211  (1816), 

nicht  and.  Aut.  — Arundo  pseudophragmites  Haller  fil.  in  Roem.,  Arch.,  I 2,  10 
(1796).  — C.  laxa  Host,  Gram.,  IV,  25,  Tab.  43  (1809).  — G.  littorea  P.  Beauv., 
Agrost.,  15  und  157  (1812);  DC.,  Fl.  frang.,  V,  255  (1815)].  — An  Gewässern 
bis  in  die  Bergregion. 

Bosnien:  Bei  Jajce  (*B.).  — Sommer. 

2.  Sectio:  Deyeuxia. 

[Clarion  in  P.  Beauv.,  Agrost.,  43,  Pl.  IX,  Fig.  IX — X.] 

4.  Calamagrostis  varia  [Host,  Gram.,  IV,  27,  Tab.  47  (1809).  — C.  montana  DC., 

Fl.  frang.,  V,  254  (1815)].  — In  Wäldern,  an  buschigen  Stellen  in  der  Berg-  und 
Voralpenregion. 

Bosnien:  Auf  dem  Vlasic  (Br.!),  um  Sarajevo,  in  den  Miljackaschluchten,  auf  dem  Trebevic, 
auf  der  Bjelasnica  (B.),  Preslica  (V.),  zwischen  Suica  und  Borova  glava  (*S.,  Exs.  Nr.  35),  auf  dem 
Cincar  im  Buchengestrüppe  bis  1400m  (B.),  auf  dem  Troglav  (B.).  — Herzegowina:  Auf  der 
Glogovo-,  Porim-,  Plasa-  und  V.  Vilinac  Pl.  (*V.),  in  Waldlichtungen  auf  der  VeleiS-  (V.)  und  Bjela- 
sica Pl.  (Mu.),  in  der  Bjela  gora  am  Svitavac,  Stirovnik,  Gnila  greda  (V.),  auf  Abhängen  der  Ilina 
greda  ober  Bogovic  selo,  am  Orjen  nahe  der  Quelle  (V.).  — Sommer. 

5.  Calamagrostis  arundinacea  [Roth,  Tent.  Fl.  Germ.,  I,  33  (1788)  und  II  1,  89  (1789). 

— C.  montana  Host,  Gram.  Austr.,  IV,  27,  Tab.  46  (1809),  nicht  DC.].  — An 
gleichen  Stellen. 

Bosnien:  Bei  Travnik  gemein  (Fr.  Br.),  auf  der  Kamesnica  (Pr.).  Wahrscheinlich  liegt  eine 
Autorverwechslung  vor  und  wurde  C.  montana  DC.  gemeint.  — Im  Zeljeznicatale,  bei  Suha,  am 
Maglic,  in  der  Zelen  gora  (Pr.).  — Pr.  trennt  aus  mir  unbekannten  Gründen  C.  montana  Host  und 
C.  silvatica  DC.,  welche  doch  eine  und  dieselbe  Pflanze  bezeichnen. 


432 


II.  Naturwissenschaft. 


20.  Apera. 

[Adans.,  Fam.,  II,  495  (1763),  richtiger  P.  Beauv.,  Agrost.,  31,  PI.  VII,  Fig.  XI  (1812);  Hackel  in  NPflF., 

II  2,51.] 

1.  Apera  spica  venti  [P.  Beauv.,  1.  c.,  151.  — Agrostis  sjnca  venti  L .,  Spec.  pl.,  61 
(1753)  und  Mant.,  II,  324],  — Unter  Getreide,  in  Brachen  bis  in  die  Bergregion. 

Bosnien:  Um  Travnik  (*S.,  Exs.  Nr.  33),  Fojnica!!  (S.),  Busovaca  (B.),  im  Miljackatale  hei 
Sarajevo  (M.),  im  Grahovicatale  südlich  der  Vitez  Pl.  (B.)  und  wohl  noch  an  anderen  Orten.  — 
Herzegowina:  Zwischen  Pileta  und  Stolac  (*B.).  — Sommer. 

21.  Lagurus. 

[L.,  Gen.,  ed.  VI,  37,  Nr.  92;  Hackel  in  NPflF.,  II  2,  52.] 

1.  Lagurus  ovatus  [L.,  Spec.  pl.,  81  (1753  )].  — An  trockenen,  sandigen  Stellen,  auf 
Schutt,  Mauern  im  Gebiete  der  mediterranen  Flora. 

Bosnien:  Zufällig  am  Janinabache  bei  Cajnica  (*2ivotsky !);  um  Suha  im  Sutjeskatale 
(Pr.).  — Herzegowina:  Am  Meere  bei  Igalo  (*V.),  in  der  Sutorina  (R.).  — Mai  bis  Juli.  — 
„Zeciji  rep.“ 

8.  Tribns:  Aveneae. 

[Benth.  et  Hook.,  Gen.  pl.,  III,  1076,  1086;  Hackel  in  NPflF.,  II  2,  52  (erweitert).] 

22.  Holcus. 

[L.,  Gen.,  ed.  VI,  541,  Nr.  1146  (1764),  z.  T.;  Hackel  in  NPflF.,  II  2,  53.] 

1.  Holcus  lanatus  [L.,  Spec.  pl.,  1048  (1753)].  — In  Wiesen,  an  Waldrändern  bis  in 

die  Voralpen. 

Bosnien:  Häufig,  so  z.  B.  um  Krupa,  Tesänj,  Doboj  (Fo.),  Banjaluka  (H.),  Ivanjska,  Kljuc 
(B.),  Travnik  (*S.,  Exs.  Nr.  30),  D.  Tuzla! ! (M.),  Varel  (Pr.),  Sarajevo  (B.),  Fojnica!!  (Pr.),  Pale, 
Trnovo,  Tarcin  (Pr.),  Kupres,  Suica,  Glamoc  (Pr.)  u.  a.  O.  — Herzegowina:  (*AK.),  um  Konjica 
(B.),  im  Nevesinjsko  polje  (Mu.).  — Juni  bis  August. 

Beobachtet  wurde  auch  die  f.  coloratus  Reich.,  Iconogr.  fl.  Germ.,  I,  15  (1834). 

2.  Holcus  mollis  [L.,  Syst.,  ed.  X,  1305  (1759)].  — An  Acker-  und  Waldrändern  bis 

in  die  Voralpen. 

Bosnien:  Auf  dem  Krnin  in  der  Kozara  Pl.  (B.);  bei  Banjaluka  (*H.),  Travnik  (Fr.  Br.), 
auf  der  Ivan  Pl.  (V.).  — • Herzegowina:  Um  Nevesinje  (*Mu.).  — Mai  bis  August. 

23.  Aira. 

,[L.,  Gen.,  ed.  VI,  34,  Nr.  81  (1764),  z.  T.;  Benth.  et  Hook.,  Gen.  pl.,  III,  1086;  Hackel  in  NPflF. 

II  2,  52.] 

1.  Aira  capillaris  [Host,  Gram.,  IV,  20,  Tab.  35  (1809)].  — In  trockenen  Heiden  und 

Wiesen,  auf  Brachen  bis  in  die  höhere  Bergregion. 

Bosnien:  Um  Bihac,  auf  der  Podgomila  bei  Krupa,  um  Novi  (B.),  Travnik  (*S.),  Sarajevo 
(B.),  bei  Brod  und  am  Crni  vrh  bei  Foca  (Fo.),  am  Bregoc  in  der  Zelen  gora  (Pr.,  schwerlich).  — 
— Herzegowina:  (*AK.),  um  Konjica  (B.),  auf  der  Raska  gora  (B.),  im  Nevesinjsko  polje  (Mu.). 
— Mai,  Juni. 

Die  f.  ambigua  [De  Not.,  Ann.  sc.  nat.,  III  2 (1844),  365,  als  Art].  — Beide  Blüten 
im  Ährchen  begrannt. 

Bosnien:  Um  Travnik  (*S.),  Sarajevo  (B.),  Raska  gora  (B.),  um  Rosanovic  (F.). 

2.  Aira  caryophyllea  [L.,  Spec.  pl.,  66  (1753)].  — - An  gleichen  Stellen  wie  vorige. 

Bosnien:  An  der  kroatischen  Grenze  bei  Megj udrazj e nächst  Bihac  (Boll.),  wohl  fraglich.  — 
Ich  beobachtete  um  Bihac  nur  vorige  Art.  — Juni,  Juli. 


Beck  t.  Mannag etta.  Flora  von  Bosnien,  der  Herzegowina  und  des  Sandgaks  Novipazar.  433 


24.  Deschampsia. 

[P.  Beauv.,  Agrost.,  91,  PL  XVIH,  Fig.  IH  (1812);  Benth.  et  Hook.,  Gen.pl.,  III,  1157;  Hackel  in 
NPÜP.,  II  2,  54.  — Aira  sectio  Deschampsia  Mert.-Koch,  Deutsclil.  Fl.,  I,  552  (1823).] 

1 Deschampsia  flexuosa  [Trin.  in  Bull.  Acad.  St.  Petersb.,  I7  66  (1836),  nach  Asch.; 
Mem.  Acad.  St.  Petersb.,  VI.  ser.,  IV,  Suppl.  9,  nach  Griseb.  — Aira  flexuosa  L., 
Spec.  pl.,  65  (1753)].  — In  lichten  Wäldern,  an  Waldrändern  unter  Buschwerk 
bis  in  die  Alpenregion;  Kalk  meidend. 

Bosnien:  Bei  Han  Devetina,  im  Sprecatale  (B.),  um  Fojnica  (*S.,  Exs.  Nr.  36),  an  den  Ge- 
hängen der  Yranica  Pl.  (B.);  um  Travnik:  ober  Puticevo,  auf  der  Yilenica,  am  Sipovo  brdo,  in 
der  Kruscica  (Fr.  Br.);  um  Sarajevo  (B.),  auf  dem  Trebevic  (Fo.),  Ozren,  Ivansattel  (B.),  in  der 
Vitez  Pl.  (B.),  bei  Pale,  Kalinovik  (Pr.)  häufig:  in  Alpenmatten  des  Vjeternik  in  der  Ljubicna  PL, 
auf  dem  Metalkasattel  bei  Cajnica  (B.).  — Auf  Schiefer  wohl  weiter  verbreitet.  — Juli,  August. 

Var.  montana  [G.  Beck,  Fl.  Niederöst.,  68  (1890).  — Aira  montana  L.,  1.  c.,  65]. 

Bosnien:  In  Alpenmatten  der  Vranica  PL  auf  Schiefer  häufig,  so  auf  den  Spitzen:  Matorac, 
Tikva,  Strazica,  Zec  (*B.). 

2.  Deschampsia  caespitosa  [P.  Beauv.,  1.  c.,  160,  Pl.  XVIII,  Fig.  III  (1812).  — Aira 

caespitosa  L.,  Spec.  pl.,  64  (1753)].  — An  feuchten  Stellen,  Waldrändern  bis  in 
die  Alpenregion,  Kalk  meidend. 

Var.  parviflora  [G.  Beck,  Fl.  Niederöst.,  68  (1900)]. 

Bosnien:  Zwischen  Banjaluka  und  Prnjavor  (B.),  auf  der  Yranica  PL  (F.),  bei  Kralupi  nächst 
Vares  (Pr.);  im  Miljackatale  bei  Sarajevo  auf  Werfener  Schiefer  (*Fo.),  auf  dem  Trebevic  (M.),  im 
2eljeznicatale  (Pr.),  auf  der  Treskavica  (E.  Keller!);  in  der  Zelen  gora  (Pr.),  im  Govzatale  bei 
Jelec,  im  oberen  Susicki  potoktale  am  Maglic  (B.),  im  Sutjeskatale;  überall  in  feuchteren  Wald- 
wiesen auf  den  Abhängen  des  Vjeternik  in  der  Ljubicna  PL;  im  Kojnsko  polje  und  auf  der  Rado- 
vina,  am  Metalkasattel  bei  Cajnica  (B.),  zwischen  Kupres  und  Suica,  um  Glamoc,  Gubin,  Preodac, 
auf  der  Hrbljina  (Pr.).  — Herzegowina:  Im  Nevesinsko  polje  (*Mu.). 

Var.  typica  [G.  Beck,  1.  c.].  — In  Alpenmatten. 

Bosnien:  In  der  Yranica  PL:  auf  dem  Matorac  (*B.),  auf  dem  Locike  (R. !).  — Juli,  August. 

3.  Deschampsia  media  [Roem.  et  Schult.,  Syst.,  II,  687  (1817).  — Aira  viedia  Gouan, 

Illustr.,  3 (1773).  - — D.  juncea  P.  Beauv.,  1.  c.,  91  (1812)].  — An  feuchten  Stellen, 
in  Sümpfen,  besonders  auf  solchen,  die  im  Sommer  austrocknen,  bis  in  die  Voralpen. 

Bosnien:  Überall  im  Livanjsko  polje  (B.),  bei  Livno  (*S.),  zwischen  Livno  und  Borova 
glava  (S.),  auf  dem  Cincar  bis  1250  m (B.) ; im  Duvno  polje  (Br.)  und  auf  der  Ljubusa  PL  bei 
2upanjac  (Fr.  Br.).  — Herzegowina:  Am  Mostarsko  blato  (B.),  im  Nevesinjsko  polje  (*Mu.,  Sag.). 
— Juni  bis  August. 

Ist  durch  die  in  Büscheln  stehenden,  kaum  fingerlangen,  borstlichen,  fein  zugespitzten,  see- 
griinen  Blätter  und  die  kurz  begrannten  Deckspelzen  leicht  von  D.  flexuosa  zu  unterscheiden. 

25.  Hierochloe. 

[R.  Br.,  Prodr.  FL  Nov.  Holl.,  208  (1810);  Hackel  in  NPflF.,  II  2,  44.] 

1.  Hierochloe  australis  [Roem.  et  Schult.,  Syst.,  II,  514],  — In  Vorhölzern,  lichten 
Wäldern. 

Bosnien:  Im  Buschwerk  am  Südhange  des  Vlasic  (*S.,  Exs.  Nr.  30b),  bei  Jankovici  (Fr.  Br.). 
— April,  Mai. 

26.  Trisetum. 

[Pers.,  Syn.,  1,97  (1805);  Hackel  in  NPflF.,  II  2,  54.] 

1.  Trisetum  flavescens  [P.  Beauv.,  Agrost.,  88  (1812).  — T.  pratense  Pers.,  1.  c.].  — 
In  Wiesen. 

Bosnien:  Nach  *Brancsik  auf  dem  Trebevic.  — Kaum  wahrscheinlich. 


Band  IX. 


28 


434 


II.  Naturwissenschaft. 


2.  Trisetum  alpestre  [P.  Beauv.,  Agrost.,  88  (1812)].  — An  sonnigen,  steinigen  Stellen 

cler  alpinen  Region. 

Nach  (*Fr.  Br.),  ohne  nähere  Angabe  des  Standortes. 

3.  Trisetum  myrianthum  [Pari.,  Fl.  ital.,  I,  270  (1848)].  — An  wüsten,  trockenen 

Stellen  im  Gebiete  der  mediterranen  Vegetation. 

Herzegowina:  Bei  Buna  (*Pi.!),  um  Mostar  (Raap-Callier,  PI.  Here.,  Nr.  161!).  — Juni. 

27.  Ventenata. 

[Koel.,  Descr.  Gram.,  272  (1802);  Hackel  in  NPfiP.,  II  2,65.] 

1.  Ventenata  dubia  [F.  Schultz  in  Pollichia,  XX — XXI,  273  (1863).  — V.  avenacea 
Koeler,  1.  c.,  274  (1802)].  — An  trockenen,  steinigen  Stellen,  auf  Brachen  in  Berg- 
wiesen bis  in  die  Voralpen. 

Bosnien:  Häufig  in  Bergwiesen  um  Petrovac  (B.);  zwischen  Travnik  und  Gucaninov  Han 
(*S.,  Exs.  Nr.  40),  bei  Turovo  nächst  Trnovo  (Mu.).  — Herzegowina:  (*AK.),  auf  dem  OstveleZ 
(B.),  hei  Rakitno  (leg.  Begovic,  fid.  V.).  — Juni,  Juli. 

28.  Avena. 

[L.,  Gen.,  ed.  VI,  37,  Nr.  91  (1764),  z.  T.  — Avena  sectio  Euavena  Gris.,  Spie.  fl.  Rum.,  II,  452  (1844); 
sectio  Crithe  Gris.  in  Ledeb.,  Fl.  Ross.,  IV,  412  (1853);  Hackel  in  NPflF.,  II  2,  55.] 

1.  Avena  sativa  [L.,  Spec.  pl.,  79  (1753)]. 

Bosnien,  Herzegowina,  Sandzak  Noripazar:  Allenthalben  bis  in  die  Voralpen  gebaut 
und  öfters  verwildernd  (*Boue!!). 

Var.  orientalis  [Schreb.,  Spie.  fl.  Lips.,  52  (1771),  als  Art]. 

Wird  seltener  gebaut  (*AK.).  — Juni  bis  August. 

2.  Avena  fatua  [L.,  Spec.  pl.,  80  (1753)].  — Unter  Getreide,  auf  Brachen,  wüsten 

Stellen. 

Bosnien:  (*AK.),  bei  Pale  (Pr.),  Tarcin  (Mu.),  im  2eljeznicatale  (Pr.).  — Herzegowina: 
Bei  Mostar,  Nevesinje  (Mu.),  l’ridvorci  und  Gomoljani  (*V.),  wohl  weiter  verbreitet. 

Var.  glabrata  [Peterm.,  Fl.  Bienitz,  13  (1841)]. 

Bosnien:  Bei  Fojnica  (B.),  Travnik  (*Br.).  — Juni  bis  August. 

3.  Avena  sterilis  [L.,  Spec.  pl.,  ed.  2,  118  (1762)].  — In  Ackern,  auf  Brachen,  wüsten 

Stellen  im  Gebiete  der  mediterranen  Flora. 

Herzegowina:  Um  Mostar  (*Pi.).  — Juni,  Juli. 

4.  Avena  barbata  [Brot.,  Fl.  Lusit.,  I,  108  (1804)].  — Wie  vorige. 

Herzegowina:  Um  Mostar  (Born.!),  bei  Stolac  (B.),  Trebinje  (*P.).  — Mai,  Juni. 


29.  Avenastrum. 

[Koch,  Syn.  Fl.  Germ.,  795  (1837);  Hackel  in  NPflF.,  112,56,  als  Sectio  der  Gattung  Avena;  Jessen, 
Deutschi.  Gräs.,  214  (z.  T.);  Beck,  Fl.  Niederöst.,  72  (1890).] 

1.  Avenastrum  pubescens  [Jessen,  1.  c.,  53  (1863).  — A.  pubescens  Huds.,  Fl.  Angl., 

42  (1762)].  — In  Wiesen,  Heiden  bis  in  die  Voralpen. 

Bosnien:  (*AK.),  bei  Gajevy  nächst  Surjan  (Fo.),  auf  der  Kozara  (B.),  um  Jajce,  Janjici, 
Dervent,  Sarajevo  (Fo.);  auf  den  Abhängen  der  Treskavica  (B.),  um  Mokro,  Foea,  Brod  a.  d.  Drina 
(Fo.).  — Herzegowina:  (*AK.),  auf  der  Cabulja  Pl.  bei  1200  m,  auf  dem  OstveleS  (B.).  — Juni,  Juli. 

Avenastrum  ßlifolium  [Fritsch,  Exkursionsfl.  Öst.,  54  (1897).  — Avena  filifolia 
Lagasca,  Elench.  gen.,  4 (1816)].  — An  sonnigen  und  steinigen  Stellen. 

In  Dalmatien  verbreitet,  dürfte  noch  in  der  Herzegowina  aufgefunden  werden. 

2.  Avenastrum  Neumayerianum  [Beck,  Fl.  Bosn.  in  Glasn.,  XV  (1903),  24.  — Avena 

Neumayeriana  Vis.,  Fl.  Dalm.,  III,  339  (1852);  Asch,  et  Graebn.,  Syn.,  II,  256]. 


Beck  v.  Mannagetta.  Flora  von  Bosnien,  der  Herzegowina  und  des  Sandzaks  Novipazar.  435 


— Sehr  dichtrasig.  Blätter  mit  glatten,  etwas  bauchigen,  bleibenden  Scheiden 
und  dünn  borstlichen,  glatten  Spreiten  versehen.  Halme  die  Blätter  kaum  über- 
ragend.  Ährchen  3 — 4 in  einfacher  Traube,  3 — öblütig.  Hüllspelzen  etwas  ungleich, 
fein  zugespitzt,  dreinervig.  Deckspelzen  im  unteren  Teile  wie  die  Ährchenspindel 
fein  seidig-zottig,  an  der  Spitze  zweizähnig,  etwa  in  der  Mitte  begrannt,  ohne  Granne 
zirka  1 cm  lang,  gelblichgrün. 

Auf  steinigen,  grasigen  Stellen,  auf  Felsen  in  der  voralpinen,  und  alpinen 
Region  der  Kalkhochgebirge. 

Herzegowina:  In  der  Bjela  gora  (Fr.  Maly!),  und  zwar  auf  dem  Orjen  (F.  Neumayer, 
1852!),  der  Gnila  greda  ober  Dobrido  (V.!),  Prasa,  Vucizub  (V.).  Nur  noch  in  Montenegro  und 
Nordalbanien  vorkommend.  — Juni,  Juli. 

3.  Avenastrum  Blavii  [G.  Beck,  Fl.  Südbosn.,  V in  ANH.,  V (1890),  561.  — 

Avena  Blavii  Asch,  et  Janka  in  Term.  Füz.,  I (1877),  99;  Asch,  et  Graebn., 
Synops.,  II,  257],  — Mehr  minder  dichtrasig.  Blätter  mit  dünnen,  meist  bleibenden 
Scheiden  und  rinnig  zusammengefalteten,  fast  borstlichen,  stachelspitzigen,  fast 
glatten  oder  etwas  rauhen  Spreiten  versehen.  Blatthäutchen  verlängert.  Halme 
doppelt  so  lang  als  die  Blätter,  eine  meist  einfache,  verlängerte  Traube  mit  an 
die  rauhe  Spindel  angelehnten  Ährchen  tragend.  Ährchen  4 — Gblütig,  grün  oder 
violett  gescheckt.  Hüllspelzen  zugespitzt,  ungleich,  dreinervig.  Blüten  am  Grunde 
behaart.  Deckspelzen  an  der  häutigen  Spitze  gezähnelt,  15 — 17  mm  lang,  ober 
der  Mitte  mit  kräftiger,  geknieter  Granne  versehen. 

Auf  Felsen,  steinigen  Stellen  der  voralpinen  und  alpinen  Region  der  Kalk- 
hochgebirge. 

Bosnien:  Um  Sarajevo  häufig,  so  z.  B.  in  der  Bistricki  potok-Sehlucht  (*B1.),  an  allen  Ab- 
hängen des  Trebevic,  auf  dem  Poprenik,  in  der  Lapisnica-  (B.,  Exs.  Nr.  14  und  149)  und  Miljacka- 
schlucht (B.),  auf  der  Romanja-,  Treskavica-  und  Visocica  PI.  (B.),  auf  der  Trijeska  in  der  Gola 
Jahorina  (F.),  am  Stolac  bei  Visegrad  (Curcic,  f.  M.).  — Herzegowina:  Auf  dem  Glogovo  in  der 
Prenj  PI.  (B.),  in  der  VeleZ-  ! !,  Crvanj-  und  Bjelasica  PI.  (*Mu.)  bis  1700  m.  ■ — Nur  noch  am  Ritten 
in  Tirol  und  in  Serbien  beobachtet.  — Juni  bis  September. 

Folgende  Formen  wurden  beobachtet:  f.  geniinatum.  Untere  Rispenäste  zwei  Ährchen 
tragend,  so  in  Bosnien  auf  der  Romanja  PL,  auf  dem  Trebevic  (* B.).  — f.  alpinuni  [G.  Beck, 
Fl.  Südbosn.,  II  in  ANH.,  II  (1887),  43],  — Bosnien:  In  Alpentriften  auf  der  Treskavica  bei  zirka 
1800m  (*B.).  — Herzegowina:  Am  Velez  (*Sag.). 

4.  Avenastrum  versicolor  [Fritsch,  Exkursionsfl.  Ost.,  53  (1897).  — Avena  versicolor 

Vill.,  Prosp.,  17  (1779)  und  Hist.  pl.  Dauph.,  II,  142,  Tab.  IV].  — In  alpinen 
Triften  der  Schieferhochgebirge. 

Bosnien:  In  der  Vranica  Pl.  häufig,  so  auf  den  Gipfeln  Strazica,  Tikva,  Vitrusa,  Matorac 
u.  a.  (*B.).  — Juni,  Juli. 

5.  Avenastrum  pratense  [Jessen,  Deutschi.  Gräs.,  53  (1863).  — Avena  pratensis  L.,  Spec. 

pl.,  80«  (1753)].  — An  trockenen,  steinigen  Stellen,  in  Heiden  bis  in  die  Bergregion. 

Bosnien:  Auf  der  Zelen  gora  und  Gornje  bare  (*Pr.).  — Herzegowina:  Auf  der  Mala  Vele2 
Pl.  bei  Nevesinje  (*V.).  — Juni,  Juli. 

6.  Avenastrum  alpinum  [Fritsch,  Exkursionsfl.  Öst.,  53  (1897).  — Avena  alpina  Smith 

in  Trans.  Linn.  Soc.,  X (1811),  335].  — In  Wiesen,  an  steinigen  Gehängen,  in 
lichten  Wäldern  der  Bergregion. 

Bosnien:  Angeblich  nach  *Pr.  am  Maglic  und  Volujak.  — Juli. 

7.  Avenastrum  planiculme  [Jessen,  Deutschi.  Gräs.,  216  (1863).  — Avena  planiculmis 

Schrad.,  Fl.  Germ.,  I,  381,  Tab.  6,  Fig.  2 (1806)].  — An  quelligen  Stellen,  lichten 
Wal  dpi  ätzen. 

Herzegowina:  An  Abhängen  der  Dumos  Pl.  gegen  die  Krbljina  (*Fo.).  — Juli  bis  September. 

28* 


436 


II.  Naturwissenschaft. 


30.  Arrhenatherum. 

[P.  Beau?,  Agrost.,  55,  PI.  XI,  Fig.  V (1812);  Hackel  in  NPflF.,  II  2,  56.] 

1.  Arrhenatherum  elatius  [Presl,  Fl.  ßech.,  17  (1819);  Mert.  u.  Koch,  Deutschl.  Fl., 
I,  546  (1823).  — A.  avenaceum  P.  Beauv.,  1.  c.,  152;  Expl.  planch.,  9 1 1812).  — 
Avena  elatior  L.,  Spec.  pl.,  79  a (1753)].  — In  Wiesen  bis  in  die  Voralpen. 

Bosnien:  Häufig,  so  bei  Bihac  (Boll.),  Travnik  und  auf  dem  Vlasic!  ! (*8.,  Exs.  Nr.  40),  bei 
D.  Tuzla  (M.),  Jajce,  Yisoko  (Fo.),  Zenica,  Lasva  (Curcic),  um  Sarajevo  (H.),  auf  dem  Trebevic 
(Fo.),  im  Sarajevsko  polje  (B.),  bei  Tarcin,  in  der  Zelengora,  bei  Preodac  (Pr.)  u.  a.  O.  — Her- 
zegowina: (*AK.),  bei  Konjica  (Fo.),  auf  dem  VeleS  (Mu.),  im  Gacko  polje  (Riedel!).  — Mai  bis 
in  den  Herbst. 

31.  Danthonia. 

[DC.,  Fl.  franij.,  HI,  32  (1805);  Hackel  in  NPflF.,  H 2,  56  (z.  T.).] 

1.  Danthonia  calycina  [Reich.,  Ic.  Fl.  Germ.,  I,  44,  Tab.  CIII,  Fig.  1713 — 1714  (1834). 

— D.  provinciolis  DC.,  Fl.  franc  , III,  33  (1805)].  — In  Bergwiesen,  lichten  Wäldern 
bis  in  die  Bergregion,  auf  kalkarmem  Boden. 

Bosnien:  (*AK.),  bei  Banjaluka  (H.),  auf  der  Lisina-  und  Sinjakova  Pl.  (V.),  am  Hum  bei 
Jajce  (B.),  in  der  Umgegend  von  Sarajevo  (B.),  am  Trebevic  (M.),  im  2eljeznicatale  bei  Grab  (Mu.), 
in  der  Zelen  gora,  am  Gornje  bare,  bei  Mjesajce  im  Sutjeskatale  (Pr.).  — Herzegowina : Zwischen 
Lisac-  und  Zimlje  Polje  (V.),  auf  der  Crvanj  Pl.  (*A.,  Exs.  Nr.  103).  — Juni,  Juli. 

2.  Danthonia  breviaristata  [Beck,  Fl.  Niederöst.,  65  (1890),  als  Varietät  der  D.  pro- 

vincialis; Vierhapp  er  als  Danthonia  calycina  Reich.  X Sieglingia  decumbens 
Bernh.  in  Öst.  bot.  Zeit.  (1903),  225  und  275,  Fig.  2 — 3]. 

Bosnien:  Am  Südrande  des  Sarajevsko  polje  (*B1.  nach  Asch,  et  Graebn.,  Syn.,  11,306). 

32.  Sieglingia. 

[Bernh.,  Verz.  Pflz.  Erf.,  20,  44  (1800).  — Triodia  R.  Brown,  Fl.  Nov.  Holl.,  182  (1810).] 

1.  Sieglingia  decumbens  [Beruh.,  1.  c.,  44.  — Triodia  decumbens  P.  Beauv.,  Agrost., 
179],  — In  Wiesen,  an  Waldrändern  auf  kalkarmem  Boden. 

Bosnien:  Am  Zmajevac  bei  Tesanj  (V.),  auf  der  Lisina  bei  Varcar  Vakuf  (B.),  bei  Banja- 
luka (*H.),  auf  der  Vilenica  bei  Travnik  (B.),  auf  dem  Smolin  bei  2epce  (B.),  am  Trebevic  (B.), 
bei  Teslic  (Fo.).  — Herzegowina:  Auf  der  Jastrebica  in  der  Bjela  gora  (*P.).  — Juni  bis  Sep- 
tember. 

9.  Tribns:  Clüorideae. 

[Benth.  et  Hook.,  Gen.  pl.,  HI,  1076,  1087;  Hackel  in  NPflF.,  II  2,  57.] 

33.  Fibichia. 

[Köler,  Descr.  Gram.,  308  (1802).  — Cynodon  Rieh,  in  Pers.,  Syn.,  I,  85  (1805);  Hackel  in  NPflF., 

II  2,  58.] 

1.  Fibichia  dactylon  [Beck,  Fl.  Bosn.  in  Glasn.,  XV  (1903),  26.  — Panicum  dactylon 
L.,  Spec.  pl.,  58  (1753).  — Fibichia  umbellata  Köler,  1.  c.,  309.  — Cynodon  dactylon 
Pers.,  1.  c.].  — Auf  trockenen,  sonnigen,  sandigen  und  wüsten  Stellen  bis  in  die 
Voralpenregion. 

Bosnien:  Häufig! ! (*H.  u.  a.).  — Herzegowina:  Häufig! ! (*AK.  u.  a.).  — Juni  bis  in  den 
Herbst. 

10.  Tribns:  Festuceae. 

[Benth.  et  Hook.,  Gen.  pl.,  III,  1076,  1089;  Hackel  in  NPflF.,  H 2,  61,  z.  T.] 

34.  Sesleria. 

[Scop.,  Fl.  Carn.,  189  (1760);  Hackel  in  NPflF.,  II  2,  65.] 

1.  Sesleria  auctumnalis  [F.  Schultz,  Arch.,  296,  318  (1861).  — Doll,  in  Schultz, 
Herb,  norm.,  Nr.  581  (1851).  — S.  elongata  Host,  Icon.  Gram.,  II,  69,  Tab.  97 


Beck  v.  Mannagetta.  Flora  von  Bosnien,  der  Herzegowina  und  des  Sandzalts  Novipazar. 


437 


(1802)].  — Lockerrasig.  Die  Grundachsen  walzlich,  meist  bogig,  mit  ringartig- 
gefalteten  Blattscheiden  bedeckt,  oft  Ausläufer  bildend.  Blätter  pfriemlich  zugespitzt, 
flach,  bis  5 mm  breit,  an  der  Kante  rauh.  Scheinähren  verlängert- walzlich,  bis 
10  cm  lang,  etwa  05  cm  dick.  Hiillspelzen  fein  zugespitzt.  Deckspelze  mit  kurzer 
Mittelgranne  und  kleinen  Seitengrannen.  Griffel  sehr  kurz,  fast  fehlend. 

An  steinigen,  buschigen  Abhängen,  in  Bergwiesen,  Wäldern,  auf  Kalkfelsen 
bis  in  die  Voralpen. 

Bosnien:  Im  Vrbastale  bei  Gornji  Seher,  am  Hum  bei  Jajce  (C.),  ober  Jankovici  und  am 
Kajabasa  bei  Travnik  (Fr.  Br.),  bei  Zenica,  Visoko,  Vrabac  (Fo.),  Vares  (Pr.);  an  den  Abhängen 
des  Trebevic  bei  Sarajevo  (H.),  im  Miljackatale  (Fo.),  in  der  Zagorje  zwischen  Kalinovik  und 
Krbljina  (Bl.),  im  Govzatale  bei  Jelec  (B.),  im  Sutjeskatale  und  an  den  Abhängen  des  Maglic  (B.) ; 
am  Bregoc,  Volujak  (Pr.),  am  Prolog!!  (*S.),  auf  der  Kamesniea  (Pr.).  — Herzegowina:  Bei 
Obalj  nächst  Ulok  (V.),  bei  Konjica  (Fo.),  im  Idbartale  der  Prenj  PI.  (B.),  auf  der  Glogovo-  und 
Porim  PL,  bei  Lipeta-Karaula  (V.),  um  Jablanica! ! (Y.),  im  Grabovicakessel  (B.),  an  den  Abhängen 
der  Dumos  PI.  (Fo.);  auf  der  Crvanj-  und  Bjelasica  PL  (Mu.),  am  Gliva,  Leotar,  Crkvina  und 
Draea  bei  Trebinje  (*P.),  Travni  dol  bei  Konjusnica  (V.).  — Juli  bis  in  den  Herbst. 

2.  Sesleria  nitida  [Tenore,  Fl.  Nap.,  I,  322,  III,  57,  Tab.  103,  Fig.  1;  G.  Beck,  Fl. 
Südbosn.,  V in  ANH.,  V (1890),  559.  — S.  argentea  Asch,  et  Graebn.,  Syn.,  II, 
313  (1900);  ob  Savi,  Bot.  Etrusc.,  I,  68  (1808)?  Vgl.  Parlat.,  Fl.  ital.,  I,  314. 
— S.  cylindrica  Vis.,  Fl.  Dalm.,  I,  86  (1842);  ob  DC.,  Fl.  frang.,  V,  279  (1815)? 
Vgl.  Asch,  in  ÖBZ.  (1869),  172  und  Gren.  et  Godr.,  Fl.  frang.,  III,  453],  — 
Sehr  dichtrasig,  kräftig.  Die  mit  mehr  minder  zerspaltenen  Scheiden  bedeckten 
dicken,  keiligen  Grundachsen  aufrecht,  dicht  aneinander  gepreßt,  ohne  Ausläufer. 
Blätter  flach  oder  zusammengefaltet,  bis  4 mm  breit,  dickrandig,  stechend  zugespitzt, 
am  Rande  und  Kiele  etwas  rauh.  Scheinähren  eiförmig  bis  kurzwalzlich,  0’6 — 15mm 
dick.  Hüllspelzen  eilänglich,  grannig  zugespitzt.  Deckspelzen  mehr  minder  be- 
haart; Mittelgranne  1/i — 3/4mal  so  lang  als  die  Spelze;  die  Seitennerven  in  Zähne 
oder  kurze  Grannen  auslaufend.  Griffel  verlängert,  viel  länger  als  die  Narben- 
schenkel. 

In  Alpentriften  der  Kalkhochgebirge. 

Bosnien:  Auf  der  Troglav-  (B.),  Treskavica-  (B.,  Exs.  Nr.  148b),  Bjelasnica-  (*B.),  Tresko- 
vac-  (R.),  Maglid-  und  Volujak  PL  (B.).  — Herzegowina:  Auf  allen  Gipfeln  der  Prenj  PL  (*B., 
Exs.  Nr.  148  a),  auf  der  Porim-,  Plasa- ! !,  Övrsnica-  (V.),  Cabulja-  (B.),  Vran-  (Fr.  Br.),  Velez-!! 
(Mu.)  und  Bjelasica  PL  (Mu.);  in  der  Bjela  gora:  um  Grab,  am  Gubar,  Vuci  zub,  Prasa,  Gnjela 
greda,  Stirovnik,  Svitavac,  zwischen  Vrbanje  und  Oijen  (V.),  Stitar  (Begovid);  auf  dem  Leotar 
bei  Trebinje  (B.).  — Juni  bis  August. 

a.  typica  [G.  Beck,  Fl.  Südbosn.,  1.  c.  — S.  robusta  Schott  et  Kotschy,  Nym.,  Analecta, 
1 (1854)].  - — - Scheinähre  mehr  minder  walzlich,  bis  6 cm  lang,  dabei  6—15  mm 
dick.  Mittelgranne  1/4mal  bis  höchstens  J/2 mal  so  lang  als  die  Deckspelze;  die 
Seitennerven  in  sehr  kurze  Grannen  oder  begrannte  Zähne  auslaufend.  Sehr 
kräftig,  die  Halme  40 — 90  cm  hoch,  Blätter  bis  5 mm  breit.  — Verbreitet. 

ß.  intermedia  [Beck,  Fl.  Bosn.  in  Glasn.,  XV  (1903),  27].  — Ganz  wie  vorige,  doch 
die  Scheinähre  eiförmig  bis  kurzwalzlich,  etwa  2 — 3 cm  lang,  8 — 10  mm  dick. 
Da  manche  Stöcke  die  Form  der  Scheinähren  von  cc  und  ß tragen,  nicht  immer 
scharf  geschieden.  — Verbreitet. 

y.  montenegrina  [Beck,  Fl.  Bosn.,  a.  a.  O.].  — Scheinähre  eilänglich,  1'5 — 2 cm  lang. 
Deckspelze  wie  bei  a.  In  allen  Teilen  kleiner.  Stengel  20 — 25  cm  lang.  Blätter 
2 — 3 mm  breit. 

Montenegro:  Krstac  ober  Cattaro  (B.),  bei  Njegus  (Born.!). 


438 


II.  Naturwissenschaft. 


d.  fallax  [G.  Beck,  Fl.  Südbosn.,  1.  c.].  — Scheinähren  eiförmig,  länglich  bis  walzlich, 
2-5 — 5 cm  lang,  1 — L5  cm  breit.  Mittelgranne  etwa  2/3 — 3/4mal  so  lang  als  die 
Deckspelze;  die  seitlichen  Grannen  meist  deutlich  entwickelt.  Wie  a kräftig 
entwickelt. 

Bosnien:  Treskavica  (B.).  — Herzegowina:  VeleZ  (B.).  — Montenegro:  Veliki  Maglic 

(Szyszyl  owicz). 

s.  hercegovina  [G.  Beck,  Fl.  Südbosn.,  1.  c.].  — Scheinähren  länglich  bis  kurz- 
walzlich,  25 — 4 cm  lang,  10 — 12  mm  breit.  Deckspelzen  kurz  begrannt.  Seiten- 
grannen fehlend.  Die  äußeren  Seitennerven  meist  vor  dem  Rande  verschwindend. 
Wie  a kräftig  entwickelt. 

Herzegowina:  In  der  Prenj  PL,  auf  dem  VeleZ  (B.). 

i ].  stenophylla  [G.  Beck,  Fl.  Südbosn.,  1.  c.].  — Scheinähren  länglich-walzlich,  3 — 4 cm 
lang,  etwa  6 mm  dick.  Deckspelzen  wie  bei  e.  Kräftig  wie  a.  Blätter  schmal 
zusammengelegt,  kaum  2 mm  breit. 

Bosnien:  Am  Yolujak  (B.).  — Montenegro:  Am  Sutormangebirge  (B.). 

Zum  Formenkreise  der  S.  nitida  dürfte  auch  Sesleria  alba  [Pant.,  nicht 
Sibth.  et  Sm.,  Prodr.  fl.  graec.,  I,  56  (1806)]  gehören,  welche  am  Gliva  bei  Trebinje 
in  der  Herzegowina  angegeben  wird. 

3.  Sesleria  coerulans  [Friv.  in  „Flora“  (1836),  438;  cfr.  Beck,  Fl.  Südbosn.  in  ANH., 

V (1890),  560.  — S.  marginata  Gris.,  Spie.  Fl.  Rum.,  II,  442  (1844)!].  — Locker- 
rasig, oft  mit  Läufern  versehen,  niedrig.  Blätter  rasch  pfriemlich  zugespitzt,  gegen 
die  Spitze  rauh,  dickrandig.  Scheinähre  kopfig  bis  eilänglich.  Hüllspelzen  grannig 
zugespitzt.  Deckspelzen  reichlich  behaart;  Mittelgranne  über  ^mal  und  bis  4/5mal 
so  lang  als  die  Spelze,  die  Seitennerven  in  deutliche  Grannen  auslaufend.  Griffel 
sehr  kurz. 

Auf  grasigen,  steinigen  Stellen  in  der  alpinen  Region  der  Kalkhochgebirge. 
Bosnien:  (*AK.,  aber  die  Angabe  in  Asch,  et  Graebn.,  Syn.,  II,  317,  nicht  bestätigt),  auf 
der  Treskavica  bei  1800m  (B.,  fide  Hackel),  auf  der  Gola  Jahorina,  Muharnica  bei  Doljani  (F.). 
— Herzegowina : Auf  der  Jastrebica  in  der  Bjela  gora  (*P.).  — Juli,  August. 

4.  Sesleria  coerulea  [Harduin,  Anim.  bot.  spec.,  H,  p.  XVIII,  Tab.  6,  Fig.  3 — 5 (1764)]. 
a.  calcarea  [Opiz,  Seznam,  91  (1852)  und  Exs.  als  Art;  Celak.,  Res.  in  Sitz.  böhm. 

Ges.  der  Wiss.  (1888),  466.  — S.  varia  Wettst.  in  Abh.  ZBG.  (1888),  557],  — 
Blätter  unbereift.  — In  Wiesen,  an  steinigen  Stellen,  auf  Felsen  bis  in  die  alpine 
Region. 

Bosnien:  (*AK.),  um  Sarajevo  (H.),  auf  dem  Trebevic  und  in  den  Miljackaschlucliten  (F.), 
im  Vogoscatale  (B.),  bei  Vares  (Pr.),  im  Drinatale  unter  Drinsko  (B.),  am  Volujaksee  iu  der  Maglic 
PI.  (B.);  im  Kruskopolje  am  Cincar  (B.),  auf  der  Kamesnica  (R.).  — April,  Mai,  im  Gebirge  später. 

ß.  uliginosa  [Opiz,  1.  c.,  als  Art;  Celak.,  1.  c.,  466.  — S.  coerulea  Wettst.,  1.  c.,  555]. 
— Blätter  auf  der  Oberseite  weißlich  bereift. 

Bosnien:  In  Sumpfwiesen  bei  Kupres  (*F. !).  Am  Jedovnik  bei  Grahovo  (R.)‘? 

y.  angustifolia  [Hackel  et  Beck  in  Beck,  Fl.  Südbosn.  in  ANH.,  II,  42  (1887)  und 

V (1890),  558].  — Blätter  unbereift,  höchstens  2 mm  breit,  meist  schmäler,  kurz 
zugespitzt. 

Die  typische  Form  besitzt  2 — 2-5  mm  breite,  an  der  Spitze  fast  abgerundete 
Blätter.  S.  rigida  [Heuff.  in  Reich.,  Fl.  Germ.,  140 3 (1830)]  ist  habituell  dieser 
Varietät  sehr  ähnlich,  weist  jedoch  am  Blattquerschnitte  unter  der  äußeren  Ober- 
haut eine  geschlossene  Sklerenchymschichte  auf,  welche  der  S.  coerulea  fehlt. 

Bosnien:  Um  Sarajevo  auf  Felsen  des  Orlovac,  zirka  1100m  (*B.),  bei  Starigrad,  in  den 
Miljackaschluchten  (B.),  im  KruSko  polje  bei  Livno  (B.). 


Beck  v.  Mannagetta.  Flora  von  Bosnien,  der  Herzegowina  und  des  Sandzaks  Novipazar.  439 

Hierzu  dürfte  auch  die  von  Hofmann  bei  Sarajevo  angeführte  S.  filifolia 
[He uff.]  gehören. 

5.  Sesleria  tenuifolia  [Schrad.,  Fl.  Germ.,  I,  172,  Tab.  6,  Fig.  4 (1806)].  — Auf 
steinigen  Stellen,  Felsen,  in  Alpentriften  der  Kalkhochgebirge. 

Bosnien:  Auf  der  Osjecenica  (B.),  Klekovaca! ! (F.),  Dinara,  Troglav  (B.);  bei  Ivljuc,  Vares 
(Fo.),  amVlasicü  (*S.),  Bjelasnica,  Treskavica,  Visoeica  (B.);  um  Sarajevo:  im  Miljackatale! ! (F.), 
auf  dem  Trebevic!!  (H.),  Debelo  brdo  (Fo.),  Ponor  Rakitnica  bei  Rogatica,  auf  der  Romanja-  (B.), 
Kiek-  (F.l,  Dumos-  (Fo.),  Treskovac-,  Lunjevaca-  (R.),  Lisin-  (V.),  Lelja-,  Maglie-  und  Yolujak  PI. 
(B.);  bei  Livno! ! (F.),  am  Cincar  (B.),  auf  der  Kamesnica  und  Vjestica  (Pr.);  am  Veliki  Vitorog  (R.). 
— Herzegowina:  Bei  Konjica  (Fo.),  überall  auf  der  Prenj  PI.  bis  auf  die  Spitze  des  Otis,  2097  m 
(B.),  auf  der  Glogovo-,  Porim-  (Y.),  Övrsnica-  (Pi.)  und  Velez  PI.!!  (Fo.);  bei  Orakovac  und  auf 
der  Jastrebica  in  der  Bjela  gora  (*  P.).  — Mai  bis  August. 

ß.  juncifolia  [Suffren  in  Host,  Ic.  Gram.,  IV,  138,  Tab.  22  (1809),  als  Art;  March., 
Fl.  Trieste,  628  (1897)].  — In  allen  Teilen  üppiger  und  kräftiger.  Stengel  bis 
60  cm  hoch.  Blätter  dickborstlich,  1 — 1-4toto  dick.  - — - Unter  dem  Typus  selten. 

Bosnien:  Auf  dem  Vlasic! ! (*S.,  Exs.  Nr.  41).  — Herzegowina:  Auf  dem  Leotar  bei  Tre- 
binje  (*B.). 

y.  interrupta  [Vis.,  Fl.  Dalm.,  I,  87,  Tab.  II,  Fig.  1 (1842),  als  Art;  Asch,  et  Kan., 
Catal.  Serb.  Bosn.,  9 (1877)].  — Kräftig.  Rispe  verlängert,  bis  5 cm  lang,  mehr 
minder  unterbrochen. 

Bosnien:  Auf  Kalkfelsen  des  Schlosses  Srebrenik  (*S.),  auf  der  Osjecenica  (B.),  auf  dem 
Cincar  bei  Livno  (F. !).  — Herzegowina : Cesali  nächst  Visoka  glavica  (V.)  und  auf  der  Jastrebica 
(*P.)  in  der  Bjela  gora. 

6.  leptophylla  [G.  Beck,  Fl.  Stidbosn.  in  ANH.,  II  (1887),  42],  — Blätter  dünn- 
borstlich  (mit  schwächeren  Sklerenchymbündeln  über  den  Nerven  als  beim  Typus), 
auf  der  Scheide  und  im  unteren  Teile  der  Spreite  flaumig  kurzhaarig.  Scheinähre 
dichtblütig.  Blüten  oft  kleiner.  — Mit  dem  Typus. 

Bosnien:  Auf  dem  Trebevic,  auf  der  Treskavica-,  Bjelasnica-  und  Romanja  PI.  (*B.).  — 
Herzegowina:  Auf  der  Prenj-,  Cabolja-  und  VeleZ  PI.  u.  a.  O.  (*B.). 

e.  festucacea  [G.  Beck,  Fl.  Bosn.  in  Glasn.,  XV  (1903),  28],  — Spannhoch.  Blätter 
sehr  dünnfädlich,  0-3  toto  bis  kaum  05  mm  dick.  Halme  gleich  dick,  eine  walzliche 
Scheinähre  tragend,  die  aus  wenigen  (4 — 6)  von  einander  entfernten  Ährchen  besteht. 

Dalmatien:  In  steinigen  Alpentriften  der  Dinara  bei  zirka  1800m  (*B.). 

35.  Arundo. 

[L,,  Gen.,  ed.  VI,  38,  Nr.  93,  z.  T.;  Hackel  in  NPflF.,  II  2,  68.  — Donax  P.  Beauv.,  Agrost.,  77  (1812).] 

1.  Arundo  donax  [L.,  Spec.  pl.,  81  (1753).  — Donax  arundinaceus  P.  Beauv.,  1.  c., 

161],  — An  feuchten  Stellen,  Gewässern  im  Gebiete  der  mediterranen  Flora. 

Herzegowina:  An  der  Narenta  bei  Mostar  (*Str.),  zwischen  Dracevo  und  Metkovic  (B.), 
im  unteren  Laufe  der  Narenta!  ! (Vis.).  — September  bis  Dezember. 

36.  Phragmites. 

[Trin.,  Fund.  Agrost.,  134  (1820);  Hackel  in  NPflF.,  112,68.  — Czernya  Presl,  Gram.  Sic.,  22  (1818).] 

1.  Phragmites  communis  [Trin.,  1.  c.,  134.  — Czernya  arundinacea  Presl,  1.  c.,  22; 

Fl.  Sic.,  I,  XLIV  (1826).  — Cz.  phragmites  G.  Beck  in  Sched.  — Phragmites 
phragmites  Karst.,  Deutsch!  Fl.,  379  (1881)].  — An  Gewässern,  in  Sümpfen  bis 
in  die  Voralpen. 

Bosnien:  Häufig  in  den  Niederungen  und  größeren  Flußtälern  (*AK.).  — Herzego lvina: 
Um  Mostar  (Str.),  Jezero  bei  Obrnje  (Mu.),  an  der  unteren  Narenta  (B.),  in  der  Bjela  gora  (*P.) 
u.  a.  O.  — Juli  bis  September. 


440 


II.  Naturwissenschaft. 


37.  Diplachne. 

[P.  Beauv.,  Agrost.,  80  (1812);  Hackel  in  NPflF.,  II  2,  69.] 

1.  Diplachne  serotina  [Link,  Hort.  reg.  Berol.,  I,  55  (1827)].  — An  steinigen,  buschigen 
Stellen. 

Bosnien:  Crna  Rijeka  am  Vrbas  (*  V.),  um  Suha  (Pr.),  am  Maglie  und  Volujak  (nach  Pr., 
doch  sehr  unwahrscheinlich).  — Herzegowina:  (*AK.),  auf  der  Glogovo  PI.,  im  Grabovica-  und 
DresSnicatale  (V.),  im  Bjelo  polje,  am  Hum  bei  Mostar  (V.);  bei  Buna  (Mu.),  am  Leotar  bei  Tre- 
binje  (V.).  — August  bis  Oktober. 

• (Hb  fl 

38.  Molinia. 

[Schrank,  Bayr.  Fl.,  I,  100,  334  (1789);  Hackel  in  NPflF.,  II  2,  69.] 

1.  Molinia  coerulea  [Mönch,  Meth.,  183  (1794).  — M.  varia  Schrank,  1.  c.,  334].  — 

In  Sümpfen,  an  feuchten  Stellen  bis  in  die  Voralpen. 

Bosnien:  Um  Bihac  (Boll.),  auf  der  Kozara  PI.  (B.),  bei  Vrbanja  nächst  Banjaluka  (C.), 
zwischen  Prnjavor  und  Dervent  (B.),  bei  Sitnica,  Varcar  Vakuf  (*H.);  auf  der  Vilenica  (Fr.  Br.),  um 
Vares  (Pr.),  im  Kosevotale  bei  Sarajevo  (M.),  auf  dem  Trebevic  (Fo.),  bei  Visegrad  (B.).  — Herze- 
gowina: Auf  der  Prislab  PI.  in  der  Bjela  gora  (*V.),  im  Nevesinjsko  polje  (Mu.).  — August, 
September. 

Es  wurden  neben  dem  Typus  beobachtet  (vgl.  Beck,  Fl.  Niederöst.,  93;  Asch,  et  Graebn., 

Syn.,  II,  337):  ß.  altissinia  [Link,  Hort.  Berol.,  I,  197  (1820),  als  Art].  — y.  littoralis  [Host,  Fl. 

Austr.,  I,  118!!  (1827),  als  Art],  — cf.  arundinacea  [Schrank,  1.  c.,  336,  als  Art]. 

39.  Eragrostis. 

[Host,  Ic.  Gram.,  IV,  14  (1809);  Hackel  in  NPflF.,  II  2,  69.] 

1.  Eragrostis  megastachya  [Link,  Hort.  Berol.,  I,  187  (1827).  — *E.  major  Host,  1.  c., 

14,  Tab.  24  (1809)].  — Auf  sandigen,  unkultivierten  Stellen,  in  Weingärten. 

Bosnien:  Bei  D.  Tuzla  (M. !),  Banjaluka  (H.) ; auf  der  Zelengora  (Pr.);  bei  Visegrad  (M.). 

— Herzegowina:  Um  Mostar!,  Buna  (Mu.),  bei  Trebinje  (*P.).  — Juli  bis  Oktober. 

Var.  cilianensis  [Asch,  et  Graebn.,  Syn.,  II,  371  (1900).  — E.  leersioides  Guss., 

Syn.  fl.  Sicil.,  I,  103  (1842)]. 

Herzegowina:  Bei  Mostar  (*Pi.!).  — April. 

2.  Eragrostis  minor  [Host,  1.  c.,  15,  Tab.  69],  — Auf  sandigen  Stellen,  in  Brachen, 

Ackern. 

Bosnien:  Bei  Dervent  (B.),  im  Miljackatale  bei  Sarajevo  (*Fo.),  im  Sarajevsko  polje  (M.), 
an  der  Drina  bei  Visegrad  (B.).  — Herzegowina:  (*AK.),  bei  Mostar  (Fo.),  Buna  (Mu.),  am  Hum 
bei  Trebinje  (V.),  bei  Bilek  (Hensch).  — Juli  bis  September. 

3.  Eragrostis  pilosa  [P.  Beauv.,  Agrost.,  162  (1812)].  — An  gleichen  Stellen  wie 

vorige. 

Bosnien:  Bei  Banjaluka  (*H.),  D.  Tuzla  (M.);  auf  der  Zelengora,  um  Ustikolina  (Pr.),  bei 
Hrastnica  im  Sarajevsko  polje  (M.).  — Herzegowina:  Um  Mostar  (*V. !).  — Juli  bis  September. 

40.  Koeleria. 

[Pers.,  Syn.,  I,  97  (1805);  Hackel  in  NPflF.,  n 2,  70.] 

1.  Koeleria  gracilis  [Pers.,  1.  c.,  97,  als  Art,  z.  T.  — K.  cristata  var.  minor  Neilr., 

Fl.  Niederöst.,  53  (1859);  a.  gracilis  G.  Beck,  Fl.  Niederöst.,  79  (1890)].  — Blätter 
und  Scheiden  rundum  mit  kürzeren,  seltener  etwas  längeren,  weichen  Haaren 
besetzt,  nicht  steif  gewimpert,  am  Rande  nicht  auffällig  dicker  und  nicht  oder  nur 
fein  rauhzackig.  Blüten  3'5 — 4 mm,  Antheren  L2 — 15  mm,  kaum  bis  2 mm  lang. 

— In  trockenen  Wiesen,  auf  steinigen,  sonnigen  Stellen. 


Beck  v.  Mannagetta.  Flora  von  Bosnien,  der  Herzegowina  und  des  Sandzaks  Novipazar.  441 


Bosnien:  Bei  Petrovac  (B.),  auf  dem  Vlasic  (B.,  nicht  ganz  typisch),  am  Trebevic  (Mu.  nach 
Hackel).  Wahrscheinlich  im  nördlichen  Bosnien  weiter  verbreitet.  — Mai  bis  Juli. 

Koeleria  cristata  [Pers.,  1.  c.  — K.  ciliata  A.  Kern,  in  Asch,  et  Graebn.,  Syn.,  II, 
358].  — Blätter  und  Scheiden  rundum  mit  langen,  steifen  Haaren  besetzt,  am  Rande 
nicht  auffällig  verdickt  und  nicht  rauhzackig;  Blattscheiden  oft  auch  kurzflaumig. 
Blüten  6 — 7 mm,  Antheren  2 5 — 3 mm  lang. 

Wie  vorige. 

Bosnien:  Bei  Travnik  und  auf  dem  Vlasic  (*S.,  Exs.  Nr.  57),  bei  Vares  (Pr.),  um  Sarajevo 
(H.),  im  Zeljeznicatale,  auf  der  Treskavica,  um  Suha  und  Tientista  im  Sutjeskatale  (Pr.).  — Her- 
zegowina: Am  Gliva  bei  Trebinje  (*P.),  sehr  unwahrscheinlich.  — Mai  bis  Juli. 

Auch  die  var.  montaua  Hausm.,  Fl.  Tir.,  978  (1852)  wurde  in  Bosnien  am  Trebevic  von 
*M.  beobachtet. 

Koeleria  splendens  [Presl,  Cyp.  et  Gram,  sic.,  34  (1820)!!;  Asch,  et  Graebn., 
Syn.,  II,  359],  — Blattspreiten  steiflich,  am  Rande  deutlich  knorpelig  verdickt 
und  von  ziemlich  groben  Zacken  rauh.  Zwischen  den  Zacken  oft  steife  Wimpern 
vorhanden.  Scheiden  kahl,  flaumig,  selten  zottig.  Blüten  5 — 6'5  mm  lang  (selten 
kleiner),  Antheren  25 — 3 mm  lang. 

<x.  typica  [K.  splendens  Presl,  1.  c. ! ! — K.  gracilis  A.  Kern.,  Fl.  exs.  Austro-Hung., 
Nr.  695,  non  Pers.  — K.  australis  f.  glabra  G.  Beck,  Fl.  Südbosn.  in  ANH.,  II 
(1887),  43.  — K.  crassipes  Freyn  in  Abh.  ZBG.  (1877),  464,  nicht  Lange].  — 
Blätter  am  Rande  ungewimpert  oder  nur  mit  sehr  wenigen  Wimpern  besetzt. 
Ährchen  gestielt  oder  ungestielt.  Blüten  5 — 6 mm  lang.  Die  Spelzen  am  Kiele 
rauh,  sonst  kahl  oder  sehr  fein  flaumig.  — In  Bergwiesen,  an  steinigen,  felsigen 
Stellen  bis  in  die  hochalpine  Region. 

Bosnien:  Auf  der  Vranica  Ph,  wie  z.  B.  auf  der  Vitrusa  (B.),  auf  dem  Trebevic  (Mu.),  auf 
der  Treskavica  (*B.),  am  Brdo  um  Sarajevo,  auf  der  Visocica,  am  Maglic,  Cincar  (B.).  — Herze- 
gowina: Überall  in  der  Prenj  PL,  auf  der  Plasa!!  (V.),  Trinaca  (B.),  Cvrsnica!  (V.),  Cabulja(B.); 
um  Mostar  (B.),  auf  dem  Podvelez  (Raap-Callier,  PI.  Here.,  Nr.  102!),  auf  dem  VeleiS  (Mu.);  bei 
Rakitno  (F. !),  Nevesinje  (V.),  auf  der  Crvanj  PL  (Mu.),  bei  Stolac  (B.),  Tihaljina  (F. !,  als  K.  cri- 
stata var.  bidbosa  Borb.),  am  Hum  bei  Trebinje,  Abhänge  zwischen  Lastva  und  Orahovac,  bei  Trebe- 
sinje  Han  (*V.),  in  der  Bjela  gora  auf  dem  Gubar  (V.).  — Juni  bis  August. 

Kommt  mit  feinflaumigen  und  mit  fast  zottigen  Blattscheiden  [=  semiglabra  Beck,'  Fl.  Bosn. 
in  Glasn.,  XV  (1903),  30],  dann  mit  kleineren,  4 — 5 mm  langen  Blüten  [=  subcaudata  Asch,  et 
Graebn.,  1.  c.,  360),  mit  kürzeren  oder  längeren  Scheinähren,  mit  stärker  oder  schwächer  verdickten 
Grundachsen,  mit  flachen  oder  eingerollten,  kurzen  und  gekrümmten  oder  längeren,  mehr  aufrechten 
Blättern  vor. 

ß.  grandiflora  [Bert,  in  Roem.  et  Schult.,  Syst.  Mant.,  II,  345  (1824);  Pari.,  Fl. 
ital.,  I,  326  (1848).  — K.  cristata  var.  argentea  G.  Beck  in  Baen.,  Herb.  Europ.].  — 
Blätter  am  Rande  reichlich  steif  gewimpert.  Spelzen  kahl.  — Variiert  wie  a. 

Bosnien:  Bei  Dobretici,  am  Kajabasa  und  Vlasic ! ! (*Fr.  Br.),  um  Sarajevo  (Breindl),  auf 
dem  Trebevic  (F.  als  K.  cristata]).  — Herzegowina:  (*AIv.),  bei  Podorosac  (M.),  um  Mostar!! 
(Born,  als  K.  gracilis ),  zwischen  Blagaj  und  Jovanovic  Ivaraula,  am  Ostvelez  (B.),  zwischen  Pries- 
nica  und  Jasen  (B.  als  K.  cristata ),  auf  der  Prenj-  (Engler!)  und  Vran  PL  (V.),  um  Trebinje,  auf 
dem  Leotar  (B.),  in  der  Bjela  gora  (Haw. !).  — Mai  bis  Juli. 

y.  canescens  [Vis.,  Fl.  Dalrn.,  I,  71  (1842),  als  Varietät  der  K.  cristata.  — K.  australis 
A.  Kern,  in  ÖBZ.  (1867),  8;  Fl.  exs.  Austro-hung.,  Nr.  694!  — K.  crassipes  var. 
v elutina  Freyn,  1.  c.,  465].  — Blätter  am  Rande  mehr  minder  geAvimpert.  Hüll- 
und  Deckspelzen  insbesondere  gegen  die  Spitze  mehr  minder  langhaarig.  Ändert 
in  den  vegetativen  Teilen  wie  a ab. 

Bosnien:  Auf  der  Lelja  PL  (*B.).  — HerzegOAvina:  Bei  Konjica  (*Fo.),  auf  der  Visocica- 
(B.),  Plasa-  (ß.)  und  Velez  PL! ! (Mu.),  bei  Vlaholje,  im  Zalomskatale  bei  Pluzine  (Fo.),  bei  Tre- 
binje (Fo.),  am  Leotar  (B.).  — Juli,  August. 


442 


II.  Naturwissenschaft. 


4.  Koeleria  phleoides  [Pers.;  Syn.,  I,  97  (1805)].  — An  bebauten  und  unbebauten, 
an  steinigen,  sandigen  Stellen  im  Gebiete  der  mediterranen  Flora. 

Herzegowina:  Bei  Buna  nächst  Mostar!  (Mu.),  bei  Trebinje  (*P-),  um  Ljubuski  (F.).  — Mai 
• bis  Juli. 


41.  Catabrosa. 

[P.  Beauv,  Agrost.,  97,  PL  XIX,  Fig.  VIII  (1812);  Hackel  in  NPflF.,  II  2,  70.] 

Catabrosa  aquatica  [P.  Beauv.,  1.  c.,  157],  — An  Gewässern. 

Bosnien:  (*AK.),  im  2eljeznicatale,  nächst  IlidZe,  bei  Mjesajce  im  Sutjeskatale  (Pr.).  — 
Sommer. 

ß.  uniflora  [S.  F.  Gray,  Nat.  Arrang.,  133  (1821);  Asch,  et  Graebn.,  Syn.,  II,  444], 
Bosnien:  An  Rinnsalen  im  Moscanicatale  bei  Sarajevo  (*M.). 


42.  Melica. 

[L.,  Gen.,  ed.  VI,  34,  Nr.  82;  Hackel  in  NPflF.,  II  2,  71.] 

1.  Melica  ciliata  [L.,  Spec.  pl.,  66  (1753)].  — Auf  Felsen,  steinigen  Stellen,  insbesonders 

auf  Kalk  bis  in  die  voralpine  Region. 

ct.  typica  [G.  Beck,  Fl.  Niederöst.,  91  (1890).  — Var.  Linnaei  Hackel  in  Hai.  et 
Braun,  Nachtr.  Fl.  Niederöst.,  19  (1882).  — M.  nebrodensis  Pari.,  Fl.  Palerm.,  I, 
20  (1845)]. 

Bosnien:  Im  Kalkgebiete  überall  häufig  (*S.),  so  z.  B.  bei  Bihac,  Varcar  Vakuf,  Banjaluka, 
Kljuc,  Jajce,  Travnik,  Sarajevo,  Vares,  Rogatica,  Foca,  Kalinovik,  Livno,  am  Prolog  u.  a.  O.  — 
Außerhalb  desselben  am  Grad  von  Zvornik  (J.),  auf  der  Vrto  glavica  (J.).  — Herzegowina:  Überall 
häufig! ! (*AK.).  — Mai  bis  Juli. 

Die  f.  trebinjensis  [Strobl,  Fl.  Nebrod.  in  „Flora“  (1879),  185,  SA.  114,  als  Art]. 
— Mittlere  Nerven  der  Deckspelze  nicht  rauh,  sondern  kurz  behaart. 
Herzegowina:  Am  Gliva  bei  Trebinje  (P.  als  M.  nebrodensis,  * Strobl). 

ß.  transsylvanica  [Schur,  Enum.  pl.  Transsylv.,  764  (1866),  als  Art;  Hackel,  1.  c.,  19], 
Herzegowina:  Um  Mostar!!  (*Boru.). 

2.  Melica  altissima  [L.,  Spec.  pl.,  66  (1753)].  — An  buschigen  Orten  und  Heckeu. 

Bosnien:  Auf  der  Zelen  gora  (nach  *Pr.,  doch  meines  Erachtens  unwahrscheinlich).  — 
Juni,  Juli. 

3.  Melica  nutans  [L.,  Spec.  pl.,  66  (1753)].  — In  Vorhölzern,  lichten  Wäldern,  auf 

Waldblößen  bis  in  die  voralpine  Region. 

Bosnien:  Auf  der  Osjecenica  (F.),  bei  Banjaluka  (H.),  Travnik,  auf  dem  Vlasic  (*S.,  Exs. 
Nr.  56),  bei  2epce  (H.),  um  Vares  (Fo.),  Sarajevo!!  (H.),  auf  dem  Trebevic  (B.),  am  Troglav  bei 
Livno  (B.),  auf  der  Kamesnica,  Vjestica,  um  Ublje  (Pr.).  — • Herzegowina : Auf  der  Porim-  und 
Prislab  Pl.  bei  Jablanica  (V.),  auf  dem  VeleäS  (Mu.),  bei  Station  Milanov  odsiek,  Grab,  Nevesinje 
(V.),  auf  der  Jastrebica  (*P.),  am  Vuci  zub  (V.).  — Mai  bis  Juli. 

4.  Melica  uniflora  [Retz.,  Observ.,  I,  10  (1779)].  — In  Wäldern,  Vorhölzern  bis  in 

die  voralpine  Region. 

Bosnien:  Auf  der  Gomila  bei  Krupa  (B.),  Debeljaca  bei  Bihac  (B.),  am  Grmec  Grad  bei 
Smoljana  (Fo.),  am  Hum  bei  Jajce  (B.),  am  Ponir  bei  Banjaluka  (C.),  um  Travnik  und  auf  dem 
Vlasic,  zwischen  Budkovic  und  Zenica  (*S.,  Exs.  Nr.  54),  zwischen  Travnik  und  Gucaninov  han 
(S.),  auf  dem  Trebevic  (R. !),  am  Igman  bei  Blazuj  (B.),  auf  der  Preslica  (V.),  im  2eljeznicatale, 
bei  Trnovo,  Kalinovik,  bei  Podvitez  (Pr.),  im  Govzatale  bei  Jelec,  in  der  Lelja  Pl.,  bei  Prjevor 
und  im  Susicki  potok-Tale  am  Maglic  (B.);  auf  der  Suljaga,  Kamesnica,  Vel.  Sator  (Pr.),  am  Cincar 
(B.).  — Herzegowina:  Stitar  Pl.  bei  Rakitno  (Begovic,  f.  V.),  unter  Buschwerk  bei  Nevesinje 
(V.),  auf  der  Crvanj  Pl.  (Mu.),  am  Gliva  bei  Trebinje,  bei  Vucijak  (*P.),  am  Stirovnik,  Svitavac, 
Subra  in  der  Bjela  gora  (V.).  — Mai,  Juni. 


Beck  v.  Mannagetta.  Flora  von  Bosnien,  cler  Herzegowina  und  des  Sandzaks  Novipazar.  443 


43.  Briza. 

[L.,  Gen.,  ed.  VI,  35,  Nr.  84;  Hackel  in  NPflF.,  H 2,  72.] 

1.  Briza  maxima  [L.,  Spec.  pl.,  70  (1753)].  — An  steinigen,  unkultivierten  Stellen, 

auf  Brachen  im  Gebiete  der  mediterranen  Flora. 

Bosnien:  (*AK.),  aber  in  Asch,  et  Graebn.,  Syn.,  II,  439,  nicht  bestätigt;  verschleppt  am 
Janinabache  bei  Öajnica  (Zivotsky!).  — Herzegowina:  Um  Mostar  (Pi.),  auf  der  Osanica  gla- 
vica  bei  Stolac  (B.),  um  Trebinje  (*P.),  am  Hum  und  Gliva  bei  Trebinje  (V.),  bei  Drieno  (Fo.). 
— Mai,  Juni. 

2.  Briza  media  [L.,  Spec.  pl.,  70  (1753)].  — In  Wiesen,  auf  steinigen  Stellen  bis  in 

die  voralpine  Region. 

Bosnien:  Häufig,  insbesondere  auf  kalkarmem  Boden,  so  bei  Novi,  Krupa,  Biliac,  auf  der 
Kozara,  um  Travnik  (*S.,  Exs.  Nr.  53),  Sarajevo,  Vares,  Kupres,  Glamoc  u.  a.  O.  — Herzegowina: 
Bei  Vucijak  in  der  Bjela  gora  (*P.),  am  Cesaliberge  bei  Station  Visoka  Glavica  (V.).  — Saudzak 
Novipazar:  Zwischen  Prjepolje  und  Bistrica  im  Limtale  (*B.).  — Mai  bis  August. 

3.  Briza  minor  [L.,  Spec.  pl.,  70  (1753)].  — An  steinigen,  unkultivierten  Stellen,  in 

Brachen,  Weingärten  im  Gebiete  der  mediterranen  Flora. 

Bosnien:  Nach  Pr.  im  Zeljeznicatale,  auf  der  Zelen  gora,  um  Suha  im  Sutjeskatale,  bei 
Ustikoline,  Previla,  auf  der  Kamesnica,  Mal.  Sator,  Vjestica  gora,  offenbar  verwechselt.  — Herze- 
gowina: Um  Mostar  (*Str.),  an  der  unteren  Narenta  (Neumayer,  f.  Visiani).  — Mai,  Juni. 

44.  Dactylis. 

[L.,  Gen.,  ed.  VI,  35,  Nr.  86;  Hackel  in  NPflF.,  II  2,  72.] 

1.  Dactylis  glomerata  [L.,  Spec.  pl.,  71  (1753)].  — In  Wiesen,  an  unkultivierten, 
steinigen,  sonnigen  Stellen  bis  in  die  voralpine  Region  (1600  m ). 

Häufig  und  verbreitet  in  Bosnien  (*S.)  und  in  der  Herzegowina  (*P.).  ■ — Mai,  Juni. 

Es  wurden  beobachtet  die  Formen:  1.  scabra  [Mann  in  Opiz,  Naturalientausch,  58  (1824), 
als  Art],  — 2.  ciliata  [Peterm.,  Fl.  Lips.,  80].  — 3.  nemorosa  [Ivlett  u.  Rieht.,  Fl.  Leipz.,  110 
(1830)  = var.  gracilis  Form,  in  ÖBZ.  (1888),  272]. 

ß.  hispanica  [Roth,  Cat.  bot.,  I,  8 (1797),  als  Art;  Koch,  Synops.  fl.  Germ.,  808 
(1837)]. 

Bosnien:  Zwischen  Öuica  und  Borova  glava  (*S.,  Exs.  Nr.  58),  am  Cincar  bei  Livno  (S.). 
— Herzegowina:  Um  Mostar  (Pi.),  Zitomislic  (Mu.),  bei  Stolac  (B.),  Trebinje  (*P.).  — Mai,  Juni. 

45.  Cynosurus. 

[L.,  Gen.,  ed.  VI,  36,  Nr.  87,  z.  T.;  Hackel  in  NPflF.,  II  2,  73.] 

1.  Cynosurus  cristatus  [L.,  Spec.  pl.,  72  (1753)].  — In  Wiesen  bis  in  die  voralpine 

Region  (1600  m). 

Bosnien:  Häufig  (*S.,  Exs.  Nr.  59).  — Herzegowina:  Um  Konjica  (Fo.),  bei  Umoljane  (B.), 
bei  Ljubuski  (F. !).  — Juni  bis  August. 

2.  Cynosurus  echinatus  [L.,  Spec.  pl.,  72  (1753)].  — In  Äckern,  Brachen,  auf  steinigen, 

unbebauten  Orten  bis  in  die  voralpine  Region  (1600  m). 

Bosnien:  Bei  Vrnograc  (Fo.),  auf  der  Gomila  bei  Krupa,  bei  Han  Begovac  bei  Bihac,  um 
Petrovac  (B.)  und  gegen  Ilan  Bravsko  (B.),  bei  Janjila,  Sitnica,  Surjan  (Fo.),  Ivanjska  (B.),  Banja- 
luka  (H.),  um  Travnik,  Fojnica  (*S.,  Exs.  Nr.  60),  bei  Pogari  (Fo.),  im  Vogoseatale  bei  Sarajevo 
(B.),  um  Podhum,  Vaganja,  Grkovac  (Pr.).  — Herzegowina:  Im  Tresanicatale  und  bei  Konjica 
(B.),  auf  der  Prenj  Pl.  (B.),  bei  Jablanica!  (V.),  im  Doljankatale  bei  Kama  (F.),  um  Nevesinje  (Fo.), 
bei  Pluüine,  im  Zalomskatale  (Fo.),  um  Mostar  (Pi.,  Raap-Callier,  Pl.  Here.,  Nr.  160!),  am  Hum 
(V.)  und  Leotar  (B.),  bei  Trebinje,  Grancarevo,  Vucijak  (*P.),  Grbesi,  Bilek  (Fo.).  — Juni,  Juli. 


444 


II.  Naturwissenschaft. 


46.  Sclerochloa. 

[P.  Beauv.,  Agrost.,  97,  PI.  XIX,  Fig.  IV,  z.  T.  (1812);  Benth.  et  Hook.,  Gen.  pl.,  III,  1194;  Hackel  in 

NPflF.,  II  2,  73.] 

1.  Sclerochloa  dura  [P.  Beauv.,  1.  c.,  177  et  Expl.  des  planch.,  12],  — Auf  trockenen, 
unbebauten  Stellen  in  Heiden. 

Bosnien:  Im  2eljeznicatale,  bei  Foca  (Pr.),  au  der  Kravica  bei  Nova  Kasaba  (* J.),  um 
Kupres  (Pr.).  — Herzegowina:  Bei  Trebinje  (*P.).  — Mai,  Juni. 

47.  Poa. 

[L.,  Gen.,  ed.  VI,  34,  Nr.  83  (z.  T.);  Hackel  in  NPflF.,  II  2,  73.] 

1.  Poa  annua  [L.,  Spec.  pl.,  68  (1753)].  — Auf  Grasplätzen,  wüstem  und  bebautem 

Boden,  an  Wegen  bis  in  die  alpine  Region. 

Bosnien:  Bei  Novi  (B.),  Banjaluka  (H.),  um  Travnik  (*S.,  Exs.  Nr.  51),  Vares  (Fo.),  Sara- 
jevo (H.),  im  2eljeznicatale  (Pr.),  auf  der  Preslica  (V.),  bei  Trnovo,  Kalinovik,  Kupres,  Bugojno 
(Pr.),  Suha  (Pr.),  Foca  (Fo.),  Ustikolina  (Pr.),  Nova  Kasaba  (J.).  — Herzegowina:  (*AK.),  bei 
Konjica  (Fo.),  um  Mostar  (Str.).  — Fast  während  des  ganzen  Jahres. 

2.  Poa  bulbosa  [L.,  Spec.  pl.,  70  (1753),  z.  T.].  — Auf  sonnigen,  sandigen  und  steinigen 

Plätzen,  auf  Felsen. 

Bosnien:  Bei  Novi,  Otoka,  Krupa,  Varcar  Vakuf,  Petrovac  (B.),  Banjaluka  (H.),  um  Travnik ! 
(*S.,  Exs.  Nr.  48),  Vares  (Pr.),  Sarajevo  (H.),  im  Zeljeznicatale,  bei  Trnovo,  Kalinovik  (Pr.),  auf 
der  Bjelasnica,  Treskavica  (B.),  Mala  Ljubusa  (F.),  auf  der  Zelen  gora,  Gornje  bare,  bei  Prjevor, 
Suha,  am  Volujak  (Pr.),  im  Drinatale  bei  Brod  (Fo.),  auf  der  Suljaga-,  Troglav-  und  Sator  Pl.  (Pr.), 
auf  der  Dinara  (B.).  — Herzegowina:  Um  Mostar!  (Str.),  bei  Zimlje  gornji,  Rujiste  (Baenitz, 
f.  B.),  auf  dem  Velez  (B.),  bei  Bilek  (*P.).  — April  bis  Juni. 

Überall  auch  proliferierend:  f.  vivipara  [Koel.,  Descr.  Gram.,  189  (1802)]. 

ß.  pseudoconcinna  [Schur,  Enum.  pl.  Transsylv.,  773  (1866),  als  Art;  Asch,  et 
Graebn.,  Syn.,  II,  392  (1900)]. 

Herzegowina:  Um  Mostar  (*Pi.). 

y.  concinna  [Gaud.,  Agrost.  Helv.,  I,  196  (1811),  als  Art;  Beck,  Fl.  Niederöst.,  82 
(1890);  Hackel  in  litt.]. 

Herzegowina:  Am  Gliva  bei  Trebinje,  am  Draca  bei  Pridvorce,  auf  der  Koristna  greda  bei 
Vucijak  in  der  Bjela  gora  (*P.). 

3.  Poa  alpina  [L.,  Spec.  pl.,  67  (1753)]. 

a.  typica  [G.  Beck,  Fl.  Niederöst.,  83  (1890)].  — Meist  kräftig,  bis  60  cm  hoch. 
Grundblätter  2 — 4 mm  breit,  selten  schmäler,  nicht  knorpelig  berandet.  Rispen- 
äste zur  Blütezeit  wagrecht  abstehend,  glatt  oder  rauh,  meist  zahlreiche  und 
4 — 6blütige  Ährchen  tragend.  Hüllspelzen  spitz.  Deckspelzen  fast  stumpflich,  alle 
mehr  minder  purpurn  überlaufen  oder  hellgrün  (f.  viridiflora  G.  Beck,  1.  c.). 

Auf  moorigen  und  steinigen  Stellen  der  voralpinen  Region  bis  auf  die  Hoch- 
gipfel,  auf  Kalk  und  Schiefer. 

Bosnien:  Auf  dem  Vlasid! ! (*S.),  der  Osjecenica! ! und  Klekovaca! ! (F.),  auf  der  Vranica 
(Mu.),  so  auf  den  Spitzen  Matorac,  Tikva,  Vitrusa,  beim  Prokosko  jezero  (B.),  auf  der  Igman-,  Bje- 
lasnica-, Hranisava-,  Treskavica-,  Visocica-,  Romanja-,  Lelja-,  Dumos-,  Maglic-  und  Volujak  Pl.  (B.); 
um  Vares,  Präici  (Pr.),  auf  dem  Trebevic  und  in  der  näheren  Umgegend  von  Sarajevo  (B.),  am 
Kiek  und  auf  der  Gola  Jahorina  (F.),  am  Troglav  (B.),  auf  der  Kamesnica-  und  Cincar  Pl.  (Pr.), 
auf  der  Dinara  (B.). — Herzegowina : Bei  Rujiste  (Baenitz!),  bei  Nevesinje,  am  Mala  VeleZ  (V.), 
in  der  Crvanj  Pl.  (A.),  auf  der  Plasa  und  Cvrsnica  (*  V.),  am  Gubar  in  der  Bjela  gora  (V.).  — 
Juni  bis  August. 

ß.  brevifolia  [DC.,  Synops.  fl.  Gail.,  131  (1806),  als  Art;  Gaudin,  Agrost.  Helv.,  I, 
193  (1811)].  — Blätter  breit,  verkürzt,  am  Rande  deutlich  knorpelig  verdickt, 
trocken  gekrümmt.  Rispe  armährig,  oft  zusammengezogen.  Spelzen  spitz. 


Beck  v.  Mannagetta.  Flora  von  Bosnien,  der  Herzegowina  und  des  Sandzaks  Novipazar.  445 

An  steinigen,  trockenen  Stellen. 

Bosnien:  (*AK.),  am  Vlasic  (B.),  auf  der  Romanja  PI.  (B.),  Yolujak  (B.). 
y.  pumila  [Host,  Fl.  Austr.,  I,  146  (1827),  als  Art;  Reichenb.,  Ic.  fl.  Germ.,  I,  35, 
Tab.  LXXXIII,  Fig.  1629  (1834)].  — Niedrig,  meist  kaum  20  cm  hoch,  dichtrasig, 
feinhalmig.  Blätter  kurz,  schmal,  bis  2 mm  breit,  oft  zusammengefaltet,  mit  un- 
deutlichem Knorpelrande.  Rispenäste  zur  Blütezeit  abstehend,  meist  wenige  Ährchen 
(mit  3 — 6 Blüten)  tragend.  Spelzen  mehr  minder  purpurn  überlaufen  oder  hell- 
grün (f.  pallidißora).  Hüllspelzen  fein,  oft  grannig.  Deckspelzen  deutlich  zugespitzt. 

Auf  steinigen  Stellen  der  Kalkhochgebirge. 

Bosnien:  Auf  dem  Vlasic!!  (S.  als  var.  minor  Kumm,  et  Sendtn.  in  „Flora“,  1849,  755),  in 
der  Vranica  PI.  auf  den  Kalkgipfeln  Vitrusa  und  Krstac  (B.),  auf  der  Lisin-  und  Preslica  PI.  (V.), 
bei  Vrelo  Bosne  (Fo.),  überall  um  Sarajevo,  auf  dem  Trebevic  (*B.),  zwischen  Prijesnica  und  Jasen 
(B.),  auf  allen  Gebirgen  Südbosniens,  so  auf  der  Igman-,  Treskavica-,  Bjelasnica-  (*B.),  Visocica-, 
(B.),  Dumos-  (Fo.),  Maglic-  und  Volujak  PL!!  (A.\  bei  Kalinovik,  Foca  (Fo.),  am  Troglav  (B.).  — 
Herzegowina:  Auf  der  Morinje-  (Fo.),  Prenj-  (B.),  Cabulja-  (B.),  Plasa-!,  Cvrsnica-!  (V.),  Porim- 
(Baenitz!)  und  VeleZ  PI.  (Mu.);  bei  Nevesinje  (Fo.)?,  in  der  Bjela  gora:  am  Oijen  (Asch.),  auf 
der  Gnila  greda  (V.!).  — Mai  bis  Juli. 

d.  badensis  [Haenke  in  Willd.,  Spec.  pl.,  I,  392  (1797),  als  Art;  Koch,  Syn.  fl. 
Germ.,  803  (1837)].  — Dichtrasig.  Halme  kräftig,  bis  40  cm  hoch.  Grundblätter 
2 — 3 mm  breit,  knorpelig  berandet.  Rispenäste  zur  Blütezeit  aufrecht  abstehend, 
reichährig.  Ährchen  scharf  zweischneidig,  reich- (5 — 10)blütig,  meist  grün.  Spelzen 
zugespitzt  oder  spitz. 

Auf  steinigen  Stellen. 

Bosnien:  Bei  2epce,  um  Sarajevo,  auf  der  Romanja  Pl.  (*B.);  am  Vratlo  (Fo.)?  — Herze- 
gowina: (*AK.),  im  Zalomskatale  bei  Pluzine  (Fo.)? 

!e.  glaucescens  [G.  Beck,  Fl.  Südbosn.  in  ANH.,  II  (1887),  44],  — Dichtrasig.  Grund- 
blätter höchstens  2 mm  breit,  am  Rande  kaum  knorpelig  verdickt,  seegrün.  Rispe 
und  Ährchen  wie  bei  d.  badensis.  In  der  Tracht  der  P.  pumila  Host  ähnlich. 
Bosnien:  Auf  dem  Trebevic  und  dessen  Abhängen  gegen  Sarajevo  (*B.). 

rj.  brattia  [G.  Beck,  Fl.  Bosn.  in  Glasn.,  XV  (1903),  33].  — Dichtrasig,  bis  22  cm 
hoch.  Blätter  schmal,  kaum  1 mm  breit,  faltig  eingerollt,  am  Rande  etwas  knorpelig, 
knorpelspitzig,  x/3  — ^mail  so  lang  als  der  zarte  Halm.  Rispenäste  wagrecht  ab- 
abstehend, rauh.  Ährchen  hellgrün,  etwas  purpurn  überlaufen,  reich- (10 — 1 2) bliitig. 
Hüllspelzen  bespitzt,  die  untere  drei-,  die  obere  fünfnervig.  Blüten  nicht  verwebt. 
Deckspelzen  breit  eiförmig,  spitz,  bis  zur  Mitte  deutlich  dreinervig. 

Dalmatien:  Auf  Felsen  des  Mte.  S.  Vito  auf  Brazza  (*B.).  — Juni. 

4.  Poa  minor  [Gaud.,  Agrost.,  I,  204;  Beck,  Fl.  Niederöst.,  84],  — Auf  steinigen 
Alpentriften,  an  Schneegruben  der  Kalkhochgebirge. 

Bosnien:  Auf  dem  Volujak,  auf  der  Treskavica-  (*B.)  und  Troglav  Pl.  (B.).  — Herzego- 
wina: Auf  der  Prenj-  (B.),  Plasa-!!  und  Cvrsnica  Pl.  (V.!). 

5.  Poa  cenisia  [All.,  Auct.,  40,  Nr.  2209  (1789)].  — Im  Felsschutte,  an  Schneegruben 
der  Kalkhochgebirge. 

Bosnien:  Auf  dem  Maglic,  Troglav  bei  Livno  (*B.).  — Herzegowina:  (*AK.),  auf  der  Prenj- 
(B.),  Plasa-,  Trinaca-  (B.)  und  Cvrsnica  Pl.  (V.),  in  der  Bjela  gora:  am  Orjen,  auf  der  Gnila  greda 
(V.!).  — Juni  bis  August. 

6.  Poa  caesia  [Smith,  Fl.  Brit.,  I,  103  (1800)].  — Auf  steinigen,  trockenen  Stellen  bis 
in  die  alpine  Region. 

Bosnien:  Auf  dem  Vlasic  [*S.  als  P.  glauca  Sm.,  Engl.  Fl.,  I,  128  (1824),  nicht  DC.].  Nach 
der  von  Kummer  und  Sendtner  [in  „Flora“,  1849,  755]  gegebenen  Beschreibung  ob  des  länger 
vorgezogenen  Blatthäutchens  ungewiß.  — Juni  bis  August. 

B.  1 ‘ 


446 


II.  Naturwissenschaft. 


7.  Poa  nemoralis  [L.,  Spec.  pl.,  69  (1753)].  — In  lichten  Wäldern,  unter  Buschwerk, 

an  steinigen  Stellen,  Bergwiesen  bis  in  die  alpine  Region. 

Bosnien:  Häufig!!  (*S.).  — Herzegowina:  Auf  der  Vele2-!!  (Raap-Callier,  PI.  Here., 
Nr.  247!),  Crvanj-,  Bjelasica-  (Mu.)  und  Morinje  PI.  (Fo.).  — Juni  bis  September. 

In  folgenden  Formen  beobachtet:  vulgaris  [Gaud.,  Agrost.  Helv.,  I,  179  (1811)].  — firniula 
[Gaud.,  1.  c.,  181].  — coarctata  [Gaud.,  1.  c.,  185].  — glauca  [Gaud.,  1.  c.,  189], 

8.  Poa  palustris  [L.,  Syst.,  ed.  X,  874  (1759)].  — An  feuchten  Stellen,  Ufern. 

Bosnien:  (*AK.),  in  der  Zelen  gora,  um  Previla  (Pr.),  bei  Kosa  im  Unatale  (Bell.),  am 
Vlasic  (Br.  Fr.),  im  Livansko  polje  (B.).  — Herzegowina:  An  der  Buna  (*Str.).  — Juni,  Juli. 

9.  Poa  trivialis  [L.,  Spec.  pl.,  67  (1753)].  — In  Talwiesen,  an  feuchten  Stellen,  Ufern 

bis  in  die  alpine  Region. 

Bosnien:  Häufig! ! (*S.,  Exs.  Nr.  43,  44). 

10.  Poa  attica  [ßoiss.  et  Heldr.  in  Boiss.,  Diagn.,  ser.  I,  XIII,  57  (1853);  Freyn  in 

Abh.  ZBG.  (1877),  469;  Kern.,  Fl.  exs.  Austro-Hung.,  Nr.  287,  II  (aber  nicht  I)]. 
— Von  Poa  trivialis  L.  durch  kriechende,  Ausläufer  treibende,  oft  perlschnur- 
artig verdickte  Grundachsen,  schmälere,  mit  fast  aneinanderhegenden,  dicken 
Nerven  durchzogene  Blätter,  durch  die  mehr  längliche,  im  oberen  Teile  gedrängte 
Rispe  mit  aufrechten  Asten,  kleinen  Blüten  und  durch  die  Tracht  und  Innovation 
der  P.  'pratensis  verschieden. 

In  Weingärten,  Wiesen,  auf  Schutt,  erdigen  Stellen,  unter  Buschwerk. 
Herzegowina:  Bei  Mostar  (Born.,  f.  B.),  auf  dem  Vele2  (B.),  im  Gacko  polje  (Riedel!, 
f.  B.).  — Mai  bis  Juli. 

11.  Poa  pratensis  [L.,  Spec.pl.,  67  (1753)]. 

u.  typica  [G.  Beck,  Fl.  Niederöst.,  85  (1900).  — Var.  vulgaris  Gaud.,  Agrost.  Helv., 
I,  212  (1811)].  — In  Wiesen,  an  sandigen,  sonnigen  Stellen  bis  in  die  alpine  Region. 

Bosnien:  Bei  Krupa  (Fo.),  auf  der  Gomila  (B.),  bei  Bihac  (B.),  Doboj  (Fo.),  um  Travnik, 
auf  dem  Vlasic,  bei  Fojnica  (*S.,  Exs.  Nr.  47),  bei  Banjaluka  (H.),  Vares  (Pr.),  um  Sarajevo  und 
an  anderen  Orten  in  Südbosnien  verbreitet  (B.),  auf  der  Kamesnica-  und  Sator  Pl.,  bei  Glamoc, 
auf  der  Hrbljina  (Pr.).  — Herzegowina:  Bei  Bilek  (*P.).  — Sommer. 

Die  f.  anceps  [Gaudin,  Fl.  Helv.,  I,  260  (1828)]. 

Herzegowina:  Am  Gliva  bei  Trebinje  (*P.). 

ß.  angustifolia  [L.,  1.  c.,  als  Art;  Sm.,  Fl.  Brit.,  I,  105  (1800)].  — An  gleichen 
Stellen. 

Bosnien:  Um  Novi,  Otoka,  Bihac,  auf  der  Grmec  Pl.  (B.),  um  Travnik!  (*S.),  auf  der  Vile- 
nica  (Fr.  Br.),  auf  der  Pogorelica  bei  Fojnica  (Schwarz!),  um  Sarajevo  (B.),  auf  dem  Trebevic,  der 
Lelja  Pl.  (B.).  — Herzegowina:  Bei  Mostar,  Domanovic,  Ljubinje  (Fo.),  wohl  ?.  — Juni  bis  August. 

12.  Poa  compressa  [L.,  Spec.  pl.,  69  (1753)].  — Auf  sonnigen,  trockenen,  steinigen 

Stellen,  Felsen,  Mauern  bis  in  die  voralpine  Region. 

Bosnien:  Bei  Jajce,  Kljuc  (B.),  Banjaluka  (H.),  Travnik,  zwischen  Sutjeska  und  Borovica, 
an  der  Suljaga  (*S.,  Exs.  Nr.  49),  auf  der  Vlaska  gromila  (Fr.  Br.),  um  Vares  (Pr.),  um  Sarajevo 
(B.),  am  Trebevic  (Fo.),  bei  Pazaric  (B.),  im  2eljeznicatale,  um  Suha,  auf  dem  Maglic  und  Volujak 
(Pr.),  auf  der  Troglav-  (B.),  Kamesnica-,  Sator-,  Cincar-  und  Malovan  Pl.  (Pr.),  bei  D.  Tuzla  (M.). 
— Herzegowina:  (*AK.),  in  der  Tresanicaschlucht  bei  Konjica  (B.),  auf  der  Cabulja  Pl.,  bei  Mostar 
(B.),  um  Bojiste  im  Nevesinjsko  polje  (Mu.).  — Juni,  Juli. 

ß.  Langeana  [Reich.,  Fl.  Germ.,  1404  (1830),  als  Art;  Koch,  Syn.,  ed.  2,  932  (1844)]. 

Bosnien:  Am  Kajabasa  bei  Travnik  (*Br.  Fr.). 

13.  Poa  Chaixii  [Vill.,  Fl.  Delph.,  7 in  Gilib.,  Syst.  PL,  I (1785).  — P.  sylvatica  Chaix 

in  Vill.,  Hist.  pl.  Dauph.,  II,  128.  — P.  sudetica  Haenke,  Reis.  Riesengeb.,  120 
(1791)].  — In  Wäldern,  an  steinigen,  wiesigen  und  buschigen  Stellen  der  vor- 
alpinen Region. 


Beck  v.  Mannagetta.  Flora  von  Bosnien,  der  Herzegowina  und  des  Sandzaks  Novipazar.  447 

Bosnien:  Auf  der  Vranica  PL,  mehrfach  namentlich  an  den  Abhängen  des  Matorac  (B.);  auf 
der  Preslica  Pi.  (*V.),  Treskavica,  Zelengora,  um  Pijevor  und  auf  dem  Maglic  (Pr.).  — Herze- 
gowina : Auf  der  Porim  Pi.  (V.).  — Juli,  August. 

14.  Poa  hybrida  [Gauel.,  Agrost.,  I,  215  (1811)].  — An  gleichen  Stellen  wie  vorige. 

Bosnien:  Auf  der  Sisa-  und  Lisina  PI.  (*B.);  um  Prjevor  (Pr.).  — Herzegowina:  Nach 
*AK.,  aber  in  Asch,  et  Graebn.,  Syn.,  II,  424,  nicht  bestätigt.  — Juli,  August. 

15.  Poa  violacea  [Bell.,  App.  ad  Fl.  Pedem.,  8,  Tab.  1 (1792).  - — Festuca  pilosa  Hall.  f. 

in  Suter,  Fl.  Helv.,  I,  56  (1802)].  — In  alpinen  Triften. 

Bosnien:  Auf  dem  Vlasic  (*S.,  Exs.  Nr.  75),  am  Kajabasa  bei  Travnik  (Fr.  Br. !),  auf  dem 
Maglic  und  Volujak  (Pr.),  auf  dem  Troglav  (B.).  — Herzegowina  (*AK.),  wo?  — Juli,  August. 

48.  Glyceria. 

[R.  Br.,  Prodr.  Fl.  Nov.  Holl.,  I,  179  (1810);  Hackel  in  NPflF.,  II  2,  74.] 

1.  Glyceria  aquatica  [Wahl.,  Fl.  Gotliob.,  18  (1820).  — G.  spectabilis  Mert.  u.  Koch, 

Deutschi.  Fl.,  I,  586  (1823)]. 

Bosnien:  In  Sümpfen  bei  Bosnisch-Brod  (*V.),  bei  Prijedjela,  am  Düaferov  potok  (Pr.).  — 
Juni  bis  August. 

2.  Glyceria  fluitans  [R.  Br.,  1.  c.,  179  (z.  T.)].  — An  Gewässern,  auf  nassen  Stellen 

bis  in  die  voralpine  Region. 

Bosnien:  Bei  Krupa,  Vrbanja  (Fo.),  Banjaluka  (H.),  Travnik  (*S.,  Exs.  Nr.  61),  an  der  Bosna 
und  Lasva  (S.),  um  Vares  bei  Droskovac  und  Mijakoviöi  (Pr.),  bei  Kobila  glava  nächst  Sarajevo  (S.), 
bei  Previla  und  Pod  Vitez  (Pr.),  Tarcin,  um  Buskoga  blata  (Pr.).  — Herzegowina:  Am  Zalomski 
potok  im  Nevesinjsko  polje  (*Mu.),  im  Gacke  polje  (Riedel!).  — Juni  bis  September. 

3.  Glyceria  plicata  [Fries,  Nov.  flor.  Suec.  Mant.,  II,  6 (1839)].  — An  gleichen  Stellen 

wie  vorige  bis  in  die  Hochalpenregion. 

Bosnien:  (*AK.),  in  Nord- und  Mittelbosnien  verbreitet,  so  bei  Kljuc! ! (F. !),  Banjaluka  (H.), 
im  Dobrnicatale  zwischen  Banjaluka  und  Prnjavor  (B.),  am  Smolin  bei  2epce  (B.),  bei  Travnik 
(Br.),  um  Vares  (Pr.),  in  der  Alpenregion  der  Vranica  (Mu.),  um  Sarajevo  (M.),  im  Sarajevsko  polje, 
auf  dem  Trebevic  (B.),  in  der  Zelengora,  bei  Previla  und  Pod  Vitez  (Pr.).  — Herzegowina:  Im 
Nevesinjsko  polje  bei  ^iljevo  und  Pustoljane  (*Mu.),  im  Gacko  polje  (Riedel!).  — Juni  bis  August. 

49.  Atropis. 

[Rupr.,  Fl.  Samoj.,  64  (1854),  nach  Griseb.  in  Ledeb.,  Fl.  Ross.,  IV,  388;  Hackel  in  NPflF.,  II  2,  74; 

Beck,  Fl.  Niederöst.,  88.] 

1.  Atropis  distans  [Gris.,  1.  c.].  — Auf  wüsten,  unbebauten,  salzhaltigen  Orten. 
Bosnien:  Banjaluka,  Maglaj  a.  V.  (H.).  — Sommer. 

Atropis  palustris  [ Festuca  palustris  Seenus,  Reise,  72  (1805).  — Atropis  festucae- 
formis  G.  Beck,  Fl.  Niederöst.,  89  (1890)],  dürfte  sich  auch  am  Meerstrande  der 
Sutorina  vorfinden. 

50.  Festuca. 

[L.,  Gen.,  ed.  VI,  36,  Nr.  88  (z.  T.).  - — - Sectio  Eufestuca  Neilr.,  Fl.  Niederöst.,  71  (1859);  Hackel  in  NPflF., 
II  2,  74.  — Vgl.  Hackel,  Mon.  Fest,  europ.  (1882)]. 

1.  Festuca  capillata  [Lam.,  Fl.  franj..,  IH,  597,  exkl.  ß (1778).  — F.  ovina  var.  Hack., 

Fest.,  85].  — Auf  sandigen,  lichten  Waldstellen. 

Bosnien:  Zwischen  Travnik  und  Fojnica  (fide  Hackel).  — Mai,  Juni. 

2.  Festuca  ovina  [L.,  Spec.  pl.,  73  (1753).  — F.  ovina  var.  vulgaris  Hack.,  Fest.,  86]. 

— An  steinigen  Stellen,  in  Bergwiesen,  auf  trockenen  Waldstellen. 

Bosnien:  Auf  der  Osjecenica  (F.),  bei  Banjaluka  (H.),  um  Travnik,  an  den  Vlasic -Abhängen, 
zwischen  Kakanj  und  Kloster  Sutjeska  (*S.),  um  Vares  (Pr.),  bei  Tarcin,  Glamoc,  Preodac,  auf  der 


448 


II.  Naturwissenschaft. 


Vjeltica  gora,  Yel.  Malovan  (Pr.),  ferner  auf  der  Treskavica,  Gornje  bare,  am  Maglic,  Volujak  (nach 
Pr.).  — Herzegowina:  Auf  der  Prenj  PI.  (F.),  am  Gliva  bei  Trebinje  (*P.).  Alle  Angaben  sind 
erst  festzustellen.  — Mai,  Juni. 

3.  Festuca  duriuscula  [L.,  Spec.  pl.,  74  (1753).  — F.  ovina  var.  Hack.,  Fest.,  89], 

— Auf  steinigen,  felsigen  Stellen  bis  in  die  voralpine  Region. 

Bosnien:  Bei  Banjaluka  (H.),  auf  dem  Vlasic!  (*S.,  Exs.  Nr.  71,  72);  bei  Zenica  (S.),  am 
Matorac  bei  Vojnica  (B.),  auf  dem  Trebevic  bei  Sarajevo  (B.),  bei  Prjevor,  in  der  Zelengora  (Pr.). 
— Herzegowina:  (*AK.),  auf  der  Visoeica  Pl.  (B.).  — Mai  bis  Juli. 

ß.  crassifolia  [Gaud.,  Fl.  Helv.,  I,  287,  als  Varietät  der  F.  glauca.  — F.  ovina  subvar. 
Hack.,  Fest.,  91]. 

Herzegowina:  Auf  der  Visoeica  Pl.  (*B.). 

y.  villosa  [Schrad.,  Fl.  Germ.,  I,  320  (1806),  als  Varietät  der  F.  ovina.  — F.  ovina 
subvar.  Hack.,  Fest.,  91], 

Herzegowina:  Am  Hum  bei  Mostar  (B.). 

4.  Festuca  glauca  [Lam.,  Dict.  enc.,  II,  459  (1789).  — F.  ovina  var.  Hack.,  Fest.,  94], 

— Auf  steinigen,  trockenen  Stellen. 

Bosnien:  Im  Miljackatale  bei  Sarajevo  (Fo.,  fide  Hackel).  — Herzegowina:  (*A.  K.),  Plana 
doljaja  bei  Neuma  kula,  bei  Begovic  kula  (Fo.). 

ß.  pallens  [Host,  Gram.  Austr.,  II,  Tab.  88  (1802),  als  Art.  — F.  ovina  var.  Kumm, 
u.  Sendt.  in  „Flora“  (1849),  756;  subvar.  Hack.,  Fest.,  95]. 

Bosnien:  Auf  Serpentin  bei  Maglaj  (*S.,  Exs.  Nr.  70),  zwischen  Borovica  und  Kloster  Sut- 
jeska  (S.),  auf  sonnigen  Felsen  bei  Bukovica  (S.). 

5.  Festuca  vaginata  [Waldst.  et  Kit.  in  Willd.,  Enurn.,  116  (1809).  — F.  amethystina 

Host,  Gram.  Austr.,  II,  Tab.  89  (1802).  — F.  ovina  var.  vaginata  Hack.,  Fest.,  97]. 
Bosnien:  Auf  Bergen  zwischen  Fojnica  und  Travnik  (*S.,  Exs.  Nr.  73).  — Mai  bis  Juli. 
Nach  Kummer  und  Sendtner  [in  „Flora“,  1849,  756]  von  der  Wiener  Pflanze  durch 
schmälere,  weniger  starre,  nicht  stechende  Blätter,  kleinere  Ährchen  und  breitere  (glatte,  wehrlose) 
Spelzen  abweichend.  Ob  hierher  gehörig? 

6.  Festuca  valesiaca  [Schleich,  bei  Gaud.,  Agrost.,  I,  242  (1811).  — F.  ovina  var. 

Hack.,  Fest.,  101].  — Auf  sonnigen,  trockenen,  steinigen  Stellen,  in  Bergwiesen. 

Bosnien:  Um  Petrovac  (B.),  bei  Kljuc  (Fo.),  auf  dem  Vlasic  (B.),  beim  Kastell  von  Travnik 
(*Br.  Fr.,  Br.  als  F.  sulcata  var.  silesiaca),  auf  dem  Trebevic  bei  Sarajevo  (Fo.).  — Herzegowina: 
Am  Pod  Vele2  und  Hum  bei  Mostar!  (*Fo.),  auf  den  Ausläufern  des  Vele2  gegen  Bojiste  im  Neve- 
sinjsko  polje  bei  1000m  (Mu.,  fide  Hackel),  bei  Kalinovik,  Vlaholje  (Fo.),  um  Trebinje,  Agio 
Most  (B.).  — ■ Mai,  Juni. 

7.  Festuca  dalmatica  [Hack.,  Fest.,  102,  als  Varietät  der  F.  ovina],  — Auf  steinigen, 

felsigen  Stellen,  in  Bergheiden. 

Bosnien:  Auf  der  Kozara  Pl.  (B.),  bei  Novi  (Fo.)  ?,  auf  der  Dinara  (B.)  ?.  — Herzego- 
wina: Auf  dem  Velez  bei  1800 — 2000m  (Born.!),  am  Pozelje  und  Hum  bei  Mostar  (*Fo.),  bei 
Nevesinje  (Fo.).  — Mai,  Juni. 

8.  Festuca  pseudovina  [Hack.,  Fest.,  102,  als  Varietät  der  F.  ovina  und  214].  — 

Auf  trockenen,  dürren  Grasplätzen  bis  in  die  voralpine  Region. 

Bosnien:  Bei  Novi,  um  Petrovac  (B.),  bei  Gladnik  (Fr.  Br.),  bei  Travnik  auf  dem  Felajic 
(S.  als  F.  ovina  var.  alpina,  fide  * Hackel),  auf  der  Dinara  (B.).  — Herzegowina:  Am  Hum  bei 
Mostar  (B.),  Agio  Most  bei  Trebinje  (B.).  — Mai,  Juni. 

ß.  Sendtneri  [Rieht.,  Pl.  Eur.,  95  (1890).  — Var.  pauciflora  Kumm.  u.  Sendtn.  in 
„Flora“,  1849,  756,  als  Varietät  der  F.  ovina,  non  Hartm.;  Hac  k.,  Fest.,  103,  als 
Subvar.].  — Durch  die  nur  5 mm  langen,  zwei-,  selten  dreiblütigen  Ährchen  und  die 
zierlichen,  oben  etwas  flaumigen  Stengel  ausgezeichnet. 

Bosnien:  Im  Aufstiege  von  Poljane  gegen  Borovica  (*S.). 


Beck  v.  Mannagetta.  Flora  von  Bosnien,  der  Herzegowina  und  des  Sandzaks  Novipazar.  449 


9.  Festuca  sulcata  [Hack.,  Fest.,  104  (1882),  als  Varietät  der  F.  ovina  und  215].  — 

Auf  trockenen  Grasplätzen. 

Bosnien:  Um  Travnik  (*Hackel),  um  Sarajevo  (Hackel),  auf  der  Romanja  PI.  (B.).  — 
Herzegowina:  Auf  der  Cabolja  PI.  bis  1100  m (B.),  am.  OstveleZ  (B.).  — Mai,  Juni. 

ß.  rupicola  [Heuff.  in  Verh.  ZBG.  (1858),  233,  als  Art.  — F.  ovina  subvar.  barbulata 
Hack.,  Fest.,  105]. 

Herzegowina:  Auf  der  Cabolja  PI.  (*B.).  — Juni. 
y.  hirsuta  [Host,  Gram.  Austr.,  H,  Tab.  85,  als  Art.  — F.  ovina  var.  Kumm.  u.  Sendtn. 
in  „Flora“  (1849),  755;  subvar.  Hack.,  Fest.,  105]. 

Bosnien:  Auf  trockenen  Wiesen  um  Travnik,  auf  dem  Vlasic,  bei  Zenica  (*S.,  Exs.  Nr.  69, 
71,  85),  um  Sarajevo,  auf  dem  Trebevic  (M.). 

d.  glaucantha  [Hack.,  Fest.,  105,  als  Subvarietät  der  F.  ovina], 

Herzego w'ina : Auf  steinigen  Stellen  am  Vele2  bis  800  m (*B.). 

10.  Festuca  Panciciana  [Hack.,  Fest.,  106,  als  Varietät  der  F.  ovina  und  214  (1882)]. 

— Auf  steinigen  Stellen  und  Felsen  bis  in  die  voralpine  Region. 

Bosnien:  Um  Travnik!:  bei  Bukovica  (S.,  fide  *Hackel),  auf  dem  Vlasic  (B.),  unter  dem 
Kajabasa  und  auf  der  Vlaska  gromila  (Fr.  Br.),  auf  der  Vilenica  (B.) ; bei  Vares,  Pogari,  im  Stavnja- 
tale  bei  Suljescica  (Fo.);  auf  den  Trebevicabhängen  bei  Sarajevo!!  (Blau,  fide  *Hackel),  auf  der 
Crvena  stjena  in  der  Romanja  PI.  (B.),  auf  dem  Troglav  (B.).  — Herzegowina:  In  der  Prenj  PL 
(B.),  auf  dem  Veleü,  1400 — 1500  m (B.).  — Mai  bis  Juli. 

