l 3. nih-.k
WISSEN S C HAFTE ICHE MITTE I LUNGEN
AUS
BOSNIEN UND DER HERZEGOWINA.
H ERAUSGEGEB E N
VOM
EOSNISCH-HEKZEGOWINISCHEN LANDES MUSE UM
IN SARAJEVO.
REDIGIERT
DR IORIZ HOERNES.
NEUNTER BAND.
MIT EINEM BILDNISSE BENJAMINS VON KÄLLAY,
97 TAFELN UND 308 ABBILDUNGEN IM TEXTE.
WIEN, 1904.
HST KOMMISSION BEI KARL GEROLD’ S SOHN.
Druck von Adolf Holzhausen,
k. und k. Huf- und Un iversitütshuchdrucker in Wien.
Heliogr. von M. Frankenstei n, Wien.
Benjamin Kallay von Nagy-Källö.
Der vorliegende Band dieser „Mitteilungen“, der erste, welcher nach dem am
13. Juli 1903 erfolgten Hingange Benjamins von Kallay erscheint, kann nicht ans Licht
treten, ohne daß an seiner Spitze in Verehrung des Mannes gedacht werde, der —
wie aller exakten Erforschung und Schilderung Bosniens und der Herzegowina — auch
dieses periodischen Organes Urheber, erster und oberster Schöpfer gewesen ist. Vielen,
namentlich westeuropäischen Lesern ist das innige Verhältnis, in welchem Benjamin
von Kallay zur Wissenschaft und besonders zur wissenschaftlichen Erschließung der
von ihm verwalteten Länder gestanden ist, nicht so bekannt, wie es zu sein verdiente.
Denn hier trat er ganz hinter seinem Werke zurück. Hier ward ihm das seltene
Glück, Ideale, Avelchen andere an anderen Orten so oft vergeblich nachstreben, in
Wirklichkeit umzusetzen und sich der reichlichsten, ungeteiltesten Anerkennung, von
der viele nicht wußten, wem sie eigentlich gebühre, im stillen zu freuen.
Seine Grundschöpfung auf diesem Gebiete, dem einzigen, von welchem hier die
Rede sein kann und darf, war das bosnisch herzegowinische Landesmuseum in Sarajevo,
von dessen Reichhaltigkeit auch in gelehrten Kreisen nur wenige einen Begriff, in
weiteren aber kaum jemand eine Vorstellung besitzt, da es noch eines zusammen-
fassenden baulichen Rahmens und des zur Entfaltung nötigen Raumes entbehrt. Schon
in wenigen Jahren hat diese Arbeits- und Sammelstätte, soweit es von ihr aus möglich
war, den Beweis erbracht, daß Bosnien und die Herzegowina in der glänzenden Kette
europäischer Kulturgebiete keine dunklen, verrosteten Glieder seien, sondern Teilnehmer
an allen großen Phasen der Vergangenheit und fruchtbare Schauplätze einer neuen
hoffnungsvollen Entwicklung. Alles, was an dieser Stätte ein neues Heim gefunden,
Schmuck und Waffe der verschollenen Urbevölkerung, Inschrift und Bildwerk der
Römerzeit, Schild und Schwert der Krieger des Mittelalters, das steingehauene Abschieds-
wort der altbosnischen Edlen, Tracht und Gerät der heutigen Bewohner, Erzstufen aus
den Tiefen der Berge und alles, was im Sonnenlichte blüht und wächst, was kriecht
und fliegt, zeugt hier von dem hohen Verständnis des einzigen Mannes und von seinem
ernsten Eifer, der Welt ein Bild der Länder zu geben, deren Verwaltung ihm an-
vertraut war.
IV
Benjamin Källay von Nagy-Källö.
An diese Hauptschöpfung, deren Grundstein im Jalire 1888 gelegt wurde, schlossen
sich in natürlicher Folge zunächst (seit 1889) der in der Landessprache erscheinende
„Glasnik“, dann, seit 1893 die vorliegenden „Mitteilungen“ des bosnisch-herzegowinischen
Landesmuseums an. Außerdem erschienen, vom Museum herausgegeben, stattliche
Einzelwerke über die Ausgrabungen von Butmir, über die römischen Straßen in Bosnien
und der Herzegowina, über die Grnis der Balkanhalbinsel und über andere Forschungs-
gebiete der Gelehrten des Museums. Nur wer dem verblichenen Minister von Källay
nahe gestanden hat, weiß in vollem Umfange, wieseln- ihm der Ausbau der Sammlungen
und deren planvolle Erstreckung womöglich über alle Balkangebiete, wie auch die
würdige Bekanntmachung aller einschlägigen Untersuchungen am Herzen lagen. Wenn
über Benjamin von Källay als Staatsmann, ja über ihn auch als Schriftsteller und
Gelehrten hier nicht gesprochen werden soll, so darf doch nicht übersehen werden, wie
er die Pflege der Wissenschaft als Aufgabe eines modernen leitenden Politikers be-
trachtete und wie er, den Blick stets auf das Ganze gerichtet, alles zu fördern wußte,
was den Zielen der Wissenschaft und dadurch mittelbar den Zielen der Staatskunst
diente. So verehren alle, die ihn kannten, in seinem hohen Schatten das Bild des er-
leuchteten Administrators, den die Gunst des Geschickes und die Weisheit des Monarchen
dem Lande gerade zu einer Zeit schenkten, als dort über den Trümmern der Ver-
gangenheit ein der Gegenwart würdiger Neubau errichtet werden sollte.
Sektionschef Konstantin Hörmann,
Direktor des bosn. -herzeg. Landesmuseums,
Redakteur des „Glasnik zemaljskog Muzeja
u Bosni i Hercegovini“.
Universitätsprofessor Dr. Moriz Hoernes,
Kustos am k. k. naturhistorischen Hofmuseum,
Redakteur der „Wissenschaftlichen Mitteilungen
aus Bosnien und der Herzegowina“.
Inhaltsverzeichnis.
Seite
Benjamin Kallay von Nagy-Källö 111
I. Teil. Archäologie und Geschichte.
Trulielka, Dr. Giro, Woldfich, Dr. Joh. Nep., und Maly, Karl. Der vorgeschichtliche Pfahlbau
im Savebette bei Donja Dolina (Bezirk Bosnisch-Gradiska). Bericht über die Ausgrabungen
bis 190-1. (Mit Tafel I — LXXXIV und 108 Abbildungen im Texte.) 3
Patsch, Carl. Archäologisch-epigraphische Untersuchungen zur Geschichte der römischen Provinz
Dalmatien. VI. Teil. (Mit Tafel LXXXV und 186 Abbildungen im Texte.) 171
II. Teil. Naturwissenschaft.
Katzer, Dr. Friedrich. Die geologische Entwicklung der Braunkohlenablagerung von Zenica in
Bosnien 305
Engelhardt, Hermann. Beiträge zur Kenntnis der tertiären Flora der weiteren Umgebung von
Dolnja Tuzla in Bosnien. Mit einer Einleitung von Dr. Friedrich Katzer. (Mit Tafel
LXXXVI — XCI und 3 Abbildungen im Texte.) 318
— Zur Kenntnis der fossilen Flora der Zenica-Sarajevoer Braunkohlenablagerung in Bosnien. (Mit
Tafel XCII-XCV und 1 Abbildung im Texte.) . . . 364
— Beitrag zur Kenntnis der Tertiärflora Bosniens und der Herzegowina. (Mit Tafel XCVI —
XCVII und 9 Abbildungen im Texte.) 386
Beck v. Mannagetta, Dr. Günther Kitter. Flora von Bosnien, der Herzegowina und des Sandzaks
Novipazar. I. Teil. (Mit 1 Abbildung im Texte.) 407
Strobl, P. Gabriel. Neue Beiträge zur Dipterenfauna der Balkanhalbinsel 519
Verzeichnis der Autoren.
Seite
Beek v. Mannagetta, Dr. Günther Ritter. Flora von Bosnien, der Herzegowina und des Sand/.aks
Novipazar. I. Teil 407
Engelhardt, Hermann. Beiträge zur Kenntnis der tertiären Flora der weiteren Umgebung von
Dolnja Tuzla in Bosnien 318
— Zur Kenntnis der fossilen Flora der Zeniea-Sarajevoer Braunkohlenahlagerung in Bosnien . . . 364
— Beitrag zur Kenntnis der Tertiärflora Bosniens und der Herzegowina 386
Katzer, Dr. Friedrich. Die geologische Entwicklung der Braunkohlenablagerung von Zenica in
Bosnien 305
— Einleitung zu „Engelhardt, Hermann: Beiträge zur Kenntnis der tertiären Flora der weiteren
Umgebung von Dolnja Tuzla in Bosnien“ 318
Maly, Karl. Früchte und Samen aus dem prähistorischen Pfahlbaue von Donja Dolina in Bosnien 165
Patsch, Carl. Archäologisch-epigraphische Untersuchungen zur Geschichte der römischen Provinz
Dalmatien. VI. Teil 171
Strobl, P. Gabriel. Neue Beiträge zur Dipterenfauna der Balkanhalbinsel 519
Trubel ka, Dr. Giro. Der vorgeschichtliche Pfahlbau im Savebette bei Donja Dolina (Bezirk
Bosnisch-Gradiska). Bericht über die Ausgrabungen bis 1904 3
Woldfich, Dr. Joh. Nep. Wirbeltierfauna des Pfahlbaues von Donja Dolina in Bosnien 156
Verzeichnis der Abbildungen.
Benjamin Källay von Nagy-Källo, Heliogravüre nach einer Wachsbossierung, entworfen von
A. Scharff, ausgeführt von Fr. Pawlik.
I. Tafeln.
Truhelka, Dr. Giro, Woldfich, Dr. Job. Nep., und Mal y, Karl. Der vorgeschichtliche Pfahlbau im
Savebette bei Donja Dolina (Bezirk Bosnisch-Gradiska). Bericht über die
Ausgrabungen bis 1904.
Tafel
1. Übersicht der Ausgrabungen von 1900 und 1901.
II. Der Pfahlbau von D. Dolina, ausgegraben 1900 — 1902.
III. Der Pfahlbau von D. Dolina, ausgegraben 1900 — 1903.
IV. Ansicht der Häuser IV und V im Pfahlbaue mit der Brücke dazwischen.
V. A. Vertikalprofil durch die Mitte des Hauses I im Pfahlbaue, 10 m vom Nullpunkte
der Grundrisse.
B. Vertikalprofil durch die Häuser 11 und 111 des Pfahlbaues, 8 nt vom Nullpunkte
der Grundrisse.
VI. A. Vertikalprofil durch die ganze Länge der bis 1904- im Savebette ausgegrabenen
Pfahlbauanlage, 19 m vom Nullpunkte der Grundrißskizzen.
B. Vertikalprofil durch die Gesamtlänge der am Westrande der Gradina aus-
gegrabenen Pfahlbauanlage.
VII. Ansicht der Pfähle unter dem Hause 11 in einer Tiefe von 7 nt unter der
Oberfläche.
VIII. Ein Herd aus dem Pfahlbaue und Ornamentfragmente von ähnlichen Herden.
IX. Fig. 1: Sudstein. Fig. 2 — 10: Ornamente von Heizanlagen aus dem Pfahlbaue.
Fig. 11: Tongefäß in Vogelform.
X — XI. Sudsteine aus dem Pfahlbaue.
XII. Ornamente von Sudsteinen.
XIII — XV. Tonwirteln und Perlen aus dem Pfahlbaue.
XVI. Tonsachen aus dem Pfahlbaue.
XVII — XIX. Tongefäße aus dem Pfahlbaue.
XX. Geräte aus dem Pfahlbaue.
XXL Tongefäße aus dem Pfahlbaue.
XXII — XXIV. Tongeräte aus dem Pfahlbaue.
XXV — XXVI. Ornamentierte Gefäßfragmente aus dem Pfahlbaue.
XX VII. Tonsachen aus dem Pfahlbaue.
XXVIII. Werkzeug aus Hirschhorn aus dem Pfahlbaue.
XXIX. Horn- und Beinartefakte.
XXX. Hirschhornhauen aus dem Pfahlbaue.
XXXI. Geräte aus Hirsch- und Rehhorn.
XXXII. Horn- und Knochenartefakte.
VIII
Verzeichnis der Abbildungen.
Tafel XXXIII. Funde aus dem Pfahlbaue.
XXXIV. Knochenartefakte aus dem Pfahlbaue.
XXXV — XXX VI. Diverse Funde aus dem Pfahlbaue.
XXXVII. Diverse Schmucksachen aus dem Pfahlbaue.
XXXVIII. Diverse Funde aus dem Pfahlbaue.
XXXIX. 1 . Grab unter dem Roste des Hauses /.
2. Dasselbe Grab, nachdem die Skeletteile entfernt wurden.
XL. Reichgeschmücktes Frauengrab von den Gredas.
XLI. Gräber von der Greda des Mato Petrovic jun.
XLII— LII. Grabfunde aus D. Dolina: Greda des Mato Petrovic jun.
LIII. Grabfunde aus D. Dolina.
LIV — LVII. Grabfunde aus D. Dolina: Greda des S t i o Jakaric.
LVIII — LXVII. Grabfunde aus D. Dolina: I. Greda des Nikola Sokic.
LXVIII — LXXIII. Grabfunde aus D. Dolina: Greda des Mato Petrovic sen.
LXX1V — LXXVI. Grabfunde aus D. Dolina: Greda des Ivo Stipancevic.
LXXVII. Grabfunde aus D. Dolina: II. Greda des Nikola Sokic.
LXXVIII — LXXXI. Grabfunde aus D. Dolina: Zerstreute Funde.
LXXXII.
Fig. 1 .
„ 2.
„ 3.
„ 4.
Fig. 1.
9
Sus palustris Rütim. (j'. Schädel von unten.
Derselbe von oben.
Derselbe von der Seite.
Sus europaeus Pall. ^T. Unterkiefer.
LXXXIII. Fig. 1. Cervas elaplius L. Rechter Unterkieferast, von außen.
Cervus elaphus L. Geweihfragment mit Rose.
„ „ 3. Cervus elaphus L. Rechtes Oberkieferfragment, von innen.
„ „1. Bos primigenius Boj. Rechter Unterkieferast, von außen.
„ „ 5. Bos primigenius Boj. Linker Hornzapfen, von vorne.
„ „ 6. Bos primigenius Boj. Oberer mg, von innen.
LXXXIV. Fig. 1. Alces palmatus Blas. Rechtes Geweihfragment eines etwa vierjährigen Tieres.
„ „ 2. Sus europaeus Pall. Rechter Unterkieferast, von außen.
„ „ 3. Alces palmatus Blas. Linkes Geweihfragment.
„ „ ,, 1. Castor fiher L. Rechter Unterkieferast eines mittelstarken Tieres, von außen.
Patsch, Carl. Archäologisch-epigraphische Untersuchungen zur Geschichte der römischen Provinz Dal-
matien. VI. Teil.
Tafel LXXXV. Situationsskizze der Fundstätten in Zupanjac.
Engelhardt, Hermann. Beiträge zur Kenntnis der tertiären Flora der weiteren Umgebung von Dolnja
Tuzla in Bosnien. Mit einer Einleitung von Dr. Friedrich Katzer.
Tafel LXXXVI — XCI.
Engelhardt, Hermann. Zur Kenntnis der fossilen Flora der Zenica-Sarajevoer Braunkohlenablage-
rung in Bosnien.
Tafel XCII— XCV.
Engelhardt, Hermann. Beitrag zur Kenntnis der Tertiärflora Bosniens und der Herzegowina.
Tafel XCVI— XCVII.
II. Abbildungen im Texte.
Seite
Truhelka, Dr. Giro. Der vorgeschichtliche Pfahlbau im Savebette bei Donja Dolina (Bezirk
Bosnisch-Gradiska). Bericht über die Ausgrabungen bis 1904.
Fig.
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n
n
1. Situationsskizze von Donja Dolina
2. Situationsskizze der „Gradina“
3. Substruktion des Hauses II
4. Substruktion des Hauses II in vorgeschrittenem Zustande der Ausgrabung . . . .
5. Ansicht des Unterbaues der Häuser II und III
6. Treppe unter dem Roste zwischen den Häusern II und III'
7. Rekonstruktionsversuch der im Savebette bisher bloßgelegten Häusergruppe im
Grundriß
8. Vertikalprofil des Hauses I an der Westseite der Gradina
9. Ofen-(?) Aufsatz aus Ton
10. Ofensockel aus Lehm von der Gradina
11. Vorgeschichtlicher Ofen mit Rost und Aschenkanal. Querschnitt
12. Ornamentierter Sudstein
13. Ornament auf der Scheitelfläche des in Fig. 12 abgebildeten Stückes
1 1 . Bronzearmreif aus Sanskimost
15. Ein mit Armreifabdruck ornamentierter Sudstein <
16—21. Ornamentierte Wirteln
22. Vase aus schwarzem polierten Ton
23. Vase aus rötlichem polierten Ton
24. Tonidol
25. Tonidol
26. Sudstein, mit Swastika und Mäander verziert
27. Fragmente zweier Sudsteine, mit Swastika verziert
28. Fragment eines swast.ikoiden Ornamentes von einem Ofen
29. Rekonstruktion der Flächenentwicklung des in Fig. 28 reproduzierten Ornament-
fragmentes
30. Ornamente auf La Tene- Lanzen: a) aus Thielle, b) aus LaTene (nach Vouga)
31. Fragment eines „Alikreuzes“ von einem Ofen
32. Rekonstruktion des in Fig. 31 reproduzierten Motives
33. Mäander von einem Ofen
34. Tonwirtel mit drei endlosen Spiralen (Triskeloid)
35. Einbaum, aus einem Eichenstamm geschnitzt
36. Haue aus Hirschhorn
37. Hirschhornscheibe von einem Wehrgehänge
38. Durchlochter Raubtierzahn
39. Bronzedolch aus D. Dolina
40. Bronzeschwert
4L Einschleifige Bogenfibel vom Glasinactypus
42. Einschleifige Bogenfibel von griechischem Typus
4 3. Kahnfibel
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68
69
69
70
V erzeiclmis der Abbildungen.
Seile
44. Certosafibel 70
45. Fragment einer Certosafibel 70
46. Bügel einer Armbrustfibel 70
47. Bügel einer Armbrustfibel 70
48. Armbrustfibel aus Sauskimost 71
49 — 50. Schmucknadelköpfe aus Bronze 72
51. Sclimuckring aus Bronze 73
52. Barbarische Nachprägung einer mazedonischen Tetradrachme. Potin 74
53 — 56. Barbarische Nachprägungen mazedonischer Münzen. Potin 74
57. Eisenkelt 75
58. Kindsskelett, in einem Holztroge bestattet 76
59. Gelenkkugel als Amulett aus dem Grabe Fig. 58 77
60. Ansicht des in Fig. 58 rechts abgebildeten Sarges 78
61. Konstruktion der Eichensärge von D. Dolina (geöffnet) 78
62. Zwei Särge aus dem Pfahlbaue von D. Dolina, zwischen den Häusern H und III 79
63. Drei Särge aus dem Pfahlbaue von D. Dolina, zwischen den Häusern III und IV
liegend 80
64. Sarg neben dem Hause 111 im Pfahlbaue von D. Dolina 81
65. Ansicht eines Frauengrabes 84
66. Schild aus Bronzeblech 89
67. Bronzeschale 89
68. Schild aus Eisenblech 89
69. Helm illyrischer Form, aus Bronzeblech getrieben 95
70. Schild, aus Bronzeblech getrieben 96
71. Schild, aus Bronzeblech getrieben 98
72. Eisenschild 99
73. Schnitt durch den Schild Fig. 72 99
74. Schild, aus Eisenblech getrieben 100
75. Schnitt durch den Schild Fig. 74 100
76. Henkelbecher aus rotem Ton 139
77. Urne aus schwarzem Ton 140
78. Ringgefäß aus rotem Ton 141
79 — 80. Tonscheiben mit Stielgriften 142
81. Spiralhülsen aus Silberdraht 143
82. Spiralfibel . . 143
83. Fibelscheibe aus Bronzeblech 144
84. Bogenfibel vom Glasinactypus 144
85. Bogenfibel vom Glasinactypus 144
86. Zweischleifige Bogenfibel, Fragment . 144
87. Früh -La Tene -Fibel 145
88—89. Zwei Früh -La Tene -Fibeln 115
90. Fragment einer LaTene-Fibel 145
91. Schläfenring 146
92. Armbänder aus Bronzedraht 147
93. Armband 147
94. Fragment eines Armbandes , 147
95. Schuckring von einer Fibel 148
96. Astragalstäbe von Gürteln 149
97. Gürtelschließe 150
98. Gürtelschmuck 150
99. Gürtelglied 150
100. Bronzebulle als Anhängsel 151
101. Zierstab aus Bronze 151
102. Lanzenvorstecker. Bronze 151
103. Bronzeangel 152
104. Eisernes Haumesser mit Vorstecker 152
105. Eiserne Schildspange 153
Verzeichnis der Abbildungen.
XI
Seite
Fig. 10G. Verschiedene Perlen (Bein, Email, Glas) 153
., 107. Schlittschuh aus einem Knochen 154
„ 10S. Gußform einer Fibel 155
Patsch, Carl. Archäologisch-epigraphische Untersuchungen zur Geschichte der römischen Provinz
Dalmatien. VI. Teil.
Fig.
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. 1. Meilenstein aus Zupanjac
2. Die Crkvina in Zupanjac
3. Grundriß des Forums ...
4. Längsschnitt der nördlichen Hauptmauer
5. Aufriß der Nordostecke
6. Die vermauerte Tür Tz
7. Eisenkette
8. Schüssel aus Terra sigillata
9. Randstück eines Gefäßes aus Terra sigillata
10. Deckel einer Aschenkiste
11 — 12. Glasperlen . . . r
13. Schvvellenstein der Tür T2
14 — 15. Knie einer Bronzestatue (Vorder- und Rückansicht) . .
16 — 17. Linker Arm einer Bronzestatue
18. Frührömische Scharnierfibel aus Bronze
19. Ziernadel
20. Säulenbasis
21. Eckstück einer Säulenbasis
22. Bruchstück eines Säulenschaftes
23. Splitter von Kapitalen
24. Pilasterkapitäl
25. Pilasterkapitäl ^
26. Pfeilerquader
27. Eckstück eines Architravblockes
28. Bruchstücke der Bauinschrift
29. Gesimsplatte
30. Rostra
31. Ehreninschrift der Kaiserin Tranquillina
32. Goldener Fingerring
33. Armring aus Bronze
34. Bronzene Nähnadel
35. Schreibgriffel aus Eisen
36. Klappmesser aus Eisen
37. Eiserner Schiebeschlüssel
38. Eiserner Schöpflöffel
39. Topf aus grauem Ton
40. Eiserner Löffelbohrer
41. Eiserne Federschere
42—43. Rand- und Bodenstück aus Terra sigillata
44. Bruchstücke von Glasgefäßen
45. Bronzehaken
46 — 48. Tönerne Spinnwirtel
49. Bronzene Ziernadel
50. Flügelfibel aus Bronze
51. Bronzestilus
52. Kinderarmring aus Bronze
53. Unfertige Aschenurne
54. Stalaktitenkapitäl
55. Votivrelief der Diana
56. Votivrelief der Diana und des Silvanus
57. Kultara
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204
204
205
Verzeichnis der Abbildungen.
Seite
. 58. Votivara 206
50. Bruchstück eines Sarkophagdeckels 206
60. Bruchstück eines Sarkophagdeckels 206
61. Säulenkapitäl 207
62. Bruchstück eines Säulenschaftes 207
63. Bruchstück eines Kandelabers 207
64. Säule 208
65. Bruchstücke von Füllungsplatten 208
66 — 67. Randstücke von Tongefäßen 208
68. Spät-La Tene-Fibel aus Bronze 208
69. Graffito 208
70. Bruchstück einer Ara 209
71. Bruchstück einer Platte 210
72. Unterer Teil einer Basis . 212
73. Sarkophag aus Kalkstein 212
74. Längsschnitt des Sarkophages Fig. 73 213
75. Bruchstück eines Grabmonumentes 213
76. Fingerring aus Bronze 214
77. Eisenschlüssel 214
78. Bruchstück einer Herkulesara 214
79. Grabmonument 215
80. Grabmonument aus 2upanjac 216
81 — 85. Bruchstücke von Sarkophagen 217
86 — 88. Bruchstücke von Sarkophagen 218
89. Bruchstück eines Sarkophagdeckels 218
90. Bruchstück eines Sarkophagdeckels 219
91. Vorderwand einer Aschenkiste 219
92. Bruchstück einer Platte 219
93. Bruchstück eines Grabmonumentes 219
94. Bruchstück einer Basis (?). 219
95. Bruchstück einer Bordüre 220
96. Bruchstück eines Grabmonumentes 220
97. Bruchstück eines Sarkophagdeckels 220
98. Bruchstück eines Säulenschaftes 220
99. Eiserne Pfeilspitze 220
100. Barbarischer Antoninian 226
101. Bruchstücke einer Plinthe 227
102. Säulenkapitäl 227
103. Säulenpostament 228
104. Bruchstück eines Säulenpostamentes 228
105. Frührömische Scharnierfibel 229
106. Mysterienrelief 230
107. Ecke eines Sarkophagdeckels 231
108. Bruchstück eines Grabsteines 232
109. Konjica 236
110. Kartenskizze des Bezirkes Konjica 237
111. Verzapfung der Grabsteine 239
112 — 113. Kopf einer weiblichen Porträtstatue 242
114. Meilenstein aus Konjica 243
115. Keil samt Beilagblechen 243
116 — 118. Bauglieder aus Homolje 245
119 — 120. Grabsteine aus Homolje 246
121. Grabstein aus Homolje 247
122. Aufsatz eines Grabsteines aus Homolje 248
123. Aufsatz eines Grabsteines aus Homolje 248
124. Kultara aus Ceridi 249
125. Mithrasrelief von Vratnica bei Lisicici 250
Verzeichnis der Abbildungen.
XIII
Seite
Fig. 126. Grabstein aus Lisiciei 251
„ 127. Grabstein aus Obre - 252
„ 128. Reliefblock aus Barica bei Ostrozae 254
„ 129. Draufsicht des Reliefblockes Fig. 12S 254
„ 130. Grabstein aus Ostrozae 255
„ 131. Kapital aus Ostrozae 256
„ 132. Grabstein aus Radesine 258
,, 133. Grabstein aus Bjelemic 261
„ 134. Ringfibel aus Bronze 262
„■ 135. Grabstein aus Brcani 263
„ 136 — 138. Ziegelstempel aus Potoci 265
„ 139. Mithrasdenkmal aus Potoci 266
„ 140. Graffito auf Fig. 139 268
„ 141. Rückseite von Fig. 139 269
„ 142. Basis aus Potoci 270
„ 143 — 144. Bruchstücke einer Füllungsplatte aus Potoci 271
„ 145 — 146. Bruchstücke von Säulenpostamenten aus Potoci 272
„ 147 — 148. Kämpferstück von Stjepangrad 273
„ 149. Rekonstruktionsversuch von Fig. 147 und 148 (Architekt ,7. v. Vancas) 273
„ 150 — 151. Architekturstücke aus Cim 274
,, 152. Steinurne aus Trnovo 275
„ 153 — 156. Eiserne Lanzenspitzen aus Trnovo 275
n 157 — 158. Steinurnen aus Mostar 276
„ 159 — 160. Bronzener Fingerring und Glasbecher aus der Urne Fig’. 158 276
„ 161. Ziegelstempel aus Dretelj 279
„ 162. Bronzestatuette eines Cornicen aus Blatnica dönja 281
„ 163. Ziegelstempel aus Krehin gradac 282
„ 164. Schiebeschlüssel aus Krehin gradac 283
., 165. Scharnierfibel aus Krehin gradac 283
166. Grabstein aus Krehin gradac 283
„ 167. Ziegelplatte aus Stolac 284
,, 168. Ziegelstempel aus Narona 286
„ 169. Amphorenstempel aus Narona 286
„ 170. Amphorenstempel aus Narona 287
„ 171. Amphorenstempel aus Narona 287
„ 172. Amphorenstempel aus Narona 287
„ 173. Sigillatastempel aus Narona 287
., 174. Bruchstück einer bronzenen Lanzenfibel aus Narona 288
„ 175. Grabstein aus Gabela 289
„ 176 — 177. Statue aus Loncari 290
„ 178. Ziegelstempel aus Valle di Fianona 292
,, 179 — 180. Ziegelstempel aus Valle di Fianona 292
fl 181. Grabstein aus Podcrkvina 294
., 182. Bronzene Kniefibel 294
„ 183. Silberne Kniefibel 295
„ 184. Zweidornige Scharnierfibel aus Bronze 295
„ 185. Bronzene Tierfibel 296
„ 186. Grabstein eines Rhetors aus Salona 297
lhardt, Hermann. Beiträge zur Kenntnis der tertiären Flora der weiteren Umgebung von
Dolnja Tuzla in Bosnien.
Fig. 1 — 2. Ficus multinervis Heer 337
„ 3. Sapindus falcifolius Al. Br 352
lhardt, Hermann. Zur Kenntnis der fossilen Flora der Zenica-Sarajevoer Braunkohlen-
ablagerung in Bosnien.
Fig. 1. Myricci ianksiaefolia 367
XIV
Verzeichnis der Abbildungen.
Seite
Engelhardt, Hermann. Beitrag zur Kenntnis der Tertiärflora Bosniens und der Herzegowina.
Fig-. 1 . Equisetum 389
„ 2. Poacites caespitosus Heer 389
„ 3. Poacites tenuiter-striatus nov. sp .... .... 389
„ 4. Arundo Göpperti Münst. sp 389
„ 5. Phragmites oerdngensis Al. B 390
„ 6. Myrica banksiaefolia Ung 393
„ 7. Popidus mutabüis Al. Br 397
„ 8. Acer integrilobum Web 402
„ 9. Gelöst rus oxypliyllus Ung 403
Bec.k v. Mannagetta, Dr. Günther Ritter. Flora von Bosnien, der Herzegowina und des Sand-
zaks Novipazar. I. Teil.
Fig. 1. Pinus leucodermis Antoine 411
I. TEIL.
ARCHÄOLOGIE UND GESCHICHTE.
Band IX.
1
A. Berichte und Abhandlungen
Der vorgeschichtliche Pfahlbau im Savebette bei Donja Dolina
(Bezirk Bosnisch-Gradiska).
Bericht über die Ausgrabungen bis 1004.
Von
Dr. Ciro Truhelka.
(Mit 81 Tafeln und vielen Abbildungen im Texte.1)
Der Fundort.
Fig. 1. Situationsskizze von Donja Dolina.
Im Jahre 1896 erhielt das bosnisch-herzegowinische Landesmuseum einen schönen,
aus dünnem Bronzeblech gebosselten Helm, der seiner Form nach jener Gruppe an-
gehört, die bisher nur im illyrischen Dreiecke häufiger, im nördlichen Nachbargebiete
vereinzelt nachgewiesen wurde und uns demnach einen spezifisch illyrischen Typus re-
präsentiert. Dieser Helm wurde vom Landmanne Ilija Knezevic auf dessen Acker
in Donja Dolina ausgegraben und von Kustos Franz Fiala in den „Wissenschaft-
lichen Mitteilungen aus Bosnien und der Herzegowina“, Bd. VI, S. 152 beschrieben.
*) Die Illustrationen sind, wo kein Reproduktionsmaßstab angegeben ist, in natürlicher Größe.
1*
4
I. Archäologie und Geschichte.
Der Fundort wurde damals von Fiala untersucht, welcher dort Spuren alter Be-
siedlung nach wies, aber es wurde der Örtlichkeit keine weitere Bedeutung zugeschrieben.
Drei Jahre später wurde unsere Aufmerksamkeit abermals auf diese Fundstelle
gelenkt. In Herrn Grundbesitzer Mirko von Gjurkovecki in Bosnisch-Gradiska ge-
wann das Landesmuseum einen eifrigen Förderer seiner Interessen und ihm verdankt
es auch einen zweiten wichtigen Fund aus Donja Dolina. Ein Landmann, mit dem
Ausheben eines Grabens beschäftigt, fand einen herrlichen Bronzedolch, welchen Herr
v. Gjurkovecki an das Landesmuseum sendete und zugleich die Meinung aussprach,
daß es angezeigt wäre, die Fundstelle eingehender zu untersuchen, weil er bei ganz
seichtem Wasserstande der Save in deren Ufer mehrere Pfähle gesehen habe.
Im Jahre 1899 begab ich mich an die Fundstelle und konstatierte zunächst am
Fundorte, wo der Bronzedolch zutage gefördert wurde und welcher innerhalb der Ort-
schaft Donja Dolina lag, daß hier keine weiteren Funde zu erwarten seien, denn das
Terrain, in welchem der Dolch lag, bestand aus jüngeren Anschwemmungen, die frei
von jeder Kulturschichte waren, und es hatte den Anschein, daß das Stück zufällig
an jene Stelle kam und dort allmählich von einer Schichte angeschwemmten Lehms
überdeckt wurde. Weder Scherben noch Kohlenspuren noch sonstige Reste mensch-
licher Besiedlung durchsetzten die Fundschichte an dieser Stelle. Der Fund war ein
reiner Zufallsfund, der keinen Schluß auf die ai’chäologische Bedeutung des Ortes ge-
stattete.
Umso erfreulicher war das Resultat, welches die Untersuchung des Saveufers er-
gab, denn schon beim flüchtigen Begehen desselben konnte ich unterhalb des Gradina-
hügels zahlreiche Spuren vorgeschichtlicher Besiedlung auflesen. Die Fluten der Save
hatten aus der Uferwand große Mengen von Gefäßscherben, Knochenfragmenten und
sonstigen Funden ausgewaschen. Ohne zu graben konnte ich mehrere Wirtel, darunter
einzelne mit reicher Spiralornamentik, ferner Tonprismen und bearbeitete Hirschhorn-
stücke auflesen und im Flußbette selbst sah ich mehrere Pfeilerköpfe aus Eichenholz
hervorragen: kein Zweifel, daß hier eine interessante vorgeschichtliche Kulturstätte vor
mir lag. Ein am selben Tage eingetretenes Schneewetter verhinderte die sofortige Vor-
nahme von Ausgrabungen, aber sie wurden im Jahre 1900 begonnen und seitdem, so-
weit es der leider launenhafte und oft unberechenbare Wasserstand der Save gestattete,
systematisch weitergeführt.
Diese Ausgrabungen lieferten den Nachweis, daß hier ein Pfahlbau von bedeu-
tender Ausdehnung vorlag, der in mancher Beziehung von den meisten bekannten ab-
wich: zunächst durch seine Zeitstellung, dann aber durch seine Ausdehnung, denn es
lag hier kein einzelnes Anwesen vor, sondern eine größere geschlossene Ortschaft, und
endlich auch dadurch, daß es gelang, auch die zum Pfahlbaue gehörige Nekropole zu
entdecken, wodurch das Bild, welches uns die Bloßlegung des Pfahlbaues entrollt, be-
deutend vervollständigt wird.
Der Pfahlbau von Donja Dolina befindet sich am Fuße eines flachen, ovalen
Hügels, dessen Längsachse von West nach Ost orientiert ist und der die ihn umgebende
Sumpflandschaft um zirka 3-5 m überragt.
Dieser Hügel führt im Volksmunde die charakteristische Bezeichnung Gradina
(Burgstätte), eine Bezeichnung, die in Bosnien so häufig ist, und mit solcher Präzision
ausschließlich an vorgeschichtliche Denkmäler gebunden erscheint, daß man versucht
wäre, beim Volke ein besonderes Verständnis für archäologische Denkmäler vorauszu-
setzen oder doch auf eine ungestörte Kontinuität der Überlieferung zu denken, die es
bei der Benennung derartiger alter Siedelungen leitet.
Truhelka. Der vorgeschichtliche Pfahlbau im Savebette bei D. Dolina.
5
Die Nordseite dieses Hügels fällt nahezu senkrecht gegen das Savebett ab und
bildet mit der Uferwand eine steile Böschung, unter welcher der Fluß in westöstlicher
Richtung vorbeifließt. Der Gradinahügel ist in der ganzen Umgebung fast der einzige
Punkt, der bei den größeren periodischen Überschwemmungen, welche fast alljährlich,
mitunter in rascher Reihenfolge das Savetal heimsuchen, trocken bleibt. Dieser Um-
stand war die Veranlassung, daß die gegenwärtige Bevölkerung auf der Gradina ihre
Friedhöfe anlegte, um die teueren Überreste ihrer Dahingeschiedenen vor der zer-
störenden Einwirkung der Überschwemmungen zu schützen. Am westlichen, steiler ab-
geböschten Ende des Hügels befindet sich der katholische Friedhof, am östlichen, flacher
verlaufenden, der orthodoxe. Beide Teile werden auch dem Namen nach unterschieden,
indem der westliche „Velika Gradina“, der östliche aber „Mala Gradina“ heißt.
Dieser Hügel hatte aber für die Bewohner der nächsten Umgebung auch noch
ein anderes praktisches Interesse. Wenn die Save besonders hoch anschwillt und die
ganze Umgebung in einen großen See verwandelt, sucht die Bevölkerung von Dolina
hier für sich und für das Vieh Zuflucht. Man lagert dann hier im Freien, so gut es
geht, und erwartet mit Geduld die Zeit, bis der Fluß zurückgeht und es der Bevölkerung
gestattet, in ihre Pfahlhäuser zurückzukehren.
Auf den ersten Blick scheint dieser Hügel, der die ganze Umgebung um wenige
Meter überragt, eine künstliche Schöpfung zu sein, und darin würden uns auch die
darauf vorkommenden Kulturreste bestärken, aber die Entstehung des Hügels ist nur
teilweise der hier einst befindlichen Ansiedlung zuzuschreiben. Eine genauere Unter-
suchung der nächsten Umgebung der Gradina bringt uns nämlich auf die Vermutung,
daß der Savefluß im Laufe der Zeit seine Richtung geändert hat und früher nicht jene
genau westöstliche Richtung hatte, die er heute verfolgt, sondern um die Nordwestseite
der Gradina einen Bogen beschrieb. An diesen Bugteil setzten sich allmählich Schlamm
und sonstige Anschwemmungen ab und dies wurde noch dadurch besonders gefördert,
daß das alte Ufer an dieser Stelle durch das Pfahlwerk der einstigen Ansiedlung an-
geschwemmtes Terrain festhielt und auf diese Weise nicht nur das Vermuren des Bug-
teiles begünstigte, sondern auch dem Flusse eine andere, mehr gestreckte Richtung gab.
In gleichem Maße, in welchem sich der Bug allmählich streckte und der Flußlauf eine
gerade Richtung annahm, hob sich auch das Uferknie über das Niveau des Tales und
es entstand jener längliche ovale Hügel, der gegenwärtig die Überreste der vorgeschicht-
lichen Ansiedlung überdeckt. Diese Hügelbildung begann allem Anscheine nach lange,
bevor die Ansiedlung begründet war, und war jedenfalls die Veranlassung, daß man
diesen Punkt als zur Ansiedlung geeignet wählte, aber das Pfahlwerk der Ansiedlung
begünstigte wieder die weitere Erhöhung des Hügelniveaus durch eine fortgesetzte
Stauung von Flußschlamm und anderen Anschwemmungen.
Diese Annahme gibt uns die Erklärung, warum die West- und Nordseite des Gra-
dinahügels höher und steiler abgeböscht ist, während die beiden anderen bedeutend
sanfter und sehr allmählich gegen die Ebene verlaufen ; sie führt uns aber auch zu einer
anderen Annahme, daß sich die Pfahlbauten längs der West- und Nordseite, die einst
das alte Ufer bildeten, hinzogen. Diese Annahme wurde durch die vorgenommenen
Ausgrabungen gerechtfertigt.
Das Wort Gradina bedeutet, wie erwähnt, wörtlich „Burgplatz“ und wird in Bos-
nien gewöhnlich zur Bezeichnung vorgeschichtlicher Ring wälle benützt, und es fragt sich
nun, ob wir uns auch diesen Hügel als Wallburg vorzustellen haben. Die bisherigen
Ausgrabungen gaben uns dazu noch keinen Anhaltspunkt, denn durch sie wurde nur
festgestellt, daß sich die Pfahlbauten längst der ganzen einstigen, den Hügel begren-
6
I. Archäologie und Geschichte.
zenden Uferlinie bis in das Flußbett hinein erstreckten. Durch Nachforschungen wurde
ferner festgestellt, daß auch der ganze flache Scheitel des Hügels voll von Kultur-
schichten ist, denn im katholischen Friedhof finden die Landleute beim Graben der
Gruben für ihre Toten dieselben Funde, welche wir im Pfahlbaue im Saveufer fanden,
und es wurde mir versichert, daß, als man vor vielen Jahren im Friedhofe einen Brunnen
zu graben versuchte, man die gleichen Kulturschichten wie im untersuchten Teile des
Pfahlbaues bis zur Grundwasserlinie beobachten konnte.
Daraus ergibt sich der Schluß, daß der ganze Gradinahügel mit Wohnstätten über-
säet war und hier eine ausgedehnte geschlossene Ortschaft stand, also keine Wallburg
in jenem Sinne, in welchem wir uns eine solche gewöhnlich vorstellen. Freilich ist da-
durch die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, daß die Ansiedlung, die an der Uferseite
durch den Fluß geschützt war, auch gegen die Landseite durch eine künstliche Schutz-
vorrichtung — etwa durch einen Palisadenwall — vor feindlichen Überfällen gesichert
war. Einen Erdwall dürfen wir hier aber auf keinen Fall annehmen, denn es fehlt jede
Spur eines solchen.
Den Flächenraum, welchen die einstige Ansiedlung von Donja Dolina mit ihren
Bauwerken und den dazugehörigen Anwesen deckte, kann man annähernd auf 25.000 m2
berechnen.
Folgen wir der von uns als die ursprüngliche angenommenen Uferlinie, die in der
beigefügten Ubersichtsskizze (S. 3) punktiert wiedergegeben ist, so gelangen wir 500 Schritte
südwestlich vom Gradinahügel zu einer flachen sattelartigen, gegen Gornja Dolina in
genau ostwestlicher Richtung verlaufenden Erhöhung, welche als ein schmaler läng-
licher Streifen die übrige Fläche überragt. Derartig balkenartig verlaufende erhöhte
Landstreifen sind im Savetale nicht selten und repräsentieren uns alte Uferbänke, längs
welcher der Fluß vor Jahrhunderten dahinströmte und die, nachdem er seinen Lauf
geändert und sein einstiges Bett vermurt hatte, die nächste Umgebung überragen.
Derartige Streifen heißen im Volksmunde „Gredas“ (Balken) und haben für die Be-
wohnerschaft im Inundationsgebiete der Save eine besondere Bedeutung, denn während
der periodischen Überschwemmungen, wenn diese keine abnormale Höhe erreichen,
liegen sie trocken und der Landmann kann nur hier sein Korn mit einiger Hoffnung
pflanzen, daß es ihm reifen wird, bevor es von den zerstörenden Fluten vernichtet wird.
Diese Greda benützten die einstigen Pfahlbaubewohner, um darauf ihre Dahin-
geschiedenen zu bestatten, und es entstand hier mit der Zeit eine ganze Nekropole,
welche im Laufe der Ausgrabungen eine reiche Serie von Funden lieferte, die uns das
Bild über die Kulturstellung der Pfahlbauer von Donja Dolina bedeutend vervollständigte.
Die Ausdehnung dieser Nekropole war eine ansehnliche; bis zu den Wohnhäusern
von Gornja Dolina hatte die Nekropole eine Länge von 800 m, aber, daß sie sich auch
weiter, unterhalb der gegenwärtigen Wohnhäuser des Dorfes erstreckte, dafür sprechen
einzelne Funde, welche die Landleute anläßlich des Baues ihrer Wohnhäuser gemacht
zu haben vorgeben, die aber alle leider verworfen wurden. Beim Baue des Hauses
der Vonice soll sogar ein ganzer Panzer aus Bronze ausgegraben worden sein, doch
wurde er aus Unkenntnis weggeworfen.
Diese Greda verläuft ziemlich parallel mit dem gegenwärtigen Saveufer, welches
nun um etwa 300 Schritte nach Norden geschoben erscheint, während an deren Süd-
seite eine zweite niedere Greda sich befindet, die vom Timenacsumpfe begrenzt wird.
Auch auf dieser Greda, die Überschwemmungen mehr ausgesetzt ist, wurden durch
Probegrabungen im unteren Teile Bestattungen nachgewiesen, sie scheinen aber nicht
so reich wie jene auf der vorherigen zu sein.
Truhe lka. Der vorgeschichtliche Pfahlbau im Savebette bei D. Dolina,
7
Diese Nekropole, die sich längs des einstigen Hochufers der Save, anschließend an
das Pfahlbaudorf erstreckte, wurde nahezu ganz durchforscht und ergab eine außer-
ordentlich reiche Ausbeute an Funden; aber wenngleich deren leichter zugängliche Teile
bereits ausgegraben sind, ist hier noch mancher Fund in den Gärten und Hofräumen
der sich anschließenden Ortschaft Gornja Dolina zu erwarten.
A. Der Pfahlbau.
I. Die Ausgrabung des Pfahlbaues.
Die Arbeit im Pfahlbaue von Donja Dolina gestaltete sich zu einer besonders
schwierigen und die größte Schwierigkeit setzte der Fluß selbst der Untersuchung ent-
gegen. Die Save, welche hier eine ansehnliche Breite erreicht, hat im flachen Tale
ein außerordentlich geringes Gefälle; die aus dem nahen Quellgebiete, namentlich von
bosnischer Seite mit großer Schnelligkeit herabfließenden Wassermassen können nur
allmählich abfließen und dieser Abfluß wird noch dadurch verzögert, daß die Save im
unteren Laufe eingedämmt ist, so daß es bei Hochwässern, infolge der unten stattfin-
denden Stauung, langer Zeit bedarf, bis die ausgetretenen Gewässer wieder zurück-
gehen. Diese Hochwässer wiederholen sich so häufig und selbst im Hochsommer, daß
es niemals möglich war, längere Zeit im Flußbette zu arbeiten, ohne vom anschwellenden
Gewässer plötzlich vertrieben zu werden.
Das Fluktuationsniveau der Save ist dabei ein so bedeutendes, daß der Wasser-
spiegel bei normalen Verhältnissen seine Höhe um 7 m verändern kann, bei außer-
gewöhnlichen Hochwässern erreicht der Fluß eine noch größere Höhe. Dann ist das
ganze Savetal um Dolina in einen unübersehbaren See verwandelt und die Bewohner-
schaft gezwungen, ihre auf Pfählen erbauten Häuser zu verlassen und auf höher ge-
legenen Punkten Zuflucht zu suchen.
I. Archäologie und Geschichte.
Die alten Pfahlbauten befanden sich, wie schon erwähnt, teilweise im Flußbette
selbst und es fragt sich, wie es möglich war, daß sie hier im nächsten Bereiche eines
so launenhaften Flusses bestehen konnten. Der gegenwärtige mittlere Wasserstand er-
reicht eine Höhe, bei welcher das Wasser die Pfahlbauten bis zur Dachhöhe über-
fluten würde, und das führt uns zur Annahme, daß der Wasserspiegel der Save zur
Zeit, als der Pfahlbau bestand, ein bedeutend niederer war. Schon durch die Stauungen,
welche die Eindämmung des Unterlaufes zur Folge hatte, wurde in jüngster Zeit der
Wasserspiegel merklich gehoben, noch mehr aber hob der Fluß im Laufe der Jahr-
hunderte selbst sein Bett. Die aus den Quellenflüssen mit großem Gefälle herabge-
schwemmten Anschwemmungsmassen konnten im flachen Tale, wo der Fluß ein sehr
geringes Gefälle hat, nur sehr unvollständig weitergeschwemmt werden und ließen im
Flußbette einen großen Teil zurück; dadurch wurde das Bett allmählich gehoben und
mit ihm auch der mittlere Wasserspiegel, bis er jene Höhe erreichte, welche den Bestand
des Pfahlbaues bedrohte.
Ob der Fluß auch zur Zeit, als der Pfahlbau bewohnt war, diesen launenhaften
Charakter hatte, können wir heute nicht mit Bestimmtheit aussprechen, aber ein Um-
stand spricht dafür.
Bei besonders niedrigem Wasserstande versuchte ich es, die untere Grenze des
Pfahlbaues festzustellen, ließ die äußerste Pfeilerreihe, auf welcher die Terrasse ruhte,
längs dem unteren Uferrande bloßlegen und stieß dann auf eine dichte, doppelte Pfeilerstellung,
welche aus senkrecht eingerammten, eng aneinandergefügten Pfeilern bestand und in
einem Abstande von 1 m sich quer in die Uferwand hineinzog.
Ein eintretendes Hochwasser erlaubte es mir allerdings nicht, diese doppelte Pa-
lisadenwand weit in das Ufer hinein zu verfolgen, aber es ist nicht ausgeschlossen,
daß sie ebensoweit hineinreicht wie die Wohnhäuser.
Die Bedeutung dieser zwei Wände, welche einen engen Gang einschlossen, war
mir rätselhaft und erst Professor Pigorini in Rom, dem ich einiges über unsere Aus-
grabungen berichtete, gab mir einen Fingerzeig, wie sie zu deuten wären.
Die Frage, wie ein Pfahlbau im Ufer eines so launenhaften Flusses bestehen
konnte, wäre nach Pigorinis Erfahrungen in Terramaren Italiens in der Weise zu beant-
worten, daß die ganze Pfahlbauansiedlung gegen den Fluß zu abgedämmt war. Ein
möglichst hoher Damm, der vor sie vorgeschoben war, sollte bei eintretendem Hoch-
wasser die Wohnhäuser in ähnlicher Weise schützen, wie wir auch während der Aus-
grabung die Arbeitsfläche mit einem allerdings notdürftigen Damme umgaben.
Es ist nun sehr möglich, daß jene beiden am unteren Rande der Ansiedlung
entdeckten Palisadenwände den äußeren Mantel dieses prähistorischen Dammes vor-
stellen. Sie dürften jedenfalls dieser Aufgabe entsprochen haben, wenn man annimmt,
daß der von ihnen eingeschlossene Zwischenraum mit festgestampfter Tonerde ausgefüllt
war, die, von starken Pfahlreihen umgeben, genügende Festigkeit besaß, um auch dem
stärksten Anpralle des Wassers Widerstand zu leisten.
Es wurde, wie erwähnt, nur ein kleines — etwa 3 m langes — Stück dieser Mauer
im Ufer, und zwar 60 m unterhalb der Ausgrabung von 1901 bloßgelegt, aber es ist
anzunehmen, daß sie sich nicht nur in die Uferbank sondern auch in das Flußbett
weiter hinein erstreckte und dann parallel mit dem Ufer vor der Terrasse hinlief.
Mit Bestimmtheit wird man dies nur bei abnormal niederem Wasserstande nachweisen
können und wir können nur hoffen, daß die Save diesen Wasserstand während einer
der nächstfolgenden Ausgrabungsperioden auch erreichen wird.
Truhelka. Der vorgeschichtliche Pfahlbau im Savebette bei D. Dolina.
9
Bevor ich an die Beschreibung der in Donja Dolina bisher, das ist bis Früh-
jahr 1904, durchgeführten Ausgrabungen schreite, glaube ich, daß es am Platze wäre,
einiges über die technische Durchführung der Arbeiten zu erwähnen. Pfahlbauten wurden
wohl selten im Bette so launenhafter Flüsse, wie es die Save ist, systematisch unter-
sucht und ich konnte mir dabei erzielte Erfahrungen nicht zunutze machen. Diese mußte
ich erst im Laufe der Arbeit sammeln und die Arbeit war hier sowohl für mich, als
auch für Assistenten Yejsil Curcic, welcher mir dabei Hilfe leistete, eine vorzügliche
Schule. Um vor plötzlichen Hochwässern, die ja jederzeit zu erwarten waren, geschützt
zu sein, wurde gegen die Flußseite zu der Arbeitsraum durch einen Damm geschützt,
wozu uns das durchforschte Erdreich das erforderliche Material lieferte. Dieser Damm
konnte allerdings keinen Anspruch auf besondere Festigkeit erheben, aber er genügte,
wenn es sich darum handelte, einen Gegenstand zu heben oder eine Aufnahme zu
machen im Momente, wo das Gewässer, rapid im Steigen begriffen, die Grabungsfläche
zu überfluten drohte. Konnte er auch Hochwässer nicht aufhalten, so vermochte er doch
das Hereinbrechen der Fluten zu verzögern und manches sonst rettungslos dem Verderben
preisgegebene Stück konnte auf diese Weise gerettet werden.
Trotz der großen Anzahl bisher bekannt gewordener und durchforschter Pfahl-’
bauten fehlen uns noch immer eingehende Nachweisungen über die Anlage und die
innere Architektur derselben und dies veranlaßte mich, ein besonderes Augenmerk auf
solche Beobachtungen zu richten, die darüber, allerdings soweit es die Natur der Ört-
lichkeit gestattete, Aufschluß zu geben geeignet waren. Diese Beobachtungen wurden
sorgfältig verzeichnet und nur auf Grund derselben können wir ein verläßliches Bild
der einstigen Anlage entwerfen.
Während der Ausgrabung fand ich, daß nicht allein das Horizontalprofil Auf-
schlüsse ergab, sondern daß das Vertikalprofil mit seiner regelmäßigen Schichtenfolge
für die Rekonstruktion fast lehrreicher war als ersteres. Beide wurden sorgfältig auf-
gezeichnet und zur Beschleunigung beim Zeichnen legte ich an der betreffenden Fläche
mit Bindfaden und kleinen Pflöcken ein Quadratnetz an, dessen Maschen je einen Qua-
dratmeter der zu zeichnenden Fläche umfaßten.
Die Details wurden nun auf ein anderes, entsprechend reduziertes Quadratnetz
übertragen und dadurch ging die zeichnerische Arbeit nicht nur außerordentlich rasch
vonstatten, sondern sie ergab ein so verläßliches Resultat, wie es kaum ein anderes
Verfahren in so kurzer Zeit geliefert hätte. Zur Kontrolle der auf diese Weise erzielten
Aufnahmen dienten photographische Aufnahmen. Ein Blick auf die solcherart erzielten
Reproduktionen der Schichtenprofile zeigt, daß dieselben für die Beurteilung der ur-
sprünglichen Anlage und der Verhältnisse, unter welchen sie im Schlamme des Save-
bettes eingebettet wurden, sehr lehrreich sind.
Bei der Aufnahme des Vertikalprofiles — Grundrisses — wendete ich anfänglich
das gleiche V erfahren an, fand aber bald, daß es hier nicht so leicht durchführbar war,
denn die aus dem Boden herausragenden, oft schrägstehenden Pfähle gestatteten nicht
immer das Anlegen gerader Linien und ich war gezwungen, ein Meßverfahren anzu-
wenden, wobei die einzelnen Pfähle oder Punkte durch genaue Messung ihrer Entfernung
von zwei geeigneten fixen Punkten bestimmt wurden. Mit Hilfe zweier geschickterer
Arbeiter und zweier Meßbänder ging diese Arbeit außerordentlich rasch vonstatten und
es war dann Sache der Zeichnung, die so erhaltenen Maße in entsprechender Reduktion
auf das Blatt zu bringen. Die Genauigkeit bei diesem Verfahren ist so groß, daß es
jedesmal während des Zeichnens sich von selbst herausstellte, wenn zufälligerweise ein
10
I. Archäologie und Geschichte.
Punkt aus Versehen zweimal gemessen wurde. Skizzen a la vue dienten bei detail-
lierteren Partien als Ergänzungen dieser Aufnahmen.
Das gleiche Verfahren wurde auch bei der Aufnahme des Nekropolengebietes mit
demselben Erfolge angewendet.
Während der Arbeit machte sich ein besonderer Übelstand, namentlich in den
höheren Schichten bemerkbar. Hier hatte das Holz nur eine sehr minimale Konsistenz
und zerfiel schon nach kurzer Zeit von selbst an der Luft. Dadurch war die Auf-
nahme der bloßgelegten Partie sehr erschwert und um das Holz haltbarer zu machen,
galt es, dasselbe mit einem Konservierungsmittel zu behandeln. Ursprünglich verwendete
ich das sonst übliche Gemisch von Firnis und Petroleum, womit ich die Holzteile wieder-
holt tränken ließ, fand aber, daß dieses Mittel nicht nur sehr teuer ist, sondern dem
beabsichtigten Zwecke nur sehr unvollständig entsprach. Ein Versuch, den ich mit
ordinärem Karbolineum machte, fiel so glänzend aus, daß ich dieses von nun an aus-
schließlich zum Konservieren von Holz verwende, und ich kann es nicht genug warm
Fachgenossen empfehlen, die in die Lage kommen sollten, bei ihren Ausgrabungen Holz
dauernd oder zeitweilig konservieren zu müssen. Das Holz wurde, so wie es zum Vor-
schein kam, mit Karbolineum getränkt und der Anstrich, sowie es feine Risse zu be-
kommen begann, wiederholt. Ein drei- bis viermaliger Anstrich genügte, das morsche
Holz für eine Reihe von Tagen zu festigen, so daß es dem größten Sonnenbrand Wider-
stand leisten konnte, ein fortgesetztes Tränken aber vermochte das Holz, wenn es noch
so morsch war, dauernd zu konservieren. Bei diesem Verfahren ist der Geruch des
Karbolineums wohl unangenehm, aber da ja auch Firnis und Petroleum nicht zu den
Wohlgerüchen Arabiens zählen und die Prozedur im Freien vorgenommen wird, so
nimmt man diesen Übelstand leicht in den Kauf.
II. Das Horizontalprofil.
(Hierzu die Tafeln I — IV.)
Auf Tafel I — III ist der Grundriß der in den Jahren 1900 — 1903 sukzessive aus-
gegrabenen Fläche des Pfahlbaues von Donja Dolina wiedergegeben. Dieser Teil lag
unter dem gegenwärtigen Flußufer und reichte an seiner unteren Seite bis in das Save-
bett hinein, seine unteren Partien befanden sich so tief, daß es nur bei besonders seichtem
Wasserstande möglich war, sie bloßzulegen.
Überblicken wir die ganze bloßgelegte Fläche, so überrascht uns zunächst die große
und dicht aneinander, allem Anscheine nach regellos angeordnete Menge von Pfählen.
Es hat fast den Anschein, als seien sie planlos im Boden eingerammt, und erst bei ge-
nauerer Betrachtung bemerkt man, wie sich aus dem Pfahlgewirre einzelne regelmäßig
angeordnete Reihen abheben, die uns die Fluchtlinien von Wohngebäuden oder sonstigen
Anlagen markieren.
Die Zahl der Pfähle, welche bloßgelegt wurde — kleinere Pfähle nicht eingerechnet
— beträgt 978 Stück und verteilt sich auf einen Flächeuraum von 1160 m2 und schon
daraus ist es ersichtlich, wie dicht gestellt sie waren, denn es entfällt nahezu auf jeden
Quadratmeter ein Pfahl, auf ein Wohngebäude aber im Durchschnitte 110 Pfähle.
Diese Zahl erscheint viel zu groß und wir müssen deshalb annehmen, daß die
Pfeiler nicht einer einzelnen Bauperiode angehören, sondern im Laufe der Zeit einge-
rammt wurden, sei es zur Verstärkung schadhaft gewordener Pfähle, sei es bei der Er-
richtung von Neubauten an Stelle von älteren, wobei die alten Pfähle teilweise und so-
lange sie noch brauchbar waren, mitbenutzt wurden. Aus der hier zutage geförderten
Trulielka. Der vorgeschichtliche Pfahlhau im Savebette bei D. Dolina.
11
Fundserie können wir schließen, daß der Pfahlbau von Donja Dolina durch Jahrhunderte
bestand, daß es demnach notwendig war, ältere Bauwerke zu rekonstruieren, und diese
wiederholten Rekonstruktionen bewirkten es, daß die Pfahlreihen sich allmählich ver-
wirrten und endlich die Baufläche jenes Gewirre von Pfählen durchsetzte, welches wir
gegenwärtig vorfinden. Gehört aber ein großer Teil der Pfähle ältei’en Perioden an,
so ist es zweifellos, daß der Oberbau, soweit es gelungen ist ihn bloßzulegen, jedenfalls
der jüngsten Periode des Bestandes dieser Savepfahlbauten angehört.
Betrachten wir die untersuchte Fläche vom Flusse aus, so sehen wir am unteren
Ende eine Reihe kleiner, dicht aneinander gereihter Pflöcke, welche parallel mit dem
Flußlaufe verliefen und durch ein Flechtwerk aus dünnen Weidenruten verbunden waren.
Fig. 3. SubstrujStion des Hauses II.
Sie fassen die tiefste Linie der ganzen Anlage ein und hatten wohl die Aufgabe, den
einstigen Uferrand gegen das Abbröckeln durch den Wellenschlag zu schützen. Dieser
Uferzaun wurde allerdings nur in einer Länge von 19 m konstatiert, weil seit dessen
Bloßlegung der Wasserspiegel niemals eine solche Tiefe erreicht hat, um ihn weiter ver-
folgen zu können, aber wir dürfen annehmen, daß die Uferkante der ganzen Länge
nach vor dem Pfahlbaue in gleicher Weise geschützt war.
Mit Ausnahme einzelner unregelmäßig angeordneter Pfähle blieb landeinwärts ein
kaum 3 m breiter Streifen frei und erst dann reihen sich die Pfähle in dichter Reihen-
folge aneinander.
Diese Pfähle waren ihrer Stärke nach sehr verschieden; sie variieren im Durch-
messer von 10 — 45 cm, in der Höhe von l-5 — 4m. Das Material derselben ist haupt-
sächlich Eichenholz; nur vereinzelt kamen Eschen- und Rustenholz vor.
12
I. Archäologie und Geschichte.
Die Pfähle bestanden in den meisten Fällen aus unbearbeiteten Rundhölzern, woran
sehr häufig die Rinde belassen war; nur sehr selten fanden sich halbrunde, in der
Mitte gespaltene Pfähle oder viereckig behauene Pfeiler vor. Die Pfähle, soweit sie dem
Unterbaue angehörten, waren alle ziemlich spitz zugehauen und, wie es scheint, mit
scharfschneidigen Werkzeugen zugespitzt. Die Schnittspuren sind zwar schmal, aber
lang und wurden durch schmale, gewichtige Beile erzeugt. Bei manchen stärkeren
Pfählen ist die Spitze sehr sorgfältig bearbeitet und nicht selten 1 m lang.
Die Pfähle waren zumeist sehr tief in den Boden eingerammt; man muß dabei recht
schwere Rammböcke angewendet haben, denn die meisten sind am oberen Pfahlkopfe
durch das Einrammen flachgedrückt und bei vielen, selbst stärkeren Pfählen kamen im
oberen Teile infolge der großen Wucht, womit sie eingetrieben wurden, Knickungen vor.
Das obere Ende der Pfähle war nur sehr selten gut erhalten und schien in den
meisten Fällen glatt abgereift, aber mitunter wurden daran besondere Seitenbacken be-
lassen, die ein seitliches Verschieben der von den Pfählen getragenen Balken verhindern
sollten. In einem Falle fanden sich am oberen Pfählende Zapfen, in dem Balken Aus-
stemmungen vor, so daß der Balken mit den Trägern verzapft war.
Die Pfähle waren in den grauen dichten Lehm der unteren Anschwemmungsschichte
eingelassen und, soweit sie ständig unter Wasser standen, waren sie sehr gut erhalten
und bewahrten ihre ursprüngliche Festigkeit; die oberen Partien derselben, die zeitweise,
wenn die Save besonders nieder war, trocken lagen und dem Luftzuti’itte ausgesetzt
waren, sind teilweise vermorscht. Der innere, auch hier noch ziemlich feste Kern war
von einer Schichte halbfaulen Holzes umgeben, welche während des Trocknens radiale
Längsrisse erhielt, und diese schuppten sich allmählich vom festeren Kerne ab.
So zeigte sich schon hier der zerstörende Einfluß der fortdauernden Fluktuation
des Wasserspiegels und noch deutlicher wurde er in den oberen Schichten des Pfahl-
baues bemerkbar. Dadurch, daß diese bald unter dem schützenden Wasser lagen, bald
aber trocken und den Atmosphärilien ausgesetzt waren, ging das Zerstörungswerk rascher
vor sich. Je höher die Schichten liegen, desto stärker wurde das Holz zerstört; die
Balken des Rostes und der angrenzenden Schichten zeigen, sobald sie bloßgelegt werden,
noch einige Festigkeit, aber sowie sie einige Zeit dem Winde und der Sonne ausgesetzt
sind, zersplittern sie und zerfallen nach einigen Tagen zu Pulver; in den höheren Lagen
aber ist dieser Prozeß schon so weit vorgeschritten, daß das Holz im Laufe der Zeit
unter Luftabschluß zu Kohle verwandelt wurde. Es hat in diesen Lagen nicht mehr
die geringste Festigkeit und zerbröckelt beim Ausgraben von selbst. Wo endlich wei-
chere, minder widerstandsfähige Holzarten verwendet wurden, da ist der Zerstörungs-
prozeß so weit vorgeschritten, daß selbst die ursprüngliche Konsistenz nicht mehr er-
kenntlich war: die Bestandteile wurden im Laufe der Zeit gänzlich ausgelaugt, die
dadurch entstandenen Hohlräume wurden mit Anschwemmungen ausgefüllt und nunmehr
ist die ursprüngliche Gestalt des Holzstückes nur noch durch andere Färbung vom Erd-
reich, das sie einschließt, kenntlich. In solchen Fällen, namentlich wo das umgebende
Terrain reiner, grauer Lehm war, setzte sich an der Außenseite des Pflockes eine sinter-
artige Kruste an, die, wenn das Holz ausgelaugt war, hohl blieb und erst später mit
Erde ausgefüllt wurde.
Von der Uferkante etwas abstehend befand sich längs der ganzen Häuserfront
eine Terrassenanlage vorgeschoben, welche den Verkehr mit dem Flusse vermittelte.
Diese Terrasse ist zwar nur unvollständig erhalten, denn es wurden außer einzelnen
verschobenen Balken in der Mitte der ausgegrabenen Fläche zwei Längsträme in ihrer
ursprünglichen Lage und darüber die von ihnen getragenen kürzeren Querträme ge-
Truhelka. Der vorgeschichtliche Pfahlbau im Savebette bei D. Dolina.
13
funden; ebenso wurden im oberen Teile Spuren dieser Terrassenanlage nachgewiesen
und es ist deshalb leicht anzunehmen, daß sie sich längs der ganzen Front dahinzog.
Erst auf dieser Terrasse standen dann die verschiedenen Baulichkeiten. Die Art
des Bodenbelages dieser Terrasse konnte nicht festgestellt werden; bestand er nun aus
gespaltenen Brettern oder aus leichteren Rundhölzern, so ist anzunehmen, daß die Dielen,
weder durch eine Umfassung, noch sonstwie geschützt, von den daran rüttelnden Fluten
aus ihrer ursprünglichen Lage gelockert und endlich vom Flusse weggeschwemmt wurden.
Nur die schweren Träme des Rostes hielten Stand und verblieben, wenn auch teilweise
verschoben, in ihrer ursprünglichen Lage.
Fig. 4. Substruktion des Hauses II in vorgeschrittenem Zustande der Ausgrabung.
Die weitere Anordnung des Pfahlbaues ist nicht nach dem Prinzipe der Einzeln-
gehöfte durchgeführt, sie repräsentiert vielmehr einen besonderen Typus der geschlossenen
Ortschaft, wo die Baulichkeiten allerdings freistehend, aber dicht aneinandergereiht sind
und nur hier und da breite Plätze, die als Versammlungsräume oder dergleichen dienen
konnten, dazwischen gelassen wurden.
Das alte Saveufer war an dieser Stelle nicht so steil wie das gegenwärtige, es
bildete eine sanfte, allmählich gegen das Bett unter einem Winkel von etwa 20° ver-
laufende Böschung und das war der Grund, daß die vom Ufer entfernter gelegenen
Gebäude höher zu liegen kamen. Da nun aber längs des Ufers mehrere Häuserreihen
angeordnet waren, so baute sich die Ansiedlung naturgemäß terrassenförmig auf. Vor
jede einzelne Häuserreihe war aber eine besondere Terrasse vorgeschoben, welche den
Verkehr mit den verschiedenen Gebäuden vermittelte (Taf. II, Schnitt AB).
14
I. Archäologie und Geschichte.
Wie man sieht, ist das eine Anlage, die in prähistorischen Ansiedlungen jetzt zum
erstenmal angetroffen wird, sie entsprach aber vollkommen der Lokalsituation und wurde
durch sie geradezu bedingt.
Bevor wir auf die Beschreibung der bloßgelegten Baulichkeiten eingehen, sei zum
besseren Verständnis der Grundrißtafeln bemerkt, daß darauf die unterhalb des Rostes
befindlichen Vorkommnisse dunkelbraun wiedergegeben sind, jene oberhalb desselben
aber lichtbraun.
Unter dem Roste werden wir außer den stärkeren Tragpfählen auch dichte, mit
dem Flusse parallel laufende Reihen dünner Pflöcke bemerken, welche, durch ein
Weidengeflecht untereinander verbunden, eine Art Zaun bildeten.
Dieser Zaun hatte zunächst den Zweck, bei Überschwemmungen zu verhindern,
daß der untere Raum unter den Pfahlbauten durch angeschwemmtes Astwerk oder der-
gleichen ausgefüllt werde. Auch die gegenwärtigen Bewohner von Dolina pflegen die
Zwischenräume zwischen den äußeren Pfählen, auf welchen ihre Häuser ruhen, mit
ähnlichen Zäunen einzufrieden, und der so gewonnene Raum dient dem Vieh zum Auf-
enthalte. So war es auch bei den alten Pfahlbaubewohnern, denn unter dem Roste be-
findet sich eine mächtige Düngerschichte, welche beweist, daß auch die Pfahlbauer vor-
geschichtlicher Zeit ihr Vieh unter dem Roste hielten.
Für uns haben diese zwischen den Pfählen angebrachten Einfriedungen aber noch
ein besonderes Interesse, denn da sie an der äußeren Front der Gebäude angebracht
waren, zeigen sie uns auch in Fällen, wo der Oberbau ganz zerstört war, wie die
ursprüngliche Mauerflucht der Gebäude an der Frontseite verlief.
So können wir schon beim ersten ausgegrabenen Gebäude, das sich am unteren
Ende der ausgegrabenen Fläche befand, dessen dem Fluß zugekehrte Front nur durch
das hier angebrachte Geflecht bestimmen, denn der obere Teil wurde infolge Abrutschung
der steilen Uferwand an dieser Stelle zerstört. Sie lief parallel mit dem Flusse und stand
etwa 6 m vom Zaune ab, welcher die Uferlinie einsäumte.
Vom Oberbaue dieses Hauses war nur sehr wenig noch vorhanden: an den beiden
Schmalseiten je ein stärkerer Balken, welcher als Fundamentbalken die Seitenmauern trug,
nahezu in der Mitte ein dritter Balken, der einer Zwischenwand als Unterlage diente
und das Gebäude in zwei fast gleich große Räumlichkeiten teilte, wovon die kleinere
als Wohnraum, die größere, östlich gelegene aber als Herdraum oder Küche diente.
Der Bodenbelag bestand in beiden Räumen aus starken gespaltenen Brettern,
welche, sowie sie an das Tageslicht kamen, zerfielen.
Die rückwärtige Wand dieses Gebäudes war nicht mehr vorhanden, sie mag, noch
bevor die Gebäuderuine gänzlich vom Schlamm überdeckt wurde, zerfallen gewesen und
von den Fluten weggeschwemmt worden sein.
Von den beiden hier nachgewiesenen Räumlichkeiten hat der Herdraum für uns
ein ganz besonderes Interesse. An die Mittel wand gelehnt, befand sich hier eine
Herdstelle, welche aus einer am Fußboden aufgestrichenen, durch wiederholte Benützung
rotgebrannten Lehmschichte bestand, und in ihrer Umgebung befanden sich Fragmente
einer mit Mäanderornamenten verzierten halbgebrannten Wandung. Spätere Ausgra-
bungen lehrten, daß auch diese Fragmente, welche auf Taf. XI, Fig. 2 — 10 und in den
Textfiguren 28 — 33 wiedergegeben sind, zu der Herdanlage gehörten.
Ebenso interessant wie diese Herdanlage, auf die wir noch eingehender zu sprechen
kommen, war eine zweite, die sich im selben Raume in der Nordwestecke befand.
Es war dies ein aus Lehm am Boden glatt ausgestrichener Belag von 15 — 20 cm
Stärke und von nahezu 2 m Breite. Die oberen Schichten des Lehmbelages waren
Truhelka. Der vorgeschichtliche Pfahlbau im Savebette bei D. Dolina. 15
namentlich in der Mitte hart gebrannt, die unteren und die Ränder, wo das Feuer
weniger einwirken konnte, waren schwächer gebrannt und zerfielen unter dem Einflüsse
der Feuchte.
Dieser Herd war nun mit einer großen Menge jener prismatischen, oben durch-
lochten Tongegenstände beladen, welche man so häufig unter den vorgeschichtlichen An-
siedlungsfunden aller Perioden, von der neolithisehen angefangen, findet und die man als
„Webegewichte“ bezeichnet. Auf der Herdfläche lagen 30 gut erhaltene Exemplare und
eine Menge von Bruchstücken dieser Prismen.
Fig. 5. Ansicht des Unterbaues der Häuser II und III.
Außerhalb der Umfassungsmauern des Gebäudes, unter dem Roste, befand sich
ein großer Aschenkegel: jedenfalls wurde die Asche nach jedesmaligem Gebrauche vom
Herde weggekehrt und durch eine Öffnung in der Wand ins Freie geworfen. Der mit
der Zeit entstandene Aschenkegel ließ auf längeren Gebrauch der Feuerstelle schließen
und der erste Gedanke, welchen ich beim Bloßlegen dieses Herdes hatte, war der,
daß hier ein Töpferofen vorlag, auf welchem diese sogenannten Webstuhlgewichte gar-
gebrannt wurden.
Gegen diese Annahme sprach aber der Umstand, daß zum Garbrennen so großer
Tonstücke ein sehr bedeutender Hitzegrad erforderlich war, der Ofen sich aber unter
Dach inmitten einer dichten Gruppe von Holzhäusern befand, so daß der Bestand der
ganzen Ansiedlutig durch einen solchen bedroht gewesen wäre.
Das wiederholte Vorkommen solcher Tonprismen auf Herdstellen innerhalb der
Wohnhäuser brachte mich auch auf eine ganz andere Ansicht, welche bedeutend von
16
I. Archäologie und Geschichte.
der bisherigen über die Bedeutung dieser „Webegewichte“ abweicht. Ich will darüber
bei der Besprechung der einschlägigen Funde ein weiteres sagen.
Das nächstfolgende Haus II war von dem vorherigen durch einen etwas über
2 m breiten gäßchenartigen Zwischenraum getrennt und auf der Flußseite waren dessen
Grundformen ziemlich gut ersichtlich. Gegen das Ufer zu war nur sehr wenig davon
sichtbar: einzelne Balken der Mauerunterlage und vereinzelte Bretter des Bodenbelages.
Während das vorbeschriebene Haus mit seiner Längsseite dem Flusse zugekehrt
war, war dieses in unseren Tafeln als zweites bezeichnete Haus mit seiner Schmalseite
dem Flusse zugewendet. Der vordere Teil war ziemlich erhalten. Man bemerkte zwei
Lagen von Balken, aus welchen blockhausartig die Umfassungsmauern des Gebäudes
hergestellt waren, und die Unterlage einer Querwand, welche auch dieses Gebäude in
zwei besondere Teile teilte. Die Breite des Gebäudes betrug 6 m) seine Länge läßt
sich auf 9 m berechnen. Der vordere .Raum hatte einen ziemlich gut erhaltenen Bretter-
belag als Fußboden, im rückwärtigen konnte die Einrichtung leider nicht festgestellt
werden. Allem Anscheine nach befand sich hier der Kochraum.
Vor diesem Gebäude wurden einzelne Spuren der Terrassenanlage gefunden, von
welcher wir annahmen, daß sie sich längs des ganzen Pfahldorfes erstreckte.
Diese beiden Häuser trennt ein breiterer Zwischenraum von der nächstfolgenden
Häusergruppe. Dieser Zwischem'aum, an der Flußfront 5 m breit, war als Terrasse
angelegt und hatte einen starken Boden von gespaltenen Brettern. Gegen das Ufer
zu war die linke Hälfte nicht gedielt, sondern es führten hier zwei nebeneinander
liegende Treppen, die aus je zwei Rundbalken bestanden, worauf vermittels hölzerner
Nägel Holzstufen genagelt waren, zu den unter dem Roste befindlichen Räumen, die
zum Aufenthalte der Tiere dienten.
Diese Terrasse, die sich bis zur Uferkante erstreckt haben mag, führte an der
Frontseite zu einem schmalen, gangartigen Gebäude, dessen Längsseite mit dem Flusse
parallel war und in gleicher Flucht mit den bisherigen verlief. Dieses etwas über 2 m
breite und 7 m lange Gebäude hatte einen sehr starken Fußbodenbelag von unbehauenen
Rundhölzern. Eine starke Düngerschichte darauf und die Bruchstücke eines aus einem
Eichenstamme ausgehöhlten Futtertroges sprechen dafür, daß es als Stall gedient hat.
Ein Blick auf unsere Planskizze zeigt uns, daß sich dieses Gebäude teilweise ver-
schoben hat, denn die Lage der Balken divergiert von jener mit dem Flusse parallel
laufenden Linie, welche durch das an der ursprünglichen Vorderfront des Gebäudes be-
findliche Zaungeflecht markiert ist. Es ist dies jedenfalls dem Umstande zuzuschreiben,
daß infolge von Hochwässern der Bodenbelag, welcher aus aneinandergereihten, nur mit
eigener Schwere auf dem Roste ruhenden Rundhölzern bestand, gehoben und aus seiner
ursprünglichen Lage verschoben wurde.
Das nächste Haus (Nr. III) befindet sich in einer Entfernung von 2 m hinter dem
Stalle. Es bestand aus zwei rechtwinklig zu einander gestellten Flügeln. Der eine
davon, 5 m breit, war mit der Front zum Flusse gekehrt, der andere, etwas längere
gegen Westen. Die Grundrißform dieses Gebäudes war demnach einem Knie ähnlich.
An diesem Gebäude konnte es genau beobachtet werden, wie die ältere Pfahl-
bauanlage in späterer Zeit rekonstruiert wurde. Im Laufe der Zeit mag es sich durch
das fortgesetzte Heben des Wasserspiegels herausgestellt haben, daß die ursprüngliche
Höhe des Rostes zu niedrig war, und man erhöhte diesen bei Anlegung eines Neubaues.
Die alte Pfahlanlage war aber noch hinreichend fest und man fand es vorteilhafter,
statt eine neue höhere herzustellen, die bereits vorhandene zu erhöhen. Dies geschah
in der Weise, daß man auf die alten Pfahlköpfe eine starke Balkenlage legte und auf
Truhelka. Der vorgeschichtliche Pfahlbau im Savebette bei D. Dolina.
17
diese in entsprechenden Zwischenräumen 1 m hohe runde, unten und oben glatt abge-
fügte Eichenklötze stellte, welche oben eine neuerliche Balkenreihe trugen. Erst auf
diese kam dann der Bodenbelag des neu zu erbauenden Gebäudes zu liegen. Diese
Art der Erhöhung ist auf dem in Taf. II gegebenen Schnitte A—B ersichtlich.
Dieses Haus, dessen Umrisse durch den ziemlich gut erhaltenen Balkenkranz des
Fundamentes ersichtlich waren, hatte einen einzigen Raum, dessen Mitte ein einfacher,
am Fußboden ausgestrichener Herd einnahm, und an der Ecke, wo die beiden Flügel
das Knie bilden, führte aus dem Innern eine primitive Holztreppe unter den Fußboden
des Baues. Die Mauern, welche es umschlossen, waren den Fundamentbalken nach
zu schließen nicht gleichartig, denn während sie auf der Ost- und Nordseite doppelt
waren und aus zwei nebeneinander parallel gelegten Balken bestanden, welche geeignet
waren, eine stärkere Lehmmauer zu tragen, waren sie auf den übrigen Seiten nur einfach.
Fig. 6. Treppe unter dem Roste zwischen den Häusern 11 und III.
An dieses Gebäude grenzte ein 6 m breiter, 9 m langer freier Raum, welcher bis
zur Uferkante reichte und den wir uns leicht als eine ursprünglich mit einem Bretter-
belag gedielte Terrasse denken können.
Das nun folgende Haus IV war das besterhaltenste von allen bisher im Pfahlbaue
bloßgelegten. Es hatte die Gestalt eines länglichen, mit der Schmalseite dem Flusse zu-
gekehrten Rechteckes.
Ein Teil seiner Balkenlage war bereits früher durch das Wasser freigelegt worden
und im Jahre 1900 sah man noch in der Uferwand sechs Reihen Balken in ihrer
ursprünglichen Lage eingebettet, doch hatte das Wasser seitdem drei der oberen weg-
gerissen.
Diese Balkenlage begrenzte die dem Flusse zugekehrte Schmalseite eines Wohn-
gebäudes und hatte eine Länge von 6 m (Taf. I, Fig. IV — VI).
Band IX.
2
18
I. Archäologie und Geschichte.
Das ganze Wohngebäude war von einer über 5 m hohen, im Laufe der Zeit ange-
schwemmten Erdschichte überdeckt, in welcher die einzelnen Holzteile eingebettet lagen.
Diese waren sehr arg verwittert, weil sie, den häutigen Schwankungen des Flusses ent-
sprechend, bald unter Wasser, bald trocken lagen und infolgedessen auch rascher ver-
witterten, als wenn sie stets unter gleichen Verhältnissen gelegen wären.
Das Holz war nur mehr eine schwammige Masse, die dem leisesten Eindrücke
nachgab, in dem dem Flusse zugekehrten Teile so weit erhalten, daß es bloßgelegt
werden konnte, in dem entgegengesetzten aber zeichnete es sich nur mehr durch die
dunklere Farbe vom umgebenden Terrain ab (Taf. I A).
Der besser erhaltene Teil dieses Gebäudes umschloß zwei kleine Kammern a) von
2-28 X T62, beziehungsweise b) von 2’28 X 2-80 m und weiter in das Ufer hinein schloß
sich daran ein größerer Raum, dessen Breite jener der beiden Kammern zusammen-
genommen entspricht. Die Länge desselben betrug an 6 m.
An diesem Gebäude konnte man die Konstruktion des Oberbaues ganz genau be-
obachten (Taf. I, Fig. IV — VI). Als Grundlage des Gebäudes diente ein aus langen,
etwas stärkeren Rundhölzern gebildeter Sockelrahmen, welcher an den Langseiten je
aus einem, an den Schmalseiten aber aus zweien bestand, wovon der eine als Unter-
lage, der andere aber zum Beschweren der Längsbalken diente und mit diesen durch
primitive Einsattelung verstemmt war, so daß die Balkenköpfe an den Ecken kreuz-
förmig hervorragten.
In ganz ähnlicher Weise war auch das übrige Mauerwerk gebildet, indem je zwei
gegenüberliegende Längsbalken durch zwei gegenüberliegende Querbalken, die mit ihnen
an den Kreuzungspunkten verstemmt waren, festgehalten wurden, und dies sich so lange
wiederholte, bis die gewünschte Mauerhöhe erreicht ward. Als Abschluß nach oben
dürfte ein ähnlicher Rahmenkranz aus stärkeren Balken gedient haben, wie er auch als
Sockel verwendet wurde.
Die Eckverbindungen waren höchst einfach, indem die einzelnen Balken an den
Ecken nur wenig ausgesattelt waren, so daß der nächste Balken in diese Einsattelung
zu liegen kam und wieder vom folgenden Querbalken festgehalten wurde.
Die VQrwendeten Hölzer waren durchwegs unbearbeitete Rundhölzer, und zwar die
Sockelbalken 20 cm stark, die folgenden aber bedeutend dünner und nur 10 — 15 cm stark.
In ganz ähnlicher Weise wie die Außenwände war auch die innere Scheidewand
konstruiert, indem deren Balken durch die einzelnen Lagen der Außenmauer durch-
gezogen waren; aber nur der obere Teil dieser Querwand bestand aus Balken, während
der untere aus einer dichtgestellten Reihe armstarker, mit einem Geflechte unterein-
ander verbundener Pfähle bestand. Die Skizzen IV, V und VI auf Taf. I veranschau-
lichen die hier zur Anwendung gebrachte Bauweise.
Es ist selbstverständlich, daß ein so luftig aufgeführtes Bauwerk zum mindesten
an der Innenseite einen Lehmverputz erhielt, um das Innere vor Wind und Zug zu
schützen.
Ein schmaler unverbauter Zwischenraum scheidet dieses Gebäude von einer Brücke,
welche von der vorderen Terrasse, die sich am Ufer befand, landeinwärts zu der zweiten
Häuserzeile führte. Diese Brücke hatte vorne eine Breite von 32 m, oben eine solche
von 2-70 m und bestand aus dicht nebeneinander gelegten Rundhölzern von 12 — 15 cm
Durchmesser. Diese lagen auf drei 9 m langen, in Abständen von 60 cm parallel ge-
legten Trämen und, um in ihrer Lage festgehalten zu werden, waren sie mit anderen
drei Balken, die oben darübergelegt und mittels hölzerner Nägel mit den unteren ver-
bunden waren, festgehalten. Dadurch erhielt die Brücke eine besondere Festigkeit, die
Truhelka. Der vorgeschichtliche Pfahlbau im Savebette bei D. Doliua.
19
schon deshalb erforderlich war, weil die Brücke nicht horizontal, sondern gegen das
Ufer geneigt war und gleichzeitig als Treppe oder Rampe zu den höheren Gebäuden
führte. Die Neigung, welche die Brücke hatte, betrug nahezu 20% und bei einer
solchen kämen auch schwerere Balken ohne besondere Befestigung leicht aus ihrer ur-
sprünglichen Lage. Während der Bodenbelag der Terrassen und Wohngebäude zumeist
aus allerdings starken gespaltenen Brettern bestand, war er hier aus dem Grunde aus
kräftigen Rundhölzern hergestellt, weil diese Brücke den ganzen Verkehr der Pfahl-
bauanlagen mit dem höher gelegenen Ufer vermittelte und nicht nur von Menschen,
sondern auch von Tieren begangen wurde, so daß hier eine festere Bauart am Platze
war (Taf. IR und Fig. III. Ansicht auf Taf. IV).
Jenseits der Brücke wurden die Fundamente zweier, in gleicher Flucht nebenein-
ander stehender Gebäude bloßgelegt. Die Grundbalken waren bei beiden an der Fluß-
seite doppelt, an den übrigen aber nur einfach.
Beide traten mit ihrer Front um 3 m gegen das vorbeschriebene zurück und hatte
das erste davon (U), das auf unseren Tafeln als Haus V bezeichnet ist, eine Frontlänge
von 57 m, während die Tiefe annähernd gleich war.
Auch dieses Gebäude war durch eine Querwand in zwei Teile geteilt, wovon der
untere durch eine zweite Querwand in zwei kleine Kammern (d und e) von 3‘20, be-
ziehungsweise 2-00 zu 3 m eingeteilt war.
Der rückwärtige Teil des Gebäudes umschloß auch hier einen größeren Wolin-
raum (/).
Die Konstruktion dieses Gebäudes wich von jener des früheren insofern ab, als
die dem Flusse zugekehrte Stirnwand stärker war. Der Sockel bestand hier nämlich
nicht aus einem einfachen, sondern aus zweien, in geringem Zwischenräume nebenein-
ander gelegten Balken, so daß dadurch eine Sockelbreite von 60 cm erzielt wurde.
Ein Zwischenraum ( l ) von 70 cm trennt dieses Haus von dem folgenden, dessen
Stirnseite in derselben Linie lag.
Dieses Gebäude (Nr. F) besaß einen Raum ( i ) von 470 m Breite, dessen Um-
fassungsmauern genau festgestellt wurden, indem auch die Tiefe 4-5 m ermittelt wurde.
In diesem Raume wurde auch die Feuerstelle (k) in der Mitte des rückwärtigen
Teiles konstatiert.
Der anstoßende Teil dieses Gebäudes war an der Westseite zerstört, aber an der
Uferseite teilweise erhalten. Wenn wir ihn an der Hand des Erhaltenen ergänzen, so
werden wir auch hier finden, daß er wie bei den vorherigen aus zwei kleinen Kammern
(g und h) von 2-5 m Tiefe und 2 0, beziehungsweise 2'6 m Breite bestand.
Während aber diese beiden Kammern bei den anderen Gebäuden nach dem Flusse,
beziehungsweise nach Norden zugekehrt waren, sind sie hier nach Westen gekehrt.
Obwohl im einzelnen minder gut erhalten, ist dieses Haus für uns fast wichtiger
als die beiden anderen, denn wir können hier, was bei den bisherigen nicht der Fall
war, die Dimensionen des ganzen Hauses feststellen, und diese betrugen in der Länge
7 m, in der Breite 5 m, was einem Verhältnisse von 5 : 7 entsprechen würde.
Die Grundform des Pfahlbauhauses von Donja Dolina hat demnach die Gestalt
eines etwas länglichen Viereckes, welches durch eine Querwand in einen größeren Raum
und durch eine andere in zwei kleinere geteilt ist. Der erstere mit der Feuerstelle im
Hintergründe diente als Wohnraum und Küche, die beiden Nebenräume als Vorrats-
oder als Schlafkammern.
Wir haben schon oben angedeutet, daß die Pfahlbauanlagen von Donja Dolina
sich gegen das Ufer zu terrassenförmig erhöhten, was dadurch bedingt war, daß das
2*
20
I. Archäologie und Geschichte.
alte Ufer hier eine sanfte Böschung bildete und die Gebäude, je weiter sie von der
Uferkante abstanden, naturgemäß auch höher zu liegen kamen. In welcher Weise diese
terrassenförmige Anlage durchgeführt war, zeigt uns am deutlichsten ein Querschnitt
durch die Mitte der ausgegrabenen Fläche.
Dieser Schnitt (A, B ) ist auf Taf. II wiedergegeben. Wir sehen hier zunächst eine
schmale Terrasse, die gegen den Fluß vorgeschoben war, und etwas höher als diese
eine breitere, welche im Hintergründe jenes schmale Stallgebäude trug, das in gleicher
Flucht mit dem Hause II dem Hause III vorgeschoben war. Dann folgt abermals eine
schmale Terrasse, welche den Rost der vorherigen um mehr als 1 m überhöhte, und
dann abermals ein Gebäude — das Haus HI — , dessen Boden durch unterlegte
Klötze um etwas weniger als 1 m über das Niveau der vorherigen Terrasse gehoben
wurde.
Je höher aber die in der Erde eingeschlossenen Holzreste lagen, umsomehr waren
sie der Verwitterung ausgesetzt und dies war auch der Fall bei den in gleicher Höhe
mit dem Hause III befindlichen Gebäuden VII — IX (Taf. III).
Das mit VII bezeichnete Haus lag oberhalb des Hauses IV und hatte einen
starken Bodenbelag, bestehend aus dicht aneinander gereihten Rundhölzern, welche mit
dem Flußlaufe parallel waren. Unter ihnen lagen in einem Abstande von 2'8 m zwei
kräftige unbearbeitete Polsterhölzer, welche zum Roste dieses Gebäudes gehörten.
Das Haus war mit seiner Längsseite dem Flusse zugekehrt.
In einer Höhe von etwa 2 m über dem Fußboden, dessen Diele noch ziemlich gut
erhalten war, wurde ein zweiter Boden, bestehend aus gespaltenen Brettern, gefunden,
der aber infolge vorgeschrittener Verwitterung stark verkohlt war. Er bildete ursprünglich
die Plafonddecke des Gebäudes.
Von diesem bis zum nächsten Hause (VIII) war der Raum in einer Breite von
6 m frei. Von dem ursprünglichen Bodenbelag fanden sich nur einzelne Bretter und
Balkenfragmente vor, wie sie vom Wasser aus ihrer ursprünglichen Lage verschoben
oder verschleppt wurden. Dann erst fand man größere Partien des vom Hause VIII
herrührenden Bodenbelages. Dieser bestand aus groben gespaltenen Brettern, die pa-
rallel zum Flußlaufe nebeneinander lagen.
Die Westfront dieses Gebäudes bezeichnet uns ein stärkerer Kranzbalken, die
Südseite ein anderer, von fünf Polsterhölzern getragener Rundbalken. Die übrigen
Fronten des Gebäudes konnten nicht festgestellt werden, denn sie waren von der
Strömung verschwemmt.
Etwas weiter westlich, am obersten Rande der bisherigen Ausgrabung, wurden die
Überreste des Hauses IX bloßgelegt, und zwar ein ziemlich dicht gefügter Boden-
belag, bestehend aus gespaltenen Brettern, welche zum Laufe der Save radial gelegt
waren.
Bei diesem Gebäude können wir die Bauart der Seitenwände feststellen, denn da-
neben lagen an der Süd- und Nordseite mehrere parallel nebeneinander gereihte Rund-
hölzer, und wir dürfen annehmen, daß sie ursprünglich zur Umfassungsmauer des Ge-
bäudes gehörten, welches sonach wie das Haus IV blockhausartig gebaut war.
Rings um den ursprünglichen Bauplatz dieses Gebäudes lagen zahlreiche Planken-
und Balkenreste unregelmäßig durcheinander und darunter sind mehrere in rechtem
Winkel sich kreuzende Polsterhölzer, welche jedenfalls zum Roste des Gebäudes ge-
hörten.
Truhelka, Der vorgeschichtliche Pfahlbau im Savebette bei D. Dolina,
21
III. Das Yertikalprofil.
(Hierzu die Tafeln V und VI.)
Das Horizontalprofil der bisher in Donja Dolina ausgegrabenen Fläche gibt uns
allerdings ein annähernd richtiges Bild über die hier bestandenen Gebäudeanlagen, so-
weit sie durch den Grundriß veranschaulicht werden können, aber die weitere Aus-
gestaltung des Gebäudes im Oberbaue können wir uns auf Grund der bisher geschil-
derten Beobachtungen kaum anders als hypothetisch vorstellen. Zu diesem Zwecke gibt
uns das Yertikalprofil außerordentlich wertvolle Anhaltspunkte.
Schon nach den ersten im Pfahlbaue gemachten Spatenstichen wurde die Beobachtung
gemacht, daß sich hier verschiedene von einander leicht unterscheidbare Schichten in
einer gewissen, wie es scheint, regelmäßigen Reihenfolge übereinanderreihen.
Reine Anschwemmungsschichten wechseln mit Kulturschichten ab, die ent-
weder Überreste der alten Pfahlbauwohnungen oder verschiedene durch das Gewässer
angeschwemmte Bruchstücke von Gebrauchsgegenständen oder Abfällen einschlossen.
Das Holzwerk konnte sich aus den wiederholt angeführten Gründen in den oberen
Schichten nicht erhalten, aber es ließ sich dennoch bei sorgfältiger Beobachtung leicht
nachweisen, denn es war teils unter Luftabschluß verkohlt, teilt vermodert und hob
sich im ersteren Falle durch seine schwarze, im letzteren durch eine braune Färbung
vom umgebenden Terrain ab.
Je weiter die Arbeit fortschritt, umso instruktiver zeigte sich die Beobachtung der
Schichtenfolge und bald fand ich, daß sie nicht nur die aus der Betrachtung des Hori-
zontalprofils sich ergebenden Folgerungen wesentlich ergänzt, sondern an und für sich
genügen würde, ein ziemlich treues Bild der ursprünglichen Anlage zu liefern.
Es wurden darum im Laufe der Arbeit möglichst genaue Zeichnungen der Ver-
tikalprofile hergestellt und einige davon sind in den beigegebenen Zeichnungen auf
Taf. V und VI reproduziert. Sie dürften genügende Belege für unsere weiteren Aus-
führungen sein.
Zum leichteren Verständnis dieser Zeichnungen sei erwähnt, daß die oberste,
dunkler gezeichnete Schichte Humus, die unterste, aber die alte Anschwemmung des
ursprünglichen Saveufers, welche aus hartem, blaugrauem Lehm bestand, veranschaulicht.
Diese Schichte reicht bis zum Roste der Pfahlbauhäuser und enthält in den oberen Lagen
eine mächtige Düngerschichte, welche sich während des Bestandes des Pfahldorfes hier
abgelagert hat.
Zwischen diesen Schichten können wir verschiedene andere Schichten beobachten,
und zwar solche, die verwitterte Bestandteile des Pfahlbaues einschließen, und sind diese
in unseren Zeichnungen schwarz wiedergegeben, dann Kulturschichten, welche nur
Splitter und Fragmente der einstigen Anlagen einschlossen — in unseren Zeichnungen
grau gezeichnet — und endlich reine Anschwemmungen, bestehend aus Saveschlamm
mit nur äußerst spärlichen Splittern von Kulturresten. Diese Schichten sind auf unseren
Skizzen durch weiße Farbe bezeichnet.
Bei flüchtiger Betrachtung der reproduzierten Vertikalprofile fällt eine Reihe von
vertikalen, mehr oder minder breiten dunklen Schichten auf, welche bis zum Roste der
Pfahlbauten reichen und welche senkrecht zur Längsachse der ganzen Anlage gegen
das Ufei» hinein verlaufen. Auf den ersten Blick würde man diese Schichten für Gruben
halten, die im Laufe der Zeit mit Erdreich ausgefüllt wurden. Sie waren teilweise mit
Anschwemmungsterrain, mit Humus und verschiedenen Fragmenten von Scherben und
22
I. Archäologie und Geschichte.
sonstigen Gegenständen ausgefüllt, die den einstigen Bewohnern des Pfahlbaues an-
gehörten. Daß aber diese „Gräben“ erst in einer Zeit entstanden sind, als der Pfahl-
bau bereits von seinen Bewohnern verlassen war, dafür sprachen mancherlei Anzeichen.
Ihre Entstehung erkläre ich mir folgendermaßen:
Denken wir uns ein Blockhaus innerhalb der Inundationsphäre eines stetig stei-
genden, schlammführenden Flusses, an einer Stelle, welche vermöge ihrer natürlichen
Lage die Ablagerung des Schlammes begünstigt, so werden sich zunächst um die vor-
ragenden Teile des Gebäudes, Wände, Pfähle und dergleichen vom Wasser mitgeführtes
Astwerk und Gegenstände, die von den Fluten aus der nächsten Umgebung herbei-
geschwemmt wurden, ablagern und im Laufe der Zeit durch die fortschreitende
Verwitterung der organischen Bestandteile die schlammigen Niederschläge dunkel ge-
färbt werden. Diese organischen Bestandteile können in die inneren Räumlichkeiten
nicht gelangen, weil die engen Fugen der Wände, bestanden nun diese aus Balken oder
aus Geflecht, gewissermaßen als Filter dienen, welche wohl i’eines Schlammwasser, aber
gröberes angeschwemmtes Holz und Astwerk nicht durchlassen.
Im Innern des Gebäudes würden sich also nur reine Lehmschichten ablagern, die
höchstens mit solchen organischen Beimengungen durchsetzt sind, welche sich im Innern
des Gebäudes selbst befanden und von den anschwellenden Fluten aus ihrer ursprüng-
lichen Lage gehoben wurden. Leichtere Gegenstände, namentlich nicht niet- und nagel-
festes Holzwerk würden aus ihrer ursprünglichen Lage verschoben werden und im
reinen Lehm, der sich mit der Zeit absetzen würde, Einschlüsse bilden.
In gleichem Maße, in welchem sich die Ablagerungen erhöhen würden, würde
auch die Verwitterung des Gebäudes fortschreiten; die dem abwechselnden Einflüsse
des Wassers und der Luft ausgesetzten unteren Teile der Wände würden allmählich
vermorschen, das Gebäude würde sich senken und käme dabei mitunter aus seiner ur-
sprünglichen Lage, der Plafond würde langsam herabfallen und endlich würde sich auch
das Dach, von welchem Sturm und Wetter bereits vorher manches Brett losgerissen,
biegen, bis es gänzlich verfallen würde, um ebenso wie der Unterbau vom Schlamme
eingehüllt zu werden.
Einen solchen Vorgang, der allerdings eine rapide Schlammablagerung zur Vor-
aussetzung hätte, wird uns durch die in Donja Dohna gewonnenen Vertikalprofile ganz
plastisch veranschaulicht.
Jene dunkel gefärbten grabenartigen, mit verschiedenen Anschwemmungen aus-
gefüllten Einschnitte bezeichnen uns die Zwischenräume, welche sich zwischen den ein-
zelnen Gebäuden befanden und teils Traufenräume, teils schmale Gäßchen waren.
Die von ihnen begrenzten reineren Anschwemmungsschichten repräsentieren uns das
Innere der einstigen Gebäude. Hier ist der Bodenbelag teilweise noch gut erhalten,
Dach- und Plafondschichte aber heben sich durch ihre dunkle Färbung deutlich vom
umgebenden Terrain ab.
Aus dem Gesagten geht aber hervor, welchen Wert diese Schichtenfolgen für die
Rekonstruktion der ursprünglichen Anlage haben können.
Bei der Betrachtung der Schichtenfolge der bisher bloßgelegten Fläche wollen wir
am unteren Ende derselben beginnen. Wir sehen hier zunächst ein von nahezu senk-
rechten Linien begrenztes Parallelogramm von zirka 12 m Länge, dessen Schnitt uns
reine, mit Kulturschichten untermischte Lehmschichten veranschaulichen. Zu unterst ist
ganz deutlich der Bretterbelag des Fußbodens des an dieser Stelle stehenden Hauses /
erkenntlich (vgl. Tafel V, A).
Truhe.tka. Der vorgeschichtliche Pfahlbau im Savebette bei D. Dolina.
23
In der Mitte desselben, etwa 2 m oberhalb, befand sich eine schwarzgefärbte
Schichte von verkohltem Holz, welche die Überreste des zu diesem Gebäude gehörenden
Plafonds und Daches einschloß.
Daß sich hier Dach und Plafond befand, können wir daraus ersehen, daß diese
Schichte sich in der westlichen Hälfte in zwei von einander geschiedene teilt, und während
die obere nur Holz einschloss, befand sich über der unteren eine Lage von Weizen:
kein Zweifel, daß dieser Teil des Gebäudes einen Plafond besaß und der Dachraum
oberhalb als Vorratsraum für Getreide diente.
Nahezu in der Mitte des gesamten Raumes, welcher dieses Gebäude einschließt,
lag auf der Bretterschichte des Fußbodens eine stark gebrannte Lehmschichte, welche
als Herd diente. Diese Schichte befindet sich knapp senkrecht unter jener Stelle, wo
sich im Vertikalprofil Dach- und Plafondschichte vereinigen.
Aus dem Gesagten können wir aber sehr weitgehende Schlüsse ziehen, welche
uns die Gestalt des hier einst befindlichen Hauses veranschaulichen: der Innenraum
war in zwei Teile geteilt, der eine davon, nur vom Dache überdeckt, enthielt den Koch-
herd und der Rauch zog sich unter dem Dache durch eine Dachluke ins Freie ; der
andere Raum, vom ersteren etwa durch eine Bretterwand geschieden, hatte eine be-
sondere Holzdecke und war sonach als Wohnzimmer ausgestaltet, wo man unbelästigt
vom Rauche verweilen konnte; die Decke oberhalb diente endlich als Vorratsraum, wo
die Bewohner ihre Getreidevorräte in großen Körben oder in geeigneten Bretterver-
schlägen, vielleicht auch in Fässern aufbewahrten. Das Haus präsentiert sich also hier
als zweizeiliges in einer bereits vorgeschrittenen Gestalt, wo Küche und Schlafraum
von einander geschieden sind.
Die Reste der einstigen Umfassungsmauer sind teilweise in dem das Gebäude um-
gebenden, mit Schutt- und Anschwemmungserde ausgefüllten Graben regellos und zer-
trümmert verborgen. Die Schichtenfolge in dem das Innere ausfüllenden Lehmwürfel
veranschaulichen wir durch zwei Zeichnungen. Die erste davon (Taf. V, A), welche
ein Längsschnitt durch die Mitte des Gebäudes ist, zeigt die Anordnung deutlicher, die
andere (Taf. VI, A) vom Südrande zeigt die Dachschichte bereits verflacht und nur
mehr teilweise erhalten. Hier sind die unteren Schichten nicht eingezeichnet, weil ein
Hochwasser es verhinderte.
Der in Taf. V, Fig. B reproduzierte Schnitt veranschaulicht die Schichtenfolge auf
einer Linie, die parallel mit der vorherigen, aber 3 m näher zum Flusse lief, und sie
geht durch das Profil des Hauses II, dann über die an dieses anschließende Terrasse
und das schmale Stallgebäude daneben.
Zunächst werden wir auf dieser Zeichnung die sich kräftig in einer stark ge-
krümmten Linie abhebende Dachschichte bemerken, welche 11 m lang und in der Mitte
von einer mit Schutterde ausgefüllten Grube unterbrochen ist, welche die Westmauer
des Gebäudes begrenzt. Die Dachschichte ist hier nicht in zwei Lagen geteilt und das
Haus hatte demnach bloß ein einfaches Holzdach und keinen Plafond. Der Bodenbelag
desselben, aus gespaltenen Brettern bestehend, war durch das Gewässer etwas gehoben
und hatte seine ui’sprüngliche horizontale Fläche verloren, so daß er eine schwach ge-
wellte Linie bildet.
Auf der zwischen dem Stalle und dem Hause befindlichen Terrasse stand, wie es
scheint, ein überdachter Raum, der als Getreidekammer diente. Die Holzwandungen
desselben sind spurlos verschwunden, aber den Nachweis dazu, daß er hier vorhanden
war, erblicken wir darin, daß der Raum sowohl gegen das Haus als auch gegen das
Stallgebäude zu von einem schmalen, dunkel gefärbten Schuttgraben begrenzt war,
24
I. Archäologie und Geschichte.
welcher, wie wir annehmen, uns die Zwischenräume zwischen den einzelnen Gebäuden
repräsentiert.
In beiden Gräben wurde je ein mit Hirse gefüllter Topf gefunden und die
Schichten in deren Umgebung führten in den am Boden unmittelbar folgenden Lagen
bedeutende Mengen von Weizenkörnern.
Die Schichte oberhalb des Stallgebäudes ist reichlich von regellos durcheinander
geworfenen Holzstücken durchsetzt, die Dachschichte konnte nicht mehr bloßgelegt
werden, weil die Uferwand hier abgestürzt war und die das Dach einschließenden
Schichten vom Gewässer weggeschwemmt waren. Die Existenz des Stallgebäudes be-
stätigen uns aber eine ungemein mächtige, unterhalb des massiven Rostes gefundene
Düngerschichte und die Reste eines Futtertroges, welche unter dem Roste lagen. Wie
aus dem Grundrisse ersichtlich ist, war dieses Stallgebäude nur 2 m breit, es konnte
sonach für größeres Hornvieh nicht verwendet werden, wohl aber war es als Schweine-
stall sehr geeignet, und nach den aus dem Pfahlbaue zutage geförderten Knochenfunden
wissen wir, daß dessen Bewohner Schweinezucht in großem Maßstabe betrieben.
Ein Vergleich dieser beiden hier gegebenen Schnitte mit der Grundrißaufnahme
zeigt uns, welchen Wert sie für die Rekonstruktion haben, und der in Fig. 7 wieder-
gegebene Rekonstruktionsversuch ist das Resultat aller in dieser Hinsicht gemachten
Beobachtungen.
Die Taf. VI veranschaulicht uns in fortlaufender Flucht das Vertikalprofil längs
der Längenachse der ganzen bisher ausgegrabenen Partie, wie es sich in der nahezu
vertikal abgeböschten Südwand der ausgegrabenen Grube abzeichnet. Wir sehen hier
zunächst die Endteile des Wohnhauses I, jene des Wohnhauses II und anschließend den
Längsschnitt durch den rückwärtigen Teil des Wohnhauses III. In gleicher Flucht mit
dem Längsflügel desselben setzten sich die Gebäude VII, VIII und IX fort, ln den
Schichten, welche sich innerhalb des Gebäudes VII ablagerten, bemerken wir im unteren
Teile in unregelmäßiger Reihenfolge abwechselnd reine Anschwemmungen und Kultur-
schichten, in den mittleren Lagen aber, 2-5 m über dem Fußboden, welcher aus starken
Rundhölzern bestand, befand sich eine Plafonddecke mit kräftigem Bretterbelag und
darüber, etwa 50 cm höher, eine zweite Plafonddecke, deren Bretter stark verkohlt
waren. Das Dach war hier kaum durch die dunklere Färbung des seine Überreste ein-
schließenden Erdreiches kenntlich. Diese doppelte Plafondlage können wir uns aber
nur in der Weise erklären, daß sich in diesem Gebäude zwei Stockwerke befanden,
und als Beweis dessen dient auch die Tatsache, daß oberhalb der zweiten Plafonddecke
eine von einem Herde herrührende gebi-annte Lehmschichte gefunden wurde. Die Länge
des Gebäudes betrug 6 m.
Von den beiden folgenden Häusern VIII und IX ist im Vertikalprofil besonders
die in gleicher Höhe mit den Plafondschichten des vorerwähnten Hauses befindliche,
unregelmäßig gebrochene Dachschichte bemerkenswert. Sie ist bei beiden Häusern zur
Hälfte zweiteilig und führt in den unteren Partien massenhaft Getreide Vorräte, so daß
auch hier in beiden Häusern wie bei dem Hause I ein Teil des Gebäudes als Zimmer
mit Plafond, der andere aber unmittelbar vom Dache überdeckt war. Auf dem Boden-
räume oberhalb der Plafonddecke hatten die Bewohner der Pfahlbauten ihre Getreide-
vorräte aufgespeichert.
Die Länge der beiden Gebäude ergibt sich aus dem Vertikalprofile für das Haus VIII
mit l'bm, für das Haus IX mit 7 '75 m.
Es erübrigt uns noch, einiges über die Beschaffenheit der innerhalb der Wohn-
häuser befindlichen Kulturschichten zu sagen. Sie waren ausnahmslos etwas dunkler
Truhelka. Der vorgeschichtliche Pfahlbau im Savebette bei D. Dolina.
25
als der lichtgelbe reine Lehm der jüngeren Anschwemmung. Infolge der Beimengung
von Holzsplittern und in den unteren Lagen von hereingeschwemmter Asche hatten sie
ein graues Ansehen und enthielten außerdem kleinere Funde: zahlreiche Gefäßscherben,
Wirteln, Knochensachen und andere Sachen, die innerhalb der Mauern herumlagen oder
von den Fluten hereingeschwemmt waren.
Zu unterst, auf dem Bretterbelage des Fußbodens, fanden sich in der Kultur-
schichte schwerere Sachen, zunächst Überreste von Herden oder mehr minder stark
gebrannten Lagen auf der Feuerstelle aufgestrichenen Lehms, dann verschiedenartige
Tonprismen, Steinsachen, Gefäßreste, wo bei vielen Kornvorräte herumlagen, u. v. a.
Die eigentliche Fundschichte befand sich unter dem Roste der Pfahlbauwohnungen
auf der ursprünglichen Bodenschichte des Pfahlbaues. Diese war von einer mehr oder
minder mächtigen Düngerschichte überdeckt, deren Stärke 10 — 40 cm betrug. In dieser
Schichte fanden sich mancherlei Fundstücke und für verschiedenartige Sämereien, die
hierher, sei es als Abfälle, sei es als Speisereste oder auch mit dem Heu kamen, war
diese Schichte eine außerordentlich reiche Fundgrube.
Fig. 7. Rekonstruktionsversuch der im Savebette bisher bloßgelegten Häusergruppe im Grundriß.
Unter dieser Schichte lag die mächtige graublaue der alten Anschwemmung, auf
welcher die Pfahlbauansiedlung erbaut war. In den oberen Lagen enthielt sie sehr zahl-
reiche Funde. Die meisten Knochen- und Hirschhornartefakte wurden aus dieser Schichte
gehoben und auch sonstige Sachen fanden sich hier zahlreicher als in den oberen Lagen.
Alle diese Sachen kamen hierher, indem sie von den Bewohnern des Pfahldorfes ent-
weder als unbrauchbar weggeworfen oder auch verloren wurden. Aller Unrat, die Über-
reste von Speisen und zufällig auch manches noch brauchbare Gerät wurden weggefegt
und einfach unter den Rost geworfen, wo es das nächste Hochwasser mit einer Schlamm-
schichte überdeckte und vergrub. Diese Funde führende Schichte war stellenweise 50
und mehr Zentimeter stark, unter ihr war dann der Lehm rein und von jeder Kultur-
spur frei.
Dennoch erwies es sich an einzelnen Stellen vorteilhaft, auch in diese Schichten
tiefer einzudringen, denn einzelne Objekte gelangten auch tiefer. Unter diesen ist zu-
nächst ein aus einem Eichenstamme gezimmerter Einbaum zu erwähnen, der unter dem
Hause IV gefunden wurde, und eine Reihe von Gräbern, die sich unter dem Roste der
Pfahlbauansiedlung befanden.
Wir werden diese Funde mit den übrigen aus dem Pfahlbaue herrührenden be-
schreiben.
26
I. Archäologie und Geschichte.
Die bisher beschriebene Fläche erstreckt sich im Bette der Save selbst und zieht
sich weit unter deren rechter Uferwand dahin. Eine oberflächliche Untersuchung der
übrigen Uferwand aber zeigt schon, daß sich Kulturreste sowohl oberhalb als unterhalb
der ausgegrabenen Fläche befinden und daß sich demnach der Pfahlbau längs des Fluß-
bettes in einer Ausdehnung von mehr als 150 m erstreckte.
Es war aber wichtig, sich auch die Gewißheit zu verschaffen, ob sich die Ansied-
lung auf dem Gradinahügel auch mehr landeinwärts in gleicher Weise erstreckte, da
auch hier oberflächlich während des Ackerns von den Landleuten ähnliche Funde
gemacht wurden, wie sie im Pfahlbaue selbst Vorkommen. Zu dem Zwecke wurde am
Westrande des Gradinahügels ein 52 m langerund 10 m breiter Graben ausgehoben und
dadurch der Nachweis erbracht, daß sich auch hier die Ansiedlung in ganz gleicher
Weise wie im Saveufer erstreckte. Die in Angriff genommene Stelle ist 100 m von der
Ausgrabungsfläche im Savebette und 15 m vom Saveufer entfernt.
Schon bei den ersten Spatenstichen konnte die gleiche Terrainbeschaffenheit be-
merkt werden, welche auch im Pfahlbaue vorhanden war: die oberste Humusschichte
ist mit Scherben, Knochen- und Kohlenstücken durchsetzt, in den unteren Lagen
wechseln Kulturschichten mit reinen Anschwemmungsschichten ab und sind, je nachdem
sie Holz, Kohle, Asche oder Tonsplitter einschließen, verschiedenartig gefärbt. Diese
Kultui’schichten haben eine Mächtigkeit von 3'5 — 4 m und unter ihnen befindet sich die
graue Lehmschichte der alten Anschwemmung, in den oberen Lagen noch von Kultur-
resten durchsetzt, in den unteren aber rein und homogen.
An dieser Stelle, die einst auch die Save bespülte, ist aber das Wasser, als die
Save ihren Lauf etwas nördlicher verlegte, seit lange zurückgegangen und infolgedessen
hat sich das Holz selbst in den tiefsten Lagen nicht konserviert, und das erschwert die
Rekonstruktion der hier bestandenen Anlage wesentlich.
Das im Ton eingebettete Holzwerk konnte in den oberen Lagen nur daran
erkannt werden, daß es verkohlt und die Schichte, welche es einschloß, durch Kohlen-
splitter schwärzlich gefärbt war. In tieferen Lagen sind diese Splitter kleiner, mitunter
zu Pulver zerfallen und mit dem Schlamme innig vermengt, so daß sie dunkler gefärbte
Schichten bilden, die sich nur durch die Farbe von den angrenzenden unterscheiden.
In den tiefsten Lagen endlich setzte sich um die Oberfläche der Pfeiler eine sinterartige
Kruste an, das Holz innerhalb wurde mit der Zeit ausgelaugt und die entstandenen
Hohlräume füllte Schlamm aus, der gleichfalls von den noch vorhandenen organischen
Überresten dunkel gefärbt wurde.
Um alles das zu erkennen, war eine außerordentliche Sorgfalt und Reinlichkeit bei
der Ai’beit erforderlich, aber es konnte dadurch der Nachweis erbracht werden, daß
auch hier ähnlich konstruierte Pfahlhäuser standen wie im Bette der Save.
Das Horizontalprofil derselben konnte allerdings nicht festgestellt werden, weil an
der horizontalen Fläche die Farbe in kurzer Zeit in ein staubiges Grau überging und
die Schichten nicht mehr von einander unterschieden werden konnten, aber es war
wenigstens möglich, deren vertikale Reihenfolge zu verfolgen.
Vergleichen wir das hier gewonnene Vertikalprofil mit jenem der Uferwand, so
werden wir bemerken, daß sich die Schichten hier nicht mit jener Gleichmäßigkeit
folgen wie dort. Es hat dies seinen Grund darin, daß sich hier große Bäume befanden,
deren Wurzeln tief in die Erde drangen und die Schichtenfolge teils durchbrachen, teils
verschoben. In den oberen Schichten hat der Pflug oder die Haue des Landmannes
manches aus seiner ursprünglichen Lage gebracht, so daß das Bild, welches wir hier
gewinnen, in mancher Beziehung gegen jenes vom Savebette verworrener erscheint.
Truhelka. Der vorgeschichtliche Pfahlbau im Savebette bei D. Dolina.
27
Auch hier werden wir in gewissen Ab-
ständen jene mit der Flucht querlaufenden, mit
dunkler, stark gemischter Erde ausgefüllten
Gruben finden, welche uns die Häuserzwischen-
räume veranschaulichen. Die dunklen horizon-
talen Schichten repräsentieren in der obersten
Lage das Dach, in der mittleren die Decke,
in der untersten den Fußboden der hier befind-
lichen Gebäude.
Auf der hier bloßgelegten Stelle standen,
wie wir aus dem Vertikalprofil ersehen können,
fünf kleinere Gebäude, die alle von mehr oder
minder breiten Streifen Schuttes und gemischter
Erde ausgefüllt waren (Fig. 8 und Taf. VI, B ).
Das erste Gebäude hatte eine Länge von
6 m. Unter dem Roste sah man die einstigen
Tragpfeiler sich durch dunklere Färbung ab-
heben, auf dem Roste eine starke Lehmschichte,
die stellenweise hartgebrannt war. Dieser Bo-
denbelag bildete in der südlichen Hälfte eine
muldenartige Vertiefung, die mit Asche und
Feuerungsresten ausgefüllt war — ein Beweis,
daß sich hier die Herdstelle befand. Die Dach-
schichte ist stark gekrümmt und gewellt und
nur noch durch eine dünne Kohlenlage er-
kenntlich.
Die Südseite des Gebäudes begrenzte ein
1 m breiter und ebenso tiefer Graben, der mit
einer großen Menge Schweinsknochen ausgefüllt
war. Hier wurden neben anderen Knochen die
Fragmente von mehr als dreißig Eberschädeln
und an die hundert Eberhauer gefunden. Es
scheint dies demnach eine Abfallgrube einer
Schlächterei zu sein, die sich hier befand.
An Funden wurde innerhalb der Umfas-
sungsmauer des Hauses nur wenig Bemerkens-
wertes ausgegraben und nur in den tieferen
Lagen unter dem Roste fanden sich häufiger
Hirschhornartefakte, Wirteln und eine Bronze-
angel.
Das folgende Haus war etwas geräumiger
und hatte eine Länge von 8 m. In der Mitte
desselben wurde jene Heizvorrichtung gefun-
den, welche wir später als eine ganz besondere,
für den Pfahlbau von Donja Dolina charak-
teristische Form beschreiben werden. Unter
diesem Herde befand sich eine starke Kohlen- und Aschenschichte, in welcher ein
großes Tongefäß lag, und in diesem Gefäß befand sich ein oben durchlochtes Ton-
28
I. Archäologie und Geschichte.
prisma, das zum Wärmen von Flüssigkeiten diente. Mehrere ähnliche Prismen wurden
in der Umgebung gefunden.
Der Herd war ein Bratherd und darnach sowie nach den zahlreichen Eberknochen-
funden aus der Grube am Nordrande des Gebäudes könnten wir schließen, daß das
Haus als eine Art Garküche den Urbewohnern von Dolina gedient hatte.
Zwei Meter von diesem Hause entfernt befand sich ein drittes Gebäude, welches
eine Länge von zirka 7 m hatte. Hier wurde jener in Fig. 10 abgebildete Ofensockel
gefunden, welcher auf einem hartgestampften, stellenweise vom Feuer rotgebrannten
Bodenbelag aus Lehm lag. Dieses Gebäude ist besonders deshalb bemerkenswert, weil
sich darin eine große Menge verschiedenartigster Gefäßscherben vorfand, die von einer
großen Anzahl von Gefäßen herrührte. Alles war dabei stark zertrümmert und aus
dem großen Vorrat konnte nur weniges ergänzt werden. Es hat den Anschein, daß man
hier die spärlichen Überreste einer Töpferwerkstatt vor sich hatte, und dafür spricht
neben der großen Menge von Scherben auch der Umstand, daß der Raum außerhalb
des Hauses an der Südseite in einer Länge von fast 6 m weitere Spuren von keramischer
Tätigkeit aufwies. Es wurden nicht nur zahlreiche Scherben auch hier gefunden, sondern
auch der ursprüngliche Erdboden war stark gebrannt. Daß hier wiederholt und stark
gebrannt wurde, beweist der Umstand, daß der Lehmboden stellenweise in einer 40 cm
starken Schichte gargebrannt war.
In den oberen Lagen fand sich über dieser Schichte keine Spur von Holzarchi-
tektur, so daß wir annehmen müssen, daß der Töpferofen nicht überdacht war und man
die Gefäße im Freien am bloßen Boden fertigbrannte.
Die nun folgende Partie ist durch den hier befindlichen Baumwuchs stark zerstört.
In den ungleichmäßigen gewellten Lehmschichten bemerken wir hier nur stellenweise
die eingeschlossenen Holzschichten, welche vom Dache zweier hier befindlichen Gebäude
herrühren. In ungleichmäßiger Reihenfolge wiederholen sich auch die gebrannten Lehm-
schichten in der tiefsten Lage ober dem ursprünglichen Roste und in einer etwa 2 m
höheren. Es scheint dies vielleicht daher zu rühren, daß wir hier Reste zweier Bau-
perioden vor Augen haben, und auch das wiederholte Bauen mag manches dazu bei-
getragen haben, daß die ursprünglich gleichmäßigere Schichtenfolge gestört wurde.
Die in diesem Teile gemachten Funde waren übrigens sehr ärmlich. Es kamen
nur einzelne Gefäßscherben und Geweihfragmente vor und selbst in der untersten
Schichte, die hier sonst ziemlich reichhaltig war, fanden sich an dieser Stelle nur ge-
ringe Sachen. Wenn hier Wohnhäuser waren, so gehörten sie jedenfalls der ärmsten
Bewohnerschichte unseres Pfahlbaues an.
In Textfigur 8 und auf Taf. VI B sind zwei an dieser Ausgrabungsfläche gewon-
nene Vertikalprofile reproduziert.
IV. Verschiedene Heizanlagen.
(Hierzu die Taf. YHI, IX, Fig. 2 — 10.)
Was wir bisher über die vorgeschichtlichen Heizanlagen wissen, zeigt uns den
Herd in seiner primitivsten Form als einfachen Lehmanstrich, mitunter wohl auch durch
eine Steinsetzung ringsherum versehen oder, wo er sich auf bloßem Boden befand, auch
als einfache Feuergrube; eine rationellere Anlage der Heizvorrichtungen dachten wir
bisher nur den historischen Perioden zuschreiben zu sollen. Die Ausgrabungen im Pfahl-
baue aber ergaben, daß unsere Pfahlbaubewohner auch in dieser Beziehung fortschritt-
lich waren und Konstruktionen anwendeten, die zur Aufgabe hatten, einen möglichst
Truhelka. Der vorgeschichtliche Pfahlbau im Savebette bei D. Dolina.
29
großen Heizeffekt bei möglichst geringem Materialverbrauch zu erzielen und überdies
auch den Raum, welchen der Herd beanspruchte, auf das geringste Maß zu reduzieren.
In jedem Hause wurden eine oder zwei Herdstellen entdeckt und es fanden sich
darunter mehrere Arten. Die einfachste Form repräsentiert uns ein entsprechend dicker
Lehmanstrich am Fußboden, welcher die Eichendielen desselben gegen das Feuerfangen
schützen sollte, aber neben dieser allerprimitivsten Form fand sich auch eine solche,
welche das vorgeschichtliche Heizproblem in denkbar vollendetster Weise löst.
An verschiedenen Stellen des Pfahlbaues fand man Fragmente starker Ton-
wandungen, die von großen Gefäßen herzurühren schienen. Diese Fragmente waren
2 — 3 cm stark, sie zeigten entweder eine flache oder nur unmerklich gewölbte Ober-
fläche und waren ganz ungleichmäßig gebrannt: während einzelne Stücke nahezu ver-
schlackt waren, waren andere an einer Seite nur gut gebrannt, an der anderen aber nur
halb gebrannt, und an derselben Stelle, wo solche Bruchstücke vorkamen, wurden auch
gröbere Fragmente gefunden, die kaum durch das Feuer ausgetrocknet schienen. Dem
Anscheine nach lagen hier große Gefäße vor, die im Feuer nur äußerst dürftig und
ungenügend gebrannt waren.
Manche von diesen Fragmenten hatten an der Oberfläche eine ganz besondere
Ornamentik. Diese bestand aus etwa 2 cm breiten und 1 cm hohen geradlinigen Bändern,
welche, zumeist rechtwinklig gebrochen, fast ausnahmslos die Elemente des Mäanders
oder der Swastika vorzustellen schienen (Taf. IX, Fig. 2—9). Außerdem fanden sich
neben derartigen Scherbenhaufen auch einzelne Randstücke, die ganz eigentümlich aus-
gestaltet waren und aus einer längeren Hohlröhre bestanden, auf deren Mitte eine kür-
zere verkehrt T-förmig aufgerichtet war. Die Enden dieser Röhren waren trichterförmig
erweitert. Diese eigentümlichen Stücke, welche an einem gewöhnlichen Vorratstopf gar
keinen Sinn hätten, kamen in der Regel paarweise vor und ließen uns zuerst den Ge-
danken abweisen, daß hier wirkliche Gefäße vorlägen (vgl. Taf. IX, Fig. 10).
Der Umstand, daß diese Bruchstücke so durchaus ungleichmäßig gebrannt waren,
noch mehr aber ein anderer, daß nämlich in der Regel um dieselben eine mehr oder
minder starke Aschenschichte vorhanden war, legte die Vermutung nahe, daß dies Über-
reste von Heizanlagen waren. Eine Bestätigung erhielt die Vermutung zunächst dadurch,
daß in derartigen Scherbenhaufen einzelne Stücke siebartig durchbrochen waren, und
somit dienten diese Stücke als Rost; immerhin war es noch fraglich, welches die ur-
sprüngliche Gestalt dieser Heizanlagen war.
Am nächsten lag der Gedanke, daß der Zimmerofen in ähnlicher Weise ausge-
staltet war wie der gegenwärtige Lehmofen, den man in Bosnien häufig
am Lande trifft. Es ist dies ein in zwei bis drei Abstufungen aufsteigendes
Prisma, von dünnen Lehmwänden umgeben, in welche kleine Topfkacheln
eingebettet sind. Diese Kacheln fehlen allerdings in Dolina, aber es könnte
doch möglich sein, daß die Ofenwandungen auch ohne sie ihren Zweck
erfüllen konnten. Für diese prismatische Form würde der Umstand spre-
chen, daß sämtliche ornamentalen Motive auf den Bruchstücken gerad-
linig waren, sie bilden zum Teil geradlinige Bänder, die leicht als Ein-
fassung ebener rechteckiger Flächen dienen konnten, und einzelne Stücke
schienen von Prismenecken herzurühren (Taf. IX, Fig. 3 — 6). Außerdem
fanden sich auch daneben birnenförmige, mit Hohlkehlen verzierte
Aufsätze, die als Bekrönung des Ganzen geeignet wären (Textfigur 9).
Dieser Rekonstruktionsversuch ist allerdings nur ein hypothetischer und eine Stütze
dazu fanden wir nur im Schachte, welcher auf der Westseite der Gradina gegraben wurde.
Fig. 9.
Ofen- (?) Aufsatz
aus Ton (1/3).
30
I. Archäologie und Geschichte.
Hier wurde innerhalb der Profillinien, welche das erste Haus begrenzen, etwa 1 m
tief unter der Oberfläche ein aus gelbem Ton hergestelltes Sockelstück in situ gefunden,
das außer allem Zweifel als Ofensockel gedient hat. In Fig. 10 ist dieses Stück abge-
bildet und ersehen wir aus der Zeichnung, daß es einen massiven, gestampften Lehm-
würfel von 24 cm Höhe und 50 : 60 cm Bodenfläche vorstellt. Die Vorderseite ist in drei
Teile eingeteilt, wovon der mittlere um 2 cm gegen die Fläche der seitlichen zurücktritt,
und die Seitenteile sind mit je zwei dreieckigen Vertiefungen verziert. Die Oberseite
des Herdsockels ist in der Mitte ein wenig muldenartig vertieft und in der Längsachse
mit zwei spitzwinkligen, 3 cm tiefen Vertiefungen versehen, deren Spitzen zu einander
gekehrt sind, während deren Basis nach außen gerichtet war.
Fig. 10. Ofensockel aus Lehm von der Gradina (1/10).
Daß hier in Wirklichkeit ein Herd vorlag, darüber konnte kein Zweifel auf-
kommen, denn der Lehm war nur an jenen Stellen oberflächlich gebrannt, wo das
Feuer direkt einwirken konnte: die Mitte der oberen Fläche, der vorderen Seitenfläche
und der daran grenzende Teil des lehmigen Bodenanstriches, wo die Glut aus dem Ofen
herausgelegt wurde, um das Zimmer besser zu wärmen, waren von einer hartgebrannten
Kruste überzogen, während die Teile, worauf die Glut nicht unmittelbar einwirken konnte,
nur wenig oder gar nicht gebrannt waren. Jene zwickelartigen Vertiefungen waren an
der Heizfläche zu dem Zwecke angebracht, um den Luftzutritt zum Feuer zu erleichtern.
Die weitere Ausgestaltung dieses Ofens können wir uns in der Weise vorstellen,
daß er an drei Seiten von Lehmwandungen umgeben war, und in der vorderen befand
sich eine geräumige kaminartige Tür. Dafür spricht der Umstand, daß die beiden
Seiten nach oben gewölbt sind, und an deren Rändern sind Ansätze der Wandung
bemerkbar.
Dieser Sockel und ein Teil der übrigen Ofenbruchstücke ergeben uns sonach die
Elemente, aus welchen sich eine Form des vorgeschichtlichen Ofens rekonstruieren ließe.
Ein etwas anders gestalteter Ofen wurde in dem an das erwähnte Haus angren-
zenden Gebäude am Westrande der Gradina ausgegraben und es ist gelungen, diesen
in seiner ursprünglichen Form zu restaurieren und im Landesmuseum zur Aufstellung
Truhelka. Der vorgeschichtliche Pfahlbau im Savebette bei D. Dolina.
31
zu bringen. Dies war dem Umstande zu danken, daß der Lehm, aus welchem er her-
gestellt war, fester gebrannt als sonst war und daß sich infolgedessen größere Bruch-
stücke erhalten haben, deren Bruchkanten nicht sehr stark versplittert waren, so daß
das Zusammenfügen derselben verhältnismäßig leicht vor sich ging.
Dieser Ofen wird in Fig. 1 auf Taf. VIII veranschaulicht und hatte die Gestalt
einer 67 cm im Durchmesser messenden flachen, von 19 cm hoher, oben schwach nach
einwärts geneigter Wandung begrenzten Schüssel. Der Boden, in der Mitte schwach
erhaben, war direkt auf dem Bretterbelag des Zimmers entsprechend dick aufgestrichen
und ringsherum aus plastischem Ton die 2— -3 cm starke Wandung geformt.
Der Ofen zeichnet sich durch jene charakteristische Swastikaornamentierung aus,
welche wir an Bruchstücken anderer Heizanlagen antrafen, und zeigt uns ganz deutlich,
in welcher Weise diese Ornamentik zur Anwendung kam. An der Vorderseite des Ofens
war nämlich die Wandung etwas höher als an den anderen und bildete ein Quadrat,
welches schön verziert war; die obere etwas breitere Hälfte füllen hier zwei nach links
gedrehte, dem Alikreuze ähnliche Swastikas, die untere schmälere Hälfte zwei sym-
metrisch miteinander verbundene Swastikas.
Über dieser Ornamentfläche ist einer jener merkwürdigen kreuzförmigen Aufsätze
angebracht, die wir bereits erwähnt haben. Er besteht aus einer dünnwandigen horizon-
talen Tonröhre von 275 cm Länge und einer zweiten trichterförmigen, die, im Mittel
derselben kommunizierend, senkrecht aufgerichtet ist.
Ein ganz ähnlicher, nur ein wenig kleinerer Aufsatz befindet sich auf der gegen-
überliegenden Seite der Herdwandung.
Dieser Aufsatz war keinesfalls ein Ornament — denn in dem Falle wäre es ja
nicht notwendig, ihn hohl auszugestalten, was keinesfalls eine leichte Arbeit war — ,
sondern er hatte einen praktischen Zweck, der durch die Bestimmung des Herdes be-
dingt war. Ich halte dafür, daß diese Vorrichtung zum Kondensieren der Heizkraft an-
gebracht war.
An den beiden radialen Seiten der Herdwandung, welche zwischen diesen Auf-
sätzen sind, befinden sich nämlich im Rande der Wandung zwei halbkreisförmige Ein-
schnitte, der eine etwas größer, der andere etwas kleiner, und es ist naheliegend, daß
diese Einschnitte zur Aufnahme des Bratspießes gedient haben. Der Herd diente dem-
nach als Bratofen für Spießbraten und da es sich bei einem solchen um eine möglichst
gleichmäßig verteilte Hitzemenge handelt, so liegt der Gedanke nahe, daß jene hohlen
Aufsätze eine Regulierung derselben bewirken sollten, und dies geschah in der Weise,
daß in den oberen Trichter des Aufsatzes glühende Kohlenstücke gelegt wurden, welche
von hier aus in die horizontale Röhre gelangten und diese allmählich erwärmten, so daß
die von ihnen ausstrahlende Hitze gegen die Mitte des Herdes einwirkte. Hier befand
sich aber der Brustteil des Bratens, welcher wegen seiner Dicke einer größeren Hitze
zum Garwerden bedurfte als die Extremitäten, und die beiden Aufsätze konnten sie ihm
in entsprechender Weise zuführen. Diese Aufsätze, welche neben allen in Dolina ge-
fundenen ornamentierten Herdfragmenten vorkamen, waren demnach Wärmekonden-
satoren.
Wie man sieht, verfügten die Bewohner des Pfahldorfes von Donja Dolina über
eine Herdanlage, die ihrer Bestimmung entsprechend vollkommen rationell ausgestaltet
war, und schon dieser Umstand spricht dafür, daß wir es hier mit einem Volke zu tun
haben, das in kultureller Beziehung keinesfalls rückständig war.
Aber auch diese Herdform erscheint uns in einer Weise weiter entwickelt, die eine
bedeutende Vervollkommnung repräsentiert. Im Pfahlbaue im Savebette wurden 1903
32
I. Archäologie und Geschichte.
die Fragmente eines ähnlichen Herdes bloßgelegt, der seiner äußeren Form nach ganz
wie der beschriebene aussah: unter den Bruchstücken fand sich die mit Swastika-
ornamenten schön verzierte Vorderseite (Taf. VIII, Fig. 2), die „Kondensatoren“ und
die Einschnitte für den Bratspieß, aber dennoch wich der Herd in seiner weiteren Kon-
struktion wesentlich von dem beschriebenen ab. Der Boden war hier nämlich nicht voll,
sondern bestand aus einer Tonscheibe, die mit zirka 2 an im Durchmesser messenden
Löchern siebartig durchlocht war. Dieses Sieb diente aber als Feuerrost und sollte die
Luftzufuhr zur Feuerstelle befördern. Um die durch das Sieb durchfallende Asche von
der Heizfläche zu bringen, befand sich unter dem Siebe eine aus Lehm hergestellte
trichterförmige Aschengrube, welche in der Mitte in eine 10 cm breite runde Tonröhre
mündete, und diese führte durch den Bodenbelag des Gebäudes unter dessen Rost ins
Freie. Die Asche fiel demnach selbsttätig unter das Haus, so daß das Reinigen des
Herdes dadurch ungemein erleichtert wurde. Bei dieser Anlage sehen Avir eine zweifache
Verbesserung: bessere Luftzufuhr und leichtere Entfernung der Feuerreste, infolgedessen
auch größere Reinlichkeit.
Fig. 11. Vorgeschichtlicher Ofen mit Rost und Aschenkanal. Querschnitt (l/7).
Stellen wir diese Ergebnisse der Ausgrabung unseres Pfahlbaues den bisherigen
Anschauungen über den Ursprung des häuslichen Herdes und Ofens entgegen, so finden
wir, daß der vorgeschichtliche Ofen nicht immer gar so primitiv war, Avie wir es anzu-
nehmen gewohnt sind. Der Zimmerofen gilt als eine Erfindung, deren Ausgangspunkt
römische Heizanlagen wären. Bald soll er aus dem Hypokaustum römischer Bäder ab-
geleitet werden, bald aus dem römischen Töpferofen, dessen Gewölbe mitunter durch
eingebaute Töpfe, ähnlich Avie beim Kuppelgewölbe, erleichtert wurde. Aus diesen Töpfen
leitet man die Herkunft der Kacheln ab und führt so den Zimmerofen auf römischen
Ursprung zurück. Aber bei diesem ist nicht die Kachel das Wesentliche, sondern die An-
lage, welche bei möglichst rauchfreier Feuerung einen größtmöglichen Heizeffekt erzielt,
und diesen Anforderungen entsprachen die in Dolina nachgewiesenen Konstruktionen in
Truhe lka. Der vorgeschichtliche Pfahlbau im Savebette bei D. Dolina. 33
vollstem Maße. Die Rostanlage ist etwas, was den römischen Ofen fehlt, und beim
Zimmerofen wesentlicher als die Kacheln; der Bratenofen aber erscheint uns in jeder
Beziehung als wohldurchdachter „Sparherd“, der selbst heute noch seine Aufgabe voll-
kommen erfüllen könnte.
Die Barbaren, welche die Römer bei ihrem Eroberungszuge in Sitdpannonien vor-
fanden, standen demnach den Unbilden des strengen Winters nicht schutzlos gegenüber,
sie verstanden es vielmehr, sich ein recht behagliches Heim einzurichten und am häus-
lichen Herde, vielleicht auf einer vorgeschichtlichen Ofenbank sitzend, den Winter-
stürmen Trotz zu bieten.
Wie im vorhergehenden Berichte über das am Westrands des Gradinahügels ge-
wonnene Vertikalprofil hervorgehoben wurde, befand sich hier zwischen dem Hause III
und IV eine Töpferwerkstatt, deren Spuren uns im Hause III durch eine große
Menge verschiedenartigster Gefäßscherben bezeichnet wird. Der Ofen, auf welchem diese
gargebrannt wurden, befand sich aber zwischen beiden Häusern und hatte eine Längen-
ausdehnung von 6 m. Der natürliche Lehmboden war hier zu einer sehr mächtigen,
bis über 30 cm starken harten Kruste festgebrannt und das beweist mit jenen Scherben,
daß hier durch lange Zeit Tonwaren gebrannt wurden. Der Herd befand sich hier auf
ebenem natürlichen Boden und weder ringsherum noch oben fanden sich Spuren einer
Ummauerung oder einer Überdachung. Namentlich fehlt in den über dem Herde lie-
genden Schichten jede Spur von Holz, so daß es wahrscheinlich ist, daß die Gefäße in
freiem Feuer gebrannt wurden. Daß ein solches Brennen bei geeigneter Behandlung
des Tones ganz ausreichend war, das bewies mir der Umstand, daß ich in Orubica,
nahe bei Dolina, einen Töpfer fand, der seine Waren heute noch auf offenem Feuer bei
minimalster Hitzeentfaltung garbrennt.
Das Verfahren, welches er dabei anwendet, ist so primitiv, die Fabrikate, die er
erzeugt, ähneln so den vorgeschichtlichen keramischen Erzeugnissen, daß man fast ver-
sucht wäre, hier auf ein ununterbrochenes Fortleben einer vorgeschichtlichen keramischen
Tradition zu denken.
Eine Grundbedingung für das Gedeihen der Arbeit ist eine entsprechende Zu-
sammensetzung des Tones. Es ist hierzu ein fetter gelber Lehm erforderlich, den mein
Gewährsmann als Einschlüsse im grauen Ton der Saveanschwemmung zu finden weiß.
Dieser Lehm wird zu einem Drittel mit Granitsand vermischt, welchen man durch das
Zermalmen von verwittertem Granit, welcher in der nahen Motajica bei Kobas an-
steht, gewinnt. Der so gewonnene Teig ist sehr plastisch und durch die Sandbeimengung
gewinnt er im Bruche jenes lichtgesprenkelte Aussehen, welches die meisten vor-
geschichtlichen Tonartefakte kennzeichnet.
Die Gefäße, zumeist Kochtöpfe, die recht dauerhaft sind, werden auf der Dreh-
scheibe hergestellt, deren Konstruktion eine außerordentlich einfache ist. Die Scheibe
besteht aus einem gewöhnlichen kreisrunden Brett von 30 — 40 cm im Durchmesser, das
an der Unterseite im Mittelpunkte an eine Holzwalze von zirka 15 cm Länge befestigt
ist, und diese Walze hat eine Röhre, mittels welcher sie auf einem auf ein besonderes
Unterlagsbrett vertikal hervorstehenden Dorne drehbar aufgestülpt wird. Auf dem Brette
sitzend dreht der Töpfer mit der Linken die Scheibe und gibt seinem Gefäße mit der
Rechten die gewünschte Form. Trotz der oft grobkörnigen Beschaffenheit des plastischen
Materials vermag er auf dieser Scheibe recht dünnwandige Gefäße herzustellen.
Das fertige Gefäß wird an der Luft oder neben dem Feuer getrocknet und dann
gargebrannt. Das Brennen geschieht ohne jede besondere Vorrichtung draußen im
Freien auf ebenem Boden, im Winter aber wegen der schlechten Witterung im landes-
Bancl IX. 3
34
I. Archäologie und Geschichte.
üblichen Zimmerofen, der weder einen Rost noch eine besondere Rauchabzugsvorrich-
tung hat, und schon daraus ist zu ersehen, welch geringer Hitzegrad zum Garbrennen
erforderlich ist.
Ein auf diese Weise hergestellter Topf würde aber nur von kurzer Dauer sein
und beim ersten Gebrauch am Herde in Trümmer gehen. Um ihn gebrauchsfähiger zu
machen, muß man ihn durch ein besonderes Verfahren härten oder, wie es im Volks-
munde heißt, stählen („okaliti“). Zu diesem Zwecke wird mit einer Zange der in
glühendem Zustande befindliche Topf aus dem Feuer gehoben und rasch in kaltes
Wasser getaucht — abgeschreckt — , in welches man vorher etwas Weizenkleie ein-
geriihrt hat. Dadurch erhält das Gefäß eine außerordentliche Widerstandsfähigkeit und
vermag als Kochtopf lange Jahre zu dienen. Nach diesem Bade erhält er ein schwärz-
liches Aussehen, welches während längeren Gebrauches und infolge des Russes, der in
seinen Poren anhaftet, allmählich an jenen schwarzen Überzug vorgeschichtlicher Ge-
fäße erinnert, der diesen eigen ist. Mein Gewährsmann konnte mir nicht sagen, was
eigentlich das Hartwerden bei diesem Vorgänge bewirkt; kaltes Wasser allein tat es
seiner Meinung nach nicht und ebensowenig eine andere als Weizenkleiebeimengung.
Es wird hier jedenfalls ein dem Stahl- oder Glashärten analoger Vorgang sein, der dem
sonst weichen und gebrechlichen Ton eine größere Widerstandsfähigkeit verleiht, bei
dessen Entdeckung jedenfalls der Zufall das meiste bewirkte.
Aber auch in einer anderen Beziehung erinnert uns diese Art keramischen Be-
triebes an vorgeschichtliche Verhältnisse. Mein Gewährsmann und seine Zunftgenossen
üben ihr Geschäft nicht regelmäßig: sie sind Bauern wie ihre Nachbarn und üben ihre
Fertigkeit als Töpfer nur in der freien Zeit, welche ihnen die Feldarbeit übrig läßt.
Sie haben auch keinen Laden, wo sie ihre Waren aufstapeln, sondern arbeiten von
Fall zu Fall, wenn gerade ein Nachbar etliche Töpfe benötigen sollte, oder sie tragen
ihre fertigen Vorräte zu Markte, wenn sie gerade Bargeld bedürfen, um dort ihre Be-
dürfnisse zu befriedigen.
Ich führte diese kleine ethnographische Skizze aus dem Grunde an, weil sie uns
beweist, daß wir nicht immer gerade unter die auf niederen Kulturstufen stehenden
Wilden gehen müssen, um Analogien zu vorgeschichtlichen Lebensäußerungen zu suchen,
wir finden sie häufig inmitten des hochzivilisierten Europa als Überreste einer in die
entlegenste Vergangenheit reichenden Tradition!
In die Gruppe der Heizvorrichtungen gehören einige kleinere Tongeräte, welche
wir, obgleich sie eigentlich Kochgeräte waren, hier anführen können. Zuerst erwähnen
wir eine flache ovale Schüssel mit niederer senkrechter Wandung, deren Boden der
Längsachse nach eine flache Rinne hatte. In Fig. 11 auf Taf. XVIII ist ein größeres
Bruchstück einer solchen Schüssel abgebildet, welche jedenfalls als ßratenschüssel ge-
dient hat. Die Rinne in der Mitte war zu dem Zwecke angebracht, damit sich darin
das vom Braten abtropfende Fett ansammle und das Fleisch mürber werde. Ähnliche
tönerne Bratschüsseln sieht man in Bosnien heute noch am Lande im Gebrauche.
Das zweite Gerät, das wir erwähnen wollen, ist ein deckelartiges Stück, wovon
sehr häufig Fragmente gefunden wurden. Diese Deckel waren ziemlich groß und dick-
wandig, deren breite Trichterform oben abgeflacht und mit einem starken bügelartigen
Henkel versehen. Solche Deckel — in Taf. XXXV, Fig. 1 u. 2 sind einzelne Fragmente
reproduziert und auch eine Rekonstruktion der ursprünglichen Form — wurden in vor-
geschichtlichen Ansiedlungsstätten sehr häufig gefunden, z. B. in Ripac ein vollständig
erhaltenes Stück und ein Henkelstück (vgl. W. Radimski: Der prähistorische Pfahlbau
von Ripaö bei Biha6, diese Mitteilungen, Bd. V, S. 29 — 77). Beide werden dort als Gefäß-
Truhelka. Der vorgeschichtliche Pfahlbau im Savebette bei D. Dolina.
35
decke] beschrieben, wozu sie ihrer Gestalt nach allerdings geeignet wären, in Wirklich-
keit hatten sie aber eine ganz eigene Bestimmung, denn diese „Deckel“ dienten als
Backdeckel. Wir brauchen gar nicht weit zu gehen, um zu sehen, wie diese Deckel
funktionierten, in Bosnien werden wir sie am Lande fast in jedem Hause in der ganz
gleichen Form in Verwendung finden. Der Vorgang beim Backen mit diesem Deckel
— in Bosnien sac oder crjepulja genannt — ist folgender: Auf dem flachen Herde
wird der Boden durch Feuer erhitzt und wenn er die gewünschte Hitze erreicht, wird
die Asche sauber abgekehrt, das zu backende Brot darauf gelegt und mit dem vorher
gehörig erhitzten Brotdeckel zugedeckt. Um ein zu rasches Abkühlen des Deckels zu
verhindern, wird er mit glühender Asche und Glut überdeckt. So bäckt sich das Brot
unter dem Deckel in kürzester Zeit gar.
Daß auch die aus dem Pfahlbaue stammenden Tondeckel größerer Dimensionen
zum Brotbacken in ähnlicher Weise verwendet wurden, bestätigt uns nicht bloß die
gleiche Form, sondern auch der Umstand, daß ausnahmslos alle auf der Oberfläche von
einer Aschenkruste überzogen waren, welche nur durch längeres Liegen in Asche ent-
stehen konnte. Diese Vorrichtung veranschaulicht uns den vorgeschichtlichen Ofen in
seiner primitivsten Gestalt.
V. Sudsteine.
(Hierzu als Illustrationen: Taf. IX, Fig. 1, 2; Taf. X — XII; Taf. XVI, Fig. 12, 16; Taf. XXII, Fig. 1 — 8;
Taf. XXHI, Fig. 1, 2, 32, 33; Taf. XXIV, Fig. 12—14; Taf. XXXHI, Fig. 20.)
Gewissermaßen einen Massenartikel bildeten im Pfahlbaue jene bekannten, oben
quer durchlochten Tonprismen, welche bisher fast in allen vorgeschichtlichen Ansied-
lungen, von der Steinzeit angefangen, gefunden wurden. Wir haben deren von Dolina
an die 600 Stücke und etwa ein Drittel davon war ornamentiert.
Der Form nach kann man darunter zwei Arten unterscheiden: die eine mit quadra-
tischer Boden- und Scheitelfläche, welche bei weitem am zahlreichsten vertreten ist, die
andere länglichere, deren Querschnitt ein Parallelogramm bildet und welche nur in ver-
einzelten Exemplaren vorkam. Ganz vereinzelt und nur in sehr wenigen Exemplaren
vorhanden ist eine flache, an den Breitseiten durch oben ab-
gerundete Dreiecke begrenzte, an den Schmalseiten aber durch
eine breite rillenartige Vertiefung verzierte Form (Taf. XXIV,
Fig. 12, 13, 14).
Was die Größenverhältnisse der einzelnen Tonprismen
anlangt, so ist dai'in eine große Verschiedenheit augenfällig.
Das größte gut erhaltene Stück mißt an der Grundfläche
17 X 17 cm, an der Scheitelfläche 7X7 cm, in die Höhe 20‘5 cm,
bei dem kleinsten Exemplare sind die korrespondierenden Maße
3-2 X 3 2, P5 X 15 und 4-5 cm und daraus ergibt sich, daß
das größte Stück 123 mal schwerer war als das kleinste. Die-
ser Umstand sei besonders hervorgehoben, denn wir werden
daraus Schlußfolgerungen zur Erklärung der Bedeutung dieser
Tonprismen ziehen.
Unter den vielen Stücken, die zutage gefördert wur-
den, werden uns die ornamentierten am meisten interessieren,
denn schon bei flüchtiger Betrachtung werden wir unter den
ornamentalen Motiven typische Formen sehen, die sich öfters wiederholen, und in dieser
Wiederholung können wir zumindestens den Einfluß einer längeren Tradition erblicken.
3*
Fig. 12.
Ornamentierter Sudstein (Vd-
36
I. Archäologie und Geschichte.
Das einfachste ornamentale Motiv, das wir hier, allerdings selten, finden, besteht
in einem Abdrucke des Fingerballens im Mittelpunkte der Scheitelfläche. Mitunter ist
um diesen noch eine ringartige Rille gleichfalls mit dem Fingerballen gezogen.
Häufiger als dieses ureinfache Motiv ist der fünffache Abdruck des Fingerballens,
in Gestalt eines schrägen Kreuzes angeordnet.
Das Kreuz ist bei diesen Prismen überhaupt typisch und bald besteht es aus senk-
recht, bald aus diametral sich kreuzenden Rillen und hat demnach die Malteser- und
die Andreaskreuzform. Der Kreuzungspunkt erscheint dabei mitunter durch einen Finger-
abdruck vertieft.
An einzelnen Stücken befindet sich zwischen den Kreuzarmen noch ein weiterer
Fingerballenabdruck und das Ornament stellt das kantonierte Kreuz dar, welches
v. Steinen mit dem Namen „Brutkreuz“ bezeichnet hat.
Bei einzelnen Stücken wendeten die Töpfer von Donja Dolina zur Verzierung der Ton-
prismen einen besonderen Kunstgriff“ an und machten statt der Rillen eine Reihe von halb-
kugelförmigen Abdrücken, die nicht selten regel-
mäßig mit kurzen Querrillen abwechseln. Es
wurden mehrere derartig verzierte Stücke ge-
funden und eine genauere Betrachtung der ein-
zelnen ergab, daß die Eindrücke so regelmäßig
sind, daß es unmöglich wäre, sie aus freier Hand
ohne Zuhilfenahme eines geeigneten Werkzeu-
ges zu erzeugen. Man bediente sich dabei aber
nicht etwa einer Punze, sondern eines jener
Bronzearmbänder, welche an der Oberseite mit
einer Astragalreihe verziert waren. Das ornamen-
tale Motiv besteht bei diesen teils aus Buckeln,
die perlenartig angereiht sind, teils aus Quer-
stäben, welche mit Buckeln regelmäßig abwechseln. Mit einem derartigen Armbande
rollte der Meister über die weiche Tonfläche und erzielte jene regelmäßige Reihe von
Abdrücken, aus welchen sein Ornament bestand.
Diese Armbänder aber sind ganz charakteristisch für eine Zeitstufe, wo bei uns
der La Tene-Formenkreis auf den autochtlionen der ersten Eisenzeit einzuwirken be-
gann. Zum erstenmale fanden wir sie häufiger im Gräberfelde von Sanski Most und
auch in der Nekropole der Pfahlbauer von Dolina
wurden sie wiederholt naclmewiesen. Dieses Ornament
Fig. 13. Ornament auf der
Scheitelfläche des in Fig. 12
abgebildeten Stückes ( */3) .
Fig. 14.
Bronzearmreif
aus Sanski most
(Vs)-
Mit einem solchen
worde das
Ornament in Fig. 13
ahgedruckt.
wäre also schon allein ein zur Altersbestimmung unse-
res Pfahlbaues geeignetes Leitstück.
In Textfig. 14 ist in entsprechendem Maßstabe
ein solcher Armreif aus Sanski Most reproduziert und
daneben in Textfig. 12, 13 ein Prisma, das mit dem-
selben Astragalabdrucke verziert ist. In diese Gruppe
gehören auch die in Textfig. 15, ferner die auf Taf. X,
Fig. 9, Taf. XII, Fig. 1, 2, 3, 12, Taf. XXII, Fig. 1
dargestellten Objekte.
Noch interessantere als die bisher angeführten
Verzierungen sehen wir an einigen Tonprismen, deren
ornamentales Motiv aus der Swastika und davon abgeleiteten mäanderartigen Motiven
besteht. Die einfache Swastika wurde in der Regel auf der Scheitelfläche entweder
Fig. 15. Ein mit Armreifabdruck
ornamentierter Sudstein.
Truhelka. Der vorgeschichtliche Pfahlbau im Savebette bei D. Dolina.
37
einfach eingeritzt, durch Schnurabdruck hergestellt oder aber, was nur vereinzelt vor-
kam, auch erhaben dargestellt. In Fig. 2G ist- ein Prisma dargestellt, das an der Ober-
seite die Swastika aufweist, an zwei Seitenflächen aus Punktreihen gebildete Dreiecke,’
an den anderen beiden aber ein mäanderartiges Motiv, alles in erhabener Arbeit.
Auf Taf. XXIII, Fig. 1, sehen wir ein nicht minder reich verziertes Exemplar.
Wir finden auch unter diesen Gegenständen einzelne Stücke, bei welchen der
Künstler von den bisher erwähnten und, wie es scheint, bei der Ornamentierung der
Prismen konventionellen Motiven abwich und seiner dekorativen Phantasie freieren Spiel-
raum ließ. So besteht an einem Stücke die Ornamentierung aus dichten Reihen von
Punkteindrücken (Taf. XXII, Fig. 8), auf anderen aus sich wiederholenden Querkreuzen
(Taf. IX, Fig. 1, Taf. XXII, Fig. 4).
Diese Tonprismen wurden bisher allgemein als vorgeschichtliche Webegewichte
bezeichnet, womit am Weberahmen die Kettenfäden angespannt wurden. Mitunter hielt
man sie auch für Netzsenker.
Ich glaube aber jetzt, daß sich die bisherige Erklärung dieser typischen Ansied-
lungsfunde durch eine geeignetere ersetzen ließe. Wenn diese prismatischen, oben quer
durchlochten Tonklötze wirklich als Gewichte zum Anspannen der Kette am Webstuhle
gedient hätten, so wäre es nicht unbedingt notwendig, daß sie aus gebranntem Ton an-
gefertigt sind, denn sie wären ohne bedeutende Schwierigkeit in ähnlicher Gestalt auch
aus Stein anzufertigen und besonders würden sich dazu erzführende Gesteine eignen,
die bei kleinerem Umfange ein größeres Gewicht hätten. Bisher wurde aber meines
Wissens kein einziges Stück aus anderem Material gefunden als aus gebranntem Ton.
Gegen die bisherige Erklärung dieser Stücke spricht auch der Umstand, daß
manche darunter sehr klein, also wenig gewichtig sind und sich durch sorgfältige
Glättung, schwarze Färbung und auch zierliche Ornamentierung auszeichnen, die in
irgend einer Ecke der Hütte an einem Bunde von Kettenfäden entschieden nicht zur
Geltung käme.
Ich habe oben die Größenverhältnisse des größten und des kleinsten in Dolina
gefundenen Exemplares gegenübergestellt und daraus geht hervor, daß 123 Stücke der
kleinsten Sorte erforderlich wären, um mit gleicher Kraft dieselbe Partie Kettenfäden
anzuspannen wie ein großes Stück; ein solches Mißverhältnis dürfen wir aber auch bei
der primitivsten maschinellen Vorrichtung nicht voraussetzen. Die große Menge dieser
Fundstücke und der Umstand, daß außerordentlich viele stark zertrümmert waren, würde
zunächst dafür sprechen, daß sie zu einem Zwecke dienten, welcher eine raschere Ab-
nützung bewirkte, als dies bei Netzgewichten der Fall wäre.
Was mir aber die bisherige Erklärungsweise der Anwendung dieser Tonprismen
in Zweifel ziehen ließ, war der Umstand, daß sich im Jahre 1900 im ersten Pfahlbauhause
ein Herd vorfand, der mit einer ganzen Menge solcher Tonprismen beladen war. Ein
ähnlicher Herd fand sich auch auf der Greda des Mato Petrovic Veliki. Damals nahm
ich an, daß dieser Herd zum Garbrennen solcher Tonprismen diente; ein sorgfältiger
Vergleich der bezüglichen Aufnahmen aber ergab, daß sich der Herd im Pfahlbaue
innerhalb der Umfassungsmauern des Hauses I befand, und zwar in einer Ecke und
nicht im Freien, und da diese großen Tonprismen zum Garbrennen einen großen Hitze-
grad erforderten, so wäre dies innerhalb des Hauses mit der größten Feuersgefahr für
die ganze Ansiedlung verbunden gewesen.
Der Herd und die Tonprismen darauf hatten einen anderen Zweck und wie ich
denke folgenden: die Tonprismen sollten darauf bloß bis zu einem gewissen Grade er-
hitzt und die darin aufgespeicherte Hitze dann zum Kochen verwendet werden.
38
I. Archäologie und Geschichte.
Die vorgeschichtlichen Gefäße Avaren ihrer Technik nach zum Kochen größerer
Flüssigkeitsmengen ungeeignet. Bei vielen genügte die Feuchtigkeit allein, das lockere
Gefüge des unvollkommen gebrannten Tones zu lösen, und bei besser gebrannten würde
das Feuer bewirken, was das Wasser nicht vermochte. Bei dem Mangel an größeren
Metallgefäßen blieb demnach die Möglichkeit ausgeschlossen, auf eine praktische Weise
größere Mengen von Wasser über dem Feuer zum Kochen zu bringen, und die Pfahl-
baubewohner behalfen sich jedenfalls ähnlich, wie es manche „wilde“ Völker heute noch
tun, indem sie das Wasser durch Eintauchen glühender Steine zum Sieden brachten.
Steine haben aber den Übelstand, daß sie durch das Erhitzen und rasche Abschrecken
zersplittern und dann das Wasser verunreinigen, während der gebrannte Ton dazu viel
besser angewendet werden konnte. Ich nehme deshalb an, daß jene Tonprismen nur
zu diesem Zwecke verwendet wurden. Dazu brachte mich zunächst der Umstand, daß
wir sie in Donja Dolina in zwei Fällen am häuslichen Herde fanden, öfters sogar in
größeren Gefäßen selbst, ferner daß sie ihrer Größe nach stark variiei’en und einzelne
darunter so klein sind, daß sie auch in einem Schälchen Platz gefunden hätten. Viele
davon sind stark zersplittert, was nur dadurch erklärlich wäre, daß sie, bedeutend er-
hitzt, plötzlich abgekühlt wurden, und an sehr vielen kann man bemerken, daß sich die
Oberfläche mit muscheligem Bruch abgesplittert hat, wie dies bei glühend gemachten
plötzlich abgekühlten Ziegeln der Fall ist.
Auch das Querloch ist in der Regel weit und zeigt keinerlei Wetzspuren von
durchgezogenen Schnüren, welche bei längerem Gebrauch als Webstuhlgewichte jeden-
falls in Gestalt von Rillen zu beobachten wären. Um eine Schnur durchzuziehen, müßte
das Loch auch nicht 1 — 2 cm weit sein, es war aber so weit, damit man die Stücke mit
einem zugespitzten angefeuchteten Stocke leicht aus dem Feuer langen und in das be-
treffende Kochgefäß befördern konnte.
Diese Gebrauchsweise würde es auch erklären, daß viele Tonprismen sorgfältig
verziert sind, denn solche gehörten zum Tafelservice unserer Pfahlbaubewohner, welche
ihren Gästen die Suppe mit zierlicheren Prismen wärmten, als sie vielleicht zum täg-
lichen Leben gebrauchten.
VI. Wirtel.
(Hierzu als Illustration die Tafeln XIII— XVI; Taf. XXVII, Fig. 13; Taf. XXXVI, Fig. 7;
Taf. XXXVIII, Fig. 6—13.)
Am zahlreichsten waren unter den Tonfunden aus dem Pfahlbaue von Dolina
Wirtel, welche sich von den aus anderen Fundstätten bekannt gewordenen durch eine
ganz eigene und außerordentlich häufig vorkommende Ornamentierung auszeichnen.
Bevor ich auf die Beschreibung der in Dolina vorkommenden Wirtel eingehe,
glaube ich, daß es am Platze wäre, einiges über die ursprüngliche Bestimmung dieser
sphäroiden Tonsachen zu bemerken. Man nahm allgemein an, daß diese „Wirtel“ als
Spinnwirtel gedient haben und, an eine Holzspindel aufgesteckt, die vorgeschichtliche
Spindel repräsentieren. Erst in neuerer Z.eit traten Zweifel auf, ob diese Erklärung
auch richtig sei. A. Götze warf in der Berliner anthropologischen Gesellschaft die Frage
auf, ob diese sphäroiden Tonartefakte wirklich als Spinnwirtel gedient haben (Verhand-
lungen der Berliner anthropol. Gesellsch. 1896, S. 473). Kurz darauf legte W. v. Schulen-
burg das klassische Urteil eines schlesischen Bauern vor, dessen Großvater als Hirte
sich mit dem Spinnen beschäftigt hatte (ibid. 1897, S. 168). Daraus ergab es sich, daß
die alten schlesischen Hirten, die sich mit der Spinnerei befaßten, nur leichte Holz-
spindeln verwendeten, und der Gewährsmann Schulenbui’gs äußerte sich sogar dahin,
Truhelka. Der vorgeschichtliche Pfahlbau im Savebette bei D. Dolina.
39
daß es sehr schwierig sei, mit Spindeln, die mit Tonwirteln beschwert sind, zu spinnen,
wenn man aber Wirtel anbringe, so seien nur solche von Holz oder Rinde dazu
geeignet.
Wir in Bosnien bedürfen in dieser Frage nicht des Urteils eines Bauern, der die
Handspinnerei nur vom Hörensagen kennt, denn in Bosnien wird noch ausschließlich
mit der Handspindel gesponnen. Sie ist ein Gerät, das hier in keinem Hause fehlt, und
das Spinnen ist die erste Handfertigkeit, welche das bosnische Landmädchen erlernt.
Die Spindel, deren man sich hier bedient, ist ihrer Gestalt nach eine zweifache, je nach-
dem sie zum einfachen Spinnen oder zum Zwirnen dient. Die erstere ist ein dünner,
etwa 25 cm langer, an beiden Enden zugespitzter Stab ohne jede weitere Vorrichtung,
die Spindel, die zum Zwirnen dient, hat aber am unteren Drittel tatsächlich ein Wirtel,
aber ausnahmslos besteht dieses ans einer runden, im unteren Drittel der Spindel an-
gebrachten Scheibe von 5 — 8 cm Durchmesser. Diese Scheibe hat aber nicht den Zweck,
die Spindel schwerer zu machen und dadurch die Zentrifugalkraft beim Spinnen zu
erhöhen — das wäre überflüssig, denn je mehr Gespinst sich an der Spindel aufwindet,
und beim Zwirnen geht das sehr rasch, desto schwerer wird die Spindel und um so
leichter wäre die Scheibe entbehrlich. Der Zweck, den sie zu erfüllen hat, besteht
lediglich darin, daß sie das Aufwinden des Garnes erleichtert, denn beim Zwirnen,
welches bedeutend rascher vor sich geht als das einfache Spinnen, bildet sich im Laufe
der Arbeit an der Spindel ein ansehnlicher Knäuel, der ohne besondere Vorrichtung
leicht von der Spindel abfallen könnte.
Als Beweis dessen, daß diese Scheibe nicht den Zweck hatte, die Spindel zu be-
schweren, mag eine in Bosnien gefundene mittelalterliche Silberspindel dienen, die aus
ziemlich dünnem Draht besteht und deren Scheibe radförmig durchbrochen ist, was
sicherlich nicht der Fall gewesen wäre, wenn es sich bei der Spindel darum gehandelt
hätte, sie schwerer zu machen. In Bosnien kann man zu Tausende von Spindeln sehen,
aber es dürfte wohl keine einzige Vorkommen, die eine Wirtel aus Ton oder verwandtem
Material hätte, nur hier und da wird man finden, daß die Spinnerin auf die obere
Spitze ihrer Wirtel eine färbige Glasperle feststeckt, und dies geschieht teils zur Ver-
zierung, teils aber um die Schleife, welche jedesmal, nachdem der fertig gesponnene
Fadenteil aufgewunden wurde, auf der Spindelspitze gebildet wird, festzuhalten, damit
er sich während des weiteren Spinnens nicht abwindet.
Aus dem Gesagten geht aber hervor, daß eine Tonspindel geradezu hinderlich beim
Spinnen wäre, und wir dürfen darum auch die prähistorischen „Wirtel“ nicht als Be-
standteile der Spindel und als Beweisstücke vorgeschichtlicher Textilindustrie auffassen.
Ein Zufall ließ mich übrigens derartige Tonwirtel in Bosnien noch heutigen Tages
im Gebrauche sehen und lieferte mir wenigstens teilweise die Erklärung, wozu die vor-
geschichtlichen „Wirtel“ gedient haben dürften. Anläßlich einer Reise gelangte ich
oberhalb Brekovica an das linke Ufer der Una und rief einen am jenseitigen Ufer
beschäftigten Fischer an, mich in seinem Kahne hinüberzuführen. Vor seinem Hause
fand ich am Boden eine Anzahl von Tonwirteln liegen, die ganz in der Form und Ton-
beschaffenheit jenen prähistorischen ähnlich waren, so daß ich vermuten mußte, der
Fischer habe in der Nähe eine prähistorische Ansiedlung entdeckt und die Wirtel
dort eingesammelt. Auf meine Anfrage erhielt ich die Auskunft, daß die Wirtel
modern seien und als Netzbeschwerer anstatt Blei verwendet werden. Er wies mir
auch ein großes Schleppnetz vor, das unten mit derartigen Tonkugeln garniert war,
und erklärte mir, daß solche Wirtel in der Lika in Kroatien von den Bauern erzeugt
werden.
40
I. Archäologie und Geschichte.
Die Ansicht, daß auch die prähistorischen Wirtel zu dem gleichen Zwecke ge-
dient haben, findet in dieser Analogie eine kräftige Stütze und sie wird um so wahr-
scheinlicher, weil Wirtelfunde in größerer Anzahl besonders in der Umgebung von
Flüssen Vorkommen. Um nicht Belege hierzu in der Ferne zu suchen, genügt es hin-
zuweisen, daß sie in Sobunar, Ripac, Dolina — alles Ansiedlungen am Ufer fisch-
reicher Flüsse, der Miljacka, Una und Save — äußerst häufig sind, während sie auf
dem wasserarmen Glasinac gänzlich fehlen.
Bisher wurden im Pfahlbaue während der vier Grabungsperioden von 1900 — 1903
im ganzen 961 Stück Wirtel gefunden und davon war mehr als ein Drittel schön
ornamentiert (369 Stück).
Fig. 16—21. Ornamentierte Wirteln (2/3).
Die Gestalt dieser Wirtel ist zumeist die eines ellipsoiden Rotationskörpers, mehr
oder minder flach und nur selten kugelförmig. Der äußere Mantel ist dabei mitunter
flach geformt, so daß die Wirtel eine bikonische Gestalt erhalten. Das Loch ist in
der Regel geräumig und erweitert sich oft derart, daß die Wirtel nahezu ringförmig
wird. Daß neben sorgfältig ausgeführten Stücken auch einzelne schleuderhaft erzeugte
Vorkommen liegt in der Natur der Sache und spricht nur dafür, daß diese Tonwirtel
sehr häufig und in großen Mengen gebraucht wurden und bei der Erzeugung nicht
immer eine gleichmäßige Sorgfalt angewendet wurde.
Die Ornamentierung dieser Wirteln besteht in den meisten Fällen aus Spiral-
windungen, die mehr oder minder flach und breit in die noch weiche Tonmasse ein-
gedrückt wurden. Dabei werden in der Regel immer je drei Kreisgruppen oder Spiralen
verwendet. Ich halte dafür, daß dabei die Spirale das ursprüngliche Motiv war, die
Kreise aber erst später entstanden und eigentlich die schwerer herzustellende Spirale
veranschaulichen sollten.
Was nun die Spirale anlangt, so ist sie etwas in die Länge gezogen und das ist
schon durch die ellipsoide Gestalt der Wirtel bedingt; dasselbe gilt auch von den kon-
zentrischen Kreisen. Wir finden an den Wirteln zunächst die einfache, d. h. an beiden
Seiten offene, also endliche Spirale und die geschlossene oder doppelte, wo die Kurve,
in den Mittelpunkt angelangt, parallel mit den bisherigen Windungen nach rückwärts
läuft, um, an der Ausgangsstelle angelangt, in die nächstfolgende Spiralgruppe überzu-
gehen. Alle drei Spiralgruppen sind in diesem Falle aus einer einzigen geschlossenen
Truhelka. Der vorgeschichtliche Pfahlbau im Savebette bei D. Dolina.
41
Linie gebildet und auf gerader Fläche gedacht würden sie uns ein dem Triskeles ver-
wandtes Motiv darstellen.
Die zeichnerische Ausführung dieses Motives ist eine ziemlich schwierige und er-
fordert eine geübte Hand, besonders wo die Zeichnung mit einem Griffel in die Ton-
masse eingeritzt wurde.
Das ist auch der Grund, weshalb die Spiralen, namentlich die geschlossenen, in
einzelnen Exemplaren nicht besonders genau geraten sind und weshalb man vielleicht
nach etlichen mißlungenen Versuchen zu dem Auskunftsmittel griff, die Spirale durch
das leichter herzustellende sehr ähnliche Motiv konzentrischer Kreise zu ersetzen. Den
Fall finden wir ja auch sonstwo und als klassische Beispiele können wir jene Scheiben-
fibeln von Vital bei Prozor in Kroatien anführen, welche eine Reproduktion der Spiral-
fibel sind und bei welchen der Künstler die schwieriger zu gravierende Spirallinie ein-
fach durch konzentrische Kreisgruppen ersetzte.
Nicht selten wurden die Zwickel zwischen dem Lochrande und den einzelnen
Spiralen oder Kreisen, womit die Wirtel verziert waren, durch einen oder drei kleine
kreisrunde vertiefte Ringe verziert. Diese wurden mit einer aus Hirschhorn angefer-
tigten Punze eingedrückt und wurde ein derartiges Werkzeug auch gefunden. Es ist
auf Taf. XXXV, Fig. 13, abgebildet.
Der Ursprung der Spiralornamentik auf diesen Wirteln ist jedenfalls auch hier auf
die aus einer Schnur oder aus Draht gewundene Spirale zurückzuführen, die, in den
weichen Ton abgedrückt, eines der leichtest herzustellenden Motive war. Die Schwierig-
keit begann erst mit dem Momente, wo man sich bei der Herstellung des Griffels zu
bedienen begann. Daß dem in der Tat so war, beweisen einzelne Wirteln, wo wir den
Versuch wahrnehmen können, die Spiral- oder Kreislinie durch Abdruck eines gedrehten
Drahtstückes, das entsprechend gewunden war, herzustellen (Taf. XIII, Fig. 24 — 26,
Taf. XV, Fig. 2—5, Textfig. 17).
Auf den Tafeln Xin — XVI ist eine ausreichende Anzahl von mit Spiralen und
konzentrischen Kreisen verzierten Wirtel reproduziert und dürften die dort gezeichneten
Exemplare die Ausgestaltung des Motives erschöpfend veranschaulichen.
Andere als die erwähnten Motive kommen auf Wirteln wohl auch, aber nur ver-
einzelt vor. Wir finden zunächst Punktreihen an der Peripherie der Wirtel oder an den
Mantelflächen der Kegel umlaufend (Taf. XXXVIII, Fig. 6 und 12), halbmondförmige
Einkerbungen radial angereiht (Taf. XIII, Fig. 17) und auch einfache Linearmotive in
verschiedenartiger Anordnung. Neben anscheinend regellos angereihten Ritzen kommen
radiale Einkerbungen vor und vereinzelt finden sich auch sorgfältig ausgeführte Wirteln
mit reicher kombinierter linearer Ornamentik, wobei nicht selten vertiefte Punktreihen
zum Ausfüllen der von Linien begrenzten Flächen dienen (Taf. XIV, Fig. 10 — 12;
Taf. XXXVIII, Fig. 8—11).
Auch die äußere Wirtelform wurde nicht selten ornamental aufgefaßt, indem man
das einfache Ellipsoid durch radiale, senkrechte oder schräge Wülste oder Einkerbungen
verzierte, wobei man Formen erzielte, die an manche Bronze- oder Emailperlen erinnern.
Derartig verzierte Wirteln sind in der Regel etwas kleiner und es ist naheliegend, daß
sie als Perlen gedient haben könnten. Daß man Schmuckperlen auch in Ton erzeugte,
dafür liefert uns der Pfahlbau von Dolina eine Reihe ganz schlagender Beweise. Wir
finden hier nämlich eine gewisse Perlenform in Ton hergestellt, die eine direkte Repro-
duktion einer eigentümlichen eisenzeitlichen Emailperlenform ist. Sie haben die Gestalt
gewöhnlicher Wirteln, doch sind sie am Rande mit vier bis sechs warzenförmigen An-
sätzen verziert, so daß sie ein sternförmiges Aussehen haben. An die Emailperlen
42
I. Archäologie und Geschichte.
erinnert uns aber nicht nur clie ungewöhnliche Form, sondern auch der Umstand, daß
man dabei versucht hat, auch die aus Augen bestehende Bemalung der Perlen zu imi-
tieren, indem die Warzenköpfe durch umlaufende Rillen verziert wurden, was im ent-
fernten an die „Augen“ der Emailperlen erinnert.
Beispiele derartiger Imitationen sind auf den Tafeln XIII, Fig. 6 und 14, Taf. XIV,
Fig. 9, Taf. XXXVI, Fig. 7, Taf. XXXVIII, Fig. 14, 15, abgebildet.
VII. Gefäße und sonstige Ton saclien.
(Als Illustration hierzu Taf. XVII — XXIII und Taf. XXXVI, Fig. 1 — 4.)
Der wichtigste Industriezweig, welchen die Bewohner des Pfahlbaues von Donja
Dolina vielleicht neben der Weberei betrieben, war die Töpferei. Gefäßscherben sind
in den Anschwemmungsschichten so zahlreich, daß die sie führenden Schichten an der
Farbe schon von weitem erkannt werden konnten. Berücksichtigt man die Verhältnisse,
unter welchen der Pfahlbau zugrunde ging, wie die anstürmenden Fluten leichtere
Gegenstände, wie es Gefäße waren, aus ihrer Lage hoben, von Ort zu Ort schwemmten,
dabei die gebrechlichen Wandungen der Gefäße zertrümmerten und die Bruchstücke
zerrieben, so ist es erklärlich, daß von der ursprünglich großen Anzahl nur ein ganz
geringer Teil dem gänzlichen Verderben entging. Besonders was an größeren Gefäßen
vorhanden war, ging rettungslos verloren, denn die Bruchstücke blieben nicht an einem
Orte beisammen, sondern sie wurden nach allen Richtungen verschwemmt und mit
solchen anderer Gefäße vermischt, so daß es unmöglich war, aus der großen Menge von
Scherben solche zusammenzusuchen, die zu einzelnen Gefäßen gehörten.
Nur solche Gefäße, die zufällig in geschützter Lage und dem zerstörenden Ein-
flüsse der Gewässer nicht ausgesetzt waren, und namentlich kleinere Stücke, die rasch
von einer Schlammschichte bedeckt wurden, welche sie gegen ein weiteres Zerfallen am
besten sicherte, konnten gehoben und, wenn auch stark zertrümmert, die zusammen-
gehörigen Stücke wieder ergänzt werden.
Auf diese Weise konnten etwa 180 Stücke teils ganz erhalten ausgegraben oder
aus den zusammengehörigen Fragmenten ergänzt werden.
Zur allgemeinen Charakteristik sei hervorgehoben, daß unter den Gefäßen, so weit
sie ganz oder in Bruchstücken vorkamen, der überwiegende Teil einfaches, oft rohes
Gebrauchsgeschirr war, und wollten wir die Kulturstufe unserer Pfahlbaubewohner allein
darnach beurteilen, so würde das gewonnene Bild keinesfalls ein besonders günstiges
sein. Die Pfahlbauten waren eben Wohnhäuser und in diesen darf man ausschließlich
nur ordinäre Gebrauchsgefäße erwarten, die zum alltäglichen Leben dienten, während
feinere Vasen als Liebesgaben den Dahingeschiedenen in die Gräber mitgegeben und
dort auch in reichlicherer Anzahl gefunden wurden.
Unter den aus dem Pfahlbaue ausgegrabenen Gefäßen sind Schüsseln oder Schalen
die einfachsten und verhältnismäßig auch die häufigsten. Wir finden darunter folgende
F ormen :
1. Schalen. 1. Schalen mit flachem Boden, niederer, gerader, nach oben sich trichter-
förmig erweiternder Wandung. Vorhanden sind 18 Exemplare, eines davon in Taf. XIX,
Fig. 3, abgebildet.
2. Schale mit niederer, ein Avenig geschweifter Wandung. Voi’handen sind zwei
Exemplare, eines in Taf. XVIII, Fig. 1, abgebildet.
3. Schale mit trichterförmigem Körper, niederem eingezogenen Halsrande. Vorhanden
sind 16 Exemplare, davon eines in Taf. XVEH, Fig. 9, abgebildet.
Truhelka. Der vorgeschichtliche Pfahlbau im Savebette bei D. Dolina.
43
4. Ähnlich geformte Schalen mit einem warzenförmigen, senkrecht durchlochten
Ansätze zum Durchziehen einer Hängeschnur. Vorhanden zwei Exemplare, dargestellt
auf Taf. XVIII, Fig. 3, 4.
5. Dieselbe Form mit zwei diametralen, senkrecht unter dem Halsrande angebrachten
schmalen Wülsten. Taf. XVIII, Fig. 2.
Außer diesen wurden vereinzelte exzeptionelle Formen gefunden, und zwar das in
Taf. XIX, Fig. 8, abgebildete Stück mit karnissartig ausgewölbter Seitenwandung, welche
durch eine Reihe breiter, ganz flacher Buckel verziert war, weiters das in Taf. XIX,
Fig. 2, dargestellte Stück mit breiterem, nach oben sich verjüngendem und einwärts
gewölbtem Halse. Ein von diesen abweichendes Stück ist in der Grundform dem vor-
beschriebenen ähnlich, unterscheidet sich aber von den anderen dadurch, daß es an der
Kante, wo Bauch und Halsansatz durch eine scharfe Linie getrennt sind, vier zungen-
förmige radiale Ansätze und oberhalb am Halsrande je einen halbkreisförmigen Aus-
schnitt hat (Taf. XXIII, Fig. 29).
II. Becher. Die einfachste Form der Tonbecher ist die Glockenform mit geraden
oder nur ganz schwach gewölbten Seitenwandungen. Zwei Exemplare sind ganz glatt,
sogar roh ausgeführt und in Taf. XVIII, Fig. 5, Taf. XXI, Fig. 1, dargestellt. Zwei
andere Exemplare haben unter dem Rande vier diametral angeordnete radiale Ansätze
(Taf. XXXVI, Fig. 4, Taf. XIX, Fig. 7). Ein einzelnes Stück, sehr dünnwandig geformt,
besitzt einen kleinen Sockelwulst und kelchartig ausgebogenen Hals (Taf. XXII, Fig. 19),
ein rohgeformtes Stück endlich zeichnet sich von den übrigen dadurch aus, daß es um
die Mitte einen horizontalen, mit Fingereindrücken verzierten und sich zu zwei horizon-
talen bügelförmigen Handhaben erweiternden Wulst besitzt (Taf. XXII, Fig. IG).
Eine gefälligere Form repräsentieren uns vereinzelte Becher, welche eine gewölbte
Seitenwandung haben, die nach dem Fuße und Halse zu etwas eingezogen ist. Es sind
drei Exemplare dieser Gattung voi’handen (Taf. XVIII, Fig. 10, Taf. XXI, Fig. 3, 4).
Ein viertes, mit senkrechten Einkerbungen verziertes Stück veranschaulicht uns der
Grundform nach den Übergang zu gewissen typischen einhenkeligen Bechern, mit denen
es volle Ähnlichkeit hat, nur daß es henkellos ist (Taf. XXII, Fig. 24).
III. Kugelgefäße. Der Kugelform nähert sich ein schmuckloses bikonisches Gefäß,
welches in Taf. XVIII, Fig. 7, abgebildet ist. Ausgesprochene Kugelform hatten einzelne
Hängegefäße, oben mit einer engen Öffnung versehen, welche am Rande zwei diametral
angebrachte Löcher besaßen, wodurch man eine Hängeschnur durchziehen konnte.
Diese Gefäße scheinen zum Verwahren von Ingredienzen — vielleicht einer Salbe oder
dergleichen — gedient zu haben, welche unsere Pfahlbauern beständig mit sich führten,
denn man fand ähnliche unter den Beigaben der Toten. Die beiden Schnurlöcher dienten
aber auch dazu, um vermittels derselben einen kleinen, gleichfalls mit zwei entsprechen-
den Löchern versehenen Deckel festzubinden. Die Form dieser Deckel ist trichterförmig,
oben spitz verlaufend. In Taf. XXII, Fig. 28, ist ein unverziertes Exemplar, daneben,
Fig. 27, eines mit gekerbtem Rande, in Taf. XXIII, Fig. 17, ein drittes, mit horizontalen
Rillen verziertes.
Das einfachste Stück unter den Vorgefundenen Kugelgefäßen ist in Taf. XXXVI,
Fig. 2, abgebildet; es ist aus schwarzgefärbtem Ton, fast ganz kugelrund und schmucklos.
Ein durcligehends mit horizontalen Rillen verziertes Stück ist auf Taf. XXI, Fig. 5, ab-
gebildet, ein anderes mit aus Doppellinien gebildeten, über Eck gestellten Quadraten
verziert, deren Feld mit aus Punktreihen bestehenden Dreiecken ausgefüllt ist, auf
Taf. XXII, Fig. 21.
44
I. Archäologie und Geschichte.
Mitunter ist die Kugelform derartiger Gefäße abgeplattet, wie auf einem schmuck-
losen Exemplare (Taf. XXIII, Fig. 25) oder auf einem anderen mit horizontalen, aus
eingeritzten Dreiecken und Umfassungslinien bestehenden Bändern (Taf. XXII, Fig. 23).
Auf derselben Tafel sind auch zwei birnenförmige Gefäße abgebildet (Fig. 20
und 22), wovon das eine mit dem dazugehörigen Deckel ausgegraben wurde.
In die Kategorie der Hängegefäße gehört auch ein schalenförmiges Stück mit zwei
zungenförmigen Ansätzen, die je zwei senkrechte Schnurlöcher haben, welche zum Durch-
ziehen der Hängeschnur oder zum Befestigen des Deckels dienten (Taf. XXIII, Fig. 24).
IV. Einhenkelige Becher. Unter Becher wollen wir kleinere Gefäße verstehen, die
zum Schöpfen und Trinken von Flüssigkeiten dienten, die, obwohl ihrer Form nach
verschiedengestaltig, doch gewisse gemeinsame Merkmale haben. Das Hauptmerkmal
bei allen aber ist, daß der Henkel am Rande des Gefäßes und diesen mehr oder minder
überragend angebracht ist, so daß man beim Schöpfen eine geeignete Handhabe hatte,
welche es ermöglichte, die Vernichtung ohne die Hand zu benetzen auszuführen. Diese
Becher sind sehr zahh’eich, einzelne Formen so typisch ausgestaltet und in unserer
ersten Eisenzeit so weit verbreitet, daß man darin ganz charakteristische Leitformen
erblicken kann.
Die einfachste Form des Henkelbechers ist die mit halbkugeligem Körper und am
Rande ansitzendem Henkel. Die kleineren darunter können uns demnach den Übergang
vom Tonlöffel, mit dem sie große Ähnlichkeit haben, veranschaulichen. Einzelne hierher-
gehörige Stücke sind in Taf. XVII, Fig. 8, 9, ein mit einem Rillenbande am Rande
verziertes in Taf. XXIII, Fig. 5, abgebildet.
Die nächst ähnliche Form unterscheidet sich von der vorerwähnten nur dadurch,
daß der Gefäßboden flach und ziemlich breit, die Seitenwandung nieder und ein wenig
geschweift ist. Abgebildet sind hierhergehörige Gefäße in Taf. XVn, Fig. 3, 5, 6, und
Taf. XXI, Fig. 10, 11, 13, 14.
Nicht selten haben derartige Henkelbecher einen eiförmigen Körper, wie jener auf
Taf. XXI, Fig. 8, oder sind auch glockenförmig, oben erweitert (Taf. XVIII, Fig. 6, und
Taf. XX, Fig. 6). Ein zu dieser Gruppe gehöriges großes Exemplar zeichnet sich vor
den anderen dadurch aus, daß man am Henkelbügel zwei kleine warzenförmige Ansätze
erkennt, die man für Rudimente einer Sichelgestaltung auffassen kann, ähnlich jenen
bei den italischen Ansa lunata.
Am vollendetsten und zugleich auch typisch zeigt sich die Form des einhenkeligen
Bechers in einer Reihe von Exemplaren entwickelt, deren Merkmale darin bestehen,
daß der Gefäßkörper mehr oder minder ausgebaucht ist und daran ein hoher, von diesem
sich besonders abhebender, schwach gekehlter Hals ansetzt, während der Henkel, läng-
lichoval gestaltet, den oberen Halsrand um ein bedeutendes überragt. Diese Gefäße
sind in der Regel sehr sorgfältig gearbeitet, dünnwandig, oft schwarz gefärbt und auch
mit Ornamenten verziert. Der Gestalt nach erinnert diese Gefäßform an jene der grie-
chischen Oinochöe, und berücksichtigt man das Verbreitungsgebiet unserer vorgeschicht-
lichen Urform, so kann man mit einiger Berechtigung annehmen, daß die griechische
aus der vorgeschichtlichen hervorgegangen ist.
Die Ornamentik, welche wir auf einzelnen dieser Becher finden, besteht aus senk-
rechten Rillen, Zickzacklinien und Bändern, die in der Regel an der Ausbauchung an-
gebracht sind, während der Halsrand mit umlaufenden Horizontalrillen verziert ist.
Auf Taf. XVIII, Fig. 8, Taf. XIX, Fig. 4, 6, Taf. XXII, Fig. 17, Taf. XXIII,
Fig. 4 und 23, sind die charakteristischesten Exemplare dieser Gattung abgebildet,
während auf Taf. XXXVI, Fig. 1, Taf. XXII, Fig. 18, Taf. XXIII, Fig. 5, einige inso-
Truhelka. Der vorgeschichtliche Pfahlbau im Savebette bei D. Dolina.
45
ferne abweichende Stücke dargestellt sind, als sich der Gefäßkörper der bikonischen
Form nähert.
Eine besondere Klasse unter den einhenkeligen Gefäßen vertreten einige kleinere
mit eiförmigem oder auch trichterförmigem Körper, bei welchen der Henkel an der Seite
ansitzt, während der gegenüberliegende Halsrand zu einem kleinen Schnabel ausgezogen
ist, um das tropfenweise Ausgießen der Flüssigkeit zu erleichtern. Das Merkwürdige
an diesen Gefäßen ist aber, daß sie am Boden drei kurze Füße haben und sonach
geeignet waren, an der Glut zu stehen (Taf. XXI, Fig. 16, 17, Taf. XXIII, Fig. 15).
Ein Dreifußgefäß ohne Henkel veranschaulicht Taf. XXI, Fig. 9, ein anderes mit
geradem Stiel statt des Henkels Taf. XXII, Fig. 26.
V. Zweihenkelige Becher. In der Hauptform sind die zweihenkeligen Becher von
Donja Dolina den einhenkeligen vollkommen ähnlich und unterscheiden sich eben nur
dadurch, daß sie zwei diametrale, den Rand überragende Henkel besitzen. Die Körper-
form ist geschweift wie bei den besseren einhenkeligen Bechern, der Hals mehr oder
minder hoch und als besonderes Gliederungsstück behandelt. Auch diese Gefäße sind
sorgfältig gearbeitet, sie gehören nicht zum ordinären Kochgerät und manche darunter
haben eine sorgfältige Ornamentik, die aus senkrechten oder horizontalen Rillen und
auch Bändern besteht. Die in Taf. XIX, Fig. 1, Taf. XX, Fig. 1 — 5, Taf. XXI, Fig. 20
bis 22, reproduzierten Stücke veranschaulichen die am häufigsten vorkommenden Formen
dieser Gefäßgruppe.
VI. Saugnäpfe. Eine eigentümliche Konstruktion haben gewisse kleinere Gefäße,
die wir als Saugnäpfe bezeichnen können. Der Form nach sind sie untereinander ver-
schieden, aber alle haben als gemeinsames Merkmal in der Mitte der Seitenwandung
eine horizontale Saugröhre angebracht. Sie dienten, ähnlich wie unsere Saugfläschchen,
zum Auffüttern kleiner Kinder.
Die einfachste Form dieser Gefäßart repräsentiert uns ein löffelartiges Stück, dessen
gerader Stiel röhrenförmig durchbohrt war (Taf. XVII, Fig. 7). Es war dies also ein
mit einer Saugvorrichtung versehener Löffel. In Taf. XXI, Fig. 7, ist ein derartiges
Gefäß mit eiförmigem Körper dargestellt, ein ähnliches in Taf. XXIII, Fig. 7.
Zwei Gefäße zeigen eine entwickeltere Form, indem das eine die Gestalt eines
einhenkeligen Bechers (Taf. XXII, Fig. 25) hat, das andere aber eine Miniaturform der
Urnen vom Villanovatypus repräsentiert (Taf. XXIII, Fig. 6).
Diese Gefäße sind an und für sich Kleinigkeiten, aber auch sie sind geeignet, in
ihrer Unbedeutendheit uns einen Blick in das Leben unserer Pfahlbauer zu gestatten
und uns erkennen zu lassen, wie sie für ihre Kleinen Sorge führten. So gering diese
Sächelchen sind, würden wir sie nur ungerne aus dem Inventar der uns im Pfahlbaue
überlieferten Geräte vermissen.
VII. Löffel. Zu den häufigsten Tongeräten gehören kleine schalenförmige Geräte,
welche als Löffel dienten. Alle ohne Ausnahme haben am Rande eine zum Halten
geeignete Handhabe, welche in den meisten Fällen in einem ziemlich weiten kreisrunden
Henkel besteht, bei vereinzelten Stücken aber auch die Gestalt eines kurzen horizon-
talen Stieles haben. In einem Falle war dieser Stiel sogar düllenförmig angebohrt, so
daß man einen anderen Holzstiel darin befestigen konnte und derart ohne Gefahr selbst
in siedendes Wasser damit eingreifen konnte.
Die Form des Löffels ist in der Regel rund, aber mitunter auch oval oder, wie
bei unseren modernen Löffeln, herzförmig. Beispiele verschiedener Löffeln sind in
Taf. XVII, Fig. 1, 2, 8, Taf. XX, Fig. 7—10, Taf. XXII, Fig. 29—32, Taf. XXIII,
Fig. 26, 27, abgebildet.
46
I. Archäologie und Geschichte.
VIII. Trichter. Als Trichter können wir einzelne kleine tellerförmige, unten zu-
gespitzte Gefäßchen auffassen, die in der Mitte senkrecht durchlocht sind (Taf. XXVII,
Fig. 9). Sie sind sehr klein, einzelne haben an der Trichtermündung drei warzenförmige
Ansätze, um das Aufstellen zu erleichtern, und sind wohl auch mit eingedrückten Punkten
verziert. Sie konnten bei ihrer Kleinheit nur als Tropftrichter verwendet werden, für
das Übergießen größerer Flüssigkeitsmengen waren sie ungeeignet (vgl. Taf. XXII,
Fig. 33-35, Taf. XXIII, Fig. 16, 18).
IX. Vasen. Unter den zahlreicheren Gebrauchsgefäßen, die unser Pfahlbau lieferte,
befanden sich auch einzelne Stücke, die mit größerer Sorgfalt ausgeführt und verziert
waren und die wir als Ziervasen auffassen können. Wir haben darunter zunächst eine
kleine henkellose Vase aus schwarzgefärbtem Ton, deren Form dem Villanovatypus
nachgebildet ist. Sie hat wie diese eine starke Ausbauchung, hohen, am oberen Rande
etwas ausladenden Hals. Unter dem Halsrande sind vier runde stollenförmige Ansätze
als Verzierung angebracht, die Ausbauchung ist mit senkrechten breiten Rillen verziert
(vgl. Taf. XXIII, Fig. 9).
Ein zweites, gleichfalls henkelloses Stück ist in der Form dem vorbeschriebenen
ähnlich, doch viel breiter und niedriger gehalten. Seine Ornamentik besteht abwechselnd
aus erhabenen Buckeln und Gruppen von senkrechten Rillen, die an der
Peripherie in regelmäßiger Aufeinanderfolge angereiht sind (Taf. XXIII,
Fig. 10).
Der Form nach ähnlich diesem ist das auf derselben Tafel, Fig. 8,
abgebildete Gefäß und weicht von ihm nur insoferne ab, als der Gefäß-
hals vom Körper scharf getrennt ist. Das Gefäß ist allerdings schmuck-
los, aber dennoch eine Seltenheit im Inventare unserer Pfahlbaubewohner,
denn es ist auf der Drehscheibe sehr sorgfältig und dünnwandig an-
gefertigt. In der großen Anzahl der Gefäßscherben, welche in Dolina
vorkamen, sind Fragmente von Drehscheibengefäßen, obwohl sie ange-
troffen wurden, eine große Seltenheit und ist dieses gut erhaltene Stück als ein Beleg
für die vorgeschichtliche Drehscheibentechnik sehr wertvoll. (Taf. XXIII, Fig. 8.)
In Textfig. 22 ist ein kleiner, aus geschwärztem Ton gefertigter Krug dargestellt,
welcher sorgfältig gearbeitet, unter dem hohen, von einem Henkel überragten Halse mit
einem Dreieckornamente verziert ist.
Das schönste im Pfahlbaue bisher entdeckte Gefäß ist endlich der in Fig. 23 abgebildete
große Henkelbecher. Die Arbeit an diesem Stücke ist, obwohl es aus freier Hand geformt
ist, eine außerordentlich saubere, das Gefäß
dünnwandig und seine Ornamentik eine ge-
wählte und erinnert uns an gewisse godro-
nierte Bronzeschalen unserer ersten Eisen-
zeit. Wie bei diesen ist die Ausbauchung
mit einer Reihe erhabener Buckel verziert,
welche je von einem Punktkreise umgeben
sind. Zwischen den Buckeln ist ein breite-
rer, mit senkrechten Rillen und zwei senk-
rechten Punktreihen dazwischen verzierter
Streifen glatt geblieben. Der Halsrand ist
mit einer Reihe vertiefter Punkte versehen.
X. Plastisches. Versuche plastischer Darstellungen in Ton sind in Dolina allerdings
selten, aber kamen dennoch vor. In künstlerischer Plinsicht erheben sie sich nicht über
Fig. 23. Vase aus rötlichem polierten Ton (1/4).
Fig. 22. Vase
aus schwarzem
polierten Ton
(Vio).
Truhelka. Der vorgeschichtliche Pfahlbau im Savebette bei D. Dolina.
47
In die erste gehören
Fig. 24. Tonidol (2/3).
das allgemeine Niveau vorgeschichtlicher bildnerischer Versuche. Sie sind ebenso roh
und primitiv erzeugt wie die meisten derartigen „Idole“ und die Roheit der Ausführung,
manchen anderen Erzeugnissen der Tonindustrie gegenübergestellt, welche eine gewisse
künstlerische Veranlagung verraten, drängen uns den Gedanken auf, daß in der tech-
nischen Unvollkommenheit dieser „Idole“ eine gewisse Absicht zum Ausdrucke kommt.
Im Pfahlbaue wurden bisher vier Figürchen entdeckt, die in die Gruppe der so-
genannten „Idole“ gehören.
Die große bisher bekannt gewordene Serie vorgeschichtlicher Tonidole repräsen-
tieren uns zwei von einander leicht zu unterscheidende Klassen,
jene, worin die Plastiker es versuchten, die Naturformen so gut
oder so schlecht es ging zu reproduzieren, und dieser Versuch ist
in der Regel so wenig gelungen, daß man nur in den seltensten
Fällen bestimmen kann, welches Tier das Idol vorstellen soll, ja
oft ist man im Zweifel, ob es eine menschliche oder tierische Ge-
stalt darstellt. So ist das in Textfig. 24 abgebildete Idol gänzlich
unbestimmter Form. Vom Kopfe, Schwänze und den Extremitäten
sind nur Rudimente erkenntlich, ob aber das Bild ein Säugetier,
eine Eidechse oder sonst was vorstellen soll, bleibt wohl unbe-
stimmbar.
Das in Fig. 25 abgebildete Stück ist schon besser und
obwohl Kopf und Füße daran abgeschlagen sind, kann man
wenigstens ahnen, daß es ein Pferd oder Rind darstellen sollte.
In die zweite Klasse gehören solche Idole, bei welchen
das plastische Unvermögen durch eine konventionelle stilisti-
sche Wiedergabe markiert wird. Nach dem mißlungenen
Versuche, Rundbilder herzustellen, gelangte man zum flachen
Brettidol, welches in fast geometrischen Umrissen die
Hauptform wiedergibt und darin nur ganz charakteristische
Merkmale — Nase, Brüste, Vulva u. dgl. — , eine Hand-
habe zur näheren Bestimmung des Idols, darbieten. Diese rohe, konventionelle Stilistik
verleiht diesen Idolen ihr gleichmäßiges Aussehen, sie ist es aber auch, welche die
Forscher zuerst auf den Gedanken brachte, daß man in diesen bildnerischen Versuchen
Idole erblicken solle.
Im Pfahlbaue wurden zwei Exemplare dieser Gruppe entdeckt und sind diese in
Taf. XXXIII, Fig. 21 und 24, reproduziert.
Auch das auf Taf. XXXVI, Fig. 5 und 6, abgebildete Stierköpfchen aus schwarzem
Ton ist flach und brettartig ausgeführt und nur nach den äußeren Konturlinien erkennt-
lich. An dessen Rückseite sitzt ein runder Stab an, vermittels welchem es an irgend einer
Vase — als Henkel oder Zierat — befestigt war.
Ein interessantes Stück ist die in Taf. IX, Fig. 11, abgebildete kleine Vase in
Vogelform. Sie ist bis auf den fehlenden Kopf gut erhalten und an der Oberfläche mit
vertieften Punkten verziert. Auch hier vermissen wir ein genaueres Verständnis der
natürlichen Formen und können nur so viel bestimmen, daß das Vorbild der Vogelwelt
entnommen wurde.
Nach Analogie zahlreicher Vorkommnisse späterer Zeiten können wir ein kleines
Tongefäßchen in Gestalt eines Fußes oder Schuhes mit einem über dem Riste ange-
brachten Henkel (Taf. XXVII, Fig. 5) gleichfalls als ein sakrales Gebrauchsstück auf-
fassen.
Fig. 25. Tonidol (2/3).
48
I. Archäologie und Geschichte.
Es dürfte ein Weihgeschenk gewesen sein wie jene Weihgeschenke in Gestalt von
Hand, Fuß oder sonstigen Körperteilen, die im hellenischen Altertum so überaus häufig
waren und selbst dem Christentum überliefert wurden.
XI. Spielsachen. In vielen vorgeschichtlichen Ansiedlungen, in welchen Tonsachen
in größerer Menge gefunden wurden, begegnen wir einzelnen rohgeformten Miniatur-
gefäßen, die man als Spielzeug auffaßte. Derartiges Spielzeug war auch in unserem
Pfahlbaue nicht selten. Den Namen „Spielzeug“ geben wir diesen Kleinigkeiten nicht
deshalb, weil es von den Alten zum Zeitvertreib ihrer Jungen angefertigte Spielsachen
waren, sondern weil die hoffnungsvolle Pfahlbauerjugend diese Sächelchen zum Spiel
und Zeitvertreib selbst anfertigte. Wir müssen sie als Kindererzeugnisse schon aus dem
Grunde auffassen, weil sie so roh ausgeführt sind, daß sie selbst für Schleuderware zu
roh wären. Beim Zusehen, wie die Eltern sich mit Töpferei beschäftigten, erwachte
wohl in manchem Kinde der Nachahmungstrieb, es versuchte, es ihnen nachzumachen,
und erzeugte jene Miniaturgefäße. Auf diese Weise machte manches Kind seine Vor-
schule im Spiele durch und wurde mit der Zeit ein tüchtiger Töpfer. Die Eltern konnten
wohl den Bitten ihrer Jungen nicht widerstehen, ließen deren Erzeugnisse mit der
eigenen Ware garbrennen und so konnten diese Versuche kindlichen Fleißes späten
Jahrtausenden überliefert werden.
Es liegt im Wesen der Sache, daß die Kinder nur solche Formen nachbildeten,
bei denen die technische Herstellung keine allzugroßen Schwierigkeiten darbot, und
dazu eigneten sich besonders Schalen- und flachere Topfformen, die auch in der Mehr-
zahl vorgefunden wurden. Henkelgefäße fehlen hingegen, weil die Anfertigung und noch
mehr die Anbringung des Henkels dem Ungeübten große Schwierigkeiten machten.
Abgesehen von den einfacheren Formen — einzelne davon in Taf. XX, Fig. 11, 12, 13,
Taf. XXI, Fig. 12, 15, 18, u. a. a. 0. abgebildet — werden uns jene interessieren, in
welchen wir kindliche Versuche erkennen, gewisse typische Vorbilder nachzuahmen.
So stellt uns das Gefäßchen auf Taf. XXXVI, Fig. 4, eine Glockenurne mit vier zungen-
förmigen Ansätzen, jenes auf Taf. XXIII, Fig. 14, eine solche mit sechs warzenförmigen
Zapfen dar. Miniaturdarstellungen der Urnen vom Villanovatypus erkennen wir in
Taf. XXIII, Fig. 11—13.
In die Kategorie der Spielsachen gehört vielleicht das in Taf. XXI, Fig. 2, abge-
bildete Standgefäß und ein anderes mit dreifüßigem Ständer auf Taf. XXIII, Fig. 16.
XII. Sonstiges Tongerät. Aus Ton wurden noch mancherlei Gerätschaften ver-
fertigt, welcher sich die Pfahlbauern bei ihren täglichen Verrichtungen bedienten. So
fanden sich in größeren Mengen aus Ton hei’gestellte Spulen, die jedenfalls zum Auf-
winden von Garn oder Schnüren dienten. Sie haben die Gestalt unserer heutigen Spulen,
d. i. sie sind zilinderförmig, in der Mitte dünner, an beiden Seiten von scheibenartigen
Erweiterungen begrenzt. Nur ein einziges Exemplar darunter war der Längsachse nach
durchlocht (Taf. XXII, Fig. 10), alle anderen aber massiv. Um aber das Abwickeln des
Fadens zu erleichtern, wurde auf den beiden Seitenscheiben ein Eindruck gemacht, wo
man die Spule mit dem Daumen und Zeigefinger der einen Hand fassen und so leicht
drehen konnte (vgl. Taf. XX, Fig. 14, 15, 20).
Gewöhnlich sind diese Spulen schmucklos, aber einzelne darunter sind auch mit
Ornamenten versehen. In Taf. XXII, Fig. 9, ist ein Stück abgebildet, das an den beiden
Scheiben ein kreuzförmiges Ornament besitzt. Es besteht aus einem vertieft eingeritzten
Kreuze, das von Rechtwinkeln und einem Punkte darin kantoniert ist. Ein anderes
Stück weist auf den Scheiben ein von einem Kreise umgebenes Kreuz auf, welches aus
vertieften Punkten besteht (Taf. XX, Fig. 16). Das in Taf. XXII, Fig. 11, abgebildete
Truhelka. Der vorgeschichtliche Pfahlbau im Savebette bei D. Dolina.
49
Stück zeigt eine Ornamentik, die aus rechtwinkelig’, wie es scheint regellos angeordneten
geraden Linien besteht, in denen wir vielleicht eine mißlungene Nachahmung einer Swastika
erblicken können (vgl. auch die Stücke auf Taf. XVI, Fig. 15, Taf. XXIV, Fig. 1 — 5).
Vereinzelt kommen auch ganz flache scheibenförmige Spulen mit umlaufender Rinne
an der Peripherie vor, wde jene auf Taf. XVI, Fig. 14.
Neben diesen ziemlich sorgfältig ausgearbeiteten Spulen findet man auch solche,
die bedeutend größer und roh hergestellt waren. Sie unterscheiden sich von den vor-
herigen dadurch, daß die beiden Köpfe nicht scheibenförmig, sondern abgerundet sind
ähnlich den Turnerhanteln, auch der Ton ist bei ihnen nicht rein, sondern stark mit
Spreu vermengt. Diese Beimengung war eine absichtliche und jedenfalls dem Zwecke,
welchem diese Stücke dienen sollten, angepaßte. Man nimmt an, daß diese Tonklötze
am Herde als Untersätze von Gefäßen an Stelle unserer Dreifüße verwendet wurden
oder auch in der Töpferei als Unterlage unter der garzubrennenden Ware Anwendung
fanden (vgl. Taf. XXIV, Fig. 6—8).
Aus plastischem Ton wurden auch Spulenkerne angefertigt. Wir besitzen deren
zwei Exemplare. Das eine, in Taf. XXII, Fig. 14, abgebildet, hat die Gestalt einer stern-
förmigen, etwas ausgehöhlten Scheibe, das andere besteht aus drei von einem gemein-
samen Mittelpunkte ausstrahlenden runden Stäben, ist im Mittelpunkte durchlocht und
an den End- und Berührungsflächen der Stäbe mit je einem vertieften Punkt verziert
(Taf. XXII, Fig. 15).
Zu den häufigeren Funden gehören in unserem Pfahlbaue gewisse Tongeräte, die
vielleicht als Glättwerkzeuge gedient haben. Es sind dies T-förmige Stücke, bestehend
aus einem flacheren Tonstreifen, auf dessen Mittelpunkt ein kurzer runder Stab, der als
Handhabe diente, aufsitzt. Diese Handhabe ist gewöhnlich durchlocht, so daß eine Schnur
durchgezogen werden konnte. Die obere Fläche, welche bei der Arbeit mit diesem Gerät
benützt wurde, zeigt starke Glättspuren und wurde zweifellos zum Glätten, sei es des
Leders, oder zum Polieren der fertigen Gefäße vor dem Brande verwendet. Einige
dieser Glättinstrumente sind auf Taf. XVIII, Fig. 12, Taf. XX, Fig. 21, Taf. XXII,
Fig. 12, 13, abgebildet.
Auch das in Taf. XXIII, Fig. 20, abgebildete Stück, ein stielförmiges, einerseits
abgerundetes, andererseits in zwei Zapfen endigendes Werkzeug dürfte zum Glätten
gedient haben, denn es trägt am abgerundeten Ende deutliche Spuren einer solchen
Verwendung und mag als Polierstein bei feineren Gefäßbuckelungen ganz gute Dienste
geleistet haben.
Exzeptionelle Tongegenstände repräsentieren uns der auf Taf. XXIII, Fig. 19, ab-
gebildete ovale platte Deckel mit zwei Bandösen zum Festschnüren an den Schmalseiten
und durchlochtem Mittelwulst, ein aus einem dünnen Tonstreifen hergestellter großer
Reif (Taf. XXXV, Fig. 4) und eine kreisrunde, mit Sieblöchern versehene Tonscheibe
(Taf. XXVII, Fig. 12), die als Einsatz in einem besonderen Gefäße, als Filter diente.
VIII. Die kerami sclie Ornamentik.
(Als Illustration hierzu: Tafel VIII, IX, XXV— XXVII und XXXIII, Fig. 20.)
Überblicken wir die in Dolina ausgegrabenen Gefäße und Scherben, so werden
wir zunächst die Wahrnehmung machen, daß der überwiegende Teil gewöhnliches Ge-
brauchsgeschirr war und folglich einer besonderen Ornamentierung nicht bedurfte. Was
aber an feineren Gefäßen vorhanden ist, weist eine fortgeschrittene Ornamentik auf, die
über eine ansehnliche Skala allerdings einfacher elementarer Motive verfügt.
Band IX. 4
50
I. Archäologie und Geschichte.
Schon an den Henkeln der Henkelgefäße bemerken wir das Bestreben, ihnen eine
gefälligere, durch Schweifung, Längsrillen, Kehlungen oder Rippen verzierte Gestalt zu
geben (Taf. XXV, Fig. 2 — 4). Dabei ist die obere Wölbung des Henkels nicht selten
mit seitlichen Ansätzen versehen (Taf. XXV, Fig. 5, 6, 8, 9, Taf. XXVII, Fig. 4), die
uns an die italische Ansa cornuta oder lunata erinnert und die wir als Entwicklungs
glied desselben Formenkreises betrachten dürfen, denn auch andere, noch typischere
Formen weisen nach Italien und gestatten uns, die Pfahlbauansiedlung von Donja Dolina
demselben Kulturkreise einzuverleiben. Die Ansätze sind hier bald warzenförmig, bald
mit stollenförmigen Erweiterungen versehen, wohl auch spiralförmig gedreht und erinnern
in dem Falle an Widderhörner (vgl. Taf. XXVII, Fig. 7, Taf. XXXIII, Fig. 22). Am
Gefäßkörper ist hauptsächlich der obere Halsrand und der obere Rand der Ausbauchung
verziert. Unter den ornamentalen Motiven bemerken wir zunächst das uralte und doch
ewig dauernde und unvergängliche des Fingerabdruckes, welches gewöhnlich auf einem
besonderen auf die Gefäßwandung aufgeklebten erhabenen Stab angewendet wird
(Taf. XXV, Fig. 11 — 14). Mitunter werden zur Verzierung auch erhabene glatte Schnüre,
teils in geradliniger Anordnung, teils zu Spiralen gewunden, aufgelegt (Taf. XXV,
Fig. 15—20).
Häufiger aber als diese Motive sind geradlinige Linearmotive, welche mit einem
stumpfen Werkzeuge in die noch weiche Tonmasse mehr oder minder tief und breit
eingeritzt werden und bald einfache Ritze, bald breite Rillen vorstellen. Diese werden
unter dem Halse in horizontalen, oft sehr dichten Reihen angebracht, an der Wölbung,
oben als Trennungslinien, unterhalb aber entweder senkrecht zu frasenartigen Gruppen
gruppiert oder Zickzackmotive darstellend. Diese sind nicht selten durch Punktreihen,
welche mit einer stumpfen Spitze erzeugt wurden, kantoniert (Taf. XXVI).
Bei besonders schönen Gefäßen ist die Wölbung des Gefäßkörpers gebuckelt und
erinnert in dieser Beziehung an Vasen, die a godrons geformt sind. Diese repräsen-
tieren uns bereits eine sekundäre Form, ein Motiv der Bronzetreibtechnik, auf die
Keramik übertragen.
Diese Motive bieten uns nichts Typisches. Es sind Motive, die naturgemäß durch
den Entwicklungsgang der keramischen Industrie bedingt waren, die uns allein keinen
Anhaltspunkt zu einer näheren Bestimmung gewähren. Sie sind bezeichnend für eine
gewisse Stufe keramischer Entwicklungsgeschichte, aber sie gestatten uns keinerlei
Rückschluß auf eine bestimmte, genauer begrenzte Kulturströmung. Nach ihnen
allein wären wir wohl kaum in der Lage zu bestimmen, welchen Alters, welcher
Zugehörigkeit, welcher Bedeutung im kulturgeschichtlichen Entwicklungsgänge unser
Pfahlbau war.
Neben diesen keramischen Ornamenten finden wir aber auch solche, die sich durch
bestimmtere Formen auszeichnen und an besonderen, gleichartigen Gegenständen in
typischer Weise wiederholen. Die Koinzidenz der Motive mit der Örtlichkeit führt uns
aber zu dem berechtigten Schlüsse, daß wir bei ihnen zumindestens an eine gewisse
traditionelle Überlieferung zu denken haben, die nicht bloß ein Ergebnis jenes Entwick-
lungsganges war, womit sich das Ornament dem Materiale anpaßt oder aus diesem
hervorgeht. Der Ursprung dieser Tradition scheint kein technischer, vielmehr einem
Anschauungskreise entsprungen zu sein, der manchen Forschern Anlaß zu symbolisti-
schen Reflexionen gegeben hat.
In erster Reihe erwähnen wir die Swastika, welche dank ihrer typischen Form
und dem räumlich und zeitlich weitreichenden Verbreitungsgebiete den Forschern am
meisten zu denken gegeben hat.
Truhelka. Der vorgeschichtliche Pfahlbau im Savebette bei D. Dolina.
51
Wir finden die Swastika in Dolina in ihrer einfachen Form als Verzierung der
oberen Fläche jener Tonprismen, die wir als Koch- oder Sudsteine aufgefaßt haben.
Sie ist entweder vertieft eingeritzt, durch Schnurabdruck (Fig. 27) hergestellt oder auch
als plastisch erhabenes Ornament ausgestaltet (Fig. 26, Taf. XXIII, Fig. 1, Taf. XXXIII,
Fig. 20).
Fig. 26. Sudstein, mit Swastika und Mäander verziert (2/3). verziert d/fi-
In entwickelterer Form finden wir sie als Verzierung der Seitenwände weniger
Sudsteine, hauptsächlich aber als regelmäßig erhabenes Motiv auf den Seitenwandungen
der Herde unserer Pfahlbaubewohner. Das Motiv zeigt uns hier Kompositionen der ur-
sprünglichen Swastika als ein verflochtenes Flachornament, welches verschiedene Aus-
gestaltungen aufweist und bald einfach mäanderförmig ausgebildet ist oder jenes eigen-
tümliche Motiv vorstellt, das wir unter dem Namen eines Alikreuzes kennen (Taf. VIII,
Fig. 1—6, Taf. IX, Fig. 2, 3, 4, 7, Textfig. 28—32).
Über die Bedeutung des Drehkreuzes und der sich aus ihm ergebenden entwickel-
teren Formen gehen die Ansichten auseinander. Seit Schliemann in Hissarlik jene große
Anzahl mit Hakenkreuzen in verschiedenster Form versehenen Tonwirteln ausgegraben
hat und in Mykene und Tiryns die ältesten europäischen Belege des Mäanders ent-
deckt hatte, wurde die alte Frage über die Bedeutung der Swastika von neuem mit
lebhafterem Interesse diskutiert. Die Wege, welche die Forschung einschlug, führten
nach zwei Richtungen: die eine gelangte zu einer mystisch-symbolischen Deutung des
als eine Art Hieroglyphe aufgefaßten Ornamentes, die andere kam zu der Anschauung,
daß das Motiv ursprünglich aus dem Bestreben hervorgegangen sei, ein dem Naturreiche
entnommenes Vorbild zeichnerisch wiederzugeben, für welches sich im Laufe der Zeit
eine gewisse konventionelle Form herauskristallisierte.
Die Symboliker sehen im Hakenkreuze zunächst das Drehkreuz als Symbol der
endlos sich drehenden feurigen Sonne, der Wärme- und Lebensspenderin, deren Bahn
sich am Himmelsgewmlbe als ein unsichtbarer unendlicher Mäander dahinzieht. Sie sehen
darin das Symbol des keimenden, gedeihenden Lebens und bringen es naturgemäß mit
solchen Gottheitsvorstellungen in Zusammenhang, welche aus dem Licht- und Wärme-
kultus hervorgegangen sind.
Diese Auffassung hat etwas Poetisches an sich und sie wird bei poetisch angelegten
Naturen leicht Anklang finden. Den besten Beweis für die symbolische Deutung solcher
Urmotive kann man ja in dem Umstande finden, daß, je niederer die Kulturstufe eines
4*
52
I. Archäologie und Geschichte.
Volkes oder der Menschheit im allgemeinen ist, das poetische und religiös-mystische
Element umsomehr zur Geltung kommt. Aber bei einer Beurteilung derartiger Motive,
die zu einer das alltägliche natürliche Niveau übersteigenden Deutung führt, darf eine
gewisse Grenze nicht überschritten werden. Vor allem darf der Standpunkt des bildenden
Künstlers, der sich dieser Motive bedient, nicht mit jenem des Forschers, welcher sie
beurteilt, verwechselt werden. Man darf dem natürlichen urwüchsigen Schönheitstriebe,
der sich in den Uranfängen ornamentaler Kunst äußert, nicht immer eine gewisse trans-
zendentale Reflexion unterschieben. Oft geht ja das eine aus dem anderen hervor und
die Grenze, wo das Ineinanderfließen stattfindet, ist nur selten genau festzustellen; oft
hat das Ornament seine Entstehung nur der Form, dem Material und der Technik des
zu verzierenden Gegenstandes und dem spontanen künstlerischen Impuls zu danken und
die Reflexion bringen erst wir, die der Sache fernstehen, in das Ganze hinein.
In unserem Falle werden die in Frage stehenden
Ornamente jener großen Gruppe zugeteilt, welche aus
der Symbolik einer gemeinsamen Urreligion hervorging,
deren Kultus aus der göttlichen Verehrung der wohl-
tätigen schöpferischen Macht des Feuers und des Lichtes
hervorging. Den Anhängern dieser Theorie können die
Funde von Donja Dolina als willkommene Belege dienen,
denn sowohl die einfache Swastika als auch die daraus
abgeleiteten Motive des Mäanders und Alikreuzes kommen
ausschließlich nur auf solchen Gegenständen vor, die mit
dem Feuer in engste Berührung kamen. Wir finden sie
auf jenen Tonprismen, die wir für Sudsteine halten, und
in ganz konventioneller Ausgestaltung auf jenen Herden,
die in Dolina die typische, künstlerisch ausgestattete Herd-
form repräsentieren.
Die vollendete künstlerische Ausstattung könnte so-
gar die Berechtigung zu dem Schlüsse liefern, daß wir
es hier geradezu mit Sakralgeräten zu tun haben. Berück-
sichtigt man jene Verehrung, welche der häusliche Herd
als Familienheiligtum bei primitiven Völkern genoß und
heute noch genießt, so drängt sich der Gedanke von selbst auf, daß man in diesen
Herden die Hausaltäre der Urbewohner von Donja Dolina vor Augen hat.
In der Festschrift für Adolf Bastian (Berlin 1896) hat Karl v. Steinen
eine von der bisherigen ganz abweichende Deutung der Swastika gegeben. In den
Swastikas der trojanischen Wirtel will er primitive Versuche erblicken, den Storchflug
zeichnerisch darzustellen, das kantonierte Kreuz wäre nach ihm die urwüchsigste Dar-
stellung des Storchnestes mit den Jungen und hat er dafür sogar die Bezeichnung Brut-
kreuz angenommen. Der Umstand endlich, daß Troja in einer an Störchen reichen
Sumpflandschaft lag, führte ihn zur Ansicht, daß es naheliegend war, daß dieser Vogel,
der dort alltäglich ist, nicht nur in der Kunst, sondern auch in der religiösen Symbolik
der lokalen Urbevölkerung eine Rolle spielen mußte und daß die zeichnerische, mit der
Zeit konventionell ausgestaltete Darstellung die Bedeutung eines religiösen Symbols er-
langen könnte. Die Idee, welche dieser Symbolik zugrunde liegen könnte, wäre dem-
nach in den typischen Eigenschaften des Storches zu suchen, eines Geschöpfes, das
wegen seiner Fruchtbarkeit, aufopfernden Liebe zu seinen Jungen und als Vertilger von
Gewürm sprichwörtlich ist. Wie man sieht, kommt auch v. Steinen auf einem ganz
Fig. 28. Fragment
eines swastikoiilen Ornamentes
von einem Ofen (ca. 1/2).
Trukelka. Der vorgeschichtliche Pfahlbau im Savebette bei D. Doli 11a.
53
entgegengesetzten Wege wieder zu einer religiösen Symbolik, die allerdings mit dem
Feuerkultus nichts gemein hat.
Ob diese Anschauung berechtigt ist, wer könnte das behaupten? Aber jedenfalls
dürfte man zu ihrer Bekräftigung anführen, daß auch der Pfahlbau von Donja Dolina
im Verbreitungsgebiete der Störche liegt, ja daß dieselben im Sommer zu den ständigen
Bewohnern der Saveufer gehören.
Wir wollen uns für keine der beiden Theorien von der Swastika entscheiden, denn
sind schon die Anfänge der Kunst dunkel und unerforscht, so ist das Dunkel noch un-
durchdringlicher, wenn es sich um eine rein ornamentale Kunst handelt. So lange der
Ursprung ihrer Motive auf technische Vorbedingungen zurückzuführen ist, können wir
ihm nachforschen und
ihn vielleicht auch er-
gründen, eine zufällige
Ähnlichkeit mit Mo-
tiven unserer Umge-
bung bleibt aber unter
allen Umständen ein
unzuverläßlicher Füh-
rer in solchen Fragen.
Für uns hat die
Frage, auf welchem
Wege diese ornamen-
talen Motive nach Bos-
nien gelangten und wel-
chem Kulturkreise sie
angehörten, eine grö-
ßere Bedeutung als die
vorher berührte.
Die nächsten Ana-
logien zu unseren Swa-
stikas und den daraus
abgeleiteten ornamen-
talen Kompositionen
finden wir in Italien
in der ersten Eisenzeit.
In Villanova und
Arnoaldi-Bologna
sehen wir die einfache Swastika sehr häufig auf Urnen eingeritzt, auf Vasen von Vetulonia,
Bologna, Chiusi, Bazzano, Poggio-Renzo die erweiterte quadratische, dem Ali-
kreuze analoge Form, in etwas jüngeren Perioden endlich (Arnoaldi) aus den Elemen-
ten der Swastika gebildete mäanderartige Kompositionen, die wir auch in Este in ganz
eigentümlicher, aus parallelen Doppelpunktreihen hergestellter Form wiederfinden.
Nach Montelius’ Chronologie gehören diese Motive der ersten und zweiten Periode
der ersten Eisenzeit an und gewinnen wir dadurch einen Anhaltspunkt für die zeitliche
Bestimmung des gleichen Vorkommens in Bosnien, indirekt auch für die Altersbestim-
mung unseres Pfahlbaues.
Fig. 29. Rekonstruktion der Flächenentwicklung des in Fig. 28
reproduzierten Ornamentfragmentes (V3).
Das Motiv erhielt sich auch in späteren Perioden, und namentlich in der La-
Tene-Keramik finden wir es recht häufig. Hier lebte es, wie uns Gefäße von Tuklat
54
I. Archäologie und Geschichte.
in Böhmen (Pamatki arkeolog., F. 1897, Taf. 38 und 39) beweisen, bis in die Spät-
La-Tene-Periode hinein und dessen Verbreitungsgebiet reichte in dieser Zeit im Norden
bis nach Jütland. Auch in Bosnien treffen wir es im La-Tene-Gräberfeld vonJezerine
in Form einfacher Mäander und auch in Ripaö wurde es einigemale nachgewiesen.
Hier ist das Ornament in rotbrauner Farbe auf gelbem Ton
aufgetragen und gehört demnach der jüngsten Stufe dieses
Gräberfeldes an.
Ob es religiöse Anschauungen waren, die diesen Motiven
den Weg über die Alpenpässe öffneten, oder aber eine fort-
schreitende Kulturströmung, darauf mag uns der folgende
Vergleich antworten.
In Fig. 28 reproduzieren wir ein swastikoides Ornament-
fragment von einer Herdwandung aus dem Pfahlbaue von
Donja Dolina und in der folgenden Fig. 29 die Rekonstruk-
tion desselben Motives, wie es sich als Flächenornament
naturgemäß entwickelt haben muß. In Fig. 30 sind zwei auf
Lanzenblättern aus T hi eile und La-Tene gravierte Kom-
positionen reproduziert, wo dieselbe Swastika in einem Falle
als Quadrat (mit nach links gerichteten Haken), im anderen
Fig1. 30.
Ornamente auf La Tene-Lanzen :
a) aus Thielle, bj aus La Tene
(nach Youga) (I/2).
aber rautenförmig ausgestaltet ist.
Die auffallend gleiche Behandlungsweise spricht wohl
am deutlichsten dafür, daß zwischen diesen rein keltischen
Stücken und jenen von Dolina irgend ein kunstgeschicht-
licher Zusammenhang bestand.
Bei der Beschreibung des Fundes aus dem vorgeschichtlichen Krematorium von
Gorica (vgl. Wissenschaftl. Mitteil, aus Bosnien und der Herzegowina, Bd.VHI, S. 3 ff.)
habe ich bereits auf die Aufgabe hingewiesen, welcher sich die Kelten während ihrer
Wanderungen als Vermittler zwischen der italischen und der Balkanhalbinsel unterzogen
haben. Die Geschichte
lernt uns die Kelten als
Barbaren kennen, die Prä-
historie aber zeigt sie uns
in Wirklichkeit als Kultur-
volk und als Kulturträger.
Auf ihren Wanderun-
gen drangen sie über die
ganze Balkanhalbinsel bis
nach Griechenland vor.
Ihre erste Invasion auf
der Balkanhalbinsel fällt in
das fünfte Jahrhundert vor
Christo und die Kämpfe der
Balkanstämme gegen die
Eindringlinge dauerten zwei Jahrhunderte. In dieser Zeit hat sich manches in der ethno-
graphischen Konfiguration der Balkanhalbinsel geändert, aber dieser Kampf hatte auch
manche Vorteile, denn er brachte die nördlichen Balkanstämme den südlichen näher und
mancher kulturelle Impuls kam auf diese Weise durch die Kelten mittelbar oder unmittel-
bar nach dem Norden. Die Stürme jener Zeit wirkten in mancher Beziehung befruchtend.
Fig. 31. Fragment eines
„Alikreuzes“ von einem Ofen.
Fig. 32. Rekonstruktion des in
Fig. 31 reproduzierten Motives (1/3).
Truhelka. Der vorgeschichtliche Pfahlbau im Savebette bei D. Dolina.
55
Als Beweise dieser Vorgänge dienen uns zunächst jene Unmasse keltischer, nach
dem Typus makedonischer Tetradrachmen geprägter Münzen, die wir im ganzen kel-
tischen Verbreitungsgebiete und auch in Dolina finden und welche zeitlich bis in die
nachalexandrinische Periode hinaufreichen, als Beweise können auch die swastikoiden
und mäanderartigen Ornamente dienen, welche nicht minder bezeichnend für den Ein-
fluß südlicher Kultur in Mitteleuropa sind. Den Kelten wäre demnach mancher Impuls
zu danken, welchen sie vom Süden nach Norden oder vom Apennin nach der Hämus-
halbinsel leiteten. Wenn wir noch darauf hinweisen, daß im Gräberfelde des Pfahlbaues
von Donja Dolina neben lokalen Formen hauptsächlich Certosa- und Früh-La-T&ne-
Formen vorherrschen, so können wir uns die Vorgänge, welche in kulturgeschichtlicher
Hinsicht zu dieser Zeit hier vor sich gingen,
wenigstens in den Hauptzügen ziemlich klar
vergegenwärtigen.
In den beigefügten Textfiguren sind ein-
zelne von Herdwandungen herrührende Frag-
mente reproduziert, welche in die oben bespro-
chene Gruppe gehören. In Fig. 33 sehen wir den
einfachen Mäander, wie er an der Ecke in eine
Gehrung gebrochen ist, um als Umrahmung
einer quadratischen Fläche zu dienen. Das in
Fig. 31 abgebildete Fragment rührt von einem sogenannten Nest-
swastika her und dessen Rekonstruktion ist in der Fig. 32 veran-
schaulicht. Wie ein Vergleich mit analogen norditalischen Stücken
ergibt, war das Motiv dem sogenannten Nestswastika entnommen,
das sich im Oriente bis in das Mittelalter hinein unter dem Namen
eines Alikreuzes oder besser Alis Siegel erhalten hat.
Auf Taf. IX, Fig. 2, 3, 4, 7, 9, dann auf Taf. VIII, Fig. 2, 4, 5,
sehen wir verschiedene Fragmente derselben Gruppe und von den-
selben Herden rühren auch andere Ornamente her, die von den in
Rede stehenden abweichen, und sind solche auf Taf. IX, Fig. 5, 6, 8,
und auf Taf. VIII, Fig. 3, 6, abgebildet.
Noch auffälliger als die swastikoiden Motive tritt auf den Ton-
sachen von Dolina das Spiralornament hervor, das gleichfalls
und ganz ausschließlich nur zur Verzierung einer ganz bestimmten
Gruppe von Gegenständen verwendet wird, nämlich der Tonwirteln.
Die Symbolisten zählen auch dieses Motiv derselben Gruppe zu, welcher sie auch
die Swastika und den Mäander zurechnen. Sie wollen in der Spirale, besonders wenn
sie durchlocht ist, eine zeichnerische Darstellung des Feuerbohrers erkennen, d. i. jenes
Holzgerätes, womit durch rasche Drehung und Anpressen an ein zweites Holzstück
Feuer erzeugt wurde, und dadurch würde auch diese eine gewisse sakrale Bedeutung erhal-
ten. Das durch Reibung und Drehung erhaltene Feuer hatte immer eine gewisse Weihe.
Um dies zu beweisen, brauchen wir gar nicht weit zu gehen, denn noch heute wird dieses
Feuer in der bosnischen Volksmedizin unter dem Namen des lebenden Feuers (ziva
vatra) benützt und als Heilmittel gegen schwere Erkrankungen und auch gegen das Ver-
schreien angewendet. Man benützt zu seiner Herstellung genau dieselbe Vorrichtung,
wie man sie auf Grund schweizerischer Pfahlbaufunde zu rekonstruieren versucht hat.
Aber obwohl bei uns im Volke die Tradition vom heilbringenden lebenden Feuer
noch lebt und obwohl das Spiralornament, namentlich in der Textilindustrie, außerordent-
Fig. 33. Mäander
von einem Ofen (x/3).
56
I. Archäologie und Geschichte.
lieh reichlich angewendet wird, ist es mir niemals vorgekommen, daß im Volke die
beiden Begriffe des Feuerbohrers und der Spirale in irgend einer Weise in Zusammen-
hang gebracht wurden. Ob jemals zwischen ihnen ein solcher bestand, wer könnte das
mit Bestimmtheit nachweisen?
Der Ursprung der Spirale liegt viel näher: wo Schnur und Draht zur Ornamentik
verwendet werden sollten, da ergab sich als erstes Motiv naturgemäß die Spirale als
Ornament. An dieses Material ist sie unzertrennlich gebunden und wird zu allen Zeiten
verwendet: in der vorgeschichtlichen Töpferei als Abdruck im weichen Ton, in der
modernen Textilindustrie und Filigranerie als Füllornament.
Die einfache Spirale bietet als Ornament nichts Charakte-
ristisches und erst wo sie doppelt und rücklaufend geformt ist,
erhält sie etwas Typisches. Zu drei Spiralen in eines gruppiert,
bilden ein der Triskele (Fig. 34) verwandtes Motiv, zu vieren
aber ein Swastikoid und dieses mag auch der Anlaß sein, daß
man die Spirale mit diesen in Zusammenhang brachte.
Auf unseren Wirteln finden wir stets je drei flach vertiefte
Spiralen und wo diese rücklaufend sind bilden sie ein Triskeloid,
das um den Wirtelkörper gelegt zu sein scheint.
Daß auch diese Spiralen auf den Wirteln, obwohl sie in über-
wiegender Anzahl mit dem Griffel eingeritzt sind, aus Schnur-
abdrücken hervorgegangen sind, das beweisen uns einige wenige
Exemplare, auf welchen das Ornament durch den Abdruck eines
geschnürten Drahtes erzeugt wurde.
So häufig sonst das Spiralornament ist, so selten finden wir
es an so verhältnismäßig kleinen Flächen angewendet, wie sie
Wirteln darbieten. Als Fundorte, wo ähnliche Vorkommen, können wir außer Dolina
Pizzug hi bei Parenzo neben Certosaformen anführen, wro in einer Wallburg eine den
unseren ähnliche Wirtel gefunden wurde (vgl. Amoroso, La necropoli dei Pizzughi,
Taf. IX, Fig. 7), und Velem Szt. Vid in Ungarn, wo eine größere Anzahl von Wirteln
vorkam, die neben konzentrischen Kreisen auch unseren Spiralen ähnliche Verzie-
rungen aufweisen (vgl. Verhandlungen der Berliner anthropolog. Gesellsch. 1898,
S. 10). Auch diese wurden neben Funden entdeckt, welche mit unseren ersteisenzeit-
lichen bosnischen die auffälligste Verwandtschaft aufweisen (z. B. neben Glasinacfibeln,
die dabei vorkamen).
Für uns hat das Spiralornament ein ganz besonderes lokales Interesse, denn wir
kennen es bereits in mustergültiger Ausgestaltung auf den Tonwaren der neolitischen
Station von Butmir.
Das Vorkommen dieses Motives in einer so alten Schichte und dessen vollendete
Ausgestaltung hat die Fachwelt überrascht, aber seitdem wurde es in ebenso alten
Schichten, wenn auch nicht in gleicher Vollendung, auch anderwärts gefunden, nament-
lich in Bulgarien — also gleichfalls auf der Balkanhalbinsel — , wo Skorpil („Mogili“)
neben typischen neolitischen Funden auch das Spiralornament in der steinzeitlichen
Keramik vorfand. Als Analogie aus anderen Ländern hat Hoernes (Urgeschichte der
bildenden Kunst, Fig. 6) einen Scherben aus Reggio d’Emilia angeführt. Weitere
Analogien finden wir an einem Gefäßfragment von Prazin in Böhmen (Mitteilungen der
Anthropolog. Gesellsch. in Wien 1889, S. 75), dann auf Funden von der Ansiedlung
Sarka, von Leitmeritz, Dobran und ßeporije, gleichfalls in Böhmen (vgl. Pic, Cechy,
Taf. XL, Fig. 2, Taf. LV, Fig. 4, 11, Taf. LVI, Fig. 25, Taf. LVII, Fig. 11, 12).
Fig. 34. Tonwirtel mit
drei endlosen Spiralen
(Triskeloid) (2/3).
Truhelka. Der vorgeschichtliche Pfahlbau im Savebette bei D. Dolina.
57
In vorgeschritteneren Kulturstufen finden wir die Spirale noch häufiger. In der
Bronzezeit — von Mykene und Troja gar nicht zu reden — ist sie eines der häufigsten
Motive, deren sich die Bronzeindustrie zur Verzierung ihrer Erzeugnisse bedient. Als
mustergültige bosnische Belege können wir drei schöne flache Halsringe, welche im
Nekropolengebiete von Glasinac, in Maravidi, Mlagj und Zivaljevici gefunden
wurden, anführen.
Hier ist das Motiv bereits auf ein schwieriger zu bearbeitendes Material über-
tragen, aber in der Eisenzeit kehrte es wieder zur Tonindustrie zurück, aus welcher
es, so weit wir es verfolgen können, hervorgegangen ist. Hoernes (o. c., Fig. 174 und
Taf. XXIII, Fig. 3, Taf. XXIV, Fig. 3, 6 und Taf. XXII) führt hierhergehörige Beleg-
stücke aus Odenburg, Gemeinlebarn und Frög an und wir könnten noch eine
ganze Reihe verwandter Funde anführen, wovon uns, als die nächsten, jene von
St. Margareten und Rovisde in Krain am meisten interessieren können (vgl.
Müllers Album des Laibacher Museums, Taf. XVI, Fig. 5 und 8).
Wie man sieht, ist das räumliche und zeitliche Verbreitungsgebiet der Spirale
als Ornament ein außerordentlich großes und schon deshalb wäre sie an und für sich
kein geeignetes Kriterium für die Altersbestimmung der damit verzierten Objekte. In
ihrer Ausgestaltung während der verschiedenen Perioden können wir nur gewisse sti-
listische Verschiedenheiten beobachten, die nicht ohne einiges Interesse sind: so wird
sie in der Steinzeit in ihrer vollendetsten Ausgestaltung mit Vorliebe plastisch darge-
stellt, in der Bronzezeit sorgfältig graviert oder aus Drahtwindungen hergestellt, in der
Eisenzeit aber flach vertieft in die Tonmasse eingepreßt oder eingeritzt.
IX. Holzsachen.
Obwohl unseren Pfahlbauern das Holz das wichtigste Material für die Herstellung
verschiedener Geräte war, wurden doch nur sehr wenige gut erhaltene Geräte gefun-
den. So gut sich stärkere Holzstücke, namentlich wenn sie aus Eichenholz bestanden,
erhalten haben, so leicht gingen kleinere und namentlich dünnere Sachen zugrunde,
weil sie leichter verwitterten und von der Strömung weggetragen wurden. Abgesehen
von einzelnen kleineren glatt behauenen Brettern, die zu verschiedenen Zwecken
dienten, wurden nur sehr wenige Holzgeräte in solchem Zustande gefunden, der eine
Konservierung derselben zuließ. Unter diesen ist das hei’vorragendste Stück ein aus
einem Eichenstamme gezimmerter Einbaum, welcher unter dem Hause II lag. Er war
hier zwischen die Pfähle des Hauses an das Ufer gezogen und lag quer gegen den
Wasserlauf. Da das Ufer ursprünglich eine sanfte Neigung gegen das Bett hatte, lag
der Schnabel des Kahnes viel höher als der Hinterteil und wurde nicht so leicht vom
Schlamme überdeckt wie jener. Infolgedessen ist der Schnabel, der längere Zeit aus
der Erde herausragte, vermodert und zerfallen, so daß der Kahn nicht mehr seine
ursprüngliche Gestalt ganz bewahrt hat. Der fehlende Teil aber ist nicht sehr bedeu-
tend, denn man kann annehmen, daß vier Fünftel des Kahnes erhalten blieben.
Trotz des großen Druckes, welcher auf dem Kahne lastete — dessen Hinterteil
lag nicht weniger als 9 m unter dem gegenwärtigen Uferniveau — hat sich die Form
des Kahnes fast tadellos erhalten.
Er besitzt, soweit er erhalten ist, eine Länge von 4‘70to, im Hinterteil eine Breite
von 70 cm, in der Mitte von 67 cm und verjüngt sich gegen den Vorderteil bis auf
57 cm. Auch die Tiefe des Kahnes ist keine gleichmäßige, in der Mitte betrug sie
19 cm, am Schnabel 2L5 cm.
58
I. Archäologie und Geschichte.
Von anderen Kähnen weicht die Form desselben insoferne ab, als der Hinterteil
nicht verjüngt ist, sondern in ein 70 cm breites, 66 cm langes massives Brett ausläuft,
welches als Sitzbrett für den Rudernden gedient hat.
Die Arbeit war eine äußerst saubere, die Oberfläche an beiden Seiten sorg-
fältig geglättet, so daß man nirgends Spuren von Beil- oder Meißelbieben oder un-
regelmäßige Spanrisse sieht. Die Wände sind sehr dünn, an den Seiten nur 2 cm, am
Boden 3'5 cm stark, und nur der Hinterteil ist etwas stärker, aber auch nicht plump
gearbeitet.
Solange der Kahn noch feucht war, konnte man im Rückteile, etwa 70 cm vor dem
Sitze, mehrere kleine Brandspuren bemerken, wie sie entstehen, wenn kleinere Glut-
stücke auf Holz fallen. Diese Spuren begrenzen einen 40 cm im Quadrat messenden
freien Raum, auf welchem der Fischerherd aufgestellt war. Heute noch pflegen die
Savefischer vor dem Rudersitz aus Lehm kleine Herde aufzustellen, worauf sie sich im
Winter, wenn die Hände vom Rudern erstanden, diese wärmen, und diese Herde haben
die gleiche Größe und Gestalt, wie sie jener haben mußte, welcher in diesem Einbaume
verwendet wurde.
Zur Altersbestimmung des Kahnes sei folgendes erwähnt. Er lag zwischen den
Pfählen, welche den Rost des Hauses II trugen, und einer dieser Pfähle hat den rück-
wärtigen Rand des Kahnes teilweise durchbrochen und dadurch einen halbkreisförmigen
Ausschnitt erzeugt, welcher auf unserer Zeichnung (Fig. 35) sichtbar ist. Der Pfahl
wurde also zu einer Zeit eingerammt, als der Kahn bereits hier mit Erde bedeckt war.
Aus dem Umstande, daß bei dieser Beschädigung das Holz nicht weiter gespalten wurde,
können wir folgern, daß der Kahn, bevor er von jenem Pfahl verletzt wurde, bereits
längere Zeit im Schlamme lag und infolgedessen das Holz eine schwammige Konsistenz
annahm, welche ein glattes Abschlagen der verletzten Stelle zuließ, ohne daß sich die
Verletzung als Riß dem übrigen Holze übertrug. Der Pfahl, welcher den Kahn durch-
schlug, wies keinerlei Verletzung auf, noch war die Oberfläche, die mit der Kahn-
wandung in Berührung kam, abgescheuert und auch das spricht dafür, daß der Kahn
bereits sehr morsch war.
Berücksichtigt man die Zähigkeit, welche dem Eichenholze innewohnt und welche
unter Wasser lange Zeit hindurch ungeschwächt bleibt, so können wir annehmen, daß
der Kahn lange Zeit, bevor jenes über ihm befindliche Gebäude erbaut wurde, hier
vom Schlamme bedeckt lag. Dieses Gebäude aber gehört der Übergangsstufe von der
ersten Eisenzeit zur Früh-La-Tene-Stufe an.
Einen weiteren Anhaltspunkt zur Zeitbestimmung finden wir in einer Schmuck-
nadel aus Bronze, die im Rückteile im Kahne selbst lag. Es ist dies eine Nadel mit
profiliertem Kopfe und dargestellt in Taf. XXXVII, Fig. 1. Die mohnkopfartige Gestalt
des Köpfchens mit den Ringscheiben am Halse ist eine typische bronzezeitliche Form
und wir können das Stück zweifellos der Bronzezeit zuschreiben. Nachdem aber die
Nadel im Kahne lag, so ergibt sich daraus, daß auch der Kahn gleichalterig mit ihr ist.
Er gehört also der ältesten Besiedlungsperiode unseres Pfahlbaues an.
Der Umstand endlich, daß der Kahn von Erde ganz verschüttet werden konnte,
bis an jener Stelle ein Haus gebaut wurde, kann dahin gedeutet werden, daß zwischen
dieser älteren Besiedlungspexüode und der bedeutend jüngeren, welcher der größte Teil
des Pfahlbaues angehört, eine Pause einzuschalten ist, in welcher der Ort unbewohnt war
und die älteren Schichten Zeit hatten, vom Schlamme eingehüllt zu werden. Auf diese
Weise wäre es auch verständlich, warum in der bisherigen Fundserie die Kontinuität
der Formen unterbrochen ist.
Fig. 35. Einbaum, aus einem Eichenstamm geschnitzt.
ÜU
i. Archäologie und Geschichte.
Die Bergung des Kahnes war mit sehr großen Schwierigkeiten verbunden, weil
das Holz sehr morsch und weich war, so daß es dem leisesten Fingereindrucke nach-
gab, und weil die Save, als man den Kahn entdeckte, in rapidem Steigen begriffen
war und den um die Ausgrabung gezogenen Schutzdamm zu überfluten drohte.
Trotzdem ist es gelungen, dieses wertvolle Stück zu heben und zu retten, noch
bevor die Fluten den Damm überschwemmten.
Nicht minder groß waren die Schwierigkeiten beim Transporte und beim Kon-
servieren desselben, aber auch das konnte überwunden werden und nunmehr ist der
Kahn im Landesmuseum, gegen weitere Beschädigung geschützt, untergebracht.
An anderen Holzsachen besitzen wir nur einzelne kleinere Stücke. Darunter sind
drei aus Erlenrinde hergestellte Schwimmscheiben, die als Schwimmer an Netzen ver-
wendet wurden (Taf. XXXV, Fig. 10 — 12).
Sie sind sehr dünn und haben einen Durchmesser von 2 — 2-8 cm, konnten also
nur an kleinen Netzen verwendet werden.
Ein interessantes Stück ist das auf Taf. XXIII, Fig. 34 abgebildete Holzfragment,
welches nahezu die Gestalt einer Riemenschnalle hat. An dem Bügel ist ein Stück aus-
gebrochen. Dieses Fragment stammt von der Spitze einer Netznadel, die in der Form
ganz mit jener übereinstimmt, deren sich die Savefischer noch heute beim Herstellen
ihrer Netze und Reusen bedienen. Sie war nur, nach dem vorhandenen Kopfe zu
schließen, nahezu doppelt so groß und hatte gegen die jetzigen den Vorzug, daß der
flache Stiel muldenartig ausgehöhlt war, so daß das Garn einerseits in diese Mulde zu
liegen kam und die mit Garn versehene Nadel entsprechend dünner war, was bei der
Arbeit von nicht zu unterschätzendem Vorteil war. Auf Taf. XXIII, Fig. 35 ist in
kleinerem Maßstabe eine analoge, gegenwärtig noch gebräuchliche Netznadel dargestellt.
X. Hirschhorn- und Knochenartefakte.
(Als Illustrationen hierzu die Taf. XXVIII — XXXIV, Taf. XXXV, Fig. 9 und 13, Taf. XXXVI, Fig. 8—11,
Taf. XXXVIII, Fig. 1—5.)
In den oberen Lagen der ursprünglichen Lehmschichte, in welche die Pfähle der
Pfahlbauten eingetrieben waren, fand man in großen Mengen verschiedenartige Knochen,
die zumeist als Speisereste aufzufassen sind, aber daneben auch außerordentlich große
Mengen von Hirschgeweihstücken, welche teils als Rohmaterial für gewisse daraus her-
zustellende Geräte dienten, teils aber als Abfall und auch als fertiges Werkstück sich
auswiesen. Fast kein einziges Geweihstück, das hier gefunden wurde, war ohne Spur
menschlicher Bearbeitung, sei es in Gestalt eines Beileinschnittes, einer Sägespur, oder
es wurden vom größeren Aststücke einzelne Enden abgeschnitten, um weiter verarbeitet
zu werden. Wie man nach diesen Spuren alter Bearbeitung sehen kann, wurde als
Werkzeug dabei zunächst ein Beil, und zwar ein solches aus weichem Metall ver-
wendet, denn die Schnittspuren sind kurz und oft schartig. Daneben wurden größere
Stücke auch mit der Säge abgesägt, aber nicht mit der Stahlsäge, sondern mit der Sand-
säge, das ist mit einem Drahtfaden, der, mit scharfem Sande eingerieben, selbst größere
Steinplatten zu zersägen vermag und auch das bedeutend weichere Geweih bewältigen
konnte. Wo es sich darum handelte, ein größeres Aststück zu durchbohren, wurde
dies zumeist mit dem Meißel bewerkstelligt und nur bei ganz kleinen Löchern ver-
wendete man geeignete Bohrer oder Reibahlen.
Mit diesem primitiven Werkzeuge wurde dem in Arbeit befindlichen Hirschgeweih-
stück die gewünschte Form, während zur feineren Ausarbeitung dem Werkstücke der
Truhelka. Der vorgeschichtliche Pfahlbau im Savebette bei D. Dolina.
61
letzte Schliff auf einem Schleifsteine gegeben wurde. Als solche wurden längliche
Sandsteinplatten verwendet, ähnlich jenen, auf welchen die Neolitiker von Butmir ihre
Steinbeile polierten, und auch diese erhielten jene muldenförmigen Vertiefungen,
welche als Beweis längeren Gebrauches gelten. Diese Ähnlichkeit ist gar nicht über-
raschend, denn die Hornbearbeitung war ja in technischer Hinsicht ganz der Steinbear-
beitung analog und nur insoferne leichter, als das Horn bedeutend weicher ist als Stein.
Auf Taf. XXXI sind einige der primitivsten Gerätstücke
aus Hirsch- und Rehhorn abgebildet — nebenbei bemerkt kom-
men Rehgeweihe bedeutend seltener vor — und sie zeigen,
wie mit einigen Schnitten Ahlen, Hammer oder durch Einsetzen
eines Knochensplitters in einen Hornzapfen auch Meißel her-
gestellt wurden. Aber neben diesen roh hergestellten Notwerk-
zeugen kamen auch solche von vollendeter Form vor, die eine
ausgebildete technische Tradition zur Voraussetzung haben.
Die hauptsächlichsten Geräte, welche aus Hirschgeweih
hergestellt wurden, waren landwirtschaftliche Geräte, und zwar
verschiedene Grabwerkzeuge, welche trotz des verhältnismäßig-
weichen Materiales, aus dem sie hergestellt sind, im weichen
Humus der steinlosen Saveebene ganz gute Dienste leisten
konnten.
Am reichlichsten waren unter diesen Funden beilartige, aus
stärkeren Aststücken angefertigte Instrumente. Außer einer großen
Menge defekter Stücke, die infolge dauernden Gebrauches zer-
brochen und von den Pfahlbaubewohnern weggeworfen wurden,
fand man in der untersuchten Fläche 37 gut erhaltene Exemplare.
Am häufigsten war eine Hauenform, die aus einem stär-
keren Aststücke in der Weise hergestellt wurde, daß man das
eine Ende schräg keilförmig Zuschnitt und so eine stumpfe Schneide
gewann, während das andere Ende glatt abgesägt wurde
(Fig. 36). Nahezu in der Mitte wurde ein geräumiges Stielloch durchgestemmt, und
zwar so, daß dessen Achse zur Schneidelinie diametral war. Das Instrument funktio-
nierte also in ähnlicher Weise wie unsere Gartenhaue. Gefunden wurden im ganzen
24 gut erhaltene Exemplare, wovon einzelne auf Taf. XXVIII, Fig. 4 und 6, Taf. XXX,
Fig. 2 und 6 abgebildet sind. Dieselbe Form, aber mit einer breiteren Schneide win’de
aus Gabelstücken hergestellt, indem man die Gabelung meißelartig Zuschnitt und so eine
allerdings schwächere, aber auch breitere Schneide gewann. Von derartigen Hauen
wurden zwei schöne Exemplare gefunden (Taf. XXIX, Fig. 1).
Die aus groben Aststücken hergestellten Hauen hatten aber den Nachteil, daß die
Schneide stumpf war und mit ihrer breiten Keilform nur seichte Stiche zu erzielen
waren. Um dem abzuhelfen, wurde das Aststück unter dem Schaftloche zur Hälfte
der Länge nach abgearbeitet und der so verdünnte Teil dann zu einer Schneide aus-
geschliffen, wodurch eine brauchbarere Form erzielt wurde. Gefunden sind vier Stück,
abgebildet ist die Form in Taf. XXVIII, Fig. 3 und Taf. XXX, Fig. 3.
Häufiger, durch neun gut erhaltene Exemplare ist eine andere Form mit doppelter
Schneide vertreten, wovon die eine längere zur Schaftachse quergestellt, die andere
etwas kürzere parallel mit ihr ist. Das Werkzeug konnte demnach sowohl als Spaten
als auch als Beil beim Roden leichteren Wurzelwerks dienen (Taf. XXVIII, Fig. 5,
Taf. XXIX, Fig. 2, Taf. XXXII, Fig. 1).
Fig. 36.
Haue aus Hirschhorn (1/2)-
62
I. Archäologie und Geschichte.
Auf Taf. XXVIII, Fig. 2 und 2 a ist ein beilförmig bearbeitetes Geweihstück ab-
gebildet, das aus einem dünnen Aststücke mit Gabelung hergestellt ist. Die Gabel-
partie wurde zu einer scharfen Schneide geformt, der entgegengesetzte Teil, wo sich
ein anderer Astansatz befand, wurde kugelförmig abgeschnitten. Das Stück unter-
scheidet sich von den bisherigen dadurch, daß es kein Schaftloch besaß. Die Schäftung
wurde hier in ganz ähnlicher Weise bewerkstelligt wie bei ungebohrten Steinbeilen. In
der Mitte wurde der Körper auf zwei Seiten mit muldenförmigen Einschnitten versehen
und hier vom geschlitzten Schaftteile gefaßt und durch besondere Verschnürung daran
festgebunden. Diese Art der Schäftung erinnert uns ganz an steinzeitliche Formen
und auch unter den bisher erwähnten Horngeräten werden wir in der Form manches
erblicken, das uns an die Steinzeit und die unmittelbar darauf folgenden Perioden der
Metallzeit erinnert.
In der Literatur werden derartige durchaus nicht seltene Funde sogar gewöhnlich
der Steinzeit zugezählt, aber wie wir im Pfahlbaue von Dolina sehen, haben sich diese
Formen in bedeutend jüngeren Perioden erhalten. Für Dolina kann es als feststehend
angenommen werden, daß sie einer jüngeren Periode angehören, trotzdem sie in den
tiefsten Schichten des Pfahlbaues vorkamen, denn außer diesen Stücken fand sich in
diesen Lagen kein einziges anderes, welches uns in die entlegene Steinzeit leiten
würde.
Steinzeitliche Formen in späteren und selbst spätesten vorgeschichtlichen Perioden
sind ja auch sonst gar nicht selten und in unserem Falle sind sie schon dadurch ge-
rechtfertigt, daß das verwendete Material diese Formen geradezu vorschrieb.
Ein anderes Gerätstück aus Hirschhorn, welches bei der Feld- oder Gartenarbeit
verwendet wurde, ist aus einem kräftigeren S-förmig gebogenen Aststücke hergestellt.
Der dickere Teil diente als Handhabe, der dünnere war löffelförmig ausgehöhlt und
hatte das Werkzeug demnach die Gestalt einer länglichen Spatel, die beim Einsetzen
von Setzlingen im Garten ganz gute Dienste leisten konnte. Es wurden einige gut
erhaltene Exemplare, manche länger als 30 cm, und eine große Menge von Bruchstücken
gefunden (Taf. XXIX, Fig. 3 und 4).
Vereinzelt kommen auch hohlkeltartige Geräte aus Hirschgeweih vor, die mit einer
scharfen Schneide und oben mit einem Loche versehen waren, worein der Stiel ein-
gestellt und in geeigneter Weise befestigt wurde. Aber auch diese Instrumente dürften
hauptsächlich bei der Gartenarbeit verwendet worden sein (vgl. Taf. XXX, Fig. 4
und 5).
Als Gartengeräte dürften auch häufig vorkommende Aststücke gedient haben, deren
Spitze durch häufigen Gebrauch oder auch künstlich ausgeschliffen wurden, mitunter
auch eine meißelartige Schneide erhielten (Taf. XXXI, Fig. 8, Taf. XXXVIH, Fig. 3
und 5). Ihre Verwendung können wir uns etwa in der Weise vorstellen, daß sie zum
Aushöhlen von Löchern dienten, worin Samen oder Setzlinge von Gartenpflanzen ein-
gesetzt werden sollten.
Hirschhorn diente aber noch als Material bei der Herstellung der mannigfaltigsten
Artikel. Man fand es zu zahlreichen, oft verzierten Griffschalen und Beschlägen ver-
arbeitet (Taf. XXXIII, Fig. 1 — 3). Gewisse hammerartig aussehende, mit schmalen
Löchern in der Mitte versehene Stücke (Taf. XXXII, Fig. 3 und 4), dienten als Ruder-
griffe, ähnlich jenen Querhölzern, welche auch die jetzigen Savefischer an das obere
Ende ihrer Ruderstiele befestigen, um daran eine bequemere Handhabe beim Gebrauche
zu haben.
Truhelka. Der vorgeschichtliche Pfahlbau im Savebette bei D. Dolina.
63
Ein merkwürdiges Stück ist in Taf. XXXII, Fig. 2, dargestellt. Es besteht aus
einem starken Hornstücke, woran ein Seitenast belassen und zu einem vierkantigen senk-
rechten Ansätze bearbeitet wurde. Das eine Ende des Stückes war glatt abgeschlagen,
das andere gabelförmig geschlitzt und zu zwei parallelen Schneiden ausgeschliffen. Die
eine dieser Schneiden ist daran abgebrochen und auf unserer Zeichnung nicht mehr
sichtbar. Was dieses Stück vorstellen soll, ist wohl schwer zu erraten.
Auch zu wuchtigen Keulen wurden Geweihstücke verarbeitet. Man wählte dazu
das Wurzelstück mit der Rose und beließ auch einen Teil des Schädelknochens daran.
Ober der Rose wurde dann ein schräg verlaufendes Schaftloch durch das Astende ge-
bohrt, das Ganze notdürftig behauen und auf diese Weise ein schwerer Keulenkopf
geschaffen, der im Handgemenge infolge der daran gelassenen scharfen Kanten recht
gefährlich werden konnte (Taf. XXVIII, Fig. 1).
Häufig wurden Sprossenspitzen zu geraden oder gekrümmten, gespitzten Stock-
beschlägen verarbeitet, die an der Dülle mit Nietlöchern versehen waren. Diese sind
in der Regel schön bearbeitet, poliert und mitunter auch durch eingravierte kleine
Kreislinien oder Zickzackornamente verziert (Taf. XXXI, Fig. 5, Taf. XXXII, Fig. 9,
Taf. XXXVI, Fig. 8 und 11).
Zwei eigentümliche Stücke dieser Art sind in Tafel XXXII, Fig. 7 und 8, dar-
gestellt. Sie zeichnen sich von den übrigen durch sorgfältige Ornamentierung aus, die
bei einem aus dichten Punktreihen, beim anderen aus Zickzackbändern besteht, und
auch dadurch, daß an einer Seite unterhalb des Düllenrandes eine breite Einkerbung
gemacht wurde, welche gegen die Dülle durchbohrt ist. Es ist wohl schwer zu be-
stimmen, wozu diese Geräte gedient haben; für ein Gebrauchsgerät sind sie zu zierlich,
für Schmuckstücke der Form nach ungewöhnlich.
Aus der großen Zahl sonstiger Hornartefakte wollen wir nur noch einige heraus-
greifen, welche charakteristischer sind. Es sind darunter zunächst zwei Harpunen in
Gestalt spitzer Dorne, die eine mit einem, die andere mit zwei Widerhaken versehen.
An den Stiel wurden sie vermittels einer Niete durch ein die Düllen durchquerendes
Nietloch befestigt (Taf. XXXIII, Fig. 18, und Taf. XXXII, Fig. 10). Zu Pfeilspitzen
wurden Hornsplitter verarbeitet, welche die Gestalt eines zumeist vierkantigen Domes
erhielten und an dem unteren Ende einen etwas schmäleren Dorn hatten, welcher zum
Schäften der Spitze diente. Es sei hier bemerkt, daß während der ganzen Ausgrabung
im Pfahlbaue keine Pfeilspitze aus anderem Material als aus Horn gefunden wurde, es
fehlen sowohl Stein- als auch Metallpfeile. Einige Proben der Hornspitzen sind in
Taf. XXXII, Fig. 15, Taf. XXXIII, Fig. 10—12 und auf Taf. XXXVI, Fig. 10, ver-
anschaulicht.
Ein merkwürdiges Stück ist in Taf. XXIX, Fig. 10 abgebildet. Es ist ein aus
einem Rosenstück sorgfältig geschnitzter starker Ring, welcher an einer Seite der dort
etwas breiteren Peripherie zu beiden Seiten eine breite und ziemlich tiefe Einkerbung
hat. Die Erklärung, wozu dieser Ring gedient hat, geben uns ähnliche aus hartem
Holze angefertigte Ringe, welche das Landvolk in Bosnien heute noch mitunter benützt.
An der Einkerbung war ein Seilende befestigt und der Ring dient als Schleife beim
Verschnüren von Heuballen oder ähnlichem. Wenn man das freie Ende des Seiles
durch den Ring durchzog, konnte man beim Anziehen infolge der geringeren Reibung
eine größere Kraft entfalten und gleichzeitig wurde auch das Seil gegen das Auswetzen
geschützt. Wir finden also auch hier, daß sich die vorgeschichtlichen Bewohner von
Dolina mancher Behelfe bei ihren Verrichtungen bedienten, deren sich ihre modernen
Nachfolger heute noch bedienen.
64
I. Archäologie und Geschichte.
Das schönste aus Hirschhorn hergestellte Stück ist in Taf. XXXni, Fig. 19 ab-
gebildet. Es ist dies eine bogenförmige, breite, auf der Oberseite gewölbte Platte, deren
Ränder mit parallel gravierten Linien eingefaßt sind, während die Fläche durch
sechs konzentrische Halbkreisgruppen verziert ist. An den beiden Enden und in der
Mitte sind je zwei Löcher angebracht, welche dazu dienten, um das Stück an ein
Kleidungsstück oder an dergleichen zu befestigen. Das Stück ist sorgfältig ausgeführt
und geglättet, so daß man es wohl für ein Schmuckstück ansehen kann, und der ge-
schweiften Form nach zu schließen, könnte es am ehesten als Halsschmuck gedient
haben.
Zwei ähnliche, aber bedeutend einfacher ausgestattete Stücke sind in Taf. XXXII,
Fig. 5 und 6 abgebildet.
Ein der Form nach ganz ungewöhnliches Stück veranschaulicht die nebenstehende
Fig. 37. Es ist dies eine kreisrunde, aus einem Hirschhornstück sauber geschnitzte
Scheibe, die auf einer Seite ganz flach, auf der anderen (vgl.
Taf. XXXV, Fig. 9) schwach gebuckelt ist. Die Ränder der Scheibe
übergreifen unten und oben etwas die Seitenwandung und bilden
demnach eine Art niederen breiten, spulenförmigen Zylinders. Dieser
Zylinder ist von zwei über Kreuz angeordneten breiten Lochungen
durchbohrt und diese Röhren sind im Mittelpunkte durch eine an
der flachen Seite angebrachte runde Öffnung verbunden.
Es ist wohl schwierig, die Erklärung zu dieser ungewöhnlichen
Form zu geben. Sie erinnert uns an gewisse Buckelknöpfe unserer
ersten Eisenzeit, die an der Unterseite gleichfalls vier sich kreuzende
Ösen haben und an Wehrgehenken an solchen Stellen angewendet wurden, wo sich
zwei Riemen oder Schnüre kreuzen. Wir können vielleicht annehmen, daß auch dieses
Stück als Knotenverzierung irgend einer Verschnürung gedient hat.
Obwohl Knochen im Pfahlbaue in außerordentlicher Menge vorkamen, sind
Knochenartefakte bedeutend seltener als solche aus Geweih. Das Material ist spröder
und brüchiger und so wurde das in Massen vorhandene Hirschgeweih vorgezogen.
Selbst jene in vorgeschichtlichen Ansiedlungsstätten so häufig vorkommenden, aus der
Elle verschiedener Säugetiere hergestellten Pfriemen kommen in Dolina außerordentlich
selten vor und wurden bisher nur drei Exemplare gefunden (Taf. XXIX, Fig. 6).
Am häufigsten wurden Knochen zu Griffschalen und Beschlägen verarbeitet und
waren Fragmente davon ziemlich häufig (Taf. XXIX, Fig. 12, Taf. XXXIII, Fig. 1 — 3,
Taf. XXXIV, Fig. 2, 3, 9 und 10).
Aus Ulnas wurden häufig grobe Nadeln hergestellt, indem man das eine Ende
des Knochens zu einer Spitze zufeilte, das andere aber etwas abflachte und unterhalb
des Gelenkendes eine Öse durchbohrte. Diese Nadeln sind aber so groß und unförm-
lich, daß sie wohl kaum zum Nähen dienen konnten, sondern eher zum Auffädeln,
vielleicht von Fischen, wie sie unsere Fischer heute noch aus Holz benützen
(Taf. XXXII, Fig. 13 und 14). Ulnas von kleineren Tieren wurden zu feineren Nadeln
verarbeitet, die vielleicht als Kleidernadeln gedient haben. Bei einzelnen ist der Kopf
zu einer dreieckigen Platte gestaltet und mitunter durch Einschnitte zu einer ornamen-
tierten Kopfscheibe verziert (Taf. XXXIH, Fig. 4 — 9, Taf. XXIX, Fig. 13 und 14). Als
Nähnadel mag das in Taf. XXXIV, Fig. 12 abgebildete Stück gedient haben. Die Spitze
ist hier abgebrochen und die Öse ziemlich weit vom entgegengesetzten Ende angebracht.
Eine eigentümliche Bearbeitung zeigt der in Taf. XXXIV, Fig. 1 abgebildete Meta-
karpus, welcher an der Gberseite rinnenartig ausgehöhlt ist und einem Webeschiffchen
Fig. 37.
Hirschhornscheibe
von einem Wehr-
gehänge (?) (V 2).
Truhelka. Der vorgeschichtliche Pfahlbau im Savebette bei D. Dolina
ähnlich sieht. Ob man voraussetzen dürfte, daß er als solches gedient
habe, ist wohl zweifelhaft.
Daß verschiedene Knochen als Amulette verwendet wurden, ist auch
in unserem Pfahlbaue nicht selten. Wir finden dort durchlochte Bären-
zähne (Taf. XXXin, Fig. 17), sehr häufig durchlochte Phalangen vom
Hirsch und Rind (Taf. XXIX, Fig. 11, Taf. XXXII, Fig. 17), welche auch
an zwei Seiten glatt geschliffen sind. Eines der merkwürdigsten An-
hängsel ist aber ein Hahnenfuß mit dem Nagel daran, am Oberende durch-
locht (Taf. XXXII, Fig. 16).
Auch der in nebenstehender Textfigur 38 abgebildete Raubtierzahn
diente als Amulett.
XI. Steinartefakte.
Im Vergleich zu anderen Materialien, welche unsere Pfahlbauer zu
Geräten verarbeiteten, wurden Steine außerordentlich selten verwendet.
Die Ufer der Save sind recht arm an Steinen und was man davon
benötigte, mußte erst aus dem Gebirge herabgeholt werden. Es ist darum erklärlich, daß
die Bewohner, wo es anging, Materialien verwendeten, die den Stein entsprechend ersetzten.
Die verhältnismäßig häufiger vorkommenden Steinsachen sind hauptsächlich Schleif-
steine, worunter wir zwei Gattungen unterscheiden können: größere Sandsteinplatten,
deren obere Seite infolge längeren Gebrauches muldenförmig ausgeschliffen wurde. Diese
benützten die Pfahlbauer zum Ausschleifen der Schneiden ihrer Werkzeuge aus Hirsch-
horn und sie sind ganz jenen Poliersteinen ähnlich, auf welchen die Neolitiker von
Butmir ihre Steinbeile ausschliffen. Zur zweiten Gattung gehören kleinere Wetzsteine
aus feinkörnigem Material zum Schleifen von Messern und dergleichen. Einzelne darunter
sind durchlocht und werden an Schnüren getragen (Taf. XXXVIII, Fig. 19).
Verhältnismäßig häufig wurden Steinamulette getragen. Sie bestehen zumeist aus
kleinen Kiesplatten, an denen die natürliche Gestalt unverändert blieb und die nur
durchlocht wurden, um eine Schnur durchziehen zu können (Taf. XXXVII, Fig. 22 — 24
und 26, Taf. XXXVIII, Fig. 20). Ein vereinzeltes Stück ist perlenrund und durch-
bohrt, ein andei’es, keilförmig facettiert, ist aus schöngeädertem feinkörnigen Marmor
angefertigt (Taf. XXXVIII, Fig. 18).
Als Überbleibsel einer längst entschwundenen Zeit, das dann von späteren Gene-
rationen als heilkräftiges Amulett benützt wurde, ist ein kleines neolitisches Steinmeißel
aufzufassen, welches oben durchlocht wurde und an einer Schnur getragen werden
konnte. Es ist auf Taf. XXXVH, Fig. 27 abgebildet.
Ähnliche Überreste aus einer Zeit, die viel weiter als der Bestand des Pfahlbaues
zurückreichen, wurden noch einigemale, und zwar zwei Fragmente von polierten Stein-
äxten, an dem Schaftloche entzweigebrochen (Taf. XXXV, Fig. 8, Taf. XXIII, Fig. 22)
und ein schön geglättetes zungenförmiges Beil, das ganz erhalten ist (Taf. XXIII, Fig. 21).
Diese Stücke wurden aber nicht etwa in den untersten Fundschichten aufgefunden,
sondern in höher gelegenen, das letzte sogar unmittelbar unter der Humusschichte, und
daraus wäre zu folgern, daß diese Stücke durch Zufall, entweder von den Pfahlbauern
selbst entdeckt und hergebracht wurden oder wie das Beil in einer Zeit, wo der Pfahl-
bau bei’eits von Erde überdeckt war, hierher kamen.
Daß diese neolitischen Sachen in keinem Zusammenhänge mit der Ansiedlung
waren, beweist der Umstand, daß Feuersteinsachen hier fehlen und selbst Splitter davon
äußerst selten sind, obwohl sich unter den Savekiesen häutig Feuerstein befindet.
Band IX. 5
Fig-, 38.
Durchlochter
Kaubtierzalm
C/i).
66
I. Archäologie und Geschichte.
Nicht unerwähnt darf es bleiben, daß im Pfahlbaue auch Mahlsteine gefunden
wurden, und zwar sowohl jene genügsam bekannten kugelförmigen, sogenannten „Korn-
quetscher“ (Taf. XXIV, Fig. 9), als auch Bruchstücke von eigentlichen Mühlsteinen.
Diese waren in der Form ähnlich den gegenwärtig gebräuchlichen, aber sehr klein,
im Durchmesser etwa 35 — 40 cm messend, und dürften von Handmühlen herrühren.
Aus Stein wurden auch größere wirtelartige, mit breitem Loche versehene Scheiben
oder Ringe angefertigt, über deren Bedeutung man noch im Unklaren ist (vgl. Taf. XXIV,
Fig. 10 und 11, Taf. XXVII, Fig. 11).
XII. Metallurgisches.
Die große Menge von Bronzesachen, welche im Gräberfelde von Donja Dolina
gefunden wurden, läßt die Annahme zu, daß wenigstens ein Teil dieser Sachen von
in Dolina ansässigen Pfahlbauern erzeugt wurde. Wohl wurden im Pfahlbaue bisher
keine metallurgischen Werkstätten entdeckt, aber das hat seinen Grund darin, daß es
wegen der mit metallurgischen Betrieben verbundenen Feuersgefahr nicht anging, inmitte
der Ansiedlung eine solche Werkstätte aufzustellen, die früher oder später für den Be-
stand der ganzen Ansiedlung gefahrvoll werden konnte. Die eigentlichen Werkstätten
von Donja Dolina wird man deshalb vom Pfahlbaue abgeschieden, auf trockenem
Boden suchen müssen.
Aber trotzdem wurden einzelne Funde im Pfahlbaue selbst aufgelesen, die uns die
Metallindustrie unserer Pfahlbauer bezeugen. Es sind dies nur einzelne kleinere, un-
brauchbar gewordene Sachen, die von Kindern oder durch Zufall von der eigentlichen
Arbeitsstätte hierher verschleppt wurden und die das Werkzeuginventar der Bronze-
gießer nur sehr unvollständig repräsentieren.
Darunter sind vor allem die Gußtiegel am interessantesten. Für solche halte ich
kleine schmale eiförmige, unten spitz verlaufende Gefäße (Taf. XX, Fig. 17 — 19,
Taf. XXin, Fig. 30, Taf. XXXIII, Fig. 23), die aus stark verschlacktem Ton zu be-
stehen scheinen und an einem Belag von Kupferoxyden als Bronzegußtiegel erkannt
werden können.
An diesen Tiegeln kann gerade die schlackenartige Konsistenz als Beweismittel
dafür dienen, daß sie als Gußtiegel verwendet wurden, wenn auch der Kupferoxyd-
belag daran nicht merklich sein sollte. Die Verschlackung des Tiegels wurde nämlich
nicht nur durch das starke Feuern verursacht, sondern sie wurde absichtlich herbei-
geführt. Die bosnischen Silberarbeiter, welche keine Schamotte- oder Graphittiegel
besitzen, verwenden jenen von Dolina ähnliche Tiegel heute noch und diese erhalten
schon beim ersten Feuer Sprünge, so daß es unmöglich wäre, selbst die erste Guß-
menge darin ordentlich in Fluß zu bringen. Um nun das Verschütten der flüssigen
Masse zu verhindern, werden die Risse, welche der Tiegel im Feuer erhält, verkittet.
Als Kitt verwenden die bosnischen Silberarbeiter aber gewöhnliches Glas, das im Feuer
erweicht, an die schadhafte Stelle geklebt und festgedrückt wird. Bei wiederholter
Reparatur wird allmählich das ganze Gefäß mit Glas überzogen und erhält jenes halb
glasur-, halb schlackenförmige Aussehen, welches auch unsere Schmelztiegel von Dolina
kennzeichnet.
Es ist nun leicht anzunehmen, daß auch die vorgeschichtlichen Metallurgen ein
Verfahren kannten, womit sie, wenn ihnen auch nicht das Glas zur Hand war — viel-
leicht durch eine geeignete Silikatmischung — ihre Schmelztiegel vor dem Zerspringen
schützten.
Truhelka. Der vorgeschichtliche Pfahlbau im Savebette bei D. Dolina.
67
Einen Beweis dafür würde ich jedenfalls in der schlackenartigen Konsistenz der
Tiegel erblicken.
Das Roherz oder Bruchmetall wurde, wenn es gehörig verflüssigt war, zuerst in
Barren ausgegossen. Dabei wurden besondere Barrengußformen verwendet. Es sind
dies ziegelförmige Tonstücke, welche an der Oberfläche zwei oder auch mehrere pa-
rallele, ziemlich tiefe Rillen besaßen, und in diese wurde die Masse ausgegossen. Es
wurden mehrere derartige Barrenformen gefunden und alle tragen an den mit der glut-
fliissigen Masse in Berührung gekommenen Stellen Spuren des einwirkenden Feuers.
Zum Ausgießen der Gegenstände benützte man Gußformen aus Sandstein oder
auch aus gebranntem Ton. Der bisher zutage geförderte Vorrat von Gußformen ist
gering und besteht zumeist aus kleineren Bruchstücken. Vorgefunden wurden folgende:
Eine Gußform eines Hoklkeltes aus grauem, stark gebranntem und mit Sand ver-
mischtem Ton;
eine Gußform für zwei Schmucknadeln mit großen Köpfchen aus Mergel
(Taf. XXXV, Fig. 3);
eine Gußform für zwei ähnliche kleinere Schmucknadeln (Taf. XXXV, Fig. 5);
eine stark defekte Form aus rotgebranntem Ton für eine Schmucknadel, deren
Kopf mit Beeren verziert und oben mit einer Ose versehen war;
eine Sandsteinplatte mit der Form zweier runder, in der Mitte mit einem Dorn
verzierter Knöpfe;
das Bruchstück einer Nadelform aus Sandstein;
eine Gußform aus gebranntem Ton für ein rundes, mit vier Speichen verziertes
Rädchen;
ein Gußzapfen, womit die Höhlung von Hohlkelten beim Gießen ansgespart wurde.
Er ist aus Sandstein;
endlich mehrere unbedeutende Fragmente.
XIII. Bronzesaclien.
Im Vergleiche mit den übrigen Funden kommen Bronzesachen in unserem Pfahl-
baue außerordentlich selten vor. Den Grund dazu können wir darin erblicken, daß
die Bronze zur Blütezeit unseres Pfahlbaues nicht mehr Werkzeugmaterial, sondern
Schmuckmaterial war. In einer durch irgend ein Ereignis aufgelassenen Ansiedlung
können wir verloren gegangene oder als unbrauchbar weggeworfene Geräte und Hand-
werkzeug erwarten, aber keinen Schmuck, denn es ist anzunehmen, daß die Bewohner
beim Verlassen des Pfahlbaues alles, was als Schmuck galt, mitnehmen werden oder,
falls die Ansiedlung durch einen feindlichen Überfall zerstört würde, würde der Feind
den Schmuck als Beute plündern. So finden wir in unserem Pfahlbaue nur das, was
als Handwerkzeug zum täglichen Geräte gehörte und nach Ansicht der einstigen Be-
wohner nicht des Mitnehmens wert war, aber auch der Schmuck unserer Pfahlbauer
ging uns nicht verloren, denn ein günstiger Zufall gestattete es, daß man in der Nähe
der Ansiedlung auch das Gräberfeld unserer Pfahlbauer entdeckte, und was im Pfahl-
baue an Bronzesachen gefunden wurde, genügt eben, um die Zusammengehörigkeit des
Gräberfeldes und des Pfahlbaues zu erweisen.
Waffen. Unter den Bronzesachen von Dolina müssen wir zwei Stücke an erster
Stelle erwähnen, die, obwohl sie nicht im eigentlichen Pfahlbaue gefunden wurden, zur
Entdeckung des Pfahlbaues führten. Der erste Platz gebührt ihnen auch aus dem
Grunde, weil sie zeitlich zu den ältesten Funden gehören.
5*
68
I. Archäologie und Geschichte.
Es ist dies zunächst ein schöner, in Textfigur 39 abgebildeter Bronzedolch. Er
hat eine 37 cm lange, blattförmig geschweifte, oben zugespitzte Schneide mit vierkantig
facettiertem Querschnitt. Das nur 9 cm lange Heft ist rund, oben mit einer 4’5 cm im
Durchmesser messenden Scheibe verziert, unten aber erweitert es sich zu
einer halbkreisförmigen ausgeschnittenen Platte, welche das zu 6'2 cm er-
weiterte Ende der Klinge umfaßt und beiderseits mit fünf Nietköpfen ver-
ziert ist. Griff und Klinge und selbst die Nietköpfe sind in einem Guß
hergestellt, es liegt also eine durch Guß hergestellte Nachahmung von
Dolchen vor, bei denen Griff und Klinge ursprünglich separat hergestellt
nnd mit Nieten untereinander verbunden waren, und dadurch
schon gibt sich die Form als sekundäre zu erkennen.
Die Klinge ist vom Hefte an mit drei zur Schneide
parallelen gravierten Linien verziert, die annähernd in der
Mitte in einem spitzen Winkel Zusammentreffen. Oberhalb
ist eine ähnliche spitzwinkelige Liniengruppe angebracht.
Der Griffteil des Heftes ist mit umlaufenden breiten Linien-
bändern, die Griffscheibe mit konzentrischen Kreisen verziert.
Der Dolch hat eine schöne, stellenweise malachitartige
Patina, die stellenweise aber auch rauh und körnig ist.
Der Dolch wurde beim Ausheben eines Grabens, etwa
300 Schritte vom Pfahlbaue gegen Süden entfernt, gefunden
und ist auch dessen Zusammenhang mit dem Pfahlbaue nicht
erwiesen, so kann er doch als
bestehend angenommen
werden.
Das zweite, nahezu gleichaltrige Stück, ist eine Schwert-
klinge aus Bronze mit 46 5 cm langem Blatte und 7‘5 cm lan-
ger Griffzunge. Die Klinge ist in der Mitte 2‘8 cm, unter
dem Griffansatze nur L7 cm breit und verlauft in eine scharfe
Spitze. Der mittlere Teil derselben erhebt sich, der Schneide-
kontur folgend, über die Schneidefläche und ist die Mitte
überdies gratförmig verstärkt.
Das Heft ist unten 4-5 cm breit und seitlich durch
einen beiderseits vorragenden Streifen begrenzt, so daß die
Griffschalen, welche separat eingesetzt waren, dadurch einen
gewissen Halt erhielten. Zur Befestigung derselben dienten
vier an Griff lappen angebrachte Nietlöcher. Das Schwert
ist von einer dunkelgrünen glänzenden Patina überzogen.
Das Stück wurde während der Feldarbeit auf der Gra-
dina, also auf dem Boden, über welchen sich der Pfahlbau
erstreckte, gefunden. Dort wurde auch ein Fragment eines
ganz ähnlichen Schwertes entdeckt, von welchem aber der
größte Teil der Klinge fehlt.
Das besser erhaltene der beiden Stücke ist in Text-
figur 40 abgebildet.
Der Dolch ist für uns deshalb von besonderem Interesse, weil er das erste derartige
Stück ist, welches bisher in Bosnien gefunden wurde. Nach Montelius (Chronologie der
ältesten Bronzezeit in Norddeutschland, S. 128 u. ff.) ist diese Form aus dem kurzen
italienischen Dolche mit dreieckigem Blatte entstanden und zeigt diesem gegenüber in-
Fig. 40.
Bronze-
schwert (pg).
Fig. 39.
Bronzedolch
aus D. Dolina
(Vs)-
Truhelka. Der vorgeschichtliche Pfahlbau im Savebette bei D. Dolina.
69
soferne eine entwickeltere Gestalt, als die Klinge verlängert, geschweift und das der
Gestalt nach gleiche Heft mit ihr aus einem Stücke gegossen wurde. Diese Form, die
sich über die Alpen bis nach Skandinavien und, wie unser Stück beweist, auch auf
die Balkanhalbinsel erstreckte, ist nach Montelius mit der ersten italienischen Bronze-
periode gleichzeitig. Dadurch erhalten wir einen Anhaltspunkt zur chronologischen
Bestimmung unseres Pfahlbaues.
Der gleichen Periode gehören auch die beiden Schwerter an. Sie repräsentieren
eine der allgemeinsten bronzezeitlichen Formen und ihr Verbreitungsgebiet reicht von
Myken bis Skandinavien, von Spanien bis zum Kaukasus, sie kam sogar über das
Mittelländische Meer nach Ägypten und vermutlich auch in den ferneren Osten unseres
Kontinents, denn in transkaukasischen und sibirischen Fundstätten finden wir Schwert-
und Messerformen, die uns an die vorliegende erinnern. Dieses gewaltige Verbreitungs-
gebiet einer der gewöhnlichsten Bronzezeitformen ist der beste Beweis für die Gleich-
mäßigkeit und Expansionsfähigkeit der Bronzezeitkultur, die in dieser Beziehung die
römisch-griechische weit übertraf.
Fibeln. Ein ansehnlicher Zeitraum trennt die im Pfahlbau gefundenen Fibeln von
den soeben beschriebenen Waffen, denn sie versetzen uns in eine hochentwickelte Eisenzeit.
Es wurden bisher neun Stück gefunden und alle mehr oder weniger beschädigt, also
außer Gebrauch gekommene Stücke, die für die Pfahlbauer wertlos waren und von
ihnen weggeworfen wurden. Sie können uns demnach nur ein ungenügendes Bild der ge-
bräuchlichen Formen liefern, aber dieses wird glücklicherweise durch die Funde aus
dem Gräberfelde in denkbar vollkommenster Weise ergänzt.
Unter den im Pfahlbaue Vorgefundenen Fibeln ist die Bogenform die vorherr-
schende und wurden bisher sieben Exemplare gefunden, die aber verschiedenen Typen
angehören. Unter diesen werden wir an erster Stelle die autochthonen Formen anführen.
In Fig. 41 ist ein mit hohem gerippten Bügel versehenes Fibelfragment abgebildet,
das auf dem Gradinahügel gefunden wurde. Es fehlt daran sowohl Kopf- als Fußplatte;
ei’stere war schon, als sich das Stück noch im Gebrauche be-
fand, abgebrochen und dann notdürftig mit zwei Nieten ange-
nietet. Trotz dieser Mängel ist aber die Bügelform und ihre
Ornamentik so charakteristisch, daß man darnach die ursprüng-
liche Gestalt des Stückes mit Sicherheit rekonstruieren kann.
Es war dies jene Glasinacform, bei welcher der schleifenlos
am Bügel ansitzende Fuß die Gestalt einer breiten dreieckigen,
an der Spitze abgesetzten Platte hatte, die in einen bimförmigen
Knopf endet. Im Nekropolengebiet von Glasinac ist diese
Form sehr häufig, aber sie kommt auch in der gleichaltrigen
Schichte des Flachgräberfeldes von Grude bei Ljubuski und
der Ansiedlung von Sobunar vor.
Die zweite Fibel (Fig. 42) ist gleichfalls eine Bogen-
fibel mit nur einseitiger Schleife, deren Fußplatte war aber vier-
eckig und saß an einer Ecke am Bügel fest. Die beiden Bügel-
enden waren mit abgerundeten Rillen verziert. Auch sie reprä-
sentiert uns eine allerdings seltenere ersteisenzeitliche Fibelform.
Die Urform der an dieser Fibel charakteristischen vier-
eckigen Fußplatte stammt aus Griechenland, wo sie an einschlei-
figen Bogenfibeln häufig angewandt wurde. Die Platte ist dort viel breiter und höher
ausgebildet und in den Dipylonfibeln gewissermaßen zu einer förmlichen Bildfläche
Einschleifige Bogenfibel
vom Glasinactypus (2/3).
Fig. 42.
Einschleifige Bogenfibel von
griechischem Typus (2/8).
70
I. Archäologie und Geschichte.
erweitert, auf welcher außer Swastikas auch figurale Darstellungen in feiner Gravier-
technik dargestellt erscheinen. Diese Fibelform, die in Bosnien häufig auch in Silber
erscheint, wurde meines Wissens nördlich der Save noch nicht nachgewiesen und dem-
nach können wir die Save als die Nordgrenze ihres Verbreitungsgebietes ansehen.
Belegstücke für diese Fibelform aus Griechenland hat Montelius in „Die älteren Kul-
turperioden im Orient und Europa“, I, S. 52, 53, nachgewiesen.
Die nächstfolgenden Fibeln aus dem Pfahlbaue von Donja Dolina respräsentieren
uns italienische Typen.
Das älteste unter den vorhandenen Stücken ist eine Fibel mit breitem gewölbten,
auf der Oberseite durch breite gravierte Bänder verziertem Bügel und langer schmaler,
spitz auslaufender Fußplatte. Sie gehört der großen Gruppe der Kahnfibeln und nach
Montelius’ Chronologie der etruskischen Periode in Italien an (Fig. 43).
Derselben Periode, wenn auch typologisch etwas jünger, sind ein Bügelstück und
ein Schleifenfragment des Certosatypus, in der charakteristischen Ausgestaltung mit der
Kopfscheibe, welche diesen Fibeln ihr eigentümliches Ansehen verleiht (Fig. 44 und 45).
Fig. 45. Fragment Fig. 46. Bügel einer Fig. 47. Bügel einer
einer Certosafibel (2/3). Armbrustfibel (2/3). Armbrustfibel (1/2).
In den Fig 46 und 47 und Taf. XXXVIII, Fig. 22 sind drei Fibelbügel abge-
bildet, welche man auf den ersten Blick der Certosagruppe zuschreiben kann. Mit ihr
haben sie die gestreckte Bügelform, die Ausgestaltung des mit einem Köpfchen ver-
zierten Fußes gemein, aber sie weichen von ihr dadurch ab, daß das Kopfende des
Bügels durchlocht ist. Es ist dies nicht etwa die Folge einer Reparatur, die an den
Stücken vorgenommen wurde, sondern das typische Merkmal einer besonderen Gruppe
von Fibeln. Das charakteristische Moment aber bei dieser Gruppe ist allerdings das,
daß dieses Merkmal sein Entstehen den am Nadelteile der Fibel so oft nötigen Re-
paraturen dankt.
Wir haben in den Fibeln aus dem Pfahlbaue schon Spuren von Reparaturen an
Fibeln gesehen und werden diese im Gräberfelde noch häufig antreffen. Man behalf
sich dabei zunächst in der Weise, daß man an das Bügelende eine neue Nadel ver-
mittels Nieten festnietete; aber diese Art der Reparatur war eine ungenügende, indem
die neue Nadel an Elastizität der mit dem Bügel in einem Stücke gegossenen nachstand
und die Nieten sich auch bei häufigem Gebrauche lockerten. In der La Tene-Fibel
sehen wir nun den Versuch, den Nadelmechanismus vom Bügel getrennt auszugestalten,
und so die Möglichkeit geboten, daß, im Falle es nötig wäre, die unbrauchbare Nadel
leicht durch eine neue ersetzt werden könne. Der Mangel an Elastizität, der aus dieser
Zweiteilung resultierte, wurde in der Weise behoben, daß man die Spiralschleifen der
Nadel vermehrte, und dadurch entstand die Armbrustform der La Tene-Fibel.
Truhelka. Der vorgeschichtliche Pfahlbau im Savebette bei D. Dolina.
71
Nach dem gleichen Prinzipe wurden Reparaturen auch an alten Certosafibeln
vorgenommen, indem man am beschädigten Kopfende einen separaten Spiralmechanis-
mus anbrachte, und als man unter Beibehaltung der Bügelform von Haus aus derartige,
mit komplizierterem Spiralmechanismus ausgestattete Fibeln zu erzeugen begann, entstand
jene mit dem etwas unförmlichen Namen einer Armbrust- Certosa-Fibel belegte Form.
Dieser Gruppe gehören auch unsere drei Stücke an.
Zum erstenmal wurden diese Fibeln in größerer Menge im Gräberfelde von Santa
Lucia in Istrien gefunden und Hoernes im Archiv für Anthropologie (1895) reiht diese
Fibeln in die jüngere Periode des erwähnten Gräberfeldes ein. Die Exemplare von
Santa Lucia sind aber besonders lehrreich, weil sie
uns in überzeugender Weise den Übergang von der
Certosaform zu diesem sekundären Typus veran-
schaulichen. In Bosnien trafen wir diesen Typus
zum erstenmal im Gräberfelde von Sanskimost in
mehreren Exemplaren vor, aber diese zeigen bereits
eine weitere Ausbildung, indem mit der T-förmigen
Kopfspirale zwei gleichlange parallel angeschoben
erscheinen, die mit der Kopfspirale vermittels zweier
Lamellen seitlich festgenietet wurden. Diese Spiralen
haben nur mehr einen etwas bizarren ornamentalen
Charakter und mit dem eigentlichen Spiralmecha-
nismus gar nichts zu tun. Die letzte der drei Spi-
ralen war noch mit einem eine Reihe von Schleifen
bildenden Drahtstücke verbunden und in dessen
Schleifen je ein dreieckiges Blechanhängsel ange-
hängt. Diesem Typus (vgl. Fig. 48) gehören die drei
Bügelstücke aus unserem Pfahlbaue an und den
Beweis zu dieser Annahme fanden wir in zahlreichen
Exemplaren, die im Gräberfelde der Pfahlbauer an-
getroffen wurden.
Die nächsten Analogien finden wir zu dieser
Fibelform im Laibacher Museum, wo ein Exemplar
aus Dobrava mit zwei Kopfspiralen — die dritte
ist jedenfalls in Verlust geraten — sich befindet,
und ein besser erhaltenes Stück aus St. Magdalena
(Müllers Album, Taf. XXH, Fig. 13 und Taf. XXIII,
Fig. 4). In Santa Lucia wurde die Form wieder-
holt angetroffen, aber das charakteristischeste Beleg-
stück für die typologische Entwicklung der Fibel hat A. B. Meyer in seinem Berichte
über Gurina, Taf. V, Fig. 13, publiziert. Bei diesem Stücke besteht der Bügel näm-
lich aus einem alten, unbrauchbar gewordenen Exemplar einer italienischen Kahnfibel,
deren Fußende mit einem Knöpfchen geschmückt ist.
Meyer hat die ungewöhnliche Kopfbildung an dieser Fibel als das Ergebnis einer
Reparatur aufgefaßt, und wenn selbst dieser Kahnbügel mit drei Spiralreihen versehen
wurde, so ist dies wohl der beste Beweis, daß wir in dieser Verzierungsweise kein
sporadisches Vorkommen erblicken sollen, sondern eine feststehende eingebürgerte Form,
die durch eine gewisse Zeit die Geschmacksrichtung der damaligen Bronzekünstler be-
herrschte und selbst in Italien Eingang gefunden hatte.
Fig. 48.
Armbrustfibel aus Sanskimost (1h).
72
I. Archäologie und Geschichte.
Obwohl das Ursprungsland der Grundform dieser Fibel Italien war, so halte ich
doch dafür, daß die vorliegende Modifikation in jenem Teile entstand, welcher sich
zwischen der Adria, den Südabhängen der Alpen und dem Japodenlande erstreckte.
Von hier aus fand sie, dem Savelaufe folgend, ihren Weg nach Bosnien und kam bis
nach Sanskimost. Aber auch nach Norden reicht das Verbreitungsgebiet derselben ziem-
lich weit, wie Fundstücke aus Kärnten, Hallstatt, aus der Schweiz und selbst aus Bayern
beweisen.
Zur Chronologie dieser Fibel sei nur erwähnt, daß sie sowohl in Sanskimost als
auch im Gräberfelde von Donja Dolina mit dem Auftreten der Früh-La Tene-Formen
zusammenfällt.
Die Gruppe der Scheibenfibeln ist im Pfahlbaue durch ein einzelnes Exemplar
vertreten, welches sich aber vor den häufiger im Gräberfelde vorkommenden dadurch
auszeichnet, weil daran ersichtlich ist, in welcher AVeise die Zierscheibe mit dem Nadel-
mechanismus verbunden war. Die Fibel hat die Gestalt einer hochbügeligen einschlei-
figen Bogenfibel, deren Bügel flachgeklopft ist, und daran war vermittels zweier Nieten
die Zierscheibe festgenietet. Bei den meisten derartigen Fibeln war der Bügel aus
Eisen hergestellt und ist größtenteils weggerostet, bei diesem Exemplare aber aus Bronze
und blieb gut erhalten. Die Scheibe, aus dünnem Bronzeblech kreisrund geschnitten,
hat einen Durchmesser von 6 cm und ist an der Peripherie mit zwei Reihen kleiner,
erhaben gebosselter Punkte verziert. Der Mittelpunkt der Scheibe ist zu einem halb-
kugelförmigen Knopf ausgebuckelt, während um ihn vier Gruppen von je drei kleineren
Buckeln angeordnet sind. Eingestanzte Punktreihen umgeben die einzelnen Bucke-
lungen und vei’binden sie tangential mit dem mittleren Buckel (Taf. XXXVII, Fig. 2
und 2a).
Ein etwas ungewöhnliches Stück, das sein Vorkommen im Pfahlbaue einer späteren
Zeit zu danken hat, ist die auf Taf. XXXVII, Fig. 8, abgebildete Mittel -La Tene-
Fibel mit breitem armbrustartigen Kopf. Mittel -La Tene-Formen kommen im Pfahl-
baue gar nicht vor und selbst im Gräberfelde, das doch so reich
an verschiedenartigsten Formen ist, sind sie nur selten, so daß wir
annehmen dürfen, daß dieses vereinzelte Stück entweder durch Zu-
fall an die Stelle, wo einst der Pfahlbau stand, kam und vom Wasser
mit den Ansiedlungsresten verschwemmt wurde, oder daß in späterer
Zeit, möglicherweise auf den Ruinen der alten Ansiedlung, eine Ein-
zelnhütte stand und das Stück von den Bewohnern derselben ver-
loren wurde.
Schmucknadeln. An Schmucknadeln besitzen wir gegenwärtig
aus dem Pfahlbaue drei Exemplare. Das älteste darunter ist jenes
Stück, welches im Kahne liegend gefunden wurde und das uns für
die Altersbestimmung desselben maßgebend war (Taf. XXXVn,
Fig. 1). Es ist eine 20 cm lange, ziemlich starke Bronzenadel mit
mohnkopfartigem Köpfchen und darunter mit zwei epitrahelartigen
Scheibchen verziert. Die Nadel ist von alter sorgfältiger Arbeit und
gehört der Form nach unzweifelhaft der Bronzezeit an.
Derselben Zeit dürfte auch das in Fig. 50 abgebildete kleine
Kopffragment angehören, das oben stollenförmig abgeplattet ist und unterhalb perlen-
förmig gerillt war.
Einer jüngeren Periode gehört das in Fig. 49 abgebildete Stück an. Es ist dies
das Köpfchen einer Nadel, die wir bisher nur von Glasinac kennen und die sich von
Fig. 49 und 50.
Schmucknadelköpfe
aus Bronze ßfi).
Truhelka. Der vorgeschichtliche Pfahlbau im Savebette bei D. Dolina.
73
den übrigen dadurch unterscheidet, daß für die Spitze ein dem Nadelkopfe ganz ähnlicher
Vorstecker angefertigt wurde, in welchem die Nadelspitze, um Verletzungen zu vermeiden,
versorgt war. Die Nadel bestand bei unserem Exemplare aus Eisen und ist weggero-
stet, so daß nur Rostspuren deren Anwesenheit bezeugen, ebenso fehlt der Vorstecker.
Auch bei dieser Nadel war das Köpfchen mohnförmig, die Kugel aber flach ge-
formt, mit vier kaum merklichen Dornen versehen, unterhalb mit einer Halsscheibe und
der Hals durch eine Reihe von Rillen verziert. In dieser Ausgestaltung stimmt sie mit
den von Glasinac bekannt gewordenen Exemplaren vollkommen überein (Textfig. 48).
Sonstige Bronzesachen. Wir besitzen aus dem Pfahlbaue noch einige Kleinfunde,
die, wenn auch nicht hervorragend, für uns dennoch wertvoll sind, weil sie die Zu-
sammengehörigkeit des Pfahlbaues und des Gräberfeldes noch weiter nachweisen. Unter
den einschlägigen Stücken erwähnen wir vorerst zwei Schläfenringe von jenem im
Gräberfelde charakteristischen Typus, die dort fast in keinem Frauengrabe fehlen.
Das eine Stück besteht aus einem dünnen Bronzedraht, der zu zwei Umgängen
gewunden, an einem Ende spitz, am anderen in eine flache Ose endet und an der
äußeren Kante perlenförmig gerillt ist (Taf. XXXVII, Fig. 9). Das zweite Stück ist
diesem ganz ähnlich, nur etwas kleiner (Durchmesser 3‘2 cm, Taf. XXXVIII, Fig. 23).
Auch die in Taf. XXXVI, Fig. 12 und Taf. XXXVII, Fig. 10, dargestellten Bronze-
stäbe, welche mit einer Reihe diskenartiger Scheiben verziert sind, kommen in den
Gräbern auf den Gredas häufig vor. Dort wurden sie gewöhnlich unterhalb der Gürtel-
gegend herabhängend angetroffen und es scheint, daß sie als End-
verzierungen von Gürtelschnüren gedient haben. Sie wurden in
der Regel paarweise gefunden und haben an einem Ende stets
Spuren von Eisenrost, die von Hängeösen herrühren dürften, welche
in einer eng eingebohrten Röhre festgemacht waren.
An sonstigen Schmucksachen wurde ein mit sechs Lappen
verzierter Schmuckring aus Bronze (Fig. 51), ein aus dünnem
Bronzeblech mit dichten ausgebosselten Rillen verzierter hohl-
geformter Armring (Taf. XXXVII, Fig. 3), ein Buckelknopf und
eine kleine massive Bronzeperle (Taf. XXXVII, Fig. 17 und 21)
und schließlich das flach ausgehämmerte eingerollte Osenende eines
Halsringes (Taf. XXXVII, Fig. 7) gefunden.
An Gebrauchsgegenständen aus Bronze wurden drei Fischangeln (Taf. XXXVII,
Fig. 6) und zwei kleine Meißel mit schmaler Schneide, die am anderen Ende dornartig
zugespitzt waren, um in das Heft festgesteckt werden zu können (ib. Fig. 4 und 5),
gefunden.
XIV. Münzen.
Zu den wichtigeren Funden aus unserem Pfahlbaue gehören zehn Stück Münzen,
wovon fünf Stück im Pfahlbaue selbst entdeckt wurden, die anderen aber von Bauern
während der Feldarbeit auf der Gradina aufgelesen und teils durch das Bezirksamt
in Bosnisch -Gradiska, teils durch Herrn von Gjurkovecki an das Landesmuseum
gesendet wurden. Ein Stück davon war aus Bronze, die übrigen aber aus Potin.
Alle diese Münzen sind barbarische Imitationen mazedonischer Tetradrachmen
nach dem Typus jener Philipps II. (356 — 336 a. Ch.) und gehören demnach in jene
reiche Münzgruppe, welche unter dem Einflüsse keltischer Wanderungen in Pannonien,
Dazien und Norikum in so großer Menge nachgeprägt wurden und welche, wie die vor-
liegenden Exemplare beweisen, zu jener Zeit auch in Bosnien Kurs hatten.
Fig. 51. Schmuckring
aus Bronze (2/3).
74
I. Archäologie und Geschichte.
Die Münzen sind nicht regelmäßig abgerundet, am Rande ungleich dick und
messen im Durchmesser 21 • — 24 mm, in der Dicke 3 mm. Das Gewicht derselben
schwankt zwischen 8‘2 und 9'2 g, sie bleiben dem-
nach im Gewichte hinter den echten Tetradrachmen
zurück.
Nur ein Exemplar, wenn auch daran Spuren
barbarischer Imitation unverkennbar sind, nähert
sich in der technischen Ausführung den mazedonischen
Fig. 52. Barbarische Nachprägung einer Vorbildern. Hier ist nämlich im Aveise der Zeuskopf
mazedonischen Tetradrachme. Potin. als solcher kenntlich und mit einigem Verständ-
nis der natürlichen Form wiedergegeben. Allerdings
sind die Locken sehr wulstig aufgefaßt und die Tänie, womit sie zusammengehalten
werden, besteht schon aus einer Perlenreihe, die sich in späteren Exemplaren ver-
doppelt und verdreifacht und den Münzen ein eigenes Aussehen verleiht.
Die Reversseite enthält eine Pferdedarstellung, und zwar ist dieses nicht in Ruhe,
sondern im scharfen Laufe nach rechts dargestellt, wie dies bei den Barbarenpotins
üblich ist. Diese Münze veranschaulicht Textfig. 52.
Alle übrigen Stücke, obwohl sie demselben Typus angehören, sind von der be-
schriebenen bedeutend schwächer ausgeführt. Der Zeuskopf im Avers ist kaum als
solcher zu erkennen. Die Gesichtszüge verschwinden in einem anscheinend regellosen
Gewirr von Linien und konventionellen Eindrücken und nur die Tänie, welche das
Haar zusammenhielt, tritt ungebührlich stark hervor und Avird zu einem breiten, mit drei
Perlenreihen verzierten Bande, welches einen guten Teil des Münzfeldes einnimmt. Das
Haar scheint aus einer Reihe von Zweigen zu bestehen und so sieht die Darstellung
allem anderen, nur keinem menschlichen Kopfe ähnlich.
Das Pferd auf der Aversseite ist eher als solches zu erkennen, aber auch diese
Darstellung ist konventionell stilisiert und verleugnet jegliche unmittelbare Naturauf-
fassung. Die barbarischen Imitatoren verloren mit der Zeit das Bewußtsein, was eben
jene Bilder darstellen sollten, und reproduzierten sie nur in einer Weise, die dem Ge-
schmacke der barbarischen Bevölkerung entsprach, welcher man auch derartige Münzen
für Tetradrachmen anhängen konnte.
In den Textfiguren 53 — 56 sind vier der besterhaltensten Stücke dieser Potinmünzen
dargestellt.
Es ist bekannt, welche Bedeutung diese Potinmünzen für die schweizerischen La
T&ne-Funde haben, und bei uns deckt sich ihr Vorkommen mit jenem der zahlreichen
Truhelka. Der vorgeschichtliche Pfahlbau im Savebette bei D. Dolina.
75
Frlih-La Tene-Formen, die wir im Gräberfelde unserer Pfahlbauer antreffen werden.
Barbarische Tetradrachmen findet man sehr häufig in Pannonien, Dazien und Norikum.
Die Fundstellen, welche auf dem in Kroatien und Slawonien entfallenden Teile Pannoniens
bekannt wurden, hat J. Brunsmid in seiner Publikation des großen einschlägigen Fundes
von Narta aufgezählt. Dort kann man auch zahlreiche Analogien zu unseren Stücken
finden (Vjestnik hrvatskog arkeolog. drustva 1895, S. 97 u. ff.).
XV. Eisensaelien.
Eisen kam im Pfahlbaue ziemlich häufig vor, aber zumeist so stark durch Rost
zerstört, daß man die ursprüngliche Gestalt des Gegenstandes nicht erkennen konnte.
Besser erhalten waren nur wenige Stücke, darunter fünf Messer mit geschweifter Klinge,
wie sie im Gräberfelde als Beigaben in Männer- und Frauen-
gräbern häufig vorkamen (Taf.XXXVII, Fig. 11— 13, Taf.XXXVIII,
Fig. 25 und 26).
Weiters sind zwei vierkantige Reibahlen (Taf. XXXVII,
Fig. 14 und 15) und ein Bruchstück eines großen, mit Perlen
besetzten Ringes zu erwähnen (Taf. XXXVIII, Fig. 27). Das letz- Fio. 57 Eisenkelt (l/s).
tere ist jedenfalls ein Fragment einer bisher nur in Dolina vorkom-
menden Halsringform und ein analoges, gut erhaltenes Stück aus Bronze wurde auf den
Gredas entdeckt. In Fig. 57 ist ein kleiner Eisenkelt aus dem Pfahlbaue dargestellt.
XVI. Silber.
Auch das Silber wurde von unseren Pfahlbauern als Schmuckmaterial benützt.
Ein Belegstück dazu ist ein Zierstück in der Gestalt dreier tangential zusammenhän-
gender Ringe, welche am Berührungspunkte durch einen Knopf verziert sind (Taf. XXXVII,
Fig. 18).
XVII. Sonstiges.
Die Fundserie aus dem Pfahlbaue vervollständigen noch einzelne Perlen aus
Glas und Email, zumeist einfärbig, blau oder gelb, im ganzen 24 Stück, wobei zwei
mit rotgelben erhabenen Augen, ein dunkelblaues Stück aber mit spiralförmigen Ein-
drücken verziert ist.
Die Vertiefungen waren ursprünglich mit andersfarbiger Pasta ausgefüllt, doch ist
diese ausgefallen (Taf. XXXVIII, Fig. 29).
Zwei Fragmente von Glasarmbändern aus blauem Glas sind mit weißen Zickzack-
linien verziert, das eine davon an der gewölbten Außenfläche mit breiten V-förmigen
Eindrücken (Taf. XXXVIII, Fig. 27).
Neben Glasperlen finden wir (s. Fig. XXXVII) ganz vereinzelt noch solche aus
Bernstein (Fig. 23 und 26), Stein (Fig. 22 und 25), Knochen (Fig. 16) und selbst aus
Eberzahnsplittern (Fig. 19 und 20). Einiges davon mag als Amulett gedient haben.
XVIII. Gräber im Pfahlbaue.
Eine wertvolle Bereicherung erhielt das Fundinventar des Pfahlbaues dadurch,
daß auch einzelne Gräber innerhalb desselben gefunden wurden. Diese Gräber sind
76
I. Archäologie und Geschichte.
hier allerdings vereinzelt, denn das eigentliche Gräberfeld der Ansiedlung befand sich
unweit des Pfahlbaues und außerhalb desselben auf einem Landstreifen, welchen das
Volk heute Greda nennt. Die Bestattung innerhalb der Ansiedlung war jedenfalls
exzeptionell, die Vorgefundenen Gräber gehören vielleicht einer Periode an, wo die
Ansiedlung noch nicht besonders dicht und neben den Gebäuden auch Raum für die
Toten vorhanden war, oder aber haben wir hier ausnahmsweise Bestattungen vor uns
und der Grund, weshalb die Leichen im Orte selbst zur Ruhe bestattet wurden, bleibt
uns unbekannt. Die wenigen hier gefundenen Gräber, wenn sie auch an Beigaben
nicht so reich wie jene auf den Gredas waren, sind für uns aus dem Grunde außer-
ordentlich wertvoll, weil sich hier auch die Särge erhalten haben, in wrelchen die
Leichen bestattet wurden, und dadurch wird das Bild, welches wir über die Bestattungs-
weise unserer Pfahlbauer entwerfen können, wesentlich vervollständigt.
Einzelne dieser Gräber konnten ganz gehoben und in das Landesmuseum nach
Sarajevo überbracht und konserviert werden und gehören dort zu den seltensten und
wertvollsten Belegen vorgeschichtlicher Bestattungsweise. Sie sind in ihrer Art Unika
und man wird wohl kaum in einem anderen Museum ähnliches linden.
Die im Pfahlbaue bisher bloßgelegten Gräber befanden sich alle in der grauen
alten Lehmschichte, in welcher die Pfähle der Häuser eingerammt sind, also unterhalb
des Rostes, welcher die Ansiedlung trug. Sie lagen in dieser Schichte zirka 1 m tief
und wurde demnach für das Grab eine entsprechend tiefe Grube ausgegraben, in
welcher der Leichnam bestattet wurde.
Die Gräber befanden sich entweder unter dem Roste freier terrassenartiger Räume
außerhalb der Hausfläche oder aber auch unter den Häusern selbst, so daß Grab und
Wohnhaus übereinander lagen. Vielleicht lag in dieser Anordnung sogar eine Absicht,
die in einer besonderen Pietät zu den Dahingeschiedenen ihren Grund hatte; war ja
der Totenkultus in vorgeschichtlichen Zeiten außerordentlich entwickelt und erforderte
manches, das uns unverständlich erscheint.
Das erste im Pfahlbaue bloßgelegte Grab wurde unter dem Roste des ersten
Hauses bloßgelegt. Es lag in einer Tiefe von unter der Uferoberfläche und der
Leichnam darin war von AVest nach Ost, also parallel mit dem Flusse orientiert.
Die Skelettreste waren hier stark zerstört und konnten nicht gehoben werden. An
Beigaben war hier gar nichts vorhanden.
Das nächste Grab lag kaum 2 m von diesem in gleicher Linie und war insoferne
besser erhalten, als daß man die
Bestattungsart erkennen konnte.
Es lag in einer Tiefe von 7 m zwi-
schen zwei mächtigen Pfählen und
war von Süd nach Nord orientiert.
Das Skelett, welches so gut
erhalten war, daß man den Schädel
komplett ausheben konnte, lag auf
einem breiten, oben muldenartig
ausgehöhlten Balken und war mit
einigen gespaltenen Eichenbrettern
Fig. 58. Kindsskelett, in einem Holztroge bestattet. dachartig überdeckt. Diesem Schutz-
dache ist auch der bessere Erhal-
tungsgrad des Grabes zu danken. Das Grab, in welchem keinerlei Beigaben gefunden
wurden, ist auf unseren Planskizzen eingezeichnet und die Ansicht desselben veran-
Truhelka. Der vorgeschichtliche Pfahlbau im Savebette bei D. Dolina.
77
schaulichen clie Photographien in Taf. XXXIX, Fig. 1, mit dem Skelette, in Fig. 2 den
muldenartigen Sarg nach Aushebung der Gebeine.
Knapp neben diesem Sarge, in einer um 1 m höheren Schichte, wurde ein
drittes Grab bloßgelegt. Es war das Grab eines Kindes im Alter von 6 — 7 Jahren.
Auch dieses Grab wurde nicht ganz erhalten gefunden, denn durch dasselbe war ein
starker Pfahl eingerammt, welcher das Skelett unterhalb des Beckens zertrümmerte,
so daß nur die oberen Teile desselben gut erhalten waren. Der Umstand, daß ein zur
Substruktion des Hauses gehöriger Pfahl das Grab zerstörte, spricht dafür, daß es älter
als das Haus war und dieses erst zu einer Zeit erbaut wurde, als die Ortsbewohner die
Lage des Grabes nicht mehr kannten, denn sonst hätten sie sicherlich bei der Arbeit
darauf geachtet, daß es nicht zerstört werde.
Das Skelett war in einem trogartigen Sarge beigesetzt, welcher ganz unseren gegen-
wärtigen Holztrögen ähnlich ist und höchstwahrscheinlich auch ursprünglich als solcher
verwendet wurde. Dafür spricht der Umstand, daß er an einem Ende infolge längeren
Gebrauches durchlocht war, und diesen Fehler besserte man in der Weise aus, daß man
die fehlerhafte Stelle mit einem tellerartigen runden Brette verdeckte. Auf diesem Brette
lag auch der Schädel des Skelettes wie auf einem Polster auf. Es ist selbstverständlich,
daß auch der Sarg durch den Pfahl, welcher ihn durchbohrte, zertrümmert wurde, und
so fehlt auch hier dieser Teil. Der obere Teil konnte aber gehoben und in das
Landesmuseum transportiert werden. Das Grab ist in Textfigur 58 photographisch
reproduziert.
An Beigaben besaß es nur eine Perle, welche aus der Kugel eines Gelenkknochens
angefertigt war (Fig. 59). Derartige Knochenperlen aus Gelenkköpfen hergestellt sind
in unseren eisenzeitlichen Gräbern gar nicht selten und mögen als
Amulette gegen verschiedene Übel gedient haben, wie andere häufige
Zahn- und Knochengehänge.
Interessanter als die bisher erwähnten Gräber waren fünf wei-
tere, die im Verlaufe der Arbeit unter dem Pfahlbauroste bloßgelegt
wurden und von welchen vier tadellos erhalten und auch geborgen
werden konnten.
Zwei davon befanden sich unter der Terrasse zwischen dem
Hause II und III rechts von der Treppe, welche von der Terrasse unter den Rost führte.
Beide waren von Süd nach Nord, das ist quer zum Flußlaufe, orientiert. Fig. 60 ver-
anschaulicht die beiden Gräber in ihrer ursprünglichen Lage, das eine geschlossen, das
andere teilweise bloßgelegt. Die anderen drei Gräber befanden sich zwischen dem
Hause III und IV neben der südöstlichen Ecke des Hauses IV. Eine photographische
Reproduktion derselben ist in Fig. 61 wiedergegeben.
Bei allen diesen Gräbern ist die Bestattungsweise eine gleichartige und wir dürfen
annehmen, daß auch die Leichen im eigentlichen Gräberfelde des Pfahlbaues in ähn-
licher Weise bestattet waren. Hier unter dem Schutze des Wassers haben sich nämlich
die Holzteile erhalten, die im trockenen Boden spurlos verwest wären.
Die Leichen waren nämlich sämtlich in Holzsärgen beigesetzt, diese mit Brettern
bedeckt und das Ganze dann wieder mit Erde zugeschüttet. Eigentümlich ist dabei
die Konstruktion der Särge, denn es sind keine Baumsärge oder kistenartige Verschläge,
sondern tragbahrenartige Gestelle. Sie bestehen aus zwei Seitenbrettern, die an beiden
Enden nasenförmig abgerundet sind und unter der Abrundung einen halbkreisförmigen
Ausschnitt haben.
Fig. 59. Gelenkkugel
als Amulett aus dem
Grabe Fig. 58.
78
I. Archäologie und Geschichte.
Fig. 61. Konstruktion der Eichensärge von D. Dolina (geöffnet).
Dieser Ausschnitt hatte den Zweck, daß man darunter zwei Hölzer schieben
konnte, und mit diesen wurde der Sarg von vier Männern zu Grabe getragen.
Die beiden Seitenbretter sind an drei Stellen an der unteren Kante durchlocht
und durch diese vermittels dreier Querhölzer miteinander verbunden. Auf diesen lagen
zwei Bretter auf, wel-
che den Boden des
Sarges bildeten. Auf
diese Bretter wurde
die Leiche gelegt und
dann weitere drei Quer-
hölzer auf die Kanten
der Seitenbretter auf-
gelegt, welche zwei
Bretter, die als Sarg
declcel dienten, trugen. Der Sarg war demnach an den beiden Schmalseiten offen
und, um das Verschieben der Leiche beim Transporte zu verhindern, wurde sie mit
Seilen am Sarge festgebunden. Darauf deuten Spuren von Schnüren, die darin vor-
gefunden wurden.
Da aber der Sarg nicht vollkommen geschlossen und dicht war, so füllte sich der
Innenraum bald mit durchsickerndem Wasser und als die Leiche verwest war, hob das
Wasser einzelne leichtere Knochen aus ihrer ursprünglichen Lage und verschwemmte sie
an andere Stellen. Das ist der Grund, daß bei einzelnen dieser Gräber die Knochen
nicht in jener Lage gefunden wurden, die der natürlichen Lage des Skelettes ent-
spricht.
Mit der Zeit wurden über die ursprüngliche Bodenschichte gewaltige Anschwem-
mungsschichten angeschwemmt, so daß die Gräber 8— 9 m hoch von Erde überdeckt
waren. Unter dem kolossalen Drucke, welcher auf ihnen lastete, wurden die Deck-
bretter derart niedergedrückt, daß sie sich in die Knochen einpreßten, so daß einzelne
größere Knochen in das Holz fast vollständig einsanken, andere aber sich darin ab-
preßten und beim Abheben der Bretter blieben Abdrücke derselben im Holze zurück.
Truhelka. Der vorgeschichtliche Pfahlbau im Savebette bei D. Dolina.
79
In den beiden Zeichnungen in Fig. 60 und 61 ist die Konstruktion dieser Särge
in offenem und geschlossenem Zustande veranschaulicht, die Fig. 62, 63 und 64 zeigen
einzelne, wie sie sich in situ befanden.
Von den beiden zwischen Haus II und III gelegenen Gräbern war das dem Ufer
näher liegende in einem aus Eschenholz hergestellten Sarge bestattet und dieses Holz
wurde unter dem großen Drucke, dem
es ausgesetzt war, derart an die Knochen
angepreßt, daß es sie wie eine schmieg-
same Hülle einhüllte.
Trotzdem dieser Sarg ganz in glei-
cher Weise behandelt wurde wie die
übrigen, konnte er doch nicht erhalten
bleiben, denn das Eschenholz schuppte
trotz des wiederholten Imprägnierens
während der Arbeit in dünnen fournier-
artigen Blättern ab, so daß der Versuch,
den Sarg zu retten, erfolglos war. Das
Skelett, welches sich im Sarge befand,
war gleichfalls total zerdrückt und hatte
keinerlei Beigaben, so daß man es leich-
ter verschmerzen konnte, daß es nicht
konserviert werden konnte.
Das in gleicher Linie neben die-
sem liegende Skelett war in einem Eichen-
sarge bestattet und von Süd nach Nord
orientiert. Es enthielt die Skelettreste
eines alten Individuums und an Beigaben
ein schmuckloses größeres Tongefäß, das
auf der Brust der Leiche lag. Dieses
und die folgenden Gräber konnten vor-
züglich konserviert werden und sind
nun im Landesmuseum aufgestellt.
Von den drei an der Ecke des
Hauses IV befindlichen Gräbern war das obere (Fig. 64), von Ost nach West orien-
tierte ein Mädchengrab und enthielt an Beigaben folgendes: An beiden Schläfen befan-
den sich mehrere Schläfenringe aus dünnem Bronzedraht von 2 mm Durchmesser,
deren Ende miteinander verflochten war, und überdies an der linken Schläfenseite zwei,
an der rechten einen Schläfenring mit 1 2/3 Umgang aus etwas stärkerem Drahte und mit
einem Durchmesser von 3 4 cm. Unter dem Worte „Schläfenring“ verstehen wir aber
nicht jene charakteristischen Ringe der slawischen Periode, sondern eine besondere
Gattung von Ringen, die in Dolina häufig in der Schläfengegend der weiblichen Leichen
vorkommt und vielleicht in die Schläfenlocken verflochten wurde.
An der rechten Schulter lag eine schöne große Kahnfibel aus Bronze mit dickem
hohlgegossenen Bügel. Sie ist 11’3 cm lang, wovon auf den langgestreckten Fuß 6‘5 cm
entfallen. Der Bügel ist 4’3 cm hoch und dessen Wulst in der Mitte L8 cm stark. Die
beiden verjüngten Enden sind mit je drei zarten Ringen eingefaßt, ebenso die Ober-
fläche, wo ein ovales Feld in gleicher Weise eingefaßt ist. Die Nadel der Fibel war
abgebrochen und zur Reparatur das Kopfende des Bügels durchlocht und daran eine
80
I. Archäologie und Geschichte.
Eiseimadel angenietet, aber auch diese fehlt gegenwärtig, da sie gänzlich abgerostet ist
und nur mehr noch Eisenspuren diese Reparatur am Bügel andeuten.
Oberhalb der linken Achsel lag ein schwarzes kugelförmiges Salbengefäß mit durch-
bohrten Hängeösen am Rande der engen Gefäßöffnung.
Eine mit Spiralornamenten verzierte Tonperle, die neben dem rechten Ellenbogen
lag, und ein profiliertes Nadelköpfchen, ursprünglich mit einer eisernen, nunmehr total
weggerosteten Nadel an der linken Hüftengegend gefunden, vervollständigen das Inventar
dieses Grabes.
Fig. 1)3. Drei Särge aus dem Pfahlbaue von D. Doline zwischen den Häusern III und IV liegend.
Jeder einzelnen dieser Beigaben werden wir analoge Funde aus dem Gräberfelde
auf den Gr e das zur Seite stellen können und darin den Beweis erblicken, daß die
Nekropole auf den Gredas mit dem Pfahlbaue gleichzeitig ist und mit ihm in engstem
Zusammenhänge war.
Unter diesem Grabe befanden sich parallel nebeneinander zwei andere. Das westlich
gelegene, dessen Sarg sehr gut erhalten war, enthielt das Skelett eines kleinen Kindes.
Die einzelnen leichteren Knochen wurden durch das Wasser aus ihrer ursprünglichen
Lage verschoben, aber das Grab lag so geschützt, daß der Schädel ganz blieb. An Bei-
gaben besaß es nur ein ganz kleines Glasringelchen, dessen Oberfläche infolge Oxy-
dation metallisch irisiert und das möglicherweise als Schläfenring diente. Es wurde in
der linken Schläfengegend gefunden.
Das letzte Grab endlich, welches neben diesem lag, in Fig. 63 rechts dargestellt,
enthielt stark verwitterte Skeletteile, welche durch das Wasser zu einem regellosen
Haufen zusammengeschwemmt wurden, so daß es unmöglich war, die ursprüngliche
Truhe lka. Der vorgeschichtliche Pfahlbau im Savebette bei D. Dolina.
81
Lage des Skelettes festzustellen. Der Schädel war total zertrümmert und selbst die
, größeren Röhrenknochen konnten dem Drucke, der auf ihnen lastete, nicht Widerstand
leisten. Der Sarg selbst ist gut erhalten, nur waren die Deckbretter stark eingedrückt,
aber auch sie konnten ganz zutage gefördert werden.
Fig. 04. Sarg neben dem Hause 111 im Pfahlbaue von D. Dolina.
B. Die Nekropole der Pfahlbauer von Donja Dolina.
I. Die Nekropole.
(Hierzu Tafel XL und XLI.)
Bereits im Jahre 1900 wurden im „Gornje polje“ anläßlich vorgenommener Probe-
grabungen einzelne zerstreute Gräber entdeckt und dabei eine Anzahl von Funden auf-
gelesen, welche den Schluß erlaubten, daß sich hier das Gräberfeld der Pfahlbewohner
befand. Diesen Schluß gestattete die auffallende Analogie, welche namentlich zwischen
den Gefäßformen des Gräberfeldes und des Pfahlbaues bestand und durch die folgenden
Ausgrabungen wurde diese Annahme vollkommen bestätigt.
Im Jahre 1900 beschränkte sich die Probegrabung auf eine ganz kleine Fläche
im Ausmaße von 54 m2 und wenn dabei auch keine ganzen Bestattungen bloßgelegt
wurden, war doch das Fundergebnis ein derartiges, daß man schon damals annehmen
konnte, daß sich hier das Gräberfeld der Pfahlbauer von Donja Dolina befand. Dieses
Gräberfeld liegt zirka 600 m westlich von der Gradina und zirka 200 m vom Saveufer
entfernt.
Das umgebende Terrain ist sumpfig, gegen Norden erstreckt sich das flache
sumpfige Uferland der Save, gegen Süden wird es von einem Sumpfstreifen begrenzt,
Band IX. 6
82
I. Archäologie und Geschichte.
der ursprünglich das Bett eines breiten Baches bildete, mit der Zeit aber versumpfte,
so daß der Bach sich ein anderes, weit abzweigendes neues Bett schuf.
Aus diesem Sumpflande erhebt sich ein zirka 30 m breiter flachgewölbter Streifen
Land, der sich auf eine große Strecke bis zur Ortschaft Gornja Dolina parallel dem
Saveufer erstreckt. Dieser Landstreifen, welcher eine entfernte Ähnlichkeit mit einem
alten verfallenen Damme hat, scheint auf den ersten Blick künstlich hergestellt zu sein,
dürfte aber auf natürlichem Wege entstanden sein, indem einerseits die Save, anderer-
seits der erwähnte Bach bei hohem Wasserstande hier angeschwemmtes Terrain auf-
stauten und so einen natürlichen niederen Damm schufen. Oben haben wir die Ver-
mutung ausgesprochen, daß diese dammartige Erhöhung einst die Uferwand der Save
bildete und daß der Fluß infolge Schlammablagerung allmählich gegen Norden ver-
drängt wurde.
Diese alte Uferbank hat für die heutige Bevölkerung eine besondere Wichtigkeit,
weil bei Hochwasser, wenn schon allerorten in der Umgebung die Saaten unter Wasser
sind, dieser Streifen trocken bleibt.
Dies mag auch der Grund gewesen sein, weshalb ihn die Pfahlbaubewohner als
Bestattungsort wählten.
Im Volke führt der Landsti-eifen den bezeichnenden Namen Greda (Balken), welchen
er seiner länglichen Form zu danken hat, denn er verbindet wie ein Steg die beiden
1 km von einander entfernten Ortschaften Doljnja Dolina und Gornja Dolina.
Diese Greda ist verschiedenen Bauern zur Bearbeitung zugewiesen, welche sie
fleißig bebauen, weil sie während der Hochwasserjahre nur hier auf eine Ernte hoffen
dürfen ; dadurch aber wurde das Gräberfeld sehr stark zerstört und es ist gar nicht an-
nähernd zu bestimmen, wie viele Gräber und Denkmäler durch Pflugschar und Spaten
zugrunde gingen. Im Laufe der Ausgrabungen wurde auf dieser Greda ein nur durch
geringe Einsenkungen unterbrochener Streifen von 474 m Länge und durchschnittlich
von 15 m Breite, also ein Flächenraum von rund 7 100 m2 durchforscht.
Die Reihenfolge der einzelnen Parzellen dieser „Greda“ von Osten nach Westen
folgend nach dem Namen der gegenwärtigen Besitzer, ist die folgende:
1. Greda des Mato Petro vid Mali, ausgegraben ein zirka 90m langer Streifen.
2. Greda des Stipo Jakarid, ausgegraben ein 79 m langer Streifen an die vorherige
Greda angrenzend.
Ein 15 m langer, westlich anschließender Streifen wurde nicht ausgegraben
da er eine Einsenkung bildet, in welcher Stichproben keine Funde ergaben.
3. I. Greda des Nikola Sokid, ausgegraben ein 73 m langer Streifen.
4. Greda des Mido Petrovid, ausgegraben in einer Länge von 31 m.
Unausgegraben blieb ein 15 m langer, westlich an dieselbe anschließender
Streifen.
5. Greda des Mato Petrovid Veliki, ausgegraben in einer Länge von 41m.
Daran schließt sich eine sumpfige Einsenkung, 80 m lang, in welcher keine
Funde zu vermuten waren und Stichproben eine intakte Bodenbeschaffenheit er-
gaben.
6. Greda des Ivo Stipanöevic, ausgegraben 40m Länge.
7. II. Greda des Nikola Sokid, wovon gleichfalls 40m ausgegraben wurden.
An diese schließt der Gemüse- und Obstgarten des Anto Sokid und weiters
die Wohngebäude des Ortes Gornja Dolina an. In beiden Gärten wurden Stich-
proben vorgenommen und überall teilweise reichliche Spuren von vorgeschichtlichen
Wohnungsplätzen nachgewiesen, so daß es anzunehmen ist, daß sich die alte
Truhelka. Der vorgeschichtliche Pfahlbau im Savebette bei D. Dolina. 83
Ansiedlung bis hierher erstreckte und an dem östlichen Ende der Gredas eine
zweite Gruppe von Wohnungsgebäuden stand.
Parallel neben dieser Bank, etwas näher zum Flusse, und neben der Greda des
Mato Petrovic jun. und Stipo Jakaric befindet sich eine kleine bankartige Erhöhung, die
Greda des Cegrlj, und hier vorgenommene Grabungen ergaben gleichfalls den Nach-
weis, daß hier ein Gräberfeld ist. Es wurden mehrere Leichen gefunden, aber durch
das Wurzelwerk daraufstehender Gebüsche wurden sie zum größten Teile zerstört und
nur in Ausnahmsfällen konnte hier die ursprüngliche Lage der Skelette festgestellt werden.
Die auf den Gredas bisher ausgegrabene Fläche der Pfahlbauernekropole umfaßt
ein Areal von mehr als 7000 m2.
Bei den Ausgrabungen wurden folgende allgemeine Beobachtungen gemacht: Die
Leichen, beziehungsweise Urnen lagen bald ganz seicht, bald in einer ansehnlichen
Tiefe (bis 1 m). Die seichten Bestattungen hatten leider durch die Pflugschar, die hier
unermüdlich den Boden aufwühlte, viel gelitten: ganze Skeletteile mit ihren Beigaben
wurden aus ihrer ursprünglichen Lage verschoben und verschleppt und Urnen wurden
ganz oder doch teilweise zerstört. Die Fragmente größerer Objekte und einzelne
Schmuckbestandteile wurden dann allerorten zerstreut, oft ganz oberflächlich gefunden
und konnte eine ziemliche Serie solcher „loser“ Funde angesammelt werden, die in
diesem Berichte separat als „zerstreute Funde“ beschrieben werden. Die Struktur des
Terrains repräsentiert sich im allgemeinen als Anschwemmung, die aber durch wieder-
holtes Umgraben ihre Gleichmäßigkeit verloren, so daß man selbst in tieferen Schichten
sehr viel Beimengungen von kleinen Gefäßfragmenten, Kohlepartikeln und ähnlichem
fand. Auffällig häufig fand man gebrannte Lehmklumpen beigemengt, die stellenweise
in bedeutender Menge und Stärke auftraten. Sie rühren von Brandstätten her, auf
welchen die Leichenbrände stattgefunden haben. An einer Stelle, auf der Greda des
Sokic wurde eine solche Brandstätte ganz bloßgelegt und gut erhalten befunden. Es
war dies eine aus dem natürlichen Boden ausgegrabene kesselförmige kreisrunde Grube
von 1’80 m Durchmesser mit flachem Boden und leicht abgeböschter Umfassung. Der
Boden und die Seitenwände waren stark rotgebrannt und diese gebrannte Lehmschichte
erreichte am Boden eine Stärke von 10 — 12 cm.
Diese Brandgrube war aber sehr sorgfältig ausgekehrt, denn man fand darauf
weder Asche noch Kohle und nur in den Fugen und Rissen sah man Spuren von
Asche. Auch an anderen Stellen, wo solche Brandstätten vorkamen, waren die Feuer-
reste sorgfältig entfernt, jedenfalls dürfte es dem Leichenkultus der Pfahlbaubewohner
entsprochen haben, daß man die Brandstätte nach jedesmaliger Bestattung reinfegte.
Die im Gräberfelde zur Anwendung gekommene Bestattungsweise war eine recht
mannigfaltige. Es gab hier Skelettbestattungen in Einzelgräbern, Doppelgräbern und
in Knochengruben, Brandbestattungen in Urnen und in Brandgruben.
Die Skelettgräber, welche hier numerisch vorherrschen, sind allem Anscheine
nach die älteren, aber es ist auch hier wie am Glasinac zu bemerken gewesen, daß
unter den Skelettgräbern vorwiegend Frauengräber waren. Bezüglich der Orientierung
der Leichen herrscht keine bestimmte Richtung vor und ein Blick auf die Lokalskizzen
des Gräberfeldes zeigt, daß sie regellos nach allen Richtungen der Windrose zerstreut
wurden.
Wo die Skelette nicht zu seicht bestattet waren und von der Pflugschar unberührt
blieben, konnte die Lage der einzelnen Beigaben bis ins Detail festgestellt werden. In
Fig. 65 ist ein solches Grab, welches im ganzen vollkommen intakt ausgehoben und in
das Landesmuseum gebracht wurde, veranschaulicht.
84
I. Archäologie und Geschichte.
Fig. 05. Ansicht eines Frauengrabes.
Es repräsentiert eines der charakteristi-
schesten Frauengräber und ist ziemlich reich
mit Schmuck versehen.
An der Stirne hat es eine kleine Brillen-
spirale aus Bronzedraht, die jedenfalls an eine
Kappe oder an ein Kopftuch festgeheftet war.
Zu beiden Seiten der Schläfen befanden
sich je vier große Schläfenringe mit übergreifen-
den, nicht eingerollten Enden aus Bronzedraht,
die gleichfalls in der Schläfengegend an einer
Kappe oder dergleichen befestigt waren.
Als Halsschmuck diente eine große massive
Bronzetorquis und eine Reihe kuchenförmiger
Email perlen, als Brustschmuck nicht weniger
als sieben Fibeln: Oben, in der Mitte des Brust-
beines lag eine kleine Kahnfibel aus Bronze
mit langem Fuß, unter ihr eine große, reich mit
Buckeln verzierte kreisrunde Scheibenfibel.
An der linken Brustseite waren fünf weitere
Fibeln in vertikaler Lage eine über der anderen
befestigt.
Vier davon sind einschleihge Bogenfibeln
mit hochgeschweiftem Bügel und langer dreiecki-
ger Fußplatte, die fünfte, zu unterst gelegene,
ist eine einschleihge Bogenßbel mit viereckiger
Fußplatte und am Scheitel des Bügels sind vier
Hängeösen, von welchen ein reiches Ketten-
gehänge herabhängt.
Mit diesen Fibeln war jedenfalls das Toten-
gewand an der linken Brustseite zusammen-
geheftet.
Die über dem Becken gekreuzten Hände
waren je durch ein breites, aus Spiralwindungen
hergestelltes Armband aus flachem Bronze-
draht und ein anderes, massives mit übergrei-
fenden verjüngten Enden geschmückt.
Als Gürtel diente eine fingerdicke, mit
Bronzedraht spiralförmig umsponnene Schnur.
Während der Bestattung scheint sich diese Schnur
aufgelöst zu haben und ein Ende derselben hängt
längs des rechten Schenkels hei'ab, während das
andere die Hüften teilweise umschließt.
Weiters besaß der Leichnam ein kleines
Eisen messe r neben dem linken Oberarm und
eine kleine flache Tonschale mit einem durch-
lochten Ansatz auf der Unterseite. Die Schale
dürfte jedenfalls mit einer Schnur am Gürtel
befestigt worden sein.
Truhelka. Der vorgeschichtliche Pfahlbau im Savebette bei D. Dolina.
85
Besonders bemerkenswert ist es, daß skh neben diesem Skelette sowie neben
vielen anderen Tonwirteln befanden, im ganzen vier Stück, wovon zwei mit Spiralen
verziert, die anderen aber glatt. Es wird demnach unsere im Berichte über den Pfahlbau
ausgesprochene Ansicht, daß die Wirteln von Donja Dolina nicht zum Spinnen, sondern als
Schmuck dienten, durch diesen Fund bestätigt. Die Wirteln lagen knapp an der rechten
Seite des Skelettes, zwei oben, zwei weiter unten. Sie dürften demnach am Zopfe an-
gebracht gewesen sein, der sich beim Beisetzen der Leiche etwas nach rechts ver-
schoben hat. Bei anderen Skeletten wurden diese Tonperlen an der Brust, unterhalb
der Torquis gefunden und dienten als Halsschmuck.
An sonstigen Stücken besaß das Skelett ober dem linken Knie ein profiliertes
Köpfchen von einer Schmucknadel (die Nadel aus Eisen ist weggerostet), unter dem
linken Knie eine Bronzeperle und ein mit drei Buckelknöpfchen besetztes, unten mit
drei Ösen versehenes Stäbchen.
Ein zweites Beispiel eines mit Schmuck reichlich versehenen Frauengrabes, welches
in situ in das Landesmuseum gebracht wurde, reproduzieren wir in Taf. XL. Die
Stirne umspannte ein breites bandartiges Diadem aus Bronzeblech, dessen Ränder mit
zwei erhabenen Punktreihen, das Feld mit rautenförmig angeordneten Buckeln verziert.
Die beiden Enden des Bandes sind eingerollt, so daß es vermittels einer Schnur am
Kopfe festgebunden werden konnte (Taf. XL, Fig. 1).
An beiden Schläfen hingen an der Kappe oder am Kopftuche befestigte Schläfen-
ringe herab. Es waren auf jeder Seite je vier Stück aus dünnem gerippten Draht
und sind die beiden anschließenden Enden mit birnenförmigen Köpfchen verziert
(Taf. XL, Fig. 2).
Als Halsschmuck diente eine Perlenschnur, aus kuchenförmigen Bernsteinperlen
bestehend (ib. Fig. 4) und ein sehr massiver vierkantiger torquierter Halsring, dessen
verjüngte Enden durch gravierte Schrägstriche verziert und zu Ösen eingerollt sind
(ib. Fig. 5).
Die Brust schmückten vier Fibeln: zwei davon sind aus dünnem Blech gefertigte,
schwach gewölbte runde Scheibenfibeln, mit vier von Punkten kantonierten, kreuzförmig
angeordneten Buckeln verziert, während der Rand durch eine Reihe durchbrochener
Dreiecke und zwei Reihen kleiner erhabener Punkte eingefaßt ist. Diese Scheiben sind
an plattgedängelte Bogenfibeln mittels zweier Nieten angenietet (Taf. XL, Fig. 3). Eine
Fibel hat die Gestalt einer kleinen „S“-förmigen Drahtspirale (ib. Fig. 10), eine vierte
die am Glasinac so häufige zweischleifige Bogenform mit viereckiger, an den zwei Ver-
tikalseiten halbrund ausgeschnittener Fußplatte, die durch eine Tremolierstichlinie ein-
gefaßt ist (ib. Fig. 6). Mit diesen vier Fibeln war das Leichengewand festgemacht.
An beiden Handgelenken befand sich je ein massiver bronzener Gelenkring mit
übergreifenden verjüngten, stollenförmig abgestutzten Enden. Der Ring ist mit breiten
umlaufenden Linienbändern verziert (ib. Fig. 7).
Das Merkwürdigste an dem ganzen Schmucke dieser Leiche war ein reich ge-
gliedertes Gürtelgehänge, das wir öfters in den unten zu beschreibenden Gräbern finden
werden, aber in keinem so reich und gut erhalten wie in diesem. Dieses ist auch aus
dem Grunde besonders wichtig, weil es in unwiderleglicher Weise veranschaulicht, wozu
jene unter dem Namen „Saltaleoni“ bekannten Bronzespiralhülsen gedient haben, welche
in ersteisenzeitlichen Gräbern vorgefunden werden.
Der Gürtel bestand aus irgend einem Bande oder ähnlichem leicht zerstörbaren Ma-
terial und von ihm hing das Gehänge, von der einen Hüfte zur anderen gezogen, über den
Schoß bogenförmig berab. Es bestand zunächst aus einer flachen, mit einem Ringe ver-
'
86
I. Archäologie und Geschichte.
sehenen Enddülle aus Blech, welche unten mit einem breiten durchbrochenen Rautenbande,
oben mit spitzwinkelig sich kreuzenden Linien verziert war (Taf. XL, Fig. 13). In die
an der Unterseite dieses Endstückes befindliche flache breite Dülle waren vier starke,
mit, schmalen Bronzeblechstreifen der ganzen Länge nach umsponnene Schnüre befestigt,
die in dieser Hülle den Eindruck eines massiven Metallgespinstes hervorbringen mußten.
Die entgegengesetzten Enden dieser Schnur waren von einer viereckigen flachen Dülle
ohne Ose zusammengefaßt und diese mit drei durch Linien getrennte Bänder mit durch-
brochenem Zickzackornament verziert (Taf. XL, Fig. 14). Zwei ähnliche Hülsen be-
fanden sich in gleichmäßigen Abständen auch inmitten des Gehänges. Vom rechten Ende
dieses Gürtelschmuckes hing eine Bronzekette herab, die aus drei stabförmigen, in der
Mitte durch ein Köpfchen verzierten und vier kreisrunden Gliedern bestand (ib. Fig. 12)
und als Anhängsel einen winzigen aus Bronze gegossenen Widder trug (ib. Fig. 15).
Von der anderen Hüfte hingen möglicherweise Fransen herab, die durch ein
bommelförmiges, vertikal geschlitztes Anhängsel (ib. Fig. 11) und Bronzeperlen (ib.
Fig. 8 und 9) sowie ein vereinzeltes Ringel verziert waren. Über den Füßen des
Skelettes lagen zwei mit diskusförmigen breiten Scheiben verzierte Bronzestäbe (Taf. XL,
Fig. 17). Wir werden durch spätere Funde zur Vermutung gebracht, daß auch diese
in unserem Gräberfelde häufig vorkommenden Zierstäbe Bestandteile des Gürtel-
gehänges waren.
Ein kleines gekrümmtes Eisenmesser, an der linken Brustseite — das scheint der
übliche Aufbewahrungsort gewesen zu sein — getragen, und eine seichte Trinkschale zu
Füssen des Skelettes vervollständigen dieses reiche Inventar. Zu Füßen dieser Leiche
lag der zertrümmerte Schädel eines Mädchenskelettes, welches früher hier bestattet war
und bei der Nachbestattung zerstört wurde. Diesem Skelette gehört ein kleiner massiver
Armring flachen Querschnittes mit 1 2/3 Umgang (Taf. XL, Fig. 16) und ein vereinzelter
Buckelknopf aus Bronze an.
Derartige Doppelgräber wurden in Donja Dolina wiederholt gefunden. Sie scheinen
eher von Nachbestattungen als von Doppelbestattungen herzurühren, denn das untere
Grab war gewöhnlich zerstört, was dadurch zu erklären ist, daß man die Leichen nur
seicht verscharrte, und wenn man beim Ausheben neuer Gräber auf ein altes stieß,
wurden die Knochen zerstört und ausgeworfen; nur beim Schädel schien eine ange-
borene Scheu die Grabenden davon abzuhalten, ihn zu zerstören, und man ließ ihn
am alten Platze liegen. So ist der Schädel bei den meisten dieser Doppelgräber halb-
wegs erhalten, während die übrigen selbst großen Skeletteile zumeist fehlen oder doch
zertrümmert sind. Auffallend ist, daß bei allen diesen Doppelgräbern die Füße des
oberen Skelettes gegen den Schädel des unteren gerichtet sind, und es drängt sich hier
die schwer zu beantwortende Frage auf, ob dabei ein Zufall oder eine Absicht waltete.
Ein derartiges Doppelgrab von der Greda des Mato Petrovd6 jun. (Grab LXI) ist
in Taf. XLI, Fig. 1, abgebildet. Es enthielt zwei Frauenleichen, wovon die obere an
beiden Achseln je eine dreieckige, mit konzentrischen Kreisgruppen und Doppelpunkt-
reihen verzierte Scheibenfibel (ib. Fig. 2 und 3), an den Handgelenken je einen Arm-
ring aus starkem Bronzedraht (ib. Fig. 4) besaß.
Die untere Leiche hatte einen glatten, mit Schrägstrichen verzierten Halsring aus
Bronze (ib. Fig. 5) und zwei Armbänder mit schrägen eingestanzten Kreuzchen verziert
(ib. Fig. 6).
Derartige Doppelbestattungen liefern für uns den Nachweis, daß die Ansiedlung
unserer Pfahlbauer zu einer Zeit so dicht geworden war, daß sich das Gräberfeld zu
enge erwies und man gezwungen war, auch solche Plätze ein zweitesmal zu Gräbern
Truhelka. Der vorgeschichtliche Pfahlbau im Savebette bei D. Doliua.
87
zu benützen, welche bereits als solche dienten. Wir können uns demnach aus dem Be-
funde der Ausgrabungen im Nekropolengebiet auch in dieser Beziehung einen Rück-
schluß auf die Verhältnisse der Bewohnerschaft unseres Pfahlbaues erlauben.
Minder reich als die Frauengräber waren die Männergräber. Aus dem verhält-
nismäßigen Mangel an Beigaben darf man aber nicht schlechthin folgern, daß der
Schmuck der Männer dem weiblichen nachstand. Man darf dies aus dem Grunde nicht
tun, weil die Männer, namentlich Krieger, das Privilegium der Feuerbestattung besaßen,
und bei dieser Zeremonie ging der größte Teil des Schmuckes zugrunde und was übrig
blieb, litt unter dem Einflüsse der Glut derart, daß die Bronze oft zu formlosen Klumpen
verschlackt war. Die wenigen Kriegergräber, bei welchen das Skelett ohne vorherige
Kremation bestattet wurde, scheinen einer geringeren Klasse anzugehören, und doch
wurden auch in solchen Gräbern wahre Prachtstücke an Helmen und Schildbuckeln
gefunden.
In Taf. XLI, Fig. 1.2, ist ein ärmeres Kriegergrab abgebildet, das in situ in das
Landesmuseum gebracht wurde.
Zwei eiserne Lanzen an der rechten Kopfseite dokumentieren das Grab als ein
Kriegergrab (Fig. 16 und 18).
Der Schmuck bestand lediglich aus einer bronzenen Bogenfibel (ib. Fig. 14) und
zwei mit Disken besetzten Stäben (ib. Fig. 13 und 15). An sonstigen Funden gab es
hier eine eiserne Spange mit zwei Haken (ib. 22), wie man sie zum Festhaken von
Riemen verwendet, ein Eisenmesser (ib. Fig. 17) und zwei reibahleförmige Dorne
(ib. Fig. 20 und 21) und ein profiliertes Bronzeköpfchen (ib. Fig. 19).
Eine einfachere Art der Skelettbestattungen wurde in größeren kesselförmigen
Leichengruben vorgenommen, in welche die Leichen einfach hineingeworfen wurden,
so daß deren Überreste einen regellosen wirren Knochenhaufen bilden. Ein solches
Massengrab wurde auf der „Greda“ des Mato Petrovic Mali gefunden und enthielt
die Überreste von 6 — 8 Leichen und dazwischen nur vereinzelte minderwertige Funde,
wovon das wertvollste Stück eine zerdrückte tonnenförmige Goldperle war.
Solche Massengräber dürften wohl infolge einer Epidemie oder einer anderen
Katastrophe entstanden sein, bei welcher man unter dem Einflüsse der Panik leicht das
übliche Bestattungszeremoniell außeracht lassen konnte.
Zu erwähnen ist auch ein Ausnahmsfall, indem eine Leiche auf derselben Greda
nur stückweise bestattet war. Es wurde in dem betreffenden Grabe nur der mit
einigem Schmucke versehene Schädel und der rechte Fuß vorgefunden, während die
übrigen Skeletteile nicht vorhanden waren. Daß das Skelett durch die Pflugschar zer-
stört wurde, ist nicht anzunehmen, denn es lag über 50 cm tief, der Schädel ist über-
dies gut erhalten und die Schenkelknochen lagen nicht in der entsprechenden Ent-
fernung vom Schädel, sondern knapp an dessen rechter Seite und in einer der normalen
Lage entgegengesetzten Richtung. Eine Erklärung dieser eigentümlichen Bestattung
dürfte wohl stets problematisch sein.
Als Beleg einer stückweisen Bestattungsart mag auch das Grab LI von der
Greda des Mato Petrovi6 jun. dienen, das auf Taf. XLI, Fig. 7, abgebildet ist. Hier
sind die Fußknochen in ganz verkehrter Ordnung bestattet, und zwar der Unterschenkel
oben am Brustkörbe, der Oberschenkel nach abwärts.
In dem vorliegenden Falle sind zwei Eventualitäten möglich: entweder ist die
Leiche zerstückelt beigesetzt worden, wobei man auf eine naturgemäße Lagerung der
Glieder nicht achtete, oder es liegt eine Nachbestattung vor, bei welcher die Bestand-
teile des älteren und jüngeren Grabes vermengt wurden.
88
I. Archäologie und Geschichte.
Ebenso häufig wie clie Skelettbestattungen sind die Brandbestattungen. Der auf
einem besonderen Krematorium verbrannte Leichnam wurde entweder in einer mit
einer Schüssel zugedeckten, zumeist glockenförmigen Urne beigesetzt oder aber in
schmalen seichten Gruben von l-5 m Länge und 40 cm Breite, in welche die Knochen,
Kohlen und Aschenreste geschüttet wurden.
Da der Leichnam mit allem Schmuck verbrannt wurde, sind die in Urnen ge-
fundenen Bronzen stark durch das Feuer angegriffen, teilweise sogar geschmolzen und
diejenigen Stücke, an denen die Einwirkung des Brandes nicht wahrgenommen werden
konnte, dürften sich zufällig von der Kleidung losgelöst haben und rollten etwas weiter
von der Brandstätte oder es sind auch Liebesgaben, die von den Angehörigen in
die Urne oder Brandgrube gelegt wurden.
Sowohl in Skelettbestattungen als auch in Urnengräbern fand man häufig als Bei-
gaben Gefäße, sei es verschiedenförmige Urnen, Schalen oder Becher, ja selbst Löffel. In
diesen Gefäßen brachte man den Toten Leichenopfer dar, die aus Speise und Getränken
bestanden. Manche davon wurden gleichzeitig mit der Leiche beigesetzt, manche aber
auch später, als man den genauen Ort des Grabes bereits vergessen hatte, und da grub
man die Opfergabe aufs Geratewohl an der mutmaßlichen Stelle ein. So kam es, daß
viele Urnen und Schalen gefunden wurden, die gar nicht in der Nähe eines Skelettes
lagen.
Als Aschenurne diente gewöhnlich eine einfache, roh geformte glockenförmige
Urne mit vier Knoten an der Bauchwand, welche mit einer entsprechend großen
Schüssel zugedeckt war. In diese Urne legte man die Aschenreste des Leichnams und
überdeckte sie mitunter mit einer kleineren Schale. Bei einigen Bestattungen fand man
in der Urne überdies noch eine Trinkschale, einen Becher und in einer sogar einen
Löffel, ein Beweis, daß diese beigegebenen Gefäße die Wegzehrung für den Toten ent-
hielten. Bei einer Bestattung wurde diese Wegzehrung auch erhalten aufgefunden und
bestand aus einer Schüssel voll Hirse, die zwar durch Oxydation verkohlt, aber in der
Form des Kornes gut erhalten blieb.
Neben die Knochen legte man auch die Schmuckstücke bei.
Bei reicheren Urnenbestattungen fand man noch größere Nebenurnen, die ur-
sprünglich Totenopfer enthielten, so auf der Greda des Sokic neben einer Aschenurne
zwei andere Urnen von kolossalen Dimensionen, auf der Greda des Mato Petrovi6 Mali
eine Urnenbestattung, welche nicht weniger als zehn verschiedene Urnen, Schalen und
Becher enthielt.
Im ganzen genommen sind die Schmuckbeigaben bei Urnenbestattungen, abge-
sehen davon, daß sie auch durch den Brand gelitten haben, weniger reich als bei den
Skelettbestattungen.
II. Gräberfeld auf der Greda des Mato Petrovif; jun.
(Hierzu Tafel XLII— LIII.)
Das dem Pfahlbaue zunächst liegende, etwa 700 m von diesem in südwestlicher
Richtung gelegene Grabfeld befindet sich auf der „Greda“ des Mato Petrovid jun. Die
Gräber lagen hier in der Mitte der Greda ziemlich dicht, gegen die Ränder zu ver-
einzelt, oft in großen Zwischenräumen.
Es wurden hier, abgesehen von den kleineren Einzelfunden, die durch die Pflug-
schar verschleppt häufig angetroffen wurden, im ganzen 57 Fundstellen entdeckt.
Darunter waren 50 Skelettbestattungen, wovon 28 mehr oder weniger reich mit Bei-
Truhelka. Der vorgeschichtliche Pfahlbau im Savebette bei D. Dolina.
89
gaben versehen waren, 2 Leichenbrandschichten, 5 Urnenbestattungen, eine Knochen-
grabe (XIII), ein Knochenhaufen (XI) und endlich an zwei Stellen (IX und XXIX)
nur teilweise bestattete Skelette.
Auch wurde an einer Stelle ein ausgedehnter, stark gebrannter Lehmbelag gefunden,
welcher von häufiger Feuerung zeugt und als Krematorium gedient haben dürfte (XVIII).
Die in diesem Gräberfelde entdeckten Funde waren folgende:
I. Doppelgrab. Skelett, genau
von O. nach W. orientiert, in horizontaler
Lage darüber ein Kinderskelett in glei-
cher Lage, mit dem Kopfe auf der Brust
des vorherigen gelegen. Zur Rechten
der Skelette in der Hüftengegend:
1. Bronzener Schildbuckel, Durch-
messer 28 cm, umrahmt von zwei erha-
benen Reifen und einer dichten Reihe
von ausgebuckelten Knöpfen. Der Buckel
selbst steigt in terrassenförmigen Zonen
auf, ist oben abgeflacht und mit einem
fassonierten, 2’6 cm hohen Knopfe ver-
sehen (Fig. 66);
2. Bronzeschale (Fig. 67) mit an-
genietetem, die Randfläche überragen-
dem Henkel, Durchmesser der Öffnung
20 5 CTO, Höhe 11 CTO. Die Schale ist Fig. 66. Schild aus Bronzeblech (Vfl.
aus Bronzeblech sorgfältig getrieben.
3. In der Bronzeschale lag eine Tonschüssel mit durchbohrten Henkelzapfen und
zwei kleineren Zapfen. Durchmesser 19 cm, Höhe 7’5 cm (Taf. XLII, Fig. 2). Zur
Linken des Skelettes lag
4. ein eiserner Schildbuckel, der aber stark
durch Rost gelitten hat und in der Form vom
vorherigen insoferne abweicht, als der Mittel-
buckel halbkugelförmig und glatt war. Der
Durchmesser beträgt 29 cm,
die Höhe 3 cm (Fig. 68).
Fig. 67. Bronzeschale (1/3).
Fig. 68. Schild aus Eisenblech
5. An der Brust des Skelettes befand sich eine Bogenfibel mit geripptem Bügel und
sehr langem schmalen Fuß. Die Nadel bildet zwei Schleifen. Länge 8-5 cm, Höhe 2-6 cm.
90
I. Archäologie und Geschichte.
6. Neben dem rechten Knie des Skelettes lag eine kleine flache Trinkschale aus
Ton. Durchmesser 14 cm, Höhe 4'5 cm (Taf. XLII, Fig. 2).
An sonstigen Funden wurden in der Nähe der beiden Skelette gefunden:
7. Ein Bronzestab, lang 8-7 cm, mit acht epitrachelartigen vorspringenden Wülsten
besetzt (Taf. XLII, Fig. 6);
8. eine kleine Messerklinge aus Eisen. Länge 13 cm (Taf. XLII, Fig. 5);
9. eine einfache unverzierte Tonwirtel. Durchmesser 5’5 cm (Taf. XLII, Fig. 3) ;
10. zwei kleine Bronzeringel, drei Glasperlen und Eisenfragmente (Taf. XLII,
Fig. 7—11).
11. Skelett, 40cm tief, von NW. nach SO. orientiert, besaß an Beigaben nur
eine rote Tonwirtel (Taf XLII, Fig. 4).
III. Skelett, 40 cm tief bestattet, in horizontaler Lage von W. nach O. orientiert.
Der Leichnam war mit reichem Frauenschmuck ausgestattet und besaß:
1. am Halse einen großen torquierten Halsring mit Endösen. Länge 20 cm, Breite
18 cm (Taf XLII, Fig. 15);
2. zu beiden Seiten des Schädels, in der Schläfengegend, je vier große Schläfen-
ringe aus Bronzedraht mit wenig übergreifenden Enden. Durchmesser 8 cm (Taf XLH,
Fig. 12 und 13);
3. an den Handgelenken je einen Gelenkring. Durchmesser 5‘7 cm, aus massiven
Bronzereifen, innen flach, außen abgerundet, gegen die um ein Drittel übergreifenden
Enden verjüngt und mit wenigen Stichornamenten verziert (Taf. XLII, Fig. 17 und 18).
An der Brust lagen links vier Fibeln, und zwar:
4. Kahnfibel mit stark wulstigem, hohlgegossenen Bügel. Am Kopfende war eine
eiserne, nunmehr nicht mehr vorhandene Nadel angenietet, der Fuß ist teilweise abge-
brochen. Länge 7 cm (Taf. XLII, Fig. 19);
5. zwei Stück Kahnfibeln, deren Bügel aus Bernsteinscheiben, die auf einen
Bronzekern montiert sind, bestand. Kopf- und Fußende des Bügels sind knopfartig pro-
filiert, Nadel und Fuß fehlen an beiden Exemplaren. Länge der erhaltenen Stücke
6-3 cm (Taf. XLII, Fig. 16);
6. Scheibenfibel aus kreisrundem Blech, mit einem Mittelbuckel und einer Reihe
kreisförmig angeordneter Buckel verziert. Innerhalb dieses Buckelkreises befinden sich
zwei andere aus dicht angereihten herausgetriebenen Knöpfchen. Den Mittelbuckel verbin-
den mit diesen Kreisen vier speichenartig angeordnete Punktreihen. Die Scheibe ist durch
zwei Bronzenieten an eine flache Bogenfibel angenietet. Durchmesser der Scheibe 8 cm.
7. Um die Hüften des Skelettes war ein Gürtel geschlungen, der durch vier Reihen
dicht aneinander geordnete, aufgenähte kleine Buckelknöpfe verziert war. Es wurden
deren im ganzen 176 aufgelesen (Taf. XLII, Fig. 23).
8. Der Gürtel war durch eine buckelförmige Bronzeschließe verschlossen, welche
auf der Unterseite in der Mitte eine kleine Ose besaß, durch die sie an dem einen
Gürtelende festgenäht war, während ein am Rande angebrachter Haken zum Fest-
greifen des anderen Gürtelendes diente. Durchmesser 6-5 cm (Taf. XLH, Fig. 24).
9. An der rechten Seite des Skelettes, unter dem Arme, lagen in einer Linie vier
mit Spiralen verzierte Tonwirteln, die vermutlich am Zopfe angereiht waren (Taf. XLII,
Fig. 14 und 20);
10. zwei kleine Bronzeringel, davon das eine geschlossen, Durchmesser 2-7 cm,
das andere offen, Durchmesser 4 cm, aus einem Schläfenringfragment gebildet (Taf. XLH,
Fig. 21 und 22).
Truhelka. Der vorgeschichtliche Pfahlbau im Savebette bei D. Dolina,
91
11. Vier Tage später wurde in der Nähe dieses Skelettes, zu dessen Füssen rechts
eine Bronzeschale ganz ähnlich jener aus dem Grabe I gefunden. Daß sie zu diesem
Grabe gehörte, wurde durch genaue Bestimmung der Situation der einzelnen Funde
festgestellt und auch dadurch, daß sich in der Nähe kein anderes Grab befand als
dieses, welches den übrigen reichen Beigaben nach zu schließen leicht auch mit einem
so kostbaren Gefäße ausgestattet gewesen sein konnte. Die Schale ist in Taf. XLIV,
Fig. 3, abgebildet.
IV. Brandgrab. Urne, in ihr eine einfache Schale mit einem Ansatzzapfen,
Durchmesser 255 cm, Höhe 12 cm (Taf. XLIII, Fig. 1) und unter der Schale verbrannte
Knochen und das Fragment eines kleinen Bronzeringels. Die Urne, durch die Pflug-
schar arg beschädigt, konnte nicht ergänzt werden.
V. Skelett, genau von N. nach S. orientiert, besaß an Beigaben:
1. zwei Armbrust-Certosafibeln mit doppelter Spiralhülse am Fuße, wovon nur ein
Exemplar erhalten, das andere ganz zerstört ist. Länge des Bügels 4'5 cm, Breite des
Bogens 5 cm (Taf. XLIH, Fig. 3).
2. Neben dem rechten Fußgelenke lag eine kleine Tonschale mit ursprünglich
zwei Henkeln, welche jedoch fehlen. Sie ist durch eine Reihe von Punkten am Hals-
ansatze unterhalb mit Gruppen von Schrägstrichen verziert (Taf. XLIII, Fig. 2). Da-
neben eine kleine farblose Glasperle mit radialen Körnern besetzt (Taf. XLIH, Fig. 4).
VI. Skelett, orientiert von S. nach N., 40 cm tief gelegen, in gestreckter hori-
zontaler Lage, war mit reichem Frauenschmuck versehen und enthielt:
1. einen torquierten großen Halsring, Durchmesser 20 5 cm und 18 cm (Taf. XLIII,
Fig. 12);
2. zu beiden Seiten des Schädels je sechs Schläfenringe mit übergreifenden Enden,
Durchmesser 8 cm (Taf. XLIII, Fig. 10 und 11);
3. an jedem Handgelenke je ein Armband aus flachem vierkantigen Draht in
17 Spiralumgängen, Durchmesser 6'5 cm, Höhe 6 cm (Taf. XLIII, Fig. 16 und 17);
4. an der Brust zwei zweischleifige Bogenfibeln mit wulstigem, durch Schrägstriche
verziertem Bügel und viereckigem, an den beiden Seiten ausgeschnittenem Nadelblatte.
Länge 8 cm, Höhe 5'5 cm. An einem Exemplare fehlt das Nadelblatt (Taf. XLIII,
Fig. 7 und 9) ;
5. kleine einschleifige Bogenfibel mit langem Dreieckfuß, schwach geripptem Bügel,
welcher an beiden Enden durch einen, in der Mitte durch zwei Wulste verziert ist.
Länge 4-5 cm. Nadel und Schleife fehlt (Taf. XLIII, Fig. 15);
6. ähnliche kleine Bogenfibel, die aber in der Mitte des Bügels eine feststehende
Ose für Anhängsel hatte. Die Schleife besteht aus zwei Windungen. Länge 4 cm
(Taf. XLIII, Fig. 13);
7. Gürtel, bestehend aus vier Reihen kleiner Buckelknöpfe, wovon im ganzen
161 Stück gefunden wurden (Taf. XLIV, Fig. 1);
8. Gürtelschließe aus Bronzeblech mit Lappenkranz, der durch konzentrische
Kreischen verziert ist, in der Mitte Buckel mit vier herzförmigen Ausschnitten. Durch-
messer 6 cm (Taf. XLIV, Fig. 2) ;
9. Perlenschnur, unter der Torquis gefunden, bestehend aus zwei Bronzeperlen
und 27 Bernsteinperlen verschiedener, namentlich scheibenförmiger Gestalt (Taf. XLIII,
Fig. 18—27).
10. Silbernadel mit eingerollter Ose, an einem Ende aus torquiertem Silberdraht.
Länge 18 cm (Taf. XLIII, Fig. 28) ;
92
I. Archäologie und Geschichte.
11. Ober dem Scheitel des Skelettes stand ein kleines henkelloses, kugelförmiges
Gefäß mit etwas eingezogenem Halse. Durchmesser 10 cm, Höhe 9 cm (Taf. XLIII,
Fig. 6).
12. Links, zu Füßen des Skelettes eine kleine dickwandige schwarze Urne mit
eingezogenem Halse und fünf kleinen Ansätzen an der Peripherie. Höhe 18'5 cm,
Durchmesser 19 cm (Taf. XLIII, Fig. 5).
13. Neben dieser Urne lag eine Früh-La Tene-Fibel mit zurückgebogenem schlan-
genköpfigen Fußende. Die Fußschleife besteht nur aus einer Windung, gehört so-
nach noch der Certosakonstruktion an. Länge 47 cm (Taf. XLIII, Fig. 14).
14. Eine schöne Zierscheibe mit vertieftem und ursprünglich mit weißer Pasta aus-
gefülltem Ornamente (Taf. XLIII, Fig. 8) scheint vom Fußende einer prächtigen Mittel-
La Tene-Fibel herzurühren, die leider nur durch dieses geringfügige Fragment bezeugt
erscheint. Das Stück scheint mit dem Grabe in keinem Zusammenhang zu sein.
VII. Skelett, von W. nach O. orientiert, in horizontaler Lage, ohne Beigaben.
VIII. Doppelgrab. Skelett, ohne Beigaben, von W. nach O. orientiert, auf dessen
Füßen der Schädel eines von NW. nach SO. orientierten Kinderskelettes ruht. Beide
waren ohne Beigaben.
IX. Skeletteile, von S. nach 0. orientiert. Vom Skelette waren nur der Schädel
und die Knochen des linken Fußes vorhanden, wovon der Unterschenkel zur Rechten
des Schädels, der Oberschenkel daran anschließend lag. Alle übrigen Skeletteile sind
nicht etwa vermodert, sondern sie waren im Grabe überhaupt nicht vorhanden. Bei-
gaben:
1. Am Schädel wurden zu beiden Seiten an den Schläfen je vier kleine, stark
übergreifende Schläfenringe aus dünnem gerippten Draht mit eingerollter Öse an einem
Ende gefunden (Taf. XLIV, Fig. 6 und 7).
Unterhalb des Schädels lagen drei Fibeln, und zwar:
2. kleine Certosafibel aus Bronze. Länge 5'5 cm (Taf. XLIV, Fig. 4);
3. flache Bogenfibel aus Bronze, welche eine Ubergangsform von der Serpeggiante-
zur Certosaform vorstellt, mit kleinem Diskus am Fuße. Länge 6’5 cm. Fuß abgebrochen
(Taf. XLIV, Fig. 5);
4. dreieckige Scheibenfibel mit drei konzentrischen Kreisgruppen verziert, ursprüng-
lich auf eine Eisenfibel angenietet, wovon aber nur ein Teil vorhanden ist. Höhe
5’5 cm, Breite 5 cm (Taf. XLIV, Fig. 9);
5. Henkelschale mit kurzem Halse, gebuckeltem und senkrecht gestreiftem Bauch
aus braunem Ton. Höhe 8 cm, Durchmesser 14 cm (Taf. XLIV, Fig. 8).
X. Skelett, zu dessen Füßen rechts eine Henkelschale einfachster Form. Durch-
messer 10‘5 cm, Höhe 7 cm (Taf. XLIV, Fig. 10). Rechts neben dem Schädel lag eine
kleine flache, am Rande schräggerippte Schale mit eingezogenem Fuß. Durchmesser
10 cm, Höhe 4'5 cm (Taf. XLIV, Fig. 11).
XI. Regelloser Knochenhaufen mit Bestandteilen mehrerer Skelette in einer
Grube wirr durcheinandergeworfen, enthielt nur einzelne Eisen- und Bronzefragmente
unbestimmter Form.
XII. Doppelgrab mit zwei Skeletten, das eine 30 cm tief gelegen, war von NO.
nach SW. orientiert und besaß an Beigaben:
Truhelka. Der vorgeschichtliche Pfahlbau im Savebette bei D. Dolina.
93
1. Eine kleine Armbrust-Certosafibel aus Bronze, 3'5 cm lang;
2. eine Fibel mit certosaförmigem Fuß, flachem blattförmigen Bügel ohne Spiral-
schleife, am oberen Ende mit einer Scheibe besetzt. Es ist sonach eine Zwitterform
zwischen der Certosa- und Serpeggianteform. Länge 7 cm, Höhe 1'7 cm;
3. fünf kleine gerippte Schläfenringe mit eingerollten Enden (Bronze);
4. ein Kettchen, bestehend aus zehn runden Gliedern aus Bronzedraht. Länge
7-5 cm.
Das zweite Skelett, ähnlich orientiert, lag 45 cm tief und besaß keine Beigaben.
XIII. Knochengrube von zirka L5 m Durchmesser, mit vielen zerstreuten
Knochen, 60 cm tief und dazwischen verschiedene, meistens fragmentierte Funde, worunter
die besser erhaltenen folgende sind:
1. Kleine ananasförmige, zerdrückte Perle aus dünnem Goldblech. Länge L4 cm
(Taf. XLIV, Fig. 19);
2. kleiner unregelmäßiger Ring mit übergreifenden Enden aus torquiertem Silber-
draht. Durchmesser 3 cm (Taf. XLIV, Fig. 24);
3. Doppelhaarnadel vom Glasinactypus mit wulstigem Bügel und zwei Schleifen.
Länge 12-5 cm (Taf. XLIV, Fig. 22);
4. zwei Bügelstücke von Certosa- Armbrustfibeln. Länge 6 und 4 cm (Taf. XLIV,
Fig. 20 und 21);
5. eine bikonische Tonperle. Durchmesser 4-5 cm (Taf. XLIV, Fig. 12);
6. verschiedene Perlen aus Glas und Bernstein, darunter eine blaue Glasperle mit
weißem Zickzackornamente, eine kleine blaue mit weißen Augen, eine größere gelbe mit
blauen Augen und eine kleine Glasperle in Gestalt einer Vase (Taf. XLIV, Fig. 13 — 18).
XIV. Skelettgrab ohne Beigaben, orientiert von 0. nach W.
XV. Skelettgrab ohne Beigaben, orientiert von 0. nach W.
XVI. Skelettgrab ohne Beigaben, orientiert von 0. nach W.
XVII. Isoliert gefundene Bronzeschale, welche zum Skelettgrab III gehört und
rechts zu den Füßen des dort ausgegrabenen Skelettes lag. S. Grab III.
XVIH. 25 cto unter der Oberfläche lag eine starke gebrannte Lehmschichte von
1 m Durchmesser und in einer Tiefe von 70 cm eine zweite gebrannte Lehmschichte.
Beide, zeitlich von einander getrennt, waren Feuerstellen, deren Tonunterlage durch
wiederholtes Feuern rot gebrannt wurde. Allem Anscheine nach diente diese Brand-
stätte als Krematorium oder für etwaige Opferbrände.
XIX. Vereinzelt gefundenes Gefäß mit zwei Henkeln aus schwarzem Ton, sein-
dünnwandig ausgearbeitet. Der stark ausgebauchte Körper mit dichten Vertikalrillen ist
von sechs vertikalen länglichen Wülsten unterbrochen, der eingezogene Hals oben mit
fünf Parallelrillen verziert. Durchmesser 20 cm. Höhe 14 cm (Taf. XLIV, Fig. 25).
XX. Vereinzelt gefundener kreuzförmiger Zierknopf aus Bronze mit Mittelbuckel,
die hohlen Kreuzarme sind stulpenförmig verbreitet. Länge der Arme 5 cm (Taf. XLIV,
Fig. 26).
XXI. Skelettgrab, von NO. nach SW. orientiert, enthielt an Beigaben:
1. Certosafibel mit Knopf am Kopfe. Länge 7-5 cm (Taf. XLIV, Fig. 29);
2. Certosafibel ohne Knopf am Kopfe und mit abgebrochenem Fußknopf. Länge
6 cm (Taf. XLIV, Fig. 30);
94
I. Archäologie und Geschichte.
3. Perlenschnur, bestehend aus 89 gelben und 19 blauen Glasperlen (Taf. XLIV,
Fig. 31 — 36). Als Amulett diente in dieser Halsschnur eine aus einem Kugelgelenke
angefertigte Knochenperle (Taf. XLIV, Fig. 37);
4. diverse Fragmente von kleinen Schläfenringen und anderen Stücken;
5. kleines henkelloses schwarzes Gefäß mit kugeligem Körper und hohem Hals,
am Körper mit Schrägstrichen verziert. Durchmesser 8 cm, Höhe 95 cm (Taf. XLIV,
Fig. 27);
6. kleine zweihenkelige Schale (Henkel fehlen), unverziert. Durchmesser 7 5 cvi,
Höhe 7 cm (Taf. XLIV, Fig. 28).
XXII. Skelettgrab, dessen ursprüngliche Lage durch die Pflugschar zerstört
wurde. An Beigaben wurden nur vorgefunden:
1. Ein kleines Bronzeringel (Taf. XLV, Fig. 3);
2. zwei Eisenlanzen mit schwach angedeuteter Rippe. Dimensionen: Länge der
Blätter 26 und 23 cm, Breite der Blätter 4 und 3'9 cm, Länge der Diillen 16 und 14 cm,
Gesamtlänge 42 und 37 cm (Taf. XLV, Fig. 1 und 2).
XXIII. Zerstreute Funde:
1. Schöne bronzene Früh-La Tene-Fibel, Armbrustform, die Spirale mit einer Reihe
von Drahtringen und Ketten verziert. Der Bügel ist oval, konvex, sorgfältig graviert,
das Fußende durch einen Knopf verziert. Länge 6 cm. Die Kopfspirale besteht aus
vier Paaren (Taf. XLV, Fig. 4);
2. zwei kleine gekrümmte Eisenmesser. Länge 15 cm, beziehungsweise 8 cm
(Taf. XLV, Fig. 5);
3. Kettenfragment, bestehend aus drei zentrischen Eisenringen. Durchmesser 5 cm
(Taf. XLV, Fig. 6).
XXIV. Skelettgrab, von O. nach W. orientiert, enthielt an Beigaben:
1. Zwei Eisenlanzen mit deutlich ausgedrückter Rippe. Dimensionen: Gesamtlänge
43 und 37 cm, Blattlänge 26 und 24-5 cm, Blattbreite 4'5 und 6 cm (Taf. XLV, Fig. 14
und 15);
2. schwach einwärts gekrümmte Haumesser aus Eisen mit verstärktem Rücken,
spitz auslaufend, Länge 37 ’5 cm (Taf. XLV, Fig. 13);
3. eiserner Gürtelhaken, 16 cm lang, 3 cm breit, mit starker Mittelrippe, welche
beiderseits in Haken endet (Taf. XLV, Fig. 16).
In der Nähe des Skelettes wurde auch das Fragment einer kleinen Gußform aus
Sandstein (Taf. XLV, Fig. 18) und die Spitze eines Bronzedolches (4 cm lang) gefunden
(Taf. XLV, Fig. 17). Die Spitze lag in der Gegend des linken Schulterblattes.
XXV. Urne aus rotgebranntem Ton in Glockenform mit vier länglichen, diametral
unter dem Rande angereihten Ansätzen. Höhe 85 cm, Durchmesser des Bodens 17 cm,
Durchmesser der Öffnung 22 cm. Die Urne war mit einer schwarzen bauchigen Schüssel
zugedeckt, die gleichfalls mit vier Ansätzen versehen ist. Höhe 21 cm, Durchmesser der
Öffnung 34 cm.
Die Urne ist bis zu einem Drittel mit einer aus Kohle und verbrannten Knochen
bestehenden dunklen Masse gefüllt, über welcher das Fragment eines bronzenen Hals-
ringes lag. Das Halsringstück ist an einem Ende eingefeilt und mit zwei Nieten ver-
sehen, die von einer alten Reparatur herrühren.
Die Urne veranschaulicht Taf. XL VI, Fig. 2.
Truhe lka. Der vorgeschichtliche Pfahlbau im Savebette bei D. Dolina.
95
XXVI. Zerstreute Funde, und zwar:
1. Fragment einer dünnen dreieckigen, mit erhabenen Kreisen und Punkten ver-
zierten Fibelplatte aus Bronze;
2. kleine Mittel-La Tene-Fibel aus Bronzedraht, mit zwei Kugeln am zurückge-
bogenen Fußende, wovon die eine auch den Bügel umfaßt. Länge 5 cm, Höhe P5 cm.
Dabei wurde auch ein verbogenes Bügelstück einer ganz gleichen Fibel gefunden;
3. Bügel einer bronzenen Früh-La T&ne-Fibel mit ornamentierter Oberfläche und
am Fußende mit zwei profilierten Knöpfen verziert. Länge 5 cm, Höhe l-5 cm-
Fig. 69. Helm illyrischer Form, aus Bronzeblech getrieben (2/5).
|
4. Fragment eines reich verzierten Bronzearmreifes, welcher mit einer Reihe mit
je drei erhabenen Beeren besetzter Querstäbe verziert ist. Das Stück ist 3'2 cm lang,
l-7 cm breit und hat fünf Querstäbe;
5. stark verbranntes Fragment eines mit Scheiben besetzten Bronzestabes. Länge
6-3 cm (Gürtelende);
6. tonnenförmige blaue Emailperle, mit erhabenen gelben spiralförmigen Augen
verziert. Länge 2 cm;
7. außerdem kleine, grüne, bikonische Glasperle und kleinere Bronzefragmente.
XXVII. Skelett, von O. nach W. orientiert, mit reichen Beigaben:
1. Helm illyrischer Form, aus Bronze, mit einer dichten Reihe von Bronzenieten
besetzt. Er lag unter den Füßen des Skelettes (Fig. 69);
96
I. Archäologie und Geschichte.
2. Schild aus Bronzeblech, mit konischem, abgestuften Schildbuckel, welcher mit
einem vierkantig profilierten Bronzeknopf versehen ist. Der Schildrand ist breit und mit
drei umlaufenden Wülsten
und zwei Reihen kleiner
Buckel verziert. Durch-
messer 36 cm (Fig. 70);
3. zwei Bronzestäbe
mit acht scheibenförmigen
Wülsten, die astragalför-
mig angeordnet sind. Länge
9 5 cm. Sie wurden an der
Hüfte gefunden (Taf. XLVI,
Fig. 3 und 4);
4. zwei Eisenlanzen
mit starker Mittelrippe, bei
beiden ist die Spitze durch
eine aus Eisenblech her-
gestellte flache Dülle ver-
sichert. Diese Dülle diente
jedenfalls als Beschlag von
Holz- oder Lederscheiden,
welche die Lanze gegen
das Stumpfwerden schützen
sollte. Dimensionen: Ge-
samtlänge 36-5 cm, Blatt-
breite 6’2 cm, Blattlänge
(ohne Dülle) 23 cm (Taf.
XLVI, Fig. 5 und 6);
Länge 23 cm, Breite 2-2 cm
Fig. 70. Schild, aus Bronzeblech getrieben (1/4).
5. schwach einwärts gekrümmtes Messer aus Eisen.
(Taf. XLVI, Fig. 1);
6. außerdem wurden Spuren einer Bronzeschale gefunden, die aber aus so dünnem
Blech verfertigt war, daß sie in ganz kleine Stückchen zerbröckelte.
XXVIII. Kinderskelett, von W. nach 0. orientiert, enthielt an Beigaben:
1. vier ganze und Fragmente von zwei anderen aus dünnem gekerbten Bronze-
draht hergestellten Schläfenringen mit übergreifenden Enden, wovon das eine abgeflacht
und zu einer Ose eingerollt ist. Durchmesser 3'5 cm (Taf. XLV, Fig. 21 und 22);
2. einfache Serpeggiantefibel mit runder Scheibe am Fuße aus Bronze. Länge
7 cm (Taf. XLV, Fig. 19);
3. kleine uhrgehäusförmige Bulle aus dünnem Bronzeblech mit flacher Ose. Durch-
messer 3 cm (Taf. XLV, Fig. 20).
XXIX. Zerstreute Skelettreste, daneben eine Perlenschnur aus gelben, blauen und
grauen Glasperlen, zusammen 31 Stück, und ein länglicher Wetzstein aus Sandstein
(Taf. XLV, Fig. 23—27).
XXX. Skelett, von 0. nach W. orientiert, besaß an Beigaben:
1. Neun Stück Schläfenringe aus torquiertem Bronzedraht mit fast zwei Umgängen,
das eine Ende abgeflacht und zu einer Ose eingerollt. Durchmesser 6-0 cm (Taf. XLVI,
Fig. 7 und 8);
Truhelka: Der vorgeschichtliche Pfahlbau im Savebette bei D. Dolina.
97
2. Peiischnur aus Bernsteinperlen, wovon 96 Stück ganz aufgelesen wurden. Die
Perlen sind flachrund, erbsen- bis haselnußgroß (Taf. XLVI, Fig. 11 — 14), zwei andere
Perlen sind flach, viereckig und mit vier Querlochungen versehen (Taf. XLVI,
Fig. 9 und 10).
XXXI. Skelettgrab, besaß an Beigaben:
1. Fünf Paar Schläfenringe aus dünnem Bronzedraht. Durchmesser 6’5 cm
(Taf. XLVI, Fig. 16 und 17) ;
2. eine Serpeggiantefibel aus Bronze mit runder Scheibe am Fuße, die aber ziemlich
gegen die Mitte der Nadel vorgeschoben ist. Länge 8 cm (Taf. XLVI, Fig. 15);
3. zehn Stück amorpher Bernsteinperlen (Taf. XLVI, Fig. 18 — 20).
XXXII. Skelett, von NO. nach SW. orientiert. Beigaben: Ein Schläfenring mit
einem eingerollten Ende (Taf. XLVII, Fig. 2), Durchmesser 4‘5 cm, und ein kleines
urnenförmiges Tongefäßchen mit zwei Ösen am Rande. Höhe 6'5 cm, Breite 7-5 cm
(Taf. XLVII, Fig. 1).
XXXIII. Skelettgrab, von SW. nach NO. orientiert. Beigaben:
1. Eisenlanze mit schwacher Mittelrippe, Länge 38 cm, Blattlänge 25 cm, Blatt-
breite 6'5 cm (Taf. XLVII, Fig. 5);
2. kleiner Hammer, aus einem Hirschgeweihstück hergestellt, mit viereckigem
Schaftloch. Länge 7 cm (Taf. XLVII, Fig. 4);
3. kleiner l’otgebrannter Tonring. Durchmesser 4-5 cm (Taf. XLVII, Fig. 3).
XXXIV. Skelettgrab, von S. nach N. orientiert, besaß an Beigaben:
1. Drei gleichförmige Serpeggiantefibeln mit Scheibe am Fuße aus Bronze. Länge
9-2 cm (Taf. XLVII, Fig. 10, 13 und 15);
2. drei Stück ganze bronzene Schläfenringe aus dünnem gedrehten Draht, Durch-
messer 5 cm, und Fragmente von mehreren anderen (Taf. XL VH, Fig. 11 und 12);
3. kleines bronzenes Anhängsel in Gestalt dreier zusammenhängender Kreise
(Taf. XLVII, Fig. 14);
4. ein kleines beerenförmiges Anhängsel (Taf. XLVII, Fig. 17);
5. zwei kleine bronzene Hängeringe (Taf. XLVII, Fig. 19 und 23);
6. kleiner bronzener Buckelknopf mit weiter Öse (Taf. XLVII, Fig. 18);
7. kleines Töpfchen mit eingezogenem Halse. Höhe 6'5 cm, Durchmesser der
Öffnung 6 cm (Taf. XLVII, Fig. 7);
8. kugelförmiges Gefäß aus Ton. Höhe 6 cm, Breite 10 cm, Öffnung: Durchmesser
4-5 cm (Taf. XLVII, Fig. 6);
9. Wirtel aus Ton mit Spiralverzierung. Durchmesser 4'5 cm (Taf. XLVII, Fig. 8);
10. längliche Tonspule, rot, Länge 4\5 cm (Taf. XLVII, Fig. 9);
11. eine größere grüne, eine kleine blaue und eine verwitterte Glasperle (Taf. XLVII,
Fig. 20 und 22).
XXXV. Skelettgrab, von S. nach N. orientiert, mit reichen Beigaben:
1. An den beiden Schläfen je fünf Schläfenringe aus torquiertem Bronzedraht mit
eingerolltem Ende. Durchmesser 5 cm (Taf. XLVIII, Fig. 4 und 5);
2. an der Brust zwei gleiche einschleifige Bogenfibeln mit geknotetem Bügel und
viereckigem, in einen Knopf auslaufendem Fuß mit je drei Hängeringen. Länge 6 cm,
Höhe 3 2 cm. Eine davon lag an der rechten, die andere an der linken Brustseite
(Taf. XLVIII, Fig. 11 und 12);
Band IX.
7
98
I. Archäologie und Geschichte.
3. Schlangenfibel aus Bronze, einfacher Form, Länge 8 cm (Taf. XLVIII, Fig. 16);
4. zwei Schlangenfibeln aus Bronze mit zwei beiderseits am Bügel angenieteten Verzie-
rungsstücken, der Fuß endet in einen birnenförmigen Knopf (Taf. XLVIII, Fig. 13 und 15);
5. kleine kreisrunde Scheibenfibel aus dünnem Bronzeblech, mit Buckeln verziert.
Der Rand beschädigt. Durchmesser 4 cm (Taf. XLVIII, Fig. 17 und 18);
6. an den Handgelenken massive bronzene Gelenkringe mit übergreifenden Enden,
an der Außenseite perlenförmig geknotet. Durchmesser innen 6 cm, außen 7'5 cm
(Taf. XLVIII, Fig. 8);
7. Gürtel, bestehend aus einer Schnur, die mit flachem Draht spiralförmig um-
sponnen war. Als Zierstücke dienten daran zwei Buckelknöpfe aus Bronze mit lappen-
förmigen Ansätzen. Der
Gürtel umschloß die Hüf-
ten, ein Ende hing an
der rechten Seite herab
(Taf. XLVIII, Fig. 19);
8. in der Becken-
gegend lag eine stern-
förmige Tonperle mit
vier Vorsprüngen, wel-
che durch Kreislinien
verziert sind. Durch-
messer 4 cm (Taf.
XLVIH, Fig. 6);
9. an der rech-
ten Hüftenseite lag ein
kreuzförmiger Zier-
knopf mit einem Buckel
in der Mitte und auf-
gestülpten Enden. Län-
ge 5 cm (Taf. XLVIII,
Fig. 14);
10. Kettenstück
aus Bronze mit pflug-
scharförmigem Anhäng-
Fig. 71. Schild, aus Bronzeblech getrieben (I/4). sei. Gesamtlänge 9 cm
(Taf. XLVIII, Fig. 10);
11. als Halsschmuck diente eine reiche Perlenschnur aus Bernstein, wovon im
ganzen 171 Stück Perlen aufgelesen wurden. Die Perlen sind erbsen- bis nußgroß, zu-
meist flach, scheibenförmig (Taf. XLVIII, Fig. 7);
12. zu Füßen des Skelettes lagen zwei eiserne Lanzen, beide je 45'5 cm lang,
wovon die eine ein Blatt von 31‘4 cm, die andere von 28-4 cm besaß. Die Mittelrippe
reicht nur bis zur Mitte des Blattes (Taf. XLVIII, Fig. 12);
13. daneben lag ein kleines einwärts gekrümmtes Eisenmesser. Länge 14 cm
(Taf. XLVIII, Fig. 3);
14. in diesem Grabe wurde auch ein Gehänge von drei dreieckigen mit erhabe-
nen Punkten verzierten Blechanhängseln gefunden, die der blasigen Patina zufolge von
einer Brandbestattung herrühren und wahrscheinlich später an diese Stelle gelangten.
Die Patina hat die drei Stücke fest aneinander gekittet (Taf. XLVIII, Fig. 9).
Truhelka. Der vorgeschichtliche Pfahlbau im Savebette bei D. Doliria.
99
1
t
15. zu Füßen links lag ein menschlicher Schädel ohne weitere Knochenteile. Ver-
mutlich eine ältere Leiche, die hei der Bestattung der späteren zerstört wurde.
XXXVI. Skelett, von S. nach N. orientiert, ohne Beigaben.
XXXVII. Skelett, von W. nach 0. orientiert, lag nur 15 cm tief und ist die Brust-
partie infolgedessen durch die Pflugschar zerstört worden. An Beigaben besaß die Be-
stattung:
1. links neben dem Kopfe vier eiserne Lanzen, davon eine mit Scheide. Die
Dimensionen derselben sind:
Länge
Blattlänge
Blattbreite
46-0 cm 35‘5 cm 33’5 cm
30-0 „ 21-0 „ 22-0 „
5-5 „ 7-0 „ 7-0 „
35-5 cm
5-0
n
n
Bei letzterem Stück
ist die Scheide festgerostet
und 14 cm lang, 4 5 cm breit
(Taf. XLIX, Fig. 1—4);
2. an der linken Hüfte
lag ein Eisenmesser, 16 cm
lang (Taf. XLIX, Fig. 5);
3. daneben ein großer
Schildbuckel aus sehr dün-
nem Bronzeblech getrie-
ben. Der Mittelbuckel ist
in terrassenförmige Zonen
eingeteilt, mit einem mas-
siven fassonierten Eisen-
dorn verziert, der breite
Schildrand durch drei kon-
zentrische Wulstkreise und
am Rande durch zwei Rei-
hen ausgebuckelter Knöpfe
verziert. Durchmesser 38 cm
(Textfigur 71);
4. Links zu Füßen
lag eine flache Tonschale
mit durchlochtem Ansätze.
Durchmesser 13 cm, Höhe
4 cm (Taf. XLIX, Fig. 9);
5. die Füße bedeckte
ein zweiter Schild aus Eisen-
blech getrieben, in Form
dem ersteren ähnlich, doch
ist der Mittelbuckel halb-
kugelförmig. Durchmesser
37 cm (Textfigur 72 und 7 3) ;
6. drei Bronzestäbe mit scheibenförmigen Wülsten besetzt. Alle drei hatten an einem
Fig. 72. Eisenschild (1/4).
Fig. 73. Schnitt durch den Schild Fig. 72.
Ende ursprünglich eine eiserne Öse und dienten vielleicht als Gürtelgehänge. Die Länge
des einen Stückes beträgt 12 cm, der beiden anderen 8’5 cm (Taf. XLIX, Fig. 6 — 8);
7*
100
I. Archäologie und Geschichte.
7. ein kreuzförmiges Zierstück aus Bronze, Länge der Kreuzarme 6 cm, wurde in
der rechten Hüftengegend gefunden (Taf. XLIX, Fig. 12, stellt die Unterseite des-
selben dar) 5
8. zwei Fragmente gerippter einschleifiger Bogenfibeln lagen in der Brustgegend,
jedoch nicht mehr in ursprünglicher Lage (Taf. XLIX, Fig. 10 und 11).
XXXVIII. Drei kleine Tongefäße nebeneinander stehend und zwei kleine henkel-
lose Schalen, Durchmesser 135 und 9 cm, und eine größere halbkugelförmige Schale
mit einem Henkel, der durch sichelförmigen Ansatz verziert ist. Der Rand der Schale
ist mit zwei flachen Längsrinnen ver-
ziert. Durchmesser 15 cm.
Diese drei Schalen dürften zu
dem folgenden Skelettgrabe gehören,
denn sie lagen von diesem kaum
50 cm entfernt.
XXXIX. Skelett, von O. nach
W. orientiert, mit folgenden Beigaben:
1. Zwei Eisenlanzen, links ne-
ben dem Schädel liegend, beide
gleich in der Form. Gesamtlänge
42 cm, Blattlänge 26 cm, Blattbreite
6 cm. Die Mittelrippe verflacht sich
gegen die Spitze zu (Taf. L, Fig. 1
und 2);
2. schweres eisernes Haumesser,
neben der linken Hüfte gelegen. Die
Gestalt des Messers ist „S“-förmig,
das Heftblatt stark einwärts geknickt,
die Scheide ist gegen die Spitze zu
stark verbreitert, ausgerundet und
nach außen zu strebend. Länge 47 cm.
Länge der Klinge 39 cm, größte
Breite 5 cm (Taf. L, Fig. 3); ein Frag-
ment der zu diesem Messer gehörigen
beinernen Griffschale, mit kleinen gra-
vierten Ringeln verziert, ist daneben
in Fig. 17 abgebildet.
3. über den Unterschenkeln lag ein eiserner Schild, ähnlich den bisher beschrie-
benen. Durchmesser 30 cm (Textfig. 74 und 75);
4. einfacher Gelenkring aus Bronze mit übergreifenden Enden, Durchmesser 5'8 cm,
an der rechten Hand gefunden (Taf. L, Fig. 5);
5. Bogenfibel mit langem Fuß und geknotetem Bügel. Länge 5‘5 cm (Taf. L,
Fig. 10);
6. Bogenfibel aus Bronze, mit drei Knoten am Bügel und langem Fuß. Länge
4 cm (Taf. L, Fig. 9);
7. zwei bronzene Zierstäbe mit scheibenförmigen Wülsten. Länge 5 cm (Taf. L,
Fig. 7 und 8);
8. Bronzeperle. Durchmesser L7 cm (Taf. L, Fig. 16);
Fig. 74. Schild, aus Eisenblech getrieben (J/4).
Fig. 75. Schnitt durch den Schild Fig. 74.
Truhelka. Der vorgeschichtliche Pfahlbau im Savebette bei D. Dolina.
101
9. zwei dreieckige Bronzeanhängsel (Taf. L, Fig. 11 und 12);
10 zwei Bruchstücke von einer Bronzekette (Taf. L, Fig. 14 und 15);
11. zwei kleine Bronzeringel (Taf. L, Fig. 4 und 6);
12. runder Eisendorn (Taf. L, Fig. 13).
XL. Verbrannte Leichenreste ohne Urne, dabei:
1. zwei Eisenlanzen gleicher Größe und Form. Gesamtlänge 395 cm, Blattlänge
25-5 cm, größte Breite 65 cm (Taf. XLIX, Fig. 19);
2. zwei kleine gleichgeformte einhenklige Schalen. Höhe 8, beziehungsweise 6'5 cm
(Taf. XLIX, Fig. 16 und 17);
3. eisernes Messer mit abgebrochener Spitze. Länge 1 L5 cm (Taf. XLIX, Fig. 18);
4. zwei Bronzestäbe mit scheibenförmigen Wülsten, vom Brande stark deformiert
(Taf. XLIX, Fig. 14 und 15);
5. Bügelstück einer flachen Bogenfibel aus Bronze. Länge 5 cm. Der Fuß war
ursprünglich viereckig und schließt mit einer Ecke an das Bügelende (Taf. XLIX,
Fig. 13).
XLI. Skelettgrab, dessen ursprüngliche Anlage bereits zerstört war. An Beigaben
wurden gefunden:
1. zwei Scheibenfibeln aus dünnem Bronzeblech. Die Scheibe ist durch zwei
kleinere und eine größere Gruppe konzentrisch ausgebuckelter Ringe und Perlenstäbe
verziert. Höhe 7 cm, Breite 5-5 cm (Taf. XLVII, Fig. 29 und 30). Die Scheiben waren
auf eisernen Flachbogenfibeln angenietet;
2. Früh-La Tene-Fibel mit zurückgebogenem Fußende, das in einen Schlangenkopf
auslauft. Die Nadel sowie eine Seite der Schleife fehlt. Länge 4-6 cm (Taf. XLVII,
Fig. 27);
3. 24 Stück Glasperlen aus weißem und blauem Glase (Taf. XLVII, Fig. 28).
XLII. Skelettgrab, dessen ursprüngliche Anlage zerstört ist.
Beigaben: Armreif mit drei Spiralwindungen aus torquiertem Bronzedraht, Durch-
messer 6 5 cm, eine kleine blaue Glasperle (Taf. L, Fig. 18 und 19).
XLHI. Skelettgrab, von NO. nach SW. orientiert. Beigaben:
1. zwei torquierte Schläfenringe aus Bronze. Durchmesser 5 cm (Taf. L, Fig. 20
und 21);
2. einschleifige Bogenfibel aus Bronze, mit geripptem Bügel und langem Fuße.
Länge 4’2 cm (Taf. L, Fig. 23);
3. Früh-La Tkne-Fibel mit zurückgebogenem, durch einige Knoten verziertem Fuße.
Länge 5-5 cm (Taf. L, Fig. 24) ;
4. kleine Früh-La Tene-Bogenfibel mit hohem breiten Bügel und verziertem Fuß-
ende. Nadel fehlt. Länge 3-3 cm (Taf. L, Fig. 22);
5. Fingerring, aus Bronzedraht gewunden. Durchmesser 1*7 cm (Taf. L, Fig. 31);
6. mehrere kleine bronzene Buckel- und Zierknöpfe (Taf. L, Fig. 25 — 27, 32);
7. sechs Stück Bernstein- und drei Stück Glasperlen (Taf. L, Fig. 28 — 30, 33).
XLIV. Skelettgrab, von SW. nach NO. orientiert, enthielt nur einen kleinen
Schläfenring aus torquiertem Bronzedraht, mit fast zwei Spiralumgängen und einem flachen
und eingerollten Ende, Durchmesser 2-7 cm (Taf. L, Fig. 34), eine sternförmige flache
Bleiperle, Durchmesser 1-8 cm, und kleinere Bronzefragmente.
102
I. Archäologie und Geschichte.
XLV. Skelettgrab, von NO. nach SW. orientiert, mit folgenden Beigaben:
1. zehn verschiedene Glasperlen aus blauem, grünem oder gelbem Glas, in welchen
ein weißes Zickzackornament angebracht ist (Taf. L, Fig. 40 — 47);
2. Fragmente von Schnurhüllen aus Bronzedraht (Taf. L, Fig. 36, 37 und 39);
3. Fragment eines Gürtelbeschlages mit Haken aus Bronze (Taf. L, Fig. 35).
XL VI. Urnenbestattung mit reichen Urnenbeigaben. Diese bestanden:
1. aus einer großen bauchigen Urne aus schwarzem Ton mit vier abwärts schrägen
Ansätzen am Unterteile. Höhe 46 cm, Breite 46 cm, Durchmesser der Öffnung 24 cm
(Taf. LII, Fig. 1);
2. die Urne war mit einer trichterförmigen Schüssel mit eingezogenem Halse und
ausladendem, mit Schrägrillen verziertem Rande zugedeckt. Ein durchlochter warzen-
förmiger Zapfen daran diente als Hängeöhr. Durchmesser 31 cm (Taf. LI, Fig. 1);
3. auf der Schüssel lag eine Eisenlanze, 41 cm lang, Blattlänge 25 cm, Breite
6-3 cm (Taf. LI, Fig. 7).
In der Urne lagen:
4. ein kleines Bronzearmband aus starkem runden Draht mit l2/3 Umgang. Durch-
messer 5 cm (Taf. LI, Fig. 15);
5. ein kleines ähnliches Armband aus flachem Bronzedraht (Taf. LI, Fig. 13);
6. zwei Tonperlen (Taf. LI, Fig. 2 und 3);
7. zwei eiserne Messerfragmente (Taf. LI, Fig. 4 und 6);
8. eine Menge Fragmente von bronzenen Armbändern, die durch Brand zerstört
sind (Taf. LI, Fig. 16);
9. kleines Bronzeringelchen aus Draht mit 1 1/2 Umgang (Taf. LI, Fig. 12);
10. zwei Bronzeperlen (Taf. LI, Fig. 10 und 11).
Neben der Urne war eine Anzahl von Tongefäßen als weitere Beigaben vergraben,
und zwar:
11. eine kleinere, schön verzierte Urne vom Villanovatypus, aus geschwärztem
Ton (Höhe 34 cm, Breite 33 cm), mit vier Paaren von Ansätzen an der Unterseite und
am Halsansatze. Die Wölbung ist mit vertikalen, der Hals mit horizontalen Rillen ver-
ziert, letztere unten von einer Punktreihe eingefaßt (Taf. LII, Fig. 7);
12. kleine Schüssel mit eingezogenem Rande. Durchmesser 28 cm (Taf. LI, Fig. 8);
13. kleine henkellose Schale, Durchmesser 15 cm, Höhe 8’8 cm, mit eingezogenem
Halse und etwas ausgebogenem Rande, die Wölbung mit seichten senkrechten Rillen
verziert (Taf. LI, Fig. 14);
14—17. vier einfache flache Schüsseln mit niederer, stark ausgebauchter Seiten-
wandung. Durchmesser 13 — 20 cm (Taf. LII, Fig. 2 — 5);
18. schöner einhenkeliger Becher, am Halse mit drei horizontalen, am Bauche mit
dichten vertikalen Rillen und gegenüber dem Henkel mit einem dornförmigen Ansätze
verziert (Taf. LII, Fig. 6);
19. eine Eisenlanze, 265 cm lang, im Blatte 15 cm, 4'5 cm breit, lag neben der
unter 12 beschriebenen Schüssel (Taf. LI, Fig. 5).
XLVII. Doppelgrab, die Skelette, nebeneinander liegend, sind von SW. nach NO.
orientiert. Das eine besaß keine Beigaben, das andere:
1. zwei Früh-La T&ne-Fibeln aus Bronze, deren Fußende durch einen merkwürdig
geformten Stierkopf verziert ist. Länge 4’5 cm (Taf. LI, Fig. 18 — 20);
2. eine einfache Früh-La Tkne-Fibel aus Bronze, 5 cm lang, mit zurückgebogenem
dünnen profilierten Fußende (Taf. LI, Fig. 21);
Truhelka. Der vorgeschichtliche Pfahlbau im Savebette bei D. Dolina.
103
3. eine Perlschnur, bestehend aus 26 weißen und blauen Halsperlen (Taf. LI,
Fig. 22—26);
4. großer torquierter Tonring. Durchmesser 6’5 cm (Taf. LI, Fig. 17).
Grab XL VIII. Skelettbestattung, 50 cm tief, von 0. nach W. orientiert, an der
Brust zwei Certosa- Armbrustfibeln einfacher Form mit hohem Sehnenbügel und
Knöpfchen am Fußende. Ein Exemplar ist am Bügel durch ein stecknadelförmiges
Knöpfchen verziert. Länge 4'5 cm, Breite 2'5 cm (Taf. LIII, Fig. 12 und 13).
In der Halsgegend vereinzelte Emailperlen.
Auf den Füßen unter dem Knie lag eine einfache braune Schüssel mit schwach
eingezogenem Rande. Durchmesser 1 7*5 cm, Höhe 7-5 cm (Taf. LIII, Fig. 11).
Unter den Füßen ein halbkugelförmiger einhenkeliger Tonbecher. Durchmesser
12 cm, Höhe 7 cm, dessen Henkel oben durch einen stollenförmigen Ansatz, unten durch
einen kleinen Zapfen verziert ist. Der Boden ist in der Mitte ein wenig ausgebuckelt
(Taf. LIII, Fig. 10).
Grab XLIX. Zerstörte Urne, 60 cm tief, mit Leichenbrandresten und Spuren
total verbrannter Bronzestücke.
Grab L. Zerstörte Skelettbestattung, 50 cm tief, dessen ursprüngliche Lage nicht
ermittelt werden konnte (0. — W.?).
An Beigaben wurden gefunden:
1. 36 cm lange Eisenlanze mit kantiger Mittelrippe, Blattlänge 25 m, Breite 4*7 cm;
2. Fragment eines eisernen Buckelschildes, welcher im Durchmesser zirka 27 cm maß;
3. verbogene, dornförmige Stecknadel aus Bronze, 12 cm lang;
4. kleiner Buckelknopf aus Bronze. Durchmesser U5 cm;
5. schmucklose Tonperle. Durchmesser 4 cm;
6. ballonförmiges Tongefäß mit schwach auswärts gebogener Öffnung aus braunem
Ton. Durchmesser 9 cm, Höhe 8 cm.
Grab LI. Skelettbestattung, 20 cm tief, von NO. nach SW. orientiert, wurde, wie
sie in situ vorgefunden, ausgehoben und in das Landesmuseum befördert (Taf. XLI,
Fig. 7). An Beigaben enthielt die Bestattung zu beiden Seiten des Schädels je eine
Eisenlanze mit der Spitze nach oben gekehrt. Beide Lanzen sind gleich mit lorbeer-
blattförmiger Spitze, starker kantiger Mittelrippe, 32 cm lang (Blattlänge 19 cm, Breite
5‘5 cm, Taf. XLI, Fig. 8).
An der Brust lag eine Kahnfibel aus Bronze mit abgebrochenem Fuße und Nadel,
4 cm lang (Taf. XLI, Fig. 8).
An der linken Hüfte ein kleines einwärts gekrümmtes Eisenmesser, 13 cm lang
(Taf. XLI, Fig. 9 und 10).
Bemerkenswert ist bei dieser Bestattung die unnatürliche Lage der einzelnen
Skeletteile. So waren die Armknochen schon in einer Lage, die der natürlichen nicht
entspi’icht, aber die Fußknochen zeigen noch eine auffallendere Abweichung von der
natürlichen Lage. Die beiden Oberschenkelknochen lagen nämlich links unter der
Beckengegend übereinandergekreuzt, die Unterschenkelknochen nahezu in einer Linie
rechts davon. Eine derartige Verschiebung einer ganz bestatteten Leiche durch äußere
Einflüsse wäre unmöglich, ohne die betreffenden sehr morschen Knochen total zu zer-
trümmern, und wir müssen annehmen, daß hier entweder eine zerstückelte Leiche be-
stattet wurde, wobei auf die naturgemäße Lagerung der einzelnen Teile nicht geachtet
wurde oder aber, daß hier eine Nachbestattung vorliegt. In letzterem Falle wären von
104
I. Archäologie und Geschichte.
der älteren Bestattung nur der Schädel und Bruchstücke von Armknochen übrig ge-
blieben, von der Nacbbestattung aber die Füße und ein Teil des linken Unterarmes,
während der Rest, sei es durch die Pflugschar, sei es durch andere äußere Einflüsse,
zerstört wurde. Auf alle Fälle ist dieses Grab ein interessantes Vorkommen und ver-
anlaßte mich dasselbe, so, wie es in situ vorgefunden wurde, in das Landesmuseum
nach Sarajevo zu schaffen, wo es als Beleg für eine solche stückweise oder gestörte
Bestattungsweise dient.
Grab LII. Skelettbestattung, 12cmtief, von W. nach O. orientiert, wurde gleich-
falls, wie sie in situ vorgefunden wurde, in das Landesmuseum befördert (Taf. XLI,
Fig. 12).
An Beigaben besaß die Leiche: an der rechten Seite des Schädels zwei Eisen-
lanzen, mit den Düllen den Füßen zugekehrt, 38 cm lang (Blatt 24 cm lang, 5 cm breit)
(Taf. XLI, Fig. 16 und 18).
Auf der Brust eine 5 cm lange bronzene Kahnfibel mit dünnem Bügel, langem
Fuße und am Scheitel des Bügels mit drei quer aufgesetzten Knöpfchen verziert
(Taf. XLI, Fig. 14).
Links neben der Hüfte lagen zwei vierkantige Eisendorne, 16 cm lang (Taf. XLI,
Fig. 20 und 21) und dabei ein dütenförmiges Bronzeköpfchen, oben und unten mit
wulstigem Rande. Dasselbe ist der Längsachse nach durchlocht und war hier ur-
sprünglich wahrscheinlich einer jener Eisendorne (Taf. XLI, Fig. 19) eingelassen.
Am linken Oberschenkel lagen zwei 10 cm lange, mit je zehn Scheiben besetzte
Zierstäbe, an denen sich Reste von eingelassenen Eisendornen befinden (Taf. XLI,
Fig. 13 und 15).
Links daneben ein gei’ades Eisenmesser, 9 cm lang (Taf. XLI, Fig. 17).
Grab LIII. Gänzlich zerstörte Urne, nur 10 cm tief liegend, mit Leichenbrand-
resten und dem Bügel einer bronzenen einschleifigen Knotenfibel mit langer dreieckiger,
in einen Knopf auslaufender Fußplatte. Länge 4'5 cm, Höhe 1'7 cm (Taf. LIII, Fig. 8).
Grab LIV. Skelettbestattung, von NO. nach SW. orientiert, 20 cm tief, ohne
Beigaben.
Grab LV. Knapp daneben ein zweites Skelett, gleich jenem orientiert, gleichfalls
ohne Beigaben.
Grab LVI. Skelettbestattung, 30 cm tief gelegen, von O. nach W. orientiert, ohne
Beigaben.
Grab LVII. Skelettbestattung, 30 cm tief gelegen, von O. nach W. orientiert,
gleichfalls ohne Beigaben.
Grab LVIII. Skelettbestattung, 20 cm tief, von SW. nach NO. orientiert, zu beiden
Seiten des Schädels lag je eine eiserne Lanzenspitze mit firstartiger Mittelrippe, 36*5 cm
lang, Blattlänge 2L5 cm, Breite 6 cm (Taf. LIII, Fig. 25), im Grabe ein kleiner über-
greifender Bronzering, Durchmesser 3 cm.
Grab LIX. Skelettbestattung, 10 — 15 cm tief, von O. nach W. orientiert, durch die
Pflugschar total zerstört.
An Beigaben besaß das Skelett:
1. sechs Stück Schläfenringe aus Bronzedraht mit zweifachem Umgang, Durch-
messer 5 cm. Der Draht ist dicht gekerbt (Taf. LIII, Fig. 19 und 20);
Truhelka. Der vorgeschichtliche Pfahlbau im Savebette bei D. Dolina. 105
2. als Halsschmuck diente eine Schnur mit Perlen und wurden vier größere formlose
(Taf. LIH, Fig. 15), drei Stück schwarze Glasperlen, wovon zwei mit weißen Augen,
eine mit einem Wellenband verziert sind (Taf. LIII, Fig. 16 — 18), eine tonnenförmige
längsgeschlitzte Bronzeperle (ib. Fig. 23) und eine schwarze mit konzentrischen Ellipsen
verzierte Tonperle gefunden (ib. Fig. 14);
3. als Gürtel diente eine mit Bronzedraht umsponnene Schnur (ib. Fig. 24), welche
mit zwei sternförmigen Bronzeperlen — vielleicht Endstücke — verziert war (ib. Fig. 21
und 22).
Grab LX. Skelettbestattung, 30 — 35 cm tief, von W. nach 0. orientiert, besaß an
Beigaben einen torquierten Halsring aus Bronze,- an den Schläfen Schläfenringe und
neben dem Schädel rechts eine Tonschale.
Grab LXI. Skelettbestattnng, von W. nach 0., beziehungsweise von 0. nach W.
orientiert, 20 cm tief gelegen. Dasselbe ist ein Doppelgrab und wurde als Beleg für
Doppelbestattupgen, wie es in situ vorgefunden wurde, in das Landesmuseum befördert
(vgl. Taf. XIJ, Fig. 1).
Das obere, ein Frauenskelett, besaß an Schmuck an den beiden Schlüsselbeinen
je eine Scheibenfibel dreieckiger Form aus dünnem Bronzeblech. Die erhaben heraus-
; getriebene Ornamentik derselben besteht aus drei konzentrischen, in der Mitte mit
einem kleinen Buckel versehenen Kreisgruppen, die aus je drei Kreisen bestehen und
zu einem Dreieck angeordnet sind. Diese Kreisgruppen sind innen mit aus kleinen
erhabenen Punkten gebildeten Doppellinien verbunden, außen aber mit ebensolchen
stumpfwinkelig geknickten Punktlinien. Breite der Scheibe 7 cm (Taf. XLI, Fig. 2 und 3).
An den auf der Magengegend gekreuzten Unterarmen befand sich je ein wenig
übergreifender Armring aus Bronze von 6 cm Durchmesser (Taf. XLI, Fig. 4).
Dieses Skelett lag über einem unmittelbar unter ihm bestatteten Skelette eines
Kindes von 10 — 12 Jahren, und zwar so, daß die Füße des oberen Skelettes über dem
Schädel des unteren zu liegen kamen.
An Schmuck besaß das letztere einen mit Schrägrillen verzierten, sonst glatten
Hai sring aus Bronze, der sich von allen anderen aber wesentlich unterscheidet, indem
die Endösen nicht in der gleichen Richtung wie die Kurve des Ringes eingerollt sind,
sondern seitlich und quer (Taf. XLI, Fig. 5).
An den Armen lagen kleine Armringe mit geschlossenen Enden und durch wenige
Einkerbungen verziert (Taf. XLI, Fig. 6).
Grab LXII. Skelettbestattung mit zwei Leichen, wovon die eine obere von
O. nach W. orientiert war, die andere unter ihr liegende aber entgegengesetzt. Dem
unteren, vermutlich männlichen Grabe dürfte eine eiserne Lanzenspitze mit Mittel-
rippe im unteren Drittel des Blattes, 42 cm lang, Blattlänge 28 cm, Breite 4‘5 cm
(Taf. LHI, Fig. 29) und ein kleines einwärts gekrümmtes Eisenmesser mit Griffdorn,
12 cm lang (ib. Fig. 28), angehören.
Das obere weibliche Skelett besaß an Schmuck drei ganz dünne bronzene
Schläfenringe, Durchmesser 5 cm (ib. Fig. 27), eine Halsschnur mit zwei Bernstein-
perlen, zwei Glasperlen und einer Tonperle (ib. Fig. 31 — 34).
An der Brust eine Schlangenfibel ohne Kopfscheibe, welche aus dem Grunde
fehlt, weil die Fibel dort abgebrochen und die Bruchstücke übereinander genietet waren.
Länge 8-5 cm (Taf. XL VI, Fig. 30).
Zu diesem Doppelgrabe gehört auch eine kleine Schüssel mit eingezogenem Rande
aus braunem Ton, mit einem wulstigen durchbohrten Ansatz (ib. Fig. 26).
100
I. Archäologie und Geschichte.
III. Gräberfeld auf der Greda des Stipo Jakariö.
(Hierzu Tafel LIV— LVn.)
Der Acker des Landmannes Stipo Jakarid liegt zwischen jenem des Mato Petrovic
Mali und Anto Öokic, auf demselben dammartig erhöhten Landstreifen, da er aber be-
baut war, konnte er erst nach der Fruchtreife ausgegraben werden. Man fand darin
in der erwähnten Ausgrabungsperiode im ganzen 23 Bestattungen. Vorwiegend waren
es Skelettbestattungen und wurden 18 Skelette und ein unvollständiges, vermutlich zer-
stückeltes Skelett gefunden. Die Feuerbestattung war hier selten. Es wurden nur zwei
Urnengräber und zwei geringere Brandgruben mit Leichenresten gefunden. Die Aus-
beute war eine ziemlich ansehnliche.
Die einzelnen Gräberbefunde sind folgende:
I. Skelettgrab, von W. nach 0. orientiert, 30 m tief liegend. Beigaben:
1. Eiserne Spät-La Tene-Fibel mit unterer Sehne. Ob das Fußende zurückgebogen
war, läßt sich nicht mehr bestimmen. Länge 1 1*5 cm (Taf. LIV, Fig. 1);
2. stark vom Rost zerstörter Eisenspeer. Länge 9 cm.
II. Skelettgrab, von N. nach S. orientiert, 30 cm tief; besaß an Beigaben:
1. zwei schön patinierte Gelenkringe aus Bronze mit offenen stollenförmigen Enden,
die mit Querrillen und Linien verziert sind. Durchmesser 5 cm, Stärke des Ringes
4 mm (Taf. LIV, Fig. 2);
2. eine silberne torquierte Nadel mit eingerollter Ose;
3. sechs kleine bikonische Glasperlen aus blauem und grünem Glas.
III. Skelettgrab, von W. nach O. orientiert, 30 cm tief, besaß an Beigaben:
1. Fragmente einer runden bronzenen Scheibenfibel;
2. Fußfragment einer Certosafibel;
3. eine Halsschnur von 78 Glas- und Pastaperlen, zumeist blau oder gelb, einzelne
darunter mit Augen (Taf. LIV, Fig. 3).
IV. Skelettgrab, von W. nach O. orientiert, 30 cm tief, ohne Beigaben.
V. Skelettgrab, von W. nach 0. orientiert, 30 cm tief, ohne Beigaben.
VI. Skelettbestattung, von N. nach S. orientiert, 30 cm tief.
1. Neben der Brust des Skelettes lag eine Lanzenspitze aus Eisen mit schwacher
Mittelrippe. Länge 3L5 cm, Breite 3 5 cm (Taf. LIV, Fig. 5);
2. eine kleine bronzene Certosafibel. Länge 5'7 cm (Taf. LIV, Fig. 6);
3. eine Perle, aus einem Splitter von einem Eberhauer hergestellt. Durchmesser
2T cm (Taf. LIV, Fig. 4).
VII. Skelettgrab, von W. nach 0. orientiert, 30 cm tief, besaß Fragmente einer
Scheibenfibel aus Bronze und drei Emailperlen.
VIII. Skelettgrab, von 0. nach W. orientiert, 10 cm tief bestattet, durch die
Pflugschar stark zerstört. Beigaben:
1. zwei bronzene Früh-La Thne-Fibeln mit Schlangenköpfchen, der Bügel mit drei-
eckigem Querschnitt, an der Kante gekerbt. Länge 5 cm (Taf. LIV, Fig. 8 und 9);
2. Halsschnur von 61 Glasperlen verschiedener Form, zumeist blau und weiß.
Der Form nach meist bikonisch und ananasförmig; eine weiße Perle hat die Gestalt
Truhelka. Der vorgeschichtliche Pfahlbau im Savebette bei D. Dolina.
107
einer Vase, eine andere ist röhrenförmig mit angelöteten blauen Beeren (Taf. LIV,
Fig. 10).
IX. Skelettgrab, von 0. nach W. orientiert. Das Grab war unter dem vorher
beschriebenen gelegen und sind die Knochen teilweise mit jenen des oberen Grabes
vermischt. Beigaben:
1. Fünf verschiedene Früh-La Tene-Fibeln aus Bronze, eine davon mit Kugel am
Fußende (Taf. LIV, Fig. 13), die anderen mit Schlangenköpfchen (bei zweien abge-
brochen) (ib. Fig. 7, 11 und 12); eine Fibel hat an der Mitte des Bügels lappenförmige
Ansätze (ib. Fig. 14). Länge 4'3 — 5 cm;
2. über dem Schädel lagen zwei eiserne Lanzenspitzen mit der Spitze nach oben.
Die eine hat eine sehr starke Mittelrippe und Dülle, Länge 405 cm, Breite 4 cm, die
andere mit kaum erkennbarer Mittelrippe ist 45’5 cm lang, 4‘5 cm breit. Beide dürften
wahrscheinlich zum Grabe VIII gehören (Taf. LIV, Fig. 15 und 16).
X. Skelettgrab, von O. nach W. orientiert, knapp neben dem vorherigen Grabe;
enthielt an Beigaben:
1. An der Brust zwei Scheibenfibeln aus dünnem Bronzeblech, mit drei kreisförmigen
Scheiben verziert. Die Ornamentierung besteht aus wulstigen Kreislinien, Perlen-
schnüren und zentralen Buckeln und ist von unten herausgebosselt. Die Scheiben waren
auf flachbogigen Armbrust-Certosafibeln aus Eisen festgenietet, doch sind diese durch
Rost gänzlich zerstört. Höhe 6 cm, Breite 6 cm (Taf. LIV, Fig. 17 und 19);
2. bronzener Fingerring aus flachem gerundeten Bronzeband mit 1 1/3 Umgang
(Taf. LIV, Fig. 18);
3. Steinanhängsel, in Form einer flachen Kreisscheibe mit kleiner Vertiefung im
Mittelpunkte und einer ganzen und einer ausgebrochenen Ose. Material: weißer Kalk-
stein. Durchmesser 5 cm (Taf. LIV, Fig. 21);
4. Perlenschnur, bestehend aus 21 kleinen bikonischen, weißen und blauen Glas-
perlen (Taf. LIV, Fig. 22).
Grab XI. Skelettbestattung, neben den vorhererwähnten von W. nach 0. orien-
tiert, 80 cm tief. Zur Linken ein Haumesser aus Eisen, 25 cm lang (Taf. LIV, Fig. 23)
und eine kleine Messerklinge aus Eisen, 11 cm lang (Taf. LIV, Fig. 24).
XII. Skelettgrab, von W. nach O. orientiert, 30 cm tief, ohne Beigaben.
XHI. Skelettgrab, von SW. nach NO. orientiert, 30 cm tief, ohne Beigaben.
XIV. Brandgrab, in einer glockenförmigen roten Tonurne, mit vier zungen-
förmigen Ansätzen. Höhe 35’5 cm, Durchmesser 24‘5 cm, die mit einer flachen schwarzen
Schüssel, Durchmesser 36 cm, Höhe 145 cm, mit vier zungenförmigen Ansätzen bedeckt
war (Taf. LV, Fig. 4 und 11).
Der Boden der Schüssel ist innen mit konzentrischen Kreisen und am Rande mit
einer Reihe von Fingerballeneindrücken verziert.
Am Deckel der Urne standen verkehrt: eine einfache Tonschüssel mit einem Rande
und einem zungenförmigen Ansätze und ober ihm mit einem Ausschnitte am Rande
(ib. Fig. 8) und ein tonnenförmiger kleiner Topf mit einem zungenförmigen und drei
kleinen warzenförmigen Ansätzen, Durchmesser 11 cm, Höhe 11 cm (ib. Fig. 5), und ein
einhenkeliger Krug, eiförmig. Durchmesser 10 cm, Höhe 12 cm (ib. Fig. 6).
Neben der Urne lag ein kleiner schwarzer einhenkeliger Becher aus geschwärztem
Ton, mit seichten Rillenbändern verziert. Höhe 6 cm , Durchmesser der Öffnung 5 cm
108
I. Archäologie und Geschichte.
(Taf. LV, Fig. 10), dann ein kleines kugelförmiges Gefäß mit zwei diametralen Hänge-
löchern, Durchmesser 6 cm (ib. Fig. 9), und eine kleine Urne mit vier zungenförmigen
Ansätzen, welche die Reste einer verbrannten Kindesleiche enthielten, Durchmesser
10 cm, Höhe 8-5 cm (ib. Fig. 7). Unter den Knochen ragt das Fragment eines kleinen
bronzenen Armbandes hervor. Die drei letztgenannten Gefäße bildeten eine Gruppe,
welche einer Kindesbestattung angehört.
In der großen Urne befanden sich Knochenreste und an Beigaben:
1. ein massiver Bronzearmring mit verjüngten, um ein Drittel übergreifenden
Enden (Taf. LV, Fig. 2);
2. ein zweiter ähnlicher Armring mit wenig übergreifenden Enden, etwas schmäler
geformt (ib. Fig. 1);
3. sechs massive Schläfenringe aus Bronze, auf der Innenseite flach. Durchmesser
75 cm (Taf. LV, Fig. 3);
4. sechs dünne bronzene Schläfenringe mit gravierten Enden. Durchmesser 7-5 cm
(Taf. LVI, Fig. 6);
5. ein Halsring aus Bronze, mit einer Reihe kugelförmiger Verdickungen verziert.
Das eine stark verjüngte Ende war abgebrochen und mit einer Niete beweglich an-
genietet, so daß man das Endstück scharnierartig bewegen konnte (Taf. LVI, Fig. 5).
Der Halsring ist auffallend klein, Durchmesser nur 11 '5 cm;
6. zwei dreieckförmige Anhängsel aus Bronze mit abgebrochenen Ösen (Taf. LVI,
Fig. 2 und 3);
7. kleines Eisenmesser, 11 cm lang (Taf. LVI, Fig. 7);
8. verschiedene durch das Feuer deformierte Bronzeknöpfe (ib. Fig. 1 und 4),
Fragmente von Schläfenringen und eines torquierten Halsringes.
XV. Leichenbrandreste, 15 cm tief, ohne Urne zu einem Häufchen geschichtet;
darunter an Beigaben:
1. eine bronzene Bogenfibel Glasinacer Form, mit kahnförmigem, in der Mitte
buckeligem, der Länge nach geripptem Bügel. Der lange Fuß endet in eine Öse, die
Nadel ist angenietet und einschleifig. Länge 6 cm (Taf. LVI, Fig. 8);
2. Schlangenfibel mit Scheibe einfacher Form. Bronze. Länge 95 cm (Taf. LVI, Fig. 9);
3. zwei geperlte massive Armringe mit ovalem Querschnitte und etwas über-
greifenden Enden. Durchmesser 6‘5 cm (Taf. LVI, Fig. 10);
4. mehrere teils unvollständig erhaltene Schläfenringe aus sehr dünnem Bronze-
draht mit eingerolltem Ende (Taf. LVI, Fig. 11).
XVI. Skelettbestattung in gekrümmter Stellung, auf der linken Seite liegend,
von O. nach W. orientiert, 30 cm tief. An Beigaben besaß das Skelett nur zwei Schläfen-
ringe aus dünnem Bronzedraht, welcher in der Mitte zusammengebogen, an den Enden
zusammengelötet ist und so einen Doppeldraht bildet, der in 21/i Spiralumgängen ge-
wunden ist. Durchmesser 2‘5 cm (Taf. LVI, Fig. 12).
XVII. Skelettbestattung, von O. nach W. orientiert, 30 cm tief, ohne Beigaben.
XVIII. und XIX. Doppelgrab mit Skelettbestattung, das erstere von W. nach 0.,
das letztere in entgegengesetzter Richtung orientiert. Skelett XVIII lag über dem
anderen in einer Tiefe von 30 cm.
Über dem Schädel lag eine eiserne Lanzenspitze mit Vorstecker an der Spitze.
Die Lanze ist 50 cm lang, 4’7 cm breit, das Blatt 30 cm lang, die Scheide 12 cm lang,
mit Querrillen verziert (Taf. LVI, Fig. 13).
Truhe lka. Der vorgeschichtliche Pfahlbau im Savebette bei D. Dolina.
109
Neben dem Skelette lag ein kleines Messer mit stark gekrümmter Klinge aus
Eisen, 13-5 cm lang (Taf. LVI, Fig. 14), und ein 8 cm langer, spitzer, vierkantiger Eisen-
dorn (ib. Fig. 15).
Zwischen den Füßen lag eine kleine Schale aus grauem Ton. Durchmesser 10 cm,
Höhe 5'5 cm (Taf. LVI, Fig. 16).
Das untere Skelett besaß an Beigaben: an der Brust beiderseits je drei bronzene
Fibeln, und zwar zwei Schlangenfibeln gewöhnlicher Form, 9 cm lang (Taf. LVI, Fig. 22),
und vier massivere Bogenfibeln mit zwei knotenförmigen Ansätzen zu beiden Seiten des
Bogenscheitels. Die Oberseite des Bügels ist durch eine dichte Reihe von Einkerbungen,
die mit einer Randlinie eingefaßt sind, verziert. Die Nadel bildet zwei verhältnismäßig
große Schleifen. Der Fuß ist lang, schmal, oben abgestutzt. Länge 10 cm (Taf. LVI.
Fig. 17—20).
An den Armen befand sich je ein Armband aus dreieckigem, spiralförmig gewun-
denem Bronzeblechstreifen. Die Bronze ist stark oxydiert, doch sieht man an der
Unterseite, daß die Fläche durch punktierte Bänder verziert war. Die Form des Arm-
bandes und die Ornamentierung erinnert vollständig an analoge Exemplare vom Glasinae
(Taf. LVII, Fig. 3 und 4).
Als Halsband diente eine Schnur von 120 Bernsteinperlen, erbsen- bis haselnuß-
groß (Taf. LVII, Fig. 5).
Ein trapezförmiger Bronzering (Taf. LVI, Fig. 21), der von einem Gehänge her-
rühren mag, wurde neben diesem Grabe gefunden.
XX. Unvollständige Bestattung, welche nur aus dem Schädel eines Skelettes
ohne andere bemerkbare Skeletteile bestand; enthielt an Beigaben neun Stück dünne
Schläfenringe aus torquiertem Bronzedraht. Durchmesser 7 cm (Taf. LVII, Fig. 6 und 7),
und zwei Bernsteinperlen.
Ein Lanzenvorstecker aus Eisen (Taf. LVII, Fig. 8) und eine Schließe aus Bronze
(Taf. LVII, Fig. 18), die in der Nähe des Schädels gefunden wurde, dürfte zum nächsten
Grabe gehören und durch die Pflugschar verschleppt worden sein.
XXI. Skelettbestattung, von W. nach O. orientiert, 25 cm tief liegend.
Auf der Brust lagen zwei eiserne Lanzenspitzen gleicher Form und Größe, 37 cm
lang, 6 cm breit, Blattlänge 21 cm (Taf. LVII, Fig. 10 und 12).
Zu einer dieser Lanzen dürfte der bei der vorigen Bestattung erwähnte Vorstecker
gehören, denn er ist vollkommen der Spitze angepaßt. Länge 13 cm.
Weiters befand sich an der Brust eine torquierte gestreckte Bronzespange mit zwei
Haken, 5 cm lang (Taf. LVII, Fig. 11).
In der Kniegegend lag eine Schüssel aus Ton mit vier warzenförmigen Ansätzen.
Durchmesser 18 cm, Höhe 6 cm (Taf. LVII, Fig. 9).
Die beim früheren Grabe erwähnte Schließe ist buckelförmig, mit drei vor-
springenden Querstreifen verziert und am Rande mit einer dichten Reihe von Stiel-
knöpfen besetzt. An der Unterseite ist ein Eisenstreifen angenietet, der zu zwei Haken
umgebogen ist.
Sonst wurden nur Fragmente einer Certosafibel aus Bronze gefunden.
XXII. Brandbestattung ohne Urne, 3‘5 cm tief; Beigaben: ein Geradschwcrt
aus Eisen mit starkem Rücken und gewölbter Schneide, 36'5 cm lang, 35 cm breit.
Lanzenspitze aus Eisen mit starker Mittelrippe, 38 cm lang, 5 cm breit, Blattlänge 26 cm.
110
I. Archäologie und Geschichte.
XXIII. liote Tonurne, tonnenförmig, mit zwei zylindrischen kurzen Ansätzen, ohne
Deckel, 20 cm tief gelegen. Höhe 30 cm, Durchmesser 18 cm. In der Urne Leichen-
brand und zwei Eisenringe. Durchmesser 3’5 cm (Taf. LVII, Fig. 14), eine kleine
eiserne Pinzette, 4'5 cm lang (Taf. LVII, Fig. 17), ein Eisenmesser, leicht am Heftansatz
geknickt, 16 cm lang (Taf. LVII, Fig. 16) und kleine Fragmente von Eiseni'ingen sowie
von einer bronzenen Kahnfibel.
Neben der Urne war eine Eisenlanze senkrecht in die Erde gesteckt. Ein dazu
gehöriger Vorstecker aus Eisenblech lag in der Urne selbst. Länge der Lanze 465 cm,
des Blattes 29 cm, Breite 4 cm, Länge des Vorsteckers 9 cm (Taf. LVII, Fig. 13).
IV. Gräberfeld auf der I. Greda des Nikola Soki£*.
(Hierzu Taf. LVIII— LXYII.)
Gleichzeitig mit dem vorerwähnten Gräberfelde wurde ein zweites untersucht,
welches etwa 100 Schritte westlich auf der Greda des Sokid entdeckt wurde. Hier
wurden bereits durch Herrn von Gjurkovecki einzelne Funde gemacht und durch die
Probegrabungen, welche im Jahre 1900 vorgenommen wurden, wurde konstatiert, daß
sich hier ein Gräberfeld befindet. Diese Grabungen beschränkten sich auf eine Fläche
von 54 m2 und gaben Anlaß, daß man die ganze Greda eingehend untersuchte.
Es wurden hier sechzehn Skelettbestattungen entdeckt, wovon nur eine ohne Beigaben,
sieben Urnengräber, zwei Brandgruben, wovon eine sehr ausgedehnt und reich mit
Funden ausgestattet, ein Krematorium in Gestalt einer kesselförmigen Grube und zahl-
reiche vereinzelte oder zu Gruppen zusammengestellte Urnen und Gefäße, welche einst
Opfergaben enthielten.
Hier war besonders der Reichtum an Urnen bemerkenswert, während Bronzen
im Vergleiche mit jenen aus der Greda Petrovid minder zahlreich waren.
I. Brandgrube, 50 cm breit, 25 m lang, 50 cm tief, von W. nach O. orientiert^
welche eine 10 — 20 cm starke Kohlenschichte enthielt und darin die Funde in folgender
Reihenfolge:
1. Perlenschnur, bestehend aus 98 Stück Bernsteinperlen verschiedener Größe,
zumeist flach, diskosförmig, Durchmesser 6 — 25 mm. Vier Perlen sind länglich, tonnen-
förmig (Taf. LVIII, Fig. 1);
2. kleine schwarze Tonschale mit drei Zapfenansätzen. Durchmesser 14 cm, Höhe
6-5 cm (Taf. LVIII, Fig. 2);
3. zweischleifige Bogenfibel aus Bronze mit dreieckiger Fußplatte. Der Bügel ist
mit schwach eingeritzten Querstrichen verziert. Länge 65 mm (Taf. LVIII, Fig. 3);
4. Bogenfibel mit viereckigem, an einem Ende vorspringendem Fuße, Nadel ab-
gebrochen. Länge 45 mm (Taf. LVIII, Fig. 4);
5. Kahnfibel mit langem Fuße, der Bügel stark verbreitert, ausgebuckelt und mit
drei aus schrägen Meißeleindrücken bestehenden Bändern eingefaßt, beziehungsweise
der Länge nach durchzogen. Länge 77 mm (Taf. LVIII, Fig. 6);
6. schwarze korrodierte Schale aus Ton, mit zwei Ansätzen, wovon der eine hori-
zontal durchlocht, der Rand ist mit herumlaufenden seichten Rillen verziert. Durch-
messer 15 cm, Höhe 6’5 cm (Taf. LVIII, Fig. 8). Daneben Fragmente eines kleinen
Gefäßes mit Fuß (Taf. LVIII, Fig. 11);
7. massiver bronzener Halsring, torquiert, mit abgebrochenen Endösen, vom Feuer
beschädigt. Durchmesser 18, beziehungsweise 15 cm (Taf. LVIII, Fig. 16);
Truhelka. Der vorgeschichtliche Pfahlbau im Savebette bei D. Dolina.
111
8. ein Paar massiver Gelenkringe mit Endstollen, mit umlaufenden Linien und
Punkten verziert. Durchmesser 55 cm (Taf. LVIII, Fig. 17 und 19);
9. Gürtel, bestehend aus 158 Stück bronzenen, stark ausgegossenen Buckelknöpfen,
die gewöhnlich in vier Reihen an eine Lederunterlage aufgenäht waren (Taf. LIX,
Fig. 1);
10. Gürtelschließe aus Bronzeblech, rund, mit Lappenkranz, welcher mit kon-
zentrischen Kreislinien verziert ist, an der Unterseite bilden zwei gegenüberstehende
Lappen Haken. Durchmesser 50 mm (Taf. LIX, Fig. 2);
11. zwei Knöpfe mit Lappenkranz, welche gewöhnlich am Gürtel als besondere
Verzierung angebracht wurden. Durchmesser 4 cm (Taf. LVIII, Fig. 25 und 26);
12. vier Stück Buckelknöpfe, dünn, aus Bronze ausgegossen, mit einer dichten
Reihe von Radialschlitzen verziert. Durchmesser 32 mm (Taf. LVHI, Fig. 20 und 21) ;
13. eine Anzahl von Drahtspiralen in verschiedener Stärke, wovon die stärkeren
die Gürtelschnur umspannen, die dünneren die Halsschnur (Taf. LXVIII, Fig. 7, 14,
15 und 22);
14. drei tonnenförmige Bronzeperlen mit eingezogenem Hals und längsgeschlitztem
Körper. Ein Exemplar ist 28 mm lang, die beiden anderen 17 mm (Taf. LVIII, Fig. 24
und 27);
15. Fragment eines bommelförmigen geschlitzten Stielknopfes aus Bronze;
16. flacher Bronzering mit zwei tränenförmigen, geschlitzten Anhängseln. Durch-
messer des Ringes 35 mm, Länge der Anhängsel 3 cm (Taf. LVIII, Fig. 28) ;
17. Gehänge in Gestalt eines Ankers, dessen Schaufeln die Form von Tierköpfen
haben, unten mit einer Ose versehen sind, in welcher je ein dreieckiges Anhängsel
befestigt ist. Gesamtlänge 97 mm (Taf. LVIII, Fig. 18);
18. drei Bronzeringe aus starkem Draht, von einem Gehänge (Taf. LVIII,
Fig. 12 und 23);
19. Fragment einer kleinen einschleifigen Bogenflbel aus Bronze mit abgebrochenem
Fuße und ohne Nadel. Der Fuß dürfte ursprünglich viereckig gewesen sein. Länge
47 mm ;
20. kleine zierliche einschleifige Bogenfibel mit drei Knoten am Bügel und langem
dreieckigen Fuße. Nadel fehlt. Länge 27 mm (Taf. LVIII, Fig. 13);
21. zweihenkelige schwarze, sorgfältig gearbeitete Tonschale mit starkem Bauche,
welche durch eine Reihe dichter vertikaler Rillen verziert ist und überdies zwei diametrale
Zapfen hat (Taf. LVIII, Fig. 9). Durchmesser der Öffnung 8‘8 cm, Höhe 10-5 cm.
Durchmesser des Bauches 15 cm;
22. einhenkelige Trinkschale mit drei Ansätzen, am Halse und Bauche mit Rillen
verziert. Höhe 9'2 cm, Durchmesser der Öffnung 7'5 cm (Taf. LVIII, Fig. 10);
23. Fußschale aus schwarzem Ton, mit vier Zapfen. Höhe 6‘5 cm, Durchmesser
9-2 cm (Taf. LVIII, Fig. 11);
24. große Schüssel aus dunkelbraunem Ton, mit zwei diametral durchlochten
Ansätzen und zwölf senkrechten Wülsten. Die äußere Wölbung ist durch schräge Rillen
verziert. Das Innere der Schüssel zeigt ein sternförmiges, mit flachen Rillen aus-
gefülltes Ornament. Durchmesser 42 cm, Höhe 18'5 cm (Taf. LXVI, Fig. 1);
25. bronzene Bogenfibel mit viereckigem vorspringenden Fuße. Der Bügel ist
länglich-viereckig mit aufrechtem Kopfe. Länge 55 mm (Taf. LIX, Fig. 7);
26. Haarnadel mit hufeisenförmigem, etwas verdicktem Bügel. Länge 8'5 cm
(Taf. LIX, Fig. 3);
112
I. Archäologie und Geschichte.
27. einhenkelige graue Tonschale, roh geformt. Durchmesser 7 '5 m, Höhe 7 cm
(Taf. LIX, Fig. 5);
28. kleine Tonschale mit drei Ansätzen und gehörntem Henkel. Der Bauch und
Hals ist mit Rillen verziert. Durchmesser der Öffnung 8-5 cm, Höhe 6 cm (Taf. LIX,
Fig. 6);
29. schwarze Tonurne mit vier Zapfenansätzen am Bauche und mit vier kleineren
am Halsansatze. Der Bauch ist mit Vertikalrillen verziert, der Hals von der Pflugschar
abgebrochen und verschleppt. Höhe 32 cm, Durchmesser 43 cm (Taf. LIX, Fig. 4).
II. 1. Urne aus rotem Ton, mit vier zapfenförmigen Ansätzen, schwach ein-
gezogenem Halse und zwischen den Ansätzen eine Reihe Eindrücke. Durchmesser
25 cm, Höhe 35 cm;
2. Deckelschüssel aus schwarzem Ton, mit vier Ansätzen, wovon einer mit zwei
senkrechten Löchern versehen war. Die Wölbung ist mit schwachen Rillen verziert.
Durchmesser 36 cm, Höhe 15 cm. Der Boden der Schüssel ist innen mit konzentrischen
Rillen verziert. Die Schüssel diente als Deckel der Urne.
In der Urne waren verbrannte Knochenreste und
3. eine Eisenlanze mit starker Mittelrippe senkrecht eingesteckt. Länge 35 cm,
Blattlänge 22 cm, Breite 6 cm (Taf. LX, Fig. 1), daneben
4. ein einwärts gekrümmtes Eisenmesser. Länge 17 cm (Taf. LX, Fig. 2);
5. zwei vierkantige Eisendorne. Länge 15 und 11'5 cm (Taf. LX, Fig. 3 und 4);
6. kleine rote Tonschale mit vier Ansätzen. Durchmesser 11cm, Höhe 5*5 cm
(Taf. LX, Fig. 5).
HI. Brandstätte in Gestalt eines flachen Kessels, dessen Boden glatt war und
aus einer starken gebrannten Lehmschichte bestand. Durchmesser 1'80 m. Diese von
allen Brandspuren reingefegte Brandstätte diente allem Anscheine nach als Krematorium.
IV. Z wei Skelette, nebeneinanderliegend, von N. nach S. orientiert, dabei
1. zwei Armbrust-Certosafibeln aus Bronze, mit sehr breiter Kopfspirale, hinter
welcher eine zweite als Verzierung angebracht und mit einer Reihe Drahtschleifen ver-
ziert ist. Länge 5’ 5 cm, Breite 6‘7 cm (Taf. LIX, Fig. 9 und 15);
2. zwei kleine weiße vasenförmige Glasperlen (Taf. LIX, Fig. 10 und 11);
3. kleines Bronzeringel mit übergreifenden Enden (Taf. LIX, Fig. 14);
4. geschlossener Eisenring. Durchmesser 3 cm (Taf. LIX, Fig. 13);
5. kleine Tonspule. Länge 3 cm (Taf. LIX, Fig. 12).
V. Zwei verkehrt nebeneinanderliegende Schüsseln, wovon nur die eine ergänzt
werden konnte. Durchmesser 37 cm, Höhe 12 cm. Sie ist mit zwei diametralen Zapfen
versehen (Taf. LIX, Fig. 8).
VI. Kleines, in der Erde lose liegendes Häufchen Hirse und dabei ein Gelenk-
ring aus Bronzedraht mit Endknoten. Durchmesser 7 cm, ein kleiner bronzener Buckel-
knopf und ein Fragment eines perlenverzierten Armbandes (Taf. LX, Fig. 6 — 8).
VII. Zerstreute Knochenreste, dabei zwei bronzene Gürtelbeschläge in Perlstab-
form, zwölf verschiedene Glas- und Pastaperlen, einer bikonischen Tonwirtel und kleinere
Fragmente (Taf. LX, Fig. 11—23).
VIII. 15 cm starke, ausgedehnte Brandschichte mit verkohlten Knochenresten und
Bronzen, die stark durch das Feuer korrodiert, teilweise zu formlosen Klumpen ver-
schmolzen sind. Besser erhalten sind folgende Stücke :
Truhelka. Der vorgeschichtliche Pfahlbau im Savebette bei D. Dolina.
113
1. zwei massive Gelenkringe mit verjüngten Enden. Durchmesser 5'5 cm (Taf. LX,
Fig. 25);
2. zweischleifige Bogenfibel mit viereckigem, ausgeschnittenem Fußblatte. Die
Nadel, welche ursprünglich abgebrochen und dann angenietet war, fehlt. Länge 6’5 cm
(Taf. LX, Fig. 38). Ein Bügelstück einer ähnlichen Fibel wurde ohne Fuß und Nadel
gefunden;
3. stark korrodiertes Zierstück aus Bronze mit durchbrochenem Ornamente, welches
als Sammelglied an einem Schnurgürtel gedient hat (Taf. LX, Fig. 37);
4. sechs Stück Tonwirtel, davon zwei mit Spiralornamenten (Taf. LX, Fig. 9, 26 — 30
und 35);
5. eine zweihenkelige, durch den Brand aus der Form gedrückte Tonschale
(Taf. LX, Fig. 24);
6. unter deformierten Bronzeresten sind Fragmente eines torquierten Halsringes,
von Gelenkringen, Gürtelknöpfen und von Spiralhülsen u. a. bemerkbar (ib. Fig. 10,
31—34 und 36).
IX. Urnengruppe, bestehend aus
1. einer glockenförmigen Urne aus rotem Ton mit vier Ansätzen unterhalb des
Randes. Höhe 35 cm, Durchmesser 25 cm ;
2. Urne, stark ausgebaucht, aus braunem Ton, mit vier zungenförmigen Zapfen an
der unteren Bauchhälfte und etwas eingezogenem Halse. Höhe 28’5 cm, Durchmesser
der Öffnung 23 cm, der Bauchwölbung 33 cm (Taf. LXI, Fig. 1).
Beide Urnen lagen verkehrt nebeneinander. In der letzteren befand sich
3. eine kleine Schüssel mit drei Zapfenansätzen. Durchmesser 1 5*5 cm, Höhe
6’5 cm, in ihr unbestimmte Reste mit kleinen verbrannten Knochensplittern, Bronze- und
Eisenspuren untermischt (Taf. LXI, Fig. 2), sowie
4. ein Tonlöffel. Durchmesser 8’5 cm, Länge 11cm (Taf. LXI, Fig. 3).
Unter den Urnen lagen zerstreute kleinere Fragmente von verschlackten Bronzen,
wovon nur eine gebuckelte Gürtelschließe mit Lappenkranz besser erhalten ist. Länge
4 cm (Taf. LXI, Fig. 4 und 5). Außerdem fünf Pastaperlen, darunter drei blaue, eine
gelbe und eine kleine blaue mit weißen Augen (Taf. LXI, Fig. 9 — 12).
X. 1. Kleine rohgeformte topfförmige Urne mit vier Ansätzen, schwach ein-
gezogenem Halse und Fingereindrücken. Höhe 17 cm, Durchmesser 14 cm (Taf. LX,
Fig. 39).
2. Die Urne war mit einer schwarzen unverzierten Tonschüssel mit vier dorn-
förmigen Ansätzen, wovon einer durchbohrt, zugedeckt. Durchmesser 26'5 cm, Höhe 11 cm
(Taf. LX, Fig. 40).
XI. Große, schön geformte schwarze Urne, stark ausgebaucht, mit stark ein-
gezogenem Halse und umgelegtem Rande. Die Bauchwölbung ist mit aus drei senk-
rechten Rillen bestehenden Bändern verziert und hat zwei halbrunde horizontale Henkel.
Der Rand der Öffnung hat an der Oberseite umlaufende Rillen. Höhe 46 cm, Breite
41 cm, Durchmesser der Öffnung 26 cm (Taf. LXI, Fig. 14).
XII. Skelettgrab ohne Beigaben.
XIII. Skelettgrab mit folgenden Beigaben:
1. vier bronzene Schläfenringe aus torquiertem Draht in fast zwei Umgängen und
einer Endüse (Taf. LXII, Fig. 3 und 4);
114
I. Archäologie und Geschichte.
2. runde Scheibenfibel aus Bronzeblech mit getriebenen Buckeln. Die Scheibe ist
an eine Bogenfibel angenietet. Durchmesser 6 cm (Taf. LXII, Fig. 7);
3. 22 blaue Glasperlen (ib. Fig. 6);
4. kleine dunkelgraue Tonschüssel mit einem durchlochten Zapfen. Durchmesser
125 cm, Höhe 5 cm (Taf. LXII, Fig. 5);
5. einhenkelige Tonschale, Bauch und Hals mit Rillen verziert. Durchmesser
9 ‘5 cm, Höhe 10 cm (ib. Fig. 2);
6. größere Schüssel mit vier Zapfenansätzen. Durchmesser 29 cm, Höhe 12 cm
(Taf. LXII, Fig. 1).
XIV. Zwei nebeneinander liegende Schüsseln, die eine klein, einfach, Durchmesser
19 cm, Höhe 8 cm (Taf. LXIII, Fig. 2), die andere groß, mit umgebogenem Rande, innen
am Boden durch ein kreuzförmiges, mit Rillen ausgefülltes Ornament, an den Seiten-
wänden durch vier konzentrische Halbkreisgruppen verziert. Durchmesser 40 cm, Höhe
12’5 cm. Schwarz gefärbt (Taf. LXIII, Fig. 1).
XV. Eiserne Lanze, einzeln liegend, mit schwacher Mittelrippe. Länge 43 cm,
Blattlänge 29 cm, Breite 55 cm.
XVI. Kleine braune Tonschüssel mit vier dornförmigen Ansätzen, Durchmesser
16 cm, dabei Fragment einer schön patinierten La Tbne-Fibel und ein offener Ring aus
Bronzedraht. Durchmesser 5 cm, vereinzelt gefunden (Taf. LXIV, Fig. 1 — 3).
XVII. Eisenlanze mit sehr breitem Blatt. Länge 2F5 cm, Blattlänge 17'5 cm, ur-
sprüngliche Breite des Blattes 9 cm (Taf. LXIV, Fig. 4).
XVIII. Zerstreute Funde:
1. Früh-La Tene-Fibel mit sehr hohem Bogen und tränenförmig zugespitztem
Fußende. Der Bügel ist gerippt. Länge 7 cm (Taf. LXIV, Fig. 7);
2. ähnliche, aber kleinere Früh-La Tene-Fibel. Länge 4'7 cm (ib. Fig. 8);
3. Stockbeschlagstück aus einem Geweihende, gut geglättet und mit zwei Niet-
löchern versehen. Länge 5 cm (ib. Fig. 6);
4. Tonperle, mit konzentrischen Kreisen verziert. Durchmesser 3 cm (ib. Fig. 5)
und einzelne einfache Tonperlen (ib. Fig. 9 — 11);
5. kleines Tonschälchen. Durchmesser 4-5 cm (Taf. LXIV, Fig. 13).
XIX. Gußform aus Sandstein, enthaltend auf einer Breitseite die Gußform einer
Speerspitze, auf der anderen eines Ringes und kreuzförmigen Anhängsels, auf einer
Schmalseite eine unbestimmte Form (Taf. LXIV, Fig. 12).
XX. Zierblech aus Bronze von einer Scheibenfibel. Das Blech hat die Gestalt
eines an den Ecken durch Kreisflächen überdeckten Dreieckes. Die Kreise sind durch
Gruppen konzentrischer erhabener Ringe verziert. Der Rand sowie die einzelnen Kreise
sind durch eingestanzte Beeren verbunden. Länge 8‘5 cm, Breite 6 cm.
XXI. Urnengruppe, bestehend aus drei nebeneinander stehenden Urnen, welche
ganz zertrümmert waren, jedoch ergänzt werden konnten.
1. Aschenurne, glockenförmig, aus rotem Ton, mit vier länglichen senkrechten
Ansätzen, welche durch erhabene, mit Fingereindrücken verzierte schräge Wulstlinien
verbunden sind. Höhe 29 cm, Durchmesser 21 cm (Taf. LXV, Fig. 1).
2. Große einfache glockenförmige Urne mit vier zapfenförmigen Ansätzen. Höhe
61cm, Durchmesser 30 cm (Taf. LXIV, Fig. 14).
Truhelka. Der vorgeschichtliche Pfahlbau im Savebette bei D. Dolina.
115
3. Schöne, sorgfältig gearbeitete schwarze Tonurne mit gewölbtem Bauche, ein-
gezogenem hohen Halse und umgelegtem Rande. Die Urne hat vier zungenförmige
Ansätze am Bauche und ist durch senkrechte, am Halse durch umlaufende Rillen und
Punkte verziert. Höhe 64 cm, Breite 47 cm, Durchmesser der Öffnung 2U5 cm
(Taf. LXVI, Fig. 2).
XXII. Eisernes Bügelstück, welches als Handhabe zu einem Schilde diente. Das-
selbe bestand aus einem 10 cm breiten Eisenstreifen, der in der Mitte bügelförmig aus-
gewölbt war und eine Länge von 30 cm hatte. Das Eisen war leider vom Roste so
arg beschädigt, daß cs nicht gelang, die vielen kleinen Stücke, in die es zerfiel, an-
einanderzupassen. Ein ähnliches Stück wurde auf der Greda des Jakaric gefunden.
XXIII. 1. Urne aus rotem Ton, glockenförmig, mit vier Ansätzen, Höhe 28 cm ,
Durchmesser 23 cm ; sie enthielt verbrannte Knochenreste mit verschlackten Bronze-
resten und
2. eine kleine Schüssel ohne Ansätze, Durchmesser 13 cm, von schwarzem Ton ;
3. als Deckel war darüber eine etwas größere und tiefere Schüssel gestürzt, mit
horizontalem bügelförmigen Henkel. Durchmesser 20 cm, Höhe 9 cm. Auf Taf. LXII,
Fig. 8 — 10, ist diese Urne mit dem Inhalte dargestellt.
XXIV. Urne aus rotem Ton, zerdrückt zwischen Aschen- und Knochenresten,
dabei :
1. schwarze Schüssel mit eingezogenem Rande und einem Ansätze. Durchmesser
20 cm, Höhe 8-5 cm (Taf. LXV, Fig. 2);
2. eine unverzierte rote Tonperle. Durchmesser 4 cm;
3. eine mit Spiralen verzierte rote Tonperle. Durchmesser 4 cm-,
4. ein Bronzeringel. Durchmesser 3'5 cm (ib. Fig. 3);
5. zwei Steinperlen.
XXV. Skelettbestattung, von SO. nach NW. orientiert, mit folgenden Beigaben:
1. Schwarze kleine Tonschüssel mit zwei Zapfen, wovon der eine horizontal durch-
locht. Durchmesser 12 cm, Höhe 5 cm (Taf. LXV, Fig. 4);
2. kleiner Gelenkring aus Bronze mit 1 1/2 Umgang, gekerbt und mit umlaufenden
Strichen verziert (ib. Fig. 5);
3. bikonische Tonperle.
XXVI. Skelettbestattung, von O. nach W. orientiert. Beigaben:
1. Verbrannte Scheibenfibel, mit eingetriebenen Buckeln ornamentiert. Durchmesser
6-5 cm (Taf. LXV, Fig. 6);
2. Schlangenfibel mit bandförmigem Bügel und einem Diskus am Kopfende. Länge
9 cm (ib. Fig. 8);
3. Fibelfragment aus Bi’onze, das den Bügel einer Certosafibel repräsentiert, aber
am Kopfende Spuren eines Diskus zeigt und demnach als Ubergangsform zur Schlangen-
fibel gelten kann. Eine Nadelschleife scheint nicht vorhanden gewesen zu sein. Länge
7 cm (Taf. LXV, Fig. 9);
4. diverse Bruchstücke von kleinen Schläfenringen, die durch Brand gelitten
haben;
5. neun Glasperlen, darunter vier blaue mit weißem Zickzackmuster (ib. Fig. 7).
XXVII. Skelettbestattung, von O. nach W. orientiert, enthielt an Beigaben:
1. Eine Armbrust-Certosafibel einfachster Form aus Bronze. Länge l'h cm, Breite
des Spiralkopfes 3’5 cm (Taf. LXV, Fig. 12);
8*
116
I. Archäologie und Geschichte.
2. Fibel aus Bronze, welche einer Übergangsstufe angehört, indem der Fuß und
Bügel genau die Certosaform vorstellen, während der Federmechanismus, aus drei Spiral-
paaren bestehend, mit unterzogener Sehne an La Tene- Formen erinnert. Länge 7 cm
(Taf. LXV, Fig. 13);
3. kleine einfache, trichterförmige Tonschale, dunkel gefärbt. Durchmesser 13’5 cm,
Höhe 6 cm (Taf. LXV, Fig. 10);
4. Tonring, grau. Durchmesser innen 3*5 cm, außen 6’5 cm (Taf. LXV, Fig. 11).
XXVIII. Urne ohne Beigaben, stark beschädigt und fehlerhaft.
XXIX. Skelettbestattung, von SW. nach NO. orientiert. Beigaben:
1. eine bronzene Bogenfibel mit geknotetem Bogen und dreieckigem, in ein ab-
gesetztes Knöpfchen endendem Fuße. Die Fußplatte ist mit Strichornamenten verziert.
Die Nadel fehlt. Länge 6 cm (Taf. LXV, Fig. 14);
2. Fragment einer Schlangenfibel aus Bronze (ib. Fig. 16);
3. zwei flache Bronzeringe, der eine mit einem kleinen eingehängten Ringe
(ib. Fig. 15 und 17);
4. zwei ganz kleine eiserne Messer mit einwärts geknickter Klinge. Länge 10,
beziehungsweise 7-5 cm (Taf. LXV, Fig. 19 und 20);
5. kleine bikonische Bronzeperle, mit radialen Ritzen verziert (Taf. LXV, Fig. 18).
XXX. Skelettbestattung, von S. nach N. orientiert, besaß an Beigaben 26 blaue
Glasperlen (Taf. LXV, Fig. 21) und ein kleines Bronzeringel. Durchmesser 25 cm
(Taf. LXV, Fig. 22).
XXXI. Zerstreute Funde:
1. eine zweischleifige Bogenfibel aus Bronze mit viereckiger ausgeschnittener Fuß-
platte vom Glasinactypus. Länge 7 cm (Taf. LXV, Fig. 25);
2. ähnliche kleinere Fibel aus Bronze mit zweimal durchlochter Fußplatte. Länge
5 cm (Taf. LXV, Fig. 23);
3. Früh -La Thne- Fibel aus Bronze mit einem großen Knopf am zurückgebogenen
Fußende. Länge 4 cm (Taf. LXV, Fig. 26);
4. Armband aus Bronze, offen, mit abwechselnden Astragalstäben und Disken
verziert. Durchmesser 6 cm (Taf. LXV, Fig. 24);
5. blaue Glasperle.
XXXII. Skelettgrab, von S. nach N. orientiert, hatte als Beigabe nur 45 blaue
und gelbe unverzierte Pastaperlen (Taf. LXV, Fig. 27).
XXXIII. Skelettgrab, von N. nach S. orientiert, hatte als Beigabe einen kleinen
dunklen, unverzierten Henkelbecher aus Ton. Höhe 8'5 cm, Durchmesser 7'5 cm
(Taf. LXV, Fig. 28).
XXXIV. Skelettgrab, von NO. nach SW. orientiert. Beigaben:
1. eisernes Krummschwert mit innen vorspringendem Griffdorne, breiter, unterhalb
des Griffansatzes stark gekrümmter Klinge. Länge 52 cm, Breite 3‘7 cm (Taf. LXIII,
Fig. 7);
2. lange schmale Eisenlanze mit schwacher Rippe, die Spitze in einer Eisenscheide
verwahrt. Länge 46 cm, Breite 3 cm, Länge der Scheide 10 cm (Taf. LXIII, Fig. 6);
3. gleichgroße, aber breitere, stark defekte Eisenlanze (Taf. LXIII, Fig. 3);
4. kurze eiserne Lanze mit schwacher Mittelrippe. Länge 28‘5 cm, Breite 3-7 cm.
Die Spitze war gleichfalls in einer Scheide von 10 cm Länge verwahrt (Taf. LXIII, Fig. 5);
Trulielka. Der vorgeschichtliche Pfahlbau im Savebette bei D. Dolina.
117
5. kleiner ditrchlochter Wetzstein aus grauem Schiefer. Länge 6 cm (Taf. LXIII,
Fi g. 8);
6 kleine schwarze, flache Tonschale. Höhe 4 cm, Durchmesser 11 cm. (Taf. LXIII,
Kg. 4).
XXXV. Große hohe Schüssel aus braunem Ton, mit vier zungenförmigen Ansätzen,
wovon einer zweimal durchlocht, der Hals schwach eingezogen. Höhe 28 cm, Durch-
messer 46-5 cm (Taf. LXVH, Fig. 1). Die Schüssel lag 50 cm unter dem Skelette XXXIII.
Dabei befanden sich verbrannte Reste von Bronzeringen, Knöpfen, einer Schließe und
ein besser erhaltenes dreieckiges Anhängsel (Taf. LXVII, Fig. 2).
XXXVI. kleine rote Tonschüssel mit vier zungenförmigen Ansätzen. Höhe 11'5 cm,
Durchmesser 20 cm. Dieselbe war über ein kleines Häufchen Knochenasche ohne Bei-
gaben gestürzt (Taf. LXVII, Fig. 3).
XXXVII. Urne ohne Beigaben, stark zertrümmert, so daß sie nicht restauriert
werden konnte.
XXXVIII. Skelettgrab, von NO. nach SW. orientiert, besaß an Beigaben einen
kleinen Eisenspeer, stark verrostet, 16 cm lang, und ein kleines Messerfragment mit
einwärts gebogener Klinge, 9 cm lang.
XXXIX. Skelettgrab, von NO. nach SW. orientiert, besaß an Beigaben einen
größeren gerippten, bronzenen Schläfenring mit 1 1 2 3 4 * 6/3 Umgang, Durchmesser 6 cm, und
einen kleineren ähnlichen mit zwei Umgängen, Durchmesser 3 cm ( Taf. LXVII,
Fig. 4 und 5).
XL. Skelett, von NO. nach SW. orientiert, ohne Beigaben.
M . Gräberfeld auf der Greda des Mido Petro vid.
In der Richtung gegen Westen fortfahrend, wurde an die letztbeschriebene Greda
anschließend jene des Mico Petrovic untersucht. Obwohl die Gräberanzahl hier die
geringste war, war die Ausbeute an Funden dennoch eine recht ansehnliche. Im
Jahre 1901 wurden dort im ganzen neun Bestattungen entdeckt, sechs davon mit
Skeletten, drei mit Urnenbestattung.
Der Befund ergab nichts von dem bisher Beobachteten Abweichendes.
I. Skelettgrab, von SO. nach NW. orientiert, 10 cm tief. Beigaben:
1. an beiden Schädelseiten je vier große Schläfeni'inge verschiedener Stärke mit
wenig übergreifenden Enden. Durchmesser 7 '5 cm (ein Stück fehlerhaft);
2. als Halsschmuck eine Reihe haselnuß- bis nußgroßer abgeflachter Bernstein-
perlen, 27 Stück;
3. an der Brust eine bronzene Bogenfibel mit pflugscharförmigem Fuße, mit stark
vorspringendem Kopfe an der Fußplatte. Das Kopfende und die Nadel fehlt. Länge
7 cm;
4. flaches Bügelstück einer zweischleifigen Bogenfibel ohne Kopf und Fuß.
Länge 5 cm;
15. eine kleinere ähnliche Fibel mit dreieckiger Fußplatte ohne Nadel. Fußplatte
und Oberseite des Bügels sind im Tremolierstich verziert. Länge 4'7 cm;
6. ein Bügelstück einer einschleifigen Bogenfibel. Die Fußplatte scheint viereckig
gewesen zu sein und schloß mit der einen Ecke an den Bügel. Am Kopfende Spuren
118
I. Archäologie und Geschichte.
einer Reparatur. Das Endstück ist nämlich ausgedengelt und hatte ein Loch, in welchem
die nachträglich zugefügte Nadel festgenietet war. Länge 4 cm;
7. als Gürtel diente eine mit einer Drahtspirale umwundene Schnur, wovon nur
Fragmente gefunden wurden;
8. Bronzestab, mit einer abwechselnden Reihe größerer und kleinerer Scheiben
verziert, an einem Ende Rostspuren von einer eisernen Ose. Der Stab dürfte als End-
stück des Gürtels gedient haben. Länge 8'2 cm;
9. in der Gürtelgegend an der rechten Seite wurden fünf Tonperlen gefunden,
Avovon zwei kleinere unverziert, die anderen ornamentiert sind. Eine hat die Gestalt
eines sechszackigen Sternes, dessen Protuberanzen mit Kreisrillen verziert sind, zwei
andere sind mit Spiralornamenten verziert;
10. daneben wurde ein bronzener Ring mit vier diametralen Ösen gefunden.
Durchmesser 3 cm;
11. links neben dem Skelette lagen zwei eiserne Lanzenspitzen, die eine ist 38 cm
lang (Blatt 23 cm lang, 6 cm breit), die andere ist 33 cm lang (Blatt 20 cm lang, 5 cm
breit). Beide Lanzen haben starke Mittelrippen.
II. Leichenbrand mit Urne, durch die Pflugschar gänzlich zerstört. Als Bei-
gaben :
1. ein bronzener torquierter Halsring mit eingerollten Enden von sehr engem
Abstand. Durchmesser 15 und 12‘5 cm;
2. eiserner Halsring mit abgebrochenen Enden, mit einer Reihe darüber gezogener
flacher Bronzeperlen. Durchmesser 15 cm;
3. sechs Stück Schläfenringe mit birnenförmigen Enden aus Bronze. Durch-
messer 7 cm;
4. zwei bronzene Bogenfibeln mit zwei Schleifen und großen viereckigen, an den
Seiten stark ausgeschnittenen Fußplatten. Beide Stücke bildeten ein Paar, doch ist von
einem nur das Bügelstück erhalten. Länge 8 cm;
5. kleinere ähnliche Bogenfibel ohne Nadel. An Stelle der abgebrochenen ursprüng-
lichen Nadel wurde eine eiserne angenietet, von der nur mehr Rostspuren vorhanden
sind. Länge 5'5 cm;
6. überdies wurden noch stark verbogene und durch Brand deformierte Fragmente
eines mit Punkten und Buckeln ornamentierten Blechgürtels, einer Gürtelschließe und
ein geschlitzter Buckelknopf gefunden.
Grab I und II befand sich knapp nebeneinander und zwischen ihnen eine zwei-
lienkelige, vertikal gerippte, ausgebauchte Schale, 8’5 cm hoch. Durchmesser 7 cm. Es
ist unbestimmt, zu welchen von den beiden Gräbern sie gehört.
III. Skelettbestattung, von SO. nach NW. orientiert, 10cm tief, lm von den
vorherigen Gräbern entfernt. Beigaben:
1. ober dem Schädel stand eine beschädigte Tonurne mit zwei zungenförmigen
Ansätzen von rötlichbraunem Ton, mit der Öffnung nach unten gekehrt;
2. daneben eine flache Schüssel aus braunem Ton mit eingezogenem Rande.
Durchmesser 10'5 cm, Höhe 5 cm;
3. neben dem Schädel stand eine kleine schwarze, zweihenkelige Tonschale, mit
schrägen Rillen am Bauche und zwei horizontalen Rillen am Halse verziert. Durch-
messer 5‘5 cm, Höhe 5 5 cm , und
4. eine kleine Vase mit Deckel aus gelbem Ton, birnenförmig, mit Schrägbändern^
aus drei Rillen bestehend, verziert und unter dem Rande mit zwei Löchern zum Durch-
Truhelka. Der vorgeschichtliche Pfahlbau im Savebette bei D. Dolina.
119
ziehen einer Schnur versehen. Der spitze Deckel ist in der Mitte gleichfalls durchlocht.
Höhe l'b cm ;
5. daneben wurde noch eine dunkelbraune einfache Tonschale mit eingezogenem
Rande und drei warzenförmigen Ansätzen gefunden. Durchmesser 10'5 cm. Einer der
Ansätze ist größer und horizontal durchlocht;
6. in der Schläfengegend lagen Fragmente von Schläfenringen. Durchmesser 7 cm;
7. als Halsschmuck diente ein dicht torquierter Halsring aus Bronze mit ab-
gebrochenen Ösen. Durchmesser 125 cm, Stärke 5 mm;
8. an der Brust lag eine große runde Scheibenfibel aus sehr dünnem Bronzeblech.
Die Scheibe ist durch fünf flache, kreuzförmig angeordnete Buckeln verziert, welche
durch eine Reihe von Punkten swastikaförmig verbunden sind. Der Rand der Fibel
ist mit zwei erhaben ausgestanzten Punkten und einer Reihe von durchbrochenen Drei-
ecken verziert, welche nach innen gleichfalls mit zwei Punktreihen abschließen. Durch-
messer 9’5 cm. An der Unterseite ist eine flache einschleifige Bogenfibel mit zwei Nieten
festgenietet;
9. als Brustschmuck dienten weiters zwei bronzene Kahnfibeln mit langem,
schmalem, abgestutztem Fuße, stark gewölbtem Bügel, welcher an den Rändern und
längs des Scheitels mit einem gestrichelten Bande, an den beiden Enden durch eine
Reihe von Querrillen verziert ist. Die Nadelschleife hat zwei Umgänge. Länge 7T cm;
10. Gelenkring aus flachgerundetem Bronzeband mit 2*/4 Umgang. Durchmesser
4-5 cm;
11. als Gelenkringe dienten auch zwei Schläfenringe, die enger gebogen wurden,
so daß sie nahezu zwei Umgänge bilden. Durchmesser 4 cm;
12. zwei Bronzestäbe, mit einer Reihe von Scheiben verziert, wurden in der Gürtel-
gegend gefunden. An den beiden Enden waren Eisendrähte, die zu Ösen geformt
waren, eingelassen. An dem einen Exemplar ist ein solcher Draht mit dem Ansätze der
Öse erhalten, an dem anderen sieht man die Bohrung, in welcher der Eisendraht ver-
senkt war. Länge 8'5 cm;
13. an Bruchstücken wurden zahlreiche Fragmente von kleinen Schläfenringen und
Armringen gefunden;
14. als interessantestes Stück ist eine Fibel hervorzuheben, die aus einer runden
gelappten, bronzenen Gürtelschließe mit stark vorspringendem Mittelknopfe improvisiert
wurde. An der Unterseite der Schließe wurde nämlich eine bronzene Nadel mit zwei
Spiralumgängen angenietet und als Nadelhalter ein schmales Eisenband, das hakenförmig
eingebogen war. Durchmesser 4'7 cm;
15. zwei Tonperlen, wovon die kleinere unverziert, die größere mit Spiralornamenten
verziert war, dienten nebst drei kleinen Bernsteinperlen als Halsschmuck.
IV. Größere schwarzgebrannte Tonurne, stark ausgebaucht, mit hohem, sich ver-
jüngendem Halse und umgelegtem Rande. Die Urne hat am Bauche zwei zungen-
förmige, am Plalsansatze vier senkrechte spitze Ansätze. Höhe 51 cm, Durchmesser der
Bauchwölbung 40 cm, der Öffnung 19 cm.
Als Deckel diente eine einfache Schüssel mit eingezogenem Rande und vier warzen-
förmigen Zapfen an der Bauchwölbung. Durchmesser 25 cm, Höhe 9‘5 cm.
In der Urne, welche die Leichenreste enthielt, befanden sich eine mit der Spitze
nach oben gekehrte Eisenlanze, 40 cm lang (Blatt 27 cm lang, 5-5 cm breit), mit flacher
kantiger Mittelrippe und ausgedengelter Schneide, weiters zwei einfache rohgeformte
Tonschälchen, Durchmesser 9-5 cm, Höhe 4 cm , ein mit Scheiben verzierter Bronzestab,
120 I. Archäologie und Geschichte.
Länge 8-5 cm, und ein einwärts gebogenes eisernes Messer mit eisernem Heftbeschlag,
18 cm lang.
Y. Skelettbestattung, von O. nach W. orientiert, 15cm tief. Beigaben:
1. an beiden Schläfenseiten je zwei große Schläfenringe aus Bronzedraht, der eine
mit birnenförmigem Endköpfchen, Durchmesser 5 cm, der andere ohne Köpfchen, Durch-
messer 6 cm ;
2. am Halse eine kleine schwarze, bikonische Tonperle und eine ovoide aus
braunem Ton, mit schrägen tiefen Rillen gebändert;
3. an der Brust lag eine kugelförmige Schale aus dunklem Ton, mit Rillen ver-
ziert, welche schachbrettartig abwechseln.
VI. Skelettgrab, von W. nach O. orientiert, kaum 5 — 10cm tief gelegen.
1. Neben dem rechten Unterschenkel lag ein eisernes Krummschwert mit Vor-
stecker an der Spitze. Das Schwei’t, mit flacher Griffzunge und drei Nieten daran, hat
an der Innenseite einen Heftdorn und ist unterhalb desselben die Klinge stark geknickt.
Die Klinge selbst hat geraden Rücken und eine stark gewölbte, gegen die Spitze spitz
verlaufende Schneide. Länge 47 cm, Breite 4 cm, Länge des Vorsteckers 12'5 cm.
2. Neben der linken Hüfte lag ein kleines gekrümmtes Eisenmesser, dessen Heft,
wie nach dem Abdrucke am Roste zu sehen ist, aus Bein war. Länge 13’5 cm,
Breite 2 cm.
3. Über den Füßen des Leichnams war ein großer eiserner Schildbuckel gelegt,
ähnlich jenen von der Greda des Mato Petrovic jun.
4. Neben dem Skelette lagen zwei gleichgeformte Eisenlanzen, die eine mit flacher
kantiger Mittelrippe, die andere mit gratförmiger. Letztere besaß einen 8 cm langen
eisernen Vorstecker. Länge der Lanze 37 cm, Blatt 23 cm lang, 6 cm breit.
5. Links neben dem Schädel lag eine einfache kleine, schmucklose Schüssel aus
dunkelgrauem Ton. Durchmesser 10'5 cm, Höhe 5 cm.
VII. Skelettbestattung, von W. nach 0. orientiert, 10 cm tief, knapp neben dem
vorherigen Skelette liegend, enthielt an Beigaben :
1. zur Linken eine eiserne Lanzenspitze mit schwacher Mittelrippe, 38 cm lang
(Blatt 23 cm lang, 6-5 cm breit). Die Spitze lag nach oben;
2. daneben in gleicher Reihe ein Krummschwert wie das im vorherigen Grabe,
Länge 47 cm, Breite 4'5 cm;
3. ein kleines Eisenmesser mit nach innen gekrümmter Klinge, 13'5 cm lang,
2 cm breit, lag gleichfalls an derselben Stelle.
VIII. Unter diesem Skelette lag ein zweites in einer Tiefe von 30 cm, von O. nach
W. orientiert, so daß das frühere Grab als Nachbestattung anzusehen ist.
1. Das ältere Grab enthielt an Beigaben zu beiden Seiten des Schädels je vier
Schläfenringe mit gravierten, wenig übergreifenden Enden aus Bronzedraht. Durchmesser
7'5 cm;
2. am Halse einen massiv torquierten Halsring mit Endösen. Durchmesser 17
und 16 cm;
3. an der Brust befanden sich vier bronzene Kahnfibeln mit langem Fuße. Ein
Paar davon hat massive Bügel, die mit drei Reihen eingestanzter Kreuzchen verziert
sind. Länge 65 cm. Eine dritte Fibel aus Bronze ist größer, mit breitem, stark ge-
wölbtem, unten hohlem Bügel, welcher mit Strichen und gerippten Bändern verziert ist.
Länge 10 cm. Die vierte Fibel, ähnlich geformt, hat einen mit starken Querrippen ver-
Truhelka. Der vorgeschichtliche Pfahlbau im Savebette bei D. Dolina.
121
zierten Bügel. Die Nadel ist abgebrochen und eine nachträgliche Reparatur nur mehr
an der vorhandenen Niete zu erkennen. Länge 10 cm;
4. in der Gürtelgegend lag eine kleine, mit konzentrischen Kreisen verzierte
Tonperle;
5. an den Füßen eine Tonschale mit querdurchbohrtem Zapfen. Durchmesser
10 cm, Höhe 4 cm.
IX. Urnengrab, 40 cm tief gelegen. Die Urne ist aus rötlichem Ton, glocken-
förmig, mit vier diametralen zungenförmigen Ansätzen am Bauche. Höhe 27 cm, Durch-
messer 18-5 cm.
In der Urne lagen Brandreste und an Beigaben:
1. zwei Brillenspiralfibeln, die je an eine Eisenlamelle mit Nadel angenietet waren;
2. Fragmente zweier Bogenfibeln, deren Form nicht näher bestimmbar ist;
3. zwei massive Armbänder;
4. ein kleines Eisenmesser, 1L5 cm lang, und endlich
5. verschiedene Bruchstücke von Schläfenringen, kleinen Buckelknöpfen und halb-
verschlackten Bronzefragmenten.
Alle genannten Stücke haben mehr oder weniger durch den Brand gelitten.
VI. Gräberfeld auf der Greda des Mato Petrovid sen.
(Hierzu die Tafeln LXVHI— LXXIIL)
An den Acker des Anton Sokic gegen Westen angrenzend, befindet sich die
Greda des Mato Petrovid sen. Die Gräber lagen hier verhältnismäßig spärlicher, doch
war das ganze Terrain mit Tonscherben, gebranntem Lehm, Knochenstücken u. dgl.
stark durchsetzt und die gesamte Beschaffenheit desselben verrät es deutlich, daß das
Erdreich wiederholt durchwühlt war.
Starke Schichten gebrannten Lehms sprechen dafür, daß hier mehrere Feuerstellen
sich befanden. Ob dieselben zu einzelnen in der Nähe des Grabfeldes aufgeschlagenen
Hütten gehörten, darüber konnte durch die Ausgrabungen kein sicherer Aufschluß ge-
wonnen werden. Als ein Argument dafür könnte nur angeführt werden, daß an der
Nordostecke des Feldes eine mit vielen Senkgewichten gefüllte Brandgrube entdeckt
wurde, somit der Beweis menschlicher Werktätigkeit gegeben wäre. Von hier gegen
Westen fortschreitend, zeigen sich die Bestattungen immer seltener und in dem Maße,
in welchem sie ab nehmen, nehmen die Spuren von Wohnstätten immer mehr zu.
Die auf dieser Greda bisher entdeckten Bestattungen zählen im ganzen 18 Gräber :
zehn davon sind Skelettgräber, sieben Urnengräber und eine Brandschichte mit
Skelettresten.
Auf der Greda des Mato Petrovic „Veliki“, wo im Vorjahre ein kleines, 4 m breites,
12 m langes Stück unausgegraben blieb, wurde noch dieses durchgegraben und darin
zwei Bestattungen entdeckt (Grab XIX und XX). Versuche an den Seitenrändern der
Greda ergaben wohl einzelne Scherben und gebrannte Erdklumpen, doch wurde hier
keinerlei weitere Bestattung aufgefunden.
I. Skelettbestattung, von O. nach W. orientiert, 30 cm tief gelegen, ohne Bei-
gaben.
II. Unter diesem Skelette lag in einer Tiefe von 50 cm ein zweites von S. nach N.
orientiertes Skelett, welches folgende Beigaben besaß:
122
I. Archäologie und Geschichte.
1. zwei Certosafibeln aus Bronze mit flachem Endknopf am Fuße. Bei einer war
die Nadel abgebrochen und an deren Stelle eine andere am Oberende des Bügels an-
genietet. Bei dieser Reparatur ging der Zierknopf am Bügelende verloren. Der Rücken
dieser Fibel ist flach gewölbt. Sie ist Wb cm lang, wovon auf den Fuß 5 cm entfallen,
hoch ist sie 35 cm (Taf. LXVIII, Fig. 1).
Die zweite Fibel hat einen schmäleren Bügel, der kantig geformt ist und am
Kopfende einen aus einem Bronzestreifen darum gewundenen Knoten. Länge 12 cm,
Fuß 5 cm lang, Höhe 3'5 cm (Taf. LXVIII, Fig. 2);
3. drei kleine nicht ornamentierte Tonperlen. Durchmesser von 2’5 — 3 cm;
3. ein Hirschzahn, welcher an der Wurzel durchlocht ist und als Anhängsel
diente. Das Email ist von Bronzepatina hellgrün infiltriert (Taf. LXVIII, Fig. 5).
III. Urne mit Leichenbrand, welche leider, da sie nur 30 cm tief lag, gänzlich
zerstört war. Sie enthielt außer kalzinierten Knochen
1. ein kleines halbkugelförmiges, einhenkeliges Schälchen aus braunem Ton. Durch-
messer 7 cm, Höhe 5 cm (Taf. LXVIII, Fig. 7);
2. eine graue, mit Spiralen verzierte Tonperle. Durchmesser 4 cm (Taf. LXVIII,
Fig. 6);
3. einen hohen dütenförmigen Bronzeknopf. Durchmesser 3-5 cm, Höhe 3‘2 cm
(Taf. LXVIII, Fig. 8).
4. Die übrigen Bronzesachen sind durch Brand zerstört und nur in Fragmenten
vorhanden. Man erkennt darunter das Bügelstück einer einschleifigen Bogenfibel mit
viereckiger, an der Ecke ansitzender Fußplatte (ib. Fig. 9), ferner Bruchstücke von
massiven Gelenkringen und von Schläfenringen;
5. eine kleine bikonische Tonperle. Durchmesser 2 cm, Höhe 2 cm (Taf. LXVIII,
Fig. 11); .
6. eine blaue Emailperle mit weißem Zickzackornamente. Durchmesser 13 mm
(ib. Fig. 10);
IV. Skelettgrab, von 0. nach W. orientiert, 20 cm tief, mit reichen Beigaben:
1. vier kleinere Schläfenringe mit birnenförmigen Endknoten. Durchmesser b'b cm,
und vier größere Schläfenringe mit übergreifenden Enden. Durchmesser 7-5 cm, welche
paarweise an beiden Schläfengegenden lagen (Taf. LXVIII, Fig. 12 und 15);
2. bronzener Halsring, torquiert, mit plattgeschlageneu länglich-dreieckigen, zu
breiten Ösen eingerollten Enden, wodurch er von allen bisher gefundenen Formen
wesentlich abweicht. Durchmesser 15 zu 14 cm, Breite der Endplatte l-8 cm, Länge
8 cm (Taf. LXVIII, Fig. 13);
3. kleines graviertes Bügelstück einer Bogenfibel mit Öse daran, welche in die
Kategorie der Fibeln von Velem St. Veith gehören dürfte;
4. eine tonnenförmige Perle aus Bronze. Länge 2 cm (Taf. LXVIII, Fig. 19);
5. 24 blaue und weiße Glasperlen (ib. Fig. 4);
6. zwei unverzierte Tonperlen (ib. Fig. 16 und 17);
7. ein bronzenes sichelförmiges Anhängsel mit fünf in Knoten endenden strahlen-
förmigen Ansätzen. Länge 2-7 cm, Breite 3 cm (ib. Fig. 20);
8. Buckelknopf aus Bronzeblech. Durchmesser 3 cm (Taf. LXVIII, Fig. 18);
9. kleines gekrümmtes Eisenmesser mit dornenförmigen Schaftzapfen. Länge 12 cm,
Breite 2 cm (Taf. LXVIII, Fig. 21);
10. Bronzegürtel mit runder, in der Mitte ausgebuckelter und durchbrochener, am
Rande mit einem Lappenkranze versehener Schließe. Der Gürtel war mit vier Reihen
Truhelka. Der vorgeschichtliche Pfahlbau im Savebette bei D. Dolina.
123
kleiner Bronzeknöpfe benäht. Anzahl der Vorgefundenen Knöpfe 144 (Taf. LXVIII,
Fig. 22 und 23);
11. unter den Füßen lag eine flache Schale aus dunklem Ton mit eingezogenem
Rande und mit einem horizontal durchlochten Zapfen. Durchmesser 14 cm, Höhe 6'5 cm
(ib. Fig. 14).
V. Urnengrab mit Brandresten, 10 cm tief. Die Urne ist glockenförmig mit vier
zungenförmigen Ansätzen und einer Reihe von Fingereindrücken unterhalb des Randes.
Da die Urne sehr seicht lag, wurde der Rand vom Pfluge zerstört. Erhaltene Höhe
32 cm, Durchmesser 20 cm (Taf. LXIX, Fig. 1).
In der Urne wurde eine kleine Miniatururne mit vier warzenförmigen Ansätzen und
eingezogenem Halse gefunden. Höhe 6 cm, Durchmesser 4‘5 cm (Taf. LXIX, Fig. 2),
ferner ein kleines Eisenmesser mit gekrümmter Schneide, Länge 9'5 cm, Breite 1-5 cm
(ib. Fig. 3), kleinere unbestimmbare Bronze- und Eisenfragmente.
VI. Br andgrab, in einer schwarzen tonnenförmigen Urne mit eingezogenem Halse,
zwei zungenförmigen Zapfen an der unteren Bauchseite und einem aus drei vertieften
Punktreihen gebildeten Bande am Halse. Höhe 39 cm, Durchmesser der Öffnung 17 cm,
des Bauches 29 cm.
1. In der Urne stak mit der Spitze nach abwärts eine Eisenlanze mit starker Mittel-
rippe. Länge 34 cm, Blatt 20 cm lang, 5-5 cm breit (Taf. LXIX, Fig. 5);
2. Speerspitze aus Eisen, mit weiter Dülle und schmalem, stark geripptem Blatte.
Länge 16 cm, Breite 2-5 cm (ib. Fig. 4) ;
3. vier kleine Halsringe aus Bronze, einer davon glatt, zwei torquiert und einer
mit Kugeln besetzt. Alle vier dürften als Schmuck eines Kindes gedient haben. Der
größte hat einen Durchmesser von lUöcm, der kleinste von 7‘5 cm (Taf. LXIX, Fig. 8,
13—15);
4. ein Paar kleiner Spiralgelenkringe aus Bronze mit vier Umgängen aus flach-
gehämmertem Draht. Durchmesser 4'5 cm (Taf. LXIX, Fig. 6 und 7);
5. ein Paar Gelenkringe aus starkem Bronzedraht mit 1 2/3 Umgang. Durchmesser
3-5 cm (Taf. LXIX, Fig. 10 und 11);
6. zwei Schläfenringe aus sehr dünnem Bronzedraht. Durchmesser 4‘5 cm
(Taf. LXIX, Fig. 9), und ferner Bruchstücke von solchen und kleinere Bronzefragmente
(Buckelknopf Taf. LXIX, Fig. 12);
7. kleine dunkle Tonschale mit eingezogener Öffnung und vier warzenförmigen
Ansätzen, Durchmesser 10-5 cm, Höhe 5 cm, welche neben der Urne als Opferbei-
gabe lag.
VII. Urnengrab, bestehend aus einer glockenförmigen Urne mit vier zapfen-
förmigen Ansätzen aus rötlichem Ton, Höhe 23 cm, Durchmesser 18 cm, welche mit
vier warzenförmigen Zapfen besetzt war. Durchmesser der Schüssel 18 cm, Höhe 7 cm.
Als Beigaben fand man in der Urne einen kleinen einhenkeligen Becher, dessen Bauch-
wölbung mit schrägen Rillen verziert ist, Durchmesser 6 cm, Höhe 5 cm (Taf. LXX,
Fig. 1), und einen verbogenen kleinen Ring von Bronze.
Neben der Urne stand ein bauchiges Gefäß mit zwei diametralen Henkeln an der
Bauchwölbung, der obere Teil des Gefäßes war beschädigt. Höhe 19 cm, Durchmesser
19 cm.
VIII. Brandschichte mit Leichenresten. Sie enthielt:
1. eine 25 cm lange Kette aus Bronze mit spiralförmigen Gliedern, welche in der
Mitte durch eine kleine Brillenspirale verziert ist (Taf. LXX, Fig. 11);
124
I. Archäologie und Geschichte.
2. dütenförmiger Bronzeknopf, Durchmesser 2-0, Höhe L5 cm, an der Unterseite
mit einem Stiele versehen, welcher als Niete diente (Taf. LXX, Fig. 4);
3. kleiner Gelenkring aus Bronzedraht mit 1 J/2 Umgang. Durchmesser 4 cm
(Taf. LXX, Fig. 15);
4. ovoide Bronzeperle. Durchmesser 3-2 cm (Taf. LXX, Fig. 14);
5. drei bikonische Tonperlen mit eingekerbtem Rande. Durchmesser 2‘5 cm
(Taf. LXX, Fig. 12 und 13).
6. Sonst wurden noch eine Anzahl von kleinen bronzenen Buckelknöpfen (ib. Fig. 5,
6, 9 und 10) gefunden sowie Fragmente von Gelenkringen, Spiralröhrchen, Anhängseln
(ib. Fig. 7 und 8) und das Bügelstück einer zweischleifigen Bogenfibel. Die Brand-
schichte war mit einer kleinen roten glockenförmigen Tonurne mit vier zungenförmigen
Ansätzen (Taf. LXX, Fig. 2) überdeckt. Durchmesser der Urne 17 cm, Höhe 17 cm.
Daneben stand eine Miniatururne mit drei Paaren warzenförmiger Ansätze aus
dunkelgrauem Ton. Höhe 8'5 cm, Durchmesser 4-5 cm (Taf. LXX, Fig. 3).
IX. Skelettbestattung, von 0. nach W. orientiert, 30cm tief, mit reichen Bei-
gaben :
1. ober dem Schädel stand eine kleine flache Schüssel mit breiten Horizontalrillen
und drei warzenförmigen Ansätzen, wovon einer durchlocht (Taf. LXX, Fig. 17);
2. in der Schläfengegend je vier große, schön patinierte Schläfenringe mit wenig
übergreifenden Enden. Durchmesser 7’5 cm (Taf. LXX, Fig. 21 und 22);
3. großer, massiv torquierter Halsring mit eingerollten Enden. Die vierkantig
fassonierten Endteile sind mit grätenförmigen Einkerbungen verziert. Durchmesser 18
und 16 cm (Taf. LXX, Fig. 19);
4. Halsschnur, bestehend aus 49 flachen, scheibenförmigen und bikonischen Bernstein-
perlen, zumeist klein, nur wenige darunter haselnußgroß (Taf. LXX, Fig. 27);
5. als Brustschmuck diente eine runde Scheibenfibel mit getriebenen flachen
Buckeln und drei Reihen erhabener Punkte verziert. Durchmesser 8‘5 cm (Taf. LXXI,
Fig. 1 und 1 a), links davon eine Bogenfibel mit langem Fuße. Am Scheitel des Bügels
sowie am Fußende befindet sich eine Ose und darin dreieckige Anhängsel. In dieser
Form erinnert die Fibel an charakteristische Typen von Szt. Vid in Ungarn. Länge
5-2 cm (Taf. LXXI, Fig. 3);
6. Gürtel, bestehend aus drei Reihen gebuckelter, mit Radialschlitzen verzierter
Bronzeknöpfe. Durchmesser 3 cm, wovon 28 Doppelknöpfe und 28 einzeln gefunden
wurden (Taf. LXXI, Fig. 8).
Eigentümlicherweise besaß dieses Skelett noch einen Gürtel ganz gleicher Form mit
runder, kreuzförmig durchbrochener und von einem Lappenkranze umgebener Schließe,
welche aus 23 Doppelknöpfen und 23 Einzelnknöpfen bestand (Taf. LXXn, Fig. 1 und 2).
Es ist möglich, daß dieser Gürtel als Opfergabe aufzufassen ist.
7. Als Schließe des ersten kostbaren Gürtels diente eine radförmige Bronzescheibe
mit kreuzförmig durchbrochenem Mittelstücke. Durchmesser 5 cm. An der Unterseite
der Scheibe befindet sich nicht der übliche Haken, sondern eine breite bogenförmige
Öse (Taf. LXXI, Fig. 9 und 9 a);
8. von den Achseln hing eine Doppelschnur herab und schlang sich um die Hüften
als Gürtel. Sie war mit flachem Bronzedraht spiralförmig umsponnen. Die Schnur ist
selbstverständlich vermodert, aber von Spiralhülsen wurde eine große Menge gefunden
(Taf. LXXI, Fig. 2 und 4). In der Mitte war die Schnur mit der oben beschriebenen
Gürtelschließe verbunden ;
Truhelka. Der vorgeschichtliche Pfahlbau im Savebette bei D. Dolina.
125
9. drei Bronzeknöpfe, mit einem Lappenkranze verziert, welche in gewissen Ab-
ständen auf der vorbeschriebenen Gürtelschnur angereiht waren (Taf. LXXI, Fig. 5);
10. eine schmale lange, bronzene Tonnenperle gehörte gleichfalls zur Gürtelschnur
(Taf. LXX, Fig. 20);
11. ein Paar Armschienen aus gewundenem flachen Bronzedraht in 21 Umgängen.
Durchmesser 6‘5 cm, Höhe 7 cm (Taf. LXXI, Fig. 6 und 7);
12. an der rechten Achsel wurde eine eigentümliche Nadel mit Vorstecker gefunden,
welche an beiden Enden mit horizontalen Rillen verziert ist und Ösen bildet. Länge
9 cm (Taf. LXX, Fig. 25);
13. zwei mit Spiralen ornamentierte Tonperlen. Durchmesser 3 cm (Taf. LXX,
Fig. 23 und 24).
14. Vereinzelt wurde noch in der Nähe des Skelettes gefunden: ein kleiner bron-
zener Buckelknopf (Taf. LXX, Fig. 18), ein bronzener Nagel mit sehr großem schild-
förmigen Kopf und eine Knochenperle, welche, durch Bronzeoxyde infiltriert, eine
prächtige malachitartige Patina erhielt (Taf. LXX, Fig. 26).
X. Skelettbestattung, von 0. nach W. orientiert, zu Füßen des vorherigen
Skelettes liegend, mit folgenden Beigaben:
1. neun Stück Schläfenringe, darunter sechs größere (Taf. LXXII, Fig. 7), Durch-
messer 55 cm, mit eingerollter Endöse, stellenweise durch Querrillen verziert, aus
dünnem Draht, und drei kleine Schläfenringe mit einem Durchmesser von nur 2'5 cm
(Taf. LXXII, Fig. 11 und 14);
2. als Halsschmuck diente ein torquierter bronzener Halsring mit Endösen. Durch-
messer 13 cm (Taf. LXXH, Fig. 6);
3. neun kleine flachrunde Bernsteinperlen (Taf. LXXII, Fig. 16 und 19) und eine
tonnenförmige Bronzeperle (ib. Fig. 15);
4. an der Brust eine Bogenfibel aus Bronze mit dreieckiger Fußplatte, zwei
Schleifen und geripptem Bügel. Länge 4-7 cm, Höhe 3 cm (Taf. LXXII, Fig. 18);
5. gleichfalls an der Brust lagen zwei durchbrochene Bronzescheiben, die eine
4'5 cm Durchmesser, hat die Gestalt eines mit acht Speichen versehenen Rades, die
andere hat die Form eines von vier Doppelspeichen getragenen Rades und in den
Segmenten ein aus Stäben gebildetes Rechteck (Taf. LXXII, Fig. 20 und 21);
6. an den Händen zwei kleine Gelenkringe aus flachem Bronzedraht mit 1 V4
Umgang. Durchmesser 4 cm. An einem Exemplare ist der innere Rand gekerbt
(Taf. LXXII, Fig. 17);
7. der Gürtel bestand aus einer mit Bronzedrahtgespinst umsponnenen Schnur, an
der eine 40 cm lange Kette hing (Taf. LXXII, Fig. 3, 4 und 13). Als Endstück diente
ein eigentümliches, mit durchbrochenem Ornament verziertes düllenartiges Zierstück,
welches an einem Ende eine Öse bildet, am anderen aber einen mit einer Nietscheibe
versehenen Bronzedorn besitzt. Länge 10 cm (Taf. LXXII, Fig. 12);
8. tränenförmiges geschlitztes Bronzeanhängsel. Länge 3 cm (Taf. LXXII, Fig. 5);
9. außer Bruchstücken wurden noch drei Bronzeringe, wovon einer gerippt, ge-
funden (Taf. LXXII, Fig. 8-10).
XI. Urne mit Leichenbrand, 10 cm tief, die Urne total zerstört.
Daneben fand man einen kleinen einhenkeligen Krug mit drei warzenförmigen
Zapfen. Durchmesser 7 cm, Höhe 7-5 cm (Taf. LXXIII, Fig. 1).
126
I. Archäologie und Geschichte.
XII. Skelettbestattung, von 0. nach W., 15 cm tief. Oberhalb des Schädels
lag eine einfache kleine Tonschüssel mit vier warzenförmigen Ansätzen. Durchmesser
11-5 cm, Höhe 4-5 cm (Taf. LXXIII, Fig. 2).
Neben der Schale zwei Eisenlanzen, mit der Spitze gegen die Füße zugekehrt.
Die eine ist 36 cm lang, Blatt 22 cm lang, 55 cm breit mit kaum angedeuteter Mittel-
rippe, die andere, 41 cm lang (Blatt 25 cm lang, 6 cm breit), mit stärkerer kantiger
Rippe, hat die Spitze in einem aus Bronzeblech gebogenen Vorstecker geborgen, welcher
mit gestrichelten Querbändern und unten mit einer Reihe Zacken und Löcher verziert
ist. Länge des Vorsteckers 7-5 cm (Taf. LXXHI, Fig. 5 und 6).
Zur Rechten des Skelettes lag ein Krummschwert mit drei Heftnieten in der
bereits erwähnten Form. Länge 43 cm, Breite 4 cm (Taf. LXXIII, Fig. 4).
In der Nähe des Skelettes wurde ein bronzener Gelenkring gefunden, welcher
kaum zum Skelette gehören dürfte (Taf. LXXHI, Fig. 3).
XIII. Skelettbestattung, von 0. nach W. orientiert, 20 cm tief, daneben zwei gleiche
Lanzenspitzen mit schwacher Mittelrippe. Länge 30 cm (Blatt 17 cm lang, 4-5 cm breit),
wovon die eine an der Spitze verbogen ist (Taf. LXXIII, Fig. 7 und 8), und ein Eisen-
messer mit schwach geschweifter Klinge und Heftdorn. Länge 16-5 cm, Breite 25 cm
(Taf. LXXIII, Fig. 9).
Oberhalb des Schädels lag eine kleine Tonschüssel. Durchmesser 95 cm, Höhe
4-5 cm (Taf. LXXIII, Fig. 12).
An Schmucksachen wurden nur wenige Fragmente von Bronze (ib. 13 — 16),
darunter das Bügelstück einer Schlangenfibel (ib. Fig. 14) und eine flache, aus einem
Eberhauersplitter geformte Perle gefunden (ib. Fig. 11).
XIV. Skelettbestattung, 25 cm tief, von S. nach N. orientiert, ohne Beigaben.
XV. Neben dem obigen Grabe ein ähnlich orientiertes Grab, gleichfalls ohne
Beigaben.
XVI. Skelettbestattung, von SO. nach NW. orientiert, 20 cm tief, reich mit Bei-
gaben ausgestattet:
1. an den Schläfen je fünf Schläfenringe aus dünnem feingekerbten Bronzedraht
mit Endösen. Durchmesser 6’5 cm;
2. als Halsschmuck diente eine Schnur von 32 Bernsteinpexden, darunter einige
größere scheibenförmige. Auch wurde eine schmucklose Tonperle und eine sehr kleine
blaue Glasperle gefunden (Taf. LXXIII, Fig. 18 und 19);
3. an der Brust lag eine kreisrunde Scheibenfibel, Durchmesser 6*2 cm, mit vier
Buckeln und in der Mitte mit einem von einem Kranze umgebenen Buckel verziert.
Die Buckel sind durch Punktreihen mit dem mittleren swastikaförmig verbunden. Der
Rand ist durch eine Reihe von Buckeln eingefaßt;
4. eine schöne Kahnfibel mit besonders langem Fuße und stark ausgewölbtem,
mit Längsrippen verziertem Bügel lag an der linken Seite. Die Nadel ist angenietet.
Länge 11 cm, Höhe 3'5 cm;
5. als Gürtelschmuck dienten 87 kleine Buckelknöpfe und eine mit einem Beeren-
kranze und drei Querbändern verzierte, halbkugelförmig ausgebuckelte Schließe. Durch-
messer 4 cm (Taf. LXXIII, Fig. 17).
Außerdem wurden geringe Fragmente eines Eisenmessers gefunden (Taf. LXXIII,
Fig. 20).
Truhelka. Der vorgeschichtliche Pfahlbau im Savebette bei D. Dolina.
127
XVII. Urnengrab, dessen Urne total zerstört war, wenig Bronzefragmente, haupt-
sächlich Gürtelknöpfe und zwei Tonperlen enthielt. Daneben lag eine kleine schmuck-
lose Tonschale. Durchmesser 10 cm, Höhe 3-5 cm.
XVHI. Urne mit Leichenbrand, die Urne zerstört, daneben eine größere einhen-
kelige, grafitierte Schale mit sehr hohem weiten Halse. Durchmesser 10'5 cm, Höhe
10 5 cm und eine zweite rohgeformte einhenkelige Schale. Durchmesser 10 cm, Höhe
6'5 cm.
Grab XIX. Urnenbestattung mit einer total zerstörten glockenförmigen Urne und
darin außer gebrannten Knochen eine schöne Schmucknadel mit Vorstecker. Die
Nadel war aus Eisen und ist nur teilweise erhalten, Kopf und Vorstecker aber aus
Bronze. Beide sind gleich ornamentiert und haben die Gestalt eines 5 cm langen, mit
vier größeren und vier kleineren diskusförmigen Scheiben besetzten Stabes (Taf. LIII,
Fig. 1 und 6).
Dabei lagen noch zwei schmucklose Tonperlen, die eine von rotem, die andere
von grauem Ton.
Grab XX. Skelettbestattung in stark zerstörter Lage, die nicht einmal die
ursprüngliche Orientierung erkennen ließ. Zwischen den zerstreuten und zerbröckelten
Knochen befanden sich folgende Funde:
1. bronzener Zier knöpf mit sechsstrahligem Lappenkranz. Durchmesser 3 cm
(Taf. LIII, Fig. 3);
2. bronzenes Zierstück, bestehend aus di’ei zusammen verbundenen kleinen
Ringen, welche am Rande und an den Berührungsstellen mit Knöpfchen verziert sind
(Taf. LIII, Fig. 2);
3. acht tutulusförmige Nietköpfe aus Bronze (Taf. LIII, Fig. 4 und 5) ;
4. vier verbogene Bronzeringe verschiedener Größe. Durchmesser von 2‘6— 4 cm;
5. kleine, einwärts gekrümmte eiserne Messerklinge mit abgebrochener Spitze.
Länge 10 cm.
VII. Gräberfeld auf der Greda des Ivo Stipancevid.
(Hierzu Tafel LIII, Fig. 35 und 36, und Tafel LXXIV — LXXVI.)
Diese Greda grenzt östlich an jene des Mato Petrovi6 Veliki, westlich ist sie durch
eine kleine Finsenkung von der zweiten des Nikola Solde getrennt.
Um zu erforschen, ob sich auch hier Gräber befinden, wurde zunächst ein 2 m
breiter Graben quer über die Greda ausgehoben und, da der Versuch erfolgreich war,
wurde die ganze „Greda“ untersucht, wobei im ganzen 15 Bestattungen, und zwar
zehn Brandgräber und fünf Skelettgräber bloßgelegt wurden.
I. Kleine glockenförmige Urne mit zwei diametralen zungenförmigen Ansätzen
unter dem Rande. Sie ist roh geformt, rötlich gebrannt, 18 cm hoch, die Öffnung
13'5 cm weit.
In der Urne befanden sich Brandreste einer Kindesleiche ohne weitere Beigaben.
Die Urne ist auf Taf. LIII, Fig. 35, abgebildet.
II. Größere glockenförmige Urne mit vier radial angebrachten zungenförmigen
Ansätzen aus rötlich gebranntem Ton. Höhe 37 ’5 cm, Durchmesser 27'5 cm (Taf. LXXIV,
Fig. 1).
128
I. Archäologie und Geschichte.
In der Urne befanden sich Leichenbrandreste und als Beigabe ein kleiner zwei-
henkliger Becher, stark ausgebaucht, mit hohem Halse und stark überragenden
Henkeln. Die Bauchwölbung ist mit strahlenförmig angeordneten Rillenbändern ver-
ziert (Taf. LIII, Fig. 36). Höhe 6-7 cm, Durchmesser der Öffnung 7’7 cm.
III. Nicht weit von dieser Urnenbestattung lag ein einhenkeliger Schöpfer aus
dunkelgrauem Ton, dessen Henkel am Randansatze mit einem nasenförmigen Vorsprung
verziert ist (Taf. LXXV, Fig. 1).
IV. Brandbestattung in einer rötlich gebrannten Urne, mit etwas eingezogenem
Halse, wodurch sie einem Topfe ähnlich wird. Die Urne lag seicht und ist infolge-
dessen total zerstört. In ihr befanden sich unter den Brandresten einige stark durch
die Glut oxydierte Spiralhülsen aus Bronzedraht verschiedener Stärke und das Bügel-
und Fußstück einer zweischleifigen bronzenen Bogenfibel mit viereckiger, an den beiden
Vertikalseiten ausgeschnittener Fußplatte. Das Stück ist stark defekt.
V. Brandbestattung mit zwei ineinandergesteckten Urnen, welche aber gleich-
falls total zerstört waren, und darin neben den Brandresten an Beigaben:
1. zwei nahezu gleich große zweischleifige Bogenfibeln mit gleichseitiger Dreieck-
fußplatte. Der Bügel ist vierkantig, in der Mitte wenig verstärkt, an beiden Enden
mit umlaufenden eingravierten Linienbändern verziert. Länge 5 cm, Höhe 3 cm, Bronze ;
2. Armbrustfibel von der Certosaform, doch ist am Fußteile an Stelle des cha-
rakteristischen Knopfes ein Pferdeköpfchen mit hoch gekrümmtem Halse angebracht.
Länge 6 cm, Breite der Kopfspirale 35 cm, Höhe des Bügels L7 cm, Bronze;
3. zwei kleine Kinderarmbänder, das eine aus rundem Bronzedraht von 5 mm
Stärke mit 1 x/2 Umgang, das andere aus halbrundem mit 1 J/3 Umgang. Durchmesser
3*8 cm;
4. bei dieser Bestattung wurde auch ein kleines Fragment eines mit Bronzeperlen
verzierten Armbandes gefunden;
VI. Großer z weihenkeliger Becher mit starker Ausbauchung, hohem Halse
und denselben weit überragenden Henkeln. Die Ausbauchung ist mit einer dichten
Reihe senkrechter Rillen verziert. Höhe 105 cm, Durchmesser der Öffnung ll’öcm
(Taf. LXXV, Fig. 2).
Grab VII. Skelettbestattung eines Kindes, von SW. nach NO. orientiert, 30 cm
tief gelegen. Am rechten Unterarme des Skelettes befanden sich zwei Bronzeringe,
welche als Armbänder dienten. Einer davon war ursprünglich ein Schläfenring mit
abgebrochener Öse, dessen Umfang tordiert, Durchmesser 5 cm, der andere ein Arm-
ring flachkonvexen Durchschnittes mit 1 3/4 Umfang. Durchmesser 4'2 cm, Breite des
Bronzestreifens 0'5 cm (Taf. LXXV, Fig. 3).
Grab VIII. Zerstörte Skelettbestattung mit folgenden Beigaben:
1. massiver torquierter Halsring aus Bronze mit Endösen. Durchmesser 14 und
12 cm (Taf. LXXV, Fig. 5) ;
2. kleine Kahnfibel aus Bronze mit langem Fuße, dessen Ende abgebrochen, der
Bügel stark ausgebaucht, mit parallelen Rillen an beiden Enden verziert. Länge 3'5 cm,
Höhe 1-5 cm (Taf. LXXV, Fig. 9);
3. Bogenfibel aus Bronze, einschleifig, mit rundem quergerippten Bügel und sehr
langem, mit Endknöpfchen versehenem Fuße. Länge 5'3 cm, Höhe 1'5 cm (ib. Fig. 12);
Truhelka. Der vorgeschichtliche Pfahlbau im Savebette bei D. Dolina.
129
4. einschleifige Bogenfibel aus Bronze mit dreieckiger, in eine Öse auslaufender
Fußplatte. Die Platte durch gravierte Zickzacklinienpaare verziert, die Öse abgebrochen,
der Bügel kantig mit Querstrichen und drei Knoten verziert. Die Nadel nachträglich
angenietet. Länge 43 cm, Höhe 2-6 cm (Taf. LXXV, Fig. 14);
5. ähnliche kleinere Fibel mit drei Bügelknoten und in einen Knoten auslaufender
Fußplatte. Länge 3'5 cm, Höhe L8 cm (Taf. LXXV", Fig. 11);
6. ähnliche kleinere Bronzefibel, Nadel und Fußende abgebrochen (Taf. LXXY,
Fig. 4);
7. kleine Brillenspirale aus Bronzedraht. Durchmesser der Spiralscheiben 0-6 cm
(Taf. LXXY, Fig. 6) ;
8. ein Paar bronzener Gelenkringe, mit Parallelrillen und Einkerbungen verziert,
1 ^3 Umgang. Durchmesser 4-3 cm, Stärke der Ringe 0'5 cm (ib. Fig. 8);
9. ähnlicher bronzener Gelenkring aus scharfkantigem Draht, mit gravierten Ritzen
verziert, 1 1/i Umgang. Durchmesser 4 cm ;
10. neun Fragmente von bronzenen Gürtelstäbchen, wovon keines ganz ist. Die
Stäbe sind mit je drei hoch ausgebuckelten Knöpfen besetzt, die durch je ein Quer-
stäbchen mit je drei kleinen Knöpfchen von einander geschieden sind (ib. Fig. 13);
11. Bronzelamelle (Fragment) mit zwei Lochungen und zwei dreizackigen An-
sätzen auf dem einen Längsrande. Sie dürfte als Endstück eines Gürtels gedient haben.
Länge 5'5 cm, Breite 12 cm (Taf. LXXV, Fig. 7);
12. Bronzestab, mit sechs breiteren und fünf schmäleren, perlenförmig angereihten
Scheiben verziert, 7 cm lang, an beiden Enden Spuren von Eisenrost, woraus zu
schließen ist, daß hier Eisenösen eingelassen waren (Taf. LXXV, Fig. 10);
13. zwei kuchenförmige Bernsteinperlen.
Grab IX. Urne mit Brandresten und kalzinierten Knochen, 25 cm tief. Enthielt
an Beigaben mehrere fragmentarisch erhaltene Gelenkringe aus Bronzedraht, ferner
Bronzeknöpfchen mit Ösen und einen Eisen ring.
Grab X. Glockenförmige Urne aus braunem rötlichen Ton mit vier zungenförmigen
Ansätzen unterhalb des Randes. Höhe 50 cm, Durchmesser der Öffnung 35 cm.
In dieser Urne befand sich eine zweite ähnliche, kleinere glockenförmige Urne
mit vier vertikalen nasenförmigen Ansätzen und einer Reihe von Fingereindrücken da-
zwischen. Höhe 42 cm, Durchmesser 29 cm (Taf. LXXV, Fig. 2).
In der kleineren Urne lagen neben kalzinierten Knochen folgende Beigaben:
1. einfache rohgeformte, einhenkelige Schale mit zw’ei Rillen längs des oberen
Randes. Durchmesser 9 cm, Höhe 5 cm (Taf. LXXV, Fig. 19);
2. kleine dosenförmige Schale mit flachem Boden, nach oben konisch gewölbt,
mit eingezogenem Halse, in welchem sich zwei Lochungen zum Durchziehen von
Schnüren befinden, mit welchen ein konvexer Deckel, der gleichfalls durchlocht ist,
festgebunden wei’den konnte. Durchmesser an der Sohle 8‘5 cm, Höhe 6‘5 cm (Taf. LXXV,
Fig. 20);
3. kleine Tonschüssel mit zapfenförmigen Ansätzen, wovon einer durchlocht ist ;
4. kleiner eiserner Buckelschild gewöhnlicher Form. Durchmesser 16 cm (Taf. LXXV,
Fig. 15);
5. Gürtelschließe in Gestalt einer stark ausgebuckelten, mit zwei erhabenen Quer-
streifen und am Rande mit einer dichten Reihe perlenförmiger Knöpfchen verzierten
Halbkugel. An der Unterseite zwei Haken. Durchmesser 4 cm (Taf. LXXV, Fig. 16);
Band IX. 9
ISO
I. Archäologie und Geschichte.
6. Anhängsel aus Bronzeblech in Gestalt eines gleichschenkligen Dreieckes, oben
mit einer weiten Ose versehen. Basis B'5 cm, Höhe 4'5 cm (Taf. LXXV, Fig. 17);
7. kleines dreieckiges Anhängsel, welches aus ganz dünnem Bronzeblech kapsel-
förmig zusammengefaltet ist, so daß anzunehmen ist, daß es irgend ein Amulett ein-
schloß (Taf. LXXV, Fig. 18). An einer Ecke ist das Anhängsel durchlocht und eine
Drahtöse durchgezogen. Höhe 23 cm, Breite 2’5 cm;
8. kleine verbogene Bronzepinzette (Taf. LXXV, Fig. 21);
9. mit Scheiben verzierter Bronzestab, an einem Ende Reste eines Eisendornes,
Länge 9 cm, und ein kleinerer ähnlicher Bronzestab, an beiden Enden mit Eisendornen
versehen. Länge 7 cm (Taf. LXXV, Fig. 22 und 23);
10. kleiner Bronzedrahtring mit l1^ Umgang. Durchmesser 2 cm;
11. Eisenlanze mit schilf blattförmiger Spitze und langem dünnen Schaft. Länge
42 cm, Blattlänge 24 cm, Breite 3-5 cm.
12. Fragmente von einem Kettengehänge mit beerenförmigen Anhängseln aus
Bronze (Taf. LXXV, Fig. 24—26).
Grab XI. Urne vom Villanovatypus aus geschwärztem Ton mit vier zungen-
förmigen, nach unten schräg gerichteten diametralen Ansätzen an der unteren Bauchseite,
an der oberen Bauchseite drei horizontale Rillen, die über den Ansätzen in je einen
warzenförmigen Ansatz übergehen. Der obere Halsrand ist abgebrochen. Durchmesser
33 cm.
Neben der Urne staken mit der Spitze nach abwärts in der Erde zwei Eisen-
lanzen, wovon die eine mit flachem, in der Mitte breitkantigem Blatte (Blattlänge 25 cm,
Breite 3‘5 cm, ganze Länge 37-5 cm), die andere mit starker Mittelrippe und sehr breiter
Dülle (Blattlänge 24 cm, Breite 5 cm, Gesamtlänge 37 -5 cm) (Taf. LXXIV, Fig. 3
und 4).
Grab XII. Große schwarzgefärbte, eiförmige Urne mit wenig eingezogenem
Halse und vier zungenförmigen, abwärts schrägen Ansätzen an der unteren Bauchhälfte.
Durchmesser 40 cm, Höhe 42 cm (Taf. LXXV, Fig. 5). Die Urne war mit einer tiefen
Schüssel bedeckt und das Ganze lag in einer dicken Kohlenschichte. Gebrannte Knochen-
reste füllten die Urne zur Hälfte an.
Grab XIII. Doppelte Skelettbestattung. Die beiden Leichen waren in einer
Tiefe von 20 cm nebeneinander gelagert und von W. nach 0. orientiert. Das eine der
Skelette ist weiblich und besaß an Beigaben :
1. eine Früh-La Tene-Fibel aus Bronze mit schön profiliertem Köpfchen am Fuß-
ende, hohem, schildförmig eingefaßtem, mit einem Querblatte und zwei Kreischen ver-
ziertem Bügel. An der Spirale ein einfaches Kettchen. Länge 55 cm, Höhe l-7 cm.
Das Stück ist glänzend hellgrün patiniert (Taf. LXXVI, Fig. 3);
2. kleine, vermutlich Mittel -La Tene-Fibel, einfach geformt, mit abgebrochenem
Faßende. Länge 3 cm (Taf. LXXVI, Fig. 4);
3. zwei Armreifen aus Bronze gegossen. Der eine Reif ist abwechselnd mit je
einem glatten und einem mit drei Perlen versehenen Querstabe verziert und sind die
offenen Enden gestollt. Durchmesser 5 : 4 cm (Taf. LXXVI, Fig. 2).
Der andere Reif ist ähnlich, aber geschlossen und mit einer dichten Reihe von
Perlenstäben verziert. Durchmesser 5 : 4’5 cm (Taf. LXXVI, Fig. 1);
4. Bronzedrahtring mit übergreifenden Enden, welcher als Schläfenring gedient
hat. Durchmesser 5 cm ;
5. runde Bernsteinperle, haselnußgroß.
Truhelka. Der vorgeschichtliche Pfahlbau im Savebette bei D. Dolina.
131
Beim zweiten, männlichen Skelette lag eine Lanze neben dem Schädel an der
rechten Seite, mit der Spitze nach W. gerichtet. Die Lanze ist stark korrodiert, das
dünne flache Blatt 32 cm lang, 55 cm breit, im ganzen ist sie 42 cm lang. An der
linken Hüfte lag ein eisernes, unter dem Hefte stark abwärts gekrümmtes, mit einem
Heftdorn versehenes Haumesser, 34 cm lang, dessen Griffzunge abgebrochen ist.
Grab XIV. Skelettbestattung, 15 cm tief, von O. nach W. orientiert; Beigaben:
1. Fragment einer bronzenen Schlangenflbel mit runder Scheibe am Kopfende
(Taf. LXXVI, Fig. 11);
2. zwei geschlitzte bommelförmige Anhängsel aus Bronze (Taf. LXXVI, Fig. 8
und 9) ;
3. zwei tränenförmige geschlitzte, an einem Ringe hängende Bronzeanhängsel
(Taf. LXXVI, Fig. 6);
4. ein trichterförmiges Bronzeanhängsel (Taf. LXXVI, Fig. 12);
5. zwei dreieckige Anhängsel von Bronzeblech mit weiter Ose, durch ein Ringelchen
zusammengehalten. Beide sind durch starke Patina aneinandergeklebt (Taf. LXXVI,
Fig. 7);
6. zwei eigentümliche schüsselförmige Bronzestücke mit rundem Ring und kurzer,
der Länge nach durchbohrter Röhre daran. Durch diese Röhre könnte leicht eine
Schnur durchgezogen werden, so daß anzunehmen ist, daß sie als Endstücke irgend
einer Verschnürung (Gürtel o. dgl.) gedient haben (Taf. LXXVI, Fig. 5);
7. ein kleiner vereinzelter Bronzering, Durchmesser l-5 cm, dürfte zu einem der
oben beschriebenen Gehängestücke gehört haben.
Grab XV. Glockenförmige Urne gewöhnlicher Form mit vier zungenförmigen
Ansätzen, 33'5 cm lang, Durchmesser 20 cm, darin Leichenbrandreste und an Beigaben:
1. eine große Schmucknadel aus Eisen, welche am oberen Ende mit einer nuß-
großen massiven Bronzekugel und weiter abwärts mit einer mit Scheiben verzierten
Bronzeröhre verziert ist. Die Nadel, in zwei Teile gebrochen, war zirka 27 cm lang
(Taf. LXXVI, Fig. 17);
2. zwei runde hohlgegossene Bronzeperlen. Durchmesser L2 und 2 cm (ib. Fig. 15
und 16);
3. kleines, schwach einwärts gekrümmtes Eisenmesser, 12 cm lang;
4. neben der Urne staken mit der Spitze nach abwärts ein schwach gekrümmtes
dünnes Eisenmesser, 33 cm lang, 25 cm breit, und zwei Eisenlanzen mit stärkerer Mittel-
rippe, die eine 46 cm, die andere 34 cm lang (Taf. LXXVI, Fig. 24);
5. weiters flache rote Tonschüssel mit »drei warzenförmigen Ansätzen und ein-
gezogenem Rande. Durchmesser 13-5 cm, Höhe 5'5 cm (Taf. LXXVI, Fig. 14).
Grab XVI. Kleine braune, topfförmige Urne mit zwei diametralen zungenförmigen
und zwei warzenförmigen Ansätzen. Höhe 15’5 cm, Durchmesser 14 cm (Taf. LXXVI,
Fig. 13).
Als Deckel der Urne diente eine verhältnismäßig große schwarze Schüssel mit
eingezogenem Rande ohne Ansätze. Durchmesser 2L5 cm, Höhe 9 cm.
Die Urne enthielt Brandreste einer Kindesleiche und an Beigaben:
1. einen torquierten Halsring mit abgebrochenen Endösen. Durchmesser 12 cm;
2. zwei gleiche bronzene, einsehleifige Fibeln mit viereckiger, in einen Knopf aus-
laufender Fußplatte und flach einseitig ausgegossenem, mit einer Reihe von Knöpfen
besetztem Bügel. Länge 4-6 cm, Höhe 4 cm (Taf. LXXVI, Fig. 18);
9*
132
I. Archäologie und Geschichte.
3. eine zweischleifige Bogenfibel mit viereckiger, in der Mitte an die Bügelschleife
ansetzender Faßplatte, welche zwei Löcher und senkrechte gravierte Linien besitzt.
Länge 4cro, Höhe 2’5 cm (Taf. LXXV1, Fig. 21);
4. zwei buckelförmige radialgeschlitzte Zierknöpfe. Durchmesser 2- 7 cm
(Taf. LXXVI, Fig. 20);
5. zwei kleine Armbänder aus flachen Bronzestreifen mit zwei Umgängen, im
Durchmesser nur 3 cm (Taf. LXXVI, Fig. 19);
6. einen größeren, besser erhaltenen Armring aus starkem Bronzedraht mit 1 1/s Um-
gang und drei stark verbogene ähnliche Armringe (Taf. LXXVI, Fig. 22) ;
7. zwei ovale Bronzeperlen (Taf. LXXVI, Fig. 15 und 16);
8. neben der Urne lag eine rote einhenkelige Tonschale mit deutlich absetzendem
geraden Halse. Höhe 6 cm, Durchmesser 6'5 cm (Taf. LXXVI, Fig. 23).
VIII. Gräberfeld auf der II. Greda des Nikola Soki6.
(Hierzu Tafel LXXVII.)
Diese Greda befindet sich westlich an jene des Ivo Stipanöevic angrenzend,
während östlich der Obstgarten des Nikola Soki6 und daran die Ortschaft Gornja Dolina
angrenzt. Es wurden im ganzen 14 Bestattungen bloßgelegt; 12 davon waren Skelett-
bestattungen, 2 Brandbestattungen.
Grab I. Skelett, von O. nach W. orientiert, 30 cm tief gelegen, einem jugendlichen
Individuum angehörend. Es enthielt an Beigaben:
1. einen torquierten, nahezu kreisrunden Halsring aus Bronze mit abgebrochenen
Endösen. Durchmesser 14 cm (Taf. LXXVH, Fig. 2);
2. mehrere Bronzedrahtspiralhülsen von einem Gürtel oder dergleichen neben den
Knochen zerstreut (Taf. LXXVII, Fig. 5);
3. einen kleinen Buckelknopf aus Bronze (Taf. LXXVH, Fig. 4);
4. einen kreuzförmigen Zierknopf aus Bronze mit vier hohen Stielen an der Unter-
seite (Taf. LXXVn, Fig. la);
5. oberhalb des Schädels stand ein kleines kugelförmiges Hängegefäß aus rot-
gebranntem Ton mit zwei Hängeösen am oberen Rande. Durchmesser 7 cm, Höhe
4-5 cm (Taf. LXXVH, Fig. 3) ;
6. daneben kleiner bronzener, geschlossener Ring. Durchmesser 2 cm (Taf. LXXVH,
Fig. 1), ferner ein kleines halbrundes, rohes Tonschälchen ohne Henkel, Durchmesser
8 cm, und verschiedene Fragmente von Bronzeringeln und Draht.
Grab H. Skelettbestattung, von 0. nach W. orientiert, nur 10 cm tief gelegen
und deshalb stark zerstört. Sie enthielt an Beigaben:
1. drei glatte bronzene Schläfenringe mit Endknoten. Durchmesser 5 cm;
2. eine kleine einschleifige Bogenfibel aus Bronze mit kantigem Bügel, der mit drei
Knoten verziert ist, und mit langer abgebrochener Fußplatte. Länge 3 cm (Taf. LXXVn,
Fig- 7);
3. einen runden flachen Buckelknopf. Durchmesser 3'7 cm (Taf. LXXVH, Fig. 6);
4. zwei kleine Buckelknöpfe aus Bronze (Taf. LXXVH, Fig. 8);
5. eine kleine runde Bronzeperle (Taf. LXXVII, Fig. 9);
6. einen schönen einhenkeligen Tonbecher mit hohem Halse und Henkel, an der
Bauchwölbung mit vertikalen Rillen verziert. Höhe 8 cm, Durchmesser 8 cm, und
endlich
Truhelka. Der vorgeschichtliche Pfahlbau im Savebette bei D. Dolina. 133
7. einen zweiten rohen, einhenkeligen tassenförmigen Becher, dessen Henkel oben
in eine Spitze ausläuft. Höhe 7 cm, Durchmesser 7 5 cm.
Grab HI. Unter diesem Grabe fand man zu Füßen desselben einen stark zer-
drückten Schädel und daneben Fragmente einer stark oxydierten Lanze aus Eisen,
nahe dabei einen großen einhenkeligen Becher mit eingezogenem Halse, am Bauche
vertikal gerillt, an der Mündung mit horizontalen Rillen. Höhe 12 cm, Durchmesser
12-5 cm.
Grab IV. Skelettbestattung, von 0. nach W. orientiert, nur 10 cm tief, und in-
folgedessen war auch der Schädel stark zerstört, aber die Lage der einzelnen Beigaben
am Skelette war merkwürdigerweise nicht verschoben.
Der Schmuck dieser weiblichen Leiche bestand aus folgenden Stücken :
1. an den Schläfenseiten je drei große Schläfenringe mit wenig übergreifenden
Enden, Durchmesser 8 cm, und einem kleineren Schläfenring aus Bronze mit Endknoten.
Durchmesser 6 cm ;
2. als Halsschmuck diente eine Perlenschnur kleiner Bernsteinperlen, wovon
77 Stück aufgelesen wurden;
3. in der Mitte des Brustbeines lag eine große Scheibenfibel aus sehr dünnem
Bronzeblech, schwach konvex ausgetrieben. Die Scheibe, im Durchmesser 9 cm messend,
hat acht halbkreisförmige Ausschnitte am Rande, welche durch konzentrische Kreis-
linien verziert sind. Auch die Mitte derselben ist durch konzentrische Kreislinienbänder
verziert (Taf. LXXVH, Fig. 19);
4. an der linken Achsel lag eine mit eingeritzten konzentrischen Kreisen und in
den Zwickeln mit eingedrückten Punkten verzierte braune Tonperle von 35 cm Durch-
messer (Taf. LXXVII, Fig. 11);
5. unter der Perle eine kleine rohe, einhenkelige Tonschale mit abgebrochenem
Henkel. Durchmesser 8‘5 cm. Höhe 5 cm;
6. neben der Scheibenfibel lag eine zweischleifige Bogenfibel mit dreieckiger Fuß-
platte. Die Nadel, nachträglich mit Eisennieten angenietet, fehlt. Länge 4-2 cm, Höhe
3 cm (Taf. LXXVII, Fig. 21);
7. an beiden Armen befanden sich je ein massiver glatter Armring aus Bronze
mit verjüngten übergreifenden Enden. Durchmesser 5 cm (Taf. LXXVH, Fig. 10);
8. als Gürtelschmuck diente ein eigentümliches Gehänge, welches auch hier in
ganz anschaulicher Weise zeigt, wie die gewissen, „Saltaleoni“ genannten Drahtspiral-
hülsen verwendet wurden (Taf. LXXVII, Fig. 18).
Dieser Schmuck bestand zunächst aus drei mit Drahtspiralen umsponnenen
Schnüren, welche am linken Ende durch eine flache, der Breite der drei Schnüre ent-
sprechende Bronzehülse, mit dreieckigen Ausschnitten an der Oberseite verziert, zu-
sammengehalten waren (ib. Fig. 13). In der Mitte befand sich eine ganz ähnliche, nur
etwas kleinere Bronzehülse (ib. Fig. 14), während die drei Schnüre an der rechten Seite
durch einen Bronzeknopf mit Lappenkranz zusammengehalten waren (ib. Fig. 20).
An diesen Knopf schließen zwei dünnere umsponnene Schnüre an, die am Ende
gleichfalls durch einen ähnlichen Bronzeknopf zusammengehalten sind.
Das Ganze hing als reiches Gehäng von beiden Hüftenseiten über den Schoß bogen-
förmig herab.
9. In der Kniegegend lag zwischen beiden Schenkeln eine schwarze trichterförmige
Tonschüssel mit vier warzenförmigen Zapfen. Durchmesser 13 cm, Höhe 5-5 cm
(Taf. LXXVII, Fig. 12);
134
I. Archäologie und Geschichte.
10. außerdem fand man im Grabe einen geschlossenen Bronzering. Durchmesser
3- 5 cm (Taf. LXXVII, Fig. 16) und
11. eine einfache, schwach schräg gefurchte Tonperle. Durchmesser 35 cm
(Taf. LXXVII, Fig. 15).
Grab V. Skelettbestattung eines Kindes, von 0. nach W. orientiert, 15 cm tief
gelegen, mit folgenden Beigaben :
Oberhalb des Schädels eine große Tonschüssel mit eingezogenem Rande und vier
diametralen zungenförmigen Ansätzen.
An Schmuck fand man:
1. an der Brust eine runde Scheibenfibel aus Bronzeblech, in der Mitte mit fünf
Buckeln, am Rande mit dreieckigen Ausschnitten verziert (Taf. LXXVII, Fig. 22).
Der Rand der Scheibe ist mit zwei Reihen erhabener Punkte, die Mittelfläche
mit einer Reihe verziert. Durchmesser 8 cm;
2. einschleifige Bogenfibel (Kahnfibel) mit ausgebuckeltem Bügel und langem, ab-
gestutzten Fußende. Die Oberseite des Bügels ist mit sechs schräggravierten Quer-
bändern verziert. Länge 6 cm, Höhe 2'5 cm (Taf. LXXVII, Fig. 29) ;
3. zwei gleiche einschleifige Bogenfibeln mit langem schmalen Fuße, hohem ge-
kerbten Bügel, welcher am Scheitel eine Hängeöse besitzt, und demnach gehört die
Fibel zum St. Veiter Typus. Länge 5 cm, Höhe 3 cm (Taf. LXXVII, Fig. 26);
4. außerdem wurden Fragmente von vier anderen kleineren Bogenfibeln derselben
Typen gefunden (Taf. LXXVII, Fig. 28) ;
5. vier sehr kleine dünne Schläfenringe aus Bronzedraht. Durchmesser 25 cm
(Taf. LXXVII, Fig. 25 und 30);
6. drei Drahtringe aus Bronze, zwei mit geschlossenen (ib. Fig. 24), einer mit stark
übergreifenden Enden ;
7. Zierknopf aus Bronze in Tutulusform, an der Unterseite mit einem von vier
Stegen gehaltenen Ringe versehen, worin noch das Fragment einer Drahtspiralhülse
steckt (Taf. LXXVII, Fig. 23) ;
8. kleiner gegossener, geschlossener Ring mit vierkantigem Querschnitte. Durch-
messer 1-2 cm (Taf. LXXVH, Fig. 27).
Grab VI. Dasselbe enthielt nur Schädelfragmente und daneben zwei eiserne
ganz gleiche Lanzenspitzen mit schwacher Mittelrippe und langer enger Dülle.
Länge des Blattes 25 cm, Gesamtlänge 45 cm, Breite 5 cm. An einem Exemplar ist die
Schaftdülle unten abgebrochen. Auch wurde eine bikonische Tonperle, Durchmesser
4- 5 cm, mit konzentrischen elliptischen Rillen verziert, gefunden. Die übrigen Skelet-
teile fehlen.
Grab VII. Brandbestattung in einer gänzlich zertrümmerten Urne. Als Deckel
derselben diente eine Schüssel gewöhnlicher Form.
An Beigaben waren vorhanden:
1. ein kleines gekrümmtes Eisenmesser. Länge 11 ‘5 cm;
2. ein dünnes Bronzestäbchen, an einem Ende flach gehämmert und mit einem
ganz kleinen Borloch versehen. Länge 11 cm;
3. zwei rohe unverzierte Tonperlen. Durchmesser 4 und 4'5 cm (Taf. LXXVII,
Fig. 32) ;
4. ein einhenkeliger Becher mit eingezogenem Halse und zwei warzenförmigen
Zapfen an der dem Henkel gegenüberliegenden Bauchseite. Die Ausbauchung des Bechers
Truhelka. Der vorgeschichtliche Pfahlbau im Savebette bei D. Dolina
135
ist mit flachen schrägen Rillen, der Halsrand mit horizontalen Rillen verziert. Durch-
messer 8'5 cm, Höhe 5 cm (Taf. LXXVII, Fig. 31).
Grab VIII. Skelettbestattung, 20 cm tief gelegen, von W. nach 0. orientiert, ohne
Beigaben.
Grab IX. In einer Tiefe von 70 cm wurde eine mit zerstreuten Menschenknochen
durchsetzte Schichte bloßgelegt, welche wahrscheinlich von einem älteren Grabe her-
rührt, und darin wurde eine ananasförmige Goldperle, aus sehr dünnem Goldblech
getrieben, gefunden (Taf. LXXVII, Fig. 34), ferner zwei schöne große torquierte Schläfen-
ringe aus Silberdraht mit nahezu 2 1/2 Umgang, im Durchmesser 7 cm messend
(Taf. LXXVII, Fig. 33).
Grab X. Skelettbestattung, von NW. nach SO. orientiert, 35 cm tief gelegen.
Neben dem linken Oberarme lag eine 45 cm lange Eisenlanze mit starker Mittelrippe,
Blattlänge 31 cm, Breite 4-5 cm, die Spitze gegen den Schädel gekehrt.
An der rechten Hüftseite ein kleines, stark defektes, einwärts gekrümmtes Eisen-
messer, 10-5 cm lang.
Über diesem Grabmal befand sich eine 20 cm starke gebrannte Lehmschichte, die
von einer Feuerstelle herrührt, und es ist anzunehmen, daß sich hier in späterer Zeit
ein Wohnhaus befand.
Grab XI. Zertrümmerte Urne mit Leichenbrand und neben ihr eine schöne,
46 cm lange Eisenlanze. Das Blatt derselben, 31 cm lang, 6 cm breit, hat einen
starken Mittelfirst und ist derart ausgeschweift, daß es sich gegen den Schaft be-
deutend verbreitert, während es sich gegen die Spitze verjüngt. Eine in einer Ent-
fernung von 1 cm mit der Schneidekante parallel verlaufende gravierte Linie dient
dem Blatte als Verzierung. Die Lanze ist gut erhalten und hat eine glänzende Oxyd-
oberfläche.
Neben der Lanze lag auch ein hohlkeltartiges großes Beil aus Eisen. Länge 19-5 cm,
Breite 7 cm.
Grab XII. Doppelbestattung, stark zerstört, mit wenig zerstreuten Knochen, in
einer Tiefe von 25 cm. Die beiden Schädel zertrümmei’t.
Grab XIII. Vereinzelter Schädel ohne andere Skeletteile, mit einer flachen Schale
mit schwach eingezogenem Rande und einem horizontal durchbohrten Zapfen. Durch-
messer 9'5 cm, Höhe 4 cm.
C. Vereinzelte Funde aus der Nekropole von Donja Dolina.
(Hierzu Tafel LXXVIII — LXXXI und Vereinzeltes auf anderen Tafeln.)
Als man sich die Gewißheit von der großen Wichtigkeit des Pfahlbaues von Donja
Dolina verschafft hatte, machte man Versuche, auch das zu diesem Pfahlbaue gehörige
Gräberfeld aufzufinden. Aussagen der Landleute, welche bei der Feldarbeit einzelne
Bronzen gefunden zu haben erklärten, wiesen nach den Gredas, wo auch das Gräber-
feld entdeckt wurde.
Bei den vorgenommenen Sondierungsarbeiten sowie im Verlaufe der systematischen
Ausgrabungen wurde eine große Anzahl von Funden zutage gefördert, die, wie es
schien, zu keinem der bloßgelegten Gräber gehörten.
136
I. Archäologie und Geschichte.
Ein großer Teil dieser Funde dürfte zweifellos zu Gräbern gehört haben, die teils
durch Nachbestattungen, teils durch jahrhundertelange landwirtschaftliche Bearbeitung
der Gredas zerstört wurden, wobei einzelne Leichenbeigaben aus ihrer ursprünglichen
Lage verschoben und über die ganze Fläche zerstreut wurden.
Dabei ging außerordentlich viel zugrunde, aber eine ansehnliche Serie von Klein-
funden entging der Verderbnis und wurde durch glücklichen Zufall erhalten, so daß
diese zerstreuten Fundstücke eine ganz ansehnliche Serie bilden und das Bild, welches
wir auf Grund der Gräberfunde entwerfen können, bedeutend vervollständigen.
Häufig kam der Fall vor, daß einzelne und selbst ganze Gruppen von Urnen,
die keine Brandreste enthielten, also keine Bestattungen waren, gefunden wurden, und
in der Nähe derselben befand sich weder eine Skelettbestattung noch eine Brand-
bestattung.
Wir können uns dieses Vorkommen nur in der Weise erklären, daß diese Urnen
Liebesgaben waren, die man Dahingeschiedenen — vielleicht an einem dem Totenkultus
gewidmeten Feste — sei es im einzelnen oder summarisch darbrachte.
Da die einzelnen Gräber durch kein dauerndes äußeres Merkmal gekennzeichnet
waren, konnte man nach Jahr und Tag den genauen Ort der Leiche nicht immer
treffen und setzte die mit Speise und Trank gefüllten Urnen an einer Stelle nieder, die
man aufs Geratewohl für die richtige hielt. Nur auf diese Weise können wir uns das
außerordentlich häufige Vorkommen von Gefäßfragmenten außerhalb der Gräber er-
klären. Das meiste ging davon leider zugrunde, aber manches wertvolle Stück blieb
uns ganz oder teilweise erhalten und konnte gerettet werden.
Im folgenden gebe ich das Verzeichnis der wichtigsten „zerstreuten“ Funde von
diesem Gräberfelde, welche besser erhalten sind und deren Formen uns typische Denk-
mäler des kulturellen Lebens unserer Pfahlbauer auch auf einem dem Tode geweihten
Gebiete aufbewahrt haben. Manche darunter Averden uns das Bild ergänzen, welches
wir uns nach den bisher beschriebenen Ausgrabungen entwerfen können.
I. Tonartefakte.
A. Schüsseln.
a) Grundform flach, nieder, mit gewölbter Wandung, Rand eingezogen,
ohne Zapfenansätze.
1. Eine braune Schüssel, 11*5 cm hoch, 26 cm Durchmesser.
b) Grundform flach, trichterförmig, mit geradem Boden, eingezogenem
Rande, ohne Ansätze. Zwei Stück, und zwar:
2. ein Exemplar aus rötlichgelbem Ton, 12'5 cm hoch, 36 cm Durchmesser;
3. ein Exemplar aus braunem Ton, 10 cm hoch, 16 cm Durchmesser.
c) Grundform ähnlich mit Ansätzen:
4. kleine Schüssel mit drei warzenförmigen Ansätzen an der Unterseite des ein-
gezogenen Randes, 7 cm hoch, 13‘5 cm Durchmesser;
5. und 6. zwei Schüsseln mit diametralen warzenförmigen Ansätzen, der Rand
mit schrägen bandförmigen Streifen verziert. Höhe 13 cm, beziehungsweise 15'5 cm,
Durchmesser 27 cm, beziehungsweise 34 cm (Taf. LXXIX, Fig. 2) ;
7. und 8. zwei ähnliche mit vier zungenförmigen Ansätzen. Höhe 12'5 cm,
beziehungsweise 20 cm, Durchmesser 26 cm, beziehungsweise 36 cm (ähnlich wie Taf.
LXVII, Fig. 3).
Tr u heikel. Der vorgeschichtliche Pfahlbau im Savebette bei D. Dolina.
137
d) Grundform trichterförmig, weit, nieder, mit flachem Boden und
ausgebogenem Rande.
9. Aus braunem Ton, an der Innenseite des Randes mit schrägen flachen Rillen
verziert. Höhe 17’5 cm, Durchmesser 40 cm;
10. ähnlich aus braungelbem Ton, an der Unterseite ein zungenförmiger, horizontal
durchbohrter Zapfen und drei flache warzenförmige. Höhe 17 cm, Durchmesser 44 cm.
Der Boden ist an der Innenseite mit einer Spirale verziert, die durch den Fingerballen
erzeugt wurde (analog der Fig. 1 auf Taf. LXVII);
11. Schüssel aus braunem Ton, der Rand ist ähnlich ausgebogen und bildet an der
Oberseite eine flache Zone wie bei Tellern, welche mit schräggeschweiften Rillen ver-
ziert ist. Der Boden ist innen durch ein lineares kreuzförmiges Ornament verziert, mit
zwei Reihen eingetiefter Punkte umgeben, von welchen aus fünf, aus Punktreihen ge-
bildete Ränder nach dem Rande zu ausgehen. Der untere Halsabsatz der Schüssel
ist schräg gerillt, an der Unterseite ein starker, horizontal gelochter Zapfen. Höhe 12 5 cm,
Durchmesser 36 cm. Abgebildet auf Taf. LXXIX, Fig. 4 und 5.
e) Grundform nieder, topfförmig, mit eingezogenem Halse und aus-
gebogenem Rande, welcher sich dadurch auszeichnet, daß er vier diametrale
halbkreisförmige Ausschnitte hat, die an der Innenseite von zwei halb-
kreisförmigen Rillen umgeben sind. Unter jedem Ausschnitte ist ein zungen-
förmiger, in zwei Warzen auslaufender Zapfen angebracht.