ß.  rigidifolia  [Hack,  bei  Beck,  Fl.  Südbosn.,  II  in  ANH.,  II  (1887),  45].  — Durch 
kräftigen  Wuchs  und  längere,  graugrüne,  derbere  und  steifere,  mit  dickeren,  oft 
sich  vereinigenden  Sklerenchymsträngen  versehene  Blätter  ausgezeichnet. 

Bosnien:  Auf  den  Abhängen  des  Trebevic  gegen  Sarajevo  (*B.),  Vratlo  in  der  Treskavica  (B.). 
Es  kommen  auch  Übergangsformen  zu  F.  saxatilis  [Schur,  Enum.  pl.  Transsylv.,  791  (1866). 
— F.  ovina  subvar.  Hack.,  Fest.,  105]  vor,  so  am  Trebevic  (B.),  auf  dem  Glog  bei  Sarajevo  (Fo.), 
auf  der  Romanja  Pl.  (B.). 

11.  Festuca  stenantha  [Hack.,  Fest.,  110,  als  Varietät  der  F.  ovina  und  215],  — Auf 

felsigen  Stellen  der  Hochgebirge. 

Bosnien  (Sendtner,  fide  *Hackel).  — Herzegowina:  Am  Orjen  (Asch.,  fide  *Hackel). 
— Juni,  Juli. 

12.  Festuca  Halleri  [All.,  Fl.  Ped.,  II,  253  (1785),  exkl.  loc.  nat. ; F.  ovina  var.  Hack., 

Fest.,  112],  — Auf  felsigen  Stellen  der  Hochgebirge. 

Bosnien:  Auf  der  Treskavica  bei  2000m  (*B.,  t.  Hackel),  auf  dem  Bregoc,  Maglic  und 
Volujak  (Pr.).  — Herzegowina:  Am  Ortis  in  der  Prenj  PL,  auf  der  Övrsnica  (*  V.).  — Juni,  Juli. 

13.  Festuca  alpina  [Suter,  Fl.  Helv.,  I,  55  (1802).  — F.  ovina  subsp.  Haek.,  Fest., 

116],  — In  Alpentriften. 

Bosnien  und  Herzegowina:  (*AK.),  als  F.  ovina  ß.  alpina  (Gaud.)  Koch.  Die  von  Kummer 
und  Sendtner  in  „Flora“,  1849,  S.  755  angegebene  F.  ovina  var.  alpina  bezieht  sich  jedoch  nach 
Hackel,  1.  c.,  103  auf  F.  pseudovina  ß.  typica  Hack. 

14.  Festuca  amethystina  [L.,  Spec.  pl.,  74  (1753);  Hack.,  Fest.,  122].  — In  Wiesen, 

an  Waldrändern. 

Bosnien:  (*Hackel),  am  Gredoviti  vrh  bei  Bihac  (Boll.). 
ß.  Kummeri  [F.  violacea  var.  mutica  Kumm.  u.  Sendt.  in  „Flora“,  1849,  756],  — 
Plalme  an  den  Knoten  wie  die  Blattscheiden  ametliystfärbig  und  bereift.  Blätter 
steif borstlich,  siebennervig,  mit  neun  starken  Sklerenchymbündeln  versehen,  1/3  bis 
*/2  so  lang  als  die  Halme.  Das  oberste  Halmblatt  die  aufrechte,  lineallanzettliche, 
mit  angedrückten  Asten  versehene  Rispe  erreichend.  Alle  Spelzen  reichlich  kurz- 
haarig; die  Deckspelzen  breit  lanzettlich,  grannenlos. 

Bosnien:  Auf  grasigen  Alpentriften  des  Vlasic!!  (S.).  — Juli. 


Band  IX. 


29 


450 


II.  Naturwissenschaft. 


15.  Festuca  heterophylla  [Lam.,  Fl.  frang.,  600  (1778).  — F.  rubra  subspec.  Hack., 

Fest.,  130].  — In  lichten  Wäldern,  auf  Waldblößen,  auch  in  Wiesen  und  auf  Felsen 
bis  in  die  voralpine  Region. 

Bosnien:  Am  Krnin  in  der  Kozara  PI.,  bei  Kljuc,  Jajce  (B.),  Travnik  (Br.),  auf  dem  Vlasic 
(*S.,  Exs.  Nr.  71)  und  auf  der  Vlaska  gromila  (Fr.  Br.).  — Herzegowina:  An  steinigen  Abhängen 
bei  Nevesinje  (*Mu.,  tide  Hackel),  auf  dem  Orjen  (Asch.).  — Mai,  Juni. 

16.  Festuca  violacea  [Schleich,  bei  Gaud.,  Agrost.  helv.,  I,  231  (1811).  — F.  rubra 

subspec.  Hack.,  Fest.,  132].  — In  Alpentriften  der  Hochgebirge. 

Bosnien:  Auf  der  Treskavica  PI.  (B.),  auf  dem  Volujak,  in  der  Ljubicna  PI.  (B.).  — Sendtner 
gibt  sie  noch  um  Travnik,  Putkovici,  Tolovici  und  auf  dem  Vlasic  an,  doch  scheint  es,  daß  er 
nicht  die  echte  Sch  lei  eher  sehe  Pflanze  vor  sich  gehabt  habe.  — Herzegowina:  (*AK.),  in  der 
Zelengora  (Hackel).  — Juni,  Juli. 

ß.  minor  [Hack,  in  Termesz.  Füz.,  II,  290  (1878);  var.  carnica  Hack.,  Fest.,  133 

(1882)]. 

Bosnien  (*Asch.  u.  Graebn.,  Syn.,  I,  491). 

y.  macranthera  [Hack,  bei  Beck,  Fl.  Südbosn.  in  ANH.,  II,  45],  — Deckspelzen 
lang  begrannt;  Grannen  so  lang  als  die  Spelzen. 

Herzegowina:  Auf  steinigen  Stellen  der  Tisovica  in  der  Prenj  PI.  bei  1600m  (*B.),  dann 
ober  Idbar  bei  1400  m in  einer  f.  pallida  (B.).  — Juni. 

17.  Festuca  rubra  [L.,  Spec.  pl.,  74  (1753);  subspec.  eurubra  Hack.,  Fest.,  138].  — 

An  sonnigen,  erdigen  und  steinigen  Stellen. 

Bosnien:  Um  Travnik,  auf  dem  Vlasic  (*S.),  bei  Visoko  (Fo.);  auf  dem  Glog  und  an  den 
Abhängen  des  Trebevic!!  (Fo.),  am  Crni  vrh  auf  dem  Igman  (F. !),  am  Crni  vrh  bei  Foca  (Fo.),  auf 
dem  Vjeternik  in  der  Ljubicna  Pl.  (B.).  — Juni,  Juli. 

ß.  fallax  [Thuill.,  Fl.  Paris.,  ed.  II,  50  (1799);  Hackel,  Fest.,  142].  — Vornehmlich 
in  Alpentriften  der  Hochgebirge. 

Bosnien:  Auf  dem  Vlasic  (*Hackel),  auf  der  Lelja-  und  Ljubicna  Pl.  (B.  in  der  f.  nigrescens 
[Lam.,  Dict.  enc.,  H,  460  (1789),  als  Art]).  — Herzegowina:  Auf  dem  Veleäi  (B.). 

18.  Festuca  elatior  [L.,  Spec.  pl.,  75  (1753)  a.  — F.  pratensis  Huds.,  Fl.  angl.,  37 

(1762).  — F.  elatior  subspec.  pratensis  Hack.,  Fest.,  150].  — In  Wiesen,  auf 
grasigen  Plätzen. 

Bosnien:  Um  Bihac  (B.),  auf  der  Grmic  Pl.  (B.);  um  Banjaluka  (H.),  Travnik  (*S.,  Exs. 
Nr.  63),  Tolovici,  auf  dem  Vlasic,  bei  Fojnica  (S.),  um  Vares  (Pr.),  überall  um  Sarajevo  (B.),  um 
Tarcin,  im  2eljeznicatale,  bei  Kalinovik  (Pr.),  am  Gornje  bare,  Bregoc,  Maglic,  Volujak  (nach  Pr.), 
um  Kupres,  Suica,  Glamoc,  Grkovac  (Pr.).  — Herzegowina:  (*AK.),  auf  der  Prenj  Pl.  (B.),  um 
Mostar  und  am  Podveleä  (B.),  bei  Buna  im  Nevesinjsko  polje  bis  1000  m (Mu.). 

ß.  subspicata  [G.  F.  W.  Meyer,  Chloris  Hann.,  622  (1836).  — F.  pseudololiacea  Fries, 
Summa  veg.  scand.,  75  (1846).  — Var.  loliacea  Kumm.  u.  Sendt.  in  „Flora“,  1849, 
757.  — F.  elatior  var.  Hack.,  Fest.,  150]. 

Bosnien:  Im  Rilic  polje  gegen  Malovan  (S.  als  f.  depauperata)\  bei  Kupres  und  Suica  (*S., 
Exs.  Nr.  62),  bei  Bukovik  und  im  Moscanicatale  nächst  Sarajevo  (M.).  — Herzegowina:  Dubrava 
bei  Soviel  (*F. !). 

19.  Festuca  arundinacea  [Schreb.,  Spie.  fl.  Lips.,  57  (1771).  — F.  elatior  subspec. 

Hack.,  Fest.,  152],  — In  feuchten  Wiesen,  Sümpfen,  an  Getvässern. 

Bosnien:  Bei  Travnik  unter  Bandol  (* Fr.  Br.),  an  der  Miljacka  im  Sarajevsko  polje  (Mu. 
in  einer  Form  mit  rauheren  Blättern  und  oben  rauhen  Halmen).  — Juni,  Juli. 

20.  Festuca  gigantea  [Vill.,  Hist.  pl.  Dauph.,  II,  110  (1787);  Hackel,  Fest.,  158].  — 

In  Wäldern,  unter  Buschwerk  bis  in  die  voralpine  Region. 

Bosnien:  Bei  Krupa  (Fo.),  auf  der  Kozara  (B.),  auf  dem  Ponir  (*C.),  am  Matorae  bei  Foj- 
nica (Mu.),  im  Miljackatale,  auf  dem  Trebevic  (M.),  im  Zeljeznicatale,  bei  Trnovo,  auf  der  Treska- 
vica, Zelengora,  am  Bregoc  (Pr.),  bei  Ranjen  karaula  ober  Gorazda  (B.),  am  Tmar  bei  Foca  (Fo.), 


Beck  v.  Mannagetta.  Flora  von  Bosnien,  der  Herzegowina  und  des  Sandzaks  Novipazar.  451 

bei  Bugojno,  Kupres,  auf  der  Kamesnica  (Pr.).  — Herzegowina:  (*AK.),  bei  Konjica  (B.),  am 
Velez  (Mu.).  — Juli,  August. 

21.  Festuca  spadicea  [L.,  Syst.,  ed.  XII,  Add.  II,  732  (1767);  Hackel,  Fest.,  164], 
cc.  aurea  [Lam.,  Fl.  franc.,  III,  598  (1778),  als  Art;  Hackel,  Fest.,  165].  — Auf 

steinigen  Alpentriften  und  in  Wiesen  der  Hochgebirge  auf  Kalk  und  Schiefer. 

Bosnien:  Auf  dem  Troglav  bei  Livno  (B.),  in  der  Yranisa  PI.:  auf  dem  Matorac  und  der 
Tikva  (B.),  auf  der  Treskavica  (F. !),  auf  dem  Volujak  (Pr.  ob  «?),  auf  dem  Vjeternik  in  der  Lju- 
bicna  PL  (B.).  — Juli,  August. 

ß.  ßbrosa  [Griseb.,  Spie.  fl.  Rum.,  II,  433  (1844),  als  Art;  Hackel,  Fest.,  166],  — 
Wie  vorige. 

Bosnien:  Auf  dem  Matorac  in  der  Vranica  PI.  (B,),  auf  der  Treskavica  (B.,  Exs.  Nr.  150), 
auf  dem  Vjeternik  in  der  Ljubicna  PI.  (B.).  — Juli,  August. 

22.  Festuca  varia  [Haenke  in  Jacqu.,  Collect.,  II,  94  (1788).  — Var.  genuina  Hack., 

Fest.,  173].  — Auf  steinigen  Hochgebirgstriften. 

Bosnien:  Auf  der  Grmec  PL  (Bell.),  sehr  unwahrscheinlich.  — Sendtners  Angaben  beziehen 
sich  auf  F.  pungens,  doch  der  Standort  zwischen  Sutjeska  und  Borovica  ist  sehr  anzuzweifeln.  — 
Am  Bregoc,  Maglic,  Volujak  (nach  Pr.).  — ■ Herzegowina:  (*AK.),  wo?  Am  Orjen  (*Hackel). 

23.  Festuca  pumila  [Vill.,  Hist.  pl.  Dauph.,  I,  316  (1786),  II,  102;  Hackel,  Fest.,  176]. 

— In  Wiesen  und  steinigen  Triften  der  Alpenregion. 

Bosnien:  Am  Bregoc,  Maglic,  Volujak  (*Pr.).  — Juli,  August. 

24.  Festuca  pungens  [Kit.  in  Schult.,  Öst.  Fl.,  ed.  2,  I,  237  (1814).  — F.  bosniaca 

Kumm.  u.  Sendt.  in  „Flora“  (1849),  756.  — F.  varia  var.  Hack.,  Fest.,  175  (1882); 
var.  bosniaca  Asch,  et  Kan.,  Cat.,  11  (1877)].  — Auf  steinigen  Alpentriften  der 
Kalkhochgebirge  verbreitet. 

Bosnien:  Auf  den  Gebirgen:  Troglav,  Dinara,  Cincar  (B.),  Osjecenica  (B.),  Vlasic'!!  (*S., 
Exs.  Nr.  64,  z.  T.  als  F.  varia),  Vranisava  [so  auf  der  Vitrusa,  Smiljaca  kosa  (B.)],  Hranisava,  Bje- 
lasnica,  Treskavica  (B.,  F.  als  F.  varia!),  Gola  Jahorina  (F.),  Lisin  (V.),  Lelja,  Volujak,  Maglic  (B.). 
— Herzegowina:  Auf  den  Gebirgen:  Prenj  (B.,  Exs.  Nr.  56),  Visocica  (B.),  Plasa! !,  Cvrsnica  (V.), 
Velez!!  (V.),  Orjen  (Hüter).  — Juni  bis  August. 

ß.  chlorantha  [var.  flavescens  Kumm.  u.  Sendt.,  1.  c.,  nicht  Bell.]. 

Bosnien:  Auf  dem  Vlasic  (*S.),  auf  der  Vranica  Pl.  (auf  der  Vitrusa),  Treskavica-  und  Volu- 
jak Pl.  (B.),  wohl  auch  anderswo. 

25.  Festuca  spectabilis  [Jan,  Elench.,  2 (1826);  Hackel,  Fest.,  187], 

Var.  carniolica  [Hack.,  Fest.,  189  (1882)]. 

Herzegowina:  Auf  steinigen  Abhängen  der  Velez  PL,  1500 — 1700  m (*Mu.). 

26.  Festuca  afßnis  [Boiss.  et  Heldr.,  Pl.  Graec.  exs.  Nr.  2776  (1852).  — F.  spectabilis 

subsp.  Hack.,  Fest.,  189], 

a.  croatica  [A.  Kern.,  Sched.  ad  fl.  exs.  Austro-Hung.,  Nr.  284  (1881),  als  Art; 
Hackel,  1.  c.].  — Blätter  sehr  schmal,  1 — l'5mm  breit,  zusammengerollt.  Untere 
Rispenäste  unter  ihrer  Mitte  nicht  oder  ohne  Ährchen,  4 — 8 3 — 4blütige  Ährchen 
tragend.  Obere  Hüllspelzen  5 — 7 mm,  Deckspelzen  6—7  mm  lang. 

Auf  steinigen  Hochgebirgstriften. 

Bosnien:  Auf  dem  Troglav  (B.).  — HerzegOAvina : Auf  der  Prenj  PL  (B.),  Bjelasica  (Mu.). 

ß.  montenegrina  [G.  Beck,  Fl.  Siidbosn.  in  ANH.,  V (1890),  564].  — Blätter  breiter, 
2 — 3 mm  breit,  zum  größten  Teile  flach.  Untere  Rispenäste  schon  unter  ihrer 
Mitte  mit  Ährchen  besetzt,  3 — 6 4 — 5 blutige  Ährchen  tragend.  Obere  Hüllspelzen 
8 — 10  mm,  Deckspelzen  7—8  mm  lang. 

Bosnien:  Auf  der  Vucevo-  und  Maglic  PL  (B.).  — August. 
y.  coarctata  [Hack,  in  Termesz.  Füz.,  II  (1878),  295.  — Forma  dalmatica  Hack., 
Fest.,  189,  als  Varietät  und  Form  der  F.  spectabilis.  — Blätter  kaum  2 mm  breit, 

29* 


452 


n.  Naturwissenschaft. 


zusammengerollt.  Untere  Rispenäste  schon  unter  ihrer  Mitte  mit  Ährchen  besetzt, 
3 — 8 4 — öblütige  Ährchen  tragend.  Obere  Hüllspelzen  8—9  mm,  Deckspelzen 
6 — 8 mm  lang. 

Herzegowina:  Auf  kahlen  Felsen  in  der  Bjela  gora,  so  am  Oijen,  Gnila  Greda,  Stirovmk, 
Svitavac,  Subra  (*V.,  z.  T.  als  F.  croatica  !). 

27.  Festuca  drymeia  [Mert.  u.  Koch,  Deutschi.  Fl.,  I,  670  (1823).  — F.  montana  MB., 

Fl.  taur.-cauc.,  III,  75  (1819),  nicht  and.  Aut.;  Hackel,  Fest.,  195].  — In  Busch- 
wäldern und  schattigen,  feuchten  Wäldern,  besonders  in  der  voralpinen  Region. 

Bosnien:  Auf  der  Gomila  bei  Krupa  (B.),  auf  der  Lisina  bei  Sinjakovo  (V.),  am  Ponir  bei 
Banjaluka  (C.);  am  Bache  im  Hochwalde  der  Kruscica,  am  Ylasic,  Crni  vrh  und  Macak  (Fr.  Br.), 
Brezovaca  bei  Travnik,  Zmajevac  bei  Tesanj  (V.),  auf  der  Majevica  PI.  (B.);  am  Lisac  bei  Vran- 
duk  (Y.),  auf  dem  Matorac  bei  Fojnica  (B.),  auf  dem  Trebevic  (M.),  auf  der  Vitez  PI.  gegen  Ranjen 
karaula  (*B.),  bei  Vratlo  karaula  zwischen  Jelec  und  Kalino vik  (B.),  in  der  Zelen  gora  (Pr.),  auf 
dem  Metalkasattel  bei  Cajnica  (B.).  — Herzegowina:  (*Asch.  u.  Graebn.,  Syn.,  I,  535)  wo?  — 
Juni  bis  August. 

28.  Festuca  silvatica  [Vill.,  Hist.  pl.  Dauph.,  n,  105  (1787);  Hackel,  Fest.,  197],  — 

An  gleichen  Stellen  wie  vorige. 

Bosnien:  Auf  dem  Troglav  (*B.),  bei  Kralupi  nächst  Vares  (*Pr.),  im  Zeljeznicatale,  um 
Trnovo,  Kalinovik,  auf  der  Zelen  gora,  bei  Prjevor,  um  Previla  und  Pod  Vitez  (Pr.).  — Herzego- 
wina: Bei  Lisac  gegen  Zimlje  polje  (V.),  auf  der  Velez  Pl.,  1200 — 1500  m (*Mu.,  iide  Hackel), 
auf  der  Gnila  greda  in  der  Bjela  gora  (V.).  — Juli  bis  August. 

51.  Vulpia. 

[Gmel.,  Fl.  Bad.,  I,  8 (1806);  Festuca  Sect.  Reich,  in  Mössl.,  Handb.,  I,  144;  Subgen.  Hackel  in 

NPflF.,  II  2,  75.] 

1.  Vulpia  myurus  [Gmel.,  1.  c.  — V.  pseudomyurus  Reich.,  Fl.  Germ.,  37].  — Auf 

trockenen,  steinigen  Stellen,  Grasplätzen. 

Bosnien:  Um  Travnik  (*S.,  Exs.  Nr.  74),  auf  der  Vilenica  (B.),  um  Banjaluka  (H.),  bei 
Plitska,  Maslovare  (Fo.),  Fojnica!  ! (S.),  im  Sarajevsko  polje  (Mu.),  im  Miljackatale  bei  Sarajevo 
(B.),  im  2eljeznicatale  (Pr.),  bei  Jelec  (B.),  Foca! ! und  bei  Brod  an  der  Drina  (Fo.);  im  Sutjeska- 
tale  (B.),  bei  Suha,  Mjesajce  (Pr.).  — Herzegowina:  (*AK.),  um  Konjica,  Idbar  (B.),  bei  Jablanica 
(Y.),  Mostar  (Str.),  im  Nevesinsko  polje  (Sag.).  — Juni  bis  August. 

Var.  bromoides  [Dum.,  Obs.  Gram.  Belg.,  101  (1823)  und  Reich.,  Fl.  Germ.,  I,  37 
(1830),  als  Art.  — V.  sciuroides  Gm.,  1.  c.].  — An  gleichen  Stellen. 

Bosnien:  Bei  Banjaluka  (*H.),  Fojnica  (B.).  — Herzegowina:  Auf  der  Raska  gora  (B.). 

2.  Vulpia  ciliata  [Link,  Hort.  Berol.,  I,  147  (1827).  — Festuca  Danthonii  Asch.  u. 

Graebn.,  Syn.,  II  1,  550],  — Auf  trockenen,  steinigen,  wüsten  Stellen. 

Herzegowina:  Im  Bjelo  polje  bei  Mostar  (*Raap-Callier,  Pl.  Here.,  Nr.  167).  — April 
bis  Juni. 

52.  Catapodium. 

[Link,  Hort.  Berol.,  I,  44  (1827);  Hackel  in  NPflF.,  H 2,  74.] 

1.  Catapodium  loliaceum  [Link,  1.  c.,  45],  — Auf  sandigen,  steinigen  Stellen,  insbe- 
sondere an  der  Meeresküste  im  Dünensande. 

Herzegowina:  Am  Hafen  von  Ivlek  (* Asch.).  — Mai  bis  in  den  Sommer. 

53.  Scleropoa. 

[Gris.,  Spie.  fl.  Rum.,  II,  431  (1844);  Hackel  in  NPflF.,  H 2,  75.] 

1.  Scleropoa  rigida  [Gris.,  1.  c.].  — Auf  Wegen,  Brachen,  an  steinigen  und  wüsten 
Stellen,  auf  Felsen,  vornehmlich  im  Gebiete  der  mediterranen  Flora. 


Beck  v.  Mannagetta.  Flora  von  Bosnien,  der  Herzegowina  und  des  Sandzaks  Novipazar.  453 


Herzegowina : Häufig,  so  z.  B.  bei  Konjica  (Fo.),  im  Grabovicatale  (B.),  bei  Jablanica! !, 
um  Mostar,  am  Velez!,  bei  Buna  (Mu.),  Blagaj  (Fo.),  2itomislic  (Mu.),  Stolacü,  Ljubinje  (Fo.),  bei 
Trebinje  (*P.),  am  Hum  und  Gliva  (V.),  bei  Grancarevo  (P.),  Bilek,  Drieno  (Fo.)  u.  a.  0.  — Mai  bis  Juli. 

54.  Bromus. 

[L.,  Gen.  pl.,  ed.  VI,  36,  Nr.  89;  Hackel  in  NPflF.,  II  2,  75.] 

1.  Sectio:  Schedonurus. 

[Pal.  Beauv.,  Agrost.,  99  (1812),  als  Gattung;  Reich,  in  Mössl.,  Handln,  I,  151.—  Schoenodorus  Röm.  u. 

Schult.,  Syst.,  H,  42  (1817)  = Bromus  Sect.  Gris.,  Spie.  fl.  Rum.,  II,  447.] 

1.  Bromus  Benekeni  [Syme,  Engl.  Bot.,  XI,  157,  als  Varietät  des  B.  asper.  — B.  asper 

Murr.,  Prodr.  stirp.  Gott.,  42  (1770),  p.  p.  — - Schedonurus  Benekeni  Lange  in  Overs, 
of  Vidensk.  Selsk.  Forh.  (1871),  40],  — Unter  Buschwerk,  in  lichten  Wäldern  bis 
in  die  Voralpen. 

Bosnien:  ?(*AK.),  bei  Banjaluka?  (H.),  Vares?  (Pr.),  auf  der  Preslica  PL?  (V.);  im  2eljez- 
nicatale,  bei  Trnovo,  in  der  Zelen  gora,  im  Sutjeskatale  bei  Suha  und  Tientista,  bei  Previla  (Pr.), 
im  Jadartale  zwischen  Drinaca  und  Nova  Kasaba  (J.).  — Herzegowina:  Um  Nevesinje?  (*V.),  auf 
der  Velez-,  Crvanj-  und  Bjelasica  Pl.  (M.).  — Juli,  August. 

Fraglich  (?),  weil  für  diese  Orte  nur  B.  asper  Murr,  angegeben  wird. 

2.  Bromus  ramosus  [Huds.,  Fl.  angh,  40  (1762),  non  L.  (1767).  — B.  serotinus  Benek. 

in  Bot.  Zeit.  (1845),  724],  — An  gleichen  Stellen. 

Bosnien:  Um  Sarajevo  (B.),  auf  dem  Trebevic  (M.),  auf  der  Majevica,  auf  der  Vitez  PL,  im 
Govzatale  der  Lelja  PL,  am  Vucevo  brdo  bei  Curevo,  im  Susicki  potok-Tale  am  Magliö,  am  Metalka- 
sattel  bei  Öajnica  (*B.).  — Sandzak  Novipazar:  Zwischen  Han  Kovac  und  Boljanie  (*B.).  — 
Juli,  August. 

8.  Bromus  erectus  [Huds.,  Fl.  Angl.,  39  (1762).  Vgl.  Hackel  in  ÖBZ.  (1879),  205 ; 
Borbäs  daselbst  (1882),  135],  — Unterirdische  Stengelteile  der  Länge  nach  von 
zerspaltenen,  oft  faserigen  Scheidenresten  mehr  minder  umgeben,  niemals  aber  von 
Fasern  dicht  umstrickt. 

I.  Unterirdische  Stengelteile  locker  rasig,  einzeln  oder  zu  wenigen  überein- 
ander vereinigt,  ohne  weit  bogig  aufsteigende  (ausläuferähnliche)  Blättersprosse. 
— Subsp.  B.  erectus  Huds. 

a.  typicus  [G.  Beck,  Fl.  Niederöst.,  106  (1890)].  — Blätter  bis  6 mm  breit,  mehr 
minder  flach  ausgebreitet,  so  wie  die  Scheiden  mehr  minder  lang-,  abstehend-  und 
steifwimperig.  Wenigstens  ein  Ährchen  an  den  unteren  Rispenknoten  länger  oder 
so  lang  als  sein  Stiel. 

Zeigt  folgende  Formen: 

1.  Deckspelzen  kahl  oder  nur  an  den  Nerven  rauh.  Rispe  verzweigt,  d.  h.  wenigstens  ein 
Ast  an  den  Rispenknoten  zwei  bis  mehrere  Ährchen  tragend  (=  var.  Haclcetii  [Borbas,  1.  c.,  135]) 
oder  die  Rispenäste  nur  je  ein  Ährchen  tragend  (=  var.  racemiferus  [Borbäs,  1.  c.]). 

2.  angustifolius  [Schrank,  Bayr.  Fl.,  I,  366  (1789),  als  Art;  var.  pubißorus  Borbäs,  Föld- 
miv.  Erdek.  (1882),  98  und  1.  c.,  135],  — Deckspelzen  flaumig  oder  mehr  minder  mit  kürzeren  oder 
längeren  Haaren  bedeckt.  Kommt  ebenfalls  mit  einfacher  und  zusammengesetzter  Rispe  vor. 

Bosnien:  Bei  Banjaluka  (H.),  auf  dem  Vlasic  und  um  Travnik  (*S.,  Exs.  Nr.  76,  Br.  als  B. 
vernalis  \ );  in  Südbosnien  verbreitet,  so  um  Sarajevo  (F. !),  auf  dem  Trebevic  (F. !),  um  Zalin  (Fo.), 
Vares  (Pr.)  u.  a.  O.;  bei  Livno  (F.),  Gubin,  Preodac,  am  Sator,  auf  der  Kamesnica  (Pr.,  hier  wohl  cf). 
— Herzegowina:  Bei  Umoljane  (B.),  Mostar  (Str.),  Nevesinje,  Ulog,  Kalinovik  (Fo.).  — Mai,  Juni. 

ß.  fallax  [G.  Beck,  Fl.  Bosn.  in  Glasn.,  XV  (1903),  40].  — Ährchen  an  den  unteren 
Rispenknoten  lang  und  fein  gestielt.  Stiele  aufrecht,  ein-  bis  mehrmals  länger  als 
die  Ährchen.  Blätter  wie  bei  a. 

Bosnien:  Bei  Travnik  (Br.!  als  B.  vernalis).  — Juni. 


454 


II.  Naturwissenschaft. 


y.  puberulus  [Gr.  Beck,  Fl.  Südbosn.,  V,  in  ANH.,  V (1890),  566.  — B.  transsyl- 
vanicus  III  puberulus  Asch.  u.  Graebn.,  Syn.,  II,  584].  — Blätter  flach  oder  gegen 
die  Spitze  eingerollt,  bis  3 mm  breit.  Blattscheiden  und  oft  auch  der  untere  Teil 
der  Blattfläche  feinflaumig  behaart.  Die  Flaumhaare  kürzer  oder  länger,  niemals 
aber  steifwimperig.  Blattspreite  mit  sehr  wenigen  steifen  Wimpern  besetzt  oder 
ohne  solche.  Rispe  einfach  oder  zusammengesetzt.  Ährchen  an  den  unteren 
Rispenknoten  wie  bei  a kurzstielig. 

Bosnien:  Auf  dem  Vlasic,  in  der  Vranisa  PL,  um  Sarajevo,  auf  dem  Trebevic  (B.,  z.  T.  als 
B.  pannonicus) ; auf  der  Gola  Jahorina  (F.).  — Mai  bis  Juli. 

ö.  transsylvanicus  [Steud.,  Syn.  Glum.,  I,  320  (1855),  als  Art;  Hackel,  1.  c.,  206 
und  210;  Velen.,  Fl.  Bulg.,  615],  — Blätter  flach,  dabei  breiter  oder  schmäler, 
samt  den  Scheiden  kahl  oder  nur  mit  vereinzelten,  steifen  Wimpern  versehen. 
Rispe  meist  einfach;  Ährchen  oft  wenige,  verschieden  lang  gestielt.  Spelzen  kahl.1) 
— In  Hochgebirgstriften. 

Bosnien:  Auf  dem  Vlasic  (B.),  Trebevic  (Mu.),  auf  der  Gola  Jahorina  (F. !),  Treskavica  (B.), 
am  Volujak  (B.),  auf  der  Ljubicna  (B.),  am  Cincar  (B.),  Troglav  (B.),  Prologh  (F.).  — Herzego- 
wina: Am  Prenj  (B.),  Velez!  (Mu.).  — Juni  bis  August. 

Die  f.  angustifolius  [Sag.  in  Mitteil,  des  bot.  Ver.  Thür.,  Neue  Folge,  XVI  (1902),  34,  nicht 
and.]  zeichnet  sich  durch  die  nur  1 — 1 ‘5  mm  breiten,  häufig  zusammengerollten  Blätter  und  durch 
verkürzte  Ähren  aus.  — Herzegowina:  Am  Velez  (Mu.,  Sag.). 

II.  Unterirdische  Stengelteile  locker  rasig,  deutlich  von  einander  gesondert, 
weit  bogig  aufsteigende,  ausläuferähnliche  Blättersprosse  bildend,  welche  in  einiger 
Entfernung  von  der  Stammachse  mehreren  bogig  aufsteigenden  Halmen  den  Ur- 
sprung geben.  Letztere  wiederholen  die  Innovation.  — Subsp.  B.  pannonicus 
Kumm.  u.  Sendt. 

s.  pannonicus  [Kumm.  u.  Sendt.  in  „Flora“  (1849),  757;  Hackel,  1.  c.,  209;  Borbäs, 
1.  c.,  135;  Kerner,  Fl.  exs.  Austro-Hung.,  Nr.  1070!,  als  Art;  Beck,  Fl.  Bosn.  in 
Glasn.,  XV  (1903),  41.  — B.  erectus  var.  vernalis  Panc.  in  Verh.  ZBG.,  VI  (1856), 
529;  var.  pycnotrichus  Borb.  in  Magy.  Akad.  Közh,  XV  (1878),  334],  — Blätter 
flach  oder  mehr  minder  im  oberen  Teile  zusammengerollt,  samt  den  Scheiden 
reichlich  flaumig  kurzhaarig,  oft  fast  samtig,  hin  und  wieder  auch  länger  weich- 
haarig. Rispe  einfach  oder  zusammengesetzt.  Ährchen  verschieden  lang  gestielt. 
Spelzen  kahl. 

Bosnien:  An  felsigen  Abhängen  bei  Travnik  gegen  Bukovica  (*S.,  Exs.  Nr.  76b),  ober  dem 
Kastell  von  Travnik  und  von  Jankovici  gegen  den  Vlasic  (Fr.  Br.).  — Herzegowina  (*Asch.  u. 
Graebn.,  Syn.,  II,  581).  Wo?  — Mai  bis  Juli. 

£.  hercegovinus  [Beck  in  Asch.  u.  Graebn.,  Syn.,  II,  581  und  in  Glasn.,  XV  (1903), 
41.  — ? B.  erectus  var.  reptans  Borb.,  1.  c.,  135].  — Blätter  flach  oder  gegen  die 
Spitze  mehr  minder  zusammengerollt,  breiter  oder  schmäler,  samt  den  Blattscheiden 
reichlich  steifwimperig.  Untere  Blattscheiden  hin  und  wieder  auch  flaumig.  Rispe 
einfach  oder  zusammengesetzt.  Ährchen  verschieden  lang  gestielt.  Spelzen  kahl 
oder  behaart. 

Bosnien:  Auf  Berghängen  um  Sarajevo  (*M. !)  mit  stark  behaarten  Spelzen  = var.  panno- 
nicus f.  hirtiflorus  [Maly  in  Verh.  ZBG.  (1904),  179].  — Herzegowina:  Auf  dem  VelesS,  Leotar  (*B.). 

y.  dissolutus  [G.  Beck,  Fl.  Südbosn.,  V,  in  ANH.,  V (1890),  566.  — B.  pannonicus 
var.  reptans  Borb.,  Földm.  erdek.  (1882),  Nr.  11  und  in  ÖBZ.  (1882),  135,  nach 


b Die  aus  der  Länge  der  Hüllspelzen  entnommenen  Unterscheidungsmerkmale  der  einzelnen 
Varietäten  des  B.  erectus  sind  unverwertbar,  da  sie  in  ein  und  derselben  Rispe  schwanken. 


Beck  v.  Mannagetta.  Flora  von  Bosnien,  der  Herzegowina  und  des  Sandzaks  Novipazar.  455 


Asch,  et  Graebn.,  Syn.,  II,  581.  — ? B.  albidus  M.  Bieb.,  Fl.  taur.-cauc.,  III,  79, 
n folia  glauca , planau~\.  — Blätter  flach  oder  gegen  die  Spitze  mehr  minder  zu- 
sammengerollt, schmal,  samt  den  Scheiden  kahl.  Steife  Wimpern  fehlend  oder 
äußerst  spärlich. 

Herzegowina:  Auf  der  Plaäa- und  Glogovo  PI.  (*B.),  am  Hum  bei  Mostar  (B.)?  — Monte- 
negro: Sutorman  PI.,  auf  Punta  Yolovica  bei  Pristan  (B.).  — Mai  bis  Juli. 

9-.  Moellendorßanum  [Asch.  u.  Graebn.,  Syn.  mitteleurop.  Flora,  II,  582  (1901),  als 
Unterart  des  B.  erectus ].  — Locker  rasig,  bis  5 cm  lange  Ausläufer  treibend.  Blatt- 
scheiden kahl  oder  nur  an  der  Mündung  etwas  kurzhaarig.  Blätter  schmal  borst- 
lich,  zusammengefaltet,  kaum  über  2 mm  breit,  kahl  oder  die  unteren  kurzhaarig. 
Rispe  schlaff,  mit  sehr  kurzen,  bis  1*5  cm  langen  Rispenästen.  Ährchen  1-7  bis 
2.3  cm  lang,  ziemlich  dichtblütig.  Hüllspelzen  sehr  ungleich  lang,  die  untere  nicht 
2/3mal  so  lang  als  die  obere.  Deckspelze  bis  1 cm  lang,  so  lang  als  die  obere 
Hüllspelze. 

Bosnien:  Beim  Kastell  von  Travnik  (Brandis  in  Schultz,  Herb,  norm.,  Nov.  ser.,  Nr.  2795, 
als  B.  vernolis) ; auf  Felsen  des  Trebevic  (Bl.). 

III.  Unterirdische  Stengelteile  und  die  aufrechten  Blättersprosse  dicht  rasig 
zusammengedrängt;  ausläuferähnliche  Sprosse  fehlend.  — Subsp.  B.  australis 
(Griseb.). 

t.  condensatus  [Hackel  in  ÖBZ.,  1879,  209,  als  Art;  G.  Beck,  Fl.  Bosn.  in  Glasn., 
XV  (1903),  41.  — B.  erectus  var.  microtrichus  Borb.  in  ÖBZ.  (1885),  124.  — Var. 
insubrica  Stebl.  in  Ber.  Schweiz,  bot.  Ges.,  VIII  (1898),  118].  — Blätter  schmal- 
lineal, zusammengerollt,  oft  seegrün;  Blattscheiden  dicht  kurzhaarig-flaumig,  samtig- 
zottig. Steife  Wimpern  fehlend.  Rispe  meist  verästelt.  Ährchen  meist  lang  gestielt. 
Spelzen  kahl. 

Bosnien:  Auf  felsig-steinigen  Stellen  bei  Jajce  (B.),  am  Prologh  bei  Livno  (*F.).  — Herze- 
gowina: Um  Mostar  (Pi!),  zwischen  Blagaj  und  Jovanovic  karaula  (B.) ; auf  dem  Leotar  bei  Tre- 
binje  (B.).  — Mai,  Juni. 

x.  australis  [Griseb.  bei  Pantocz.,  Adnot.,  13  (1874)].  — Blätter  schmallineal,  zu- 
sammengerollt. Blattscheiden  kahl  oder  sehr  feinflaumig;  Spreiten  kahl  oder 
seltener  mit  äußerst  wenigen  steifen  Wimperhaaren  versehen.  Rispe  einfach  oder 
ästig.  Ährchen  verschieden  lang  gestielt.  Spelzen  kahl  oder  kurzhaarig.  — Auf 
steinigen,  felsigen  Stellen  bis  in  die  alpine  Region. 

Bosnien:  Auf  der  Sisa  (B.),  auf  dem  Cincar  (B.)  — Herzegowina:  Um  Mostar,  am  Vele2! 
(Born.!),  bei  Stolac  (B.),  um  Trebinje!  (*P.),  bei  Arslan-Agic  Most  (B.),  Ivanica  (B.),  auf  der  Plasa 
PI.  (B.  als  var.  Borbdsii  Hack.),  Cabolja  PI.  (B.),  Trebislovo  nächst  Porusje  (F. !).  - — Mai  bis  Juli. 

X.  cilifer  [G.  Beck  Herb,  in  Glasn.,  XV  (1903),  42.  — B.  transsylvanicus  f.  cilifer 
Asch.  u.  Graebn.,  Syn.,  II,  585].  — - Blätter  schmallineal,  seegrün,  zusammengerollt, 
samt  den  Scheiden  reichlich  steifhaarig  gewimpert.  Rispe  einfach.  Ährchen  lang 
gestielt.  Spelzen  kahl. 

Bosnien:  Auf  steinigen  Triften  am  Cincar,  1150m  (B.).  — August. 

Bromus  ßbrosus  [Hackel  in  ÖBZ.  (1879),  209.  — B.  transsylvanicus  Simonk., 
Enum.  Fl.  Transsylv.,  584  (1886)  und  in  ÖBZ.  (1888),  343,  und  Schur  in  ÖBZ. 
(1860),  227,  non  Steud.  — B.  erectus  var.  glaber , var.  villosus  Heuff.  in  Abh.  ZBG., 
VIII  (1858),  234].  — Unterirdische  Stengelteile  locker  rasig,  von  faserig-netzigen 
Scheiden resten  umstrickt,  Ausläufer  treibend.  Blätter  steiflich  gewimpert. 
Rispe  ästig.  Ährchen  meist  lang  gestielt.  Spelzen  kahl  oder  behaart. 

Bosnien:  In  grasigen  Hochgebirgstriften ; beim  Kastell  von  Travnik  (* Fr.  Br.),  am  Trebevic 
bei  Sarajevo  (F.).  Nicht  gesehen.  — Juni,  Juli. 


456 


II.  Naturwissenschaft. 


5.  Bromus  inermis  [Leyss.,  Fl.  Hall.,  16  (1761)].  — In  Wiesen. 

Bosnien:  Am  Droskovac  bei  Var  es  (*Pr.),  Gornje  bare,  um  Tientista  und  Mjesaice,  auf  der 
Provila  und  um  Pod  Vitez  (Pr.).  — Juni,  Juli.  — Sonst  von  niemandem  bisher  beobachtet. 

2.  Sectio:  Stenobromus. 

[Gris.,  1.  c.,  448.] 

6.  Bromus  sterilis  [L.,  Spec.  pl.,  77  (1753)].  — Auf  wüsten,  schotterigen  und  be- 

bauten Plätzen. 

Bosnien:  Bei  Krupa  (B.),  Banjaluka  (H.),  um  Travnik  ('^S.,  Exs.  Nr.  81),  Fojnica!  (*S.), 
Vares  (Pr.);  in  Südbosnien  häufig  (B.),  auf  der  Suljaga,  Kamesnica,  Sator-  und  Vjestica  PI.  (Pr.).  — 
Herzegowina:  Um  Konjica  (B.),  Mostar! ! (Str.),  Nevesinje  (Mu.),  Capljina  (F. !),  Stolac  (B.),  Vitina 
im  Bezirk  Ljubuski  (F. !),  Trebinje!,  Bilek  (*P.). 

Forma  inops  [G.  Beck  in  Baenitz,  Exsicc.,  1898)].  — Pflanze  zwergig,  nur  ein 
Ährchen  tragend. 

Herzegowina:  Golo  brdo  bei  Trebinje  (Baenitz!). 

Forma  hirtiüorus  [Borb.,  Budapest.  Fl.,  53.  — Var.  intermedius  Reich.,  Fl.  Germ., 
42  (1830),  non  Gussone].  — Spelzen  reichlich  behaart. 

Bosnien:  Bei  der  Kozija  cuprija  nächst  Sarajevo  (*B.).  — Mai  bis  Juli. 

7.  Bromus  madritensis  [L.,  Diss.  Cent,  plant.,  I (1755),  Nr.  9],  — Auf  wüsten  und 

bebauten  Stellen,  in  Heiden. 

Herzegowina:  Bei  Mostar  (* Pich ler).  Wahrscheinlich  weiter  verbreitet.  — Mai. 

8.  Bromus  tectorum  [L.,  Spec.  pl.,  77  (1753)].  — Auf  wüsten,  erdigen  Stellen,  in  Heiden. 

Bosnien:  (*AK.),  um  Banjaluka  (H.),  Vares  (Pr.),  im  2eljeznicatale,  auf  der  Gornji  rapa,  im 
Sutjeskatale  (Pr.),  zwischen  Drinaca  und  Nova  Kasaba  (J.).  — Herzegowina:  Am  Pod  Velez  bei 
Mostar  (B.),  bei  Trebinje  (*P.).  — April  bis  Juni. 

Forma  longipilus  [Kumm.  u.  Sendt.  in  „Flora“  (1849),  757,  als  Art].  — Spelzen  reich- 
lich behaart. 

Bosnien:  Um  Travnik  gegen  Guca  gora  (*S.,  Exs.  Nr.  78). 

3.  Sectio:  Zenbromus. 

[Gris.,  1.  c.,  449.  — Serrafalcus  Pari.,  Pl.  rar.  Sic.,  II,  14  (1842)]. 

9.  Bromus  secalinus  [L.,  Spec.  pl.,  76  (1753)].  — Unter  der  Saat,  auf  Brachen. 

Bosnien:  Um  Novi,  Krupa,  Bihac,  Zalin,  Stratinska,  Vrbanja  (Fo.),  Banjaluka  (H.),  Travnik 
(*S.,  Exs.  Nr.  80),  Fojnica  (S.),  zwischen  Kakanj  und  Kloster  Sutjeska  (S.),  bei  Kozluk  nördlich 
von  Zvornik  (J.),  um  Sarajevo  (Mu.).  — Herzegowina:  Um  Mostar  (Mu.),  Nevesinje  (Fo.),  im 
Gacko  polje  (Riedel!).  — Juni,  Juli. 

10.  Bromus  commutatus  [Schrad.,  Fl.  Germ.,  353  (1806)].  — Auf  wüsten  und  be- 

bauten Plätzen. 

Bosnien:  (*AK.),  um  Banjaluka  (H.),  Travnik  (Br.),  Sarajevo,  im  Sarajevsko  polje  (Mu.). — 
Herzegowina:  Um  Mostar,  Buna  (*Mu.),  Bare  gornje  auf  der  Övrsnica  Pl.  (Pi.!). 

ß.  apricorum  [Simonkai,  Enum.  fl.  Transsylv.,  583  (1886)].  — Infloreszenz  und 
Ährchen  samtig  behaart. 

Bosnien:  Um  Sarajevo  (*Mu.).  — Herzegowina:  Bei  Mostar,  im  Nevesinsko  polje  (*Mu.). 
Ob  nicht  mit  B.  squarrosus  verwechselt,  dessen  Ährchen  oft  aufrechte  Grannen  tragen?  — Juni,  Juli. 

11.  Bromus  racemosus  [L.,  Spec.  pl.,  ed.  II,  114  (1762)].  — In  Wiesen,  an  Acker- 

rändern, in  Wreingärten. 

Bosnien:  Um  Travnik  (*S.,  Exs.  Nr.  80  b),  gegen  Mrkovic  bei  Sarajevo  (Mu.);  in  der  Zeleu 
gora,  bei  Previla,  Pod  Vitez  (Pr.).  — Herzegowina:  Bei  Mostar  (*Str.).  — Juni,  Juli. 

12.  Bromus  arvensis  [L.,  Spec.  pl.,  77  (1753),  z.  T.;  ed.  2,  113].  — Auf  wüsten  und 

bebauten  Plätzen,  steinigen  Abhängen,  unter  der  Saat. 


Beck  v.  Mannagetta.  Flora  von  Bosnien,  der  Herzegowina  und  des  Sandzaks  Novipazar. 


Bosnien:  Häufig,  so  um  Novi,  Bihac  (Fo.),  Banjaluka  (H.),  Ivanjska  (B.),  Jaice  (B.),  Trav- 
nik  (*S.,  Exs.  Nr.  77),  Donja  Tuzla  (M.),  Krniine,  Agino  selo,  Suijan  (Fo.),  im  2eljeznicatale  (B.), 
bei  Fojnica!!  (Mu.),  Vares  (Pr.),  Sarajevo  (Mu.),  am  Igman  (Born.!),  zwischen  Trnovo  und  Ilovci 
(B.),  bei  Suica  (B.).  — Herzegowina:  (*AK.),  auf  der  Lisin-  und  Prislap  PI.  (V.),  bei  Konjica  (B.), 
Mostar!  (Mu.),  Bojiste  (Sag.),  Nevesinje  (Mu.),  Stolac  (B.),  Milanov  odsiek  (V.),  Gacko  polje  (Riedel!). 

Forma  oliganthus  [Hartm.,  Svensk.  norsk  Exk.  Fl.,  16  (1846)]. 

Bosnien:  Um  Sarajevo  (*Mu.).  — Juni,  Juli. 

Forma  umbrosus  [Sag.  in  Mitteil.  Thür.  bot.  Ver.,  Neue  Folge,  XVI  (1902),  35.  — 
Rispe  weitflatterig.  Ährchen  fast  grün. 

Herzegowina:  Bei  Bojiste  (*Sag.). 

13.  Bromus  hordeaceus  [L.,  Spec.  pl.,  77  (1753).  — B.  mollis  L.,  Sp.  pl.,  ed.  2,  112 

(1762)].  — In  Wiesen,  Obstgärten,  an  wüsten  und  bebauten  Stellen. 

Bosnien:  Prosjek  bei  Zvornik  (J.),  bei  Krupa  (B.),  Ivanjska  (B.),  um  Banjaluka  (H.),  Trav- 
nik,  Fojnica!  (*S.,  Exs.  Nr.  79),  Yares  (Pr.);  in  Südbosnien  häufig,  so  um  Sarajevo,  Blazuj  u.  a.  O. 
(B.);  bei  Glamoc,  Kupres,  Preodac  (Pr.).  • — Herzegowina:  Bei  Umoljane,  Konjica,  auf  der  Prenj- 
und  Bjelasnica  Pl.  (B.),  Raska  gora  (B.),  um  Mostar!  ! (Str.),  am  Podvelez,  Ostvelez,  Mostarsko 
blato,  im  Mostarsko  polje  (B.),  bei  Han  Begovac,  Dubrava  (Fo.),  im  Nevesinjsko  polje  (Mu.),  um 
Trebinje  (*P.),  bei  Grab,  Bilek  (Hensch,  nach  V.).  — Mai,  Juni. 

Forma  leptostachys  [Pers.,  Syn.  pl.,  I,  95  (1805).  — glabratus  Döll,  Fl.  Bad.,  I, 
140  (1857)]. 

Bosnien:  Am  Ufer  des  Vrbas  bei  Banjaluka  (*C.). 

14.  Bromus  molliformis  [Lloyd,  Fl.  Loire  inf. , 314;  Freyn  in  Abh.  ZBG.  (1877),  474. 

— Serrafalcus  Lloydianus  Gren.  et  Godr.,  Fl.  fran§.,  III,  591].  — Nur  durch  die 
abstehenden  oder  zurückgekrümmten  Grannen  von  B.  hordeaceus  unterschieden. 
Herzegowina:  Bei  Jablanica  (*Fo.,  nach  Fr.).  — Mai,  Juni. 

15.  Bromus  intermedius  [Guss.,  Fl.  Sic.  prodr.,  I,  114  (1827);  Freyn  in  Abh.  ZBG., 

(1877),  475].  — An  steinigen,  sandigen  Stellen. 

Herzegowina:  (*AK.),  im  Narentatale  um  Mostar,  Buna,  2itomislic  (Mu.),  bei  Kiek  (Asch, 
u.  Graebn.).  — Mai,  Juni. 

Var.  polystachya  [Vis.,  Fl.  Dalm.,  III,  341  (1852)]. 

An  den  angegebenen  Orten  (*Mu.). 

16.  Bromus  patulus  [Mert.  et  Koch,  Deutschi.  Fl.,  I,  685  (1823)].  — Auf  Brachen, 

wüsten,  steinigen  Stellen. 

Bosnien:  Bei  Jajce  (B.),  um  Vares  (*Pr.).  — Juni,  Juli. 

17.  Bromus  squarrosus  [L.,  Spec.  pl.,  76  (1753)].  — Unter  der  Saat,  auf  unbebauten, 

steinigen  Stellen. 

Bosnien:  Bei  Bihac  (B.),  Travnik  (Fr.  Br.),  Jajce  (B.),  Sarajevo  (Mu.),  zwischen  Borova 
glava  und  Livno  (*S.,  Exs.  Nr.  82),  am  Kastellberge  von  Sarajevo  (C.),  bei  Tarcin,  auf  der  Sul- 
jaga,  bei  Suica,  Kupres  (Pr.).  — Herzegowina:  Überall  um  Mostar!!  (Str.,  Raap-Callier,  Pl. 
Here.,  Nr.  166!),  am  PodveleZ!!  (F.),  Mostarsko  blato  (B.),  bei  Buna!  (Mu.),  Stolac  (B.),  im  Neve- 
sinsko  und  Gacko  polje  (Mu.),  bei  Grab,  Bilek  (V.),  um  Trebinje,  im  Zaslaptale  und  bei  Jazina  in 
der  Bjela  gora  (*P.),  bei  Neum  (F.).  — Mai,  Juni. 

Es  wurden  folgende  Formen  beobachtet:  «.  typicus  [Beck,  Fl.  Niederöst.,  109  (1890)].  — 
ß.  puberulus  [Beck,  1.  c.].  — y.  villosus  [Gmel.,  Fl.  Bad.,  I,  229  (1806),  als  Art;  Koch,  Syn.  Fl. 
Germ.,  821.  — pubescens  Vis.,  Fl.  Dalm.,  I,  74  (1842)!].  — Alle  verbreitet.  — cf.  rneyastachys 
[Borb.,  1878,  nach  ÖBZ.,  1891,  351.  — uberrimus  Murb.  in  Lunds  Univ.  Arsskr.,  XXVII  (1891),  26], 
— Herzegowina:  Bei  Mostar!,  Buna  (*Mu.),  Arslan-Agic  Most  bei  Trebinje  (B.). 

55.  Brachypodium. 

[Pal.  Beauv.,  Agrost.,  100  (1812)  (z.  T.);  Hackel  in  NPflF.,  II  2,  76.] 

1.  Brachypodium  silvaticum  [P.  Beauv.,  1.  c.,  155.  — B.  gracile  P.  Beauv.,  1.  c.].  — 
An  grasigen  Abhängen,  buschigen  Stellen,  in  Wäldern. 


458 


II.  Naturwissenschaft. 


Bosnien:  Überall  häufig!!  (*C.  und  andere).  — Herzegowina:  Bei  Konjica  (Fo.),  auf  der 
Lisin-  und  Glogovo  PI.  (V.),  auf  der  Cabolja  (B.),  im  Narentatale  bei  Jablanica  (B.),  von  Mostar 
bis  2itomislic  (Mu.),  zwischen  Tasovcic  und  Domano  vie  (B.),  bei  Bjelina  und  Kitino  selo  im  Neve- 
sinjsko  polje  (Mu.),  bei  Nevesinje  (V.),  im  Gacko  polje  (Mu.).  — Juni  bis  August. 

Es  wurden  beobachtet:  a.  typicum  [G.  Beck,  Fl.  Niederöst.,  110  (1890)].  — ß.  dumosum 
[G.  Beck,  1.  c.].  — Ferner 

y.  glaucovirens  [Murb.  in  LUÄ.,  XXVII,  22  (1891)].  — In  allen  Teilen  mit  Aus- 
nahme der  flaumigen  Knoten  kahl  und  grau-  bis  seegrün.  Blätter  abstehend, 
meist  schmal,  steiflich,  rauh.  Untere  Hüllspelze  siebennervig.  Granne  der  Deck- 
spelzen so  lang  oder  etwas  kürzer  als  die  Spelze. 

Herzegowina:  An  der  Narenta  um  Buna,  bei  Zitomislic  (*Mu.),  bei  Stolac  (B.).  — 
Juni,  Juli. 

2.  Brachypodium  pinnatum  [P.  Beauv.,  1.  c.,  155,  Expl.  des  planck.,  12  (1812)].  — 

An  steinigen  sonnigen  Stellen,  in  Bergheiden,  auf  Felsen. 

a.  vulgare  [Koch,  Syn.  fl.  Germ.,  944  (1843)].  — Blätter  kahl  oder  mit  wenigen 
steifen  Borsten  versehen.  Deckspelzen  zottig  oder  behaart. 

Bosnien:  Im  Kalkgebiete  häufig,  so  um  Novi  (B.),  Bihac  (Bull.),  Banjaluka  (H.),  auf  der 
Kozara  (B.),  bei  Travnik,  am  Vlasic!  (*S.),  bei  Visoko  (Fo.),  Vares  (Pr.),  um  Sarajevo  (B.),  Gorazda 
(Fo.),  Rusanovic  (F.),  Svetlo  boije  (B.)  u.  a.  O.  — Herzegowina:  Auf  der  Lisin  PI.  (V.),  im  Neve- 
sinjsko  polje,  auf  der  Vele2-  und  Crvanj  PI.  (Mu.),  im  Gacko  polje  (Mu.),  am  Gliva  bei  Trebinje, 
im  Jazinatale,  bei  Orahovac  in  der  Bjela  gora  (*P.).  — Sandzak  Novipazar:  Zwischen  Pijepolje 
und  Bistrica  (*B.).  — Juni,  Juli. 

ß.  rupestre  [Roem.  et  Schult.,  Syst.,  II,  736  (1817),  als  Art;  Koch,  Syn.  Fl.  Germ., 
944.  — Deckspelzen  kahl,  so  lang  als  die  Vorspelze.  Blätter  kahl,  mit  kahlen 
oder  am  Rande  wimperigen  Scheiden.  — An  gleichen  Stellen. 

Bosnien:  In  der  Kozara  PI.  am  Krnin  (B.),  gegen  Berska  (B.),  bei  Travnik  (*Br.). 

y.  gracile  [Pospich.,  Fl.  Öst.  Küstenl.,  I,  137  (1897).  — B.  caespitosum  Roem.  et 
Schult.,  1.  c.,  737,  als  Art;  Koch,  1.  c.].  — Halm  30— 50  cm  hoch,  kahl  oder  gegen 
den  Grund  fein  samtartig  behaart.  Blätter  kahl,  steif,  schmal,  besonders  am  Rande 
sehr  rauh.  Ährchen  kahl.  Vorspelze  viel  kürzer  als  die  Deckspelze  (Mu.). 

Herzegowina : In  der  Alpen-  und  Voralpenregion  der  Velez-,  Crvanj-  und  Bjelasica  PI.  (*Mu.). 

3.  Brachypodium  ramosum  [Roem.  et  Schult.,  Syst.,  II,  737  (1817)].  — Kriechend, 

reichlich  büschelig  verzweigt.  Blätter  schmal,  pfriemlich  zusammengerollt,  ab- 
stehend, wie  die  ganze  Pflanze  graugrün.  Deckspelzen  kahl,  kurz  begrannt.  — 
Auf  trockenen,  steinigen  Stellen  im  Gebiete  der  mediterranen  Flora. 

Herzegowina:  Um  Stolac  (*B.).  Wahrscheinlich  gegen  Dalmatien  zu  weiter  verbreitet.  — 
Mai,  Juni. 

4.  Brachypodium  distachyum  [P.  Beauv.,  Agrost.,  155  (1812),  und  Roem.  et  Schult., 

Syst.,  II,  741  (1817)].  — Auf  sonnigen,  steinigen  und  unbebauten  Stellen  im  Ge- 
biete der  mediterranen  Flora. 

Herzegowina:  Am  Hum  bei  Mostar  (B.),  an  der  Narenta  bei  Buna  (Mu.),  um  Stolac  (B.). 
am  Hum  (V.)  und  Gliva  (*P.)  bei  Trebinje.  — Mai  bis  Juli. 

Folgende  Formen  wurden  beobachtet:  1.  genuinuni  [Willk.,  Prodr.  Fl.  Hisp.,  I,  112  (1861)]. 
2.  multifloruni  [Willk.,  1.  c.].  — 3.  monostachyum  [Guss.,  Syn.  Fl.  Sic.,  I,  72  (1842)].  — 
4.  asperum  [Roem.  et  Schult.,  1.  c.,  742,  als  Art].  „Halm  rauh;  Ährchen  und  Blattscheiden  flaumig.“ 
— 5.  ciliatum  [ Triticum  ciliatum  ß.  DC.,  Fl.  fran<j.,  VI,  284].  Deckspelzen  mit  langen  Borsten 
besetzt.  — 6.  pubens  [G.  Beck,  Fl.  Bosn.  in  Glasn.,  XV  (1903),  44].  Deckspelzen  von  sehr  kurzen, 
oft  spärlichen  Härchen  rauh. 


Beck  v.  Mannagetta.  Flora  von  Bosnien,  der  Herzegowina  und  des  Sandüaks  Novipazar.  459 


11.  Tribus:  Hordeae. 

[Benth.  et  Hook.,  Gen.  pl.,  HI,  1093  (Subtrib.  Triticeae  und  Elymeae). ] 

56.  Lolium. 

[L.,  Gen.,  ed.  VI,  38,  Nr.  95;  Hackel  in  NPflF.,  II  2,  77.] 

1.  Lolium  perenne  [L.;  Spec.  pl.,  83  (1753)].  — Auf  sandigen  und  unbebauten  Stellen, 

in  Wiesen. 

Bosnien:  (*AK.),  um  Krupa,  Hasani  (Fo.),  Ivanjska  (B.),  Banjaluka  (H.),  Travnik  (Fr.  Br.), 
Przici  bei  Vares  (Pr.),  Sarajevo  (B.),  bei  Tarcin,  im  Zeljeznicatale,  um  Tientista,  Foca,  Ustikolina, 
Pale  (Pr.);  bei  Bugojno,  Glamoc,  Preodac  (Pr.),  Zvornik  (J.).  — Herzegowina:  Um  Konjica  (B.), 
im  Nevesinjsko  polje  (Mu.),  um  Mostar  (Str.),  bei  Trebinje  (*P.).  — Juni  bis  September. 

ß.  tenue  [L.,  Spec.  pl.,  ed.  II,  122,  als  Art;  Schrad.,  Fl.  Germ.,  397],  — Mit  der 
typischen  Form. 

Bosnien:  Bei  Donja  Tuzla  (*M.).  — Herzegowina:  Am  Hum  bei  Trebinje  (*V.). 

2.  Lolium  multiflorum  [Lam  , Fl.  frang.,  III,  621,  nach  Poir.  in  Lam.,  Encycl.,  VIII,  828], 

Herzegowina:  Bei  Trebinje  (*P.). 

a.  italicum  [A.  Braun  in  „Flora“  (1834),  259,  als  Art].  — In  Wiesen,  an  erdigen  und 
steinigen  Stellen. 

Bosnien:  In  Gärten  von  Travnik,  am  Tarabovac  (*Fr.  Br.),  bei  Jajce  (B.).  — Herzegowina: 
Bei  Mostar  (Born.!). 

ß.  muticum  [Pari.,  Fl.  ital.,  I,  531  (1848).  — Var.  submuticum  Celak.,  Prodr.  Fl. 
Böhm.,  IV,  278], 

Bosnien:  Bei  Travnik  (*Br.).  — Herzegowina:  Bei  Mostar  (Born.!). 
y.  ramosum  [Guss.,  Syn.  Fl.  Sic.,  I,  59], 

Herzegowina:  Bei  Mostar  (Born.!).  — Sommer. 

3.  Lolium  multiflorum  X perenne  [Freyn  u.  Brandis  in  Abh.  ZBG.  (1888),  637.  Ohne 

Beschreibung]. 

Bosnien:  Am  Tarabovac  bei  Travnik  unter  den  Stammeltern  (*Fr.  Br.). 

4.  Lolium  temulentum  [L.,  Spec.  pl.,  83  (1753)].  — Unter  der  Saat,  auf  wüsten  und 

bebauten  Stellen. 

«.  typicum  [var.  macrochaeton  A.  Braun  in  „Flora“  (1834),  252], 

Bosnien:  Bei  Travnik,  Vakuf  (*Fr.  Br.),  Jajce  (B.),  Vares  (Pr.),  um  Sarajevo  (M.),  Foca 
(Pr.),  auf  der  Kamesniea-  und  Sator  Pl.  (Pr.),  im  Livansko  polje  (B.),  bei  Suica  (B.).  — Herzego- 
wina: Bei  Jablanica  (B.),  um  Mostar!  (Str.),  Bojiste  (Sag.),  im  Nevesinjsko  polje  (Mu.),  zwischen 
Domanovic  und  Pileta,  gegen  Stolac  (B.),  bei  Trebinje  (*P.),  Ljubuski  (F.). 

ß.  arvense  [Wither.,  Arrang.,  168,  als  Art.  — Var.  leptochaeton  A.  Br.,  1.  c.]. 

Bosnien:  Bei  Banjaluka  (*H.),  um  Sarajevo  (M.),  Suica  (B.),  im  Livno  polje  (B.).  — • Herze- 
gowina: Um  Mostar  (Str.),  Bojiste  (Sag.),  Trebinje  (*P.).  — Juli,  August. 

Beobachtet  wurden  die  Formen:  1.  röbustum  [Reich.,  Ic.  fl.  Germ.,  I,  2,  Fig.  1340,  als  Art]. 
— 2.  speciosum  [Stev.  in  M.  Bieb.,  Fl.  Taur.  Cauc.,  I,  80]. 

57.  Agropyrum. 

[Gärtn.  in  Nov.  Comm.  Petrop.,  XIV  1 (1770),  539,  nach  Pfeiffer;  Pal.  Beauv.,  Agrost.,  101;  Hackel 

in  NPflF.,  II  2,  78.] 

1.  Agropyrum  caninum  [Pal.  Beauv.,  Agrost.,  146;  Roem.  et  Schult.,  Syst.,  II,  756]. 
— In  feuchten,  schattigen  Wäldern,  unter  Buschwerk. 

Bosnien:  Im  Klostergarten  von  Fojuica  (*S.),  in  den  Miljackaschluchten  bei  Sarajevo  (B.); 
im  2eljeznica-  und  Sutjeskatale  (Pr.).  — Herzegowina:  Auf  der  Vel ei  Pl.  (*Mu.). 


460 


II.  Naturwissenschaft. 


Forma  breviaristatum  [Beck  in  WM.,  V (1897),  482],  — Ährchen  2 — 3blütig. 
Granne  der  Deckspelze  kürzer,  oft  kaum  halb  so  lang  als  die  Spelze.  Blätter 
beiderseits  rauh. 

Bosnien:  Auf  dem  Troglav  (*B.). 

Forma  ftexuosum  [Harz  in  Bot.  Centralbl.,  XLV  (1891),  105,  als  Triticum ; Maly  in 
Verh.  ZBG.  (1904),  180. 

Bosnien:  Bei  Sarajevo  am  Susica  potok  (*M.). 

2.  Agropyrum  repens  [Pal.  Beauv.,  Agrost.,  102,  146  (1812)].  — An  steinigen,  sonnigen 

Abhängen,  auf  wüsten  und  bebauten  Plätzen. 

Bosnien:  Häufig,  so  bei  Bosn.-Gradiska,  auf  der  Ivozara  (B.),  bei  Banjaluka,  Maglaj  a.  V. 
(H.),  Travnik  (Br.),  Vares  (Pr.),  um  Sarajevo  (B.),  Trnovo,  Kalinovik  (Pr.),  bei  Kovanje  ober  Roga- 
tica  (B.),  im  Sutjeska-  und  Drinatale  (Pr.),  am  Prologh  (*S.),  bei  Ratkovo,  am  Rucnik  bei  Ylaholje 
(Fo.)  u.  a.  O.  — Herzegowina:  Um  Mostar  (*Str.). 

ß.  caesium  [Beck,  Fl.  Niederöst.,  114  (1890).  — Triticum  caesium  Presl,  Fl.  Cech., 
Mant.,  I (1819).  — T.  rejpens  var.  Hackel  bei  Hai.  u.  Braun,  Nacbtr.,  43]. 
Bosnien:  (*AK.),  wo? 

# 

y.  glaucescens  [Gris.  bei  Pant.,  Adnot.,  13  (1874)  = T.  repens  var.  maritimum 
Koch  et  Ziz.,  Cat.  pl.  Palat.,  5 und  Koch,  Syn.,  826]. 

Herzegowina:  All  kräuterreichen  Stellen  bei  Trebinje  (*P.). 

Nach  der  Beschreibung  Kochs:  „Seegrün.  Blätter  zusammengerollt.  Blüten  (Spelzen)  stumpf 
oder  stumpflich.“  Daher  wohl  kaum  zu  A.  repens  gehörig. 

3.  Agropyrum  glaucum  [Roem.  et  Schult.,  Syst.,  II,  752  (1817).  — ? Triticum  glaucum 

Desf.,  Cat.  hört.  Paris,  16  (bloßer  Name).  — A.  rigidum  R.  et  Sch.,  1.  c.].  — Auf 
steinigen,  trockenen  Stellen,  grasigen  Abhängen. 
a.  typicum.  Blätter  oberseits  behaart  oder  kahl,  wie  die  kahlen  Spelzen  stark  blau- 
grau bereift.  Spelzen  wehrlos  oder  begrannt. 

Bosnien:  Am  Krnin  in  der  Kozara  Pl.  (B.),  um  Jajce  (B.),  bei  Hadiici  (B.),  am  Trebevic! 
(Fo.)  u.  a.  O.  um  Sarajevo  (B.),  bei  Rusanovic  (F.),  am  Cincar  bei  Livno  und  am  Prologh  (*S., 
Exs.,  Nr.  83),  bei  Prosjek  südlich  von  Zvornik  (J.).  — Herzegowina:  (*AK.),  um  Konjica  bis  auf 
die  Prenj  Pl.  (B.),  am  Mal.  Veleä  bei  Nevesinje  (V.),  am  Podvelez  (B.),  bei  Mostar,  Zitomislic,  auf 
der  Crvanj  Pl.  (Mu.),  zwischen  Pileta  und  Stolac  (B.).  — Santlzak  Novipazar:  Zwischen  Goto- 
vusa  und  Plevlje  (B.).  — Juli,  August. 

Beobachtet  wurden  die  f.  villiferum  [G.  Beck,  Fl.  Bosn.  in  Glasn.,  XV  (1903),  46]  mit 
zottigen  Blattscheiden  und  die  f.  hispidum  [Asch.  u.  Graebn.,  Syn.  mitteleur.  Fl.,  II,  656  (1901)]. 

ß.  trichophorum  [Rieht.,  Pl.  Eur.,  124  (1890),  als  Art.  — A.  Savignonii  De  Not., 
Prosp.  Lig.,  57.  — Triticum  trichophorum  Link  in  Linnaea,  XVII  (1843),  395.  — 
T.  intermedium  var.  villosum  Hack,  bei  Hai.  u.  Braun,  Nachtr.,  43].  — In  allen 
Teilen  bereift  oder  unbereift.  Ährchen  behaart.  Blattscheiden  kahl. 

Herzegowina:  Am  Hum  bei  Mostar  (B.),  bei  Nevesinje,  am  Velez  (*Mu.). 

y.  intermedium  [P.  Beauv.,  Agrost.,  146,  als  Art.  — Triticum  intermedium  Host. 
Gram.,  III,  23;  II,  Taf.  22  (als  T.  junceum ),  als  Art].  — Blätter  und  Ährchen  gras- 
grün. Deckspelzen  kahl,  wehrlos  oder  begrannt. 

Bosnien:  Um  Travnik,  bei  Koricani,  auf  der  Vilenica  (*Fr.  Br.),  im  Vogoseatale  bei  Sara- 
jevo (B.).  — Herzegowina:  Bei  Mostar!,  Nevesinje  (Mu.),  auf  der  Ljubusa  Pl.  (*Fr.  Br.). 
Beobachtet  wurde  auch  die  f.  aristatum. 

4.  Agropyrum  apiculatum  [Tscherning  in  Dörfler,  Herb,  norm.,  Cent.  37,  Nr.  3694 

und  Schedae  105  (A.  intermedium  X repens)']. 

Bosnien:  Im  Moscanicatale  bei  Sarajevo  (*M.,  fide  Hackel). 


Beck  v.  Mannagetta.  Flora  von  Bosnien,  der  Herzegowina  und  des  Sandäaks  Novipazar.  461 


5.  Agropyrum  caespitosum  [C.  Koch  in  Linnaea,  XXI,  424  (1848)].  — In  den 

Blüten  der  vorigen  Art,  im  Habitus  aber  dem  Brachypodium  ramosum  R.  et  Sch. 
gleichend. 

Herzegowina:  An  steinigen  Stellen  bei  Stolac  (*B.,  fkle  Hackel  in  litt.).  — Juni. 

6.  Agropyrum  littorale  [Dum.,  Agr.  belg.,  97  (1823).  — A.  pycnanthum  Gren.  et  Godr., 

Fl.  frans-,  HI,  606.  Cfr.  Freyn  in  Abh.  ZBG.  (1877),  478], 

Bosnien:  An  steinigen  Stellen  zwischen  Borova  glava  und  Livno  (*S.).  Sehr  unwahr- 
scheinlich! — Im  Sommer. 

7.  Agropyrum  pungens  [Roem.  et  Schult.,  Syst.,  II,  753  (1817).  — Triticum  pungens 

Pers.,  Syn.,  I,  109  (1805).  — T.  repens  X junceum  Asch.  u.  Graebn.,  Fl.  nordost- 
deutsch. Flachl.,  124  (1898).  Cfr.  Freyn  in  Abh.  ZBG.  (1877),  479  und  Sag.  in 
Mitteil.  bot.  Ver.  Thür.,  Neue  Folge,  XVI  (1902),  34], 

Herzegowina:  An  sandigen  und  schlammigen  Stellen  der  Narenta  bei  Buna  und  Jfitomislic 
(*Mu.);  in  der  Sutorina  (R.).  — Im  Sommer. 

Agropyrum  junceum  [P.  Beauv.,  Agrost.,  146  (1812)]  dürfte  ebenfalls  in  der  Her- 
zegowina am  Meeresstrande  der  Sutorina  und  bei  Neum  Vorkommen. 

58.  Haynaldia. 

[Schur,  Enum.  pl.  Transsylv.,  807  (1866);  Hackel  in  NPflF.,  n 2,  79.  — Secale  Sectio  Pseudosecale  Gren. 

et  Godr.,  Fl.  framj.,  HI,  599  (1855).] 

1.  Haynaldia  villosa  [Schur,  1.  c.  — Triticum  villosum  M.  Bieb.,  Fl.  Taur.  Cauc.,  III, 
94  (1819)].  — Auf  steinigen,  wüsten  und  unbebauten  Stellen,  vornehmlich  im 
mediterranen  Gebiete,  bis  1000  m. 

Bosnien:  Im  Livno  polje!!  (*Br.),  um  Foöa  (Pr.).  — Herzegowina:  Überall  im  Gebiete 
der  mediterranen  Flora  häufig,  so  bei  Konjica  (B.),  Jablanica,  Mostar  (B.,  Raap-Callier,  Pl.  Piere., 
Nr.  168!),  auf  dem  Yele2  bis  850  m (B.),  bei  Blagaj !,  Stolac  (B.),  Trebinje!  (*P.),  in  der  Bjela  gora 
(P.),  bei  Grab  (V.)  u.  a.  O.  — Saudzak  Novipazar:  Zwischen  Han  Seljacnica  und  Prjepolje  (*B.). 
— Juli,  August. 

59.  Secale. 

[L.,  Gen.,  ed.  VI,  39,  Nr.  97  (z.  T.);  Hackel  in  NPflF.,  II  2,  80.] 

1.  Secale  cereale  [L.,  Spec.  pl.,  84  (1753)].  — Wird  gebaut  und  verwildert  öfters. 
Bosnien  (*S.).  — Herzegowina  (*Str.). 

Forma  montanum  [Guss.,  Ind.  sem.  h.  Boccad.  (1825),  als  Art]. 

Herzegowina:  Bei  Orahovac  und  Dubovac  in  der  Bjela  gora  (*P.). 


60.  Triticum. 

[L.,  Gen.,  ed.  VI,  40,  Nr.  99  (erweitert);  Gren.  et  Godr.,  Fl.  framj.,  III,  601;  Hackel  in  NPflF.,  II  2,  80.] 

1.  Sectio:  AegHops. 

[L.,  1.  c.,  543,  Nr.  1150,  als  Gattung;  Gren.  et  Godr.,  1.  c.] 

1.  Triticum  ovatum  [Gren.  et  Godr.,  1.  c.,  601.  — Aegilops  ovata  L.,  Spec.  pl.,  1050], 

— Auf  unbebauten,  wüsten  Stellen  im  Gebiete  der  mediterranen  Flora. 

Bosnien:  Bei  Panjak  (*Boll.),  wohl?.  — Herzegowina:  In  der  Tesanicaschlucht  bei  Kon- 
jica (B.),  bei  Rama  (F.),  im  Narentadefile  (B.),  überall  um  Mostar!  (Str.),  bei  Buna  (Jetter!), 
Stolac  (B.),  am  Leotar  (B.)  und  bei  Trebinje  (*P.),  bei  Obrnje  und  Morinama  (A.).  — Mai  bis  Juli. 

2.  Triticum  triaristatum  [Gren.  et  Godr.,  1.  c.,  602.  — Aegilops  triaristata  Willd.,  Spec. 

pl.,  IV,  943  (1805)].  — An  gleichen  Stellen. 

Herzegowina:  Um  Mostar  (*Mu.,  Raap-Callier,  Pl.  Here.,  Nr.  165!),  um  Trebinje  und 
Grab  (V.).  — Juni,  Juli. 


462 


II.  Naturwissenschaft. 


3.  Triticum  triunciale  [Gren.  et  Godr.,  1.  c.,  602.  — Aegilops  triuncialis  L.,  Spec.  pl., 

1051  (1753)].  — An  gleichen  Stellen. 

Herzegowina:  Um  Mostar  (Born.!,  Raap-Cal  Her,  Pl.  Here.,  Nr.  164!),  bei  Buna  (Jetter!, 
Sag.),  2itomislic  (Mu.),  Stolac  (B.),  Trebinje  (*P.).  — Mai,  Juni. 

2.  Sectio:  Eutriticum. 

[Gren.  et  Godr.,  1.  c.,  599.] 

4.  Triticum  monococcum  [L.,  Spec.  pl.;  86  (1753)].  — Hin  und  wieder  in  höheren 

Lagen  gebaut  (*B.). 

5.  Triticum  sativum  [Lam.,  Encycl.,  H,  554  (1786)]. 

cc.  spelta  [L.,  Spec.  pl,,  86  (1753),  als  Art].  — Hier  und  da  gebaut. 

Bosnien  (*B1.).  — Herzegowina  (*B.). 
ß.  tenax  [Hackel  in  RPflF.,  H 2,  85],  mit  den  Formen: 

1.  vulgare  [Yill.,  Hist.  pl.  Dauph.,  H,  153,  als  Art  (1787)].  Häufig  gebaut.  — Bosnien ! 
(*S.).  Herzegoiyina  ! (*AK.).  — 2.  turgidum  [L.,  Spec.  pl.,  86,  als  Art].  Hin  und  wieder  gebaut. 
— Bosnien  (*H.). 

6.  Triticum  polonicum  [L.,  Spec.  pl.,  ed.  II,  127  (1762)].  — Wohl  nur  selten  gebaut. 

Bosnien:  Bei  Banjaluka  (*H.).  — Herzegowina  (nach  *Boue).  — Im  Sommer. 

61.  Hordeum. 

[L.,  Gen.,  ed.  VI,  39,  Nr.  98;  Hackel  in  NPflF.,  H 2,  86.] 

1.  Sectio:  Zeocriton. 

[Pal.  Beauv.,  Agrost.,  114  (1812),  als  Gattung;  Roem.  et  Schult.,  Syst.,  H,  792.] 

1.  Hordeum  sativum  [Jessen,  Deutsche  Exkursionsfl.,  551  und  Deutschi.  Gras.,  200 

(1863)]. 

u.  vulgare  [L.,  Spec.  pl.,  84  (1753),  als  Art].  — Häufig  gebaut  und  verwildert. 

Bosnien  (*S.).  — Herzegowina:  (*Str.),  hier  bis  1450m,  z.  B.  auf  der  Plasa  (B.). 
ß.  hexastichon  [L.,  1.  c.,  85,  als  Art].  — Hin  und  wieder  gebaut. 

Bosnien  (*Br.). 

y.  distichum  [L.,  1.  c.,  85,  als  Art].  — Häufig  gebaut  und  verwildert. 

Bosnien  (*AK.).  — Herzegowina  (*B.).  — Sandzak  Novipazar  (*B.).  — Im  Sommer. 

2.  Hordeum  murinum  [L.,  Spec.  pl.,  85  (1753)].  — Auf  wüsten,  unbebauten  Plätzen. 

Bosnien:  Häufig,  so  um  Bihac  (Fo.),  Bosn.-Gradiska  (B.),  Kljuc,  Jajce  (Fo.),  Banjaluka!  (H.), 
Travnik  (*S.),  Vares  (Pr.),  Sarajevo  (B.),  Tarcin  (Pr.),  Livno  (S.),  Glamoc  (Pr.)  u.  a.  O.  — Herze- 
gowina: Bei  Konjica  (B.),  Mostar!  (Str.),  Domanovic,  Stolac!  (Fo.),  Trebinje!,  Bilek  (*P.). 

ß.  leporinum  [Link  in  Linnaea,  IX  (1834),  133,  als  Art;  Rieht.,  Pl.  Eur.,  I,  130. 
— H.  pseudomurinum  Tappeiner  in  Koch,  Syn.  Fl.  Germ.,  ed.  II,  955]. 
Herzegowina:  Bei  Mostar  (Pi.!),  Stolac  (*B.).  — Juni  bis  August. 

3.  Hordeum  bulbosum  [L.,  Am.  acad.,  IV,  304  (1759)].  — An  Ackerrändern,  unter 

Buschwerk. 

Herzegowina:  Am  Gliva  bei  Trebinje  (*P.). 

4.  Hordeum  secalinum  [Schreb.,  Spie.  fl.  Lips.,  148  (1771)].  — In  Wiesen. 

Bosnien:  Bei  Previla  und  Podvitez  (nach  Pr.).  — Im  Sommer. 

62.  Cuviera. 

[Koeler,  Descr.  Gram.,  328  (1802);  Beck,  Fl.  Niederöst.,  118.] 

1.  Cuviera  europaea  [Koeler,  1.  c.  — Elymus  europaeus  L.,  Mant.,  I,  35].  — In  Vor- 
alpenwäldern. 


Beck  v.  Man  nage  tta.  Flora  von  Bosnien,  der  Herzegowina  und  des  Sand/aks  Novipazar.  463 


Bosnien:  (*AK.),  am  Cincar  (B.),  bei  Travnik  (Br.),  Locike  in  der  Vranica  PI.  (R. !),  auf 
der  Preslica  (V.),  am  Igman  (M.),  im  2eljeznicatale,  um  Previla  (Pr.),  im  Govzatale  bei  Jelec,  im 
Susicki  potok-Tale  am  Maglic,  am  Volujak  (B.).  — Herzegowina:  (*AK.),  in  Wäldern  um  Neve- 
sinje  (V.),  auf  der  Bjelasica  (Mu.).  — Juli,  August. 

12.  Tribus:  Nardeae. 

[Reich.,  Consp.,  55  (1828).  — Hordeae  Subtrib.  Hackel  in  NPflF.,  II  2,  77.] 

63.  Nardus. 

[L.,  Gen.,  ed.  VI,  30,  Nr.  69;  Hackel  in  NPflF.,  II  2,  77.] 

1.  Nardus  stricta  [L.,  Spec.  pl.,  53  (1753)].  — In  Bergwiesen  und  Alpenmatten  auf 
kalkfreiem  Boden  bis  in  die  alpine  Region. 

Bosnien:  (*AK.),  auf  der  Boija  PL,  bei  Sitnica  (Fo.),  auf  dem  Troglav  bei  Livno  (B.),  um 
Travnik  (Br.),  auf  der  Vlasic-,  Vilenica-,  Vranisa-,  Bjelasnica-  und  Treskavica  PI.  (B.);  um  Vares 
(Pr.),  Sarajevo  bei  Han  Hresa,  am  Trebevic,  Ozren  (B.),  auf  der  Lelja  PI.  (B.);  im  Konjsko  polje 
in  der  Ljubicna  PI.  (B.),  auf  der  Kamelnica-  und  Sator  PI.  (Pr.).  — Herzegowina:  (*AIv.),  im 
Tusilatale  der  Visocica  PI.  (B.),  bei  Dobrido,  auf  der  Prasa  (V.).  — Juni  bis  August. 

9.  Familie:  Cyperaceae. 

[St.  Hilaire,  Expos,  fam.,  I,  62  (1805);  Benth.  et  Hook.,  Gen.  pl.,  III,  1037;  Pax  in  NPflF.,  II  2,  98.] 

1.  Tribus:  Scirpoideae. 

[Pax,  1.  c.,  104.  — Scirpeae  Kunth  in  Mem.  Mus.,  II,  153  (1815).] 

1.  Cyperus. 

[L.,  Gen.,  ed.  VI,  29,  Nr.  66;  Pax  in  NPflF.,  II  2,  107.] 

1.  Cyperus  üavescens  [L.,  Spec.  pl.;  46  (1753)].  — An  feuchten  Stellen. 

Bosnien:  Bei  Donja  Tuzla  (M.),  Buletic,  Taslic,  Äabljak,  Krasevo  (Fo.),  Ivanjska  (B.),  Buso- 
vaca  (*B1.);  am  Jezero  bei  Jajce,  Kiseljak  bei  Fojnica  (H.)  und  um  Fojnica,  längs  der  Miljacka 
und  Lapisnica  bei  Sarajevo,  bei  Vrelo  Bosne  (Mu.);  am  Crni  vrh  bei  Foca  (F.),  an  der  Drina  bei 
Visegrad  (B.).  — Herzegowina:  (*AK.),  wo?  — Juli,  August. 
ß.  gracilis  [Conrath  in  OBZ.  (1887),  381],  — Stengel  und  die  höchstens  0‘5  mm 
breiten  Blätter  aufrecht.  Hüllblätter  alle  mehr  oder  weniger  aufrecht,  das  unterste 
einer  Fortsetzung  des  Halmes  ähnlich.  Dem  C.  pannonicus  Jacq.  in  der  Tracht 
ähnlich,  doch  durch  flachere  Ährchen  mit  blaßgelben  Spelzen  und  durch  halb  so 
große,  beiderseits  gewölbte  Früchte  verschieden. 

Bosnien:  In  trockenen  Wiesen  bei  Ivanjska  (*C.). 

2.  Cyperus  fuscus  [L.,  Spec.  pl.,  46  (1753)].  — An  feuchten  Stellen. 

Bosnien:  Bei  Lilnja,  zwischen  Prnjavor  und  Dervent  (B.),  Kalibunar  bei  Travnik  (Br.),  am 
Jezero  bei  Jajce  (*H.),  bei  Fojnica  (Mu.),  Kiseljak  (*H.),  Visoko  (Fo.),  längs  der  Miljacka  und 
Lapisnica  bei  Sarajevo  (Mu.),  bei  Vrelo  Bosne  (Mu.),  in  der  Zelen  gora  (Pr.),  bei  Jelec  (B.),  im 
Drinatale,  bei  Bastaci  (B.),  Foöal!  (Fo.),  Uvac,  Visegrad  (B.),  am  Hrsin  bei  Nov.  Kasaba  (J.),  bei 
Donja  Tuzla  (M.).  — Herzegowina:  (*AK.),  bei  Mostar  (Pi.!),  Capljina  (*V.).  — Sandzak  Novi- 
pazar: Zwischen  Pijepolje  und  Bistrica  (*B.).  — Juli,  August. 

ß.  rivularis  [Conrath  in  ÖBZ.  (1887),  381],  — Stengel  bis  30  cm  hoch,  wie  die 
Blätter  aufrecht.  Ährchen  in  zusammengesetzter  Spirre.  Die  Spirrenäste  sehr  un- 
gleich, die  längsten  mehrmals  (bis  fünfmal)  länger  als  die  Ährchen.  Spelzen  mit 
grünem  Mittelkiele,  zu  beiden  Seiten  desselben  durchscheinend,  am  Rande  dunkel- 
rot. — Von  C.  calidus  [A.  Kerner]  durch  schmälere,  höchstens  3 mm  breite  und 
kürzere,  höchstens  die  Spirre  erreichende  Blätter  verschieden. 

Bosnien:  In  einem  Rinnsale  bei  Banjaluka  (*C.). 

I 


464 


II.  Naturwissenschaft. 


y.  calidus  [A.  Kern,  in  ÖBZ.,  1864,  84,  als  Art;  G.  Beck,  Fl.  Bosn.  in  Glasn.,  XV 
(1903),  276].  — Kräftig,  bis  35  cm  hoch.  Blätter  4— 5 mm  breit,  so  lang  oder 
länger  als  der  Halm. 

Bosnieu:  Bei  Donja  Tuzla  (*M.),  zugleich  mit  Übergängen  zum  Typus;  bei  Foca  (B.). 

3.  Cyperus  glomeratus  [L.,  Amoen.  acad.,  IV,  301  (1759)].  — In  Sümpfen,  an  feuchten 

Stellen. 

Bosnien:  In  der  Saveniederung  bei  Svilaj  (*F. !),  Brcka,  Raca  (F.);  an  der  Kravica  bei  Nov. 
Kasaba  (J.).  — Juli,  August. 

4.  Cyperus  longus  [L.,  Spec.  pl.,  45  (1753)].  — In  Sümpfen,  Wassergräben,  an  feuchten 

Stellen. 

Bosnien:  Bei  Golubie  nächst  Bihac  (Boll.),  bei  Zaluzani  nächst  Banjaluka  (*C.).  — Herze- 
gowina: Bei  Mostar  (Mu.),  Gabela  (B.),  Capljina  (V.),  am  Bunaufer  (Str.),  an  der  Trebinjica  bei 
Pridvorce  (V.)  und  Trebinje  (*P.),  bei  Ljubuski  (Br.).  — Juni  bis  August. 

2.  Eriophorum. 

[L.,  Gen.,  ed.  VI,  30,  Nr.  68  (ein.);  Pax  in  NPÜF.,  II  2,  111.] 

1.  Eriophorum  polystachyum  [L.,  Spec.  pl.,  52  (1753)  a.  — E.  angustifolium  Roth, 

Tent.,  I,  24].  — In  Sumpfwiesen. 

Bosnien:  Zwischen  Kalinovik  und  Krbljine  (*V.),  in  der  Zelen  gora,  bei  Pod  Yitez  (Pr.), 
um  Preodac  (Pr.).  — Herzegowina:  (*AK.),  wo?  — April,  Mai. 

2.  Eriophorum  latifolium  [Hoppe,  Bot.  Taschenb.  (1800),  108,  exkl.  Syn.].  — In 

Sumpfwiesen  bis  in  die  Hochgebirgsregion. 

Bosnien:  Im  Dobrnicatale  bei  Bihac  (B.),  in  der  Umgegend  von  Travnik  (*S.,  Exs.  Nr.  114), 
bei  Guca  gora!  (S.),  Busovaca,  Yitez  (S.),  Fojnica,  überall  in  Sümpfen  der  Vranica  Pl.  (B.),  bei 
Pale  (F.),  am  Kosevowasserfall  bei  Sarajevo  (M.),  um  Vares  bei  Pr^ici  und  Dubostica  (Pr.),  um 
Tarcin  (Pr),  in  der  Zelen  gora  (Pr.),  bei  Öajnica  am  Brezovica  (2ivotsky!),  um  Kupres  (F.),  bei 
Bastaci  im  Bezirke  Livno  (F. !),  im  Glamoc  polje  und  bei  Preodac  (Pr.).  — Herzegowina:  Um 
Skoci  grm  in  der  Bjela  gora  (*P.).  — April,  Mai. 

3.  Eriophorum  gracile  [Koch  in  Roth,  Catal.,  n,  259  (1800)].  — In  Sumpf-  und 

Torfwiesen. 

Bosnien:  Zwischen  Yitez  und  Busovaca  (*S.,  Exs.  Nr.  113).  — April,  Mai. 


3.  Scirpus. 

[L.,  Gen.,  ed.  VI,  30,  Nr.  67  (z.  T.);  Pax  in  NPflF..  II  2,  111.] 

1.  Sectio:  Isolepis. 

[R.  Br.  in  Prodr.  Fl.  Nov.  Holl.,  I,  221  (1810).] 

1.  Scirpus  cernuus  [Vahl,  Enum.,  II  (1806),  245.  — Sc.  Savii  Seb.  u.  Maur.,  Fl.  Rom., 

22  (1818).  — An  feuchten  Stellen. 

Herzegowina:  Um  Trebinje,  Grancarevo,  Skoci  grm  in  der  Bjela  gora  (*P.).  — Juni,  Juli. 

2.  Scirpus  setaceus  [L.,  Spec.  pl.,  49  (1753)].  — An  feuchten,  sandigen  Stellen. 

Bosnien:  (*AK.),  bei  Hresa  (Fo.)  und  im  Miljackatale  bei  Sarajevo  (Mu.).  — Herzegowina: 
(*AK.),  wo?  — Juli,  August. 

2.  Sectio:  Holoschoenus. 

[Link  in  Hort.  Berol.,  I,  293  (1827).] 

3.  Scirpus  holoschoenus  [L.,  Spec.  pl.,  49  (1753)].  — In  feuchten  Wiesen  und  Heiden. 

Bosnien:  Bei  Kloster  Ermanj  (*F.),  Donja  Tuzla  (M.),  in  der  Zelen  gora,  um  Pale  (Pr.). 
Herzegowina:  Bei  Potoci  hau  (V.),  im  Narentatale  bei  2itomislic  und  Mostar  (Mu.).  bei  Mostarsko 


Beck  v.  Mannagetta.  Flora  von  Bosnien,  der  Herzegowina  und  des  Sändzaks  Novipazar. 


465 


blato  (B.);  an  der  unteren  Narenta  (Petter),  um  Lastva  (V.),  bei  Trebinje  (*P.),  bei  Grancarevo 
und  Skoci  grm  in  der  Bjela  gora  (*P.).  — Mai  bis  August. 

ß.  australis  [L.,  Syst,  veg.,  ecl.  XIII,  85  (1774),  als  Art;  Koch,  Syn.,  743], 

Herzegowina : Im  Flußsande  der  Narenta  bei  2itomislic  (*Sag.). 

3.  Sectio:  Dichostylis. 

[P.  Beauv.  in  Lestib.,  Essai  Cyp.,  39  (1819).] 

4.  Scirpus  Michelianus  [L.,  Spec.  pl.,  52  (1753)].  — An  feuchten  Stellen. 

Herzegowina:  All  der  Narenta  bei  Capljina  (* V.). 

4.  Sectio:  Baeothryon. 

[Elirh.,  Phytophyl.,  Nr.  31  (1780),  als  Gattung.] 

5.  Scirpus  pauciflorus  [Lightf.,  Fl.  Scot.,  II,  1078  (1777)].  — An  feuchten  Stellen, 

in  Sumpfwiesen. 

Bosnien:  (*AK.),  bei  Kupres  (F.),  am  Busko  blato,  bei  Preodac,  Tarcin  (Pr.),  am  Yeliki 
jezero,  auf  der  Treskavica  (Pr.).  — Juni,  Juli. 

5.  Sectio:  Schoenoplecius. 

[Reiclib.,  Ie.  fl.  Germ.,  VIII,  40  (1846).] 

6.  Scirpus  lacustris  [L.,  Spec.  pl.,  48  (1753)].  — An  und  in  ruhigen  Gewässern  bis 

in  die  Voralpen. 

Bosnien:  In  der  Saveniederung  (B.),  im  Devetinatale  (B.),  in  der  Zelen  gora,  am  Veliki 
jezero  der  Treskavica  (Pr.),  bei  Tarcin,  Kupres,  Preodac  (*Pr.).  — Herzegowina:  Bei  Rakitno 
(V.),  Blagaj,  am  Zalomski  potok  (Mu.),  bei  Trebinje,  Grancarevo,  Skoci  grm  in  der  Bjela  gora  (*P.), 
im  Krupasumpfe  (B.).  — Juni  bis  August. 

7.  Scirpus  Tabernaemontani  [Gmel.,  Fl.  Bad.,  I,  101  (1805)].  — An  gleichen  Stellen. 

Bosnien:  Am  Jezero  bei  Jajce  (*H.).  — Herzegowina:  (Asch.  u.  Graebn.,  Syn.,  II  2,  313), 
wo?  — Juni,  Juli. 

8.  Scirpus  triqueter  [L.,  Mant.,  I,  29  (1767)].  — An  Gewässern. 

Bosnien:  Bei  Bosn.-Brod  (*V.).  — Juni  bis  September. 

9.  Scirpus  mucronatus  [L.,  Spec.  pl.,  50  (1753)].  — In  Sümpfen. 

Bosnien:  Im  2eljeznicatale,  am  Veliki  jezero  der  Treskavica  (nach  *Pr.).  — Im  Sommer. 

6.  Sectio:  Blysmus. 

[Panzer  in  Schult.,  Syst.  Mant.,  II,  41  (1824),  als  Gattung.] 

10.  Scirpus  compressus  [Pers.,  Syn.,  I,  66  (1805).  — S.  Caricis  Retz.,  Prodr.  fl. 

Scand.,  ed.  2,  16  (1795)].  — In  Sumpfwiesen,  Wassergräben,  nassen  Hutweiden 
bis  in  die  Hochgebirgsregion. 

Bosnien:  (* AK.),  beim  Pro kosko  jezero  auf  der  Vranica  (Pr.),  um  Sarajevo  (B.),  auf  dem 
Trebevic  (Mu.),  beim  Veliki  jezero  auf  der  Treskavica  (F.).  — Herzegowina:  In  Voralpen  der 
Prenj  Pl.  (Schiller),  im  Nevesinjsko  polje  (Mu.),  bei  Skoci  grm  in  der  Bjela  gora  (*P.).  — Juni, 
Juli. 

7.  Sectio:  Phylloihryon. 

[D811,  Flor.  Bad.,  305  (1857).] 

11.  Scirpus  maritimus  [L.,  Spec.  pl.,  51  (1753)].  — An  feuchten  Stellen,  Gewässern. 

Herzegowina:  Um  Konjica  (Schiller),  Mostar!!  (Fo.),  an  der  Trebinjcica  bei  Trebinje 
(*P.).  — Sandzak  Novipazar:  Am  Lim  bei  Banja  (*B.).  — Mai  bis  August. 

Var.  macrostachys  [Reich.,  Ic.  fl.  Germ.,  VIII,  43  (1846);  ob  Willd.,  Enum.  hört. 
Berol.,  I,  78  (1809),  als  Art?]. 

Herzegowina:  In  Gräben  bei  Mostar  (*Mu.). 


Band  IX. 


30 


466 


II.  Naturwissenschaft, 


12.  Scirpus  silvaticus  [L.,  Spec.  pl.,  51  (1753)].  — An  nassen  Stellen  und  Gewässern. 

Bosnien:  Im  Spreca-  und  unteren  Bosnatale  (B.),  bei  Banjaluka  (II.),  Jajce  (B.),  um  Foj- 
nica! !,  Travnik,  Vitez  und  Busovaca  (*S.,  Exs.  Nr.  111),  um  Vares  (Pr.),  Sarajevo  (B.),  am  Trebe- 
vic  (M.),  um  Tarcin,  Fojnica  (Pr.);  auf  der  Pogorelica  (Schwarz!),  in  der  Zelen  gora,  bei  Previla, 
Pale,  Glamoc,  Preodac  (Pr.);  am  Metalkasattel  bei  Cajnica  (B.).  — Herzegowina:  (*AK.),  wo? 
■ — Juni  bis  August. 

ß.  laxus  [Geh,  Prodr.  Fl.  Böhm.,  742  (1881).  — Var.  ramosus  Baenitz  in  Oborny, 
Fl.  Mähr.,  197  (1882)]. 

Bosnien:  In  Waldsümpfen  am  Srednik  bei  Sarajevo  (* Mu.). 
y.  distans  [Beck  in  Glasn.,  XV  (1903),  187],  — Infloreszenz  gelockert,  die  unteren 
Zweige  weit  (bis  10  cm)  unter  dem  gelockerten  oberen  Teile  derselben  stehend. 
Bosnien:  Bei  Fojnica  (*B.). 

4.  Heleocharis. 

[R.  Brown,  Prodr.  Fl.  Nov.  Holl.,  224  (1810);  Pax  in  NPflF.,  II  2,  112.] 

1.  Sectio:  Euhe/eocharis. 

1.  Heleocharis  palustris  [R.  Brown,  1.  c.,  224;  Roem.  et  Schult.,  Syst.,  II,  151].  — 

An  Gewässern  bis  in  die  Hochgebirgsregion. 

Bosnien:  ! !,  häufig,  so  um  Novi  (B.),  D.  Tuzla  (M.),  Banjaluka  (H.),  Travnik  (Br.),  2epce 
(Fo.),  Sarajevo  (B.),  Kupres  (Pr.)  etc.  — Herzegowina:  ! !,  häufig,  so  um  Mostar!!  (Str.,  Raap- 
Callier,  PI.  Here.,  Nr.  159!),  am  Mostarsko  blato  (B.),  um  Nevesiuje,  Gacko  (Mu.),  Trebinje  (*P.) 
u.  a.  O.  — Juni  bis  September. 

2.  Heleocharis  uniglumis  [Schult.,  Mant,,  II,  88  (1824)].  — An  feuchten  Stellen. 

Bosnien:  Zwischen  Travnik  und  Guca  gora  am  Osthange  des  Vlasic  (*S-,  Exs.,  Nr.  112).  — 
Herzegowina:  (*AK.),  bei  2itomislic  (Mu.).  — Juli  bis  September. 

2.  Sectio:  Scirpidium. 

[Nees  in  Linnaea,  IX  (1834),  293,  als  Gattung.  — Nicht  Helodium  Dum.,  wie  Asch.  u.  Graebn,,  Syn., 

II  2,  302  anführen,  welches  = Helosciadium.'] 

3.  Heleocharis  carniolica  [Koch,  Syn.  fl.  Germ.,  ed.  II,  853  (1843)]. 

Herzegowina:  An  lehmigen,  periodisch  überschwemmten  Stellen  im  Nevesinjsko  polje  zwi- 
schen Nevesinje  und  Pustoljane,  zirka  850  m (*Mu.). 

4.  Heleocharis  acicularis  [R.  Brown,  Prodr.,  224;  Roem.  et  Schult.,  Syst.,  II,  154 

(1817)].  — An  feuchten,  sandigen  Stellen. 

Herzegowina:  Am  Zalomski  potok  zwischen  Nevesinje  und  Ivifino  selo  bei  850  m (*Mu.). 
— Juni  bis  September. 

3.  Sectio:  Eleogenus. 

[Nees  in  Linnaea,  IX  (1834),  294,  als  Gattung.] 

5.  Heleocharis  ovata  [R.  Brown,  Prodr.,  224  (1800);  Roem.  et  Schult.,  Syst.,  II, 

152].  — An  überschwemmten  Stellen,  Ufern. 

Bosnien:  Bei  Pale  in  nassen  Wiesen  (nach  *Pr.,  schwerlich). 

5.  Fimbristylis. 

[Valil,  Enum,  II,  285  (1806);  Pax  in  NPflF.,  II  2,  113.] 

1.  Fimbristylis  dichotoma  [Vahl,  1.  c.,  287].  — An  feuchten  Stellen  im  Gebiete  der 
mediterranen  Flora. 

Herzegowina:  An  der  Narenta  bei  Capljina  (* V.), 


Beck  y.  Mannagetta.  Flora  von  Bosnien,  der  Herzegowina  und  des  Sandüaks  Novipazar. 


467 


6.  Schoenus. 

[L.,  Gen.,  ed.  VI,  29,  Nr.  65  (verb.);  Pax  in  NPflF.,  II  2,  115.] 

1.  Schoenus  nigricans  [L.,  Spec.  plant.,  43  (1753)].  — In  Sumpfwiesen,  feuchten 

Salztriften. 

Herzegowina:  Bei  Gorica  nächst  Trebinje  (Baenitz!),  bei  Skoci  grm  in  der  Bjela  gora 
(*P.),  in  der  Sutorina  (Pi!).  — Mai  bis  Juli. 

2.  Schoenus  ferrugineus  [L.,  Spec.  pl.,  43  (1753)].  — An  gleichen  Stellen. 

Herzegowina:  An  der  Trebinjcica  bei  Trebinje  (*P.).  — Mai  bis  Juli. 

7.  Cladium. 

[Pat.  Browne,  Nat.  Hist.  Jam.,  114  (1756),  nach  Benth.  et  Hook.,  Gen.  pl.,  III,  1065;  Pax  in  NPflF., 

II  2,  116.] 

1.  Cladium  mariscus  [R.  Brown,  Prodr.  Fl.  Nov.  Holl.,  236  (1810)].  — In  Sümpfen, 
an  stehenden  Gewässern. 

Bosnien:  Am  Pliva  jezero  bei  Jajce!!  (*H.).  — Herzegowina:  Nordwestlich  von  Mostar 
(Str.),  am  Mostarsko  blato  (B.),  zwischen  Metkovic  und  Gabela  (B.),  im  Ilutovo  blato  (F.),  bei 
Skoci  grm  in  der  Bjela  gora  (*P.).  — Mai  bis  August. 


2.  Tribus:  Cariceae. 

[Kuntli  in  Mein.  Mus.,  II,  153  (1815).] 

8.  Elyna. 

[Schrad.,  Fl.  Germ.,  I,  155  (1806);  Pax  in  NPflF.,  II  2,  122.] 

1.  Elyna  Bellardi  [C.  Koch  in  Linnaea,  XXI  (1848),  616.  — E.  spicatci  Schrad.,  1.  c. 
— E.  scirpina  Pax,  1.  c.  (1887)]. 

Herzegowina:  Auf  den  obersten,  felsig  steinigen  Abhängen  der  Cvrsnica  selten  (*V.).  — 
Im  Sommer. 

9.  Carex. 

[L.,  Gen.,  ed.  VI,  482,  Nr.  1046;  Pax  in  NPflF.,  II  2,  122.] 

1.  Sectio:  Psytlophora. 

[Elirli.,  Phytophyl.,  Nr.  7 (1780)  und  Beitr.,  IV,  146,  als  Gattung.] 

1.  Carex  Davalliana  [Sm.  in  Trans.  Linn.  Soc.,  V,  266],  — In  Sumpfwiesen. 

Bosnien:  Bei  Vrelo  GroZnjak  bei  Kupres  (*F.),  um  Bulina  vrelo,  auf  der  Sator  PL,  bei 
Tarßin  (Pr.).  — April,  Mai. 

2.  Sectio:  lignea. 

[Pal.  Beauv.  in  Lestib.,  Ess.  Cyp.  (1819);  „Florau  (1821),  I,  17,  als  Gattung;  Nees  in  Linnaea,  IX,  305; 

Reich.,  Ic.  fl.  Germ.,  VIII,  4.] 

2.  Carex  divisa  [Huds.,  Fl.  Angl.,  348  nach  ed.  II,  405].  — An  feuchten,  sandigen  Stellen. 

Herzegowina:  Bei  Trebinje  (*P.).  — Mai,  .Juni. 

3.  Carex  vulpina  [L .,  Spec.  pl.,  973  (1753)].  — An  Gewässern. 

Bosnien:  (* AK.),  bei  Krupa  (Fo.),  Kljuc  (Fo.),  Banjaluka  (H.),  um  Sarajevo  (B.),  Donja 
Tuzla  (M.),  Varei  (Pr.),  im  2eljeznicatale,  bei  Trnovo,  auf  der  Zelen  gora,  um  Pod  Vitez  und  Pre- 
vila,  Tarcin,  Kupres,  Preodac,  Glamoc,  auf  der  Hrbljina  (Pr.).  — Herzegowina:  Bei  Mostar  (* Str.). 
— Mai,  Juni. 

Forma  longebracteata  [Beck,  Fl.  Südbosn.  in  ANH.,  II,  61].  — Stützschuppen  blatt- 
artig, borstig,  länger  als  das  Ahreben. 

Bosnien:  Bei  Kupina  nächst  Sarajevo  (*B.). 

30* 


468 


II.  Naturwissenschaft. 


ß.  interrupta  [Neilr.,  Fl.  Niederöst.,  100.  — C.  nemorosa  Rebent.,  Prodr.  Fl.  Neo- 
march., 21,  nicht  Lurnn.]. 

Bosnien:  An  der  Lasva  bei  Travnik  (*Fr.  Br.).  — Herzegowina:  Im  Nevesinjsko  polje 

4.  Carex  muricata  [L.,  Spec.  pl.,  974  (1753)].  — In  Wiesen,  an  Waldrändern. 

Bosnien:  Bei  Krupa  (B.),  Sitnica,  Ratkovo,  Dobrnja  (Fo.),  Banjaluka  (H.),  um  Travnik,  am 
Vlasic  (*S.,  Exs.  Nr.  92),  bei  Yares  (Pr.),  Novoselje,  Duboscica  (Fo.),  um  Sarajevo  (B.),  im  Zeljez- 
nicatale,  um  Trnovo,  auf  der  Treskavica,  Gornje  bare,  bei  Pod  Yitez,  Mjesajce  im  Sutjeskatale  (Pr.), 
um  Kupres,  Preodac,  auf  der  Yjestica  gora,  im  Glamoe  polje,  auf  der  Hrbljina  (Pr.).  — Herzego- 
wina: Bei  Rujiste,  1100m  (Baenitz!);  um  Bilek  (*P.).  — Mai  bis  Juli. 

ß.  virens  [Lam.,  Encycl.,  III,  384,  als  Art;  Koch,  Syn.  fl.  Germ.,  751].  — Mit  dem 
Typus. 

Herzegowina:  Auf  der  Crvanj  PL,  1500 — 1600m  (*Mu.). 
y.  divulsa  [Good.  in  Trans,  of  Linn.  Soc.,  II,  160,  als  Art;  Beck,  Fl.  Niederöst.,  132], 

Bosnien:  (*AK.),  bei  Banjaluka  (H.),  im  Zeljeznicatale,  um  Trnovo,  auf  der  Zelen  gora,  um 
Sulia  und  Tientista,  Previla,  Pod  Yitez  (Pr.).  — Herzegowina:  Bei  Mostar  (Pi.),  am  Gliva  bei 
Trebinje,  auf  der  Draca  bei  Pridvorce  (*P.). 

d.  Pairaei  [F.  Schultz  in  „Flora“  (1868),  302,  als  Art]. 