12. Ein Stück dieser Form ist aus rötlichbraunem Ton, 11cm breit, 21 cm Durch-
messer;
13. ein ähnliches mit Ausschnitten und zungenförmigen Ansätzen versehenes Stück
hat gerade Seiten Wandung und ist bedeutend kleiner. Höhe 5'5 cm, Durchmesser 11 ‘5 cm
(Taf. LXXX, Fig. 4).
/) ornamentierte Schüsseln. Unter den einschlägigen Funden sind zwei
schwarzgefärbte, schön geglättete und reich ornamentierte Exemplare vertreten.
Das eine hat die Form einer trichterförmigen seichten Schüssel mit stark ein-
gezogenem Halse und ist an der Wölbung mit einer dichten Reihe von Bändern ver-
ziert, die abwechselnd aus einer Reihe vertikaler, einer Reihe rechtsschräger und einer
Reihe linksschräger Rillen besteht. Die Rillenkanten sind sorgfältig abgerundet, so daß
das Ornament aus Rundstäbchen zusammengesetzt zu sein scheint (Taf. LXXI, Fig. 10).
Durchmesser der Schüssel 24 cm.
Das zweite, bedeutend kleinere Stück hat eine ähnliche Grundform, nur ist die
innere Kante der Halsöffnung mit einem schmalen senkrechten Ranft besetzt. Die
Ornamentierung besteht aus gleichbreiten, ähnlich ausgeführten Rändern vertikaler
Rillen (ib. Fig. 12). Durchmesser 14 cm.
B. Schalen.
1. kleine halbkugelförmige Schale aus braunem Ton. Höhe 4 cm, Durchmesser
9 cm (Taf. LXXI, Fig. 14);
2. ähnlich, aus rötlichem Ton. Höhe 3'5 cm, Dui’chmesser 9 cm;
3. ähnlich, an der Innenseite des Bodens kleiner Buckel. Höhe 3 cm, Durch-
messer 8 cm;
4. ähnlich. Höhe 3‘5 cm, Durchmesser 8 cm;
5. trichterförmig mit flachem Boden. Höhe 5 cm, Durchmesser 10'5 cm ;
6. ähnlich. Höhe 4’5 cm, Durchmesser 8 cm;
138
I. Archäologie und Geschichte.
7. ähnlich. Höhe 4 cm, Durchmesser 7 cm;
8. ähnlich, an der Innenseite des Bodens halbkugelförmiger Buckel. Durchmesser
9 cm. Ein durchlochter Zapfen abgebrochen ;
9. Schale mit gerader Wandung, trichterförmig, flachem Boden und drei zungen-
förmigen Ansätzen (Taf. LXXX, Fig. 5). Höhe 4 cm, Durchmesser 11cm;
10. hohe Schale aus braunem Ton, mit gerader Wandung, am Rande ein kleiner
Ausschnitt, an einer Seite der Wandung ein zungenförmiger Ansatz, an der gegenüber-
liegenden drei warzenförmige in ein Dreieck gruppiert. Höhe 9 cm, Durchmesser
12 cm (Taf. LXIII, Fig. 9).
C. Einhenkelige Becher.
ol) Grundform topfförmig, mit ovalem, den Rand überragendem Henkel.
1. Niederes und verhältnismäßig weites Stück aus schwärzlichem Ton. Höhe 9 cm,
Durchmesser 13-5 cm (Taf. LXXVIII, Fig. 5);
2. ähnlich, etwas höher proportioniert. Höhe 105 cm, Durchmesser 14-5 cm
(Taf. LXI, Fig. 15);
3. kleiner rötlicher Becher, dessen Henkel oben zu einer scharfen Spitze geknickt
ist. Höhe 6 ‘5 cm, Durchmesser 7 cm;
4. kleiner schwarzer Becher, trichterförmig, mit wenig überragendem Henkel.
Höhe 7-5 cm, Durchmesser 10‘5 cm;
5. ähnlicher Becher, Durchmesser 10 4 cm, Höhe 65 cm, Henkel fehlt (Taf. LXXI,
Fig. 13).
b ) Grundform krugförmig, mit starker Ausbauchung, hohem, ab-
gesetzten, nach oben verjüngtem Halse und stark den Rand überragendem
Henkel
6. Kleines rohgeformtes Stück aus braunem Ton. Höhe 9 cm, Durchmesser 8 cm
(Taf. LXXIX, Fig. 3);
7. ähnliches Stück, am Rande und an der Ausbauchung mit kaum kenntlichen
flachen horizontalen Rillen verziert. Letztere an der Ausbauchung durch drei flache
vertikale Zapfen unterbrochen. Höhe 11'5 cm, Durchmesser 9 cm;
8. ganz ähnliches Stück aus schwärzlichem Ton, aber an der Ausbauchung schräg
gerillt. Höhe 7'5 cm, Durchmesser 11‘5 cm;
9. ähnliches Stück aus schwärzlichem Ton. Durchmesser 10 cm, Höhe 12‘5 cm;
10. ähnliches Stück mit drei warzenförmigen Zapfen an der Ausbauchung, hori-
zontal am Halse, an der Ausbauchung schräg gerillt. Höhe 11 cm, Durchmesser 10'5 cm
(Taf. LXI, Fig. 13);
11. ähnliches, aber größeres Stück mit nur einem Zapfen. Höhe 135 cm, Durch-
messer 12 cm (Taf. LXIII, Fig. 10);
12. ähnliches, aber stärker ausgewölbtes Stück, mit acht senkrechten Wülsten und
dichten senkrechten Rillen an der Wölbung. Höhe 12 cm, Durchmesser 9’5 cm
(Taf. LXI, Fig. 16) ;
13. ähnliches Stück, in der Ausführung gedrängter und plumper, ohne Verzierung.
Höhe 12 cm, Durchmesser 12 cm;
14. kleines rotes Becherchen, schlank geformt, mit schrägen Rillen verziert,
mit schnabelförmig aufsteigendem Halse und einem Zapfen an der dem Henkel gegen-
überliegenden Bauchseite. Höhe 6‘5 cm, Durchmesser 5 cm;
Truhelka. Der vorgeschichtliche Pfahlbau im Savebette bei D. Dolina.
139
15. ähnliches Stück ohne Zapfen, senkrecht gerillt, Höhe 7 cm, Durchmesser 7-5 cm;
16. flacher Becher, ähnlicher Form, jedoch in den Dimensionen breiter und niederer
gehalten, mit drei Zapfen am Bauche, am
Halse horizontal, an der Wölbung schräg ge-
rillt. Höhe 7 cm, Durchmesser 12 cm.
17. Der Form nach gehört in dieselbe
Kategorie ein kleiner einhenkeliger Becher
aus rotem Ton, der sich durch reiche Orna-
mentik, die an godronierte Schalen erinnert,
auszeichnet. Die Wölbung ist nämlich mit
acht senkrechten quergestreiften Wülsten ver-
ziert und dazwischen mit senkrechten Rillen.
Der Henkel hat einen hornförmigen Ansatz,
dessen Ende in kleine Tierköpfchen ausgehen.
Höhe 4 5 cm, Durchmesser 7 cm (Textfig. 76).
D. Zweihenkelige Becher.
Grundform im allgemeinen ähnlich der vorhergehenden, jedoch mit
zwei den Rand überragenden Henkeln.
1. Kleines Exemplar aus rötlichem Ton mit zwei Zapfen am Bauchrande. Höhe
6'5 cm, Durchmesser 5 5 cm ;
2. Becher aus braunem Ton, am Bauche mit dichten vertikalen Rillen. Höhe
105 cm, Durchmesser 9 5 cm (Taf. LXI, Fig. 17);
3. ähnliches Stück, der Form nach nahezu bikonisch, am Bauche vertikal, am
Halse horizontal gerillt. Höhe 13 cm, Durchmesser 105 cm;
4. ähnliches schwarzes Stück, am Bauche mit Knoten verziert, Rand und Henkel
ausgebrochen. Höhe 5 5 cm, Durchmesser 6 cm.
E. Urnen.
a) Grundform glockenförmig, schlank, schwach gewölbt, mit geradem
Rande.
1. Rohgeformtes kleines Stück aus rotem Ton mit vier zungenförmigen, schwach
gespaltenen Ansätzen unter dem Rande. Höhe 30 cm, Durchmesser 20 cm (Taf. LXXVIII,
Fig. 2);
2. Urne, mit zwei stoppelförmigen und zwei gespaltenen zungenförmigen Ansätzen,
verbunden durch eine Reihe Fingerballeneindrücke. Ähnlich ist auch die Randkante
verziert. Höhe 29 cm, Durchmesser 21 cm (Taf. LXXVTII, Fig. 3) ;
3. ähnliche Urne aus gelblichem Ton, mit zwei vertikalen, ohrenförmigen und je
zwei verdoppelten, zungenförmigen Ansätzen. Von Ansatz zu Ansatz geht eine schräge
Reihe Fingerballeneindrücke. Der Rand schräg gerillt. Höhe 31 cm, Durchmesser 22 cm
(Taf. LXVII, Fig. 6);
4. ganz ähnliche größere Urne. Höhe 42'5 cm, Durchmesser 24 cm (Taf. LXVII,
Fig. 7);
5. kleine rötliche Urne, statt der Ansätze an zwei Seiten je sechs warzenförmige, in
ein Dreieck angeordnete Ansätze. Höhe 16 cm, Durchmesser 15 cm (Taf. LXXIX, Fig. 1).
b) Grundform bikonisch, mit gerader Wandung, sich dem Villanova-
typus annähernd.
Fig. 76. Henkelbecher aus rotem Ton (2/3).
140
I. Archäologie und Geschichte.
6. Ein Exemplar aus rotem geschlemmten Ton mit zwei runden Henkeln ober der
Ausbauchung, welche durch horizontale und vertikale Rillenbänder verziert ist. Höhe
22 cm, Durchmesser 10'5 cm (Taf. LXXX, Fig. 3) ;
7. in der Form ähnliches Stück aus braunem Ton, unter dem Halsrande ein breites
Rillenband, unten mit Punkteindrücken besetzt und von diesem aus ziehen mehrere
schräge, gleichfalls mit Punkten besetzte Rillenpaare gegen die Wölbung. Die beiden
Henkel sind spitzwinkelig geknickt und mit Punkteindrücken an den Kanten besetzt.
Höhe 235 cm, Durchmesser 11 cm (Taf. LXXX, Fig. 1);
8. schöne, schwarz gefärbte Urne vom Villanovatypus, mit hohem eingezogenen
Halse, umgelegtem Halsrande, an der unteren Bauchseite mit vier zungenförmigen,
darüber am Halsansatze mit vier warzenförmigen
Ansätzen versehen. Am Halse horizontal gerillt.
Höhe 50 cm, Durchmesser 25 cm (Taf. LXXX,
Fig. 2);
9. ballonförmige Urne von hervorragender
Größe, mit umgelegtem Rande, an der Unterseite
mit einem gekerbten Wulstkranze verziert. Es ist
dies das größte im Gräberfelde von Dolina aus-
gegrabene Gefäß, Höhe 63 cm, Durchmesser an
der Öffnung 43 cm, Durchmesser der Bauchwöl-
bung 67 cm. Schwarz gefärbt, sorgfältig geglättet
(Taf. LXXX, Fig. 6).
10. In die Kategorie der Urnen gehört auch
eine Miniatururne, welche der Villanovaform in
verjüngtem Maßstabe nachgebildet ist. Sie hat an
der unteren Bauchseite vier warzenförmige An-
Die Halsfläche ist durchaus horizontal gerillt, die
obere Bauchseite vertikal. Höhe 11 cm, Durchmesser 8’5 cm (Textfigur 77).
F. Schöpfgefäß.
Als solches kann das auf Taf. LXXVIII, Fig. 4, abgebildete rohgeformte Stück aus
rötlichem Ton aufgefaßt werden. Es ist glockenförmig, der Henkel sitzt an der oberen
Gefäßwand an und in gleicher Höhe mit ihm drei Zapfen. Höhe 16 cm, Durchmesser
16 cm.
Gl. Hängegefäße.
1. kleines kugelförmiges, schmuckloses Gefäß, etwas flach geformt, mit zwei
Hängeösen am Rande. Höhe 5’5 cm, Dui-chmesser der Bauchwölbung 8‘5 cm;
2. kleines kugelförmiges, mit horizontalen Rillen am Rande und schrägen an der
Wölbung verziert und mit ausgebrochenen Hängeösen. Höhe 5‘5 cm, Durchmesser des
Bauches 7 cm.
H. Tonlöffel.
1. gut erhaltener Löffel aus schwärzlichem Ton, schalenförmig, mit flachem weiten
Henkel. Höhe 2-5 cm, Durchmesser 7 cm;
2. ähnliches defektes Stück aus rötlichem Ton (Taf. LXXI, Fig. 11).
Fig-. 77. Urne aus schwarzem Ton (1/2).
sätze, am Rande zwei Hängeösen.
Truhelka. Der vorgeschichtliche Pfahlbau im Savebette bei D. Dolina.
141
I. Saugnäpfclien.
Ein Saugnäpfchen in Gestalt eines unten breiteren, oben engeren Töpfchens mit
vertikaler Saugröhre, in der Mitte der Seitenwand ist es seinen Dimensionen nach so
klein (Höhe 4 cm, Durchmesser 2-5 cm), daß es wohl als Miniaturgefäß oder Spielzeug-
gedient hat.
K. Ringgefäß.
Das in nebenstehender Abbildung (Fig. 78) dargestellte
Gefäßfragment repräsentiert uns eine bisher in Bosnien
noch nicht nachgewiesene Form. Der Gefäßkörper bestand
aus einem hohlen Tonringe, auf welchem eine becher- oder
trichterförmige Mündung aufsaß, die mit der ringförmigen
Gefäßhöhlung kommuniziert. Ein bügelförmiger Henkel
saß am Ringe und Becherrande fest. Es ist kein Zweifel,
daß hier dieselbe Form vorliegt, die in Troja so häufig
in verschiedenartigster Ausgestaltung auftrat, und dieses
vereinzelte Fundstück kann demnach vom Gesichtspunkte
vergleichender Typologie von größter Bedeutung werden.
L. Tonperlen.
Fig-. 78. Ring-gefäß aus rotem
Ton (f/;,).
1. Nicht ornamentierte.
a) Grundform bikonisch, ohne Ornamentierung, im Durchmesser von 2 — 4 cm, ge-
funden im ganzen 17 Stück;
b) Grundform ovoid, ohne Verzierung, im Durchmesser von 3'5 — 6'5 cm, zumeist
flach, gefunden 10 Stück;
c) Grundform kugelförmig, ohne Ornamentierung. Durchmesser von 2 — 3'3 cm,
gefunden 5 Stück;
d) Grundform napfförmig, das ist auf einer Seite abgerundet, auf der anderen
trichterförmig vertieft, im Durchmesser von 2-9 — 4’5 cm, gefunden 8 Stück;
e) Grundform radförmig, in der Mitte verstärkt, 1 Stück, im Durchmesser 5'5 cm
messend;
f) Grundform scheibenförmig, Durchmesser 6'5 cm, 1 Stück.
2. Ornamentierte Tonperlen.
g) Ananasförmig, vertikal gerillt, Durchmesser 25 — 4’5 cm, 9 Stück;
h ) flach -bikonisch, mit linearem Sternmuster auf beiden Seiten. Gefunden wurden
2 gleiche Stücke, im Durchmesser 5‘3 cm messend;
i ) bikonisch, bereits kugelförmig, an der Kante mit einem Kreise von runden Ver-
tiefungen verziert, Durchmesser 3‘8 cm, Höhe 3’5 cm, 1 Stück;
k) Grundform flach -bikonisch, mit drei konzentrischen Ellipsengruppen verziert.
Die von den Ellipsen begrenzten Zwickelfelder sind mit Punktvertiefungen verziert.
Vorhanden 5 Stück, im Durchmesser 3-7 — 5-0 cm messend;
V) Grundform ovoid, mit wiederkehrenden Spiralen verziert, Durchmesser 3‘2 cm,
1 tück.
M. Tonringe.
Es wurden 5 Stücke gefunden, davon 4 aus rotgebranntem, 1 aus schwarzem Ton.
Der Durchmesser variiert von 4'3 — 7 cm.
142
I. Archäologie und Geschichte.
N. Spulen.
Zerstreut wurden drei kleinere Tonspulen gewöhnlicher Form gefunden, wovon
sich eine besonders dadurch auszeichnet, daß sie an der Achse quer durchbohrt ist und
demnach eine vereinzelte Form repräsentiert. Die Länge der letzteren beträgt 3-5 an,
Durchmesser der Scheiben 3-2 an.
0. Gefäßdeckel.
Ein vereinzeltes Stück ist ein ovaler Gefäßdeckel mit bogenförmiger Handhabe
in der Mitte. Durchmesser 14, beziehungsweise 12 an.
P. Unbestimmte Gebrauclisstücke.
Unter zerstreuten Funden des Gräberfeldes sind schließlich zwei eigentümlich ge-
formte Tongegenstände zu erwähnen.
Der eine hat die Form einer schmalen elliptischen Scheibe, deren Rand strahlen-
förmig ausgezackt ist, während in der Mitte eine stoppelförmige Handhabe angebracht
ist. Auf der Unterseite des Stückes sind Glättspuren bemerkbar, woraus man schließen
könnte, daß das Gerät als Glättwerkzeug gedient hat. Länge 10-8 an (Fig. 79).
Das zweite Stück ist ein radförmiger Ring
mit fünf Speichen, an deren Mittelpunkt ein läng-
licher Stiel senkrecht ausgeht. Durchmesser 6 cm.
Fig. 79 und 80. Tonscheiben mit Stielgriffen (2/s).
Das Stück ähnelt einem Sprudel, aber es ist fraglich, ob es gleichen Zwecken gedient
hat (Fig. 80).
II. Metallartefarkte.
1. Gold- und Silberfnnde.
Auch unter den zerstreuten Funden des Gräberfeldes fand man vereinzelte Gold-
objekte, und zwar zwei aus sehr dünnem Goldblech getriebene Perlen.
Line davon hat die Gestalt einer Kugel von zirka 10 mm Durchmesser und ist
deren Oberfläche von sieben mit der Achse gleichlaufenden Ivannelüren verziert, so, daß
deren Querschnitt die Gestalt eines siebenzackigen Sternes bildet.
Das zweite Stück hat die Gestalt einer der Länge nach halbierten tonnenförmigen
Perle. Der Mittelkörper ist länglich, halbkugelförmig, und die bei den häufigen bron-
Truhelka. Der vorgeschichtliche Pfahlbau im Savebette bei D. Dolina.
143
zenen Tonnenperlen vorkommenden Längsschlitze sind hier durch eine Reihe von Ein-
kerbungen markiert.
Die beiden halsförmigen Enden sind durch einen erhabenen Ring verziert. Dieses
Stück ist also nur eine Imitation einer Perle und wurde nicht an einer Schnur auf-
gereiht, sondern an einer StofFunterlage festgenäht. Die Länge beträgt 13 mm, die
Breite 5 mm.
Unter den Silberfunden haben wir zunächst zwei gut erhaltene Schläfenringe aus
torquiertem Silberdraht zu erwähnen. Der eine davon hat etwas mehr als zwei Kreis-
umgänge bei einem Durchmesser von 6 5 cm und 2 mm Drahtstärke. Ein Drahtende
ist zugespitzt, das andere abgebrochene hatte vermutlich eine Endöse. Die Torquierung
ist äußerst sorgfältig und genau und erstreckt sich über den ganzen Ringumfang, nur
ein 1 cm langes Endstück ist glatt.
Der zweite Schläfenring ist minder sorgfältig torauiert, hat 1 J/2 Umgang, doch
fehlen an beiden Enden ansehnliche Stücke.
Aus defekten Schläfenringen wurden nicht selten kleinere angefertigt, die als
Fingerringe gedient haben mögen. Ein solcher aus Silberdraht von 20 mm Durchmesser
hat 1 1/3 Umgang, ein anderer von 15 mm Durchmesser hat offene Enden und ist un-
regelmäßig gebogen. Als Fragment eines silbernen Schläfenringes ist noch ein unregel-
mäßig verbogenes torquiertes Drahtstück von 10 cm Gesamtlänge zu erwähnen.
Das schönste Silberstück vom Gräberfelde ist ein Fingerring mit großer kreisrunder
Zierplatte, an welche zwei zu einer Ringform gebogene viereckige Dorne ansetzen,
die den Finger ringförmig umschließen sollten.
Die Scheibe hat einen Durchmesser von 3 cm und ist von einem erhaben aus-
getriebenen Ringe eingefaßt. Die Fläche ist von vier kreuzförmig angeordneten, aus
erhabenen Linien gebildeten Schleifen verziert, welche je einen kleinen Buckel ein-
schließen und im Mittelpunkte von einem ähnlichen Buckel zusammen-
gefaßt sind. Die Zwickel zwischen den Kreuzarmen sind mit dichten
erhabenen Punktreihen ausgefüllt.
Leider ist die Zierscheibe dieses Zierringes an zwei Seiten ziem- Fig. 81.
lieh beschädigt. Spiralhülsen
ö _ aus Silber-
Außer den bisher beschriebenen Silberfunden sind noch kleinere araht (2/3)
Stücke zu erwähnen: eine kleine enge, dütenförmige Blechhülse, an beiden
offenen Enden mit dünnem tordierten Draht eingefaßt (Länge 12 mm), ein herzförmiges
medaillonartiges, in der Mitte schildförmig ausgebuckeltes Zierstück, das möglicherweise
rezent ist, und zwei silberne Spiralhülsen, die als Hülle einer Schnur dienten (Fig. 81).
2. Bronzefunde.
A. Fibeln. Die verschiedenen in den Gräbern von Donja Dolina Vorgefundenen
Fibelformen lieferten auch unter den zerstreuten Funden ein ansehnliches Kontingent.
Abgesehen von ganz unkenntlichen Fragmenten sind 98 Stück teils
ganzer, teils teilweise erhaltener Fibeln aufgelesen worden.
Wir wollen sie in kurzem nur in typologischer Reihenfolge
anführen und diese Aufzählung wird eine ziemlich genaue Be-
stimmung des Alters und der Zeitdauer unseres Pfahlbaues ergeben. Fio. 82 Spirambel (1/2)
Die älteste Fibelform, die wir hier antreffen, ist die „S-för-
mige Spiralfibel, durch drei kleine Exemplare mit je drei und sechs Spiralwin-
dungen vertreten (Taf. LXXXI, Fig. 1 und Textfigur 82).
144
I. Archäologie und Geschichte.
An diese schließt sich die Scheibe nfibel, aus sehr dünnem Blech getrieben an,
welche an einer an der Unterseite festgenieteten besonderen Lamelle mit Nadel und
Nadelkopf festgenietet war. Da das Blech, aus welchen sie hergestellt sind, äußerst
dünn war, sind sie nur sehr unvollkommen erhalten. Es wurden Fragmente von acht
Exemplaren gefunden, wovon zwei Exemplare gut erhalten sind. Das eine, auf
Taf. LXXXI, Fig. 2, abgebildet, veranschaulicht die charakteristische Dreieckform, das
andere (Textfig. 83) die runde Scheibenform mit fünf durch punktierte Linien swastika-
artig verbundene Buckeln verziert.
Die nächstfolgende Gruppe, die der einschleifigen Bogenfibel, ist durch 16
zumeist sehr zerstörte Exemplare vertreten.
Der Fußbildung nach können wir hier die italische Form mit langem, spitz
auslaufendem Fuße (Taf. LXXXI, Fig. 3 und 4) und die Glasinacform mit breiterer
dreieckiger Fußplatte unterscheiden.
Fig. 83. Fibelscheibe
aus Bronzeblecli (1/2).
Fig. 84. Bogenfibel vom Gla-
sinactypus (2/3).
Fig. 85. Bogenfibel vom Gla-
sinactypus (2/s).
In Taf. LXXXI, Fig. 5, ist jene Form dargestellt, welche noch an italische Vor-
bilder vermöge des schlankeren Fußes erinnert; in nebenstehender Fig. 84 ist die
lokalisierte Nachbildung wiedergegeben, die durch dieses hübsche Exemplar hier ver-
treten ist, bei welchem die hohe breite Fußplatte auffällt, die am spitzen Ende von
unten abgestutzt ist und in ein Köpfchen ausläuft.
Eine Variante dieser Foi’m, mit breiter, unten ausgeschnittener Fußplatte (Textfig. 85),
unterscheidet sich dadurch von den häufigen Glasinacer Stücken, daß am Fußende
an Stelle des üblichen birnen- oder ösenförmigen Köpfchens drei kleine beerenförmige
Ansätze angebracht sind. Auch eine zierlichere
Ausgestaltung der in diese Gruppe gehörigen Fibel-
form ist durch ein winziges Bügelstück vertreten.
Kopf und Fuß fehlen daran, aber der Bügel ist
in ähnlicher Weise mit drei Köpfchen verziert wie
bei der in Taf. LXXXI, Fig. 4, abgebildeten ita-
lischen Langfußfibel. Nach dem vorhandenen Frag-
mente der Fußplatte zu schließen, war diese aber
mehr breit als lang. Das erhaltene Bügelstück ist
nur 2’5 cm lang.
Die zweischleifige Bogenfibel repräsen-
tiert uns nur ein Fragment mit defekter Fußplatte
und mit geradegebogener Fußschleife (Textfig. 86).
Die Serpeggiantefibel ist nur durch fünf sehr defekte Fragmente vertreten,
welche ohne die besser erhaltenen Exemplare aus den Gräberin ventaren kaum ein Urteil
über diese Gruppe gestatten würden.
Fig. 86. Zweischleifige Bogenfibel, Frag-
ment P/j).
Truhelka. Der vorgeschichtliche Pfahlbau im Savebette bei D. Dolina.
145
Die Certosaform ist durch acht kleine charakteristische und gut erhaltene Exem-
plare vertreten und eines davon in Taf. LXXXI, Fig. 6, abgebildet. Sie bildet den
Übergang zu der reichlicher vorkommenden Certosa-Armbrustfibel, welche wir durch
14 ganze Stücke und durch 13 gut erhaltene Bügelstücke vertreten sehen, hieben der
einfacheren Form (Taf. LXXXI, Fig. 7) kommt hier auch die mit reichbehängter breiter
Kopfspirale vor, die sich durch dünne dreieckige Blechanhängsel auszeichnet und
welche wir zum erstenmale im Gräberfelde von Sanskimost antrafen (Taf. LXXXI, Fig. 8).
Reichhaltig und durch eine Serie besser erhaltener Exemplare sind die Typen der
La Tene- Periode vertreten.
Die Früh-La Tene-Formen haben hier 27 Vertreter. Bei ihnen ist das zurück-
gebogene Fußende entweder mit einem plastisch ausgeführten Schlangenköpfchen ver-
ziert (Taf. LXXXI, Fig. 9, und Textfig. 87) oder aber durch eine runde Bronzekugel,
aus welcher noch ein profiliertes Drahtende herausragt (Taf. LXXXI, Fig. 10 und 11,
und Textfig. 88 und 89).
Bei letzteren ist der Bügel wulstig oder schildförmig verbreitert und mitunter durch
reiche lineare, gravierte Ornamentik verziert. Auch das in Textfig. 90 abgebildete
Fragment gehört allem Anscheine nach dieser Gruppe an.
Der Mittel-La Tene-Periode gehören 17 Exemplare an. Wir finden darunter
sowohl die ursprüngliche, aus glattrundem oder eckigem Draht gebogene Form, deren
zurückgebogenes Fußende den Bügel einfach umschließt, und auch jene, wo das Fuß-
ende mit einer Kugel am Bügel festgehalten und überdies durch eine zweite Kugel
verziert ist (Taf. LIII, Fig. 12 — 14).
Zwei außergewöhnliche Formen derselben Stufe verdienen besonders hervorgehoben
zu werden. Die eine, durch Guß hergestellt, hat einen hohen, kantigen, mit Parallel-
linien verzierten Bügel, während das Fußende mit einem plastischen Tierköpfchen mit
Hörnern und geschweiftem Rüssel verziert ist (Taf. LXXXI, Fig. 15).
Das zweite Exemplar ist eine gewöhnliche Mittel- La Tene -Form, aber am Fuß-
ende durch einen buckelförmigen großen, durchbrochen ornamentierten Knopf verziert.
Die Ornamentik repräsentiert eine durch Guß hergestellte Imitation eines Drahtfiligran-
ornamentes und beweist eine außerordentliche technische Vollendung im Gusse.
Einer bedeutend jüngeren Stufe gehört endlich das in Taf. LXXXI, Fig. 16 ab-
gebildete Fibelexemplar mit flachem, lanzettförmigem Bügel und kurzer Kopfspirale mit
unterer Sehne an. Die nächsten Analogien zu dieser Form fanden wir in einem Depot-
funde bei Gorica.
B. Schläfenringe. Ziemlich zahlreich unter den zerstreuten Funden waren in der
bisherigen Ausbeute Schläfenringe, da sie, wenn von der Pflugschar erreicht, sehr leicht
verschleppt und viele dabei auch zerbrochen wurden, so daß eine ansehnliche Menge
von verbogenen Drahtstücken vorhanden ist, die von solchen Schläfenringen herrühren.
! Außer Fragmenten wurden im ganzen 44 Stück lose gefunden, davon waren 24 Stück
gepaart, an einer Stelle einmal vier Paare zusammen.
Band IX.
10
146
I. Archäologie und Geschichte.
Fig. 91. Schläfenring (1/2).
Den Formen nach entsprechen sie den charakteristischen Typen unserer Pfahlbau-
nekropole und sind in einfacher bis dreifacher Windung aus Draht gewunden. Zwei
davon, sehr klein, sind aus glattem Draht, 18 aus tordiertem, 13 aus dünnem, an der
Innenseite glattem, an der Außenseite durch eine dichte ein-
gestanzte Reihe von Einkerbungen perlenschnurartig verziert
(Textfig. 91).
Wie bei allen Schläfenringen von Dolina war das eine Ende
etwas zugespitzt, das andere aber flach gehämmert und zu einer
Ose oder auch Spirale eingerollt. Eine Ausnahme davon bilden
nur fünf große Schläfenringe mit wenig übergreifenden Enden,
welche durch kleine Köpfchen verziert sind und unterhalb eine
Reihe von umlaufenden Rillen aufweisen.
C. Halsring. Ein vereinzelter bronzener Halsring aus starkem tordierten Draht
wurde auf der Greda des Stipancevi6 gefunden und zeichnet sich dadurch aus, daß die
beiden Enden zu einer länglich dreieckigen Lamelle dünn ausgehämmert und deren
obere Enden zu Ösen eingerollt waren. Das Merkmal, wodurch sich also diese von
anderen Torquissen unterscheidet, besteht darin, daß die beiden Endstücke nicht massiv
vierkantig oder rund, sondeim flach sind. Bei dem Exemplar von der Greda des
Stipanöevid ist leider eines der Ösenenden abgebrochen. Der Durchmesser des Stückes
beträgt 16-5 cm.
Im Jahre 1901 wurde im Pfahlbaue ein Endstück einer ähnlichen Torquis ent-
deckt und sind diese beiden Exemplare bisher die einzigen Vertreter dieser Variante in
Bosnien.
D. Armringe. Unter den auf sämtlichen Gredas zerstreut aufgelesenen Funden be-
finden sich 29 ganze Armringe und 9 Bruchstücke. Es sind darunter sämtliche Formen
vertreten, die wir in den Gräbern anti'afen, so daß diese Serie typologisch die Formen
der gebräuchlichen Armringe veranschaulicht.
Die einfachste Form besteht aus einem runden, zu einem Ringe gebogenen Drahte,
dessen Enden etwas übergreifen und mitunter mit umlaufenden Einkerbungen verziert
sind. Diese schmucklosen Armringe waren für Kinder bestimmt, denn sie sind sehr
klein und messen im Durchmesser nur 35 — 4 cm. Wahrscheinlich wurden sie erst über
das Armgelenk gebogen, wofür ihre Kleinheit und die Unregelmäßigkeit der Biegung
spricht. Einzelne darunter sind aus Bruchstücken größerer Armringe hergestellt. Vor-
handen sind fünf Stück, zwei davon aus Bruchstücken hergestellt.
In dieselbe Kategorie gehört ein größerer Armring, Durchmesser 55 cm, mit ge-
kerbten Enden (Taf. LXXXI, Fig. 17).
Ein einzelnes Stück aus wulstigem Bronzestab mit stark verjüngten, wenig über-
greifenden Enden zeigt an diesen eine stollenförmige Verdickung und erinnert an ähn-
liche Armringe einer älteren Periode, die wir am Glasinac häufig antrafen. Durchmesser
5-7 cm.
Ein kleineres Exemplar (Durchmesser 4 cm) mit stark verjüngten, spitz auslaufenden
Enden ist bereits spiralförmig eingerollt mit l3/4 Spiralumgang (Taf. LXXXI, Fig. 18).
Bei fortgesetzter Wiederholung der Spiralwindungen entstand die armschienen-
förmige, breite Armbandform, die durch zwei vorzüglich erhaltene, in Textfig. 92 ab-
gebildete Exemplare vertreten ist.
Eine unter unseren Gräberfunden ganz vereinzelte Form repräsentiert ein kreis-
runder starker Reif, der an der Innenseite ausgehöhlt ist, damit das Stück trotz der
stärkeren Dimension des Reifes ein geringeres Gewicht erhalte (Durchmesser 44 cm).
Truhelka. Der vorgeschichtliche Pfahlbau im Savebette bei D. Dolina.
147
(Taf. LXXXI, Fig. 19.) Derartige hohl ausgehämmerte Ringe kommen in Bosnien
nur in der spätesten Hallstattperiode vor, wo La Tene- Formen stark überwiegen.
Zahlreicher als diese glatten Armringe
sind die verzierten. Der Reif hat bei diesen
einen bikonvexen Querschnitt und ist die
Außenfläche mit einer dichten Reihe senk-
rechter Einkerbungen versehen, so daß sie,
wenn die Einkerbungen scharf begrenzt sind,
mit einer Reihe von Stäbchen, wenn abge-
rundet, mit einer Reihe von Perlen verziert
erscheinen. Die Enden greifen auch bei die-
sen wenig übereinander und sind zumeist
glatt und mit V- oder X-förmigen Linien ver-
ziert. In diese Kategorie gehören 13 Stück
(Taf. LXXXI, Fig. 20—22).
Eine aus dieser weiter entwickelten
Form des Armringes zeichnet sich dadurch aus, daß der Ring als flaches Band, die
Stäbchen aber, die Ränder des Bandes überragend, deutlich ausgeprägt sind. Es ent-
steht dadurch die Form des mit Stäbchen besetzten Reifes. Unter den zerstreuten
Funden ist ein ganz erhaltenes Kinderarmband und ein geradegebogenes Stück eines
größeren voi’handen.
Aus dieser Form entwickelt sich eine weitere, indem die Stäbchen, die dem Reife
zur Verzierung dienen, durch je drei deutlich hervorragende Knöpfchen bereichert
werden, wovon eines in der Mitte des Stäbchens und je ein kleineres an beiden Enden
desselben angebracht ist. Dadurch entsteht jene prunkvolle Form von Armreifen, die
für unsere Nekropole von Dolina charakteristisch ist. Unter den zerstreuten Funden
sind zwei Stücke dieser Gattung anzuführen, das eine ein Kinderarmband, das andere
für eine erwachsene Person (Textfig. 93 und Taf. LXXXI, Fig. 23).
Fig. 92. Armbänder aus Bronzedraht (J/2
Fig. 93. Armband (2/3).
Fig. 94. Fragment eines
Armbandes (2/3).
Diese Form wird noch reicher ausgestattet, indem mit Knöpfchen nicht besetzte
Stäbe mit besetzten abwechseln, die Knöpfchen bald größer werden oder in Gruppen
zu zwei, drei, vier angeordnet sind. Dadurch wird der Armreif aber auch breiter und
massiver und, um ihn an das Gelenk zu bringen, ergab sich die Notwendigkeit, den-
selben in mehrere Glieder zu teilen, die vermittels Scharniere miteinander verbunden
waren. Von dieser reichverzierten Art wurden leider nur kleine, im ganzen sieben
Fragmente (Textfig. 94 und Taf. LXXXI, Fig. 25 — 27) gefunden, darunter drei mit
Scharnieren.
Ein exzeptionelles Stück hat die Form eines zu einem geschlossenen Kreise gewun-
denen starken runden Stabes, der in weiten Absätzen abwechselnd mit je einem und
je drei senkrecht angeordneten Knöpfchen verziert ist (Taf. LXXXI, Fig. 24).
10*
148
I. Archäologie und Geschichte.
Fig. 95.
Schmuckring
von einer
Fibel (2/8).
E. Schmuckringe. Diese Kategorie ist unter den losen Funden durch Ringe ver-
treten, die als Anhängseln an Fibeln verwendet wurden, und durch solche, die als
Kettenglieder oder Gehängeringe an Gürteln und dergleichen befestigt waren.
Erstere sind gewöhnlich fassoniert, und zwar mit flachem, vier-
kantigem, an der Außenseite mitunter geripptem Reife und wurden im
ganzen 16 Stück gefunden, deren Durchmesser von 1*7 — 3'7 cm variiert
(Fig. 95); die letzteren sind von rundem Querschnitte, stärker und größer
ausgeführt (Durchmesser 2-5 — 4‘5 cm) und wurden zwei Exemplare aus
Bronze und fünf Exemplare aus Eisen gefunden.
F. Fingerringe. Ausgesprochene Fingerringe wurden außerhalb der
Gräber nur vier Stück gefunden. Drei davon sind aus dünnem breiten,
an der Außenfläche schwach konvexen Bronzeblechstreifen gebogen, deren
Enden, nebeneinander gelegt, zirka um ein Viertel des Umfanges übergreifen.
Der dritte Ring ist etwas zierlicher aus einem schmalen Blechstreifen geformt,
in welchem der Länge nach eine Mittellinie vertieft eingraviert ist, so daß es den An-
schein hat, als wäre das Stück aus zwei eng aneinanderliegenden Drahtstücken her-
gestellt.
Auch die Windung des Ringes ist eine abweichende, indem nur das eine Ende die
Peripherie um ein Viertel übergreift, während das andere zurückgebogen bis zur Hälfte
der Peripherie in verkehrter Richtung verläuft. Beide Enden sind keilförmig zugespitzt
und durch eine Reihe von Querritzen verziert. In dieser Ausgestaltung erinnert der
Ring sehr an gewisse charakteristisch gewundene Spiralringe der La Tene- Periode und
scheint eine bewußte Nachahmung derartiger Vorbilder zu sein.
G. Schmucknadeln. Zerstreut wurden auf den Gredas bisher 12 Stück einfache
Schmucknadeln und eine Doppelhaarnadel aus Bronze gefunden.
Unter den ersteren repräsentiert die einfache runde Dornform mit abgerundetem
oberen Ende die einfachste Type. Vorhanden ist ein 8 cm langes, ziemlich starkes
Kopfstück, welches mit sechs breiten umlaufenden Bändern von schrägen Rillen, die
abwechselnd in entgegengesetzter Richtung angeordnet sind, verziert ist.
Zwei Stecknadeln, die eine 9 cm lang, die andere, ein 65 cm langes Fragment,
haben einen keulenförmig verdickten Kopf, eine weitere, 14 cm lang, ein rundes
Köpfchen und darunter eine spiralförmig umlaufende Rille, durch welche das obere
Drittel der Nadel verziert ist.
In vier Exemplaren ist die Nadelform mit bikonischen, auf einer runden Scheibe
aufruhenden Köpfchen vertreten. Sämtliche vier Stücke sind fragmentiert und nur die
Kopfteile davon vorhanden.
Zwei Schmucknadeln sind am Kopfende mit kleinen perlenartig angereihten Beeren
verziert, und zwar die eine mit drei, die andere mit sechs Beeren.
Das schönste Stück war eine große Nadel mit Vorstecker, wovon leider nur der
Vorstecker gefunden wurde. Er besteht aus einer röhrenförmigen Hülse, die oben mit
einem großen, mit vier Dornen verzierten Kopfe versehen ist, während über und unter
dem Kopfe sowie an der Mündung der Hülse eine runde Scheibe angebracht ist. Der
eigentliche ganz gleichartig ornamentierte Nadelkopf sowie die dazu gehörige eiserne
Nadel fehlen (Taf. LXXXI, Fig. 34). Ähnliche Nadeln mit Vorstecker wurden wieder-
holt am Glasinac gefunden.
Gleichfalls einen Glasinacer Typus repräsentiert die Doppelhaarnadel (ib. Fig. 35)
mit vierkantigem, in der Mitte anschwellendem hufeisenförmigen Bügel, der an beiden
Seiten Schleifen bildet und von hier aus erst die beiden Nadeln streckt. Das Exem-
Truhelka. Der vorgeschichtliche Pfahlbau im Savebette bei D. Dolina.
149
plar von den Gredas mißt 1L5 cm Länge (vgl. die Abbildungen hierzu auf Taf. LXXXI,
Fig. 28 — 35).
H. Nähnadeln. Es wurden im ganzen vier Stück Nähnadeln aus Bronze gefunden.
Das schönste Exemplar ist 16'6 cm lang und hat am Kopfende eine runde Ose, ein
anderes tadellos erhaltenes Exemplar, 8'5 cm lang, hat eine sehr schmale lange Ose, ein
drittes Exemplar, 10 cm lang, besitzt eine länglich geschlitzte Ose, 2 cm unter dem oberen
Ende, während das vierte Stück bedeutend kürzer und an der Öse abgebrochen ist
(Taf. LXXXI, Fig. 36 und 37).
J. Bronzedorne (Tätowiernadeln?) Der Form nach sind kurze vierkantige Bronze-
dorne mit den Nadeln verwandt. Sie sind an beiden Enden scharf zugespitzt,
3’5 — 4-5 cm lang. Die ursprüngliche Verwendung dieser eigentümlichen Stücke ist
zweifelhaft, aber vielleicht ist der Gedanke, daß sie als Tätowier- oder Pikiernadeln ge-
dient haben, nicht ohneweiters abzuweisen. Der Form nach wären sie zu dieser Arbeit
ganz geeignet und da sich die Illyrer und Japoden zu tätowieren pflegten, dürften wir
unter unseren Funden auch das hierzu verwendete Werkzeug vermuten.
Derartige Dorne wurden fünf Stück (Taf. LXXXI, Fig. 38) gefunden und ein
sechstes, welches in einem kurzen runden Knochenstiel einmontiert war (Taf. LXXXI,
Fig. 39). Der Stiel ist mit umlaufenden eingravierten Ringen und einem Zickzackbande
ornamentiert, oben abgerundet, unten teilweise ausgebrochen. Dieses Exemplar, welches
in seiner Art einzig dasteht, kann kaum zu einer anderen Arbeit verwendet worden
sein als zum Pikieren, da es für eine Ahle zu klein und zu schwach ist.
Eine ähnliche „Tätowiernadel“ wurde auch im XXXIV. Grabe der Greda des MatoPe-
trovic jun. (Taf.XLVII, Fig. 16), zwei andere in einem Tumulus in Plana bei Bilek gefunden.
K. Gürtel und Gürtelbestandteile. In diese Kategorie gehört zunächst eine Anzahl
gut erhaltener Drahtspiralhülsen, welche eine der für Dolina charakteristischen Gürtel-
schnüre umhüllte. Sie wurden an zwei Stellen, auf der Greda des Mato Petro vi6 Vel.
und des Anto Öoki6 (II. Greda) gefunden. Das erstere Stück entspricht einer Gesamt-
länge von l'50m, das letztere einer Länge von 49 cm. Außerdem wurden einzelne
kurze Bi’uchstücke vereinzelt fast auf jeder Greda gefunden.
Astragalstäbe, welche auf Schnüren angereiht zur Verzierung breiter Gürtel und
Wehrgehänge dienten (Textfig. 96) und die wir am Glasinac in vorzüglichen Exem-
plaren vertreten fanden, wurden gleichfalls über die Gredas zerstreut häufig angetroffen.
Sie sind durchwegs gleicher Form und bestehen aus einem
schmalen flachen Stäbchen, das durch vier buckelförmige Knöpfe
und drei dazwischen angebrachte, mit Rillen verzierte Querstäbe
besetzt ist. An der Unterseite eines jeden Knopfes befindet sich
je eine Öse, durch welche die Schnur durchgezogen wurde. Sti-
listisch erscheinen diese Astragalstäbe von Dolina jedenfalls jünger
als jene von Glasinac, da sie in der Form eine augenscheinliche
Verflachung bekunden. Gefunden wurden im ganzen 53 Stück
| (Taf. LXXXI, Fig. 45, und Textfig. 96).
Unter den losen Funden von den Gredas können wir auch
zwei Stücke anführen, welche die Art und Weise veranschaulichen, wie derartige aus
Astragalstäben gebildete Gürtel geschlossen wurden.
Das eine ist das Ösenstück, welches aus einem 1‘5 cm breiten, 4-5 cm langen
Bronzeblechstück besteht, das an der Unterseite der einen Längskante vier Ösen besitzt,
in welchen die Gürtelschnüre befestigt waren, während an der anderen Seite ein sehr
hoher schmaler Bügel ansetzt, der als Öse für den Gürtelhaken diente. Ähnliche Ösen-
Fig. 96. Astragalstäbe
von Gürteln p/s)-
150 I. Archäologie und Geschichte.
stücke wurden nur noch in einzelnen kleinen Bruchstücken gefunden (Taf. LXXXI,
Fig. 43).
Als Beispiel eines Gürtelhakens ist ein einzelnes Stück anzuführen, das die in der
Nekropole häufig vorkommende Gestalt einer ausgebuckelten Halbkugel, die mit drei
erhabenen Querstreifen und am Rande mit einer dichten Reihe beerenförmiger Stiel-
knöpfe verziert ist. An der Unterseite befinden sich zwei Haken, wovon der eine dazu
diente, um das Stück am Ledergürtel festzunieten, während der andere als Verschluß-
haken verwendet wurde (Taf. LXXXI, Fig. 40).
Ähnlich wie dieser Gürtelhaken wurde ein anderer, bedeutend kleinerer (Durch-
messer 2-5 cm) verwendet, der die Gestalt eines breiten, ein enges Loch begrenzenden
Ringes, der an der Unterseite ganz glatt, oben, nach der Mitte zu konisch geformt ist
und demnach einen dreieckigen Querschnitt besitzt.
Durch den einen Haken, der am Gürtelende befestigt
war, ist ein Bruchstück einer dünnen Knochenplatte
festgeklemmt, woraus zu schließen ist, daß auch Kno-
chenplatten als Gürtelbeschläge verwendet wurden (Taf.
LXXXI, Fig. 41, und Textfig. 97).
Als Gürtelschmuck dienten auch zwei ganz gleich
geformte durchbrochene Zierscheiben in Gestalt eines
vierspeichigen Rades, dessen Felge mit zehn abstehen-
den, mit Augen verzierten Strahlen und zwei Vertikal-
stäben verziert ist, die mit je zwei radialen Stäben an der Felge aufsitzen. Das Stück
wurde durch zwei Nieten am Gürtel — oder auch Kleidungsstück — befestigt (Taf.
LXXXI, Fig. 42, und Textfig. 98).
Ein Riemenendebeschlag aus dünnem, mit erhabenen
Streifen verziertem Bronzeblech wurde leider nur unvollstän-
dig gefunden und war 8 cm breit.
Als Gürtelbestandteil mögen auch jene charakteristischen
kreuzförmigen Zierstücke gedient haben, die die Gestalt
zweier, unten teilweise offener, sich kreuzender, in der Mitte
mit einem erhabenen Buckel verzierter Röhren haben, an
deren vier Enden sich Ringe, zum Durchziehen von Schnüren
geeignet, befinden. Diese Stücke mögen ihre Verwendung
an solchen Stellen gehabt haben, wo sich zwei Gürtelschnüre
— wie dies bei Wehrgehängen der Fall — kreuzen. Das in
Frage stehende Stück wurde auf der Greda des Mato Petro-
vic jun. vereinzelt gefunden und zeichnet sich durch eine malachitartige glänzende
Patina aus (Taf. LXXXI, Fig. 44, und Textfig. 99).
L. Anhängsel. In dem Terrain außerhalb der Gräber wurden fünf verschiedene
Anhängsel aus Bronze gefunden. Zwei davon sind bommelförmig, vertikal geschlitzt,
wie wir sie zuerst und häufig am Glasinac fanden.
Ein anderes ist ähnlich, hat aber eine massive, in Vollguß ausgeführte Bommel
ohne Schlitzen, ein drittes eine birnenförmige Bommel mit weiter dreieckiger, von
dünnen Stäben begrenzter Ose.
Abweichend in der Form ist ein aus dünnem Blech getriebenes kapselförmiges
Anhängsel in Linsenform, mit zwei konzentrischen Kreisen verziert, im Zentrum durch-
locht (Textfig. 100). Ähnliche Miniaturbullen wurden in Jezerine und Sanskimost ge-
funden und gehören einer Übergangsperiode von der ersten zur zweiten Eisenzeit. Sie
Fig. 99. Gürtelglied (2/3).
Truhelka. Der vorgeschichtliche Pfahlbau im Savebette bei D. Dolina.
151
Pig. 100.
Bronzebulle
als Anhäng-
sel (2/3).
entstammen jedenfalls dem Formenkreise der La Tene- Kultur, welche die autochthone
illyrische überschichtet.
Der Form nach ganz exzeptionell sind endlich zwei Stücke, wovon das eine den
Umrissen nach an die Frucht des Ahorns erinnert und an der Rückseite einen weit
wegstehenden kantigen Bügel besitzt, das andere eine tartschenähnliche,
seitlich eingezogene Form besitzt, deren Platte in der Mitte senkrecht ge-
spalten und oben durch zwei vorspringende Augen verziert ist. Auch das
letztere Stück hat an der Rückseite einen weiten Bügel.
M. Zierstäbe. Bronzene, mit in regelmäßigen Absätzen angeordneten
runden Scheiben verzierte Zierstäbe, wurden drei Stück gefunden. Ein
Exemplar, 9'1 cm lang, hat acht sehr starke (4 mm) Scheiben, das zweite
neun um die Hälfte dünnere, und an beiden ist die Randkante durch um-
laufende eingravierte Linien verziert. Das dritte Exemplar, 6‘8 cm lang,
hat fünf größere und stärkere und dazwischen vier kleinere und dünnere
Scheiben (Fig. 101). Ähnliche Zierstäbe hatten wir in
den Grabinventaren von Dolina wiederholt als Bestand-
teile des Leichenschmuckes zu erwähnen Gelegenheit.
N. Bronzeketten. Ketten als Schmuck sind in unse-
rem Gräberfelde sehr selten. In den Grabinventaren
konnten wir sie nur vereinzelt antreffen und auch unter
den lose gefundenen Bronzen können wir nur drei Frag-
mente anführen: ein 8-l cm langes, aus sehr kleinen flachen
Ringen bestehendes Stück, ein 16*7 cm langes Bruchstück,
bestehend aus zwei 77 cm langen dünnen, mit Perlen
dicht besetzten Stäbchen mit Endösen, welche durch drei
Drahtringe zusammengehalten sind, und endlich ein 14 cm
langes Stück, bestehend aus zwei größeren Ringen und
drei schön profilierten Stäben, welche an beiden Seiten
weite Ösen für das Durchziehen der Ringe besitzen.
O. Pinzette. Pinzetten zählen in allen größeren bis-
her entdeckten eisenzeitlichen Gräberfeldern zu den häu-
figer vorkommenden Funden, während sie in Dolina auffallend selten sind. Ein lose
gefundenes Stück verdient deshalb besonders erwähnt zu werden. Die Zangenarme
sind von 9 mm breiten, 5*7 cm langen Bronzeblechstreifen gebildet, an deren Enden die
Greiflappen T-förmig anschließen und 3‘7 cm breit sind. Der Rand der Pinzette ist
durchwegs von einer Reihe kleiner, erhaben ausgetriebener Punkte eingefaßt und der
Greiflappen überdies mit einer Reihe größerer verziert.
P. Lanzenspitzenbeschlag aus Bronze. Auf dem Gräberfelde wurden wiederholt
Lanzen gefunden, deren Spitze mit einer flachen dütenförmigen Hülse aus Eisenblech —
und einmal auch aus Bronzeblech — versorgt war. Diese Hülsen dienten vermutlich
als Beschlag von ledernen oder hölzernen Scheiden, womit die Schärfe der Lanzenspitze,
ähnlich wie bei Schwertern, gegen das Schartigwerden geschützt wurde.
Eine solche Lanzenscheide aus Bronzeblech (Textfig. 102) befindet sich auch
unter den losen Funden des Gräberfeldes, sie ist 6 cm lang, auf beiden Seiten durch
je zwei mit den Seitenkanten parallelen, von durchbrochenen Dreiecken gebildeten
Bändern verziert.
Die beiden offenen Enden der Hülse sind durch einen erhabenen kantigen Wulst
verstärkt, dessen Vorderfläche durch eine weite Zickzacklinie verziert ist. Im Inneren
Fig. 101.
Zierstab aus
Bronze (2/3).
Fig. 102.
Lanzenvorstecker.
Bronze (2/3).
152
I. Archäologie und Geschichte.
steckt noch das durch Oxydation stark verstörte Spitzenende der Eisenlanze. Wie stark
der Oxydationsprozeß hier war, ersehen wir daraus, daß die aus ziemlich starkem
Bronzeblech hergestellte Hülse infolge der durch die Oxydation erfolgten
Aufblähung des Eisens an einer Stelle gesprengt wurde und einen
zirka 5 cm langen Riß aufweist.
R. Hammer. Das älteste Stück unter den losen Funden auf den
Gredas ist ein Hammer aus Bronze. Er hat ganz die Form des Hohl-
keltes und wurde auch ähnlich geschäftet und durch eine Schnur mit
einer Ose am Schafte festgebunden, hier ist aber an Stelle des Schneide-
teiles der Kelt stollenförmig abgeflacht, so daß sich eine zum Hämmern
ganz geeignete Fläche darbot. Der untere Teil des Hammers ist auch
massiv ausgegossen, damit er gewichtiger sei, und das Schaftloch reicht
kaum etwas über die Hälfte des Werkzeuges.
Fig. 103.
Bronzeangel (2/a).
Fig. 104.
Eisernes
Haumesser
mit Vorstecker
(2/9).
Derselbe ist vom ovalen, mit vier Ringen verzierten Schaft-
loche gegen das Hiebende vierkantig geformt und, ähnlich wie bei
Hohlkelten, unter dem Schaftwulste mit konzentrischen erhabenen
Kreisen verziert. Der Hammer gehört unstreitig einer älteren
Periode an, die dem Gräberfelde voranging, und mag von einer
früheren Ansiedlung herrühren, die sich in der Nähe befand, oder
aber nur zufällig hier vorloren worden sein. Er ist jedenfalls besonders
bemerkenswert, weil er der einzige bronzezeitliche Hammer ist, der
bisher in Bosnien gefunden wurde.
S. Fischangel. Ein seltenes Stück unter unseren Gräberfunden ist
eine kleine Fischangel aus Bronze. Sie hat genau die Form unserer
heutigen Angeln, ist aber ungleichmäßig gebogen. Die Spitze ist seitlich
abgeflacht und nicht sehr spitz, der Widerhaken ist kurz, das Kopfende
der Angel ist gleichfalls abgeflacht und erweitert, um der Angel beim
Anschnüren besseren Halt zu gewähren. Die von einer unansehnlichen
dunklen Patina überzogene Angel ist 32 cm lang und aus unverhältnis-
mäßig dickem Draht (2 mm) hergestellt (Textfig. 103).
T. Bronzestatuette. Ein kleines Bronzebildnis eines Pferdes wurde
auf der Greda vereinzelt gefunden. Es ist durchaus stilistisch aufgefaßt
und erinnert nur entfernt an sein natürliches Vorbild. Der Kopf ist
kurz geraten, der Hals flachgepreßt und sehr gestreckt, der Körper
ein dünner Zylinder, die Füße flach und gerade auseinandergespreizt.
Sie dürften auf einer Sockelplatte befestigt gewesen sein, die aber fehlt.
Die Figur trägt alle Merkmale Schleuder hafter Ausführung, wie wir
sie bei ähnlichen Dutzendwaren prähistorischer Bildnerei finden. Höhe
3-5 cm, Länge 4‘3 cm.
3. Eisenfunde.
Eisen wurde in den Gräbern und auch außerhalb derselben reich-
lich angetroffen. Da es zumeist seicht lag, wurde viel davon durch
Rost total zerstört und auch die besser erhaltenen Stücke haben bedeutend gelitten.
Fast bei allen fehlt der Metallkern und ist zu Oxyden umgewandelt. Unter den besser
erhaltenen Stücken erwähnen wir 16 Lanzen von 185 — 50 cm Länge und sind darunter
dieselben Formen vertreten wie in Gräbern. Die auf Taf. LXXIX, Fig. 6 und 7 ab-
Truhelka. Der vorgeschichtliche Pfahlbau im Savebette bei D. Dolitia.
153
gebildeten Stücke gehören hierher. Ferner wurden 2 Krummschwerter mit Heft-
dorn (Heftzunge abgebrochen), 35 cm lang, 12 Messerklingen, zumeist einwärts gebo-
gen, und eine Pfeilspitze (7-5 cm lang) mit langem schmalen Widerhaken gefunden.
Von den beiden Schwertern ist besonders ein Exemplar sehr gut erhalten, indem
hier die sonst gewöhnlich beschädigte Griffzunge mit drei Nietlöchern intakt ist und die
Spitze auch in einer flachen Eisenhülse verwahrt war. Die Form des Krummschwertes
ist ganz charakteristisch, indem die Klinge unter dem Heftansatze, welcher gegen die
Schneide zu mit einem dornartigen Vorsprunge versehen ist, scharf einwärts geknickt
ist und die Schneide eine ausgesprochene „S“-förmige Kurve beschreibt. Der Rücken
der Klinge ist gerade und bedeutend verstärkt (Textfig. 104).
Das interessanteste Eisenstück unter
unseren losen Funden ist eine massive
Schildspange aus einem breiten, halbkreis-
förmig gebogenen, in der Mitte firstförmig
erhabenen, an den Rändern wulstig ein-
gefaßten Bande, an welchem zu beiden
Seiten je ein geschweifter Lappen ansitzt,
welcher mit einem Nietloch versehen war,
um damit an die untere Schildfläche an-
genietet zu werden. Die Spange ist ge-
nügend geräumig, um das Aufstülpen des
Schildes auf den Oberarm zu gestatten.
Das Stück gehört jedenfalls der jüngsten Stufe unseres Pfahlbaues an, wenn es
nicht schon direkt römisch ist (Textfig. 105).
Fig. 105. Eiserne Schildspange (2/s).
4. Blei.
Ein kleines Bleistück müssen wir, obwohl es ungeformt ist, besonders erwähnen,
weil rohes Blei unter unseren eisenzeitlichen Funden ungemein selten ist. Es ist ein
3'4 cm langes flaches Barrenstückchen, an einem Ende etwas flach ausgehämmert und
mit einer Hängeöse versehen, und zeigt an verschiedenen Stellen unregelmäßige Hammer-
hiebe. Die Oberfläche ist von einer schmutziggrauen Oxydschichte überzogen. Die
Ose läßt uns darauf schließen, daß das Stück als Anhängsel, vielleicht als Amulett, ge-
tragen wurde.
III. Sonstiges.
A. Glas- und Emailperlen.
Über die ganze Fläche des untersuchten
Gräberfeldes zerstreut fand man vereinzelte
Glas- und Emailperlen und wurde eine ansehn-
liche Anzahl aufgelesen. Am häufigsten sind
einfärbige, zumeist kleinere einfache Perlen, und
zwar 21 aus weißem, 141 aus dunkelblauem,
9 aus lichtblauem, 55 aus gelbem und ver-
einzelte aus grauem und braunem Glase.
Größere polychrom ornamentierte Perlen wurden 56 Stück gefunden und be-
steht das Ornament entweder aus umlaufenden Zickzacklinien (weiß oder gelb opak)
Fig. 100. Verschiedene Perlen (Bein, Email,
Glas, •/»)■
154
I. Archäologie und Geschichte.
auf dunklem, meist blauem Grunde, oder aus von Spiralen gebildeten Augen (weiß
oder gelb) mitunter mit andersfarbigem Zentralpunkte. Die Grundfarbe dieser Perlen
ist blau, seltener grün oder gelb.
Von der runden Perlenform weichen 18 weiße transparante Glasperlen ab, welche
die Gestalt einer kleinen Vase besitzen und an der Halseinkerbung durchlocht sind.
B. Bernstcinperlen.
Bernsteinperlen wurden außerhalb der Gräber im ganzen 16 größere Exemplare
gefunden, der Form nach kugel- oder scheibenförmig; sie sind durchwegs schmucklos und
nur flüchtig abgeschliffen.
C. Schlittsdiuhknochen.
Eines der interessantesten und in seiner Art auch der wich-
tigsten Stücke unter den auf dem Gräberfelde der „Greda“ auf-
gefundenen losen Funden ist ein Langknochen von einem Fohlen
von der Greda des Mato Petrovic Veliki, welcher zweifellos als
Schlittschuh gedient hat (Textfig. 107).
Die Fundumstände, unter welchen er zutage gefördert wurde
— er stammt aus derselben Schichte, in welcher auch die Gräber
lagen — lassen es außer Zweifel erscheinen, daß er gleichalterig
mit den übrigen Funden unserer Nekropole ist und darin liegt der
Wert dieses Stückes, da ja die mit voller Sicherheit als prähistorische
Schlittschuhe erwiesenen Stücke bisher sehr selten sind.
Otto Herrmann, der sich in den Mitteilungen der Anthropologi-
schen Gesellschaft in Wien 1902, S. 217 ff. eingehend mit der Frage
des Knochenschlittschuhs und Knochenschlittens befaßte, führt als
prähistorische Belege des Knochenschlittschuhs Stücke von folgenden
Lokalitäten an:
Ein ungarisches aus Verbely, eines aus einem Pfahlbau bei
Spandau, drei aus friesischen Warfen von Grimmersum, Aalsum und
Osterend und eines aus St. Peter of Arches (England).
Von allen diesen Stücken hat jenes von Donja Dolina voraus,
daß es genau datierbar ist, indem es außer allem Zweifel steht, daß
es, sowie der ganze Pfahlbau und sein Gräberfeld, dem Ende der
Hallstattperiode angehört.
Das ungarische Stück von Verbely wird nur durch einen Kupfer
und Antimon enthaltenden Gußklumpen, der damit gefunden wurde,
als prähistorisch bestimmt, aber diese Bestimmung ist eine sehr
dehnbare und erlaubt kaum annähernd eine zeitliche Bestimmung;
das Exemplar aus Spandau gehört, wie die norddeutschen Pfahlbauten,
der spätesten, bereits slawischen Eisenzeit an und die Exemplare aus
den friesischen Warfen sind, wie diese selbst, zeitlich nicht genau
bestimmbar. Sie können neolithisch sein, aber auch Perioden an-
gehören, die um Jahrtausende jünger sind.
Was endlich das englische Exemplar aus St. Peter of Arches
anlangt, so nimmt schon Munro an, daß der Gebrauch von Knochenschlittschuhen
durch friesische Einwanderer in England bekannt wurde.
m
Mi,
Bi
1
b-
7;
■ ■y-'y.
Fig-, 107. Schlitt-
schuh aus einem
Knochen (2/3).
Truhelka. Der vorgeschichtliche Pfahlbau im Savebette bei D. Dolina.
155
Im Gegensätze zu diesen nur vag bestimmbaren Belegen läßt sich das Exemplar von
Donja Dolina ganz genau in den Zeitraum vom V. — III. Jahrhundert v. Chr. verlegen.
Dieses Exemplar ist gegenwärtig 20 cm lang, doch sind an beiden Enden die Ge-
lenkköpfe abgebrochen und dürfte es ursprünglich zirka 27 cm lang gewesen sein. An
einem Ende unter dem Sehnenknorren sind nebeneinander zwei vertikal eingebohrte
kleine Löcher, am anderen Ende aber ein gleich weites horizontales, quergebohrtes Loch.
Durch diese Löcher wurden die Schnüre durchgezogen, vermittels welcher der Knochen
am Fuße festgeschnallt wurde. Die untere Kante des Knochens zeigt die charakteristisch
abgeschliffene Gleitfläche, wie sie an allen Knochenschlittschuhen bemerkbar ist.
Wie aus dieser Beschreibung und aus jener von Otto Herrmann gegebenen der
übrigen alten Schlittschuhknochen ersichtlich ist, zeichnet sich das Stück von Donja
Dolina vor jenen auch durch die praktisch angeordneten Schnurlöcher aus, welche der
Anordnung bei rezenteren Exemplaren entspricht und keinen Zweifel über die ursprüng-
liche Verwendung des Stückes auf kommen läßt.
Als rezentes Analogon für Knochenschlittschuhe, die in Bosnien in Gebrauch
waren, führe ich an, daß die Bewohner von Dolina noch vor einigen Dezennien sich
aus Pferdeknochen angefertigter Schlittschuhe bedienten, doch konnte ich leider bisher
kein Originalstück auftreiben. Von besserem Erfolge waren meine Bemühungen be-
züglich des Knochenschlittens, indem ich einen ganzen Sitzschlitten mit Knochenkufen
von Langknochen vom Pferde für das Museum erwerben konnte und dabei in
Erfahrung brachte, daß solche heute noch bei den Bewohnern von Dolina häufig in
Gebrauch sind.
Die Gebrauchsweise ist genau dieselbe, wie sie Herrmann in seiner zitierten Arbeit
beschrieben, und zur Vorwärtsbewegung wird eine mit einem Eisendorne beschlagene
Pike verwendet und erwarb ich davon gleichfalls ein Exemplar.
Ich muß besonders hervorheben, daß Herrmanns Rekonstruktion des Knochen-
schlittens, die er unter der Bezeichnung „idealer Sitzschlitten mit Knochenkufen“ in
Fig. 141 o. c. abbildet, der Form nach vollkommen entspricht und unser Originalstück
sonach als authentischer Beleg für diesen Rekonstruktionsversuch dienen kann.
D. Fibelform.
Eines der interessantesten Stücke aus
der Nekropole von Donja Dolina ist die
Gußform einer Fibel aus gelblichgrauem
Sandstein (Fig. 108).
Die Fibeln, welche aus ihr gegossen
wurden, gehören einer spezifisch italischen
Gruppe an und wurden bisher in Bosnien
niemals angetroffen ; es ist also in diesem
exzeptionellen Falle umso interessantex1, eine
Gußfoi’m zu einer Fibel zu finden, wovon
bisher Abgüsse unbekannt sind. Aus die-
sem Falle sind wir berechtigt, auf italischen
Einfluß zu schließen, und zwar nicht auf
bloßen Import, sondern auf eine direkte Ein-
wanderung, denn das Vorhandensein dieser
fremden Gußfoi-m könnten wir nur dadurch
Fig. 108. Gußform einer Fibel (1/3).
156
I. Archäologie und Geschichte.
erklären, daß sie ein italischer Bronzearbeiter mit seinem übrigen Handwerkzeug
herübergebracht hatte. Jedenfalls ist dieses eine Exemplar ein viel deutlicherer Beleg
für die gegenseitigen Beziehungen Italiens mit den westlichen Balkanländern als
die große Reihe von italischer Exportware, die wir bisher angetroffen haben. Die
Fibel, wovon wir das Negativ in unserer Gußform wiedererkennen, gehört zu jener
von Benacci bei Bologna bekannten Form (Montelius, Civil, prim, en Italie, Taf. XVI,
Fig. 222 — 231), die wir als Vorstufe der aus ihr entstandenen Schlangenfibel anseh en
können.
Sie zeichnet sich durch den einwärts gebogenen Bügel aus, den lang abstehenden
Fuß und die stark geschweifte Nadel. Die beiden Schleifen am Kopf- und Fußende
des Bügels sind auf unserer Gußform von zwei Vogelgestalten überkrönt und sehen wir
darin eine reiche Ausgestaltung, wie wir sie nicht einmal im Ursprungslande dieser
Fibelform antreffen.
Montelius setzt diese Fibelform in die IV. Periode der italischen Bronzezeit, sie
ist demnach eine Vorläuferin der reicher ausgestalteten Fibeln der Eisenzeit. Ihr Vor-
kommen in Donja Dolina ist deshalb in zweierlei Hinsicht bemerkenswert: für die
Altersbestimmung unseres Pfahlbaues und für die kulturelle Beeinflussung des nordwest-
lichen Illyrikums durch Italien.
Wirbeltierfauna des Pfahlbaues von Donja Dolina in Bosnien.
Von
Dr. Joh. Nep. Woldrich,
k. k. o. ö. Professor in Prag.
(Mit 3 Tafeln.)
Über Ansuchen des Direktors des bosnisch -herzegowinischen Landesmuseums in
Sarajevo, Herrn Hofrates K. Hör mann, übernahm ich die Bestimmung der Knochen-
reste und einiger beigemengter anderweitiger Objekte, welche aus dem Pfahlbau von
Donja Dolina in Bosnien stammen.
Das Materiale bestand aus zirka 600 fast durchwegs zerschlagenen Knochen und
Knochenfragmenten und wurde mir im Herbste 1901 in zwei Kisten zugeschickt, welche
die Ausgrabungen der Jahre 1900 — -1901 enthielten.
Da die vorliegenden Knochenreste im großen und ganzen, sowohl was den Erhal-
tungszustand derselben als auch was die Tierformen betrifft, mit jenen vom Pfahlbau
aus Ripac bei Bihai1) übereinstimmen, so kann ich mich im vorliegenden Berichte
kurz fassen. Bezüglich der Maßzahlen wichtigerer Knochen verweise ich deshalb auf
meine vorangeführte Arbeit; einige interessantere Knochen, Hornzapfen und Geweih-
fragmente ließ ich photographieren und füge deren Abbildung bei.
l) Siehe meine Abhandlung: Wirbeltierfauna des Pfahlbaues von Ripac bei Bihad; Wissensch. Mit-
teilungen aus Bosnien und der Herzegowina, Bd. V, 1897, mit 5 Doppeltafeln.
Wold rieh. Der vorgeschichtliche Pfahlbau im Savebette bei D. Dolina.
157
Mammalia. Säugetiere.
Primates. Primaten.
Homo.
Ein Fragment eines Unterkiefers mit einem Backenzahne, ursprünglich gewaltsam
zerschlagen; distale Hälfte des Humerus ursprünglich zerschlagen; ein Wirbel. Es
kann keinem Zweifel unterliegen, daß diese Knochen, welche einem jungen vollerwach-
senen Menschen angehören, gewaltsam durch Menschenhände zerbrochen wurden; die-
selben zeigen keine vom Menschen oder von Hunden herrührenden Benagungsspuren.
Einem ähnlichen Vorkommen von menschlichen Knochenfragmenten mitten unter
zahlreichen Fragmenten von Tierknochen begegnete ich sehr häufig unter Resten aus
neolithischen und bronzezeitlichen Ansiedlungen Böhmens, Mährens, Schlesiens und
Niederösterreichs. Ich habe jedoch nirgends hinreichende Anhaltspunkte gefunden, um
dieses Vorkommen von Menschenknochen als ein Zeichen von Anthropophagie anzusehen,
sondern neigte und neige mich auch in unserem Falle zur Ansicht, daß dieses Vor-
kommen mit religiösen oder vielmehr mit abergläubischen Vorstellungen und Gebräuchen
Zusammenhänge.
Carnivora. Raubtiere.
Canis fam. intermedius Woldficli.
Vier Wirbel und eine Ulna; letztere entspricht der Ulna aus dem Pfahlbaue
von Ripac (Tafel XLIII, Fig. 4). Seit dem Erscheinen meiner Abhandlung: „Wirbel-
tierfauna des Pfahlbaues von Ripac“ (1897), in welcher ich auch die mutmaßliche Ab-
stammung dieser und anderer Hundeformen besprach, hat Th. Studer in Bern eine
sehr beachtenswerte Abhandlung: „Die prähistorischen Hunde in ihrer Beziehung zu
den lebenden Rassen“ (Zürich 1901) veröffentlicht, welche die Hundefrage einen bedeu-
tenden Schritt vorwärts zu bringen geeignet ist und in welcher derselbe auch auf die
Abstammung der prähistorischen Hunde zu sprechen kommt.
Studer nimmt mit Hagemann und N eh ring bezüglich der lebenden Wölfe nur
eine Art an, nämlich Canis lupus L., welcher er eine große Variabilität zuschreibt,
worauf auch Nehring eingehend hingewiesen hat. In dieser Beziehung laufen nun die
Ansichten weit auseinander, nämlich was als Gattung, als Art und als Varietät anzu-
sehen sei. Ich stehe an der Seite Grays und anderer Zoologen, welche in der Sub-
familie Canina die Gattungen unterscheiden: Ictition , Cuon , Lupus mit fünf Arten
(Lupus vulgaris Europas mit einer Varietät, L. chanco Asiens, L. occidentalis mit vier
Varietäten, L. aureus und L. pollipes), Dieba, Simenia, Chrysocyon mit zwei Arten,
Canis mit vier Arten ( Canis familiaris mit fünf Varietäten, C. ceylonicus, C. tetra-
dactila, C. dingo mit einer Varietät), Lycalopex mit zwei Arten, Pseudolopex mit fünf
Arten und Thous mit zwei Arten.
Ist es schon schwierig, mit Sicherheit zu behaupten, welche von den rezenten
Formen einiger Familien als Art und welche als Varietät aufzufassen sind, so gestaltet
sich die Sache um so schwieriger bezüglich der diluvialen Reste, beispielsweise der
Caninae, Foetorinae, Ursinae, Talpinae, Arvicolinae, Lagopinae usw. Ich habe es
daher vorsichtigerweise vorgezogen, nicht von Arten, sondern von diluvialen Formen
158
I. Archäologie und Geschichte.
zu sprechen, unterschied strenge „Lupus“ von „Canis“ im Sinne Grays und wies auf
die gewaltige Formentwicklung nicht nur von Lupus, sondern auch von Canis s. str.
während des Diluviums besonders in dem unvereist gebliebenen Gebiete Mitteleuro-
pas hin.
Hierin stimmt auch S tu der mit mir vollkommen überein, indem er „in den Spe-
ziisvertretern einer Gattung den Fuß einer Varietätenbildung“ annimmt, „die sich bis
in das Neolith fortsetzte“. Derselbe anerkennt im Diluvium neben dem Wolfe imit
mehreren Varietäten) noch eine kleine, dem Subgenus Canis angehörende Art, die viel-
leicht etwa in Größe und anderen Details variierte wie der Wolf noch jetzt, also das-
selbe, was ich in dem ungeheuren diluvialen Materiale, das ich während der letzten
25 Jahre zu untersuchen Gelegenheit hatte, konstatierte, nur daß ich diese kleinere Form
und einige ihrer Varietäten näher zu fixieren trachtete und selbe mit Namen bezeich-
nete. Von den Vertretern dieses primitiven diluvialen Canis leitet Studer (gleich mir)
mit Zuhilfenahme einer Kreuzung desselben mit Wölfen die eurasiatischen Hunde-
rassen ab.
Von diesen Vertretern des diluvialen Canis s. str., die ich als Canis hercynicus,
C. Mikii und C. intermedius bezeichnete, scheint Studer nur C. Mikii anerkennen zu
wollen. Hierbei erlaube ich mir zu bemerken, daß es nicht „unbedeutende Fragmente“
waren, die mir als Grundlage der Unterscheidung dienten, sondern wohlerhaltene Kiefer-
stücke und einzelne zu ihnen gehörige Extremitätenknochen. Ich stimme mit Studer
vollkommen überein, daß Fragmente des Schädels oder eines Unterkiefers zur Zuwei-
sung zu einer bestimmten Form der zahlreichen rezenten Hunderassen nicht hinreichen,
so lange nicht an Ort und Stelle wohlerhaltene Schädel vorgefunden werden; wohl aber
können sie, besonders im Vereine mit Extremitätenknochen, wie dies in der Paläontologie
auch sonst üblich ist, in bestimmten Fällen zur Zuweisung an eine der wenigen bis
jetzt angeführten diluvialen Formen (drei), unter Umständen auch der vier prähistorischen
Formen ausreichen, beispielsweise die diluvialen Reste von Canis intermedius, welche
weder zum Wolf, noch zum Schakal, noch zu Canis Mikii gestellt werden können.
Was den Canis hercynicus anbelangt, den ich aus Zuzlawitz und aus der Gudenushöhle
beschrieb und abbildete, so kann derselbe weder zu C. Mikii, noch zum Wolf, noch
zum Schakal gestellt werden und der C. intermedius wurde auch von Liebe und von
Nehring aus dem Diluvium angeführt. Ich bin übrigens überzeugt, daß sich Reste
dieser Formen in vielen Museen, besonders Frankreichs und Englands, vorfinden mögen,
nur daß dieselben wegen der Schwierigkeit der diesbezüglichen Untersuchungen nicht
näher präzisiert erscheinen.
Studer bezweifelt, daß drei nahe verwandte Wolfsarten (meine Formen von Lupus )
und drei Hundearten (meine Formen von Canis ) gleichzeitig auf engem Gebiete existiert
haben könnten. Das scheint plausibel für konstante Arten, nun sind dies aber nicht
erwiesene Arten, sondern Formen, das Diluvium ist keine so eng begrenzte Zeit und
Mitteleuropa wohl ein engeres Gebiet, auf welchem jedoch nachgewiesenermaßen auch
von anderen Gattungen eine Reihe von Formen auftreten, so beispielsweise von Lagopus
oder gar von Arvicola in den Stramberger Höhlen, wo ich sogar mehrere Reihen von
Formen beschreiben und abbilden konnte. Es war das Diluvium eben die Zeit der
Variabilität und Artbildung, die Studer für die Caninae selbst zugesteht. Es sei mir
hier übrigens erlaubt zu bemerken, daß Ansichten auftauchten, welche das von mir
eingehend beschriebene und abgebildete fast vollständige Skelett des diluvialen Lupus
Suessii einfach mit dem bequemen Sammelnamen Canis lupus L. (verstehe den euro-
päischen Wolf) bezeichneten ; hierbei kann nur entweder eine höchst oberflächliche
Woldvich. Der vorgeschichtliche Pfahlbau im Savebette bei D. Dolina.
159
Durchsicht meiner Abhandlung oder ein Mangel an Verständnis für derartige Unter-
suchungen vorliegen; nach einer solchen Methode müßte man beispielsweise die fossilen
Skelette von Mustela martes und M. foina, welche einander außerordentlich viel näher
stehen als jene von Lupus Suessii und Canis lupus (vgl. meine Arbeit) am bequemsten
etwa als Mustein martes wenn nicht gar als M. vulgaris bezeichnen; dasselbe gilt von
einigen nahestehenden Foetorius- Arten.
Nach kritischer Sichtung der bisherigen Literaturangaben unterscheidet S tu der
folgende prähistorische Haushunderassen Eurasiens:
Canis fam. palustris Rütim., C. fam. Inostranzeici Anutschin; C. fam. Leineri Stu-
der; C. fam. intermedius Woldrich und C. fam. optima e matris Jeitteles.
Was nun den C. fam. intermedius anbelangt, so meint Studer, daß sich derselbe
während des Neoliths aus dem C. fam. palustris zur typischen Form entwickelte, die
schon zur Kupferzeit, also 3000 Jahre vor Christo, existierte, während ich denselben
von einer diluvialen Form, dem C. intermedius ableite. Hierbei sei betont, daß ich den
C. fam. intermedius bereits aus dem Neolith Mitteleuropas, ja selbst aus den alten
Kjökkenmöddigern Dänemarks nachwies.
Während Studer den C. fam. intermedius gleich mir zu den Schäferhunden
zählte, stellt er denselben jetzt in die Gruppe der Jagdhunde und liefert beachtens-
werte Vergleiche und Messungen an Schädeln schweizerischer und französischer Jagd-
hunde; den C. fam. optimae matris zählt er dagegen zu den Schäferhunden der
Schweiz und Frankreichs. Jeitteles selbst, der bekanntlich zwei Schädelformen
seines Hundes beschrieb und abbildete, sowie Naumann, stellen wenigstens den schwä-
cheren derselben (und diesen bildet Studer ab) entschieden zur Gruppe der Jagd-
hunde, welcher Anschauung auch ich beipflichtete; ich verharre bei derselben noch
gegenwärtig. Mein reichstes Vergleichsmaterial stammt aus den böhmischen fürstl.
Schwarzenbergschen Gütern, wo auf die Reinzucht der Hunde bekanntlich großes
Gewicht gelegt wird. Zunächst nenne ich den Schädel eines typischen Schäferhundes
aus der Domäne Beran in Böhmen, dessen ich mich seiner Reinheit wegen schon zu
Lebzeiten des Tieres versicherte, dann einen vollkommen übereinstimmenden Schädel
eines typischen Schäferhundes aus Blovic in Böhmen, ferner einen Schädel eines glatt-
haarigen Vorstehhundes (Hündin) des Oberforstmeisters in Frauenberg, neben mehreren
anderen, also lauter Schädel zuverlässig reiner Rassen. Der Schädel des C. fam.
intermedius stimmt vollkommen überein mit den Schädeln dieser rezenten Schäfer-
hunde und durchaus nicht mit dem schmal- und langschnauzigen Schädel des obigen
Vorstehhundes (oder auch anderer Exemplare), mit welchem wieder die schwächere
Form des Jeittelesschen Hundes C. fam. optimae matris übereinstimmt. Ich kann mich
daher in dieser Beziehung leider nicht der Ansicht Studers in seiner sonst so vor-
züglichen neuesten Arbeit anschließen. Es scheint hier eine Verschiedenheit in der
Formbildung des Schädels des Schäferhundes und des Jagdhundes der Schweiz und
Frankreichs einerseits und Böhmens anderseits vorzuliegen.
Meies taxus Blasius.
Ein Oberkiefer- und ein Unterkieferfragment.
Ursus arctos Linne.
Ein starker Canin.
‘
160
I. Archäologie und Geschichte.
Glires. Nagetiere.
Castor fiber Linne.
Vorhanden sind Reste von mindestens dreizehn Individuen vei'scliiedenen Alters,
und zwar 12 rechte Unterkieferäste, von denen ein Exemplar mittlerer Größe mit be-
schädigtem Winkel abgebildet ist (vgl. Taf. LXXXIV, Fig. 4); 11 linke Unterkieferäste;
1 Oberkieferfragment, 1 oberer Nagezahn, 1 Skapula, 1 Humerus, 4 Ulnae, 1 Radius,
3 Femora, 6 Tibiae und 4 Beckenknochen.
Choeromorpha. Schweine.
Sus europaeus Pallas.
Ein restaurierter Schädel eines weiblichen Tieres; ein vollständiger Unterkiefer mit
verwachsenen beiden Asten eines Ebers (vgl. Taf. LXXXII, Fig. 4 und Taf. LXXXIV,
Fig. 2); ein unvollständiger Unterkieferast d ; ein solcher § ; ein Unterkieferast eines ganzen
Individuums; je ein Fragment eines Unterkiefers und eines Oberkiefers; 3 lose untere
Canini; 4 lose obere Canini; 6 Fragmente des Unterkiefers; 1 Fragment des Unter-
kiefers eines ganzen Tieres; 2 untere Canini d (der eine im Durchmesser 305 mm);
2 obere Canini d (der eine im Durchmesser 33-5mm); 7 Inzisivzähne; 1 Radiusfragment;
2 Metatarsusfragmente, 2 Metacarpi juv.
Vollständiger Unterkiefer d
(Corouoidfortsatz beschädigt).
Länge des Unterkiefers in der Höhe des Alveolarrandes gemessen 370*0
Länge der Backenzahnreihe 125’0
Länge der drei Molaren 84*0
Länge des m3 43*0
Höhe des horizontalen Astes unter m3 66*5
Länge vom Hinterrande des ms bis zum Hinterrande des aufsteigenden Astes . 125'0
Größter Durchmesser des Canin 205
Sus palustris Riitimeyer.
Ein Schädel eines erwachsenen Ebers (vergl. Taf. LXXXII, Fig. 1, 2, 3); 2 Ober-
kieferfragmente d ; 1 Schädelfragment 9 ; 3 Fragmente des Oberkiefers 9 ; 1 fast vollstän-
diger Unterkieferast, gleich dem von mir aus Ripaö 1. c. Taf. XLIV, Fig. 6 abgebildeten
Exemplar, kaum etwas schwächer; 1 Unterkieferfragment mit Inzisiven d ; 8 Fragmente
vom Unterkiefer 9; 22 lose untere Canini; 1 oberer Canin; 4 Inzisivzähne.
Schädel d.
Gesamtlänge des Schädels vom vorderen Incisivrand bis zum Hinterrand des Occip.
cond 322*0
Länge vom vorderen Inzisivrande bis zur Kranznaht 340*0
Schiefe Höhe des Occiput zwischen dem Rande des Occip. cond. und der Crista 112*5
Gaumenlänge 217*0
Wo Irl rieh. Der vorgeschichtliche Pfahlbau im Savebette bei D. Dolina. 161
Größte Breite der Oberkiefer zwischen den Außenrändern der m3 69 '0
Länge von der Nasenwurzel bis zur Stirnmitte (Verbindung der beiden Process.
postorb 69-0
Länge vom selben Punkte bis zur Kreuznaht (Scheitellänge) 145'0
Querbreite zwischen den Jochbögen 143'0
Dieselbe zwischen den Process. postorb. (Stirnbreite) 102-0
Geringste Breite der Stirn zwischen den Orbitalrändern 74'0
Breite des Nasenbeins an der Wurzel 33-0
Gaumenbreite zwischen den wij 32'0
Durchmesser der Orbita von der Mitte des Bandes des Lacryrn. bis zum Ende
des Process. postfr 35'5
Größte Höhe des Jochbogens 36'0
Länge der Backenzahnreihe 108'0
Sus Linne.
Fünf Inzisivzähne.
Ruminantia. Wiederkäuer.
Capreolus caprea Gray.
2 Geweihstücke; 2 unvollständige Unterkiefer; distale Tibiahälfte; 1 Metacarpus.
Cervus dama Linne?
1 Unterkieferfragment; 1 Metatarsusfragment; 2 Phalangen I; 2 Phalangen II.
Cervus elephus Linne.
1 Stirnbeinfragment mit Stirnansätzen; 1 bearbeitetes Geweihfragment mit Rose,
größerer Durchmesser der Rose 79-0 mm, Durchmesser der Stange zwischen den beiden
Augensprossen 67*0 mm (vergl. Taf. LXXXIII, Fig. 2); Geweihfragment eines Ein-
spießers; 2 Augensprossen, eine bearbeitet; 1 rechtes Oberkieferfragment mit drei Mo-
laren und letztem Praemolar, Länge der drei Molaren 75*5 mm, Dicke des m2 an der
Basis 24'0 mm (vergl. Taf. LXXXIII, Fig. 3); 2 Oberkieferfragmente mit Zähnen;
2 lose obere Backenzähne; 1 rechtes Unterkieferfragment mit drei Molaren und letztem
Praemolar (vgl. Taf. LXXXIII, Fig. 1), Länge der ganzen Backenzahnreihe 138'0 mm,
Länge der drei Molaren 82‘0 mm, Länge des mg 34*0 mm-, 8 Unterkieferfragmente von
fünf Individuen; 2 Inzisivzähne; 3 Skapulafragmente; 4 Ulnae; 2 Radii; 1 Beckenpfanne;
1 Femurkopf; 1 distales Femurende; 1 proximale Hälfte des Metacarpus, größerer
Durchmesser des Endes 42-0 mm, kleinerer 29,0mra; 3 Metatarsi, vom Hunde benagt,
größte Länge des vollständigen Exemplars 285-5 mm, größerer Durchmesser des pro-
ximalen Endes 39*5 mm, der kleinere 33 ’0 mm; 1 Naviculare; 2 Calcanei; 3 Phalangen I;
3 Phalangen n.
Cervus Linn6.
1 Metacarpus und 1 Metatarsus eines juvenilen Tieres.
Die Edelhirschreste gehören kräftigen, großen Tieren an, jedoch nicht von unge-
wöhnlicher Größe.
Band IX.
11
162
I. Archäologie und Geschichte.
Alces palmatus Blasius.
Vorhanden ist ein Fragment des linken Geweihes eines etwa vierjährigen Tieres
mit noch nicht völlig entwickeltem Geweih; die Rose und die ihr aufsitzende drehrunde
Basis des Geweihes sind schief angeschnitten und abgebrochen; abgebrochen sind auch
drei äußere Sprossen; die Fläche des Innenrandes ist stark zugeschnitten (vergl. Taf.
LXXXIV, Fig. 1); ein zweites Geweihfragment entspricht dem oberen mittleren Aste des
vorigen Exemplars, stammt von der rechten Seite des Geweihes und ist etwas
schwächer (vergl. Taf. LXXXIV, Fig. 3).
Daß dieses Tier noch im Mittelalter in diesen Gegenden lebte, beweist die Nach-
richt des Albertus Magnus, der dasselbe Equicervus nennt (De anim. lib. II, c. 2,
fol. 36) und anführt, daß dasselbe im 12. Jahrhundert noch in den Wäldern Preußens,
Ungarns und Slawoniens in Menge lebte.
Capra hircus Linne.
1 Stirnzapfenfragment; 1 Unterkieferfragment, gleich dem 1. c. Taf. XLV, Fig. 12,
aus Ripac abgebildeten Exemplare; distale Tibiahälfte, gleich dem aus Ripac 1. c.
Taf. XLV, Fig. 7, abgebildeten Exemplare.
Ovis aries Limit*.
1 Hornzapfen; 1 Unterkieferfragment mit Zähnen; 4 Unterkieferfragmente mit
Zähnen; 1 oberer Molar; 1 Metatarsus, etwas stärker als das aus Ripaö 1. c. Taf. XLV,
Fig. 6, abgebildete Exemplar; 1 Metatarsus juv., gleich jenem aus Ripac (Taf. XLV,
Fig. 6).
Bos primigenius Bojanus.
1 linker Hornzapfen, von dem nur zwei Drittel vorhanden sind, während das pro-
ximale Drittel abgebrochen ist. Das Exemplar gleicht vollkommen jenem aus der prä-
historischen Station bei Brüx in Böhmen meiner Sammlung (Taf. LXXXIII, Fig. 5); beide
zusammengehörige, vollständige, jedoch getrennte Unter kieferäste mit etwas beschädigtem
Inzisivrande (Taf. LXXXIII, Fig. 4, rechter Ast); 1 angekauter Inzisivzahn; 1 oberer
Molar, Länge der Krone 37'5 mm (Taf. LXXXIII, Fig. 6); 1 proximales Gelenk des Hu-
merus, größter Durchmesser 155-0 mm- 2 distale Radiusenden von rechts und links,
größter Durchmesser 92‘Ototo; distale Femurhälfte, größter Querdurchmesser 124'Omm;
2 distale Tibiaenden, Querdurchmesser 89-0??m; 1 proximales Tibiagelenk, größter Quer-
durchmesser 129,0?mm; 1 vom Hunde benagter Calcaneus. Einige zertrümmerte Horn -
zapfenfragmente gehören wahrscheinlich hierher.
Rechter Unterkieferast.
Länge vom vorderen Inzisivrande bis zum Hinterrande des aufsteigenden Astes in
der Höhe der Backenzahnalveolen 407 ‘0
Länge der Backenzahnreihe 15 l'O
Höhe des horizontalen Astes unter dem m3 62'5
Länge vom Plinterrande des m,3 bis zum Hinterrande des aufsteigenden Astes . 136'0
Länge des m3 45-0
Wold rieh: Der vorgeschichtliche Pfahlbau im Savebette hei D. Dolina.
163
Bos brachyceros Rütiineyer.
2 Hornzapfenfragmente, ein stärkeres uncl ein schwächeres ; 1 rechter Unterkiefer-
ast mit Zähnen, gleich dem aus Ripac 1. c. Taf. XL VII, Fig. 14, abgebildeten Exem-
plare; 5 Unterkieferfragmente; 4 obere Backenzähne; proximale Hälfte des Metatarsus;
1 Calcaneus; 1 Phalange I.
■
Bos trachoceros Klitiuieyer.
Linkes Hornzapfenfragment, gleich jenem aus Concise; ein anderes Hornzapfen-
fragment dürfte wahrscheinlich hierher gehören; 1 rechter Hornzapfen juy.
Miscliform zwischen Bos trochoceros und brachyceros?
2 Hornzapfenfragmente.
Miscliform zwischen Bos primigenius mit trochoceros?
1 Hornzapfenfragment.
Die Extremitätenknochen, welche weder zu Bos primigenius noch zu Bos brachy-
ceros, sondern zu Bos trachoceros und den oben angeführten Mischformen gehören und
nicht unterschieden werden können, erscheinen unter der Bezeichnung Bos taurus an-
geführt.
Bos ( taurus ) Linne.
3 obere Backenzähne; 2 Inzisivzähne; 1 Humerusfragment; 1 proximale Radius-
hälfte; 2 Ulnae; 1 proximale Tibiahälfte; 1 proximale Tibiahälfte juy. ; 1 Femurfragment;
1 proximales Femurende (primiqeniusf) : 1 zweites proximales Femurende; 1 distale
Tibiahälfte.
Perissodactyla. Unpaarhufer.
JEquus caballus Linnü (kleine Form).
1 oberer Molar; 1 unterer Molar 3; 2 Inzisivzähne.
Außerdem liegen vor: Schneidezahnfragmente vom Biber; viele Rippenfragmente
kleinerer Säugetiere; eine Anzahl unbestimmbarer nicht bearbeiteter Knochenfragmente
größerer Säugetiere; eine Anzahl nicht bearbeiteter Knochenfragmente vorherrschend
vom Hirsch, Rind und Schwein; eine Anzahl nicht bearbeiteter Rippenfragmente größerer
Säugetiere, meist vom Rind, Hirsch und Schwein; eine Anzahl diverser kleiner Knochen-
fragmente.
Aves. Vögel.
Anas boschas LinnA
3 Humeri; 1 Ulna; 1 Metacarpus.
Corvus L.?
1 Ulnafragment.
164
I. Archäologie und Geschichte.
Pisces. Fische.
Schädelfragment, Wirbel und Stachel von einem großen Fisch.
1 Schalenfragment.
Mollusca. Weichtiere.
XJnio L.?
Rückblick.
Die Wirbeltierfauna des Pfahlbaues von Dolina ist bedeutend ärmer als jene des
Pfahlbaues von Ripac, zumal dieselbe, vom Menschen abgesehen, nur 20 Tierformen
gegenüber 41 von Ripac aufweist. Es sind dies:
Canis fam. intermedius Woldr.
Meies taxus Blasius.
Castor fiber Lin.
Sus europaeus Pall.
Sus palustris Rütim.
Capreolus caprea Gray.
Cervus dama Lin.?
Cervus elaphus Lin.
Alces palmatus. Blas.
Capra liircus Lin.
Ovis aries Lin.
Bos primigenius Boj.
Bos brachyceros Rütim.
Bos trochoceros Rütim.
Bos (taurus) zwei Mischformen.
Eguus caballus Lin.
Anas boschas Lin.
Cervus L.?
Ein Fisch.
Mit Ausnahme des Alces palmatus, des Bos primigenius und des Fischrestes sind
alle diese Tierformen im Pfahlbau von Ripac vertreten; auch hier überwiegt die Zahl
wilder Tiere die der Haustiere und die Zahl der Reste zahmer Tiere überwiegt hier
nicht so bedeutend jene der wilden Tiere wie in Ripac. In Dolina herrschen ebenfalls
die Reste des Schweines vor, neben diesen sind die Rinderreste in Dolina sowie in den
Schweizer Pfahlbauten verhältnismäßig zahlreicher als in Ripac, dagegen sind die Reste
von Schaf und Ziege auffallend spärlich. Bemerkenswert ist in Dolina die Anzahl der
Biberreste; da kein Schädel dieses Tieres vorliegt, welcher Umstand auf eine Zertrüm-
merung desselben behufs der Hirngewinnung schließen läßt, dürfte der Biber auch als
Nahrungstier anzusehen sein.
Im ganzen weisen die Wirbeltierreste des Pfahlbaues von Dolina auf eine ältere
Phase und kürzere Besiedlung gegenüber dem Pfahlbaue von Ripac hin.
Maly. Der vorgeschichtliche Pfahlbau im Savebette bei D. Dolina.
165
Früchte und Samen aus dem prähistorischen Pfahlbaue
von Donja Dolina in Bosnien.
Von
Karl Maly.
Über Ersuchen der Direktion des bosnisch -herzegowinischen Landesmuseums ent-
schloß ich mich, die Früchte und Samen aus dem Pfahlbaue von Donja Dolina zusam-
menzustellen und das Wissenswerteste davon zu veröffentlichen.
Sämtliche im folgenden angeführten Bestimmungen rühren von Herrn Dr. phil. et
med. Georg Busch an in Stettin her, welcher auch die Liebenswürdigkeit hatte, einige
Objekte durch Prof. Dr. Ludwig Wittmack in Berlin überprüfen zu lassen. Da die
mir von dem erstgenannten Herrn vorliegende Bestimmungsliste jedoch nur die bloßen
Namen enthält, glaube ich durch die Hinzufügung einiger Erläuterungen und der von
mir vorgenommenen Messungen das Verzeichnis in wünschenswerter Weise ergänzt zu
haben.
Die Samen der Zerealien und Hülsenfrüchte wurden in jener Schichte gefunden,
welche sich zwischen der Plafond- und der Dachschichte der Gebäude befand. Die letz-
teren waren stellenweise so dicht übereinander gelagert, daß sie eine einheitliche Schichte
zu bilden schienen. Nur das dichte Vorkommen des Getreides in der Mittellinie gab
in einigen Fällen einen Anhaltspunkt dafür, daß diese Schichte eigentlich doppelt ist.
Häufig wurden Zerealien auch in größeren Mengen in den schmalen Zwischenräumen
gefunden, welche die einzelnen Gebäude voneinander trennten. Sie waren hier entweder
in Urnen, Säcken oder auch Körben aufbewahrt. Die übrigen Sämereien wurden in
einer starken Düngerschichte gesammelt, die sich unter dem Roste der Ansiedlung
befand, stellenweise von großer Mächtigkeit war und aus Dünger, Spänen, verschie-
denartigen Abfällen und Anschwemmungen bestand.
Die Entstehung der Pfahlbauten von Donja Dolina fällt, wie die Ausgrabungen
erwiesen haben, in die Bronzezeit. In voller Blüte stand Donja Dolina am Anfänge
der Eisenzeit und in der La Tene- Periode. Aber noch bevor die Ansiedlung die
Höhe ihrer Entwicklung erreicht hatte, wurde sie aus unbekannten Gründen von ihren
Bewohnern verlassen und dem Verfalle preisgegeben.
Viele der von Prof. v. Beck1) für den Pfahlbau nächst Ripac bei Biha6 fest-
gestellten Samen fanden sich auch in Donja Dolina wieder.
A. Getreidearten (Zerealien).
Triticum vulgare Vill.
Gemeiner Weizen; kroat.: Psenica; albanes.: Gruni.
Nr. 1, 2, 3, 4 (mit Hordeum gemischt): 44 (zertrümmerte) Körner.2)
Die älteste Kulturpflanze der alten Welt und schon für die jüngere Steinzeit (neo-
lithische Periode) als Feldfrucht festgestellt.
J) Wissenschaft]. Mitteil, aus Bosnien und der Herzegowina V (1897), S. 114 — 123,
2) Nummern der Proben.
166
I. Archäologie imrl Geschichte.
Es liegen nur Früchte vor, Ährchen fehlen. Die Körner sind fast alle enthülst, durch
die Verkohlung schwarz, jedoch zum Teile gut erhalten.
Die Rückenseite zeigt ein vom Grunde bis zur Spitze verlaufendes deutliches Hi-
lum, die Vorderseite ist an einzelnen Körnern besonders stark bauchig und die Frucht
daher sehr dick (bis 3 mm). In der Größe sind die Körner ziemlich verschieden,
4*5 — 6‘5 mm lang, 2 — 2‘5 (3) mm breit und 2( — 3 ) mm dick. Die mittlei’e Größe be-
trägt etwa 6 — 6'5 mm in der Länge, 2-5 mm in der Breite und 2 mm in der Dicke.
Die Länge der Körner entspricht also dem rezenten Weizen, die Breite ist jedoch geringer.
Die einzelnen Proben (1 — 3) weichen voneinander in der Größe der Körner kaum ab.
Hordeum sativum Jessen.
Saatgerste; kroat. : Jecam; albanes. : Elbi.
4 (mit Triticum ): 5.
Von Buschan kurz als „Hordeum“ bestimmt.
Die Körner sind roh, d. h. beschält, die Spelzen jedoch fast gänzlich durch die
Verkohlung zerstört. Da nur schlecht erhaltene, meist je zwei vereinte Körner vor-
liegen, ist eine nähere Bestimmung nicht leicht möglich, umsoweniger, als mir leider
keine vergleichende Samensammlung zu Gebote steht.
In Pfahlbauten wurden bisher fast nur die 6zeilige (H. hexastichon L.) und selten
auch die 2 zeilige Gerste ( H . distichon L.) gefunden, dieselben Sorten, die auch heute
nach Dr. Otto Blau in Bosnien vorzugsweise gebaut werden [Ann. d. Landwirtschaft,
Bd. LIII (1869), S. 81]. Nach der Monographie „Die Landwirtschaft in Bosnien und
der Herzegowina“ (1899), S. 221, aber wird in Bosnien und der Herzegowina jetzt die
2-, 4- und 6 zeilige Gerste gebaut, doch überwiegt die erstere Abart in ihrer Verbrei-
tung die beiden anderen sehr bedeutend.
Die Abstammung der Saatgerste von dem in Nordostafrika und von Palästina bis
Beludschistan und Transkaukasien vorkommenden H. spontaneum K. Koch1) ist sicher.
Auch die auf seine Erfahrungen in der Kultur begründete Ansicht Körnickes, daß
sich in noch vorhistorischer Zeit daraus zuerst die 2 zeilige und aus ihr die höher-
stehenden Formen bis zur 6zeiligen Gerste entwickelt haben, hat viel für sich und
wurde bisher nicht bestritten.
Was die Verwendung der Gerste im Altertum betrifft, so wurde sie schon damals
in ihrem Werte dem Weizen nachgestellt und weniger als Nahrungsmittel des Menschen
als zu Opferzwecken, zur Fütterung der Pferde und nicht zum mindesten zur Bereitung
des Bieres verwendet. Es ist eine landläufige Meinung, daß das Brauen des Bieres
eine Erfindung der Germanen sei, und dieser Irrtum wird sogar auch in unseren großen
Werken ohneweiters als Wahrheit hingestellt.2) Aber schon zur Pharaonenzeit wurde
des Bieres wegen überall in Ägypten, wo kein Wein gedieh, Gerste gebaut und unter
den vorarischen Völkern Europas waren z. B. die Lusitanier, Iberer u. a. als Bierzecher
bekannt. Die Germanen haben möglicherweise ursprünglich das Bier gar nicht gekannt
und dürften erst durch die Kelten, Illyrer, Pannonier und Thrakier oder, wie Buschan3)
meint, durch die slawischen Völker im Osten davon Kenntnis erlangt haben. Zur Zeit
der älteren Edda war das Bier aber bereits eingebürgert und sehr beliebt.
*) Ascherson u. Gräbner, Synopsis d. mitteleurop. Flora II, 1 , S. 723.
2) Man vergleiche z. B. das sonst so eingehende Lehrbuch der Geographie von Hermann Wagner,
Bd. I (1900), S. 632.
3) Buschan, Vorgeschichtliche Botanik, S. 50.
Maly. Der vorgeschichtliche Pfahlbau im Savebette bei D. Dolina.
167
Panicum miliaceum L.
Echte, graue oder Rispenhirse; kroat. : Proso; albanes.: Melj.
Nr. 9, 17, 22, 23, 61.
Von Buschan kurz als „Hirse“ bezeichnet, welchen Namen bekanntlich auch
P. italicum L. (Kolbenhirse; kroat.: Mohär, Bar), Andropogon sorghum Brot. (Mohren-
hirse; kroat.: Sirak) und Pennisetum typhoid eum Rieh. (Negerhirse, Dochn [arab.]) führen.
Aus der Beschaffenheit der besser erhaltenen Früchte (Fench, Fennich), wie in Nr. 22
und 23, geht jedoch hervor, daß P. miliaceum L. vorliegt.
In Nr. 9 ist die Hirse völlig verkohlt, breiartig zusammengebacken (Hirsebrei,
Grütze, Brein, Prein; kroat.: Perga) und stammt aus einer Dachbodenschichte. Die
Körner sind durch die Verwitterung der Spelzen meist enthülst, rundlich und schlecht
erhalten. Das große Hilum ist jedoch noch gut zu erkennen.
Die Körner in Nr. 22 sind nicht verkohlt und an ihnen konnte ich daher fol-
gende Messungen vornehmen:
Länge
Breite
3-25
2
3-00
2-25
3-50
2
3-25
2
3-00
2
3-25
2
im Mittel 3'2 2-04,
also länger und breiter als die von Prof. v. Beck seinerzeit vom Pfahlbau Ripac bei
Biha6 beschriebenen Früchte.
B. Hülsenfrüchte.
Vicia fäba L.
Saubohne, Buff- oder Pferdebohne; kroat.: Bob, Bakla(ban); albanes.: Batha.
Nr. 37, 59.
Die Körner sind ziemlich stark verkohlt, namentlich in Nr. 37 sehr ungleich groß,
5’5 — 8 mm lang und 4-5 — 6 ‘5 mm breit, rundlich, nur wenig länger als breit.
Stammt aus dem Orient (Kaspisches Meer und Nordafrika).
Lens esculenta Moench.
Linse; kroat.: Leca, Lece, Socivo, Socevica; albanes.: Fiere oder Thiere.
Nr. 12, 13.
Verkohlte Körner liegen in größerer Zahl vor, sind (2'7 — ) 3 — 4 mm lang und
fast ebenso breit (im Mittel 3-5 X 3 mm).
Stammt aus dem westlichen Asien.
Pisum sativum L.
Erbse; südslav. : Grasak, Zecak; albanes.: Pizelle.
Nr. 14, 58, 60.
Stark verkohlte Körner in größerer Anzahl von (3*5 — ) 4 — 5- 9 mm Durchmesser
(im Mittel 4’9 mm) liegen vor. Sie sind im allgemeinen größer als die bei Buschan,
Vorgeschichtl. Bot., S. 201, angeführten.
168
I. Archäologie und Geschichte.
Bekanntlich sind die prähistorischen Erbsen- und Linsenkörner auffallend kleiner
als die rezenten.
Die Erbse stammt von P. elatius M. B. (Mittelmeergebiet, östlich bis Persien) ab.
C. Obstsorten.
1. Kernobst.
Pirus malus L. Apfelbaum; südslav.: Jabuka; albanes. : Mola. Nr. 33.
Es liegt nur eine kleine Anzahl von Apfelkernen vor, von welchen oft nur die
etwas verschrumpften Samenschalen (testa) erhalten sind. Länge der Kerne (5 — )
5'5 — 7 mm.
'i. Steinobst.
Cornus mas L. Kornelkirsche, Herlitze, „Dirndl“; kroat. : Drijen, Dren. Nr. 16.
Wurde zahlreich und unverkohlt in Düngerschichten (Grabung 1902) gefunden.
Die größten Körner sind 15 — 15*9 mm lang und 6’5 — l‘b mm breit, die kleinsten 9 mm
lang und 4‘5 — 5 mm breit, die mittleren etwa 13 mm lang und 6 mm breit. Auffällig ist
die Länge der größten Steine, da bisher nach Busch an nur höchstens 14’4 mm lange
gefunden wurden (a. a. O., S. 146).
Prunus spinosa L. Schlehe, Schwarzdorn; südslav.: Trn, Crni trn, Trnika. Nr. 15.
In derselben Düngerschichte, in welcher sich die Steinkerne der Kornelkirsche
vorfanden, wurden in großer Menge auch die Steine des Schlehdorns aufgefunden. Das
zahlreiche Vorkommen der Kornelkirschen- und Schlehdornkerne deutet darauf hin,
daß die Früchte von den Pfahlbauern jedenfalls zu einem bestimmten Zwecke gesammelt
wurden. Naheliegend ist es, daß die Früchte als Nahrungsmittel Verwendung fanden.
In welcher Weise, ob roh, wie dies bei Cornus mas sehr wahrscheinlich ist, in Brei-
form zubereitet oder zur Erzeugung von Getränken, ist derzeit noch unbekannt. Die
vorliegenden Steinkerne sind rundlich, an den Seiten aber schwach verflacht, unverkohlt
und zuweilen noch mit der Fruchthaut (Epikarp) umgeben.
Prunus insiticia L. Kriechenpflaume, Haferschlehe, Krieke; südslav.: Medunika, Trno-
sljiva. Nr. 52.
Liegt in unverkohlten Steinkörnern vor.
Prunus padus L. Ahlkirsche, Traubenkirsche, Faulbaum; südslav.: Cremza, Srmzika.
Nr. 51.
Ich sah nur ein unverkohltes Korn, das an einem Ende stark verjüngt war.
Länge 8, Breite 5'7, Dicke 5'5 mm.
3. Beerenobst.
Vitis vinifera L. Wein; südslav.: Vino; albanes.: Rus-i. Nr. 34 — 36, 43.
Die Körner sind verkohlt, bei Nr. 34 in größerer Anzahl voi’handen. Diese wur-
den daher von mir zu Messungen benützt. Die mittleren Körner maßen 5-9 mm Länge
und 4' 2 mm Breite, die größten hingegen 6'3 mm Länge und 4'8 mm Breite. Die Länge
schwankte zwischen 5-5 — 6‘3 mm, die Breite von (3*5 — ) 4 — 4’8 mm.
Der Wein (-stock, -rebe) stammt von der im Mittelmeergebiete bis über den Kau-
kasus, nördlich bis in das südliche Deutschland, das ungarische Tiefland und die
Flußgebiete der Donau und der March verbreiteten Abart V. silvestris Gmelin ab.
Maly. Der vorgeschichtliche Pfahlbau im Savebette bei D. Dolina.
169
Rubus idaeus L. Himbeere; slav.: Malina. Nr. 18.
Die Samen wurden in größerer Anzahl vorgefunden, was darauf hindeutet, daß
die Himbeeren bereits als Nahrungsmittel verwendet wurden. Da die Samen der Him-
beeren von denen der Brombeeren kaum zu unterscheiden sind, könnten auch letztere
vorliegen.
4. Schalenobst.
Corylus avellana L. Haselstrauch, Hasel; südslav.: Lijeska, Leska, Lescina. Nr. 57.
Ich sah 6 Früchte (Haselnüsse), von welchen 3 eine rundlich -eiförmige, die übri-
gen eine länglich -ovale, mehr flachgedrückte Form aufwiesen. Die Nüsse waren ziem-
lich gut erhalten.
D. Andere Früchte und Samen.
Chenopodium spec. Gänsefuß; kroat.: Jurcica, Jurjevac. Nr. 6, 8, 10, 17, 38.
In Nr. 6 und 8 sehr zahlreich vorhanden, daher vielleicht als Nahrungspflanze
kultiviert.
Amarantus retroflexus L. Mattenkraut, Amarant, Fuchsschwanz; südslav.: 85cir.
Nr. 21.
Kommt auf Ruderalien vor.
Polygonum spec. Knöterich; kroat.: Heida, Dvornik. Nr. 17, 42.
Ebenfalls ein Unkraut, von dem nur wenige Samen vorliegen.
Polygonum lapathifolium L. Ampferblätteriger Knöterich; kroat.: Lisac. Nr. 28.
Ich sah nur 2 Samenkörner. Kommt an feuchten Stellen, an Flußufern und ähn-
lichen Orten vor. Wurde auch im Pfahlbaue von Ripac vorgefunden. G. v. Beck in
Wissenschaftl. Mitteil, aus Bosn. u. d. Herz. V, S. 121.
.
Ranunculus spec. Hahnenfuß; kroat.: l&abnjak. Nr. 26, 29.
Zwei verschiedene Samensorten. — Unkräuter.
Verbena ofßcinalis L. Eisenkraut; kroat.: Sporis. Nr. 31.
Unkraut, das an wüsten Plätzen und an Wegen wächst.
Quercus spec. Eiche; kroat.: Hrast. Nr. 32, 54.
Einige Becher (Cupula) und eine gespaltene Eichel liegen vor. Nr. 32 dürften
nach Prof. Wittmacks Bestimmungen Gallen auf Eichenblättern, veranlaßt durch eine
Gallwespe, Neuroterus spec., darstellen.
■
Zweifelhafte Bestimmungen.
'
Mehrere von den gesammelten Früchten und Samen konnten teils wegen der
geringen vorhandenen Anzahl, teils des mangelhaften Zustandes wegen, in welchen sie
sich vorfanden, nicht mit Sicherheit bestimmt werden. Es sind dies:
? Secale cereale L. Roggen; kroat.: Raz; albanes.: Thekere. Nr. 30.
Es liegen im ganzen nur 18 Körner vor, die nach der Meinung Prof. Wittmacks
vielleicht von Roggen stammen dürften. Die Früchte sind sehr klein, 3‘5 — 4 mm lang
und schlecht erhalten.
? Avena fatua L. Flughafer; kroat.: Divljak. Nr. 19, 20. In Feldern.
170
I. Archäologie und Geschichte.
? Agrostemma spec. Kornrade; kroat. : Kukolj. Nr. 17.
Unter der Saat.
? Geranium spec. Storchschnabel; kroat.: Zdralica, Zdralinjak oder Iglica. Nr. 25.
In größerer Anzahl vorhanden. Unkraut.
? Thalictrum spec. Wiesenraute; kroat.: Vredorac. Nr. 40.
Wiesenpflanze. Wächst auch gerne am Ufer der Flüsse zwischen Gebüsch usw.
? Galium spec. Labkraut; kroat. : Brocika. Nr. 7.
Wiesenpflanze.
? Solanum nigrum L. Schwarzer Nachtschatten, Tollapfel; kroat.: Pomoönica. Nr. 24.
Ruderalpflanze.
? Sparganium spec. Igelkolben; kroat.: Jezinac. Nr. 27, 46.
Wächst in feuchten Gräben, an Flußufern usw.
? Laurus nobilis L. Lorbeer; südslav.: Lovor, Lovorika; albanes.: Daphne. Nr. 53.
Ich sah nur eine Frucht, die 1 2 mm lang und ebenso breit ist.
Das Vorkommen des Lorbeers bei den Pfahlbauern von Donja Dolina könnte wohl
nur ein ursprüngliches gewesen sein, etwa ein Relikt aus der Tertiärzeit, da er bis
jetzt noch nirgends in prähistorischer Zeit festgestellt wurde und daher an einen Kultus
des Lorbeerbaumes in dieser Zeit nicht zu denken ist. Wahrscheinlicher ist es jedoch,
daß die Frucht von einem Obstbaume stammt.
Archäologisch-epigraphische Untersuchungen zur Geschichte
der römischen Provinz Dalmatien.
Von
Carl Patsch.
Sechster Teil.
Inhalt: I. Zur Topographie und Geschichte von Zupanjac - Delminium. — II. Die römische Ortschaft
bei Suica. — III. Zur Geschichte des Passes Velika vrata bei Kupres. — IV. Ein Mysterienrelief aus
Han Compagnie-Vitez. — V. Aus Zenica-Bistua. — VI. Eine römische Fundstelle bei Visoko. — VII. Drei
römische Ruinenstätten im Bezirke Sarajevo. — VIII. Die römischen Ortschaften des Bezirkes Konjica. —
IX. Der römische Vorort des Bijelo polje bei Mostar. — X. Urnenfunde. — XI. Eine römische Villa in
Dretelj. — XII. Die Kultur des Brotnjo. — XIII. Eine Ziegelplatte aus Stolac. — XIV. Zur Handels-
geschichte von Narona. — XV. Zur Geschichte der römischen Stadt in Gradac bei Posusje. — XVI.
Eine abbozzierte Statue aus Loncari. — XVII. Ziegelstempel aus Flanona. — XVIII. Eine römische
Ortschaft in Poderkvina (Bez. Vlasenica). — XIX. Fibelfunde. — XX. Dalmatien und Nordwestafrika.
(Mit 1 Tafel und 186 Abbildungen im Texte.)
I. Zur Topographie und Geschichte von Zupanjac -Delminium.
Seit der ersten Zusammenstellung der antiken Überreste des Bezirkes Zupanjac
von W. Radimsk^1) sind wir bereits wiederholt in der Lage gewesen, über weitere
hier gemachte Funde, insbesondere epigraphischer Art, zu berichten. Erst kam in
Zupanjac ein Sarkophagfragment zum Vorschein, das uns in die erste Hälfte des zweiten
Jahrhunderts führte;2) dann tauchte in dem benachbarten Stipanih das Bruchstück
eines Grabsteines auf mit der wichtigen Kunde, daß sich im Duvanjsko polje eine
römisch konstituierte Stadt befunden habe.3) War es schon nach den Ermittlungen
Radimskys wahrscheinlich, daß sie mit dem heutigen Zupanjac, einem mittelalter-
lichen ^upansitze,4) zu identifizieren ist, so haben die Entdeckungen auf der „Karaula“
in Zupanjac im Jahre 1896 die Argumente noch bedeutend vermehrt.5) Sie lehrten die
9 Die vorgeschichtlichen und römischen Altertümer des Bezirkes Zupanjac in Bosnien. Diese Mit-
teilungen IV, S. 135 ff.
2) Vgl. diese Mitteilungen V, S. 236 f.
3) Ebenda V, S. 220.
4) C. Jireöek, Die Handelsstraßen und Bergwerke von Serbien und Bosnien während des Mittel-
alters S. 28 u. 83.
B) Diese Mitteilungen VI, S. 220 ff.
172
I. Archäologie und Geschichte.
hier vorzugsweise verehrten Gottheiten kennen, deren Denkmale ebenso wie die mit-
gefundenen Grabmonumente von einem größeren Gemeinwesen Zeugnis ablegten.
Völlige Bestimmtheit brachte eine Grabung im Jahre 1897, die, vom glücklichen Zu-
falle geleitet, wie aus dem folgenden Berichte zu ersehen ist, gleich beim ersten Ver-
suche den Brennpunkt der Stadt, das Forum, erschloß.
Die mit dieser fortschreitenden Kenntnis sich steigernde Hoffnung, der alten, vor-
nehmlich auf dem mittelalterlichen und gegenwärtigen Namen der Landschaft (Dlmno,
Dumno — Duvno) basierten These, daß der alte Vorort der Delmatae, Delminium hier,
nicht, wie Mommsen zu erweisen suchte,1) jenseits der Dinarischen Alpen in Gardun
bei Trilj zu suchen sei, zum Durchbruche zu verhelfen, scheint sich nun erfüllt zu
haben, denn das wichtigste Argument M. Glavinic’2) und H. Kieperts3) gegen
diese Gleichung (£upanjac = Delminium), „das gänzliche Fehlen von Spuren einer
größeren alten Ortschaft in der Duvnoebene“, besteht nicht mehr zu Recht.4)
Unterscheiden müssen wir aber zwischen dem vorrömischen und dem römischen
Delminium. Ersteres müßte nach all dem, was wir über die Lage und Art der illyrischen
befestigten Orte wissen, schon a priori als ein auf einer Höhe gelegener Wallbau ge-
dacht werden, der eine der zu schützenden Bevölkerung entsprechende Anzahl von
Holzbauten umschloß. Daß dies tatsächlich der Fall war, ersehen wir aus den Notizen
über die Belagerung und Einnahme des Ortes im Winter 156 v. Chr. und im darauf-
folgenden Jahi*e. 5) Über die Operationen des Konsuls C. Marcius Figulus berichtet
Appian 111. 11: ... . y.ai ouv^Xaoev cp.o)q iq ixöX tv AsApivtov .... ouSev 3e Kp'oq i/u pav
TiöXtv si; loöoou Suvap.evoc, oucs \j,rl/avrl[j.aai'/ eyiov ypf^oa c i a xo u'ioc, ftzv. xa; aXXac exnOswv,
ipr^mepaq ävopwv 0 tuo xvjc iq xo AeXpivtov cuvoSou y evojasvac. s'.xa o<.-r.rlyzy.q y.opüvac ici'ggyj y.a: ösun
y.ai cxuTiTcta) ixepißaXwv I? xo AeXjjuviov iv. y.axaxrsXxwv 4a®evS ova. a'i c’ utco xy;c pöp-vjc iq exai'ovxo,
y.ai <pep ojasvai xaöaicep Xaj j.xdosq ct:ou xuyotev IvsTTijv.zpaoav, ecoc xg'a'as p.ev y.axeiup^GÖY;.
Die Holzbauten innerhalb des Bollwerkes läßt auch Florus II, 25: Delmatae plerumque
sub silvis agebant; unde in latrocinia promptissimi. hos iam pridem Marcius consui
incensa urbe Delminio quasi detruncaverat erschließen. Bei Strabo VII, 5, 5, der das
Resultat der letzten römischen Anstrengungen unter P. Cornelius Scipio Nasica Corcu-
lum, 6) dem Nachfolger des Marcius, mitteilt: AeXpuov 3e ixoXtc, rtq l'xwvup.cv xo
iövoq • [j.ty.pav §’ eTiolrjce Naor/.ac y.ai xo ixeSi'ov p/r)Aoßoxov ota xvjv uAeoveciav xwv avöpwTiiov, linden
wir die Größe des Wallbaues, die auch aus den Angaben des Appian und des Frontin
strat. III, 6, 2 über die Menge der aus allen umliegenden Ortschaften herbeigeströmten
Verteidiger hervorgeht, ausdrücklich bezeugt.
Da nun das in einer sehr leicht zugänglichen Mulde gelegene ^upanjac diesen
Bedingungen nicht entspricht, so ist Alt-Delminium in einer der zahlreichen Gradinas
um das Duvanjsko polje, von denen Radimsky a. a. 0. S. 135 ff. bereits 41 verzeichnet
hat, zu suchen. Eine solche Umsiedlung hat nichts Auffallendes auf sich; sie ist vielmehr
nur ein neues Exempel der durch das Studium unserer Ortslagen gewonnenen Regel,7)
daß der Römer oder vielmehr der Dalmatiner der römischen Zeit — Bergwerksorte
x) CIL. III p. 358. 2) Bull. Dalm. I, S. 21.
3) Formae orbis antiqui XVII. Beiblatt S. 5, Anm. 51.
4) Vgl. diese Mitteilungen V, S. 352. VIII, S. 85.
6) G. Zippel, Die römische Herrschaft in Illyrien bis auf Augustus S. 130 ff. ; Mommsen, Köm.
Geschichte II7, S. 165; Patsch, Pauly- Wissowas Realenzyklopädie s. v. Delmatae Sp. 2448 f.
6) Vgl. über ihn F. Münzer, Pauly- Wissowas Realenzyklopädie s. v. Cornelius n. 353.
7) M. Hoernes, Altertümer der Hercegovina II, S. 97; Patsch, diese Mitteilungen IV, S. 266
und Die Lika in römischer Zeit Sp. 11.
s
Patsch. Archäol.-epigr. Untersuchungen zur Geschichte der röm. Provinz Dalmatien. VI. 173
natürlich ausgenommen — mit seinen größeren Ortschaften von der Höhe in die Tal-
sohle zieht, die älteren Siedlungen zu Gehöften zusammenschrumpfen, nur besonders
wichtige Punkte als Sicherungsposten weiterbestehen. Das Ereignis hat vor dem
Jahre 18/19 v. Chr. stattgefunden, denn damals ist, wie unten zu erweisen versucht
wird, das Forum in ^upanjac aufgeführt worden.* 1)
Die ^upanjac zunächst gelegenen Wallburgen, die Selimovi6a gradina im Norden
und die Gradina kod gaja oder Kolska gradina im Westen der Stadt, lassen sich ebenso-
wenig den oben gewonnenen Daten über die Größe und Festigkeit von Alt-Delminium
anpassen wie die analogen Anlagen von Brisnik donji, Bukovica, Grabovica, Kovadi,
Mandina gradina, Mesihovina, Mrkodol, Opleöani, Prevala, Vedasid usw. Sie sind weder
sturmfrei noch so umfangreich. Dagegen vereinigt, wie ich mich am 3. Juni 1901 aber-
mals überzeugen konnte, die ^upanjac gegenüber, auf der Lib planina gelegene vor-
römische Befestigung beide Eigentümlichkeiten. Wie ein Keil schiebt sich das ge-
nannte Gebirge in das Duvanjsko polje vor und läuft in einen scharfen, steil geböschten
Grat aus. Die relative Höhe beträgt am Orlov kuk 523 m, am Lib 156 m. Die Hänge
sind sehr steil; der Kamm kann nur im beschwerlichen Anstiege erreicht werden;
die Nordostseite ist noch abschüssiger als die Südwestflanke. Verteidigt, ist die Höhe
nicht zu nehmen, zumal da die Felsen selbst noch Deckung und Wurfmaterial dar-
bieten. Die Verteidigungsfähigkeit wurde außerdem durch Waldbestand erhöht. Jetzt
sind Kamm und Hänge zum großen Teil kahl; doch erinnern sich ältere Leute, daß
Haine und Baumgruppen die Abhänge belebten, und in den vom Forstärar ange-
legten Schonungen sprießen Eichen und Haselnußstauden schnell in die Höhe. Vom
Kamme hat man die trefflichste Fernsicht; man überblickt das ganze Duvanjsko
polje und erspäht jede Annäherung über die Randhöhen. Zwei Q.uellen sorgen für
den Wasserbedarf, beide auf der Nordostseite entspringend: die Klisac- und die höhere
Kosovacquelle. Die erstere ist sehr wasserreich, ihr Abfluß treibt in Kongora Mühlen;
die letztere trocknet im Sommer aus. Von alten Befestigungen sind auf der Lib planina
erhalten der noch in römischer Zeit benützte Wallbau „Gradina“,2) zu dem von Bor-
öani aus schmale, serpentinenartige Terrassen, die man ganz gut für einen Weg halten
kann, emporführen, und zwei römische Bauten auf der hoch über der Gradina gele-
genen, schwer zugänglichen Kuppe Ravna glavica.3) Zwischen beiden Anlagen breitet
sich ein Plateau aus, das einer ganzen Brigade genügenden Lagerplatz gewähren könnte.
I Hier werden die von Marcius durch brennende Wurfgeschoße in Brand gesteckten
*) Die von Strabo gemeldete Bestrafung des Ortes hat natürlich nicht dessen dauernde Verödung
zur Folge gehabt. L. Jelic behauptet, diese Mitteilungen VII, S. 203, daß „Delminium als Stadtname
i schon zur Römerzeit außer Gebrauch kam und sich nur noch als Bezeichnung des Delmatenstammes und
des Duvanjsko polje und später des gleichnamigen Bistums behauptete“. Dabei ignoriert er jedoch
Strabo, der VII, 5, 5 den Zustand der Orte der Delmaten zu Augustus Zeiten feststellt und durch die
Anführung der herabgekommenen Orte die Fortexistenz Delminiums verbürgt: . . . Zivcoxiov xd xe veov xat xo
Ttakatov, a; IvEJtpvjasv 6 Zsßaaxb;. eaxt 8e xal ’AvSijxptov epupvbv ^toplov, AiXpuov 8s pEyäXrj icoXig, rj; ejic5vu<j.ov xb
’dövo;- piixpäv 8’ Iko trjas Naatxa? .... Weiter muß Jelid statuieren, daß Ptolemäus, der II, 16, 11 unmittel-
bar nach Ae>.pfviov die claudische Kolonie Aequum anführt, unseren Ort einer vor das Jahr 155 v. Chr.
zurückreichenden Quelle entnommen habe, und ist gezwungen, Delminenses in der Bauinschrift CIL. III
3202 aus dem Jahre 184 n. Chr., wo sie zusammen mit zwei anderen Stadtgemeinden genannt werden,
„für die Bezeichnung des Delmatenstammes“ zu halten. Daß am Ende des zweiten Jahrhunderts n. Chr.
Gaugemeinden nur noch in den unzugänglichsten Berggebieten der Provinz bestanden haben konnten,
ist ihm ebenso entgangen, wie, daß die Bischofssitze bei uns nach Städten benannt wurden (vgl. Glas-
nik 1900, S. 555).
2) Radimsky a. a. O. S. 145 f.
3) Radimsky a. a. O. S. 161 f.
174
I. Archäologie und Geschichte.
Holzhäuser gestanden haben. Lib ist von Zupanjac 9 km entfernt. Der Grund, warum
man bei der Neubelebung des Ortes die jetzige Bezirksstadt und nicht einen der un-
mittelbar am Fuße der Planina gelegenen Plätze, wie Kongora oder Boröani, wählte,
wird wohl in der leichteren Kommunikationsfähigkeit von Zupanjac, die zu seinem Auf-
blühen viel beitragen konnte, zu suchen sein: es lag an der wichtigen von Salona über
Trilj, Arzano-Brekalo und Prevala ins Innere führenden, damals gebauten Straße
(s. u. S. 175).
Dem Berichte über die Grabungen in Zupanjac lassen wir, um einen Überblick
über das bisher ermittelte Stadtbild zu ermöglichen und für weitere Forschungen
genauere Anhaltspunkte zu bieten, eine Zusammenstellung des früher Bekanntgewor-
denen in Text und Kartenskizze (Taf. LXXXV) vorausgehen.
Im Garten des katholischen Pfarrhauses wurde nach Fra A. Nuiö, jetzt
Franziskanerordens-Provinzial in Mostar, eine Billonmünze der zweiten Hälfte des dritten
Jahrhunderts aufgelesen. Von dem Kloster der Barmherzigen Schwestern (Haus-
Nr. 234) angefangen bis zu der städtischen Ledertrockenkammer sind sämtliche
Hausgründe und Gärten östlich der Hauptstraße mit Gebäuderesten durchsetzt. Beson-
ders stark treten sie in den Häusern des Redzo Arnautovi6 (Haus-Nr. 227) und des
Ivan (früher Nikola) Luöic (Haus-Nr. 225) zutage. Im erstgenannten Hause sind
auch kleine Werkstücke eingemauert. Bei Luci6 sind außer den von Radimsk^
a. a. 0. S. 156 ff. notierten Funden, die daselbst den Bestand eines zum Teil aus Back-
steinen aufgeführten, mit importierten Ziegeln gedeckten und mit Heizanlagen und
Ziegelmosaik ausgestatteten Wohnhauses oder Bades erweisen, im Jahre 1897 abermals
einige Hypokausispfeilerziegel ausgegraben worden.
Beim Fundamentausheben für das städtische Schlachthaus
ist man am linken Ufer des durch die Stadt fließenden Baches Seget,
wie Radimsky a. a. O. S. 156 angibt, auf Gebäudesubstruktionen und
das in diesen Mitteilungen IV, S. 157, Fig. 51 = VI, S. 231, Fig. 53
abgebildete Fragment eines Sarkophagdeckels und nach einer Mittei-
lung des gewesenen Straßenmeisters Herrn P. Dalmaso auch auf
Bruchstücke von Türgewänden und Fensterstöcken gestoßen, die in
dem Schlachthause verbaut worden seien. Nach demselben Gewährs-
manne erstrecken sich die Mauerzüge unter dem Straßenkörper bis
in die Gendarmeriekaserne. Im Hofe der letzteren las ich selbst
sechseckige Mosaikziegel auf, und von dem an die Ledertrockenkammer
angrenzenden, damals im Bau gewesenen Hause des Uija Zrniö über-
brachten mir im April 1897 Arbeiter Dachziegelbruchstücke. Darnach
bestand auch hier ein ziegelgedecktes, im Innern gepflastertes Haus.
Das erwähnte Grabmalfragment ist demzufolge erst später auf die Fund-
stelle gekommen. Weit geringer sind die Funde westlich der Haupt-
straße.
Beim Ausheben der Fundamente für das Gemeindehotel wurde
im Jahre 1893 die in diesen Mitteilungen IV, S. 158, Fig. 56 ab-
gebildete beschädigte Amphora gefunden. Etwa 100 m hinter diesem
Gebäude entdeckte im Herbste 1893 Herr Dalmaso in dem Wildbache
Catrnja den Meilenstein Fig. 1, der sich jetzt im Landesmuseum
befindet.
Nach oben sich verjüngende Säule mit rechteckiger Basis, die man unbearbeitet
ließ, weil sie in die Erde vergraben wurde. Auch der Schaft ist mit Ausnahme eines
Fig. 1. Meilenstein
aus Zupanjac.
Patsch. Archäol.-epigr. Untersuchungen znr Geschichte der röm. Provinz Dalmatien. VI. 175
I'
0‘85 m hohen und 054 to breiten, geglätteten, für die Inschrift bestimmt gewesenen
Feldes nur roh bossiert. Der ursprüngliche Standort des merkwürdigerweise von An-
fang an unbeschriebenen Straßendenkmals ist nicht sicher, da der Wildbach große
Steine talwärts zu transportieren vermag. Jedenfalls ist er aber in der Schlucht des
Torrente anzusetzen.
Ein Bruchstück eines zweiten Meilensteines glückte es Herrn Dalmaso im Jahre 1895
bei Ausschachten des Kellers im Hause des Jovo Vazi6 (Haus-Nr. 281) in einer Tiefe
von 2 m zu finden. Es steht gegenwärtig als Radabweiser vor dem Bezirksamte und
weist keine Reste einer Inschrift auf.
Diese beiden Steine geben in erwünschter Weise Aufschluß über den weiteren
Verlauf der von Ph. Ballif1) auf Grund von „Spurrillen“ und später von Radimsky2)
mit Hilfe eines Meilensteinfragmentes bis zur 2banicaquelle bei Stipanib verfolgten
Straße Salona — Trilj — Brekalo (Arzano) — Bukova gora — Prisoje — Prevalasattel und
über ihre Einmündungsstelle in ^upanjac. Darnach lief die Straße unterhalb Stipanid,
über Josanica nach Podgaj, erstieg wohl mittels einer Schleife das Plateau, dem die
Gradina kod gaja oder Kolska gradina aufgesetzt ist, passierte es im Osten des Wall-
baues und senkte sich auf die Buzduljeva strana, weiter in die Schlucht Vrani6a dolac
und längs des Catrnjabaches nach ^upanjac hinab, wo sie beim Hause des Jovo Vazi6
die heutige Hauptstraße erreichte.
Im Nordosten der Stadt fand Savo Vukovid beim orientalisch-orthodoxen
Friedhofe auf dem Acker Stupi einen wieder in Verlust geratenen Sestertius.
Nicht näher kann die Fundstelle eines Inschriftsteines angegeben werden, der
nach einer Mitteilung des im Jahre 1898 die Pfarre Drinovci (Bezirk Ljubuski) ver-
wesenden Fra Blaz Jerkovib zur Zeit seiner in die Jahre 1876 — 1878 fallenden Anwe-
senheit in Zupanjac vom Segetbache innerhalb der Stadt bei einem starken Hoch-
wasser herausgewühlt wurde. Der Stein wurde in das Pfarrhaus übertragen, ist jedoch
jetzt verschollen. Nach der Erinnerung meines Gastfreundes von Drinovci stand auf
ihm: Flaviae Iuliae Domitillae uxori me . . . •posuit . . .
Die Hauptfundstätten im Weichbilde von 2upanjac sind die Crkvina und Ka-
raula genannten Lokalitäten.
Die
Crkvina
ist ein am linken Bachufer auf der Westabdachung der die Stadt vom Duvanjsko
polje scheidenden Bodenwelle gelegener Acker (vgl. Fig. 2). Sie war seit langem als
ein ergiebiger, bequem gelegener Gewinnungsplatz baugerechten Steinmateriales bekannt;
insbesondere hat hier Jozo Batinib als früherer Besitzer der Parzelle weidlich gewirt-
schaftet, als er seine an der Hauptstraße gelegenen Häuser baute. Auch für die Lala-
paschamoschee hat die Crkvina beisteuern müssen. Im Jahre 1893 erwarb sie und
das anrainende, J. Dzeko gehörige Feld Fra Grgo Jovanovi6 für die katholische
Gemeinde, um daselbst mit der Zeit eine neue Kirche aufzuführen, da die gegenwär-
tige zu abseits gelegen ist.
Die Mauerreste und der Name Crkvina bewogen meinen rührigen Freund Fra
A. Nui6, der damals Dechant in ^upanjac war, hier vom 23. März 1897 an eine Son-
dierung vorzunehmen, „um festzustellen, welche Berechtigung die volkstümliche Bezeich-
b Römische Straßen in Bosnien und der Hercegovina I, S. 25 f.
2) A. a. O. S. 163.
176
I. Archäologie und Geschichte.
nung des Platzes habe“. Der Eifer wurde denn auch belohnt: nach vierzehntägiger
Schürfung kam der weiter unten besprochene Bronzearm zum Vorschein. Der glück-
liche Finder übersandte das schöne Stück dem Landesmuseum und erbat sich, in
der Erkenntnis, daß der Crkvina ein höherer archäologischer Wert zukomme, dessen
Mitwirkung. Mit dieser wurde im April 1897 der Berichterstatter betraut, der die
Grabungen im April, Mai und Juli 1897 und im Mai 1898 leitete, während in der
Zwischenzeit auf Grund eines gemeinsam festgestellten Programmes kleinere Partien von
Fra Nuic allein untersucht wurden. Das Ergebnis der in vollster Übereinstimmung und
von Fra Nui6 gewissenhaft durchgeführten Ai’beit ist auf dem Plane Fig. 3 verzeichnet.
Fig. 2. Die Crkvina in Zupanjac.
Die Anlage ist ein solider, streng rechteckiger Bau von 41'80 : 37‘40 m äußerer
Breite und Länge mit einfachem Grundrisse. 25 m vom Bachufer entfernt folgt er
mit der Breitseite der Bodenwelle, die von SSO. nach NNW. verläuft und sich vor
dem Baue (wie jetzt wieder) sanft gegen den Wasserlauf verflacht hatte, denn der
Baugrund ist für die Nordosthälfte durch Abgrabung des Terrains gewonnen worden.
Dies erhellt ganz besonders deutlich aus der Stützmauer, die, 1‘40 m von der östlichen
Hauptmauer entfernt, in der Stärke von 0-70m aus Häckelsteinen in guter Kalkmörtel-
bindung in den Hang eingebaut war, um das Nachrücken desselben zu verhindern.
Sie wurde im Aufgehenden nur noch an einzelnen Stellen einige Scharen hoch ange-
troffen. Die oberen Schichten waren durch den Erddruck abgeschoben worden, lagen
in dem gepflasterten Gäßchen vor der Mauer und waren von dem Humus überdeckt,
der durch Niederschlagwässer vom Wellenrücken herabgeschwemmt, auch den ganzen
Bau nach dessen Verödung allmählich begraben und die Böschung neu gebildet hatte.
Der Bauplatz war planiert worden, denn sämtliche Räume liegen in gleichem
Niveau. Festen Untergrund fand man nur unter der größten Abgrabung für die
ganze östliche Hauptmauer und für die ersten 4 m der drei mit ihr gebundenen
Patsch. Archäol.-epigr. Untersuchungen zur Geschichte der röm. Provinz Dalmatien. VI. 177
178
I. Archäologie und Geschichte.
mit 015 m ein und nimmt nun konstant, erst schnell, dann langsam an Tiefe zu,
bis sie bei 27'50 m 20 m erreicht. Dieses Maß behält sie im weiteren Verlaufe der
drei Parallelmauern bei und überschreitet es auch unter der westlichen Haupt- und
den drei Scheidemauern in der Südwestecke nicht. Ihre Stärke ist jedoch an den
letzterwähnten Stellen, die Zwischenmauer zwischen den Räumen A und C ausgenom-
men, wo sie, wie sonst durchgängig, l'Om mißt, um OTO m, beziehungsweise O oO m
geringer.
Das Mauerwerk des Fundaments bestellt gleichmäßig aus unbearbeiteten Bruchsteinen
von wechselnder Größe und aus Grobschlag (als Verwendung des Abfalls) in reichem Mör-
telverguß. Es schließt oben mit einer insbesondere an den Stoßflächen gut abgerichteten
Sockelplatte ab. Die einzelnen Platten sind in ihren Abmessungen ungleich. Die Längen
betragen 066, 0’68, P05, 1T1, l-32, L38, L45 usw. bis 225 und 2’30 m- die Höhen
0T5, 0T6, 0T9, 020, 0’22 und 0-25m; die Breite wechselt zwischen 0 90 und 10 m.
Das Aufgehende — in Fig. 3 durch dunkleren Ton gekennzeichnet — ist beider-
seits abgesetzt; seine Stärke und Bauart sind — so weit es erhalten ist — durchaus
gleich. Erstere mißt
0’60 m; die letztere ist
aus Fig. 5, welche die
Nord ostecke dai’stellt
(vgl. Fig. 4), und aus
Fig. 6 zu ersehen. Sorg-
fältig abgerichtete Hak-
kelsteine blenden in un-
gleich hohen Scharen
innen und außen einen
Kern ab, dessen Her-
stellung der Fundament-
mauerung gleicht, nur
ist die Verwendung des
Abfalles hier eine grö
ßere. Die Ecken sind
durch größere Steine
verstärkt. Das Material stammt aus den noch jetzt im Betriebe befindlichen Brüchen
im Norden der Stadt (vgl. Taf. LXXXV). Ziegel kamen auch im Oberbau nicht in
Anwendung, da auch im Bruche keine Mauerziegelreste vorgefunden wurden. Von
älterem Material, das bereits früher einem Zwecke gedient hatte, ist nur an der Nord-
ostecke (vgl. Fig. 5) ein Quader beobachtet worden, der auf der einen Schmalseite
eine gerauhte Nut aufweist. Der Mörtel besteht aus Weißkalk und fein gesiebtem
Sand und ist nicht mit Ziegelklein versetzt. Wandbewurf sowie Fugenstrich konnten
nicht wahrgenommen werden; angesichts der sorgfältigen Maurerarbeit ist es höchst wahr-
scheinlich, daß die Außenfluchten überhaupt nicht verputzt waren.
Die Erhaltung des Aufgehenden entspricht mit Ausnahme der 13'20 m breiten,
nach innen und außen sich ausweitenden Bresche, die Jozo Batinid (s. o. S. 175) in
die Ostmauer bis zur Fundamentsohle gelegt hat, der Mächtigkeit der Erddecke. Im
Nordosten lag die Mauerkrone l‘90m, im Nordwesten nur 0‘90 m unter der Grasnarbe
(vgl. Fig. 4); dort mißt die Mauer von der Sockelplatte an noch 1*03 — 1*56 m, hier
sind nur die minder verwendbaren Grundmauern übrig gelassen worden, auch die
Sockelplatten fehlen, Mauerbruch ist nur in geringen Mengen erschürft worden. Auch
Fig. 5. Aufriß der Nordostecke.
Patsch. Archäol.-epigr. Untersuchungen zur Geschichte der röm. Provinz Dalmatien. VI. 179
dies sowie die innerhalb des Gebäudes vorkommenden trichterförmigen, mit Stein-
brocken und Mörtelgrus angefüllten und sich dadurch vom Humus sondernden Ne-
ster sind Beweise langer,
ausgiebiger Devastierung
der Ruine.
Die wenigen im Bru-
che erhaltenen Bestandteile
des Oberbaues, die wohl
zur allgemeinen Konstatie-
rung eines reichen archi-
tektonischen Schmuckes ge-
nügen, für deren Eingliede-
rung in die Architektur
des Baues jedoch nur ganz
geringe Anhaltspunkte zur
Verfügung stehen, werden
weiter unten verzeichnet
werden.
Die innere Einteilung
des Bauwerkes ist, wie
eingangs vorweggenommen
wurde, einfach. Eine der
Längenachse parallel lau-
fende Mittelmauer scheidet
im Süden eine Flucht von Ge-
lassen verschiedener Größe
von einem großen Raume
ab, auf den drei Viertel der
ganzen Anlage entfallen.
Die Disposition der kleine-
ren Räume ist symmetrisch.
Ein rechteckiger Saal A
von 24'20 : 7’75 m nimmt
die Mitte ein, dem im Osten
ein gleich tiefes, nahezu
quadratisches Zimmer B von
8 ‘20 m Länge angeschlossen
ist. Diesem entspricht im
Westen ein etwas kleinerer
Komplex, der in drei in der
Größe differierende Kabi-
nette zerfällt: in ein tiefes,
enges C von 7'75 : L80 m
und in zwei kürzere, aber
breitere D und E , die eine schwächere Querwand scheidet. Die Tiefe beträgt bei
der gleichen Länge von 2-80 m bei D 4-40 m, bei E 2‘70 m.
Das geräumige Zimmer B kommunizierte ursprünglich mit dem Hauptraume der
Anlage mittels einer 2‘70m breiten Tür TJ} die später vermauert wurde (vgl. Fig. 6).
J2*
bn
E
180
Fig. 7.
Eisenkette
(V 2o)’
I. Archäologie und Geschichte.
Die Steinschwelle fehlt; sie ist bei der Versperrung des Einganges heraus-
genommen worden. Daß eine besondere Schwelle bestanden hat, die Sockel-
platten sie nicht ersetzten, beweisen die gerauhte Oberfläche der Platten und
die Analogie der Tür To des Saales A. Die beiden gleich profilierten Seiten-
teile des Türstockes sind noch zum Teile erhalten. Der linke stand bei
einer Höhe von l-56 m noch lotrecht und war an den Seiten unversehrt;
vom rechten hielt sich, nach vorne geneigt, nur noch die linke Hälfte in der
Mauer, die andere, abgespaltcne, fehlte auch im Bruche. Die Innenseite des
Türgewändes zeigt einen 0'05 m tiefen Falz; die Tür — sie muß zweiflügelig
gedacht werden — öffnete sich also in das Zimmer. Ihren oberen Abschluß
wird ein gleichprofilierter Sturz gebildet haben, der durch einen über ihn
eingespannten Bogen entlastet gewesen sein dürfte.
Der Türstock stand bei einer Tiefe von 0 73 m über die 0'60 m starke
Rohmauer um 0'13m in das Zimmerinnere vor und hatte eine nichtprofilierte
Rückseite mit scharfkantigen Ecken. Die Profilierung kann durch Bemalung
ersetzt gewesen sein; es genügte aber auch die einfache Umrahmung. Der
0T3 m messende Vorsprung von der Rohmauer ist durch die unten zu er-
wähnende Ausstattung der Wände gemindert worden. Die Annahme von
Hohlwänden als Teilen einer Heizanlage schließt der sonstige Befund aus.
Der Grund für die Vermauerung der Tür dürfte in den klimatischen
Verhältnissen des Ortes, die man beim Bauprogramm nicht berücksichtigt
hatte, zu suchen sein. Die Tür öffnete sich breit gegen Norden, d. h. in
der Himmelsrichtung, die wegen des vorherrschenden Windes die Anbrin-
gung von Türen an dieser Hausseite in Zupanjac nicht erlaubt. Daß das
Zimmer kalt befunden wurde, beweist die Auffindung einer offenen Feuer-
stelle in der Ecke links von der Tür (8), die auch zum Kochen verwendet
worden ist. In den zerwühlten Resten des Herdes, der, um die Entwick-
lung von Rauch und Ruß zu verhüten, wohl mit draußen angefachter Holz-
kohle bedient worden ist, wurde nämlich die gut erhaltene, 3T75m lange,
7 kg schwere schmiedeeiserne Kette Fig. 7 gefunden, die, aus 40 Gliedern
— 19 kreisrunden, 19 achterförmigen und 2 elliptischen (die wahrscheinlich
durch eine Reparatur diese Form erhalten haben) — bestehend, beiderseits
mit je einem Haken endet und zum Aufhängen eines Kessels diente. Sie
hat für uns auch den Wert, daß sich mit ihrer Hilfe die Höhe des Zimmers
approximativ ermitteln läßt. Nehmen wir für die Herdhöhe 0T0 m, für die
Entfernung der Herdoberfläche vom Kessel 0'20 m, für diesen samt dem
Henkel 0'50 m und für den Ring oder Haken an der Decke, in den die
Kette eingehängt war, 0T0 m, also im ganzen ohne die 3T75m lange
Kette 0'90 m an, so erhalten wir als Höhe des Zimmers 4-075 m, eine
Ziffer, die der Monumentalität des Baues und der Stärke der Mauern an-
gemessen ist.
Der Kontrast, in dem diese Feuei’- und Kochstätte zu der gleich zu
erwähnenden sonstigen Ausstattung des Raumes steht, könnte zu der Meinung
verleiten, daß sie einer jüngeren Periode angehöre. Allein Herd und Kette
lagen unter dem Bruch auf dem Fußboden des Gemaches und in der Ecke
rechts von der Tür (7) wurden im selben Niveau die flache Schüssel Fig. 8
in Bruchstücken und das Randstück Fig. 9 aufgelesen, die mit ihnen jeden-
falls im Zusammenhänge stehen.
f
Patsch. Archäol.-epigr. Untersuchungen zur Geschichte der röm. Provinz Dalmatien. VI. 181
Das wieder zusammengesetzte Gefäß besteht wie die Scherbe aus feiner Terra
sigillata, zeigt keine Glasur und ist bei einem lichten Durchmesser von 29 cm 4'5 cm
hoch. Der Rand ist schwach eingebogen und den Innenboden ziert ein eingepreßter
fünfstrahliger, aus farnkrautähnlichen Blättern gebildeter Stern.
Das Bruchstück rührt von einem kleineren Gefäße von lTöcm lichtem Mündungs-
durchmesser her und weist auf dem breiten, horizontal umgelegten Rande ein selbständig-
gepreßtes und dann aufgeklebtes Körbchen mit Weintrauben auf.
Beide Gefäße sind ohne Zweifel aus Italien importiert worden.
Fig. 8. Schüssel aus Terra sigillata.
Fig. 9. Randstück eines Gefäßes
aus Terra sigillata.
Die Tür wurde wegen der den anderen Mauerungen völlig entsprechenden, gleich
soliden Arbeit (vgl. Fig. 6) nicht in später Zeit, sicher nicht etwa nach Verödung der
anderen Teile des Gebäudes oder infolge Auflassung des einen Zimmers vermauert:
dieses blieb nach wie vor ein Bestandteil der ganzen Anlage. Es muß also mit ihr
durch eine neue Tür in Verbindung gebracht worden sein. Dieser Zusammenhang
sowie die in beträchtlicher Höhe erhaltenen Außenmauern, die keine Lücke aufwiesen,
nötigen zu der Annahme, daß behufs Herstellung der Kommunikation die westliche
Zwischenmauer durchbrochen, das Zimmer mit dem Saale A verbunden wurde. Die
Mauer war in der Mitte im Aufgehenden bis auf eine 0T6 m hohe Schar ausgebro-
chen, so daß daselbst für unsere Vermutung keine Stützen gewonnen werden konnten.
Die erhaltene Schar spricht nicht gegen sie, da die Mauerung einer Holzschwelle als
Unterlage gedient haben kann, eventuell können eine oder zwei Stufen beiderseits vor-
gelegt gewesen sein
Als ein Beweis für die Verbindung von B und A kann auch der Umstand gelten,
daß in beiden Räumen unter dem Schutte auf dem Fußboden Bruchstücke einer und
derselben Statue aufgefunden wurden. Bei 3 trat ein Arm und bei 9 ein Knie einer
Bronzefigur zutage; beide kommen unten S. 183 ff. zur Besprechung. Dieser Fund unter-
richtet uns auch über die Art des Unterganges des Gebäudes: erst wurde das Innere
devastiert und durcheinandergeworfen und dann der Bau selbst durch Brand zerstört,
denn in B sowohl wie in A und an später zu erwähnenden Stellen fand sich eine Brand-
schichte vor, in der verkohltes Eichenholz stark vertreten war, das sowohl von den
Deckbalken als auch vom Dachstuhle herrühren konnte. Die Form des letzteren ließ
sich aus der Lagerung der in B in gleicher Weise wie in A — E in großer Zahl
gesammelten Fragmente von Falz- und Hohlziegeln nicht erschließen, da sie durch
Schürfungen nach Material und nach Schätzen gestört war. Daß auch nach letzteren
gesucht wurde, ist daraus zu ersehen, daß auch der Gußestrich durchgeschlagen
war. Ohne Unterbrechung wurde er nur längs der Wände, insbesondere in den
Ecken angetroffen. Er war in der Stärke von 0-20 m auf einer Kiesschichte auf-
182
I. Archäologie und Geschichte.
getragen und bestand, durchaus einschichtig, aus Kalkmörtel, der mit Ziegelklein ver-
setzt war. Diesen Nachgrabungen, deren nämliche Spuren auch in A die Freude
verdarben, wird wohl auch der Verlust der fehlenden Teile der Bronzestatue zuzu-
schreiben sein, denn den ersten Zerstörern wären wohl auch die beiden geretteten
Stücke nicht entgangen.
Die Wände des Zimmers B waren ebenso wie jene des Saales A mit ge-
schliffenen Kalksteinplatten bekleidet und bemalt. Reste beider Dekorationsarten wur-
den in gleichem Horizont vorgefunden; die Zahl der zusammengetragenen Fragmente
steht aber in keinem Verhältnis zu dem Ausmaße der Wandflächen. Sie dürften bei
den Schatzgräbereien zutage gefördert und verworfen worden sein. Die Platten bil-
deten wohl den Sockel der, da wir andere Farben nicht konstatieren konnten, vorzugs-
weise pompejanischrot angestrichenen Wände; sie sind 0'8 — 1-7 cm stark und beider-
seits glatt, weil sie durch Sägen erzeugt wurden. Die ganz entsprechende Herstellung
des Inkrustationsmatex-iales findet sich auch in anderen römischen Bauten unserer Pro-
vinz, so daß sie als eine weit verbreitete Übung angesehen werden muß. Die Bindung
wurde nach den anhaftenden Spuren mittels Kalkmörtels bewerkstelligt.
Was die Belichtung von B anbelangt, so müssen wegen der Größe des Raumes
und seiner, wie der Herd beweist, intensiveren Benützung Fenster angenommen werden.
Werkstücke, die über ihre Art Aufschluß
geben könnten, wurden jedoch nicht gehoben.
Im Schutte des Raumes stießen wir
bei 6 auf die unten S. 187 notierte Säu-
lenbasis und bei 4 auf den dachförmigen
Deckel einer Aschenkiste; beide sind erst
nach der Zerstörung des Gebäudes hierher
gekommen. Der Deckel (Fig. 10) besteht
aus Kalkstein und ist 0 ‘505 m breit, 0'585m
lang und 0'23 m hoch. An den Ecken sind
Kugelausschnitte als Seitenakroterien aus-
gearbeitet. Den vorderen Giebel nehmen
in der Mitte eine Rosette und seitwärts je
unter ihm verläuft ein Fries aus blumenkelchartigen Gebilden,
Fig. 10. Deckel einer Aschenkiste.
ein Akanthusblatt ein;
die sich von der Mitte aus nach beiden Seiten entwickeln. Die Rückseite des Deckels
ist glatt und die Unterseite weist einen Falz auf.
Auf dem Boden des Raumes lagen zwei Glasperlen,
die eine (Fig. 11) bläulich, 1*4 cm lang, melonenartig gerippt,
mit weiter zentraler Bohrung; die andere (Fig. 12) plankon-
vex, einerseits glatt, anderseits gerippt, schwarz, L6 cm. lang,
doppelt durchbohrt.
Der Saal A, der eine Fläche von 187-55 m2 einnimmt,
war, wie aus den schon bei B gemachten Notizen zu ersehen
ist, diesem Zimmer analog ausgestattet: den Boden bedeckte Gußestrich, die Wände
erhielten durch Inkrustation und Farbe ein vornehmeres Aussehen. Was die Kommuni-
kationen anbelangt, so ist als Eingang aus dem großen Raume F die Tür Tg auch
durch die in situ erhaltene Schwelle gesichert. Diese besteht aus einem einzigen Steine
(vgl. Fig. 13) von l-96 m Länge und 0-805 m Breite. Der Teil, der die eigentliche
Schwelle bildet, ist 024 m hoch, in der Mitte der Ansichtsfläche der Länge nach um
0-03 m schräg abgesetzt, 0205 m breit und glatt abgetreten. Im Gegensätze dazu ist
Fig. 11 und 12. Glasperlen.
Patsch. Archäol.-epigT. Untersuchungen zur Geschichte der röm. Provinz Dalmatien. VI. 183
o-58
dei übrige, um 0 02 m tiefer stehende, 0'58 m messende Teil auffallenderweise noch
ganz i auh ; er ist also nicht begangen worden; er muß demnach bedeckt gewesen sein.
Am ehesten kann man an ein
zweites Werkstück als Stufe
oder an Gußestrich denken,
der auch im Saale den Boden-
belag bildete; von letzterem
fanden wir aber keine genü-
genden Spuren vor. Vom Tür-
gewände hat sich nichts er-
halten. ?:
Die Anordnung der Tür £
in der nur 0-80 m betragenden
Entfernung von der Schmal- *-
seite des Raumes fordert aus
Gründen der Symmetrie und
der leichteren Zugänglichkeit
des großen Raumes die Annahme eines analogen Einganges in der nämlichen Entfer-
• O'gO /
Fig. 13. Schwellenstein der Tür T2.
nung von der anderen Schmalseite des Saales. Anzeichen derselben konnten nicht
konstatiert werden, da hier das Aufgehende völlig zerstört war.
Der doppelte, seitwärts gelegene Eingang beweist, daß der Saal in engem Kon-
takte mit dem Hauptraume stand und daß vornehmlich seine Mitte benützt wurde,
zumal da auch die Seitenmauern höchstwahrscheinlich von je einer Tür durchbrochen
waren. Daß von A nach B später eine Tür führte, haben wir oben nachzuweisen ver-
sucht; eine analoge, jedoch schon im Plane vorgesehene Verbindung wird auch zwischen
A und C zu statuieren sein, da C an der F zugekehrten Seite nur 1*80 m breit ist.
Fig. 14 und 15. Knie einer Bronzestatue (Vorder- und Rückansicht).
An Einzelfunden ist in A nur bei 9 das oben S. 181 erwähnte linke Knie (Fig. 14
und 15) einer überlebensgroßen Bronzestatue zu verzeichnen, von der als größeres Bruch-
stück sonst nur noch der gleichfalls bereits notierte linke Arm (Fig. 16 und 17) auf uns
gekommen ist. Beide Stücke gehören den Proportionen, dem Metall und der Technik zu-
folge unzweifelhaft zusammen. Sie rühren, nach den weichen runden Formen zu urteilen,
-Zz.o -
184
I. Archäologie und Geschichte.
von einer weiblichen oder einer verweichlichten männlichen Figur her, die in ruhiger,
aufrechter Stellung den linken Unterarm leicht hob und nach den angezogenen Fingern
und der bis zur Handwurzel reichenden Abflachung der Handfläche einen länglichen,
anscheinend runden, gesondert gearbeiteten Gegenstand schräg von innen nach außen,
Fig. 16 und 17. Linker Arm einer Bronzestatue.
leicht nach unten gesenkt hielt. Die Handfläche war schon ausgearbeitet — Spuren
modellierter Fleischpartien sind genügend zu erkennen — und ist erst nachträglich
breitgedrückt worden. Die angegebene Haltung des Armes ist weniger aus der ver-
schwommenen Muskulatur als aus seiner durch wiederholt in entsprechender Höhe an-
Patsch. Archäol.-epigr. Untersuchungen zur Geschichte der röm. Provinz Dalmatien. VI. 185
gestellte Versuche und durch Aktvergleiche ermittelten besten künstlerischen Wirkung
und aus der Verschiedenheit der Behandlung der Flächen erschlossen worden.
Das Knie ist völlig nackt; dagegen sind in dem Oberarme in ungleicher Höhe
zwei Löcher — vorne ein rundes von 1 cm Durchmesser, rückwärts ein quadratisches
von 0'8 cm Seite — absichtlich eingeschnitten worden, in denen möglicherweise ein
getriebenes Gewandstück mit Stiften befestigt war.
Die Modellierung ist dekorativ, besser am Knie als am Arme, genauer an den
Ansichtsflächen als an den der Betrachtung weniger zugänglichen Stellen. Das Hand-
gelenk ist plump; die Finger sind nicht genügend durchgearbeitet.
Die Statue war natürlich durch Hohlguß von ungleichmäßiger Wandung (von
2 bis 8 mm), wie man aus der Fuge am Oberarm sieht, in mehreren Stücken gesondert
hergestellt worden. Das Knie hat einen Bruch erlitten. Die Verbindung der Teile
erfolgte durch eine Mischung von Blei und Kalk, die auch Kalksteinbrocken einschließt.
Die Armfuge ist damit inwendig stark verstrichen, das Knie hingegen ganz aus-
gefüllt. Daraus erklärt sich, daß das kleine Kniestück mehr wiegt (12’516 kg) als der
ganze Arm (12-48 kg). In der Mitte der unteren Seite des Kniefragmentes ist in
dem Bindemittel ein 1’7 cm tiefer Eindruck in der Form eines unregelmäßigen Fünf-
eckes erhalten, der wohl von einer Stütze herrührt.
Der Guß ist unrein. Kleinere Löcher sind unausgebessert verblieben; mit recht-
eckigen Flicken sind größere Fehler am Knie repariert worden, doch waren sie so
schlecht eingesetzt, daß sie wieder ausgefallen sind.
Die Erhaltung der Bruchstücke ist bis auf kleinere Verbiegungen der Ränder
gut; sie haben durch Oxydation nur ganz unbedeutend gelitten. Die Patina ist oliven-
grün mit schwach bräunlichen Flecken.
Von den Maßen seien notiert: die Länge des Oberarmes 0'45, die Länge des
Unterarmes 0’28, die Handlänge 025, der Umfang des Handgelenkes 023, der Um-
fang des Unterarmes unterhalb des Ellenbogens 033 und der Umfang des Oberarmes
am Biceps 0377 m. Das Kniestück ist 014 m hoch und hat auf der Kniescheibe einen
Umfang von 0355 m.
Das für unsere provinzialen Verhältnisse ganz bedeutende Kunstobjekt1) ist sicher-
lich importiert;2) in Domavia, unserem größten Bergwerksorte, sind nur kleine Statuetten
gegossen worden.3)
Wffs nun den Standplatz der Statue anbelangt, so fehlt es zu seiner Ermittlung
an Anhaltspunkten, zumal da die beiden Fragmente in zwei Räumen gefunden wurden.
Im allgemeinen wird man die große, teure Bronze dem Saale A oder dem Haupt-
raume F zuweisen dürfen, jenem eher als diesem.
Die drei Zellen C, D und E sind nur noch im Fundament erhalten. Über ihre
Verbindung ließ sich demzufolge nichts mehr feststellen. S. 183 haben wir die Ver-
mutung geäußert, daß C von A aus zugänglich war; hier möchten wir der weiteren
Annahme Raum geben, daß dieser schmale korridorartige Raum D und E als Vorraum
gedient hat, letztere sich hierher öffneten, also eine besondere Sicherung erfuhren.
J) Sonst sind in Bosnien und Herzegowina Reste von Bronzestat.uen bis jetzt nur noch in Do-
mavia (vgl. Radimsky, diese Mitteilungen I, S. 226, Fig. 1 1 ; S. 239, Fig. 38 — 40; S. 242) und in Gra-
dac bei Posusje (südöstlich von Xupanjac) zum Vorschein gekommen. Der Fund des letztgenannten Ortes
wird im Klostermuseum in Humac bei Ljubuski verwahrt und ist noch nicht veröffentlicht.
2) Über die Fabrikation und den Vertrieb von Bronzeskulpturen in der Kaiserzeit vgl. O. Benn-
dorf, Jahreshefte des archäolog. Institutes IV, S. 188 f.
3) Radimsky a. a. O. S. 225. Ein hier erzeugter Eros harrt noch der Veröffentlichung.
186
I. Archäologie und Geschichte.
Eine Verbindung von D und E scheint die Kleinheit der Räume auszuschließen, die
durch eine zweite Tür an Verwendbarkeit viel eingebüßt hätten. Im Bruche konnte nicht
die geringste Spur entdeckt werden, die auf eine ähnliche
Ausstattung des Fußbodens und der Wände, wie wir sie
in B und A angetroffen hatten, in C — E schließen ließe.
Die Unbedeutendheit der Räume verhieß übrigens von
vorneherein wenig Erfolg. Es fanden sich nur bei 10 ein
Bruchstück eines rubinroten Karneolintaglios mit der Dar-
stellung eines langgeschwänzten Vogels, die hübsch grün-
patinierte, etwas deformierte frührömische Scharnierfibel
aus Bronze Fig. 18 von 55 cm Länge und 25 cm lichter
Höhe und die durch Einkerbungen gefällig verzierte, 1P4 cm
lange Ziernadel Fig. 19 aus versilberter Bronze.
Der große Raum F von 39-90:26'60m lichter Weite, also von 106 1 "34 m2 Fläche
war, wie die an verschiedenen Stellen bloßgelegten rechteckigen Belagplatten beweisen,
zum größten Teile solid gepflastert. Nur bei 24 stießen wir auf groben Guß-
estrich von 3‘10:2’30m Fläche, dessen Ränder ausgebrochen waren. Da er
mit den Platten in gleichem Niveau lag, halten wir uns für berechtigt, darin
eine spätere Ausbesserung des Pflasters zu sehen. Die Fliesen, die unmittelbar
auf dem geebneten Boden auflagen, sind gut abgerichtet, an den Seiten gerauht
und stoßen ohne jedes Bindemittel scharf an. Ihre Größe ist verschieden; die
größte (16) maß bei einer Stärke von 020 m 2‘45:1‘00 m. Die Oberfläche
war bei den meisten wie die Schwelle Ts glattgetreten, was einen langen
Bestand der Anlage bekundet.
Die große lichte Weite beweist zur Genüge, daß nicht der ganze Raum
überdeckt gewesen sein kann, daß zum mindesten die Mitte ein Hypäthron
einnahm und nur längs der einschließenden Mauern Bauten vorhanden sein
konnten.
Treten nun Indizien auf, die für eine solche Einfassung des freien Platzes
sprechen? Zunächst fällt die Stärke der Außenmauern auf, die jener der mehr
als 4 m hohen,1) belasteten Mauern der früher besprochenen Räume entspricht.
Zweitens wurden an den Innenseiten der Umfassungsmauern, insbesondere die
Nordmauer entlang, gefunden:
a ) Reste roter Wandmalerei, von denen die in der Ostecke bei 11 auf-
Fig. 19. y '
Zier- gelesenen allerdings aus dem Zimmer B stammen können.
nadel. b) Fragmente von Wandverkleidungsplatten, die den in A und B gesam-
melten entsprechen.
c) Bruchstücke von verkohltem Eichenholz und eiserne Nägel.
d) Sehr viele Fragmente von Dachziegeln. An der Nordwand lagen auch einige
Bruchstücke von Heizkacheln; da sie aber in den höheren Schichten zutage traten,
ist es wahrscheinlich, daß sie mit der Schwemmerde hergekommen sind. Die nämliche
Beobachtung über häufiges Vorkommen von Falz- und Hohlziegeln machte auch Jozo
Batini6, als er aus der Ostmauer das Steinmaterial brach. Er erinnerte sich auch,
daß ein Falzziegel die Mai'ke Pansiana getragen habe, was glaubwürdig erscheint,
da dieser Stempel auch sonst für 2upanjac bezeugt ist. 2)
Fig. 18. Frülirümische Scharnier-
übel aus Bronze.
!) S. o. S. 180.
2) Diese Mitteilungen IV, S. 157, Fig. 52.
Patsch. Archäol.-epigr. Untersuchungen zur Geschichte der röm. Provinz Dalmatien. VI. 187
Schon diese verschiedenartigen Banreste würden die Annahme wettergeschützter7
gedeckter Baulichkeiten nahelegen, doch könnte bei der argen Verwüstung der An-
lage immerhin noch die Erklärung als möglich bezeichnet werden, daß all die Frag-
mente erst nachträglich auf ihre Fundstellen gekommen sind. Unerklärbar blieben
aber bei der Leugnung von Seitenhallen die auf mehreren Stellen Vorgefundenen
Architekturstücke, die man bei der Konstruktion selbst des gegliedertsten Portals nicht
zum Zusammenklang bringen könnte. Die erwähnten Bauglieder bestehen:
I. aus Säulen. Ganz oder in zusammensetzbaren Stücken wurde keine gefunden;
zumeist sind die Fragmente nur Splitter. Über Form und Maße der verwendeten Säulen
können nur folgende Stücke, sämtlich aus Kalkstein, einigen Aufschluß geben:
a) Attische Basis (Fig. 20), gefunden im Schutte des Zimmers B (vgl. o. S. 182),
aus drei bestoßenen Bruchstücken zusammengesetzt. Sie ist 0'33 m hoch und besteht
aus einer 0T05 m hohen quadratischen Plinthe von 0‘95 m Seitenlange und aus zwei
durch eine Hohlkehle getrennten Wülsten. Der obere Torus hat einen Durchmesser
von 0’83 m und weist in der Mitte ein rundes, 0-08 m tiefes Dübelloch von 0'095 m
Durchmesser mit einem Gußkanal sowie eine kreisrunde Lehre von 0‘74m Durchmesser
Iauf, welche die Stärke des Säulenschaftes anzeigt. Die Unterseite hat einen 0'02 m
breiten Saumschlag.
b) Eckstück einer in der Profilierung und in den Maßen a) entsprechenden Basis.
Gefunden an der Nordwand bei 25.
c) Eckstück einer Basis (Fig. 21) von beträchtlich kleineren Dimensionen als
a) und b)} denn die Plinthe ist nur 0'063 m hoch und hat eine Seitenlänge von bloß
0-505 m. Letztere wurde mit Hilfe des Restes des unteren Torus ermittelt. In der stark
gerauhten Unterseite ist ein nur zum Teile erhaltenes, konisch verlaufendes Dübelloch
von 0’065 m Tiefe ausgestemmt. Da es nicht in der Mitte der Basis angebracht ist,
sind wir zu dem Schlüsse berechtigt, daß die Verdübelung nicht einfach, sondern
wohl, den vier Ecken entsprechend, vierfach war, daß also die Säule eine Position inne-
hatte, die eine starke Bindung nötig machte. Gefunden wie b) bei 25.
d)} e)>f) Drei Bruchstücke — darunter ein 0‘61 m hohes — vom unteren Ende
dreier verschiedener glatter Säulenschäfte, die den gleichen unteren Durchmesser
von 0'525 m hatten. Ein Ablauf ist nicht vorhanden; die Standfläche hat einen schmalen
Saumschlag. Diese Stücke sowie alle übrigen lassen erkennen, daß die Säulen mono-
lith waren, und ihre rauhe Bossierung deutet darauf hin, daß sie mit Stuck verkleidet
waren, d) wurde bei der Freilegung der Außenseite der südlichen Hauptmauer bei 1
gefunden; e) und f) lagen zusammen bei 25.
188
I. Archäologie und Geschichte.
g) Drei aneinander schließende, 0'435 tn hohe Bruchstücke vom oberen Ende
eines
glatten
zweigliedrigem
Säulenschaftes von 0"425 m oberem Durchmesser mit
Anlauf (Fig. 21). Die Oberfläche ist um den Rand mit
dem Zahnhammer sorgfältig beschlagen und hat kein Dübel-
loch. Gefunden bei 25.
h) Drei Bruchstücke vom oberen Ende eines Säu-
lenschaftes von 0-43 m Durchmesser mit dem nämlichen
Anlauf wie g). Ebenda gefunden.
i ) Bruchstück vom unteren Ende eines Säulenschaf-
tes von 0‘32 m Durchmesser. Kein Ablauf. Gefunden bei 25.
k) Bruchstück vom oberen Ende eines Säulen-
schaftes von 0255 m Durchmesser ohne Apothesis. Ge-
funden bei 25.
Wenn wir die aufgezählten Fragmente d) — k) durch-
mustern, so zeigen die Maße, daß einerseits d) — li), ander-
seits i) und k) je eine Gruppe bilden, die je eine Säulen-
gattung repräsentiert. Die Differenz zwischen 0525 m (d — f) und 0425 m (g), beziehungs-
weise 0-43 m (h)} gibt die Verjüngung der einen Gattung (II) an, 032 (i) — 0-255 m (k)
= 0 065 m drückt die Kontraktur der anderen (III) aus.
Fig. 22. Bruchstück eines
Säulenschaftes.
Fig. 28. Splitter von Kapitalen (*/7).
Vergleichen wir weiter die unteren Durchmesser der beiden Gattungen mit den
Basen n) — c ), so sehen wir, daß wohl die kleinere (III) in c) die entsprechende Basis
findet, die größere (II) dagegen a) und b) nicht entspricht, die nach der eingerissenen
Lehre einen Schaft von 0’74 m Durchmesser verlangen. Darnach waren in unserem
Gebäude Säulen von drei verschiedenen Proportionen verwendet, von denen die größten
(I) nur durch die Basen a) und &), die mittleren (II) bloß durch die Schaftfragmente
d) — h) und die kleinsten (III) durch die Basis c) und die Schaftfragmente i) und k)
vertreten sind.
Die Höhe der Säulenschäfte betrug approximativ bei
I . . 0-74 X 9 - 6-66 m II . . 0-525 X 9 = 4-725 m III . . 0 32 X 9 = 2-88 m.
Bei I machte die Höhe des Schaftes und der Basis 6-66 -f- 0 33 m = 6-99 m aus.
I) Von Säulenkapitälen sind nur acht Splitter bei 25 geborgen worden (vgl.
Fig. 23). Sie bestehen aus Blattspitzen und Volutenfragmenten. Von den ersteren
sind vier gleich — zwei sind unter 1 und 3 abgebildet — und rühren nach der Größe
von der Säulengattung I her; 5 zeigt ein durchgebildeteres Akantbusblatt. Die Vo-
luten 2 und 4 gehörten einer Säulengattung an.
Patsch. Archäol.-epigr. Untersuchungen zur Geschichte der röm. Provinz Dalmatien. VI. 189
Fig. 24. Pilasterkapitäl.
II. Pilasterkapitäl (Fig. 24), rückwärts ohne Profilierung. Gefunden bei 19.
Fig. 25 zeigt ein zweites Pilasterkapitäl, das sich von dem vorhergehenden
in den Abmessungen und in der
Profilierung unterscheidet. Rück-
wärts ist es nur abgeschrägt.
Gefunden bei 25.
III. Pfeilerquader von
den in Fig. 26 notierten Dimen-
sionen, auf drei Seiten geglättet,
auf der vierten gerauht. In die
obere Lagerfläche ist ein recht-
winkeliges, 003 m tiefes Dübel-
loch von 0‘13m Länge und 0-05m
Breite eingestemmt. Je ein Hebe-
loch in den Seitenflächen beweist,
daß der Stein in einer gewissen
Höhe versetzt war. Gefunden
bei 19.
IV. Eckstück eines sorgfäl-
tig mit Zahnhammer beschlagenen
Architravblockes mit drei
Gurten und rauh belassener Rück-
seite. Oben und rechts abgeschla-
gen; die Maße sind aus Fig. 27
ersichtlich. Gefunden bei 20.
Von einem dem vorstehenden Eckstücke entsprechenden Architrave stammen
auch sieben bei 18 zusammengelesene Fragmente mit einigen Buchstaben der Bau-
inschrift (Fig. 28). Nur zwei von ihnen schließen aneinander (1) und gewähren
Fig. 25. Pilasterkapitäl.
einigen Aufschluß. Sie rühren von der rechten oberen Ecke eines Blockes her. Die
Stoßfläche ist gerauht, es stieß hier also noch ein Block an. Die großen Buchstaben
sind mit viel Sorgfalt eingeschnitten. Die Zahl ist, wie der Horizontalbalken über ihr
beweist, vollständig erhalten; vor ihr, durch den Punkt getrennt, erkennt man noch
190
I. Archäologie und Geschichte.
den Rest einer vertikalen Hasta. Da das Bruchstück, ohne daß eine Beweisführung
nötig wäre, einer Kaiserinschrift zuzuschreiben ist und S (von COS) sowohl wie P (von
IMP) durch den Buchstabenrest ausgeschlossen sind, können wir mit völliger Sicherheit
konstatieren, daß in der ersten Zeile .... trib(unicia) po]t(estate) XX stand. Eine
so lange Regierungsdauer finden wir nur bei Augustus, Tiberius, Traian, Hadrian, An-
toninus Pius, Marcus Aurelius und Caracalla. Der letztgenannte kommt aber nach dem
Charakter der Schrift nicht in Betracht. Mit Rücksicht auf die bisher gültige Annahme
einer späten Romanisierung des dalmatinischen Binnenlandes würde man sich viel eher
für einen der Kaiser des zweiten Jahrhunderts als für Augustus oder Tiberius ent-
scheiden. In diesen Mitteilungen VIII, S. 71 habe ich jedoch gegen diese Supposition
anzukämpfen versucht und es wird auch in diesem Teile der Untersuchungen noch
Fig. 28. Bruchstücke der Bauinschrift.
wiederholt auf Grund neuer Funde dargetan werden,1) daß das Vorurteil lediglich durch
die ehemalige österreichisch-türkische Grenzlinie hervorgerufen wurde und daß selbst
zu Beginn der römischen Kaisei’zeit eine solche Kulturscheide nicht bestanden hat,
daß vielmehr das gegenwärtige Dalmatien und die angrenzenden Teile der okkupierten
Länder den Romanisierungsprozeß gleichzeitig durchgemacht haben. Für ^upanjac und
speziell für unser Bauwerk fällt in die Wagschale, daß hier Dachziegel der kaiserlichen,
nur bis Vespasian in Betrieb gestandenen Figlina Pansiana2) gefunden wurden.3)
*) S. unten „Eine röm. Villa in Dretelj“, „Die Kultur des Brotnjo“ und „Zur Geschichte der röm.
Stadt in Gradac bei Posusje“.
2) Marquardt-Mau, Das Privatleben der Römer S. 665 f. ; E. Bormann, CIL. XI p. 1026:
O. Hirschfeld, Beiträge zur alten Geschichte II, S. 285 f. ; H. Gutscher, Vor- und frühgeschichtliche
Beziehungen Istriens und Dalmatiens zu Italien und Griechenland (S.-A. aus dem Jahresberichte des k. k.
II. Staatsgymnasiums in Graz 1903), S. 6 f.
3) Vgl. o. S. 186. — Einen weiteren Beweis für die frühe Romanisierung des Beckens von 2upanjac
hätten wir in der in Letka (siehe unten) gefundenen Inschrift CIL. IH 9740 (vgl. n. 13185; p. 2328 16n)
Ballif-Patsch, Röm. Straßen in Bosnien und der Hercegovina I, S. 61: D. M. Severo infelicissimo, [q]ui
decid[i]t in Pannonia cum duo[b]us filiis Misaucis, Varroniavus [t]ata patronis be(ne) [m]eri[t]is [pjosuit,
wenn wir sie mit Hirse Ilfeld, Hermes XXV, S. 352 auf den Kampf in Pannonien zur Zeit des dal-
matisch-pannonischen Krieges beziehen dürften; doch scheint sich die Vermutung vornehmlich auf den ver-
meintlichen Fundort des Steines „Delminium, das Standquartier der 7. Legion“ (also Gardun) zu gründen.
Nach dem Relief und der Schrift möchte ich das Denkmal für jünger halten.
Patsch. Archäol.-epigr. Untersuchungen zur Geschichte der röm. Provinz Dalmatien. VI. 191
Der Bau war somit bereits in der ersten Hälfte des ersten Jahrhunderts1) eingedeckt.
Wir haben also in der oben angeführten Kaiserreihe nur noch zwischen Augustus und
Tiberius zu entscheiden.
Die XX. tribunicia potestas des Augustus fällt in das Jahr 4/3 v. Chr., also noch
vor die große dalmatisch-pannonische Insurrektion (6 — 9 n. Chr.). Das 20. Regierungs-
jahr des Tiberius entspricht hingegen dem Jahre 18/19 n. Chr., gehört also der Periode
der großen dalmatinischen Straßenbautätigkeit (16 — 20 n. Chr.) an,2) in welcher
höchstwahrscheinlich auch die von Trilj über Zupanjac ins Innere Bosniens führende
Chaussee gebaut worden ist.3) Darnach wird man wohl Tiberius als den Bauherrn
ansehen dürfen.4) Die Nachweise über die sonstigen zahlreichen Bauten unter diesem
Kaiser in unserer Provinz sind in diesen Mitteilungen VIII, S. 89 zusammengestellt
worden.
Unsere Bauinschrift muß von beträchtlicher Breite gewesen sein, da die tribunicia
potestas bereits in der ersten Zeile steht;5) sie wird auf mehr als einem Architravbalken
angebracht gewesen sein. Dies ist auch aus den anderen, sonst undeutbaren Brocken
zu ersehen, von denen zwei, Nr. 2 und 4, bestimmt von der linken Seite eines Balkens
herrühren, Nr. 2 aber weniger wegen der etwas geringeren Buchstabengröße als wegen
des Buchstabens selbst nicht in derselben Zeile mit Nr. 1, aber auch nicht in der
zweiten Zeile desselben Balkens gestanden haben kann, weil die zweite Gurte niedriger
ist (vgl. Fig. 27) als das Fragment. Nr. 3, dessen erster Buchstabenrest am ehesten
von einem M herrührt, hat die gleiche Buchstabenhöhe wie Nr. 2. Der Buchstaben-
rest des Randstückes Nr. 5 ergänzt sich zu S, der auf Nr. 6 zu D.
Fig'. 29. Gesimsplatte.
Das letzte zu erwähnende Architekturstück ist
V. die bei 12 gefundene Gesimsplatte (Fig. 29), die der Höhe nach gesprungen
und rückwärts etwas abgeschlagen ist. Rechts glatt, hat sie links behufs besseren Zu-
sammenschlusses mit dem folgenden Werkstücke einen Falz. Unten ist die Platte
gerauht, sie lag also einer Mauer, nicht etwa Säulen auf. Die Differenz zwischen ihrer
0'73 m betragenden Stärke und der R60 m starken Rohmauer gibt ebenso wie der be-
*) Das auf der Crkvina selbst gefundene Ziegelstück läßt sich nicht bestimmter datieren, da ich
es nicht aus Autopsie kenne (vgl. o. S. 186). Dagegen gehört das im Hofe des Lucic (vgl. o. S. 17*1)
ausgegrabene Fragment p^ASIANA (s. diese Mitteilungen IV, S. 157, Fig. 52, vgl. CIL. V 8110,10) wohl
sicher der ältesten Kaiserzeit an, da die Pansianastempel seit Gaius Abkürzungen und Ligaturen auf-
weisen, vgl. z. B. CIL. III 3214, 4 ff. und V 8110, 18 ff.
2) CIL. III 3198. 3199. 3201 (vgl. p. 10156). 10157. 10159.
3) Ballif-Patsch a. a. O., S. 25 ff. 55. Vgl. o. S. 174 und 175. A. Bauer, Archäol.-epigr. Mittei-
lungen XVII, S. 136-, A. v. Domaszewski, Westdeutsche Zeitschrift 1902, S. 171.
4) Die vorstehende Darlegung hat Hirschfeld, CIL. III 149764 der Wiedergabe gewürdigt.
°) Über ihren Platz in der Reihenfolge der Kaisertitel seit Tiberius vgl. Mommsen, Röm. Staats-
recht II3, S. 783.
192
I. Archäologie uncl Geschichte.
reits oben S. 180 gelegentlich der Besprechung der Tür Tt konstatierte Unterschied die
Stärke der beiderseitigen Mauerverkleidung an.
Angesichts der o. S. 186 f. gewonnenen Anhaltspunkte und der im Vorstehenden
zusammengestellten, so verschiedenartigen Bauglieder ist also die Behauptung kein
Wagnis, daß den Umfassungsmauern und wahrscheinlich auch der Mittelmauer Por-
tiken vorgelegt waren. Jetzt findet auch ein in der Nähe der Nordostecke unter
dem Niveau der Belagplatten bloßgelegtes 3T0 m langes, 0’60 m starkes und nur noch
0-20 m hohes Stück einer Bruchsteinmauer Aufklärung: es ist der durchlaufende Un-
terbau der Front der Porticus. Den Stylobat werden die Belagplatten gebildet haben.
Der 2 55 m messende Abstand der Aufmauerung von der zu ihr parallel laufenden Ost-
mauer gibt die Tiefe der Halle an.
Die Versuche, die Mauer in der Fortsetzung des beiderseits verbrochenen Stückes
und auf den anderen Seiten des Platzes aufzufinden, mißlangen, da sich infolge der
Durchwühlung des Bodens durch unsere Vorgänger nicht einmal die Fundamentgruben
absondern ließen.
Bei so unvollständigem Grundrisse und bei der Unzuverlässigkeit der Fundstellen
der Architekturteile — 1 und 6 hegen außerhalb des Platzes, 25 machte den Eindruck
einer absichtlichen Zusammenhäufung — wäre es müßig, sich in Vermutungen über
den Aufbau der Hallen ergehen zu wollen, da sie nach der Verschiedenheit der Säulen-
größen und nach der oben S. 187 konstatierten festeren Bindung der kleinsten Säulen-
gattung zweigeschossig gewesen sein dürften. Nur was das Dach betrifft, wird man
sich für ein nach innen geneigtes Pultdach entscheiden dürfen.
Auch die Berechnung der Fläche des freien, nicht eingedeckten Platzes wird man
entfallen lassen müssen, da es nicht unwahrscheinlich ist, daß die Porticus längs der
Mittelmauer tiefer war als die an den Außenmauern.
Die Bauinschrift hatte entweder vor dem Saale A oder über dem Eingänge zu
dem Baue ihren Platz gehabt. Das Tor kann sich nur auf der bis auf das Fundament
zerstörten Westseite befunden haben, da die Nordmauer, die allein noch in Betracht
käme, im Aufgehenden noch weit über die Mitte ohne jede Unterbrechung erhalten ist.
Es war also erklärlicherweise den anderen Bauten der Stadt (s. Plan, Taf. LXXXV)
zugewendet. Eine Pflasterung, die wohl bestimmten Aufschluß gewährt hätte, konnte
vor der Außenflucht nicht konstatiert werden.
Bei der Baubeschreibung sind noch zwei Mauerungen unerwähnt geblieben. Die
eine, allerdings mehr eine Mörtelanhäufung als eine Mauer, schließt, ohne jedoch mit
ihr im Verbände zu stehen, im rechten Winkel an das Fundament der östlichen Por-
ticus an und wurde in der Stärke von 0'45 m 5 m weit verfolgt, wo sie sich im zerwühl-
ten Boden verlor.
Die zweite befindet sich in dem Südwestwinkel des Platzes, ist 4’80, beziehungs-
weise 4‘30 m von den nächsten Gebäudemauern entfernt und allseits glatt abgemauert;
sie setzte sich also in keiner Richtung fort. Bei der sonstigen Zerwilhlung der An-
lage muß man über ihre gute Erhaltung staunen (vgl. Fig. 30). Die Sockelplatten
ruhen auf einem 0'22 m tiefen Fundament, das in der Ausführung dem der Grund-
mauern des Gebäudes entspricht, und tragen als Aufgehendes eine rechteckige Auf-
mauerung von 6‘50 m Länge und l'OOra Tiefe. Sie ist noch 0'43 m hoch erhalten und
besteht aus häuptig bearbeiteten Bruchsteinen, die einen Kern einschließen, der dem
sonst am Gebäude beobachteten gleicht. Die hier so rohe Verblendmauerung (vgl. da-
gegen Fig. 5 und 6) setzt eine Verkleidung voraus, die ja in unserem Gebäude in
reichem Maße angewendet worden ist.
Patsch. Archäol.-epigr. Untersuchungen zur Geschichte der röm. Provinz Dalmatien. VI. 193
Die Mauer kann bei der schwachen Fundierung in dem hier schlechten Unter-
gründe (vgl. o. S. 177 f.) nicht hoch oder auch in anderer Weise nicht schwer belastet
gewesen sein. Welchem Zwecke sie gedient hat, wird uns wohl die Bestimmung der
ganzen Anlage lehren.
Fig. 30. Rostra.
Zur Ableitung des Regenwassers und wohl auch des Sickerwassers von der Bö-
schung hinter der Stützmauer diente ein nahezu in der Mitte des Platzes angelegter
Kanal, dessen verstürzte Reste 2-80 m weit verfolgt werden konnten. V on rechteckigem
Querschnitte, war er im Lichten 020 m hoch und 032 m breit und auf den Seiten
gemauert, während die Sohle und die Abdeckung von Steinplatten gebildet wurden.
Furiae]
Sab [iniae Tranquil-
linia[e Aug ( ustae) coniugi
imp(eratoris) M. Ant [oni Gor-
diani P(ii) F[el(icis ) Aug(usti)
p(ecunia) [p(ublica), d(ecreto) d (ecurionum?)
Fig. 31. Ehreninschrift der Kaiserin Tranquillina.
An Einzelfunden wurden in F geborgen:
1. Bei 17 fünf aneinander schließende Bruchstücke von der linken Seite einer
ückwärts nicht bearbeiteten Platte (Fig. 31), deren Höhe und Breite jetzt 0'285 und
>•298 m bei einer ursprünglichen Stärke von 25 cm betragen. Das um 06 cm ein-
pringende, stellenweise (so über dem ersten I in Zeile 4) korrodierte Inschriftfeld
imschloß ein profilierter Rahmen, von dem nur noch eine breite Hohlkehle erhalten
)t. Die Zeilen wechseln in der Höhe ab: 4-3, 3*9, 4*1, 3'8 cm; die Buchstaben lassen den
•ei der Weichheit des Materials leicht erzielbaren gleichmäßigen Schnitt vermissen und
offerieren in derselben Zeile etwas in der Höhe. Ein weiterer Beweis für die Flüch-
igkeit des Steinmetzen ist das Fehlen der sonst dreispitzigen Interpunktion in Zeile 4
wischen I und P. Die 5. Zeile war weit stärker eingezogen als die 4.; sie bestand
onach nur aus wenigen Buchstaben und bildete allem Anscheine nach den Schluß
er Inschrift.
Band IX.
13
194
I. Archäologie und Geschichte.
Die Ergänzung1) bedarf bei der Größe des Erhaltenen im allgemeinen keiner
Rechtfertigung. Die Zeilenlänge ergibt sich aus Zeile 1 und 2. Die Breite des In-
schriftfeldes verlangt die Annahme von mindestens noch einer Zeile; vermutlich war der
erste Gentilname mit größeren Lettern geschrieben. In Zeile 2 folgen dem N zwei
kleine Buchstabenreste; der erste rührt bestimmt von einer vertikalen Hasta her, die
nach den kleinen Spatien links und rechts von ihr nur ein I gewesen sein kann. Es
muß also angenommen werden, daß der Steinmetz, dessen Arbeit oben charakterisiert
wurde, durch die vorausgehenden Gentilicia beeinflußt, Tranquilliniae statt Tranquillinae
eingemeißelt hat. Der erste Buchstabe in Zeile 5 war B, P oder R.
Die Platte war zufolge ihrer geringen Stärke kein selbständiges Monument, son-
dern diente zur Verkleidung der Ansichtsfläche einer Aufmauerung, die wohl die Basis
einer Statue oder Büste der Kaiserin bildete.
Die Ehrung der Tranquillina, die ein analoges Denkmal des Gordianus voraus-
setzt, erfolgte 241 — 244 n. Chr. ; vor dem 29. August des erstgenannten Jahres fand
ihre Vermählung statt2) und zu Beginn des Jahres 244 wurde ihr Gemahl ermordet.3)
Gordians wird in Dalmatien wiederholt gedacht. Gleich in der Nähe von Zupanjac,
im Busko blato, ist bei Reni6i ein Meilenstein aus dem Jahre 239 n. Chr. gefunden
worden, der sich auf die nach Salona führende Straße bezieht.4) Zwei andere Meilen-
steine bezeugen, daß unter dieser Regierung die Straße Salona — Servitium repariert
worden ist.5) Pro salute ivip. M. Antoni GorcLiani wurde von einem Bergwerksproku-
rator in Domavia vor der Curia ein Kultaltar I. o. m. et Genio loci errichtet.6) Dem
Numen und der Maiestas des Kaisers und dem Genius loci gilt auch eine private Stif-
tung bei Josefstal im Nordwesten der Provinz.7) Und im Jahre 241 wurde ein Tempel
in Agici turski restauriert, dem Hauptorte des römischen Eisenindustriebezirkes im
Japratale (Bez. Bosn.-Novi).8) Diese über ganz Dalmatien verteilten, zum Teil mit
Straßen und Bergwerken in Verbindung stehenden Monumente können als Zeugnisse
für eine gute materielle Lage der Provinz unter Gordian angesehen werden. Wahr-
scheinlich ist während dieser Zeit die Statthalterschaft in fähigen Händen gewesen.
Bekannt ist nur ein legatus Augusti pro praetore seinem Cognomen Honoratus
nach. 9)
2. Linke obere Ecke einer Basis, rückwärts abgeschlagen, 064 m hoch, 044 m
breit und 0’65 m stark; vorne umgab ein profilierter Rahmen ein vertieftes Feld. Die
linke und die obere Fläche sind glatt. Gefunden bei 19.
3. Bruchstück von der rechten unteren Ecke einer Basis, rückwärts abgesplittert,
031 m hoch, 074 m breit und 071 m stark. Vorne schmaler Rest eines vertieften, von
einem profilierten Rahmen umschlossenen Feldes; rechts glatt. Gehört trotz dem glei-
chen Fundorte nicht zu Nr. 2.
9 Darnach jetzt auch CIL. III 149765.
2) A. v. Salle t, Die Daten der alexandrinischen Kaisermünzen S. 59; H. Dessau, Prosopogra-
phia imperii Romani II, S. 102.
3) E. Klebs, Prosopographia I, S. 100; P. v. Rohden, Pauly- Wissowas Realenzyklopädie s. v.
Antonius, Sp. 2627 f.
4) Diese Mitteilungen IV, S. 165, Fig. 74 = CIL. III 13320, vgl. p. 2275. 2 3 28 177.
5) B all if- Patsch, Röm. Straßen in Bosnien und der Hercegovina I, S. 19, 55 = CIL. III
13327. 13328.
6) Archäol.-epigr. Mitteilungen XVI, S. 92 = CIL. III 12724, vgl. diese Mitteilungen I, S. 221.
7) CIL. III 3021, vgl. 10058.
9 Diese Mitteilungen VII, S. 66 ff. = CIL. III 14972.
9) CIL. III 13327. 13328.
Patsch. Archäol.-epigr. Untersuchungen zur Geschichte der röm. Provinz Dalmatien. VI. 195
Fig. 32. Goldener
Fingerring:.
Fig. 33. Armring aus Bronze.
4. Drei kleine glatte, gewölbte, zum Teile ausgebesserte Bronzefragmente, die
von einer Statue herrühren, ob aber von der nämlichen, welcher der Arm und das
Knie angehörten (s. o. S. 183), läßt sich nicht sagen. Gefunden bei 13.
5. Goldener elliptischer Fingerring (Fig. 32), bestehend aus einem schmalen, glatten
Reifen von rundem Querschnitte und 1'4, beziehungsweise 1 ’ß cm lichter Weite, der
an einer Stelle zu einem
ovalen Schilde abgeplattet
ist, in den ein zweigähn-
liches Gebilde roh eingra-
viert ist. 7-70p schwer. Ge-
funden bei 21.
6. Armring (Fig. 33)
aus Bronze von 5-6 cm lichtem Durchmesser, an den Enden abgebrochen, geschmückt
in eiliger Arbeit mit eingerissenen Kreisen zwischen parallelen Strichen und mit Ein-
kerbungen in den Zwischenfeldern. Gefunden bei 14.
7. Zwei gleiche frührömische Scharnierfibeln aus Bronze von 3'5 cm Länge
und 1'8 cm lichter Höhe, die in der Form der oben S. 186, Fig. 18 abgebildeten größeren
Fibel entsprechen. Gefunden
bei 26.
8. Nähnadel aus Bronze
(Fig. 34), 0T47 m lang, mit
großem Ohr. Gefunden bei 23.
9. Schreibgriffel aus
Eisen (Fig. 35), durch Rillen
und Einkerbungen gegliedert; 0T.13 m lang. Ge-
funden bei 26.
10. Eisernes Klappmesser mit eckigem
Rücken und gerader Schneide (Fig. 36). Der
vernietete Drehbolzen ist noch erhalten. In der
Ose war ein Ring eingehängt. Die Länge der
Klinge beträgt bis zum Bolzen 7-4 cm, ihre größte SS |V Fig. 34.
Breite L6 cm. Gefunden bei 15 zusammen mit einem fU ff Bronzene
Nähnadel.
Fig. 36. Klappmesser aus Eisen.
Fig. 38. Eiserner Schöpflöffel.
Fig. 37. Eiserner
Schiebeschlüssel.
Fig. 35.
Schreibgriffel
aus Eisen.
0T15m langem Schleifsteine aus Kalkmergelsandstein von quadratischem Querschnitte
(Seitenlänge 4'5 cm), der nur an zwei entgegengesetzten Seitenflächen abgenutzt ist.
11. Eiseimes Messer, einschneidig, an der Spitze und an der Angel abgebrochen,
jetzt 0T9 m lang. Die größte Klingenbreite beträgt 25 cm. Gefunden bei 26.
12. Eiserner Schiebescblüssel (Fig. 37), mit beschädigtem Barte, 0‘2 1 3 m lang.
Gefunden bei 26.
13. Eiserner Schöpflöffel (Fig. 38), verbogen und am Boden beschädigt. Der
Durchmesser beträgt 0T57 m, die Höhe 0 056 m, der flache, 0‘355 m lange Stiel endet
;mit einem Haken. Gefunden bei 26.
13*
196
I. Archoälogie und Geschichte.
14. Henkelloser, handgeformter Topf (Fig. 39) ohne Verzierung, aus grauem groben
Ton, mit flachem Boden und leicht ausgebogenem Rande; 0'14cm hoch. Der Durchmesser
beträgt am_Boden 0-095m, am Bauche 0T 35 m, an der Mündung 0T 12 m. Gefunden bei 26.
15. Eiserner Löffelbohrer (Fig. 40), 0 32 m lang, der den von L. Jacobi, Das
Römerkastell Saalburg, S. 209, Fig. 28, n. 17, Taf. XXXIV, n. 7 und 9 abgebil-
deten entspricht und bei uns bereits wiederholt, so in Draöevica bei Ljubuski und bei
Rogatica, *) angetroffen wurde. Gefunden bei 22.
16. Eiserne Federschere (Fig. 41), beschädigt, 0222 m lang, von bei uns all-
gemein üblicher Form.* 2) Gefunden bei 23.
Fig. 39. Topf aus grauem Ton. Fig. 40. Eiserner Löffelbohrer. Fig. 41. Eiserne Federschere.
Fig. 44. Bruchstücke von Glasgefäßen.
Fig. 42 und 43. Rand- und Bodenstück
aus Terra sigillata.
17. Bruchstück einer eisernen Sichel. Gefunden bei 26.
Außerdem wurden im ganzen Raume F verstreut aufgelesen:
1. Sehr zahlreiche Bruchstücke von Am-
phoren und anderen Tongefäßen. Hervorgeho-
ben seien das profilierte Randstück Fig. 42 und
das Bodenstück Fig. 43 mit eingepreßtem Muster;
beide aus feiner Terra sigillata ohne Glasur wie
oben Fig. 8 und 9 und unten Fig. 66 und 67.
2. Kleine Bruchstücke von Glasgefäßen, insbesondere von Schalen und Be-
chern. Eine Auswahl von Rand- und Bodenstücken ist in Fig. 44 zusammengestellt.
0 Vgl. F. Fiala, diese Mitteilungen V, S. 1G4, Taf. LXV, Fig. 8; S. 261, Taf. LXVIII, Fig. 6.
2) Vgl. C. Truhelka, ebenda III, S. 234, Fig. 20 (Puticevo bei Travnik, 3 Exemplare); H. Kell-
ner, ebenda V, S. 154, Fig. 89 (Ilidüe); Fiala, ebenda V, S. 164, Taf. LXV, Fig. 17 (Dracevica bei Lju-
buski). Sonst Jacobi a. a. O. S. 439, Taf. XXXV, n. 12 — 14.
Patsch. Archäol.-epigT. Untersuchungen zur Geschichte der röm. Provinz Dalmatien. VI. 197
Die Wandstärke beträgt wiederholt nur Millimeterbruchteile; die Farbe ist weiß und
grünlich; einzelne Stücke zeigen eine prächtige Iris.
3. Kleine Bronzestücke, darunter auch der 9-8 cm lange Haken (Fig. 45) und
kleine Teile von Nadeln und Griffeln.
4. Die drei unverzierten Spinnwirtel (Fig. 46—48): alle in der Form verschie-
den: bikonisch, abgeflacht -kugelig, scheibenförmig. Fig. 47 und 48 bestehen aus rotem,
Fig. 46 aus braunem Ton. Die Höhen betragen: 2T, 2‘3, 1'0 cm.
Beim Absuchen des aus der ganzen Anlage stammenden Abraumes wurden noch
nachträglich gefunden:
1. Bruchstück eines Armreifens aus schwarzer Glaspasta.
Fig. 50^ Fliigellibel aus Bronze.
2. Die 9 cm lange Ziernadel (Fig. 49) aus Bronze mit abgeplattetem und ein-
gerolltem oberen Ende.
3. Zwei an der Spitze und an der Angel abgebrochene kleine Eisenmesser,
die sich von dem oben S. 195, n. 11 notierten nur durch ihre geringere Größe unter-
scheiden. Das besser erhaltene ist 10-7 cm lang und 1‘3 cm breit.
14. Ein breites Eisenfragment, das von einer Sense stammen dürfte.
Schließlich ergaben die Röschen, welche die Bloßlegung der Außenseiten der
Anlage bezweckten, folgende Funde:
1. An der Nordseite bei 27 die Bronzefibel Fig. 50 und den Bronzestilus
Fig. 51. Die erstere ist eine Flügelfibel von 4-7 cm Länge, 2‘6 cm Kopf breite und
15 cm lichter Höhe. Sie hat ein silbernes Analogon unter dem bei Bukovica (südlich
von ^upanjac) gefundenen Frauenschmucke;1) sonst ist bis jetzt diese mit „Flügeln“
ausgestattete Form bei uns seltener als die flügellose.2) In der Nekropole von Jeze-
rine (bei Bihac) z. B. ist nur die letztere vertreten.3) Unser Stück ist repariert worden.
*) Rad im s ky, diese Mitteilungen IV, S. 159, Fig. 57 und 58,
2) Vgl. ebenda VI, S. 260.
s) Radimsky, ebenda III, S. 203,
198
I. Archäologie und Geschichte.
An Stelle des abgebrochenen Domes ist ein neuer scharnierartig eingefügt und behufs
Federung mit einer Drahtschleife an dem Kopfbalken befestigt worden.
Der 9 cm lange Stilus zeigt in der oberen Hälfte eine Anschwellung und ist oben
abgeplattet und umgebogen.
2. An der Ostseite lagen bei 5 zwei gleiche Kinderarmringe (Fig. 52) von
3 9 cm lichtem Durchmesser aus Bronzedraht, der in der Mitte am stärksten ist und
gegen die übergreifenden und umgewickelten Enden an Dicke stetig abnimmt.
3. An der Südseite kam bei 2 in der Tiefe von 1-50 m die noch unfertige zwei-
henkelige, mit einem Fuße ausgestattete Aschenurne (Fig. 53) zum Vorschein. Nur
der Mundsaum zeigt die endgültige Ausführung.
Fig. 52. Kinderarmring aus Bronze.
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045
Fig. 53. Unfertige Aschenurne.
Um nun endlich auf die Frage nach der Bestimmung der Anlage einzugehen, sei
zwecks leichterer Orientierung das Wesentliche des Befundes in Kürze rekapituliert.
Wir haben einen großen gepflasterten, wahrscheinlich auf allen vier Seiten von Por-
tiken umschlossenen Platz vor uns, mit dem auf der einen Seite fünf Räume in
engster Verbindung stehen. Zwei von diesen zeichnen sich durch Geräumigkeit und
sorgfältige Ausführung aus; der eine wurde intensiv, auch in der kalten Jahreszeit,
jedoch zu beschränkteren Handlungen als der andere benützt, der eine beträchtliche
Zahl Menschen fassen konnte. Drei Räume sind dagegen klein und einfach in der
Ausstattung, der eine diente allem Anscheine nach nur als Vorraum der beiden
anderen, denen also trotz ihrer Bescheidenheit eine gewisse Bedeutung beigemessen
wurde. Der gesamte Bau gibt sich durch die Bauinschrift, durch die in ihm erfolgten
Ehrungen kaiserlicher Personen und durch die Aufstellung kostbarer Kunstwerke als
eines der wichtigsten Bauobjekte des Ortes zu erkennen, das nicht privaten, sondern
kommunalen Zwecken gedient hat.
Von den in römischen Städten bestandenen öffentlichen Gebäuden schließt unser
Grundriß eine Reihe, wie die Basilika, eine Tempel- oder Badeanlage, das Theater
usw. aus und plädiert am eindringendsten für das Forum. Wer das Glück gehabt
hat, von August Mau in Pompeji zu lernen, dem drängte sich diese Bezeichnung für
unseren ^upanjacer Fund von vorneherein auf. Auch dort wird die eine Seite, die
Patsch. Archäol.-epigr. Untersuchungen zur Geschichte der röm. Provinz Dalmatien. VI. 199
Südseite, des Forums von einem Komplex eingenommen, der aus „drei offenbar zu-
sammengehörigen, einander sehr ähnlichen Gebäuden“ besteht, die „eine gemeinsame
Fassade verbindet“.1) Die anderen dem pompejanischen Forum hinter den Kolonnaden
anliegenden Gebäude, die Tempel und die Markthallen, fehlen bei uns, doch muß man
bedenken, daß unser Forum einem kleinen provinzialen Orte angehört, der sich mit dem
reichen Hafenplatze der Campagna felice nicht messen konnte, sondern seine Analogien
in den Städtchen Pannoniens, Noricums, Rätiens usw. hat. In der letztgenannten
Provinz hat, um nur eine Parallele anzuführen, S. Jenny das Forum von Brigantium
aufgedeckt: es gleicht vollkommen unserem Objekte. Es ist dies „ein geräumiger
offener Platz von rechteckiger Form, dessen vier Seiten von gedeckten, nach außen
geschlossenen, nach innen offenen Hallen umgeben waren“, an den später außer einer
Portikus, die an die Stelle eines Teiles des älteren Säulenumganges trat, einem neuen
Eingänge und anderen kleineren baulichen Abänderungen auf der einen Seite ein Bau
angefügt wurde, der aus vier Räumen bestand, zwei „Versammlungssälen“ und zwei
Kammern.2) Die begründete Deutung der beiden großen Räume durch den verstorbenen
vorarlbergischen Forscher, noch mehr aber Maus Urteil3) über die drei Säle am pom-
pejanischen Forum — „Amtsraum der Duumvirn“, „Sitzungssaal des Stadtrates“, „Amts-
raum der Adilen“ — gibt auch unseren Räumen A und B die Namen. Den ersteren,
den langen, „eine beträchtliche Zahl Menschen fassenden“ Saal werden wir darnach den
|| Sitzungssaal des Gemeinderates nennen und in B , dem „intensiv benützten“, geräumigen
Zimmer, den Amtsraum der Magistrate von Delminium sehen dürfen. Dekurionen der
Stadt sind bereits bekannt geworden.4) Uber die Munizipalbehörden wissen wir noch
nichts; wenn sie alle nur ein Bureau hatten, so erklärt sich dies aus den kleinen
Verhältnissen der Stadt, deren Größe im Forum zum Ausdrucke kam.5) Daß die
Verhältnisse vielfach primitiv waren, die Stadtgewaltigen keine hohen Ansprüche mach-
ten, beweist die Auffindung von Herd und Kochgerät in der Kanzlei.
Zur Bestimmung der kleinen, an A im Westen anschließenden Räume verhilft uns
Vitruv. Er gibt V, 2, 1 die Anweisung: aerarium carcer curia foro sunt coniungenda,
sed ita uti magnitudo symmetriae eorum foro respondeat. Von den drei Lokalen stehen
uns noch die beiden erstgenannten für D und E , deren geflissentliche Sicherung durch
C hervorgehoben wurde, zur Verfügung. Wer sich daran stößt, die Gemeindekasse in
E neben dem Kerker6) D anzunehmen, dem bleibt es freigestellt, erstere auch in B
unterzubringen und D sowohl wie E für Gefängnisse zu halten.7)
Zum Forum gehört ferner eine Rednerbühne; sie ist also auch bei uns anzunehmen.
Da bietet sich dazu die oben S. 192 f., Fig. 30 abgebildete und besprochene oblonge Auf-
!) A. Mau, Pompeji in Leben und Kunst S. 111. Vgl. H. Nissen, Pompeianische Studien zur
Städtekunde des Alterthums S. 306 ff.
2) Mitteilungen der Zentralkommission 1889, S. 89 ff.
3) A. a. O.; vgl. Nissen a. a. O.
4) Vgl. diese Mitteilungen V, S. 220 =! CIL. III 14229: .... l(oco) d(ato ) d(ecurionum) d( ecrelo) und
oben S. 171.
5) Vitruv V, 1 .
6) Über städtische Gefängnisse vgl. Mommsen, Römisches Strafrecht S. 310.
7) In Pompeji lag der Kerker nach Nissen a. a. 0. S. 312 an der Nordwestecke des Forums und
bestand aus zwei hintereinanderliegenden dunklen Räumen; Mau vertritt dagegen a. a. O. S. 82 wieder
die ältere Ansicht, daß hier das Ärarium zu suchen sei. In Rom lag der Carcer „Mamertinus“ über dem
Forum am Fuße des Kapitols, vgl. O. Richter in Baumeisters Denkmälern des klassischen Altertums
S. 1465; dir. Huelsen, Röm. Mitteilungen 1893, S. 85, Pauly -Wissowas Realenzyklopädie s. v. Carcer,
Sp. 1581 f. und Das Forum Romanum. Seine Geschichte und seine Denkmäler S. 102 11,
200
I. Archäologie und Geschichte.
mauerung in der Südwestecke des Platzes vor dem zweiten Eingänge des Gemeinde-
ratsaales dar. Sie entspricht in der Form den Rostra des Forums in Rom, die ein
„hoher und langer Suggestus“ waren;1) was die Ausstattung und Gi’öße anbelangt,
reicht sie natürlich an sie, die ja nicht bloß als Rednerbühne dienten, nicht entfernt
heran. Doch sehen wir, daß man sich auch in Pompeji in weit einfacherer Weise ge-
nügen ließ: hier diente als Rednerbühne die Plattform vor dem Juppitertempel. 2 3) Die
Tiefe von 1 m, die noch durch die beiderseitigen Bekleidungsplatten etwas gewann,
genügt auch für eine sehr breitspurige Stellung. Auf der Südseite werden Stufen vor-
gelegt gewesen sein.
Daß auf unserem Forum auch der Viktualienmarkt abgehalten wurde, kann man
aus den zahlreich Vorgefundenen Amphorenresten (S. 196) ersehen. Die Verkäufer dürften
mehr auf dem ungedeckten Platze als in den ohnehin nicht breiten Säulenhallen, die
dem sonstigen Verkehre, den Spaziergängern und den Zusammenkünften der Bürger
reserviert gewesen sein werden, ihre Waren feilgeboten haben. Einzelne mögen auch
feste Stände gehabt haben; vielleicht gehört zu einer solchen Ladenreihe der oben S. 192
nicht gedeutete schwache, an das östliche Portikusfundament anschließende Mauerrest
und ist damit der einfache Schlüssel o. Fig. 37 in Verbindung zu bringen.
Das Forum wurde, wie wir oben S. 191 nachzuweisen versucht haben, im Jahre
18/19 n. Chr. erbaut und erfuhr zufolge der Inschrift der Kaiserin Tranquillina (S. 193 f.)
noch in der Zeit von 241 — 244 n. Chr. Verschönerungen durch neue Denkmale. Auf
einen langen Bestand weist auch die Abnutzung des Pflasters hin (S. 186). Sein Unter-
gang ist absichtlich herbeigeführt worden. Die oben S. 181 erschlossene schonungslose
Verwüstung der Räume führt zu der Annahme, daß hier mächtige, also auswärtige Feinde
gehaust haben, daß demnach die Zerstörung erfolgt ist, als der Staat seine Grenzen
nicht mehr zu schützen vermochte, die Grenzvölker auch im Inneren des Reiches ge-
legene Provinzen brandschatzten. Wann dies der Fall war, zeigen uns vielleicht die in
dem nachfolgenden Verzeichnisse zusammengestellten Münzen; doch ist leider keine der-
selben in einer solchen Lage beobachtet worden, daß von ihr bestimmt gesagt werden
könnte, sie sei bei der Zerstörung auf dem Forum ziu’ückgelassen, nicht etwa später
auf dem Terrain verloren worden.8) Deswegen begnügen wir uns jetzt mit der bloßen
Konstatierung, daß die jüngste Münze (n. 43) von Kaiser Theodosius I. herrührt, der
am 19. Jänner 379 zum Augustus erhoben wurde.4) Da sie aber sehr verschliffen ist,
wird sie einige Jahre nach ihrer Prägung in die Erde gekommen sein. Darauf, daß
Arcadius oder Honorius in unserer Liste nicht vertreten ist, wird man kein Gewicht
legen dürfen, da uns das eine oder das andere Stück entgangen sein kann oder von
diesen Herrschern gerade kein Geldstück in Verlust geraten ist. Weitere Beobachtungen
in den in der Nähe des Forums gelegenen Gebäuderesten werden abzuwarten sein, bevor
man den Untergang des Marktplatzes und des Rathauses mit einem bestimmten histo-
rischen Ereignisse in Verbindung bringt.
1. Augustus. A.: CAES[AR] AVGVSTVS. Kopf des Kaisers mit Lorberkranz
n. r. R.: LMESCINIVS RVFVS IIIVIR. Auf der Ansichtsfläche eines Altars:i
IMP | CAES | AVG | LVD j SAEC, zu beiden Seiten desselben: XV SF. Der Denar ent-
spricht dem von M. Bahrfeldt, Wiener numismatische Zeitschrift XXIX (1897)j
x) Richter, Rekonstruktion und Geschichte der römischen Rednerbühne und a. a. O. S. 1463 f.
Huelsen, Röm. Mitteilungen 1893, S. 87 und 1902, S. 13 ff. und Das Forum Romanum S. 61 ff.
2) Mau a. a. O. S. 42.
3) Bei den älteren wird man das erstere ohne Bedenken annehmen können.
4) G. Goyau, Chronologie de l’empire Romain S. 561,
Patsch. Archäol.-epigr. Untersuchungen zur Geschichte der röm. Provinz Dalmatien. VI. 201
S. 21, n. 4, Taf. VIII, n. 190 zu Babeion II, S. 221, n. 4 = S. 86, n. 273 nach einem
im Wiener k. k. Münzkabinet befindlichen Exemplar notierten Stempel, nur ist er
gefüttert.
2. Otho, Denar, Cohen1 14.
3. Vespasian, Denar, Cohen1 60.
4. Hadrianus, Dupondius, Cohen1 905.
5. Hybrider gefütterter Denar. A.: SABINA AVGVSTA. Kopf der Kaiserin n. r.
R.: AVGPIVSPMTRP COSDESII. Minerva n. 1. stehend; entspricht der Rückseite von
Antoninus Pius, Cohen1 10.
6. L. Aelius, Denar, Cohen1 14.
7. Crispina, Denar, Cohen1 1.
8. Septimius Severus, Denar, Cohen1 392 oder 403.
9. u. 10. Gallienus, Antoninian, Cohen1 58; O. Vo etter, Die Münzen des Kaisers
Gallienus und seiner Familie. Wiener numismatische Zeitschrift XXXII (1900), S. 136.
Atlas Taf. XIV, Fig. 4L
11. Gallienus, Antoninian, Cohen1 61. Stark beschädigt.
12. Gallienus, Antoninian, Cohen1 109; Voetter, S. 136. Taf. XIV, Fig. 53.
13. Gallienus, Antoninian, Cohen1 354; Voetter, S. 132. Taf. XIII, Fig. 2.
14. Claudius II., Antoninian, Cohen1 51.
15. u. 16. Claudius II., Quinär, Cohen1 52.
17. Probus, Antoninian, Cohen1 433.
18. Probus, Antoninian, Cohen 1 503.
19. Carus, Antoninian, Cohen1 51.
20. Carus, Antoninian, Cohen1 77.
21. Maximianus, M. B., Cohen1 200.
22. Galerius, Antoninian, Cohen1 59.
23. Galerius, M. B., Cohen1 82.
24. Galerius, Antoninian, Cohen1 176.
25. Constantinus I., P. B., Cohen1 246.
26. Constantinus I., P. B., Cohen1 309.
27. Fausta, P. B., Cohen1 7.
28. Constantinus II., P. B., Cohen1 92.
29. Constantius II., M. B., Cohen1 225.
30 — 33. Constantius H., P. B., Cohen1 226.
34. Constantius II., P. B., Cohen1 246.
35. Constans, P. B., Cohen1 134.
36. Constans, P. B., abgewetzt, Cohen1 131 oder 133 — 135.
37. Constantinopolis, P. B., Cohen1 15.
38. Constantius Gallus, P. B., Cohen1 37.
39. Julianus, M. B., Cohen1 73.
40 — 42. Valens, P. B., Cohen1 72.
43. Theodosius I., M. B., Cohen1 48.
44 — 60. Siebzehn ganz vernutzte, der durch die vorstehenden Stücke fixierten Zeit
angehörige Kupfermünzen.
Das Forum ist nach seiner Einäscherung nicht wieder aufgebaut worden; nirgends
waren Anzeichen einer Wiederherstellung wahrnehmbar. Der Ort hat aber trotzdem
weiter bestanden, ist nicht etwa vollständig vernichtet und von den Überlebenden ver-
lassen woi’den, denn noch auf dem im Jahre 532 abgehaltenen zweiten Provinzialkonzile
'5^-5
202
I. Archäologie und Geschichte.
von Salona ist von Delminium die Rede1) und die im Duvanjsko polje bis jetzt auf-
gesammelten Münzen (siehe unten) reichen ebenfalls bis in die erste Hälfte des sechsten
Jahrhunderts. Auf ein noch längeres Nachleben der romanischen Bevölkerung und ihr Zu-
sammenleben mit den eingewanderten Slawen lassen die nichtslawischen Elemente der
topographischen Nomenklatur des Bezirkes schließen. Außer den Namen Duvno
(s. o. S. 172) sind hier vorslawischen Ursprungs auch die Bezeichnungen der Flüsse und
Bäche Öuica, Drina2) und Seget.
Im Laufe der späteren Zeit wurden auf der Stelle des früheren Forums auch Be-
stattungen vorgenommen, denn wir stießen auf vier Skelettgräber. Drei, offenbar zeitlich
und wahrscheinlich auch verwandtschaftlich einander nahestehend, lagen in der Nähe
der nördlichen Hauptmauer (vgl.
Fig. 3); das vierte berührte zum
Teil den oben S. 193 erwähnten
Kanal. Sie befanden sich 065 —
0‘70?u untertag. Das mittlere der
erstgenannten Gruppe war am be-
sten erhalten; es war mit Platten-
fragmenten eingefaßt und gedeckt,
1‘80 m lang, 0’35 m breit und 036 m
tief. Die Leichen ruhten in Rücken-
lage auf bloßer Erde. Beigaben
wurden nirgends gefunden; eine
Datierung ist also unmöglich.
In der Erddecke des Forums
wurden zwei venezianische Kupfer-
münzen ( DALMA-j E-T ALBAN')
und eine Medaille mit dem Brust-
bilde des hl. Josef gefunden.
Reicher und wichtiger sind
die spätzeitlichen Funde auf der
„Karaula“, deren Besprechung wir
nun folgen lassen. Vorher sei aber
noch ein hübsches Stalaktiten-
kapitäl aus Kalkstein abgebildet
(Fig. 54), das bei der in dem jetzt
größtenteils abgetragenen türkischen Kastell befindlichen Gjugjer-Gjafer- Moschee lag
und dank der Verwendung des Bürgermeisters Ali eff. Odobasid dem Lapidarium
des Landesmuseums einverleibt wurde. Es zeigt, daß auch die türkische Zeit es an
besseren Leistungen in ^upanjac nicht fehlen ließ.3)
Fig. 54. Stalaktitenkapitäl.
Karaula.
Die merkwürdige Zusammensetzung der Funde, die auf dem von Fra Nui6 würdig
ausgestatteten, seit 1875 bestehenden katholischen Friedhofe „Karaula“ gemacht worden
*) Farlati, Ulyricum sacrum II, S. 173. Vgl. o. S. 173, Anm. 1.
2) Der Name kann nicht von drien, drin, Kornelkirsche abgeleitet werden, da dieser Baum im
Duvno nicht vorkoinmt.
3) Über die Bautätigkeit dieser Periode in Bosnien und der Herzegowina vgl. den schönen Artikel
„Baukunst“ von H. Kellner in „Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild“ S. 413 ff.
Patsch. Archäol.-epigr. Untersuchungen zur Geschichte der röm. Provinz Dalmatien. VI. 203
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waren — die zufällige Abteufung einer kleinen Fläche hatte in bunter Fülle römische
Votiv- und Sepulkraldenkmale und mittelalterlich-christliche Architekturstücke ergeben1)
— ließ es, um über die Bedeutung dieser Lokalität für die Topographie der Stadt
wenigstens einigermaßen Klarheit zu gewinnen, wünschenswert erscheinen, hier eine nach
Tunlichkeit ausgreifende Grabung vorzunehmen. Das vorurteilslose Entgegenkommen des
Pfarrherrn und der Katholiken von ^upanjac hat die Ausführung ermöglicht. Ende
April und Anfang Mai 1897 konnte hier zwischen frischen, noch nicht berasten Grab-
hügeln geschürft werden. Ließen auch diese Hindernisse keine ins Detail gehende
Orientierung zu und verwehrten sie auch wie die Friedhofskapelle zusammenhängende,
deutbare Grundrisse zu gewinnen,2) so sind doch Anhaltspunkte genug ermittelt worden,
um jetzt ein etwas bestimmteres Urteil über die Vergangenheit der Karaula abgeben zu
können, als es bei der Publikation der letzten Funde möglich war.
Die im Süden und Westen der Kapelle mit den gebotenen Unterbrechungen frei-
gelegten Mauern, welche die gleiche Ausführung zeigen wie jene des Forums, erweisen
im Verein mit den herumliegenden Falz und Hohlziegeln und Gefäßbruchstücken den
Bestand römischer Baulichkeiten auf der Karaula. Ob sie ein ausgedehntes Gebäude
bildeten oder ob sie in mehrere dicht nebeneinanderliegende Häuser zertielen, ist jedoch
unklar verblieben. Zu ihrer Bestimmung können die hier früher gefundenen und jetzt
abermals vermehrten Exvotos an Armatus, Diana, Liber und Silvanus (s. u.) ebensowenig
herangezogen werden wie die zugleich zutage geförderten Sarkophagteile, da die einen
wie die anderen Monumente beim Baue der hier auf den älteren Ruinen erstandenen,
auch durch Architekturfragmente (s. u. Nr. 8 — 10) und durch die einzelnen Aren wider-
fahrene Behandlung (s. u. Nr. 3 und 4) bezeugten mittelalterlichen Kirche als Bau-
material verwendet worden sind (vgl. Nr. 6), also von einer anderen Lokalität hergebracht
sein können. Ganz bestimmt ist dies von den Sarkophagresten anzunehmen, weil die
Karaula noch im Weichbilde der Stadt lag, da noch am Ostabhange der sie tragenden
Bogen welle und an deren Fuße am Beginne der Ebene Gebäudereste sichtbar sind
(vgl. Planskizze, Fig. 1). Es ist übrigens auch nicht ein einziger Sarkophag ganz oder
in zusammensetzbaren Bruchstücken hier angetroffen worden, sondern immer wieder nur
Teile von Deckeln; auf Behälter sind wir trotz der bedeutenden Tiefe der Grabung
nirgends gestoßen. Die Grabmale sind, wie bereits bei der ersten die Karaula be-
treffenden Publikation3) ausgeführt wurde, im Freien, wohl eine von ^upanjac aus-
gehende Straße entlang gestanden.
Sicher nach dem Untergange der Kirche, möglicherweise jedoch auch schon
gleichzeitig mit ihr wurde die Karaula nach dem Ausweise großer monolither Grab-
monumente als Begräbnisplatz benutzt. Die plattenförmigen Blöcke liegen zum Teil auf
den Mauern. Einer derselben weist auf der Ansichtsfläche ein oblonges, auf allen vier
Seiten von Ranken umgebenes leeres Feld auf; ein zweiter ist gleichfalls mit Ranken
und außerdem mit Rosetten geschmückt.
Die Gräber, die wir in großer Zahl geöffnet und die ein reiches kraniologisches
Material für unsere anthropologische Sammlung geliefert haben, sind ihrer Form und
ihrem Inventar zufolge noch jünger, zum Teile rezent. Die Verwendung der Karaula
als Friedhof dauerte also lange an. Neu siud auch einzelne Werkstücke, die bei der
Kapelle nur halb untertag lagen; sie rühren von dem türkischen Wachthause, der
„Karaula“, her, das die Stelle der gegenwärtigen Kapelle eingenommen hatte und der
*) Diese Mitteilungen VI, S. 220 ff.
2) Deswegen entfällt hier die Veröffentlichung der Aufnahmen.
3) A. a. O. S. 227.
204
I. Archäologie und Geschichte.
Lokalität clen Namen gab, die kurz vor der Okkupation nach der militärischen Unter-
brechung infolge geschickter Verhandlungen wieder Nekropole wurde.
Die neuen beweglichen Funde, denen wir zum guten Teile die wenn auch nur in
Konturen gelungene Rekonstruktion der Geschichte der Karaula verdanken, setzen sich
aus folgenden Stücken zusammen:
1. Votiv relief der Diana (Fig. 55). Rechteckige Tafel aus weichem weißen
Kalkstein, links und unten bestoßen, von 0 44 m Höhe, 0'28 m Breite und 0 067 m
Stärke. In eingetieftem Felde eilt Diana, wie mehr der nach rückwärts flatternde Mantel
als die Stellung der Beine andeutet, nach rechts, das Gesicht und den Oberkörper dem
Beschauer zuwendend. Mit sehr hoch geschürztem, gegürtetem, kurzärmeligem Chiton
und dem erwähnten Mantel bekleidet, hält sie in der vorgestreckten Linken den Bogen
und greift mit der Rechten auf den Rücken, um aus dem Köcher einen Pfeil heraus-
zuziehen. Im merkwürdigem Gegensätze zu der Eile der Göttin steht die Ruhe ihrer
Thiere: links liegt, an den Resten des Geweihes erkennbar, die Hirschkuh, rechts im
Gegensinne, den Kopf zurückwendend, ein Hund. Ländlich rohe Arbeit.
Fig. 55. Votivrelief der Diana. Fig-. 56. Votivrelief der Diana und des Silvauus.
Auf der glatten Basisleiste war in zwei Zeilen die Weihinschrift einer Frau an-
gebracht; erhalten ist nur . . . lia vom Namen der Dedikantin und die Formel l(ibens)
p(osuit). Die Seitenflächen zeigen bei sonst durchgeführter Rauhling gegen die Re-
liefseite zu einen 1’5 cm breiten Saumschlag, der aus der Mauer, in der das Bild einst
eingelassen war, herausragte.
Dieses Relief ist das sechste auf der Karaula gefundene, Diana allein geweihte
Anathem; zwei Reliefs, zwei Altäre und eine Inschriftplatte hatten uns bereits früher
die Zufallsfunde hier gespendet. Zum siebentenmale wird sie im Verein mit Silvan auf
dem folgenden Relief vorgeführt. Diese Zahl spricht für eine starke Verehrung der
Göttin in Zupanjac.
2. Votivrelief der Diana und des Silvanus (Fig. 56). Der untere, stark be-
stoßene Teil einer Tafel aus weichem weißen Kalkstein, 0-20 m hoch, 0-305 m breit und
Patsch. Archäol.-epigr. Untersuchungen zur Geschichte der röm. Provinz Dalmatien. VI.
205
0 082 m stark. In ungleichmäßig' eingetieftem Felde stehen zwei Gestalten in Vorder-
ansicht, von denen jeder ein Tier in korrespondierender Situation jenseits heigegeben
ist: rechts liegt nach rechts eine Ziege, links nach der entgegengesetzten Seite eine
Hirschkuh, die den mit deutlichem Geweih geschmückten Kopf zurückgewendet und
erhoben hat, also auf die vor ihr stehende Gottheit geäugt hatte, welche dadurch als Diana
gekennzeichnet wird. Sonst vermag man bei der weitgehenden Zerstörung von den
die Göttin charakterisierenden Äußerlichkeiten nur noch an dem besonders linker Hand
deutlichen Bausch die hohe Schürzung des Chitons zu erkennen. Ihr rechter Arm war
gesenkt. Bei der Bestimmung der zweiten Figur ist man nicht lediglich auf das Tier
angewiesen: die Bildung des Unterleibes und der Füße erklärt sie für Silvan. Von
seinen Attributen ist unter den Fingern des gesenkten linken Armes das Ende des
Pedums erhalten. Was der gleichfalls gesenkte rechte Arm tat, läßt sich nicht mehr
sagen; die Syrinx oder eine Weintraube hielt er jedoch nicht. Das zweigähnliche Ge-
bilde längs des Armes ist durch Bestoßung und Absplitterung entstanden. Die Arbeit
ist besser und mit größerem Verständnis als in Nr. 1 ausgeführt. Die Seitenflächen sind
in der nämlichen Weise wie dort behandelt; also auch dieses Relief schmückte eine
Wand.
Diana und Silvanus erscheinen hier zum erstenmale in Dalmatien vereint; sonst
ist diese Verbindung des wesensähnlichen Paares wie für Rom1) so auch für andere
Provinzen bezeugt gewesen, vgl. z. B. CIL. III 1154 = 7775 aus Apulum: Silvano
Silvestri et Dianae M. Aurel. Comat. Super.
3. Kultara (Fig. 57) aus weichem weißen Kalkstein mit hohem, aber schwach aus-
ladendem Deck- und Fußgesimse auf den beiden Seitenflächen und, wie kleine Reste
zeigen, auf der Vorderseite. Auf dem Deckgesimse
ruhten flache Seitenakroterien auf. Die Ansichtsfläche
ist bis auf einen ganz kleinen Teil über dem Fuß-
gesimse absichtlich, ohne jeden technischen Zweck
abgeschlagen worden. Daraus ist zu ersehen, daß die
Ara nicht anepigraph, sondern mit einer Inschrift ver-
sehen war, die später Anstoß erregt hat. Die Inschrift
ist, nach der kleinen Fläche zwischen den profilierten
Teilen und dem erhaltenen, unbeschriebenen, ziemlich
hoch hinaufreichenden Reste des Inschriftsfeldes zu
urteilen, kurz, etwa dreizeilig gewesen. Die Mitte der
oberen Fläche nimmt eine flache Patera ein. Sie war
von einem seicht eingerissenen Quadrate eingeschlossen,
dessen jede Ecke ein kleines, von einem Kreise umge-
benes Loch ausfüllte. Die Eintiefungen hatten vermut-
lich die Bestimmung, den Füßen eines beim Opfer be-
nutzten Metallgestelles Halt zu bieten. In der Mitte der
Standfläche ist eine halbkugelförmige, gerauhte, (M)8 m
ins Innere reichende Austiefung von 0'205 m Durch-
messer ausgearbeitet, die zur Befestigung der Ara auf
einer Basis diente. Die Rückseite ist mit Sorgfalt ge-
glättet; die Ara stand also frei. Die Höhe beträgt 0‘485 m, die Breite am Gesimse
0-335 m, sonst 0-29 m, die Stärke am Gesimse 0’27 m (jetzt), sonst 0-254 m (ursprünglich).
Piff. 57. Kultara.
*) Vgl. Th. Birt, Roschers Mythologisches Lexikon s. v. Diana, Sp. 1005.
206
I. Archäologie und Geschichte.
4. Votivara (Fig. 58) aus weichem weißen Kalkstein mit schwach ausladendem
Deck- und Fußgesimse auf den beiden Seitenflächen. In der oberen Gliederung sind
belebtere Seitenakroterien angestrebt worden. Die Vorderseite wurde wie in Nr. 3 ab-
sichtlich beschädigt, hier jedoch so, daß sie mit einem Metallinstrumente glattgeschnitten
wurde, was bei der Weichheit des Steines leicht ausführbar war. Die Verletzungen an
den oberen Ecken sind dagegen durch Sturz verursacht. Die Oberfläche zierte eine
erhabene Scheibe, in die mit dem Zirkel eine Rosette eingezeichnet war. Die Rückseite
zeigt hier eine gröbere Behandlung als auf Nr. 3. Die Höhe beträgt 0 47 m, die Breite
0'315 m am Gesimse, sonst 0-24 m, die Stärke jetzt 0T8 m.
Fig. 58. Votivara.
Fig. 59. Bruchstück eines Sarkophagdeckels.
Fig. 00. Bruchstück eines Sarkophagdeckels.
5. Bruchstück von der linken Ecke der Vorderseite eines Sarkophagdeckels
aus weichem weißen Kalkstein (Fig. 59); links ein Rest des Seitenakroterions; 0T3to
hoch, 0 30 m breit und 0* 1 7 m stark. Die Mitte des Giebels nahm ein von senkrecht
kannelierten Säulen getragener Bau ein, in dem eine Amphora stand. Auf den Seiten
war der Mitte zugekehrt je ein springender Delphin angebracht; die Fläche unter dem
Tiere belebte eine aus konzentrischen Kreisen bestehende Scheibe. Das Verständnis
des Fragmentes wird gefördert durch zwei bereits früher auf der Karaula gefundene
analoge Monumente, vgl. diese Mitteilungen VI, S. 228 f., Fig. 47 und 48.
6. Zwei aneinanderschließende Bruchstücke von der rechten vorderen Ecke eines
Sarkophagdeckels (Fig. 60) aus weichem weißen Kalkstein; links und oben am
Seiten akroterion als Werkstück glatt zugerichtet; 0T6 m hoch, 0T25 m breit und 0'61 m
lang. Die Vorderseite bildete einen sanft ansteigenden Giebel mit glatten Schrägen und
Dentikuli unter denselben. Letztere wiederholen sich unter dem Epistyl und setzen
sich von da auf der Langseite des Deckels fort; sie stellen die Köpfe der Dachpfetten
und Deckbalken der hier in Stein imitierten Holzkonstruktion dar. Auf dem Epistyl
stand seine ganze Höhe einnehmend eine einzeilige Inschrift, deren Buchstaben rot
gefärbt waren. Erhalten ist nur der Schluß HS. Der Buchstabenrest rührt allem An-
scheine nach von einem F her; ob dem S noch ein kleiner gebildeter Buchstabe folgte,
Patsch. Archäol.-epigT. Untersuchungen zur Geschichte tler röm. Provinz Dalmatien. VI. 207
läßt sich nicht ermitteln. Keine Interpunktion. Wohl f(ecit); h(ic) s(itus) oder s(ita).
Das Akroter war mit vertikalen Rillen verziert. Auf der Langseite des Deckels wird
die Fläche oberhalb der Zahnschnitte durch einfach profilierte, langgestreckte Füllungen
belebt. Dieses Stück gliedert sich wie auch das folgende Fragment den bereits früher
auf der Karaula gefundenen Sarkophagteilen in völliger Übereinstimmung an.
7. Bruchstück, wahrscheinlich von der linken hinteren Ecke eines Sarkophag-
deckels aus weichem weißen Kalkstein; vorne, rechts und unten abgearbeitet; 0T7 m
hoch, 0-205 m breit und 0'205 m lang. Auf der linken Seite, also auf der Langseite des
Deckels, sin,d ein Teil einer einfach profilierten, langgestreckten Füllung (vgl. Nr. 6) und
zwei kleine ornamentale konzentrische Kreise erhalten.
8. Säulenkapitäl (Fig. 61) aus weichem weißen Kalkstein, unten abgebrochen.
Auf einem aus zwei horizontal gerieften Wülsten und einer Hohlkehle bestehenden Hals-
ge-
öffneten Schwingen, die eine 3‘5 cm starke, auswärts in
der unteren Hälfte schräg, in der oberen horizontal ge-
riefte Platte tragen. Diese hat die Form eines sphäri-
schen Quadrates von 0T8 m Seite mit halbkreisförmigen
Ansätzen an den eingezogenen Stellen. Ilme Oberfläche
ist durch Rillen gevierteilt, in deren Schnittpunkte ein
gliede stehen in starkem Relief vier Vögel — es sind wohl Adler gemeint — mit
Fig. 61. Säulenkapitäl.
Fig. 62. Bruchstück
eines Säulenschaftes.
Fig. 63. Bruchstück
eines Kandelabers.
rundes, 0105 m tiefes Loch von 3-2 cm Durchmesser ausgebohrt ist. Dasselbe hatte zur
Aufnahme der Spindel gedient, als die Säule (s. u.) auf der Drehbank abgedreht wurde.
Die maschinelle Bearbeitung läßt auch die präzise Ausführung der Hohlkehle, der Wülste
und ihrer Riefelung erkennen. Die Höhe des Kapitals beträgt 0-325 m, der Durchmesser
des unteren Wulstes 0T55 m. Zu der nämlichen Säulengattung gehört wegen des
gleichen Durchmessers und der entsprechenden Ornamentierung das oben und unten
abgeschlagene, nur zur Hälfte erhaltene, 0-13 cm hohe Säulenbruchstück Fig. 62. Es
dürfte der Profilierung nach als das untere, den Übergang zur Basis bildende Ende
des Säulenschaftes aufzufassen sein. Die untere Fläche kreuzten, analog den Rillen auf
der Platte in Fig. 61, zwei eingetiefte Durchmesser in rechtem Winkel, und in ihrem
Zentrum war ein konisches, etwas mehr als 0T0 m tiefes Loch von 2‘3 cm Durchmesser
ausgebohrt, welches in Zusammenhalt mit der korrespondierenden Ausbohrung auf dem
Abakus des Kapitals die Annahme rechtfertigt, daß Kapitäl und Schaft aus einem
Stücke hergestellt waren.
9. Bruchstück vom Kopfe eines Kandelabers (Fig. 63) aus weichem weißen
Kalkstein, 0-19 m hoch, mit halbkugelförmigem abgeplatteten Abschlüsse und horizon-
208
I. Archäologie und Geschichte.
Fig. 64. Säule.
Fig. 65. Bruchstücke von Füllungsplatten.
talen, auf der Drehbank hergestellten, bandartigen Gliederungen, von denen die oberste
augenscheinlich ein Loch umkreiste und damit die dem Stücke gegebene Benennung
rechtfertigt. Den Übergang zum Schafte bildete nach einer scharfen Unterschneidung
ein kräftiger profiliertes Halsglied.
Bei dieser Gelegenheit sei ein Versehen richtiggestellt, das bei der Wiedergabe
einer aus derselben Kirche stammenden Säule in diesen Mitteilungen VI, S. 234, n. 24
untex-laufen ist. Sie ist (vgl.
Fig. 64) kein Bruchstück, son-
dern bis auf kleinere Be-
stoßungen der einen Lager-
fläche vollständig erhalten.
Die geringe, 0'47 m betra-
gende Höhe zeigt, daß sie
nicht ein Architekturstück des
Baues selbst war; sie für ein
Glied der das Presbyterium
abschließenden Balustrade zu
halten , verwehrt wiederum
ihr zu großer Durchmesser
(0T45 m). Am ehesten dürfte
sie der auf einer Basis auf-
ruhende Träger eines Beckens
gewesen sein.
10. In Fig. 65 sind kleine
Bruchstücke von Füllungs-
platten vereinigt, die außer
Rosetten und Ranken auch
animalische Motive zeigen.
11. Bruchstücke von Ton-
gefäßen, von denen zwei Rand-
stücke, Fig. 66 und 67, aus
dem gleichen Ton wie oben
Fig. 8, 9,42 und 43 bestehend,
durch ihr kräftiges Profil auf-
fielen.
12. Kleine Fragmente
von Glasgefäßen und defor-
mierten Bleies.
13. Beschädigte, am Kopfe verbogene Spät-La Tene-Fibel aus Bronze (Fig. 68),
deren Typus bei uns bis jetzt nur in drei eisernen Exemplaren in D. Laminci, Bezirk
Bosn.-Gradiska, nachgewiesen war.1)
Beim Absuchen der Umfassungsmauern des Friedhofes wurde ein 0225 m hoher,
0-055 m breiter und 0T5 m starker Mauerstein gefunden, welcher auf der geglätteten
Kopfseite einen Teil eines zweizeiligen Graffito bewahrt (Fig. 69). Die wenigen Buch-
staben gestatten keine Deutung.
Fig-. 66 uncl 67. Randstücke von Tongefäßen.
Fig. 68. Spät-La Tene-Fibel aus Bronze.
Fig. 69.
Graffito.
0 Truhelka, Glasnik 1901, S. 20, Fig. 6 und 7.
Patsch. Archäol.-epigr. Untersuchungen zur Geschichte der röm. Provinz Dalmatien. VI. 209
Wie ein jeder durch eine Grabung bedingter längerer Aufenthalt auch die Kenntnis
der weiteren Umgebung der Arbeitsstätte fördert, so kam auch die Kampagne in rZu-
panjac den anderen am Duvanjsko polje gelegenen Ortschaften zustatten. Die ländliche
Bevölkerung wurde auf dem Markte, vor der Kirche oder noch besser auf dem Gra-
bungsplatze selbst ausgefragt und auf die Bedeutung sonst gering geachteter Funde
aufmerksam gemacht; an arbeitsfreien Tagen war es dann möglich, die erhaltenen Nach-
richten zu überprüfen. Der Ertrag dieser Exkursionen sowie einer späteren Periegese
verteilt sich auf folgende Orte.
In der von Radimsky, diese Mitteilungen IV, S. 156 in dem Riede Kratine njive
(nicht Krotine) nachgewiesenen römischen Ansiedlung von
Eininovo selo
gelang es, eine Ziegelei zu ermitteln.
Auf der am linken Ufer des Djevojkabaches gelegenen Lokalität Seline stieß im
März 1900 Marko Dilber beim Lehmgewinnen 0'60 m untertag auf Ziegel. Da sie sich
für die Pflasterung des Herdes als trefflich geeignet erwiesen, war der Fund in kürzester
Zeit beinahe ganz ausgeplündert und jetzt besitzen sämtliche Häuser von Eminovo selo
Feuerstätten, auf welche die Bäuerinnen nicht wenig stolz sind. Auf der Fundstelle
sind jedoch noch genügende Merkmale verblieben, daß ich daselbst mit ihrer Hilfe und
gestützt auf die Mitteilungen der Bauern am 2. Juni 1901 den erwähnten Ziegelofen mit
Sicherheit feststellen konnte. Folgende Beobachtungen waren dabei maßgebend. Bei
den Schürfungen wurden keinerlei Mauerzüge und Mörtelspuren, sondern aus-
schließlich Ziegel, Falz- und Hohlziegel, angetroffen; sie lagen in mehreren Schichten
aufeinander. An der Peripherie der Anlage sah ich Knollen verbrannten Lehms herum-
liegen. Gutes Lehmmaterial steht in unmittelbarer Nähe an. Viele Ziegel waren ver-
zogen, mehrere aufgelesene überbrannt; sie waren augenscheinlich der Ausschuß.
Stempel wurden nicht vorgefunden.
Für die vorrömische Zeit von
Iovi
inturb(ato)?
Letlta
kommt zu dem von Radimsky a. a. O. S. 147
beschriebenen, im Norden des Dorfes gelegenen
Wallbaue „Gradina“ eine Andeutung über die
Wohnplätze dieser Periode neu hinzu. Beim
Hause des Mijo Majic-Rados wurden im
Sommer 1898 fünf leichtgebrannte, horizontal
durchlochte Zettelstrecker aus lichtbraunem, mit
feinem Sand durchsetztem Ton gefunden. Alle
haben die gleiche Foi’m einer vierseitigen Py-
ramide und sind sämtlich unverziert. Nur in
der Größe und Schwere variieren sie etwas
und drei haben geglättete Seitenflächen. In
unserem Bezirke sind solche Webstuhlgewichte von den Gradinas von Mesihovina und
Zidine bekannt gewesen;1) außerdem wird unten S. 214 ein Exemplar aus Boröani
verzeichnet.
Fig. 70. Bruchstück einer Ara.
*) Vgl. Radimsky a. a. O. S. 145 und 150.
Band IX.
14
210
I. Archäologie und Geschichte.
Dieselbe gutgewählte Stelle war auch in der folgenden Zeit besiedelt, denn un-
mittelbar neben dem Hause des genannten Majic sind römische Mauerzüge sichtbar,
aus denen ein Schwellenstein herausgerissen wurde, und aus der allernächsten Um-
gebung stammt das Bruchstück Fig. 70 von der oberen Seite eines Altars, das von
Maji6 dem Landesmuseum überlassen wurde. Es ist übel genug zugerichtet. Das
Deckgesims ist samt dem größten Teile der Rückseite abgeschlagen; von der Inschrift
sind nur mehr zwei Zeilen ganz, von der dritten bloß undeutliche Köpfe einiger Buchstaben
erhalten. x) Im Gegensätze zu den geglätteten Seitenflächen ist die Oberfläche tief ge-
rauht; darnach trug die kleine Ara — sie ist 0235 m breit, 0T85 m stark und hat jetzt
eine Höhe von 0335 m — ein Anathem oder diente sie Kultzwecken. Das vorgeschlagene
Epitheton inturbatus ist sonst nicht bezeugt, vgl. I. B. Carter, De deorum Rom. cogno-
minibus quaestiones selectae und Epitheta deorum quae apud poetas latinos leguntur.
Unterhalb des Hauses des Mijo Majic zog Mara Bosnjak aus dem Flusse Suica
das Bruchstück Fig. 71 von der linken oberen Ecke einer Platte aus Kalkstein heraus.
Es ist rückwärts glatt, oben rauh und seitwärts von vorne nach
hinten abgeschrägt. Die Platte war dai’nach in einer Mauer
eingelassen. Das flach vertiefte, von einem einfachen Rahmen
umschlossene Inschriftfeld hat dadurch etwas gelitten, daß der
Stein beim Wäschewaschen als Schemel benützt wurde. Die
Höhe beträgt 0' 355 m, die Breite 0335 m und die Stärke O 103 rn.
Die Buchstaben sind regelmäßig eingeschnitten. In Zeile 1 ist
A nicht mit T ligiert; der kurze Horizontalbalken dient nur zur
Verzierung des Buchstabens. In Zeile 2 stand wohl viv [us] oder
viv[a] ; in Zeile 3 sind die Reste eines M erhalten.1 2)
Gegenüber dieser Fundstelle liegt auf dem rechten Suicaufer
der Ried Milicusa. Hier wurde, wie am 2. Juni 1901 festgestellt
werden konnte, der in mehrfacher Hinsicht interessante, oben S. 190, Anm. 3 erwähnte
Grabstein der drei in Pannonien gefallenen Bewohner von Alt-Letka im Jahre 1886
oder 1887 von Marko Bacak auf seinem Felde ausgeackert. Er lag dann als Stütze
eines Fasses in Letka, wo er von Fra Nuic gefunden und nach Zupanjac überführt
wurde, von wo er im Jahre 1893 in das Landesmuseum gelangte. Unter dem Steine
soll sich ein Steinkistengrab befunden haben. Außerdem wurde mir erzählt, daß auf
demselben Acker „eine quadratische Steinkiste von der Länge und Breite eines Schirmes“
zutage gefördert worden sei, „die ganz mit Kohle angefüllt war“. Sie wurde als Trog
verwendet und ist jetzt verschwunden. Es handelte sich hier offenbar um ein Ossua-
rium. Ferner will man ebenda eine „beschriebene Platte“ untertag bemerkt haben.
Wegen des hochstehenden Getreides war es mir nicht möglich, eine Grabung vorzu-
nehmen; sie wird bei günstiger Gelegenheit auszuführen sein, da wir es hier allem
Anscheine nach mit einer Nekropole oder mit einer von Grabmonumenten umsäumten
Straße zu tun haben. Bemerkenswert ist, daß sich diese Reste so weit in der Ebene
befinden; gegenwärtig liegen die Ansiedlungen unmittelbar am Fuße der Randhöhen.
Eine andere Fundstelle ist das Feld des Ivan StipiA Dieser ackerte hier außer
anderen bereits verworfenen Gegenständen ein 032 m hohes, 063 m breites und 038 m
langes, durch den Pflug stark verstümmeltes Bruchstück von der Vorderseite eines
Sarkophagdeckels aus, den Seitenakrotei’ien geziert haben. Unten sind noch Reste des
Fig. 71. Bruchstück
einer Platte.
1) Vgl. jetzt auch CIL. III 14976 s.
2) Jetzt auch CIL. III 14976 8.
Patsch. Archäol.-epigr. Untersuchungen zur Geschichte der röm. Provinz Dalmatien. VI. 211
Falzes erhalten. Die Mitte cles Giebelfeldes nahm eine Rosette ein; rechts von ihr sind
schräg von oben nach unten die drei Buchstaben TIS roh eingeschnitten. Sie sind
sicher alt.
Mitten im Duvanjsko polje liegt auf dem dem Mostarer Bischof gehörigen Acker
Mrkocela
ein großer, stark bestoßener Kalksteinblock, dessen Schmalseiten in einem eingetieften,
von einem profilierten Rahmen und von Ranken umgebenen Felde je eine Attisfigur
in der typischen Tracht und Haltung zeigen. Eine Inschrift ist nicht zu erkennen. Die
Umwohner erzählen geheimnisvoll, man hätte bereits mehreremale den Stein zu heben
versucht; jedesmal sei aber ein so gewaltiger Sturm ausgebrochen, daß die kühnsten
Leute, für das Leben fürchtend, flüchten mußten.
Oberhalb
Srgjani
wird an der von Ballif, Römische Straßen in Bosnien und der Hercegovina I, S. 29
notierten, aus Spurrillen erschlossenen Straße ein „Meilenstein“ gezeigt. Es ist dies
jedoch nur eine niedrige Felsbank, die an einer Stelle mit dem Hammer geebnet wurde;
von einer Inschrift ist nicht die leiseste Spur vorhanden. Ich notiere dies, um manchen
vor Zeitverlust zu bewahren.
In
Kongo ra
sind sehr ausgedehnte starke Mauerzüge, wie es scheint, einer Befestigung übertag er-
kennbar. Ein Turm derselben ist in den Fundamenten des Hauses Kofcic im Grund-
riß erhalten; er verlor erst vor wenigen Dezennien beim Baue des Gebäudes einen
bedeutenden Teil des Aufgehenden. Zu dieser Anlage führte, wie man an einigen
Resten noch ganz deutlich sieht, eine gemauerte Wasserleitung von der Quelle £ensko
vrilo, die auf dem unmittelbar hinter der Befestigung ansteigenden Bergrücken Ljubusa
zutage tritt.
Auch auf den Plätzen „mejdan“ und „zidine povrh podvornica“ konnten wir, Fra
Ludwig Rados und ich, Gebäudesubstruktionen konstatieren; ebenso auf der Ljubusa,
wo die Ruinenstätte Tocilo heißt. Dort ausgebrochene Stücke sehr guten Betonestrichs
sahen wir im Hause des Iko Bartuli6.
Borcani.
Das bereits von Ballif1) und Radimsky2) als römische Ortschaft vermutete Dorf
Boröani ist dank einer Reihe günstiger Zufälle unsere zweitgrößte Fundstelle innerhalb
des Beckens von /''iupanjac geworden. Nordwestlich von den ersten Häusern des Ortes
ziehen sich am Fuße der Lib planina zwei Parzellenkomplexe hin, welche die bezeich-
nenden Namen Seline und Kamenice führen. Die erstere, dem Bergabhange näher ge-
legene Lokalität war schon als Fundstelle des in dem I. Hefte der „Römischen Straßen
in Bosnien und der Hercegovina“ S. 61 nach einer Photographie veröffentlichten Grab-
*) A. a. 0. S. 28.
2) A. a. O. S. 161 f.
14*
212
I. Archäologie und Geschichte.
steinbruchstückes bekannt. Bei der Lesung wie bei der Beschreibung desselben sind
Versehen unterlaufen, die hier richtiggestellt werden.
1. Unterer Teil eines Blockes (Fig. 72), oben vom Pfluge gefurcht, 0'28 m hoch,
059 m breit und 0515 m stark. Die Seitenflächen sind glatt, die Rückseite ist ver-
schliffen. Die Vorderseite nimmt
ein eingetieftes, von einem profi-
lierten Rahmen und einer Blatt-
bordüre umgebenes Inschriftfeld
ein. Die beiden Zeilen sind nicht,
wie ich früher auf Grund der Pho-
tographie vorgeschlagen hatte . . .
Victjori [ ma(ter )?] f(ilio) pien -
tissi(mo), sondern wohl . . . sorjori
me(a)e pientissi(mae)1) zu lesen.
Der Stein lag bis jetzt vor
dem Hause des Philipp Majid, der
ihn auf seinem Grundstücke in
Seline gefunden hatte. Herr Bezirksvorsteher A. Baron Schweiger-Lerchenfeld
hat es übernommen, ihn wie auch n. 2 und 4 in das Bezirksamt von ^upanjac überführen
zu lassen, da der Transport ins Landesmuseum dermalen mit großen Kosten ver-
bunden wäre.
Auf der nämlichen Fundstelle gelang es Majic auch noch folgende Monumente
zu heben, die ich gleichfalls bei ihm am 3. Juni 1901 vorgefunden habe.
Fig. 72. Unterer Teil einer Basis.
Fig. 7 3. Sarkophag aus Kalkstein.
2. Großer monolither, für zwei Personen bestimmter Sarkophag (Fig. 73 und 74);
oben frisch abgeschlagen und sonst durch Sprünge beschädigt. Der Behälter ruht auf
einer auf der Vorderseite und den beiden Seitenflächen vorspringenden Plinthe. Die
Wände sind ungleich stark (O’jLl, 0T15, 0T6 und 0T7 m). Die Vorderfläche nimmt ein
l’78m langes und 0-53 in hohes leeres Feld ein, das ein profilierter Rahmen und eine
Bordüre umschließen. Letztere besteht auf der Langseite aus dichtgereihten gegen-
ständigen Blättchen, auf den Schmalseiten aus Weinranken. Die Seitenflächen sind glatt,
l) Darnach auch CIL. III 12811, vgl. p. 2328 122.
Patsch. Archäol.-epigr. Untersuchungen zur Geschichte der röm. Provinz Dalmatien. VI. 213
während die Rückseite nur roh zugerichtet wurde, was darauf hinweist, daß der Sar-
kophag an der Wand einer Kammer stand, über deren Eingang wohl die hier fehlende
Inschrift angebracht war. Einen solchen Baa lassen auch die mitgefundenen Säulen-
reste vermuten. Das Innere des Behälters ist recht roh; an den Schmalseiten ist je
eine niedere bankartige Erhöhung ausgearbeitet, die als Unterlage der Köpfe der hier
Bestatteten diente. Die Maße sind mit Ausnahme der 1-29 m betragenden Tiefe aus
Fig. 74 zu ersehen.
3. Linke Seite des Giebels eines Grabmonumentes. Das von einem profilierten
Rahmen umgebene Feld schmückt ein langes, sauber gearbeitetes Blatt. Eingemauert
über einem Fenster des Hauses des Majib.
4. Bruchstück von der unteren Seite eines Blockes (Fig. 75), 0’24 m hoch, 044 m
breit und 0 63 m stark. Eine Seite ist ornamentiert: je ein durch sich kreuzende
Diameter und Kreisabschnitte belebter Kreis
nimmt die Seiten ein, während die Mitte ein
Halbkreis und ein einem Schlüsselloch ähnliches
Motiv schmücken. Das Fragment rührt, da
es ausschließlich mit Grabsteinbruchstücken
zusammengefunden wurde, wohl ebenfalls von
einem Sepulkralmonumente her. Es ist jetzt
in einer Ecke des Schweinstalles des Majic
eingemauert.
Zu diesen von der älteren Fundstätte stam-
menden Denkmalen kommen nun folgende hinzu, die 1901 in dem oben erwähnten Nach-
barriede Kamenice erschürft und ins Landesmuseum gebracht wurden. Mitte Mai waren
die Brüder Joko und Ivan Majic damit beschäftigt, die auf ihrem Grundstücke aus
dem Boden ragenden Steine auszugraben, um die Ackerung zu erleichtern. Dabei kam
das Fragment n. 3 zum Vorschein. Durch diesen Fund angeregt, gruben sie weiter und
tiefer. Auf einer Fläche von 4’50 : 4’30 m und bis zu 0'80 m untertag legten sie nun den
nahezu unversehrten Grabstein n. 2, mehrere ornamentierte Bruchstücke und eine Mauer
bloß. Daraufhin wurde die weitere Nachforschung Anfang Juni vom Landesmuseum
in die Hand genommen, die, von dem damaligen Bezirksvorsteher von ^upanjac, Herrn
Anton Baron Schweiger- Lerchenfeld, nachhaltig unterstützt, folgendes Resultat ergab.
Fig. 75. Bruchstück eines Grabmonumentes.
214 I. Archäologie und Geschichte.
Auf der Fundstelle bestand ein Gebäude, zu dessen Erbauung zahlreiche römische
Grabmonumente ganz oder in Bruchstücken verwendet worden waren. Nach der Zer-
störung desselben, die jetzt soweit vorgeschritten ist, daß wir die aus in Kalkmörtel
gelegten Bruchsteinen bestehenden, im Fundament 0-68 m, im Aufgehenden 0'585 m
starken und 0‘40m hohen Mauern nicht mehr in ihrem Verlaufe
feststellen konnten, wurden hier Bestattungen vorgenommen. In einer
Ecke stießen wir auf zwei Gräber, die gleichartig aus zwei dach-
förmig aneinandergelehnten, L97 m langen, 074 m breiten und 0T2 m
starken Kalksteinplatten bestanden. An den Enden war das Ge-
häuse mit je einer kleineren Platte abgeschlossen. Die ganz mit
Erde angefüllten Gräber bargen je zwei ganz vermoderte Skelette.
An Beigaben enthielt nur ein Grab ein kleines formloses Bronze-
plättchen und den mit Einkerbungen verzierten Fingerring aus Bronze
Fig. 76, der in seiner Einfachheit kein chronologisches Indizium bietet.
Was das Gebäude anlangt, so kann man nur sagen, daß es den
als Baumaterial verwendeten Monumenten nach nachrömisch ist. *)
Dieser Ansatz wird unterstützt durch das im Verhältnis zu der Größe
des Gebäudes sehr sporadische Auftreten von Dachziegeln. Die
wenigen aufgelesenen Bruchstücke sind hierher aus den römischen
Ruinen ebenso zufällig gekommen wie verschiedene Scherben von
Ton- und Glasgefäßen, ein Zettelstrecker, der Läufer einer Hand-
mühle und der unten S. 224, n. 63 notierte Dupondius der jüngeren
Faustina. Die sehr gut erhaltenen Eisengegenstände gehören wohl der
Zeit des Gebäudes an. Es sind dies außer vielen Nägeln, einigen
Klammern und Bruchstücken von Ringen zwei gleiche Türbänder,
ein „Vorreiber“ zur Absperrung einer kleinen Tür, der 023 m lange Schlüssel Fig. 77,
ein kleiner Hammer, ein Meißel und Messerfragmente.
Die Steinmonumente, mit Ausnahme von n. 1 sämtlich Grabsteine, bestehen
aus den nachstehenden Stücken. Die n. 1. 3 — 23 sind wohl schon auf ihrem früheren
Standplatze zerschlagen worden, da die zugehörigen Bruchstücke nicht aufgefunden
werden konnten. Die sepulkralen Denkmale werden ursprünglich auf der Parzelle
Seline gestanden sein, wo der schwer übertragbare Sarkophag o. S. 212 n. 2 zum
Vorschein gekommen ist. Auch hier kann man wie in
Letka (vgl. o. S. 210) die Beobachtung machen, daß die
römische Ansiedlung tiefer in die Ebene reichte als die
gegenwärtige.
1. Zwei aneinanderschließende Bruchstücke von der
oberen Seite einer Ara (Fig. 78), oben und rückwärts
abgeschlagen, unten glatt abgearbeitet, links bestoßen ; nur
die ursprüngliche Breite läßt sich feststellen, sie beträgt
0'44m; die Höhe mißt jetzt 0'335 m, die Stärke 0'20m.
Von dem Deckgesimse ist bloß rechts ein kleiner Rest
erhalten. Das Inschriftfeld ist abgescheuert, doch unter-
liegt die Ergänzung der Inschrift keinen Schwierigkeiten : H]e[rjcul(i) [AJug(usto)
sac(rum) . . . .1 2)
1) Die mittelalterliche Besiedlung von Borcani erweisen zwei mächtige Grabsteine in unmittelbarer
Nähe der Grabungsstelle.
2) Jetzt auch CIL. III 149762.
Fig. 78. Bruchstück
einer Herkules ara.
Fig. 76. Fingerring
aus Bronze (l/x).
Fig. 77.
Eisenschlüssel.
Patsch. Archäol.-epigr. Untersuchungen zur Geschichte der röm. Prozinz Dalmatien. VI. 215
2. Block, an den Kanten und Ecken stellenweise bestoßen (Fig. 79), 086 m hoch,
0515 m breit und 0’38 m stark. Die Vorderseite nimmt ein von einem profilierten Rahmen
umschlossenes Inschriftfeld ein, das jedoch nur in dem obersten Drittel beschrieben ist.
Die Seitenflächen sind gut, aber nicht glatt zugearbeitet; weniger Sorgfalt zeigt die
Rückseite. Die Oberfläche läßt einen gerauhten, vom Randschlag umgebenen Spiegel
erkennen. Dies sowie die einer Basis entsprechende Form des Steines deuten darauf
hin, daß zu dem Grabmale
D(is) M(anibus).
Dastoni ma-
tri et Paiion-
i sorori P. Ae(lius) Var-
ro p(ro) p(ietate).1)
noch ein aufgesetztes Stück gehört hat. In der Inschrift setzt die Interpunktion erst
in der dritten Zeile mit einer Silbentrennung ein. Die Namen bestätigen, was man
früher auf Grund einiger Fragmente nur vermuten konnte, daß auch in Delminium
mindestens bis in die erste Hälfte des zweiten Jahrhunderts n. Chr. — Varro wird von
Hadrian das Bürgerrecht erhalten haben* 2) — den Bürgern der Stadt eine peregrine
Bevölkerung des Territoriums gegenüberstand. Die Namen sind wohl sämtlich illyrisch
und waren bereits für andere Landesteile bezeugt.3) Bemerkt sei, daß Paiio (vgl. Buiio,4)
Seiio, Zaiio5) usw.) ebenso wie der in Zupanjac nachgewiesene Frauenname Lavo6) gleich
in dem Nachbarbezirke Livno Vorkommen.7)
b Jetzt auch CIL. III 14976 7.
2) Ein P. Aelius C . . . . wird auch auf einem Fragmente aus Zupanjac genannt, vgl. diese Mit-
teilungen V, S. 236, Fig. 117 == CIL. III 14227.
3) Vgl. diese Mitteilungen IV, S. 280; VII, S. 51. 124. 129. 134.
4) A. Holder, Altceltischer Sprachschatz s. v.; Premerstein-Rutar, Römische Straßen und Be-
festigungen in Krain S. 43.
6) Diese Mitteilungen VII, S. 154, n. 65. Über Diphthonge und Hiatus unserer Personennamen vgl.
C. Jirecek, Die Romanen in den Städten Dalmatiens während des Mittelalters I, S. 82.
6) Diese Mitteilungen VI, S. 228, Fig. 47 = CIL. ni 14320 8.
7) CIL. III 9850 (vgl. p. 2270). 2761 = 9846 (vgl. p. 2270). Diese Mitteilungen IV, S. 254, Fig. 17
(Suhaca). 16 (Listani),
216
I. Archäologie und Geschichte.
3. Bruchstück von der rechten unteren Ecke eines Blockes, oben, links und rück-
wärts abgeschlagen; 032 m hoch, 0 565 m breit und 0 25 m stark. Die Vorderseite war
durch eine senkrechte, mit einer Weinranke gezierte Leiste in zwei Teile geschieden, die
wieder durch profilierte Rahmen in schmale Felder zerfielen. Diese wurden von der Inschrift
eingenommen. Infolge der Knappheit der zur Verfügung stehenden Flächen oder infolge
NTIS
ET
BVVO
ALXO R
eines erst nachträglich bemerkten Versehens ist ET vor BVVO auf den Rahmen ge-
kommen. Die erhaltenen Zeilen sind links und rechts vollständig. Die drei ersten
Buchstaben von PIEJNTIS | SIMI standen in einem der oberen Felder. ET BVVO ! VXOR
setzt die Nennung des Mannes voraus. Buuo ist den unter n. 2 genannten epicho-
rischen Namen anzureihen; in Velike Strazine im oberen Cetinatale wird eine Frau
Buo1) genannt.
Fig. 80. Grabmonument aus Zupanjac.
Diesem Denkmale, das wohl eine Tür mit ihren Füllungen zum Vorbilde hatte,
entspricht in der Ornamentik und in der Bestimmung ein bereits früher auf der Karaula
in Zupanjac gefundenes Monument,2) das hier unter Fig. 80 wiederholt wird, da wir
früher über dessen Zweck im Unklaren waren. Mit n. 2 und mit oben S. 212,
Fig. 72 zusammengehalten und mit Beachtung der Einarbeitung auf der Oberfläche
läßt sich unschwer erkennen, daß es als Basis eines Aufsatzes, einer Statue, Büste
o. dgl. gedient hat.
0 CIL. III 2753 (vgl. n. 9803 und p. 2328167) = diese Mitteilungen VII, S. 153, n. 64.
2) Diese Mitteilungen VI, 8. 233, Fig. 58.
Patsch. Archäol.-epigr. Untersuchungen zur Geschichte der röm. Provinz Dalmatien. VI. 217
Mit diesem Denkmal und mit n. 3 stimmen die nachstehenden Bruchstücke in den
Motiven überein, doch stammen sie nicht von Basen, sondern, wie ihre geringe Stärke
und die Zurichtung der Rückseite von n. 9 zeigen, von Sarkophagwänden. Dadurch
fällt abermals auf Denkmale Licht, die auf der Karaula in Zupanjac zum Vorschein
gekommen waren. x) Dort waren ausschließlich Sarkophagdeckel gefunden worden ; über
die Ausstattung der Wände der Behälter war keine Andeutung vorhanden. Jetzt sehen
wir, daß der ganze Sarkophag architektonischen Schmuck hatte. Daß diese gegenseitige
Erklärung richtig ist, beweist das mit den Wandteilen zusammen gefundene Deckel-
bruchstück n. 13, das in Zupanjac an drei Stücken vollständige Analogie hat.* 2)
Die mit dem „Türmotiv“3) versehenen Fragmente n. 4 — 8 werden von der vorderen
Schmalseite, die mit Arkaden geschmückten (n. 9 — 12) dagegen von der Langseite der
Sarkophage herrühren.
4. Bruchstück einer Platte, allseits abgeschlagen, 024 m hoch, 045 m breit und
)T15 m stark (Fig. 81). Zwei am Kapital und Schaft kannelierte Halbsäulen tragen
inen glatten Architrav und scheiden Felder ab, die durch oblonge umrahmte Ein-
iefungen belebt werden.
5. Ein 028 m hohes und 020 m breites Bruchstück einer n. 4 entsprechenden 0'12 m
tarken Platte (Fig. 82).
0 Diese Mitteilungen VI, S. 226 ff.; vgl. o. S. 206 f.
2) Vgl. diese Mitteilungen VI, S. 228 f., Fig. 47 und 48, und o. S. 206, Fig. 50.
3) Über „Die Tür als Grabeszier“ vgl. A. Conze, Römische Bildwerke einheimischen Fundorts in
»sterreich I, S. 15.
218
I. Archäologie und Geschichte.
6. Bruchstück einer Platte (Fig. 83), 0315 m hoch, 0145 m breit und 010 m stark,
das sich von n. 4 und 5 durch die spiralförmige Kannelierung der Halbsäule unterscheidet.
7. Bruchstück einer Platte, 0195 m hoch, 023 m breit und 0'12 m stark, mit Resten
zweier in der Mitte der Höhe nach gefurchter Pilaster.
8. Bruchstück, ringsum sowie rückwärts abgeschlagen, 0T9 m hoch, 0115 m breit
und 0*11 m stark, mit den Resten von vier durch profilierte Leisten getrennten Feldern
(Fig. 84).
9. Bruchstück vom oberen Teile einer Platte, 032 m hoch, 0-46 m breit und 015 in
stark (Fig. 85). Das „Türmotiv“ ist auf der einen Seite nur in einem kleinen Reste
erhalten. Die andere Seite ist in von kannelierten Säulen getragene Arkaden aufgelöst.
Fig. 86, 87 und 88. Bruchstücke von Sarkophagen.
10. und 11. Bruchstück vom oberen Teile einer Platte, 0 31m hoch, 0-26 m breit
und OTlra stark (Fig. 86), das ebenso wie das unter Fig. 87 wiedergegebene, 0'33m
hohe, 0T7 m breite und 0-095 m starke, ebensolche Plattenfragment das Motiv von n. 9
in primitivererWeise wiederholt. Eine noch einfachere Variation zeigt das 0‘20 m hohe,
0 14 m breite und 0-085 m starke Bruchstück
12 vom oberen Teile einer Platte (Fig. 88), wo die zwischen die Pfeiler ein-
gespannten Bogen nur durch eingeritzte Linien markiert sind. Dagegen ist hier das
Gebälk kräftiger hervorgehoben.
13. Bruchstück von der Vorderseite eines dachförmigen Sarkophagdeckels; links,
oben und rechts später als Werkstück zu-
gearbeitet, 0‘205m hoch, 0‘34?n breit und
0-24 m tief (Fig. 89). Die Mitte des Gie-
bels nimmt ein Bau ein: zwei senkrecht
kannelierte Säulen tragen ein geschweif-
tes Dach; unter ihm steht auf dem Bo-
den eine schlanke Amphora. Links und
rechts davon sprang je ein Delphin heran;
von dem linken ist nur die Schnauze
übrig. Eine aus konzentrischen, mit dem
Zirkel eingeritzten Kreisen bestehende
Fig. 89. Bruchstück eines Sarkophagdeckels. Scheibe belebt die Fläche beiderseits
unter dem Tiere. Auf dem Architrav,
unter dem Dentikuli in langer Reihe erhalten sind, steht die roh eingeschnittene In-
schrift: |WMATHINFEKAIREKIEA|, also . . . va matri infel(icissimae ) Aureli(a)e . . .
Patsch. Archäol.-epigr. Untersuchungen zur Geschichte der röm. Provinz Dalmatien. VI. 219
dabei ist angenommen worden, daß AI eine ungeschickt ausgeführte Ligatur von A
und V = N ist. Der letzte Buchstabenrest rechts rührt von einem A oder M her.1)
14. Bruchstück von der linken hinteren Ecke eines
n. 13 gleichenden Sarkophagdeckels, als Werkstück zuge-
richtet; unten Falz erhalten, kein Ornament; 0'175to hoch,
021 m breit und 0265 m tief.
15. Bruchstück von der Ecke eines Sarkophagdeckels
(Fig. 90), 0’23 to hoch, 0’215 m breit und 0-185 m tief, unten
Falz erkennbar. Die Ansichtsfläche weist eine bisher nicht
beobachtete eingetiefte Gliederung, einen Halbkreis und
nachfolgendes Oblongum auf.
Aus mehreren der angeführten Steine aus Boröani und Fio. 9Ü Bruchstück
auch aus ^iupanjac war bereits zu ersehen2 *), daß neben eines Sarkophagdeckels,
den architektonischen auch vegetabilische Zierformen im
Gebiete von Delminium zur Anwendung kamen. Die n. 16 — 20 zeigen nun, daß
auch sie an Beliebtheit den anderen nicht nach standen.
16. Platte, entzweigebrochen, an den Ecken und Kanten abgeschlagen und sonst
bestoßen, 0‘50 m hoch, 0-69 to breit und
010 to stark (Fig. 91). Eine der o. S. 212
Fig. 73 bereits konstatierten völlig ent-
sprechende Bordüre und ein schmaler
profilierter Rahmen umgeben ein leeres,
aus Saumschlag und gerauhtem Spiegel
bestehendes Feld. Die Platte bildete nach
der Zurichtung der Rückseite die Vor-
derwand einer Aschenkiste.
17. Bruchstück von der Ecke einer
Platte (Fig. 92), 0'18 to hoch, 0-215 m
breit und 0'08 to stark ; über einer glatten
Leiste ein Fries aus gegenständigen, ge-
scheitelten Nadelblättern, der in der Mitte Fig. 91. Vorderwand einer Aschenkiste,
von einer Rosette unterbrochen wurde.
Fig. 92. Bruchstück Fig. 94. Bruchstück
einer Platte. Fig. 93. Bruchstück eines Grabmonumentes. einer Basis (?).
18. Bruchstück, allseits sowie rückwärts abgeschlagen, 0-14to hoch, O’IOto breit
und 0’09 to stark, mit dem Reste einer aus gegenständigen rautenförmigen Blättern be-
stehenden Bordüre (Fig. 93).
9 Darnach dürfte die Ergänzung im CIL. III 14976 6 richtigzustellen sein.
2) Früher hatten wir dafür nur 'ein Beispiel an dem o. S. 210 erwähnten Grabsteine aus Letka,
vgl. Römische Straßen in Bosnien und der Hercegovina I, Taf. IX.
220
I. Archäologie und Geschichte.
19. Bruchstück von der unteren Seite eines dem Anscheine nach größeren Monu-
mentes, vielleicht einer Basis (Fig. 94), 0 08 m hoch, 0’25 m breit und 0* 1 1 m stark.
Eine aus schuppenförmigen Blättern bestehende Bordüre und ein profilierter Rahmen
schlossen seitwärts ein Feld ab, das Saumschlag und gerauhten Spiegel zeigt.
20. Bruckstück von der Seite eines nicht bestimmbaren Denkmals, 042 m hoch,
0 14 m breit und 0'085 m stark (Fig. 95), mit der Ecke eines profilierten Rahmens, dem
nach auswärts eine in der Zusammensetzung nicht mehr erkennbare Rankenbordüre folgte.
21. Bruchstück von
der rechten Seite eines
wegen der Beschädigung
der Rückseite nicht be-
stimmbaren Denkmals
(Fig. 96), 047 m hoch,
045 m breit und 0-05 m
stark. Eine Halbsäule
mit Spiralkannelüren trägt
einen Zahnschnitten ähn-
lichen Architrav und
schließt ein durch verti-
kale und diagonale Linien
geteiltes Feld ab. Über
diesem vielleicht eine Tür
imitierenden Ornamente
befindet sich eine glatte
Fläche mit dem Reste
einer Inschrift.
22. Bruchstück von
der Schmalseite, wohl von
der Rückseite eines Sar-
kophagdeckels (Fig. 97),
an den Seiten, insbeson-
dere an den Akroterien
abgeschlagen, rückwärts
abgearbeitet; unten Falz erhalten; 0'29 m hoch, 0‘57 m breit und 0'27 m stark. Zur Bele-
bung der großen Fläche sind drei sechsstrahlige Sterne — ein kleinerer in der Mitte und je
ein größerer seitwärts — und unter dem Firstakroterion ein Halbmond roh herausgearbeitet.
23. Drei Splitter von Seitenakroterien, die sich von denen des Bruchstückes
Fig. 97 dadurch unterscheiden, daß sie Kugelausschnitte darstellen.
24. Zwei vertikal aneinanderschließende, 0'27 m hohe Bruchstücke (Fig. 98) eines
auf der Drehbank hergestellten, an dem unversehrten Ende mit flachen Bändern ge-
schmückten Säulenschaftes von 044 m Durchmesser.
Mit Ausnahme von n. 1. 2 und 19, die aus den Steinbrüchen von ^upanjac (vgl.
Taf. LXXXV) herrühren, sind sämtliche Bruchstücke von Borcani aus dem weichen, leicht
zu bearbeitenden Kalkstein von Seonica hergestellt. Die Arbeit ist durchwegs primitiv.
* *
❖
Von der über der Grabungsstelle gelegenen, oben S. 173 mit Alt-Delminium in Ver-
bindung gebrachten Gradina erhielt ich im Juni 1897 von dem Bezirkswachtmeister
Fig. 95. Bruchstück
einer Bordüre.
Fig. 97. Bruchstück eines Sarkophagdeckels.
Fig. 96. Bruchstück
eines Grabmonumentes.
Fig. 98. Bruchstück
eines Säulenschaftes.
Fig. 99.
Eiserne
Pfeilspitze.
Patsch. Archäol.-epigr. Untersuchungen zur Geschichte der röm. Provinz Dalmatien. VI. 221
I
Herrn P. Cerjak elf gleiche, nur in der Größe — 3 bis 4‘ 3 cm lang — differierende
Pfeilspitzen aus Eisen (Fig. 99) mit Widerhaken und einem Dorne, der in den Holz-
schaft eingesteckt war. x) Sie wurden zwischen Steinen freiliegend gefunden.
Zwischen
Omolje und Seonica
führt ein der Ebene angehöriger Ried den auch auf der Spezialkarte verzeichneten
Namen Crkvine. Da solche Bezeichnungen in der Regel Ruinenstätten eigen sind, habe
ich am 6. Juni 1901 in beiden Ortschaften Erkundigungen über die Lokalität eingezogen.
Die Umfragen ergaben nur ein negatives Resultat; doch ist es möglich, daß ich nicht
die Wahrheit erfuhr. Eine römische Ansiedlung wird sich zum mindesten in der Um-
gebung befunden haben, da die meisten Monumente von Borcani aits dem bei Seonica
anstehenden Kalksteine bestehen (vgl. o. S. 220). Auf der Gradina von
Petrovitfi
hat Herr Bezirksvorsteher A. Freiherr v. Schweiger-Lerchenfeld im Juli 1901 „ein
altes Grab bloßgelegt und dabei eine etwa 1'50 m lange und 0 50 na breite Steinplatte
mit schwer leserlicher Inschrift und Mauerreste vorgefunden“. Die Platte ist im Ein-
räumerhause von Bagaridi deponiert und soll einstweilen in das Bezirksamt von ^iupanjac
überführt werden. Im Bereiche des Gendarmeriepostens
Studeno vrelo
ist nach dem Berichte des vorgenannten Herrn vom 27. Juli 1901 das Vorkommen von
römischen Ziegeln und damit der Bestand von Siedlungen dieser Zeit auf folgenden drei
Punkten festgestellt worden:
1. an der neu angelegten, nach Posusje führenden Straße am Bache Suho vrelo;
2. 1/2 km östlich von der Gendarmeriekaserne am Bache Studeno vrelo;
3. auf der etwa 3 km von der Kaserne entfernten Gajinska gradina.
In dem kleinen freundlichen, ergiebigen, aber wasserarmen Becken von
Vinica
gelang es am 6. Juni 1901, die von Radimsky, diese Mitteilungen IV, S. 167 mit Zu-
versicht erwartete römische Ansiedlung zu finden. Unterhalb der neuen Kirche wurde
mir die Uza grudina genannte Parzelle als Ruinenstätte bezeichnet. Von dem Eigen-
tümer derselben, Marijan Grgic, wurden hier zum Teile mit Tuff aufgeführte Mauern
ausgebrochen und Tongefäßscherben aufgelesen. Herumliegende Dachziegelbruchstücke
erweisen unzweifelhaft, daß sie der römischen Zeit angehören. Eine benachbarte, durch
Klaubsteinhügel kenntliche Parzelle wird Crkvina genannt. Auch hier waren Mauer-
züge durch Terrainanschwellungen zu konstatieren; doch gelang es wegen der hoch-
stehenden Frucht nicht, bestimmte Anhaltspunkte zu ihrer Datierung zu finden.
Die von Ballif2) „bei Vinica“ gesehenen „gemauerten römischen Grüfte, Sarko-
phagdeckel und Bruchstücke von Grabsteinen“ konnte auch ich nicht wiederfinden. Bei
9 Vgl. Jacobi, Das Römerkastell Saalburg bei Homburg vor der Höbe, S. 492, Textfig. 77, n. 42,
und Taf. XXXIX, n. 29—31.
2) Römische Straßen in Bosnien und der Hercegovina I, S. 26.
222
I. Archäologie und Geschichte.
der neuen Kirche und der Gendarmeriekaserne wurden Gräber geöffnet, doch konnte
ich wie vor mir Radimsky1) nicht das mindeste ermitteln, das sie der angegebenen
Zeit zuweisen ließe. Die Grabsteine bei der in der Ebene gelegenen alten Kirche sind
mittelalterlich; sehr viele derselben stecken in den Mauern der Kirche und der Fried-
hofseinfassung.
Den Beschluß dieses Beitrages zur Topographie des Bezirkes ^upanjac möge als
Ergänzung der bei der Grabung in 2upanjac gewonnenen Suite (vgl. o. S. 200 f.) die Reihe
der bisher aus dem ganzen Verwaltungssprengel bekannt gewordenen Münzen bilden.
Bereits Radimsky hatte a. a. O. S. 169 die Wahrnehmung gemacht, daß „der
Boden des Bezirkes ^upanjac an römischen Münzen reich sei“, und er konnte deren
16 gut erhaltene — sie werden in dem nachfolgenden Verzeichnisse mit einem Sternchen
bezeichnet2) — aufzählen. Seitdem hat sich unsere Kenntnis des dort kursierenden Geldes
beträchtlich erweitert; insbesondere gelang es, während der Ausgrabungskampagne
manches Stück zu erwerben. Hierbei leisteten uns werktätige Hilfe die Herren Ordens-
provinzial Fra A. Nuic, Bezirksvorsteher Anton Freiherr von Schweiger-Lerchen-
feld, Apotheker M. Kirtner, Adjunkt A. Koszier, Bezirksarzt Dr. W. Woj narski,
Straßenmeister P. Dalmaso und Bezirkswachtmeister P. Cerjak.
Die Bauern finden die Münzen gewöhnlich beim Ackern; leider wandern viele
derselben, seit die Landleute den Wert der kleinen Fundstücke erkannt haben —
früher wurden sie den Kindern zum Spielen überlassen — über die Grenze nach
Imotski3) und Spalato.4) Nicht überall konnte der Fundort genau festgestellt werden, da
die Münzen sich entweder bereits seit längerer Zeit in den Händen ihrer früheren Besitzer
befunden oder die Eigentümer gewechselt hatten. Ich habe daher in der Zusammen-
stellung die chronologische Abfolge der geographischen vorgezogen. Wo kein Fundort
angegeben wird, ist der Bezirk ^upanjac im allgemeinen zu verstehen; speziell werdeü
angeführt: Blazuj (n. 52, 70), Borcani (n. 27, 59, 63, 95, 96, 107), Brisnik gornji (n. 31,
33), Busko blato (n. 74), Cebara (n. 60), Crvenica (n. 114), Hambari am Rosko polje
(n. 36, 105), Kolo (n. 14, 42, 65, 68), Kongora (n. 11, 25, 35, 38), Letka (n. 17, 73,
90, 109), Mandino selo (n. 83), Ostrozac-Quelle im Vuöije polje (n. 118), Prisoje (n. 58),
Renici (n. 93, 110, 113), Sarajlije (n. 24, 40, 54, 61, 69), Seonica (n. 44), Srgjani (n. 71,
82, 111), Stecak bei Vir (n. 9), Stipanic (n. 15, 47, 66, 89, 91, 103), Vedasic (n. 19, 48),
Vinica (n. 78, 101, 121), Vir (n. 6, 7, 21, 76), Vranjaca, westlich von Roskopolje (n. 20,
77, 97), Zagorje (n. 28, 41, 45, 62, 64, 79, 86, 88, 99, 102, 110) und £upanjac (n. 29,
53, 57).
Außerdem werden als Fundorte römischer Münzen bezeichnet: Brljevci,5) Buko-
vica,6) Grabovica,7) Kovaci,8) Ljesko vaca,9) Mrkodol,10) Oplecani,11) Prevala12) und
Raseljka13); doch konnten wir bis jetzt von hier keine Belegstücke erhalten.
1) A. a. O.
2) Sie befinden sieh, zwei ausgenommen, nicht im Museum, sie konnten also nicht näher bestimmt
werden.
3) Vgl. diese Mitteilungen VIII, S. 82 f.
4) Einzelne Münzen verschwinden auch auf die Weise, daß sie, in Säckchen eingenäht, jungen
Pferden als Talisman um den Hals gehängt werden.
6) Radimsky a. a. O. S. 163.
6) Radimsky a. a. O. S. 161.
7) Radimsky a. a. O. S. 163. 12) Radimsky a. a. O. S. 163.
8) Radimsky a. a. O. S. 158. 13) Radimsky a. a. O. S. 167.
9) Radimsky a. a. O. S. 167.
10) Radimsky a. a. O. S. 159.
n) Radimsky a. a. O. S. 162.
Patsch. Archäol.-epigr. Untersuchungen zur Geschichte den röm. Provinz Dalmatien. VI. 223
A. Griechische Münzen.
1. Eleusis, A.: Triptolemos auf dem Schlangenwagen, n. 1. R. : Schwein n. r.
stehend. Darüber: EAEY2I. J. A. : Bukranion. Brit. Cat. S. 113, n. 14 (Inventar-
Nr. 2110).
2. Corcyra? VerschlifFen. A.: Kopf der Dione n. r. R.: Bukranion. Vgl. Brit.
Cat., Thessaly to Aetolia, Taf. XXIV, Fig. 13 (2111).
3. u. 4. Zwei kleine ganz verschliffene, dem Habitus nach griechische Kupfer-
münzen (2112 und 2113).
5. Drachme von Dyrrhachium. A.: Z[Q]IA[0]2. R.: ZQ ü[r POY], J. von
Schlosser, Beschreibung der altgriechischen Münzen I, S. 51, n. 129 (2108).
6. Drachme von Dyrrhachium. A.: A]v\KQN. R.: MENE [KPA] TEDS. Schlosser,
a. a. 0. S. 54, n. 195. Vir. S. diese Mitteilungen VI, S. 215, n. 16.
7. Drachme von Dyrrhachium. A.: KEPAQN. R.: NI KYA AOY. Vir. (3557).
8. Eine vierte, aus dem Duvanjsko polje stammende Drachme von Dyrrhachium
sah ich im Besitze des früheren Bezirksvorstehers von Zupanjac, Abraham Grafen Vay.
B. Römische Münzen.
9. Denar, Babeion S. 39, n. 2, Dioskuren ohne Beizeichen. Stecalc bei Vir (3207).
10. Quinär, Babeion S. 40, n. 3, Dioskuren ohne Beizeichen (3573).
11. Viktoriat, Babeion S. 41, n. 9. Kongora (2782).
12. Denar, Babeion S. 47, n. 20, Dioskuren; R. : Keule (3567).
13. Fannia, Denar, Babeion 1 (3572).
14. Minucia, Denar, Babeion 1. Kolo (2781).
15. Titinia, Denar, Babeion 7. Stipanid, Ried Prikaöa (2779).
16. Fonteia, Denar, Babeion 1 (3570).
17. Furia, Denar, Babeion 18; vgl. M. Bahrfeldt, Wiener numismatische Zeit-
schrift 1896 (XXVIII), S. 128, Letka (3134).
18. Porcia, Quinär, Babeion 7; vgl. Bahrfeldt a. a. O. XXIX (1897), S. 60 f.,
n. 3 (3119).
19. Calpurnia, Denar, Babeion 11. Vedasi6, Ried Stup (2783).
20. Servilia, Denar, Babeion 14. Gefunden in Vranjaca bei Roskopolje auf dem
Acker des Marijan Bili6-Sari6 (4338).
21. Iulia, Denar, Babeion 5. Vir (3558).
22. Memmia, Denar, Babeion 2; vgl. Bahrfeldt a. a. 0. S. 20, n. 2 (4362).
23. Marcia, Denar, Babeion 28 (3571).
24. Aemilia, Denar, Babeion 8; vgl. Bahrfeldt a. a. O. S. 16, n. 4. Sarajlije,
Ried Podvornica (2784).
25. Furia, Denar, Babeion 23. Kongora (3765).
26. Iulia, Denar, Babeion 9 (3440).
27. Cordia, Denar, Babeion 3. Borcani, Ried Vrtoöa (2780).
28. *Je einen Denar der Pompeia, Porcia, Sicinia und Vettia führt Radimsky
a. a. 0. S. 168 aus Zagorje an.
29. Augustus, Denar, Cohen1 70 = Babeion, Iulia 116. Gefunden bei einem Dachs-
baue in der Nähe der Gradina kod gaja bei Zupanjac (3375).
30. Augustus, Denar, Cohen1 112 = Babeion, Iulia 155 (3569).
224
I. Archäologie und Geschichte.
31. Augustus, Dupondius, Cohen1 271. Gefunden in Gornji Brisnik auf dem
Acker Brasevac (2153).
32. Augustus, Dupondius, Cohen1 272 (3574).
33. Tiberius, Dupondius, Cohen1 30. Gefunden in Gornji Brisnik auf dem Acker
Brasevac (2154).
34. Tiberius, Dupondius, Cohen1 33 (3575).
35. *Nero, Denar, Cohen1 13. Kongora (3128).
36. Nero, Dupondius, Cohen1 213. Hambari (3122).
37. Vespasianus, Sestertius, Cohen1 388 (3116).
38. Vespasianus, Denar, Cohen1 193 (aber VESP). Kongora (4112).
39 Vespasianus, Denar, Cohen1 229 (4256).
40. Vespasianus, Denar, Cohen1 164. Sarajlije (4247).
41. * Vespasianus, Denar, Zagorje.
42. Domitianus, Sestertius, vernutzt. Cohen1 368 oder 374. Gefunden in Kolo auf
dem Felde Lopa (2156).
43. Traianus, Denar, Cohen1 41 (4257).
44. Traianus, Denar, Cohen1 235. Seonica (3554).
45. Traianus, Denar, Cohen1 64. Zagorje (3561).
46. Traianus, Denar, Cohen1 260 (3568).
47. Traianus, Denar, Cohen1 200. Stipanib (4249).
48. Traianus Sestertius, verschliffen. Vedasiö (3135).
49. Hadrianus, Denar, Cohen1 153 (4258).
50. Hadrianus, Denar, Cohen1 274 (4244).
51. Hadrianus, Denar, Cohen1 293 (3584).
52. Hadrianus, Sestertius, vernutzt. Gefunden in Blazuj auf dem Felde des Salko
Karahasan (846).
53. *Sabina, Denar, ^upanjac.
54. L. Aelius, Denar, Cohen1 22. Sarajlije (4246).
55. Antoninus Pius, Sestertius, Cohen1 561 (3585).
56. Antoninus Pius, As, Cohen1 588 (3580).
57. Marcus Aurelius, Denar, Cohen1 212. Gefunden am Fuße der Selimovida gra-
dina bei Zupanjac (3138).
58. Marcus Aurelius, Denar, Cohen1 229; vgl. VII, S. 163. Crkvina bei Prisoje
(3145).
59. *Marcus Aurelius, Denar, Cohen1 144. Borcani (3126).
60. Marcus Aurelius.1) Gefunden in Drazica bei Cebara auf dem Felde des Jure
Cosi6.
61. Faustina minor, Denar, Cohen1 33. Sarajlije (2066).
62. Faustina minor, Sestertius, vernutzt, Cohen1 133 (?). Zagorje (3562).
63. Faustina minor, Dupondius, vernutzt. Boröani-Kamenice.
64. *Commodus. Zagorje.
65. Septimius Severus, Denar, Cohen1 207 oder 208. Kolo (2107).
66. Septimius Severus, Denar, Cohen1 260. Stipaniöka gradina (4113).
67. Septimius Severus, Denar, Cohen1 400 (3140).
68. Iulia Domna, Denar, Cohen1 125. Kolo (3136).
69. Caracalla, Denar, Cohen1 14. Sarajlije (4250).
9 Von mir nicht gesehen.
Patsch. Archäol.-epigr. Untersuchungen zur Geschichte den röm. Provinz Dalmatien. VI.
225
70. Caracalla, Denar, Cohen1 243. Blazuj (3125).
71. Caracalla, Denar, Cohen1 309 (aber ANTONIN VSP1 VS AVG). Srgjani (3146).
72. Geta, Denar, Cohen1 53 (3578).
73. Maximinus, Denar, Cohen1 22. Letka (3137).
74. Maximinus, Sestertius, Cohen1 48. Busko blato (3847).
75. Maximinus, Sestertius, Cohen1 83 (3117).
76. Philippus pater, Antoninian, Cohen1 52. Vir (3559).
77. Gallienus, Antoninian, Cohen1 107. Gefunden in Vranjaöa auf dem Acker des
Marijan Bilic-Saric (4339).
78. Gallienus, Antoninian, Cohen1 204. Vinica (3142).
79. Gallienus, Antoninian, Cohen1 337. Zagorje (3563).
80. Gallienus, Antoninian, Cohen1 390. Zagorje (3565).
81. Gallienus, Antoninian, Cohen1 390 (3588).
82. Gallienus, Antoninian, verschliffen. Srgjani, Ried Kamene (3143).
83. *Gallienus, Mandino selo.
84. Claudius, Antoninian, Cohen1 113 (3579).
85. Claudius, Antoninian, Cohen 1 52 (3593).
86. *Claudius, Zagorje.
87. Aurelianus, Antoninian, Cohen1 72 (3444).
88. Probus, Antoninian, Cohen1 125. Zagorje (3129).
89. Probus, Antoninian, Cohen1 347. Stipanic (2073).
90. Probus, Antoninian, Cohen 1 353. Letka (3556).
91. Probus, Antoninian, Cohen1 415. Stipanid, Ried Polica (2155).
92. Probus, Antoninian, Cohen1 415 (4363).
93. *Probus, Renici.
94. Diocletianus, M. B., Cohen1 176 (3576).
95. Diocletianus, Antoninian, Cohen 1 240. Borcani (3154).
96. Constantius I., M. B., Cohen1 229. Boröani (4245).
97. Galerius , Antoninian. Nicht in Cohen1. A.: GAL V ALMAXIMIAN V S
NO[BC]. Büste des Cäsars mit Strahlenkrone und Paludament n. r. R.: PRAESIDIA
REIPVBLIC, Typus wie Cohen1, Constantius Chlorus 206. Gefunden in Vranjaca auf
dem Acker des Marijan Bilic-Saric (4340).
98. Maximinus, M. B., Cohen1 52 (3443).
99. Licinius pater, P. B., Cohen1 81. Zagorje (3564).
100. Licinius pater, M. B., Cohen1 114 (3586).
101. Licinius pater, P. B. Vinica.1)
102. Licinius filius, P. B., vernutzt, Cohen1 12. 14 oder 15. Zagorje (3566).
103. Constantinus I., P. B., Cohen1 194. Stipanid (3589).
104. Constantinus I., P. B., Cohen1 194 (3592).
105. Constantinus I., P. B., Cohen1 246. Hambari (3123).
106. Constantinus I., P. B., Cohen1 246 (3587).
107. Constantinus I., P. B., Cohen1 252. Borcani, Gradina auf der Lib planina (3139). 2)
108. Constantinus I., P. B., Cohen1 312 (3583).
109. Constantinus I., P. B., Cohen1 474. Letka (3591).
110. *Fünf Kupfermünzen Konstantins I., eine davon aus Zagorje, vier aus Renici.
*) Von mir nicht gesehen.
2) Daselbst wurde auch eine kleine venezianische Kupfermünze gefunden.
Band IX.
15
226
I. Archäologie und Geschichte.
111. Constantinus II., P. B., Cohen1 92. Srgjani (4114).
112. Constantins II., P. B., Cohen1 246 (3594).
113. *Constantius II., Renici.
114. Constans, P. B., Cohen1 114. Crvenica, Ried Latisa (3144).
115. Constantinopolis, P. B., Cohen1 15 (3582).
116. Valentinianus, P. B., Cohen1 56 (4267).
117. Valens, P. B , Cohen1 64 (3598).
118. *Theodosius, Solidus. Gefunden bei der Quelle Ostrozac im Vucije polje.
119. Arcadius, P. B. (3141)
120. Anastasius, Triens, Sabatier S. 152, n. 5 (1116).
121. Athalarich. J. Friedländer, Die Münzen der Ostgothen S. 33, n. 5, Taf. I,
Fig. 5. Gefunden in Vinica auf dem Acker des Ivan Dujmovi6.
122. Barbarische Nachprägung eines Antoninian, s.
Fig. 100 (2114).
Von den griechischen Münzen ist vor allem die von
Eleusis (n. 1) bemerkenswert: sie ist die erste, die auf bos-
nisch -herzegowinischem Boden bekannt geworden ist. Wir
erhalten durch sie einen weiteren Einblick in die Verbin-
dungen wenigstens der westlichen Teile unserer Länder
mit dem hellenischen Süden. Ihre Zeit — das 4. Jahr-
hundert v. Chr. — hat nicht überrascht, da wir bereits aus anderen Quellen ebenso alte,
zum Teile noch ältere griechische Konnexionen Dalmatiens konstatieren konnten.1) Die
Wege, welche die Münzen n. 1—4 nach dem Bezirke Zupanjac gegangen sind, lehren
die Drachmen von Dyrrhachium (n. 5 — 8), die mit analogen Funden in den Nachbar-
gebieten in Verbindung zu bringen sind. Nach der im Glasnik 1902, S. 399 f. und 404
gemachten und mit einer Kartenskizze erläuterten Zusammenstellung2) führten in das
Duvanjsko polje vorrömische Handelswege: 1. von Salona über Gardun-Trilj und 2. aus
dem Becken von Imotski sowohl über Vir wie auch auf dem Umwege über Gradac bei
Posusje und die Hochebene von Rakitno. Die letzteren Routen sind Abzweigungen
des von Narona ausgehenden Trebizatweges. Mit der illyrisch-griechischen Drachme
konkurrierte auch hier das römische Geld,3) das sich hernach in beinahe geschlossener
Reihe bis in die Zeit der Ostgothen (n. 121), speziell des Königs Athalarich (526 — 534
n. Chr.) nachweisen ließ.
V
II. Die römische Ortschaft bei Suica.
Die Nachrichten über die Besiedlung der nicht unbeträchtlichen, aber stark ver-
karsteten Hochebene von Suica in vor- und nachrömischer Zeit4) veranlaßten mich, die
Fahrt zu den im vorstehenden Berichte (S. 171 ff.) besprochenen Grabungen in 2u-
panjac-Delminium in dem infolge lebhafteren Verkehres sich hebenden Flecken im Mai
0 Ygl. diese Mitteilungen VIII, S. 70; meine „Lika in römischer Zeit“ Sp. 20 f. ; mein „Sandschak
Berat in Albanien“ Sp. 2 f. und Glasnik 1902, S. 395.
2) Vgl. diese Mitteilungen VIII, S. 69 f.
3) Vgl. Glasnik 1902, S. 405.
4) Vgl. außer M. Hoernes, Dinarische Wanderungen2 S. 283 f. C. de Marchesetti, diese Mit-
teilungen I, S. 319. Hinzuzufügen sind die Tumuli und Grabsteine auf den Parzellen „Suicki maseti“ und
„Dvojne“ und bei Abdin han.
Fig. 100. Barbarischer
Antoninian.
I
Patsch. Archäol.-epigr. Untersuchungen zur Geschichte der röm. Provinz Dalmatien. VI. 227
1898 zu unterbrechen, um den Spuren römischen Lebens nachzugehen, die hier umso
sicherer zu erwarten waren, als hier analog der gegenwärtigen Straßengabelung die
Vereinigung der aus dem Becken von Livno kommenden römischen Straße mit der von
Zupanjac heraufführenden konstatiert wurde. x) Ein Resultat wurde rasch und mühelos
erzielt, denn in dem katholischen Pfarrhause lagen nachfolgende Bruchstücke auf-
gestapelt, die sich jetzt im Landesmuseum befinden.
1. Zwei nicht aneinanderschließende, der Breite nach gesprungene Fragmente einer
runden Plinthe von 093 m Durchmesser, aus Kalkstein, von R095 m Höhe (Fig. 101).
Die obere Fläche ist gerauht, um dem Votivgegenstande einen festeren Halt zu ge-
währen.
Fig. 101. Bruchstücke einer Plinthe.
sac(rum). P. Ael(ius) Pi[ . . . .v(otum)]s(olvit) l(oco) d(ato) p(ublice).
Der Stein ist von größerem lokalen Interesse, weil er zeigt, daß die römische An-
siedlung bei Suica den Charakter einer Gemeinde gehabt hat. Ob diese aber selbst-
ständig oder nur eine Dorfschaft war, die einer Stadt, etwa Zupanjac- Delminium
attributiert war,2) läßt sich vorderhand nicht ausmachen. Das Fehlen von d(ecurionum)
d(ecreto) kann für die zweite Möglichkeit nicht
angeführt werden.
2. Kapital einer glatten Säule von0-232m
Durchmesser aus Kalkstein (Fig. 102), dessen
Abakus quadratisch von 0'375m Seite ist.
3. Vorderteil eines Sarkophagdeckels
aus Mergel, 0T2 m hoch, 053 m breit und 0'25 m
lang, mit glattem Giebelfeld und unverzierten
Seitenakroterien.
4. Zwei Bruchstücke von Sarkophag-
deckeln, die in der Ornamentik mit den auf der Karaula von Zupanjac (vgl. o. S. 206)
gefundenen übereinstimmen.
5. 0‘93 m hohes, unten abgeschlagenes Postament aus Mergel (Fig. 103) von recht-
eckigem Querschnitte (0’27 : 0'20 m), das oben in einen mit umlaufenden Bändern ge-
zierten Säulenrest von 0-07 m Höhe und 0T9 m Durchmesser übergeht. Die Vorder-
seite zeigt in einem rechteckigen eingetieften, von einem einfach profilierten Rahmen
umschlossenen Felde eine stilisierte Ranke mit rosettenförmig eingedrehten Blättern, die
auch Vogelköpfe aufweisen. Die Rückseite und die rechte Seitenfläche sind glatt. In
die linke Seite ist dagegen eine 0‘08 m breite vertikale Nut eingeschnitten, in welche
eine Füllungsplatte eingelassen war. Analoge, in der Technik und im Ornamente ver-
wandte Architekturteile sind in der im Jahre 1891 aufgedeckten frühromanischen Kirche
0 Ballif-Patsch, Römische Straßen in Bosnien und der Hercegovina I, S. 22. 27, vgl. S. 8 und
Taf. IV, Fig. 7.
2) Vgl. Mommsen, Römisches Staatsrecht III, S. 765 ff.
Fig. 102. Säulenkapitäl.
15*
228
I. Archäologie und Geschichte.
von Dabravina, südlich von der Bergwerksstadt Vares, gefunden worden, wo sie höchst-
wahrscheinlich zu der das Presbyterium abgrenzenden Balustrade gehört haben.1)
Unser Bruchstück dürfte nach der Zurichtung seiner Seitenflächen
von dem rechten Ende einer solchen Schranke herrühren.
6. 0335 m hohes Bruchstück eines vorne mit einer Palmetten-
ranke verzierten Säulenpostaments (Fig. 104) von quadratischem
Querschnitte (OT m Seitenlange), das oben in eine unterschnittene
glatte Säule von O'l m Durchmesser übergeht. Das Fragment hatte
nach den in beide Seitenflächen eingearbeiteten
0'035 m breiten Nuten dieselbe Bestimmung wie
Fig. 103, doch inmitten einer Reihe und den viel
kleineren Dimensionen zufolge auf einer anderen
Stelle des Kircheninnern.
Wir haben hier also ganz die nämliche Mi-
schung von Monumenten vor uns, wie wir sie
auf der Karaula von Zupanjac (vgl. o. S. 203)
angetroffen hatten, und können aus ihr für den
Fundplatz eine analoge Vergangenheit erschließen.
Auf der Fundstätte hat eine Kirche bestanden,
die zum Teil aus antikem, in der Umgebung ge-
wonnenem Material, darunter aus Bruchstücken
von Votiv- und Sepulkraldenkmalen, erbaut war.
Die Fundstelle ist ein am linken Ufer des
Suicaflüßcbens in einer rings von Bergen ge-
schützten Talweitung des Dorfes Bogdasib gele-
gener Acker der Mijo und Niko Kutlesid, der
vom Volke Crkvina genannt wird. Umwühlte Mauerzüge ließen die hier im Dezem-
ber 1896 ausgeführte, nichts weniger als altertumsfreundliche „Forschung“ sehr deut-
lich erkennen, und noch stellenweise im Gemäuer steckende zugerichtete Sarkophagteile
bestätigen den aus den oben aufgezählten Funden gezogenen Schluß hinsichtlich der
Zeit des Gebäudes. Der Grundriß desselben ließe sich nur durch eine systematische
Grabung gewinnen. Diese allein könnte auch über die genaue Lage des römischen
Ortes Auskunft gewähren.
Von der Crkvina ist nach der Aussage der Bauern viel Material in die Um-
gebung verschleppt worden. Einen zum Troge ausgehöhlten Säulenschaft sah ich in
dem benachbarten Hause des Frano Mati6.
Uber der Crkvina erhebt sich ein konischer, Drinova glavica genannter Hügel;
auch auf ihm wurden Mauerreste und zahlreiche Gefäßscherben übertag angetroffen.
Als dritte Ruinenstätte wurde mir der Acker Cardak auf dem rechten Ufer der
Suica unfern der Mühle Nevolja bezeichnet, wo man auf Reste starker, im Kreise auf-
geführter Mauern gestoßen sein soll, die von der Bevölkerung Tamnice (Gefängnisse)
genannt werden.
Daß in Bogdasic schon vor der Okkupation Münzen gefunden wurden, erzählte
mir Fra Pasko Rados, der früher Pfarrer in Suica war. Wahrscheinlich stammt auch
aus diesem Dorfe der Sesterz der Otacilia Severa, Cohen1 56, den das Landesmuseum
aus Öuica erhalten hat.
Fig. 103. Säulen-
postament.
Fig. 104. Bruch-
stück eines Säulen-
postamentes.
*) Vgl. Radimsky, diese Mitteilungen II, S. 73 ff.
Patsch. Archäol.-epigr. Untersuchungen zur Geschichte der röm. Provinz Dalmatien. VI.
229
III. Zur Geschichte des Passes Velika vrata bei Kupres.
In diesen Mitteilungen IV, S. 183 hat F. Fiala die Funde notiert, die im Jahre 1892
anläßlich einer Reparatur der wichtigen von Bugojno über Kupres und Suica nach Zupanjac
und Livno führenden Straße auf der Höhe des Passes Velika vrata gemacht worden waren
und die daselbst den Bestand eines kleinen Gebäudes, wohl eines der Straßensicherung
dienenden Wachthauses1) erweisen. Dabei sind, was die Münzen anlangt, kleine Ver-
sehen unterlaufen, welche die Bedeutung des
Fundortes auch für den römischen Verkehr2)
richtigzustellen heißt, zumal da sich ihre
Reihe dank den Bemühungen des Straßen-
meisters Herrn Eduard Ko bl er etwas ver-
größert hat. Die neuen Münzen wurden auf
der rechts von der Straße über der Höhen-
tafel gelegenen Fundstätte nach Regengüssen
aufgelesen. Dabei kam auch die 6'2 cm lange
frührömische Scharnierfiebel Fig. 105 aus Bronze von 1'7 cm lichter Höhe zum Vor-
schein, die am Fuße leider etwas beschädigt wurde. Die Ruine muß sehr reich an
Münzen gewesen sein, denn in den ersten Jahren nach der Okkupation sind hier auch
von k. u. k. Offizieren wiederholt Münzen ausgegraben worden. Nach einer Mitteilung
des Herrn Inspektors J. Blazek sammelte im Jahre 1883 Oberleutnant Erben allein
„gegen 200 römische Kupfermünzen, darunter einen Hadrian“ auf den Velika vrata.
Wohin sie geraten sind, konnte nicht ermittelt werden. Das Landesmuseum besitzt
von hier folgende Stücke, ausschließlich Kleinbronzen.
1. und 2. Gallienus, Cohen1 365. 390.
3. Quintillus, Cohen 22.
4. Licinus pater (?), Cohen 42 (?).
5 und 6. Constantinus I., Cohen 568.
7 — 15. Constantius II., Cohen 224. 226 (4 Stücke). 265 (2 Stücke). 279 (2 Stücke).
16. Constans, Cohen 14 1.
17. Roma, Cohen 13.
18. Valentinianus I., Cohen 55.
19. Valentinianus II., Cohen 45 oder Theodosius I., Cohen 49.
20. Arcadius oder Honorius, Cohen 55.
21. Wahrscheinlich Theodosius II. (408 — 450).
22 — 27. Sechs verschliffene, dem 3. und 4. Jahrhundert angehörige Stücke.
Die wohl plötzliche Zerstörung des Baues erfolgte nach den jüngsten Münzen in
den ersten Dezennien des 5. Jahrhunderts. Dies ist die letzte Nachricht von der
Straße selbst. Daß sie jedoch noch in der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts be-
nützt wurde, kann man aus der Verbindung erschließen, in der Zenica-Bistua, das in
der Fortsetzung der Route ins Binnenland lag, als Bischofssitz mit Salona stand und
die auf den Provinzialkonzilen der Jahre 530 und 532 zutage trat.3) Ein Meilenstein
9 Über Straßentürme vgl. C. Tragau, Archäologisch-epigraphische Mitteilungen XX, S. 174 ff.;
M. von Groller, Der römische Limes in Österreich I, Sp. 53.
2) Vgl. Ballif-Patseh, Römische Straßen in Bosnien und der Hercegovina I, S. 23.
3) Vgl. Glasnik 1900, S. 555; A. Ho ff er, diese Mitteilungen III, S. 247.
Fig. 105. Frührömische Scharnierfibel.
230
I. Archäologie und Geschichte.
dieser Straße war vielleicht der „beschriebene Stein“, der nach der Erzählung älterer
Leute in Kupres vor der Okkupation bei der Bildung eines Verhaues „gegen Kopriv-
nica“ herabgestürzt wurde.
IV. Ein Mysterienrelief aus Han Compagnie -Vitez.
Am 19. November 1901 erwarb das Landesmuseum von Herrn Jakob Padjen
das Bleitäfelchen Fig. 106, von dem er leider nur angeben konnte, daß er es im Juni
oder Juli 1900 gelegentlich einer Jagd auf einer Crkvina genannten, links von der
Straße bei Han Compagnie -Vitez (im Lasvatale) gelegenen Lokalität nach einem Regen
aufgelesen habe. Es ist ein Myste-
rienrelief und gleicht in Größe (9-4 cm
hoch, 7*9 cm breit und 01 7 cm stark)
und in Inhalt sehr dem auf der Gra-
dina in Halapic bei Glarnoö gefun-
denen Stücke. In Anbetracht dessen,
daß letzterem eine ganz eingehende
Besprechung von E. Nowotny in
diesen Mitteilungen IV, S. 296 tf. zu-
teil geworden ist,1) können wir uns
hier begnügen, bloß die Divergenzen
anzugeben.
Die Säulenschäfte der Adikula
sind spiralförmig kanneliert und dem
Bogen fehlt die Astragalenschnur.
Ob sich in den Zwickeln neben den
Schlangen etwas befand, ist infolge
der Beschädigungen nicht auszuneh-
men. Die vier Streifen des Bildes sind
nicht durch Bodenlinien geschieden;
sie greifen vielmehr ineinander über.
Die Rosse des Viergespannes
des Helios, dessen umstrahltes Haupt
Fig. 106. Mysterienrelief. links und rechts je ein größerer
Stern flankiert und der in der Lin-
ken die Weltkugel hält, sind ganz dargestellt. Am Ende des mittleren der drei linken
Strahlen ist noch ein Sternchen erkennbar.
Im zweiten Streifen trägt die mit einem bis auf den Boden reichenden hoch-
gegürteten und langärmeligen Gewände bekleidete weibliche Gestalt in der Mitte keinen
Schurz, sondern senkt mit den seitwärts gehaltenen Händen, wie es scheint, je eine Fackel
nach abwärts. Über jeder Schulter erscheint ein Haarknoten. Den beiden Reitern
fehlt der Stern. Der linke scheint Anaxyriden und Rock zu tragen, sicher sind die
zurückflatternde Chlamys und die phrygische Mütze. Der rechte Reiter ist dagegen
barhaupt; von seiner Kleidung ist nur der flatternde Mantel zu erkennen. Der Fisch,
ein Delphin, liegt unter dem ersteren, der „tote Kabir“ unter dem letzteren auf dem
j Vgl. F. Cum o nt, Textes et monuments figures relatifs aux mysteres de Mithra II, S. 526 f.
Patsch. Archäol.-epigr. Untersuchungen zur Geschichte der röm. Provinz Dalmatien. VI. 231
Antlitze mit vorgestreckten Armen. Der Krieger steht in Vordersicht, blickt zur Mittel-
gruppe, schultert die Lanze und trägt einen umgürteten Koller und hohe Stiefel. Die rechts
adorierende Frau steht ebenfalls in Vordersicht und wendet nur den Kopf der Mitte zu.
Größere Abweichungen zeigt der dritte Streifen. In der Mitte sitzen drei be-
kleidete Gestalten um den Tisch, von dem Fransen herabhängen. Die mittlere wendet
das Gesicht der ihr zur Linken sitzenden zu, faßt mit der Rechten deren rechte Hand
und hält in der Linken vor der Brust einen gefäßähnlichen Gegenstand. Beide Seiten-
personen weisen gleichsam einladend auf den nach links auf einer ovalen Schüssel
liegenden Fisch. Die beiden Jünglinge rechts schreiten zur Mittelgruppe, ohne sich
anzusehen. Der vordere hebt nur leicht den rechten Unterarm. Links steht der dicht
bezweigte Baum, von dessen längstem linken Aste das kopflose Tier herabhängt, un-
mittelbar neben der Tischgesellschaft.
Im vierten Streifen haben der Löwe und die Schlange ihre Plätze gewechselt.
Was auf dem Tische mit den stark geschweiften Beinen liegt, ist nicht zu erkennen.
Vor dem Tische und dem Hahne fehlen die kleinen Gegenstände.
Nägellöcher sind in dem neuen Relief nicht vorhanden. Seine Ausprägung ist
stumpf. Gelitten hat es durch die Umbiegung der oberen Ecken und der unteren
Kante, durch eine große Faltung, einen Riß und durch eine neue „Metallprobe“ auf
der rechten Säule.
Das Relief ist aus Pannonien importiert, denn ihm völlig entsprechende Stücke
verzeichnet J. Hampel, Arch. Ertesitö 1903, S. 343 ff. aus Duna-Pentele, Magyar-Egres
und Petrovci bei Ruma. Auch die Tafel von Halapib stammt nach analogen Funden
von der Donau, vgl. Hampel a. a. O. S. 348 ff. und Budapest Regisegei 1904, S. 27 ff.
Dalmatien ist also in religiöser Beziehung auch von Pannonien beeinflußt worden.
V. Aus Zenica-Bistua.1)
Beim Planieren der Schutthügel auf dem Terrain der in diesen Mitteilungen I,
S. 273 ff., vgl. III, S. 227 von C. Truhelka beschriebenen Doppelbasilika sind nach-
träglich im Dezember 1900 und im Februar 1901 außer
mehreren mittelalterlichen Ornamentfragmenten auch noch
folgende zwei römische Bruchstücke gefunden und durch
die Direktion der Zentralstrafanstalt dem Landesmuseum
eingesendet worden. Beide entbehren trotz ihrer Dürf-
tigkeit nicht des Interesses.
Fig. 107 ist die 0-2l m hohe Ecke eines unten flach
ausgetieften Sarkophagdeckels aus Sandstein, dessen
Seitenakroterien Masken schmückten. Ein solches Orna-
mentmotiv war bei uns in dieser Denkmälerklasse noch
nicht vertreten.
Fig. 108 rührt von der rechten Seite einer 0'795m
hohen und 0T3 m starken, rückwärts nicht bearbeiteten
Kalksteinplatte her und enthält in einem eingetieften, von
einem profilierten Rahmen umgebenen rechteckigen Felde das Porträt des Verstorbenen
mit den Tieren, die seine Lieblingsbeschäftigung andeuten sollten. Im oberen Abschnitte
*) Nach A. v. Domaszewski, Westdeutsche Zeitschrift 1902, S. 169, Anm. 74 Bistua nova.
Fig. 107. Ecke eines Sarkophag-
deckels.
232
I. Archäologie und Geschichte.
des Bildes hält er, selbst in Vordersicht stehend, ein nach rechts ausschreitendes Pferd
am Zügel. Er hat kurzgeschnittenes Iiaar und, wie es scheint, einen Vollbart und
trägt über einer langärmeligen gegürteten Tunika mit Überfall einen faltigen, auf der
rechten Schulter gehefteten Umwurf, der, am Vertikalsaume mit zwei das Gewand be-
schwerenden Quasten geschmückt, den linken Arm bedeckt, den rechten freiläßt und
bis zu den Knien reicht. Die Tracht ist
die bei uns übliche;1) doch waren wir bis
jetzt über die Längenverhältnisse der Ge-
wänder im Unklaren, da zumeist nur Brust-
bilder Vorlagen. Von der Fußbekleidung
läßt sich wegen der starken Bestoßung nur
der obere Saum der bis zu den Knien rei-
chenden Jagdstiefel erkennen. Daß die
Männer aus Bistua der Reitkunst huldigten,
wußten wir bereits aus zwei früher auf
derselben Lokalität gefundenen Reliefs;2)
sie scheint sich überhaupt damals (wie im
Mittelalter3) und auch jetzt) nach den in ver-
schiedenen Landesteilen gehobenen Stein-
denkmalen4) bei uns großer Pflege erfreut
zu haben.5) Schon lange vor der römischen
Okkupation wurden in die Norwestecke Dal-
matiens Pferde aus Italien eingeführt; im
Jahre 170 v. Chr. wird den Gesandten der
Karner, der Histrer und der in der Lika
und um Bihac seßhaften Iapoden die Bewil-
ligung erteilt, „ut denorum equorum iis com-
mercium esset educendique ex Italia pote-
stas fieret“.6) Daraus, daß dieser Pferde-
import eine besondere Lizenz erforderte
und die Stückzahl genau bestimmt wurde,
wird man schließen dürfen, daß Pferde da-
mals als Kriegsartikel angesehen wurden,
unsere vermögenderen Autochthonen also
beritten in den Krieg zogen.
In dem unteren Streifen unseres Reliefs, der von dem oberen durch eine Plinthe
getrennt wird, deuten zwei gegeneinanderlaufende Hunde und ein Baum mit großer
Krone und kräftigem Wurzelanlauf an, daß der Verstorbene auch Weidmann war. Voll-
ständiger ist diese Szene auf einem Relief aus Lisiöi6i bei Konjica an der Narenta aus-
geführt, wo der Jäger zu Pferde erscheint.7) Des jagdbaren Wildes gab es insbesondere
’) Vgl. u. den Artikel Konjica.
2) Vgl. diese Mitteilungen I, S. 278, Taf. I, Fig. 2 und 3.
3) Dies geht aus den Grabmonumenten hervor, vgl. Truhelka, diese Mitteilungen III, S. 415.
4) So in Putieevo und Vitez im Lasvatale (Hoernes, Archäologisch-epigraphische Mitteilungen IV,
S. 198 ff.; A. Hoffer, diese Mitteilungen V, S. 249. 256), in Mihaljevic an der Drina (diese Mitteilungen
VIII, S. 109, Fig. 47), in Lisi Sic i an der Narenta (s. u. unter Konjica) usw.
°) Nach den in dem prähistorischen Pfahlbau von Ripac bei Bihac gefundenen Knochen war schon
damals eine kleine Pferderasse bei uns vertreten, vgl. J. N. Wold rieh, diese Mitteilungen V, S. 110.
6) Livius XLIII, 5. 7) Vgl. diese Mitteilungen IV, S. 269, Fig. 39.
Fig. 108. Bruchstück eines Grabsteines.
Patsch. Archäol.-epigr. Untersuchungen zur Geschichte der röm. Provinz Dalmatien. VI. 233
nach den Fanden im Kastell Mogorelo bei Capljina damals in Bosnien und in der Her-
zegowina recht viel; außer Schwarzwild, Rehen und Bären kam noch der Edelhirsch
vor, der bekanntlich jetzt in diesen Ländern ausgestorben ist.1)
Der Fundort der beiden Fi’agmente ist nicht der ursprüngliche Standort der
Monumente gewesen; sie sind wie die früher gehobenen römischen Denkmale2) dorthin
als Baumaterial für die Basiliken gekommen. Wo sich der Friedhof oder die Gräber-
straße von Zenica-Bistua befand, ist noch unbekannt.
VI. Eine römische Fundstelle bei Visoko.
Die unfreiwillige Muße, die mir eine Zugsverspätung am 9. Juli 1901 auferlegte,
benützte ich zum Absuchen der Ortschaften zwischen Visoko und Podlugovi nach an-
tiken Überresten. Es glückte mir jedoch nur in Han Vratnica, östlich von Visoko,
auf dem rechts von der Straße unmittelbar bei dem Anwesen des Salihbeg Zeöevi6
gelegenen und bis zum rechten Bosnaufer reichenden Acker römische Falzziegelbruch-
stücke zu linden. Die Fruchtbarkeit und die günstige kommerzielle Lage der Tal-
weitung, die im Mittelalter der Burg Visoki (sic) und dem „Suburbium“ Podvisoki eine
über Bosnien hinausreichende Bedeutung verliehen haben,3) lassen aber vermuten, daß
sich hier noch andere römische Ortschaften befanden.
VII. Drei römische Ruinenstätten im Bezirke Sarajevo.
Die bisher unbekannte Fundstelle der in diesen Mitteilungen IV, S. 248, Fig. 8
veröffentlichten, für die Kenntnis der Besiedlung der Umgebung der Landeshauptstadt
wichtigen Ara CIL. III 2766a (vgl. p. 1035) = 8374 (vgl. p. 2256): I(ovi) o(ptimo)
m(aximo) tonitratori T. Aur(elius) Maximus ve[t(eranus)] Aug(ustorum) aus
Svrakino selo,
westlich von Sarajevo, die im Februar 1901 von dem Sarajevoer Vizebürgermeister,
Herrn Rechtsanwalt V. Nie6, dem Landesmuseum gespendet wurde, konnte endlich mit
Hilfe einer Notiz von M. Hoernes4) ermittelt werden.
Zwischen der Eisenbahnhaltestelle Alipasin most und der „Cengicvilla“ steigt am
linken Ufer der Miljacka aus der Talsohle eine lange, breite Terrainstufe an, auf der
das Gehöft des Mujaga Zlatarovib mit prächtigem Ausblick auf das Tal des Flüßchens
und das große Becken des Sarajevsko polje liegt. Vor dem Tore desselben befand sich
als Sitzbank die Ara, bis sie durch den Konsul Rousseau in das französische Konsulat
in Sarajevo überführt wurde, von wo sie, wie erwähnt, ins Landesmuseum kam. Vor
J) Unter den Szenen auf dem von A. Conze, Römische Bildwerke einheimischen Fundorts in
Österreich I, S. 17 ff., Taf. IV eingehend gewürdigten Sarkophage aus Salona ist ebenso wie auf einem
Relief im Dome zu Spalato auch eine Jagd auf Steinböcke dargestellt; man wird jedoch dies kaum als
einen Beleg für das Vorkommen dieses Tieres in Dalmatien ansehen dürfen, da die Bildhauer eine im-
portierte Vorlage benützt haben können. Auf der ganzen Balkanhalbinsel sind bis jetzt nach den ein-
gehenden Nachforschungen des Herrn Kustos O. Reiser keinerlei Reste des Steinbockes beobachtet worden.
2) Vgl. diese Mitteilungen I, S. 275 ft’.
3) Jirecek, Die Handelsstraßen und Bergwerke von Serbien und Bosnien während des Mittel-
alters, S. 37. 61. 80.
4) Archäologisch-epigraphische Mitteilungen IV, S. 44.
234
I. Archäologie und Geschichte.
dem Tore des genannten Anwesens liegt noch jetzt ein Quader. Beide Steine stammen
von dem neben dem Hause befindlichen Felde, wo beim Ackern bearbeitete Steine zum
Vorschein kommen und ich am 15. August 1901 Ziegelbrocken aufgelesen habe. Es ist
damit festgestellt, daß in Svrakino selo nicht bloß eine Ara, sondern auch ein ziegel-
gedecktes Gebäude gestanden hat; beide sind wohl miteinander in Verbindung zu
bringen. Eine Grabung wäre also hier sehr am Platze.
Etwas weiter liegen über dem Miljackaufer zwei mittelalterliche sarkophagförmige
Grabsteine. Bei ihnen hat ein Schatzgräber namens Had2i Ibrahim Blagar eine jetzt
verschollene Goldmünze gefunden, die nach der Beschreibung des Mujaga Zlatarovi6
nichtrömischen Ursprungs war.
Die Quelle von Svrakino selo, Svrakina cesma genannt, ist von gut gearbeiteten
Quadern eingefaßt, die Spuren älterer Klammerverbindungen aufweisen.
Vogos&i gornja.
Herr V. Skaric, Professor an der Realschule in Banjaluka, machte mich darauf auf-
merksam, daß in Vogos6a gornja (Bezirk Sarajevo) beim Krsmanov han in dem Riede
Kamenjaöa beim Ackern Falzziegel und silberne Münzen gefunden worden seien.
Eine Exkursion dorthin (am 5. April 1901) bestätigte die Mitteilung und ließ wenigstens
übertag die Ausdehnung der Ortschaft feststellen.
Auf dem rechten Ufer des Vogas6aflüßchens steigt ein etwTa 20 m hoher, zweimal
gesattelter, schmaler Hügelrücken stellenweise in steiler Böschung an, der von dem
griechisch-orthodoxen Friedhofe bis zu dem bei der Dorfmoschee gelegenen Einkehr-
hause Krsmanov han den Namen Kamenjaca1) führt. Auf ihm fallen eingesunkene
Platten und Steinsetzungen, die von einem mittelalterlichen Friedhofe herrühren dürften,
sofort in die Augen. Die römischen Reste müssen etwas mühsamer zusammengeleseD
werden; sie bestehen aus kleinen Fragmenten von Heizrohren und von Falz- und Hohl-
ziegeln, aus Bronze-, Eisen- und Glasstückchen und Tongefäßscherben. Die Fundstellen
ziehen sich zu beiden Seiten des Rückens hin, von den Mühlen angefangen bis zu dem
genannten Han, wo die Ziegelfragmente auf dem zugehörigen Acker so stark auftreten,
daß sie bei dem Baue des Hauses mitverwendet werden konnten. Auch rechts von dem
nach Sarajevo führenden Wege gelang es, Belegstücke zu finden. Auf dem Rücken
selbst kann keine geschlossene Häusergruppe gestanden haben, da wir hier trotz wieder-
holten Abteufungen auf keine Mauerreste gestoßen sind. Diese ausgedehnte Ortschaft
hat schon in vorrömischer Zeit bestanden, denn beim Absuchen der Felder fiel mir auch
eine Pfeilspitze aus Hornstein in die Hände.
Über die oben erwähnten Münzen konnte jedoch auch der Besitzer des Hauses,
Herr Prof. Dr. Kosta Krsmanovid keine nähere Auskunft geben.
Die Besiedlung des Gebietes erstreckte sich auch auf die Seitentäler, denn in dem
benachbarten Josanicatale traf ich auf dem Gradina genannten, auf dem rechten Ufer
des Baches gelegenen Feldkomplexe Mauerreste und Ziegelfragmente eines römischen
Hauses an. Es ist möglich, daß die hier zutage tretende Schwefelquelle „Srmdliva
voda“ den Bau veranlaßt hat.
Bemerken will ich, um eventuelle Irrtümer zu vermeiden, daß auf der „Gradina“ auch
ein Han, ein Wohnhaus und ein Stall bestanden haben, die abgebrannt sind und deren
Material zum Teile beim Baue des Hauses des Bo£o Burnjek verwendet wurde. Durch
*) Auf der Spezialkarte Kamenjace.
Patsch. Archäol.-epigr. Untersuchungen zur Geschichte der röm. Provinz Dalmatien. VI. 235
das Tal führte nämlich in türkischer Zeit ein gut begangener Pfad nach Kladanj und Tuzla.
Jetzt schlägt man die wegsamer gemachte Route durch das Tal der Ljubina ein.
Aus
Pazariö
waren zwei Grabsteine bekannt. Der eine, mit dem Brustbilde eines Mannes und einem
völlig verwitterten Inschriftfelde, wurde zur Zeit der Okkupation gefunden und war,
als Pazaric noch Garnison hatte, an einer Wand des Wachhäuschens gegenüber dem
k. k. Stationskommando aufgestellt.1) Später wurde er nach Sarajevo in das Haus des
Advokaten Jusuf beg Filipovic überführt, der ihn dem verstorbenen Bürgermeister
Mehmed beg Kapetanovic abtrat. Was mit dem Monumente weiter geschehen ist,
konnte nicht in Erfahrung gebracht werden.
Der zweite Stein befindet sich seit 1892 im Landesmuseum und ist in diesen Mit-
teilungen IV, S. 252, Fig. 12 (= CIL. III 13863) abgebildet worden.
Beidemal hatte man leider unterlassen, die Fundstellen genau zu ermitteln. Da
die Konstatierung derselben Anhaltspunkte für weitere Forschung in der Begräbnisstätte
und für die Bestimmung der Lage der römischen Ortschaft in dem schönen, gesunden
fruchtbaren Tale am Fuße der schneebedeckten Bjelasnica bieten kann, wurden in Pazari6
umfassende Nachforschungen gehalten. Mit Hilfe älterer Ortseinwohner und des eifrigen
Gendarmeriepostenführers Paul Vojnovid wurde denn auch die Lokalität gefunden.
Beide Steine kamen auf einer Parzelle zum Vorschein. Sie liegt, mit Gestrüpp
überwachsen, unterhalb des mohammedanischen Friedhofes zwischen der Moschee und
dem Sultanovica han rechts von der Straße auf dem linken Ufer des Baches Ljubovadki
potok, der sich unmittelbar unter der Fundstätte in das Flüßchen Zujevina ergießt. Wir
sahen hier von Mauerzügen umgebene Einsenkungen und eine große Zahl von Dach-
ziegelfragmenten über der öden Fläche verstreut. Es scheint sich hier um größere
Grabanlagen zu handeln, da man mir erzählte, daß der erste Stein, auf den ein
Schatzgräber aufmerksam gemacht habe, über einer „aus Ziegeln gemauerten Gruft“
gefunden worden sei.
VIII. Die römischen Ortschaften des Bezirkes Konjica.
Die im Jahre 1901 in den Grabungen eingetretene Pause erlaubte dem Landes-
museum, die systematische Inventarisation der im Lande zutage liegenden antiken
Reste wieder in Angriff zu nehmen. Als ein Ertrag dieser Tätigkeit wird hier das Ver-
zeichnis der römischen Ortschaften des Bezirkes Konjica vorgelegt, dessen gleichnamigen
Vorort Fig. 109 2) vergegenwärtigt.
Der Sprengel ist der schönste Teil der Herzegowina. Von der Narenta und ihren
zahlreichen Zuflüssen, der Rakitnica, Tresanica, Neretvica, Rama, Doljanka, Bjela und
dem Idbar nebst vielen kleineren Flüßchen und Bächen durcheilt und durchtobt, ver-
fügt er über einen in dem Laude sonst nirgends so geschlossen auftretenden Baum- und
Waldreichtum. Die bis zum Juli mit Schnee gekrönten Bergmassive wirken wie Alpen-
landschaften. Zu der Fruchtbarkeit der Talweitungen und Lehnen gesellt sich ein mil-
des Klima, das bereits die mediterrane Flora und Fauna auf kommen läßt. Insbesondere
*) Vgl. Hoernes, Archäologiscli-epigraphisclie Mitteilungen IV, S. 43 1'.; J. von Asböth, Bosnien
und die Herzegowina S. 237; CIL. III 8378.
2) Nach einer Aufnahme des Herrn Ingenieurs E. Tomsche in Mostar.
236
I. Archäologie und Geschichte.
tritt das vom rechten Ufer der Narenta, von Lisiöibi und Ostrozac bis über Podhum,
Seonica und Koto1) hinausreichende Gebiet durch weite Obstpflanzungen und reich-
tragende Weingärten hervor. Aber auch die Bezirksteile, welche sich vermöge ihrer
Höhenlage für den Feldbau nicht mehr eignen, wie die Visocica planina und die von
Karsttrichtern durchsetzte Hochebene Radobolje fördern den Wohlstand durch die auf
ihnen gepflegte Weidewirtschaft. Auf dem erstgenannten Komplex werden jeden Sommer
gegen 50.000 Stück Groß- und Kleinvieh insbesondere aus den futterarmen Bezirken
Mostar, Nevesinje, Stolac und Ljubuski aufgetrieben.
Fig\ 109. Konjica.
Dazu kommt die für den Verkehr günstige Lage des Bezirkes: er ist insbeson-
dere dank der bis Konjica reichenden Narentaroute und infolge des Ivansattels das
Durchzugsgebiet von der See nach Mittelbosnien.
Der genannte Weg wurde nach den Funden von Drachmen von Dyrrhachium und
Apollonia schon in vorrömischer Zeit frequentiert.2) Ein Seitenweg zweigte von ihm an
der Rama ab und führte zum Vrbas und nach Nordostbosnien. 3) Eine andere Route
*) Vgl. die Kartenskizze Fig. 110, die lediglich den Zweck hat, die Auffindung der Orte auf der
Spezialkarte (1 : 75.000) zu erleichtern.
2) S. u. S. 244. Vgl. die kartographische Darstellung der vorrömischen Handelswege im Glasnik
1902, S. 438. Außerdem wurden im „Bezirke Konjica“ gefunden die Drachme von Apollonia J. v. Schlosser,
Beschreibung der altgriechischen Münzen I, S. 27, n. 15 (vgl. Glasnik 1904, S. 239, n. 8) und die Drach-
men von Dyrrhachium Schlosser a. a. O. S. 45, n. 46 und S. 49, n. 102 (beide im Landesmuseum).
3) Vgl. diese Mitteilungen V, S. 213.
Patsch. Archäol.-epigr. Untersuchungen zur Geschichte der röm. Provinz Dalmatien. VI. 237
verband damals, wahrscheinlich vom Narentatale ausgehend, denselben Indizien zufolge
die beiden hochgelegenen Orte Bjelemih und Umoljani,1) Schon unter Augustus wurde
der Narentaweg und vielleicht ettvas später als Parallelroute die aus dem Bijelo polje
bei Mostar 2) über die Porim planina, die Lipeta karaula, über Borke und durch das
Bijelatal nach Konjica führende Strecke in Kunststraßen verwandelt, 3) die nach den
in Konjica 4) und in Han Vitek 5) gefundenen Meilensteinen mindestens bis auf Kaiser
Decius (249 — 251 n. Chr.) in Stand erhalten wurden.
9 S. u. S. 262 und 263.
2) S. u. S. 272.
3) Vgl. Ballif-Patsch, Römische Straßen in Bosnien und der Hercegovina I, S. 32 ff. 56. 64 f.
4) S. u. S. 243.
6) S. u. S. 263.
238
I. Archäologie und Geschichte.
Im Mittelalter und in der Neuzeit wurde dem der Narenta folgenden Wege die
Route Bijelo polje — Porim — Borke — Konjica vorgezogen; an ihr befanden sich Zollstätten
am Vrabaö1) und in Konjica.2) Seit der Okkupation hat die Narenta durch den Bau
der vorzüglichen Chaussee und der Eisenbahn ihre Bedeutung als wegleitender Fluß
voll wiedergewonnen.
Auf Grund dieser günstigen natürlichen Bedingungen war eine starke Besiedlung
des Bezirkes a priori anzunehmen. Die unten folgende Liste zeigt, daß diese Annahme
nicht im Irrtume befangen war. Wiewohl ich nicht alle Ortschaften absuchen konnte
und in den besuchten mir manche Fundstätte infolge der geringen Achtsamkeit der
Bevölkerung den auftauchenden Altertümern gegenüber entgangen sein wird, können
schon jetzt mit Bestimmtheit 19 römische Siedlungen namhaft gemacht werden, von
denen 8: Konjica, Homolje, Ceridi, Lisiöici, Ostrozac, Celebici dönji, Madeskovici und
Borke größeren Umfanges waren. Im Mittelalter war die Population nicht minder stark;
überall trifft man die durch mächtige Blöcke und Platten charakterisierten Friedhöfe
dieser Zeit an. Man stößt auf sie auch in Gebieten, wo jetzt stundenweit keine mensch-
liche Behausung, nur selten eine Herde zu erblicken ist; so an dem jetzt so einsamen
Wege von Bjelemid nach Umoljani.
Gegenwärtig beträgt die Bevölkerung des 22 Quadratmeilen großen Bezirkes
22.127 Menschen, das aktive Militär nicht eingerechnet.3)
Für die vorrömische Zeit fehlt es, abgesehen von einigen wenigen unten notierten
Befestigungen, Gradinas, an genaueren Anhaltspunkten, weil die Reste dieser Epoche viel
mehr durch Grabung hervorgeholt werden müssen als die der darauffolgenden Periode.
Doch gewähren Rückschlüsse einige Daten, da sich die alten Eigenheiten trotz der
frühzeitigen starken fremden Beeinflussung lange Zeit forterhalten haben. Unsere Pro-
vinzialen waren ihr daheim und in den Stellungen, die sie auswärts führten, ausgesetzt:
ein Mann aus dem abgeschiedenen Glavatiöevo (s. u. S. 261) diente und starb in deiu
niederpannonischen Bassianae (jetzt Dobrinci bei Mitrovica in Syrmien)4) als Soldat der
legio II adiutrix.5) Heute erzählen Leute aus diesem Dorfe und noch entlegeneren
Gehöften von der Alser- und Heumarktkaserne, von der Wasser wiese im Prater und der
Schmelz.
Am schärfsten zeigt sich bis jetzt die Einwirkung Italiens und des zugehörigen
Länderkreises in den Kulten. Juppiter hatte ein Heiligtum in dem von dem Haupttale
getrennten Cerici (s. u. S. 249), Minerva, sonst bei uns nicht nachweisbar, allein oder im
Verein mit den beiden anderen Gottheiten der kapitolinischen Trias eine größere
sakrale Anlage im Neretvicatale in dem Riede Barica (s. u. S. 254). Attis und das von
Schlangen umrahmte Gorgoneion zieren als sinnbildlicher Schmuck Grabsteine von
Homolje (s. u. S. 246), Lisicici (s. u. S. 251), Ostrozac (s. u. S. 255) und Bjelemic (s. u.
S. 262). Weit energischer denn anderswo im Lande hat hier Mithras seit der zweiten
Hälfte des 2. Jahrhunderts n. Chr. 6) Einzug gehalten; auf kurze Entfernung sind be-
!) S. u. S. 260.
2) Jirecek, Die Handelsstraßen und Bergwerke von Serbien und Bosnien während des Mittel-
alters S. 25 Anm. 76. S. 80 und Die Bedeutung von Ragusa in der Handelsgeschichte des Mittel-
alters S. 20.
3) Vgl. Hauptresultate der Volkszählung in Bosnien und der Hercegovina vom 22. April 1895,
S. LVIII.
4) Vgl. CIL. III p. 1670.
5) Vgl. Archäologisch-epigraphische Mitteilungen XVI, S. 84.
6) Diese Mitteilungen VI, S. 208.
Patsch. Archäol.-epigr. Untersuchungen zur Geschichte der röm. Provinz Dalmatien. VI. 239
reits zwei Speläen nachgewiesen worden : in Konjica (s. u. S. 243) und in Vratnica bei
Lisiöici (s. u. S. 250). In erstgenanntem Orte hielt seine Gemeinde noch am Ende des
4. Jahrhunderts n. Chr. zusammen,* 2 3 4) also zu einer Zeit, da das Christentum Staatsreih
gion geworden war. Wie intensiv dieser Mysterienkult hier verbreitet war, ist daraus
zu ersehen, daß seine Symbole auch auf Grabmonumenten Anwendung fanden (s. u.
5. 248).
Weitere Beweise für die Romanisierung unseres Gebietes bieten die Baukunst und
die Plastik. Die aus Bruchsteinen, Quadern und Tuff solid aufgeführten Bauten waren auch
in den Seitentälern mit Ziegeln gedeckt, ein Zeichen des Wohlstandes. Wie armselig
sind dagegen die der türkischen Zeit angehörigen Häuser mit ihren Schindeln oder ihrer
schweren Steinplattenbedachung. Erst jetzt bekommt allmählich die Landschaft durch
die aus Sarajevo, Laibach und Italien eingeführten Dachziegel wieder einen wärmeren,
gesunderen Farbenton. In dem Riede Barica des Neretvicatales erhöh sich ein sakraler
Bau, dessen Monumentalität aus dem bei uns sonst nicht beobachteten Reste seiner
Ausstattung mit einer Balustrade o. dgl. erhellt (s. u. S. 254). Ein besserer Bau befand
sich auch in Glavaticevo (s. u. S. 261). Primitiv war dagegen das Mithräum von Kon-
jica.2) Die Werke der Skulptur, die nach dem verwendeten Materiale zum Teil wenig-
stens im Bezirke selbst allerdings in Nachahmung importierter Vorlagen erzeugt wur-
den,3) bestehen aus dem in Konjica (s. u. S. 242) gefundenen Kopfe einer lebensgroßen
weiblichen Porträtstatue aus Marmor, dem Minervarelief u. Fig. 128, den beiden Mithras-
reliefs aus Konjica und Lisiöici und den nicht wenigen Grabmonumenten.
Unter den letzteren ist das Denkmal des Soldaten der 2. Legion (s. o. S. 238) in
Glavaticevo am ärmlichsten gehalten: eine simple quadratische Tafel, die nur die In-
schrift enthält.4) Etwas mehr ist auf den Block von Bjelemiö (s. u. S. 261) aufgewendet
worden, indem die Seitenflächen das Bild des Attis erhielten. Prunkhaft im Gegensätze
dazu ist das Relief von Lisiöici, 5) auf dem der
Verstorbene zu Pferde jagend dargestellt ist. Der
Hauptteil der Grabmonumente besteht aus hohen,
rechteckigen, rückwärts zumeist roh belassenen,
auf den Seitenflächen nur leicht zugearbeiteten
Kalksteinplatten, welche in der Regel ein separat
gearbeiteter Aufsatz krönte und die mit wenig Aus-
nahmen unten mit einem Zapfen versehen waren,
mittels dessen sie in einem Lager lotrecht befestigt
waren (vgl. Fig. 111). Unter ihnen nehmen die
von Lisiöiöi bis jetzt eine eigene, eine niederere
Stellung ein: das Feld über dem vertieften Inschrift-
felde schmückt nur ein Giebel, der von Delphinen
flankiert wird.6) Dieses die glückliche Fahrt ins
Jenseits symbolisierende Tier7) findet sich auch noch auf dem Steine von Ostrozac
•(s. u. Fig. 130), welcher mit den Denkmalen von Homolje (s. u. Fig. 119 — 121), Obre
Fig. 111. Verzapfung der Grabsteine.
9 A. a. O.
2) Vgl. ebenda S. 189.
3) Vgl. ebenda S. 199 und u. S. 244.
*) Vgl. Ballif-Patsch, Römische Straßen in Bosnien und der Hercegovina I, Taf. X, Fig. 20.
8) Diese Mitteilungen IV, S. 269, Fig. 39.
6) Vgl. unten Fig. 126 und diese Mitteilungen IV, S. 267 n. 1, Fig. 36 und n. 2.
7) O. Keller, Thiere des klassischen Altertums in culturgeschichtlieher Beziehung S. 231.
240
I. Archäologie und Geschichte.
(Fig. 127), Radesine (Fig. 132), Celebici dönji (S. 259) und Bröani (jFig. 135) eine zweite
dadurch bedeutendere Gruppe der Plattengrabsteine bildet, daß zwischen das Inschrift-
feld und den oberen Abschluß eine Adikula mit den Porträts der Verstorbenen ein-
geschoben wurde. Bemerkenswert ist, daß bei der Darstellung von Ehepaaren die
Frau stets zur Rechten des Mannes erscheint. * 2 3 4)
Für die physische Anthropologie ist aus diesen Bildern bei der handwerksmäßigen
Ungelenkigkeit ihrer Erzeuger, nichts zu lernen; desto wichtiger sind sie für die
Kostümkunde. Wir erfahren — und dies möchte ich als einen Hauptgewinn unserer
Tätigkeit in dem Narentabezirke bezeichnen — zum erstenmale auf Grund einer
längeren Reihe von Darstellungen etwas Genaueres über die Tracht unserer Provin-
zialen.
Das Obergewand der Frauen bildet eine lange, glatte, enganliegende Tunika mit
langen Ärmeln, die auf beiden Schultern mit je einer großen Fibel zusammengeheftet
ist, den Hals freiläßt und unter den Brüsten mit einem schmalen, glatten, rückwärts
oder vielleicht auf einer Seite zusammengeschnallten Gürtel umschlossen ist. 2) Dazu
tragen die verheirateten Frauen ein glattes Kopftuch, welches vom Scheitel weit über
den Rücken lose herabfällt. Die Mädchen sind barhaupt, ihr Kopfschmuck besteht
nur in dem reichen Haar.3)
Die Männer, ohne Unterschied des Alters, sind mit einer langäi’meligen Tunika
und mit einem lang herabfallenden Mantel bekleidet, der, aus einem Stücke bestehend,
so umgenommen ist, daß er, den linken Arm verdeckend, auf der rechten Schulter mit
einer kleineren Fibel zusammengenestelt ist, wodurch der rechte Arm frei wird.4) Alle
sind ohne Kopfbedeckung und haben, wo es noch erkennbar ist, Haar und Vollbart
kurz geschnitten. 5)
An Schmuck sind nur einmal Ohrgehänge 6) und allemal die erwähnten Fibeln zu
erkennen. Da die Frauen offenbar in ihrem Sonntagsstaate dargestellt sind und anzu-
nehmen ist, daß der gebräuchliche Schmuck auch den Frauen im Bilde gegeben worden
wäre, die ihn in Wirklichkeit nicht besaßen, so war es in unserem Bezirke nicht Sitte
Halsringe, Armspangen, Zierscheiben usw. zu tragen. Die zum Frauengewande ge-
hörige Fibel, die sich durch einen großen rechteckigen Fuß auszeichnet, ist im Original
bei uns noch nicht aufgefunden worden. Die Männerfibel scheint scheibenförmig gewesen
zu sein, ist jedoch durchgehends so schlecht erhalten, daß man keine Anhaltspunkte
zur Gewinnung von Analogien hat.
Die beschriebene Tracht kommt im Bezirke vor: in Homolje, Obre, Ostrozac,
Radesine und in Brcani, und außerhalb desselben in dem jenseits des Ivansattels ge-
legenen Dorfe Pazarid,7) wo ein Frauenbildnis dieselbe hohe Gürtung und das nämliche
Kopftuch zeigt. Wir sind also berechtigt, daraus zu schließen, daß die Tracht die ge-
meinübliche, die aus der vorrömischen Zeit stammende Nationaltracht in diesem Teile
der Herzegowina und in dem angrenzenden Bosnien war. Unstatthaft wäre aber die
weitere Folgerung, daß wegen der gleichen Tracht zu beiden Seiten des Ivan ein und
derselbe Clan gewohnt habe, da wir den nämlichen Kleidungsstücken auch bei den
*) Vgl. Fig. 119—121. 130. 135.
2) Die Art des Hemdes ist auf keinem Monumente angedeutet; vgl. Fig. 119. 121. 130. 132 und 135.
3) Ygl. Fig. 132 und 135.
4) Vgl. Fig. 119, 121, 127, 130 und 135.
5) Vgl. Fig. 127.
6) Vgl. Fig. 130.
7) Vgl. diese Mitteilungen IV, S. 252, Fig. 12. S. o. S. 235.
Patsch. Archäol.-epigr. Untersuchungen zur Geschichte der röm. Provinz Dalmatien. VI. 241
Eravisci 4) bei Aquincum-Altofen begegnen, 2) die Mannigfaltigkeit der Kostüme also
keine so große gewesen zu sein scheint wie heutzutage in unseren Ländern, wo sich
die einzelnen Gaue auch durch die Tracht von einander sondern.
Die römische Mode ist in unserer Bildersuite durch das Relief Fig. 120 und durch
den Kopf Fig. 112 und 113 vertreten.
Der konservative Sinn der Bevölkerung offenbart sich wie in der Tracht so auch
in den Personennamen, an denen nach den Vor- und Gentilnamen bis in die Zeit nach
den divi fratres festgehalten wurde. Bezeugt sind: (Aurelia) Bricussa (in Radesine, s. u.),
T. Aurelius Boio, Aurelius Dazas, Iacus, Imscelio, T. Aurelius Laiscus, Posaulio (sämt-
lich in Lisicidi, 3) Aelius Pinnes, Pinnius, Aelia Temus (in Glavaticevo, s. u.), Aurelia
Mandeta (in Homolje, s. u.) und Aelia Tattuia (in Ostrozac, s. u.). Von ihnen sind
Boio und Iacus sicher keltisch;4) die nämliche Zugehörigkeit wird auch für die mit
ihnen auf denselben Steinen vorkommenden Namen Laiscus5) und Posaulio und wegen
der dem letzteren entsprechenden Endung auch für Imscelio anzunehmen sein. Pinnes,
Dazas,6) Tattuia und Temus sind dagegen illyrisch. Die ethnographische Grundlage
war also im Bezirke Konjica eine gerade so gemischte, eine illyrisch-keltische, wie bei
dem Volksstamme der Iapoden. 7)
Die autochthone Bevölkerung dürfte den beiden mächtigen Stämmen der Ardiäer8)
(im Westen) und der Autariaten9) (im Osten) angehört haben, da das Objekt ihrer
steten nachbarlichen Fehden, die Salzquellen,10) mit den jetzt allerdings schwachen
Quellen von Orahovica, wo auch eine in römischer Zeit besiedelte Lokalität den Namen
Slana voda (Salzwasser) führt,11) identisch zu sein scheint.12) Beide Stämme sind zwischen
370 und 360 v. Chr. 13) von Kelten besiegt und allmählich auch überschichtet worden.14) Es
würde dies mit dem oben aus den Namen der Grabsteine gewonnenen Resultate stimmen.
') Vgl. Patsch, Pauly-Wissowas Realenzyklopädie s. v.
2) Vgl. V. Kuzsinszky, Jahreshefte des österr. archäol. Institutes II, Beiblatt Sp. 63 ff. Daselbst
ist übersehen worden, daß das erhaltene Brustbild in Fig. 27 ein Mädchen darstellt und die Reste rechts
von dem Porträt der Mutter herrühren.
s) Diese Mitteilungen IV, S. 267 ff.
4) A. Holder, Altceltischer Sprachschatz s. v.
5) Vgl. diese Mitteilungen IV, S. 267 f.
6) W. Tomaschek, Bezzenbergers Beiträge 1885, S. 95 f.
7) Vgl. diese Mitteilungen VI, S. 165 f.
8) Nach Strabo VH, 5, 5. 7 lokalisiert G. Zippel, Die römische Herrschaft in Illyrien bis auf
Augustus S. 36 die Ardäer „an der Küste rechts von der Narentamündung“ ; Tomaschek sucht sie, Pauly-
Wissowas Realenzyklopädie s. v. Ardiaioi mit genauerer Verwendung der im Texte gleich zu erwähnen-
den Salzquellen „in den Binnentälern an beiden Ufern des Naron und an der Küste gegenüber der Insel
Pharos (Lesina)“.
9) Pseudo-Skylax 24 benutzend, setzt Zippel a. a. O. S. 37 die Autariaten „in den Gebirgen um
die obere und mittlere Narenta“, „im südwestlichen Teile von Bosnien und im nördlichen Teile der Her-
zegowina“ an; Tomaschek a. a. O. s. v. Autariatai verlegt sie „vom oberen Naron ostwärts bis zu den
Grenzen der Dardanoi und Agrianes“. . . . „Mitten durch ihr Gebiet floß die Tara.“
10) Strabo VII, 5, 11; Ilspt Oaufj.a<rkov ctxoucjp.aT(nv 138; vgl. Appian, 111. 3.
n) S. u. Vgl. A. Rücker, diese Mitteilungen I, S. 336.
12) Tomaschek a. a. O., vgl. L. von Thallöczy, diese Mitteilungen I, S. 334; W. Radimsky,
ebenda IV, S. 130.
13) Zippel a. a. O. S. 35.
14) Theopomp bei Athenäus X, 443; Polyän VII, 42; Strabo VII, 3, 8 (vgl. Arrian. I, 4, 6) er-
wähnt nach Ptolemaeus Lagi i. J. 335 KsXtou; tou; iispl röv Aopiav. Vgl. Zippel a. a. 0. S. 34 ft'., der aber
meint, der Zusammenstoß der Ardiäer und der Kelten sei an der Grenze Liburniens erfolgt und erst in-
folge dieses Ereignisses seien die ersteren an die Narenta gezogen. L. Contzen, Die Wanderungen der
Kelten S. 62 ff. ; Tomaschek a. a. O.
Band IX.
16
242
I. Archäologie und Geschichte.
Wie der siegreiche Keltenstamm geheißen hat, wissen wir nicht. In römischer
Zeit gehörte nach Tomaschek1) „das Tal der Rama bis zu der Einmündung in die
Narenta“ zu dem Territorium der Sardeates, das Gebiet der Treskavica-, Bjelasnica-,
Ivan-, Kukavica-, Bitovnja- und Zecplanina samt dem Talgebiete der Neretvica fiel den
Ceraunii zu, im oberen Narentale saßen die Naresii. H. Kiepert2) folgte zum Teile den
Vermutungen des nun auch heimgegangenen Gelehrten, doch verwies er in die Täler
der Rama, Neretvica und Tresanica zweifelnd die Derrii. Neuerdings hat L. J e 1 i 6 3)
eine neue Gruppierung der Stämme vorgenommen; etwas Haltbares ist auch durch
seine Kombinationen nicht erzielt worden.
Neue Zusätze hat die Bevölkerung des Bezirkes aus der Völkermenge des Rei-
ches erhalten. Daß wir auch hier dem Oriente begegnen werden, war zu erwarten.
Der Dedikant L. Antonius Menander Aphrodisieus des Mitbrasreliefs von Vratnica bei
Lisiöi6i (s. u. S. 250) wird nicht der einzige Repräsentant dieser freibeuterischen Sippe
gewesen sein. Wir sehen immer mehr, daß in Juvenals4) Klagen auch unsere Provin-
zialen einstimmen konnten.
Einwanderer sind wohl auch, nach den Gentilnamen zu urteilen, der Stifter des
Altars im Mithräum von Konjica Veturius Lucius5) und die Petronii Maximinus und
Severus von Ceridi (s. u. Fig. 124).
Die aus diesen Uberschichtungen und Kreuzungen hervorgegangene Bevölkerung
wird sich wenigstens in den von den Hauptwegen entfernteren Bezirksteilen auch nach
dem Untergange der römischen Herrschaft erhalten haben. Namen von Flüssen (Rama),
Bergen (Prenj planina) und Ortschaften (Turija) zeigen noch jetzt unslavische Wurzeln.0)
Über die munizipale Entwicklung unseres Bezirkes enthält die nun folgende Liste
leider keine Andeutung.
In dem Hauptorte des Bezirkes, in
Konjica
selbst waren zwei Hauptfundstellen
bekannt:
1. Die auf dem rechten Ufer
der Tresanica unmittelbar bei ihrer
Einmündung in die Narenta gelegene
Lokalität Polje, wo namentlich auf
dem dem Bürgermeister Ibrahimaga
Hadzic gehörigen, jetzt als Garni-
sonsgemüsegarten benützten Grund-
stücke Ziegelfragmente Vorkommen
und wo man beim Ackern auf Mauer-
züge gestoßen ist. Daselbst wurde
auch in einem Klaubsteinhügel der
0 Mitteilungen der geographischen Gesellschaft in Wien 1880, S. 563 ff.
2) Formae orbis antiqui XVII.
3) Diese Mitteilungen VII, S. 204 ff.
4) III, 58ff.; vgl. L. Friedländer, Einleitung S. 23 und Darstellungen aus der Sittengeschichte
Roms I6, S. 392; O. Seeck, Geschichte des Unterganges der antiken Welt I, S. 309 ff.
5) Diese Mitteilungen VI, S. 200, Fig. 27.
G) In den ragusanischen Quellen werden nach Jirecek, Die Handelsstraßen und Bergwerke S. 5
und Die Romanen in den Städten Dalmatiens während des Mittelalters S. 39 noch in der zweiten Hälfte
des 14. Jahrhunderts Morovlachi, Moroblachi in der Herzegowina genannt.
Patsch. Archäol.-epigr. Untersuchungen zur Geschichte der röm. Provinz Dalmatien. VI. 243
Fig. 115. Keil samt
Beilagblechen (1/3).
in diesen Mitteilungen IV, S. 271 f. beschriebene, hier unter Fig. 112 und 113 wieder-
holte Kopf einer lebensgroßen weiblichen Statue aus weißem Marmor gefunden, der
nach der Haartracht den beiden letzten Dritteln des 3. oder den zwei ersten Dezennien
des 4. Jahrhunderts angehört.
2. Der Abhang des ebenfalls auf dem rechten Ufer des Tresanicabaches steil auf-
steigenden Repovicarückens, wo etwa 35 m über der Talsohle, in einer zirka 200 m be-
tragenden Entfernung von dem alten Heizhause
der Eisenbahnstation, das wichtige Mithräum
im Jahre 1897 aufgedeckt wurde,1) das nach
den mitgefundenen Münzen noch am Ausgange
des 4. Jahrhunderts n. Chr. bestanden hat.
Die beiden Fundstellen sind etwa 10 Mi-
nuten von einander entfernt.
Als dritte antike Stelle kommt neu hinzu
die nordwestliche Ecke des südwestlich vom
Mithräum gelegenen Kohlenschupfens der Eisen-
bahnstation, wo von Herrn Oberingenieur
J. Gärtner etwa 1 m untertag beim Abgraben
der Lehne in der Nähe eines alten Mauerwerkes
der Meilenstein Fig. 114 gefunden wurde. In
der Nähe desselben kamen auch einige Bruchstücke von römischen
Dachziegeln, ein teilweise bearbeiteter Quader und der eiserne,
zum Spalten von Steinen verwendete Keil Fig. 115 samt den
Beilagblechen zum Vorschein.
Der Meilenstein bildet eine nach oben sich etwas verjüngende
Säule von weit mehr rechteckigem als rundem Querschnitte.
Die oberen Durchmesser betragen 0'22 und 0-35m, die unteren
0'38 und 0'33m. Die Höhe machte, da der Stein oben abge-
schlagen ist, ein wenig mehr als 1'91 m aus. Das Material ist ein
schlecht zu bearbeitender Kalkstein; infolgedessen ist die Säule
nur roh zugei’ichtet. Für die Inschrift wurde am oberen Ende
ein Spiegel leicht geglättet, der bis auf die drei unteren rohen
Zeilen abgeschlagen ist. Eine Interpunktion ist nicht erkennbar.
Der Rest der Inschrift lautet: . . . et] C. Val(enti) Host(iliano)
Mes(sio) Q(uinto) nobi(lissimo) C'aesf arij. 2) Vorausgegangen sind
die Namen und die Titulaturen des Vaters und des älteren Bruders
des Prinzen,3) des Kaisers Decius und des Cäsars Etruscus, wie
auf dem gleichen Denkmal CIL. III 3746. Der Meilenstein fällt
zwischen Herbst 249 und Juni 251 ;4) er ist das jüngste datier-
bare epigraphische Denkmal unseres Bezirkes und der Straße, an der er einst aufgestellt
war. Welche Chaussee es war, kann, da bei dem nördlich von Ivonjica gelegenen
Han Vitek (s. u.) vier Meilensteine gefunden wurden, nicht zweifelhaft sein: es ist
die Route Narona — Konjica — Ivan — Sarajevsko polje.5) Über den Verlauf der Straße
Fig. 114. Meilenstein
aus Konjica.
*) CIL. III 142221 (vgl. p. 2328117). 14617. Vgl. diese Mitteilungen VI, S. 186 ff. S. 187 steht da-
selbst irrtümlich Trstenica statt Tresanica. 2) Vgl. jetzt auch CIL. III. 15102 *.
3) Rohden-Dessau, Prosopographia imperii Romani III, S. 349.
4) Vgl . jetzt Seyinour de Ricci, Jahreshefte des österr. archäol. Institutes V, Beiblatt Sp. 139 f.
’) Vgl. Ball if-Patsch, Römische Straßen in Bosnien und der Hercegovina I, S. 32 ff. und o. S. 237.
244
I. Archäologie und Geschichte.
bei Konjica selbst lehrt aber der Stein nichts, da er nicht in situ gefunden wurde.
Dies zeigen die oben mitgeteilten Fundumstände und noch mehr der Umstand, daß ihm
auch an den abgeschlagenen Stellen Mörtelreste anhaften: er ist von der Straße weg-
genommen und als Baumaterial in einem wahrscheinlich als Steinmetzwerkstätte die-
nenden Baue verwendet worden.
An Einzelfunden sind noch die Kleinbronze Konstantins I., Cohen1 451, die im
Oktober 1897 bei der Verbreiterung des Bahnkörpers unterhalb des Mithräums gefunden
wurde, und der Sesterz der jüngeren Faustina, Cohen1 219 zu verzeichnen, der auf dem
von der katholischen Kirche bis über die Schule hinaus l’eichenden Abhänge „izpod
Vrtaljice“ zum Vorschein kam.
Den bisherigen Beobachtungen zufolge lag also in römischer Zeit, wie seit der
Okkupation wieder, der Hauptteil der Ortschaft auf dem rechten Ufer der Narenta.
Auf ihrer linken Seite konnte ich nur auf dem in der Nähe der Gendarmeriekaserne
gelegenen Felde Podmenica des Akif Kadic das Vorkommen von Ziegelfragmenten
konstatiei’en. Außerdem ist hier in der Nähe der griechisch-orthodoxen Kirche ein
verschliffener Sesterz des Kaisers Hadrian aufgefunden worden.
Das Agramer Museum erhielt „aus Konjica“ von Fra A. Saravanja eine rohe
weibliche Bronzestatuette, die S. Ljubid im Vjestnik 1879, S. 120 ff., Taf. IV, Fig. 1 =
Popis arkeologiökoga odjela nar. zem. muzeja u Zagrebu S. 100, n. 1, Taf. XIV, Fig. 96
als „prähistorische Venus“ beschrieb. „In Konjica und Umgebung sammelte auch der
frühere Pfarrer P. Andreas (Saravanja) Münzen, die später in den Besitz des Welt-
priesters Paulinovi6 von Macarsca übergingen.“1)
Das römische Konjica entwickelte sich auf epichorisclier Grundlage, denn oberhalb
der Stadt kommen im Bijelatale Tumuli vor und aus Konjica oder dessen Umgebung
besitzt das Landesmuseum die Drachme von Apollonia J. v. Schlosser, Beschreibung
der altgriechischen Münzen I, S. 27, n. 3. 2)
Westlich von der Haupthäusergruppe des Dorfes
Homolje
wird ein mit Gestrüpp bewachsener Rücken oberhalb der Quelle Krö und des Gehöftes
des Ilija Juri6 Crkvina genannt, der jetzt zum Teile als griechisch-orthodoxer Fried-
hof verwendet wird. Daselbst ließ der katholische Pfarrer von Konjica im Jahre 1895
nach Steinmaterial für den Neubau seiner Kirche graben; hierbei kamen, wie die dabei
beschäftigten Leute Dr. Ö. Truhelka erzählten, die Fundamente eines etwa 4:4m
großen Baues, etwa 40 große behauene Steinplatten, zugerichtete Tuffstücke und die
nachfolgend verzeichneten Grabmonumente zum Vorschein. Die letzteren müssen zum
guten Teile aus der Erde herausgeragt haben, da sie von den Atmosphärilien stark an-
gegriffen sind, wie denn auch jetzt noch der untere Teil einer mit einem Zapfen ver-
sehenen Grabplatte mit verschliffenen, von einem profilierten Rahmen umgebenen Felde
als Kopfstein eines neuen Grabes daselbst aus dem Gebüsch emporlugt. Der Bau, von
dem der oben angegebene Geviertraum nur ein Teil gewesen sein kann, war nach
einem jetzt als Grabmonument benützten Gebälkstücke und nach den zusammen mit
den sepulkralen Denkmalen in das Landesmuseum durch den bewährten Straßenmeister
9 M. Ho er n es, Archäologisch-epigraphische Mitteilungen IV, S. 43, Anm. 3.
2) Über Konjica im Mittelalter vgl. Jirecek, Die Handelsstraßen und Bergwerke S. 25. 30 f.
40 f. 80.
Patsch. Archäol.-epigT. Untersuchungen zur Geschichte der röm. Provinz Dalmatien. VT. 245
von Konjica, Herrn M. Lipovöak überführten Baugliedern, von denen ein Pilaster-
kapitäl und zwei Sockelplatten unter Fig. 116 — 118 abgebildet werden, ein monumen-
taleres Gebäude. Da ich auf dem ganzen durchwühlten Terrain nicht einen Ziegel-
brocken finden konnte, halte ich die Anlage für nichtrömisch, am ehesten für eine
Kirche, in der die römischen Grabsteine als Baumaterial verwendet worden tvaren. Daß
der Ort im Mittelalter besiedelt war, beweisen die großen Grabsteine, die bei dem
Gehöfte des oben genannten Ilija Juri6 in dichten Reihen liegen.
<- -O' 56
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Fig. 116 — 118. Bauglieder aus Homolje.
Die drei nachstehend abgebildeten Grabsteine entsprechen völlig der oben S. 239
gegebenen Charakteristik ihrer Klasse.
1. Gesamthöhe l-66 m, Höhe des Monumentes übertag 1*49 m, Breite 070 m,
Stärke 028 m. Oben kein Dübelloch. Außer den Eltern sind hier (Fig. 119) in der
bogenförmig abgeschlossenen Adikula auch zwei Kinder abgebildet: vor der Mutter ein
Mädchen, vor dem Vater ein Knabe. Die Frau ist barhaupt, hat in der Mitte geschei-
teltes, gewelltes Haar und legt beide Hände auf die Schultern ihres mit einer lang-
;ärmeligen, hochgegürteten Tunika bekleideten Töchterchens. Sie trägt eine Tunika und
über dieser ein weites, faltiges Tuch, das den Nacken, den Rücken, die Schultern und
die Arme bedeckt. Dieser Umwurf dürfte identisch sein mit dem Kopftuche der an-
246
I. Archäologie und Geschichte.
deren Reliefs (s. o. S. 240), das hier herabgezogen wurde, um die schöne Frisur zu
zeigen. Es ist dies umso wahrscheinlicher, als der Mann, der die rechte Hand auf die
rechte Schulter des Knaben legt, die im Bezirke übliche Kleidung anhat (s. o. S. 240).
Sein linker Arm tritt durch das Obergewand hervor. Das Kostüm des Knaben ist un-
deutlich geworden. Von der Inschrift steht die Formel D(is ) M(anibus) auf der Leiste
Fig. 119 und 120. Grabsteine aus Homolje.
zwischen den beiden Feldern. Das Inschriftfeld ist verwaschen und durch Sprünge be-
schädigt, doch ist sein Inhalt bis auf die Alterszahlen der Kinder und die letzte Zeile
klar: Aur(elii) Maximu[s ] et Mandeta vivi fec.erun[t] sibi et Aur(eliis) Magnae, de-
f(unctae) an(norum) . . , et Maxim[i]n[o] , def(uncto) an(norum) II .. . , cafrissimis?-)1)
Die brau führt ein, soviel ich sehe, bis jetzt unbelegtes einheimisches Kognomen.
*) Vgl. jetzt auch CIL. III 146174.
Patscli. Archäol.-epigr. Untersuchungen zur Geschichte der röin. Provinz Dalmatien. VI.
247
2. Höhe 1-72 m, Breite 0'685 m. Stärke 0-285 m, mit dem Reste eines Zapfens.
Trotz der weitgehenden Zerstörung läßt sich erkennen, daß diese Platte (Fig. 120) weit
besser gearbeitet war als n. 1 und 3. Die Adikula schließen korinthische Halbsäulen
ein, die Mitte des Giebels schmückt ein Gorgoneion und als Seitenakroterien sind, wie
es scheint, Masken verwendet. Bei den Brustbildern war, wie an dem weniger ver-
letzten Kopfe des Mannes noch zu ersehen ist, größere Porträtähnlichkeit angestrebt.
Die Frau ist römisch gekleidet; sie trägt die Stola
und die Palla, deren über die linke Schulter auf
den Rücken geworfenen Teil sie mit der Rechten
faßt. Die Tracht des Mannes, der beide Hände
auf die Brust legt, unterscheidet sich dadurch von
der ortsüblichen, daß auf beiden Schultern je ein
breiter vei’tikaler Streifen erscheint, der unmög-
lich als Fibel gedeutet werden kann; er ist viel-
mehr als das Humerale eines Panzers aufzufassen. *)
Der Dargestellte war also Soldat oder eher Vete-
ran. Das erklärt auch das nichtepichorische Ko-
stüm der Frau. Die Haltung der Arme läßt ver-
muten, daß der Mann mit den Armillae dekoriert
war. Erkennbar sind sie jedoch ebensowenig wie
andere Ehrenzeichen. Die Inschrift, die auch hier
mit D(is) M(anibus) begann, ist bis auf wenige
undeutbare Buchstaben und Buchstabenreste ver-
waschen.
3. Höhe 1-70 m, Breite 0’85 m , Stärke 0'29 m
(Fig. 121). Sehr verwaschen, bestoßen und an
der oberen vorderen Horizontalkante nachträg-
lich ahgefast. Die Mitte des von glatten, basis-
und kapitällosen Pilastern getragenen Giebels
nimmt eine fünfblätterige Rosette ein, von der
nach links und rechts je ein die Ecke füllendes Blatt ausgeht. Die Zwickel zu bei-
den Seiten des Dreieckes sind unverziert. Trotz der weitgehenden Zerstörung des Reliefs
ist zu sehen, daß die Tracht der Frau wie die des Mannes der sonst in unserem
Bezirke üblichen (s. o. S. 240) entsprach. Beide lassen die Arme am Körper herab-
hängen. Im Inschriftfelde ist jede Buchstabenspur verschwunden.
4 und 5 (Fig. 122 und 123) sind zwei völlig analoge, nur durch die Größe —
4 ist 0’675to hoch, 1 025 m breit und an der unteren Basiskante 0'26 m stark, bei 5
betragen die Maße 051, 1'02, 0‘205 m — sich unterscheidende Aufsätze von senkrecht
stehenden Grabplatten, mit denen sie, den Löchern auf der Unterseite zufolge, ver-
dübelt waren. Wiewohl aus demselben Material wie n. 1 und 3 hergestellt, haben sie
doch nach den Maßen anderen, noch nicht aufgefundenen Monumenten angehört.
Auf einer vorne und auf den beiden Schmalseiten unterschnittenen glatten Plinthe
liegen zwei Löwen nach entgegengesetzten Seiten, wenden dem Beschauer den Kopf
zu und legen ihre Vordertatzen auf einen nach der Mitte des Aufsatzes gerich-
teten Widderkopf. Zwischen ihnen steht, das linke Bein überschlagend und den
Kopf auf die rechte Seite neigend, ein nackter Flügelknabe, der in der linken
Fig. 121. Grabstein aus Homolje.
b Vgl. M. v. Groller, Der römische Limes in Österreich II, Sp. 97 f. 116 f.
248
I. Archäologie und Geschichte.
Achsel eine mit der Flamme nach abwärts gekehrte Fackel aufstützt, die er mit bei-
den Händen faßt.
In dieser sonst in den Donauprovinzen oft auftretenden Gruppenform *) und in
Verbindung mit Widderköpfen waren Löwen als Bekrönung sepulkraler Denkmale bis-
her in Bosnien, in der Herzegowina und im Limgebiete nicht nachweisbar gewesen.
Fig. 122. Aufsatz eines Grabsteines aus Homolje.
Fig. 123. Aufsatz eines Grabsteines aus Homolje.
In
Diese sich noch in einem jetzt in Podhum
(s. u. S. 253) befindlichen Exemplare
■wiederholende Spezialität unseres Bezir-
kes werden wir wohl mit dem hier ver-
breiteten Mithraskulte (s. o. S. 238 f.) in
Verbindung bringen dürfen, wie dies
Cumont* 2) mit den Monumenten getan
hat, auf denen der Löwe einen Stier-
kopf frißt. Daß dem Widder ebenso wie
dem Eber in den Mysterien eine Rolle
zukam, haben wir aus dem Relief des
Mithräums des nahen Konjica ganz be-
sonders deutlich gesehen.3)
Cerifii
wurden am 10. September 1901 auf folgenden drei, von dem Knez Jovo Sudarusi6 be-
wirtschafteten, von einander durch kleine Senkungen getrennten Lokalitäten die Reste
einer größeren Ortschaft festgestellt.
9 Vgl. A. Conze, Römische Bildwerke einheimischen Fundorts in Österreich H. Heft, S. 8, Taf. V;
R. v. Schneider, Archäologisch-epigraphische Mitteilungen I, S. 160; F. Cumont, ebenda XVII, S. 25 f. ;
Ladek-Premerstein-Vulic, Jahreshefte des österr. archäol. Institutes 1901, Beiblatt Sp. 75; R. Mün-
sterberg, ebenda 1902, Beiblatt Sp. 109 ff. 133.
2) A. a. O. S. 26; vgl. V. Kuzsinszky, Jahreshefte des österr. archäol. Institutes II, Beibl. Sp. 59.
3) Diese Mitteilungen VI, S. 193 f., Taf. XI.
Patsch. Archäol.-epigr. Untersuchungen zur Geschichte der röm. Provinz Dalmatien. VI.
249
1. Auf dem Grundstücke „Munara“ stößt man beim Ackern auf Mauerzüge und
Ziegelbruchstücke.
2. Auf dem Felde „Trebeda“ kommen noch zugerichtete TufFstücke hinzu, und
ist hier auch eine verschliffene byzantinische Kupfermünze gefunden worden.
3. Ein Hauptpunkt der Ortschaft wird durch des Gehöft des Sudarusic bezeichnet,
denn hier treten stärkere Mauerzüge zutage, die von einem Heiligtum herrühren
dürften, da hier die folgende Ara hervorgezogen wurde, die viele Jahre hindurch an
einer Ecke des Wohnhauses eingemauert war, bis sie im April 1897 durch den Gendar-
meriewachtmeister, Herrn G. Tomljenovk für das Landesmuseum gewonnen wurde.
I(ovi) o(ptimo) m(aximo)
. . Petroni
Maximin(us)
et Severus.
Fig. 124. Kultara aus Cerici.
Blockara aus weißem Kalkstein (Fig. 124), oben sehr stark, etwas auf der linken
Seite und zum guten Teile rückwärts abgeschlagen. Die ursprünglichen Maße lassen
sich jedoch, mit Ausnahme der Höhe, die jetzt 0"74m ausmacht, ermitteln. Die Breite
betrug oben 0’495 m, am Schafte 0 435 m, die Stärke an diesen Stellen 0’295 m , bezie-
hungsweise 0"26 m. Die Ausladung, die sich auch auf die beiden im Gegensätze zu der
hohen Rückseite besser bearbeiteten Seitenflächen erstreckte, war also nur gering; da-
gegen sonderten je zwei ungleich breite Hohlkehlen oben und unten den Schaft auf
der Vorderseite schärfer ab. Die Schriftfläche ist abgeschliffen und stellenweise korro-
diert; infolge dessen ist die Interpunktion nicht mit Sicherheit zu erkennen. In der
unteren Seite der Ara ist ein 3'7 cm langes, 2-8 cm breites und 4-8 cm tiefes Dübelloch
ausgestemmt; der Altar war demnach", wiewohl ihn seine Schwere gut sicherte, noch
mit seinem Lager verbunden. Er stand also auf einem frequenteren Platze oder es
wurden auf ihm Kulthandlungen vorgenommen, die Verschiebungen verursachen konnten.
Daß das letztere der Fall war, beweist das Fehlen der Votivformel in der Inschrift.
Die Ara wurde zu unblutigen Opfern verwendet; außer aus ihrer geringen Größe kann
dies aus ihrem Standorte erschlossen werden. Sie war nicht im Freien, sondern in
250
I. Archäologie und Geschichte.
einem gedeckten Raume aufgestellt, weil die Seitenflächen und der erhaltene Teil der
Rückseite keine Einwirkungen der Atmosphärilien zeigen. Im Gegensätze zu ihnen ist
die Vorderseite stark abgeschliffen; der Stein muß also später horizontal, mit der In-
schrift1) nach oben, zu liegen gekommen sein. Die vertikale Haste zu Beginn der zweiten
Zeile dürfte ein fehlerhaft eingemeißeltes Pränomen L oder T sein.
Pero Kalajdzija aus
Pokojiste
erzählte mir, daß auf seinem an der Narenta gelegenen, Luke genannten Grundstücke
Ziegelbruchstücke Vorkommen. Mir wollte es, trotz wiederholten Absuchens des Feldes,
nicht glücken, auch nur ein Stückchen zu Anden, da der Graswuchs noch sehr üppig war.
In
Koto
befinden sich nach der Mitteilung des Osman Hagic in dem Prädium Kukavica eine
Gradina mit Mauerresten und auf einem Grundstücke meines Gewährsmannes ein
Crvkisce (— Crkvisde), eine „Kirchenruine“.
Als Fundort des in diesen Mitteilungen IV, S. 252, vgl. S. 271 2) beschriebenen,
hier unter Fig. 125 wiedergegebenen Mithrasreliefs konnte nun endlich das Feld des
Alija Lihi6 in
Vratnica bei Lisicili
festgestellt werden. Die F und-
stelle liegt auf einem Abhang
am rechten Narentaufer beim
Eisenbahnkilometer 64 und
ist mit Mauersteinen be-
streut, die Alija beim Ma-
terialgewinnen zutage geför-
dert hatte. Bei dieser Ar-
beit war auch das Relief
zum Vorschein gekommen.
Die Lage des Heiligtums
gleicht vielfach der des Mi-
thräums von Konjica. Das
Bild ist durch einen katho-
lischen Bauer nach Podhum
gekommen, wo es rechts von
der Tür des Pfarrhauses
eingemauert ist. Es ist dies
eine nur 0*44 m hohe und
0*565 m breite Kalkstein-
tafel, die bis auf die Be-
stoßungen des Cautes und des rechten Armes des Mithras sehr gut erhalten ist und
sich von dem gewöhnlichen Typus dieser Mithrasmonumente in nichts unterscheidet.
0 Vgl. jetzt auch CIL. III 14617 h
2) Vgl. F. Cumont, Textes et monuments figures relatifs aux mysteres de Mithra II, S. 335, n. 234 bla.
S. 470, n. 311 b.
Patsch. Archäol.-epigr. Untersuchungen zur Geschichte der röm. Provinz Dalmatien. VI. 251
Zu cler auf der Basisleiste angebrachten Inschrift: L. Antonius Menander Aphro-
disieus [IJnvicto aug(usto) v(oto) f(ecit)1) ist zu bemerken, daß die A ohne Mittelstrich
gebildet sind, die Interpunktion in Zeile 1 und 2 nicht angewendet und in Zeile 2 statt
des ersten I in Invicto ein L eingemeißelt worden ist.
Die nächste bis jetzt konstatierte römische Ortschaft ist die etwa 1 -o km entfernte
Crkvina von
Lisicitfi.
Bei der Veröffentlichung der Gi'absteine, die auf diesem an der Narenta gelegenen
Feldkomplexe gefunden worden waren, mußte in diesen Mitteilungen IV, S. 268 f.
II \AIH\ll
ac di r /Willi
V IA
K1NI1 Nis
SF1 1 F II \m
LIC ISS I AAoE
D( is ) M(an ibus ) .
A[e]l(ius) . . . .
Va[l]eri-
a[e], [q(uae^)] def(uncta est) [ a]n(norum ) V1I1I
[pJa'
r[e]n[tes]
fi[l(iae ) ] infe-
licissim[a]e.
Fig. 126. Grabstein aus Lisiöici.
unter n. 4 bemerkt werden, daß die Lesung einer Platte infolge starker Verwaschung
der Schriftfläche noch nicht gelungen sei. Ich lege nun unter Fig. 126 vor, was sich
nach wiederholten Versuchen entziffern ließ.
') Vgl. jetzt auch CIL. III 13859.
252
I. Archäologie und Geschichte.
Die Platte ist l-69 m hoch, 067 m breit und 029 m stark, unten mit einem Zapfen,
oben mit einem Dübelloche ausgestattet, bat rohe Rückseite, etwas besser zugerich-
tete Seitenflächen und zerfällt in zwei Felder. Das obere nehmen ein steiler, profilierter
Giebel und zwei Zwickel ein, von denen jeder einen nach abwärts gekehrten Delphin
zeigt, der einen Polypen o. dgl. verschlingt. Das Giebelfeld schmückt ein Gorgoneion
mit unter dem Kinn geknoteten Schlangen. Die Inschrift bereitet der Lesung auch da-
durch Schwierigkeiten, daß Ligaturen häufig in Anwendung gekommen zu sein scheinen.
In
Obre
Fig. 127. Grabstein aus Obre.
wurde aus dem Bache Rilovac der jetzt im
Landesmuseum befindliche Grabstein Fig. 127
hervorgezogen; er soll nach der Aussage älterer
Leute früher auf dem Höhenrücken Draganj
über dem Bache gestanden haben. Unterhalb
dieser Fundstelle kommt auf den Feldern des
Stjepan Dzalto und Pero Kavenj Pflaster (Kal-
drma) vor und in der unmittelbaren Nähe des-
selben wird ein „greblje“ (Friedhof) gezeigt,
das sich in der ganzen Umgebung hohen An-
sehens erfreut, „da Menschen und Tiere, die
nicht urinieren können, nur um den Platz herum-
zugehen oder herumgeführt zu werden brau-
chen, um von dem Leiden befreit zu werden“.
Das Grabmonument1) ist eine l-635 m
hohe, 0-725m breite und 0’30 m starke Platte
aus weichem weißen Kalkstein mit einem Ü'21 m
hohen, 026 m breiten und 025 m starken Zapfen.
Die Seitenflächen sind nur leicht zugearbeitet,
die Rückseite wurde roh belassen. Die Vor-
derseite zerfällt in zwei ungleich hohe Teile,
deren Verbindung eine in der Mitte durch eine
rechteckige Tafel unterbrochene, aus gereihten
Blättern bestehende Bordüre vermittelt, ln dem
unteren, eingetieften, von einem profilierten
Rahmen umgebenen Felde ist nie eine Inschrift
eingemeißelt gewesen. Daß man sie bloß auf-
gemalt hätte, erscheint mir wenig wahrschein-
lich; vielmehr dürfte der Stein wohl für eine
bestimmte Person bestellt, aber nicht vollendet
worden sein. Steinbrüche sind auch jetzt bei
Obre im Betriebe. Im oberen Teile ist eine
Adikula ausgetieft, deren glatte, mit, wie es
scheint, korinthischen Kapitalen ausgestattete
Pilaster eine mehrfach gegliederte Archivolte
tragen. Sie enthält in OTO m hohem Relief das
Vgl. diese Mitteilungen IV, S. 271; die dort über den Stein gegebene Notiz beruhte auf unvoll-
ständiger Information.
Patsch. Archäol.-epigr. Untersuchungen zur Geschichte der röm. Provinz Dalmatien. VI. 2o3
Brustbild eines bejahrten Mannes, dessen Gesicht trotz arger Bestoßung individuelle Züge
erkennen läßt. Seine Rechte ist im Redegestus auf die Brust gelegt. Bart und Haare
sind kurz geschnitten. Die hier besonders deutliche Tracht wurde in der Einleitung
S. 240 beschrieben. Die Zwickel über der Nische füllt je eine Rosette aus. Den Ab-
schluß des Denkmals bildete, nach dem Dübelloche in der oberen Fläche, ein jetzt ver-
lorener Aufsatz.
Oberhalb
Trusina
wird auf dem rechten Ufer der Seonicka rijeka auf einem Hügelrücken eine Stelle
Crkvine genannt, die jetzt von Stallungen eingenommen wird. Übertag vermochte ich
nichts zu finden, das diese Bezeichnung rechtfertigen würde.
Bei den mitten im Dorfe
Seonica
liegenden mittelalterlichen Grabsteinen wurde ein ganz verschliffener Sesterz aufgelesen,
der sich in dem Besitze des Münzensammlers Muharemaga in Ostrozac befindet.
In
Podhiim
befindet sich außer dem oben S. 250, Fig. 125 abgebildeten Mithrasrelief noch der Auf-
satz eines Grabsteines, der über der einen Tür der katholischen Kirche seit vielen
Jahren eingemauert ist. Sein Fundort ist bereits vergessen. Mit seinen zwei nach ent-
gegengesetzten Seiten liegenden Föwen, welche die Vorderpranken auf einen undeut-
lich gewordenen Tierschädel legen und die Köpfe dem Beschauer zuwenden, entspricht
er den oben S. 248, Fig. 122 und 123 abgebildeten Bekrönungen einzelner Grabmonu-
mente von Homolje.
Aus Podhum erhielt das Fandesmuseum den Denar Titia, Babeion 2, doch konnte
nicht festgestellt werden, ob er hier gefunden wurde.
In
Kostajnica
wird ein auf dem rechten Ufer der Bukovica rijeka, eines Nebenflüßchens der Neret-
vica, gelegener Feldkomplex Varosis6e genannt. Mauersteine liegen hier auf den Rainen
zusammengeschlichtet und beim Ackern kommen auch Ziegelbruchstücke und Münzen
zum Vorschein. Oberhalb des Dorfes befindet sich bei der Quelle Krupi6 eine Gradina
mit Mauerresten. Unterhalb derselben wird eine Stelle gezeigt, wo eine Kirche ge-
standen haben soll.
Etwa eine Viertelstunde von der Eisenbahnstation Ostrozac entfernt wurde auf
dem linken Ufer der Neretvica rechts von dem nach Podhum führenden Reitwege auf
dem Felde
Barica
des Huso Zalihid aus Gorica im Jahre 1896 von dem Straßenmeister von Konjica,
Herrn M. Lipovöak das Denkmal Fig. 128 aufgedeckt.
Es ist ein Block aus weißem Kalkstein von 088 m Höhe, 051 m Breite und 045 m
Stärke, dessen rückwärtige rechte Vertikalkante samt der oberen Ecke abgeschlagen
ist. Auf der Vorderseite ist in einem eingetieften oblongen, mit einem Rahmen umge-
254
I. Archäologie und Geschichte.
benen Felde Minerva in Vordersicht dargestellt. Sie steht, das Antlitz, welches rechts
auf die Schulter herabfallende Locken umrahmen, im Dreiviertelprofil nach links ge-
wendet, auf dem rechten Beine und hat das linke, im Knie gebogen, zur Seite gesetzt.
Mit der Rechten stützt sie eine Lanze
hoch auf; die Linke ruht auf dem
Rande eines ovalen Schildes. 'Sie trägt
einen Helm mit dreifachem Helm-
busche, einen falte nreichen Chiton und
ein Himation, welches um den Unter-
körper und den linken Arm geschla-
gen ist. Auf der Brust ist ein großes
Gorgoneion mit kräftigen Flügeln noch
erkennbar. Die größte Reliefhöhe
beträgt 6'5 cm. Die Arbeit ist roh,
dekorativ.
Die rechte Seite des Blockes
weist ein gut gearbeitetes, einst glat-
tes, jetzt bestoßenes, 055 m hohes
und 0 20 m breites Feld auf, das auf
allen vier Seiten von einem eingetieften
Rahmen umschlossen war. In die
linke Seite (vgl. Fig. 129) ist dagegen
eine die ganze Blockhöhe einnehmen-
de Nut eingearbeitet, die es im Ver-
ein mit dem in die Oberfläche des
Blockes für eine metallene Klammer
ausgestemmten Loche unzweifelhaft
erscheinen läßt, daß unser Monument
nicht für sich allein dastand, sondern
ein Glied, und zwar nach der guten
Bearbeitung der rechten Seite das
Fig. 128. Reliefblock aus Barica bei Ostrozac. Eckstück einer Reihe wohl analog
Fig. 129. Draufsicht des Relief blockes Fig. 128.
ausgestatteter Reliefblöcke war, die durch Füllungsplatten von geringerer Stärke, abf
der nämlichen Höhe und wohl größeren Breite mit einander verbunden waren. Ein
solche Reihe wird auch nach rückwärts von dem Minervablocke ausgegangen seil
Patsch. Archäol.-epigr. Untersuchungen zur Geschichte der röm. Provinz Dalmatien. VI. 255
denn auch auf dieser Seite des Denkmals sind Reste einer Nut erhalten. Das Klammer-
loch ist hier nicht mehr erkennbar. Eine Grabung auf der Fundstelle ist sehr zu
empfehlen, da sich daselbst wohl eine größere sakrale Anlage (ein Tempel, eine Ara
saepta o. dgl.) befindet, in welcher in einer Balustrade o. dgl. der jetzt im Museum
befindliche Block seinen Platz hatte.
Etwa eine halbe Stunde oberhalb dieser Fundstätte soll vor mehreren Jahren im
Neretvicatale links von dem nach Podhum führenden Wege in
Butnrovid polje
in einem Haine des Ivan Kreso aus Trusina ein Grabstein gefunden worden sein, auf
welchem eine erwachsene Person mit einem Kinde dargestellt war.
In der bei der Eisenbahnstation
Ostrozac
auf dem rechten Narentaufer entstandenen, früher Drnopolje, jetzt ebenfalls Ostrozac
genannten Ansiedlung sind sämtliche Parzellen von dem Garten und Felde des Kauf-
D(is ) M(nn ibus ) .
Aelis liufo
et Tattuiae,
def(unctae) ann(orum) LX,
P. Ael(ius) Verus
parentibus p(osuit).
Fig. 130. Grabstein aus Ostrozac.
mannes Pero Trogelid an bis über das Heizhaus hinauf mit Ziegelbruchstücken be-
streut. Noch etwa 1 km östlich von der Bahnstation stieß man im nördlichen Seiten-
graben der Bahn in einer Tiefe von 0 50 — PO m auf zahlreiche Mauersteine und Falz-
256
I. Archäologie und Geschichte.
ziegel. Zum Baue des Wohnhauses gewann Trogeliö das Material auf seinem Felde.
Er vernichtete dabei nach eigener Aussage die Substruktionen eines größeren, festgebauten
Wohnhauses und fand Anfang Februar 1897 den nachfolgenden Grabstein, Fig. 130, und
das Kapital, Fig. 131. Beide Stücke sind, dank der Intervention des Stationsleiters
von Ostrozac, Herrn L. Fedy in das Landesmuseum gekommen.
1. Sechs aneinander schließende Bruchstücke einer Platte aus sehr hartem weißen
Kalkstein. Es fehlen nur die linke obere Ecke und die linke Einfassung des Relief-
feldes; dagegen ist das ganze Monument stark verschliffen. Die Höhe beträgt 1 '59 m,
die Stärke 0 235 m, die Breite schwankt zwischen 0 70 und 0 73 m, weil die Seiten-
flächen ebenso wie die Rückseite bloß roh zugerichtet sind.
Über dem eingetieften, 0'49 m hohen und 043 m breiten, von einem profilierten
Rahmen umgebenen Inschriftfelde befindet sich eine mit einem steilen, profilierten
Giebel ausgestattete Adikula, deren glatter Architrav von korinthischen Halbsäulen ge-
tragen wird. Die flache Nische nehmen die Brustbilder der betagten Eltern des Erricli-
ters des Grabdenkmals in Vordersicht ein. Die Frau hat auch hier (s. o. S. 240) den
Platz zur Rechten des Mannes. Beide halten den rechten Arm, der allein sichtbar ist,
am Körper nach abwärts. Das Relief ist wertvoll, weil es insbesondere die Frauentracht
deutlich veranschaulicht. Zu der in der Einleitung (S. 240) gegebenen Beschreibung
ist nur hinzuzufügen, daß die Ohren kleine volle Gehänge zieren. Auch die Kleidung
des Mannes ist die typische (s. o. S. 240); von unserem Hauptbilde dafür (s. o. Fig. 127)
unterscheidet sie sich, wie das dritte Relief von Homolje (s. o. Fig. 121), nur durch die
stärkere Hervorhebung der von der rechten Schulter herabfallenden schmalen Falte.
Den Giebel nimmt ein Gorgoneion in Vordersicht ein, dessen Gesicht unter dem
Kinn geknotete Schlangen umrahmen. Die Zwickel links und rechts vom Giebel
schmückt je ein nach abwärts stüi’zender Delphin, der einen Polypen, einen Fisch
o. dgl. verschlingt.
Die Lesung der Inschrift *) ist nirgends zweifelhaft; nur die Interpunktion und die
Querstriche des A und E sind zum Teile verschliffen. Bei uns* 2) ungewöhnlich gestaltet
ist das F in Zeile 2 und 4; die Stelle der beiden
Horizontalbalken nimmt ein die vertikale Haste nicht
berührender Halbmond ein: Ie. Ähnlich ist der Buch-
stabe auf den Steinen aus dem benachbarten Lisicici,3)
aus Bjelemiö4) und aus Strazine im Cetinatale5) ge-
bildet: K-
Rufus führt im Gegensätze zu seinem Sohne
kein Pränomen; es ist wohl nur deswegen weggeblie-
ben, weil seine Unterbringung vor oder nach Aelis
dem Verfasser der Inschrift Schwierigkeiten machte.
Gestorben war zur Zeit der Errichtung des Grabstei-
Fig. 131. Kapital aus Ostrozac nes wohl nur die Mutter, da die Angabe def. ann. LX
nur auf sie bezogen werden kann.
2. Die Hälfte eines 0T75m hohen Säulenkapitäls (Fig. 131) aus weichem weißen
Kalkstein, oben und rückwärts abgeschliffen und verwaschen. Die in einer Reihe
9 Vgl. jetzt auch CIL. III 146173.
2) Sonst vgl. die Zusammenstellung von E. Le Blant, Revue archeologique XXIX, S. 347.
3) Diese Mitteilungen IV, S. 267, Fig. 36.
4) S. u. S. 261.
5) Diese Mitteilungen VII, S. 152, Fig. 137.
Patsch. Archäol.-epigr. Unters uchun ggj i zur Geschichte cler röm. Provinz Dalmatien. VI. 257
angeordneten Akanthusblätter sind flach und verständnislos modelliert; zur Belebung wur-
den in den Winkeln Vertiefungen mit dem Meißel ausgestemmt. Die untere Lager-
fläche ist geglättet und in der Mitte mit einem 5 cm tiefen Dübelloche versehen.
Rainamündiing.
Auf dem linken Ufer der Rama schiebt sich, unmittelbar vor ihrer Einmündung
in die Narenta, ein allseits steil abfallender Rücken, der Gradac mala tevarnica vor.
Auf seinem schmalen, felsigen, mit Gestrüpp überwucherten Kamme befinden sich im
Norden Mauerreste aus in Kalkmörtel gelegten Bruchsteinen, die durch Schatzgräber
sehr gelitten haben. Die Anlage dürfte, da Ziegelbruchstücke nirgends zu finden waren,
eine der nachrömischen Zeit angehörige Befestigung gewesen sein, die den Zweck hatte,
den hier einst vorbeiziehenden, jetzt nicht mehr benutzten Weg zu sichern. Dieser,
in einem Saumpfade bestehend, führte von Konjica Narenta abwärts bis zu unserem
Gradac, dann Rama aufwärts bis zur Slatinska cuprija, wo er sich teilte: die eine Route
lief nach Prozor, Bugojno und Travnik, die andere nach Jablanica und Mostar.
Auf dem Kulminationspunkte des Rückens ist, nach der festen Überzeugung der
Umwohner, in einem Gewölbe ein Kessel verborgen, der bis an den Rand mit Gold-
stücken angefüllt ist. Ich notiere dies, weil uns schon von vielen Seiten vorgeworfen
wurde, einen archäologisch so wichtigen Punkt vernachlässigt zu haben. In
Jablanica gornja
steigt am linken Ufer der Doljanka, wenige Meter von ihrer Einmündung in die Na-
renta und von der eisernen Straßenbrücke entfernt, ein niedriges Plateau steil an, dessen
letzter Ausläufer Ankula und dessen rückwärtiger, von Feldern eingenommener Teil
Gradac genannt werden. Auf der erstgenannten Lokalität ragen aus dem Boden gut
zugerichtete Quadern hervor, die auf den Bestand eines massiven Gebäudes auf dem
landschaftlich schönen Punkte schließen lassen. Der Abhang der Ankula gegen die
Doljanka zu wird Banjice (kleine Bäder) genannt, ohne daß Spuren irgendwelcher
Baulichkeiten sichtbar wären.
Unterhalb der Ankula haben, unmittelbar an der rechten Böschung der Straße
Jablanica — Rama, Schatzgräber einen Gradacka glavica genannten Tumulus durchwühlt,
mit welchem Resultate, konnte ich nicht in Erfahrung bringen.
Beim Baue der k. u. k. Kaserne soll eine Münze des Kaisers Septimius Severus
aufgelesen worden sein und ist man nach mehrseitiger Versicherung auf Steinrohre
einer sehr alten Wasserleitung gestoßen. Sie sind leider verworfen worden, so daß es
unaufgeklärt bleibt, welcher Zeit sie angehört haben. In
Rlbitfi
kommen auf den rechts von der Straße Konjica — Ostrozac (km 71) im Ribiöko polje
gelegenen Parzellen Gromile und Öiroka Mauersteine und Ziegelbruchstücke vor. Ein
Bauer fand hier auch den Läufer einer Handmühle. Das Volk erzählt, daß hier einst
ein Basar (Carsija) bestanden habe.
Links vom Austritte des Ribicki potok aus dem nach ihm benannten Tale trägt
der auf der Spezialkarte mit der Kote 408 bezeichnete, sehr steil aufsteigende Rücken
die ausgedehnten Mauerreste des Ribicki grad, von dem sich eine prachtvolle Aussicht
Band IX. 17
258
I. Archäologie und Geschichte.
eröffnet. Herumliegende Ziegelbruchstücke weisen den Bau der römischen Periode zu.
Welchem Zwecke er gedient, ob sich hier etwa ein Wachthaus befunden hat, könnte
nur nach einer gründlichen Säuberung des Platzes von dem dichten Gestrüppe ermit-
telt werden. Schatzgräber sollen hier auf Eisengegenstände gestoßen sein.
Dem „Grad“ gegenüber ist auf dem rechten Bachufer einem ebenfalls steilen
Rücken der Hügel Calma aufgesetzt, den nach der Versicherung der Bauern auch
Mauerreste krönen. Aus Zeitmangel konnte ich die Angaben nicht prüfen. In
Radesine
war in einer Stützmauer der türkischen Straße der folgende Grabstein eingelassen, der
bei der Rekonstruktion der Straße (Jan 71-3) herausgenommen und später in das Landes-
museum überführt wurde.
Platte aus weichem weißen Kalkstein von 1 '445 m Höhe, 062 m Breite und 026 m
Stärke, die nach dem auf der Oberfläche herausgestemmten 5 cm langen, 4 cm breiten
und 3'5 cm tiefen Dübelloche, zu dem von rückwärts ein schräger Gußkanal führt, von
einem gesondert gearbeiteten Aufsatze bekrönt war. Die Rückseite und die Seiten-
flächen sind roh zugearbeitet. Die Vorderseite (vgl. Fig. 132) zerfällt in zwei Felder;
D(is ) M(anibus).
Aur(eliae) Ti[t ....
Bricussa e[t]
. . . . matr[i] inf(elicissimae)
def(unctae) [ a]n(norum ) LXXV.
Fig. 132. Grabstein aus Radesine.
das untere, von einem profilierten Rahmen umgeben, nimmt nur zum Teile die jetzt
sehr verwaschene und bestoßene Inschrift ein; unter der letzten Zeile ist noch eine
0 29 m hohe Fläche unbeschrieben geblieben; vielleicht sollte hier bei einem neuerlichen
Todesfall eine Nachschrift folgen. Das obere Feld ist rechtwinklig ausgetieft und ent-
hält in sehr flachem Relief die Brustbilder dreier Frauen, einer Matrone in der Mitte
und zweier Mädchen, in Vordersicht. Alle drei halten die Rechte nach abwärts; gleich
Patsch. Archäol.-epigr. Untersuchungen zur Geschichte der röm. Provinz Dalmatien. VI. 259
ist bei allen auch das Kleid: sie tragen die für unsere Landschaft charakteristische
Tunika (s. o. S. 240). Einen großen Unterschied zeigt dagegen der Kopfputz; wir haben
o. S. 240 auf Grund dieses Reliefs sowie des analogen Denkmals von Brcani (s. u. Fig. 135)
konstatieren können, daß Mädchen barhaupt gingen, verheiratete Frauen dagegen ein
Kopftuch trugen.
Von der Inschrift ist, was mir nach wiederholten Prüfungen sicher erschien, in
dem Bilde schwarz nachgezogen. Dazu gehört auch der Name Bricussa; bei der ersten
Veröffentlichung in diesen Mitteilungen IV, S. 271, Fig. 41 x) war er mir entgangen.
Unmittelbar westlich von der griechisch-orthodoxen Kirche in
CelebiCi dönji
ist ein großer Weidekomplex mit Mauerzügen durchsetzt und mit tumuliartigen Klaub-
steinhügeln * 2) bedeckt. Allenthalben herumliegende Dachziegelfragmente beweisen, daß
die zahlreichen Gebäudereste der römischen Zeit angehören. Aus dieser Ansiedlung
stammt auch der Grabstein, der laut der eingemeißelten Notiz seit 1860 über der Tür
der genannten Kirche eingemauert ist.3) Das Brustbild des Verstorbenen ist in ein
polychromes Porträt eines um die Kirchengemeinde verdienten Ortsinsassen umgewan-
delt worden und die lateinische Inschrift wurde durch eine serbische ersetzt. Früher
hatte der Stein ein noch größeres Ansehen gehabt, zu dem ihm folgender Vorfall ver-
half. Ein Mohammedaner hatte ihn bei der Fundierung seines Stalles benützt; da
brach unter dem Vieh eine Seuche aus. Schleunigst wurde die Platte auf ihren alten
Platz zurückgebracht, wo sie im Jahre 1843 der Franziskaner Martin Nedi6 senk-
recht aufgestellt sah und in dem Bilde den Erzmärtyrer Stephan erkannte.4)
Das Landesmuseum besitzt aus Celebici den Denar Babeion, Fannia 1.
In
Orahovica
erfuhr ich, daß auf zwei Stellen römische Ziegelbruchstücke gefunden werden:
1. in Slana voda an der Mündung des Ljuti potok in die Narenta beim Straßen-
kilometer 64-1, wo die Anschüttung „Gromila Bali6a“ römische Gebäudereste deckt,
die vom Volke für alte Einkehrhäuser (Hane) angesehen werden. Und
2. auf dem durch mittelalterliche Grabsteine markierten Felde des Matisa Tornic
beim Straßenkilometer 65. Beide Plätze liegen am Narentaufer.
In dem kurzen Tale des Bij elabaches, der oberhalb Konjica in die Narenta mün-
det, wurden sicher auf drei Stellen Reste römischer Niederlassungen konstatiert; auf
dem linken Ufer in
9 CIL. III 13862.
2) Vgl. Radimsky, Die prähistorischen Fundstätten S. 162.
3) Vgl. P. Bakula, Schematismus topographico-historicus custodiae provincialis et vicariatus apo-
stolici in Hercegovina 1867, S. 123: Celebici trium arcium rudera habet et novam Schismaticorum eccle-
siam, cuius supra maiorem portam est statua ex pulchro lapide sanctum indeterminatum repraesentans, qui
dum latino stylo exaratus esset, Schismatici alioquin imperiti inepto instrumento orientalem statuae for-
mam tribuendi praesumentes, ipsam haud parum deturparunt. Statua porro dicta tempore P. Michaelis
Koba^a in Dönji Celebici penes domum cuiusdam Hacim Arnautovic, Schismatici e terra eruta est, quam
ubi primum Kobaea suadente sacra veneratione coli coeperunt quoad animalium infirmitates ceu prodi-
giosam experti sunt, hodieque experiuntur. Dolendum tarnen ad pedes huius statuae latinas aliquas ex-
tantes litteras significatum non referre.
4) Arkiv za povjestnicu jugoslavensku 1857, S. 158.
17*
260
I. Archäologie und Geschichte.
Josanica,
wo Ziegelbruchstücke auf den Ackern des Stjepo Ljelo und des Mujo Prevljak vom
Pfluge herausgeworfen werden; auf der rechten Talseite:
1. In
Madeskovibi.
Hier sind die auf dem linken Ufer des dem Bjelaflüßchen zueilenden Madeskovibi-
baches (auch Kutibaches) gelegenen Felder des Nikola Kesic mit Mauern durchzogen
und mit zugearbeiteten Tuffstücken und Ziegelfragmenten förmlich übersäet. Es sollen
auch „Rohre“ zum Vorschein gekommen sein; vielleicht sind darunter Heizkacheln zu
verstehen.
2. In
Podvrabac,
wo sich dieselben Merkmale in kleinerem Umfange auf dem Grundstücke des Scepan
Alilovib wiederholen. Und möglicherweise
3. auf der
Gradiiia
zwischen Podvrabac und dem zu Madeskovibi gehörigen Gehöfte des Andro Ivesko-
vic-Bozic, die auf dem felsigen Ausläufer eines von dem Höhenzuge des Vrabac in
das Bijelatal vortretenden Rückens liegt und einen guten Teil der Gebirge des Bezirkes
Konjica überblicken läßt. Man sieht hier Reste einer in mehrere Teile zerfallenden,
aus Bruchstein und Tuff aufgeführten, sehr zerstörten Anlage. In dem Kalkmörtel
kommen Ziegelbrocken vor; doch ist dies kein sicheres Kriterium. Es wurde mir auch
erzählt, daß vor Jahren zwischen den Mauern Eisengeräte ausgegraben worden seien.1)
„Funde römischer Ziegel bei der Gendarmeriekaserne
Borke“
hatte schon Ballif, Römische Straßen in Bosnien und der Hercegovina I, S. 36 notiert;
zur genaueren Fixierung der Ortschaft sei bemerkt, daß die Ziegelfragmente besonders
zahlreich zwischen der Gendarmeriekaserne, dem Forsthause und dem mittelalterlichen
Friedhofe auf den Feldern der Meho Agib, Blagoje Zubac, Omer Skorupan, Ivan Sini-
kovib und Risto Kukib Vorkommen.
Bei dem auf dem rechten Narentaufer auf einer weiten Lehne gelegenen
Kasibi
sind auf der Lokalität „Kom“ Mauerreste sichtbar2) und sollen Münzen gefunden wer-
den. Ich habe den Ort nicht besucht.
*) Auf welche Reste sich der Bericht P. Bakulas a. a. O.: Fert traditio in Biela Caesarem Diocle-
tianura caulas animalium ferocium habuisse; interque multa ibidem aedificiorum extantia rudera, putant
incolae quaedam insigniora ecclesiam fuisse. Ex lapidibus sectis qui quondam in Biela aedificia consti-
tuebant, vulgo putant pontem constructum esse bezieht, konnte ich nicht in Erfahrung bringen. Vgl.
O. Blau, Reisen in Bosnien und der Hertzegowina S. 29 f.
2) Vgl. Bakula a. a. 0. S. 124.
Patsch. Archiiol.-epigr. Untersuchungen zur Geschichte der röm. Provinz Dalmatien. VI. 261
Aus Janjina
besitzt das Landesmuseum als Geschenk des gegenwärtigen Expositursleiters von Bjele-
mi6, Herrn J. Gr um den Sesterz von Maximinus I. Cohen1 94.
GlaTaticero.
Der Grabstein CIL. III 8489 = 12799 (vgl. Ballif a. a. 0. S. 63, Taf. X, Fig. 20):
D(is) M(anibus) s(acrum). Ael(ii) Pinnes et Temus parentes posuerunt filio pientis-
simo Pinnio, militi legionis secundes defuncto Bassianis annorum XXXII wurde in
Glavatiöevo über einem Grabe auf dem weithin sichtbaren Hügel Dernek, der jetzt
von der katholischen Kirche eingenommen wird, gefunden.
Unterhalb der Kirche liegt auf dem rechten Narentaufer bei der Zigeuneransied-
lung von Glavaticevo ein mittelalterlicher Friedhof, der unter dem Namen Crkvine be-
kannt ist. Daselbst ragen auch zwei antike Bauglieder, darunter eine profilierte Epistyl-
platte, aus der Erde hei’vor; auf Crkvine oder in der Nähe befand sich also ein besser
ausgeführter römischer Bau. — Außerdem besitzt das Landesmuseum aus Glavaticevo
die Bronzemünze Iulianus, Cohen1 73.
Bjelemid.
In dem Bache Luöki potok fand der frühere Lehrer von Bjelemic, Herr Marko
Hrgi6 den nachfolgenden Grabstein, dessen ursprünglicher Standort in der unmittel-
baren Nähe gewesen sein muß, da der Bach nur kurz und viel zu schwach ist, um
den schweren Block auch nur um wenden zu können. Auf dem linken Ufer dehnt sich
der große mittelalterliche Friedhof Grkovine aus und auf dem rechten Ufer fand Salko
Tabak auf dem unmittelbar anrainenden Felde Medje beim Ackern den Sestertius des
Antoninus Pius, Cohen1 702.
D(is) M(anibus).
P. Ael(io) Pro-
bo defun-
cto ann(orum)
IV
........ fi-
lio fjecit.
Fig. 133. Grabstein aus Bjelemic.
262
I. Archäologie und Geschichte.
Kalksteinblock, l-02 m hoch, 0-70m breit und 0 485 m stark, insbesondere an den
vorderen oberen Ecken und links unten am Inschriftfelde abgeschlagen und verwaschen.
Die beiden Seitenflächen zeigen im eingetieften Felde Attis mit gesenkter Fackel auf
einer Plinthe stehend. Die Rückseite ist rauh, die obere Fläche glatt zugerichtet. Das
Inschriftfeld umgibt ein einfacher Rahmen, dessen Außenleiste mit einem stilisierten
Blattornament geschmückt ist. Die Buchstaben sind (vgl. Fig. 133) recht roh. Die A
haben keinen Horizontalstrich; zu der Bildung des F in Zeile 3 vgl. o. S. 256. Die
Interpunktion fehlt.1)
Der Stein wurde auf unser Ersuchen vom früheren Expositursleiter, Herrn K. Ja-
ko vljevic in dem Amtsgebäude von Bjelemi6-Odzaci deponiert, da seine Überführung
nach Sarajevo infolge Mangels einer Straßenverbindung gegenwärtig unmöglich ist.
Außerdem besitzt das Landesmuseum aus
Bjelemic die Denare: Titus, Cohen1 47, Fau-
stina minor, Cohen 19, Septimius Severus, Co-
hen 142 und Geta, Cohen1 15, das P. B. Con-
stantinus I., Cohen 474 und die Ringfibel Fig. 134
aus Bronze von 3-3 cm lichtem Durchmesser.
Der kreisrunde, flache, 04 cm breite Bügel ist
auf der Vorderseite mit eingekerbten Strich-
reihen verziert und hat nach außen eine mit
Balken ausgestattete Fortsetzung behufs Durch-
führung des hier ebenfalls aus Bronze bestehen-
den Dornes.
Im Besitze des Gerichtssekretärs Herrn
V. Zikmund in D. Tuzla befinden sich eine Münze des Kaisers Gordianus III. und
die Drachme von Dyrrhacliium, Schlosser, Beschreibung der altgriechischen Münzen
I, S. 55, n. 197, die höchstwahrscheinlich aus Bjelemid stammen.
Beim Absuchen des Tales von Bjelemid wurden mir noch folgende zwei zwischen
Odzaci und dem oben erwähnten Grkovine-Friedhofe gelegene Lokalitäten gezeigt, denen
das Volk eine historische Bedeutung zuschreibt: der Hügel Gradic, wo übertag nichts er-
kennbar ist, und die mit mittelalterlichen Grabsteinen bedeckte Erhebung Crkvine, bei
der neun Quellen entspringen. Hier ragen Mauersteine aus dem Rasen hervor. In Jeze-
prasina, nördlich von Bjelemic, fand der gegenwärtige Expositursleiter von Bjelemic,
Herr Grum, auf dem Acker des D. Senkovid den Denar von Hadrian Cohen1 401.
Etwa 1‘5 km vor
Umoljani
wird eine unweit des Rakitnicabaches über einem mittelalterlichen Friedhofe auf einem
Rücken gelegene Stelle, auf der behauene Steine im Rasen sichtbar sind, als Crkvina
bezeichnet. Die Tradition, daß hier eine Kirche bestanden habe, muß recht alt sein,
da gegenwäi’tig in Umoljani nur Mohammedaner wohnen.
Über den Sommerhütten des Dorfes, auch Gornji Umoljani genannt, erhebt sich
ein kurzer, steiler, in der Mitte gesattelter Rücken, dessen dem Tale zugekehrter Teil
Gradina genannt wird. Seine Ost- und Südseite waren mit einem Erdwalle und die
von der Sattlung zugänglichere Westseite mit einem Erd walle und einer dahinter liegen-
den, jetzt zerstörten Trockenmauer befestigt. Die Nordseite stürzt senkrecht ab, bedurfte
) Vgl. jetzt auch CIL. III 1 46 1 7 2.
Patsch. Archäol.-epigr. Untersuchungen zur Geschichte der röm. Provinz Dalmatien. VI. 263
also keiner Sicherung. Auf der unebenen Kuppe der Gradina sind Reste einer Zisterne
erhalten. Die das Tal und seine Zugänge überwachende Befestigung dürfte vorrömi-
schen Ursprunges sein. Aus dieser Zeit besitzt das Landesmuseum die in Umoljani
gefundene Drachme von Apollonia Schlosser a. a. 0. S. 30, n. 51. *)
In
Dzepe
erfuhr ich, daß sich etwa 1 Stunde vom Dorfe entfernt eine Gradina mit Mauerresten
vorfindet; doch konnte ich sie nicht besuchen.
Auf dem rechten Ufer der Tresanica wurden westlich von
Han Yitek
(zwischen Podorosac und Brcani) beim Bahnbaue im Winter 1890/91 vier Meilensteine
zusammen gefunden; doch war ihr Fundort nicht ihr ursprünglicher Standplatz. Wo
sich dieser befand, konnte noch nicht ermittelt wer-
den.1 2) Drei der Säulen waren mit den Inschriften:
1. CIL. III 10164 (vgl. p. 2174): Divo Aug(usto).
2. CIL. III 10165 (vgl. p. 2174): Imp(eratori)
C. Iul(io) Maximino Pio Fel(ici) e[t] G. Iu[l(io)]
Vero Maximo nobilissim[o] Ccies(ari) Aug(ustis) und
versehen.
Nr. 1 bezieht sich auf Augustus, nach dessen
am 19. August 14 n. Chr. erfolgtem Tode der Stein
gesetzt wurde. Er ist das älteste epigraphische Denk-
mal unseres Bezirkes.
Brcani.
Unterhalb des Dorfes wurde beim Baue der
Bahnstrecke Konjica — Sarajevo im Jahre 1891 der
Grabstein Fig. 135 gefunden, der sich jetzt im Lan-
desmuseum befindet.
Platte aus weichem weißen Kalkstein von
l'745m Höhe, 0'78m Breite und 0-30m Stärke, mit
roher Rückseite und wenig besser bearbeiteten Sei-
tenflächen. Die letzteren haben in der Mitte je eine
kleine Einarbeitung, die zu einer seitlichen Befesti-
gung der Platte mittels Metallstäben gedient hat.
In der Oberfläche ist ein 8-5 cm langes, 6 cm breites
und 5 cm tiefes Loch mit Gußkanal ausgestemmt, in
dem eine Bekrönung verdübelt war. Über dem von
einem profilierten Rahmen umschlossenen, jetzt bei-
1) Vgl. diese Mitteilungen VI, 8. 214, n. 7.
2) Vgl. B al lif- P ats ch, Römische Straßen in Bosnien und der Hercegovina I, S. 33. 64 t.
3. CIL. III 10166 (vgl. p. 2174): Imp(eratori)
Caes(ari) M. Iulio Philipp o P(io) F(elici) Aug(usto)
264
I. Archäologie und Geschichte.
nahe ganz verwaschenen und korrodierten Inschriftfelde sind zwei rechtwinklige, von
Halbsäulen flankierte Nischen über einander ausgetieft, die von je zwei Brustbildern in
Vordersicht eingenommen werden. Oben sind die Gatten abgebildet, links abermals
die Frau, die in der rechten Hand einen rundlichen Gegenstand vor der Brust hält
und mit der Linken den Nacken ihres Eheherrn umfasst, der ebenfalls die Rechte mit
gespreizten Fingern auf die Brust gelegt hat. Ob er etwas gehalten, ist nicht erkenn-
bar. Unter der Mutter hat die Tochter ihren Platz erhalten; das gewellte Haar und
das Kleid unterscheidet sie von ihrem rechts von ihr porträtierten Bruder. In der
Plaltung des rechten Armes dürften sie die Eltern nachgeahmt haben; konstatieren
läßt sich dies nur bei dem Mädchen.
Die Tracht ist die gewöhnliche (vgl. o. S. 240); den Gürtel der Frauen dürfte
der rechte Arm verdecken. Das Mädchen scheint jedoch noch ein schalartiges Tuch
über die linke Schulter gelegt zu haben und es mit der Rechten zu halten. J)
Von der allem Anscheine nach längeren Inschrift sind nur dürftige Reste er-
halten. Zeile 1: D(is ) M(anibus). Zeile 2: Aur(eliae) V. . . . Zeile 3: [ c]oniu[gi . . . .
Aus
Bradina
erwarb das Museum das Mittelerz Cohen1 30 des Constantius Gallus.
IX. Der römische Vorort des Bijelo polje bei Mostar.
Der Bestand einer noch am Ende des 4. Jahrhunderts n. Chr. blühenden römischen
Ortschaft bei Potoci im Bijelo polje, nordöstlich von Mostar, war bis jetzt nur aus zwei
dort in den Jahren 1882 und 1890 aufgedeckten, mit reichen Beigaben ausgestatteten
Sarkophagen2) zu erschließen. Ihre genaue Lage lernten wir erst 1902 infolge der
Wachsamkeit des Gendarmeriebezirkswachtmeisters Herrn A. Dietrich kennen, nach-
dem schon 1894 Herr Forstverwalter C. Kralowetz das Vorkommen von Mauerzügen
und Ziegelfragmenten unweit des nach Ruiste führenden Weges gemeldet hatte.
Seit Frühjahr 1902 wurde für das Landhaus des seitdem verstorbenen griechisch-
orthodoxen Metropoliten von Mostar, Herrn S. Perovib auf der auf dem rechten
Ufer des Baches Potoci links von dem nach Ruiste führenden Wege gelegenen Hut-
weide Greine aus alten Substruktionen Baumaterial gewonnen. Dabei ist wohl nicht
gerade altertumsfreundlich verfahren worden, doch hatte die Abteufung das Gute, daß
solide in Kalkmörtel gelegte Mauerzüge und eine Anzahl von Monumenten zutage
traten, welche die Aufmerksamkeit des Herrn Dietrich und durch ihn die des Landes-
museums auf die Fundstelle lenkten. Am 21. September 1902 wurden sie allerdings
nur übertag untersucht.
Die ganze mit Gestrüpp bewachsene Parzelle ist mit Gebäuderesten durchsetzt,
war also einst von einer ausgedehnten Siedelung eingenommen. Außer öffentlichen
Bauten, die durch die unten abgebildeten Monumente bezeugt werden, befanden sich
hier, wie die sehr zahlreich zum Vorschein kommenden Bruchstücke von Falz- und
Hohlziegeln, Heizkacheln und runden Hypokausispfeilerplatten beweisen, zahlreiche
Wohngebäude. Vier von den aufgelesenen Falzziegelfragmenten trugen die nachfolgenden
*) Der Stein ist jetzt auch kurz notiert CIL. III 146175.
2) Vgl. Raclimsky, diese Mitteilungen I, S. 303 ff.
Patsch. Archäol.-epigr. Untersuchungen zur Geschichte der röm. Provinz Dalmatien. VI.
265
jetzt im Landesmuseum befindlichen Stempel Fig. 136 — 138. Sie sind sämtlich sonst
nirgends bezeugt; man wird demzufolge annehmen können, daß das Deckmaterial und
umsomehr dann auch die anderen Backsteinsorten, da sie schwerer waren, ihr Trans-
port also kostspieliger war und für sie auch Lehm von minderer Qualität genügte,
einheimischer Provenienz sind, daß demnach im Laufe der römischen Verwaltung im
Lande Fabriken entstanden sind,1) welche den italienischen Import einschränkten, wie
dies seit der Okkupation jetzt wieder der Fall ist. Die Ziegel sind durchgehends sehr
gut durchgearbeitet und gebrannt.
1. Fig. 136, vom oberen oder unteren Rande eines Falzziegels, gelb; Höhe des
Schildes 21 cm, seine Breite 5’4 cm; Größe der eingetieften Buchstaben 06 cm. Der
Stempel ist nach zweimaligem Ansätze rechts kräftiger eingedrückt. In der ersten Zeile
ist Iuni sicher, dann folgt wohl B, worauf A wieder zweifellos ist. Zu Beginn der
zweiten Zeile sind wahrscheinlich zwei Buchstaben nicht ausgeprägt; hierauf ist enae
deutlich. Nach dem auch unten unter n. 6 für Potoci bezeugten Gentilicium stand also
ein Männername auf — a. Rechts nimmt die Höhe beider Zeilen ein Beizeichen ein:
eine blattförmig verbreiterte Vertikalhasta, die auf einem kürzeren Horizontalbalken auf-
sitzt.2)
136. 137. 138.
Fig. 136 — 138. Ziegelstempel aus Potoci.
2. Fig. 137, rings abgeschlagen, hellrot; Höhe des links und rechts beschädigten
Schildes 2-9 cm; Größe der erhabenen Buchstaben l-9 cm. Wohl CAD LQ, doch sind
wegen starker Abwetzung nur die beiden ersten Buchstaben sicher.
3. Allseits abgebrochen, hellrot; Höhe des rechts abgeschlagenen Schildes 2-35 cm;
Größe des allein erhaltenen erhabenen C L7 cm. Es dürfte hier auch wegen des
gleichartigen Lehmes nur ein anderer Stempel der unter n. 2 angeführten Ziegelei vor-
liegen.
4. Fig. 138. Bruchstück von der linken unteren Ecke eines Falzziegels, dunkelrot.
Die 4-l cm hohe, nicht umrahmte Ligatur RE ist vertieft eingedrückt.
Es haben also zum mindesten drei Ziegeleien ihre Erzeugnisse in Potoci abgesetzt.
Auch dies spricht für eine größere Bedeutung des Ortes.
Von den oben erwähnten, jetzt ebenfalls dem Landesmuseum gehörigen Stein-
monumenten, die sämtlich in ganz kleinem Umkreise erschürft worden sind, ist trotz
seiner Roheit das wichtigste
5. eine Kalksteinplatte (Fig. 139) von 078 m Höhe, 0325 m Breite und 0163 m
Stärke. Sie ruhte nach Ausweis eines zylindrischen, 3'5 cm tiefen Metalldübelloches in
der Mitte der Unterseite und nach den glatt bearbeiteten Seitenflächen frei, also nicht
9 Vgl. o. S. 209.
2) Analoge Zeichen finden sich außer auf Pansianaziegeln auch bei den Marken CIL. III 3214, 19
(vgl. p. 2328 17s). 10183, 3; V 8110, 34. 96: IX 6078, 84. 89. 116. 157. 169. 212 usw.
266
I. Archäologie und Geschichte.
vermauert, auf einem steinernen Lager auf. Ihre jetzt etwas verschliffene Vorderseite
ist durch Rillen, deren sukzessive Einarbeitung erkennbar ist, in drei rechteckige Felder
geteilt. Das größte nimmt die Mitte ein und ist oberhalb der Unterkante durch zwei
parallele Linien abgegrenzt. Oben ziert es eine bauchige Vase mit scharf abgesetztem
Fuße und breit ausladendem Rande. Aus der Mündung steigt ein Rillenbündel empor, aus
dem sich seitwärts je eine Rinne loslöst, die, gewellt auf die Seitenfelder geführt, hier
symmetrisch herabsinkt. Nach dieser Ausschmückung ist die Platte ebenso unbeholfen
beschrieben worden. Oben läuft über alle drei Felder die Widmung DEOS O LI
INVICTO I METRI; darunter stehen im Mittelfelde trotz der Größe der zur Verfügung
stehenden Fläche unsymmetrisch und ohne Beachtung des Gefäßes die Namen dreier
Dedikanten ohne jedwede Weihformel: Aur(elius) Maximinus , | Flavi(us) Marcellinus, \
Flavi(us) Marcellus. Einer von ihnen dürfte das Anathem ohne Beihilfe eines Stein-
metzen auch hergestellt haben.
Metri steht für Mithrae. *) Der Zufall hat uns also abermals ein Monument des
iranischen Gottes beschert. Wir sind ihm hierfür zu umso größerem Danke verpflichtet,
als die Gabe mehr ist als ein bloßer statistischer Beitrag zur Kenntnis der Verbreitung
der Mystengemeinden in unserer Provinz, wie ihn die gewöhnlichen Mithrasdenkmale
zu liefern pflegen.
Zuvörderst bestätigt unser Fund — um das mehr Lokale vorwegzunehmen — die
bereits in diesen Mitteilungen VI, S. 209 geäußerte Vermutung über den einen Weg,
den der fremde Kult in das Binnenland Dalmatiens genommen hat. Potoci liegt ebenso
an der Narenta wie die beiden von uns weiter flußaufwärts in Vratnica bei Lisici6i* 2)
und in Konjica3) konstatierten Mithriastengemeinden und stellt so deren Verbindung mit
Narona her, wo bis jetzt zwar kein sicheres Mithrasdenkmal zum Vorschein gekommen ist,4)
*) Ähnliche Namensverdrehungen finden sich auch sonst häufig, vgl. Cumont, Textes et mo-
numents figures relatifs aux mysteres de Mithra II, Index S. 532 und unten S. 267.
2) Ygl. o. S. 250.
8) Vgl. diese Mitteilungen VI, S. 186 ff.; Cumont a. a. 0. I, S. 175, Fig. 10. Vgl. o. S. 243.
4) Vgl. CIL III 1788 (vgl. p. 1029). 8432 = Cumont a. a. O. II, S. 140, n. 317, S. 476, n. 574a. Zum
Kulte des Sol in Narona vgl. CIL. III 1783, diese Mitteilungen VI, S. 209, Anm. 4; A. v. Domaszeivskii
Die Religion des römischen Heeres S. 38.
Patsch. Archiiol.-epigr. Untersuchungen zur Geschichte der röm. Provinz Dalmatien. VI. 267
wo aber die starke, aus sehr gemeinnützig gesinnten Kaufleuten libertinen Standes,1)
aus Sklaven in kaiserlichen Diensten2) und Veteranen3) bestehende orientalische Kolonie4)
die Verehrung des Gottes zweifellos macht. Die Narentalinie bildet so eine Parallele
zu der Maros-, Etsch- und Rhoneroute, längs welcher Flüsse sich der Geheimkult in
Dazien, Oberitalien-Rätien und in Gallien verbreitet hat.5)
Zweitens zeigt unsere Platte, daß die importierte Religion bei uns an den Handels-
straßen auch unter den Nichtorientalen, und zwar in den niederen Schichten derselben
festen Fuß gefaßt hat: keiner der Dedikanten weist ein Kognomen auf, das auf seine
morgenländische Herkunft schließen ließe; und daß Maximinus, Marcellinus und Mar-
cellus nicht zu den Vornehmen von Potoci gehörten, erweisen ihr armseliges Anathem
und die Form des Namens, in der sie ihren Gott kannten. Bemerkenswert ist, daß
Mithras auch auf dem Kultbilde von Konjica nicht seinen korrekten Namen führt; hier
lautet wieder die Widmung: Deo Soli inv[ict]o Meterfae oder Meter [i. 6 ) Wer den neuen
Glauben in die Herzegowina gebracht hat, lehrt der Stifter des Kultbildes in dem
zwischen Konjica und Potoci gelegenen Mithräum von Vratnica-Lisicici: L. Antonius
Menander Aphrodisieus. 7) Er stammte wohl aus Aphrodisias, einer Küstenstadt
Ciliciens,8) also jenes Landes, das den Römern die Kenntnis der persischen Mysterien
zuerst vermittelt hat.9) Die Missionäre waren also hier wie anderwärts orientalische
Freigelassene, die sich wohl als Kaufleute an kommerziell günstig gelegenen Punkten
im Binnenlande niederließen.10)
Weiters bekunden die Gentilicia der Mithriasten von Potoci, daß der Kult des
Antagonisten des Christentums auch in dieser Gemeinde noch im 4. Jahrhundert voll-
kräftig ausgeübt wurde, denn die beiden Flavier werden nach der zweiten flavischen
Kaiserfamilie benannt worden sein.11) Ebensolche Beobachtungen konnten wir auch
in den genauer untersuchten Mithräen, und zwar sowohl an der Küste wie im Binnen-
lande machen. In der bereits wiederholt erwähnten Krypta von Konjica reichen die
Münzen bis Arkadius;12) in dem Heiligtume bei S. Giorgio nächst Ragusa vecchia-Epi-
daurum wurden Bronzen Aurelians, Constantius Chlorus’ und Constantius’ II. gefunden13)
und in dem ersten Mithräum von Prozor-Arupium schließt die sicherlich unvollständig
gerettete Münzreihe ebenfalls in dieser Zeit ab, denn das letzte Geldstück ist entweder
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1) Fast alle öffentlichen Bauten, Widmungen und Volksbelustigungen sind in Narona auf Kosten
der Freigelassenen, die hier schon in der republikanischen Zeit (CIL. III 1784. 1820 [vgl. 8423]) eine
einflußreiche Stellung einnahmen, erfolgt: CIL. III 1768 — 1770. 1775. 1786. 1792. 1793. 1798. 1799 (vgl.
8420). 1800. 1806 (vgl. 8422). 8430. 14223 K 14624 1 usw.
2) CIL. ni 1792. 1839 (vgl. p. 1494).
3) CIL. III 1818: L. Riccius L. f. Vel. Pessinunte .... vet. Pessinus ist die Heimat der Mater magna,
deren Kult mit dem des Mithras eng verbunden war, vgl. Cumont a. a. O. I, S. 280. 333 f.
4) Vgl. auch den Thiasus iuventutis in CIL. III 1828 (vgl. p. 1494).
B) Cumont a. a. O. I, S. 251. 267. 269.
6) Diese Mitteilungen VI, S. 192; CIL. III 14617.
7) Oben S. 250, Fig. 125 = CIL. III 13859 = Cumont a. a. O. II, S. 470, n. 311b.
8) A. Wilhelm, Pauly-Wissowa s. v. Aphrodisias, n. 1.
9) Cumont a. a. O. I, S. 240. 244.
10) Vgl. Cumont, z. B. Die Mysterien des Mithra. Ein Beitrag zur Religionsgeschichte der
römischen Kaiserzeit S. 45. Dieses Buch sei wegen der trefflichen Übersetzung von G. Gehr ich allen
empfohlen, die das Hauptwerk nicht besitzen können.
n) Vgl. Mommsen, Ostgothische Studien. Neues Archiv XIV, S. 536.
12) Diese Mitteilungen VI, S. 208. Vgl. auch o. S. 243.
13) A. ,7. Evans, Antiquarian researches in Illlyricum. Parts I and II, S. 20; Cumont, Textes et
monuments II, S. 334 f., n. 233.
268
I. Archäologie und Geschichte.
eine Roma- oder Konstantinopolismünze, *) die während der gemeinsamen Regierung
Constantius’ II. und des Constans geprägt wurde.* 2)
Das oben erwähnte höhere Interesse verleiht der Platte die figürliche Einzeichnung.
Die Vase ist nach den Ermittlungen Cumonts3) auf einem mithrischen Denkmale voll-
kommen verständlich: sie ist das Symbol des Wassers, das als eines der vier Elemente
in den Glaubensvorstellungen der Mysten, ferner in den Mithraslegenden und im
mithrischen Ritual eine große Bedeutung gehabt hat. Und wir finden derlei Gefäße
sowohl als Beiwerk auf Kultbildern dargestellt wie als eigene Exvotos in den Speläen.
Für das erstere bietet — wir können dabei innerhalb unserer Provinz bleiben — das
Heiligtum von Konjica4) ein Beispiel; das letztere läßt sich aus einer erhaltenen Basis
für den Tempel von Golubib bei Bihac erschließen.5) Um hingegen zu bestimmen, was
mit den aus der Vase auf- und seitwärts strebenden Rillen gemeint ist, müssen wir außer
Landes gehen, denn daß hier nicht Ranken dargestellt sind wie etwa auf zahlreichen
Grabdenkmälern, zeigt das Fehlen von Blättern und Verästelungen. Da bietet sich nun
Fig. 140. Graffito auf Fig. 139.
eine aufklärende Parallele in dem von Cumont a. a. 0. II, S. 262, Fig. 100 veröffent-
lichten und I, S. 101 erläuterten Relief aus Bologna dar: aus einem Krater strömt ein
Wasserschwall hervor. Dank der größeren Geschicklichkeit des Steinmetzen ist das
italienische Bild völlig klar: das Wasser ist naturalistischer gehalten und das Gefäß
ist mit der Mündung nach abwärts gekehrt. Bei uns sprudelt das Wasser spring-
brunnenartig empor und fließt seitlich ab. Beidemale ist also eine Verdeutlichung des
Symbols angestrebt worden. Der Fund von Potoci erhebt sich aber über das Bologneser
Stück und bildet so gegenwärtig ein änofc, Xsyöjj.svov insoferne, als hier das Gefäß nur
ein Beibild eines inhaltsreicheren Reliefs ist, bei uns dagegen das alleinige Sujet bildet.
Diese Eigentümlichkeit erklärt sich wahrscheinlich aus dem Standorte des Monuments.
Über diesen gibt am sichersten das Graffito Aufschluß, das sich unter der Vase sowie
im linken Seitenfelde befindet und bis jetzt nicht erwähnt wurde, weil es unzweifelhaft
ein späterer Zusatz ist. Es sind, wie auch Fig. 140 erkennen läßt, zwei Hände zu unter-
scheiden. Von der einen rührt links der ängstlicher eingekratzte Name Rumanus
0 Vgl. meine Lika in römischer Zeit, Sp. 84; J. Brunsmid, Yjesnik hrvatsk. arheolosk. drustva
1901, S. 112.
2) J. W. Kubitschek, Rundschau über ein Quinquennium der antiken Numismatik S. 96.
3) A. a. O. I, S. 101.
4) Diese Mitteilungen VI, S. 198, Fig. 25.
B) Ebenda S. 210 f.
im m ■>mnmfr^rrmJmnMymmmrr,Tmn,f,, mm itTTTTTTTTTTTTT/
Patsch. Archäol.-epigr. Untersuchungen zur Geschichte der röm. Provinz Dalmatien. VI. 269
(= Romanus, vgl. z. B. Muntana in CIL. III 2624) her; von der zweiten stammen die
mit einem noch spitzigeren Instrumente im Mittelfelde flüchtig, aber geübt eingeritzten
zwei Zeilen. Hier ist zu Beginn der ersten Zeile Marcianus völlig einwandfrei. Das
folgende hat durch Abschleifung und Bestoßung der schon ursprünglich korrodierten
Fläche stärker gelitten, doch dürfte am Schlüsse der zweiten Zeile ficus mit der nach-
stehenden Zahl X ebenfalls keinem Zweifel begegnen. Am Ende der zweiten Zeile
scheint gleichfalls eine Zahl, IV, zu stehen. Sonst wage ich nur noch in der Mitte der
zweiten Zeile P]IN[VS]II zu vermuten. Im ganzen ist also folgendes mehr oder weni-
ger gesichert: Marcianus .... IV . . . [p]in[us] 11 , ficus X.
Von den angeführten Bäumen ist die Pinus1)
nach den von Cumont a. a. 0. 1, S. 194 f. zusammen-
gestellten und erörterten Nachrichten ein auf Mithras-
monumenten wiederholt vorkommender Baum. Der
Feigenbaum ist bis jetzt in dieser Denkmälerklasse
nicht nachweisbar, doch spielt er in der Mithras-
legende eine Rolle. Er stand am Ufer des Flusses, an
dessen Ufer der Gott aus einem Felsen geboren ward,
in ihm verbarg sich der nackte Knabe vor dem
kühl wehenden Winde, aß von seinen Früchten und
hüllte sich in ein Gewand aus seinen Blättern.2) Dar-
nach kann der Zusatz des Marcianus ebenfalls auf
Mithras bezogen und dahin gedeutet werden, daß der
Mithriast auf dem Standorte der Platte einen heiligen
Hain gepflanzt hat. Der Hain und die Vase lassen
diesen Standort erkennen: es war die Quelle, die sich,
wo es nur irgend anging, in der Nähe der Speläen
befand und die der Verehrung der Gläubigen teilhaft
war.3) So legte kürzlich L. Jacobi auch bei dem
Mithräum der Saalburg eine Quelle frei.4) Bei uns
fehlt jetzt das fließende Wasser in der Nachbarschaft
der Mithrastempel, weil sich die hydrographischen
Verhältnisse unserer Länder infolge der Entwaldung
seit dem Altertume wesentlich anders gestaltet
haben;5) nur in Nefertara rauscht noch der Wald-
bach an der Kultstätte vorbei.6)
Über einer nun versiegten Quelle von Potoci
wird unsere Platte entweder auf natürlichem Felsen
oder auf einer künstlichen Fassung aufgesetzt gewe-
sen sein. Auf dieses Lager dürfte das Rillenornament der Platte, da es eine Fortsetzung
zu heischen scheint, herabgegriffen haben. Quelle und Hain waren wohl das Eigentum
uer dortigen Gemeinde, da sie als ein Kollegium das Eigentumsrecht besaß.7)
b Von den jetzt bei Mostar stockenden Pinusarten kann nur die P. nigra in Betracht kommen;
die P. leucodermis gedeiht erst in Höhenlagen von über 1000 m.
2) Cumont a. a. O. I, S. 304.
3) Cumont a. a. O. I, S. 106. 297.
4) Korrespondenzblatt der Westdeutschen Zeitschrift 1903, Sp. 41.
8) Festschrift zu O. Hirschfelds 60. Geburtstage S. 201.
6) Vgl. diese Mitteilungen IV, S. 292.
’) Vgl. Cumont a. a. O. I, S. 326.
270
I. Archäologie und Geschichte.
Schließlich ist diese doppelte Widmung sowie der Name im linken Seitenfelde ein
schätzenswertes Zeugnis für die Verbreitung der Schrift in den niederen Klassen des
Narentatales noch in später Zeit.
Nachdem Mithras seine Anhänger auch in Potoci verloren hatte, wurde die Platte,
hochkantig gestellt, einem anderen Zwecke dienlich gemacht oder sollte gemacht werden.
Ihre Rückseite (vgl. Fig. 141) ist nämlich später in eine 0-088 m vorladende Halbsäule mit
anschließendem 0-125 m breitem und 0 08 m starkem Plattenstücke umgewandelt worden,
war also wohl als ein Teil einer Balustrade gedacht. Ob diese Absicht ausgeführt
wurde, ist nicht sicher, da die Säule im Gegensätze zu der sorgfältig gearbeiteten
flachen Partie roh angelegt ist und Kapitäl und Basis, beide gleich hoch (0T9 m) und
breit (0'20 m), keine Gliederung aufweisen. Doch ist es möglich, daß hier mit Stuck
nachgeholfen wurde.
Deae Iuno-
ni sanctae
aram posu-
it Iunia
Varena.
Fig. 142. Basis aus Potoci.
Eine zweimalige Verwendung mußte sich auch gefallen lassen die
6) Basis Fig. 142, aus weißem Sandstein, 0-465 m hoch, 0'22 m breit und 023 m
stark, mit grob gerauhter Oberfläche, um der Plinthe eines Votivgegenstandes sicheren
Halt zu gewähren. Die Rückseite ist sorgfältig zugerichtet, das Anathem war also
von allen Seiten sichtbar und stand wohl, da der Stein keine Einwirkungen der Atmo-
sphärilien zeigt, ursprünglich in einem gedeckten Raume. Später wurde die Basis als
Mauerstein verwendet, weil offenbar zu diesem Zwecke die vorladenden Teile des Deck
und Fußgesimses vorne und auf den beiden Schmalseiten abgeschlagen wurden. Did
Patsch. Archäol.-epigr. Untersuchungen zur Geschichte der röm. Provinz Dalmatien. VI. 271
durchgehends 3 cm hohen Buchstaben standen zwischen vorgerissenen, jetzt etwas ver-
schlitfenen Linien und sind mit geringer Sorgfalt gearbeitet. Die A haben nur in der
dritten Zeile den Horizontalstrich. In derselben Zeile fehlt wiederum die Interpunktion.
In welchem Gebäude das Iuno- und das Mithrasdenkmal wieder verwendet wurden,
lehren die nachfolgenden Bruchstücke, die auf derselben Fundstelle erschürft wurden.
Fig. 143 und 144. Bruchstücke einer Füllungsplatte aus Potoci.
7. Ztvei nicht aneinanderschließende Bruchstücke (Fig. 143 und 144) einer rückwärts
glatten, am Rande 0'13 m, in der Mitte 009 m starken Platte aus weichem weißen Kalk-
stein mit sehr sorgfältig gearbeitetem Flächenmuster in Flachrelief auf der Vorderseite.
Ein breiter, aus einer Rankenbordüre und einer profilierten Inneneinfassung bestehender
Rahmen umschließen ein Feld, das stilisierte Weinranken dicht überwuchern, auf denen
unzweifelhaft zu der Familie der Drosseln ( Turdi ) gehörige Vögel teils Beeren ab-
zupfend, teils in Ruhe sitzen. Da bei allen ein Halsring angedeutet ist, so können sie
nach 0. Reiser als Ringamseln gedeutet werden, die in den Gebirgen der Herzegowina
einheimisch sind. Das aus gegenständigen Rosetten bestehende Seitengeranke1) wuchs
in den Ecken aus einer geriefelten henkellosen Vase symmetrisch hervor.
Die beiden Bruchstücke — Fig. 143 ist 0’71 m hoch und 0-375m breit, bei Fig. 144
betragen die Maße 0635 m, beziehungsweise 0-27 m — haben einst eine Füllungsplatte
gebildet. Darauf führt außer Analogien besonders die aiif- dem Bruchstücke Fig. 143
seitlich erhaltene, 3 cm breite Feder, die in eine Nut eingelassen war. Eine solche Ein-
arbeitung weisen auf der rechten Seite
J) Dasselbe Motiv variiert oben S. 228, Fig. 103.
272
I. Archäologie und Geschichte.
8. clie beiden Bruchstücke von Säulenpostamenten Fig. 145 und 146 auf; doch
zeigen außer den allgemeinen Dimensionen die kleineren Maße der Nuten — bei Fig. 145 •
7 cm breit und 2 cm tief, bei Fig. 146 6'5 cm breit und 25 cm tief — , daß die vier Bruch-
stücke nicht zusammengehört haben. Dagegen bildeten die Fig. 145 und 146 trotz der
Verschiedenheit des Ornamentes in dem
schmalen, von profiliertem Rahmen um-
gebenen Felde der Vorderseite — dort
Weinranke, hier mit biegsamen, oben ein-
gerollten Stengeln umflochtene Rosetten
— gleichivertige Teile desselben archi-
tektonischen Ganzen. Sie haben den glei-
chen quadratischen Querschnitt von 0T5 m
Seitenlange, ihre linke Seitenfläche und
Rückseite sind gleichmäßig glatt zugerich-
tet und die Reste der Basis der angear-
beiteten Säule haben das nämliche Profil.
Beide Stücke, jetzt nur mehr 0 36 m, be-
ziehungsweise 0’41 m hoch, waren, wie
auch das Ornament andeutet, einst viel
höher. Analoge Architekturstücke haben
Fig. 145 und 146. Bruchstücke von Säulenpostamenten beieits oben S. 22b, big. 10-> und 104
aus Potoci. verzeichnet; ob die beiden Bruchstücke
von Potoci ebenfalls in einer Balustrade
Verwendung fanden, ist fraglich, eher kann man dies von den größeren Fragmenten
Fig. 143 und 144 annehmen. Unzweideutig erweisen aber Fig. 143 — 146 den Bestand
einer bedeutenderen frühmittelalterlichen Kirche in Potoci und damit die kontinuier-
liche Besiedlung des Ortes. Die dem Bruchstücke Fig. 144 anhaftenden Mörtelreste
und seine quaderartige Zurichtung — die linke untere Ecke ist erst von den Findern
abgebrochen worden — bekunden, daß die Stätte auch noch nach dem Verfalle des
Gotteshauses bewohnt wurde.1) Es wird also, wie allein dieses Beispiel lehrt, ratsam
sein, sich in Hinkunft so allgemein gehaltener Urteile zu enthalten wie : „Die von ihren
(römischen) Bewohnern verlassenen Stätten blieben für ewige Zeiten verödet.“2)
Die lange Dauer und die wiederholte Blüte der alten Ortschaft von Potoci lassen
auf eine wirtschaftlich günstige Lage schließen. Und in der Tat hat man schon früher
auf Grund der Terrainkonfiguration erkannt, daß Potoci ein Bivium, ein Gabelungspunkt
der von Narona Narenta aufwärts führenden Straßen gewesen ist.3) Der über die Porim
planina und über Borke nach Konjica, dem Wiedervereinigungspunkte beider Routen,
führende Zweig wurde auch im Mittelalter stark frequentiert,4) und daß damals auch
der Narentaweg nicht in Vergessenheit geriet, bezeugt der große Schatzfund von byzan-
tinischen Goldmünzen in DreZnica.5)
. .11
J) Nach P. Bakula bei M. Hoernes, Altertümer der Hercegovina S. 513 sollen dalmatinisclnl
Schatzgräber in Potoci vor der Okkupation einen Inschriftstein mit der Jahreszahl 1480 gefunden um
verschleppt haben.
2) Trulielka in dem Werke „Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild“. BosnieJ
und Herzegowina S. 170.
3) Vgl. Ballif-Patscli, Römische Straßen in Bosnien und der Hercegovina I, S. 32 ff. und di
dazugehörige Karte.
4) S. o. S. 238.
5) Vgl. Glasnik 1900, S. 571 f.
Patscli. Archäol.-epigr. Untersuchungen zur Geschichte der röm. Provinz Dalmatien. VI. 273
Die mittelalterlichen Fundstücke von Potoci erhärten im Vereine mit den bereits
oben unter ziupanjac1) und Suica2) abgebildeten Denkmalen die von Radimsky3) aus-
gesprochene Meinung, daß unsere Länder im Mittelalter nicht jedes Strebens nach ge-
fälligerer Ausstattung ihrer Bauten bar waren. Infolge weiterer glücklicher Zufälle können
wir allein aus dem Zachulmierlande,4) dem Potoci angehörte, noch zwei Belege hier-
für hier anschließen. Der eine stammt von der Hauptburg des Gebietes, Bona oder
Blagaj, später Stjepangrad,5) südöstlich von Mostar.
Fig. 147 und 148. Kämpferstück • von Stjepangrad.
Im Jahre 1901 fand Herr Wacht-
meister Dietrich, dessen wir schon oben
lobend gedachten, oberhalb Stjepangrad,
etwa 1000 m östlich von der Burg, inmitten
alter Mauerreste das jetzt im Landes-
museum befindliche, an den Ecken und
Kanten bestoßene Kämpferstück aus wei-
chem weißen Kalkstein Fig. 147 und 148.
Die Stirnseiten zeigen in flachem Relief
sauber ausgeführt ein gefälliges, aus vege-
tabilischen Motiven komponiertes Orna-
ment, und zwar das einemal Akanthus
und Voluten, das anderemal eine Rosette
mit wechselnden Blättchen in einem Rhom-
bus und Zweige in den Zwickeln. In die
beiden Langseiten ist je eine vertikale
Nut von 7 cm Breite und 5'6 cm Tiefe, be-
ziehungsweise von 6'7 cm Breite und 5'5 cm
Tiefe eingeschnitten zur Aufnahme der
versteifenden Holzschließen. Die anderen
Maße sind in dem Erläuterungsversuche
Fig. 149 eingetragen. Ein entsprechendes
0 S. 207 f. 2) S. 228. 3) Diese Mitteilungen II, S. 74.
4) Vgl. Jirecek, Die Handelsstraßen und Bergwerke von Serbien und Bosnien während des Mit-
telalters S. 25 ff.
5) Jirecek a. a. O.; Radimsky, diese Mitteilungen II, S. 28. Vgl. die schönen Aufnahmen bei
[Truhelka in der Zeitschrift „Nada“ 1903, S. 120 ff.
Band IX.
Fig. 149. Rekonstruktionsversuch
von Fig. 147 und 148. (Architekt J. v. Vancas.)
I
18
274
I. Archäologie und Geschichte.
Architekturstück besitzt bereits unser Lapidarium aus der Kirchenruine von Sipraga
(Bezirk Kotor Varos), x) doch ist hier die eine Seite mit dem Kreuze geschmückt.
Die zweite Fundstelle mittelalterlicher Denkmale liegt nordwestlich von Mostar im
Dorfe Cim auf dem jetzt verkarsteten Bergvorsprunge Zdinja, von dem man einen
schönen Weitblick auf die grüne Umgebung von Mostar und auf die Stadt selbst genießt.
Am 23. September 1900 fand ich hier, von Herrn V. Hawelka in Mostar aufmerksam
gemacht, ausgedehnte Mauerreste, die der Bauer Pero Lasta zwecks Materialgewinnung
bloßgelegt hatte. Die Mauern bestehen aus Bruchstein in Kalkmörtel; in den oberen
Partien des Aufgehenden muß nach den herumliegenden Stücken Tuff zu reichlicher
Verwendung gekommen sein. Dazwischen lagen Fragmente von Türschwellen, Tür-
gewänden, Fensterstöcken und glatten Säulen sowie sieben ornamentierte Stücke, die
nach Sarajevo überführt wurden. Von diesen sind zwei von relativ größerem Interesse.
Fig. 150, ein oblonger, roh zugerichteter Block aus weißem Kalkstein, rechts ab-
geschlagen, 0’205 m hoch, 0'43 m breit und 0 222 m stark. Die Vorderseite zeigt in einem
vertieften, glatt umrahmten Rechtecke einen nach rechts stehenden Pfau.
Fig’. 150 und 151. Architekturstücke aus Cim.
Fig. 151 ist ein 0-25 m hohes und 0'205 m breites Bruchstück von der rechten Seite
einer 0 08 m starken Platte aus gelblichweißem Kalkstein. Erhalten sind bloß die aus
einem Flechtbande bestehende Umrahmung des die Vorderseite einnehmenden Feldes
und von dem Ornamente des letzteren eine Weintraube. Es liegt hier wohl ein Rest
einer Füllungsplatte wie oben S. 271, Fig. 143 und 144 vor.
Ob die naheliegende Vermutung, daß auf dem überschauenden Platze eine Kirche
bestanden habe, richtig ist, wird eine gelegentliche Grabung zu ermitteln haben; dabei
wird auch zu entscheiden sein, ob die von mir in wenigen Bruchstücken übertag auf-
gelesenen Ziegel von der Abdeckung derselben herrühren, oder ob sie den Bestand
eines früheren römischen Gebäudes auf dem hübschen Punkte erschließen lassen.
X. Urnenfunde.
Im Gemüsegarten des k. u. k. Offizierspostens in
TrnoYO,
Bezirk Sarajevo, wurde am 8. Februar 1901 etwa 0'25 m untertag die Steinurne Fig. 152
zufällig zutage gefördert. Das Stationskommando überließ den Fund geschenkweise
J) Vgl. Raclimsky, diese Mitteilungen II, S. 47, Fig. 2 und 3.
Patsch. Archäol.-epigr. Untersuchungen zur Geschichte der röm. Provinz Dalmatien. VI. 275
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dem Landesmuseum. Das Ossuarum besteht aus einem glatten, 0-28 m hohen zylindri-
schen Behälter von 0 321 m Durchmesser und einem 0185 m hohen halbkugelförmigen,
innen der Außenform entsprechend 0’07 m tief ausgehöhlten
Deckel aus Kalkstein. Der letztere greift nicht über und wurde
nur durch seine Schwere in seiner Lage erhalten. Der Hohl-
raum des Behälters hat eine Tiefe von 0T83m und einen Durch-
messer von 0 235 m; die Wandstärke beträgt 0'043 m. Die Stein-
metzarbeit ist roh, mit dem Zahnhammer ausgeführt.
Auf dem Boden des Gefäßes lagen Brandreste mit kalzinier-
ten Knochenpartikeln, die von Herrn Regimentsarzt Dr. Pusa
in Trnove als von einem Kinde herrührend erkannt wurden,
und höchstwahrscheinlich — mit völliger Bestimmtheit ließ es
sich trotz eingehender Untersuchung nicht feststellen — Glas-
splitter, vier Eisennägel mit rundem, stark ausladendem Kopfe
und zwei vom Feuer sehr stark angegriffene Bronzemünzen,
von denen die eine der Dupondius Marcaurels, Cohen1 574
(vgl. VII, S. 165) aus dem Jahre 165 n. Chr., die andere ein
Sesterz der jüngeren Faustina oder der Lucilla ist.
Unter der Urne lagen Scherben von etwa zehn Gefäßen;
von welcher Form letztere waren, ließ sich den eingesandten
Bruchstücken nicht entnehmen. Die Leiche war wahrschein-
lich auf der Beisetzungsstelle verbrannt worden.
In der unmittelbaren Nähe der Fundstelle der Urne
ist man schon im Jahre 1883 beim Baue des den Offi-
ziersposten bildenden Gebäudekomplexes auf Bruch-
stücke römischer Tongefäße und auf zahlreiche Gegen-
Fig. 152. Steinurne aus
Trnovo.
stände aus Bronze und Eisen gestoßen.
Die das lange
schmale Tal von Trnovo beherrschende Terrasse des
Offizierspostens war also eine römische Nekropole.
Von den älteren Funden ist das meiste ver-
schleppt worden; in das Landesmuseum gelangten bloß
fünf eiserne Lanzenspitzen. Nur zwei stehen einander
in Größe, Form und Arbeit (vgl. Fig. 153) nahe. Sie
sind bei einer Blattbreite von 4T cm, beziehungsweise
4-5 cm 44, beziehungsweise 47 cm lang. Die dritte
(Fig. 154) ist schlanker, bei einer Länge von 49 cm
3 6 cm breit und durch eine kräftigere Mittelrippe ver-
stärkt. Die vierte (Fig. 155) ist bedeutend kleiner,
32 cm lang und 3‘8 cm breit und hat eine scharfe Rippe
sowie eine abgekantetere Tülle als die vorangeführten.
Die fünfte (Fig. 156), nur 20 cm lang und 3T cm breit,
sondert sich auch durch die Form von den anderen ab.
Erwähnen möchte ich, daß sich westlich von
Trnovo, zwischen diesem Orte und Milje, auf dem in
der Spezialkarte mit der Kote 959 markierten Rücken
„Crkvine“ hohe, mit starken Bäumen bestandene Reste
eines Rundbaues von 16 Schritten Durchmesser erheben.
153.
154.
155.
156.
Fig. 153 — 156. Eiserne Lanzenspitzen
aus Trnovo (V4).
Der Eingang liegt im Nord-
westen; von ihm stammt die jetzt etwas abseits geschaffte starke Kalksteinplatte. Die
276
I. Archäologie uucl Geschichte.
Mauern bestehen aus Bruchstein und Tuff. Ziegelfragmente vermochte ich bei der am
4. März 1903 allerdings nur übertag ausgeführten Untersuchung des Gebäudes nicht
zu finden. Es war wohl, wie auch das Volk annimmt, eine Kirche.
Mostar.
Im Stadtviertel Zahumlje, Ried Vukodol, wurde im Hofe des Ivan Zelenika im
Jahre 1899 die Aschenurne Fig. 157 zufällig zutage gefördert; ihr folgte im März 1901
in geringer Distanz eine zweite, Fig. 158.
Von Herrn V. Hawelka in Kenntnis
gesetzt, ließ das Landesmuseum da-
selbst am 20. April 1901 eine Grabung
vornehmen. Das Resultat war wider
Erwarten ein sehr geringes. Es konnte
bloß konstatiert werden, daß die zweite
Urne inmitten der Grube, in welcher
der Leichnam verbrannt worden war,
0-2 m unter dem heutigen Niveau de-
poniert wurde. Andere Funde zeigten
sich in der Umgebung nicht; nur ein
Bruchstück eines Falzziegels ließ ver-
muten, daß sich ein Gebäude in der
Nähe befunden hat.
Fig. 157 und 158. Steinurnen aus Mostar. Die beiden Urnen, aus Sandstein,
entsprechen im allgemeinen der Form
nach dem analogen, oben S. 275, Fig. 152 abgebildeten Gefäße aus Trnovo; nur sind
sie kleiner (Gesamthöhe: 0 30, beziehungsweise 0345 m, äußerer Durchmesser 0'28,
beziehungsweise 0-295 cm), die Behälter dünnwandiger (3'5, respektive 3 cm) und die
Deckel flacher (7‘5, respektive 10’2 cm hoch). Der Hauptunterschied besteht darin,
daß die Mostraer Exemplare einen besseren Ver-
schluß haben, indem hier beidemale ein Falz aus-
gearbeitet ist, und zwar das einemal am Deckel
(Fig. 157), das anderemal am Behälter (Fig. 158).
Sie differieren unter einander auch darin, daß
bei Fig. 158 die Aushöhlung des Behälters zylin-
drisch (Durchmesser 0'235 m) und tiefer (0178 m),
Fig. 159 und 160. Bronzener Fingerring die des Deckels ganz flach (0‘7 cm), bei Fig. 157
und Glasbecher aus der Urne Fig. 158. dagegen erstere konisch (Durchmesser 021 m)
und seichter (0T35 m), letztere viel tiefer (8‘5cm)
ist. Die Arbeit ist bei Fig. 158 viel sorgfältiger als bei Fig. 157. Letztere war zwei
Jahre ohne Schutz, ist also stark beschädigt. Beide befinden sich jetzt im Landes-
museum.
Was den Inhalt der Urnen anbelangt, so konnte bei Fig. 157 nur mehr in Er-
fahrung gebracht werden, daß sie außer Asche und Knochenstückchen ein kleines Ton-
gefäß barg, das zerschlagen wurde. Aus Fig. 158 kam dagegen der ganze Inhalt ins
Museum. Auf dem Leichenbrande lagen
1. ein Fingerring, bloß aus einem Bronzereifen von l-7 cm lichtem Durchmesser
bestehend (Fig. 159);
Patsch. Archäol.-epigr. Untersuchungen zur Geschichte der röm. Provinz Dalmatien. VI.
2. ein 57 cm langer, sehr dünner unverzierter Schreibgriffel aus Bronze;
3. ein 7-l cm hoher Becher von 7-6 cm Mündungsweite aus wasserhellem, 1mm
starkem Glase (Fig. 160) mit verdicktem, als Fuß hervortretendem Boden und ge-
schweifter, mit vertikalen, ungleich großen, flachen Eindrücken belebter Wandung.
4. Der in Viminacium geprägte Dupondius des Kaisers Gordianus III., B. Pick,
Die antiken Münzen von Dacien und Mösien I, S. 32 ff., n. 72 oder 77 oder 80 (CO | L
mit verschliffener Jahreszahl). Die Urnen von Mostar sind demnach jünger als die von
Trnovo (vgl. o. S. 275).
Das Auftreten der obermösischen Münze in Mostar hat nichts Auffallendes auf sich.
Schon früher waren folgende Sesterzen bosnischer und herzegowinischer Provenienz
bekannt gewesen:
1. Gordianus III., Pick 76. Bosnien.
2 und 3. Gordianus III., Pick 81. Klobuk bei Ljubuski und Umgebung von
Travnik.
4. Philippus I. Gesehen in der Münzsammlung des Klosters Tolisa (bei B. Samac
an der Save).
5. Decius, Pick 128. Stolac.
6. Etruscilla, Pick 137. Stolac.
7. Etruscus, Pick 142. Klobuk bei Ljubuski.
8. Hostilianus, Typus abgewetzt, Pick 148 ff. Bezirk Fojnica.
9. Ganz vernutzt, dem Jahre XII angehörig. Celebic bei Livno.
10. Aemilianus, Pick 179. Mostarer Bahnstrecke.
11 und 12. Ein nicht bestimmbares Stück wurde in Domavia gefunden1) und ein
ebensolches Stück wird im Kloster Fojnica aufbewahrt. 2)
Dazu kommt noch der große, einer genaueren Veröffentlichung harrende Fund von
Sikiric an der Drina, vgl. diese Mitteilungen I, S. 310 f.
Schon aus diesen mehr zufälligen Notierungen sieht man, daß das obermösische
Geld auch in Dalmatien zirkulierte.3)
Unterhalb unserer Fund- und Grabungsstelle kommen in den Böschungen der
Kavasbasina ulica beim Hause Nr. 10 Dachziegelfragmente und Scherben von Frei-
handgefäßen vor.
Außerdem ist in Mostar nur noch die Auffindung von fünf Flachgräbern in der
ebenfalls auf dem linken Narentaufer gelegenen, an die vorgenannte Straße anstoßenden
Zahumska ulica zu verzeichnen. Beim Ausheben der Fundamente für den Neubau des
Mulaga Bubic wurden hier im März 1900 in einer Tiefe von 2-50 — 2‘80 m drei mit
Steinplatten ausgekleidete und abgedeckte Gräber von quadratischem Querschnitte ganz
und zwei zum Teile bloßgelegt. Sie enthielten nur nach Osten orientierte Skelette in
Rückenlage. Ein Schädel kam durch Vermittlung des Herrn Hawelka in die anthro-
pologische Sammlung unseres Museums. Die chronologische Bestimmung des Fundes
ist bei dem Fehlen von Beigaben nicht möglich.
Im allgemeinen wird man annehmen dürfen, daß die römische Ortschaft von
Mostar kleiner war als die von Potoci (vgl. o. S. 264 ff.), daß sie dieser attribuiert war.
Bekanntlich bildete auch die Hauptstadt von Bosnien, Sarajevo, in antiker Zeit keine
Diese Mitteilungen I, S. 251.
2) Ebenda V, S. 174.
3) Auch in Kroatien-Slavonien werden Münzen von Viminacium recht häufig gefunden, vgl.
■I. Brunsmid, Wiener numismatische Zeitschrift XXXV, S. 205.
278
I. Archäologie und Geschichte.
selbständige Gemeinde, sondern war der im Sarajevsko polje bei Ilidze sich aus-
dehnenden, noch namenlosen Kolonie1) unterstellt.
XI. Eine römische Villa in Dretelj.
Die Auffindung einer Tonlampe mit der Darstellung eines Fisches2) in Dretelj (an
der Narenta, oberhalb Capljina) veranlaßte mich, am 19. April 1901 das Dorf nach der
römischen Hinterlassenschaft abzusuchen. Dabei ging mir der alte Ortsinsasse Ivan
Glavinid, der den Altertümern mehr als mancher unserer Lehrer zugetan ist, in der
Aufzeigung der verschiedenartigen Funde wacker an die Hand.
Die bei Bodenmeliorationen angetroffenen Gebäudereste bilden einen geschlossenen
Komplex; sie liegen sämtlich vor dem Hause des Stojan Brajkovic, in dessen Garten
sowie in den anrainenden Gärten des Mato Brajkovic und des Stojan Bozid und in
dem Hofraume des Nikola Jovanovic. Sonst wurde in Dretelj nur noch im Hofe des
Mato Bozid vor Jahren ein Ziegelgrab aufgeschlossen.3) Die verhältnismäßig geringe
Ausdehnung der Ruinenstätte führte auf den Gedanken, daß hier nicht eine Ortschaft,
sondern nur eine aus zusammengehörigen Bauten bestehende Anlage, eine Villa (im
römischen Sinne) vorhanden war. Die schöne, sonnige, gesunde Lage des Ortes und
die Fruchtbarkeit seiner Talweitung mit üppiger mediterraner Flora prädestinierten
Dretelj für einen behaglichen Wohnsitz. Damals hat auch noch die jetzt verkarsteten
Höhen der Umgebung ein Waldkranz geschmückt,4) da bei Dretelj Hirschstangen auf-
gelesen wurden.5)
Auch die noch möglichen Beobachtungen über die bauliche Ausstattung der An-
lage sprechen für die Annahme. Die Mauern — an der Grenze der Besitzungen des ;■
Stojan Brajkovid und Mato Pasin noch übertag sichtbar — waren solid aus Hakelsteinen
aufgeführt und die Wände einzelner Räume waren mit blaugrauen Marmorplatten ver-
kleidet oder bemalt. Glavinid sah noch größere zusammenhängende Stücke der Inkru-
station an frisch bloßgelegten Mauerstümpfen; gemeinsam fanden wir nur noch Platten-
stückchen sowie Brocken grüner Malerei im Garten des Stojan Brajkovid. Auf aus-
giebige Verwendung von Fußbodenmosaik lassen die herumliegenden Stifte und die
Mitteilung des Mato Brajkovid schließen, er habe in großen Mengen Steinchen in
drei Farben ausgehoben. Heizkacheln treten in Bruchstücken zahlreich auf; mehr als
100 runde Hypokausispfeilerziegel sind von den Grundeigentümern beseitigt worden.
Wahrscheinlich besaß die Villa auch ein Bad. Unter den vielen Dachziegelfragmenten
glückte es, im Garten des Stojan Brajkovid ein Bruchstück aufzuklauben, das, mit der
nachstehend besprochenen Marke versehen, umso wichtiger ist, als es die Datierung des
Baues gestattet. Außerdem trafen wir überall Splitter von Amphoren und Glasgefäßen
sowie Gußestrichstücke an und zogen aus einer Trockenmauer ein Bruchstück von
dem Läufer einer Handmühle und den unter Fig. 161 abgebildeten Ziegelstempel hervor.
Schließlich wurde unter dem Eingänge in den wiederholt erwähnten Garten des Stojan
Brajkovid ein Schwellenfragmeut konstatiert.
0 Vgl. diese Mitteilungen IV, S. 249.
2) Vgl. F. Fiala, diese Mitteilungen V, S. 167, Fig. 7.
3) Unterhalb Dretelj werden Ziegelfunde bei dem Friedhofe PaMnovo groblje gemacht.
4) Bei dem gegenüberliegenden Pocitelj bestanden noch am Ende des 14. Jahrhunderts Werften]
Vgl. Jirecek, Die Handelsstraßen und Bergwerke von Serbien und Bosnien während des Mittelalters S. 79
B) Sie sind leider „durch einen Beamten“ verschleppt worden.
Patscli. Archäol.-epigr. Untersuchungen zur Geschichte der röm. Provinz Dalmatien. "VT. 279
Eine Grabung würde in Dretelj leider schwerlich lohnen, da die Überreste durch
Rodungen für den hier mit großem Erfolge betriebenen Tabakbau zum größten Teile
vernichtet zu sein scheinen.
1. Bruchstück eines Falzziegels, allseits gebrochen, hellrot; Höhe des rechts ab-
geschlagenen rechteckigen Schildes 3 cm- Größe der erhabenen Buchstaben 2 5 cm.
PANSIANX Dretelj erweist sich durch diesen Stempel als der bis jetzt bekannte
äußerste Punkt, bis zu dem im Narentatale die Ziegel der bekanntlich nach Dalmatien
ungemein stark exportierenden Fabrik1) gelangt sind; doch haben sicherlich auch noch
oberhalb Dretelj gelegene Narentaorte zu ihrer Kundschaft gehört, da auch in dem
weniger leicht erreichbaren Cerin im Brotnjo, 2) südwestlich von Mostar, ein Ziegel mit
der Signatur PANSIANA aufgetaucht ist.3)
Das ursprünglich einem Vibius Pansa gehörige Etablissement kam spätestens unter
Tiberius in kaiserlichen Besitz und zeichnete seitdem bis zu seiner Auflösung unter
Vespasian4) die Fabrikate mit dem Namen des jeweiligen Herrschers. Da nun sowohl
auf dem Ziegel von Dretelj wie auf jenem von Cerin der Fabriksname allein erscheint,
sind die respektiven Anlagen, hier ein Grab, dort die Villa in der ersten Zeit des Prin-
zipats aufgeführt worden. Es ist dies ein neuer Beweis,5 6) wie bald und wie intensiv
die römische Kultur von Narona aus in das Binnenland vordrang.0) Ihr Vorrücken
wird die bereits unter Augustus in Angriff genommene Straße mächtig gefördert haben,
die von der Hafenstadt Narenta aufwärts führte und der wir in ihren oberen Strecken
bereits oben7) begegnet sind. In Verbindung mit dem oben S. 191 Ermittelten und den
unten S. 289 verzeichneten Funden können wir darnach feststellen, daß das Hinterland
des gegenwäi’tigen Dalmatiens in einer breiten, von Zupanjac bis gegen Mostar rei-
chenden Zone schon bis zu Beginn der Kaiserzeit dem Küstengebiete kulturell
gleichstand.
2. Bruchstück von der Seite eines blaßroten, oben diagonal geriefelten Platten-
ziegels aus gut durchgearbeitetem, mit Quarzsand versetztem Lehm von mehr als 5 cm
Stärke. Die Maße lassen sich wegen der weitgehenden Beschädigung
nicht genau feststellen. Die 15 cm hohen Buchstaben (vgl. Fig. 161)
sind ohne Umrahmung vertieft eingedrückt. Das S war, wie noch im
Bruche zu erkennen ist, mit I ligiert. Damit ist genügender Anhalt zur
Identifizierung des Fragmentes mit CIL. V 8110, 57: M-C*CR.ESM =
M(arci) C . . . . Chrejsimi gegeben.
Auch dieser Stempel ist von Interesse, da er eine neue, in die
Herzegowina exportierende italienische Fabrik kennen lehrt und erweist,
daß — was bis jetzt nicht feststand8) — nicht bloß Dachziegel, sondern
auch andere Ziegelsorten bei uns eingeführt wurden. Daß Chresimus mit Dalmatien
überhaupt in Geschäftsverbindung stand, hätte man aus CIL. III 14025: M-C-CRE|
sehen können, zumal da F. Bulic, Bull. Dalm. 1895, S. 38, n. 478 „CHR in nesso“
Fig. 161.
Ziegelstempel
aus Dretelj.
9 Vgl. jetzt E. Bormann, CIL. XI p. 102G mul O. Hirsclifeld, Beiträge zur alten Geschichte II,
S. 286.
2) Vgl. u. S. 280.
3) M. Hoernes, Archäologisch-epigraphische Mitteilungen IV, S. 34 f.
4) Vgl. o. S. 190.
5) Auf die Inschrift CIL. III 14625 aus Tasovcic wird in einem anderen Zusammenhänge ein-
zugehen sein.
6) Vgl. u. S. 284 ff.
7) S. 237 und 272.
8) Vgl. diese Mitteilungen VI, S. 236.
280
I. Archäologie und Geschichte.
beifügt. Wann diese Fabrik bestanden bat, ist unbekannt. Sie ebenfalls in die erste
Kaiserzeit zu verweisen, geht deswegen vorläufig nicht an, weil ihre Ziegel auch noch
später zu Reparaturen und Umbauten nach Dretelj gekommen sein können. Daß Dretelj
lange bewohnt wurde, zeigt die im Garten Budzak des Ivan Glavinic aufgelesene Münze
von Konstantinus II. Cohen1 107.
XII. Die Kultur des Brotnjo.
Oben S. 279 ist für die zwischen Mostar und Ljubuski gelegene Landschaft
Brotnjo die wichtige Tatsache ermittelt worden, daß auch sie schon in der allerersten
Kaiserzeit in den römischen Kulturkreis einbezogen war. Sie war hierzu schon durch
vorrömischen Handelsverkehr vorbereitet. Funde von Drachmen von Apollonia und
Dyrrhachium in Medjugorje, Citluk, Krehin gradac und Slijepcidi zeigen, daß das Ge-
biet eine alte Handelsroute gegen Mostar durchquerte.1) Gesegnete Fluren und eine
dichte Bevölkerung, die sich bis in die Bronzezeit zurückverfolgen läßt,2) zogen den
fremden Kaufmann an. Heute noch steht der Wein von Brotnjo in gutem Rufe; die
Bevölkerung besteht, dank der Ergiebigkeit des Bodens, zum guten Teile aus Frei-
bauern und der devastierte Wald geht jetzt wieder in den Einhegungen in die Höhe.
Die enchorischen Götter Diana und Silvan hatten in Cerin eine Kultstätte.3) Eine ebenda
gefundene Ölpresse4) bezeugt alten Olivenbau. An fließendem Wasser besaß jedoch
das Brotnjo schon im Altertum nicht genug, denn in den römischen Ortschaften von
Citluk und Krehin gradac sind Zisternen konstatiert worden. 5) Die starke Besiedlung
des Landstriches in vorrömischer Zeit erweisen die zahlreichen großen Turnuli in Cerin,
Gornja und Donja Blatnica, Sluzanj, Citluk, Krehin gradac, Blizanci, Tepci6i und Sli-
jepüiöi sowie die Wallburgen von Cerin, Sluzanj, Blizanci („Gradina Casak“) und Sli-
jepci6i. 6) Auf Wohlhabenheit läßt auch der Fund von schönen, zum Teile reich ver-
zierten Bronzeschmucksachen in einer Höhle von Krehin gradac 7) schließen.
In der römischen Epoche, für die schon oben einige Daten gewonnen worden sind,
gedieh Brotnjo kräftig. Wir kennen hier, ohne daß gegraben worden wäre, außer
kleineren Siedlungen in Grljevibi bei Hamzici,8) in Blatnica donja, 9) Dobroselo 10) und
Blizanci11) drei große Ortschaften in geringer Distanz von einander: Cerin, Citluk und
Krehin gradac, die sämtlich auf vorgeschichtlicher Grundlage ein fast munizipales Leben
4) Vgl. Glasnik 1902, S. 400 und 1904, S. 239 ff.
2) Vgl. u. Anm. 7. ^
3) CIL. III 8483.
4) Hoernes, Archäologisch-epigraphische Mitteilungen IV, S. 36.
5) Radimsky, diese Mitteilungen II, S. 58. 60.
6) Einen Teil von ihnen notierte Radimsky, Die prähistorischen Fundstätten S. 163, über den
Wallbau von Sluzanj handelte er insbesondere diese Mitteilungen V, S. 272 f.
7) M. Much, Mitteilungen der Zentralkommission 1888, S. 7 ff.; Radimsky a. a. O. S. 21ff. und
diese Mitteilungen I, S. 344 f. ; Hoernes, ebenda, S. 343; P. Kaer, Glasnik 1897, S. 257; Fiala, diese
Mitteilungen Y, S. 141.
8) Hier fand im Jahre 1866 der Bauer Joso Kordic zwei Urnen; die eine von ihnen war aus
Stein und enthielt ein Glasgefäß. Den Fund erwarb der damalige französische Konsul in Sarajevo Mo-
reau. Vgl. A. Zubac, Vjestnik 1883, S. 20; Hoernes, Archäologisch-epigraphische Mitteilungen IV, S. 37.
9) Bei dem dortigen mittelalterlichen Friedhofe Bakri kommen auf den Feldern Ziegelfragmente vor.
10) Beim Dorfe liegen auf den Feldern Ziegelfragmente herum.
u) Von hier besitzt das Landesmuseum die Bronzen: Galba Cohen1 148, Diocletianus Cohen 180
und Licinius I. Cohen 114.
Patsch. Archäol.-epigr. Untersuchungen zur Geschichte der röm. Provinz Dalmatien. V-I. 281
ahnen lassen; wahrscheinlich war eine von ihnen städtisch organisiert. Quadern, Säulen-
fragmente, Gesimsstilcke und Marmor Splitter bezeugen in allen drei Orten1) den hohen
Stand der Architektur; in Krekin gradac sind Reste eines Monumentalbaues wahr-
nehmbar. 2) Ebenda erhob sich auf einem Hügel der Lokalität Sajmiste nach den
dort noch befindlichen, reich profilierten Baugliedern und
dem nach Sarajevo überführten Epistylblocke CIL. III
6367 = 8498 3) ein mächtiger Grabbau. Diese Anlage
sowie ebenda gefundene Bruchstücke einer mit lesbischem
Ivyma geschmückten Platte4) und ein Reliefblock in
Cerin5) zeigen die sorgsame Fürsorge für den Grabkult.
Die auf dem letztgenannten Monumente dargestellten
Szenen (darunter die gefesselte Andromeda), ferner eben-
falls in Cerin aufgefundene bacchische Motive6) und der
Juppiteraltar von Krehin gradac CIL. III 12798 (vgl.
p. 2258) verraten, daß auch dieser griechisch-römische
Ideenkreis unserer Landschaft nicht fremd war. Für
seine Einbürgerung sorgten nach den für Binnendalmatien
ungewöhnlichen Gentilicia Livius (Krehin gradac: CIL.
III 6367 = 8498; und Safinius7) (Citluk: CIL. III 12798a,
vgl. p. 2258) Eingewanderte. Der letztgenannte Gentil-
name deutet auf eine Verbindung mit Narona, wo er zwei-
mal, einmal schon in der republikanischen Zeit auftritt. 8)
Livii kommen hinwieder in Salona 9) und nördlich der
Landeshauptstadt vor.10) Verfehlt wäre der Schluß aus
den älischen Nomina in CIL. III 6367 = 8498 und 12798a
(vgl. p. 2258), daß das 2. Jahrhundert n. Chr. allein für
Brotnjo eine Blüteperiode gewesen sei; sehr zahlreich
auftauchende Münzen, unter denen sich gerade am Aus-
gange der antiken Zeit goldene bemerkbar machen,11)
und ein schöner Sarkophag12) bekunden die Fortdauer
des glücklichen Zustandes bis in die christliche und byzantinische Zeit. Durch
die Verschiebungen infolge der Slaveneinwanderung hat er wohl eine Unterbrechung
erfahren; im späteren Mittelalter war aber Brotnjo, wie die großen Nekropolen in Cerin,
Ogragjenik mali und veliki, Blatnica, Sluzanj, Krehin gradac, Gradnici, Dobroselo, Sli-
jepöi6i usw. augenfällig machen, wieder dicht bewohnt. Diesen Schlüssen aus altem
9 Hoernes a. a. O. S. 35; Radimsky, diese Mitteilungen II, S. 58 ff.
2) Radimsky a. a. O. S. 60 f.
3) Vgl. Hoernes a. a. 0. S. 34.
4) CIL. III 14226, vgl. p. 2328 m. Diese Mitteilungen V, S. 237, Pig. 118.
6) CIL. HI 8503; Hoernes a. a. O. S. 35 f.
e) Hoernes a. a. O.
7) So sicher auf dem Steine, nicht Sa[b]inius, wie CIL. HI, Index p. 2367 vermutet wird.
8) CIL. III 1801 (vgl. 8421). 1820 (vgl. 8423). Außerdem begegnet eine Safinia Procne in Iader:
CIL. IH 2935.
9) CIL. IH 2418. 8985. 9201. 14719.
10) CIL. III 3027 (vgl. p. 2328114): Tarsatisa; 3012: Arupium; 3183b: Incertae.
11) Belegstücke besitzt hierfür außer unserem Museum die hübsche Münzsammlung des Herrn Kreis-
vorstehers Dr. Karl Baron Pitner in Mostar.
12) Hoernes a. a. O. S. 36.
282
I. Archäologie und Geschichte.
Material seien nun noch einige neue Funde und Notizen angegliedert, von denen die
Bronzestatuette Fig. 162 größere Beachtung verdient, da sie auch den Import von
Gegenständen des Kunstgewerbes ins Brotnjo erweist.1) Sie wurde 1893 von einem
Bauer bei der Quelle Sutivan 2) in
Blatnica dönja
(vgl. o. S. 280) gefunden und stellt, jetzt dem Landesmuseum gehörig, einen Cornicen
dar. 3) Ein Knabe mit in die Stirne gestrichenem Haar bläst, das rechte Bein, im Knie
gebogen, leicht vorsetzend, ein Horn, indem er den Kopf durch die Windung, die ihm
auf dem Nacken aufliegt, hindurchgesteckt hat und die Röhre mit beiden Händen hält.
Er ist barhaupt und nur mit einer kurzärmeligen, bis zu den Knien reichenden Tu-
nika bekleidet, die, unter dem Gürtel emporgezogen, in einem kleinen Bausche herab-
fällt. Auf ihr bemerkt man zwei gleichartige schmale, ganz seicht eingetiefte Streifen,
die von der rechten und linken Schulter bis zum unteren Saume parallel herablaufen;
sie waren mit einem anderen Metall, wohl Silber, eingelegt. Die Tunika war also mit
zwei Einsätzen (clavi) verziert.4)
Das 10‘5 cm hohe Figürchen ist in einem Stücke gegossen; nur der abgebrochene
und jetzt fehlende Schalltrichter war samt dem anschließenden Teile der Röhre geson-
dert gearbeitet und ist im Nacken angelöthet worden. Sonst tadellos erhalten und hübsch
graugrün patiniert, war der Cornicen, da die Rückseite an den Rändern flach und in
der Mitte hohl ist, einem anderen Metallgegenstande appliziert und bildete einen Teil
einer größeren in Hochrelief ausgeführten Komposition. Hinsichtlich der Arbeit steht
er stark unter dem in diesen Mitteilungen VI, S. 218 ff., Taf. XIII abgebildeten, präch-
tig modellierten Apollo von Vrsani (Bezirk Prnjavor).
Von den neuen Funden in
Kreliin gradac,
die wir Herrn A. Dietrich verdanken, seien hier nachstehende
notiert:
1. Bruchstück eines vorzüglich gebrannten, durchschnitt-
lich 3 cm starken, roten Falzziegels aus gut durchgearbeitetem,
mit Quarzsand versetztem Lehm mit der Signatur Fig. 163
. . Die ungleich (l-4 — L9 cm) hohen, eingetieften Buchstaben
umgibt kein Rahmen. Über dem Stempel ist etwa in der Mitte des Ziegels eine aus
drei konzentrischen Ellipsen bestehende „Handmarke“ mit den Fingerspitzen ein-
Fig. 163. Ziegelstempel
aus Krehin gradac.
= M(arci) Vib(i) C .
*) Nach einer Mitteilung des Herrn k. u. k. Militärzahlmeisters Johann Kriz in Sarajevo wurde in
(Jitluk noch eine schön patinierte Bronzestatuette gefunden, die im Jahre 1880 in Mostar an einen durch-
reisenden Engländer um 50 fl. verkauft wurde. Sie soll einen Läufer dargestellt haben.
2) Zu diesem interessanten, augenscheinlich alten Namen mit der Anfangssilbe Sut — vgl. Jire-
cek, Das christliche Element in der topographischen Nomenklatur der Balkanländer S. 21 ff. und Die
Romanen in den Städten Dalmatiens während des Mittelalters I, S. 57 f. Er wird mit dem 130G erwähnten
Sanctus Georgius de Brochina (= Brotnjo, Jirecek, Das christliche Element S. 34) in eine Reihe zu
stellen sein.
3) Sie wurde ungenügend abgebildet in „Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und
Bild“, Bosnien und Hereego vina S. 178.
4) Über solchen Gewandschmuck auf Bronzen vgl. Heuzey, Daremberg-Saglio Dietionn. I, 1246;
E. Hula, Pauly-Wissowa s. v. elavus, Sp. 5.
Patsch. Archäol.-epigr. Untersuchungen zur Geschichte der röm. Provinz Dalmatien. VI. 283
Fig. 165. Scharnierfibel
aus Krehin gradac.
gezeichnet.1) Ob der Ziegel importiert ist wie jener der Pansiana in Cerin (vgl. o.
S. 279), läßt sich nicht sagen, da der Stempel sonst nicht belegbar ist.
2. Schiebeschlüssel aus Bronze (Fig. 164), 6‘5cm
lang, mit dreiteiligem, am Griffe rechtwinklig sitzen-
dem, 1‘9 cm breitem Barte und einem Ohr, um einem
Schlüsselbunde o. dgl. angehängt werden zu können.
Der Griff ist auf der oberen Seite durch parallele
und sich kreuzende Einkerbungen verziert.
3. Zierliche frührömische Scharnierfibel aus
Bronze, von 37 cm Länge und 2 cm Höhe. Der Abstand des Bügels
von der Nadel beträgt U7 cm. Die Details zeigt Fig. 165.
Einer Korrektur bedarf die ebenfalls aus Krehin gradac stam-
mende, nach der Lesung von Ho er ne s, Archäologisch- epigraphische
Mitteilungen IV, S. 34 im CIL. IH unter n. 8500 veröffentlichte In-
schrift. Ihre Kollationierung war leicht durchführbar, da sie sich seit
März 1903 im Klostermuseum zu Humac befindet. Sie steht auf einer
035 m hohen, 0-71 m breiten und 0T5 m starken Kalksteinplatte, deren
rechte untere Ecke jetzt abgeschlagen ist. Die Ausstattung des Denkmals (Fig. 166)
ist die denkbar primitivste: es fehlt jegliche Umrahmung, die Buchstaben sind roh
und ungleich hoch und die Interpunktion ist ganz vermieden worden, denn der Punkt
in der ersten Zeile nach dem ersten Buchstaben ist eine Verletzung des Steines. Nur
die Ascia teilt unten die Inschrift. Es sind eben, wie auch aus dem Texte hervorgeht,
Fig. 164. Schiebe-
schlüssel aus
Krehin gradac.
Leute niederster Stellung, die unter dem Steine ruhten. Erst ist die dreißigjährige
Victorina auf dem Boden des Herrn, dem auch ihre Eltern als Sklaven gehörten, be-
stattet worden; später wurde, wie aus dem nachträglichen Zusatze über der ursprüng-
lich ersten Zeile hervorgeht, auch ihr Vater Surus unter demselben Steine beigesetzt.
Zu anna vgl. Mommsen, CIL. III Index p. 1089. Der Name der Mutter ist griechisch:
IgocvÖy). Er wie Surus bezeugen, daß die Familie eingewandert ist. Daß Orientalen auch
') Über solche Markierungen vgl. M. v. Groller, Der römische Limes in Österreich I,
Sp. 117 f.
284
I. Archäologie und Geschichte.
nach dem reichen Brotnjo gekommen sind, wäre bei ihrer starken Durchsetzung des
Abendlandes auch a priori anzunehmen gewesen.1)
Isante Suro coniugi inconparab(ili) .
D(is) M(anibus). Victorin(a)e ann(a)e bene merenti pr(a)ecepto domnico factum.
Miseram parentes perdederunt annis trigittfa.
XIII. Eine Ziegelplatte aus Stolac.
In dem an römischen Überresten reichen Stolacer Stadtviertel Podgrad 2) fand
im November 1901 Huseinbeg Rizvanbegovic auf seinem Grundstücke die mächtige,
vorzüglich gebrannte, blaßrote Ziegelplatte Fig. 167,
die durch den stets eifrigen Straßenmeister, Herrn
Karl Straka dem Landesmuseum übersendet wurde.
Nahezu quadratisch (0595 X 0'58 m) und 0 089 m stark,
ist sie von mehrfachem Werte. Ziegel von solchen
Dimensionen werden selten ganz gehoben, und noch
nie ist es bis jetzt bei uns gelungen, auf einem der-
selben eine Marke zu finden.
Der Stempel Servilia , 3) der mit seinen erha-
benen Buchstaben den 2-2 cm hohen und ll-9 cm lan-
gen Schild ganz füllt, war unbezeugt und gehört wohl
einer Ziegelei an, die in Stolac selbst oder in dessen
unmittelbarer Nähe bestand, denn die große, schwere
Platte hätte den Transport auf größere Entfernung
nicht gelohnt. Sie diente nach dem rückwärts noch anhaftenden Kalkmörtel und nach
der Abgeschliffenheit der oberen Fläche als Fußbodenbelag.
XIV. Zur Handelsgeschichte von Narona.
Es war eine naheliegende Vermutung, daß die in die zentralen Teile der Her-
zegowina eingeführten Ziegel der Fabriken Pansiana,4) Solonas,5) M. C. . . . Chresimus,6)
Q. Clodius Ambrosius,7) Q. Granius Priscus, 8) L. Maltinius Abascantus,9) C. Pr. . . .
0 Vgl. o. S. 267.
2) Vgl. diese Mitteilungen VIII, S. 102.
3) Vgl. jetzt CIL. III 151142.
4) Stolac (diese Mitteilungen I, S. 290, Fig. 48), Draeevica bei Proboj nächst Ljubuski (Ebenda
V, S. 163), Gradac bei Posusje (u. S. 289), Dretelj (o. S. 279) und Öerin (o. S. 279).
6) Stolac (diese Mitteilungen I, S. 293 f., Fig. 56 — 58; V, S. 169). Das im CIL. III 13343, 8 unter
„Vascula cretacea“ aufgenommene, im Vjestnik 1882, S. 121 zuerst veröffentlichte Fragment aus Stolac:
SO)| ist ebenfalls ein Ziegel dieser Firma.
6) Dretelj (o. S. 279).
7) Stolac (diese Mitteilungen I, S. 294, Fig. 59), Zliöina bei Ljubuski (ebenda VI, S. 236, Fig. 63
— CIL. III p. 2328, 19, vgl. p. 2328, 178). Zwei auf dem Grundstücke des Simun Selak in Vitaljina
(Bez. Ljubuski) gefundene Falzziegelbruchstücke: QCLODM4BI) und /LOD^ befinden sich im Klostermuseum
Huraac.
8) Stolac (diese Mitteilungen III, S. 276, Fig. 90 = CIL. III 13340, 3).
9) Proboj bei Ljub uski (ebenda III, S. 281, Fig. 108 = CIL. III 13340, 4).
Patsch. Archäol.-epigr. Untersuchungen zur Geschichte der röm. Provinz Dalmatien. VI. 285
Cassianus,1) C. Titius Hermeros2) und Tib. Vettius Avitus3) ihren Weg dorthin über
Narona genommen haben; stand doch für den Transport der billige Wasserweg der
Narenta weit landeinwärts, damals noch bis mindestens Pocitelj 4) zur Verfügung5 6)
und bietet das heutige Metkovic ein anschauliches Analogon. Die Hypothese schien
jedoch daran zu leiden, daß in Narona selbst außer der im Binnenlande noch nicht
nachweisbaren Marke des M. Albius Rufus G) nur die Fabrikate der Ziegeleien des
Q. Clodius Ambrosius7) und des C. Titius Hermeros8) nachgewiesen waren. Um dieser
Frage die Unsicherheit zu benehmen und um eventuell andere überseeische Verbin-
dungen dieses Platzes zu ermitteln, übernahm es unser Institut, da Narona dem zustän-
digen Museum etwas abseits liegt, die dortigen Kleinfunde zu kontrollieren. Dank den
unausgesetzten Wühlereien der Schatzgräber von Vid sind wir schon jetzt in der Lage,
Beiträge beiderlei Art zu liefern.
An Ziegelstempeln erwarb das Landesmuseum:
1. PANSIANA = Pansiana, ebenso wie n. 2 und 3 auf einem Falzziegel.
2. /aIPANSIANA = Ti(beri) Pansiana.
3. |\DIP4- = Ti. Clajudi Pa[nsiana oder Neronis Clajudi Pa[nsiana.
4. n^RIVEROT — C. Titi] Hermerot(is) auf dem Bruchstücke eines Falzziegels,
der sich bei gleichem Material sowohl in seiner Stärke (3‘5 cm), als auch trotz der
nämlichen Form des Stempels und der Buchstaben in der Größe (L8 cm) der letz-
teren von den in Zlicina, Draöevica und Gradac gefundenen Exemplaren unter-
scheidet. Außer ins Narentagebiet lieferte die Firma in Dalmatien Falzziegel in
größeren Quantitäten nach Salona, 9) Kucine (östlich von Salona), 10 *) Stombrata (= Sv.
Marta bei Bihac, nordöstlich von Trau), n) Smrdelji bei Burnum, 12) Zara, 13) Drvesica
bei Vegia-Carlopago, 14) auf die Insel Lissa15) und, wie wir weiter unten sehen werden,
nach Fianona.
Uber die mutmaßliche Lage dieser Ziegelei am Meerbusen von Triest vgl. diese
Mitteilungen VI, S. 235.
*) So ist das in Stolac gefundene Fragment CIL. III 13340, 5 (vgl. diese Mitteilungen I, S. 294,
Fig. 61): >R. CA.«/ nach CIL. V 8110, 121 (vgl. p. 1093): C ■ PR • CASSif zu ergänzen. Ebenderselben
Fabrik gehört auch die in Salona gefundene, im Bull. Dalm. XX, S. 192, n. 591 nicht verstandene Marke:
;AS • SN an.
2) Dracevica (diese Mitteilungen V, S. 163) und Zlicina bei Ljubuski (ebenda VI, S. 235, Fig. 62).
3) Stolac (ebenda I, S. 294, Fig. 60).
4) Hier befanden sich noch am Ende des 14. Jahrhunderts Werften, vgl. o. S. 278, Anm. 4.
6) Der Mangel einer solchen bequemen Verbindung mit dem Hinterlande machte den sonst aus-
gezeichneten Seehafen Neum für den Import dieses Artikels weniger geeignet; es kann nur ein kleiner
Bezirk der südlichen Herzegowina von hier aus versorgt worden sein. Pansiana-Ziegel sind in der Um-
gegend, in Gradac und am Radesberge gefunden worden (diese Mitteilungen I, S. 295, Fig. 63. 64; VI,
S. 252, Fig. 72). Im erstgenannten Orte sind auch Ziegel des C. Titius Hermeros zum Vorschein ge-
kommen (ebenda I, S. 294 f., Fig. 62).
6) CIL. III 10183, 7, b.
’) CIL. HI 3214, 2, a.
8) Bull. Dalm. 1897, S. 191, n. 568.
9) CIL. III 10183, 49 a. b; Bull. Dalm. 1891, S. 117, n. 415 und 1900, S. 18, n. 660.
10) Ebenda 1901, S. 138, n. 758.
u) Ebenda 1902, S. 217, n. 891.
12) Diese Mitteilungen VII, S. 97.
13) CIL. III 10183, 49, c; vgl. Bull. Dalm. 1903, S. 149. Vgl. u. S. 293.
14) CIL. III 10183, 33. 10183, 49, d — k. 15115,8. Vgl. meine Lika in römischer Zeit Sp. 109 f.
15) Bull. Dalm. 1892, S. 134, n. 442.
286
I. Archäologie und Geschichte.
Fig. 168. Ziegelstempel
aus Narona.
5. Bruchstück eines gelblichen, mit roten Ziegelpartikeln durchsetzten, gut ge-
brannten, 3 cm starken Falzziegels. Der Stempel Fig. 168, dessen l'dcm hohe Buch-
staben ohne Umrahmung mit einer Metallmatrize scharf eingedrückt sind, ist nach CIL.
DT T T T T
V 8110, 116 zu ergänzen: CibRONiBBQEPDA. Das Zeichen nach Apri ist bis jetzt
nicht beachtet worden; es dürfte conductor bedeuten1).
Darnach wäre C. Petronius Aper der Pächter der Epi-
diana figlina gewesen, die den Namen nach ihrem Eigen-
tümer führte. Als solche sind aus Ziegelstempeln be-
kannt Gaius und Marcus Epidius, welche die Ziegelei
gemeinsam betrieben, und L. Epidius Theodorus. Nach
CIL. V 8110, 152 führte die Epidiana auch eine Frau
namens Valeria Magna. Die Fabrik bestand also län-
gere Zeit und hat sich wahrscheinlich am Golfe von
Triest befunden, da hier ihre Fabrikate besonders zahl-
reich Vorkommen.2) Nach Dalmatien haben ebenso wie
nach Mittelitalien3) alle Firmainhaber exportiert; doch gehören hier ihre Stempel noch
zu den selteneren. Die beiden Epidier4) und Theodor5) sind in Salona bezeugt;
Petron kannte man früher ebenfalls nur aus Salona6) und Umgebung (Stombrata ) 7)
und Valeria Magna gehört eine Marke in Albona an. 8)
In dem Etablissement wurde außer Ziegeln auch Tongeschirr erzeugt, denn man
wird die Signatur EROS * C • EPIDI auf einem bei Hostilia am Po gefundenen Gefäß9)
wohl auf einen unfreien Arbeiter des oben genannten Gaius Epidius beziehen dürfen.
Während die Ziegelstempel den Verkehr Naronas mit der mittel- und norditali-
schen Gegenküste erweisen, führt uns eine andere Gruppe von Erwerbungen in Vid
nach dem süditalischen Kalabrien. Sie umfaßt
vier Amphorenstempel; zwei von ihnen sind Hen-
keln, zwei den Randwülsten eingeprägt.
1. Bruchstück eines Henkels von ovalem
Querschnitte, aus feinem rötlichen Ton, vorzüg-
lich gebrannt. Der Stempel Apolloni (Fig. 169)
ist mit einer Metallmatrize auf seine obere Seite
rein eingeprägt. Die 1‘03 cm hohen, erhabenen,
schönen Buchstaben weisen das Gefäß der ersten
Kaiserzeit zu. P ist offen. Nach I folgt keine Umrahmung oder, wie J. W. Kubitschek,
CIL. III 15117 angenommen hatte, ein zweites I; der vertikale Wulst ist bei der Prägung
durch die seitliche Verdrängung des nassen Tones entstanden. Der Stempel ist wiederholt
im Gebiete von Brindisi und in Tarent nachgewiesen worden, vgl. CIL. IX 6079, 5. 6;
Ephemeris epigraphica VIII, S. 61, n. 242. Vgl. CIL. X 8051, 7. M. H. Schuermans,
Sigles figulins. Annales de l’academie d’archeologie de Belgique 1867, S. 47, n. 395.
Fig. 169. Amphorenstempel aus Narona.
*) Vgl. R. Cagnat, Cours d’epigraphie latiue3 S. 382.
2) CIL. V 8110, 77. 78. 116. 152.
3) CIL. IX 6078, 80. 81. 130. 170.
4) CIL. III 10183, 54, vgl. p. 2328, 178.
6) CIL. III 15113.
6) Bull. Dalm. 1900, S. 17, n. 648.
7) Ebenda 1902, S. 217, n. 894.
8) CIL. III 3214, 15.
9) CIL. III 8112, 37.
Patsch. Archäol.-epigr. Untersuchungen zur Geschichte cler rum. Provinz Dalmatien. VI. 287
2. Henkel von ovalem Querschnitte, aus gutem roten Ton trefflich gebrannt. Der
Stempel ( Fig. 170) ist mittels einer bereits stark abgenutzten Matrize flüchtig einge-
prägt. Die unschönen, erhabenen, 1*2 cm hohen Buchstaben befinden sich innerhalb
eines 1'5 cm hohen, rechteckigen Schildes. Der erste Buchstabe ist ein verkehrtes S,
das sich allem Anscheine nach nach X wiederholte. Die Ergänzung Sex[s]tu[s ermög-
licht der in Brindisi gefundene Stempel CIL. IX 6079, 50, in dem die nämliche Bildung
des S begegnet. Vgl. Schuermans a. a. O. S. 246.
3. Bruchstück des Randwulstes einer vorzüglich gebrannten Amphora aus rotem,
gut geschlämmtem Ton (Fig. 17 1). Die ungleich (IT — 1*35 cm) hohen, sonst gut ge-
schnittenen, erhabenen Buchstaben stehen in einer 1'7 cm hohen, rechteckigen Eintiefung
und sind mittels einer Metallmatrize eingeprägt. Der Stempel . . Janejptes , dessen An-
fang abgebrochen ist, scheint sonst unbezeugt zu sein.
Fig. 170. Amphorenstempel aus Narona.
Fig. 171. Amphorenstempel aus Narona.
Fig. 173. Sigillatastempel aus Narona.
4. Bruchstück des Randwulstes einer gut gebrannten Amphora aus gelblichem Ton.
Die erhabenen Buchstaben des verkehrt eingedrückten Stempels (Fig. 172) sind roh,
uugleich hoch, rechteckig eingefaßt und oben nur schwach ausgeprägt. Dies sowie
starke Abwetzung hindern, die Mitte mit voller Sicherheit zu erfassen. Am ehesten
dürfte hier die Ligatur von A, V und R anzunehmen sein; also im ganzen M(arcus)
Aur(elius) A ... .
Zwei weitere in Vid akquirierte Bruchstücke lehren andere Importartikel Naronas
kennen. Das eine (Fig. 173) gehörte dem 4 mm starken Boden eines Terra sigillata-
Gefäßes an, das sich durch vorzügliche harte, korallenrote, glänzende Glasur auszeich-
nete. Der Stempel Iuenes (statt Iuvenis, vgl. CIL. III 11601), von Kubitschek im
CIL. III 15121, 1 veröffentlicht, ist sonst in Dalmatien nicht nachweisbar, wie denn
diese Geschirrgattung bei uns überhaupt noch wenig beobachtet worden ist. Am Rhein
und an der Donau kommt die Marke Iuvenis ziemlich häufig vor, vgl. CIL. III 6010,
288
I. Archäologie und Geschichte.
113; 12014, 47 1 ; H. Dragendorff, Bonner Jahrbücher 1895, S. 150, und 1896, S. 98 f.
Die erhabenen, 5 mm hohen Buchstaben stehen in einer 6'5 mm hohen und 145 mm
breiten rechteckigen Eintiefung.
Das zweite Bruchstück (Fig. 174 in nat. Gr.) rührt von einer frührömischen zwei-
dornigen Bronzefibel hex*, deren Bügel bis in die Nadelrinne hinein eine Lanzenspitze
mit drei kräftigen Rippen imitiert. Die beiden
Löcher in dem vom Bügel ausgehenden Stege dien-
ten zur Befestigung des Nadelmechanismus. Ganz
entsprechende Fibeln sind in Gorica (Bezirk Lju-
buski) und in Donje Hrasno (Bezii'k Stolac) ge-
funden worden.1) Das Auftreten dieser Fibelart
in der Hafenstadt zeigt, daß es sich hier nicht
um eine Lokalform,2) sondern um Importware han-
delt. Ihi’e Provenienz wird sich bei eingehenderer
Nachsuche wohl noch feststellen lassen. Daß man
bei Narona nicht bloß an die italienische Gegen-
küste denken darf, erweisen andere Funde in Vid. Die hier zahlreich zum Vorschein
kommenden Drachmen von Apollonia und Dyri'hachium 3) bezeugen einen regen Ver-
kehr mit der makedonischen Westküste und in diesen Mitteilungen VI, S. 264 4 ) ist
auf Grund der Inschrift CIL. III 1773 die Vei'mutung ausgesprochen worden, daß unser
Empoi’ium in der Kaiserzeit mit den afi’ikanischen Provinzen in Vei-bindung stand. An
die gallische Südküste führen uns die in Nai’ona und in der Hei’zegowina zahlreich
vorkommenden Kupfermünzen von Nemausus, die auf der Voi’derseite die Legende
IMP DIVIF und die Köpfe des Octavianus und des Agrippa, auf der Rückseite nebst
der Bezeichnung COLNEM ein an eine Palme gekettetes Krokodil aufweisen. Sichei*e
Belegstücke besitzt das Landesmuseum aus Nai’ona, Tasovcib an der Narenta und von
der Hochebene Rakitno; in den von mir dui’chgesehenen Privatsammlungen waren die
Fundlokalitäten leider nicht notiei't.
Zu dem Gebiete von Narona gehörten die beiden nachstehenden in jüngster Zeit
bekannt gewordenen Fundstätten. In
Crnidi,
nördlich von Vid-Narona, sind die Lucica genannten Felder des Stjepan Nikse und
Stjepan Zubac mit Mauei’zügen durchsetzt. Beim Ackern kommen daselbst zahlreiche
Ziegelfragmente, Mosaikstifte und Münzen zum Vorschein, wodurch der l’ömische Ur-
sprung der Baui’este erwiesen wird. Von den Münzen sah ich vei'schliffene Bronzen
des Antoninus Pius, Claudius II. und Iulian ; für das Landesmuseum wurde ein Sestei’z
Gordians III. erworben.
Bei der gelegentlich des Baues der neuen Dorf kirche vorgenommenen Demolierung
der venezianischen Kircheni’uine wurde im Jahre 1902 in
Gfalbela,
südöstlich von Narona, nebst der von C. Jirecek in diesem Bande der Mitteilungen
veröffentlichten venezianischen Ui'kunde auch die römische Inschi'ift (Fig. 175) gefunden;
9 Truhelka, diese Mitteilungen VIII, S. 24 f., Fig. 35 — 38.
2) Truhelka a. a. O.
3) Diese Mitteilungen VIII, S. 68 und K. Baron Pitner, Glasnik 1904, S. 239, n. 2.
4) Vgl. u. S. 298.
Fig. 174. Bruchstück einer bronzenen
Lanzenfibel aus Narona.
Patsch. Archäol.-epigr. Untersuchungen zur Geschichte der röm. Provinz Dalmatien. VI. 289
sie stak in einer Mauer als Baustein und befindet sielt jetzt auf Veranlassung unseres
unermüdlichen Mitarbeiters, des Herrn Provinzials Fra A. Nuic im Klostermuseum zu
Hurnac bei Ljubuski.
Q. Trebius
Auctus h(ic) s(itus) e(st).
Fig. 175. Grabstein aus Gabela.
Tafel aus Kalkstein, rechts und unten abgeschlagen, 0 225 m hoch, 0'305 m breit
und 0'08 m stark. Die unschönen Buchstaben sind ohne jedwede Einfassung in die
jetzt stellenweise bestoßene Schriftfläche seicht eingeschnitten. Auf dem Monumente
sollten, wie man aus den auch unter der zweiten Zeile leicht vorgerissenen Zeilen sieht,
Nachträge, wohl die Namen später Verstorbener verzeichnet werden.
Q. Trebius Auctus ist seinem Kognomen zufolge ein Freigelassener. Das Geuti-
licium war für Narona nicht bezeugt; es kommt auch sonst in Dalmatien außer auf
Veglia1) und bei einem Fremden in Salona2) nur noch in Iader-Zara vor, wo es eine
angesehenere Familie führte, die auch mit Arba in Verbindung stand, mehrere Mili-
tärs gestellt und im 1. Jahrhundert sowie in der ersten Hälfte des 2. geblüht hat.3)
Es ist also möglich, daß Auctus aus Iader in Narona eingewandert ist.
XV. Zur Geschichte der römischen Stadt in Gradac
bei Posusje.
In diesen Mitteilungen III, S. 272 ist die Vermutung ausgesprochen worden, daß
die Anfänge der römischen Stadt in Gradac bei Posusje bis in die früheste Kaiserzeit
zurückreichen. Sie hat nun durch Ziegelfunde volle Bestätigung erfahren. Das Landes-
museum erhielt von der Ruinenstätte folgende fünf Fragmente von Pansiana- Falz-
ziegeln: 1. PANSIAN-j 2. P-^ 3. GPNsj 4. 5. /üS3 y die nach den Aus-
führungen o. S. 279 der Zeit vor der Signierung der Erzeugnisse dieser Fabrik mit
TIPANSIANA angehören. Bis jetzt stammte das älteste Denkmal von Gradac, die
Ehreninschrift des Kaisers Claudius CIL. III 13880 aus der Zeit zwischen 51 und 54.
Durch die neue Tatsache steigert sich auch die Wahrscheinlichkeit, daß das in
diesen Mitteilungen III, S. 262, Fig. 12= VIII, S. 70, Fig. 2 = CIL. III 13885 (vgl.
p. 2328 122) veröffentlichte Fragment eines hervorragenderen Monumentes auf M. Aemi-
lius Lepidus zu beziehen ist, der sich als Legat von Pannonien unter dem Oberkom-
mando des Tiberius während der dalmatinisch-pannonischen Insurrektion auszeichnete.4)
Der früh den Römern zugetane Ort mochte ihm für eine Hilfeleistung zum Danke
verpflichtet gewesen sein. Vielleicht war Lepidus auch Statthalter von Dalmatien.
9 CIL. III 3127, vgl. n. 10126; p. 2172, 2328 176.
2) CIL. III 6383.
3) CIL. III 2917 (vgl. 9985). 2918. 2931 (vgl. p. 1037. 1635).
4) E. Ritterling, Archäologiscli-epigraphische Mitteilungen XX, S. 6 f .
290
I. Archäologie und Geschichte.
Das starke römische Leben in Gradac erblühte, wie Funde aller Art zeigen,1)
auf autochthoner Grundlage.
XVI. Eine abbozzierte Statue aus Loncari.
Am 15. Februar 1899 stieß der Ortsälteste Ante Loncar in dem zu der Ge-
meinde Vinjani des Expositurbereiches Posusje gehörigen Ortsteile (mahala) Loncari
Fig. 176 und 177. Statue aus Loncari.
*) Vgl. diese Mitteilungen III, S. 258. 263. 270 f. ; IV, S. 177 f. — Über Funde von Drachmen (Dyr-
rhachium) und republikanischen Denaren (Cordia) daselbst s. ebenda III, S. 270; IV, S. 118; VIII, S. 70.
Patsch. Archäol.-epigr. Untersuchungen zur Geschichte der röm. Provinz Dalmatien. VI. 291
auf seinem etwa 150 Schritte vom Friedhofe entfernten Grundstücke beim Roden auf die
Statue einer Frau (Fig. 176 und 177), die, nur mit einer Spanne Erde bedeckt, auf einer
sanften Bodenerhöhung in dem Felsen wie in einer Gruft eingelagert war. Ringsherum
lagen Felsplatten; von Mauern, Ziegeln o. dgl. wurde in der Nähe nichts vorgefunden.
Der Kopf der Statue war vom Rumpfe getrennt und wurde zum Pfarrer von Vinjani,
Fra Tadija Beljan übertragen. Zufällig setzte am Fundtage eine heftige, eisige Bora
ein, die 14 Tage anhielt. Die Bevölkerung bestürmte den Pfarrer, den Kopf auf den
Fundort rückstellen zu lassen, denn das Unwetter habe „der alte Gott (stari bog)“ ge-
sendet, der über den Verlust seines Kopfes zürne. Auch die politische Behörde wurde
um Intervention angegangen; sie sandte den Bösewicht in das Landesmuseum.
Die 193 m hohe, also überlebensgroße Statue von 0'555 m Schulterbreite ist nur
abbozziert. Der Kopf und der Rumpf sind erst angelegt; überall sind noch die Schläge
des breiten Zahnhammers sichtbar. Die Füße sind abgeschlagen.
Die Frau stand ruhig in Vordersicht, das rechte Bein, im Knie leicht gebogen,
vorsetzend. Über der Stola umhüllt den ganzen Körper eine weite, faltenreiche Palla,
die im ersten Teile über die linke Schulter und über den gesenkten linken Arm bis
zu der freigemachten Hand nach vorne herabfällt, dann über den Rücken und Nacken
und die reckte Schulter und Seite auf die Brust geführt und über die linke Schulter
in einer starken langen Falte auf den Rücken zurückgeworfen ist. Der rechte Arm
liegt, ganz verhüllt, auf der Brust, die Hand hält das Gewand auf der linken Schulter.
Im Haare tritt nur die breite Flechte hervor, die vom Nacken über den Scheitel ge-
legt bis auf die Stirne reicht. Diese Haartracht, die oben S. 242, Fig. 112 und 113 auf dem
Kopfe von Konjica wiederkehrt, war in den beiden letzten Dritteln des 3. und in den
zwei ersten Dezennien des 4. Jahrhunderts in Rom Mode. Die Statue sollte wohl eine
Dame aus der Provinzial- oder Munizipalaristokratie darstellen. Sie ist auf der Fund-
stelle erzeugt worden; dafür sprechen die oben mitgeteilten Fundumstände und der
verwendete Kalkstein entspricht dem hier anstehenden. Die Arbeitsstätte war gut ge-
wählt, denn sie lag in der Nähe des Knotenpunktes Veliki Galici, von wo man in die
mit römischen Ortschaften dicht besetzten Becken von Imotski, Zupanjac und Posusje
gelangen konnte. x)
Was den nicht ungeschickten Meister veranlaßt hat, sein Werk unvollendet zu
lassen und in der angegebenen Weise aufzuheben, wäre müßig ergrtibeln zu wollen;
es können ihn ja rein private Motive dazu veranlaßt haben.
In Vinjani heißt eine Stelle Crkvica und ein Platz daneben Grebeni; hier kommen
Ziegelbruchstücke und zugerichtete Steine vor. Eine Säule soll von hier nach Imotski
verkauft worden sein. Daß die Gegend schon in vorrömischer Zeit besiedelt war, be-
zeugen die Tumuli von Galidi und Vinjani;* 2) die des letztgenannten Ortes stehen am
Wege nach Posusje.
XVII. Ziegelstempel aus Flanona.
Um die zum größten Teile für unsere Provinz neuen Ziegelstempel, die E. N o-
wotny und P. Sticotti in Valle di Fianona im Hause des Rocco Basadonna aufgefun-
den haben,3) vor Vernichtung zu bewahren, suchte sie unser Landesmuseum zu erwerben.
*) Vgl. Ballif-Patsch, Römische Straßen in Bosnien und der Hercegovina I, S. 29. 31.
2) Radimsky, Die prähistorischen Fundstätten S. 1GB.
3) Vgl. Arehäologisch-epigraphisehe Mitteilungen XIX, S. 178.
19*
292
I. Archäologie und Geschichte.
Fig. 178. Ziegelstempel
aus Valle di Fianona.
Das schönste Stück, CIL. III 13340, 14, das die Darstellung der Fortuna aufwies und
aus der sonst nirgends bezeugten Fabrik des Turranius Priscus stammte, war leider
bereits verschwunden. Dagegen erhielten wir außer zwei bereits veröffentlichten (n. 1
und 2) von Basadonna zwei neue Marken, die nach der Anwesenheit der genannten
Forscher in Valle di Fianona zum Vorschein gekommen waren.
1. Bruchstück eines 2 7 cm starken blaßroten Falz-
ziegels aus gut durchgearbeitetem Lehm. Der Stempel
(Fig. 178) ist mit einer Metallmatrize scharf eingeprägt; die
2-7 cm hohen, erhabenen, schönen, regelmäßigen Buchstaben
entsprechen im Duktus völlig den Stempeln der Fabriken
Pansiana und Solonas; alle drei Ziegeleien stehen sich
unzweifelhaft zeitlich sehr nahe. Die Höhe des Schildes
beträgt 33 cm. Der Stempelrest ist, was bisher sowohl
bei seiner ersten Publikation als auch im CIL. III 13340, 1 übersehen wurde, nach
CIL. IX 6078, 17: CINNANA • IVL, • PR zu ergänzen: Cinnia[na Iul(ii) Pri . . .
Derselbe Stempel liegt auch in folgenden, bis jetzt nicht erklärten Fragmenten vor:
1. Pola: CINNANAIVPR, Mitteilungen der Zentralkommission 1896, S. 5.
2. Salona: |INNIAI|, CIL. III 10183, 59.
3. Salona: CINNlf, CIL. III 10183, 15.
4. Porto di Fianona: |NAN\ CIL. III 13340, 16, wo die Ligatur des ersten N
mit I übersehen wurde.
Damit ist eine neue nach Istrien und Dalmatien exportierende Fabrik, die Cin-
niana figlina konstatiert; sie gehörte damals einem Iulius Pri .... Ihr erster Besitzer
hieß Cinna und von ihm rühren wohl die Ziegel mit der Signatur CINNiE her, die in
Dignano, 5) Tinj* 2) (südöstlich von Zara) und in Salona3) gefunden wurden. Ihm oder
seinem Nachfolger sind die in Salona gefundenen Fragmente Bull. Dalm. 1897, S. 191,
n. 583 und 1900, S. 298, n. 716: CINN\ zuzuschreiben.
Fig. 179 und 180. Ziegelstempel aus Valle di Fianona.
2. Bruchstück eines 3 cm starken rötlichen Falzziegels aus gut durchgearbeitetem,
mit roten Ziegelpartikeln durchsetztem Lehm, der schlechter ist als das Material der
Cinniana. Die ungleich (11 — 12 mm) hohen erhabenen Buchstaben umschließt ein recht-
eckiger erhabener Rahmen (Fig. 179). Der ganze Stempel ist L9 cm hoch und 6-5 cm
breit, sonst nicht bezeugt und enthält bloß das Kognomen des Ziegeleibesitzers Graecin(i).
Ob der wagrechte Balken im C mehr als ein bloßer Stempelfehler ist, können erst
weitere Funde entscheiden.
9 CIL. V 8110, 67.
2) CIL. III 14026 = Bull. Dalm. XIV, S. 62, n. 2—7 = XXVI, S. 149.
3) Bull. Dalm. XXIII, S. 298, n. 716.
Patsch. Archäol.-epigr. Untersuchungen zur Geschichte der röm. Provinz Dalmatien. VI. 293
in
d:
3. ^crrxTR-RlVEROT = C. T[i]ti Hermerot(is), vgl. o. S. 285.
4. Bruchstück eines 2-7 cm starken gelblichweißen Falzziegels aus gutem, mit
Ziegelbrocken durchsetztem Lehm. Die 2’1 cm hohen, gut geschnittenen Buchstaben
(Fig. 180) sind mit einer Metallmatrize vertieft eingeprägt und von modernen Kritzeleien
oben und rechts umgeben. Die Ergänzung des Stempels: (ü-S-MA, in dem der erste
Buchstabenrest wohl von einem C herrührt, ist mir nicht gelungen, da es bisher an
Analogien fehlt.
Anhangsweise sei hier noch der Ziegelstempel CIL. III 10183, 48 (Salona):
jFTTATj emendiert; er ist nach CIL. III 3214, 16 und V 8110, 159: TB . WTT • ATT
zu lesen.
Mit Zustimmung Professor 0. Hirschfelds verweise ich die von ihm bei M.
Glavinid in Zara besehenen und unter die Steininschriften aufgenommenen Fragmente
CIL. III 10154: [ IVEROIs/ und 10155: | CLC / unter die Tegulae. Sie sind nach CIL. V
8110, 144: C • TTI • ERIVEROTs, beziehungsweise CIL. III 3214, 2:1) QCLODAABROs
zu ergänzen.
XVIII. Eine römische Ortschaft in Podcrkvina
(Bezirk Vlasenica).
In der zum Bezirke Vlasenica gehörigen Gemeinde Cikote weist der nächst dem
Dorfe Podcrkvina gelegene Hügel Crkvina Überreste verschiedener Perioden auf. Es be-
decken ihn die Ruinen eines Baues, vielleicht einer Kirche, und mehr als 300 mittel-
alterliche Sepulkralmonumente. Zwischen den letzteren befand sich auch der jetzt in
das Landesmuseum überführte Grabstein Fig. 181, der wohl aus der nächsten Umgebung
stammt und vornehmlich den Wert hat, daß er den Bestand einer antiken Ortschaft
bei Podcrkvina sichert. Beim Ausheben der Fundamente für die neue griechisch-
orthodoxe Kirche wurden auf dem Hügel auch, wie mitgeteilt wurde, „tief unter der
Erde vier alte eiserne Sporen, eine römische Bogenfibel mit Zwiebelknöpfen sowie Mauer-
reste aufgefunden“.
Der Grabstein bildet eine 1*77 m hohe, 0-71 m breite und 0’29 m starke, jetzt in
mehrere zum Teil fehlende Stücke geborstene Platte aus Kalkstein, die mittels eines
Zapfens in einem Lager senkrecht aufgestellt war und eine Bekrönung trug, da in der
gerauhten Oberfläche ein Dübelloch samt Gußkanal ausgestemmt ist. Die Ansichts-
fläche zerfällt in zwei Felder: in das von einem profilierten Rahmen umgebene, jetzt
gänzlich verwaschene Inschriftfeld und in ein oberes etwas kleineres Rechteck mit den
Brustbildern eines Ehepaares. Nach der bei uns allgemein verbreiteten Sitte2) nimmt
die Frau den Platz zur Rechten des Mannes ein, dessen Porträt zum größten Teile
abgeschlagen ist, aber noch erkennen läßt, daß er über einer Tunika mit einem falten-
reichen, auf der rechten Schulter mit einer Fibel zusammengehefteten Umwurfe be-
kleidet war. Das Obergewand der Frau, welche den rechten Arm mit ausgestrecktem
Zeige- und Mittelfinger auf die Brust legt, bestand in einer langärmeligen Tunika,
welche nach dem Verlaufe der Falten zu urteilen auf beiden Schultern genestelt war.
Ihr Haar ist gewellt und unverhüllt. Dadurch unterscheidet sich ihre Tracht von der
0 Vgl. o. £3. 284 und diese Mitteilungen VI, S. 236.
2) Vgl. o. S. 240.
294
I. Archäologie und Geschichte.
der verheirateten Frauen des Ivangebietes
trugen. *)
Der Kopf der Frau steht durch seine
Gegensätze zu der unbeholfenen Bildung des
Fig. 181. Grabstein aus Podcrkvina.
, die ein lang herabfallendes Kopftuch
richtigen Proportionen in einem starken
Körpers. Sorgfalt ist auch auf die die
Felder einfassenden Bordüren verwen-
det worden; das Motiv wechselt viermal.
Zwischen den Feldern sind Rosetten
aneinandergereiht; das obere Feld um-
schließen zwei verschiedene Blattgewin-
de, das untere umgibt ein schnurartiges
Ornament.
Als weiterer kleiner Beitrag zur
Ortskunde des noch wenig bekannten
Bezirkes Vlasenica, den die aus dem
Sarajevsko polje über die Romanja pla-
nina ins Drinatal führende römische
Straße durchzog,2 3) sei noch angeführt,
daß das Landesmuseum aus
Podzepljc,
südöstlich von Vlasenica, folgende drei
Denare erwarb: Mussidia, Babeion 6,
Postumia, Babeion 10 und Vespasian,
Cohen1 105.
XIX. Fibelfunde.
Aus der römischen Ortschaft von
Ustikolina
bei Foca3) erwarb das Landesmuseum
am 7. November 1900 von Ibrahim Omer-
Fig. 182. Bronzene Kniefibel.
pasic die bronzene Kniefibel Fig. 182. Sie ist von trefflicher Arbeit und tadelloser Erhal-
tung; nur die mittisgrüne Patina ist vom Finder stellenweise abgeschabt worden. Der kräf-
*) S. oben S. 240.
2) Ballif-Patsch, Römische Straßen in Bosnien und der Hercegovina I, S. 38 ff.
3) Vgl. diese Mitteilungen V, S. 239; Kubitschek, Wiener numismatische Zeitschrift 1897,
Patsch. Archäol.-epigr. Untersuchungen zur Geschichte der röm. Provinz Dalmatien. VI.
295
tige, mit einer gekerbten Rippe ausgestattete Bügel steigt von dem zylindrischen, außen
abgekanteten Kopfbalken, mit dem ihn eine halbkreisförmige gekerbte Platte verbindet,
steil auf und endet in sanftem Gegenbogen verlaufend mit einem Knöpfchen. Das
breite volle Nadelhalterblatt ist auf der Ansichtsfläche mit Tremolierstich verziert. Den
IKopfbalken beleben auf der Außenseite eingeritzte Halbkreise und diagonale Linien.
Nach den kleinen Ausmaßen — die Länge beträgt 33 cm, die Kopf breite 2 cm,
die lichte Höhe 1'2 cm — diente die Fibel zum Zusammennesteln eines dünnen Ge-
wandes.
Die Kniefibel — in Einzelheiten variierend — war bei uns stark verbreitet1)
und wurde sowohl aus Bronze wie aus Silber gegossen.2) Aus letzterem Metall besteht
auch das hier unter Fig. 183 wiedergegebene Exemplar, das
sicher einheimischer, sonst aber nicht näher bekannter Pro-
Ivenienz ist. Es ist roher in Form und Arbeit als das eben
besprochene Stück; doch muß man sich vor Augen halten,
daß der Bauer mit seinem Funde ganz barbarisch umgegan-
gen ist: ganze Späne wurden bei der stets erneuten Metall-
prüfung abgeschnitten. Der Dorn ist ganz abhanden ge- Fig 183 Silberne Kniefibel,
kommen. Der prismatische Nadelhalter hat einen Einschnitt
für die Nadel und eine rechteckige Schutzplatte. Die Länge beträgt 3T cm, die Kopf-
breite l'8cm, die lichte Höhe 1 cm.
Herr Torna Bratic, Pfarrer in Fojnica bei Gacko, spendete dem Landesmuseum
die schöne frührömische zweidornige Scharnierfibel Fig. 184 aus Bronze, die ein Bauer in
Kolesko,
Bezirk Nevesinje, ausgeackert hat. Wiewohl sie nach
den Abnützungsspuren lange im Gebrauche gestanden
hat, funktioniert sie noch jetzt tadellos. Der Bügel
steigt von einer großen rechteckigen Kopfplatte, die
unten um ein beiderseits mit je einem Ringe abge-
schlossenes Querstäbchen gebogen ist, stark an und
verjüngt sich in ebensolchem Abfalle zu einem durch
Einkerbungen hervorgehobenen und gegliederten Fuße,
der sich am anderen Ende in eine horizontal um-
gebogene Nadelrinne mit aufgebogenen Rändern er-
weitert. Die einfache, aber gefällige Ausschmückung
des Bügels gibt die Abbildung wieder. Die Länge der Fibel beträgt 6’8 cm, ihre
Höhe 2-5 cm und der Abstand von Bügel und Nadel 2 cm. Die Kopfplatte ist l-25 cm
hoch und 2‘6 cm breit.
• •
Wegen der Nähe der in Frage kommenden Örtlichkeit sei hier die folgende
Richtigstellung angefügt.
Die von S. Kosanovi6, Glasnik srpskog ucenog drustva 1871, S. 185 f. angeführte
Inschrift: „Na Zalomu (u Nevesinju) ima jedan dosta golem spomenik i na njemu pise
latinski, kako je neki Maksim zivio 20 godina a rodom je iz Marselja (Marseille),
te taj spomenik nacinio sebi i svojima“ ist identisch mit dem auf einem Hügel bei
Fig. 184. Zweidoruige Scharnierfibel
aus Bronze.
9 Vgl. H. Kellner, diese Mitteilungen V, S. 14'J.
2) Diese Mitteilungen VII, S. 69, Fig. 42.
296
I. Archäologie und Geschichte.
Grabovica, südlich von Zalom, gefundenen Grabsteine CIL. III 2766c1 2) = 8386 = 12775- )
D(is )] M( anibus) s(acrum). [ A]el(ius ) Maximus et Ael(ia) Tatta p(arentes) Ael(iae)
Marcellae f(iliae) def(unctae) an(norum) XX vivi sepulcr(um) fecer(unt) et sibi et
suis. Damit entfällt die Kunde von einem in Zalom ansässigen „Maximus aus Mas-
silia“;3) das Kognomen Marcellae hat die Mystifikation verursacht.
Die infolge der Angabe von Ivosanovic im Aufträge des Landesmuseums an-
gestellten Nachforschungen in
Zalom,
die zu der obigen Identifikation führten, ergaben auch, daß daselbst nach einem Be-
richte des Bezirksamtes Nevesinje keine übertag merkbaren Reste aus römischer Zeit
nachweisbar sind. An älteren Bauwerken befindet sich im Dorfe nur das von Gjorgjo
Ivatid bewohnte Haus, eine adaptierte türkische Ruine, unter deren minderwertigen
Steinmetzarbeiten bloß die Bogenstellung des Hofeinganges von einigem Interesse ist.
Außerdem liegt bei der Kirche ein mittelalterlicher Grabstein von 0*90 m Höhe, 155 m
Breite und 060 m Stärke mit der Darstellung eines Reiters, der auf einen Vogel zielt.
Vorrömischen Ursprungs dürfte das zweite Element der Namen des Ortes Za-lom
und des Wasserlaufes Za-lomski potok sein; vgl. die beiden Lom in Bulgarien, welche
die alte Bezeichnung Almus bewahrt haben.4)
Aus
Bila
im Bezirke Travnik, dessen römische Orte A. Hoff er mit gewohnter Sorgfalt unter-
sucht hat,5) stammt die Tierfibel Fig. 185, die Herr Steueramtsoffizial Simo Jeremic in
2üepöe dem Landesmuseum gespendet hat. Den Bügel
bildet der Leib eines Pferdchens, der, wie man an einzel-
nen Stellen noch erkennen kann, doch naturalistischer ge-
bildet war, als man beim ersten Anblick des stark ver-
wetzten Stückes sagen möchte. Die Vorderbeine gehen
in den seitwärts eingeschnittenen Nadelhalter über; die
Hinterbeine fehlen; ein Wulst vermittelt hier den Über-
gang zum Scharnier. Die Fibel hat bei einer Gesamt-
länge von 4’4 cm nur 0'7 cm lichte Höhe. Ein analoges
Exemplar, jedoch mit geschirrtem Pferdchen wurde in Ilidze bei Sarajevo gefunden.6)
Fig-. 185. Bronzene Tierfibel.
XX, Dalmatien und Nord westafrika.
Platte (Fig. 186) aus iveißem Kalkstein von 0'735m Plöhe, 0'41 m Breite und 0-08m
Stärke mit 006 m hohem Zapfen behufs Befestigung in einem Lager. Oben und rechts
*) Der hier genannte „proxenus imperatoris (Jalloruni Mostarensis“ hieß Valerian Bezobrazov, vgl.
Kosanovic a. a. O. S. 186.
2) Vgl. diese Mitteilungen VIII, S. 105.
3) Vgl. auch Jirecek, Die Handelsstraßen und Bergwerke von Serbien und Bosnien während des
Mittelalters S. 33 f., Anm. 291.
4) H. Kiepert, Formae orbis antiqui XVII, Beiblatt S. 3; Jirecek, Die Romanen in den Städten
Dalmatiens während des Mittelalters I, S. 33. Über noch gebrauchte antike Fluß- und Bachnamen in
Bosnien und Herzegowina vgl. diese Mitteilungen VIH, S. 128 ff.
5) Vgl. diese Mitteilungen V, S. 242 ff.
") Kellner, diese Mitteilungen V, S. 148, Fig. 47 d.
Patsch. Archiiol.-epigr. Untersuchungen zur Geschichte der röm. Provinz Dalmatien. VI.
297
glatt, links und rückwärts rauh. Das nicht vertiefte Inschriftfeld umgeben eine Hohl-
kehle und ein glatter Rahmen. Darüber erhebt sich ein von glatten Leisten gebildeter
Giebel mit einer Rosette in der Mitte und je einem Blatte in den Seitenwinkeln. Die letzt-
genannte Zier wiederholt sich in den Zwickeln links und rechts vom Dreieck. Die
Zeilen sind leicht vorgerissen, die Buchstaben gut, aber unbedacht disponiert; die Liga-
turen in Zeile 3 und 4 waren in Anbetracht der zur Verfügung stehenden Fläche un-
nötig. Die Unachtsamkeit des Steinmetzen zeigt sich auch darin, daß er in Zeile 10
die Interpunktion vergaß und in Zeile 4 und 10 erst falsche Buchstaben einmeißelte,
die er dann zu eradieren versuchte.
D(is) M(anibus) s(acrum).
Q. Publici-
us Aemili-
anus rhe-
tor natio-
nem Afer
vixit an(nos)
XLVII menses
VIII1 dies VII ho-
rcts noctis V.
Salona.
Der Steiu wurde in Salona gefunden und befindet sich jetzt im Agramer National-
museum. Trotz oder wohl vielmehr wegen seiner guten Erhaltung ist er CIL. III
2127 a (vgl. p. 1509) nicht vollkommen korrekt veröffentlicht worden: die leichte Les-
barkeit der Inschrift mochte ein schärferes Zusehen unnötig erscheinen lassen. Wir
geben sie in der vorstehenden Faksimilezeichnung jedoch vornehmlich aus dem Grunde
wieder, um die Aufmerksamkeit Funden (insbesondere Münzen) zuzuwenden, die, bis
jetzt bei uns nicht genug beachtet, über die Wechselbeziehungen zwischen Dalmatien
und Nordwestafrika (d. i. Afrika im engeren Sinne, Numidien und den beiden Maure-
tanien) mannigfachen Aufschluß geben können.
Daß Verbindungen verschiedener Art zwischen unserer Provinz und der südwest-
lichen Mittelmeerküste bestanden haben, ist bei der hervorragenden Bedeutung Afrikas
298
I. Archäologie und Geschichte.
und Numidiens für das Reich und den weitreichenden Beziehungen dieser Länder1)
von vorneherein unzweifelhaft. Eine Art derselben ersehen wir aus dem obigen Grab-
steine. Der Rhetor Q. Publicius Aemilianus, ein Landsmann und Collega Frontos, des
Prinzenerziehers am Hofe des Kaisers Antoninus Pius, wird wohl nicht allein die Dal-
matiner mit dem afrikanischen Latein2) vertraut gemacht haben, produzierte doch seine
Heimat Professoren in großer Menge und war das litorale Dalmatien reich und früh-
zeitig romanisiert, also für wandernde Schulmeister zum mindesten ebenso anziehend
wie z. B. Britannien.3)
Auf einen anderen Verkehr der beiden Küstengebiete habe ich bereits in diesen
Mitteilungen VI, S. 264 hingewiesen. Es ist daselbst daraus, daß der aus Rusicade
bei Cirta in Numidien stammende Präfekt der in Bereczk am Ojtozpasse in Sieben-
bürgen stehenden cohors I Bracaraugustanorum, Ti. Claudius Claudianus4) in Narona
den Altar CIL. III 1773 gestiftet hat, der Schluß gezogen werden, daß Claudianus auf
einer Reise nach oder von seiner Heimat Dalmatien passiert habe; und diesen Fall
des Transitverkehres haben wir mit Hinblick auf die geographisch günstige Lage des
Landes verallgemeinern zu dürfen geglaubt, so daß ein häutigerer Schiffsverkehr zwischen
den dalmatinischen und afrikanischen Häfen stattgefunden hätte. Diese Annahme wird
nun durch Münzen und Inschriften bestätigt.
In Dalmatien und in der Herzegowina wird nicht selten numidisches und maure-
tanisches Silbergeld gefunden. Dem Landesmuseum gelang es, folgende Stücke zu er-
werben :
a) Iuba I von Numidien (60 — 46 v. Chr.).
Avers: REX • IVBA. Büste des Königs mit geschultertem Szepter n. r.
Revers: Tempel und neupunische Legende. Vgl. B. Head, Historia numorum S. 744,
Fig. 399.
Je 1 Stück stammt aus Drijenjani (Bezirk Ljubinje), und aus der Umgebung von
Vares, 2 aus der Kollektion Vucemilovi6, deren Sammelbezirk Mitteldalmatien war.5)
b) Ptolemaeus von Mauretanien (23 — 40 n. Chr.).
Avers: REX PTOLEMAEVS. Kopf des Königs n. r.
Revers: R • A -I. Palme. Vgl. Head a. a. O. S. 747.
1 Stück gefunden in Arslanagica most, Bezirk Trebinje.
Darnach hat der Verkehr frühzeitig6) begonnen, und daß er bis in die späte
Kaiserzeit aufrecht erhalten wurde, bezeugen nachstehende teils in Dalmatien, teils in
0 Vgl. J. Jung, Zu Tertullians auswärtigen Beziehungen. Wiener Studien, S. 231 ff.
2) Mommsen, Rom. Geschichte V, S. (556 f.; W. Kroll, Rhein. Museum 1897, S. 569 ft".
3) Vgl. Mommsen a. a. O. S. 177.
4) Die von Jung, Fasten der Provinz Dacien S. 57 f. vorgeschlagene Identifizierung des Kohorten-
präfekten von Narona mit dem späteren aus Rusicade gebürtigen Statthalter von Pannonien gleichen
Namens hat Ritterling, Archäol.-epigr. Mitteilungen XX, S. 38, Anm. 98 als „sehr zweifelhaft“ be-
zeichnet. Für einen Mann „ritterlicher Geburt“ paßt aber die ritterliche Präfektur. Für Professor Jung
war, wie er mir mitteilt, besonders der Umstand von Gewicht, daß Claudian auch Legat der beiden
dazischen Legionen war. Die Kenntnis von Land und Leuten, die er sich als Präfekt erworben hatte,
konnte ihn dazu empfohlen haben.
6) Vgl. diese Mitteilungen VIII, S. 83.
6) In eine noch ältere Periode würden uns die Funde von karthaginischen und numidischen Münzen
in Vrankamen bei Krupa (Bosnien. Sehatzfund. Truhelka, diese Mitteilungen I, S. 184 ft’.), in Mazin
(Lika. Schatzfund. J. Brunsmid, Vjesnik 1896/7 S. 42 ff., 1899/1900 S. 80 ft"., 1902 S. 167 ft".; Patsch, Die
Lika in röm. Zeit Sp. 52 ff.; M. Bahrfeldt, Der Münzfund von Mazin), Kula (Lika. Wohl ebenfalls ein
Schatzfund. Patsch a. a. O. Sp. 61), Zvonigrad (Lika. Vereinzelt. Patsch a. a. O. Sp. 50 f.), D. Unac,
Prijedor, Strupnic bei Livno (sämtlich in Bosnien. Vereinzelt. Im Landesmuseum) usw. führen; doch
Patsch. Archäol.-epigr. Untersuchungen zur Geschichte der röm. Provinz Dalmatien. VI.
299
Afrika gefundene Inschriften, auf denen die Origo der Ausgewanderten entweder direkt
oder durch das Gentilieium oder durch das Cognomen verbürgt ist.
1. CIL. III 13137 (Salona, christlich): Aurr. Mfajrcianus YimHIN1) civis Afer
et Quintina uxor ei[ujs vivi sibi hanc piscinam virginem a se conparatam constituerunt.
2. CIL. III 6386 (Salona): D. M. M. Africano2) Mercurio et Statiae Marinae
parent. G. Tettius Valerian. fil. b. m. p.
3. CIL. III 14253 (Salona. „Litteris saec. III exeuntis vel IV incipientis“ Hirsch-
feld): Africano def. mes. VIII Aurelia Fortunata et Aurelius Saturninus filio infeli-
cissimo.
4. CIL. III 14252 (Salona): .... Afri [canusf] et Suru [s . . .
5. CIL. III 3190 (vgl. p. 1650. 2275. 3 4) Unbekannten Fundes): M. Servenio Punico
posuit M. Servenius Doctus fil.
In Afrika lassen sich hinwiederum folgende dalmatinische Privatpersonen nach-
weisen.
1. CIL. VIII 13603 (Carthago): Dalmatius in pace et paradissu fidelis in deo
vixit annis ....
2. CIL. VIII 14144 (Carthago, ebenfalls christlich): Dalmatius fidelis in pace.
3. CIL. VIII 2998 (Lambaesis): Valerio Pri [s] ciano, qui vixit ann. V mens. X
diebus VI, Valerius * Priscininianus speculato [r] pater dulcisimo filio fecit. Dalmati!
s(it) t(ibi) t(erra) l(evis)A)
4. CIL. VIII 14922: Saturno Aug. sacr. Caecilius Felix Saturnini Pantonis fil.
sacerdos v. s. I. m.
5. CIL. VIII 15026: .... Caeciljius Sa[turninus] Pantonis f. sacerdos v. s. I. a.
Das zweite Kognomen Panto des Vaters der beiden Brüder (u. 4 und 5) kommt
nur in Dalmatien vor, wo es als Frauen- und Männerbezeichnung zu den häufigeren
enchorischen Namen zählt.5) Der Alte stammte wohl noch selbst aus unserer Provinz,
doch hat er sich durch die Annahme des in Afrika so beliebten Namens Saturninus
bereits den Verhältnissen der neuen Heimat anbequemt. Seine Söhne sind dann als
Priester an dem großen Heiligtum des Saturnus-Baal bei Thignica in der Prokonsular-
provinz volle Afrikaner geworden.6)
Ein Illyrier ist dem Kognomen zufolge auch der Dedikant der Stele CIL. VIII
8367 (Igilgili): Q. Baebius Bato v. s. I. a.; doch braucht er nicht aus Dalmatien zu
befinden sich in den Schatzfunden auch sehr zahlreiche ägyptische, sizilische, italische und römische
Stücke. Die Bronzen, die nicht als Geld, sondern als Rohmaterial für Metallarbeiter (vgl. Patsch a. a. O.