Bosnien:  In  Sumpfwiesen  an  der  Lasva  bei  Travnik,  in  Sümpfen  bei  Grabovo,  bei  Koricani 
und  am  Vlasic  (*Fr.  Br.). 

5.  Carex  paniculata  [L.,  Amoen.  Akad.,  IV,  294  (1759)].  — In  Sumpfwiesen. 

Bosnien:  Bei  Banjaluka  (II. \ Guca  gora  am  Vlasic  (*S.,  Exs.  Nr.  100),  bei  Puticevo  (Fr. 
Br.),  auf  der  Zvijezda  bei  Yares  (Pr.),  zwischen  Kalinovik  und  Krbljina  (V.),  bei  JelaSca  (Pr.),  in 
Moosen  auf  der  Treskavica  in  der  Vranica  Pl.  (B.),  bei  Kupres  (F. !),  Glamoe,  auf  der  Kamesnica, 
bei  Preodac  (Pr.).  — Herzegowina:  (*AK.),  wo?  — Mai,  Juni. 

6.  Carex  praecox  [Schreb.,  Spie.  fl.  Lips.,  63  (1771)].  — In  trockenen  Wiesen,  an  Erd- 

abhängen. 

Bosnien:  In  der  Posavina  gegen  Brod  (*S.),  um  Pale  und  Pod  Yitez  (Pr.).  — April  bis  Juni. 

7.  Carex  brizoides  [L.,  Amoen.  Akad.,  IV,  293  (1759)].  — In  Wäldern,  zwischen 

Buschwerk  bis  in  die  Voralpen. 

Bosnien:  Zwischen  Mravih  und  Kloster  Foca,  bei  Gradacac  (*S.,  Exs.  Nr.  91),  bei  Banja- 
luka (II.),  Poljana  und  am  Macak  bei  Travnik  (Fr.  Br.),  auf  der  Tikva  in  der  Vranica  Pl.  (B.),  auf 
der  Zvijezda  bei  Yares  (Pr.),  zwischen  Sarajevo  und  Tussin  han  (*S.),  im  Zeljeznicatale,  auf  der 
Treskavica,  in  der  Zelen  gora  (Pr.).  — Herzegowina:  Bei  Nevesinje  (*V.).  — Mai  bis  Juli. 

8.  Carex  leporina  [L.,  Spec.  pl.,  973  (1753)].  — In  Sumpfwiesen,  an  feuchten  Stellen 

bis  ins  Hochgebirge. 

Bosnien:  Ulli  Travnik  (*S.,  Exs.  Nr.  103),  bei  Puticevo  (Fr.  Br.),  am  Prokosko  jezero  in 
der  Vranica  Pl.  (Mu.),  bei  Vratci  im  Sarajevsko  polje  (B.),  bei  Kovacici  nächst  Sarajevo  (F. !),  im 
Zeljeznicatale,  bei  Previla,  Pod  Vitez  (Pr.).  — Herzegowina:  Bei  Radkusa  jama  in  der  Bjela 
gora  (*V.).  - — Mai,  Juni. 

9.  Carex  echinata  [Murr.,  Prodr.  stirp.  Goett.,  76  (1770)].  — In  nassen  Wiesen  und 

Mooren  bis  ins  Hochgebirge. 

Bosnien:  Zwischen  Busovaca  und  Vitez  sowie  gegen  Travnik  (* S.,  Exs.  Nr.  93),  auf  dem 
Matorac  in  der  Vranica  Pl.  bei  1800  m (Mu.),  auf  dem  Trebevic  (B.),  der  Treskavica  (R.  Keller!), 
auf  der  Lelja  Pl.  (B.).  — Herzegowina:  AK.),  wo?  — Juni  bis  August. 

10.  Carex  canescens  [L.,  Spec.  pl.,  974  (1753)]. 

Bosnien:  (*AK.),  in  Alpenmatten  am  Matorac  in  der  Vranica  Pl.  bei  1700  m (Mu.).  — 
Herzegowina:  VAK.),  wo?  — Mai  bis  Juli. 

11.  Carex  remota  [L.,  Amoen.  Akad.,  IV,  293  (1759)].  — An  feuchten  Waldstellen. 

Bosnien:  (*AK.),  auf  der  Kriva  glava  bei  Novi  (B.),  bei  Banjaluka  (H.),  um  Travnik  be; 
Bistro  am  Macak,  im  Kruscicagebirge  (Fr.  Br.),  bei  Srebrenica  (Br.  in  litt.),  Pepelari  nächst  Zopfe 
(B.),  auf  der  Osjecenica  (F.),  bei  Vares,  Kupres,  Glamoe,  auf  der  Kamesnica,  Hrbljina,  Yjestica  gora, 
Malovan  Pl.  (Pr.).  - — Juni,  Juli. 


Beck  v.  Mannagetta.  Flora  von  Bosnien,  der  Herzegowina  und  des  Sandäaks  Novipazar.  469 


3.  Sectio:  Eucarex. 

[Sectio  Carex  autprum.] 

12.  Carex  Linkii  [Schkuhr,  Car.,  II,  39,  Taf.  Bbb.,  Fig.  118  (1806)].  — In  Wiesen, 

unter  Buschwerk. 

Herzegowina:  Am  Gliva  bei  Trebinje  (*P.).  — April,  Mai. 

13.  Carex  stricta  [Good.  in  Trans,  of  Linn.  Soc.,  II  (1794),  196,  Tab.  21,  Fig.  9], 

Herzegowina:  In  nassen  Wiesen  beim  Jezero  nächst  Borke  (*B1.).  — Mai,  Juni. 

14.  Carex  Buekii  [Wimm.,  Fl.  Schles.,  ed.  3,  81  (1857)].  — An  Gewässern. 

Bosnien:  (* AK.),  wo? 

15.  Carex  rufa  [L.,  Spec.  pl.,  978  (1753),  als  Varietät  der  C.  acuta;  Beck,  Fl.  Niederöst., 

136].  — An  Gewässern,  in  Sümpfen. 

Bosnien:  Bei  Banjaluka  (*H.),  Sarajevo  (Fo.),  Tientista  und  Mjesaice  im  Sutjeskatale  (Pr.). 

? ß.  prolixa  [Fries,  Novit.  Mant.,  150  (1842),  als  Art]. 

Bosnien:  An  der  Bosna  bei  Kakanj — Doboj  (*S.,  Exs.  Nr.  110). 

16.  Carex  nigra  [L.,  Spec.  pl.,  978  (1753),  als  Varietät  der  C.  acuta;  Beck,  Fl. 

Niederöst.,  136.  — C.  Goodenoughii  Gay  in  Ann.  sc.  nat.,  Ser.  2,  XI,  191  (1839). 
— C.  vulgaris  Fries,  Novit.  Mant.,  III,  153  (1842)].  — In  Sumpfwiesen. 

Bosnien:  Bei  Potoci  nächst  Vares  (*Pr.).  — Juni  bis  August. 

17.  Carex  atrata  [L.,  Spec.  pl.,  976  (1753)].  — In  Hocligebirgstriften. 

Bosnien:  Auf  der  Osjeceniea,  dem  Troglav  (B.)  und  Vlasic  (*S.,  Exs.  Nr.  881),  auf  der  Vra- 
nica  Pl.  am  Krstac  (Pr.),  auf  der  Treskavica-,  Bjelasnica-  (B.),  Bregoc-  (Pr.),  Maglic-,  Volujak-, 
Ljubicna-  ( B.),  Malovan-,  Kamesnica-  und  Sator  Pl.  (Pr.).  — Juni  bis  August. 

ß.  parvißora  [Host,  Gram.,  I,  64,  Tab.  87.  — C.  nigra  All.,  Fl.  Pedem.,  II,  267,  non  L.]. 

Bosnien:  In  Alpentriften  der  Vranica  PL,  so  am  Matorac  (F.  Reiser!),  Locike  (*Mu.),  Krstac 
(B.),  auf  der  Bjelasnica  Pl.  (B.). — ■ Herzegowina:  Auf  der  Övrsnica  (*  V.),  in  der  Prenj  PL,  am  Ortis  (V.). 

y.  aterrima  [Hoppe,  Caricol.  germ.,  51  (1826),  als  Art]. 

Bosnien:  In  der  Vranica  Pl.  auf  der  Straäica,  am  Troglav  bei  Livno  (*B.). 

18.  Carex  montana  [L.,  Spec.  pl.,  975  (1753)  und  Fl.  Suec.,  ed.  II,  328],  — In  Berg- 

wiesen und  lichten  Wäldern. 

Bosnien:  Debeljaca  (B.)  und  Gradina  bei  Bihac  (Boll.),  zwischen  Vrandük  und  Travnik 
(*S.,  Exs.  Nr.  104);  bei  Stojkovic'i  nächst  Travnik  (Fr.  Br.),  Stari  grad  bei  Sarajevo  (F.),  auf  dem 
Maglic  und  Volujak  (Pr.),  am  Cincar,  auf  der  Dinara  (B.).  — April,  Mai. 

19.  Carex  ericetorum  [Poll.,  Hist.  pl.  Palat.,  II,  580  (1777)].  — In  lichten  Wäldern. 

Herzegowina:  (*AK.),  wo?  Sehr  fraglich.  — April,  Mai. 

20.  Carex  oboesa  [All.,  Fl.  Pedem.,  II,  270  (1785).  — C.  nitida  Host,  Gram.,  I,  53, 

Tab.  71  (1801)].  — An  sonnigen,  steinigen  Stellen,  in  Bergwiesen. 

Bosnien:  Auf  dem  Bregoc,  Maglic  (*Pr.).  Unwahrscheinlich.  — Herzegowina:  Am  Gliva 
und  Draßa  bei  Trebinje  (*P.).  — April,  Mai. 

21.  Carex  Halleriana  [Asso,  Syn.  pl.  Arag.,  135,  Tab.  9 (1779)].  — Auf  steinigen  Ab- 

hängen, unter  Buschwerk  bis  1200  m. 

Bosnien:  Um  Travnik,  am  Vlasic  (*S.,  Exs.  Nr.  97),  um  Sarajevo,  auf  dem  Trebevic  (B.). 
— Herzegowina:  Am  Porim  gegen  Rujiste  (Baenitz!),  um  Trebinje,  am  Gliva,  Crkvica,  Draca 
(*P.),  Golo  brdo  (Baenitz!).  — April  bis  Juni. 

22.  Carex  verna  [Chaix  in  Vill.,  Hist.  pl.  Dauph.,  I,  312  (1786);  II,  204  (1787).  — 

C.  praecox  Jacq.,  Fl.  Austr.,  V,  23,  Tab.  446  (1778),  nicht  Schreb.].  — In  Berg- 
wiesen bis  ins  Hochgebirge. 

Bosnien:  Überall  häufig  (*S.),  am  Maglic  noch  bei  2387m  (B,).  — Herzegowina:  Um 
Mostar  (Pi.),  am  Ostvelez  (B.),  Dabric  am  Velez  (Baenitz!),  überall  um  Trebinje,  in  der  Bjela 
gora  (*P.).  — März  bis  Mai. 


470 


II.  Naturwissenschaft. 


23.  Carex  tomentosa  [L.,  Mant.;  I,  123  (1767)].  — In  nassen  Wiesen  bis  ins  Hoch- 

gebirge. 

Bosnien:  Häufig,  so  um  Maglaj,  Yranduk,  Travnik  (* S.,  Exs.  Nr.  96),  Sarajevo  (H.),  im 
Sarajevsko  polje  (B.),  zwischen  Kalinovik  und  Krbljina  (V.),  am  Maglic,  Volujak  (Pr.)  u.  a.  St.  — 
Herzegowina:  Am  Gliva  bei  Trebinje  (* P.).  — April,  Mai. 

24.  Carex  panicea  [L.,  Spec.  pl.,  977  (1753)].  — In  nassen  Wiesen,  Mooren. 

Bosnien:  (*  AK.),  wo?  Auf  der  Zelen  gora,  Treskavica,  am  Bregoc  (Pr.).  — Herzegowina: 
(*AK.),  wo?  — Mai,  Juni. 

25.  Carex  pilosa  [Scop.,  Fl.  Carn.,  ed.  II,  II,  226  (1772)].  — In  Laubwäldern,  unter 

Buschwerk. 

Bosnien:  (* AK.),  um  Banjaluka  (H.),  Travnik  (Fr.  Br.),  Sarajevo  (H.),  Paitov  han  bei  Vares 
(Pr.).  — April,  Mai. 

26.  Carex  glauca  [Murr.,  Prodr.  fl.  Goett.,  76  (1770).  — C.  flacca  Schreb.,  Spie.  fl. 

Lips.,  App.  Nr.  669  (1771)].  — An  feuchten  Stellen,  unter  Buschwerk  bis  in  die 
Voralpen. 

Bosnien:  Bei  Novi  (B.),  Sasina,  Stratinska  (Fo.),  Banjaluka  (II.),  Breska,  zwischen  Sreb- 
renica und  Donja  Tuzla  (*S.),  um  Travnik  und  auf  dem  Vlasic!!  (*S.,  Exs.  Nr.  18),  bei  Crkvica 
(Franjic!),  Vares  (Pr.);  überall  um  Sarajevo,  auf  dem  Trebevic  (B.),  zwischen  Kalinovik  und 
Krbljine  (V.),  bei  Kupres  (F.),  Glamoc,  Preodac  (Pr.).  — Herzegowina:  Bei  Mostar  (Str.),  am 
Gliva  bei  Trebinje,  um  Dubovac  und  Skoci  grm,  in  der  Bjela  gora  (*P.).  — Mai,  Juni. 

Forma  androgyna  [Reichenb.,  Ic.  fl.  Germ.,  VIII,  Fig.  648]. 

Bosnien:  Um  Sarajevo  bei  Kosevo  (*B.)  und  im  Miljackatale  (M.). 

ß.  cuspidata  [Host,  Gram.,  I,  71  (1801),  als  Art]. 

Bosnien:  Auf  dem  Vlasic  (*B.,  kahlfrüchtig) ; bei  Kupres  (F. !,  rauhfrüchtig). 

27.  Carex  pallescens  [L.,  Spec.  pl.,  977  (1753)].  — Unter  Buschwerk,  an  Wald- 

rändern bis  ins  Hochgebirge. 

Bosnien:  Um  Banjaluka  (H.),  Travnik,  im  Lasvatale,  bei  Busovaca,  Fojnica  (*S.,  Exs.  Nr.  102), 
auf  der  Vilenica,  um  Grahovik,  auf  der  Sjekira  (Fr.  Br.),  in  Mooren  der  Vranisa  Pl.  (B.),  bei  Lipnik, 
am  Orlovik  bei  Zepce  (Fo.),  im  Sarajevsko  polje  bei  Vratei,  um  Sarajevo  (B.),  am  Grdonj  (M.), 
auf  dem  Trebevic  (B.),  im  Zeljeznicatale,  in  der  Zelen  gora,  bei  Prjevor  (Pr.),  Kupres,  Glamoc, 
auf  der  Kamesnica,  Hrbljina,  Vjestica  gora,  Malovan  Pl.  (Pr.).  — Herzegowina:  (*AIv.),  in  der 
Bjela  gora  bei  Milanov  odsiek  und  Radkusa  jama  (V.).  — Juni,  Juli. 

Var.  undulata  [Kz.  in  Reich.,  Icon.  fl.  Germ.,  VIII,  618  (1846),  als  Art]. 

Bosnien:  In  nassen  Wiesen  bei  Vratei  im  Sarajevsko  polje  (*B.). 

28.  Carex  ornithopodioides  [Hausm.  in  „Flora“  (1853),  225].  — An  Sclmeegrubeu, 

in  Alpentriften  der  Hochgebirge. 

Bosnien:  (*AIv.),  wo?  — - Herzegowina:  Auf  der  Jastrebica  in  der  Bjela  gora  (*P.).  Sehr 
zweifelhaft  (nach  Mu.),  vgl.  C.  omithopoda.  — Juli,  August. 

29.  Carex  digitata  [L.,  Spec.  pl.,  975  (1753)].  — Unter  Buschwerk,  in  Laubwäldern 

bis  ins  Hochgebirge. 

Bosnien:  Bei  Banjaluka  (H.),  Vranduk,  Zepce,  Travnik,  am  Vlasic  (*S.,  Exs.  Nr.  90),  bei 
Vares  (Pr.),  um  Sarajevo,  auf  dem  Trebevic  (B.),  auf  der  Gola  Jahorina  (F.),  Romanja-,  Treska- 
vica-, Bjelasnica  Pl.  und  anderen  Hochgebirgen  Südbosniens  (B.),  auf  der  Osjecenica!  ! (F.),  bei 
Bugojno,  Kupres,  auf  der  Suljaga,  Kamesnica,  Malovan-  und  Sator  Pl.  (Pr.).  — Herzegowina:  Bei 
Rujiste  (Baenitz!),  amVelez!!  (V.),  bei  Radkusa  jama  und  am  Orjen  in  der  Bjela  gora  (*V.).  — 
April,  Mai. 

30.  Carex  ornithopoda  [Willd.,  Spec.  pl.,  IV,  255  (1805)].  — In  Wiesen,  lichten 

Wäldern  der  Voralpen  bis  in  die  Hochgebirgsregion. 

Bosnien:  Auf  der  Klekovaca!!  (F.),  dem  Vlasic  (*S.,  Exs.  Nr.  89),  auf  dem  Trebevic  (F.!), 
auf  der  Bjelasnica  (B.),  Klekovaca  (B.).  — Herzegowina:  Auf  der  Jastrebica  in  der  Bjela  gora 
(*  P.).  — April.  Mai. 


Beck  v.  Manna getta.  Flora  von  Bosnien,  der  Herzegowina  und  des  Sandzaks  Novipazar. 


471 


Var.  castanea  [Murb.  in  LUÄ.,  XXVII,  30  (1891).  — C.  ornithopodioides  Pant., 
Adnot.,  19,  nicht  Hansm.].  — Deckschnppen  und  Spelzen  (mit  Ausnahme  der 
grünen  Mittelnerven  und  des  weißhäutigen  Randes)  braun.  Schläuche  zuletzt 
schwarzbraun.  — C.  ornithopodioides  Hausm.  unterscheidet  sich  durch  kahle 
Schläuche,  kürzere,  herabgebogene,  höher  hinauf  beblätterte  Stengel  und  steife, 
auswärts  gebogene,  tief  rinnenförmige,  an  den  Rändern  kahle  Blätter. 

Bosnien:  In  Alpentriften  des  Vlasic,  der  Bjelasnica  (B.)  und  Treskavica  (*Mu.).  — Herze- 
gowina: Auf  der  Velez  PI.  (*B.). 

31.  Carex  humilis  [Leyss.,  Fl.  Hah,  175  (1761)].  — Auf  sonnigen,  steinigen  und 

sandigen  Stellen  bis  in  die  Voralpen.. 

Bosnien:  Bei  Banjaiuka  (H.),  um  Travnik,  auf  den  Abhängen  des  Vlasic  (*S.,  Exs.  Nr.  94), 
um  Sarajevo  (H.).  — Herzegowina:  Auf  der  Glogovo  PI.  (V.),  auf  dem  Vele2  bei  Mostar  (Born.!), 
am  Gliva  bei  Trebinje  und  auf  der  Jastrebica  in  der  Bjela  gora  (*P.),  bei  Bilek  (Plensch!),  auf 
der  Vlastica  und  .bei  Drieno  (V.).  — April,  Mai. 

32.  Carex  ferruginea  [Scop.,  Fl.  Carn.,  ed.  2,  II,  225  (1772)].  — Auf  felsigen  und 

kräuterreichen  Stellen  der  Hochgebirge. 

Bosnien:  Auf  dem  Vlasic  (*S.).  — Juni,  Juli. 

Var.  spadicea  [DC.,  Fl.  franc.,  III,  120  (1805),  als  Art]. 

Herzegowina:  Auf  der  Koristna  greda  bei  Vucia  in  der  Bjela  gora  (*P.). 

33.  Carex  brachystachys  [Schrank  in  Schrank  u.  Moll,  Naturli.  Briefe,  II,  285 

(1785)].  — Auf  felsigen  Stellen  der  Hochgebirge. 

Bosnien:  (*AK.),  auf  der  Bjelasnica  (B  ).  — Herzegowina:  (*  AK.),  auf  der  VeleZ  PL  (Mu.). 
— Juni  bis  August. 

34.  Carex  sempervirens  [Vilh,  Hist.  pl.  Dauph.,  II,  214  (1787)].  — - Auf  steinigen, 

sonnigen  Stellen  der  Hochgebirge. 

Bosnien:  In  der  Alpenregion  des  Maglie  (*B.).  — Juli,  August. 

35.  Carex  laevis  [Kit.  in  Willd.,  Spec.  pl.,  IV,  292  (1805).  — - C.  sempervirens  var. 

setifolia  Kummer  in  „Flora“  (1849),  759].  — Wieso  Protid  in  Glasn.,  XIV  (1902), 
25,  Carex  laevis  Kit.  mit  C.  dioica  L.  identirizieren  kann,  ist  mir  unverständlich. 
— Dichtrasig.  Blätter  mehr  minder  borstlich  zusammengerollt,  am  Querschnitte 
halbmondförmig  oder  fast  dreieckig  (niemals  flach),  etwa  so  dick  wie  der  Schaft. 
Seitennerven  beiderseits  wenige,  3 — 4,  (wegen  der  zumeist  fehlenden  Sklerenchym- 
bündel  auf  denselben)  im  trockenen  Zustande  gar  nicht  oder  schwach  vorspringend. 
Sonst  wie  C.  sempervirens , welche  sich  durch  die  flachen  (1'5 — 3 mm  breiten) 
Blätter,  die  beiderseits  zahlreiche,  im  trockenen  Zustande  stark  vorspringende 
Seitennerven  besitzen,  sofort  von  C.  laevis  unterscheidet.  Über  die  anatomischen 
Unterschiede  im  Blatte  beider  Arten  vgl.  Beck  [Fl.  Südbosn.  in  ANH.,  II  (1887),  40], 
Auf  Felsen,  steinigen  Stellen  der  Hochgebirge. 

Bosnien:  Auf  den  Gebirgen:  Osjecenica,  Klekovaca,  Dinara,  Troglav  (B.),  Ciucar!  ! (F.), 
Kamesnica,  Sator,  Malovan,  Suljaga  (Pr.),  Vlasic ! ! (*S.,  Exs.  Nr.  109,  als  C.  sempervirens  var.  seti- 
folia; Brandis  in  Herb,  norm.,  Nr.  2893);  in  der  Vranica  Pl.  auf  den  Kalkgipfeln  Vitrusa,  Krstac 
(B.);  auf  der  Bjelasnica  (B.),  Hranisaval!  (Bl.),  Preslica  (V.);  auf  der  Treskavica-,  Lelja-,  Dumos-, 
Maglie-  und  Volujak  Pl.  (B.),  Gola  Jahorina  (F.);  auf  Felsen  bei  Starigrad,  bei  Sarajevo,  hier  noch 
bei  800  m (F. !),  auf  der  Romanja  I’l.  (B.,  Pl.  Bosn.,  Nr.  120).  — Herzegowina:  Auf  der  Visocica- 
(B.),  Lisin-  (V.),  Prenj-  (B.,  Exs.  Nr.  120),  Porim-  (V.),  Muliarnica-  (F.),  Cvrsnica-  (V.)  und  Vele2!  ! 
Pl.  (V.,  Raap-Callier,  Pl.  Here.,  Nr.  245!).  In  der  Bjela  gora:  Am  Vuci  zub,  Prasa,  Svitavac, 
Gnila  greda  (V.),  auf  der  Jastrebica  (*P.),  am  Orjen!  (Asch.),  bei  Suhi  Most  und  Vucia  (V.).  — 
Juni  bis  August. 

Folgende  Formen  wurden  beobachtet:  ß.  pollicaris  [G.  Beck,  Fl.  Bosn.  in  Glasn.,  XV(1903), 
192].  Niedrig,  kaum  fingerhoch,  dichtrasig.  Neben  der  männlichen  Ähre  nur  eine  mit  sehr  wenigen 


472 


II.  Naturwissenschaft. 


Blüten  versehene  weibliche  Ähre  vorhanden.  Auf  den  höchsten  Zinnen  der  Gebirge.  — y.  chloro- 
carpa  [G.  Beck,  Fl.  Bosn.,  1.  c.].  Deckschuppen  hellbraun,  Schläuche  gelblichgrün.  — Bosnien: 
Auf  der  Maglic  PI.  (MB.). 

36.  Carex  mucronata  [All.,  Fl.  Pedexn.,  II  (1785),  268],  — Auf  Felsen  und  im  Fels- 

schutte in  der  Krummholz-  und  Alpenregion,  auf  Kalk. 

Bosnien:  Auf  der  Treskavica-,  Maglic-  und  Volujak  PI.  (*Pr.).  Ob  nicht  mit  C.  laevi.i  ver- 
wechselt? — Juli,  August. 

37.  Carex  depauperata  [Good.  in  Trans.  Linn.  Soc.,  II  (1794),  181], 

Herzegowina:  An  kräuterreichen  Stellen  am  Gliva  und  Draca  bei  Trebinje  (*P.,  fide  Grise- 
bacli).  — Mai,  Juni. 

38.  Carex  olbiensis  [Jord.,  Obseiw.,  III,  241  (1846)]. 

Herzegowina:  An  kräuterreichen  Stellen  des  Gliva  und  Leotar  bei  Trebinje,  bei  Bilek  (*P., 
fide  Grisebach).  — Mai,  Juni. 

39.  Carex  Oederi  [Ehrh.,  Calam.,  Nr.  79  und  Beitr.,  VI,  83  (1791)].  — An  feuchten 

Stellen,  in  Mooren. 

Bosnien:  (*AK.),  wo?  — Herzegowina:  Bei  Skoci  grm  (*P.).  — Mai  bis  August. 

40.  Carex  flava  [L.,  Spec.  pl.,  975  (1753)].  — In  nassen  Wiesen,  Mooren  bis  ins 

Hochgebirge. 

Bosnien:  Um  Travnik,  an  den  Abhängen  des  Vlasic  (* S.,  Exs.  Nr.  101);  auf  der  Yranica 
Pl.  in  Mooren  der  Treskavica  (B.),  im  Sarajevsko  polje,  um  Sarajevo,  am  Trebevic,  auf  der  Treska- 
vica (B.),  der  Zelen  gora,  um  Oslji  dol,  bei  Pod  Vitez  (Pr.).  — - Herzegowina:  (*AK.),  am  See  von 
Borke  (Bl.),  auf  dem  VelesS  (B.),  am  Jezero  bei  Obrnje  (Mu.).  — Juni  bis  August. 

ß.  lepidocarpa  [Tausch  in  „Flora“  (1834),  179,  als  Art;  Godr.,  Fl.  Lorr.,  III 
(1843),  118], 

Herzegowina:  Zwischen  Nevesinje  und  Pustoljane  bei  850  m (*Sag.). 

41.  Carex  Hornschuchiana  [Hoppe  in  „Flora“  (1824),  595  und  (1826),  Beil.  II,  76]. 

— In  nassen  Wiesen  bis  in  die  Voralpen. 

Bosnien:  Im  Lasvatale  zwischen  Travnik  und  Gucaninov  han,  am  Osthange  des  Vlasic  (*  S.). 
— Juni,  Juli. 

42.  Carex  distans  [L.,  Syst.,  ed.  X,  1263  (1759)].  - — - In  Sumpfwiesen. 

Bosnien:  Um  Bihac  (Boll.),  Banjaluka  (H.),  Travnik,  am  Vlasic  (*S.,  Exs.  Nr.  95),  im  Do- 
brnicatale  (B.),  um  Sarajevo  (B.),  auf  dem  Rogojsattel,  zwischen  Kalinovik  und  Krbljina  (V.),  bei 
Pod  Vitez  (Pr.).  — Herzegowina:  (*AK.),  um  Lastva  bei  Trebinje  (V.).  — Mai,  Juni. 

43.  Carex  fulva  [Good.  in  Trans.  Linn.  Soc.,  II  (1794),  177  (flava  X Hornschuchiana)]. 

— An  feuchten  Stellen. 

Herzegowina:  Bei  Trebinje  (*P.,  fide  Grisebach).  — Juni,  Juli. 

44.  Carex  Michelii  [Host,  Syn.,  507  (1797)].  — An  steinigen,  buschigen  Stellen. 

Bosnien:  Im  2eljeznicatale,  auf  der  Treskavica,  am  Maglic  um  Prievor  (*P.,  im  Hoch- 
gebirge sehr  unwahrscheinlich).  — Herzegowina:  (*AIv.),  wo?  — April,  Mai. 

45.  Carex  silvatica  [Huds.,  Fl.  Angl.,  353  (1762)].  — In  Wäldern,  namentlich  an 

feuchteren  Stellen. 

Bosnien:  Vranjska  suma  bei  Krupa,  bei  Hasani,  Lipnik  (Fo.),  auf  der  Sisa  bei  Kljuc  (B.), 
bei  Banjaluka  (H.),  auf  der  Osjecenica  (F.),  bei  Kloster  Foca,  Modran,  zwischen  Travnik  und  Putko- 
vici,  bei  Tolovici  (*S.,  Exs.  Nr.  106),  am  Vlasic  (Fr.  Br.),  am  Mracajsko  brdo  bei  2epce  (B.),  überall 
um  Sarajevo  (B.),  am  Trebevic  (B.),  Rogojsattel  bei  Trnovo  (V.),  im  Zeljeznicatale,  auf  der  Treska- 
vica, in  der  Zelen  gora  (Pr.),  Vratlo  karaula  bei  Jelec,  im  Susickatale  am  Maglic  (B.),  am  Volujak 
(Pr.).  — Herzegowina:  Am  Vele2  ober  Jezero  (*Raap-Callier,  Pl.  Here.,  Nr.  244!).  — Mai 
bis  Juli. 

Forma  mirabilis  [Beck,  Fl.  Südbosn.  in  ANH.,  V (1890),  555].  — Untere  weibliche 
Ähren  ästig;  männliche  Ähre  auch  einige  Fruclitb luten  enthaltend. 

Bosnien:  Nächst  der  Johannaquelle  im  Miljackatale  bei  Sarajevo  (*F.). 


Beck  v.  Mannagetta.  Flora  von  Bosnien,  der  Herzegowina  und  des  Sandzaks  Novipazar.  473 


46.  Carex  pendula  [Huds.,  Fl.  Angl.,  352  (1762);  ed.  II,  411.  — C.  maxima  Scop., 

Fl.  Carn.,  ed.  II,  2,  229  (1772)].  — An  feuchten  Waldstellen. 

Bosnien:  (*AK.),  auf  dem  Gredoviti  vrh  in  der  Grmic  PI.  (Boll.),  bei  Jajee  (Fo.),  Banja- 
luka  (H.),  auf  der  Kruscica  (Fr.  Br.),  auf  dem  Trebevic  (F.),  in  der  Zelen  gora  (Pr.).  — Mai,  Juni. 

47.  Carex  pseudocyperus  [L.,  Spec.  pl.,  978  (1753)].  — An  Gewässern. 

Bosnien:  Bei  Yrnograc  (F.),  an  der  Pliva  bei  Jajee  (B.),  bei  Kupres  (*Br.).  — Juni,  Juli. 

48.  Carex  vesicaria  [L.,  Spec.  pl.,  979  a (1753)].  — In  Sümpfen,  an  Gewässern. 

Bosnien:  Bei  Travnik  (Fr.  Br.),  zwischen  Busovaca  und  Vitez  (*S.,  Exs.  Nr.  87),  bei  Banja- 
luka  (H.),  am  Pliva  jezero  bei  Jajee  (B.) ; im  2eljeznicatale  bei  Previla  und  Pod  Vitez  (Pr.).  — • 
— Mai,  Juni. 

49.  Carex  rostrata  [With.,  Bot.  Arrang.,  1059  (1776).  — C.ampullacea  Good.  in  Trans. 

Linn.  Soc.,  II  (1794),  207].  — In  Sümpfen,  an  Gewässern. 

Bosnien:  Bei  Ostrozac  (Boll.),  Travnik  (*S.),  an  der  Pliva  bei  Jajee,  bei  Vucia  Inka  nächst 
Sarajevo  (B.),  zwischen  Kalinovik  und  Krbljina  (V.),  auf  der  Zelen  gora  (Pr.).  — Herzegowina: 
(* AK.),  wo?  An  der  unteren  Narenta  (F.  Neumayer).  — Mai,  Juni. 

50.  Carex  acutiformis  [Ehr.,  Calam.,  Nr.  30  und  Beitr.,  II  (1788),  43.  — C.  paludosa 

Good.  in  Trans.  Linn.  Soc.,  II,  202  (1794)].  — An  Gewässern,  in  Sumpfwiesen. 

Bosnien:  An  der  Pliva  bei  Jajee  (B.),  bei  Travnik  nächst  der  Schießstätte  (* Fr.  Br.),  bei 
Pod  Vitez  (Pr.).  — In  der  nordwestlichen  Türkei  (Boue).  — Mai,  Juni. 

ß.  Kochiana  [DC.,  Cat.  hört.  Monsp.,  89  (1813),  als  Art.  — C.  spcidicea  Roth,  Tent., 
II  2,  461  (1789),  nicht  Gilib.]. 

Bosnien:  In  Sumpfwiesen  im  Dobrnicatale,  bei  Vrutci  im  Sarajevsko  polje  (*B.);  bei  Pod 
Vitez  (Pr.). 

51.  Carex  riparia  [Gurt.,  Flor.  Lond.,  IV,  Tab.  60  (1821)].  — An  Gewässern. 

Bosnien:  Auf  der  Zelen  gora  (*Pr.).  — Herzegowina:  Am  Neretva-  und  Buna-Ufer  bei 
Mostar  (*Str.);  an  der  unteren  Narenta  (Botteri).  — Mai,  Juni. 

52.  Carex  üliformis  [L.,  Spec.  pl.,  976  (1753)].  — Nach  Boue  in  der  nordwestlichen 

Türkei. 

53.  Carex  nutans  [Host,  Gram.,  I,  61  (1801)].  — An  Gewässern. 

Bosnien:  In  der  Posavina  gegenüber  Brod  (*S.).  — Mai,  Juni. 

54.  Carex  hirta  [L.,  Spec.  pl.,  975  (1753)].  — An  feuchten,  lehmigen  und  sandigen 

Stellen. 

Bosnien:  Bei  Banjaluka  (H.),  zwischen  Gradacac  und  Srebrenik,  um  Travnik,  zwischen 
Dolovic  und  Zenica  (*S.,  Exs.  Nr.  98),  um  Sarajevo,  im  Miljackatale,  Sarajevsko  polje  (B.),  2el- 
jeznicatale,  auf  der  Zelen  gora,  bei  Tientista  im  Sutjeskatale  (Pr.).  — Herzegowina:  Beim  Jezero 
von  Borke  (*B1.),  am  Mostarsko  blato  (B.). 

ß.  hirtiformis  [Pers.,  Syn.,  II,  547  (1807)]. 

Herzegowina:  Um  Trebinje  (*P.). 


10.  Familie:  Araceae. 

[Engl,  in  NPflF.,  II  3,  102.] 

1.  Acorus. 

[L.,  Gen.,  ed.  VI,  172,  Nr.  434;  Engl,  in  NPflF.,  II  3,  102.] 

1.  Acorus  calamus  [L.,  Spec.  pl.,  324a  (1753)].  — In  Sümpfen  und  an  Gewässern, 
aus  dem  wärmeren  Asien  eingebürgert. 

Bosnien:  Bei  Novi,  Krupa  (Fo.),  Doruk  (Br.!),  um  Travnik  in  einem  Sumpfe  unter  Dolac 
(Br.  Fr.),  bei  D.  Tuzla  (M.);  an  feuchten  Stellen  um  Fojnica  bei  zirka  600  m (Mu.),  im  Kosevotale 
bei  Sarajevo  f*F.),  bei  Zvornik  (J.).  — Im  Sommer. 


474 


II.  Naturwissenschaft. 


2.  Arum. 

[L.,  Gen.,  ed.  VI,  470,  Nr.  1028.] 

1.  Arum  orientale  [M.  Bieb.,  Fl.  taur.,  II,  407  (1808);  Engl.,  Mon.  Arac.,  586].  — 
Knolle  rundlich  niedergedrückt,  in  der  Mitte  Blätter  und  Stengel  tragend.  Blätter 
lang  gestielt.  Blattstiele  bis  zu  1/3  scheidig. ' Spreiten  herz-pfeilförmig,  dicknervig; 
Spießlappen  abstehend  oder  zurückgekrümmt.  Röhre  der  Blütenscheide  länglich- 
eiförmig, außen  grün,  innen  weiß,  doppelt  bis  dreimal  kürzer  als  die  eiförmige, 
elliptische  oder  längliche,  zugespitzte,  tief  schwarzpurpurn  oder  in  der  Mitte  bleich- 
grüne Spreite  derselben.  Kolben  innerhalb  der  Spatha  ungestielt.  Weiblicher  Blüten- 
stand walzlich,  zur  Blütezeit  doppelt  länger  als  der  männliche.  Fruchtknoten  um 
die  Narbe  schwarzpurpurn.  Untere  Blütenrudimente  in  3 — 4,  die  oberen  in  1 — 2 
Wirteln,  aus  kugeligem  Grunde  pfriemlich.  Kolbenanhang  (Keule)  F5 — 4mal 
länger  als  ihr  Stiel,  purpurschwarz  bis  kastanienbraun.  — Ändert  ab:1) 
a.  nigrum  [Schott  in  Öst.  bot.  Woch.  (1857),  213  und  Prodr.  Syst.  Aroid.,  81;  Ic. 
Aroid.,  Tab.  37,38,  als  Ai’tü;  Engl.,  1.  c.,  586,  als  Subsp.  — A.  orientale  Vis., 
Fl.  Dalm.,  I,  185  (sec.  Schott).  — A.  Neumayeri  Vis. ! !].  — Spießlappen  der  Blätter 
abstehend.  Spreite  der  Blütenscheiden  eiförmig  oder  elliptisch,  tief  schwarzpurpurn. 
Röhre  innen  und  außen  weißlichgrün,  in  der  Einengung  blutrot.  Obere  Blüten- 
rudimente in  1 — 2 Wirteln,  aus  glattem,  bleichem  Grunde  in  eine  bleich  purpur- 
färbige  Spitze  ausgezogen.  Keule  1’5 — 2 mal  länger  als  ihr  Stiel. 

Auf  steinigen,  buschigen  Stellen,  in  Heiden,  Felstriften. 

Herzegowina:  (*B.),  um  Mostar,  zwischen  Blagaj  und  Jovanovid  karaula  bis  850  m,  an  den 
Abhängen  des  Velez  (B.),  bei  Domanovic  (Hensch!),  zwischen  Drieno  und  der  Trebinjcicabriicke 
(B.),  zwischen  Zarivna  und  Trebinje  (Br  ein  dl!),  überhaupt  um  Trebinje  nicht  selten  (B.),  am  Leotar 
(B.).  — Montenegro,  ! !,  Dalmatien.  — April,  Mai. 

Hierzu  gehört  als  Form:  variolatum  [Schott,  Prodr.  Aroid.,  81! !,  als  Art;  Engl.,  1.  c.,  587]. 
— Spreite  der  Blutenscheiden  braunpurpurn,  nur  gegen  den  Rand  schwarzpurpurn,  am  Rücken 
etwas  grünlich,  innen  mit  bleichen  rötlichen  und  gelbbraunen  rundlichen  Flecken  versehen.  Keule 
hin  und  wieder  hellfleckig.  — Dalmatien. 

ß.  Petteri  [Schott,  Syn.  Ar.,  I (1856),  12;  Prodr.  Aroid.,  95,  als  Art!!;  Engl.,  1.  c., 
587,  als  Subsp.  — A.  pictum  Pett.,  Botan.  Wegweis.,  16,  Nr.  114  (1852),  non  L. 
— A.  orientale  Vis.,  1.  c.,  z.  T. ; Reich.,  Icon.  fl.  Germ.,  VII,  5,  Fig.  9],  — Spieß- 
lappen der  Blätter  abstehend  oder  zurückgekrümmt,  die  Bucht  ober  den- 
selben meist  deutlich  ausgeprägt.  Spreite  der  Blütenscheiden  länglich-lanzettlich, 
zugespitzt,  am  Rücken  grün,  innen  gelblich-  oder  weißlichgrün,  gegen  den  Rand 
breit  purpurn  oder  ganz  purpurn.  Röhre  innen  und  außen  grün,  in  der  Ein- 
schnürung oft  blutrot.  Rudimentäre  Blüten  oben  in  1 — 2 Wirteln,  mit  bleicher  oder 
braunvioletter  Spitze.  Keule  2 — 4mal  länger  als  ihr  Stiel. 

An  gleichen  Stellen. 

Herzegowina:  Um  Mostar  (Pi.),  auf  den  Bergen  Gliva,  Crkvica,  Draca  bei  Trebinje  (*P., 
Engl.,  Arac.  exs.,  Nr.  300!);  bei  Ljubuski  (F.).  — Dalmatien  ! !,  Montenegro  ! !.  — April.  Mai 

y.  longispathum  [Reich.,  Icon.  fl.  Germ.,  VII,  5,  Tab.  X!  (1845);  Schott,  Prodr. 
Ar.,  96,  als  Art.  — A.  elongatum  Steven  in  Bull.  Soc.  Mose.  (1856),  H,  265,  III, 
67;  Schott,  Prodr.  Aroid.,  100,  als  Art.  — A.  Nordmanni  Schott,  Synops.  Ar.,  12 
und  Prodr.  Ar.,  88.  — A.  pictum  var.  Biasolettii  bei  Reich.,  1.  c.  — A.  macu- 

J)  Ich  gebe  hier  die  Beschreibung  aller,  auch  im  benachbarten  Dalmatien  und  in  Montenegro 
beobachteten  Formen,  weil  dieselben  zuversichtlich  auch  in  der  Herzegowina  Vorkommen. 


Beck  v.  Man  nage  tta.  Flora  von  Bosnien,  der  Herzegowina  und  des  Sandzaks  Novipazar. 


475 


latum  ß Willcl.,  Spec.  pl.,  IV,  483  (Willclenow  benennt  sie  nicht,  wie  Engler, 

1.  c.  und  Asch.  u.  Graebn.,  Syn.,  II  2,  374  angeben).  — A.  orientale  var.  cau- 
casicum  Asch.  u.  Graebn.,  1.  c.  (1903)].  — Blätter  verlängert  spießförmig;  die 
Spießlappen  abstehend  oder  zurückgekrümmt,  3 — 4mal  kürzer  als  der  Mittellappen. 
Spreite  der  15 — 2b  cm  langen  Blütenscheide  länglich-lanzettlich,  lang  zu- 
gespitzt, außen  und  innen  an  den  Rändern  oder  innen  völlig  purpurn;  Röhre 
innen  mit  Purpurring  versehen.  Blütenrudimente  oben  in  mehreren  Wirteln,  purpurn. 
Keule  2 — 3 mal  länger  als  ihr  Stiel. 

Herzegowina:  In  der  Bjela  gora  (F.  Maly!).  — ■ Dalmatien.  — April,  Mai. 

Hierzu  scheint  als  Form  zu  gehören:  f.  Ebelii  [G.  Beck,  Fl.  Bosn.  in  Glasn.,  XV  (1903),  195. 
— A.  orientale  Ebel,  Munten.,  14].  — Scheide  durchwegs  grün.  Rudimentäre  Blüten  gelblichgrün. 
Blätter  gefleckt;  die  Spießlappen  im  rechten  Winkel  abstehend.  — Montenegro. 

2.  Arum  italicum  [Mail.,  Gard.  dict.,  ed.  8,  Nr.  2 (1768);  Reich.,  Fl.  Germ.,  10  und 

Icon.  fl.  Germ.,  VII,  6,  Tab.  XI;  Koch,  Syn.  fl.  Germ.,  ed.  II,  787;  Vis.,  Fl.  Dalm., 
I,  184;  Engl.,  Monogr.  Arac.,  591].  — Knollen  eiförmig  oder  eilänglich,  wagrecht 
vorgestreckt,  bräunlich,  die  Blätter  und  Stengel  am  Scheitel  tragend.  Blätter 
breit  oder  schmal  spieß-pfeilförmig,  glänzend,  weiß  nervig,  oft  auch  weißfleckig. 
Spießlappen  schmal,  auseinandergespreizt,  durch  Buchten  von  dem  meist  länger 
zugespitzten  Mittellappen  abgesetzt.  Blattstiele  kurz  und  breit  scheidig.  Röhre 
der  8 — 35  cm  langen  Blütenscheide  länglicli-walzlich,  1/3 — ^mal  so  lang  als  die 
Spreite,  außen  grünlich,  innen  heller,  gegen  den  Rand  schmutzig  purpurn.  Spreite 
spannlang,  länglich  bis  elliptisch,  zugespitzt,  außen  grünlich,  innen  bleich  gelblich- 
grün oder  bleich  rostfarben.  Kolben  innerhalb  der  Spatha  ungestielt.  Weiblicher 
Blütenstand  walzlich,  3 — 4 mal  länger  als  der  männliche.  Fruchtknoten  bleich. 
Rudimentäre  Blüten  unten  in  wenigen,  oben  in  mehreren  Wirteln,  gelblich,  am  ver- 
dickten Grunde  oft  warzig.  Kolbenanhang  dick  walzlich,  gelblich,  ein- 
mal, selten  zweimal  so  lang  als  der  doppelt  dünnere  Stiel. 

Auf  steinigen,  buschigen,  trockenen  Stellen,  in  Laubwäldern. 

Bosnien:  Au  Hecken  bei  Sokolac  nächst  Bihac  (bloß  Blätter,  B.),  bei  Zenica  (Franjic!); 
auf  feuchten  Stellen  am  Rajcevacbache  bei  Vares  (Pr.),  wohl  fraglich.  — Herzegowina:  Unter 
Buschwerk  um  Mostar  häufig  (Str.),  auf  der  Osaniea  glavica  bei  Stolac  (B.),  am  Fuße  des  Berges 
Gliva  bei  Trebinje  (*P.),  bei  G.  Zorab  (fide  Schott)!.  — Istrien  ! !,  Dalmatien  ! !,  Montenegro  ! !. 
— April,  Mai. 

ß.  concolor  [G.  Beck,  Fl.  Bosn.  in  Glasn.,  XV  (1903),  195].  — Blätter  gleichmäßig  grün. 

Dalmatien:  Pago  (B.). 

y.  hereegovinum  [G.  Beck,  Fl.  Bosn.  in  Glasn.,  XV  (1903),  195].  — Blätter  gleich- 
mäßig (auch  über  den  Nerven)  dunkelgrün  oder  nur  hin  und  wieder  etwas  hell 
gefleckt.  Spreite  der  Scheide  außen  grünlichweiß,  innen  fast  weiß,  am  Rande 
gleichfarbig.  Keule  ockergelb,  zweimal  so  lang  als  ihr  Stiel. 

Herzegowina:  Aus  von  A.  Pichler  um  Mostar  gesammelten  Knollen  im  botanischen  Garten 
zu  Prag  gezogen. 

3.  Arum  maculatum  [L.,  Spec.  pl.,  966  (1753)].  — Blätter  breit  eiförmig,  dreieckig, 

mit  breiten  Spießlappen,  die  nicht  oder  nur  schwach  vom  Mittellappen  abgesetzt 
sind.  Kolbenanhang  keulig,  in  einen  viel  längeren  Stiel  meist  allmählich  ver- 
schmälert. 

cc.  vulgare  [Engl.,  Monogr.  Arac.,  594],  — Röhre  der  Blütenscheide  innen  weiß 
oder  hellgrün,  an  der  Verengung  purpurfarbig  oder  rötlich  geringelt;  die  Spreite 
eiförmig-lanzettlich,  innen  grün  und  gegen  den  Rand  bräunlich  purpurn,  selten 
vollkommen  hellgrün.  Rudimentäre  Blüten  oben  in  4 — 6 Wirteln,  gelblichweiß. 


476 


II.  Naturwissenschaft. 


Keule  gelblich  bis  olivenbraun,  bin  und  wieder  abgesetzt.  Blätter  ungefleckt 
[=  f.  immaculatum  Reich.,  Fl.  Germ.,  10,  als  Varietät  und  138;  Schott,  Prodr.  Ar., 
92,  als  Art.  — A.  maculatum  a L.,  1.  c.]  oder  mit  schwärzlichen,  purpurfarbigen 
oder  braunen  Flecken  unregelmäßig  besetzt  [=  f.  maculatum  Engl.,  Monogr.  Arac., 
595;  A.  maculatum  ß L.,  1.  c.;  Schott,  Prodr.  Ar.,  92],  Bei  letzterer  sind  oft  auch 
die  Spreiten  der  Blutenscheiden  innen  mit  zerstreuten  schwarzpurpurnen  Flecken 
versehen.  Die  Pflanzen  um  Sarajevo  zeigen  meist  eine  gelbe  Keule  (M. ). 

In  lichten  Wäldern,  unter  Buschwerk  bis  in  die  Voralpen  (1000  m). 

Bosnien:  Bei  Krupa,  Bihac  (Fo.),  in  Wäldern  der  Grmec  PI.  (Boll.),  bei  Banjaluka  (H.), 
Aginoselo,  Surjan  (Fo.);  auf  der  Sisa  PI.  (in  Frucht,  daher  fraglich,  B.);  um  Travnik  (*S.),  bei 
Zenical,  um  Visoko,  Yares  (Fo.),  bei  Kralupi  (Pr.),  Bugojno,  Kupres,  am  Yel.  Malovan,  bei  Suiea, 
Glamoc,  Preodac  (Pr.),  um  Fojnica,  auf  der  Pogorelica  (Schwarz)!,  bei  Gornji  Vakuf  und  Satoro- 
vic  bei  Rogatica  (F.).  Um  Sarajevo:  so  im  Bucatale,  in  den  Miljackaschluchten  (B.),  bei  Kovacic, 
Svrakino  selo,  Lukavica  (F. !),  IlidZe  (Fo.);  im  2eljeznicatale  bei  Grab  (Mu.),  bei  Trnovo  (Pr.), 
Tarcin,  Kalinovik,  in  der  Zelen  gora  (Pr.);  in  Wäldern  der  Bjelasnica,  Preslica,  im  Govzatale  bei 
Jelec,  im  oberen  Drinatale  zwischen  Foca  und  Bastaci,  im  Sutjeskatale,  an  der  Yucevo  I’l.  gegen 
die  Drina  (B.);  am  Grad  bei  Zvornik  (J.).  — Herzegowina:  Bei  Konjica  (Fo.),  im  Idbartale  der 
Prenj  PI.  (B.),  bei  Ulok  (Fo.),  um  Mostar  (Fo.),  auf  der  Busak  PI.  (Fo.,  wohl  fraglich),  bei  Domano- 
vie,  Neum  kula  (Fo.,  wohl  fraglich). 

ß.  Zelebori  [Schott,  Prodr.  Arac.,  94,  als  Art].  — Röhre  der  Blutenscheide  innen 
mit  undeutlichem  Purpurring;  Spreite  elliptisch,  zugespitzt,  hellgrün,  kaum  violett 
angelaufen.  Rudimentäre  Blüten  oder  doch  deren  Granne  purpurn.  Keule  anfangs 
violett,  später  braunpurpurn.  Blätter  und  Blütenscheide  ungefleckt. 

Bosnien  (*Sendtner,  fide  Schott). 

y.  Besserianum  [Schott  in  Ost.  Bot.  Woch.  (1858),  349,  als  Art;  Asch.  u.  Graebn., 
Syn.,  II  2,  377.  — A.  intermedium  Schur,  Sertum  (1853),  Nr.  2672  (nomen  solurn) 
und  in  Schott,  Prodr.  Ar.,  91.  — A.  maculatum  ß.  angustatum  Engl.,  Monogr. 
Arac.,  595],  — Spreite  der  Scheide  verlängert  länglich-lanzettlich,  grünlich  und 
leicht  purpurfärbig.  Rudimentäre  Blüten  oben  in  zahlreichen  Wirteln,  mit  fädlichen 
Spitzen. 

Herzegowina : Bei  Trebinje  (*B.). 

Hierzu  als  Form  3:  f.  3Ialyi  [Schott,  Prodr.  Arac.,  93!].  — Kolbenanhang  purpurviolett, 
Stiel  l1/2mal  so  lang  als  die  Keule.  Purpurring  in  der  Röhre  der  Blutenscheide  verwischt.  Spitzen 
der  Blütenrudimente  purpurn.  — Dalmatien  !,  Montenegro  !. 

11.  Familie:  Lemnaceae. 

[Duby,  Bot.  Gail.,  I,  353;  Engl,  in  NPflP.,  II  3,  154.] 

1.  Spirodela. 

[Schleid,  in  Linnaea,  XHI,  391;  Engl.,  1.  c.,  II  3,  163.] 

1.  Spirodela  polyrrhiza  [Schleiden,  1.  c.,  392],  — In  trägen  Gewässern. 

Bosnien:  Bei  Dervent  (*B.).  — Im  Sommer. 

2.  Lemna. 

[L.,  Gen.,  ed.  VI,  478,  Nr.  1038.] 

1.  Lemna  trisulca  [L.,  Spec.  ph,  970  (1753)].  — In  stehenden  Gewässern,  Sümpfen. 

Bosnien:  Bei  Bosnisch-Brod  (*V.),  Kupres  (Pr.). 

2.  Lemna  minor  [L.,  Spec.  pl.,  970  (1753)].  — Wie  vorige. 

Bosnien:  Um  Dervent  (B.),  Banjaluka  (H.),  Travnik,  am  Lasvaufer  (Fr.  Br.),  um  D.  Tuzla 
(M.),  im  „Slana  bara“  des  Krizevicatales  nördlich  von  Srebrenica  (J.),  bei  Tarcin,  Fojnica,  Suica, 


Beck  v.  Man  nage  tta.  Flora  von  Bosnien,  der  Herzegowina  und  des  Sandzaks  Novipazar. 


477 


Glamoc,  Preodac  (Pr.),  im  2eljeznicatale  (Pr.),  im  Sarajevsko  polje  nickt  selten  (B.),  bei  Bratunac 
(J.).  — Herzegowina:  (nach  *AK.),  wo? 

3.  Telmatophace. 

[Schleid,  in  Linnaea,  Xin  (1839),  391.] 

1.  Telmatophace  gibba  [Schleiden,  1.  c.  = Lemna  gibba  L.,  Spec.  pl.,  970  (1753)].  — 
In  stehenden  Gewässern,  Wassergräben. 

Bosnien:  (nach  *AK.),  wo? 

12.  Familie:  Juncaceae. 

[Vent.,  Tableau,  H,  150  (1799),  z.  T.;  Buchenau  in  NPÜF.,  II  5,  1 und  Monogr.  in  Engl.,  Jahrb.,  XII 

(1890),  1.] 

1.  Juncus. 

[L.,  Gen.,  ed.  VI,  173,  Nr.  437,  z.  Th.;  DC,  Fl.  fran<j.,  III,  162  (1805);  Buchenau  in  NPflF.,  II  5,  5.] 

1.  Juncus  bufonius  [L.,  Spec.  pl.,  328  (1753)].  — An  feuchten,  namentlich  sandigen 

und  schlammigen  Stellen. 

Bosnien:  Häufig  bei  Vrnograc  (F.),  in  der  Kozara  Pl.  (B.),  um  Banjaluka  (H.),  bei  2epce 
(B.),  Travnik,  Zenica  (*S.,  Exs.  Nr.  116),  Kiseljak  (H.),  Fojnica  (Mu.),  Donja  Tuzla  (M.),  Nova 
Kasaba  (J.),  im  Sarajevsko  polje,  um  Sarajevo,  Pale,  Vares  (Pr.),  Yisoko  (Fo.),  wie  überall  in  Süd- 
bosnien (B.),  um  Glamoc,  Kupres  (Pr.)  u.  a.  O.  — Herzegowina:  Um  Konjica  (B.),  aut'  der  Cvrs- 
nica  (Pi-!),  im  Nevesinjsko-  und  Gacko  polje  (Mu.),  bei  Trebinje,  Grancarevo  (*P.).  — Mai  bis  Juli. 

2.  Juncus  tenageia  [Ehrh.,  Phytoph.,  Nr.  63  und  in  L.  fil.,  Suppl.,  208  (1781)].  — 

An  feuchten,  schlammigen  Stellen. 

Herzegowina:  Am  Blidinje  jezero  in  der  Cvrsnica  Pl.  (Pi-!),  im  Nevesinjsko  polje  (*Mu.). 
— Juni,  Juli. 

3.  Juncus  trißdus  [L.,  Spec.  pl.,  326  (1753)].  — In  Alpenmatten,  auf  Felsen  der 

Hochgebirgsregion. 

Bosnien:  (*AK.),  überall  auf  Schiefer  in  der  Vranica  PL!!  (Br.,  Mu.);  auf  der  Treskavica-, 
Kamesnica-  und  Sator  Pl.  (Pr.),  hier  wohl  unglaubhaft  und  wahrscheinlich  mit  folgender  verwechselt. 
— Juli,  August. 

4.  Juncus  monanthos  [Jacqu.,  Enum.  stirp.  Vind.,  61  und  Observ.,  236,  Tab.  IV, 

Fig.  1 (1762)].  — Auf  steinigen  Stellen  in  der  Hochgebirgsregion  der  Kalkgebirge. 
Herzegowina:  Auf  der  Prenj-  (*B.)  und  Plaia  Pl.  (V.).  — Juli,  August. 

5.  Juncus  compressus  [Jacqu.,  Enum.  pl.  Vind.,  60  und  Observ.,  235  (1762)].  — An 

nassen  Stellen. 

Bosnien:  Um  Vares  (Pr.),  zwischen  Ivobila  glava  und  Sarajevo  (*S.,  Exs.  Nr.  115),  auf  dem 
Trebevic  (Fo.),  im  2eljeznicatale,  bei  Pale  (Pr.),  Tarcin,  Kupres,  Glamoc,  Preodac  (Pr.).  — Herze- 
gowina: Nächst  Han  Vidak  (Schiller)  und  an  der  Trstenica  bei  Konjica  (B.),  im  Nevesinjsko- 
und  Gacko  polje  (Mu.),  um  Trebinje  (*P.).  — Juni  bis  August. 

6.  Juncus  ßliformis  [L.,  Spec.  pl.,  326  (1753)].  — In  Sümpfen  und  Mooren. 

Bosnien:  Auf  dem  Matorac  in  der  Vranica  Pl.  bei  1700  ?«  (*Mu.).  — Juni,  Juli. 

7.  Juncus  glaucus  [Ehrh.,  Calam.,  Nr.  85,  Beitr.,  VI  (1791),  83].  — An  feuchten  Stellen. 

Bosnien:  Um  Banjaluka  (H.),  Travnik  (Br.),  zwischen  Kakanj  und  Kloster  Sutjeska,  bei 
Bjelarika  (*S.,  Exs.  Nr.  120),  überall  um  Vares  (Pr.),  Sarajevo,  auf  dem  Trebevic,  bei  Pazaric  (B.) 
und  in  Südbosnien  (B.);  auf  dem  Kogojsattel,  zwischen  Kalinovik  und  Krbljina  (V.),  bei  Donja 
Tuzla  (M.).  — Herzegowina:  Verbreitet,  um  Mostar  (Str.),  bei  Rakitno,  im  Nevesinjsko  polje  (V.), 
im  Gacko  polje  (Mu.),  bei  Skoci  grm  in  der  Bjela  gora  (*P.).  — Juni,  Juli. 

8.  Juncus  effusus  [L.,  Spec.  pl.,  326  (1753)].  — An  feuchten  Stellen  bis  ins  Hoch- 

gebirge. 


478 


II.  Naturwissenschaft. 


Bosnien:  Häufig'  um  Donja  Tuzla  (M.),  Travnik,  Busovaca,  Vitez,  Fojnica  (*S.,  Exs.  Nr.  118), 
auf  der  Yranica  PI.  (Mu.),  um  Vares  (Pr.),  überall  in  Südbosnieu  (B.)  u.  a.  O.  — HerzegOAvina: 
Im  Nevesinjsko  polje  (*Mu.).  — Sandzak  Novipazar:  Bei  Svetlo  borje  (*B.). 

ß.  conglomeratus  [L.,  1.  c.,  als  Art,  z.  T.].  — An  gleichen  Stellen. 

Bosnien:  Häufig!!,  so  bei  Krupa,  Yrbanja  (Fo.),  Banjaluka  (II.),  Maglaj  (H.),  Zepce  (Fo.), 
Travnik  (*S.,  Exs.  Nr.  119),  Vares  (Pr.),  in  Südbosnien  (B.),  um  Kupres  (Pr.)  u.  a.  O.  — Sandzak 
Novipazar:  Bei  Svetlo  borje  (*B.).  — Juni,  Juli. 

9.  Juncus  Leersii  [Marss.,  Fl.  Neuvorpomm.,  451  (1869)].  — An  feuchten  Stellen. 

Bosnien:  Um  Fojnica  (Mu.),  auf  dem  Trebevic  bei  Sarajevo  (*B.).  — Juni,  Juli. 

10.  Juncus  maritimus  [Lam.,  Encycl.,  III  (1789),  264],  — In  BrackAvassersümpfen, 

am  Meeresstrande. 

Herzegowina:  An  der  unteren  Nareuta  (B.),  in  der  Sutorina  bei  Igalo  (*  Y.). — Juni,  Juli. 

11.  Juncus  acutus  [L.,  Spec.  pl.,  325  (1753)  «]. 

HerzegOAvina:  All  den  gleichen  Stellen  Avie  \roriger  (V.,  B.);  ferner  bei  Trebinje  (*P.).  — 
Juni,  Juli. 

12.  Juncus  bulbosus  [L.,  Spec.  pl.,  327  (1753).  — J.  supinus  Mönch,  Enurn.  pl.  Hass., 

I,  167,  Tab.  V (1777)].  — An  sumpfigen  Stellen. 

Bosnien:  Unterhalb  Debelo  brdo  bei  Sarajevo  (*Fo.),  bei  Tarciu,  Preodac  (Pr.).  — Juli,  August. 

13.  Juncus  obtusiflorus  [Ehrh.,  Calarn.,  Nr.  76  und  Beitr.,  VI,  82  (1791)].  — An 

feuchten  Stellen. 

Bosnien:  Bei  Banjaluka  (*  H.),  im  2eljeznicatale  (Pr.).  — HerzegOAvina:  Um  Mostar  (*Str.). 
— Juni,  Juli. 

14.  Juncus  articulatus  [L.,  Spec.  pl.,  327  (1753),  z.  T.  — J.  lampocarpus  Ehrh., 

Calam.,  Nr.  126],  — An  feuchten  Stellen. 

Bosnien:  Auf  der  Kozara  (B.),  um  Banjaluka  (Ii.),  Travnik,  Yitez,  Busovaca,  Fojnica  (*S., 
Exs.  Nr.  117);  bei  Zvornik  (J.),  Donja  Tuzla  (M.),  Vares  (Pr.),  im  Sarajevsko  polje  (B.),  auf  dem 
Trebevic  (M.),  bei  Tarcin,  auf  der  Zelen  gora  (Pr.),  um  Foca  und  Brod  an  der  Drina  (Fo.),  bei 
Visegrad,  Uvac  (B.),  Livno  (Fr.  Br.),  Glamoc  (Pr.).  — Herzegowina:  Um  Konjica,  an  der  Trste- 
nica  (B.),  beim  See  von  Boi’ke  (Bl.),  bei  Rakitno  (Y.),  Buna  (Str.),  im  Nevesinjsko-  und  Gacko 
polje  (Mu.),  bei  Skoci  grm  in  der  Bjela  gora  (*P.).  — Mai  bis  Juli. 

Forma  üuitans  [Neilr.,  Fl.  Niederöst.,  146  (1859)]. 

Bosnien:  Auf  der  Romanja  Pl.  (*B.). 

15.  Juncus  alpinus  [Vill.,  Hist.  pl.  Dauph.,  II,  233  (1787)].  — An  feuchten  Stellen 

der  Hochgebirge. 

Bosnien:  In  der  Alpenregion  der  Lelja  Pl.  (*B.).  — August. 

16.  Juncus  anceps  [Laharpe,  Essai  mon.  Jone,  in  Ment.  Soc.  d’hist.  nat.  Paris,  IV 

(1825),  126], 

ß.  hereegovinus  [Sag.  in  Mitteil.  Thür.  bot.  Ver.,  Neue  Folge,  XVI  (1902),  36,  als 
Subspezies],  — Blüten  und  Früchte  so  klein  wie  bei  vorigem,  doch  die  Periant- 
blätter  so  lang  oder  kaum  kürzer  als  die  Kapsel,  die  äußeren  Stumpfheit,  undeutlich 
stachelspitzig.  — An  feuchten  Stellen. 

HerzegOAvina:  Im  Nevesinjsko  polje  an  mehreren  Stellen,  so  bei  NeA^esinje,  Kifino  selo, 
Pustoljane  (*Mu.).  — - Juni,  Juli. 

17.  Juncus  Murbeckii  ( anceps  X articulatus).  — J.  Murbeckii  [G.  Beck,  Fl.  Bosn. 

(1901)  in  Glasn.,  XV  (1903),  198;  Sag.  in  Mitteil.  Thür.  bot.  Ver.,  Neue  Folge,  XVI 
(1902),  37.  — J.  anceps  X lampocarpus  Murb.  in  LUÄ.,  XXVII  (1891),  34  (descr.)]. 

HerzegOAvina:  Im  Nevesinjsko  polje  zwischen  Nevesinje  und  Kifino  selo,  um  2iljeAm  (*Mu.). 

18.  Juncus  silvaticus  [Reich.,  Fl.  Moen.  Franc.,  II,  App.,  181  (1787).  — J.  acutiflorus 

Ehrh.,  Calam.,  Nr.  66,  Beitr.,  VI,  83  (1791)].  — An  Gewässern,  in  Sümpfen. 

Bosnien:  Am  Pliva  See  (*H.),  um  Vares  bei  Dubostiea,  Saski  dol,  auf  der  Zvijezda  (Pr.). 
— Juli,  August. 


Beck  v.  Mannagetta.  Flora  von  Bosnien,  der  Herzegowina  und  des  Sandäaks  Novipazar.  470 


2.  Luzula. 

[DC.,  Fl.  fran<j.,  I,  198,  III,  158  (1805);  Buchenau  in  NPflF.,  II  5,  7.] 

1.  Luzula  pilosa  [Willd.,  Enum.  hört.  Berol.,  393  (1809).  — L.  vernalis  DC.,  Fl.  fran9., 

III,  160  (1805)].  — In  lichten  Wäldern,  unter  Buschwerk. 

Bosnien:  Um  Banjaluka  (H.),  Travnik  (*S.,  Exs.  Nr.  123),  auf  der  Vilenica  (Fr.  Br.),  bei 
Vranduk  (*S.),  Vares  (Pr.),  um  Sarajevo!!  (H.),  im  2eljeznicatale,  um  Trnovo,  Kalinovik,  auf  der 
Gornje  bare,  um  Kupres,  auf  der  Kamesniea,  Yel.  Malovan  (Pr.).  — Herzegowina:  Auf  der  Jastre- 
bica  in  der  Bjela  gora  (*P.).  — April,  Mai. 

2.  Luzula  ßavescens  [Gaud.,  Agrost.  helv.,  II,  239  (1811).  — L.  Hostii  Desv.  in  Journ. 

de  bot.,  I (1808),  140],  — Zwischen  Buschwerk,  in  Bergwiesen  der  Voralpen. 

Bosnien:  Auf  dem  Vlasic  (*S.,  Exs.  Nr.  125),  um  Travnik,  Vranduk,  Kiseljak,  Fojnica  (*S.); 
häufig  um  Sarajevo  (B.),  auf  der  Preslica  (V.).  — Herzegowina:  (*AK.),  auf  der  Porim  PI.  (V.). 
— Mai,  Juni. 

3.  Luzula  Forsteri  [DC.,  Syn.  pl.  Ü.  Gail.,  150  (1806)].  — In  Wäldern,  Vorhölzern. 

Bosnien:  In  der  Grmec  Pl.  (B.),  auf  der  Yilenica,  dem  Vlasic  (*S.,  Exs.  Nr.  123)  und  am 
Mravinjak  bei  Varosluk  (Fr.  Br.),  am  Mali  Orlovac  und  Trebevic  bei  Sarajevo  (M.),  bei  Drinjaca 
am  Jadar  (J.).  — Herzegowina:  (*AK.),  wo?  — April,  Mai. 

4.  Luzula  silvatica  [Gaud.,  Agrost.  Helv.,  II,  240  (1811).  — L.  maxima  DC.,  Fl.  fran9., 

III,  160  (1805)].  — An  kräuterreichen  Stellen,  in  Wäldern  der  Voralpen  bis  in 
die  Krummholzregion  häutig. 

Bosnien:  Auf  der  Osjecenica,  Klekovaca! ! (F.),  auf  dem  Vlasic ! ! (*S.,  Exs.  Nr.  124),  überall 
in  der  Vranica  Pl.!!  (Mu.)  und  deren  Vorlagen,  auf  dem  Smolin,  der  Bjelasnica-  (B.),  Hranisava- 
(Bl.),  Preslica-  (V.),  Trebevic-  (B.),  Jahorina-  (F.),  Treskavica-,  Romanja-  (B.)  und  Kiek  Pl.  (F.), 
bei  Uvac  (F.),  um  Vares  (Pr.),  in  der  Zelen  gora  (Pr.),  Maglic-  und  Volujak  Pl.  (B.),  bei  Kupres, 
Bugojno,  Glamoc,  Preodac,  auf  der  Kamesniea,  am  Vel.  Malovan  (Pr.).  — Herzegowina:  Auf  der 
Plasa-  (F.),  Vran-  (V.),  VeleZ-  (B.),  Crvanj-  und  Bjelasiea  Pl.  (Mu.),  in  der  Bjela  gora  am  Orjen 
(V.),  auf  der  Jastrebica  (*P.).  — Mai,  Juni. 

5.  Luzula  albida  [DC.,  Fl.  fcum.,  III,  159  (1805).  — L.  nemorosa  E.  Mey.  in  Linnaea, 

XXII  (1849),  394,  nicht  Baumg.,  Presl.  — L.  angustifolia  Garcke,  Fl.  Nord- 
deutschl.,  3.  Aufl.,  348  (1854),  nicht  Poir.,  C.  Koch],  — - In  Wäldern,  Wiesen  bis 
ins  Hochgebirge. 

Bosnien:  Häufig,  so  bei  Novi  (B.),  Kadinavoda  (H.),  um  2epöe! !,  Travnik,  am  Vlasic  (*S., 
Exs.  Nr.  121),  bei  Vitez  (F.),  Kloster  Fojnica  (*S.),  Kiseljak  (Bl.),  auf  der  Vranica!!  (Mu.),  bei 
Srebrenica  (J.),  um  Vares  (Pr.),  Sarajevo,  auf  allen  Voralpen  Südbosniens  (B.)  u.  a.  O.  — Herze- 
gowina: Am  Velez  (V.),  in  der  Bjela  gora  auf  der  Jastrebica  (*P.),  bei  Milanov  odsiek  (V.).  — 
Juni,  Juli. 

ß.  erythranthema  [Wallr.,  Sched.,  I,  150  (1822).  — Var.  rubella  Hoppe,  Decad. 
Gram.,  Nr.  68]. 

Bosnien:  Auf  dem  Vlasic  (B.),  in  der  Alpenregion  der  Vranica! ! (Fr.  Br.),  auf  der  Zec  Pl. 
(Schwarz!),  auf  dem  Trebevic  (*B.),  am  Rosin  (Curcic!). 

y.  parviflora  [Döll,  Fl.  Bad.,  I,  323  (1857),  nicht  Desv.]. 

Bosnien:  Auf  dem  Trebevic  bei  Sarajevo-  (*M.). 
d.  macrantha  [Beck,  Fl.  Niederöst.,  159  (1890)].  — An  gleicher  Stelle  (*M.). 

6.  Luzula  nivea  [DC.,  Fl.  fran9-,  III,  158  (1805)].  — In  Bergwäldern. 

Bosnien:  Auf  der  Zelen  gora,  Treskavica-  und  Maglic  Pl.  (Pr.).  Sehr  unwahrscheinlich.  — 
Im  Sommer. 

7.  Luzula  campestris  [DC.,  Fl.  fran9.,  III,  161  (1805)].  — In  Berg-  und  Waldwiesen 

bis  ins  Hochgebirge. 

Bosnien:  Häufig,  so  bei  Banjaluka  (H.),  auf  dem  Vlasic,  um  Travnik  (*S.,  Exs.  Nr.  122,  fide 
Buchenau),  Vares  (Pr.),  Sarajevo  (H.),  auf  allen  südbosnischen  Gebirgen  (B.)  u.  a.  O.  — Herze- 
gowina: Auf  dem  Velez  (B.),  bei  Dubovac  in  der  Bjela  gora  (*P-).  — März  bis  Mai. 


! 


480 


II.  Naturwissenschaft. 


8.  Luzula  multiflora  [Lej.,  Fl.  de  Spa,  I,  169  (1811).  — L.  erecta  Desv.  in  Journ.  de 

bot.,  I (1808),  156].  — Auf  Grasplätzen,  in  lichten  Wäldern  der  Voralpen  bis  ins 
Hochgebirge. 

Bosnien:  Auf  dem  Vlasic  [*S.,  Exs.  Nr.  121),  in  der  Vranica-  und  Zec  PI.  sehr  häufig,  um 
Fojnica  (B.),  am  Trebevic,  an  der  2eljeznica  bei  Grab  (Mu.),  auf  der  Gola  Jahorina  (F.),  Treska- 
viea  (Mu.),  Dinara  (B.).  — Herzegowina:  Auf  dem  Vele2  (B.),  Gliva  bei  Trebinje,  um  Bilek,  auf 
der  Jastrebica  in  der  Bjela  gora  (*P.).  — März  bis  Juni. 

Die  f.  fusconigra,  badia  [Öelak.  in  ÜBZ.  (1861),  313]  überall  in  höheren  Lagen  (Mu.,  B.). 

ß.  congesta  [Desv.,  1.  c.]. 

Bosnien:  Auf  dem  Troglav  bei  Livno  (*B.).  — März  bis  Juni. 

9.  Luzula  pallescens  [Bess.,  Enum.  pl.  Volh.,  15  (1822)].  — Auf  grasigen  Stellen. 

Bosnien:  Um  Fojnica  (*Mu.).  — Mai,  Juni. 

10.  Luzula  sudetica  [DC.,  Fl.  franQ.,  VI,  306  (1815).  — L.  nigricans  Desv.  in  Journ. 

de  bot.  (1808),  158],  — In  Alpentriften. 

Bosnien:  Auf  der  Zec  Pl.  (*B1.);  auf  dem  Troglav  bei  Livno  (B.).  — Mai  bis  Juli. 

Eine  L.  grandiflora  DC.  von  J.  bei  Drinjaca  am  Jadar  angegeben,  wurde  nicht  be- 
schrieben und  ist  in  Buchenaus  Monogr.  June.  [Engl.,  Jahrb.,  XII  (1890)]  nicht  zu  finden. 

13.  Familie:  Liliaceae. 

[EndL,  Gen.  pl.,  139;  Engl,  in  NPflF.,  II  5,  10.] 

1.  Tribus:  Melanthioideae. 

[Engl,  in  NPflF.,  II  5,  17.  — Melanthaceae  R.  Br.,  Prodr.  Fl.  Nov.  Holl.,  272.  — Mdantliieae  Eichl.,  Syll., 

4.  Aufl.,  34.] 

1.  Tofieldia. 

[Huds.,  Fl.  Angl.,  ed.  2,  I,  157  (1778);  Engl,  in  NPflF.,  II  5,  20.] 

1.  Toßeldia  calyculata  [Wahl.,  De  veg.  Helv.,  68  (1813)].  — In  Sumpfwiesen,  auf 
feuchten  Felsen  bis  in  die  Hochalpenregion. 

Bosuien:  (*AK.),  ober  Ovcarevo  bei  Travnik  (Fr.  Br.),  auf  dem  Vlasic  (B.),  auf  der  Treska- 
vic-a-  (B.),  Zelen  gora-,  Bregoc-  (Pr.),  Dumos-  (Fo.),  Maglic- (B.)  und  Volujak  Pl.  (Pr.);  bei  Bugojno 
und  Kupres  (F. !),  auf  der  Vel.  Malovau-,  Kamesnica-  und  Sator  Pl.  (Pr.).  — Herzegowina:  Bei 
Konjica,  im  Trstenicatale,  bei  Udbar  und  auf  der  Tissovica  in  der  Prenj  Pl.  (*  B.),  bei  Rujiste  und 
auf  der  Prislab-,  Porim-  (V.),  Plasa-  (B.),  Velez-  und  Morinje  Pl.  (Fo.). 

ß.  ramosa  [Hoppe  in  „Flora“  (1821),  189,  Taf.  I,  Fig.  6]. 

Herzegowina:  Auf  der  Plasa  Pl.  (B.),  auf  dem  Pod  Velez  bei  Mostar?  (Fo.). 

2.  Veratrum. 

[L.,  Gen.,  ed.  VI,  540,  Nr.  1144;  Engl,  in  NPflF.,  115,24.] 

1.  Veratrum  nigrum  [L.,  Spec.  pl.,  1044  (1753)].  — In  Wäldern,  unter  Buschwerk 
bis  in  die  Voralpen. 

Bosnien:  Um  Cazin  (F.),  Kosa,  Ripad,  Gorjevac,  Dubovska,  Vodjenica,  Bjelajsko,  Petrovac, 
Vaganec,  Smoljana,  unter  Grmec  grad,  bei  Janjila,  Ivopljenica,  Velecevo,  Zablac'i,  auf  der  Kuk- 
und  Osmaca  PL,  bei  Surjan,  Sehovci,  Gustovara,  Liskovica  (Fo.);  bei  Gorni  Seher,  um  Jajce  (C.), 
bei  Kadinavoda  (H.),  im  Defile  (Fr.  Br.)  und  am  Humac  bei  Travnik  (Brancsik),  bei  Podmilac'e, 
Visoko,  Duboscica,  Vlaholje  (Fo.);  am  Igman  bei  Blazuj,  auf  der  Bjelasnica  (B.)  und  Preslica  (V.), 
im  2eljeznicatale,  auf  der  Zelen  gora  (Pr.),  in  der  Zagorje  gegen  die  Kacuna  (B.),  auf  dem  Vratlo 
und  bei  Ulok  (Fo.),  auf  der  Lelja  Pl.,  im  Sutjeskatale,  am  Vucevo  brdo  bei  Curevo  nefsi  (B.), 
zwischen  Kupres  und  Suica  (*S.,  Exs.  Nr.  129),  am  Prologh  (B.).  — Herzegowina:  Auf  der  Cvrs- 
nica  (V.),  auf  dem  Velez  (Mu.),  bei  Nevesinje  (*V.),  am  Cemernosattel  (Mu.).  — Juli,  August. 


Beck  v.  Mannagetta.  Flora  von  Bosnien,  der  Herzegowina  und  des  Sandäaks  Novipazar. 


481 


2.  Veratrum  album  [L.,  Spec.  pl.;  1044  (1753)]. 

<x.  typicum  [Beck,  Fl.  Niederöst.,  177],  — Perigonblätter  länglich,  weiß  bis  gelblich- 
weiß, gegen  den  Grund  beiderseits  am  Rande  grün  und  wulstig  eingefaßt,  mit  am 
Rücken  grünlichen  Nerven,  gezähnelt,  mehr  minder  reichlich  behaart.  Kapsel 
eiförmig-ellipsoidisch,  gegen  die  Spitze  verschmälert,  mit  einem  2 — 3 mm  langen 
Schnabel  versehen.  Blätter  unterseits  reichlich  behaart.  — In  Wiesen,  zwischen 
Buschwerk,  vornehmlich  in  den  Voralpen  bis  ins  Hochgebirge. 

Bosnien:  (*Boue),  bei  Bihac  (B.),  auf  der  Grmec  PI.  (B.),  auf  der  Osjecenica  und  Kleko- 
vaca  (F. !),  Sisa  (B.),  bei  Bukovica  nächst  Travnik  (S.),  auf  der  Vranica-  und  Zec  PI.  (Pr.),  bei 
Kiseljak  im  Sprecatale  (S.),  um  Vares  (Fo.),  Przici  (Pr.),  Visoko  (Fo.);  überall  in  der  Umgebung 
von  Sarajevo  (S. !),  bei  Ilidze  (Zock),  im  Zeljeznicatale  (Blau),  auf  dem  Igman  (B.),  im  Sarajevsko 
polje  (S.,  Blau),  bei  Tarcin  (Mu.),  Trnovo,  Kalinovik  (Pr.),  auf  der  Gola  Jaliorina  (F.),  Romanja- 
(B.),  Bjelasnica-  und  Treskavica  PI.  (B.),  Zelen  gora  (Pr.),  Dumos-  (Fo.),  Maglic-  (B.)  und  Volujak 
PI.  (A.);  auf  der  Suljaga-,  Malovan-,  Kamesnica-,  Vjestica-  und  Sator  PL,  bei  Suica,  Kurlaj  (Pr.), 
am  Troglav  bei  Livno  (B.).  — Herzegowina:  Auf  der  Visocica  PI.  (B.),  Muharnica  (F.),  Moriuje 
PI.  (Fo.),  Bjelasica  (Mu.),  am  Leotar,  häufiger  in  den  Gebirgen  der  Bjela  gora  (*P.).  — Juli,  August. 

Die  f.  spathulatum  [Beck,  1.  c.]  mit  breiteren,  verkehrt  eiförmigen,  rasch  gegen  den  Grund 
zusammengezogenen  Perigonblättern  sah  ich  nur  in  annähernden  Exemplaren  auf  der  Treskavica. 

Hierzu  auch  f.  croaticum  [G.  Beck,  Fl.  Bosn.  in  Glasn.,  XV  (1903),  200].  Blätter  und 
Blattscheiden  kahl  oder  nur  sehr  spärlich  behaart.  Perianthblätter  weiß,  spärlich  behaart.  — Bei 
Gospic  in  Südkroatien  (B.). 

ß.  Lobelianum  [Beruh,  in  Schrad.,  Neues  Journ.  für  Bot.,  II  2 — 3,  356  (1807),  als 
Art].  — Perigonblätter  schmal  länglich,  beiderseits  gelblichgrün  oder  grün,  mit 
dunkler  grünen  Nerven,  gegen  den  Grund  beiderseits  grün  und  wulstig  befandet  oder- 
ganz  grün,  zähnig,  gegen  den  Grund  unterseits  mehr  minder  behaart.  Blätter  unter- 
seits reichlich  behaart.  Kapsel  wie  bei  a.  — An  gleichen  Stellen  in  den  Voralpen. 

Bosnien:  In  der  Grmec  PI.  (B.),  auf  der  Osjecenica  (F.),  ober  Drinic  an  der  Klekovaca 
(B.),  am  Vlasic  (*S.),  zwischen  Borovica  und  Vares,  am  Berge  Ponikva  (S.,  Exs.  Nr.  128),  um  Yares 
(Pr.),  auf  der  Inac-,  Vranica-,  Hranisava-  (B.),  Bjelasnica-  (F.)  und  Treskavica  PI.  (B.);  bei  Vucia 
luka  nächst  Sarajevo  (B.),  auf  der  Zelen  gora,  Maglic-  (Pr.),  Kamesnica-  und  Sator  PL  (Pr.),  auf 
dem  Troglav  bei  Livno  (B.). 

Forma  obovaturn  [G.  Beck,  FL  Bosn.,  1.  c.].  Perigonblätter  breit  verkehrt  eirund,  rück- 
wärts reichlich  behaart.  — Herzegowina:  Auf  der  Övrsnica  (Pi.!). 

bosniacum  [G.  Beck  in  ANH.,  II  (1887),  50],  — Perigonblätter  schmal  länglich 
bis  länglich,  weißlich-,  schmutzig-  oder  gelblichgrün,  gegen  den  Grund  in  ein 
grünes  Nektarium  zitsammengezogen,  oft  fast  ganzrandig,  rückwärts  spärlich  be- 
haart bis  kahl.  Kapsel  ellipsoidisch,  gegen  die  Spitze  wenig  verschmälert,  mit 
einem  kurzen  (1  mm  langen)  Schnabel  versehen,  kahl,  2 cm  lang.  Blätter  unter- 
seits kahl  oder  nur  spärlich  kurzhaarig. 

In  feuchten  Wiesen,  zwischen  Voralpenkräutern. 

Bosnien:  In  der  Vranica  PL  am  Matorac,  bei  Bjela  voda  in  der  Bjelasnica  PL,  auf  der 
Treskavica  (*B.),  auf  der  Gola  Jaliorina,  Kiek  PL,  bei  Pale  (F. !),  auf  der  Radovina  bei  Mestrovac, 
auf  dem  Volujak  (B.).  — Herzegowina:  Auf  der  Muharnica  (*F.).  — Juli,  August. 

3.  Colchicum. 

[L.,  Gen.,  ed.  VI,  180,  Nr.  457;  Engl,  in  NPflF.,  II  5,  29.] 

1.  Colchicum  Bivonae  [Guss.,  Cat.  Hort.  Boccad.  (1821),  Adn.  4,  72;  Reich.,  Icon.  fl. 
Germ.,  X,  Fig.  952.  — ? C.  Visianii  Pari.,  Fl.  ital.,  III,  175  (1858)].  — An  steinigen 
Stellen. 

Herzegowina:  (*AK.),  wo?  Im  Gacko  polje  (Riedel!,  doch  fraglich,  weil  unvollständig). 
— Im  Herbst. 


Band  IX. 


31 


482 


II.  Naturwissenschaft. 


2.  Colchicum  autumnale  [L.,  Spec.  pl.,  341  (1753)].  — In  Wiesen. 

Bosnien:  (*S.),  häufig  bis  ins  Hochgebirge!.  — Herzegowina  : (*AK.),  seltener,  so  auf  der 
Prenj  PI.  (B.),  am  VeleZ  (Fo.!)  bis  1900  m (B.),  bei  Nevesinje  (Fo.),  Obalj,  Ljubinje,  Neuma  kula, 
Begovic  kula  (Fo.).  — September,  Oktober. 

Forma  pannonicum  [Griseb.  n.  Schenk  in  Wiegm.,  Arch.  (1852),  I,  359,  als  Art]. 
— Innere  Perigonzipfel  kürzer  als  die  äußeren.  Blätter  breiter,  bis  4 cm  breit. 
Nach  Neilr.  [Diagn.,  125,  Janka  in  ÖBZ.  (1858),  200  und  (1866)  245]  kaum 
von  C.  autumnale  verschieden.  Nach  Borbäs  [in  OBZ.  (1876),  182]  mit  C.  neapoli- 
tanum  [Ten.,  Fl.  Nap.  Prodr.,  App.  V,  11  (1826)]  zu  vereinen. 

Herzegowina:  Am  Mali  Vele2  und  bei  Nevesinje  (*V.);  bei  Grabovica  (Pi.!,  fruchtende 
Exemplare  mit  4 — 5 cm  breiten  Blättern.  Ob  hierzu  gehörig?). 

3.  Colchicum  montanum  [L.,  Spec.  pl.,  342  (1753).  — C.  Bertolonii  Stev.  in  Mein. 

de  Mose.,  VII  (1829),  268],  — Auf  steinigen,  grasigen  Stellen,  in  Weingärten  bis 
ins  Hochgebirge. 

Herzegowina:  Auf  der  Borke  Pl.  (F.),  um  Mostar  (Pi.!),  bei  Ljubuski,  Domanovic,  Gabela, 
Stolac,  Ilräsna,  Neum  (F. !),  am  Gliva  bei  Trebinje  (*P.),  bei  Bilek  (Hensch,  fide  V.),  auf  der 
Crvanj  Pl.  ? (Mu.).  — Dezember  bis  März. 


2.  Tribus:  A.spJiodeloideae. 

[Engl,  in  NPflF.,  II  5,  17.] 

4.  Asphodelus. 

[L.,  Gen.,  ed.  VI,  167,  Nr.  421;  Engl,  in  NPflF.,  II  5,  31.] 

1.  Asphodelus  albus  [Mill.,  Gard.  dict.,  ed.  VIII,  Nr.  3 (1768)].  — In  Wiesen,  Heiden, 

an  steinigen  Stellen  bis  ins  Hochgebirge  (1500  m). 

Bosnien:  Um  Petrovac:  Bei  Otasovac  an  der  Klekovaca,  bei  Han  Crljevica  bis  Krivodol, 
Kapljino  und  Bjelavskido,  Sekovac,  gegen  Suica  (B.);  bei  Glamoc  (Br.),  auf  der  Krug  Pl.  (F.),  im 
Livansko  polje,  am  Cincar  bis  1100  m (B.),  am  Prolog  (*S.,  Exs.  Nr.  142)  bis  1165  m (B.),  Bastaci 
bei  Livno  (F.)  und  um  Livno!!  (S.),  am  Malovan  (Pr.),  Kobilji  dol  bei  Sarajevo  (F.),  in  der  Zelen 
gora  und  Lelja  Pl.,  namentlich  gegen  die  Zagorje  (B.),  in  der  Zagorje  (B.),  bei  Kalinovik  (Pr.), 
bei  Cajnica  (Delic),  Rajkovie'i  auf  der  Ljubicna  Pl.  (B.).  — Herzegowina:  Auf  der  Plasa  Pl. 
gegen  Grabovica,  bis  1500  m (B.),  in  der  Borke-  (F.),  Porim-  (Bl.)  und  Öabulja  Pl.  bis  1100  m 
(B.),  auf  der  Bahtjevica  (BL),  zwischen  Rakitno  und  Gradac  (F.),  auf  dem  Velez  (B.)  bis  1300  m, 
zwischen  Buna  und  Nevesinje  (B.),  am  Gliva  bei  Trebinje  (*P.).  — Mai,  Juni. 

Die  f.  racemosus  [Wiesb.  in  ÖBZ.  (1883),  48]  und  f.  ramigev  [Wiesb.,  1.  c.]  kommen 
gleich  häufig  vor. 

2.  Asphodelus  microcarpus  [Viv.,  Fl.  Cors.,  5 (1824).  — A.  ramosus  Aut.,  aber  L., 

Spec.  pl.,  310  (1753),  z.  T.].  — In  Heiden,  an  steinigen  Stellen,  in  Weingärten. 

Herzegowina:  Unterhalb  Stepangrad  bei  Buna  (Str.),  am  Gliva  bei  Trebinje  und  im  Jazina- 
tale  bei  Orahovac  in  der  Bjela  gora  (*P.),  um  Trebizat  bei  Ljubuski  (F.).  — April,  Mai. 

3.  Asphodelus  ßstulosus  [L.,  Spec.  pl.,  309  (1753)].  — An  kräuterreichen,  grasigen 

und  steinigen  Stellen. 

Herzegowina:  Bei  Trebinje  (*P.).  — April,  Mai. 

5.  Asphodeline. 

[Reich.,  Fl.  Germ.,  116  (1830);  Engl,  in  NPflF.,  115,  31.] 

1.  Asphodeline  lutea  [Reich.,  1.  c.].  — Auf  grasigen  und  steinigen  Stellen. 

Herzegowina:  Um  Mostar  (Pi.!,  Raap-Callier,  PL  Here.,  Nr.  157!),  bei  Gradac  nächst 
Neum,  Dracevo,  Ljubuski  (F. !),  Trebinje  (*P.),  auf  dem  Leotar  (B.).  - — April  bis  Juli,  je  nach  der 
Höhenlage. 


Beck  v.  Mannagetta.  Flora  von  Bosnien,  der  Herzegowina  und  des  Sandzaks  Novipazar. 


483 


2.  Asphodeline  liburnica  [Reich.,  ].  c.  — A.  cretica  Vis.,  Fl.  Dalm.,  I,  152  (1842)]. 
— Auf  grasigen  und  steinigen  Stellen,  zwischen  Buschwerk. 

Herzegowina : Auf  der  Plasa  PI.  gegen  Grabovica  (*B.),  an  der  Narenta  nördlich  von 
Mostar  (Mu.),  am  Hum  und  Orlovac  bei  Mostar!  (Hawelka),  am  Leotar  bei  Trebinje  (Y.).  — 
April  bis  Juli,  je  nach  der  Höhenlage. 

6.  Anthericum. 

[L.,  Gen.,  ed.  VI,  167,  Nr.  422;  Engl,  in  NPflF.,  II  5,  34.] 

1.  Anthericum  ramosum  [L.,  Spec.  ph,  310  (1753)].  — Auf  steinigen  Plätzen,  Kalk- 

felsen bis  ins  Hochgebirge. 

Bosnien : Häufig,  besonders  in  der  Kalkzone,  so  um  Bihac,  Petrovac,  Kljuc,  Banjaluka,- in 
der  Kozara,  um  Jajce,  Travnik,  Maglaj,  2epce,  Zenica,  Sarajevo,  Vares,  Trnovo,  Rogatica  u.  a.  O.!  (*S. 
und  andere),  auf  allen  Kalkgebirgen  (bis  1 800  m).  — Herzegowina:  Bei  Konjica,  im  Trstenica- 
tale  (B.),  auf  der  Prislab-  (V.)  und  Velez  PI.  (B.),  am  Gliva  bei  Trebinje  (*P.),  in  der  Bjela  gora 
am  Stirovnik,  ober  Begovic  selo,  bei  Grab,  Ulica  (V.).  — Juni,  Juli. 

Forma  scaberulum  [Gr.  Beck,  Fl.  Bosn.  in  Glasn.,  XV  (1903),  201],  — Blätter 
schmäler,  steifer,  oberseits  rinnenförmig,  am  Rande  von  spitzen  Papillen  rauh. 
Blüten  etwas  kleiner  (Murb.  in  LUÄ.,  XXVII,  36). 

Herzegowina:  Auf  Kalkschlamm  an  der  Narenta,  bei  Kloster  ^itomislic  (Mu.). 

Forma  fallax  [Zabel,  Fl.  Neuvorpomm.,  67],  — Mit  der  typischen  Form. 

Bosnien:  In  der  Sutjeskaschlucht  bei  Suha,  am  Cincar  noch  bei  1200  m (*B.).  — Herze- 
gowina: Bei  Konjica  (Sündermann!),  auf  der  Plaäa-  und  VeleZ  PI.  (*B.). 

2.  Anthericum  liliago  [L.,  Spec.  ph,  310  (1753)].  — An  steinigen,  bebuschten  Stellen, 

in  Wiesen. 

Bosnien:  (*AK.),  im  Drenova-Passe  (Boiler),  Brezovaci  bei  Travnik  (V.),  bei  Krupac  an 
der  2eljeznica  (Landauer),  auf  der  Suljaga-,  Vjestica-  und  Sator  PI.  (Pr.).  — Herzegowina:  Auf 
der  Vele2  PI.  (B.)  bis  1800  m (Mu.),  auf  dem  Gliva  (*P.)  und  Leotar  bei  Trebinje  (B.),  in  der  Bjela 
gora  (Haw. !).  — Juni,  Juli. 

Hemerocallis  fulva  [L.,  Spec.  ph,  324  (1753),  als  Varietät  der  II.  Lilio  asphodehis ], 
wird  in  Gärten  häufig  kultiviert. 

3.  Tribus:  Allioideae. 

[Engl,  in  NPflF.,  II  5,  18.] 

7.  Gagea. 

[Salisb.  in  Kon.  et  Sims.,  Ann.  of  bot.,  II  (1806),  555,  nach  Benth.  et  Hook.,  Gen.  pl.,  HI,  819; 

Engl,  in  NPflF.,  II  5,  54.] 

1.  Gagea  bracteolaris  [Salisb.,  1.  c.,  556  (1806).  — G.  pratensis  Dumort.,  Fl.  Belg., 

140  (1827).  — G.  stenopetala  Reich.,  Fl.  Germ.,  107  (1830)].  — Auf  grasigen  Stellen. 

Herzegowina:  Dzafina  kobila  und  Crna  gora  in  der  Vele2  Pl.  (*Pi. !).  — April. 

2.  Gagea  lutea  [Ker  in  Curt.,  Bot.  Mag.,  Tab.  1200  (1809).  - — G.  fascicularis  Salisb., 

1.  c.,  555  (1806)].  — In  Wäldern,  Vorhölzern  unter  Buschwerk. 

Bosnien:  Um  Banjaluka  (H.),  Travnik,  auf  dem  Vlasic!  (*S.,  Exs.  Nr.  131),  in  der  Yranica 
Pl.  (B.),  um  Sarajevo  (PI.),  auf  dem  Trebevic  (F. !).  — April  bis  Juni,  je  nach  der  Höhenlage. 

3.  Gagea  pusilla  [Schult.,  Syst,  veg.,  VII,  543  (1829)].  — Auf  sandigen,  grasigen  und 

steinigen  Stellen. 

Bosnien:  (*AK.),  um  Sarajevo  (H.).  — Herzegowina:  Auf  dem  Velez  bei  Mostar,  1700m 
(F.!).  — April,  Mai. 

4.  Gagea  minima  [Ker  in  Journ.  roy.  inst.,  I (1816),  180;  Sweet,  Hort,  brit.,  418, 

nach  Kunth,  Enum.,  IV,  237;  Dumort.,  Fl.  Belg.,  140  (1827)].  — Auf  grasigen 
und  steinigen  Stellen. 

Bosnien:  Auf  der  Hranisava  (*B1.),  Bjelasnica  (R. !),  Dinara  bei  1500  m (B.).  — Mai,  Juni. 

31* 


484 


II.  Naturwissenschaft. 


5.  Gagea  arvensis  [Dumort.;  Fl.  Belg.,  140  (1827);  Schult.,  Syst.,  VII,  547  (1829). 
— Cr.  stellaris  Salisb.,  1.  c.,  556  (1806)].  — In  Brachen,  Ackern,  an  erdigen  Stellen. 

Herzegowina:  Um  Mostar  (Pi.),  Bilek  (Hensch  nach  V.),  um  Trebinje  und  am  Dracaberge 
bei  Pridvorce  (*P.).  — April,  Mai. 


8.  Allium. 

[L.,  Gen.,  ed.  VI,  163,  Nr.  409;  Engl,  in  NPflF.,  II  5,  55.] 

1.  Sectio:  Porrum. 

[G.  Don  in  Mem.  Wern.  Soc.,  VI,  1 (1826).] 

1.  Allium  vineale  [L.,  Spec.  pl.,  299  (1753)].  — In  Brachen,  Äckern. 

Bosnien:  Bei  Novi  (Fo.),  im  Miljackatale  bei  Sarajevo?  (Fo.).  — Herzegowina:  (*AK.), 
wo?  — Juni,  Juli. 

2.  Allium  scorodoprasum  [L.,  Spec.  pl.,  297  (1753),  z.  T.].  — In  Wiesen,  unter 

Buschwerk. 

Bosnien:  (*AK.),  bei  Banjaluka  (H.).  — Juni,  Juli. 

Allium  sativum  [L.,  Spec.  pl.,  296  (1753)],  Knoblauch,  — A.  porrum  [L.,  1.  c., 
295],  Porre,  werden  kultiviert. 

3.  Allium  sphaerocephalum  [L.,  Spec.  pl.,  297  (1753)].  — An  steinigen,  buschigen 

Stellen,  auf  Felsen. 

Bosnien:  Beim  Kloster  Rmanj  nächst  Petrovac  (F.!),  um  Travnik  (Fr.  Br.),  auf  dem  Vlasic 
(Engler!),  bei  Visoko,  Vratnica,  im  Stavnjatale  bei  Suljescica  (Fo.),  in  der  Umgegend  von  Sara- 
jevo (B.),  im  Miljackatale  (B.),  um  Kralupi  und  Vares  (Pr.),  bei  Kalinovik  (Fo.),  auf  der  Preslica 
(V.),  bei  Brod  an  der  Driiia  (Fo.),  um  Rusanovic  (F.)  und  bei  Kovanje  ober  Rogatica  (B.),  im  Sut- 
jeskatale  (B.),  am  Bregoc,  Maglic,  Volujak  (Pr.),  auf  der  Suljaga  (*S.,  Exs.  Nr.  140)  und  Borova 
glava  (B.),  um  Kupres,  Suica,  auf  der  Kamesnica-  und  Malovan  Pl.  (Pr.).  — Herzegowina:  Bei 
Konjica  (Fo.),  auf  der  Glogovo  Pl.  (F.)  bis  1400  m (B.),  Plasa-  (B.)  und  Velez  Pl. !!  (Fo.);  bei  Po- 
toci  lian  (V.),  um  Mostar,  Blagaj,  Nevesinje  (Fo.),  Domanovic  (Hensch  nach  V.),  bei  Vlaholje,  im 
Zalomskatale  bei  Pluääine  (Fo.),  auf  dem  Gliva  bei  Trebinje,  Cesali  bei  Visoka  glavica,  bei  Trebe- 
sinje  han  (V.).  — Juli,  August. 

Var.  Borbäsii  [A.  Kern,  in  OBZ.  (1879),  39,  als  Art],  — Perigonblätter  etwas  rosen- 
farbig, später  weiß. 

Bosnien:  Bei  Jajce  (*B.).  — Juni. 

Allium  bosniacum  Kummer  u.  Sendtn.  in  „Flora“  (1849),  762  ist  nach  der  Beschreibung 
nur  ein  A.  sphaerocephalum  mit  bleich  rosenfarbigen  Blumen  und  wahrscheinlich  mit  der  vorher- 
gehenden Form  identisch.  — Bosnien:  Nächst  Bukovica  bei  Travnik  (S.,  Exs.  Nr.  139,  141). 

4.  Allium  margaritaceum  [Sibth.  et  Sin.,  Fl.  Graec.  Prodr.,  I,  224  (1806);  Sibth.,  Fl. 

Graec.,  IV,  Tab.  315;  Vis.,  Fl.  Dalm.,  I,  141;  Heldr.,  Herb,  norm.,  Nr.  305; 
Petter,  Fl.  Dalm.  exs.,  Nr.  15].  — Zwiebel  einfach  oder  mit  Brutzwiebelchen 
versehen.  Stengel  bis  zur  Mitte  beblättert.  Blätter  stielrund,  hohl.  Blütenscheide 
einblätterig,  geschnäbelt,  die  fast  kugelige,  locker-  und  vielblütige  Dolde  überragend. 
Perigonblätter  klein,  länglich-lineal,  stumpf,  glatt,  bleichrot  bis  weiß.  Staubblätter 
heraustretend.  Brutzwiebelchen  in  der  Dolde  fehlend. 

Herzegowina:  Im  FWiwras-Gestriippe  bei  Mostar  (*Mu.),  bei  Domanovic  (Hensch!).  — 
— Juni,  Juli. 

5.  Allium  ampeloprasum  [L.,  Spec.  pl.,  294  (1753)].  — An  steinigen  Stellen. 

Herzegowina:  Radosici  bei  Ljubuski  (*F.).  — Mai,  Juni. 

6.  Allium  rotundum  [L.,  Spec.  pl.,  ed.  2,  423  (1762)].  — Auf  steinigen,  buschigen 

Stellen. 

Herzegowina:  Bei  Mostar  (Jetter!),  in  der  Sutorina  (R.).  — Juni,  Juli. 


Beek  v.  Mannagetta.  Flora  von  Bosnien,  der  Herzegowina  und  des  Sandzaks  Novipazar. 


485 


2.  Sectio:  Schoenoprasum. 

[HBK.,  Nov.  Gen.,  I,  277  (1815),  als  Gattung;  G.  Don,  1.  c.] 

7.  Allium  sibiricum  [L.,  Mant.,  II,  562  (1771).  — A.  schoenoprasum  var.  alpinum 

DC.,  Fl.  frany.,  III,  227].  — In  feuchten  Alpentriften  und  Mooren  der  Hoch- 
gebirge. 

Bosnien : Auf  der  Osjecenica  (F. !),  auf  der  Vranica  PI.  ober  Prokoskojezero,  auf  der  Maglic- 
und  Volujak  PL  (B.).  — Juli,  August. 

A.  schoenoprasum  [L.,  Spec.  pl.,  297  (1753)],  Schnittlauch,  wird  kultiviert. 

8.  Allium  moschatum  [L.,  Spec.  pl.,  298  (1753)].  — Auf  steinigen  und  felsigen 

Stellen. 

Herzegowina:  Am  Narentaufer  bei  Potoci  han  (Y.),  am  Pod  Vele2  bei  Mostar  (*F.),  zwischen 
Bilek  und  Beljani  nächst  Plana,  bei  Trebesinje  han  (V.).  — Im  Sommer. 

3.  Sectio : Rhiziridium. 

[G.  Don,  1.  c.;  Schult.,  Syst.,  VII,  1062  (1830).] 

9.  Allium  ochroleucum  [W.  K.,  Ic.  et  descr.  pl.  Hung.,  II,  204,  Tab.  186  (1805);  Kern. 

in  OBZ.  (1878),  151].  — Auf  steinigen,  grasigen  und  kräuterreichen  Stellen. 

Bosnien:  In  der  Kraina  (*Boue),  unwahrscheinlich,  wohl  aber  schon  auf  der  Plesevica 
(B.);  auf  dem  Vlasic  (Fr.  Br.).  — Herzegowina:  Auf  der  Cvrsnica-  und  Glogovo  Pl.  (V.),  am 
rechten  Neretvaufer  bei  Mostar?  (*Str.).  — Juli,  August. 

10.  Allium  senescens  [L.,  Spec.  pl.,  299  (1753)].  — Auf  steinigen  Stellen,  Felsen. 

Bosnien:  In  der  Maglic  Pl.  (*B.).  — Juli. 

ß.  montanum  [Schmidt,  Fl.  Boem.,  IV',  28,  als  Art.  — A.  follax  Schult.,  Syst.,  VII, 
1072], 

Bosnien:  Auf  dem  Trebevic  bei  Sarajevo  (*Brancsik),  auf  der  Dinara  (B.).  — Herze- 
gowina: (*AK.),  am  Gliva  bei  Trebinje,  bei  Trebesinje  han  (V.).  — Juli  bis  September. 

11.  Allium  strictum  [Schrad.,  Hort.  Goett.  (1809),  Tab.  1],  — Auf  felsigen  Stellen. 

Bosnien:  Auf  dem  Maglic  bei  1900 — 2000  m,  auf  dem  Volujak  (*Pr.).  Sehr  unwahrschein- 
lich. — August. 

12.  Allium  victoriale  [L.,  Spec.  pl.,  295  (1753)  (Victoriolis)].  — Auf  grasigen,  kräuter- 

reichen und  steinigen  Hochgebirgstriften. 

Bosnien:  Auf  der  Osjecenica  und  Klekovaca  (F.),  in  der  Vranica  Pl.  auf  der  Vitrusa,  Tikva 
(B.);  auf  der  Preslica  (V.),  in  der  Maglic  Pl.  (*B.),  auf  dem  Troglav  bei  Livno  (B.).  — Juli,  August. 

4.  Sectio:  Macrospatha. 

[G.  Don,  1.  c.;  Schult.,  Syst.,  VII,  1036.] 

13.  Allium  oleraceum  [L.,  Spec.  pl.,  299  (1753)].  — An  steinigen,  buschigen  Stellen. 

Bosnien:  Bei  Krupa,  Vranjska,  Dubovsko,  Grmec  grad  bei  Smoljana,  Janjila,  Dobrnja  (Fo.), 
am  Krnin  in  der  Kozara  Pl.  (B.),  bei  Banjaluka  (*H.),  Dubovik  (Fo.),  am  Glog  bei  Sarajevo  (Fo.). 
— Juni  bis  August. 

14.  Allium  carinatum  [L.,  Spec.  pl.,  297  (1753)].  — Auf  grasigen,  steinigen  Hängen, 

Felsen  bis  ins  Hochgebirge. 

Bosnien:  Häufig! ! (*B1.  und  andere).  — Herzegowina:  Im  Trstenicatale  (BL),  bei  Konjica 
(B.),  auf  der  Lisin-  (V.),  Glogovo-  (B.)  und  Velez  PL,  um  Mostar  (Sag.),  bei  Nevesinje  (Mu.),  auf 
der  Morinje-  (Fo.),  Crvanj-  und  Bjelasica  PL  (Mu.),  im  Gacko  polje  (Mu.),  bei  Trebinje  (V.),  am 
Orjen  (V.).  — Juli,  August. 

Folgende  Formen  wurden  beobachtet:  1.  typicuin.  Blätter  glatt.  Perigone  5 — 7 mm  lang, 
lebhaft  gefärbt.  Wenn  die  Staubblätter  doppelt  so  lang  als  die  Perigone,  dann  = A.  flexum  W.  K., 


486 


II.  Naturwissenschaft. 


Descr.  pl.  rar.  Hung.,  III,  Tab.  268  (1812).  — Verbreitet.  — 2.  asperinn  Don  in  Mem.  Wern.  Soc., 
VI  (1827),  42,  als  Art.  Blätter  am  Rande  und  über  den  Nerven,  besonders  an  den  Scheiden  rauh. 
— Bosnien:  Gegen  Berska,  bei  Fojnica  (B.),  Sarajevo  (F.l).  — 3.  parviflorum  [Beck,  Fl.  Süd- 
bosn.  in  ANH.,  V (1890),  570].  Perigone  klein,  3 — 5 mm,  meist  etwa  4 mm  lang.  Griffel  die  Staub- 
blätter überragend.  — Verbreitet.  — 4.  montenegrinum  [Beck  et  Szysz.,  Plant.  Crnag.  in  Rozpr. 
Krak.  Akad.,  XIX  (1888),  S.-A.,  47,  als  Varietät].  Blätter  glatt.  Perigone  klein,  2 — 3 mm  lang, 
anfangs  schwach  rötlichviolett,  dann  weiß.  Staubfäden  2 — 3 mal  länger,  den  Griffel  überragend. 
Deckblätter  der  Dolde  am  Grunde  breithäutig.  — Bosnien:  Bei  Sarajevo?  (B.).  — Herzegowina: 
Im  Felskessel  von  Grabovica  (*B.). 