Sp. 52 f.) importiert wurden, sind also höchstwahrscheinlich durch Zwischenhändler zu uns gelangt.
0 „Subest fortasse oppidi Africani nomen“ Hirschfeld.
2) Vgl. E. Hübner, Nomina gentilicia in anus. Ephem. epigraph. II, S. 31.
3) Vgl. P. Sticotti, Archäol.-epigr. Mitteilungen XVIII, S. 98.
4) „Dalmatius mihi signum est Prisciani“ G. Wilmans. Ein analoges Agnomen bietet CIL. VIII 8562
(Sitifis): D. M. s. Fortunatus qui et Dacus v. a. XXII m. X d. XX . . . Vgl. auch Anm. 6.
s) Vgl. diese Mitteilungen VII, S. 124. 146 und A. Holder, Altceltischer Sprachschatz s. v. Panto.
6) Ebensolche naturalisierte Afrikaner sind auch der beneficiarius consularis der leg. III Augusta
M. Valerius Aquileiensis aus Theveste und der quaestionarius der nämlichen Legion P. Aelius Tauriscus
aus Sufetula in CIL. VIII 2586,21.50 (Lambaesis). Zu letzterem vgl. auch CIL. VIII 7464 (Cirta): G. Julius
Taurisc(i) f. v. a. LXX. Ein sehr interessanter „Afrikaner“ ist auch der „Costobocio“ in CIL. VIII 14667
(Simitthus): 1).] M. s. [. . Saljlustius C. f. Q. For [tun] atianus Costob[oci]o, quod inter Cos [t]o[boc(os)
njutritus sit . . . Über die an den Grenzen Daziens seßhaften Koistoboker und ihre Verheerung der
Balkanhalbinsel unter K. Marcus Aurelius vgl. Iv. Mü lienhoff, Deutsche Altertumskunde II, S. 83 ff. ;
R. Heberdey, Archäol.-epigr. Mitteilungen XIII, S. 186 ff.; Patsch, diese Mitteilungen VIII, S. 125.
300
I. Archäologie und Geschichte.
stammen, da der Name Bato auch in den anderen Provinzen des illyrischen Sprach-
gebietes vorkommt. x)
Wie ein Teil der Dalmatiner nach Afrika kam, läßt schon oben S. 299, n. 3 er-
kennen: Der Militärdienst, eines der stärksten Bande des Reiches, schlug auch hier
eine Brücke über das Mittelmeer. Diese wurde umso häufiger begangen, als zwei
dalmatinische Kohorten, die coh. VI* 2) und VII3) Delmatarum, zum mindesten im
1. Jahrhundert n. Chr. im mauretanischen Cäsarea standen4) und ihnen die Rekruten
aus der Heimat nachgeschickt5) wurden. Da die Konskriptionsbezirke auch das
dalmatinische Binnenland wie das Gebiet der Mäzeer am Vrbas umfaßten,6) wurde
Afrika damals selbst in Gegenden populär, wo jetzt nicht einmal der Name verstan-
den wird.
Ob Afrikaner im Militärverbande nach Dalmatien gekommen sind, ist ungewiß.
Man könnte hierfür nur das Fragment CIL. III 8761 = 12832 (Salona): L. Val [erius]
L. f. lern [psalj , dom(o) D . . . ., mil(es) le[g(ionis ) .... wegen des Kognomens des
Mannes anführen, denn in dem „titulus cohortis cuiusdem Maurorum“ CIL. III 9539
(Salona): .... Victorinu [s .] Maurorum e [q(uitatae)f kann der Kommandant
genannt gewesen sein, dessen in Salona gedacht wurde, weil es sein Geburtsort war.
Auf die Garnison der Kohorte selbst kann daraus kein Schluß gezogen werden.
Nach A. von Domaszewski 7) ist in der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts der
Kult des illyrischen Gottes Silvanus, den bekanntlich auch Dalmatien sehr verehrt hat,
durch illyrische Offiziere nach Lambaesis gelangt. Eben da ist schon früher auch
ein spezifisch dalmatinischer Lokalgott, der alte, in Risinium-Risano hochgehaltene Kriegs-
gott Medaurus8) eingebürgert worden. Zwei Inschriften nennen ihn daselbst in einer
eigenen Kapelle einer großen Tempelanlage. Die eine, CIL. VIII 2642, enthält nur
den Namen des Gottes; die zweite, CIL. VIII 2581, ist von einem im Jahre 167 am-
tierenden Legaten von Numidien gestiftet worden, dessen Name auf dem Denkmale
getilgt wurde.9) Der Gemaßregelte war, wie aus seinen Weihegedichten hervorgeht,
ein Dalmatiner aus Risinium, 10) der an seinem vaterländischen Nuruen mit Treue hing.
Der Ehre einer Statthalterschaft in Afrika sind auch noch andere Dalmatiner
teilhaft geworden.
Dem auch als Juristen bekannten Prokonsul von Afrika, C. Oetavius Tidius Tos-
sianus L. Javolenus Priscus ließ unter Trajan ein Freund in Nedinum (j. Nadin, öst-
lich von Zara) letztwillig das Ehrendenkmal CIL. III 2864 = 9960 (vgl. p. 2168) errich-
ten. Da er in Dalmatien selbst kein Amt bekleidete, so schloß Hirschfeld11) daraus
mit Recht, daß Javolenus aus dem Städtchen gebürtig war.
b Vgl. diese Mitteilungen VII, S. 152; P. Kretschmer, Einleitung in die Geschichte der griechi-
schen Sprache S. 245 f. 253.
2) OIL. VIII 9377 == Dessau, ILS. 2576 = R. Cagnat, L’armee Romaine d’Afrique S. 297, Taf.
Fig. 2.
3) CIL. VIII 9384. 21040 = Dessau 2577 = R. Cagnat a. a. O. Fig. 3.
4) Cagnat a. a. O. S. 301; Cichorius, Pauly- Wissowa s. v. cohors, Sp. 283.
5) Vgl. diese Mitteilungen VII, S. 57.
6) A. a. O. S. 56.
7) Die Religion des römischen Heeres S. 80.
s) Vgl. Jahreshefte des österr. archäol. Institutes 1903, Beiblatt Sp. 71 ff.; Kubitschek, Mittei
lungen der Zentralkommission 1903, Sp. 170 ff.
9) Vgl. Mommsen, CIL. VIII, Index p. 1066; W. Liebenam, Forschungen zur Verwaltungs-
geschichte des röm. Kaiserreiches I, S. 312.
10) Vgl. Mommsen, CIL. III p. 285.
11) Vgl. auch H. Dessau, Prosopograpliia imperii Romani H, S. 428 n. 40.
Patsch. Archäol.-epigr. Untersuchungen zur Geschichte der röm. Provinz Dalmatien. VI. 301
Im Jahre 375 wurde in Salona der „ex proconsule Africae“ Constantius bestattet
(CIL. III 9506); im selben Sarkophage ruhte auch seine Gemahlin Honoria. Er zog
sich also mit seiner Familie nach unserer Provinzialhauptstadt zurück, weil er entweder
in einem früheren Amte Dalmatien liebgewonnen hatte, oder aber weil das Land seine
Heimat war.
Auch diese hohen Stellungen sind, wie das Beispiel des erstgenannten Würden-
trägers zeigt, auf die Mannigfaltigkeit und wohl auch auf die Intensität der Wechsel-
beziehungen zwischen unseren Gebieten von Einfluß gewesen. Das starke Heimat-
gefühl kann wie dem Gotte so auch den in Afrika weilenden Dalmatinern zustatten
gekommen sein. Manche mochte die einflußreiche Position des Landsmannes zur An-
oder Übersiedlung bewogen haben. Von Javolenus berichtet Julianus, Dig. 40, 2, 5:
cum meminissem Iavolenum praeceptorem meum et in Africa et in Syria servos suos
manumisisse. J) Unter den Freigelassenen können auch Leute aus Dalmatien gewesen
sein, die dann in Afrika blieben. Umgekehrt wird Constantius wenigstens ein Teil der
Dienerschaft, die er in Afrika gehabt hat, nach Salona gefolgt sein.
Für diese Art von Menschenübertragung kommen natürlich auch solche Landes-
chefs in Betracht, welche, ohne geborene Afrikaner oder Dalmatiner zu sein, die in
Rede stehenden Provinzen nacheinander verwaltet haben, insbesondere dann, wenn
dies wie bei dem Historiker Cassius Dio2) unmittelbar nacheinander erfolgte. Wie auf
diese Weise Dalmatien fremdes Volkstum zugeführt wurde, veranschaulicht recht deut-
lich die Statthalterschaft (51/52 n. Chr.) des seiner Herkunft nach unbekannten P. An-
teius Rufus.3) Von seinen damals freigelassenen Orientalen ist, wie die in diesen Mit-
teilungen V, S. 192, zusammengestellten Inschriften bekunden, eine ganze Reihe bei
uns dauernd zurückgeblieben.
Fügen wir zu den vorstehenden Notizen noch die Gladiatoreninschrift von Salona
CIL. III 8825 (vgl. p. 2136): D. M. Crinito secutori nat(ione) Afer an(norum) XX
pug(narum) II o(bito) Afidia posuit de sua sibi frugalitate b(ene) m(erenti) p(osuit)
hinzu, so ergibt sich schon jetzt ein nicht uninteressanter dalmatinisch -afrikanischer
Beitrag zur Geschichte des Mittelmeerverkehres; 4) ihn zu vertiefen, muß umso an-
ziehender erscheinen, als solche Untersuchungen sowohl die Stärke des Gefüges des
Reiches5) zeigen, als auch für spezielle wie linguistische Fragen von Wert sein können.
’) Daß er dies auch in Rom tat, zeigen CIL. VI, 2184. 10, 2185.8, 19663 — 19665, 19667; XIV 2546,
vgl. Dessau a. a. 0.
s) Vgl. Liebenam a. a. O. S. 163 f.; Ritterling, Archäol.-epigr. Mitteilungen XX, S. 39; E. Klebs,
Prosopographia I, S. 413, n. 419.
3) Zu seinem Kognomen vgl. CIL. III 14987 1.
4) Vgl. v. Domaszewski, Rhein. Museum 1903, S. 382 ff.
G) Vgl. Jung, Wiener Studien S. 232.
II. TEIL.
NATURWISSENSCHAFT.
Die geologische Entwicklung der Braunkohlenablagerung
von Zenica in Bosnien.
Von
Dr. Friedrich Katzer,
bosn. -herzeg. Landesgeologen.
Die im Sommer 1901 vorgenommene geologische Kartierung eines großen Teiles
der ausgedehnten Zenica-Sarajevoer Braunkohlenablagerung gab Anlaß zu Aufsamm-
lungen der in gewissen Schichten reichlich auftretenden Fossilien, von welchen ins-
besondere die Pflanzenversteinerungen an mehreren Punkten systematisch ausgebeutet
wurden. Die Bestimmung und Bearbeitung dieser Reste wurde von dem ausgezeich-
neten Kenner der tertiären Floren, Prof. H. Engelhardt in Dresden, übernommen,
dessen bezügliche Abhandlung1) einen weiteren wichtigen Beitrag zur Kenntnis der
fossilen Pflanzenwelt Bosniens bedeutet.
Da die von Prof. Engelhardt beschriebene Flora nicht nur von verschiedenen
Fundpunkten, sondern auch aus Schichten von ziemlich verschiedenem Alter stammt,
so gelangen die phytopaläontologischen Ergebnisse zur vollen Geltung erst bei Berück-
sichtigung der stratigraphischen Verhältnisse der Gesteinsreihe, auf welche sich die
fossilen Pflanzenreste verteilen. Es dürfte daher nicht unerwünscht sein, den geo-
logischen Aufbau der Zenica-Sarajevoer Braunkohlenablagerung etwas näher kennen
zu lernen.
Die ihres Reichtums an hochwertigen Braunkohlen wegen wichtige Ablagerung
besitzt in ihren verschiedenen Teilen eine ungleiche Entwicklung, was sich aus den
wechselnden Bildungsverhältnissen innerhalb der umfangreichen Ablagerungsstätte leicht
erklärt. In der engeren Umgebung von Zenica ist der Aufbau namentlich in
bezug auf die Flötzführung reich gegliedert und stellt sich wie folgt dar:
Das tiefste Schichtenglied sind grüngraue bis dunkelgrüne, fein- bis mittel-
körnige Sandsteine mit mergeligem Bindemittel, welche, von Mergelschiefern durch-
schossen, nach oben in lettige Mergel übergehen und namentlich in der tieferen Ab-
teilung von konglome ratigen Lagen durchsetzt werden. Den Hauptbestandteil der
meist mürben Sand steine bildet chloritisierter Detritus von basischen Eruptivgesteinen
Diabas, Gabbro, Melaphyr) und von Serpentin, welche die Farbe des Gesteins be-
dingen. Der zuweilen recht bedeutende Glimmergehalt erteilt manchen Lagen das
b Sie folgt weiter unten in diesen Mitteilungen.
Band IX.
20
306
II. Naturwissenschaft.
Gepräge älterer Glimmersandsteine. Die bankweise auftretenden Konglomerate enthalten
häufig neben den vorherrschend grünen Gerollen auch gelbe und rote Eisenkiesel- und
Jaspisbrocken. Vielfach besitzen sie ein tonig-ockeriges Bindemittel und gehen selbst
in hocheisenschüssige Bänke über, an deren Verlauf man in offenen Profilen, wie z. B.
am linken Bosnaufer unter Drivusa, die zahlreichen kleinen Störungen, von welchen
das Gebirge betroffen wurde, deutlich verfolgen kann. Die Schichtung der mergeligen
Liegendsandsteine ist oft wenig deutlich, einmal deshalb, weil sie zu grobbankig zu sein
pflegt, wobei die Mächtigkeit der einzelnen Bänke selbst 3 m übersteigt, wodurch iu
unzulänglichen Entblößungen ein ungeschichtet massiger Eindruck bewirkt wird; und
zweitens deshalb, weil sie im leicht zersetzbaren Gestein verwischt wird. Der Sand-
stein ist erdfeucht nämlich an sich schüttig und die lettigen Zwischenschichten ver-
ursachen häufig Verrutschungen. Lagenweise wird er lufttrocken zwar hart und zähe,
häufiger aber löst er sich selbst bis zu losem Sande auf.
Die Mächtigkeit dieses tiefsten Schichtengliedes der Braunkohlenablagerung im
engeren Gebiete von Zenica ist anscheinend sehr wechselnd, jedoch der unzulänglichen
Aufschlüsse und der mehrfachen Störungen wegen nicht verläßlich abzunehmen. Sie
dürfte jedoch kaum mehr als 50 m betragen.
In den lettigen Mergeln der hängendsten Partie ist ein Kohlenflötz eingeschaltet,
welches im scharfen Umbug der Bosna südlich von Tetovo im Niveau des Flusses
einigermaßen aufgeschlossen ist. Die Kohle ist am Ambiß schieferig und anscheinend
nicht abbauwürdig. Es scheint übrigens nur eine lentikuläre Einlagerung ohne strei-
chendes Anhalten zu sein. Die größte Mächtigkeit dürfte etwa 3 m betragen. Im
Hangend des Flötzes, welches wir als erstes (liegendstes) Liegendflötz bezeichnen
wollen, sind dem sandigen graugrünen Letten einige Bänke von dichtem, muschelig
hochkieseligem Mergelkalk eingeschaltet, der unregelmäßige hornsteinartige Konkretionen
enthält, und weiter aufwärts kommen Einlagerungen von eisenschüssigem Sandstein vor,
an welchen Gesteinen, vermöge ihrer größeren Härte, die Lagerung am besten aus-
geprägt ist. Die Schichten verflachen im Mittel unter 18° nach 15h (Südwesten).
Weiter aufwärts folgen graue bis graugrüne, etwas sandige Mergel, die hell-
grau verwittern und nur stark zerpreßte, spezifisch nicht bestimmbare Petrefakten ent-
halten, vornehmlich der Gattungeu Fosscirulus und Limnaea. Diesen Mergeln sind
einige von ebenfalls sandigen, dunkelgrauen oder grüngrauen Letten begleitete Kohlen-
schmitze eingeschaltet, die den Vorläufer eines bis 8 cm mächtigen Kohlenflötzes bilden,
welches als zweites Liegendflötz bezeichnet und in den Gruben von Zenica ab-
gebaut wird.1)
Im Hangend dieses Flötzes tritt eine Schichtenserie auf, deren Mächtigkeit bei
Zenica auf 200 m geschätzt werden kann. Sie besteht hauptsächlich aus Mergeln von
hellgrauer bis dunkelbräunlichgrauer Farbe, von meist dichter Beschaffenheit und mu-
scheligem Bruch, die gewöhnlich wohlgebankt, zum Teile dünnschichtig zäh, und
splitterig, seltener mehr tonig und schieferig sind. Durch Verwitterung nehmen sie in-
folge der Oxydation des Bitumens fast weiße Farben an, wie dies namentlich am so-
genannten Biel put von Podbrezje herauf gegen Stranjane ersichtlich ist.
Dieser Horizont ist stellenweise reich an Pflanzenresten, von welchen am ge-
nannten Biel put die folgenden gesammelt wurden:
0 Über die Beschaffenheit und detaillierte Ausbildung- der einzelnen Flötze siehe: J. Grimmer,
Das Kohlenvorkommen von Bosnien und der Herzegowina. Wiss. Mitteil, aus Bosn.-Herz., "VTH. Bd. 1901,
S. 79 ff.
Katze r. Die geologische Entwicklung der Braunkohlenablagerung von Zenica in Bosnien. 307
Phragmites oeningensis Al. Br.
Quercus lonchitis Ung.
Castanea ungeri Heer.
Fcigus feroniae Ung.
Ehamnus gaudini Heer.
Diese kleine Liste gibt von dem Reichtum der Flora keine Vorstellung; er beruht
in der großen Menge von Blattabdrücken derselben Art. Am reichlichsten finden sich
Blätter von Castanea ungeri, so daß zur Bildungszeit der Schichten des Biel put in
der Nähe ein Kastanienwald, der von Buchen, Eichen und Kreuzdornbäumen durch-
setzt war, seinen Standort gehabt haben muß.
In der hängendsten Partie der Mergel, die nicht selten als bituminöse plattige
Mergelkalke entwickelt ist, treten an einigen Stellen, wie z. B. am rechten Bosnaufer,
etwa halbwegs zwischen der Zenicaer Brücke und Kamberovic, oder am linken Ufer
im Flußeinschnitte etwa 500 m vor dem Bahnwächterhause Nr. 55, lagenweise reichlich
jene fruchtartigen Körperchen von etwa 5 mm Länge und 1 — 2 mm Breite auf, deren
befriedigende Deutung bis jetzt nicht gelungen ist und welche Engelhardt als Car-
polithes valvatus nov. sp. anführt.
Von tierischen Resten liegen in denselben Schichten stellenweise massenhaft an-
gehäuft große Unioniden (Lampsilis sp.), wie insbesondere unterhalb des besagten Bahn-
wächterhauses und bei der Jagodic-Mühle bei Podbrezje nordwestlich von Zenica;
minder häufig große Limnäen und Fossarulus cf. tricarinatus Brus. Der ungünstige
Erhaltungszustand der Fossilien gestattet eine genauere Bestimmung leider nicht.
Uber diesen von einigen Kohlenschmitzen durchschossenen Schichten folgt ein bei
Zenica 1’2 m mächtiges Kohlenflötz, welches, von unten aufwärts gezählt, als drittes
Liegendflötz zu bezeichnen ist. Es wird überlagert von etwa 35 m mächtigen sandig-
lettigen, untergeordnet mergeligen Schichten, die eine gewisse petrographische Ähn-
lichkeit mit den chloritischen grüngrauen Gesteinen der liegendsten Partie der Ab-
lagerung besitzen. Sie führen ebenfalls schichtweise reichlich Fossilien, namentlich
Limnäen und Fossarulen, deren Erhaltungszustand leider alles zu wünschen übrig
läßt. In der Grube macht sich dieses Gesteinsglied durch das starke Blähen der Letten
höchst unangenehm bemerkbar.
Nun folgt das bei Zenica 9’5 m mächtige Hauptkohlenflötz, über welchem eine
Schichtenfolge von ziemlich zähen, mehr oder minder sandigen Kalkmergeln liegt,
die am frischen Anbruch licht- und dunkelgraue und braune Farben besitzen, durch
Verwitterung aber hellgelblichgrau oder grauweiß werden. An offenen Lehnen, wie
z. B. an der Bosna in der Nähe des Eisenwerkes, oder entlang der Straße östlich von
Zenica in der Nähe des Bahnwächterhauses Nr. 55, erscheinen diese Kohlenmergel
licht- und dunkelgrau gebändert, was seinen Grund teils in der bänderweise erfolgten
Anreicherung mit Bitumen, teils im Wechsel von zähen kalkigen (dunkeln) mit milderen
tonigen (lichten) Lagen hat. Der Wechsel von mehr kalkigen und wieder mehr tonigen
oder von mehr oder weniger bituminösen Bändern stört die Konsistenz des Gesteins
so wenig, daß metergroße Blöcke abgesprengt werden können, durch welche die Bän-
derung quer durchlauft, ohne eine Absonderung zu bewirken. An manchen Ent-
blößungen, wie z. B. in der ganzen Erstreckung am rechten Bosnaufer zwischen Rada-
kovo und Klopce, erscheint das Gestein, offenbar durch vollständige Oxydation des
Bitumens, völlig weiß und mürbe, sandig abreiblich. Diese Schichtenreihe, welche bei
Zenica im Mittel 40 m Mächtigkeit besitzt, enthält mehrere — in der Lehne an der
20*
308
II. Naturwissenschaft.
Bosna in der Nähe des Bahnwächterhauses Nr. 55 nicht weniger als 5 — Ivohlen-
flötzchen von 5 bis 20 cm Mächtigkeit eingeschaltet und wird überlagert von einem
Flötz von lokal ansehnlicher, jedoch stark veränderlicher Mächtigkeit: dem Hangend-
flötz von Zenica. Im engeren Bergbaugebiete von Zenica beträgt die Mächtigkeit des-
selben 4 m, 3 km östlich nur mehr 1 to, 8 km weiter südöstlich fehlt es gänzlich. Ebenso
fehlt es nordwestlich von Zenica, wo es jedoch abgetragen zu sein scheint. Im un-
mittelbaren Liegend des Flötzes pflegen die Schichten von algenartigen Gebilden be-
deckt zu sein, die wohl als Kriechspuren zu deuten sein dürften. Ähnliche Gebilde
treten auch hoch im Hangend der Ablagerung auf, hier wie dort stets nur in Schichten
mit zahlreichen Limnäenresten ( Limnaea cf. socialis Schübl).
Die dichten, oft braunen, bitumenreicheren Lagen der Schichten im Liegenden
des Hangendflötzes pflegen überfüllt zu sein mit leider meist völlig zerpreßten Schalen
und Deckelchen von Fossarulus tricarinatus Brus.; ganz besonders häufig führen diese
Schichten jedoch mit einem flachen Saume umgebene und dadurch geflügelt erschei-
nende, an der Oberfläche körnelige Samen, die in der bisherigen Literatur vielfach mit
Unrecht auf Pinus praesilvestris Ung. bezogen worden sind. Prof. Engelhardt be-
schreibt dieselben unter den Namen
Carpolithes alatus nov. sp. und
Carpolithes foveatus nov. sp.
Das in der ganzen Zenicaer Braunkohlenablagerung überraschend gleichartige Auf-
treten dieser „Samen“ in ungeheurer Menge in einem mächtigen Schichtenkomplex,
der sonst an Pflanzenresten vergleichsweise überaus arm genannt werden muß, und ihr
ständiges Zusammenvorkommen mit ebenfalls massenhaft auftretenden Fossarulen sind
Tatsachen, die vorläufig unaufgeklärt bleiben.
Über dem Hangendflötz folgen bei Zenica zunächst stark bituminöse, dunkelgraue,
verwittert braune, meist zähe, klingende, dünnplattige Mergelkalke, welche lagen-
weise sehr reichlich Fossarulus pullus Brus, führen und nach obenzu in hellgraue,
muschelig brechende wohlgeschichtete Mergelkalke übergehen, die stellenweise zahl-
reiche Blattabdrücke und sonstige Pflanzenreste enthalten. In den tieferen Lagen tritt
Glyptostrobus europaeus Brong. in solchen Mengen und so vorzüglichem Erhaltungs-
zustände auf, daß diese Schichten zutreffend als Glyptostrobus- Schichten bezeichnet
werden können. Mit den Glyptostrobus- Resten pflegen in denselben kleine Zweischaler
der Gattungen Pisidium und Sphaerium, leider fast durchwegs nur als Steinkerne er-
halten und verdrückt, in Menge vorzukommen. Dicotyledonenblätter sind hauptsächlich
in der hängendsten Partie des Komplexes konzentriert, wo sich auch Fischreste und
ein Froschskelett vorgefunden haben.
Von Prof. Engelhardt wurden aus diesen Schichten vom Bahn wächterhause
Nr. 55 die folgenden Pflanzenreste bestimmt:
Phragmites oeningensis Al. Br.
Glyptostrobus europaeus Brong. sp.
Myrica hakeaefolia Ung. sp.
Betula brongniartii Ett.
Albus kefersteinii Göpp. sp.
Quercus lonchitis Ung.
Quercus myrtilloides Ung.
Castanea atavia Ung.
Ficus lanceolata Heer.
Cinnamomum scheuchzeri Heer.
Acer trilobatum Stbg. sp.
Einen ähnlichen floristischen Charakter besitzen diese Schichten überall, wo sie
entwickelt sind : immer herrscht Glyptostrobus europaeus durchaus vor, wozu sich
Katzer. Die geologische Entwicklung der Braunkohlenahlagerung von Zenica in Bosnien. 309
vornehmlich Acer -Arten gesellen, während die übrigen Blattreste mehr zurück-
treten. x)
Die ganze Gesteinsstufe ist bei Zenica über 200 m mächtig, beschränkt sich in
anderen Teilen der Ablagerung aber auf wenige Meter oder fehlt auch ganz, was nicht
sowohl in einem Auskeilen, als vielmehr in tektonischen Störungen und Erosionsvor-
gängen seinen Grund hat. Denn die nächst höher folgenden Schichten scheinen an
einigen Stellen der Ablagerung, wie z. B. im Gebiete von Podbrezje nordwestlich von
Zenica, transgredierend auf älteren Schichten zu liegen, so daß zwischen ihnen und
der Unterlage eine mehr weniger mächtige Schichtenreihe des Gesamtprofiles fehlt. Bei
normaler Entwicklung allerdings ist der Übergang von den Mergelkalken zur nächst
höher folgenden Schichtenstufe ein allmählicher, wie namentlich bei Prasnice und
Drivusa südöstlich von Zenica beobachtet werden kann.
Diese nächst höhere Schichtenstufe besteht aus blaugrauen bis schwärzlichen, dünn-
schichtigen, meist bröckeligen und schüttigen, seltener plattigen, oft etwas sandigen
Tonmergeln, welche sich durch Verwitterung in einen schweren, braunen, schmierigen
Lehmboden auflüsen. Sie ist auf der linken Seite des Bosnaflusses südlich von Zenica
stark verbreitet. Bei Drivusa und besonders in der Erstreckung von Potok und Pras-
nice über Razpotoöje gegen Stara Zenica besitzt sie über 300 m Mächtigkeit, wogegen
sie an andei’en Orten wieder sehr zusammenschrumpft. Dies ist der Fall hauptsächlich
dort, wo sie von groben Sandsteinen und Konglomeraten durchsetzt oder über-
lagert wird. Durch dieses Abhängigkeits Verhältnis und die oftmalige Wechsellagerung,
welche z. B. bei Vrazalj südlich von Zenica vortrefflich verfolgt werden kann, erscheinen
die beiden petrographisch so verschiedenen Gesteine als heteropische Bildungen. West-
lich von Zenica sind die Konglomerate auf Kosten der schüttigen Tonmergel, südöstlich
von Zenica dagegen diese letzteren auf Kosten der Konglomerate zur mächtigen Ent-
wicklung gelangt. Innerhalb der Konglomeratstufe verändern die Mergel insofern ihre
Beschaffenheit, als sie sandiger und fester werden.
Die Konglomerate bestehen wesentlich aus Kalk- und Dolomitgeröllen, die lokal,
wie z. B. bei Stara Zenica bis zu 0'D m Durchmesser erreichen, meistens aber kleiner
sind und vielfach selbst bis zur Größe grober Sandsteinkörner herabsinken. Zu ihnen
gesellen sich Gerolle von Phyllit, Sandstein, Mergel und wenig Quarz. Die feinkörnigen
Abarten werden als Baustein verwendet; die groben zähen Konglomerate bilden auf
den Rücken der Berge häufig burgähnliche Erosionsformen. Westlich von Zenica in
den nördlichen Gehängen an der Straße nach Cajdras enthalten manche Bänke der
zwischen die Sandsteine und Konglomerate eingeschalteten Mergel, die hier vorwaltend
eine rötliche Farbe besitzen, zahllose Fossilien. Von tierischen Resten sind es ins-
besondere:
Congeria croatica Brus.
Congeria fuchsi Pil.
Congeria cf. zagrabiensis Brus.
Limnocardium sp.
Melania escheri Mer.
Melanopsis arcuata Brus.
Melanopsis cf. visianiana Brus.
Limnaea sp.
Sehr häufig sind in gewissen Lagen algenartige Kriechspuren. Bei Razpotoöje
liegen in diesen Schichten neben kleineren Schnecken zahlreiche C't/prts-Schalen.
') Hauptsächlich aus diesen Schichten dürften die bisher von Zenica ohne nähere Herkunftsangabe
angeführten Pflanzenreste stammen. Es sind die von D. Stur bestimmten Arten: Glyptostrobus europaeus,
Sequoia sternbergii, Gupania juglandina Ett., cf. Celastrus andromedae Ung., cf. Celastrus dubius Ung. und
eine schon von Kzehak erwähnte Flügelfrucht von Pinus cf. praesilvestris (vgl. E. Tietze, Grundlinien
310
II. Naturwissenschaft.
Von Pflanzenresten kommen in den Mergeln vor:
Phragmites oeningensis A. Br.
Glyptostrobus europaeus Brong. sp.
Cinnamomum polymorphum A. Br. sp.
Namentlich Cinnamomum- Blätter finden sich sehr häufig, und zwar nicht nur hier,
sondern in den Schichten desselben Horizontes in der ganzen Zenica-Sarajevoer Ab-
lagerung.
Mit der mehrere hundert Meter mächtigen Konglomeratstufe findet die Entwicklung
der Braunkohlenablagerung im engeren Gebiete von Zenica nach oben zu ihren Ab-
schluß, denn die nordwestlich von Zenica bei Stranjane bis Pojska und dann weiter
gegen Travnik zu auftretenden hellgelben, bräunlich verwitternden, plattigen, etwas
mergeligen oder sinterigen S üßwasserkalke liegen in fast schwebender Lagerung einer-
seits unmittelbar auf den Hangendschichten des ersten und zweiten Liegendflötzes,
anderseits auf den Kalksteinen des Grundgebirges auf, durch welchen letzteren Umstand
die petrographische Beschaffenheit dieser Gesteinsstufe ebenso bedingt wird wie überall
in den Tertiärablagerungen Bosniens, wo die Süßwasserkalke und Tuffe entwickelt sind.
Das relative Alter derselben läßt sich bei Stranjane, da die zwar recht reichlichen, aber
leider meist ganz zerdrückten Schnecken (Limnäen und Melanien) und die ebenfalls
vorkommenden Pflanzenreste keinen zureichenden Anhalt dazu liefern, vorläufig nicht
genau bestimmen.
Aus der vorstehenden gedrängten Darstellung ergibt sich für die Braunkohlen-
ablagerung im engeren Bezirke von Zenica die nachstehende Schichtenfolge:
Oben.
14. Süßwasserkalke (diskordant auflagernd).
13. Kalkkonglomerate, durchschossen von lokal versteinerungsreichen Mergeln, bis ,
600 m mächtig.
12. Schüttige Mergel, zum Teile sandig, in schmierigem Lehm verwitternd, bis 300 m
mächtig.
11. Dünnplattige Mergelkalke, reich an Blattabdrücken und Glyptostrobus- Resten
(Glyptostrobus- Schichten), bis 200 m mächtig.
10. Hangend-Kohlenflötz, bei Zenica 4m mächtig.
9. Kalkmergel, etwas sandig, voll Carpolyth.es alatus und Carpolithes foveatus, durch-
schossen von einigen Kohlenschmitzen. 40 m mächtig.
8. H aupt-Kohlenflötz, bei Zenica 9'5 m mächtig.
7. Lettenmergel, zum Teile blähend, 35 m mächtig.
6. Oberstes (drittes1) Liegendflötz, bei Zenica l'2m mächtig.
5. Graue Mergel, in der Hangendpartie von Mergelkalken durchschossen und lagen-
weise reich an Unionideen und Carpolithes valvatus , bis 200 m mächtig.
der Geologie von Bosnien-Herzegowina, 1880, S. 149); sowie ferner die von F. Krasser (Annalen des
k. k. naturliistorisclien Hofmuseums V, 1890, S. 91) bestimmten Abdrücke: Glyptostrobus europaeus Brogn.
sp., Zostera ungeri Ett., ? Almus nostratum Ung., Parottia pristina Ett., ? Fagus feroniae Ung., Salix aqui- (
tanica Ett., Persea heerii Ett., Bombax chorisaefoliunx Ett., Celastrus persei Ung’., Acer ruminianum Heer,
Acer crenatifolium Ett. und ? Pterocarya denticulata Web.
J) Beim Kohlenbergbau iu Zenica wird dieses oberste Liegendflötz gewöhnlich als erstes und das j
unterste als drittes bezeichnet, da man vom Hauptflötz nach abwärts zählt. Es sei hervorgehoben, daß
Herr Bergdirektor F. Ri cht er die allgemeine Schichtenreihenfolge schon früher richtig erkannt und wohl
als erster in ein für die nähere Umgebung von Zenica völlig zutreffendes System gebracht hat.
i
Katzer. Die geologische Entwicklung der Braunkohlenablagerung von Zenica in Bosnien. 311
4. Mittleres (zweites) Liegendflötz, bei Zenica 8 m mächtig.
3. Grüngraue sandige Mergel, in der Liegendpartie von kieseligen Mergelkalken
durchschossen, etwa 250 m mächtig.
2. Unterstes (zweites) Liegendflötz, bei Zenica höchstens 3 m, meist aber weniger
mächtig.
1. Grüngraue Mergelsandsteine und Konglomerate, etwa 50 m mächtig.
Unten.
Die Mächtigkeit der Braunkohlenablagerung erreicht somit bei Zenica rund
1700 m.
In der Erstreckung gegen Südosten erfährt die Entwicklung der Ablagerung man-
cherlei Veränderungen, welche im einzelnen zu verfolgen hier nicht beabsichtigt wird,
zumal es vor Beendigung der geologischen Aufnahme der Gesamtablagerung nicht
durchwegs in gleichem Maße möglich wäre. Nur in Kürze sei bemerkt, daß diese
Änderungen hauptsächlich sind:
1. die petrographisch verschiedene und sehr mächtige Entfaltung der hangenden
Konglomeratstufe (13 des vorstehenden Zenica-Profils);
2. die gedrängte Ausbildung der mittleren kohlenführenden Schichtengruppe von
Zenica (5 — 11);
3. die Entwicklung eines tiefen Liegendflötzzuges im südöstlichen Randteile der
Ablagerung, welcher bei Zenica fehlt; und
4. das Auftreten einer dort gleichfalls fehlenden jüngsten lignitführenden Schichten-
reihe noch über der Konglomeratstufe in der südwestlichen Erstreckung der Ab-
lagerung.
Infolge dieser Veränderungen weist die Zenica-Sarajevoer Braunkohlenablagerung
in ihrer Haupterstreckung südöstlich von der Bosna und Lasva oder etwa südlich von
der Linie Kakanj-Busovaöa eine von jener im engeren Gebiete von Zenica recht ver-
schiedene Entwicklung auf. Als Beispiel derselben sei die Gliederung des Braun-
kohlengebirges in der Gegend von Kakanj-Doboj angeführt.
Hier liegen auf dem Grundgebirge lokal zunächst grobe Konglomerate, welche
zu bedeutenden Höhen aufsteigen. Es sind dieselben, welche schon E. Tietze1) als
die unterste Abteilung des Tertiärgebirges dieser Gegend aufgefaßt hatte. Sie sind
dort, wo sie Tietze kennen lernte, nämlich in Sutjeska (sw. von Vare§), einige
hundert Schritte vom Kloster an der Trstienica abwärts im rechten Talgehänge sehr
gut aufgeschlossen, besitzen hier jedoch nur eine sehr beschränkte Verbreitung. Ihre
Hauptentwicklung erlangen sie nordwestlich von Zgosca auf dem Südostabfalle des
Kicevo brdo in der Umgebung von Mramor. Hier wie dort sind sie lebhaft rot gefärbt
und dadurch schon von weitem kenntlich. Sie bestehen hauptsächlich aus Kalkgeröllen,
darunter auch solchen eines roten Mergelkalkes; ihre intensive Färbung stammt jedoch
vom kalkigen Terra rossa-Bindemittel.
Südöstlich von Sutjeska sind entlang des Randes der Ablagerung Kalkkonglo-
merate nur schwach entwickelt, wie z. B. bei Vardisde (bei Dabravine südlich von Vares),
wo sie in einer Auslappung des Tertiärgebirges in einer kleinkörnigen, nicht roten Aus-
bildung im Verbände mit Sandsteinen auftreten.
Etwas jünger oder teilweise gleich alt mit den Konglomeraten sind Süßwasser-
Plattenkalke und Mergel, welche, sich ebenfalls am Rande der Ablagerung und unmittel-
‘) Grundlinien der Geologie von Bosnien-Herzegowina. Wien 1880, S. 148.
312
II. Naturwissenschaft.
bar den Kalken des Grundgebirges auflagernd, in einer großen zusammenhängenden
Erstreckung von Kovaci über Zivalji und das Bozic-Gehöfte bis gegen Zgoäca hinziehen.
Ihre Fortsetzung finden diese Süßwasserkalke in einem minder mächtigen Zuge, der
sich entlang des Kalkgrundgebirges von Crn6e über Polje gegen Bjelavoda erstreckt.
Hier ist die Entwicklung, namentlich in Polje, die eines echten Travertin, wogegen die
Ausbildung in der großen Erstreckung, besonders bei Zivalji und unterhalb der Fili-
povice kuce diejenige eines dichten oder etwas sandigen, plattigen, mergeligen, klin-
genden Süßwasserkalkes ist, der einen ausgezeichneten Baustein abgibt und zu diesem
Zwecke auch in mehreren Steinbrüchen gewonnen wird.
Anders geartet sind die Süß wasserkalke unmittelbar unterhalb Sutjeska, wo sie
einer aufgepreßten Triaskalkklippe angelagert sind und wahrscheinlich durch mit den
tektonischen Störungen zusammenhängende Kalkquellenausbrüche beeinflußt worden sein
dürften. Sie sind zum großen Teile breccienartig ausgebildet und führen Aragonit-
sintermasse. Sekundär ist reichlich wasserklarer Kalzit ausgeschieden. Diese Siiß-
wasserkalke sind reinere Kalkausscheidungen als die ersterwähnten und führen daher
auch eine andere Fauna, nämlich fast ausschließlich Helix cf. steinheimensis Klein,
während in den ersteren mehr tonigen (mergeligen) Kalken Limnäen und Cyrenen,
leider in unbestimmbarem Erhaltungszustände, verbreitet sind.
Nach obenzu gehen die besprochenen Liegendstgesteine in eine Schichtenreihe
über, welche einen verschiedenen Habitus hat, je nachdem das Gestein, aus welchem
sie sich entwickelt, beschaffen ist. In der Hauptsache sind es Sandsteine, die mehr
kalkig und von Mergeln durchschossen sind, wo sie sich aus Süßwasserkalken ent-
wickeln, wie bei Hausovidi und Kaparovidi, oder wieder mehr quarzig, wie südlich von
Sutjeska, dann bei Zgosca, Ostrila und Vrtliste, ja vielfach auch breccienartig und zähe,
wie im Bjelavodatale oberhalb Popi. Mit den Bänken dieser verschiedenen Sandsteine
wechsellagern immer sandige bis blätterig-tonige Mergel von zumeist graugrüner, ver-
wittert rostbrauner Farbe. Im allgemeinen ist die Schichtenreihe im mittleren Teile
der östlichen Begrenzung der Ablagerung mehr kalkig-mergelig und feinsandig, im Ge-
biete südlich von Riöica und Sutjeska einerseits und von Popi, Vrtliste und Kakanj
anderseits dagegen mehr quarzig und grobsandig entwickelt, ohne daß es jedoch
möglich wäre, zwischen den beiden Ausbildungsformen eine irgendwie scharfe Grenze
zu ziehen. Gemeinsam der ganzen Schichtenreihe ist, daß namentlich die größeren und
festeren Bänke mehr oder minder eisenschüssig sind.
Diese Schichtengruppe enthält nebst minderwertigen Schmitzen wenigstens ein
abbauwürdiges Ivohlenflötz, dessen Ausbisse insbesondere im nördlichen Teile des
Gebietes, in der Gegend von Vrtliste, Mramor, Bruj, Hausovidi und Crni6e auf weite
Strecken verfolgt werden können und welchem auch die Kohlenflötze von Sutjeska und
Vardisde zuzuzählen sind. Die Einzelentwicklung des Flötzzuges ist an den verschie-
denen Ausbildungsstätten jeweils mehr oder weniger verschieden, was sich außer in
den petrographischen Verschiedenheiten der Gesteinsreihe namentlich sowohl in der
wechselnden Mächtigkeit des Hauptflötzes, die lokal bis auf 6 m anschwillt, als auch in
der wechselnden Anzahl, Mächtigkeit und Beschaffenheit der dasselbe begleitenden
Nebenflötze und Schmitze äußert. Alle diese Verschiedenheiten erklären sich dadurch,
daß dieser liegendste Flötzzug eine Randbildung vorstellt, die in ihrer Entstehung
von den örtlichen Verhältnissen in höherem Grade beeinflußt wurde, als dies in der
Mitte der Ablagerung der Fall ist. Die Kohle vom Ausbiß wird von den Bauern der
Umgebung seit langer Zeit zum Zwetschkentrocknen sowie als Schmiedekohle verwendet,
was an sich für deren vortreffliche Qualität zeugt.
Katzer. Die geologische Entwicklung der Braunkohlenablagerung’ von Zenica in Bosnien. 313
Die Hangendschichten der Kohlenflötze, welche im Duboki potok bei Sutjeska
und bei Vardisce aus wohlgeschichteten harten, klingenden Süß wasserkalken bestehen,
pflegen reich an groben Pflanzenteilen zu sein. Bei Vardis6e liegen besser erhaltene
Pflanzenreste in diesen Schichten beisammen mit verdrückten Limnäen- und Pisidium-
Schalen. Prof. Engelhardt bestimmte hieraus:
Sequoia couttsiae Heer.
Laurus primigenia Ung.
Über der Schichtengruppe der Liegendststeine folgt im engeren Gebiete von
Zgosca und Popi, beziehungsweise im dermaligen Abbaufelde des Kohlenwerkes Ivakanj-
Doboj, unmittelbar das Ivohlenflötz, welches alsZgoscaer Hauptflötz bezeichnet werden
kann. Es wird bedeckt von mehr minder sandigen Kalkmergeln, die im Habitus sowohl
als darin, daß sie reichlich dieselben länglichen Samen (Carpolithes foveatus und Car-
polithes alatus) führen, welche bei Zenica für das unmittelbare Hangend des dortigen
Hauptflötzes charakteristisch sind, in der Tat die Parallelisierung der Zgosdaer mit
dem Zenicaer Hauptflötze begründen können, umsomehr, als sie nach oben in Mergel-
kalke übergehen, welche in jeder Beziehung mit den Glyptostrobus- Schichten von
Zenica identisch sind. Dazu kommt ferner, daß in diesen letzteren Schichten, freilich
anscheinend nur lokal und in einem Vertikalabstand von etwa lim gegenüber von
40 m bei Zenica, ein (nicht bauwürdiges) Ivohlenflötzchen eingeschaltet ist, welches
durchaus dem Zenicaer Hangendflötze entspricht.
Darüber folgen dann, durch allmähliche Übergänge verbunden, die schiittigen,
grauen, braunlehmig verwitternden Tonmergel, genau übereinstimmend mit den
Hangend-Tonmergeln des Gebietes von Zenica, so daß in der nächsten Umgebung des
Kohlenwerkes Kakanj-Doboj, trotz der gedrängteren Entwicklung, die Analogie der
Schichten vom Hauptflötze aufwärts mit jenen bei Zenica eine vollkommene ist.
Die Pflanzenführung der ' Glyptostrobus- Schichten von Kakanj-Doboj ist außer-
ordentlich reich. In den tieferen Schichten tritt Glyptostrobus europaeus überall in
erstaunlicher Fülle auf; die höheren Schichten schließen hauptsächlich Blattabdrücke
von Dicotyledonen ein und darüber folgt ziemlich konstant eine Schichte mit Fisch-
resten. Systematisch ausgebeutet wurden unter gefälliger Beihilfe der Herren Direktor
F. Richter und Bergverwalter J. Kobercz hauptsächlich zwei Fundstellen: die eine
unmittelbar bei der Eisenbahnbrücke über den Zgos6abach etwas unterhalb der Kohlen-
werksanlage, in der Lehne am linken Bachufer und die zweite wenig oberhalb der
Mühle am Aufstieg zum Safundzia. Die Schichten sind an beiden, kaum 2 km in der
Luftlinie von einander entfernten Fundpunkten in jeder Beziehung vollständig gleich ent-
wickelt, die fossile Flora weist aber trotzdem einige bemerkenswerte Verschiedenheiten
auf, weshalb die von Prof. Engelhardt bestimmten und beschriebenen Reste von jedem
der beiden Fundorte einzeln angeführt werden mögen.
Vom Kohlenwerk Kakanj-Doboj stammen:
Phragmites oeningensis Al. Br.
Juncus retractus Heer.
Pinus megaloptera Ett.
Glyptostrobus europaeus Brong. sp.
Sequoia langsdorfii Brong. sp.
Widdringtonia ungeri Entt.
Myrica laevigata Heer.
Betula brongniartii Ett.
Quer cus lonchitis Ung.
Quercus valdensis Heer.
Quercus gmelini Al. Br.
Carpinus grandis Ung.
Ostrya atlantidis Ung.
Castanea ungeri Heer.
Ulmus longifolia Ung.
Planera ungeri Köv. sp.
314
II. Naturwissenschaft.
Ficus lanceolata Heer.
Salix varians Göpp.
Salix lavateri Heer.
Andromeda vaccinifolia Ung.
Xylopia ungeri nov. sp.
Auvectomeria brongniartii Sap.
Der Fundpunkt oberhalb der Mü
genden Arten:
Tilia bosniaca nov. sp.
Acer trilobatum Stbrg. sp.
Ilex ambigua Ung.
Rhamnus gaudini Heer.
Juglans acuminata Al. Br.
e am Aufstieg zum Safundzia ergab die fol-
Phragmites oeningensis Al. Br.
Typha latissima Al. Br.
Glyptostrobus europaeus Brong. sp.
Myrica halceaefolia Ung. sp.
Myrica laevigata Heer.
Betula prisca Ett.
Betula brongniartii Ett.
Ainus kefersteinii Göpp. sp.
Ainus nostratum Ung.
Quercus sclerophyllina Heer.
Ulmus longifolia Ung.
Planera ungeri Köv. sp.
Ficus lanceolata Heer.
Benzoin antiquum Heer.
Andromeda protogaea Ung.
Vitis teutonica Al. Br.
Nymphaea charpentieri Heer.
Tilia katzeri nov. sp.
Acer trilobatum Stbg. sp.
Ilex ambigua Ung.
Ilex steno phylla Ung.
Rhamnus gaudini Heer.
Eucalyptus oceanica Ung.
Amygdalus persicifolia Ung.
Amygdalus pereger Ung.
Wie ersichtlich, beträgt, abgesehen von dem überall massenhaft auftretenden Glypto-
strobus europaeus, die Anzahl der den beiden Fundstellen gemeinsamen Arten nur
neun, also bloß etwa ein Drittel der von jedem Fundorte bekannt gewordenen Reste.
Der allgemeine Charakter der Flora ist zwar in Anbetracht der Reichlichkeit der Ab-
drücke der vorherrschenden Arten derselbe, aber der Pflanzenwuchs besaß doch auf
jedem Standorte seine Eigentümlichkeiten. In den Wäldern waren Nadelhölzer {Glypto-
strobus) durchaus vorherrschend; dazu gesellten sich, wie dies schon oben von den
gleichen Schichten beim Bahnwächterhause Nr. 55 bei Zenica bemerkt -wurde, haupt-
sächlich Ahornbäume sowie ferner Faulbäume, Ulmen, Birken, Eichen und Linden.
Die Verschiedenheiten des Waldbestandes wurden fast nur durch die spärlicher auf-
tretenden Bäume bewirkt.
Aus einem annähernd gleich alten oder etwas höheren Horizont stammen die
Pflanzenreste, welche Prof. Engelhardt von Breza bis Sutjescica (s. von Vares), wo
die Entwicklung des flötzführenden Braunkohlengebirges allerdings eine etwas andere
als im engeren Gebiete von Kakanj-Doboj ist, beschreibt. Es sind:
Carpinus grandis Ung.
Celastrus europaeus Ung.
Cassia phaseolites Ung.
Acacia sotzkiana Ung.
In den mürben tonigen Übergangsschichten von den schieferigen klingenden
Glyptostrobus- Schichten zu den schüttigen Tonmergeln wurde am Aufstieg vom Zgos6a-
bache gegen Plandiste eine Kollektion von Pflanzenresten aufgesammelt, die nach Prof.
Engelhardts Bestimmungen die folgenden Arten aufweist:
Katzer. Die geologische Entwicklung der Braunkohlenablagerung von Zenica in Bosnien. 315
Myrica banksiaefolia Ung.
Quercus gmelini Al. Br.
Laurus primigenia Ung.
Benzoin antiquum Heer.
Cinnamomum scheuchzeri Heer.
Glyptostrobus tritt vollständig zurück, Cinnamomum stellt sich in bemerkenswerter
Reichlichkeit ein und bildet von da ab, ganz so wie bei Zenica, einen sehr cha-
rakteristischen Bestandteil der fossilen Flora der oberen Schichtenstufen der Ab-
lagerung.
Wie groß die Übereinstimmung in der Entwicklung der unmittelbaren Hangend-
schichten des Zgoscaer und des Zenicaer Hauptkohlenflötzes ist, so wenig stimmt die
innere Gliederung des Flötzes selbst überein. Die abbauwürdige Mächtigkeit beträgt
im Mittel nur etwa 2 m gegenüber von 9 — 10 m im Abbaufelde von Zenica, die Kohle
ist jedoch besser und kommt in ihrer Heizkraft (5000 — 6000 Kal.) der Steinkohle nahe.
Auch die höheren Hangendschichten sind im Gebiete von Kakanj-Doboj wie
überhaupt im ganzen südöstlichen Teile der Braunkohlenablagerung anders entwickelt
als bei Zenica. Die dortigen Hangendkonglomerate (13 der Schichtenreihe auf S. 310)
werden schon in der Gegend von Janjici mehr und mehr durch wohlgeschichtete bis
schieferige Sandsteine verdrängt, welchen nur untergeordnet Konglomeratbänke ein-
geschaltet sind, die erst im hängendsten Teile wieder zur mächtigen Entfaltung gelangen.
Die Sandsteine sind zumeist sehr feinsandig, stets mehr minder glimmerig und besitzen
ein kalkiges oder tonig- mergeliges Bindemittel, welches zuweilen so überhandnimmt,
daß sich sandige Mergelschichten entwickeln. Diese sowie die schieferigen Sandstein-
schichten pflegen voll von Pflanzendetritus und dann bräunlich-kohlig gefärbt zu sein,
enthalten jedoch nur an wenigen Stellen wohlerhaltene Reste. Bis jetzt werden nur ge-
legentliche und nichts weniger als vollständige Aufsammlungen der fossilen Flora dieser
Schichten vorgenommen. Prof. Engelhardt bestimmte daraus die folgenden Arten:
Von Janji6i (gegen Lasva):
Pinus hepios Ung. sp.
Andromeda protogaea Ung.
Cinnamomum lanceolatum Ung. sp.
Banksia longifolia Ung. sp.
Myrica vindobonensis Ung.
Echitonium sophiae Web.;
in Kondzilo potok (westlich von Dobrinje):
Cinnamomum scheuchzeri Heer.
Cassia ambigua Ung.;
von 2ei’avac oberhalb Cati6i (gegenüber von Papratnica auf dem rechten Bosnaufer):
Andromeda protogaea Ung.;
von Podastinje bei Kiseljak:
Pinus hepios Ung. sp.
Glyptostrobus europaeus Brong. sp.;
von Visoko (an der Straße nach Kiseljak) :
Glyptostrobus europaeus Brong. sp.
Cinnamomum polymorphum A. Br. sp.
316
II. Naturwissenschaft.
Daphne palaeo-mezereum Ett.
Sapotacites minor Ett.
Rhus herthae Ung.
In der Hangendpartie des Sandsteinkomplexes, welcher im Gebiete von Visoko
und Kiseljak wohl 1000 m Mächtigkeit besitzt, sind Konglomerate eingeschaltet, welche
nach aufwärts schließlich herrschend werden. Sie sind es, welche die höchsten Berge
der Zenica-Sarajevoer Braunkohlenablagerung auf bauen und im Humberge südlich von
Gora bis zu 1281 m Seehöhe aufsteigen.
Im Hangenden der Konglomerate, zunächst mit ihnen wechsellagernd, dann selb-
ständig entwickelt, treten tonige Sandsteine auf, die durch Verwitterung leicht zu
Sanden zerfallen oder sich, wenn das tonige Bindemittel vorherrschend war, in sandige
Tone auflösen.
Diesen Schichten, welchen vornehmlich auch die Tertiärablagerungen in der Um-
gebung von Sarajevo angehören, führen stellenweise, wie z. B. bei dem erwähnten
Podastinje, wenig mächtige Glanzkohlenflötze. Überlagert werden sie, wie es scheint
unkonform, von Süßwasserkalken, die mit Mergeln wechsellagern, an mehreren
Stellen (Gucja gora bei Travnik, Rakovica bei Blazuj, Kobiljdol bei Sarajevo) Lignit-
flötze einschließen und von sandig-mergeligen, häufig aufgelockerten Schichten bedeckt
werden. Sie sind nur entlang des südwestlichen Randes der Zenica-Sarajevoer Braun-
kohlenablagerung in beschränkten isolierten Partien erhalten. Dieser hängendste
Schichtenkomplex, welcher die ganze Ablagerung nach oben abschließt, ist noch wenig
erforscht und insbesondere steht zur Zeit noch keineswegs fest, ob er zur Gänze mit
den Süßwasserkalken von Stranjane bei Zenica (Schichtenstufe 14 des dortigen Profils)
parallelisiert werden darf.
Die folgende Übersicht der Schichtenfolge des Tertiärgebirges im engeren
Bergbaugebiete von Kakanj-Doboj und in einem Profil von hier nach Südwesten bis
zum Rande der Ablagerung möge zum leichteren Vergleich mit der Entwicklung in der
Umgebung von Zenica dienen. Die den einzelnen Schichtenstufen in der Klammer
beigefügten Zahlen geben an, welchen Schichten des Zenicaer Profiles (vgl. oben S. 310)
sie entsprechen.
Oben.
13. Sandig-mergelige, oft lockere oder schotterige Schichten.
12. Süßwasserkalke, von Mergeln durchschossen, mit Lignitflötzen (14?).
11. Tonige Sandsteine mit schwachen Glanzkohlenflötzen.
10. Konglomerate (13).
9. Dünnschichtige bis schieferige Sandsteine (13).
8. Schüttige Mergel (12).
7. Plattige Mergelkalke und Mergelkalkschiefer (Glyptostrobus- Schichten) mit reicher
Pflanzenführung und nur lokal entwickeltem schwachen Hangendkohlenflötz
(11, 10).
6. Sandige Kalkmergel mit Carpolithes (9)
5. Hauptkohlenflötz von Zgosca (8).
4. Lettenmergel, zum Teil blähend (7 und vielleicht 3).
(Die Schichtenstufen 9, 8 und 7 des Zenicaer Profils sind hier schwach, gewisser-
maßen kondensiert entwickelt; die Stufen 6, 5, 4, 3, 2 fehlen bei Zgosöa, in der süd-
östlichen Fortsetzung über die Ricica- und Trstenicabäche gegen Sutjescica an der [
Stavnja herrscht dagegen der Gesteinscharakter dieser Schichtenstufen vor.)
Katzer. Die geologische Entwicklung der Braunkohlenablagerung von Zenica in Bosnien. 317
3. Liegendsandstein (1?).
2. Liegendste Kohlenflötze.
1. Kalkkonglomerat, meist lebhaft rot gefärbt.
Unten.
Die Gesamtmächtigkeit des Profils dürfte 2000 m überschreiten. Eine genauere
Feststellung wird erschwert durch die zahlreichen Störungen, welche das Tertiärgebirge
durchsetzen und deren volle Bedeutung erst nach der vollendeten geologischen Auf-
nahme der ganzen Ablagerung wird gewürdigt werden können. Im großen ganzen ist
die Schichtenlagerung keine muldenförmige, sondern eine einseitig aufgerichtete, indem
die Schichten fast durchwegs nach Südwesten einfallen. Eine bedeutende Störung zieht
unmittelbar bei der Eisenbahnstation Dobrinje durch, von wo sie sich durch die ganze
Breite der Ablagerung sowohl nach Ostsüdosten als nach Westnordwesten verfolgen
läßt. Übereinstimmend verlaufen auch die meisten sonstigen Störungen, durch welche
Dislokationen bis zu 1000 und mehr Metern bewirkt werden.
Auf diese Verhältnisse soll hier indessen ebensowenig weiter eingegangen werden
wie auf eine Erörterung des Alters der Ablagerung. Es sei diesbezüglich bloß bemerkt,
daß die Hauptschichtenreihe der Zenica-Sarajevoer Braunkohlenablagerung jedenfalls
dem Oligozän angehört und daß sich die diesbezüglichen Ausführungen E. Tietzes1)
durchaus bestätigt haben.
Sarajevo, im Juli 1902.
;) Geologie von Bosnien-Herzegowina, 1. c., S. 148 — 151.
Beiträge zur Kenntnis der tertiären Flora der weiteren
Umgebung von Dolnja Tuzla in Bosnien.
Von
Hermann Engelhardt,
Professor an der Dreikönigschule in Dresden.
(Mit G Tafeln und 3 Abbildungen im Texte.)
Einleitung.
Vom bosn.-herzeg. Landesgeologen Dr. Friedrich Katzer.
Bei der im Jahre 1899 durchgeführten geologischen Detailaufnahme des General-
stabs-Kartenblattes Dolnja Tuzla (Zone 27, Kol. XIX) und des südlich angrenzenden
Blattes Dubrava-Ribnica (Zone 28, Kol. XIX) wurden in Tertiärschichten von ver-
schiedenem Alter zahlreiche fossile Pflanzenreste aufgesammelt, deren Bearbeitung der
ausgezeichnete Kenner der tertiären Floren Herr Prof. H. Engelhardt in Dresden
übernahm.
Engelhardt war der erste, welcher schon im Jahre 1883 eine mit Abbildungen
der beschriebenen Arten versehene Mitteilung über bosnische Tertiärpflanzen veröffent-
licht hat, x) und seinem großen Interesse für die Tertiärfloren Bosniens, seiner seltenen
Sachkenntnis und seinem unermüdlichen wissenschaftlichen Eifer verdanken wir die
folgende schöne Arbeit, welche als erste umfangreichere Abhandlung die phytopalä-
ontologischen Spezialstudien in Bosnien-Herzegowina in würdiger Weise inauguriert.
Die Schichten, aus welchen die von Herrn Prof. Engelhardt beschriebenen
fossilen Pflanzenreste stammen, gehören teils dem Oligozän, teils dem Untermiozän,
Obermiozän und Pliozän an. Die stratigraphischen Verhältnisse der einzelnen
Fundorte werden zwar in den Erläuterungen zum Blatte Dolnja Tuzla der geologischen
Spezialkarte von Bosnien -Herzegowina eingehender behandelt, es dürfte sich aber
empfehlen, sie in aller Kürze auch hier darzulegen, schon um die geologische Bedeu-
tung der phytopaläontologischen Untersuchungen klarer hervortreten zu lassen.
Die oligozänen Pflanzenreste entstammen einer wenig ausgedehnten Binnen-
ablagerung, die sich westlich von Gjurgjevik zwischen Dolnja Tuzla und Kladanj aus-
breitet. Sie wird im Norden, Westen und im Süden bei Vis6a gornja von Serpentin, der
im Oskovatale von Diluvium bedeckt wird, begrenzt, während sie im Osten und Süden
Melaphyren, Jaspisschiefern und Triaskalken aufliegt. Ihre westliche Grenze wird ziem- -
lieh genau von der Talrinne des Bresticabaches bezeichnet, welcher unweit oberhalb ,
seiner Einmündung in die Oskova die Schichtenfolge gut aufschließt. Zu unterst, un- I
mittelbar auf Serpentin, liegen Konglomerate und grobe Sandsteine, welche stellenweise
verkieselte Stammstücke enthalten. Nach oben folgen feinkörnige Quarzsandsteine und
l) Abhandl. d. „Isis“ 1883, S. 85 ff.
Engelhardt. Beiträge z. Kenntnis der tertiären Flora der weiteren Umgebung v. D. Tuzla. 319
Sandsteinschiefer mit einer Überfülle verkohlter Pflanzenreste und dünnen Kohlen-
schmitzen und über diesen liegen hellgraue oder gelbliche Kalkmergel und Süßwasser-
kalke mit einzelnen Muscheln und Schnecken und einer ebenfalls recht reichen Flora.
Die fossilen Pflanzenreste aus diesen Schichten, welche von dem mir damals zu-
gewiesenen Assistenten, jetzigen Bergadjunkten Herrn V. Lipoid, welcher die Auf-
nahme eines Achtels des Kartenblattes Dubrava-Ribnica mit viel Fleiß und Eifer durch-
führte, entdeckt und zum größten Teile aufgesammelt wurden, bestätigen durchaus das
sich auch aus geologischen und petrographischen Gründen ergebende Alter dieser Ab-
lagerung. Die Liegendkonglomerate und Sandsteine gehören dem Oligozän, die dar-
über folgenden Mergel und Süßwasserkalke zum Teile vielleicht dem untersten Mio-
zän oder zur Gänze auch noch dem Oberoligozän an. In der Abhandlung Engel-
hardts werden die Schichten als Brestica- Sandstein und Brestica-Kalkmergel bezeichnet.
Aus dem Sandsteine erscheinen bestimmt:
Pinus Hageni Heer. (?)
Pinus spiciformis Ung.
Sequoia Langsdorfii Brong. sp.
Sequoia Sternbergii Goepp. sp.
Fagus castaneaefolia Ung.
TJlmus plurinervia Ung.
Ficus tiliaefolia Al. Br. sp.
Salix varians Goepp.
Samyda borealis Ung.
Rhamnus Eridani Ung.
Amygdalus persicifolia Ung.
Robinia Regeli Heer.
Cassia hyperborea Ung.
Von diesen 13 Arten Wurden Samyda borealis Ung. und Amygdalus persicifolia
Ung. bisher nur im Oligozän gefunden und Sequoia Sternbergii Goepp. kommt auch
schon im Eozän vor, ist aber ebenso wie die Mehrzahl der übrigen Arten hauptsäch-
lich im Oligozän verbreitet.
Aus den imtermiozänen, eventuell zum Teile noch oberoligozänen Kalkmergeln
stammen :
Glyptostrobus europeus Brong. sp. Andromeda protogaea Ung.
Sequoia Langsdorfii Brong. sp. Ilex ambigua Ung.
Quercus Lonchitis Ung. Eucalyptus oceanica Ung.
Laurus princeps Heer. Ceratonia emarginata Al. Br.
Embothrium leptospermum Ett. Cassia phaseolites Ung.
Myrsine Doryphora Ung. Cassia Berenices Ung.
Von diesen 12 Arten ist Embothrium leptospermum Ett. bis jetzt nur in oligo-
zänen Ablagerungen gefunden worden; von den übrigen ist bloß Ilex ambigua Ung.
auf das Miozän beschränkt, während alle anderen im Oligozän weit verbreitet sind.
Die Flora der Brestica-Kalkmergel erhält dadurch den hervorgehobenen alten Anstrich.1)
Ein anderer Fundort altmiozäner Pflanzen ist bisher in der weiteren Umgebung
von Dolnja Tuzla nicht bekannt geworden. Sehr zahlreich sind dagegen die Vorkommen
von fossilen Pflanzenresten in jungmiozänen Schichten.
Das Miozän in der Umgebung von Dolnja Tuzla läßt sich von unten nach auf-
wärts wie folgt gliedern:
Unten, direkt auf oberoligozänen (chattischen) Konglomeraten auflagernd :
1. Marine, graue tonige Mergelschiefer oder, in der Süßwasserablagerung von Gjurgje-
vik-Brestovica, Süßwasserkalke und Mergel, welche auch noch mit der folgenden
marinen Stufe altersgleich sein dürften.
-1) Neuere Untersuchungen haben ergeben, daß die ganze Ablagerung dem Oligozän angehören dürfte.
320
II. Naturwissenschaft.
2. Gestreifte Mergelschiefer, die Träger der berühmten Salzlagerstätte von Tuzla.
3. Plattenkalk, zum Teile versintert.
4. Graue glimmerige Mergel (schlierartige Ausbildung).
Diese vier Schichtenstufen entsprechen der I. Mediterranstufe des Wiener
Beckens.
5. Dünnschichtige Mergel mit sandig-lettigen Zwischenschichten, entsprechend beiläufig
den Gründer Schichten des Wiener Beckens.
6. Leithakalk und Leithakalkkonglomerat, im Südwesten ganz vertreten, oder über-
gehend in
7. schüttere Serpentinkonglomerate und Sandsteine, auch gelbe Mergel, oder zuweilen
rote und graue Tone.
Die Stufen 5, 6 und 7 entsprechen der II. Mediterran stufe.
8. Wohlgeschichtete Sandsteine mit Konglomeratlagen, von 7 zum Teile nur durch
die Fauna verschieden.
9. Plattenkalksandstein und fischreiche dünnschichtige Mergelkalke.
10. Roggenkalkstein und sandiger Cerithienkalk.
11. Sandige, graue oder bräunliche Mergel mit Lagen von dünnplattigen Mergelkalken.
Diese vier Stufen 8, 9, 10 und 11 gehören den sarmatischen Schichten
an und schließen das Miozän von Tuzla nach oben ab. Darüber folgen un-
mittelbar die unteren pliozänen Kongerienschichten der pontischen Stufe.
Es ist selbstverständlich, daß die Entwicklung des Miozäns nicht allerorts eine so
vollständige ist, daß man alle angeführten Stufen über einander unterscheiden könnte.
Teilweise verdrängen sich die Stufen auch gegenseitig, indem sich gewissermaßen eine
auf Kosten der anderen ausschließlich entwickelt, aber überall bleibt ihre Reihenfolge
und ihr Charakter der gleiche.
Alle jüngeren Miozänablagerungen in der weiteren Umgebung von Dolnja Tuzla
sind marinen Ursprunges, und es enthalten daher Pflanzenreste in größerer Menge
natürlicherweise nur die Strand- und Seichtbildungen, als welche sich die Schichten-
stufen 5, 7, 8, 9 und 11 erweisen.
Die etwa dem Gründer Horizont des Wiener Beckens entsprechenden dünnschich-
tigen Mergel 5 sind stellenweise überall an Pflanzendetritus reich und am Golobrdo und
bei Rasovac wurden darin auch größere Blattfetzen gefunden. Da die Kollektion jedoch
zu ungenügend ist, wurde sie vorläufig an Herrn Prof. Engelhardt nicht übermittelt.
Eine systematische Aufsammlung dürfte mehr bestimmbares Material zutage fördern.
Die Sandsteine der Stufe 7 haben ebenfalls nur schlecht erhaltene, wiewohl zahl-
reiche Pflanzenreste geliefert. Die für eine günstige Erhaltung besser geeigneten Mergel,
welche das Hangende des Leithakalkes bilden und den Übergang in die sarmati-
schen Schichten vermitteln, sind nur in der südlichen Begrenzungszone der Save-
niederung (im nördlichen Teile des Blattes Dolnja Tuzla) entwickelt, besonders schön
bei und in Spionica turska, nordwestlich von Srebrnik. Es wechseln hier prächtige
Amphisteginenmergel, welche (nach einer freundlichen Bestimmung des Herrn F. Karrer)
die gleiche reiche Foraminiferenfauna wie die Mergel vom Grünen Kreuze bei Wien
aufweisen, mit härteren plattigen Kalkmergeln ab, die nebst Melettaschuppen und an-
deren Fischresten auch Blattabdrücke enthalten. Hieraus stammt die neue Art
Myrtus bosniaca Engelhardt.
Die sarmatischen Schichtenstufen 8 und 9 gleichen in bezug auf ihre Pflanzen-
führung den Leithasandsteinen, d. h. sie enthalten lagenweise überaus reichlich Pflanzen-
Engelhardt. Beiträge z. Kenntnis der tertiären Flora der weiteren Umgebung v. D. Tuzla. 321
spreu, aber nur selten wohlerhaltene, bestimmbare Reste. Auch in diesen Schichten
werden größere Aufsammlungen ohne Zweifel mehr gutes Material ergeben, als zur
Zeit daraus vorliegt. Aus dünnschichtigen Mergelkalken mit zahllosen Fischresten in
der Talfurche eines Quellbaches der Jala, an der Stelle „Pod skrilem“ nördlich von
Gornja Tuzla, stammt das von Engelhardt bestimmte schöne Blatt von
Laurus primigenia Ung.
Die größte Ausbeute an Pflanzenresten in der Umgebung von Dolnja Tuzla haben
die sandigen Mergel 11 ergeben, welche namentlich im Gebiete nordwestlich von Tuzla
zuweilen die ganze sarmatische Stufe vertreten und nach unten in ebenfalls sandige
bis schotterige, konglomeratartige Schichten übergehen, welche die jüngere Mediterran-
stufe repräsentieren. Alle diese Schichten pflegen sehr reich an Fossilien zu sein.
Pflanzenreste wurden an vielen Orten gefunden, aber intensiver ausgebeutet wurden
nur die wenigen Fundstellen bei Orasje (südlich von Dolnja Tuzla), im Norden von
Prline (nordwestlich von Lukavac), im Hohlwege oberhalb des Han Gnojnica (öst-
lich von der Eisenbahnhaltestelle Miricina) und in der Talrinne des Lohinjab ach es
(südöstlich von Gracanica).
Die sarmatischen Schichten, welche an diesen Orten sehr reich an Pflanzenresten
sind, besitzen nicht völlig das gleiche Alter, aber der Unterschied ist kein bedeuten-
der. Der Lagerung und dem Schichtenverbande nach sind jene von Prline und die
ihnen analogen, auch räumlich nahegelegenen von Sikulje (etwa 2 km östlich von Prline)
wohl etwas älter als jene des Lohinjatales, von Orasje und vom Han Gnojnica, welche
letzteren die jüngsten sind. An keiner dieser Fundstellen konnten die Aufsammlungen
in solchem Umfange vorgenommen werden, daß auch nur annähernd eine Vollständig-
keit der vorhandenen Arten hätte erzielt werden können; die Listen Engelhardts
bieten aber doch eine gute Charakteristik der einzelnen Lokalfloren.
Der Fundort bei Prline befindet sich knapp 3 km nördlich vom Dorfe, in einer
fast genau ostwestlich streichenden Antiklinale, welche vom Wege nach Lazarib über-
quert wird. Zu beiden Seiten des Weges treten die plattigen, bald mehr kalkigen,
bald mehr sandigen Mergelschichten zutage, woraus die folgenden Pflanzenreste stammen:
Pinus hepios Ung. Santalum acheronticum Ett.
Myrica hakeaefolia Ung. sp. Sapotacites Daphnes Ett.
Quercus Lonchitis Ung. Sapindus heliconius Ung.
Ficus multinervis Heer. Juglans dcuminata Al. Br.
Laurus Swoszowiciana Ung. Dalbergia retusaefolia Web. sp.
Benzoin antiguum Heer. Cassia pliaseolites Ung.
Cinnamomum polymorplium Al. Br. sp.
Der Pflanzenfundort bei Öikulje, von welchem Herr Prof. Engelhardt
Pinus hepios Ung.
Platanus aceroides Goepp.
Castanea Kubinyi Ivöv.
bestimmt hat, befindet sich etwa 1 km nördlich vom Dorfe. Die oberflächlichen Mergel-
schichten enthielten zwar viele, aber wenig gut erhaltene Blattabdrücke. Durch einen
größeren künstlichen Aufschluß wird es ohne Zweifel möglich werden, hier bei einer
künftigen systematischen Ausbeute eine reiche Flora zu erschließen.
Der Fundort von Pflanzenabdrücken in der Talrinne des Lohinjabaches be-
findet sich in der Nähe der obersten Mühle, unmittelbar ehe sich der Weg nach Öe-
kanic den Berg hinaufzieht. Im rechten Gehängö nahe am Wasser gelang es hier,
Band IX.
21
322
II. Naturwissenschaft.
sandige Mergelschichten zu entblößen, welche eine sehr reiche Flora beherbergen. Zu-
sammen mit den Pflanzen kommen darin die charakteristischen Cerithien der sarmati-
schen Stufe vor, welche in diesem Gebiete nur ganz untergeordnet eine kalkige Ent-
wicklung besitzt und in ihren sandigen Mergeln und Tonen einen geradezu ungeheuren
Reichtum an Cerithien und Pleurotomen aufweist. Die Lehne, über welche sich der
Weg nach Cekani6 heraufzieht, ist wie überschüttet mit weißen Cerithien (vornehmlich
Cer. disjunctum Sow., Cer. pictum Bast., Cer. nodoso-plicatum Hoern., Cer. nov. sp.),
die man hier sozusagen zusammenkehren könnte. Die Pflanzenreste stammen aus den
hangenden Lagen dieser Cerithienschichten. Herr Prof. Engelhardt beschreibt die
folgenden Arten:
Libocedrus salicornioides Endl. sp.
Myrica vindobonensis Ett. sp.
Myrica lignitum Ung.
Myrica hakeaefolia Ung. sp.
Fagus Pyrrliae Ung.
Castanea Kubinyi Köv.
Quercus Gmelini Ung.
Ulmus Bronnii Ung.
Salix angusta Heer.
Salix tenera Al. Br.
Cinnamomum Scheuchzeri Heer.
Cinnamomum subrotundum Al. Br. sp.
Echitonium Sopliiae Web.
Sapindus Ungeri Engelh.
Podogonium latifolium Heer.
Cassia phaseolites Ung.
Bei Orasje sind die sarmatischen Schichten, welche zahlreiche Pflanzenreste ein-
schließen, petrographisch von zweierlei Ausbildung. Im Liegenden sind es sandige
Mergel ähnlich jenen von Prline, die nebst Blattabdrücken eine große Fülle von Zwei-
schalern, insbesondere Cardium obsoletum Eichw., Car. plicatum Eichw. und Tapes
gregaria Partsch, jedoch zumeist in verdrückten Exemplaren, enthalten. Die reichste
Ausbeute an Pflanzenresten wurde in diesen Schichten zwischen dem Friedhofe und
dem Han Orasje gemacht.
Im Hangenden werden diese sandig-mergeligen Schichten von grauen, verwittert
gelben, auch etwas sandigen Plattenkalken durchschossen, welche nebst Pflanzen auch
Fischreste führen und die reichste Ausbeute im Wegeinschnitt unmittelbar am Fried-
hofzaune ergeben haben.
Von beiden Fundstellen bestimmte Herr Prof. Engelhardt die folgenden Arten:
Eguisetum Katzeri nov. sp.
Phragmites oeningensis Al. Br.
Pinus sp.
Myrica hakeaefolia Ung. sp.
Quercus Gmelini Ung.
Ulmus Bronnii Ung.
Ficus lanceolata Heer.
Populus mutabilis Al. Br.
Laurus styracifolia Web.
Cinnamomum Scheuchzeri Heer.
Cinnamomum Eossmässleri Heer.
Daphnogene paradisiaca Ung.
Diospyros brachysepala Al. Br.
Sapotacites minor Ett.
Elaeoides Fontanesia Ung.
Andromeda protogaea Ung.
Andromeda tristis Ung.
Magnolia crassifolia Goepp.
Sapindus falvifolius Al. Br.
Juglans acuminata Al. Br.
Terminalia radobojensis Ung.
Cassia phaseolites Ung.
Der Fundort der Pflanzenreste in der Nähe des Han Gnojnica liegt kaum einen
halben Kilometer östlich vom Han (Wirtshaus) in der Lehne, über welche der Weg
zum Previleberge heraufführt. Die plattig-mergeligen Schichten, welche eine lokale Anti-
klinale bilden, ergaben die folgenden Arten:
Pinus hepios Ung. Myrica vindobonensis Ett. sp.
Myrica salicina Ung. Quercus mediterranea Ung.
I
Engelhardt. Beiträge z. Kenntnis der tertiären Flora der weiteren Umgebung v. D. Tuzla. 323
Laurus Swoszowiciana Ung. Sapotacites Mimusops Ett.
Persea Braunii Heer. Elaeodendron neogenum nov. sp.
Santalum acheronticum Ett. Myrtus Dianae Ung.
Fast alle aus den obermiozänen Schichten der weiteren Umgebung von Dolnja
Tuzla von Herrn Prof. Engelhardt namhaft gemachten Arten kommen schon im Oligo-
zän, einige davon auch schon im Eozän vor, was wohl mit als ein Beweis für die Con-
tinuität in der Entwicklung der Pflanzenwelt Bosniens in der jüngeren
Tertiär zeit, die auch aus anderen Gründen angenommen werden muß, gedeutet wer-
den darf.
Dem Pliozän — der politischen Stufe — gehören von den Fundorten, von
welchen in der Abhandlung Engelhardts Pflanzenreste beschrieben werden, Dubos-
nica und Kreka an.
Das Pliozän von Dolnja Tuzla liegt, wo es nicht über ältere Gebirgsglieder trans-
grediert, den sarmatischen Schichten völlig konkordant auf und ist mit ihnen durch all-
mähliche Übergänge verbunden. Es gliedert sich naturgemäß in drei Unterstufen:
1. die unteren Kongerienschichten, bestehend vornehmlich aus Sandsteinen und Sanden;
2. die Braunkohlen führende Abteilung, bestehend wesentlich aus Letten und Tegeln,
welche das in Kreka 18m mächtige Hauptkohlenflötz einschließen; und
3. die oberen Kongerienschichten, bestehend aus schütteren Sandsteinen, Sanden, Te-
geln und fetten Letten (Tonen).
Sowohl diese oberen, als auch die unteren Kongerienschichten schließen minder
mächtige Kohlenflötze ein, welche dem Hauptflötze gegenüber als Hangend- und Lie-
gendflötze bezeichnet werden. Der Tagausbiß der Kohlen ist meist ausgebrannt und
wird durch die rotgebrannten Letten und Tegel (sogenannte Brände) weithin kenntlich.
Die Sandsteine des liegendsten Teiles der unteren Kongerienschichten haben in
der Talrinne der Ivrusevicka rjeka bei Dubosnica, etwa 1 km nördlich von der Haupt-
straße, eine Anzahl Blattabdrücke geliefert, welche Herr Prof. Engelhardt als
Echitonium Sophiae Web. und
bestimmt hat. Echitonium sp.
Die zahlreichen prächtigen Pflanzenreste von Kreka verdanken wir zum aller-
größten Teile dem anerkennenswerten Sammeleifer des Betriebsleiters des Ivrekaer
Kohlenwerkes, Herrn Bergmeister Oskar Weselsky. Sie stammen aus den grauen
Tegeln des unmittelbaren Hangenden des Hauptflötzes, welche auch ziemlich reichlich
Fischreste einschließen. Die von Herrn Prof. Engelhardt bestimmten Arten, durch
welche die Flora dieses Fundortes keineswegs erschöpft ist (in letzter Zeit wurden u. a.
Pinuszapfen gefunden), sind die folgenden:
Taxodium distichum miocaenum Heer.
Glyptostrobus europaeus Heer.
Fagus castaneaefolia Ung.
Castanea Kubinyi Ivöv.
Ulmus Braunii Heer.
Ficus lanceolata Heer.
Ficus multinervis Heer.
Platanus aceroides Goepp.
Salix macrophylla Heer.
Laurus primigenia Ung.
Laurus Lalages Ung.
Persea speciosa Heer.
Oreodaphne Heeri Gaud.
Sassafras Aesculapi Heer.
Sapotacites minor Ett.
Cunonia europaea Ung.
Sterculia Labrusca Ung.
Acer palaeo-campestre Ett.
Celastrus europaeus Ung.
Sapindus acuminatoides nov. sp.
21*
324
II. Naturwissenschaft.
Maytenus marginatoides nov. sp. Juglans acuminata Al. Br.
Ilex neogena Ung. Eugenia Apollinis Ung.
Rhamnus Gaudini Heer. Copaifera radobojana Ung.
Sehr bemerkenswert ist der altertümliche Charakter dieser pliozänen Flora. Von
den 26 aufgeführten Arten ist keine einzige bisher nur im Pliozän gefunden
worden und überhaupt nur 6, durchwegs langlebige Arten, steigen auch anderwärts in
das Pliozän auf. Dagegen kommen 2 von den 24 Arten (da die zwei neuen Speziell
ausgeschlossen werden müssen) schon in eozänen Schichten und nicht weniger als 17
auch im Oligozän vor. Wenn die stratigraphische Stellung der Schichten, aus welchen
die Krekaer Pflanzenreste stammen, nicht mit aller Sicherheit als mittelpontisch be-
stimmt wäre, müßte man dieselben bloß auf Grund der vorhegenden Flora in das Mio-
zän versetzen. Auch diese Tatsache darf als Beweis der Kontinuität in der Ent-
wicklung der jungtertiären Floren Bosniens gelten.
Sarajevo, im März 1901.
Beschreibung der Arten.
Equisetaceen DC.
Gattung: Equisetum, L.
Equisetum Katzeri nov. sp., Taf. LXXXVI, Fig. 1.
Der Stengel ist einfach, gegliedert; die Gliederstücke sind 10 — 15 mm breit, bis
20 mm lang, mit entfernt stehenden zarten Längsstreifen versehen; die Gelenke sind
durch starke Querstreifen bezeichnet, die Scheiden abgefallen.
Das schöne, etwa 15 cm lange Stengelstück muß zur Lebezeit sehr saftig gewesen
sein, darauf deuten die starken Austrocknungsfurchen hin. Jedenfalls war der Stand-
ort, auf dem die Pflanze wuchs, ein feuchter, sumpfiger.
Außer Equisetum procerum Heer (Flora der Schweiz ni, Taf. 146, Fig. 1), das
in seiner Größe an die Equisetaceen der Trias erinnert, sind aus dem Tertiär nur
solche Formen bekannt geworden, welche den jetzigen kleinen der gemäßigten Zone
gleichen. Unsere Art erreicht zwar nicht den Durchmesser der erstgenannten, zeichnet
sich aber trotzdem durch außergewöhnlichen Umfang, dem sicher auch eine bedeutende
Länge entsprochen hat, aus und kann deshalb als ein Vermittlungsglied beider extremen
Formen aufgefaßt werden.
Ich benannte die Art zu Ehren des trefflichen Forschers auf bosnischem Gebiete
Herrn Landesgeologen Dr. Katzer.
Fundort: Orasje.
Gramineen R. Br.
Gattung: Ehragmites Trin.
Phragmites oeningensis Al. Br.
Al. Braun, Stitzenb. Verz., S. 75. Heer, Fl. d. Schw. I, S. 64, Taf. 22, Fig-. 5; Taf. 24; Taf. 27, Fig-. 2b;
Taf. 29, Fig. 3c; III, S. 161, Taf. 146, Fig. 18, 19. Ders., Balt. Fl., S. 27, Taf. 3, Fig. 15a, 16. — Gaudinj
et Strozzi, Val d’Arno II, S.36, Taf. 2, Fig. 6. — Ettingshausen, Bilin I, S. 21, Taf. 4, Fig. 6 — 10. — Stur,
Fl. d. Süßwasserquarze etc., S. 138, Taf. 3, Fig. 9 — 21. — Ludwig, Paläont. Vin, S. 80, Taf. 16, Fig. 1;
'
Engelhardt. Beiträge z. Kenntnis der tertiären Flora der weiteren Umgebung v. D. Tuzla. 325
Tat-. 18, Fig. 2; Taf. 24, Fig. 7. — Lesquereux, Tert. FL, S. 88, Taf. 8, Fig. 1, 2. — Engelhardt, Gras-
seth, S. 288, Taf. 2, Fig. 2, 3. Ders., Dux, S. 145, Taf. 2, Fig. 4—8.
Syn.: Culmites arundinaceus Ettingshausen, Wien, S. 9, Taf. 1, Fig. 1. — Caulinites radobojensis
Massalongo, Fl. foss. del Senigall., S. 127, Taf. 2, Fig. 16; Taf. 3, 4, Fig. 4; Taf. 37, Fig. 9, 13. — Cauli-
nites rkyzomoides Massalongo, Fl. foss. del Senigall., >S. 128, Taf. 2, Fig. 4, 17.
Der Wurzelstock ist verzweigt, seine Internodien sind gewöhnlich gestreckt, röhrig;
die Halme sind lang, die Blätter breit und vielnervig.
Es ist nur ein sehr schönes, 15 cm langes und P5 cm breites Blattstück gefunden
worden, das die Hauptnerven deutlich, die Zwischennerven aber als sehr zart erkennen
läßt. Es beginnt weit unterhalb der abgerissenen Spitze, verläuft parallel und läßt nur
am oberen Ende eine spärliche Verringerung der Breite erkennen.
Die tertiäre Pflanze, von der anderwärts auch Rhizome, Wurzeln und Rohrstücke
bekannt geworden sind, stimmt in vielerlei Beziehungen mit der in stehenden Gewässern,
wie an sumpfigen Flußufern der ganzen nördlichen Hemisphäre wachsenden Phragmites
communis Trin., dem allbekannten Schilfe, überein, mag dieses jedoch an Größe über-
troffen haben.
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän.
Fundort: Orasje.
Abietineen Rieh.
Gattung: Pinus L.
Pinus hepios Ung. sp., Taf. LXXXVI, Fig. 7.
Heer, Fl. d. Schw. I, S. 57, Taf. 21, Fig. 7. — Ettingshausen, Sagor I, S. 13, Taf. 1, Fig. 29.
Syn.: Finites hepios Unger, Iconogr. pl. foss., S. 26, Taf. 13, Fig. 6 — 9. — Pinus leptophylla Sa-
porta, Sud-Est de la France II, »S. 77, Taf. 4, Fig. 11. — Pinus ornata Stbg. sp., Engelhardt, Leitm.
Mittelgeb., S. 402, Taf. 10, Fig. 5 — 7.
Die Nadeln stehen paarig, sind sehr lang, dünn, rinnig, die Scheide ist verlängert.
Menzel stellt auf Grund eines reichen und außergewöhnlich guten Materiales in
Gymnospermen der nordböhmischen Braunkohlenformation, S. 64 — 66, fest, daß die von
mir abgebildeten Nadelpaare, von denen ich glaubte, daß sie Avahrscheinlich zu dem
einzigen daselbst gefundenen Zapfen von Pinus ornata Stbg. sp. in Beziehung zu setzen
seien, zu P. hepios gerechnet werden müssen. Breitere Nadelpaare (z. B. Balt. Fl.
Taf. 14, Fig. 2 — 4 und die von mir vorläufig, weil zweifelhaft, zu P. hepios gestellten
in Berand (Taf. 1, Fig. 19), rechnet er zu seiner Art P. laricioides (a. a. O., S. 66) =
P. Laricio Ett. Ein Schwanken in der Stärke der Nadeln war der Grund, weshalb
die von mittlerer Stärke als Übergänge zu den breiteren angesehen wurden.
Die Art in der ursprünglichen Ungerschen Begrenzung fand, nach den bisherigen
Funden zu urteilen, ihre nördliche Grenze in Nordböhmen; südlich davon ist sie in
weiter westöstlicher Erstreckung nachgewiesen worden.
Unger verglich sie mit Pinus mitis Mchx. (Nordamerika), Menzel tut es mit P. ha-
lepensis Mill. (Mittelmeergebiet).
Zeitliche Verbreitung: Oberoligozän, Miozän, Pliozän.
Fundorte: Ober Han Guojnica, Prline, Sikulje.
Pinus sp., Taf. LXXXVI, Fig. 8.
Ein Kurztrieb liegt vor, der sich sowohl durch bedeutende Länge als große Breite
der ihn bildenden zwei Nadeln von den öfter gefundenen der Pinus hepios Ung. sp.
unterscheidet. Sie lassen uns nur die mit mehreren gleichstarken Nerven versehene
326
EL Naturwissenschaft.
Außenseite erkennen, sind nicht in ihrer ganzen Länge erhalten, lassen auch die Scheide
vermissen, weshalb es unmöglich ist, sie mit Bestimmtheit einer Art einzureihen. Hoffent-
lich bringen spätere Funde Klarheit. Für jetzt genüge, auf ihre große Ähnlichkeit mit
denen der jetztweltlichen im Mittelmeergebiet heimischen Pinus Pinaster L. hinzuweisen.
Fundort: OraSje.
Pinus Hageni Heer (?), Taf. LXXXVI, Fig. 16.
Heer, Fl. d. Schw. HI, S. 308. Ders., Balt, Fl., S. 25, Taf. 1, Fig. 23—33.
Die Zapfen sind länglich-eirund oder eirund, die Schuppen zeigen eine rhombische
oder 5 — 6 seitige flache Apophyse, mit in der Mitte gelegenem flachen Buckel, durch
den zwei sich rechtwinkelig schneidende flache Linien gehen.
Der unvollständig erhaltene Zapfen stimmt mit solchen von Pinus Iiageni Heer
so gut überein, daß ich, bis vollständigere Funde uns eines anderen belehren, ihn vor-
läufig zu ihnen stelle. Außer ihm fanden sich noch mehrere durch die Mitte gespaltene
Stücke vor, welche etwas größere Breite zeigen.
Fundort: Brestica (Sandstein).
Pinus spiciformis Ung. sp., Taf. LXXXVI, Fig. 21.
Syn.: Pinites spiciformis Unger, Gen. et sp. pl. foss., S. 529. Ders., Iconogr. pl. foss., S. 100, Taf. 37,
Fig. 14, 15.
Der Zapfen ist gestreckt, walzenförmig, beiderseits stumpf; die dünnen Schuppen
sind dicht dachziegelförmig angeordnet, die Apophysen flach.
Obgleich auch unvollständig, so zeigt sich unser Zapfen doch besser erhalten als
der von Saalberg stammende. Unger macht auf die große Ähnlichkeit desselben mit
solchen von Pinus strobus L. aufmerksam, worin uns der unserige nur bestärkt. Ge-
hören die Stücke wirklich zusammen, so wären sie ein Beweis dafür, daß die Art schon
im Oligozän auftrat und im Miozän noch fortdauerte.
Fundort: Brestica (Sandstein).
Zusatz: Auf verschiedenen größeren Steinstücken fand sich eine wahre Schütte
von Pinws-Nadeln vor, welche die Breite und Länge derer von Pinites Kotschianus
Ung. (s. Iconogr. pl. foss., Taf. 37, Fig. 11) zeigten, aber nicht erkennen ließen, in
welcher Zahl sie aus der Scheide hervortreten, und daher zu einer sicheren Bestimmung
keinen Anhalt gaben. Außer ihnen waren breitere lange Nadeln mit deutlich aus-
geprägtem Mitteluerv vorhanden, die aber auch eine genaue Deutung nicht zuließen.
Da nur zwei Arten von Zapfen vorhanden, mögen sie ihnen zuzustellen sein, doch ver-
mag ich nicht anzugeben, welche der einen, welche der anderen Art zuzuschreiben ist.
Außerdem fanden sich versteinerte Rinden- und Holzstücke vor.
Cupressineen Rieh.
Gattung: Libocedrus Endl.
Libocedrus salicornioides Endl. sp., Taf. LXXXVI, Fig. 11.
Heer, Fl. d. Schw. I, S. 47, Taf. 21, Fig. 2. Ettingshausen, Bilin I, S. 109, Taf. 10, Fig. 1—7, 14.
Ders., Schönegg I, S. 70, Taf. 1, Fig. 21, 22. Engelhardt, Braunkohlen von Sachsen, S. 10, Taf. 1, Fig. 4, j
5. Ders., Leitm. Mittelgeb., S. 368, Fig. 4 — 8. Ders., Jesuitengr., S. 18, Taf. 1, Fig. 27 — 30.
Syn.: Thuyites salicornioides Unger, Chi. prot., S. 11, Taf. 2, Fig. 1 — 4, 7; Taf. 20, Fig. 8. — Liho-
cedrites salicornioides Endlicher, Conif., S. 275. Göppert, Mon. d. foss. Conif., S. 179, Taf. 18. Ders.,'
Schossnitz, S. 6, Taf. 2, Fig. 1 — 3. Weber, Paläont. II, S. 160, Taf. 18, Fig. 10. Ludwig, Paläont. V,
S. 154, Taf. 33, Fig. 13. Saporta, Sud-Est de la France II, S. 186, Taf. 1, Fig. 4.
Engelhardt. Beiträge z. Kenntnis der tertiären Flora der weiteren Umgebung v. D. Tuzla. 32 7
Die Zweige bestehen aus keilförmigen Gliederstücken; die Blätter sind klein,
schuppenförmig, laufen am Stengel herab, bedecken die stumpfen Ränder der Glieder-
stücke und sind vierreihig angeordnet.
Es fand sich nur das abgebildete Gliederstück vor und muß abgewartet werden,
ob andere Aufschlüsse mehr und Vollständigeres bieten, ehe man sich zu dem Urteil
versteigt, daß diese Art in Bosnien nur wenig vertreten gewesen sei.
In der oberen Kreide und im Tertiär fanden sich Vertreter dieser Gattung auf
der nördlichen Halbkugel, wo sie jetzt als ausgestorben zu gelten haben, während Chile
und Neuseeland dergleichen noch aufweisen. Unsere tertiäre Art erfreute sich einer
weiten Verbreitung (von der Gegend des Mittelmeeres bis zu denen der heutigen Ostsee).
Analoge jetztweltliche Art: Libocedrus decurrens Tor. in bezug auf die Blätter,
L. chinensis Endl. hinsichtlich der Verzweigung.
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän, Pliozän.
Fundort: Talrinne der Lohinja.
Gattung: Taxodium Eich.
Taxodium distichum miocenum Heer, Taf. LXXXVI, Fig. 6, 9.
Heer, Balt. Fl., S. 18, Taf. 1, 2, Fig. 6, 7. Ders., North-Greenlancl, S. 463, Taf. 43, Fig. 4, 5. Ders.,
Alaska, S. 21, Taf. 1, Fig. 6; Taf. 3, Fig. 11c; Taf. 4, Fig. 5, 6 c. Ders., Spitzbergen, S. 32, Taf. 3, 4, Fig. 136,
27c, 286; Taf. 11, Fig. 7c; Taf. 16, Fig. 86, c. Ders., Beitr. zu Spitzbergen, S. 57, Taf. 13, Fig. 12, 13;
Taf. 25, Fig. 9, 13. Ders., Grinnel-Land, S. 23, Taf. 2. Ders., Sibirien u. Amurland, S. 33, Taf. 8, Fig. 25 6;
Taf. 9, Fig. 1; S. 49, Taf. 15, Fig. 1, 2; S. 52, Taf. 15, Fig. 10 — 12. Ders., Sachalin, S. 22, Taf. 1, Fig. 9.
Ders., Grönland, S. 60, Taf. 70, Fig. 11; Taf. 87, Fig. 7; Taf. 88, Fig. 26; Taf. 96, Fig. 8, 9. Engelhardt,
Göhren, S. 10, Taf. 2, Fig. 4 — 9. Ders., Jesuitengr., S. 17, Taf. 1, Fig. 20. Ders., Dux, S. 151, Taf. 2,
Fig. 23, 24; Taf. 3, Fig. 9, 10. Ders., Caplagr., S. 173, Taf. 1, Fig. 5 — 11, 19, 20. Lesquereux, Tert. Fl.,
S. 71, Taf. 6, Fig. 12 — 14a. Geyler und Kinkelin, Oberpliozänfl., S. 11, Taf. 1, Fig. 2.
Syn.: Phyllites dubius Sternberg, Vers. I, S. 37, Taf. 36, Fig. 3. — Taxodites dubius Presl in Stern-
berg, Vers. II, S. 204. Unger, Iconogr. pl. foss., S. 92, Taf. 33, Fig. 1 — 7. Göppert, Schossnitz, S. 6, Taf. 2,
Fig. 4 — 16. — Taxites affinis Göppert, Bernstein, S. 104, Taf. 3, Fig. 30. — Taxodium dubium Heer, Fl. d.
Schw. I, S. 49, Taf. 17, Fig. 5 — 15; Taf. 21, Fig. 3. Ders., Nord-Grönland, S. 89, Taf. 2, Fig. 24—27; Taf.12,
Fig. 1 c; Taf. 45, Fig. 11 a — d. Ders., Spitzbergen, S. 156, Taf. 30, Fig. 3, 4. Ettings hausen, Köflach, S. 742,
Taf. 1, Fig. 13. Ders., Bilin I, S. 34, Taf. 10, Fig. 13, 20 — 22; Taf. 12, Fig. 1 — 16. Engelhardt, Braunk.
v. Sachsen, S. 10, Taf. 1, Fig. 6, 7; Taf. 2, Fig. 1, 2; S. 29, Taf. 8, Fig. 7 — 10. Velen ovsky, Vrsovic,
S. 14, Taf. 1, Fig. 27. — Taxodium Fischeri Heer, Fl. d. Schw. I, S. 50, Taf. 17, Fig. 1 — 4.
Die hinfälligen Zweiglein sind fadenförmig, mit abwechselnden dichtstehenden,
zweizeilig angeordneten Blättern besetzt, welche sehr kurz gestielt, flach, an Grund und
Spitze zugespitzt, linealisch-lanzettlich und einnervig sind; die jüngeren bleibenden
Zweiglein sind mit schuppenförmigen Blättern besetzt.
Aus der oben angezogenen reichen Literatur, die bedeutend hätte vermehrt wer-
den können, wenn auch Arbeiten ohne bildliche Wiedergabe oder bloße Pflanzen-
verzeichnisse berücksichtigt worden wären, geht hervor, daß Taxodium distichum mio-
cenum Heer zu den verbreitetsten Tertiärpflanzen gehört haben muß. Wir finden es
einmal zeitlich weit ausgedehnt, insofern seine Reste in allen Stufen vom Unteroligozän
bis zum Pliozän, das anderemal räumlich, als es an vielen Orten Europas, Asiens und
Amerikas nachgewiesen werden konnte. So ist es nicht zu verwundern, daß es zu
einer der bestgekannten Pflanzen der Vorwelt geworden ist, von der wir nicht bloß die
Blätter, sondern alle übrigen Teile als Holz, Blüten, Früchte und Samen genau kennen.
Das Studium derselben führte zu der Überzeugung, daß zwischen dem fossilen Taxo-
dium und dem jetztweltlichen ein Unterschied nicht nachgewiesen werden könne, daß
also beide ein und dieselbe Pflanze seien (s. Heer, Balt. Fl., S. 18- — 20). Der derzeitige
328
II. Naturwissenschaft.
Nachkömmling des vorweltlichen hat wie manche andere Tertiärpflanze auch dem Schick-
sale nicht entgehen können, an den meisten Stellen, da er einstmals eine Rolle gespielt,
für immer abzutreten und sich zur Zeit nur auf eine zu beschränken. Diese findet sich
im Osten Nordamerikas, und zwar vom Süden bis Virginien aufwärts in den vielfach
beschriebenen „Cypress-Swamps“.
Daß er, von Menschenhand verpflanzt, auch in anderen Teilen der Erde aufs
neue unverkümmert zu gedeihen vermag, zeigen uns die den Stolz so mancher unserer
Parkanlagen bildenden Exemplare. Das Verschwinden auf weiten Gebieten kann also
nicht in jetzt waltenden, sondern muß in früheren von diesen abweichenden Verhält-
nissen zu suchen sein. Jedenfalls, so müssen wir auf Grund der Verbreitung während
der Tertiärzeit annehmen, befand sich das Schöpfungszentrum des Tcixodium in den
nördlichen Polargegenden, von wo aus strahlenförmige Einnahme erweiterten Gebietes
nach Süden hin erfolgte und ein Festhalten des Besitzes stattgefunden hätte, wenn nicht
die vernichtend wirkende Eiszeit dazwischen getreten wäre. Hätte wie in Nordamerika
auch in Europa ein Ausweichen nach dem Süden stattfinden können, so hätten wir
sicher heute noch dasselbe als pflanzlichen Bürger europäischen Terrains aufzuweisen.
In Bosnien wurden bisher nur die wenigen abgebildeten Reste gefunden, und zwar
in Kreka. (Von Gacko in der Herzegowina wird zwar Taxodium dubium Heer ange-
führt, jedoch ohne näheren Beleg.)
Gattung: Glyptostrobus Endl.
Glyptostrobus europaeus Brongn. sp., Taf. LXXXVI, Eig. 4,5, 10; Taf. XC,
Fig. 12.
Heer, Fl. d. Schw. I, S. 51, Taf. 19, 20, Fig. 1. Ders., Balt. Fl., S. 20, Taf. 3, Fig. 8, 9. Ders.,
Polarl., S. 60, Taf. 3, Fig. 2— 5; Taf. 45, Fig. 20— 22. Ders., Alaska, S. 22, Taf. 1, Fig. 7 5 -/; Taf. 3,
Fig. 10, 11. Ders., Nachtr. zu Grönland, S. 6, Taf. 1, Fig. 6 5, c. Ders., Beitr. zu Spitzbergen, S. 58,
Taf. 11, Fig. 2 — 8; Taf. 12, Fig. 1; Taf. 31, Fig. 1, 6 5; Taf. 32, Fig. 4. Ders., Beitr. zu Sibirien u. Amur-
land, S. 38, Taf. 9, Fig. 9a, 10 — 13; Taf. 13, Fig. 2 5, 3, 4 5, c. — Ettingshausen, Köflach, S. 10, Taf. 1,
Fig. 2. Ders., Bilin I, S. 37, Taf. 10, Fig. 10 — 12; Taf. 11, Fig. 3 — 7, 11, 12. Gaudin, Toscane, S. 26, Taf. 1,
Fig. 5 — 10. Massalongo, Fl. foss. Senigall., S. 152, Taf. 5, Fig. 5,23, 28; Taf. 40, Fig. 1. Ludwig, Paläont.
YIH, S. 69, Taf. 12, Fig. 1. Unger, Kumi, S. 18, Taf. 1, Fig. 3 — 11. Saporta, Exam. crit. de Koumi, S. 4,
Taf. 2, Fig. 1 — 4. Engelhardt, Braunk. v. Sachsen, S. 29, Taf. 9, Fig. 4. Ders., Göhren, S. 12, Taf. 2,
Fig. 11 — 14. Ders., Leitrn. Mittelgeb., S. 369, Taf. 4, Fig. 9. Ders., Liebotitz u. Putschirn, S. 78, Taf. 1,
Fig. 2. Lesquereux, Tert. FL, S. 74, Taf. 7, Fig. 1, 2. Velenovsky, Vrsovic, S. 15, Taf. 1, Fig. 21 — 26. j
Ders., Gymnospermen d. böhm. Kreidef., S. 26, Taf. 6, Fig. 2; Taf. 7, Fig. 2, 3, 9, 10. Beck, Mittweida,
S. 755, Taf. 31, Fig. 6. Gardner, Brit. Eoc. Fl. II, S. 30, Taf. 3, Fig. 1 — 9; Taf. 4, Fig. 1 — 8; Taf. 7, Fig. 1
bis 8. Staub, Zsiltal, S. 241, Taf. 19, Fig. 3, 3 a, 4.
Syn.: Taxodium europaeum Brongniart, Ann. d. sc. nat., Bd.30, S. 168. Taxodites europaeus Unger |
Gen. et sp. pl. foss., S. 350. — Taxodium oeningense Al. Braun, Jahrb. 1845, S. 167. — Taxodites oeningensis i
Endlicher, Syn.Conif., S. 278. — Glyptostrobus oeningensis Al. Braun, Stitzenb. Verz., S. 73. Unger, Ico- 1
nogr. pl. foss., S. 2, Taf. 11, Fig. 1 — 3. Ettingshausen, Wildshut, S. 42, Taf. 1, Fig. 2. — Cupressites '
racemosus Göppert, Mon. d. Conif., S. 184, Taf. 19, Fig. 1, 2. — Glyptostrobus Ungeri Heer, Fl. d. Schw. I, \
S. 52, Taf. 18, 21, Fig. 1; III, S. 159, Taf. 19, 20, Fig. 1. Ludwig, Paläont. VIII, S. 69, Taf. 15, Fig. 2. —
Glyptostrobus bilinicus Ettingshausen, Bilin I, S. 39, Taf. 11, Fig. 1, 2, 10. — Glyptostrobus gracillimus
Lesquereux, Cret. Fl., S. 52, Taf. 1, Fig. 8, 11.
Die Blätter sind spitz, schuppenförmig, angedrückt, am Grunde herablaufend, un- ;
gerippt, bisweilen mit Mittelnerv versehen, linealisch, abstehend; die Zapfen kurzeiför- i
mig oder beinahe kugelig, die Schuppen verholzt, an ihrer halbkreisförmigen Spitze mit
6 — 8 Kerbzähnen versehen oder beinahe glatt; am oberen Teile des Rückens der Länge
nach gefurcht, am mittleren aber zart und mit festen Anhängseln versehen.
Engelhardt. Beiträge z. Kenntnis der tertiären Flora der weiteren Umgebung v. D. Tuzla. 32!J
Glyptostrobus europaeus Ung. gehört zu den langlebigen Pflanzen. Vereinzelt trat
er hier und da während der oberen Kreide auf, um in der Tertiärzeit weitaus größeres
Terrain einzunehmen und zu behaupten. Von Südeuropa bis hinauf in die Nordpolar-
länder läßt er sich verfolgen und auch Nordamerika beherbergt ihn. Darnach aber
müssen wohl fast überall die Bedingungen, unter denen er zu existieren vermochte,
verloren gegangen sein, da er beinahe überall verschwindet und in der Jetztzeit nur
noch am Meeresufer sowie an feuchten Gebieten, besonders an den Ufern stehender
Gewässer Chinas, als Gl. heterophyllus Endl. wildwachsend beobachtet werden kann.
Wie andere weit verbreitete und mehrere Formen aufweisende Tertiärpflanzen
hat auch diese Art das Schicksal gehabt, daß man anfangs bei ihr Formenmerkmale
für solche von Arten auffaßte, was insofern ganz verzeihlich ist, als der Paläontolog
fast immer mit bisweilen sehr kärglichen Bruchstücken zu tun hat, welche nur zu leicht
zu Irrtümern führen, die oft erst durch eine große Anzahl von Funden korrigiert wer-
den können. Eine Häufung der Synonyma ist dann die Folge. So stellte Heer in seiner
Tertiärfl. d. Schweiz neben Gl. europaeus noch Gl. Ungeri als besondere Spezies hin,
dabei auf Unterschiede bei Blättern und Zapfen sich stützend. Letztere nahm er jedoch
wieder zurück, sobald er die Abweichungen als vom Drucke herrührend erkannt hatte,
und so blieb nur als Trennendes übrig, daß bei letzter Art außer den schuppenförmigen
anliegenden Blättern noch abstehende mit ausgeprägtem Mittelnerv vorhanden seien.
Bedenkt man jedoch, daß bei der lebenden Art an den unteren Partien der Ästchen
die anliegenden schuppenförmigen Blätter vorhanden, an ihren jüngeren Endtrieben
aber die abstehenden und daß bei den fossilen neben Blättern mit ausgeprägtem Mittel-
nerv solche ohne ihn Vorkommen, so müssen Zweifel entstehen, ob wirklich zwei ver-
schiedene Spezies in der Vorwelt vorhanden gewesen seien, zumal man bei Gl. hetero-
phyllus Endl. bemerkt, daß bei Eintritt des Winters sich die Partien mit ausgebreiteten
Blättern von dem unteren Teile ablösen und bei dem fossilen Glyptostrobus dieselben
auch stets von einander getrennt Vorkommen. Außer Saporta haben sich darum auch
Velenovsky und Staub gegen die Zweiteilung ausgesprochen, denen ich auf Grund
eines ziemlich großen, auch anderwärts gefundenen Materiales mich anschließe.
Was die Aufstellung von Gl. bilinicus durch Ettingshausen in seiner Biliner Ter-
tiärflora anbetrifft, so geschah sie, weil von ihm auf dem Rücken von Schuppen deut-
liche Haken, welche denen von Gl. europaeus Ung fehlten, beobachtet worden waren.
In ihren Blattformen stimmten beide Arten jedoch mit einander überein. War dies
schon ein Zeichen, daß wohl beide Arten einander näher stehen möchten, als Ettings-
hausen annahm, so hat das Studium der Zapfen der lebenden Art dies insofern weiter
bestätigt, als bei diesen sowohl Schuppen mit, als solche ohne Haken Vorkommen, dies
fernerhin also als Scheidemerkmal nicht mehr anerkannt werden darf. Wir haben
deshalb ein Recht, diese Art in Gl. europaeus ebenfalls einzuziehen.
Fundorte: Brestica (Mergelkalk), Kreka.
Gattung: Sequoia Endl.
Sequoia Langsdorfii Brongn. sp., Taf. LXXXVI, Fig. 12.
Heer, Fl. d. Schw. I, S. 54, Taf. 20, Fig. 2; Taf. 21, Fig'. 4; III, S. 159, Taf. 146, Fig. 16 b , c. Ders.,
Vancouver, S. 6, Taf. 1, Fig. 1—5. Ders., Polarl., S. 91, Taf. 2, Fig. 2—22; Taf. 45, Fig. 13 a, c; 14—18.
Ders., North Greenland, S. 464, Taf. 40, Fig. 55; Taf. 43, Fig. 1—3; Taf. 44, Fig. 2—4; Taf. 46, Fig. 1 a,
75; Taf. 55, Fig. 3a. Ders., Balt. FL, S. 21, Taf. 3, Fig. 11 ; S. 54, Taf. 13, Fig. 14, 16, 18c; Taf. 14, Fig. 20
Dis 23; Taf. 16, Fig. 5. Ders., Alaska, S. 23, Taf. 1, Fig. 10. Ders., Nachtr. zu Grönland, S. 4, Taf. 2,
Fig. 5. Ders., Spitzbergen, S. 59, Taf. 12, 13, 25, Fig. 15. Ders., Nordkanada, S. 13, Taf. 1, Fig. 2 a, 7.
Ettingshausen, Köflach, S. 743, Taf. 1, Fig. 3. Ders., Bilin I, S. 39 Taf. 13, Fig. 9, 10. Gaudin, Fl. foss.
330
II. Naturwissenschaft.
ital. II, S. 36, Taf. 2, Fig. 8,9; Taf. 10, Fig. 10. Unger, Kumi, S. 21, Taf. 2, Fig. 17—20. Engelhardt,
Göhren, S. 13, Taf. 2, Fig. 17, 18. Ders., Leitm. Mittelgeb., S. 356, Taf. 1, Fig. 3. Sieber, Nordböhm.
Braunk., S. 93, Taf. 5, Fig. 476. Velenovsky. Vrsovic, S. 16, Taf. 1, Fig. 28 — 35. Göppert u. Menge,
Fl. d. Bernsteins, S. 37, Taf. 14, Fig. 129 — 139. Friedrich, Prov. Sachsen, S. 86, Taf. 7, Fig. 13. Gard-
ner, Brit. Eoc. Fl., S. 41, Taf. 10, Fig. 1. Staub, Zsiltal, S. 249, Taf. 19, Fig. 5, 7.
Syn. : Taxites Langsdorfii Brongniart, Prodr., S. 108, 208. Unger, Swoszowice, S. 122, Taf. 13,
Fig. 1. Ders., Iconogr. pl. foss., S. 103, Taf. 38, Fig. 12 — 16. Weber, Paläont. II, S. 116, Taf. 18, Fig. 8, 9.
— Taxites affinis Göppert u. Menge, Bernstein, S. 104, Taf. 3, Fig. 30. — Taxites Rosthorni Unger,
Chi. prot., S. 83, Taf. 21, Fig. 4 — 6. — Taxites plilegetonteus Unger, Iconogr. pl. foss., S. 103, Taf. 38, Fig. 17.
— Cupressites taxiformis Unger, Chi. prot., S. 18, Taf. 8, Fig. 1 — 3; Taf. 9, Fig. 1 — 4. Gardner, Brit.
Eoc. Fl. I, S. 26, Taf. 1, Fig. 1 — 13; Taf. 5, Fig. 13, 14; Taf. 7, Fig. 8; Taf. 9, Fig. 22—26, 28—30. — Pinites
lanceolatus Unger, Iconogr. pl. foss., S. 94, Taf. 35, Fig. 5. — Pinites Cohnianus Göppert, Schossnitz, S. 8,
Taf. 2, Fig. 19. — Sequoia senogalliensis Mass., Ludwig, Paläont. ULLI, S. 72, Taf. 15, Fig. 1. — Sequoia
angustifolia Lesquereux, Tert. Fl., S. 77, Taf. 4, Fig. 6 — 10. — Sequoia Heeri Lesquereux, Tert. Fl.,
S. 77, Taf. 7, Fig. 11 — 13. — Sequoia Tournalii Brongn. sp., Gardner, Brit. Eoc. Fl., S. 40, Taf. 5, Fig. 1 — 12.
Die Blätter sind steif, linealisch, am Grunde verschmälert und angewachsen her-
unterlaufend, gedrängt abstehend; der Mittelnerv ist stark. Die Zapfen sind halbzoll-
lang, oval, die Schuppen schildförmig, in der Mitte mit einem Stachelspitzchen ver-
sehen.
Dieser Baum, eine langlebige Pflanze, existierte bereits während der Kreidezeit
in den Nordpolargegenden, von wo aus er sich in der nachfolgenden Periode über
einen großen Teil Europas (bis nach Italien), Asiens und Nordamerikas ausbreitete,
daselbst aber wohl infolge der während der Eiszeit eintretenden gewaltigen Abkühlung
dem Klima erlag und sich zur Zeit nur noch in Kalifornien, wo ihm die Natur das
Altenteil zugewiesen hat, als Sequoia sempervirens Endl. behauptet. Da wesentliche
Unterschiede zwischen der fossilen und lebenden Art nicht nachzuweisen sind, darf
wohl angenommen werden, daß beide nur als durch das geologische Alter von einander
verschieden gehalten werden können. Der Lokalitäten, an denen die S. Langsdorfii
nachgewiesen werden konnte, ist eine sehr große Zahl.
Fundort: Brestica (Sandstein und Mergelkalk).
Sequoia Sternbergii Göpp. sp., Taf. LXXXVI, Fig. 2, 3.
Heer, Bovey Tracey, S. 35. Ders., Polarl., S. 140, Taf. 24, Fig. 7 — 10. Ders., Nachtr. zu Grönland,
S. 10, Taf. 2, Fig. 1 — 4. Ettingshausen, Bilin I, S. 40, Taf. 13, Fig. 3 — 8.
Syn.: Cystoseirites dubius Sternberg, Fl. d. Vorw. I, Taf. 44, Fig. 1; II, Taf. 9, Fig. 5, 6; Taf. 17,
Fig. 1. — Cystoseirites taxiformis Sternberg, Fl. d. Yorw. II, Taf. 18, Fig. 1 — 3. — Steinliauera subglobosa
Presl in Sternberg, Fl. d. Yorw. II, S. 202, Taf. 49, Fig. 4; Taf. 57, Fig. 1 — 4. Göppert, Mon. d. foss.
Conif., S. 237, Taf. 45, Fig. 3, 4. Engelhardt, Leitm. Mitteig., S. 399, Taf. 9, Fig. 7 — 9; Taf. 10, Fig. 1 — 3.
— Araucarites Sternbergii Göppert in Gesch. d. Natur HI, S. 41. Ders., Monogr. d. foss. Conif., S. 236, Taf. 44,
Fig. 1. Unger, Sotzka, S. 24, Fig. 1 — 14. Ettingshausen, Häring, S. 36, Taf. 7, Fig. 1 — 10; Taf. 8, Fig. 1
bis 12. Heer, Fl. d. Schw. I, S. 55, Taf. 21, Fig. 5. Massalongo, Fl. foss. del Senigall., S. 154, Taf. 5,
Fig. 1-4, 6, 7, 10, 32; Taf. 7, Fig. 14—20; Taf. 40, Fig. 9. Sismonda, Piemont, S. 404, Taf. 4, Fig. 6.
Die Zweige sind gestreckt, die Blätter linealisch, lanzettförmig, meist sichelförmig
gebogen, starr, zugespitzt, am Grunde herablaufend, ziegeldachförmig.
An einer Anzahl der Blätter ist der Längsnerv deutlich erkennbar, doch nicht
immer genau in der Mitte.
Diese Art der im Erlöschen begriffenen Gattung Sequoia, welche iu der Zeit der
Kreide auftrat, war während des älteren Tertiärs weit verbreitet. Wir können ihr Auf-
treten von den Nordpolargegenden bis nach Italien verfolgen.
Analoge jetztweltliche Art: Sequoia qigantea Endl. (Kalifornien).
Zeitliche Verbreitung: Eozän, Oligozän, Miozän.
Fundort: Brestica (Sandstein).
Engelhardt. Beiträge z. Kenntnis der tertiären Flora der weiteren Umgebung v. D. Tuzla. 531
Myriceen Rieh.
Gattung: Myrica L.
Myrica salicina Ung., Taf. LXXXVI, Fig. 15.
Unger, Gen. et sp. pl. foss., S. 366. Ders., Iconogr. pl. foss., S. 104, Taf. 39, Fig. 7. Heer, Fl. d.
Sehw. II, S. 36, Taf. 70, Fig. 18—20; Taf. 71, Fig. 1—4. Ders., Bornstädt, S. 12, Taf. 1, Fig. 6. Ludwig,
Paläont. VHlj S. 95, Taf. 30, Fig. 5, 6. Massai ongo, Mte. Colle, S. 574, Taf. 7, Fig. 4, 6. Ettingshau-
sen, Bilin I, S. 44, Taf. 14, Fig. 5. Saporta, Sud-Est de la France II, S. 103, Taf. 5, Fig. 6. Geyler,
Sizilien, S. 8, Taf. 1, Fig. 1. Engelhardt, Tschernowitz, S. 374, Taf. 2, Fig. 9. Ders., Grasseth, S. 290,
Taf. 2, Fig. 10. Ders., Meuselwitz, S. 11, Taf. 1, Fig. 1.
Syn. : Myrica integrifolia Unger, Iconogr. pl. foss., S. 32, Taf. 16, Fig. 6. — Myrica Silvani Unger,
Syll. pl. foss. III, S. 67, Taf. 20, Fig. 12, 13. — Dillenia salicina Engelhardt, Braunk. v. Sachsen, S. 26,
Taf. 7, Fig. 5.
Die lederigen Blätter sind länglich, ganzrandig, meist ein wenig spitz, in den Blatt-
stiel schnell verschmälert; der Mittelnerv ist stark, die Seitennerven sind zart, meist
verwischt.
Unsere Art gehört zur Abteilung mit ganzrandigen Blättern, während die folgen-
den teilweise oder ganz gezackten Rand aufweisen. Die längliche Gestalt, die nicht
zugerundete Spitze und die starke Verschmälerung am Grunde lassen eine Verwechs-
lung mit Blättern von Quercus chlor ophylla Ung. nicht zu.
Analoge jetztweltliche Art: Myrica Faya L. (Nordamerika).
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän.
Fundort: Ober Han Guojnica.
Myrica vindobonensis Ett. sp., Taf. LXXXVI, Fig. 20.
Heer, Fl. d. Schw. II, S. 34, Taf. 70, Fig. 5, 6; III, S. 176, Taf. 150, Fig. 16, 17. Unger, Kuini,
S. 22, Taf. 4, Fig. 20 — 30. Ludwig, Paläont. VIII, S. 94, Taf. 28, Fig. 6, 7.
Syn.: Dryandra vindobonensis Ettingshausen, Wien, S. 18, Taf. 3, Fig. 6.
Die Blätter sind häutig, kurz gestielt, fiederspaltig; der Mittelnerv ist stark, die
bogigen Seitennerven sind zart und laufen in die Zähne aus.
Die Blätter zeigen große Abweichungen. Von denen der M. oeningensis Heer sind
sie nur durch weniger tiefe Blatteinschnitte unterschieden, weshalb die Möglichkeit vor-
liegt. daß beide Arten zu vereinigen seien.
Mir lag nur das abgebildete Bruchstück vor.
Analoge jetztweltliche Art: Myrica serrata Lam. (Kapland), auch M. asplenifolia
Bks. (Warmes und gemäßigtes Nordamerika).
Fundort: Talrinne der Lohinja.
Myrica lignitum Ung., Taf. LXXXVI, Fig. 29.
Heer, Polar]., S. 102. Ders., Balt. FL, S. 32, Taf. 7, Fig. 2. Engelhardt, Braunk. v. Sachsen,
S. 13, Taf. 3, Fig. 3, 4. Ders., Göhren, S. 17, Taf. 2, Fig. 28. Ders., Leitm. Mittelgeb., S. 373, 'Taf. 4, Fig. 21,
22. Ders., Cyprissch., S. 7, Taf. 7, Fig. 14 — 16. Ders., Dux, S. 153, Taf. 4, Fig. 10 — 14. Ders., Bosnische
Tertiärpfh, S. 86, Taf. 5, Fig. 5.
Syn.: Quercus lignitum Unger, Chi. prot., S. 113, Taf. 31, Fig. 5 — 7. Ders., Iconogr. pl. foss., S. 106,
Taf. 60, Fig. 1 — 7. Sismonda, Piemont, S. 54, Taf. 18, Fig. 5. — Dryandroides lignitum Ettingshausen,
Prot. d. Vorw., S. 33, Taf. 5, Fig. 3 — 5. Ders., Häring, S. 57, Taf. 20, Fig. 5 — 7. Ders., Bilin II, S. 18,
Taf. 35, Fig. 4 — 7, 14, 15. Ders., Wetterau, S. 857, Taf. 3, Fig. 12, 13. Ders., Leoben I, S. 283, Taf. 2,
Fig. 9. Heer, Fl. d. Schw. II, S. 101, Taf. 99, Fig. 9—15; III, S. 187, Taf. 153, Fig. 13. — Quercus com-
mutata Unger, Iconogr. pl. foss., S. 105, Taf. 60, Fig. 8 — 10. — Quercus lancifolia Ludwig, Paläont. VIII,
S. 94, Taf. 28, Fig. 8; Taf. 29, Fig. 5. — Myrica Ungeri Ludwig, Paläont. VIII, S. 95, Taf. 30, Fig. 3.
332
II. Naturwissenschaft.
Die Blätter sind derb lederartig, lanzettförmig, linealisch-lanzettförmig oder ellip-
tisch-lanzettförmig, langgestielt, am Grunde in den Stiel verschmälert, zugespitzt, un-
regelmäßig und entfernt gezähnt oder ganzrandig; der Mittelnerv ist kräftig, nach der
Spitze zu allmählich verdünnt, die Seitennerven sind meist deutlich, genähert, einfach,
bogenläufig und entspringen unter ziemlich rechtem Winkel.
Analoge jetztweltliche Art: Myrica pennsilvanica Lam. (Nordamerika).
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän, Pliozän.
Fundort: Talrinne der Lohinja.
Myrica hakeaefolia Ung. sp., Taf. LXXXVI, Fig. 14, 17.
Heer, Polarl., S. 102. Ders., Halt. Fl., S. 66, Taf. 18, Fig’. 6. Engelhardt, Braunk. v. Sachsen,
S. 14, Taf. 3, Fig. 5 — 7. Ders., Leitm. Geb., S. 373, Taf. 5, Fig. 1. Ders., Tschernowitz, S. 374, Taf. 2,
Fig. 10, 11. Ders., Grasseth, S. 291, Taf. 2, Fig. 14. Ders., Jesuitengr., S. 20, Taf. 2, Fig. 3 — 8, 27. Ders.,
Dux, S. 154, Taf. 4, Fig. 1—9, 15 — 22.
Syn.: Di-yandroides hakeaefolia Unger, Gen. et sp. pl. foss., S. 428. Ders., Sotzka, S. 169, Taf. 41,
Fig. 7 — 10. Ders., Kumi, S. 60, Taf. 9, Fig. 4 — 15. Ettingshausen, Häring, S. 56, Taf. 20, Fig. 1, 2.
Ders., Mt.e. Promina, S. 34, Taf. 7, Fig. 15. Heer, Fl. d. Schw. II, S. 100, Taf. 98, Fig. 1 — 13; Taf. 99,
Fig. 4 — 8; III, S. 187, Taf. 153, Fig. 7. Ders., Beitr., S. 21, Taf. 10, Fig. 7. Ders., Bovey Tracey, S. 46,
Taf. 14, Fig. 12a. — Lomatia Swanteweti Unger, Sotzka, S. 170, Taf. 42, Fig. 1, 2. — Quercus nereifolia
Heer, Fl. d. Schw. II, Taf. 74, Fig. 7.
Die Blätter sind lederartig, fest, lanzettförmig oder linealisch lanzettförmig, in den
Stiel verschmälert, zugespitzt und entfernt gezähnt, nach dem Grunde zu ganzrandig
oder auch durchgehend ganzrandig, die meisten vorhandenen Zähne ungleich; der
Hauptnerv ist stark, die Seitennerven sind zart, flach-bogenförmig und die Nervillen
ziemlich so stark wie die Sekundärnerven.
Analoge jetztweltliche Art: Myrica macrocarpa H. B. (Peru, Neugranada).
Zeitliche Verbreitung: Eozän, Oligozän, vereinzelt im Miozän.
Fundorte: Orasje, Prline, Talrinne der Lohinja.
Wenn wirklich alle zu Myrica gezogenen fossilen Reste in diese Gattung gehören,
so ist sie im Tertiär in beiweitem größerem Formenreichtum erschienen als zur Jetztzeit.
Von einzelnen Arten kennen wir außer den Blättern noch Blütenstand und Frucht,
von den meisten nur die ersten. Im Oligozän und Miozän erreichte Myrica ihre wei-
teste Verbreitung, so daß nur wenige Fundorte vorhanden sind, an denen nicht die
eine oder andere Art nachgewiesen wäre, meist sind es mehrere. Bei manchen sind
die Meinungen der Forscher über ihr Wesen geteilt; ganz besonders ist es Ettings-
hausen gewesen, der bis zuletzt solche als zu den Proteaceen gehörig betrachtete.
Auch ist die Frage noch offen, ob nicht mehrere Arten, wie z. B. Myrica lignitum Ung.,
M. hakeaefolia Ung. und M. laevigata Heer, in eine zusammenzuziehen seien.
Cupuliferen Endl.
Gattung: Fagus L.
Fagus castaneaefolia Ung., Taf. LXXXVII, Fig. 16.
Unger, Chi. prot., S. 104, Taf. 28, Fig. 1. Ettingshausen, Wien, S. 13, Taf. 1, Fig. 21 — 23. Ders., j
Bilin I, S. 52, Taf. 16, Fig. 2 (?). Sismonda, Piemont, S. 47, Taf. 10, Fig. 4; Taf. 13, Fig. 2, 3; Taf. 14,
Fig. 1; Taf. 15, Fig. 3. Heer, Polarl., S. 106, Taf. 10, Fig. 8; Taf. 46, Fig. 1—3.
Die Blätter sind gestielt, länglich-lanzettförmig, zugespitzt, am Rande stachelspitzig
gesägt; der Mittelnerv tritt hervor und verläuft gerade, die 12 — 18 Seitennerven ent- i
springen unter spitzen Winkeln und sind einfach.
Engelhardt. Beiträge z. Kenntnis der tertiären Flora der weiteren Umgebung v. D. Tuzla. 333
Ettingshausen hält die Stellung dieser Blätter unter Fagus für nicht gesichert,
und für möglich, daß sie zu Castanea gehören, worin ihm wohl auch andere beistimmen
dürften, wie ja auch Heer in Polarl. meint, daß sie besser als Castanea Ungeri zu
bezeichnen seien.
Das Blatt von Kreka unterscheidet sich von den bisher dargestellten dadurch,
daß es auf der einen Hälfte mehrfache Gabelung der Seitennerven zeigt, wodurch eine
geringere Zahl und infolge dessen eine weitere gegenseitige Entfernung derselben be-
dingt wird, eine Eigenschaft, welche ich wohl bei Castanea , nicht aber bei Fagus bis-
her zu entdecken vermochte.
Die von Sismonda in Piemont auf Taf. 13, 14, 15 dargestellten Blätter glaube
ich berechtigt zu sein, zu Castanea zu ziehen.
Analoge jetztweltliche Art: „Zwischen Fagus ferruginea Ait. und der Castanea
pumila Willd., Nordamerika.“ Ettingshausen.
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän.
Fundorte: Brestica (Sandstein), Kreka.
Fagus Pyrrhae Ung., Taf. LXXXVII, Fig. 15.
Uriger, Gleichenberg, S. 19, Taf. 2, Fig. 8, 9. Engelhardt, Öaplagraben, S. 179, Taf. 3, Fig. 1, 5.
Die Blätter sind kurz gestielt, länglich-eiförmig oder länglich-zugespitzt, der Rand
ist gegen die Spitze hin mit stumpfen Zähnen versehen; die Seitennerven sind zahl-
reich, einfach, wenig gekrümmt, ziemlich genähert und verlaufen parallel, die Nervillen
sind durchlaufend oder gebrochen.
Diese Art ist bis jetzt nur aus pliozänen Stufen bekannt geworden.
Fundort: Talrinne der Lohinja.
Gattung: Castanea Tourn.
Castanea Kubinyi Köv., Taf. LXXXVII, Fig. 6, 8, 14, 23.
Kdvats, Jahrb. d. geol. Reichsanst. II, S. 2, S. 178. Ders., Erclöbenye, S. 25, Taf. 3, Fig. 1 — 7.
Ettingshausen, Heiligenkreuz, S. 6, Taf. 1, Fig. 12. Ders., Tokay, S. 23, Tat'. 1, Fig. 1, 2. Sismonda,
Piemont, S. 435, Taf. 13, Fig. 14. Heer, Grönld. II, S. 85, Taf. 89, Fig. 5; Taf. 92, Fig. 45. Engelhardt,
Caplagr., S. 178, Taf. 2, Fig. 3, 7, 8; Taf. 6, Fig. 3, 4; Taf. 7, Fig. 15; Taf. 89, Fig. 5; Taf. 92, Fig. 4 5.
Ders., Berand, S. 15, Taf. 1, Fig. 21 — 23, 25.
Syn.: Quercus Simonyi Ettingshausen, Wildshut, S. 9, Taf. 2, Fig. 3, 4. — Quercus Drymeja An-
drae, Siebenb. u. Banat, S. 15, Taf. 3, Fig. 5, 6. — - Castanea palaeopumila Andrae, Siebenb. u. Banat,
S. 16, Taf. 5, Fig. 2. — Castanea atavia Unger, Gleichenberg, S. 20, Taf. 4, Fig. 1, 2. — Fagus dentata
Unger, Gleichenberg, S. 19, Taf. 2, Fig. 11. — Quercus etymodrys Unger, Gleichenberg, S. 18, Taf. 3,
Fig. 3. — Quercus crassinervia Göppert, Schossnitz, S. 16, Taf. 8, Fig. 1.
Die Blätter sind häutig, gestielt, länglich-lanzettförmig, spitz oder zugespitzt, am
Grunde etwas gerundet oder ein wenig verschmälert, scharf gesägt, die Zähne bis-
weilen stachelspitzig, die Seitennerven zahlreich, parallel, straff, in die Zähne vor-
gezogen.
Die Verbreitung dieser Art ist eine ganz beträchtliche gewesen, von den Polar-
ländern bis Italien. Im mittleren Europa verschwand sie zur Eiszeit, um sich als
Castanea vesca Gärtn. im südlichen und im westlichen Asien fortzuerhalten. Wie bei dieser
existierte auch bei ihr eine ungemein große Verschiedenheit in Form, Größe, Seiten-
nervenzahl und Berandung der Blätter. Hatte man früher schon außer diesen Blüten
und Früchte nachweisen können, so war ich so glücklich, in den Funden von Berand
dies auch mit den kapselartigen igelstacheligen Hüllen tun zu können.
334
II. Naturwissenschaft.
Ob Castanea Kubinyi mit C. atavia Ung. zu vereinen sei, ist noch nicht entschie-
den worden. Ettingshausen bestreitet die Trennung in zwei Arten, andere Forscher
halten an ihr fest (s. u. a. Stur, Fl. d. Kongerien- u. Cerithienschichten, S. 156). Leider
sind wenig Früchte gefunden worden, die ausschlaggebend sein dürften.
Zeitliche Verbreitung: Miozän, Pliozän.
Fundorte: Talrinne der Lohinja, Kreka.
Gattung: Quercus L.
Quercus mediterranea Ung., Taf. LXXXVI, Fig. 23.
Uriger, Chi. prot., S. 114, Taf. 32, Fig. ö — 9. Ders., Icouogr. pl. foss., S. 107, Taf. 41, Fig. 1 — G.
Ders., Kumi, S. 28, Taf. 6, Fig. 1 — 22. Heer, Fl. d. Schw. H, S. 52, Taf. 76, Fig. 13, 15, 17, 18. Massa-
longo, Fl. foss. del Senigall., S. 190, Taf. 34, Fig. 23. Gaudin et Strozzi, Fl. foss. ital. H, S. 46, Taf. 4,
Fig. 16 — 19. Ettingshausen, Biliu I, S. 60, Taf. 17, Fig. 8. Engelhardt, Braunk. v. Sachsen, S. 18,
Taf. 4, Fig. 6. Ders., Jesuitengr., S. 22, Taf. 2, Fig. 33.
Syn. : Quercus Szirmayana Kovats, Erdöbenye, S. 21, Taf. 2, Fig. 1 — 5.
Die Blätter sind lederig, kurz gestielt, länglich oder länglich-lanzettförmig, an der
Spitze stumpf oder spitz, gesägt, die Zähne scharf; die jederseits 7 — 10 Seitennerven
randläufig, die Tertiärnerven entspringen unter spitzen Winkeln.
Unser Blatt kommt in der Gestaltung mit dem von Heer in Fig. 15 wiedergege-
benen überein, ist aber größer.
Diese Art ist vom südlichen Europa bis Sachsen nachgewiesen worden, gehört
somit nicht zu denen, welche eine weite Verbreitung besaßen.
Analoge jetztweltliche Art: Quercus pseudococcifera Desf. (Südeuropa, Nordafrika,
wärmeres Asien).
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän.
Fundort: Ober Han Guojnica.
Quercus Lonchitis Ung., Taf. LXXXVI, Fig. 18.
Unger, Gen. et sp. pl. foss., S. 403. Ders., Sotzka, S. 33, Taf. 9, Fig. 3 — 8. Ders., Kumi, S. 26,
Taf. 5, Fig. 1—8, 10—13, 21, 22. Heer, Fl. d. Schw. II, S. 50, Taf. 78, Fig. 8, 9; III, S. 179, Taf. 151,
Fig. 19 — 24. Si.smonda, Piemont, S. 43, Taf. 19, Fig. 5; Taf. 27, Fig. 5. Ettingshausen, Sagor I,
S. 23, Taf. 4, Fig. 1 — 9. Engelhardt, Jesuitengr., S. 22, Taf. 2, Fig. 28 — 32.
Syn.: Quercus Cyri Unger, Sotzka, Taf. 10, Fig. 4. — Quercus urophylla Unger, Sotzka, Taf. 9,
Fig. 11, 12.
Die Blätter sind lederig, gestielt, länglich-lanzettförmig oder ei-lanzettförmig, zu-
gespitzt, scharf gezähnt; die Seitennerven zahlreich, einfach, selten gegabelt, gleich-
laufend, die Tertiärnerven entspringen unter ziemlich rechtem Winkel und verlaufen
in die Spitzen der Zähne.
Ist bei den Eichen überhaupt das Variieren der Blätter etwas nicht Überraschen-
des, so findet es sich auch bei unserer Art vor. Wir können zunächst eine breitblät-
terige Form, zu welcher einer unserer Funde gehört, von der schmalblätterigen unter-
scheiden, dann eine, welche mittlere Breite zeigt und wohl die häufigere, also gewöhn-
liche ist. Dann aber unterscheiden sich die Blätter in der Größe der Zähne, welche, ;
allerdings selten, nur wenig über den Rand hervortreten, meist aber es entschiedener
tun. Von der nahestehenden Quercus Drymeja Ung. weichen die Blätter durch die .
größere Zahl und die geringere Entfernung ihrer Seitennerven ab, von der Qu. medi-
terranea Ung. durch ihre bedeutend abweichende elliptische Gestalt, weshalb ich auch
mehrere von Unger hierhergestellte Blätter ausscheide.
Analoge jetztweltliche Art: Quercus lancifolia Schl. (Südmexiko).
I
Engelhardt. Beitrage z. Kenntnis der tertiären Flora der weiteren Umgebung v. D. Tuzla. 335
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän.
Fundorte: Prline, Brestica (Mergelkalk).
Quercus Gmelini Ung.
Unger, Iconogr. pl. foss., S. 108, Taf. 40, Fig. 10. Ders., Syll. pl. foss. I, S. 12, Taf. 4, Fig. 1—6.
Heer, Fl. d. Schw. II, S. 53, Taf. 76, Fig. 1 — 4. Gau diu, Toscane, S. 33, Taf. 7, Fig. 3. Engelhardt,
Braunk. y. Sachsen, S. 18, Taf. 4, Fig. 7. Ders., Jesuitengr., S. 23, Taf. 3, Fig. 9, 18. Ettingshausen,
Wetterau, S. 837, Taf. 2, Fig. 33.
Syn.: Juglans vostrata Ludwig, Paläont. VIII, Taf. 55, Fig. 1 — 4.
Die Blätter sind gestielt, ei-lanzettförmig, zugespitzt, ausgeschweift gezähnt; der
Mittelnerv ist stark, die Seitennerven -entspringen unter spitzen Winkeln, sind rand-
läufig und stehen weit auseinander.
Analoge jetztweltliche Art: Quercus lancifolia Schl. (Mexiko).
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän.
Fundorte: Talrinne der Lohinja, Orasje.
Ulmaceen Ag.
Gattung: Ulmus L.
Ulmus Braunii Heer, Taf. LXXXVII, Fig. 1, 10.
Heer, Fl. d. Schw. n, S. 59, Taf. 79, Fig. 14 — 21; IH, S. 181, Taf. 151, Fig. 31. Ettingshausen,
Bilin I, S. 64, Taf. 18, Fig. 23, 26. Engelhardt, Jesuitengr., S. 26, Taf. 3, Fig. 32; Taf. 4, Fig. 11 — 13,
15. Ders., Dux, S. 33, Taf. 6, Fig. 21, 23.
Die Blätter sind gestielt, am Grunde sehr ungleich, herzförmig, elliptisch oder
herz-lanzettförmig, doppelt gezähnt, die Zähne kegelförmig; der Mittelnerv ist oft leicht
gekrümmt, die 10 — 13 Seitennerven sind öfters mit Außennerven versehen.
Da unsere Blätter doppeltgezähnt sind, können sie nicht zu Planera gehören, die
ähnliche Formen aufzuweisen hat. Sie unterscheiden sich von den gewöhnlichen For-
men dadurch, daß sie keinen herzförmigen Grund aufzuweisen haben; trotzdem dürften
sie sich bei dieser Art am besten aufgehoben zeigen. Manches Ähnliche besitzen sie
auch mit Ulmus angustifolia Ett. (Tertiärsch. Steiermarks, S. 16, Taf. 1, Fig. 15, 16),
doch hat diese mehr Seitennerven aufzuweisen. Es zeigt sich hier wieder einmal, daß
wahrscheinlich in der Theorie mehr nur auf Blätter gestützte Ulmus- Arten vorhanden
sein mögen, als solche im Leben existiert haben. Auch hier gilt es, nicht ohne Not
neue Spezies aufzustellen.
Analoge jetztweltliche Art: Ulmus ciliata Erh. (Europa, Kaukasus).
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän.
Fundort: Kreka.
Ulmus Bronnii Ung., Taf. LXXXVI, Fig. 24, 28.
Unger, Chi. prot., S. 100, Taf. 26, Fig. 1 — 4. Andrae, Siebenb. u. Banat, S. 17, Taf. 1, Fig. 5.
Heer, Fl. d. Schw. II, S. 58, Taf. 79, Fig. 5, 6. Ettingshausen, Bilin I, S. 62, Taf. 17, Fig. 9, 10; Taf. 18,
Fig. 1—6. Gaudin et Strozzi, Fl. foss. ital. H, S. 47, Taf. 3, Fig. 3, 9. Sismonda, Piemont, S. 48,
Taf. 17, Fig. 7. Engelhardt, Leitm. Mittelgeb., S. 377, Taf. 5, Fig. 13. Ders., Jesuitengr., S. 25, Taf. 3,
Fig. 10-14; Taf. 4, Fig. 25, 30.
Syn.: Ulmus europaea Bronn, Lethaea geogn. II, S. 14, Taf. 35, Fig. 1.
Die Blätter sind gestielt, eiförmig- elliptisch, gesägt; der Mittelnerv ist stark, ge-
rade, die Seitennerven entspringen unter spitzen Winkeln, sind randläufig und stehen
weit auseinander. Die Nuß ist oval, mit einer runden, in der Mitte oben und unten
336
II. Naturwissenschaft.
etwas eingekerbten Flügelhaut umgeben, durch welche eine Menge verzweigter Nerven
laufen.
Analoge jetztweltliche Art: Ulmus campestris L. (Europa).
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän.
Fundorte: Talrinne der Lohinja (Blattbruchstück), Orasje (Frucht).
Ulmus plurinervia Ung., Taf. LXXXVII, Fig. 3.
Unger, Chi. prot., S. 95, Taf. 25, Fig. 1 — 4. Ders., Gleichenberg, S. 20, Taf. 4, Fig. 3, 4. Weber,
Paläont. EI, S. 174, Taf. 19, Fig. 6. Wessel u. Weber, Paläont. IV, S. 27, Taf. 4, Fig. 4, 6. Heer, Fl. d.
Schw. II, S. 58, Taf. 79, Fig. 4. Ders., Grönland II, S. 93, Taf. 89, Fig. 8. Ders., Alaska, S. 34, Taf. 5,
Fig. 1. Ders., Sachalin, S. 39, Taf. 10, Fig. 3, 4. Ders., Beitr. z. Sachalin, S. 8, Taf. 3, Fig. 4, 5. Ettings-
hausen, Bilin I, S. 63, Taf. 18, Fig. 12, 13. Ludwig, Paläont. VIII, S. 105, Taf. 38, Fig. 1 — 4. Engel-
hardt, Jesuitengr., S. 25, Taf. 1, Fig. 4. Ders., Bosnische Tertiärpfl., S. 86, Taf. 5, Fig. 1. Ders., Dux,
S. 161, Taf. 6, Fig. 22. Ders., Öaplagr., S. 180, Taf. 1, Fig. 16 — 18; Taf. 2, Fig. 11.
Die Blätter sind kurzgestielt, eiförmig-elliptisch oder länglich, am Grunde ver-
schmälert, gezähnt; der Mittelnerv ist kräftig und reicht bis zur Spitze, die Seitennerven
sind genähert, einfach, mitunter gegabelt und verlaufen parallel.
Es sind nahestehende Ulmenblätter von den Autoren als verschiedenen Arten zu-
gehörig bezeichnet worden. Heer wies aber schon darauf hin, daß unter ihnen wohl
die von U. plurinervia Ung. und U. Bronnii Ung. mit einander zu vereinigen seien,
Ettingshausen (Bilin I, S. 63), daß die Selbständigkeit von U. Braunii zweifelhaft
sei, und Velenovsky, Vrsovic, S. 25, wagte den Schritt, sie unter dem Namen U. longi-
folia Ung. zu vereinigen, zumal er häufige Übergänge zwischen den extremen Formen
und dabei nur eine Art der Früchte vorfand. Sollte er das Wahre getroffen haben —
und höchst wahrscheinlich ist es der Fall — so könnte auch U. carpinifolia Wess. zu
ihnen gezogen werden. Es wäre dann der Begriff der Art in den der Abart umzu-
schmelzen. Vorläufig, um noch mehr bestätigendes Material abzuwarten, führte ich die
wahrscheinlichen Formen noch als Arten auf.
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän, Pliozän.
Fundort: Brestica (Sandstein).
Moreen Endl.
Gattung: Ficus Tourn.
Ficus lanceolata Heer, Taf. XC, Fig. 2, 14.
Heer, Fl. d. Schw. II, S. 62, Taf. 81, Fig. 2-5; III, S. 182, Taf. 151, Fig. 34, 35; Taf. 152, Fig. 13.
Ders., Balt. FL, S. 73, Taf. 22, Fig. 1, 2. Sismontla, Piemont, S. 436, Taf. 15, Fig. 5; Taf. 26, Fig. 2.
Ettingshausen, Bilin I, S. 67, Taf. 20, Fig. 3, 4. Engelhardt, Göhren, S. 23, Taf. 4, Fig. 3 — 5. Ders.,'
Leitm. Mittelgeb., S. 379, Taf. 5, Fig. 19; S. 404, Taf. 11, Fig. 6, 7. Ders., Jesuitengr., S. 28, Taf. 6, Fig. 4.
Syn.: Apocynophyllum lanceolatum Weber, Paläont. II, S. 188, Taf. 12, Fig. 1.
Die Blätter sind lederig oder ziemlich lederig, lanzettförmig oder ei-lanzettförmig,
ganzrandig, am Grunde schnell zusammengezogen und in den Blattstiel verschmälert;;
der Mittelnerv ist stark, die Seitennerven sind bogenläufig und laufen in spitzen Win-
keln aus.
Mehrere vorhandene Blätter zeigen, mit der Lupe betrachtet, das Netzwerk genau
so, wie es H eer in Fl. d. Schw., Taf. 81, Fig. 2b wiedergegeben hat.
Das von Friedrich in Beitr. z. Kenntn. d. Tertiär!!, d. Prov. Sachsen, Taf. 11,
Fig. 4 abgebildete Blatt dürfte kaum hierher gehören.
Engelhardt. Beiträge z. Kenntnis der tertiären Flora der weiteren Umgebung v. D. Tuzla. 337
Analoge jetztweltliche Art: Ficus princeps Knth. (Brasilien).
Zeitliche Verbreitung: Oligozän bis Obermiozän.
Fundorte: Kreka, Orasje.
Ficus multinervis Heer, Fig. 1 und 2.
Heer, Fl. d. Schw. n, S. 63, Taf. 81, Fig. 6 — 10; Taf. 82, Fig. 1. Ettingshausen, Bilin I, S. 144,
Taf. 20, Fig. 5, 6. Engelhardt, Braunk. v. Sachsen, S. 19, Taf. 5, Fig. 2. Ders., Leitm. Mittelgeb., S. 404,
Taf. 11, Fig. 8. Ders., Tschernowitz, S. 382, Taf. 4, Fig. 4. Lesquereux,
Tert. Fl., S. 194, Taf. 28, Fig. 7. Friedrich, Prov. Sachsen, S. 56, Taf. 6,
Fig. 10—12.
Die Blätter sind lederig, lanzettförmig oder elliptisch, zu-
gespitzt, am Grunde verschmälert, ganzrandig; der Mittelnerv
ist stark, die Seitennerven sind fein und zahlreich, entspringen
unter wenig spitzen Winkeln, verlaufen parallel und verbinden
sich am Rande.
Analoge jetztweltliche Art: Ficus ßenjaminea Link.
(Ostindien).
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän.
Fundorte: Kreka, Prline.
Fig. 2.
Fig. 1.
Ficus multinervis Heer.
Ficus tiliaefolia Al. Braun sp.
Heer, Fl. d. Schw. II, S. 68, Taf. 83, Fig. 3—12;
Taf. 84, Fig. 1 — 6; Taf. 85, Fig. 14; III, S. 182, Taf. 142,
Fig. 25; Taf. 152, Fig. 14. Ders., Balt. FL, S. 35, Taf. 8,
Fig. 1; S. 74, Taf. 21, Fig. 12. Gaudin et Strozzi,
Toscane, S. 34, Taf. 12, Fig. 11. Unger, Syll. pl. foss.,
S. 14, Taf. 6, Fig. 2. Ders., Szantö, S. 8, Taf. 2, Fig. 9.
Ettingshausen, Bilin II, S. 80, Taf. 25, Fig. 4, 5.
10. Ders., Wetterau, S. 38, Taf. 2, Fig. 9. Engel-
hardt, Braunk. v. Sachsen, S. 19, Taf. 5, Fig. 1. Ders.,
Göhren, S. 24, Taf. 4, Fig. 6. Ders., Leitm. Mittelgeb.,
S. 378, Taf. 5, Fig. 18. Ders., Grasseth, S. 298, Taf. 6,
Fig. 1, 2. Ders., Jesuitengr., S. 27, Taf. 5, Fig. 3 — 6.
Ders., Dux, S. 162, Taf. 6, Fig. 25; Taf. 7, Fig. 9.
Ders., Caplagr., S. 183, Taf. 3, Fig. 6, 7. Yele-
novsky, Vrsovic, S. 28, Taf. 6, Fig. 1—4. Lesque-
reux, Tert. Fl., S. 203, Taf. 32, Fig. 1—3; Taf. 63,
Fig. 8. Ward, Syn. of the Fl. of the Laramie Group, Taf. 45, Fig. 2.
Syn.: Cordia tiliaefolia Al. Braun, Jahrb. 1845, S. 170. — Tilia prisca Al. Braun, Syn. pl. foss. v.
Unger, S. 234. — - Dombeyopsis tiliaefolia Unger, Gen. et sp. pl. foss., S. 447. Ders., Sotzka, S. 174, Taf. 16,
Fig. 1 — 4. Göppert, Beitr., S. 21, Taf. 4, Fig. 3. — ■ Dombeyopsis grandifolia Unger, Gen. et sp. pl. foss.,
S. 447. Ders., Sotzka, S. 175, Taf. 47, Fig. 1, 2; Taf. 48, Fig. 1, 2. Ettingshausen, Wildshut, S. 11
Taf. 4, Fig. 1, 2. Göppert, Beitr., S. 22, Taf. 1, Fig. 36. — Dombeyopsis lobata Unger, Gen. et sp. pl.
foss., S. 447. — Dombeyopsis sidaefolia Unger, Gen. et sp. pl. foss., S. 448. — Dombeyopsis tridens Lud-
wig, Paläont. VIII, S. 47, Taf. 49, Fig. 1, 2. — Ficus Dombeyopsis Unger, Syll. pl. foss. I, S. 13, Taf. 5,
Fig. 1—7; Taf. 6, Fig. 1. Heer, Balt. Fl., S. 74, Taf. 17, Fig. 11.
Die Blätter sind gestielt, ganzrandig oder zerstreut-wellig, herzförmig-rund, ziem-
lich rund oder länglichrund, manchmal zwei- oder dreilappig, am Grunde meist un-
gleichseitig, doch zuweilen auch gleichseitig, an der Spitze gerundet oder kleinspitzig,
bezüglich der 3 — 7 starken Hauptnerven handförmig; die Seitennerven sind stark, etwas
bogenförmig, untereinander verbunden, die Nervillen teils durchgehend, teils gebrochen.
Es fanden sich nur größere Bruchstücke vor. Wohl hätte ein ziemlich vollstän-
diges Blatt dargestellt werden können, wenn die obere Partie nicht von einer über-
Band IX. 22
338
II. Naturwissenschaft.
lagernden Schicht bedeckt gewesen wäre, deren Abhebung Zerstörung anderer Pflanzen-
reste zur Folge gehabt hätte.
Die Blätter dieser Art sind nicht arm an Formen; in der Größe zeigen sie be-
deutende Schwankungen.
Cecropia europaea in Ettingshausen, Bilin, Taf. 28, Fig. 1, 2 ist wohl nur die
dreilappige Form von Ficus tiliaefolia.
Analoge jetztweltliche Art: Ficus nymphaefolia L. (Trop. Amerika).
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän, Pliozän.
Fundort: Brestica (Sandstein).
Plantaneen Lestib.
Gattung: JPlatanus L.
Platanus aceroides Göpp., Taf. LXXXVIII, Fig. 2, 6.
Göppert, Schossnitz, S. 2t, Taf. 0, Fig’. 1 — 6. Heer, Fl. d. Sclnv. H, S. 71, Taf. 87, 88, Fig. 5
bis 15; HI, S. 183, Taf. 152, Fig. 16. Ders., Nordgrönland, S. 111, Taf. 47, Fig. 3. Ders., Mackenzie,
S. 138, Taf. 21, Fig. 176; Taf. 23, Fig. 2 b, 4. Ders., Island, S. 150, Taf. 26, Fig. 4; S. 159, Taf. 32. Ders.,
Nordkanada, S. 15, Taf. 3, Fig. 6. Ders., Grönland II, S. 96, Taf. 90, Fig. 1 — 5; Taf. 97, Fig. 7. Ders.,
Spitzbergen, S. 75, Taf. 11. Ders., Beitr. z. Spitzbergen, S. 76, Taf. 17, Fig. 1—3; Taf. 31, Fig. 3. Gau-
din et Strozzi, Toscane, S. 35, Taf. 5, Fig. 4 — 6; Taf. 6, Fig. 1 — 3. Ettingshausen, Bilin I, S. 84,
Taf. 29, Fig. 7. Lesquereux, Tert. Fl., S. 184, Taf. 25, Fig. 4, 5. Ders., Cret. and Tert. Fl., S. 227,
Taf. 49, Fig. 1. Ders., Proceed. of the U. St. Mus. 1888, S. 19, Taf. 5, Fig. 7. Beck, Mittweida, S. 763,
Taf. 32, Fig. 17. Staub, Zsiltal, S. 298, Taf. 28, Fig. 3 — 5. Engelhardt, Caplagr., S. 185, Taf. 4, Fig. 1,
2; Taf. 6, Fig. 8; Taf. 7, Fig. 6.
Syn.: Cissus platanifolia Ettingshausen, Wien, S. 20, Taf. 4, Fig. 1. — Platanus pannonica Et-
tingshausen, Heiligenkreuz, S. 7, Taf. 1, Fig. 13. — Acerites incerta Massalongo, Descr. pl. foss. ital.,
S. 196, Taf. 2, Fig. 6. — Quercus platanoides Göppert, Schossnitz, S. 16, Taf. 7, Fig. 6. — Quercus rotun-
data Göppert, Schossnitz, S. 17, Taf. 7, Fig. 5; Taf. 8, Fig. 9. — Platanus Oeynhausiana Göppert, |
Schossnitz, S. 20, Taf. 10, Fig. 1- — 8. — Platanus rugosa Göppert, Schossnitz, S. 21, Taf. 11, Fig. 3, 4. —
Platanus Ettingshauseni Massalongo, Stud. d. fl. Senigall., S. 234, Taf. 17, Fig. 3; Taf. 19, Fig. 3. — Acer I
Heeri Massalongo, Stud. d. fl. Senigall., S. 350, Taf. 12, Fig. 5; Taf. 17, Fig. 1; S. 349, Taf. 17, Fig. 2. i
Platanus primaeva Lesquereux, Cret. Fl., S. 69, Taf. 7, Fig. 2; Taf. 26, Fig. 2.
Die Blätter sind handspaltig, am Grunde gestutzt, dreilappig, seltener unzerteilt i
oder beinahe fünflappig, der Mittellappen ist beiderseits 2 — 4zähnig, die großen Seiten-
lappen sind gezähnt, mit großen ungleichen und spitzen Zähnen versehen.
Diese Pflanze gehört zu den wenigen tertiären, von denen wir nicht bloß die
Blätter, sondern auch die jährlich sich ablösende Rinde, welche sie zum „Kleiderbaume“ 1
stempelt, die kugeligen Blutenkätzchen und Früchte kennen, so daß wir uns in der
Lage befinden, sie besser als andere mit jetztweltlichen Verwandten vergleichen zu
können. Die Vergleichung ergibt, daß sie der nordamerikanischen Platanus occiden-
talis L. mehr als der der alten Welt angehörigen Pl. orientalis L. verwandt ist, ja
daß man sie als Vorläuferin der ersteren zu betrachten hat. (Von einer Seite ist aus-
gesprochen worden, daß sie als Vorfahr beider Arten anzusehen sei.)
Während des Tertiärs war sie über einen großen Teil Europas und Nordamerikas,
ja sogar über die Nordpolarländer verbreitet. In ersterem ist sie nach dem Pliozäm
wahrscheinlich durch die veränderten Verhältnisse gezwungen worden auszusterbem
während sie in dem für Erhaltung alter Formen begünstigten Nordamerika fortzube-
stehen vermochte.
Die Polymorphie der Blätter war die Ursache davon, daß man die uns über-
kommenen Reste in einer größeren Anzahl Arten unterzubringen suchte, die aber dank'
Engelhardt. Beiträge z. Kenntnis der tertiären Flora der weiteren Umgebung v. D. Tuzla. 339
der Menge wohlerhaltener und mannigfache Übergänge zeigender Fossilien als zu-
sammengehörig erkannt werden konnten.
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän, Pliozän.
Fundorte: Sikulje, Kreka.
Salix varians Göpp.
Salicineen Rieh.
Gattung Salix L.
Göppert, Schossnitz, S. 26, Tat. 19, Fig. 17, 18; Taf. 20, Fig. 1. Heer, Fl. d. Schw. II, S. 26,
Taf. 65, Fig. 1 — 3, 6 — 16; IH, S. 174, Taf. 150, Fig. 1—5. Ders., North Greenland, S. 469, Taf. 43, Fig. 12,
13. Ders., Alaska, S. 27, Taf. 2, Fig. 8; Taf. 3, Fig. 1 — 3. Ders., Spitzbergen, S. 70, Taf. 28, Fig. 1. Et-
tingshausen, Köflach, S. 747, Taf. 1, Fig. 11, 14. Ders., Bilin I, S. 162, Taf. 29, Fig. 17—19, 22, 23.
Ludwig, Paläont. Vni, S. 92, Taf. 27, Fig. 6 — 12. Engelhardt, Braunk. v. Sachsen, S. 14, Taf. 3, Fig. 10
bis 13. Ders., Göhren, S. 15, Taf. 2, Fig. 23 a, 5, 24. Ders., Leitm. Mittelgeb., S. 372, Taf. 4, Fig. 16.
Ders., Jesuitengr., S. 28, Taf. 5, Fig. 7, 8. Ders., Dux, S. 164, Taf. 7, Fig. 7, 8. Ders., Oaplagr., S. 187,
Taf. 7, Fig. 2—5. Lesquereux, Cret. and Tert. Fl., S. 247, Taf. 54, Fig. 2. Velenovsk^, Vrsovic, S. 30,
Taf. 5, Fig. 16, 17; Taf. 6, Fig. 8.
Syn.: Salix trachytica Ettingshausen, Heiligenkreuz, S. 7, Taf. 2, Fig. 3. — Salix arcuata Göp-
pert, Schossnitz, S. 25, Taf. 21, Fig. 4, 5. — Salix Wimmeriana Göppert, Schossnitz, S. 26, Taf. 21,
Fig. 1, 3.
Die Blätter sind länglich-lanzettförmig oder lanzettförmig, zugespitzt, am Rande
feingesägt, vielfach etwas gebogen; der Mittelnerv ist kräftig, die Seitennerven sind
zart und gehen unter verschiedenen Winkeln aus.
Salix varians , von den Polarländern bis weit nach Süden nachgewiesen, gehört
zu den häufigeren Tertiärpflanzen.
Analoge jetztweltliche Art: Salix fragilis L. (Europa).
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän, Pliozän.
Fundort: Brestica (Sandstein).
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Salix macrophylla Heer, Taf. LXXXVII, Fig. 20.
Heer, Fl. d. Schw. II, S. 29, Taf. 57. Ders., Island, S. 146, Taf. 25, Fig. 3 b. Ders., Alaska, S. 27,
Taf. 2, Fig. 9. Velenovsky, Vrsovic, S. 29, Taf. 5, Fig. 9 — 13. Stur, Kongerien- u. Cerithiensch., S. 165,
Taf. 4, Fig. 6. Engelhardt, Caplagr., S. 187, Taf. 8, Fig. 10.
Die Blätter sind lanzettförmig, feingesägt; der Mittelnerv ist gerade, kräftig, die
zahlreichen Seitennerven entspringen teilweise unter beinahe rechtem Winkel und sind
gekrümmt.
Diese Art ist wohl der Salix varians Göpp. ähnlich, unterscheidet sich jedoch
durch die zahlreichen abgekürzten Seitennerven, welche, wie Stur treffend bemerkt,
im Vereine mit den dichtstehenden Nervillen dem Blatte ein gestricheltes Aussehen
geben.
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän, Pliozän.
Fundort: Kreka.
Salix angusta Heer, Taf. LXXXVI, Fig. 19.
Heer, Fl. d. Schw. II, S. 31, Taf. 69, Fig. 1—11. Uuger, Syll. pl. foss. IV, S. 71, Taf. 22, Fig. 17.
Lesquereux, Tert. Fl., S. 168, Taf. 22, Fig. 4, 5.
Syn.: Salix angustifolia Al. Braun in Buckl. Geol., S. 512. — Salix angustissima Al. Braun in
Jahrb. 1850, S. 169. Unger, Gen. et sp. pl. foss., S. 418.
Die Blätter sind sehr gestreckt, 12 — 14 mal länger als breit, linealisch-lanzettförmig,
die Ränder beinahe gleichlaufend, an der Spitze sehr zugespitzt.
22*
340
II. Naturwissenschaft.
Diese Art ist jedenfalls mit Salix longa Al. Braun zu vereinigen (s. darüber: Zur
Kenntn. d. Tertiärpfl. v. Sulloditz, Lotos 1896, Nr. 4). Sie gehört zu den Tertiär-
pflanzen, welche sowohl in Europa als Nordamerika gefunden wurden.
Analoge jetztweltliche Art: Salix viminalis L. (Europa, Asien).
Zeitliche Verbreitung: Miozän.
Fundort: Talrinne der Lohinja.
Salix tenera Al. Br., Taf. LXXXVII, Ehg. 4.
Al. Braun in Jahrb. 1846, Stitzenb. Verz., S. 79. Unger, Gen. et sp. pl. foss., S. 418. Heer, Fl.
d. Schw. II, S. 32, Taf. 68, Fig. 7, 13.
Die Blätter sind lanzettförmig, 4—7 mal so lang als breit, zart, an Spitze und
Grund verschmälert.
Zeitliche Verbreitung: Mittel- und Obermiozän.
Fundort: Talrinne der Lohinja.
Aus der Verbreitung der Weiden während der Tertiär- und Jetztzeit muß ge-
schlossen werden, daß sie zirkumpolaren Ursprunges seien. In erstei-er scheinen, so ist
nach den bisherigen Funden anzunehmen, nur wenige Arten existiert zu haben, zu
denen sich in letzterer aber eine größere Anzahl neuer gesellte, welche wohl für eine
Weiterentwicklung der Gattung sprechen, uns aber nicht kundgeben, auf welche Weise
und durch welche Ursachen diese hervorgerufen sei. Wir kommen hierbei nicht über
das Ahnen hinaus, da uns die Spezies als fertig entgegentreten und die Übergänge aus
den alten in die neuen Formen fehlen.
Die Arten pflegt man nach ihren Blättern in ganzrandige und gesägte einzuteilen.
Beide Abteilungen sind in unserem Gebiete angetrofien worden, leider ohne die dazu-
gehörigen Blüten und Früchte, wie sie anderwärts aufgewiesen werden konnten. Aus-
gezeichnet sind die Blätter der einzelnen Arten durch eine ausgeprägte Polymorphie.
Gattung: jP opulus L.
Populus mutabilis Al. Br., Taf. LXXXVII, Fig. 18.
Heer, Fl. d. Schw. n, S. 19, Taf. 60—63, Fig. 1—4. Balt. Fl., S. 31, Taf. 7, Fig. 23; S. 65, Taf. 17,
Fig. 5—8; Taf. 21, Fig. 55; Taf. 24, Fig. 135. Ders., Nachtr. z. Grönland, S. 20, Taf. 4, Fig. 12. Ettings-
hausen, Bilin I, S. 161, Taf. 12, Fig. 11. Ludwig, Paläont. VIII, S. 92, Taf. 26, Fig. 8; Taf. 27, Fig. 2
bis 5. Engelhardt, Leitm. Mittelgeb., S. 371, Taf. 4, Fig. 13, 15; S. 402, Taf. 10, Fig. 8, 9. Ders.,
Tschernowitz, S. 381, Taf. 4, Fig. 3. Ders., Grasseth, S. 297, Taf. 7, Fig. 13. Ders., Jesuitengr., S. 29,
Taf. 6, Fig. 9, 21.
Syn.: Populus ovalis Al. Braun in Buckl. Geol. — Populus ovalifolia Al. Braun, Jahrb. 1845, S. 169.
Unger, Gen. et sp. pl. foss., S. 417. — Salix lancifolia Al. Braun, Jahrb., S. 169. — Populus crenata\
Unger, Sotzka, S. 166, Taf. 36, Fig. 5. — Populus serrata Unger, Iconogr. pl. foss., S. 117, Taf. 44, Fig. 6.
— Laurus dermatopliyllum Weber, Paläont. II, S. 182, Taf. 19, Fig. 13. Ettingshausen, Bilin H, S. 195,
Taf. 31, Fig. 8. — Ficus pannonica Ettingshausen, Tokay, S. 26, Taf. 1, Fig. 9. — Quercus ovalis Göp-
pert, Schossnitz, S. 26, Taf. 6, Fig. 6.
Die Blätter sind meist langgestielt, einige oval, andere eirund-elliptisch, elliptisch
oder lanzettförmig, ganzrandig, ausgeschweift oder zerstreut-gekerbt, andere ziemlich
kreisrund, länglich oder lanzettförmig, grobgezähnt oder gesägt.
Die Polymorphie der Blätter erklärt die große Zahl der Synonymen. Heer ist
es zu danken, die Zusammengehörigkeit aller Formen nachgewiesen zu haben. Di^
Pflanze hatte eine ungemein weite Verbreitung im Tertiärlande.
Analoge jetztweltliche Art: Populus euphratica Ol. (Asien).
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän, Pliozän.
Engelhardt. Beiträge z. Kenntnis der tertiären Flora der weiteren Umgebung v. D. Tnzla. 341
Fundort: Orasje.
Zusatz. In der Talrinne der Lohinja wurden zwei Bruchstücke von Populus
gefunden, deren eines zu P. leucophylla Ung. zu gehören scheint, während das andere
an P. balsamoides Heer erinnert.
Laurineen Juss.
Gattung: Laurus L.
Laurus primigenia Ung., Taf. LXXXVIII, Fig. 7; Taf. LXXXIX, Fig. 13.
Unger, Gen. et sp. pl. foss., S. 423. Ders.. Sotzka, S. 168, Taf. 40, Fig. 1 — 4. Ders., Kumi, S. 55,
Taf. 8, Fig. 1—7. Heer, Fl. d. Schw. II, S. 77, Taf. 89, Fig. 15; III, S. 184, Taf. 153, Fig. 3. Ders., Beitr.,
S. 7, Taf. 6, Fig. 12 i; Taf. 9, Fig. 8. Ders., Zsiltal, S. 16, Taf. 3, Fig. 4 — 6. Ders., Nachtr. z. Grönland,
S. 2, Taf. 3, Fig. 8 — 13. Weber, Paläont. II, S. 181, Taf. 20, Fig. 6a, b. Sismonda, Piemont, S. 58,
Taf. 9, Fig. 2 c; Taf. 10, Fig. 5. Ettingshausen, Heiligenkreuz, S. 8, Taf. 2, Fig. 1, 2. Ders., Steier-
mark, S. 58, Taf. 3, Fig. 11. Ders., Sagor HI, S. 13, Taf. 29, Fig. 5. Engelhardt, Braunk. v. Sachsen,
S. 20, Taf. 5, Fig. 3. Ders., Leitm. Mittelgeb., S. 360, Taf. 2, Fig. 5 — 7 ; S. 382, Taf. 6, Fig. 5. Ders.,
Tschernowitz, S. 382, Taf. 4, Fig. 5. Ders., Grasseth, S. 300, Taf. 7, Fig. 4, 5. Ders., Jesuitengr., S. 30,
Taf. 5, Fig. 12; Taf. 6, Fig. 19, 20, 22, 23; Taf. 7, Fig. 2. Ders., Meuselwitz, S. 19, Taf. 1, Fig. 17. Sa-
porta, Sud-Est de la France III, S. 215, Taf. 6, Fig. 5; II, S. 270, Taf. 6, Fig. 7. Les queren x, Tert. Fl.
S. 214, Taf. 36, Fig. 5, 6, 8. Friedrich, Prov. Sachsen, S. 123, Taf. 15, Fig. 3 (?), 7. Staub, Zsiltal,
S. 303, Taf. 27, Fig. 15; Taf. 28, Fig. 6; Taf. 29, Fig. 1, 2 a, 3(?); Taf. 34/35, Fig. la. Ward, Laramie
Group, S. 553, Taf. 46, Fig. 8, 10.
Die Blätter sind lederartig, gestielt, lanzettförmig, ganzrandig, zugespitzt, am
Grunde in den Blattstiel verschmälert; der Mittelnerv ist stark, die Seitennerven sind
zart, bogenläufig, verbinden sich am Rande miteinander und entspringen unter spitzen
Winkeln.
Bei der Einreihung fossiler Blätter in von Autoren schon festgesetzte Arten wird
man sich zunächst an deren Diagnosen und Abbildungen halten, da man wohl voraus-
setzen muß, daß diese die Auffassung derselben wiedergeben. Unger beschrieb lange
schmale Blätter, deren Seitennerven nach der Basis zu immer steiler aufsteigen, von
Sotzka und fügte in Kumi sieben andere hinzu, welche mit diesen nicht übereinstimmten.
Diese Zusammenfassung sowie seine ausdrückliche Erklärung, daß das Blatt 6 a in
Webers Abhandlung in Paläont. II. zu dieser Art zu rechnen sei, war die Ursache,
daß spätere Bearbeiter tertiärer Floren, auch ich, Blätter, die entweder mit den einen
oder anderen mehr oder weniger übereinstimmten, als zur gleichen Art gehörig auf-
faßten. Weber war der erste, welcher an der Zusammengehörigkeit der beiden Gruppen
zweifelte; Friedrich beschränkte die Art auf die Formen, wie sie von Sotzka bekannt
geworden, schied also die von Kumi aus, während Velenovsky das Umgekehrte tat.
Da aber mehrere Forscher, wie Staub und Menzel, Friedrichs Auffassung sich zu
eigen gemacht, dürfte es, um aus der Verwirrung herauszukommen und zugleich die
Priorität zu wahren, angezeigt sein, sich ihnen anzuschließen und die Formen von Kumi
anderen Spezies zuzuweisen.
Analoge jetztweltliche Art: Laurus canariensis Webb. (Kanarischeinsein, Azoren).
Zeitliche Verbreitung: Eozän, Oligozän, Miozän.
Fundorte: Pod Skrilem, Kreka.
Laurus Swoszowiciana Ung., Taf. LXXXVIII, Fig. 9; Taf. LXXXIX, Fig. 6.
Unger, Swoszowice, S. 4, Taf. 1, Fig. 11. Ettingshausen, Wien, S. 16, Taf. 3, Fig. 1, 2. Ders.,
Sehönegg I, S. 39, Taf. 3, Fig. 33. Andrae, Siebenb. u. Banat, S. 19, Taf. 4, Fig. 5. Heer, Fl. d. Schw.
II, S. 80, Taf. 89, Fig. 5.
342
II. Naturwissenschaft.
Die Blätter sind lanzettförmig, am Grunde ein wenig verschmälert; die Seiten-
nerven entspringen unter spitzen Winkeln, sind zart und zerstreut.
Es konnte hier zum erstenmale ein ziemlich vollständiges Bild der feineren Ner-
vation gegeben werden.
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän.
Fundorte: Ober Han Guojnica, Prline.
Laurus Lalages Ung., Taf. XC, Fig. 10.
Uager, Sotzka, S. 169, Taf. 40, Fig. 6 — 9. Ders., Kumi, S. 55, Taf. 7, Fig. 33 — 38. Heer, Beitr.,
S. 7, Taf. 7, Fig. 9 — 11; S. 19, Taf. 9, Fig. 9. Engelhardt, Leitm. Mittelgeb., S. 360, Taf. 2, Fig. 4,
Ders., Grasseth, S. 299, Taf. 6, Fig. 8. Ders., Jesuitengr., 8. 30, Taf. 7, Fig. 4. Ders., Dux, S. 166,
Taf. 8, Fig. 5.
Die Blätter sind etwas lederig, lanzettförmig, nach Spitze und Grund verschmä-
lert, langgestielt, ganzrandig; der Mittelnerv ist deutlich, die Seitennerven sind zart,
bogenläuiig und reichen fast bis an den Rand, die unteren entspringen unter rechtem
oder ziemlich rechtem Winkel, während die mittleren und oberen es unter spitzen tun.
Zeitliche Verbreitung: Vorzugsweise im Oligozän, vereinzelt im Miozän.
Fundort: Kreka.
Laurus princeps Heer, Taf. XC, Fig. 9.
Heer, Fl. d. Schw. II, S. 77, Taf. 89, Fig. 16, 17; Taf. 90, Fig. 17, 20; Taf. 97, Fig. 1. Gaudiu
et Strozzi, Toscane, S. 36, Taf. 10, Fig. 2. Sismonda, Piemont, S. 50, Taf. 17, Fig. 10, 11. Unger,
Kumi, S. 32, Taf. 8, Fig. 8 — 10. Engelhardt, Jesuitengr., 8. 31, Taf. 7, Fig. 3. Ders., Caplagr., 8. 189,
Taf. 9, Fig. 10.
Die Blätter sind lederig, drüsenlos, breit-lanzettförmig oder elliptisch-lanzettförmig,
beiderseits verschmälert; der Mittelnerv ist stark, die Seitennerven sind zart, zahlreich
und entspringen unter spitzen Winkeln.
Bei unserem derblederigen Blatte, das in Platte und Gegenplatte vorhanden ist,
zeigt sich der Mittelnerv auf der Oberseite vertieft, tritt aber auf der Unterseite fast
gar nicht hervor. Die Oberfläche ist glatt und glänzend; stellenweise ist das feine
Maschenwerk deutlich sichtbar.
Analoge jetztweltliche Art: Laurus canariensis Webb.
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän.
Fundort: Brestica (Kalkmergel).
Laurus styracifolia Web., Taf. XC, Fig. 5.
Weber, Paläont. II, S. 66, Taf. 3, Fig. 3. Heer, Fl. d. Schw. II, S. 79, Taf. 89, Fig. 13; III, S. 185,
Taf. 152, Fig. 17. Ettingshausen, Bilin II, S. 149, Taf. 30, Fig. 7. Engelhardt, Grasseth, S. 29, Taf. 6,
Fig. 9. Ders., Jesuitengr., S. 31, Taf. 7, Fig. 5.
Die Blätter sind umgekehrt-eiförmig, an der Spitze Stumpfheit, ganzrandig; der
Mittelnerv ist dick, die 4 — 5 Seitennerven sind sehr gekrümmt, die Nervillen treten
hervor und sind einwärts gebogen oder durchlaufend.
Analoge jetztweltliche Art: Laurus Sassafras L. (Südliches Nordamerika).
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän.
Fundort: Orasje.
Gattung: Perseci Gärtn.
Persea speciosa Heer, Taf. LXXXIX, Fig. 7.
Heer, Fl. d. Schw. II, S. 81, Taf. 90, Fig. 11, 12; Taf. 100, Fig. 18; III, S. 185, Taf. 153, Fig. 5.
Gaudin et Strozzi, Toscane, S. 37, Taf. 7, Fig. 7 — 11; Taf. 10, Fig. 3. Dies., Fl. foss. ital. H, S. 47,
Engelhardt. Beiträge z. Kenntnis der tertiären Flora der weiteren Umgebung v. D. Tuzla. 343
Taf. 7, Fig. 7; Taf. 8, Fig. 1. Ettingshausen, Bilin II, S. 9, Tat'. 32, Fig. 15, 16. Engelhardt, Leitm.
Mittelgeb., S. 361, Taf. 2, Fig. 9, 10.
Die Blätter sind lederig, langgestielt, elliptisch; der Mittelnerv ist stark, die
beiderseits 8 — 12 unter einem spitzen Winkel ausgehenden Seitennerven sind fein, die
zarten Tertiärnerven entspringen unter rechtem Winkel.
Analoge jetztweltliche Art: Persea indica L. sp. (Kanarische Inseln, Madeira).
Zeitliche Verbreitung: Vereinzelt im Oberoligozän und Mittelmiozän, häufiger im
Obermiozän.
Fundort: Kreka.
Persea Braunii Heer, Taf. XCI, Fig. 2.
Heer, Fl. d. Schw. H, S. 80, Taf. 89, Fig. 9, 10.
Die Blätter sind etwas lederig, kurzgestielt, elliptisch, netzartig; der Mittelnerv ist
stark, die Seitennerven, beiderseits 6 — 7, treten hervor und sind sehr gekrümmt.
Analoge jetztweltliche Art: Persea indica L.
Zeitliche Verbreitung: Obermiozän.
Fundort: Ober Han Guojnica.
Gattung: J Benzoin, Nees ab Esenb.
Benzoin antiquum Heer, Taf. LXXXIX, Fig. 4.
Heer, Fl. d. Schw. n, S. 81, Taf. 90, Fig. 1 — 8; III, S. 185. Unger, Radoboj, S. 141, Taf. 1, Fig. 12.
Engelhardt, Jesuitengr., S. 31, Taf. 6, Fig. 26.
Die Blätter sind häutig, elliptisch oder länglich, gestielt, am Grunde verschmälert,
fiedernervig; die zarten Seitennerven entspringen unter spitzen Winkeln.
Analoge jetztweltliche Art: Benzoin odoriferum Nees ab Esenb. (Nordamerika).
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän.
Fundort: Prline.
Gattung: Oveodaplme Nees ab Esenb.
Oreodaphne Heeri Gaud., Taf. LXXXIX, Fig. 5.
Gaudin et Strozzi, Toscane, S. 35, Taf. 10, Fig. 4 — 9; Taf. 11, Fig. 1 — 7. Staub, Zsiltal, S. 336,
Taf. 34/35, Fig. 2, 2 b (?). Engelhardt, Caplagr., S. 191, Taf. 4, Fig. 3. Sismonda, Piemont, S. 439,
Taf. 19, Fig. 2; Taf. 22, Fig. 1, 2; Taf. 23, Fig. 1—3.
Die Blätter sind lederig, ganzrandig, am Grunde verschmälert, eirund oder ellip-
tisch, stumpf oder zugespitzt; die unteren Seitennerven einander genähert oder gegen-
ständig, vorwärts nach dem Rande zu gebogen, spitzläufig und zeigen in ihren Achseln
auf der Oberseite Vertiefungen, auf der Unterseite Warzen, die bei großen Blättern
auch beim zweiten und dritten Paare wiederkehren; die vom unteren Paare ausgehen-
den Tertiärnerven verbinden sich unweit des Randes bogenförmig untereinander.
An unserem Blatte erscheint der Mittelnerv zum größten Teile zerstört mitsamt
der ihm zunächst anliegenden Blattmasse. Nur in dem einen Blattwinkel des die obere
Seite darbietenden Blattes läßt sich eine elliptische Vertiefung erkennen.
Analoge jetztweltliche Art: Oreodaphne foetens Ait. (Madeira, Kanarische Inseln).
Zeitliche Verbreitung: Bisher Mittel- und Obermiozän.
Fundort: Kreka.
Gattung: Sassafras Nees ab Esenb.
Sassafras Aesculapi Heer, Taf. LXXXIX, Fig. 8.
344
II. Naturwissenschaft.
Heer, Fl. d. Schw. II, S. 82, Taf. 90, Fig. 13 — 16. Ettingshausen, Bilin n, S. 8, Taf. 31,
Fig. 9, 12 (?).
Die Blätter sind häutig, am Grunde keilförmig, ganzrandig, dreifachnervig, gestielt,
ungeteilt oder zwei- bis dreilappig.
Bisher waren nur ungeteilte Blätter im Tertiär gefunden worden und war daher
die Frage noch offen, ob sich die gelappten erst nach demselben ausgehildet hätten.
In der Flora von Berand sprach ich die Hoffnung aus, daß solche doch noch nach-
gewiesen werden könnten, was durch das bosnische Tertiär bereits geschehen ist. Daß
unser Blatt nicht zu Sterculia zu ziehen ist, beweisen die über dem Grunde ausgehen-
den starken Seitennerven; auch endet bei ihm der Mittellappen in einer Spitze, wäh-
rend der seitliche an derselben sich gerundet erweist, wie wir es an den Blättern der
jetztweltlichen Art beobachten können. Auffällig bleibt dabei die starke Aufrichtung
der vom Hauptnerven des Lappens ausgehenden Seitennerven, was bei den Blättern
der mit ihr analogen Art nicht beobachtet werden kann. Doch schien mir dies nicht
Grund genug, daraufhin eine neue Art zu gründen.
Da die von Ettingshausen wiedergegebenen Blätter die seitlichen Nerven am
Grunde entspringen lassen, können sie kaum hierhergehören.
Analoge jetztweltliche Art: Sassafras officinalis Nees ab Esenb. (Nordamerika).
Zeitliche Verbreitung: Bisher Oligozän, Miozän.
Fundort: Kreka.
Gattung: Cinnamomum Burm.
Cinnamomum Scheuchzeri Heer, Taf. LXXXIX, Fig. 1.
Heer, Fl. d. Schw. n, S. 85, Taf. 41, Fig. 4— 24; Taf. 42; Taf. 43, Fig. 1—5. Ders., Bornstedt,
S. 16, Taf. 3, Fig. 3. Ders., Bovey-Tracey, S. 15, Taf. 4, Fig. 4e; Taf. 46, Fig. 9 — 16; Taf. 17, Fig. 12.
Ders., Balt. Fl., S. 76, Taf. 22, Fig. 6—13. Ders., Zsilytal, S. 17, Taf. 3, Fig. 2; Taf. 5, Fig. 4—6. Massa-
longo, Fl. foss. del Senigall., S. 266, Taf. 33, Fig. 22. Gaudin et Strozzi, Val d’Arno, S. 49, Taf. 8,
Fig. 5, 7. Unger, Kumi, S. 54, Taf. 7, Fig. 11 — 24. Ders., Radoboj, S. 140, Taf. 1, Fig. 4 — 9; Taf. 5,
Fig. 8 — 10. Ludwig, Paläont. V, S. 109, Taf. 41, Fig. 1 — 14. Ettingshausen, Wetterau, S. 44, Taf. 3,
Fig. 9. Ders., Bilin II, S. 198, Taf. 32, Fig. 2 — 10; Taf. 33, Fig. 4 — 6, 10 — 12. Engelhardt, Leitra.
Mittelgeb., S. 406, Taf. 11, Fig. 12 — 14. Ders., Cyprissch., S. 9, Taf. 7, Fig. 21. Ders., Grasseth, S. 303,
Taf. 3, Fig. 9, 10, 12, 13, 16; Taf. 8, Fig. 13, 14; Taf. 9, Fig. 7, 8. Ders., Jesuitengr., S. 32, Taf. 5, Fig. 15
bis 23; Taf. 6, Fig. 11, 12; Taf. 7, Fig. 9, 12, 14, 16, 17, 26, 27; Taf. 21, Fig. 6. Ders., Bosnische Ter-
tiärpfl., S. 37, Taf. 5, Fig. 1. Ders., Öaplagr., S. 189, Taf. 1, Fig. 14. Staub, Baranyaer Komitat, S. 37,
Taf. 2, Fig. 3, 4. Ders., Zsiltal, S. 313, Taf. 30/31, Fig. 2—6, 9-14; Taf. 32/33, Fig. 7, 8.
Syn.: PhyTlites cinnamomeus Rossmässler, Altsattel, S. 23, Tat. 1, Fig. 3. — Ceanothus polymorphus
Al. Braun, Jalirb., S. 171. Unger, Chi. prot., Taf. 49, Fig. 12, 13. Weber, Paläont. H, Taf. 23, Fig. 4.
— Ceanothus bilinicus Unger, Chi. prot., S. 145, Taf. 49, Fig. 4. — Daphnogene polymorpha Ettings-
hausen, Wien, S. 16, Taf. 2, Fig. 24, 25. Ders., Tokay, Taf. 1, Fig. 10.
Die Blätter sind beinahe gegenständig, lederig, glatt, gestielt, elliptisch, eiförmig
oder länglich, dreifachnervig; die unteren Seitennerven laufen mit dem Rande parallel
oder ziemlich parallel, erreichen die Spitze nicht, entspringen selten am Blattgrunde,
meist in der Blattfläche aus dem nach der Spitze zu allmählich an Stärke abnehmen-
den Mittelnerv; die von ihnen eingeschlossenen Hauptfelder sind von zarten, fast unter
rechtem Winkel ausgehenden Nervillen durchzogen; in der oberen Partie gehen noch
mehrere Seitennerven, die sich in Bogen untereinander verbinden, vom Mittelnerv aus;
die Randfelder sind von unter ziemlich rechtem Winkel entspringenden bogenförmigen
Tertiärnerven ausgefüllt.
Nach den bisherigen Funden zu schließen, kann diese Pflanze in Nordamerika 1
nur wenig vertreten gewesen sein, dafür umsomehr in Europa. Hier scheint sie im
Engelhardt. Beiträge z. Kenntnis der tertiären Flora der weiteren Umgebung v. D. Tuzla. 345
Oligozän und Miozän ihre größte Entfaltung erlangt zu haben, um im Pliozän allmäh-
lich zu verschwinden. Anderwärts fand man von ihr auch Blüten und Früchte.
Analoge jetztweltliche Art: Cinnamomum pedunculatum Nees ah Esenb. (Japan).
Zeitliche Verbreitung: Eozän, Oligozän, Miozän, Pliozän.
Fundorte: Talrinne der Lohinja, Orasje.
Cinnamomum subrotundum Al. Br. sp., Taf. LXXXVII, Fig. 12.
Heer, El. d. Schw. H, S. 87, Taf. 91, Fig. 9c?, 25; Taf. 92, Fig. 5 a; Taf. 93, Fig. 18—24. Sieber,
Nordböhm. Braunk., S. 13, Taf. 2, Fig. 9. Engelhardt, Dux, S. 168, Taf. 8, Fig. 7. Ettingshausen,
Steiermark, S. 46, Taf. 3, Fig. 20.
Syn.: Ceanothus subrotundus Al. Braun, Jahrb. 1845, S. 172.
Die Blätter sind gestielt, klein, rund, an der Spitze stumpf gerundet, dreifach-
nervig; die Seitennerven erreichen die Spitze nicht.
Diese Art steht Cinnamomum Scheuchzeri sehr nahe.
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän.
Fundort: Talrinne der Lohinja.
Cinnamomum polymorphum Al. Br. sp., Taf. LXXXIX, Fig. 3.
Heer, Fl. d. Schw. II, S. 88, Taf. 93, Fig. 25 — 28; Taf. 94, Fig. 1 — 26. Massalongo, Fl. foss. Seni-
gall., S. 263, Taf. 7, Fig. 10—13; Taf. 8, Fig. 5-9, 11, 12, 14, 16, 17; Taf. 38, Fig. 19. Sismonda, Pie-
mont, S. 52, Taf. 24, Fig. 2 — 4; Taf. 25, Fig. 4. Ludwig, Paläont. VIII, S. 110, Taf. 42, Fig. 1 — 11. Sa-
porta, Sud-Est de la France I, S. 89, Taf. 7, Fig. 4. Ettingshausen, Bilin II, S. 189, Taf. 33, Fig. 14,
15, 17—22. Ders., Sagor, S. 193, Taf. 10, Fig. 1, 5 — 11. Ders., Leoben I, S. 309, Taf. 4, Fig. 20. Engel-
hardt, Leitm. Mittelgeb., S. 380, Taf. 6, Fig. 1 — 4; S. 405, Taf. 11, Fig. 11. Ders., Grasseth, S. 302, Taf. 4,
Fig. 11; Taf. 8, Fig. 7—11; Taf. 9, Fig. 5, 6. Ders., Jesuitengr., S. 32, Taf. 6, Fig. 13—18; Taf. 7, Fig. 6,
11 ; Taf. 8, Fig. 2. Geyler, Sizilien, S. 326, Taf. 2, Fig. 4. Lesquereux, Tert. Fl., S. 221, Taf. 37, Fig. 6,
10. Staub, Zsiltal, S. 326, Taf. 32/33, Fig. 2—5; Taf. 34/35, Fig. 1 c. Friedrich, Prov. Sachsen, S. 112,
Taf. 16, Fig. 12, 14. Conwentz, Bemsteinfl. II, S. 51, Taf. 5, Fig. 6 — 8.
Syn.: Ceanothus polymorphus Al. Braun, Jahrb. 1845, S. 171. Unger, Swoszowicc, S. 126, Taf. 14,
Fig. 17, 18. — Ceanothus subrotundus Unger, Chi. prot., S. 144, Taf. 49, Fig. 7. Weber, Paläont. II, S. 208,
Taf. 23, Fig. 6. — Daphnogene polymorplia Ettingshausen, Mte. Promina, S. 30, Taf. 6, Fig. 1—4, 7;
Taf. 7, Fig. 2. Massalongo, Alcune pl. foss. tert. dell’Italia merid., S. 7, Taf. 2, Fig. 10. — Daphnogene
cinnamomifolia Ettingshausen, Mte. Promina, S. 31, Taf. 7, Fig. 8.
Die Blätter sind gestielt, elliptisch, am Grunde wenig verschmälert, zugespitzt,
dreifachnervig; die seitlichen Grundnerven laufen mit dem Rande nicht parallel, sind
unvollkommene Spitzläufer und haben bisweilen in den Winkeln, die sie mit dem mitt-
leren bilden, Drüsen.
Anderwärts fand man außer den Blättern auch Knospen, Blüten und Früchte.
Unser Blatt steht solchen von Daphnogene paradisiaca Ung. sehr nahe, darf aber wegen
Fehlens des stumpfsägigen Randes nicht dazugerechnet werden. In der oberen Partie
ist die Nervatur ganz verwischt, woraus das Fehlen der seitlichen Nerven daselbst zu
erklären ist.
Analoge jetztweltliche Art: Cinnamomum zeylanicum Nees ab Esenh. (Ceylon).
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän.
Fundort: Prline.
Cinnamomum Rossmässleri Heer.
Heer, Fl. d. Schw. II, S. 84, Taf. 93, Fig. 15 — 17. Ders., Bornstädt, S. 15, Taf. 3, Fig. 4a. Ders.,
Bovey-Tracey, S. 44, Taf. 16, Fig. 17, 18. Unger, Kumi, S. 55, Taf. 7, Fig. 31, 32. Ders., Radoboj, S. 141,
Taf. 1, Fig. 10, 11. Sismonda, Piemont, S. 51, Taf. 25, Fig. 5. Ludwig, Paläont. VIII, S. 109, Taf. 43,
Fig. 8. Ettingshausen, Bilin II, S. 197, Taf. 32, Fig. 11 — 14. Engelhardt, Göhren, S. 26, Taf. 5,
Fig. 4. Ders., Leitm. Mittelgeb., S. 380, Taf. 5, Fig. 20. Ders., Grasseth, S. 304, Taf. 8, Fig. 12; Taf. 9,
346
II. Naturwissenschaft.
Fig. 6. Ders., Jesuitengr., S. 31, Taf. 6, Fig. 26. Ders., Dux, S. 167, Taf. 8, Fig. 1. Staub, Zsiltal, S. 325,
Taf. 22/23, Fig. 9, 12, 13. Keller, St. Gallen III, S. 310, Taf. 1, Fig. 1.
Syu.: Phyüites cinnamomeus Rossmässler, Altsattel, S. 23, Taf. 1, Fig. 4. — PhyUites cinnamifoUus
Brongniart, Prodr., S. 209. — Daphnogene cinnamomifolia Unger, Syn. pl. fass., S. 217. Ders., Gen. et
sp. pl. foss., S. 424. Ders., Sotzka, S. 168, Taf. 39, Fig. 7— 9. Ettingshausen, Häring, S. 46, Taf. 31,
Fig. 6- — 9. — - Daphnogene melastomacea Unger, Sotzka, S. 168, Taf. 38, Fig. 1 — 5.
Die Blätter sind lederartig, elliptisch oder länglich-elliptisch, kurzgestielt, dreifach-
nervig; die Seitennerven vollkommen spitzläufig und senden nach außen bogenläufige
Tertiärnerven aus.
Auffällig bleibt, daß nicht bloß von dieser Art, sondern auch von den anderen in
den bosnischen Schichten nur spärliche Reste gefunden wurden, da solche doch ander-
wärts oft in großer Anzahl nachgewiesen werden konnten. Vielleicht erklärt sich dies
aus der Spärlichkeit und geringen Zugänglichkeit der Aufschlüsse, denen sie entnommen
sind, und steht zu hoffen, daß die anderen Sektionen sich hierin ergiebiger erweisen.
Analoge jetztweltliche Art: Cinnamomum zeylanicum Nees ab Esenb. (Ceylon).
Zeitliche Verbreitung: Eozän, Oligozän, Miozän.
Fundort: OraSje.
Gattung: Daphnogene Ung.
Daphnogene paradisiaca Ung., Taf. LXXXIX, Fig. 2.
Unger, Gen. et sp. pl. foss., S. 424. Ders., Sotzka, S. 37, Taf. 17, 1 — 7.
Syn.: Daphnogene melaxtomacea Unger, Gen. et sp. pl. foss., S. 24. Der.s., Sotzka, Taf. 18, Fig. 4, 5.
Die Blätter sind lederig oder ziemlich lederig, elliptisch oder länglich-elliptisch,
zugespitzt, entfernt stumpf gezähnt, am Grunde ungleich, dreifachnervig; die seitlichen
Nerven sind einfach und gekrümmt.
In die Gattung Daphnogene bringt Unger lederige Blätter, deren Nervatm’ der
der Cinnamoma ähnlich ist, jedoch auch solche, welche Cinnamomum selbst angehören
( D . cinnamomeifolia) und daher ausgeschieden werden müssen. Die mit den fein-
gezähnten Rändern versehenen Blätter (Fig. 8, 9 auf Taf. 16) dürften wohl Zizyphus
zuzuweisen sein, wie Unger selbst in seiner Flora von Radoboj zugegeben hat.
Die auffällige Ungleichseitigkeit unseres Blattes, ebenso die Bezahnung des Ran-
des schließen es aus dem Kreise von Cinnamomum aus.
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän.
Fundort: Orasje.
Santalaceen R. Br.
Gattung: Santalum L.
Santalum acheronticum Ett., Taf. LXXXVI, Fig. 25, 26.
Ettingshausen, Häring, S. 49, Taf. 12, Fig. 6 — 10. Ders., Bilin III, S. 12, Taf. 34, Fig. 4. Massa-
longo, Fl. foss. Senigall., S. 271, Taf. 29, Fig. 6. Engelhardt, Jesuitengr., S. 34, Taf. 6, Fig. 1.
Syn.: Vaccinium acheronticum Unger, Sotzka, Taf. 24, Fig. 2, 8, 9, 14. — Daphne venusta Ludwig,
Paläont. VIII, S. 111, Taf. 43, Fig. 12, 12 a. Unger, Syll. pl. foss. III, S. 74, Taf. 24, Fig. 11.
Die Blätter sind länglich-eiförmig oder eiförmig, stumpf, ganzrandig, gestielt, am
Grunde spitz, lederig; der Mittelnerv ist deutlich, die Seitennerven sind einfach, zer-
streut, kaum sichtbar oder verwischt.
Analoge jetztweltliche Arten: Ettingshausen findet Analogien in einer neuhol-
ländischen Santalum- Art, in Osyris arborea Wallr. (Ostindien) u. a.
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän.
Fundorte: Ober Han Guojnica, Prline.
Engelhardt. Beiträge z. Kenntnis der tertiären Flora der weiteren Umgebung v. D. Tuzla. 347
Proteaceen Juss.
Gattung: jEmbothrium Forst.
Embothrium leptospermum Ett., Taf. LXXXVII, Fig. 2.
Ettingshausen, Sagor I, S. 41, Taf. 10, Fig. 16, 17.
Syn.: Embothrites leptospermos Ettingshausen, Prot. d. Vorw., S. 727, Taf. 2, Fig. 12, 13. Ders.,
Häring, S. 51, Taf. 14, Fig. 15—25. Engelhardt, Jesuitengr., S. 35, Taf. 6, Fig. 8.
Die Flügel cler Samen sind rundlich-elliptisch, stumpf, am Grunde ein wenig zu-
sammengezogen, mit 5 — 8 sehr zarten, gekrümmten, einfachen oder gegabelten Nerven
versehen.
Obgleich der Flügel unseres Exemplars nicht zusammengezogen ist, rechne ich
dasselbe doch hierher, da es im übrigen mit den größeren übereinstimmt und daher
die Aufstellung einer neuen Art nicht angezeigt erscheint.
Zeitliche Verbreitung: Oligozän.
Fundort: Brestica (Kalkmergel).
Ebenaceen Vent.
Gattung: Diospyros L.
Diospyros brachysepala Al. Br., Taf. LXXXIX, Fig. 10, 11.
Al. Braun, Jahrb. 1845, S. 170. Unger, Swoszowice, S. 125, Taf. 14, Fig. 15. Heer, Fl. d. Schw.
IH, S. 11, Taf. 102, Fig. 1 — 14. Ders., Polarl., S. 17, Taf. 15, Fig. 10—12; Taf. 17, Fig. 5h, i-, Taf. 47,
Fig. 5 — 7. Ders., North Greenland, S. 475, Taf. 50, Fig. 13; Taf. 55, Fig. 8. Ders., Bornstädt, S. 16, Taf. 3,
Fig. 7, 8. Ders., Balt. Fl., S. 84, Taf. 27, Fig. 1 — 6; Taf. 28, Fig. 1. Sismonda, Piemont, S. 55, Taf. 11,
Fig. 6; Taf. 16, Fig. 5; Taf. 19, Fig. 3. Ettingshausen, Biliu II, S. 44, Taf. 38, Fig. 28, 29; Taf. 39,
Fig. 1. Ders., Wetterau, S. 865, Taf. 3, Fig. 7. Ders., Leoben II, S. 329, Taf. 6, Fig. 9. Engelhardt,
Braunk. v. Sachsen, S. 22, Taf. 5, Fig. 8 — 10. Ders., Leitm. Mittelgeb., S. 362, Taf. 3, Fig. 1, 2. Ders.,
Jesuitengr., S. 43, Taf. 9, Fig. 22, 37; Taf. 10, Fig. 1. Ders., Dux, S. 174, Taf. 9, Fig. 1, 5, 9. Lesquereux,
Tert. FL, S. 232, Taf. 40, Fig. 7 — 10; Taf. 63, Fig. 6. Friedrich, Prov. Sachsen, S. 63, Taf. 6, Fig. 1 (?).
Syn.; Tetrapteris Harpyarum Unger, Sotzka, S. 46, Taf. 29, Fig. 9. — Getonia petraeformis Unger,
Sotzka, Taf. 33, Fig. 4. — Elaeaynus acuminatus Engelhardt, Jesuitengr., Taf. 8, Fig. 32.
Die Blätter sind gestielt, elliptisch, an Spitze und Grund verschmälert, ganzrandig;
der Mittelnerv ist kräftig und verdünnt sich allmählich nach der Spitze zu, die Seiten-
nerven alternieren, sind gebogen und entspringen unter spitzen Winkeln.
Diospyros brachysepala Al. Br. ist eine im Tertiär weitverbreitete Art, von der
man außer den Blättern noch Früchte und Kelche gefunden hat. Heer zieht außer-
dem noch einen Samen hierher.
Analoge jetztweltliche Art: Diospyros Lotus L. (Mittelmeergebiet, gemäßigtes
Asien).
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän.
Fundort: Orasje.
Sapotaceen Juss.
Gattung: Sapotacites Ett.
Sapotacites minor Ett., Taf. LXXXVII, Fig. 7 ; Taf. LXXXVIII, Fig. 15.
Ettingshausen, Häring, S. 62, Taf. 21, Fig. 6 — 8. Ders., Sagor II, S. 13, Taf. 13, Fig. 5 — 8. Ders.,
Leoben II, S. 328, Taf. 6, Fig. 11. Ders., Schönegg II, S. 292, Taf. 5, Fig. 33 — 35. Heer, Fl. d. Schw.
III, S. 14, Taf. 103, Fig. 9; S. 191, Taf. 153, Fig. 45. Massalongo, Fl. foss. Senigall., S. 294, Taf. 29,
Fig. 28. Sismonda, Piemont, S. 56, Taf. 26, Fig. 3; Taf. 28, Fig. 5. Engelhardt, Jesuitengr., S. 42,
Taf. 8, Fig. 33, 34; Taf. 9, Fig. 21.
348
II. Naturwissenschaft.
Syn.: Pyrus minor Unger, Gen. et sp. pl. foss., S. 481. Ders., Sotzka, S. 53, Taf. 38, Fig. 16 — 24.
— Bumelia Oreadum Unger, Sotzka, S. 42, Taf. 22, Fig. 8, 10, 12. — Bumdia minor Unger, Syll.pl. foss.
HI, S. 25, Taf. 6, Fig. 11 — 19. Ders., Kurai, S. 43, Taf. 11, 31—34.
Die Blätter sind kurzgestielt, umgekehrt- eiförmig, ganzrandig, an der Spitze aus-
gerandet, am Grunde keilförmig verschmälert; die Seitennerven gehen unter spitzen
Winkeln aus, sind sehr zart und bogenläufig.
Analoge jetztweltliche Art: Unger vergleicht die Blätter mit solchen von Bume-
lia retusa Sw. (Jamaika), Ettingshausen mit denen von B. nervosa Sw. (Cayenne).
Da aber auch andere verwandte Gattungen, z. B. Mimusops, solche von gleicher Gestalt
und Nervatur aufweisen, so ist wohl der Sammelname Sapotacites am meisten an-
gebracht.
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän.
Fundorte: Orasje, Kreka.
Sapotacites Daphnes Ett., Taf. LXXXVIII, Fig. 5.
Ettingshausen, Mte. Promina, S. 35, Taf. 9, Fig. 10. Ders., Bilin II, S. 41, Taf. 38, Fig. 8, 23.
Ders., Sagor II, S. 12, Taf. 12, Fig. 11; Taf. 13, Fig. 9. Engelhardt, Tschernowitz, S. 383, Taf. 4, Fig. 15.
Syn.: Querms Daphnes Unger, Gen. et sp. pl. foss., S. 402. Ders., Chi. prot., Taf. 31, Fig. 2, 3.
Die Blätter sind gestielt, lederig, länglich oder eiförmig-länglich, an der Spitze
stumpf, ganzrandig, am Rande etwas umgerollt; die Seitennerven sind sehr zart, gerade,
gleichlaufend, einander genähert und entspringen aus dem starken Mittelnerven unter
spitzen Winkeln.
Analoge jetztweltliche Art: Verschiedene Gattungen aus der Familie der Sa-
potaceen.
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän.
Fundort: Prline.
Sapotacites Mimusops Ett., Taf. LXXXVIII, Fig. 4.
Ettingshausen, Häring, S. 62, Taf. 21, Fig. 22. Ders., Sagor II, S. 12, Taf. 13, Fig. 1. Heer,
Fl. d. Schw. ni, S. 14, Taf. 103, Fig. 4.
Die Blätter sind lederig, umgekehrt-eiförmig, ganzrandig, an der Spitze stumpf
gerundet, am Grunde keilförmig; der Mittelnerv ist stark, die Seitennerven sind geweb-
läufig.
Analoge jetztweltliche Art: Mimusops Elengi L. (Ostindien).
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän.
Fundort: Ober Han Guojnica.
Oleaceen Lindl.
Gattung: Elaioides Ung.
Elaioides Fontanesia Ung., Taf. LXXXVIII, Fig. 16.
Unger, Gen. et sp. pl. foss., S. 432. Ders., Swoszowice, S. 5, Taf. 16, Fig. 12. Ders., Gleichenberg,
S. 23, Taf. 5, Fig. 3 (?).
Die Blätter sind lederig, schmal lanzettförmig; der Mittelnerv ist stark, Seiten-
nerven sind nicht sichtbar.
Die Stellung der bisher nur unvollständig aufgefundenen Blätter ist eine noch un-
sichere. Ob der von Andrae in Siebenb. u. Banat, S. 25 beschriebene und auf Taf. 2,
Fig. 14 abgebildete Rest wirklich hierhergehört, bleibt mir noch zweifelhaft. Ungers
Stücke sind gleich dem unserigen lederig, während das Andraesche nur etwas lederig,
Engelhardt. Beiträge z. Kenntnis der tertiären Flora der weiteren Umgebung v. D. Tuzla. 349
dazu linealisch ist und Seitennerven zeigt. Das Gleichenberger Exemplar stellt übri-
gens Unger nur frageweise zu dem von Swoszowice. Bevor nicht vollständig er-
haltene Reste vorhegen, dürfte es am besten sein, den Ungerschen Namen fortzuführen.
Analoge jetztweltliche Art: Verschiedene Oleaceen.
Zeitliche Verbreitung: Miozän.
Fundort: Oraäje.
Apocynaceen Lindl.
Gattung: JEchitOflium Ung.
Echitonium Sophiae Web., Taf. LXXXVI, Fig. 13; Taf. XC, Fig. 12, 13;
Taf. XCI, Fig. 6.
Weber, Paläont. II, S. 187, Taf. 20, Fig. 17a — e. Heer, Fl. d. Schw. in, S. 22, Taf. 104, Fig. 10.
Ders., Beitr., S. 20, Taf. 10, Fig. 2. Sismonda, Piemont, S. 445, Taf. 10, Fig. 6. Engelhardt, Grasseth,
S. 306, Taf. 7, Fig. 17—20; Taf. 11, Fig. 6. Ders., Dux, S. 170, Taf. 7, Fig. 19.
Die Blätter sind linealisch-lanzettlich, lang, zugespitzt, am Grunde verschmälert,
etwas lederig; der Mittelnerv ist kräftig, die zahlreichen Seitennerven sind kaum sichtbar.
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän.
Fundorte: Dubosnica, Talrinne der Lohinja.
Myrsineen R. Br.
Gattung: Myrsine L.
Myrsine doryphora Ung., Taf. XC, Fig. 4.
Unger, Syll. pl. foss. III, S. 19, Taf. 6, Fig. 1 — 10. Heer, Balt. Fl., S. 86, Taf. 28, Fig. 13 — 16.
Ettingshausen, Bilin II, S. 35, Taf. 37, Fig. 5, 6, 13. Ders., Wetterau, S. 57, Taf. 4, Fig. 5. Engel-
hardt, Meuselwitz, S. 24, Taf. 2, Fig. 2, 5. Velenovsky, Vrsovic, S. 34, Taf. 6, Fig. 10, 11; Taf. 9,
Fig. 23, 24.
Syn.: Apocynophyllum lanceolatum Unger, Gen. et sp. pl. foss., S. 434. Ders., Sotzka, S. 41, Taf. 22,
Fig. 1, 2. — Myrsine Centaurorum Unger, Syll. pl. foss. III, Taf. 7, Fig. 15 — 17.
Die Blätter sind lanzettförmig oder eiförmig-länglich, beiderseits verschmälert, kurz-
gestielt, ganzrandig, lederig; der Mittelnerv ist stark, die Seitennerven sind sehr zart,
entspringen unter spitzen Winkeln, verzweigen sich oder sind verwischt.
Analoge jetztweltliche Art: Myrsine lancifolia Mart. (Brasilien).
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän.
Fundort: Brestica (Kalkmergel).
Ericaceen Endl.
Gattung: Andromeda L.
Andromeda protogaea Ung., Taf. LXXXVI, Fig. 22; Taf. LXXXVII, Fig. 9.
Unger, Sotzka, S. 173, Taf. 44, Fig. 1 — 9. Ettingshausen, Häring, S. 64, Taf. 22, Fig. 1—8.
Ders., Heiligenkreuz, S. 10, Taf. 2, Fig. 7, 8. Ders., Mte. Promina, S. 35, Taf. 9, Fig. 11. Ders., Bilin II,
S. 236, Taf. 39, Fig. 8, 9, 24. Ders., Sagor H, S. 177, Taf. 13, Fig. 20—33. Andrae, Siebenb. u. Banat,
S. 20, Taf. 4, Fig. 1, 3. Heer, Fl. d. Schw. III, S. 8, Taf. 101, Fig. 26. Ders., Polarl., S. 116, Taf. 17,
Fig. 5e, 6. Ders., Balt. Fl., S. 80, Taf. 25, Fig. 1—18; Taf. 23, Fig. 7 c. Ders., Spitzbergen, S. 59, Taf. 13,
Fig. 1. Sismonda, Piemont, S. 443, Taf. 28, Fig. 1. Gaudin et Strozzi, Toscane, S. 39, Taf. 10, Fig. 10.
Massalongo, Mte. Pastello, S. 185, Taf. 3, Fig. 6; Taf. 2, Fig. 3. Engelhardt, Leitm. Mittelgeb., S. 384,
Taf. 6, Fig. 13—16; S. 407, Taf. 12, Fig. 3 — 9. Ders., Tschernowitz, S. 383, Taf. 3, Fig. 3. Ders., Cyprissch.,
S. 12, Taf. 8, Fig. 2. Ders., Grasseth, S. 307, Taf. 6, Fig. 13, 14; Taf. 7, Fig. 12. Schmalhausen, Süd-
west-Rußland, S. 35, Taf. 9, Fig. 26, 27. Sieber, Nordb. Braunk., S. 16, Taf. 4, Fig. 34.
350
II. Naturwissenschaft.
Syn.: Leucothoe protogaea Schimper, Traite veg. pal. III, S. 4. Staub, Baranyaer Kom., S. 40,
Taf. 1, Fig. 2.
Die Blätter sind lederartig, lanzettförmig, beiderseits verschmälert, ganzrandig,
langgestielt; der Mittelnerv ist sehr stark, die Seitennerven sind meist verwischt, wo
sie vorhanden, stark bogenläufig und zart.
Die vorhandenen Überreste bekunden durch ihre dunkle Schwärze ihre lederige
Textur. Anderwärts hat man außer den Blättern noch Blutenstand und Früchte kennen
gelernt.
Analoge jetztweltliche Art: Heer wies auf Andromeda polifolia L. (Nordamerika)
hin, jedoch die Richtigkeit seiner Deutung bezweifelnd; Ettingshausen machte auf
die Ähnlichkeit mit Eucalyptus- Blättern aufmerksam und Schimper stellte ihre Ver-
wandtschaft mit solchen von Leucothoe eucalyptoides DC. fest (Brasilien), worauf schon
Unger aufmerksam gemacht hatte. Ich behielt den alten eingebürgerten Namen bei.
Zeitliche Verbreitung: Eozän, Oligozän, Miozän.
Fundorte: Brestica (Kalkmergel), Orasje.
Andromeda tristis Ung., Taf. LXXXVII, Fig. 5.
Unger, Syll. pl. foss. III, S. 36, Taf. 12, Fig. 11. Ders., Sziintö, S. 10, Taf. 3, Fig. 6.
Die Blätter sind elliptisch-lanzettförmig, beiderseits verschmälert, gestielt, ganz-
randig; der Mittelnerv ist zart, nach dem Grunde allmählich stärker werdend, die
Seitennerven sind beinahe unsichtbar.
Ob die in Sotzka, Taf. 23, Fig. 16, 17 abgebildeten Blätter hierhergehören, ist
anzuzweifeln.
Analoge jetztweltliche Arten: Nach Unger Andromeda {Zenobia) racemosa L.
und a. ( Lyonia ligustrina Mühlb.); diese haben jedoch häutige Blätter; nahe steht
auch Andromeda ( Leucothoe ) littoralis Steudl.
Zeitliche Verbreitung: Miozän.
Fundort: Orasje.
Cunoniaceen Rieh.
Gattung: Cunonia L.
Cunonia europaea Ung., Taf. XCI, Fig. 8.
Unger, Syll. pl. foss. III, S. 42, Taf. 13, Fig. 3.
Die Blätter sind zusammengesetzt, die Blättchen lanzettförmig, etwas schief, die
Endblättchen umgekehrt-eiförmig-lanzettförmig, nach dem Stiele hin verschmälert, scharf
gesägt; die Seitennerven gebogen und meist einfach.
Trotzdem bei unserem Blättchen die Nerven weniger weit als bei dem von Radoboj
stammenden auseinanderstehen, so stelle ich es doch zu diesem, da bei den Blättchen
der analogen Cunonia capensis L. (Kapland) dies ja auch der Fall ist. Die Seiten-
nerven sind bei beiden sehr fein.
Zeitliche Verbreitung: Bisher Mittelmiozän.
Fundort: Kreka.
Magnoliaceen DC.
Gattung: Magnolia L.
Magnolia crassifolia Göpp., Taf. XCI, Fig. 1, 1 a.
Göppert, Tertiärfl. Schlesiens, S. 21, Taf. 4, Fig. 1, 2.
Engelhardt. Beiträge z. Kenntnis der tertiären Flora der weiteren Umgebung v. D. Tuzla. 351
Die Blätter sind gestielt, länglich-lanzettförmig, bisweilen etwas gekrümmt, ganz-
randig, derblederig; der Mittelnerv ist dick, die Seitennerven steigen in weitem Bogen
an, werden gegen den Rand hin dünner und gehen in ein feines Maschenwerk über.
Das Bruchstück, das allein vorhanden ist, ßnde ich trotz seiner bedeutenderen
Größe so übereinstimmend mit den von Göppert abgebildeten Blättern, daß ich es zu
ihnen zu stellen mich veranlaßt sah. Das gleiche Maschenwerk, von dem ich ein
Pröbchen gebe, bestärkte mich noch mehr darin.
Zeitliche Verbreitung: Obermiozän.
Fundort: Oraäje.
Samydeen Gärtu.
Gattung: Samyda L.
Samyda borealis Ung., Taf. LXXXVIII, Fig. 8.
Unger, Sotzka, S. 44, Taf. 24, Fig. 20. Heer, Fl. d. Schw. HI, S. 32, Taf. 108, Fig. 9. Engel-
hardt, Jesuitengr., S. 50, Taf. 11, Fig. 6, 12.
Die Blätter sind lederig, lanzettförmig oder ei-lanzettförmig, am Grunde ungleich,
scharf-feingesägt; die Seitennerven sind häufig, einfach, gerade, randläufig.
Ettingshausen rechnet in Beitr. zu Sotzka, S. 27 das Ungersche Blatt zu Quer-
cus Lonchitis. Unger war übrigens selbst nicht sicher, ob sein Blatt Samyda zuzu-
weisen sei; doch meint er, daß es sich mit den Blättern von Samyda noch am ehesten
vergleichen lasse. Über das von Heer wiedergegebene äußert sich Ettingshausen
nicht. Mit diesem stimmt das unserige völlig überein. Es erscheint derblederig, ist in
der Mitte am breitesten, nach beiden Enden allmählich verschmälert, am Grunde un-
gleichseitig, am Rande mit kleinen scharfen Zähnen versehen und unterscheidet sich
nur dadurch, daß die Seitennerven in spitzeren Winkeln verlaufen. Mit der Lupe läßt
sich das Zwischengeäder wohl erkennen und erweist sich bei unserem Exemplare als
sehr fein.
Zeitliche Verbreitung: Oligozän.
Fundort: Brestica (Sandstein).
Sterculiaceen Vent.
Gattung: Sterculia L.
Sterculia Labrusca Ung., Taf. XCI, Fig. 9.
Unger, Sotzka, S. 175, Taf. 49, Fig. 1 — 11. Ettingshausen, Mte. Promina, S. 21, Taf. 14, Fig. 7.
Ders., Bilin II, S. 13, Taf. 43, Fig. 4, 5. Ders., Sagor II, S. 186, Taf. 15, Fig. 14. Massalongo, Fl. foss.
Senigall., S. 318, Taf. 13, Fig. 6. Heer, Beitr., S. 15, Taf. 3, 4. Saporta et Marion, Gelinden, S. 65,
Taf. 11, Fig. 1. Engelhardt, Göhren, S. 29, Taf. 6, Fig. 1. Ders., Leitm. Mittelgeb., S. 409, Taf. 12,
Fig. 17. Ders., Grasseth, S. 37, Taf. 4, Fig. 18. Friedrich, Prov. Sachsen, S. 235, Taf. 30, Fig. 1 — 6.
Syn.: Laurus Labrusca Unger, Gen. et sp. pl. foss., S. 433. — Ficus caricoides Unger, Sotzka,
S. 165, Taf. 34, Fig. 8. — Fiatanus Sirii Unger, Sotzka, S. 166, Taf. 36, Fig. 1. — Acer Sotzlcianum Unger,
Sotzka, S. 175, Taf. 50, Fig. 1, 2. — Sterculia Pseudo-Labrusca Staub, Zsiltal, S. 339, Taf. 34/35, Fig. 6 (?).
Die Blätter sind langgestielt, lederartig, am Grunde gerundet oder ziemlich rund,
meist dreilappig, bisweilen zwei- oder fünflappig, die Lappen lanzettförmig zugespitzt,
ganzrandig; die Zahl der Primärnerven ist der der Lappen gleich, die Sekundärnerven
sind zart und entspringen unter spitzen Winkeln; das Netzwerk ist überaus fein, polygon.
Sterculia Labrusca Ung. gehört zu denjenigen Pflanzen, welche gleich der analogen
jetztweltlichen St. diversifolia Don. (Australien) eine sehr große Anzahl von Formen
aufzuweisen haben, die aber durch allmähliche Übergänge untereinander verbunden sind.
352
II. Naturwissenschaft.
Zeitliche Verbreitung: Bisher obere Kreide, Eozän, Oligozän, Miozän.
Fundort: Kreka.
Acerineen DC.
Gattung: Acer L.
Acer palaeo-campestre Ett., Taf. XCI, Fig. 5.
Ettingshausen, Moskenberg, S. 80, Taf. 5, Fig. 11 — 14.
Die Blätter sind dreilappig, ganzrandig, der mittlere Lappen ist in der Mitte am
breitesten, die seitlichen verjüngen sich allmählich nach der Spitze zu; die Hauptnerven
sind mäßig stark, die von ihnen ausgehenden Seitennerven bogenläufig, die Nervillen
sehr zart.
Ettingshausen hat sich nur mit der Angabe, daß Blätter und Früchte sehr ähn-
lich denen von Acer campestre L. seien, und mit Abbildungen begnügt, weshalb ich
mich veranlaßt sah, auf Grund des vorhandenen Blättermateriales eine Diagnose zu
geben.
Unser Fragment zu Sterculia Labrusca Ung. zu ziehen, verbietet die geringe
Zahl der Seitennerven; bei Viburnum trilobatum Heer sind Grund und Mittellappen
viel breiter, auch die Seitennerven viel stärker. Vielleicht gehört das von mir in Capla-
graben, Taf. 7, Fig. 8 wiedergegebene Bruchstück auch hierher.
Zeitliche Verbreitung: Bisher Mittelmiozän.
Fundort: Kreka.
Sapindaceen Juss.
Gattung: Sapindus L.
Sapindus falcifolius Al. Br., Fig. 3.
Al. Brau
Taf. 121, Fig. l.
Fig. 3.
Sapindus falci-
folius Al. Br.
n, Stitzenb. Verz., S. 87. Heer, Fl. d. Schw. III, S. 61, Taf. 119; Taf. 120, Fig. 2—8;
Ders., Balt. Fl., S. 94, Taf. 18, Fig. 2c; Taf. 28, Fig. 12 b. Gaudin et Strozzi, Toscaiie,
S. 37, Taf. 12, Fig. 9, 10. Dies., Fl. foss. ital. VI, S. 21, Taf. 2, Fig. 16. Sismonda, Pie-
mont, S. 60, Taf. 29, Fig. 1, 2. Engelhardt, Braunk. v. Sachsen, S. 26, Taf. 7, Fig. 4.
Ders., Leitm. Mittelgeb., S. 389, Taf. 7, Fig. 11, 12. Ders., Cyprissch., S. 14, Taf. 8, Fig. 13
bis 15. Ders., Jesuitengr., S. 55, Taf. 11, Fig. 9, 13, 14. Ders., Dux, S. 184, Taf. 12,
Fig. 11. Ettingshausen, Tokay, S. 809, Taf. 4, Fig. 2. Ders., Leoben II, S. 342, Taf. 8,
Fig. 11. Sieber, Nordböhm. Braunk., S. 20, Taf. 3, Fig. 10, 11.
Syn.: Juglans falcifolius Al. Braun in Buckland Geol., S. 513. — Sapindus Ungeri
Unger, Syll. pl. foss. I, S. 34, Taf. 20, Fig. 1 — 6. Ders., Szäntö, S. 12, Taf. 4, Fig. 11, 12.
— Sapindus erdöbeniensis Unger, Szänto, S. 12, Taf. 4, Fig. 13,14. Koväts, Erdöbenye,
S. 32, Taf. 7, Fig. 4, 5.
Die Blätter sind paarig-gefiedert, häutig, die Blättchen wechsel-
ständig, auseinanderstehend, ganzrandig, gestielt, etwas sichelförmig ge-
krümmt, ei-lanzettförmig oder lanzettförmig-zugespitzt, am Grunde ungleich-
seitig und gegen den Blattstiel verschmälert; der Mittelnerv ist stark, die
Seitennerven sind zahlreich, zart und bogenläufig. Die feinere Nervatur
zeigte sich ganz ausgezeichnet erhalten, so wie bei Heers Exemplar.
Analoge jetztweltliche Arten: Sapindus Surinamensis Poir (Guiana)
und S. f r utes eens Aubl. (Guiana).
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän, Pliozän.
Fundort: Orasje.
Sapindus Ungeri m., Taf. LXXXVII, Fig. 19.
Syn.: Cassia pliaseolites Unger, Syll. pl. foss. II, S. 29, Taf. 10, Fig. 1, 2.
Engelhardt. Beiträge z. Kenntnis der tertiären Flora der weiteren Umgebung v. D. Tuzla. 353
Die Blättchen sind häutig, gestielt, sichelförmig-elliptisch, zugespitzt, ganzrandig;
der Mittelnerv ist beinahe bis zur Spitze stark, die Seitennerven sind zart, die von
ihnen gebildeten Felder (2. Ordnung) teilweise gegabelt.
Es war mir unmöglich, die von Unger in seiner Syll. pl. foss. abgebildeten Blätter
bei Cassia phaseolites Ung. zu behalten. Brasilianische Sap in du s-Bl ättch eil . die mir,
ohne benannt zu sein, zu Gesicht kamen, zeigen viel größere Übereinstimmung mit
ihnen und dem unserigen, auch die Sichelform. Sehr nahe stehen ferner die von Sapindus
inaequalis DC., doch tritt bei ihnen die Ungleichheit der beiden Seiten der Blattfläche
viel mehr hervor. Sollte meine Ansicht gerechtfertigt erscheinen, so dürfte der Zweifel
Platz fassen, ob wirklich alle von Unger in seiner Flora von Sotzka abgebildeten Blätt-
chen (vgl. z. B. Fig. 5 auf Taf. 45) Cassia phaseolites zugewiesen werden dürften.
Zeitliche Verbreitung: Miozän.
Fundort: Talrinne der Lohinja.
Sapindus heliconius Ung., Taf. XCI, Fig. 12.
Unger, Gen. et sp. pl. foss., S. 457. Ders., Syll. pl. foss. I, S. 34, Taf. 15, Fig. 1 — 5; III, S. 50,
Taf. 16, Fig. 1.
Die Blätter sind gefiedert, die Blättchen kurzgestielt, schief-lanzettförmig oder
länglich-lanzettförmig, zugespitzt, ganzrandig, ziemlich lederig; der Mittelnerv ist stark,
die Seitennerven sind zahlreich, zart, geschlängelt, verzweigt und entspringen unter
spitzen Winkeln.
Möglicherweise ist Apocynophyllum sessile (Unger, Syll. pl. foss. III, S. 16, Taf. 4,
Fig. 20), von dem Unger sagt, daß er ein Analogon für dasselbe nicht namhaft zu
machen imstande sei, hierher gehörig. Ettingshausen ist geneigt, auch Neritinium
longifolium Ung. (Syll. pl. foss., S. 17, Taf. 5, Fig. 4) hierherzuziehen, welcher Ansicht
ich nicht beipflichten kann, da dasselbe an der Spitze Zähne zeigt, die Seitennerven
sich auch nicht als geschlängelt erweisen.
Zeitliche Verbreitung: Miozän.
Fundort: Prline.
Celastrineen R. Br.
Gattung: Celastrus L.
Celastrus europaeus Ung., Taf. LXXXVIII, Fig. 13.
Unger, Syll. pl. foss. II, S. 10, Taf. 2, Fig. 10 — 15. Ettingshausen, Sagor II, S. 34, Taf. 15,
Fig. 25 — 27. Engelhardt, Berand, S. 32, Taf. 2, Fig. 15.
Die Blätter sind breit-lanzettförmig, in den mittelmäßigen Stiel verschmälert, ganz-
randig oder am Rande zerstreut gezähnelt, lederig; der Mittelnerv ist kräftig, die Seiten-
nerven entspringen unter spitzen Winkeln, sind meist einfach, gerade, parallel.
Analoge jetztweltliche Art: Celastrus myrtifolius L. (Jamaika).
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän.
Fundort: Kreka.
Celastrus acuminatoides nov. sp., Taf. LXXXVIII, Fig. 11.
Das Blatt ist eiförmig-elliptisch, ungleichhälftig, lang zugespitzt, am Rande gesägt;
der Mittelnerv ist kräftig bis über die Mitte, von da schnell verfeinert, die Seitennerven
sind fein, entspringen unter spitzen Winkeln, verlaufen etwas schlängelig und verbinden
sich vom Rande entfernt in Bogen untereinander oder unter Bildung von ein netz-
förmiges Gewebe einschließenden Maschen.
Band IX.
23
354
II. Naturwissenschaft.
Unser Blatt harmoniert in jeglicher Beziehung mit den Blättern des Celastrus
acuminatus Thunb. (Kapland), und zwar so sehr, daß man zwischen beiden keinen
Unterschied zu linden vermag.
Fundort: Kreka.
Gattung: Maytenus Feuill.
Maytenus marginatoides nov. sp., Taf. LXXXVII, Fig. 22.
Das Blatt ist lanzettlich, feingesägt; der Mittelnerv ist am Grunde stark und ver-
feinert sich schnell, die Seitennerven entspringen unter spitzen Winkeln, verlaufen steil,
gabeln sich am Ende und sind mit kürzeren untermischt.
Das Blatt stimmt in Größe, Gestalt und Nervatur ganz mit denen der jetztleben-
den Maytenus marginata Mol. (Chile) überein. Von denen der tertiären M. subemargi-
nata Ett. (Steiermark, S. 83, Taf. 5, Fig. 17) unterscheidet es sich sofort durch die
weitaus geringere Größe und den schwächeren Mittelnerv. Im übrigen herrscht Über-
einstimmung.
Fundort: Kreka.
Gattung: j Elaeodendron Jacq.
Elaeodendron neogenum nov. sp., Taf. XCI, Fig. 3.
Das Blatt ist derblederig, kurzgestielt, breit, länglich, in den Stiel verschmälert,
grobgezähnt, am Grunde jedoch ganzrandig; der Mittelnerv ist stark, gegen die Spitze
verschmälert, die Seitennerven sind fein, zahlreich, entspringen unter spitzen Winkeln
und sind ein wenig gebogen, die Nervation ist gewebläufig.
Unsere Art nähert sich Elaeodendron sagorianum Ett. (Sagor II, S. 34, Taf. 16,
Fig. 16, 24), auch E. Gaudini Heer (Fl. d. Schw. III, S. 71, Taf. 122, Fig. 3, 4). In
der feineren Nervatur der Blätter schließt sie sich mehreren jetztlebenden Celastrineen-
arten an.
Fundort: Ober Han Guojnica.
Ilicineen Brongn.
Gattung: Ilex L.
Ilex neogena Ung., Taf. LXXXVIII, Fig. 1.
Unger, Sylt. pl. foss. II, S. 13, Taf. 3, Fig. 9 — 13.
Die Blätter sind eiförmig-elliptisch, stumpflich, am Rande wenig dornig-gezähnt,
kurzgestielt, lederig; der Seitennerven sind wenige, das Netzwerk ist weitmaschig.
Zeitliche Verbreitung: Obermiozän.
Fundort: Kreka.
Ilex ambigua Ung., Taf. LXXXVII, Fig. 11.
Unger, Chi. prot.., S. 149. Ders., Syll. pl. foss. II, S. 14, Taf. 3, Fig. 28 — 33. Ders., Kumi, S. 52,
Taf. 13, Fig. 19 — 25. Engelhardt, Dux, S. 187, Taf. 10, Fig. 2.
Die Blätter sind starrlederig, länglich-eiförmig, kurzgestielt, spärlich dornig-gezähnt;
die Seitennerven meist verwischt.
Soweit mit Hilfe der Lupe sich das Netzwerk verfolgen läßt, zeigt es sehr feine
Nervillen, deren Verlauf ähnlich dem der Blätter von Ilex Cassine L. ist; die Maschen
sind sehr klein und meist länglich-viereckig.
Zeitliche Verbreitung: Miozän.
Fundort: Brestica (Kalkmergel).
Engelhardt. Beiträge z. Kenntnis der tertiären Flora der weiteren Umgebung v. D. Tuzla. 355
Rhamneen R. Br.
Gattung: Rhamnus L.
Rhamnus Eridani Ung., Taf. XC, Fig. 3.
Unger, Gen. et sp. pl. foss., S. 465. Ders., Sotzka, S. 178, Taf. 52, Fig. 3- — 6. Ders., Gleichenberg,
S. 180, Taf. 5, Fig. 12. Heer, Fl. d. Schw. III, S. 81, Taf. 125, Fig. 16; Taf. 126, Fig. 1. Ders., Nord-
grönland, S. 123, Taf. 19, Fig. 5 — 7a; Taf. 49, Fig. 10. Ders., Island, S. 153, Taf. 27. Ders., Beitr. zu
Spitzbergen, S. 90, Taf. 25, Fig. 4. Ders., Spitzbergen, S. 67, Taf. 14, Fig. 12 — 14. Ders., Zsilytal, S. 20,
Taf. 5, Fig. 6. Engelhardt, Tscbernowitz, S. 388, Taf. 5, Fig. 12. Ders., Grasseth, S. 312, Taf. 10, Fig. 5;
Taf. 11, Fig. 5. Ders., Jesuitengr., S. 63, Taf. 16, Fig. 16, 21. Ders., Dux, S. 191, Taf. 14, Fig. 2. Ders.,
Bosn. Tertiärpfl., S. 88, Taf. 5, Fig. 3. Ders., Caplagr., S. 195, Taf. 2, Fig. 10.
Syn.: Pyrus troglodytarum Unger, Sotzka, S. 53, Taf. 37, Fig. 1 — 5. — Ehamnus deletus Heer, Fl.
d. Schw. IH, S. 79, Taf. 123, Fig. 19.
Die Blätter sind groß, ziemlich langgestielt, häutig, länglich-elliptisch, ganzrandig;
der Mittelnerv ist kräftig, die Seitennerven, meist 8 — 10, entspringen unter spitzen Win-
keln, sind zart und bilden erst am Rande flache Bogen.
Analoge jetztweltliche Art: Rhamnus carolineanus Walt. (Nordamerika).
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän, Pliozän.
Fundort: Brestica (Sandstein).
Rhamnus Gaudini Heer, Taf. LXXXVIII, Fig. 12.
Heer, Fl. d. Schw. III, S. 79, Taf. 124, Fig. 4—15; Taf. 125, Fig. 1, 7, 13. Ders., Balt. Fl., S. 45,
Taf. 11, Fig. 1 — 12; Taf. 12, Fig. 1 d\ S. 97, Taf. 30, Fig. 20, 21. Ders., Polarl., S. 124, Taf. 50, Fig. 6.
Ettingshausen, Bilin III, S. 42, Taf. 49, Fig. 20; Taf. 50, Fig. 1 — -4. Engelhardt, Cyprissch., S. 145,
Taf. 7, Fig. 1. Ders., Jesuitengr., S. 63, Taf. 16, Fig. 1, 6 — 8, 14. Staub, Zsiltal, S. 355, Taf. 26, Fig. 75;
Taf. 38, Fig. 4; Taf. 9, Fig. 2.
Syn.: Ehamnus Fricii Velenovsky Vrsovic, S. 42, Taf. 8, Fig. 7— 16; Taf. 9, Fig. 6; Taf. 10,
Fig. 18 d.
Die Blätter sind gestielt, elliptisch, seltener eiförmig, feingesägt; die 12, seltener
8 — 10 Seitennerven entspringen unter spitzen Winkeln, sind in der Nähe des Randes
bogenläufig, die Tertiärnerven fast gleich.
Analoge jetztweltliche Art: Rhamnus grandifolius Fisch, et Meyer (Kaukasus).
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän.
Fundort: Kreka.
Juglandeen DC.
Gattung: Juglans L.
Juglans acuminata Al. Br., Taf. XC, Fig. 6, 7.
Al. Braun, Jahrb., S. 170. Gaudin et Strozzi, Toscaue, S. 40, Taf. 9, Fig. 3. Dies., Val d’Arno
I, S. 45, Taf. 7, Fig. 9. Heer, Fl. d. Schw. HI, S. 88, Taf. 128; Taf. 129, Fig. 1—9. Ders., Polarl., S. 124,
Taf. 7, Fig. 9; Taf. 12, Fig. 16; Taf. 49, Fig. 7. Ders., North Greenland, S. 483, Taf. 45, Fig. 5, 6. Ders.,
Sachalin, S. 41, Taf. 10, Fig. 8 — 11. Ders., Beitr. zu Sachalin, S. 9, Taf. 4, Fig. 7—9. Ders., Alaska, S. 38,
Taf. 9, Fig. 1. Ders., Grönland II, S. 98, Taf. 75, Fig. 1; Taf. 86, Fig. 12; Taf. 103, Fig. 1. Sismonda,
Piemont, S. 453, Taf. 13, Fig. 1. Ludwig, Paläont. VIII, S. 137, Taf. 54, Fig. 16, 17; Taf. 56, Fig. 1 — 6;
Taf. 57, Fig. 1, 2, 4, 8; Taf. 60, Fig. 13. Ettingshausen, Bilin III, S. 45, Taf. 51, Fig. 12. Engel-
hardt, Braunk. v. Sachsen, S. 24, Taf. 6, Fig. 7. Ders., Tschernowitz, S. 386, Taf. 3, Fig. 6 — 10. Ders.,
Jesuitengr., S. 67, Taf. 17, Fig. 18. Ders., Dux, S. 192, Taf. 15, Fig. 7. Ders., Caplagr., S. 198, Taf. 3,
Fig. 8; Taf. 5, Fig. 4; Taf. 6, Fig. 1, 5, 7 ; Taf. 9, Fig. 1, 5, 12, 13. Velenovsky, Vrsovic, S. 44, Taf. 8,
Fig. 2, 4—6.
Syn.: Juglans latifolia Al. Braun, Jahrb., S. 170. Weber, Paläont. II, S. 210, Taf. 23, Fig. 8.
Unger, Gleichenberg, S. 25, Taf. 6, Fig. 2. — Juglans Sieboldiana Göppert, Schossnitz, S. 36, Taf. 25,
Fig. 2. — Juglans pallida Göppert, Schossnitz, S. 36, Taf. 25, Fig. 3. — Juglans salicifolia Göppert,
Schossnitz, S. 36, Taf. 25, Fig. 4.
23*
356
II. Naturwissenschaft.
Die Blätter sind gefiedert, die Blättchen gegenständig, lederartig, gestielt, eirund-
elliptisch oder eirund-lanzettförmig, zugespitzt, ganzrandig; der Mittelnerv ist stark und
nimmt nach der Spitze zu allmählich an Stärke ab, die Seitennerven, meist 10 — 14,
sind kräftig, nehmen nach dem Rande an Stärke ab und verbinden sich da in Bogen.
Juglans acuminata Al. Br., die wir als im innigsten Verhältnis zu J. regia L. be-
trachten müssen, gehört zu den im Tertiär verbreitetsten Pflanzen, denn sie ist von den
Polarländern, ihrem Entstehungsgebiete, bis Italien nachgewiesen worden, auch in Japan.
Die Form der Blättchen ist eine mannigfaltige, was die Autoren im Anfänge veranlaßte,
sie zum Teile verschiedenen Arten zuzuweisen, bis das Auffinden mannigfacher Über-
gänge sie als zu einandergehörig hinstellte. Außer ihnen sind auch Kätzchen gefunden
worden.
Analoge jetztweltliche Art: Juglans regia L. (Transkaukasien, Armenien, Hima-
laja, Nordchina).
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän, Pliozän.
Fundorte: Orasje, Prline, Kreka.
Combretaceen R. Br.
Gattung: Terminalia F.
Terminalia radobojensis Ung., Taf. XC, Fig. 1.
Unger, Chi. prot., S. 142, Taf. 48, Fig. 1, 2. Ders., Radoboj, S. 150, Taf. 4, Fig. 10. Ders., Syll.
pl. foss. III, S. 55, Taf. 17, Fig. 1. Heer, Fl. <1. Schw. III, S. 32, Taf. 108, Fig. 10—12. Sismonda, Pie-
mont, S. 446, Taf. 16, Fig. 6. Engelhardt, Braunk. v. Sachsen, S. 23, Taf. 5, Fig. 13—15. Ders., Jesuitengr.,
S. 69, Taf. 18, Fig. 15. Velenovsky, Vrsovic, S. 46, Taf. 9, Fig. 25 (?), Taf. 10, Fig. 1 — 4.
Die Blätter sind verkehrt-eirund-lanzettförmig, ganzrandig, oberhalb der Mitte am
breitesten, nach dem Grunde hin allmählich in den Blattstiel verschmälert, an der Spitze
zugespitzt; der Mittelnerv ist stark, die ziemlich starken Seitennerven entspringen unter
spitzen Winkeln, sind bogenförmig und laufen bis in die Nähe des Randes.
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän.
Fundort: Orasje.
Myrtaceen R. Br.
Gattung: Myrtus L.
Myrtus Dianae Heer, Taf. FXXXVIII, Fig. 3.
Heer, Fl. d. Schw. III, S. 196, Taf. 154, Fig. 12. Unger, Szanto, S. 15, Taf. 5, Fig. 5.
Die Blätter sind gestielt, lederig, länglich, ganzrandig; die Seitennerven sehr zart.
Zeitliche Verbreitung: Miozän.
Fundort: Ober Han Guojnica.
Myrtus bosniaca nov. sp., Taf. LXXXVII, Fig. 17.
Die Blätter sind lederig, elliptisch, scliarf-zugespitzt, kurzgestielt; der Mittelnerv
ist am Grunde stark, die Seitennerven sind sehr fein, entspringen unter spitzen AVin-
keln und verlaufen in einen mit dem Rande parallelen Saumnerven.
Ob unser Blatt zu Myrtus miocenica Ung. (Syll. pl. foss. III, S. 57, Taf. 18, Fig. 5, ;
6) gezogen werden könnte, läßt sich nicht sagen, da Unger von seinen Blättern aus-
drücklich erwähnt: „nervis secundariis inconspicuis“. Gestalt und Größe beider ähneln
einander sehr und wäre leicht denkbar, daß nur infolge des überaus feinkörnigen Ver-
i
Engelhardt. Beiträge z. Kenntnis der tertiären Flora der weiteren Umgebung v. D. Tuzla. 357
steinerangsmateriales bei unserem die Erhaltung der äußerst zarten Nervatur ermöglicht
worden sei.
Fundort: Spionica.
Gattung: Eucalyptus Herit.
Eucalyptus oceanica Ung.
Unger, Sotzka, S. 182, Taf. 57, Fig. 1 — 13. Ettingshausen, Häring, S. 81, Taf. 28, Fig. 1. Ders.,
Mte. Promina, S. 39, Taf. 13, Fig. 8—15; Taf. 11, Fig. 6. Ders., Bilin III, S. 52, Taf. 44, Fig. 15, 20—23.
Ders., Sagor II, S. 203, Taf. 15, Fig. 10—18. Heer, Fl. d. Scliw. III, S. 34, Taf. 108, Fig. 21. Ders.,
Beitr., S. 14, Taf. 6, Fig. 15, 16; Taf. 8, Fig. 18. Ders., Balt. FL, S. 92, Taf. 30, Fig. 1, 2. Ders., Bovey
Tracey, S. 55, Taf. 18, Fig. 9, 10. Andrae, Siebenb., S. 25, Taf. 4, Fig. 3. Sismonda, Piemont, S. 446,
Taf. 16, Fig. 2; Taf. 23, Fig. 4, 5; Taf. 28, Fig. 4. Engelhardt, Göhren, S. 29, Taf. 5, Fig. 10, 11. Ders.,
Leitm. Geb., S. 364, Taf. 3, Fig. 4 — 6; S. 408, Taf. 12, Fig. 13 — 16. Ders., Tschernowitz, S. 384, Taf. 1,
Fig. 12; Taf. 4, Fig. 16. Ders., Cyprissch., S. 13, Taf. 8, Fig. 8. Ders., Grasseth, S. 315, Taf. 5, Fig. 12,
13. Ders., Jesuitengr., S. 70, Taf. 18, Fig. 20, 23—25; Taf. 19, Fig. 4, 6, 7. Ders., Dux, S. 66, Taf. 15,
Fig. 15, 24, 26.
Die Blätter sind lederartig, lanzettförmig oder linealisch-lanzettförmig, fast sichel-
förmig zugespitzt, in den öfter am Grunde gedrehten Blattstiel verschmälert, ganzrandig;
der Mittelnerv ist deutlich, die Seitennerven sind sehr zart, meist parallel, laufen in
die Randnerven aus und entspringen unter spitzen Winkeln.
Es liegen nur Bruchstücke vor. Wer aber hunderte von Blättern dieser Spezies
vor Augen gehabt hat, wird deren Natur auch aus solchen wiedererkennen. Bei einem,
das die obere Hälfte eines Blattes darstellt, ist der Saumnerv wohl erhalten. Wenn
sich dieser an vielen Blättern nicht ausgeprägt zeigt, so liegt dies nur an seiner Fein-
heit. Übrigens ist auch das feine Maschenwerk, das man an einem Grundfragment beob-
achten kann, zu sehen.
Analoge jetztweltliche Art: Eucalyptus sp. (Australien).
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän.
Fundort: Brestica (Kalkmergel).
Gattung: Eugenia Mich.
Eugenia Apollinis Ung., Taf. XC, Fig. 8; Taf. XCI, Fig. 4.
U uger, Sotzka, S. 182, Taf. 56, Fig. 13 — 18. Ettingshausen, Häring, S. 85, Taf. 27, Fig. 20,21.
Ders., Bilin HI, S. 52, Taf. 53, Fig. 16. Ders., Sagor II, S. 44, Taf. 29, Fig. 23, 24. Engelhardt, Leitm.
Mittelgeb., S. 363, Taf. 2, Fig. 12.
Die Blätter sind lederig, gestielt, lanzett- oder eiförmig, spitz oder stumptiich, ganz-
randig; der Mittelnerv ist deutlich und durchgehend, die Seitennerven sind sehr zart,
oft nicht sichtbar, parallel, sehr genähert und entspringen unter spitzen Winkeln.
Ob alle zu dieser Art gezogenen Blätter zu ihr gehören, kann nicht gesagt werden,
da an den meisten Abbildungen nichts von der Nervatur zu bemerken ist; sagt doch
Unger in seiner Diagnose: „nervis secundariis nullis“ und fügt in seinen Bemerkungen
ausdrücklich hinzu: „Ob sie aber alle zu einer und derselben Spezies gehören, ob ferner
nicht eines oder das andere der hier abgebildeten Blätter zu einer anderen bereits nam-
haft gemachten fossilen Art gehört, will ich nicht behaupten.“ Für unsere Blätter war
es günstig, daß sie von einem feinen Tone, der die Erhaltung auch der feinen Nervatur
ermöglichte, eingehüllt wurden.
Als analoge jetztweltliche Art möchte ich Eugenia acuminata Link. (Tropisches
Asien) bezeichnen.
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän.
Fundort: Kreka.
358
II. Naturwissenschaft.
Amygdaleen Bartl
Gattung: Amygdalus L.
Amygdalus persicifolia Ung., Taf. XCI, Fig. 13.
Weber, Paläont. II, S. 104, Taf. 7, Fig-, 9. Heer, Balt. Fl., S. 98, Taf. 30, Fig. 23 — 27.
Die Blätter sind häutig, lanzettförmig, in den Stiel verschmälert, zugespitzt, fein-
gesägt ; der Mittelnerv ist straff, die Seitennerven sind gekrümmt, stehen ab und ver-
binden sich vor dem Rande in Bogen.
Analoge jetztweltliche Art: Amygdalus persica L. (Orient).
Zeitliche Verbreitung: Oligozän.
Fundort: Brestica (Sandstein).
Papilionaceen En dl.
Gattung: Podogonium Heer.
Podogonium latifolium Heer, Taf. LXXXVII, Fig. 24.
Heer, Fl. d. Schw. HI, S. 116, Taf. 136, Fig. 10—21.
Syn.: Caesalpinia major Al. Braun, Stitzenb. Verz., S. 90.
Die Blätter sind vielpaarig, die Blättchen länglich, breit, ganzrandig, vorn stumpf
oder etwas eingedrückt; der Mittelnerv ist kräftig, die Seitennerven sind zahlreich,
bogenläufig, die unteren laufen mit dem Rande ziemlich parallel, in den Hauptfeldern
befinden sich abgekürzte Seitennerven.
Die Blättchen dieser Art eines untergegangenen Typus kannte man bisher nur
aus der Oninger Stufe der Schweiz. Sie variieren sehr in der Größe. Unseres gehört
zu den größeren und unterscheidet sich in der Gestalt von den bisher bekannt gewor-
denen dadurch, daß die größte Breite an der Spitze ist, von welcher es sich zum Grunde
hin allmählich verschmälert.
Fundort: Talrinne der Lohinja.
Gattung: Robinia L.
Robinia Regeli Heer, Taf. LXXXVI, Fig. 27.
Heer, Fl. d. Schw. HI, S. 99, Taf. 132, Fig. 20 — 26, 34 — 41. Unger, Szänto, S. 15, Taf. 5, Fig. 9,
10. Engelhardt, Jesuitengr., S. 75, Taf. 19, Fig. 30, 31. Ders., Caplagr., S. 201, Taf. 7, Fig. 9.
Syn.: Robinia? latifolia Al. Braun, Stitzenb. Verz., S. 90.
Die Blätter sind unpaarig-gefiedert, die Blättchen beinahe gegenständig, kurz-
gestielt, kreisrund oder fast eiförmig, ganzrandig, häutig; der Mittelnerv ist stark, die
Seitennerven sind gebogen und verbinden sich vor dem Rande.
Analoge jetztweltliche Art: Robinia hispida L. (Gemäßigtes und warmes Nord-
amerika).
Zeitliche Verbreitung: Miozän, Pliozän.
Fundort: Brestica (Sandstein).
Gattung: Ceratonia L.
Ceratonia emarginata Al. Br., Taf. XCI, Fig. 7.
Al. Braun, Stitzenb. Verz., S. 90. Heer, Fl. d. Schw. III, S. 109, Taf. 134, Fig. 17—20. Engel-
hardt, Berand, S. 39, Taf. 3, Fig. 20.
Die Blättchen sind derblederig, kurzgestielt, am Grunde schief, vorn tief aus-
gerandet, ganzrandig.
Engelhardt. Beiträge z. Kenntnis der tertiären Flora der weiteren Umgebung v.
. D. Tuzla. 359
Die Stellung cler Blättchen unter Ceratonia ist noch nicht gesichert. Bei unserem
tritt die Nervatur entschieden hervor, weshalb es hierin mehr als die Schweizer Blätt-
chen Ceratonia sich nähert.
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän.
Fundort: Brestica (Kalkmergel).
Gattung: Copaifera L.
Copaifera radobojana Ung., Taf. LXXXVIII, Fig. 14; Taf. XCI, Fig. 11.
Unger, Ergebn. einer Reise, S. 184. Ders., Syll. pl. foss. II, S. 32, Taf. 11, Fig. 4 — -9.
Die Blätter sind gefiedert, die Blättchen kurzgestielt, eiförmig-elliptisch, stumpflich,
am Grunde etwas herzförmig, ganzrandig, lederig; die Seitennerven sind zahlreich, sehr
zart, meist einfach gleichlaufend.
Unser Blättchen war ein oberes, da bei solchem die seichte Einbuchtung, welche
die niederen zeigen, nicht zu beobachten ist.
Analoge jetztweltliche Art: Copaifera Martii Heyne (Brasilien).
Zeitliche Verbreitung: Miozän.
Fundort: Kreka.
Gattung: Dalbergia L.
Dalbergia retusaefolia Web. sp., Taf. LXXXVII, Fig. 13.
Heer, Fl. d. Sehw. HI, S. 104, Taf. 133, Fig. 9—11.
Syn.: Templetonia retusaefolia Weber, Paläont. IY, S. 160, Taf. 29, Fig. 7.
Die Blätter sind unpaarig-gefiedert, die Blättchen wechselständig, etwas lederig,
kurzgestielt, umgekehrt-eiförmig, länglich, gegen den Grund verschmälert, an der Spitze
ausgerandet; der Mittelnerv ist kräftig, nach der Spitze hin verdünnt, die Seitennerven
meist verwischt.
Analoge jetztweltliche Art: Dalbergia ferruginea Roxb. (Ostindien).
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän.
Fundort: Prline.
Gattung: Cassia L.
Cassia phaseolites Ung., Taf. LXXXIX, Fig. 9, 12; Taf. XCI, Fig. 10.
Unger, Sotzka, S. 188, Taf. 65, Fig. 1 — 5; Taf. 66, Fig. 1 — 9. Ders., Syll. pl. foss. II, S. 29; Taf. 11,
Fig. 1, 3. Ders., Szäntö, S. 17, Taf. 5, Fig. 22 (?). Ettingshausen, Häring, S. 91, Taf. 30, Fig. 15 — 17.
Ders., Bilin in, S. 61, Taf. 54, Fig. 9. Ders., Sagor II, S. 210, Taf. 20, Fig. 23 — 30. Heer, Fl. d. Schw.
III, S. 119, Taf. 137, Fig. 66—74; Taf. 138, Fig. 1 — 12. Ders., Bornstädt, S. 21, Taf. 3, Fig. 10. Ders.,
Balt. Fl., S. 94, Taf. 12, Fig. 6; S. 100, Taf. 30, Fig. 29. Ders., Szilytal, S. 23, Taf. 5, Fig. 7. Engel-
hardt, Braunk. v. Sachsen, S. 31, Taf. 8, Fig. 13 — 15. Ders., Leitm. Mittelgeb., S. 366, Taf. 3, Fig. 11.
Ders., Cyprissch., S. 17, Taf. 9, Fig. 3 — 6. Ders., Jesuitengr., S. 79, Taf. 20, Fig. 2 — 4, 20, 23, 38. Ders.,
Dux, S. 197, Taf. 15, Fig. 14. Ders., Caplagr., S. 203, Taf. 9, Fig. 2. Staub, Zsiltal, S. 367, Taf. 41,
Fig. 8 (?).
Die Blätter sind vielpaarig gefiedert, die Blättchen häutig, länglich-elliptisch oder
eirund-länglich, gestielt, ganzrandig, ziemlich stumpf; der Mittelnerv ist stark, die Seiten-
nerven sind zart, zahlreich, laufen parallel oder fast parallel und verbinden sich am
Rande in Bogen.
Analoge jetztweltliche Art: Cassia micranthera DC. (Brasilien).
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän, Pliozän.
Fundorte: Brestica (Kalkmergel), Talrinne der Lohinja, Orasje, Prline.
360
II. Naturwissenschaft.
Cassia Berenices Urig., Taf. LXXXVII, Fig. 21.
Unger, Sotzka, S. 188, Taf. 64, Fig. 4 — 10. Ders., Szäntö, S. 17, Taf. 5, Fig. 20. Weber u. Wessel,
Paläont. IV, S. 53, Taf. 29, Fig. 16, 20. Heer, Fl. d. Schw. III, S. 118, Taf. 137, Fig. 42 — 56. Ders., Balt.
Fl., S. 100, Taf. 30, Fig. 30. Engelhardt, Leitm. Mittelgeb., S. 393, Taf. 7, Fig. 21; S. 410, Taf. 12,
Fig. 23. Ders., Cyprissch., S. 17, Taf. 8, Fig. 23, 24; Taf. 9, Fig. 3. Ders., Jesuitengr., S. 78, Taf. 20,
Fig. 11 — 13, 15, 16, 21, 22, 45, 46. Ders., Caplagr., S. 202, Taf. 7, Fig. 7, 13. Ettingshausen, Sagor
II, S. 210, Taf. 20, Fig. 31 — 34. Saporta, Sud-Est de la France, S. 258, Taf. 11, Fig. 14. Staub, Zsil-
tal, S. 364, Taf. 29, Fig. 25; Taf. 41, Fig. 3, 4.
Die Blätter sind gefiedert, die Blättchen knrzgestielt, dünnhäutig, eiförmig oder
elliptisch, zugespitzt, am Grunde meist stumpf gerundet, bald deutlich ungleichseitig,
bald kaum merklich; der Mittelnerv ist zart, die 5 — 7 Seitennerven sind zart, zuweilen
gegenständig und verbinden sich vom Rande entfernt in Bogen.
Unter der Lupe erkennt man äußerst zarte Nervillen, deren Felder von sehr
kleinen, meist vierseitigen Maschen angefüllt sind.
Analoge jetztweltliche Art: Cassia laevigata Willd. (Mittelamerika).
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän, Pliozän.
Fundort: Brestica (Kalkmergel).
Cassia hyperborea Ung., Taf. LXXXVIII, Fig. 10.
Unger, Sotzka, S. 58, Taf. 43, Fig. 2, 3. Ettingshausen, Häring, S. 91, Taf. 30, Fig. 12 — 14.
Heer, Fl. d. Schw. III, S. 119, Taf. 137, Fig. 57 — 61. Engelhardt, Jesuitengr., S. 79, Taf. 20, Fig. 1,36;
Taf. 21, Fig. 5. Ders., Caplagr., S. 202, Taf. 9, Fig. 14.
Die Blätter sind häutig, gestielt, ei-lanzettförmig, zugespitzt; der Mittelnerv ist
stark, die Seitennerven sind sehr fein, gebogen, bogenläufig.
Höchst wahrscheinlich ist diese Art keine selbständige, da man ihre Blättchen oft
kaum von denen der Cassia Berenices Ung. zu trennen vermag, bei manchen nicht
weiß, ob man sie zu der einen oder anderen Spezies rechnen soll. Es wäre deshalb
das Beste, sie in Zukunft unter dem einen oder anderen Namen zu vereinigen.
Analoge jetztweltliche Art: Cassia laevigata Willd. (Tropisches Amerika).
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän, Pliozän.
Fundort: Brestica (Sandstein).
Engelhardt. Beiträge z. Kenntnis der tertiären Flora der weiteren Umgebung v. D. Tuzla. 361
Alphabetisches Verzeichnis der Pflanzenreste.
Seite
Acer palaeocampestre 352
Amygdalus persicifolia .... 358
Andromeda protogaea 349
„ tristis 350
Benzoin antiquum 343
Cassia Berenices 360
„ hyperborea 360
„ phaseolites 359
Castanea Kuhinyi 333
Celastrus acuminatoides .... 353
„ europaeus 353
Ceratonia emarginata 358
Cinnamomum polymorphum . . 345
„ Rossmässleri . . 345
„ Scheuchzeri . . . 344
„ subrotundum . . 345
Copaifera radobojana 359
Cunonia europaea 350
Dalbergia retusaefolia 359
Daphnogene paradisiaca . . . 346
Diospyros brachysepala .... 347
Echitonium Sophiae 349
Elaeodevdron neogenum .... 354
Elaeoides Fontanesia 348
Embothrium leptospermum . . . 347
Equisetuni Katzeri 324
Eucalyptus oceanica 357
Eugenia Apollinis 357
Fagus castaneaefolia 332
„ Pyrrhae 333
Seite
Ficus lanceolata 336
„ multinervis 337
„ tiliaefolia 337
Glyptostrobus europaeus .... 328
Ilex ambigua 354
„ neogena 354
Juglans acuminata 355
Laurus Lalages 342
„ primigenia 341
„ princeps 342
„ styracifolia 342
Swoszowiciana 341
Libocedrus salicornioides . . . 326
Magnolia crassifolia 350
Maytenus marginatoides .... 354
Myrica hakeaefolia 332
„ lignitum 331
„ salicina 331
„ vindobonensis 331
Myrsine doryphora 349
Myrtus bosniaca 356
„ Dianae 356
Oreodaphne Heeri 343
Persea Braunii 343
„ speciosa 342
Phragmites oeningensis .... 324
Pinus sp 325
„ Ilageni 326
„ hepios 325
„ spiciformis 326
Seite
Platanus aceroides 338
Podogonium latifolium 358
Populus mutabilis 340
Quercus Gmelini 335
„ Lonchitis 334
„ mediterranea 334
Rhamnus Eridani 355
„ Gaudini 355
Robinia Regeli 358
Salix angusta 339
„ macrophylla 339
„ tenera 340
„ varians 339
Samyda borealis 351
Santalum acheronticum .... 346
Sapindus falcifolius 352
„ heliconius 353
„ Ungeri 352
Sapotacites Daphnes 348
„ Mimusops 348
„ minor 347
Sassafras Aesculapi 343
Sequoia Langsdorfii 329
„ Sternbergii 330
Stercidia labrusca 351
Taxodium distichum miocenum 327
Terminalia radobojensis .... 356
Ulmus Braunii 335
„ Bronnii 335
„ plurinervia 336
Angeführte Literatur.
Andrae, Siebenbürgen u. Banat = Beiträge zur Kenntnis» der fossilen Flora Siebenbürgens und des
Banates. Ab hat® . d. k. k. geolog. Reichsanst., II, 1855.
Beck, Mittweida = Das Oligocän von Mittweida mit besonderer Berücksichtigung seiner Flora. Zeitschr.
d. deutsch, geolog. Gesellsch., 1882.
Braun, A., Jahrb. = Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Paläontologie, 1845 und 1850.
— Stitz. Verz. = Stitzenberger’s Verzeichniss, 1851.
— Buckl. Geol. = Buckland’s Geologie und Mineralogie, 1839.
Brongniart, Prodr. = Prodrome d’une histoire des vegetaux fossiles. Paris 1828.
362
Et. Naturwissenschaft.
Conwentz, Bernsteinfl. = Die Flora des Bernsteins und ihre Beziehungen zur Flora der Tertiärforma-
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Endlicher, Conif. = Synopsis Coniferarum. Sangalli 1847.
Engelhardt, Braunkohlen v. Sachsen = Flora der Braunkohlenformation im Königreiche Sachsen, 1870.
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— Grasseth = Fossile Pflanzen des Süsswassersandsteines von Grasseth, Leopold.-Carol. Akad., 1881.
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Ettingshausen, Prot. d. Vorw. = Die Proteaceen der Vorwelt, 1851.
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— Wildshuth = Beitrag zur Kenntniss der fossilen Flora von Wildshuth. Sitzungsber. d. Akad.
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— Heiligenkreuz = Fossile Pflanzenreste aus dem trachytischen Sandstein von Heiligenkreuz bei
Kremnitz. Abliaridl. Reichsanst., 1852.
— Tokay = Beitrag zur Kenntniss der fossilen Flora von Tokay. Sitzungsber. Akad. Wien, 1853.
— Häring = Die tertiäre Flora von Häring in Tirol. Abhandl. Reichsanst., 1853.
— Monte Promiua = Die eocäne Flora des Monte Promina. Abh. d. Akad. Wien, 1854.
— Köflach = Fossile Flora von Köflach in Steiermark. Jahrb. d. Reichsanst., 1857.
— Bilin = Die fossile Flora des Tertiärbeckens von Bilin. Abh. d. Akad. Wien, 1866 — 1869. 3 Teile.
— Wetterau = Die fossile Flora der älteren Braunkohlenformation der Wetterau. Sitzungsber. d. Akad.
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— Steiermark = Beiträge zur Kenntniss der Tertiärflora Steiermarks. Ibid., 1869.
— Sagor = Die fossile Flora von Sagor in Krain. Ibid., 1872 — 1885. 3 Teile.
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— Schönegg = Die fossile Flora von Schönegg bei Wies in Steiermark. Ibid., 1890 — 1891. 2 Teile.
Friedrich, Prov. Sachsen = Beiträge zur Kenntniss der Tertiärflora der Provinz Sachsen. Abhandl.
Specialkarte von Preussen, Bd. IV, 1883.
Gardner, Brit. Eoc. Fl. = A monograph of the British eocene Flora. Palaeontogr. Soc., 1879—1885.
6 Teile.
Gau di n, Toscana = Gaudin et Strozzi: Memoires sur quelques gisements de feuilles fossiles de la
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— Val d’Arno = Contributions ä la Flore fossile Italienne. II. Val d’Arno, 1859.
Gey ler, Sicilien = Ueber fossile Pflanzen aus den obertertiären Ablagerungen Siciliens, 1876.
Goeppert, Mon. d. foss. Con. = Monographie der fossilen Coniferen, 1850.
— Beitr. (oder an anderer Stelle: Tertiärpfl. Schles.) = Beiträge zur Tertiärflora Schlesiens. Palaeonto-
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— Schossnitz = Die tertiäre Flora von Scliossnitz in Schlesien, 1855.
Goeppert und Menge, Fl. d. Bernst. = Flora des Bernsteins etc. (siehe oben: Conwentz), 1882.
Heer, Fl. d. Schw. = Die tertiäre Flora der Schweiz, 1855 — 1859. 3 Bde.
— Vancouver = Ueber einige fossile Pflanzen von Vaucouver und Britisch-Columbia, 1865.
— Bovey Tracey = Die fossile Flora von Bovey Tracey, 1861.
— Polarl. = Die fossile Flora der Polarländer, 1868 — 1883. 7 Bde.
— North-Greenland = Contributions to the Fossil Flora of Nortli-Greenland, 1869.
— Alaska = Die fossile Flora von Alaska, 1869.
— Bornstädt = Ueber die Braunkohlenpflanzen von Bornstädt, Abh. d. naturf. Gesellsch. z. Halle. 1869.
Engelhardt. Beiträge z. Kenntnis der tertiären Flora der weiteren Umgebung v. D. Tuzla. 363
Heer, Balt. Fl. = Miocäne baltische Flora, 1869.
— Spitzbergen = Die miocäne Flora und Fauna Spitzbergens, 1870.
— Nord-Grönland = Beiträge zur fossilen Flora von Nord-Grönland, 1870.
— Zsily-Thal - Ueber die Braunkohlenflora des Zsily-Thales in Siebenbürgen. Jahrb. d. Ungar, geolog.
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— Grinnell Land = Notes on Fossil Plants discovered in Grinnell Land. Quart. Journ., 1878.
Die übrigen Abkürzungen beziehen sich auf Abschnitte der zitierten fossilen Flora der
Polarländer (Flora fossilis arctica).
Keller, St. Gallen = Beiträge zur Tertiärflora des Cantons St. Gallen, 1892.
Lesquereux, Tert. Fl. = Tertiary Flora of Western Territories, 1878.
— Cret. Fl. = Cretaceous Flora of West. Terr., 1883. — Bezieht sich auf: Contributions to the fossil
Flora of the Western Territories, 1874 — 1883. 3 Bde.
Ludwig, Palaeont. = Palaeontographica, V. Bd. Fossile Pflanzen aus dem Basalttuff von Holzhausen
bei Homburg in Hessen, 1857.
— Palaeontographica, VIII. Bd. Fossile Pflanzen aus der ältesten Abteilung der Rheinisch -Wetterauer
Tertiärformation, 1859 — 1860.
Massalongo, Senigall. = Studii sulla Flora fossile e Geologia Stratigraphica del Senigalliese, 1859.
Rossmässler, Altsattel = Die Versteinerungen des Braunkohlensandsteines aus der Gegend von Altsattel
in Böhmen, 1840.
Saporta, Sud-Est de la France = Etudes sur la Vegetation du Sud-Est de la France ä l’epoque tertiaire,
1862—1874. 4 Vol.
Sieber, Nordböhm. Braunk. = Zur Kenntniss der nordböhmischen Braunkohlenflora. Sitzungsber. d.
Akad. Wien, 1880.
Sismonda, Piemont = Prodrome d’une Üore tertiaire du Piemont, 1859.
Schmalhausen, Stidwest-Russland = Beiträge zur Tertiärflora Siidwest-Russlands. Paläont. Abhandl.
von Dam es und Kays er, 1884.
Staub, Baranyaer Com. = Mediterrane Pflanzen aus dem Baranyaer Comitat. Jahrb. Ungar, geolog. Anst.
1885.
— Zsil-Thal = Die aquitanische Flora des Zsil-Thales im Comitate Hunyad. Ibid., 1888.
Stern b erg, Vers. Fl. d. Vorw. = Versuch einer geognostisch-totanisclien Darstellung der Flora der Vor-
welt, 1821—1838.
Stur, Fl. d. Süsswasserquarze = Beiträge zur Kenntniss der Flora der Süss wasserquarze der Congerien-
und Cerithienschichten im Wiener und ungarischen Becken. Jahrb. Reichsanst., 1867.
Unger, Chlor, prot. = Cliloris protogaea. Beiträge zur Flora der Vorwelt, 1845.
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— Swoszowice = Blätterabdrücke aus dem Schwefelflötze von Swoszowice in Galizien, Haidinger,
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— Sotzka = Die fossile Flora von Sotzka. Abh. d. Akad. Wien, 1851.
— Iconogr. pl. foss. = Iconographia plantarum fossilium. Ibid., 1852.
— Gleichenberg = Fossile Flora von Gleichenberg. Ibid., 1854.
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— Kumi = Die fossile Flora von Kumi auf der Insel Euboea. Ibid., 1867.
— Szäntd = Fossile Flora von Szäntö in Ungarn. Ibid., 1869.
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Velenovsky, Vrsovic = Flora der ausgebrannten Letten von Vrsovic bei Laun. Böhm. Ges. d. Wiss., 1881.
— Gymnosp. d. böhm. Kr. = Die Gymnospermen der böhmischen Kreideformation. Ibid., 1887.
Ward, Syn. of the Fl. of the Laramie Gr. — Synopsis of the Flora of the Laramie Group. Geol. Survey
Washington, 1886.
Weber, Palaeont. = Palaeontographica, 1852. Die Tertiärflora der niederrheinischen Braunkohlen-
formation.
Wessel und Weber, Palaeont. = Palaeontographica, 1854. Neuer Beitrag zur Tertiärflora der nieder-
rheinischen Braunkohlenformation.
Zur Kenntnis der fossilen Flora der Zenica-Sarajevoer
Braunkohlenablagerung in Bosnien.
Von
Hermann Engelhardt,
Professor an der DreiköDigschule in Dresden.
(Mit 4 Tafeln und einer Abbildung im Texte.)
Beschreibung der Arten.
Gramineen Fuss.
Gattung: Phragmites Trin.
Phragmites oeningensis Al. Br.; Taf. XCII, Fig. 1, 2.
Lit. u. Syn. s. Engelhardt, Dolnja Tuzla, S. 324.
Das Rhizom ist verzweigt, seine Internoclien sind gewöhnlich gestreckt, röhrig,
die Halme gestreckt, die Blätter breit und vielnervig.
Diese Pflanze kann im Gebiete nicht selten gewesen sein, darauf deuten eine
größere Anzahl an verschiedenen Stellen gefundene Reste, welche aus Halm- und Blatt-
stücken bestehen, hin.
Analoge jetztweltliche Art: Phragmites communis Trin. (Europa, Asien, Amerika,
Australien). Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän, Pliozän.
Fundorte: Ivakanj-Doboj (Werk und Mühle), Bahnwächterhaus Nr. 55 bei Zenica,
Biel put dortselbst.
Juncaceen Ag.
Gattung: J uncus L.
Juncus retractus Heer, Taf. XCII, Fig. 3.
Heer, Fl. d. Scliw. II, S. 81, Taf. 30, Fig. 3; Taf. 27, Fig. 2c; Taf. 29, Fig. 8a. Ettinghausen,
Bilin I, S. 103, Taf. 6, Fig. 2. Engelhardt, Braunk. v. Sachsen, S. 36, Taf. 11, Fig. 3. Ders., Dux,
S. 149, Taf. 2, Fig. 17 b. Ders., Himmelsberg, S. 258, Taf. 1, Fig. 15.
Die Halme sind 1 — 1 1/2 lin. breit, deutlich gestreift.
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän.
Fundort: Kakanj-Doboj (Werk).
Engelhardt. Zur Kenntnis der fossilen Flora der Zenica-Sarajevoer Braunkohlenablagerung. 365
Typhaceen DC.
Gattung: Typlici L.
Typha latissima Al. Br., Taf. XCII, Fig. 4, 5.
Al. Braun in Stitzenb. Verz., S. 75. Heer, Fl. d. Schw. I, S. 98, Taf. 43, 44. Ders., Balt. Fl.,
S. 29, Taf. 4, Fig. 11. Ettingshausen, Bilin I, S. 30, Taf. 6, Fig. 9, 10. Engelhardt, Göhren, S. 10,
Taf. 2, Fig. 3. Ders., Dux, S. 150, Taf. 2, Fig. 21, 22. Velenovsky, Vrsovic, S. 22, Taf. 2, Fig. 1 — 3.
Syn.: Typhaeolopium maritimum Unger, Iconogr. pl. foss., S. 90, Taf. 30, Fig. 3 — -5. — Zosterites
Kotschyi Unger, Iconogr. pl. foss., S. 86, Taf. 29, Fig. 1.
Die Blätter sind sehr lang, 12 — 30 mm breit, haben meist 14 — -18 stärkere, durch
Querstreifen verbundene Längsnerven und zwischen diesen 4 — 6 sehr feine.
Die dunklen Stellen bei dem einen Blatte sind durch Seitendruck entstanden,
worauf die Wölbung derselben hindeutet, und durchaus nicht als Rippen zu deuten,
woran schon die bedeutende Stärke hindert. Die Querstreifen verlaufen teils recht-
winkelig, teils etwas schief zu den Längsnerven.
Analoge jetztweltliche Art: Typha latifolia L. (Europa, Asien, Nordamerika).
Heer verweist noch auf Typha truxillensis H. u. Kth. (Peru).
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän.
Fundort: Kakanj-Doboj (Mühle).
Abietineen Rieh.
Gattung: JPinus L.
Pinus megaloptera Ett., Taf. XCII, Fig. 11.
Ettingshausen, Sagor I, S. 13, Taf. 1, Fig. 21, 23.
Der Flügel der Samen ist keilförmig, länglich, 6 mm breit, sehr zart gestreift, an
der Spitze sehr stumpf, gerundet oder fast abgestutzt, das Nüßchen ist klein, ziem-
lich rund.
Zeitliche Verbreitung: Oligozän.
Fundort: Kakanj-Doboj (Werk).
Pinus hepios Ung. sp.
Lit. u. Syn. s. Engelhardt, Dolnja Tuzla, S. 325. Dazu: Menzel, Gymnosp. d. nordböhm. Braun-
kohlen!., I, S. 64, Taf. 3, Fig. 4.
Die Kurztriebe sind zweinadelig, 9 — 15 cm lang, 06 — 0-8 mm breit, starr oder ge-
bogen, am Grunde in einer 10 — 12 mm langen Scheide eingeschlossen.
Analoge jetztweltliche Art: Pinus mitis Mich. (Nordamerika) nach Unger; Pinus
halepensis Mill. (Südeuropa) nach Menzel.
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän, Pliozän.
Fundorte: Zwischen Janjidi und Lasva, Podastinje (Brücke).
Cupressineen Rieh.
Gattung: Glyptostrobus Endl.
Glyptostrobus europaeus Brongn. sp., Taf. XCII, Fig. 6, 9, 10, 12 — 17.
Lit. u. Syn. s. Engelhardt, Dolnja Tuzla, S. 328.
Die Blätter sind spitz, schuppenförmig, angedrückt, am Grunde herablaufend, un-
gerippt, bisweilen linealisch, abstehend; die Zapfen kurz, eiförmig oder beinahe kugelig,
die Schuppen verholzt, an ihrer halbkreisförmigen Spitze mit 6 — 8 Kerbzähnen ver-
366
II. Naturwissenschaft.
sehen oder beinahe glatt, am oberen Teile des Rückens der Länge nach gefurcht, am
mittleren aber zart und mit festen Anhängseln versehen, die wenig gekrümmten Samen
geflügelt, am Grunde ausgerandet.
Analoge jetztweltliche Art: Glyptostrobus heterophyüus Endl. (China).
Zeitliche Verbreitung: Eozän, Miozän, Pliozän.
Fundorte: Kakanj-Doboj (Werk, Mühle), Bahnwächterhaus Nr. 55, Zenica, Visoko,
Podastinje.
Gattung: Sequoia Endl.
Sequoia langsdorßi Brongn. sp., Taf. XCII, Fig. 8.
Lit. u. Syn. s. Engelhardt, Dolnja Tuzla, S. 329. Dazu: Menzel, Gymnosp. d. nordbühm. Brauu-
kolilenf. II, S. 89, Taf. 5, Fig. 26.
Die Blätter sind steif, linealisch, am Grunde verschmälert und angewachsen
herunterlaufend, gedrängt, abstehend; der Mittelnerv ist stark. Die Zapfen sind halb-
zollang, oval, die Schuppen schildförmig, in der Mitte mit einem Stachelspitzchen ver-
sehen.
Analoge jetztweltliche Art: Sequoia sempervirens Endl. (Kalifornien).
Zeitliche Verbreitung: Kreide, Eozän, Miozän, Pliozän.
Fundort: Kakanj-Doboj (Werk).
Gattung: Widdringtonia Endl.
Widdringtonia ungeri (?) Endl., Taf. XCII, Fig. 7.
Endlicher, Syn. conif., S. 271. Unger, Gen. et. sp. pl. foss., S. 312. Göppert, Mon. d. foss.
Conif., S. 176, Taf. 16, Fig. 20. Ettingshausen, Köflach, S. 10, Taf. 1, Fig. 1. Koväts, Erdübenye,
S. 17, Taf. 1, Fig. 5. Saporta, Sud-Est de la France III, S. 48, Taf. 3, Fig. 2, 3. Heer, Beitr., S. 21,
Taf. 10, Fig. 14c (?).
Syn.: Juniperitis bacciferu Unger, Chi. prot., S. 80, Taf. 21, Fig. 1 — 3. — Thuites gramineus Stern-
berg, Vers. I, S. 31; S. 38, Taf. 35, Fig. 4. — Thuja graminea Brongniart, Prodr., S. 109. — Musettes
Stoltzii Sternberg, Vers. II, S. 38, Taf. 17, Fig. 2, 3.
Die Zweige sind aufrecht, die Zweigelchen zierlich und gedrängt, die Blätter ei-
lanzettförmig, schuppenförmig, angewachsen oder angedrückt, die Zäpfchen kugelig,
klappig.
Es ist nur der kleine Rest gefunden worden. Da die Früchte fehlen, kann nicht
mit Bestimmtheit gesagt werden, ob er zu Widdringtonia ungeri Endl. oder zu W. helvetica
Heer gehöre. Nun aber erstere von einer Anzahl südlich gelegener Orte bekannt ge-
worden ist, kann wohl angenommen werden, daß er hierher zu ziehen sei. Menzel
nimmt an (s. Gymnosp. d. nordböhm. Baunkohlenf. II, S. 100), daß W. ungeri Endl. mit
W. helvetica Heer vereinigt werden müsse.
Analoge jetztweltliche Art: Widdringtonia cupressoides Endl.
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän.
Fundort: Kakanj-Doboj (Werk).
Myriceen Rieh.
Gattung: Myrica L.
Myrica hakeaefolia Ung. sp., Taf. XCII, Fig. 24.
Lit. u. Syn. s. Engelhardt, Dolnja Tuzla, S. 332. Dazu: Ders., Himmelsberg, S. 265, Taf. 1,
Fig. 43, 50, 51.
Engelhardt. Zur Kenntnis der fossilen Flora der Zenica-Sarajevoer Braunkohlenablagerung. 367
Die Blätter sind lederartig, fest, lanzettförmig oder linealisch -lanzettförmig, in den
Stiel verschmälert, zugespitzt und entfernt gezähnt, nach dem Grunde zu oder auch
durchgehend ganzrandig, die meisten vorhandenen Zähne ungleich; der Mittelnerv ist
stark, die Seitennerven sind zart, flach-bogenförmig und die Nervillen ziemlich so stark
als die Sekundärnerven.
Analoge jetztweltliche Art: Myrica macrocarpa H. B. (Peru, Neugranada).
Zeitliche Verbreitung: Eozän, Oligozän, vereinzelt im Miozän.
Fundorte: Kakanj-Doboj (Mühle), Zenica, Bahnwächterhaus Nr. 55.
Myrica vindobonensis Ung.
Lit. u. Syn. s. Engelhardt, Dolnja Tuzla, S. 331.
Blätter dieser Art wurden von Dr. Ratz er neuerdings in den sandigen Hangend-
mergeln zwischen Janjici und Lasva gefunden.
Myrica laevigata Heer, Taf. XCII, Fig. 25, 28, 30.
Heer, Zsilytal, S. 14, Taf. 2, Fig. la, />, 2. Engelhardt, Göhren, S. 18, Taf. 3, Fig. 3. Ders.,
Grasseth, S. 290, Taf. 2, Fig. 11 — 13. Ders., Meuselwitz, S. 13, Taf. 2, Fig. 6, 7.
Syn.: Dryandroides laevigata Heer, Fl. d. Schw. II, S. 101, Taf. 99, Fig. 5 — 8. Ders., Beitr., S. 19,
Taf. 10, Fig. 6. Ders., Bovey-Tracey, S. 47, Taf. 14, Fig. 9 — 11. Sismonda, Piemont, S. 53, Taf. 17,
Fig. 8 b (?).
Die Blätter sind lederig, derb, glänzend, glatt, lanzettförmig, in den Stiel ver-
schmälert, an der Spitze zugespitzt, ganzrandig oder zerstreut gezähnt; der Mittelnerv
ist stark, die Seitennerven sind sehr zart, bogenläufig und in der Nähe des Randes
unter einander verbunden, die Tertiärnerven sehr fein.
Die Blätter dieser Art unterscheiden sich von denen der Myrica hakeaefolia
Ung. sp. durch die zartere Nervatur und die kleineren Zellen. Unsere Exemplare ge-
hören der ungezähnten Form an.
Analoge jetztweltliche Art: Myrica cerifera L. (Nordamerika).
Zeitliche Verbreitung: Eozän, Oligozän, Miozän.
Fundorte: Kakanj-Doboj (Werk Mühle).
Myrica banksiaefolia Ung.
Unger, Syn. pl. foss., S. 214. Ders., Sotzka, S. 30, Taf. 6, Fig. 3, 4; Taf. 7, Fig. 2 — 6.
Heer, Balt. Fl., S. 67, Taf. 18, Fig. 4. Ders., Alaska, S. 28, Taf. 2, Fig. 11. Ders., Zsilytal,
S. 13, Taf. 1, Fig. 7. Engelhardt, Jesuitengr., S. 19, Taf. 2, Fig. 1. Ders., Himmelsberg,
S. 263, Taf. 1, Fig. 45.
Syn.: Dryandroides banksiaefolia Heer, Fl. d. Schw. II, S. 102, Taf. 100, Fig. 3 — 10;
III, S. 187, Taf. 153, Fig. 6. Sismonda, Piemont, S. 54, Taf. 17, Fig. 8. Ludwig, Paläont. V,
S. 146, Taf. 31, Fig. 10. — Dryandroides angustifolia Unger, Sotzka, S. 39, Taf. 20, Fig. 1 — 6.
Wessel u. Weber, Paläont. IV, S. 148, Taf. 26, Fig. 2. — Banlcsia ungeri Ettingshausen,
Häring, S. 54, Taf. 17, Fig. 1—22; Taf. 18, Fig. 1—6.
Die Blätter sind gestielt, steif, lederig, linealisch oder linealisch-lanzett-
förmig, überall scharf gesägt, beiderseits zugespitzt; die Seitennerven entsprin-
gen unter beinahe rechtem Winkel, sind genähert, einfach, parallel, bogenläufig.
Analoge jetztweltliche Art: Myrica cerifera L. (Nordamerika), M. escu-
lenta Don. (Nepal), M. californica Cham. (Kalifornien).
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän.
Fundort: Plandiäte bei Kakanj-Doboj.
368
II. Naturwissenschaft.
Betulaceen Bartl.
Gattung: j Betula Tourn.
Betula prisca Ett.? Taf. XCII, Fig. 26, 27.
Ettingshausen, Wien, S. 11, Taf. 1, Fig. 15, 17. Ders., Heiligenkreuz, S. 5, Taf. 1, Fig. 3. Ders.,
Bilin I, S. 45, Taf. 14, Fig. 14 — 16. Göppert, Schossnitz, S. 11, Taf. 3, Fig. 11, 12. Gaudin etStrozzi,
Fl. ital. IV, S. 20, Taf. 1, Fig. 14; VI, S. 12, Taf. 2, Fig. 10. Heer, Polarl., S. 148, Taf. 25, Fig. 9a, 20—25;
Taf. 26, Fig. 15, c. Ders., Balt. Fl., S. 70, Taf. 18, Fig. 8 — 15. Engelhardt, Braunk. v. Sachsen, S. 16,
Taf. 3, Fig. 19 — 21. Ders., Leitm. Geh., S. 374, Taf. 5, Fig. 3 — 6. Ders., Jesuitengr., S. 20, Taf. 2, Fig. 22.
Ders., Dux, S. 27, Taf. 3, Fig. 3, 14, 16 — 18. Ders., Himmelsberg, S. 265, Taf. 1, Fig. 40.
Sy n.: Carpinus betuloides Unger, Ieonogr. pl. foss., S. 40, Taf. 20, Fig. 6 — 8. — Ainus similis
Göppert, Schossnitz, S. 13, Taf. 4, Fig. 5.
Die Blätter sind wechselständig, eiförmig, langgestielt, gesägt; der Mittelnerv tritt
am Grunde hervor, verläuft gerade, die Seitennerven entspringen unter spitzen Winkeln,
sind einfach, fast gerade, gleichlaufend.
Analoge jetztweltliche Art: Betula rhojpaltra Wall. (Ostindien).
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän.
Fundort: Ivakanj-Doboj (Mühle).
Betula brongniartii Ett., Taf. XCII, Fig. 18, 20 — 23, 32.
Ettingshausen, Wien, S. 12, Taf. 1, Fig. 18. Ders., Heiligenkreuz, S. 5, Taf. 1, Fig. 4, 5. Ders.,
Wetterau, S. 25, Taf. 1, Fig. 5. Ders., Bilin I, S. 46, Taf. 14, Fig. 9 — 13. Heer, Fl. d. Schw. H, S. 39,
Taf. 72, Fig. 1 (?). Gaudin et Strozzi, Fl. foss. ital. H, S. 39, Taf. 3, Fig. 12. Engelhardt, Göhren,
S. 20, Taf. 3, Fig. 4 — 9. Ders., Liebotitz und Putschirn, S. 79, Taf. 11, Fig. 12, 13. Ders., Jesuitengr.,
S. 21, Taf. 2, Fig. 21, 24; Taf. 21, Fig. 7. Ders., Himmelsberg, S. 266, Taf. 1, Fig. 49; Taf. 2, Fig. 1, 2.
Syn.: Carpinus macroptera Brongniart, Prodr., S. 143, 214. Unger, Swoszowice, S. 4, Taf. 13,
Fig. 9. — Carpinus betuloides Unger, gen. et. sp. pl. foss., S. 403.
Die Blätter sind gestielt, am Grunde verschmälert, gerundet, eiförmig oder läng-
lich-eiförmig, zugespitzt, ungleich- oder doppeltgesägt; die zahlreichen Seitennerven sind
randläufig, meist einfach.
Eine größere Anzahl von verkehrt-herzförmigen Flügelsamen liegt vor, die ich mich
hierher zu rechnen für befugt halte. Sie zeigen einen von oben nach unten sich ver-
schmälernden Samen, an welchen sich die ebenfalls nach unten sich verjüngenden
zarten Flügel anlehnen. Um das Schwanken in der Größe zu veranschaulichen, bildete
ich mehrere ab. Die bisher von anderen Arten bekannt gewordenen unterscheiden
sich wesentlich von den unserigen.
Analoge jetztweltliche Art: Betula lenta L. (Nordamerika).
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän.
Fundorte: Kakanj-Doboj (Werk, Mühle).
Gattung: Ainus Hall.
Ainus kefersteinii Göpp., sp., Taf. XCII, Fig. 33.
Unger, Chi. prot., S. 155, Taf. 33, Fig. 1 — 4. Ders., Swoszowice, S. 123, Taf. 13, Fig. 3. Ders.,
Szantö, S. 6, Taf. 1, Fig. 6. Ettingshausen, Wien, S. 12, Taf. 1, Fig. 19, 20. Ders., Bilin I, S. 47, Taf. 14,
Fig. 17—20. Ders., Steiermark, S. 29, Taf. 1, Fig. 22. Heer, Fl. d. Schw. II, S. 37, Taf. 71, Fig. 5—7.
Ders., Spitzbergen, S. 70, Taf. 11, Fig. 7c; Taf. 14, Fig. 9, 10; S. 159, Taf. 30, Fig. 5a; Taf. 31, Fig. 4.
Ders., Sachalin, S. 29, Taf. 4, Fig. 45 — d\ Taf. 5, Fig. 6 — 8. Ders., Balt. Fl., S. 33, Taf. 4, Fig. 11— 17;
S. 67, Taf. 19, Fig. 1 — 13; Taf. 20. Sismonda, Piemont, S. 424, Taf. 12, Fig. 46; Taf. 14, Fig. 3. Gaudin
et Strozzi, Toscane, S. 30, Taf. 2, Fig. 7 — 9; Taf. 4, Fig. 6. Ludwig, Paläont. VIII, S. 97, Taf. 31,
Fig. 1 — 6; Taf. 32, Fig. 1, 2. Engelhardt, Braunk. v. Sachsen, S. 15, Taf. 3, Fig. 17. Ders., Göhren,
S. 18, Taf. 3, Fig. 4 — 6. Ders., Leitm. Geb., S. 358, Taf. 2, Fig. 1; S. 375, Taf. 5, Fig. 4. Ders., Cyprissch., ■
Engelhardt. Zur Kenntnis der fossilen Flora der Zenica-Sarajevoer Braunkohlenablagerung'. 369
S. 7, Taf. 7, Fig. 17. Ders., Liebotitz u. Putschirn, S. 70, Taf. 1, Fig. 11; Taf. 2, Fig. 2. Ders., Jesuitengr.,
S. 21, Taf. 1, Fig. 34—36; Taf. 2, Fig. 12—16; Taf. 21, Fig. 9, 10, 12. Ders., Grasseth, S. 291, Taf. 2, Fig. 7.
Ders., Dux, S. 156, Taf. 3, Fig. 25, 26; Taf. 4, Fig. 25, 26, 28—31; Taf. 5, Fig. 1. Ders., Öaplagr., S. 175,
Taf. 1, Fig. 1; Taf. 7, Fig. 1. Ders., Himmelsberg, S. 266, Taf. 2, Fig. 13 — 15. Velenovsky, Vrsovic, S. 22,
Taf. 2, Fig. 24; Taf. 3, Fig. 13 — 17. Lesquereux, Tert. FL, S. 140. Taf. 18, Fig. 6 — 8; Taf. 64,
Fig. 11.
Syn.: Alnites kefersteinii Göppert, Nova Acta XVIII, S. 564, Taf. 41, Fig. 1 — -19. - — Atnus cycladimi
Unger, Kami, S. 23, Taf. 3, Fig. 9, 22. — Ainus sporadum Unger, Kumi, S. 23, Taf. 3, Fig. 1 — 8.
Die Blätter sind kurzgestielt, eirund oder länglich - eirund, die Spitze derselben
ist stumpf oder zugespitzt, der Rand meist doppelt, doch auch einfach gesägt, der
Grund zugerundet, bisweilen etwas herzförmig ausgerandet; der Mittelnerv ist stark,
die Seitennerven stehen weit auseinander, sind stark, entspringen unter spitzen Winkeln
und sind randläufig. Die Zäpfchen sind groß, die Schuppen verholzt und an der Spitze
verdickt.
Diese Pflanze gehört zu den im Tertiär räumlich wie zeitlich meist verbreiteten
Arten, ist zirkumpolaren Ursprungs und war Nordamerika wie Europa gemeinsam.
Analoge jetztweltliche Art: Ainus glutinosa Gärtn. (Nördliche Halbkugel).
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän, Pliozän.
Fundorte: Kakanj-Doboj (Mühle), Bahnwächterhaus Nr. 55.
Ainus nostratum Ung., Taf. XCV, Fig. 25.
Unger, Chi. prot., S. 117, Taf. 34, Fig. 1. Heer, Fl. d. Schw. H, S. 37, Taf. 71, Fig. 13—15, 19a,
20, 21. Ders., Polarl., S. 103, Taf. 47, Fig. 12. Ludwig, Paläont. VIII, S. 98, Taf. 34, Fig. 7, 8. Sis-
monda, Piemont, S. 425, Taf. 11, Fig. 2, 3. Staub, Zsiltal, S. 264, Taf. 26, Fig. 1; Taf. 34/35, Fig. 1 a, b.
Die Blätter sind eiförmig oder eiförmig-rundlich oder umgekehrt- eiförmig, sehr
oft stumpf oder eingedrückt, einfach gesägt, der Mittelnerv ist stark, die 8 — 10 Seiten-
nerven entspringen unter spitzen Winkeln, verlaufen parallel und endigen in Zähnen
des Randes.
Analoge jetztweltliche Art: Ainus glutinosa Gärtn. (Nördliche Halbkugel).
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän.
Fundort: Kakanj-Doboj (Mühle).
Capuliferen Endl.
Gattung: Quercus L.
Quercus lonchitis Ung., Taf. XCII, Fig. 29, 34.
Lit. u. Syn. s. Dolnja Tuzla, S. 334. Dazu: Engelhardt, Himmelsberg, S. 268, Taf. 2, Fig. 10, 11;
Taf. 5, Fig. 34.
Die Blätter sind lederig, gestielt, länglich-lanzettförmig oder ei-lanzettförmig, zu-
gespitzt, scharf gezähnt; die Seitennerven zahlreich, einfach, selten gegabelt, gleich-
laufend, die Tertiärnerven entspringen unter ziemlich rechtem Winkel und verbinden
sich untereinander.
Analoge jetztweltliche Art: Quercus lancifolia Schl. (Südamerika).
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän.
Fundorte: Kakanj-Doboj (Werk), Bahnwächterhaus Nr. 55, Biel put bei Zenica.
Quercus valdensis Heer., Taf. XCIII, Fig. 1.
Heer, Fl. d. Schw. II, S. 94, Taf. 78, Fig. 15; III, S. 178, Taf. 151, Fig. 17. Ettingshausen,
Bilin I, S. 56, Taf. 16, Fig. 5—7. Engelhardt, Dux, S. 158, Taf. 6, Fig. 6.
Band IX.
24
370
EL Naturwissenschaft.
Die Blätter sind lederig, elliptisch oder eiförmig-elliptisch, am Grunde gerundet,
kurz gestielt, scharf gezähnelt; die Seitennerven parallel, bogenläufig, die Bogen dem
Rande genähert.
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän.
Fundort: Ivakanj-Doboj (Werk).
Quercus sclerophyllina Heer, Taf. XCII, Fig. 31.
Heer, Fl. d. Schw. II, S. 54, Taf. 75, Fig. 7, 8.
Syn. : Quercus aspera Unger, Chi. prot., S. 108, Taf. 30, Fig. 1 — 3 (?).
Die Blätter sind kurz gestielt, lederig, oval, dornig-gezähnt.
Analoge jetztweltliche Art: Quercus coccifera L. (Mittelmeergebiet).
Zeitliche Verbreitung: Bisher Miozän.
Fundort: Ivakanj-Doboj (Mühle).
Quercus myrtilloides Ung., Taf. XCIII, Fig. 2.
Unger, Gen. et sp. pl. foss., S. 404. Unger, Icouogr. pl. foss., S. 110, Taf. 41, Fig. 17 — 20. Heer,
Fl. d. Schw. II, S. 48, Taf. 75, Fig. 10 — 16; HI, S. 178, Taf. 151, Fig. 4 — 6. Sisinonda, Piemont, S. 430,
Taf. 9, Fig. 4. Gaudin, Fl. foss. ital. II, S. 46, Taf. 4, Fig. 20.
Syn.: Myrica antiqua Ettingshausen, Häring, S. 39, Taf. 10, Fig. 1.
Die Blätter sind lederig, eiförmig oder länglich-umgekehrt-eiförmig, an der Spitze
stumpf, ganzrandig; der Mittelnerv ist stark, die Seitennerven sind zart, der Stiel ist
kurz, verdickt.
Unser Blatt gehört zu der Form, welche von Heer in Locle nachgewiesen wurde.
Analoge jetztweltliche Art: Nach Unger Quercus myrtifolia Willd. (Nordamerika);
nach Heer auch Qu. repanda H. et B. (Mexiko).
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän.
Fundort: Bahnwächterhaus Nr. 55 bei Zenica.
Quercus gmelini Al. Br., Taf. XCIII, Fig. 3.
Lit. u. Syn. s. Dolnja Tuzla, S. 335. Dazu: Engelhardt, Himmelsberg, S. 269, Taf. 2, Fig. 26.
Die Blätter sind gestielt, ei-lanzettförmig, ausgeschweift gezähnt; der Mittelnerv
ist stark, die Seitennerven entspringen unter spitzen Winkeln, sind randläufig und stehen
weit auseinander.
Analoge jetztweltliche Art: Quercus lancifolia Schlecht. (Mexiko).
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän.
Fundorte: Kakanj-Doboj (Werk), Plandiste.
Gattung: Carpinus L.
Carpinus grandis Ung., Taf. XCIII, Fig. 4, 6, 17.
Unger, Syn. pl. foss., S. 220. Ders., Iconogr. pl. foss., S. 111, Taf. 48, Fig. 2 — 5. Ders., Syll. pl. foss. |
III, S. 67, Taf. 21, Fig. 1—13. Ders., Radoboj, S. 16, Taf. 5, Fig. 5. Massalongo, Fl. foss. Senigall. HI,
S. 208, Taf. 24, Fig. 5. Heer, Fl. d. Schw. II, S. 40, Taf. 71, Fig. 195— e; Taf. 72, Fig. 2—24; Taf. 73,
Fig. 2 — 4. Ders., Polarl., S. 103, Taf. 49, Fig. 9. Ders., Alaska, S. 29, Taf. 2, Fig. 12. Ders., North Green-
land, S. 469, Taf. 44, Fig. 11c. Ders., Nachtr. z. Grönland, S. 11, Taf. 3, Fig. 14. Ders., Spitzbergen, S. 71,
Taf. 15, Fig. 7. Ders., Sachalin, S. 34, Taf. 4, Fig. 4 o; Taf. 5, Fig. 11 — 13; Taf. 8, 9, Fig. 1 — 4. Ders., |
Beitr. z. Sachalin, S. 6, Taf. 2, Fig. 6; Taf. 4, Fig. 1. Sismonda, Piemont, S. 39, Taf. 12, Fig. 7, 8.
Engelhardt, Göhren, S. 21, Taf. 3, Fig. 10. Ders., Liebotitz u. Putschirn, S. 80, Taf. 1, Fig. 9, 10. Ders.,
Jesuitengr., S. 320, Taf. 10, Fig. 30, 31; Taf. 11, Fig. 2, 5, 6, 23, 24. Ders., Dux, S. 156, Taf. 5, Fig. 9,
11, 18; Taf. 6, Fig. 2— 4. Ders., Himmelsberg, S. 269, Taf. 2, Fig. 27, 37, 38. Lesquereux, Tert. Fl.,
S. 143, Taf. 19, Fig. 9; Taf. 64, Fig. 8 — 10. V eleno vsky, Vrsovic, S. 23, Taf. 2, Fig. 25; Taf. 3, Fig. 1 — 6.
Staub, Zsiltal, S. 267, Taf. 25, Fig. 1—3; Taf. 24, Fig. 2(?), 4, 5.
I
Engelhardt. Zur Kenntnis der fossilen Flora der Zenica-Saraj evoer Braunkohlenablagerung’. 3/1
Syn. : Carpinus macroptera Brong’n. Uno- er, Swoszowice, S. 124, Taf. 13, Fig\ 8, 9. — Carpinus
oblongaWe her, Paläont. II, S. 174, Taf. 19, Fig. 8. — Carpinites macropjiyllus Gföppert, Paläont. II, S. 273,
Taf. 34, Fig. 2. Unger, Gleichenberg, S. 20, Taf. 3, Fig. 5. — Betula carpinoides Göppert, Schossnitz,
S. 12, Taf. 3, Fig. 16. — Carpinus elongata Wessel, Paläont. IV, S. 24, Taf. 3, Fig. 2. — Carpinus ostryoides
Göppert, Schossnitz, S. 19, Taf. 4, Fig. 7. — Carpinus vera Andrae, Sieben!»., S. 17, Taf. 1, Fig. 7. —
Carpinus heeri Ettingshausen, Bilin, S. 48, Taf. 15, Fig’. 10, 11. — Artocarpidium cecropiaefolium Ettings-
hausen, Wien, S. 15, Taf. 2, Fig. 3, 4. Ders., Wildshutli, S. 432, Taf. 4, Fig. 2.
Die Blätter sind gestielt, eiförmig oder elliptisch, etwas zugespitzt, am Grunde
breit, manchmal herzförmig, scharf doppelt-, bisweilen auch einfach gesägt; der Mittel-
nerv ist straff, ebenso sind es die parallelen randläufigen Seitennerven. Die Früchte
sind groß, die Hüllen dreilappig, am Rande ganzrandig oder wenig gezähnt, der mittlere
Lappen ist länglich und stumpf, die seitlichen sind kürzer und eiförmig, die Nüßchen
gerippt.
Heer unterschied bei dieser Art acht Formen. Fig. 6 muß der Form d zuge-
rechnet werden, deren Blätter eiförmig-elliptisch sind, am Grunde stumpf gerundet,
unterhalb der Mitte am breitesten, nach vorn sich verschmälern und in eine scharf
gezähnte Spitze auslaufen. Es ähnelt dem Heerschen Blatte Taf. 72, Fig. 18 seiner
Fl. d. Schw., besonders in der Gestalt der Zähne, zeigt aber mehr Seitennerven. Die
entsprechende lebende Art hat ebenfalls ziemlich großen Formenreichtum in den Blättern
aufzuweisen.
Diese Pflanze war während der Zeit des Tertiärs über einen sehr großen Raum
Europas und Amerikas verbreitet; ihr Ursprung ist jedenfalls im zirkumpolaren Ge-
biete zu suchen.
Analoge jetztweltliche Art: Carpinus betulus L. (Süd-, Mittel-, Osteuropa, Mittel-
asien).
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän, Pliozän.
Fundorte: Kakanj-Doboj (Werk, Mühle), Breza bei Dabravine.
Gattung: Ostrya Mich.
Ostrya atlantidis Ung., Taf. XCIII, Fig. 7, 8.
Unger, Iconogr. pl. foss., S. 113, Taf. 43, Fig. 9 — 11. Sylt. pl. foss. IV, S. 67, Taf. 21, Fig. 15, 16.
Ettingshausen, Beitr. z. Steiermark, S. 46, Taf. 2, Fig. 11 — 13. Ders., Sagor I, S. 177, Taf. 4,- Fig. 13 — 18.
Ders., Leoben I, S. 34, Taf. 2, Fig. 29. Engelhardt, Jesuitengr., S. 24, Taf. 3, Fig. 3 — 8, 23 — 29;
Taf. 4, Fig. 1.
Die Blätter sind gestielt, eiförmig-länglich, zugespitzt, doppeltgesägt; die Seiten-
nerven randläufig. Das eiförmige zugespitzte Nüßchen ist von einem aufgeblasenen
Hüllchen eingeschlossen, das Längsnerven und ein feines Netzwerk zeigt.
Ob Ostrya stenocarpa Ett. (Beitr. z. Steiermark, S. 47, Taf. 2, Fig. 8 — 10), von
der bisher kein einziges Blatt, sondern nur die Fruchthüllen nachgewiesen werden
konnten, wirklich eine selbständige Art ist, blieb mir bis jetzt noch zweifelhaft. Ist sie
es, dann muß Fig. 7 zu ihr gerechnet werden, doch ist es wohl besser getan, erst
weitere Funde abzuwarten. Daß die Fruchthüllen in ihrer Größe ziemlich bedeutenden
Schwankungen unterworfen sind, zeigen die Abbildungen von selchen in meiner Ab-
handlung über die Pflanzen des Jesuitengrabens; aus ihnen ist auch ersichtlich, daß
die Nerven in schmäleren einander sich mehr nähern müssen als in breiteren.
Analoge jetztweltliche Art: Ostrya virginica Willd. (Nordamerika).
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän.
Fundort: Kakanj-Doboj (Werk).
24*
372
EL Naturwissenschaft.
Gattung: Castanea Tourn.
Castanea ungeri Heer, Taf. XCIII, Fig. 5, 9 — 12.
Heer, Nordgreenland, S. 470, Taf. 45, Fig. 1 — 6. Ders., Alaska, S. 32, Taf. 7, Fig. 1 — 3. Ders.,
Grönland, S. 84, Taf. 69, Fig. 3. Ders., Sachalin, S. 37, Taf. 10, Fig. 5. Ders., Beitr. z. Sachalin, S. 7,
Taf. 2, Fig. 3.
Syn.: Fagus castaneaefolia LTnger, Chi. prot., S. 104, Taf. 28, Fig. 1. Ettingshausen, Wien,
S. 13, Taf. 1, Fig. 21 — 23. Ders., Bilin, S. 52, Taf. 16, Fig. 2. Sismonda, Piemont, S. 47, Taf. 10, Fig. 4;
Taf. 13, Fig. 2, 3; Taf. 14, Fig. 1; Taf. 15, Fig. 3. Heer, Polar]., S. 106, Taf. 10, Fig. 8; Taf. 46, Fig. 1
bis 3. Engelhardt, Dolnja Tuzla, S. 332, Taf. 88, Fig. 16.
Die Blätter sind länglich-lanzettförmig, zugespitzt, gezähnt; die zahlreichen Seiten-
nerven einander genähert, straff, randläufig, sie verlaufen parallel und entspringen unter
spitzen Winkeln.
Es wurde eine größere Anzahl von Blättern gefunden, von denen ich hier einige
wiedergebe. In der Größe weichen sie sehr von einander ab, weniger in der Gestalt.
Meist sind sie lang und schmal, doch kommen auch solche vor, bei denen die Breite
so weit zunimmt, daß man sie als elliptisch bezeichnen kann, was sie Fagus Deucalionis
Ung. nähert.
Wenn ich diese Pflanze in der vorigen Arbeit unter Hinweis auf die Möglichkeit
ihrer Zugehörigkeit zu Castanea noch mit dem alten Namen benannte, so geschah es,
weil ich bis dahin nur kärgliches Material in den Händen gehabt. Nun sich mir aber
ein reichliches bot, zögere ich nicht, gleich Heer dieselbe zu Castanea zu ziehen. Es
sprechen dafür schon die größere Anzahl der Seitennerven sowie das ganze Aussehen
der Blätter. Einer anderen Art kann sie wegen des Fehlens der Dornspitzen an
den Zähnen nicht zugewiesen werden. Heer hat an seinem nordischen Materiale zwei
Formen unterscheiden können, von denen hier nur die kleinere mit scharfen Zähnen
beobachtet werden konnte.
Hierher ziehe ich auch das Fragment eines jungen Stengels, das ganz mit solchen
von Castanea vesca Gärtn. übereinstimmt.
Das Blatt, welches Ettingshausen in Bilin I, Taf. 16, Fig. 2 als ein solches von
Fagus castaneaefolia Ung. bezeichnet, muß ausgeschlossen werden, da sein Band völlig
abweichend ist. Die von Sismonda in Piemont, Taf. 13, Fig. 2, 3, wiedergegebenen
Blätter dürften besser zu Castanea kubinyi Kov. zu stellen sein; das auf Taf. 15, Fig. 3
dargestellte zu Fagus deucalionis Ung.
Analoge jetztweltliche Art: „Zwischen Fagus ferruginea Ait. und der Castanea
pumila Willd.“ Ettingshausen.
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän.
Fundorte: Kakanj-Doboj (Werk), Biel put bei Zenica.
Castanea atavia Ung., Taf. XCIII, Fig. 14.
Unger, Sotzka, S. 34, Taf. 10, Fig. 5 — 7. Ettingshausen, Beitr. z. Steiermark, S. 48, Taf. 2,
Fig. 16 — 20. Göppert, Beitr., S. 18, Taf. 2, Fig. 4.
Die Blätter sind länglich, Stumpfheit oder spitz, am Grunde verschmälert und un-
gleich, gestielt, grobgezähnt; der Mittelnerv ist straff, die Seitennerven sind ungleich.
Von der Ansicht, daß alle tertiären Kastanienblätter einer und derselben Art an-
gehören, bin ich zurückgekommen, nachdem sich mir ein großes Material derselben
geboten.
Analoge jetztweltliche Art: Castanea fumila Mill. (Nordamerika).
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän.
Fundort: Bahn wächterhaus Nr. 55 bei Zenica.
Eugelhardt. Zur Kenntnis der fossilen Flora der Zenica-Sarajevoer Braunkohlenablagerung. 373
Gattung: Fagus L.
Fagus feroniae Ung., Taf. XCIII, Fig. 13.
Unger, Chi. prot., S. 106, Taf. 28, Fig. 3, 4. Ettingshausen, Bilin I, S. 50, Taf. 25, Fig. 12 — 20,
22; Taf. 16, Fig. 1. Engelhardt, Dux, S. 158, Taf. 4, Fig. 32 — 34; Taf. 5, Fig. 4 — 8, 10. Ders., Himmels-
berg, S. 270, Taf. 2, Fig. 29, 33, 35, 39. Velenovsky, Vrsovic, S. 23, Taf. 3, Fig. 7—9.
Syn.: Fagus deucalionis Unger, Chi. prot., S. 106, Taf. 27, Fig. 1 — 4. Ders., Iconogr. pl. foss.,
S. 110, Taf. 41, Fig. 24, 25. Massalongo, Fl. foss. del Senigall., S. 203, Taf. 30, Fig. 9. Sisnionda,
Piemont, S. 47, Taf. 12, Fig. 1—3; Taf. 19, Fig. 1. Heer, Polarl., S. 105, Taf. 8, Fig. 1—4; Taf. 10, Fig. 6;
Taf. 46, Fig. 4. Engelhardt, Liebotitz u. Putschirn, S. 85, Taf. 2, Fig. 8 — 12. — Ulmus quercifolia
Unger, Iconogr. pl. foss., S. 115, Taf. 25, Fig. 5. — Quercus myricaefolia Unger, Iconogr. pl. foss., S. 109,
Taf. 41, Fig. 12.
Die Blätter sind gestielt, eiförmig oder elliptisch, zugespitzt oder spitz, ungleich
gezähnt oder gesägt; die Nervation ist randläufig, der Mittelnerv tritt hervor, ist ge-
rade, durchlaufend, die sechs bis neun Seitennerven entspringen unter spitzen Winkeln
und sind einfach, die Tertiärnerven sehr zart, unregelmäßig verbunden.
Analoge jetztweltliche Art: Fagus ferruginea Ait. (Nordamerika).
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän.
Fundort: Biel put bei Zenica.
Ulmaceen Ag-ardh.
Gattung : U Imus L.
Ulmus longifolia Ung., Taf. XCIV, Fig. 1.
Unger, Chi. prot., S. 101, Taf. 26, Fig. 5. Ettingshausen, Bilin I, S. 62, Taf. 18, Fig. 1 — 11.
Velenovsky, Vrsovic, S. 25, Taf. 3, Fig. 24, 25; Taf. 4, Fig. 3 — 13. Engelhardt, Dux, S. 32, Taf. 6,
Fig. 11, 16—20, 24.
Syn.: Ulmus plurinervia Unger, Chi. prot., S. 95, Taf. 25, Fig. 1 — 4. Ders., Gleichenberg, S. 20,
Taf. 4, Fig. 3, 4. Weber, Paläont. II, S. 174, Taf. 19, Fig. 5. Wessel u. Weber, Paläont. IV, S. 137,
Taf. 23, Fig. 4, 6. Heer, Fl. d. Schw. II, S. 58, Taf. 79, Fig. 4. Ettingshausen, Bilin I, S. 63, Taf. 18,
Fig. 12, 13. Engelhardt, Jesuitengr., S. 25, Taf. 1, Fig. 4. Ders., Dux, S. 33, Taf. 6, Fig. 22. Ders.,
Bosn. Tertiärpfl., S. 86, Taf. 5, Fig. 1. Ders., Dolnja Tuzla, S. 336, Taf. 2, Fig. 3. — Ulmus bronnii Unger,
Chi. prot., S. 100, Taf. 26, Fig. 1 — 4. Andrae, Siebenb., S. 17, Taf. 1, Fig. 5. Heer, Fl. d. Schw. II,
S. 58, Taf. 79, Fig. 5, 6. Gaudin et Strozzi, Fl. foss. ital. II, S. 47, Taf. 3, Fig. 3, 9. Sismonda,
Piemont, S. 48, Taf. 17, Fig. 7. Ettingshausen, Bilin, S. 62, Taf. 17, Fig. 9, 10; Taf. 18, Fig. 1 — 6.
Engelhardt, Leitm. Geb., S. 377, Taf. 5, Fig. 13. Ders., Jesuitengr., S. 25, Taf. 3, Fig. 10 — 14; Taf. 4,
Fig. 25, 30. Ders., Himmelsberg, S. 271, Taf. 3, Fig. 1. Ders., Dolnja Tuzla, S. 335, Taf. 1, Fig. 24, 28.
— Ulmus europaea Bronn, Lethaea geogn. n, S. 14, Taf. 35, Fig. 1. — Ulmus carpinifolia Wessel,
Paläont. IV, Taf. 4, Fig. 6.
Die Blätter sind gestielt, ei- lanzettförmig oder länglich, am Grunde eiförmig-zu-
gerundet oder oft gegen ihn verschmälert, gleichseitig oder schwach unsymmetrisch, am
Rande einfach- oder doppeltgezähnt; der Mittelnerv ist kräftig und läuft in die Spitze
aus, die Seitennerven verlaufen parallel in die Spitze der Zähne, wo doppelte Zahnung-
vorhanden, in die der größeren, das Nervennetz ist fein. Die Flügelfrüchte sind groß,
oval, mit einer runden, in der Mitte oben und unten etwas eingekerbten Flügelhaut
umgeben, durch welche eine Menge verzweigter Nerven laufen.
Es ist schon früher von mir darauf hingewiesen worden, daß dem Bestimmenden
zuweilen fossile Rüsterblätter in die Hände gelangen, die ihn zur Verzweiflung bringen
können, da sie mit gleichem Rechte mehreren zur Zeit als gesondert geltenden Arten
zugewiesen werden können; es sind das Übergangsformen von der einen zur anderen,
welche deren Zusammengehörigkeit als möglich erscheinen lassen. Eine Entscheidung
darüber, was wahr sei, könnten nur die Früchte bringen, von denen man trotz
374
II. Naturwissenschaft.
des häufigen Auftretens von Blättern der Ulmus plurinervia Ung., U. bronnii Ung.
und U. longifolia Ung. an zahlreichen Lokalitäten in langer Zeit immer nur die eine
fand, auch neuerdings wieder in Bosnien (Ettingshausens Frucht von U. longifolia
kann nur als jugendliche von Bronnii angesehen werden), wodurch die Ansicht Vele-
novskys (Vrsovic, S. 25) mehr und mehr Bestätigung zu finden scheint, „daß man es
hier nur mit einer Art zu tun hat“. Was daher vor ihm als besondere Arten erschien,
würde nun als Formen einer und derselben anzusehen sein.
Bei der Bestimmung würde in Zukunft die Zahl der Nerven als veränderlich nicht
mehr in Betracht kommen, ebenso deren Verlauf, welcher sich mitunter sogar in den
beiden Hälften eines und desselben Blattes als verschieden erweist. Die Form longifolia
mit länglichen und zugespitzten, am Grunde oft ungleichen Blättern würde sich durch
ihre doppelte Bezahnung sofort von den Formen plurinervia und bronnii mit einfacher
Bezahnung unterscheiden, von denen die erstere wieder durch die ei-lanzettlichen
Blätter von der letzteren mit eiförmig-elliptischen sich unterschiede. Übergangsformen
könnten als longifolia-plurinervia, wie unser großes, usw. bezeichnet werden, wollte man
die Bezeichnung der Formen auf die Spitze treiben.
Analoge jetztweltliche Art: Ulmus campestris L. (Europa).
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän, Pliozän.
Fundorte: Kakanj-Doboj (Werk, Mühle), Bahnwächterhaus Nr. 55 bei Zenica.
Gattung: Planera AVilld.
Planera ungeri Ivdv. sp., Taf. XCII, Fig. 19.
Ettingshausen, Wien, S. 14, Taf. 2, Fig. 5 — 18. Ders., Häring, S. 40, Taf. 11, Fig. 45. Ders.,
Bilin I, S. 141, Taf. 18, Fig. 14 — 20. Heer, Fl. <1. Schw. II, S. 60, Taf. 80, Fig. 1 — 24. Ders., Polarl.,
S. 100, Taf. 9, Fig. 135. Ders., Balt. Fl., S. 73, Taf. 21, Fig. 10. Ders., North Greenland, S. 472, Taf. 45,
Fig. 5 a, c; Taf. 46, Fig. 6, 7 n. Ders., Alaska, >S. 34, Taf. 5, Fig. 2. Ders., Sibirien u. Amurland, S. 53)
Taf. 15, Fig. 19. Ders., Sachalin, S. 40, Taf. 9, Fig. 10; Taf. 10, Fig. 1, 2. Ders., Beitr. z. Sachalin, S. 9,
Taf. 4, Fig. 4a. Ders., Grönland, S. 94, Taf. 75, Fig. 11; Taf. 89, Fig. 9; Taf. 92, Fig. 9; Taf. 95, Fig. 6,
7; Taf. 97, Fig. 3. Sismonda, Piemont, S. 48, Taf. 18, Fig. 2 — 4. Ludwig, Paläont. VEH, S. 106, Taf. 38,
Fig. 9 — 11; Taf. 31, Fig. 1 — 10; Taf. 60, Fig. 3, 5. Unger, Kumi, S. 48, Taf. 4, Fig. 10 — 16. Engel-
hardt, Braunk. v. Sachsen, S. 18, Taf. 4, Fig. 9, 10. Ders., Leitrn. Geb., S. 377, Taf. 5, Fig. 14 — 17. Ders.,
Cyprissch., S. 9, Taf. 7, Fig. 20, 32. Ders., Jesuitengr., S. 26, Taf. 3, Fig. 33; Taf. 4, Fig. 14, 16 — 22,
26 — 29; Taf. 21, Fig. 8, 255. Ders., Dux, S. 162, Taf. 3, Fig. 22, 24. Ders., Caplagr., S. 181, Taf. 8,
Fig. 6. Ders., Himmelsberg, S. 272, Taf. 1, Fig. 48; Taf. 2, Fig. 43; Taf. 3, Fig. 2. Lesquereux, Tert.
Fl., S. 190, Taf. 27, Fig. 7. Yelenovsky, Vrsovic, S. 26, Taf. 3, Fig. 18— 23; Taf. 4, Fig. 14. Staub,
Baranyaer Komitat, S. 35, Taf. 1, Fig. 7.
Syn. : Ulmus zelkovaefolia Unger, Chi. prot., S. 94, Taf. 26, Fig. 7, 8. Weber, Paläont. II, S. 174)
Taf. 19, Fig. 6. — Fagus atlantica Unger, Gen. et sp. pl. foss., S. 411. Ders., Iconogr. pl. foss., S. 115,
Taf. 43, Fig. 20. — Zelkova ungeri Kövats, Jahrb. d. k. k. Reichsanstalt, S. 178. Ders., Erdöbenye, S. 27,
Taf. 5, Fig. 1 — 12. Unger, Iconogr. pl. foss., S. 114, Taf. 43, Fig. 19. Massalongo, Fl. foss. Senigall.,
S. 217, Taf. 21, Fig. 1—5, 7, 11—17, 22—24; Taf. 35, Fig. 25; Taf. 36, Fig. 14; Taf. 41, Fig. 2— 4. —
Comptonia ulmifolia Unger, Sotzka, S. 162, Taf. 29, Fig. 4, 5. Massalongo, Ital. merid., S. 6, Taf. 2,
Fig. 9. — Quercus oreadum Weber, Paläont. II, S. 172, Taf. 18, Fig. 13, 15. — Quercus subrobur Göppert,
Schossnitz, S. 16, Taf. 7, Fig. 8, 9. — Quercus semi-dliptica Göppert, Schossnitz, S. 15, Taf. 6, Fig. 3 — 5,
— Castanea atavia Göppert, Schossnitz, S. 18, Taf. 5, Fig. 12, 13.
Die Blätter sind kurz gestielt, am Grunde meist ungleich, nur selten fast gleich,
lanzettförmig, oval, zugespitzt-oval oder ei-lanzettförmig, der Rand ist gleichmäßig ge-
sägt, die Zähne sind groß; die Seitennerven entspringen unter spitzen Winkeln und
münden in die Zahnspitzen.
Über die weite Verbreitung, welche diese Pflanze während der Tertiärzeit hatte,
gibt das große Literaturverzeichnis Auskunft. Sie fand sich in Amerika und Japan
Engelhardt. Zur Kenntnis der fossilen Flora der Zenica-Sarajevoer Braunkohlenablagerung. 375
ebenso gut wie in Europa, in letzterem jedoch am meisten, wo sie vom hohen Norden
bis herab nach Italien nachgewiesen werden konnte. Jetzt ist die Gattung aus Amerika
verschwunden, in Europa auf einen Winkel im Osten beschränkt, während sie nqch in
Asien größere Gebiete einnimmt.
Analoge jetztweltliche Art: Planera richardi Mich. (Kaukasus, Nordpersien, Süd-
ufer des Kaspisees).
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Pliozän
Fundorte: Ivakanj-Doboj (Werk, Mühle).
Moreen Endl.
Gattung: Ficus Tournef.
Ficus lanceolata Heer, Taf. XCIII, Fig. 26.
Lit. u. Syn. s. Dolnja Tuzla, S. 336.
Die Blätter sind lederig oder ziemlich lederig, lanzettförmig oder ei-lanzettförmig,
ganzrandig, am Grunde schnell zusammengezogen und in den Blattstiel verschmälert;
der Mittelnerv ist stark, die Seitennerven sind bogenläufig und gehen in spitzen
Winkeln aus.
Analoge jetztweltliche Art: Ficus princeps Knth. (Brasilien).
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän.
Fundorte: Kakanj-Doboj (Werk, Mühle), Bahnwächterhaus Nr. 55 bei Zenica.
Salicineen Rieh.
Gattung: Salix L.
Salix varians Göpp., Taf. XCIII, Fig. 23.
Lit. u. Syn. s. Dolnja Tuzla, S. 339. Dazu: Engelhardt, Himmelsberg, S. 275, Taf. 3, Fig. 6,
8, 9, 11.
Die Blätter sind länglich-lanzettförmig oder lanzettförmig, zugespitzt, am Rande
feingesägt, vielfach etwas gebogen; der Mittelnerv ist kräftig, die Seitennerven sind zart
und gehen unter verschiedenen Winkeln aus.
Analoge jetztweltliche Art: Salix fragilis F. (Europa, gemäßigtes Asien).
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän, Pliozän.
Fundort: Kakanj-Doboj (Werk).
Salix Lavateri Heer, Taf. XCIV, Fig. 3.
Heer, Fl. d. Schw. II, S. 28, Taf. 68, Fig. 1 — 12. Ders., Alaska, S. 27, Taf. 2, Fig. 10. Saporta,
Sud-Est de la France III, S. 38, Taf. 4, Fig. 1 — 4.
Die Blätter sind linealisch-lanzettförmig, etwa neunmal länger als breit, scharf und
dicht gesägt, lang zugespitzt.
Analoge jetztweltliche Art: Salix Russeliana Sm. (Europa).
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän.
Fundort: Kakanj-Doboj (Werk).
Laurineen Juss.
Gattung: Laurus Ein.
Laurus primigenia Ung.
Lit. s. Dolnja Tuzla, S. 341.
376
II. Naturwissenschaft.
Blätter dieser im Eozän, Oligozän, Miozän und Pliozän vorkommenden Art fanden
sich bei Plandiste südwestlich vom Kohlenwerke Kakanj-Doboj.
Gattung: Benzoin Nees ab Esenb.
Benzoin antiquum Heer, Taf. XCIV, Fig. 11.
Heer, Fl. d. Schw. H, S. 81, Fig. 1—8; III, S. 185. Unger, Radoboj, S. 141, Taf. 1, Fig. 12.
Engelhardt, Jesuitengr., S. 31, Taf. 6, Fig. 26. Ders., Himraelsberg, S. 279, Taf. 3, Fig. 27. Ders., Dolnja
Duzla, S. 343, Taf. 4, Fig. 4.
Die Blätter sind häutig, elliptisch oder länglich, gestielt, am Grunde verschmälert,
fiedernervig; die zarten Seitennerven entspringen unter spitzen Winkeln.
Analoge jetztweltliche Art: Benzoin odoriferum Nees. (Nordamerika).
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän.
Fundorte: Kakanj-Doboj (Mühle), Plandiste.
Gattung: Cinnamomum Burm.
Cinnamomum scheuchzeri Heer, Taf. XCIII, Fig. 20.
Lit. u. Syn. s. Dolnja Tuzla, S. 344.
Die Blätter sind beinahe gegenständig, lederig, glatt, gestielt, elliptisch, eiförmig
oder länglich, dreifach-nervig; die unteren Seitennerven laufen mit dem Rande parallel
oder ziemlich parallel, erreichen die Spitze nicht, entspringen selten am Blattgrunde,
meist in der Blattfläche aus dem nach der Spitze zu allmählich an Stärke abnehmenden
Mittelnerv; die von ihnen eingeschlossenen Hauptfelder sind von zarten, fast unter
rechtem Winkel ausgehenden Nervillen durchzogen; in der oberen Partie gehen noch
mehrere Seitennerven, die sich in Bogen untereinander verbinden, vom Mittelnerv aus;
die Randnerven sind von unter ziemlich rechtem Winkel entspringenden bogenförmigen
Tertiärnerven ausgefüllt.
Analoge jetztweltliche Art: Cinnamomum pedunculatum Nees ab Esenb. (Japan).
Zeitliche Verbreitung: Eozän, Oligozän, Miozän, Pliozän.
Fundorte: Konzilo potok, Bahnwächterhaus Nr. 55 bei Zenica, Plandiste bei
Kakanj-Doboj.
Cinnamomum polymorphum Al. Br. sp., Taf. XCIV, Fig. 9.
Lit. u. Syn. s. Dolnja Tuzla, S. 345. Dazu: Engelhardt, Himmelsberg, S. 279, Taf. 3, Fig. 28.
Die Blätter sind gestielt, elliptisch, am Grunde wenig verschmälert, zugespitzt,
dreifach-nervig; die seitlichen Grundnerven laufen mit dem Rande nicht parallel, sind
unvollkommene Spitzläufer und haben bisweilen in den Winkeln, die sie mit dem
mittleren bilden, Drüsen. Die Früchte sind oval, klein, am Grunde des zahnlosen
Kelches angewachsen.
Analoge jetztweltliche Art: Cinnamomum zeylanicum Nees. (Ostindien).
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän.
Fundort: Visoko.
Celastrineen R. Br.
Gattung: Celastrus L.
Celastrus europaeus Ung., Taf. XCIV, Fig. 20; Taf. XCV, Fig. 9.
Unger, Gen. et sp. pl. foss., S. 459. Ders., Syll. pl. foss. H, S. 10, Taf. 2, Fig. 10 — 15. Ettings-
hausen, Sagor II, S. 34, Taf. 15, Fig. 25 — 27. Engelhardt, Berand, S. 32, Taf. 2, Fig. 15.
Engelhardt. Zur Kenntnis der fossilen Flora der Zenica-Sarajevoer Braunkohlenablagerung. 377
Die Blätter sind breit-lanzettförmig, zugespitzt, in den Stiel unerheblich ver-
schmälert, ganzrandig oder am Rande zerstreut gezähnelt, lederig; der Mittelnerv ist
stark, die Seitennerven entspringen unter spitzen Winkeln, sind meist einfach und
parallel.
Analoge jetztweltliche Art: Celastrus myrtifolius L. (Java).
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän.
Fundort: Breza.
Daphnoideen Vent.
Gattung: Daphne L.
Daphne palaeo-mezereum Ett., Taf. XCIV, Fig. 7.
Ettingshausen, Leoben I, S. 52, Taf. 4, Fig. 1.
Die Blätter sind gestielt, häutig, umgekehrt-eiförmig, nach dem Grunde zu keil-
förmig verschmälert, an der Spitze kurz vorgezogen; der Mittelnerv tritt am Grunde
hervor, verschmälert sich stark nach der Spitze hin und verläuft gerade, die Seiten-
nerven entspringen unter sehr spitzen Winkeln und sind zart, die Tertiärnerven sind
äußerst fein und bilden ein aus unregelmäßigen länglichen Maschen bestehendes Netz.
Analoge jetztweltliche Art: Daphne mezereum L. (Europa).
Zeitweilige Verbreitung: Oligozän.
Fundort: Visoko.
Apocynaceen Lindl.
Gattung: Echitonium Ung.
Echitonium sophiae Web., Taf. XCIV, Fig. 12 u. 16.
Weber, Paläont. II, S. 187, Taf. 20, Fig. 17a— e. Heer, Fl. d. Schw. III, S. 22, Taf. 104, Fig. 10.
Ders., Beitr., S. 20, Taf. 10, Fig. 2. Sismonda, Piemont, S. 445, Taf. 10, Fig. 6. Engelhardt, Dux,
S. 170, Taf. 7, Fig. 19.
Die Blätter sind etwas lederig, linealisch oder linealisch-lanzettförmig. Die Frucht
ist eine lederartige, eirunde, zugespitzte, längsgefurchte Balgfrucht mit wandständigem
Samenträger.
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän.
Fundort: Zwischen Janjici und Lasva.
Sapotaceen Juss.
Gattung: Sapotacites Ett.
Sapotacites minor Ett., Taf. XCIII, Fig. 19.
Ettingshausen, Häring, S. 62, Taf. 21, Fig. 6 — 8. Ders., Sagor, II, S. 13, Fig. 5 — 8. Ders., Leoben
II, S. 12, Taf. 6, Fig. 11. Ders., Schönegg II, S. 292, Taf. 5, Fig. 33 — 35. Heer, Fl. d. Schw. IH, S. 14,
Taf. 103, Fig. 9; S. 191, Taf. 153, Fig. 45. Massalongo, Fl. foss. del Senigall., S. 294, Taf. 29, Fig. 28.
Sismonda, Piemont, S. 56, Taf. 26, Fig. 3. Engelhardt, Jesuitengr., S. 42, Taf. 8, Fig. 33, 34; Taf. 9,
Fig. 21. Ders., Dolnja Tuzla, S. 347, Taf. 2, Fig. 7; Taf. 3, Fig. 15.
Syn.: Pyrus minor Unger, Gen. et sp. pl. foss., S. 481. Ders., Sotzka, S. 53, Taf. 38, Fig. 16 — 24.
— Bu.melia oreadum Unger, Sotzka, S. 42, Taf. 22, Fig. 8, 10, 12. — Bumelia minor Unger, Syll. pl.
foss. HI, S. 25, Taf. 6, Fig. 11 — 19. Ders., Kumi, S. 43, Taf. 11, Fig. 31 — 34.
Die Blätter sind kurz gestielt, lederig, umgekehrt-eiförmig, ganzrandig, an der
Spitze ausgerandet, am Grunde keilförmig verschmälert; die Seitennerven gehen unter
spitzem Winkel aus, sind sehr zart und bogenläufig.
378
II. Naturwissenschaft.
Analoge jetztweltliche Art: Verschiedene Sapotaceen aus den Gattungen Bumelia
und Mimusops.
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän.
Fundort: Visoko.
Ericaceen Rieh.
Gattung: Andromeda S.
Andromeda protogaea Ung., Taf. XCIV, Fig. 22.
Lit. u. Syn. s. DolnjaTuzla, S. 349. Dazu: Ettingshausen, Schöuegg, S. 18, Taf. 6, Fig. 23 — 42.
Die Blätter sind lederig, lanzettförmig, an Grund und Spitze verschmälert, ganz-
randig, langgestielt; der Mittelnerv ist sehr stark, die Seitennerven sind meist verwischt,
wo sie vorhanden, zeigen sie sich stark bogenläufig und zart.
Analoge jetztweltliche Art: Andromeda (Leucothoe) eucalyptoides DC. (Brasilien).
Zeitliche Verbreitung: Eozän, Oligozän, Miozän.
Fundorte: Kakanj-Doboj (Mühle), ^eravac, gegenüber von Papratnica.
Andromeda vaccinifolia Ung., Taf. XCIV, Fig. 24.
Unger, Sotzka, S. 43, Taf. 23, Fig. 10 — 12. Heer, Fl. d. Schw. III, S. 7, Taf. 101, Fig. 25. Ders.,
Balt. Fl., S. 83, Taf. 25, Fig. 20. Engelhardt, Jesuitengr., S. 44, Taf. 10, Fig. 11. Ders., Hiramelsberg,
S. 283, Taf. 2, Fig. 32, 34.
Die Blätter sind lederig, lanzettförmig, ganzrandig, an der Spitze stumpf, am
Grunde gerundet oder ziemlich gerundet, gestielt.
Analoge jetztweltliche Art: Andromeda calyculata L. (Nordamerika, Europa,
Asien).
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän.
Fundort: Kakanj-Doboj (Werk).
Ampelideen Kuntk.
Gattung: Vitis L.
Vitis teutonica Al. Br., Taf. XCIV, Fig. 19.
Al. Braun, Jahrb. 1845, S. 172. Unger, Syll. pl. foss. I, S. 23, Taf. 9, Fig. 1 — 8. Heer, Fl. d.
Schw. III, S. 194, Taf. 155, Fig. 1 — 3. Ders., Balt. Fl., S. 91, Taf. 29, Fig. 7. Ludwig, Paläont. VHI,
S. 118, Taf. 45, Fig. 1 — 5; Taf. 46, Fig. 1 — 6. Engelhardt, Jesuitengr., S. 46, Taf. 10, Fig. 12. Ders.,
Himmelsberg, S. 284, Taf. 4, Fig. 6, 12. Ettingshausen, Steiermark, S. 76, Taf. 4, Fig. 15.
Syn.: Acer strictuni Göppert, Schossnitz, S. 35, Taf. 23, Fig. 1 — 5. — Acer vitifolium Al. Braun,
Jahrb. 1845, S. 172.
Die Blätter sind langgestielt, drei- bis fünflappig, am Grunde ausgerandet, die
Lappen straff, dreiseitig, verlängert, sehr zugespitzt, entfernt und scharf gezähnt. Die
Fruchtstiele sind an der AVurzel verdickt, die Samen bimförmig.
Analoge jetztweltliche Art: Ampelopsis tricuspidata Sieh, et Zucc. (Japan).
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän.
Fundort: Kakanj-Doboj (Mühle).
Anonaceen Dunal.
Gattung: Xylopia Br.
Xylopia ungeri nov. sp., Taf. XCV, Fig. 30.
Syn.: Anona xylopioides Unger, Syll. pl. foss. I, S. 27, Taf. 10, Fig. 15, 16.
Engelhardt. Zur Kenntnis der fossilen Flora der Zenica-Sarajevoer Braunkohlenablagerung. 379
Die Früchte sind zylindrisch ('?), zusammengepreßt, endigen mit kurzer Spitze,
sind gestielt und einem gemeinschaftlichen Stiele aufgesetzt.
Dem Äußeren nach sind Einzelfrüchte und Fruchtstand übereinstimmend mit
solchen von Xylopia Br.; vom inneren Baue ist nichts zu erkennen. Obgleich sich die
Früchte dicht aneinanderlegen, ist doch an einigen zu erblicken, daß sie mit kurzen
Stielen einem gemeinschaftlichen Fruchtstiele aufgesetzt waren. Sie scheinen ein jüngeres
Alter darzustellen, worauf ihre geringe Größe hindeutet. Sie sind in Glanzkohle um-
gewandelt. Trotz Suchens fand ich keine Papilionaceenfrüchte , für welche ich sie
anfangs ansprach, die mit ihnen zu vergleichen wären.
Zeitliche Verbreitung: Miozän.
Fundort: Kakanj-Doboj (Werk).
Nymphaeceen Salisb.
Gattung: Anoectohneria Sap.
Anoectomeria brongniarti Sap., Taf. XCIV, Fig. 5, 6.
Saporta, Sud-Est de la France II, S. 124, Taf. 7, Fig. 1; S. 306, Taf. 10, Fig. 1 — 4. Ettings-
hausen, Bilin III, S. 10, Taf. 41, Fig. 11 — 14. Ders., Steiermark, S. 81, Taf. 4, Fig. 16 — 18.
Syn.: Nymphaea arethusae Brongniart, Mein, du Mus. d’hist. nat. VIII, S. 332, Taf. 14, Fig. 2 — 9.
— Nymphaea hrongniartii Caspary, Ann. d. sc. nat. VI, S. 199, Taf. 13. Heer, Fl. d. Schw. III, S. 195,
Taf. 155, Fig. 20.
Das Rhizom ist dick, kriechend, mit querliegenden rautenförmigen Polstern ver-
sehen, die vier größere Luftgänge zeigen, von denen die unteren weit, größer als die
oberen sind und um die andere kleinere im Umriß liegen; unterhalb derselben befinden
sich die Wurzelnarben mit ihrer Gefäßbündelspur.
Es wurden außer einem großen mehrere kleine Stücke gefunden, die jedenfalls
hierherzuziehen sind. Leider sind sie schlecht und unvollständig erhalten, was wohl
starker Druck, der zur Verwischung mancher Partien geeignet war, bewirkt haben mag.
Zeitliche Verbreitung: Eozän, Oligozän.
Fundort: Kakanj-Doboj (Werk).
Gattung: Nymp)haea L.
Nymphaea charpentieri Heer, Taf. XCV, Fig. 11.
Heer, Fl. rl. Schw. III, S. 30, Taf. 106; Taf. 107, Fig. 1; S. 195, Taf. 155, Fig. 20. Ettingshausen,
Leoben II, S. 19, Taf. 7, Fig. 12.
Syn.: Nelumbium nymphaeoides Ettingshausen, Mte. Promina, S. 37, Taf. 10, Fig. 1; Taf. 11,
Fig. 2.
Das Rhizom ist dick, dicht mit großen Warzen besetzt, an deren oberem Ende
innerhalb einer kreisförmigen Partie rundliche Narben in einem Kreise gestellt er-
scheinen.
Analoge jetztweltliche Art: Nymphaea alha L. (Europa).
Zeitliche Verbreitung: Vorherrschend im Oligozän, selten im Miozän.
Fundort: Kakanj-Doboj (Mühle).
Tiliaceen Juss.
Gattung: Tilia L.
Tilia bosniaca nov. sp., Taf. XCIV, Fig. 8, 13, 14.
380
II. Naturwissenschaft.
Die Hochblätter sind zungenförmig, länglich, gestielt, in der Mitte am schmälsten,
an Spitze und Grund spitz; der Mittelnerv ist kräftig, tief unter der Spitze gegabelt,
die Seitennerven sind zart, verästelt; der Blütenstiel entspringt unter der Mitte.
Zu Tilia Milleri Ett. (Beitr. z. Steiermark, S. 63, Taf. 5, Fig. 2. Leoben H,
S. 21, Taf. 8, Fig. 9) darf unsere Braktee nicht gezogen werden, einmal, da jene sich
auffallend größer erweist, das anderemal eine Gabelung des Mittelnervs nicht stattfindet,
auch derselbe in der oberen Partie viel dünner ist.
Fundort: Kakanj-Doboj (Werk).
Tilia katzeri nov. sp., Taf. XCV, Fig. 23.
Das Deckblatt ist keilförmig, am Rande gewellt, an der Spitze gerundet; der
Mittelnerv ist stark, tief unter der Spitze gegabelt, die Seitennerven verbinden sich
vom Rande entfernt durch Bogen miteinander, die Randfelder sind mit Schlingen er-
füllt; der Blütenstiel entspringt weit unter der Mitte.
Fundort: Kakanj-Doboj (Mühle).
Acerineen DC.
Gattung: Acer L.
Acer trilobatum Stbg. sp., Taf. XCV, Fig. 10, 12, 14, 16, 17, 18, 26.
Al. Braun, Jahrb. 1845, S. 172. Unger, Chi. prot., S. 130, Taf. 41, Fig. 1 — 8. Ders., Kumi, S. 49,
Taf. 12, Fig. 28 — 30. Ders., Szäntö, S. 11, Taf. 4, Fig. 1, 2. Ders., Gleichenberg, S. 24, Taf. 5, Fig. 10.
Ettingshausen, Bilin II, S. 18, Taf. 1, Fig. 14; Taf. 44, Fig. 1 — 5, 7 — 9, 12, 15. Ders., Wetterau, S. 67,
Taf. 4, Fig. 1, 2, 4—6. Heer, Fl. d. Schw. III, S. 47, Taf. 2, Fig. 3, 4, 6, 8; S. 197, Taf. 110, Fig. 16—21;
Taf. 111, Fig. 1, 2, 5—14, 16, 18—21; Taf. 112, Fig. 1—8, 11—16; Taf. 113—115; Taf. 116, Fig. 1—3;
Taf. 155, Fig. 9, 10. Ders., Fl. foss. arct. VH, S. 125, Taf. 94, Fig. 1. Ludwig, Paläont. VIII, S. 127,
Taf. 50, Fig. 1 — 5; Taf. 51, Fig. 4 — 11; Taf. 52, Fig. 2, 4 — 7; Taf. 53, Fig. 6. Sismonda, Piemont, S. 39,
Taf. 18, Fig. 2; Taf. 20, Fig. 2. Engelhardt, Braunlt. v. Sachsen, S. 28, Taf. 8, Fig. 1, 2. Ders., Göhren,
S. 30, Taf. 6, Fig. 2. Ders., Leitm. Geb., S. 364, Taf. 3, Fig. 7—10; S. 392, Taf. 7, Fig. 17—19. Ders.,
Tschernowitz, S. 384, Taf. 5, Fig. 1 — 3. Ders., Cyprissch., S. 143, Taf. 8, Fig. 9 — 12; Taf. 9, Fig. 1«, b,
Ders., Liebotitz u. Putsehirn, S. 83, Taf. 1, Fig. 19; Taf. 2, Fig. 1, 4, 5. Ders., Jesuit engr., S. 384, Taf. 19,
Fig. 13 — 24. Ders., Himmelsberg, S. 285, Taf. 4, Fig. 3, 8 — 11, 17, 25, 26, 27. Lesquereux, Tert. Fl.,
S. 261, Taf. 48, Fig. 2, 3a. Sieber, Nordböhmen, S. 94, Taf. 1, Fig. 7, 8. Velenovsky, Vrsovic, S. 37,
Taf. 7, Fig. 1 — 3; Taf. 8, Fig. 26; Taf. 9, Fig. 2, 4. Schmal hausen, Südwest-Rußland, S. 36, Taf. 11,
Fig. 3 — 5.
Syn. : Phyllites lobatus Sternb erg, Yers. I, S. 39, Taf. 35, Fig. 2. — Phyllites trilobatum Sternberg,
Vers. I, S. 42, Taf. 50, Fig. 2. — Acer productum Al. Braun, Jahrb. 1845, S. 172. Uuger, Chi. prot., S. 131,
Taf. 41, Fig. 1 — 9. — Acer tricuspidatum Al. Braun, Jahrb. 1845, S. 172. — Acer vitifolium Unger, Chi.
prot., S. 133, Taf. 43, Fig 10, 11. Ludwig, Paläont. VIII, S. 131, Taf. 52, Fig. 1. — Platanus cuneifolia
Göppert, Schossnitz, S. 22, Taf. 12, Fig. 1 — 3. — Acer heeri Massai ongo, Fl. foss. del Senigall., S. 345,
Taf. 12, Fig. 3; Taf. 17, Fig. 1, 2, 4, 6—8; Taf. 18, Fig. 1, 2; Taf. 19, Fig. 2; Taf. 15; Taf. 16, Fig. 1—4,
12 — 14; Taf. 41, Fig. 11 — 16; Taf. 48, Fig. 16. — Acer sturi Engelhardt, Liebotitz u. Putsehirn, S. 19,
Taf. 1, Fig. 21.
Die Blätter sind langgestielt, drei- oder beinahe fünflappig, handspaltig, die Lappen
meist ungleich, der Mittellappen ist länger und breiter als die Seitenlappen oder alle
drei sind gleich; der Rand ist eingeschnitten-gezähnt, die Spitze zugespitzt, die Seiten-
lappen stehen teils von dem Mittellappen unter einem rechten oder ziemlich rechten
Winkel ab, teils sind sie unter einem spitzen aufgerichtet. Die Früchte sind breit ge-
flügelt, die Flügel stehen auseinander und haben eiförmige Samen.
Diese Art gehört zu den Pflanzen, welche während des Tertiärs die weiteste Ver-
breitung zeigten. Vom hohen Norden ist sie bis nach Italien, Griechenland und Süd-
Engelhardt. Zur Kenntnis der fossilen Flora der Zeuica-Sarajevoer Braunkohlenablagerung. 381
rußland nachgewiesen worden, außerdem im pazifischen Nordamerika und auf Sachalin.
Zur Eiszeit verschwand sie in Europa, nur in Italien hielt sie sich noch eine Weile.
Sie zeichnete sich durch die Polymorphie ihrer Blätter aus, was anfangs Al. Braun
veranlaßte, verschiedene Arten aufzustellen. Nachdem aber Heer in einem reichen
Materiale Formen gefunden, welche den Übergang von der einen zur anderen fest-
stellten, war die Zusammengehörigkeit derselben bewiesen.
Analoge jetztweltliche Art: Acer rubrum L. (Nordamerika).
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän, Pliozän.
Fundorte: Kakanj-Doboj (Werk, Mühle), Bahnwächterhaus Nr. 55 bei Zenica.
Ilicineen Brongn.
Gattung: Ilex, L.
Ilex ambigua Ung., Taf. XCIII, Fig. 15, 22, 25 und Taf. XCIV, Fig. 2, 10.
Unger, Chi. prot., S. 149. Ders., Syll. pl. foss. II, S. 14, Taf. 3, Fig. 28 — 33. Ders., Ivumi, S. 52,
Taf. 13, Fig. 19 — 25. Engelhardt, Dux, S. 187, Taf. 10, Fig. 2. Ders., Dolnja Tuzla, S. 354, Taf. 2, Fig. 11.
Die Blätter sind starr-lederig, länglich-eiförmig, kurzgestielt, spärlich dornig-gezähnt,
die Seitennerven meist verwischt.
Die Gestalt der Blätter ist großen Schwankungen unterworfen.
Analoge jetztweltliche Art: Ilex cassine L. (südliches Nordamerika).
Zeitliche Verbreitung; Oligozän, Miozän.
Fundorte: Kakanj-Doboj (Werk, Mühle), Bieli put bei Zenica.
Ilex stenophylla Ung., Taf. XCIII, Fig. 16.
Unger, Chi. prot., S. 149, Taf. 50, Fig. 10, 11. Ders., Syll. pl. foss. II, S. 14, Taf. 3, Fig. 15 — 27.
Heer, Fl. d. Schw. III, S. 71, Taf. 122, Fig. 7 — 10. Ders., Balt. Fl., S. 96, Taf. 30, Fig. 5 — 7. Massalongo,
Fl. foss. del Senigall., S. 380, Taf. 29, Fig. 18, 21; Taf. 35, Fig. 24. Engelhardt, Jesuitengr., S. 61,
Taf. 15, Fig. 32, 33. Ders., Berand, S. 34, Taf. 2, Fig. 33, 41. Ders., Himmelsberg, S. 288, Taf. 3, Fig. 4.
Die Blätter sind lederig, kurzgestielt, länglich, stumpf, ganzrandig; der Mittelnerv
ist stark, die Seitennerven sind sehr zart, gebogen- und verästelt.
Analoge jetztweltliche Art: Ilex dohoon Walt. (Nordamerika).
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän.
Fundort: Kakanj-Doboj (Mühle).
Rhamneen R. Br.
Gattung: Rhamnus L.
Rhamnus gaudini Heer, Taf. XCV, Fig. 1, 3, 5.
Heer, Fl. d. Schw. HI, S. 79, Taf. 124, Fig. 4—15; Taf. 125, Fig. 1, 7, 13. Ders., Balt. Fl., S. 45,
Taf. 11, Fig. 1 — 12; Taf. 12, Fig. 1 d-, S. 97, Taf. 30, Fig. 20, 21. Ders., Polarl., S. 124, Taf. 50, Fig. 6.
Ettingshausen, Bilin III, S. 42, Taf. 49, Fig. 20; Taf. 50, Fig. 1 — 4. Engelhardt, Cyprissch., S. 145,
Taf. 7, Fig. 1. Ders., Jesuitengr., S. 63, Taf. 16, Fig. 1, 6 — 8, 14. Ders., Himmelsberg, S. 288, Taf. 5,
Fig. 2, 3, 33. Ders., Dolnja Tuzla, S. 355, Taf. 3, Fig. 12. Staub, Zsiltal, S. 355, Taf. 26, Fig. 75; Taf. 38,
Fig. 4; Taf. 9, Fig. 2.
Syn.: Rhamnus Fricii Velonovsky, Vrsovic, S. 42, Taf. 8, Fig. 7 — 16; Taf. 9, Fig. 6; Taf. 10,
Fig. 18cZ.
Die Blätter sind gestielt, elliptisch, seltener eiförmig, feingesägt, die zwölf, seltener
acht bis zehn Seitennerven entspringen unter spitzen Winkeln, sind in der Nähe des
Randes bogenläufig, die Tertiärnerven fast gleichlaufend.
Analoge jetztweltliche Art: Rhamnus grandifolius Fisch, et Meyer (Kaukasus).
382
II. Naturwissenschaft.
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän.
Fundorte: Kakanj-Doboj (Werk, Mühle, V), Biel put bei Zenica.
Rhamnus rossmässlerii Ung., Taf. XCV, Fig. 13.
Unger, Gen. et sp. pl. foss., S. 64. Heer, Fl. d. Schw. III, S. 80, Taf. 124, Fig. 18 — 20. Ders., Balt.
Fl., S. 46, Taf. 10, Fig. 18 — 20. Sismonda, Piemont, S. 451, Taf. 15, Fig. 7. Engelhardt, Tschernowitz,
S. 387, Taf. 5, Fig. 4 — 6. Ders., Grasseth, S. 312, Taf. 4, Fig. 6, 9; Taf. 6, Fig. 10. Ders., Himmelsberg,
S. 289, Taf. 5, Fig. 5, 6. Lesquereux, Tert. Fl., S. 283, Taf. 54, Fig. 4.
Syn.: Phyllites rhamnoides Ross massier, Altsattel, S. 35, Taf. 8, Fig. 36, 37.
Die Blätter sind länglich-elliptisch, ganzrandig; der Mittelnerv ist kräftig, die
Seitennerven, jederseits sieben bis zehn, sind deutlich, parallel und am Rande bogen-
läufig.
Analoge jetztweltliche Art: Rhamnus frangula L. (Europa).
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän.
Fundort: Breza.
Juglandeen DC.
Gattung: Juglans L.
Juglans acuminata Al. Br., Taf. XCV, Fig. 7.
Lit. u. Syn. s. Dolnja Tuzla, S. 355.
Die Blätter sind gefiedert, die Blättchen gegenständig, lederartig, gestielt, eirund-
elliptisch oder eirund-lanzettförmig, zugespitzt, ganzrandig; der Mittelnerv ist stark und
nimmt nach der Spitze zu allmählich an Stärke ab, die Seitennerven, meist 10 — 14,
sind kräftig, werden nach dem Rande zu schwächer und verbinden sich da in Bogen.
Analoge jetztweltliche Art: Juglans regia L. (Mittel- und Ostasien).
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän, Pliozän.
Fundort: Kakanj-Doboj (Mühle).
Anacardiaceen Lindl.
Gattung: Rhus L.
Rhus herthae Unger, Taf. XCIV, Fig. 15.
Unger, Gen. et sp. pl. foss., S. 437. Ders., Syll. pl. foss. I, S. 42, Taf. 20, Fig. 7 — 9. Ders., Swo-
szowice, S. 6, Taf. 14, Fig. 21. Engelhardt, Jesuitengr., S. 68, Taf. 18, Fig. 10 — 12.
Die Blätter sind wenigpaarig-gefiedert (oder dreizählig?), die Blättchen eiförmig-
zugespitzt oder umgekehrt-eiförmig-zugespitzt, fast häutig, unregelmäßig-grobgesägt; die
Nervation ist schlingläufig, die Seitennerven sind ziemlich einfach; die Tertiärnerven
netzförmig.
Analoge jetztweltliche Art: Rhus toxicodendron L. (Nordamerika).
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän.
Fundort: Visoko.
Myrtaceen R. Br.
Gattung: Eucalyptus Herit.
Eucalyptus oceanica Ung., Taf. XCIV, Fig. 18.
Lit. s. Dolnja Tuzla, S. 357.
Engelhardt. Zur Kenntnis der fossilen Flora der Zenica-Sarajevoer Braunkohlenablagerung. 383
Die Blätter sind lederig, lanzettförmig oder linealisch-lanzettförmig, fast sichel-
förmig, zugespitzt, in den Blattstiel verschmälert, ganzrandig, der halbzollange Blatt-
stiel ist öfters am Grunde gedreht, der Mittelnerv ist deutlich, die Seitennerven sind
sehr zart und entspringen unter spitzen Winkeln.
Analoge jetztweltliche Art: Eucalyptus sp. (Australien).
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän.
Fundort: Kakanj-Doboj (Mühle).
Amygdaleen Bartl.
Gattung: Amygdalus L.
Amygdalus persicifolia Ung., Taf. XCIV, Fig. 23.
Lit. u. Syn. s. Dolnja Tuzla, S. 358. Dazu: Engelhardt, Himmelsberg, S. 295, Taf. 4, Fig. 14.
Die Blätter sind häutig, lanzettförmig, in den Stiel verschmälert, zugespitzt, fein-
gesägt; der Mittelnerv ist straff, die Seitennerven sind gekrümmt, stehen ab und ver-
binden sich vor dem Rande in Bogen.
Analoge jetztweltliche Art: Amygdalus persica L. (Orient, Persien).
Zeitliche Verbreitung: Oligozän.
Fundort: Kakanj-Doboj (Mühle).
Amygdalus pereger Ung., Taf. XCIV, Fig. 17.
Unger, Sotzka, S. 54, Taf. 34, Fig. 10 — 14. Heer, Fl. d. Schw. III, S. 95, Taf. 132, Fig. 8—12.
Engelhardt, Jesuitengr., S. 71, Taf. 19, Fig. 2, 3, 14; Taf. 21, Fig. 16. Ders., Himmelsberg, S. 295,
Taf. 5, Fig. 7, 22.
Die Blätter sind häutig, langgestielt, ei-lanzettförmig, zugespitzt, sägezähnig.
Zeitliche Verbreitung: Meist im Oligozän, selten im Miozän.
Fundort: Kakanj-Doboj (Mühle).
Papilionaceen Endl.
Gattung: Cassia L.
Cassia phaseolites Ung., Taf. XCIV, Fig. 21.
Lit. u. Syn. s. Dolnja Tuzla, S. 359. Dazu: Engelhardt, Hinnnelsberg, S. 297, Taf. 4, Fig. 16;
Taf. 5, Fig, 31, 39.
Die Blätter sind vielpaarig gefiedert, die Blättchen häutig, länglich-elliptisch oder
eirund-länglich, gestielt, ganzrandig, ziemlich stumpf; der Mittelnerv ist stark, die Seiten-
nerven sind zart, zahlreich, laufen parallel oder fast parallel und verbinden sich am
Rande in Bogen.
Analoge jetztweltliche Art: Cassia micranthera DC. (Brasilien).
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän, Pliozän.
Fundort: Breza.
Cassia ambigua Ung.
Unger, Gen. et sp. pl. foss., S. 492. Ders., Syll. pl. foss. II, S. 29, Taf. 10, Fig. 9. Ettingshausen,
Häring, S. 90, Taf. 29, Fig. 43 — 46. Ders., Mte. Promina, S. 24, Taf. 13, Fig. 9. Heer, Fl. d. Schw. III,
S. 121, Taf. 138, Fig. 29—36. Ders., Balt. Fl., S. 100, Taf. 30, Fig. 31, 32. Engelhardt, Jesuitengr.,
S. 78, Taf. 19, Fig. 43, 44; Taf. 20, Fig. 5—9, 17, 18. Ders., Dux, S. 196, Taf. 11, Fig. 9, 15. Ders.,
Himmelsberg, S. 298, Taf. 4, Fig. 15, 21.
Syn.: Acacia aniorphoides Weber, Paläont. IV, S. 164, Taf. 29, Fig. lc.
384
II. Naturwissenschaft.
Die Blätter sind gefiedert, die Blättchen kurz gestielt, elliptisch oder lanzettförmig,
zugespitzt, am Grunde ungleich; die Seitennerven zart und gebogen.
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän.
Fundort: Konzilo potok.
Mimoseen R. Br.
Gattung: Acacia L.
Acacia sotzkiana Ung., Taf. XCV, Fig. 24.
Unger, Sotzka, S. 189, Taf. 47, Fig. 1 — 10. Ettingshausen, Häring, 8. 93, Taf. 30, Fig. 55, 56.
Heer, Fl. d. Schw. III, S. 131, Taf. 140, Fig. 1 — 12. Massalongo, Fl. foss. del Senigall., S. 435, Taf. 35,
Fig. 4, 10. Saporta, Sud-Est de la France III, 8. 12, Fig. 19. Engelhardt, Jesuitengr., S. 81, Taf. 20,
Fig. 34, 35, 47. Ders., Dux, S. 197, Taf. 11, Fig. 28, 29; Taf. 14, Fig. 13, 19. Ders., Himmelsberg, 8. 299,
Taf. 5, Fig. 18.
Die Blätter sind doppelt-gefiedert (?), die Blättchen lanzettförmig, ein wenig lederig.
Analoge jetztweltliche Art: Nach Unger Acacia portoricensis Willd. (Tropisches
Amerika).
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän.
Fundort: Breza.
Pflanzenreste mit unsicherer Stellung.
Carpolithes alatus nov. sp., Taf. XCV, Fig. 2, 4, 6, 8.
Eine Art geflügelter Samen macht sich in den Gesteinen verschiedener Lokali-
täten durch massenhaftes Auftreten bemerklich. Die Samen selbst sind zylindrisch,
bald oben und unten zu einer Spitze verjüngt, bald an einem Ende breit gerundet, am
anderen in eine Spitze auslaufend. Sie zeigen durchgehends nur an einer Seite einen
nach unten schmäler werdenden Flügel, der bisweilen teilweise abgebrochen ist. Ein
zweiter entgegengesetzt stehender ließ sich nie nachweisen, auch nicht andeutungsweise
und wäre es geradezu auffällig, wenn ein solcher durchgehends verloren gegangen
wäre. Samen dieser Natur vermochte ich trotz angestrengten Suchens in den mir zu-
gänglichen Fruchtsammlungen nirgends zu finden, weshalb ich gezwungen war, obigen
vorläufigen Namen aufzustellen.
Fundorte: Zenica, Popi.
Carpolithes foveatus nov. sp., Taf. XCV, Fig. 27, 28, 29.
Die Samen sind umgekehrt- eirund, am Grunde zugespitzt, an dem einen Rande
flügelartig erweitert, an der Oberfläche kleingrubig.
Die Grübchen sind an der breiteren Hälfte größer und tiefer als an der schmäleren.
Die Zeichnungen sind nach Wachsabdrücken gefertigt, da nur Abdrücke Vorlagen.
Fundorte: Zenica, Kakanj-Doboj, Popi.
Carpolithes valvatus nov. sp., Taf. XCV, Fig. 19 — 22.
Die Früchte sind länglich, zweiklappig, kleingrubig, die Samen zylindrisch, an
einem Ende verschmälert, glatt.
Fig. 19 zeigt zwei aufgesprungene, jedoch an einem Ende noch aneinander be-
festigte Klappen; Fig. 20 und 21 stellen die Frucht im geschlossenen Zustande vor und
lassen die Naht erkennen; Fig. 22 gibt den Samen wieder.
Die Früchte sind in Kohle verwandelt, der Same zeigt solche nicht.
Fundort: Zenica.
Engelhardt. Zur Kenntnis der fossilen Flora der Zenica-Sarajevoer Braunkohlenablagerung. 385
Alphabetisches Verzeichnis der beschriebenen Pflanzenreste.
Acacia sotzkiana
Seite
. 384
Cinnamomum polymorphum .
Seite
. 376
Pinus megaloptera
Acer trilobatum
. 380
„ scheuchzeri . .
. 376
Planera ungeri
Ainus kefersteinii
. 368
Daphne palaeo-mezereum . .
. 377
Quercus gmelini
„ nostratum
. 369
Echitoniuni sophiae
. 377
lonchitis
. 383
Eucalyptus oceanica
. 382
„ persicifolia . . .
. 383
Fagus feroniae
. 373
,, sclerophyllina
Andromeda protogaea . . .
. 378
Ficus lanceolata
. 375
„ väldensis
„ vaccinifolia . .
. 378
Glyptostrobus europaeus . . .
. 365
Rhamnus gaudini
Anoectomeria brongniartii .
. 379
Ilex ambigua
. 381
„ rossmässleri
Benzoin antiquum
. 376
„ stenophylla
. 381
Phus herthae
Betula brongniartii ....
. 368
Juglans acuminata
. 382
Salix lavateri
„ prisca
. 368
Juncus retractus
. 364
„ varians
Carpinus grandis
. 370
Laurus vrimiqenia
. 375
Sapotacites minor
Carpolithes alatus
. 384
Myrica banksiaefolia
. 367
Sequoia langsdorfii
„ foveatus ....
. 384
„ hakeaefolia
. 366
Tilia bosniaca
„ valvatus ....
. 384
„ laevigata
. 367
„ katzeri
Cassia ambigua
. 383
„ vindobonensis ....
. 367
Typha latissima
383
Nympliaea cliarpentieri . . .
Ostrya atlantidis
. 379
Ulmus longifolia
Castanea atavia
. 372
. 371
Vitis teutonica
„ ungeri
. 372
Phragmites oeningensis . . .
Pinus hepios
. 364
Widdrinqtonia unqeri
Celastrus europaeus ....
. 365
Xylopia ungeri
Seite
365
374
370
369
370
370
369
381
382
382
375
375
377
366
380
380
365
373
378
366
378
Band IX.
25
Beitrag zur Kenntnis der Tertiärflora Bosniens
und der Herzegowina.
Von
Hermann Engelhardt,
Professor an der Dreikünigschule in Dresden.
(Mit 2 Tafeln und 9 Abbildungen im Texte.)
Nachdem ich die Bearbeitung der fossilen Flora von Dolnja Tuzla beendigt hatte,
erhielt ich vom Landesgeologen Herrn Dr. Friedrich Katzer weitere Kollektionen von
tertiären Pflanzenresten aus verschiedenen Teilen Bosniens und der Herzegowina zu-
gesandt. Erfreut über diese neue Gelegenheit, einen Beitrag für einen künftigen Pro-
drom der tertiären Flora Bosniens liefern zu können, habe ich die Bestimmung und
Bearbeitung dieser Pflanzenabdrücke vorgenommen, wobei es sich notwendig erwies,
das reiche Material in zwei Teile zu scheiden. Der eine davon gehört ausschließlich
der großen Sarajevo-Zenicaer Braunkohlenablagerung an und ist im Anschluß an eine
Darstellung der stratigraphischen Verhältnisse dieses Kohlenbeckens zur Beschreibung
gelangt (s. o. S. 364 ff.). Der zweite Teil des Materiales ist jener, welcher in den fol-
genden Zeilen besprochen werden soll.
Die bezüglichen fossilen Pflanzenreste stammen aus den Braunkohlenablagerungen
von Prijedor, Kamengrad, Banjaluka, Prozor, Bugojno und Mostar. Auf die
beiden erstgenannten nimmt eine Abhandlung von Katzer1) Bezug, aus welcher er-
hellt, daß diese Kohlenbecken dem Oligozän angehören; auch die drei letztgenannten
Ablagerungen sind nach Katzers neuesten Mitteilungen oligozänen Alters, was
durch die fossile Flora bestätigt wird. Namentlich der Charakter der Pflanzenreste ist
ein ausgesprochen oligozäner.
Außer vier von Krasser bestimmten Arten von Husumovci in der Kamengrader
Mulde waren aus den genannten Braunkohlenablagerungen bis jetzt keinerlei Pflanzen-
reste bekannt, so daß die nun folgenden Aufsammlungen in dankenswerter Weise zu
einem orientierenden Einblick in die fossile Flora dieser Becken geführt haben. Die
Kollektion von Mostar wurde von Herrn Bergdirektor F. Richter aus Zenica zusammen-
gebracht, alle übrigen Reste aber gelegentlich der geologischen Landesdurchforschung
von Herrn Dr. Katzer gesammelt.
*) Zentralblatt für Mineralogie, Geologie etc. 1901, p. 227 ff.
Engelhardt. Beitrag zur Kenntnis der Tertiärflora Bosniens und der Herzegowina.
387
Es stammen:
1. Aus der Prijedorer Ablagerung, und zwar aus Kongerien führenden Mergel-
kalken vom Jelovac-Sattel unter dem Gajic-Berge östlich von der Straße nach Dubica:
Pinus saturni Umr.
Glyptostrobus europaeus Brongn. sp.
Persoonia laurinoides nov. sp.
2. Aus der Kamengrader Ablagerung aus plattigen Mergelkalken im Liegenden
des Kohlenflötzes:
a ) Von Zurni6i:
Pinus saturni Ung1.
o
Glyptostrobus europaeus Brongn. sp.
Sequoia sternbergi Göpp. sp.
Myrica laevigata Heer.
b) Von Umci:
Pinus hepios Ung. sp.
Myrica hakeaefolia Ung. sp.
Myrica vindobonensis Ett. sp.
Myrica studeri Heer.
Castanea kubinyi Köv. sp.
Quercus lonchitis Ung.
Ficus lanceolata Heer.
Laurus lalages Ung.
Benzoin antiquum Heer.
Myrica banksiaefolia Ung.
Cinnamomum retusum Heer.
Dryandra linearis Heer.
Rhamnus rossmaessleri Ung.
Cinnamomum scheuchzeri Heer.
Hakea gaudini Heer.
Diospyros brachysepala Al. Br.
Andromeda protogaea Ung.
Ilex ambigua Ung.
Cassia phaseolites Ung.
Cassia ambigua Ung.
Leguminosites salicinus Heer.
3. Aus der Banjalukaer Ablagerung aus milden Mergeln im Hangenden des
unter dem Laus-Berge im Abbau stehenden Braunkohlenflötzes:
Sphaeria myricae n. sp.
Sphaeria palaeo-lauri Ett.
Phragmites oeningensis Al. Br.
Myrica hakeaefolia Ung. sp.
Myrica laevigata Heer.
Ulmus minuta Göpp.
Ficus populina Heer.
4. Aus der Braunkohlenablagerung
sandigen Hangendmergeln von Porisnica:
Glyptostrobus europaeus Brongn. sp.
Sequoia langsdorfii Brongn. sp.
Cinnamomum scheuchzeri Heer.
Cinnamomum lanceolatum Ung. sp.
Cinnamomum polymorphum Al. Br. sp.
Grevillea haeringiana Ett.
Acer integrilobum Web.
Callistemophyllum speciosum Ett.
Palaeolobium sotzkianum Ung.
von Bugojno, und zwar aus den fein-
Myrica hakeaefolia Ung. sp.
Ainus kefersteinii Göpp. sp.
Nach Katzers Mitteilung ferner auch noch
Acer trilobatum Stbg. sp.
Juglans acuminata A. Br.
25*
388
II. Naturwissenschaft.
5. Aus den hellgelben plattigen Mergelkalken der mittleren Stufe der oligo-mio-
zänen Braunkohlenablagerung von Prozor stammen die beim Dorfe Paros auf dem
Plateau von Gorica südlich von der Stadt gesammelten folgenden Arten:
Equisetum sp.
Salvinia sp.
Poacites caespitosus Heer.
Poacites tenuister-striatus nov. sp.
Arundo Goepperti Münst. sp.
Myrica banksiaefolia Ung.
Populus mutabilis Al. Br.
Cinnamomum scheuchzeri Heer.
Ec.hitonium sophiae Web.
Celastrus oxyphyllus Ung.
Carpolithes sp. (cf. foveatus Engh.)
Die von Katzer (Geologischer Führer durch Bosnien und die Herzegowina 1903,
p. 220) mitgeteilte Liste von Pflanzenresten desselben Fundortes beruht auf vorläufigen
Bestimmungen, die ich erst später zu revidieren und zu ergänzen vermochte.
6. Aus der Braunkohlenablagerung von Mostar, und zwar aus den milden
Mergeln im Hangenden des Braunkohlenflötzes nördlich von der Stadt:
Pinus ornata Stbg. sp.
Glyptostrobus europaeus Brongn. sp.
Cupressites richteri nov. sp.
Casuarina sotzkiana Ung.
Myrica hakeaefolia Ung. sp.
Qicercus furcinervis Rossm. sp.
Quercus myrtilloides Heer.
Liquidambar europaeum Al. Br.
Laurus primigenia Ung.
Laurus swoszowiciana Ung.
Vaccinium acheronticum Ung.
Andromeda protogaea Ung.
Sterculia cinnamomea Ett.
Banisteria häringiana Ett.
Myrtus bosniaca Egh.
Eucalyptus oceanica Ung.
Ich lasse nun die Beschreibung der einzelnen Arten folgen.
Pilze.
Gattung: Sphaeria Hall.
Sphaeria palaeo-lauri Ett., Taf. XCVI, Fig. 1.
Ettingshausen, Leoben I, S. 5, Taf. 1, Fig. 6.
Die Perithecien sind sehr klein, punktförmig, schwarz, laufen bisweilen zusammen
und öffnen sich mit einer kleinen runden Mündung.
Ettingshausen unterscheidet diese Art trotz ihrer großen Ähnlichkeit von
Sphaeria interpungens Heer (Fl. d. Schw. I, Taf. 1, Fig. 3), weil bei ihr verwachsene
Perithecien Vorkommen und sie auf einer anderen Nährpflanze sich befindet. Der erste
Grund bestimmt mich (die größeren Punkte stellen solche Stellen dar), den Pilz unter
obigem Namen zu veröffentlichen; auf den zweiten lege ich weniger Gewicht, da es ja
in der Jetztwelt eine Anzahl Sphärien gibt, welche auf verschiedenen Nährpflanzen
aufzutreten pflegen. Weiter bewegt mich dazu das ganze Vorkommen, das die Pilze an
manchen Stellen zerstreut, an anderen dagegen dicht gedrängt stehen läßt, und die
regelmäßig auftretende runde Öffnung in der Mitte der Perithecien, die Heer nicht
erwähnt. Ein ähnlicher Pilz ist Sphaeria milliarius Ett. (Häring, Taf. 4, Fig. 8, 9),
doch läßt sich nicht nachweisen, daß er hierhergehöre. So lange wir nicht die Sporen zu
beobachten imstande sind, wird wohl mancher Irrtum in den Bestimmungen mit unterlaufen.
Zeitliche Verbreitung: Oligozän.
Fundort: Banjaluka.
Engelhardt. Beitrag zur Kenntnis der Tertiärflora Bosniens und der Herzegowina. 389
Sphaeria myricae nov. sp., Taf. XCVI, Fig. 2.
Die Perithecien sind sehr klein, schwarz, kreisförmig gestaltet, flach, zerstreut.
Auf einem Blattstücke von Myrica hakeaefolia Ung. sp.
Fundort: Banjaluka.
Equisetaceen DC.
Gattung: Equisetum Linne.
Equisetum (Textabbildung 1).
Es liegt nur ein kümmerlicher Rest vor, welcher in der Breite mit
Equisetum limosellum Heer übereinstimmt, aber in der Bildung der Blatt-
scheide von dieser Art abweicht. Nur auf Grund vollständigeren Materiales
wäre eine Diagnose möglich; bis zur Erlangung dieses bleibe das Stück
unbestimmt.
Fig. 1.
Salviniaceen Bartl.
Gattung: Scilvinia Mich.
Es fand sich nur ein Teil eines nicht näher zu bezeichnenden Nafomia-Blattes vor.
Gramineen Juss.
Gattung: Poacites Brongn.
Poacites caespitosus Heer (Textabbil-
dung 2).
Heer, Fl. d. Scliw. I, S. 70, Taf. 26, Fig. 1. Et-
tingshausen, Bilin, S. 23, Taf. 6, Fig. 1. Engelhardt,
Cyprissch., S. 6, Taf 7, Fig. 11. Ders., Jesuitengr., S. 16,
Taf 1, Fig. 24, 25.
Die Blätter sind 2 — 3 mm breit, linealisch,
zehn- bis zwölfnervig.
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän.
Fundort: Paro§, südlich von Prozor.
Poacites tenuiter-striatus nov. sp. (Text-
abbildung 3).
Die Blätter sind lang, nach der Spitze ver-
schmälert, von zahlreichen dichtstehenden, sehr
zarten Nerven durchzogen.
Die meiste Ähnlichkeit zeigen die Blätter
mit solchen von Poacites acuminatus Ett., doch
sind diese schmäler. Die Nervatur macht sich
für das bloße Auge nur wenig bemerklich,
ist aber dem bewaffneten sehr deutlich
sichtbar.
Fundort: Paro§, südlich von Prozor.
Fig. 2.
390
II. Naturwissenschaft.
Gattung: Avundo L.
Arundo Göpperti Münst. sp. (Textabbildung 4).
Heer, Fl. d. Schw. I, S. 62, Taf. 22, Fig. 3; Taf. 23; III, S. 161, Taf. 146, Fig. 17. Ders., Balt.
Fl., S. 21, Taf. 8, Fig. 14c — e. Ettingshausen, Bilin I, S. 95, Taf. 4, Fig. 1 — 4. Engelhardt, Leitm.
Geh., S. 397, Taf. 8, Fig. 3 — 5; Taf. 9, Fig. 1 — 4. Ders., Dux, S. 145, Taf. 2, Fig. 3. Sieber, Nordböhm.
Braunk., S. 8, Taf. 3, Fig. 20a, b. Lesquereux, Tert. Fl., S. 86, Taf. 8, Fig. 3 — 5.
Syn.: Palmacites annulatus Schlotheim, Yerst., S. 396, Taf. 16, Fig. 5. — Stigmaria ? Rossmässler,
Altsattel, S. 41, Taf. 12, Fig. 58. — Culmites Göpperti Münster, Beitr., Heft V, S. 103, Taf. 3, Fig. 1—3;
Taf. 4, Fig. 1,2. — Caulinites radobojensis Unger, Chi. prot., S. 52, Taf. 17, Fig. 1 — 2. Ders., Iconogr. pl.
foss., S. 15, Taf. 29, Fig. 3. — Bamhusium sepultum Unger, Chi. prot., S. 128, Taf. 40. Ders., Sotzka, S. 26,
Taf. 2, Fig. 5, 6. Andrae, Siebenb., S. 12, Taf. 2, Fig. 1 — 3. — Typhaeolohiuni häringianum Ettings-
hausen, Häring, S. 30, Taf. 4, Fig. 2 c.
Die Blätter sind flach, breit, von vielen einander sehr genäherten Längsnerven
durchzogen.
Rhizome fanden sich nicht vor.
Analoge jetztweltliche Art: Arundo Donax L. (Mittelmeergebiet, Kaukasus, Ka-
narische Inseln).
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän.
Fundort: Paros, südlich von Prozor.
Gattung: PJiragmites Trin.
Phragmites oeningensis Al. B. (Textabbildung 5).
Lit. u. Syn. s. Engelhardt, Dolnja Tuzla, S. 324.
Das Rhizom ist verzweigt, seine Internodien sind gewöhnlich ge-
streckt, rührig, die Halme gestreckt, die Blätter breit und vielnervig.
Analoge jetzt weltliche Art: Phragmites communis Trin. (Europa,
Asien, Amerika, Australien).
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän, Pliozän.
Fundort: Banjaluka.
Abietineen Rieh.
Gattung: Pinus L.
Pinus hepios Ung., Taf. XCVII, Fig. 1.
Lit. u. Syn. s. Dolnja Tuzla, S. 325. Dazu: Menzel, Gymnosp. d. nordböhm.
Braunkohlenf. I, S. 64, Taf. 3, Fig. 4.
Die Nadeln stehen paarig, sind sehr lang, dünn, rinnig, die Scheide
ist verlängert.
Es ist nur ein Kurztrieb ohne Scheide gefunden worden.
Analoge jetztweltliche Art: Pinus mitis Mich. (Litorale Nordamerikas) und P. laricio
Poir. (Südeuropa).
Zeitweilige Verbreitung: Oligozän, Miozän.
Fundort: Umci.
Pinus saturni Ung. sp., Taf. XCVI, Fig. 5.
Engelhardt, Jesuitengr., S. 18, Taf. 1, Fig. 41. Menzel, Gymnosp. d. nordböhm. Braunk., S. 63,
Taf. 3, Fig. 17— 21.
Fig. 5.
Engelhardt. Beitrag zur Kenntnis der Tertiärflora Bosniens und der Herzegowina.
391
Syn.: Pitys saturni Unger, Chi. prot., S. 16, Taf. 4, Fig. 5. Ders., Syll. pl. foss. III, S. 65, Taf. 20,
Fig. 5 — 7. Göppert, Monogr. d. foss. Conif., S. 223, Taf. 35, Fig. 8, 9. — Pinites taedaeformis Unger,
Iconogr. pl. foss., S. 25, Taf. 13, Fig. 4. — Pinus taedaeformis Ettingshausen, Bilin I, S. 41, Taf. 13,
Fig. 13, 14. Engelhardt, Dux, S. 24, Taf. 3, Fig. 1.
Die Nadeln stehen zu drei vereinigt, sind lang, dünn, starr und besitzen vorgezo-
gene Scheiden.
Menzel, dem ein großes, durch eigenes Sammeln wie aus einer Anzahl von Samm-
lungen zusammengebrachtes Material zu Gebote stand, hat Pinus saturni Ung. sp. und
P. taedaeformis Ung. sp. vereinigt, worin ich ihm gern folge. Als Unterscheidungs-
merkmal beider Arten galt bisher nur die größere oder geringere Länge der Nadeln,
ein Merkmal, das auf Grund einer großen Anzahl von Exemplaren nicht aufrecht er-
halten werden konnte, zumal sie im übrigen sich als ganz gleich erwiesen.
Analoge jetztweltliche Art: Pinus patula Schiede und Deppe (Mexiko) P.sabiniana
Dougl., P. serotina Mchx. (Nordamerika), u. a.
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän.
Fundort: Zurnici, Jelovacsattel (nach Katzer).
Pinus ornata Stbg. sp., Taf. XCVII, Fig. 30.
Brongniart, Prodr., S. 107. Engelhardt, Leitm. Geh., S. 61, Taf. 10, Fig. 4. Ders., Tschernowitz,
S. 15, Taf. 2, Fig. 4. Menzel, Gymnosp. d. nordböhm. Braunk., S. 54, Taf. 2, Fig. 6 — 9.
Syn.: Conites ornatus Sternberg, Yers. I, S. 39, Taf. 55, Fig. 1, 2. — Pitys ornata Unger, Syn.
pl. foss., S. 197. — Pinites ornatus Unger, Gen. et. sp. pl. foss., S. 364.
Die Zapfen sind kegelförmig oder länglich, die Apophysen der Schuppen ganz,
vierseitig, ein wenig erhaben, strahlenförmig gestreift, mit hervortretendem querliegenden
Kiele und flachem rautenförmigen Höcker versehen.
Der Zapfen liegt im Abdrucke vor und wurde nach einem Wachsabdrucke gezeichnet.
Analoge jetztweltliche Art: Pinus lialepensis Mill. (Mittelmeergebiet).
Zeitliche Verbreitung: Oligozän.
Fundort: Mostar.
Cupressineen Rieh.
Gattung: Glyptostrobus Endl.
Glyptostrobus europaeus Brongn. sp., Taf. XCVI, Fig. 3, 9.
Lit. u. Syn. s. Dolnja Tuzla, S. 328.
Die Blätter sind spitz, schuppenförmig, angedrückt, am Grunde herablaufend, un-
gerippt, bisweilen linealisch, abstehend; die Zapfen kurz, eiförmig oder beinahe kugelig,
die Schuppen verholzt, an ihrer halbkreisförmigen Spitze mit sechs bis acht Kerbzähnen
versehen oder beinahe glatt, am oberen Teile des Rückens der Länge nach gefurcht,
am mittleren aber zart und mit festen Anhängseln versehen, die wenig gekrümmten
Samen geflügelt, am Grunde ausgerandet.
Analoge jetztweltliche Art: Glyptostrobus heteropliyllus Endl. (China).
Zeitliche Verbreitung: Eozän, Miozän, Pliozän.
Fundorte: Bugojno, Mostar, Zurnidi, Jelovacsattel (nach Katzer).
Gattung: Sequoia Endl.
Sequoia langsdorßi Brongn. sp., Taf. XCVI, Fig. 4.
Lit. u. Syn. s. Dolnja Tuzla, S. 329. Dazu: Menzel, Gymnosp. tl. nordböhm. Braunkohlenf. II,
S. 89, Taf. 5, Fig. 26.
392
II. Naturwissenschaft.
Die Blätter sind steif, linealisch, am Grunde verschmälert und angewachsen
herunterlaufend, gedrängt, abstehend; der Mittelnerv ist stark. Die Zapfen sind halb-
zollang, oval, die Schuppen schildförmig, in der Mitte mit einem Stachelspit zehen ver-
sehen.
Analoge jetztweltliche Art: Sequoia sempervirens Endl. (Kalifornien).
Zeitliche Verbreitung: Kreide, Eozän, Miozän, Pliozän.
Fundoi't: Bugojno.
Sequoia sternbergii Göpp. sp.
Es fand sich nur der Spitzenteil eines Triebes vor, der jedenfalls hierhergehört.
Fundort: Zurnici.
Gattung: Cupressites Ett.
Cupressites richteri nov. sp., Taf. XCVI, Fig. 6, 7.
Die Zweige sind dünn, dicht verästelt, die Blätter klein, eiförmig, zugespitzt,
dachziegelförmig, angedrückt, an der Spitze etwas abstehend.
Diese Art, welche zu Ehren des Herrn Bergdirektors F. Richter benannt wurde,
steht in ihrem Habitus Cupressites freneloides Ett. (Häring, S. 34, Taf. 5, Fig. 1 — 3)
sehr nahe, darf aber mit dieser nicht vereinigt Averden, da bei ihr nur zwei Reihen
von Blättern zu erkennen sind, während unsere deren drei zeigt.
Unsere Stücke sind nur an wenigen Stellen deutlich erhalten, die meisten Partien
stellen sich verwischt dar.
Fundort: Mostar.
Casuarineen Mirb.
Gattung: Casuarina Rmph.
Casuarina sotzkiana Ung. sp., Taf. XCVI, Fig. 8.
Ettingshausen, Bilin I, S. 43, Taf. 14, Fig. 2. Ders., Sagor I, S. 18, Taf. 3, Fig. 28. Ders.,
Leoben I, S. 23, Taf. 2, Fig. 15.
Syn.: Epliedrites sotzkianus Unger, Sotzka, S. 29, Taf. 5, Fig. 1 — 11. Heer, Fl. d. Schw. I, S. 60,
Taf. 22, Fig. 2.
Die Stengel sind gegliedert, blattlos, die Gliederstücke zylindrisch und gestreift,
die Ästchen gegenüberstehend, die Scheiden der Glieder nur an den dünneren Ästchen
deutlich.
Zeitliche Verbreitung: Oligozän.
Fundort: Mostar.
Myriceen Rieh.
Gattung: Myrica L.
Myrica hakeaefolia Ung. sp., Taf. XCVI, Fig. 10, 11, 16.
Lit. u. Syn. s. Dolnja Tuzla, S. 332. Dazu: Engelhardt, Himmelsberg, S. 265, Taf. 1, Fig. 43,
50, 51.
Die Blätter sind lederartig, fest, lanzettförmig oder linealisch -lanzettförmig, in
den Stiel verschmälert, zugespitzt und entfernt gezähnt, nach dem Grunde zu oder
auch durchgehend ganzrandig, die meisten vorhandenen Zähne ungleich; der Mittel-
nerv ist stark, die Seitennerven sind zart, flachbogenförmig und die Nervillen ziemlich
so stark als die Sekundärnerven.
Engelhardt. Beitrag zur Kenntnis der Tertiärflora Bosniens und der Herzegowina.
393
Analoge jetztweltliche Art: Myrica macrocarpa H. B. (Peru, Neugranada).
Zeitliche \ erbreitung: Eozän, Oligozän, vereinzelt im Miozän.
Fundorte: Paros bei Prozor, Bugojno, Banjaluka, Umci.
Myrica laevigata Heer, Taf. XCYI, Fig. 15, 23.
Heer, Zsilytal, S. 14, Taf. 2, Fig. 1 a, b, 2. Engelhardt, Göhren, S. 18, Taf. 3. Fig. 3. Ders.,
Grasseth, S. 290, Taf. 2, Fig. 11—13. Ders., Meuselwitz, S. 13, Taf. 2, Fig. 6, 7.
Syn.: Dryandroides laevigata Heer, FI. d. Schw. II, S. 101, Taf. 99, Fig. 5 — 8. Ders., Beitr., S. 19,
Taf. 10, Fig. 6. Ders., Bovey-Tracey, S. 47, Taf. 14, Fig. 9 — 11. Sismonda, Piemont, S. 53, Taf. 17;
Fig. 85 (?).
Die Blätter sind lederig, derb, glänzend, glatt, lanzettförmig, in den Stiel ver-
schmälert, an der Spitze zugespitzt, ganzrandig oder zerstreut gezähnt; der Mittelnerv
ist stark, die Seitennerven sind sehr zart, bogenförmig und in der Nähe des Randes
unter einander verbunden, die Tertiärnerven sehr fein.
Analoge jetztweltliche Art: Myrica cerifera L. (Nordamerika).
Zeitliche Verbreitung: Eozän, Oligozän, Miozän.
Fundorte: Mostar, Zurnici, Banjaluka.
Myrica banksiaefolia Ung., Taf. XCVI, Fig. 17, 18 und Textfigur 6.
Unger, Syn. pl. foss., S. 214. Ders., Sotzka, S. 30, Taf. 6, Fig. 3, 4; Taf. 7, Fig. 2 — 6.
Heer, Balt. FL, S. 67, Taf. 18, Fig. 4. Ders., Alaska, S. 28, Taf. 2, Fig. 11. Ders., Zsilytal,
S. 13, Taf. 1, Fig. 7. Engelhardt, Jesuitengr., S. 19, Taf. 2, Fig. 1. Ders., Himmelsberg,
S. 263, Taf. 1, Fig. 45.
Syn.: Dryandroides banksiaefolia Heer, Fl. d. Schw. II, S. 102, Taf. 100, Fig. 3 — 10;
HI, S. 187, Taf. 153, Fig. 6. Sismonda, Piemont, S. 54, Taf. 17, Fig. 8. Ludwig, Paläont.
Y, S. 146, Taf. 31, Fig. 10. — Dryandroides angustifolia Unger, Sotzka, S. 39, Taf. 20,
Fig. 1 — 6. Wessel u. Weber, Paläont. IY, S. 148, Taf. 26, Fig. 2. - — Banksia ungeri Ettings-
hausen, Häring, S. 54, Taf. 17, Fig. 1 — 22; Taf. 18, Fig. 1 — 6.
Die Blätter sind gestielt, steif, lederig, linealisch oder linealisch-lanzett-
förmig, überall scharf gesägt, beiderseits zugespitzt; die Seitennerven ent-
springen unter beinahe rechtem Winkel, sind genähert, einfach, parallel,
bogenläufig.
Analoge jetztweltliche Arten: Myrica cerifera L. (Nordamerika), M. esculenta Don.
(Neapel), M. californica Cham. (Kalifornien).
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän.
Fundorte: Zurnici, Mostar.
Myrica vindobonensis Ett. sp., Taf. XCVI, Fig. 20.
Heer, Fl. d. Schw. II, S. 34, Taf. 70, Fig. 5, 6; III, S. 176, Taf. 150, Fig. 16, 17. Ders., Balt. Fl.,
S. 32, Taf. 7, Fig. 4 — 10. Unger, Kumi, S. 22, Taf. 4, Fig. 20 — 30. Ludwig, Paläont. VIII, S. 94, Taf. 28,
Fig. 6, 7. Engelhardt, Dolnja Tuzla, S. 331, Taf. 87, Fig. 20. Ders., Jesuitengr., S. 19, Taf. 1, Fig. 40.
Syn.: Dryandra vindobonensis Ettingshausen, Wien, S. 18, Taf. 3, Fig. 6. — Dryandroides con-
cinna Heer, Fl. d. Schw. III, S. 188, Taf. 43, Fig. 8 — 10. — Myricophyllum bituminosum Saporta, Ann. d.
sc. nat., 1863, S. 221, Taf. 8, Fig. 1.
Die Blätter sind häutig, kurz gestielt, fiederspaltig; der Mittelnerv ist stark, die
bogigen Seitennerven sind zart und laufen in die Zähne aus.
Ob Myrica obtusiloba Heer (Fl. d. Schw. II, Taf. 70, Fig. 10) als besondere Art
aufzufassen ist, bleibt noch unentschieden.
Analoge jetztweltliche Art: Myrica serrata Lam. (Kapland), M. asplenifolia Bks.
(warmes und gemäßigtes Nordamerika).
394
II. Naturwissenschaft.
Zeitliche Verbreitung: Miozän.
Fundort: Umci.
Myrica studeri Heer, Taf. 1, Fig. 24.
Heer, Fl. d. Schw. II, S. 36, Taf. 70, Fig. 21—24.
Syn.: Myrica integrifolia Heer, Übers, der Tertiiirfl., S. 52.
Die Blätter sind häutig, oval, am Grunde verschmälert; die Seitennerven bogen-
läufig.
Analoge jetzt weltliche Art: Myrica cerifera L. (Nordamerika).
Zeitliche Verbreitung: Selten im Oligozän, häufiger im Miozän.
Fundort: Umci:
Betulaceen Bartl.
Gattung: Ainus Hall.
Ainus kefersteinii Göpp. sp., Taf. XCVI, Fig. 25, 26.
Unger, Chi. prot., S. 155, Taf. 33, Fig. 1 — 4. Ders., Swoszowice, S. 123, Taf. 13, Fig. 3. Ders.,
Szäntö, S. 6, Taf. 1, Fig. 6. Ettingshausen, Wien, S. 12, Taf. 1, Fig. 19, 20. Ders., Bilin I, S. 47,
Taf. 14, Fig. 17 — 20. Ders., Steiermark, S. 29, Taf. 1, Fig. 22. Heer, Fl. d. Schw. H, S. 37, Taf. 71,
Fig. 5 — 7. Ders., Spitzbergen, S. 70, Taf. 11, Fig. 7c; Taf. 14, Fig. 9, 10; S. 159, Taf. 30, Fig. 5a; Taf. 31,
Fig. 4. Ders., Sachalin, S. 29, Taf. 4, Fig. 45 — d. ; Taf. 5, Fig. 6—8. Ders., Balt. Fl., S. 33, Taf. 4,
Fig. 11 — 17; S. 67, Taf. 19, Fig. 1 — 13; Taf. 20. Sismonda, Piemont, S. 424, Taf. 12, Fig. 46; Taf. 14,
Fig. 3. Gaudin et Strozzi, Toscane, S. 30, Taf. 2, Fig. 7 — 9; Taf. 4, Fig. 6. Ludwig, Paläont. VHI,
S. 97, Taf. 31, Fig. 1 — 6; Taf. 32, Fig. 1, 2. Engelhardt, Braunk. v. Sachsen, S. 15, Taf. 3, Fig. 17. Ders.,
Göhren, S. 18, Taf. 3, Fig. 4 — 6. Ders., Leitm. Geb., S. 358, Taf. 2, Fig. 1; S. 375, Taf. 5, Fig. 4. Ders.,
Cyprissch., S. 7, Taf. 7, Fig. 17. Ders., Liebotitz u. Putschirn, S. 70, Taf. 1, Fig. 11 ; Taf. 2, Fig. 2. Ders.,
Jesuitengr., S. 21, Taf. 1, Fig. 34 — 36; Taf. 2, Fig. 12 — 16; Taf. 21, Fig. 9, 10, 12. Ders., Grasseth, S. 291,
Taf. 2, Fig. 7. Ders., Dux, S. 156, Taf. 3, Fig. 25, 26; Taf. 4, Fig. 25, 26, 28 — 31; Taf. 5, Fig. 1. Ders.,
Üaplagr., S. 175, Taf. 1, Fig. 1; Taf. 7, Fig. 1. Ders., Himmelsberg, S. 266, Taf. 2, Fig. 13 — 15. Vele-
novsky, Vrsovic, S. 22, Taf. 2, Fig. 24; Taf. 3, Fig. 13 — 17. Lesquereux, Tert. Fl., S. 140, Taf. 18,
Fig. 6-8; Taf. 64, Fig. 11.
Syn.: Alnites kefersteinii Göppert, Nova Acta XVIII, S. 564, Taf. 41, Fig. 1 — 19. — Ainus cycladum
Unger, Kumi, S. 23, Taf. 3, Fig. 9, 22. — Ainus sporadum Unger, Kumi, S. 23, Taf. 3, Fig. 1 — 8.
Die Blätter sind kurz gestielt, eirund oder länglich-eirund, die Spitze derselben
ist stumpf oder zugespitzt, der Rand meist doppelt, doch auch einfach gesägt, der Grund
zugerundet, bisweilen etwas herzförmig ausgerandet; der Mittelnerv ist stark, die Seiten-
nerven stehen weit auseinander, sind stark, entspringen unter spitzen Winkeln und sind
randläufig. Die Zäpfchen sind groß, die Schuppen verholzt und an der Spitze verdickt.
Analoge jetztweltliche Art: Ainus glutinosa Gärtn. (Nördliche Halbkugel).
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän, Pliozän.
Fundort: Bugojno.
Cupuliferen Endl.
Gattung: Quercus L.
Quercus furcinervis Rossm. sp., Taf. XCVI, Fig. 27.
Heer, Fl. d. Schw. II, S. 51, Taf. 77, Fig. 17, 18. III, S. 179, Taf. 151, Fig. 12—15. Ders., Polarl.,
S. 107, Taf. 7, Fig. 6a, 7a; Taf. 45, Fig. Id; Taf. 46, Fig. 6. Ders., Beitr., S. 18, Taf. 10, Fig. 4—7. Sis-
monda, Piemont, S. 431, Taf. 9, Fig. 2a, 3. Ettingshausen, Bilin I, S. 134, Taf. 16, Fig. 11, 12.
Ludwig, Paläont. VIII, S. 102, Taf. 34, Fig. 1 — 4, 6 — 8. Engelhardt, Leitm. Geb., S. 402, Taf. 10,
Fig. 10—19; Taf. 11, Fig. 1. Ders., Grasseth, S. 293, Taf. 1, Fig. 5; Taf. 2, Fig. 20—25, 27—31; Taf. 3,
Engelhardt. Beitrag zur Kenntnis der Tertiärflora Bosniens und der Herzegowina. 395
Fig. 1 — 6; Taf. 4, Fig. 1 — 4. Ders., Meuselwitz, S. 14, Tat. 1, Fig. 13, 21 — 23. Friedrich, Prov. Sachsen,
S. 50, Taf. 4, Fig. 11; Taf. 5, Fig. 7—10, 13.
S y n. : Pkyüites furcinervis Rossmässler, Altsattel, S. 33, Taf. 6, Fig. 25; Taf. 7. — Phyllites salignus
Rossmässler, Altsattel, S. 37, Taf. 9, Fig. 40. — Quercus cuspidata Unger, Gen. et sp. pl. foss., S. 401.
Ettingshausen, Sagor I, S. 179, Taf. 5, Fig. 9 — 11. — Quercus drymeja Heer, Fl. d. Schw. II, Taf. 75,
Fig. 18. — Dryophyllum furcinerve S chm al haus en, Südwestrußland, S. 22, Taf. 6, Fig. 4—13.
Die Blätter sind lanzettförmig, ei-lanzettförmig, linealiscli-lanzettförmig, linealisch,
eirund oder elliptisch, zugespitzt oder langzugespitzt, am Grunde in den Blattstiel ver-
schmälert, am Rande ausgeschweift gezähnt; der Mittelnerv ist stark, die Seitennerven
sind zahlreich, stark, randläufig und in der Nähe des Randes gegabelt.
Die Polymorphie der Blätter dieser Art verdient hervorgehoben zu werden.
Analoge jetztweltliche Art: Quercus spicata Sm. (Java).
Zeitliche Verbreitung: Oligozän.
Fundort: Mostar.
Quercus lonchitis Ung., Taf. XCVI, Fig. 13, 21.
Lit. s. Dolnja Tuzla, S. 334. Dazu: Engelhardt, Himmelsberg, S. 268, Taf. 2, Fig. 10, 11;
Taf. 5, 34.
Die Blätter sind lederig, gestielt, länglich-lanzettförmig oder ei-lanzettförmig, zu-
gespitzt, scharf gezähnt; die Seitennerven zahlreich, einfach, selten gegabelt, gleich-
laufend, die Tertiärnerven entspringen unter ziemlich rechtem Winkel und verbinden
sich unter einander.
Analoge jetztweltliche Art: Quercus lancifolia Schl. (Südamerika).
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän.
Fundort: Umci.
Quercus myrtilloides Ung., Taf. XCVI, Fig. 14.
Unger, Gen. et sp. pl. foss., S. 404. Unger, Iconogr. pl. foss., S. 110, Taf. 41, Fig. 17 — 20. Heer,
Fl. d. Schw. II, S. 48, Taf. 75, Fig. 10 — 16; III, S. 176, Taf. 151, Fig. 4 — 6. Sismonda, Piemont, S. 430,
Taf. 9, Fig. 4. Gaudin, Fl. foss. ital. II, S. 46, Taf. 4, Fig. 20.
Syn.: Myrica antiqua Ettingshausen, Häring, S. 39, Taf. 10, Fig. 1.
Die Blätter sind lederig, eiförmig oder länglich-umgekehrt-eiförmig, an der Spitze
stumpf, ganzrandig; der Mittelnerv ist stark, die Seitennerven sind zart, der Stiel ist
kurz, verdickt.
Analoge jetztweltliche Art: Nach Unger Quercus myrtifoliaWiWd. (Nordamerika),
nach Heer auch Qu. repanda H. et B. (Mexiko).
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän.
Fundort: Mostar.
Gattung: Castanea Tourn.
Castanea kubinyi Köv., Taf. XCVI, Fig. 28.
Kdvats, Jahrb. d. geol. Reichsanst. n, Abt. 2, S. 178. Ders., Erdöbenye, S. 25, Taf. 3, Fig. 1 — 7.
Ettingshausen, Heiligenkreuz, S. 6, Taf. 1, Fig. 12. Ders., Tokay, S. 23, Taf. 1, Fig. 1, 2. Sismonda,
Piemont, S. 435, Taf. 13, Fig. 14. Heer, Greenland II, S. 85, Taf. 89, Fig. 5; Taf. 92, Fig. 45. Engel-
hardt, Öaplagr., S. 178, Taf. 2, Fig. 3, 7, 8; Taf. 6, Fig. 3, 4; Taf. 7, Fig. 15; Taf. 8, Fig. 3; Taf. 9, Fig. 3.
Ders., Berand, S. 15, Taf. 1, Fig. 21—23, 25.
Syn.: Quercus simonyi Ettingshausen, Wildshuth, S. 9, Taf. 2, Fig. 3, 4. — Quercus drymeja
Andrae, Siebenb. u. Banat, S. 15, Taf. 3, Fig. 5, 6. — Castanea palaeopumila Andrae, Siebenb. u. Banat,
S. 16, Taf. 5, Fig. 2. — Castanea atavia Unge”, Gleichenberg, S. 20, Taf. 4, Fig. 1, 2. — Fagus dentata
Unger, Gleichenberg, S. 19, Taf. 2, Fig. 11. — Quercus etymodrys Unger, Gleichenberg, S. 18, Taf. 3,
Fig. 3. — Quercus crassinervia Göppert, Schossnitz, S. 16, Taf. 8, Fig. 1.
396
II. Naturwissenschaft.
Die Blätter sind häutig, gestielt, länglich-lanzettförmig, spitz oder zugespitzt, am
Grunde etwas gerundet oder ein wenig verschmälert, scharf gesägt, die Zähne bisweilen
stachelspitzig, die Seitennerven zahlreich, parallel, straff, in die Zähne vorgezogen. Die
Früchte sind auf der Rückenseite gewölbt, auf der Bauchseite flach, die Napf hüllen
igelstachelig.
Diese Art konnte von den Polarländern bis Italien nachgewiesen werden, wurde
aber während der Eiszeit auf den Süden Europas und auf Westasien beschränkt. Die
Polymorphie der Blätter ist auffällig.
Analoge jetztweltliche Art: Castanea vesca Gärtn. (Südeuropa, Westasien).
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän.
Fundort: Umci.
Ulmaceen Agardh.
Gattung: TJlvnus L.
Ulmus minuta Göpp., Taf. XCVI, Fig. 19.
Göppert, Schossnitz, S. 31, Taf. 14, Fig’. 12 — 14. Heer, Fl. d. Schw. II, S. 59, Taf. 79, Fig. 9 — 13;
III, Taf. 151, Fig. 30. Gaudin et Strozzi, Toscane, S. 33, Taf. 3, Fig. 7, 8. Massalongo, Fl. Senigall.,
S. 215, Taf. 38, Fig. 20. Ettingshausen, Bilin I, 8. 64, Taf. 18, Fig. 21, 22. Engelhardt, Dux, S. 161,
Taf. 6, Fig. 15.
Die Blätter sind kurz gestielt, am Grunde sehr ungleich, elliptisch oder herzförmig-
elliptisch, am Rande mit kegelförmigen Zähnen versehen; der Mittelnerv ist straff, aus-
laufend, die 8 — 14 Seitennerven sind zart, mehrere gegabelt.
Zeitliche Verbreitung: Im Oligozän sehr selten, im Obermiozän und Pliozän am
häufigsten.
Fundort: Banjaluka.
Moreen Endl.
Gattung: Ficus Tournef.
Ficus lanceolata Heer, Taf. XCVII, Fig. 4.
Lit. u. Syn. s. Dolnja Tuzla, S. 336.
Die Blätter sind lederig oder ziemlich lederig, lanzettförmig oder ei-lanzettförmig,
ganzrandig, am Grunde schnell zusammengezogen und in den Blattstiel verschmälert;
der Mittelnerv ist stark, die Seitennerven sind bogenläufig und gehen in spitzen
Winkeln aus.
Analoge jetztweltliche Art: Ficus princeps Knth. (Brasilien).
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän.
Fundort: Umci.
Ficus populina Heer, Taf. XCVII, Fig. 18.
Heer, Fl. d. Schw. II, S. 66, Taf. 85, Fig. 1—7; Taf. 86. Ettingshausen, Bilin I, S. 81, Taf. 21,
Fig. 8, 10.
Die Blätter sind langgestielt, herzförmig-elliptisch, elliptisch oder herzlanzettförmig,
an der Spitze zugespitzt, gekerbt-gesägt, sehr dicht punktiert, handnervig; der Mittel-
nerv ist stark, die beiden Seitennerven entspringen unter spitzem Winkel.
Wie die größeren Schweizer Blätter zeigt sich auch das unsere verletzt. Das
Netzwerk in der Spitze ist so, wie es Heer dargestellt hat; stellenweise ist auch die
Punktierung erhalten sowie die Berandung.
Engelhardt. Beitrag zur Kenntnis der Tertiärflora Bosniens und der Herzegowina. 397
Analoge jetztweltliche Art: Ficus mauritiana Lam. (Bourbon)
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän.
Fundort: Banjaluka.
Salicineen Rieh.
Gattung: Populus L.
Populus mutabilis Al. Br. (Textabbildung 7).
Lit. s. Dolnja Tuzla, S. 340.
Die Blätter sind meist langgestielt; einige oval, andere eirund-
elliptisch, elliptisch oder lanzettförmig, ganzrandig, ausgeschweift
oder zerstreut gekerbt, andere ziemlich kreisrund, länglich oder
lanzettförmig, grobgezähnt oder gesägt.
Analoge jetztweltliche Art: Populus euphratica Ol. (Orient,
Zentralasien).
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän.
Fundort: Paros, südlich von Prozor.
Balsamifluen Blume.
Gattung: Liquidambcir L.
Liquidambar europaeum Al. Br.
AL Braun in Bucklauds Geology, S. 115. Unger, Chi. prot., S. 120, Taf. 35, Fig. 1 — 5. Ettings-
hausen, Wien, S. 15, Taf. 2, Fig. 19 — 22. Ders., Bilin I, S. 84, Taf. 29, Fig. 1. Göppert, Schossnitz,
S. 22, Taf. 12, Fig. 6, 7. Heer, Fl. d. Schw. II, S. 6, Taf. 51, 52, Fig. 1—8. Ders., Alaska, S. 25, Taf. 2,
Fig. 7. Ders., North Greenland, S. 468, Taf. 41, Fig. 13. Gaudin et Strozzi, Toscane, S. 30, Taf. 5,
Fig. 1 — 3. Ludwig, Paläont. VIII, S. 89, Taf. 25, Fig. 1 — 4. Engelhardt, Göhren, S. 14, Taf. 2, Fig.
19 — 22; Taf. 3, Fig. 16. Ders., Dux, S. 163, Taf. 7, Fig. 22. Ders., Caplagr., S. 188, Taf. 7, Fig. 12; Taf. 8,
Fig. 4; Taf. 9, Fig. 6. Ders., Himmelsberg, S. 277, Taf. 3, Fig. 19. Lesquereux, Cret. and Tert. Fl.,
S. 159, Taf. 32, Fig. 11. Schlechten dal, Beitr. z. Braunk. Deutschi., S. 23, Taf. 5, Fig. 7 — 9; Taf. 6,
Fig. 7.
Syn.: Acer parschlugianum Unger, Chi. prot., S. 132, Taf. 43, Fig. 5. — ■ Liquidambar Seyfridü Al.
Braun in. Unger, Gen. et sp. pl. foss., S. 415. — Liquidambar acerifolium Unger, Gen. et sp. pl. foss.,
S. 415. Ders., Iconogr. pl. foss., S. 116, Taf. 43, Fig. 28. — Acer oeynhausianum Göppert, Schossnitz, S. 34,
Taf. 24, Fig. 1 — 4. — Acer cystifolium Göppert, Schossnitz, S. 35, Taf. 23, Fig. 5, 6. — Acer hederaeforme
Göppert, Schossnitz, S. 35, Taf. 24, Fig. 7, 10. — Steinhauera oblonga Stbg. Weber, Paläont. II, S. 52,
Taf. 1, Fig. 11.
Die Blätter sind langgestielt, drei- bis fünflappig, handspaltig, die einzelnen Lappen
scharfgesägt, an der Spitze feingespitzt, der Mittellappen ist meist in der Mitte ungeteilt,
nur selten mit Nebenlappen versehen. Die Früchte sind zu einem kugeligen Zäpfchen
vereinigt, lang geschnäbelt, an der Spitze eines langen, dicken, straffen Stieles be-
festigt.
Analoge jetztweltliche Art: Liquidambar styracifluum L. (Nordamerika).
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän, Pliozän.
Fundort: Mostar.
Laurineen Juss.
Gattung: Laurus L.
Laurus primigenia Ung., Taf. XCVII, Fig. 2.
Lit. u. Syn. s. Dolnja Tuzla, S. 341. Dazu: Engelhardt, Himmelsberg, S. 279, Taf. 3, Fig. 28.
398
II. Naturwissenschaft.
Die Blätter sind lederartig, gestielt, lanzettförmig, ganzrandig, zugespitzt, am Grunde
in den Blattstiel vei’schmälert; der Mittelnerv ist stark, die Seitennerven sind zart,
bogenläufig, verbinden sich am Rande mit einander und entspringen unter spitzen Winkeln.
Analoge jetztweltliche Art: Laurus canariensis Webb. (Kanarische Inseln, Azoren).
Zeitliche Verbreitung: Eozän, Oligozän, Miozän.
Fundort: Mostar.
Laurus swoszowiciana Ung., Taf. XCVII, Fig. 3.
Unger, Swoszowice, S. 4, Taf. 1, Fig. 11. Ettingshausen, Wien, S. 16, Taf. 3, Fig. 1, 2. Ders.,
Schönegg I, S. 39, Taf. 3, Fig. 33. Andrae, Siebenb. u. Banat, S. 19, Taf. 4, Fig. 5. Heer, Fl. d. Schw.
II, S. 80, Taf. 89, Fig. 5. Ders., Beitr., S. 19, Taf. 9, Fig. 10. Engelhardt, Dolnja Tuzla, S. 341, Taf. 89,
Fig. 9 ; Taf. 90, Fig. 6.
Die Blätter sind lanzettförmig, gestielt, ganzrandig, lederig; die Seitennerven sind
einfach und entspringen unter spitzen Winkeln.
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän.
Fundort: Mostar.
Laurus lalages Ung., Taf. XCVII, Fig. 5.
Unger, Sotzka, S. 169, Taf. 40, Fig. 6 — 9. Ders., Kumi, S. 55, Taf. 7, Fig. 33 — 38. Heer, Beitr.,
S. 7, Taf. 7, Fig. 9 — 11; S. 19, Taf. 9, Fig. 9. Engelhardt, Leitm. Geb., S. 360, Taf. 2, Fig. 4. Ders.,
Grasseth, S. 299, Taf. 6, Fig. 8. Ders., Jesuitengr., S. 30, Taf. 7, Fig. 4. Ders., Dux, S. 166, Taf. 8, Fig. 5.
Ders., Dolnja Tuzla, S. 498, Taf. 5, Fig. 10.
Die Blätter sind etwas lederig, lanzettförmig, nach Spitze und Grund verschmälert,
langgestielt, ganzrandig; der Mittelnerv ist deutlich, die Seitennerven sind zart, bogen-
läufig und reichen fast bis an den Rand, die unteren entspringen unter rechtem oder
ziemlich rechtem Winkel, während es die mittleren oder oberen unter spitzem tun.
Zeitliche Verbreitung: Vorzugsweise im Oligozän, vereinzelt im Miozän.
Fundort: Umci.
Gattung: Benzoin Nees ab Esenb.
Benzoin antiquum Heer, Taf. XCVII, Fig. 15.
Heer, Fl. d. Schw. II, S. 81, Taf. 90, Fig. 1—8; III, S. 185. Unger, Radoboj, S. 141, Taf. 1,
Fig. 12. Engelhardt, Jesuitengr., S. 31, Taf. 6, Fig. 26. Ders., Dolnja Tuzla, S. 500, Taf. 4, Fig. 4.
Ders., Himmelsberg, S. 279, Taf. 3, Fig. 27.
Die Blätter sind häutig, elliptisch oder länglich, gestielt, am Grunde verschmälert,
fiedernervig; die zarten Seitennerven entspringen unter spitzen Winkeln.
Analoge jetztweltliche Art: Benzoin odoriferum Nees (Nordamerika).
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän.
Fundort: Umci.
Gattung: Cinnamomum Burm.
Cinnamomum scheuchzeri Heer, Taf. XCVI, Fig. 12, 22, 32.
Lit. u. Syn. s. Dolnja Tuzla, S. 344.
Die Blätter sind beinahe gegenständig, lederig, glatt, gestielt, elliptisch, eiförmig
oder länglich, dreifachnervig; die unteren Seitennerven laufen mit dem Rande parallel
oder ziemlich parallel, erreichen die Spitze nicht, entspringen selten am Blattgrunde,
meist in der Blattfiäche aus dem nach der Spitze zu allmählich an Stärke abnehmenden
Mittelnerv; die von ihnen eingeschlossenen Hauptfelder sind von zarten, fast unter
rechtem Winkel ausgehenden Nervillen durchzogen; in der oberen Partie gehen noch
Engelhardt. Beitrag zur Kenntnis der Tertiärflora Bosniens und der Herzegowina.
399
mehrere Seitennerven, die sich in Bogen untereinander verbinden, vom Mittelnerv aus,
die Randfelder sind mit unter ziemlich rechtem Winkel entspringenden bogenförmigen
Tertiärnerven ausgefüllt.
Analoge jetztweltliche Art: Cinnamomum pedunculatum Nees (Japan).
Zeitliche Verbreitung: Eozän, Oligozän, Miozän, Pliozän.
Fundorte: Umci, Banjaluka, Paros bei Prozor.
Cinnamomum lanceolatum Ung. sp., Taf. XCVII, Fig. 7, 8.
Heer, Fl. d. Schw. H, S. 86, Taf. 93, Fig. 5 — 11. Ders., Bornstädt, S. 16, Taf. 3, Fig. 2. Ders.,
Balt. Fl., S. 77, Taf. 22, Fig. 14 — 17. Ders., Zsilythal, S. 17, Taf. 3, Fig. 3. Ders., Bovey-Tracey, S. 45,
Taf. 13, Fig. 1 — 8; Taf. 17, Fig. 14, 15. Ludwig, Paläont. YEH, S. 109, Taf. 43, Fig. 1 — 7. Sismonda,
Piemont, S. 440, Taf. 24, Fig. 5, 6; Taf. 26, Fig. 7. Unger, Kumi, S. 54, Taf. 7, Fig. 1 — 10. Ettings-
hausen, Bilin II, S. 198, Taf. 33, Fig. 7 — 9, 13, 16. Engelhardt, Braunk. v. Sachsen, S. 20, Taf. 4,
Fig. 11, 12. Ders., Leitm. Geb., S. 381, Taf. 4, Fig. 23—25; Taf. 5, Fig. 21, 22. Ders., Cyprissch., S. 10,
Taf. 7, Fig. 22, 23. Ders., Grasseth, S. 304, Taf. 3, Fig. 11, 14, 15; Taf. 4, Fig. 10, 12; Taf. 9, Fig. 1—5.
Ders., Jesuitengr., S. 329, Taf. 14, Fig. 7, 13, 18, 19—22, 25; Taf. 15, Fig. 3, 4, 6, 7, 12, 13. Lesquereux,
Tert. FL, S. 219, Taf. 36, Fig. 12. Friedrich, Prov. Sachsen, S. 25, Taf. 1, Fig. 4, S. 58, Taf. 5, Fig. 3,
4; S. 109, Taf. 16, Fig. 5, 10; S. 233, Taf. 29, Fig. 7. Ward, Laramie Group, S. 553, Taf. 16, Fig. 12.
Syn.: Phyllites cinnamomeus Rossmässler, Altsattel, S. 23, Taf. 1, Fig. 1. — Daphnogene lanceolata
Unger, Sotzka, S. 167, Taf. 37, Fig. 1 — 7. Weber, Paläont. II, S. 183, Taf. 20, Fig. 8. Ettingshausen,
Mte. Promina, S. 31, Taf. 7, Fig. 3 — 7.
Die Blätter sind gestielt, lanzettförmig, ganzrandig, an Spitze und Grund verschmä-
lert, zugespitzt, dreifachnervig; die basilären Seitennerven entspringen entweder gegen-
oder wechselständig, laufen mit dem Rande, dem sie genähert sind, parallel und zeigen
sich unvollkommen spitzläufig; die von ihnen in die Randfelder ausgehenden Tertiär-
nerven sind äußerst zart, oft nicht sichtbar; nach der Spitze zu gehen vom Mittel-
nerven bogenläufige Seitennerven aus, die sich untereinander verbinden, während dies
die unteren auch mit den basilären tun.
Analoge jetztweltliche Art: Cinnamomum zeylanicum Nees (Ostindien).
Zeitliche Verbreitung: Eozän, Oligozän, Miozän.
Fundort: Banjaluka.
Cinnamomum polymorphum Al. Br. sp., Taf. XCVII, Fig. 20.
Lit. u. Syn. s. Dolnja Tuzla, S. 345. Dazu: Engelhardt, Himmelsberg, S. 279, Taf. 3, Fig. 12.
Die Blätter sind gestielt, elliptisch, am Grunde wenig verschmälert, zugespitzt,
dreifachnervig; die seitlichen Grundnerven laufen mit dem Rande nicht parallel, sind
unvollkommene Spitzläufer und haben bisweilen in den Winkeln, die sie mit dem mitt-
leren bilden, Drüsen. Die Früchte sind oval, klein, am Grunde des zahnlosen Kelches
angewachsen.
Analoge jetztweltliche Art: Cinnamomum zeylanicum Nees (Ostindien).
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän.
Fundort: Banjaluka.
Cinnamomum retusum Heer, Taf. XCVI, Fig. 30.
Heer, Fl. fl. Schw. II, S. 87, Taf. 93, Fig. 12—14; Taf. 94, Fig. 20/.
Syn.: Daphnogene retusa Fischer-Ooster u. Heer, Übers, d. Tertiärpfl., S. 56.
Die Blätter sind länglich, an der Spitze eingedrückt oder tief ausgerandet.
Diese Art ist nur auf die mehr oder weniger starke Ausrandung der Spitze ge-
gründet, eine Eigenschaft, die man kaum anders als Formverschiedenheit aufzufassen
hat. Heer meint, daß sie wohl zu Cinnamomum subrotundum Al. Br. sp. gehöre; mir
400
II. Naturwissenschaft.
dünkt es wahrscheinlicher, sie zu C. scheuchzeri Heer zu stellen, einmal, da die bisher
gefundenen Blätter sich ganz gut in die Formenreihe dieser Art einreihen lassen (sie
würden sich den an der Spitze abgerundeten anschließen), das anderemal, da die
Nervatur nichts Abweichendes aufzuweisen hat. Dabei sei zugleich darauf hingewiesen,
daß man auch bei Blättern anderer Gattungen bisweilen an Stelle der Spitze die Aus-
randung treten sieht, ohne daß sie von äußerer Einwirkung hervorgerufen wäre.
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän.
Fundort: Zurni6i.
Proteaceen Juss.
Gattung: Hakea Schrad.
Hakea gaudini Heer, Taf. XCVI, Fig. 31.
Heer, Fl. cl. Schw. II, S. 96, Taf. 98, Fig. 18.
Die Blätter sind lederig, starr, schmal-lanzettförmig, dornig-gezähnt.
Ob Hakea exulata Heer (Taf. 98, Fig. 19) von dieser Art zu trennen ist, erscheint
mir noch zweifelhaft. Bei dem geringen Materiale, welches zur Zeit vorliegt, kann
eine Entscheidung nicht getroffen werden.
Zeitliche Verbreitung: Miozän.
Fundort: Umci.
Gattung: Grevillea R. Br.
Grevillea haeringiana Ett., Taf. XCVI, Fig. 29.
Ettingshausen, Prot. d. Vorw., S. 720, Taf. 2, Fig. 1. Ders., Häring, S. 51, Taf. 14, Fig. 9 — 14.
Heer, Fl. d. Schw. III, S. 186, Taf. 153, Fig. 29-31.
Die Blätter sind lederig, linealisch oder linealisch -lanzettförmig, ganzrandig, spitz,
am Grunde in den sehr kurzen Blattstiel verschmälert oder sitzend; der Mittelnerv ist
kräftig, die Seitennerven sind sehr zart, stehen entfernt, gehen unter spitzem Winkel
aus, sind einfach oder gegabelt.
Man könnte versucht sein, diesen Rest Persoonia (vgl. P. laurina R. Br.) zuzu-
rechnen, aber das Maschenwerk, das sich bei unserem Bruchstücke ausgezeichnet er-
halten zeigt, widerspricht dem.
Analoge jetztweltliche Art: Verschiedene Grevillea-Avten, z. B. 6r. oloides Sieb.
(Australien).
Zeitliche Verbreitung: Oligozän.
Fundort: Banjaluka.
Gattung: Dryandroides Ung.
Dryandroides linearis Heer, Taf. XCVII, Fig. 9.
Heer, Fl. d. Schw. II, S. 103, Taf. 98, Fig. 14.
Syn.: Myrica linearis Heer sp., Schimper, Traite H, S. 545.
Die Blätter sind starr, dicht punktiert, linealisch, nach Grund und Spitze hin sehr ver-
schmälert, zugespitzt, ohne Seitennerven, mit rein hyphodromer zarter Nervatur versehen.
Unser Blatt ist zwar kleiner als das in der Schweiz gefundene, muß aber hier-
hergezogen werden, da es alle sonstigen Eigenschaften mit diesem gemein hat. Die
Zellen (a) sind unter der Lupe nur an einigen Stellen sichtbar, was wohl von ihrer
großen Zartheit herrührt.
Ob Salicites stenophyllus Ett. (Häring, Taf. 10, Fig. 10) hierhergehört, kann so
lange nicht gesagt werden, als derselbe nur seiner Form nach beurteilt werden kann.
Engelhardt. Beitrag zur Kenntnis der Tertiärflora Bosniens und der Herzegowina. 401
Zeitliche Verbreitung: Oligozän.
Fundort: Zurnici.
Gattung: Persoonia Sm.
Persoonia laurinoides nov. sp.; Taf. XCVII, Fig. 10, 11.
Die Blätter sind hneahsch-lanzettförmig, ganzrandig, lederig; der Mittelnerv ist kräftig
und nimmt nach der Spitze zu beträchtlich, an Stärke ab, die Seitennerven sind sehr
zart, entspringen unter spitzen Winkeln, die Maschen sind zart, lineal und keilen sich
gegeneinander aus.
Analoge jetztweltliche Art: Persoonia laurina Sm. (Australien).
Fundort: Unter dem Jelovacsattel gegen Dubica.
Ebenaceen Vent.
Gattung: Diospyros L.
Diospyros brachysepala Al. Br., Taf. XCVII, Fig. 12
Lit. u. Syn. s. Dolnja Tuzla, S. 347. Dazu: Engelhardt, Himmelsberg, S. 382, Taf. 4, Fig. 1.
Die Blätter sind gestielt, elliptisch, an Spitze und Grund verschmälert, ganzrandig;
der Mittelnerv ist kräftig und verdünnt sich allmählich, nach der Spitze zu, die Seiten-
nerven alternieren, sind gebogen und entspringen unter spitzen Winkeln.
Analoge jetztweltliche Art: Diospyros lotus L. (Mittelmeergebiet, gemäßigtes Asien).
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän.
Fundort: Umci.
Vaccinieen Rieh.
Gattung: Vaccinium L.
Vaccinium acheronticum Ung., Taf. XCVII, Fig. 6.
Unger, Gen. et sp. pl. foss., S. 420. Ders., Syll. pl. foss. III, S. 37, Taf. 12, Fig-. 4. Ders., Sotzka,
S. 43, Taf. 24, Fig. 1, 3, 4, 6, 7. Heer, Fl. d. Schw. III, S. 10, Taf. 101, Fig. 29. Ders., Bovey-Tracey,
S. 50, Taf. 17, Fig. 8. Ders., Balt. Fl., S. 36, Taf. 8, Fig. 18. Massalongo, Fl. foss. del Senigall., S. 301,
Taf. 29, Fig. 15. Ettingshausen, Bilin II, S. 48, Taf. 39, Fig. 15, 16. Engelhardt, Jesuitengr., S. 44,
Taf. 9, Fig. 27 — 30, 33 — 36. Ders., Himmelsberg, S. 283, Taf. 2, Fig. 30, 31; Taf. 3, Fig. 23.
Die Blätter sind etwas lederig, eiförmig oder ei-lanzettförmig, ganzrandig; der
Mittelnerv ist bestimmt, die Seitennerven sind fein und verästelt.
Analoge jetztweltliche Art: Vaccinium stamineum Ait. (Warmes und kaltes
Amerika).
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän.
Fundort: Mostar.
Apocynaceen Lindl.
Gattung: J Ecliitonium Ung.
Echitonium sophiae Web.
Lit. s. Dolnja Tuzla, S. 349.
Die Blätter sind linealisch-lanzettlich, lang, zugespitzt, am Grunde verschmälert,
etwas lederig, der Mittelnerv ist kräftig, die zahlreichen Seitennerven sind kaum sichtbar.
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän.
Fundort: Paros bei Prozor.
Band IX.
26
402
II. Naturwissenschaft.
Ericaceen DC.
Gattung: Andromeda L.
Andromeda protogaea Ung., Tat. XCVII, Fig. 14, 21.
Lit. u. Syn. s. Dolnja Tuzla, S. 349. Dazu: Ettingshausen, Sclioenegg, S. 18, Taf. 6, Fig. 23 — 42.
Die Blätter sind lederartig, lanzettförmig, beiderseits verschmälert, ganzrandig,
langgestielt; der Mittelnerv ist sehr stark, die Seitennerven sind meist verwischt, wo
sie vorhanden, zeigen sie sich stark bogenläufig und zart.
Analoge jetztweltliche Art: Leucothoe eucalyptoides DC. (Brasilien).
Zeitliche Verbreitung: Eozän, Oligozän, Miozän.
Fundorte: Umci, Mostar.
Sterculiaceen Vent.
Gattung: Sterculia L.
Sterculia cinnamomea Ett., Taf. XCVII, Fig. 13.
Ettingshausen, Moskenberg, S. 78, Taf. 4, Fig. 19, 20.
Die Blätter sind lederartig, länglich oder lanzettförmig, am verschmälerten Grunde
abgestutzt oder etwas abgerundet, nach der Spitze allmählich verschmälert; an der
Basis fünfnervig, die äußeren Basalnerven sind äußerst fein und kurz, die inneren
treten etwas mehr hervor und sind länger, die Seitennerven entspringen unter spitzen
Winkeln.
Die von Ettingshausen wiedergegebenen Blattstücke sind größer, doch kann
wohl kein Zweifel sein, daß das unserige ihnen anzureihen ist, da es im übrigen in
jeglicher Beziehung mit ihnen übereinstimmt.
Zeitliche Verbreitung: Bisher Miozän.
Fundort: Mostar.
Acerineen DG.
Gattung: Acer L.
Acer integrilobum Web. (Textfigur 8).
Weber, Paläont. II, S. 196, Taf. 22, Fig. 5. Heer, Fl. d.
Schw. III, S. 58, Taf. 116, Fig. 11. Ettingshausen, Bilin III,
S. 22, Taf. 45, Fig. 2. Engelhardt, Jesuitengr., S. 53, Taf. 13,
Fig. 20, 21; Taf. 14, Fig. 1. Ders., Grasseth, S. 38, Taf. 8, Fig. 17.
Ders., Hiramelsberg, S. 286, Taf. 4, Fig. 19, 20, 22.
Syn.: Acer pseudo-monspessulanum Unger, Chi. prot., Taf. 42,
Fig. 5; Taf. 43, Fig. 1. — Acer rihifolium. Göppert, Schossnitz,
S. 34, Taf. 22, Fig. 18, 19. — Acer subcampestre Göppert, Schoss-
nitz, S. 34, Taf. 22, Fig. 16, 17.
Die Blätter sind handförmig-dreilappig, die Lappen
ganzrandig oder bisweilen wellig-randig, gespitzt, die
seitlichen abstehend, die Buchten bilden einen rechten
Winkel.
Analoge jetztweltliche Art: Acer campestre L.
(Europa).
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän.
Fundort: Banjaluka.
Engelhardt. Beitrag zur Kenntnis der Tertiärflora Bosniens und der Herzegowina.
403
Malpighiaceen Juss.
Gattung: Banisteria L.
Banisteria häringiana Ett., Taf. XCVII, Fig. 22.
Ettingshausen, Häring, S. 68, Tat'. 23, Fig. 33—35.
Die Blätter sind lanzettförmig, gestreckt, zugespitzt, ganzrandig, lederig; die Seiten-
nerven entspringen unter spitzen Winkeln, sind einfach, steigen am Rande in die Höhe
und verbinden sich untereinander.
Analoge jetztweltliche Art: Banisteria laurifolia L. (Antillen).
Zeitliche Verbreitung: Oligozän.
Fundort: Mostar.
Sapindaceen Juss.
Gattung: Sapindus L.
Sapindus falcifolius Al. Br., Taf. XCVII, Fig. 23.
Lit. u. Syn. s. Dolnja Tuzla, S. 352. Dazu: Engelhardt, Himmelsberg, S. 286, Taf. 4, Fig. 24.
Die Blätter sind paarig-gefiedert, häutig, die Blättchen wechselständig, auseinander-
stehend, etwas sichelförmig gekrümmt, ei-lanzettförmig oder lanzettförmig-zugespitzt, am
Grunde ungleichseitig und gegen den Blattstiel verschmälert; der Mittelnerv ist stark,
die Seitennerven sind zahlreich, zart und bogenläufig.
Analoge jetztweltliche Art: Sapindus sur-inamensis Poir., S. frutescens Aubl. (Guiana).
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän, Pliozän.
Fundort: Mostar, Zurnici.
Celastrineen R. Br.
Gattung: Celastrus L.
Celastrus oxyphyllus Ung. (Textfig. 9).
Unger, Sotzka, S. 47, Taf. 30, Fig. 22 — 24. Ders., Syll. pl. foss. II, S. 8, Taf. 2,
Fig. 4. Ettingshausen, Sagor II, S. 33, Taf. 16, Fig. 21.
»Syn.: Celastrus Anclromedae Unger, Sotzka, Taf. 30, Fig. 2 — 4. — Evonymus Pitliyae
Unger, »Sotzka, Taf. 30, Fig. 26.
Die Blätter sind eirund, beiderseits verschmälert, ungleichseitig, ge-
sägt, kurzgestielt, lederig; die Seitennerven entspringen unter spitzen
Winkeln.
Analoge jetztweltliche Art: Celastrus acuminatus (Kap der guten
Hoffnung).
Zeitliche Verbreitung: Oligozän.
Fundort: Paros südlich von Prozor.
Ilicineen Brongn.
Gattung: Ilex F.
Ilex ambigua Ung., Taf. XCVII, Fig. 19.
Unger, Chi. prot., »S. 149. Ders., »Syll. pl. foss. II, S. 14, Taf. 3, Fig. 28 — 33. Ders., Kumi, S. 52,
Taf. 13, Fig. 19 — 25. Engelhardt, Dux, »S. 187, Taf. 10, Fig. 2. Ders., Dolnja Tuzla, S. 354, Taf. 2,
Fig. 11.
26*
404
II. Naturwissenschaft.
Die Blätter sind starr-lederig, länglich-eiförmig, kurzgestielt, spärlich doi’nig-gezähnt,
die Seitennerven sind meist verwischt.
Analoge jetztweltliche Art: Ilex cassine L. (Südliches Nordamerika).
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän.
Fundort: Umci.
Rhamneen R. Br.
Gattung: Rhamnus L.
Rhamnus rossmässleri Ung., Taf. XCV1I, Fig. 24.
Unger, Gen. et sp. pl. foss., S. 64. Heer, Fl. d. Schw. III, S. 80, Taf. 124, Fig. 18 — 20. Ders.,
Balt. Fl., S. 46, Taf. 10, Fig. 18 — 20. Sisinonda, Piemont, S. 451, Taf. 15, Fig. 7. Engelhardt, Tscher-
nowitz, S. 387, Taf. 5, Fig. 4 — 6. Ders., Grasseth, >S. 312, Taf. 4, Fig. 6, 9; Taf. 6, Fig. 10. Ders., Him-
melsberg, >S. 289, Taf. 5, Fig. 5, 6. Lesquereux, Tert. Fl., S. 283, Taf. 54, Fig. 4.
Syn.: Phyllites rhamnoides Rossmässler, Altsattel, S. 35, Taf. 8, Fig. 36, 37.
Die Blätter sind länglich-elliptisch, ganzrandig; der Mittelnerv ist kräftig, die Seiten-
nerven, jederzeit 7 — 10, sind deutlich, parallel und am Rande bogenläufig.
Analoge jetztweltliche Art: Rhamnus frangula L. (Europa).
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän.
Fundort: Zurnici.
Juglandeen DC.
Gattung: Juglans L.
Juglans acuminata Al. Br.
Nach Katzers Mitteilung finden sich Blätter bei Bugojno vor.
Myrtaceen R. Br.
Gattung: Myrtus L.
Myrtus bosniaca Engelh., Taf. XCVII, Fig. 29.
Lit. s. Engelhardt, Dolnja Tuzla, S. 356, Taf. 2, Fig. 17.
Die Blätter sind lederig, elliptisch, scharf-zugespitzt, kurzgestielt; der Mittelnerv '
ist am Grunde stark, die Seitennerven sind sehr fein, entspringen unter spitzen Win-
keln und verlaufen in einen mit dem Rande parallelen Saumnerv.
Unser Blatt zeigt die Nervatur vollständiger als das von Spionica, besonders auch
eine Anzahl zarter Nervillen.
Fundort: Mostar.
Gattung: Eucalyptus Herit.
Eucalyptus oceanica Ung., Taf. XCVII, Fig. 25.
Lit. s. Dolnja Tuzla, S. 357.
Die Blätter sind lederig, lanzettförmig oder linealisch-lanzettförmig, fast sichel-
förmig, zugespitzt, in den Blattstiel verschmälert, ganzrandig, der 1/2 Zoll lange Blatt-
stiel ist öfters am Grunde gedreht; der Mittelnerv ist deutlich, die Seitennerven sind
sehr zart und entspringen unter spitzen Winkeln.
Analoge jetztweltliche Art: Eucalyptus sp. (Australien).
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän.
Fundort: Mostar.
405
Engelhardt. Beitrag zur Kenntnis der Tertiärflora Bosniens und der Herzegowina.
Gattung: Callistemopliyllum Ett.
Callistemophyllum speciosum Ett., Taf. XCVII, Fig. 17.
Ettingshausen, Häring, S. 83, Taf. 27, Fig. 10, 15, 16.
Die Blätter sind linealiseli-lanzettförmig oder linealisch, sehr kurzgestielt, ganz-
randig, etwas lederig; die Seitennerven sind sehr zahlreich, sehr zart, entspringen aus
dem schwachen Mittelnerv unter spitzen Winkeln, sind parallel, einfach und verzweigt.
Analoge jetztweltliche Art: Callistemon sp. ( Australien).
Zeitliche Verbreitung: Oligozän.
Fundort: Banjaluka.
Papilionaceen Endl.
Gattung: Palaeolobium Ung.
Palaeolobium sotzkianum Ung., Taf. XCVI, Fig. 1.
Unger, Sotzka, S. 56, Taf. 41, Fig. 6, 7. Heer, Fl. d. Scliw. III, S. 106, Taf. 134, Fig. 3—7. Engel-
hardt, Jesuitengr., S. 74, Taf. 19, Fig. 15, 16, 26.
Die Blätter sind gefiedert, die Blättchen ganzrandig, groß, die seitlichen eiförmig-
elliptisch, am Grunde sehr ungleich, die Endblättchen länglich-umgekehrt-eiförmig.
Analoge jetztweltliche Art: Unger weist auf das zu den Dalbergien gehörige
Centrolobium hin.
Zeitliche Verbreitung: Oligozän.
Fundort: Banjaluka.
Gattung: Cassia L.
Cassia phaseolites Ung., Taf. XCVII, Fig. 26.
Lit. s. Dolnja Tuzla, S. 359. Dazu: Engelhardt, Himmelsberg, S. 297, Taf. 4, Fig. 16; Taf. 5,
Fig. 31, 39.
Die Blätter sind vielpaarig-gefiedert, die Blättchen häutig, länglich-elliptisch oder ei-
rund-länglich, gestielt, ganzrandig, ziemlich stumpf; der Mittelnerv ist stark, die Seiten-
nerven sind zart, zahlreich, laufen parallel oder fast parallel und verbinden sich am
Rande in Bogen.
Analoge jetztweltliche Art: Cassia micranthera DC. (Brasilien).
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän, Pliozän.
Fundort: Umci.
Cassia ambigua Ung., Taf. XCVII, Fig. 31.
Unger, Gen. et sp. pl. foss., S. 492. Ders., Syll. pl. foss. II, S. 29, Taf. 10, Fig. 9. Ettingshausen,
Häring, S. 90, Taf. 29, Fig. 43 — 46. Ders., Mte. Promina, S. 24, Taf. 13, Fig. 9. Heer, Fl. d. Schw. HI,
S. 121, Taf. 138, Fig. 29— 36. Ders., Balt. FL, S. 100, Taf. 30, Fig. 31, 32. Engelhardt, Jesuitengr.,
S. 78, Taf. 19, Fig. 43, 44; Taf. 20, Fig. 5—9, 17, 18. Ders., Dux, S. 196, Taf. 11, Fig. 9, 15. Ders., Him-
melsberg, S. 298, Taf. 4, Fig. 15, 21.
Syn.: Acacia umorplioides Weber, Paläont. IV, S. 164, Taf. 29, Fig. 1 c.
Die Blätter sind gefiedert, die Blättchen kurzgestielt, elliptisch oder lanzettförmig,
zugespitzt, am Grunde ungleich; die Seitennerven zart und gebogen.
Zeitliche Verbreitung: Oligozän, Miozän.
Fundort: Umci.
Gattung: Leguminosites Heer.
Leguminosites salicinus Heer, Taf. XCVII, Fig. 16.
Heer, Fl. d. Schw. III, S. 128, Taf. 139, Fig. 28-30.
406
II. Naturwissenschaft.
Die Blättchen sind langgestielt, lanzettförmig, an der Spitze zugespitzt; alle Seiten-
nerven in Bogen verbunden.
Unter der Lupe ist an unserem Exemplare ein sehr zartes, aus vierseitigen Ma-
schen bestehendes Netzwerk sichtbar.
Ich erlaube mir darauf hinzuweisen, daß möglicherweise Rhus helladotherii Ung.
(Kumi, S. 54, Taf. 14, Fig. 14) hierherzuziehen sei, zumal Unger seine Deutung als
zweifelhaft hinstellt und die zur Vergleichung herangezogenen Blätter von Rhus angusti-
folia L. und Rhus viviinalis Vahl nur, wie er selbst bemerkt, entfernte Ähnlichkeiten
wahrnehmen lassen.
Zeitliche Verbreitung: Miozän.
Fundort: Umci.
Alphabetisches Verzeichnis der beschriebenen Pflanzenreste.
Seite
Acer integrilobum 402
Ainus Kefersteinii 394
Andromeda protogaea 402
Arundo Goepperti 390
Banisteria liäringiana 403
Benzoin antiquum 398
Cattistemophyllum speciosum . . 405
Cassia ambigua 405
„ phaseolites 405
Castanea Kubinyi 395
Casuarina sotzlciana 392
Oelastrus oxyphyllus 403
Cinnamomum lanceolatum . . . 399
„ polymorplxum . . 399
„ retusum 399
„ scheuchzeri . . . 398
Cupressites richteri 392
Diospyros bracliysepala . . . .401
Dryandroides linearis 400
J Echitonium sophiae 401
Equisetum sp 389
Seite
Eucalyptus oceanica 404
Ficus populina 396
„ lanceolata 396
Glyptostrobus europaeus .... 391
Grevillea häringiana 400
Hakea Gaudini 400
Ilex ambigua 403
Juglans acuminata 404
Laurus lalages 398
„ primigenia 397
„ swoszowiciana 398
Leguminosites salicinus .... 405
Liquidambar europaeum . . . 397
Myrica banksiaefolia 393
„ hakeaefolia 392
„ laevigata 393
„ studeri 394
„ vindobonensis 393
Myrtus bosniaca 404
Palaeolobium sotzkianum . . . 405
Persoonia laurinoides 401
Seite
Phragmites oeningensis .... 390
Pinus hepios 390
„ ornata 391
„ saturni 390
Poacites caespitosus 389
„ tenuiter striatus . . . 389
Populus mutabilis 397
Quercus furcinervis 394
„ lonchitis 395
„ myrtüloides 395
Phamnus rossmässleri 404
Salvinia 388
Sapindus falcifolius 403
Sequoia langsdorfii 391
„ sternbergii 392
Sphaeria myricae 389
„ palaeo-lauri 388
Sterculia cinnamomea 402
Ulmus minuta 396
V accinium acheronticum .... 401
Flora von Bosnien, der Herzegowina und des Sandzaks
Novipazar.
I. Teil.
Von
Dr. Günther Ritter Beck von Mannagetta,
o. Professor der Botanik, Direktor des botanischen Gartens und Vorstand des botanischen Institutes
an der k. k. deutschen Universität in Prag.
(Mit einer Abbildung im Texte.)
Vorwort.
Hie floristische Erforschung der österreichisch -ungarischen Okkupationsländer,
Bosnien und Herzegowina, hat in den letzten vier Quinquennien einen derartigen
Aufschwung genommen, daß die Zusammenfassung ihrer sehr beachtenswerten Er-
gebnisse nicht nur für die weitere Erforschung der Landesflora wünschenswert, sondern
auch ob des Mangels geeigneter Florenwerke für die nordwestlichen Balkanländer
von größter Bedeutung für alle Zweige der floristischen und pflanzengeographischen
Forschung erschien. Da die Vegetation der illyrischen Länder bereits eine eingehende
wissenschaftliche Behandlung1) erfahren hat, wobei die Geschichte der botanischen
Erforschung, die botanische Literatur, die geographischen, geologischen und klimatischen
Verhältnisse der Okkupationsländer entsprechende Berücksichtigung fanden, konnte
eine Zusammenstellung und kritische Sichtung der bisherigen floristischen Kenntnisse
über Bosnien und die Herzegowina den „Vegetationsverhältnissen“ sehr zweckmäßig
angegliedert und letztere gewissermaßen als der „Allgemeine einleitende Teil“ der aus-
zuarbeitenden „Flora“ angesehen werden.
Unter diesen Umständen ist der Unterzeichnete gern einer freundlichen Einladung
der bosnisch-herzegowinischen Landesregierung zur Abfassung einer „Flora von Bosnien
und der Herzegowina“ gefolgt und schuf vorliegende, zwar vielfach noch mangelhafte
Zusammenstellung, welche gegenüber der zuerst in serbischer Sprache im XV. Bande
*) G. v. Beck, Vegetationsverhältnisse der illyrischen Länder. Leipzig, W. Engelmann, 1901, Gr.-8°,
534 S., 6 Voll- und 18 Textbilder, 2 Karten. (IV. Band von Engler und Drudes Vegetation der Erde.)
408
II. Naturwissenschaft.
des „Glasnik zemaljskog muzeja u Bosni i Hercegovini“ im Jahre 1903 erschienenen,
alle bis zur Mitte des Jahres 1904 dem Verfasser bekannt gewordenen floristischen An-
gaben nachgetragen enthält. Möge sie als erste Grundlage zu weiteren Studien über
die hochinteressante Flora der Okkupationsländer recht oft Anlaß geben.
Botanisches Institut der k. k. deutschen Universität in Prag,
Peter und Paul, 1904.
Gr. v. Beck.
-A-bkürzungen.
A. Für die Autoren und Sammler (bei den Standortsangaben).
A. . . .
AK.. .
Asch. .
B. . . .
Bl. . .
Boll. .
Borb. .
Born. .
Boue .
Br. . .
Br. Fr.
Brancs
C. . . .
D. . . .
ABZ Allgemeine botanische Zeitschrift.
ANH. . . . Annalen des k. k. naturhistorischen Hofmuseums.
DBG. . . . Berichte der Deutschen botanischen Gesellschaft.
DBM. . . . Deutsche botanische Monatsschrift.
DWA. . . . Denkschriften der k. k. Akademie der Wissenschaften, Wien.
Fl Flora.
JSB Englers Jahrbücher für systematische Botanik.
Glasn. . . . Glasnik zemaljskog muzeja u Bosni i Hercegovini.
LUA. . . . Lunds Universitets Arsskrift.
NPflF. . . . Natürliche Pflanzenfamilien von Engler und Prantl.
ÖBZ Österreichische Botanische Zeitung.
SWA. . . . Sitzungsberichte der k. k. Akademie der Wissenschaften in Wien.
WIG. . . . Wiener illustrierte Gartenzeitung.
WM Wissenschaftliche Mitteilungen aus Bosnien und der Herzegowina.
ZBG K. k. zoologisch-botanische Gesellschaft in Wien.
C. Sonstige Abkürzungen.
* Erster Entdecker der Pflanzen im Gebiete.
(...!) Die von dem betreffenden Sammler gesammelten Exemplare wurden eingesehen.
! Die Exemplare vom betreffenden Standorte wurden eingesehen.
! ! Die Pflanze wurde vom Autor an dem genannten Standorte selbst gesammelt.
Adamovic L.
F. . . .
Fiala F.
Pc. .
Pancic J.
Ascherson P. u. Kanitz A.
Fo. . .
Formanek E.
Pi. .
Pichler A.
Ascherson P.
Fr. . .
Freyn J.
Pr. .
Protic G.
Beck, G. v.
Fr. Br.
Freyn J. und Brandis E.
R. . .
Reiser O.
Blau 0.
Fri. . .
Fritsch K.
S. . .
Sendtner 0.
Boiler A.
Gut. .
Gutwinski R.
Sag. .
Sagorski E.
Borbäs, V. de.
Haw. .
Hawelka.
Str. .
Strusclika H.
Bornmüller J.
H.. . .
Hofmann F.
V. . .
Vandas Iv.
Boue A.
J. . . .
Jurisie 2. J.
Vi. .
Visiani, R. de.
Brandis E.
K. . . .
Karlinski J.
W. .
Wettstein, R. v.
Brandis E. und Freyn J.
M. . .
Maly K.
Wies.
Wiesbaur J.
Brancsik K.
Ma. . .
Marchesetti, C. de.
Z. . .
Zahlbruckner A.
Conrath P.
Mu. . .
Murbeck Sv.
Degen, A. de.
P. . . .
Pantoczek J.
B. Für Literaturangaben.
Beck v. Mannagetta. Flora von Bosnien, der Herzegowina und des Sandzaks Novipazar. 409
Embryophyta siphonogama (Spermatophyta,
Phanerogamae, Samenpflanzen).
l. Unterabteilung. Gymnospermae. (Nacktsamige Gewächse.)
1. Klasse: Coniferae.
[Engl., Syllab, 61.]
1. Familie: Taxaceae.
[Lindl., Veg. Kingd., 230 (1847).]
1. Taxus.
[L., Gen. pl., ed. VI, 532.]
1. Taxus baccata [L., Spec. pl., 1040 (1753)]. — Einzeln in Wäldern der höheren Berg-
und Voralpenregion.
Bosnien: Klekovaca Pl. (*F. !), ober Drinic (B.), Sisa Pl. (B.), ober Ovcarevo am Vlasic (F.
B.), um Yares: bei Osoje, Potoci, Pobrin Han (Pr.); auf der Kamesnica (B.), am Malinovac bei
Prolog (Pr.). — Herzegowina: Auf der Prenj PL, insbesondere im oberen Idbartale gegen Tisovica
(*B.), bei Grabovica (F.); auf der Cvrstnica (M.); in der Bjela gora (? nach P.). — Frühjahr.
— „Tisovina.“
2. Familie : Pinaceae.
[Lindl., Nat. Syst., 2. ed., 31 (1836).]
1. Pinus.
* [Miller, Gard. dict., ed. 7 (1759); NPflF., II 1, 70.]
1. Sectio: Pinaster.
[Endl., Syn. Conif., 166.]
1. Pinus silvestris [L., Spec. pl., 1000, z. T. (1753)]. — Auf Sandboden, steinigen,
felsigen Abhängen, insbesondere auf kalkarmem Boden in Wäldern, einzeln,
seltener in Beständen meist mit Pinus nigra, bis zu 1700 m.
Bosnien: Oberhalb Drinic an der Klekovaca (F. und B.); auf der Kozara PL (B.), Borje PL,
nordöstlich vom Vlasic', am Macak (FB.), um Travnik (Br.), einzeln am Südhange des Vlasic bis
1700 m (B.), früher häufiger (*S. !), Kukavica bei Janjici (S.), bei Kupres und auf der Suljaga (S. !),
bei Coslije nächst Glamoc (Pr.), am Smolin (B.), Mracajsko brdo bei 2epöe (B.), im Sprecatale bei
Kiseljak, Turia, Podselovo (S.); auf den höheren Bergen in den Bezirken Zvornik, Donja Tuzla,
Srebrenica, Vlasenica (W.); bei Dubostica, Eajcevac (Pr.). Um Sarajevo bei Dolac, in der Miljacka-
sclilucht bei Ljubogosta, am Ozren gegen die Vogoscaschlucht, auf dem Trebevic bis 1342 m;
häufig in Beständen mit Pinus nigra auf der Romanja PL bis 1200 m, auf der Hochebene Glasinac,
in Rogatica gepflanzt (B.); in der Drinaschlucht südlich von Srebrenica (W. !), am Tmor (B.), Semec,
Kiek (F. !), bei Lijeska ober Visegrad (B.), am Igrisnik (W.), auf der Zelengora (Pr.), vor Moscheen
in Foca gepflanzt, bei Rajkovic nächst Celebic (B.). — Herzegowina: In der Zag-orje (B.), auf
der Porim- (St.), Muharnica-, Plasa PL (F. !), zwischen Livno und Borovo glava (S., 1847; 1897 nicht
mehr, B.), am Cincer gegen Draganic im Glamoß polje bis 1400 m (B.). — Sandzak Novipazar:
Zwischen Plevlje und Prjepolje in stark gelichteten Beständen (B.). — Mai. — „Bor divji.“
Folgende Formen (vergl. Beck, FL Niederöst., 4; Asch, et Graebn., Syn., I, 222 f.) wurden
beobachtet: plana Heer in Verh. naturf. Ges. Luzern (1862), 177. — f/ibba Heer, 1. c. — rubra
Mill., Gard. dict., ed. 8, Nr. 3 (1768); Poir., Encycl. V, 335. — brevifolia Link in Linnaea XV, 487.
2. Pinus halepensis [Mill., Gard. dict., ed. 8, Nr. 8 (1768)]. — An steinigen, trockenen
Stellen im Gebiete der mediterranen Flora.
410
II. Naturwissenschaften.
Herzegowina: Bei Grab (Boiler!); häufiger kultiviert, so in Mostar, Trebinje, bei der
Eisenbahnstation Metkovic (B.). — April, Mai. — „Bj eli bor.“
Pinus brutia [Tenore, Fl. Nap., I, p. LXXII (1811)] wird von Boue am Porim bei
870 m angegeben. Hiermit ist sicherlich P. leucodermis [Ant.] gemeint.
3. Pinus nigra [Arnold, Reise nach Mariazell, 8 und Tafel (1785)]. — P. nigricans
Host in Sauter, Versuch geogr.-bot. Schild. Wiens, 23 (1826). — P. austriaca
Höss in Flora (1825), Beibl. VIII, 115. — P. pinaster var. austriaca Höss, Natur-
lehre 337 (1826). — P. Laricio var. austriaca Ant., Conif., 4. — P. dalmatica
Vis., Fl. Dalm., I, 199. — P. Heldreichii Christ in naturf. Ges. Basel, III 4 ( 1862),
549. — P. nigra , A. pachyphylla I austriaca Asch., Syn. Fl. Germ. I, 213. —
Einzeln oder in Beständen häufig auf steinigem, trockenem Boden (Kalk, Serpentin
und Schiefer) und bis 1540 m ansteigend. — (Vgl. Beck, Veg. Illyr., 226 ff.)
Bosnien: Vrbanja bei Banjaluka, ein Baum (C.), im Ugartale (R.), auf der Golja PI. (R.),
Vlasic ober Paklari (*S.), bei Stozer (Br.!), im Koprivnicatale, auf der Suljaga gegen Kupres (S. !),
zwischen Kupres und Bugojno (FB.!), Borova glava bei Livno (F.), Grbavica-, Gorica-, Lisina PI.
(B.). Auf Serpentin: im Sprecatale bei Turija und Podselovo, bei Pasinhan nächst Hajderovic (S.),
Ozren PL, von Yranduk bis Zepce und Maglaj, am Smolin (B.), bei Dubostica (Pr.). Im Yogoscatale
und in den Miljackaschluchten bei Sarajevo (B.), auf der Romanja PI. bis 1200 ™, am Tmor, auf
der Ivraljeva gora bei Vlasenica, in herrlichen Beständen bei Semec, Yisegrad, Dobrunj, Bjelo brdo,
Uvac am Varda, längs der bosnisch-serbischen Grenze (B.), in den Drinaschluchten bei Tvrtkovic,
Zagradje, Slab und stellenweise bis Zvornik (B.), am Südhange der Javor PI. und am Igrisnik (W.),
im Pracatale (B.); Vakuf bei Oelebic, in den Taraschluchten bei Yelenic und Mestrovac, auf allen
Abhängen des Vucevo brdo, Maglic und Volujak gegen das Sutjeskatal und in dem letzteren, im
Govzatale bei Jelec (B.), am Cincer gegen das Glamoc polje bis 1400 m, auf der Dinara (bis 1540 m)
und Pljesevica, jedoch nur auf der dalmatinischen, resp. kroatischen Seite. — Herzegowina: Im
Lagjanicatale bei Glavaticevo (R.), in der Tresanicaschlucht bei Bale, auf der Prenj PI. bis zirka
1200m (B.), zwischen Blaca und Zupa am Westhange der Yisocica (Guttenberg), an den Abhängen
der Plasa PI. (B.), bei Megjugoije ein Baum (F.). Zwischen Lastva (V.) und Orahovac (*P.), im
Koprivni dol unter dem Gubar, häufig zwischen Konjusnici und Yisoko Glavici (V.), auf der Jastre-
bica in der Bjela gora (P., wohl?). — Saudzak Novipazar: Am Crui vrh bei Plevlje (*B1.), auf
Felsen im Limtale zwischen Bistrica und Banja, daselbst auch schöne Bestände zwischen Bistrica
und Uvac, namentlich bei Jarmorac, gerodet zwischen Plevlje und Pijepolje, insbesondere bei
Jabuka. — Mai. — „Bor lucika, lucika, crni bor.“
4. Pinus leucodermis [Antoine in ÖBZ. (1864), 366, (1879) 120; Beck, Fl. Südbosn.
II, 37, V, 550 und Abbild., WIG. (1889), 136 sowie in Mitteil, der Sekt, für Naturk.
des Öst. Tour. -Klub (1889), 41; Fiala in Glasn. (1890), 376, Taf. I und in WM.
I (1893), 570, Taf. I; Beißner, Nadelholzkunde, 244; Hempel und Willi.,
Bäume des Waldes I, 158, Fig. 79 — 84; Panö., Addit. ad Fl. Serb. 215; Asch.,
Synops. Mitteleur. FL, I, 212. — P. Heldreichi nach Boissier, Fl. Orient. V, 697,
non Christ. — P. Laricio Pantocs., Adnot., 30; PanÖ., Fl. Srbje, 639, non Poir.].
Kräftiger, harzreicher, bis 20m (nach Antoine bis 33m) hoher Baum mit
aufrechtem oder aufsteigendem Stamme und stets (auch auf Felsen) stumpf
pyramidenförmiger Krone (selten strauchig). Die Rinde älterer Bäume
aschgrau, in eckig und durch Rinnen begrenzte Felder von 5 — 16cm
Länge und 4 — 8cm Breite zerspringend, an den jüngeren Asten gleichfarbig,
unter den beblätterten Astspitzen mit regelmäßig eng aneinandergereihten rhom-
bischen Blattkissen besetzt, die durch viel schmälere,, quere Ansatzstellen der
Vorschuppen des jährlichen Zuwachses ringelförmig abgeteilt werden. Blätter zu
zwei an den Kurztrieben, nadelförmig, starr, stechend zugespitzt, innen ausge-
höhlt, außen konvex, am Rande verwischt gezähnelt rauh, dunkelgrün, 4 — 9,
meist 5 — 6 cm lang, 1 — l'3mm breit, in der Jugend am Grunde von silberweißen,
Beck v. Mannagetta. Flora von Bosnien, der Herzegowina und des Sandzaks Novipazar. 411
am Rande wimperig zerschlitzten Schuppen eingehüllt. Männliche Kätzchen
zahlreich, in dichter kopfförmiger Ähre, welche von dem Büschel junger Blätter
in der Mitte gleichsam durchbohrt wird, länglich. Die Staubblätter dicht,
doch nicht dachig. Fortsatz des Konnektivs halbkreisförmig oder fast
kreisrund, verflacht, am häutigen Rande unregelmäßig kerbig oder ein-
geschnitten gezähnelt. Junge weibliche Zapfen fast ungestielt, ihre Frucht-
schuppen kürzer als die Deckschuppen. Einjährige Zapfen eikegelförmig, violett-
braun, 6 — 7 cm lang, wagrecht abstehend, einzeln, gegenständig, selten bis zu
sieben wirtelig; die reifen und geöffneten aus flachem Grunde eiförmig, 7 — 8 cm
lang. Apophysen gelblich oder lederbraun, kaum glänzend, an den unteren
Pinus leucoderviis Antoine.
1. Ein zapfentragender Zweig; 2. einjähriger Zapfen in eingetrocknetem Zustande (Herbar material) ;
3. Apophysen eines reifen Zapfens von der Seite und von oben gesehen; 4. Same; 5. Blätter, links
eine Blattspitze etwas vergrößert; 6. Staubblatt von der Seite und von vorne gesehen; 7. Rinde eines
älteren Baumes. Fig. 1, 7 verkleinert, Fig. 6 vergrößert.
Schuppen pyramidenförmig erhöht und durch den stechenden, gleich-
gefärbten, meist gegen den Grund des Zapfens gekrümmten Nabel bespitzt,
an den mittleren Schuppen durch eine scharfe Querkante geteilt. Der äußere
Teil der Apophysen abgerundet, oft ausgeschweift, unter dem Nabel manchmal
etwas ausgehöhlt und oft buckelig. Das Innenfeld dreieckig oder mehr trapez-
förmig, ausgehöhlt, nur an den untersten Schuppen mehr gewölbt. Nagel der
bis 30 mm langen und 15 mm breiten Schuppen auf beiden Seiten hell grau-
braun, nicht brandig, auf der Oberseite am vorderen Rande etwas runzelig,
mit einer Mittelfurche durchzogen. Same ellipsoidisch, 6 — 7 mm, samt dem läng-
lichen Fügel 22 — 30 mm lang und unter der Mitte 6 — 8 mm breit.
412
II. Naturwissenschaften.
Die Panzerföhre ist nach unseren bisherigen Kenntnissen (vgl. Beck, Veg.
Illyr., 353 ff.) ein mit der Zirbe in der Lebensweise übereinstimmender Baum,
dem die aus Kreidekalken aufgebauten Hochgebirge besonders Zusagen und auf
welchen sich ihr Areale vom 43° 40' n. Br. durch die Herzegowina bis nach
Albanien 42° 45' erstreckt. Pflanzengeographisch interessant ist auch die Tat-
sache, daß die Panzerföhre in der Herzegowina nur an ihrem nördlichsten Punkte
die Narenta überschreitet.
Auf der Nordseite der Plasa Planina (Praedium Plasa) steigt die Panzer-
föhre bis 1200 m, auf der Prenj bis 1060 m, auf der Preslica selbst bis 1000 m,
auf der Cabolja bis 900 m herab, hingegen erreicht sie im Kessel von Grabovica
einzeln Seehöhen von 1800 m und noch mehr. Rings um die Prenj Planina bildet
sie einen Gürtel zwischen 1400 und 1650 m Seehöhe; in kleinen Gruppen steigt
sie jedoch bis 1750 m und wohl auch bis 1800 m hinauf, wie z. B. rings um den
Tisovicaboden, auf dem Kantar, auf der Muharnica, Plasa.
Bosnien: In den Wänden der Hranisava unweit Opanöac, auf der Bjelasnica (K. in Kern.,
Fl. exs. austro-hung., Nr. 2291 !), auf der Yitorog PI. hei dem Waldhause Ljusa (R. in litt.). Auf der
Crna gora in Bosnien (Kerner in öst.-ung. Mon., 206) wächst P. leucodermis nicht. — Herzego-
wina: Preslica PL oberhalb Station Bradina, von 1000 — 1600 m (R.l; häutig auf der Prenj PI. (*B.),
und zwar: auf der Borasnica (D.), Bjelasnica, Yelika Kapa, Tisovica, Kantar, Prenj, Cetinje, Herac,
Lupoglav, Zelena glava, Polica, Glogovo gegen das Bjelatal (B.), bei 1060 m beginnend; Rjecica
(F.) etc.; Prislab- und Porim PI. (V.); Visociea PI. gegen Grusce häufig (R.); einzeln unter Pinus
nigra im obersten Lagjanicatale (R.) ; Muharnica PI. (F.); häufig auf der Plasa (B eck, Exsicc. Bosn.
Here., Nr. 147) und Cvrsnica PI. (B., V., F.), etwa von 1000 m angefangen; auf der Oabulja PI.
(B.), Veliki Vran; auf der Oijen PI. (Fr. Maly), und zwar auf dem Orjen (Fr. Maly), Prasa und
Vuci zub (V., hier auch strauchartig, 1. Haw.!), Gnjila Greda (V.), Jastrebica (P. als P. laricio ),
Gubar (V.); in der Bijela Gora (Fr. Maly) und an den südwestlichen Berglehnen bei Kojnsko
(H aw.). — Geogr. Yerbr.: Dalmatien (Krivosije), Montenegro, Albanien, Serbien (wild?). — Ende
Mai bis Juni. — „Munjika“, „bor smrc“, „smrc“, Panzerföhre.
5. Pinus mughus [Scop., F1. Carn., ecl. 2, II, 247 (1772). - — - P. montana Mill., Gard.
dict., ed. 8, Nr. 5 (1768)?]. — In der höheren Voralpen- und Alpenregion der
Hochgebirge auf Kalk und Schiefer häufig, oft einen ausgeprägten Krummholz-
gürtel bildend und bis 2200 m ansteigend. Über die Höhengrenzen und Formation
derselben vgl. Beck, Veg. Illyr., 289 — 298, 366 — 368.
Bosnien: Osjecenica, Klekovaca (F. ! B.), Dinara, Jankovo brdo, Troglav, Sator (B.); Yeliki
Malovan, Kamesnica (Pr.); Cincer (B.), Vranica PI. (BL): Vitrusa, Strazica, Krstac, Locike etc.
(B.), Trebevic (B.) und herab im Tale des Bistricki potok bis 1050 m (M.), Bjelasnica, Treskavica
(B.), Kiek, Gola Jahorina (F. !), Visoöica am Pudzim (R. !), Piece bei Tjentista, Zimomor (A.), Lelja
PL (B.), Vjeternik und Ljubicna Pl. (B.), Maglic- und Yolujak PL (A. ! B.). — Herzegowina:
Prenj PL und Vorgebirge (B.), Prislab (V.), Muharnica (F.), Plasa (V., B.), Mala Cvrsnica (F.),
Trinaca (B.), Vran (V.), VeleiS (B.), Crvanj PL (A.), Orjen (F. Maly). — Ende Mai bis Juni. —
„Boric“, „Klekovina“.
Wurde in folgenden Abänderungen (vgl. Beck, FL Niederöst., 4; Asch, et Graebn., Syn.
I, 227 f.) beobachtet: «. p'liniilio [Haenke, Beob. Riesengeb., 68 (1791), als Art] mit den Formen:
nasata [G. Beck, FL Südbosn. V, 555]. „Die meisten Schildchen in der äußeren Hälfte mit einem
großen, vorspringenden, gegen die Spitze des Zapfens gekrümmten Höcker besetzt.“ Bosnien: Treska-
vica (B.). — elevata [G. Beck, Nadelh. Niederöst., 70 und FL Niederöst., 4]. — gibla [Beck, 1. c., 4].
— applanata [Willk., Monogr., 226.] — ß. typiCd [Beck, 1. c., 4. — P. mughus Scop., 1. c.].
Pinus pinaster [Soland. in Ait., Hort. Ivew., III, 367 (1789). — P. maritima kam.,
Fl. franc., II, 201 (1778), non Mill.] wird von Boue im südlichen Bosnien, am
Porim sowie im Suhodol des Sandzaks Novipazar angegeben. Am Porim dürfte
P. leucodermis, an den anderen Standpunkten P. nigra mit P. pinaster verwechselt
worden sein, welch’ letztere nur hin und wieder in Dalmatien gepflanzt wird.
Beck v. Mannagetta. Flora von Bosnien, der Herzegowina und des Sandzaks Novipazar. 413
Pinus pinea [L., Spec. plant., 1000 (1753)].
Herzegowina : In dem dem Meere zunächst gelegenen Teile des Landes (nach *Boue).
Wohl nur gepflanzt wie überall an den Adriaküsten. — „Bor bitomi."
2. Sectio: Strobus.
[Spach, Yeg. Phan., XI, 369; NPflF., II 1, 73.]
6. Pinus peuce [Griseb., Spie. fl. Rum., II, 349 (1844). — P. excelsa Wall. var. peuce
Beissn., Nadelh., 286]. — 10 — 14 m hoher Baum oder Strauch mit gedrängter
spitz pyramidaler Krone. Blätter zu fünf, bis zu 10 cm lang und meist so lang
als die Zapfen, lebhaft grün, steif, fast aufrecht, nur ein Gefäßbündel im Zentral-
strange enthaltend. Zapfen walzlich, 8 — 13 cm lang, bis 4 cm dick, ganz abfällig.
Zapfenschuppen breit und dünn, mit grünlichgelbem Schilde versehen.
Ist im Komgebiete Montenegros verbreitet und dürfte wohl auch die Abhänge der Mokra
PI. zwischen Berani im Sandzalt von Novipazar und Ipek besiedeln. — Geogr. Verbr.: Make-
donien, Bulgarien. — „Mura“, „Molika“.
Pinus Strobus [L., Spec. pl., 1001] aus dem östlichen Nordamerika wird nur in
neueren Anlagen gepflanzt.
2. Larix.
[Milk, Gard. clict., ed. 8 (1768).]
1. Larix decidua [Milk, 1. c. — Pinus Larix L., Spec. pl., 1001],
In Gebirgswäldern. Bosnien: Wild bisher nicht beobachtet, wohl aber in neueren Gärten,
z. B. in Sarajevo angepflanzt sowie hier und da aufgeforstet, wie z. B. auf dem Trebevic bei Sara-
jevo, wo sie jedoch nach M. schon im zweiten Dezennium abstirbt; bei Makoviste nächst Vares
(Pr.). — Herzegowina: Nach AK., doch sehr fraglich. — Mai, Juni.
3. Picea.
[Link in Abh. Berl. Akad. (1827), 179.]
1. Picea vulgaris [Link, 1. c., 180. — - Pinus Abies L., Spec. pl., 1002 (1753). — Abies
Picea Milk, Gard. dict., ed. 8 (1768). — A. excelsa Poir., Enc. VI, 518 (1804). —
Picea excelsa Link in Linnaea XV (1841), 517], — In der höheren Berg- und
Voralpenregion bis zur Baumgrenze (1500 — 1730 m), als Strauch in Südbosnien
selbst bis 1979 m. (Vgl. Beck, Veg. Illyr., 337 tf.)
Bosnien (*Boue): Überall häufig und zum Teile in herrlichen Wäldern nördlich bis zur
Linie Grm ec Pl., Kljuc, Kotor Yaros, 2epce, Konjuh Pl., Kladanj, Vlasenica. — Herzegowina:
Auf allen bosnisch-herzegowinischen Grenzgebirgen, dann zumeist nur eingesprengt, Prenj Pl. (B.),
Cvrsnica (F.), Porim (Str.), Vele2 (B.), Bjelasica, auf der Jastrebica in der Bijela gora (*P.). —
Sandzak Novipazar: Bei Metalka, Svetloborje, Ljubicua, zwischen Plevlje und Prijepolje (B.), am
Crni vrh bei Plevlje (Bk), zwischen Prijepolje und Sienica, im Suhodol, auf der Krusevica, um
U2ic und Smiljevica, am Zljeb (*Boue). — Mai, Juni. — „Smrc“, „Jela“.
Folgende Abänderungen (vgl. Beck, Fl. Niederöst., 7; Asch, et Graebn., Syn., I, 197 f.)
wurden beobachtet: vulgaris [Beck, 1. c], — erythrocarpa [Purk, in Allg. Forst- und Jagdzeit.
(1877), 5, Taf. I — II, als Art. — montana [Beck, 1. c.]. — acuminata [G. Beck, Fl. Südbosn.
II, 39]. — alpestris [Stein in Gartenfh (1887) 346, als Art, ? = fennica Kegel in Gartenfl. (1863),
95]. — viminalis [Caspary in Schrift. Pliys. ök. Ges. Königsberg, XIV (1873), 123 f.].
2. Picea omorica [PanÖi6 (1875), nach Purkynö in Monatsclir. f. Forstw. (Sept. 1877),
446; Willk. in Zentralbl. für das ges. Forstwes. (1877), 365; Pancic, Omorika,
nova fela cetin. u Srbiji (Beogradu 1887), 4; Add. Fl. Serb., 216; Willk., Forst]. Fl.,
2. Aufl., 99, Fig. XIX; Wettstein, Die Omorika-Fichte in SWA. XCIX (1890),
503, Taf. I— V; in ÖBZ. (1890), 357; Fiala in Glasn. (1890), 376 und in WM. I
414
II. Naturwissenschaften.
(1893), 575, Taf. II und Fig. 2; Hemp. Wilh., Waldbäume I, 82, Fig. 41 — 42;
Stein in Gartenflora (1898), 176; Gard. Chron. (1884) I, 308; (1897) I, 153;
Asch, et Graebn., Syn., I, 194. — Pinus omorica [Panbic, Fine neue Konifere in
den östlichen Alpen (Belgrad 1876), 4. — Abies omorica Nym., Consp., 673 (1882)].
Schlanker, unten astloser, bis über 40 m hoher Baum mit großschuppiger,
leicht abfälliger, dünner, rötlichbrauner Borke, schmal pyramidaler, im Alter fast
walzlich-spindelförmiger Krone, deren unterste Aste nie länger als 2 m sind. Blätter
6 — 17 mm lang, 1'5 — 3'5 mm breit, abgerundet vierkantig, stumpflich, in der
Jugend gekrümmt, unterseits mit zwei weißen, die Spaltöffnungen führenden
Streifen, innen mit zwei Harzgängen an der Unterseite. Konnektivfortsatz der
Staubblätter aus keilförmigem Grunde verkehrt eiförmig, oben grob gezähnt.
Junge Zapfen violett, die reifen fast eiförmig, lederfärbig, 2 — 1 cm lang, 1*3 — 3 cm
breit. Zapfenschuppen nicht zahlreich (in 5 — 10 kürzesten Schraubenumgängen),
rundlich mit fein gezähneltem Rande. Samen schwarzbraun mit verkehrt eiför-
migem, keiligem, etwa 10 mm langem Flügel.
Auf felsigen, steinigen Abhängen auf Kalk, 800 — 1600 m, einzeln oder horst-
weise mit anderen Nadelhölzern, selten in Beständen (vgl. Beck, Veg. Illyr., 360 ff.).
Bosnien: Auf der Borja PI. im Tesaner Bezirke, nördlichster Standort, 44° 33' n. Br. (Pfob,
nach mündlichen Mitteilungen Reisers jedoch fraglich). Am Osthange des Igrisnik bis zur Drina
im Praedium Slemac und auf den Südhängen der Tovarnica und Ljutiea; im Praedium Stolac ober-
halb Karaula Stula Wald bildend (Pc.) sowie am Dugidol (Bornm.!). Am Semec bei Yisegrad
(*Pc.), und zwar im Praedium Sirovica, Mednaluka (Zechel) und in der Schlucht Smrceva tocila
(F.); bei Jelec im Focaer Bezirke (Larisch, Karamau, Miklau), südwestlichster Standort. Am
Ozren bei Sarajevo, wo sie nach Asch, [in Öst. Bot. Zeit. (1888), 35] in dichten Beständen Vor-
kommen soll, konnte sie trotz intensivster Nachforschungen nicht gefunden wrerden (B., F.). —
Geogr. Verbr.: östliches Serbien, Montenegro (hier sehr fraglich). — Mai. — „Omorika“, „omora“,
„frenja“.
4. Abies.
[Link in Abh. Berl. Akad. (1827), 181.]
1. Abies alba [Mill., Gard. dict., ed. 8, Nr. 1 (1768). — Pinus Picea L., Spec. ph,
1001 (1753). — Abies pectinata DC., Fl. frang., III, 276]. - — In Berg- und Vor-
alpenwäldern auf Kalk- und Kieselboden meist nur eingestreut, seltener in reinen
Beständen, bis 1600 m (vgl. Beck, Veg. Illyr., 337 ff.).
Bosnien: (*S.) Rein oder häufiger mit der Fichte verbrüdert, bis zu deren nördlichen
Grenze (siehe bei Picea vulgaris ), außerhalb derselben auf der Majevica selten (B.). — Herzego-
wina: Eingesprengt in Voralpenwäldern der Prenj, Cvrsnica und Plasa PI. (B.), bis zum Nordost-
hang des Velez (B.), auf der Crvanj und Bjelasica PI. (Mu.), auf der Jastrebica in der Bjela gora
(P.), auf allen bosnisch-herzegowinischen Grenzgebirgen (B.). — Sandzak Novipazar: Bei Svetlo
borje (B.). — Ende April, Mai bis Juli.
5. Juniperus.
[L., Gen., ed. VI, 531, Nr. 1134.]
1. Sectio: Oxycedrus.
[Spach in Ann. sc. nat., ser. 2, XVI (1841), 288.]
1. Juniperus oxycedrus [L., Spec. pl., 1038 (1753)]. — Im Gebiete der mediterranen
Flora an sonnigen, steinigen Stellen, einzeln und in Beständen verbreitet.
Herzegowina: (*Boue, 1840) Häufig im Narentatale von Metkovic bis zur Raska gora
ober Mostar und im Bregavatale bis Stolac, vom Mostarsko blato west- und südwärts bis an die
Beek v. Mannagetta. Flora von Bosnien, der Herzegowina und des Sandstaks Novipazar. 415
dalmatinische Grenze (B.), so um Dracevo (B.), Caplina (F. !), 2itomislic (Mu.)!, Blagaj (B.), überall
um Mostar (Str.), am Pod VeleS bis 500 m ansteigend (B.), bei Station Raska gora, um das Mo-
starsko blato (B.), im Trebizattale bis Ivlobuk, bei Ljubuski (F.) u. a. O. innerhalb der angegebenen
Grenzen; im Gebiete von Neum (Apf. !, F.), bei Drieno (Boll.) ! und in der Suttorina (B.). Verein-
zelt bei Konjica (D.), um Trebinje und auf der Gljiva (P.) !, auf letzterer bis 750 m, am Leotar und
im Trebinjcicatale bis Arslan Agio Most (B.). — Die Angabe Brancsiks, daß Juniperus oxycedrus auf
dem Trebovie in Bosnien wachse (Jahresh. nat. Ver. Trencsin, XI — XII, 49), halte ich für irrig. —
Im Winter und ersten Frühjahre. — „Smric.“
2. Juniperus macrocarpa [Sibth. Sm., Prodr. FI. Graec., II (1813), 263], — An
gleichen Stellen wie J. oxycedrus.
Herzegowina: Bei Kiek (Asch, et Graebn.), Neum (*F.). — Geogr. Verbr.: Südkroatien,
Dalmatien. — „Pucalika.“
3. Juniperis communis [L.; Spec. pl., 1040 (1753)]. — Im Gebiete der mitteleuropäischen
und pontischen Flora auf Heiden, zwischen Buschwerk, auch in Beständen häufig.
Bosnien: (*S.) häufig!. — Herzegowina: Mehr in höheren Karstlagen (B.). — Samlzak
Novipazar : Häufig (B.). — Frühjahr. — „Borovica“, „smric“.
4. Juniperus sibirica [Burgsd., Anleit., Nr. 272 (1787), nach Willd. — J. nana Willd.,
Spec.pl., IV (1805), 854], — In der höheren Voralpen-, Krummholz- und Alpen-
region der Hochgebirge einzeln oder in Beständen, bis 1900m (vgl. Beck, Veg.
Illyr, 371).
Bosnien: (*Boue), auf der Klekovaca (F., B.), Dinara und Troglav in der Dinaragruppe (B.),
auf der Kurlaja und Kamesnica (Pr.), am Trebevic bei Sarajevo (B.) ; auf der Jahorina und Ivlek
Pl. (F.) ; auf der Bjelasnica und Hranisava (hierbei Dejdici bis 1150m herabsteigend), Treskavica,
Visoeica und Lelja Pl. (B.); auf dem Lisin bei Tarcin (V.); auf dem Maglic! und Volujak! (A. !);
bei Livno (Br.) wohl? — Herzegowina: Auf der Prenj Pl., hier öfters in kleinen Beständen die
Legföhre vertretend (B.); auf der Cvrsnica Pl. und deren Vorbergen, so namentlich auf der Plasa
(V., B.), Trinaca (B.), Muharnica (F.), Cvrsnica (V.); auf der Vran Pl. (R. !), auf dem OstveleZ von
von 1600 — 1800 m häufig (B.), auf dem Mal. Veles bei Nevesinje (V.); Crvanj- und Bjelasica Pl.
(Mu.); Baba Pl. (Haw. !). In der Bjela gora (* Fr. Maly), so auf dem Gubar (V.), Prasa, Vucizub
(Haw. !), Jastrebica (P.), Orjen (V.). — April bis Juni. — „Cesmika planinska.“
Beobachtet wurden die Formen: «. montana [Ait., Hort. Kew., 414 (1789), als Varietät
des J. communis.'] — ß. imbriccita [G. Beck, Fl. Niederöst., 9. — J. alpina Gaud., Fl. Helv., VI,
301 (1830), non Wahlb.], ferner y. intermedia [Schur in Verh. Sieb. Ver. (1851), 169, 172 — 173,
nach Enum. fl. Transsylv., 625 als Art. — ./. communis X nana nach Wettstein, Verwerth. anat.
Merkm. in SWA., XCVI (1887), 331; Kern., Fl. exs. Austro-Hung., Nr. 1839]. — Ist meines Er-
achtens die im Voralpen walde entstandene Form des ./. nana, die nach ihren Merkmalen zahllose
Übergänge zu « zeigt und auch nach der Anatomie des Blattes entgegen der Ansicht Wettsteins
o o o o o
(1. c.) nur zu J. sibirica gehört. — Bosnien: Auf der Vranica (Schwarz!). — Herzegowina: Auf
der Plasa Pl. (B.).
2. Sectio: Sabina.
[Spach in Ann. sc. nat., ser. 2, XVI (1841), 291.]
5. Juniperus sabina [L., Spec. pl., 1039 (1753)]. — Auf trockenen, steinigen und
felsigen Orten auf Kalk, in der höheren Voralpen- und Alpenregion unter J. sibirica ,
seltener in kleinen dichten Beständen (wie auf der Bjelasica PL), 1400 — 1800 m.
Bosnien: In der Zagorje zwischen Krbljina und Kalinovik (*B1.), auf der Snijeünica (Laka-
tos!); angeblich nach Aussage der Leute auch bei Borovica nächst Vares (nach F. Wilhelm, von
Protic bezweifelt). Im Sutjeskatale bei Suha (Pr.). — Herzegowina: Auf der Recica Pl. bei
Ostrosac, bis 1400 m (F.), auf der Cvrsnica Pl. nächst Stari Ivlanac (*F.), auf der Bjelasica Pl. in
kleinen dichten Beständen (Mu.), bei Gradac (Br.); in der Bjela gora (angeblich nach P.). — • Früh-
jahr. — „Somina.“
Juniperus virginiana [L., Spec. pl., 1039 (1753)] aus dem östlichen Nordamerika
findet sich nur in neueren Gartenanlagen gepflanzt.
416
II. Naturwissenschaft.
6. Juniperus phoenicea [L., Spec. pl., 1040 (1753)]. — Auf trockenen, sonnigen,
steinigen Stellen einzeln und in Beständen im Gebiete der mediterranen Flora.
Herzegowina : Im Narentatale von Konjica abwärts nach Angabe eines Eingeborneu, der
den Zweig trug, ob wild? (*B.); bei Zavala (R. !) ; bei Mostaci (B.) und am Glivaberge bei Tre-
binje! (V.!); auf der Vlastica oberhalb Drieno häufig!! (V.). — Im ersten Frühjahre. — „Brika“,
„ljuti smrc“.
Cupressus sempervirens [L., Spec. pl., 1002 a (1753)]. Stammt aus dem Oriente
und wird hier und da im Mediterrangebiete der Herzegowina kultiviert, so um
Moscheen und auf türkischen Friedhöfen, z. B. in Mostar (B.), bei Trebinje (B.);
die Form C. horizontalis Milh, Gard. dict., ed. 8, Nr. 2 (1768) sah ich zwischen
Capljina und Pocitelj im Narentatale. — „Cempres.“
Thuja occidentalis [L., Spec. pl., 1002 (1753)] aus dem atlantischen Nordamerika
und Thuja orientalis L., 1. c. aus dem Oriente werden in Gärten öfters kultiviert.
2. Klasse : Gnetales.
[Engl., Syll., (53; ed. 2, 159.]
1. Familie: Ephedraceae.
[Dumort., Anal, fam., 11 (1829).]
1. Ephedra.
[L., Gen., ed. YI, 532, Nr. 1136; Stapf, Ephedra in DWA, LVI (1889).]
1. Ephedra fragilis [Desf., Fl. ath, II (1800), 372; Stapf, Ephedra, 53, Nr. 12, Tab. II,
Fig. XII],
Var. campylopoda [C. A. Mey., Mon. Eph., 73; Vis., Fl. Dalrn., Suppl. I, 44; Reich.,
Icon. fl. Germ., XI, 8, Fig. 1149; Stapf, 1. c., 56; Asch, et Graebn., Syn., I,
258], — Kletternder oder niedergestreckter, selten fast aufrechter Strauch mit
grauer Rinde und gebrechlichen Asten. Internodien oft sehr verlängert bis 4 mm
dick. Blattschuppen 1 — 2 mm lang, hoch scheidig verwachsen. Männliche Ähren
meistens in dichten Knäueln sitzend, seltener unregelmäßig huschelig, eiförmig.
Antheren 6 — 5, selten 4; ihre Säule lang heraustretend und oft doppelt
so lang als das Perigon. Weibliche Köpfchen meist einzeln auf einwärts ge-
krümmten, kurzen, oft gebüschelten Asten, 2 — lblütig, anfangs länglich eiförmig,
mit 2 — 3 Brakteenpaaren. Innerste Brakteen röhrig zu 3/4 verwachsen.
Fruchtstand kugelig, 8 — 9 mm lang, rot. Same meist halbeiförmig.
Auf Felsen, steinigen, sandigen Stellen, Mauern, nur im Gebiete der Mittel-
meerflora.
-Bosnien: Nach Boiss. [Fl. Or., V, 715], was Stapf [1. c., 57] widerlegt. — Herzegowina;
Verbreitet bei Mostar! (* Knapp, Herb. Bosn., Nr. 5, nach Stapf), am Hum bei Mostar (B.) und
im Narentadefile (B.), um Stolac sehr häufig! (V.), auf Felsen bei Trebinje! (P.), und zwar am
Leotar, Gliva und Kravica nicht häufig (V.), am Vlastici oberhalb Drieno (V.). — April, Mai.
2. Ephedra nebrodensis [Tineo in Gussone, Synops. Fl. Sic., II, 638 (1844); Parlat.
in DC., Prodr., XVI 2, 357; Stapf, Ephedra, 77, Nr. 20, Tab. III, Fig. XX.
Aufrechter, 2 m hoher Strauch mit dünnen, steifen, aufrechten Asten.
Internodien bis 2 cm lang, 1 — l'ömm dick. Männliche Ähren sitzend, einzeln
oder zu wenigen vereinigt mit 2 — 4 Blütenpaaren. Blütenhülle rundlich, die
Brakteen überragend. Antheren 8 — 6 auf kaum heraustretender Säule. — Weib-
liche Köpfchen sehr kurz gestielt, einblütig, mit 2 — 3 Brakteenpaaren. —
Beck v. Mannagetta. Flora von Bosnien, der Herzegowina und des Sandzaks Novipazar. 417
Innere Brakteen zu x/3 verwachsen. Mikrophyle gerade, heraustretend.
Fruchtköpfchen 5 — 7 mm lang, gelb oder rot. Same länger als die Brakteen.
Hier die var. Villarsii [Gren. et Godr., Fl. franc., III (1855), 161, als Art;
Stapf, 1. c., 78. — E. distachya Vill., Hist. pl. Dauph., III, 816; Reich., Ic. fl.
Germ., XI, Fig. 1148 (oben links), nicht L. — E. major Host, Fl. Austr., II, 671
(z. T.). — E. procera Vis., Fl. Dalm., Suppl. I, 44, z. T.].
Aste mehr minder rauh. Fruchtköpfchen meist eiförmig-kugelig, mit meist
eiförmigem Samen. — Auf felsigen, steinigen Stellen im Gebiete der Mittelmeer-
flora, 70 — 100 m.
Herzegowina: Auf Kalkfelsen bei Mostar (*Knap p nach Stapf; Cal 1 ier, Pl. Here., Nr. 151 !),
namentlich an den unteren Abhängen des Hum dicht an der Stadt in großer Menge! ! (Mu.), dann
auf dem serbischen Friedhofe (Baenitz!); auf Felsen bei Stolac (Baenitz!). — Im Vorsommer.
Ephedra distachya [L., Spec. pl., 1040; Stapf, Ephedra, 66, Tab. II, Fig. XVII]
wird nur irrtümlich von Str. auf Felsen bei Mostar angegeben. Kommt in keinem
Nachbarlande vor, denn in Kroatien wurde die Pflanze ebenfalls mißdeutet.
2. Unterabteilung'. Atif/iospermcie. (Bedecktsamige Gewächse.)
1. Klasse: Mo n o c o ty 1 e do n e a e.
(Pflanzen mit einem Keimblatte.)
1. Familie: Typhaceae.
[Reich., Fl. Germ., 11 (1830).]
1. Typha.
[L., Gen. pl., ed. VI, 479, Nr. 1040.] „Rogos“, „scevar“.
1. Typha angustifolia [L., Spec. pl., 971 (1753)]. — In trägen Gewässern, Sümpfen,
Wassergräben, in der Ebene bis in die Bergregion.
Bosnien: Am Unäufer südlich von Ripac bei Bihac (Bo 11.), bei Han Devetina (B.), um
Travnik unter Puticevo (B.) und bei Vitez nächst Busovaca (*S., auch nach Rohrbach); bei
Banjaluka (H.) ; im Sarajevsko polje (Bl.), namentlich an den Ufern der Zeljeznica und bei Luka-
vica (F.), hei Tarcin (B.), Cemernica bei Praca (Fo.); im Jadartale zwischen Drinaca und Nova
Kasaba (J.), bei Preodac und Podgradina (Pr.). — Im Hochsommer.
2. Typha latifolia [L., Spec. pl., 971 (1753)]. — An Gewässern jeder Art, in Sümpfen.
Bosnien: Häufig, so zwischen Doberlin und Novi (B.); in der Bihacer Ebene (B.); bei
Sasina, Stratinska, Zbilje (Fo.), Banjaluka (H.), Siekovac (B.); im unteren Vrbastale, überall im
Berg- und Hügellande Nordbosniens, im Jala-, Spreca-, Bosna- und Lasvatale (B.), zwischen Varcar
Vakuf und Rljuc (B.), in allen Niederungen hei Travnik (Fr. Br. !), zwischen Kiseljak und Fojnica
(*S.). In Südbosnien häufiger, so zwischen Pobrin han und Pogari bei Vares (Pr.), an der Bosna
und Zeljeznica im Sarajevsko polje (Kummer und S., auch nach Rohrbach), zwischen Pazaric
und Tarcin (B.); um Sarajevo an der Dobrinja bei Lukavica (F. !), bei Kobilava glava und im
Vogoscatale (B.) ; im Tale der Zeljeznica und bei Trnovo (B.), in einer Sumpfwiese zwischen Krbl-
jina und Kalinovik (V.), bei Han Sumbulovac nächst Mokro, am Karolinensattel bei Vitez, nächst
Zalait bei Vikoc, an der Janjina unter Cajnica (B.). — Herzegowina: Selten am Neretvaufer bei
Mostar (Str.), zwischen Domanovic und Pileta, zwischen Gabela und Metkovic, im Krupasumpfe,
an der unteren Narenta (B.); um Skocigrm in der Bjela gora (*P.). — Im Hochsommer.
3. Typha Shuttleworthii [Koch et Sonder in Koch, Syn. fl. Germ., ed. II (1844),
786], — An gleichen Stellen wie vorige.
Bosnien: Bei Travnik [Brandis als T. latifolia nach Borbas, 1882, doch läßt Kronfeld
(in ZBG., 1889, 174) die Bestimmung offen], bei Glamoc (nach Brandis). — Im Hochsommer.
Band IX. 27
418
II. Naturwissenschaft.
2. Familie: Sparganiaceae.
[Engl, in NPflF., II 1, 192.]
1. Sparganium.
[L., Gen., ed. YI, 480, Nr. 1041.]
1. Sparganium erectum [L., Spec. pl., 971« (1753), richtiger Reich., Fl. Germ., 12.
— Sp. ramosum Huds., Fl. Angl., 346 (1762)]. — An trägen Gewässern, Sümpfen,
Wassergräben, besonders im Tieflande (Manche der angeführten Standorte bleiben
zweifelhaft, da fruchtende Exemplare nicht vorliegen.)
Bosnien: Um Jurici, Krupa, Vedropolje, Bihac (Fo.), im Dobrnicatale (B.), zwischen Lisnja
und Prnjavor (B.), Banjaluka (H.), hei Tesanj (Fo.), am Pliva jezero (B.), um Travnik (*8.), am
Vlasic, im Lasvatale, im Lepenicatale, zwischen Kiseljak und Fojnica! ! (S.), hei Dusina (Schwarzll,
Kresevo, Yisoko (Fo.), Tarcin (Pr.); nicht selten um Sarajevo, im Sarajevsko polje (B.). — Herze-
gowina: Bei Metkovic (Fo.), bei Skocigrm in der Bjela gora (*1J.). — Im Sommer.
2. Sparganium neglectum [Beeby in Journ. of bot. (1885), 26, 193, Pl. 258. — Sp.
erectum var. neglectum Richter, Pl. Europ., 10. — Sp. neglectum var. Asch, in OBZ.
(1893), 44], — An trägen Gewässern, in Sümpfen, Gräben bis 850 m.
Bosnien: Am Jezero bei Jaice (?, Früchte nicht völlig reif, B.), im Fojnickatale zwischen
Fojnica und Kiseljak. Um Sarajevo: Häufig im Sarajevsko polje, so um Yrelo Bosne, Vrutci, Ilidze,
Gornji Stup, Svrakino selo, beim Bahnhofe (Mu.); bei Kobila glava (*B.), um Lukavica und Kova-
cic (F.). — Herzegowina: Im Mostarsko blato (Sagorski), im Gaeko polje, namentlich an der
Musica (Mu.); bei Metkovic? (Fo. nach Asch.). — Im Sommer.
ß. microcarpum [L. M. Neuman in Krok et Hartm., Handb. Skand. Fl., ed. XII
(1889), 112; Murb., Beitr. zur Fl. Südbosn. in LUÄ., XXVII (1891), 32; Asch,
et Graebn., Syn., I, 281, als Varietät des Sp. ramosum. — S. microcarpum Celak.
in ÖBZ. (1896), 423],
Kleiner als der Typus. Stengel 20 — 60 cm hoch. Blätter 4 — 10 mm breit,
Blütenstand weniger verästelt. Früchte eiförmigdanzettlich, lang geschnäbelt,
5 — 8 mm lang, braun, glänzend, etwas faltig, Schnabel 25 — 35 mm lang. Stein
3 — 3'5 mm lang, 6—8 rippig.
Herzegowina : In Sümpfen des Nevesinsko polje zwischen Nevesinje und Pustoljane bei
zirka 850 m (*Mu.). — Hochsommer.
3. Sparganium simplex [Huds., Fl. Angl., ed. 2, 401, z. T.; Reich., Fl. Germ., 12].
— In trägen Gewässern selten.
Bosnien: Bei Zaloäje nächst Bihac und bei Sutisöica (Fo.).
Sparganium minimum [Fries, Summa veg., II, 560], wurde nur in der Posavina
außerhalb unseres Gebietes beobachtet.
3. Familie: Potamogetonaceae.
[Juss., Dict. sc. nat., 93; Asch, in NPflF., II 1, 194.]
1. Potamogeton.
[L., Gen., ed. YI, 67, Nr. 174.]
1. Potamogeton natans [L., Spec. pl., 126 (1753)]. — In ruhigen, süßen Gewässern.
Bosnien: In der Una bei Bihac (Boll.), bei Travnik (Br.), Maglaj, Zenica (Fo.), auf der
Radusa PL! (Fr. Br.), bei Yucia luka nächst Sarajevo (*B.), auf der Hranisava, in einem kleinen
See der Zelengora, in der Sturba hei Livno, im Busko blato (Pr.). — Herzegowina: In der Tre-
binjcica bei Trebinje (*P.); im Hutovo blato und bei Vrano grac (F.). — Im Sommer.
ß. prolixus [Koch, Syn. Fl. Germ., ed. II, 775 (1844)].
Herzegowina: In der Trebinjcica bei Arslan-Agic Most (B.).
Beck y. Mannagetta. Flora von Bosnien, der Herzegowina und des Sandzaks Novipazar. 419
2. Potamogeton fluitans [Roth, Tent, Fl. Germ., I, 72; II 1, 202], — In Gewässern.
Bosnien: Bei Banjaluka (*IU), bei Dönje Tuzla (M,). — Herzegowina: In der Neretva und
Buna bei Mostar (*Str.); in Wassertümpeln des Zalomski potok im Nevesinsko polje, zirka 850 m
(Mu.). — Im Sommer.
3. Potamogeton alpinus [Balb., Miscell., 13 (1804)]. — In ruhigen Gewässern.
Bosnien (nach *A. K.): Im Malo jezero auf der Vranicä PI. (F.). — Juli, August.
4. Potamogeton lucens [L., Spec. ph, 126 (1753)]. — In ruhigen Gewässern und
Sümpfen.
Bosnien: (*S.), Bara bei Dönje Svilaj ! (F.). — Herzegowina: In der Neretva und Buna
bei Mostar (Str.); in der Trebinjcica bei Agio Most (B.) bis Trebinje (*P.), im Zalomski potok, in
der Musica im Gacko polje, zirka 950 m (Mu.). — Im Hochsommer. — „Brasca.“
5. Potamogeton praelongus [Wulf, in Roern., Arch., III 3, 331], — In stehenden
Gewässern.
Bosnien: In einem See auf der Vel. Sator PI. (nach Pr.). Ob nicht verkannt?
6. Potamogeton gramineus [L., Spec. pl., 127 (1753)].
Var. myriophyllus Robbins in A. Gray, Man. of N. U. States, 487 (1867); Asch.,
Syn. mitteleur. Flora, I, 323.
Hei •zegowina : Bei Ivan Dolac am Blidinjesee (zirka 1200 m) von den Wellen ans Ufer
geworfen (*M., nach A. Bennett).
7. Potamogeton crispus [L., Spec. pl., 126 (1753)]. — In Gewässern und Sümpfen.
Bosnien: In der Una bei Ripac (F.); am Jezero bei Jajce (Bl.); in Sümpfen an der Jala,
in der Spreca zwischen Iviseljak und Turia (*S., 1848), im Prokoskojezero in der Vranica Pl. (Pr.),
in toten Armen der Miljacka im Sarajevsko polje (B.), im See der Treskavica, in einem kleinen
See auf der Zelengora, im Volujaksee, auf der Yel. Sator Pl. (Pr.). — Herzegowina: In Gräben
bei Mostar!! (Born.!), im Radobolje, zirka 70m (Mu.), im Hutovo blato (F.), in der Trebinjcica
bei Agid Most (B.) bis Trebinje (*P.). — Im Sommer.
8. Potamogeton perfoliatus [L., Spec. pl., 126 (1753)]. — In Gewässern.
Bosnien: In der Una bei Novi, Kipac (F.), am Jezero bei Jajce (*B1.). — ■ Herzegowina:
In der Narenta und Buna bei Mostar (*Str.), in Gräben westlich von Mostar (Sag.); im Zalomski
potok, zirka 850m (Mu.); in der Trebinjcica bis Agio Most (B.), bei Ivan Dolac am Ufer des Bli-
dinjesees (M). — Sommer.
ß. ovatolanceolatus [Reich., Ic. fl. Germ., VII, Taf. XXIX, Fig. 54 = var. lanci-
folius Vis., Fl. Dalm., Suppl. II, 1, 77],
Bosnien: In der Miljac bei Kupres (*B.). — Herzegowina: In der Trebinjcica bei Tre-
binje (P. als Pot. densus nach *V.).
9. Potamogeton pusillus [L., Spec. pl., 127 (1753)]. — In ruhigen Gewässern.
Bosnien: Im Jezero bei Jajce (*BL), an der 2eljeznica bei IlidZe (M.). — Herzegowina:
An der Mündung der Buna in die Narenta, zirka 40 m (*Mu.), in Feldgräben bei Mostar (?, weil
ohne Blüten, Born. !). — Im Sommer.
10. Potamogeton pectinatus [L., Spec. pl., 127 (1753)]. — In ruhigen Gewässern.
Bosnien: (*AK.), in der Una und Sana bei Novi (Fo.). — Herzegowina: (nach A. Ben-
nett in Nym., Consp., Suppl. II, 288), bei Mostar (B.), — Im Hochsommer.
Potamogeton densus [L., Spec. pl., 126 (1753)], von Pantoczek (Aclnot. 29) in
cler Herzegowina angegeben, gehört zu P. perfoliatus (vgl. diesen).
2. Z oster a.
[L., Gen., ed. VI, 472, Nr. 1032; Asch, in NPflF., II 1, 201.]
1. Zostera marina [L., Spec. pl., 968 (1753)]. — Im Meere.
Herzegowina: In der var. angustifolia (Horn in Fl. dan., Tab. 1501 (1820)] bei Sutorina
(Baenitz, 1898!, *B.). — „Yoga“, „svilina“.
420
II. Naturwissenschaft.
Zostera nana [Roth, Enum. pl. Germ., I (1827), 8, z. T.J, Posidonia oceanica
[Del., Fl. aeg., 30 (1813)], Cymodocea nodosa [Asch, in Sitz. Ges. naturf. Freunde
Berlin (1867), 4], dürften sehr wahrscheinlich in den Küstenstrichen der Herze-
gowina Vorkommen.
4. Familie: Juncaginaceae.
[L. C. Rieh, in Mein, du Mus., III, 365 (1815).]
1. Triglochin.
[L., Gen., ed. VI, 179, Nr. 453.]
1. Triglochin palustre [L., Spec. pl., 338 a (1753)]. — In Sumpfwiesen, an feuchten,
moorigen Stellen.
Bosnien: (*AK.) Am Jezero bei Jaice (H.), im Defile bei Travnik und Puticevo (Br., fide
Fr.)!, nächst dem Debelo brdo und bei Hresa nächst Sarajevo (Fo.), am Bistricki potok des Trebe-
vic (K. Maly), bei Tarcin (Mu.). — Herzegowina: Um Jezero bei Obrnje (*Mu.), im Mostarsko
blato (Sag.). — Juli, August.
5. Familie: Alismataceae.
[Juss., Dict. sc. nat., VII, 474, z. T.; Buchenau in NPflF., II 1, 227.]
1. Alisma.
[L., Gen., ed. VI, 181, Nr. 460.]
1. Alisma plantago [L., Spec. pl., 342 (1753)]. — An und in Gewässern jeder Art,
in Sümpfen, Gräben, an Lachen bis in die Voralpen.
Bosnien: Häufig durch das ganze Gebiet; namentlich in den Flußtälern, so längs der Save,
Una, Sana, Vrbas, Bosna (*S.), Drina und deren Zuflüssen. — Herzegowina: (*AK.) Selten: An
der Narenta um Mostar (Str.), am Mostarsko blato (B., Sag.); im Nevesinsko polje (Mu.), bei Do-
manovic, Pileta, Stolac (B.) ; im Gacko polje (Mu.). — Im Sommer. — „Bokva podvodna.“
Die f. lanceolatum [Mert. et Koch, Deutschi. Fl., II, 631 (1826)].
Herzegowina: Auf feuchten Wiesen im Mostarsko blato (*Sag.).
2. Caldesia.
[Pari., Fl. ital., III, 598 (1858); Buchenau in NPflF., II 1, 230.]
1. Caldesia parnassifolia [Pari, Fl. Ital., III, 599 (1858)]. — In stehenden Gewässern,
nach Boue im nördlichen Bosnien.
3. Sagittaria.
[L., Gen., ed. VI, 494, Nr. 1067; Buchenau in NPflF., II 1, 231.]
1. Sagittaria sagittifolia [L., Spec. pl., 993 (1753)]. — In stehenden und langsam
fließenden Gewässern.
Bosnien: Bara bei Dönje Svilaj (R. !), Tisina (Fo.). — Herzegowina: Im Hutovo blato,
bei Bokbara (F.), in toten Armen der Musica im Gacko polje (*Mu.), — Im Sommer. — „Strelara.“
6. Familie: Butomaceae.
[Gray, Arrang. brit. pl., 217; Buchenau in NPflF., II 1, 232.]
i
1. Butomus.
[L., Gen., ed. VI, 201, Nr. 507.]
1. Butomus umbellatus [L., Spec. pl., 372 (1753)]. — An und in stehenden Gewässern,
in Sümpfen.
Beck v. Mannagetta. Flora von Bosnien, der Herzegowina und des Sandüaks Novipazar. 421
Bosnien: An der Una ober Ostrosac (Boll.), zwischen Dubica und Gradiska (B.), bei Maglaj
am Vrbas (*H.); bei Travnik (Br.), bei Przici (Pr.), im Duvuo polje (R. !). — Herzegowina: (* AK.)
An der Buna bei Mostar (Str.), im Mostarsko blato (Sag., ich sah dort nur ß), im Gacko polje
(Riedel!); Krupa blato bei Metkovic (B.). — Im Hochsommer.
ß. stenophyllus [Beck, Fl. Bosn. in Glasn., XV (1903), 12], — Blätter scharf drei-
kantig, sehr schmal, kaum 3 mm breit, im trockenen Zustande meist deutlich ge-
krümmt. Innere Perianthblätter weiß, gegen den Grund in der Mitte violett,
äußere violett.
Bosnien: Im Duvno polje (*R.!). — Herzegowina: Im Mostarsko blato (*B.).
7. Familie: Hydrocharitaceae.
[DC., Fl. fran?., III, 265; Asch. u. Gurke in NPflF., II 1, 238.]
1. Stratiotes.
[L., Gen., ed. VI, 277, Nr. 687.]
1. Stratiotes aloides [L., Spec. pl., 535 (1753)]. — In trägen Gewässern.
Bosnien: Bei Donja Svilaj (*R. !). — Im Sommer. — „Rezac.“
2. Hydrocharis.
[L., Gen., ed. VI, 527, Nr. 1126; Asch. u. Gürke in NPflF., n 1, 258.]
1. Hydrocharis morsus ranae [L., Spec. pl., 1036 (1753)]. — In trägen Gewässern.
Herzegowina (nach * AK.). — Im Hochsommer. — „Vodarka.“
8. Familie: Gramineae.
[Bentli. et Ilook., Gen. pl., HI, 1074; Hackel in NPflF., H 2, 1.]
1. Tribus: Maydeae.
[Bentli. et Hook., 1. c., 1075 und 1078.]
1. Zea.
[L., Gen., ed. VI, 480, Nr. 1042.]
1. Zea mays [L., Spec.pl., 971 (1753)]. Stammt aus dem tropischen Amerika und
wird im Tieflande bis in die höhere Bergregion überall gebaut (*S.).
Im Hochsommer. — „Kukuruz“, „golokud“, „premantur“.
2. Tribus: Andropogoneae.
[Benth. et Hook., Gen. pl., HI, 1081.]
2. Andropogon.
[L., Gen., ed. VI, 540, Nr. 1145; Hackel in DC., Monogr. Plian., VI, 359.]
1. Andropogon ischaemum [L., Spec. pl., 1047 (1753), nicht L. Herb.], bloß die
var. genuinus Hackel, 1. c., 475. — Auf sonnigen, trockenen Stellen, Grasplätzen,
in Bergwiesen, Heiden.
Bosnien: Im Hügellande Nordbosniens häufig (B.); im Vrbastale, namentlich bei Banja-
Iuka!! (H.); im Lasvatale um Travnik (*S.), bei Jaj.ce (B.), Breska bei Brcka (B.); im Jalatale!!
bei Donja Tuzla (M.) u. a. O. im Spreca- und unteren Bosnatale (B.) ; um Vares (Pr.). Um Sara-
jevo im Miljackatale bei Kozija cuprija und bei Kovacic (F.) ! ; bei Visegrad (B.), um Foca, Brod
an der Drina, bei Mjesaice, im Sutjeskatale (Pr.); auf der Suljaga, Vel. Malovan, Krug Pl. bei
Livno, um Grkovac (Pr.), am Prolog (B.). (Nach Fo. durch ganz Bosnien und die Herzegowina
gemein, was nach meinen Beobachtungen nicht zutrifft.) — Herzegowina : Im Dreznicatale ein-
422
II. Naturwissenschaft.
zeln (V.), um Mostar überall häufig! ! (Str.), im Narentatale bei Zitomislic (Mu.), bei Varda (B.) und
um Mostarsko blato (Mu.), auf dem Yelez (B.); bei Stolac (B.), im Tale Jazina dol bei Orahovac
in der Bjela gora (*P.); bei Hutovo (Br.), häufig um Trebinje, Bilek, Trebesinje han, Nevesinje
(Y.), Busak PI. (Fo.). — Sandzak NoTipazar: Zwischen Gotovusa und Plevlje, im Limtale zwischen
Prjepolje und Bistrica (*B.). — Im Hochsommer bis in den Herbst.
2. Andropogon arundinaceus [Scop., Fl. Garn., ed. II, 274 (1772) erweitert. — A.
Sorghum Hackel, 1. c., 500. — Holcus Sorghum L., Spec. pl., 1047, erweitert],
Subsp. a) A. halepensis [Hackel, 1. c., 501. — A. arundinaceus Scop., 1. c. — A.
halepensis Brot., Fl. Lus., I, 89. — Holcus halepensis L., Spec. pl., 1047. —
Sorghum halepense Pers., Syn. pl., I, 101]. — Auf sonnigen, steinigen, grasigen oder
kräuterreichen Stellen, in Brachen.
Bosnien: Zwischen Dubica und Gradisca, im unteren Yrbastale (auch gebaut) bis Banja-
luka (B.), in Gärten von Banjaluka (*H.) sowie an grasigen Abhängen westlich der Stadt (C.), um
Travnik (Br. Fr.). Bei Mjesaice an der Drina (Pr.); bei Suha im Sutjeskatale (Pr.). — Herzego-
wina: Im Narentatale unter Jablanica (*B1.), überall um Mostar! (Str.), an feuchten, fetten Stellen
im Narentatale bei Zitomislic und Buna (Mu.), bei Pileta, um Stolac (B.), Ljubinje (Fo.), bei Pri-
dvorci und Gomoljani bei Trebinje (Fo., V.). — Im Sommer.
Subsp. b) A. sativus [Hackel, 1. c., 505]. — In den Formen:
a. saccharatus [Koern. et Wern., Handb. des Getreidebaues, I, 310 (1885). — Holcus
saccharatus L., Spec. pl., 1047. — Sorghum saccharatum Pers., Syn. pl., 1, 101 (1805)].
ß. vulgaris [Hackel, 1. c., 515. — Holcus Sorghum L., Spec. pl., 1047 (1753). —
Sorghum vulgare Pers., 1. c.].
y. cernuus [Koern. et Wern., 1. c., 314. — Holcus cernuus Ard. in Sagg. sc. acad.
Padova, I, 128, Tav. 3, Fig. 1 — 2, f. Hackel. — Sorghum cernuum Host, Gram.,
IV (1809), Tab. 3]. — Stammt wahrscheinlich von A. halepensis ab.
Bosnien: ß im Jala-, Spreca- und Bosnatale häufig, aber selten als alleinige Frucht gebaut;
bei Jagodina, im Drinatale bei Gorazda (*B.), bei Tientiäta im Sutjeskatale (A.). — Herzego-
wina: « um Mostar (Str.), bei Jablanica (*B1.); ß bei Ulog in der Zagoije (A.), gebaut bei Jabla-
nica (R. Keller, f. B.), um Mostar (Str.), bei Zitomislic, Oplisic, Ljubinje, Trebinje, Gorica (Fo.);
y hin und wieder gebaut (Fo.) — Sandzak Noyipazar: Im Limtale bei Seljacnica und zwischen
Pijepolje und Bistrica (* II.). — Im Hochsommer.
3. Andropogon gryllus [L., Diss., cent. II (1756), Nr. 200 und Amoen. Acad., IV
(1759), 332. — Pollinia gryllus Spreng., Pug., II, 10], — Auf trockenen, steinigen
Plätzen, in Bergheiden, aufgelassenen Kulturen.
Bosnien: Bei Banjaluka (*H.); bei Suha und Mjesaice im Sutjeskatale (Pr.). — Herzego-
wina: Auf unkultivierten, sandigen Stellen um Mostar häufig!! (Str.), zwischen Drieno und Tre-
binje (V.), am Hum (V.) und am Berge Gliva bei Trebinje (*P.), um Grancarevo in der Bjela gora
(*P.); bei Hutovo (Br.), bei Pileta und Stolac (B.), um Tihaljina (F.). — Im Hochsommer. — „Brkas.“
3. Tribus: Zoysieae.
[Benth. et Hook., Gen. pl., HI, 1075 und 1080.]
3. Tragus.
[Hall., Hist, stirp. Helv., 11,203 (1768) und Scop., Introd., 73.]
1. Tragus racemosus [Desf., Fl. Atl., II, 386 (1800). — T. muricatus Moench, Meth.,
53 (1794). — Cenchrus racemosus L., Spec. pl., 1049 (1753)]. — - Auf sandigen,
trockenen, sonnigen Stellen in Brachen.
Bosnien: (*AK.) wo? - — Bei Suha im Sutjeskatale (Pr.). — Herzegowina: (*AIL) wo? —
Um Bilek (Hensch!). — Im Hochsommer.
Beck v. Mannagetta. Flora von Bosnien, cler Herzegowina und des Sandzaks Novipazar. 423
4. Tribus: Paniceae.
[Benth. et Hook., Gen. pl., III, 1075, 1077; Hackel in NPflF., II 2, 32.]
4. Pani cum.
[L., Gen., ed. VI, 32, Nr. 76.]
1. Sectio: Digitaria.
[Haller, Hist, stirp. Helv., II, 244 (1768) und Scop., Fl. Carn., ed. II, I, 52, z. T. als Gattung. — M. Bieb.,
Fl Taur. Cauc., I, 51 (1808), als Sectio.]
1. Panicum humifusum [Kunth, Gram., I, 33 (1829). — Digitaria filiformis Krock.,
F]. Sil., 98 (1787), nicht L. — Di 9- humifusa Rieh, bei Fers., Syn. pl., I, 84 (1805).
— Paspalum glabrum DC., Fl. franc., III, 16 (1805). — Panicum glabrum Gauch,
Agrost. Helv., I, 22 (1811). — Syntherisma glabrum Schracl., Fl. Germ., I, 163,
Tab. III, Fig. 6 (1806)]. — Auf sandigen Stellen, namentlich an Flüssen.
Bosnien: (* AK.), an der Drina bei Visegrad (B., 1890). Um Banja bei Fojnica (Mu.) ; an
der Zeljeznica bei Ilidze (M.). — Im Hochsommer.
2. Panicum sanguinale [L., Spec. pl., 57 (1753). — Digitaria sanguinalis Scop., Fl.
Carn., ed. 2, I, 52 (1772). — In Ackern, Gärten, auf wüsten Stellen.
Bosnien: (*AK.), bei Banjaluka (H.), um Fojnica (Mu.), bei Donja Tuzla (M.), an der Drina
bei Visegrad (B.), Ustikolina, Foca (Pr.). — Herzegowina: Um Ljubinje (*F.). — Im Sommer
und Herbst.
3. Panicum ciliare [Retz, Observ., IV, 16 (1786). — P. sanguinale var. ciliare Trin.,
Spec. Gram., XII, Tab. 144 (1829). — Digitaria ciliaris Koel., Descr. Gram., 27
(1802)]. — Auf sandigen, sterilen Stellen, in Ackern.
Bosnien: Bei Travnik (*Fr. Br.), um Foca, Ustikolina (Pr.), Visegrad (F.). — Herzego-
wina: Bei Jablanica (*V.). — Im Hochsommer.
2. Sectio: Brachiaria.
[Trin. in Mem. Act. Petrop., 6. ser., I (1835), 233.]
4. Panicum eruciforme [Sibth. et Sm., Prodr. fl. Graec., I, 40 (1806). — Echinochloa
eruciforme Reich., Fl. Germ., 140; Asch, et Graebn., Syn., I, 68], — Auf Brachen,
sterilen Stellen.
Herzegowina: Auf Brachfeldern um Pridvorci und Gomoljani bei Trebinje recht häufig
(*V.). — Sonst nur noch im benachbarten Dalmatien und im Gebiete der Mediterranflora, insbe-
sondere im Oriente.
3. Sectio: Echinochloa.
[P. Beauv., Nouv. Agrost., 53, Pl. XI, Fig. II (1812), als Gattung; Link, Enum., I, 76 (1821).]
5. Panicum crus galli [L., Spec. pl., 56 (1753). - — - Echinochloa crus galli P. Beauv.,
Agrost., 161 und Expl. des planch., 8 (1812); Röm. et Schult., Syst., II, 478
(1817)]. — Auf wüsten Plätzen, in Ackern, Gärten.
Bosnien: (*AK.); häufig in Nord- und Mittelbosnien, so z. B. bei Novi, Krupa, Bihac (Fo),
Dubica, Bosnisch-Gradisca (B.), Kljuc (Fo.), bei Lisnja, Prnjavor, Dervent (B.), bei Banjaluka (PI.),
Travnik (Br. Fr.), Doboj, Zepce (Fo.), Vranduk (Bl.), Visoko (Fo.), Donja Tuzla! ! (M.), Zvornik,
Prosjek (J.); um Fojnica (Mu.) etc. In Südbosnien zerstreut, so z. B. hier und da um Sarajevo!
(Fo., F.), im Sarajevsko polje (M.), bei GoraZda, Visegrad (B.), Foca, Ustikolina (Pr.). — Herzego-
wina: Selten, bei Konjica (Fo.), Jablanica (V.); um Mostar (Pi.), an der Buna (*Str.). — Im Hoch-
sommer.
Es wurden folgende Formen beobachtet: 1. suhmutica [Neilr., Fl. Niederöst., 31]. — 2. per-
vulgata Beck, Fl. Niederöst., 44. — 3. aristata [Reich., Icon. fl. Germ., I, Fig. 1442].
424
II. Naturwissenschaft.
4. Sectio: Miliaria.
[Trin. in Mem. Ac. Petersb., 6. ser., III, 285 (1835). — Sectio Eupanicum Benth. et Hook., Gen. pl., III, 1102
(1883). — Panicum P. Beauv., Agrost., 45.]
6. Panicum miliaceum [L., Spec. pl., 58 (1753)]. — Wird auf Feldern gebaut und
verwildert häufig.
Bosnien (*AK. u. a.). — Herzegowina (*Str. u. a.). — Sandzak Novipazar: Im Limtale
zwischen Prjepolje und Bistrica gebaut und verwildert (*B.). — • Im Hochsommer.
5. Setaria.
[P. Beauv., FI. Ow. et Benin, II, 80, nach Benth., Agrost., 51, Pl. XIII, Fig. III. — Sectio Panicum
Link, Enum., I, 75.]
1. Setaria verticillata [P. Beauv., Agrost., 178 (1812). — Panicum verticiUaturn L.,
Spec. pl., ed. 2, 82 (1762)]. — Auf wüsten Plätzen, als Unkraut in Kulturen.
Bosnien: Bei Banjaluka (*H.), bei Zenica (Fo.), um Zvornik (J.), bei Kovacic nächst Sara-
jevo (Fo.), an der Suica (Pr.); im Tale der Zeljeznica, Sutjeska, Drina (Pr.). — Herzegowina:
Um Mostar an kultivierten Orten (*Str.). — Im Sommer.
2. Setaria viridis [P. Beauv., Agrost., 178, Pl. XIII, Fig. III (1812). — Panicum viride
L., Syst., ed. X, Nr. 2, 870 (1759)]. — Auf Brachen, wüsten Stellen, als Unkraut
in Kulturen.
Bosnien: (*AK.), bei Zalin (Fo.), Banjaluka (H.); Travnik (Br. Fr.), um Fojnica (Mu.), im
Zeljeznicatale (B., Pr.), um Sarajevo (Fo.); im Wellsande der Drina bei Visegrad u. a. 0., um Goraüda,
im Sutjeskatale (B.). — Herzegowina: (*AK.), bei Jablanica (B.), Mostar! (Fo.), Buna (Mu.). —
Sandzak Novipazar : Zwischen Plevlje und Han Jabuka, zwischen Prjepolje und Bistrica (*B.).
— Im Sommer.
3. Setaria italica [P. Beauv., Agrost., 178, erweitert. - — Panicum italicum Düll, Fl.
bad., I, 232],
cc. germanica TP. Beauv., 1. c., als Art. — Panicum qermanicum Mill., Gard. dict.,
ed. 8, Nr. 1 (1768)].
Herzegowina: Verwildert hei Jablanica (*B.).
ß. typica [& italica P. Beauv., 1. c.]. — Hin und wieder kultiviert un<^ verwildert.
Bosnien: Bei Zalin (Fo.), Banjaluka (*H.), Pazaric (B.). — Herzegowina: An der Bahn
bei Jablanica (*B.).
4. Setaria glauca [P. Beauv., Agrost., 178 (1812). — Panicum glaucum L., Spec. pl.,
56, z. T., ed. II, 83], — An feuchten, sandigen Stellen, in Ackern.
Bosnien: Verbreitet und häufig, so z. B. Lei Krupa (Fo.), Dubiea, Gradisca, im Jedovicatale
(B.), bei Banjaluka (Fo.), Jaice (Fo.), Travnik (Br. Fr.), überall im Bosnatale (B.), bei Fojnica
(Mu.), Zenica (Fo.), Visoko (Fo.), Brcka (B.), D. Tuzla (M.), Kozluk bei Zvornik (J.), Sarajevo!
(Fo.), Visegrad, Uvac, GoraMa (B.) u. a. O. — Herzegowina: (*AK.); selten um Jablanica! (Fo.),
um Mostar (Str.). — Im Sommer.
5. Tribus: Oryzecie.
[Benth. et Hook., Gen. pl., III, 1075, 1079; Hackel in NPflF., II 2, 39.]
6. Oryza.
[L., Gen., ed. VI, 177, Nr. 448; Hackel in NPflF., II 2, 4L]
1. Oryza sativa [L., Spec. pl., 333 (1753)]. — Wurde in früherer Zeit in der Herze-
gowina kultiviert, aber wegen Versumpfung der Ländereien aufgelassen (*Boue,
1840). Blau sah noch Reiskulturen bei Lukoc und Trebizat.
Beck v. Mannagetta. Flora von Bosnien, der Herzegowina und des Sand'/aks Novipazar. 425
7. Homalocenchrus.
[A. Mieg in Act. Helv., Basileae, IV (1760), 307 — 314. — Leersia Swartz, Prodr. Ind. occ., 1, 21 (1788);
Hackel in NPflF., II 2, 41, non Sw.)
1. Homalocenchrus oryzoides [Poll., Hist. pl. Palat., I7 52 (1776). — Phcdaris oryzoides
L., Spec. pl., 55 (1753). — Leersia oryzoides Sw., 1. c. — Oryza clandestina
A. Braun in Verh. bot. Ver. Brand., II (1860), 195 (1861). — Cfr. Buchenau in
Bot. Zeit. (1894), Heft IV. - — An trägen Gewässern, in Wassergräben.
Bosnien: Im Rakovactale bei Banjaluka (C.), im Hügellande zwischen Banjaluka und Der-
vent nicht selten, so im Tale des Crkvenicki potok bei Devetina (B.), bei Lisnja, zwischen Prn-
javor und Dervent (B.), bei Petrovo selo und Gracanica iui Sprecatale, zwischen 2epce und Zavido-
vici (B.); am Pavlovac potok bei Fojnica bei 630 m (Mu.). — Herzegowina (* AK.). ■ — Hochsommer.
6. Tribiis: Phalarideae.
[Benth. et Hook., Gen. pl., HI, 1076, 1083; Hackel in NPflF., II 2, 42.)
8. Phalaris.
[L., Gen., ed. VI, 32, Nr. 74; Benth. et Hook., Gen. pl., III, 138; Hackel in NPflF., II 2, 43.]
1. Sectio: Euphalaris.
1. Phalaris canariensis [L., Spec. pl., 54 (1753)]. — Auf Ackern, wüsten Plätzen
■wohl nur verwildert, durch Ausstreuung von Vogelfutterabfällen.
Bosnien: Bei Sarajevo (H. fide Hackel).
2. Phalaris paradoxa [L., Spec. pl., ed. 2, 1665 (1763)]. — Eine Pflanze des Mittel-
meergebietes, die von Boiler angeblich bei Golubi6 bei Biha6 in Bosnien ge-
funden worden sein soll. Es sind selbst die Angaben, daß diese Pflanze im
kroatischen Litorale wachsen soll, von Borbäs bezweifelt worden.
2. Sectio: Typhoides.
[Moench, Metli., 201 (1794), als Gattung. — Baldingera G. M. Sch., Fl. Wett., I, 96 (1799), als Gattung.
Digraphis Trin., Agrost. fund., 127 (1820), als Gattung.)
3. Phalaris arundinacea [L., Spec. pl., 55 (1753)]. — In Gewässern und Sümpfen.
Bosnien: In Sümpfen bei Sijekovac (*B.). — Sommer.
Die f. picta L ., 1. c., wird in Gärten hier und da im nördlichen Bosnien kultiviert.
9. Anthoxanthum.
[L., Gen., ed. V, 17 (1754), z. T.; Hackel in NPflF., II 2, 43.)
1. Anthoxanthum odoratum [L., Spec. pl., 28 (1753)]. — In Wiesen, an lichten
Waldstellen bis in die Alpenregion.
Bosnien: Häufig! (*S. u. a.). — Herzegowina: Seltener!; um Mostar (Str.), auf dem Velez
(Born.!), am Gliva bei Trebinje (*P.). — Mai bis Juni.
Folgende Formen wurden beobachtet: f. longeciristatum [Öelak., Prodr. Fl. Böhm. (1867),
39). Bosnien: Auf dem Trebevic (B.). — • f. triäristatum [Beck, Fl. Niederöst., 49 (1890)]. —
Ebendaselbst (B.) — f. glabrescens [Celak., 1. c.], häufig.
10. Stipa.
[L., Gen., ed. VI, 37, Nr. 90; Benth. et Hook., Gen. pl., in, 1084; Hackel in NPflF., II 2, 45.)
1. Stipa bromoides [Beck, Fl. Bosn. in Glasn., XV (1903), 17. — Agrostis bromoides
L., Mant., I, 30 (1767). — Stipa aristella L., Syst. Nat., ed. 12, III, 229 (1768)].
— An felsigen, trockenen Stellen im Gebiete der Mediterranflora.
426
II. Naturwissenschaft.
Herzegowina: Um Mostar (*Str.), bei Buna (Mu.), Stolac (B.), an den Abliängen des Hum
und Gliva bei Trebinje! (V.). • — Im Sommer.
2. Stipa pennata [L., Spec. pl., 78 (1753)]. — An trockenen, steinigen Stellen, in
Bergheiden bis in die Voralpen (1230 m).
Bosnien: Zwischen Travnik und Butkovic (*S., Exs. Nr. 32), bei Duvno (Br.), um Sarajevo
(Zock) ; auf der Borova glava! !, bei Preodac und Bore (Pr.); auf der Ljubuia Pl. (Fr. Br.). —
Herzegowina: Überall um Mostar!! (Str.), zwischen Blagaj und Jovanovic Karaula (B.), zwischen
Tasovcici und Domanovic (B.), im Dugopolje an der Övrsnica (Heym, fide F.), am Leotar (B.)
und Gliva bei Trebinje, auf der Jastrebica in der Bjela gora (*P.), bei Neum, Dracevo (F.). — Im
Sommer. • — - „Kovilje.“
ß. Joannis [Celak. in ÖBZ. (1884), 318, als Art].
Herzegowina: Auf dem Vele2 (*B.); auf dem Hum bei Mostar (B.).
y. pulcherrima [C. Koch in Linnaea, XXI (1848), 440, als Art. — St. Grafiana
Steven in Bull. soc. nat. Mose., XXX (1857), 368],
Herzegowina: Auf der Prislab und Porim Pl. (V., 1890), auf dem Velez bei Mostar, 1000
bis 1700 m (Born., B.), auf dem Leotar bei Trebinje (B.); Vlastica bei Drieno, Svitavac, Gnila
greda (V.).
d. gallica [(Steven) Celak. in ÖBZ. (1883), 316].
Herzegowina: Auf niedrigen Bergen zwischen Nevesinje und Gacko (so z. B. bei Zalom
palanka, Kifino selo, Pluäine, Fojnica) wie auch in der Alpenregion der Velez- und Iij elasica Pl.,
850— 1750 m (*Mu.), auf der Cabulja Pl. (B.).
e. austriaca [G. Beck, Fl. Niederöst., 50 (1890)].
Bosnien: Auf dem Cincar bei 1100m (B.). — Herzegowina: Zwischen Trebistova und
Rakitno (F., fide B.).
3. Stipa capillata [L., Spec. pl., ed. II, 116 (1762)]. — An gleichen Stellen wie vorige.
Bosnien: (*AK.). Um Sarajevo: Am Gradonj (Fo.) und zwischen Felsen in der LapiSnica-
schlucht (Mu.), am Kastellberge, auf der Hrastova glava (M.); am Bregoc (Pr.). — Juli, August.
4. Stipa calamagrostis [Wahl., Veg. clira. Helv., 23 (1813). — Agrostis Calamagrostis
L ., Syst., ed. X, 872 (1759). — Lasiagrostis Calamagrostis Link, Hort. Berol., I,
91 (1827)]. — Auf steinigen Stellen, Felsen, im Felsschutt, namentlich auf Kalk
bis in die voralpine Region.
Bosnien: An der Grenze bei Skocaj nächst Bihac (Boll.); im Kalkgebiete bei Ovcarevo,
Podhum und Travnik (Fr. Br.), bei Janjici (C.), Zenica (Fo.), zwischen Jajce und Jezero (Engler!),
um Vares, auf der Divinica (Pr.), häufig in der Umgebung von Sarajevo! (H.), auf der Gola Jaho-
rina (F.), im 2eljezuicatale (Pr.); auf der Treskavica und Romanja Pl. (R. Keller!), in allen Mil-
jackaschluchten, im Drinatale bei Visegrad (B.); um Suha im Sutjeskatale, am Volujak (Pr.), bei
Prosjek nächst Zvornik (J.); auf der Suljaga- (Pr.), Stoüer- (B.), V. Malovan-, Cincar-, Kamesnica-
und Sator-Pl. (Pr.). - — Herzegowina : Verbreitet um Konjica (*B.), auf der Muliarniea (F.), um
Jablanica!, Grabovica!, Dreünica, auf dem Porim (V.); im Nareutatale ober Mostar (Sag.), bei Buna
(Mu.), auf dem Velez, bei Nevesinje (Raap-Callier, Pl. Here., Nr. 246!), im Zalomskatale, um
Gacko (Mu.). In der südlichen Herzegowina allgemein verbreitet, so bei Arslan-Agic und Orahovac,
Lastva, Ledenik, in der Bjela gora, V. Svitovac, am Orjen, Velez! etc. (V.). — Juni bis August.
- — „Nisovi.“
11. Oryzopsis.
[Michaux, Fl. Amer, 1,51, Pl. IX (1803); Benth. et Hook., Gen.pl., IH, 1142; Hackel in NPflF., II
2, 46; Piptatherum P. Beauv., Agrost., 17, Pl. V, Fig. XXI (1812)].
I. Oryzopsis miliaceum [Benth. et Hook, nach Sckweinf., 111. fl. Egypt. (1887), 169.
— Agrostis miliacea L., Spec. pl., 61 (1753). — Piptatherum multiflorum P. Beauv.,
1. c., 173]. — An steinigen Stellen, Felswänden.
Herzegowina: All Mauern und Zäunen um Mostar häufig (*Str.). — Juni, Juli.
var. longearistatum [Beck, Fl. Bosn. in Glasn., XV (1903), 17], — Granne 3 — 4mal
länger als das Ährchen. Deckspelze zerstreut behaart.
Beck v. Man nage tta. Flora von Bosnien, der Herzegowina und des Sandzaks Novipazar. 427
Bosnien: In lichten Wäldern der Gomila velika hei Krupa (B.); auf der Grmec PL, bei
Otasovac an der Klekovaca PI. (B.).
2. Oryzopsis virescens [Beck, Fl. Niederöst., 51 (1890). — Milium paradoxum Scop.,
Fl. Carn., ed. 2, 58, Tab. I (nicht L.). — Urachne virescens Trin., Fund. Agrost.,
110 (1820). — - Piptatherum paradoxum Koch, Syn. Fl. Germ., 786 (1837)]. — In
lichten Wäldern und Gebüschen.
Bosnien: (*AK.), auf der Grmec PI. (Boll.), auf Kalkfelsen bei Gornji Seher nächst Banja-
luka (C.); um Suha und Tientista im Sutjeskatale (Pr.). — Herzegowina: An der Radoboljequelle
bei Mostar (Baenitz, f. B.); um Skoci grm in der Bjela gora (* P.). — Mai, Juni.
12. Milium.
[L., Gen., ed. YI, 33, Nr. 79 (z. T.); Hackel in NPflF., II 2, 47.]
1. Milium effusum [L., Spec. pl., 61 (1753)]. — In schattigen Laubwäldern bis in
die höheren Voralpen.
Bosnien : Auf der Gomila velika bei Krupa (B.), zwischen Putkovici und Tolovici bei
Travnik (*S.), auf der Sisa Pl. (B.), auf der Lisina und Sinjakova Pl. (V.); am Igman bei Blazuj,
zirka 1000 m (B.) ; um Sarajevo am Trebevic (M.), in den Schluchten der Miljacka, bei Starigrad
(B.); am Glog, bei Vucialuka (Fo.), Han Biosko (B.); bei Tarcin (Pr.); im 2eljeznicatale (Pr.), auf
der Treskavica (B. Keller, f. B.), auf der Preslica- und Prislap Pl. (V.), im Govzatale bei Jelec
(B.), auf der Zelen gora (Pr.), in der Suha gora und am Maglic (B.), auf der Ljubicna Pl. (B.),
bei Bugojno, Kupres, auf der Suljaga-, Kamesnica- und Sator Pl., bei Glamoc (Pr.). — Herzego-
wina: (*AK.), zwischen Lisane und Zimlje Polje (V.), am Yelez (B.), in schattigen Gebirgswäldern
um Nevesinje (V.); auf der Bjelasica Pl. bis WOOm (Mu.). — Im Sommer.
Die f. confertum [L., Spec. pl., 61 (1753), als Art],
Herzegowina: Auf der Plaäa Pl. bei Jablanica (F.).
7. Tribus: Agrostideae.
[Benth. et Hook., Gen. pl., III, 1076, 1084; Hackel in NPflF., II 2, 44, exkl. Stipeae. ]
13. Heleochloa.
[Ho st, Icon, et descr. Gram., I, 23 (1801); Hackel in NPflF., II 2, 48.]
1. Heleochloa alopecuroides [Host, 1. c., 23, Tab. 29 (1801). — - Crypsis alopecuroides
Schrad., Fl. Germ., I, 167 (1806)]. — Auf feuchten, sandigen Stellen, an Lachen.
Bosnien: Bei Banjaluka (*H.), Bosn.-Brod (V.), D. Tuzla (M. !); bei Kalinovik, auf der
Zelen gora (Sag.). — Herzegowina: (*AK.), bei Mostar (St.), Nevesinje (V.), im Nevesinsko-,
Dabar- und Gacko polje (Mu.), bei Bilek (Hensch nachV.); bei Capljina (V.). — Hochsommer.
14. Phleum.
[L., Gen., ed. YI, 33, Nr. 77 (verb.); Hackel in NPflF., 112, 48.]
1. Phleum pratense [L., Spec. pl., 59 (1753)].
a. typicum [Beck, Fl. Niederöst., 55 (1890)]. — In Talwiesen, an erdreichen Stellen.
Bosnien: Häufig, so um Banjaluka (H.), in der Kozara Pl. (B.), um Travnik (Fr. Br.), Yares
(Fo.), im Bosnatale, um Sarajevo, auf dem Trebevic (B.), in der Zelen gora (Pr.), auf der Yitez PL,
um Ranjen karaula (B.), Kupres, Glamoc, Livno (Pr.) u. a. O.
ß. nodosum [L., Syst, pl., ed. X, 871, als Art]. — Auf Bergwiesen, an trockenen,
steinigen Stellen bis in die Voralpen.
Bosnien: Häufig bei Petrovac (B.), Donja Tuzla (M.), Fojnica, Sarajevo, Vucevo brdo (B.),
bei Vranji dol, Seonica (Fr. Br.), im Livno polje, auf dem Cincar bis 1250 m (B.). — Herzegowina:
Um Skoci grm in der Bjela gora (*P.), Ubaljska Pl. (Pi.!).
428
II. Naturwissenschaft.
y. Bertolonii [DC., Cat. hört. Monsp., 132 (1813), als Art]. — In trockenen Feldern
und Heiden.
Herzegowina : Auf dem Vele2 (B.), im Nevesinsko polje bei 850 m (Mu.), bei Petralj auf
der Mala Cvrsnica (Mu.).
2. Phleum alpinum [L., Spec. pl., 59 (1753)]. — Zwischen Voralpenkräutern, in
feuchten Alpentriften der Voralpen- und Alpenregion.
Bosnien: Am Gredoviti vrh auf der Grmec Pl. (Boiler), auf dem Vlasid (*S.), überall in
der Yranica PL! (Mu.), auf der Lopata bei Kresevo (Bl.), am Igman, Kiek (F.); auf der Visocica
Pl., namentlich im Tusilatale (B.), auf dem Bregoc in der Zelengora, Maglic, Volujak (Pr.), auf der
Ljubicna (B.), in der Vjestica- und Sator Pl. (Pr.). — Herzegow ina : (* AK.), auf der Lisin bei
Ivan (Karaman). — Juni bis September.
Die f. flavescens [Schur in OBZ. (1859), 16. — viridulum Beck, Fl. Niederöst., 55
(1890)].
Bosnien: Auf dem Igman (*B.).
Var. commutatum [Gand., Agrost. Helv., I, 40 (1811); Fl. Helv., I, 166 (1828)].
Bosnien: Auf dem Matorac in der Yranica Pl. (*Mu.); ich fand nur die zahlreichen Zwischen-
formen. Nach Wettsteiu [Beitr. zur Fl. Alban., 93 (1892)] auch in den Dinarisclien Alpen.
Var. villosum [Opiz, Auth. Herb., 83 und Nat. Tausch., 221].
Bosnien: Auf der Vranica Pl. (*B.).
3. Phleum echinatum [Host, Ic. descr. Gram., III, 8, Tab. 11 (1805)]. — Auf steinigen,
trockenen Plätzen, in Bergheiden, Brachen der mediterranen Flora.
Herzegowina: Bei Stolac! (F.), bei Milanov odsjek (V.), Bilek, Trebinje (*P.); bei Vucijak
in der Bjela gora (P.), Metkovic (F.). — April, Mai.
4. Phleum phalaroides [lvoeler, Descr. Gram., 52 (1802). — Phalaris phleoides L.,
Spec. pl., 55 (1753). — Ph. Boehmeri Aut. non Wibel, Prim. Fl. Werth., 125 (1799)].
— An steinigen, trockenen Stellen, in Heiden.
Bosnien: Bei Banjaluka, Maglaj a. V. (H.), Jajce (B.), um Travnik, auf dem Vlasic (*S.),
um Berska (B.), Zvornik (J.), Vares (Pr.); im oberen Bosnatale, überall um Sarajevo, auf dem
Trebevic, Ozreu, im Miljackatale (B.), beim Koseva -Wasserfalle am Bukovik (M., mit fünfnervigen
Deckspelzen), im Zeljeznicatale, auf der Treskavica, um Suha, Tientista, MjeSajce, im Sutjeskatale
(Pr.); auf der Suljaga, Vel. Malovan, Kurlaja um Milicic (Pr.). — Herzegowina: Auf dem Ostvelez
(B.), bei Nevesinje (*V.), auf dem Gliva bei Trebinje (V.). — Mai, Juni.
Die Formen latifolium und tenuifolium [Beck, Fl. Niederöst., 54 (1890)] wurden beob-
achtet.
5. Phleum Michelii [All., Fl. Pedem., II, 233 (1785)]. — Zwischen Voralpenkräutern,
in Wiesen der Voralpen- und alpinen Region.
Bosnien: (*AK.), auf der Vlasic-, Bjelasnica-, Treskavica-, Visocica- (B.), Bregoc- (Pr.),
Maglic-, Volujak- und Ljubicna Pl. (B.); auf der Suljaga-, Vel. Malovan- und Krug PL, auf dem
Troglav, in der Vjestica gora und um Preodac (Pr.). — Herzegowina: (* AK.), auf der Prenj- (B.)
und Plasa PL (V.!), auf der Bjelasica bei 1750 m (Mu.). - — Juli, August.
Überall auch in der f. incrassatufn [Gris. bei Pantocs., Adnot., 17 (1874)].
ß. anthoxanthoides [Hackel in Verb, der k. k. zool.-bot. Ges. in Wien (1904), 177], —
Scheinrispe fast eilänglich, 3 — 4 cm lang, l-5 cm breit. Ährchen größer, die Hüll-
spelzen mehr abgesetzt zugespitzt.
Bosnien: In Alpenwiesen der Treskavica (*F.).
6. Phleum paniculatum [Huds., Fl. Angl., 23 (1762). — Ph. asperum Jacqu., Collect.,
I, 110 (1786)]. — Auf Äckern, Schuttplätzen, steinigen Stellen.
Bosnien: Bei Banjaluka (*H.), bei Jaice (B.); um Foca, Ustikolina (Pr.). — Mai, Juni.
7. Phleum tenue [Schrad., Fl. Germ., I, 191 (1806). — Phalaris suhulata Savi, Fl.
Pis., I, 57 (1798). — Phal. Bellardi Willd. in Rat. Fr. Berl., III, 415 (1801). —
Beck v. Mannagetta. Flora von Bosnien, der Herzegowina und des Sandzaks Novipazar. 429
Ph. Bellardi Willcl., Emmi., I, 85 (1809). — Pli. subulatum Asch, et Graebn., Syn.,
II, 154 (1899)]. — An steinigen Plätzen, auf Schutt, in Brachen, Weingärten,
Heiden, unter der Saat, nur im Gebiete der mediterranen Flora.
Herzegowina : Um Mostar ! (Str., Raap-Callier, PI. Here., Nr. 163!), so am Hum! (F.),
am Podvelez (Fo.), bei Jaseniea im Mostärsko polje (Mu.), am Mostarsko blato (B.), bei Ljubinje
(Fo.), Kiek (Asch, et Graeb.) ; Trebinje (*P.), auf dem Gliva (V.) und um Luga (V.). — Mai bis Juli.
Var. ciliatum [Boiss., Fl. Orient., V, 480 (1884)]. — Deckspelzen am Kiele gewimpert.
Herzegowina: Um Mostar (*Mu.).
Var. macranthum [Beck, Fl. Bosn. in Glasn., XV (1903), 19], — Stengel kräftig
(70 — 84 cm hoch), eine 7 — 10 cm lange und 5 — Qmm dicke Scheinähre tragend.
Ährchen größer; die Deckspelze 3 mm lang, rauh.
Herzegowina: Auf sterilen Plätzen bei Mostar (A. Pichler!).
15. Alopecurus.
[L., Gen., ed. VI, 33, Nr. 78; Hackel in NPtlF., II 2, 48.]
1. Sectio: Colobachne.
[P. Beauv., Agrost., 22, PI. 6, Fig. 9 (1812), als Gattung; Trin., Fund., 100 (1820).]
1. Alopecurus Gerardi [Vill., Fl. Delph., 5 (1785), nach Hist. pl. Dauph., II, 66, Tab. 2
(1787). — Colobachne Gerardi Link, Hort. Berol., I, 74 (1827)]. — In alpinen
Triften.
Bosnien: Auf dem Kamine des Maglic (*B.). — Juli, August.
2. Sectio: Tozzeftia.
[Savi in Mem. Soc. Ital., VHI, 477 (1798), als Gattung; Endl., Gener., 80 (1836).]
2. Alopecurus utriculatus [Pers., Syn., I, 80 (1805). — Tozzettia pratensis Savi, 1. c.
— T. utriculata Savi in Usteri, Ann. der Bot., XXIV (1800), 49]. — In feuchten
Wiesen, auf feuchten, sandigen Stellen, vornehmlich im Gebiete der mediterranen
Flora.
Bosnien: Bei Banjaluka (*H.), in Wiesen bei Zaluzani nächst Banjaluka (C.), bei Maglaj
a. V. (H.), um Travnik, bei Polje (Fr. Br.). — Herzegowina: All sandigen Stellen bei Capljina
(F.), bei Trebinje (*P.). — Mai, Juni.
3. Sectio: Eualopecurus.
[Gris., Spie. Fl. Rum., II, 465 (1844). — Alopecurus Aut.]
3. Alopecurus myosuroides [Huds., Fl. Angl., 23 (1762). — A. agrestis L., Spec. pl.,
ed. H, 89 (1762)]. — Auf wüsten Stellen, Brachen, an Rainen.
Herzegowina: Um Mostar (Str.), bei Domanovic (Hentsch!), Öapljina (F.), Trebinje, Bilek
(*P.). — Im Sommer.