15.  Allium  flavum  [L.,  Spec.  pl.,  298  (1753)].  — Auf  sonnigen,  steinigen  Stellen,  Felsen. 

Bosnien:  Bei  Kloster  Rmanj  nächst  Petrovac  (F.),  auf  der  Hrbljina  (Pr.),  auf  dem  Matorac 
in  der  Vranica  Pl.  (R. !),  bei  Rogatiea  (F.l),  im  Drinatale  ober  Visegrad  (*B.),  bei  Suha  im  Sut- 
jeskatale  (Pr.),  Vrto  glavica,  Kozluk,  Prosjek  bei  Zvornik  (J.).  — Herzegowina:  (*  AK.),  im  Idbar- 
tale  an  der  Prenj  Pl.  (B.),  auf  der  Glogovo  Pl.  (V.),  um  Mostar ! ! (Raap-Callier,  Pl.  Here., 
Nr.  155!),  im  Nevesinjsko  polje  bei  Kiffno  selo  und  Pustoljane  (Mu.),  am  Veleä  bei  Nevesinje  (V.), 
bei  Stolac  (B.),  im  Gacko  polje  (Mu.),  auf  dem  Gliva  bei  Trebinje,  um  Öesali  nächst  Visoka  glavica, 
bei  Milanov  odsjek,  Bogovic  selo  (V.),  Grab  (Br.),  am  Orjen,  Svitavac  auf  der  Vlastica,  bei  Drieno, 
auf  der  Borova  glava  (V.).  — Sandzak  Novipazar:  Im  Limtale  zwischen  Bistrica  und  Banja  (*B.). 
— Juni,  August. 

Forma  minus  [Boiss.,  Fl.  Orient.,  V,  255  (1884)]. 

Herzegowina:  Auf  der  VeleS  Pl.  (*B.). 

16.  Allium  pulchellum  [Don,  Mon.  All.  in  Mem.  Wern.  Soc.,  VI  (1827),  46],  — Auf 

steinigen  Stellen,  Felsen. 

Bosnien:  Um  Banjaluka  bei  Vrbanja  und  im  Surtojliatale  bei  Gorni  Seher  (*C.),  zwischen 
Brod  und  Mjesaja  an  der  Cehotina  (A.),  im  Miljackatale,  am  Trebevic  (M.),  auf  der  Treskavica 
(F.),  auf  der  Pales  Pl.  bei  Gorazda  (B.),  bei  Kupres  (R.).  — Herzegowina:  (*AK.),  im  Talkessel 
von  Grabovica  (B.),  auf  der  Glogovo  Pl.  (V.),  am  Pod  VeleZ  bei  Mostar  (Fo.),  bei  Nevesinje  (V.), 
zwischen  Milanov  odsjek  und  Radkusa  jama,  am  C'esali  bei  Visoka  glavica,  bei  Trebesinje  han  (V.). 
— Juli,  August. 

Ist  nicht  nur  durch  die  zwiebellosen  Dolden,  sondern  auch  durch  die  am  Rande  lturz- 
wimperigen  Blätter  von  A.  carinatum  unterscheidbar. 

Forma  gracilis  [Posp.,  Fl.  Öst.  Küstenl.,  I (1897),  242], 

Bosnien:  Auf  der  Osjecenica  (F.,  * M.). 

17.  Allium  paniculatum  [L.,  Spec.  pl.,  ed.  II,  428  (1762).  — Allium  fuscum  W.  K., 

Ic.  descr.  pl.  rar.  Hung.,  III,  267,  Tab.  241  (1812)].  — Auf  steinigen  Stellen. 

Herzegowina:  Bei  Umoljane  (Landauer!),  gegen  Mostarsko  blato  (Sag.).  — Juli,  August. 

ß.  pallens  [L.,  Spec.  pl.,  ed.  II,  427  (1762),  als  Art;  nach  A.  Kerner  in  ÖBZ.  (1878), 
155  zu  A.  oleraceum  gehörig], 

Herzegowina:  (*AK.),  wo? 

18.  Allium  tenuiflorum  [Ten.,  Prodr.  fl.  Nap.,  I,  22  (1811);  Fl.  Nap.,  I,  165,  Tab.  30; 

Kern,  in  ÖBZ.  (1878),  153,  155], 

Herzegowina:  Im  PaZiwrMs-Gestrüppe  bei  Mostar  (*Mu.,  Raap-Callier,  Pl.  Here.,  Nr.  156!) 
•und  am  orthodoxen  Friedhofe  daselbst  (Jetter!).  - — Juni,  Juli. 

Durch  die  spitzen,  hell  rosenfarbigen  Perigone  mit  eingeschlossenen  Staubblättern  und  die 
zwiebellose,  vielblütige  Dolde  leicht  kenntlich. 

19.  Allium  saxatile  [M.  B.,  Beschr.  der  Länder  am  Casp.  Meere,  167  (1800);  Fl.  Taur. 

Cauc.,  I,  264  (1808);  Kern.,  Fl.  exs.  Austro-Hung.,  Nr.  269].  — An  steinigen  Stellen, 
auf  Felsen. 

Bosnien:  Um  Pavlovic  bei  Lukavica  (Zock)?;  auf  der  Preslica  (V.),  bei  Suha,  im  Sutjeska- 
tale  (B.),  auf  dem  Troglav  bei  Livno  (B.).  — Herzegowina:  Auf  der  Prislab-  und  Porim  Pl.  (V.), 
um  Mostar  (Str.),  Nevesinje,  auf  dem  Velez!!  (V.),  auf  der  Crvanj-  und  Bjelasica  Pl.  (Mu.),  in  der 
Bjela  gora  am  Gubar,  bei  der  Caricahöhle  zwischen  Milanov  odsjek  und  Bogovic  selo,  am  Stirovnik 
und  Svitavac  bei  Konjsko  (V.!).  — Juli,  August. 


Beck  v.  Mannagetta.  Flora  von  Bosnien,  der  Herzegowina  und  des  Sandzaks  Novipazar. 


487 


5.  Sectio:  Molium. 

[G.  Don,  1.  c.;  Schult.,  Syst.,  VH,  1090  (1830).] 

20.  Allium  ursinum  [L.,  Spec.  pl.,  300  (1753)].  — In  feuchten  Wiesen,  Wäldern,  an 

Bächen  bis  in  die  Voralpen. 

Bosnien:  (*AK.),  auf  der  Sila  bei  Kljuc,  auf  der  Osjecenical!  (F.),  bei  Banjaluka  (H.),  am 
Vlasie,  in  der  Kruscica  (Fr.  Br.),  in  der  Vranica  PL,  bei  Fojnica  (B.),  um  Yares  (Pr.),  um  Sarajevo 
(H.),  im  2eljeznicatale,  auf  der  Zelen  gora  und  am  Javorak  (Pr.),  auf  der  Hranisava-,  Bjelalnica- 
(Bl.)  und  Treskavica  ! ! PL,  bei  Pazaric  (BL),  auf  der  Romanja  Pl.  (B.),  auf  der  Bjela  Ljeska  bei 
Ledici  (B.),  auf  der  Suljaga  (Pr.),  um  Bugojno,  Kupres  (F.),  auf  der  Sator-  und  Kamesnica  PL  (Pr.). 
• — Herzegowina:  Ober  Ivan  karaula  (Landauer),  auf  der  Lisin  PL  (V.),  im  Tulilatale  der  Viso- 
cica  (B.),  auf  der  Crvanj  PL  (A.).  — Mai  bis  Juli. 

21.  Allium  subhirsutum  [L.,  Spec.  pl.,  295  (1753)].  — An  steinigen  Stellen  der  medi- 

terranen Flora. 

Herzegowina:  In  der  Sutorina  (*B.).  — Mai,  Juni. 

22.  Allium  roseum  [L.,  Spec.  pl.,  296  (1753)].  — Unter  Buschwerk,  an  Hecken,  in 

Wein-  und  Olivengärten  der  mediterranen  Flora. 

Herzegowina:  Bei  Mostar  (F.),  Domanovic,  Stolac,  Avtovac  (F.),  Trebinje,  Podgliva,  Prid- 
vorce  (*  P.),  in  der  Sutorina  (R.).  — April,  Mai. 

ß.  ambiguum  [Sibth.  et  Sm.,  Fl.  Graec.,  IV,  Tab.  327  (1823),  als  Art.  — A.  Tenorii 
Spreng.,  Syst.,  II,  35  (1825)]. 

Herzegowina:  Am  rechten  Narentaufer  bei  Mostar  (*Str.). 

Allium  cepa  [L.,  Spec.  pl.,  300  (1753)],  Sommerzwiebel,  „Ivapula“,  — A.  fistu- 
losum  [L.,  1.  c.,  301],  Winterzwiebel,  „luk“,  — A.  ascalonicum  [L.,  1.  c.,  ed. 
II,  429  (1762)]  werden  kultiviert. 

4.  Tribus:  Lilioideae. 

[Engl,  in  NPflF.,  II  5,  19.] 

9.  Lilium. 

[L.,  Gen.,  ed.  VI,  163,  Nr.  410;  Engl,  in  NPflF.,  II  5,  60.] 

Lilium  candidum  [L.,  Spec.  pl.,  302  (1753)]  wird  häufig  in  Gärten  kultiviert. 

1.  Lilium  bulbiferum  [L.,  Spec.  pl.,  302  (1753)].  — In  Wiesen,  an  Waldrändern. 

Bosnien:  (* AK.),  wo? 

2.  Lilium  martagon  [L.,  Spec.  pl.,  303  (1753)]. 

a.  Linneanum  [G.  Beck,  Formen  des  Türkenbundes  in  Wiener  111.  Gartenz.  (1893), 
410].  — Perigon  heller  oder  dunkler  purpurn  bis  rosenfarbig,  dabei  innen  ver- 
schieden dunkler  fleckig  und  punktiert.  Flecken  öfters  heller  umsäumt.  Rücken 
der  Perigonblätter  öfters  grün.  Stengel  purpurn  oder  grün  mit  Purpurflecken  und 
Purpurstrichen.  — In  lichten  Wäldern,  unter  Buschwerk,  auf  Wiesen  bis  ins  Hoch- 
gebirge. 

Bosnien:  Bei  Bihac  (B.),  auf  der  Grmec  PL  (Boll.),  bei  Banjaluka  (H.),  um  Jajce  (B.),  D. 
Tuzla  (B.),  zwischen  Poljane  und  Borovica  (*S.,  Exs.  Nr.  132),  auf  der  Vilenica  (Fr.  Br.),  um  Travnik 
(Br.),  bei  Gorjevai,  Smoljana,  Janjila,  Dabravine,  Vares  (Fo.),  am  Inac  bei  Kresevo  (BL);  häufig 
in  Südbosnien,  so  auf  dem  Igman  (Br.),  der  Preslica  (V.),  um  Sarajevo!!  (F.),  auf  dem  Trebevic! ! 
(Zoch),  im  2elje2nicatale  (Pr.),  auf  der  Bjelasnica-,  Treskavica-  und  Vitez  PL  (B.),  im  Sutjeska- 
tale,  bei  Previla  (Pr.),  auf  der  Orlovica  bei  Cajnica  (&ivotsky!),  auf  der  Kamesnica-,  Sator-  und 
Vjestica  PL  (Pr.).  — Herzegowina:  Bei  Konjica,  in  der  Prenj  Pl.  (B.),  bei  Rujilte  (V.),  auf  der 
Muharnica  (F. !),  auf  der  Vele2  PL  (B.),  um  Nevesinje  (V.).  — Juni  bis  August. 


488 


II.  Naturwissenschaft. 


Forma  hirsutum  [Mill.,  Gard.  dict.,  ed.  VIII,  Nr.  10  (1768)].  — Stengel  und  die 
Unterseite  der  Blätter  mehr  minder  flaumig  bis  behaart. 

Bosnien:  Auf  dem  Trebevic  bei  Sarajevo  (*B.).  — Herzegowina : Auf  der  Vele2  PI.  (*B.). 

ß.  sanguineo-purpureum  [G.  Beck,  Fl.  Südbosn.  in  ANH.,  V (1890),  569;  Beck, 
Formen  des  Türkenbundes,  1.  c.,  411.  — L.  dalmaticum  in  Fl.  des  serres,  XX 
(1874),  121,  Tab.  2127,  nicht  Maly].  — Perigone  blutrot,  purpurn  getüpfelt  und 
gefleckt.  Stengel  etwas  kurzhaarig.  Blütenstiele  abstehend. 

Herzegowina:  Auf  der  Vele2  PI.  (*B.). 

y.  Cataniae  [Vis.,  Fl.  Dalm.,  Suppl.  I,  32,  Tab.  III  (1872),  als  Art  und  in  Diar.  1’  amic. 
dei  Campi  (Trieste,  1865),  113 — 115;  Beck,  Formen  des  Türkenbundes,  1.  c.,  411. 
— L.  dalmaticum  Vis.,  Herb.!;  Fr.  Maly,  Exsicc. !].  — Perigone  dunkel  blutrot- 
purpurn, ohne  Flecke,  Punkte  und  Erhabenheiten.  Stengel  etwas  behaart,  Blüten- 
stiele abstehend. 

Bosnien:  Bei  Suica  (*Fr.  Br.),  Livno  (Br.),  am  Troglav  bei  Gubin  (Pr.).  — Herzegowina: 
Unter  Buschwerk  der  Voralpe  Ljubinja  bei  Konjica  (Degen  in  litt.);  auf  der  Cvrsnica  (V.),  Velez 
PI.  (Mu.),  bei  Bojiste  (Sag.),  am  Glivaberge  bei  Trebinje  (* P.),  auf  dem  Oijen  ! (Cattani  u.  a.). 

3.  Lilium  carniolicum  [Bernh.  in  Mert.  u.  Koch,  Deutschi.  Fl.,  II,  536  (1826)  und 
Koch,  Syn.  Fl.  Germ.,  708  (1837);  Kunth,  Enurn.,  IV,  260]. 

a.  typicum  [ L . carniolicum  Bernh.,  1.  c.;  Reich.,  Icon.  fl.  Germ.,  X,  9,  Fig.  990. 
— L.  chalcedonicum  Jacqu.,  Fl.  Austr.,  V,  37,  Tab.  20,  nicht  L.].  — Zwdebel- 
sehuppen  weiß(?).  Blätter  länglich-lanzettlich,  aus  der  Mitte  zugespitzt,  die  oberen 
schmäler,  am  Rande  dicht,  an  den  Nerven  unterseits  mehr  minder  papillös-wimperig. 
Stengel  ein-  bis  mehrblütig.  Perigone  hell  zinnober-  bis  feuerrot,  innerseits  gegen 
den  Grund  mit  purpurschwarzen  Punkten,  Warzen  und  Erhöhungen  versehen. 
Pollen  zinnoberrot.  Griffel  gelblichgrün.  Narbenpapillen  schwärzlich.  Kapsel  3 cm, 
Samen  6 mm  lang.  Blüten  stark  unangenehm  riechend.  — In  Wiesen  der  Vor- 
alpen, auf  Hochgebirgstriften. 

Bosnien:  (*Boissier),  auf  der  Dinara  (Br.),  auf  dem  Troglav  (B.) ; beide  Standorte  fraglich, 
weil  die  Exemplare  unvollkommen.  Auf  der  Treskavica?  (Mu.),  Osjecenica  und  Klekovaca  (F.), 
auf  dem  Maglic  (Pr.);  in  den  kroatischen  Gebirgen  häufig!!. 

ß.  Jankae  [A.  Kerner  in  ÖBZ.  (1877),  402  und  Fl.  exs.  Austro-Hung.,  Nr.  680,  als 
Art.  — L.  pyrenaicum  Baumg.,  En.  stirp.  Transsylv.,  I,  301  (1816),  nicht  Gouan; 
cfr.  Janka  in  ÖBZ.  (1868),  274.  — L.  albanicum  Heuff.,  Enum.  pl.  Ban.,  209  (1858); 
Neilr.,  Diagn.,  123,  nicht  Gris.].  — Zwiebelschuppen  gelblich.  Blätter  länglich- 
lanzettlich,  die  oberen  schmäler,  aus  dem  unteren  Drittel  länger  zugespitzt,  am 
Rande  und  unterseits  mit  5 — 9 Nerven,  dicht  papillös-wimperig.  Stengel  ein-  bis 
mehrblütig.  Perigone  gelb,  innerseits  gegen  den  Grund  von  schwarzen  Punkten 
und  Strichelchen  gesprenkelt.  Antlieren  mennigrot.  — In  Voralpenwiesen  bis  ins 
Hochgebirge. 

Bosnien:  Auf  dem  Vlasic,  in  der  Vranica  Pl.,  auf  dem  Inac,  Trebevic  (*B.),  auf  der  Treska- 
vica! ! (Mu.  als  L.  carniolicum). 

Möglicherweise  sind  die  bosnischen  Exemplare  nur  stärker  behaarte  Formen  des  L.  bosniacum, 
da  sie  weiße  Zwiebelschuppen  besitzen. 

y.  bosniacum  [G.  Beck,  Fl.  Südbosn.  in  AblH.,  H (1887),  47.  — L.  bosniacum 
Beck  in  sched.].  — Zwiebelschuppen  weiß.  Blätter  länglich-lanzettlich,  oben 
schmäler,  länger  zugespitzt,  aus  dem  unteren  Drittel  zugespitzt,  bloß  am  Rande 
papillös-wimperig;  alle  anderen  Nerven  sind  unterseits  völlig  kahl  oder  nur  die 
drei  stärkeren  etwas  wimperig.  Stengel  1 -- — 8 blütig.  Perigone  heller  oder  dunkler 


Beck  v.  Mannagetta.  Flora  von  Bosnien,  der  Herzegowina  und  des  Sandzaks  Novipazar.  489 


schwefelgelb,  innerseits  gegen  den  Grund  durch  purpurfarbige  bis  schwarze  Striche 
und  Flecke,  welche  auf  Erhabenheiten  stehen,  dunkel  gefärbt.  Antheren  goldgelb; 
Pollen  orange-  oder  mennigrot.  Griffel  gelbgrün;  Narbenpapillen  violett.  Kapsel 
3 — 3‘5  mm,  Samen  7 — 8 mm  lang.  Blüten  stark  unangenehm  riechend.  — In  Vor- 
alpenwiesen, insbesondere  im  Hochgebirge  (bis  1800  m). 

Bosnien:  Auf  dem  Vlasic!  ! (* S.  als  L.  pyrenaicum  und  L.  carniolicum,  „Flora“  [1849],  761), 
auf  der  Yranica  PI.  (B.),  auf  dem  Inac!  und  Ozren!!  (Bl.  als  L.  pyrenaicum),  auf  allen  Gebirgen 
Südbosniens,  so  auf  der  Trebevic-,  Bjelasnica-,  Igman-,  Treskavica-  (*B.)  und  lvlek  PL,  Gola  Jaho- 
rina  (F.),  Hojta,  Bjela  Ljeska  (B.),  Hodza  bei  Pale  (F.),  um  Sarajevo  (B.),  bei  Truovo  (F.),  auf 
dem  Maglic,  Bregoc  (Pr.)  u.  a.  O. ; auf  dem  Cincar  (B.),  auf  der  Suljaga,  Plasenica,  Kamesnica  (Pr. 
unter  ß.  ?).  — Herzegowina:  Im  Rakitnicatale  bei  Umoljane  (B.),  auf  der  Prenj  PL!!  (D.),  Mu- 
harnica  (F.),  auf  dem  Veleä  (B.,  Raap-Callier,  PL  Here.,  Nr.  243,  als  L.  carniolicum  !),  in  der 
Bjela  gora  (Hawelka!).  - — Juni  bis  August. 

Forma  stenophyllum  [G.  Beck,  Fl.  Bosn.  in  Glasn.,  XV  (1903),  206].  — Alle  Blätter 
schmal  lineal-lanzettlich,  die  obersten  2 — o mm  breit,  dreinervig,  vom  Grunde  an 
verschmälert,  die  breitesten  unteren  kaum  1 cm  breit. 

Bosnien:  Unter  der  breitblätterigen  Form  auf  der  Vranica-  und  Treskavica  Pl.  (*B.).  — 
Herzegowina:  Auf  der  Velez-  (*B.)  und  Baba  Pl.  (Hawelka!). 

Ist  durch  Übergangsformen  mit  ß.  verbunden,  denn  es  kommen  bei  einzelnen  Formen  auch 
auf  mehr  als  auf  drei  Nerven  der  Unterseite  Papillenhaare  vor. 

Die  drei  Rassen  des  L.  carniolicum,  welche  durch  die  angegebenen  Merkmale  geschieden 
werden  können,  sind  auch  geographisch  von  einander  gesondert.  L.  carniolicum  typicum  bewohnt 
die  Karstgebirge  Krains,  Istriens  und  Südkroatiens  bis  zur  Pljesevica  und  zum  Velebit.  Das  Vor- 
kommen desselben  auf  der  Dinarakette  bedarf  erst  der  Bestätigung.  Hingegen  ist  das  östliche 
L.  Janlcae  vom  Bihariagebirge  über  das  Banat  und  Serbien  bis  nach  Bulgarien  verbreitet.  Zwischen 
beiden  schiebt  sich  L.  bosniacum  ein,  welches  vom  Vlasic  durch  Bosnien  und  die  Herzegowina  bis 
an  die  montenegrinischen  Gebirge  reicht.  Stärker  behaarte  Formen  desselben  bilden  daselbst  einen 
Übergang  zu  L.  Janlcae.  Im  Süden,  wahrscheinlich  schon  in  den  Grenzgebirgen  Montenegros  gegen 
Albanien  und  dann  in  Albanien  schließt  sich  L.  albanicum  [Gris.,  Spie.  fl.  Rum.,  II,  385]  an,  eine 
von  L.  carniolicum  und  dessen  Rassen  durch  den  einblütigen  Stengel,  durch  kleinere  Blüten,  gelbe, 
ungefleckte  Perigonblätter,  gelbe  Antheren  und  nur  am  Rande  körnig  rauhe  Blätter  gut  unterscheid- 
bare Art.  Daß  L.  albanicum  in  Bosnien  (*  AK.,  am  Kajabasa  bei  Travnik  [Fr.  Br.])  und  in  der 
Herzegowina  (Boissier)  vorkäme,  halte  ich  für  irrig  und  dürfte  auf  einer  Verwechslung  mit  L. 
Janlcae  oder  L.  bosniacum  beruhen. 

Die  Rassen  des  L.  carniolicum  wurden  auch  mit  L.  pyrenaicum  [Gouan,  111. , 25  (1773);  DC., 
FL  frainj.,  III,  203;  Gren.  et  Godr.,  FL  fran<?.,  III,  181;  Reich.,  Icon.  fl.  Germ.,  X,  Fig.  992]  und 
D.  cluilcedonicum  [L.,  Spec.  pl.,  302;  Reich.,  Icon.  fl.  Germ.,  X,  Fig.  993;  Bot.  Mag.,  Tab.  30]  viel- 
fach verwechselt.  Erstere,  eine  westeuropäische  Pflanze,  hat  allmählich  sich  verkleinernde,  schmal- 
lanzettliche,  oben  fast  lineale,  nur  am  Rande  fein  flaumig  gewimperte,  mit  drei  stärkeren  Nerven 
versehene  Blätter,  lebhaft  gelbe,  innerseits  gegen  den  Grund  schwarz  punktierte  Perigonblätter 
und  mit  zwei  Stützblättern  versehene  Blütenstiele.  Letztere,  im  Orient  und  Griechenland  vor- 
kommend, besitzt  hingegen  lineal-lanzettliche,  von  der  Mitte  des  Stengels  plötzlich  verkleinerte, 
oben  lineale  Blätter,  die  am  Rande  und  an  den  Nerven  der  Unterseite  dicht  papillös  wimperig 
sind,  geruchlose  Blüten,  gesättigt  pomeranzenfarbige,  innerseits  gegen  den  Grund  mit  kleinen  blut- 
roten Erhöhungen  versehene  Perigonblätter  und  gelbe  Zwiebelschuppen.  Verg-1.  über  die  Unter- 
scheidung dieser  Arten  auch  Janka  in  ÖBZ.,  (1868),  274  und  A.  Kerner  in  ÖBZ.  (1877),  403. 

10.  Fritillaria. 

[L.,  Gen.,  ed.  VI,  164,  Nr.  411;  Engl,  in  NPflF.,  II  5,  62.] 

1.  Fritillaria  meleagris  [L.,  Spec.pl.,  304  (1753)].  — In  feuchten  Wiesen,  Auen. 

Bosnien:  (*Boue),  bei  Bosniscli-Gradiska  (R.). — Herzegowina:  (* AK.),  wo? — April. 

2.  Fritillaria  tenella  [M.  B.;  Fl.  Taur.-Cauc.,  I,  269  (1808).  — F.  montana  Hoppe  in 

„Flora“,  XV  (1832),  II,  476].  — Zwiebel  tveiß.  Untere  Blätter  schmal  länglich, 


490 


II.  Naturwissenschaft. 


öfters  gegenständig,  die  oberen  abwechselnd,  allmählich  schmäler  und  lang  zu- 
gespitzt, die  blütenständigen  gewöhnlich  gepaart  oder  genähert.  Stengel  1 — 2blütig. 
Perigone  glockig,  2‘5 — 3 cm  lang.  Perigonblätter  oval,  abgerundet,  die  äußeren 
etwas  schmäler,  gelblichgrün  und  gleichmäßig  auch  am  Rücken  braunrot  bis  purpurn 
würfelscheckig,  außen  ohne  Buckel,  etwas  bereift.  Nectarium  verwischt.  Kapsel 
rasch  in  einen  kurzen  Stiel  zusammengezogen,  vorn  abgestumpft,  in  den  Furchen 
bereift,  2 — 3 cm  lang.  — Auf  steinigen,  grasigen  Stellen. 

Bosnien:  Ober  Ovcarevo  am  Vlasic  (* F r.  Br.),  auf  der  Treskavica  (B.,  in  Frucht  daher?), 
im  Trebisevo  polje  (R.,  in  Frucht).  — Herzegowina:  Auf  dem  Vele2  (F.),  am  Porim  und  bei  Ru- 
jiste  (V.),  um  Gacko  (Riedel  nach  Mu.),  bei  Necvijec'e  (*P.,  doch  fraglich).  — April,  Mai. 

Forma  micrantha  [Gl.  Beck,  Fl.  Bosn.  (1901)  in  Glasn.,  XV  (1903),  207].  — Perigon- 
blätter kaum  2 cm  lang,  schwach  zugeschweift  bespitzt.  Sonst  wie  der  Typus. 

Bosnien:  In  Alpentriften  des  Vlasic  bei  1600 — 1700m  (*B.). 

3.  Fritillaria  messanensis  [Raf.,  Precis  des  decouv.,  44  (nach  Pari.,  Fl.  ital.,  II, 
413 — 414)  und  in  Desv.,  Journ.  bot.,  IV  (1814),  272].  — Zwiebel  weiß.  Untere 
Blätter  schmal  länglich,  hin  und  wieder  gegenständig,  obere  allmählich  schmäler, 
länger  zugespitzt,  endlich  lineal,  alle  dicklich,  etwas  bereift.  Stengel  einblütig, 
Perigone  glockig.  Perigonblätter  außen  gegen  den  Grund  grün  gebuckelt  und 
innen  mit  einer  Nektargrube  versehen,  die  äußeren  oval,  die  inneren  breiter,  mehr 
verkehrt  eirund,  vorn  Stumpfheit  abgerundet  und  mit  einer  Stumpfheiten,  etwas 
flaumigen  Spitze  versehen,  alle  braunrot  bis  purpurn,  mehr  minder  würfelscheckig 
und  am  Rücken  mit  breitem,  gelbgrünem,  innerseits  gummiguttgelbem  Streifen 
versehen.  Kapsel  verkehrt  keulig,  in  den  Furchen  bereift,  2"5 — 3‘5  cm  lang. 

cc.  typica  [F.  messanensis  Raf.,  1.  c.;  Pari.,  1.  c.;  Reich.,  Icon.  fl.  Germ.,  X,  Fig.  982, 
sec.  Pari.  — Lilium  gracile  Ebel,  Mont.,  II,  8,  Tab.  I,  Fig.  1 (1844)  = Fritillaria 
montana  var . gracilis  Gris.,  Spie.  fl.  Rum.,  II,  517],  — Die  unter  der  3 5 — 4 cm 
langen  Blüte  stehenden  obersten  Blätter  gepaart  oder  zu  dreien. 

Sizilien,  aber  nach  Pariatore,  welcher  die  nach  einem  istrischen  Exemplare  angefertigte 
Figur  Reichenbachs  zitiert,  auch  in  Istrien,  Montenegro. 

ß.  neglecta  [Pari.,  1.  c.,  415,  als  Art,  erweitert],  — Unter  der  Blüte  nur  ein  Blatt. 
Blüten  22 — 3 cm  lang. 

Zeigt  folgende  Formen:  1.  illyrica  [G.  Beck,  Fl.  Bosn.  (1901)  in  Glasn.,  XV  (1903),  207]. 
Perigonblätter  neben  dem  grünen  oder  gelbgrünen  Mittelstreifen  braunrot  oder  purpurn  und  mehr 
minder  würfelscheckig.  Ist  die  normal  gefärbte  Form.  Auf  steinigen,  grasigen,  buschigen  Stellen 
bis  ins  Hochgebirge.  — Bosnien:  (*AK.),  wo?  — Herzegowina:  Auf  der  Prenj-  (B.  als  F.pyre- 
naica)  und  Velez  PL  (B.),  auf  dem  Stolac  bei  Mostar  (Raap-Callier,  PI.  Here.,  Nr.  154,  als  F. 
tenella ),  auf  der  Muharnica  (F. !,  als  F.  pyrenaica ),  dem  Gliva,  Draca  (*P. !),  Leotar  bei  Trebinje 
(B.),  auf  der  Jastrebica  in  der  Bjela  gora!  (*P.),  auf  dem  Orjen  (Vesely!).  — Mai,  Juni,  je  nach 
der  Höhenlage.  — 2.  neglecta  [Park,  1.  c.,  als  Art;  Reich.,  Icon.  fl.  Germ.,  X,  Fig.  981].  Perigone 
bleichgrün  oder  grün,  blaß,  am  Rande  etwas  braunrot  gefärbt  oder  zu  beiden  Seiten  mit  braun- 
roten Nerven  durchzogen,  nicht  würfelscheckig.  Nur  selten  unter  der  normal  gefärbten  Form.  — 
— Bosnien:  Am  Troglav  bei  Livno  (Apfelbeck  nach  *M.).  — Herzegowina:  (*AK.),  auf  dem 
Velez  (B.),  auf  der  Övrsnica  (Br.),  Bjelasica  bei  Trebinje  (R.). 

Fritillaria  pyrenaica  [L.,  Spec.  pl.,  304  (1753)]  wurde  nur  irrtümlich  für  die  Herze- 
gowina angegeben. 

11.  Tulipa. 

[L.,  Gen.  pl.,  ed.  VI,  105,  Nr,  415;  Engl,  in  NPflF.,  II  5,  62.] 

1.  Tulipa  silvestris  [L.,  Spec.  pl.,  305  (1753)].  — Ziviebel  braunschuppig.  Blätter 
3 — 4,  länglich-lanzettlicli,  die  unteren  bis  20mm  breit,  die  oberen  schmäler 


Beck  v.  Mannagetta.  Flora  von  Bosnien,  der  Herzegowina  und  des  SandZaks  Novipazar.  491 


lineal,  alle  seegrün.  Blüten  wohlriechend,  4 — 5 cm  lang.  Perigone  zitronengelb, 
außen  hin  und  wieder  grünlich,  gegen  den  Grund  am  Rande  mehr  minder  behaart; 
die  Spitzen  flaumig;  die  äußeren  länglich-lanzettlich,  die  inneren  elliptisch,  doppelt 
breiter  (15 — 20  mm  breit),  gegen  den  Grund  verschmälert,  alle  geschweift  zu- 
gespitzt. Staubblätter  gelb,  die  Fäden  etwas  ober  dem  Grunde  und  gegen 
den  Grund  bärtig.  Fruchtknoten  und  Kapsel  nur  gegen  den  Griffel 
verschmälert. 

An  steinigen  Stellen,  in  Grasgärten  unter  Buschwerk. 

Bosnien:  In  der  Krajila  (*Boue),  um  Sarajevo  (F.!),  zwischen  Sinj  und  Livno  (Marche- 
setti).  — Herzegowina:  In  Weingärten  bei  Matulic  nächst  Treb inj e (*Baenitz!),  auf  der  Bjela- 
sica  (K.  nach  M.,  ob  nicht  T.  Grisebachiana  ?).  — April,  Mai. 

2.  Tulipa  Grisebachiana  [Pantocz.  in  ÖBZ.  (1873),  265  und  Adnot.  in  Verh.  Ver.  f. 

Naturk.  Preßb.  (1874),  23.  — T.  silvestris  var.  Grisebachiana  Asch.  u.  Ivan.,  Catal., 
17  (1877)].  — Zwiebel  braunschuppig.  Stengel  einblütig,  mit  3 — 4 von  einander 
entfernten  Blättern  versehen.  Blätter  lineal-lanzettlich,  beidendig  verschmälert,  die 
unteren  höchstens  11  mm  breit,  die  oberen  schmal  lineal,  alle  seegrün,  etwas 
rinnig.  Blüten  sehr  wohlriechend,  28— 32  mm  lang.  Perigone  prächtig  dunkel 
zitronengelb,  außen  am  Grunde  oft  etwas  purpurfarbig.  Die  äußeren  Perigon- 
blätter länglich-lanzettlich,  am  Rande  des  Grundes  etwas  behaart  oder  fast  kahl; 
die  inneren  breit  elliptisch,  mehr  als  doppelt  breiter  (10 — 15  mm  breit),  von  der 
Mitte  aus  beidendig  zugeschweift  verschmälert,  an  der  Spitze  etwas  flaumig,  gegen 
den  Grund  bärtig.  Staubblätter  gelb,  die  Fäden  ober  dem  Grunde  (oft  nur 
schwach)  bärtig,  gegen  den  Grund  kahl.  Fruchtknoten  kahl  (nicht  drüsen- 
haarig, wie  P.  angibt)  und  wie  die  Kapsel  beidendig  verschmälert.  — Auf 
steinigen  Stellen  der  Hochgebirge. 

Herzegowina:  Auf  dem  VeleZ  bis  1700  m (B.),  auf  der  Baba  PI.  (Hawelka!),  auf  dem  Gliva 
(*P.)  und  Leotar  bei  Trebinje  (B.).  — Mai,  Juni. 

Visiani  (Suppl.  II  1,  57)  hält  T.  Grisebachiana  für  identisch  mit  T.  sylvestris.  Die  hervor- 
gehobenen Merkmale  sowie  das  Vorkommen  derselben  auf  verschiedenen  Hochgebirgen  der  Herze- 
gowina rechtfertigen  deren  Artenrecht. 

3.  Tulipa  australis  [Link  in  Schrad.,  Journ.,  II  (1799),  XXIII,  317.  — T.  Celsiana 

DC.  in  Redoute,  Liliac.,  I (1802),  Tab.  38],  — In  Wiesen,  an  grasigen  Abhängen 
vornehmlich  des  mediterranen  Florengebietes. 

Bosnien:  Auf  der  Bjelasnica  (R.  nach  *M.).  — Herzegowina:  Am  Stolac  bei  Mostar 
(*Raap-Callier,  PI.  Here.,  Nr.  153!).  - — Mai. 

12.  Erythronium. 

[L.,  Gen.,  ed.  VI,  165,  Nr.  414;  Engl,  in  NPflF.,  II  5,  63.] 

1.  Erythronium  dens  canis  [L.,  Spec.  pl.,  305  a (1753)].  — An  buschigen  Stellen, 
in  lichten  Wäldern,  auf  Grasplätzen  bis  ins  Hochgebirge. 

Bosnien:  Um  Bihae  (Boll.),  zwischen  Gradacac  und  Srebrenik  (*S.,  Exs.  Nr.  130],  um  Trav- 
nik,  ober  Mosor  (Fr.  Br.!),  bei  Banjaluka  (H.),  Lasva  (Horäk  nach  V.),  Visoko  (Fo.),  auf  der 
Vranica  Pl.  (F.),  um  Sarajevo!!  (Zoch),  so  auf  dem  Trebevic,  bei  Dvor  nächst  Reljevo,  Vucia 
luka  (F. !),  bei  Trnovo  (F.),  auf  der  Treskavica  (B.),  bei  Kalinovik,  Foca  (F.),  auf  der  Preslica  (F.), 
auf  dem  Maglic  (Pr.),  bei  Kladanj  (F.),  auf  der  Suljaga,  bei  Prusac  (*S.).  — Herzegowina:  Auf 
der  Borke-  und  Plaäa  Pl.  (F.),  bei  Bilek  (Henscli,  fide  V.),  auf  der  Jastrebica,  in  der  Bjela  gora 
(*P.).  — April,  Mai. 

Auch  mit  weißen  Blumen  und  gelblichweißen  Antlieren  vorkommend  = nivewnr  [K.  Maly 
in  Verh.  ZBG.  (1904),  181],  so  in  Bosnien  am  Trebevic  bei  Sarajevo  (*M.). 


492 


II.  Naturwissenschaft. 


13.  Scilla. 

[L.,  Gen.,  ed.  VI,  466,  Nr.  419  (z.  T.);  Engl,  in  NPflF.,  II  5,  66.] 

1.  Scilla  autumnalis  [L.,  Spec.  pl.,  309  (1753)].  — Auf  grasigen  und  steinigen  Stellen, 

Brachfeldern. 

Bosnien:  (*Boue),  wo?  — Herzegowina:  Am  Zimje  polje  zwischen  RujiSte  und  Lipeta 
karaula  (V.),  um  Mostar  (F.),  am  Pod  Vele2  und  Hum  (Fo.),  bei  Blagaj,  Buna  (F.),  zwischen  Blagaj 
und  Nevesinje  (Fo.),  um  Nevesinje,  Bratac  (*B1.),  bei  PluäSine  (V.),  um  Domanovic  und  Bilek 
(Hensch,  fide  V.),  Trebesinje  han,  Bukovica  brda  bei  Ljubovici  (V.),  bei  Vrbanje,  Neum  kula  (V.). 
— August  bis  Oktober. 

2.  Scilla  pratensis  [W.  K.,  Descr.  pl.  rar.  Hung.,  II,  207,  Tab.  189  (1805).  — Sc. 

amethystina  Vis.  in  „Flora“,  XII  (1829),  Erg.-Bl.  11;  Vis.,  Fl.  Dahn.,  I,  143],  — 
In  feuchten  Wiesen,  aber  auch  auf  steinigen  Stellen  und  Felsen  der  Voralpen. 

Bosnien:  In  der  Krajna  (*Boue);  um  Sarajevo:  Bei  Kupina,  Biakovo  (B.,  Exs.  Nr.  38),  im 
Kosevotale  (M.);  bei  Ilidze  (Bl.),  Suica  (Fr.  Br.),  Livno,  Bastasi  (F.).  — Herzegowina:  Bei  Borke 
(Bl.),  Mostar  (Pi.!),  Radobolje  (Raap-Callier,  Pl.  Here.,  Nr.  158!),  Domanovic,  Stolac  (F.!).  Um 
Trebinje:  Auf  dem  Gliva  (*P.),  Leotar  (B.),  Golo  brdo  (Baenitz!),  auf  der  Prasa,  Vuci  zub  (Haw. !), 
Jastrebica  in  der  Bjela  gora  (*P.),  bei  Bilek  (Hensch,  fide  V.),  auf  der  Bjelasica  (R.  nach  M.).  — 
Mai,  Juni. 

3.  Scilla  bifolia  [L.,  Spec.  pl.,  309  (1753)].  — Unter  Buschwerk,  in  lichten  Wäldern, 

bis  an  die  Schneegruben  der  Hochgebirge. 

Bosnien : Zwischen  Han  Mravih  und  Foca  (S.),  bei  Banjaluka  (H.),  im  Usoratale  bei  Doboj 
(*S.),  um  Travnik  und  auf  dem  Vlasic!  (*S.,  Exs.  Nr.  136),  bei  Lasva  (Horak  nach  V.),  auf  der 
Vranica  Pl.!  (F.),  bei  Visoko  (Fo.),  um  Sarajevo!  (H.),  auf  dem  Trebevic  (B.),  in  der  Hochalpen- 
region der  siidbosnischen  Gebirge,  so  auf  der  Hranisava-,  BjelaSnica-,  Treskavica-  und  Vratlo  Pl. 
(B.),  bei  Vakuf  Donja,  Prusac  (S.,  auch  als  Sc.  avioena),  auf  der  Stozer-  (F.),  Suljaga-,  Malovan-, 
Troglav-  und  Sator  Pl.  (Pr.).  — Herzegowina:  (*AK.),  auf  der  Prenj  Pl.  (B.),  bei  Mostar  (Pi.), 
im  Surna  bei  Trebinje  (E.  Weiß).  — Mai,  Juni. 

Forma  nivalis  [Boiss.,  Diagn.  pl.  Orient.,  Ser.  1,  Nr.  V,  63  (1844);  Baker  in  Journ.  of  Linn. 
Soc.,  XHI,  239  (1873),  als  Art],  An  Schneefeldern.  — Auf  den  genannten  Gebirgen  Südbosniens 
und  der  Herzegowina  (*B.).  — Forma  bvueteata  [Tomasch,  in  Abh.  ZBG.  (1868),  354;  Hai.  u. 
Braun,  Nachtr.,  54  (1882)].  — Bosnien:  Auf  dem  Vlasic  (*F. !). 

14.  Ornithogalum. 

[L.,  Gen.,  ed.  VI,  166,  Nr.  418  (z.  T.);  Salisb.  in  König,  Ann.  of  Bot.,  II,  555;  Engl,  in  NPflF.,  II  5,  67.] 

1.  Sectio:  Heliocharmos. 

[Baker  in  Journ.  of  Linn.  Soc.,  XIH,  258.] 

1.  Ornithogalum  comosum  [L.,  Amoen.,  IV,  312  (1759).  — 0.  saxatile  Vis.  in  Bot. 
Zeit.  (1829),  Erg.-Bl.,  10  = 0.  garganicum  Ten.,  Mein,  sopra  tre  nuov.  sp.  in  Atti 
dell’Acad.  sc.  Nap.,  III,  107;  Fl.  Nap.,  HI,  371,  nach  Vis.,  Fl.  Dalm.,  I,  146, 
Tab.  IV,  Fig.  1].  — Auf  steinigen  und  grasigen  Stellen. 

Bosnien:  Im  Brezawalde  bei  Busovaca  (Bl.,  sehr  unwahrscheinlich,  da  die  Pflanze  in  Gräben 
und  an  feuchten  Stellen  angegeben  wird).  — Herzegowina:  (*AK.),  um  Mostar  (Pi.!),  am  Pod 
Velez  (B.),  südlich  von  Mostar  (Str.),  bei  Posusje,  Vitina  (F.).  — Mai,  Juni. 

Forma  hereegovinum  [G.  Beck,  Fl.  Bosn.  (1901)  in  Glasn.,  XV  (1903),  209].  — 
Kräftig,  bis  36  cm  hoch.  Traube  locker-  und  vielblütig.  Blütenstiele  aufrecht  ab- 
stehend, schon  die  blühenden  2 — 21/^  mal,  die  kapseltragenden  bis  dreimal  länger 
als  die  Brakteen  und  6 — 8 cm  lang.  Bei  der  normalen  Form  sind  die  Blütenstiele 
kaum  länger  bis  kürzer  als  die  Brakteen  und  selbst  zur  Fruchtzeit  nur  1 — 3 cm  lang. 
Herzegowina:  Bei  Mostar  (Pi.!).  — Mai. 


Beck  v.  Maunagetta.  Flora  von  Bosnien,  der  Herzegowina  und  des  Sandzaks  Novipazar. 


493 


2.  Ornithogalum  montanum  [Cyr.  in  Ten.,  Fl.  Nap.,  I,  176,  Tab.  33;  Pari.,  Fl.  Ital., 

n,  445]. 

Herzegowina:  Bei  Mostar  (*Pi. !).  — Mai. 

Die  Pflanze  liegt  mir  nur  im  Fruchtstadium  vor,  kann  aber  ob  der  breit  lanzettliclien,  gleich- 
mäßig grünen,  am  Bande  glatten  Blätter,  welche  die  reichblütige  Doldentraube  weit  überragen, 
nur  zu  O.  montanum  gehören. 

3.  Ornithogalum  tenuifolium  [Guss.,  Fl.  Sic.  Prodr.,  I,  413  (1827).  — 0.  collinum 

Freyn  in  Abh.  ZBG.,  (1877),  441.  — Vgl.  Celak.  in  ÖBZ.  (1872),  283], 
u.  typicum  [Beck,  Fl.  Niederöst.,  172  (1890).  — 0.  tenuifolium  Guss.,  1.  c. ; Reich., 
Icon.  fl.  Germ.,  X,  Fig.  1020;  Pari.,  Fl.  Ital.,  II,  442.  — 0.  ruthenicum  Bouche 
in  Kunth,  Enum.,  IV,  363  (1843).  — 0.  Gussonii  Ten.,  Fl.  Nap.,  III,  371].  — 
Zwiebel  eiförmig,  nach  oben  verschmälert,  ohne  Brutzwiebelehen.  Blätter  rinnig, 
schmal  lineal,  1 — 3 mm  breit,  ohne  weißen  Mittelstreifen  oder  mit  einem  schmalen, 
oft  undeutlichen  Streifen  versehen,  meist  etwas  seegrün.  Doldentraube  meist  sechs- 
bis  vielblütig.  Blüten-  und  Fruchtstiele  aufrecht  abstehend.  Perigon  13 — 25  mm 
lang;  äußere  Blätter  länglich,  stumpflich,  mit  breitem  grünen  Mittelstreifen,  innere 
schmäler,  mehr  spitz,  mit  schmalem  grünen  Streifen.  Kapsel  verkehrt  eiförmig,  am 
Scheitel  stark  vertieft,  mit  bogigen  Kanten,  von  denen  je  zwei  mehr  genähert  sind. 

Auf  steinigen,  trockenen  Stellen,  in  Bergwiesen  und  Heiden. 

Herzegowina:  Bei  Mostar  (Pi.),  auf  der  Baba  PI.  (Haw. !),  auf  dem  Leotar  bei  Trebinje 
(B.);  an  den  beiden  letzten  Orten  in  reichiblütigen  Exemplaren.  — Mai,  Juni. 

ß.  Kochii  [Pari.,  1.  c.,  440,  als  Art.  — 0.  collinum  Koch,  Syn.  fl.  Germ.,  ed.  II,  821 
(ob  Guss.,  Fl.  Sic.  Prodr.,  1,412?).  Vgl.  Freyn  in  „Flora“  (1885),  96—97],  — 
Zwiebel  fast  kugelig.  Blätter  wie  bei  a,  doch  meist  mit  weißem  Mittelstreifen 
versehen  (manchmal  gewimpert?).  Perigonblätter  länglich  (niemals  schmal  länglich), 
mit  breitem  grünen  Mittelstreifen,  etwa  3 — 5 mm  breit,  fast  stumpflich.  Sonst  wie  a. 
— An  gleichen  Stellen. 

Bosnien:  Bei  Otasovac  an  der  Klekovaca  (B.),  auf  der  Krug  PI.  bei  Livno  (F.),  auf  der 
Kamesnica  (Pr.),  bei  Suica,  Travnik  (*  Fr.  Br.,  Dörfler,  Herb,  norm.,  Nr.  2889),  Tarcin  (Pr.),  auf 
dem  Igman  (F. !),  bei  Han  Bulog  nächst  Sarajevo  (F. !).  — Mai,  Juni. 

y.  hosniacum  [G.  Beck,  Fl.  Südbosn.  in  ANH.,  II  (1887),  49].  — Zwiebel  eiförmig, 
nach  oben  verschmälert.  Blätter  schmal  lineal,  nur  1 — 1-5  mm  breit,  grasgrün,  ohne 
weißen  Mittelstreifen.  Stengel  arm-(2 — 7) blütig,  niedrig.  Perigonblätter  9 — 13  mm 
lang,  schmal  länglich,  kaum  2 mm  breit.  Sonst  wie  u.  — In  Alpentriften  der  Hoch- 
gebirge. 

Bosnien:  Auf  der  Hranisava,  Treskavica,  Bjelasnica-  und  Volujak  PL  (*B.),  am  Vel.  Todor 
(Lakatos!).  — Herzegowina:  Auf  der  Prenj  PI.  bei  1800m  (*B.,  Exs.  Nr.  75),  bei  Umoljane 
(Landauer  und  Sündermann!),  auf  dem  Velez  (B.).  — Juni  bis  August. 

Eine  Form  mit  breiteren  (bis  4 mm  breiten),  mehr  verkehrt  eiförmigen  Perigonblättern,  welche 
von  Reichenbachs  Figur  (Icon.,  X,  Fig.  1020)  durch  die  den  Stengel  überragenden  Blätter  ab- 
weicht, fand  ich  auf  der  Vele2  PI.  in  der  Herzegowina. 

Zur  Rasse  des  O.  hosniacum  gehört  wohl  auch  das  O.  collinum  Murbecks  [Beitr.  in  LUA., 
XXVII,  36;  nicht  Guss.,  Ind.  sem.  hört.  Bocc.,  9 (1825)  und  Prodr.  fl.  Sic.,  I,  412  (1827),  welches 
gewimperte  Blätter  besitzt]  aus  der  Alpenregion  des  Velez. 

4.  Ornithogalum  umbellatum  [L.,  Spec.  pl.,  307  (1753);  Beck,  Fl.  Niederöst.,  172; 

Celak.  in  ÖBZ.  (1872),  283.  — Var.  hortense  Neilr.,  Fl.  Niederöst.,  158],  — Zwiebel 
zur  Blütezeit  von  blattlosen  oder  beblätterten  Brutzwiebelchen  um- 
geben. Blätter  lineal,  2 — 4 mm  breit,  seegrün,  in  der  Mitte  weißstreifig.  Perigon- 
blätter länglich  bis  verkehrt  eirund,  meist  stumpflich,  15 — 25  mm  lang,  4 — 8 mm 


494 


II.  Naturwissenschaft. 


breit.  Fruchtstiele  aufrecht  abstehend,  oft  fast  wagrecht.  Kapsel  keulen- 
förmig, an  der  Spitze  abgestutzt,  mit  sechs  geraden,  gleichweit  von  einander  ent- 
fernten Kanten.  - — In  Talwiesen,  Grasgärten,  unter  Buschwerk. 

Bosnien:  Bei  Kloster  Rmanj  bei  Petrovac  (F. !),  zwischen  Travnik  und  Guca  gora(*S.),  im 
Sarajevsko  polje  (F.).  — Herzegowina:  Um  Mostar  (Str.),  auf  dem  Leotar  bei  Trebinje  (*P.;  ich  sah 
daselbst  nur  reichblütiges  0.  tenuifolium,  daher  fraglich),  um  Dubovac  in  der  Bjela  gora  (*P.).  - — Mai. 

ß.  divergens  [Boreau,  Not.,  Nr.  3 und  Fl.  centre  Franc.,  ed.  2,  507;  ed.  III,  II,  625; 
Gren.  et  Godr.,  Fl.  franc.,  III,  190;  Freyn  in  Abh.  ZBG.  (1877),  441,  als  Art]. 
— Brutzwiebelchen  ohne  Blätter.  Blätter  3 — 5 mm  breit,  ßlütenstiele  nach  dem 
Verblühen  rechtwinkelig  abstehend  oder  etwas  zurückgebogen.  Sonst  wie  der 
Typus.  — Auf  Grasplätzen,  in  Wiesen,  Äckern. 

Herzegowina:  Im  Medovtale  unter  der  Jastrebica  und  auf  derselben  (*P.).  — Mai. 

5.  Ornithogalum  refractum  [W.  K.  in  Willd.,  Enum.  hört.  Berol.,  Supph,  18  (1813); 

Kit.,  Addit.  in  Linnaea,  XXXII  (1863),  337;  Reich.,  Icon,  crit.,  II,  Fig.  265; 
Icon.  fl.  Germ.,  X,  Fig.  1024;  Kerner  in  ÖBZ.  (1878),  49;  Freyn  in  Abh.  ZBG. 
(1877),  442],  — Zwiebel  eiförmig,  mit  blattlosen  Brutzwiebelchen  versehen.  Blätter 
lineal,  mit  weißem  Mittelstreifen,  2 — 3 mal  länger  als  der  oft  sehr  verkürzte  Blüten- 
schaft. Alle  Blütenstiele  fast  gleichlang,  alsbald  nach  der  Blüte  S-förmig  gekrümmt, 
zuletzt  herabgeschlagen,  mit  aufrechten,  verkehrt  eiförmigen,  kaum  ausgerandeten, 
übereinander  stehenden  Kapseln  versehen,  deren  fast  geflügelte  Kanten  sich  paar- 
weise nähern.  Perigonblätter  breit  elliptisch  bis  länglich,  abgerundet,  15 — 20  mm 
lang,  etwa  5 — 6 mm  breit. 

Herzegowina:  (*AK.,  doch  mit  ? bezeichnet),  um  Mostar  (Pi.!),  am  Hum  (B.).  — April,  Mai. 

6.  Ornithogalum  excapum  [Ten.,  Fl.  Nap.,  I,  175,  Tab.  34  und  Tab.  226,  Fig.  2; 

Pari.,  Fl.  ital.,  II,  437.  Vgl.  Freyn  in  Abh.  ZBG.  (1877),  442  und  Kerner  in 
OBZ.  (1878),  49].  — Zwiebel  solid.  Blätter  mit  verschwommenem  ■weißem  Mittel- 
streifen versehen.  Obere  Blütenstiele  zur  Fruchtzeit  kaum  länger  als  zur  Blütezeit, 
untere  hingegen  auffällig  verlängert,  4 — 6 mal  so  lang  als  die  Kapseln,  herab- 
geschlagen, doch  nicht  an  die  Schaftspindel  angelehnt.  Kapseln  ziemlich  in  gleicher 
Höhe  stehend,  eiförmig-länglich,  mit  paarweise  genäherten,  nach  oben  geflügelten 
Kanten.  Sonst  wie  0.  refractum  W.  K.  — Auf  trockenen  Wiesen,  steinigen  Stellen. 

Herzegowina:  (*Boue,  als  0.  reflexum  ?),  bei  Domanovic,  Stolac,  Ljubuski  (*F.).  — 
April,  Mai. 

7.  Ornithogalum  nanum  [Sibth.  et  Sm.,  Fl.  Graec.,  IV,  28,  Tab.  332]. 

ß.  longipes  [Boiss.,  Fl.  Or.,  V,  220].  — Doldentraube  lockerblütig.  Die  Fruchtstiele 
doppelt  länger  als  die  Deckschuppen  und  Blüten.  Von  O.  excapum  Ten.  durch  die 
gleichmäßig  grünen  Blätter  und  durch  die  kugelige,  stumpfe  Kapsel  unterschieden. 
Herzegowina:  Um  Stolac  (*F.).  — April,  Mai. 

2.  Sectio:  Beryllis. 

[Salisb.,  Gen.  pl.  fragm.,  33,  als  Gattung.] 

8.  Ornithogalum  pyrenaicum  [L.,  Spec.  pl.,  306  (1753),  verbessert]. 

a.  typicum  [G.  Beck,  Fl.  Niederöst.,  171.  — O.  sphaerocarpum  A.  Kern,  in  OBZ. 
(1878),  15].  — Perigonblätter  weiß  mit  grünem  Mittelstreifen.  — Auf  Brachen, 
Wiesen,  in  Ackern. 

Bosnien:  Auf  der  Gomila  bei  Krupa  (B.),  um  Bosnisch-Gradiska,  Maglaj  a.  V.,  Banjaluka 
(*H.),  bei  Janjila,  Smoljana  (Fo.);  häufig  in  Südbosnien,  so  bei  Tarcin  (Mu.),  überall  um  Sarajevo!! 
(Zock),  bei  Trnovo  (B.),  Pale,  auf  dem  Iginan!!  (F. !),  bei  Kalinovik,  in  der  Dumos  Pl.  (Pr.),  bei 


Beck  v.  Mannagetta.  Flora  von  Bosnien,  der  Herzegowina  und  des  Sandzaks  Novipazar. 


495 


Rusanovie  (F.)  u.  a.  O. ; auf  der  Suljaga-,  Sator-,  Kamesniea-  und  Hrbljina  PI.  (Pr.).  — Herze- 
gowina: Um  Konjica,  auf  der  Bjelasica  in  der  Prenj  PL  (B.),  bei  Trebinje  und  Vucia  in  der  Bjela 
gora  (*P.).  — Juni,  Juli. 

ß.  üavescens  [Lam.;  Fl.  franc.,  III,  277  (1778)  uncl  Illustr.  des  genres,  Tab.  242, 
Fig.  2,  als  Art.  — 0.  sulphureum  Rom.  et  Schult.,  Syst.,  VII,  518  (1829).  — 
Anthericum  sulphureum  W.  Iv.,  PI.  rar.  Hung.,  I,  98,  Tab.  95  (1802)].  — Perigon- 
blätter hellgrün  bis  gelbgrlin,  in  der  Mitte  mit  grünem  Streifen  versehen.  — An 
gleichen  Stellen. 

Bosnien:  In  der  Krajna  (*Boue),  bei  Petrovac  (B.),  um  Travnik  (S.,  Exs.  Nr.  137),  bei 
Zenica  (S.),  um  Fojnica  (Schwarz!),  Sarajevo  (B.),  bei  Pale  (F.!).  — Juni,  Juli. 

9.  Ornithogalum  pyramidale  [L.,  Spec.  pl.,  307  (1753);  vgl.  Kern,  in  ÖBZ.  (1878),  9 

und  Beck,  Fl.  Niederöst.,  171.  — 0.  narbonense  Neilr.,  Fl.  Niederöst.,  156,  nicht  L.]. 
— Auf  Brachen,  in  Feldern  und  Wiesen. 

Herzegowina:  Bei  Mostar  (*Pi. !).  — Juni,  Juli. 

10.  Ornithogalum  narbonense  [L.,  Amoen.  Acad.,  IV,  312  (1759);  Spec.  ph,  ed.  II, 

440.  — 0.  stachyoides  Ait.,  Hort.  Kew.,  I,  441  (1789)].  — In  Ackern,  auf  Brachen, 
grasigen  Stellen. 

Bosnien:  Bei  Banjaluka  (*H.).  — Herzegowina:  Bei  Trebinje  (*P.).  — Mai,  Juni. 

Ist  von  0.  pyramidale  L.  durch  die  reichblütige,  längliche  Traube,  die  abstehenden,  erst 
später  etwas  aufgerichteten  Blütenstiele,  welche  die  in  eine  lange  Spitze  vorgezogenen  Deck- 
schuppen kaum  überragen,  durch  die  nach  der  Blütezeit  nicht  zusammengedrehten  Perigonblätter 
und  längere  Griffel  zu  unterscheiden.  Es  bleibt  jedoch  noch  unentschieden,  ob  in  der  Tat  an  den 
genannten  Standorten  das  echte  0.  narbonense  L.  im  Sinne  A.  Kerners  [ÖBZ.,  (1878),  13  ff.]  auf- 
gefunden worden  ist. 


15.  Hyacinthus. 

[L.,  Gen.,  ed.  VI,  170,  Nr.  427,  z.  T.;  richtiger  Adans.,  Farn.,  II,  54  (1763);  Baker  in  Journ.  of  Linn. 

Soc.,  XI,  423  (z.  T.);  Engl,  in  NPflF.,  II  5,  68.] 

1.  Sectio:  Euhyacinthus. 

[Benth.  et  Hook.,  Gen.  pl.,  III,  812  (1883).] 

1.  Hyacinthus  orientalis  [L.,  Spec.  pl.,  317  (1753)]. 

Bosnien:  (* AK.),  in  Auen  bei  Bosnisch-Gradiska  (R.),  wohl  nur  verwildert.  — April. 

2.  Sectio:  Hyacinihella. 

[Schur  in  ÖBZ.  (1856),  227,  als  Gattung;  Benth.  et  Hook.,  1.  c.  — Brimeura  Salisb.,  Gen.  pl.  fragm.,  26  (1866).] 

2.  Hyacinthus  amethystinus  [L.,  Spec.  ph,  317  (1753)]. 

Bosnien:  In  der  Krajna  (*Boue),  sehr  unwahrscheinlich. 

3.  Hyacinthus  dalmaticus  [Baker  in  Journ.  Linn.  Soc.,  XI  (1871),  428.  — H.  pallens 

Vis.,  Fl.  Dalm.,  I,  150  (1842),  nicht  M.  B.  — Hyacinihella  pallens  Schur  in  ÖBZ. 
(1856),  235], 

a.  typicus.  — Zwiebel  eikegelig.  Stengel  kräftig,  bis  20  cm  hoch.  Blätter  2,  lineal 
lanzettlich,  verlängert,  zugespitzt,  fast  aufrecht  oder  etwas  gekrümmt,  ziemlich  flach, 
am  Rande  rauhzackig,  2 — 6 mm  breit.  Traube  walzlich.  Blütenstiele  wagrecht 
abstehend,  etwas  kürzer  als  die  walzlich-glockigen,  bleichblauen,  5 mm  langen 
Perigone.  Perigonzipfel  breit  eirund,  so  lang  als  die  Röhre,  aufrecht.  Kapsel 
dreiknöpfig,  doppelt  so  breit  als  hoch;  die  Knöpfe  am  Rücken  kantig,  queraderig. 
Samen  schwarz,  wenige.  — An  steinigen  Stellen,  in  Heiden. 

Bosnien:  Auf  der  Dinara  (*B.,  in  Frucht).  — Juni. 


496 


II.  Naturwissenschaft. 


ß.  velezensis  [G.  Beck  in  Glasn.,  VIII  (1896),  322].  — Niedrig.  Stengel  3 — 6 cm 
hoch.  Blätter  3,  länglich  lineal,  rinnig,  sichelförmig  zurückgekrümmt,  4—8  mm 
breit,  das  innerste  sehr  schmal,  alle  am  Rande  glatt  oder  nur  gegen  abwärts  etwas 
rauhzackig.  Perigone  blau,  4 mm  lang. 

Herzegowina:  Auf  steinigen  Stellen,  in  Alpentriften  auf  der  Veleü  PI.  hei  1600m  (*R.). 
— Mai. 

U.  leucophaeus  [Stev.  in  Ledeb.,  Fl.  ross.,  IV,  156  (1853)]  und  dessen  schmalblätterige 
Varietät  H.  rumelicus  [Vel.,  Fl.  Bulg.,  553  (1891),  sub  Hyacinthella ] unterscheiden  sich  durch  kräftigeren 
Wuchs,  aufrechte,  nicht  rinnige,  gegen  den  Grund  lang  verschmälerte  Blätter,  größere  Blüten  und 
kürzere,  mehr  längliche,  oft  etwas  zugespitzte  Perigonzipfel. 

16.  Muscari. 

[Miller,  Gard.  dich,  ed.  VII  (1759);  Adans.,  Farn.,  II,  51  (1763);  Baker  in  Journ.  of  Linn.  Soc.,  XI,  411 

(1871);  Engl,  in  NPflF.,  II  5,  68.] 

Muscari  ambrosiacum  [Mönch,  Meth.,  633  (1794).  — M.  moschatum  Willd.,  Enum., 
378  (1809)]  wird  von  Sendtner  wohl  irrtümlich  zwischen  Kakanj  und  Kloster 
Sutjeska  in  Bosnien  angegeben. 

1.  Muscari  racemosum  [Milk,  Gard.  dict.,  ed.  VIII,  Nr.  3 (1768)?;  DC.,  Fl.  frang., 

III,  208],  — In  Bergwiesen,  an  erdigen,  steinigen  Stellen,  in  Ackern. 

Bosnien : Bei  Zavalje  nächst  Bihac  (*Boll.).  — Herzegowina  : Um  Mostar  (Str.),  bei  Bilek, 
Trebinje  (*P.).  — April,  Mai. 

2.  Muscari  neglectum  [Guss,  in  Tenore,  Fl.  Nap.,  Syll.  app.  V,  13  (1812)  und  Fl. 

Sic.  Syn.,  I,  411  (1842);  Freyn  in  „Flora“  (1885),  6;  Beck,  Fl.  Niederöst., 
169 — 170].  — Von  vorigem  durch  die  eiförmig-walzlichen,  4 — 7 mm  langen 
Perigone  und  durch  ziemlich  flache,  3 — 5 mm  breite,  weniger  gekrümmte  Blätter, 
die  den  Stengel  meist  überragen,  zu  unterscheiden.  — Auf  grasigen  Stellen. 

Bosnien:  Im  Dinaragebirge  (B.),  auf  der  Krug  PI.  (*F.).  — Herzegowina:  Auf  dem  Vele2 
bis  1500  7/t  (B.),  um  Trebinje  am  Trebinjcicaflusse  (*P.),  auf  dem  Leotar  (B.).  — April  bis  Juni, 
je  nach  der  Höhenlage. 

3.  Muscari  botryoides  [Milk,  Gard.  dict.,  ed.  VIII,  Nr.  1 (1768);  DC.,  Fl.  franc.,  III, 

208],  — Auf  grasigen,  steinigen  und  erdreichen  Stellen  bis  an  die  Schneefelder 
der  Hochgebirge. 

Bosnien:  Um  Bihac  (Boll.),  häufig  auf  dem  Troglav,  der  Dinara,  Klekovaca!!  (F.),  auf  der 
Malovan-,  Sator-  und  Kamesnica  PI.  (Pr.),  auf  dem  Vlasie!!  (*S.,  Exs.  Nr.  135),  um  Travnik!  (*S.), 
Guca  gora  (Franjic!),  auf  der  Vranica  (R.);  häufig  auf  allen  Gebirgen  Südbosniens,  so  auf  dem 
Trebevic,  auf  der  Bjelasnica-,  Treskavica-,  Maglic- und  Volujak  PI.  (B.). — Herzegowina:  Auf  der 
Prenj  und  VeleZ  PI.  (B.),  um  Mostar  (Pi.),  Stolac  (F.),  auf  der  Jastrebica  in  der  Bjela  gora  (*P.). 
— April  bis  Juli,  je  nach  der  Höhenlage. 

Folgende  Formen  wurden  beobachtet:  1.  loMfoliuni  \M.  transsylvanicum  Schur  in  ÖBZ.  (1856), 
237].  Blätter  allmählich  gegen  aufwärts  verschmälert,  an  der  Spitze  rasch  zugerundet  verschmälert, 
etwas  rinnig,  aber  nicht  walzlich,  wie  Lin  ne  angibt,  bis  9 mm  breit.  Perigone  3 — 4 mm  lang.  — 
2.  Kentert  [March,  in  Boll.  della  Soc.  adr.  di  sc.  nat.,  VII,  266  (1882),  als  Art].  Blätter  schmal, 
nur  2 — 4 mm  breit,  an  der  Spitze  mehr  abgerundet,  gegen  den  Grund  weniger  verschmälert.  — 
Mit  der  typischen  Form,  so  in  Bosnien:  Auf  der  Dinara-  (B.),  Klekovaca-  (B.)  und  Maglic  PI.!! 
(*A.).  — Herzegowina:  Auf  der  Prenj-  und  Veleä  PI.  (*B.).  Übergänge  zur  ersteren  Form 
sind  häufig. 

4.  Muscari  comosum  [Milk,  Gard.  dict.,  ed.  VIII,  Nr.  2 (1768);  Tausch  in  „Flora“ 

(1841),  I,  233].  — In  Äckern,  Brachen,  Weingärten,  an  trockenen,  steinigen  Stellen, 
in  Bergwiesen  bis  in  die  Voralpen. 

Bosnien:  Verbreitet  und  häufig,  so  z.  B.  bei  Novi  (B.),  Petrovac  (Fo.),  Kljuc  (B.),  Jajce  (B.), 
Banjaluka  (II.),  Travnik  (Br.),  Zenica  (Breindl!),  Visoko  (Fo.),  Vares  (Pr.),  Sarajevo  (B.),  Kalinovik, 


Beek  v.  Mannagetta.  Flora  von  Bosnien,  der  Herzegowina  und  des  Sandzaks  Novipazar.  41*7 


Trnovo  (Pr.),  Rogatiea,  Kupres,  Livno  (F.),  auf  der  Kamesnica,  Vjestica  (Pr.)  u.  a.  O.  — Herze- 
gowina: Uni  Konjica  (Landauer  und  Sündermann!),  Mostar!  ! (Str.),  bei  Bojiste  (Sag.),  zwischen 
Blagaj  und  Jovanovic  karaula  (B.),  auf  dem  Velez  bis  1500m!!  (Mu.),  bei  Rakitno  (Begovic,  fide 
Y.),  Trebinje,  Bilek!  (#P.),  auf  dem  Leotar  (B.).  — Mai,  Juni. 

5.  Muscari  tenuiflorum  [Tausch  in  „Flora“  (1841),  I,  233].  — Auf  steinigen,  trockenen 
Hügeln. 

Bosnien:  Bei  Jajce,  Suica  (*Fr.  Br.),  Kakau j (Br.).  — Mai,  Juni. 

5.  Tribus:  Asparagoideae. 

[Engl,  in  NPflF.,  II  5,  19.] 

17.  Asparagus. 

[L.,  Gen.,  ed.  VI,  168,  Nr.  424;  Engl,  in  NPflF.,  II  5,  77.] 

1.  Asparagus  tenuifolius  [Lam.,  Encycl.,  I,  204  (1783)].  — An  buschigen  Stellen, 

in  lichten  Wäldern,  Wiesen. 

Bosnien:  Auf  der  Vel.  Gomila  (*F.)  und  Pod  Gomila  bei  Krupa  (B.),  im  Crna  rjeka-Tale 
bei  Varcar  Vakuf  (V.).  — Herzegowina:  Bei  Skoci  grm  in  der  Bjela  gora  (*P.),  bei  Krusevica  (V.). 
— April,  Mai. 

2.  Asparagus  altilis  [L.,  Spec.  pl.,  313  (1753),  als  var.  y des  A.  ofßcinalis;  Asch.,  Fl. 

Brand.,  730.  — A.  ofßcinalis  aut.,  aber  L.  z.  T.].  — Auf  sandigen  Stellen,  in  Heiden. 

Bosnien:  (*AK.),  wo?  — In  neuerer  Zeit  hin  und  wieder  in  Gärten  kultiviert.  — Mai,  Juni. 

3.  Asparagus  maritimus  [L.,  Spec.  pl.,  313  (1753),  als  var.  a des  A.  ofßcinalis ; Milk, 

Gard.  dict.,  ed.  VIII,  Nr.  2.  — A.  scaber  Brign.,  Fase.  pl.  foroj.,  22  (1810)].  — 
Auf  feuchten,  sandigen  Stellen. 

Herzegowina:  Auf  dem  Gliva  und  Draca  bei  Trebinje,  bei  Bilek  (* P.).  — Mai,  Juni. 

4.  Asparagus  acutifolius  [L.,  Spec.  pl.,  314  (1753)].  — Unter  Buschwerk,  an  Hecken, 

Rainen  im  Gebiete  der  mediterranen  Flora. 

Herzegowina:  Bei  Jablanica  (Bl.),  auf  der  Glogovo-  (V.)  und  Porim  Pl.  (Bl.),  bei  Potoci 
han  (V.),  um  Mostar!  ! (Str.),  Blagaj  (Bl.),  im  Narentatale  südlich  von  Mostar  (Mu.),  um  Trebinje 
(*P.),  Beljani  (V.),  Stolac  (B.),  Ljubine  (Fo.),  Bilek  (*P.),  Mosko,  Drieno  (Fo.),  Metkovic  (Fo.), 
Krusevica  (V.).  — Mai  bis  Juli. 

18.  Ruscus. 

[L.,  Gen.,  ed.  VI,  534,  Nr.  1139;  Engl,  in  NPflF.,  II  5,  78.] 

1.  Ruscus  aculeatus  [L.,  Spec.  pl.,  1041  (1753)].  — Unter  Buschwerk,  in  Wäldern, 

an  schattigen  Stellen. 

Bosnien:  Um  Bosnisch-Gradisca  (F.),  Vranduk  (*S.,  Exs.  Nr.  149),  Banjaluka  (FI.),  Travnilc 
(Br.).  — Herzegowina:  Bei  Potoci  han  im  Bjelo  polje  (V.),  am  Porim  (Bl.);  um  Mostar!  (Bl.), 
so  am  Hum,  Pod  Vele2,  Cim  u.  a.  O.  !;  bei  Blagaj,  Buna  (Bl.),  im  Narentatale  bei  Zitomislic  (Mu.), 
DreZnica  (B.),  Stolac  (Fo.),  Ljubinje  (Fo.),  bei  Tulje  im  Popovo  polje  (V.),  um  Trebinje,  Necvjece, 
Grancarevo  (*P.),  Beljani,  Krusevica  (V.);  auf  der  Insel  Oinavica  im  Hutovo  blato  (F.).  — März,  April. 

2.  Ruscus  hypoglossum  [L.,  Spec.  pl.,  1041  (1753)].  — In  Wäldern. 

Bosnien:  Bei  Banjaluka  (H.),  am  Hum  bei  Jajce  (C.),  auf  der  Sisa  bei  Kljuc  (B.),  bei  Ko- 
pilo  nächst  Travnik  (Fr.  Br.),  auf  der  Ilranisava  bei  Pazaric  (*BL),  gegen  Breska  bei  Donja  Tuzla 
(B.).  — April,  Mai. 

19.  Majanthemum. 

[Wigg.  (Web.),  Prim.  fl.  IFols.,  14  (1780);  Engl,  in  NPflF.,  II  5,  79.] 

1.  Majanthemum  bifolium  [DC.,  Fl.  frang.,  III,  177  (1805).  — M.  Convallaria  Wigg., 
1.  c.,  15  (1780)].  — In  schattigen,  humusreichen  Wäldern. 

Band  IX. 


32 


498 


II.  Naturwissenschaft. 


Bosnien:  Um  Bihae  (Boll.),  auf  der  Osjecenica,  Dinara  (B.),  Vilenica  (Fr.  Br.),  am  linken 
Lepenicaufer  bei  Kiseljak  (*BL),  bei  Tarcin  (Pr.),  auf  dem  Trebevic  bei  Sarajevo  (B.),  um  Vares 
(Pr.),  im  2eljeznicatale,  auf  der  Zelen  gora  am  Dzaferov  potok  (Pr.),  um  Bugojno,  Kupres,  auf  der 
Malovan-,  Kamesnica-  und  Sator  PI.  (Pr.),  um  Glamoe  (Pr.).  — Herzegowina : Auf  der  Plasa  PI. 
(*  B.).  — Mai,  Juni. 

20.  Streptopus. 

[Michaux,  Fl.  Bor.  Am.,  I,  200,  Tab.  18  (1803);  Engl,  in  NPflF.,  II  5,  80.] 

1.  Streptopus  amplexifolius  [DG.,  Fl.  fr  an  9.,  III,  174  (1805).  — St.  distortus  Mich., 

1.  c.,  Tab.  18  (1803)].  — In  schattigen,  feuchten  Wäldern  der  Voralpen. 

Bosnien:  Auf  der  Klekovaca-,  Osjecenica-!!  (F.),  Gola  Jahorina-  (F.),  Romanja- und  Treska- 
vica  PI.  (*B.),  auf  der  Zelen  gora  (Pr.).  — Juni,  Juli. 


21.  Polygonatum. 

[Adans.,  Farn.,  II,  54  (1763);  Engl,  in  NPflP.,  II  5,  80.  — Convallaria  sect.  DC.,  Fl.  francj.,  III,  175  (1805).] 

1.  Polygonatum  ofßcinale  [All.,  Fl.  Pedein.,  I,  131  (1785)].  — Auf  steinigen,  buschigen 

Stellen,  zwischen  Buschwerk. 

Bosnien:  Auf  dem  Vlasic  (Fr.  Br.),  bei  Guca  gora  (Franjic!),  um  Borovica  zwischen  Su- 
tinska  und  Vares  (*S.,  Exs.  Nr.  147),  bei  Bogos  und  um  Pajtov  han  bei  Vares  (Pr.),  um  Sarajevo, 
auf  dem  Trebevic,  bei  Starigrad  im  Miljackatale,  auf  dem  Igman  bei  Blazuj  (B.),  auf  der  Treska- 
vica,  Zelen  gora,  bei  Previla,  Pod  Vitez  (Pr.).  — Herzegowina:  (*AK.),  am  Velez  (B.),  bei  Neve- 
sinje,  an  der  Schneegrube  Radkusa  jama  in  der  Bjela  gora  (V.).  — Mai,  Juni. 

2.  Polygonatum  latifolium  [Desf.  in  Ann.  Mus.  Par.,  IX,  50  (1807)].  — In  Auen, 

unter  Buschwerk. 

Bosnien:  Bei  Sirovce  am  Igman  (*F.). — Herzegowina:  Um  Mostair  (*Pi.!).  — Mai,  Juni. 

3.  Polygonatum  multiüorum  [All.,  Fl.  Pedein. , I,  131  (1785)].  — In  Wäldern,  unter 

Buschwerk  bis  in  die  Voralpen. 

Bosnien:  Bei  Novi,  Krupa  (Fo.),  Petrovac  (B.),  Doboj  (Fo.),  Banjaluka  (H.),  auf  der  Sisa 
bei  Kljuc  (B.),  um  Travnik  (Fr.  Br.),  bei  Crkvica  im  Bosnatale  (Franjic!),  häufig  um  Fojnica  und 
auf  der  Vranica  PI.  (B.),  hier  ungemein  üppig  (Stengel  bis  1‘1  m hoch,  Blütentrauben  22,  bis 
8blütig),  zwischen  Borovica  und  Vares  (*S.,  Exs.  Nr.  146),  um  Vares  (Pr.),  am  Igman  bei  Blazuj 
(B.),  bei  UidZe  (Fo.),  um  Sarajevo!!  (H.),  bei  Rogatica  (F.),  auf  der  Preslica  (V.),  im  2eljeznica- 
tale,  um  Trnovo,  in  der  Zelen  gora,  um  Suha  im  Sutjeskatale,  im  Drinatale  (Pr.),  Riekatale  bei 
Celebic  (B.),  auf  der  Dinara  (B.),  auf  der  Suljaga-,  Stozer-,  Kamesnica-  und  Sator  PL,  bei  Preodac 
(Pr.).  — Herzegowina:  Am  Kremenac  bei  Grabovica,  bei  Potoci  han  (V.),  auf  dem  Velez  (Mu.), 
auf  der  Baba  PI.  (Haw. !),  am  Gliva  bei  Trebinje  (‘^P.).  — Mai,  Juni. 

4.  Polygonatum  verticillatum  [All.,  Fl.  Pedem.,  I,  131  (1785)].  — Unter  Buschwerk, 

in  Wäldern  der  Voralpen  bis  in  die  Alpenregion. 

Bosnien:  Bei  Smoljana,  auf  der  Grmec  PI.  (Fo.),  auf  der  Osjecenica  und  Klekovaca  (F.), 
auf  der  Sisa  bei  Kljuc  (B.),  auf  dem  Macak  (Fr.  Br.),  Vlasic,  am  Ponikvaberge  bei  Vares  (*S.,  Exs. 
Nr.  148),  auf  der  Vranica  PL  (B.),  bei  Sirovce  am  Igman  (F.),  auf  der  Gola  Jahorina  (F.);  um 
Sarajevo:  am  Glog,  bei  Vucia  luka  (Fo.),  auf  der  Preslica  (V.),  im  2eljeznicatale,  auf  der  Zelen 
gora,  am  Maglic  (Pr.),  im  Riekatale  bei  Celebic  bis  auf  die  Ljubicna  PL  (B.),  bei  Bugojno,  Kupres, 
auf  der  Suljaga-,  Malovan-  und  Kamesnica  PL  (Pr.),  auf  dem  Troglav  (B.).  — Herzegowina:  Im 
Crepolje  auf  der  Lisin  Pl.  (Smetana,  fide  V.),  auf  der  Velez  PL  (*Mu.),  in  der  Bjela  gora  (Haw.!). 
— Juni,  Juli. 

ß.  stellifolium  [Peterm.  in  „Flora“  (1844),  363,  als  Art;  Beck,  Fl.  Niederöst.,  181]. 
— Staubfäden  halb  so  lang  als  die  Antheren.  Blütenstiele  kürzer  als  die 
Perigone. 

Bosnien:  Am  Nordhange  des  Trebevic  bei  1400  m (*M.).  — Juni. 


Beck  v.  Mannagetta.  Flora  vou  Bosnien,  der  Herzegowina  und  des  Sandzaks  Novipazar.  499 


22.  Convallaria. 

[L.,  Gen.,  ed.  VI,  169,  Nr.  425,  z.  T.,  richtiger  Adans.,  Fam.,  H,  54  (1763);  Engl,  in  NPflF.,  II  5,  81.] 

1.  Convallaria  majalis  [L.,  Spec.  pl.,  314  (1753)].  — In  schattigen  Wäldern,  unter 
Buschwerk  bis  in  die  Voralpen. 

Bosnien:  Auf  der  Gomila  bei  Krupa,  um  Bihac  (B.),  auf  der  Osjecenica  (B.),  um  Banjaluka 
(H.),  auf  dem  Vlasic  (*S.,  Exs.  Nr.  145),  um  Fojnica  (B.),  Sarajevo  (Zoch),  auf  dem  Trebevic,  bei 
Starigrad  im  Miljackatale,  auf  dem  Igman  bei  Blaüuj  (B.),  um  Trnovo  (Pr.),  auf  der  Treskavica 
(F.),  Preslica  (V.),  Zelen  gora,  Maglic  Pl.  (B.),  bei  Previla  (Pr.),  auf  der  Kamesnica-,  Sator-  und 
Malovan  Pl.  (Pr.).  — Herzegowina:  Auf  der  Glogovo-  (B.),  Velez-,  Bjelasica-  (Mu.)  und  Baba  Pl. 
(Haw. !),  auf  dem  Gliva  bei  Trebinje  (*P.),  in  der  Bjela  gora  (Haw. !).  — Mai,  Juni. 

23.  Paris. 

[L.,  Gen.,  ed.  VI,  198,  Nr.  500;  Engl,  in  NPflF.,  II  5,  83.] 

1.  Paris  quadrifolia  [L.,  Spec.  pl.,  367  (1753)].  — In  Auen,  feuchten  Wäldern  bis 
ins  Hochgebirge. 

Bosnien:  Auf  der  Gomila  bei  Krupa  (B.),  bei  Grmec  grad  (Fo.),  auf  der  Osjecenica!!  und 
Klekovaca  (F.),  bei  Kopljenica,  Sehovci,  Dabravine  (Fo.),  auf  der  Sisa  bei  Ivljuc  (B.),  bei  Banja- 
luka (H.),  auf  der  Vilenica  (Fr.  Br.),  dem  Vlasic  (*S.,  Exs.  Nr.  144),  bei  Guca  gora  (Franjic!), 
um  Fojnica  (Pr.),  im  Stavnjatal  bei  Suljescica,  bei  Vares  (Fo.).  Häufiger  in  Südbosnien,  überall 
um  Sarajevo!!  (H.),  im  Miljackatale,  auf  dem  Igman,  der  Romanja-  und  Treskavica  Pl.  (B.),  bei 
Tarcin  (Pr.),  im  Zeljeznicatale,  um  Trnovo,  Previla,  Pod  Vitez,  in  der  Zelen  gora  (Pr.),  nächst 
Kalinovik  (A.),  am  Vratlo  und  Kmur  bei  Brod  an  der  Drina  (Fo.),  im  Sutjeskatale  (Pr.),  in  der 
Maglic  Pl.  bis  1500  m (B.),  bei  Bugojno,  Kupres,  auf  der  Suljaga-,  Malovan-,  Kamesnica-,  Sator- 
und  Vjestica  Pl.  (Pr.),  auf  der  Dinara  (B.),  bei  Suica  (Pr.).  — Herzegowina:  Auf  der  Plasa-  (*B.), 
Velez-!  ! und  Crvanj  PL,  bis  1600  m (Mu.);  auf  der  Gnila  greda  in  der  Bjela  gora  (V.).  — Mai,  Juni. 


6.  Tribus:  Smilacoideae. 

[Engl,  in  NPflF.,  II  5,  19  und  87.] 

24.  Smilax. 

[L.,  Gen.,  ed.  VI,  524,  Nr.  1120;  Engl,  in  NPflF.,  II  5,  88.] 

1.  Smilax  aspera  [L.,  Spec.  pl.,  1028  (1753)  a].  — Unter  Buschwerk,  an  Zäunen  im 
Gebiete  der  mediterranen  Flora. 

Herzegowina:  (*Boue),  um  Mostar  (Str.),  bei  Blagaj  (Fo.),  zwischen  Drieno  und  Carina 
(Fo.).  — August,  September. 


14.  Familie:  Amaryllidaceae. 

[Benth.  et  Hook.,  Gen.  pl.,  III,  711;  Pax  in  NPflF.,  II  5,  97.] 

1.  Galanthus. 

[L.,  Gen.,  ed.  VI,  160,  Nr.  401;  Pax  in  NPflF.,  II  5,  105.] 

1.  Galanthus  nivalis  [L.,  Spec.  pl.,  288  (1753)].  — In  Auen,  lichten  Wäldern,  Wiesen 
bis  ins  Hochgebirge. 

Bosnien:  (*Boue),  auf  der  Osjecenica  (B.),  um  Banjaluka  (H.),  auf  der  Radusa,  am  Tarabo- 
vac  bei  Bukovica,  auf  dem  Vlasic!!  (S.,  Exs.  Nr.  157),  bei  Guca  gora  (Franjic!),  am  Obracka 
ijeka  bei  Dönje  Vakuf  (S.),  bei  Fojnica  (Schwarz!,  hier  sehr  kleinblütig,  Perigone  oft  nur  10  mm 
lang),  um  Sarajevo  (H.),  auf  dem  Trebevic  (F.!),  um  Vares  (Pr.),  bei  Kupres  (S.).  — Herzegowina: 
Um  Mostar  (Pi.),  bei  Stolac,  Neum  Gradac  (F.),  im  Suma  bei  Trebinje  (*Weiß),  hier  schon  an- 
fangs Dezember  blühend.  — März,  April. 


32* 


500 


II.  Naturwissenschaft. 


ß.  major  [Ten.,  Fl.  Nap.,  I,  140  (1811  — 1815);  Beck  in  Wiener  lllustr.  Gartenz. 
(1894),  53].  — Blätter  breiter,  nicht  selten  1 — 1‘5  cm  breit.  Äußere  Perigonzipfel 
25 — 40  mm  lang,  10 — 15  mm  breit,  verkehrt  eirund  oder  verkehrt  eilänglich,  gegen 
den  Grund  deutlich  zusammengezogen  verschmälert. 

Bosnien:  Auf  dem  Trebevic  bei  Sarajevo  (*M.).  — April. 

Auch  die  f.  biscapus  [G.  Beck  in  Wiener  lllustr.  Gartenz.  (1894),  52]  wurde  am  Trebevic 
in  Bosnien  von  * M.  beobachtet. 


2.  Leucojum. 

[L.,  Gen.,  ed.  VI,  160,  Nr.  401;  Pax  in  NPflF.,  II  5,  105;  vgl.  Beck,  Fl.  Niederöst.,  184 — 185;  Wettst. 

u.  Beck  in  ÖBZ.  (1891),  24,  99.] 

Untergattung:  Leucoju'm. 

[Baker,  Amaryll.,  19.  — Leucojum  Herb.,  Amaryll.,  63,  80,  332  (1837)  und  sect.  Euleucojum  Bentli.  et 

Hook.,  Gen.  pl.,  HI,  720  (1883).] 

1.  Leucojum  aestivum  [L.,  Syst.,  ed.  X,  975  (1759)].  — In  Sümpfen,  nassen  Wiesen, 
an  Gewässern. 

Bosnien:  Um  Bihac  zwischen  Golubic  und  Pritoka  (B.),  auf  grasigen  Hängen  bei  Skocaj 
(Boll.,  sehr  fraglich),  in  der  Podsavina  bei  Seleniki,  Sijekovac,  zwischen  Garcin  und  Andrijevee 
(*S.,  Exs.  Nr.  158),  bei  Banjaluka  (H.),  am  Pliva-See  bei  Jajce  (Fo.),  im  Duvno  polje  zwischen 
2upanjac  und  Bukovica  (Fr.  Br.).  — Herzegowina:  Am  linken  Neretvaufer  bei  Mostar  vereinzelt 
(*Str.),  am  Mostarsko  blato  unweit  Siroki  brijeg  (F.),  am  Hutovo  blato  (F. !),  bei  Fojnica  (Weis- 
bach, fide  M.).  — April  bis  Juni. 

3.  Sternbergia. 

[W.  K.,  Pl.  rar.  Hung.,  II,  172,  Tab.  159  (1805);  Pax  in  NPflF.,  II  5,  107.] 

1.  Sectio:  Oporanthus. 

[Herb.,  App.,  38  (1821),  als  Gattung;  Römer,  Fam.  nat.,  IV,  8,  45  (1847).] 

1.  Sternbergia  lutea  [Ker  in  Röm.  et  Schult.,  Syst.,  VII,  795  (1829);  Vis.,  Fl.  Dahn., 
I,  125;  Reich.,  Icon.  fl.  Germ.,  IX,  Fig.  829],  — Auf  steinigen  Stellen,  in  Brachen, 
Grasgärten. 

Herzegowina:  Bei  Mostar  (Pi.!),  um  Ljubuski  (*F.).  — September,  Oktober. 

4.  Narcissus. 

[L.,  Gen.,  ed.  VI,  161,  Nr.  403;  Pax  in  NPflF.,  II  5,  111.] 

Narcissus  pseudonarcissus  [L.,  Spec.  pl.,  289  (1753)]  wird  in  Gärten  kultiviert. 

1.  Narcissus  poeticus  [L.,  Spec.  pl.,  289  (1753)].  — In  Wiesen  bis  ins  Hochgebirge. 

Bosnien:  Im  südlichen  Bosnien  (*Boue),  auf  dem  Vlasic  (S.,  Exs.  Nr.  159,  wohl  zu  ß.  ge- 
hörig); in  Gärten  öfters  kultiviert.  — Herzegowina:  (*AK.),  wo?;  um  Mostar  (Str.,  sehr  unwahr- 
scheinlich). 

ß.  radiiflorus  [Salisb.,  Prodr.,  225  (1796);  Reich.,  Icon.  fl.  Germ.,  IX,  Fig.  809, 
als  Art.  — N.  poeticus  var.  angustifolius  Herb.,  Amar.,  317  (1837)].  — Blätter 
3 — 4 mm  (selten  bis  6 mm)  breit,  bereift  oder  grasgrün.  Perigonzipfel  weiß,  gegen 
den  Grund  gelblich,  sich  nicht  deckend,  länglich,  zugespitzt  oder  auch  gegen  den 
Grund  rasch  verschmälert,  2 — 3‘5  cm  lang,  2 — 3 mal  so  lang  als  breit.  Krönchen 
gelblich  mit  ziegelrotem  Rande.  Kapselstiele  so  lang  oder  D/ginal  so  lang  als  die 
15 — 22  mm  lange  Kapsel.  — In  Wiesen  der  Hochgebirge. 

Bosnien:  Häufig  auf  dem  Vlasic!!  (*Fr.  Br.),  in  der  Vranica  PL:  Beim  Prokosko  jezero, 
auf  der  Tikva  (B.),  bei  Kupres,  Han  Malovan  (F.),  auf  der  Kamesnica,  bei  Kurlaj  (Pr.  als  N.  poeticus:). 


Beck  v.  Mannagetta.  Flora  von  Bosnien,  der  Herzegowina  und  des  Sandüaks  Novipazar.  501 


— Herzegowina : Häufig  auf  dem  VeleZ!!  (Born.!),  bei  Posusje  und  Rakitno  (F.),  im  Gacko  polje 
(Riedel!),  auf  dem  Leotar  bei  Trebinje!!  (*P.).  — Juni,  Juli. 

Forma  fallax  [G.  Beck,  Fl.  Bosn.  (1901)  in  Glasn.,  XV  (1903),  216],  — Perigonzipfel 
sich  deckend,  breiter,  l1^ — 21/2inal  so  lang  als  breit.  Sonst  wie  N.  radiißorus. 

Herzegowina:  Mit  N.  radiißorus  auf  dem  Velez  (*B.),  aber  auch  überall  im  Karste  von 
Triest  bis  zum  Monte  Maggiore. 

N.  poeticus  typicus  [Reich.,  Icon.  fl.  Germ.,  IX,  Fig.  808]  ist  durch  die  fast  verkehrt  eirunden 
oder  ovalen,  sich  deckenden  Perigonzipfel,  die  1 — 2 mal  so  lang  als  breit  sind,  ferner  durch  die 
Kapselstiele,  welche  2 — 3 mal  so  lang  als  die  Kapseln  sind,  sowie  durch  breitere,  meist  über  5 mm 
breite  Blätter  verschieden.  Wie  aber  auch  Marchesetti  (Fl.  Trieste,  545]  hervorhebt,  gibt  es  keine 
scharfen  Kriterien  zwischen  den  genannten  Rassen  des  N.  poeticus. 

2.  Narcissus  serotinus  [L.,  Spec.  pb,  290  (1753)].  — Auf  trockenen,  grasigen 
Stellen. 

Bosnien:  Auf  der  Dinara  (Fr.  Maly  nach  Reichardt).  — August,  September. 


15.  Familie:  Dioscoreaceae. 

[Lindl.,  Nat.  Syst.,  ed.  II,  359  (1836);  Pax  in  NPflF.,  115,  130.] 

1.  Tamus , 

[L.,  Gen.,  ed.  VI,  524,  Nr.  1119;  Pax  in  NPflF.,  II  5,  136.] 

1.  Tamus  communis  [L.,  Spec.  pl.,  1028  (1753)].  — Zwischen  Buschwerk,  in  Hecken, 
schlechten  Feldern  bis  in  die  Voralpen. 

Bosnien:  Bei  Zavalje  (Bolk),  überall  um  Bihac  (B.),  auf  der  Grmec  Pl.  (Boll.),  bei  Novi 
(B.),  Priedor,  Sanski  most  (F.),  Banjaluka,  Maglaj  a.  V.  (H.),  Jajce  (Brancs.),  um  Travnik  (*S.), 
Zepee  (H.),  Janjiei  (S.),  Donja  Tuzla! ! (D.),  Berska  (B.),  Sarajevo,  auf  dem  Igman  (B.),  auf  der 
Preslica  (V.),  im  Zeljeznicatale,  bei  Ivalinovik,  in  der  Zelen  gora,  bei  Suha  im  Sutjeskatale  (Pr.), 
im  Rijekatale  bei  Öelebic  (B.).  — Herzegowina:  Um  Mostar! ! (Str.),  im  Narentatale  bei  Buna, 
bei  Zitomislic  (Mu.),  um  Trebinje,  Bilek!  (*P.).  — Mai,  Juni. 

16.  Familie:  Iridaceae. 

[Lindl.,  Nat.  Syst.,  ed.  II,  332  (1836),  Veg.  Kingd.,  159;  Benth.  et  Hook.,  Gen.  pl.,  III,  681;  Pax  in 

NPflF.,  II  5,  137.] 

1.  Tribus:  Crocoideae. 

[Pax  in  NPflF.,  II  5,  142.] 

1.  Crocus. 

[L.,  Gen.,  ed.  VI,  25,  Nr.  55;  Pax  in  NPflF.,  II  5,  142;  Maw,  Monogr.  Crocus  (1886).] 

1.  Crocus  Malyi  [Vis.,  Fl.  Dalm.,  Suppb,  I,  181  (1872);  Bot.  Mag.,  Tab.  7590], 

Herzegowina:  Auf  dem  Orjen  (*Hooker).  — Februar,  März. 

2.  Crocus  albiflorus  [Kit.  in  Schult.,  Öst.  Fh,  ed.  II,  I,  101  (1814).  — Über  die 

Unterschiede  gegenüber  C.  vernus  vgl.  Derganc  in  OBZ.  (1897),  16  ff.  — C.  vernus 
ß.  parvißorus  Gay  in  Bulb  de  scienc.  nat.,  XI  (1827),  368]. 

Kommt  in  folgenden  Formen  vor: 

1.  typicus.  Perigon  weiß,  gegen  die  Röhre  gelblich.  In  Bergwiesen.  — Bosnien:  Am 
Grmec  (Boll.),  um  Travnik  (Br.!),  auf  dem  Vlasic  ! ! (Fr.  Br.),  bei  Koprivnica  bau  (*S.),  um  Sara- 
jevo (F. !),  am  Metalkasattel,  um  Foca  (F.).  — Herzegowina:  Auf  der  Mala  Ljubuäa  (F.),  auf 
dem  Vele2,  Crna  gora,  Dzafinkuk  (Pi.!),  auf  der  Jastrebica  in  der  Bjela  gora  (*P.). 


502 


II.  Naturwissenschaft. 


2.  violacea  [Derg.,  1.  c.  — C.  Vilmae  Fiala  in  Glasn.,  IV  (1889),  116;  WMBH.,  I (1893),  562 
und  Tafel  ! !].  Perigon  blauviolett  (die  äußeren  oft  dunkler  gestreift,  die  inneren  oft  heller).  — 
Bosnien:  Auf  dem  Vlasic  (*Fr.  Br.),  um  Travnik  (Br.  !,  fide  Wies.);  um  Sarajevo  (Borb.,  1877,  als 
C.  vernus  var.  parviflorus  Gay,  F.  als  C.  Vilmae !),  auf  dem  Trebevic,  bei  Vilne  steni,  auf  der  Preslica 
(F.  als  C.  Vilmae).  — Herzegowina:  Auf  dem  Vele2,  Crna  gora,  Dzafinkuk  (Pi.!),  auf  der  Mala 
Ljubusa  (R.,  nach  F.). 

3.  coerulescens.  Perigon  weiß,  gegen  die  Röhre  blauviolett  oder  die  Zipfel  gegen  den 
Grund  etwas  blaßviolett  gestreift.  Unter  der  vorigen  selten.  - — Bosnien:  Auf  dem  Trebevic  (R. !). 
— Herzegowina:  Auf  dem  VeleZ,  Crna  gora,  Dzafinkuk  (Pi.!).  — März,  April,  im  Hochgebirge 
später. 

3.  Crocus  vernus  [Wulf,  in  Jacquin,  Flora  Austriaca,  V,  App.,  47,  Tab.  36  (1778), 
nicht  anderer.  — C.  vernus  ß.  grandiflorus  Gay  in  Bullet,  de  scienc.  natur.,  XI 
(1827),  860], 

a.  typicus.  Außere  Perigonblätter  unter  der  Spitze  mit  dunklerem,  violettem,  halb- 
mondförmigem Fleck  versehen  oder  ohne  solchen.  Schlund  der  Blumenkrone 
zwischen  den  Ansatzstellen  der  Staubblätter  mit  zarten  Haaren  besetzt.  Haare 
oft  nur  papillös. 

Auf  Grasplätzen,  in  Wiesen  bis  ins  Hochgebirge. 

Bosnien:  Um  Bihac!  (Boll.),  auf  der  Klekovaca! ! (F.,  als  C.  Heuffdianus),  um  Travnik 
(Br.!),  auf  dem  Vlasic!!  (*S.,  Exs.  Nr.  152,  153),  um  Travnik  auf  der  Vilenica,  am  Tarabovac  (Fr. 
Br.!,  als  C.  banaticus),  um  Fojnica  (Schwarz!),  überall  auf  der  Vranica  PI.  (B.,  F.!  als  C.  Heuff.), 
um  Dubostica  (Pr.),  Sarajevo  (F. !,  H.  als  C.  banaticus !);  auf  allen  Gebirgen  Südbosniens,  so  auf 
der  Hranisava!  ! (Bl.),  Bjelasnica,  Treskavica,  am  Maglic,  Volujak  u.  a.  (B.,  z.  T.  als  C.  Heuffdianus), 
am  Stozer  bei  Kupres  (F.),  bei  Livno  (S.),  auf  dem  Troglav  und  der  Dinara  (B.),  auf  der  Malovan-, 
Sator-  und  Ivamesnica  PI.  (als  C.  Heuffdianus ).  — Herzegowina:  (*AK.),  um  Mostar  (Pi.!),  auf 
dem  Pod  Velez  (Str.),  auf  der  Velez  PL  (B.),  auf  dem  Leotar  bei  Trebinje  (B.).  — März,  April,  in 
höheren  Lagen  auch  noch  bis  in  den  Juli. 

Folgende  Formen  wurden  beobachtet: 

1.  niveus  [Derganc  in  ÖBZ.  (1897),  17].  Perigone  schneeweiß.  — Bosnien:  Auf  der  Vranica 
PI.  (*B.). 

2.  intermedius  [Vukot.  (albus  X vittatus).  Vidi  Orig.!].  Perigon  weiß,  die  äußeren  Zipfel 
unter  der  Spitze  purpurn  gefleckt  oder  streifig.  Röhre  bläulich  purpurn. 

3.  violaceus  [ C . vernus  Wulf.,  1.  c.  — C.  vittatus  Schloss,  in  Verh.  ZBG.,  III  (1853),  Sitzber., 
132;  ÖBZ.  (1854),  116,  bloßer  Name;  Schloss,  u.  Vuk.,  Syll.  fl.  Croat.  (1857),  22,  23;  Fl.  Croat., 
1075;  vgl.  Vukot.  in  ÖBZ.  (1878),  133;  Hirc,  daselbst  (1881),  108].  Perigon  purpurviolett;  die 
äußeren  Blätter  oft  unter  der  Spitze  mit  einem  dunkleren  halbmondförmigen  Fleck  versehen 
( C . vittatus  Schloss.).  — O.  vittatus  Schloss,  hat  nach  Originalien  einen  behaarten,  nicht  wie  in  Fl. 
Croat.,  1075  angegeben  wird,  einen  kahlen  Schlund,  kann  daher  nicht  zu  C.  banaticus  Heuff.  ge- 
hören, wie  Janka  [ÖBZ.  (1858),  331]  ausführt. 

ß.  Heuffelianus  [Herb,  in  Journ.  of  Hort,  soc.,  II  (1847),  273;  Römer,  Pflanzenwelt 
Burzenl.,  26,  Taf.  2.  - — C.  banaticus  Heuff.  in  „Flora“,  XVIII  (1835),  I,  255  und 
in  Verh.  ZBG.  (1858),  205,  nicht  Gay  (1831);  Neilr.,  Diagn.,  119;  Reich.,  Icon, 
fl.  Germ.,  IX,  10,  Fig.  800;  Kern,  in  ÖBZ.  (1877),  293  ff.  — C.  Heuffelii  Körn,  in 
„Flora“  (1856),  II,  476],  — Äußere  Perigonblätter  unter  der  Spitze  meistens  mit 
einem  halbmondförmigen,  dunkleren  Fleck  versehen.  Schlund  der  Blumen- 
krone kahl.  Andere  zuverläßige  Unterschiede  gegenüber  C.  vernus  Wlf.  existieren 
nicht.  Andrae  [in  Bot.  Zeit.  (1856),  67]  er-wähnt  auch,  daß  Original-Exemplare 
Heuff  eis  einen  behaarten  Schlund  aufweisen;  somit  wäre  auch  dieses  Merkmal 
trügerisch.  Doch  ist  C.  Heuffelianus  eine  in  Siebenbürgen  weit  verbreitete  Pflanze, 
die  im  Banate  mit  typischen  C.  vernus  zusammentrifft.  — In  Wiesen,  an  grasigen 
Stellen,  unter  Buschwerk  und  in  lichten  Wäldern. 


Beck  v.  Mannag-etta.  Flora  von  Bosnien,  der  Herzegowina  und  des  Sandzaks  Novipazar.  503 


Bosnien:  An  der  Usora  bei  Doboj  (BL),  bei  Foca  nächst  Kotorsko  (Bl.),  um  Bukovica  bei 
Travnik  (*S.,  Exs.  Nr.  151,  nicht  gesehen),  auf  dem  Trebevic  bei  Sarajevo  (H.,  iide  P.),  fraglich, 
ich  sah  nur  C.  vernus,  von  H.  gesammelt;  auf  der  Treskavica  (Bl.),  bei  Foca,  Trnovo,  Kalino vik 
(F.).  — Herzegowina:  Bei  Stolac,  Domanovic,  Bilelv  (F.).  — März,  April. 

Wurde  vielfach  mit  C.  vernus  Wulf,  verwechselt!  Da  mir  bisher  kein  Exemplar  des  C. 
Heuffelianus  aus  Bosnien  und  der  Herzegowina  unterkam,  wären  alle  Angaben  über  das  dortige 
Vorkommen  von  C.  Heuffelianus  neuerdings  zu  prüfen.  Meine  diesbezüglich  im  Glasn.,  XV  (1903), 
81  zuerst  ausgesprochene  Ansicht  wird  auch  von  K.  Maly  in  Verh.  ZBG.  (1904),  182 — 183  bestätigt. 

Farbenspielarten  des  C.  Heuffelianus  (vgl.  Schur,  Enum.  Transsylv.,  652)  wurden  bisher 
nicht  beobachtet. 

4.  Crocus  Tommasinianus  [Herb,  in  Journ.  of  Hort,  soc.,  II  (1847),  273],  — - In  lichten 

Eichenhainen. 

Herzegowina:  Um  Gradac  bei  Posusje  im  Bezirk  Ljubuski  (*F.!).  — April. 

5.  Crocus  Pallasii  [Golclb.  in  Mein.  Soc.  nat.  Mose.,  V (1817),  157;  MB.,  Fl.  Taur.-Cauc., 

III,  35  (1819);  Vis.,  Fl.  Dalm.,  I,  120.  — C.Visianicus  Herb,  in  Bot.  Reg.  (1845), 
Mise.  83.  — C.  sativus  var.  Pallasii  Maw,  Crocus,  168].  — Durch  die  Blütezeit, 
die  schmalen,  am  Rande  gewimperten  Blätter,  violette  Perigone  und  die  tief  drei- 
schenkelige  Narbe  leicht  kenntlich.  — In  Wiesen,  an  steinigen,  grasreichen  Stellen, 
unter  Hecken. 

Herzegowina:  Um  Ljubuski  (*F. !).  — Oktober,  November. 

6.  Crocus  dalmaticus  [Vis.,  Fl.  Dalm.,  I,  119  (1842)  und  Suppl.  I,  28,  Tab.  II  (1872); 

Maw,  Crocus,  194].  — Zwiebelschalen  netzig.  Blätter  schmal  lineal,  am  eingerollten 
Rande  zackig-wimperig.  Blütenscheiden  2.  Perigone  blauviolett,  gegen  den  Schlund 
gelb,  die  Röhre  blau  gestreift.  Narbe  so  hoch  oder  höher  als  die  Staubblätter 
stehend,  tief  dreiteilig  mit  dütenförmig  eingerollten,  zerteilten  Lappen.  — Auf 
steinigen,  grasigen  Stellen. 

Herzegowina:  Im  Bjelo  polje,  bei  Mostar  (Pi.!),  auf  dem  Veleü  (F. !),  im  Dubravawalde  bei 
Domanovic  (Hensch),  bei  Bilek  (Hensch,  fide  V.),  im  Suma  bei  Trebinje  (*E.  Weiß).  — Jänner 
bis  März. 

7.  Crocus  reticulatus  [Stev.  ex  Adam  in  Weber  u.  Mohr,  Beitr.  Naturk.,  I (1805), 

45,  nach  Vis.,  Fl.  Dalm.,  I,  118;  MB.,  Fl.  Taur.-Cauc.,  I,  28  (1808).  — C.  varie- 
gatus  Hoppe  u.  Hornsch.,  Tageb.  einer  Reise,  187  (1818)].  — Durch  die  grob- 
netzigen  Zwiebelschalen,  glattrandigen  Blätter,  weißlich  violetten  Perigone,  deren 
äußere  Blätter  mit  3 — 5 violetten  Streifen  versehen  sind,  leicht  von  vorigem  zu 
unterscheiden.  — Auf  steinigen,  sonnigen,  grasreichen  Stellen. 

Herzegowina:  Um  Mostar,  Gradina,  am  Pod  Velez  (Pi.!),  um  Drenovac  nächst  Poplat  dol 
im  Bezirke  Stolac  (F. !).  — März. 

8.  Crocus  biflorus  [Mill.,  Gard.  dict.,  ed.  VIII,  Nr.  4 (1768)].  — In  Bergwiesen,  an 

sonnigen,  steinigen  und  grasreichen  Stellen. 

Herzegowina:  In  der  Suma  bei  Trebinje  (*E.  Weiß).  — Februar,  März. 

2.  Romulea. 

[Maratti,  PL  Romul.  et  Saturn.,  13  (1772);  Pax  in  NPflF.,  115,  143.  — Trichonema  Ker  in  Bot.  Mag-., 
Tab.  575  (1802);  König  u.  Sims.,  Ann.  of  bot.,  I (1805),  222.] 

1.  Romulea  bulbocodium  [Seb.  u.  Maur.,  Fl.  Rom.  prodr.,  17  (1818).  — Trichonema 
bulbocodium  Ker,  1.  c.,  Tab.  575  und  223].  — Auf  trockenen,  steinigen  und  grasigen 
Stellen,  in  Bergheiden. 

Herzegowina:  Im  Bjelo  polje,  um  Mostar  (Pi.!),  Domanovic,  Gabela  (*F.),  Gornje  Hrasna 
im  Stolacer  Bezirk  (F.),  bei  Metkovic'  (Hensch!).  — März. 


504 


Et.  Naturwissenschaft. 


2.  Tribus:  Iridoideae. 

[Pax  in  NPflF.,  II  5,  142  u.  144  (1888).  — Moraeeae  Benth.  et  Hook.,  Gen.  pl.,  III,  682  (1883).] 