4. Alopecurus pratensis [L., Spec. pl., 60 (1753)]. — In Talwiesen bis in die Voralpen.
Bosnien: Bei Banjaluka (H.), um Travnik, am Vlasic (*S.), um Vares (Pr.), um Sarajevo
(H.), in der Zelen gora, bei Tarein (Pr.), bei Zvornik (J.), um Preodac, Grkovac, Gubin (Pr.). —
Herzegowina : Auf der Krbljina (Pr.), im Gacko polje (Riedel!). — Mai bis Juli.
Die f. obscurus [Gris. in Ledeb., Fl. Ross., IV, 465 (1853)].
Bosnien: Auf Voralpenwiesen des Vlasic (*S.) mit der Normalform (B.).
Der daselbst angegebene A. ventricosus [Pers., Syn., I, 80 (1805) = A. nigricans Horn., Hort.
Hafn., I, 68 (1813)] gehört zur vorgenannten Form.
5. Alopecurus geniculatus [L., Spec. pl., 60 a (1753)]. — An sumpfigen Stellen, an
und in Gewässern.
i
430
II. Naturwissenschaft.
Bosnien: (*AK.), bei Banjaluka, Kiseljak (H.), im 2eljeznicatale, bei Trnovo, Kalinovik, in
der Zelen gora, um Previla (Pr.). — Mai bis August.
6. Alopecurus fulvus [Sm., Engl, bot., XXI, PI. 1467 (1805)]. — An gleichen Stellen
wie voriger.
Bosnien: Bei Banjaluka (H.); im Sprecatale gegen Turia (*S., exs. Nr. 753); im Zeljeznica-
tale, bei Trnovo, Kalinovik, in der Zelen gora, um Previla (Pr.); bei Uvac au der Drina (B.). — -
Mai bis August.
16. Polypogon.
[Desf., Fl. Atl., I, 67 (1798); Hackel in NPflF., II 2, 50.]
1. Polypogon monspeliensis [Desf., 1. c.]. — Auf sandigen, steinigen Stellen in Brachen
in der Mittelmeerflora.
Herzegowina: Am Meere bei Igalo (*V.). — April bis Juni.
17. Agrostis.
[L., Gen., ed. VI, 33, Nr. 80; Hackel in NPflF., II 2, 42.]
1. Agrostis alba [L., Spec. pl., 63 (1753)]. — In Wiesen, an feuchten Stellen bis in
die alpine Region.
Bosnien: (*AK.), häufig, so um Vrnograc (F.), Banjaluka (H.), bei Brcka (B.), Travnik,
auf der Vlaska gromila (Fr. Br.), um Sarajevo (B.), im Tale der Zeljeznica, Sutjeska, Drina (Pr.),
auf dem Cincar bei 1150m (B.), auf der Hrbljina, um Suiea, Glamoc (Pr.) u. a. O. — Herzego-
wina: Bei Konjica (*B.), Buna (Mu.) ; im Nevesinsko polje (Mu.).
Es wurden beobachtet die Formen: giganteil [Gaud., Agrost., I, 81 (1811), als Art]. —
coarctata [Hoffm., Deutschi. Fl., ed. 2, I, 37, als Art]. — prorepens Ascli., Synops., H, 175 (1899)].
— patula [Gaud., Fl. Helv., I, 189 (1828)].
2. Agrostis olivetorum [Gren. et Godr., Fl. de France, III, 483 (1855)]. — Durch
die größeren, 3 mm langen Ährchen und die meist borstenförmig zusammen-
gefalteten Blätter von voriger zu unterscheiden. — Auf trockenen, steinigen
Stellen.
Herzegowina: Im Nevesinsko polje zwischen Nevesinje und Kifino selo, zirka 850 m (*Mu.).
3. Agrostis vulgaris [Wither., Arrang., ed. 3, II, 132 (1796). — A. stoionifera L.,
Spec. pl., 62 a (1753), z. T.]. — In Wiesen, unter Buschwerk, in lichten Wäldern
bis in die Alpenregion.
Bosnien: Häufig, so z. B. um Banjaluka (H.), auf der Ivozara (B.), bei Travnik (*S., Exs.
Nr. 34), auf dem Vlasic (Fr. Br.), bei Zenica (Fo.), Vares (Pr.), um Sarajevo (B.), Tarcin, Ivansattel
(B.), bei Trnovo, Kalinovik, im Sutjeskatale, Drinatale (Pr.), bei Fojnica (B.), Suica, Preodac (Pr.),
Ljubicna Pl. (B.), D. Tuzla (M.), Zvornik (J.) u. a. O. — Herzegowina: (*AK.), um Konjica (Fo.),
Jablanica (B.), Mostar (Str.). — Sandzak Novipazar: In Wäldern der Poljana bei Svjetloborje
(*B.). — Mai bis in den Sommer.
4. Agrostis canina [L., Spec. pl., 62 (1753)]. — In Wiesen, auf Waldblößen, in
lichten Wäldern.
Bosnien: Im Vedro polje (*Fo.), um Ivanjska (B.), am Kastellberge von Sarajevo (M.), am
Hrsin bei Nova Kasaba, insbesondere bei Magasica Han (J.). — Im Sommer.
5. Agrostis alpina [Scop., Fl. Carn., ed. 2, I, 60 (1772)]. — Auf steinigen Stellen der
alpinen Region.
Bosnien: Am Bregoc in der Zelen gora, auf dem Maglic (*Pr.). — Herzegowina: (*AK.),
aber in Asch, et Graebn., Syn. mitteleur. Fl., II, 187 nicht erwähnt, daher wohl ?.
6. Agrostis rupestris [All., Fl. Pedem., II, 237 (1785)]. — An gleichen Stellen.
Bosnien: Auf Schieferfelsen der Strazica in der Vranica Pl. (*B.). — Herzegowina: In
Alpentriften der Plala (*V.). — Juli, August.
Beck v. Mannagetta. Flora von Bosnien, der Herzegowina und des Sandxaks Novipazar. 431
18. Gastridium.
[P. Beauv., Agrost., 21 (1812); Hackel in NPflF., II 2, 51.]
1. Gastridium lendigerum [Gauel., Fl. Helv., I, 176 (1828). — G. austrole P. Beauv.,
1. c., 164. - — Milium lendigerum L., Spec. pl., ed. 2, 91 (1762)]. — In Ackern, an
trockenen, steinigen Stellen im Gebiete der Mediterranflora.
Herzegowina: Bei Posusje (F.), Stolac (B.), am Glivaberge, bei Trebinje (*V.). • — Mai, Juni.
19. Calamagrostis.
[Adans., Farn., II, 31 (1763); Eoth, Tent. Fl. Germ., I, 33 (1788); Hackel in NPflF., II 2, 51.]
1. Sectio: Calamagris.
[Dumort., Agrost. Belg., 126 (1823).]
1. Calamagrostis villosa [Mutei, Fl. frang., IV, 41 (1837). — Agrostis villosa Cliaix
in Yill., Hist. pl. Dauph., I, 378 (1786). - — C. alpina Host, Gram., IV, 30, Tab. 51.
— C. Halleriana Gaud., Agrost., I, 97 (1811). — C. pseudo phragmites Link, Handb.,
I, 39 (1829), nach Reiche nb.].
Die f. extrema [G. Beck, Fl. Südbosn., V, 557 (1890)]. — Granne am Grunde der
Deckspelze eingefügt.
Bosnien: Auf dem Vjeternik in der Ljubicna Pl. (*B). — August.
2. Calamagrostis epigeios [Roth, Tent. Fl. Germ., I, 34 (1788); Schräder, Fl. Germ.,
I, 211], — In Wiesen, lichten Wäldern, an buschigen Stellen bis in die Voralpen.
Bosnien: (*AK.), bei Vrnograc (Pr.), am Krnin in der Ivozara Pl. (B.), bei Kozija cuprija
nächst Sarajevo (F.), bei Tarcin (Pr.), auf der Treskavica (F.), um Pod Vitez, im Sutj eskatale bei
Tieutista und Mjesajce, auf der Suljaga, Yel. Malovan, bei Preodac (Pr.). — Herzegowina: Am
Kremenac ober Grabovica (* V.), im Nevesinjsko polje, auf der Bjelasica Pl. (Mu.). — Sommer.
3. Calamagrostis pseudophragmites [Baumg., Enum. pl. Transsylv:, IH, 211 (1816),
nicht and. Aut. — Arundo pseudophragmites Haller fil. in Roem., Arch., I 2, 10
(1796). — C. laxa Host, Gram., IV, 25, Tab. 43 (1809). — G. littorea P. Beauv.,
Agrost., 15 und 157 (1812); DC., Fl. frang., V, 255 (1815)]. — An Gewässern
bis in die Bergregion.
Bosnien: Bei Jajce (*B.). — Sommer.
2. Sectio: Deyeuxia.
[Clarion in P. Beauv., Agrost., 43, Pl. IX, Fig. IX — X.]
4. Calamagrostis varia [Host, Gram., IV, 27, Tab. 47 (1809). — C. montana DC.,
Fl. frang., V, 254 (1815)]. — In Wäldern, an buschigen Stellen in der Berg- und
Voralpenregion.
Bosnien: Auf dem Vlasic (Br.!), um Sarajevo, in den Miljackaschluchten, auf dem Trebevic,
auf der Bjelasnica (B.), Preslica (V.), zwischen Suica und Borova glava (*S., Exs. Nr. 35), auf dem
Cincar im Buchengestrüppe bis 1400m (B.), auf dem Troglav (B.). — Herzegowina: Auf der
Glogovo-, Porim-, Plasa- und V. Vilinac Pl. (*V.), in Waldlichtungen auf der VeleiS- (V.) und Bjela-
sica Pl. (Mu.), in der Bjela gora am Svitavac, Stirovnik, Gnila greda (V.), auf Abhängen der Ilina
greda ober Bogovic selo, am Orjen nahe der Quelle (V.). — Sommer.
5. Calamagrostis arundinacea [Roth, Tent. Fl. Germ., I, 33 (1788) und II 1, 89 (1789).
— C. montana Host, Gram. Austr., IV, 27, Tab. 46 (1809), nicht DC.]. — An
gleichen Stellen.
Bosnien: Bei Travnik gemein (Fr. Br.), auf der Kamesnica (Pr.). Wahrscheinlich liegt eine
Autorverwechslung vor und wurde C. montana DC. gemeint. — Im Zeljeznicatale, bei Suha, am
Maglic, in der Zelen gora (Pr.). — Pr. trennt aus mir unbekannten Gründen C. montana Host und
C. silvatica DC., welche doch eine und dieselbe Pflanze bezeichnen.
432
II. Naturwissenschaft.
20. Apera.
[Adans., Fam., II, 495 (1763), richtiger P. Beauv., Agrost., 31, PI. VII, Fig. XI (1812); Hackel in NPflF.,
II 2,51.]
1. Apera spica venti [P. Beauv., 1. c., 151. — Agrostis sjnca venti L ., Spec. pl., 61
(1753) und Mant., II, 324], — Unter Getreide, in Brachen bis in die Bergregion.
Bosnien: Um Travnik (*S., Exs. Nr. 33), Fojnica!! (S.), Busovaca (B.), im Miljackatale hei
Sarajevo (M.), im Grahovicatale südlich der Vitez Pl. (B.) und wohl noch an anderen Orten. —
Herzegowina: Zwischen Pileta und Stolac (*B.). — Sommer.
21. Lagurus.
[L., Gen., ed. VI, 37, Nr. 92; Hackel in NPflF., II 2, 52.]
1. Lagurus ovatus [L., Spec. pl., 81 (1753 )]. — An trockenen, sandigen Stellen, auf
Schutt, Mauern im Gebiete der mediterranen Flora.
Bosnien: Zufällig am Janinabache bei Cajnica (*2ivotsky !); um Suha im Sutjeskatale
(Pr.). — Herzegowina: Am Meere bei Igalo (*V.), in der Sutorina (R.). — Mai bis Juli. —
„Zeciji rep.“
8. Tribns: Aveneae.
[Benth. et Hook., Gen. pl., III, 1076, 1086; Hackel in NPflF., II 2, 52 (erweitert).]
22. Holcus.
[L., Gen., ed. VI, 541, Nr. 1146 (1764), z. T.; Hackel in NPflF., II 2, 53.]
1. Holcus lanatus [L., Spec. pl., 1048 (1753)]. — In Wiesen, an Waldrändern bis in
die Voralpen.
Bosnien: Häufig, so z. B. um Krupa, Tesänj, Doboj (Fo.), Banjaluka (H.), Ivanjska, Kljuc
(B.), Travnik (*S., Exs. Nr. 30), D. Tuzla! ! (M.), Varel (Pr.), Sarajevo (B.), Fojnica!! (Pr.), Pale,
Trnovo, Tarcin (Pr.), Kupres, Suica, Glamoc (Pr.) u. a. O. — Herzegowina: (*AK.), um Konjica
(B.), im Nevesinjsko polje (Mu.). — Juni bis August.
Beobachtet wurde auch die f. coloratus Reich., Iconogr. fl. Germ., I, 15 (1834).
2. Holcus mollis [L., Syst., ed. X, 1305 (1759)]. — An Acker- und Waldrändern bis
in die Voralpen.
Bosnien: Auf dem Krnin in der Kozara Pl. (B.); bei Banjaluka (*H.), Travnik (Fr. Br.),
auf der Ivan Pl. (V.). — • Herzegowina: Um Nevesinje (*Mu.). — Mai bis August.
23. Aira.
,[L., Gen., ed. VI, 34, Nr. 81 (1764), z. T.; Benth. et Hook., Gen. pl., III, 1086; Hackel in NPflF.
II 2, 52.]
1. Aira capillaris [Host, Gram., IV, 20, Tab. 35 (1809)]. — In trockenen Heiden und
Wiesen, auf Brachen bis in die höhere Bergregion.
Bosnien: Um Bihac, auf der Podgomila bei Krupa, um Novi (B.), Travnik (*S.), Sarajevo
(B.), bei Brod und am Crni vrh bei Foca (Fo.), am Bregoc in der Zelen gora (Pr., schwerlich). —
— Herzegowina: (*AK.), um Konjica (B.), auf der Raska gora (B.), im Nevesinjsko polje (Mu.).
— Mai, Juni.
Die f. ambigua [De Not., Ann. sc. nat., III 2 (1844), 365, als Art]. — Beide Blüten
im Ährchen begrannt.
Bosnien: Um Travnik (*S.), Sarajevo (B.), Raska gora (B.), um Rosanovic (F.).
2. Aira caryophyllea [L., Spec. pl., 66 (1753)]. — - An gleichen Stellen wie vorige.
Bosnien: An der kroatischen Grenze bei Megj udrazj e nächst Bihac (Boll.), wohl fraglich. —
Ich beobachtete um Bihac nur vorige Art. — Juni, Juli.
Beck t. Mannag etta. Flora von Bosnien, der Herzegowina und des Sandgaks Novipazar. 433
24. Deschampsia.
[P. Beauv., Agrost., 91, PL XVIH, Fig. IH (1812); Benth. et Hook., Gen.pl., III, 1157; Hackel in
NPÜP., II 2, 54. — Aira sectio Deschampsia Mert.-Koch, Deutsclil. Fl., I, 552 (1823).]
1 Deschampsia flexuosa [Trin. in Bull. Acad. St. Petersb., I7 66 (1836), nach Asch.;
Mem. Acad. St. Petersb., VI. ser., IV, Suppl. 9, nach Griseb. — Aira flexuosa L.,
Spec. pl., 65 (1753)]. — In lichten Wäldern, an Waldrändern unter Buschwerk
bis in die Alpenregion; Kalk meidend.
Bosnien: Bei Han Devetina, im Sprecatale (B.), um Fojnica (*S., Exs. Nr. 36), an den Ge-
hängen der Yranica Pl. (B.); um Travnik: ober Puticevo, auf der Yilenica, am Sipovo brdo, in
der Kruscica (Fr. Br.); um Sarajevo (B.), auf dem Trebevic (Fo.), Ozren, Ivansattel (B.), in der
Vitez Pl. (B.), bei Pale, Kalinovik (Pr.) häufig: in Alpenmatten des Vjeternik in der Ljubicna PL,
auf dem Metalkasattel bei Cajnica (B.). — Auf Schiefer wohl weiter verbreitet. — Juli, August.
Var. montana [G. Beck, Fl. Niederöst., 68 (1890). — Aira montana L., 1. c., 65].
Bosnien: In Alpenmatten der Vranica PL auf Schiefer häufig, so auf den Spitzen: Matorac,
Tikva, Strazica, Zec (*B.).
2. Deschampsia caespitosa [P. Beauv., 1. c., 160, Pl. XVIII, Fig. III (1812). — Aira
caespitosa L., Spec. pl., 64 (1753)]. — An feuchten Stellen, Waldrändern bis in
die Alpenregion, Kalk meidend.
Var. parviflora [G. Beck, Fl. Niederöst., 68 (1900)].
Bosnien: Zwischen Banjaluka und Prnjavor (B.), auf der Yranica PL (F.), bei Kralupi nächst
Vares (Pr.); im Miljackatale bei Sarajevo auf Werfener Schiefer (*Fo.), auf dem Trebevic (M.), im
2eljeznicatale (Pr.), auf der Treskavica (E. Keller!); in der Zelen gora (Pr.), im Govzatale bei
Jelec, im oberen Susicki potoktale am Maglic (B.), im Sutjeskatale; überall in feuchteren Wald-
wiesen auf den Abhängen des Vjeternik in der Ljubicna PL; im Kojnsko polje und auf der Rado-
vina, am Metalkasattel bei Cajnica (B.), zwischen Kupres und Suica, um Glamoc, Gubin, Preodac,
auf der Hrbljina (Pr.). — Herzegowina: Im Nevesinsko polje (*Mu.).
Var. typica [G. Beck, 1. c.]. — In Alpenmatten.
Bosnien: In der Yranica PL: auf dem Matorac (*B.), auf dem Locike (R. !). — Juli, August.
3. Deschampsia media [Roem. et Schult., Syst., II, 687 (1817). — Aira viedia Gouan,
Illustr., 3 (1773). - — D. juncea P. Beauv., 1. c., 91 (1812)]. — An feuchten Stellen,
in Sümpfen, besonders auf solchen, die im Sommer austrocknen, bis in die Voralpen.
Bosnien: Überall im Livanjsko polje (B.), bei Livno (*S.), zwischen Livno und Borova
glava (S.), auf dem Cincar bis 1250 m (B.) ; im Duvno polje (Br.) und auf der Ljubusa PL bei
2upanjac (Fr. Br.). — Herzegowina: Am Mostarsko blato (B.), im Nevesinjsko polje (*Mu., Sag.).
— Juni bis August.
Ist durch die in Büscheln stehenden, kaum fingerlangen, borstlichen, fein zugespitzten, see-
griinen Blätter und die kurz begrannten Deckspelzen leicht von D. flexuosa zu unterscheiden.
25. Hierochloe.
[R. Br., Prodr. FL Nov. Holl., 208 (1810); Hackel in NPflF., II 2, 44.]
1. Hierochloe australis [Roem. et Schult., Syst., II, 514], — In Vorhölzern, lichten
Wäldern.
Bosnien: Im Buschwerk am Südhange des Vlasic (*S., Exs. Nr. 30b), bei Jankovici (Fr. Br.).
— April, Mai.
26. Trisetum.
[Pers., Syn., 1,97 (1805); Hackel in NPflF., II 2, 54.]
1. Trisetum flavescens [P. Beauv., Agrost., 88 (1812). — T. pratense Pers., 1. c.]. —
In Wiesen.
Bosnien: Nach *Brancsik auf dem Trebevic. — Kaum wahrscheinlich.
Band IX.
28
434
II. Naturwissenschaft.
2. Trisetum alpestre [P. Beauv., Agrost., 88 (1812)]. — An sonnigen, steinigen Stellen
cler alpinen Region.
Nach (*Fr. Br.), ohne nähere Angabe des Standortes.
3. Trisetum myrianthum [Pari., Fl. ital., I, 270 (1848)]. — An wüsten, trockenen
Stellen im Gebiete der mediterranen Vegetation.
Herzegowina: Bei Buna (*Pi.!), um Mostar (Raap-Callier, PI. Here., Nr. 161!). — Juni.
27. Ventenata.
[Koel., Descr. Gram., 272 (1802); Hackel in NPfiP., II 2,65.]
1. Ventenata dubia [F. Schultz in Pollichia, XX — XXI, 273 (1863). — V. avenacea
Koeler, 1. c., 274 (1802)]. — An trockenen, steinigen Stellen, auf Brachen in Berg-
wiesen bis in die Voralpen.
Bosnien: Häufig in Bergwiesen um Petrovac (B.); zwischen Travnik und Gucaninov Han
(*S., Exs. Nr. 40), bei Turovo nächst Trnovo (Mu.). — Herzegowina: (*AK.), auf dem OstveleZ
(B.), hei Rakitno (leg. Begovic, fid. V.). — Juni, Juli.
28. Avena.
[L., Gen., ed. VI, 37, Nr. 91 (1764), z. T. — Avena sectio Euavena Gris., Spie. fl. Rum., II, 452 (1844);
sectio Crithe Gris. in Ledeb., Fl. Ross., IV, 412 (1853); Hackel in NPflF., II 2, 55.]
1. Avena sativa [L., Spec. pl., 79 (1753)].
Bosnien, Herzegowina, Sandzak Noripazar: Allenthalben bis in die Voralpen gebaut
und öfters verwildernd (*Boue!!).
Var. orientalis [Schreb., Spie. fl. Lips., 52 (1771), als Art].
Wird seltener gebaut (*AK.). — Juni bis August.
2. Avena fatua [L., Spec. pl., 80 (1753)]. — Unter Getreide, auf Brachen, wüsten
Stellen.
Bosnien: (*AK.), bei Pale (Pr.), Tarcin (Mu.), im 2eljeznicatale (Pr.). — Herzegowina:
Bei Mostar, Nevesinje (Mu.), l’ridvorci und Gomoljani (*V.), wohl weiter verbreitet.
Var. glabrata [Peterm., Fl. Bienitz, 13 (1841)].
Bosnien: Bei Fojnica (B.), Travnik (*Br.). — Juni bis August.
3. Avena sterilis [L., Spec. pl., ed. 2, 118 (1762)]. — In Ackern, auf Brachen, wüsten
Stellen im Gebiete der mediterranen Flora.
Herzegowina: Um Mostar (*Pi.). — Juni, Juli.
4. Avena barbata [Brot., Fl. Lusit., I, 108 (1804)]. — Wie vorige.
Herzegowina: Um Mostar (Born.!), bei Stolac (B.), Trebinje (*P.). — Mai, Juni.
29. Avenastrum.
[Koch, Syn. Fl. Germ., 795 (1837); Hackel in NPflF., 112,56, als Sectio der Gattung Avena; Jessen,
Deutschi. Gräs., 214 (z. T.); Beck, Fl. Niederöst., 72 (1890).]
1. Avenastrum pubescens [Jessen, 1. c., 53 (1863). — A. pubescens Huds., Fl. Angl.,
42 (1762)]. — In Wiesen, Heiden bis in die Voralpen.
Bosnien: (*AK.), bei Gajevy nächst Surjan (Fo.), auf der Kozara (B.), um Jajce, Janjici,
Dervent, Sarajevo (Fo.); auf den Abhängen der Treskavica (B.), um Mokro, Foea, Brod a. d. Drina
(Fo.). — Herzegowina: (*AK.), auf der Cabulja Pl. bei 1200 m, auf dem OstveleS (B.). — Juni, Juli.
Avenastrum ßlifolium [Fritsch, Exkursionsfl. Öst., 54 (1897). — Avena filifolia
Lagasca, Elench. gen., 4 (1816)]. — An sonnigen und steinigen Stellen.
In Dalmatien verbreitet, dürfte noch in der Herzegowina aufgefunden werden.
2. Avenastrum Neumayerianum [Beck, Fl. Bosn. in Glasn., XV (1903), 24. — Avena
Neumayeriana Vis., Fl. Dalm., III, 339 (1852); Asch, et Graebn., Syn., II, 256].
Beck v. Mannagetta. Flora von Bosnien, der Herzegowina und des Sandzaks Novipazar. 435
— Sehr dichtrasig. Blätter mit glatten, etwas bauchigen, bleibenden Scheiden
und dünn borstlichen, glatten Spreiten versehen. Halme die Blätter kaum über-
ragend. Ährchen 3 — 4 in einfacher Traube, 3 — öblütig. Hüllspelzen etwas ungleich,
fein zugespitzt, dreinervig. Deckspelzen im unteren Teile wie die Ährchenspindel
fein seidig-zottig, an der Spitze zweizähnig, etwa in der Mitte begrannt, ohne Granne
zirka 1 cm lang, gelblichgrün.
Auf steinigen, grasigen Stellen, auf Felsen in der voralpinen, und alpinen
Region der Kalkhochgebirge.
Herzegowina: In der Bjela gora (Fr. Maly!), und zwar auf dem Orjen (F. Neumayer,
1852!), der Gnila greda ober Dobrido (V.!), Prasa, Vucizub (V.). Nur noch in Montenegro und
Nordalbanien vorkommend. — Juni, Juli.
3. Avenastrum Blavii [G. Beck, Fl. Südbosn., V in ANH., V (1890), 561. —
Avena Blavii Asch, et Janka in Term. Füz., I (1877), 99; Asch, et Graebn.,
Synops., II, 257], — Mehr minder dichtrasig. Blätter mit dünnen, meist bleibenden
Scheiden und rinnig zusammengefalteten, fast borstlichen, stachelspitzigen, fast
glatten oder etwas rauhen Spreiten versehen. Blatthäutchen verlängert. Halme
doppelt so lang als die Blätter, eine meist einfache, verlängerte Traube mit an
die rauhe Spindel angelehnten Ährchen tragend. Ährchen 4 — Gblütig, grün oder
violett gescheckt. Hüllspelzen zugespitzt, ungleich, dreinervig. Blüten am Grunde
behaart. Deckspelzen an der häutigen Spitze gezähnelt, 15 — 17 mm lang, ober
der Mitte mit kräftiger, geknieter Granne versehen.
Auf Felsen, steinigen Stellen der voralpinen und alpinen Region der Kalk-
hochgebirge.
Bosnien: Um Sarajevo häufig, so z. B. in der Bistricki potok-Sehlucht (*B1.), an allen Ab-
hängen des Trebevic, auf dem Poprenik, in der Lapisnica- (B., Exs. Nr. 14 und 149) und Miljacka-
schlucht (B.), auf der Romanja-, Treskavica- und Visocica PI. (B.), auf der Trijeska in der Gola
Jahorina (F.), am Stolac bei Visegrad (Curcic, f. M.). — Herzegowina: Auf dem Glogovo in der
Prenj PI. (B.), in der VeleZ- ! !, Crvanj- und Bjelasica PI. (*Mu.) bis 1700 m. ■ — Nur noch am Ritten
in Tirol und in Serbien beobachtet. — Juni bis September.
Folgende Formen wurden beobachtet: f. geniinatum. Untere Rispenäste zwei Ährchen
tragend, so in Bosnien auf der Romanja PL, auf dem Trebevic (* B.). — f. alpinuni [G. Beck,
Fl. Südbosn., II in ANH., II (1887), 43], — Bosnien: In Alpentriften auf der Treskavica bei zirka
1800m (*B.). — Herzegowina: Am Velez (*Sag.).
4. Avenastrum versicolor [Fritsch, Exkursionsfl. Ost., 53 (1897). — Avena versicolor
Vill., Prosp., 17 (1779) und Hist. pl. Dauph., II, 142, Tab. IV]. — In alpinen
Triften der Schieferhochgebirge.
Bosnien: In der Vranica Pl. häufig, so auf den Gipfeln Strazica, Tikva, Vitrusa, Matorac
u. a. (*B.). — Juni, Juli.
5. Avenastrum pratense [Jessen, Deutschi. Gräs., 53 (1863). — Avena pratensis L., Spec.
pl., 80« (1753)]. — An trockenen, steinigen Stellen, in Heiden bis in die Bergregion.
Bosnien: Auf der Zelen gora und Gornje bare (*Pr.). — Herzegowina: Auf der Mala Vele2
Pl. bei Nevesinje (*V.). — Juni, Juli.
6. Avenastrum alpinum [Fritsch, Exkursionsfl. Öst., 53 (1897). — Avena alpina Smith
in Trans. Linn. Soc., X (1811), 335]. — In Wiesen, an steinigen Gehängen, in
lichten Wäldern der Bergregion.
Bosnien: Angeblich nach *Pr. am Maglic und Volujak. — Juli.
7. Avenastrum planiculme [Jessen, Deutschi. Gräs., 216 (1863). — Avena planiculmis
Schrad., Fl. Germ., I, 381, Tab. 6, Fig. 2 (1806)]. — An quelligen Stellen, lichten
Wal dpi ätzen.
Herzegowina: An Abhängen der Dumos Pl. gegen die Krbljina (*Fo.). — Juli bis September.
28*
436
II. Naturwissenschaft.
30. Arrhenatherum.
[P. Beau?, Agrost., 55, PI. XI, Fig. V (1812); Hackel in NPflF., II 2, 56.]
1. Arrhenatherum elatius [Presl, Fl. ßech., 17 (1819); Mert. u. Koch, Deutschl. Fl.,
I, 546 (1823). — A. avenaceum P. Beauv., 1. c., 152; Expl. planch., 9 1 1812). —
Avena elatior L., Spec. pl., 79 a (1753)]. — In Wiesen bis in die Voralpen.
Bosnien: Häufig, so bei Bihac (Boll.), Travnik und auf dem Vlasic! ! (*8., Exs. Nr. 40), bei
D. Tuzla (M.), Jajce, Yisoko (Fo.), Zenica, Lasva (Curcic), um Sarajevo (H.), auf dem Trebevic
(Fo.), im Sarajevsko polje (B.), bei Tarcin, in der Zelengora, bei Preodac (Pr.) u. a. O. — Her-
zegowina: (*AK.), bei Konjica (Fo.), auf dem VeleS (Mu.), im Gacko polje (Riedel!). — Mai bis
in den Herbst.
31. Danthonia.
[DC., Fl. franij., HI, 32 (1805); Hackel in NPflF., H 2, 56 (z. T.).]
1. Danthonia calycina [Reich., Ic. Fl. Germ., I, 44, Tab. CIII, Fig. 1713 — 1714 (1834).
— D. provinciolis DC., Fl. franc , III, 33 (1805)]. — In Bergwiesen, lichten Wäldern
bis in die Bergregion, auf kalkarmem Boden.
Bosnien: (*AK.), bei Banjaluka (H.), auf der Lisina- und Sinjakova Pl. (V.), am Hum bei
Jajce (B.), in der Umgegend von Sarajevo (B.), am Trebevic (M.), im 2eljeznicatale bei Grab (Mu.),
in der Zelen gora, am Gornje bare, bei Mjesajce im Sutjeskatale (Pr.). — Herzegowina : Zwischen
Lisac- und Zimlje Polje (V.), auf der Crvanj Pl. (*A., Exs. Nr. 103). — Juni, Juli.
2. Danthonia breviaristata [Beck, Fl. Niederöst., 65 (1890), als Varietät der D. pro-
vincialis; Vierhapp er als Danthonia calycina Reich. X Sieglingia decumbens
Bernh. in Öst. bot. Zeit. (1903), 225 und 275, Fig. 2 — 3].
Bosnien: Am Südrande des Sarajevsko polje (*B1. nach Asch, et Graebn., Syn., 11,306).
32. Sieglingia.
[Bernh., Verz. Pflz. Erf., 20, 44 (1800). — Triodia R. Brown, Fl. Nov. Holl., 182 (1810).]
1. Sieglingia decumbens [Beruh., 1. c., 44. — Triodia decumbens P. Beauv., Agrost.,
179], — In Wiesen, an Waldrändern auf kalkarmem Boden.
Bosnien: Am Zmajevac bei Tesanj (V.), auf der Lisina bei Varcar Vakuf (B.), bei Banja-
luka (*H.), auf der Vilenica bei Travnik (B.), auf dem Smolin bei 2epce (B.), am Trebevic (B.),
bei Teslic (Fo.). — Herzegowina: Auf der Jastrebica in der Bjela gora (*P.). — Juni bis Sep-
tember.
9. Tribns: Clüorideae.
[Benth. et Hook., Gen. pl., HI, 1076, 1087; Hackel in NPflF., II 2, 57.]
33. Fibichia.
[Köler, Descr. Gram., 308 (1802). — Cynodon Rieh, in Pers., Syn., I, 85 (1805); Hackel in NPflF.,
II 2, 58.]
1. Fibichia dactylon [Beck, Fl. Bosn. in Glasn., XV (1903), 26. — Panicum dactylon
L., Spec. pl., 58 (1753). — Fibichia umbellata Köler, 1. c., 309. — Cynodon dactylon
Pers., 1. c.]. — Auf trockenen, sonnigen, sandigen und wüsten Stellen bis in die
Voralpenregion.
Bosnien: Häufig! ! (*H. u. a.). — Herzegowina: Häufig! ! (*AK. u. a.). — Juni bis in den
Herbst.
10. Tribns: Festuceae.
[Benth. et Hook., Gen. pl., III, 1076, 1089; Hackel in NPflF., H 2, 61, z. T.]
34. Sesleria.
[Scop., Fl. Carn., 189 (1760); Hackel in NPflF., II 2, 65.]
1. Sesleria auctumnalis [F. Schultz, Arch., 296, 318 (1861). — Doll, in Schultz,
Herb, norm., Nr. 581 (1851). — S. elongata Host, Icon. Gram., II, 69, Tab. 97
Beck v. Mannagetta. Flora von Bosnien, der Herzegowina und des Sandzalts Novipazar.
437
(1802)]. — Lockerrasig. Die Grundachsen walzlich, meist bogig, mit ringartig-
gefalteten Blattscheiden bedeckt, oft Ausläufer bildend. Blätter pfriemlich zugespitzt,
flach, bis 5 mm breit, an der Kante rauh. Scheinähren verlängert- walzlich, bis
10 cm lang, etwa 05 cm dick. Hiillspelzen fein zugespitzt. Deckspelze mit kurzer
Mittelgranne und kleinen Seitengrannen. Griffel sehr kurz, fast fehlend.
An steinigen, buschigen Abhängen, in Bergwiesen, Wäldern, auf Kalkfelsen
bis in die Voralpen.
Bosnien: Im Vrbastale bei Gornji Seher, am Hum bei Jajce (C.), ober Jankovici und am
Kajabasa bei Travnik (Fr. Br.), bei Zenica, Visoko, Vrabac (Fo.), Vares (Pr.); an den Abhängen
des Trebevic bei Sarajevo (H.), im Miljackatale (Fo.), in der Zagorje zwischen Kalinovik und
Krbljina (Bl.), im Govzatale bei Jelec (B.), im Sutjeskatale und an den Abhängen des Maglic (B.) ;
am Bregoc, Volujak (Pr.), am Prolog!! (*S.), auf der Kamesniea (Pr.). — Herzegowina: Bei
Obalj nächst Ulok (V.), bei Konjica (Fo.), im Idbartale der Prenj PI. (B.), auf der Glogovo- und
Porim PL, bei Lipeta-Karaula (V.), um Jablanica! ! (Y.), im Grabovicakessel (B.), an den Abhängen
der Dumos PI. (Fo.); auf der Crvanj- und Bjelasica PL (Mu.), am Gliva, Leotar, Crkvina und
Draea bei Trebinje (*P.), Travni dol bei Konjusnica (V.). — Juli bis in den Herbst.
2. Sesleria nitida [Tenore, Fl. Nap., I, 322, III, 57, Tab. 103, Fig. 1; G. Beck, Fl.
Südbosn., V in ANH., V (1890), 559. — S. argentea Asch, et Graebn., Syn., II,
313 (1900); ob Savi, Bot. Etrusc., I, 68 (1808)? Vgl. Parlat., Fl. ital., I, 314.
— S. cylindrica Vis., Fl. Dalm., I, 86 (1842); ob DC., Fl. frang., V, 279 (1815)?
Vgl. Asch, in ÖBZ. (1869), 172 und Gren. et Godr., Fl. frang., III, 453], —
Sehr dichtrasig, kräftig. Die mit mehr minder zerspaltenen Scheiden bedeckten
dicken, keiligen Grundachsen aufrecht, dicht aneinander gepreßt, ohne Ausläufer.
Blätter flach oder zusammengefaltet, bis 4 mm breit, dickrandig, stechend zugespitzt,
am Rande und Kiele etwas rauh. Scheinähren eiförmig bis kurzwalzlich, 0’6 — 15mm
dick. Hüllspelzen eilänglich, grannig zugespitzt. Deckspelzen mehr minder be-
haart; Mittelgranne 1/i — 3/4mal so lang als die Spelze; die Seitennerven in Zähne
oder kurze Grannen auslaufend. Griffel verlängert, viel länger als die Narben-
schenkel.
In Alpentriften der Kalkhochgebirge.
Bosnien: Auf der Troglav- (B.), Treskavica- (B., Exs. Nr. 148b), Bjelasnica- (*B.), Tresko-
vac- (R.), Maglid- und Volujak PL (B.). — Herzegowina: Auf allen Gipfeln der Prenj PL (*B.,
Exs. Nr. 148 a), auf der Porim-, Plasa- ! !, Övrsnica- (V.), Cabulja- (B.), Vran- (Fr. Br.), Velez-!!
(Mu.) und Bjelasica PL (Mu.); in der Bjela gora: um Grab, am Gubar, Vuci zub, Prasa, Gnjela
greda, Stirovnik, Svitavac, zwischen Vrbanje und Oijen (V.), Stitar (Begovid); auf dem Leotar
bei Trebinje (B.). — Juni bis August.
a. typica [G. Beck, Fl. Südbosn., 1. c. — S. robusta Schott et Kotschy, Nym., Analecta,
1 (1854)]. - — - Scheinähre mehr minder walzlich, bis 6 cm lang, dabei 6—15 mm
dick. Mittelgranne 1/4mal bis höchstens J/2 mal so lang als die Deckspelze; die
Seitennerven in sehr kurze Grannen oder begrannte Zähne auslaufend. Sehr
kräftig, die Halme 40 — 90 cm hoch, Blätter bis 5 mm breit. — Verbreitet.
ß. intermedia [Beck, Fl. Bosn. in Glasn., XV (1903), 27]. — Ganz wie vorige, doch
die Scheinähre eiförmig bis kurzwalzlich, etwa 2 — 3 cm lang, 8 — 10 mm dick.
Da manche Stöcke die Form der Scheinähren von cc und ß tragen, nicht immer
scharf geschieden. — Verbreitet.
y. montenegrina [Beck, Fl. Bosn., a. a. O.]. — Scheinähre eilänglich, 1'5 — 2 cm lang.
Deckspelze wie bei a. In allen Teilen kleiner. Stengel 20 — 25 cm lang. Blätter
2 — 3 mm breit.
Montenegro: Krstac ober Cattaro (B.), bei Njegus (Born.!).
438
II. Naturwissenschaft.
d. fallax [G. Beck, Fl. Südbosn., 1. c.]. — Scheinähren eiförmig, länglich bis walzlich,
2-5 — 5 cm lang, 1 — L5 cm breit. Mittelgranne etwa 2/3 — 3/4mal so lang als die
Deckspelze; die seitlichen Grannen meist deutlich entwickelt. Wie a kräftig
entwickelt.
Bosnien: Treskavica (B.). — Herzegowina: VeleZ (B.). — Montenegro: Veliki Maglic
(Szyszyl owicz).
s. hercegovina [G. Beck, Fl. Südbosn., 1. c.]. — Scheinähren länglich bis kurz-
walzlich, 25 — 4 cm lang, 10 — 12 mm breit. Deckspelzen kurz begrannt. Seiten-
grannen fehlend. Die äußeren Seitennerven meist vor dem Rande verschwindend.
Wie a kräftig entwickelt.
Herzegowina: In der Prenj PL, auf dem VeleZ (B.).
i ]. stenophylla [G. Beck, Fl. Südbosn., 1. c.]. — Scheinähren länglich-walzlich, 3 — 4 cm
lang, etwa 6 mm dick. Deckspelzen wie bei e. Kräftig wie a. Blätter schmal
zusammengelegt, kaum 2 mm breit.
Bosnien: Am Yolujak (B.). — Montenegro: Am Sutormangebirge (B.).
Zum Formenkreise der S. nitida dürfte auch Sesleria alba [Pant., nicht
Sibth. et Sm., Prodr. fl. graec., I, 56 (1806)] gehören, welche am Gliva bei Trebinje
in der Herzegowina angegeben wird.
3. Sesleria coerulans [Friv. in „Flora“ (1836), 438; cfr. Beck, Fl. Südbosn. in ANH.,
V (1890), 560. — S. marginata Gris., Spie. Fl. Rum., II, 442 (1844)!]. — Locker-
rasig, oft mit Läufern versehen, niedrig. Blätter rasch pfriemlich zugespitzt, gegen
die Spitze rauh, dickrandig. Scheinähre kopfig bis eilänglich. Hüllspelzen grannig
zugespitzt. Deckspelzen reichlich behaart; Mittelgranne über ^mal und bis 4/5mal
so lang als die Spelze, die Seitennerven in deutliche Grannen auslaufend. Griffel
sehr kurz.
Auf grasigen, steinigen Stellen in der alpinen Region der Kalkhochgebirge.
Bosnien: (*AK., aber die Angabe in Asch, et Graebn., Syn., II, 317, nicht bestätigt), auf
der Treskavica bei 1800m (B., fide Hackel), auf der Gola Jahorina, Muharnica bei Doljani (F.).
— Herzegowina : Auf der Jastrebica in der Bjela gora (*P.). — Juli, August.
4. Sesleria coerulea [Harduin, Anim. bot. spec., H, p. XVIII, Tab. 6, Fig. 3 — 5 (1764)].
a. calcarea [Opiz, Seznam, 91 (1852) und Exs. als Art; Celak., Res. in Sitz. böhm.
Ges. der Wiss. (1888), 466. — S. varia Wettst. in Abh. ZBG. (1888), 557], —
Blätter unbereift. — In Wiesen, an steinigen Stellen, auf Felsen bis in die alpine
Region.
Bosnien: (*AK.), um Sarajevo (H.), auf dem Trebevic und in den Miljackaschlucliten (F.),
im Vogoscatale (B.), bei Vares (Pr.), im Drinatale unter Drinsko (B.), am Volujaksee iu der Maglic
PI. (B.); im Kruskopolje am Cincar (B.), auf der Kamesnica (R.). — April, Mai, im Gebirge später.
ß. uliginosa [Opiz, 1. c., als Art; Celak., 1. c., 466. — S. coerulea Wettst., 1. c., 555].
— Blätter auf der Oberseite weißlich bereift.
Bosnien: In Sumpfwiesen bei Kupres (*F. !). Am Jedovnik bei Grahovo (R.)‘?
y. angustifolia [Hackel et Beck in Beck, Fl. Südbosn. in ANH., II, 42 (1887) und
V (1890), 558]. — Blätter unbereift, höchstens 2 mm breit, meist schmäler, kurz
zugespitzt.
Die typische Form besitzt 2 — 2-5 mm breite, an der Spitze fast abgerundete
Blätter. S. rigida [Heuff. in Reich., Fl. Germ., 140 3 (1830)] ist habituell dieser
Varietät sehr ähnlich, weist jedoch am Blattquerschnitte unter der äußeren Ober-
haut eine geschlossene Sklerenchymschichte auf, welche der S. coerulea fehlt.
Bosnien: Um Sarajevo auf Felsen des Orlovac, zirka 1100m (*B.), bei Starigrad, in den
Miljackaschluchten (B.), im KruSko polje bei Livno (B.).
Beck v. Mannagetta. Flora von Bosnien, der Herzegowina und des Sandzaks Novipazar. 439
Hierzu dürfte auch die von Hofmann bei Sarajevo angeführte S. filifolia
[He uff.] gehören.
5. Sesleria tenuifolia [Schrad., Fl. Germ., I, 172, Tab. 6, Fig. 4 (1806)]. — Auf
steinigen Stellen, Felsen, in Alpentriften der Kalkhochgebirge.
Bosnien: Auf der Osjecenica (B.), Klekovaca! ! (F.), Dinara, Troglav (B.); bei Ivljuc, Vares
(Fo.), amVlasicü (*S.), Bjelasnica, Treskavica, Visoeica (B.); um Sarajevo: im Miljackatale! ! (F.),
auf dem Trebevic!! (H.), Debelo brdo (Fo.), Ponor Rakitnica bei Rogatica, auf der Romanja- (B.),
Kiek- (F.l, Dumos- (Fo.), Treskovac-, Lunjevaca- (R.), Lisin- (V.), Lelja-, Maglie- und Yolujak PI.
(B.); bei Livno! ! (F.), am Cincar (B.), auf der Kamesnica und Vjestica (Pr.); am Veliki Vitorog (R.).
— Herzegowina: Bei Konjica (Fo.), überall auf der Prenj PI. bis auf die Spitze des Otis, 2097 m
(B.), auf der Glogovo-, Porim- (Y.), Övrsnica- (Pi.) und Velez PI.!! (Fo.); bei Orakovac und auf
der Jastrebica in der Bjela gora (* P.). — Mai bis August.
ß. juncifolia [Suffren in Host, Ic. Gram., IV, 138, Tab. 22 (1809), als Art; March.,
Fl. Trieste, 628 (1897)]. — In allen Teilen üppiger und kräftiger. Stengel bis
60 cm hoch. Blätter dickborstlich, 1 — 1-4toto dick. - — - Unter dem Typus selten.
Bosnien: Auf dem Vlasic! ! (*S., Exs. Nr. 41). — Herzegowina: Auf dem Leotar bei Tre-
binje (*B.).
y. interrupta [Vis., Fl. Dalm., I, 87, Tab. II, Fig. 1 (1842), als Art; Asch, et Kan.,
Catal. Serb. Bosn., 9 (1877)]. — Kräftig. Rispe verlängert, bis 5 cm lang, mehr
minder unterbrochen.
Bosnien: Auf Kalkfelsen des Schlosses Srebrenik (*S.), auf der Osjecenica (B.), auf dem
Cincar bei Livno (F. !). — Herzegowina : Cesali nächst Visoka glavica (V.) und auf der Jastrebica
(*P.) in der Bjela gora.
6. leptophylla [G. Beck, Fl. Stidbosn. in ANH., II (1887), 42], — Blätter dünn-
borstlich (mit schwächeren Sklerenchymbündeln über den Nerven als beim Typus),
auf der Scheide und im unteren Teile der Spreite flaumig kurzhaarig. Scheinähre
dichtblütig. Blüten oft kleiner. — Mit dem Typus.
Bosnien: Auf dem Trebevic, auf der Treskavica-, Bjelasnica- und Romanja PI. (*B.). —
Herzegowina: Auf der Prenj-, Cabolja- und VeleZ PI. u. a. O. (*B.).
e. festucacea [G. Beck, Fl. Bosn. in Glasn., XV (1903), 28], — Spannhoch. Blätter
sehr dünnfädlich, 0-3 toto bis kaum 05 mm dick. Halme gleich dick, eine walzliche
Scheinähre tragend, die aus wenigen (4 — 6) von einander entfernten Ährchen besteht.
Dalmatien: In steinigen Alpentriften der Dinara bei zirka 1800m (*B.).
35. Arundo.
[L,, Gen., ed. VI, 38, Nr. 93, z. T.; Hackel in NPflF., II 2, 68. — Donax P. Beauv., Agrost., 77 (1812).]
1. Arundo donax [L., Spec. pl., 81 (1753). — Donax arundinaceus P. Beauv., 1. c.,
161], — An feuchten Stellen, Gewässern im Gebiete der mediterranen Flora.
Herzegowina: An der Narenta bei Mostar (*Str.), zwischen Dracevo und Metkovic (B.),
im unteren Laufe der Narenta! ! (Vis.). — September bis Dezember.
36. Phragmites.
[Trin., Fund. Agrost., 134 (1820); Hackel in NPflF., 112,68. — Czernya Presl, Gram. Sic., 22 (1818).]
1. Phragmites communis [Trin., 1. c., 134. — Czernya arundinacea Presl, 1. c., 22;
Fl. Sic., I, XLIV (1826). — Cz. phragmites G. Beck in Sched. — Phragmites
phragmites Karst., Deutsch! Fl., 379 (1881)]. — An Gewässern, in Sümpfen bis
in die Voralpen.
Bosnien: Häufig in den Niederungen und größeren Flußtälern (*AK.). — Herzego lvina:
Um Mostar (Str.), Jezero bei Obrnje (Mu.), an der unteren Narenta (B.), in der Bjela gora (*P.)
u. a. O. — Juli bis September.
440
II. Naturwissenschaft.
37. Diplachne.
[P. Beauv., Agrost., 80 (1812); Hackel in NPflF., II 2, 69.]
1. Diplachne serotina [Link, Hort. reg. Berol., I, 55 (1827)]. — An steinigen, buschigen
Stellen.
Bosnien: Crna Rijeka am Vrbas (* V.), um Suha (Pr.), am Maglie und Volujak (nach Pr.,
doch sehr unwahrscheinlich). — Herzegowina: (*AK.), auf der Glogovo PI., im Grabovica- und
DresSnicatale (V.), im Bjelo polje, am Hum bei Mostar (V.); bei Buna (Mu.), am Leotar bei Tre-
binje (V.). — August bis Oktober.
• (Hb fl
38. Molinia.
[Schrank, Bayr. Fl., I, 100, 334 (1789); Hackel in NPflF., II 2, 69.]
1. Molinia coerulea [Mönch, Meth., 183 (1794). — M. varia Schrank, 1. c., 334]. —
In Sümpfen, an feuchten Stellen bis in die Voralpen.
Bosnien: Um Bihac (Boll.), auf der Kozara PI. (B.), bei Vrbanja nächst Banjaluka (C.),
zwischen Prnjavor und Dervent (B.), bei Sitnica, Varcar Vakuf (*H.); auf der Vilenica (Fr. Br.), um
Vares (Pr.), im Kosevotale bei Sarajevo (M.), auf dem Trebevic (Fo.), bei Visegrad (B.). — Herze-
gowina: Auf der Prislab PI. in der Bjela gora (*V.), im Nevesinjsko polje (Mu.). — August,
September.
Es wurden neben dem Typus beobachtet (vgl. Beck, Fl. Niederöst., 93; Asch, et Graebn.,
Syn., II, 337): ß. altissinia [Link, Hort. Berol., I, 197 (1820), als Art]. — y. littoralis [Host, Fl.
Austr., I, 118!! (1827), als Art], — cf. arundinacea [Schrank, 1. c., 336, als Art].
39. Eragrostis.
[Host, Ic. Gram., IV, 14 (1809); Hackel in NPflF., II 2, 69.]
1. Eragrostis megastachya [Link, Hort. Berol., I, 187 (1827). — *E. major Host, 1. c.,
14, Tab. 24 (1809)]. — Auf sandigen, unkultivierten Stellen, in Weingärten.
Bosnien: Bei D. Tuzla (M. !), Banjaluka (H.) ; auf der Zelengora (Pr.); bei Visegrad (M.).
— Herzegowina: Um Mostar!, Buna (Mu.), bei Trebinje (*P.). — Juli bis Oktober.
Var. cilianensis [Asch, et Graebn., Syn., II, 371 (1900). — E. leersioides Guss.,
Syn. fl. Sicil., I, 103 (1842)].
Herzegowina: Bei Mostar (*Pi.!). — April.
2. Eragrostis minor [Host, 1. c., 15, Tab. 69], — Auf sandigen Stellen, in Brachen,
Ackern.
Bosnien: Bei Dervent (B.), im Miljackatale bei Sarajevo (*Fo.), im Sarajevsko polje (M.),
an der Drina bei Visegrad (B.). — Herzegowina: (*AK.), bei Mostar (Fo.), Buna (Mu.), am Hum
bei Trebinje (V.), bei Bilek (Hensch). — Juli bis September.
3. Eragrostis pilosa [P. Beauv., Agrost., 162 (1812)]. — An gleichen Stellen wie
vorige.
Bosnien: Bei Banjaluka (*H.), D. Tuzla (M.); auf der Zelengora, um Ustikolina (Pr.), bei
Hrastnica im Sarajevsko polje (M.). — Herzegowina: Um Mostar (*V. !). — Juli bis September.
40. Koeleria.
[Pers., Syn., I, 97 (1805); Hackel in NPflF., n 2, 70.]
1. Koeleria gracilis [Pers., 1. c., 97, als Art, z. T. — K. cristata var. minor Neilr.,
Fl. Niederöst., 53 (1859); a. gracilis G. Beck, Fl. Niederöst., 79 (1890)]. — Blätter
und Scheiden rundum mit kürzeren, seltener etwas längeren, weichen Haaren
besetzt, nicht steif gewimpert, am Rande nicht auffällig dicker und nicht oder nur
fein rauhzackig. Blüten 3'5 — 4 mm, Antheren L2 — 15 mm, kaum bis 2 mm lang.
— In trockenen Wiesen, auf steinigen, sonnigen Stellen.
Beck v. Mannagetta. Flora von Bosnien, der Herzegowina und des Sandzaks Novipazar. 441
Bosnien: Bei Petrovac (B.), auf dem Vlasic (B., nicht ganz typisch), am Trebevic (Mu. nach
Hackel). Wahrscheinlich im nördlichen Bosnien weiter verbreitet. — Mai bis Juli.
Koeleria cristata [Pers., 1. c. — K. ciliata A. Kern, in Asch, et Graebn., Syn., II,
358]. — Blätter und Scheiden rundum mit langen, steifen Haaren besetzt, am Rande
nicht auffällig verdickt und nicht rauhzackig; Blattscheiden oft auch kurzflaumig.
Blüten 6 — 7 mm, Antheren 2 5 — 3 mm lang.
Wie vorige.
Bosnien: Bei Travnik und auf dem Vlasic (*S., Exs. Nr. 57), bei Vares (Pr.), um Sarajevo
(H.), im Zeljeznicatale, auf der Treskavica, um Suha und Tientista im Sutjeskatale (Pr.). — Her-
zegowina: Am Gliva bei Trebinje (*P.), sehr unwahrscheinlich. — Mai bis Juli.
Auch die var. montaua Hausm., Fl. Tir., 978 (1852) wurde in Bosnien am Trebevic von
*M. beobachtet.
Koeleria splendens [Presl, Cyp. et Gram, sic., 34 (1820)!!; Asch, et Graebn.,
Syn., II, 359], — Blattspreiten steiflich, am Rande deutlich knorpelig verdickt
und von ziemlich groben Zacken rauh. Zwischen den Zacken oft steife Wimpern
vorhanden. Scheiden kahl, flaumig, selten zottig. Blüten 5 — 6'5 mm lang (selten
kleiner), Antheren 25 — 3 mm lang.
<x. typica [K. splendens Presl, 1. c. ! ! — K. gracilis A. Kern., Fl. exs. Austro-Hung.,
Nr. 695, non Pers. — K. australis f. glabra G. Beck, Fl. Südbosn. in ANH., II
(1887), 43. — K. crassipes Freyn in Abh. ZBG. (1877), 464, nicht Lange]. —
Blätter am Rande ungewimpert oder nur mit sehr wenigen Wimpern besetzt.
Ährchen gestielt oder ungestielt. Blüten 5 — 6 mm lang. Die Spelzen am Kiele
rauh, sonst kahl oder sehr fein flaumig. — In Bergwiesen, an steinigen, felsigen
Stellen bis in die hochalpine Region.
Bosnien: Auf der Vranica Ph, wie z. B. auf der Vitrusa (B.), auf dem Trebevic (Mu.), auf
der Treskavica (*B.), am Brdo um Sarajevo, auf der Visocica, am Maglic, Cincar (B.). — Herze-
gowina: Überall in der Prenj PL, auf der Plasa!! (V.), Trinaca (B.), Cvrsnica! (V.), Cabulja(B.);
um Mostar (B.), auf dem Podvelez (Raap-Callier, PI. Here., Nr. 102!), auf dem VeleiS (Mu.); bei
Rakitno (F. !), Nevesinje (V.), auf der Crvanj PL (Mu.), bei Stolac (B.), Tihaljina (F. !, als K. cri-
stata var. bidbosa Borb.), am Hum bei Trebinje, Abhänge zwischen Lastva und Orahovac, bei Trebe-
sinje Han (*V.), in der Bjela gora auf dem Gubar (V.). — Juni bis August.
Kommt mit feinflaumigen und mit fast zottigen Blattscheiden [= semiglabra Beck,' Fl. Bosn.
in Glasn., XV (1903), 30], dann mit kleineren, 4 — 5 mm langen Blüten [= subcaudata Asch, et
Graebn., 1. c., 360), mit kürzeren oder längeren Scheinähren, mit stärker oder schwächer verdickten
Grundachsen, mit flachen oder eingerollten, kurzen und gekrümmten oder längeren, mehr aufrechten
Blättern vor.
ß. grandiflora [Bert, in Roem. et Schult., Syst. Mant., II, 345 (1824); Pari., Fl.
ital., I, 326 (1848). — K. cristata var. argentea G. Beck in Baen., Herb. Europ.]. —
Blätter am Rande reichlich steif gewimpert. Spelzen kahl. — Variiert wie a.
Bosnien: Bei Dobretici, am Kajabasa und Vlasic ! ! (*Fr. Br.), um Sarajevo (Breindl), auf
dem Trebevic (F. als K. cristata]). — Herzegowina: (*AIv.), bei Podorosac (M.), um Mostar!!
(Born, als K. gracilis ), zwischen Blagaj und Jovanovic Ivaraula, am Ostvelez (B.), zwischen Pries-
nica und Jasen (B. als K. cristata ), auf der Prenj- (Engler!) und Vran PL (V.), um Trebinje, auf
dem Leotar (B.), in der Bjela gora (Haw. !). — Mai bis Juli.
y. canescens [Vis., Fl. Dalrn., I, 71 (1842), als Varietät der K. cristata. — K. australis
A. Kern, in ÖBZ. (1867), 8; Fl. exs. Austro-hung., Nr. 694! — K. crassipes var.
v elutina Freyn, 1. c., 465]. — Blätter am Rande mehr minder geAvimpert. Hüll-
und Deckspelzen insbesondere gegen die Spitze mehr minder langhaarig. Ändert
in den vegetativen Teilen wie a ab.
Bosnien: Auf der Lelja PL (*B.). — HerzegOAvina: Bei Konjica (*Fo.), auf der Visocica-
(B.), Plasa- (ß.) und Velez PL! ! (Mu.), bei Vlaholje, im Zalomskatale bei Pluzine (Fo.), bei Tre-
binje (Fo.), am Leotar (B.). — Juli, August.
442
II. Naturwissenschaft.
4. Koeleria phleoides [Pers.; Syn., I, 97 (1805)]. — An bebauten und unbebauten,
an steinigen, sandigen Stellen im Gebiete der mediterranen Flora.
Herzegowina: Bei Buna nächst Mostar! (Mu.), bei Trebinje (*P-), um Ljubuski (F.). — Mai
• bis Juli.
41. Catabrosa.
[P. Beauv, Agrost., 97, PL XIX, Fig. VIII (1812); Hackel in NPflF., II 2, 70.]
Catabrosa aquatica [P. Beauv., 1. c., 157], — An Gewässern.
Bosnien: (*AK.), im 2eljeznicatale, nächst IlidZe, bei Mjesajce im Sutjeskatale (Pr.). —
Sommer.
ß. uniflora [S. F. Gray, Nat. Arrang., 133 (1821); Asch, et Graebn., Syn., II, 444],
Bosnien: An Rinnsalen im Moscanicatale bei Sarajevo (*M.).
42. Melica.
[L., Gen., ed. VI, 34, Nr. 82; Hackel in NPflF., II 2, 71.]
1. Melica ciliata [L., Spec. pl., 66 (1753)]. — Auf Felsen, steinigen Stellen, insbesonders
auf Kalk bis in die voralpine Region.
ct. typica [G. Beck, Fl. Niederöst., 91 (1890). — Var. Linnaei Hackel in Hai. et
Braun, Nachtr. Fl. Niederöst., 19 (1882). — M. nebrodensis Pari., Fl. Palerm., I,
20 (1845)].
Bosnien: Im Kalkgebiete überall häufig (*S.), so z. B. bei Bihac, Varcar Vakuf, Banjaluka,
Kljuc, Jajce, Travnik, Sarajevo, Vares, Rogatica, Foca, Kalinovik, Livno, am Prolog u. a. O. —
Außerhalb desselben am Grad von Zvornik (J.), auf der Vrto glavica (J.). — Herzegowina: Überall
häufig! ! (*AK.). — Mai bis Juli.
Die f. trebinjensis [Strobl, Fl. Nebrod. in „Flora“ (1879), 185, SA. 114, als Art].
— Mittlere Nerven der Deckspelze nicht rauh, sondern kurz behaart.
Herzegowina: Am Gliva bei Trebinje (P. als M. nebrodensis, * Strobl).
ß. transsylvanica [Schur, Enum. pl. Transsylv., 764 (1866), als Art; Hackel, 1. c., 19],
Herzegowina: Um Mostar!! (*Boru.).
2. Melica altissima [L., Spec. pl., 66 (1753)]. — An buschigen Orten und Heckeu.
Bosnien: Auf der Zelen gora (nach *Pr., doch meines Erachtens unwahrscheinlich). —
Juni, Juli.
3. Melica nutans [L., Spec. pl., 66 (1753)]. — In Vorhölzern, lichten Wäldern, auf
Waldblößen bis in die voralpine Region.
Bosnien: Auf der Osjecenica (F.), bei Banjaluka (H.), Travnik, auf dem Vlasic (*S., Exs.
Nr. 56), bei 2epce (H.), um Vares (Fo.), Sarajevo!! (H.), auf dem Trebevic (B.), am Troglav bei
Livno (B.), auf der Kamesnica, Vjestica, um Ublje (Pr.). — • Herzegowina : Auf der Porim- und
Prislab Pl. bei Jablanica (V.), auf dem VeleäS (Mu.), bei Station Milanov odsiek, Grab, Nevesinje
(V.), auf der Jastrebica (*P.), am Vuci zub (V.). — Mai bis Juli.
4. Melica uniflora [Retz., Observ., I, 10 (1779)]. — In Wäldern, Vorhölzern bis in
die voralpine Region.
Bosnien: Auf der Gomila bei Krupa (B.), Debeljaca bei Bihac (B.), am Grmec Grad bei
Smoljana (Fo.), am Hum bei Jajce (B.), am Ponir bei Banjaluka (C.), um Travnik und auf dem
Vlasic, zwischen Budkovic und Zenica (*S., Exs. Nr. 54), zwischen Travnik und Gucaninov han
(S.), auf dem Trebevic (R. !), am Igman bei Blazuj (B.), auf der Preslica (V.), im 2eljeznicatale,
bei Trnovo, Kalinovik, bei Podvitez (Pr.), im Govzatale bei Jelec, in der Lelja Pl., bei Prjevor
und im Susicki potok-Tale am Maglic (B.); auf der Suljaga, Kamesnica, Vel. Sator (Pr.), am Cincar
(B.). — Herzegowina: Stitar Pl. bei Rakitno (Begovic, f. V.), unter Buschwerk bei Nevesinje
(V.), auf der Crvanj Pl. (Mu.), am Gliva bei Trebinje, bei Vucijak (*P.), am Stirovnik, Svitavac,
Subra in der Bjela gora (V.). — Mai, Juni.
Beck v. Mannagetta. Flora von Bosnien, cler Herzegowina und des Sandzaks Novipazar. 443
43. Briza.
[L., Gen., ed. VI, 35, Nr. 84; Hackel in NPflF., H 2, 72.]
1. Briza maxima [L., Spec. pl., 70 (1753)]. — An steinigen, unkultivierten Stellen,
auf Brachen im Gebiete der mediterranen Flora.
Bosnien: (*AK.), aber in Asch, et Graebn., Syn., II, 439, nicht bestätigt; verschleppt am
Janinabache bei Öajnica (Zivotsky!). — Herzegowina: Um Mostar (Pi.), auf der Osanica gla-
vica bei Stolac (B.), um Trebinje (*P.), am Hum und Gliva bei Trebinje (V.), bei Drieno (Fo.).
— Mai, Juni.
2. Briza media [L., Spec. pl., 70 (1753)]. — In Wiesen, auf steinigen Stellen bis in
die voralpine Region.
Bosnien: Häufig, insbesondere auf kalkarmem Boden, so bei Novi, Krupa, Biliac, auf der
Kozara, um Travnik (*S., Exs. Nr. 53), Sarajevo, Vares, Kupres, Glamoc u. a. O. — Herzegowina:
Bei Vucijak in der Bjela gora (*P.), am Cesaliberge bei Station Visoka Glavica (V.). — Saudzak
Novipazar: Zwischen Prjepolje und Bistrica im Limtale (*B.). — Mai bis August.
3. Briza minor [L., Spec. pl., 70 (1753)]. — An steinigen, unkultivierten Stellen, in
Brachen, Weingärten im Gebiete der mediterranen Flora.
Bosnien: Nach Pr. im Zeljeznicatale, auf der Zelen gora, um Suha im Sutjeskatale, bei
Ustikoline, Previla, auf der Kamesnica, Mal. Sator, Vjestica gora, offenbar verwechselt. — Herze-
gowina: Um Mostar (*Str.), an der unteren Narenta (Neumayer, f. Visiani). — Mai, Juni.
44. Dactylis.
[L., Gen., ed. VI, 35, Nr. 86; Hackel in NPflF., II 2, 72.]
1. Dactylis glomerata [L., Spec. pl., 71 (1753)]. — In Wiesen, an unkultivierten,
steinigen, sonnigen Stellen bis in die voralpine Region (1600 m ).
Häufig und verbreitet in Bosnien (*S.) und in der Herzegowina (*P.). ■ — Mai, Juni.
Es wurden beobachtet die Formen: 1. scabra [Mann in Opiz, Naturalientausch, 58 (1824),
als Art], — 2. ciliata [Peterm., Fl. Lips., 80]. — 3. nemorosa [Ivlett u. Rieht., Fl. Leipz., 110
(1830) = var. gracilis Form, in ÖBZ. (1888), 272].
ß. hispanica [Roth, Cat. bot., I, 8 (1797), als Art; Koch, Synops. fl. Germ., 808
(1837)].
Bosnien: Zwischen Öuica und Borova glava (*S., Exs. Nr. 58), am Cincar bei Livno (S.).
— Herzegowina: Um Mostar (Pi.), Zitomislic (Mu.), bei Stolac (B.), Trebinje (*P.). — Mai, Juni.
45. Cynosurus.
[L., Gen., ed. VI, 36, Nr. 87, z. T.; Hackel in NPflF., II 2, 73.]
1. Cynosurus cristatus [L., Spec. pl., 72 (1753)]. — In Wiesen bis in die voralpine
Region (1600 m).
Bosnien: Häufig (*S., Exs. Nr. 59). — Herzegowina: Um Konjica (Fo.), bei Umoljane (B.),
bei Ljubuski (F. !). — Juni bis August.
2. Cynosurus echinatus [L., Spec. pl., 72 (1753)]. — In Äckern, Brachen, auf steinigen,
unbebauten Orten bis in die voralpine Region (1600 m).
Bosnien: Bei Vrnograc (Fo.), auf der Gomila bei Krupa, bei Han Begovac bei Bihac, um
Petrovac (B.) und gegen Ilan Bravsko (B.), bei Janjila, Sitnica, Surjan (Fo.), Ivanjska (B.), Banja-
luka (H.), um Travnik, Fojnica (*S., Exs. Nr. 60), bei Pogari (Fo.), im Vogoseatale bei Sarajevo
(B.), um Podhum, Vaganja, Grkovac (Pr.). — Herzegowina: Im Tresanicatale und bei Konjica
(B.), auf der Prenj Pl. (B.), bei Jablanica! (V.), im Doljankatale bei Kama (F.), um Nevesinje (Fo.),
bei Pluüine, im Zalomskatale (Fo.), um Mostar (Pi., Raap-Callier, Pl. Here., Nr. 160!), am Hum
(V.) und Leotar (B.), bei Trebinje, Grancarevo, Vucijak (*P.), Grbesi, Bilek (Fo.). — Juni, Juli.
444
II. Naturwissenschaft.
46. Sclerochloa.
[P. Beauv., Agrost., 97, PI. XIX, Fig. IV, z. T. (1812); Benth. et Hook., Gen. pl., III, 1194; Hackel in
NPflF., II 2, 73.]
1. Sclerochloa dura [P. Beauv., 1. c., 177 et Expl. des planch., 12], — Auf trockenen,
unbebauten Stellen in Heiden.
Bosnien: Im 2eljeznicatale, bei Foca (Pr.), au der Kravica bei Nova Kasaba (* J.), um
Kupres (Pr.). — Herzegowina: Bei Trebinje (*P.). — Mai, Juni.
47. Poa.
[L., Gen., ed. VI, 34, Nr. 83 (z. T.); Hackel in NPflF., II 2, 73.]
1. Poa annua [L., Spec. pl., 68 (1753)]. — Auf Grasplätzen, wüstem und bebautem
Boden, an Wegen bis in die alpine Region.
Bosnien: Bei Novi (B.), Banjaluka (H.), um Travnik (*S., Exs. Nr. 51), Vares (Fo.), Sara-
jevo (H.), im 2eljeznicatale (Pr.), auf der Preslica (V.), bei Trnovo, Kalinovik, Kupres, Bugojno
(Pr.), Suha (Pr.), Foca (Fo.), Ustikolina (Pr.), Nova Kasaba (J.). — Herzegowina: (*AK.), bei
Konjica (Fo.), um Mostar (Str.). — Fast während des ganzen Jahres.
2. Poa bulbosa [L., Spec. pl., 70 (1753), z. T.]. — Auf sonnigen, sandigen und steinigen
Plätzen, auf Felsen.
Bosnien: Bei Novi, Otoka, Krupa, Varcar Vakuf, Petrovac (B.), Banjaluka (H.), um Travnik !
(*S., Exs. Nr. 48), Vares (Pr.), Sarajevo (H.), im Zeljeznicatale, bei Trnovo, Kalinovik (Pr.), auf
der Bjelasnica, Treskavica (B.), Mala Ljubusa (F.), auf der Zelen gora, Gornje bare, bei Prjevor,
Suha, am Volujak (Pr.), im Drinatale bei Brod (Fo.), auf der Suljaga-, Troglav- und Sator Pl. (Pr.),
auf der Dinara (B.). — Herzegowina: Um Mostar! (Str.), bei Zimlje gornji, Rujiste (Baenitz,
f. B.), auf dem Velez (B.), bei Bilek (*P.). — April bis Juni.
Überall auch proliferierend: f. vivipara [Koel., Descr. Gram., 189 (1802)].
ß. pseudoconcinna [Schur, Enum. pl. Transsylv., 773 (1866), als Art; Asch, et
Graebn., Syn., II, 392 (1900)].
Herzegowina: Um Mostar (*Pi.).
y. concinna [Gaud., Agrost. Helv., I, 196 (1811), als Art; Beck, Fl. Niederöst., 82
(1890); Hackel in litt.].
Herzegowina: Am Gliva bei Trebinje, am Draca bei Pridvorce, auf der Koristna greda bei
Vucijak in der Bjela gora (*P.).
3. Poa alpina [L., Spec. pl., 67 (1753)].
a. typica [G. Beck, Fl. Niederöst., 83 (1890)]. — Meist kräftig, bis 60 cm hoch.
Grundblätter 2 — 4 mm breit, selten schmäler, nicht knorpelig berandet. Rispen-
äste zur Blütezeit wagrecht abstehend, glatt oder rauh, meist zahlreiche und
4 — 6blütige Ährchen tragend. Hüllspelzen spitz. Deckspelzen fast stumpflich, alle
mehr minder purpurn überlaufen oder hellgrün (f. viridiflora G. Beck, 1. c.).
Auf moorigen und steinigen Stellen der voralpinen Region bis auf die Hoch-
gipfel, auf Kalk und Schiefer.
Bosnien: Auf dem Vlasid! ! (*S.), der Osjecenica! ! und Klekovaca! ! (F.), auf der Vranica
(Mu.), so auf den Spitzen Matorac, Tikva, Vitrusa, beim Prokosko jezero (B.), auf der Igman-, Bje-
lasnica-, Hranisava-, Treskavica-, Visocica-, Romanja-, Lelja-, Dumos-, Maglic- und Volujak Pl. (B.);
um Vares, Präici (Pr.), auf dem Trebevic und in der näheren Umgegend von Sarajevo (B.), am
Kiek und auf der Gola Jahorina (F.), am Troglav (B.), auf der Kamesnica- und Cincar Pl. (Pr.),
auf der Dinara (B.). — Herzegowina : Bei Rujiste (Baenitz!), bei Nevesinje, am Mala VeleZ (V.),
in der Crvanj Pl. (A.), auf der Plasa und Cvrsnica (* V.), am Gubar in der Bjela gora (V.). —
Juni bis August.
ß. brevifolia [DC., Synops. fl. Gail., 131 (1806), als Art; Gaudin, Agrost. Helv., I,
193 (1811)]. — Blätter breit, verkürzt, am Rande deutlich knorpelig verdickt,
trocken gekrümmt. Rispe armährig, oft zusammengezogen. Spelzen spitz.
Beck v. Mannagetta. Flora von Bosnien, der Herzegowina und des Sandzaks Novipazar. 445
An steinigen, trockenen Stellen.
Bosnien: (*AK.), am Vlasic (B.), auf der Romanja PI. (B.), Yolujak (B.).
y. pumila [Host, Fl. Austr., I, 146 (1827), als Art; Reichenb., Ic. fl. Germ., I, 35,
Tab. LXXXIII, Fig. 1629 (1834)]. — Niedrig, meist kaum 20 cm hoch, dichtrasig,
feinhalmig. Blätter kurz, schmal, bis 2 mm breit, oft zusammengefaltet, mit un-
deutlichem Knorpelrande. Rispenäste zur Blütezeit abstehend, meist wenige Ährchen
(mit 3 — 6 Blüten) tragend. Spelzen mehr minder purpurn überlaufen oder hell-
grün (f. pallidißora). Hüllspelzen fein, oft grannig. Deckspelzen deutlich zugespitzt.
Auf steinigen Stellen der Kalkhochgebirge.
Bosnien: Auf dem Vlasic!! (S. als var. minor Kumm, et Sendtn. in „Flora“, 1849, 755), in
der Vranica PI. auf den Kalkgipfeln Vitrusa und Krstac (B.), auf der Lisin- und Preslica PI. (V.),
bei Vrelo Bosne (Fo.), überall um Sarajevo, auf dem Trebevic (*B.), zwischen Prijesnica und Jasen
(B.), auf allen Gebirgen Südbosniens, so auf der Igman-, Treskavica-, Bjelasnica- (*B.), Visocica-,
(B.), Dumos- (Fo.), Maglic- und Volujak PL!! (A.\ bei Kalinovik, Foca (Fo.), am Troglav (B.). —
Herzegowina: Auf der Morinje- (Fo.), Prenj- (B.), Cabulja- (B.), Plasa-!, Cvrsnica-! (V.), Porim-
(Baenitz!) und VeleZ PI. (Mu.); bei Nevesinje (Fo.)?, in der Bjela gora: am Oijen (Asch.), auf
der Gnila greda (V.!). — Mai bis Juli.
d. badensis [Haenke in Willd., Spec. pl., I, 392 (1797), als Art; Koch, Syn. fl.
Germ., 803 (1837)]. — Dichtrasig. Halme kräftig, bis 40 cm hoch. Grundblätter
2 — 3 mm breit, knorpelig berandet. Rispenäste zur Blütezeit aufrecht abstehend,
reichährig. Ährchen scharf zweischneidig, reich- (5 — 10)blütig, meist grün. Spelzen
zugespitzt oder spitz.
Auf steinigen Stellen.
Bosnien: Bei 2epce, um Sarajevo, auf der Romanja Pl. (*B.); am Vratlo (Fo.)? — Herze-
gowina: (*AK.), im Zalomskatale bei Pluzine (Fo.)?
!e. glaucescens [G. Beck, Fl. Südbosn. in ANH., II (1887), 44], — Dichtrasig. Grund-
blätter höchstens 2 mm breit, am Rande kaum knorpelig verdickt, seegrün. Rispe
und Ährchen wie bei d. badensis. In der Tracht der P. pumila Host ähnlich.
Bosnien: Auf dem Trebevic und dessen Abhängen gegen Sarajevo (*B.).
rj. brattia [G. Beck, Fl. Bosn. in Glasn., XV (1903), 33]. — Dichtrasig, bis 22 cm
hoch. Blätter schmal, kaum 1 mm breit, faltig eingerollt, am Rande etwas knorpelig,
knorpelspitzig, x/3 — ^mail so lang als der zarte Halm. Rispenäste wagrecht ab-
abstehend, rauh. Ährchen hellgrün, etwas purpurn überlaufen, reich- (10 — 1 2) bliitig.
Hüllspelzen bespitzt, die untere drei-, die obere fünfnervig. Blüten nicht verwebt.
Deckspelzen breit eiförmig, spitz, bis zur Mitte deutlich dreinervig.
Dalmatien: Auf Felsen des Mte. S. Vito auf Brazza (*B.). — Juni.
4. Poa minor [Gaud., Agrost., I, 204; Beck, Fl. Niederöst., 84], — Auf steinigen
Alpentriften, an Schneegruben der Kalkhochgebirge.
Bosnien: Auf dem Volujak, auf der Treskavica- (*B.) und Troglav Pl. (B.). — Herzego-
wina: Auf der Prenj- (B.), Plasa-!! und Cvrsnica Pl. (V.!).
5. Poa cenisia [All., Auct., 40, Nr. 2209 (1789)]. — Im Felsschutte, an Schneegruben
der Kalkhochgebirge.
Bosnien: Auf dem Maglic, Troglav bei Livno (*B.). — Herzegowina: (*AK.), auf der Prenj-
(B.), Plasa-, Trinaca- (B.) und Cvrsnica Pl. (V.), in der Bjela gora: am Orjen, auf der Gnila greda
(V.!). — Juni bis August.
6. Poa caesia [Smith, Fl. Brit., I, 103 (1800)]. — Auf steinigen, trockenen Stellen bis
in die alpine Region.
Bosnien: Auf dem Vlasic [*S. als P. glauca Sm., Engl. Fl., I, 128 (1824), nicht DC.]. Nach
der von Kummer und Sendtner [in „Flora“, 1849, 755] gegebenen Beschreibung ob des länger
vorgezogenen Blatthäutchens ungewiß. — Juni bis August.
B. 1 ‘
446
II. Naturwissenschaft.
7. Poa nemoralis [L., Spec. pl., 69 (1753)]. — In lichten Wäldern, unter Buschwerk,
an steinigen Stellen, Bergwiesen bis in die alpine Region.
Bosnien: Häufig!! (*S.). — Herzegowina: Auf der Vele2-!! (Raap-Callier, PI. Here.,
Nr. 247!), Crvanj-, Bjelasica- (Mu.) und Morinje PI. (Fo.). — Juni bis September.
In folgenden Formen beobachtet: vulgaris [Gaud., Agrost. Helv., I, 179 (1811)]. — firniula
[Gaud., 1. c., 181]. — coarctata [Gaud., 1. c., 185]. — glauca [Gaud., 1. c., 189],
8. Poa palustris [L., Syst., ed. X, 874 (1759)]. — An feuchten Stellen, Ufern.
Bosnien: (*AK.), in der Zelen gora, um Previla (Pr.), bei Kosa im Unatale (Bell.), am
Vlasic (Br. Fr.), im Livansko polje (B.). — Herzegowina: An der Buna (*Str.). — Juni, Juli.
9. Poa trivialis [L., Spec. pl., 67 (1753)]. — In Talwiesen, an feuchten Stellen, Ufern
bis in die alpine Region.
Bosnien: Häufig! ! (*S., Exs. Nr. 43, 44).
10. Poa attica [ßoiss. et Heldr. in Boiss., Diagn., ser. I, XIII, 57 (1853); Freyn in
Abh. ZBG. (1877), 469; Kern., Fl. exs. Austro-Hung., Nr. 287, II (aber nicht I)].
— Von Poa trivialis L. durch kriechende, Ausläufer treibende, oft perlschnur-
artig verdickte Grundachsen, schmälere, mit fast aneinanderhegenden, dicken
Nerven durchzogene Blätter, durch die mehr längliche, im oberen Teile gedrängte
Rispe mit aufrechten Asten, kleinen Blüten und durch die Tracht und Innovation
der P. 'pratensis verschieden.
In Weingärten, Wiesen, auf Schutt, erdigen Stellen, unter Buschwerk.
Herzegowina: Bei Mostar (Born., f. B.), auf dem Vele2 (B.), im Gacko polje (Riedel!,
f. B.). — Mai bis Juli.
11. Poa pratensis [L., Spec.pl., 67 (1753)].
u. typica [G. Beck, Fl. Niederöst., 85 (1900). — Var. vulgaris Gaud., Agrost. Helv.,
I, 212 (1811)]. — In Wiesen, an sandigen, sonnigen Stellen bis in die alpine Region.
Bosnien: Bei Krupa (Fo.), auf der Gomila (B.), bei Bihac (B.), Doboj (Fo.), um Travnik,
auf dem Vlasic, bei Fojnica (*S., Exs. Nr. 47), bei Banjaluka (H.), Vares (Pr.), um Sarajevo und
an anderen Orten in Südbosnien verbreitet (B.), auf der Kamesnica- und Sator Pl., bei Glamoc,
auf der Hrbljina (Pr.). — Herzegowina: Bei Bilek (*P.). — Sommer.
Die f. anceps [Gaudin, Fl. Helv., I, 260 (1828)].
Herzegowina: Am Gliva bei Trebinje (*P.).
ß. angustifolia [L., 1. c., als Art; Sm., Fl. Brit., I, 105 (1800)]. — An gleichen
Stellen.
Bosnien: Um Novi, Otoka, Bihac, auf der Grmec Pl. (B.), um Travnik! (*S.), auf der Vile-
nica (Fr. Br.), auf der Pogorelica bei Fojnica (Schwarz!), um Sarajevo (B.), auf dem Trebevic, der
Lelja Pl. (B.). — Herzegowina: Bei Mostar, Domanovic, Ljubinje (Fo.), wohl ?. — Juni bis August.
12. Poa compressa [L., Spec. pl., 69 (1753)]. — Auf sonnigen, trockenen, steinigen
Stellen, Felsen, Mauern bis in die voralpine Region.
Bosnien: Bei Jajce, Kljuc (B.), Banjaluka (H.), Travnik, zwischen Sutjeska und Borovica,
an der Suljaga (*S., Exs. Nr. 49), auf der Vlaska gromila (Fr. Br.), um Vares (Pr.), um Sarajevo
(B.), am Trebevic (Fo.), bei Pazaric (B.), im 2eljeznicatale, um Suha, auf dem Maglic und Volujak
(Pr.), auf der Troglav- (B.), Kamesnica-, Sator-, Cincar- und Malovan Pl. (Pr.), bei D. Tuzla (M.).
— Herzegowina: (*AK.), in der Tresanicaschlucht bei Konjica (B.), auf der Cabulja Pl., bei Mostar
(B.), um Bojiste im Nevesinjsko polje (Mu.). — Juni, Juli.
ß. Langeana [Reich., Fl. Germ., 1404 (1830), als Art; Koch, Syn., ed. 2, 932 (1844)].
Bosnien: Am Kajabasa bei Travnik (*Br. Fr.).
13. Poa Chaixii [Vill., Fl. Delph., 7 in Gilib., Syst. PL, I (1785). — P. sylvatica Chaix
in Vill., Hist. pl. Dauph., II, 128. — P. sudetica Haenke, Reis. Riesengeb., 120
(1791)]. — In Wäldern, an steinigen, wiesigen und buschigen Stellen der vor-
alpinen Region.
Beck v. Mannagetta. Flora von Bosnien, der Herzegowina und des Sandzaks Novipazar. 447
Bosnien: Auf der Vranica PL, mehrfach namentlich an den Abhängen des Matorac (B.); auf
der Preslica Pi. (*V.), Treskavica, Zelengora, um Pijevor und auf dem Maglic (Pr.). — Herze-
gowina : Auf der Porim Pi. (V.). — Juli, August.
14. Poa hybrida [Gauel., Agrost., I, 215 (1811)]. — An gleichen Stellen wie vorige.
Bosnien: Auf der Sisa- und Lisina PI. (*B.); um Prjevor (Pr.). — Herzegowina: Nach
*AK., aber in Asch, et Graebn., Syn., II, 424, nicht bestätigt. — Juli, August.
15. Poa violacea [Bell., App. ad Fl. Pedem., 8, Tab. 1 (1792). - — Festuca pilosa Hall. f.
in Suter, Fl. Helv., I, 56 (1802)]. — In alpinen Triften.
Bosnien: Auf dem Vlasic (*S., Exs. Nr. 75), am Kajabasa bei Travnik (Fr. Br. !), auf dem
Maglic und Volujak (Pr.), auf dem Troglav (B.). — Herzegowina (*AK.), wo? — Juli, August.
48. Glyceria.
[R. Br., Prodr. Fl. Nov. Holl., I, 179 (1810); Hackel in NPflF., II 2, 74.]
1. Glyceria aquatica [Wahl., Fl. Gotliob., 18 (1820). — G. spectabilis Mert. u. Koch,
Deutschi. Fl., I, 586 (1823)].
Bosnien: In Sümpfen bei Bosnisch-Brod (*V.), bei Prijedjela, am Düaferov potok (Pr.). —
Juni bis August.
2. Glyceria fluitans [R. Br., 1. c., 179 (z. T.)]. — An Gewässern, auf nassen Stellen
bis in die voralpine Region.
Bosnien: Bei Krupa, Vrbanja (Fo.), Banjaluka (H.), Travnik (*S., Exs. Nr. 61), an der Bosna
und Lasva (S.), um Vares bei Droskovac und Mijakoviöi (Pr.), bei Kobila glava nächst Sarajevo (S.),
bei Previla und Pod Vitez (Pr.), Tarcin, um Buskoga blata (Pr.). — Herzegowina: Am Zalomski
potok im Nevesinjsko polje (*Mu.), im Gacke polje (Riedel!). — Juni bis September.
3. Glyceria plicata [Fries, Nov. flor. Suec. Mant., II, 6 (1839)]. — An gleichen Stellen
wie vorige bis in die Hochalpenregion.
Bosnien: (*AK.), in Nord- und Mittelbosnien verbreitet, so bei Kljuc! ! (F. !), Banjaluka (H.),
im Dobrnicatale zwischen Banjaluka und Prnjavor (B.), am Smolin bei 2epce (B.), bei Travnik
(Br.), um Vares (Pr.), in der Alpenregion der Vranica (Mu.), um Sarajevo (M.), im Sarajevsko polje,
auf dem Trebevic (B.), in der Zelengora, bei Previla und Pod Vitez (Pr.). — Herzegowina: Im
Nevesinjsko polje bei ^iljevo und Pustoljane (*Mu.), im Gacko polje (Riedel!). — Juni bis August.
49. Atropis.
[Rupr., Fl. Samoj., 64 (1854), nach Griseb. in Ledeb., Fl. Ross., IV, 388; Hackel in NPflF., II 2, 74;
Beck, Fl. Niederöst., 88.]
1. Atropis distans [Gris., 1. c.]. — Auf wüsten, unbebauten, salzhaltigen Orten.
Bosnien: Banjaluka, Maglaj a. V. (H.). — Sommer.
Atropis palustris [ Festuca palustris Seenus, Reise, 72 (1805). — Atropis festucae-
formis G. Beck, Fl. Niederöst., 89 (1890)], dürfte sich auch am Meerstrande der
Sutorina vorfinden.
50. Festuca.
[L., Gen., ed. VI, 36, Nr. 88 (z. T.). - — - Sectio Eufestuca Neilr., Fl. Niederöst., 71 (1859); Hackel in NPflF.,
II 2, 74. — Vgl. Hackel, Mon. Fest, europ. (1882)].
1. Festuca capillata [Lam., Fl. franj.., IH, 597, exkl. ß (1778). — F. ovina var. Hack.,
Fest., 85]. — Auf sandigen, lichten Waldstellen.
Bosnien: Zwischen Travnik und Fojnica (fide Hackel). — Mai, Juni.
2. Festuca ovina [L., Spec. pl., 73 (1753). — F. ovina var. vulgaris Hack., Fest., 86].
— An steinigen Stellen, in Bergwiesen, auf trockenen Waldstellen.
Bosnien: Auf der Osjecenica (F.), bei Banjaluka (H.), um Travnik, an den Vlasic -Abhängen,
zwischen Kakanj und Kloster Sutjeska (*S.), um Vares (Pr.), bei Tarcin, Glamoc, Preodac, auf der
448
II. Naturwissenschaft.
Vjeltica gora, Yel. Malovan (Pr.), ferner auf der Treskavica, Gornje bare, am Maglic, Volujak (nach
Pr.). — Herzegowina: Auf der Prenj PI. (F.), am Gliva bei Trebinje (*P.). Alle Angaben sind
erst festzustellen. — Mai, Juni.
3. Festuca duriuscula [L., Spec. pl., 74 (1753). — F. ovina var. Hack., Fest., 89],
— Auf steinigen, felsigen Stellen bis in die voralpine Region.
Bosnien: Bei Banjaluka (H.), auf dem Vlasic! (*S., Exs. Nr. 71, 72); bei Zenica (S.), am
Matorac bei Vojnica (B.), auf dem Trebevic bei Sarajevo (B.), bei Prjevor, in der Zelengora (Pr.).
— Herzegowina: (*AK.), auf der Visoeica Pl. (B.). — Mai bis Juli.
ß. crassifolia [Gaud., Fl. Helv., I, 287, als Varietät der F. glauca. — F. ovina subvar.
Hack., Fest., 91].
Herzegowina: Auf der Visoeica Pl. (*B.).
y. villosa [Schrad., Fl. Germ., I, 320 (1806), als Varietät der F. ovina. — F. ovina
subvar. Hack., Fest., 91],
Herzegowina: Am Hum bei Mostar (B.).
4. Festuca glauca [Lam., Dict. enc., II, 459 (1789). — F. ovina var. Hack., Fest., 94],
— Auf steinigen, trockenen Stellen.
Bosnien: Im Miljackatale bei Sarajevo (Fo., fide Hackel). — Herzegowina: (*A. K.), Plana
doljaja bei Neuma kula, bei Begovic kula (Fo.).
ß. pallens [Host, Gram. Austr., II, Tab. 88 (1802), als Art. — F. ovina var. Kumm,
u. Sendt. in „Flora“ (1849), 756; subvar. Hack., Fest., 95].
Bosnien: Auf Serpentin bei Maglaj (*S., Exs. Nr. 70), zwischen Borovica und Kloster Sut-
jeska (S.), auf sonnigen Felsen bei Bukovica (S.).
5. Festuca vaginata [Waldst. et Kit. in Willd., Enurn., 116 (1809). — F. amethystina
Host, Gram. Austr., II, Tab. 89 (1802). — F. ovina var. vaginata Hack., Fest., 97].
Bosnien: Auf Bergen zwischen Fojnica und Travnik (*S., Exs. Nr. 73). — Mai bis Juli.
Nach Kummer und Sendtner [in „Flora“, 1849, 756] von der Wiener Pflanze durch
schmälere, weniger starre, nicht stechende Blätter, kleinere Ährchen und breitere (glatte, wehrlose)
Spelzen abweichend. Ob hierher gehörig?
6. Festuca valesiaca [Schleich, bei Gaud., Agrost., I, 242 (1811). — F. ovina var.
Hack., Fest., 101]. — Auf sonnigen, trockenen, steinigen Stellen, in Bergwiesen.
Bosnien: Um Petrovac (B.), bei Kljuc (Fo.), auf dem Vlasic (B.), beim Kastell von Travnik
(*Br. Fr., Br. als F. sulcata var. silesiaca), auf dem Trebevic bei Sarajevo (Fo.). — Herzegowina:
Am Pod Vele2 und Hum bei Mostar! (*Fo.), auf den Ausläufern des Vele2 gegen Bojiste im Neve-
sinjsko polje bei 1000m (Mu., fide Hackel), bei Kalinovik, Vlaholje (Fo.), um Trebinje, Agio
Most (B.). — ■ Mai, Juni.
7. Festuca dalmatica [Hack., Fest., 102, als Varietät der F. ovina], — Auf steinigen,
felsigen Stellen, in Bergheiden.
Bosnien: Auf der Kozara Pl. (B.), bei Novi (Fo.) ?, auf der Dinara (B.) ?. — Herzego-
wina: Auf dem Velez bei 1800 — 2000m (Born.!), am Pozelje und Hum bei Mostar (*Fo.), bei
Nevesinje (Fo.). — Mai, Juni.
8. Festuca pseudovina [Hack., Fest., 102, als Varietät der F. ovina und 214]. —
Auf trockenen, dürren Grasplätzen bis in die voralpine Region.
Bosnien: Bei Novi, um Petrovac (B.), bei Gladnik (Fr. Br.), bei Travnik auf dem Felajic
(S. als F. ovina var. alpina, fide * Hackel), auf der Dinara (B.). — Herzegowina: Am Hum bei
Mostar (B.), Agio Most bei Trebinje (B.). — Mai, Juni.
ß. Sendtneri [Rieht., Pl. Eur., 95 (1890). — Var. pauciflora Kumm. u. Sendtn. in
„Flora“, 1849, 756, als Varietät der F. ovina, non Hartm.; Hac k., Fest., 103, als
Subvar.]. — Durch die nur 5 mm langen, zwei-, selten dreiblütigen Ährchen und die
zierlichen, oben etwas flaumigen Stengel ausgezeichnet.
Bosnien: Im Aufstiege von Poljane gegen Borovica (*S.).
Beck v. Mannagetta. Flora von Bosnien, der Herzegowina und des Sandzaks Novipazar. 449
9. Festuca sulcata [Hack., Fest., 104 (1882), als Varietät der F. ovina und 215]. —
Auf trockenen Grasplätzen.
Bosnien: Um Travnik (*Hackel), um Sarajevo (Hackel), auf der Romanja PI. (B.). —
Herzegowina: Auf der Cabolja PI. bis 1100 m (B.), am. OstveleZ (B.). — Mai, Juni.
ß. rupicola [Heuff. in Verh. ZBG. (1858), 233, als Art. — F. ovina subvar. barbulata
Hack., Fest., 105].
Herzegowina: Auf der Cabolja PI. (*B.). — Juni.
y. hirsuta [Host, Gram. Austr., H, Tab. 85, als Art. — F. ovina var. Kumm. u. Sendtn.
in „Flora“ (1849), 755; subvar. Hack., Fest., 105].
Bosnien: Auf trockenen Wiesen um Travnik, auf dem Vlasic, bei Zenica (*S., Exs. Nr. 69,
71, 85), um Sarajevo, auf dem Trebevic (M.).
d. glaucantha [Hack., Fest., 105, als Subvarietät der F. ovina],
Herzego w'ina : Auf steinigen Stellen am Vele2 bis 800 m (*B.).
10. Festuca Panciciana [Hack., Fest., 106, als Varietät der F. ovina und 214 (1882)].
— Auf steinigen Stellen und Felsen bis in die voralpine Region.
Bosnien: Um Travnik!: bei Bukovica (S., fide *Hackel), auf dem Vlasic (B.), unter dem
Kajabasa und auf der Vlaska gromila (Fr. Br.), auf der Vilenica (B.) ; bei Vares, Pogari, im Stavnja-
tale bei Suljescica (Fo.); auf den Trebevicabhängen bei Sarajevo!! (Blau, fide *Hackel), auf der
Crvena stjena in der Romanja PI. (B.), auf dem Troglav (B.). — Herzegowina: In der Prenj PL
(B.), auf dem Veleü, 1400 — 1500 m (B.). — Mai bis Juli.
ß. rigidifolia [Hack, bei Beck, Fl. Südbosn., II in ANH., II (1887), 45]. — Durch
kräftigen Wuchs und längere, graugrüne, derbere und steifere, mit dickeren, oft
sich vereinigenden Sklerenchymsträngen versehene Blätter ausgezeichnet.
Bosnien: Auf den Abhängen des Trebevic gegen Sarajevo (*B.), Vratlo in der Treskavica (B.).
Es kommen auch Übergangsformen zu F. saxatilis [Schur, Enum. pl. Transsylv., 791 (1866).
— F. ovina subvar. Hack., Fest., 105] vor, so am Trebevic (B.), auf dem Glog bei Sarajevo (Fo.),
auf der Romanja Pl. (B.).
11. Festuca stenantha [Hack., Fest., 110, als Varietät der F. ovina und 215], — Auf
felsigen Stellen der Hochgebirge.
Bosnien (Sendtner, fide *Hackel). — Herzegowina: Am Orjen (Asch., fide *Hackel).
— Juni, Juli.
12. Festuca Halleri [All., Fl. Ped., II, 253 (1785), exkl. loc. nat. ; F. ovina var. Hack.,
Fest., 112], — Auf felsigen Stellen der Hochgebirge.
Bosnien: Auf der Treskavica bei 2000m (*B., t. Hackel), auf dem Bregoc, Maglic und
Volujak (Pr.). — Herzegowina: Am Ortis in der Prenj PL, auf der Övrsnica (* V.). — Juni, Juli.
13. Festuca alpina [Suter, Fl. Helv., I, 55 (1802). — F. ovina subsp. Haek., Fest.,
116], — In Alpentriften.
Bosnien und Herzegowina: (*AK.), als F. ovina ß. alpina (Gaud.) Koch. Die von Kummer
und Sendtner in „Flora“, 1849, S. 755 angegebene F. ovina var. alpina bezieht sich jedoch nach
Hackel, 1. c., 103 auf F. pseudovina ß. typica Hack.
14. Festuca amethystina [L., Spec. pl., 74 (1753); Hack., Fest., 122]. — In Wiesen,
an Waldrändern.
Bosnien: (*Hackel), am Gredoviti vrh bei Bihac (Boll.).
ß. Kummeri [F. violacea var. mutica Kumm. u. Sendt. in „Flora“, 1849, 756], —
Plalme an den Knoten wie die Blattscheiden ametliystfärbig und bereift. Blätter
steif borstlich, siebennervig, mit neun starken Sklerenchymbündeln versehen, 1/3 bis
*/2 so lang als die Halme. Das oberste Halmblatt die aufrechte, lineallanzettliche,
mit angedrückten Asten versehene Rispe erreichend. Alle Spelzen reichlich kurz-
haarig; die Deckspelzen breit lanzettlich, grannenlos.
Bosnien: Auf grasigen Alpentriften des Vlasic!! (S.). — Juli.
Band IX.
29
450
II. Naturwissenschaft.
15. Festuca heterophylla [Lam., Fl. frang., 600 (1778). — F. rubra subspec. Hack.,
Fest., 130]. — In lichten Wäldern, auf Waldblößen, auch in Wiesen und auf Felsen
bis in die voralpine Region.
Bosnien: Am Krnin in der Kozara PI., bei Kljuc, Jajce (B.), Travnik (Br.), auf dem Vlasic
(*S., Exs. Nr. 71) und auf der Vlaska gromila (Fr. Br.). — Herzegowina: An steinigen Abhängen
bei Nevesinje (*Mu., tide Hackel), auf dem Orjen (Asch.). — Mai, Juni.
16. Festuca violacea [Schleich, bei Gaud., Agrost. helv., I, 231 (1811). — F. rubra
subspec. Hack., Fest., 132]. — In Alpentriften der Hochgebirge.
Bosnien: Auf der Treskavica PI. (B.), auf dem Volujak, in der Ljubicna PI. (B.). — Sendtner
gibt sie noch um Travnik, Putkovici, Tolovici und auf dem Vlasic an, doch scheint es, daß er
nicht die echte Sch lei eher sehe Pflanze vor sich gehabt habe. — Herzegowina: (*AK.), in der
Zelengora (Hackel). — Juni, Juli.
ß. minor [Hack, in Termesz. Füz., II, 290 (1878); var. carnica Hack., Fest., 133
(1882)].
Bosnien (*Asch. u. Graebn., Syn., I, 491).
y. macranthera [Hack, bei Beck, Fl. Südbosn. in ANH., II, 45], — Deckspelzen
lang begrannt; Grannen so lang als die Spelzen.
Herzegowina: Auf steinigen Stellen der Tisovica in der Prenj PI. bei 1600m (*B.), dann
ober Idbar bei 1400 m in einer f. pallida (B.). — Juni.
17. Festuca rubra [L., Spec. pl., 74 (1753); subspec. eurubra Hack., Fest., 138]. —
An sonnigen, erdigen und steinigen Stellen.
Bosnien: Um Travnik, auf dem Vlasic (*S.), bei Visoko (Fo.); auf dem Glog und an den
Abhängen des Trebevic!! (Fo.), am Crni vrh auf dem Igman (F. !), am Crni vrh bei Foca (Fo.), auf
dem Vjeternik in der Ljubicna Pl. (B.). — Juni, Juli.
ß. fallax [Thuill., Fl. Paris., ed. II, 50 (1799); Hackel, Fest., 142]. — Vornehmlich
in Alpentriften der Hochgebirge.
Bosnien: Auf dem Vlasic (*Hackel), auf der Lelja- und Ljubicna Pl. (B. in der f. nigrescens
[Lam., Dict. enc., H, 460 (1789), als Art]). — Herzegowina: Auf dem Veleäi (B.).
18. Festuca elatior [L., Spec. pl., 75 (1753) a. — F. pratensis Huds., Fl. angl., 37
(1762). — F. elatior subspec. pratensis Hack., Fest., 150]. — In Wiesen, auf
grasigen Plätzen.
Bosnien: Um Bihac (B.), auf der Grmic Pl. (B.); um Banjaluka (H.), Travnik (*S., Exs.
Nr. 63), Tolovici, auf dem Vlasic, bei Fojnica (S.), um Vares (Pr.), überall um Sarajevo (B.), um
Tarcin, im 2eljeznicatale, bei Kalinovik (Pr.), am Gornje bare, Bregoc, Maglic, Volujak (nach Pr.),
um Kupres, Suica, Glamoc, Grkovac (Pr.). — Herzegowina: (*AK.), auf der Prenj Pl. (B.), um
Mostar und am Podveleä (B.), bei Buna im Nevesinjsko polje bis 1000 m (Mu.).
ß. subspicata [G. F. W. Meyer, Chloris Hann., 622 (1836). — F. pseudololiacea Fries,
Summa veg. scand., 75 (1846). — Var. loliacea Kumm. u. Sendt. in „Flora“, 1849,
757. — F. elatior var. Hack., Fest., 150].
Bosnien: Im Rilic polje gegen Malovan (S. als f. depauperata)\ bei Kupres und Suica (*S.,
Exs. Nr. 62), bei Bukovik und im Moscanicatale nächst Sarajevo (M.). — Herzegowina: Dubrava
bei Soviel (*F. !).
19. Festuca arundinacea [Schreb., Spie. fl. Lips., 57 (1771). — F. elatior subspec.
Hack., Fest., 152], — In feuchten Wiesen, Sümpfen, an Getvässern.
Bosnien: Bei Travnik unter Bandol (* Fr. Br.), an der Miljacka im Sarajevsko polje (Mu.
in einer Form mit rauheren Blättern und oben rauhen Halmen). — Juni, Juli.
20. Festuca gigantea [Vill., Hist. pl. Dauph., II, 110 (1787); Hackel, Fest., 158]. —
In Wäldern, unter Buschwerk bis in die voralpine Region.
Bosnien: Bei Krupa (Fo.), auf der Kozara (B.), auf dem Ponir (*C.), am Matorae bei Foj-
nica (Mu.), im Miljackatale, auf dem Trebevic (M.), im Zeljeznicatale, bei Trnovo, auf der Treska-
vica, Zelengora, am Bregoc (Pr.), bei Ranjen karaula ober Gorazda (B.), am Tmar bei Foca (Fo.),
Beck v. Mannagetta. Flora von Bosnien, der Herzegowina und des Sandzaks Novipazar. 451
bei Bugojno, Kupres, auf der Kamesnica (Pr.). — Herzegowina: (*AK.), bei Konjica (B.), am
Velez (Mu.). — Juli, August.
21. Festuca spadicea [L., Syst., ed. XII, Add. II, 732 (1767); Hackel, Fest., 164],
cc. aurea [Lam., Fl. franc., III, 598 (1778), als Art; Hackel, Fest., 165]. — Auf
steinigen Alpentriften und in Wiesen der Hochgebirge auf Kalk und Schiefer.
Bosnien: Auf dem Troglav bei Livno (B.), in der Yranisa PI.: auf dem Matorac und der
Tikva (B.), auf der Treskavica (F. !), auf dem Volujak (Pr. ob «?), auf dem Vjeternik in der Lju-
bicna PL (B.). — Juli, August.
ß. ßbrosa [Griseb., Spie. fl. Rum., II, 433 (1844), als Art; Hackel, Fest., 166], —
Wie vorige.
Bosnien: Auf dem Matorac in der Vranica PI. (B,), auf der Treskavica (B., Exs. Nr. 150),
auf dem Vjeternik in der Ljubicna PI. (B.). — Juli, August.
22. Festuca varia [Haenke in Jacqu., Collect., II, 94 (1788). — Var. genuina Hack.,
Fest., 173]. — Auf steinigen Hochgebirgstriften.
Bosnien: Auf der Grmec PL (Bell.), sehr unwahrscheinlich. — Sendtners Angaben beziehen
sich auf F. pungens, doch der Standort zwischen Sutjeska und Borovica ist sehr anzuzweifeln. —
Am Bregoc, Maglic, Volujak (nach Pr.). — ■ Herzegowina: (*AK.), wo? Am Orjen (*Hackel).
23. Festuca pumila [Vill., Hist. pl. Dauph., I, 316 (1786), II, 102; Hackel, Fest., 176].
— In Wiesen und steinigen Triften der Alpenregion.
Bosnien: Am Bregoc, Maglic, Volujak (*Pr.). — Juli, August.
24. Festuca pungens [Kit. in Schult., Öst. Fl., ed. 2, I, 237 (1814). — F. bosniaca
Kumm. u. Sendt. in „Flora“ (1849), 756. — F. varia var. Hack., Fest., 175 (1882);
var. bosniaca Asch, et Kan., Cat., 11 (1877)]. — Auf steinigen Alpentriften der
Kalkhochgebirge verbreitet.
Bosnien: Auf den Gebirgen: Troglav, Dinara, Cincar (B.), Osjecenica (B.), Vlasic'!! (*S.,
Exs. Nr. 64, z. T. als F. varia), Vranisava [so auf der Vitrusa, Smiljaca kosa (B.)], Hranisava, Bje-
lasnica, Treskavica (B., F. als F. varia!), Gola Jahorina (F.), Lisin (V.), Lelja, Volujak, Maglic (B.).
— Herzegowina: Auf den Gebirgen: Prenj (B., Exs. Nr. 56), Visocica (B.), Plasa! !, Cvrsnica (V.),
Velez!! (V.), Orjen (Hüter). — Juni bis August.
ß. chlorantha [var. flavescens Kumm. u. Sendt., 1. c., nicht Bell.].
Bosnien: Auf dem Vlasic (*S.), auf der Vranica Pl. (auf der Vitrusa), Treskavica- und Volu-
jak Pl. (B.), wohl auch anderswo.
25. Festuca spectabilis [Jan, Elench., 2 (1826); Hackel, Fest., 187],
Var. carniolica [Hack., Fest., 189 (1882)].
Herzegowina: Auf steinigen Abhängen der Velez PL, 1500 — 1700 m (*Mu.).
26. Festuca afßnis [Boiss. et Heldr., Pl. Graec. exs. Nr. 2776 (1852). — F. spectabilis
subsp. Hack., Fest., 189],
a. croatica [A. Kern., Sched. ad fl. exs. Austro-Hung., Nr. 284 (1881), als Art;
Hackel, 1. c.]. — Blätter sehr schmal, 1 — l'5mm breit, zusammengerollt. Untere
Rispenäste unter ihrer Mitte nicht oder ohne Ährchen, 4 — 8 3 — 4blütige Ährchen
tragend. Obere Hüllspelzen 5 — 7 mm, Deckspelzen 6—7 mm lang.
Auf steinigen Hochgebirgstriften.
Bosnien: Auf dem Troglav (B.). — HerzegOAvina : Auf der Prenj PL (B.), Bjelasica (Mu.).
ß. montenegrina [G. Beck, Fl. Siidbosn. in ANH., V (1890), 564]. — Blätter breiter,
2 — 3 mm breit, zum größten Teile flach. Untere Rispenäste schon unter ihrer
Mitte mit Ährchen besetzt, 3 — 6 4 — 5 blutige Ährchen tragend. Obere Hüllspelzen
8 — 10 mm, Deckspelzen 7—8 mm lang.
Bosnien: Auf der Vucevo- und Maglic PL (B.). — August.
y. coarctata [Hack, in Termesz. Füz., II (1878), 295. — Forma dalmatica Hack.,
Fest., 189, als Varietät und Form der F. spectabilis. — Blätter kaum 2 mm breit,
29*
452
n. Naturwissenschaft.
zusammengerollt. Untere Rispenäste schon unter ihrer Mitte mit Ährchen besetzt,
3 — 8 4 — öblütige Ährchen tragend. Obere Hüllspelzen 8—9 mm, Deckspelzen
6 — 8 mm lang.
Herzegowina: Auf kahlen Felsen in der Bjela gora, so am Oijen, Gnila Greda, Stirovmk,
Svitavac, Subra (*V., z. T. als F. croatica !).
27. Festuca drymeia [Mert. u. Koch, Deutschi. Fl., I, 670 (1823). — F. montana MB.,
Fl. taur.-cauc., III, 75 (1819), nicht and. Aut.; Hackel, Fest., 195]. — In Busch-
wäldern und schattigen, feuchten Wäldern, besonders in der voralpinen Region.
Bosnien: Auf der Gomila bei Krupa (B.), auf der Lisina bei Sinjakovo (V.), am Ponir bei
Banjaluka (C.); am Bache im Hochwalde der Kruscica, am Ylasic, Crni vrh und Macak (Fr. Br.),
Brezovaca bei Travnik, Zmajevac bei Tesanj (V.), auf der Majevica PI. (B.); am Lisac bei Vran-
duk (Y.), auf dem Matorac bei Fojnica (B.), auf dem Trebevic (M.), auf der Vitez PI. gegen Ranjen
karaula (*B.), bei Vratlo karaula zwischen Jelec und Kalino vik (B.), in der Zelen gora (Pr.), auf
dem Metalkasattel bei Cajnica (B.). — Herzegowina: (*Asch. u. Graebn., Syn., I, 535) wo? —
Juni bis August.
28. Festuca silvatica [Vill., Hist. pl. Dauph., n, 105 (1787); Hackel, Fest., 197], —
An gleichen Stellen wie vorige.
Bosnien: Auf dem Troglav (*B.), bei Kralupi nächst Vares (*Pr.), im Zeljeznicatale, um
Trnovo, Kalinovik, auf der Zelen gora, bei Prjevor, um Previla und Pod Vitez (Pr.). — Herzego-
wina: Bei Lisac gegen Zimlje polje (V.), auf der Velez Pl., 1200 — 1500 m (*Mu., iide Hackel),
auf der Gnila greda in der Bjela gora (V.). — Juli bis August.
51. Vulpia.
[Gmel., Fl. Bad., I, 8 (1806); Festuca Sect. Reich, in Mössl., Handb., I, 144; Subgen. Hackel in
NPflF., II 2, 75.]
1. Vulpia myurus [Gmel., 1. c. — V. pseudomyurus Reich., Fl. Germ., 37]. — Auf
trockenen, steinigen Stellen, Grasplätzen.
Bosnien: Um Travnik (*S., Exs. Nr. 74), auf der Vilenica (B.), um Banjaluka (H.), bei
Plitska, Maslovare (Fo.), Fojnica! ! (S.), im Sarajevsko polje (Mu.), im Miljackatale bei Sarajevo
(B.), im 2eljeznicatale (Pr.), bei Jelec (B.), Foca! ! und bei Brod an der Drina (Fo.); im Sutjeska-
tale (B.), bei Suha, Mjesajce (Pr.). — Herzegowina: (*AK.), um Konjica, Idbar (B.), bei Jablanica
(Y.), Mostar (Str.), im Nevesinsko polje (Sag.). — Juni bis August.
Var. bromoides [Dum., Obs. Gram. Belg., 101 (1823) und Reich., Fl. Germ., I, 37
(1830), als Art. — V. sciuroides Gm., 1. c.]. — An gleichen Stellen.
Bosnien: Bei Banjaluka (*H.), Fojnica (B.). — Herzegowina: Auf der Raska gora (B.).
2. Vulpia ciliata [Link, Hort. Berol., I, 147 (1827). — Festuca Danthonii Asch. u.
Graebn., Syn., II 1, 550], — Auf trockenen, steinigen, wüsten Stellen.
Herzegowina: Im Bjelo polje bei Mostar (*Raap-Callier, Pl. Here., Nr. 167). — April
bis Juni.
52. Catapodium.
[Link, Hort. Berol., I, 44 (1827); Hackel in NPflF., H 2, 74.]
1. Catapodium loliaceum [Link, 1. c., 45], — Auf sandigen, steinigen Stellen, insbe-
sondere an der Meeresküste im Dünensande.
Herzegowina: Am Hafen von Ivlek (* Asch.). — Mai bis in den Sommer.
53. Scleropoa.
[Gris., Spie. fl. Rum., II, 431 (1844); Hackel in NPflF., H 2, 75.]
1. Scleropoa rigida [Gris., 1. c.]. — Auf Wegen, Brachen, an steinigen und wüsten
Stellen, auf Felsen, vornehmlich im Gebiete der mediterranen Flora.
Beck v. Mannagetta. Flora von Bosnien, der Herzegowina und des Sandzaks Novipazar. 453
Herzegowina : Häufig, so z. B. bei Konjica (Fo.), im Grabovicatale (B.), bei Jablanica! !,
um Mostar, am Velez!, bei Buna (Mu.), Blagaj (Fo.), 2itomislic (Mu.), Stolacü, Ljubinje (Fo.), bei
Trebinje (*P.), am Hum und Gliva (V.), bei Grancarevo (P.), Bilek, Drieno (Fo.) u. a. 0. — Mai bis Juli.
54. Bromus.
[L., Gen. pl., ed. VI, 36, Nr. 89; Hackel in NPflF., II 2, 75.]
1. Sectio: Schedonurus.
[Pal. Beauv., Agrost., 99 (1812), als Gattung; Reich, in Mössl., Handln, I, 151.— Schoenodorus Röm. u.
Schult., Syst., H, 42 (1817) = Bromus Sect. Gris., Spie. fl. Rum., II, 447.]
1. Bromus Benekeni [Syme, Engl. Bot., XI, 157, als Varietät des B. asper. — B. asper
Murr., Prodr. stirp. Gott., 42 (1770), p. p. — - Schedonurus Benekeni Lange in Overs,
of Vidensk. Selsk. Forh. (1871), 40], — Unter Buschwerk, in lichten Wäldern bis
in die Voralpen.
Bosnien: ?(*AK.), bei Banjaluka? (H.), Vares? (Pr.), auf der Preslica PL? (V.); im 2eljez-
nicatale, bei Trnovo, in der Zelen gora, im Sutjeskatale bei Suha und Tientista, bei Previla (Pr.),
im Jadartale zwischen Drinaca und Nova Kasaba (J.). — Herzegowina: Um Nevesinje? (*V.), auf
der Velez-, Crvanj- und Bjelasica Pl. (M.). — Juli, August.
Fraglich (?), weil für diese Orte nur B. asper Murr, angegeben wird.
2. Bromus ramosus [Huds., Fl. angh, 40 (1762), non L. (1767). — B. serotinus Benek.
in Bot. Zeit. (1845), 724], — An gleichen Stellen.
Bosnien: Um Sarajevo (B.), auf dem Trebevic (M.), auf der Majevica, auf der Vitez PL, im
Govzatale der Lelja PL, am Vucevo brdo bei Curevo, im Susicki potok-Tale am Magliö, am Metalka-
sattel bei Öajnica (*B.). — Sandzak Novipazar: Zwischen Han Kovac und Boljanie (*B.). —
Juli, August.
8. Bromus erectus [Huds., Fl. Angl., 39 (1762). Vgl. Hackel in ÖBZ. (1879), 205 ;
Borbäs daselbst (1882), 135], — Unterirdische Stengelteile der Länge nach von
zerspaltenen, oft faserigen Scheidenresten mehr minder umgeben, niemals aber von
Fasern dicht umstrickt.
I. Unterirdische Stengelteile locker rasig, einzeln oder zu wenigen überein-
ander vereinigt, ohne weit bogig aufsteigende (ausläuferähnliche) Blättersprosse.
— Subsp. B. erectus Huds.
a. typicus [G. Beck, Fl. Niederöst., 106 (1890)]. — Blätter bis 6 mm breit, mehr
minder flach ausgebreitet, so wie die Scheiden mehr minder lang-, abstehend- und
steifwimperig. Wenigstens ein Ährchen an den unteren Rispenknoten länger oder
so lang als sein Stiel.
Zeigt folgende Formen:
1. Deckspelzen kahl oder nur an den Nerven rauh. Rispe verzweigt, d. h. wenigstens ein
Ast an den Rispenknoten zwei bis mehrere Ährchen tragend (= var. Haclcetii [Borbas, 1. c., 135])
oder die Rispenäste nur je ein Ährchen tragend (= var. racemiferus [Borbäs, 1. c.]).
2. angustifolius [Schrank, Bayr. Fl., I, 366 (1789), als Art; var. pubißorus Borbäs, Föld-
miv. Erdek. (1882), 98 und 1. c., 135], — Deckspelzen flaumig oder mehr minder mit kürzeren oder
längeren Haaren bedeckt. Kommt ebenfalls mit einfacher und zusammengesetzter Rispe vor.
Bosnien: Bei Banjaluka (H.), auf dem Vlasic und um Travnik (*S., Exs. Nr. 76, Br. als B.
vernalis \ ); in Südbosnien verbreitet, so um Sarajevo (F. !), auf dem Trebevic (F. !), um Zalin (Fo.),
Vares (Pr.) u. a. O.; bei Livno (F.), Gubin, Preodac, am Sator, auf der Kamesnica (Pr., hier wohl cf).
— Herzegowina: Bei Umoljane (B.), Mostar (Str.), Nevesinje, Ulog, Kalinovik (Fo.). — Mai, Juni.
ß. fallax [G. Beck, Fl. Bosn. in Glasn., XV (1903), 40]. — Ährchen an den unteren
Rispenknoten lang und fein gestielt. Stiele aufrecht, ein- bis mehrmals länger als
die Ährchen. Blätter wie bei a.
Bosnien: Bei Travnik (Br.! als B. vernalis). — Juni.
454
II. Naturwissenschaft.
y. puberulus [Gr. Beck, Fl. Südbosn., V, in ANH., V (1890), 566. — B. transsyl-
vanicus III puberulus Asch. u. Graebn., Syn., II, 584]. — Blätter flach oder gegen
die Spitze eingerollt, bis 3 mm breit. Blattscheiden und oft auch der untere Teil
der Blattfläche feinflaumig behaart. Die Flaumhaare kürzer oder länger, niemals
aber steifwimperig. Blattspreite mit sehr wenigen steifen Wimpern besetzt oder
ohne solche. Rispe einfach oder zusammengesetzt. Ährchen an den unteren
Rispenknoten wie bei a kurzstielig.
Bosnien: Auf dem Vlasic, in der Vranisa PL, um Sarajevo, auf dem Trebevic (B., z. T. als
B. pannonicus) ; auf der Gola Jahorina (F.). — Mai bis Juli.
ö. transsylvanicus [Steud., Syn. Glum., I, 320 (1855), als Art; Hackel, 1. c., 206
und 210; Velen., Fl. Bulg., 615], — Blätter flach, dabei breiter oder schmäler,
samt den Scheiden kahl oder nur mit vereinzelten, steifen Wimpern versehen.
Rispe meist einfach; Ährchen oft wenige, verschieden lang gestielt. Spelzen kahl.1)
— In Hochgebirgstriften.
Bosnien: Auf dem Vlasic (B.), Trebevic (Mu.), auf der Gola Jahorina (F. !), Treskavica (B.),
am Volujak (B.), auf der Ljubicna (B.), am Cincar (B.), Troglav (B.), Prologh (F.). — Herzego-
wina: Am Prenj (B.), Velez! (Mu.). — Juni bis August.
Die f. angustifolius [Sag. in Mitteil, des bot. Ver. Thür., Neue Folge, XVI (1902), 34, nicht
and.] zeichnet sich durch die nur 1 — 1 ‘5 mm breiten, häufig zusammengerollten Blätter und durch
verkürzte Ähren aus. — Herzegowina: Am Velez (Mu., Sag.).
II. Unterirdische Stengelteile locker rasig, deutlich von einander gesondert,
weit bogig aufsteigende, ausläuferähnliche Blättersprosse bildend, welche in einiger
Entfernung von der Stammachse mehreren bogig aufsteigenden Halmen den Ur-
sprung geben. Letztere wiederholen die Innovation. — Subsp. B. pannonicus
Kumm. u. Sendt.
s. pannonicus [Kumm. u. Sendt. in „Flora“ (1849), 757; Hackel, 1. c., 209; Borbäs,
1. c., 135; Kerner, Fl. exs. Austro-Hung., Nr. 1070!, als Art; Beck, Fl. Bosn. in
Glasn., XV (1903), 41. — B. erectus var. vernalis Panc. in Verh. ZBG., VI (1856),
529; var. pycnotrichus Borb. in Magy. Akad. Közh, XV (1878), 334], — Blätter
flach oder mehr minder im oberen Teile zusammengerollt, samt den Scheiden
reichlich flaumig kurzhaarig, oft fast samtig, hin und wieder auch länger weich-
haarig. Rispe einfach oder zusammengesetzt. Ährchen verschieden lang gestielt.
Spelzen kahl.
Bosnien: An felsigen Abhängen bei Travnik gegen Bukovica (*S., Exs. Nr. 76b), ober dem
Kastell von Travnik und von Jankovici gegen den Vlasic (Fr. Br.). — Herzegowina (*Asch. u.
Graebn., Syn., II, 581). Wo? — Mai bis Juli.
£. hercegovinus [Beck in Asch. u. Graebn., Syn., II, 581 und in Glasn., XV (1903),
41. — ? B. erectus var. reptans Borb., 1. c., 135]. — Blätter flach oder gegen die
Spitze mehr minder zusammengerollt, breiter oder schmäler, samt den Blattscheiden
reichlich steifwimperig. Untere Blattscheiden hin und wieder auch flaumig. Rispe
einfach oder zusammengesetzt. Ährchen verschieden lang gestielt. Spelzen kahl
oder behaart.
Bosnien: Auf Berghängen um Sarajevo (*M. !) mit stark behaarten Spelzen = var. panno-
nicus f. hirtiflorus [Maly in Verh. ZBG. (1904), 179]. — Herzegowina: Auf dem VelesS, Leotar (*B.).
y. dissolutus [G. Beck, Fl. Südbosn., V, in ANH., V (1890), 566. — B. pannonicus
var. reptans Borb., Földm. erdek. (1882), Nr. 11 und in ÖBZ. (1882), 135, nach
b Die aus der Länge der Hüllspelzen entnommenen Unterscheidungsmerkmale der einzelnen
Varietäten des B. erectus sind unverwertbar, da sie in ein und derselben Rispe schwanken.
Beck v. Mannagetta. Flora von Bosnien, der Herzegowina und des Sandzaks Novipazar. 455
Asch, et Graebn., Syn., II, 581. — ? B. albidus M. Bieb., Fl. taur.-cauc., III, 79,
n folia glauca , planau~\. — Blätter flach oder gegen die Spitze mehr minder zu-
sammengerollt, schmal, samt den Scheiden kahl. Steife Wimpern fehlend oder
äußerst spärlich.
Herzegowina: Auf der Plaäa- und Glogovo PI. (*B.), am Hum bei Mostar (B.)? — Monte-
negro: Sutorman PI., auf Punta Yolovica bei Pristan (B.). — Mai bis Juli.
9-. Moellendorßanum [Asch. u. Graebn., Syn. mitteleurop. Flora, II, 582 (1901), als
Unterart des B. erectus ]. — Locker rasig, bis 5 cm lange Ausläufer treibend. Blatt-
scheiden kahl oder nur an der Mündung etwas kurzhaarig. Blätter schmal borst-
lich, zusammengefaltet, kaum über 2 mm breit, kahl oder die unteren kurzhaarig.
Rispe schlaff, mit sehr kurzen, bis 1*5 cm langen Rispenästen. Ährchen 1-7 bis
2.3 cm lang, ziemlich dichtblütig. Hüllspelzen sehr ungleich lang, die untere nicht
2/3mal so lang als die obere. Deckspelze bis 1 cm lang, so lang als die obere
Hüllspelze.
Bosnien: Beim Kastell von Travnik (Brandis in Schultz, Herb, norm., Nov. ser., Nr. 2795,
als B. vernolis) ; auf Felsen des Trebevic (Bl.).
III. Unterirdische Stengelteile und die aufrechten Blättersprosse dicht rasig
zusammengedrängt; ausläuferähnliche Sprosse fehlend. — Subsp. B. australis
(Griseb.).
t. condensatus [Hackel in ÖBZ., 1879, 209, als Art; G. Beck, Fl. Bosn. in Glasn.,
XV (1903), 41. — B. erectus var. microtrichus Borb. in ÖBZ. (1885), 124. — Var.
insubrica Stebl. in Ber. Schweiz, bot. Ges., VIII (1898), 118]. — Blätter schmal-
lineal, zusammengerollt, oft seegrün; Blattscheiden dicht kurzhaarig-flaumig, samtig-
zottig. Steife Wimpern fehlend. Rispe meist verästelt. Ährchen meist lang gestielt.
Spelzen kahl.
Bosnien: Auf felsig-steinigen Stellen bei Jajce (B.), am Prologh bei Livno (*F.). — Herze-
gowina: Um Mostar (Pi!), zwischen Blagaj und Jovanovic karaula (B.) ; auf dem Leotar bei Tre-
binje (B.). — Mai, Juni.
x. australis [Griseb. bei Pantocz., Adnot., 13 (1874)]. — Blätter schmallineal, zu-
sammengerollt. Blattscheiden kahl oder sehr feinflaumig; Spreiten kahl oder
seltener mit äußerst wenigen steifen Wimperhaaren versehen. Rispe einfach oder
ästig. Ährchen verschieden lang gestielt. Spelzen kahl oder kurzhaarig. — Auf
steinigen, felsigen Stellen bis in die alpine Region.
Bosnien: Auf der Sisa (B.), auf dem Cincar (B.) — Herzegowina: Um Mostar, am Vele2!
(Born.!), bei Stolac (B.), um Trebinje! (*P.), bei Arslan-Agic Most (B.), Ivanica (B.), auf der Plasa
PI. (B. als var. Borbdsii Hack.), Cabolja PI. (B.), Trebislovo nächst Porusje (F. !). - — Mai bis Juli.
X. cilifer [G. Beck Herb, in Glasn., XV (1903), 42. — B. transsylvanicus f. cilifer
Asch. u. Graebn., Syn., II, 585]. — - Blätter schmallineal, seegrün, zusammengerollt,
samt den Scheiden reichlich steifhaarig gewimpert. Rispe einfach. Ährchen lang
gestielt. Spelzen kahl.
Bosnien: Auf steinigen Triften am Cincar, 1150m (B.). — August.
Bromus ßbrosus [Hackel in ÖBZ. (1879), 209. — B. transsylvanicus Simonk.,
Enum. Fl. Transsylv., 584 (1886) und in ÖBZ. (1888), 343, und Schur in ÖBZ.
(1860), 227, non Steud. — B. erectus var. glaber , var. villosus Heuff. in Abh. ZBG.,
VIII (1858), 234]. — Unterirdische Stengelteile locker rasig, von faserig-netzigen
Scheiden resten umstrickt, Ausläufer treibend. Blätter steiflich gewimpert.
Rispe ästig. Ährchen meist lang gestielt. Spelzen kahl oder behaart.
Bosnien: In grasigen Hochgebirgstriften ; beim Kastell von Travnik (* Fr. Br.), am Trebevic
bei Sarajevo (F.). Nicht gesehen. — Juni, Juli.
456
II. Naturwissenschaft.
5. Bromus inermis [Leyss., Fl. Hall., 16 (1761)]. — In Wiesen.
Bosnien: Am Droskovac bei Var es (*Pr.), Gornje bare, um Tientista und Mjesaice, auf der
Provila und um Pod Vitez (Pr.). — Juni, Juli. — Sonst von niemandem bisher beobachtet.
2. Sectio: Stenobromus.
[Gris., 1. c., 448.]
6. Bromus sterilis [L., Spec. pl., 77 (1753)]. — Auf wüsten, schotterigen und be-
bauten Plätzen.
Bosnien: Bei Krupa (B.), Banjaluka (H.), um Travnik ('^S., Exs. Nr. 81), Fojnica! (*S.),
Vares (Pr.); in Südbosnien häufig (B.), auf der Suljaga, Kamesnica, Sator- und Vjestica PI. (Pr.). —
Herzegowina: Um Konjica (B.), Mostar! ! (Str.), Nevesinje (Mu.), Capljina (F. !), Stolac (B.), Vitina
im Bezirk Ljubuski (F. !), Trebinje!, Bilek (*P.).
Forma inops [G. Beck in Baenitz, Exsicc., 1898)]. — Pflanze zwergig, nur ein
Ährchen tragend.
Herzegowina: Golo brdo bei Trebinje (Baenitz!).
Forma hirtiüorus [Borb., Budapest. Fl., 53. — Var. intermedius Reich., Fl. Germ.,
42 (1830), non Gussone]. — Spelzen reichlich behaart.
Bosnien: Bei der Kozija cuprija nächst Sarajevo (*B.). — Mai bis Juli.
7. Bromus madritensis [L., Diss. Cent, plant., I (1755), Nr. 9], — Auf wüsten und
bebauten Stellen, in Heiden.
Herzegowina: Bei Mostar (* Pich ler). Wahrscheinlich weiter verbreitet. — Mai.
8. Bromus tectorum [L., Spec. pl., 77 (1753)]. — Auf wüsten, erdigen Stellen, in Heiden.
Bosnien: (*AK.), um Banjaluka (H.), Vares (Pr.), im 2eljeznicatale, auf der Gornji rapa, im
Sutjeskatale (Pr.), zwischen Drinaca und Nova Kasaba (J.). — Herzegowina: Am Pod Velez bei
Mostar (B.), bei Trebinje (*P.). — April bis Juni.
Forma longipilus [Kumm. u. Sendt. in „Flora“ (1849), 757, als Art]. — Spelzen reich-
lich behaart.
Bosnien: Um Travnik gegen Guca gora (*S., Exs. Nr. 78).
3. Sectio: Zenbromus.
[Gris., 1. c., 449. — Serrafalcus Pari., Pl. rar. Sic., II, 14 (1842)].
9. Bromus secalinus [L., Spec. pl., 76 (1753)]. — Unter der Saat, auf Brachen.
Bosnien: Um Novi, Krupa, Bihac, Zalin, Stratinska, Vrbanja (Fo.), Banjaluka (H.), Travnik
(*S., Exs. Nr. 80), Fojnica (S.), zwischen Kakanj und Kloster Sutjeska (S.), bei Kozluk nördlich
von Zvornik (J.), um Sarajevo (Mu.). — Herzegowina: Um Mostar (Mu.), Nevesinje (Fo.), im
Gacko polje (Riedel!). — Juni, Juli.
10. Bromus commutatus [Schrad., Fl. Germ., 353 (1806)]. — Auf wüsten und be-
bauten Plätzen.
Bosnien: (*AK.), um Banjaluka (H.), Travnik (Br.), Sarajevo, im Sarajevsko polje (Mu.). —
Herzegowina: Um Mostar, Buna (*Mu.), Bare gornje auf der Övrsnica Pl. (Pi.!).
ß. apricorum [Simonkai, Enum. fl. Transsylv., 583 (1886)]. — Infloreszenz und
Ährchen samtig behaart.
Bosnien: Um Sarajevo (*Mu.). — Herzegowina: Bei Mostar, im Nevesinsko polje (*Mu.).
Ob nicht mit B. squarrosus verwechselt, dessen Ährchen oft aufrechte Grannen tragen? — Juni, Juli.
11. Bromus racemosus [L., Spec. pl., ed. II, 114 (1762)]. — In Wiesen, an Acker-
rändern, in Wreingärten.
Bosnien: Um Travnik (*S., Exs. Nr. 80 b), gegen Mrkovic bei Sarajevo (Mu.); in der Zeleu
gora, bei Previla, Pod Vitez (Pr.). — Herzegowina: Bei Mostar (*Str.). — Juni, Juli.
12. Bromus arvensis [L., Spec. pl., 77 (1753), z. T.; ed. 2, 113]. — Auf wüsten und
bebauten Plätzen, steinigen Abhängen, unter der Saat.
Beck v. Mannagetta. Flora von Bosnien, der Herzegowina und des Sandzaks Novipazar.
Bosnien: Häufig, so um Novi, Bihac (Fo.), Banjaluka (H.), Ivanjska (B.), Jaice (B.), Trav-
nik (*S., Exs. Nr. 77), Donja Tuzla (M.), Krniine, Agino selo, Suijan (Fo.), im 2eljeznicatale (B.),
bei Fojnica!! (Mu.), Vares (Pr.), Sarajevo (Mu.), am Igman (Born.!), zwischen Trnovo und Ilovci
(B.), bei Suica (B.). — Herzegowina: (*AK.), auf der Lisin- und Prislap PI. (V.), bei Konjica (B.),
Mostar! (Mu.), Bojiste (Sag.), Nevesinje (Mu.), Stolac (B.), Milanov odsiek (V.), Gacko polje (Riedel!).
Forma oliganthus [Hartm., Svensk. norsk Exk. Fl., 16 (1846)].
Bosnien: Um Sarajevo (*Mu.). — Juni, Juli.
Forma umbrosus [Sag. in Mitteil. Thür. bot. Ver., Neue Folge, XVI (1902), 35. —
Rispe weitflatterig. Ährchen fast grün.
Herzegowina: Bei Bojiste (*Sag.).
13. Bromus hordeaceus [L., Spec. pl., 77 (1753). — B. mollis L., Sp. pl., ed. 2, 112
(1762)]. — In Wiesen, Obstgärten, an wüsten und bebauten Stellen.
Bosnien: Prosjek bei Zvornik (J.), bei Krupa (B.), Ivanjska (B.), um Banjaluka (H.), Trav-
nik, Fojnica! (*S., Exs. Nr. 79), Yares (Pr.); in Südbosnien häufig, so um Sarajevo, Blazuj u. a. O.
(B.); bei Glamoc, Kupres, Preodac (Pr.). • — Herzegowina: Bei Umoljane, Konjica, auf der Prenj-
und Bjelasnica Pl. (B.), Raska gora (B.), um Mostar! ! (Str.), am Podvelez, Ostvelez, Mostarsko
blato, im Mostarsko polje (B.), bei Han Begovac, Dubrava (Fo.), im Nevesinjsko polje (Mu.), um
Trebinje (*P.), bei Grab, Bilek (Hensch, nach V.). — Mai, Juni.
Forma leptostachys [Pers., Syn. pl., I, 95 (1805). — glabratus Döll, Fl. Bad., I,
140 (1857)].
Bosnien: Am Ufer des Vrbas bei Banjaluka (*C.).
14. Bromus molliformis [Lloyd, Fl. Loire inf. , 314; Freyn in Abh. ZBG. (1877), 474.
— Serrafalcus Lloydianus Gren. et Godr., Fl. fran§., III, 591]. — Nur durch die
abstehenden oder zurückgekrümmten Grannen von B. hordeaceus unterschieden.
Herzegowina: Bei Jablanica (*Fo., nach Fr.). — Mai, Juni.
15. Bromus intermedius [Guss., Fl. Sic. prodr., I, 114 (1827); Freyn in Abh. ZBG.,
(1877), 475]. — An steinigen, sandigen Stellen.
Herzegowina: (*AK.), im Narentatale um Mostar, Buna, 2itomislic (Mu.), bei Kiek (Asch,
u. Graebn.). — Mai, Juni.
Var. polystachya [Vis., Fl. Dalm., III, 341 (1852)].
An den angegebenen Orten (*Mu.).
16. Bromus patulus [Mert. et Koch, Deutschi. Fl., I, 685 (1823)]. — Auf Brachen,
wüsten, steinigen Stellen.
Bosnien: Bei Jajce (B.), um Vares (*Pr.). — Juni, Juli.
17. Bromus squarrosus [L., Spec. pl., 76 (1753)]. — Unter der Saat, auf unbebauten,
steinigen Stellen.
Bosnien: Bei Bihac (B.), Travnik (Fr. Br.), Jajce (B.), Sarajevo (Mu.), zwischen Borova
glava und Livno (*S., Exs. Nr. 82), am Kastellberge von Sarajevo (C.), bei Tarcin, auf der Sul-
jaga, bei Suica, Kupres (Pr.). — Herzegowina: Überall um Mostar!! (Str., Raap-Callier, Pl.
Here., Nr. 166!), am PodveleZ!! (F.), Mostarsko blato (B.), bei Buna! (Mu.), Stolac (B.), im Neve-
sinsko und Gacko polje (Mu.), bei Grab, Bilek (V.), um Trebinje, im Zaslaptale und bei Jazina in
der Bjela gora (*P.), bei Neum (F.). — Mai, Juni.
Es wurden folgende Formen beobachtet: «. typicus [Beck, Fl. Niederöst., 109 (1890)]. —
ß. puberulus [Beck, 1. c.]. — y. villosus [Gmel., Fl. Bad., I, 229 (1806), als Art; Koch, Syn. Fl.
Germ., 821. — pubescens Vis., Fl. Dalm., I, 74 (1842)!]. — Alle verbreitet. — cf. rneyastachys
[Borb., 1878, nach ÖBZ., 1891, 351. — uberrimus Murb. in Lunds Univ. Arsskr., XXVII (1891), 26],
— Herzegowina: Bei Mostar!, Buna (*Mu.), Arslan-Agic Most bei Trebinje (B.).
55. Brachypodium.
[Pal. Beauv., Agrost., 100 (1812) (z. T.); Hackel in NPflF., II 2, 76.]
1. Brachypodium silvaticum [P. Beauv., 1. c., 155. — B. gracile P. Beauv., 1. c.]. —
An grasigen Abhängen, buschigen Stellen, in Wäldern.
458
II. Naturwissenschaft.
Bosnien: Überall häufig!! (*C. und andere). — Herzegowina: Bei Konjica (Fo.), auf der
Lisin- und Glogovo PI. (V.), auf der Cabolja (B.), im Narentatale bei Jablanica (B.), von Mostar
bis 2itomislic (Mu.), zwischen Tasovcic und Domano vie (B.), bei Bjelina und Kitino selo im Neve-
sinjsko polje (Mu.), bei Nevesinje (V.), im Gacko polje (Mu.). — Juni bis August.
Es wurden beobachtet: a. typicum [G. Beck, Fl. Niederöst., 110 (1890)]. — ß. dumosum
[G. Beck, 1. c.]. — Ferner
y. glaucovirens [Murb. in LUÄ., XXVII, 22 (1891)]. — In allen Teilen mit Aus-
nahme der flaumigen Knoten kahl und grau- bis seegrün. Blätter abstehend,
meist schmal, steiflich, rauh. Untere Hüllspelze siebennervig. Granne der Deck-
spelzen so lang oder etwas kürzer als die Spelze.
Herzegowina: An der Narenta um Buna, bei Zitomislic (*Mu.), bei Stolac (B.). —
Juni, Juli.
2. Brachypodium pinnatum [P. Beauv., 1. c., 155, Expl. des planck., 12 (1812)]. —
An steinigen sonnigen Stellen, in Bergheiden, auf Felsen.
a. vulgare [Koch, Syn. fl. Germ., 944 (1843)]. — Blätter kahl oder mit wenigen
steifen Borsten versehen. Deckspelzen zottig oder behaart.
Bosnien: Im Kalkgebiete häufig, so um Novi (B.), Bihac (Bull.), Banjaluka (H.), auf der
Kozara (B.), bei Travnik, am Vlasic! (*S.), bei Visoko (Fo.), Vares (Pr.), um Sarajevo (B.), Gorazda
(Fo.), Rusanovic (F.), Svetlo boije (B.) u. a. O. — Herzegowina: Auf der Lisin PI. (V.), im Neve-
sinjsko polje, auf der Vele2- und Crvanj PI. (Mu.), im Gacko polje (Mu.), am Gliva bei Trebinje,
im Jazinatale, bei Orahovac in der Bjela gora (*P.). — Sandzak Novipazar: Zwischen Pijepolje
und Bistrica (*B.). — Juni, Juli.
ß. rupestre [Roem. et Schult., Syst., II, 736 (1817), als Art; Koch, Syn. Fl. Germ.,
944. — Deckspelzen kahl, so lang als die Vorspelze. Blätter kahl, mit kahlen
oder am Rande wimperigen Scheiden. — An gleichen Stellen.
Bosnien: In der Kozara PI. am Krnin (B.), gegen Berska (B.), bei Travnik (*Br.).
y. gracile [Pospich., Fl. Öst. Küstenl., I, 137 (1897). — B. caespitosum Roem. et
Schult., 1. c., 737, als Art; Koch, 1. c.]. — Halm 30— 50 cm hoch, kahl oder gegen
den Grund fein samtartig behaart. Blätter kahl, steif, schmal, besonders am Rande
sehr rauh. Ährchen kahl. Vorspelze viel kürzer als die Deckspelze (Mu.).
Herzegowina : In der Alpen- und Voralpenregion der Velez-, Crvanj- und Bjelasica PI. (*Mu.).
3. Brachypodium ramosum [Roem. et Schult., Syst., II, 737 (1817)]. — Kriechend,
reichlich büschelig verzweigt. Blätter schmal, pfriemlich zusammengerollt, ab-
stehend, wie die ganze Pflanze graugrün. Deckspelzen kahl, kurz begrannt. —
Auf trockenen, steinigen Stellen im Gebiete der mediterranen Flora.
Herzegowina: Um Stolac (*B.). Wahrscheinlich gegen Dalmatien zu weiter verbreitet. —
Mai, Juni.
4. Brachypodium distachyum [P. Beauv., Agrost., 155 (1812), und Roem. et Schult.,
Syst., II, 741 (1817)]. — Auf sonnigen, steinigen und unbebauten Stellen im Ge-
biete der mediterranen Flora.
Herzegowina: Am Hum bei Mostar (B.), an der Narenta bei Buna (Mu.), um Stolac (B.).
am Hum (V.) und Gliva (*P.) bei Trebinje. — Mai bis Juli.
Folgende Formen wurden beobachtet: 1. genuinuni [Willk., Prodr. Fl. Hisp., I, 112 (1861)].
2. multifloruni [Willk., 1. c.]. — 3. monostachyum [Guss., Syn. Fl. Sic., I, 72 (1842)]. —
4. asperum [Roem. et Schult., 1. c., 742, als Art]. „Halm rauh; Ährchen und Blattscheiden flaumig.“
— 5. ciliatum [ Triticum ciliatum ß. DC., Fl. fran<j., VI, 284]. Deckspelzen mit langen Borsten
besetzt. — 6. pubens [G. Beck, Fl. Bosn. in Glasn., XV (1903), 44]. Deckspelzen von sehr kurzen,
oft spärlichen Härchen rauh.
Beck v. Mannagetta. Flora von Bosnien, der Herzegowina und des Sandüaks Novipazar. 459
11. Tribus: Hordeae.
[Benth. et Hook., Gen. pl., HI, 1093 (Subtrib. Triticeae und Elymeae). ]
56. Lolium.
[L., Gen., ed. VI, 38, Nr. 95; Hackel in NPflF., II 2, 77.]
1. Lolium perenne [L.; Spec. pl., 83 (1753)]. — Auf sandigen und unbebauten Stellen,
in Wiesen.
Bosnien: (*AK.), um Krupa, Hasani (Fo.), Ivanjska (B.), Banjaluka (H.), Travnik (Fr. Br.),
Przici bei Vares (Pr.), Sarajevo (B.), bei Tarcin, im Zeljeznicatale, um Tientista, Foca, Ustikolina,
Pale (Pr.); bei Bugojno, Glamoc, Preodac (Pr.), Zvornik (J.). — Herzegowina: Um Konjica (B.),
im Nevesinjsko polje (Mu.), um Mostar (Str.), bei Trebinje (*P.). — Juni bis September.
ß. tenue [L., Spec. pl., ed. II, 122, als Art; Schrad., Fl. Germ., 397], — Mit der
typischen Form.
Bosnien: Bei Donja Tuzla (*M.). — Herzegowina: Am Hum bei Trebinje (*V.).
2. Lolium multiflorum [Lam , Fl. frang., III, 621, nach Poir. in Lam., Encycl., VIII, 828],
Herzegowina: Bei Trebinje (*P.).
a. italicum [A. Braun in „Flora“ (1834), 259, als Art]. — In Wiesen, an erdigen und
steinigen Stellen.
Bosnien: In Gärten von Travnik, am Tarabovac (*Fr. Br.), bei Jajce (B.). — Herzegowina:
Bei Mostar (Born.!).
ß. muticum [Pari., Fl. ital., I, 531 (1848). — Var. submuticum Celak., Prodr. Fl.
Böhm., IV, 278],
Bosnien: Bei Travnik (*Br.). — Herzegowina: Bei Mostar (Born.!).
y. ramosum [Guss., Syn. Fl. Sic., I, 59],
Herzegowina: Bei Mostar (Born.!). — Sommer.
3. Lolium multiflorum X perenne [Freyn u. Brandis in Abh. ZBG. (1888), 637. Ohne
Beschreibung].
Bosnien: Am Tarabovac bei Travnik unter den Stammeltern (*Fr. Br.).
4. Lolium temulentum [L., Spec. pl., 83 (1753)]. — Unter der Saat, auf wüsten und
bebauten Stellen.
«. typicum [var. macrochaeton A. Braun in „Flora“ (1834), 252],
Bosnien: Bei Travnik, Vakuf (*Fr. Br.), Jajce (B.), Vares (Pr.), um Sarajevo (M.), Foca
(Pr.), auf der Kamesniea- und Sator Pl. (Pr.), im Livansko polje (B.), bei Suica (B.). — Herzego-
wina: Bei Jablanica (B.), um Mostar! (Str.), Bojiste (Sag.), im Nevesinjsko polje (Mu.), zwischen
Domanovic und Pileta, gegen Stolac (B.), bei Trebinje (*P.), Ljubuski (F.).
ß. arvense [Wither., Arrang., 168, als Art. — Var. leptochaeton A. Br., 1. c.].
Bosnien: Bei Banjaluka (*H.), um Sarajevo (M.), Suica (B.), im Livno polje (B.). — • Herze-
gowina: Um Mostar (Str.), Bojiste (Sag.), Trebinje (*P.). — Juli, August.
Beobachtet wurden die Formen: 1. röbustum [Reich., Ic. fl. Germ., I, 2, Fig. 1340, als Art].
— 2. speciosum [Stev. in M. Bieb., Fl. Taur. Cauc., I, 80].
57. Agropyrum.
[Gärtn. in Nov. Comm. Petrop., XIV 1 (1770), 539, nach Pfeiffer; Pal. Beauv., Agrost., 101; Hackel
in NPflF., II 2, 78.]
1. Agropyrum caninum [Pal. Beauv., Agrost., 146; Roem. et Schult., Syst., II, 756].
— In feuchten, schattigen Wäldern, unter Buschwerk.
Bosnien: Im Klostergarten von Fojuica (*S.), in den Miljackaschluchten bei Sarajevo (B.);
im 2eljeznica- und Sutjeskatale (Pr.). — Herzegowina: Auf der Vel ei Pl. (*Mu.).
460
II. Naturwissenschaft.
Forma breviaristatum [Beck in WM., V (1897), 482], — Ährchen 2 — 3blütig.
Granne der Deckspelze kürzer, oft kaum halb so lang als die Spelze. Blätter
beiderseits rauh.
Bosnien: Auf dem Troglav (*B.).
Forma ftexuosum [Harz in Bot. Centralbl., XLV (1891), 105, als Triticum ; Maly in
Verh. ZBG. (1904), 180.
Bosnien: Bei Sarajevo am Susica potok (*M.).
2. Agropyrum repens [Pal. Beauv., Agrost., 102, 146 (1812)]. — An steinigen, sonnigen
Abhängen, auf wüsten und bebauten Plätzen.
Bosnien: Häufig, so bei Bosn.-Gradiska, auf der Ivozara (B.), bei Banjaluka, Maglaj a. V.
(H.), Travnik (Br.), Vares (Pr.), um Sarajevo (B.), Trnovo, Kalinovik (Pr.), bei Kovanje ober Roga-
tica (B.), im Sutjeska- und Drinatale (Pr.), am Prologh (*S.), bei Ratkovo, am Rucnik bei Ylaholje
(Fo.) u. a. O. — Herzegowina: Um Mostar (*Str.).
ß. caesium [Beck, Fl. Niederöst., 114 (1890). — Triticum caesium Presl, Fl. Cech.,
Mant., I (1819). — T. rejpens var. Hackel bei Hai. u. Braun, Nacbtr., 43].
Bosnien: (*AK.), wo?
#
y. glaucescens [Gris. bei Pant., Adnot., 13 (1874) = T. repens var. maritimum
Koch et Ziz., Cat. pl. Palat., 5 und Koch, Syn., 826].
Herzegowina: All kräuterreichen Stellen bei Trebinje (*P.).
Nach der Beschreibung Kochs: „Seegrün. Blätter zusammengerollt. Blüten (Spelzen) stumpf
oder stumpflich.“ Daher wohl kaum zu A. repens gehörig.
3. Agropyrum glaucum [Roem. et Schult., Syst., II, 752 (1817). — ? Triticum glaucum
Desf., Cat. hört. Paris, 16 (bloßer Name). — A. rigidum R. et Sch., 1. c.]. — Auf
steinigen, trockenen Stellen, grasigen Abhängen.
a. typicum. Blätter oberseits behaart oder kahl, wie die kahlen Spelzen stark blau-
grau bereift. Spelzen wehrlos oder begrannt.
Bosnien: Am Krnin in der Kozara Pl. (B.), um Jajce (B.), bei Hadiici (B.), am Trebevic!
(Fo.) u. a. O. um Sarajevo (B.), bei Rusanovic (F.), am Cincar bei Livno und am Prologh (*S.,
Exs., Nr. 83), bei Prosjek südlich von Zvornik (J.). — Herzegowina: (*AK.), um Konjica bis auf
die Prenj Pl. (B.), am Mal. Veleä bei Nevesinje (V.), am Podvelez (B.), bei Mostar, Zitomislic, auf
der Crvanj Pl. (Mu.), zwischen Pileta und Stolac (B.). — Santlzak Novipazar: Zwischen Goto-
vusa und Plevlje (B.). — Juli, August.
Beobachtet wurden die f. villiferum [G. Beck, Fl. Bosn. in Glasn., XV (1903), 46] mit
zottigen Blattscheiden und die f. hispidum [Asch. u. Graebn., Syn. mitteleur. Fl., II, 656 (1901)].
ß. trichophorum [Rieht., Pl. Eur., 124 (1890), als Art. — A. Savignonii De Not.,
Prosp. Lig., 57. — Triticum trichophorum Link in Linnaea, XVII (1843), 395. —
T. intermedium var. villosum Hack, bei Hai. u. Braun, Nachtr., 43]. — In allen
Teilen bereift oder unbereift. Ährchen behaart. Blattscheiden kahl.
Herzegowina: Am Hum bei Mostar (B.), bei Nevesinje, am Velez (*Mu.).
y. intermedium [P. Beauv., Agrost., 146, als Art. — Triticum intermedium Host.
Gram., III, 23; II, Taf. 22 (als T. junceum ), als Art]. — Blätter und Ährchen gras-
grün. Deckspelzen kahl, wehrlos oder begrannt.
Bosnien: Um Travnik, bei Koricani, auf der Vilenica (*Fr. Br.), im Vogoseatale bei Sara-
jevo (B.). — Herzegowina: Bei Mostar!, Nevesinje (Mu.), auf der Ljubusa Pl. (*Fr. Br.).
Beobachtet wurde auch die f. aristatum.
4. Agropyrum apiculatum [Tscherning in Dörfler, Herb, norm., Cent. 37, Nr. 3694
und Schedae 105 (A. intermedium X repens)'].
Bosnien: Im Moscanicatale bei Sarajevo (*M., fide Hackel).
Beck v. Mannagetta. Flora von Bosnien, der Herzegowina und des Sandäaks Novipazar. 461
5. Agropyrum caespitosum [C. Koch in Linnaea, XXI, 424 (1848)]. — In den
Blüten der vorigen Art, im Habitus aber dem Brachypodium ramosum R. et Sch.
gleichend.
Herzegowina: An steinigen Stellen bei Stolac (*B., fkle Hackel in litt.). — Juni.
6. Agropyrum littorale [Dum., Agr. belg., 97 (1823). — A. pycnanthum Gren. et Godr.,
Fl. frans-, HI, 606. Cfr. Freyn in Abh. ZBG. (1877), 478],
Bosnien: An steinigen Stellen zwischen Borova glava und Livno (*S.). Sehr unwahr-
scheinlich! — Im Sommer.
7. Agropyrum pungens [Roem. et Schult., Syst., II, 753 (1817). — Triticum pungens
Pers., Syn., I, 109 (1805). — T. repens X junceum Asch. u. Graebn., Fl. nordost-
deutsch. Flachl., 124 (1898). Cfr. Freyn in Abh. ZBG. (1877), 479 und Sag. in
Mitteil. bot. Ver. Thür., Neue Folge, XVI (1902), 34],
Herzegowina: An sandigen und schlammigen Stellen der Narenta bei Buna und Jfitomislic
(*Mu.); in der Sutorina (R.). — Im Sommer.
Agropyrum junceum [P. Beauv., Agrost., 146 (1812)] dürfte ebenfalls in der Her-
zegowina am Meeresstrande der Sutorina und bei Neum Vorkommen.
58. Haynaldia.
[Schur, Enum. pl. Transsylv., 807 (1866); Hackel in NPflF., n 2, 79. — Secale Sectio Pseudosecale Gren.
et Godr., Fl. framj., HI, 599 (1855).]
1. Haynaldia villosa [Schur, 1. c. — Triticum villosum M. Bieb., Fl. Taur. Cauc., III,
94 (1819)]. — Auf steinigen, wüsten und unbebauten Stellen, vornehmlich im
mediterranen Gebiete, bis 1000 m.
Bosnien: Im Livno polje!! (*Br.), um Foöa (Pr.). — Herzegowina: Überall im Gebiete
der mediterranen Flora häufig, so bei Konjica (B.), Jablanica, Mostar (B., Raap-Callier, Pl. Piere.,
Nr. 168!), auf dem Yele2 bis 850 m (B.), bei Blagaj !, Stolac (B.), Trebinje! (*P.), in der Bjela gora
(P.), bei Grab (V.) u. a. O. — Saudzak Novipazar: Zwischen Han Seljacnica und Prjepolje (*B.).
— Juli, August.
59. Secale.
[L., Gen., ed. VI, 39, Nr. 97 (z. T.); Hackel in NPflF., II 2, 80.]
1. Secale cereale [L., Spec. pl., 84 (1753)]. — Wird gebaut und verwildert öfters.
Bosnien (*S.). — Herzegowina (*Str.).
Forma montanum [Guss., Ind. sem. h. Boccad. (1825), als Art].
Herzegowina: Bei Orahovac und Dubovac in der Bjela gora (*P.).
60. Triticum.
[L., Gen., ed. VI, 40, Nr. 99 (erweitert); Gren. et Godr., Fl. framj., III, 601; Hackel in NPflF., II 2, 80.]
1. Sectio: AegHops.
[L., 1. c., 543, Nr. 1150, als Gattung; Gren. et Godr., 1. c.]
1. Triticum ovatum [Gren. et Godr., 1. c., 601. — Aegilops ovata L., Spec. pl., 1050],
— Auf unbebauten, wüsten Stellen im Gebiete der mediterranen Flora.
Bosnien: Bei Panjak (*Boll.), wohl?. — Herzegowina: In der Tesanicaschlucht bei Kon-
jica (B.), bei Rama (F.), im Narentadefile (B.), überall um Mostar! (Str.), bei Buna (Jetter!),
Stolac (B.), am Leotar (B.) und bei Trebinje (*P.), bei Obrnje und Morinama (A.). — Mai bis Juli.
2. Triticum triaristatum [Gren. et Godr., 1. c., 602. — Aegilops triaristata Willd., Spec.
pl., IV, 943 (1805)]. — An gleichen Stellen.
Herzegowina: Um Mostar (*Mu., Raap-Callier, Pl. Here., Nr. 165!), um Trebinje und
Grab (V.). — Juni, Juli.
462
II. Naturwissenschaft.
3. Triticum triunciale [Gren. et Godr., 1. c., 602. — Aegilops triuncialis L., Spec. pl.,
1051 (1753)]. — An gleichen Stellen.
Herzegowina: Um Mostar (Born.!, Raap-Cal Her, Pl. Here., Nr. 164!), bei Buna (Jetter!,
Sag.), 2itomislic (Mu.), Stolac (B.), Trebinje (*P.). — Mai, Juni.
2. Sectio: Eutriticum.
[Gren. et Godr., 1. c., 599.]
4. Triticum monococcum [L., Spec. pl.; 86 (1753)]. — Hin und wieder in höheren
Lagen gebaut (*B.).
5. Triticum sativum [Lam., Encycl., H, 554 (1786)].
cc. spelta [L., Spec. pl,, 86 (1753), als Art]. — Hier und da gebaut.
Bosnien (*B1.). — Herzegowina (*B.).
ß. tenax [Hackel in RPflF., H 2, 85], mit den Formen:
1. vulgare [Yill., Hist. pl. Dauph., H, 153, als Art (1787)]. Häufig gebaut. — Bosnien !
(*S.). Herzegoiyina ! (*AK.). — 2. turgidum [L., Spec. pl., 86, als Art]. Hin und wieder gebaut.
— Bosnien (*H.).
6. Triticum polonicum [L., Spec. pl., ed. II, 127 (1762)]. — Wohl nur selten gebaut.
Bosnien: Bei Banjaluka (*H.). — Herzegowina (nach *Boue). — Im Sommer.
61. Hordeum.
[L., Gen., ed. VI, 39, Nr. 98; Hackel in NPflF., H 2, 86.]
1. Sectio: Zeocriton.
[Pal. Beauv., Agrost., 114 (1812), als Gattung; Roem. et Schult., Syst., H, 792.]
1. Hordeum sativum [Jessen, Deutsche Exkursionsfl., 551 und Deutschi. Gras., 200
(1863)].
u. vulgare [L., Spec. pl., 84 (1753), als Art]. — Häufig gebaut und verwildert.
Bosnien (*S.). — Herzegowina: (*Str.), hier bis 1450m, z. B. auf der Plasa (B.).
ß. hexastichon [L., 1. c., 85, als Art]. — Hin und wieder gebaut.
Bosnien (*Br.).
y. distichum [L., 1. c., 85, als Art]. — Häufig gebaut und verwildert.
Bosnien (*AK.). — Herzegowina (*B.). — Sandzak Novipazar (*B.). — Im Sommer.
2. Hordeum murinum [L., Spec. pl., 85 (1753)]. — Auf wüsten, unbebauten Plätzen.
Bosnien: Häufig, so um Bihac (Fo.), Bosn.-Gradiska (B.), Kljuc, Jajce (Fo.), Banjaluka! (H.),
Travnik (*S.), Vares (Pr.), Sarajevo (B.), Tarcin (Pr.), Livno (S.), Glamoc (Pr.) u. a. O. — Herze-
gowina: Bei Konjica (B.), Mostar! (Str.), Domanovic, Stolac! (Fo.), Trebinje!, Bilek (*P.).
ß. leporinum [Link in Linnaea, IX (1834), 133, als Art; Rieht., Pl. Eur., I, 130.
— H. pseudomurinum Tappeiner in Koch, Syn. Fl. Germ., ed. II, 955].
Herzegowina: Bei Mostar (Pi.!), Stolac (*B.). — Juni bis August.
3. Hordeum bulbosum [L., Am. acad., IV, 304 (1759)]. — An Ackerrändern, unter
Buschwerk.
Herzegowina: Am Gliva bei Trebinje (*P.).
4. Hordeum secalinum [Schreb., Spie. fl. Lips., 148 (1771)]. — In Wiesen.
Bosnien: Bei Previla und Podvitez (nach Pr.). — Im Sommer.
62. Cuviera.
[Koeler, Descr. Gram., 328 (1802); Beck, Fl. Niederöst., 118.]
1. Cuviera europaea [Koeler, 1. c. — Elymus europaeus L., Mant., I, 35]. — In Vor-
alpenwäldern.
Beck v. Man nage tta. Flora von Bosnien, der Herzegowina und des Sand/aks Novipazar. 463
Bosnien: (*AK.), am Cincar (B.), bei Travnik (Br.), Locike in der Vranica PI. (R. !), auf
der Preslica (V.), am Igman (M.), im 2eljeznicatale, um Previla (Pr.), im Govzatale bei Jelec, im
Susicki potok-Tale am Maglic, am Volujak (B.). — Herzegowina: (*AK.), in Wäldern um Neve-
sinje (V.), auf der Bjelasica (Mu.). — Juli, August.
12. Tribus: Nardeae.
[Reich., Consp., 55 (1828). — Hordeae Subtrib. Hackel in NPflF., II 2, 77.]
63. Nardus.
[L., Gen., ed. VI, 30, Nr. 69; Hackel in NPflF., II 2, 77.]
1. Nardus stricta [L., Spec. pl., 53 (1753)]. — In Bergwiesen und Alpenmatten auf
kalkfreiem Boden bis in die alpine Region.
Bosnien: (*AK.), auf der Boija PL, bei Sitnica (Fo.), auf dem Troglav bei Livno (B.), um
Travnik (Br.), auf der Vlasic-, Vilenica-, Vranisa-, Bjelasnica- und Treskavica PI. (B.); um Vares
(Pr.), Sarajevo bei Han Hresa, am Trebevic, Ozren (B.), auf der Lelja PI. (B.); im Konjsko polje
in der Ljubicna PI. (B.), auf der Kamelnica- und Sator PI. (Pr.). — Herzegowina: (*AIv.), im
Tusilatale der Visocica PI. (B.), bei Dobrido, auf der Prasa (V.). — Juni bis August.
9. Familie: Cyperaceae.
[St. Hilaire, Expos, fam., I, 62 (1805); Benth. et Hook., Gen. pl., III, 1037; Pax in NPflF., II 2, 98.]
1. Tribus: Scirpoideae.
[Pax, 1. c., 104. — Scirpeae Kunth in Mem. Mus., II, 153 (1815).]
1. Cyperus.
[L., Gen., ed. VI, 29, Nr. 66; Pax in NPflF., II 2, 107.]
1. Cyperus üavescens [L., Spec. pl.; 46 (1753)]. — An feuchten Stellen.
Bosnien: Bei Donja Tuzla (M.), Buletic, Taslic, Äabljak, Krasevo (Fo.), Ivanjska (B.), Buso-
vaca (*B1.); am Jezero bei Jajce, Kiseljak bei Fojnica (H.) und um Fojnica, längs der Miljacka
und Lapisnica bei Sarajevo, bei Vrelo Bosne (Mu.); am Crni vrh bei Foca (F.), an der Drina bei
Visegrad (B.). — Herzegowina: (*AK.), wo? — Juli, August.
ß. gracilis [Conrath in OBZ. (1887), 381], — Stengel und die höchstens 0‘5 mm
breiten Blätter aufrecht. Hüllblätter alle mehr oder weniger aufrecht, das unterste
einer Fortsetzung des Halmes ähnlich. Dem C. pannonicus Jacq. in der Tracht
ähnlich, doch durch flachere Ährchen mit blaßgelben Spelzen und durch halb so
große, beiderseits gewölbte Früchte verschieden.
Bosnien: In trockenen Wiesen bei Ivanjska (*C.).
2. Cyperus fuscus [L., Spec. pl., 46 (1753)]. — An feuchten Stellen.
Bosnien: Bei Lilnja, zwischen Prnjavor und Dervent (B.), Kalibunar bei Travnik (Br.), am
Jezero bei Jajce (*H.), bei Fojnica (Mu.), Kiseljak (*H.), Visoko (Fo.), längs der Miljacka und
Lapisnica bei Sarajevo (Mu.), bei Vrelo Bosne (Mu.), in der Zelen gora (Pr.), bei Jelec (B.), im
Drinatale, bei Bastaci (B.), Foöal! (Fo.), Uvac, Visegrad (B.), am Hrsin bei Nov. Kasaba (J.), bei
Donja Tuzla (M.). — Herzegowina: (*AK.), bei Mostar (Pi.!), Capljina (*V.). — Sandzak Novi-
pazar: Zwischen Pijepolje und Bistrica (*B.). — Juli, August.
ß. rivularis [Conrath in ÖBZ. (1887), 381], — Stengel bis 30 cm hoch, wie die
Blätter aufrecht. Ährchen in zusammengesetzter Spirre. Die Spirrenäste sehr un-
gleich, die längsten mehrmals (bis fünfmal) länger als die Ährchen. Spelzen mit
grünem Mittelkiele, zu beiden Seiten desselben durchscheinend, am Rande dunkel-
rot. — Von C. calidus [A. Kerner] durch schmälere, höchstens 3 mm breite und
kürzere, höchstens die Spirre erreichende Blätter verschieden.
Bosnien: In einem Rinnsale bei Banjaluka (*C.).
I
464
II. Naturwissenschaft.
y. calidus [A. Kern, in ÖBZ., 1864, 84, als Art; G. Beck, Fl. Bosn. in Glasn., XV
(1903), 276]. — Kräftig, bis 35 cm hoch. Blätter 4— 5 mm breit, so lang oder
länger als der Halm.
Bosnieu: Bei Donja Tuzla (*M.), zugleich mit Übergängen zum Typus; bei Foca (B.).
3. Cyperus glomeratus [L., Amoen. acad., IV, 301 (1759)]. — In Sümpfen, an feuchten
Stellen.
Bosnien: In der Saveniederung bei Svilaj (*F. !), Brcka, Raca (F.); an der Kravica bei Nov.
Kasaba (J.). — Juli, August.
4. Cyperus longus [L., Spec. pl., 45 (1753)]. — In Sümpfen, Wassergräben, an feuchten
Stellen.
Bosnien: Bei Golubie nächst Bihac (Boll.), bei Zaluzani nächst Banjaluka (*C.). — Herze-
gowina: Bei Mostar (Mu.), Gabela (B.), Capljina (V.), am Bunaufer (Str.), an der Trebinjica bei
Pridvorce (V.) und Trebinje (*P.), bei Ljubuski (Br.). — Juni bis August.
2. Eriophorum.
[L., Gen., ed. VI, 30, Nr. 68 (ein.); Pax in NPÜF., II 2, 111.]
1. Eriophorum polystachyum [L., Spec. pl., 52 (1753) a. — E. angustifolium Roth,
Tent., I, 24]. — In Sumpfwiesen.
Bosnien: Zwischen Kalinovik und Krbljine (*V.), in der Zelen gora, bei Pod Yitez (Pr.),
um Preodac (Pr.). — Herzegowina: (*AK.), wo? — April, Mai.
2. Eriophorum latifolium [Hoppe, Bot. Taschenb. (1800), 108, exkl. Syn.]. — In
Sumpfwiesen bis in die Hochgebirgsregion.
Bosnien: Im Dobrnicatale bei Bihac (B.), in der Umgegend von Travnik (*S., Exs. Nr. 114),
bei Guca gora! (S.), Busovaca, Yitez (S.), Fojnica, überall in Sümpfen der Vranica Pl. (B.), bei
Pale (F.), am Kosevowasserfall bei Sarajevo (M.), um Vares bei Pr^ici und Dubostica (Pr.), um
Tarcin (Pr), in der Zelen gora (Pr.), bei Öajnica am Brezovica (2ivotsky!), um Kupres (F.), bei
Bastaci im Bezirke Livno (F. !), im Glamoc polje und bei Preodac (Pr.). — Herzegowina: Um
Skoci grm in der Bjela gora (*P.). — April, Mai.
3. Eriophorum gracile [Koch in Roth, Catal., n, 259 (1800)]. — In Sumpf- und
Torfwiesen.
Bosnien: Zwischen Yitez und Busovaca (*S., Exs. Nr. 113). — April, Mai.
3. Scirpus.
[L., Gen., ed. VI, 30, Nr. 67 (z. T.); Pax in NPflF.. II 2, 111.]
1. Sectio: Isolepis.
[R. Br. in Prodr. Fl. Nov. Holl., I, 221 (1810).]
1. Scirpus cernuus [Vahl, Enum., II (1806), 245. — Sc. Savii Seb. u. Maur., Fl. Rom.,
22 (1818). — An feuchten Stellen.
Herzegowina: Um Trebinje, Grancarevo, Skoci grm in der Bjela gora (*P.). — Juni, Juli.
2. Scirpus setaceus [L., Spec. pl., 49 (1753)]. — An feuchten, sandigen Stellen.
Bosnien: (*AK.), bei Hresa (Fo.) und im Miljackatale bei Sarajevo (Mu.). — Herzegowina:
(*AK.), wo? — Juli, August.
2. Sectio: Holoschoenus.
[Link in Hort. Berol., I, 293 (1827).]
3. Scirpus holoschoenus [L., Spec. pl., 49 (1753)]. — In feuchten Wiesen und Heiden.
Bosnien: Bei Kloster Ermanj (*F.), Donja Tuzla (M.), in der Zelen gora, um Pale (Pr.).
Herzegowina: Bei Potoci hau (V.), im Narentatale bei 2itomislic und Mostar (Mu.). bei Mostarsko
Beck v. Mannagetta. Flora von Bosnien, der Herzegowina und des Sändzaks Novipazar.
465
blato (B.); an der unteren Narenta (Petter), um Lastva (V.), bei Trebinje (*P.), bei Grancarevo
und Skoci grm in der Bjela gora (*P.). — Mai bis August.
ß. australis [L., Syst, veg., ecl. XIII, 85 (1774), als Art; Koch, Syn., 743],
Herzegowina : Im Flußsande der Narenta bei 2itomislic (*Sag.).
3. Sectio: Dichostylis.
[P. Beauv. in Lestib., Essai Cyp., 39 (1819).]
4. Scirpus Michelianus [L., Spec. pl., 52 (1753)]. — An feuchten Stellen.
Herzegowina: All der Narenta bei Capljina (* V.).
4. Sectio: Baeothryon.
[Elirh., Phytophyl., Nr. 31 (1780), als Gattung.]
5. Scirpus pauciflorus [Lightf., Fl. Scot., II, 1078 (1777)]. — An feuchten Stellen,
in Sumpfwiesen.
Bosnien: (*AK.), bei Kupres (F.), am Busko blato, bei Preodac, Tarcin (Pr.), am Yeliki
jezero, auf der Treskavica (Pr.). — Juni, Juli.
5. Sectio: Schoenoplecius.
[Reiclib., Ie. fl. Germ., VIII, 40 (1846).]
6. Scirpus lacustris [L., Spec. pl., 48 (1753)]. — An und in ruhigen Gewässern bis
in die Voralpen.
Bosnien: In der Saveniederung (B.), im Devetinatale (B.), in der Zelen gora, am Veliki
jezero der Treskavica (Pr.), bei Tarcin, Kupres, Preodac (*Pr.). — Herzegowina: Bei Rakitno
(V.), Blagaj, am Zalomski potok (Mu.), bei Trebinje, Grancarevo, Skoci grm in der Bjela gora (*P.),
im Krupasumpfe (B.). — Juni bis August.
7. Scirpus Tabernaemontani [Gmel., Fl. Bad., I, 101 (1805)]. — An gleichen Stellen.
Bosnien: Am Jezero bei Jajce (*H.). — Herzegowina: (Asch. u. Graebn., Syn., II 2, 313),
wo? — Juni, Juli.
8. Scirpus triqueter [L., Mant., I, 29 (1767)]. — An Gewässern.
Bosnien: Bei Bosn.-Brod (*V.). — Juni bis September.
9. Scirpus mucronatus [L., Spec. pl., 50 (1753)]. — In Sümpfen.
Bosnien: Im 2eljeznicatale, am Veliki jezero der Treskavica (nach *Pr.). — Im Sommer.
6. Sectio: Blysmus.
[Panzer in Schult., Syst. Mant., II, 41 (1824), als Gattung.]
10. Scirpus compressus [Pers., Syn., I, 66 (1805). — S. Caricis Retz., Prodr. fl.
Scand., ed. 2, 16 (1795)]. — In Sumpfwiesen, Wassergräben, nassen Hutweiden
bis in die Hochgebirgsregion.
Bosnien: (* AK.), beim Pro kosko jezero auf der Vranica (Pr.), um Sarajevo (B.), auf dem
Trebevic (Mu.), beim Veliki jezero auf der Treskavica (F.). — Herzegowina: In Voralpen der
Prenj Pl. (Schiller), im Nevesinjsko polje (Mu.), bei Skoci grm in der Bjela gora (*P.). — Juni,
Juli.
7. Sectio: Phylloihryon.
[D811, Flor. Bad., 305 (1857).]
11. Scirpus maritimus [L., Spec. pl., 51 (1753)]. — An feuchten Stellen, Gewässern.
Herzegowina: Um Konjica (Schiller), Mostar!! (Fo.), an der Trebinjcica bei Trebinje
(*P.). — Sandzak Novipazar: Am Lim bei Banja (*B.). — Mai bis August.
Var. macrostachys [Reich., Ic. fl. Germ., VIII, 43 (1846); ob Willd., Enum. hört.
Berol., I, 78 (1809), als Art?].
Herzegowina: In Gräben bei Mostar (*Mu.).
Band IX.
30
466
II. Naturwissenschaft,
12. Scirpus silvaticus [L., Spec. pl., 51 (1753)]. — An nassen Stellen und Gewässern.
Bosnien: Im Spreca- und unteren Bosnatale (B.), bei Banjaluka (II.), Jajce (B.), um Foj-
nica! !, Travnik, Vitez und Busovaca (*S., Exs. Nr. 111), um Vares (Pr.), Sarajevo (B.), am Trebe-
vic (M.), um Tarcin, Fojnica (Pr.); auf der Pogorelica (Schwarz!), in der Zelen gora, bei Previla,
Pale, Glamoc, Preodac (Pr.); am Metalkasattel bei Cajnica (B.). — Herzegowina: (*AK.), wo?
■ — Juni bis August.
ß. laxus [Geh, Prodr. Fl. Böhm., 742 (1881). — Var. ramosus Baenitz in Oborny,
Fl. Mähr., 197 (1882)].
Bosnien: In Waldsümpfen am Srednik bei Sarajevo (* Mu.).
y. distans [Beck in Glasn., XV (1903), 187], — Infloreszenz gelockert, die unteren
Zweige weit (bis 10 cm) unter dem gelockerten oberen Teile derselben stehend.
Bosnien: Bei Fojnica (*B.).
4. Heleocharis.
[R. Brown, Prodr. Fl. Nov. Holl., 224 (1810); Pax in NPflF., II 2, 112.]
1. Sectio: Euhe/eocharis.
1. Heleocharis palustris [R. Brown, 1. c., 224; Roem. et Schult., Syst., II, 151]. —
An Gewässern bis in die Hochgebirgsregion.
Bosnien: ! !, häufig, so um Novi (B.), D. Tuzla (M.), Banjaluka (H.), Travnik (Br.), 2epce
(Fo.), Sarajevo (B.), Kupres (Pr.) etc. — Herzegowina: ! !, häufig, so um Mostar!! (Str., Raap-
Callier, PI. Here., Nr. 159!), am Mostarsko blato (B.), um Nevesiuje, Gacko (Mu.), Trebinje (*P.)
u. a. O. — Juni bis September.
2. Heleocharis uniglumis [Schult., Mant,, II, 88 (1824)]. — An feuchten Stellen.
Bosnien: Zwischen Travnik und Guca gora am Osthange des Vlasic (*S-, Exs., Nr. 112). —
Herzegowina: (*AK.), bei 2itomislic (Mu.). — Juli bis September.
2. Sectio: Scirpidium.
[Nees in Linnaea, IX (1834), 293, als Gattung. — Nicht Helodium Dum., wie Asch. u. Graebn,, Syn.,
II 2, 302 anführen, welches = Helosciadium.']
3. Heleocharis carniolica [Koch, Syn. fl. Germ., ed. II, 853 (1843)].
Herzegowina: An lehmigen, periodisch überschwemmten Stellen im Nevesinjsko polje zwi-
schen Nevesinje und Pustoljane, zirka 850 m (*Mu.).
4. Heleocharis acicularis [R. Brown, Prodr., 224; Roem. et Schult., Syst., II, 154
(1817)]. — An feuchten, sandigen Stellen.
Herzegowina: Am Zalomski potok zwischen Nevesinje und Ivifino selo bei 850 m (*Mu.).
— Juni bis September.
3. Sectio: Eleogenus.
[Nees in Linnaea, IX (1834), 294, als Gattung.]
5. Heleocharis ovata [R. Brown, Prodr., 224 (1800); Roem. et Schult., Syst., II,
152]. — An überschwemmten Stellen, Ufern.
Bosnien: Bei Pale in nassen Wiesen (nach *Pr., schwerlich).
5. Fimbristylis.
[Valil, Enum, II, 285 (1806); Pax in NPflF., II 2, 113.]
1. Fimbristylis dichotoma [Vahl, 1. c., 287]. — An feuchten Stellen im Gebiete der
mediterranen Flora.
Herzegowina: An der Narenta bei Capljina (* V.),
Beck y. Mannagetta. Flora von Bosnien, der Herzegowina und des Sandüaks Novipazar.
467
6. Schoenus.
[L., Gen., ed. VI, 29, Nr. 65 (verb.); Pax in NPflF., II 2, 115.]
1. Schoenus nigricans [L., Spec. plant., 43 (1753)]. — In Sumpfwiesen, feuchten
Salztriften.
Herzegowina: Bei Gorica nächst Trebinje (Baenitz!), bei Skoci grm in der Bjela gora
(*P.), in der Sutorina (Pi!). — Mai bis Juli.
2. Schoenus ferrugineus [L., Spec. pl., 43 (1753)]. — An gleichen Stellen.
Herzegowina: An der Trebinjcica bei Trebinje (*P.). — Mai bis Juli.
7. Cladium.
[Pat. Browne, Nat. Hist. Jam., 114 (1756), nach Benth. et Hook., Gen. pl., III, 1065; Pax in NPflF.,
II 2, 116.]
1. Cladium mariscus [R. Brown, Prodr. Fl. Nov. Holl., 236 (1810)]. — In Sümpfen,
an stehenden Gewässern.
Bosnien: Am Pliva jezero bei Jajce!! (*H.). — Herzegowina: Nordwestlich von Mostar
(Str.), am Mostarsko blato (B.), zwischen Metkovic und Gabela (B.), im Ilutovo blato (F.), bei
Skoci grm in der Bjela gora (*P.). — Mai bis August.
2. Tribus: Cariceae.
[Kuntli in Mein. Mus., II, 153 (1815).]
8. Elyna.
[Schrad., Fl. Germ., I, 155 (1806); Pax in NPflF., II 2, 122.]
1. Elyna Bellardi [C. Koch in Linnaea, XXI (1848), 616. — E. spicatci Schrad., 1. c.
— E. scirpina Pax, 1. c. (1887)].
Herzegowina: Auf den obersten, felsig steinigen Abhängen der Cvrsnica selten (*V.). —
Im Sommer.
9. Carex.
[L., Gen., ed. VI, 482, Nr. 1046; Pax in NPflF., II 2, 122.]
1. Sectio: Psytlophora.
[Elirli., Phytophyl., Nr. 7 (1780) und Beitr., IV, 146, als Gattung.]
1. Carex Davalliana [Sm. in Trans. Linn. Soc., V, 266], — In Sumpfwiesen.
Bosnien: Bei Vrelo GroZnjak bei Kupres (*F.), um Bulina vrelo, auf der Sator PL, bei
Tarßin (Pr.). — April, Mai.
2. Sectio: lignea.
[Pal. Beauv. in Lestib., Ess. Cyp. (1819); „Florau (1821), I, 17, als Gattung; Nees in Linnaea, IX, 305;
Reich., Ic. fl. Germ., VIII, 4.]
2. Carex divisa [Huds., Fl. Angl., 348 nach ed. II, 405]. — An feuchten, sandigen Stellen.
Herzegowina: Bei Trebinje (*P.). — Mai, .Juni.
3. Carex vulpina [L ., Spec. pl., 973 (1753)]. — An Gewässern.
Bosnien: (* AK.), bei Krupa (Fo.), Kljuc (Fo.), Banjaluka (H.), um Sarajevo (B.), Donja
Tuzla (M.), Varei (Pr.), im 2eljeznicatale, bei Trnovo, auf der Zelen gora, um Pod Vitez und Pre-
vila, Tarcin, Kupres, Preodac, Glamoc, auf der Hrbljina (Pr.). — Herzegowina: Bei Mostar (* Str.).
— Mai, Juni.
Forma longebracteata [Beck, Fl. Südbosn. in ANH., II, 61]. — Stützschuppen blatt-
artig, borstig, länger als das Ahreben.
Bosnien: Bei Kupina nächst Sarajevo (*B.).
30*
468
II. Naturwissenschaft.
ß. interrupta [Neilr., Fl. Niederöst., 100. — C. nemorosa Rebent., Prodr. Fl. Neo-
march., 21, nicht Lurnn.].
Bosnien: An der Lasva bei Travnik (*Fr. Br.). — Herzegowina: Im Nevesinjsko polje
4. Carex muricata [L., Spec. pl., 974 (1753)]. — In Wiesen, an Waldrändern.
Bosnien: Bei Krupa (B.), Sitnica, Ratkovo, Dobrnja (Fo.), Banjaluka (H.), um Travnik, am
Vlasic (*S., Exs. Nr. 92), bei Yares (Pr.), Novoselje, Duboscica (Fo.), um Sarajevo (B.), im Zeljez-
nicatale, um Trnovo, auf der Treskavica, Gornje bare, bei Pod Yitez, Mjesajce im Sutjeskatale (Pr.),
um Kupres, Preodac, auf der Yjestica gora, im Glamoe polje, auf der Hrbljina (Pr.). — Herzego-
wina: Bei Rujiste, 1100m (Baenitz!); um Bilek (*P.). — Mai bis Juli.
ß. virens [Lam., Encycl., III, 384, als Art; Koch, Syn. fl. Germ., 751]. — Mit dem
Typus.
Herzegowina: Auf der Crvanj PL, 1500 — 1600m (*Mu.).
y. divulsa [Good. in Trans, of Linn. Soc., II, 160, als Art; Beck, Fl. Niederöst., 132],
Bosnien: (*AK.), bei Banjaluka (H.), im Zeljeznicatale, um Trnovo, auf der Zelen gora, um
Sulia und Tientista, Previla, Pod Yitez (Pr.). — Herzegowina: Bei Mostar (Pi.), am Gliva bei
Trebinje, auf der Draca bei Pridvorce (*P.).
d. Pairaei [F. Schultz in „Flora“ (1868), 302, als Art].
Bosnien: In Sumpfwiesen an der Lasva bei Travnik, in Sümpfen bei Grabovo, bei Koricani
und am Vlasic (*Fr. Br.).
5. Carex paniculata [L., Amoen. Akad., IV, 294 (1759)]. — In Sumpfwiesen.
Bosnien: Bei Banjaluka (II. \ Guca gora am Vlasic (*S., Exs. Nr. 100), bei Puticevo (Fr.
Br.), auf der Zvijezda bei Yares (Pr.), zwischen Kalinovik und Krbljina (V.), bei JelaSca (Pr.), in
Moosen auf der Treskavica in der Vranica Pl. (B.), bei Kupres (F. !), Glamoe, auf der Kamesnica,
bei Preodac (Pr.). — Herzegowina: (*AK.), wo? — Mai, Juni.
6. Carex praecox [Schreb., Spie. fl. Lips., 63 (1771)]. — In trockenen Wiesen, an Erd-
abhängen.
Bosnien: In der Posavina gegen Brod (*S.), um Pale und Pod Yitez (Pr.). — April bis Juni.
7. Carex brizoides [L., Amoen. Akad., IV, 293 (1759)]. — In Wäldern, zwischen
Buschwerk bis in die Voralpen.
Bosnien: Zwischen Mravih und Kloster Foca, bei Gradacac (*S., Exs. Nr. 91), bei Banja-
luka (II.), Poljana und am Macak bei Travnik (Fr. Br.), auf der Tikva in der Vranica Pl. (B.), auf
der Zvijezda bei Yares (Pr.), zwischen Sarajevo und Tussin han (*S.), im Zeljeznicatale, auf der
Treskavica, in der Zelen gora (Pr.). — Herzegowina: Bei Nevesinje (*V.). — Mai bis Juli.
8. Carex leporina [L., Spec. pl., 973 (1753)]. — In Sumpfwiesen, an feuchten Stellen
bis ins Hochgebirge.
Bosnien: Ulli Travnik (*S., Exs. Nr. 103), bei Puticevo (Fr. Br.), am Prokosko jezero in
der Vranica Pl. (Mu.), bei Vratci im Sarajevsko polje (B.), bei Kovacici nächst Sarajevo (F. !), im
Zeljeznicatale, bei Previla, Pod Vitez (Pr.). — Herzegowina: Bei Radkusa jama in der Bjela
gora (*V.). - — Mai, Juni.
9. Carex echinata [Murr., Prodr. stirp. Goett., 76 (1770)]. — In nassen Wiesen und
Mooren bis ins Hochgebirge.
Bosnien: Zwischen Busovaca und Vitez sowie gegen Travnik (* S., Exs. Nr. 93), auf dem
Matorac in der Vranica Pl. bei 1800 m (Mu.), auf dem Trebevic (B.), der Treskavica (R. Keller!),
auf der Lelja Pl. (B.). — Herzegowina: AK.), wo? — Juni bis August.
10. Carex canescens [L., Spec. pl., 974 (1753)].
Bosnien: (*AK.), in Alpenmatten am Matorac in der Vranica Pl. bei 1700 m (Mu.). —
Herzegowina: VAK.), wo? — Mai bis Juli.
11. Carex remota [L., Amoen. Akad., IV, 293 (1759)]. — An feuchten Waldstellen.
Bosnien: (*AK.), auf der Kriva glava bei Novi (B.), bei Banjaluka (H.), um Travnik be;
Bistro am Macak, im Kruscicagebirge (Fr. Br.), bei Srebrenica (Br. in litt.), Pepelari nächst Zopfe
(B.), auf der Osjecenica (F.), bei Vares, Kupres, Glamoe, auf der Kamesnica, Hrbljina, Yjestica gora,
Malovan Pl. (Pr.). - — Juni, Juli.
Beck v. Mannagetta. Flora von Bosnien, der Herzegowina und des Sandäaks Novipazar. 469
3. Sectio: Eucarex.
[Sectio Carex autprum.]
12. Carex Linkii [Schkuhr, Car., II, 39, Taf. Bbb., Fig. 118 (1806)]. — In Wiesen,
unter Buschwerk.
Herzegowina: Am Gliva bei Trebinje (*P.). — April, Mai.
13. Carex stricta [Good. in Trans, of Linn. Soc., II (1794), 196, Tab. 21, Fig. 9],
Herzegowina: In nassen Wiesen beim Jezero nächst Borke (*B1.). — Mai, Juni.
14. Carex Buekii [Wimm., Fl. Schles., ed. 3, 81 (1857)]. — An Gewässern.
Bosnien: (* AK.), wo?
15. Carex rufa [L., Spec. pl., 978 (1753), als Varietät der C. acuta; Beck, Fl. Niederöst.,
136]. — An Gewässern, in Sümpfen.
Bosnien: Bei Banjaluka (*H.), Sarajevo (Fo.), Tientista und Mjesaice im Sutjeskatale (Pr.).
? ß. prolixa [Fries, Novit. Mant., 150 (1842), als Art].
Bosnien: An der Bosna bei Kakanj — Doboj (*S., Exs. Nr. 110).
16. Carex nigra [L., Spec. pl., 978 (1753), als Varietät der C. acuta; Beck, Fl.
Niederöst., 136. — C. Goodenoughii Gay in Ann. sc. nat., Ser. 2, XI, 191 (1839).
— C. vulgaris Fries, Novit. Mant., III, 153 (1842)]. — In Sumpfwiesen.
Bosnien: Bei Potoci nächst Vares (*Pr.). — Juni bis August.
17. Carex atrata [L., Spec. pl., 976 (1753)]. — In Hocligebirgstriften.
Bosnien: Auf der Osjeceniea, dem Troglav (B.) und Vlasic (*S., Exs. Nr. 881), auf der Vra-
nica Pl. am Krstac (Pr.), auf der Treskavica-, Bjelasnica- (B.), Bregoc- (Pr.), Maglic-, Volujak-,
Ljubicna- ( B.), Malovan-, Kamesnica- und Sator Pl. (Pr.). — Juni bis August.
ß. parvißora [Host, Gram., I, 64, Tab. 87. — C. nigra All., Fl. Pedem., II, 267, non L.].
Bosnien: In Alpentriften der Vranica PL, so am Matorac (F. Reiser!), Locike (*Mu.), Krstac
(B.), auf der Bjelasnica Pl. (B.). — ■ Herzegowina: Auf der Övrsnica (* V.), in der Prenj PL, am Ortis (V.).
y. aterrima [Hoppe, Caricol. germ., 51 (1826), als Art].
Bosnien: In der Vranica Pl. auf der Straäica, am Troglav bei Livno (*B.).
18. Carex montana [L., Spec. pl., 975 (1753) und Fl. Suec., ed. II, 328], — In Berg-
wiesen und lichten Wäldern.
Bosnien: Debeljaca (B.) und Gradina bei Bihac (Boll.), zwischen Vrandük und Travnik
(*S., Exs. Nr. 104); bei Stojkovic'i nächst Travnik (Fr. Br.), Stari grad bei Sarajevo (F.), auf dem
Maglic und Volujak (Pr.), am Cincar, auf der Dinara (B.). — April, Mai.
19. Carex ericetorum [Poll., Hist. pl. Palat., II, 580 (1777)]. — In lichten Wäldern.
Herzegowina: (*AK.), wo? Sehr fraglich. — April, Mai.
20. Carex oboesa [All., Fl. Pedem., II, 270 (1785). — C. nitida Host, Gram., I, 53,
Tab. 71 (1801)]. — An sonnigen, steinigen Stellen, in Bergwiesen.
Bosnien: Auf dem Bregoc, Maglic (*Pr.). Unwahrscheinlich. — Herzegowina: Am Gliva
und Draßa bei Trebinje (*P.). — April, Mai.
21. Carex Halleriana [Asso, Syn. pl. Arag., 135, Tab. 9 (1779)]. — Auf steinigen Ab-
hängen, unter Buschwerk bis 1200 m.
Bosnien: Um Travnik, am Vlasic (*S., Exs. Nr. 97), um Sarajevo, auf dem Trebevic (B.).
— Herzegowina: Am Porim gegen Rujiste (Baenitz!), um Trebinje, am Gliva, Crkvica, Draca
(*P.), Golo brdo (Baenitz!). — April bis Juni.
22. Carex verna [Chaix in Vill., Hist. pl. Dauph., I, 312 (1786); II, 204 (1787). —
C. praecox Jacq., Fl. Austr., V, 23, Tab. 446 (1778), nicht Schreb.]. — In Berg-
wiesen bis ins Hochgebirge.
Bosnien: Überall häufig (*S.), am Maglic noch bei 2387m (B,). — Herzegowina: Um
Mostar (Pi.), am Ostvelez (B.), Dabric am Velez (Baenitz!), überall um Trebinje, in der Bjela
gora (*P.). — März bis Mai.
470
II. Naturwissenschaft.
23. Carex tomentosa [L., Mant.; I, 123 (1767)]. — In nassen Wiesen bis ins Hoch-
gebirge.
Bosnien: Häufig, so um Maglaj, Yranduk, Travnik (* S., Exs. Nr. 96), Sarajevo (H.), im
Sarajevsko polje (B.), zwischen Kalinovik und Krbljina (V.), am Maglic, Volujak (Pr.) u. a. St. —
Herzegowina: Am Gliva bei Trebinje (* P.). — April, Mai.
24. Carex panicea [L., Spec. pl., 977 (1753)]. — In nassen Wiesen, Mooren.
Bosnien: (* AK.), wo? Auf der Zelen gora, Treskavica, am Bregoc (Pr.). — Herzegowina:
(*AK.), wo? — Mai, Juni.
25. Carex pilosa [Scop., Fl. Carn., ed. II, II, 226 (1772)]. — In Laubwäldern, unter
Buschwerk.
Bosnien: (* AK.), um Banjaluka (H.), Travnik (Fr. Br.), Sarajevo (H.), Paitov han bei Vares
(Pr.). — April, Mai.
26. Carex glauca [Murr., Prodr. fl. Goett., 76 (1770). — C. flacca Schreb., Spie. fl.
Lips., App. Nr. 669 (1771)]. — An feuchten Stellen, unter Buschwerk bis in die
Voralpen.
Bosnien: Bei Novi (B.), Sasina, Stratinska (Fo.), Banjaluka (II.), Breska, zwischen Sreb-
renica und Donja Tuzla (*S.), um Travnik und auf dem Vlasic!! (*S., Exs. Nr. 18), bei Crkvica
(Franjic!), Vares (Pr.); überall um Sarajevo, auf dem Trebevic (B.), zwischen Kalinovik und
Krbljine (V.), bei Kupres (F.), Glamoc, Preodac (Pr.). — Herzegowina: Bei Mostar (Str.), am
Gliva bei Trebinje, um Dubovac und Skoci grm, in der Bjela gora (*P.). — Mai, Juni.
Forma androgyna [Reichenb., Ic. fl. Germ., VIII, Fig. 648].
Bosnien: Um Sarajevo bei Kosevo (*B.) und im Miljackatale (M.).
ß. cuspidata [Host, Gram., I, 71 (1801), als Art].
Bosnien: Auf dem Vlasic (*B., kahlfrüchtig) ; bei Kupres (F. !, rauhfrüchtig).
27. Carex pallescens [L., Spec. pl., 977 (1753)]. — Unter Buschwerk, an Wald-
rändern bis ins Hochgebirge.
Bosnien: Um Banjaluka (H.), Travnik, im Lasvatale, bei Busovaca, Fojnica (*S., Exs. Nr. 102),
auf der Vilenica, um Grahovik, auf der Sjekira (Fr. Br.), in Mooren der Vranisa Pl. (B.), bei Lipnik,
am Orlovik bei Zepce (Fo.), im Sarajevsko polje bei Vratei, um Sarajevo (B.), am Grdonj (M.),
auf dem Trebevic (B.), im Zeljeznicatale, in der Zelen gora, bei Prjevor (Pr.), Kupres, Glamoc,
auf der Kamesnica, Hrbljina, Vjestica gora, Malovan Pl. (Pr.). — Herzegowina: (*AIv.), in der
Bjela gora bei Milanov odsiek und Radkusa jama (V.). — Juni, Juli.
Var. undulata [Kz. in Reich., Icon. fl. Germ., VIII, 618 (1846), als Art].
Bosnien: In nassen Wiesen bei Vratei im Sarajevsko polje (*B.).
28. Carex ornithopodioides [Hausm. in „Flora“ (1853), 225]. — An Sclmeegrubeu,
in Alpentriften der Hochgebirge.
Bosnien: (*AIv.), wo? — - Herzegowina: Auf der Jastrebica in der Bjela gora (*P.). Sehr
zweifelhaft (nach Mu.), vgl. C. omithopoda. — Juli, August.
29. Carex digitata [L., Spec. pl., 975 (1753)]. — Unter Buschwerk, in Laubwäldern
bis ins Hochgebirge.
Bosnien: Bei Banjaluka (H.), Vranduk, Zepce, Travnik, am Vlasic (*S., Exs. Nr. 90), bei
Vares (Pr.), um Sarajevo, auf dem Trebevic (B.), auf der Gola Jahorina (F.), Romanja-, Treska-
vica-, Bjelasnica Pl. und anderen Hochgebirgen Südbosniens (B.), auf der Osjecenica! ! (F.), bei
Bugojno, Kupres, auf der Suljaga, Kamesnica, Malovan- und Sator Pl. (Pr.). — Herzegowina: Bei
Rujiste (Baenitz!), amVelez!! (V.), bei Radkusa jama und am Orjen in der Bjela gora (*V.). —
April, Mai.
30. Carex ornithopoda [Willd., Spec. pl., IV, 255 (1805)]. — In Wiesen, lichten
Wäldern der Voralpen bis in die Hochgebirgsregion.
Bosnien: Auf der Klekovaca!! (F.), dem Vlasic (*S., Exs. Nr. 89), auf dem Trebevic (F.!),
auf der Bjelasnica (B.), Klekovaca (B.). — Herzegowina: Auf der Jastrebica in der Bjela gora
(* P.). — April. Mai.
Beck v. Manna getta. Flora von Bosnien, der Herzegowina und des Sandzaks Novipazar.
471
Var. castanea [Murb. in LUÄ., XXVII, 30 (1891). — C. ornithopodioides Pant.,
Adnot., 19, nicht Hansm.]. — Deckschnppen und Spelzen (mit Ausnahme der
grünen Mittelnerven und des weißhäutigen Randes) braun. Schläuche zuletzt
schwarzbraun. — C. ornithopodioides Hausm. unterscheidet sich durch kahle
Schläuche, kürzere, herabgebogene, höher hinauf beblätterte Stengel und steife,
auswärts gebogene, tief rinnenförmige, an den Rändern kahle Blätter.
Bosnien: In Alpentriften des Vlasic, der Bjelasnica (B.) und Treskavica (*Mu.). — Herze-
gowina: Auf der Velez PI. (*B.).
31. Carex humilis [Leyss., Fl. Hah, 175 (1761)]. — Auf sonnigen, steinigen und
sandigen Stellen bis in die Voralpen..
Bosnien: Bei Banjaiuka (H.), um Travnik, auf den Abhängen des Vlasic (*S., Exs. Nr. 94),
um Sarajevo (H.). — Herzegowina: Auf der Glogovo PI. (V.), auf dem Vele2 bei Mostar (Born.!),
am Gliva bei Trebinje und auf der Jastrebica in der Bjela gora (*P.), bei Bilek (Plensch!), auf
der Vlastica und .bei Drieno (V.). — April, Mai.
32. Carex ferruginea [Scop., Fl. Carn., ed. 2, II, 225 (1772)]. — Auf felsigen und
kräuterreichen Stellen der Hochgebirge.
Bosnien: Auf dem Vlasic (*S.). — Juni, Juli.
Var. spadicea [DC., Fl. franc., III, 120 (1805), als Art].
Herzegowina: Auf der Koristna greda bei Vucia in der Bjela gora (*P.).
33. Carex brachystachys [Schrank in Schrank u. Moll, Naturli. Briefe, II, 285
(1785)]. — Auf felsigen Stellen der Hochgebirge.
Bosnien: (*AK.), auf der Bjelasnica (B ). — Herzegowina: (* AK.), auf der VeleZ PL (Mu.).
— Juni bis August.
34. Carex sempervirens [Vilh, Hist. pl. Dauph., II, 214 (1787)]. — - Auf steinigen,
sonnigen Stellen der Hochgebirge.
Bosnien: In der Alpenregion des Maglie (*B.). — Juli, August.
35. Carex laevis [Kit. in Willd., Spec. pl., IV, 292 (1805). — - C. sempervirens var.
setifolia Kummer in „Flora“ (1849), 759]. — Wieso Protid in Glasn., XIV (1902),
25, Carex laevis Kit. mit C. dioica L. identirizieren kann, ist mir unverständlich.
— Dichtrasig. Blätter mehr minder borstlich zusammengerollt, am Querschnitte
halbmondförmig oder fast dreieckig (niemals flach), etwa so dick wie der Schaft.
Seitennerven beiderseits wenige, 3 — 4, (wegen der zumeist fehlenden Sklerenchym-
bündel auf denselben) im trockenen Zustande gar nicht oder schwach vorspringend.
Sonst wie C. sempervirens , welche sich durch die flachen (1'5 — 3 mm breiten)
Blätter, die beiderseits zahlreiche, im trockenen Zustande stark vorspringende
Seitennerven besitzen, sofort von C. laevis unterscheidet. Über die anatomischen
Unterschiede im Blatte beider Arten vgl. Beck [Fl. Südbosn. in ANH., II (1887), 40],
Auf Felsen, steinigen Stellen der Hochgebirge.
Bosnien: Auf den Gebirgen: Osjecenica, Klekovaca, Dinara, Troglav (B.), Ciucar! ! (F.),
Kamesnica, Sator, Malovan, Suljaga (Pr.), Vlasic ! ! (*S., Exs. Nr. 109, als C. sempervirens var. seti-
folia; Brandis in Herb, norm., Nr. 2893); in der Vranica Pl. auf den Kalkgipfeln Vitrusa, Krstac
(B.); auf der Bjelasnica (B.), Hranisaval! (Bl.), Preslica (V.); auf der Treskavica-, Lelja-, Dumos-,
Maglie- und Volujak Pl. (B.), Gola Jahorina (F.); auf Felsen bei Starigrad, bei Sarajevo, hier noch
bei 800 m (F. !), auf der Romanja I’l. (B., Pl. Bosn., Nr. 120). — Herzegowina: Auf der Visocica-
(B.), Lisin- (V.), Prenj- (B., Exs. Nr. 120), Porim- (V.), Muliarnica- (F.), Cvrsnica- (V.) und Vele2! !
Pl. (V., Raap-Callier, Pl. Here., Nr. 245!). In der Bjela gora: Am Vuci zub, Prasa, Svitavac,
Gnila greda (V.), auf der Jastrebica (*P.), am Orjen! (Asch.), bei Suhi Most und Vucia (V.). —
Juni bis August.
Folgende Formen wurden beobachtet: ß. pollicaris [G. Beck, Fl. Bosn. in Glasn., XV(1903),
192]. Niedrig, kaum fingerhoch, dichtrasig. Neben der männlichen Ähre nur eine mit sehr wenigen
472
II. Naturwissenschaft.
Blüten versehene weibliche Ähre vorhanden. Auf den höchsten Zinnen der Gebirge. — y. chloro-
carpa [G. Beck, Fl. Bosn., 1. c.]. Deckschuppen hellbraun, Schläuche gelblichgrün. — Bosnien:
Auf der Maglic PI. (MB.).
36. Carex mucronata [All., Fl. Pedexn., II (1785), 268], — Auf Felsen und im Fels-
schutte in der Krummholz- und Alpenregion, auf Kalk.
Bosnien: Auf der Treskavica-, Maglic- und Volujak PI. (*Pr.). Ob nicht mit C. laevi.i ver-
wechselt? — Juli, August.
37. Carex depauperata [Good. in Trans. Linn. Soc., II (1794), 181],
Herzegowina: An kräuterreichen Stellen am Gliva und Draca bei Trebinje (*P., fide Grise-
bacli). — Mai, Juni.
38. Carex olbiensis [Jord., Obseiw., III, 241 (1846)].
Herzegowina: An kräuterreichen Stellen des Gliva und Leotar bei Trebinje, bei Bilek (*P.,
fide Grisebach). — Mai, Juni.
39. Carex Oederi [Ehrh., Calam., Nr. 79 und Beitr., VI, 83 (1791)]. — An feuchten
Stellen, in Mooren.
Bosnien: (*AK.), wo? — Herzegowina: Bei Skoci grm (*P.). — Mai bis August.
40. Carex flava [L., Spec. pl., 975 (1753)]. — In nassen Wiesen, Mooren bis ins
Hochgebirge.
Bosnien: Um Travnik, an den Abhängen des Vlasic (* S., Exs. Nr. 101); auf der Yranica
Pl. in Mooren der Treskavica (B.), im Sarajevsko polje, um Sarajevo, am Trebevic, auf der Treska-
vica (B.), der Zelen gora, um Oslji dol, bei Pod Vitez (Pr.). — - Herzegowina: (*AK.), am See von
Borke (Bl.), auf dem VelesS (B.), am Jezero bei Obrnje (Mu.). — Juni bis August.
ß. lepidocarpa [Tausch in „Flora“ (1834), 179, als Art; Godr., Fl. Lorr., III
(1843), 118],
Herzegowina: Zwischen Nevesinje und Pustoljane bei 850 m (*Sag.).
41. Carex Hornschuchiana [Hoppe in „Flora“ (1824), 595 und (1826), Beil. II, 76].
— In nassen Wiesen bis in die Voralpen.
Bosnien: Im Lasvatale zwischen Travnik und Gucaninov han, am Osthange des Vlasic (* S.).
— Juni, Juli.
42. Carex distans [L., Syst., ed. X, 1263 (1759)]. - — - In Sumpfwiesen.
Bosnien: Um Bihac (Boll.), Banjaluka (H.), Travnik, am Vlasic (*S., Exs. Nr. 95), im Do-
brnicatale (B.), um Sarajevo (B.), auf dem Rogojsattel, zwischen Kalinovik und Krbljina (V.), bei
Pod Vitez (Pr.). — Herzegowina: (*AK.), um Lastva bei Trebinje (V.). — Mai, Juni.
43. Carex fulva [Good. in Trans. Linn. Soc., II (1794), 177 (flava X Hornschuchiana)].
— An feuchten Stellen.
Herzegowina: Bei Trebinje (*P., fide Grisebach). — Juni, Juli.
44. Carex Michelii [Host, Syn., 507 (1797)]. — An steinigen, buschigen Stellen.
Bosnien: Im 2eljeznicatale, auf der Treskavica, am Maglic um Prievor (*P., im Hoch-
gebirge sehr unwahrscheinlich). — Herzegowina: (*AIv.), wo? — April, Mai.
45. Carex silvatica [Huds., Fl. Angl., 353 (1762)]. — In Wäldern, namentlich an
feuchteren Stellen.
Bosnien: Vranjska suma bei Krupa, bei Hasani, Lipnik (Fo.), auf der Sisa bei Kljuc (B.),
bei Banjaluka (H.), auf der Osjecenica (F.), bei Kloster Foca, Modran, zwischen Travnik und Putko-
vici, bei Tolovici (*S., Exs. Nr. 106), am Vlasic (Fr. Br.), am Mracajsko brdo bei 2epce (B.), überall
um Sarajevo (B.), am Trebevic (B.), Rogojsattel bei Trnovo (V.), im Zeljeznicatale, auf der Treska-
vica, in der Zelen gora (Pr.), Vratlo karaula bei Jelec, im Susickatale am Maglic (B.), am Volujak
(Pr.). — Herzegowina: Am Vele2 ober Jezero (*Raap-Callier, Pl. Here., Nr. 244!). — Mai
bis Juli.
Forma mirabilis [Beck, Fl. Südbosn. in ANH., V (1890), 555]. — Untere weibliche
Ähren ästig; männliche Ähre auch einige Fruclitb luten enthaltend.
Bosnien: Nächst der Johannaquelle im Miljackatale bei Sarajevo (*F.).
Beck v. Mannagetta. Flora von Bosnien, der Herzegowina und des Sandzaks Novipazar. 473
46. Carex pendula [Huds., Fl. Angl., 352 (1762); ed. II, 411. — C. maxima Scop.,
Fl. Carn., ed. II, 2, 229 (1772)]. — An feuchten Waldstellen.
Bosnien: (*AK.), auf dem Gredoviti vrh in der Grmic PI. (Boll.), bei Jajee (Fo.), Banja-
luka (H.), auf der Kruscica (Fr. Br.), auf dem Trebevic (F.), in der Zelen gora (Pr.). — Mai, Juni.
47. Carex pseudocyperus [L., Spec. pl., 978 (1753)]. — An Gewässern.
Bosnien: Bei Yrnograc (F.), an der Pliva bei Jajee (B.), bei Kupres (*Br.). — Juni, Juli.
48. Carex vesicaria [L., Spec. pl., 979 a (1753)]. — In Sümpfen, an Gewässern.
Bosnien: Bei Travnik (Fr. Br.), zwischen Busovaca und Vitez (*S., Exs. Nr. 87), bei Banja-
luka (H.), am Pliva jezero bei Jajee (B.) ; im 2eljeznicatale bei Previla und Pod Vitez (Pr.). — •
— Mai, Juni.
49. Carex rostrata [With., Bot. Arrang., 1059 (1776). — C.ampullacea Good. in Trans.
Linn. Soc., II (1794), 207]. — In Sümpfen, an Gewässern.
Bosnien: Bei Ostrozac (Boll.), Travnik (*S.), an der Pliva bei Jajee, bei Vucia Inka nächst
Sarajevo (B.), zwischen Kalinovik und Krbljina (V.), auf der Zelen gora (Pr.). — Herzegowina:
(* AK.), wo? An der unteren Narenta (F. Neumayer). — Mai, Juni.
50. Carex acutiformis [Ehr., Calam., Nr. 30 und Beitr., II (1788), 43. — C. paludosa
Good. in Trans. Linn. Soc., II, 202 (1794)]. — An Gewässern, in Sumpfwiesen.
Bosnien: An der Pliva bei Jajee (B.), bei Travnik nächst der Schießstätte (* Fr. Br.), bei
Pod Vitez (Pr.). — In der nordwestlichen Türkei (Boue). — Mai, Juni.
ß. Kochiana [DC., Cat. hört. Monsp., 89 (1813), als Art. — C. spcidicea Roth, Tent.,
II 2, 461 (1789), nicht Gilib.].
Bosnien: In Sumpfwiesen im Dobrnicatale, bei Vrutci im Sarajevsko polje (*B.); bei Pod
Vitez (Pr.).
51. Carex riparia [Gurt., Flor. Lond., IV, Tab. 60 (1821)]. — An Gewässern.
Bosnien: Auf der Zelen gora (*Pr.). — Herzegowina: Am Neretva- und Buna-Ufer bei
Mostar (*Str.); an der unteren Narenta (Botteri). — Mai, Juni.
52. Carex üliformis [L., Spec. pl., 976 (1753)]. — Nach Boue in der nordwestlichen
Türkei.
53. Carex nutans [Host, Gram., I, 61 (1801)]. — An Gewässern.
Bosnien: In der Posavina gegenüber Brod (*S.). — Mai, Juni.
54. Carex hirta [L., Spec. pl., 975 (1753)]. — An feuchten, lehmigen und sandigen
Stellen.
Bosnien: Bei Banjaluka (H.), zwischen Gradacac und Srebrenik, um Travnik, zwischen
Dolovic und Zenica (*S., Exs. Nr. 98), um Sarajevo, im Miljackatale, Sarajevsko polje (B.), 2el-
jeznicatale, auf der Zelen gora, bei Tientista im Sutjeskatale (Pr.). — Herzegowina: Beim Jezero
von Borke (*B1.), am Mostarsko blato (B.).
ß. hirtiformis [Pers., Syn., II, 547 (1807)].
Herzegowina: Um Trebinje (*P.).
10. Familie: Araceae.
[Engl, in NPflF., II 3, 102.]
1. Acorus.
[L., Gen., ed. VI, 172, Nr. 434; Engl, in NPflF., II 3, 102.]
1. Acorus calamus [L., Spec. pl., 324a (1753)]. — In Sümpfen und an Gewässern,
aus dem wärmeren Asien eingebürgert.
Bosnien: Bei Novi, Krupa (Fo.), Doruk (Br.!), um Travnik in einem Sumpfe unter Dolac
(Br. Fr.), bei D. Tuzla (M.); an feuchten Stellen um Fojnica bei zirka 600 m (Mu.), im Kosevotale
bei Sarajevo f*F.), bei Zvornik (J.). — Im Sommer.
474
II. Naturwissenschaft.
2. Arum.
[L., Gen., ed. VI, 470, Nr. 1028.]
1. Arum orientale [M. Bieb., Fl. taur., II, 407 (1808); Engl., Mon. Arac., 586]. —
Knolle rundlich niedergedrückt, in der Mitte Blätter und Stengel tragend. Blätter
lang gestielt. Blattstiele bis zu 1/3 scheidig. ' Spreiten herz-pfeilförmig, dicknervig;
Spießlappen abstehend oder zurückgekrümmt. Röhre der Blütenscheide länglich-
eiförmig, außen grün, innen weiß, doppelt bis dreimal kürzer als die eiförmige,
elliptische oder längliche, zugespitzte, tief schwarzpurpurn oder in der Mitte bleich-
grüne Spreite derselben. Kolben innerhalb der Spatha ungestielt. Weiblicher Blüten-
stand walzlich, zur Blütezeit doppelt länger als der männliche. Fruchtknoten um
die Narbe schwarzpurpurn. Untere Blütenrudimente in 3 — 4, die oberen in 1 — 2
Wirteln, aus kugeligem Grunde pfriemlich. Kolbenanhang (Keule) F5 — 4mal
länger als ihr Stiel, purpurschwarz bis kastanienbraun. — Ändert ab:1)
a. nigrum [Schott in Öst. bot. Woch. (1857), 213 und Prodr. Syst. Aroid., 81; Ic.
Aroid., Tab. 37,38, als Ai’tü; Engl., 1. c., 586, als Subsp. — A. orientale Vis.,
Fl. Dalm., I, 185 (sec. Schott). — A. Neumayeri Vis. ! !]. — Spießlappen der Blätter
abstehend. Spreite der Blütenscheiden eiförmig oder elliptisch, tief schwarzpurpurn.
Röhre innen und außen weißlichgrün, in der Einengung blutrot. Obere Blüten-
rudimente in 1 — 2 Wirteln, aus glattem, bleichem Grunde in eine bleich purpur-
färbige Spitze ausgezogen. Keule 1’5 — 2 mal länger als ihr Stiel.
Auf steinigen, buschigen Stellen, in Heiden, Felstriften.
Herzegowina: (*B.), um Mostar, zwischen Blagaj und Jovanovid karaula bis 850 m, an den
Abhängen des Velez (B.), bei Domanovic (Hensch!), zwischen Drieno und der Trebinjcicabriicke
(B.), zwischen Zarivna und Trebinje (Br ein dl!), überhaupt um Trebinje nicht selten (B.), am Leotar
(B.). — Montenegro, ! !, Dalmatien. — April, Mai.
Hierzu gehört als Form: variolatum [Schott, Prodr. Aroid., 81! !, als Art; Engl., 1. c., 587].
— Spreite der Blutenscheiden braunpurpurn, nur gegen den Rand schwarzpurpurn, am Rücken
etwas grünlich, innen mit bleichen rötlichen und gelbbraunen rundlichen Flecken versehen. Keule
hin und wieder hellfleckig. — Dalmatien.
ß. Petteri [Schott, Syn. Ar., I (1856), 12; Prodr. Aroid., 95, als Art!!; Engl., 1. c.,
587, als Subsp. — A. pictum Pett., Botan. Wegweis., 16, Nr. 114 (1852), non L.
— A. orientale Vis., 1. c., z. T. ; Reich., Icon. fl. Germ., VII, 5, Fig. 9], — Spieß-
lappen der Blätter abstehend oder zurückgekrümmt, die Bucht ober den-
selben meist deutlich ausgeprägt. Spreite der Blütenscheiden länglich-lanzettlich,
zugespitzt, am Rücken grün, innen gelblich- oder weißlichgrün, gegen den Rand
breit purpurn oder ganz purpurn. Röhre innen und außen grün, in der Ein-
schnürung oft blutrot. Rudimentäre Blüten oben in 1 — 2 Wirteln, mit bleicher oder
braunvioletter Spitze. Keule 2 — 4mal länger als ihr Stiel.
An gleichen Stellen.
Herzegowina: Um Mostar (Pi.), auf den Bergen Gliva, Crkvica, Draca bei Trebinje (*P.,
Engl., Arac. exs., Nr. 300!); bei Ljubuski (F.). — Dalmatien ! !, Montenegro ! !. — April. Mai
y. longispathum [Reich., Icon. fl. Germ., VII, 5, Tab. X! (1845); Schott, Prodr.
Ar., 96, als Art. — A. elongatum Steven in Bull. Soc. Mose. (1856), H, 265, III,
67; Schott, Prodr. Aroid., 100, als Art. — A. Nordmanni Schott, Synops. Ar., 12
und Prodr. Ar., 88. — A. pictum var. Biasolettii bei Reich., 1. c. — A. macu-
J) Ich gebe hier die Beschreibung aller, auch im benachbarten Dalmatien und in Montenegro
beobachteten Formen, weil dieselben zuversichtlich auch in der Herzegowina Vorkommen.
Beck v. Man nage tta. Flora von Bosnien, der Herzegowina und des Sandzaks Novipazar.
475
latum ß Willcl., Spec. pl., IV, 483 (Willclenow benennt sie nicht, wie Engler,
1. c. und Asch. u. Graebn., Syn., II 2, 374 angeben). — A. orientale var. cau-
casicum Asch. u. Graebn., 1. c. (1903)]. — Blätter verlängert spießförmig; die
Spießlappen abstehend oder zurückgekrümmt, 3 — 4mal kürzer als der Mittellappen.
Spreite der 15 — 2b cm langen Blütenscheide länglich-lanzettlich, lang zu-
gespitzt, außen und innen an den Rändern oder innen völlig purpurn; Röhre
innen mit Purpurring versehen. Blütenrudimente oben in mehreren Wirteln, purpurn.
Keule 2 — 3 mal länger als ihr Stiel.
Herzegowina: In der Bjela gora (F. Maly!). — ■ Dalmatien. — April, Mai.
Hierzu scheint als Form zu gehören: f. Ebelii [G. Beck, Fl. Bosn. in Glasn., XV (1903), 195.
— A. orientale Ebel, Munten., 14]. — Scheide durchwegs grün. Rudimentäre Blüten gelblichgrün.
Blätter gefleckt; die Spießlappen im rechten Winkel abstehend. — Montenegro.
2. Arum italicum [Mail., Gard. dict., ed. 8, Nr. 2 (1768); Reich., Fl. Germ., 10 und
Icon. fl. Germ., VII, 6, Tab. XI; Koch, Syn. fl. Germ., ed. II, 787; Vis., Fl. Dalm.,
I, 184; Engl., Monogr. Arac., 591]. — Knollen eiförmig oder eilänglich, wagrecht
vorgestreckt, bräunlich, die Blätter und Stengel am Scheitel tragend. Blätter
breit oder schmal spieß-pfeilförmig, glänzend, weiß nervig, oft auch weißfleckig.
Spießlappen schmal, auseinandergespreizt, durch Buchten von dem meist länger
zugespitzten Mittellappen abgesetzt. Blattstiele kurz und breit scheidig. Röhre
der 8 — 35 cm langen Blütenscheide länglicli-walzlich, 1/3 — ^mal so lang als die
Spreite, außen grünlich, innen heller, gegen den Rand schmutzig purpurn. Spreite
spannlang, länglich bis elliptisch, zugespitzt, außen grünlich, innen bleich gelblich-
grün oder bleich rostfarben. Kolben innerhalb der Spatha ungestielt. Weiblicher
Blütenstand walzlich, 3 — 4 mal länger als der männliche. Fruchtknoten bleich.
Rudimentäre Blüten unten in wenigen, oben in mehreren Wirteln, gelblich, am ver-
dickten Grunde oft warzig. Kolbenanhang dick walzlich, gelblich, ein-
mal, selten zweimal so lang als der doppelt dünnere Stiel.
Auf steinigen, buschigen, trockenen Stellen, in Laubwäldern.
Bosnien: Au Hecken bei Sokolac nächst Bihac (bloß Blätter, B.), bei Zenica (Franjic!);
auf feuchten Stellen am Rajcevacbache bei Vares (Pr.), wohl fraglich. — Herzegowina: Unter
Buschwerk um Mostar häufig (Str.), auf der Osaniea glavica bei Stolac (B.), am Fuße des Berges
Gliva bei Trebinje (*P.), bei G. Zorab (fide Schott)!. — Istrien ! !, Dalmatien ! !, Montenegro ! !.
— April, Mai.
ß. concolor [G. Beck, Fl. Bosn. in Glasn., XV (1903), 195]. — Blätter gleichmäßig grün.
Dalmatien: Pago (B.).
y. hereegovinum [G. Beck, Fl. Bosn. in Glasn., XV (1903), 195]. — Blätter gleich-
mäßig (auch über den Nerven) dunkelgrün oder nur hin und wieder etwas hell
gefleckt. Spreite der Scheide außen grünlichweiß, innen fast weiß, am Rande
gleichfarbig. Keule ockergelb, zweimal so lang als ihr Stiel.
Herzegowina: Aus von A. Pichler um Mostar gesammelten Knollen im botanischen Garten
zu Prag gezogen.
3. Arum maculatum [L., Spec. pl., 966 (1753)]. — Blätter breit eiförmig, dreieckig,
mit breiten Spießlappen, die nicht oder nur schwach vom Mittellappen abgesetzt
sind. Kolbenanhang keulig, in einen viel längeren Stiel meist allmählich ver-
schmälert.
cc. vulgare [Engl., Monogr. Arac., 594], — Röhre der Blütenscheide innen weiß
oder hellgrün, an der Verengung purpurfarbig oder rötlich geringelt; die Spreite
eiförmig-lanzettlich, innen grün und gegen den Rand bräunlich purpurn, selten
vollkommen hellgrün. Rudimentäre Blüten oben in 4 — 6 Wirteln, gelblichweiß.
476
II. Naturwissenschaft.
Keule gelblich bis olivenbraun, bin und wieder abgesetzt. Blätter ungefleckt
[= f. immaculatum Reich., Fl. Germ., 10, als Varietät und 138; Schott, Prodr. Ar.,
92, als Art. — A. maculatum a L., 1. c.] oder mit schwärzlichen, purpurfarbigen
oder braunen Flecken unregelmäßig besetzt [= f. maculatum Engl., Monogr. Arac.,
595; A. maculatum ß L., 1. c.; Schott, Prodr. Ar., 92], Bei letzterer sind oft auch
die Spreiten der Blutenscheiden innen mit zerstreuten schwarzpurpurnen Flecken
versehen. Die Pflanzen um Sarajevo zeigen meist eine gelbe Keule (M. ).
In lichten Wäldern, unter Buschwerk bis in die Voralpen (1000 m).
Bosnien: Bei Krupa, Bihac (Fo.), in Wäldern der Grmec PI. (Boll.), bei Banjaluka (H.),
Aginoselo, Surjan (Fo.); auf der Sisa PI. (in Frucht, daher fraglich, B.); um Travnik (*S.), bei
Zenical, um Visoko, Yares (Fo.), bei Kralupi (Pr.), Bugojno, Kupres, am Yel. Malovan, bei Suiea,
Glamoc, Preodac (Pr.), um Fojnica, auf der Pogorelica (Schwarz)!, bei Gornji Vakuf und Satoro-
vic bei Rogatica (F.). Um Sarajevo: so im Bucatale, in den Miljackaschluchten (B.), bei Kovacic,
Svrakino selo, Lukavica (F. !), IlidZe (Fo.); im 2eljeznicatale bei Grab (Mu.), bei Trnovo (Pr.),
Tarcin, Kalinovik, in der Zelen gora (Pr.); in Wäldern der Bjelasnica, Preslica, im Govzatale bei
Jelec, im oberen Drinatale zwischen Foca und Bastaci, im Sutjeskatale, an der Yucevo I’l. gegen
die Drina (B.); am Grad bei Zvornik (J.). — Herzegowina: Bei Konjica (Fo.), im Idbartale der
Prenj PI. (B.), bei Ulok (Fo.), um Mostar (Fo.), auf der Busak PI. (Fo., wohl fraglich), bei Domano-
vie, Neum kula (Fo., wohl fraglich).
ß. Zelebori [Schott, Prodr. Arac., 94, als Art]. — Röhre der Blutenscheide innen
mit undeutlichem Purpurring; Spreite elliptisch, zugespitzt, hellgrün, kaum violett
angelaufen. Rudimentäre Blüten oder doch deren Granne purpurn. Keule anfangs
violett, später braunpurpurn. Blätter und Blütenscheide ungefleckt.
Bosnien (*Sendtner, fide Schott).
y. Besserianum [Schott in Ost. Bot. Woch. (1858), 349, als Art; Asch. u. Graebn.,
Syn., II 2, 377. — A. intermedium Schur, Sertum (1853), Nr. 2672 (nomen solurn)
und in Schott, Prodr. Ar., 91. — A. maculatum ß. angustatum Engl., Monogr.
Arac., 595], — Spreite der Scheide verlängert länglich-lanzettlich, grünlich und
leicht purpurfärbig. Rudimentäre Blüten oben in zahlreichen Wirteln, mit fädlichen
Spitzen.
Herzegowina : Bei Trebinje (*B.).
Hierzu als Form 3: f. 3Ialyi [Schott, Prodr. Arac., 93!]. — Kolbenanhang purpurviolett,
Stiel l1/2mal so lang als die Keule. Purpurring in der Röhre der Blutenscheide verwischt. Spitzen
der Blütenrudimente purpurn. — Dalmatien !, Montenegro !.
11. Familie: Lemnaceae.
[Duby, Bot. Gail., I, 353; Engl, in NPflP., II 3, 154.]
1. Spirodela.
[Schleid, in Linnaea, XHI, 391; Engl., 1. c., II 3, 163.]
1. Spirodela polyrrhiza [Schleiden, 1. c., 392], — In trägen Gewässern.
Bosnien: Bei Dervent (*B.). — Im Sommer.
2. Lemna.
[L., Gen., ed. VI, 478, Nr. 1038.]
1. Lemna trisulca [L., Spec. ph, 970 (1753)]. — In stehenden Gewässern, Sümpfen.
Bosnien: Bei Bosnisch-Brod (*V.), Kupres (Pr.).
2. Lemna minor [L., Spec. pl., 970 (1753)]. — Wie vorige.
Bosnien: Um Dervent (B.), Banjaluka (H.), Travnik, am Lasvaufer (Fr. Br.), um D. Tuzla
(M.), im „Slana bara“ des Krizevicatales nördlich von Srebrenica (J.), bei Tarcin, Fojnica, Suica,
Beck v. Man nage tta. Flora von Bosnien, der Herzegowina und des Sandzaks Novipazar.
477
Glamoc, Preodac (Pr.), im 2eljeznicatale (Pr.), im Sarajevsko polje nickt selten (B.), bei Bratunac
(J.). — Herzegowina: (nach *AK.), wo?
3. Telmatophace.
[Schleid, in Linnaea, Xin (1839), 391.]
1. Telmatophace gibba [Schleiden, 1. c. = Lemna gibba L., Spec. pl., 970 (1753)]. —
In stehenden Gewässern, Wassergräben.
Bosnien: (nach *AK.), wo?
12. Familie: Juncaceae.
[Vent., Tableau, H, 150 (1799), z. T.; Buchenau in NPÜF., II 5, 1 und Monogr. in Engl., Jahrb., XII
(1890), 1.]
1. Juncus.
[L., Gen., ed. VI, 173, Nr. 437, z. Th.; DC, Fl. fran<j., III, 162 (1805); Buchenau in NPflF., II 5, 5.]
1. Juncus bufonius [L., Spec. pl., 328 (1753)]. — An feuchten, namentlich sandigen
und schlammigen Stellen.
Bosnien: Häufig bei Vrnograc (F.), in der Kozara Pl. (B.), um Banjaluka (H.), bei 2epce
(B.), Travnik, Zenica (*S., Exs. Nr. 116), Kiseljak (H.), Fojnica (Mu.), Donja Tuzla (M.), Nova
Kasaba (J.), im Sarajevsko polje, um Sarajevo, Pale, Vares (Pr.), Yisoko (Fo.), wie überall in Süd-
bosnien (B.), um Glamoc, Kupres (Pr.) u. a. O. — Herzegowina: Um Konjica (B.), aut' der Cvrs-
nica (Pi-!), im Nevesinjsko- und Gacko polje (Mu.), bei Trebinje, Grancarevo (*P.). — Mai bis Juli.
2. Juncus tenageia [Ehrh., Phytoph., Nr. 63 und in L. fil., Suppl., 208 (1781)]. —
An feuchten, schlammigen Stellen.
Herzegowina: Am Blidinje jezero in der Cvrsnica Pl. (Pi-!), im Nevesinjsko polje (*Mu.).
— Juni, Juli.
3. Juncus trißdus [L., Spec. pl., 326 (1753)]. — In Alpenmatten, auf Felsen der
Hochgebirgsregion.
Bosnien: (*AK.), überall auf Schiefer in der Vranica PL!! (Br., Mu.); auf der Treskavica-,
Kamesnica- und Sator Pl. (Pr.), hier wohl unglaubhaft und wahrscheinlich mit folgender verwechselt.
— Juli, August.
4. Juncus monanthos [Jacqu., Enum. stirp. Vind., 61 und Observ., 236, Tab. IV,
Fig. 1 (1762)]. — Auf steinigen Stellen in der Hochgebirgsregion der Kalkgebirge.
Herzegowina: Auf der Prenj- (*B.) und Plaia Pl. (V.). — Juli, August.
5. Juncus compressus [Jacqu., Enum. pl. Vind., 60 und Observ., 235 (1762)]. — An
nassen Stellen.
Bosnien: Um Vares (Pr.), zwischen Ivobila glava und Sarajevo (*S., Exs. Nr. 115), auf dem
Trebevic (Fo.), im 2eljeznicatale, bei Pale (Pr.), Tarcin, Kupres, Glamoc, Preodac (Pr.). — Herze-
gowina: Nächst Han Vidak (Schiller) und an der Trstenica bei Konjica (B.), im Nevesinjsko-
und Gacko polje (Mu.), um Trebinje (*P.). — Juni bis August.
6. Juncus ßliformis [L., Spec. pl., 326 (1753)]. — In Sümpfen und Mooren.
Bosnien: Auf dem Matorac in der Vranica Pl. bei 1700 ?« (*Mu.). — Juni, Juli.
7. Juncus glaucus [Ehrh., Calam., Nr. 85, Beitr., VI (1791), 83]. — An feuchten Stellen.
Bosnien: Um Banjaluka (H.), Travnik (Br.), zwischen Kakanj und Kloster Sutjeska, bei
Bjelarika (*S., Exs. Nr. 120), überall um Vares (Pr.), Sarajevo, auf dem Trebevic, bei Pazaric (B.)
und in Südbosnien (B.); auf dem Kogojsattel, zwischen Kalinovik und Krbljina (V.), bei Donja
Tuzla (M.). — Herzegowina: Verbreitet, um Mostar (Str.), bei Rakitno, im Nevesinjsko polje (V.),
im Gacko polje (Mu.), bei Skoci grm in der Bjela gora (*P.). — Juni, Juli.
8. Juncus effusus [L., Spec. pl., 326 (1753)]. — An feuchten Stellen bis ins Hoch-
gebirge.
478
II. Naturwissenschaft.
Bosnien: Häufig' um Donja Tuzla (M.), Travnik, Busovaca, Vitez, Fojnica (*S., Exs. Nr. 118),
auf der Yranica PI. (Mu.), um Vares (Pr.), überall in Südbosnieu (B.) u. a. O. — HerzegOAvina:
Im Nevesinjsko polje (*Mu.). — Sandzak Novipazar: Bei Svetlo borje (*B.).
ß. conglomeratus [L., 1. c., als Art, z. T.]. — An gleichen Stellen.
Bosnien: Häufig!!, so bei Krupa, Yrbanja (Fo.), Banjaluka (II.), Maglaj (H.), Zepce (Fo.),
Travnik (*S., Exs. Nr. 119), Vares (Pr.), in Südbosnien (B.), um Kupres (Pr.) u. a. O. — Sandzak
Novipazar: Bei Svetlo borje (*B.). — Juni, Juli.
9. Juncus Leersii [Marss., Fl. Neuvorpomm., 451 (1869)]. — An feuchten Stellen.
Bosnien: Um Fojnica (Mu.), auf dem Trebevic bei Sarajevo (*B.). — Juni, Juli.
10. Juncus maritimus [Lam., Encycl., III (1789), 264], — In BrackAvassersümpfen,
am Meeresstrande.
Herzegowina: An der unteren Nareuta (B.), in der Sutorina bei Igalo (* Y.). — Juni, Juli.
11. Juncus acutus [L., Spec. pl., 325 (1753) «].
HerzegOAvina: All den gleichen Stellen Avie \roriger (V., B.); ferner bei Trebinje (*P.). —
Juni, Juli.
12. Juncus bulbosus [L., Spec. pl., 327 (1753). — J. supinus Mönch, Enurn. pl. Hass.,
I, 167, Tab. V (1777)]. — An sumpfigen Stellen.
Bosnien: Unterhalb Debelo brdo bei Sarajevo (*Fo.), bei Tarciu, Preodac (Pr.). — Juli, August.
13. Juncus obtusiflorus [Ehrh., Calarn., Nr. 76 und Beitr., VI, 82 (1791)]. — An
feuchten Stellen.
Bosnien: Bei Banjaluka (* H.), im 2eljeznicatale (Pr.). — HerzegOAvina: Um Mostar (*Str.).
— Juni, Juli.
14. Juncus articulatus [L., Spec. pl., 327 (1753), z. T. — J. lampocarpus Ehrh.,
Calam., Nr. 126], — An feuchten Stellen.
Bosnien: Auf der Kozara (B.), um Banjaluka (Ii.), Travnik, Yitez, Busovaca, Fojnica (*S.,
Exs. Nr. 117); bei Zvornik (J.), Donja Tuzla (M.), Vares (Pr.), im Sarajevsko polje (B.), auf dem
Trebevic (M.), bei Tarcin, auf der Zelen gora (Pr.), um Foca und Brod an der Drina (Fo.), bei
Visegrad, Uvac (B.), Livno (Fr. Br.), Glamoc (Pr.). — Herzegowina: Um Konjica, an der Trste-
nica (B.), beim See von Boi’ke (Bl.), bei Rakitno (Y.), Buna (Str.), im Nevesinjsko- und Gacko
polje (Mu.), bei Skoci grm in der Bjela gora (*P.). — Mai bis Juli.
Forma üuitans [Neilr., Fl. Niederöst., 146 (1859)].
Bosnien: Auf der Romanja Pl. (*B.).
15. Juncus alpinus [Vill., Hist. pl. Dauph., II, 233 (1787)]. — An feuchten Stellen
der Hochgebirge.
Bosnien: In der Alpenregion der Lelja Pl. (*B.). — August.
16. Juncus anceps [Laharpe, Essai mon. Jone, in Ment. Soc. d’hist. nat. Paris, IV
(1825), 126],
ß. hereegovinus [Sag. in Mitteil. Thür. bot. Ver., Neue Folge, XVI (1902), 36, als
Subspezies], — Blüten und Früchte so klein wie bei vorigem, doch die Periant-
blätter so lang oder kaum kürzer als die Kapsel, die äußeren Stumpfheit, undeutlich
stachelspitzig. — An feuchten Stellen.
HerzegOAvina: Im Nevesinjsko polje an mehreren Stellen, so bei NeA^esinje, Kifino selo,
Pustoljane (*Mu.). — - Juni, Juli.
17. Juncus Murbeckii ( anceps X articulatus). — J. Murbeckii [G. Beck, Fl. Bosn.
(1901) in Glasn., XV (1903), 198; Sag. in Mitteil. Thür. bot. Ver., Neue Folge, XVI
(1902), 37. — J. anceps X lampocarpus Murb. in LUÄ., XXVII (1891), 34 (descr.)].
HerzegOAvina: Im Nevesinjsko polje zwischen Nevesinje und Kifino selo, um 2iljeAm (*Mu.).
18. Juncus silvaticus [Reich., Fl. Moen. Franc., II, App., 181 (1787). — J. acutiflorus
Ehrh., Calam., Nr. 66, Beitr., VI, 83 (1791)]. — An Gewässern, in Sümpfen.
Bosnien: Am Pliva See (*H.), um Vares bei Dubostiea, Saski dol, auf der Zvijezda (Pr.).
— Juli, August.
Beck v. Mannagetta. Flora von Bosnien, der Herzegowina und des Sandäaks Novipazar. 470
2. Luzula.
[DC., Fl. fran<j., I, 198, III, 158 (1805); Buchenau in NPflF., II 5, 7.]
1. Luzula pilosa [Willd., Enum. hört. Berol., 393 (1809). — L. vernalis DC., Fl. fran9.,
III, 160 (1805)]. — In lichten Wäldern, unter Buschwerk.
Bosnien: Um Banjaluka (H.), Travnik (*S., Exs. Nr. 123), auf der Vilenica (Fr. Br.), bei
Vranduk (*S.), Vares (Pr.), um Sarajevo!! (H.), im 2eljeznicatale, um Trnovo, Kalinovik, auf der
Gornje bare, um Kupres, auf der Kamesniea, Yel. Malovan (Pr.). — Herzegowina: Auf der Jastre-
bica in der Bjela gora (*P.). — April, Mai.
2. Luzula ßavescens [Gaud., Agrost. helv., II, 239 (1811). — L. Hostii Desv. in Journ.
de bot., I (1808), 140], — Zwischen Buschwerk, in Bergwiesen der Voralpen.
Bosnien: Auf dem Vlasic (*S., Exs. Nr. 125), um Travnik, Vranduk, Kiseljak, Fojnica (*S.);
häufig um Sarajevo (B.), auf der Preslica (V.). — Herzegowina: (*AK.), auf der Porim PI. (V.).
— Mai, Juni.
3. Luzula Forsteri [DC., Syn. pl. Ü. Gail., 150 (1806)]. — In Wäldern, Vorhölzern.
Bosnien: In der Grmec Pl. (B.), auf der Yilenica, dem Vlasic (*S., Exs. Nr. 123) und am
Mravinjak bei Varosluk (Fr. Br.), am Mali Orlovac und Trebevic bei Sarajevo (M.), bei Drinjaca
am Jadar (J.). — Herzegowina: (*AK.), wo? — April, Mai.
4. Luzula silvatica [Gaud., Agrost. Helv., II, 240 (1811). — L. maxima DC., Fl. fran9.,
III, 160 (1805)]. — An kräuterreichen Stellen, in Wäldern der Voralpen bis in
die Krummholzregion häutig.
Bosnien: Auf der Osjecenica, Klekovaca! ! (F.), auf dem Vlasic ! ! (*S., Exs. Nr. 124), überall
in der Vranica Pl.!! (Mu.) und deren Vorlagen, auf dem Smolin, der Bjelasnica- (B.), Hranisava-
(Bl.), Preslica- (V.), Trebevic- (B.), Jahorina- (F.), Treskavica-, Romanja- (B.) und Kiek Pl. (F.),
bei Uvac (F.), um Vares (Pr.), in der Zelen gora (Pr.), Maglic- und Volujak Pl. (B.), bei Kupres,
Bugojno, Glamoc, Preodac, auf der Kamesniea, am Vel. Malovan (Pr.). — Herzegowina: Auf der
Plasa- (F.), Vran- (V.), VeleZ- (B.), Crvanj- und Bjelasiea Pl. (Mu.), in der Bjela gora am Orjen
(V.), auf der Jastrebica (*P.). — Mai, Juni.
5. Luzula albida [DC., Fl. fcum., III, 159 (1805). — L. nemorosa E. Mey. in Linnaea,
XXII (1849), 394, nicht Baumg., Presl. — L. angustifolia Garcke, Fl. Nord-
deutschl., 3. Aufl., 348 (1854), nicht Poir., C. Koch], — - In Wäldern, Wiesen bis
ins Hochgebirge.
Bosnien: Häufig, so bei Novi (B.), Kadinavoda (H.), um 2epöe! !, Travnik, am Vlasic (*S.,
Exs. Nr. 121), bei Vitez (F.), Kloster Fojnica (*S.), Kiseljak (Bl.), auf der Vranica!! (Mu.), bei
Srebrenica (J.), um Vares (Pr.), Sarajevo, auf allen Voralpen Südbosniens (B.) u. a. O. — Herze-
gowina: Am Velez (V.), in der Bjela gora auf der Jastrebica (*P.), bei Milanov odsiek (V.). —
Juni, Juli.
ß. erythranthema [Wallr., Sched., I, 150 (1822). — Var. rubella Hoppe, Decad.
Gram., Nr. 68].
Bosnien: Auf dem Vlasic (B.), in der Alpenregion der Vranica! ! (Fr. Br.), auf der Zec Pl.
(Schwarz!), auf dem Trebevic (*B.), am Rosin (Curcic!).
y. parviflora [Döll, Fl. Bad., I, 323 (1857), nicht Desv.].
Bosnien: Auf dem Trebevic bei Sarajevo- (*M.).
d. macrantha [Beck, Fl. Niederöst., 159 (1890)]. — An gleicher Stelle (*M.).
6. Luzula nivea [DC., Fl. fran9-, III, 158 (1805)]. — In Bergwäldern.
Bosnien: Auf der Zelen gora, Treskavica- und Maglic Pl. (Pr.). Sehr unwahrscheinlich. —
Im Sommer.
7. Luzula campestris [DC., Fl. fran9., III, 161 (1805)]. — In Berg- und Waldwiesen
bis ins Hochgebirge.
Bosnien: Häufig, so bei Banjaluka (H.), auf dem Vlasic, um Travnik (*S., Exs. Nr. 122, fide
Buchenau), Vares (Pr.), Sarajevo (H.), auf allen südbosnischen Gebirgen (B.) u. a. O. — Herze-
gowina: Auf dem Velez (B.), bei Dubovac in der Bjela gora (*P-). — März bis Mai.
!
480
II. Naturwissenschaft.
8. Luzula multiflora [Lej., Fl. de Spa, I, 169 (1811). — L. erecta Desv. in Journ. de
bot., I (1808), 156]. — Auf Grasplätzen, in lichten Wäldern der Voralpen bis ins
Hochgebirge.
Bosnien: Auf dem Vlasic [*S., Exs. Nr. 121), in der Vranica- und Zec PI. sehr häufig, um
Fojnica (B.), am Trebevic, an der 2eljeznica bei Grab (Mu.), auf der Gola Jahorina (F.), Treska-
viea (Mu.), Dinara (B.). — Herzegowina: Auf dem Vele2 (B.), Gliva bei Trebinje, um Bilek, auf
der Jastrebica in der Bjela gora (*P.). — März bis Juni.
Die f. fusconigra, badia [Öelak. in ÜBZ. (1861), 313] überall in höheren Lagen (Mu., B.).
ß. congesta [Desv., 1. c.].
Bosnien: Auf dem Troglav bei Livno (*B.). — März bis Juni.
9. Luzula pallescens [Bess., Enum. pl. Volh., 15 (1822)]. — Auf grasigen Stellen.
Bosnien: Um Fojnica (*Mu.). — Mai, Juni.
10. Luzula sudetica [DC., Fl. franQ., VI, 306 (1815). — L. nigricans Desv. in Journ.
de bot. (1808), 158], — In Alpentriften.
Bosnien: Auf der Zec Pl. (*B1.); auf dem Troglav bei Livno (B.). — Mai bis Juli.
Eine L. grandiflora DC. von J. bei Drinjaca am Jadar angegeben, wurde nicht be-
schrieben und ist in Buchenaus Monogr. June. [Engl., Jahrb., XII (1890)] nicht zu finden.
13. Familie: Liliaceae.
[EndL, Gen. pl., 139; Engl, in NPflF., II 5, 10.]
1. Tribus: Melanthioideae.
[Engl, in NPflF., II 5, 17. — Melanthaceae R. Br., Prodr. Fl. Nov. Holl., 272. — Mdantliieae Eichl., Syll.,
4. Aufl., 34.]
1. Tofieldia.
[Huds., Fl. Angl., ed. 2, I, 157 (1778); Engl, in NPflF., II 5, 20.]
1. Toßeldia calyculata [Wahl., De veg. Helv., 68 (1813)]. — In Sumpfwiesen, auf
feuchten Felsen bis in die Hochalpenregion.
Bosuien: (*AK.), ober Ovcarevo bei Travnik (Fr. Br.), auf dem Vlasic (B.), auf der Treska-
vic-a- (B.), Zelen gora-, Bregoc- (Pr.), Dumos- (Fo.), Maglic- (B.) und Volujak Pl. (Pr.); bei Bugojno
und Kupres (F. !), auf der Vel. Malovau-, Kamesnica- und Sator Pl. (Pr.). — Herzegowina: Bei
Konjica, im Trstenicatale, bei Udbar und auf der Tissovica in der Prenj Pl. (* B.), bei Rujiste und
auf der Prislab-, Porim- (V.), Plasa- (B.), Velez- und Morinje Pl. (Fo.).
ß. ramosa [Hoppe in „Flora“ (1821), 189, Taf. I, Fig. 6].
Herzegowina: Auf der Plasa Pl. (B.), auf dem Pod Velez bei Mostar? (Fo.).
2. Veratrum.
[L., Gen., ed. VI, 540, Nr. 1144; Engl, in NPflF., 115,24.]
1. Veratrum nigrum [L., Spec. pl., 1044 (1753)]. — In Wäldern, unter Buschwerk
bis in die Voralpen.
Bosnien: Um Cazin (F.), Kosa, Ripad, Gorjevac, Dubovska, Vodjenica, Bjelajsko, Petrovac,
Vaganec, Smoljana, unter Grmec grad, bei Janjila, Ivopljenica, Velecevo, Zablac'i, auf der Kuk-
und Osmaca PL, bei Surjan, Sehovci, Gustovara, Liskovica (Fo.); bei Gorni Seher, um Jajce (C.),
bei Kadinavoda (H.), im Defile (Fr. Br.) und am Humac bei Travnik (Brancsik), bei Podmilac'e,
Visoko, Duboscica, Vlaholje (Fo.); am Igman bei Blazuj, auf der Bjelasnica (B.) und Preslica (V.),
im 2eljeznicatale, auf der Zelen gora (Pr.), in der Zagorje gegen die Kacuna (B.), auf dem Vratlo
und bei Ulok (Fo.), auf der Lelja Pl., im Sutjeskatale, am Vucevo brdo bei Curevo nefsi (B.),
zwischen Kupres und Suica (*S., Exs. Nr. 129), am Prologh (B.). — Herzegowina: Auf der Cvrs-
nica (V.), auf dem Velez (Mu.), bei Nevesinje (*V.), am Cemernosattel (Mu.). — Juli, August.
Beck v. Mannagetta. Flora von Bosnien, der Herzegowina und des Sandäaks Novipazar.
481
2. Veratrum album [L., Spec. pl.; 1044 (1753)].
<x. typicum [Beck, Fl. Niederöst., 177], — Perigonblätter länglich, weiß bis gelblich-
weiß, gegen den Grund beiderseits am Rande grün und wulstig eingefaßt, mit am
Rücken grünlichen Nerven, gezähnelt, mehr minder reichlich behaart. Kapsel
eiförmig-ellipsoidisch, gegen die Spitze verschmälert, mit einem 2 — 3 mm langen
Schnabel versehen. Blätter unterseits reichlich behaart. — In Wiesen, zwischen
Buschwerk, vornehmlich in den Voralpen bis ins Hochgebirge.
Bosnien: (*Boue), bei Bihac (B.), auf der Grmec PI. (B.), auf der Osjecenica und Kleko-
vaca (F. !), Sisa (B.), bei Bukovica nächst Travnik (S.), auf der Vranica- und Zec PI. (Pr.), bei
Kiseljak im Sprecatale (S.), um Vares (Fo.), Przici (Pr.), Visoko (Fo.); überall in der Umgebung
von Sarajevo (S. !), bei Ilidze (Zock), im Zeljeznicatale (Blau), auf dem Igman (B.), im Sarajevsko
polje (S., Blau), bei Tarcin (Mu.), Trnovo, Kalinovik (Pr.), auf der Gola Jaliorina (F.), Romanja-
(B.), Bjelasnica- und Treskavica PI. (B.), Zelen gora (Pr.), Dumos- (Fo.), Maglic- (B.) und Volujak
PI. (A.); auf der Suljaga-, Malovan-, Kamesnica-, Vjestica- und Sator PL, bei Suica, Kurlaj (Pr.),
am Troglav bei Livno (B.). — Herzegowina: Auf der Visocica PI. (B.), Muharnica (F.), Moriuje
PI. (Fo.), Bjelasica (Mu.), am Leotar, häufiger in den Gebirgen der Bjela gora (*P.). — Juli, August.
Die f. spathulatum [Beck, 1. c.] mit breiteren, verkehrt eiförmigen, rasch gegen den Grund
zusammengezogenen Perigonblättern sah ich nur in annähernden Exemplaren auf der Treskavica.
Hierzu auch f. croaticum [G. Beck, Fl. Bosn. in Glasn., XV (1903), 200]. Blätter und
Blattscheiden kahl oder nur sehr spärlich behaart. Perianthblätter weiß, spärlich behaart. — Bei
Gospic in Südkroatien (B.).
ß. Lobelianum [Beruh, in Schrad., Neues Journ. für Bot., II 2 — 3, 356 (1807), als
Art]. — Perigonblätter schmal länglich, beiderseits gelblichgrün oder grün, mit
dunkler grünen Nerven, gegen den Grund beiderseits grün und wulstig befandet oder-
ganz grün, zähnig, gegen den Grund unterseits mehr minder behaart. Blätter unter-
seits reichlich behaart. Kapsel wie bei a. — An gleichen Stellen in den Voralpen.
Bosnien: In der Grmec PI. (B.), auf der Osjecenica (F.), ober Drinic an der Klekovaca
(B.), am Vlasic (*S.), zwischen Borovica und Vares, am Berge Ponikva (S., Exs. Nr. 128), um Yares
(Pr.), auf der Inac-, Vranica-, Hranisava- (B.), Bjelasnica- (F.) und Treskavica PI. (B.); bei Vucia
luka nächst Sarajevo (B.), auf der Zelen gora, Maglic- (Pr.), Kamesnica- und Sator PL (Pr.), auf
dem Troglav bei Livno (B.).
Forma obovaturn [G. Beck, FL Bosn., 1. c.]. Perigonblätter breit verkehrt eirund, rück-
wärts reichlich behaart. — Herzegowina: Auf der Övrsnica (Pi.!).
bosniacum [G. Beck in ANH., II (1887), 50], — Perigonblätter schmal länglich
bis länglich, weißlich-, schmutzig- oder gelblichgrün, gegen den Grund in ein
grünes Nektarium zitsammengezogen, oft fast ganzrandig, rückwärts spärlich be-
haart bis kahl. Kapsel ellipsoidisch, gegen die Spitze wenig verschmälert, mit
einem kurzen (1 mm langen) Schnabel versehen, kahl, 2 cm lang. Blätter unter-
seits kahl oder nur spärlich kurzhaarig.
In feuchten Wiesen, zwischen Voralpenkräutern.
Bosnien: In der Vranica PL am Matorac, bei Bjela voda in der Bjelasnica PL, auf der
Treskavica (*B.), auf der Gola Jaliorina, Kiek PL, bei Pale (F. !), auf der Radovina bei Mestrovac,
auf dem Volujak (B.). — Herzegowina: Auf der Muharnica (*F.). — Juli, August.
3. Colchicum.
[L., Gen., ed. VI, 180, Nr. 457; Engl, in NPflF., II 5, 29.]
1. Colchicum Bivonae [Guss., Cat. Hort. Boccad. (1821), Adn. 4, 72; Reich., Icon. fl.
Germ., X, Fig. 952. — ? C. Visianii Pari., Fl. ital., III, 175 (1858)]. — An steinigen
Stellen.
Herzegowina: (*AK.), wo? Im Gacko polje (Riedel!, doch fraglich, weil unvollständig).
— Im Herbst.
Band IX.
31
482
II. Naturwissenschaft.
2. Colchicum autumnale [L., Spec. pl., 341 (1753)]. — In Wiesen.
Bosnien: (*S.), häufig bis ins Hochgebirge!. — Herzegowina : (*AK.), seltener, so auf der
Prenj PI. (B.), am VeleZ (Fo.!) bis 1900 m (B.), bei Nevesinje (Fo.), Obalj, Ljubinje, Neuma kula,
Begovic kula (Fo.). — September, Oktober.
Forma pannonicum [Griseb. n. Schenk in Wiegm., Arch. (1852), I, 359, als Art].
— Innere Perigonzipfel kürzer als die äußeren. Blätter breiter, bis 4 cm breit.
Nach Neilr. [Diagn., 125, Janka in ÖBZ. (1858), 200 und (1866) 245] kaum
von C. autumnale verschieden. Nach Borbäs [in OBZ. (1876), 182] mit C. neapoli-
tanum [Ten., Fl. Nap. Prodr., App. V, 11 (1826)] zu vereinen.
Herzegowina: Am Mali Vele2 und bei Nevesinje (*V.); bei Grabovica (Pi.!, fruchtende
Exemplare mit 4 — 5 cm breiten Blättern. Ob hierzu gehörig?).
3. Colchicum montanum [L., Spec. pl., 342 (1753). — C. Bertolonii Stev. in Mein.
de Mose., VII (1829), 268], — Auf steinigen, grasigen Stellen, in Weingärten bis
ins Hochgebirge.
Herzegowina: Auf der Borke Pl. (F.), um Mostar (Pi.!), bei Ljubuski, Domanovic, Gabela,
Stolac, Ilräsna, Neum (F. !), am Gliva bei Trebinje (*P.), bei Bilek (Hensch, fide V.), auf der
Crvanj Pl. ? (Mu.). — Dezember bis März.
2. Tribus: A.spJiodeloideae.
[Engl, in NPflF., II 5, 17.]
4. Asphodelus.
[L., Gen., ed. VI, 167, Nr. 421; Engl, in NPflF., II 5, 31.]
1. Asphodelus albus [Mill., Gard. dict., ed. VIII, Nr. 3 (1768)]. — In Wiesen, Heiden,
an steinigen Stellen bis ins Hochgebirge (1500 m).
Bosnien: Um Petrovac: Bei Otasovac an der Klekovaca, bei Han Crljevica bis Krivodol,
Kapljino und Bjelavskido, Sekovac, gegen Suica (B.); bei Glamoc (Br.), auf der Krug Pl. (F.), im
Livansko polje, am Cincar bis 1100 m (B.), am Prolog (*S., Exs. Nr. 142) bis 1165 m (B.), Bastaci
bei Livno (F.) und um Livno!! (S.), am Malovan (Pr.), Kobilji dol bei Sarajevo (F.), in der Zelen
gora und Lelja Pl., namentlich gegen die Zagorje (B.), in der Zagorje (B.), bei Kalinovik (Pr.),
bei Cajnica (Delic), Rajkovie'i auf der Ljubicna Pl. (B.). — Herzegowina: Auf der Plasa Pl.
gegen Grabovica, bis 1500 m (B.), in der Borke- (F.), Porim- (Bl.) und Öabulja Pl. bis 1100 m
(B.), auf der Bahtjevica (BL), zwischen Rakitno und Gradac (F.), auf dem Velez (B.) bis 1300 m,
zwischen Buna und Nevesinje (B.), am Gliva bei Trebinje (*P.). — Mai, Juni.
Die f. racemosus [Wiesb. in ÖBZ. (1883), 48] und f. ramigev [Wiesb., 1. c.] kommen
gleich häufig vor.
2. Asphodelus microcarpus [Viv., Fl. Cors., 5 (1824). — A. ramosus Aut., aber L.,
Spec. pl., 310 (1753), z. T.]. — In Heiden, an steinigen Stellen, in Weingärten.
Herzegowina: Unterhalb Stepangrad bei Buna (Str.), am Gliva bei Trebinje und im Jazina-
tale bei Orahovac in der Bjela gora (*P.), um Trebizat bei Ljubuski (F.). — April, Mai.
3. Asphodelus ßstulosus [L., Spec. pl., 309 (1753)]. — An kräuterreichen, grasigen
und steinigen Stellen.
Herzegowina: Bei Trebinje (*P.). — April, Mai.
5. Asphodeline.
[Reich., Fl. Germ., 116 (1830); Engl, in NPflF., 115, 31.]
1. Asphodeline lutea [Reich., 1. c.]. — Auf grasigen und steinigen Stellen.
Herzegowina: Um Mostar (Pi.!, Raap-Callier, PL Here., Nr. 157!), bei Gradac nächst
Neum, Dracevo, Ljubuski (F. !), Trebinje (*P.), auf dem Leotar (B.). - — April bis Juli, je nach der
Höhenlage.
Beck v. Mannagetta. Flora von Bosnien, der Herzegowina und des Sandzaks Novipazar.
483
2. Asphodeline liburnica [Reich., ]. c. — A. cretica Vis., Fl. Dalm., I, 152 (1842)].
— Auf grasigen und steinigen Stellen, zwischen Buschwerk.
Herzegowina : Auf der Plasa PI. gegen Grabovica (*B.), an der Narenta nördlich von
Mostar (Mu.), am Hum und Orlovac bei Mostar! (Hawelka), am Leotar bei Trebinje (Y.). —
April bis Juli, je nach der Höhenlage.
6. Anthericum.
[L., Gen., ed. VI, 167, Nr. 422; Engl, in NPflF., II 5, 34.]
1. Anthericum ramosum [L., Spec. ph, 310 (1753)]. — Auf steinigen Plätzen, Kalk-
felsen bis ins Hochgebirge.
Bosnien : Häufig, besonders in der Kalkzone, so um Bihac, Petrovac, Kljuc, Banjaluka,- in
der Kozara, um Jajce, Travnik, Maglaj, 2epce, Zenica, Sarajevo, Vares, Trnovo, Rogatica u. a. O.! (*S.
und andere), auf allen Kalkgebirgen (bis 1 800 m). — Herzegowina: Bei Konjica, im Trstenica-
tale (B.), auf der Prislab- (V.) und Velez PI. (B.), am Gliva bei Trebinje (*P.), in der Bjela gora
am Stirovnik, ober Begovic selo, bei Grab, Ulica (V.). — Juni, Juli.
Forma scaberulum [Gr. Beck, Fl. Bosn. in Glasn., XV (1903), 201], — Blätter
schmäler, steifer, oberseits rinnenförmig, am Rande von spitzen Papillen rauh.
Blüten etwas kleiner (Murb. in LUÄ., XXVII, 36).
Herzegowina: Auf Kalkschlamm an der Narenta, bei Kloster ^itomislic (Mu.).
Forma fallax [Zabel, Fl. Neuvorpomm., 67], — Mit der typischen Form.
Bosnien: In der Sutjeskaschlucht bei Suha, am Cincar noch bei 1200 m (*B.). — Herze-
gowina: Bei Konjica (Sündermann!), auf der Plaäa- und VeleZ PI. (*B.).
2. Anthericum liliago [L., Spec. ph, 310 (1753)]. — An steinigen, bebuschten Stellen,
in Wiesen.
Bosnien: (*AK.), im Drenova-Passe (Boiler), Brezovaci bei Travnik (V.), bei Krupac an
der 2eljeznica (Landauer), auf der Suljaga-, Vjestica- und Sator PI. (Pr.). — Herzegowina: Auf
der Vele2 PI. (B.) bis 1800 m (Mu.), auf dem Gliva (*P.) und Leotar bei Trebinje (B.), in der Bjela
gora (Haw. !). — Juni, Juli.
Hemerocallis fulva [L., Spec. ph, 324 (1753), als Varietät der II. Lilio asphodehis ],
wird in Gärten häufig kultiviert.
3. Tribus: Allioideae.
[Engl, in NPflF., II 5, 18.]
7. Gagea.
[Salisb. in Kon. et Sims., Ann. of bot., II (1806), 555, nach Benth. et Hook., Gen. pl., HI, 819;
Engl, in NPflF., II 5, 54.]
1. Gagea bracteolaris [Salisb., 1. c., 556 (1806). — G. pratensis Dumort., Fl. Belg.,
140 (1827). — G. stenopetala Reich., Fl. Germ., 107 (1830)]. — Auf grasigen Stellen.
Herzegowina: Dzafina kobila und Crna gora in der Vele2 Pl. (*Pi. !). — April.
2. Gagea lutea [Ker in Curt., Bot. Mag., Tab. 1200 (1809). - — G. fascicularis Salisb.,
1. c., 555 (1806)]. — In Wäldern, Vorhölzern unter Buschwerk.
Bosnien: Um Banjaluka (H.), Travnik, auf dem Vlasic! (*S., Exs. Nr. 131), in der Yranica
Pl. (B.), um Sarajevo (PI.), auf dem Trebevic (F. !). — April bis Juni, je nach der Höhenlage.
3. Gagea pusilla [Schult., Syst, veg., VII, 543 (1829)]. — Auf sandigen, grasigen und
steinigen Stellen.
Bosnien: (*AK.), um Sarajevo (H.). — Herzegowina: Auf dem Velez bei Mostar, 1700m
(F.!). — April, Mai.
4. Gagea minima [Ker in Journ. roy. inst., I (1816), 180; Sweet, Hort, brit., 418,
nach Kunth, Enum., IV, 237; Dumort., Fl. Belg., 140 (1827)]. — Auf grasigen
und steinigen Stellen.
Bosnien: Auf der Hranisava (*B1.), Bjelasnica (R. !), Dinara bei 1500 m (B.). — Mai, Juni.
31*
484
II. Naturwissenschaft.
5. Gagea arvensis [Dumort.; Fl. Belg., 140 (1827); Schult., Syst., VII, 547 (1829).
— Cr. stellaris Salisb., 1. c., 556 (1806)]. — In Brachen, Ackern, an erdigen Stellen.
Herzegowina: Um Mostar (Pi.), Bilek (Hensch nach V.), um Trebinje und am Dracaberge
bei Pridvorce (*P.). — April, Mai.
8. Allium.
[L., Gen., ed. VI, 163, Nr. 409; Engl, in NPflF., II 5, 55.]
1. Sectio: Porrum.
[G. Don in Mem. Wern. Soc., VI, 1 (1826).]
1. Allium vineale [L., Spec. pl., 299 (1753)]. — In Brachen, Äckern.
Bosnien: Bei Novi (Fo.), im Miljackatale bei Sarajevo? (Fo.). — Herzegowina: (*AK.),
wo? — Juni, Juli.
2. Allium scorodoprasum [L., Spec. pl., 297 (1753), z. T.]. — In Wiesen, unter
Buschwerk.
Bosnien: (*AK.), bei Banjaluka (H.). — Juni, Juli.
Allium sativum [L., Spec. pl., 296 (1753)], Knoblauch, — A. porrum [L., 1. c.,
295], Porre, werden kultiviert.
3. Allium sphaerocephalum [L., Spec. pl., 297 (1753)]. — An steinigen, buschigen
Stellen, auf Felsen.
Bosnien: Beim Kloster Rmanj nächst Petrovac (F.!), um Travnik (Fr. Br.), auf dem Vlasic
(Engler!), bei Visoko, Vratnica, im Stavnjatale bei Suljescica (Fo.), in der Umgegend von Sara-
jevo (B.), im Miljackatale (B.), um Kralupi und Vares (Pr.), bei Kalinovik (Fo.), auf der Preslica
(V.), bei Brod an der Driiia (Fo.), um Rusanovic (F.) und bei Kovanje ober Rogatica (B.), im Sut-
jeskatale (B.), am Bregoc, Maglic, Volujak (Pr.), auf der Suljaga (*S., Exs. Nr. 140) und Borova
glava (B.), um Kupres, Suica, auf der Kamesnica- und Malovan Pl. (Pr.). — Herzegowina: Bei
Konjica (Fo.), auf der Glogovo Pl. (F.) bis 1400 m (B.), Plasa- (B.) und Velez Pl. !! (Fo.); bei Po-
toci lian (V.), um Mostar, Blagaj, Nevesinje (Fo.), Domanovic (Hensch nach V.), bei Vlaholje, im
Zalomskatale bei Pluääine (Fo.), auf dem Gliva bei Trebinje, Cesali bei Visoka glavica, bei Trebe-
sinje han (V.). — Juli, August.
Var. Borbäsii [A. Kern, in OBZ. (1879), 39, als Art], — Perigonblätter etwas rosen-
farbig, später weiß.
Bosnien: Bei Jajce (*B.). — Juni.
Allium bosniacum Kummer u. Sendtn. in „Flora“ (1849), 762 ist nach der Beschreibung
nur ein A. sphaerocephalum mit bleich rosenfarbigen Blumen und wahrscheinlich mit der vorher-
gehenden Form identisch. — Bosnien: Nächst Bukovica bei Travnik (S., Exs. Nr. 139, 141).
4. Allium margaritaceum [Sibth. et Sin., Fl. Graec. Prodr., I, 224 (1806); Sibth., Fl.
Graec., IV, Tab. 315; Vis., Fl. Dalm., I, 141; Heldr., Herb, norm., Nr. 305;
Petter, Fl. Dalm. exs., Nr. 15]. — Zwiebel einfach oder mit Brutzwiebelchen
versehen. Stengel bis zur Mitte beblättert. Blätter stielrund, hohl. Blütenscheide
einblätterig, geschnäbelt, die fast kugelige, locker- und vielblütige Dolde überragend.
Perigonblätter klein, länglich-lineal, stumpf, glatt, bleichrot bis weiß. Staubblätter
heraustretend. Brutzwiebelchen in der Dolde fehlend.
Herzegowina: Im FWiwras-Gestriippe bei Mostar (*Mu.), bei Domanovic (Hensch!). —
— Juni, Juli.
5. Allium ampeloprasum [L., Spec. pl., 294 (1753)]. — An steinigen Stellen.
Herzegowina: Radosici bei Ljubuski (*F.). — Mai, Juni.
6. Allium rotundum [L., Spec. pl., ed. 2, 423 (1762)]. — Auf steinigen, buschigen
Stellen.
Herzegowina: Bei Mostar (Jetter!), in der Sutorina (R.). — Juni, Juli.
Beek v. Mannagetta. Flora von Bosnien, der Herzegowina und des Sandzaks Novipazar.
485
2. Sectio: Schoenoprasum.
[HBK., Nov. Gen., I, 277 (1815), als Gattung; G. Don, 1. c.]
7. Allium sibiricum [L., Mant., II, 562 (1771). — A. schoenoprasum var. alpinum
DC., Fl. frany., III, 227]. — In feuchten Alpentriften und Mooren der Hoch-
gebirge.
Bosnien : Auf der Osjecenica (F. !), auf der Vranica PI. ober Prokoskojezero, auf der Maglic-
und Volujak PL (B.). — Juli, August.
A. schoenoprasum [L., Spec. pl., 297 (1753)], Schnittlauch, wird kultiviert.
8. Allium moschatum [L., Spec. pl., 298 (1753)]. — Auf steinigen und felsigen
Stellen.
Herzegowina: Am Narentaufer bei Potoci han (Y.), am Pod Vele2 bei Mostar (*F.), zwischen
Bilek und Beljani nächst Plana, bei Trebesinje han (V.). — Im Sommer.
3. Sectio : Rhiziridium.
[G. Don, 1. c.; Schult., Syst., VII, 1062 (1830).]
9. Allium ochroleucum [W. K., Ic. et descr. pl. Hung., II, 204, Tab. 186 (1805); Kern.
in OBZ. (1878), 151]. — Auf steinigen, grasigen und kräuterreichen Stellen.
Bosnien: In der Kraina (*Boue), unwahrscheinlich, wohl aber schon auf der Plesevica
(B.); auf dem Vlasic (Fr. Br.). — Herzegowina: Auf der Cvrsnica- und Glogovo Pl. (V.), am
rechten Neretvaufer bei Mostar? (*Str.). — Juli, August.
10. Allium senescens [L., Spec. pl., 299 (1753)]. — Auf steinigen Stellen, Felsen.
Bosnien: In der Maglic Pl. (*B.). — Juli.
ß. montanum [Schmidt, Fl. Boem., IV', 28, als Art. — A. follax Schult., Syst., VII,
1072],
Bosnien: Auf dem Trebevic bei Sarajevo (*Brancsik), auf der Dinara (B.). — Herze-
gowina: (*AK.), am Gliva bei Trebinje, bei Trebesinje han (V.). — Juli bis September.
11. Allium strictum [Schrad., Hort. Goett. (1809), Tab. 1], — Auf felsigen Stellen.
Bosnien: Auf dem Maglic bei 1900 — 2000 m, auf dem Volujak (*Pr.). Sehr unwahrschein-
lich. — August.
12. Allium victoriale [L., Spec. pl., 295 (1753) (Victoriolis)]. — Auf grasigen, kräuter-
reichen und steinigen Hochgebirgstriften.
Bosnien: Auf der Osjecenica und Klekovaca (F.), in der Vranica Pl. auf der Vitrusa, Tikva
(B.); auf der Preslica (V.), in der Maglic Pl. (*B.), auf dem Troglav bei Livno (B.). — Juli, August.
4. Sectio: Macrospatha.
[G. Don, 1. c.; Schult., Syst., VII, 1036.]
13. Allium oleraceum [L., Spec. pl., 299 (1753)]. — An steinigen, buschigen Stellen.
Bosnien: Bei Krupa, Vranjska, Dubovsko, Grmec grad bei Smoljana, Janjila, Dobrnja (Fo.),
am Krnin in der Kozara Pl. (B.), bei Banjaluka (*H.), Dubovik (Fo.), am Glog bei Sarajevo (Fo.).
— Juni bis August.
14. Allium carinatum [L., Spec. pl., 297 (1753)]. — Auf grasigen, steinigen Hängen,
Felsen bis ins Hochgebirge.
Bosnien: Häufig! ! (*B1. und andere). — Herzegowina: Im Trstenicatale (BL), bei Konjica
(B.), auf der Lisin- (V.), Glogovo- (B.) und Velez PL, um Mostar (Sag.), bei Nevesinje (Mu.), auf
der Morinje- (Fo.), Crvanj- und Bjelasica PL (Mu.), im Gacko polje (Mu.), bei Trebinje (V.), am
Orjen (V.). — Juli, August.
Folgende Formen wurden beobachtet: 1. typicuin. Blätter glatt. Perigone 5 — 7 mm lang,
lebhaft gefärbt. Wenn die Staubblätter doppelt so lang als die Perigone, dann = A. flexum W. K.,
486
II. Naturwissenschaft.
Descr. pl. rar. Hung., III, Tab. 268 (1812). — Verbreitet. — 2. asperinn Don in Mem. Wern. Soc.,
VI (1827), 42, als Art. Blätter am Rande und über den Nerven, besonders an den Scheiden rauh.
— Bosnien: Gegen Berska, bei Fojnica (B.), Sarajevo (F.l). — 3. parviflorum [Beck, Fl. Süd-
bosn. in ANH., V (1890), 570]. Perigone klein, 3 — 5 mm, meist etwa 4 mm lang. Griffel die Staub-
blätter überragend. — Verbreitet. — 4. montenegrinum [Beck et Szysz., Plant. Crnag. in Rozpr.