3.  Hermodactylus. 

[Adans.,  Fam.,  II,  60  (1763);  Miller,  Gard.  ilict.,  ed.  VIII  (1768);  Pari.,  Nuov.  Gen.  Monoe.,  45;  Benth. 

et  Hook.,  Gen.  pl.,  III,  687 ; Pax  in  NPflF.,  II  5,  145.  — Iris  subgen.  Spach  in  Ann.  sc.  nah,  3.  Ser.,  V,  90.] 

1.  Hermodactylus  tuberosus  [Mill.;  Gard.  dict.,  ed.  VIII  (1768);  Salisb.  in  Trans, 
hört,  soc.,  I,  304;  Pari,  Nuov.  Gen.  Monoe.;  45].  — Unter  Buschwerk,  an  Zäunen, 
steinigen  Stellen,  in  Wiesen. 

Herzegowina:  (*Boue),  bei  Mostar  (F. !),  Ljubuski  (F. !).  — März,  April. 

4.  Iris. 

[L.,  Gen.,  ed.  VI,  27,  Nr.  59  (z.  T.);  Benth.  et  Hook.,  Gen.  pl.,  III,  686;  Pax  in  NPflF.,  II  5,  145.] 

1.  Iris  pumila  [L.,  Spec.  pl.,  38  (1753)].  - — Auf  steinigen,  sonnigen  Stellen. 

Herzegowina:  Am  Gliva  bei  Trebinje,  um  Dubovac  in  der  Bjela  gora  (*P.).  Wohl  näher 
zu  prüfen.  — April,  Mai. 

2.  Iris  bosniaca  [G.  Beck,  Fl.  Südb.  in  ANH.,  II  (1887),  51,  als  Varietät  der  I.  Reichen- 

bachii , und  V,  573;  Wiener  Ulustr.  Gartenz.  (1895),  215  und  Taf.].  — Stengel 
1 — 2 blutig,  niedrig,  10 — 35  cm  hoch,  bloß  am  Grunde  beblättert.  Blätter  mehr 
minder  sichelförmig  gekrümmt,  scharf  zugespitzt,  in  der  Natur  4 — 15  mm,  in  der 
Kultur  bis  3 cm  breit.  Brakteen  mindestens  zwei,  bauchig  aufgeblasen,  scharf 
gekielt,  hellgrün,  weißlich  besäumt.  Blüten  kurz  gestielt,  groß,  etwas  wohlriechend, 
der  Saum  4 — 6 cm  lang,  21/2 — 3mal  so  lang  als  die  Röhre,  welche  1 — l1/2mal  so 
lang  als  der  Fruchtknoten  ist.  Perigonblätter  breit  verkehrt  eirund,  alle  2 — 2-5  cm 
breit,  stumpflich  abgerundet,  hellgelblich,  gegen  den  Grund  etwas  rosenfarbig 
oder  purpurn  punktiert  und  gestrichelt.  Bart  goldgelb.  Innere  Perigonblätter 
gegen  den  Nagel  rasch  verschmälert.  Staubfäden  l1/2 — 2 mal  so  lang  als  die  -weißen 
Antheren.  Narbenlappen  ausgeschnitten.  Kapsel  ellipsoidisch,  zugespitzt,  gegen 
den  Grund  stielförmig  zusammengezogen,  50 — 65  mm  lang,  mit  dicken,  zugespitzten 
Klappen,  welche  einen  hervorragenden  Mittel-  und  ebensolche  Randnerven  aufweisen. 
Samen  rundlich,  einseitig  bespitzt,  bräunlichgelb,  trocken  runzelig,  4 — 5 mm  lang. 

Durch  die  breiteren  gekrümmten  Blätter,  aufgeblasenen  Brakteen  und  langen 
Staubfäden  hinlänglich  von  /.  Reichenbachii  Heuff.  in  Verh.  ZBG.  (1858),  206  ver- 
schieden. Auch  ist  I.  bosniaca  eine  frühblühende  Pflanze  der  Voralpen. 

Es  unterscheiden  sich  weiter  die  mediterranen  Arten:  I.  lutescens  [Lam.,  Encycl.,  EU, 
297  (1789);  Gren.  et  Godr.,  Fl.  franij.,  HI,  240]  durch  breitere,  gerade  Blätter,  nicht  aufgeblasene 
und  kaum  gekielte  Brakteen,  fast  sitzende  Blüten,  kürzere  Perigonrölire,  schmälere  Perigonblätter, 
kürzere  Staubfäden  und  höheren  Stengel;  I.  chamaeiris  [Bert.,  Fl.  ital.,  III,  609  = I.  lutescens 
Red.,  Lik,  V,  Tab.  263,  nicht  Lam.]  durch  gerade  Blätter,  fast  sitzende  Blüten,  weniger  bauchige, 
ungekielte  Brakteen,  schmälere,  länglich  spatelförmige,  in  der  Mitte  violett  gefleckte  äußere  und 
elliptische  innere  Perigonzipfel  und  stumpfe  Kapsel. 

Auf  steinigen,  grasigen  Stellen  der  Voralpen  bis  ins  Hochgebirge  auf  Kalk. 

Bosnien:  Auf  dem  Vlasic!!  (S.,  als  I.  squalens  aff.  und  I.  flavescens  Red.,  Exs.  Nr.  156;  Fr. 
als  7.  xanthina  in  litt,  ad  Brandis),  am  Inac  (Schwarz!),  bei  Vares  (Pr.),  auf  dem  Trebevic'  hei 
Sarajevo  (*B.,  Exs.  Nr.  121),  am  Fuße  der  Trjeska  in  der  Gola  Jaliorina  (R. !),  auf  der  Lelja  Pl. 
gegen  Kalinovik,  hei  Kacuna  und  in  der  Zagorje  (B.),  bei  Rusanovic  nächst  Rogatica  (F. !).  — 
Herzegowina:  Auf  der  Muharnica-  (F.),  Velez-  (*B.)  und  Baba  Pl.  (Haw. !),  auf  dem  Leotar  bei 
Trebinje?  (B.).  — Mai,  Juni. 


Beck  v.  Mannagetta.  Flora  von  Bosnien,  der  Herzegowina  und  des  Sandzaks  Novipazar.  505 

3.  Iris  variegata  [L.,  Spec.  pl.,  38  (1753)].  — Auf  steinigen,  buschigen  Stellen. 

Bosnien:  Am  Drenovopasse  auf  der  Grmec  PL,  um  Bihac  (B.),  bei  Ilidze  im  Sarajevsko 
polje  (Zoch),  auf  den  Abhängen  des  Igman  bei  Blazuj ! ! (*B1.),  bei  Vrutci  (B.),  Gredina  nächst 
Yelecevo,  Ylaholje  in  der  Zagorje  (Fo.).  — Mai,  Juni. 

ft  •is  flavescens  [DC.  in  Redoute,  Lil.,  Tab.  375  (1813)].  — Nach  *AK.  in  Bosnien;  nach 
Baker  in  Bosnien  (leg.  Sendtner)  [Bo iss.,  Fl.  Orient.,  V,  137].  Die  ganze  Angabe  bezieht  sich 
nicht  auf  die  orientalische  I.  flavescens  Red.,  sondern  auf  I.  bosniaca  G.  Beck. 

4.  Iris  germanica  [L.,  Spec.  pl.,  38  (1753)].  — Auf  sonnigen,  steinigen  Hügeln,  Felsen, 

Mauern. 

Bosnien:  Häufig  kultiviert  (*AK.),  auf  der  Kiek  Pl.  (F.).  — Herzegowina:  Kultiviert  und 
verwildernd,  so  häufig  um  Mostar  (*Str.).  — April,  Mai. 

5.  Iris  sambucina  [L.,  Syst.,  ed.  X,  863  (1759)  und  Spec.  pl.,  ed.  II,  55  (1762)].  Wird 

in  Gärten  kultiviert. 

6.  Iris  florentina  [L.,  Syst.,  ed.  X,  863  (1759)].  — Auf  Felsen. 

Herzegowina  : Koristna  greda  bei  Vucia  in  der  Bjela  gora  (*P.).  — Mai,  Juni. 

7.  Iris  pallida  [Lam.,  Encycl.,  III,  204  (1789)]. 

Bosnien:  (?AK.),  bei  Travnik  (Br.),  auf  der  Krug  Pl.  bei  Livno  (F.!). — Herzegowina  (*Boue). 

8.  Iris  graminea  [L.,  Spec.  pl.,  39  (1753)].  — Auf  grasigen  Stellen,  unter  Buschwerk 

in  lichten  Wäldern  bis  in  die  Voralpen. 

Bosnien:  Wie  es  scheint,  weit  verbreitet,  so  auf  der  Vel.  Gomila,  um  Bihac,  Petrovac  (B.), 
an  der  Klekovaca,  Osjecenica!!  (F.),  bei  Han  Bravsko,  Debela  strana  und  auf  der  Sisa  bei  Kljuc 
(B.),  bei  Gradina  nächst  Yelecevo,  bei  Sehovci  (Fo.),  auf  der  Kozara  (B.),  um  Banjaluka  (H.),  Trav- 
nik, auf  dem  Vlasic!!  (*S.,  Exs.  Nr.  155),  bei  Kobila  glava  nächst  Sarajevo,  um  Praca,  Nahorevo 
(F. !),  am  Igman  bei  Blazuj  (B.),  am  Bukovik  bei  Sarajevo  (M.),  am  Wege  von  Sarajevo  nach 
Trnovo,  im  2eljeznicatale  (Pr.),  auf  der  Dumos  Pl.  (Fo.),  im  Krupicatale  bei  Jelec  (B.),  bei  Foca 
(Fo.),  Brod  im  Drinatale  (Fo.),  am  Rucnik  bei  Kalinovik  (Fo.),  auf  der  Borova  glava  bei  Livno!! 
(F.),  Sator  Pl.  (Pr.),  am  Prolog,  bei  Uvac  (F.).  — Herzegowina : Auf  der  Lisin  Pl.,  bei  Ivan 
karaula  (Smetana,  fide  V.),  auf  dem  VeleM  ! (V.),  der  Crvanj  Pl.  (Mu.),  bei  PluZine  (Fo.),  Dubo- 
vac  in  der  Bjela  gora  (*P.),  in  der  Bjela  gora  (Haw. !),  zwischen  Orahovac  und  Visoka  glavica  (V.). 
— Sandzak  Novipazar:  Im  Limtale  zwischen  Bistrica  und  Banja  (*Br.).  — Juni. 

Zeigt  folgende  Formen:  1.  pseudocyperus  [Schur,  Enuin.  pl.  Transsylv.,  657  (1866),  als  Art; 
G.  Beck,  Fl.  Südbosn.  in  ANH.,  V,  573],  Kräftig.  Stengel  63  cm  und  noch  mehr  hoch.  Blütenperi- 
gone schmutzigviolett,  ins  Gelbe  spielend  (?).  Blätter  doppelt  so  lang  als  die  Stengel.  — Bosnien: 
Um  Travnik  (*Br.).  — Herzegowina:  Im  Gerolle  der  Borosnica  Pl.  bei  1800  m (*D.).  — 2.  lati- 
folia  [G.  Beck,  Fl.  Bosn.  (1901)  in  Glasn.,  XV  (1903),  219],  Kräftig.  Stengel  bis  35  cm  hoch,  melir- 
blütig.  Blätter  10 — 22  mm  breit.  Perigone  wie  beim  Typus  gefärbt.  — Bosnien:  Auf  der  Velika 
Gomila  bei  Krupa  (*  B.),  bei  Kolunic  an  der  Osjecenica  (B.),  bei  Fojnica  (Schwarz!),  auf  der 
Borova  glava  bei  Livno  (B.).  — Herzegowina:  Auf  der  Baba  Pl.  (Haw.!),  auf  dem  Vele2  (B.). — 
Auch  am  Kiek  bei  Ogulin  in  Kroatien  (B.). 

9.  Iris  sibirica  [L.,  Spec.  pl.,  39  (1753)].  — In  Sumpfwiesen. 

Bosnien:  Bei  Pale  (*F. !).  — Herzegowina:  Auf  der  Baba  Pl.  (*Haw.!).  — Mai,  Juni. 

10.  Iris  pseudacorus  [L.,  Spec.  pl.,  38  (1753)].  — An  Gewässern,  in  Sümpfen. 

Bosnien:  Zwischen  Doberlin  und  Novi  (B.),  bei  Drenova  Tiesno  (F.),  Vrboska,  Lisnja,  Sieko- 
vac  (B.),  Doboj,  Banjaluka  (H.),  an  der  Bosna  zwischen  Lepenica  und  Sarajevo  (*S.),  im  Sara- 
jevsko polje  an  der  Zeljeznica  (Bl.),  bei  Yrelo  Bosne  (S.),  um  Livno  (S.).  — Herzegowina:  An 
der  Narenta  bei  Buna  (*  Str.).  — Juni,  Juli. 

5.  Gladiolus. 

[L.,  Gen.,  ed.  VI,  26,  Nr.  57;  Pax  in  NPflF.,  II  5,  156.] 

1.  Gladiolus  communis  [L.,  Spec.  pl.,  36  (1753)].  — Unter  Buschwerk. 

Bosnien:  Kultiviert  in  Gärten  von  Vares  (Pr.).  — Herzegowina:  Auf  dem  Velez,  zwischen 
Drieno  und  der  Trebinjcica  (B.),  im  Tale  Jazina  bei  Orahovac,  um  Dubovac,  im  Tale  Radus  brodo 
bei  Vucia  in  der  Bjela  gora  (*P.  als  G.  triphyJlos  Sib'th.).  — Mai,  Juni. 


I 


506 


II.  Naturwissenschaft. 


2.  Gladiolus  imbricatus  [L.,  Spec.  pl.,  37  (1753)].  — An  grasigen,  buschigen  Stellen. 

Bosnien:  Um  Travnik,  an  den  Abhängen  des  Vlasic,  im  LaSvatale  (Bl.),  zwischen  Kakanj 
und  Kloster  Sutjeska  (*S.).  — Juni,  Juli. 

3.  Gladiolus  illyricus  [Koch,  Syn.  fl.  Germ.,  699  (1837)  und  bei  Sturm,  Deutsch].  Fl., 

Heft  83].  — Unter  Buschwerk,  in  Bergwiesen. 

Bosnien:  Von  Koricani  gegen  den  Vlasic  (*Fr.  Br.),  bei  Karaula  gora  zwischen  Travnik 
und  Jajce  (Seonikl),  auf  der  Lisina  bei  Kljuc  (B.),  bei  Preodac  (Pr.).  — Herzegowina:  Auf  der 
Glogovo  Pl.  (V.),  bei  Podgorani  um  Potoci  hau  (Ruäicka,  fide  V.),  um  Mostar  (Str.),  im  Gacko 
polje  (Riedel  nach  Mu.),  bei  Arslan-Agic  Most  nächst  Trebinje  (B.),  bei  Skoci  grm  in  der  Bjela 
gora  (*P.),  um  Ljubuski  (F. !,  fraglich,  weil  ohne  Zwiebel  gesammelt).  — Juni,  Juli. 

4.  Gladiolus  segetum  [Ker  in  Bot.  Mag.,  Tab.  719  (1793)].  — In  der  Saat,  auf  Brachen. 

Bosnien:  Bei  Bihac  (Boll.),  zwischen  Zenica  und  Kakanj  (*S.,  Exs.  Nr.  154),  bei  Hamand- 
zic  im  Laivatale  (B.).  — Herzegowina:  Um  Mostar  (Pi.,  Raap-Callier,  Pl.  Here.,  Nr.  1521),  bei 
Neum,  Gabela,  auf  den  Narenta-Inseln  (F.),  bei  Trebinje  (*P.). 

5.  Gladiolus  palustris  [Gaud.,  Fl.  Helv.,  I,  97  (1828)].  — In  Sumpfwiesen. 

Herzegowina:  Im  Gacko  polje  (Riedel!,  fraglich,  weil  ohne  Zwiebel).  — Ob  sich  die  für 
G.  triphyllos  Sibth.  von  P.  in  der  Bjela  gora  angeführten  Standorte  (siehe  G.  communis ) auf  G.  pa- 
lustris beziehen,  vermag  ich  nicht  zu  entscheiden.  Visiani  (Fl.  Dalm.,  I,  123)  zitiert  Reich.,  Fl. 
Germ.,  83  und  Icon,  crit.,  VI,  Fig.  817  zu  seinem  G.  triphyllos.  Reichenbach  p.  hat  aber  darunter 
nur  G.  communis  verstanden.  — Juni,  Juli. 

17.  Familie:  Orchidaceae. 

[Lindl.,  Nat.  Syst.,  ed.  II,  336;  Pfitzer  in  NPflF.,  II  6,  52.] 

1.  Tribus:  Dicindrae. 

[Pfitzer,  Entwurf,  95  und  in  NPflF.,  II  6,  80.  — Cypripedieae  Aut.] 

1.  Cypripedilum. 

[L.,  Gen.,  ed.  VI,  464,  Nr.  1015;  Pfitzer  in  NPflF.,  n 6,  82.  — Cypripedium  Aut.] 

1.  Cypripedilum  calceolus  [L.,  Spec.  pl.,  951  (1753)].  — An  steinigen,  buschigen 
Stellen  bis  in  die  Voralpen. 

Bosnien:  Nächst  Starigrad  bei  Sarajevo  (*F.),  am  Aufstiege  von  Drinic  zur  Klekovaca  (F. !). 
— Herzegowina:  (*AK.),  wo?  — Mai,  Juni. 

2.  Ophrys. 

[L.,  Gen.,  ed.  VI,  462,  Nr.  1011  (z.  T.);  Benth.  et  Hook.,  Gen.  pl.,  HI,  621;  Pfitzer  in  NPflF.,  n 6,  87.] 

1.  Ophrys  myodes  [L.,  Spec.  pl.,  948  (1753),  als  var.  cc.  der  0.  insectifera;  Jacqu., 

Mise.,  II,  373;  Icon.,  I,  Tab.  184.  — 0.  muscifera  Huds.,  Fl.  Angl.,  340  (1762)]. 
— Auf  sonnigen,  steinigen  Stellen,  in  Wiesen. 

Bosnien:  Auf  dem  Orlovac  bei  Sarajevo  (*F.),  ober  Vares  (Pr.),  auf  der  Veliki  Malovan-, 
Troglav-  und  Kamesnica  Pl.  (Pr.).  — Mai,  Juni. 

2.  Ophrys  arachnites  [L.,  Spec.  pl.,  949  (1753),  als  var.  ij.  der  O.  insectifera;  Mill., 

Gard.  dict.,  ed.  VHI,  Nr.  7 (1768),  als  O.  adrachnites ; Reich.,  Fl.  Moenofr.,  II  (1778), 
89  (nach  Koch).  — O.  fuciflora  Hall,  in  Reich.,  Icon.,  IX,  24,  Fig.  1162—1165], 
— Auf  sonnigen,  steinigen,  grasigen  Stellen,  in  Wiesen. 

Bosnien:  (*AK.),  wo?  — Herzegowina:  Bei  Mostar  (*Pi.).  — Mai,  Juni. 

Forma  cornigera  [G.  Beck  in  Glasn.,  XV  (1903),  221],  — Die  Höcker  der  unge- 
teilten Unterlippe  schmal,  hornartig  verlängert.  Die  Zeichnung  der  Unterlippe 
aus  vier  kreuzweise  stehenden  Flecken  mit  einem  schmäleren  Querstreifen  in 


Beck  v.  Man  naget ta.  Flora  von  Bosnien,  der  Herzegowina  und  des  Sandzaks  Novipazar.  507 


der  Mitte  bestehend.  Äußere  Perigonzipfel  lila  mit  grünen  Adern.  Durch  die 
hornartigen  Höcker  der  Lippe  an  0.  cornuta  Stev.  erinnernd. 

Bosnien:  Am  Masic  brdo  bei  Novi  (*B.).  — Juni. 

3.  Ophrys  Bertolonii  [Moretti,  Decad.,  VI;  9 (1823)].  — Auf  sonnigen,  steinigen, 

grasigen  Stellen. 

Herzegowina:  Um  Mostar  (Pi.),  auf  dem  Gliva  bei  Trebinje  (*P.).  — April,  Mai. 

4.  Ophrys  aranifera  [Huds.,  Fl.  Angl.,  ed.  2,  II,  392  (1778).  — Auf  sonnigen,  steinigen, 

grasigen  und  buschigen  Abhängen. 

Bosnien:  Um  Banjaluka  (H.),  Travnik,  am  Vlasic,  gegen  Vranduk  (*S.,  Exs.  Nr.  181),  bei 
Guca  gora  (Franjic!),  im  Miljackatale  bei  Sarajevo  (F.),  auf  der  Suljaga  und  Kamesnica  (Pr.).  — 
Herzegowina:  Auf  der  Bjelasica  bei  Trebinje  (R.  nach  *M.).  — April  bis  Juni. 

Ophrys  atrata  [Lindl.  in  Bot.  Reg.,  XIII,  Tab.  1087  (1827),  nicht  L.]  wird  von  Zoch  um 
Dobra  voda  auf  dem  Trebevic  angegeben,  was  sehr  unwahrscheinlich  ist,  da  0.  atrata  eine  Pflanze 
der  Mittelmeerflora  darstellt. 

5.  Ophrys  apifera  [Huds.,  Fl.  Angl.,  340  (1762)].  — Auf  grasigen,  buschigen  Stellen. 

Bosnien:  Um  Banjaluka  (H.),  im  Lapisnicatale,  an  den  Abhängen  der  Hrastova  glavica  bei 
Sarajevo  (Bl.),  um  Dobra  voda  auf  dem  Trebevic'  (Zoch),  bei  Lipnik  (Fo.).  Ob  nicht  mit  O.  cor- 
nuta Stev.  verwechselt?  — Herzegowina:  In  Eichenhainen  bei  Mostar  (*F.).  — • Mai,  Juni. 

6.  Ophrys  cornuta  [Steven  in  Bull.  Soc.  Mose.,  II  (1809),  175.  — 0.  Scolopax  Cav. 

var.  oestrifera  f.  cornuta  Reich,  f.,  Icon.  fl.  Germ.,  XIV,  99,  Tab.  108].  — Auf 
grasigen  Stellen  in  Wiesen,  lichten  Wäldern. 

Bosnien:  Um  Banjaluka  (H.),  bei  Sutinska,  zwischen  Kakanj  und  Kloster  Sutjeska,  zwischen 
Putkovici,  Tolovici  und  Zenica  (*S.,  Exs.  Nr.  182);  um  Sarajevo  nicht  selten  (B.,  Exs.  Nr.  46),  bei 
Galjiva  niva  im  2eljeznicatale  (B.).  — Herzegowina:  Bei  Citluci  im  Bezirke  Ljubuski  (F. !),  um 
Mostar  (Pi.!),  am  Gliva  bei  Trebinje,  bei  Vueia  in  der  Bjela  gora  (*P.).  — Mai,  Juni. 

3.  Orchis. 

[L.,  Gen.,  ed.  VI,  461,  Nr.  1009  (z.  T.);  Rieh,  in  Mem.  du  Mus.  d’hist.  nat.,  IV,  41  (1817);  Pfitzer  in 

NPflF.,  II  6,  88.] 

1.  Sectio:  Herorchis. 

[Lindl.,  Orchid.  Gen.,  259  und  266  (1835);  sect.  Euorchis  Gren.  et  Godr.,  Fl.  de  France,  III,  284  (1856).] 

Orchis  papilionacea  [L.,  Syst,  nat.,  ed.  X,  1242  (1759)]  wird  von  Boue  in  der 
nordwestlichen  Türkei  angegeben.  In  Bosnien  wächst  diese  mediterrane  Pflanze 
gewiß  nicht. 

1.  Orchis  morio  [L.,  Spec.  pl.,  940  (1753)].  — In  Wiesen. 

Bosnien:  Im  Unatale  bei  Bihae  (Boll.),  in  der  Grmec  Pl.  (B.),  zwischen  Gradasac  und 
Srebrenik  (*S.),  um  Banjaluka  (H.),  Travnik  (S.,  Exs.  Nr.  166),  Vranduk,  zwischen  2epce  und 
Golubinje  (S.),  bei  Visoko  (Fo.),  Vares  (Pr.),  um  Sarajevo!  (Bl.),  auch  weißblumig  (M.),  auf  der 
Romanja  Pl.  (B.);  wohl  weiter  verbreitet.  — Herzegowina:  Um  Mostar  (Str.),  am  Gliva  bei  Tre- 
binje, um  Bilek  (*P.).  — Saudzak  Novipazar:  Am  Metalicaberge  bei  Novipazar  (Friedrichs- 
thal, fide  Grisebach).  — April,  Mai. 

ß.  picta  [Lois.  in  Mem.  Soc.  Linn.  Paris,  VI  (1827),  431  und  Fl.  Gail.,  ed.  2,  II,  264 
(1828),  als  Art]. 

Bosnien:  Um  Travnik,  Guca  gora  (Franjic!),  Fojnica  (B.),  Sarajevo,  hier  auch  wie  überall 
in  Übergangsformen  zum  Typus  (*B.),  auf  der  Romanja  Pl.  (B.).  — Herzegowina:  Am  Pod  Velez, 
bei  Domanovic,  Stolac  (F.).  Ist  auch  als  Varietät  schwer  vom  Typus  zu  trennen.  Vgl.  Reiclib., 
Icon.,  XHI,  17  f.;  Borbäs  in  ÖBZ.  (1883),  133;  Freyn  daselbst  (1877),  53. 

2.  Orchis  ustulata  [L.,  Spec.  pl.,  941  (1753)].  — In  Wiesen  bis  in  die  Voralpen. 

Bosnien:  Um  Bihae,  auf  der  Grmec  Pl.,  auf  der  Gomila  bei  Krupa,  um  Petrovac,  auf  der 
Klekovaca,  bei  Kapljina  und  Bjelavskido  (B.),  Banjaluka  (H.),  auf  der  Kozara  Pl.  (B.),  überall  um 


508 


II.  Naturwissenschaft. 


Travnik  (*S.,  Exs.  Nr.  170),  auf  dem  Vlasic  (B.),  bei  Guca  gora  (Franjic!),  im  Sprecatale  gegen 
Turia  (S.),  um  Fojnica  und  auf  der  Vranica  PI.  (B.),  bei  Vares  (Pr.);  nicht  selten  um  Sarajevo  (B.), 
bei  Pazarie,  Pale  (Bl.),  Lipnik  (Fo.),  Osova,  Rudine  und  Ruäanovic  bei  Rogatica  (F.),  am  Maglic 
(A.),  Yolujak,  auf  der  Suljaga-,  Malovan-  und  Sator  PI.  (Pr.).  — Herzegowina : Beim  Jezero  nächst 
Borke  (Bl.),  bei  Umoljane  (Landauer),  am  Vuci  zub  in  der  Orjen  PI.  (Studnicka).  — Juni,  Juli. 

3.  Orchis  tridentata  [Scop.,  Fl.  Carn.,  ed.  II,  II,  190  (1772).  — 0.  variegata  All.,  Fl. 

Pedem.,  II,  147  (1785)].  — In  Wiesen,  unter  Buschwerk. 

Bosnien:  Bei  Banjaluka  (H.),  überall  um  Travnik,  Guca  gora,  Vranduk  (*S.,  Exs.  Nr.  171), 
am  Vlasic  (Fr.  Br.);  häufig  um  Sarajevo  (B.),  auf  dem  Trebevic  (B.),  bei  Vitez  (F.),  Osova  und 
Rudine  im  Rogaticer  Bezirke  (F.),  bei  Kupres,  Livno  (F.).  — Herzegowina:  (*AK.),  um  Konjica 
(*F.),  bei  Ruzici  (F.),  auf  dem  Leotar  bei  Trebinje  (B.).  — April  bis  Juni. 

ß.  commutata  [Todaro,  Orchid.  Sic.,  24  (1842),  als  Art;  Reich,  f.,  Icon.  fl.  Germ., 
XIII,  24,  Tab.  19,  Fig.  II]. 

Bosnien:  In  der  Grmec  PL  (B.),  bei  Guca  gora  (Franjic'!),  hier  und  da  um  Sarajevo  (* B.). 

4.  Orchis  simia  [Lam.,  Fl.  frang.,  III,  507  (1778)].  — 0.  tephrosanthos  Vill.,  Hist.  pl. 

Dauph.,  II,  32  (1787)].  — Auf  sonnigen,  steinigen  Stellen,  unter  Buschwerk,  auf 
Grasplätzen. 

Bosnien:  Bei  Skocaj  und  Zavalje  nächst  Livno  (Boll.),  um  Banjaluka  (H.),  an  vielen  Stellen 
um  Travnik,  auf  dem  Vlasic  (*S.,  Exs.  Nr.  169),  bei  Guca  gora,  Zenica  (S.),  in  der  Umgebung  von 
Sarajevo!  (BL),  um  Vares  (Pr.),  auf  der  Treskavica-,  Maglic-,  Kamesnica-,  Öator-  und  Malovan  Pl. 
(Pr.),  bei  Livno  (R. !).  — Herzegowina:  Auf  der  Bjelasica  (*  R.,  fide  M.).  — Mai,  Juni. 

5.  Orchis  militaris  [L.,  Spec.  pl.,  941  (1753)  a.  und  der  Autoren.  — 0.  Rivini  Gouan, 

Illustr.,  Tab.  74  (1773)].  — In  Wiesen,  an  steinigen,  buschigen  Stellen  bis  in  die 
Voralpen. 

Bosnien:  Bei  Banjaluka  (*H.),  häufig  um  Travnik  (Fr.  Br.),  bei  Potoci  und  Pobrin  hau  bei 
Vares  (Pr.),  um  Dobra  voda  auf  dem  Trebevic  (Zocli),  auf  der  Crvena  stjena  in  der  Romanja  PL 
(B.),  auf  der  Maglic-  und  Volujak  PL,  Kamesnica  (Pr.).  — Mai,  Juni. 

6.  Orchis  purpurea  [Huds.,  Fl.  Angl.,  334  (1762).  — 0.  fusca  Jacqu.,  Fl.  Austr.,  IV 

4,  Tab.  307  (1776)].  — Auf  steinigen,  buschigen  Stellen,  in  Wiesen. 

Bosnien:  Bei  Banjaluka  (H.),  im  Sprecatale  bei  Kiseljak,  bei  Breska  zwischen  Srebrenik 
und  Donja  Tuzla,  um  Travnik  und  Guca  gora!,  zwischen  Tolovic'i  und  Zenica  (*S.,  Exs.  Nr.  161), 
um  Vares  (Pr.),  Dobra  voda  auf  dem  Trebevic  (Zoch),  bei  Kosevo  nächst  Sarajevo  (F.),  auf  der 
Romanja  PL,  der  Crvanj  PL  im  Rogaticer  Bezirke,  um  Rogatica  (F.),  bei  Prjevor  am  Maglic  (Pr.), 
bei  Uvac  (F. !),  auf  der  Kamesnica  (Pr.).  — Mai,  Juni. 

ß.  moravica  [Jacquin,  Collect.,  I,  61;  Icon.  Rar.,  I,  Tab.  182,  als  Art;  Reich,  f., 
Icon.  fl.  Germ.,  XIII,  31,  Tab.  26,  Fig.  18], 

Bosnien:  (*AK.),  wo? 

y.  bißda  [Bogenh.,  Fl.  Jena,  350],  — Durch  die  sehr  schmal  linealen,  fast  fadlichen 
Seitenzipfel  und  den  tief  zweispaltigen  Mittelzipfel  der  Lippe  auffällig. 

Bosnien:  Bei  Guca  gora  (*Franjic!),  Breska  zwischen  Srebrenik  und  Donja  Tuzla  (S.)  ? 

7.  Orchis  longicruris  [Link  in  Sehrad.,  Journ.  f.  Bot.,  II  (1799),  323;  Reich,  f., 

Icon.,  XIV,  33,  Tab.  23].  — Auf  grasigen  Stellen. 

Herzegowina:  Am  Gliva  bei  Trebinje  (*P.).  — Mai. 

8.  Orchis  globosa  [L.,  Syst.,  ed.  X,  1242  (1759)].  — In  Wiesen  der  Voralpen,  besonders 

auf  den  Kalkhochgebirgen. 

Bosnien:  Am  Gredoviti  vrh  in  der  Grmec  PL  (Boll.),  auf  der  Klekovaca,  Sisa,  Lisina  bei 
Varcar  Vakuf  (B.),  Karaula  bei  Jajce  (Fo.),  auf  dem  Vlasic! ! (*S.,  Exs.  Nr.  177),  auf  dem  Inac  und 
in  der  Vranica  PL,  um  Fojnica  (B.),  um  Vares  (Pr.),  um  Sarajevo!!,  auf  dem  Trebevic!!  (Zoch), 
auf  der  Kiek  PL,  Gola  Jahorina  (F.),  Romanja  Pl.  (BL),  am  Igman  (F.),  auf  der  Bjelasnica-,  Treska- 
vica- (B.),  Maglic-,  Volujak-  (Pr.),  Lisin-  (V.),  Kamesnica-,  Vjestica-,  Sator-  und  Malovan  PL,  auf 
der  Hrbljina  (Pr.).  — Herzegowina:  Am  Narenta-Ufer  bei  Mostar  (Str.,  wohl  herabgeschwemmt?), 


Beck  v.  Mannagetta.  Flora  von  Bosnien,  der  Herzegowina  und  des  Sandzaks  Novipazar. 


509 


auf  dem  VeleZ  (B.),  in  der  Borke  PI.  (F.),  auf  der  Necajna  bei  Soviei  (F.),  im  Radus  brodo-Tale 

in  der  Bjela  gora  (*P.),  in  der  Bjela  gora  (Haw. !).  — Juni,  Juli. 

9.  Orchis  coriophora  [L.;  Spec.pl.,  940  (1753)  a.].  — In  feuchten  und  trockenen  Wiesen. 

Bosnien:  Um  Bihac  (B.),  Travnik  (*S.,  Exs.  Nr.  160),  Fojnica,  auf  der  Pogorelica  (Schwarz!), 
um  Vares  (Pr.),  Sarajevo  (B.),  ober  Krupae  an  der  Zeljeznica  (Landauer!),  in  der  Zelen  gora,  auf 
der  Gornje  bare,  am  Bregoc  (Pr.),  bei  Vitez,  Uvac  (F.!),  Rusanovic  im  Rogaticer  Bezirke  (F.), 
auf  der  Kamesnica-,  Vjestica-,  Sator-  und  Malovan  PI.  (Pr.).  — Herzegowina:  Bei  Stolac  (F.),  bei 
Skoci  grm  in  der  Bjela  gora  (*P.).  — Mai,  Juni. 

ß.  Polliniana  [Spreng.,  Plant,  pug.,  II  (1815),  78,  als  Art;  Poll.,  Fl.  Veron.,  III,  3; 
Reich,  f.,  Icon.  fl.  Germ.,  XIII,  21.  — ? 0.  fragrcms  Poll.,  Eiern.,  II,  157  (1811)]. 

Bosnien:  Um  Bihac  (B.),  zerstreut  um  Sarajevo  (*B.);  an  beiden  Stellen  auch  in  Über- 

gangsformen zum  Typus.  — Herzegowina:  Bei  Domanovic  (Hensch!),  bei  Citluci  (F.). 

10.  Orchis  Spitzelii  [Sauter  in  Koch,  Syn.  fl.  Germ.,  686  (1837)].  — In  alpinen 

Triften  der  Hochgebirge. 

Bosnien:  In  der  Alpenregion  der  Klekovaca  (B.) ; auf  dem  Vlasic  (*S.,  Exs.  Nr.  172),  bei 
Gradiske  (S.).  — Mai,  Juni. 

Die  von  mir  auf  der  Klekovaca  gesammelten  Pflanzen  sind  üppig,  hatten  geruchlose  Blüten, 
eine  fast  karminrote,  gegen  den  Grund  purpurfleckige  Lippe,  einen  stark  vorgezogenen  Mittelzipfel 
(fast  doppelt  länger  als  in  Reichb.  fil.,  Icon.,  XIII,  Tab.  31),  einen  dünnen,  rosenroten  Sporn, 
innen  grüne  und  rotgefleckte,  außen  rötlichgrüne  Helmblätter.  Die  var.  Sendtneri  [Reichb.  fil.,  1.  c., 
41,  Tab.  XIII,  Fig.  H,  7],  welche  Sendtner  am  Vlasic  sammelte,  charakterisiert  Reichenbach  fil. 
durch  zarteren  Wuchs,  reicherblütige  Traube  und  zarteren  Sporn.  Nur  das  letztere  Merkmal  hat 
geringe  Bedeutung. 

11.  Orchis  mascula  [L .,  Spec.  pl.,  941  (1753),  als  var.  y.  der  0.  viorio;  Fl.  Suec., 

ed.  II,  310  (1755)].  — Auf  Grasplätzen. 

Bosnien:  Um  Banjaluka  (H.),  Travnik,  auf  dem  Vlasic  (*S.),  um  Sarajevo  (Bl.),  Vares  (Pr.), 
auf  der  Treskavica,  Zelen  gora,  Suljaga-,  Malovan-  und  Sator  Pl.  (Pr.). 

Alle  Angaben  beziehen  sich  offenbar  auf  folgende  Art. 

12.  Orchis  speciosa  [Host,  Fl.  Austr.,  II,  527  (1831).  — O.  mascula  y.  speciosa  Koch, 

Syn.  fl.  Germ.,  686  (1837)].  — In  Berg-  und  Voralpenwiesen  bis  in  die  Alpenregion. 

Bosnien:  Auf  der  Siäa-  und  Lisina  Pl.  (B.),  bei  Banjaluka  (H.),  auf  dem  Vlasic!!  (*S.,  Exs. 
Nr.  164),  bei  Braikoviei  (Fr.  Br.),  am  Inac  in  der  Vranica  Pl.  (Schwarz!),  um  Sarajevo,  auf  dem 
Trebevic  (B.,  Exs.  Nr.  115),  auf  der  Romanja  Pl.,  auf  allen  Kalkhochgebirgen  Südbosniens,  so  auf 
der  Kiek-  (F.),  Bjelasnica-,  Treskavica-,  Dumos-,  Maglic-,  Volujak  Pl.  etc.  (B.),  bei  Osanovac,  Ru- 
dina  und  Osova  im  Rogaticer  Bezirke  (F.),  auf  der  Dinara  (B.).  — Herzegowina:  Auf  der  Porim- 
(Pi. !)  und  Velez  Pl.  (B.),  auf  dem  Leotar  bei  Trebinje  (*P.).  — Mai  bis  Juli. 

13.  Orchis  pallens  [L.,  Mant.,  II,  292  (1771)].  — In  lichten  Wäldern,  an  buschigen 

Stellen. 

Bosnien:  Auf  der  Grmec  Pl.  (Boll.),  bei  Banjaluka  (H.),  zwischen  Gradasac  und  Srebrenik 
(*S.,  Exs.  Nr.  167),  am  Vlasic  (Fr.  Br.),  am  Hrid  bei  Sarajevo  (F.),  zwischen  dem  Miljacka-  und 
Moscanicatale  (M.),  um  Dobra  voda  auf  dem  Trebevic  (Zoch),  am  Bogos  bei  Vares  (Pr.).  — Herze- 
gowina: (*AK.),  wo?,  auf  dem  VeleZ  bis  1800  m (B.).  — April  bis  Juni. 

14.  Orchis  provincialis  [Balb.,  Mise.  alt.  taur.,  20,  Tab.  2 (1806)].  — Auf  steinigen, 

grasreichen  Stellen  bis  in  die  Voralpen. 

Bosnien:  Auf  der  Dinara  (B.),  bei  Ilidze  im  Sarajevsko  polje  (*Zoch),  sehr  unwahrschein- 
lich. — Herzegowina:  Auf  dem  Gliva  (*P.)  und  Leotar  (B.),  um  Crkvica  und  Draca  bei  Tre- 
binje (P.).  — Mai,  Juni. 

Die  f.  imuciflora  [Ten.,  Fl.  Neap.  Prodr.,  S.  LH,  Fl.  Neap.,  II,  288,  als  Art;  Reichb.,  Icon., 
XIII,  44,  Tab.  36]  wurde  in  der  Herzegowina  auf  der  Bjelasica  Pl.  bei  Trebinje  von  R.  gesam- 
melt und  von  *M.  erkannt. 

Die  f.  carneopurpurea  [G.  Beck  in  Glasn.,  XV  (1903),  223]  mit  fleischrotem  bis  purpur- 
farbigem Perigon,  welche  ich  einzeln  unter  tausenden  von  gelbblumigen  Formen  am  Krstac  ober 
Kattaro  sammelte,  sah  ich  noch  nicht  aus  dem  Gebiete. 


510 


II.  Naturwissenschaft. 


15.  Orchis  quadripunctata  [Cyrill  in  Ten.,  Prodr.  fl.  Neap.,  p.  LIII  (1811)]. 

In  einer  Form  mit  dunkler  gefärbtem  Grunde  und  2 — 4 fast  schwarzen  Punkten  auf  der  Lippe 
sowie  mit  dunkel  rotvioletter  Blume  in  der  Herzegowina  auf  der  Bjelasica  bei  Trebinje,  zirka 
800  m (R.  nach  *M.).  — Auch  wurde  eine  Form  = obscura  [K.  Maly  in  Verh.  ZBG.  (1904),  184] 
mit  dreinervigen  Deckblättern  beobachtet. 

16.  Orchis  palustris  [Jacqu.,  Ic.  pl.  rar.,  I,  Tab.  181;  Collect.,  I,  75  (1786).  — 0.  laxi- 

flora  var.  longiloba  Döll,  Rhein.  FL,  223],  — In  Sumpfwiesen. 

Bosnien:  Um  Bihac,  namentlich  bei  Ribic,  im  Dobrnicatale  (B.),  bei  Yrnograc  (F.),  am 
Pliva-See  bei  Jajce  (B.),  bei  Travnik  zwischen  Turbe  und  Podkraj  und  bei  Dolac  (*Fr.  Br.), 
zwischen  Trbuk  und  Maglaj  (B.),  bei  Uvac  (F. !,  als  0.  laxiflora ),  im  Busko  blato  (F.).  — Herze- 
gowina: Bei  Vitina  (*F.).  — Mai,  Juni. 

ß.  elegans  [Heuff.  in  „Flora“  (1835),  250,  als  Art].  — Durch  die  fast  ganzrandige 
Lippe  sehr  auffällig. 

Bosnien:  Um  Bihac,  namentlich  im  Dobrnicatale  (*B.). 

17.  Orchis  laxiflora  [Lam.,  Fl.  fran9.,  III,  504  (1778)].  — In  Sumpfwiesen. 

Bosnien:  (*AK.),  wo?  Im  Unatale,  am  Mreznica  potok  bei  Klokot  und  Muslic  selo  (Bolh, 
alle  Standorte  fraglich);  um  .Sarajevo  nächst  Lukavica,  bei  Ilidze  (M.);  um  Banjaluka  (H.),  eben- 
falls fraglich.  — Herzegowina:  Bei  Domanovic  (Hensch!),  Skoci  grm  in  der  Bjela  gora  (* l1.), 
in  der  Sutorina  (Studnicka).  — Mai,  Juni. 

2.  Sectio:  Palmaria. 

[Fries,  Summ.  veg.  Scand.,  I,  61  (1846).  — Dactylorchis  Klinge  in  Act.  hört.  Petrop.,  XYIi,  Fase.  1 (1898).] 

18.  Orchis  incarnata  [L.,  Fl.  Suec.,  ed.  II,  312  (1755).  — 0.  incarnata  a.  lanceata 

Reich.,  Icon.  fl.  Germ.,  XIII,  51].  — In  feuchten  Wiesen,  an  feuchten,  buschigen 
Plätzen. 

Bosnien:  Bei  Guda  gora  am  Vlasic  (Franjic!),  Banjaluka  (PI.),  Przic'i  nächst  Yares  (Pr.), 
um  Sarajevo  (F. !),  auf  dem  Trebevic  (Zoch),  um  Tarcin  (*BL),  bei  Pale  (Bl.),  Yitez,  Praca  (F.), 
auf  der  Hranisava  (BL),  Treskavica  (B.),  dem  Bregoc,  Volujak  (Pr.),  bei  Foca  (F.),  Bastaci  nächst 
Livno  (R. !),  Kupres  (F.),  auf  der  Suljaga-  und  Malovan  Pl.  (Pr.).  — Herzegowina:  Am  Borke-See 
(*B1.).  — Mai  bis  Juli. 

Forma  strictifolia  [Opiz  in  Naturalientausch,  217,  als  Art;  Beck,  Fl.  Niederöst.,  204]. 

Bosnien:  Auf  feuchten  Wiesen  zwischen  Ilidze  und  den  Bosnaijuellen  (*M.). 

19.  Orchis  latifolia  [L.,  Spec.  pl.,  941  (1753)  a.  — O.  comosa  Scop.,  Fl.  Carn.,  ed.  II, 

II,  198  (1772).  — O.  majalis  Reich.,  Ic.  crit.,  VI,  Dec.  57,  7,  Fig.  770  (1828)].  — 
In  nassen  Wiesen  bis  ins  Hochgebirge. 

Bosnien:  Bei  Travnik  (*S.,  Exs.,  Nr.  162),  Guca  gora,  Vitez  (S.),  Präici  nächst  Yares  (Pr.), 
um  Dobra  voda  am  Trebevic  (Zoch),  bei  Cemernica,  am  Kmur  und  Vratlo  bei  Foca  (Fo.),  auf  der 
Kamesnica-,  Malovan-  und  Troglav  PL,  bei  Preodac  (Pr.).  — Herzegowina:  Auf  der  Jastrebiea  in 
der  Bjela  gora  (*P.).  — Mai  bis  Juli. 

20.  Orchis  bosniaca  [Gr.  Beck,  Fl.  Südbosn.  in  ANH.,  II  (1887),  53,  Taf.  II,  Fig.  1—3 

und  V (1890),  574.  — O.  cordigera  var.  bosniaca  Beck  bei  Klinge,  Rev.  der 
Orchis  cor dig.  (Jurjew,  1893),  28.  — O.  monticola  Klinge,  subsp.  Klinge  in  Act. 
hört.  Petrop.,  XVII  (1898),  Fase.  1,  S.-A.,  34],  — Knollen  tief  fingerförmig 
zerteilt.  Stengel  bis  35  cm  hoch.  Unterste  Blätter  scheidenförmig;  Laubblätter 
3 — 5;  die  unteren  breit  verkehrt  eirund,  stumpflich  abgerundet,  die  mittleren 
breit  elliptisch  (25 — 55  mm,  meist  30  mm  breit),  mit  je  10 — 16  Seitennerven, 
zugerundet  spitz,  die  oberen  kleiner,  schmäler,  länger  zugespitzt,  alle  grün  mit 
schwarzvioletten,  querovalen,  oft  zusammenfließenden  Flecken  bedeckt  (selten  un- 
gefleckt). Ähre  reich-  und  dichtblütig,  eiförmig,  seltener  kopfig,  4‘5 — 7 cm  lang. 
Deckschuppen  länglich,  lang  zugespitzt,  krautig,  grün  und  mehr  minder  dunkel 


Beck  v.  Mannagetta.  Flora  von  Bosnien,  der  Herzegowina  und  des  Sandzaks  Novipazar. 


511 


purpurn  überlaufen,  die  unteren  meist  länger  als  die  Blüten.  Außere  Perigon- 
blätter halb  eirund,  etwas  schmäler,  die  inneren  fast  gleich  lang,  schief  eirund,  fast 
stumpflich,  beide  dunkel  rotlila  bis  purpurfarbig,  ungefleckt.  Lippe  am  Grunde 
etwas  zusammengezogen,  12 — 15  mm  breit,  rundlich-viereckig,  vorne  ab- 
gerundet, stumpf  oder  etwas  ausgeschweift  (typica)  oder  etwas  drei- 
lappig mit  dreieckigem  End-  und  breit  abgerundeten  Seitenzipfeln 
(f.  subtriloba),  purpurfarbig,  hin  und  wieder  auf  der  Fläche  etwas  dunkler  fleckig. 
Sporn  weit,  kurz  kegelig,  zur  Blütezeit  1/2mal  so  lang  als  der  Frucht- 
knoten. Durch  die  hervorgehobenen  Merkmale  leicht  von  0.  latifolia  L.  und 
0.  sambucina  L.  zu  unterscheiden.  0.  cordigera  [Fries,  Nov.  fl.  suec.  Mant.,  III, 
130;  cfr.  Klinge,  Revision  und  Act.  Petr.,  1.  c.,  33]  hat  schmal  lanzettliche,  1 — 2 cm 
breite  Blätter,  eine  locker-  und  wenigblütige  Ähre,  eine  meist  8 — 9 mm  breite, 
vorn  meist  etwas  herzförmige  Lippe.  — In  feuchten,  moorigen  Wiesen,  an  quelligen 
Stellen  in  der  Hochgebirgsregion. 

Bosnien:  Auf  der  Vranica  PI.  nickt  selten,  so  bei  Prokoskojezero,  auf  der  Strazica,  Treska- 
vica,  am  Matorac,  bei  Prokosko  staje  (B.,  hier  auch  die  f.  subtriloba)-,  beim  Veliki  jezero  auf  der 
Treskavica  (*B.,  Exs.  Nr.  151),  bei  der  Quelle  Spasovac  daselbst  (F.),  auf  der  Kiek  PL  (F.),  auf  dem 
Crni  vrh  und  der  Gola  Jahorina  (F.)?  — Wächst  auch  auf  dem  Kopaonik  in  Serbien  (Fried- 
richsthal!). — Nach  Klinge  auch  in  Siebenbürgen,  Istrien,  Bulgarien,  Mazedonien.  — Juni,  Juli. 

21.  Orchis  Grisebachiana  [Pant.,  Adnot.  in  Verh.  Ver.  für  Naturk.  Preßburg,  Neue 

Folge,  II  (1874),  27;  Vis.,  Fl.  Dalm.,  Suppl.  II  (1877),  70,  Tab.  I,  Fig.  2.  — 
0.  cordigera  var.  Grisebachii  Pant.  bei  Klinge,  Revis.  der  0.  cordigera  (Jurjew, 
1893),  33],  — Knollen  tief  zweiteilig.  Stengel  kräftig,  fußhoch.  Laub- 
blätter 6,  länglich-lanzettlich,  länger  gerundet  zugespitzt,  grün  und 
schwarzviolett  gefleckt.  Ähre  länglich-eiförmig,  4 — 10  cm  lang.  Blüten  wie  bei 
0.  bosniaca  f.  typica.  — In  feuchten  Wiesen  der  Hochgebirge. 

Bosnien:  Auf  der  Gola  Jahorina  unter  der  Trjeska  (F.  und  R.)?.  Nach  Van  das  [in  Sitzuugs- 
ber.  d.  böhm.  Ges.  der  Wiss.  (1890),  281]  gehört  die  Pflanze  von  diesem  Standorte  zu  O.  cordigera  Fr. 
Unter  diesem  Namen  schickte  mir  jedoch  Fiala  die  0.  Grisebachiana  aus  dem  Kalofer  Balkan. 

Orchis  cordigera  [Fries,  Nov.  Mant.,  III  (1842),  130.  — O.  cruenta  Rocliel,  PI.  Banat.,  31, 
Tab.  I,  Fig.  1]  dürfte  nach  der  geographischen  Verbreitung  dieser  Art  (Karpathenländer,  drei  iso- 
lierte Standorte  in  der  Alpenkette,  Dovrefjeld,  vgl.  Klinge  in  Act.  hört.  Petrop.,  XVII,  Fase.  II, 
Nr.  7,  S.-A.  34)  kaum  in  der  Herzegowina  Vorkommen,  wie  AK.  [Catah,  21]  angeben. 

22.  Orchis  sambucina  [L.,  Fl.  Suec.,  ed.  n,  312  (1755)].  — In  Bergwiesen,  seltener 

in  feuchten  Wiesen  bis  in  die  Hochgebirgsregion. 

Bosnien:  Um  Bihac  (Boll.),  auf  der  Osjecenica  und  Klekovaca  (B.),  bei  Banjaluka  (H.),  auf 
dem  Vlasic!!  (*S.,  Exs.  Nr.  162),  um  Visoko  (Fo.),  Vares  (Pr.),  Sarajevo  (II.),  im  Sarajevsko  polje 
(M.);  auf  allen  Hochgebirgen  Südbosniens,  so  auf  der  Ozren-  (BL),  Trebevic-  (B.),  Romanja-  (B., 
Exs.  Nr.  105),  Treskavica-,  Bjelasnica-  (B.)  und  Gola  Jahorina  PL  (F.),  am  Maglic,  Volujak  (Pr.) 
u.  a.,  bei  Vitez  (F.),  um  Preodac  (Pr.).  — Herzegowina:  Um  Mostar  (Str.),  auf  der  Crvanj  PL,  am 
Zimomor  (A.),  auf  der  Jastrebica  in  der  Bjela  gora  (*P.),  am  Vuci  zub  in  der  Oijen  PL  (Stud- 
nicka).  — Mai  bis  Juli. 

Forma  purpurea  [Koch,  Sjn.  fl.  Germ.,  687  (1837)].  — Überall  mit  der  normal- 
färbigen  Form. 

Bosnien:  Am  Vlasic  (*S.).  — Herzegowina:  Auf  der  Jastrebica  (*P.). 

23.  Orchis  maculata  [L.,  Spec.  ph,  942  (1753)].  — In  Bergwiesen,  an  Waldrändern 

bis  ins  Hochgebirge. 

Bosnien:  Auf  der  Gomila  (B.),  Osjecenica  und  Klekovaca  (F.),  Lisin-  und  Sisa  PL  (B.),  um 
Travnik  (S.),  auf  der  Vilenica  (Fr.  Br.),  zwischen  Tolovici  und  Zenica  (*S.,  Exs.  Nr.  163),  um  Vares 
(Pr.),  Sarajevo!!  (Zoch);  verbreitet  in  den  subalpinen  Wäldern  aller  südbosnischen  Hochgebirge 
(B.),  bei  Foca  (F.),  auf  der  Kamesnica-,  Malovan-  und  Vjestiea  PL,  bei  Gubin  (Pr.). 


512 


II.  Naturwissenschaft. 


Folgende  Formen  wurden  beobachtet:  1.  ovalifolia  [Beck,  Fl.  Niederöst.,  204  (1890)].  — 
Bosnien:  Auf  Abhängen  des  Bukovik  gegen  das  Vogoscatal  bei  Sarajevo  (*M.),  auf  der  Sisa  PI. 
(B.),  wohl  noch  an  anderen  Orten.  — 2.  candidissima  [Krok.,  Fl.  Siles.,  III,  16,  Tal).  2,  als 
Art],  — Bosnien:  In  Wiesen  bei  Han  Hresa  nächst  Sarajevo  (* B.),  auf  dem  Trebevic  (M.).  — 
3.  ochrantha  [Panc.  in  Verb.  ZBG.,  VI  (1856),  575],  — Bosnien:  Am  Vlasic,  bei  Cevljanovci 
(Fr.  Br.),  auf  der  Hranisava  (*B1.),  bei  Tarcin  (Bl.). 

ß.  saccifera  [Brogn.  in  Bory  et  S.  Vincent,  Exped.  scient.  de  Morde,  III  2,  259, 
PI.  XXX,  Fig.  1 (1832),  als  Art.  - — 0.  maculata  var.  saccigera  Reich,  f.,  Icon.  fl. 
Germ.,  XIII,  67,  Tab.  57.  — Var.  longebracteata  Zoch  in  Jahresb.  des  Realgymn. 
Sarajevo  (1880 — 1881),  34,  nicht  Biv.].  — Stiitzschuppen  länger,  oft  die  unteren 
Blüten  überragend.  Sporn  weit,  fast  so  lang  als  der  Fruchtknoten.  Zipfel  der 
Unterlippe  meist  spitz. 

Bosnien:  In  feuchten  Wiesen  um  Sarajevo:  Im  Gaj  (Zoch),  im  Bucatale,  auf  dem  Trebevic 
(*B.),  in  der  Sutjeskaschlucht  nächst  Sulia  (B.),  auf  der  Kiek  PI.  (F.),  Gornje  bare  (Pr.).  — Herze- 
gowina: Auf  der  Muharnica  (*F.). 


4.  Serapias. 

[L.,  Gen.,  ed.  VI,  462,  Nr.  1012,  z.  Th.;  Swartz  in  Act.  Ac.  Holm.  (1800),  214;  Pfitzer  in  NPflF.,  II  6,  89.] 

1.  Serapias  lingua  [L.,  Spec.  pl.,  950  (1753)].  — Auf  Grasplätzen  zwischen  Busch- 
werk, in  lichten  Wäldern  der  mediterranen  Flora. 

Herzegowina:  In  der  Sutorina  (*B.).  — April,  Mai. 

5.  Aceras. 

[R.  Braun  in  Aiton,  Hort.  Kew.,  ed.  II,  V,  191  (1813);  Pfitzer  in  NPflF.,  II  6,  89.] 

1.  Aceras  anthropophora  [R.  Braun,  1.  c.].  — Auf  steinigen,  grasigen  Stellen. 

Bosnien:  Auf  der  Zelen  gora  und  am  Prjevor  (*Pr.).  Sehr  zu  bezweifeln.  — Mai,  Juni. 

6.  Loroglossum. 

[Rieh.,  De  Orcli.  europ.,  19,  25  (1817)  und  Mem.  Mus.  Paris.,  IV  (1818),  47  (z.  T.  exkl.  Aceras)',  Reich., 
Fl.  Sax.,  88;  Beck,  Fl.  Niederöst.,  205.  — Himantoglossum  Spreng.,  Syst.,  III,  675,694  (1826),  z.  T.  exkl. 
Aceras  und  Neotinea ; Koch,  Syn.  fl.  Germ.,  689;  Pfitzer  in  NPflF.,  II  6,  90.  — Aceras  sect.  Loroglossum 

Reich,  fil.,  Ic.  fl.  Germ.,  XIII,  2,  exkl.  Neotinea.'] 

1.  Loroglossum  hircinum  [L.  C.  Rieh.,  De  Orch.  eur.,  32  (1817)  und  in  Mem.  Mus. 

Paris.,  IV  (1818),  47.  — Himantoglossum  hircinum  Spreng.,  1.  c.,  694],  — Auf 
steinigen,  buschigen  Stellen. 

Bosnien:  Bei  Zavalje  (Boll.),  Dragoraj  zwischen  Kljuc  und  Varcar  Vakuf  (Schiller),  bei 
Banjaluka  (H.),  Budjak  (C.),  Travnik  (Fr.  Br.),  Vranduk  (D.  in  litt.),  auf  dem  Igman  bei  Blazuj 
(Bl.).  — Herzegowina:  Am  Wege  von  Konjica  gegen  den  Borke-See,  auf  der  Borosniea  Pl.  (*D.). 
— Mai  bis  Juli. 

2.  Loroglossum  caprinum  [G.  Beck,  Fl.  Südbosn.  in  ANH.,  V (1890),  576.  — Himanto- 

glossum caprinum  Spreng.,  1.  c.,  694;  C.  Koch  in  Linnaea,  XXII  (1849),  287.  — 
Orchis  caprina  M.  B.,  Fl.  Taur.-Cauc.,  III,  602  (1819).  — Aceras  caprina  Lindk, 
Orch.  pl.,  282  (1835)]. 

Bosnien:  (*AK.),  wo? 

ß.  calcaratum  [G.  Beck,  1.  c.  — Aceras  calcarata  G.  Beck,  Fl.  Südbosn.  in  ANH., 
II,  55,  Taf.  II,  Fig.  4.  — Himantoglossum  calcaratum  G.  Beck  in  sched.,  cfr.  1.  c.]. 
— Ähre  reich-,  etwas  lockerblütig.  Blüten  groß,  wie  jene  von  Orchis  coriophora 
duftend.  Äußere  Perigonblätter  breit  schief  eirund,  abgerundet,  fest  geschlossen, 
etwas  grünlich  mit  violetten  Adern,  10 — 15  mm  lang,  innere  schmal  lanzettlich  zu- 


513 


Beck  v.  Mannagetta.  Flora  von  Bosnien,  der  Herzegowina  und  des  Sandzaks  Novipazar. 

gespitzt.  Lippe  7 — 11  cm  lang;  Mittelzipfel  zungenförmig,  vorne  tief  zweispaltig, 
mit  oft  nochmals  gespaltenen  Zipfelchen,  olivengrün,  nur  auf  der  Platte  der  Lippe 
etwas  kurz  weiß  behaart  und  im  Mittelstreifen  oft  purpurn  getüpfelt.  Seitenzipfel 
verlängert,  12 — 20  mm  lang,  sichelförmig,  mehrnervig,  violett  bis  purpurn.  Sporn 
walzlich-kegelförmig,  7 — 12  mm  lang,  zur  Blütezeit  wenig  kürzer  bis  ^mal  so 
lang  als  der  Fruchtknoten,  weiß  oder  etwas  grünlich.  Narbe  grünlich,  rot  berandet. 
— Durch  dichterbltitige  Ähre,  größere  Blüten,  längere  Seitenzipfel  der  viel  längeren 
Lippe,  insbesondere  aber  durch  die  langen  Sporne  vom  Typus  (Reich,  f.,  Icon.  fl. 
Germ.,  XIII,  Tab.  7)  unterschieden.  — L.  hircinum  Rieh,  unterscheidet  sich  leicht 
durch  die  den  Fruchtknoten  überragenden  Deckschuppen,  durch  die  kleineren 
Blüten  (Helm  7 — 10  mm,  Lippe  3 — 5 cm  lang),  durch  die  schmäleren,  1 — 2nervigen 
Seitenzipfel  der  Lippe,  welche  in  der  Mittellinie  sehr  reichlich  weißlich  behaart 
und  violett  gefleckt  ist,  und  besonders  durch  den  sehr  kurzen,  etwa  2 mm  langen 
Sporn.  — Auf  steinigen,  buschigen  Stellen. 

Bosnien:  Auf  den  Trebevichängen,  namentlich  zwischen  Kovacic  und  Lukavica  bei  Sara- 
jevo (F. !),  dann  zwischen  Kosevo  und  Bethanien  bei  Sarajevo,  zirka  600  m (M.),  bei  Suha,  in  der 
Sutjeskaschlucht  an  der  Maglic  PI.  (*B.),  im  oberen  Drinatale  zwischen  Foca  und  Bastaci  (B.), 
auf  der  Ljubinska  PI.  nächst  Zablaci  (Fo.).  — Juli. 


7.  Anacamptis. 

[L.  C.  Rieh.,  De  Orch.  europ.,  19,  25  (1817)  und  in  Mem.  Mus.  Paris.,  IV  (1818),  47,  55;  Pfitzer  in  NPfiF., 

II  6,  90.] 

1.  Anacamptis  pyramidalis  [L.  C.  Rieh.,  1.  c.,  33  und  in  Mem.,  1.  c.,  55],  — An 
steinigen,  buschigen  Stellen,  seltener  in  Wiesen  bis  in  die  Voralpen. 

Bosnien:  Um  Novi,  Bihac  (B.),  Banjaluka  (H.),  Jajce,  Podmilacje  (Fo.),  am  Vlasic  (Fr.  Br.), 
zwischen  Tolovici  und  Zenica  (*S.,  Exs.  Nr.  173,  174),  bei  Vareä  (Pr.);  zerstreut  um  Sarajevo,  so 
auf  dem  Trebevic,  am  Glog,  bei  Vucia  luka  (B.),  auf  dem  Igman  (F. !),  der  Bjelasnica  (B.),  zwischen 
Krupac  und  Ledici  (Sündermann  und  Landauer  in  litt.),  zwischen  Priesnica  und  Jasen  (B.), 
um  Rudina  und  Rusanovic  bei  Rogatica  (F.),  am  Stolac  bei  Visegrad  (Öurcic,  fide  M.),  auf  der 
Suljaga-,  Vjestica-  und  Troglav  Pi.  (Pr.).  — Herzegowina:  Am  Narenta-Ufer  bei  Mostar  (*Str.), 
bei  Rakitno  (F.).  — Mai,  Juni. 

8.  Herminium. 

[L.,  Syst.  (1735);  R.  Br.  in  Ait.,  Hort.  Kew.,  ed.  II,  V,  191;  Rieh,  in  Mem.  Mus.  Paris.,  IV  (1818),  42,  49. 

— Monorchis  (Mich.,  Nov.  pl.  gen.,  30,  Tab.  26  [1729])  Ehrh.,  Phytophyl.,  Nr.  27  (1780)  und  Beitr.,  IV 

(1789),  147,  der  ältere  Gattungsname!] 

1.  Herminium  monorchis  [R.  Br.,  1.  c.  — Monorchis  Herminium  G.  Beck  in  sched.]. 
— In  Wiesen,  an  lichten  Waldstellen. 

Bosnien:  (*Boue),  wo?  — Juni,  Juli. 

9.  Coeloglossum. 

[Hart.m.,  Skand.  Fl.,  329  (1820);  Pfitzer  in  NPfiF.,  II  6,  91.  — Ilahenaria  sect.  Benth.  et  Hook.,  Gen.  pl., 
III,  626.  — Diplorrhiza  Ehrli.,  Phytophyl.,  Nr.  46  (1780)  und  Beitr.,  IV  (1789),  147.] 

1.  Coeloglossum  viride  [Hartm.,  1.  c.  — Habenaria  viridis  R.  Br.  in  Ait.,  Hort.  Kew., 
ed.  II,  V,  192].  — In  Wiesen  bis  ins  Hochgebirge. 

Bosnien:  Auf  dem  Vlasic!!  (*S.,  Exs.  Nr.  178),  bei  Brajkovici  (Fr.  Br.),  in  der  Vranica  Pl. 
(B.);  um  Sarajevo,  so  auf  dem  Trebevic!!  (Zoch),  bei  Han  Hresa,  Vucia  luka  etc.  (B.);  auf  der 
Romanja-,  Bjelasnica-,  Treskavica-  (B.),  Lelja-  (Pr.),  Maglic-,  Volujak-  (B.),  Lisin-  (V.)  und  Gola 
Band  TX.  33 


514 


II.  Naturwissenschaft. 


Jahorina  PI.  (F.),  bei  Yitez  (F.),  auf  der  Cincar-  (B.),  Suljaga-  und  Kamesnica  PI.  (Pr.),  auf  der 
Dinara  (B.).  — Herzegowina:  Auf  der  Prenj  PI.  (B.),  am  Gliva  bei  Trebinje,  im  Tale  Radus  brodo 
bei  Vucia  in  der  Bjela  gora  (*P.).  — Mai  bis  Juli. 


10.  Nigritella. 

[L.  C.  Rieh.,  De  Orch.  europ.,  19,  26  (1817)  und  in  Ann.  Mus.  Paris.,  IV  (1818),  42,  48;  Pfitzer  in  NPflF., 

II  6,  92.  — Habenaria  sect.  Benth.  et  Hook.,  Gen.  pl.,  III,  625.] 

1.  Nigritella  nigra  [Reich,  f.,  Icon.  fl.  Germ.,  XIII,  102,  Tab.  115  (1851).  — N.  angusti- 
folia  L.  C.  Rieh.,  De  Orch.  europ.,  34  (1817)  und  Ann.,  1.  c.,  56]. 
a.  typica.  — Gymnadenia  nigra  [Wettst.  in  Ber.  DBG.  (1889),  308].  — In  Wiesen, 
Alpentriften  der  Hochgebirge. 

Bosnien:  Auf  dem  Vlasid!!  (*S.,  Exs.  Nr.  176),  in  der  Vranica  Pl.  (B.);  um  Sarajevo:  bei 
Han  Hresa  (B.),  Vucia  luka  (F.),  Lukavica  (Zoch);  auf  dem  Trebevic  (Bl.),  Ozren  (B.),  häufiger 
auf  den  Gebirgen  Südbosniens,  so  auf  dem  Igman  (F.),  auf  der  Romanja-,  Bjelasnica-,  Treskavica- 
(B.)  und  Gola  Jahorina  Pl.  (F.),  am  Bregoc.  (Pr.),  bei  Yitez  (F.),  auf  der  Maglic-,  Volujak-  und 
Ljubicna  Pl.  (B.),  auf  dem  Cincar  und  Troglav  bei  Livno  (B.),  der  Malovan-,  Vjestica-  und  Sator 
Pl.  (Pr.).  — Herzegowina:  Bei  Umoljane  (B.),  in  der  Prenj-  (B.)  und  Porim  Pl.  bei  Rujiste  ( Y.) ; 
auf  der  Muharnica  (F.),  dem  VeleiS  (B.).  — Juni,  Juli. 

Die  bosnische  Pflanze  hat  sehr  oft  eikegelförmige  Ähren  und  die  Lippe  der  var.  rubra 

( Gymnadenia  rubra  Wettst.,  1.  c.,  312),  niemals  aber  die  Farbe  derselben.  Die  Deckblätter  sind  öfters 

länger  als  die  Blüten  und  an  der  Spitze  der  Ähre  schopfig  [=  f.  longebracteata  Beck,  Fl.  Südbosn. 
in  ANH.,  V (1890),  577]. 

11.  Gymnadenia. 

[R.  Br.  in  Ait.,  Hort.  Kew.,  ed.  2,  V,  191  (1813);  Pfitzer  in  NPflF.,  II  6,  92.  — Habenaria  sect.  Benth. 

et  Hook.,  Gen.  pl.,  III,  625.] 

1.  Gymnadenia  conopea  [R.  Br.,  1.  c.].  — In  Wiesen,  an  buschigen  Stellen  bis  ins 

Hochgebirge. 

Bosnien:  Auf  der  Gomila  bei  Krupa  (B.),  Hügel  um  Bihac,  in  der  Grmec  Pl.  (B.),  bei  der 
Karaula  nächst  Jajce  (Fo.),  um  Banjaluka  (H.);  auf  dem  Vlasic!!  (*S.,  Exs.  Nr.  174  b,  175),  in  der 
Vranica  PL  (B.),  auf  dem  Inac  (Schwarz!),  um  Var  es,  Duboscica,  Visoko  (Fo.);  um  Sarajevo:  auf 
dem  Trebevic!!  (Zoch),  bei  Vucia  luka  (F.),  Han  Hresa  (B.);  bei  Pale  (F.),  häufiger  auf  den  Ge- 
birgen Südbosniens,  auf  der  Romanja-,  Bjelasnica-,  Treskavica-  (B.),  Kiek-  (F.),  Bregoc-  (Pr.),  Maglic- 
und  Volujak  Pl.  (B.);  bei  Uvac  (F.),  auf  der  Cincar-  (B.),  Dinara-  (B.),  Suljaga-,  Malovan-,  Kamesnica- 
und  Sator  Pl.  (Pr.),  bei  Suica,  Glamoc  (Pr.).  — Herzegowina:  Auf  der  Porim-  (V.)  und  Velez 
Pl.!!  (Fo.),  bei  Rakitno  (Bego vic,  fide  V.),  auf  dem  Leotar  (B.)  und  Gliva  bei  Trebinje  (*P.). — 
Mai  bis  Juli. 

Folgende  Formen  wurden  bisher  beobachtet:  1.  crenulata  [G.  Beck,  Fl.  Niederüst.,  210 
(1890)].  Mit  dem  Typus.  - — 2.  ainbigua  [G.  Beck,  1.  c.].  Lippe  nur  3 — 4 mm  lang.  — Bosnien: 
Auf  der  Vranica  Pl.  (*B.).  — 3.  densiflora  [Dietr.  in  Allg.  Gartenz.,  VII  (1839),  170,  nach  Reich,  fil. 
als  Art].  Breitblätterig,  dichtährig.  Sporn  kaum  länger  als  der  Fruchtknoten.  — Herzegowina: 
(*AK.),  wo?  — 4.  alpina  [G.  Beck,  1.  c.].  Ähre  kurz  walzlich,  wenigblütig.  In  allen  Teilen- 
kleiner.  In  Hochgebirgstriften. 

2.  Gymnadenia  odoratissima  [L.  C.  Rieh.,  De  Orch.  Annot.,  35  (1817)  und  in  Mein. 

Mus.  Paris.,  IV  (1818),  57],  — In  Wiesen  und  Alpentriften  der  Voralpen  bis  ins 
Hochgebirge. 

Bosnien:  Um  Borovica  am  Vlasic  (*S.),  auf  der  Kamesnica-  und  Sator  Pl.  (Pr.).  — Herze- 
gowina: (* AK.),  wo?  — Juni  bis  August. 

3.  Gymnadenia  albida  [L.  C.  Rieh.,  De  Orch.  Annot.,  35  (1817)  und  in  Mein.  Mus. 

Paris.,  IV  (1818),  57].  — In  Wiesen  der  Voralpen  und  Hochgebirge. 

Bosnien:  Häufig  in  der  Vranica  Pl.  (*B.).  — Herzegowina:  (*AK.),  wo?  — Juni,  Juli 


Beck  v.  Mannagetta.  Flora  von  Bosnien,  der  Herzegowina  und  des  Sandzaks  Novipazar. 


515 


12.  Platanthera. 

[L.  C.  Rieh.,  De  Oreh.  europ.,  35  (1817)  und  in  Mein.  Mus.  Paris.,  IV  (1818),  42,  48;  Pfitzer  in  NPflF., 

II  6,  92.] 

1.  Platanthera  bifolia  [L.  C.  Rieh.,  1.  c.,  35  und  Mein.,  1.  c.,  57;  Reich.,  Exs.  Nr.  120. 

— P.  solstitialis  Bonn,  in  Reich.,  Fl.  Germ.,  120  (1830).  — In  Wäldern,  Wiesen 
bis  ins  Hochgebirge. 

Bosnien:  Auf  der  Gomila  (B.),  in  der  Grmec  PI. ! ! (Boll.),  auf  der  Osjecenica! !,  Klekovaca! ! 
(F.),  auf  der  Vilenica  (B.),  um  Travnik,  zwischen  Tolovici  und  Zenica,  bei  Sutjeska,  Vares  (*S., 
Exs.  Nr.  180),  Vodjenica  (Fo.),  überall  um  Fojnica  und  in  der  Yranica  PI.  (B.),  auf  der  Pogorelica 
(Schwarz!);  nicht  selten  um  Sarajevo  (H.),  auf  dem  Trebevic  (B.),  Igman,  der  Bjelasnica-  (B.), 
Preslica-  (Y.),  Treskavica  PI.  (B.),  in  der  Zelen  gora,  auf  der  Maglic  PI.  (Pr.),  Horovica  bei  Öajnica 
(2ivotsky!),  auf  der  Suljaga-,  Malovan-,  Kamesnica-  und  Vjeätica  PL  (Pr.).  — Herzegowina:  Auf 
der  Porim  PI.  (*V.),  bei  Nevesinje  (V.),  im  Trebinjcicatale  bei  Trebinje  (B.).  — Mai,  Juli. 

2.  Platanthera  chlorantha  [Custor  bei  Reich,  in  Mössl.,  Handb.,  2.  Aufl.,  II,  1565 

(1828).  — P.  montana  Reich,  f.,  Icon.  fl.  Germ.,  XIV,  123,  nicht  Orchis  montana 
Schmidt,  Fl.  Boem.,  35  (1794),  die  nach  Celak.  in  „Lotos“  (1870),  177  zu  voriger 
gehört].  — In  Wiesen,  Wäldern,  unter  Buschwerk. 

Bosnien:  Auf  der  Gomila  bei  Krupa  (B.),  der  Grmeö  PI.  (Boll.),  am  Drenovopasse  (B.),  bei 
Banjaluka  (H.),  Travnik,  Borovica  (*S.,  Exs.  Nr.  179),  um  Vares  (Pr.),  bei  Bugojno,  auf  der  Suljaga, 
bei  Kupres  (Pr.).  — Herzegowina:  Am  Gliva  bei  Trebinje  (*P.),  im  Dubravawalde  bei  Sovici  (F.). 
— Mai,  Juni. 


13.  Cephalanthera. 

[L.  C.  Rieh.,  De  Orch.  europ.,  21,  29  (1817)  und  in  Mem.  Mus.  Paris.,  IV  (1818),  43,  51;  Pfitzer  in  NPflF., 

II  6,  110.] 

1.  Cephalanthera  rubra  [Rieh.,  Orch.,  1.  c.,  38  (1817)  und  Mem.,  1.  c.].  — An  huschigen 

Stellen,  in  Vorhölzern. 

Bosnien:  Um  Bihac  (Boll.),  auf  der  Sisa  PL,  am  Hum  bei  Jajce  (B.),  um  Travnik  (Br.), 
bei  Fojnica  (Fr.  Br.);  um  Sarajevo  mehrfach,  so  bei  Starigrad  (Bl.),  im  Vogoscatale  (B.),  am  Igman 
(F. !),  um  Vares  (Pr.);  auf  der  Bjelasnica-,  Treskavica-  (Bl.),  Zelen  gora-,  Jasenak-  und  Maglic  PL, 
bei  Previla  (Pr.),  auf  der  Brezovica  bei  Cajnica  (2ivotsky!);  auf  der  Suljaga-,  Radusa-  (*S.,  Exs. 
Nr.  190),  Kamesnica-  und  Sator  PL  (Pr.).  — Herzegowina:  Auf  der  Glogovo-  (F.)  und  Porim  PL 
(V.),  im  Tale  Radus  brodo  und  auf  der  Koristna  greda  bei  Vucia  in  der  Bjela  gora  (*P.).  — Mai 
bis  Juli. 

2.  Cephalanthera  longifolia  [Fritsch  in  ÖBZ.  (1888),  81.  — C.  ensifolia  L.  C.  Rieh., 

Orch.,  1.  c.,  38  (1817)  und  Mem.,  1.  c.,  60],  — In  Vorhölzern,  lichten  Wäldern. 

Bosnien:  Zwischen  Gradasac  und  Srebrenik  (*S.,  Exs.  Nr.  188),  bei  Banjaluka  (H.),  auf  dem 
Vlasic  (Fr.  Br.),  zwischen  Borovica  und  Vares  (S.),  um  Fojnica,  auf  der  Vranica-  (B.)  und  Pogo- 
relica Pl.  (Schwarz  !),  auf  dem  Trebevic  bei  Sarajevo!!  (Zoch),  dem  Ozren,  Igman  (F. !),  bei  Vitez 
(F.),  auf  der  Bjelasnica  (Bl.),  Treskavica,  bei  Kalinovik,  in  der  Zelen  gora,  am  Maglic,  auf  der 
Malovan-,  Vjestica-,  Sator-  und  Kamesnica  PL,  bei  Gubin  (Pr.).  — Herzegowina:  Auf  der  Glogovo 
Pl.  (V.),  am  Cim  bei  Mostar  (Pi.),  bei  Milanov  odsjek  und  am  Svitavac  in  der  Bjela  gora  (*V.). 
— Mai  bis  Juli. 

3.  Cephalanthera  pallens  [L.  C.  Rieh.,  De  Orch.,  38  (1817)  und  in  Mem.,  1.  c.,  60. 

— C.  alha  Simk.,  Enum.  fl.  Transsylv.,  504  (1887),  aber  Epipactis  alba  Crantz, 
Stirp.,  VI,  460  (1769),  z.  T.  — C.  grandißora  Bab.,  Man.  brit.,  296  (1843)  = Serapias 
yrandiflora  Scop.,  Fl.  Carn.,  ed.  2,  II,  203  (1772),  aber  L.,  Syst.,  ed  XII,  594 
(1767),  z.  T.  — C.  lonchophyllum  Reich,  f.,  Icon.  fl.  Germ.,  XIV,  Tab.  119 
(1851)  = Serapias  lonchophyllum  Ehr.  in  L.  f.,  Suppl.,  405  (1781)].  — In  lichten 
Wäldern,  unter  Buschwerk. 


33* 


516 


II.  Naturwissenschaft. 


Bosnien:  Auf  Hügeln  um  Novi  (B.),  auf  der  Osjeeenica  und  Klekovaca  (B.),  um  Banjaluka 
(C.),  zwischen  Travnik  und  Guca  gora!  ! ( *S Exs.  Nr.  189),  bei  Ovcarevo  (Fr.  Br.),  bei  Kloster 
Sutjeska  (S.),  um  Vares  (Pr.),  am  Igman  (F.),  auf  dem  Trebevic  (Zocli),  der  Malovan-,  Vjestica-, 
Kamesnica-  und  Sator  PI.  (Pr.).  — Herzegowina:  Auf  dem  Velez  (*B.).  — Mai,  Juni. 

14.  Arthrochilium. 

[Irm.  in  Linnaea,  XVI  (1842),  451,  XIX  (1847),  121,  als  Sectio  von  Epipactis;  Beck,  Fl.  Niederöst.,  212.] 

1.  Arthrochilium  palustre  [Beck,  1.  c.  — Epipactis  palustris  Crantz,  Stirp.,  VI  (1769), 
462].  — In  sumpfigen  Wiesen. 

Bosnien:  Bei  Krupa  am  Wege  nach  Yranjska  (Fo.),  bei  Jajce  (*B1.),  um  Travnik  (Fr.  Br.), 
Vares  (Pr.),  Tarcin  (Pr.);  um  Sarajevo  bei  Han  Hresa  (B.),  Lukavica,  Bjelo  polje  (F.),  Bukovik, 
beim  Kosevo -Wasserfalle  (M. !),  bei  Rakitnica  (F.)  und  im  Rogaticer  Bezirke  (Öurcic!),  in  der 
Zelen  gora,  im  Sutjeskatale  (Pr.),  bei  Cajnica  (Zivotsky!),  Preodac  (Pr.).  — Herzegowina:  Bei 
Skoci  g-rm  in  der  Bjela  gora  (*P.).  — Juli,  August. 


15.  Epipactis. 

[Crantz,  Stirp.,  YI,  456  (1769),  z.  T.;  L.  C.  Rieh.,  De  Orch.  europ.  Annot.,  21,  29  (exkl.  Arthrochilium).  — 
Epipactis  sect.  Euepipactis  Irm.  in  Linnaea,  XVI  (1842),  450,  XIX  (1846),  119;  Pfitzer  in  NPflF.,  II  6,  111.] 

1.  Epipactis  microphylla  [Sw.  in  Vet.  Akad.  Handl.  Stöckli.  (1800),  232].  — In  Vor- 

hölzern, lichten  Wäldern,  auch  an  steinigen,  sonnigen  Stellen. 

Bosnien:  In  der  Krajna  (*Boue),  bei  Rakovac  nächst  Banjaluka  (C.),  am  Kvarac  bei  Sre- 
benic.a  (J.).  — Juni,  Juli. 

2.  Epipactis  rubiginosa  [Crantz,  Stirp.,  VI,  467  (1769).  — E.  atrorubens  Hoffm.  in 

Schult.,  Öst.  Fl.,  ed.  II,  I,  58  (1814)].  — In  Vorhölzern,  an  lichten  Waldstellen, 
sonnigen,  grasigen  und  steinigen  Abhängen. 

Bosnien:  (* AK.),  auf  der  Grmec  PI.  (Boll.),  bei  Mileticki  eik  (Fo.),  Sitnica  (H.),  um  Prsäici 
bei  Vares  (Pr.),  Presjenica  (B.),  im  Zeljeznicatale,  am  Maglic,  Volujak  (Pr.).  — Herzegowina:  Auf 
der  Prislab-  und  Porim  PI.  (* V.) ; auf  dem  Glogovo  [Zawodny,  wohl  mit  dem  Standorte  auf  der 
Prislab  PI.  identisch1)].  — Juni,  Juli. 

3.  Epipactis  latifolia  [All.,  Fl.  Pedem.,  II,  152  (1785)  = ? Serapias  Helleborine  a.  lati- 

folia  L .,  Spec.  pl.,  949  (1753).  — E.  viridans  Crantz,  Stirp.,  VI,  467,  470  (1769), 
der  unzweifelhafte  älteste  Name!].  — In  Wäldern  unter  Buschwerk. 

Bosnien:  Um  Bihac  (Boll.),  Travnik  (Fr.  Br.),  Fojnica,  Vares  (Pr.),  auf  dem  Trebevic 
(Brancsik),  im  Zeljeznicatale,  auf  der  Treskavica  (Pr.),  bei  Mokro,  auf  der  Romanja  Pl.,  am  Kmur 
bei  Foca  (Fo.),  im  Govzatale  bei  Jelec  (B.),  in  der  Zelen  gora,  bei  Prjevor,  Pod  Vitez  (Pr.),  Gje- 
d2evo  und  Hrastovina  bei  Krupac  (Fo.),  auf  der  Suljaga-,  Radusa-  und  Cincar  Pl.  (*S.,  Exs.  Nr.  185, 
186),  bei  Suica,  auf  der  Borova  glava  bei  Livno  (S.),  bei  Kupres,  auf  der  Kamesnica-  und  Sator 
Pl.  (Pr.).  — Herzegowina:  Auf  der  Prislab-,  Glogovo-  und  Porim  Pl.  (V.),  auf  dem  Velez  (B.).  — 
Juni,  Juli. 

Folgende  Formen  wurden  beobachtet: 

a.  viridans  [Crantz,  1.  c.].  Äußere  Perigonzipfel  grün,  innen  purpurstreifig,  die  inneren 
mehr  rosenfarbig.  Hypochil  der  Lippe  innen  schwarzpurpurn;  Epichil  weißlich,  mehr  minder 
rosenfarbig,  herabgekrümmt.  Die  normale  Pflanze.  Hierzu  die  Formen:  1.  varians  [Crantz,  1.  c., 
468,  471],  „Eine  vergeilte  Form  mit  langem,  beschupptem  Stengel  und  3 — -5  mit  bläulichroten 
Nerven  durchzogenen  Blättern“  [Beck,  Fl.  Niederöst.,  214].  — Herzegowina:  Auf  der  Velez-, 
Crvanj-  und  Bjelasica  PL,  1200 — 1500  m (Mu.).  Ob  hierzugehörig?  — 2.  interrupta  [Beck,  1.  c.]. 
Einige  Stützschuppen  der  Traube  (oft  in  der  Mitte)  blütenlos.  — Bosnien:  Auf  dem  Trebevic  (*M.). 


*)  Zawodnys  Angaben  in  DBM.  (1897),  246  sind  reine  Wiederholungen  bekannter  Standorte  ohne 
jedweden  Wert.  Mir  scheint  sogar,  daß  dieser  Autor  eine  botanische  Reise  durch  die  Herzegowina  schrieb, 
ohne  in  diesem  Lande  botanisiert  zu  haben ! 


Beck  v.  Mannagetta.  Flora  von  Bosnien,  der  Herzegowina  und  des  Sandzaks  Novipazar.  517 


ß.  rectilinguis  [Murb.  in  LUA.,  XXYII  (1891),  37],  Blätter  steifer  mit  kräftigen  Nerven. 
Blüten  aufrecht  abstehend  (nicht  hängend).  Lappen  des  Hypocliils  höher,  das  Epichil  breit  herz- 
oder  herz-nierenförmig,  kaum  zugespitzt,  vorgestreckt,  mit  der  Spitze  nicht  herabgeschlagen.  — 
Herzegowina:  Auf  bewaldeten  Hügeln  bei  Nevesinje,  zirka  900  ja  (*Mu.).  — Juli. 

16.  Jonorchis. 

[G.  Beck,  Fl.  Niederöst.,  215  (1890).  — Limodorum  (Tourn.,  Inst.,  437,  Tab.  250);  L.  C.  Rieh.,  De  Orcli. 
europ.,  20,  28  (1817);  Pfitzer  in  NPflF.,  H 6,  618,  nicht  L.,  Spec.,  950  (1753)  und  Gen.,  ed.  VI,  463, 
Nr.  1013.  — Centrosis  Swartz,  Summ.  veg.  Scand.,  32  (1814),  nomen  solum;  Adnot.  bot.  (1829),  25,  z.  T., 
nicht  Pet.  Thouart,  Orcli.  lies  Afr.,  Tab.  35,  36  (1822).] 

1.  Jonorchis  abortiva  [G.  Beck,  1.  c.  — Limodorum  abortivum  Sw.  in  Nov.  Act.  Soc. 
Ups.,  VI  (1799),  80.  — Centrosis  abortiva  Sw.,  1.  c.  — Epipactis  abortiva  Wettst. 
in  ÖBZ.  (1889),  429].  — An  buschigen  Stellen,  Waldrändern,  in  Wiesen. 

Bosnien:  Auf  der  Pod  Gomila  und  Gomila  bei  Krupa  (B.),  bei  Donja  Tuzla  (M.),  um  Trav- 
nik  (Br.),  zwischen  Tolovici,  Putkovici  und  Zenica  (*S.,  Exs.  Nr.  187),  auf  dem  Trebevic  (Zoch), 
bei  Starigrad  im  Miljackatale,  am  Ormanj  bei  Blazuj  (F.).  — Herzegowina:  Um  Mostar  (F.),  am 
Cim  (Pi.),  Domanovic  (^Hensch,  fide  V.),  im  Dubravawalde  bei  Sovici  (F. !).  — Juni,  Juli. 

17.  Spiranthes. 

[L.  C.  Rieh.,  De  Orcli.  europ.,  20,  28  (1817);  Mein.  Mus.  Paris.,  IV  (1818),  50;  Pfitzer  in  NPflF.,  II  6,  113.] 

1.  Spiranthes  spiralis  [C.  Koch  in  Linnaea,  XIII  (1839),  290,  XXII  (1849),  290.  — 
Sp.  autumnalis  L.  C.  Rieh.,  1.  c.,  37  und  59],  — In  Wiesen. 

Bosnien:  Bei  Banjaluka  (H.),  Donja  Tuzla  (M.),  um  Sarajevo  (H.),  auf  dem  Trebevic!,  bei 
Vucia  luka  (C.).  — Herzegowina:  Bei  Domanovic  (*Hensch,  fide  V.),  Stolac  (F.).  — August  bis 
Oktober. 

18.  Diphryllum. 

[Raf.  in  Med.  Repos.  N.  York,  V (1808),  357  und  in  Desv.,  Journ.  bot.,  I (1808),  220;  G.  Beck  in  Glasn., 
XV  (1903),  229.  — Listera  R.  Br.  in  Ait.,  Hort.  Kew.,  ed.  2,  V,  201  (1813),  nicht  Adans.,  Fam.,  II,  321 
(1763).  — Cardiophylluvi  Ehrli.,  Phytophyl.,  Nr.  76  (1780);  Beitr.,  IV,  148  (bloßer  Name).] 

1.  Diphryllum  ovatum  [G.  Beck,  1.  c.  — Listera  ovata  R.  Br.,  1.  c.  — Neottia  lati- 

folia  L.  C.  Rieh.,  De  Orch.  Annot.,  37  (1817).  — N.  ovata  Bluff,  et  Fing.,  Consp. 
fl.  Germ.,  2526].  — In  feuchteren  Wiesen,  unter  Buschwerk  bis  in  die  Voralpen. 

Bosnien:  Um  Bihac  (B.),  Banjaluka  (H.),  Travnik,  Guca  gora,  Vranduk  (*S.,  Exs.  Nr.  184), 
VareS  (Pr.),  um  Sarajevo!!  (Zoch),  auf  dem  Trebevic  (B.),  bei  Starigrad  im  Miljackatale  (Bl.),  auf 
dem  Igman  (F. !),  der  Kiek  PI.  (F.),  im  2eljeznicatale,  auf  der  Treskavica,  bei  Kalinovik,  in  der 
Zelen  gora,  am  Jasenak,  Maglic,  im  Sutjeskatale,  bei  Previla,  Pod  Vitez  (Pr.),  Han  Ljehcici,  Ru- 
sanovic  im  Rogaticer  Kreise  (F.),  auf  der  Suljaga  (Pr.),  bei  Kupres  (F.),  auf  der  Malovan-,  Kames- 
nica-,  Vjestica-  und  Sator  PL,  bei  Suica,  Vagnja  (Pr.).  — Herzegowina:  Am  Gliva  bei  Trebinje 
(*  P.).  — Juni,  Juli. 

2.  Diphryllum  cordatum  [G.  Beck,  1.  c.  — Listera  cordata  R.  Br.,  1.  c.  — Neottia  cordata 

L.  C.  Rieh.,  De  Orch.  Annot.,  37  (1817)].  — Zwischen  Moos  in  feuchten  Wäldern. 

Bosnien:  (*Boue),  in  Waldschluchten  des  oberen  Vogoscatales  gegen  den  Ozren  (B.),  in  der 
Zelen  gora  (Pr.).  — Juli. 

19.  Neottia. 

[(L.) ; Adans.,  Fam.,  II,  70  (1763),  z.  T.;  Ehrli.,  Phytophyl.,  56  (1780)  und  Beitr.,  IV  (1789),  148.  — Sect. 
Euneollia  Reich,  fil.,  Icon.,  XIV,  145  (1851).  — Neottidium  Schlecht.,  Fl.  Berol.,  I,  p.  LXV  und  454  (1823)]. 

1.  Neottia  nidus  avis  [L.  C.  Rieh.,  De  Orch.  europ.,  37  (1817);  Mem.  Mus.  Paris.,  IV, 
(1818),  59],  — In  Wäldern,  unter  Buschwerk  bis  ins  Hochgebirge. 

Bosnien:  Um  Novi  (B.),  Travnik  (*S.,  Exs.  Nr.  183),  zwischen  Borovica  und  Kloster  Sut- 
jeska  (S.),  am  Kvarac  bei  Srebrenica  (J.),  um  Vares  (Pr.);  um  Sarajevo:  so  im  Bucatale,  am  Ozren, 


518 


II.  Naturwissenschaft. 


Trebevic  (B.);  am  Igman  (Zoch),  auf  der  Bjela  Ljeska  oder  Hojta  bei  Ledici  (B.),  auf  der  Treska- 
vica  (B.),  in  der  Zelen  gora  (Pr.),  bei  Ivan  karaula  (Landauer  in  litt.),  bei  Vitez  (F.),  Pod  Vitez 
(Pr.),  auf  der  Kiek-  und  Gola  Jahorina  PI.,  bei  Foca  (F.),  auf  dem  Maglic,  bei  Previla  (Pr.),  Caj- 
nica  (2ivotsky!),  auf  der  Kamesnica-,  Vjestica-,  Troglav-  und  Sator  PI.  (Pr.),  auf  der  Dinara  (B.), 
bei  Kurlaj,  Gubin  (Pr.).  — Herzegowina:  Auf  der  Prenj  PI.  (B.),  bei  Rujiste  (V.),  auf  dem  Vele2!  1 
(Mu.),  auf  der  Jastrebica  (*P.),  bei  Milanov  odsjek  und  am  Svitavac  in  der  Bjela  gora  (V.).  — 
Juni,  Juli. 

ß.  glandulosa  [G.  Beck,  Fl.  Niederöst.,  217  (1890)]. 

Bosnien:  Auf  der  Pogorelica  (Schwarz  nach  *B.). 

20.  Goodyera. 

[R.  Br.  in  Ait.,  Hort.  Kew.,  ed.  II,  V,  197  (1813);  Pfitzer  in  NPflF.,  H 6,  117.] 

1.  Goodyera  repens  [R.  Br.,  1.  c.,  198].  — In  moorigen,  schattigen  Wäldern  der  Vor- 
alpen. 

Bosnien:  Auf  der  Grmec-,  Osjecenica-  und  Klekovaca  PI.  (*F.).  — Juli,  August. 


21.  Coralliorrhiza. 

[Rupp.,  Fl.  Hall.,  281  in  Haller,  Enum.  stirp.  Helv.,  I,  278  (1742);  Hist.  Helv.,  II  (1768),  159,  Tab.  44; 
Scop.,  Fl.  Carn.,  ed.  II,  II,  207  (1772);  R.  Br.  in  Ait.,  Hort.  Kew.,  ed.  II,  V,  209;  Pfitzner  in  NPflF., 

II  6,  131.] 

1.  Coralliorrhiza  neottia  [Scop.,  1.  c.  — C.  innata  R.  Br.,1.  c.  — C.  coralliorrhiza ].  — 
In  schattigen  Wäldern. 

Bosnien:  Auf  der  Klekovaca  PL  (F.),  auf  der  Vilenica  (*Fr.  Br.),  Treskavica,  Zelen  gora, 
auf  dem  Troglav,  in  der  Sator  PI.  (Pr.).  — Juni,  Juli. 


Neue  Beiträge  zur  Dipterenfauna  der  Balkan halbinsel. 

Von 

Prof.  P.  Gabriel  Strobl 

in  Admont. 


Seit  meiner  Zusammenstellung  cler  „Dipterenfauna  von  Bosnien,  Hercegovina  und 
Dalmatien“  in  dieser  Zeitschrift  1898  und  der  bedeutend  vermehrten  deutschen  Aus- 
gabe in  den  „Wissenschaftliche  Mitteilungen  aus  Bosnien  und  der  Hercegovina“  1900 
erhielt  ich  wieder  vom  Landesmuseum  in  Sarajevo  durch  Herrn  Kustos  Apfelbeck 
ein  ziemlich  bedeutendes  Determinationsmateriale.  Ich  selbst  sammelte  seither  einige 
Wochen  um  Sebenico,  Spalato  etc.;  ferner  erwarb  ich  durch  Kauf  aus  dem  Nachlasse 
des  außerordentlich  eifrigen  dalmatinischen  Sammlers  Apotheker  Gian  Battista  Novak 
seine  Dipterensammlung  (nebst  seinen  übrigen  entomologischen  Sammlungen  exclusis 
Coleopteris);  endlich  stellte  mir  auch  Herr  Oberforstmeister  Alexander  Siebäck  in 
Riegersburg  aus  seiner  4000  Arten  reichen  Sammlung  ein  Verzeichnis  sämtlicher  in 
seinem  Besitze  befindlichen  dalmatinischen,  meist  von  ihm,  Erber  und  Prof.  Gasparrini 
(Spalato)  gesammelten  Arten  zur  Verfügung.  In  diesen  neuen  Beiträgen  beschränke 
ich  mich  aber  nicht  bloß  auf  Nachträge  zu  meiner  Fauna,  sondern  führe  auch  die 
übrigen,  von  Hilf  in  Serbien,  von  Kustos  Apfelbeck  in  den  Balkanländern  gemachten 
Funde  an,  da  ja  das  Landesmuseum  von  Sarajevo  die  naturwissenschaftliche  Zentral- 
stelle für  die  ganze  Balkanhalbinsel  darstellt. 

Die  Anordnung  bleibt  dieselbe  wie  in  meiner  Fauna;  die  Gründe  für  diese  An- 
ordnung habe  ich  schon  in  der  Einleitung  zur  Fauna  sowie  später  nochmals  in  den 
Verhandlungen  der  zool.-bot.  Gesellschaft  1901,  p.  407 — 411,  angegeben.  Auch  die 
maßvolle  Aufstellung  von  Varietäten  nach  den  Grundsätzen,  die  Herr  Weise  in  der 
Wiener  entom.  Zeit.  1882,  p.  115,  angeführt  hat,  halte  ich  für  ersprießlich;  die  Auf- 
stellung von  Varietäten  ist  zwar  bei  den  Dipterologen  viel  weniger  gebräuchlich  als 
bei  den  Koleopterologen  und  Lepidopterologen;  doch  hat  schon  Loew,  unstreitig 
der  größte  Dipterolog,  Varietäten  aufgestellt,  z.  B.  Leptis  conspicua  var.  alpina,  Atherix 
Ibis  var.  femoralis. 

Arten,  welche  in  meiner  Fauna  noch  nicht  aufgeführt  sind  (teilweise  auch  im 
Gebiete  derselben  nicht  Vorkommen  dürften),  werden  durch  ein  * kenntlich  gemacht. 
Die  von  Herrn  Siebäck  zusammengestellten  Arten  führe  ich,  da  ich  die  Exemplare 
nicht  gesehen  habe,  als  Anhang  bei  den  betreffenden  Familien  an.  Mehrere  im  Kata- 
loge Novaks  angeführte  Arten  fehlen  in  der  Sammlung;  wahrscheinlich  wurden  sie  durch 
Insektenfraß  zerstört. 


520 


II.  Natur  Wissenschaft. 


I.  Familie:  Stratiomyidae. 

JPachygaster  Mg. 

ater  Mg.  Zara,  Ende  Juni — Aug.  cf,  g nicht  selten  (Novak);  Stolac,  1 cf,  3 g (Winneg). 

Nemotelus  Geoffr. 

pantherinus  L.  Serbien:  Nis  1 g (1.  Hilf,  Mus.  Sar. !). 

luteicornis  Egg.  Schin.,  I,  5.  Prevesa,  2 cf,  1 g (1.  Apfelb.,  Mus.  Sar.!). 

*signatus  Friv.  Schin.,  I,  6.  Serbien:  Nis,  g (1.  Hilf!). 

* Serbiens  in.  cf.  6 5mm.  Rostro  brevi,  obtuso;  oculis  nudis ; thorace  et  abdomine  ar- 
genteo-pubescentibus.  Niger  fronte  alba;  plaga  humerali  alba  minuta;  abdomine 
subtus  fere  toto  nigro,  supra  segmentis  2.  et  3.  albis;  illo  plaga  triangulari  ba- 
sali,  hoc  fascia  transversa  apicali  nigra;  femoribus  omnibus  praeter  apicem  nigris , 
tibiis  omnibus  nigrofasciatis. 

g . 6'5  mm.  Praeter  colorem  nigrum  omnino  similis  aeroso  Gimm. 

Nachdem  ich  alle  von  Loew  (in  der  Linnaea  und  in  Mg.  IX)  sowie  die 
von  Jaennike  und  Bezzi  beschriebenen  Arten  verglichen  habe,  fand  ich  nirgends 
eine  entsprechende  Beschreibung;  fast  alle  Arten  sind  bedeutend  kleiner  und  die 
ungefähr  gleich  großen,  ebenfalls  silberweiß  behaarten  varius  und  signatus  unter- 
scheiden sich  leicht  durch  behaarte  Augen  und  andere  Färbung.  Nur  Lomnickii 
Mik  (zool.-bot.  Ges.  1867,  p.  413,  5 aus  Podolien),  wahrscheinlich  = aerosus  Gimm. 
Bull.  d.  Mose.  1847,  p.  167,  g aus  Rußland  ist  fast  identisch;  von  Jaroscheffski 
wurde  1876  in  einem  russisch  geschriebenen  Werke  auch  das  cf  beschrieben  (vide 
Osten-Sacken  in  Wien,  entom.  Zeit.  1882,  p.  149).  Aber  auch  diese  Art  stimmt 
nicht  vollständig;  denn  sie  wird  von  Gimm.  „thorace  et  capite  fusco-aeneis“,  von 
Mik  „virescenti  niger“  genannt;  der  Hinterleib  des  cf  wird  „schwarz  mit  einem 
weißlichen  oder  gelblichweißen  Querstreifen  auf  der  Oberseite“  genannt,  was 
auch  mit  meinen  cf  nicht  recht  stimmen  will;  es  ist  immerhin  möglich,  daß  mein 
Tier  nur  eine  schwarze  Lokalrasse  von  aerosus  ist;  jedenfalls  ist  eine  genauere 
Beschreibung  nicht  überflüssig,  da  das  cf  von  aerosus  nur  in  russischer  Sprache 
beschrieben  wurde. 

cf.  Schwarz.  Die  Schnauze  sehr  kurz  und  stumpf;  Gesicht  mit  kurzer, 
silberweißer  Behaarung;  Fühler  schwarz;  Augen  nackt,  nur  durch  eine  schmale 
Linie  getrennt;  Stirn  weiß,  nur  mit  sehr  feiner  dunkler  Mittellinie.  Thorax  schwarz 
mit  dichter,  ziemlich  langer,  senkrecht  aufstehender  silberweißer  Behaarung;  die 
Schulterschwiele  nur  mit  kleinem  weißen  Flecke,  von  dem  sich  eine  kaum  sicht- 
bare weiße  Linie  bis  zur  Flügelwurzel  hinzieht.  Hinterleib  unterseits  fast  ganz 
schwarz;  nur  der  zweite  und  dritte  Ring  in  der  Mitte  etwas  braungelb  gesäumt,  an 
den  Seiten  aber  durchaus  schwarz.  Oberseits  ist  der  erste  Ring  ganz  schwarz; 
der  zweite  weiß,  nur  ein  halbkreisförmiger  oder  dreieckiger,  kurzer,  mit  dem 
ersten  Ringe  zusammenhängender  Basalfleck  der  Mittellinie  schwarz.  Der  dritte 
Ring  ist  weiß,  aber  mit  einer  schwarzen  Querbinde  am  Hinterrande,  welche  die 
Seitenränder  nicht  ganz  erreicht.  Bei  einem  Exemplar  ist  sie  breit,  nicht  unter- 
brochen, liegt  dem  Hinterrande  auf  und  sendet  drei  Spitzen  (in  der  Mitte  und 
an  jeder  Seite)  bis  zum  Vorderrande.  Beim  zweiten  cf  aber  ist  sie  schmal,  etwas 
vom  Hinterrande  entfernt,  in  der  Mitte  breit  unterbrochen  und  besteht  also  nur 
aus  zwei  Querflecken;  bei  diesem  cf  ist  also  der  dritte  Ring  vorherrschend  weiß, 


Strobl.  Neue  Beiträge  zur  Dipterenfauna  der  Balkanhalbins'el. 


521 


beim  ersten  cf  aber  fast  vorherrschend  schwarz.  Der  vierte  Ring  ist  schwarz  mit 
weißem  Seitensaume;  der  fünfte  schwarz,  nur  in  den  Vorderecken  weiß.  Vom 
dritten  Ringe  an  ist  der  Hinterleib  mit  dichtem,  anliegendem,  silberweißem  Flaume, 
der  an  den  schwarzen  Stellen  besonders  auffällt,  bedeckt.  Die  Beine  sind  weiß- 
gelb; aber  alle  Schenkel  mit  Ausnahme  der  Spitze  schwarz  und  alle  Schienen 
in  der  Mitte  schwarz  geringelt;  an  den  Hinterschienen  ist  der  Ring  vollständig 
geschlossen,  an  den  vorderen  aber  ± offen.  Die  sehr  zarten  Flügel  sind  weißlich 
glashell,  die  stärkeren  vorderen  Adern  rotgelb,  die  übrigen  kaum  sichtbar. 

Das  9 stimmt  vollkommen  mit  der  Beschreibung  der  Lomnicki  Mik,  nur  ist 
es  rein  schwarz.  Die  Schnauze  ist  etwas  stärker  entwickelt  als  beim  cf. 

Serbien:  Nis,  2 cf,  1 9 (Hilf). 

Lasiopa  Br. 

villosa  F.  Bosnien:  Stolac,  4 9 (Winneg.). 

tenuirostris  Lw.  Stolac,  2 cf,  4 9 (Winneg.);  Nis  in  Serbien,  5 (Hilf);  am  Mt.  Marian 
bei  Spalato  in  Schwarzföhrenwäldern  auf  Blumen  Ende  Mai  gemein,  auch  bei 
Salona  und  Sebenico  nicht  selten  (Strobl);  Zara,  11  cf,  9 (Novak). 

Oxycerci  Mg. 

muscaria  F.  Auf  Lesina  cf  9 nicht  selten,  Mai — Juli  (Novak). 

Allioccra  W. 

graeca  Snd.  Dalmatien:  Trau,  cf  (Apfelb.). 

Stratiomyia  Geofff. 

chamaeleon  Deg.  Serbien:  Pozarevac  und  Nis,  1 cf,  2 9 (Hilf). 

cenisia  Mg.  Pleske  in  Wien,  entom.  Zeit.  1899,  p.  266.  Lesina,  6 cf  (Novak);  Mato- 
rog,  9 (Apfelb.). 

erythrocera  Egg.  Serbien:  Pozarevac  3 9 (Hilf). 

longicornis  Scop.  Dalmatien:  Bei  Salona  23.  Mai  1 9 (Strobl). 

Odontomyia  Mg. 

ornata  Mg.  Capljina  9 (Winneg.),  San  Stephano  bei  Byzanz,  cf  (Apfelb.). 

ßavissima  F.  Zara,  1 cf,  4 9 (Novak);  Domanovic,  cf  (Winneg.). 

viridula  F.  Serbien:  Ak-Palanka  und  Pozarevac  3 9 (Hilf). 

(Subgen.  Psellidotus  Rond.)  *byzantina  m.  cf  9 mm,  9 11  mm.  Nigra,  villosa,  oculis 
villosis,  abdominis  lateribus  pedibusque  aurantiacis ; femoribus  praeter  apicem  et 
annulo  tibiarum  posticarum  nigris;  scutelli  dentibus  minimis ; alis  hyalinis. 

Erinnert  durch  Größe  und  Färbung  ganz  an  annulata  Mg.,  unterscheidet 
sich  aber  leicht  durch  die  dicht  behaarten  Augen,  die  dichte,  lange  Behaarung 
des  Kopfes  und  Thorax,  das  fast  dornenlose  Schildchen  und  bildet  so  eine  Über- 
gangsart zu  Lasiopa.  Am  nächsten  verwandt,  ebenfalls  mit  dicht  behaarten  Augen, 
ist  cephalonica  m.  (Wien,  entom.  Zeit.  1898,  p.  297,  aus  Korfu;  ich  beschrieb  sie 
daselbst  fraglich  als  Varietät  der  limbata-,  da  aber  lirnb.  kahle  Augen  besitzt, 
halte  ich  sie  jetzt  für  eine  selbständige  Art). 

cf.  Von  der  Größe  der  annulata.  Kopf,  Augen  und  Thorax  dicht  und  lang 
abstehend  rötlich  weiß  behaart;  Mesonotum  außerdem  mit  dichter,  anliegender, 


522 


II.  Naturwissenschaft. 


fuchsroter  Behaarung;  Hinterleib  weniger  dicht  und  kürzer  behaart.  Kopf  rund- 
lich; die  Augen  stoßen  in  einer  ziemlich  langen  Strecke  zusammen;  die  Facetten 
der  unteren  Hälfte  sind  deutlich  kleiner.  Rüssel  kurz,  gegen  das  Ende  stark  ver- 
dickt. Fühler  etwas  länger  als  der  Kopf;  das  erste  Glied  etwas  länger  als  das 
zweite,  langbehaart;  das  zweite  nur  kurzhaarig;  das  dritte  länger  als  beide  zu- 
sammen, kahl,  fast  gleich  breit,  gegen  das  Ende  etwas  verdünnt  und  gebogen; 
Griffel  kurz,  nackt,  stumpf.  Thorax  und  Schildchen  durchaus  schwarz,  dicht 
und  fein  punktiert;  Schildchendorne  zwei,  aber  sehr  unscheinbar  und  deutlich 
unterständig.  Hinterleib  unterseits  durchaus  orangerot;  oberseits  — fast  genau 
wie  bei  annulata  — mit  breiter,  schwarzer,  an  der  Basis  der  Segmente  bis  zum 
Seitenrande  erweiterter  Mittelstrieme  und  breit  orangeroten  Seiten;  der  erste  Ring 
ganz  schwarz,  der  fünfte  schwarz  mit  rückwärts  breitem,  an  den  Seiten  schmalem 
orangerotem  Saume.  Beine  orangerot;  nur  die  Schenkel  bis  gegen  die  Spitze  hin 
und  ein  mäßig  breiter  Mittelring  der  Hinterschienen  schwarz.  Schwinger  weiß. 
Flügel  glashell;  die  stärkeren  Adern  gelb;  die  Adern,  welche  die  kurze  Diskoidal- 
zelle  bilden,  dunkler.  Die  erste  und  dritte  der  aus  der  Diskoidalzelle  entsprin- 
genden Adern  fehlen  ganz  oder  die  erste  ist  ganz  rudimentär;  die  zweite  und 
vierte  sind  sehr  deutlich,  enden  aber  etwas  vor  dem  Flügelrande;  sonst  stimmt 
das  Geäder  mit  annulata. 

5.  Die  abstehende  Behaarung  von  Kopf,  Augen  und  Thorax  ist  etwas  kürzer 
und  schütterer;  die  anliegende  Behaarung  des  Mesonotum  sehr  kurz  und  blaß 
messinggelb.  Kopf  nicht  ganz  sclrwarz,  sondern  zu  beiden  Seiten  des  aufgewor- 
fenen Mundrandes  mit  einem  rotgelben  Längsflecke.  Gesicht  fein  querrissig,  aber 
zwischen  Mund  und  Fühlern  eine  etwas  erhabene,  lanzettliche,  fast  kahle  und 
glatte  Leiste.  Stirn  von  ein  Drittel  Kopfbreite,  oberhalb  der  Fühler  mit  einem 
ziemlich  breiten,  ganz  bis  zu  den  Augen  reichenden  Quereindrucke.  Kopf  nicht 
gleich  hinter  den  Augen  senkrecht  abfallend  (wrie  beim  cf),  sondern  mit  einer 
mäßig  breiten,  durch  anliegende  Behaarung  fast  silberweiß  glänzenden  Leiste. 
Schildchen  am  Hinterrande  rotgelb;  die  zwei  Dornen  sind  etwas  deutlicher  als 
beim  cf,  liegen  aber  ebenfalls  am  Unterrande.  Die  orangeroten  Flecke  des  Hinter- 
leibes sind  bedeutend  kleiner;  nur  der  erste  ist  ziemlich  groß,  der  zweite  und 
dritte  aber  schmal  und  quer;  dafür  aber  ist  der  vierte  und  fünfte  Ring  am  ganzen 
Seitenrande,  der  fünfte  auch  am  Hinterrande  schmal  rotgelb  gesäumt.  Der  Bauch 
ist  nicht  ganz  einfärbig  orangerot,  sondern  der  dritte  und  vierte  Ring  besitzt  in 
der  Mitte  eine  schmale  schwarze  Querlinie,  der  fünfte  einen  schwarzen  Punkt. 
Die  Beine  sind  wie  beim  cf,  nur  sind  die  Tarsen  fast  ganz  dunkel  und  der  schwarze 
Mittelring  der  Hinterschienen  ist  breiter  und  an  der  Oberseite  fast  bis  zur  Spitze 
ausgedehnt.  Die  Flügel  wie  beim  cf,  aber  die  Adern  kräftiger  und  die  erste  aus 
der  Diskoidalzelle  entspringende  Ader  bis  gegen  den  Flügelrand  hin  deutlich. 

San  Stephano  bei  Byzanz  2 cf , 1 9 (Apfelb.). 

Sargus  F. 

cuprarius  L.  Nis  in  Serbien,  cf  (1.  Hilf). 

CJirysomyia  Macq. 

formosa  Scop.  Zara,  häufig  (Novak),  Spalato,  Salona,  gemein  (Strobl);  Ak-Palanka, 
Pozarevac,  Nis  in  Serbien  (Hilf);  Stolac,  2 cf  (Winneg.). 

melampogon  Zell.  Serbien:  Pozarevac,  9 (Hilf). 


StroM.  Neue  Beiträge  zur  Dipterenfauna  der  Balltanlialbinsel. 


523 


Sammlung  Siebäck:  Pachyg.  Leachii  (Trau,  1.  Sieb.);  Nemot.signatus,  varius 
und  obscuripes  Lw.  (1.  Erber;  letztere  zwei  stammen  wohl  aus  Korfu,  woher  ich 
sie  durch  Erber  besitze);  Lasiopa  villosa  (Zara,  1.  Sieb.),  calva  (Spalato,  1.  Gasp.) ; 
tenuirostr.  (Spalato,  1.  Gasp.);  Clitell.  Bahlii  (1.  Erber);  Oxycera  Meigenii  und 
muscaria  (1.  Erber);  leonina  (Zara,  1.  Sieb.);  Allioc.  graec.  (Dalm.,  1.  Erb.);  Stra- 
tiom.  furcata  (Spalato,  1.  Gasp.),  longicornis  (Zara,  1.  Sieb.),  erythrocera  (Dalm., 
1.  Erb.);  Odontom.  tigrina  (Zara,  1.  Sieb.),  ornata  (Zara,  1.  Sieb.),  ßavissima  (Dalm., 
1.  Erb.):  Sargus  bipunct.  (Dalm.,  1.  Erb.);  Berts  Morrisii  (Spalato,  1.  Gasp.);  Ac- 
tina  nitens  (Trau,  1.  Sieb.). 

II.  Familie:  Xylophagidae. 

Coenomyia  ferruginea  Scop.  Livno,  cf,  9 (Apfelb.),  Trau  (1.  Sieb.). 

III.  Familie:  Tabanidae. 

Tcibanus  L. 

solstitialis  L.  *form.  melanochroitica  Br.  Prevesa,  9 (Apfelb.). 

lateralis  Mg.  Karpenisi,  9 (Apfelb.);  Stolac,  cf  (Winneg.). 

ater  Rossi.  Bosnien:  Stolac  und  Dol.  blato,  2 9 (Winneg.). 

umbrinus  HfF.  Bosnien:  Stolac,  1 cf,  3 9 (Winneg.). 

gigas  Herbst.  Serbien:  Ak-Palanka  und  Pozarevae,  2 9 (Hilf). 

lunatus  Wied.  Zara,  4 cf , 4 9 (Novak);  Nis  in  Serbien,  cf  (Hilf). 

quatuornotatus  Mg.  Spalato,  25.  Mai,  4 9 (Strobl);  Trebevicgebirge,  9 (Apfelb.); 

Radocelj,  9 (Reiser);  Ak-Palanka  in  Serbien,  9 (Hilf). 

*nemoralis  Mg.  Br.  Mon.,  p.  70.  Zara,  9 (Novak). 

graecus  F.  Zara,  Lesina,  Juni — Dezember,  1 cf,  6 9 (Novak);  Bosnien:  Stolac,  2 cf,  3 9 
(Winneg.);  Serbien:  Nis,  cf  (Hilf). 

bromius  L.  Spalato,  25.  Mai,  2 9 (Strobl);  Bosnien:  Stolac,  9 (Winneg.). 
tergestinus  Egg.  Zara,  9 (Novak). 
autumnalis  L.  Sarajevo,  9 (Winneg.). 

* maculicornis  Zett.  Br.  Mon.  93.  Serbien:  Ak-Palanka,  cf  (Hilf). 
glaucopis  Mg.  Zara,  cf  (Novak). 

Sammlung  Siebäck:  micans,  auripilus,  gigas  (Spalato,  1.  Gasp.);  bovinus 
(Zara,  1.  Sieb.);  ater  und  lunatus  (Dalm.,  1.  Erber). 

Haematopota  Mg. 

*Bigoti  Gob.  Wien,  entom.  Zeit.  1882,  p.  155.  Serbien:  Nis,  9 (Hilf). 

*variegata  Fbr.  Schin.  I,  38.  Zara,  9 (Novak). 

Chrysops  Mg. 

coecutiens  L.  Bosnien:  Stolac,  2 9 (Winneg.). 
marmoratus  Ross.  Stylis,  9 (Apfelb.). 
relictus  Mg.  Treskavica  pl.,  2 9 (Apfelb.). 

*rufipes  Mg.  Serbien:  Pozarevae,  3 cf  (Hilf). 


524 


II.  Naturwissenschaft. 


V.  Familie:  Bombylidae. 

Lomatici  Mg. 

Belzebul  F.  var.  Erynnis  (Lw.  als  Art;  aber  die  von  Loew  angegebenen  Unterschiede 
sind  so  geringfügig,  daß  ich  Er.  lieber  mit  Beiz,  vereinige).  Zara,  3 cT;  2 9 
(Novak);  Bosnien:  Stolac,  4 cf,  2 $ (Winneg.). 

Sabaea  F.  Zara,  Lesina,  6 cf,  1 9 (Novak);  Serbien:  Pozarevac,  1 cf,  2 9 (Hilf). 
Atropos  Egg.  Zara,  cf,  9 (Novak);  Bosnien:  Stolac,  9 (Winneg.). 

* Rogenhof eri  Lw.  Mg.  VIII,  143  (aus  Podolien).  Serbien:  Nis,  cf  (Hilf). 

Anthrax  Scop. 

perspicillaris  Lw.  Zara,  3 9 (Novak). 

morio  L.  Zara,  3 cf , 1 9 (Novak);  Bosnien:  Stolac,  2 9 (Winneg.);  Serbien:  Pozare- 
vac, cf  (Hilf). 

velutinus  Mg.  Zara,  Lesina;  cf,  9 nicht  selten  (Novak);  Bosnien:  Stolac,  cf  (Winneg.). 
afer  F.  Zara,  cf  (Novak). 

Paniscus  Ross.  Serbien:  Nis,  cf  (Hilf). 

ßavus  Mg.  Zara,  Spalato,  Lesina,  nicht  selten  (Novak);  Serbien:  Ak-Palanka,  cf  (Hilf). 
cingulatus  Mg.  Zara,  Lesina,  4 cf , 2 9 (Novak);  Bosnien:  Stolac,  3 9 (Winneg.). 
Ixion  F.  Zara,  cf,  9 (Novak);  Bosnien:  Stolac,  2 9 (Winneg.). 

Argyvamoeba  Schin. 

tripunctata  Wied.  Zara,  9 (Novak);  Bosnien:  Stolac,  cf  (Winneg.). 

*Isis  Mg.  var.  pilosula  Lw.  (den  Namen  finde  ich  nicht  in  der  Literatur;  wahrschein- 
lich nur  in  litt.;  läßt  sich  nur  durch  das  nicht  ganz  gelblich,  sondern  größtenteils 
schwarz  behaarte  Untergesicht  vom  typischen  Isis,  den  ich  bei  Fiume  sammelte, 
unterscheiden,  daher  wohl  nur  Varietät  davon).  Zara,  1 cf , 2 9 (Novak);  1 Exem- 
plar ohne  Fundort  mit  der  Originaletiquette  Loews  kaufte  ich  von  Erber. 
*binotata  Mg.  Lesina  (Kat.  Novak;  fehlt  aber  im  Nachlasse;  ging  wohl  zugrunde; 
das  Vorkommen  in  Dalmatien  ist  jedoch  sehr  wahrscheinlich,  da  ich  die  Art 
öfters  um  Fiume  sammelte). 

*leucogaster  Mg.  Schin.  54.  Zara,  9 (Novak). 

*sinuata  Fall.  Schin.  53.  Sarajevo,  cf  (Winneg.). 

Bxoprosopa  Macq. 

vespertilio  Wied.  Zara,  1 cf , 3 9 (Novak);  Bosnien:  Stolac,  9 (Winneg.). 

Iacchus  F.  Zara,  Kopar  etc.,  cf,  9 nicht  selten  (Novak);  Bosnien:  Stolac,  1 cf , 2 9 
(Winneg.). 

* Germari  Wied.,  Schin.  56.  Zax-a,  9 (Novak);  stimmt  vollkommen  mit  meinen  Exem- 
plaren aus  Kalocsa  etc.  in  Ungarn  (1.  Thalhammer)  und  vom  Antilibanon  (1.  Dr. 
Mauthner). 

Bombylius  L. 

punctatus  F.  Bosnien:  Domanovic  und  Stolac,  1 cf , 5 9 (Winneg.). 
ater  Scop.  Zara,  cf,  9 häufig  (Novak);  Sebenico,  9,  25.  Mai  (Strobl);  Bosnien:  Sto- 
lac, cf,  9 (Winneg.);  Serbien:  Pozarevac  und  Nis,  9 cf , 9 (Hilf). 

*pictus  Pz.  Schin.  60.  Dalmatien:  Gravosa,  cf,  9 (Apfelb.);  Bosnien:  Sarajevo,  9 (Apfelb.). 


Strobl.  Neue  Beiträge  zur  Dipterenfauna  der  Balkanhalbinsel. 


525 


discolor  Mik.  Zara,  cf,  5 (Novak). 

medius  L.  Zara,  Lesina,  4 normale  cf  (Novak);  Serbien:  Pozarevac  cf  (Hilf). 

var.  dalmatina  in.  (Diesen  Namen  führe  ich  ein  für  die  in  Wien,  entom.  Zeit.  1893, 
p.  33,  aus  Spalato  beschriebene  Übergangsform  zu  punctipennis  Lw.).  Capljina, 
cf,  9 (Winneg.). 

fimbriatus  Mg.  Bosnien : Am  Trebevi6,  § (Apfelb.). 

capillatus  Palm.  Lesina,  2 cf  (Novak). 

variabilis  Lw.  Spalato,  Sebenico,  Ende  Mai,  7 9 (Strobl);  Zara,  cf,  9 (Novak);  Bos- 
nien: Stolac,  2 9 (Winneg.). 

cinerascens  Mik.  Zara,  cf  (Novak);  Spalato,  24.  Mai,  1 cf  (Strobl). 

fulvescens  Mg.  Zara,  Lesina,  3 cf , 2 5 (Novak);  Spalato,  am  Mt.  Marian,  Ende  Mai, 
7 cf  (Strobl);  Bosnien:  Stolac,  1 5 (Winneg.);  Serbien:  Nis,  cf  (Hilf). 

*minor  L.  Serbien:  Nis,  9 (Hilf);  ich  besitze  diese  seltene  Art  aus  Korfu  (1.  Erber) 
und  aus  Lemberg,  wo  sie  bei  Colletes  fodiens  schmarotzt  (Schmidt-Göbel,  9 samt 
Puppe). 

Systoechus  Lw. 

hircanus  Wied.  Spalato,  2 cf , 2 9 (Novak). 

* ctenopterus  Mik.,  Loew,  Neue  Beitr.,  Schin.  I,  64.  Zara,  9 (Novak). 

* var.  aurulentus  Mg.  (Eine  Form  mit  dunkleren  Schienen;  Becker  in  Wien,  entom. 

Zeit.  1889,  p.  73,  hält  sie  zwar  für  eine  gute  Art,  aber  auch  die  von  ihm  an- 
geführten Unterschiede  sind  zu  geringfügig  und  variabel;  nach  meiner  Überzeu- 
gung ist  sogar  ctenopterus  nicht  spezifisch  von  sulphureus  Mik.  verschieden;  ich 
sammelte  bei  Radkersburg  an  Lehmrainen  zahlreiche  cf  von  sulphureus  und 
ctenopterus,  war  aber  bei  der  Determination  oft  unschlüssig;  außer  der  Größe 
fand  ich  kaum  einen  Unterschied.)  Bosnien:  Stolac,  cf  (Winneg.),  besitze  sie 
auch  aus  Ungarn. 

Dischistus  Lw. 

*unicolor  Loew.  Neue  Beitr.  1855,  p.  47.  Serbien:  Nis,  9 (Hilf). 

minimus  Sehr.  Zara,  9 (Novak);  Bosnien:  Stolac,  9 (Winneg.). 

ßavibarbus  Lw.  Nota:  Dr.  Kertesz  beschreibt  in  Term.  Füz.  1901  aus  Novi  einen 
croaticus,  9,  und  bemerkt  zuletzt,  daß  mein  ßavibarbus  aus  Lesina  kaum  die 
Art  Loews,  sondern  eine  selbständige  Art  sein  dürfte;  da  er  aber  weder  die 
Gründe  für  diese  Ansicht  vorlegt,  noch  das  richtige  9 zu  ßavibarbus  zu  beschrei- 
ben in  der  Lage  ist,  so  kann  ich  mit  dieser  Notiz  vorläufig  nichts  anfangen;  ich 
möchte  nur  noch  bemerken,  daß  bei  den  Bombyliiden  ohnehin  schon  zu  viele 
Formen  als  selbständige  Arten  beschrieben  wurden  und  kleine  Färbungs-  oder 
Behaarungsdifferenzen  variieren. 

Ploas  Ltr. 

virescens  F.  Um  Zara  etc.,  Mai — Juli,  sehr  häufig  (Novak). 

*j Phthiria  Mg. 

* umbripennis  Lw.  Linnaea  1846,  p.  393,  Mik.  in  zool.-bot.  Ges.  1881,  p.  592  (eine  Va- 
rietät). Brusje  auf  Lesina,  1 cf  (Novak);  bisher  nur  aus  Sizilien,  Rom  und  (die 
Varietät)  aus  Spanien  bekannt. 

*Gaedii  Wied.  Mg.,  Schin.  I,  67.  Verbosca  auf  Lesina,  9.  u.  10.  August,  3 9 (Novak). 


526 


II.  Naturwissenschaft. 


TJsia  Ltr. 

*Novakii  m.  35 — 5 mm.  9:  Differt  a florea  F.  et  versicolore  F.  praecipue  vena  trans- 
versa ante  medium  celhilae  discoidalis  posita;  dorso  thoracis  atro,  nitido  ( non 
pollinoso),  abdomine  coerulescenti-atro. 

cf : differt  praeterea  colore  feminae. 

9 : Schwarz,  glänzend,  unbestäubt,  der  Hinterleib  etwas  bläulich.  Die  vor- 
dere Querader  steht  bedeutend  vor  der  Mitte  der  Diskoidalzelle;  Flügel  glashell, 
nur  das  mittlere  Drittel  der  vorderen  Basalzelle  blaß  braungrau.  Äußerst  ähnlich 
den  £ der  florea  und  versicolor,  die  ich  besitze,  erstere  aus  Rhodus  (1.  Erber, 
det.  Loew!),  letztere  aus  Kalabrien  durch  Erber  und  Bezzi.  Bei  beiden  steht 
aber  die  vordere  Querader  genau  auf  der  Mitte  der  Diskoidalzelle;  beide  besitzen 
ferner  einen  metallgrünen  Hinterleib;  florea  außerdem  eine  äußerst  kurze,  weiß- 
liche Behaarung.  Auch  die  glänzendschwarze  sicula  Egg.  weicht  nach  der  Be- 
schreibung schon  durch  den  nur  kurz  fahlgelb  behaarten  Thorax  ab.  Ebenso 
stimmt  keine  der  von  Lw.  und  Mg.  publizierten  Arten,  am  ehesten  noch  die  aus 
Marokko  beschriebene  atrata  F.  Mg.  I,  227,  und  VI,  328;  doch  ist  die  Beschrei- 
bung zu  unvollständig,  weicht  auch  mehrfach  ab  (z.  B.  „glänzend  indigoblau, 
graulich  behaart“  etc.).  In  Behaarung  und  Geäder  steht  meine  Art  jedenfalls  zu- 
nächst der  versicolor.  An  Kopf,  Fühlern,  Stirnbreite,  Rüssellänge  kein  nennens- 
werter Unterschied;  der  Thoi’axrücken  ist  aber  weder  bestäubt,  noch  gestriemt, 
sondern  durchaus  glänzendschwarz;  die  aus  feinen  Pünktchen  entspringenden, 
aufrechten  schwarzen  Haare  desselben  sind  lang,  aber  doch  erheblich  kürzer  als 
bei  versicolor.  Schüppchen  weiß,  Schwinger  gelb.  Hinterleib  schwai’z,  aber  mit 
einem  deutlichen  Stich  ins  Bläuliche;  die  schwarze  Behaarung  desselben  bedeu- 
tend kürzer  und  dichter  — als  bei  versicolor  — , die  Punkte,  aus  denen  die 
Haare  entspringen,  größer,  sodaß  der  Hinterleib  ziemlich  genarbt  aussieht;  Um- 
riß genau  eiförmig,  Oberfläche  mäßig  gewölbt;  Unterseite  stark  konkav;  die  Lege- 
röhre steht  in  der  Form  eines  kurzen  achten  Ringes  vor.  Flügel  wie  bei  versi- 
color, nur  mit  den  zwei  oben  angegebenen  Unterschieden;  bei  versicolor  ist  die 
ganze  Basalzelle  und  auch  der  Vorderrand  deutlich  gelbbraun  getrübt.  Die 
Schlußader  der  Diskoidalzelle  liegt  — wie  bei  versicolor  — genau  unter  dem  Be- 
ginn der  Gabel  der  dritten  Längsader;  die  kurze,  gerade,  hintere  Querader  eben- 
falls nahe  der  Basis  der  Diskoidalzelle;  Analzelle  geschlossen  und  gestielt,  der 
Stiel  aber  bedeutend  länger  als  bei  versicolor. 

cf.  Während  meine  3 cf  der  versicolor  in  der  Färbung  total  vom  9 ver- 
schieden sind,  stimmen  die  cf  der  Novakii  vollkommen  mit  den  9 und  lassen  sich 
nur  unterscheiden  durch  die  etwas  schmäler  getrennten  Augen,  sowie  durch  das 
große,  dicke,  analog  wie  bei  versicolor  gebaute,  ebenfalls  ganz  schwarze 

Hyp°pyg- 

Zara,  2 cf , 3 9 (Novak);  bisher  war  aus  der  österreichischen  Fauna  keine 
Art  bekannt. 

Amictus  Wd. 

pictus  Wied.  Um  Zara,  cf,  9,  nicht  selten  (Novak). 

Geron  Mg. 

(jibbosus  Mg.  Liegt  ebenfalls  in  12  cf,  9 aus  Zara  vor  (Novak). 


Strobl.  Neue  Beiträge  zur  Dipterenfauna  der  Balkanhalbinsel. 


527 


Toxophora  Mg. 

maculata  Wcl.  Zara,  1 cf,  5 5 (Novak);  Bosnien:  Stolac,  cf  (Winneg.). 

Sammlung  Siebäck:  Anthrax  Polyphemus,  velutinus , afer  (Dalmatien, 
1.  Erber),  Ixion  (Zara,  1.  Sieb.);  Exopros.  Iacchus  (Zara,  1.  Sieb.);  Mulio  obscurus 
(Trau,  1.  Sieb.);  Bombylius  punctatus  (Zara,  1.  Sieb.),  medius  (Dalmatien,  1.  Erber), 
cinerascens  (Zara,  1.  Sieb.);  Dischistits  minimus  (Zara,  1.  Sieb.);  Amictus  pictus , 
Geron  gibbosus  (Dalmatien,  1.  Erb.);  Toxoph.  macul.  (Spalato,  1.  Gasp.). 


VII.  Familie:  Empidae. 

Cyrtoma  Mg. 

* nigrum  Mg.  Bosnien:  Bijamgebirge,  9 (Apfelb.). 

Hybos  Mg. 

* culiciformis  F.  Lesina  (Kat.  Novak,  determ.  Pokorny;  fehlt  aber  in  der  Sammlung). 

Microphorus  Macq. 

*dalmatinus  m.  cf.  Differt  a velutino  thorace  coerulescenti-cinereo,  nigro-trivittato , 
pedibus  brunneoßavis.  Zara  (1.  Novak). 

Fast  identisch  mit  velutinus  Macq.;  in  Größe,  Flügeln,  Behaarung,  Form 
der  Fühler,  Hinterbeine,  des  Hypopyg  sehe  ich  keinen  Unterschied;  aber  der 
Thorax  ist  bläulichaschgrau  mit  drei  schwarzen  Striemen,  die  Seitenstriemen 
vorne  verkürzt  und  die  Beine  sind  braungelb.  Vielleicht  nur  eine  südliche  Rasse 
von  velutinus. 

Leptopeza  Macq. 

sphenoptera  Lw.  Vares  bei  Sarajevo,  cf  (Apfelb.). 


*stigmatica  Wik. 
(Winneg.). 


Hemerodromia  Mg. 

Strobl  in  „Wien,  entom.  Zeit.“  1899,  77.  Pazarib  (Krupatal,  1 cf 
Heleodromia  Hai. 


stagnalis  Hai.  Am  Strande  bei  Salona,  24.  Mai,  cf  (Strobl). 


Tachydromia  Mg. 

*oedicnema  Strobl,  „Dipt.  von  Steierm.“  IV,  211,  cf,  „Tiefs  dipt.  Nachlaß“,  32,  9 
= candicans  var.  flaviventris  Str.  „Steierm.“,  IV,  211.  Zara,  9 (Strobl). 

*cursitans  F.  Schin.  88,  Strobl,  „Dipt.  von  Steierm.“  I,  115.  Lesina  (Kat.  Novak, 
determ.  Pok.);  fehlt  zwar  in  der  Sammlung,  doch  ist  das  Vorkommen  dieser  an- 
derswo gemeinen  Art  sehr  wahrscheinlich). 

bicolor  F.  *var.  Thoraxrücken  licht  aschgrau,  alle  Tarsen  sehr  deutlich  schwarz  ge- 
ringelt; vielleicht  spec.  nova  Auf  Strandwiesen  bei  Spalato,  25.  Mai,  1 9 (Strobl). 

*flavipes  F.  Strobl,  „Dipt.  von  Steierm.“  I,  p.  116.  Zara,  Lesina,  3 9 (Novak);  Kar- 
penisi,  cf  (Apfelb.;  doch  ist  die  Determination  nicht  ganz  sicher,  da  das  dritte 
Fühlerglied  fehlt). 

*dalmatina  m.  cf  3,  9 2’5  mm.  Nigra  thoracis  dorso  flavidopollinoso  setis  nigris; 
antennae  capite  longiores,  nigrae  seta  obscura;  pedes  lutei  tarsis  nigroannulatis ; 
vena  3.  et  4.  convergentibus. 


528 


II.  Naturwissenschaft. 


Eine  mittelgroße  Art,  sehr  nahe  verwandt  mit  alpigena  m.,  maculipes  Mg., 
longiseta  und  pubicornis  Zett.,  brunneitibia  Strobl;  letztere  stellte  ich  in  Wien, 
entom.  Zeit.  1899,  78,  als  Varietät  von  pubicornis  auf,  Bezzi  aber  in  Soc.  ent. 
ital.  1899,  153,  betrachtet  sie  als  gute  Art.  Von  allen  diesen  Arten  unter- 
scheidet sich  dalmatina  durch  die  deutlich  konvergierende  dritte  und  vierte  Längs- 
ader; ferner  von  alpigena  durch  schwarzgeringelte  Tarsen;  von  maculipes  eben 
dadurch  und  viel  längere  Fühler,  schwarze  Beborstung  von  Thorax  und  Schild- 
chen; von  longiseta  durch  an  der  Basis  nicht  rote  Fühler  und  nicht  gelbe  Thorax- 
borsten; von  den  zwei  letzten  durch  intensivere  Thoraxbestäubung. 

cf.  Kopf  schwarz,  aber  Stirn  und  Gesicht  silberweiß  bestäubt.  Augen  mäßig 
breit  getrennt.  Taster  sehr  klein,  rotgelb.  Rüssel  glänzendschwarz,  fast  von 
Kopflänge.  Fühler  ganz  schwärzlich,  bedeutend  länger  als  der  Kopf;  das  dritte 
Glied  ziemlich  auffallend  flaumhaarig,  etwas  länger  als  die  dunkle  Borste.  Thorax 
durchaus  dicht  bestäubt,  auf  den  Brustseiten  weißgrau,  am  Rücken  gelblichgrau; 
die  kurze  Behaarung  ungeordnet,  bleich,  die  längeren  Rand-  und  zwei  Schildchen- 
borsten schwarz.  Hinterleib  glänzend  schwarzbraun  mit  kolbigem  Hypopyg. 
Beine  samt  den  Hüften  glänzend  rotgelb,  ziemlich  langhaarig;  nur  die  hintersten 
Kniespitzen  schwarz  und  alle  Tarsen  zierlich  schwarzgeringelt.  Die  Vorderschenkel 
dick,  unterseits  nur  langhaarig;  die  Mittelschenkel  noch  dicker,  unterseits  kurz 
sägezähnig;  die  Hinterschenkel  dünn.  Flügel  normal,  ziemlich  blaßaderig;  die 
Stigmatikal verdickung  blaß;  die  dritte  und  vierte  Längsader  konvergieren  am 
Ende  deutlich,  aber  nicht  so  stark  als  bei  candicans ; die  hintere  Basalzelle  ist 
sehr  schief  abgeschlossen. 

Das  5 unterscheidet  sich  sehr  wenig  vom  cf : Die  Fühler  sind  kaum  etwas 
kürzer,  das  dritte  Glied  meist  so  lang  als  die  Borste;  der  Hinterleib  etwas  blasser, 
stellenweise  sogar  rötlich. 

Lesina,  2 cf,  5 9 (Novak). 

*minuta  Mg.  III,  76,  Sehin.  I,  89,  Strobl,  „Dipt.  von  Steierm.“  I,  118.  Zara,  cf,  5 (Novak). 

Novakii  Strobl,  Wien,  entom.  Zeit.  1893,  37.  Auf  Strandwiesen  bei  Spalato,  Ende  Mai, 
1 cf  (Strobl). 

lesinensis  Strobl,  1.  c.,  p.  38.  Auch  bei  Zara,  1 cf , 4 5 (Novak). 

* fascipes  Mg.  var.  obscurior  m.  Zara,  5 (Novak). 

Dieses  9 stimmt  in  Größe  (4'3  mm),  Färbung,  Geäder  so  gut  mit  den  von 
mir  in  „Dipt.  von  Steierm.“  I,  120,  beschriebenen  normalen  5,  daß  es  sicher  in 
den  Formenkreis  der  fascipes  gezogen  werden  muß;  es  unterscheidet  sich  aber 
durch  viel  dunklere  Färbung  der  Thoraxborsten  und  der  Schenkel.  Eine  Varietät 
mit  dunklen  Thoraxborsten  (var.  melanochoeta)  hat  schon  Bezzi  in  Soc.  ent. 
ital.  1899,  p.  158,  aufgestellt.  Bei  meinem  9 sind  aber  auch  die  Schenkel  auf- 
fallend dunkel.  Die  Vorderhüften  sind  nur  nahe  der  Spitze  gelb;  die  Vorder- 
schenkel gelb,  aber  mit  sehr  breiter  schwarzer,  von  der  Basis  bis  nahe  zur 
Spitze  reichender  Rückenstrieme;  die  Mittelschenkel  schwarz,  nur  mit  ziemlich 
breit  gelbem  Knie;  die  Hinterschenkel  schwarz,  nur  das  Knie  mäßig  breit  und 
die  Oberseite  von  der  Basis  bis  zur  Mitte  hin  gelb.  Die  Schienen  aber  sind  — 
wie  bei  der  Normalform  — durchaus  lebhaft  gelb,  die  Tarsen  schwarzgeringelt  etc. 

Drapetis  Mg. 

*aenescens  Wied.  Lw.,  Neue  Beitr.  1859,  35,  Schin.  I,  96.  Zara,  3 cf,  59.  Die 
Schienen  sind  bei  einigen  Exemplaren  fast  ganz  schwarz,  bei  anderen  ganz  dunkel 


Strobl.  Neue  Beiträge  zur  Dipterenfauna  der  Balkanhalbinsel. 


529 


gelbrot;  schon  Loew  führt  diese  Variationen  an,  er  gibt  die  Art  aus  Deutschland, 
Frankreich,  Italien  und  vom  Kap  an;  ich  erhielt  sie  auch  mehrmals  von  Prof. 
Thalhammer  aus  Ungarn. 


lihampliomyia  Mg. 


Siebäcki  in.  kommt  nach  Dr.  Bezzis  brieflicher  Mitteilung  auch  bei  Sondrio  in  Italien 
vor. 


Empis  L. 


(I.  Gruppe)  *laeta  Lw.  Berlin,  entom.  Zeit.  1869,  81.  Bosnien:  Am  Trebevib,  1 Q 
(Apfelb.). 

(III.  Gruppe)  * meridioncilis  Mg.  Sellin.  I,  103.  Strobl,  „Dipt.  von  Steierm.“  I,  62.  Am 
Trebevic,  cf  (Apfelb.). 

rustica  Fll.  Bosnien:  Pazaric  im  Krupatale,  1 cf  (Winneg.). 

confusa  Lw.  Am  Trebevic,  5 (Apfelb.). 

(IV.  Gruppe)  tesselata  F.  Ivarpenisi,  cf  (Apfelb.). 

nepticula  Lw.  Capljina,  2 cf  (Winneg.). 

fallax  Egg.  Schin.  I,  105,  var.  fern,  posticis  tantum  luteis,  anterioribus  nigris.  Capljina, 
9 (Winneg.). 

erosa  Lw.  Zara,  9 cf,  13  5 (Novak);  Bosnien:  Stolac,  9 (Winneg.). 

livida  L.  Am  Trebevic,  cf  (Apfelb.). 

* pteropoda  Egg.  Schin.  I,  105.  Sarajevo,  cf  (Winneg.). 

* cothurnata  Br.  (aus  Griechenland),  Lw.  Mg.  VIII,  258  und  Wien,  entom.  Zeit.  1864, 

p.  255.  Bosnien:  Capljina,  3 9 (Winneg.);  stimmt  genau  mit  einer  Type  Loews 
aus  Korfu  (1.  Erber). 

(V.  Gruppe)  dedecor  Lw.  Spalato,  1 cf,  3 9 (Novak). 

(VI.  Gruppe)  chioptera  Fall.  Schin.  I,  106.  Loew,  Berlin,  entom.  Zeit.  1867,  54.  Zara, 
1 typisches  cf,  Lesina,  1 9,  als  subpennata  Macq.  von  Pokorny  bestimmt;  stimmt 
auch  mit  der  Beschreibung  Macq.,  ist  aber  sicher  nur  die  ziemlich  häufige  Form 
des  9 mit  fast  glashellen  Flügeln,  während  ganz  ausgefärbte  9 ± bräunliche  Flügel 
besitzen. 

* var.  sicula  Lw.  Berlin,  entom.  Zeit.  1867  (als  Art,  aber  nur  durch  den  dunkleren 

Haarschirm  von  der  Normalform  unterscheidbar,  daher  sicher  nur  eine  südliche 
Varietät).  Zara,  cf,  9 (Novak). 

* albinervis  Mg.  III,  26,  Schin.  I,  106.  Sarajevo,  1 typisches  cf  (Winneg.). 

Die  9 treten  in  zwei  Formen  auf:  a)  forma  impennis  m.  Hinterbeine  ganz 
ungefiedert,  nur  haarig  gewimpert;  b)  forma  pennata  m.  Hinterbeine  ± deutlich 
gefiedert.  Die  von  mir  in  „Dipt.  von  Steierm.“  I,  74,  beschriebenen  9 gehören 
zur  zweiten  Form;  seither  fand  ich  um  Admont  häufig  9 der  ersten  und  zweiten 
Form;  Mg.  hatte  die  erste  Form  vor  sich,  da  er  schreibt:  „Eine  Befiederung  habe 
ich  nicht  bemerkt.“  Schiner  schrieb  die  Beschreibung  Mg. ’s  nur  ab,  da  er  die 
Art  selbst  nicht  gesammelt  und  untersucht  hat;  sie  fehlt  auch  in  der  Sammlung 
Schmers.  9 der  ersten  Form  finden  sich  auch  im  Gebiete:  Ich  sammelte  bei 
Duino  4 9 mit  weißgelben  Schwingern  und  bei  Spalato  Ende  Mai  1 9 mit 
schwarzbraunen  Schwingern;  das  Exemplar  scheint  aber  etwas  fettig  oder  durch 
Nässe  verfärbt  zu  sein,  daher  die  Schwinger  vielleicht  ursprünglich  licht  waren. 

genualis  Strobl,  Wien,  entom.  Zeit.  1893,  39.  Lesina,  cf,  9 (Novak). 

brunnipennis  Mg.  Um  Zara  cf,  9 häufig  (Novak). 

Band  ix. 


34 


530 


II.  Naturwissenschaft. 


(VII.  Gruppe)  femorata  F.  Lesina,  9 (Novak). 

Erberi  Now.  Am  Trebevic,  cf,  9 (Apfelb.);  Serbien:  Ak-Palanka,  9 (Hilf). 

*palparis  Egg.  Schin.  I,  110,  Lw.,  Wien,  entom.  Zeit.  1864,  353  etc.  Serbien:  Po- 
zarevac,  9 (Hilf). 

Hilara  Mg. 

carinthiaca  Strobl,  Mon.,  p.  144.  Bosnien:  Pazaric  (Krupatal),  3 cf,  3 9 (Winneg.). 

dalmatina  m.  Auch  am  Strande  bei  Spalato,  Ende  Mai,  1 5 (Strobl). 

*fusitibia  Strobl,  Wien,  entom.  Zeit.  1899,  21.  Am  Strande  bei  Salona,  Ende  Mai, 
2 9,  vollkommen  identisch  mit  meinen  spanischen  Exemplaren  (Strobl). 

matroniformis  Strobl,  Wien,  entom.  Zeit.  1893,  40,  cT.  Zara,  Lesina,  11  cf,  5 9 
(Novak). 

Das  noch  nicht  beschriebene  9 unterscheidet  sich  vom  cf  nur  durch  ganz 
unverdickte,  normal  behaarte  Vorderbeine;  die  Hinterschienen  sind  — wie  beim 
cf  — einfach,  dünn  und  gerade. 

VIII.  Familie:  Asilidae. 

Leptogaster  Mg. 

cylindricus  Deg.  Brusje  auf  Lesina  (Novak  Kat.,  det.  Pokorny;  fehlt  aber  in  der  Samm- 
lung; wahrscheinlich  = folgendem). 

* pedunculatus  Lw.,  Linnaea  II,  405  (aus  Sizilien).  Zara,  1 cf,  2 9 (Novak).  Läßt 
sich  nur  durch  den  längeren  Stiel  der  zweiten  Submarginalzelle,  der  nach  Lw. 
etwas  über  das  Ende  der  Diskoidalzelle  reicht,  von  cylindricus  unterscheiden  und 
ist  wohl  nur  eine  Varietät  desselben;  bei  meinen  Exemplaren  reicht  er  nur  knapp 
bis  zum  Ende  der  Diskoidalzelle;  beim  normalen  cylindricus  aber  ist  er  bedeutend 
kürzer;  von  Erber  besitze  ich  ein  von  Loew  determiniertes  9,  aber  ohne  Fundort. 

* nigricornis  Lw.,  1.  c.,  Schin.  I,  118.  Zara,  cf  (Novak);  ich  sammelte  cf,  9 nicht  selten 
um  Volosca  (Istrien). 

Dioctrici  Mg. 

oelandica  L.  Zara,  7 9 (Novak). 

* rufithorax  Lw.,  Neue  Beitr.  1853,  37,  cf,  Lw.,  Mg.  VIII,  70,  cf,  Schin.  I,  119. 
Serbien:  Nis  2 9 (Hilf);  ich  erhielt  cf  9 häutig  aus  Kalocsa  durch  Prof.  Thal- 
hammer. 

* humeralis  Zell.,  Schin.  I,  119.  Brusje  auf  Lesina  und  Paklenica  (Kat.  Novak,  det. 
Pokorny;  fehlt  aber  in  der  Sammlung);  ich  besitze  die  Art  aus  Niederösterreich, 
Ungarn  und  dem  kroatischen  Litorale;  daher  das  Vorkommen  in  Dalmatien  jeden- 
falls wahrscheinlich  ist. 

longicornis  Mg.  Serbien:  Pozarevac,  cf,  9 (Hilf);  Bosnien:  Travnik,  2 cf,  1 9 (Thal- 
hammer). 

* calceata  Mg.  Serbien:  Nis,  2 normale  9 (Hilf). 

* Var.  (vel  spec.  propr.?)  nigriventris  m.  cf  8,  9 11  mm.  Differt  a typo  corpore  paullo 
robustiore,  abdomine  cf  tot.o  nigro , 9 nigro,  segmentorum  3.  et  4.  basi  anguste  rufa. 

calceata  Mg.  läßt  sich  nach  Schiner  absolut  nicht  bestimmen.  Er  rechnet 
calceata  zu  den  Arten,  deren  drittes  Fühlerglied  viel  länger  ist  als  das  erste  und 
zweite  zusammen;  es  ist  aber  nach  typischen  Exemplaren,  die  ich  aus  Mödling 
von  Pokorny  besitze,  nur  ungefähr  so  lang  als  das  erste  und  zweite;  ferner  nennt 
er  das  Spitzen  drittel  der  Vorderbeine  dunkelbraun,  während  nur  ungefähr  das 


Strobl.  Neue  Beiträge  zur  Dipterenfauua  der  B alkanhalb insbl . 


531 


Spitzendrittel  der  Yorderschienen  diese  Farbe  besitzt  (wahrscheinlich  ein  Druck- 
fehler). Auch  die  Angabe  Loews  in  Linnaea  II,  p.  439,  daß  die  Brustseiten 
ohne  Schillerstriemen  sind,  ist  nicht  ganz  richtig;  denn  es  findet  sich  eine  schmale, 
unterbrochene  Schillerstrieme,  die  von  der  Flügelwurzel  bis  zu  den  Vorderhüften 
geht;  die  bei  anderen  Arten  vorhandene  senkrechte  Schillerstrieme  zwischen 
Flügelwurzel  und  Mittelhüften  fehlt  allerdings  fast  ganz.  Meine  Varietät  nun 
stimmt  nach  genauen  Vergleichen  in  der  Bildung  der  Fühler,  Färbung  des  Thorax 
und  der  Beine,  Struktur  der  Hinterbeine  vollkommen  mit  den  typischen  Exem- 
plaren; ist  aber  etwas  robuster  gebaut,  größer  und  unterscheidet  sich  auffallend 
durch  den  ganz  schwarzen  Hinterleib  des  cf  und  g ; nur  das  5 besitzt  an  der 
Basis  des  dritten  und  vierten  Ringes  eine  schmale  dunkelrote  Binde.  Beim  cf 
sind  — wie  bei  der  Normalform  — alle  Schenkel  ganz  gelbrot,  die  Vorderschienen 
ungefähr  im  Enddrittel  und  die  Hinterschienen  mit  Ausnahme  des  Basaldrittels 
braun;  die  Mittelschienen  fast  ganz  gelbrot,  alle  Tarsen  ganz  schwarzbraun.  Beim 
g ist  die  Bräunung  nur  auf  den  Vorderschienen  deutlich;  die  Hinterschienen  und 
sogar  der  größte  Teil  der  Hinterferse  sind  ziemlich  rotgelb;  sonst  sind  die  Tarsen 
ebenfalls  schwarzbraun;  ferner  unterscheidet  sich  das  g — gleich  dem  normalen 
g — vom  cf  durch  die  teilweise  rote  Schulter-  und  Schildchenschwiele  (zwischen 
Schildchen  und  Flügelwurzel);  ßavipes  Mg.,  die  auch  bisweilen  ganz  rote  Schenkel 
besitzt,  unterscheidet  sich  leicht  durch  breite,  vollständige  Schillerstriemen  der 
Brustseiten,  die  nur  an  der  äußersten  Spitze  schwärzlichen  Vorderschienen,  teil- 
weise gelbe  Tarsen  etc.  — die  übrigen  Arten  auch  durch  nie  vollständig  gelbe 
Schenkel. 

Zara,  3 cf,  1 5 (Novak). 

*Reinhardi  Wied.  Schin.  I,  120.  Sarajevo,  cf  (Winneg.). 

linearis  F.  Serbien:  Pozarevac,  g (Hilf). 

laeta  Lw.  Zara,  1 cf,  2 g (Novak). 

*liturata  Lw.  Mg.  X,  121.  Stolac,  2 g (Winneg.);  sie  stimmen  vollkommen  nach 
Loew. 

Dasypogon  Mg. 

teutonus  L.  Bosnien:  Stolac,  1 cf,  2 g (Winneg.);  Serbien:  Pozarevac  g (Hilf);  nach 
Kat.  Novak  auch  in  Dalmatien,  fehlt  aber  in  der  Sammlung. 

Diadema  F.  Zara,  Lesina,  im  Juni,  Juli  cf,  g häufig  (Novak);  Bosnien:  Stolac,  cf 
(Winneg.). 

Von  Xiphocerus  glaucius  Rss.  findet  sich  auch  ein  cf  aus  Lesina  in  der  Samm- 
lung Novak. 

Stenopogon  Lw. 

sabaudus  Fbr.  Schin.  I,  127.  Bosnien:  Stolac,  cf  (Winneg.). 

Stichopogon  Lw. 

* albofasciatus  Mg.  Schin.  I,  128.  Serbien:  Nis,  g (Hilf);  stimmt  mit  Exemplaren  aus 
Sücltirol  (1.  Pokorny)  und  Macerata  (Italien,  1.  Bezzi). 

Habropogon  Lw. 

exquisitus  Mg.  Zara,  g (Novak). 

appendiculatus  Schin.  Zara,  Lesina,  8 cf,  11  g (Novak). 

34* 


532 


II.  Naturwissenschaft. 


Holopogon  Lw. 

*fumipennis  Mg.,  Schin.  I,  130.  Zara,  cf,  g (Novak). 

Note  zu  priscus  Mg.  Seit  meiner  Beschreibung  in  Wien,  entom.  Zeit.  1893,  34  habe  ich 
c lavipes  Lw.  in  beiden  Geschlechtern  mehrmals  aus  Ungarn  durch  Thalhammer 
erhalten  und  ersah  daraus,  daß  die  Beschreibung  Schiners  I,  130  nur  für  die 
cf  gilt;  die  9 sind  viel  kürzer  behaart  mit  durchaus  schwarzen  Flügeladern  und 
stimmen  durchaus  mit  priscus;  es  ist  also  clavipes  einfach  Synonym  zu  priscus. 
Die  Sammlung  Novak  enthält  aus  Lesina  nur  2 g. 

* Meter opogon  Lw.  (später  von  Lw.  in  Anisopogon  umgetauft). 

*ornatipes  Lw.  Bemerkung  über  die  Asih,  15.  Brusje  und  Verbosca  auf  Lesina  im 
Juni,  Juli  2 cf,  1 g (Novak);  Capljina,  g (Winneg.). 

Lasiopogon  Lw. 

cinctus  F.  Lesina,  2 g (Novak). 

*Cyrtopogon  Lw. 

* maculipennis  Macq.  Nach  Loew  „Die  europäischen  Raubfliegen“  519  in  Dalmatien; 
nach  meinen  Erfahrungen  nur  Gebirgsart. 

*ruficornis  F.  Schin.  I,  135.  Grahovo,  g (Apfelb.). 

Laphystia  Lw. 

* sabulicola  Lw.,  1.  c.  538,  Schin.  I,  137.  Serbien:  Pozarevac  <?,  5 (Hilf). 

( Erberi  Schin.,  zool.-bot.  Ges.  1865,  996  besitze  ich  durch  Erber  aus  Korfu;  vielleicht 
auch  in  Süddalmatien.) 

Laphria  Mg. 

maroccayia  F.  Lesina,  2 cf,  2 g (Novak);  Serbien:  Ak-Palanka,  g (Hilf). 

ephippium  F.  Serbien:  Ak-Palanka  und  Nis,  3 cf,  g (Hilf). 

flava  L.  Ak-Palanka,  g (Hilf);  Philippopel,  g (Apfelb.);  nach  Kat.  Novak  auch  zu 
Paklenica,  Dalmatien;  fehlt  aber  in  der  Sammlung;  von  ebendaher  ist  die  eben- 
falls fehlende  marginata  L.  angegeben. 

Asilus  L. 

(I.  Asilus  Lw.)  crabroniformis  L.  Zara  cf,  g (Novak). 

(III.  Antiphrisson ) trifarius  Lw.  Lesina,  Mai  bis  August,  2 cf,  2 g (Novak). 

(IV.  Dysmachus  Lw.)  spiniger  Zell.  Zara,  g (Novak);  Stolac  6 cf,  g (Winneg.);  Ak-Pa- 
lanka in  Serbien  cf,  g (Hilf);  Varipopi  und  San  Stephano  bei  Byzanz  4 cf,  g (Apfelb.). 

forcipula  Zell.  Grahovo,  cf  (Apfelb.).  Trescavica  pl.  cf,  g (Apfelb.);  Serbien:  Pozare- 
vac 3 cf,  g (Hilf). 

praemorsus  Lw.  Serbien:  Nis  und  Pozarevac  2 cf,  1 g (Hilf). 

stylifer  Lw.  Jannina,  cf  (Apfelb.). 

*bilobus  Lw.,  Mg.  IX,  138.  Serbien:  Pozarevac  2 cf,  und  zwar  die  von  Loew  aus 
Mehadia  erwähnte  Varietät  mit  ganz  schwarzen  Schienen  (1.  Hilf);  stimmt  genau 
mit  einer  Type  Loews  aus  Mehadia  (1.  Erber). 

*cephalenus  Lw.,  Mg.  IX,  133.  Zara,  2 cf,  1 g (Novak);  Jannina  1 cf,  3 g 
(Apfelb.);  stimmt  genau  mit  zwei  von  Loew  determinierten  cf  aus  Korfu  (1.  Erber). 

(VI.  Machimus  Lw.)  rusticus  Mg.  Öapljina,  cf  (Winneg.);  Niä  in  Serbien  g (Hilf); 
Burgas  am  Schwarzen  Meere,  cf  (Apfelb.). 


Strobl.  Neue  Beiträge  zur  Dipterenfauna  der  Balkanhalbinsel. 


533 


*basalis  Lw.,  Linnaea,  II,  16;  Lw.,  Mg.  IX,  167  ; Schin.  I,  151.  Burgas,  1 cf  (Apfelb.); 
stimmt  genau  mit  einer  Type  Loews  aus  Korfu  (1.  Erber);  besitze  ihn  auch  aus 
Ungarn  und  Siebenbürgen. 
cyanopus  Lw.  Zara,  Lesina,  1 cf,  3 9 (Novak). 

(VII.  Cerdistus  Lw.)  erythrurus  Mg.  Zara,  cf,  9 (Novak). 

Var.  albispinus  Palm.  Bosnien:  Domanov,  cf,  5 (Winneg.);  Lesina,  4 cf,  2 5 (Novak). 
*Var.  nigripes  Strobl,  „Dipt.  von  Steierm.“  I,  35.  Stolac,  9 (Winneg.). 

(X.  Epithriptus  Lw.)  cingulatus  F.  Sarajevo,  cf  (Winneg.);  von  Loew  (Linnaea,  II,  109) 
um  Konstantin opel  öfters  gesammelt. 

*setulosus  Zell.,  Lw.,  Schin.  I,  157.  Zara,  2 9 (Novak). 

In  meiner  Fauna  fehlen  noch  folgende  Sektionen: 

*(XI.  Mochtherus  Lw.)  pallipes  Mg.,  Lw.,  Schin.  I,  153.  Lesina  (Kat.  Novak,  cleterm. 
Pok.,  fehlt  aber  in  der  Sammlung). 

* Schineri  Egg.,  Schin.  I,  153.  Zara,  Lesina,  2 cf,  2 9 (Novak);  Rjeka  9 (Mustajbeg). 
(XII.  Pamponerus  Lw.)  * germanicics  F.  Schin.  I,  144.  Serbien:  Pozarevaz,  9 (Hilf). 
(XIII.  Echthistus  Lw.)  * rufinervis  Wied.,  Lw.,  1.  c 142,  Schin.  I,  144.  Varipopi  (Ch. 

Panetsu),  cf,  9 (Apfelb.). 

(XIV.  Stilpnogaster  Lw.)  *aemulus  Mg.  var.  setiventris  Ztt.  Viele  Strobl,  Steierm. 
I,  33.  Visegracl,  cf  (Apfelb.). 

Sammlung'  Siebäek:  Leptog.  pedunculatus  (1.  Erber);  Dioctr.  rufipes  (Spalato,  1.  Gasp.); 
Dasypog.  Diadema  und  * vielcinopterus  Lw.  (Spalato  1.  Gasp.;  letztere  Bestimmung 
ist  wohl  irrig,  da  Loew  melanopterus  nur  aus  Andalusien  angibt);  Xiphocerus  glau- 
cius , Habrop.  exquisit,  und  appendic.,  Laphria  maroccana  (Dahn.,  1.  Erber);  aurea , 
ephippium,  fuliginosa  (Zara,  1.  Sieb.),  flava  (Spalato,  1.  Gasp.);  Asilus  crabroni- 
formis  (Zara,  1.  Sieb.),  rufibarbis  (Spalato,  1.  Gasp.),  cyanopus  und  socius  (Dalm. 
1.  Erber). 

IX.  Familie:  Scenopinidae. 

Scenopinus  Ltr. 

* albicinctus  Ross.,  Zelleri  Lw.,  Stett.  entom.  Zeit.  1845,  314,  Lw.,  Mg.  X,  151  (Sizilien, 

Spanien;  nach  Bezzi  in  Soc.  ent.  ital.  1898,  36,  in  ganz  Italien  verbreitet).  Verboska 
auf  Lesina,  6.  August  1 cf,  1 Q (Novak). 

*lesinensis  m.  o1  2'5,  9 3 mm.  Niger,  subopacus , abdomine  nitido;  lialteribus  pedibusque 
fuscis,  tarsis  luteis;  alis  hyalinis;  cf  oculis  connexis,  9 fronte  latiuscula. 

Ähnlich  dem  niger  Deg.,  aber  durch  viel  geringere  Körpergröße,  glashelle 
Flügel,  zusammenstoßende  Augen  des  cf  leicht  davon  zu  unterscheiden;  stimmt 
auch  mit  keiner  der  von  Loew  aus  Sibirien  beschriebenen  Arten. 

cf.  Kopf  fast  ganz  wie  bei  fenestralis,  halbkugelig,  Wangen  und  Backen 
sehr  schmal;  Augen  sehr  groß,  rotbraun,  die  Oberhälfte  mit  viel  größeren  Facetten, 
als  die  Unterhälfte;  Stirndreieck  matt,  spitz,  mit  Mittelfurche;  oberhalb  desselben 
stoßen  die  Augen  auf  eine  ziemlich  lange  Strecke  zusammen.  Fühler  wie  bei 
glabrifrons  und  fen.,  aber  das  dritte  Glied  etwas  kürzer,  länglich  eiförmig.  Thorax- 
rücken fast  matt,  dicht  und  fein  eingestochen  runzelig  punktiert.  Schildchen  ge- 
wölbt, halbkreisförmig.  Hinterleib  kurz,  dick,  elliptisch  mit  ziemlich  großem, 
stumpfem  Plypopyg.  Der  ganze  Schwingerknopf  und  die  Beine  dunkelbraun,  nur 
die  Tarsen  fast  ganz  rotgelb.  Flügel  ziemlich  kurz,  glashell  mit  gelbbraunen 


534 


II.  Naturwissenschaft. 


Adern;  Aderverlauf  wie  bei  fenestralis,  nur  ist  der  Oberast  der  Gabel  der  dritten 
Längsader  etwas  kürzer,  steiler  und  ziemlich  gerade. 

9.  Etwas  größer;  die  Stirn  ungefähr  von  1/i  Kopf  breite,  runzelig,  matt,  nur 
in  der  Vorderhälfte  mit  einer  tiefen  und  ziemlich  breiten  Längsfurche;  die  Orbital- 
leiste glatt  und  glänzend;  Augenfacetten  durchaus  gleich  groß.  Hinterleib  etwas 
länger,  nach  rückwärts  allmählich  verbreitert,  mit  kurz  dreieckigem  Abschlüsse. 
Sonst  stimmt  es  mit  dem  cf.  Verbosca  und  Brusje  auf  Lesina  im  Juli  2 cf,  1 9 
(Novak  als  niger , det.  Pok.). 

X.  Familie:  Therevidae. 

JPhycus  Walk. 

dispar  Mg.  Aus  Zara  hegen  2 cf,  2 9 vor;  Bosnien:  Stolac,  cf,  9 (Winneg.). 

Xestomyia  Wied. 

Kollari  Egg.  Bosnien:  Stolac  9 (Winneg.);  Karpenisi,  2 cf,  1 9 (Apfelb.).  Dieses 
seltsame  Tier  läßt  sich  nach  der  Familientabelle  Schiners  kaum  eruieren,  da  nach 
Schiner  alle  Thereviden  ein  ungeringeltes  drittes  Fühlerglied  besitzen,  während 
doch  das  von  Xestomyia  ziemlich  deutlich  geringelt  ist;  Egger  schreibt  ausdrück- 
lich: „tenuiter  annulato“\  man  kommt  also  auf  die  Xylophagiden  oder  Tabaniden. 
Die  Beschreibung  Eggers  stimmt  bis  auf  den  Ausdruck:  „Hinterleib  bei  beiden 
(cf,  9)  grau  behaart.“  Beim  cf  ist  die  Behaarung  deutlich  goldflaumig,  anliegend, 
wie  bei  vielen  Thereven,  aber  schütterer. 

Thereva  Ltr. 

aurata  Lw.  Zara,  3 cf,  3 9 (Novak). 

praecox  Egg.  Brusje  auf  Lesina,  März  bis  Mai,  5 cf,  4 9 (Novak). 

Sammlung  Sielbäck:  fulva  (Dalm.,  1.  Erber). 

XI.  Familie:  Leptidae. 

Leptis  Fbr. 

maculata  Deg.  Am  Trebevic  9 (Apfelb.). 

vitripennis  Mg.  Sarajevo,  cf  (Apfelb.). 

tringaria  L.  Sarajevo,  2 cf  (Winneg.). 

conspicua  Mg.  a form.  Janotae  Now.  Trebevic,  Treskavica  pl.  3 cf,  9 (Apfelb.);  Serbien: 
Ak-Palanka,  cf  (Hilf). 

*balcanica  m.  cf,  11 — 12  mm.  Simillima  conspicuae;  differt palpis  omnino  albopilosis,  pilis 
thoracis  nigris  duplo  longioribus,  tibiis  posticis  totis  et  tarsis  posticis  basi  flavis. 

Stimmt  in  Größe,  Färbung  und  Flügeln  fast  ganz  mit  conspicua  und  dürfte 
wohl  nur  eine  Lokalrasse  derselben  sein ; aber  die  lebhaft  roten  Taster  sind  durch- 
aus weiß  behaart;  die  schwarze  Behaarung  des  Thoraxrückens  ist  doppelt  so  lang, 
und  zwar  schon  auf  der  Vorderhälfte;  auf  der  Hinterhälfte  und  auf  dem  Schild- 
chen wird  sie  — wie  bei  conspicua  — bedeutend  länger,  bleibt  aber  ebenfalls 
ungefähr  doppelt  so  lang.  Die  Hinterschienen  sind  durchaus  blaß  rotgelb  und 
ebenso  wenigstens  das  erste  Glied  der  Hintertarsen;  die  folgenden  Glieder  werden 
allmählich  dunkler.  Sonst  könnte  ich  keinen  wichtigeren  Unterschied  angeben. 


Strobl.  Neue  Beiträge  zur  Dipterenfauna  der  Balkanhalbinsel. 


535 


Die  Vorderschenkel  sind  vorn  nnd  rückwärts  ziemlich  kurz  schwarzgestriemt;  die 
Hinterschenkel  schwarz,  aber  an  der  Basis  ziemlich  breit  und  an  der  Spitze  schmal 
rotgelb;  bei  1 cf  ist  auch  der  ganze  Oberrand  schmal  rotgelb.  Die  Hinterschienen 
sind  auf  der  Rückseite  bedeutend  dichter  und  etwas  länger  schwarz  beborstet, 
als  bei  conspicua.  Das  Schildchen  ist  rotgelb  mit  einem  schwärzlichen  basalen 
Querbande. 

Karpenisi,  2 cf  (Apfelb.). 

Chrysopila  Macq. 

aurea  Mg.  Zara,  cf,  Q nicht  selten  (Novak);  Serbien:  Pozarevac,  2 9 (Hilf). 

splendida  Mg.  Bosnien:  Stolac,  cf  (Winneg.);  Serbien:  Pozarevac  und  Nis,  cf,  9 (Hilf). 

Atherix  Mg. 

*Apfelbecki  m.  9 10  mm.  Simillima  marginatae  F.;  differt  fascia  basali  alarum  fere 
nulla;  pedibus  pr.  p.  luteis. 

In  Größe,  Körperbau,  Kopfbildung,  Geäder  und  Flügelzeichnung  höchst 
ähnlich  der  marginata  9,  unterscheidet  sich  aber  leicht  dadurch,  daß  die  Basal- 
binde der  Flügel  fast  ganz  fehlt;  nur  die  Trennungsader  der  beiden  Basalzellen 
ist  etwas  bräunlich  eingefaßt,  die  Mittel-  und  Endbinde  sind  aber  gut  ausgebildet 
und  fast  genau  wie  bei  marginata ; ferner  durch  nicht  ganz  scliAvarze  Beine:  die 
Vorderschenkel  sind  gelb  mit  schwarzer,  in  der  Mitte  unterbrochener  Rückenstrieme, 
die  Mittelschenkel  in  der  Basalhälfte  schwarz,  in  der  Spitzenhälfte  gelb,  auch  die 
Mittelschienen  nebst  der  Mittelferse  gelbbraun.  Die  Hinterschenkel  sind  in  der 
Mitte  breit  schwarz,  an  Basis  und  Spitze  gelb.  Sonst  sind  die  Beine  schwarz. 
Der  Hinterleib  — wie  bei  marginata  — schwarz  mit  weißlichen  Hinterrands- 
binden; nur  der  erste  Ring  ist  beiderseits  gelbrot  gefleckt;  dieser  Fleck  ist  am 
Hintersaume  breit  und  wird  nach  vorn  schmäler,  ist  also  ziemlich  dreieckig.  Eine 
genauere  Beschreibung  der  Behaarung  kann  ich  nicht  geben,  da  das  Exemplar 
ziemlich  abgerieben  ist. 

Bosnien:  Plasa,  1 9 (Apfelb.);  also  Gebirgsart. 

Sammlung  Sielbäck:  Chrysopila  aurea  (Trau,  1.  Sieb.),  splendida  (Dalm.,  1.  Erb.); 
Atherix  marginata  (Zara,  1.  Sieb.). 

XII.  Familie:  Dolichopodae. 

JPsilopus  Mg. 

*evanidus  Bezzi  in  Soc.  ent.  ital.  1898,  p.  44,  cf,  9.  Zara,  2 9 (Novak);  1 cf  sammelte 
ich  Ende  Mai  bei  Fiume. 

Diese  Art  ist  leicht  kenntlich  durch  die  kaum  sichtbare  obere  Gabelzinke 
der  vierten  Längsader,  das  cf  außerdem  durch  das  silberweiße  vierte  und  schwarze 
fünfte  Glied  der  Vordertarsen;  sie  Avurde  von  dem  eifrigen  italienischen  Forscher 
Dr.  Bezzi  bei  Macerata  entdeckt.  Ich  zweifle  nicht,  daß  meine  Tiere  zu  dieser 
Art  gehören,  obwohl  die  Beschreibung  des  Hypopygs  nicht  genau  stimmt;  da  aber 
das  Hypopyg  des  von  Bezzi  untersuchten  cf  unter  das  sechste  Segment  zurück- 
geschlagen  war,  konnte  er  es  nicht  so  genau  untersuchen;  bei  meinem  cf  ist  es 
vollkommen  ausgestreckt,  in  allen  Teilen  deutlich;  die  „unteren  Lamellen“  Bezzis 
sind  in  diesem  Falle  die  oberen,  die  „oberen“  aber  die  unteren.  Die  langgewim- 
perten  oberen  Lamellen  sind  nach  Bezzi  „kurz,  breit,  an  der  Basis  gerade,  an 


536 


II.  Naturwissenschaft. 


der  Spitze  gerundet;  bei  meinem  cf  aber  bilden  sie  genau  ein  gleichschenkeliges 
Dreieck,  wobei  man  die  untere  Kante  als  Grundlinie  zu  nehmen  hat;  die  Spitze 
ist  nicht  gerundet,  sondern  ziemlich  scharf  und  trägt  eine  auffallend  längere  Wimper- 
horste; die  Lamellen  sind  also  an  Basis  und  Spitze  schmal,  in  der  Mitte  am  breitesten. 
Die  Beschreibung  der  unteren  (oder  inneren)  Anhänge  stimmt;  nur  sind  sie  nicht 
ganz  kahl,  sondern  tragen  einzelne  Wimperhaare.  Wie  man  aus  diesem  Beispiele 
sieht,  wäre  es  bei  Neubeschreibungen  sehr  anzui’aten,  die  Tiere  auf  feuchtem 
Sande  — analog  wie  bei  Koleopteren  und  Lepidopteren  — zuvor  etwas  aufzu- 
weichen, damit  man  Beine,  Hypopyg  etc.  in  eine  zur  Untersuchung  geeignete 
Lage  bringen  kann.  Ich  habe  Tausende  von  Dipteren  aufgeweicht,  ohne  daß  sie 
Schaden  nahmen.  Beim  9 sind  die  4 bis  5 langen,  steifen  Borsten  der  Vorder- 
schenkel meiner  Exemplare  nicht  weiß,  wie  Bezzi  angibt,  sondern  ebenso  gelbrot 
wie  die  Schenkel  selbst;  auch  die  Vorderhüften  tragen  an  der  Außenseite  und  Spitze 
einige  ähnliche,  aber  etwas  kürzere  Borsten. 

albonotatus  Lw.  Brusje  und  Verbosca  auf  Lesina,  16  cf,  2 9 (Novak). 

euzonus  Lw.  Lesina,  Juni  bis  August  3 cf,  6 9 (Novak). 

*opacus  Lw.  in  Berlin,  ent.  Zeit.  1866,  p.  63  (aus  Sizilien).  Lesina,  cf  (Novak). 

Neurigona  Rnd. 

suturalis  Fll.  Lesina  (Kat.  Novak,  det.  Pok.;  fehlt  aber  in  der  Sammlung;  vielleicht 
irrige  Bestimmung  statt  folgender). 

nubifera  Lw.  Zara,  9 (Novak). 

Chrysotus  Mg. 

gramineus  Fall.  Sarajevo,  cf  (Winneg.). 

laesus  Wied.  Grahovo,  cf  (Apfelb.) 

Trypticus  Gerst. 

bellus  Lw.  9,  divisus  Strobl  cf,  9.  Zara,  2 cf  (Novak). 

Gymnopternus  Lw. 

(II.  Hercostomus  Lw.)  fumipennis  St.  var.  pulchriceps  Lw.  Zara,  cf,  9 (Novak). 

Dolichopus  Latr. 

signifer  Hai.  Zara,  3 cf  (Novak). 

* griseipennis  Stann.  Schin.  I,  218.  Zara,  Brusje  auf  Lesina,  im  Juni  1 cf,  2 9 (Novak). 

Uydropliorus  Whlb. 

*(Subg.  Scellus  Lwr.)  *notatus  F.  Schin.  I,  230.  Zara,  9 (Novak);  stimmt  vollkommen 
mit  einem  von  Erber  in  Kalabrien  gesammelten,  von  Loew  determinierten  9;  von 
Schiner  aus  Ungarn  und  in  zool.-bot.  Ges.  1868,  p.  913  auch  aus  Niederösterreich 
angeführt. 

Micromorphus  Mik. 

albipes  Zett.  Zara,  cf  (Novak). 

Campsicnemus  Walk. 

curvipm  Fall.  Travnik  4 cf,  9 (c.  Thalh.). 


Strobl.  Neue  Beiträge  zur  Pipterenfauua  der  Balkanhalbinsel. 


537 


Medeterus  Fisch. 

diadema  L.  Lesina,  2 cf  (Novak). 

truncorum  Mg.  Brusje  auf  Lesina,  2 9 (Novak). 

Sammlung'  Sielnick:  Psilopus  *elegans  Whl.  (Dalm.,  1.  Erb. ; der  Name  ist 
mir  ganz  unbekannt);  Xanthochlorus  tenellus  (Dalm.,  1.  Erb.).  Syntorm.  pallipes 
(Trau,  1.  Sieb.),  Porphyrops  spinicoxa,  fascipes , * crassipes  Mg.,  *antennatus  Carl. 
(Trau,  1.  Sieb.,  fascipes  auch  bei  Spalato,  1.  Gasp.);  Tachytr.  notatus  und  Gymnopt. 
*regalis  Mg.  (Spalato,  1.  Gasp.). 

XIV.  Familie:  Lonchopteridae. 

LoncJioptera  Mg. 

punctum  Mg.  Spalato,  Ende  Mai  9 (Strobl);  Zara,  5 9 (Novak). 

tristis  Mg.  Zara,  12  9 (Novak);  Bosnien:  Bijamgebirge,  2 9 (Apfelb.). 

*Var.  pseudotrilineata  Strobl,  Span.  Dipt.  in  Wien  ent.  Zeit.  1899,  p.  144.  Zara,  10  9 
(Novak);  Bosnien:  Bijamgebirge  und  Vares  2 9 (Apfelb.). 

*riparia  Mg.  Vide  Strobl:  „Tiefs  dipt.  Nachlaß“,  19U0,  p.23.  Bosnien:  Vares  und  Bijam- 
gebirge, 2 cf,  2 9 (Apfelb.). 

XV.  Familie:  Pipunculidae. 

JPipunculus  Ltr. 

*arimosus  Becker,  Pip.,  II.  Folge,  Berl.  ent.  Zeit.,  1900,  p.  215.  Lesina,  cf  (Novak). 

Stimmt  in  Größe,  Geäder,  Körperfarbe  und  der  fehlenden  Hypopygialspalte 
mit  terminalis  Thms.,  unterscheidet  sich  aber  durch  das  auffallend  große,  dunkel 
rotbraune,  glänzende  Hypopyg,  die  ganz  schwarzen  Schenkel  und  größtenteils 
schwarzen  Schienen,  so  daß  nur  die  Kniee  breit  gelbrot  bleiben;  das  von  Becker 
in  Berl.  ent.  Zeit.,  1897,  p.  48  erwähnte,  ihm  damals  unbekannte,  1890,  p.  215  aber 
als  arimosus  aufgeführte,  also  typische  cf,  das  ich  ihm  als  terminalis  zugesendet 
hatte,  unterscheidet  sich  vom  Lesina  cf  nur  durch  vorherrschend  gelbrote  Schienen, 
ist  also  jedenfalls  nicht  spezifisch  verschieden;  elephas  Becker  aus  Gastein,  mit 
ebenso  großem,  aber  rostgelbem  und  mit  einer  vertikalen,  quergeteilten  Spalte  ver- 
sehenem Hypopyg  ist  nach  der  Beschreibung  eine  andere  Art.  Die  Angabe 
Beckers  „Deutschland  und  das  Alpengebiet“  ist  in  Bezug  auf  den  zweiten  Fund- 
ort unrichtig,  da  das  ihm  eingesendete  Exemplar  (das  einzige,  das  ich  außer  dem 
Lesinaexemplar  besitze)  nicht  aus  dem  Alpengebiete,  sondern  von  Waldrändern 
bei  Melk  stammt;  die  Fauna  Melks  ist  aber  nicht  einmal  subalpin,  sondern  sehr 
ähnlich  der  Wiener  Fauna. 

XVI.  Familie:  Syrphidae. 

Microdon  Mg. 

mutobilis  L.  Serbien:  Pozarevac,  cf  (Hilf). 

Clirysotoociim  Mg. 

*süvarum  Mg.  Schin.  I,  253.  Serbien:  Pozarevac,  9 (Hilf). 


538 


II.  Naturwissenschaft. 


intermedium  Mg.  Zara,  Lesina,  1 cf,  4 § (Novak). 

vernale  Lw.  Bosnien:  Stolac,  9 (Winneg.);  Serbien:  Pozarevac,  2 9 (Hilf). 

JParagus  Ltr. 

tibialis  Fall.  *var.  femoratus  Mg.,  III,  184.  Zara,  Lesina,  1 cf,  3 9 (Novak);  Serbien: 
Nis  2 9 (Hilf). 

*Var.  haemorlious  Mg.,  III,  182.  Zara,  Lesina,  4 cf,  2 9 (Novak). 

albifrons  Fall.  Zara,  Lesina,  1 cf,  2 9 (Novak);  Serbien:  Pozarevac,  9 (Hilf). 

bicolor  Fbr.  Zara,  Lesina  cf,  9 häufig  (Novak);  Bosnien:  Stolac,  9 (Winneg.). 

Var.  taeniatus  Mg.,  III,  179.  Sebenico,  Ende  Mai  1 9 (Strobl);  Serbien:  Ak-Palanka, 
cf  (Hilf). 

Var.  lacerus  Lw.  Lesina,  2 cf,  1 9 (Novak). 

Var.  arcuatus  Mg.,  Zara,  3 cf,  1 9 (Novak);  Spalato  und  Salona,  Ende  Mai  2 (Strobl). 
* Var.  testaceus  Mg.,  III,  180.  Zara,  2 cf  (Novak). 
quadrifasciatus  Mg.,  Brusje  etc.  auf  Lesina,  1 3 9 (Novak). 

Pipizella  Rnd. 

virens  F.  Serbien:  Pozarevac,  1 normales  cf,  1 cf,  39  (var.  varipes  Mg.),  1 9 (var. 
maculipennis  Mg.),  Nis,  1 9 (var.  annulata  Mg.,  1.  Hilf). 

Chrysogaster  Mg. 

splendida  Mg.  Scliin.  I,  267.  Serbien:  Nis  3 cf,  1 9 (Hilf). 
metallina  F.  Serbien:  Nis.  cf  (Hilf). 

Ortlioneura  Macq. 

nobilis  Fall.  * Var.  byzantina  m.  9.  Dijfert  a typo  alis  prorsus  hyalinis,  tertio  anten- 
narum  articulo  longiore,  angustiore,  toto  nigro. 

Unterscheidet  sich  von  der  Normalform  durch  ganz  glasbelle  Flügel,  das 
ganz  schwarze,  bedeutend  längere  und  schmälere  dritte  Fühlerglied;  vielleicht 
eigene  Art;  da  aber  auch  nobilis  in  der  Länge  des  dritten  Fühlergliedes  nicht 
unerheblich  variiert,  betrachte  ich  es  vorläufig  lieber  als  Varietät,  bis  größeres 
Materiale  vorliegt. 

San  Stephano  bei  Byzanz  1 9 (Apfelb.). 

Chilosia  Mg. 

pigra  Lw.  Troglav,  9 (Apfelb.). 

soror  Zett.  Serbien:  Pozarevac,  3 9 (Hilf). 

*albipila  Mg.,  Beck,  Monogr.,  414,  ßavicornis  Schin.  I,  285,  non  F.  (nach  Becker). 
Zara  (Novak)  2 normale  cf  und  2 9 mit  schwarzen  Schenkeln  (wie  beim  cf); 
diese  9 sind  wohl  identisch  mit  sareptana  Beck.  418  (nur  2 9 bekannt);  wenig- 
stens stimmen  meine  Exemplare  vollkommen  mit  der  Beschreibung;  es  ist  also 
sareptana  nur  eine  Varietät  des  9 mit  der  Beinfärbung  des  cf. 

Zetterstedti  Beck.  Serbien:  Nis,  9 (Hilf). 
viduata  F.  Cetinje,  cf  (Apfelb.). 
correcta  Becker.  Serbien:  Nis,  9 (Hilf). 
mutabilis  Fall.  Bosnien:  Stolac,  9 (Winneg.). 

*vernalis  Fall.  Bosnien:  Becker,  Monogr.,  457.  Serbien:  Pozarevac,  cf  (Hilf.) 
*faucis  Beck.  Monogr.,  364.  Troglav,  9 (Apfelb.),  indentisch  mit  steirischen  Exemplaren. 


Strobl.  Neue  Beiträge  zur  Dipterenfauna  der  Balkanhalbinsel. 


539 


Melanostoma  Schin. 

mellinum  L.  var  a.  Zara,  Lesina,  10  9 (Novak);  Serbien:  Pozarevac,  Nis,  1 cf,  3 9 
(Hilf);  Türkei:  Janina,  Vallona,  2 (f)  3 9 (Apfelb.);  Bosnien  fRijeka,  cf,  9 (Mustäjbeg). 
Var.  b.  mellarium  Mg.  Zara  etc.,  2 cf,  14  9 (Novak);  Pozarevac  1 cf  (Hilf). 
gracile  Mg.,  Str.  Zara,  3 9 (Novak). 
nigritibium  Rnd.  Lesina,  3 cf  (Novak). 

JPlatychirus  Fg. 

albimanus  F.  Lesina,  1 cf,  2 9 (Novak). 
clypeatus  Mg.  Sarajevo,  9 (Apfelb.). 
fulviventris  Macq.  Serbien : Pozarevac,  cf  (Hilf). 

Pyrophaena  Schin. 
rosarum  F.  Serbien:  Pozarevac,  9 (Hilf). 

Catabomba  O S. 

pyrastri  L.  Zara,  Lesina,  3 cf,  6 9 (Novak). 
selenitica  Mg.  Eben  daher  2 cf,  4 9 (Novak). 

Gemellari  Rnd.  Zara,  2 9 (Novak). 

Syrphus  Fbr. 

flavomarginatus  m.  9 — 11  mm.  cf:  Oculis  villosis ; facie  flava,  obscurelineata ; antennis 
pr.  p.  flavis;  thorace  coeruleo,  nitido,  flavomarginato ; scutello  flavo,  flavo  et  nigro- 
villoso;  abdomine  lato,  nigro,  flavofasciato ; fascia  1.  late  interrupta,  2.  et  3.  integris, 
sed  utrinque  large  emarginatis;  segmento  5.  fere  toto  flavo.  Pedes  flavi,  sed  anterio- 
rum  femorum  basi  nigra , posticorum  apice  tantum  flavo;  tibiarum  posticarum 
annulo  nigro. 

9 : A cf  differt  tantummodo  oculis  modo  ordinario  sejunctis,  frontis  parte 
postica  nigra;  fasciis  interdum  interruptis. 

Diese  Art  läßt  sich  nach  denTabellenSchin.,  Rond.undKow.  nicht  bestimmen; 
auch  in  Loew  finde  ich  keine  entsprechende  Art.  Durch  die  gelbe  Seitenstrieme 
des  Thorax  schließt  sie  sich  an  laetus  F.  und  novus  Rond.  (die  nach  Mik  und 
Schin.  identisch  sein  dürften?  - — Ich  besitze  nur  2 cf  des  letzteren  aus  Steiermark), 
unterscheidet  sich  aber  leicht  durch  die  viel  weniger  lebhaft  gelbe,  nach  innen 
nicht  so  scharf  begrenzte  Strieme,  durch  die  nicht  gelbgefleckten  Brustseiten, 
andere  Färbung  des  Thorax,  ganz  verschiedene  Gestalt  der  Hinterleibsbinden. 
Gemellari  Rnd.,  ebenfalls  mit  gelber  Seitenstrieme,  ist  durch  die  blasig  aufgetriebene 
Stirn,  weit  unterbrochene  Hinterleibsbinden,  deren  letzte  sehr  schief  liegt,  ebenfalls 
leicht  zu  unterscheiden  und  gehört  zu  Catabomba  O.-S.;  auch  albostriatus  ist  durch 
Thoraxfärbung  und  Hinterleibsbinden  ziemlich  verwandt,  besitzt  aber  keine  gelbe 
Seitenstrieme,  dafür  zwei  genäherte  weißliche  Mittelstriemen  des  Thorax. 

cf:  Gesicht,  Augen  und  Hinterrand  derselben  dicht  abstehend  weißhaarig; 
obere  Hälfte  des  nicht  aufgeblasenen  Stirn dreieckes  mit  ziemlich  dichten  und 
langen,  abstehenden  schwarzen  Haaren.  Gesicht  und  Mundrand  gelb,  aber  mit 
einer  fast  bis  zu  den  Fühlern  reichenden  braunen  Mittelstrieme.  Hintere  Hälfte 
der  Backen  größtenteils  schwärzlich,  mit  dichter  graumehliger  Bestäubung.  Fühler 
rotgelb,  aber  der  Oberrand  und  am  dritten  Gliede  aiich  die  Spitze  ziemlich  breit 


540 


II.  Naturwissenschaft. 


braun;  Borste  rotgelb,  nackt.  — Thoraxrücken  fahlgelb  behaart,  ungefähr  wie  bei 
albostriatus  glänzend  blau,  aber  mit  ziemlich  breiter,  blaß  rotgelber,  innen  nicht 
scharf  begrenzter  Seitenstrieme.  Brustseiten  bläulichschwarz,  ziemlich  matt,  weiß- 
haarig; auch  die  Haarbüschel  am  Oberrande  derselben  und  die  Schüppchen  weiß; 
Schwinger  fahlgelb.  Schildchen  rotgelb  mit  dichten  fahlgelben  und  schwarzen 
Haaren.  Hinterleib  glänzend  schwarzbraun;  der  erste  Ring  seitwärts  gelb  gefleckt; 
der  zweite  mit  breiter,  aber  in  der  Mitte  unterbrochener  Querbinde;  der  dritte 
mit  ebenso  breiter,  nicht  unterbrochener,  aber  vorne  dreimal  und  rückwärts  einmal 
ausgerandeter  Binde;  am  vierten  Ringe  liegt  die  gelbe  Binde  an  der  Basis  und 
ist  nur  rückwärts  in  der  Mitte  ausgerandet;  auch  der  Endsaum  ist  mäßig  breit 
gelb;  der  fünfte  Ring  ist  fast  ganz  gelb;  das  kleine  Hypopyg  ist  oberseits  fast 
ganz  glänzend  schwarzbraun,  unterseits  rotgelb.  Die  Beine  sind  vorherrschend 
gelb;  die  vorderen  Schenkel  nur  im  Basaldrittel,  die  hintersten  bis  zur  Spitze 
schwarzbraun;  die  Hinterschienen  besitzen  eine  ziemlich  breite,  aber  nicht  voll- 
ständig geschlossene  braune  Mittelbinde;  alle  Tarsen  werden  gegen  das  Ende  hin 
braun.  Die  Flügel  sind  vollkommen  glashell  mit  braungelbem  Randmale  und  mäßig 
geschwungener  dritter  Längsader. 

9:  Behaarung  der  Augen  schütter,  aber  doch  deutlich;  Stirn  vorne  von  1/3, 
rückwärts  nur  von  1/i  Kopf  breite;  die  vorderen  2/3  sind  ganz  gelb,  das  letzte 
Drittel  ist  schwarz;  das  dritte  Fühlerglied  ist  breiter  und  ausgedehnter  schwarz. 
Die  zweite  und  dritte  Hinterleibsbinde  sind  bisweilen  unterbrochen  (bei  1 $ nur 
die  1.,  beim  2.  § die  1.  und  2.,  beim  3.  9 die  1.,  2.  und  3.);  der  fünfte  Ring 
hat  eine  breite,  gebogene,  schwarze  Querbinde. 

Zara,  3 cf,  3 9 (Novak). 

*excisus  Zett.  Schin.  I,  311,  affinis  Lw.  Salona,  d (Strobl);  Zara,  2 cf,  1 9 (Novak). 

corollae  F.  *var.  nigrofemoratus  Macq.  Mg.  VII,  132.  Lesina,  d (Novak). 

*Var . fulvifrons  Macq.  Mg.,  VII,  132  Strobl,  „Dipt.  von  Steierm.“  I,  169.  Zara,  Lesina, 
3 9 (Novak);  Stolac,  9 (Winneg.). 

balteatus  Deg.  Zara,  Lesina,  2 cf,  2 9 (Novak);  Serbien:  Pozarevac,  9 (Hilf). 

*Var.  andalusiaca  Strobl  in  Wien.  ent.  Zeit.  1899,  p.  145.  Zara,  d (Novak);  Byzanz, 
9 (Apfelb.). 

bifasciatus  F.  Lesina,  d (Novak). 

Var.  trifasciatus  Sti'obl,  Dalmatien  590.  Zara,  9 (Novak). 

ribesii  L.  Zara,  Lesina,  5 9 (Novak). 

cinctellus  Zett.  Sebenico,  22.  Mai,  1 9 (Strobl);  Lesina,  9 (Novak);  Bjelobrdo,  9 
(Apfelb.). 

*monochaetus  Lw.  Dalmatien,  d (Lw.,  Mg.  IX,  224);  mir  unbekannt. 

Melithreptus  Lw. 

scriptus  L.  Zara,  Lesina,  d , 9 häufig  (Novak);  Zemonico,  9 (Müller);  Stolac  (Winneg.), 
Valona  (Dr.  Patsch),  3 cP ; Ak-Palanka,  Nis,  Poüarevac  in  Serbien  3 d,  9 (Hilf); 
Rijeka,  9 (Mustajbeg). 

Var.  dispar  Lw.  Zara,  Lesina,  4 cf,  4 9 (Novak);  Pozarevac  und  Ak-Palanka  9 d, 

9 (Hilf). 

Var.  strigatus  Stg.  Zara,  4 d,  9 (Novak);  Janina,  S.  Stefano  bei  Byzanz,  2 d,  1 9 
(Apfelb.). 

*Var.  nigricoxus  Zett.  Zara,  3 d (Novak);  Serbien:  Pozarevac,  d (Hilf). 


Strobl.  Neue  Beiträge  zur  Dipterenfauna  der  Balkanhalbinsel. 


541 


Xanthogramma  Schin. 

ornatum  Mg.  Bosnien:  Ilidze,  2 d (Apfelb.). 

Var.  dives  Rond.  Zara,  Lesina,  5 d (Novak). 

Volucella  Geoffr. 

bombylans  L cc.  bombylans  Mg.  Am  Trebevic,  d (Winneg.);  Serbien:  Ak-Palanka  und 
Nis,  2 d,  1 2 (Hilf). 

ß mystacea  L.  Am  Trebevic,  d (Winneg.);  Serbien:  Nis,  d (Hilf). 
zonaria  Poda.  Zara,  Lesina,  im  Juni,  Juli  3 cf,  4 § (Novak);  Podgorica,  Reljevo, 
Stolac,  6 d,  9 (Winneg.). 

Eristalis  L. 

aeneus  Scop.  Lesina,  Spalato  etc.,  3 d,  5 9 (Novak). 

tenax  L.  Lesina  etc.  häufig  (Novak);  Serbien:  Pozarevac,  d (Hilf). 

Var.  campestris  Mg.  Mit  der  Normalform  von  Novak  und  Hilf  gesammelt.  Var.  hor- 
torum  Mg.  Dalmatien:  Trau,  2 9 (Apfelb.). 
intricarius  L.  Ilidze,  am  11.  August  1 d (Winneg.). 

arbustorum  L.  Zara,  Lesina,  d,  2 häufig  (Novak).  Zemonico,  9 (Müller);  Serbien: 
Nis,  d (Hilf);  Valona,  d (Dr.  Patsch). 
pratorum  Mg.  Skutari,  9 (Apfelb.). 
nemorum  L.  Serbien:  Pozarevac,  9 (Hilf). 

Myiathropa  Rond. 

florea  L.  Zara,  Lesina,  3 9 (Novak);  Livno,  d (Apfelb.);  Serbien:  Nis  und  Pozarevac, 
2 2 (Hilf). 

* Var.  flavofemorata  m.  Schenkel  gelb,  nur  in  der  Mitte  mit  einer  kurzen  schwarzen 
Halbbinde,  die  hintersten  aber  mit  einer  fast  vollständigen  Binde.  — Ilidze,  9 
(Apfelb.);  Zara,  (Novak);  ich  sammelte  d,  2 nicht  selten  um  Volosca,  auch  in 
Steiermark;  schon  Schiner  erwähnt  diese  Varietät,  benennt  sie  aber  nicht. 
nigrotarsata  Schin.  Zara,  9 (Novak). 

Helophilus  Mg. 

*vittatus  Mg.  Schin.  I,  339.  Lesina,  d (Novak). 
trivittatus  F.  Zara,  Lesina,  4 9 (Novak). 
peregrinus  Lw.  Metkoviö,  9 (Apfelb.). 

Merodon  Mg. 

*equestris  F.  Aus  Spalato  und  Lesina  im  Kat.  Novak  (determ.  Pokorny)  angegeben; 
fehlt  aber  in  der  Sammlung. 

clavipes  F.  Lesina,  9 (Novak);  Bosnien:  Stolac,  d (Winneg.). 
nigritarsis  Rond.  Zara,  Lesina,  Kopar  im  Mai,  Juni  d,  9 häufig  (Novak). 
spinipes  F.  Bosnien:  Am  Trebevic,  9 (Apfelb.);  Serbien:  Pozarevac,  d (Hilf). 
armipes  Rond.  Serbien:  Pozarevac,  2 9 (Hilf);  Byzanz:  Ivlathane,  9 (Apfelb.). 
albifrons  Mg.  Lesina,  d (Novak);  Janina,  9 (Apfelb.). 
aeneus  Mg.  Stolac,  d (Winneg.). 

Criorhina  Macq. 

* asilica  Fall.  Schin.  I,  351.  Bosnien:  Am  Trebevic,  d (Apfelb.). 


542 


II.  Naturwissenschaft. 


Xylota  Mg. 

*lenta  Mg.,  Schin.  I,  355.  Bosnien:  Am  Trebevic,  9 (Apfelb.);  Serbien:  Pozarevac, 
9 (Hilf). 

Syritta  Fg. 

pipiens  L.  Zara  etc.  gemein  (Novak);  Yallona,  9 (Dr.  Patsch);  Stolac,  (Winneg.). 

Humerus  Mg. 

*sabulonum  Fall.  Schin.  I,  360.  Stolac,  cf  (Winneg.). 

*tricolor  F.  Schin.  I,  360.  Serbien:  Pozarevac,  2 cf  (Hilf). 

lunulatus  Mg.  Lesina,  <5  (Novak);  Valona,  9 (Dr.  Patsch). 

basalis  Lw.  Zara,  3 cf  (Novak). 

* Chrysochlamys  Rond. 

*ruficornis  F.  Schin.  I,  363.  Serbien:  Pozarevac,  cf  (Hilf). 

JSLilesia  Ltr. 

splendida  Rss.  Zara,  Lesina,  9 cf,  3 9 (Novak). 

Ceria  F. 

*vespiformis  Ltr.  Loew.,  Neue  Beitr.  1853,  p.  7.  Lesina,  3 9 (Novak). 

Sammlung  Siehäek:  Chilosia  Loeivi  Beck.  (Zara,  1.  Sieb.):  Melanost.  hyalinatum  (Zara, 
1.  Sieb.);  Platychir.  clypeatus  (Zara,  1.  Sieb.),  manicatus,  fulviventris , Pyrophaena 
rosarum,  Syrphus  auricollis  (Dalm.,  1.  Erber),  cinctellus  (Zara,  1.  Sieb.);  *Pele- 
cocera  scaevoides  Fall.  (Trau,  1.  Sieb.);  Melithrept.  var.  strigatus  (Zara,  1.  Sieb.); 
Ascia  *floralis  (Trau,  1.  Sieb.);  Sphegina  clunipes,  Brachyopa  conica,  bicolor  (Dalm., 
1.  Erber);  Myiatropa  nigrotarsata  und  Helophil.  transfugus  (Zara,  1.  Sieb.);  Merodon 
clavipes , avidus , sicanus  Rnd.,  nigritarsis  Rnd.,  serrulatus  Mg.,  spinipes  F.,  armipes 
Rnd.,  cdbifrons  Mg.,  ruficornis  Mg.,  aeneus  Mg.  (Dalm.,  1 Erber);  Criorhina 
berberina  F.  (Zara,  1.  Sieb  ),  *pachymera  Egg.  (Dalm.,  1.  Erb.);  Brachypalpus 
chrysites  Egg.  (Spalato,  1.  Gasp),  angustus  Egg.  (Zara,  1.  Sieb.);  Spilomyia  sal- 
tuum,  speciosa  (Zara,  1.  Sieb.),  v espiformis,  bombylans,  Milesia  splendida  (Dalm., 
1.  Erb.). 

Conopidae,  Sammlung  Siehäek:  Physocephala  truncata  Lw.,  vittata  F.,  *variegata  Mg., 
Schin.  I,  379  und  *brevicornis  Lw.  (Dalm.,  1.  Erb.;  ich  besitze  aber  variegata  durch 
Erber  aus  Epirus  und  brevicornis  durch  Erber  aus  Syra;  daher  wahrscheinlich 
der  Fundort  „Dalm.“  falsch  ist);  Dalmannia  marginata  Mg.  (Spalato,  1.  Gasp.). 


XVII.  Familie:  Conopidae. 

Conops  L. 

* quadrifasciatus  Deg.,  Schin.  I.  372.  Mik  in  Wien.  ent.  Zeit.  1884,  p.  206.  Bosnien: 
Igman,  cf  (Winneg.). 

vitellinus  Lw.  Lesina,  im  März  2 9 (Novak). 

*flavifrons  Mg.,  Schin.  I,  374.  Zara,  Lesina,  4 cf,  4 9-  (Novak);  Serbien:  Nis,  9 (Hilf). 


Strobl.  Neue  Beiträge  zur  Dipterenfauna  der  Balkanhalbinsel. 


543 


Physocephala  Schin. 

pusilla  Mg.  Zara,  Ende  Juni  2 cf  (Novak);  Bosnien:  Stolac,  2 cf  (Winneg.);  Serbien: 
Nis,  § (Hilf). 

truncata  Lw.  Lesina  (und  Zara),  4 cf,  2 2 (Novak). 

vittata  F.  Ebenda,  2 cf,  2 2 (Novak). 

fraterna  Lw.  Zara,  cf  (Novak). 

Zodion  Ltr. 

cinereum  F.  Lesina,  im  Juli  cf,  2 (Novak);  Serbien:  Pozarevac  und  Nis,  2 cf,  3 2 
(Hilf);  Bosnien:  Travnik  cf,  2 (Thalli.). 

notatum  Mg.  Bosnien:  Cemerno,  2 (Thalli.). 

Oncomyia  Rb.-Dsv. 

atra  F.  Zara,  cf  (Novak);  Serbien:  Pozarevac,  2 cf  (Hilf). 

pusilla  Mg.  Lamia,  2 (Apfelb.). 

* Glossigona  Rond. 

*bicolor  Mg.  Schin.  I,  383.  Bosnien:  Stolac,  cf,  2 (Winneg.). 

*nigritarsis  m.  10  mm.  2-  Capite  luteo,  thorace  et  abdomine  nigris,  einer eo -pruinosis ; 
pedibus  fere  totis  rufis,  tarsis  nigris. 

Durch  Größe  und  Färbung  von  den  zwei  bekannten  Arten  leicht  zu  unter- 
scheiden. Bau  und  Farbe  des  Kopfes  fast  ganz  wie  bei  bicolor;  nur  ist  die  Ober- 
hälfte des  Hinterkopfes  ganz  dunkel  und  dicht  aschgrau  bereift;  die  Fühler  sind 
ganz  rostrot  und  der  Rüssel  merklich  kürzer.  Der  ganze  Thorax  ist  dicht  asch- 
grau bestäubt;  nur  am  Rücken  zeigt  sich  die  Grundfarbe  in  Form  von  schwärz- 
lichen Striemen  und  Punkten,  auf  denen  die  Borsten  stehen.  Man  kann  sieben 
Striemen  unterscheiden:  eine  feine,  beiderseits  verkürzte  Mittelstrieme  und  je  drei 
± unterbrochene  Seitenstriemen:  Die  der  Mittelstrieme  zunächst  liegende  ist  nur 
rückwärts  verkürzt;  die  zweite,  die  dunkelste  und  dickste  von  allen,  ist  vorn  verkürzt, 
reicht  aber,  in  Flecke  aufgelöst,  rückwärts  ganz  bis  zum  Schildchen;  die  äußerste 
ist  beiderseits  verkürzt  und  an  der  Quernaht  unterbrochen,  besteht  also  nur  aus 
je  einem  länglichen  Flecke  vor  und  hinter  der  Quernaht.  Die  Schulterbeulen  sind 
etwas  heller,  mehr  weißgi’au  bestäubt.  Das  Schildchen  besitzt  sechs  schwarze 
Punktflecke,  von  denen  nur  die  zwei  kleineren  Apikalflecke  keine  Borste  tragen. 
Auch  der  gebogene,  walzenförmige  Hinterleib  ist  mit  Ausnahme  des  glänzend- 
schwarzen  Hypopygs  durchaus  dicht  aschgrau  bestäubt  mit  Querreihen  von  ungleich 
großen  schwarzen,  borstentragenden  Punktflecken.  Das  unpaarige  Organ  ist 
ziemlich  lang,  stumpf  kegelförmig,  dunkel  rotbraun.  Die  Hüften  sind  rotbraun, 
aber  größtenteils  grau  bereift  und  stellenweise  dunkel  gefleckt.  Die  dicken  Schenkel 
sind  fast  durchaus  rotbraun,  nur  auf  der  Oberseite  grau  bereift,  was  besonders 
an  den  Vorderschenkeln  auffällt.  Die  rotgelben  Schienen  sind  besonders  in  der 
Mitte  ziemlich  stark  bereift  und  schimmern  je  nach  der  Stellung  bald  weißlich, 
bald  schwärzlich;  Tarsen  durchaus  schwarzbraun.  Die  Flügel  sind  an  der  Basis 
lebhaft  rostgelb,  dann  aber  ganz  gleichmäßig  dunkelgrau;  das  Geäder  ungefähr 
wie  bei  bicolor;  nur  ist  die  Diskoidalzelle  gegen  die  Spitze  nicht  verbreitert,  son- 
dern von  der  kleinen  Querader  an  genau  rechteckig;  die  Spitzen  querader  ist 
länger,  ganz  gerade  und  die  erste  Hinterrandzelle  kurz  gestielt.  Schwinger  rost- 
gelb; Schüppchen  mehr  weiß. 

Serbien:  Nis,  1 2 (Hilf). 


544 


II.  Naturwissenschaft. 


Myiopa  Fbr. 

testacea  L.  Zara,  d (Novak);  Serbien:  Nis  und  Pozarevac,  2 d (Hilf). 

*Var.  polystigma  (Pond.,  Schin.  I,  387  als  Art,  aber  wohl  nur  Varietät;  oft  kaum  von 
testacea  unterscheidbar).  Zara,  Lesina,  im  Juni  und  auf  Mandelblüten  im  März 
3 (Novak);  Serbien:  Pozarevac,  2 d (Hilf). 

*puella  Rond.  II,  245.  Zara,  3 d (Novak);  neu  für  die  österreichische  Fauna.  Die 
Beschreibung  Rond.  stimmt  vollkommen;  wahrscheinlich  ist  morio  Mg.  IV,  148 
damit  identisch;  da  aber  dem  von  Mg.  beschriebenen  d die  Fühler  fehlten,  so  ist 
Rnds.  Name  vorzuziehen,  nana  Macq.,  Mg.  VII,  168  dürfte  aber  verschieden  sein, 
da  er  die  Schienen  weiß  und  die  Schenkel  braungelb  nennt.  Diese  Art  bildet  einen 
Übergang  zu  Dalmannia,  da  die  Analzelle  kaum  spitzer  ausgezogen  ist  als  bei 
manchen  Dalmannien. 

Dalmannia  Rb.-Dsv. 

marginata  Mg.  Zara,  Lesina,  1 d (Novak)  und  3 9 mit  ganz  schwarzem  Hinterleib, 
identisch  mit  meinem  bei  Metkovic  gefangenen  9;  diese  9 sind  — ßavipes  Macq. 
Mg.  VII,  169;  da  nicht  alle  9 von  marginata  einen  ganz  schwarzen  Hinterleib 
besitzen,  stellen  diese  9 eine  Varietät  dar. 

* punctata  Fbr.  Schin.  I,  389.  Verbosca  auf  Lesina,  im  Juni  1 d,  identisch  mit  Exem- 
plaren aus  Villach,  Melk  etc.  (1.  Novak). 

XVIII.  Familie:  Oestridae. 

*Oestrus  L. 

*purpureus  Br.  Schin.  I,  393.  Verbosca  auf  Lesina  (Kat.  Novak,  determ.  Pokorny; 
fehlt  aber  in  der  Sammlung). 

* Dypodcvma  C I ark . 

* bovis  L.  Schin.  I,  396.  Bosnien:  Stolac,  am  3 Juni  2 d (Winneg.). 

~*  silenus  Br.  Zool.-bot.  Ges.  1858,  p.  460.  Herr  Siebäck  machte  mich  aufmerksam, 
daß  in  Br.,  Monogr.  113  diese  Art  als  von  Erber  in  Dalmatien  gesammelt 
erwähnt  wird. 

XIX.  Familie:  Muscidae. 

A.  Muse,  calypterae. 

Phasia  Ltr. 

crassipennis  F.  Bosnien:  Stolac,  9 (Winneg.). 

:i:Var.  taeniata  Pz.  Rond.  = var.  micans  Girsch.  Ent.  Nachr.  1888,  p.  7.  Verbosca  auf 
Lesina,  1 d (Novak). 

*Ananta  Mg. 

* lateralis  Mg.  Schin.  I,  401.  Serbien:  Nis,  1 9 (Hilf). 

* Syntomogaster  Schin. 

*singularis  Egg.  Zool.-bot.  Ges.  1860,  p.  797,  d,  viduus  Egg.  1.  c.  9,  Campogaster 
parvulus  Rnd.  Prodr.  1861,  p.  149,  d,  debilis  Rnd  9 ; höchst  wahrscheinlich  nur 
eine  Varietät  von  delicatus  Mg.  IV,  368,  9,  welcher  Name  dann  die  Priorität 


Strobl.  Neue  Beiträge  zur  Dipterenfauna  der  Balkanhalbinsel. 


545 


hätte.  Lesina,  2 cf,  1 9 (Novak,  wurde  nach  dem  Kat.  Novak  schon  vonPokorny 
als  parvulus  und  debilis  determiniert). 

Gymnosoma  Mg. 

rötundatum  Mg.  Zara,  Lesina  etc.,  Mai  bis  August,  cf,  $ häufig  (Novak);  Stolac,  cf, 
9 (Winneg.),  Rijeka,  9 (Mustajbeg);  Nis  in  Serbien,  cf,  9 (Hilf). 

*Var.  costatum  Pz.  (Schin.  I,  411  als  Art,  aber  nur  eine  Varietät  mit  deutlich  bogen- 
förmiger [nicht  stumpfwinkeliger]  Beugung  der  vierten  Längsader,  durch  Über- 
gänge mit  der  Normalform  verbunden).  Zara,  5 cf,  1 9 (Novak). 

( Stylogymnomyia  B.-B.)  nitens  Mg.  Verbosca  auf  Lesina,  im  Juni  1 cf  (Novak). 

Ocyptera  Ltr. 

bicolor  Mg.  Zara,  Lesina,  im  Mai,  Juni  2 cf,  1 9 (Novak). 

*brassicaria  Fbr.  Schin.  I,  416.  Zara,  cf,  9 (Novak). 

* cylindrica  Fbr.  Schin.  I,  417.  Serbien:  Nis,  cf,  9 (Hilf). 

*pilipes  Lw.  Schin.  I,  415,  tincticornis  Rond.  Prodr.  IV,  129.  Zara,  5 cf,  5 9 (Novak); 
stimmt  genau  mit  der  Beschreibung  Rond.  und  mit  einer  Type  Loews  aus  Kalabrien 
(1.  Erber),  daher  ich  die  Synonymie  für  gesichert  halte. 

rubida  Lw.  Zara,  6 cf,  2 9 (Novak). 

excisa  Lw.  Auch  auf  Lesina,  cf,  9 (Novak). 

interrupta  Mg.  Schin.,  Mussinii  Rond.  Prodr.  IV,  125.  (Ich  finde  zwischen  beiden 
Beschreibungen  keinen  greifbaren  Unterschied.)  Nis  in  Serbien,  cf  (Hilf);  besitze 
die  Art  zahlreich  aus  Mitteleuropa,  Fiume,  Triest  und  auch  aus  Kalabrien  1 9 
(determ.  Loew!). 

(' Ocypterula  Und.)  pusilla  Mg.  Auch  um  Zara,  9 (Novak). 

Echinomyia  Dum.  sens.  Schin. 

fera  L.  Zara,  cf  (Novak);  Krupatal,  cf  (Winneg.). 

Var.  virgo  Mg.  Zara,  9 (Novak),  Stolac,  9 (Winneg.). 

magnicornis  Zett.  Zara,  Lesina,  3 cf,  5 9 (Novak);  Karpenisi  cf,  9 (Apfelb.). 

ferox  Pz.  Serbien:  Nis,  cf  (Hilf). 

tessellata  Fbr.  Zara,  9 (Novak);  Sarajevo  und  Stolac,  10  cf,  1 9 (Winneg.);  Serbien: 
Pozarevac,  cf,  9 (Hilf). 

f er  Ina  Zett.  *var.  abdominalis  (Rb.-Dsv.  und  Bezzi  in  Soc.  ent.  ital.  1894,  p.  10  als  Art, 
aber  sicher  nur  Varietät;  Bezzi  selbst  ist  sehr  geneigt,  sie  als  „mera  forma  meri- 
dionale  della  ferina“  zu  betrachten).  Zara,  1.  Novak,  1 9,  eine  Übergangsform 
zur  Normalform;  1 cf  besitze  ich  aus  Kalabrien. 

Micropalpus  Macq. 

*comptus  Fll.  Rond.,  Prodr.  III,  70,  fulgens  (Mg.  pr.  p.)  Schin.  I,  428,  sec.  B.-B.  II,  125. 
Sarajevo,  cf  (Winneg.). 

*(Subg.  Homoeonychia  BB.  I,  133;  III,  57  als  Gattung),  lithosiophagus  Rond.  Prodr. 
III,  66  (als  Micropalpus ).  Zara,  cf  (Novak).  Stimmt  genau  nach  Ronck:  „Stirn 
cf  mit  vier  Reihen  von  Borsten.“  Nach  B.-B.  besteht  die  äußere  Reihe  nur  aus 
einer  starken  vorderen  und  einer  zarten  hinteren  Borste;  bei  meinem  cf  aber 
besteht  sie  aus  drei  fast  gleich  starken  Borsten. 

(Subg.  Pokornya  mihi)  oberrans  m.  Zara,  1 cf  (Novak).  Es  stimmt  sonst  genau  mit 
dem  von  mir  aus  Spalato  beschriebenen,  nur  ti'ägt  der  zweite  Ring  bloß  zwei 

Band  IX.  35 


546 


II.  Naturwissenschaft. 


Randmakrochäten  und  die  Hinterrandzelle  ist  nicht  geschlossen,  sondern  schmal 
offen.  Diese  Art  unterscheidet  sich  also  vom  typ.  Micropalpus  nur  durch  etwas 
längere  Taster  und  das  Fehlen  der  Diskalmakrochäten.  Eine  Polemik  darüber 
siehe  in  Zool.-bot.  Ges.  1901,  p.  119  und  410. 

Von  Fischeria  bicolor  Dsv.  liegen  aus  Lesina  6 cf,  1 9 vor. 

Olivieria  Dsv. 

*apennina  Rond.  Prodr.  V,  164  (als  Rhynchista ),  Brauer  in  Akad.  der  Wiss.  1898, 
p.  37  (529).  Zara,  cf  (Novak);  stimmt  genau  mit  cf  aus  Italien  (1.  Bezzi)  und  den 
Admonter  Voralpen. 

Zophom/yia  Macq. 

temula  Scop.  Serbien:  Pozarevac,  9 (Hilf). 

Plagia  Mg. 

*(Subg.  Paraplagia  BB.  II,  50  [354]  als  Gattung)  Hilfii  m.  cf,  9 mm.  Nigra,  cine- 
rascens,  antennarum  articulis  basalibus  palpisque  rufis;  seta  fere  tota  incrassata 
articulo  2.  brevi;  oculis  nudis;  setis  frontalibus  parum  descendentibus;  facie 
setulosa,  genis  latis;  unguibus  brevibus;  abdomine  nigrofasciato,  macrochaetis  mar- 
ginalibus;  vena  tertia  usque  ad  transversam  setulosa;  appendice  venae  4.  longissimo. 

Diese  Art  stimmt  beinahe  vollkommen  mit  der  kurzen  Beschreibung  der 
Tachina  ruficornis  Zett.  III,  1019;  da  aber  nach  Zett.  seine  Art  mit  Ausnahme 
der  Fühlerfarbe  und  der  Stellung  der  Querader  vollständig  mit  curvinervis  Zett. 
stimmt,  so  muß  meine  Art  eine  andere  sein;  denn  sie  unterscheidet  sich  von  curvi- 
nervis durch  sehr  kurze  Klauen  des  cf,  durch  ganz  fehlende  Diskalmakrochäten 
des  zweiten  bis  vierten  Kinges,  den  auffallend  langen  Aderfortsatz,  der  sogar  etwas 
länger  ist  als  der  Abschnitt  der  vierten  von  der  kleinen  Querader  bis  zur  Beu- 
gung, und  durch  das  kurze  zweite  Glied  der  fast  bis  zur  Spitze  verdickten  Borste. 

Kopf  weißmehlig,  etwas  höher  als  lang,  da  die  fast  ganz  roten  Backen  min- 
destens halbe  Augenhöhe  besitzen.  Stirn  von  mindestens  halber  Kopfbreite;  Mittel- 
strieme rotbraun,  etwas  bestäubt,  so  breit  als  die  Stirnleisten  zusammen;  drei 
nach  vorn  gerichtete  Orbitalborsten,  die  mittlere  ziemlich  schwach.  Von  den 
Stirnborsten  stehen  nur  zwei  unterhalb  der  Fühlerwurzel;  dafür  aber  sind  die 
breiten  Wangen  mit  kurzen,  feinen  schwarzen  Börstchen  bestreut;  nur  eine  starke 
Vibrisse  knapp  oberhalb  des  Mundrandes;  oberhalb  derselben  zwei  bis  drei  und 
unterhalb  derselben  mehrere  kaum  halb  so  lange  und  viel  dünnere  Borsten.  Die 
Wurzelglieder  der  Fühler  lebhaft  rot;  das  Endglied  lineal,  tief  schwarz,  etwa  von 
vierfacher  Länge  des  zweiten  Gliedes.  Borste  nackt,  etwas  kürzer  als  das  dritte 
Fühlerglied  und  fast  bis  zum  Ende  verdickt;  nur  das  Endfünftel  ist  in  eine  feine 
Spitze  verschmälert;  das  zweite  Borstenglied  kaum  länger  als  breit.  Taster  leb- 
haft rotgelb,  kürzer  als  der  Rüssel,  gegen  die  Spitze  sehr  wenig  verdickt.  An 
der  oberen  Augenecke  stehen  zwei  starke,  nach  rückwärts  gekrümmte  Borsten ; im 
Ozellendreiecke  stehen  zwei  und  hinter  demselben  am  Scheitelrande  ebenfalls 
zwei  viel  kleinere,  nach  auswärts  gebogene  Borsten.  — Die  Brustseiten  sind  mäßig 
dicht,  der  Thoraxrücken  ist  dichter  aschgrau-,  am  Vorder-  und  Seitenrande  fast 
reinweiß  bestäubt  mit  vier  gleichweit  entfernten,  schwarzen,  schwachen  Striemen, 
die  zwei  äußeren  dicker,  fleckenförmig,  an  der  Quernaht  unterbrochen,  die  inneren 
linienförmig  und  nur  vor  der  Quernaht  deutlich.  Beborstung  dicht,  mäßig  lang, 


Strobl.  Neue  Beiträge  zur  Dipterenfauna  der  Balkanhalbinsel. 


547 


nach  rückwärts  und  am  Rande  des  Schildchens  bedeutend  länger;  drei  Dorso- 
zentralborsten  vor  und  drei  hinter  der  Quernaht;  die  zwei  Apikalborsten  des 
Schildchens  stehen  parallel  und  senkrecht.  Hinterleib  langeiförmig;  der  erste 
Ring  und  mindestens  das  Enddrittel  der  drei  folgenden  Ringe  glänzend  schwarz; 
die  weiße  Bestäubung  ist  etwas  schillerfleckig  und  geht  ohne  scharfe  Grenze  in 
die  schwarze  Endfärbung  über.  Der  erste  Ring  ohne  Makrochäten;  der  zweite 
mit  zwei  mittleren  und  je  zwei  seitlichen  Randmakrochäten;  der  dritte  und  vierte 
mit  acht  ungefähr  gleichweit  abstehenden  Randmakrochäten;  die  übrige  Behaarung 
kurz,  fast  anliegend,  nicht  makrochätenartig.  Hypopyg  klein  mit  schmalovaler 
Spalte  und  einem  dicken,  gekrümmten,  nach  vorne  und  unten  gerichteten  schwarzen 
Penis.  Beine  kurz,  kräftig;  Klauen  nicht  länger  als  das  Klauenglied;  Hinter- 
schienen sehr  ungleich  beborstet.  Flügel  glashell;  nur  die  dritte  Längsader  ist 
beborstet,  und  zwar  bis  etwas  über  die  kleine  Querader  hinaus;  die  Spitzen-  und 
hintere  Querader  ganz  außerordentlich  schief,  genau  wie  bei  Plagia  ruricola. 

Serbien:  Nis,  1 cf  (Hilf). 

Gonia  Mg. 

*ornata  Mg.,  Kow.  in  „Wien,  entom.  Zeit.“  1888,  p.  11,  capitata  Schin.  II,  443.  Zara, 
Lesina,  6 § (Novak). 

*hebes  Fll.,  Schin.  444,  Kow.,  1.  c.  5.  Zara,  9 (Novak). 

Nemoraea  Dsv.  sensu  Schin. 

(A.  Erigone  Dsv.,  BB.),  radicum  Fbr.,  Brauer  in  Akad.  d.  Wissensch.  1898,  p.  534 
(Sep.  42).  Travnik,  2 cf  (com.  Thalh.l). 

connivens  Zett.,  Br.,  1.  c.  536  (Sep.  44).  Travnik,  1 cf  (com.  Thalh. !). 

*(D.  Nemoraea  BB.)  pellucida  Mg.,  Schin.  I,  449,  conjuncta  Rond.,  Prodr.  III,  72, 
BB.  I,  116  (Sep.  48).  Zara,  cf  (Novak). 

Exorista  Mg.  sensu  Schin. 

*(Parexorista  BB.  1,  87,  Sep.  19)  cheloniae  Rond.,  Prodr.  III,  138,  Schin.  I,  463, 
BB.  II,  320  (Sep.  16).  Zara,  3 cf,  1 9 (Novak). 

(Blepharidea  Rond.,  BB.)  vulgaris  Fll.  Zara,  zwei  normale  9 (Novak). 

var.  Die  Hinterrandzelle  geschlossen  oder  sogar  kurz  gestielt.  Zara,  2 cf  (Novak). 

(Sisyropa  BB.)  excisa  Fll.  Zara,  2 cf  (Novak);  Serbien:  Nis,  9 (Hilf). 

Iota  Mg.,  Schin.,  BB.  Gabela,  am  10.  Juli  aus  Bombyx  neustria  2 9 erhalten  (Winneg.). 

Meigenia  Dsv. 

bisignata  Mg.  Zara,  9 (Novak). 

3Iasicera  Macq.  sensu  Schin. 

( A.  Masicera  Bond.)  sylvatica  Fll.  Zara,  9 (Novak);  am  Trebevic,  cf  (Winneg.). 

(B.  Argyrophylax  BB.)  pupiphaga  Rond.  Aus  Sarajevo  noch  6 cf,  2 9 (Winneg.). 

* atropivora  Rond.,  Procl.  IV,  15  (als  Blepharipa),  BB.  II,  344  (Sep.  40),  Girschner  in 
Entom.  Nachr.  1899,  p.  6.  — Domanovic,  aus  Notodonta  treyida  am  19.  Juli  1899 
22  cf,  24  9 gezogen  (Winneg.). 

(C.  Hemimasicera  BB.)  properans  Rond.  Ist  nach  einer  brieflichen  Mitteilung  Dr. 
Villeneuves  und  nach  seiner  Arbeit  in  Soc.  entom.  Paris  1900,  p.  161  eine  gute 
Art,  aber  = fatua  Mg.  IV,  385  cf  = festinans  Mg.  IV,  384,  9 (Typen!),  hat  also 
den  Namen  festinans  zu  führen. 


548 


II.  Naturwissenschaft. 


*(D.  Ceromasia  Rond.)  Das  von  mir  in  der  Fauna  Bosn.  p.  51  als  festinans  aufge- 
führte 9 aus  Lasva  hat  demnach  den  Namen  rutila  Mg.  florum  Macq.,  Rond. 
zu  führen;  die  ebenda  und  in  „Wien,  entom.  Zeit.“  1893,  p.  90  beschriebene  Varietät 
mit  schwarzen  Schienen  (1  9 aus  Lesina)  aber  ist  nach  nochmaliger  genauer 
Untersuchung  von  rutila  spezifisch  verschieden  durch  das  bedeutend  kürzere  und 
breitere,  auf  der  Oberkante  (ähnlich  wie  bei  Epicampocera)  bogig  konvexe  dritte 
Fühlerglied,  ferner  durch  an  der  Spitze  schwarze  Taster;  ich  halte  es  für  das 
noch  nicht  beschriebene  9 von  acanthophora  Rond.,  Prod.  IV,  28  (1  cf  aus  Korsika); 
der  Randdorn  der  Flügel  ist  zwar  sehr  deutlich,  aber  kaum  länger  als  bei  florum ; 
die  Stirnborsten  sind  nur  halb  so  zahlreich  als  bei  florum  und  nur  drei  stehen 
unterhalb  der  Fühlerwurzel,  die  letzte  in  der  Mitte  zwischen  Stirnleiste  und  Auge. 
BB.  II,  12  stellt  acanthophora  zu  Dexodes  und  nimmt  sie  als  = spinuligera  Rond. 
an,  wogegen  ich  aber  Bedenken  trage,  da  die  Beschreibungen  nicht  überein- 
stimmen und  Rondani  die  spinuligera  häufig  sammelte. 

*Eggeria  Schin. 

*fasciata  Egg.,  Schin.  I,  488.  Sarajevo,  cf  (Winneg.). 

Phorocera  Dsv.  sensu  Schin. 

(A.  Phorocera  Rond.,  BB.)  pavida  Mg.  IV,  398;  ist  nach  der  Type  (teste  Villeneuve, 
Soc.  entom.  Paris  1900,  p.  161)  identisch  mit  cilipeda  Rond.  und  besitzt  die  Priorität. 
Stolac,  cf,  9’  (Winneg.). 

(C.  Parasetigena  BB.)  *nigrofasciata  m.  9.  9 mm.  Simillima  segregatae  et  mediae 
Ronch;  differt  praesertim  corpore  flavopollinoso,  abdomine  nigrofasciato. 

Äußerst  ähnlich  der  segregata,  die  ich  zahlreich  besitze,  nur  mit  folgenden 
Unterschieden:  Die  zwei  Basalglieder  der  Fühler  sind  rotbraun;  die  Bestäubung 
der  Stirn,  des  Thorax  und  Hinterleibes  ist  nicht  grau,  sondern  gelblich;  unterhalb 
der  Fühlerwurzel  stehen  nur  zwei  Stirnborsten;  die  Vibrissen  steigen  fast  bis  zur 
Fühlerwurzel  auf;  das  zweite  Glied  der  Fühlerborste  ist  etwas  länger  als  breit; 
an  der  Wurzel  der  dritten  Längsader  stehen  nicht  zwei,  sondern  sieben  Börstchen, 
die  aber  bei  weitem  nicht  bis  zur  kleinen  Querader  reichen;  das  erste  Segment 
ist  ganz  schwarz  und  die  drei  folgenden  besitzen  scharf  begrenzte  schwarze  End- 
binden (am  zweiten  und  dritten  etwa  von  1/3,  am  vierten  von  halber  Ringlänge); 
die  vierte  Längsader  besitzt  einen  ziemlich  langen  Aderanhang.  Stimmt  in  Fühler- 
farbe und  den  Stirnborsten  mit  der  mir  fehlenden  Setigena  media  Rond.,  Prodr.  III, 
181;  da  aber  Rondani  von  der  gelben  Bestäubung  und  den  schwarzen  Hinter- 
leibsbinden nichts  erwähnt,  wäre  eine  Identifizierung  zu  gewagt.  Von  Eggeria 
fasciata  weicht  sie  ab  durch  nur  marginale  Makrochäten  etc. 

Serbien:  Nis,  9 (Hilf). 

(F.  Machaira  Rond.,  BB.  I,  91  [Sep.  23])  taeniata  Mg.  IV,  389,  munda  Mg.  IV,  395, 
concinnata  Mg.  IV,  412,  Schin.  I,  489,  serriventris  Rond.,  Prod.  III,  159,  BB.,  1.  c. 

Alle  diese  Namen  sind  nach  den  Typen  (vide  Villeneuve  in  Soc.  entom. 
Paris  1900,  p.  161,  BB.,  1.  c.  und  Stein  in  Entom.  Nachr.  1900,  p.  15  und  21  [Sep.]) 
synonym,  taeniata  besitzt  also  die  Priorität. 

Zara,  4 cf,  1 9 (Novak);  Sarajevo,  3 9 (Winneg.). 

Miltogramma  Mg. 

*melanura  Mg.  IV,  232,  9,  Villeneuve  in  Soc.  entom.  1900,  p.  381,  Metopodia  ? me- 
lanura  BB.  III,  134  (cf  nicht  bekannt).  Zara,  9 (Novak). 


Strobl.  Neue  Beiträge  zur  Dipterenfauna  der  Balkanhalbinsel. 


549 


rußcornis  Mg.  Lesina,  9 (Novak). 

(B.  Sphixapata  Rond.)  albifrons  Rond.  Zara,  9 (Novak). 

(C.  Metopodia  BB.)  grisea  Mg.  III,  230  und  intricata  Mg.  III,  232,  sind  nach  den 
Typen  (vide  Villeneuve,  Soc.  entom.  Paris  1900,  p.  381  und  Stein,  Entom. 
Nachr.  1900,  p.  11  [Sep.])  identisch;  ersterer  Name  also  älter. 

* Labidogyne  BB.  I,  144  (Sep.  76),  Redtenbacheria  Schin.  pr.  p. 

*biguttata  Mg.,  Schin.  I,  513,  Bß.,  1.  c.  Zara,  4 cf  (Novak). 

Tryptocera  Macq.  sensu  Schin. 

( Clausicella  Rond.)  suturata  Rond.  Zara,  cf  (Novak). 

(. Discochaeta  BB.)  muscaria  Fll.  etc.  Zara,  2 cf  (Novak). 

*(Neaeropsis  BB.  III,  151  [Sep.  63])  laticornis  Schin.  I,  517,  BB.,  non  Mg.  Lesina, 
im  Juli  1 cf  (Novak). 

( Gymnopareia  BB.)  *exoletci  Mg.  var.  tibialis  (Dsv.,  Rond.,  Prodr.  III,  15  als  Art). 
Zara,  9 (Novak). 

Glaucopliana  BB. 

laticornis  Mg.  III,  351,  Rond.  IV,  154,  non  Schiner,  amasiae  BB.  (Diese  Synonymie 
wird  von  Brauer  und  Bergenstamm  selbst  [III,  187,  Sep.  99]  gegeben.)  Zara, 
1 9 (Novak  als  Tryptoc.  laticornis). 

Siplionci  Mg. 

cristata  Fbr.  Pazari6  (Krupatal),  cf  (Winneg.). 

* JRhytomyptera  Ronch,  BB.  I,  103. 

* nitidiventris  Rond.,  Prodr.  III,  20.  Zara,  leg.  Novak  1 9 mit  roten  Basalgliedern  der 
Fühler  und  roten  Tastern  und  2 cf,  bei  denen  ich  weder  an  den  Fühlern  noch 
Tastern  etwas  deutlich  Rotes  entdecken  kann,  die  also  mit  unicolor  Rond.  (Entom. 
ital.  1872,  p.  108)  ganz  oder  fast  ganz  stimmen.  Da  aber  Rondani  von  nitidi- 
ventris nur  ein  Exemplar  (ob  cf  oder  9 ist  nicht  angegeben)  sammelte  und  sonst 
die  Exemplare  vollkommen  miteinander  stimmen,  so  bin  ich  überzeugt,  daß  uni- 
color nur  das  cf  oder  wenigstens  nur  eine  Varietät  des  cf  zu  nitidiventris  ist. 
Bei  Volosca  sammelte  ich  2 cf  mit  deutlich  roten  Tastern,  aber  ganz  dunklen  Füh- 
lern, also  eine  Übergangsform. 

Clytia  Dsv. 

helvola  Mg.  Zara,  cf  (Novak). 

Loeivia  Egg. 

setibarba  Egg.,  Schin.!  Zara,  cf  (Novak). 

j Phomchaeta  Rond. 

carbonaria  Mg.  *var . fuliginavia  (Rond.,  Prodr.  IV,  100  als  Art).  Mostar,  2 9 (Apfelb.). 

Leucostoma  Mg. 

brems  Rss.  Zara  etc.,  3 cf,  1 9 (Novak). 

Stevenia  Dsv. 

* parmensis  Rond.,  Prodr.  IV,  145.  Lesina,  1 cf,  2 9 (Novak). 


550 


II.  Naturwissenschaft. 


Uhinophora  Dsv. 

(A.  Rhinophora  BB.)  melania  Mg.  Zara,  cf,  9 (Novak). 

inornata  Lw,,  Schin.  Zara,  9 (Novak). 

(B . Ptilochaeta  Bond.)  umbratica  Fll , simplicissima  Lw.,  Schin.  Zara,  9 (Novak). 

femoralis  Mg.  Zara,  Lesina,  3 cf,  14  9 (Novak). 

Var.  signata  (Mik).  Zara  etc.,  8 cf  (Novak). 

Morinia  Dsv.  sensu  Schin. 

( Rhinomorinia  BB.  I,  123  = Metopisena  und  Morinia  Rond.  V,  159 — 161). 

*trifasciata  Macq.,  Schin.  I,  551,  celer  Rond.  V,  161  (1  cf).  Zara,  1 cf,  1 9 (Novak). 

Die  Beschreibungen  Scliiners  und  Rondanis  stimmen  vollkommen,  daher 
ich  die  Synonymie  für  gesichert  halte.  Brauer  und  Bergenstamm  III  erklärt 
die  Gattung  und  Art  Rondanis  als  ihm  unbekannt.  Habituell  äußerst  ähnlich  der 
melanoptera  Fll.,  aber  schon  durch  die  sehr  starken  Diskal-  und  Marginalmakro- 
chäten  des  Hinterleibes  verschieden;  noch  näher  verwandt  mit  sarcophagina  Schin. 
= velox  Dsv.,  Rond.  V,  160,  aber  verschieden  durch  viel  schmälere  Stirn  des  cf 
und  die  winkelig  gebogene  vierte  Längsader.  Das  Schiner  und  Rondani  unbe- 
kannte 9 besitzt  eine  Stirn  von  ungefähr  x/4  Kopfbreite  und  drei  Orbitalborsten, 
die  zwei  vorderen  nach  vorn,  die  hinterste  nach  außen  gedreht;  die  braunschwarze 
Stirnstrieme  ist  ungefähr  so  breit  als  jede  der  bleigrauen,  schwach  glänzenden 
Stirnleisten;  der  Hinterleib  ist  kürzer,  breiter;  Klauen  kaum  halb  so  lang  als  beim 
cf;  sonst  kein  Unterschied. 

Nota.  Da  ich  in  „Tiefs  dipt.  Nachlaß“,  Klagenfui't  1900,  p.  53  eine  Morinia 
(Subgen.  Melanomyia ) trifasciata  m.  beschrieben  habe,  muß  ich  für  diejenigen, 
welche  das  Genus  Morinia  im  Sinne  Schiners  beibehalten,  den  Namen  umändern 
in  tricingulata  m. 

* (Subgen.  Hoplisa  Bond.  V,  155,  BB.  I,  124,  Sep.  56)  tergestina  Schin.  I,  552  (1862) 

= mendica  Rond.,  1.  c.  (1862),  Phyto  pygmaea  Strobl,  „Dipt.  von  Steierm.“  II,  51 
und  höchstwahrscheinlich  auch  Zetterstedt  1274.  Zara,  cf  (Novak).  Sammelte 
die  Art  mehrmals  in  Steiermark,  um  Monfalcone,  erhielt  sie  aus  Triest  von 
Dr.  Funk  als  tergestina  und  aus  Macerata  von  Dr.  Bezzi  als  mendica. 

* (Subgen.  Tromodesia  Bond.  V,  145)  vitripennis  Rond.,  1.  c.  (9).  Zara,  cf  (Novak). 

Diese  Rondanische  Gattung  gehört  nach  S chiner  jedenfalls  zu  Morinia;  auch 
nach  meiner  Überzeugung  ist  sie  nur  als  Subgenus  davon  zu  betrachten.  Herrn 
Brauer  ist  das  Tier  unbekannt,  Rondani  kennt  nur  das  9.  Das  cf  stimmt  in 
Färbung  und  Geäder  vollkommen  mit  der  Beschreibung  des  9;  nur  sind  außer 
den  Knien,  Schenkelringen  und  einem  Apikalstreifen  der  Schenkel  auch  die 
zusammenstoßenden  Seiten  des  ersten  und  zweiten  Ringes  rot.  — Die  Stirn  scheint 
mit  der  nicht  näher  beschriebenen  Stirn  des  9 identisch  zu  sein:  sie  besitzt  bei- 
nahe 1/3  Kopfbreite,  eine  schwarze,  matte  Mittelstrieme  und  zwei  ungefähr  damit 
gleichbreite,  weißgrau  bestäubte  Seitenstriemen,  auf  denen  je  drei  Makrochäten 
stehen,  die  vorderen  nach  vorn,  die  hinterste  nach  rückwärts  gerichtet;  das  Ozellar- 
borstenpaar  ist  haarförmig  fein,  nach  vorn  gerichtet;  an  der  hinteren  Augenecke 
stehen  zwei  starke  Borsten.  Der  Mund  steht  nicht  vor;  die  Backen  sind  nicht 
viel  kürzer  als  die  runden  Augen.  Am  graubestäubten  Thoraxrücken  ist  nur 
eine  ziemlich  dicke  Mittelstrieme  und  die  Quernaht  deutlich  dunkler.  Zwei  Dorso- 
zentralborsten  vor  und  drei  hinter  der  Quernaht.  Das  Schildchen  besitzt  vier 


Strobl.  Neue  Beiträge  zur  Dipterenfauna  der  Balkanhalbinsel. 


551 


auffallend  stärkere  Borsten , von  denen  sich  die  Apikalborsten  kreuzen.  Der 
Hinterleib  ist  lang  oval,  fast  walzenförmig;  das  schwarze  Hypopyg  ist  deutlich, 
steht  aber  weder  nach  unten,  noch  nach  hinten  vor;  es  füllt  einfach  die  Höhlung 
des  letzten  Ringes  aus,  besitzt  zwei  Querfurchen  und  zwischen  denselben  eine 
Querreihe  von  schwarzen  Borsten.  Der  erste  und  zweite  Ring  ist  zwar  in  der 
Mittellinie  ohne  Makrochäten,  aber  an  den  Seiten  befinden  sich  einige  Borsten, 
welche  die  übrigen  an  Länge  weit  und  auch  an  Dicke  etwas  übertreffen,  die  man 
also  allenfalls  als  Makrochäten  bezeichnen  kann,  während  das  9 nach  Rondani 
auf  den  ersten  zwei  Ringen  gar  keine  Makrochäten  besitzt.  Die  Beine  sind  mäßig 
dicht  beborstet,  die  Klauen  mindestens  so  lang  als  das  schlanke  Klauenglied;  die 
Haftläppchen  etwas  kürzer.  Die  dritte  Längsader  trägt  nur  an  der  Basis  1 — 2 feine 
Borsten.  Das  übrige  siehe  in  Rondani. 

Me l an op h o r a Mg. 

roralis  L.  Zara,  Lusina,  7 normale  cf  und  2 cf  der  var.  atra  Mcq.,  Schin. 

Nyctia  Dsv. 

halterata  Pz.  a.  Zara,  Lesina,  März  bis  Juni  3 cf  (Novak). 
ß Servillei  Dsv.  Ebenda,  2 cf,  2 9 (Novak). 
y caminaria  Pz.  Zara,  9 (Novak). 

Mintho  Dsv. 

praeceps  Scop.,  Rond.  Lesina,  Juli  bis  Oktober  4 cf , 4 9 (Novak). 

Dexia  Mg.  sensu  Schin. 

(A.  Dexia  BB.)  rustica  F.  Serbien:  Ak-Palanka,  cf  (Hilf). 

(B.  Myiocera  Dsv.)  ferina  Fll.  Ebenda,  cf  (Hilf). 

(C.  Dexiosoma  Bond.)  * europaeum  Egg.,  Zool.-botan.  Ges.  1860,  p.  801,  Schin.  I,  565 
(als  Microphthalma  europaeum ),  longifacies  Rond.,  Prodr.  V,  85  (1862),  BB.  I,  117 
(Sep.  49).  Serbien:  Nis,  9 (Hilf). 

Sarcophila  Rond. 
latifrons  Fll.  Zara,  cf,  9 (Novak). 

Sarcophaga  Mg. 

carnaria  L.  a coerulescens  Rond.  Zara,  Lesina,  4 cf,  2 9 (Novak). 
atropos  Mg.  var.  y noverca  (Ronck),  Strobl,  „Dipt.  von  Steierm.“  II,  56.  Zara,  3 cf , 1 9 
(Novak). 

melanura  Mg.,  Rond.  striata  Schin.  Zara,  2 cf,  3 9 (Novak);  Sarajevo  cf  (Winneg.). 
pumila  Mg.,  Schin.  Serbien:  Pozarevac,  9 (Hilf). 

nigriventris  Mg.,  Rond.,  Strobl,  „Dipt.  von  Steierm.“  II,  59.  Zara,  3 cf  (Novak). 
liaematodes  Mg.  Zara,  2 cf,  2 9 (Novak);  Serbien:  Pozarevac,  cf  (Hilf). 

* consanguinea  Roncl.,  Prodr.  V,  127.  Zara,  cf  (Novak). 

* erythrura  Mg.,  Rond.,  1.  c.  126.  Zara,  9 (Novak). 

Stomoxys  Geoffr. 

calcitrans  L.  Zemonico,  2 9 (Müller). 

(. Lyperosia  Rond.)  irritans  L.  Zara,  cf  (Novak). 


552 


II.  Naturwissenschaft. 


Ithyncliomyia  Dsv. 

columbina  Mg.  Lesina,  Juni  bis  August,  10  cf,  18  § (Novak). 
cyanescens  Lw.  Lesina,  cf,  9 (Novak);  Serbien:  Nis,  cf  (Hilf). 
speciosa  Lw.  Lesina,  2 cf,  2 § (Novak). 

Graphomyia  Dsv. 
maculata  Scop.  Lesina.  2 cf  (Novak). 

Calliphora  Dsv. 

erythrocephala  Mg.  Lesina,  2 cf,  5 9 (Novak);  Vallona,  Podgorica,  2 cf,  13  9 (Mustajbeg). 

JPollenia  Dsv. 

vespillo  Fbr.,  Schin.  Serbien:  Nis,  9 (Hilf). 

rudis  Fbr.  Pazaric,  2 cf  (Apfelb.);  Serbien:  Pozarevac  und  Nis,  2 cf,  1 9 (Hilf). 

Dasyphora  Dsv. 

versicolor  Mg.  etc.  Sarajevo,  cf  (Apfelb.). 

pratorum  Mg.  Zara  etc.,  5 cf,  3 9 (Novak);  Sarajevo,  9 (Winneg.);  von  der  var.  sal- 
tuum  liegt  nur  das  aus  Lesina  schon  erwähnte  cf  vor. 

I/ucilia  Dsv. 

regina  Mg.  Zara,  1 cf,  2 9 (Novak). 

nobilis  Mg.  Zara,  9 9 (Novak);  höchst  wahrscheinlich  von  sericata  Mg.  nicht  verschieden. 
caesar  L.  Zara,  Lesina,  cf,  9 (Novak);  Cetinje,  Podgorica,  2 9 (Mustajbeg);  Pozarevac 
in  Serbien,  9 (Hilf). 

cornicina  F.  Zara,  3 cf,  2 9 (Novak);  Janina,  9 (Apfelb.). 

JPyrellia  Dsv. 

cadaverina  L.  Zara,  cf,  9 (Novak). 
serena  Mg.  Am  Trebevic,  cf  (Winneg.). 

3Iusca  L. 

corvinä  F.  Nis  in  Serbien,  9 (Hilf). 

Myiospila  Rond. 

meditabunda  F.  Am  Bijamgebirge,  9 (Apfelb.). 

Aricia  Dsv. 

lardaria  F.  Lesina,  9 (Novak). 

lucorum  Fll.  Zara,  4 cf,  2 9 (Novak);  Vares,  cf  (Apfelb.). 

* obscurata  Mg.,  Schin.  600.  Zara,  9 (Novak). 

* errans  Mg.,  Schin.  604,  Schnabl  I,  125,  II,  97.  Zara,  cf  (Novak). 
umbratica  Mg.  Zara,  cf  (Novak). 

Spilogaster  Macq. 

Sundevalli  Zett.  Am  Trebevid,  9 (Apfelb.). 

*nigricolor  Fll.,  Zett.  1646,  Schin.  610,  Rond.  VI,  85.  Vares,  9 (Apfelb.). 


Strobl.  Neue  Beiträge  zur  Dipterenfauna  der  Balkanhalbinsel. 


553 


Hydrotciea  Dsv. 

irritans  Fll.  Am  Trebevib,  9 (Winneg.). 

*Var.  dentimana  (Mg.  V,  109;  Scliin.  617  als  Art).  Lesina,  9 (Novak);  Krupatal:  Pa- 
zaric,  2 9 (Winneg.). 

Opliyra  Dsv. 

anthrax  Mg.  Zemonico,  9 (Müller). 

Hylemyia  Dsv. 

cocirctcita  Fll.  Ak-Palanka  in  Serbien,  9 (Hilf). 

Anthomyia  Mg. 

pluvialis  L.  Aus  Zara  und  Lesina  8 cf  der  Normalform,  2 cf,  3 9 der  var.  procellaris 
Rond.  (Novak);  1 9 der  letzteren  auch  aus  Pozarevac  in  Serbien  (Hilf). 

albicincta  Fll.  Stolac,  cf  (Winneg.). 

sulciventris  Zett.  Im  Bijamgebirge  cf,  9 häufig  (Apfelb.). 

( Chortiphila  Mcq.)  * trapezina  Zett.  var.  impudica  Rond.  Vide  Strobl,  „Spanische  Dipt.“ 
in  „Wien,  entom.  Zeit.“  1899,  p.  220.  — Pozarevac  in  Serbien,  cf  (Hilf). 

( Pegomyia  Mcq.)  *figulina  Rond.  VI,  166.  Zara,  9 (Novak);  Zemonico,  2 9 (Müller). 

( Phorbia  Dsv.)  *striolata  Fll.,  Zett.  1545.  Lesina,  cf,  9 (Novak). 

*hirticrura  Rond.  VI,  214.  Zara,  cf,  9 (Novak). 

cilicrurci  Rond.  lag  aus  Zara  etc.  häufig  auf  (S.  Novak);  auch  aus  Pozarevac  in  Ser- 
bien (Hilf). 

ETomalomyia  Bouche. 

scalaris  F.  Spalato,  Ende  Mai  cf  nicht  selten  (Strobl). 

* Schembrii  Ronch,  Prodr.  VI,  60  (2  9 aus  Malta).  Zara,  2 9 (leg.  Novak). 

Stein  zieht  in  seiner  Monogr.  von  Homal.,  p.  29  und  32  die  ihm  in  natura 
unbekannte  Schembrii  fraglich  als  Synonym  zu  ornata  Mg.  Meine  2 9,  die  ich 
für  Schembrii  anspreche,  sind  zwar  den  9 der  ornata  Mg.  und  pretiosa  Schin., 
welche  ich  ebenfalls  besitze,  äußerst  ähnlich,  aber  sicher  spezifisch  verschieden 
durch  die  viel  kürzere  hintere  Querader;  diese  ist  nur  wenig  gebogen,  deutlich 
kürzer  als  das  Endstück  der  fünften  Längsader  und  ihr  Abstand  von  der  vorderen 
Querader  ist  nur  wenig  kleiner  als  das  Endstück  der  vierten  Längsader;  diese 
Merkmale  stimmen  genau  nach  Rondani,  da  er  die  hintere  Querader  „ fere  recta 
et  valde  distans  ab  intermedia“  nennt;  die  vordere  Querader  liegt  zwar  nicht 
genau  der  Mündung  der  Hilfsader  gegenüber,  sondern  etwas  außerhalb  derselben, 
doch  immerhin  derselben  bedeutend  näher  als  der  Hauptader;  aber  Rondani 
schreibt  auch  nicht  „contra“,  sondern  nur  „ fere  contra was  also  ganz  gut  mit 
meinen  Exemplaren  stimmt.  Ferner  sehe  ich  bei  ornata  und  pretiosa  an  den 
Hinterschienen  nur  eine  Präapikalborste;  bei  Schembrii  aber  stehen  zwischen 
Mitte  und  Spitze  zwei  fast  gleich  hoch  eingefügte  (eine  hintere  äußere  und  eine 
genau  hintere);  in  der  Mitte  der  Hinterschienen  stehen  drei  fast  gleich  hoch  ein- 
gefügte Borsten  (eine  vordere  äußere,  eine  hintere  äußere  und  eine  genau  hintere). 
In  der  Färbung  unterscheidet  sich  Schembrii  von  ornata  und  pretiosa  durch  ganz 
gelbe  Taster  und  ganz  gelbrote  Wurzelglieder  der  Fühler;  von  pretiosa  auch  durch 
bedeutend  breitere  Stirn. 

Lispe  Ltr. 

tenuipalpis  Zett.  Auch  um  Zara  cf,  9 nicht  selten  (Novak). 

tentaculata  Dg.  Bei  Brusje  auf  Lesina  im  Juli  1 cf  (Novak). 


554 


II.  Naturwissenschaft. 


Coenosia  Mg. 

costata  Mg.  und  die  Normalform  von  tigrina  F.  lagen  auch  aus  Zara  in  beiden  Ge- 
schlechtern vor  (S.  Novak). 

Atherigona  Rond. 

quadripunctata  Rss.  Zara,  Lesina,  im  Juni  bis  August  cf,  $ nicht  selten  (S.  Novak). 

Schoenomyza  Hai. 

littorella  Fll.  Sarajevo,  9 (Winneg.). 

Myopina  maritima  Röder  in  „Wien,  entom.  Zeit.“  1887,  p.  115.  Zara,  1 9 (Novak). 
Herr  P.  Stein  hatte  die  Güte,  mir  dieses  bisher  nur  aus  den  Inseln  Norderney 
und  Borkum  bekannte  Tier  zu  determinieren;  es  ist  nach  seiner  Mitteilung  ein 
echtes  Strandtier. 


B.  Muscidae  acalypterae. 

1.  Gruppe:  Cordylurinae  und  Scatophaginae. 

Phrosia  Rb.-Dsv. 

albilabris  F.  Pozarevac  in  Serbien,  cf,  9 (Hilf). 

Norellia  Rb.-Dsv. 

nervosa  Mg.  Am  Trebevib  bei  Sarajevo  cf,  9 (Apfelb.). 

spinimana  Fll.  Sarajevo,  1 cf  (Winneg.). 

alpestris  Schin.  In  der  Waldregion  der  Treskavica  pl.  1 cf  (Apfelb.). 

*armipes  Mg.  V,  234,  Schin.  II,  6,  Becker,  „Monogr.“  127.  Auf  der  Treskavica  pl.  1 cf 
(Apfelb.). 

Dieses  Exemplar  unterscheidet  sich  von  striolata  Mg.  durch  ganz  gelbe 
Schenkel,  fast  ganz  rotbraunes  Hypopyg  und  durch  nur  drei  Borstenpaare  (außer 
den  Präapikalborsten)  auf  den  Hinterschienen,  während  meine  cf  der  striolata 
vier  Borstenpaare  besitzen;  es  entspricht  also  genau  den  Beschreibungen  Schiners 
und  Beckers.  Der  Rückenschild  ist  leider  durch  Nässe  verdunkelt,  daher  keine 
Streifung  bemerkbar. 

Scatophaga  Mg. 

lutaria  F.  Im  Bijamgebirge,  cf  (Apfelb.). 

ster cor aria  L.  Wohl  auf  der  ganzen  Balkanhalbinsel  gemein;  ich  sah  auch  Exemplare 
aus  Serbien  (Hilf)  und  Byzanz  (Apfelb.). 

sgualida  Mg.  Im  Bijamgebirge,  cf  (Apfelb.). 

dalmatica  Becker  176,  9.  Mein  Fundort  der  littorea  Fll.  „Lesina,  leg.  Novak“  ist  zu 
streichen;  ich  bestimmte  damals  (1892,  also  vor  dem  Erscheinen  der  Monographie 
Beckers)  die  Art  nach  Schin  er  und  mußte  auf  littorea  kommen,  littorea  Schiner 
ist  aber  nach  seiner  Beschreibung  identisch  mit  dalmatica  Becker;  daher  die  ganz 
richtige  Bemei’kung  Beckers,  daß  dessen  Beschreibung  auf  littorea  nicht  paßt; 
denn  die  dichte  weißliche  Behaarung  des  Hinterleibes  und  die  Beborstung  der 
Hinterschenkel  paßt  nur  auf  das  cf  der  dalmatica ; littorea  cf  besitzt  nach 
Beckers  Originalexemplaren  aus  Dänemark  einen  dicht  schwärzlich  behaarten 
Hinterleib  und  ganz  borstenlose  Hinterschenkel.  Daß  Pokorny  die  richtige  littorea 


Strobl.  Neue  Beiträge  zur  Dipterenfauna  der  Balkanhalbinsel. 


555 


in  der  Sammlung  S chine  rs  vorgefunden  habe,  will  ich  nicht  bestreiten;  dann 
hat  aber  jedenfalls  eine  Verwechslung  oder  Vermengung  stattgefunden,  da  Schi- 
ners  Beschreibung  nur  auf  dalmatica  paßt.  Seit  Sch  in  er  scheint  weder  littorea, 
noch  dalmatica  bei  Triest  mehr  gesammelt  worden  zu  sein;  denn  in  dem  „Con- 
tributo  alla  Fauna  dei  Ditteri  dei  dintorni  di  Trieste  1895“  von  Dr.  Funk  und 
Gräffe  fehlen  beide  Arten.  Wahrscheinlich  vertritt  am  Mittelmeere  dalmatica 
die  nordische  littorea.  Da  Becker  nur  das  9 kannte,  gebe  ich  noch  folgende 
Unterschiede  vom  § an:  Die  feinere  Behaarung  des  Thoraxrückens  ist  ebenfalls 
spärlich,  aber  die  zwei  Reihen  von  Dorsozentralborsten  sind  deutlich;  die  dichte 
Behaarung  der  Brustseiten  und  des  Hinterleibes  ist  fast  rein  weiß;  nur  an  den 
Segmenträndern  stehen  längere,  steife,  schwarze  „Randmakrochäten“.  Der  Hinter- 
leib ist  genau  streifenförmig,  ebenfalls  auffallend  kurz;  das  Hypopyg  wie  bei  lit- 
torea, aber  lichter  bestäubt  und  viel  spärlicher  schwarz  borstenhaarig.  Die  Be- 
borstung  aller  Schenkel  ist  genau,  wie  sie  Becker  beim  9 angibt,  doch  stehen  an 
den  Vorderschenkeln  nur  wenige  feine  Borsten,  die  man  bei  angedrücktem  Schenkel 
leicht  übersehen  kann,  an  der  oberen  Innenseite.  — Alles  übrige  stimmt  genau 
mit  der  vorzüglichen  Beschreibung  Beckers. 

2.  Gruppe:  Helomyzinae. 

Phycodromia  (Stnh.)  meridionolis  Rond.  Auch  bei  Zara  1 cf  (Novak). 

Helomy&a  FH. 

variegata  Lw.  Lesina,  cf,  9 (Novak). 

*tuberivora  Dsv.  Diese  bisher  nur  aus  Frankreich  bekannte  Art  unterscheidet  sich 
nach  Loew  (Berl  entom.  Zeit.  1868,  p.  386)  von  gigantea  Mg.,  Loew,  Monogr.  25 
— maxima  Schin.  II,  24  dadurch,  daß  die  Borsten  auf  der  Unterseite  der  Mittel- 
schenkel des  cf  nicht  dicht  gehäuft  stehen,  sondern  nur  eine  einfache,  ziemlich 
weitläufige  Reihe  bilden;  außerdem  sind  bei  meinem  cf  die  Schenkel  viel  weniger 
verdickt  und  die  oberen  Brustseiten  nicht  gänzlich  kahl,  sondern  in  der  hinteren 
Oberecke  sparsam,  aber  deutlich  kurzhaarig  (etwa  10  Börstchen).  Zara,  cf  (Novak). 

pectoralis  Lw.,  Monogr.  25.  Zara,  1 cf,  2 9 (Novak). 

Das  cf  unterscheidet  sich  von  foeda  Lw.  durch  die  gar  nicht  mit  längeren 
feinen  Haaren  besetzte  Mittelferse,  foeda  cf  besitzt  daselbst  lange,  zarte,  aber 
wenig  abstehende,  cingulata  Pok.,  die  ich  aus  Paris  und  Schlesien  besitze,  fast 
senkrecht  abstehende,  lange,  zarte,  dichte  Haare;  vielleicht  ist  aber  cingulata  nur 
eine  licht  gefärbte  Rasse  der  foeda. 

affinis  Mg.  Zara,  cf  (Novak);  Pozarevac  in  Serbien,  9 (Hilf). 

* bistrigata  Mg.,  Loew,  Monogr.  30.  Zara,  9 (Novak). 

*humilis  Mg.,  Loew,  Monogr.  20.  Zara,  cf  (Novak). 

Eccoptomera  Lw. 

emarginata  Lw.  Im  Bijamgebirge,  11  cf,  2 9 (Apfelb.). 

Ulepharoptera  Lw. 

serrata  L.  Ebenda,  2 cf  (Apfelb.). 

cineraria  Lw.  Olovo,  9 (Apfelb.). 

* spectabilis  Lw.,  Monogr.  58.  Bijamberg,  Olovo,  1 cf,  5 9 (Apfelb.). 


556 


II.  Naturwissenschaft. 


Heteromyza  Fll. 

atricornis  Mg.  Zara,  2 § (Novak). 

Tephrochlamys  Lw. 

rufiventris  Mg.  *var.  laeta  (Mg.,  Loew  78  als  Art,  Strobl,  „Dipt.  von  Steierm.“  II,  85 
als  Varietät).  Außer  7 typischen  2 lagen  aus  Zara  und  Lesina  auch  2 9 dieser 
Varietät  vor  (leg.  Novak). 

*flavipes  Zett.,  Loew  77.  Sarajevo,  9 (Winneg.). 

5.  Gruppe:  Sciomyzinae. 

Scioniyza  Fll. 

notata  Mg.  Zara,  cf,  9 (Novak);  die  Exemplare  wurden  auch  von  Herrn  Hendel  für 
notata  erklärt. 

cinerella  Fll.  Die  aus  Lesina  angeführten  Exemplare  gehören  zu  meiner  var.  meri- 
dionalis;  letztere  wurde  auch  um  Zara  von  Novak  und  Zemonico  von  Müller 
gesammelt. 

* rufiventris  Mg.,  Schin.  II,  48.  Bijamberg,  9 (Apfelb.). 

6.  Gruppe:  Tetanocerinae. 

Tetcinocera  Ltr. 

Nota.  Herr  Friedrich  Hendel  schrieb  seither  (1900  in  Zool.-botan.  Ges., 
p.  319 — 358)  eine  monographische  Abhandlung  über  die  europäischen  Arten  dieser 
Gattung  und  spaltet  sie  in  sechs  Gattungen,  ohne  daß  sich  die  Zahl  der  Arten 
wesentlich  vermehrt  hätte  und  ohne  die  äußerst  ähnlichen  nordamerikanischen 
Arten  zu  kennen.  Nach  meiner  Überzeugung  können  diese  Gattungen  kaum  als 
Subgenera  bestehen,  da  die  Beborstung,  auf  welche  dieselben  vorzüglich  gegründet 
sind,  nach  meinen  Erfahrungen  besonders  an  den  Brustseiten  zu  vielen  Schwan- 
kungen unterliegt.  Namensveränderungen  ergeben  sich  nach  dieser  übrigens  sehr 
gründlichen  Arbeit  für  meine  Fauna  folgende:  robusta  Lw.  ist  nur  eine  größere 
Varietät  von  ferruginea ; vittigera  aus  Spalato  ist  nach  nochmaliger  Untersuchung 
des  Novakschen  Exemplars  punctata  F.;  reticulata  F.,  Mg.,  Lw.,  Schin.  muß 
coryleti  Scop.  heißen,  coryleti  Schin.  (non  Scop.)  aber  chaerophylli  Fbr. 
ferruginea  Fll.  Nis  in  Serbien,  2 cf  (Hilf);  nach  Hendel,  p.  341  auch  in  Dalmatien 
(leg.  Frauenfeld). 

chaerophylli  F.,  coryleti  Schin.  Dalmatien  (leg.  Frauenfeld,  nach  Hendel,  p.  346); 

Rjeka,  9 (Mustajbeg);  Pozarevac  in  Serbien,  9 (Hilf). 
coryleti  Scop.,  reticulata  F.  Trau,  Dalmatien,  9 (Apfelb.). 
vittigera  Schin.  Dalmatien  (leg.  Mann,  nach  Hendel,  p.  351). 
punctulata  Scop.  Nis  in  Serbien,  cf  (Hilf). 

Limnia  Dsv. 

marginata  F.  Stolac,  9 (Winneg.);  Lesina  etc.,  viele  cf,  2 (Novak). 
catenata  Lw.,  Schin.  Nis  und  Ak-Palanka  in  Serbien,  cf,  2 (Hilf). 
unguicornis  Scop.  Sarajevo  (Winneg.);  Nis  in  Serbien,  cf  (Hilf). 


Strobl.  Neue  Beiträge  zur  Dipterenfauna  der  Balkanhalbinsel. 


557 


Elgiva  Mg. 

* trivittata  Strobl,  „Span.  Dipt.“  in  „Wien,  entom.  Zeit.“  1899,  p.  224.  Nis  in  Serbien,  9 
(leg.  Hilf);  cf  und  § sammelte  ich  an  verschiedenen  Punkten  Spaniens. 

Sepedon  Ltr. 

spinipes  Scop.  Nis  in  Serbien,  cf,  9 (Hilf). 

sphegeus  F.  Nis,  Pozarevac  und  Ak-Palanka  in  Serbien,  7 cf,  9 (Hilf). 

7.  Gruppe:  Ortalidinae. 

Otites  Ltr. 

lamed  Schrk.  Zara,  9 (Novak);  Pozarevac  in  Serbien,  cf,  9 (Hilf). 

Ortalis  Fll. 

formosa  Pz.  Pozarevac  in  Serbien,  $ (Hilf). 

rußceps  F.  Aus  Zara  und  Lesina  liegen  6 cf,  4 9 vor  (leg.  Novak);  Stolac,  cf  (Winneg.). 
*gyrans  Lw.  in  „Wien,  entom.  Mon.“  1864,  p.  15.  Dalmatien,  cf,  9.  Dieses  Zitat  hatte 
ich  in  der  Fauna  übersehen.  Die  Art  fehlt  mir. 
grata  Lw.  S.  Stephano  bei  Byzanz,  1 9 (Apfelb.). 

Ceroxys  Macq. 

*acuticornis  Lw.,  „Neue  dipt.  Beiträge“  1854,  Schin.  74.  Pozarevac  in  Serbien,  cf,  9. 
(Hilf). 

Myennis  Rb.-Dsv. 

* obliqua  Lw.,  Mg.  X,  273  (als  Systata,  aus  Korfu,  leg.  Erber,  cf).  Karpenisi,  2 cf 
(Apfelb.). 

Herinci  Dsv. 

afßicta  Mg.  Zemonico  bei  Zara,  2 9 (leg.  Müller). 
frondescentiae  L.  Lesina,  2 9 (Novak). 

JPlatystoma  Mg. 

(umbrarum  F.  und  tegularia  Lw.  lagen  aus  Zara  in  Mehrzahl  vor,  cf,  9,  leg.  Novak.) 
*biseta  Lw.,  Mg.  X,  283  (aus  Ungarn).  Pozarevac  in  Serbien,  cf,  9 (Hilf). 

* pubescens  Lw.,  „Neue  dipt.  Beiträge“  1845,  p.  36  (aus  Rhodus);  Schin  er  erwähnt  sie 
p.  84  aus  der  Türkei;  Mik  in  „Wien,  entom.  Zeit.“  1884,  p.  204  (mit  Beschreibung) 
aus  Wien;  Thalhammer  sandte  mir  1 cf  aus  Ungarn.  — Stolac,  cf  (Winneg.); 
Karpenisi,  9 (Apfelb  ). 

Seoptera  Krb. 

vibrcms  L.  Sarajevo  und  am  Trebevic,  cf,  9 (Winneg.). 

Chrysomyza  Fll. 

demandata  Fll.  Zara,  Lesina,  8 cf,  9 (Novak). 

*Ulidici  Mg. 

* parallela  Lw.,  „Dipt.  Beiträge“  1845,  p.  30,  Schin.  II,  88.  Nis  in  Serbien,  1 9 (Hilf). 


558 


II.  Naturwissenschaft. 


8.  Gruppe:  Sapromyzinae. 

Lonchaea  Fll. 

corsicana  Becker,  Monogr.  330.  Stolac,  2 2 (Winneg.). 

Sapromyza  Fll. 

*notata  Fll.,  Becker  203.  Sarajevo,  1 cf  (Winneg.). 

*muricata  Becker  208.  Lesina,  2 2 (Novak);  sie  waren  von  Pokorny  als  tinctiventris 
Rond.  bestimmt,  sind  aber  durch  die  sechs  starken  Makrochäten  des  vierten  Ringes 
vielleicht  spezifisch  verschieden.  Diese  2 2 stimmen  genau  mit  dem  einzigen  bis- 
her bekannten,  von  mir  bei  Fiume  gesammelten  2 meiner  Sammlung;  die  Akro- 
stichalbörstchen  sind  aber  bei  allen  3 2 nicht,  wie  Becker  angibt,  vierreihig, 
sondern  ziemlich  verworren  5 — öreibig  (bei  20facher  Vergrößerung,  die  ich  stets 
bei  genaueren  Untersuchungen  anwende). 
longipennis  F.  Pozarevac  in  Serbien,  cf  (Hilf). 
fasciata  Fll.  Nis  in  Serbien,  cf  (Hilf). 
subvittata  Lw.  Zara,  5 cf,  2 (Novak). 
plumicornis  Fll.  Pozarevac  in  Serbien,  3 cf,  2 (Hilf). 

abbreviata  Becker  220.  Erhielt  ich  zahlreich  aus  Kalocsa  (leg.  Tlialh.,  det.  Becker), 
sammelte  sie  auch  bei  Monfalcone,  aber  stets  nur  2 und  halte  sie  nur  für  eine 
schwache  Abänderung  von  plumicornis ; die  cf  lassen  sich  eben  von  plumicornis 
gar  nicht  unterscheiden,  die  2 nur  durch  den  etwas  kürzeren  zweiten  Ring  — ein 
sehr  problematisches  Artmerkmal  — und  angeblich  noch  durch  nur  vierreihige 
Akrostichalbörstchen ; aber  die  Akrostichalbörstchen  sind  weder  bei  plumicornis 
regelmäßig  sechsreihig,  noch  bei  am  Hinterleibe  typischen  abbreviata  2 regelmäßig 
vierreihig,  sondern  man  kann  bei  beiden  nur  3 — 4 ziemlich  regelmäßige  Reihen 
und  außerdem  einige  unregelmäßig  stehende,  aber  keine  deutlichen  Reihen  bil- 
dende Börstchen  unterscheiden.  Die  Variabilität  ist  bei  den  Akrostichalbörstchen 
eine  noch  größere  als  bei  den  Makrochäten,  wie  ich  in  Hunderten  von  Fällen 
erfahren  habe;  es  sind  also  alle  jene  Arten  und  Gattungen,  die  ausschließlich  auf 
Akrostichalbörstchen  oder  Makrochäten  gegründet  sind,  mehr  oder  weniger  frag- 
lich. So  gründete  z.  B.  Prof.  Mik  auf  Tachina  erucarum  Rond.  die  Gattung 
Microtacliina,  weil  sie  nur  Randmakrochäten  besitze;  ich  fand  aber  alle  Über- 
gänge von  rustica  Mg  mit  zahlreichen  Rand-  und  Diskalmakrochäten  bis  zu 
nympharum  Rond.  ohne  Diskal-  und  nur  mit  zwei  Randmakrochäten,  so  daß  ich 
sogar  zweifle,  ob  rustica , erucarum  und  nympharum  wirklich  spezifisch  ver- 
schieden sind. 

labiosa  Becker  227,  cf.  Zara,  3 2 (Novak);  um  Duino  sammelte  ich  cf,  2-  Becker 
kennt  nur  das  cf;  das  2 unterscheidet  sich  vom  cf  nur  durch  die  ziemlich  dicke, 
kurz  röhrenförmige  Legeröhre;  der  Hinterleib  besitzt  ebenfalls  keine  auffallende 
Beborstung. 

intonsa  Lw.  Zara,  cf  (Novak). 

simplex  Lw.  Pozarevac  in  Serbien,  2 (Hilf). 

*apicalis  Lw.,  Becker  223.  Nis  in  Serbien,  2 cf  (Hilf). 

JLauxania  Ltr. 

aenea  Fll.  Lesina,  auf  Kirschbäumen,  cf,  2 (Novak). 


Strobl.  Neue  Beiträge  zur  Dipterenfauua  der  Balkanhalbinsel. 


559 


9.  Gruppe:  Trypetinae. 

Euphrantci  Lw. 

connexa  F.,  Schin.  II,  112.  Ak-Palanka  in  Serbien,  1 cf  (Hilf);  bisher  nur  als  Gebirgs- 
bewohnerin bekannt. 

Acidia  Rb.-Dsv. 

heraclei  L.  forma  centaurei  F.  Yedi-Kould  bei  Byzanz,  9 (Apfelb.). 

* forma  onopordinis  Fbr..  Rond.  VII,  39  (Körper  nicht  schwarz,  sondern  rotgelb).  Zara, 
9 (Novak). 

Trypeta  Mg. 

colon  Mg.  Nis  in  Serbien,  cf,  9 (Hilf). 

*lappae  Cck,  Schin.  130.  Zara,  3 cf,  2 9 (Novak). 


Urophora  Rb.-Dsv. 


solstitialis  L.  Stolac,  9 (Winneg.);  Nis  und  Pozarevac  in  Serbien,  5 cf , 2 9 (Hilf). 
*stylata  L.,  Schin.  II,  137,  Rond.,  Tryp.  14.  Pozarevac  in  Serbien,  cf  (Hilf). 

* eriolepidis  Lw.,  Schin.  140,  centaureae  Dsv  , Ronck,  Tryp.  15.  Bosnien:  Igmangebirge, 
cf,  9 (Winneg ). 

Oxyphora  Rb.-Dsv. 

*bifiexa  Lw.,  Schin.  II,  150.  Pozarevac  in  Serbien,  cf  (Hilf). 


Tephritis  Ltr. 

ßavipennis  Lw.  Nis  in  Serbien,  cf,  9 (Hilf). 
punctella  Fll.  Lesina,  2 cf  (Novak). 
postica  Lw.  Zara,  2 9 (Novak). 

hyoscycimi  L.  Beljevo  und  Sarajevo,  3 cf,  5 $ (Winneg.). 
leontodontis  Deg.  Janina  in  der  Türkei,  2 9 (Apfelb.). 
conjuncta  Lw.  Zara,  Lesina,  1 cf,  2 9 (Novak). 

Mamulae  Frauenf.  Zara,  3 cf , 2 9 (Novak). 

*vespertina  Lw.,  Schin.  171  (fehlt  in  der  Sammlung  Schiners).  Lesina  (Novak),  ein 
typisches  9;  ferner  ebendaher  ein  von  Pokorny  als  matricaricie  Lw.  bestimmtes  9, 
das  sich  von  vespertinci  nur  dadurch  unterscheidet,  daß  zwischen  der  zweiten  und 
dritten  Längsader  2 (nicht  3)  glashelle  Randflecke  liegen  und  daß  die  Legeröhre 
nicht  ganz  rot,  sondern  an  der  Spitze  und  auf  der  Mitte  schwarz  ist,  so  daß  nur 
die  Seiten  breit  rot  bleiben,  vespertina  besitze  ich  aus  Kärnten,  Paris  und  Nord- 
spanien; von  der  fraglichen  matricariae  nur  dieses  9.  Nach  Rondani  komme 
ich  auf  matutina  Rond. , die  ebenfalls  eine  rotgelbe  Hinterleibsbasis  und  eine 
schwarze,  rotgeränderte  Legeröhre  besitzt,  daher  damit  zusammenfallen  dürfte. 
*praecox  Lw.,  Ronck,  Tryp.  23.  Zara,  1 cf,  4 9 (Novak);  ich  sammelte  sie  häufig  in 
Spanien  („Wien,  entom.  Zeit.“  1899,  p.  227). 

*pulchra  Lw.,  Schin.  168,  Rond.,  Tryp.  23.  Zara,  9 (Novak);  Nis  in  Serbien,  3 9 

_ (Hilf). 

*s tictica  Lw.,  diotidis  Duf.,  Rond.,  Tryp.  12.  Da  aber  der  Name  diotidis  nur  ein 
nomen  in  litt,  ist,  muß  die  Art  stictica  heißen.  Zara,  1 9 (Novak);  stimmt  genau 
mit  italienischen,  von  Dr.  Bezzi  erhaltenen  Exemplaren. 


560 


II.  Naturwissenschaft. 


*bullans  Wied.;  tenera  Lw.;  Rond.,  Tryp.  23  (ist  aber  nach  Frauenfeld  in  Zool.-botan. 
Ges.  1869;  p.  942  und  nach  Loew  selbst  in  Giebels  Zeitschr.  1869  synonym  mit 
bullans).  Pozarevac  in  Serbien,  2 9 (Hilf). 

lielianthi  Ross.,  eluta  Mg.  Phaleron  bei  Athen,  9 (Apfelb.). 

10.  Gruppe:  Sepsinae. 

Sepsis  Fll. 

punctum  F var.  violacea  Mg.  Lesina,  3 cf,  9 (Novak). 

cynipsea  L.  nebst  den  var . flavimana  Mg.  und  nigripes  Mg.  lagen  aus  Lesina  und  Zara 
häufig  vor  (Novak);  wurden  auch  seither  bei  Stolac  und  Troglav  in  Bosnien  von 
Winnegut  und  Apfelbeck  gesammelt. 

* pectoralis  Macq.  Zara  (leg.  Novak),  1 9,  das  in  der  Färbung  vollständig  mit  dem 
von  mir  („Dipt.  von  Steierm.“  II,  106)  beschriebenen  cf  stimmt  Bei  Fiume  aber 
sammelte  ich  1 cf,  bei  welchem  die  Brustseiten  nur  vorn  rot  sind. 

Nemopoda  Dsv. 

cylindrica  F.  Bijam-Bara  bei  Sarajevo,  3 cf,  9 (Apfelb.). 

JPiophila  Fll. 

*nigrimanci  Mg.  V,  396.  Lesina  (Novak),  ein  normales  9:  Kopf  gelbrot,  nur  Hinter- 
haupt und  drei  Scheitelflecke  schwarz;  das  dritte  Fühlerglied  am  Oberrande 
dunkel;  Vorderbeine  schwarz;  nur  Hüften,  Schenkelwurzel  breit,  die  Knie  aber 
sehr  schmal  gelb;  die  vier  hinteren  Beine  ganz  gelb,  nur  die  Hinterhüften  etwas 
vei’dunkelt;  Stirn  kaum  breiter  als  ein  Auge;  Thorax  und  besonders  der  Hinter- 
leib mehr  dunkel  stahlblau  als  schwarz.  Flügel  weißlich  glashell  mit  sehr  blassen, 
feinen  Adern.  — Sammelte  9 auch  bei  Admont,  Prof.  Tief  in  Osterreichisch- 
Schlesien. 

*var.  nigrifemur  m.  Zara,  1 9 (Novak).  Stimmt  vollkommen  mit  dem  beschriebenen  9, 
nur  sind  die  vier  hinteren  Schenkel  schwarz  mit  schmal  gelber  Basis  und  breit 
gelber  Spitze;  von  affinis  Mg.  durch  die  stahlblaue  Färbung,  die  schmälere  Stirn 
und  das  feinere,  blässere  Geäder  sicher  verschieden. 

Madiza  Fll. 

glabra  Fll.  Lesina,  9 (Novak). 

11.  Gruppe:  Tanypezinae. 

* Micropeza  lateralis  Mg.  V,  383,  Schin.  II,  195,  Loew  in  Berlin,  entom.  Zeit.  1868. 
Zara,  1 9 (Novak).  Wird  von  Meigen  um  Solingen  angegeben;  findet  sich  nach 
Loew,  1.  c.,  nicht  in  Deutschland,  sondern  in  Italien  und  Südfrankreich;  ich  be- 
sitze aber  doch  ein  von  Oldenberg  bei  Berlin  gesammeltes  Exemplar! 

12.  Gruppe:  Psilinae. 

Chyliza  extenuata  Ross.,  atriseta  Mg.  Lesina,  cf  (Novak). 

Psila  Mg. 

bicolor  Mg.  Zara,  Lesina,  3 cf,  3 9 (Novak).  3-5 — 4 mm;  1 cf  und  1 9 sind  ganz 
bleich  rotgelb  (nur  Hinterleib,  das  dritte  Fühlerglied  und  die  Tasterspitze  schwarz); 


Strobl.  Neue  Beiträge  zur  Dipterenfauna  der  Balkanhalbinsel. 


561 


bei  den  übrigen  cf,  9 trägt  der  Rückenschild  vorn  den  Anfang  einer  ± deutlichen, 
entweder  ganz  schmalen  oder  vorn  dreieckig  erweiterten  Mittelstrieme  und  die 
Mitte  des  Metathorax  ist  ± striemenförmig  verdunkelt;  letztere  Exemplare  ent- 
sprechen also  ganz  der  ephippium  Zett.  2395,  die  also  sicher  nur  eine  Varietät 
ist;  erstere  zwei  Exemplare  der  bicolor  Mg.,  Schin.  (nicht  Zett.,  die  wegen  der 
ganz  roten  Fühler  = debilis  Egg.,  Schin.  ist). 

rosae  Fbr.  Lesina,  2 cf  (Novak) 

nigricornis  Mg.  Zara,  Lesina,  10  cf,  69  (Novak). 

( villosula  Mg.  und  humeralis  Zett.,  im  Kat.  Novak  aus  Lesina  angegeben,  fehlten  in 
der  Sammlung). 

13.  Gruppe:  Chloropinae. 

Meromyza  Mg. 

saltatrix  L.  Zara,  9 (Novak). 

nigriventris  Macq.  Zara,  5 cf,  5 9 (Novak). 

Capnoptera  Lw.  (Breslau  1861,  p.  11). 

*hyalipennis  Strobl,  „Span.  Dipt.“  in  „Wien,  entom.  Zeit.“  1899,  p.  246.  Zara,  1 cf  (Novak); 
von  mir  aus  Iran  in  Spanien  beschrieben,  aber  seither  auch  3 cf,  3 9 um  Duino 
und  Monfalcone  geköschert. 

Diplotoxa  Lw. 

* Subgen.  Pseudopachychaeta  m.:  Seta  antennarum  crassa. 

pachycera  m.  cf,  9.  1 '4  mm.  Fulva  thoracis  vittis  3 et  macula  pleurarum  nigris;  ab- 
domine  brunneo;  nervis  sicut  in  Dipl,  approximat.  directis. 

Dieses  merkwürdige  Tier  verbindet  das  Geäder  und  ungefähr  auch  die  Fär- 
bung von  Dipl,  approximatonervis  Zett.  mit  der  dicken  Fühlerborste  von  Pachy- 
chaeta  (=  Elacliiptera) . Alle  vier  europäischen  Arten  Loews  besitzen  eine  dünne 
Fühlerborste;  wenn  man  den  untergeordneten  Gattungscharakter  der  Fühlerborste 
in  der  Charakteristik  Loews  fallen  läßt,  so  paßt  mein  Tier  vollkommen  zu  Diplo- 
toxa, etwa  als  Subgen.  Pseudopachychaeta. 

Kopf  fast  ganz  wie  bei  approximatonervis : gelblich;  Stirn  ungefähr  von  halber 
Kopf  breite;  das  scharf  begrenzte  Ozellendreieck  nimmt  rückwärts  die  ganze  Stirn- 
breite ein  und  reicht  vorn  etwas  über  die  Mitte;  es  ist  gewölbt,  dunkler  rotgelb, 
nur  der  Ozellenfleck  (und  die  damit  zusammenhängende  Mittelpartie  des  Hinter- 
kopfes) schwarz.  — Fühler  klein,  rotgelb,  das  dritte  Glied  rund;  die  Fühlerborste 
etwa  von  doppelter  Fühlerlänge,  schwarz,  dick,  kaum  behaart,  gegen  das  Ende 
schwach  verschmälert;  das  zweite  Borstenglied  halb  so  lang  als  das  dritte.  Der 
Mundrand  tritt  nicht  vor,  ist  etwas  schwarz  gesäumt,  jederseits  mit  einem  längeren 
Härchen.  Backen  fast  von  halber  Augenhöhe,  Augen  etwas  höher  als  breit.  — 
Thoraxrücken  mit  drei  breiten,  aber  nicht  zusammenfließenden,  schwarzen,  etwas 
bestäubten  Striemen;  die  mittlere  hinten,  die  seitlichen  beiderseits  etwas  verkürzt. 
Schildchen  etwas  gewölbt,  einfärbig  gelblich.  Brustseiten  mit  einem  großen,  drei- 
eckigen schwarzen  Flecke  zwischen  den  Hüften  und  oberseits  desselben  noch 
einigen  kleinen  dunklen  Fleckchen.  Hinterrücken  schwarz.  Hinterleib  braun, 
gegen  die  Spitze  gelblich,  beim  cf  mit  stumpflicher,  beim  9 mit  lang  ausgezogener 
Spitze.  Beine  einfärbig  gelbrot,  nur  die  Tarsen  ± gebräunt.  Flügel  glasartig; 
die  drei  ersten  Längsadern  dunkel,  die  übrigen  schwach  und  ziemlich  undeutlich; 

Band  IX.  3g 


562 


II.  Naturwissenschaft. 


die  erste  bis  dritte  Längsader  etwas  aufgebogen,  so  daß  die  drei  ersten  Abschnitte 
der  Randader  fast  gleichlang  sind.  Die  Randader  reicht  nur  wenig  über  die 
Mündung  der  dritten  Längsader.  Die  vordere  Querader  steht  der  Mündung  der 
ersten  Längsader  gegenüber,  die  hintere  nur  wenig  außerhalb  derselben;  sie  ist 
der  vorderen  außerordentlich  genähert,  sogar  etwas  länger  als  ihr  Abstand  von 
der  vorderen.  Die  vierte  und  fünfte  Längsader  sind  sehr  unscheinbar,  gehen  aber 
bis  zum  Flügelrande;  die  vierte  divergiert  mit  der  dritten  und  mündet  etwas 
unterhalb  der  Flügelspitze.  — Es  ist  also  das  Geäder  fast  vollkommen  identisch 
mit  dem  der  approximatinervis.  Schwinger  weiß. 

Spalato,  am  Meere  1 9,  bei  Monfalcone  nahe  dem  Meere  1 cf,  1 9 ge- 
köschert;  Ende  Mai, 

Chlor ops  Mg. 

* Novakii  m.  cf,  9.  4 mm.  SimilUma  geminatae  Mg.;  differt  triangulo  verticis  nigro- 
vittato , antennis  fuscolimbatis,  tarsis  anticis  fusconigris. 

Stimmt  in  Bau,  Größe  und  Fäi’bung  fast  vollkommen  mit  der  nicht  seltenen 
geminata  (z.  B.  Thorax  mit  fünf  schwarzen  Sti'iemen;  drittes  Fühlerglied  mäßig 
groß;  Brustfleck  rot;  Hinterleib  gelb  mit  zwei  auffallenden  schwarzen  Punkten 
am  ersten  Ringe  und  mit  schwachen  bräunlichen  Querbinden  auf  den  übrigen 
Ringen);  aber  das  Ozellendreieck  ist  nicht  gelb  mit  einem  schwarzen  Vorder-  und 
Ozellenflecke,  sondern  gelb  mit  schwarzbraunem  Ozellenflecke  und  einer  davon 
entspringenden  schwarzbraunen,  gefurchten,  bis  zur  Vorderecke  reichenden  Strieme; 
das  dritte  Fühlerglied  ist  nicht  ganz  rotgelb,  sondern  am  Ober-  und  Vorderrande 
ziemlich  breit  braun ; der  Brustfleck  ist  nicht  ganz  rot,  sondern  am  Oberrande 
dunkel  gesäumt;  endlich  — wohl  das  wichtigste  Merkmal  — sind  die  Tarsen  nicht 
ganz  gelb,  sondern  die  Vordertarsen  schwarzbraun  — nur  an  den  Mittelgliedern 
etwas  lichter  — und  die  übrigen  Tarsen  mit  zwei  schwarzbraunen  Endgliedern. 
Sonst  fand  ich  bei  sorgfältiger  Vergleichung  keinen  Unterschied,  cf,  9 stimmen 
vollkommen  miteinander  bis  auf  das  kleine,  stumpfe  Hypopyg  des  cf. 

Zara,  ein  Pärchen  (Novak). 

taeniopus  Mg.  Stolac,  2 Pärchen  (Winneg.). 

didyma  Zett.  Nis  in  Serbien,  cf  (Hilf). 

liirsuta  Lw.  Zara,  9 (Novak) 

* serena  Mg.,  Lwr.  62,  didyma  Schin.  II,  213,  non  Zett.  Pozarevac  in  Serbien,  9 (Hilf). 

Chlor  opisca  Lw. 

circumdata  Mg.,  ornata  Lwr.,  non  Mg.  Um  Zara  sehr  häufig  (Novak). 

rufa  Macq.  var.  rufovittata  Strobl.  Zara,  9 (Novak). 

JEurinci  Mg. 

*nuda  Lw.  in  Wien,  entom.  Mon.  1858,  p.  75  (aus  Ägypten).  Durazzo,  cf  (Apfelb.); 
wahrscheinlich  auch  in  den  Meersümpfen  der  Narenta;  2 9 erhielt  ich  aus  Hajos 
in  Ungarn  von  Prof.  Thalhammer;  2 cf , 1 9 sammelte  ich  selbst  am  Meere  bei 
Duino,  29.  Mai 

Oscinis  Ltr. 

frit  L.  Zara,  Lesina,  cf,  9 häufig  (Novak). 

humeralis  Lw.  Zara,  Lesina,  8 cf,  10  9 (Novak);  die  9 kommen  auch  mit  fast  ganz 
rotbraunem  Hinterleibe  vor. 


Strobl.  Neue  Beiträge  zur  Dipterenfauna  der  Balkanhalbinsel. 


563 


Siphonelia  Macq. 

* pumilionis  Bj.,  Schin.  II,  229.  Zara,  2 q (Novak). 

Novakii  Strobl,  Litor.  131,  *var.  Untergesiclit,  Hinterleib  uncl  Beine  ganz  rotgelb. 
Zara,  g (Novak). 

j Elachiptera  Macq. 

bimaculata  Lw.  Zara,  2 c?  (Novak);  sie  unterscheiden  sich  von  meinem  cf  aus  Ragusa 
dadurch,  daß  außer  den  zwei  schwarzen  Seitenflecken  des  roten  Thoraxrückens 
auch  noch  zwei  schmale,  matte,  schwarze  Mittelstriemen  deutlich  sind;  ich  nenne 
sie  daher  var.  quadrilineata.  Ich  sammelte  diese  Varietät  auch  in  Spanien. 

(Pachychaeta)  pubescens  Thalh.  Spalato,  g (Novak). 

14.  Gruppe:  Ephydrinae. 

Notiphila  Fll. 

cinerea  Fll.  Zara,  cT  (Novak). 

* Cyclocephala  m.  (nov.  gen.  Notiphilinarum). 

Capite  plano , disciformi,  fronte  impressa ; antennarum  articulo  3.  longo , 
angusto,  subfalciformi;  arista  plumata ; scutello  magna,  plano,  marginato ; abdomine 
segmentis  3;  vena  1.  et  2.  paralleles,  deinde  vena  costali  et  2.  parallelis ; vena  trans- 
versa posteriore  obliqua,  inflexa. 

Diese  Gattung  steht  etwa  neben  Trimerina,  weicht  aber  durch  die  Form  des 
Kopfes  und  das  Geäder  von  allen  in  Beckers  Monogr.  abgebildeten  Gattungen 
ganz  außerordentlich  ab. 

* margininervis  m.  cT.  2 mm.  Viridiaenea  abdomine  nigro , nitido;  antennis  fere  totis 
tarsisque  luteis. 

Kopf  metallischgrün,  glänzend,  scheibenförmig,  oben  und  unten  flach,  die 
Stirn  sogar  tief  und  breit  eingedrückt.  Stirn  fast  von  halber  Kopfbreite;  Gesicht 
bedeutend  schmäler,  in  der  Mitte  bis  zum  Mundrande  gewölbt,  die  Wölbung  mit 
regelmäßigen  Querrunzeln.  Wangen  und  Backen  sehr  kurz.  Rüssel  dick,  gerade, 
von  mehr  als  halber  Kopflänge.  Fühler  fast  ganz  rotgelb,  nur  die  Spitze  des 
dritten  Gliedes  deutlich  gebräunt;  die  Basalglieder  kurz;  das  Endglied  länger  als 
beide  zusammen,  schmal,  etwas  sichelförmig  aufgebogen  (etwa  wie  bei  Tabanusf, 
das  zweite  Fühlerglied  am  Ende  mit  einem  schwachen,  aber  deutlichen  Dorne; 
die  Oberseite  der  dünnen  Fühlerborste  mit  neun  langen  Kammstrahlen.  — Thorax 
fast  flach,  nebst  dem  großen,  flachen,  gerandeten  Schildchen  dunkel  erzgrün, 
matter  als  der  Kopf,  ziemlich  dicht  eingestochen  punktiert.  Schildchen  mit  vier 
Randborsten ; die  Zahl  und  Lage  der  kurzen  Thoraxborsten  kann  ich  bei  dem 
schlecht  gespießten  Exemplar  nicht  mit  Sicherheit  angeben,  doch  sehe  ich  vier 
kurze  Borsten  in  einer  Querreihe  knapp  vor  dem  Schildchen  und  zwei  Borsten 
vor  den  Schüppchen  (Supraalarborsten  ?).  — Hinterleib  breit  eiförmig,  glatt,  glän- 
zendschwarz, ziemlich  flach,  nur  mit  drei  fast  gleichlangen  Ringen;  wenigstens 
der  zweite  ist  seitlich  scharf  gerandet,  der  letzte  breit  abgestutzt  mit  verstecktem 
Hypopyg,  etwas  länger  feinflaumig  als  die  übrigen.  Beine  einfach,  durchaus 
borstenlos,  kurzflaumig,  glänzend  schwarz  mit  hell  rotgelben  Tarsen.  — Flügel 
ziemlich  glashell,  aber  zwischen  der  Randader  und  der  zweiten  Längsader 
gelbbräunlich;  die  Adern  ziemlich  dick  und  dunkel.  Die  Randader  geht  bis 


zur 


564 


II.  Naturwissenschaft. 


Mündung  der  vierten  Längsader.  Die  erste  und  zweite  Längsader  laufen  knapp 
nebeneinander  parallel,  bogenförmig  und  die  zweite  mündet  scheinbar  etwas  vor 
der  Flügelmitte;  erst  bei  gewisser  Stellung  des  Flügels  sieht  man,  daß  die  zweite 
Längsader  noch  nicht  in  die  Randader  mündet,  sondern  knapp  neben  derselben 
eine  lange  Strecke  fortläuft  und  erst  ziemlich  nahe  der  Flügelspitze  in  die  Rand- 
ader mündet;  der  zweite  Abschnitt  der  Randader  ist  daher  in  Wirklichkeit  sogar 
länger  als  der  erste;  der  dritte  und  vierte  Abschnitt  sind  ziemlich  gleichlang.  Die 
dritte  und  vierte  Längsader  verlaufen  parallel.  Die  kleine  Querader  steht  weit 
vor  der  Mündung  der  ersten  Längsader;  die  vordere  Basalzelle  ist  kaum  halb  so 
lang  als  die  hintere.  Die  hintere  Querader  ist  in  der  Mitte  winkelig  eingeknickt; 
die  Winkelspitze  ist  gegen  die  Basis  des  Flügels  gerichtet  und  der  obere  Schenkel 
des  Winkels  liegt  fast  in  gleicher  Richtung  mit  dem  Endstücke  der  vierten  Längs- 
ader. Das  Endstück  der  fünften  Längsader  erreicht  den  Flügelrand  nicht  und 
ist  ungefähr  so  lang  als  die  hintere  Querader;  die  Analzelle  fehlt.  Schwinger 
schwarzbraun;  die  winzigen  Schüppchen  weißlich,  schwarzbraun  gerändert. 

Zara,  cf  (Novak). 

Nota.  Heuer  sammelte  ich  selbst  ein  cf  in  Südspanien;  es  ist  sonst  mit  dem 
beschriebenen  identisch,  aber  besser  ausgereift,  daher  Schenkel  und  Schienen 
glänzend  schwarz,  die  Flügel  intensiv  schwarzbraun  getrübt. 


Dphygrobia  Schin. 
nitidula  Fll.  Zara,  2 cf  (Novak). 

Clasiopa  Stenh. 

* glabricula  Fll.,  Becker,  Monogr.  152.  Spalato,  Salona,  am  Meerstrande  Ende  Mai  cf,  $ 
geköschert. 

Hydrellia  Dsv. 

griseola  Fll.  Wurde  auch  von  Novak  bei  Zara  und  auf  Lesina  häufig  gesammelt. 


Scatella  Dsv. 

sorbillans  Hai.  Zara,  cf,  9 (Novak). 

* quadrata  Fll.,  Becker,  Monogr.  230.  Zara,  2 cf  (Novak). 


Canace  Hai. 

salonitana  m.  Herr  Becker  schrieb  mir,  daß  er  diese  neue  Art  in  beiden  Geschlech- 
tern auch  bei  Alexandrien  und  in  Syrien  an  der  Meeresküste  gefangen  habe,  wo 
sie  an  Stegen  und  hölzernen  Einbauten  auf  den  dort  wachsenden  Algen  sich 
herumtrieb.  Dr.  Kertesz  hatte  auch  ein  Exemplar  am  Mittelmeere,  an  der  kroati- 
schen Küste,  gefangen.  Ich  selbst  fing  seither  bei  Fiume  1 9 der  beschrie- 
benen Art  und  3 9 der  äußerst  ähnlichen  nasica  Hak;  die  Unterschiede  davon 
hat  Herr  Becker  in  „Ägyptische  Dipteren“,  1903,  S.  184  treffend  auseinander- 
gesetzt. 

15.  Gruppe:  Drosophilinae. 

Drosophila  Fll. 

funebris  Fbr.  Lesina,  Zara,  cf,  9 häufig  (Novak). 

* ampelophila  Lw.,  Berl.  entom.  Zeit.  1862,  p.  231,  uvarum  Rond.,  Soc.  ent.  ital.  1876, 
p.  86.  Lesina,  Zara,  cf,  9 häufig  (Novak);  Sarajevo,  cf,  9 nicht  selten  (Winneg.). 


Strobl.  Neue  Beiträge  zur  Dipterenfauna  der  Balkanlialbinsel. 


565 


*distincta  Egg.,  Schin.  II,  277.  Zara,  1 9 (Novak). 

graminum  Fll.  nebst  der  var.  griseola  Zett.  Zara,  Lesina  häufig  (Novak). 

16.  Gruppe:  Geomyzinae. 

Scypliellci  Dsv. 

flava  L.  und  lutea  Fll.  Die  Sammlung  Novaks  enthielt  aus  Zara  und  Lesina  je  5 cf,  9 
beider  Arten;  je  1 9 derselben  wurde  von  Herrn  Müller  auch  in  der  Höhle  von 
Smokovnik  gesammelt  (det.  Strobl!). 

Opomyzci  Fll. 

florum  F.  Grahovo,  1 9 (Apfelb.). 

Balioptera  Lw. 

tripunctata  Fll.  Stolac,  d (Winneg.). 

*var.  bracata  Rond.,  Soc.  ent.  ital.  1874,  p.  253  (als  Art).  Alle  Schenkel  und  die  Hinter- 
schienen ± verdunkelt;  sonst  kein  Unterschied  von  der  Normalform.  Zara,  1 d, 
3 9;  besitze  diese  Form  auch  aus  Siebenbürgen  und  Spanien.  Die  var.  calceata 
Rond.,  1.  c.  (als  Art),  bei  der  nur  die  Hinterschenkel  teilweise  dunkel  sind,  bildet 
einen  Übergang  zur  Normalform;  ich  sammelte  dieselbe  mehrmals  um  Admont 
und  in  Südspanien. 

* pictipennis  Rond.,  1.  c.  252.  Ist  jedenfalls  identisch  mit  der  von  Loew  (Berl.  entom. 
Zeit.  1864)  erwähnten  lichtesten  Varietät  der  tripunctata,  bei  welcher  Kopf  und 
Thorax  mit  Ausnahme  des  Hinterrückens  ganz  oder  fast  ganz  gelbrot  sind;  ob 
sie  wirklich  nur  eine  Varietät  derselben  ist,  scheint  mir  noch  nicht  sicher,  obwohl 
ich  auch  einige  Übergangsexemplare,  bei  denen  der  Thoraxrücken  fast  ganz 
dunkel  ist  und  nur  die  Brustseiten  rot  sind,  besitze.  Zara,  3 9 (Novak);  zwei 
typische  9 erhielt  ich  auch  aus  Madrid  (leg.  Lauffer). 

Geoinyza  Fll. 

frontalis  Fll.  Zara,  d (Novak). 

* obscurella  Fll.,  Loew,  1.  c.  Zara,  d (Novak). 

17.  Gruppe:  Ochthiphilinae. 

Ochthiphilci  Fll. 

juncorum  Fll.  *var . flavicornis  m.  Unterscheidet  sich  von  der  Normalform  durch  die 
ganz  oder  fast  ganz  gelbroten  Fühler;  besitzt  aber  gleich  dieser  auf  dem  dritten 
bis  fünften  Segmente  zwei  sehr  deutliche  schwarze  Punkte;  dadurch  und  durch 
ein  viel  dunkleres  Geäder,  besonders  schwarze  Queradern,  unterscheidet  sie  sich 
leicht  von  maritima  Zett.,  die  ich  in  Mehrzahl  aus  Borkum  erhielt  und  bei  Irun 
in  Spanien  selbst  sammelte. 

Zara,  d (Novak);  bei  Monfalcone  Ende  Mai  1 9. 

Leucopis  Mg. 

griseola  Fll,  und  Palumbii  Rond.  Zara,  3 d (Novak). 


566 


II.  Naturwissenschaft. 


19.  Gruppe:  Agromyzinae. 

Agvomyzci  Fll. 

lacteipennis  Fll.  Zara,  Lesina,  2 cf,  4 § (Novak). 

vagans  Fll.  Phaleron  bei  Athen,  9 (Apfelb.). 

var.  obscurella  Fll.  und  var.  geniculata  na.  Um  Zara  nicht  selten  (Novak). 

scutellata  Fll.  Zara,  1 cf  der  var.  pusilla  Mg.;  1 cf,  2 9 der  var.  pascuum  Mg.;  1 
der  var.  variegata  Mg.  (Novak). 

abiens  Zett.  *var.  Apfelbecki  m.  Zara,  2 cf,  4 9.  Diese  Exemplare  sowie  die  von  mir 
um  Ragusa  gesammelten,  p.  90  (640)  angeführten  Exemplare  unterscheiden  sich 
durchaus  von  der  normalen  abiens  durch  den  ganz  dicht  aschgrau  bestäubten 
Thoraxrücken,  die  etwas  hinter  (nicht  vor)  der  Mitte  der  Diskoidalzelle  liegende 
kleine  Querader  und  durch  ± verdunkelte  Schienen;  sie  dürften  also  eine  neue 
Art  oder  wenigstens  eine  südliche  Rasse  bilden,  der  ich  den  Namen  des  unermüd- 
lichen Forschers  Kustos  Apfelbeck  gebe. 

abiens  Zett.  Sarajevo,  ein  typisches  9 (Winneg.). 

*remotinervis  m.  9.  1.5  mm.  Nigra,  nitida , kalter ibus  albis;  frontis  parte  antica, 
facie  et  genis  rufobrunneis ; scutello  plano,  marginato ; alis  lacteis,  venis  transversis 
valde  remotis. 

Zara  (Novak). 

Zunächst  verwandt  mit  niveipennis  Zett.  und  albohyalinata  Zett.,  aber  von 
allen  beschriebenen  Arten  verschieden  durch  den  deutlich  hinter  der  Flügelmitte 
gelegenen  hinteren  Quernerv,  so  daß  der  vorletzte  Abschnitt  der  vierten  Längs- 
ader kaum  um  die  Hälfte  kürzer  ist  als  der  letzte  und  daß  das  Endstück  der 
fünften  Längsacler  nur  wenig  länger  ist  als  die  hintere  Querader.  In  Größe, 
Färbung  des  Körpers  und  der  Flügel  äußerst  ähnlich  der  vagans,  aber  durch  das 
Geäder  weit  verschieden.  Nach  dem  Geäder  würde  die  Art  besser  mit  Rhicnoessa 
Lw.  stimmen,  aber  die  übrigen  Eigenschaften  (z.  B.  Färbung,  Kopfbildung,  das 
Fehlen  der  für  Rhicnoessa  charakteristischen  groben,  borstenartigen  Behaarung 
auf  Stirn  und  Thorax,  die  lange  sechste  Längsader)  verweisen  das  Tier  bestimmt 
zu  Agromyza ; jedenfalls  eine  Übergangsart. 

Kopf  ziemlich  rundlich,  Stirn  und  Mundrand  kaum  vorragend;  Backen  schmal, 
Augen  daher  verhältnismäßig  sehr  groß.  Rüssel  ziemlich  lang  und  dünn,  die 
Saugscheibe  langgestreckt  und  wenig  dicker.  Stirn  schwarzbraun,  rückwärts  von 
mehr  als  halber  Kopfbreite,  nach  vorn  etwas  verschmälert  und  allmählich  lichter, 
zuletzt  rotbraun  wie  das  Gesicht  und  der  Unterkopf.  Stirndreieck  mittelgroß, 
schwarz,  glänzend;  es  reicht  rückwärts  nicht  bis  zu  den  Augen,  vorn  nicht  über 
die  Stirnmitte;  auch  die  Stirnleisten,  auf  welchen  die  Borsten  stehen,  glänzen. 
Die  Stirn-  und  Mundborsten  sind  ziemlich  lang  und  zahlreich;  außer  den  Leisten 
aber  ist  die  Stirn  nur  sparsam  und  fein  behaart.  Fühler  schwarz,  sehr  klein  mit 
rundem  Endgliede;  die  Fühlerborste  ist  lang  und  dünn,  kaum  flaumig.  — - Thorax- 
rücken glänzend  schwarz,  kaum  punktiert;  Schildchen  ganz  glatt  und  flach,  ge- 
randet  (wie  bei  Chloropisca ),  mit  vier  starken  Borsten.  Hinterleib  flach,  glänzend 
schwarzbraun,  dreieckig,  an  der  Spitze  etwas  lichter;  Legeröhre  kurz  dreieckig 
mit  schmal  gestutzter  Spitze,  oberseits  mit  Längsrinne.  Beine  einfach,  dunkel- 
braun; stellenweise,  besonders  an  der  Basis  der  Vordertarsen,  etwas  lichter.  Flügel 
— gegen  eine  dunkle  Stelle  gehalten  — milchweiß  mit  blassen  Adern;  gegen  eine 
lichte  Stelle  gehalten  erscheinen  sie  nur  glashell  mit  dunkleren  Adern.  Die  Rand- 


Strobl.  Neue  Beiträge  zur  Diptereufauna  der  Balkanhalbinsel. 


567 


ader  reicht  bis  zur  vierten  Längsader,  doch  ist  der  letzte  Abschnitt  dünner;  der 
erste  Abschnitt  ist  sehr  kurz  gewimpert.  Die  erste  Längsader  mündet  vor  der 
Flügelmitte:  die  zweite  bis  vierte  laufen  ziemlich  parallel,  nur  an  der  Spitze  diver- 
gieren die  zweite  und  dritte  deutlich;  die  vordere  Querader  steht  knapp  hinter 
der  Mündung  der  ersten  Längsäder.  Analzelle  sehr  klein;  die  sechste  Längsader 
erreicht  nicht  ganz  den  Hinterrand. 

nigripes  Mg.  Stolac,  9 (Winneg.). 

carbonaria  Zett.  Zara,  9 (Novak). 

*luctuosa  Mg.  VI,  182,  Zett.  2759,  Strobl  in  „Wien,  entom.  Zeit.“  1893,  p.  134.  Zara,  cf 
(Novak). 

* aeneiventris  F1L,  Zett.  2777,  Schm.  II,  304.  Zara,  9 (Novak). 

maura  Mg.  var.  morionella  (Zett.,  Schin.,  als  Art).  Lesina,  Zara,  4 cf,  4 9 (Novak). 

curvipalpis  Zett.  var.  major  Strobl,  Dipt.  Bosn.,  p.  92.  Zara,  cf  (Novak). 

*Novakii  m.  cf.  2 mm.  Affinis  maurae  Mg.;  differt  genis  latis,  capite  et  abdomine 
fuscis,  venis  transversis  maxime  appropinguatis,  vena  4.  in  apicem  alae  abeunte. 

Zara  (Novak). 

Ganz  neben  maura;  also  Schwinger,  Körper  und  Beine  ganz  dunkel,  Schild- 
chen gewölbt  mit  vier  langen  Randborsten,  Queradern  stark  genähert,  Randader 
bis  zur  Mündung  der  vierten  Längsader,  Gesicht  nicht  vorspringend,  Rüssel  kurz. 
— Aber  sicher  spezifisch  verschieden  durch  dunkelbraunen  (nicht  schwarzen) 
Kopf,  Hinterleib  und  Beine;  durch  sehr  breite  Backen  (fast  von  Augenhöhe), 
durch  noch  stärker  genäherte  Queradern,  so  daß  der  Abstand  nicht  größer  ist 
als  die  kleine  Querader  — und  durch  stärker  genäherte  zweite  bis  vierte  Längs- 
ader, so  daß  die  letzte  genau  in  die  Flügelspitze  (nicht  hinter  derselben)  mündet. 
Die  sechste  Längsader  ist  schwach,  aber  deutlich  und  endet  vor  dem  Rande.  Das 
Hypopyg  ist  ziemlich  groß,  knospenförmig.  Es  ist  nicht  unmöglich,  daß  mein  Tier 
noch  nicht  ganz  ausgefärbt  ist  und  daß  die  erwähnten  dunkelbraunen  Körper- 
teile in  reifem  Zustande  ganz  schwarz  sind. 

Ceratomyza  Schin. 

acuticornis  Mg.  Zara,  9 (Novak). 

Phytomyza  Fll. 

albiceps  Mg.  Zara,  cf,  9 (Novak). 

*bipunctata  Lw.  in  „Wien,  entom.  Mon.“  1858,  p.  77,  Schin.  II,  317.  Zara,  cf  (Novak). 

*flavicornis  Fll.,  Zett.  2825,  Schin.  II,  315  (fehlt  in  der  Sammlung  Schiners).  Zara, 
2 cf  (Novak). 

Nota.  Meine  „ Zetter stedtii  var.  genis  latissimis11,  9 aus  Lesina  (in  Fauna 
Bosn.,  p.  92)  ist  nach  nochmaliger  Untersuchung  wegen  der  sehr  breiten  Backen 
besser  zu  flavicornis  zu  ziehen,  aber  als  Varietät  mit  dunklem,  fast  ganz  schwarz- 
braunem Endgliede  der  Fühler. 

*flavotibialis  m.  9.  3 mm.  Simillima  flavae  Fll.  et  ßavoscutellatae  Fll.;  sed  major; 
differt  ab  illa  scutello  nigromaculato  et  abdomine  fere  toto  nigrofusco;  ab  hac 
tibiis  totis  luteis,  thoracis  dorso  luteo,  einer eo-trivittato. 

Steht  genau  in  der  Mitte  zwischen  flava  und  flavoscutellata ; von  beiden 
besonders  durch  die  angegebenen  Merkmale  verschieden. 

Kopf  ganz  wie  bei  den  genannten  Arten  gebildet  und  gefärbt  (gelb  mit 
schwarzem  Ozellen-  und  Hinterhauptflecke,  Fühler  gelb  mit  schwarzem  Endgliede); 


568 


II.  Naturwissenschaft. 


Thorax  — wie  hei  der  normalen  flava  — gelb  mit  drei  schwarzen,  dicht  grau- 
bereiften  Rückenstriemen;  die  mittlere  ist  hinten,  die  seitlichen  sind  beiderseits 
verkürzt;  außerdem  mit  schwarzem,  graubereiftem  Hüftflecke  und  Hinterrücken. 
Das  Schildchen  aber  ist  nicht  ganz  gelb,  sondern  besitzt  — wie  bei  flavoscutel- 
lata  — zwei  schwarze,  graubereifte  Seitenstriemen.  Der  Hinterleib  ebenfalls  wie 
bei  letzterer  schwarzbraun;  nur  ein  Seitenfleck  des  ersten  und  der  Hinterrand 
des  letzten  Ringes  gelb.  Legeröhre  ziemlich  kurz,  spitz  dreieckig,  glänzend- 
schwarz, etwas  komprimiert.  Hüften  und  Beine  — wie  bei  flava  — gelb,  nur 
die  Tarsen  fast  ganz  braun.  Das  Geäder  ganz  wie  bei  den  genannten  Arten: 
die  vierte  Längsader  mündet  ebenfalls  genau  in  die  Flügelspitze;  die  Aderfalte 
zwischen  der  fünften  und  der  Axillarader  ist  aber  auffallend  deutlich  und  ver- 
schwindet gleich  der  Axillarader  erst  vor  dem  Flügelrande,  so  daß  man  sieben 
Längsadern  zählen  kann. 

Im  Bijamgebirge  1 9 (Apfelb.);  auch  in  Waldschluchten  um  Admont  sammelte 
ich  Ende  September  3 9. 
lateralis  Fll.  Zara,  2 cf  (Novak). 

20.  Gruppe:  Borborinae. 

Borborus  Mg. 

geniculatus  Macq.  Zara,  Lesina,  4 cf , 9 (Novak);  im  Bijamgebirge,  cf,  9 (Apfelb.). 
equinus  Fll.  Auch  um  Zara  auf  Dünger  häufig,  cf,  9 (Novak). 

*nigriceps  Rond.,  „ Copromyzinae u in  Soc.  ent.  ital.  1880,  p.  8,  nitidus  Schin.  II,  323, 
non  Mg.  Vares  und  Bijamgebirge,  2 cf,  4 9 (Apfelb.). 

*niger  Mg.,  Rond.,  1.  c.  9.  Am  Trebevi6  bei  Sarajevo,  9 (Apfelb.). 

*s millorum  Hai.,  Schin.  n,  322,  Rond.,  1.  c.  10.  Olovo,  cf  (Apfelb.). 

Sphaerocera  Ltr. 
subsultans  F.  Zara,  cf,  9 (Novak). 

* BseudospJiaerocera  m. 

Corpus  et  pedes  Sphaerocerae;  scutellum  et  alae  Limosinae.  Femora  antica 
valde  incrassata,  subtus  tuberculo  munita;  postica  (q)  modice  incrassata;  meta- 
tarsus  posticus  articulo  secundo  aequelongus , parurn  incrassatus;  scutellum  con- 
vexum  setis  4.  Areolae  axillares  desunt;  vena  4.  et  5.  post  transversam  evanescunt. 
*luteipennis  m.  9.  2-5  mm.  Nigra , opaca,  geniculis,  tibiis  anticis  et  tarsis  pro  maxima 
parte  rufis ; alae  lacteae,  leviter  lutescentes. 

Dieses  Tier  verbindet  den  Beinbau  einer  Sphaerocera  mit  dem  Flügelbaue 
einer  Limosina,  kann  daher  ohne  Zwang  zu  keiner  der  beiden  Gattungen  ge- 
rechnet werden. 

Kopf  im  Profil  trapezförmig,  da  die  Stirn  etwas  vorsteht  und  die  Gesichts- 
leisten sich  schief  nach  hinten  senken.  Mund  etwas  vorstehend;  Backen  fast  von 
Augenhöhe,  nach  hinten  verbreitert  und  herabgesenkt.  Wangen  von  oben  bis 
unten  fast  gleichbreit,  bandförmig.  Mundöffnung  auffallend  groß;  Oberlippe  vor- 
stehend, quer;  Rüssel  und  Taster  eingezogen.  Fühler  divergierend,  nebst  der 
Borste  ganz  wie  bei  Sphaerocera  subsultans  gebildet.  Stirn  fast  flach,  mindestens 
von  halber  Kopfbreite,  matt,  vor  den  Ozellen  mit  einem  kurzen,  i'innig  vertieften, 
mäßig  glänzenden  Ozellendreieck;  in  der  Hinterhälfte  mit  drei  Orbitalborsten;  die 


Strobl.  Neue  Beiträge  zur  Dipterenfauna  der  Balkanhalbinsel. 


569 


mittlere  ganz  neben  dem  Auge  und  nach  auswärts  gerichtet;  die  übrigen  etwas 
vom  Auge  entfernt  und  nach  innen  gebogen.  — Thoraxrücken  ziemlich  flach, 
ganz  matt,  etwas  bestäubt,  mäßig  dicht  mit  schwarzen,  steifen  Härchen  und  be- 
sonders am  Rande  auch  mit  längeren  schwarzen  Borsten  besetzt.  Dorsozentral- 
borsten  scheinen  (das  Exemplar  ist  gespießt)  vier  zu  sein,  eine  davon  ganz  vorn; 
Schildchen  konvex  mit  vier  langen,  gleichlangen  Randborsten.  Schwinger  rotgelb. 
Hinterleib  sehr  kurz  und  dick  kegelförmig,  schwarzhaarig,  mit  kurzer,  aber  scharfer 
Spitze.  Beine  schwarz;  aber  die  Hüftgelenke,  Schenkelspitze  und  Schienenbasis,  die 
Vorderschienen  mit  Ausnahme  eines  schwarzen  Längsstreifens  an  der  Außenseite 
sowie  alle  Tarsen  rostrot,  nur  die  zwei  Basalglieder  der  Hintertarsen  etwas  ver- 
dunkelt. Vorderschenkel  stark  verdickt,  etwas  vor  der  Mitte  unterseits  mit  einem 
Höcker  und  hinter  demselben  mit  einer  flachen  Ausrandung;  längs  der  ganzen 
Unterseite  auch  mit  etwa  7—8  gleichweit  von  einander  entfernten,  ziemlich  kurzen, 
fast  haarartigen  Borsten.  Hinterschenkel  kaum  länger  als  die  vorderen,  aber  be- 
deutend stärker  verdickt  als  die  Mittelschenkel,  stärker  verdickt  als  die  Hinter- 
schenkel des  § von  Sphaerocera  subsultans.  Alle  Schienen  und  Tarsen  ziemlich 
dicht  abstehend  steif  haarig,  beinahe  gewimpert.  Klauenglied  ziemlich  dick,  Haft- 
läppchen und  Klauen  ziemlich  groß.  Enddorn  der  Hinterschienen  kurz,  sehr  dünn 
und  unscheinbar,  schwach  gebogen.  Das  erste  Glied  der  Hintertarsen  so  lang, 
aber  etwas  dicker  als  das  zweite;  doch  scheint  die  Verdickung  größtenteils  von 
der  dichten,  anliegenden,  gelbbraunen  Behaarung  der  Innenseite  herzustammen. 
— Flügel  milchweißlich,  aber  — besonders  in  der  Vorderhälfte  - — deutlich  gelb- 
bräunlich getrübt,  mit  dunkleren,  gelbbraunen  Adern.  Die  erste  Längsader  ist 
fein  und  mündet  am  Ende  des  ersten  Drittels;  der  erste  Abschnitt  der  Randader 
ist  ziemlich  lang  und  stark,  die  folgenden  sind  nur  kurz  und  dünn  gewimpert. 
Der  zweite  Abschnitt  der  Randader  ist  nur  merklich  länger  als  der  dritte;  die 
zweite  und  dritte  Längsader  sind  fast  gerade,  nur  an  der  Spitze  etwas  auf- 
gebogen; die  Randader  endet  bei  der  Mündung  der  dritten  Längsader.  Die  vor- 
dere Querader  steht  fast  genau  in  der  Mitte  zwischen  der  Mündung  der  ersten 
und  zweiten  Längsader,  merklich  näher  der  hinteren  Querader  als  der  Wurzel 
der  dritten  Längsader.  Die  hintere  Querader  ist  steil  und  gerade;  die  vierte  und 
fünfte  Längsader  setzen  sich  noch  ungefähr  um  die  Länge  der  hinteren  Querader 
hinter  derselben  deutlich  fort,  dann  werden  sie  unscheinbar  und  verschwinden 
vor  dem  Klügelrande.  Die  Axillarzellen  fehlen  vollständig. 

Am  Pentelikon  bei  Athen,  1 9 (Apfelb.). 

IÄmosina  Macq. 

* plurisetosa  Strobl,  „Span.  Dipt“.  in  „Wien,  entom.  Zeit.“  1900,  p.  69  (aus  Algeciras  in 
Andalusien).  Zara,  2 9 (Novak);  seither  wurden  von  mir  cf,  2 auch  bei  Monfalcone 
am  Strande  unter  dürren  Algen  nicht  selten  gesiebt. 
albipennis  Rond.  Zara,  cf,  9 (Novak). 
limosa  F1I.  Zara,  3 cf  (Novak). 
fontinalis  Fll.  Zara,  4 cf,  2 (Novak). 
roralis  Rond.  Zara,  5 cf,  2 (Novak). 

bifrons  Stnh.  *var.  puerula  (Rond.  als  Art).  Zara,  1 cf  (Novak). 

sylvatica  Mg.  Zara,  cf  (Novak). 

cilifera  Rond.,  Coprom.  29.  Zara,  cf,  9 (Novak). 

crassimana  Hai.  Zara,  8 cf , 9 (Novak);  Bijamgebirge  in  Bosnien,  7 cf,  4 9 (Apfelb.). 


570 


II.  Naturwissenschaft. 


Die  Sammlung  Siebäck  enthält  nach  Siebäcks  brieflicher  Mitteilung  fol- 
gende dalmatinische  Musciden  (die  mit  * bezeichneten  wurden  von  mir  noch  nicht 
aufgeführt)  : 

* Syntomogaster  globulus  Mg.  (wohl  = Xysta  cana  Mg.,  Schin.  407;  wenig- 
stens ein  von  Siebäck  aus  Riegersburg  erhaltenes  cf  gehört  zu  cana );  *Uromyia 
curvicauda  Fll.  (Trau,  leg.  Siebäck);  Gymnosoma  rot.  var.  costatum  Mg.  (Trau, 
leg.  Siebäck);  Ocyptera  bicolor  Mg.  (Zara,  leg.  Siebäckj;  interrupta  Mg.  (Dal- 
matien, leg.  Erber);  * Echinomyia  ruflceps  Macq.  (Spalato,  leg.  Gasparrini);  * Zo- 
phomyia  flavipalpis  Macq.  (Trau,  leg.  Siebäck  — ist  sicher  nur  eine  Varietät  von 
temula  Scop.);  Plagia  ruralis  Fll.  (Trau,  leg.  Siebäck);  Gonia  atra  Mg.,  capitata 
Deg.,  *divisa  Mg.,  *fasciat.a  Mg.  (Dalmatien,  leg.  Erber);  Nemoraea  pellucida  Mg. 
(Trau,  leg.  Siebäck);  *truncata  Zett.,  * consobrina  Mg.  (Dalmatien,  leg.  Erber), 
quadripustulata  F.  (Zara,  leg.  Siebäck);  Epicampocera  succincta  Mg.  (Zara,  leg. 
Siebäck);  Exorista  confinis  Fll.,  lucorum  Mg.,  cheloniae  Rond.  (Dalmatien,  leg. 
Erber),  *affinis  Fll.,  *polychaeta  Macq.,  excisa  Fll.  (Zara,  leg.  Siebäck);  Meigenia 
floralis  Mg.  und  bisignata  Mg.  (Trau,  leg.  Siebäck);  Masicera  pratensis  Mg.  (Dal- 
matien, leg.  Erber),  * gyrovaga  Rond.  (Zara,  leg.  Siebäck);  Phorocera  *unicolor 
Fll.,  Metopia  leucocephala  Ross.,  campestris  Fll.,  Macronychia  flavipalpis  Girschn., 
signata  Mg.,  Miltogramma  *Germari  Mg.  (Dalmatien,  leg.  Erber),  ruficornis  Mg. 
(Trau,  leg.  Siebäck);  Eggeria  fasciata  Egg.  (Spalato,  leg.  Gasparrini);  Myiobia 
pacifica  Mg.  (Dalmatien,  leg.  Erber);  Tryptocera  muscaria  Fll.  (Trau,  leg.  Siebäck 
als  cognata  Schin.);  Siphona  *flavifrons  Stg.  (Trau,  leg.  Siebäck),  geniculata  Deg. 
(Dalmatien,  leg.  Ei'ber);  Macquartia  nitida  Zett.,  *prolixa  Mg.  (Zara,  leg.  Sie- 
bäck); Rhinophora  femoralis  Mg.,  umbratica  Fll.,  Phyto  melanocephala  Mg., 
Nyctia  halterata  Pz.,  Thelaira  leucozona  Pz.,  Melania  volvulus  F.,  Dexia  longi- 
facies  Rond.  (Dalmatien,  leg.  Erber);  Mintho  * compressa  F.  (Ti’aü,  leg.  Siebäck); 
Phorostoma  subrotundatum  Dsv.  (Dalmatien,  leg.  Erber);  Syntomocera  picta  Mg., 
Zeuxia  tesselata  Egg.  (Zara,  leg.  Siebäck),  cinerea  Mg.  (Dalmatien,  leg.  Erber); 
Sarcophila  latifrons  Fll.  (Zara,  leg.  Siebäck);  Sarcophaga  * albiceps  Mg.,  *cruen- 
tata  Mg.,  consobrina  Bell.,  nurus  var.  dalmatina  Schin.  (Dalmatien,  leg.  Erbei’); 
melanura  Mg.,  nigriventris  Mg.  (Trau,  leg.  Siebäck),  haemorrhoa  Mg.  (Spalato, 
leg.  Gasparrini);  Onesia  cognata  Mg.,  gentilis  Mg.,  Rhynchomyia  columbina  Mg., 
cyanescens  Lw.,  ruflceps  F.,  Calliphora  erythrocephala  Mg.  (Dalmatien,  leg.  Erber); 
* anthracina  Mg.  (Zara,  leg.  Siebäck  — mir  ganz  unbekannt),  * chrysorrhoea  Mg. 
(Spalato,  leg.  Gasparrini);  Lucilia  regina  Mg.,  nobilis  Mg.,  cornicina  F.  (Trau, 
leg.  Siebäck);  ruflceps  Mg.,  sericata  Mg.,  illustris  Mg.  (Dalmatien,  leg.  Erber); 
Pyrellia  serena  Mg.,  * cyanicolor  Zett.,  Cyrtoneura  stabulans  Fll.  (Zara,  leg.  Sie- 
bäck); pabulorum  Fll.,  hortorum  Fll.  als  pilipes  Rond.  (Dalmatien,  leg.  Erber), 
pascuorum  Mg.,  *podagrica  Lw.,  *assimilis  Fll.  (Trau,  leg.  Siebäck),  *caesia  Mg. 
(Spalato,  leg.  Gasparrini);  Aricia  larddria  F.,  *morio  Zett.,  *incana  Wied.  (Dal- 
matien, leg.  Erber),  lugubris  Mg.,  laeta  Fll.,  basalis  Zett.,  longipes  Zett.  (Zara, 
leg.  Siebäck),  erratica  Fll.  (Trau,  leg.  Siebäck);  Spilogaster  vespertina  Fll.,  im- 
puncta  Fll.  (Zara,  leg.  Siebäck),  duplicata  Mg.,  * anceps  Zett.,  * angelicae  Scop., 
uliginosa  Fll.  (Trau,  leg.  Siebäck),  quadrum  F.,  fuscata  Fll.,  pagana  F.,  urbana 
Mg.  (Dalmatien,  leg.  Erber);  Hydrotaea  meteorica  L.  (Zara,  leg.  Siebäck),  *syl- 
vicola  Lw.  (Trau,  leg.  Siebäck),  * ciliata  F.,  *palaestrica  Mg.  (Dalmatien,  leg. 
Erber),  Ophyra  anthrax  Mg.  (Spalato,  leg.  Gasperrini);  Hylemyia  antiqua  Mg. 
(Trau,  leg.  Siebäck),  coarctata  Fll.  (Zara,  leg.  Siebäck);  Homalomyia  mutica  Zett., 


Strobl.  Neue  Beiträge  zur  Dipterenfauna  der  Balkanhalbinsel. 


571 


Lispe  consanguinea  Lw.  (Dalmatien,  leg.  Erber),  tentaculata  Deg.,  Coenosia  *fun- 
gorum  Deg.,  sexnotata  Mg.,  *humilis  Mg.  (Zara,  leg.  Siebäck),  alma  Mg.,  geni- 
culata  Zett.,  Atherigona  varia  Mg.  (Dalmatien,  leg.  Erber). 

Scatophaga  lutaria  F.  (Dalmatien,  leg.  Erber),  merdaria  F.,  * analis  Mg. 
(Zara,  leg.  Siebäck),  littorea  (Spalato,  leg.  Gasparrini;  ist  wohl  dalmatica  Becker); 
Fucellia  fucorum  Fll.,  Helomyza  affinis  Mg.,  ustulata  Mg.,  * flava  Mg.,  *uni- 
vittata  Ros.  (Dalmatien,  leg.  Erber),  *maxima  Schin.  (Zara,  leg.  Siebäck);  Ble- 
pharoptera  cineraria  Lw.  (Zara,  leg.  Siebäck);  Dryomyzci  flaveola  F.,  Phaeomyia 
fuscipennis  Mg.,  *leptiformis  Schin.  (Dalmatien,  leg.  Erber),  nigripennis  F.  (Zara, 
leg.  Siebäck);  Sciomyza  Simplex  Fll.,  griseola  Fll.,  Schönherri  Fll.  (Dalmatien,  leg. 
Erber),  rußventris  Fll.  (Spalato,  leg.  Gasparrini);  Cormoptera  limbata  Mg.,  Tetano- 
cera  rohusta  Lw.,  ferruginea  Fll.,  punctata  F.,  reticulata  F.,  * elata  F.,  *sylva- 
tica  Mg.,  *laevifrons  Lw.,  punctulata  Scop.  (Dalmatien,  leg.  Erber);  Limnia  *ob- 
literata  F.  (Spalato,  leg.  Gasparrini);  Elgiva  albiseta  Scop.,  *rufa  Pz.,  Sepedon 
sphegeus  F.  (Zara,  leg.  Siebäck);  Aciura  femoralis  Dsv.,  Acidia  cognata  Wd. 
(Dalmatien,  leg.  Erber);  Spilographa  Zoe  Mg.  (Zara,  leg.  Siebäck);  Trypeta  colon 
Mg.,  serratulae  L.,  Carphotricha  gutturalis  Mg.  (Dalmatien,  leg.  Erber);  Ensina 
sonchi  L.  (Zara,  leg.  Siebäck);  Oxyphora  miliaria  Schrk.,  Tephritis  * marginata 
Fll.,  conura  Lw.  (Trau,  leg.  Siebäck),  Sepsis  flavimana  Mg.,  Nemopoda  cylindrica  F. 
(Zara,  leg.  Siebäck);  Calobata  calceata  Fll.,  * ephippium  F.  (Dalmatien,  leg.  Er- 
ber); cibaria  L.,  Psila  morio  Zett.  (Trau,  leg.  Siebäck),  rosae  F.  (Dalmatien,  leg. 
Erber);  Meromyza  variegata  Mg.,  saltatrix  L.  (Trau,  leg.  Siebäck);  Chlorops  tae- 
niopus  Mg.,  Chloropisca  ornata  Mg.  (Zara,  leg.  Siebäck);  Lipara  lucens  Mg. 
(Dalmatien,  leg.  Erber);  Oscinis  frit  L.  und  var.  pusilla  Mg.  (Zara,  leg.  Siebäck); 
Siphonella  *tristis  Lw.,  *laevigata  Fll.  (Dalmatien,  leg.  Erber);  Notiphila  cinerea 
Fll.,  Ephygrobia  polita  Macq.  (Zara,  leg.  Siebäck);  Clasiopa  calceata  Mg.,  Hydrel- 
lia  griseola  Fll.  (Dalmatien,  leg.  Erber);  discolor  Stnh.,  Parydra  aquila  Fll., 
litoralis  Mg.  (Zara,  leg.  Siebäck);  coarctata  Fll.,  Ephydra  *riparia  Fll.,  macel- 
laria  Egg.  (Dalmatien,  leg.  Erber);  Scatella  sibilans  bläh,  sor billans  ?Iah,  *lutosa 
Iiah,  * Drosophila  fenestrarum  Fll.,  melanogaster  Mg.  (Zara,  leg.  Siebäck);  Scy- 
phella  flava  L.,  lutea  Fll.  (Dalmatien,  leg.  Erber):  Opomyza  germinationis  L., 
florum  F.,  Borborus  geniculatus  Macq.  (Zara,  leg.  Siebäck);  vitripennis  Mg.,  Limo- 
sina  bifrons  Stnh.,  ochripes  Mg.,  * littoralis  Stnh.  (Dalmatien,  leg.  Erber),  *pumi- 
lio  Mg.  (Trau,  leg.  Siebäck). 

XX.  Familie:  Phoridae. 

JPhora  Ltr. 

* maculata  Mg.,  Schin.  II,  341,  Becker  in  Abhandl.  der  zool.-botan.  Ges.  in  Wien  1901, 
p.  26.  Zara,  cf  (Novak). 

pulicaria  Fll.  Zara,  2 9 (Novak),  Cevljanovic  bei  Sarajevo,  4 cf,  9 (Apfelb.). 

var . pumila  Mg.,  Str.,  Zett.  (Nach  Beckers  Untersuchung  der  Typen  ist  pumila  Mg. 
aber  = pusilla  Mg.)  Zara,  2 9 (Novak). 

rufipes  Fll.  (Nach  Becker,  1.  c.  59  gute  Art.)  Zara,  6 cf,  8 9 (Novak);  Lesina,  in  der 
Höhle  von  Smokovnik  2 9 (Müller). 

Gymnophora  Macq. 

arcuata  Mg.  Zara,  9 (Novak). 


572 


II.  Naturwissenschaft. 


XXI.  Familie:  Bibionidae. 

Sccitopse  Geoffr. 

clavipes  Lw.  Zara,  g (Novak). 

pulicaria  Lw.  Zara,  2 g (Novak). 

notata  Mg.  Zara,  Lesina,  cf,  g häufig  (Novak). 

Dilophus  Mg. 

vulgaris  Mg.  Zara,  3 g (Novak);  Karpenisi,  g (Apfelb.). 

femoratus  Mg.  Lesina,  18  normale  cf  = albipennis  Mg.  und  16  g der  var.  humeralis 
Zett.  (Novak);  Stolac,  2 normale  cf  und  5 g der  var.  humeralis  (Winneg.). 

humeralis  ist  nur  eine  Varietät  des  g von  femoratus  mit  ganz  roter  Schulter- 
beule und  ganz  oder  fast  ganz  dunklen  vier  hinteren  Beinen;  aber  auch  bei  nor- 
malen femoratus  - g ist  die  Schulterbeule  oft  ± rötlich  und  auch  unter  normalen  g 
kommen  bisweilen  an  demselben  Standorte  g mit  ganz  dunklen  hinteren  Beinen 
vor;  die  gleichzeitig  mit  den  g gesammelten  cf  des  femoratus  lassen  sich  von  den 
cf  der  humeralis  absolut  nicht  unterscheiden. 

* var.  Bauch  und  hintere  Schenkel  ± rot.  Lesina,  4 g (Novak).  Diese  Varietät  nähert 

sich  durch  die  Färbung  der  var.  andalusiaca  m.  (in  „Wien,  entom.  Zeit.“  1900, 
p.  92),  ist  aber  durch  die  weißlich  glashellen  Flügel  und  das  schmälere,  blässere 
Randmal  davon  verschieden. 

Von  ternatus  Lw.  liegen  nur  2 g aus  Lesina  vor. 

Bibio  Geoffr. 

marci  L.  Zara,  Lesina,  5 cf,  3 g (Novak). 

hortulanus  L.  Zara,  Lesina,  cf,  g häufig  (Novak).  Stolac  (Winneg.),  Berat  (Dr.  Patsch), 
Pozarevac  in  Serbien  (Hilf),  Byzanz  (Apfelb.). 

varipes  Mg.  Zara,  g (Novak);  Karpenisi,  1 cf,  3 g (Apfelb.). 

* lacteipennis  Zett.  3384,  cf,  nigriventris  Hab,  Schin.  II,  361,  g (exklusive  cf);  vide 

Strobl,  „Dipt.  von  Steierm.“  IV,  278.  Troglav,  g,  identisch  mit  steirischen  Exem- 
plaren (leg.  Apfelb.). 

* femoralis  Mg.  VII,  56  (nur  g)?  Zara,  2 cf,  1 g (Novak). 

Die  Beschreibung  Meigens  stimmt  allerdings  vollkommen,  ist  aber  zu  kurz, 
um  sich  ein  ganz  sicheres  Urteil  bilden  zu  können;  späteren  Autoren  blieb  meines 
Wissens  die  Art  ganz  unbekannt.  Schiner  kennt  sie  nicht.  Mik  in  „Wien, 
entom.  Zeit.“  1887,  p.  36  erwähnt  sie  zwar,  sagt  aber  nicht,  ob  er  sie  besitze,  und 
beschreibt  sie  auch  nicht.  Ich  besitze  noch  1 cf  aus  Lemberg,  leg.  Schmid-Göbel, 
das  vollkommen  mit  denen  aus  Zara  stimmt.  Die  Art  ist  mit  B.  Johannis  leicht 
zu  verwechseln  und  wurde  vielleicht  auch  mit  ihr  vermengt.  Das  cf  unterscheidet 
sich  aber  durch  weißlich  behaarten  Hinterleib  und  anders  gebildete  Hinterferse 
ganz  sicher:  Bei  Johannis  ist  dieselbe  nur  an  der  äußersten  Basis  dünn,  dann 
bis  zur  Spitze  gleich  dick;  bei  femoralis  wird  sie  von  der  Basis  bis  zur  Spitze 
allmählich  dicker,  ist  also  stark  keulenförmig;  ferner  sind  bei  femoralis  nicht  bloß 
alle  Schenkelbasen  und  Kniee,  sondern  auch  alle  Schienenspitzen  schmal  schwarz; 
das  Randmal  ist  blässer.  Das  g besitzt  gleich  dem  g des  Johannis  eine  schmale, 
einfache  Hinterferse,  weißliche  Behaarung  des  Thorax  und  Hinterleibes,  stark  ver- 
dickte Vorderschenkel  etc.,  unterscheidet  sich  aber  durch  — wie  beim  cf  — deut- 


Strobl.  Neue  Beiträge  zur  Dipterenfauna  der  Balkanhalbinsel. 


573 


lieh  verdunkelte  Schienenenden  und  ganz  schwarze  Schulterbeule;  auch  ist  die 
Behaarung  des  Thorax  und  Hinterleibes  mindestens  doppelt  so  lang  und  das  Rand- 
mal etwas  blässer  als  bei  Johannis.  Sollte  femoralis  Mg.  nach  Untersuchung  der 
Type  sich  einfach  als  Synonym  zu  Johannis  heraussteilen  — was  mir  nicht  un- 
wahrscheinlich dünkt  — so  schlage  ich  für  meine  Art  den  Namen  clavitarsis  vor. 
Globulipes  Lw.;  Linnaea  ist  nach  der  Beschreibung  ähnlich,  besitzt  aber  ganz 
schwarze  Schenkel,  viel  stärker  verdickte  Hinterschienen  etc. 

XXII.  Familie:  Simulia  Ltr. 

*latipes  Mg.,  Schilt.  II,  366.  Bosnien:  Dol-blato,  cf  (Winneg.). 
ornata  Mg.  Zara,  1 cf,  2 9 und  1 9 der  var . ßaviventris  m.  (Novak). 

XXIII.  Familie:  Cecidomyidae. 

Lestremia  „ fusca  aus  Lesina,  1 cf  (leg.  Novak)“  Strobl  in  „Wien,  entom.  Zeit.“  1893, 
p.  162,  sandte  ich  an  Herrn  Abbe  Kieffer  in  Bitche  (Lothringen);  er  hatte  die 
Freundlichkeit,  sie  zu  untersuchen  und  mir  zu  schreiben:  „Sie  ist  von  fusca  Mg. 
und  leucophaea  Mg.  verschieden  und  nov.  sp. ; nennen  Sie  das  Tier  angustipennis. 
Sie  unterscheidet  sich:  1.  Durch  die  sehr  schmalen  Flügel.  2.  Der  obere  Ab- 
schnitt der  ersten  Längsader  ist  sechsmal  so  lang  als  die  Querader  (—  Basalstück 
des  Kubitus  nach  Sc  hin  er).  3.  Der  Gabelstiel  ist  fast  so  lang  als  die  Gabel. 
4.  Die  obere  Zinke  mündet  deutlich  hinter  der  Spitze.  5.  Analader  vorhanden“. 
In  seiner  „Synopse  des  Cecidomyies  d’Europe  et  cl’Algerie  1898,  p.  52“  wird  sie 
als  angustipennis  Strobl,  i.  1.  aufgeführt,  aber  nicht  beschrieben. 

Außerdem  enthielt  die  Sammlung  Novaks  noch  2 9 einer  Campylomyza 
aus  Zara,  die  ich  als  obscura  Winn.  in  zool.-botan.  Ges.  1870  bestimmte. 

XXIV.  Familie:  Mycetophilidae. 

Sciara  Mg. 

(Bestimmungen  nach  W.  = Winnertz  in  zool.-botan.  Ges.  1867  und  Gr. 

— Grzegorzek  in  Berl.  entom.  Zeit.  1885). 

Tliomae  L.  Poäarevac  in  Serbien,  3 9 (Hilf). 
obscura  W.  Zara,  9 (Novak). 

* humeralis  Zett.,  W.  35,  Gr.  54.  Zara,  Lesina,  7 9 (Novak). 
dubia  W.  Zara,  1 cf,  4 9 (Novak). 

*bicolor  Mg.,  W.  40,  Gr.  55.  Zara,  9 (Novak). 
lugubris  W.  Bosnien:  Troglav,  9 (Winneg.). 
gregaria  Bel.  Zara,  2 cf,  8 9 (Novak). 

* albinervis  W.  87,  Gr.  63.  Zara,  1 cf,  3 9 (Novak). 
tarda  W.  Zara,  Lesina,  2 cf,  5 9 (Novak). 

* colorata  Gr.,  Berl.  entom.  Zeit.  255.  Zara,  9 (Novak). 

* pratincola  W.  122,  Gr.  69.  Zara,  cf  (Novak). 

*moerens  W.,  Gr.  73.  Zara,  9 (Novak). 

triseriata  W.  Zara,  Lesina,  3 cf,  5 9 (Novak). 

Trichosia  W. 

parcepilosa  Strobl,  Bosn.  100,  * var.  ? opacicollis  m.  Zara,  9 (Novak  ). 


574 


II.  Naturwissenschaft. 


Zunächst  verwandt  mit  parcepilosa  und  modesta,  aber  verschieden  durch 
den  — soweit  die  zu  dicke  Nadel  erkennen  läßt  — ganz  einfarbig  graubestäubten, 
ganz  matten  Rückenschild,  dunkel  rotbraunen  Hinterleib,  dunkler  rotgelbe  Schwin- 
ger und  Beine;  etwas  dichtere  und  über  den  größten  Teil  der  Flügel  ausgedehnte 
Behaarung  der  Flügel;  nicht  vor,  sondern  genau  über  der  Gabelwurzel  mündende 
Unterrandader;  bedeutendere  Größe  (3  mm);  doch  könnten  diese  Unterschiede  bei 
einer  größeren  Zahl  von  Exemplaren  sich  wohl  verwischen,  daher  ich  das  Tier 
vorläufig  nur  als  Varietät  betrachte. 

Boletophila  Mg. 

cinerea  Mg.  Vares,  9 (Apfelb.). 

*fusca  Mg.,  Schin.  II,  430,  Winn.  in  zool.-botan.  Ges.  1863,  p.  673.  Vares,  9 (Apfelb.  ). 

Macrocera  Mg. 

* Stigma  Curt.,  Schin.  II,  433,  Winn.,  1.  c.  682.  Am  Trebevib,  cf  (Apfelb.). 

Sciophila  Mg. 

limbata  W.  Vares,  cf  (Apfelb.). 

* cinerascens  Macq.,  Schin.  II,  444,  Winn.,  1.  c.  722.  Bijamgebirge,  cf  (Apfelb.). 


Glaphyroptera  W. 

*bimaculata  Mg.,  Schin.  II,  458,  Winn.,  1.  c.  790.  Zara,  9 (Novak). 

JEtliymosia  W. 

*spinipes  W.,  1.  c.  813,  Schin.  II,  464.  Zara,  2 cf,  2 9 (Novak). 

* cristata  Stg.,  W.  819,  Zett.  4213.  Vares,  9 (Apfelb.). 

*■  domestica  Mg.,  W.  824,  Schin.  II,  466.  Zara,  9 (Novak). 
maculosa  Mg.  Zara,  cf,  9 (Novak). 

Allodia  W. 

ornaticoUis  Mg.,  y grata  Mg.  Vare§,  2 9 (Apfelb.). 

Brachycampta  W. 

*bicolor  Macq.,  W.,  1.  c.  835,  Schin.  II,  469.  Lesina,  2 9 (Novak). 


_P hronia  W. 

tenuis  W.  Lesina,  9 (Novak). 

JExechia  W. 

fungorum  Deg.  Zara,  Lesina,  4 cf,  9 (Novak). 
pallida  W.  Bijamgebirge,  9 (Apfelb.). 


* JSpicypta  W. 

* aterrima  Zett.  4225,  Strobl,  „Dipt.  von  Steierm.“  III,  51.  Ceveljanovic  bei  Sarajevo,  2 9 
(Apfelb.). 

Mycetophila  Mg. 


lineola  Mg.  Zara,  cf  (Novak);  Olovo,  6 cf,  4 9 (Apfelb.). 
unipunctata  Mg.  Vares,  cf  (Apfelb.). 


Strobl.  Neue  Beiträge  zur  Dipterenfauna  der  Balkanhalbinsel. 


575 


vittipes  Zett.  *var.  marginefasciata  m.  Der  ganze  Außenrand  der  Flügel  von  der 
Unterzinke  der  Untergabel  an  bis  zur  Mündung  der  dritten  Längsader  hinauf  mit 
einer  ziemlich  intensiven  und  gut  begrenzten,  breiten,  grauen  Saumbinde.  Hinter- 
leib ganz  schwarzgrau;  Thorax  nur  mit  kleinem  roten  Schulterfleck;  Größe  nor- 
mal oder  fast  bis  5 mm.  Vares,  cf  (Apfelb.);  ich  sammelte  auch  bei  Hohentauern 
in  Steiermark  5 cf,  4 9. 
gratiosa  W.  Vares,  9 (Apfelb.). 

*tarsatci  W.,  1.  c.  944.  Lesina,  9 (Novak). 

XXV.  Familie:  Rhyphus  Ltr. 

fenestralis  Scop.  Sarajevo,  4 9 (Winneg.). 

*fuscatus  F.,  Mg.,  Schin.  II,  495.  Sarajevo,  9 (Winneg.). 

XXVI.  Familie:  Tipulidae. 

Ptychoptera  Mg. 
c ontaminata  L.  Ilidze,  9 (Winneg.). 

Pachyrrhina  M a c q . 

maculata  Mg.  Zara,  2 cf,  4 9 (Novak);  Stolac,  cf  (Winneg.);  Cetinje,  cf  (Apfelb.); 
Po^arevac  in  Serbien,  9 (Hilf). 

Tipiila  L. 

maxima  Poda.  Zara,  9 (Novak). 

* scripta  Mg.,  Schin.  II,  515.  Troglav,  9 (Apfelb.). 

*truncorum  Mg.,  Schin.  II,  511.  Sarajevo,  9 (Winneg.). 

* macrocera  Zett.  3967,  Strobl,  „Dipt.  von  Steierm.“  III,  89  (mit  Beschreibung).  Olavo, 
cf  (Winneg.). 

* appressocaudata  m.  cf.  11mm.  Similis  sarajevensi  Str.  et  humili  Stg. ; differt  prae- 

cipue  antennis  ßavoannulatis,  abdomine  rufobrunneo,  vix  striato  • hypopygii  lamina 
basali  patente,  late  truncata,  subemarginata;  appendicibus  inferis  longis,  appressis, 
acute  unidentatis , apice  curvato , dense  nigrosetoso. 

Sebenico,  21.  Mai  (leg.  Strobl). 

Ungefähr  so  groß  als  die  nahe  verwandten  humilis  und  sarajevensis  in.  (Dipt. 
Bosn.  106);  aber  von  beiden  und  überhaupt  von  allen  mir  bekannten  Arten  leicht 
zu  unterscheiden  durch  das  dicke,  oberseits  glänzend  schwarze,  unterseits  rostrote 
Hypopyg  und  dessen  lange,  senkrecht  aufstehende,  an  der  Außenseite  scharf  ein- 
zähnige, an  der  Spitze  dicht  schwarzborstige  untere  Anhänge. 

Vorder-  und  Unterkopf  rotgelb,  wenig  bereift;  Ober-  und  Hinterkopf  schwarz, 
dicht  aschgrau  bereift.  Taster  schwarz.  Die  zwei  Basalglieder  der  Fühler  ganz, 
die  folgenden  nur  an  der  Spitze  fahlgelb;  die  letzten  ganz  schwarz.  Geißelglieder 
normal,  nicht  deutlich  ausgeschnitten.  Thorax  schwarz,  das  Schildchen  und  stellen- 
weise auch  die  Brustseiten  rötlich,  aber  fast  überall  dicht  aschgrau  bereift;  der 
Thoraxrücken  mit  vier  dunkleren,  mehr  schwarzgrauen  Striemen  — wie  bei  hume- 
ralis  und  sarajevensis.  Hinterleib  auf  den  vorderen  Ringen  fast  einfärbig  braun- 
gelb, nach  rückwärts  allmählich  dunkler  mit  lichteren  Endsäumen.  Hypopyg  dick, 
groß,  aufgerichtet:  Die  siebente  Rückenschiene  ist  quer-lineal;  die  achte  fast  halb- 
kreisförmig, in  der  Mitte  etwas  vorgezogen ; beide  braun.  Die  neunte  (=  obere 


576 


II.  Naturwissenschaft. 


Endlamelle)  ist  trapezförmig,  glänzendschwarz,  zerstreut  gelbhaarig,  auf  beiden 
Seiten  herabgebogen;  von  oben  betrachtet  fast  quadratisch,  aber  am  Endrande 
etwas  winkelig  ausgeschnitten.  Die  zwei  vorletzten  Bauchschienen  sind  ziemlich 
breit,  gelbbraun,  regelmäßig  halbringförmig;  die  letzte  Bauchschiene  aber  steht 
wagrecht  ab,  ist  trapezförmig  mit  breit  abgestutztem,  etwas  ausgerandetem  End- 
rande; sie  ist  schwarzbraun,  aber  an  der  Spitze  mit  großem  blaßgelben  Dreiecke, 
dessen  Basis  der  Endrand  bildet;  am  Rande  dieser  blaßgelben  Stelle  stehen  län- 
gere konvergierende  Haare,  die  aber  keine  eigentliche  Büschel  bilden.  Die  rost- 
rote untere  Endlamelle  ist  rechts  und  links  von  der  letzten  Bauchlamelle  blasig 
aufgetrieben  mit  langer,  aber  schütterer  und  wenig  auffallender  fahlgelber  Be- 
haarung; die  Mittelpartie  ist  konkav;  die  Endlamelle  umfaßt  das  Ende  des  eigent- 
lichen Hypopygs  auf  drei  Seiten;  an  der  Ecke  zwischen  der  Mittel-  und  den  Seiten- 
partien entspringen  die  zwei  sehr  langen,  schmalen,  fast  linealen,  aber  deutlich 
gewölbten  unteren  Anhänge;  sie  sind  bis  zur  Höhe  des  Hypopygs  schnurgerade; 
dann  aber  biegen  sie  sich,  verschmälern  sich  und  legen  sich  in  den  Ausschnitt 
der  oberen  Endlamelle;  ihre  Spitze  ist  mit  kurzen,  steifen  schwarzen  Borsten  dicht 
besetzt,  unterhalb  des  Beginnes  der  Biegung  besitzt  jeder  Anhang  an  der  Außen- 
seite einen  ziemlich  tiefen  länglichen  Ausschnitt  und  am  Unterende  des  Ausschnittes 
einen  scharfen  rotgelben  Zahn  von  der  Länge  des  Ausschnittes.  — Beine  sehr 
lang  und  dünn,  samt  den  Hüften  rostgelb;  nur  die  Enden  der  Schenkel,  Schienen 
und  die  ganzen  Tarsen  schwarzbraun.  — Flügel  intensiv  grau  mit  dunklem,  braun- 
grauem Randmale  und  vor  demselben  einer  kleinen  milchweißen  Stelle;  diese  reicht 
zwar  nicht  über  die  zweite  Längsader  hinab,  doch  sind  die  zwei  unteren  Nerven 
der  Diskoidalzelle  ebenfalls  fast  milchweiß.  Geäder  normal. 

*mellea  Schum.,  Schin.  II,  523.  Zara,  Lesina,  3 cf,  2 $ (Novak). 

* selene  Mg.,  Schin.  II,  523.  Cepljina,  Q (Winneg.). 
lielvola  Lw.  Lesina,  9 (Novak). 
bifasciculata  Lw.  Zara,  cf  (Novak). 

praecox  Lw.,  Mg.  X,  33.  Zara,  1 cf , 3 9 (Novak);  das  noch  nicht  beschriebene  9 unter- 
scheidet sich  gleich  dem  cf  von  cinerascens  Lw.  durch  die  Mittelstrieme  des 
Thorax;  sie  ist  dreiteilig,  da  eine  ganz  feine  Mittellinie  von  zwei  grauen  Striemen 
und  diese  wieder  von  zwei  dunklen  Striemen  eingefaßt  werden,  ähnlich  wie  bei 
nervosa  Mg.;  bei  cinerascens  aber  ist  die  Mittelstrieme  doppelt  wie  bei  varipennis. 
macroselene  Str.  Aus  Zara  und  Lesina  liegen  von  Novak  7 9 vor;  auch  in  Eichen- 
hainen bei  Volosca  sammelte  ich  2 9,  aber  noch  kein  entsprechendes  cf. 

Amalopis  Hai. 

inconstans  O.-S.,  tipulina  Egg.  Bosnien:  Olavo,  cf,  9 (Winneg.). 

* Anisomera  Mg. 

(Bearbeitet  nach  Loew  in  Zeitschrift  für  die  gesamten  Naturwissenschaften  1865  „Über 
die  bisher  beschriebenen  europäischen  Anisomera- Arten“,  p.  395 — 426.) 

*bicolor  Mg.  I,  209,  nicht  Schin.  II,  534  (die  — saxonum  Lw.  ist),  Gaedii  Mg.  VI,  292, 
nicht  bicolor  Mg.  VI,  292  (die  ebenfalls  = saxonum  Lw.  ist).  Stolac,  2 cf  (Winneg.). 

Nota.  Die  Fühler  sind  mindestens  so  lang  als  der  halbe  Körper,  das  dritte 
bis  fünfte  Glied  fast  gleich  lang,  das  sechste  etwas  kürzer.  Stimmt  also  in  den 
Fühlern  genau  nach  Meigen  und  Loew.  Die  zwischen  der  ersten  und  zweiten 


Strobl.  Neue  Beiträge  zur  Dipterenfauna  der  Balkanhalbinsel. 


57 7 


Längsader  befindliche  Querader  aber  steht  nach  M eigen  und  Loew  auf  dem 
Vorderaste  der  Gabel;  bei  meinen  Exemplaren  jedoch  auf  dem  Stiel  der  Gabel, 
etwa  am  Beginne  des  letzten  Drittels;  ungefähr  wie  bei  saxonum  Lw.,  bei  welcher 
aber  das  dritte  Fühlerglied  1 1j2 mal  so  lang  ist  als  das  vierte;  bei  meinen  Exem- 
plaren ist  es  genau  so  lang  als  das  vierte;  es  ist  also  entweder  die  Länge  der 
Fühlerglieder  oder  die  Stellung  der  Querader  variabel  oder  meine  Exemplare 
bilden  eine  Mittelart  zwischen  beiden  mit  den  Fühlern  der  bicolor  und  der  Quer- 
ader der  saxonum.  Da  mir  typische  Exemplare  der  beiden  Arten  fehlen,  unter- 
lasse ich  eine  Namengebung. 

^Burmeisteri  Lw.,  1.  c.  419?  Stolac,  5 cf  (Winneg.);  zwei  fast  identische  cf  erhielt  ich 
aus  Bamberg  von  Dr.  Funk. 

Der  vorigen  Art  äußerst  ähnlich;  aber  die  Hilfsader  mündet  nicht  gegenüber 
der  Gabelung  der  zweiten  Längsader,  sondern  deutlich  vor  derselben;  der  Thorax- 
rücken ist  nicht  kurz  dunkelhaarig  wie  bei  bicolor , nubeculosa  Burin.,  Lw. 
(=  striata  Schin.  II,  533,  vix  Fbr.)  und  Peronecera  fuscipennis  Curt.,  Lw.  422, 
welche  zwei  Arten  ich  besitze,  sondern  etwa  dreimal  so  lang  weißlich  behaart 
(wie  Loew  von  Burmeisteri  angibt);  die  Flügel  sind  in  gewisser  Richtung  etwas 
weißlich;  auch  die  weißliche  Behaarung  des  Hinterleibes  ist  viel  länger  und  auf- 
fallender. Die  Fühler  sind  bedeutend  kürzer  als  der  halbe  Leib  (aber  doch  deut- 
lich länger  als  bei  nubeculosa  und  fuscipennis );  die  vier  Schaftglieder  nicht  fast 
gleich  lang,  sondern  das  zweite  und  dritte  ungefähr  um  die  Hälfte  kürzer  als  das 
erste  und  das  vierte  etwas  kürzer  als  das  dritte;  die  Stirn  trägt  hinter  jedem 
Fühler  einen  ziemlich  auffallenden  stumpfen  Höcker  etwa  von  der  halben  Länge 
des  ersten  Schaftgliedes.  Die  Beine  sind  nicht  schwarz  mit  gelbbrauner  Basal- 
hälfte der  Schenkel,  sondern  die  Schenkel,  Schienen  und  die  ersten  Tarsenglieder 
sind  fast  ganz  dunkel  gelbbraun  oder  dunkelbraun.  Ich  möchte  meine  Exemplare 
für  Burmeisteri  Lw.  halten,  da  unter  den  acht  von  Loew  beschriebenen  Arten 
die  Beschreibung  der  Burmeisteri  am  besten  stimmt;  nur  nennt  Loew  das  erste 
Geißelglied  doppelt  so  lang  als  das  zweite,  während  es  bei  meinen  Exemplaren 
nur  um  die  Hälfte  länger  ist;  und  die  Querader  steht  nach  Loew  auf  der  Mitte 
des  Gabelstieles,  während  sie  bei  meinen  bosnischen  Exemplaren  der  Gabel  viel 
näher  gerückt  ist;  bei  den  Exemplaren  aus  Bamberg  aber  steht  sie  nur  wenig 
hinter  der  Mitte;  es  variiert  also  die  Stellung  der  Querader  und  vielleicht  auch 
die  relative  Länge  der  Fühlerglieder;  jedenfalls  können  die  bosnischen  Exemplare 
vorläufig  als  var.  bosniaca  abgetrennt  werden.  — Saxonum  unterscheidet  sich  nach 
Loew  leicht  durch  Fühler,  welche  die  halbe  Körperlänge  übertreffen,  und  durch 
schwärzliche  Thoraxbehaarung,  würde  aber  in  der  Stellung  der  Querader  und 
relativen  Länge  der  Geißelglieder  so  ziemlich  mit  den  bosnischen  Exemplaren 
stimmen. 

Symplecta  Mg. 

st.ictica  Mg.  Zara,  Lesina,  18  cf,  10  9 (Novak). 

* punctipennis  Mg.,  Schin.  II,  546.  Zara,  9 (Novak). 

Trichocera  Mg. 

maculipennis  Mg.  Bijamgebirge,  cf,  9 (Apfelb.). 
regelationis  L.  Vares,  2 9 (Apfelb.);  Lesina,  Zara,  3 9. 
hiemalis  Deg.  Zara,  2 cf , 1 9 (Novak). 

* annulata  Mg.,  Schin.  II,  548.  Zara,  2 cf,  1 9 (Novak). 

Band  IX.  ;{y 


578 


II.  Naturwissenschaft. 


Ephelia  Schin. 

marmorata  Mg.  Sarajevo,  cf  (Winneg.). 

j Poecilostola  Sehin. 

punctata  Mg.  Olavo,  3 cf  (Winneg.). 

Eactylolabis  O.-S. 

^longipennis  Strobl  in  „Tiefs  dipt.  Nachlaß“  1901,  p.  18  als  sexmaculata  Macq.  var. 
longipennis.  — Simillima  sexmaculatae ; differt  alis  longioribus,  vena  6.  magis 
distante  a 7.,  appendicibus  liypopygii  superis  latioribus. 

Äußerst  ähnlich  der  sexmaculata,  aber  meist  etwas  größer  ( sexmaculata  cf 
7 — 8 mm,  longipennis  cf  8 — 11mm);  Flügel  bedeutend  länger  ( sexmaculata  10  bis 
12  mm,  longipennis  14 — 17  mm);  die  sechste  Längsader  steht  dreimal  soweit  von 
der  siebenten  ab  als  von  der  fünften  (bei  sexmaculata  nur  zweimal);  endlich  sehe  ich 
auch  einen  Unterschied  im  Hypopyg,  allerdings  einen  so  unbedeutenden,  daß  er 
für  sich  allein  kaum  zu  einer  spezifischen  Trennung  berechtigen  würde.  Das 
Hypopyg  besitzt  bei  beiden  Arten  vier  Endanhänge;  die  zwei  oberen  schwarz, 
häutig,  grau  bereift  und  lang  gelblich  behaart;  die  unteren  hornig,  gelb,  kahl, 
krallenförmig  gekrümmt.  Bei  sexmaculata  sind  die  oberen  aus  dreieckiger  oder 
eiförmiger  Basis  fein  verschmälert,  spitz;  bei  longipennis  aber  aus  eiförmiger  Basis 
weniger  verschmälert,  stumpflich  abgerundet,  also  mehr  länglich  als  eiförmig  und 
in  der  Endhälfte  ungefähr  doppelt  so  breit  als  bei  sexmaculata;  beide  Arten  be- 
sitzen außerdem  zu  beiden  Seiten  des  unpaarigen  Mittelstückes  einen  ebenso  langen 
Griffel;  diese  sind  bei  sexmaculata  an  der  Spitze  schwarz,  bei  longipennis  aber 
durchaus  gleich  dem  Mittelstücke  gelbrot  oder  mit  kaum  etwas  gebräunter  Spitze. 
— Möglicherweise  ist  longipennis  = Frauenfeldi  Egg.,  Schin.;  beide  erwähnen  aber 
nichts  von  der  Flügellänge  und  den  Abständen  der  Nerven;  daher  die  Synonymie 
jedenfalls  so  lange  zweifelhaft  bleibt,  als  nicht  die  Originalexemplare  Aufschluß 
geben;  auch  beschreiben  beide  nur  9. 

Olavo  und  Livno,  4 cf  (Winneg.);  zuerst  von  Tief  in  Kärnten  3 cf  gesam- 
melt und  von  mir  1 c.  kurz  beschrieben. 

Limnophila  Macq. 

hospes  Egg.  Olavo,  cf  (Winneg.). 

JHcranoptycha  O.-S. 

* cinerascens  Mg.  var.  fuscescens  (Schum.,  Schin.  II,  560  als  Art,  Loew  in  Mg.  IX,  1 
und  Bergr.  in  zool.-botan.  Ges.  1888,  p.  646  als  Varietät).  Zara,  Lesina,  1 cf,  4 9 
(Novak). 

J Amnobia  Mg. 

nubeculosa  Mg.  Zara,  Lesina,  8 cf,  1 9 (Novak);  Bijamgebirge,  2 cf,  4 9 (Apfelb.). 

croatica  Egg.  Auch  aus  Zara  liegen  7 cf,  9 9 vor  (Novak). 

XXVII.  Familie:  Chironomidae. 

Ceratopoyon  Mg. 

regulus  W.  Zara,  cf  (Novak). 

bipunctatus  L.  Zara,  3 cf,  5 9 (Novak). 


Strobl.  Neue  Beiträge  zur  Dipterenfauua  der  Balkanhalbinsel. 


579 


piceus  W.  Zara,  Lesina,  cf,  $ häufig;  ist  vielleicht  ==  trichopterus  Mg.  I,  85,  VI,  262; 
die  Beschreibung  Meigens  stimmt  zwar  vollständig,  ist  aber  doch  zu  unvollständig, 
als  daß  man  mit  Sicherheit  diese  Synonymie  annehmen  könnte. 
flavipes  Mg.  Zara,  ein  normales  9 (Novak). 

*var . flavoscutellata  Strobl,  Span.  Dipt.  in  Wien,  entom.  Zeit.  1900,  p.  170  (aus  Algeciras 
1 9).  Zara,  1 9 (Novak). 

Dieses  9 stimmt  in  Bedornung  der  Schenkel  und  im  Geäder  vollkommen 
mit  normalen  9,  durch  das  rotgelbe  Schildchen  mit  der  spanischen  Varietät;  unter- 
scheidet sich  aber  davon  durch  die  bei  auffallendem  Lichte  fast  ganz  schwarzen 
Beine;  nur  die  Vorderschenkel  sind  gegen  die  Basis  hin  rötlich;  bei  durchfallendem 
Lichte  aber  sind  alle  Schenkel  rotgelb  und  auch  die  Schienen  mehr  braun  als 
schwarz;  es  ist  also  jedenfalls  nur  eine  Form  von  Varietät  flavoscutellata;  der 
Hinterleib  ist,  wie  beim  spanischen  9,  an  der  Basis  und  gegen  die  Spitze  hin 
etwas  rötlich. 

Chironomus  Mg. 

Apfelbecki  Strobl,  Bosn.  114  (9).  Sarajevo,  cf  (Apfelb.). 

Das  cf  stimmt  vollkommen  mit  meiner  ausführlichen  Beschreibung  des  9 bis 
auf  die  gewöhnlichen  Geschlechtsunterschiede;  wegen  des  längeren  und  schlankeren 
Hinterleibes  ist  es  größer  (3  mm);  die  weißlichen  Hinterrandssäume  der  Segmente 
sind  zwar  vorhanden,  aber  nur  auf  den  letzten  Segmenten  deutlich.  Die  Haltzange 
ist  zart,  von  der  Länge  des  letzten  Ringes.  Die  Vordertarsen  sind  dünn,  einfach, 
das  zweite  und  dritte  Glied  ziemlich  deutlich  bebartet.  Die  lange  Behaarung  der 
Schenkel  und  Schienen  ist  noch  etwas  auffallender  als  beim  9.  Die  Fühler  sind 
gelb  mit  blassem,  graugelbem  Federbusch.  In  der  Färbung  der  Flügel,  der  Fär- 
bung und  den  Dimensionen  der  Beine  sehe  ich  keinen  Unterschied;  nur  erscheint 
auch  die  Mittelbinde  der  Flügel  fast  einfach,  da  der  unterhalb  der  Gabel  befind- 
liche Fleck  klein  ist. 

*viridis  Macq.,  Zett.,  Schin.  605.  Zara,  cf  (Novak). 

*chloris  Mg.,  Zett.,  Schin.  604.  Sarajevo,  9 (Apfelb.). 

*dispar  Mg.,  Zett.,  Schin.  604.  Zara,  2 cf  (Novak). 
venustus  Stg.  Zara,  Lesina,  5 cf,  6 9 (Novak). 
ictericus  Mg.  Zara,  Lesina,  5 9 (Novak). 
variabilis  Stg.  Ebenda  3 cf,  11  9. 
ster cor arius  Deg.  Ebenda  8 cf. 

*barbicornis  F.,  Schm.  612,  obscurus  F.,  Zett.  3568.  Zara,  cf,  9 (Novak). 
opacus  Mg.,  aterrimus  Mg.,  minimus  Mg.  Alle  auch  um  Zara  (Novak). 

* byssinus  Schrk.,  Mg.,  Zett.,  Schin.  612.  Zara,  1 cf,  2 9 (Novak). 

Tanypus  Mg. 

* nervosus  Mg.,  Schin.  616!  Zara,  2 cf  (Novak). 
culiciformis  L.  Zara,  cf  (Novak). 

* varius  F.,  Mg.,  Zett.,  Schin.  619.  Zara,  cf  (Novak). 

* trifascipennis  Zett.  3618.  Sarajevo,  cf  (Winneg.). 

XXVIII.  Familie:  Culicidae. 

Culex  L. 

*vexans  Mg.,  Schin.  627,  articulatus  Rond.  in  Soc.  ital.  1872,  p.  30.  Zara,  9 (Novak), 

37* 


580 


II.  Naturwissenschaft. 


* spathip alpis  Rond.,  1.  c.  1872,  p.  31  (nur  in  analytischer  Tabelle,  ohne  ausführliche 

Beschreibung).  Zara,  2 cf,  4 9. 

cf,  6 — 7 mm.  cf:  Diese  Art  besitzt  gleich  vexcins  nur  an  der  Basis  der 

Tarsenglieder  einen  weißen  Ring,  weiße  Querbinden  des  Hinterleibes  und  weiß- 
geringelte Tasterglieder;  der  Stiel  der  vorderen  und  hinteren  Endgabel  der  Flügel 
ist  ungefähr  gleichlang,  vexans  besitzt  aber  einen  schwarzbraunen  Thorax: 
spathipalpis  einen  schön  zimtbraunen,  auf  dessen  Oberseite  durch  drei  aus 
Schüppchen  gebildete  weiße  Längslinien  vier  Striemen  angedeutet  sind.  Die  weiße 
Mittelstrieme  ist  gerade;  die  zwei  Seitenstriemen  aber  biegen  sich  vor  den  Schul- 
tern regelmäßig  nach  außen  zum  Seitenrande  und  verlaufen  knapp  am  Außen- 
rande nach  vorn;  am  Außenrande  bilden  sie  eine  größere  weißbeschuppte  Stelle, 
da  sie  die  grubenförmige  Vertiefung  zwischen  dem  Mittel-  und  den  Seitenlappen 
des  Thorax  ausfüllen;  auch  die  blässeren,  rotgelben  Brustseiten  sind  teilweise 
weißbeschuppt;  ebenso  sind  die  Schenkel  und  Schienen  mit  weißen  Schüppchen 
ziemlich  dicht  besäet,  so  daß  sie  weiß  und  braun  punktiert  erscheinen;  nur  die 
Unterseite  der  Schenkel  ist  fast  einfärbig  blaß  gelbrot.  Der  Hinterrand  der  Augen 
ist  von  einer  weißen  Schuppenlinie  umsäumt.  Die  Flügel  sind  etwas  gefleckt, 
aber  nicht  so  auffallend  wie  bei  annulatus  Schrk.;  die  Mitte  der  Metatarsen  be- 
sitzt keinen  weißen  Ring.  Das  Tasterendglied  ist  elliptisch,  nur  ungefähr  halb  so 
lang,  aber  fast  doppelt  so  breit  als  bei  annulatus ; schon  dadurch  von  annulatus 
leicht  unterscheidbar. 

Das  9 stimmt  in  Färbung  und  Fli'igelfleckung  vollständig  mit  dem  cf;  die 
kurzen,  dicken  Taster  sind  ebenfalls  etwas  weißgeringelt  und  an  der  Spitze  ziem- 
lich breit  weiß;  die  Basalglieder  der  Fühler  ebenfalls  weißbeschuppt. 

* nemorosus  Mg.,  Schin.  628,  Rond.,  1.  c.  30.  Stolac,  £ (Winneg.). 

* pipiens  L.,  Schin.  628,  Rond.,  1.  c.  30.  Zara,  1 cf,  5 9 (Novak);  Bijamgebirge  (Apfelb.), 

Sarajevo  (Winneg.)  1 cf,  3 

* var.  ciliaris  (Lw.,  Schin.  628  als  Art);  halte  ich  nur  für  eine  blaßgefärbte  Varietät  von 
pipiens;  Rondani  führt  sie  gar  nicht  auf  und  hat  sie  wohl  unter  pipiens  mit 
einbegriffen.  Ebenso  kann  ich  bicolor  Mg.  nur  für  eine  Varietät  des  pipiens  mit 
einfarbig  blassem  Hinterleibe  halten;  ich  sammelte  mehrmals  + in  Steiermark  und 
um  Duino.  — Zara,  6 cf,  1 9 (Novak);  Metkoviö,  9 (Apfelb.). 

XXIX.  Familie:  Psychodidae. 

Phlebotomus  Rond. 

Papatasii  Scop.  Zara,  Lesina,  7 cf,  14  9 (Novak). 

Die  Färbung  des  9 variiert  außerordentlich:  Entweder  ist  Thorax  und  Hinter- 
leib ganz  rostgelb,  oder  nur  der  Thorax  rostgelb,  der  Hinterleib  braun  bis  schwarz; 
oder  Thorax  und  Hinterleib  ganz  schwarz;  nur  die  Legeröhre  bleibt  stets  rostgelb; 
ich  nenne  die  zweite  Form  var.  bicolor,  die  dritte  var.  nigricolor;  in  Behaarung 
und  Flügeln  stimmen  beide  mit  der  Normalform. 

Psyehoda  Ltr. 

humeralis  Mg.  Zara,  Lesina,  cf,  9 (Novak). 

phalaenoides  L.  Ebenda  cf,  9 (Novak). 

* albipennis  Zett.,  Schin.  636.  Zara,  cf,  9 (Novak). 

* sexpunctata  Curt.,  Schin.  636.  Zara,  cf,  9 (Novak). 


Strobl.  Neue  Beiträge  zur  Dipterenfauna  der  Balkanlialbinsel. 


581 


XXX.  Familie:  Blepharocera  Macq. 

fasciata  Wstw.  Krupatal:  Pazaric,  cf  (Winneg.). 

XXXIII.  Familie:  Hippoboscidae. 

Hippobosca  equina  L.  Stolac,  9 (Winneg  );  Visegrad,  cf  (Apfelb.);  Pozarevae  in  Ser- 
bien, cf,  9 (Hilf). 

Melophagus  ovinus  L.  Zara,  9 (Novak). 


22  4Ü8. 1905 


Mitteilungen  aus  Bosnien  und  der  Herzegowina.  IX.  Band. 


Tai'.  I. 


TrUHELKA:  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  bei  Donja  Dolina. 


I.  Übersicht  der  Ausgrabungen  von  1900  und  1901.  — II.  Ausgrabung  von  1901:  A Haus  V.:  a,  b kleine  Kammern,  c Wohnraum  mit  dem  Kahn  unterhalb;  B Brücke;  C Wohnhaus:  d,  e,  / Kammern; 
TI  Wohnhaus  VI.:  *7,  h Vorräume,  i Wohnraum,  k Herd,  l,  in  Traufenräume ; E Terrassenanlage.  — III.  Schnitt:  x — //.  — IV — IT.  Konstruktion  des  Blockhauses  A. 


Mitteilungen  aus  Bosnien  und  der  Herzegowina.  IX.  Band. 


■ • 1 


Taf.  II. 


TküHELKA:  Der  vorgesohiehtlichc  Pfalilbnn  bei  Donja  Dolinn. 


A. 


DER  PFAHLBAU  von  D.DGLINA 

ausgegraben  1900-1902. 


SOJENICE  u D.  DOLINI 

iskopane  u god.  1900-1902. 


prorez; 

SCHNITT 


KUCA 


TERRASSE 

TRIjEAV 


XDA'CH  ~ KfcOV 


O ACM  - KftO  v 


JAm-KROV 


TtRHAME 

TB.IJE./VV 


HrAVS 


ögnjis|te* 


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VirGRÄBER 


1III.HAUS. 

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STALL 


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RANO-ST^ET 


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PLjOT 


GEFLECHT 


GEFLECHT« 


PLOT 


GEFLf  CHt 

’*'«■ 


as  Bosnien  und  der  Herzegowina.  IX.  Band. 


TllUIIELKA: 


Der  vorgeschiclitliclie  Pihhlbnu  bei  Donja 


DER  PFAHLBAU  von  D.D0LIHA 

ausgegraben  1900-1903. 


SOJENIGE  u D.  DOLINI 

iskopane  u god.  1900—1903 . 


Ansicht  der  Häuser  IV  und  V im  Pfahlbaue  mit  der  Brücke  dazwischen. 


Mitteilungen  aus  Bosuien  und  der  Herzegowina.  IX.  Band. 


B.  Vertikalprofil  durch  die  Häuser  II  und  III  des  Pfahlbaues,  8 m vom  Nullpunkte  der  Grundrisse. 

M:  Zwischenschichten  zwischen  Gebäuden,  bei  L und  M je  ein  großes  Gefäß  mit  Getreidevorräten;  I—K:  Bodenbelag;  N:  Futtertrog  unter  dem  Stalle. 


.uiweuungen  aus  Bosnien  üncnier  Herzegowina,  iä.  Band. 


TäTWF 


TruhelkA:  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  im  Savebette  hei  Donja  Dolina. 


Erklärung. 

Die  oberste  dunkle 
Schichte:  Humus; 
weiße  Schichten:  reine 
Anschwemmung; 
graue  Schichten : Kultur- 
schichten, enthaltend 
grauen  Lehm,  Asche, 
Kohlenpartikeln,  ge- 
brannte Tonsplitter, 
Holzreste  u.  a.; 
schwarze  Schichten : 
Holz; 


unterste  graue  Schichte: 
alte  Anschwemmung 
(ursprüngliches  Fluß- 
bett). 

A,  B,  C,  D,  E,  F:  Zwi- 
schenräume zwischen 
den  einzelnen  Ge- 
bäuden ; 

H = Herd ; 

G.  L = gebrannter 
Lehmestrich ; 

Sch  = Schotter. 

Jedes  Netzquadrat  re- 
präsentiert eine  Flä- 
che von  1 m 2. 


B.  Vertikalprofil  durch  die  Gesamtlänge  der  am  Westrande  der  Gradina  ausgegrabenen  Pfahlbauanlage. 


Mitteilungen  aus  Bosnien  und  der  Herzegowina.  IX.  Band.  Taf.  VII. 


! 


Ansicht  cler  Pfähle  unter  dem  Hause  II  in  einer  Tiefe  von  7 m unter  der  Oberfläche. 


Mitteilungen  aus  Bosnien  und  der  Herzegowina.  IX.  Band. 

TrüHELKA:  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  bei  Donja  Dolina. 


Ein  Herd  aus  dem  Pfahlbaue  und  Ornamentfragmente  von  ähnlichen  Herden 


Mitteilungen  aus  Bosnien  und  der  Herzegowina.  IX.  Band. 


Taf.  IX 


TrüHELKA:  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  hei  Donja  Dolina. 


Fig.  1:  Sudstein.  Fig.  2 — 10:  Ornamente  von  Heizanlagen  aus  dem  Pfahlbaue.  Fig.  11:  Tongefäß 

in  Vogelform. 


I 


Mitteilungen  aus  Bosnien  und  der  Herzegowina.  IX.  Band. 


Taf.  X. 


TrüHELKA:  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  bei  Donja  Dolina. 


Sudsteine  aus  dem  Pfahlhaue  (Vs)- 


Mitteilungen  aus  Bosnien  und  der  Herzegowina.  IX.  Band. 


Taf.  XI. 


TrüHELKA:  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  bei  Donja  Dolina. 


Sudsteine  aus  dem  Pfahlbaue  (Vs)- 


Mitteilungen  aus  Bosnien  und  der  Herzegowina.  IX.  Band. 


Taf.  XIII. 


TrüHELKA:  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  bei  Donja  Dolina. 


2.H. 


z r. 


A2>. 


4J. 


Tonwirteln  und  Perlen  aus  dem  Pfahlbaue. 
Fig.  14—16  (’/i),  die  übrigen  (2/3). 


Mitteilungen  aus  Bosnien  und  der  Herzegowina.  IX.  Band. 


Taf.  XII. 


TRUHELKA:  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  bei  Donja  Dolina. 


Ornamente  von  Sudsteinen  ('/3). 


Taf.  XIV. 


Mitteilungen  aus  Bosnien  und  der  Herzegowina.  IX.  Band. 

TküHELKA:  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  bei  Donja  Dolina. 


Mitteilungen  aus  Bosnien  und  der  Herzegowina.  IX.  Band. 


Taf.  XV. 


TrüHELKA:  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  hei  Donja  Dolina. 


Tonwirteln  und  Perlen  aus  dem  Pfahlbaue  (2/3). 


Mitteilungen  aus  Bosnien  und  der  Herzegowina.  IX.  Band. 


Taf.  XVI. 


TrüHELKA:  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  hei  Donja  Dolina. 


Tonsachen  aus  dem  Pfahlbaue. 

Big.  1 — 13:  Tonwirteln  (2/3).  Fig.  12,  16:  Sudsteine  (1/2).  Fig.  14,  15:  Tonspulen  (1/2  und  2/3). 


Mitteilungen  ans  Bosnien  und  der  Herzegowina.  IX.  Band. 


Tafel  XVII 


TküHELKA:  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  hei  Donja  Dolina. 


Tongefäße  aus  dem  Pfahlhaue. 

Fig.  1,2,  8,  9:  Tonloffel.  Fig.  3 — 6:  Henkelbecher.  Fig.  7 : Sauglöffel,  ß/j,.) 


Mitteilungen  aus  Bosnien  und  der  Herzegowina.  IX.  Band. 


Taf.  XVIII. 


TRUHELKA:  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  hei  Donja  Dolina. 


Tongefäße  aus  dem  Pfahlbaue  (1/2). 

Fig.  12:  Modelliergerät. 


Mitteilungen  aus  Bosnien  und  der  Herzegowina.  IX.  Band. 


Taf.  XIX. 


TeuhelkA:  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  bei  Donja  Dolina. 


ps8|]i 


Tongefäße  aus  dem  Pfahlbaue. 
Big.  5 (>/3),  Fig.  1-4,  6-9  (V3). 


Mitteilungen  aus  Bosnien  und  der  Herzegowina.  IX.  Band. 


Taf.  XX. 


TruhelkA:  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  bei  Donja  Dolina. 


Geräte  aus  clem  Pfahlbaue  (x/ 2). 

Fig.  1 — 6:  Henkelbecher  aus  Ton.  Fig.  7 — 10:  Tonlöffel.  Fig.  11  — 13:  Kindergefäße. 

Fig\  14 — 16  und  20:  Tonspulen.  Fig.  17 — 19:  Schmelztiegel.  Fig.  21:  Modelliergerät  aus  Ton. 


Mitteilungen  aus  Bosnien  und  der  Herzegowina.  IX.  Band. 


Taf.  XXI. 


Truhelkä:  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  bei  Donja  Dolina. 


Tongefäße  aus  clem  Pfahlbaue  (1/3). 


Mitteilungen  aus  Bosnien  und  der  Herzegowina.  IX.  Band. 


Taf.  XXII. 


TruhelKA:  Der  vorgeschichtliche  Pfahlban  bei  Donja  Dolina. 


Tongeräte  aus  dem  Pfahlbaue  (1/3j. 

Fig.  1 — 8:  Sudstehie.  Fig.  9 — 11:  Tonspulen.  Fig.  12,  13:  Modelliergeräte.  Fig.  14,  15:  Knäuelkerne. 

Fig.  16 — 32:  verschiedene  Tongefäße. 


Mitteilungen  aus  Bosnien  und  der  Herzegowina.  IX.  Band. 


Taf.  XXIII. 


TeüHELKA:  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  bei  Donja  Dolina. 


Tongeräte  aus  dem  Pfahlbaue  (V5)- 

Fig.  1,  2,  32,  33:  Sudsteine.  Fig.  3-19,  23-29:  Gefäße.  Fig.  20:  Modellierwerkzeug.  Fig.  21:  Tonidol. 
Fig.  30,  31 : Schmelztiegel.  Fig.  21 : Zungenförmiges  Steinbeil.  Fig.  22:  Steinhammer  (Fragment). 

Fig.  34:  Spitze  einer  Netznadel  aus  Holz  (*/,).  Fig.  35:  Moderne  Netznadel  aus  Holz  (»/,). 


Mitteilungen  aus  Bosnien  und  der  Herzegowina.  IX.  Band. 


Taf.  XXIV. 


TRUHELKA:  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  bei  Donja  Dolina. 


t-iTH.ANST.  erflUAÄSTREIT,  SARAJEVO 


Tongeräte  aus  dem  Pfahlbaue  (72)- 

Fig.  1 — 5:  Tonspulen.  Fig.  6 — 8:  Herdklötze.  Fig.  9:  Mahlstein  aus  Granit.  Fig.  10,  11:  DMrchlochte 

Steinscheiben.  Fig.  12 — 14:  Sudsteine  aus  Ton. 


Mitteilungen  aus  Bosnien  und  der  Herzegowina.  IX.  Band. 


Taf.  XXV 


TrüHELKA:  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  bei  Donja  Dolina. 


Wrl 


Ornamentierte  Gefäßfragmente  aus  dem  Pfahlbaue  (1/s) 


Mitteilungen  aus  Bosnien  und  der  Herzegowina.  IX.  Band. 


Taf.  XXVI. 


TrüHELKA:  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  bei  Donja  Dohna. 


Ornamentierte  Grefäßfragmente  aus  dem  Pfahlbaue  ('/2). 


I 


Mitteilungen  aus  Bosnien  und  der  Herzegowina.  IX.  Band.  Taf.  XXVII. 

TRUHELKA:  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  hei  Donja  Dolina. 


Tonsachen  aus  dem  Pfahlbaue. 

Fi"-  ' — b 7:  Gefäßhenkel.  Fig.  5:  Gefäß  in  Form  eines  Schuhes.  Fig.  6:  Modelliergerät  aus  Ton.  Fig.  8: 
Fragment  einer  ornamentierten  Schüssel.  Fig.  9:  Tontrichter.  Fig.  10:  Kleines  Gefäß.  Fig.  11:  Tonring. 


Mitteilungen  aus  Bosnien  und  der  Herzegowina.  IX.  Band. 


Taf.  XXVIII. 


TrTjHELKA:  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  bei  Donja  Dolina 


Werkzeug  aus  Hirschhorn  aus  dem  Pfahlbaue  i1^) 


Mitteilungen  aus  Bosnien  und  der  Herzegowina.  IX.  Band. 


Taf.  XXIX. 


TRUHELKA:  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  bei  Donja  Dolina. 


Fig.  1,  2:  Hauen.  Fig\  3,  4:  Gartenspateln.  Fig.  5,  6:  Pfriemen.  Fig\  7:  Pfeilspitze.  Fig.  8,  9:  Beschläge 
aus  Horn.  Fig.  10:  Packring  aus  Hirschhorn.  Fig.  11:  Knochenanhängsel.  Fig.  12:  Beinbeschlag. 
Fig.  13 — 15:  Knochennadeln.  Fig.  16,  17:  Perlen. 


Mitteilungen  aus  Bosnien  und  der  Herzegowina.  IX.  Band. 


Taf.  XXX. 


TRüHELKA:  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  bei  Donja  Dolina. 


Hirschhornhauen  aus  dem  Pfahlbaue  (2/3). 


Mitteilungen  aus  Bosnien  und  der  Herzegowina.  IX.  Band. 


Taf.  XXXI. 


TkUHELKA:  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  bei  Donja  Dolina. 


Geräte  aus  Hirsch-  und  Rehhorn  (1/2). 


1 

% 


Mitteilungen  aus  Bosnien  und  der  Herzegowina.  IX.  Band. 


Taf.  XXXII. 


TküHELKA:  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  hei  Donja  Dolina. 


Horn-  und  Knochenartefakte  ( 1 / 2 ) . 

big.  1 — 4:  Werkzeug  aus  Hirschhorn.  Fig.  5,  6:  Halsringe  aus  Hirschhorn.  Fig.  7,  8:  Fischnadeln  aus 
Hirschhorn.  Fig.  9:  Schaftschuh  aus  Hirschhorn.  Fig.  10:  Harpune  aus  Hirschhorn.  Fig.  11,  12:  Röhren 
ius  Hirschhorn.  Fig.  13,  14:  Beinnadeln.  Fig.  15:  Pfeilspitze  aus  Hirschhorn.  Fig.  16,  17:  Anhängsel 

aus  Tierknochen. 


Mitteilungen  aus  Bosnien  und  der  Herzegowina.  IX.  Band. 


Taf.  XXXIII. 


TbuhelkA:  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  bei  Donja  Dolina. 


'JTHAHST.  BENDA»  STREIT,  SARAJEVO. 


Funde  aus  dem  Pfahlbaue  (1/2)- 

big.  1 3:  Griffschalen  aus  Hirschhorn.  Fig.  4 — 9:  Knochennadeln.  Fig.  10 — 12:  Pfeilspitzen  aus  Hirsch- 
horn. big.  13  15:  Hornbeschläge.  Fig.  16:  Hirschhornperle.  Fig.  17:  Anhängsel  aus  einem  Bärenzahn, 

big.  18,  18a:  Harpune  aus  Hirschhorn.  Fig.  19:  Verzierter  Halsring  aus  Hirschhorn.  Fig.  20:  Ornamen- 
tierter Sudstein.  Fig.  21,  24:  Tonidole.  Fig.  22:  Gefäßhenkel.  Fig.  23:  Gußtiegel. 


Mitteilungen  aus  Bosnien  und  der  Herzegowina.  IX.  Band. 


Taf.  XXXIV. 


TßUHELKA:  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  bei  Donja  Dolina. 


Ivnochenartefakte  aus  dem  Pfalilbaue. 

Fig.  1 — 3,  C — 11:  Geräte  aus  Knochen.  Fig.  4,  5,  12:  Geräte  aus  Hirschhorn. 


Mitteilungen  aus  Bosnien  und  der  Herzegowina.  IX.  Band. 


Taf.  XXXV. 


TrüHELKA:  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  bei  Donja  Dolina. 


-IO. 


Diverse  Funde  aus  dem  Pfahlbaue. 

Fig.  1,  2,  4:  Aus  Ton.  Fig.  3,  5 — 8:  Aus  Stein.  Fig.  10 — 12:  Korkscheiben.  Fig.  13:  Punze  aus  Hirschhorn. 


Mitteilungen  aus  Bosnien  und  der  Herzegowina.  IX.  Band. 


Taf.  XXXVI. 


TrUHELKA:  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  bei  Donja  Dolma. 


Diverse  Funde  aus  dem  Pfahlbaue  (2/3). 

Big.  t — 7:  Tongeräte.  Big.  8 — 11:  Knochengeräte.  Fig.  12:  Zierstab  aus  Bronze. 


Mitteilungen  aus  Bosnien  und  der  Herzegowina.  IX.  Band. 


Taf.  XXXVII. 


Teuhelkä:  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  bei  Donja  Dolina. 


Diverse  Schmucksachen  aus  dem  Pfahlhaue  (1/2). 

: Bronze.  Fig.  11 — 15:  Eisen.  Fig.  16,  19,  20:  Knochenperlen.  Fig.  18:  Silberschmuck. 

Fig.  21 — 27 : Stein. 


Mitteilungen  aus  Bosnien  und  der  Herzegowina,  IX,  Band. 


Taf.  XXXVIII. 


Truhelkä:  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  bei  Donja  Dolina. 


Lnn.DF.snA  r<  c?  Sarajevo. 


Diverse  Funde  aus  dem  Pfahlbaue  (x/2). 

'*  nTw’S.'?  IV_"'  **•  Fig.  21-24,  Bron».  B*.  *>,««, 

b , • mailpa».  Fig.  27 : Fragment  eines  mit  Knoten  verzierten  Halsringes  (Eisen). 


Eisen. 


Mitteilungen  aus  Bosnien  und  der  Herzegowina.  IX.  Band. 


Taf.  XXXIX. 


TrüHELKA:  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  bei  Donja  Dolina. 


1.  Grab  unter  dem  Roste  des  Hauses  /. 


2.  Dasselbe  Grab;  nachdem  die  Skeletteile  entfernt  wurden. 


Mitteilungen  aus  Bosnien  und  der  Herzegowina.  IX.  Band.  Taf.  XL. 

TrüHELKA:  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  bei  Donja  Dolina. 


Reichgeschmücktes  Frauengrab  von  den  Gredas. 


Mitteilungen  aus  Bosnien  und  der  Herzegowina.  IX.  Band. 


Taf.  XLI. 


TruhelkA:  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  hei  Donja  Dolina. 


MTW.  BEND/4  & C?  SARAJEVO. 


Gräber  von  der  Greda  des  Mato  Petrovie  jun. 

Fig.  1 — 6:  Doppelgrab  Nr.  LXI.  Fig.  7 — 11:  Zerstückelte  Bestattung  eines  Kriegers,  Grab  Nr.  LI. 

Fig.  12—22:  Kriegergrab  Nr.  LII. 


Mitteilungen  aus  Bosnien  und  der  Herzegowina.  IX.  Band. 


Taf.  XLII. 


Truhelkä:  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  bei  Donja  Dolina. 


LITH.ANST.  OENDAA STREIT,  SARAJEVO 


Grabfunde  aus  D.  Dolina:  Gre'da  des  Mato  Petrovic  jun. 
Fig.  1 — 11:  Grab  I.  Fig.  12 — 24:  Grab  III. 


Mitteilungen  aus  Bosnien  und  der  Herzegowina.  IX.  Band. 


Taf.  XLIII. 


Jjf  JJ  mW  \ 

MB 

TrüHELKA:  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  bei  Donja  Dolina. 


UTH.ANST.  BENOAÄ  STREIT,  SARAJEVO 


Grabfunde  aus  D.  Dolina:  Greda  des  Mato  Petrovic  jun. 
Fig-,  1:  Grab  I.  Fig.  2-4:  Grab  V.  Fig.  5—28:  Grab  VI. 


Mitteilungen  ans  Bosnien  und  der  Herzegowina.  IX.  Band. 


Taf.  XLIV. 


TrüHELKA:  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  bei  Donja  Dolina. 


HTM,  ANSI  BE MOA & STREIT.  SARAIEVC 


Grabfunde  aus  D.  Dolina:  Greda  des  Mato  Petrovic  jun. 
Grab  VI.  Fig.  3:  Grab  III.  Fig.  4 — 9:  Grab  IX.  Fig.  10,  11:  Grab  X.  Fig.  1 
Fig.  25:  Grab  XIX.  Fig.  26:  Grab  XX.  Fig.  27 — 37:  Grab  XXI. 


Mitteilungen  aus  Bosnien  und  der  Herzegowina.  IX.  Band. 


Taf.  XLY. 


TrüHELKA:  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  bei  Donja  Dolina. 


Grabfunde  aus  D.  Dolina:  Greda  des  Mato  Petrovic  jun. 


Fig.  1— 3:  Grab  XXII.  Fig.  4-10:  Grab  XXIII.  Fig.  13—18:  Grab  XXIY.  Fig.  19—22:  Grab  XXVIII. 

Fig.  23—27  : Grab  XXIX. 


HHHH 


Mitteilungen  aus  Bosnien  und  der  Herzegowina.  IX.  Band. 


Tat'.  XL VI. 


TRUHELKA:  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  bei  Donja  Dolina. 


Grabfunde  aus  D.  Dolina:  Greda  des  Mato  Petrovic  jim. 

Fig.  1,3,4:  Grab  XXVII.  Fig.  2:  Grab  XXV.  Fig.  7—14:  Grab  XXX.  Fig.  15—20:  Grab  XXXI. 


Mitteilungen  aus  Bosnien  und  der  Herzegowina,  IX.  Band. 


Taf.  XL VII. 


TrUHELKA:  Der  vorgeschichtliche  Pfahlhau  bei  Donja  Dolina. 


Grabfunde  aus  D.  Dolina:  Greda  des  Mato  Petrovic  jun. 

Fig.  1,2:  Grab  XXXII.  Fig.  3—5:  Grab  XXXIII.’  Fig.  6-23:  Grab  XXXIV.  Fig.  24  -26:  lose  gefunden. 

Fig.  27 — 30:  Grab  XLI. 


Mitteilungen  aus  Bosnien  und  der  Herzegowina.  IX.  Band. 


Taf.  XL VIII. 


TRUHELKA:  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  bei  Donja  Dolina. 


Grabfunde  aus  D.  Dolina:  Greda  des  Mato  Petrovic  jun. 
Fig.  1 — 19:  Grab  XXXV. 


Mitteilungen  aus  Bosnien  und  der  Herzegowina.  IX.  Band. 


Taf.  XLIX. 


Tbuhelkä:  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  hei  Donja  Dolina. 


Grabfunde  ans  D.  Dolina:  Greda  des  Mato  P et r o v i c jun. 
Fig.  1—12:  Grab  XXXVIII.  Fig.  .13—19:  Grab  XL. 


Mitteilungen  aus  Bosnien  und  der  Herzegowina.  IX.  Band. 


Taf.  L. 


Truhelka  : Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  bei  Donja  Dolina, 


Grabfunde  aus  D.  Dolina:  Greda  des  Mato  Petrovic  jun. 

Fig.  1—17:  Grab  XXXIX.  Fig.  18,  19:  Grab  XL1I.  Fig.  20—33:  Grab  XLIII.  Fig.  34:  Grab  XLIV. 

Fig.  35— 47:  Grab  XLV. 


Taf.  LI. 


Mitteilungen  aus  Bosnien  und  der  Herzegowina.  IX.  Band. 

TrüHELKA:  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  bei  Donja  Dolina. 


Grabfunde  aus  D.  Dolina:  Greda  des  Mato  Petrovic  jun. 
Fig.  1 — 16:  Grab  XLVI.  Fig.  17—26:  Grab  XL VII. 


Mitteilungen  aus  Bosnien  und  der  Herzegowina.  IX.  Band. 


Taf.  LTI. 


Truhelkä:  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  bei  Donja  Dolina. 


Grabfunde  arrs  D.  Dolina:  Greda  des  Mato  Petrovic  jun. 
Fiff.  1—7:  Grab  XLVI. 


Mitteilungen  aus  Bosnien  und  der  Herzegowina.  IX.  Band. 


Tal.  LIII. 


TküHELKA:  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  bei  Donja  Dolina. 


LITH.BEXDA  & C?  SARAJEVO. 


Grabfunde  aus  D.  Dolina. 

Greda  des  Mato  Petrovic  sen. : Fig.  1,6:  Grab  XIX.  Fig.  2 — 5:  Grab  XX. 
Greda  des  Mato  Petrovic  jun.:  Fig.  8:  Grab  LIII.  Fig.  7,  9,  14 — 24:  Grab  LIX 
Fig.  10—13:  Grab  XL VIII.  Fig.  25:  Grab  LVIII.  Fig.  26—34:  Grab  LXII. 
Greda  des  Ivo  Stipancevic  : Fig.  35:  Grab  I.  Fig.  36:  Grab  II. 


Mitteilurigen  aus  Bosnien  und  der  Herzegowina.  IX.  Band. 


Taf.  LIV. 


TeuhelkA:  Der  vorgeschichtliche  Pfalilbau  bei  Donja  Dolina. 


Grabfunde  aus  D.  Dolina:  Greda  des  Stipo  Jakaric. 

Fig.  1:  Grab  I.  Fig.  2:  Grab  II.  Fig.  3:  Grab  III.  Fig.  4—6:  Grab  VI.  Fig.  8—10,  15,  16:  Grab  VIH. 
Fig.  7,  11  — 14:  Grab  IX.  Fig.  17—22:  Grab  X.  Fig.  23,  24:  Grab  XI. 


Mitteilungen  aus  Bosnien  und  der  Herzegowina.  IX.  Band. 


Taf.  LY. 


TküHELKA:  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  bei  Donja  Dolina. 


Grabfunde  aus  D.  Dolina:  Greda  des  Stipo  Jakarie. 
Fig.  1—11:  Grab  XIY. 


Mitteilungen  aus  Bosnien  und  der  Herzegowina.  IX.  Band. 


Taf.  LVI. 


TrüHELKA:  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  bei  Donja  Dolina. 


Grabfunde  aus  D.  Dolina:  Greda  des  Stipo  Jakarid. 

Fig.  1—7:  Grab  XIV.  Fig.  8— 11:  Grab  XV.  Fig.  12:  Grab  XVI.  Fig.  13— 16:  Grab  XVIII. 

Fig.  17—22:  Grab  XIX. 


Mitteilungen  aus  Bosnien  und  der  Herzegowina.  IX.  Band. 


Taf.  LVII. 


TrüHELKA:  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  hei  Donja  Dolina. 


ÜIH.ANST.  BZtlCA^  STREIT,  SARAJEVO. 


Grabfunde  aus  D.  Dolina:  Greda  des  Stipo  Jakaric. 

•5:  Grab  XIX.  Fig.  6,  7:  Grab  XX.  Fig.  8—12:  Grab  XXI.  Fig.  13—17:  Grab  XXIII. 


Mitteilungen  aus  Bosnien  und  der  Herzegowina.  IX.  Band. 


Taf.  LVI1I. 


TküHELKA:  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  bei  Donja  Dolina. 


Grabfunde  aus  D.  Dolina:  I.  Greda  des  Nikola  Öoki6. 


Fig.  1 — 28:  Grab  I. 


Mitteilungen  aus  Bosnien  und  der  Herzegowina.  IX.  Band. 


Taf.  LIX 


TßUHELKA:  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  bei  Donja  Dolina. 


Glrabfunde  aus  D.  Dolina:  I.  Greda  des  Nikola  Sokic. 
Fig.  1—7:  Grab  I.  Fig.  8:  Grab  V.  Fig.  9 — 15:  Grab  IV. 


Mitteilungen  aus  Bosnien  und  der  Herzegowina.  IX.  Band. 


Taf.  LX. 


TruhelkA:  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  hei  Donja  Dolina. 


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UTHANST.  BENCAfr STREIT.  SAFAJEVC1 


Grabfunde  aus  D.  Dolina:  I.  Greda  des  Xikola  Sokic. 

Fig.  1 — 4:  Grab  II.  Fig.  G — 8:  Grab  VI.  Fig.  11-23:  Grab  VH.  Fig.  9,  10,  24  — 38:  Grab  VIII. 

Fig.  39,  40:  Grab  X. 


Mitteilungen  aus  Bosnien  und  der  Herzegowina.  IX.  Band. 


Taf.  LXI. 


TrüHELKA:  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  bei  Donja  Dolina. 


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LI  TRÄNST.  BENDAiSrPE.1T.  SARAJEVO. 


Grabfunde  aus  D.  Dolina:  I.  Greda  des  Nikola  Sokid. 
Fig.  1 — 12:  Grab  IX.  Fig.  14:  Grab  XI.  Fig.  13,  15 — 17:  Lose  Funde. 


V 


Mitteilungen  aus  Bosnien  und  der  Herzegowina.  IX.  Band. 


Taf.  LXII 


TrüHELKA:  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  bei  Donja  Dolina. 


LirH.ANST.  BENDAA  STREIT.  SARAJEVO. 


Grabfunde  aus  D.  Dolina:  I.  Greda  des  Nikola  Sokio. 
Fiff.  1— 7:  Grab  XIII.  Fi*.  8— 11:  Grab  XXIV. 


Mitteilungen  aus  Bosnien  und  der  Herzegowina.  IX.  Band. 


Taf.  LXIII. 


LI7K.ANST.  BFNDAÄ  STREIF.  SARAJEVO 


TeüHELKA:  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  bei  Donja  Dolina. 


Grabfunde  aus  D.  Dolina:  I.  Greda  des  Nikola  Sokic. 
Fig.  1,  2:  Grab  XIV.  Fig.  3 — 8:  Grab  XXXIV.  Fig.  0,  10:  Lose  Funde. 


Mitteilungen  aus  Bosnien  und  der  Herzegowina.  IX.  Band. 


Taf.  LXIV 


Truhelkä:  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  hei  Donja  Dölina. 


Grabfunde  aus  D.  Dolina:  I.  Greda  des  Nikola  Öokic. 


Fig.  1—3.  Grab  XVI. 


Fig.  4 : Grab  XVII.  Fig.  5 — 11:  Grab  XVIII. 
Fig.  II : Grab  XXI. 


Fig.  12:  Grab  XIX. 


Mitteilungen  aus  Bosnien  und  der  Herzegowina.  IX.  Band. 


Taf.  LXV. 


TküHELKA:  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  bei  Donja  Dolina. 


Grabfunde  aus  D.  Dolina:  I.  Greda  des  Nikola  Sokic. 

Fig.  1:  Grab  XXI.  Fig.  2,  3:  Grab  XXIV.  Fig.  4,  5:  Grab  XXV.  Fig.  6—9:  Grab  XXVI. 

Fig.  10—13:  Grab  XXVII.  Fig.  14—20:  Grab  XXIX.  Fig.  21,  22:  Grab  XXX.  Fig.  23—25:  Grab  XXXI. 

Fig.  27 : Grab  XXXII.  Fig.  28:  Grab  XXXIII. 


Mitteilungen  aus  Bosnien  und  der  Herzegowina.  IX.  Band. 


Taf.  LXVI. 


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TruhelkA:  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  bei  Donja  Dolina. 


Grabfunde  aus  D.  Dolina:  I.  Greda  des  Nikola  Sokic. 
Fi g.  1 : Grab  I.  Fig\  2 : Grab  XXI. 


Mitteilungen  aus  Bosnien  und  der  Herzegowina.  IX.  Band. 


Taf.  LXVII 


TküHELKA:  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  bei  Donja  Dohna. 


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74- 


LITH.AWST.  BENDA&STREIT,  SARAJEVO 


Grabfunde  aus  D.  Dolina:  I.  Greda  des  Nikola  Sokic. 

14g.  1,  2:  Grab  XXXV.  Fig.  3:  Grab  XXXVI.  Big.  4,  5:  Grab  XXXIX.  Fig.  6,  7:  Lose  Funde. 


Mitteilungen  aus  Bosnien  und  der  Herzegowina.  IX.  Band. 


Taf.  LXVIII. 


TrüHELKA:  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  hei  Donja  Dolina. 


Grabfunde  aus  D.  Dolina:  Greda  des  Mato  Petrovic  sen. 

Fig.  1,  2,  5:  Grab  II.  Fig.  3,  4:  Grab  IV.  Fig.  6—11:  Grab  III.  Fig.  12—22:  Grab  IV. 


Mitteilungen  aus  Bosnien  und  der  Herzegowina.  IX.  Band. 


Taf.  LXIX. 


TkUHELKA:  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  bei  Donja  Dolina. 


Grabfunde  aus  D.  Doliua:  Greda  des  Mato  Petrovic  seu. 
Fiff.  1 — 3:  Grab  V.  Fi«'.  4 — 15:  Grab  VI. 


IteSi 


Mitteilungen  aus  Bosnien  und  der  Herzegowina.  IX.  Band. 


Taf.  LXX. 


TrüHELKA:  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  hei  Donja  Doliua. 


Grabfunde  aus  D.  Dolina:  Greda  des  Mato  Petrovid  sen. 
Fig.  1:  Grab  VII.  Fig.  2—15:  Grab  VIII.  Fig.  16—27:  Grab  IX. 


Mitteilungen  aus  Bosnien  und  der  Herzegowina.  IX.  Band. 


Taf.  LXXL 


TrüHELKA:  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  bei  Donja  Dolina. 


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LI  TH  AUS  s BENDA4  srREIT,  SARAJEVO. 

Grabfunde  aus  D.  Dolina:  Greda  des  Mato  Petrovic.  sen. 

Fig.  1 — 9:  Grab  IX.  Fig.  10- — -14:  Lose  Funde. 


Mitteilungen  aus  Bosnien  und  der  Herzegowina.  IX.  Band. 


Taf.  LXXII. 


TeüHELKA:  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  bei  Donja  Dolina. 


Grabfunde  aus  D.  Dolina:  Greda  des  Mato  Petrovic  sen. 
Fig.  1,  2:  Grab  IX.  Fig.  3 — 21:  Grab  X. 


Taf.  LXXIII. 


Mitteilungen  aus  Bosnien  und  der  Herzegowina.  IX.  Band. 

TruhelkA:  Der  vorgeschichtliche  Pfahlhau  bei  Donja  Dolina. 


Grabfunde  aus  D.  Dolina:  Greda  des  Mato  Petrovic  sen. 

Fig.  1:  Grab  XI.  Fig.  2—6:  Grab  XII.  Fig.  7—16:  Grab  XIII.  Fig.  17-20:  Grab  XVI. 


Mitteilungen  aus  Bosnien  und  der  Herzegowina.  IX.  Band.  Tai'.  LXXIV. 

TrüHELKA:  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  bei  Donja  Dolina. 


l.imflENBA  &C?  SARAJEVO. 

Greda  des  Ivo  Stipanbeviö. 

Fig.  3,  4 : Grab  XI.  Fig.  5 : Grab  XII. 


Grabfunde  aus  D.  Dolina: 
Fig.  1:  Grab  I.  Fig.  2:  Grab  X. 


Mitteilungen  ans  Bosnien  und  der  Herzegowina.  IX.  Band. 


Taf.  LXXV. 


TrüHELKA:  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  bei  Donja  Dolina. 


Grabfunde  aus  D.  Dolina:  Greda  des  Ivo  Stipancevic. 

Fig.  1:  Grab  III.  Fig.  2:  Grab  VI.  Fig.  3:  Grab  VII.  Fig.  4— 14:  Grab  VIII.  Fig.  15-26:  Grab  X. 


Mitteilungen  aus  Bosnien  und  der  Herzegowina.  IX.  Band. 


Taf.  LXXYI. 


TßUHELKA:  Der  vorgeschichtliche  Pfahlhau  hei  Donja  Dolina 


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tlTH.UEKDA  & r?  SARAJEVO. 


Grabfunde  aus  D.  Dolina:  Greda  des  Ivo  Stipancevic. 

Fig.  1—4:  Grab  XIII.  Fig.  5—12:  Grab  XIY.  Fig.  14—17,  24:  Grab  XV.  Fig.  13,  18—23:  Grab  XVI. 


- 


Mitteilungen  aus  Bosnien  und  der  Herzegowina.  IX.  Band. 


Taf.  LXXVII. 


TrüHELKA:  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  bei  Donja  Dolina. 


Grabfunde  aus  D.  Dolina:  II.  Greda  des  Nikola  Öoki6. 

1— 5:  Grab  I-  Big.  6—9:  Grab  II.  Fig.  10  — 21:  Grab  IY.  Fig.  22—30:  Grab  V. 
Fig.  31,  32:  Grab  VI.  Fig.  33,  34:  Grab  IX. 





Mitteilungen  aus  Bosnien  und  der  Herzegowina.  IX.  Band 


Taf.  LXXVIII 


TrüHELKä:  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  bei  Donja  Dolina. 


LITH.ANST.  BFHDAe  STREIT.  SARAJEVO 


Grabfunde  aus  D.  Dolina:  Zerstreute  Funde.: 


Mitteilungen  aus  Bosnien  und  der  Herzegowina.  IS.  Band. 


Taf.  LXXIX 


TrüHELKA:  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  hei  Donja  Dolina. 


Grabfunde  aus  D.  Dolina:  Zerstreute  Funde. 


Mitteilungen  aus  Bosnien  und  der  Herzegowina.  IX.  Band 


Taf.  LXXX 


TkuhelkA:  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  bei  Donja  Dolina. 


. ■ , 


Grabfunde  aus  D.  Dolina:  Zerstreute  Funde. 


Mitteilungen  aus  Bosnien  und  der  Herzegowina.  IX.  Band. 


Taf.  LXXXI. 


TrüHELKA:  Der  vorgeschichtliche  Pfahlbau  bei  Donja  Dolina. 


Grabfunde  aus  D.  Dolina:  Zerstreute  Funde. 


Tafel  LXXXII. 

Fig.  1.  Sus  palustris  Rütim.  cT  Schädel  von  unten;  etwas  größer  als  x/3  nat.  Größe. 

„ 2.  Derselbe  von  oben;  etwas  größer  als  1/3  nat.  Größe. 

„ 3.  Derselbe  von  der  Seite;  etwas  größer  als  x/3  nat.  Größe. 

„ 4.  Sus  europaeus  Pall.  d\  Unterkiefer,  x/3  nat.  Größe. 


Mitteilungen  aus  Bosnien  und  der  Herzegowina.  IX.  Band. 


Taf.  LXXXII. 


WOLDRICH:  Wirbeltierfauna  des  Pfahlbaues  von  Donja  Dolina  in  Bosnien. 

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Tafel  LXXXIII 


Fig.  1.  Cervus  elaphus  L.  Rechter  Unterkieferast,  von  außen,  1/2  nat.  Größe. 

„ 2.  Cervus  elaplius  L.  Geweihfragment  mit  Rose,  etwas  kleiner  als  1/3  nat.  Größe. 

„ 3.  Cervus  elaplius  L.  Rechtes  Oberkieferfragment,  von  innen,  nat.  Größe. 

„ 4.  Bos  primigenius  Boj.  Rechter  Unterkieferast,  von  außen,  etwas  größer  als  x/c  nat.  Größe. 

„ 5.  Bos  primigenius  Boj.  Linker  Hornzapfen,  von  vorne,  1/3  nat.  Größe. 

„ 6.  Bos  primigenius  Boj.  Oberer  mg,  von  innen,  zirka  s/4  nat.  Größe. 


Mitteilungen  aus  Bosnien  und  der  Herzegowina.  IX.  Band. 


Taf.  LXXXIII. 


WOLDKICH:  Wirbeltierfauna  des  Pfahlbaues  von  Donja  Dolina  in  Bosnien. 


Tafel  LXXXIV. 


Fig.  1.  Alces  palmatus  Blas.  Rechtes  Geweihfragment  eines  etwa  vierjährigen  Tieres,  x/3  nat.  Größe. 
„ 2.  Sus  europaeus  Pall.  Rechter  Unterkieferast,  von  außen,  x/3  nat.  Größe. 

„ 3.  Alces  palmatus  Blas.  Linkes  Geweihfragment,  1/3  nat.  Größe. 

„ 4.  Castor  fiber  L.  Rechter  Unterkieferast  eines  mittelstarken  Tieres,  von  außen,  1J/9  nat.  Größe. 


Mitteilungen  aus  Bosnien  und  der  Herzegowina.  IX.  Band. 


Taf.  LXXXIY. 


Wold  BICH:  Wirbeltierfauna  des  Pfahlbaues  von  Donja  Dolina  in  Bosnien. 


ATsn,:  AiTlUloloKiach-opigrapliischo  Untersuchungen  zur  Geschichte  der  römischen  Provinz  Dalmatien.  VI. 


E 


Situationsskizze  der  Fundstätten  in  Äupanjac. 


Tafel  LXXXVI. 


. 1.  Equisetum  Katzeri  nov.  sp.  Stengelstiick.  Orasje. 

2,  3.  Sequoia  Stembergii  Göpp.  sp.  Zweigstücke.  Oskowasandstein. 

4,  5,  10.  Glyplostrobus  europaeus  Heer.  Kreka. 

Fig.  4.  Verästelter  Zweig. 

„ 5,  10.  Zäpfchen. 

G,  9.  Taxodium  distichum  miocenum  Heer.  Zweigstücke.  Kreka. 

7.  Pinus  hepios  Ung.  Kurztrieb.  Sikulje. 

8.  Pinus  sp.  Kurztrieb  ohne  Grund  und  Scheide.  Orasje. 

11.  Libocedrus  salicornioides  Endl.  sp.  Ein  Gliederstück.  Talrinne  der  Lohinja. 

12.  Sequoia  Langsdorfii  Brongn.  sp.  Zweigstück.  Oskowagebiet. 

13.  Ecliitonium  Sophiae  Web.  Blattstück.  Dubosnica. 

14.  17.  Myrica  hakeaefolia  Ung.  sp.  Blattstücke.  Prline. 

15.  Myrica  salicina  Ung.  Blatt.  Weg  ober  Han. 

16.  Pinus  Hageni  Heer  (?).  Unvollständiger  Zapfen.  Oskowasandstein. 

1 8.  Quercus  Lonchitis  Ung.  Blatt.  Oskowagebiet. 

19.  Salix  angusta  Heer.  Blatt.  Talrinne  der  Lohinja. 

20.  Myrica  vindobonensis  Ett.  sp.  Blattstück.  Talrinne  der  Lohinja. 

21.  Pinus  spiciformis  Ung.  Verletzter  Zapfen.  Oskowasandstein. 

22.  Andromeda  protogaea  Ung.  Blatt.  Oskowagebiet. 

23.  Quercus  mediterranea  Ung.  Blatt.  Weg  ober  Han. 

24.  28.  Ulmus  Bronnii  Ung. 

Fig.  24.  Frucht.  Oraäje. 

„ 28.  Blattstück.  Talrinne  der  Lohinja. 

25.  26.  Santalum  acheronticum  Ett.  Blätter. 

Fig.  25.  Prline. 

„ 26.  Weg  ober  Han. 

27.  Robinia  Regeli  Heer.  Blättchen.  Oskowasandstein. 

29.  Myrica  lignitum  Ung.  Blatt.  Talrinne  der  Lohinja. 


Mitteilungen  aus  Bosnien  und  der  Herzegowina.  IX.  Band. 
Engelhardt:  Tertiäre  Flora  der  weiteren  Umgebung 


Taf.  LXXXVI. 
\ on  Dolnja  Tuzla  in  Bosnien. 


Tafel  LXXXVII. 


1.  10.  Ulmus  Braunii  Heer.  Blätter.  Kreka. 

2.  Embothrium  leptospermum  Ett.  Frucht.  Osko wagebiet. 

3.  Ulmus  plurinervia  Ung.  Blatt.  Oskowasandstcin. 

4.  Salix  lenera  Al.  Br.  Blatt.  Talrinne  der  Lokinja. 

5.  Andromeda  tristis  Ung.  Blatt.  Orasje. 

6.  8,  14,  23.  Castanea  Kubinyi  Kov.  Blattstückc. 

Fig.  6,  8,  23.  Talrinne  der  Lokinja. 

„ 14.  Kreka. 

7.  Sapotacites  minor  Ung.  sp.  Blatt.  Orasje. 

9.  Andromeda  protogaea  Ung.  Blatt.  Oskowagebiet. 

11.  Ilex  ambigua  Ung.  Blatt.  Oskowagebiet. 

12.  Cinnamomum  subrotundum  Heer.  Blatt.  Talrinne  der  Lokinja. 

13.  Dalbergia  retusiaefolia  Web.  sp.  Blättchen.  Prlinc. 

15.  Fagus  Pyrrhae  Ung.  Blatt-  Talrinne  der  Lokinja. 

16.  Fagus  castaneaefolia  Ung.  Blatt.  Kreka. 

17.  Myrtus  bosniaca  nov.  sp.  Blatt.  Spionica. 

18.  Populus  mutabilis  Al.  Br.  Blatt.  Orasje. 

18.  Sapindus  Ungeri'E^h.  Blättchen,  Talrinne  der  Lokinja. 

20.  Salix  macrophylla  Heer.  Blattstück.  Kreka. 

21.  Cassia  Berenices  Ung.  Blättchen.  Oskowagebiet. 

22.  Maytcnus  marginatoides  nov.  sp.  Kreka. 

24.  Podogonium  latifolium  Heer.  Talrinne  der  Lokinja. 


Mitteilungen  aus  Bosnien  und  der  Herzegowina.  IX.  Band. 


Taf.  LXXXVII. 


ENGELHARDT:  Tertiäre  Flora  der  weiteren  Umgebung  von  Dolnja  Tuzla  in  Bosnien. 


Tafel  LXXXVIII. 


Fig.  1.  Ilex  neogena  Ung.  Blatt.  Kreka. 

„ 2,  6.  Platanus  ciceroides  Göpp.  Blatt  und  Blattstück. 

Fig.  2.  Kreka. 

„ 6.  Sikulje. 

„ 3.  Myrtus  Dianae  Heer.  Blatt.  Weg  ober  Han. 

„ 4.  Sapotacites  Mimusops  Ung.  Blatt.  Weg  ober  Han. 

„ 5.  Sapotacites  Daphnes  Ung.  Blatt.  Prline. 

„ 7.  Laurus  pirimigenia  Ung.  Blatt.  Kreka. 

„ 8.  Samyda  borealis  Ung.  Blattstück.  Oskowasandstein. 

„ 9.  Laurus  Swoszowiciana  Ung.  Blatt.  Weg  ober  Han. 

„ 10.  Cassia  hyperboreaUng.  Blättchen.  Oskowasandsteiu. 

„ 11.  Celastrus  acuminatoides  nov. sp.  Blatt.  Kreka. 

„ 12.  Llhamnus  Gaudini  Heer.  Blatt.  Kreka. 

„ 13.  Celastrus  europacus  Ung.  Blatt.  Kreka. 

„ 14.  Copaifera  radobojana  Ung.  Blättchen.  Kreka. 

„ 15.  Sapotacites  minor  Ung.  sp.  Blatt.  Kreka. 

„ 16.  Elaeoidcs  Fontanesia  Ung.  Blatt.  Orasje. 


Mitteilungen  aus  Bosnien  und  der  Herzegowina.  IX.  Band. 


Taf.  LXXXVIII. 


EiNCrELHAKDT:  Tertiäre  Flora  der  weiteren  Umgebung  von  Dolnja  Tuzla  in  Bosnien. 


Tafel  LXXXIX. 


1.  Cinnamomum  Scheuchzeri  Heer.  Blatt.  Orasje. 

2.  Daphnogene  paradisiaca  Urig.  Blatt.  Orasje. 

3.  Cinnamomum  polymorplium  Al.  Br.  sp.  Blatt.  Prlinc. 

4.  Benzoin  antiquum  Heer.  Blatt.  Prline. 

5.  Oreodaphne  Heeri  Gaud.  Blatt.  Kreka. 

6.  Laurus  Swoszowiciana  Ung.  Blattstück.  Prline. 

7.  Persea  speciosa  Heer.  Blatt.  Kreka. 

8.  Sassafras  Aesculapi  Heer.  Blatt.  Kreka. 

9.  12.  Cassia  phaseolites  Ung.  Blättchen. 

Pig.  9.  Talrinne  der  Lohinja. 

„ 11.  Oskowagebiet. 

10,  11.  Diospyros  brachysepala  Al.  Br.  Blattstück.  Orasje. 
13.  Laurus  primigenia  Ung.  Blatt.  Pod  Skrilem. 


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Mitteilungen  aus  Bosnien  und  der  Herzegowina.  IX.  Band.  Taf  LXXXIX 

Engelhardt : Tertiäre  Flora  der  weiteren  Umgebung  von  Dolnja  Tuzla  in  Bosnien. 


Tafel  XC. 


Fig.  1.  Terminalia  radobojana  Ung.  Blatt  ohne  Spitze.  Orasje. 

„ 2.  Ficus  lanceolata  Heer.  Blattstück.  Kreka. 

„ 3.  Rhamnus  Eridani  Ung.  Blatt.  Oskowasandstein. 

„ 4.  Myrsine  Doryphora  Ung.  Blatt.  Oskowagebiet. 

„ 5.  Laurus  styracifolia  Web.  Blatt.  Orasje. 

„ 6,  7.  Juglans  acuminata  Al.  Br. 

Fig.  6.  Kätzchenstück.  Prline. 

„ 7.  Blatt.  Kreka. 

„ 8.  Eugenia  Apollinis  Ung.  Blattstück.  Kreka. 

„ 9.  Laurus  princeps  Heer.  Blattfragment.  Oskowagebiet. 

„ 10.  Laurus  Lalages  Ung.  Blatt  ohne  Spitze.  Kreka. 

„ 11,  13.  Echitonium  Sophiae  Web.  Blattstücke. 

Fig.  11.  Dubosnica. 

„ 13.  Talrinne  der  Lohinja. 

„ 12.  Glyptostrobus  europaeus  Heer.  Zäpfchen.  Kreka. 

„ 14.  Ficus  lanceolata  Heer.  Blatthälfte.  Orasje. 


Mitteilungen  aus  Bosnien  und  der  Herzegowina.  IX.  Band.  Taf 

Engelhardt:  Tertiäre  Flora  der  weiteren  Umgebung  von  Dolnja  Tuzla  in  Bosnien. 


Tafel  XCI. 


Eig.  1.  Magnolia  crassifolia  Göpp.  Blattstück.  OrafSje.  a)  Ein  Stück  Blattnetz. 

„ 2.  Persea  Braunii  Heer.  Unvollständiges  Blatt.  Weg  ober  Han. 

„ 3.  Elaeodendron  neogenum  nov.  sp.  Blatthälfte.  Weg  ober  Han. 

„ 4.  Cassia  Apollinis  Ung.  Blatt.  Kreka. 

„ 5.  Acer  palaeo-campestre  Ett.  Unvollständiges  Blatt.  Kreka. 

„ 6.  Ecliitonium  Sophiae  Ung.  Blattstück.  Talrinne  der  Lobinja. 

„ 7.  Ceratonia  emarginata  Al.  Br.  Blättchen.  Oskowagebiet. 

„ 8.  Cunonia  europaea  Ung.  Blatt  ohne  Grund.  Kreka. 

„ 9.  Sterculia  Labrusca  Ung.  Blatt.  Kreka. 

„ 10.  Cassia  phaseolites  Ung.  Blatt  ohne  Spitze.  Pi’line. 

„ 11.  Copaifera  radobojana  Ung.  Blättchen.  Kreka. 

„ 12.  Sapindus  heliconius  Ung.  Unvollständiges  Blättchen.  Brüne. 

„ 13.  Amygdalus  per sicifolia  Ung.  Oskowasandstein. 


Mitteilungen  aus  Bosnien  und  der  Herzegowina.  IX.  Band. 
Engelhardt  : Tertiäre  Flora  der  weiteren  Umgebung  von 


Taf.  XCI. 
Dolnja  Tuzla  in  Bosnien. 


Tafel  XCII. 


Fig.  1,  2.  Phragmites  oeningensis  Al.  Br. 

Fig.  1.  Halmstück.  Kakanj-Doboj  (Mühle). 

„ 2.  Blattstück  Kakanj-Doboj  (Werk). 

,,  3.  Juncus  retractus  Heer.  Kakanj-Doboj  (Werk). 

„ 4,  5.  Typlia  latissima  Al.  Br.  Kakanj-Doboj  (Müble). 

,,  6,  9,  10,  12 — 17.  Glyptostrobus  europaeus  Brougn.  sp. 

Fig.  6.  Zweige  mit  jungen  Zäpfchen.  Kakanj-Doboj  (Werk). 

„ 9,  10.  Zäpfchen.  Kakanj-Doboj  (Mühle). 

„ 12 — 16.  Samen.  Kakanj-Doboj  (Werk). 

„ 17.  Same.  Bahnwächterhaus  Nr.  55  bei  Zenica. 

„ 7.  Widdringtonia  ungeri  Endl.  Kakanj-Doboj  (Werk). 

„ 8.  Sequoia  langsdorfii  Brongn.  sp.  Kakanj-Doboj  (Werk). 

„ 11.  Pinus  megaloptera  Ett.  Flügelsame.  Kakanj-Doboj  (Werk). 

„ 18,  20 — 23,  32.  Betula  brongniartii  Ett. 

Fig.  18.  Kakanj-Doboj  (Mühle). 

„ 20  — 22.  Geflügelte  Samen.  Kakanj-Doboj  (Werk). 

„ 23.  Kakanj-Doboj  (Mühle). 

„ 32.  Kakanj-Doboj  (Mühle). 

„ 19.  Planera  ungeri  Kov.  sp.  Kakanj-Doboj  (Mühle). 

„ 24.  Myrica  halceaefolia  Ung.  sp.  Bahn  wächterhaus  Nr.  55  bei  Zenica. 

„ 25,  28,  30.  Myrica  laeviyata  Heer. 

Fig.  25,  28.  Kakanj-Doboj  (Mühle). 

„ 30.  Kakanj-Doboj  (Werk). 

„ 26,  27.  Betula  prisca  Ett.  Kakanj-Doboj  (Mühle). 

„ 29,  34.  Quercus  loncliitis  Ung. 

Fig.  29.  Bahnwächterhaus  Nr.  55  bei  Zenica. 

„ 34.  Kakanj-Doboj  (Werk). 

„ 31.  Quercus  sclerophyllina  Heer.  Kakanj-Doboj  (Mühle). 

„ 33.  Ainus  Icefersteinii  Göpp.  sp.  Zäpfchen.  Bahnwächterhaus  Nr.  55  bei  Zenica. 


Mitteilungen  aus  Bosnien  und  der  Herzegowina.  IX.  Baud. 

EngelhabdT:  Fossile  Flora  der  Zenica-Sarajevoer  Braun  kohlenablaiserung 

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Taf.  XCII. 
in  Bosnien. 


Tafel  1. 


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Tafel  XCIII. 


1.  Quercus  valdensis  Heer.  Kakanj-Doboj  (Werk). 

2.  Quercus  myrtilloides  Ung.  Baknwäckterkaus  Nr.  55  bei  Zenica. 

3.  Quercus  gmelini  Al.  Br.  Kakanj-Doboj  (Werk). 

4.  6,  17.  Carpinus  grandis  Ung. 


7.  8.  Ostrga  atlantidis  Ung.  Kakanj-Doboj  (Werk). 

13.  Fagus  feroniae  Ung.  Biel  put. 

14.  Castanea  atavia  Ung.  Bahnwächterkaus  Nr.  55  kei  Zenica. 

15.  22,  25.  Ilex  ambigua  Ung.  Kakanj-Doboj  (Mühle). 

16.  Ilex  stenophylla  Ung.  Kakanj-Doboj  (Mühle). 

18,  21.  Ulmus  longifolia  Ung. 


19.  Sapotacites  minor  Ett.  Visoko. 

20.  Cinnamomum  scheuchseri  Heer.  Konüilo  potok. 

23.  Salix  vcirians  Göpp.  Kakanj-Doboj  (Werk). 

24.  Andromeda  vaccinifolia  Ung.  Kakanj-Doboj  (Werk). 
26.  Ficus  lanceolata  Heer.  Kakanj-Doboj  (Mühle). 


Fig.  4.  Kakanj-Doboj  (Werk). 
„ 6.  Kakanj-Doboj  (Mühle) 

„ 17.  Breza  bei  Dabravine. 


5.  9 — 12.  Castanea  ungeri  Heer. 


Fig.  5.  Kakanj-Doboj  (Werk). 


9 — 12.  Biel  put  bei  Zenica. 


Fig.  18.  Bahnwächterkaus  Nr.  55. 
„ 21.  Kakanj-Doboj  (Werk). 


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Mitteilungen  aus  Bosnien  und  der  Herzegowina.  IX.  Band. 


Taf.  XCIII. 


Engelhardt:  Fossile  Flora  der  Zenica-Sarajevoer  Braunkohlenablagerung  in  Bosnien. 


Tafel  II. 


Tafel  XCIV. 


. 1.  Ulmus  longifolia  Ung.  Kakanj-Doboj  (Werk). 

2 und  10.  Ilex  ambigua  Ung. 

Fig.  2.  Kakanj-Doboj  (Mühle). 

„ 10.  Biel  put.  bei  Zenica. 

3.  Salix  lavateri  Heer.  Kakanj-Doboj  (Werk). 

4.  Ficus  lanceolata  Heer.  Kakanj-Doboj  (Mühle). 

5.  6.  Anoectomeria  brongniarti  Sap.  Kakanj-Doboj  (Werk). 

7.  Daphne  palaeo-mezereum  Ett.  Visoko. 

8.  13,  14.  Tilia  bosniaca  nov.  sp.  Kakanj-Doboj  (Werk). 

9.  Cinnamomum  polymorphum  Al.  Br.  sp.  Visoko. 

11.  Benzoin  antiquum  Heer.  Kakanj-Doboj  (Mühle). 

15.  Uhus  herthae  Ung.  Visoko. 

12  und  16.  Echitonium  sophiae  Web.  Zwischen  Janjiöi  und  LatSva. 

17.  Amygdalus  pereger  Ung.  Kakanj-Doboj  (Mühle). 

18.  Eucalyptus  oceanica  Ung.  Kakanj-Doboj  (Mühle). 

19.  Velis  teutonica  Al.  Br.  Kakanj-Doboj  (Mühle). 

20.  Celastrus  europaeus  Ung.  Breza. 

21.  Gassia  phaseolites  Ung.  Breza. 

22.  Andromeda  protogaea  Ung.  Kakanj-Doboj  (Mühle). 

23.  Amygdalus  persicifolia  Ung.  Kakanj-Doboj  (Mühle). 


Mitteilungen  aus  Bosnien  und  der  Herzegowina.  IS.  Band. 
ENGELHARDT:  Fossile  Flora  der  Zenica-Sarajevoer 


Taf.  XCIV. 

Braunkohlenablagerung  in  Bosnien. 


Tafel  III. 


Tafel  XCV. 


. 1,  3,  5.  Rhamnus  gaudini  Heer.  Kakanj-Doboj  (Mühle). 

2,  4,  6.  8.  Carpolithes  alatus  nov.  sp.  Zenica. 

7.  Juglans  acuminata  Al.  Br.  Kakanj-Doboj  i'Mühle). 

9.  Celastrus  europaeus  Ung.  Breza. 
lü,  12,  14,  16,  17,  18  und  26.  Acer  trilobatum  Ktbg.  sp. 

Fig.  10,  12,  14,  17.  (Frucht). 

„ 16,  18,  26.  (Blätter). 

„ 14.  Bahnwächterhaus  Kr.  55  bei  Zenica. 

„ 12,  18,  26.  Kakanj-Doboj  (Werk). 

„ 10,  16.  17.  Ebendort  (Miihle). 

11.  Nymphaea  charpentieri  Heer.  (Rhizom).  Kakanj-Doboj  (Miihle). 
13.  Rhamnus  rossmässleri  Ung.  Breza. 

15.  Carpolithes  sp.  Podastinje  (Brücke). 

19 — 22.  Carpolithes  valvatus  nov.  sp.  Zenica. 

23.  Tilia  katzeri  nov.  sp.  (Hochblatt).  Kakanj-Doboj  (Miihle). 

24.  Acacia  sotzkiana  Ung.  Breza. 

25.  Ainus  nostratum  Ung.  Kakanj-Doboj  (Mühle). 

27 — 29.  Carpolithes  foveatus  nov.  sp.  Zenica. 

30.  Xylopia  ungeri  nov.  sp.  (Fruchtstand).  Kakanj-Doboj  (Werk). 


Mitteilungen  ans  Bosnien  und  der  Herzegowina.  IX.  Band.  Taf.  XCV. 

ENGELHARDT : Fossile  Flora  der  Zenica-Sarajevoer  Braunkohlenablagerung'  in  Bosnien. 


Tafel  IV. 


LTDiANST.  BEhDAd  STREIT,  SARAJEVO- 


Tafel  XCVI. 


. 1.  Sphaeria  palaeo-lauri  Ett.  auf  einem  Blatt  von  Palaeolobium 
sotzkianum  Ung.  Banjaluka. 

2.  Sphaeria  myricae  nov.  sp.  Banjaluka. 

3.  9.  Glyptostrobus  europaeus  Brongn.  sp. 

Eig.  3.  Mit  unvollständigem  Zäpfchen.  Mostar. 

„ 9.  Mit  jungem  Zäpfchen.  Banjaluka. 

4.  Sequoia  langsdorfii  Brongn.  sp.  Bugojno. 

5.  Pinus  saturni  Ung.  sp.  Zurnici. 

6.  7.  Cupressites  richteri  nov.  sp.  Mostar.  a,  b.  Einige  Stellen 

vergrößert. 

8.  Casuarina  sotzläana  Ung.  sp.  Mostar. 

10,  11,  16.  Myrica  hakeaefolia  Ung.  sp. 

Fig.  10.  Mostar. 

„ 11,  16.  Banjaluka. 

12,  22,  32.  Ginnamomum  scheucJizeri  Heer. 

Fig.  12.  Umci. 

„ 22,  32.  Banjaluka. 

13,  21.  Quercus  lonchitis  Ung.  Umci. 

14,  Quercus  myrtilloides  Heer.  Mostar. 

1 5,  23.  Myrica  laevigata  Heer.  Banjaluka. 

17,  18.  Myrica  banksiaefolia  Ung. 

Fig.  17.  Zurnici. 

„ 18.  Mostar. 

19.  XJlmus  minuta  Göpp.  Banjaluka. 

20.  Myrica  vindobonensis  Ett.  sp.  Umci. 

24.  Myrica  studeri  Heer.  Umci. 

25,  26.  Ainus  kefersteinii  Göpp.  sp.  Bugojno. 

27.  Quercus  furcinervis  Bossm.  sp.  Mostar. 

28.  Castanea  kubinyi  Köv.  Umci, 

29.  Grevillea  häringiana  Ett.  Banjaluka. 

30.  Ginnamomum  retusum  Heer.  Zurnici. 

31.  Hakea  gaudini  Heer.  Umci. 


Taf.  XCVI. 


Mitteilungen  aus  Bosnien  und  der  Herzegowina.  IX.  Band, 


EnGELHABDT:  Tertiärflora  Bosniens  und  der  Herzegowina. 

Tafel  I. 


Lir.iANST.  BENDA*  Sl'RSIT.  SARA 


Tafel  XCVII. 


Fig. 

n 

n 

n 


n 

n 

n 


n 

n 


n 


n 

n 

n 

n 

n 


n 

n 

11 

11 

n 


1.  Pinus  hepios  Ung.  Umci. 

2.  Laurus  primigenia  Ung.  Mostar. 

3.  Laurus  swoszowiciana  Ung.  Mostar. 

4.  Ficus  lanceolata  Heer.  Umci. 

5.  Laurus  lalages  Ung.  Umci. 

6.  Vaccinium  acheronticum  Ung.  Mostar. 

7.  8.  Cinnamomum  lanceolatum  Ung.  sp.  Banjaluka. 

9.  Dryandroides  linearis  Heer.  Zurnici.  a)  Ein  Stück 
Netzwerk  vergrößert. 

10,  11.  Persoonia  laurinoides  nov.  sp.  Jelovacsattel. 

12.  Diospyros  brachysepala  Al.  Br.  Umci. 

13.  Sterculia  cinnamomea  Ett.  Mostar. 

14.  21.  Andromeda  protogaea  Ung. 

Fig.  14.  Umci. 

„ 21.  Mostar. 

15.  Benzoin  antiquum  Heer.  Umci. 

16.  Leguminosites  salicinus  Heer.  Umci. 

17.  Callistemopliyllum  speciosum  Ett.  Banjaluka. 

18.  Ficus  populina  Heer.  Banjaluka. 

19.  Ilex  ambigua  Ung.  Umci. 

20.  Cinnamomum  polymorphum  Al.  Br.  sp.  Banjaluka. 

22.  Banisteria  häringiana  Ett.  Mostar. 

23.  Sapindus  falcifolius  Al.  Br.  Zurnici. 

24.  Rhamnus  rossmässleri  Ung.  Zurnici. 

25.  Eucalyptus  oceanica  Ung.  Mostar. 

26.  Cassia  phaseolites  Ung.  Umci. 

27.  Embothrium  sp.  Zurnici. 

28.  Pinus  sp.  Umci.  (Finites  göthanus  Ung.?) 

29.  Myrtus  bosniaca  Egh.  Mostar. 

30.  Pinus  ornata  Stbg.  sp.  Mostar. 

31.  Cassia  ambigua  Ung.  Umci. 


Taf.  XCVII. 


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