Krak. Akad., XIX (1888), S.-A., 47, als Varietät]. Blätter glatt. Perigone klein, 2 — 3 mm lang,
anfangs schwach rötlichviolett, dann weiß. Staubfäden 2 — 3 mal länger, den Griffel überragend.
Deckblätter der Dolde am Grunde breithäutig. — Bosnien: Bei Sarajevo? (B.). — Herzegowina:
Im Felskessel von Grabovica (*B.).
15. Allium flavum [L., Spec. pl., 298 (1753)]. — Auf sonnigen, steinigen Stellen, Felsen.
Bosnien: Bei Kloster Rmanj nächst Petrovac (F.), auf der Hrbljina (Pr.), auf dem Matorac
in der Vranica Pl. (R. !), bei Rogatiea (F.l), im Drinatale ober Visegrad (*B.), bei Suha im Sut-
jeskatale (Pr.), Vrto glavica, Kozluk, Prosjek bei Zvornik (J.). — Herzegowina: (* AK.), im Idbar-
tale an der Prenj Pl. (B.), auf der Glogovo Pl. (V.), um Mostar ! ! (Raap-Callier, Pl. Here.,
Nr. 155!), im Nevesinjsko polje bei Kiffno selo und Pustoljane (Mu.), am Veleä bei Nevesinje (V.),
bei Stolac (B.), im Gacko polje (Mu.), auf dem Gliva bei Trebinje, um Öesali nächst Visoka glavica,
bei Milanov odsjek, Bogovic selo (V.), Grab (Br.), am Orjen, Svitavac auf der Vlastica, bei Drieno,
auf der Borova glava (V.). — Sandzak Novipazar: Im Limtale zwischen Bistrica und Banja (*B.).
— Juni, August.
Forma minus [Boiss., Fl. Orient., V, 255 (1884)].
Herzegowina: Auf der VeleS Pl. (*B.).
16. Allium pulchellum [Don, Mon. All. in Mem. Wern. Soc., VI (1827), 46], — Auf
steinigen Stellen, Felsen.
Bosnien: Um Banjaluka bei Vrbanja und im Surtojliatale bei Gorni Seher (*C.), zwischen
Brod und Mjesaja an der Cehotina (A.), im Miljackatale, am Trebevic (M.), auf der Treskavica
(F.), auf der Pales Pl. bei Gorazda (B.), bei Kupres (R.). — Herzegowina: (*AK.), im Talkessel
von Grabovica (B.), auf der Glogovo Pl. (V.), am Pod VeleZ bei Mostar (Fo.), bei Nevesinje (V.),
zwischen Milanov odsjek und Radkusa jama, am C'esali bei Visoka glavica, bei Trebesinje han (V.).
— Juli, August.
Ist nicht nur durch die zwiebellosen Dolden, sondern auch durch die am Rande lturz-
wimperigen Blätter von A. carinatum unterscheidbar.
Forma gracilis [Posp., Fl. Öst. Küstenl., I (1897), 242],
Bosnien: Auf der Osjecenica (F., * M.).
17. Allium paniculatum [L., Spec. pl., ed. II, 428 (1762). — Allium fuscum W. K.,
Ic. descr. pl. rar. Hung., III, 267, Tab. 241 (1812)]. — Auf steinigen Stellen.
Herzegowina: Bei Umoljane (Landauer!), gegen Mostarsko blato (Sag.). — Juli, August.
ß. pallens [L., Spec. pl., ed. II, 427 (1762), als Art; nach A. Kerner in ÖBZ. (1878),
155 zu A. oleraceum gehörig],
Herzegowina: (*AK.), wo?
18. Allium tenuiflorum [Ten., Prodr. fl. Nap., I, 22 (1811); Fl. Nap., I, 165, Tab. 30;
Kern, in ÖBZ. (1878), 153, 155],
Herzegowina: Im PaZiwrMs-Gestrüppe bei Mostar (*Mu., Raap-Callier, Pl. Here., Nr. 156!)
•und am orthodoxen Friedhofe daselbst (Jetter!). - — Juni, Juli.
Durch die spitzen, hell rosenfarbigen Perigone mit eingeschlossenen Staubblättern und die
zwiebellose, vielblütige Dolde leicht kenntlich.
19. Allium saxatile [M. B., Beschr. der Länder am Casp. Meere, 167 (1800); Fl. Taur.
Cauc., I, 264 (1808); Kern., Fl. exs. Austro-Hung., Nr. 269]. — An steinigen Stellen,
auf Felsen.
Bosnien: Um Pavlovic bei Lukavica (Zock)?; auf der Preslica (V.), bei Suha, im Sutjeska-
tale (B.), auf dem Troglav bei Livno (B.). — Herzegowina: Auf der Prislab- und Porim Pl. (V.),
um Mostar (Str.), Nevesinje, auf dem Velez!! (V.), auf der Crvanj- und Bjelasica Pl. (Mu.), in der
Bjela gora am Gubar, bei der Caricahöhle zwischen Milanov odsjek und Bogovic selo, am Stirovnik
und Svitavac bei Konjsko (V.!). — Juli, August.
Beck v. Mannagetta. Flora von Bosnien, der Herzegowina und des Sandzaks Novipazar.
487
5. Sectio: Molium.
[G. Don, 1. c.; Schult., Syst., VH, 1090 (1830).]
20. Allium ursinum [L., Spec. pl., 300 (1753)]. — In feuchten Wiesen, Wäldern, an
Bächen bis in die Voralpen.
Bosnien: (*AK.), auf der Sila bei Kljuc, auf der Osjecenical! (F.), bei Banjaluka (H.), am
Vlasie, in der Kruscica (Fr. Br.), in der Vranica PL, bei Fojnica (B.), um Yares (Pr.), um Sarajevo
(H.), im 2eljeznicatale, auf der Zelen gora und am Javorak (Pr.), auf der Hranisava-, Bjelalnica-
(Bl.) und Treskavica ! ! PL, bei Pazaric (BL), auf der Romanja Pl. (B.), auf der Bjela Ljeska bei
Ledici (B.), auf der Suljaga (Pr.), um Bugojno, Kupres (F.), auf der Sator- und Kamesnica PL (Pr.).
• — Herzegowina: Ober Ivan karaula (Landauer), auf der Lisin PL (V.), im Tulilatale der Viso-
cica (B.), auf der Crvanj PL (A.). — Mai bis Juli.
21. Allium subhirsutum [L., Spec. pl., 295 (1753)]. — An steinigen Stellen der medi-
terranen Flora.
Herzegowina: In der Sutorina (*B.). — Mai, Juni.
22. Allium roseum [L., Spec. pl., 296 (1753)]. — Unter Buschwerk, an Hecken, in
Wein- und Olivengärten der mediterranen Flora.
Herzegowina: Bei Mostar (F.), Domanovic, Stolac, Avtovac (F.), Trebinje, Podgliva, Prid-
vorce (* P.), in der Sutorina (R.). — April, Mai.
ß. ambiguum [Sibth. et Sm., Fl. Graec., IV, Tab. 327 (1823), als Art. — A. Tenorii
Spreng., Syst., II, 35 (1825)].
Herzegowina: Am rechten Narentaufer bei Mostar (*Str.).
Allium cepa [L., Spec. pl., 300 (1753)], Sommerzwiebel, „Ivapula“, — A. fistu-
losum [L., 1. c., 301], Winterzwiebel, „luk“, — A. ascalonicum [L., 1. c., ed.
II, 429 (1762)] werden kultiviert.
4. Tribus: Lilioideae.
[Engl, in NPflF., II 5, 19.]
9. Lilium.
[L., Gen., ed. VI, 163, Nr. 410; Engl, in NPflF., II 5, 60.]
Lilium candidum [L., Spec. pl., 302 (1753)] wird häufig in Gärten kultiviert.
1. Lilium bulbiferum [L., Spec. pl., 302 (1753)]. — In Wiesen, an Waldrändern.
Bosnien: (* AK.), wo?
2. Lilium martagon [L., Spec. pl., 303 (1753)].
a. Linneanum [G. Beck, Formen des Türkenbundes in Wiener 111. Gartenz. (1893),
410]. — Perigon heller oder dunkler purpurn bis rosenfarbig, dabei innen ver-
schieden dunkler fleckig und punktiert. Flecken öfters heller umsäumt. Rücken
der Perigonblätter öfters grün. Stengel purpurn oder grün mit Purpurflecken und
Purpurstrichen. — In lichten Wäldern, unter Buschwerk, auf Wiesen bis ins Hoch-
gebirge.
Bosnien: Bei Bihac (B.), auf der Grmec PL (Boll.), bei Banjaluka (H.), um Jajce (B.), D.
Tuzla (B.), zwischen Poljane und Borovica (*S., Exs. Nr. 132), auf der Vilenica (Fr. Br.), um Travnik
(Br.), bei Gorjevai, Smoljana, Janjila, Dabravine, Vares (Fo.), am Inac bei Kresevo (BL); häufig
in Südbosnien, so auf dem Igman (Br.), der Preslica (V.), um Sarajevo!! (F.), auf dem Trebevic! !
(Zoch), im 2elje2nicatale (Pr.), auf der Bjelasnica-, Treskavica- und Vitez PL (B.), im Sutjeska-
tale, bei Previla (Pr.), auf der Orlovica bei Cajnica (&ivotsky!), auf der Kamesnica-, Sator- und
Vjestica PL (Pr.). — Herzegowina: Bei Konjica, in der Prenj Pl. (B.), bei Rujilte (V.), auf der
Muharnica (F. !), auf der Vele2 PL (B.), um Nevesinje (V.). — Juni bis August.
488
II. Naturwissenschaft.
Forma hirsutum [Mill., Gard. dict., ed. VIII, Nr. 10 (1768)]. — Stengel und die
Unterseite der Blätter mehr minder flaumig bis behaart.
Bosnien: Auf dem Trebevic bei Sarajevo (*B.). — Herzegowina : Auf der Vele2 PI. (*B.).
ß. sanguineo-purpureum [G. Beck, Fl. Südbosn. in ANH., V (1890), 569; Beck,
Formen des Türkenbundes, 1. c., 411. — L. dalmaticum in Fl. des serres, XX
(1874), 121, Tab. 2127, nicht Maly]. — Perigone blutrot, purpurn getüpfelt und
gefleckt. Stengel etwas kurzhaarig. Blütenstiele abstehend.
Herzegowina: Auf der Vele2 PI. (*B.).
y. Cataniae [Vis., Fl. Dalm., Suppl. I, 32, Tab. III (1872), als Art und in Diar. 1’ amic.
dei Campi (Trieste, 1865), 113 — 115; Beck, Formen des Türkenbundes, 1. c., 411.
— L. dalmaticum Vis., Herb.!; Fr. Maly, Exsicc. !]. — Perigone dunkel blutrot-
purpurn, ohne Flecke, Punkte und Erhabenheiten. Stengel etwas behaart, Blüten-
stiele abstehend.
Bosnien: Bei Suica (*Fr. Br.), Livno (Br.), am Troglav bei Gubin (Pr.). — Herzegowina:
Unter Buschwerk der Voralpe Ljubinja bei Konjica (Degen in litt.); auf der Cvrsnica (V.), Velez
PI. (Mu.), bei Bojiste (Sag.), am Glivaberge bei Trebinje (* P.), auf dem Oijen ! (Cattani u. a.).
3. Lilium carniolicum [Bernh. in Mert. u. Koch, Deutschi. Fl., II, 536 (1826) und
Koch, Syn. Fl. Germ., 708 (1837); Kunth, Enurn., IV, 260].
a. typicum [ L . carniolicum Bernh., 1. c.; Reich., Icon. fl. Germ., X, 9, Fig. 990.
— L. chalcedonicum Jacqu., Fl. Austr., V, 37, Tab. 20, nicht L.]. — Zwdebel-
sehuppen weiß(?). Blätter länglich-lanzettlich, aus der Mitte zugespitzt, die oberen
schmäler, am Rande dicht, an den Nerven unterseits mehr minder papillös-wimperig.
Stengel ein- bis mehrblütig. Perigone hell zinnober- bis feuerrot, innerseits gegen
den Grund mit purpurschwarzen Punkten, Warzen und Erhöhungen versehen.
Pollen zinnoberrot. Griffel gelblichgrün. Narbenpapillen schwärzlich. Kapsel 3 cm,
Samen 6 mm lang. Blüten stark unangenehm riechend. — In Wiesen der Vor-
alpen, auf Hochgebirgstriften.
Bosnien: (*Boissier), auf der Dinara (Br.), auf dem Troglav (B.) ; beide Standorte fraglich,
weil die Exemplare unvollkommen. Auf der Treskavica? (Mu.), Osjecenica und Klekovaca (F.),
auf dem Maglic (Pr.); in den kroatischen Gebirgen häufig!!.
ß. Jankae [A. Kerner in ÖBZ. (1877), 402 und Fl. exs. Austro-Hung., Nr. 680, als
Art. — L. pyrenaicum Baumg., En. stirp. Transsylv., I, 301 (1816), nicht Gouan;
cfr. Janka in ÖBZ. (1868), 274. — L. albanicum Heuff., Enum. pl. Ban., 209 (1858);
Neilr., Diagn., 123, nicht Gris.]. — Zwiebelschuppen gelblich. Blätter länglich-
lanzettlich, die oberen schmäler, aus dem unteren Drittel länger zugespitzt, am
Rande und unterseits mit 5 — 9 Nerven, dicht papillös-wimperig. Stengel ein- bis
mehrblütig. Perigone gelb, innerseits gegen den Grund von schwarzen Punkten
und Strichelchen gesprenkelt. Antlieren mennigrot. — In Voralpenwiesen bis ins
Hochgebirge.
Bosnien: Auf dem Vlasic, in der Vranica Pl., auf dem Inac, Trebevic (*B.), auf der Treska-
vica! ! (Mu. als L. carniolicum).
Möglicherweise sind die bosnischen Exemplare nur stärker behaarte Formen des L. bosniacum,
da sie weiße Zwiebelschuppen besitzen.
y. bosniacum [G. Beck, Fl. Südbosn. in AblH., H (1887), 47. — L. bosniacum
Beck in sched.]. — Zwiebelschuppen weiß. Blätter länglich-lanzettlich, oben
schmäler, länger zugespitzt, aus dem unteren Drittel zugespitzt, bloß am Rande
papillös-wimperig; alle anderen Nerven sind unterseits völlig kahl oder nur die
drei stärkeren etwas wimperig. Stengel 1 -- — 8 blütig. Perigone heller oder dunkler
Beck v. Mannagetta. Flora von Bosnien, der Herzegowina und des Sandzaks Novipazar. 489
schwefelgelb, innerseits gegen den Grund durch purpurfarbige bis schwarze Striche
und Flecke, welche auf Erhabenheiten stehen, dunkel gefärbt. Antheren goldgelb;
Pollen orange- oder mennigrot. Griffel gelbgrün; Narbenpapillen violett. Kapsel
3 — 3‘5 mm, Samen 7 — 8 mm lang. Blüten stark unangenehm riechend. — In Vor-
alpenwiesen, insbesondere im Hochgebirge (bis 1800 m).
Bosnien: Auf dem Vlasic! ! (* S. als L. pyrenaicum und L. carniolicum, „Flora“ [1849], 761),
auf der Yranica PI. (B.), auf dem Inac! und Ozren!! (Bl. als L. pyrenaicum), auf allen Gebirgen
Südbosniens, so auf der Trebevic-, Bjelasnica-, Igman-, Treskavica- (*B.) und lvlek PL, Gola Jaho-
rina (F.), Hojta, Bjela Ljeska (B.), Hodza bei Pale (F.), um Sarajevo (B.), bei Truovo (F.), auf
dem Maglic, Bregoc (Pr.) u. a. O. ; auf dem Cincar (B.), auf der Suljaga, Plasenica, Kamesnica (Pr.
unter ß. ?). — Herzegowina: Im Rakitnicatale bei Umoljane (B.), auf der Prenj PL!! (D.), Mu-
harnica (F.), auf dem Veleä (B., Raap-Callier, PL Here., Nr. 243, als L. carniolicum !), in der
Bjela gora (Hawelka!). - — Juni bis August.
Forma stenophyllum [G. Beck, Fl. Bosn. in Glasn., XV (1903), 206]. — Alle Blätter
schmal lineal-lanzettlich, die obersten 2 — o mm breit, dreinervig, vom Grunde an
verschmälert, die breitesten unteren kaum 1 cm breit.
Bosnien: Unter der breitblätterigen Form auf der Vranica- und Treskavica Pl. (*B.). —
Herzegowina: Auf der Velez- (*B.) und Baba Pl. (Hawelka!).
Ist durch Übergangsformen mit ß. verbunden, denn es kommen bei einzelnen Formen auch
auf mehr als auf drei Nerven der Unterseite Papillenhaare vor.
Die drei Rassen des L. carniolicum, welche durch die angegebenen Merkmale geschieden
werden können, sind auch geographisch von einander gesondert. L. carniolicum typicum bewohnt
die Karstgebirge Krains, Istriens und Südkroatiens bis zur Pljesevica und zum Velebit. Das Vor-
kommen desselben auf der Dinarakette bedarf erst der Bestätigung. Hingegen ist das östliche
L. Janlcae vom Bihariagebirge über das Banat und Serbien bis nach Bulgarien verbreitet. Zwischen
beiden schiebt sich L. bosniacum ein, welches vom Vlasic durch Bosnien und die Herzegowina bis
an die montenegrinischen Gebirge reicht. Stärker behaarte Formen desselben bilden daselbst einen
Übergang zu L. Janlcae. Im Süden, wahrscheinlich schon in den Grenzgebirgen Montenegros gegen
Albanien und dann in Albanien schließt sich L. albanicum [Gris., Spie. fl. Rum., II, 385] an, eine
von L. carniolicum und dessen Rassen durch den einblütigen Stengel, durch kleinere Blüten, gelbe,
ungefleckte Perigonblätter, gelbe Antheren und nur am Rande körnig rauhe Blätter gut unterscheid-
bare Art. Daß L. albanicum in Bosnien (* AK., am Kajabasa bei Travnik [Fr. Br.]) und in der
Herzegowina (Boissier) vorkäme, halte ich für irrig und dürfte auf einer Verwechslung mit L.
Janlcae oder L. bosniacum beruhen.
Die Rassen des L. carniolicum wurden auch mit L. pyrenaicum [Gouan, 111. , 25 (1773); DC.,
FL frainj., III, 203; Gren. et Godr., FL fran<?., III, 181; Reich., Icon. fl. Germ., X, Fig. 992] und
D. cluilcedonicum [L., Spec. pl., 302; Reich., Icon. fl. Germ., X, Fig. 993; Bot. Mag., Tab. 30] viel-
fach verwechselt. Erstere, eine westeuropäische Pflanze, hat allmählich sich verkleinernde, schmal-
lanzettliche, oben fast lineale, nur am Rande fein flaumig gewimperte, mit drei stärkeren Nerven
versehene Blätter, lebhaft gelbe, innerseits gegen den Grund schwarz punktierte Perigonblätter
und mit zwei Stützblättern versehene Blütenstiele. Letztere, im Orient und Griechenland vor-
kommend, besitzt hingegen lineal-lanzettliche, von der Mitte des Stengels plötzlich verkleinerte,
oben lineale Blätter, die am Rande und an den Nerven der Unterseite dicht papillös wimperig
sind, geruchlose Blüten, gesättigt pomeranzenfarbige, innerseits gegen den Grund mit kleinen blut-
roten Erhöhungen versehene Perigonblätter und gelbe Zwiebelschuppen. Verg-1. über die Unter-
scheidung dieser Arten auch Janka in ÖBZ., (1868), 274 und A. Kerner in ÖBZ. (1877), 403.
10. Fritillaria.
[L., Gen., ed. VI, 164, Nr. 411; Engl, in NPflF., II 5, 62.]
1. Fritillaria meleagris [L., Spec.pl., 304 (1753)]. — In feuchten Wiesen, Auen.
Bosnien: (*Boue), bei Bosniscli-Gradiska (R.). — Herzegowina: (* AK.), wo? — April.
2. Fritillaria tenella [M. B.; Fl. Taur.-Cauc., I, 269 (1808). — F. montana Hoppe in
„Flora“, XV (1832), II, 476]. — Zwiebel tveiß. Untere Blätter schmal länglich,
490
II. Naturwissenschaft.
öfters gegenständig, die oberen abwechselnd, allmählich schmäler und lang zu-
gespitzt, die blütenständigen gewöhnlich gepaart oder genähert. Stengel 1 — 2blütig.
Perigone glockig, 2‘5 — 3 cm lang. Perigonblätter oval, abgerundet, die äußeren
etwas schmäler, gelblichgrün und gleichmäßig auch am Rücken braunrot bis purpurn
würfelscheckig, außen ohne Buckel, etwas bereift. Nectarium verwischt. Kapsel
rasch in einen kurzen Stiel zusammengezogen, vorn abgestumpft, in den Furchen
bereift, 2 — 3 cm lang. — Auf steinigen, grasigen Stellen.
Bosnien: Ober Ovcarevo am Vlasic (* F r. Br.), auf der Treskavica (B., in Frucht daher?),
im Trebisevo polje (R., in Frucht). — Herzegowina: Auf dem Vele2 (F.), am Porim und bei Ru-
jiste (V.), um Gacko (Riedel nach Mu.), bei Necvijec'e (*P., doch fraglich). — April, Mai.
Forma micrantha [Gl. Beck, Fl. Bosn. (1901) in Glasn., XV (1903), 207]. — Perigon-
blätter kaum 2 cm lang, schwach zugeschweift bespitzt. Sonst wie der Typus.
Bosnien: In Alpentriften des Vlasic bei 1600 — 1700m (*B.).
3. Fritillaria messanensis [Raf., Precis des decouv., 44 (nach Pari., Fl. ital., II,
413 — 414) und in Desv., Journ. bot., IV (1814), 272]. — Zwiebel weiß. Untere
Blätter schmal länglich, hin und wieder gegenständig, obere allmählich schmäler,
länger zugespitzt, endlich lineal, alle dicklich, etwas bereift. Stengel einblütig,
Perigone glockig. Perigonblätter außen gegen den Grund grün gebuckelt und
innen mit einer Nektargrube versehen, die äußeren oval, die inneren breiter, mehr
verkehrt eirund, vorn Stumpfheit abgerundet und mit einer Stumpfheiten, etwas
flaumigen Spitze versehen, alle braunrot bis purpurn, mehr minder würfelscheckig
und am Rücken mit breitem, gelbgrünem, innerseits gummiguttgelbem Streifen
versehen. Kapsel verkehrt keulig, in den Furchen bereift, 2"5 — 3‘5 cm lang.
cc. typica [F. messanensis Raf., 1. c.; Pari., 1. c.; Reich., Icon. fl. Germ., X, Fig. 982,
sec. Pari. — Lilium gracile Ebel, Mont., II, 8, Tab. I, Fig. 1 (1844) = Fritillaria
montana var . gracilis Gris., Spie. fl. Rum., II, 517], — Die unter der 3 5 — 4 cm
langen Blüte stehenden obersten Blätter gepaart oder zu dreien.
Sizilien, aber nach Pariatore, welcher die nach einem istrischen Exemplare angefertigte
Figur Reichenbachs zitiert, auch in Istrien, Montenegro.
ß. neglecta [Pari., 1. c., 415, als Art, erweitert], — Unter der Blüte nur ein Blatt.
Blüten 22 — 3 cm lang.
Zeigt folgende Formen: 1. illyrica [G. Beck, Fl. Bosn. (1901) in Glasn., XV (1903), 207].
Perigonblätter neben dem grünen oder gelbgrünen Mittelstreifen braunrot oder purpurn und mehr
minder würfelscheckig. Ist die normal gefärbte Form. Auf steinigen, grasigen, buschigen Stellen
bis ins Hochgebirge. — Bosnien: (*AK.), wo? — Herzegowina: Auf der Prenj- (B. als F.pyre-
naica) und Velez PL (B.), auf dem Stolac bei Mostar (Raap-Callier, PI. Here., Nr. 154, als F.
tenella ), auf der Muharnica (F. !, als F. pyrenaica ), dem Gliva, Draca (*P. !), Leotar bei Trebinje
(B.), auf der Jastrebica in der Bjela gora! (*P.), auf dem Orjen (Vesely!). — Mai, Juni, je nach
der Höhenlage. — 2. neglecta [Park, 1. c., als Art; Reich., Icon. fl. Germ., X, Fig. 981]. Perigone
bleichgrün oder grün, blaß, am Rande etwas braunrot gefärbt oder zu beiden Seiten mit braun-
roten Nerven durchzogen, nicht würfelscheckig. Nur selten unter der normal gefärbten Form. —
— Bosnien: Am Troglav bei Livno (Apfelbeck nach *M.). — Herzegowina: (*AK.), auf dem
Velez (B.), auf der Övrsnica (Br.), Bjelasica bei Trebinje (R.).
Fritillaria pyrenaica [L., Spec. pl., 304 (1753)] wurde nur irrtümlich für die Herze-
gowina angegeben.
11. Tulipa.
[L., Gen. pl., ed. VI, 105, Nr, 415; Engl, in NPflF., II 5, 62.]
1. Tulipa silvestris [L., Spec. pl., 305 (1753)]. — Ziviebel braunschuppig. Blätter
3 — 4, länglich-lanzettlicli, die unteren bis 20mm breit, die oberen schmäler
Beck v. Mannagetta. Flora von Bosnien, der Herzegowina und des SandZaks Novipazar. 491
lineal, alle seegrün. Blüten wohlriechend, 4 — 5 cm lang. Perigone zitronengelb,
außen hin und wieder grünlich, gegen den Grund am Rande mehr minder behaart;
die Spitzen flaumig; die äußeren länglich-lanzettlich, die inneren elliptisch, doppelt
breiter (15 — 20 mm breit), gegen den Grund verschmälert, alle geschweift zu-
gespitzt. Staubblätter gelb, die Fäden etwas ober dem Grunde und gegen
den Grund bärtig. Fruchtknoten und Kapsel nur gegen den Griffel
verschmälert.
An steinigen Stellen, in Grasgärten unter Buschwerk.
Bosnien: In der Krajila (*Boue), um Sarajevo (F.!), zwischen Sinj und Livno (Marche-
setti). — Herzegowina: In Weingärten bei Matulic nächst Treb inj e (*Baenitz!), auf der Bjela-
sica (K. nach M., ob nicht T. Grisebachiana ?). — April, Mai.
2. Tulipa Grisebachiana [Pantocz. in ÖBZ. (1873), 265 und Adnot. in Verh. Ver. f.
Naturk. Preßb. (1874), 23. — T. silvestris var. Grisebachiana Asch. u. Ivan., Catal.,
17 (1877)]. — Zwiebel braunschuppig. Stengel einblütig, mit 3 — 4 von einander
entfernten Blättern versehen. Blätter lineal-lanzettlich, beidendig verschmälert, die
unteren höchstens 11 mm breit, die oberen schmal lineal, alle seegrün, etwas
rinnig. Blüten sehr wohlriechend, 28— 32 mm lang. Perigone prächtig dunkel
zitronengelb, außen am Grunde oft etwas purpurfarbig. Die äußeren Perigon-
blätter länglich-lanzettlich, am Rande des Grundes etwas behaart oder fast kahl;
die inneren breit elliptisch, mehr als doppelt breiter (10 — 15 mm breit), von der
Mitte aus beidendig zugeschweift verschmälert, an der Spitze etwas flaumig, gegen
den Grund bärtig. Staubblätter gelb, die Fäden ober dem Grunde (oft nur
schwach) bärtig, gegen den Grund kahl. Fruchtknoten kahl (nicht drüsen-
haarig, wie P. angibt) und wie die Kapsel beidendig verschmälert. — Auf
steinigen Stellen der Hochgebirge.
Herzegowina: Auf dem VeleZ bis 1700 m (B.), auf der Baba PI. (Hawelka!), auf dem Gliva
(*P.) und Leotar bei Trebinje (B.). — Mai, Juni.
Visiani (Suppl. II 1, 57) hält T. Grisebachiana für identisch mit T. sylvestris. Die hervor-
gehobenen Merkmale sowie das Vorkommen derselben auf verschiedenen Hochgebirgen der Herze-
gowina rechtfertigen deren Artenrecht.
3. Tulipa australis [Link in Schrad., Journ., II (1799), XXIII, 317. — T. Celsiana
DC. in Redoute, Liliac., I (1802), Tab. 38], — In Wiesen, an grasigen Abhängen
vornehmlich des mediterranen Florengebietes.
Bosnien: Auf der Bjelasnica (R. nach *M.). — Herzegowina: Am Stolac bei Mostar
(*Raap-Callier, PI. Here., Nr. 153!). - — Mai.
12. Erythronium.
[L., Gen., ed. VI, 165, Nr. 414; Engl, in NPflF., II 5, 63.]
1. Erythronium dens canis [L., Spec. pl., 305 a (1753)]. — An buschigen Stellen,
in lichten Wäldern, auf Grasplätzen bis ins Hochgebirge.
Bosnien: Um Bihae (Boll.), zwischen Gradacac und Srebrenik (*S., Exs. Nr. 130], um Trav-
nik, ober Mosor (Fr. Br.!), bei Banjaluka (H.), Lasva (Horäk nach V.), Visoko (Fo.), auf der
Vranica Pl. (F.), um Sarajevo!! (Zoch), so auf dem Trebevic, bei Dvor nächst Reljevo, Vucia
luka (F. !), bei Trnovo (F.), auf der Treskavica (B.), bei Kalinovik, Foca (F.), auf der Preslica (F.),
auf dem Maglic (Pr.), bei Kladanj (F.), auf der Suljaga, bei Prusac (*S.). — Herzegowina: Auf
der Borke- und Plaäa Pl. (F.), bei Bilek (Henscli, fide V.), auf der Jastrebica, in der Bjela gora
(*P.). — April, Mai.
Auch mit weißen Blumen und gelblichweißen Antlieren vorkommend = nivewnr [K. Maly
in Verh. ZBG. (1904), 181], so in Bosnien am Trebevic bei Sarajevo (*M.).
492
II. Naturwissenschaft.
13. Scilla.
[L., Gen., ed. VI, 466, Nr. 419 (z. T.); Engl, in NPflF., II 5, 66.]
1. Scilla autumnalis [L., Spec. pl., 309 (1753)]. — Auf grasigen und steinigen Stellen,
Brachfeldern.
Bosnien: (*Boue), wo? — Herzegowina: Am Zimje polje zwischen RujiSte und Lipeta
karaula (V.), um Mostar (F.), am Pod Vele2 und Hum (Fo.), bei Blagaj, Buna (F.), zwischen Blagaj
und Nevesinje (Fo.), um Nevesinje, Bratac (*B1.), bei PluäSine (V.), um Domanovic und Bilek
(Hensch, fide V.), Trebesinje han, Bukovica brda bei Ljubovici (V.), bei Vrbanje, Neum kula (V.).
— August bis Oktober.
2. Scilla pratensis [W. K., Descr. pl. rar. Hung., II, 207, Tab. 189 (1805). — Sc.
amethystina Vis. in „Flora“, XII (1829), Erg.-Bl. 11; Vis., Fl. Dahn., I, 143], —
In feuchten Wiesen, aber auch auf steinigen Stellen und Felsen der Voralpen.
Bosnien: In der Krajna (*Boue); um Sarajevo: Bei Kupina, Biakovo (B., Exs. Nr. 38), im
Kosevotale (M.); bei Ilidze (Bl.), Suica (Fr. Br.), Livno, Bastasi (F.). — Herzegowina: Bei Borke
(Bl.), Mostar (Pi.!), Radobolje (Raap-Callier, Pl. Here., Nr. 158!), Domanovic, Stolac (F.!). Um
Trebinje: Auf dem Gliva (*P.), Leotar (B.), Golo brdo (Baenitz!), auf der Prasa, Vuci zub (Haw. !),
Jastrebica in der Bjela gora (*P.), bei Bilek (Hensch, fide V.), auf der Bjelasica (R. nach M.). —
Mai, Juni.
3. Scilla bifolia [L., Spec. pl., 309 (1753)]. — Unter Buschwerk, in lichten Wäldern,
bis an die Schneegruben der Hochgebirge.
Bosnien : Zwischen Han Mravih und Foca (S.), bei Banjaluka (H.), im Usoratale bei Doboj
(*S.), um Travnik und auf dem Vlasic! (*S., Exs. Nr. 136), bei Lasva (Horak nach V.), auf der
Vranica Pl.! (F.), bei Visoko (Fo.), um Sarajevo! (H.), auf dem Trebevic (B.), in der Hochalpen-
region der siidbosnischen Gebirge, so auf der Hranisava-, BjelaSnica-, Treskavica- und Vratlo Pl.
(B.), bei Vakuf Donja, Prusac (S., auch als Sc. avioena), auf der Stozer- (F.), Suljaga-, Malovan-,
Troglav- und Sator Pl. (Pr.). — Herzegowina: (*AK.), auf der Prenj Pl. (B.), bei Mostar (Pi.),
im Surna bei Trebinje (E. Weiß). — Mai, Juni.
Forma nivalis [Boiss., Diagn. pl. Orient., Ser. 1, Nr. V, 63 (1844); Baker in Journ. of Linn.
Soc., XHI, 239 (1873), als Art], An Schneefeldern. — Auf den genannten Gebirgen Südbosniens
und der Herzegowina (*B.). — Forma bvueteata [Tomasch, in Abh. ZBG. (1868), 354; Hai. u.
Braun, Nachtr., 54 (1882)]. — Bosnien: Auf dem Vlasic (*F. !).
14. Ornithogalum.
[L., Gen., ed. VI, 166, Nr. 418 (z. T.); Salisb. in König, Ann. of Bot., II, 555; Engl, in NPflF., II 5, 67.]
1. Sectio: Heliocharmos.
[Baker in Journ. of Linn. Soc., XIH, 258.]
1. Ornithogalum comosum [L., Amoen., IV, 312 (1759). — 0. saxatile Vis. in Bot.
Zeit. (1829), Erg.-Bl., 10 = 0. garganicum Ten., Mein, sopra tre nuov. sp. in Atti
dell’Acad. sc. Nap., III, 107; Fl. Nap., HI, 371, nach Vis., Fl. Dalm., I, 146,
Tab. IV, Fig. 1]. — Auf steinigen und grasigen Stellen.
Bosnien: Im Brezawalde bei Busovaca (Bl., sehr unwahrscheinlich, da die Pflanze in Gräben
und an feuchten Stellen angegeben wird). — Herzegowina: (*AK.), um Mostar (Pi.!), am Pod
Velez (B.), südlich von Mostar (Str.), bei Posusje, Vitina (F.). — Mai, Juni.
Forma hereegovinum [G. Beck, Fl. Bosn. (1901) in Glasn., XV (1903), 209]. —
Kräftig, bis 36 cm hoch. Traube locker- und vielblütig. Blütenstiele aufrecht ab-
stehend, schon die blühenden 2 — 21/^ mal, die kapseltragenden bis dreimal länger
als die Brakteen und 6 — 8 cm lang. Bei der normalen Form sind die Blütenstiele
kaum länger bis kürzer als die Brakteen und selbst zur Fruchtzeit nur 1 — 3 cm lang.
Herzegowina: Bei Mostar (Pi.!). — Mai.
Beck v. Maunagetta. Flora von Bosnien, der Herzegowina und des Sandzaks Novipazar.
493
2. Ornithogalum montanum [Cyr. in Ten., Fl. Nap., I, 176, Tab. 33; Pari., Fl. Ital.,
n, 445].
Herzegowina: Bei Mostar (*Pi. !). — Mai.
Die Pflanze liegt mir nur im Fruchtstadium vor, kann aber ob der breit lanzettliclien, gleich-
mäßig grünen, am Bande glatten Blätter, welche die reichblütige Doldentraube weit überragen,
nur zu O. montanum gehören.
3. Ornithogalum tenuifolium [Guss., Fl. Sic. Prodr., I, 413 (1827). — 0. collinum
Freyn in Abh. ZBG., (1877), 441. — Vgl. Celak. in ÖBZ. (1872), 283],
u. typicum [Beck, Fl. Niederöst., 172 (1890). — 0. tenuifolium Guss., 1. c. ; Reich.,
Icon. fl. Germ., X, Fig. 1020; Pari., Fl. Ital., II, 442. — 0. ruthenicum Bouche
in Kunth, Enum., IV, 363 (1843). — 0. Gussonii Ten., Fl. Nap., III, 371]. —
Zwiebel eiförmig, nach oben verschmälert, ohne Brutzwiebelehen. Blätter rinnig,
schmal lineal, 1 — 3 mm breit, ohne weißen Mittelstreifen oder mit einem schmalen,
oft undeutlichen Streifen versehen, meist etwas seegrün. Doldentraube meist sechs-
bis vielblütig. Blüten- und Fruchtstiele aufrecht abstehend. Perigon 13 — 25 mm
lang; äußere Blätter länglich, stumpflich, mit breitem grünen Mittelstreifen, innere
schmäler, mehr spitz, mit schmalem grünen Streifen. Kapsel verkehrt eiförmig, am
Scheitel stark vertieft, mit bogigen Kanten, von denen je zwei mehr genähert sind.
Auf steinigen, trockenen Stellen, in Bergwiesen und Heiden.
Herzegowina: Bei Mostar (Pi.), auf der Baba PI. (Haw. !), auf dem Leotar bei Trebinje
(B.); an den beiden letzten Orten in reichiblütigen Exemplaren. — Mai, Juni.
ß. Kochii [Pari., 1. c., 440, als Art. — 0. collinum Koch, Syn. fl. Germ., ed. II, 821
(ob Guss., Fl. Sic. Prodr., 1,412?). Vgl. Freyn in „Flora“ (1885), 96—97], —
Zwiebel fast kugelig. Blätter wie bei a, doch meist mit weißem Mittelstreifen
versehen (manchmal gewimpert?). Perigonblätter länglich (niemals schmal länglich),
mit breitem grünen Mittelstreifen, etwa 3 — 5 mm breit, fast stumpflich. Sonst wie a.
— An gleichen Stellen.
Bosnien: Bei Otasovac an der Klekovaca (B.), auf der Krug PI. bei Livno (F.), auf der
Kamesnica (Pr.), bei Suica, Travnik (* Fr. Br., Dörfler, Herb, norm., Nr. 2889), Tarcin (Pr.), auf
dem Igman (F. !), bei Han Bulog nächst Sarajevo (F. !). — Mai, Juni.
y. hosniacum [G. Beck, Fl. Südbosn. in ANH., II (1887), 49]. — Zwiebel eiförmig,
nach oben verschmälert. Blätter schmal lineal, nur 1 — 1-5 mm breit, grasgrün, ohne
weißen Mittelstreifen. Stengel arm-(2 — 7) blütig, niedrig. Perigonblätter 9 — 13 mm
lang, schmal länglich, kaum 2 mm breit. Sonst wie u. — In Alpentriften der Hoch-
gebirge.
Bosnien: Auf der Hranisava, Treskavica, Bjelasnica- und Volujak PL (*B.), am Vel. Todor
(Lakatos!). — Herzegowina: Auf der Prenj PI. bei 1800m (*B., Exs. Nr. 75), bei Umoljane
(Landauer und Sündermann!), auf dem Velez (B.). — Juni bis August.
Eine Form mit breiteren (bis 4 mm breiten), mehr verkehrt eiförmigen Perigonblättern, welche
von Reichenbachs Figur (Icon., X, Fig. 1020) durch die den Stengel überragenden Blätter ab-
weicht, fand ich auf der Vele2 PI. in der Herzegowina.
Zur Rasse des O. hosniacum gehört wohl auch das O. collinum Murbecks [Beitr. in LUA.,
XXVII, 36; nicht Guss., Ind. sem. hört. Bocc., 9 (1825) und Prodr. fl. Sic., I, 412 (1827), welches
gewimperte Blätter besitzt] aus der Alpenregion des Velez.
4. Ornithogalum umbellatum [L., Spec. pl., 307 (1753); Beck, Fl. Niederöst., 172;
Celak. in ÖBZ. (1872), 283. — Var. hortense Neilr., Fl. Niederöst., 158], — Zwiebel
zur Blütezeit von blattlosen oder beblätterten Brutzwiebelchen um-
geben. Blätter lineal, 2 — 4 mm breit, seegrün, in der Mitte weißstreifig. Perigon-
blätter länglich bis verkehrt eirund, meist stumpflich, 15 — 25 mm lang, 4 — 8 mm
494
II. Naturwissenschaft.
breit. Fruchtstiele aufrecht abstehend, oft fast wagrecht. Kapsel keulen-
förmig, an der Spitze abgestutzt, mit sechs geraden, gleichweit von einander ent-
fernten Kanten. - — In Talwiesen, Grasgärten, unter Buschwerk.
Bosnien: Bei Kloster Rmanj bei Petrovac (F. !), zwischen Travnik und Guca gora(*S.), im
Sarajevsko polje (F.). — Herzegowina: Um Mostar (Str.), auf dem Leotar bei Trebinje (*P.; ich sah
daselbst nur reichblütiges 0. tenuifolium, daher fraglich), um Dubovac in der Bjela gora (*P.). - — Mai.
ß. divergens [Boreau, Not., Nr. 3 und Fl. centre Franc., ed. 2, 507; ed. III, II, 625;
Gren. et Godr., Fl. franc., III, 190; Freyn in Abh. ZBG. (1877), 441, als Art].
— Brutzwiebelchen ohne Blätter. Blätter 3 — 5 mm breit, ßlütenstiele nach dem
Verblühen rechtwinkelig abstehend oder etwas zurückgebogen. Sonst wie der
Typus. — Auf Grasplätzen, in Wiesen, Äckern.
Herzegowina: Im Medovtale unter der Jastrebica und auf derselben (*P.). — Mai.
5. Ornithogalum refractum [W. K. in Willd., Enum. hört. Berol., Supph, 18 (1813);
Kit., Addit. in Linnaea, XXXII (1863), 337; Reich., Icon, crit., II, Fig. 265;
Icon. fl. Germ., X, Fig. 1024; Kerner in ÖBZ. (1878), 49; Freyn in Abh. ZBG.
(1877), 442], — Zwiebel eiförmig, mit blattlosen Brutzwiebelchen versehen. Blätter
lineal, mit weißem Mittelstreifen, 2 — 3 mal länger als der oft sehr verkürzte Blüten-
schaft. Alle Blütenstiele fast gleichlang, alsbald nach der Blüte S-förmig gekrümmt,
zuletzt herabgeschlagen, mit aufrechten, verkehrt eiförmigen, kaum ausgerandeten,
übereinander stehenden Kapseln versehen, deren fast geflügelte Kanten sich paar-
weise nähern. Perigonblätter breit elliptisch bis länglich, abgerundet, 15 — 20 mm
lang, etwa 5 — 6 mm breit.
Herzegowina: (*AK., doch mit ? bezeichnet), um Mostar (Pi.!), am Hum (B.). — April, Mai.
6. Ornithogalum excapum [Ten., Fl. Nap., I, 175, Tab. 34 und Tab. 226, Fig. 2;
Pari., Fl. ital., II, 437. Vgl. Freyn in Abh. ZBG. (1877), 442 und Kerner in
OBZ. (1878), 49]. — Zwiebel solid. Blätter mit verschwommenem ■weißem Mittel-
streifen versehen. Obere Blütenstiele zur Fruchtzeit kaum länger als zur Blütezeit,
untere hingegen auffällig verlängert, 4 — 6 mal so lang als die Kapseln, herab-
geschlagen, doch nicht an die Schaftspindel angelehnt. Kapseln ziemlich in gleicher
Höhe stehend, eiförmig-länglich, mit paarweise genäherten, nach oben geflügelten
Kanten. Sonst wie 0. refractum W. K. — Auf trockenen Wiesen, steinigen Stellen.
Herzegowina: (*Boue, als 0. reflexum ?), bei Domanovic, Stolac, Ljubuski (*F.). —
April, Mai.
7. Ornithogalum nanum [Sibth. et Sm., Fl. Graec., IV, 28, Tab. 332].
ß. longipes [Boiss., Fl. Or., V, 220]. — Doldentraube lockerblütig. Die Fruchtstiele
doppelt länger als die Deckschuppen und Blüten. Von O. excapum Ten. durch die
gleichmäßig grünen Blätter und durch die kugelige, stumpfe Kapsel unterschieden.
Herzegowina: Um Stolac (*F.). — April, Mai.
2. Sectio: Beryllis.
[Salisb., Gen. pl. fragm., 33, als Gattung.]
8. Ornithogalum pyrenaicum [L., Spec. pl., 306 (1753), verbessert].
a. typicum [G. Beck, Fl. Niederöst., 171. — O. sphaerocarpum A. Kern, in OBZ.
(1878), 15]. — Perigonblätter weiß mit grünem Mittelstreifen. — Auf Brachen,
Wiesen, in Ackern.
Bosnien: Auf der Gomila bei Krupa (B.), um Bosnisch-Gradiska, Maglaj a. V., Banjaluka
(*H.), bei Janjila, Smoljana (Fo.); häufig in Südbosnien, so bei Tarcin (Mu.), überall um Sarajevo!!
(Zock), bei Trnovo (B.), Pale, auf dem Iginan!! (F. !), bei Kalinovik, in der Dumos Pl. (Pr.), bei
Beck v. Mannagetta. Flora von Bosnien, der Herzegowina und des Sandzaks Novipazar.
495
Rusanovie (F.) u. a. O. ; auf der Suljaga-, Sator-, Kamesniea- und Hrbljina PI. (Pr.). — Herze-
gowina: Um Konjica, auf der Bjelasica in der Prenj PL (B.), bei Trebinje und Vucia in der Bjela
gora (*P.). — Juni, Juli.
ß. üavescens [Lam.; Fl. franc., III, 277 (1778) uncl Illustr. des genres, Tab. 242,
Fig. 2, als Art. — 0. sulphureum Rom. et Schult., Syst., VII, 518 (1829). —
Anthericum sulphureum W. Iv., PI. rar. Hung., I, 98, Tab. 95 (1802)]. — Perigon-
blätter hellgrün bis gelbgrlin, in der Mitte mit grünem Streifen versehen. — An
gleichen Stellen.
Bosnien: In der Krajna (*Boue), bei Petrovac (B.), um Travnik (S., Exs. Nr. 137), bei
Zenica (S.), um Fojnica (Schwarz!), Sarajevo (B.), bei Pale (F.!). — Juni, Juli.
9. Ornithogalum pyramidale [L., Spec. pl., 307 (1753); vgl. Kern, in ÖBZ. (1878), 9
und Beck, Fl. Niederöst., 171. — 0. narbonense Neilr., Fl. Niederöst., 156, nicht L.].
— Auf Brachen, in Feldern und Wiesen.
Herzegowina: Bei Mostar (*Pi. !). — Juni, Juli.
10. Ornithogalum narbonense [L., Amoen. Acad., IV, 312 (1759); Spec. ph, ed. II,
440. — 0. stachyoides Ait., Hort. Kew., I, 441 (1789)]. — In Ackern, auf Brachen,
grasigen Stellen.
Bosnien: Bei Banjaluka (*H.). — Herzegowina: Bei Trebinje (*P.). — Mai, Juni.
Ist von 0. pyramidale L. durch die reichblütige, längliche Traube, die abstehenden, erst
später etwas aufgerichteten Blütenstiele, welche die in eine lange Spitze vorgezogenen Deck-
schuppen kaum überragen, durch die nach der Blütezeit nicht zusammengedrehten Perigonblätter
und längere Griffel zu unterscheiden. Es bleibt jedoch noch unentschieden, ob in der Tat an den
genannten Standorten das echte 0. narbonense L. im Sinne A. Kerners [ÖBZ., (1878), 13 ff.] auf-
gefunden worden ist.
15. Hyacinthus.
[L., Gen., ed. VI, 170, Nr. 427, z. T.; richtiger Adans., Farn., II, 54 (1763); Baker in Journ. of Linn.
Soc., XI, 423 (z. T.); Engl, in NPflF., II 5, 68.]
1. Sectio: Euhyacinthus.
[Benth. et Hook., Gen. pl., III, 812 (1883).]
1. Hyacinthus orientalis [L., Spec. pl., 317 (1753)].
Bosnien: (* AK.), in Auen bei Bosnisch-Gradiska (R.), wohl nur verwildert. — April.
2. Sectio: Hyacinihella.
[Schur in ÖBZ. (1856), 227, als Gattung; Benth. et Hook., 1. c. — Brimeura Salisb., Gen. pl. fragm., 26 (1866).]
2. Hyacinthus amethystinus [L., Spec. ph, 317 (1753)].
Bosnien: In der Krajna (*Boue), sehr unwahrscheinlich.
3. Hyacinthus dalmaticus [Baker in Journ. Linn. Soc., XI (1871), 428. — H. pallens
Vis., Fl. Dalm., I, 150 (1842), nicht M. B. — Hyacinihella pallens Schur in ÖBZ.
(1856), 235],
a. typicus. — Zwiebel eikegelig. Stengel kräftig, bis 20 cm hoch. Blätter 2, lineal
lanzettlich, verlängert, zugespitzt, fast aufrecht oder etwas gekrümmt, ziemlich flach,
am Rande rauhzackig, 2 — 6 mm breit. Traube walzlich. Blütenstiele wagrecht
abstehend, etwas kürzer als die walzlich-glockigen, bleichblauen, 5 mm langen
Perigone. Perigonzipfel breit eirund, so lang als die Röhre, aufrecht. Kapsel
dreiknöpfig, doppelt so breit als hoch; die Knöpfe am Rücken kantig, queraderig.
Samen schwarz, wenige. — An steinigen Stellen, in Heiden.
Bosnien: Auf der Dinara (*B., in Frucht). — Juni.
496
II. Naturwissenschaft.
ß. velezensis [G. Beck in Glasn., VIII (1896), 322]. — Niedrig. Stengel 3 — 6 cm
hoch. Blätter 3, länglich lineal, rinnig, sichelförmig zurückgekrümmt, 4—8 mm
breit, das innerste sehr schmal, alle am Rande glatt oder nur gegen abwärts etwas
rauhzackig. Perigone blau, 4 mm lang.
Herzegowina: Auf steinigen Stellen, in Alpentriften auf der Veleü PI. hei 1600m (*R.).
— Mai.
U. leucophaeus [Stev. in Ledeb., Fl. ross., IV, 156 (1853)] und dessen schmalblätterige
Varietät H. rumelicus [Vel., Fl. Bulg., 553 (1891), sub Hyacinthella ] unterscheiden sich durch kräftigeren
Wuchs, aufrechte, nicht rinnige, gegen den Grund lang verschmälerte Blätter, größere Blüten und
kürzere, mehr längliche, oft etwas zugespitzte Perigonzipfel.
16. Muscari.
[Miller, Gard. dich, ed. VII (1759); Adans., Farn., II, 51 (1763); Baker in Journ. of Linn. Soc., XI, 411
(1871); Engl, in NPflF., II 5, 68.]
Muscari ambrosiacum [Mönch, Meth., 633 (1794). — M. moschatum Willd., Enum.,
378 (1809)] wird von Sendtner wohl irrtümlich zwischen Kakanj und Kloster
Sutjeska in Bosnien angegeben.
1. Muscari racemosum [Milk, Gard. dict., ed. VIII, Nr. 3 (1768)?; DC., Fl. frang.,
III, 208], — In Bergwiesen, an erdigen, steinigen Stellen, in Ackern.
Bosnien : Bei Zavalje nächst Bihac (*Boll.). — Herzegowina : Um Mostar (Str.), bei Bilek,
Trebinje (*P.). — April, Mai.
2. Muscari neglectum [Guss, in Tenore, Fl. Nap., Syll. app. V, 13 (1812) und Fl.
Sic. Syn., I, 411 (1842); Freyn in „Flora“ (1885), 6; Beck, Fl. Niederöst.,
169 — 170]. — Von vorigem durch die eiförmig-walzlichen, 4 — 7 mm langen
Perigone und durch ziemlich flache, 3 — 5 mm breite, weniger gekrümmte Blätter,
die den Stengel meist überragen, zu unterscheiden. — Auf grasigen Stellen.
Bosnien: Im Dinaragebirge (B.), auf der Krug PI. (*F.). — Herzegowina: Auf dem Vele2
bis 1500 7/t (B.), um Trebinje am Trebinjcicaflusse (*P.), auf dem Leotar (B.). — April bis Juni,
je nach der Höhenlage.
3. Muscari botryoides [Milk, Gard. dict., ed. VIII, Nr. 1 (1768); DC., Fl. franc., III,
208], — Auf grasigen, steinigen und erdreichen Stellen bis an die Schneefelder
der Hochgebirge.
Bosnien: Um Bihac (Boll.), häufig auf dem Troglav, der Dinara, Klekovaca!! (F.), auf der
Malovan-, Sator- und Kamesnica PI. (Pr.), auf dem Vlasie!! (*S., Exs. Nr. 135), um Travnik! (*S.),
Guca gora (Franjic!), auf der Vranica (R.); häufig auf allen Gebirgen Südbosniens, so auf dem
Trebevic, auf der Bjelasnica-, Treskavica-, Maglic- und Volujak PI. (B.). — Herzegowina: Auf der
Prenj und VeleZ PI. (B.), um Mostar (Pi.), Stolac (F.), auf der Jastrebica in der Bjela gora (*P.).
— April bis Juli, je nach der Höhenlage.
Folgende Formen wurden beobachtet: 1. loMfoliuni \M. transsylvanicum Schur in ÖBZ. (1856),
237]. Blätter allmählich gegen aufwärts verschmälert, an der Spitze rasch zugerundet verschmälert,
etwas rinnig, aber nicht walzlich, wie Lin ne angibt, bis 9 mm breit. Perigone 3 — 4 mm lang. —
2. Kentert [March, in Boll. della Soc. adr. di sc. nat., VII, 266 (1882), als Art]. Blätter schmal,
nur 2 — 4 mm breit, an der Spitze mehr abgerundet, gegen den Grund weniger verschmälert. —
Mit der typischen Form, so in Bosnien: Auf der Dinara- (B.), Klekovaca- (B.) und Maglic PI.!!
(*A.). — Herzegowina: Auf der Prenj- und Veleä PI. (*B.). Übergänge zur ersteren Form
sind häufig.
4. Muscari comosum [Milk, Gard. dict., ed. VIII, Nr. 2 (1768); Tausch in „Flora“
(1841), I, 233]. — In Äckern, Brachen, Weingärten, an trockenen, steinigen Stellen,
in Bergwiesen bis in die Voralpen.
Bosnien: Verbreitet und häufig, so z. B. bei Novi (B.), Petrovac (Fo.), Kljuc (B.), Jajce (B.),
Banjaluka (II.), Travnik (Br.), Zenica (Breindl!), Visoko (Fo.), Vares (Pr.), Sarajevo (B.), Kalinovik,
Beek v. Mannagetta. Flora von Bosnien, der Herzegowina und des Sandzaks Novipazar. 41*7
Trnovo (Pr.), Rogatiea, Kupres, Livno (F.), auf der Kamesnica, Vjestica (Pr.) u. a. O. — Herze-
gowina: Uni Konjica (Landauer und Sündermann!), Mostar! ! (Str.), bei Bojiste (Sag.), zwischen
Blagaj und Jovanovic karaula (B.), auf dem Velez bis 1500m!! (Mu.), bei Rakitno (Begovic, fide
Y.), Trebinje, Bilek! (#P.), auf dem Leotar (B.). — Mai, Juni.
5. Muscari tenuiflorum [Tausch in „Flora“ (1841), I, 233]. — Auf steinigen, trockenen
Hügeln.
Bosnien: Bei Jajce, Suica (*Fr. Br.), Kakau j (Br.). — Mai, Juni.
5. Tribus: Asparagoideae.
[Engl, in NPflF., II 5, 19.]
17. Asparagus.
[L., Gen., ed. VI, 168, Nr. 424; Engl, in NPflF., II 5, 77.]
1. Asparagus tenuifolius [Lam., Encycl., I, 204 (1783)]. — An buschigen Stellen,
in lichten Wäldern, Wiesen.
Bosnien: Auf der Vel. Gomila (*F.) und Pod Gomila bei Krupa (B.), im Crna rjeka-Tale
bei Varcar Vakuf (V.). — Herzegowina: Bei Skoci grm in der Bjela gora (*P.), bei Krusevica (V.).
— April, Mai.
2. Asparagus altilis [L., Spec. pl., 313 (1753), als var. y des A. ofßcinalis; Asch., Fl.
Brand., 730. — A. ofßcinalis aut., aber L. z. T.]. — Auf sandigen Stellen, in Heiden.
Bosnien: (*AK.), wo? — In neuerer Zeit hin und wieder in Gärten kultiviert. — Mai, Juni.
3. Asparagus maritimus [L., Spec. pl., 313 (1753), als var. a des A. ofßcinalis ; Milk,
Gard. dict., ed. VIII, Nr. 2. — A. scaber Brign., Fase. pl. foroj., 22 (1810)]. —
Auf feuchten, sandigen Stellen.
Herzegowina: Auf dem Gliva und Draca bei Trebinje, bei Bilek (* P.). — Mai, Juni.
4. Asparagus acutifolius [L., Spec. pl., 314 (1753)]. — Unter Buschwerk, an Hecken,
Rainen im Gebiete der mediterranen Flora.
Herzegowina: Bei Jablanica (Bl.), auf der Glogovo- (V.) und Porim Pl. (Bl.), bei Potoci
han (V.), um Mostar! ! (Str.), Blagaj (Bl.), im Narentatale südlich von Mostar (Mu.), um Trebinje
(*P.), Beljani (V.), Stolac (B.), Ljubine (Fo.), Bilek (*P.), Mosko, Drieno (Fo.), Metkovic (Fo.),
Krusevica (V.). — Mai bis Juli.
18. Ruscus.
[L., Gen., ed. VI, 534, Nr. 1139; Engl, in NPflF., II 5, 78.]
1. Ruscus aculeatus [L., Spec. pl., 1041 (1753)]. — Unter Buschwerk, in Wäldern,
an schattigen Stellen.
Bosnien: Um Bosnisch-Gradisca (F.), Vranduk (*S., Exs. Nr. 149), Banjaluka (FI.), Travnilc
(Br.). — Herzegowina: Bei Potoci han im Bjelo polje (V.), am Porim (Bl.); um Mostar! (Bl.),
so am Hum, Pod Vele2, Cim u. a. O. !; bei Blagaj, Buna (Bl.), im Narentatale bei Zitomislic (Mu.),
DreZnica (B.), Stolac (Fo.), Ljubinje (Fo.), bei Tulje im Popovo polje (V.), um Trebinje, Necvjece,
Grancarevo (*P.), Beljani, Krusevica (V.); auf der Insel Oinavica im Hutovo blato (F.). — März, April.
2. Ruscus hypoglossum [L., Spec. pl., 1041 (1753)]. — In Wäldern.
Bosnien: Bei Banjaluka (H.), am Hum bei Jajce (C.), auf der Sisa bei Kljuc (B.), bei Ko-
pilo nächst Travnik (Fr. Br.), auf der Ilranisava bei Pazaric (*BL), gegen Breska bei Donja Tuzla
(B.). — April, Mai.
19. Majanthemum.
[Wigg. (Web.), Prim. fl. IFols., 14 (1780); Engl, in NPflF., II 5, 79.]
1. Majanthemum bifolium [DC., Fl. frang., III, 177 (1805). — M. Convallaria Wigg.,
1. c., 15 (1780)]. — In schattigen, humusreichen Wäldern.
Band IX.
32
498
II. Naturwissenschaft.
Bosnien: Um Bihae (Boll.), auf der Osjecenica, Dinara (B.), Vilenica (Fr. Br.), am linken
Lepenicaufer bei Kiseljak (*BL), bei Tarcin (Pr.), auf dem Trebevic bei Sarajevo (B.), um Vares
(Pr.), im 2eljeznicatale, auf der Zelen gora am Dzaferov potok (Pr.), um Bugojno, Kupres, auf der
Malovan-, Kamesnica- und Sator PI. (Pr.), um Glamoe (Pr.). — Herzegowina : Auf der Plasa PI.
(* B.). — Mai, Juni.
20. Streptopus.
[Michaux, Fl. Bor. Am., I, 200, Tab. 18 (1803); Engl, in NPflF., II 5, 80.]
1. Streptopus amplexifolius [DG., Fl. fr an 9., III, 174 (1805). — St. distortus Mich.,
1. c., Tab. 18 (1803)]. — In schattigen, feuchten Wäldern der Voralpen.
Bosnien: Auf der Klekovaca-, Osjecenica-!! (F.), Gola Jahorina- (F.), Romanja- und Treska-
vica PI. (*B.), auf der Zelen gora (Pr.). — Juni, Juli.
21. Polygonatum.
[Adans., Farn., II, 54 (1763); Engl, in NPflP., II 5, 80. — Convallaria sect. DC., Fl. francj., III, 175 (1805).]
1. Polygonatum ofßcinale [All., Fl. Pedein., I, 131 (1785)]. — Auf steinigen, buschigen
Stellen, zwischen Buschwerk.
Bosnien: Auf dem Vlasic (Fr. Br.), bei Guca gora (Franjic!), um Borovica zwischen Su-
tinska und Vares (*S., Exs. Nr. 147), bei Bogos und um Pajtov han bei Vares (Pr.), um Sarajevo,
auf dem Trebevic, bei Starigrad im Miljackatale, auf dem Igman bei Blazuj (B.), auf der Treska-
vica, Zelen gora, bei Previla, Pod Vitez (Pr.). — Herzegowina: (*AK.), am Velez (B.), bei Neve-
sinje, an der Schneegrube Radkusa jama in der Bjela gora (V.). — Mai, Juni.
2. Polygonatum latifolium [Desf. in Ann. Mus. Par., IX, 50 (1807)]. — In Auen,
unter Buschwerk.
Bosnien: Bei Sirovce am Igman (*F.). — Herzegowina: Um Mostair (*Pi.!). — Mai, Juni.
3. Polygonatum multiüorum [All., Fl. Pedein. , I, 131 (1785)]. — In Wäldern, unter
Buschwerk bis in die Voralpen.
Bosnien: Bei Novi, Krupa (Fo.), Petrovac (B.), Doboj (Fo.), Banjaluka (H.), auf der Sisa
bei Kljuc (B.), um Travnik (Fr. Br.), bei Crkvica im Bosnatale (Franjic!), häufig um Fojnica und
auf der Vranica PI. (B.), hier ungemein üppig (Stengel bis 1‘1 m hoch, Blütentrauben 22, bis
8blütig), zwischen Borovica und Vares (*S., Exs. Nr. 146), um Vares (Pr.), am Igman bei Blazuj
(B.), bei UidZe (Fo.), um Sarajevo!! (H.), bei Rogatica (F.), auf der Preslica (V.), im 2eljeznica-
tale, um Trnovo, in der Zelen gora, um Suha im Sutjeskatale, im Drinatale (Pr.), Riekatale bei
Celebic (B.), auf der Dinara (B.), auf der Suljaga-, Stozer-, Kamesnica- und Sator PL, bei Preodac
(Pr.). — Herzegowina: Am Kremenac bei Grabovica, bei Potoci han (V.), auf dem Velez (Mu.),
auf der Baba PI. (Haw. !), am Gliva bei Trebinje (‘^P.). — Mai, Juni.
4. Polygonatum verticillatum [All., Fl. Pedem., I, 131 (1785)]. — Unter Buschwerk,
in Wäldern der Voralpen bis in die Alpenregion.
Bosnien: Bei Smoljana, auf der Grmec PI. (Fo.), auf der Osjecenica und Klekovaca (F.),
auf der Sisa bei Kljuc (B.), auf dem Macak (Fr. Br.), Vlasic, am Ponikvaberge bei Vares (*S., Exs.
Nr. 148), auf der Vranica PL (B.), bei Sirovce am Igman (F.), auf der Gola Jahorina (F.); um
Sarajevo: am Glog, bei Vucia luka (Fo.), auf der Preslica (V.), im 2eljeznicatale, auf der Zelen
gora, am Maglic (Pr.), im Riekatale bei Celebic bis auf die Ljubicna PL (B.), bei Bugojno, Kupres,
auf der Suljaga-, Malovan- und Kamesnica PL (Pr.), auf dem Troglav (B.). — Herzegowina: Im
Crepolje auf der Lisin Pl. (Smetana, fide V.), auf der Velez PL (*Mu.), in der Bjela gora (Haw.!).
— Juni, Juli.
ß. stellifolium [Peterm. in „Flora“ (1844), 363, als Art; Beck, Fl. Niederöst., 181].
— Staubfäden halb so lang als die Antheren. Blütenstiele kürzer als die
Perigone.
Bosnien: Am Nordhange des Trebevic bei 1400 m (*M.). — Juni.
Beck v. Mannagetta. Flora vou Bosnien, der Herzegowina und des Sandzaks Novipazar. 499
22. Convallaria.
[L., Gen., ed. VI, 169, Nr. 425, z. T., richtiger Adans., Fam., H, 54 (1763); Engl, in NPflF., II 5, 81.]
1. Convallaria majalis [L., Spec. pl., 314 (1753)]. — In schattigen Wäldern, unter
Buschwerk bis in die Voralpen.
Bosnien: Auf der Gomila bei Krupa, um Bihac (B.), auf der Osjecenica (B.), um Banjaluka
(H.), auf dem Vlasic (*S., Exs. Nr. 145), um Fojnica (B.), Sarajevo (Zoch), auf dem Trebevic, bei
Starigrad im Miljackatale, auf dem Igman bei Blaüuj (B.), um Trnovo (Pr.), auf der Treskavica
(F.), Preslica (V.), Zelen gora, Maglic Pl. (B.), bei Previla (Pr.), auf der Kamesnica-, Sator- und
Malovan Pl. (Pr.). — Herzegowina: Auf der Glogovo- (B.), Velez-, Bjelasica- (Mu.) und Baba Pl.
(Haw. !), auf dem Gliva bei Trebinje (*P.), in der Bjela gora (Haw. !). — Mai, Juni.
23. Paris.
[L., Gen., ed. VI, 198, Nr. 500; Engl, in NPflF., II 5, 83.]
1. Paris quadrifolia [L., Spec. pl., 367 (1753)]. — In Auen, feuchten Wäldern bis
ins Hochgebirge.
Bosnien: Auf der Gomila bei Krupa (B.), bei Grmec grad (Fo.), auf der Osjecenica!! und
Klekovaca (F.), bei Kopljenica, Sehovci, Dabravine (Fo.), auf der Sisa bei Ivljuc (B.), bei Banja-
luka (H.), auf der Vilenica (Fr. Br.), dem Vlasic (*S., Exs. Nr. 144), bei Guca gora (Franjic!),
um Fojnica (Pr.), im Stavnjatal bei Suljescica, bei Vares (Fo.). Häufiger in Südbosnien, überall
um Sarajevo!! (H.), im Miljackatale, auf dem Igman, der Romanja- und Treskavica Pl. (B.), bei
Tarcin (Pr.), im Zeljeznicatale, um Trnovo, Previla, Pod Vitez, in der Zelen gora (Pr.), nächst
Kalinovik (A.), am Vratlo und Kmur bei Brod an der Drina (Fo.), im Sutjeskatale (Pr.), in der
Maglic Pl. bis 1500 m (B.), bei Bugojno, Kupres, auf der Suljaga-, Malovan-, Kamesnica-, Sator-
und Vjestica Pl. (Pr.), auf der Dinara (B.), bei Suica (Pr.). — Herzegowina: Auf der Plasa- (*B.),
Velez-! ! und Crvanj PL, bis 1600 m (Mu.); auf der Gnila greda in der Bjela gora (V.). — Mai, Juni.
6. Tribus: Smilacoideae.
[Engl, in NPflF., II 5, 19 und 87.]
24. Smilax.
[L., Gen., ed. VI, 524, Nr. 1120; Engl, in NPflF., II 5, 88.]
1. Smilax aspera [L., Spec. pl., 1028 (1753) a]. — Unter Buschwerk, an Zäunen im
Gebiete der mediterranen Flora.
Herzegowina: (*Boue), um Mostar (Str.), bei Blagaj (Fo.), zwischen Drieno und Carina
(Fo.). — August, September.
14. Familie: Amaryllidaceae.
[Benth. et Hook., Gen. pl., III, 711; Pax in NPflF., II 5, 97.]
1. Galanthus.
[L., Gen., ed. VI, 160, Nr. 401; Pax in NPflF., II 5, 105.]
1. Galanthus nivalis [L., Spec. pl., 288 (1753)]. — In Auen, lichten Wäldern, Wiesen
bis ins Hochgebirge.
Bosnien: (*Boue), auf der Osjecenica (B.), um Banjaluka (H.), auf der Radusa, am Tarabo-
vac bei Bukovica, auf dem Vlasic!! (S., Exs. Nr. 157), bei Guca gora (Franjic!), am Obracka
ijeka bei Dönje Vakuf (S.), bei Fojnica (Schwarz!, hier sehr kleinblütig, Perigone oft nur 10 mm
lang), um Sarajevo (H.), auf dem Trebevic (F.!), um Vares (Pr.), bei Kupres (S.). — Herzegowina:
Um Mostar (Pi.), bei Stolac, Neum Gradac (F.), im Suma bei Trebinje (*Weiß), hier schon an-
fangs Dezember blühend. — März, April.
32*
500
II. Naturwissenschaft.
ß. major [Ten., Fl. Nap., I, 140 (1811 — 1815); Beck in Wiener lllustr. Gartenz.
(1894), 53]. — Blätter breiter, nicht selten 1 — 1‘5 cm breit. Äußere Perigonzipfel
25 — 40 mm lang, 10 — 15 mm breit, verkehrt eirund oder verkehrt eilänglich, gegen
den Grund deutlich zusammengezogen verschmälert.
Bosnien: Auf dem Trebevic bei Sarajevo (*M.). — April.
Auch die f. biscapus [G. Beck in Wiener lllustr. Gartenz. (1894), 52] wurde am Trebevic
in Bosnien von * M. beobachtet.
2. Leucojum.
[L., Gen., ed. VI, 160, Nr. 401; Pax in NPflF., II 5, 105; vgl. Beck, Fl. Niederöst., 184 — 185; Wettst.
u. Beck in ÖBZ. (1891), 24, 99.]
Untergattung: Leucoju'm.
[Baker, Amaryll., 19. — Leucojum Herb., Amaryll., 63, 80, 332 (1837) und sect. Euleucojum Bentli. et
Hook., Gen. pl., HI, 720 (1883).]
1. Leucojum aestivum [L., Syst., ed. X, 975 (1759)]. — In Sümpfen, nassen Wiesen,
an Gewässern.
Bosnien: Um Bihac zwischen Golubic und Pritoka (B.), auf grasigen Hängen bei Skocaj
(Boll., sehr fraglich), in der Podsavina bei Seleniki, Sijekovac, zwischen Garcin und Andrijevee
(*S., Exs. Nr. 158), bei Banjaluka (H.), am Pliva-See bei Jajce (Fo.), im Duvno polje zwischen
2upanjac und Bukovica (Fr. Br.). — Herzegowina: Am linken Neretvaufer bei Mostar vereinzelt
(*Str.), am Mostarsko blato unweit Siroki brijeg (F.), am Hutovo blato (F. !), bei Fojnica (Weis-
bach, fide M.). — April bis Juni.
3. Sternbergia.
[W. K., Pl. rar. Hung., II, 172, Tab. 159 (1805); Pax in NPflF., II 5, 107.]
1. Sectio: Oporanthus.
[Herb., App., 38 (1821), als Gattung; Römer, Fam. nat., IV, 8, 45 (1847).]
1. Sternbergia lutea [Ker in Röm. et Schult., Syst., VII, 795 (1829); Vis., Fl. Dahn.,
I, 125; Reich., Icon. fl. Germ., IX, Fig. 829], — Auf steinigen Stellen, in Brachen,
Grasgärten.
Herzegowina: Bei Mostar (Pi.!), um Ljubuski (*F.). — September, Oktober.
4. Narcissus.
[L., Gen., ed. VI, 161, Nr. 403; Pax in NPflF., II 5, 111.]
Narcissus pseudonarcissus [L., Spec. pl., 289 (1753)] wird in Gärten kultiviert.
1. Narcissus poeticus [L., Spec. pl., 289 (1753)]. — In Wiesen bis ins Hochgebirge.
Bosnien: Im südlichen Bosnien (*Boue), auf dem Vlasic (S., Exs. Nr. 159, wohl zu ß. ge-
hörig); in Gärten öfters kultiviert. — Herzegowina: (*AK.), wo?; um Mostar (Str., sehr unwahr-
scheinlich).
ß. radiiflorus [Salisb., Prodr., 225 (1796); Reich., Icon. fl. Germ., IX, Fig. 809,
als Art. — N. poeticus var. angustifolius Herb., Amar., 317 (1837)]. — Blätter
3 — 4 mm (selten bis 6 mm) breit, bereift oder grasgrün. Perigonzipfel weiß, gegen
den Grund gelblich, sich nicht deckend, länglich, zugespitzt oder auch gegen den
Grund rasch verschmälert, 2 — 3‘5 cm lang, 2 — 3 mal so lang als breit. Krönchen
gelblich mit ziegelrotem Rande. Kapselstiele so lang oder D/ginal so lang als die
15 — 22 mm lange Kapsel. — In Wiesen der Hochgebirge.
Bosnien: Häufig auf dem Vlasic!! (*Fr. Br.), in der Vranica PL: Beim Prokosko jezero,
auf der Tikva (B.), bei Kupres, Han Malovan (F.), auf der Kamesnica, bei Kurlaj (Pr. als N. poeticus:).
Beck v. Mannagetta. Flora von Bosnien, der Herzegowina und des Sandüaks Novipazar. 501
— Herzegowina : Häufig auf dem VeleZ!! (Born.!), bei Posusje und Rakitno (F.), im Gacko polje
(Riedel!), auf dem Leotar bei Trebinje!! (*P.). — Juni, Juli.
Forma fallax [G. Beck, Fl. Bosn. (1901) in Glasn., XV (1903), 216], — Perigonzipfel
sich deckend, breiter, l1^ — 21/2inal so lang als breit. Sonst wie N. radiißorus.
Herzegowina: Mit N. radiißorus auf dem Velez (*B.), aber auch überall im Karste von
Triest bis zum Monte Maggiore.
N. poeticus typicus [Reich., Icon. fl. Germ., IX, Fig. 808] ist durch die fast verkehrt eirunden
oder ovalen, sich deckenden Perigonzipfel, die 1 — 2 mal so lang als breit sind, ferner durch die
Kapselstiele, welche 2 — 3 mal so lang als die Kapseln sind, sowie durch breitere, meist über 5 mm
breite Blätter verschieden. Wie aber auch Marchesetti (Fl. Trieste, 545] hervorhebt, gibt es keine
scharfen Kriterien zwischen den genannten Rassen des N. poeticus.
2. Narcissus serotinus [L., Spec. pb, 290 (1753)]. — Auf trockenen, grasigen
Stellen.
Bosnien: Auf der Dinara (Fr. Maly nach Reichardt). — August, September.
15. Familie: Dioscoreaceae.
[Lindl., Nat. Syst., ed. II, 359 (1836); Pax in NPflF., 115, 130.]
1. Tamus ,
[L., Gen., ed. VI, 524, Nr. 1119; Pax in NPflF., II 5, 136.]
1. Tamus communis [L., Spec. pl., 1028 (1753)]. — Zwischen Buschwerk, in Hecken,
schlechten Feldern bis in die Voralpen.
Bosnien: Bei Zavalje (Bolk), überall um Bihac (B.), auf der Grmec Pl. (Boll.), bei Novi
(B.), Priedor, Sanski most (F.), Banjaluka, Maglaj a. V. (H.), Jajce (Brancs.), um Travnik (*S.),
Zepee (H.), Janjiei (S.), Donja Tuzla! ! (D.), Berska (B.), Sarajevo, auf dem Igman (B.), auf der
Preslica (V.), im Zeljeznicatale, bei Ivalinovik, in der Zelen gora, bei Suha im Sutjeskatale (Pr.),
im Rijekatale bei Öelebic (B.). — Herzegowina: Um Mostar! ! (Str.), im Narentatale bei Buna,
bei Zitomislic (Mu.), um Trebinje, Bilek! (*P.). — Mai, Juni.
16. Familie: Iridaceae.
[Lindl., Nat. Syst., ed. II, 332 (1836), Veg. Kingd., 159; Benth. et Hook., Gen. pl., III, 681; Pax in
NPflF., II 5, 137.]
1. Tribus: Crocoideae.
[Pax in NPflF., II 5, 142.]
1. Crocus.
[L., Gen., ed. VI, 25, Nr. 55; Pax in NPflF., II 5, 142; Maw, Monogr. Crocus (1886).]
1. Crocus Malyi [Vis., Fl. Dalm., Suppb, I, 181 (1872); Bot. Mag., Tab. 7590],
Herzegowina: Auf dem Orjen (*Hooker). — Februar, März.
2. Crocus albiflorus [Kit. in Schult., Öst. Fh, ed. II, I, 101 (1814). — Über die
Unterschiede gegenüber C. vernus vgl. Derganc in OBZ. (1897), 16 ff. — C. vernus
ß. parvißorus Gay in Bulb de scienc. nat., XI (1827), 368].
Kommt in folgenden Formen vor:
1. typicus. Perigon weiß, gegen die Röhre gelblich. In Bergwiesen. — Bosnien: Am
Grmec (Boll.), um Travnik (Br.!), auf dem Vlasic ! ! (Fr. Br.), bei Koprivnica bau (*S.), um Sara-
jevo (F. !), am Metalkasattel, um Foca (F.). — Herzegowina: Auf der Mala Ljubuäa (F.), auf
dem Vele2, Crna gora, Dzafinkuk (Pi.!), auf der Jastrebica in der Bjela gora (*P.).
502
II. Naturwissenschaft.
2. violacea [Derg., 1. c. — C. Vilmae Fiala in Glasn., IV (1889), 116; WMBH., I (1893), 562
und Tafel ! !]. Perigon blauviolett (die äußeren oft dunkler gestreift, die inneren oft heller). —
Bosnien: Auf dem Vlasic (*Fr. Br.), um Travnik (Br. !, fide Wies.); um Sarajevo (Borb., 1877, als
C. vernus var. parviflorus Gay, F. als C. Vilmae !), auf dem Trebevic, bei Vilne steni, auf der Preslica
(F. als C. Vilmae). — Herzegowina: Auf dem Vele2, Crna gora, Dzafinkuk (Pi.!), auf der Mala
Ljubusa (R., nach F.).
3. coerulescens. Perigon weiß, gegen die Röhre blauviolett oder die Zipfel gegen den
Grund etwas blaßviolett gestreift. Unter der vorigen selten. - — Bosnien: Auf dem Trebevic (R. !).
— Herzegowina: Auf dem VeleZ, Crna gora, Dzafinkuk (Pi.!). — März, April, im Hochgebirge
später.
3. Crocus vernus [Wulf, in Jacquin, Flora Austriaca, V, App., 47, Tab. 36 (1778),
nicht anderer. — C. vernus ß. grandiflorus Gay in Bullet, de scienc. natur., XI
(1827), 860],
a. typicus. Außere Perigonblätter unter der Spitze mit dunklerem, violettem, halb-
mondförmigem Fleck versehen oder ohne solchen. Schlund der Blumenkrone
zwischen den Ansatzstellen der Staubblätter mit zarten Haaren besetzt. Haare
oft nur papillös.
Auf Grasplätzen, in Wiesen bis ins Hochgebirge.
Bosnien: Um Bihac! (Boll.), auf der Klekovaca! ! (F., als C. Heuffdianus), um Travnik
(Br.!), auf dem Vlasic!! (*S., Exs. Nr. 152, 153), um Travnik auf der Vilenica, am Tarabovac (Fr.
Br.!, als C. banaticus), um Fojnica (Schwarz!), überall auf der Vranica PI. (B., F.! als C. Heuff.),
um Dubostica (Pr.), Sarajevo (F. !, H. als C. banaticus !); auf allen Gebirgen Südbosniens, so auf
der Hranisava! ! (Bl.), Bjelasnica, Treskavica, am Maglic, Volujak u. a. (B., z. T. als C. Heuffdianus),
am Stozer bei Kupres (F.), bei Livno (S.), auf dem Troglav und der Dinara (B.), auf der Malovan-,
Sator- und Ivamesnica PI. (als C. Heuffdianus ). — Herzegowina: (*AK.), um Mostar (Pi.!), auf
dem Pod Velez (Str.), auf der Velez PL (B.), auf dem Leotar bei Trebinje (B.). — März, April, in
höheren Lagen auch noch bis in den Juli.
Folgende Formen wurden beobachtet:
1. niveus [Derganc in ÖBZ. (1897), 17]. Perigone schneeweiß. — Bosnien: Auf der Vranica
PI. (*B.).
2. intermedius [Vukot. (albus X vittatus). Vidi Orig.!]. Perigon weiß, die äußeren Zipfel
unter der Spitze purpurn gefleckt oder streifig. Röhre bläulich purpurn.
3. violaceus [ C . vernus Wulf., 1. c. — C. vittatus Schloss, in Verh. ZBG., III (1853), Sitzber.,
132; ÖBZ. (1854), 116, bloßer Name; Schloss, u. Vuk., Syll. fl. Croat. (1857), 22, 23; Fl. Croat.,
1075; vgl. Vukot. in ÖBZ. (1878), 133; Hirc, daselbst (1881), 108]. Perigon purpurviolett; die
äußeren Blätter oft unter der Spitze mit einem dunkleren halbmondförmigen Fleck versehen
( C . vittatus Schloss.). — O. vittatus Schloss, hat nach Originalien einen behaarten, nicht wie in Fl.
Croat., 1075 angegeben wird, einen kahlen Schlund, kann daher nicht zu C. banaticus Heuff. ge-
hören, wie Janka [ÖBZ. (1858), 331] ausführt.
ß. Heuffelianus [Herb, in Journ. of Hort, soc., II (1847), 273; Römer, Pflanzenwelt
Burzenl., 26, Taf. 2. - — C. banaticus Heuff. in „Flora“, XVIII (1835), I, 255 und
in Verh. ZBG. (1858), 205, nicht Gay (1831); Neilr., Diagn., 119; Reich., Icon,
fl. Germ., IX, 10, Fig. 800; Kern, in ÖBZ. (1877), 293 ff. — C. Heuffelii Körn, in
„Flora“ (1856), II, 476], — Äußere Perigonblätter unter der Spitze meistens mit
einem halbmondförmigen, dunkleren Fleck versehen. Schlund der Blumen-
krone kahl. Andere zuverläßige Unterschiede gegenüber C. vernus Wlf. existieren
nicht. Andrae [in Bot. Zeit. (1856), 67] er-wähnt auch, daß Original-Exemplare
Heuff eis einen behaarten Schlund aufweisen; somit wäre auch dieses Merkmal
trügerisch. Doch ist C. Heuffelianus eine in Siebenbürgen weit verbreitete Pflanze,
die im Banate mit typischen C. vernus zusammentrifft. — In Wiesen, an grasigen
Stellen, unter Buschwerk und in lichten Wäldern.
Beck v. Mannag-etta. Flora von Bosnien, der Herzegowina und des Sandzaks Novipazar. 503
Bosnien: An der Usora bei Doboj (BL), bei Foca nächst Kotorsko (Bl.), um Bukovica bei
Travnik (*S., Exs. Nr. 151, nicht gesehen), auf dem Trebevic bei Sarajevo (H., iide P.), fraglich,
ich sah nur C. vernus, von H. gesammelt; auf der Treskavica (Bl.), bei Foca, Trnovo, Kalino vik
(F.). — Herzegowina: Bei Stolac, Domanovic, Bilelv (F.). — März, April.
Wurde vielfach mit C. vernus Wulf, verwechselt! Da mir bisher kein Exemplar des C.
Heuffelianus aus Bosnien und der Herzegowina unterkam, wären alle Angaben über das dortige
Vorkommen von C. Heuffelianus neuerdings zu prüfen. Meine diesbezüglich im Glasn., XV (1903),
81 zuerst ausgesprochene Ansicht wird auch von K. Maly in Verh. ZBG. (1904), 182 — 183 bestätigt.
Farbenspielarten des C. Heuffelianus (vgl. Schur, Enum. Transsylv., 652) wurden bisher
nicht beobachtet.
4. Crocus Tommasinianus [Herb, in Journ. of Hort, soc., II (1847), 273], — - In lichten
Eichenhainen.
Herzegowina: Um Gradac bei Posusje im Bezirk Ljubuski (*F.!). — April.
5. Crocus Pallasii [Golclb. in Mein. Soc. nat. Mose., V (1817), 157; MB., Fl. Taur.-Cauc.,
III, 35 (1819); Vis., Fl. Dalm., I, 120. — C.Visianicus Herb, in Bot. Reg. (1845),
Mise. 83. — C. sativus var. Pallasii Maw, Crocus, 168]. — Durch die Blütezeit,
die schmalen, am Rande gewimperten Blätter, violette Perigone und die tief drei-
schenkelige Narbe leicht kenntlich. — In Wiesen, an steinigen, grasreichen Stellen,
unter Hecken.
Herzegowina: Um Ljubuski (*F. !). — Oktober, November.
6. Crocus dalmaticus [Vis., Fl. Dalm., I, 119 (1842) und Suppl. I, 28, Tab. II (1872);
Maw, Crocus, 194]. — Zwiebelschalen netzig. Blätter schmal lineal, am eingerollten
Rande zackig-wimperig. Blütenscheiden 2. Perigone blauviolett, gegen den Schlund
gelb, die Röhre blau gestreift. Narbe so hoch oder höher als die Staubblätter
stehend, tief dreiteilig mit dütenförmig eingerollten, zerteilten Lappen. — Auf
steinigen, grasigen Stellen.
Herzegowina: Im Bjelo polje, bei Mostar (Pi.!), auf dem Veleü (F. !), im Dubravawalde bei
Domanovic (Hensch), bei Bilek (Hensch, fide V.), im Suma bei Trebinje (*E. Weiß). — Jänner
bis März.
7. Crocus reticulatus [Stev. ex Adam in Weber u. Mohr, Beitr. Naturk., I (1805),
45, nach Vis., Fl. Dalm., I, 118; MB., Fl. Taur.-Cauc., I, 28 (1808). — C. varie-
gatus Hoppe u. Hornsch., Tageb. einer Reise, 187 (1818)]. — Durch die grob-
netzigen Zwiebelschalen, glattrandigen Blätter, weißlich violetten Perigone, deren
äußere Blätter mit 3 — 5 violetten Streifen versehen sind, leicht von vorigem zu
unterscheiden. — Auf steinigen, sonnigen, grasreichen Stellen.
Herzegowina: Um Mostar, Gradina, am Pod Velez (Pi.!), um Drenovac nächst Poplat dol
im Bezirke Stolac (F. !). — März.
8. Crocus biflorus [Mill., Gard. dict., ed. VIII, Nr. 4 (1768)]. — In Bergwiesen, an
sonnigen, steinigen und grasreichen Stellen.
Herzegowina: In der Suma bei Trebinje (*E. Weiß). — Februar, März.
2. Romulea.
[Maratti, PL Romul. et Saturn., 13 (1772); Pax in NPflF., 115, 143. — Trichonema Ker in Bot. Mag-.,
Tab. 575 (1802); König u. Sims., Ann. of bot., I (1805), 222.]
1. Romulea bulbocodium [Seb. u. Maur., Fl. Rom. prodr., 17 (1818). — Trichonema
bulbocodium Ker, 1. c., Tab. 575 und 223]. — Auf trockenen, steinigen und grasigen
Stellen, in Bergheiden.
Herzegowina: Im Bjelo polje, um Mostar (Pi.!), Domanovic, Gabela (*F.), Gornje Hrasna
im Stolacer Bezirk (F.), bei Metkovic' (Hensch!). — März.
504
Et. Naturwissenschaft.
2. Tribus: Iridoideae.
[Pax in NPflF., II 5, 142 u. 144 (1888). — Moraeeae Benth. et Hook., Gen. pl., III, 682 (1883).]
3. Hermodactylus.
[Adans., Fam., II, 60 (1763); Miller, Gard. ilict., ed. VIII (1768); Pari., Nuov. Gen. Monoe., 45; Benth.
et Hook., Gen. pl., III, 687 ; Pax in NPflF., II 5, 145. — Iris subgen. Spach in Ann. sc. nah, 3. Ser., V, 90.]
1. Hermodactylus tuberosus [Mill.; Gard. dict., ed. VIII (1768); Salisb. in Trans,
hört, soc., I, 304; Pari, Nuov. Gen. Monoe.; 45]. — Unter Buschwerk, an Zäunen,
steinigen Stellen, in Wiesen.
Herzegowina: (*Boue), bei Mostar (F. !), Ljubuski (F. !). — März, April.
4. Iris.
[L., Gen., ed. VI, 27, Nr. 59 (z. T.); Benth. et Hook., Gen. pl., III, 686; Pax in NPflF., II 5, 145.]
1. Iris pumila [L., Spec. pl., 38 (1753)]. - — Auf steinigen, sonnigen Stellen.
Herzegowina: Am Gliva bei Trebinje, um Dubovac in der Bjela gora (*P.). Wohl näher
zu prüfen. — April, Mai.
2. Iris bosniaca [G. Beck, Fl. Südb. in ANH., II (1887), 51, als Varietät der I. Reichen-
bachii , und V, 573; Wiener Ulustr. Gartenz. (1895), 215 und Taf.]. — Stengel
1 — 2 blutig, niedrig, 10 — 35 cm hoch, bloß am Grunde beblättert. Blätter mehr
minder sichelförmig gekrümmt, scharf zugespitzt, in der Natur 4 — 15 mm, in der
Kultur bis 3 cm breit. Brakteen mindestens zwei, bauchig aufgeblasen, scharf
gekielt, hellgrün, weißlich besäumt. Blüten kurz gestielt, groß, etwas wohlriechend,
der Saum 4 — 6 cm lang, 21/2 — 3mal so lang als die Röhre, welche 1 — l1/2mal so
lang als der Fruchtknoten ist. Perigonblätter breit verkehrt eirund, alle 2 — 2-5 cm
breit, stumpflich abgerundet, hellgelblich, gegen den Grund etwas rosenfarbig
oder purpurn punktiert und gestrichelt. Bart goldgelb. Innere Perigonblätter
gegen den Nagel rasch verschmälert. Staubfäden l1/2 — 2 mal so lang als die -weißen
Antheren. Narbenlappen ausgeschnitten. Kapsel ellipsoidisch, zugespitzt, gegen
den Grund stielförmig zusammengezogen, 50 — 65 mm lang, mit dicken, zugespitzten
Klappen, welche einen hervorragenden Mittel- und ebensolche Randnerven aufweisen.
Samen rundlich, einseitig bespitzt, bräunlichgelb, trocken runzelig, 4 — 5 mm lang.
Durch die breiteren gekrümmten Blätter, aufgeblasenen Brakteen und langen
Staubfäden hinlänglich von /. Reichenbachii Heuff. in Verh. ZBG. (1858), 206 ver-
schieden. Auch ist I. bosniaca eine frühblühende Pflanze der Voralpen.
Es unterscheiden sich weiter die mediterranen Arten: I. lutescens [Lam., Encycl., EU,
297 (1789); Gren. et Godr., Fl. franij., HI, 240] durch breitere, gerade Blätter, nicht aufgeblasene
und kaum gekielte Brakteen, fast sitzende Blüten, kürzere Perigonrölire, schmälere Perigonblätter,
kürzere Staubfäden und höheren Stengel; I. chamaeiris [Bert., Fl. ital., III, 609 = I. lutescens
Red., Lik, V, Tab. 263, nicht Lam.] durch gerade Blätter, fast sitzende Blüten, weniger bauchige,
ungekielte Brakteen, schmälere, länglich spatelförmige, in der Mitte violett gefleckte äußere und
elliptische innere Perigonzipfel und stumpfe Kapsel.
Auf steinigen, grasigen Stellen der Voralpen bis ins Hochgebirge auf Kalk.
Bosnien: Auf dem Vlasic!! (S., als I. squalens aff. und I. flavescens Red., Exs. Nr. 156; Fr.
als 7. xanthina in litt, ad Brandis), am Inac (Schwarz!), bei Vares (Pr.), auf dem Trebevic' hei
Sarajevo (*B., Exs. Nr. 121), am Fuße der Trjeska in der Gola Jaliorina (R. !), auf der Lelja Pl.
gegen Kalinovik, hei Kacuna und in der Zagorje (B.), bei Rusanovic nächst Rogatica (F. !). —
Herzegowina: Auf der Muharnica- (F.), Velez- (*B.) und Baba Pl. (Haw. !), auf dem Leotar bei
Trebinje? (B.). — Mai, Juni.
Beck v. Mannagetta. Flora von Bosnien, der Herzegowina und des Sandzaks Novipazar. 505
3. Iris variegata [L., Spec. pl., 38 (1753)]. — Auf steinigen, buschigen Stellen.
Bosnien: Am Drenovopasse auf der Grmec PL, um Bihac (B.), bei Ilidze im Sarajevsko
polje (Zoch), auf den Abhängen des Igman bei Blazuj ! ! (*B1.), bei Vrutci (B.), Gredina nächst
Yelecevo, Ylaholje in der Zagorje (Fo.). — Mai, Juni.
ft •is flavescens [DC. in Redoute, Lil., Tab. 375 (1813)]. — Nach *AK. in Bosnien; nach
Baker in Bosnien (leg. Sendtner) [Bo iss., Fl. Orient., V, 137]. Die ganze Angabe bezieht sich
nicht auf die orientalische I. flavescens Red., sondern auf I. bosniaca G. Beck.
4. Iris germanica [L., Spec. pl., 38 (1753)]. — Auf sonnigen, steinigen Hügeln, Felsen,
Mauern.
Bosnien: Häufig kultiviert (*AK.), auf der Kiek Pl. (F.). — Herzegowina: Kultiviert und
verwildernd, so häufig um Mostar (*Str.). — April, Mai.
5. Iris sambucina [L., Syst., ed. X, 863 (1759) und Spec. pl., ed. II, 55 (1762)]. Wird
in Gärten kultiviert.
6. Iris florentina [L., Syst., ed. X, 863 (1759)]. — Auf Felsen.
Herzegowina : Koristna greda bei Vucia in der Bjela gora (*P.). — Mai, Juni.
7. Iris pallida [Lam., Encycl., III, 204 (1789)].
Bosnien: (?AK.), bei Travnik (Br.), auf der Krug Pl. bei Livno (F.!). — Herzegowina (*Boue).
8. Iris graminea [L., Spec. pl., 39 (1753)]. — Auf grasigen Stellen, unter Buschwerk
in lichten Wäldern bis in die Voralpen.
Bosnien: Wie es scheint, weit verbreitet, so auf der Vel. Gomila, um Bihac, Petrovac (B.),
an der Klekovaca, Osjecenica!! (F.), bei Han Bravsko, Debela strana und auf der Sisa bei Kljuc
(B.), bei Gradina nächst Yelecevo, bei Sehovci (Fo.), auf der Kozara (B.), um Banjaluka (H.), Trav-
nik, auf dem Vlasic!! (*S., Exs. Nr. 155), bei Kobila glava nächst Sarajevo, um Praca, Nahorevo
(F. !), am Igman bei Blazuj (B.), am Bukovik bei Sarajevo (M.), am Wege von Sarajevo nach
Trnovo, im 2eljeznicatale (Pr.), auf der Dumos Pl. (Fo.), im Krupicatale bei Jelec (B.), bei Foca
(Fo.), Brod im Drinatale (Fo.), am Rucnik bei Kalinovik (Fo.), auf der Borova glava bei Livno!!
(F.), Sator Pl. (Pr.), am Prolog, bei Uvac (F.). — Herzegowina : Auf der Lisin Pl., bei Ivan
karaula (Smetana, fide V.), auf dem VeleM ! (V.), der Crvanj Pl. (Mu.), bei PluZine (Fo.), Dubo-
vac in der Bjela gora (*P.), in der Bjela gora (Haw. !), zwischen Orahovac und Visoka glavica (V.).
— Sandzak Novipazar: Im Limtale zwischen Bistrica und Banja (*Br.). — Juni.
Zeigt folgende Formen: 1. pseudocyperus [Schur, Enuin. pl. Transsylv., 657 (1866), als Art;
G. Beck, Fl. Südbosn. in ANH., V, 573], Kräftig. Stengel 63 cm und noch mehr hoch. Blütenperi-
gone schmutzigviolett, ins Gelbe spielend (?). Blätter doppelt so lang als die Stengel. — Bosnien:
Um Travnik (*Br.). — Herzegowina: Im Gerolle der Borosnica Pl. bei 1800 m (*D.). — 2. lati-
folia [G. Beck, Fl. Bosn. (1901) in Glasn., XV (1903), 219], Kräftig. Stengel bis 35 cm hoch, melir-
blütig. Blätter 10 — 22 mm breit. Perigone wie beim Typus gefärbt. — Bosnien: Auf der Velika
Gomila bei Krupa (* B.), bei Kolunic an der Osjecenica (B.), bei Fojnica (Schwarz!), auf der
Borova glava bei Livno (B.). — Herzegowina: Auf der Baba Pl. (Haw.!), auf dem Vele2 (B.). —
Auch am Kiek bei Ogulin in Kroatien (B.).
9. Iris sibirica [L., Spec. pl., 39 (1753)]. — In Sumpfwiesen.
Bosnien: Bei Pale (*F. !). — Herzegowina: Auf der Baba Pl. (*Haw.!). — Mai, Juni.
10. Iris pseudacorus [L., Spec. pl., 38 (1753)]. — An Gewässern, in Sümpfen.
Bosnien: Zwischen Doberlin und Novi (B.), bei Drenova Tiesno (F.), Vrboska, Lisnja, Sieko-
vac (B.), Doboj, Banjaluka (H.), an der Bosna zwischen Lepenica und Sarajevo (*S.), im Sara-
jevsko polje an der Zeljeznica (Bl.), bei Yrelo Bosne (S.), um Livno (S.). — Herzegowina: An
der Narenta bei Buna (* Str.). — Juni, Juli.
5. Gladiolus.
[L., Gen., ed. VI, 26, Nr. 57; Pax in NPflF., II 5, 156.]
1. Gladiolus communis [L., Spec. pl., 36 (1753)]. — Unter Buschwerk.
Bosnien: Kultiviert in Gärten von Vares (Pr.). — Herzegowina: Auf dem Velez, zwischen
Drieno und der Trebinjcica (B.), im Tale Jazina bei Orahovac, um Dubovac, im Tale Radus brodo
bei Vucia in der Bjela gora (*P. als G. triphyJlos Sib'th.). — Mai, Juni.
I
506
II. Naturwissenschaft.
2. Gladiolus imbricatus [L., Spec. pl., 37 (1753)]. — An grasigen, buschigen Stellen.
Bosnien: Um Travnik, an den Abhängen des Vlasic, im LaSvatale (Bl.), zwischen Kakanj
und Kloster Sutjeska (*S.). — Juni, Juli.
3. Gladiolus illyricus [Koch, Syn. fl. Germ., 699 (1837) und bei Sturm, Deutsch]. Fl.,
Heft 83]. — Unter Buschwerk, in Bergwiesen.
Bosnien: Von Koricani gegen den Vlasic (*Fr. Br.), bei Karaula gora zwischen Travnik
und Jajce (Seonikl), auf der Lisina bei Kljuc (B.), bei Preodac (Pr.). — Herzegowina: Auf der
Glogovo Pl. (V.), bei Podgorani um Potoci hau (Ruäicka, fide V.), um Mostar (Str.), im Gacko
polje (Riedel nach Mu.), bei Arslan-Agic Most nächst Trebinje (B.), bei Skoci grm in der Bjela
gora (*P.), um Ljubuski (F. !, fraglich, weil ohne Zwiebel gesammelt). — Juni, Juli.
4. Gladiolus segetum [Ker in Bot. Mag., Tab. 719 (1793)]. — In der Saat, auf Brachen.
Bosnien: Bei Bihac (Boll.), zwischen Zenica und Kakanj (*S., Exs. Nr. 154), bei Hamand-
zic im Laivatale (B.). — Herzegowina: Um Mostar (Pi., Raap-Callier, Pl. Here., Nr. 1521), bei
Neum, Gabela, auf den Narenta-Inseln (F.), bei Trebinje (*P.).
5. Gladiolus palustris [Gaud., Fl. Helv., I, 97 (1828)]. — In Sumpfwiesen.
Herzegowina: Im Gacko polje (Riedel!, fraglich, weil ohne Zwiebel). — Ob sich die für
G. triphyllos Sibth. von P. in der Bjela gora angeführten Standorte (siehe G. communis ) auf G. pa-
lustris beziehen, vermag ich nicht zu entscheiden. Visiani (Fl. Dalm., I, 123) zitiert Reich., Fl.
Germ., 83 und Icon, crit., VI, Fig. 817 zu seinem G. triphyllos. Reichenbach p. hat aber darunter
nur G. communis verstanden. — Juni, Juli.
17. Familie: Orchidaceae.
[Lindl., Nat. Syst., ed. II, 336; Pfitzer in NPflF., II 6, 52.]
1. Tribus: Dicindrae.
[Pfitzer, Entwurf, 95 und in NPflF., II 6, 80. — Cypripedieae Aut.]
1. Cypripedilum.
[L., Gen., ed. VI, 464, Nr. 1015; Pfitzer in NPflF., n 6, 82. — Cypripedium Aut.]
1. Cypripedilum calceolus [L., Spec. pl., 951 (1753)]. — An steinigen, buschigen
Stellen bis in die Voralpen.
Bosnien: Nächst Starigrad bei Sarajevo (*F.), am Aufstiege von Drinic zur Klekovaca (F. !).
— Herzegowina: (*AK.), wo? — Mai, Juni.
2. Ophrys.
[L., Gen., ed. VI, 462, Nr. 1011 (z. T.); Benth. et Hook., Gen. pl., HI, 621; Pfitzer in NPflF., n 6, 87.]
1. Ophrys myodes [L., Spec. pl., 948 (1753), als var. cc. der 0. insectifera; Jacqu.,
Mise., II, 373; Icon., I, Tab. 184. — 0. muscifera Huds., Fl. Angl., 340 (1762)].
— Auf sonnigen, steinigen Stellen, in Wiesen.
Bosnien: Auf dem Orlovac bei Sarajevo (*F.), ober Vares (Pr.), auf der Veliki Malovan-,
Troglav- und Kamesnica Pl. (Pr.). — Mai, Juni.
2. Ophrys arachnites [L., Spec. pl., 949 (1753), als var. ij. der O. insectifera; Mill.,
Gard. dict., ed. VHI, Nr. 7 (1768), als O. adrachnites ; Reich., Fl. Moenofr., II (1778),
89 (nach Koch). — O. fuciflora Hall, in Reich., Icon., IX, 24, Fig. 1162—1165],
— Auf sonnigen, steinigen, grasigen Stellen, in Wiesen.
Bosnien: (*AK.), wo? — Herzegowina: Bei Mostar (*Pi.). — Mai, Juni.
Forma cornigera [G. Beck in Glasn., XV (1903), 221], — Die Höcker der unge-
teilten Unterlippe schmal, hornartig verlängert. Die Zeichnung der Unterlippe
aus vier kreuzweise stehenden Flecken mit einem schmäleren Querstreifen in
Beck v. Man naget ta. Flora von Bosnien, der Herzegowina und des Sandzaks Novipazar. 507
der Mitte bestehend. Äußere Perigonzipfel lila mit grünen Adern. Durch die
hornartigen Höcker der Lippe an 0. cornuta Stev. erinnernd.
Bosnien: Am Masic brdo bei Novi (*B.). — Juni.
3. Ophrys Bertolonii [Moretti, Decad., VI; 9 (1823)]. — Auf sonnigen, steinigen,
grasigen Stellen.
Herzegowina: Um Mostar (Pi.), auf dem Gliva bei Trebinje (*P.). — April, Mai.
4. Ophrys aranifera [Huds., Fl. Angl., ed. 2, II, 392 (1778). — Auf sonnigen, steinigen,
grasigen und buschigen Abhängen.
Bosnien: Um Banjaluka (H.), Travnik, am Vlasic, gegen Vranduk (*S., Exs. Nr. 181), bei
Guca gora (Franjic!), im Miljackatale bei Sarajevo (F.), auf der Suljaga und Kamesnica (Pr.). —
Herzegowina: Auf der Bjelasica bei Trebinje (R. nach *M.). — April bis Juni.
Ophrys atrata [Lindl. in Bot. Reg., XIII, Tab. 1087 (1827), nicht L.] wird von Zoch um
Dobra voda auf dem Trebevic angegeben, was sehr unwahrscheinlich ist, da 0. atrata eine Pflanze
der Mittelmeerflora darstellt.
5. Ophrys apifera [Huds., Fl. Angl., 340 (1762)]. — Auf grasigen, buschigen Stellen.
Bosnien: Um Banjaluka (H.), im Lapisnicatale, an den Abhängen der Hrastova glavica bei
Sarajevo (Bl.), um Dobra voda auf dem Trebevic' (Zoch), bei Lipnik (Fo.). Ob nicht mit O. cor-
nuta Stev. verwechselt? — Herzegowina: In Eichenhainen bei Mostar (*F.). — • Mai, Juni.
6. Ophrys cornuta [Steven in Bull. Soc. Mose., II (1809), 175. — 0. Scolopax Cav.
var. oestrifera f. cornuta Reich, f., Icon. fl. Germ., XIV, 99, Tab. 108]. — Auf
grasigen Stellen in Wiesen, lichten Wäldern.
Bosnien: Um Banjaluka (H.), bei Sutinska, zwischen Kakanj und Kloster Sutjeska, zwischen
Putkovici, Tolovici und Zenica (*S., Exs. Nr. 182); um Sarajevo nicht selten (B., Exs. Nr. 46), bei
Galjiva niva im 2eljeznicatale (B.). — Herzegowina: Bei Citluci im Bezirke Ljubuski (F. !), um
Mostar (Pi.!), am Gliva bei Trebinje, bei Vueia in der Bjela gora (*P.). — Mai, Juni.
3. Orchis.
[L., Gen., ed. VI, 461, Nr. 1009 (z. T.); Rieh, in Mem. du Mus. d’hist. nat., IV, 41 (1817); Pfitzer in
NPflF., II 6, 88.]
1. Sectio: Herorchis.
[Lindl., Orchid. Gen., 259 und 266 (1835); sect. Euorchis Gren. et Godr., Fl. de France, III, 284 (1856).]
Orchis papilionacea [L., Syst, nat., ed. X, 1242 (1759)] wird von Boue in der
nordwestlichen Türkei angegeben. In Bosnien wächst diese mediterrane Pflanze
gewiß nicht.
1. Orchis morio [L., Spec. pl., 940 (1753)]. — In Wiesen.
Bosnien: Im Unatale bei Bihae (Boll.), in der Grmec Pl. (B.), zwischen Gradasac und
Srebrenik (*S.), um Banjaluka (H.), Travnik (S., Exs. Nr. 166), Vranduk, zwischen 2epce und
Golubinje (S.), bei Visoko (Fo.), Vares (Pr.), um Sarajevo! (Bl.), auch weißblumig (M.), auf der
Romanja Pl. (B.); wohl weiter verbreitet. — Herzegowina: Um Mostar (Str.), am Gliva bei Tre-
binje, um Bilek (*P.). — Saudzak Novipazar: Am Metalicaberge bei Novipazar (Friedrichs-
thal, fide Grisebach). — April, Mai.
ß. picta [Lois. in Mem. Soc. Linn. Paris, VI (1827), 431 und Fl. Gail., ed. 2, II, 264
(1828), als Art].
Bosnien: Um Travnik, Guca gora (Franjic!), Fojnica (B.), Sarajevo, hier auch wie überall
in Übergangsformen zum Typus (*B.), auf der Romanja Pl. (B.). — Herzegowina: Am Pod Velez,
bei Domanovic, Stolac (F.). Ist auch als Varietät schwer vom Typus zu trennen. Vgl. Reiclib.,
Icon., XHI, 17 f.; Borbäs in ÖBZ. (1883), 133; Freyn daselbst (1877), 53.
2. Orchis ustulata [L., Spec. pl., 941 (1753)]. — In Wiesen bis in die Voralpen.
Bosnien: Um Bihae, auf der Grmec Pl., auf der Gomila bei Krupa, um Petrovac, auf der
Klekovaca, bei Kapljina und Bjelavskido (B.), Banjaluka (H.), auf der Kozara Pl. (B.), überall um
508
II. Naturwissenschaft.
Travnik (*S., Exs. Nr. 170), auf dem Vlasic (B.), bei Guca gora (Franjic!), im Sprecatale gegen
Turia (S.), um Fojnica und auf der Vranica PI. (B.), bei Vares (Pr.); nicht selten um Sarajevo (B.),
bei Pazarie, Pale (Bl.), Lipnik (Fo.), Osova, Rudine und Ruäanovic bei Rogatica (F.), am Maglic
(A.), Yolujak, auf der Suljaga-, Malovan- und Sator PI. (Pr.). — Herzegowina : Beim Jezero nächst
Borke (Bl.), bei Umoljane (Landauer), am Vuci zub in der Orjen PI. (Studnicka). — Juni, Juli.
3. Orchis tridentata [Scop., Fl. Carn., ed. II, II, 190 (1772). — 0. variegata All., Fl.
Pedem., II, 147 (1785)]. — In Wiesen, unter Buschwerk.
Bosnien: Bei Banjaluka (H.), überall um Travnik, Guca gora, Vranduk (*S., Exs. Nr. 171),
am Vlasic (Fr. Br.); häufig um Sarajevo (B.), auf dem Trebevic (B.), bei Vitez (F.), Osova und
Rudine im Rogaticer Bezirke (F.), bei Kupres, Livno (F.). — Herzegowina: (*AK.), um Konjica
(*F.), bei Ruzici (F.), auf dem Leotar bei Trebinje (B.). — April bis Juni.
ß. commutata [Todaro, Orchid. Sic., 24 (1842), als Art; Reich, f., Icon. fl. Germ.,
XIII, 24, Tab. 19, Fig. II].
Bosnien: In der Grmec PL (B.), bei Guca gora (Franjic'!), hier und da um Sarajevo (* B.).
4. Orchis simia [Lam., Fl. frang., III, 507 (1778)]. — 0. tephrosanthos Vill., Hist. pl.
Dauph., II, 32 (1787)]. — Auf sonnigen, steinigen Stellen, unter Buschwerk, auf
Grasplätzen.
Bosnien: Bei Skocaj und Zavalje nächst Livno (Boll.), um Banjaluka (H.), an vielen Stellen
um Travnik, auf dem Vlasic (*S., Exs. Nr. 169), bei Guca gora, Zenica (S.), in der Umgebung von
Sarajevo! (BL), um Vares (Pr.), auf der Treskavica-, Maglic-, Kamesnica-, Öator- und Malovan Pl.
(Pr.), bei Livno (R. !). — Herzegowina: Auf der Bjelasica (* R., fide M.). — Mai, Juni.
5. Orchis militaris [L., Spec. pl., 941 (1753) a. und der Autoren. — 0. Rivini Gouan,
Illustr., Tab. 74 (1773)]. — In Wiesen, an steinigen, buschigen Stellen bis in die
Voralpen.
Bosnien: Bei Banjaluka (*H.), häufig um Travnik (Fr. Br.), bei Potoci und Pobrin hau bei
Vares (Pr.), um Dobra voda auf dem Trebevic (Zocli), auf der Crvena stjena in der Romanja PL
(B.), auf der Maglic- und Volujak PL, Kamesnica (Pr.). — Mai, Juni.
6. Orchis purpurea [Huds., Fl. Angl., 334 (1762). — 0. fusca Jacqu., Fl. Austr., IV
4, Tab. 307 (1776)]. — Auf steinigen, buschigen Stellen, in Wiesen.
Bosnien: Bei Banjaluka (H.), im Sprecatale bei Kiseljak, bei Breska zwischen Srebrenik
und Donja Tuzla, um Travnik und Guca gora!, zwischen Tolovic'i und Zenica (*S., Exs. Nr. 161),
um Vares (Pr.), Dobra voda auf dem Trebevic (Zoch), bei Kosevo nächst Sarajevo (F.), auf der
Romanja PL, der Crvanj PL im Rogaticer Bezirke, um Rogatica (F.), bei Prjevor am Maglic (Pr.),
bei Uvac (F. !), auf der Kamesnica (Pr.). — Mai, Juni.
ß. moravica [Jacquin, Collect., I, 61; Icon. Rar., I, Tab. 182, als Art; Reich, f.,
Icon. fl. Germ., XIII, 31, Tab. 26, Fig. 18],
Bosnien: (*AK.), wo?
y. bißda [Bogenh., Fl. Jena, 350], — Durch die sehr schmal linealen, fast fadlichen
Seitenzipfel und den tief zweispaltigen Mittelzipfel der Lippe auffällig.
Bosnien: Bei Guca gora (*Franjic!), Breska zwischen Srebrenik und Donja Tuzla (S.) ?
7. Orchis longicruris [Link in Sehrad., Journ. f. Bot., II (1799), 323; Reich, f.,
Icon., XIV, 33, Tab. 23]. — Auf grasigen Stellen.
Herzegowina: Am Gliva bei Trebinje (*P.). — Mai.
8. Orchis globosa [L., Syst., ed. X, 1242 (1759)]. — In Wiesen der Voralpen, besonders
auf den Kalkhochgebirgen.
Bosnien: Am Gredoviti vrh in der Grmec PL (Boll.), auf der Klekovaca, Sisa, Lisina bei
Varcar Vakuf (B.), Karaula bei Jajce (Fo.), auf dem Vlasic! ! (*S., Exs. Nr. 177), auf dem Inac und
in der Vranica PL, um Fojnica (B.), um Vares (Pr.), um Sarajevo!!, auf dem Trebevic!! (Zoch),
auf der Kiek PL, Gola Jahorina (F.), Romanja Pl. (BL), am Igman (F.), auf der Bjelasnica-, Treska-
vica- (B.), Maglic-, Volujak- (Pr.), Lisin- (V.), Kamesnica-, Vjestica-, Sator- und Malovan PL, auf
der Hrbljina (Pr.). — Herzegowina: Am Narenta-Ufer bei Mostar (Str., wohl herabgeschwemmt?),
Beck v. Mannagetta. Flora von Bosnien, der Herzegowina und des Sandzaks Novipazar.
509
auf dem VeleZ (B.), in der Borke PI. (F.), auf der Necajna bei Soviei (F.), im Radus brodo-Tale
in der Bjela gora (*P.), in der Bjela gora (Haw. !). — Juni, Juli.
9. Orchis coriophora [L.; Spec.pl., 940 (1753) a.]. — In feuchten und trockenen Wiesen.
Bosnien: Um Bihac (B.), Travnik (*S., Exs. Nr. 160), Fojnica, auf der Pogorelica (Schwarz!),
um Vares (Pr.), Sarajevo (B.), ober Krupae an der Zeljeznica (Landauer!), in der Zelen gora, auf
der Gornje bare, am Bregoc (Pr.), bei Vitez, Uvac (F.!), Rusanovic im Rogaticer Bezirke (F.),
auf der Kamesnica-, Vjestica-, Sator- und Malovan PI. (Pr.). — Herzegowina: Bei Stolac (F.), bei
Skoci grm in der Bjela gora (*P.). — Mai, Juni.
ß. Polliniana [Spreng., Plant, pug., II (1815), 78, als Art; Poll., Fl. Veron., III, 3;
Reich, f., Icon. fl. Germ., XIII, 21. — ? 0. fragrcms Poll., Eiern., II, 157 (1811)].
Bosnien: Um Bihac (B.), zerstreut um Sarajevo (*B.); an beiden Stellen auch in Über-
gangsformen zum Typus. — Herzegowina: Bei Domanovic (Hensch!), bei Citluci (F.).
10. Orchis Spitzelii [Sauter in Koch, Syn. fl. Germ., 686 (1837)]. — In alpinen
Triften der Hochgebirge.
Bosnien: In der Alpenregion der Klekovaca (B.) ; auf dem Vlasic (*S., Exs. Nr. 172), bei
Gradiske (S.). — Mai, Juni.
Die von mir auf der Klekovaca gesammelten Pflanzen sind üppig, hatten geruchlose Blüten,
eine fast karminrote, gegen den Grund purpurfleckige Lippe, einen stark vorgezogenen Mittelzipfel
(fast doppelt länger als in Reichb. fil., Icon., XIII, Tab. 31), einen dünnen, rosenroten Sporn,
innen grüne und rotgefleckte, außen rötlichgrüne Helmblätter. Die var. Sendtneri [Reichb. fil., 1. c.,
41, Tab. XIII, Fig. H, 7], welche Sendtner am Vlasic sammelte, charakterisiert Reichenbach fil.
durch zarteren Wuchs, reicherblütige Traube und zarteren Sporn. Nur das letztere Merkmal hat
geringe Bedeutung.
11. Orchis mascula [L ., Spec. pl., 941 (1753), als var. y. der 0. viorio; Fl. Suec.,
ed. II, 310 (1755)]. — Auf Grasplätzen.
Bosnien: Um Banjaluka (H.), Travnik, auf dem Vlasic (*S.), um Sarajevo (Bl.), Vares (Pr.),
auf der Treskavica, Zelen gora, Suljaga-, Malovan- und Sator Pl. (Pr.).
Alle Angaben beziehen sich offenbar auf folgende Art.
12. Orchis speciosa [Host, Fl. Austr., II, 527 (1831). — O. mascula y. speciosa Koch,
Syn. fl. Germ., 686 (1837)]. — In Berg- und Voralpenwiesen bis in die Alpenregion.
Bosnien: Auf der Siäa- und Lisina Pl. (B.), bei Banjaluka (H.), auf dem Vlasic!! (*S., Exs.
Nr. 164), bei Braikoviei (Fr. Br.), am Inac in der Vranica Pl. (Schwarz!), um Sarajevo, auf dem
Trebevic (B., Exs. Nr. 115), auf der Romanja Pl., auf allen Kalkhochgebirgen Südbosniens, so auf
der Kiek- (F.), Bjelasnica-, Treskavica-, Dumos-, Maglic-, Volujak Pl. etc. (B.), bei Osanovac, Ru-
dina und Osova im Rogaticer Bezirke (F.), auf der Dinara (B.). — Herzegowina: Auf der Porim-
(Pi. !) und Velez Pl. (B.), auf dem Leotar bei Trebinje (*P.). — Mai bis Juli.
13. Orchis pallens [L., Mant., II, 292 (1771)]. — In lichten Wäldern, an buschigen
Stellen.
Bosnien: Auf der Grmec Pl. (Boll.), bei Banjaluka (H.), zwischen Gradasac und Srebrenik
(*S., Exs. Nr. 167), am Vlasic (Fr. Br.), am Hrid bei Sarajevo (F.), zwischen dem Miljacka- und
Moscanicatale (M.), um Dobra voda auf dem Trebevic (Zoch), am Bogos bei Vares (Pr.). — Herze-
gowina: (*AK.), wo?, auf dem VeleZ bis 1800 m (B.). — April bis Juni.
14. Orchis provincialis [Balb., Mise. alt. taur., 20, Tab. 2 (1806)]. — Auf steinigen,
grasreichen Stellen bis in die Voralpen.
Bosnien: Auf der Dinara (B.), bei Ilidze im Sarajevsko polje (*Zoch), sehr unwahrschein-
lich. — Herzegowina: Auf dem Gliva (*P.) und Leotar (B.), um Crkvica und Draca bei Tre-
binje (P.). — Mai, Juni.
Die f. imuciflora [Ten., Fl. Neap. Prodr., S. LH, Fl. Neap., II, 288, als Art; Reichb., Icon.,
XIII, 44, Tab. 36] wurde in der Herzegowina auf der Bjelasica Pl. bei Trebinje von R. gesam-
melt und von *M. erkannt.
Die f. carneopurpurea [G. Beck in Glasn., XV (1903), 223] mit fleischrotem bis purpur-
farbigem Perigon, welche ich einzeln unter tausenden von gelbblumigen Formen am Krstac ober
Kattaro sammelte, sah ich noch nicht aus dem Gebiete.
510
II. Naturwissenschaft.
15. Orchis quadripunctata [Cyrill in Ten., Prodr. fl. Neap., p. LIII (1811)].
In einer Form mit dunkler gefärbtem Grunde und 2 — 4 fast schwarzen Punkten auf der Lippe
sowie mit dunkel rotvioletter Blume in der Herzegowina auf der Bjelasica bei Trebinje, zirka
800 m (R. nach *M.). — Auch wurde eine Form = obscura [K. Maly in Verh. ZBG. (1904), 184]
mit dreinervigen Deckblättern beobachtet.
16. Orchis palustris [Jacqu., Ic. pl. rar., I, Tab. 181; Collect., I, 75 (1786). — 0. laxi-
flora var. longiloba Döll, Rhein. FL, 223], — In Sumpfwiesen.
Bosnien: Um Bihac, namentlich bei Ribic, im Dobrnicatale (B.), bei Yrnograc (F.), am
Pliva-See bei Jajce (B.), bei Travnik zwischen Turbe und Podkraj und bei Dolac (*Fr. Br.),
zwischen Trbuk und Maglaj (B.), bei Uvac (F. !, als 0. laxiflora ), im Busko blato (F.). — Herze-
gowina: Bei Vitina (*F.). — Mai, Juni.
ß. elegans [Heuff. in „Flora“ (1835), 250, als Art]. — Durch die fast ganzrandige
Lippe sehr auffällig.
Bosnien: Um Bihac, namentlich im Dobrnicatale (*B.).
17. Orchis laxiflora [Lam., Fl. fran9., III, 504 (1778)]. — In Sumpfwiesen.
Bosnien: (*AK.), wo? Im Unatale, am Mreznica potok bei Klokot und Muslic selo (Bolh,
alle Standorte fraglich); um .Sarajevo nächst Lukavica, bei Ilidze (M.); um Banjaluka (H.), eben-
falls fraglich. — Herzegowina: Bei Domanovic (Hensch!), Skoci grm in der Bjela gora (* l1.),
in der Sutorina (Studnicka). — Mai, Juni.
2. Sectio: Palmaria.
[Fries, Summ. veg. Scand., I, 61 (1846). — Dactylorchis Klinge in Act. hört. Petrop., XYIi, Fase. 1 (1898).]
18. Orchis incarnata [L., Fl. Suec., ed. II, 312 (1755). — 0. incarnata a. lanceata
Reich., Icon. fl. Germ., XIII, 51]. — In feuchten Wiesen, an feuchten, buschigen
Plätzen.
Bosnien: Bei Guda gora am Vlasic (Franjic!), Banjaluka (PI.), Przic'i nächst Yares (Pr.),
um Sarajevo (F. !), auf dem Trebevic (Zoch), um Tarcin (*BL), bei Pale (Bl.), Yitez, Praca (F.),
auf der Hranisava (BL), Treskavica (B.), dem Bregoc, Volujak (Pr.), bei Foca (F.), Bastaci nächst
Livno (R. !), Kupres (F.), auf der Suljaga- und Malovan Pl. (Pr.). — Herzegowina: Am Borke-See
(*B1.). — Mai bis Juli.
Forma strictifolia [Opiz in Naturalientausch, 217, als Art; Beck, Fl. Niederöst., 204].
Bosnien: Auf feuchten Wiesen zwischen Ilidze und den Bosnaijuellen (*M.).
19. Orchis latifolia [L., Spec. pl., 941 (1753) a. — O. comosa Scop., Fl. Carn., ed. II,
II, 198 (1772). — O. majalis Reich., Ic. crit., VI, Dec. 57, 7, Fig. 770 (1828)]. —
In nassen Wiesen bis ins Hochgebirge.
Bosnien: Bei Travnik (*S., Exs., Nr. 162), Guca gora, Vitez (S.), Präici nächst Yares (Pr.),
um Dobra voda am Trebevic (Zoch), bei Cemernica, am Kmur und Vratlo bei Foca (Fo.), auf der
Kamesnica-, Malovan- und Troglav PL, bei Preodac (Pr.). — Herzegowina: Auf der Jastrebiea in
der Bjela gora (*P.). — Mai bis Juli.
20. Orchis bosniaca [Gr. Beck, Fl. Südbosn. in ANH., II (1887), 53, Taf. II, Fig. 1—3
und V (1890), 574. — O. cordigera var. bosniaca Beck bei Klinge, Rev. der
Orchis cor dig. (Jurjew, 1893), 28. — O. monticola Klinge, subsp. Klinge in Act.
hört. Petrop., XVII (1898), Fase. 1, S.-A., 34], — Knollen tief fingerförmig
zerteilt. Stengel bis 35 cm hoch. Unterste Blätter scheidenförmig; Laubblätter
3 — 5; die unteren breit verkehrt eirund, stumpflich abgerundet, die mittleren
breit elliptisch (25 — 55 mm, meist 30 mm breit), mit je 10 — 16 Seitennerven,
zugerundet spitz, die oberen kleiner, schmäler, länger zugespitzt, alle grün mit
schwarzvioletten, querovalen, oft zusammenfließenden Flecken bedeckt (selten un-
gefleckt). Ähre reich- und dichtblütig, eiförmig, seltener kopfig, 4‘5 — 7 cm lang.
Deckschuppen länglich, lang zugespitzt, krautig, grün und mehr minder dunkel
Beck v. Mannagetta. Flora von Bosnien, der Herzegowina und des Sandzaks Novipazar.
511
purpurn überlaufen, die unteren meist länger als die Blüten. Außere Perigon-
blätter halb eirund, etwas schmäler, die inneren fast gleich lang, schief eirund, fast
stumpflich, beide dunkel rotlila bis purpurfarbig, ungefleckt. Lippe am Grunde
etwas zusammengezogen, 12 — 15 mm breit, rundlich-viereckig, vorne ab-
gerundet, stumpf oder etwas ausgeschweift (typica) oder etwas drei-
lappig mit dreieckigem End- und breit abgerundeten Seitenzipfeln
(f. subtriloba), purpurfarbig, hin und wieder auf der Fläche etwas dunkler fleckig.
Sporn weit, kurz kegelig, zur Blütezeit 1/2mal so lang als der Frucht-
knoten. Durch die hervorgehobenen Merkmale leicht von 0. latifolia L. und
0. sambucina L. zu unterscheiden. 0. cordigera [Fries, Nov. fl. suec. Mant., III,
130; cfr. Klinge, Revision und Act. Petr., 1. c., 33] hat schmal lanzettliche, 1 — 2 cm
breite Blätter, eine locker- und wenigblütige Ähre, eine meist 8 — 9 mm breite,
vorn meist etwas herzförmige Lippe. — In feuchten, moorigen Wiesen, an quelligen
Stellen in der Hochgebirgsregion.
Bosnien: Auf der Vranica PI. nickt selten, so bei Prokoskojezero, auf der Strazica, Treska-
vica, am Matorac, bei Prokosko staje (B., hier auch die f. subtriloba)-, beim Veliki jezero auf der
Treskavica (*B., Exs. Nr. 151), bei der Quelle Spasovac daselbst (F.), auf der Kiek PL (F.), auf dem
Crni vrh und der Gola Jahorina (F.)? — Wächst auch auf dem Kopaonik in Serbien (Fried-
richsthal!). — Nach Klinge auch in Siebenbürgen, Istrien, Bulgarien, Mazedonien. — Juni, Juli.
21. Orchis Grisebachiana [Pant., Adnot. in Verh. Ver. für Naturk. Preßburg, Neue
Folge, II (1874), 27; Vis., Fl. Dalm., Suppl. II (1877), 70, Tab. I, Fig. 2. —
0. cordigera var. Grisebachii Pant. bei Klinge, Revis. der 0. cordigera (Jurjew,
1893), 33], — Knollen tief zweiteilig. Stengel kräftig, fußhoch. Laub-
blätter 6, länglich-lanzettlich, länger gerundet zugespitzt, grün und
schwarzviolett gefleckt. Ähre länglich-eiförmig, 4 — 10 cm lang. Blüten wie bei
0. bosniaca f. typica. — In feuchten Wiesen der Hochgebirge.
Bosnien: Auf der Gola Jahorina unter der Trjeska (F. und R.)?. Nach Van das [in Sitzuugs-
ber. d. böhm. Ges. der Wiss. (1890), 281] gehört die Pflanze von diesem Standorte zu O. cordigera Fr.
Unter diesem Namen schickte mir jedoch Fiala die 0. Grisebachiana aus dem Kalofer Balkan.
Orchis cordigera [Fries, Nov. Mant., III (1842), 130. — O. cruenta Rocliel, PI. Banat., 31,
Tab. I, Fig. 1] dürfte nach der geographischen Verbreitung dieser Art (Karpathenländer, drei iso-
lierte Standorte in der Alpenkette, Dovrefjeld, vgl. Klinge in Act. hört. Petrop., XVII, Fase. II,
Nr. 7, S.-A. 34) kaum in der Herzegowina Vorkommen, wie AK. [Catah, 21] angeben.
22. Orchis sambucina [L., Fl. Suec., ed. n, 312 (1755)]. — In Bergwiesen, seltener
in feuchten Wiesen bis in die Hochgebirgsregion.
Bosnien: Um Bihac (Boll.), auf der Osjecenica und Klekovaca (B.), bei Banjaluka (H.), auf
dem Vlasic!! (*S., Exs. Nr. 162), um Visoko (Fo.), Vares (Pr.), Sarajevo (II.), im Sarajevsko polje
(M.); auf allen Hochgebirgen Südbosniens, so auf der Ozren- (BL), Trebevic- (B.), Romanja- (B.,
Exs. Nr. 105), Treskavica-, Bjelasnica- (B.) und Gola Jahorina PL (F.), am Maglic, Volujak (Pr.)
u. a., bei Vitez (F.), um Preodac (Pr.). — Herzegowina: Um Mostar (Str.), auf der Crvanj PL, am
Zimomor (A.), auf der Jastrebica in der Bjela gora (*P.), am Vuci zub in der Oijen PL (Stud-
nicka). — Mai bis Juli.
Forma purpurea [Koch, Sjn. fl. Germ., 687 (1837)]. — Überall mit der normal-
färbigen Form.
Bosnien: Am Vlasic (*S.). — Herzegowina: Auf der Jastrebica (*P.).
23. Orchis maculata [L., Spec. ph, 942 (1753)]. — In Bergwiesen, an Waldrändern
bis ins Hochgebirge.
Bosnien: Auf der Gomila (B.), Osjecenica und Klekovaca (F.), Lisin- und Sisa PL (B.), um
Travnik (S.), auf der Vilenica (Fr. Br.), zwischen Tolovici und Zenica (*S., Exs. Nr. 163), um Vares
(Pr.), Sarajevo!! (Zoch); verbreitet in den subalpinen Wäldern aller südbosnischen Hochgebirge
(B.), bei Foca (F.), auf der Kamesnica-, Malovan- und Vjestiea PL, bei Gubin (Pr.).
512
II. Naturwissenschaft.
Folgende Formen wurden beobachtet: 1. ovalifolia [Beck, Fl. Niederöst., 204 (1890)]. —
Bosnien: Auf Abhängen des Bukovik gegen das Vogoscatal bei Sarajevo (*M.), auf der Sisa PI.
(B.), wohl noch an anderen Orten. — 2. candidissima [Krok., Fl. Siles., III, 16, Tal). 2, als
Art], — Bosnien: In Wiesen bei Han Hresa nächst Sarajevo (* B.), auf dem Trebevic (M.). —
3. ochrantha [Panc. in Verb. ZBG., VI (1856), 575], — Bosnien: Am Vlasic, bei Cevljanovci
(Fr. Br.), auf der Hranisava (*B1.), bei Tarcin (Bl.).
ß. saccifera [Brogn. in Bory et S. Vincent, Exped. scient. de Morde, III 2, 259,
PI. XXX, Fig. 1 (1832), als Art. - — 0. maculata var. saccigera Reich, f., Icon. fl.
Germ., XIII, 67, Tab. 57. — Var. longebracteata Zoch in Jahresb. des Realgymn.
Sarajevo (1880 — 1881), 34, nicht Biv.]. — Stiitzschuppen länger, oft die unteren
Blüten überragend. Sporn weit, fast so lang als der Fruchtknoten. Zipfel der
Unterlippe meist spitz.
Bosnien: In feuchten Wiesen um Sarajevo: Im Gaj (Zoch), im Bucatale, auf dem Trebevic
(*B.), in der Sutjeskaschlucht nächst Sulia (B.), auf der Kiek PI. (F.), Gornje bare (Pr.). — Herze-
gowina: Auf der Muharnica (*F.).
4. Serapias.
[L., Gen., ed. VI, 462, Nr. 1012, z. Th.; Swartz in Act. Ac. Holm. (1800), 214; Pfitzer in NPflF., II 6, 89.]
1. Serapias lingua [L., Spec. pl., 950 (1753)]. — Auf Grasplätzen zwischen Busch-
werk, in lichten Wäldern der mediterranen Flora.
Herzegowina: In der Sutorina (*B.). — April, Mai.
5. Aceras.
[R. Braun in Aiton, Hort. Kew., ed. II, V, 191 (1813); Pfitzer in NPflF., II 6, 89.]
1. Aceras anthropophora [R. Braun, 1. c.]. — Auf steinigen, grasigen Stellen.
Bosnien: Auf der Zelen gora und am Prjevor (*Pr.). Sehr zu bezweifeln. — Mai, Juni.
6. Loroglossum.
[Rieh., De Orcli. europ., 19, 25 (1817) und Mem. Mus. Paris., IV (1818), 47 (z. T. exkl. Aceras)', Reich.,
Fl. Sax., 88; Beck, Fl. Niederöst., 205. — Himantoglossum Spreng., Syst., III, 675,694 (1826), z. T. exkl.
Aceras und Neotinea ; Koch, Syn. fl. Germ., 689; Pfitzer in NPflF., II 6, 90. — Aceras sect. Loroglossum
Reich, fil., Ic. fl. Germ., XIII, 2, exkl. Neotinea.']
1. Loroglossum hircinum [L. C. Rieh., De Orch. eur., 32 (1817) und in Mem. Mus.
Paris., IV (1818), 47. — Himantoglossum hircinum Spreng., 1. c., 694], — Auf
steinigen, buschigen Stellen.
Bosnien: Bei Zavalje (Boll.), Dragoraj zwischen Kljuc und Varcar Vakuf (Schiller), bei
Banjaluka (H.), Budjak (C.), Travnik (Fr. Br.), Vranduk (D. in litt.), auf dem Igman bei Blazuj
(Bl.). — Herzegowina: Am Wege von Konjica gegen den Borke-See, auf der Borosniea Pl. (*D.).
— Mai bis Juli.
2. Loroglossum caprinum [G. Beck, Fl. Südbosn. in ANH., V (1890), 576. — Himanto-
glossum caprinum Spreng., 1. c., 694; C. Koch in Linnaea, XXII (1849), 287. —
Orchis caprina M. B., Fl. Taur.-Cauc., III, 602 (1819). — Aceras caprina Lindk,
Orch. pl., 282 (1835)].
Bosnien: (*AK.), wo?
ß. calcaratum [G. Beck, 1. c. — Aceras calcarata G. Beck, Fl. Südbosn. in ANH.,
II, 55, Taf. II, Fig. 4. — Himantoglossum calcaratum G. Beck in sched., cfr. 1. c.].
— Ähre reich-, etwas lockerblütig. Blüten groß, wie jene von Orchis coriophora
duftend. Äußere Perigonblätter breit schief eirund, abgerundet, fest geschlossen,
etwas grünlich mit violetten Adern, 10 — 15 mm lang, innere schmal lanzettlich zu-
513
Beck v. Mannagetta. Flora von Bosnien, der Herzegowina und des Sandzaks Novipazar.
gespitzt. Lippe 7 — 11 cm lang; Mittelzipfel zungenförmig, vorne tief zweispaltig,
mit oft nochmals gespaltenen Zipfelchen, olivengrün, nur auf der Platte der Lippe
etwas kurz weiß behaart und im Mittelstreifen oft purpurn getüpfelt. Seitenzipfel
verlängert, 12 — 20 mm lang, sichelförmig, mehrnervig, violett bis purpurn. Sporn
walzlich-kegelförmig, 7 — 12 mm lang, zur Blütezeit wenig kürzer bis ^mal so
lang als der Fruchtknoten, weiß oder etwas grünlich. Narbe grünlich, rot berandet.
— Durch dichterbltitige Ähre, größere Blüten, längere Seitenzipfel der viel längeren
Lippe, insbesondere aber durch die langen Sporne vom Typus (Reich, f., Icon. fl.
Germ., XIII, Tab. 7) unterschieden. — L. hircinum Rieh, unterscheidet sich leicht
durch die den Fruchtknoten überragenden Deckschuppen, durch die kleineren
Blüten (Helm 7 — 10 mm, Lippe 3 — 5 cm lang), durch die schmäleren, 1 — 2nervigen
Seitenzipfel der Lippe, welche in der Mittellinie sehr reichlich weißlich behaart
und violett gefleckt ist, und besonders durch den sehr kurzen, etwa 2 mm langen
Sporn. — Auf steinigen, buschigen Stellen.
Bosnien: Auf den Trebevichängen, namentlich zwischen Kovacic und Lukavica bei Sara-
jevo (F. !), dann zwischen Kosevo und Bethanien bei Sarajevo, zirka 600 m (M.), bei Suha, in der
Sutjeskaschlucht an der Maglic PI. (*B.), im oberen Drinatale zwischen Foca und Bastaci (B.),
auf der Ljubinska PI. nächst Zablaci (Fo.). — Juli.
7. Anacamptis.
[L. C. Rieh., De Orch. europ., 19, 25 (1817) und in Mem. Mus. Paris., IV (1818), 47, 55; Pfitzer in NPfiF.,
II 6, 90.]
1. Anacamptis pyramidalis [L. C. Rieh., 1. c., 33 und in Mem., 1. c., 55], — An
steinigen, buschigen Stellen, seltener in Wiesen bis in die Voralpen.
Bosnien: Um Novi, Bihac (B.), Banjaluka (H.), Jajce, Podmilacje (Fo.), am Vlasic (Fr. Br.),
zwischen Tolovici und Zenica (*S., Exs. Nr. 173, 174), bei Vareä (Pr.); zerstreut um Sarajevo, so
auf dem Trebevic, am Glog, bei Vucia luka (B.), auf dem Igman (F. !), der Bjelasnica (B.), zwischen
Krupac und Ledici (Sündermann und Landauer in litt.), zwischen Priesnica und Jasen (B.),
um Rudina und Rusanovic bei Rogatica (F.), am Stolac bei Visegrad (Öurcic, fide M.), auf der
Suljaga-, Vjestica- und Troglav Pi. (Pr.). — Herzegowina: Am Narenta-Ufer bei Mostar (*Str.),
bei Rakitno (F.). — Mai, Juni.
8. Herminium.
[L., Syst. (1735); R. Br. in Ait., Hort. Kew., ed. II, V, 191; Rieh, in Mem. Mus. Paris., IV (1818), 42, 49.
— Monorchis (Mich., Nov. pl. gen., 30, Tab. 26 [1729]) Ehrh., Phytophyl., Nr. 27 (1780) und Beitr., IV
(1789), 147, der ältere Gattungsname!]
1. Herminium monorchis [R. Br., 1. c. — Monorchis Herminium G. Beck in sched.].
— In Wiesen, an lichten Waldstellen.
Bosnien: (*Boue), wo? — Juni, Juli.
9. Coeloglossum.
[Hart.m., Skand. Fl., 329 (1820); Pfitzer in NPfiF., II 6, 91. — Ilahenaria sect. Benth. et Hook., Gen. pl.,
III, 626. — Diplorrhiza Ehrli., Phytophyl., Nr. 46 (1780) und Beitr., IV (1789), 147.]
1. Coeloglossum viride [Hartm., 1. c. — Habenaria viridis R. Br. in Ait., Hort. Kew.,
ed. II, V, 192]. — In Wiesen bis ins Hochgebirge.
Bosnien: Auf dem Vlasic!! (*S., Exs. Nr. 178), bei Brajkovici (Fr. Br.), in der Vranica Pl.
(B.); um Sarajevo, so auf dem Trebevic!! (Zoch), bei Han Hresa, Vucia luka etc. (B.); auf der
Romanja-, Bjelasnica-, Treskavica- (B.), Lelja- (Pr.), Maglic-, Volujak- (B.), Lisin- (V.) und Gola
Band TX. 33
514
II. Naturwissenschaft.
Jahorina PI. (F.), bei Yitez (F.), auf der Cincar- (B.), Suljaga- und Kamesnica PI. (Pr.), auf der
Dinara (B.). — Herzegowina: Auf der Prenj PI. (B.), am Gliva bei Trebinje, im Tale Radus brodo
bei Vucia in der Bjela gora (*P.). — Mai bis Juli.
10. Nigritella.
[L. C. Rieh., De Orch. europ., 19, 26 (1817) und in Ann. Mus. Paris., IV (1818), 42, 48; Pfitzer in NPflF.,
II 6, 92. — Habenaria sect. Benth. et Hook., Gen. pl., III, 625.]
1. Nigritella nigra [Reich, f., Icon. fl. Germ., XIII, 102, Tab. 115 (1851). — N. angusti-
folia L. C. Rieh., De Orch. europ., 34 (1817) und Ann., 1. c., 56].
a. typica. — Gymnadenia nigra [Wettst. in Ber. DBG. (1889), 308]. — In Wiesen,
Alpentriften der Hochgebirge.
Bosnien: Auf dem Vlasid!! (*S., Exs. Nr. 176), in der Vranica Pl. (B.); um Sarajevo: bei
Han Hresa (B.), Vucia luka (F.), Lukavica (Zoch); auf dem Trebevic (Bl.), Ozren (B.), häufiger
auf den Gebirgen Südbosniens, so auf dem Igman (F.), auf der Romanja-, Bjelasnica-, Treskavica-
(B.) und Gola Jahorina Pl. (F.), am Bregoc. (Pr.), bei Yitez (F.), auf der Maglic-, Volujak- und
Ljubicna Pl. (B.), auf dem Cincar und Troglav bei Livno (B.), der Malovan-, Vjestica- und Sator
Pl. (Pr.). — Herzegowina: Bei Umoljane (B.), in der Prenj- (B.) und Porim Pl. bei Rujiste ( Y.) ;
auf der Muharnica (F.), dem VeleiS (B.). — Juni, Juli.
Die bosnische Pflanze hat sehr oft eikegelförmige Ähren und die Lippe der var. rubra
( Gymnadenia rubra Wettst., 1. c., 312), niemals aber die Farbe derselben. Die Deckblätter sind öfters
länger als die Blüten und an der Spitze der Ähre schopfig [= f. longebracteata Beck, Fl. Südbosn.
in ANH., V (1890), 577].
11. Gymnadenia.
[R. Br. in Ait., Hort. Kew., ed. 2, V, 191 (1813); Pfitzer in NPflF., II 6, 92. — Habenaria sect. Benth.
et Hook., Gen. pl., III, 625.]
1. Gymnadenia conopea [R. Br., 1. c.]. — In Wiesen, an buschigen Stellen bis ins
Hochgebirge.
Bosnien: Auf der Gomila bei Krupa (B.), Hügel um Bihac, in der Grmec Pl. (B.), bei der
Karaula nächst Jajce (Fo.), um Banjaluka (H.); auf dem Vlasic!! (*S., Exs. Nr. 174 b, 175), in der
Vranica PL (B.), auf dem Inac (Schwarz!), um Var es, Duboscica, Visoko (Fo.); um Sarajevo: auf
dem Trebevic!! (Zoch), bei Vucia luka (F.), Han Hresa (B.); bei Pale (F.), häufiger auf den Ge-
birgen Südbosniens, auf der Romanja-, Bjelasnica-, Treskavica- (B.), Kiek- (F.), Bregoc- (Pr.), Maglic-
und Volujak Pl. (B.); bei Uvac (F.), auf der Cincar- (B.), Dinara- (B.), Suljaga-, Malovan-, Kamesnica-
und Sator Pl. (Pr.), bei Suica, Glamoc (Pr.). — Herzegowina: Auf der Porim- (V.) und Velez
Pl.!! (Fo.), bei Rakitno (Bego vic, fide V.), auf dem Leotar (B.) und Gliva bei Trebinje (*P.). —
Mai bis Juli.
Folgende Formen wurden bisher beobachtet: 1. crenulata [G. Beck, Fl. Niederüst., 210
(1890)]. Mit dem Typus. - — 2. ainbigua [G. Beck, 1. c.]. Lippe nur 3 — 4 mm lang. — Bosnien:
Auf der Vranica Pl. (*B.). — 3. densiflora [Dietr. in Allg. Gartenz., VII (1839), 170, nach Reich, fil.
als Art]. Breitblätterig, dichtährig. Sporn kaum länger als der Fruchtknoten. — Herzegowina:
(*AK.), wo? — 4. alpina [G. Beck, 1. c.]. Ähre kurz walzlich, wenigblütig. In allen Teilen-
kleiner. In Hochgebirgstriften.
2. Gymnadenia odoratissima [L. C. Rieh., De Orch. Annot., 35 (1817) und in Mein.
Mus. Paris., IV (1818), 57], — In Wiesen und Alpentriften der Voralpen bis ins
Hochgebirge.
Bosnien: Um Borovica am Vlasic (*S.), auf der Kamesnica- und Sator Pl. (Pr.). — Herze-
gowina: (* AK.), wo? — Juni bis August.
3. Gymnadenia albida [L. C. Rieh., De Orch. Annot., 35 (1817) und in Mein. Mus.
Paris., IV (1818), 57]. — In Wiesen der Voralpen und Hochgebirge.
Bosnien: Häufig in der Vranica Pl. (*B.). — Herzegowina: (*AK.), wo? — Juni, Juli
Beck v. Mannagetta. Flora von Bosnien, der Herzegowina und des Sandzaks Novipazar.
515
12. Platanthera.
[L. C. Rieh., De Oreh. europ., 35 (1817) und in Mein. Mus. Paris., IV (1818), 42, 48; Pfitzer in NPflF.,
II 6, 92.]
1. Platanthera bifolia [L. C. Rieh., 1. c., 35 und Mein., 1. c., 57; Reich., Exs. Nr. 120.
— P. solstitialis Bonn, in Reich., Fl. Germ., 120 (1830). — In Wäldern, Wiesen
bis ins Hochgebirge.
Bosnien: Auf der Gomila (B.), in der Grmec PI. ! ! (Boll.), auf der Osjecenica! !, Klekovaca! !
(F.), auf der Vilenica (B.), um Travnik, zwischen Tolovici und Zenica, bei Sutjeska, Vares (*S.,
Exs. Nr. 180), Vodjenica (Fo.), überall um Fojnica und in der Yranica PI. (B.), auf der Pogorelica
(Schwarz!); nicht selten um Sarajevo (H.), auf dem Trebevic (B.), Igman, der Bjelasnica- (B.),
Preslica- (Y.), Treskavica PI. (B.), in der Zelen gora, auf der Maglic PI. (Pr.), Horovica bei Öajnica
(2ivotsky!), auf der Suljaga-, Malovan-, Kamesnica- und Vjeätica PL (Pr.). — Herzegowina: Auf
der Porim PI. (*V.), bei Nevesinje (V.), im Trebinjcicatale bei Trebinje (B.). — Mai, Juli.
2. Platanthera chlorantha [Custor bei Reich, in Mössl., Handb., 2. Aufl., II, 1565
(1828). — P. montana Reich, f., Icon. fl. Germ., XIV, 123, nicht Orchis montana
Schmidt, Fl. Boem., 35 (1794), die nach Celak. in „Lotos“ (1870), 177 zu voriger
gehört]. — In Wiesen, Wäldern, unter Buschwerk.
Bosnien: Auf der Gomila bei Krupa (B.), der Grmeö PI. (Boll.), am Drenovopasse (B.), bei
Banjaluka (H.), Travnik, Borovica (*S., Exs. Nr. 179), um Vares (Pr.), bei Bugojno, auf der Suljaga,
bei Kupres (Pr.). — Herzegowina: Am Gliva bei Trebinje (*P.), im Dubravawalde bei Sovici (F.).
— Mai, Juni.
13. Cephalanthera.
[L. C. Rieh., De Orch. europ., 21, 29 (1817) und in Mem. Mus. Paris., IV (1818), 43, 51; Pfitzer in NPflF.,
II 6, 110.]
1. Cephalanthera rubra [Rieh., Orch., 1. c., 38 (1817) und Mem., 1. c.]. — An huschigen
Stellen, in Vorhölzern.
Bosnien: Um Bihac (Boll.), auf der Sisa PL, am Hum bei Jajce (B.), um Travnik (Br.),
bei Fojnica (Fr. Br.); um Sarajevo mehrfach, so bei Starigrad (Bl.), im Vogoscatale (B.), am Igman
(F. !), um Vares (Pr.); auf der Bjelasnica-, Treskavica- (Bl.), Zelen gora-, Jasenak- und Maglic PL,
bei Previla (Pr.), auf der Brezovica bei Cajnica (2ivotsky!); auf der Suljaga-, Radusa- (*S., Exs.
Nr. 190), Kamesnica- und Sator PL (Pr.). — Herzegowina: Auf der Glogovo- (F.) und Porim PL
(V.), im Tale Radus brodo und auf der Koristna greda bei Vucia in der Bjela gora (*P.). — Mai
bis Juli.
2. Cephalanthera longifolia [Fritsch in ÖBZ. (1888), 81. — C. ensifolia L. C. Rieh.,
Orch., 1. c., 38 (1817) und Mem., 1. c., 60], — In Vorhölzern, lichten Wäldern.
Bosnien: Zwischen Gradasac und Srebrenik (*S., Exs. Nr. 188), bei Banjaluka (H.), auf dem
Vlasic (Fr. Br.), zwischen Borovica und Vares (S.), um Fojnica, auf der Vranica- (B.) und Pogo-
relica Pl. (Schwarz !), auf dem Trebevic bei Sarajevo!! (Zoch), dem Ozren, Igman (F. !), bei Vitez
(F.), auf der Bjelasnica (Bl.), Treskavica, bei Kalinovik, in der Zelen gora, am Maglic, auf der
Malovan-, Vjestica-, Sator- und Kamesnica PL, bei Gubin (Pr.). — Herzegowina: Auf der Glogovo
Pl. (V.), am Cim bei Mostar (Pi.), bei Milanov odsjek und am Svitavac in der Bjela gora (*V.).
— Mai bis Juli.
3. Cephalanthera pallens [L. C. Rieh., De Orch., 38 (1817) und in Mem., 1. c., 60.
— C. alha Simk., Enum. fl. Transsylv., 504 (1887), aber Epipactis alba Crantz,
Stirp., VI, 460 (1769), z. T. — C. grandißora Bab., Man. brit., 296 (1843) = Serapias
yrandiflora Scop., Fl. Carn., ed. 2, II, 203 (1772), aber L., Syst., ed XII, 594
(1767), z. T. — C. lonchophyllum Reich, f., Icon. fl. Germ., XIV, Tab. 119
(1851) = Serapias lonchophyllum Ehr. in L. f., Suppl., 405 (1781)]. — In lichten
Wäldern, unter Buschwerk.
33*
516
II. Naturwissenschaft.
Bosnien: Auf Hügeln um Novi (B.), auf der Osjeeenica und Klekovaca (B.), um Banjaluka
(C.), zwischen Travnik und Guca gora! ! ( *S Exs. Nr. 189), bei Ovcarevo (Fr. Br.), bei Kloster
Sutjeska (S.), um Vares (Pr.), am Igman (F.), auf dem Trebevic (Zocli), der Malovan-, Vjestica-,
Kamesnica- und Sator PI. (Pr.). — Herzegowina: Auf dem Velez (*B.). — Mai, Juni.
14. Arthrochilium.
[Irm. in Linnaea, XVI (1842), 451, XIX (1847), 121, als Sectio von Epipactis; Beck, Fl. Niederöst., 212.]
1. Arthrochilium palustre [Beck, 1. c. — Epipactis palustris Crantz, Stirp., VI (1769),
462]. — In sumpfigen Wiesen.
Bosnien: Bei Krupa am Wege nach Yranjska (Fo.), bei Jajce (*B1.), um Travnik (Fr. Br.),
Vares (Pr.), Tarcin (Pr.); um Sarajevo bei Han Hresa (B.), Lukavica, Bjelo polje (F.), Bukovik,
beim Kosevo -Wasserfalle (M. !), bei Rakitnica (F.) und im Rogaticer Bezirke (Öurcic!), in der
Zelen gora, im Sutjeskatale (Pr.), bei Cajnica (Zivotsky!), Preodac (Pr.). — Herzegowina: Bei
Skoci g-rm in der Bjela gora (*P.). — Juli, August.
15. Epipactis.
[Crantz, Stirp., YI, 456 (1769), z. T.; L. C. Rieh., De Orch. europ. Annot., 21, 29 (exkl. Arthrochilium). —
Epipactis sect. Euepipactis Irm. in Linnaea, XVI (1842), 450, XIX (1846), 119; Pfitzer in NPflF., II 6, 111.]
1. Epipactis microphylla [Sw. in Vet. Akad. Handl. Stöckli. (1800), 232]. — In Vor-
hölzern, lichten Wäldern, auch an steinigen, sonnigen Stellen.
Bosnien: In der Krajna (*Boue), bei Rakovac nächst Banjaluka (C.), am Kvarac bei Sre-
benic.a (J.). — Juni, Juli.
2. Epipactis rubiginosa [Crantz, Stirp., VI, 467 (1769). — E. atrorubens Hoffm. in
Schult., Öst. Fl., ed. II, I, 58 (1814)]. — In Vorhölzern, an lichten Waldstellen,
sonnigen, grasigen und steinigen Abhängen.
Bosnien: (* AK.), auf der Grmec PI. (Boll.), bei Mileticki eik (Fo.), Sitnica (H.), um Prsäici
bei Vares (Pr.), Presjenica (B.), im Zeljeznicatale, am Maglic, Volujak (Pr.). — Herzegowina: Auf
der Prislab- und Porim PI. (* V.) ; auf dem Glogovo [Zawodny, wohl mit dem Standorte auf der
Prislab PI. identisch1)]. — Juni, Juli.
3. Epipactis latifolia [All., Fl. Pedem., II, 152 (1785) = ? Serapias Helleborine a. lati-
folia L ., Spec. pl., 949 (1753). — E. viridans Crantz, Stirp., VI, 467, 470 (1769),
der unzweifelhafte älteste Name!]. — In Wäldern unter Buschwerk.
Bosnien: Um Bihac (Boll.), Travnik (Fr. Br.), Fojnica, Vares (Pr.), auf dem Trebevic
(Brancsik), im Zeljeznicatale, auf der Treskavica (Pr.), bei Mokro, auf der Romanja Pl., am Kmur
bei Foca (Fo.), im Govzatale bei Jelec (B.), in der Zelen gora, bei Prjevor, Pod Vitez (Pr.), Gje-
d2evo und Hrastovina bei Krupac (Fo.), auf der Suljaga-, Radusa- und Cincar Pl. (*S., Exs. Nr. 185,
186), bei Suica, auf der Borova glava bei Livno (S.), bei Kupres, auf der Kamesnica- und Sator
Pl. (Pr.). — Herzegowina: Auf der Prislab-, Glogovo- und Porim Pl. (V.), auf dem Velez (B.). —
Juni, Juli.
Folgende Formen wurden beobachtet:
a. viridans [Crantz, 1. c.]. Äußere Perigonzipfel grün, innen purpurstreifig, die inneren
mehr rosenfarbig. Hypochil der Lippe innen schwarzpurpurn; Epichil weißlich, mehr minder
rosenfarbig, herabgekrümmt. Die normale Pflanze. Hierzu die Formen: 1. varians [Crantz, 1. c.,
468, 471], „Eine vergeilte Form mit langem, beschupptem Stengel und 3 — -5 mit bläulichroten
Nerven durchzogenen Blättern“ [Beck, Fl. Niederöst., 214]. — Herzegowina: Auf der Velez-,
Crvanj- und Bjelasica PL, 1200 — 1500 m (Mu.). Ob hierzugehörig? — 2. interrupta [Beck, 1. c.].
Einige Stützschuppen der Traube (oft in der Mitte) blütenlos. — Bosnien: Auf dem Trebevic (*M.).
*) Zawodnys Angaben in DBM. (1897), 246 sind reine Wiederholungen bekannter Standorte ohne
jedweden Wert. Mir scheint sogar, daß dieser Autor eine botanische Reise durch die Herzegowina schrieb,
ohne in diesem Lande botanisiert zu haben !
Beck v. Mannagetta. Flora von Bosnien, der Herzegowina und des Sandzaks Novipazar. 517
ß. rectilinguis [Murb. in LUA., XXYII (1891), 37], Blätter steifer mit kräftigen Nerven.
Blüten aufrecht abstehend (nicht hängend). Lappen des Hypocliils höher, das Epichil breit herz-
oder herz-nierenförmig, kaum zugespitzt, vorgestreckt, mit der Spitze nicht herabgeschlagen. —
Herzegowina: Auf bewaldeten Hügeln bei Nevesinje, zirka 900 ja (*Mu.). — Juli.
16. Jonorchis.
[G. Beck, Fl. Niederöst., 215 (1890). — Limodorum (Tourn., Inst., 437, Tab. 250); L. C. Rieh., De Orcli.
europ., 20, 28 (1817); Pfitzer in NPflF., H 6, 618, nicht L., Spec., 950 (1753) und Gen., ed. VI, 463,
Nr. 1013. — Centrosis Swartz, Summ. veg. Scand., 32 (1814), nomen solum; Adnot. bot. (1829), 25, z. T.,
nicht Pet. Thouart, Orcli. lies Afr., Tab. 35, 36 (1822).]
1. Jonorchis abortiva [G. Beck, 1. c. — Limodorum abortivum Sw. in Nov. Act. Soc.
Ups., VI (1799), 80. — Centrosis abortiva Sw., 1. c. — Epipactis abortiva Wettst.
in ÖBZ. (1889), 429]. — An buschigen Stellen, Waldrändern, in Wiesen.
Bosnien: Auf der Pod Gomila und Gomila bei Krupa (B.), bei Donja Tuzla (M.), um Trav-
nik (Br.), zwischen Tolovici, Putkovici und Zenica (*S., Exs. Nr. 187), auf dem Trebevic (Zoch),
bei Starigrad im Miljackatale, am Ormanj bei Blazuj (F.). — Herzegowina: Um Mostar (F.), am
Cim (Pi.), Domanovic (^Hensch, fide V.), im Dubravawalde bei Sovici (F. !). — Juni, Juli.
17. Spiranthes.
[L. C. Rieh., De Orcli. europ., 20, 28 (1817); Mein. Mus. Paris., IV (1818), 50; Pfitzer in NPflF., II 6, 113.]
1. Spiranthes spiralis [C. Koch in Linnaea, XIII (1839), 290, XXII (1849), 290. —
Sp. autumnalis L. C. Rieh., 1. c., 37 und 59], — In Wiesen.
Bosnien: Bei Banjaluka (H.), Donja Tuzla (M.), um Sarajevo (H.), auf dem Trebevic!, bei
Vucia luka (C.). — Herzegowina: Bei Domanovic (*Hensch, fide V.), Stolac (F.). — August bis
Oktober.
18. Diphryllum.
[Raf. in Med. Repos. N. York, V (1808), 357 und in Desv., Journ. bot., I (1808), 220; G. Beck in Glasn.,
XV (1903), 229. — Listera R. Br. in Ait., Hort. Kew., ed. 2, V, 201 (1813), nicht Adans., Fam., II, 321
(1763). — Cardiophylluvi Ehrli., Phytophyl., Nr. 76 (1780); Beitr., IV, 148 (bloßer Name).]
1. Diphryllum ovatum [G. Beck, 1. c. — Listera ovata R. Br., 1. c. — Neottia lati-
folia L. C. Rieh., De Orch. Annot., 37 (1817). — N. ovata Bluff, et Fing., Consp.
fl. Germ., 2526]. — In feuchteren Wiesen, unter Buschwerk bis in die Voralpen.
Bosnien: Um Bihac (B.), Banjaluka (H.), Travnik, Guca gora, Vranduk (*S., Exs. Nr. 184),
VareS (Pr.), um Sarajevo!! (Zoch), auf dem Trebevic (B.), bei Starigrad im Miljackatale (Bl.), auf
dem Igman (F. !), der Kiek PI. (F.), im 2eljeznicatale, auf der Treskavica, bei Kalinovik, in der
Zelen gora, am Jasenak, Maglic, im Sutjeskatale, bei Previla, Pod Vitez (Pr.), Han Ljehcici, Ru-
sanovic im Rogaticer Kreise (F.), auf der Suljaga (Pr.), bei Kupres (F.), auf der Malovan-, Kames-
nica-, Vjestica- und Sator PL, bei Suica, Vagnja (Pr.). — Herzegowina: Am Gliva bei Trebinje
(* P.). — Juni, Juli.
2. Diphryllum cordatum [G. Beck, 1. c. — Listera cordata R. Br., 1. c. — Neottia cordata
L. C. Rieh., De Orch. Annot., 37 (1817)]. — Zwischen Moos in feuchten Wäldern.
Bosnien: (*Boue), in Waldschluchten des oberen Vogoscatales gegen den Ozren (B.), in der
Zelen gora (Pr.). — Juli.
19. Neottia.
[(L.) ; Adans., Fam., II, 70 (1763), z. T.; Ehrli., Phytophyl., 56 (1780) und Beitr., IV (1789), 148. — Sect.
Euneollia Reich, fil., Icon., XIV, 145 (1851). — Neottidium Schlecht., Fl. Berol., I, p. LXV und 454 (1823)].
1. Neottia nidus avis [L. C. Rieh., De Orch. europ., 37 (1817); Mem. Mus. Paris., IV,
(1818), 59], — In Wäldern, unter Buschwerk bis ins Hochgebirge.
Bosnien: Um Novi (B.), Travnik (*S., Exs. Nr. 183), zwischen Borovica und Kloster Sut-
jeska (S.), am Kvarac bei Srebrenica (J.), um Vares (Pr.); um Sarajevo: so im Bucatale, am Ozren,
518
II. Naturwissenschaft.
Trebevic (B.); am Igman (Zoch), auf der Bjela Ljeska oder Hojta bei Ledici (B.), auf der Treska-
vica (B.), in der Zelen gora (Pr.), bei Ivan karaula (Landauer in litt.), bei Vitez (F.), Pod Vitez
(Pr.), auf der Kiek- und Gola Jahorina PI., bei Foca (F.), auf dem Maglic, bei Previla (Pr.), Caj-
nica (2ivotsky!), auf der Kamesnica-, Vjestica-, Troglav- und Sator PI. (Pr.), auf der Dinara (B.),
bei Kurlaj, Gubin (Pr.). — Herzegowina: Auf der Prenj PI. (B.), bei Rujiste (V.), auf dem Vele2! 1
(Mu.), auf der Jastrebica (*P.), bei Milanov odsjek und am Svitavac in der Bjela gora (V.). —
Juni, Juli.
ß. glandulosa [G. Beck, Fl. Niederöst., 217 (1890)].
Bosnien: Auf der Pogorelica (Schwarz nach *B.).
20. Goodyera.
[R. Br. in Ait., Hort. Kew., ed. II, V, 197 (1813); Pfitzer in NPflF., H 6, 117.]
1. Goodyera repens [R. Br., 1. c., 198]. — In moorigen, schattigen Wäldern der Vor-
alpen.
Bosnien: Auf der Grmec-, Osjecenica- und Klekovaca PI. (*F.). — Juli, August.
21. Coralliorrhiza.
[Rupp., Fl. Hall., 281 in Haller, Enum. stirp. Helv., I, 278 (1742); Hist. Helv., II (1768), 159, Tab. 44;
Scop., Fl. Carn., ed. II, II, 207 (1772); R. Br. in Ait., Hort. Kew., ed. II, V, 209; Pfitzner in NPflF.,
II 6, 131.]
1. Coralliorrhiza neottia [Scop., 1. c. — C. innata R. Br.,1. c. — C. coralliorrhiza ]. —
In schattigen Wäldern.
Bosnien: Auf der Klekovaca PL (F.), auf der Vilenica (*Fr. Br.), Treskavica, Zelen gora,
auf dem Troglav, in der Sator PI. (Pr.). — Juni, Juli.
Neue Beiträge zur Dipterenfauna der Balkan halbinsel.
Von
Prof. P. Gabriel Strobl
in Admont.
Seit meiner Zusammenstellung cler „Dipterenfauna von Bosnien, Hercegovina und
Dalmatien“ in dieser Zeitschrift 1898 und der bedeutend vermehrten deutschen Aus-
gabe in den „Wissenschaftliche Mitteilungen aus Bosnien und der Hercegovina“ 1900
erhielt ich wieder vom Landesmuseum in Sarajevo durch Herrn Kustos Apfelbeck
ein ziemlich bedeutendes Determinationsmateriale. Ich selbst sammelte seither einige
Wochen um Sebenico, Spalato etc.; ferner erwarb ich durch Kauf aus dem Nachlasse
des außerordentlich eifrigen dalmatinischen Sammlers Apotheker Gian Battista Novak
seine Dipterensammlung (nebst seinen übrigen entomologischen Sammlungen exclusis
Coleopteris); endlich stellte mir auch Herr Oberforstmeister Alexander Siebäck in
Riegersburg aus seiner 4000 Arten reichen Sammlung ein Verzeichnis sämtlicher in
seinem Besitze befindlichen dalmatinischen, meist von ihm, Erber und Prof. Gasparrini
(Spalato) gesammelten Arten zur Verfügung. In diesen neuen Beiträgen beschränke
ich mich aber nicht bloß auf Nachträge zu meiner Fauna, sondern führe auch die
übrigen, von Hilf in Serbien, von Kustos Apfelbeck in den Balkanländern gemachten
Funde an, da ja das Landesmuseum von Sarajevo die naturwissenschaftliche Zentral-
stelle für die ganze Balkanhalbinsel darstellt.
Die Anordnung bleibt dieselbe wie in meiner Fauna; die Gründe für diese An-
ordnung habe ich schon in der Einleitung zur Fauna sowie später nochmals in den
Verhandlungen der zool.-bot. Gesellschaft 1901, p. 407 — 411, angegeben. Auch die
maßvolle Aufstellung von Varietäten nach den Grundsätzen, die Herr Weise in der
Wiener entom. Zeit. 1882, p. 115, angeführt hat, halte ich für ersprießlich; die Auf-
stellung von Varietäten ist zwar bei den Dipterologen viel weniger gebräuchlich als
bei den Koleopterologen und Lepidopterologen; doch hat schon Loew, unstreitig
der größte Dipterolog, Varietäten aufgestellt, z. B. Leptis conspicua var. alpina, Atherix
Ibis var. femoralis.
Arten, welche in meiner Fauna noch nicht aufgeführt sind (teilweise auch im
Gebiete derselben nicht Vorkommen dürften), werden durch ein * kenntlich gemacht.
Die von Herrn Siebäck zusammengestellten Arten führe ich, da ich die Exemplare
nicht gesehen habe, als Anhang bei den betreffenden Familien an. Mehrere im Kata-
loge Novaks angeführte Arten fehlen in der Sammlung; wahrscheinlich wurden sie durch
Insektenfraß zerstört.
520
II. Natur Wissenschaft.
I. Familie: Stratiomyidae.
JPachygaster Mg.
ater Mg. Zara, Ende Juni — Aug. cf, g nicht selten (Novak); Stolac, 1 cf, 3 g (Winneg).
Nemotelus Geoffr.
pantherinus L. Serbien: Nis 1 g (1. Hilf, Mus. Sar. !).
luteicornis Egg. Schin., I, 5. Prevesa, 2 cf, 1 g (1. Apfelb., Mus. Sar.!).
*signatus Friv. Schin., I, 6. Serbien: Nis, g (1. Hilf!).
* Serbiens in. cf. 6 5mm. Rostro brevi, obtuso; oculis nudis ; thorace et abdomine ar-
genteo-pubescentibus. Niger fronte alba; plaga humerali alba minuta; abdomine
subtus fere toto nigro, supra segmentis 2. et 3. albis; illo plaga triangulari ba-
sali, hoc fascia transversa apicali nigra; femoribus omnibus praeter apicem nigris ,
tibiis omnibus nigrofasciatis.
g . 6'5 mm. Praeter colorem nigrum omnino similis aeroso Gimm.
Nachdem ich alle von Loew (in der Linnaea und in Mg. IX) sowie die
von Jaennike und Bezzi beschriebenen Arten verglichen habe, fand ich nirgends
eine entsprechende Beschreibung; fast alle Arten sind bedeutend kleiner und die
ungefähr gleich großen, ebenfalls silberweiß behaarten varius und signatus unter-
scheiden sich leicht durch behaarte Augen und andere Färbung. Nur Lomnickii
Mik (zool.-bot. Ges. 1867, p. 413, 5 aus Podolien), wahrscheinlich = aerosus Gimm.
Bull. d. Mose. 1847, p. 167, g aus Rußland ist fast identisch; von Jaroscheffski
wurde 1876 in einem russisch geschriebenen Werke auch das cf beschrieben (vide
Osten-Sacken in Wien, entom. Zeit. 1882, p. 149). Aber auch diese Art stimmt
nicht vollständig; denn sie wird von Gimm. „thorace et capite fusco-aeneis“, von
Mik „virescenti niger“ genannt; der Hinterleib des cf wird „schwarz mit einem
weißlichen oder gelblichweißen Querstreifen auf der Oberseite“ genannt, was
auch mit meinen cf nicht recht stimmen will; es ist immerhin möglich, daß mein
Tier nur eine schwarze Lokalrasse von aerosus ist; jedenfalls ist eine genauere
Beschreibung nicht überflüssig, da das cf von aerosus nur in russischer Sprache
beschrieben wurde.
cf. Schwarz. Die Schnauze sehr kurz und stumpf; Gesicht mit kurzer,
silberweißer Behaarung; Fühler schwarz; Augen nackt, nur durch eine schmale
Linie getrennt; Stirn weiß, nur mit sehr feiner dunkler Mittellinie. Thorax schwarz
mit dichter, ziemlich langer, senkrecht aufstehender silberweißer Behaarung; die
Schulterschwiele nur mit kleinem weißen Flecke, von dem sich eine kaum sicht-
bare weiße Linie bis zur Flügelwurzel hinzieht. Hinterleib unterseits fast ganz
schwarz; nur der zweite und dritte Ring in der Mitte etwas braungelb gesäumt, an
den Seiten aber durchaus schwarz. Oberseits ist der erste Ring ganz schwarz;
der zweite weiß, nur ein halbkreisförmiger oder dreieckiger, kurzer, mit dem
ersten Ringe zusammenhängender Basalfleck der Mittellinie schwarz. Der dritte
Ring ist weiß, aber mit einer schwarzen Querbinde am Hinterrande, welche die
Seitenränder nicht ganz erreicht. Bei einem Exemplar ist sie breit, nicht unter-
brochen, liegt dem Hinterrande auf und sendet drei Spitzen (in der Mitte und
an jeder Seite) bis zum Vorderrande. Beim zweiten cf aber ist sie schmal, etwas
vom Hinterrande entfernt, in der Mitte breit unterbrochen und besteht also nur
aus zwei Querflecken; bei diesem cf ist also der dritte Ring vorherrschend weiß,
Strobl. Neue Beiträge zur Dipterenfauna der Balkanhalbins'el.
521
beim ersten cf aber fast vorherrschend schwarz. Der vierte Ring ist schwarz mit
weißem Seitensaume; der fünfte schwarz, nur in den Vorderecken weiß. Vom
dritten Ringe an ist der Hinterleib mit dichtem, anliegendem, silberweißem Flaume,
der an den schwarzen Stellen besonders auffällt, bedeckt. Die Beine sind weiß-
gelb; aber alle Schenkel mit Ausnahme der Spitze schwarz und alle Schienen
in der Mitte schwarz geringelt; an den Hinterschienen ist der Ring vollständig
geschlossen, an den vorderen aber ± offen. Die sehr zarten Flügel sind weißlich
glashell, die stärkeren vorderen Adern rotgelb, die übrigen kaum sichtbar.
Das 9 stimmt vollkommen mit der Beschreibung der Lomnicki Mik, nur ist
es rein schwarz. Die Schnauze ist etwas stärker entwickelt als beim cf.
Serbien: Nis, 2 cf, 1 9 (Hilf).
Lasiopa Br.
villosa F. Bosnien: Stolac, 4 9 (Winneg.).
tenuirostris Lw. Stolac, 2 cf, 4 9 (Winneg.); Nis in Serbien, 5 (Hilf); am Mt. Marian
bei Spalato in Schwarzföhrenwäldern auf Blumen Ende Mai gemein, auch bei
Salona und Sebenico nicht selten (Strobl); Zara, 11 cf, 9 (Novak).
Oxycerci Mg.
muscaria F. Auf Lesina cf 9 nicht selten, Mai — Juli (Novak).
Allioccra W.
graeca Snd. Dalmatien: Trau, cf (Apfelb.).
Stratiomyia Geofff.
chamaeleon Deg. Serbien: Pozarevac und Nis, 1 cf, 2 9 (Hilf).
cenisia Mg. Pleske in Wien, entom. Zeit. 1899, p. 266. Lesina, 6 cf (Novak); Mato-
rog, 9 (Apfelb.).
erythrocera Egg. Serbien: Pozarevac 3 9 (Hilf).
longicornis Scop. Dalmatien: Bei Salona 23. Mai 1 9 (Strobl).
Odontomyia Mg.
ornata Mg. Capljina 9 (Winneg.), San Stephano bei Byzanz, cf (Apfelb.).
ßavissima F. Zara, 1 cf, 4 9 (Novak); Domanovic, cf (Winneg.).
viridula F. Serbien: Ak-Palanka und Pozarevac 3 9 (Hilf).
(Subgen. Psellidotus Rond.) *byzantina m. cf 9 mm, 9 11 mm. Nigra, villosa, oculis
villosis, abdominis lateribus pedibusque aurantiacis ; femoribus praeter apicem et
annulo tibiarum posticarum nigris; scutelli dentibus minimis ; alis hyalinis.
Erinnert durch Größe und Färbung ganz an annulata Mg., unterscheidet
sich aber leicht durch die dicht behaarten Augen, die dichte, lange Behaarung
des Kopfes und Thorax, das fast dornenlose Schildchen und bildet so eine Über-
gangsart zu Lasiopa. Am nächsten verwandt, ebenfalls mit dicht behaarten Augen,
ist cephalonica m. (Wien, entom. Zeit. 1898, p. 297, aus Korfu; ich beschrieb sie
daselbst fraglich als Varietät der limbata-, da aber lirnb. kahle Augen besitzt,
halte ich sie jetzt für eine selbständige Art).
cf. Von der Größe der annulata. Kopf, Augen und Thorax dicht und lang
abstehend rötlich weiß behaart; Mesonotum außerdem mit dichter, anliegender,
522
II. Naturwissenschaft.
fuchsroter Behaarung; Hinterleib weniger dicht und kürzer behaart. Kopf rund-
lich; die Augen stoßen in einer ziemlich langen Strecke zusammen; die Facetten
der unteren Hälfte sind deutlich kleiner. Rüssel kurz, gegen das Ende stark ver-
dickt. Fühler etwas länger als der Kopf; das erste Glied etwas länger als das
zweite, langbehaart; das zweite nur kurzhaarig; das dritte länger als beide zu-
sammen, kahl, fast gleich breit, gegen das Ende etwas verdünnt und gebogen;
Griffel kurz, nackt, stumpf. Thorax und Schildchen durchaus schwarz, dicht
und fein punktiert; Schildchendorne zwei, aber sehr unscheinbar und deutlich
unterständig. Hinterleib unterseits durchaus orangerot; oberseits — fast genau
wie bei annulata — mit breiter, schwarzer, an der Basis der Segmente bis zum
Seitenrande erweiterter Mittelstrieme und breit orangeroten Seiten; der erste Ring
ganz schwarz, der fünfte schwarz mit rückwärts breitem, an den Seiten schmalem
orangerotem Saume. Beine orangerot; nur die Schenkel bis gegen die Spitze hin
und ein mäßig breiter Mittelring der Hinterschienen schwarz. Schwinger weiß.
Flügel glashell; die stärkeren Adern gelb; die Adern, welche die kurze Diskoidal-
zelle bilden, dunkler. Die erste und dritte der aus der Diskoidalzelle entsprin-
genden Adern fehlen ganz oder die erste ist ganz rudimentär; die zweite und
vierte sind sehr deutlich, enden aber etwas vor dem Flügelrande; sonst stimmt
das Geäder mit annulata.
5. Die abstehende Behaarung von Kopf, Augen und Thorax ist etwas kürzer
und schütterer; die anliegende Behaarung des Mesonotum sehr kurz und blaß
messinggelb. Kopf nicht ganz sclrwarz, sondern zu beiden Seiten des aufgewor-
fenen Mundrandes mit einem rotgelben Längsflecke. Gesicht fein querrissig, aber
zwischen Mund und Fühlern eine etwas erhabene, lanzettliche, fast kahle und
glatte Leiste. Stirn von ein Drittel Kopfbreite, oberhalb der Fühler mit einem
ziemlich breiten, ganz bis zu den Augen reichenden Quereindrucke. Kopf nicht
gleich hinter den Augen senkrecht abfallend (wrie beim cf), sondern mit einer
mäßig breiten, durch anliegende Behaarung fast silberweiß glänzenden Leiste.
Schildchen am Hinterrande rotgelb; die zwei Dornen sind etwas deutlicher als
beim cf, liegen aber ebenfalls am Unterrande. Die orangeroten Flecke des Hinter-
leibes sind bedeutend kleiner; nur der erste ist ziemlich groß, der zweite und
dritte aber schmal und quer; dafür aber ist der vierte und fünfte Ring am ganzen
Seitenrande, der fünfte auch am Hinterrande schmal rotgelb gesäumt. Der Bauch
ist nicht ganz einfärbig orangerot, sondern der dritte und vierte Ring besitzt in
der Mitte eine schmale schwarze Querlinie, der fünfte einen schwarzen Punkt.
Die Beine sind wie beim cf, nur sind die Tarsen fast ganz dunkel und der schwarze
Mittelring der Hinterschienen ist breiter und an der Oberseite fast bis zur Spitze
ausgedehnt. Die Flügel wie beim cf, aber die Adern kräftiger und die erste aus
der Diskoidalzelle entspringende Ader bis gegen den Flügelrand hin deutlich.
San Stephano bei Byzanz 2 cf , 1 9 (Apfelb.).
Sargus F.
cuprarius L. Nis in Serbien, cf (1. Hilf).
CJirysomyia Macq.
formosa Scop. Zara, häufig (Novak), Spalato, Salona, gemein (Strobl); Ak-Palanka,
Pozarevac, Nis in Serbien (Hilf); Stolac, 2 cf (Winneg.).
melampogon Zell. Serbien: Pozarevac, 9 (Hilf).
StroM. Neue Beiträge zur Dipterenfauna der Balltanlialbinsel.
523
Sammlung Siebäck: Pachyg. Leachii (Trau, 1. Sieb.); Nemot.signatus, varius
und obscuripes Lw. (1. Erber; letztere zwei stammen wohl aus Korfu, woher ich
sie durch Erber besitze); Lasiopa villosa (Zara, 1. Sieb.), calva (Spalato, 1. Gasp.) ;
tenuirostr. (Spalato, 1. Gasp.); Clitell. Bahlii (1. Erber); Oxycera Meigenii und
muscaria (1. Erber); leonina (Zara, 1. Sieb.); Allioc. graec. (Dalm., 1. Erb.); Stra-
tiom. furcata (Spalato, 1. Gasp.), longicornis (Zara, 1. Sieb.), erythrocera (Dalm.,
1. Erb.); Odontom. tigrina (Zara, 1. Sieb.), ornata (Zara, 1. Sieb.), ßavissima (Dalm.,
1. Erb.): Sargus bipunct. (Dalm., 1. Erb.); Berts Morrisii (Spalato, 1. Gasp.); Ac-
tina nitens (Trau, 1. Sieb.).
II. Familie: Xylophagidae.
Coenomyia ferruginea Scop. Livno, cf, 9 (Apfelb.), Trau (1. Sieb.).
III. Familie: Tabanidae.
Tcibanus L.
solstitialis L. *form. melanochroitica Br. Prevesa, 9 (Apfelb.).
lateralis Mg. Karpenisi, 9 (Apfelb.); Stolac, cf (Winneg.).
ater Rossi. Bosnien: Stolac und Dol. blato, 2 9 (Winneg.).
umbrinus HfF. Bosnien: Stolac, 1 cf, 3 9 (Winneg.).
gigas Herbst. Serbien: Ak-Palanka und Pozarevae, 2 9 (Hilf).
lunatus Wied. Zara, 4 cf , 4 9 (Novak); Nis in Serbien, cf (Hilf).
quatuornotatus Mg. Spalato, 25. Mai, 4 9 (Strobl); Trebevicgebirge, 9 (Apfelb.);
Radocelj, 9 (Reiser); Ak-Palanka in Serbien, 9 (Hilf).
*nemoralis Mg. Br. Mon., p. 70. Zara, 9 (Novak).
graecus F. Zara, Lesina, Juni — Dezember, 1 cf, 6 9 (Novak); Bosnien: Stolac, 2 cf, 3 9
(Winneg.); Serbien: Nis, cf (Hilf).
bromius L. Spalato, 25. Mai, 2 9 (Strobl); Bosnien: Stolac, 9 (Winneg.).
tergestinus Egg. Zara, 9 (Novak).
autumnalis L. Sarajevo, 9 (Winneg.).
* maculicornis Zett. Br. Mon. 93. Serbien: Ak-Palanka, cf (Hilf).
glaucopis Mg. Zara, cf (Novak).
Sammlung Siebäck: micans, auripilus, gigas (Spalato, 1. Gasp.); bovinus
(Zara, 1. Sieb.); ater und lunatus (Dalm., 1. Erber).
Haematopota Mg.
*Bigoti Gob. Wien, entom. Zeit. 1882, p. 155. Serbien: Nis, 9 (Hilf).
*variegata Fbr. Schin. I, 38. Zara, 9 (Novak).
Chrysops Mg.
coecutiens L. Bosnien: Stolac, 2 9 (Winneg.).
marmoratus Ross. Stylis, 9 (Apfelb.).
relictus Mg. Treskavica pl., 2 9 (Apfelb.).
*rufipes Mg. Serbien: Pozarevae, 3 cf (Hilf).
524
II. Naturwissenschaft.
V. Familie: Bombylidae.
Lomatici Mg.
Belzebul F. var. Erynnis (Lw. als Art; aber die von Loew angegebenen Unterschiede
sind so geringfügig, daß ich Er. lieber mit Beiz, vereinige). Zara, 3 cT; 2 9
(Novak); Bosnien: Stolac, 4 cf, 2 $ (Winneg.).
Sabaea F. Zara, Lesina, 6 cf, 1 9 (Novak); Serbien: Pozarevac, 1 cf, 2 9 (Hilf).
Atropos Egg. Zara, cf, 9 (Novak); Bosnien: Stolac, 9 (Winneg.).
* Rogenhof eri Lw. Mg. VIII, 143 (aus Podolien). Serbien: Nis, cf (Hilf).
Anthrax Scop.
perspicillaris Lw. Zara, 3 9 (Novak).
morio L. Zara, 3 cf , 1 9 (Novak); Bosnien: Stolac, 2 9 (Winneg.); Serbien: Pozare-
vac, cf (Hilf).
velutinus Mg. Zara, Lesina; cf, 9 nicht selten (Novak); Bosnien: Stolac, cf (Winneg.).
afer F. Zara, cf (Novak).
Paniscus Ross. Serbien: Nis, cf (Hilf).
ßavus Mg. Zara, Spalato, Lesina, nicht selten (Novak); Serbien: Ak-Palanka, cf (Hilf).
cingulatus Mg. Zara, Lesina, 4 cf , 2 9 (Novak); Bosnien: Stolac, 3 9 (Winneg.).
Ixion F. Zara, cf, 9 (Novak); Bosnien: Stolac, 2 9 (Winneg.).
Argyvamoeba Schin.
tripunctata Wied. Zara, 9 (Novak); Bosnien: Stolac, cf (Winneg.).
*Isis Mg. var. pilosula Lw. (den Namen finde ich nicht in der Literatur; wahrschein-
lich nur in litt.; läßt sich nur durch das nicht ganz gelblich, sondern größtenteils
schwarz behaarte Untergesicht vom typischen Isis, den ich bei Fiume sammelte,
unterscheiden, daher wohl nur Varietät davon). Zara, 1 cf , 2 9 (Novak); 1 Exem-
plar ohne Fundort mit der Originaletiquette Loews kaufte ich von Erber.
*binotata Mg. Lesina (Kat. Novak; fehlt aber im Nachlasse; ging wohl zugrunde;
das Vorkommen in Dalmatien ist jedoch sehr wahrscheinlich, da ich die Art
öfters um Fiume sammelte).
*leucogaster Mg. Schin. 54. Zara, 9 (Novak).
*sinuata Fall. Schin. 53. Sarajevo, cf (Winneg.).
Bxoprosopa Macq.
vespertilio Wied. Zara, 1 cf , 3 9 (Novak); Bosnien: Stolac, 9 (Winneg.).
Iacchus F. Zara, Kopar etc., cf, 9 nicht selten (Novak); Bosnien: Stolac, 1 cf , 2 9
(Winneg.).
* Germari Wied., Schin. 56. Zax-a, 9 (Novak); stimmt vollkommen mit meinen Exem-
plaren aus Kalocsa etc. in Ungarn (1. Thalhammer) und vom Antilibanon (1. Dr.
Mauthner).
Bombylius L.
punctatus F. Bosnien: Domanovic und Stolac, 1 cf , 5 9 (Winneg.).
ater Scop. Zara, cf, 9 häufig (Novak); Sebenico, 9, 25. Mai (Strobl); Bosnien: Sto-
lac, cf, 9 (Winneg.); Serbien: Pozarevac und Nis, 9 cf , 9 (Hilf).
*pictus Pz. Schin. 60. Dalmatien: Gravosa, cf, 9 (Apfelb.); Bosnien: Sarajevo, 9 (Apfelb.).
Strobl. Neue Beiträge zur Dipterenfauna der Balkanhalbinsel.
525
discolor Mik. Zara, cf, 5 (Novak).
medius L. Zara, Lesina, 4 normale cf (Novak); Serbien: Pozarevac cf (Hilf).
var. dalmatina in. (Diesen Namen führe ich ein für die in Wien, entom. Zeit. 1893,
p. 33, aus Spalato beschriebene Übergangsform zu punctipennis Lw.). Capljina,
cf, 9 (Winneg.).
fimbriatus Mg. Bosnien : Am Trebevi6, § (Apfelb.).
capillatus Palm. Lesina, 2 cf (Novak).
variabilis Lw. Spalato, Sebenico, Ende Mai, 7 9 (Strobl); Zara, cf, 9 (Novak); Bos-
nien: Stolac, 2 9 (Winneg.).
cinerascens Mik. Zara, cf (Novak); Spalato, 24. Mai, 1 cf (Strobl).
fulvescens Mg. Zara, Lesina, 3 cf , 2 5 (Novak); Spalato, am Mt. Marian, Ende Mai,
7 cf (Strobl); Bosnien: Stolac, 1 5 (Winneg.); Serbien: Nis, cf (Hilf).
*minor L. Serbien: Nis, 9 (Hilf); ich besitze diese seltene Art aus Korfu (1. Erber)
und aus Lemberg, wo sie bei Colletes fodiens schmarotzt (Schmidt-Göbel, 9 samt
Puppe).
Systoechus Lw.
hircanus Wied. Spalato, 2 cf , 2 9 (Novak).
* ctenopterus Mik., Loew, Neue Beitr., Schin. I, 64. Zara, 9 (Novak).
* var. aurulentus Mg. (Eine Form mit dunkleren Schienen; Becker in Wien, entom.
Zeit. 1889, p. 73, hält sie zwar für eine gute Art, aber auch die von ihm an-
geführten Unterschiede sind zu geringfügig und variabel; nach meiner Überzeu-
gung ist sogar ctenopterus nicht spezifisch von sulphureus Mik. verschieden; ich
sammelte bei Radkersburg an Lehmrainen zahlreiche cf von sulphureus und
ctenopterus, war aber bei der Determination oft unschlüssig; außer der Größe
fand ich kaum einen Unterschied.) Bosnien: Stolac, cf (Winneg.), besitze sie
auch aus Ungarn.
Dischistus Lw.
*unicolor Loew. Neue Beitr. 1855, p. 47. Serbien: Nis, 9 (Hilf).
minimus Sehr. Zara, 9 (Novak); Bosnien: Stolac, 9 (Winneg.).
ßavibarbus Lw. Nota: Dr. Kertesz beschreibt in Term. Füz. 1901 aus Novi einen
croaticus, 9, und bemerkt zuletzt, daß mein ßavibarbus aus Lesina kaum die
Art Loews, sondern eine selbständige Art sein dürfte; da er aber weder die
Gründe für diese Ansicht vorlegt, noch das richtige 9 zu ßavibarbus zu beschrei-
ben in der Lage ist, so kann ich mit dieser Notiz vorläufig nichts anfangen; ich
möchte nur noch bemerken, daß bei den Bombyliiden ohnehin schon zu viele
Formen als selbständige Arten beschrieben wurden und kleine Färbungs- oder
Behaarungsdifferenzen variieren.
Ploas Ltr.
virescens F. Um Zara etc., Mai — Juli, sehr häufig (Novak).
*j Phthiria Mg.
* umbripennis Lw. Linnaea 1846, p. 393, Mik. in zool.-bot. Ges. 1881, p. 592 (eine Va-
rietät). Brusje auf Lesina, 1 cf (Novak); bisher nur aus Sizilien, Rom und (die
Varietät) aus Spanien bekannt.
*Gaedii Wied. Mg., Schin. I, 67. Verbosca auf Lesina, 9. u. 10. August, 3 9 (Novak).
526
II. Naturwissenschaft.
TJsia Ltr.
*Novakii m. 35 — 5 mm. 9: Differt a florea F. et versicolore F. praecipue vena trans-
versa ante medium celhilae discoidalis posita; dorso thoracis atro, nitido ( non
pollinoso), abdomine coerulescenti-atro.
cf : differt praeterea colore feminae.
9 : Schwarz, glänzend, unbestäubt, der Hinterleib etwas bläulich. Die vor-
dere Querader steht bedeutend vor der Mitte der Diskoidalzelle; Flügel glashell,
nur das mittlere Drittel der vorderen Basalzelle blaß braungrau. Äußerst ähnlich
den £ der florea und versicolor, die ich besitze, erstere aus Rhodus (1. Erber,
det. Loew!), letztere aus Kalabrien durch Erber und Bezzi. Bei beiden steht
aber die vordere Querader genau auf der Mitte der Diskoidalzelle; beide besitzen
ferner einen metallgrünen Hinterleib; florea außerdem eine äußerst kurze, weiß-
liche Behaarung. Auch die glänzendschwarze sicula Egg. weicht nach der Be-
schreibung schon durch den nur kurz fahlgelb behaarten Thorax ab. Ebenso
stimmt keine der von Lw. und Mg. publizierten Arten, am ehesten noch die aus
Marokko beschriebene atrata F. Mg. I, 227, und VI, 328; doch ist die Beschrei-
bung zu unvollständig, weicht auch mehrfach ab (z. B. „glänzend indigoblau,
graulich behaart“ etc.). In Behaarung und Geäder steht meine Art jedenfalls zu-
nächst der versicolor. An Kopf, Fühlern, Stirnbreite, Rüssellänge kein nennens-
werter Unterschied; der Thoi’axrücken ist aber weder bestäubt, noch gestriemt,
sondern durchaus glänzendschwarz; die aus feinen Pünktchen entspringenden,
aufrechten schwarzen Haare desselben sind lang, aber doch erheblich kürzer als
bei versicolor. Schüppchen weiß, Schwinger gelb. Hinterleib schwai’z, aber mit
einem deutlichen Stich ins Bläuliche; die schwarze Behaarung desselben bedeu-
tend kürzer und dichter — als bei versicolor — , die Punkte, aus denen die
Haare entspringen, größer, sodaß der Hinterleib ziemlich genarbt aussieht; Um-
riß genau eiförmig, Oberfläche mäßig gewölbt; Unterseite stark konkav; die Lege-
röhre steht in der Form eines kurzen achten Ringes vor. Flügel wie bei versi-
color, nur mit den zwei oben angegebenen Unterschieden; bei versicolor ist die
ganze Basalzelle und auch der Vorderrand deutlich gelbbraun getrübt. Die
Schlußader der Diskoidalzelle liegt — wie bei versicolor — genau unter dem Be-
ginn der Gabel der dritten Längsader; die kurze, gerade, hintere Querader eben-
falls nahe der Basis der Diskoidalzelle; Analzelle geschlossen und gestielt, der
Stiel aber bedeutend länger als bei versicolor.
cf. Während meine 3 cf der versicolor in der Färbung total vom 9 ver-
schieden sind, stimmen die cf der Novakii vollkommen mit den 9 und lassen sich
nur unterscheiden durch die etwas schmäler getrennten Augen, sowie durch das
große, dicke, analog wie bei versicolor gebaute, ebenfalls ganz schwarze
Hyp°pyg-
Zara, 2 cf , 3 9 (Novak); bisher war aus der österreichischen Fauna keine
Art bekannt.
Amictus Wd.
pictus Wied. Um Zara, cf, 9, nicht selten (Novak).
Geron Mg.
(jibbosus Mg. Liegt ebenfalls in 12 cf, 9 aus Zara vor (Novak).
Strobl. Neue Beiträge zur Dipterenfauna der Balkanhalbinsel.
527
Toxophora Mg.
maculata Wcl. Zara, 1 cf, 5 5 (Novak); Bosnien: Stolac, cf (Winneg.).
Sammlung Siebäck: Anthrax Polyphemus, velutinus , afer (Dalmatien,
1. Erber), Ixion (Zara, 1. Sieb.); Exopros. Iacchus (Zara, 1. Sieb.); Mulio obscurus
(Trau, 1. Sieb.); Bombylius punctatus (Zara, 1. Sieb.), medius (Dalmatien, 1. Erber),
cinerascens (Zara, 1. Sieb.); Dischistits minimus (Zara, 1. Sieb.); Amictus pictus ,
Geron gibbosus (Dalmatien, 1. Erb.); Toxoph. macul. (Spalato, 1. Gasp.).
VII. Familie: Empidae.
Cyrtoma Mg.
* nigrum Mg. Bosnien: Bijamgebirge, 9 (Apfelb.).
Hybos Mg.
* culiciformis F. Lesina (Kat. Novak, determ. Pokorny; fehlt aber in der Sammlung).
Microphorus Macq.
*dalmatinus m. cf. Differt a velutino thorace coerulescenti-cinereo, nigro-trivittato ,
pedibus brunneoßavis. Zara (1. Novak).
Fast identisch mit velutinus Macq.; in Größe, Flügeln, Behaarung, Form
der Fühler, Hinterbeine, des Hypopyg sehe ich keinen Unterschied; aber der
Thorax ist bläulichaschgrau mit drei schwarzen Striemen, die Seitenstriemen
vorne verkürzt und die Beine sind braungelb. Vielleicht nur eine südliche Rasse
von velutinus.
Leptopeza Macq.
sphenoptera Lw. Vares bei Sarajevo, cf (Apfelb.).
*stigmatica Wik.
(Winneg.).
Hemerodromia Mg.
Strobl in „Wien, entom. Zeit.“ 1899, 77. Pazarib (Krupatal, 1 cf
Heleodromia Hai.
stagnalis Hai. Am Strande bei Salona, 24. Mai, cf (Strobl).
Tachydromia Mg.
*oedicnema Strobl, „Dipt. von Steierm.“ IV, 211, cf, „Tiefs dipt. Nachlaß“, 32, 9
= candicans var. flaviventris Str. „Steierm.“, IV, 211. Zara, 9 (Strobl).
*cursitans F. Schin. 88, Strobl, „Dipt. von Steierm.“ I, 115. Lesina (Kat. Novak,
determ. Pok.); fehlt zwar in der Sammlung, doch ist das Vorkommen dieser an-
derswo gemeinen Art sehr wahrscheinlich).
bicolor F. *var. Thoraxrücken licht aschgrau, alle Tarsen sehr deutlich schwarz ge-
ringelt; vielleicht spec. nova Auf Strandwiesen bei Spalato, 25. Mai, 1 9 (Strobl).
*flavipes F. Strobl, „Dipt. von Steierm.“ I, p. 116. Zara, Lesina, 3 9 (Novak); Kar-
penisi, cf (Apfelb.; doch ist die Determination nicht ganz sicher, da das dritte
Fühlerglied fehlt).
*dalmatina m. cf 3, 9 2’5 mm. Nigra thoracis dorso flavidopollinoso setis nigris;
antennae capite longiores, nigrae seta obscura; pedes lutei tarsis nigroannulatis ;
vena 3. et 4. convergentibus.
528
II. Naturwissenschaft.
Eine mittelgroße Art, sehr nahe verwandt mit alpigena m., maculipes Mg.,
longiseta und pubicornis Zett., brunneitibia Strobl; letztere stellte ich in Wien,
entom. Zeit. 1899, 78, als Varietät von pubicornis auf, Bezzi aber in Soc. ent.
ital. 1899, 153, betrachtet sie als gute Art. Von allen diesen Arten unter-
scheidet sich dalmatina durch die deutlich konvergierende dritte und vierte Längs-
ader; ferner von alpigena durch schwarzgeringelte Tarsen; von maculipes eben
dadurch und viel längere Fühler, schwarze Beborstung von Thorax und Schild-
chen; von longiseta durch an der Basis nicht rote Fühler und nicht gelbe Thorax-
borsten; von den zwei letzten durch intensivere Thoraxbestäubung.
cf. Kopf schwarz, aber Stirn und Gesicht silberweiß bestäubt. Augen mäßig
breit getrennt. Taster sehr klein, rotgelb. Rüssel glänzendschwarz, fast von
Kopflänge. Fühler ganz schwärzlich, bedeutend länger als der Kopf; das dritte
Glied ziemlich auffallend flaumhaarig, etwas länger als die dunkle Borste. Thorax
durchaus dicht bestäubt, auf den Brustseiten weißgrau, am Rücken gelblichgrau;
die kurze Behaarung ungeordnet, bleich, die längeren Rand- und zwei Schildchen-
borsten schwarz. Hinterleib glänzend schwarzbraun mit kolbigem Hypopyg.
Beine samt den Hüften glänzend rotgelb, ziemlich langhaarig; nur die hintersten
Kniespitzen schwarz und alle Tarsen zierlich schwarzgeringelt. Die Vorderschenkel
dick, unterseits nur langhaarig; die Mittelschenkel noch dicker, unterseits kurz
sägezähnig; die Hinterschenkel dünn. Flügel normal, ziemlich blaßaderig; die
Stigmatikal verdickung blaß; die dritte und vierte Längsader konvergieren am
Ende deutlich, aber nicht so stark als bei candicans ; die hintere Basalzelle ist
sehr schief abgeschlossen.
Das 5 unterscheidet sich sehr wenig vom cf : Die Fühler sind kaum etwas
kürzer, das dritte Glied meist so lang als die Borste; der Hinterleib etwas blasser,
stellenweise sogar rötlich.
Lesina, 2 cf, 5 9 (Novak).
*minuta Mg. III, 76, Sehin. I, 89, Strobl, „Dipt. von Steierm.“ I, 118. Zara, cf, 5 (Novak).
Novakii Strobl, Wien, entom. Zeit. 1893, 37. Auf Strandwiesen bei Spalato, Ende Mai,
1 cf (Strobl).
lesinensis Strobl, 1. c., p. 38. Auch bei Zara, 1 cf , 4 5 (Novak).
* fascipes Mg. var. obscurior m. Zara, 5 (Novak).
Dieses 9 stimmt in Größe (4'3 mm), Färbung, Geäder so gut mit den von
mir in „Dipt. von Steierm.“ I, 120, beschriebenen normalen 5, daß es sicher in
den Formenkreis der fascipes gezogen werden muß; es unterscheidet sich aber
durch viel dunklere Färbung der Thoraxborsten und der Schenkel. Eine Varietät
mit dunklen Thoraxborsten (var. melanochoeta) hat schon Bezzi in Soc. ent.
ital. 1899, p. 158, aufgestellt. Bei meinem 9 sind aber auch die Schenkel auf-
fallend dunkel. Die Vorderhüften sind nur nahe der Spitze gelb; die Vorder-
schenkel gelb, aber mit sehr breiter schwarzer, von der Basis bis nahe zur
Spitze reichender Rückenstrieme; die Mittelschenkel schwarz, nur mit ziemlich
breit gelbem Knie; die Hinterschenkel schwarz, nur das Knie mäßig breit und
die Oberseite von der Basis bis zur Mitte hin gelb. Die Schienen aber sind —
wie bei der Normalform — durchaus lebhaft gelb, die Tarsen schwarzgeringelt etc.
Drapetis Mg.
*aenescens Wied. Lw., Neue Beitr. 1859, 35, Schin. I, 96. Zara, 3 cf, 59. Die
Schienen sind bei einigen Exemplaren fast ganz schwarz, bei anderen ganz dunkel
Strobl. Neue Beiträge zur Dipterenfauna der Balkanhalbinsel.
529
gelbrot; schon Loew führt diese Variationen an, er gibt die Art aus Deutschland,
Frankreich, Italien und vom Kap an; ich erhielt sie auch mehrmals von Prof.
Thalhammer aus Ungarn.
lihampliomyia Mg.
Siebäcki in. kommt nach Dr. Bezzis brieflicher Mitteilung auch bei Sondrio in Italien
vor.
Empis L.
(I. Gruppe) *laeta Lw. Berlin, entom. Zeit. 1869, 81. Bosnien: Am Trebevib, 1 Q
(Apfelb.).
(III. Gruppe) * meridioncilis Mg. Sellin. I, 103. Strobl, „Dipt. von Steierm.“ I, 62. Am
Trebevic, cf (Apfelb.).
rustica Fll. Bosnien: Pazaric im Krupatale, 1 cf (Winneg.).
confusa Lw. Am Trebevic, 5 (Apfelb.).
(IV. Gruppe) tesselata F. Ivarpenisi, cf (Apfelb.).
nepticula Lw. Capljina, 2 cf (Winneg.).
fallax Egg. Schin. I, 105, var. fern, posticis tantum luteis, anterioribus nigris. Capljina,
9 (Winneg.).
erosa Lw. Zara, 9 cf, 13 5 (Novak); Bosnien: Stolac, 9 (Winneg.).
livida L. Am Trebevic, cf (Apfelb.).
* pteropoda Egg. Schin. I, 105. Sarajevo, cf (Winneg.).
* cothurnata Br. (aus Griechenland), Lw. Mg. VIII, 258 und Wien, entom. Zeit. 1864,
p. 255. Bosnien: Capljina, 3 9 (Winneg.); stimmt genau mit einer Type Loews
aus Korfu (1. Erber).
(V. Gruppe) dedecor Lw. Spalato, 1 cf, 3 9 (Novak).
(VI. Gruppe) chioptera Fall. Schin. I, 106. Loew, Berlin, entom. Zeit. 1867, 54. Zara,
1 typisches cf, Lesina, 1 9, als subpennata Macq. von Pokorny bestimmt; stimmt
auch mit der Beschreibung Macq., ist aber sicher nur die ziemlich häufige Form
des 9 mit fast glashellen Flügeln, während ganz ausgefärbte 9 ± bräunliche Flügel
besitzen.
* var. sicula Lw. Berlin, entom. Zeit. 1867 (als Art, aber nur durch den dunkleren
Haarschirm von der Normalform unterscheidbar, daher sicher nur eine südliche
Varietät). Zara, cf, 9 (Novak).
* albinervis Mg. III, 26, Schin. I, 106. Sarajevo, 1 typisches cf (Winneg.).
Die 9 treten in zwei Formen auf: a) forma impennis m. Hinterbeine ganz
ungefiedert, nur haarig gewimpert; b) forma pennata m. Hinterbeine ± deutlich
gefiedert. Die von mir in „Dipt. von Steierm.“ I, 74, beschriebenen 9 gehören
zur zweiten Form; seither fand ich um Admont häufig 9 der ersten und zweiten
Form; Mg. hatte die erste Form vor sich, da er schreibt: „Eine Befiederung habe
ich nicht bemerkt.“ Schiner schrieb die Beschreibung Mg. ’s nur ab, da er die
Art selbst nicht gesammelt und untersucht hat; sie fehlt auch in der Sammlung
Schmers. 9 der ersten Form finden sich auch im Gebiete: Ich sammelte bei
Duino 4 9 mit weißgelben Schwingern und bei Spalato Ende Mai 1 9 mit
schwarzbraunen Schwingern; das Exemplar scheint aber etwas fettig oder durch
Nässe verfärbt zu sein, daher die Schwinger vielleicht ursprünglich licht waren.
genualis Strobl, Wien, entom. Zeit. 1893, 39. Lesina, cf, 9 (Novak).
brunnipennis Mg. Um Zara cf, 9 häufig (Novak).
Band ix.
34
530
II. Naturwissenschaft.
(VII. Gruppe) femorata F. Lesina, 9 (Novak).
Erberi Now. Am Trebevic, cf, 9 (Apfelb.); Serbien: Ak-Palanka, 9 (Hilf).
*palparis Egg. Schin. I, 110, Lw., Wien, entom. Zeit. 1864, 353 etc. Serbien: Po-
zarevac, 9 (Hilf).
Hilara Mg.
carinthiaca Strobl, Mon., p. 144. Bosnien: Pazaric (Krupatal), 3 cf, 3 9 (Winneg.).
dalmatina m. Auch am Strande bei Spalato, Ende Mai, 1 5 (Strobl).
*fusitibia Strobl, Wien, entom. Zeit. 1899, 21. Am Strande bei Salona, Ende Mai,
2 9, vollkommen identisch mit meinen spanischen Exemplaren (Strobl).
matroniformis Strobl, Wien, entom. Zeit. 1893, 40, cT. Zara, Lesina, 11 cf, 5 9
(Novak).
Das noch nicht beschriebene 9 unterscheidet sich vom cf nur durch ganz
unverdickte, normal behaarte Vorderbeine; die Hinterschienen sind — wie beim
cf — einfach, dünn und gerade.
VIII. Familie: Asilidae.
Leptogaster Mg.
cylindricus Deg. Brusje auf Lesina (Novak Kat., det. Pokorny; fehlt aber in der Samm-
lung; wahrscheinlich = folgendem).
* pedunculatus Lw., Linnaea II, 405 (aus Sizilien). Zara, 1 cf, 2 9 (Novak). Läßt
sich nur durch den längeren Stiel der zweiten Submarginalzelle, der nach Lw.
etwas über das Ende der Diskoidalzelle reicht, von cylindricus unterscheiden und
ist wohl nur eine Varietät desselben; bei meinen Exemplaren reicht er nur knapp
bis zum Ende der Diskoidalzelle; beim normalen cylindricus aber ist er bedeutend
kürzer; von Erber besitze ich ein von Loew determiniertes 9, aber ohne Fundort.
* nigricornis Lw., 1. c., Schin. I, 118. Zara, cf (Novak); ich sammelte cf, 9 nicht selten
um Volosca (Istrien).
Dioctrici Mg.
oelandica L. Zara, 7 9 (Novak).
* rufithorax Lw., Neue Beitr. 1853, 37, cf, Lw., Mg. VIII, 70, cf, Schin. I, 119.
Serbien: Nis 2 9 (Hilf); ich erhielt cf 9 häutig aus Kalocsa durch Prof. Thal-
hammer.
* humeralis Zell., Schin. I, 119. Brusje auf Lesina und Paklenica (Kat. Novak, det.
Pokorny; fehlt aber in der Sammlung); ich besitze die Art aus Niederösterreich,
Ungarn und dem kroatischen Litorale; daher das Vorkommen in Dalmatien jeden-
falls wahrscheinlich ist.
longicornis Mg. Serbien: Pozarevac, cf, 9 (Hilf); Bosnien: Travnik, 2 cf, 1 9 (Thal-
hammer).
* calceata Mg. Serbien: Nis, 2 normale 9 (Hilf).
* Var. (vel spec. propr.?) nigriventris m. cf 8, 9 11 mm. Differt a typo corpore paullo
robustiore, abdomine cf tot.o nigro , 9 nigro, segmentorum 3. et 4. basi anguste rufa.
calceata Mg. läßt sich nach Schiner absolut nicht bestimmen. Er rechnet
calceata zu den Arten, deren drittes Fühlerglied viel länger ist als das erste und
zweite zusammen; es ist aber nach typischen Exemplaren, die ich aus Mödling
von Pokorny besitze, nur ungefähr so lang als das erste und zweite; ferner nennt
er das Spitzen drittel der Vorderbeine dunkelbraun, während nur ungefähr das
Strobl. Neue Beiträge zur Dipterenfauua der B alkanhalb insbl .
531
Spitzendrittel der Yorderschienen diese Farbe besitzt (wahrscheinlich ein Druck-
fehler). Auch die Angabe Loews in Linnaea II, p. 439, daß die Brustseiten
ohne Schillerstriemen sind, ist nicht ganz richtig; denn es findet sich eine schmale,
unterbrochene Schillerstrieme, die von der Flügelwurzel bis zu den Vorderhüften
geht; die bei anderen Arten vorhandene senkrechte Schillerstrieme zwischen
Flügelwurzel und Mittelhüften fehlt allerdings fast ganz. Meine Varietät nun
stimmt nach genauen Vergleichen in der Bildung der Fühler, Färbung des Thorax
und der Beine, Struktur der Hinterbeine vollkommen mit den typischen Exem-
plaren; ist aber etwas robuster gebaut, größer und unterscheidet sich auffallend
durch den ganz schwarzen Hinterleib des cf und g ; nur das 5 besitzt an der
Basis des dritten und vierten Ringes eine schmale dunkelrote Binde. Beim cf
sind — wie bei der Normalform — alle Schenkel ganz gelbrot, die Vorderschienen
ungefähr im Enddrittel und die Hinterschienen mit Ausnahme des Basaldrittels
braun; die Mittelschienen fast ganz gelbrot, alle Tarsen ganz schwarzbraun. Beim
g ist die Bräunung nur auf den Vorderschienen deutlich; die Hinterschienen und
sogar der größte Teil der Hinterferse sind ziemlich rotgelb; sonst sind die Tarsen
ebenfalls schwarzbraun; ferner unterscheidet sich das g — gleich dem normalen
g — vom cf durch die teilweise rote Schulter- und Schildchenschwiele (zwischen
Schildchen und Flügelwurzel); ßavipes Mg., die auch bisweilen ganz rote Schenkel
besitzt, unterscheidet sich leicht durch breite, vollständige Schillerstriemen der
Brustseiten, die nur an der äußersten Spitze schwärzlichen Vorderschienen, teil-
weise gelbe Tarsen etc. — die übrigen Arten auch durch nie vollständig gelbe
Schenkel.
Zara, 3 cf, 1 5 (Novak).
*Reinhardi Wied. Schin. I, 120. Sarajevo, cf (Winneg.).
linearis F. Serbien: Pozarevac, g (Hilf).
laeta Lw. Zara, 1 cf, 2 g (Novak).
*liturata Lw. Mg. X, 121. Stolac, 2 g (Winneg.); sie stimmen vollkommen nach
Loew.
Dasypogon Mg.
teutonus L. Bosnien: Stolac, 1 cf, 2 g (Winneg.); Serbien: Pozarevac g (Hilf); nach
Kat. Novak auch in Dalmatien, fehlt aber in der Sammlung.
Diadema F. Zara, Lesina, im Juni, Juli cf, g häufig (Novak); Bosnien: Stolac, cf
(Winneg.).
Von Xiphocerus glaucius Rss. findet sich auch ein cf aus Lesina in der Samm-
lung Novak.
Stenopogon Lw.
sabaudus Fbr. Schin. I, 127. Bosnien: Stolac, cf (Winneg.).
Stichopogon Lw.
* albofasciatus Mg. Schin. I, 128. Serbien: Nis, g (Hilf); stimmt mit Exemplaren aus
Sücltirol (1. Pokorny) und Macerata (Italien, 1. Bezzi).
Habropogon Lw.
exquisitus Mg. Zara, g (Novak).
appendiculatus Schin. Zara, Lesina, 8 cf, 11 g (Novak).
34*
532
II. Naturwissenschaft.
Holopogon Lw.
*fumipennis Mg., Schin. I, 130. Zara, cf, g (Novak).
Note zu priscus Mg. Seit meiner Beschreibung in Wien, entom. Zeit. 1893, 34 habe ich
c lavipes Lw. in beiden Geschlechtern mehrmals aus Ungarn durch Thalhammer
erhalten und ersah daraus, daß die Beschreibung Schiners I, 130 nur für die
cf gilt; die 9 sind viel kürzer behaart mit durchaus schwarzen Flügeladern und
stimmen durchaus mit priscus; es ist also clavipes einfach Synonym zu priscus.
Die Sammlung Novak enthält aus Lesina nur 2 g.
* Meter opogon Lw. (später von Lw. in Anisopogon umgetauft).
*ornatipes Lw. Bemerkung über die Asih, 15. Brusje und Verbosca auf Lesina im
Juni, Juli 2 cf, 1 g (Novak); Capljina, g (Winneg.).
Lasiopogon Lw.
cinctus F. Lesina, 2 g (Novak).
*Cyrtopogon Lw.
* maculipennis Macq. Nach Loew „Die europäischen Raubfliegen“ 519 in Dalmatien;
nach meinen Erfahrungen nur Gebirgsart.
*ruficornis F. Schin. I, 135. Grahovo, g (Apfelb.).
Laphystia Lw.
* sabulicola Lw., 1. c. 538, Schin. I, 137. Serbien: Pozarevac <?, 5 (Hilf).
( Erberi Schin., zool.-bot. Ges. 1865, 996 besitze ich durch Erber aus Korfu; vielleicht
auch in Süddalmatien.)
Laphria Mg.
maroccayia F. Lesina, 2 cf, 2 g (Novak); Serbien: Ak-Palanka, g (Hilf).
ephippium F. Serbien: Ak-Palanka und Nis, 3 cf, g (Hilf).
flava L. Ak-Palanka, g (Hilf); Philippopel, g (Apfelb.); nach Kat. Novak auch zu
Paklenica, Dalmatien; fehlt aber in der Sammlung; von ebendaher ist die eben-
falls fehlende marginata L. angegeben.
Asilus L.
(I. Asilus Lw.) crabroniformis L. Zara cf, g (Novak).
(III. Antiphrisson ) trifarius Lw. Lesina, Mai bis August, 2 cf, 2 g (Novak).
(IV. Dysmachus Lw.) spiniger Zell. Zara, g (Novak); Stolac 6 cf, g (Winneg.); Ak-Pa-
lanka in Serbien cf, g (Hilf); Varipopi und San Stephano bei Byzanz 4 cf, g (Apfelb.).
forcipula Zell. Grahovo, cf (Apfelb.). Trescavica pl. cf, g (Apfelb.); Serbien: Pozare-
vac 3 cf, g (Hilf).
praemorsus Lw. Serbien: Nis und Pozarevac 2 cf, 1 g (Hilf).
stylifer Lw. Jannina, cf (Apfelb.).
*bilobus Lw., Mg. IX, 138. Serbien: Pozarevac 2 cf, und zwar die von Loew aus
Mehadia erwähnte Varietät mit ganz schwarzen Schienen (1. Hilf); stimmt genau
mit einer Type Loews aus Mehadia (1. Erber).
*cephalenus Lw., Mg. IX, 133. Zara, 2 cf, 1 g (Novak); Jannina 1 cf, 3 g
(Apfelb.); stimmt genau mit zwei von Loew determinierten cf aus Korfu (1. Erber).
(VI. Machimus Lw.) rusticus Mg. Öapljina, cf (Winneg.); Niä in Serbien g (Hilf);
Burgas am Schwarzen Meere, cf (Apfelb.).
Strobl. Neue Beiträge zur Dipterenfauna der Balkanhalbinsel.
533
*basalis Lw., Linnaea, II, 16; Lw., Mg. IX, 167 ; Schin. I, 151. Burgas, 1 cf (Apfelb.);
stimmt genau mit einer Type Loews aus Korfu (1. Erber); besitze ihn auch aus
Ungarn und Siebenbürgen.
cyanopus Lw. Zara, Lesina, 1 cf, 3 9 (Novak).
(VII. Cerdistus Lw.) erythrurus Mg. Zara, cf, 9 (Novak).
Var. albispinus Palm. Bosnien: Domanov, cf, 5 (Winneg.); Lesina, 4 cf, 2 5 (Novak).
*Var. nigripes Strobl, „Dipt. von Steierm.“ I, 35. Stolac, 9 (Winneg.).
(X. Epithriptus Lw.) cingulatus F. Sarajevo, cf (Winneg.); von Loew (Linnaea, II, 109)
um Konstantin opel öfters gesammelt.
*setulosus Zell., Lw., Schin. I, 157. Zara, 2 9 (Novak).
In meiner Fauna fehlen noch folgende Sektionen:
*(XI. Mochtherus Lw.) pallipes Mg., Lw., Schin. I, 153. Lesina (Kat. Novak, cleterm.
Pok., fehlt aber in der Sammlung).
* Schineri Egg., Schin. I, 153. Zara, Lesina, 2 cf, 2 9 (Novak); Rjeka 9 (Mustajbeg).
(XII. Pamponerus Lw.) * germanicics F. Schin. I, 144. Serbien: Pozarevaz, 9 (Hilf).
(XIII. Echthistus Lw.) * rufinervis Wied., Lw., 1. c 142, Schin. I, 144. Varipopi (Ch.
Panetsu), cf, 9 (Apfelb.).
(XIV. Stilpnogaster Lw.) *aemulus Mg. var. setiventris Ztt. Viele Strobl, Steierm.
I, 33. Visegracl, cf (Apfelb.).
Sammlung' Siebäek: Leptog. pedunculatus (1. Erber); Dioctr. rufipes (Spalato, 1. Gasp.);
Dasypog. Diadema und * vielcinopterus Lw. (Spalato 1. Gasp.; letztere Bestimmung
ist wohl irrig, da Loew melanopterus nur aus Andalusien angibt); Xiphocerus glau-
cius , Habrop. exquisit, und appendic., Laphria maroccana (Dahn., 1. Erber); aurea ,
ephippium, fuliginosa (Zara, 1. Sieb.), flava (Spalato, 1. Gasp.); Asilus crabroni-
formis (Zara, 1. Sieb.), rufibarbis (Spalato, 1. Gasp.), cyanopus und socius (Dalm.
1. Erber).
IX. Familie: Scenopinidae.
Scenopinus Ltr.
* albicinctus Ross., Zelleri Lw., Stett. entom. Zeit. 1845, 314, Lw., Mg. X, 151 (Sizilien,
Spanien; nach Bezzi in Soc. ent. ital. 1898, 36, in ganz Italien verbreitet). Verboska
auf Lesina, 6. August 1 cf, 1 Q (Novak).
*lesinensis m. o1 2'5, 9 3 mm. Niger, subopacus , abdomine nitido; lialteribus pedibusque
fuscis, tarsis luteis; alis hyalinis; cf oculis connexis, 9 fronte latiuscula.
Ähnlich dem niger Deg., aber durch viel geringere Körpergröße, glashelle
Flügel, zusammenstoßende Augen des cf leicht davon zu unterscheiden; stimmt
auch mit keiner der von Loew aus Sibirien beschriebenen Arten.
cf. Kopf fast ganz wie bei fenestralis, halbkugelig, Wangen und Backen
sehr schmal; Augen sehr groß, rotbraun, die Oberhälfte mit viel größeren Facetten,
als die Unterhälfte; Stirndreieck matt, spitz, mit Mittelfurche; oberhalb desselben
stoßen die Augen auf eine ziemlich lange Strecke zusammen. Fühler wie bei
glabrifrons und fen., aber das dritte Glied etwas kürzer, länglich eiförmig. Thorax-
rücken fast matt, dicht und fein eingestochen runzelig punktiert. Schildchen ge-
wölbt, halbkreisförmig. Hinterleib kurz, dick, elliptisch mit ziemlich großem,
stumpfem Plypopyg. Der ganze Schwingerknopf und die Beine dunkelbraun, nur
die Tarsen fast ganz rotgelb. Flügel ziemlich kurz, glashell mit gelbbraunen
534
II. Naturwissenschaft.
Adern; Aderverlauf wie bei fenestralis, nur ist der Oberast der Gabel der dritten
Längsader etwas kürzer, steiler und ziemlich gerade.
9. Etwas größer; die Stirn ungefähr von 1/i Kopf breite, runzelig, matt, nur
in der Vorderhälfte mit einer tiefen und ziemlich breiten Längsfurche; die Orbital-
leiste glatt und glänzend; Augenfacetten durchaus gleich groß. Hinterleib etwas
länger, nach rückwärts allmählich verbreitert, mit kurz dreieckigem Abschlüsse.
Sonst stimmt es mit dem cf. Verbosca und Brusje auf Lesina im Juli 2 cf, 1 9
(Novak als niger , det. Pok.).
X. Familie: Therevidae.
JPhycus Walk.
dispar Mg. Aus Zara hegen 2 cf, 2 9 vor; Bosnien: Stolac, cf, 9 (Winneg.).
Xestomyia Wied.
Kollari Egg. Bosnien: Stolac 9 (Winneg.); Karpenisi, 2 cf, 1 9 (Apfelb.). Dieses
seltsame Tier läßt sich nach der Familientabelle Schiners kaum eruieren, da nach
Schiner alle Thereviden ein ungeringeltes drittes Fühlerglied besitzen, während
doch das von Xestomyia ziemlich deutlich geringelt ist; Egger schreibt ausdrück-
lich: „tenuiter annulato“\ man kommt also auf die Xylophagiden oder Tabaniden.
Die Beschreibung Eggers stimmt bis auf den Ausdruck: „Hinterleib bei beiden
(cf, 9) grau behaart.“ Beim cf ist die Behaarung deutlich goldflaumig, anliegend,
wie bei vielen Thereven, aber schütterer.
Thereva Ltr.
aurata Lw. Zara, 3 cf, 3 9 (Novak).
praecox Egg. Brusje auf Lesina, März bis Mai, 5 cf, 4 9 (Novak).
Sammlung Sielbäck: fulva (Dalm., 1. Erber).
XI. Familie: Leptidae.
Leptis Fbr.
maculata Deg. Am Trebevic 9 (Apfelb.).
vitripennis Mg. Sarajevo, cf (Apfelb.).
tringaria L. Sarajevo, 2 cf (Winneg.).
conspicua Mg. a form. Janotae Now. Trebevic, Treskavica pl. 3 cf, 9 (Apfelb.); Serbien:
Ak-Palanka, cf (Hilf).
*balcanica m. cf, 11 — 12 mm. Simillima conspicuae; differt palpis omnino albopilosis, pilis
thoracis nigris duplo longioribus, tibiis posticis totis et tarsis posticis basi flavis.
Stimmt in Größe, Färbung und Flügeln fast ganz mit conspicua und dürfte
wohl nur eine Lokalrasse derselben sein ; aber die lebhaft roten Taster sind durch-
aus weiß behaart; die schwarze Behaarung des Thoraxrückens ist doppelt so lang,
und zwar schon auf der Vorderhälfte; auf der Hinterhälfte und auf dem Schild-
chen wird sie — wie bei conspicua — bedeutend länger, bleibt aber ebenfalls
ungefähr doppelt so lang. Die Hinterschienen sind durchaus blaß rotgelb und
ebenso wenigstens das erste Glied der Hintertarsen; die folgenden Glieder werden
allmählich dunkler. Sonst könnte ich keinen wichtigeren Unterschied angeben.
Strobl. Neue Beiträge zur Dipterenfauna der Balkanhalbinsel.
535
Die Vorderschenkel sind vorn nnd rückwärts ziemlich kurz schwarzgestriemt; die
Hinterschenkel schwarz, aber an der Basis ziemlich breit und an der Spitze schmal
rotgelb; bei 1 cf ist auch der ganze Oberrand schmal rotgelb. Die Hinterschienen
sind auf der Rückseite bedeutend dichter und etwas länger schwarz beborstet,
als bei conspicua. Das Schildchen ist rotgelb mit einem schwärzlichen basalen
Querbande.
Karpenisi, 2 cf (Apfelb.).
Chrysopila Macq.
aurea Mg. Zara, cf, Q nicht selten (Novak); Serbien: Pozarevac, 2 9 (Hilf).
splendida Mg. Bosnien: Stolac, cf (Winneg.); Serbien: Pozarevac und Nis, cf, 9 (Hilf).
Atherix Mg.
*Apfelbecki m. 9 10 mm. Simillima marginatae F.; differt fascia basali alarum fere
nulla; pedibus pr. p. luteis.
In Größe, Körperbau, Kopfbildung, Geäder und Flügelzeichnung höchst
ähnlich der marginata 9, unterscheidet sich aber leicht dadurch, daß die Basal-
binde der Flügel fast ganz fehlt; nur die Trennungsader der beiden Basalzellen
ist etwas bräunlich eingefaßt, die Mittel- und Endbinde sind aber gut ausgebildet
und fast genau wie bei marginata ; ferner durch nicht ganz scliAvarze Beine: die
Vorderschenkel sind gelb mit schwarzer, in der Mitte unterbrochener Rückenstrieme,
die Mittelschenkel in der Basalhälfte schwarz, in der Spitzenhälfte gelb, auch die
Mittelschienen nebst der Mittelferse gelbbraun. Die Hinterschenkel sind in der
Mitte breit schwarz, an Basis und Spitze gelb. Sonst sind die Beine schwarz.
Der Hinterleib — wie bei marginata — schwarz mit weißlichen Hinterrands-
binden; nur der erste Ring ist beiderseits gelbrot gefleckt; dieser Fleck ist am
Hintersaume breit und wird nach vorn schmäler, ist also ziemlich dreieckig. Eine
genauere Beschreibung der Behaarung kann ich nicht geben, da das Exemplar
ziemlich abgerieben ist.
Bosnien: Plasa, 1 9 (Apfelb.); also Gebirgsart.
Sammlung Sielbäck: Chrysopila aurea (Trau, 1. Sieb.), splendida (Dalm., 1. Erb.);
Atherix marginata (Zara, 1. Sieb.).
XII. Familie: Dolichopodae.
JPsilopus Mg.
*evanidus Bezzi in Soc. ent. ital. 1898, p. 44, cf, 9. Zara, 2 9 (Novak); 1 cf sammelte
ich Ende Mai bei Fiume.
Diese Art ist leicht kenntlich durch die kaum sichtbare obere Gabelzinke
der vierten Längsader, das cf außerdem durch das silberweiße vierte und schwarze
fünfte Glied der Vordertarsen; sie Avurde von dem eifrigen italienischen Forscher
Dr. Bezzi bei Macerata entdeckt. Ich zweifle nicht, daß meine Tiere zu dieser
Art gehören, obwohl die Beschreibung des Hypopygs nicht genau stimmt; da aber
das Hypopyg des von Bezzi untersuchten cf unter das sechste Segment zurück-
geschlagen war, konnte er es nicht so genau untersuchen; bei meinem cf ist es
vollkommen ausgestreckt, in allen Teilen deutlich; die „unteren Lamellen“ Bezzis
sind in diesem Falle die oberen, die „oberen“ aber die unteren. Die langgewim-
perten oberen Lamellen sind nach Bezzi „kurz, breit, an der Basis gerade, an
536
II. Naturwissenschaft.
der Spitze gerundet; bei meinem cf aber bilden sie genau ein gleichschenkeliges
Dreieck, wobei man die untere Kante als Grundlinie zu nehmen hat; die Spitze
ist nicht gerundet, sondern ziemlich scharf und trägt eine auffallend längere Wimper-
horste; die Lamellen sind also an Basis und Spitze schmal, in der Mitte am breitesten.
Die Beschreibung der unteren (oder inneren) Anhänge stimmt; nur sind sie nicht
ganz kahl, sondern tragen einzelne Wimperhaare. Wie man aus diesem Beispiele
sieht, wäre es bei Neubeschreibungen sehr anzui’aten, die Tiere auf feuchtem
Sande — analog wie bei Koleopteren und Lepidopteren — zuvor etwas aufzu-
weichen, damit man Beine, Hypopyg etc. in eine zur Untersuchung geeignete
Lage bringen kann. Ich habe Tausende von Dipteren aufgeweicht, ohne daß sie
Schaden nahmen. Beim 9 sind die 4 bis 5 langen, steifen Borsten der Vorder-
schenkel meiner Exemplare nicht weiß, wie Bezzi angibt, sondern ebenso gelbrot
wie die Schenkel selbst; auch die Vorderhüften tragen an der Außenseite und Spitze
einige ähnliche, aber etwas kürzere Borsten.
albonotatus Lw. Brusje und Verbosca auf Lesina, 16 cf, 2 9 (Novak).
euzonus Lw. Lesina, Juni bis August 3 cf, 6 9 (Novak).
*opacus Lw. in Berlin, ent. Zeit. 1866, p. 63 (aus Sizilien). Lesina, cf (Novak).
Neurigona Rnd.
suturalis Fll. Lesina (Kat. Novak, det. Pok.; fehlt aber in der Sammlung; vielleicht
irrige Bestimmung statt folgender).
nubifera Lw. Zara, 9 (Novak).
Chrysotus Mg.
gramineus Fall. Sarajevo, cf (Winneg.).
laesus Wied. Grahovo, cf (Apfelb.)
Trypticus Gerst.
bellus Lw. 9, divisus Strobl cf, 9. Zara, 2 cf (Novak).
Gymnopternus Lw.
(II. Hercostomus Lw.) fumipennis St. var. pulchriceps Lw. Zara, cf, 9 (Novak).
Dolichopus Latr.
signifer Hai. Zara, 3 cf (Novak).
* griseipennis Stann. Schin. I, 218. Zara, Brusje auf Lesina, im Juni 1 cf, 2 9 (Novak).
Uydropliorus Whlb.
*(Subg. Scellus Lwr.) *notatus F. Schin. I, 230. Zara, 9 (Novak); stimmt vollkommen
mit einem von Erber in Kalabrien gesammelten, von Loew determinierten 9; von
Schiner aus Ungarn und in zool.-bot. Ges. 1868, p. 913 auch aus Niederösterreich
angeführt.
Micromorphus Mik.
albipes Zett. Zara, cf (Novak).
Campsicnemus Walk.
curvipm Fall. Travnik 4 cf, 9 (c. Thalh.).
Strobl. Neue Beiträge zur Pipterenfauua der Balkanhalbinsel.
537
Medeterus Fisch.
diadema L. Lesina, 2 cf (Novak).
truncorum Mg. Brusje auf Lesina, 2 9 (Novak).
Sammlung' Sielnick: Psilopus *elegans Whl. (Dalm., 1. Erb. ; der Name ist
mir ganz unbekannt); Xanthochlorus tenellus (Dalm., 1. Erb.). Syntorm. pallipes
(Trau, 1. Sieb.), Porphyrops spinicoxa, fascipes , * crassipes Mg., *antennatus Carl.
(Trau, 1. Sieb., fascipes auch bei Spalato, 1. Gasp.); Tachytr. notatus und Gymnopt.
*regalis Mg. (Spalato, 1. Gasp.).
XIV. Familie: Lonchopteridae.
LoncJioptera Mg.
punctum Mg. Spalato, Ende Mai 9 (Strobl); Zara, 5 9 (Novak).
tristis Mg. Zara, 12 9 (Novak); Bosnien: Bijamgebirge, 2 9 (Apfelb.).
*Var. pseudotrilineata Strobl, Span. Dipt. in Wien ent. Zeit. 1899, p. 144. Zara, 10 9
(Novak); Bosnien: Bijamgebirge und Vares 2 9 (Apfelb.).
*riparia Mg. Vide Strobl: „Tiefs dipt. Nachlaß“, 19U0, p.23. Bosnien: Vares und Bijam-
gebirge, 2 cf, 2 9 (Apfelb.).
XV. Familie: Pipunculidae.
JPipunculus Ltr.
*arimosus Becker, Pip., II. Folge, Berl. ent. Zeit., 1900, p. 215. Lesina, cf (Novak).
Stimmt in Größe, Geäder, Körperfarbe und der fehlenden Hypopygialspalte
mit terminalis Thms., unterscheidet sich aber durch das auffallend große, dunkel
rotbraune, glänzende Hypopyg, die ganz schwarzen Schenkel und größtenteils
schwarzen Schienen, so daß nur die Kniee breit gelbrot bleiben; das von Becker
in Berl. ent. Zeit., 1897, p. 48 erwähnte, ihm damals unbekannte, 1890, p. 215 aber
als arimosus aufgeführte, also typische cf, das ich ihm als terminalis zugesendet
hatte, unterscheidet sich vom Lesina cf nur durch vorherrschend gelbrote Schienen,
ist also jedenfalls nicht spezifisch verschieden; elephas Becker aus Gastein, mit
ebenso großem, aber rostgelbem und mit einer vertikalen, quergeteilten Spalte ver-
sehenem Hypopyg ist nach der Beschreibung eine andere Art. Die Angabe
Beckers „Deutschland und das Alpengebiet“ ist in Bezug auf den zweiten Fund-
ort unrichtig, da das ihm eingesendete Exemplar (das einzige, das ich außer dem
Lesinaexemplar besitze) nicht aus dem Alpengebiete, sondern von Waldrändern
bei Melk stammt; die Fauna Melks ist aber nicht einmal subalpin, sondern sehr
ähnlich der Wiener Fauna.
XVI. Familie: Syrphidae.
Microdon Mg.
mutobilis L. Serbien: Pozarevac, cf (Hilf).
Clirysotoociim Mg.
*süvarum Mg. Schin. I, 253. Serbien: Pozarevac, 9 (Hilf).
538
II. Naturwissenschaft.
intermedium Mg. Zara, Lesina, 1 cf, 4 § (Novak).
vernale Lw. Bosnien: Stolac, 9 (Winneg.); Serbien: Pozarevac, 2 9 (Hilf).
JParagus Ltr.
tibialis Fall. *var. femoratus Mg., III, 184. Zara, Lesina, 1 cf, 3 9 (Novak); Serbien:
Nis 2 9 (Hilf).
*Var. haemorlious Mg., III, 182. Zara, Lesina, 4 cf, 2 9 (Novak).
albifrons Fall. Zara, Lesina, 1 cf, 2 9 (Novak); Serbien: Pozarevac, 9 (Hilf).
bicolor Fbr. Zara, Lesina cf, 9 häufig (Novak); Bosnien: Stolac, 9 (Winneg.).
Var. taeniatus Mg., III, 179. Sebenico, Ende Mai 1 9 (Strobl); Serbien: Ak-Palanka,
cf (Hilf).
Var. lacerus Lw. Lesina, 2 cf, 1 9 (Novak).
Var. arcuatus Mg., Zara, 3 cf, 1 9 (Novak); Spalato und Salona, Ende Mai 2 (Strobl).
* Var. testaceus Mg., III, 180. Zara, 2 cf (Novak).
quadrifasciatus Mg., Brusje etc. auf Lesina, 1 3 9 (Novak).
Pipizella Rnd.
virens F. Serbien: Pozarevac, 1 normales cf, 1 cf, 39 (var. varipes Mg.), 1 9 (var.
maculipennis Mg.), Nis, 1 9 (var. annulata Mg., 1. Hilf).
Chrysogaster Mg.
splendida Mg. Scliin. I, 267. Serbien: Nis 3 cf, 1 9 (Hilf).
metallina F. Serbien: Nis. cf (Hilf).
Ortlioneura Macq.
nobilis Fall. * Var. byzantina m. 9. Dijfert a typo alis prorsus hyalinis, tertio anten-
narum articulo longiore, angustiore, toto nigro.
Unterscheidet sich von der Normalform durch ganz glasbelle Flügel, das
ganz schwarze, bedeutend längere und schmälere dritte Fühlerglied; vielleicht
eigene Art; da aber auch nobilis in der Länge des dritten Fühlergliedes nicht
unerheblich variiert, betrachte ich es vorläufig lieber als Varietät, bis größeres
Materiale vorliegt.
San Stephano bei Byzanz 1 9 (Apfelb.).
Chilosia Mg.
pigra Lw. Troglav, 9 (Apfelb.).
soror Zett. Serbien: Pozarevac, 3 9 (Hilf).
*albipila Mg., Beck, Monogr., 414, ßavicornis Schin. I, 285, non F. (nach Becker).
Zara (Novak) 2 normale cf und 2 9 mit schwarzen Schenkeln (wie beim cf);
diese 9 sind wohl identisch mit sareptana Beck. 418 (nur 2 9 bekannt); wenig-
stens stimmen meine Exemplare vollkommen mit der Beschreibung; es ist also
sareptana nur eine Varietät des 9 mit der Beinfärbung des cf.
Zetterstedti Beck. Serbien: Nis, 9 (Hilf).
viduata F. Cetinje, cf (Apfelb.).
correcta Becker. Serbien: Nis, 9 (Hilf).
mutabilis Fall. Bosnien: Stolac, 9 (Winneg.).
*vernalis Fall. Bosnien: Becker, Monogr., 457. Serbien: Pozarevac, cf (Hilf.)
*faucis Beck. Monogr., 364. Troglav, 9 (Apfelb.), indentisch mit steirischen Exemplaren.
Strobl. Neue Beiträge zur Dipterenfauna der Balkanhalbinsel.
539
Melanostoma Schin.
mellinum L. var a. Zara, Lesina, 10 9 (Novak); Serbien: Pozarevac, Nis, 1 cf, 3 9
(Hilf); Türkei: Janina, Vallona, 2 (f) 3 9 (Apfelb.); Bosnien fRijeka, cf, 9 (Mustäjbeg).
Var. b. mellarium Mg. Zara etc., 2 cf, 14 9 (Novak); Pozarevac 1 cf (Hilf).
gracile Mg., Str. Zara, 3 9 (Novak).
nigritibium Rnd. Lesina, 3 cf (Novak).
JPlatychirus Fg.
albimanus F. Lesina, 1 cf, 2 9 (Novak).
clypeatus Mg. Sarajevo, 9 (Apfelb.).
fulviventris Macq. Serbien : Pozarevac, cf (Hilf).
Pyrophaena Schin.
rosarum F. Serbien: Pozarevac, 9 (Hilf).
Catabomba O S.
pyrastri L. Zara, Lesina, 3 cf, 6 9 (Novak).
selenitica Mg. Eben daher 2 cf, 4 9 (Novak).
Gemellari Rnd. Zara, 2 9 (Novak).
Syrphus Fbr.
flavomarginatus m. 9 — 11 mm. cf: Oculis villosis ; facie flava, obscurelineata ; antennis
pr. p. flavis; thorace coeruleo, nitido, flavomarginato ; scutello flavo, flavo et nigro-
villoso; abdomine lato, nigro, flavofasciato ; fascia 1. late interrupta, 2. et 3. integris,
sed utrinque large emarginatis; segmento 5. fere toto flavo. Pedes flavi, sed anterio-
rum femorum basi nigra , posticorum apice tantum flavo; tibiarum posticarum
annulo nigro.
9 : A cf differt tantummodo oculis modo ordinario sejunctis, frontis parte
postica nigra; fasciis interdum interruptis.
Diese Art läßt sich nach denTabellenSchin., Rond.undKow. nicht bestimmen;
auch in Loew finde ich keine entsprechende Art. Durch die gelbe Seitenstrieme
des Thorax schließt sie sich an laetus F. und novus Rond. (die nach Mik und
Schin. identisch sein dürften? - — Ich besitze nur 2 cf des letzteren aus Steiermark),
unterscheidet sich aber leicht durch die viel weniger lebhaft gelbe, nach innen
nicht so scharf begrenzte Strieme, durch die nicht gelbgefleckten Brustseiten,
andere Färbung des Thorax, ganz verschiedene Gestalt der Hinterleibsbinden.
Gemellari Rnd., ebenfalls mit gelber Seitenstrieme, ist durch die blasig aufgetriebene
Stirn, weit unterbrochene Hinterleibsbinden, deren letzte sehr schief liegt, ebenfalls
leicht zu unterscheiden und gehört zu Catabomba O.-S.; auch albostriatus ist durch
Thoraxfärbung und Hinterleibsbinden ziemlich verwandt, besitzt aber keine gelbe
Seitenstrieme, dafür zwei genäherte weißliche Mittelstriemen des Thorax.
cf: Gesicht, Augen und Hinterrand derselben dicht abstehend weißhaarig;
obere Hälfte des nicht aufgeblasenen Stirn dreieckes mit ziemlich dichten und
langen, abstehenden schwarzen Haaren. Gesicht und Mundrand gelb, aber mit
einer fast bis zu den Fühlern reichenden braunen Mittelstrieme. Hintere Hälfte
der Backen größtenteils schwärzlich, mit dichter graumehliger Bestäubung. Fühler
rotgelb, aber der Oberrand und am dritten Gliede aiich die Spitze ziemlich breit
540
II. Naturwissenschaft.
braun; Borste rotgelb, nackt. — Thoraxrücken fahlgelb behaart, ungefähr wie bei
albostriatus glänzend blau, aber mit ziemlich breiter, blaß rotgelber, innen nicht
scharf begrenzter Seitenstrieme. Brustseiten bläulichschwarz, ziemlich matt, weiß-
haarig; auch die Haarbüschel am Oberrande derselben und die Schüppchen weiß;
Schwinger fahlgelb. Schildchen rotgelb mit dichten fahlgelben und schwarzen
Haaren. Hinterleib glänzend schwarzbraun; der erste Ring seitwärts gelb gefleckt;
der zweite mit breiter, aber in der Mitte unterbrochener Querbinde; der dritte
mit ebenso breiter, nicht unterbrochener, aber vorne dreimal und rückwärts einmal
ausgerandeter Binde; am vierten Ringe liegt die gelbe Binde an der Basis und
ist nur rückwärts in der Mitte ausgerandet; auch der Endsaum ist mäßig breit
gelb; der fünfte Ring ist fast ganz gelb; das kleine Hypopyg ist oberseits fast
ganz glänzend schwarzbraun, unterseits rotgelb. Die Beine sind vorherrschend
gelb; die vorderen Schenkel nur im Basaldrittel, die hintersten bis zur Spitze
schwarzbraun; die Hinterschienen besitzen eine ziemlich breite, aber nicht voll-
ständig geschlossene braune Mittelbinde; alle Tarsen werden gegen das Ende hin
braun. Die Flügel sind vollkommen glashell mit braungelbem Randmale und mäßig
geschwungener dritter Längsader.
9: Behaarung der Augen schütter, aber doch deutlich; Stirn vorne von 1/3,
rückwärts nur von 1/i Kopf breite; die vorderen 2/3 sind ganz gelb, das letzte
Drittel ist schwarz; das dritte Fühlerglied ist breiter und ausgedehnter schwarz.
Die zweite und dritte Hinterleibsbinde sind bisweilen unterbrochen (bei 1 $ nur
die 1., beim 2. § die 1. und 2., beim 3. 9 die 1., 2. und 3.); der fünfte Ring
hat eine breite, gebogene, schwarze Querbinde.
Zara, 3 cf, 3 9 (Novak).
*excisus Zett. Schin. I, 311, affinis Lw. Salona, d (Strobl); Zara, 2 cf, 1 9 (Novak).
corollae F. *var. nigrofemoratus Macq. Mg. VII, 132. Lesina, d (Novak).
*Var . fulvifrons Macq. Mg., VII, 132 Strobl, „Dipt. von Steierm.“ I, 169. Zara, Lesina,
3 9 (Novak); Stolac, 9 (Winneg.).
balteatus Deg. Zara, Lesina, 2 cf, 2 9 (Novak); Serbien: Pozarevac, 9 (Hilf).
*Var. andalusiaca Strobl in Wien. ent. Zeit. 1899, p. 145. Zara, d (Novak); Byzanz,
9 (Apfelb.).
bifasciatus F. Lesina, d (Novak).
Var. trifasciatus Sti'obl, Dalmatien 590. Zara, 9 (Novak).
ribesii L. Zara, Lesina, 5 9 (Novak).
cinctellus Zett. Sebenico, 22. Mai, 1 9 (Strobl); Lesina, 9 (Novak); Bjelobrdo, 9
(Apfelb.).
*monochaetus Lw. Dalmatien, d (Lw., Mg. IX, 224); mir unbekannt.
Melithreptus Lw.
scriptus L. Zara, Lesina, d , 9 häufig (Novak); Zemonico, 9 (Müller); Stolac (Winneg.),
Valona (Dr. Patsch), 3 cP ; Ak-Palanka, Nis, Poüarevac in Serbien 3 d, 9 (Hilf);
Rijeka, 9 (Mustajbeg).
Var. dispar Lw. Zara, Lesina, 4 cf, 4 9 (Novak); Pozarevac und Ak-Palanka 9 d,
9 (Hilf).
Var. strigatus Stg. Zara, 4 d, 9 (Novak); Janina, S. Stefano bei Byzanz, 2 d, 1 9
(Apfelb.).
*Var. nigricoxus Zett. Zara, 3 d (Novak); Serbien: Pozarevac, d (Hilf).
Strobl. Neue Beiträge zur Dipterenfauna der Balkanhalbinsel.
541
Xanthogramma Schin.
ornatum Mg. Bosnien: Ilidze, 2 d (Apfelb.).
Var. dives Rond. Zara, Lesina, 5 d (Novak).
Volucella Geoffr.
bombylans L cc. bombylans Mg. Am Trebevic, d (Winneg.); Serbien: Ak-Palanka und
Nis, 2 d, 1 2 (Hilf).
ß mystacea L. Am Trebevic, d (Winneg.); Serbien: Nis, d (Hilf).
zonaria Poda. Zara, Lesina, im Juni, Juli 3 cf, 4 § (Novak); Podgorica, Reljevo,
Stolac, 6 d, 9 (Winneg.).
Eristalis L.
aeneus Scop. Lesina, Spalato etc., 3 d, 5 9 (Novak).
tenax L. Lesina etc. häufig (Novak); Serbien: Pozarevac, d (Hilf).
Var. campestris Mg. Mit der Normalform von Novak und Hilf gesammelt. Var. hor-
torum Mg. Dalmatien: Trau, 2 9 (Apfelb.).
intricarius L. Ilidze, am 11. August 1 d (Winneg.).
arbustorum L. Zara, Lesina, d, 2 häufig (Novak). Zemonico, 9 (Müller); Serbien:
Nis, d (Hilf); Valona, d (Dr. Patsch).
pratorum Mg. Skutari, 9 (Apfelb.).
nemorum L. Serbien: Pozarevac, 9 (Hilf).
Myiathropa Rond.
florea L. Zara, Lesina, 3 9 (Novak); Livno, d (Apfelb.); Serbien: Nis und Pozarevac,
2 2 (Hilf).
* Var. flavofemorata m. Schenkel gelb, nur in der Mitte mit einer kurzen schwarzen
Halbbinde, die hintersten aber mit einer fast vollständigen Binde. — Ilidze, 9
(Apfelb.); Zara, (Novak); ich sammelte d, 2 nicht selten um Volosca, auch in
Steiermark; schon Schiner erwähnt diese Varietät, benennt sie aber nicht.
nigrotarsata Schin. Zara, 9 (Novak).
Helophilus Mg.
*vittatus Mg. Schin. I, 339. Lesina, d (Novak).
trivittatus F. Zara, Lesina, 4 9 (Novak).
peregrinus Lw. Metkoviö, 9 (Apfelb.).
Merodon Mg.
*equestris F. Aus Spalato und Lesina im Kat. Novak (determ. Pokorny) angegeben;
fehlt aber in der Sammlung.
clavipes F. Lesina, 9 (Novak); Bosnien: Stolac, d (Winneg.).
nigritarsis Rond. Zara, Lesina, Kopar im Mai, Juni d, 9 häufig (Novak).
spinipes F. Bosnien: Am Trebevic, 9 (Apfelb.); Serbien: Pozarevac, d (Hilf).
armipes Rond. Serbien: Pozarevac, 2 9 (Hilf); Byzanz: Ivlathane, 9 (Apfelb.).
albifrons Mg. Lesina, d (Novak); Janina, 9 (Apfelb.).
aeneus Mg. Stolac, d (Winneg.).
Criorhina Macq.
* asilica Fall. Schin. I, 351. Bosnien: Am Trebevic, d (Apfelb.).
542
II. Naturwissenschaft.
Xylota Mg.
*lenta Mg., Schin. I, 355. Bosnien: Am Trebevic, 9 (Apfelb.); Serbien: Pozarevac,
9 (Hilf).
Syritta Fg.
pipiens L. Zara etc. gemein (Novak); Yallona, 9 (Dr. Patsch); Stolac, (Winneg.).
Humerus Mg.
*sabulonum Fall. Schin. I, 360. Stolac, cf (Winneg.).
*tricolor F. Schin. I, 360. Serbien: Pozarevac, 2 cf (Hilf).
lunulatus Mg. Lesina, <5 (Novak); Valona, 9 (Dr. Patsch).
basalis Lw. Zara, 3 cf (Novak).
* Chrysochlamys Rond.
*ruficornis F. Schin. I, 363. Serbien: Pozarevac, cf (Hilf).
JSLilesia Ltr.
splendida Rss. Zara, Lesina, 9 cf, 3 9 (Novak).
Ceria F.
*vespiformis Ltr. Loew., Neue Beitr. 1853, p. 7. Lesina, 3 9 (Novak).
Sammlung Siehäek: Chilosia Loeivi Beck. (Zara, 1. Sieb.): Melanost. hyalinatum (Zara,
1. Sieb.); Platychir. clypeatus (Zara, 1. Sieb.), manicatus, fulviventris , Pyrophaena
rosarum, Syrphus auricollis (Dalm., 1. Erber), cinctellus (Zara, 1. Sieb.); *Pele-
cocera scaevoides Fall. (Trau, 1. Sieb.); Melithrept. var. strigatus (Zara, 1. Sieb.);
Ascia *floralis (Trau, 1. Sieb.); Sphegina clunipes, Brachyopa conica, bicolor (Dalm.,
1. Erber); Myiatropa nigrotarsata und Helophil. transfugus (Zara, 1. Sieb.); Merodon
clavipes , avidus , sicanus Rnd., nigritarsis Rnd., serrulatus Mg., spinipes F., armipes
Rnd., cdbifrons Mg., ruficornis Mg., aeneus Mg. (Dalm., 1 Erber); Criorhina
berberina F. (Zara, 1. Sieb ), *pachymera Egg. (Dalm., 1. Erb.); Brachypalpus
chrysites Egg. (Spalato, 1. Gasp), angustus Egg. (Zara, 1. Sieb.); Spilomyia sal-
tuum, speciosa (Zara, 1. Sieb.), v espiformis, bombylans, Milesia splendida (Dalm.,
1. Erb.).
Conopidae, Sammlung Siehäek: Physocephala truncata Lw., vittata F., *variegata Mg.,
Schin. I, 379 und *brevicornis Lw. (Dalm., 1. Erb.; ich besitze aber variegata durch
Erber aus Epirus und brevicornis durch Erber aus Syra; daher wahrscheinlich
der Fundort „Dalm.“ falsch ist); Dalmannia marginata Mg. (Spalato, 1. Gasp.).
XVII. Familie: Conopidae.
Conops L.
* quadrifasciatus Deg., Schin. I. 372. Mik in Wien. ent. Zeit. 1884, p. 206. Bosnien:
Igman, cf (Winneg.).
vitellinus Lw. Lesina, im März 2 9 (Novak).
*flavifrons Mg., Schin. I, 374. Zara, Lesina, 4 cf, 4 9- (Novak); Serbien: Nis, 9 (Hilf).
Strobl. Neue Beiträge zur Dipterenfauna der Balkanhalbinsel.
543
Physocephala Schin.
pusilla Mg. Zara, Ende Juni 2 cf (Novak); Bosnien: Stolac, 2 cf (Winneg.); Serbien:
Nis, § (Hilf).
truncata Lw. Lesina (und Zara), 4 cf, 2 2 (Novak).
vittata F. Ebenda, 2 cf, 2 2 (Novak).
fraterna Lw. Zara, cf (Novak).
Zodion Ltr.
cinereum F. Lesina, im Juli cf, 2 (Novak); Serbien: Pozarevac und Nis, 2 cf, 3 2
(Hilf); Bosnien: Travnik cf, 2 (Thalli.).
notatum Mg. Bosnien: Cemerno, 2 (Thalli.).
Oncomyia Rb.-Dsv.
atra F. Zara, cf (Novak); Serbien: Pozarevac, 2 cf (Hilf).
pusilla Mg. Lamia, 2 (Apfelb.).
* Glossigona Rond.
*bicolor Mg. Schin. I, 383. Bosnien: Stolac, cf, 2 (Winneg.).
*nigritarsis m. 10 mm. 2- Capite luteo, thorace et abdomine nigris, einer eo -pruinosis ;
pedibus fere totis rufis, tarsis nigris.
Durch Größe und Färbung von den zwei bekannten Arten leicht zu unter-
scheiden. Bau und Farbe des Kopfes fast ganz wie bei bicolor; nur ist die Ober-
hälfte des Hinterkopfes ganz dunkel und dicht aschgrau bereift; die Fühler sind
ganz rostrot und der Rüssel merklich kürzer. Der ganze Thorax ist dicht asch-
grau bestäubt; nur am Rücken zeigt sich die Grundfarbe in Form von schwärz-
lichen Striemen und Punkten, auf denen die Borsten stehen. Man kann sieben
Striemen unterscheiden: eine feine, beiderseits verkürzte Mittelstrieme und je drei
± unterbrochene Seitenstriemen: Die der Mittelstrieme zunächst liegende ist nur
rückwärts verkürzt; die zweite, die dunkelste und dickste von allen, ist vorn verkürzt,
reicht aber, in Flecke aufgelöst, rückwärts ganz bis zum Schildchen; die äußerste
ist beiderseits verkürzt und an der Quernaht unterbrochen, besteht also nur aus
je einem länglichen Flecke vor und hinter der Quernaht. Die Schulterbeulen sind
etwas heller, mehr weißgi’au bestäubt. Das Schildchen besitzt sechs schwarze
Punktflecke, von denen nur die zwei kleineren Apikalflecke keine Borste tragen.
Auch der gebogene, walzenförmige Hinterleib ist mit Ausnahme des glänzend-
schwarzen Hypopygs durchaus dicht aschgrau bestäubt mit Querreihen von ungleich
großen schwarzen, borstentragenden Punktflecken. Das unpaarige Organ ist
ziemlich lang, stumpf kegelförmig, dunkel rotbraun. Die Hüften sind rotbraun,
aber größtenteils grau bereift und stellenweise dunkel gefleckt. Die dicken Schenkel
sind fast durchaus rotbraun, nur auf der Oberseite grau bereift, was besonders
an den Vorderschenkeln auffällt. Die rotgelben Schienen sind besonders in der
Mitte ziemlich stark bereift und schimmern je nach der Stellung bald weißlich,
bald schwärzlich; Tarsen durchaus schwarzbraun. Die Flügel sind an der Basis
lebhaft rostgelb, dann aber ganz gleichmäßig dunkelgrau; das Geäder ungefähr
wie bei bicolor; nur ist die Diskoidalzelle gegen die Spitze nicht verbreitert, son-
dern von der kleinen Querader an genau rechteckig; die Spitzen querader ist
länger, ganz gerade und die erste Hinterrandzelle kurz gestielt. Schwinger rost-
gelb; Schüppchen mehr weiß.
Serbien: Nis, 1 2 (Hilf).
544
II. Naturwissenschaft.
Myiopa Fbr.
testacea L. Zara, d (Novak); Serbien: Nis und Pozarevac, 2 d (Hilf).
*Var. polystigma (Pond., Schin. I, 387 als Art, aber wohl nur Varietät; oft kaum von
testacea unterscheidbar). Zara, Lesina, im Juni und auf Mandelblüten im März
3 (Novak); Serbien: Pozarevac, 2 d (Hilf).
*puella Rond. II, 245. Zara, 3 d (Novak); neu für die österreichische Fauna. Die
Beschreibung Rond. stimmt vollkommen; wahrscheinlich ist morio Mg. IV, 148
damit identisch; da aber dem von Mg. beschriebenen d die Fühler fehlten, so ist
Rnds. Name vorzuziehen, nana Macq., Mg. VII, 168 dürfte aber verschieden sein,
da er die Schienen weiß und die Schenkel braungelb nennt. Diese Art bildet einen
Übergang zu Dalmannia, da die Analzelle kaum spitzer ausgezogen ist als bei
manchen Dalmannien.
Dalmannia Rb.-Dsv.
marginata Mg. Zara, Lesina, 1 d (Novak) und 3 9 mit ganz schwarzem Hinterleib,
identisch mit meinem bei Metkovic gefangenen 9; diese 9 sind — ßavipes Macq.
Mg. VII, 169; da nicht alle 9 von marginata einen ganz schwarzen Hinterleib
besitzen, stellen diese 9 eine Varietät dar.
* punctata Fbr. Schin. I, 389. Verbosca auf Lesina, im Juni 1 d, identisch mit Exem-
plaren aus Villach, Melk etc. (1. Novak).
XVIII. Familie: Oestridae.
*Oestrus L.
*purpureus Br. Schin. I, 393. Verbosca auf Lesina (Kat. Novak, determ. Pokorny;
fehlt aber in der Sammlung).
* Dypodcvma C I ark .
* bovis L. Schin. I, 396. Bosnien: Stolac, am 3 Juni 2 d (Winneg.).
~* silenus Br. Zool.-bot. Ges. 1858, p. 460. Herr Siebäck machte mich aufmerksam,
daß in Br., Monogr. 113 diese Art als von Erber in Dalmatien gesammelt
erwähnt wird.
XIX. Familie: Muscidae.
A. Muse, calypterae.
Phasia Ltr.
crassipennis F. Bosnien: Stolac, 9 (Winneg.).
:i:Var. taeniata Pz. Rond. = var. micans Girsch. Ent. Nachr. 1888, p. 7. Verbosca auf
Lesina, 1 d (Novak).
*Ananta Mg.
* lateralis Mg. Schin. I, 401. Serbien: Nis, 1 9 (Hilf).
* Syntomogaster Schin.
*singularis Egg. Zool.-bot. Ges. 1860, p. 797, d, viduus Egg. 1. c. 9, Campogaster
parvulus Rnd. Prodr. 1861, p. 149, d, debilis Rnd 9 ; höchst wahrscheinlich nur
eine Varietät von delicatus Mg. IV, 368, 9, welcher Name dann die Priorität
Strobl. Neue Beiträge zur Dipterenfauna der Balkanhalbinsel.
545
hätte. Lesina, 2 cf, 1 9 (Novak, wurde nach dem Kat. Novak schon vonPokorny
als parvulus und debilis determiniert).
Gymnosoma Mg.
rötundatum Mg. Zara, Lesina etc., Mai bis August, cf, $ häufig (Novak); Stolac, cf,
9 (Winneg.), Rijeka, 9 (Mustajbeg); Nis in Serbien, cf, 9 (Hilf).
*Var. costatum Pz. (Schin. I, 411 als Art, aber nur eine Varietät mit deutlich bogen-
förmiger [nicht stumpfwinkeliger] Beugung der vierten Längsader, durch Über-
gänge mit der Normalform verbunden). Zara, 5 cf, 1 9 (Novak).
( Stylogymnomyia B.-B.) nitens Mg. Verbosca auf Lesina, im Juni 1 cf (Novak).
Ocyptera Ltr.
bicolor Mg. Zara, Lesina, im Mai, Juni 2 cf, 1 9 (Novak).
*brassicaria Fbr. Schin. I, 416. Zara, cf, 9 (Novak).
* cylindrica Fbr. Schin. I, 417. Serbien: Nis, cf, 9 (Hilf).
*pilipes Lw. Schin. I, 415, tincticornis Rond. Prodr. IV, 129. Zara, 5 cf, 5 9 (Novak);
stimmt genau mit der Beschreibung Rond. und mit einer Type Loews aus Kalabrien
(1. Erber), daher ich die Synonymie für gesichert halte.
rubida Lw. Zara, 6 cf, 2 9 (Novak).
excisa Lw. Auch auf Lesina, cf, 9 (Novak).
interrupta Mg. Schin., Mussinii Rond. Prodr. IV, 125. (Ich finde zwischen beiden
Beschreibungen keinen greifbaren Unterschied.) Nis in Serbien, cf (Hilf); besitze
die Art zahlreich aus Mitteleuropa, Fiume, Triest und auch aus Kalabrien 1 9
(determ. Loew!).
(' Ocypterula Und.) pusilla Mg. Auch um Zara, 9 (Novak).
Echinomyia Dum. sens. Schin.
fera L. Zara, cf (Novak); Krupatal, cf (Winneg.).
Var. virgo Mg. Zara, 9 (Novak), Stolac, 9 (Winneg.).
magnicornis Zett. Zara, Lesina, 3 cf, 5 9 (Novak); Karpenisi cf, 9 (Apfelb.).
ferox Pz. Serbien: Nis, cf (Hilf).
tessellata Fbr. Zara, 9 (Novak); Sarajevo und Stolac, 10 cf, 1 9 (Winneg.); Serbien:
Pozarevac, cf, 9 (Hilf).
f er Ina Zett. *var. abdominalis (Rb.-Dsv. und Bezzi in Soc. ent. ital. 1894, p. 10 als Art,
aber sicher nur Varietät; Bezzi selbst ist sehr geneigt, sie als „mera forma meri-
dionale della ferina“ zu betrachten). Zara, 1. Novak, 1 9, eine Übergangsform
zur Normalform; 1 cf besitze ich aus Kalabrien.
Micropalpus Macq.
*comptus Fll. Rond., Prodr. III, 70, fulgens (Mg. pr. p.) Schin. I, 428, sec. B.-B. II, 125.
Sarajevo, cf (Winneg.).
*(Subg. Homoeonychia BB. I, 133; III, 57 als Gattung), lithosiophagus Rond. Prodr.
III, 66 (als Micropalpus ). Zara, cf (Novak). Stimmt genau nach Ronck: „Stirn
cf mit vier Reihen von Borsten.“ Nach B.-B. besteht die äußere Reihe nur aus
einer starken vorderen und einer zarten hinteren Borste; bei meinem cf aber
besteht sie aus drei fast gleich starken Borsten.
(Subg. Pokornya mihi) oberrans m. Zara, 1 cf (Novak). Es stimmt sonst genau mit
dem von mir aus Spalato beschriebenen, nur ti'ägt der zweite Ring bloß zwei
Band IX. 35
546
II. Naturwissenschaft.
Randmakrochäten und die Hinterrandzelle ist nicht geschlossen, sondern schmal
offen. Diese Art unterscheidet sich also vom typ. Micropalpus nur durch etwas
längere Taster und das Fehlen der Diskalmakrochäten. Eine Polemik darüber
siehe in Zool.-bot. Ges. 1901, p. 119 und 410.
Von Fischeria bicolor Dsv. liegen aus Lesina 6 cf, 1 9 vor.
Olivieria Dsv.
*apennina Rond. Prodr. V, 164 (als Rhynchista ), Brauer in Akad. der Wiss. 1898,
p. 37 (529). Zara, cf (Novak); stimmt genau mit cf aus Italien (1. Bezzi) und den
Admonter Voralpen.
Zophom/yia Macq.
temula Scop. Serbien: Pozarevac, 9 (Hilf).
Plagia Mg.
*(Subg. Paraplagia BB. II, 50 [354] als Gattung) Hilfii m. cf, 9 mm. Nigra, cine-
rascens, antennarum articulis basalibus palpisque rufis; seta fere tota incrassata
articulo 2. brevi; oculis nudis; setis frontalibus parum descendentibus; facie
setulosa, genis latis; unguibus brevibus; abdomine nigrofasciato, macrochaetis mar-
ginalibus; vena tertia usque ad transversam setulosa; appendice venae 4. longissimo.
Diese Art stimmt beinahe vollkommen mit der kurzen Beschreibung der
Tachina ruficornis Zett. III, 1019; da aber nach Zett. seine Art mit Ausnahme
der Fühlerfarbe und der Stellung der Querader vollständig mit curvinervis Zett.
stimmt, so muß meine Art eine andere sein; denn sie unterscheidet sich von curvi-
nervis durch sehr kurze Klauen des cf, durch ganz fehlende Diskalmakrochäten
des zweiten bis vierten Kinges, den auffallend langen Aderfortsatz, der sogar etwas
länger ist als der Abschnitt der vierten von der kleinen Querader bis zur Beu-
gung, und durch das kurze zweite Glied der fast bis zur Spitze verdickten Borste.
Kopf weißmehlig, etwas höher als lang, da die fast ganz roten Backen min-
destens halbe Augenhöhe besitzen. Stirn von mindestens halber Kopfbreite; Mittel-
strieme rotbraun, etwas bestäubt, so breit als die Stirnleisten zusammen; drei
nach vorn gerichtete Orbitalborsten, die mittlere ziemlich schwach. Von den
Stirnborsten stehen nur zwei unterhalb der Fühlerwurzel; dafür aber sind die
breiten Wangen mit kurzen, feinen schwarzen Börstchen bestreut; nur eine starke
Vibrisse knapp oberhalb des Mundrandes; oberhalb derselben zwei bis drei und
unterhalb derselben mehrere kaum halb so lange und viel dünnere Borsten. Die
Wurzelglieder der Fühler lebhaft rot; das Endglied lineal, tief schwarz, etwa von
vierfacher Länge des zweiten Gliedes. Borste nackt, etwas kürzer als das dritte
Fühlerglied und fast bis zum Ende verdickt; nur das Endfünftel ist in eine feine
Spitze verschmälert; das zweite Borstenglied kaum länger als breit. Taster leb-
haft rotgelb, kürzer als der Rüssel, gegen die Spitze sehr wenig verdickt. An
der oberen Augenecke stehen zwei starke, nach rückwärts gekrümmte Borsten ; im
Ozellendreiecke stehen zwei und hinter demselben am Scheitelrande ebenfalls
zwei viel kleinere, nach auswärts gebogene Borsten. — Die Brustseiten sind mäßig
dicht, der Thoraxrücken ist dichter aschgrau-, am Vorder- und Seitenrande fast
reinweiß bestäubt mit vier gleichweit entfernten, schwarzen, schwachen Striemen,
die zwei äußeren dicker, fleckenförmig, an der Quernaht unterbrochen, die inneren
linienförmig und nur vor der Quernaht deutlich. Beborstung dicht, mäßig lang,
Strobl. Neue Beiträge zur Dipterenfauna der Balkanhalbinsel.
547
nach rückwärts und am Rande des Schildchens bedeutend länger; drei Dorso-
zentralborsten vor und drei hinter der Quernaht; die zwei Apikalborsten des
Schildchens stehen parallel und senkrecht. Hinterleib langeiförmig; der erste
Ring und mindestens das Enddrittel der drei folgenden Ringe glänzend schwarz;
die weiße Bestäubung ist etwas schillerfleckig und geht ohne scharfe Grenze in
die schwarze Endfärbung über. Der erste Ring ohne Makrochäten; der zweite
mit zwei mittleren und je zwei seitlichen Randmakrochäten; der dritte und vierte
mit acht ungefähr gleichweit abstehenden Randmakrochäten; die übrige Behaarung
kurz, fast anliegend, nicht makrochätenartig. Hypopyg klein mit schmalovaler
Spalte und einem dicken, gekrümmten, nach vorne und unten gerichteten schwarzen
Penis. Beine kurz, kräftig; Klauen nicht länger als das Klauenglied; Hinter-
schienen sehr ungleich beborstet. Flügel glashell; nur die dritte Längsader ist
beborstet, und zwar bis etwas über die kleine Querader hinaus; die Spitzen- und
hintere Querader ganz außerordentlich schief, genau wie bei Plagia ruricola.
Serbien: Nis, 1 cf (Hilf).
Gonia Mg.
*ornata Mg., Kow. in „Wien, entom. Zeit.“ 1888, p. 11, capitata Schin. II, 443. Zara,
Lesina, 6 § (Novak).
*hebes Fll., Schin. 444, Kow., 1. c. 5. Zara, 9 (Novak).
Nemoraea Dsv. sensu Schin.
(A. Erigone Dsv., BB.), radicum Fbr., Brauer in Akad. d. Wissensch. 1898, p. 534
(Sep. 42). Travnik, 2 cf (com. Thalh.l).
connivens Zett., Br., 1. c. 536 (Sep. 44). Travnik, 1 cf (com. Thalh. !).
*(D. Nemoraea BB.) pellucida Mg., Schin. I, 449, conjuncta Rond., Prodr. III, 72,
BB. I, 116 (Sep. 48). Zara, cf (Novak).
Exorista Mg. sensu Schin.
*(Parexorista BB. 1, 87, Sep. 19) cheloniae Rond., Prodr. III, 138, Schin. I, 463,
BB. II, 320 (Sep. 16). Zara, 3 cf, 1 9 (Novak).
(Blepharidea Rond., BB.) vulgaris Fll. Zara, zwei normale 9 (Novak).
var. Die Hinterrandzelle geschlossen oder sogar kurz gestielt. Zara, 2 cf (Novak).
(Sisyropa BB.) excisa Fll. Zara, 2 cf (Novak); Serbien: Nis, 9 (Hilf).
Iota Mg., Schin., BB. Gabela, am 10. Juli aus Bombyx neustria 2 9 erhalten (Winneg.).
Meigenia Dsv.
bisignata Mg. Zara, 9 (Novak).
3Iasicera Macq. sensu Schin.
( A. Masicera Bond.) sylvatica Fll. Zara, 9 (Novak); am Trebevic, cf (Winneg.).
(B. Argyrophylax BB.) pupiphaga Rond. Aus Sarajevo noch 6 cf, 2 9 (Winneg.).
* atropivora Rond., Procl. IV, 15 (als Blepharipa), BB. II, 344 (Sep. 40), Girschner in
Entom. Nachr. 1899, p. 6. — Domanovic, aus Notodonta treyida am 19. Juli 1899
22 cf, 24 9 gezogen (Winneg.).
(C. Hemimasicera BB.) properans Rond. Ist nach einer brieflichen Mitteilung Dr.
Villeneuves und nach seiner Arbeit in Soc. entom. Paris 1900, p. 161 eine gute
Art, aber = fatua Mg. IV, 385 cf = festinans Mg. IV, 384, 9 (Typen!), hat also
den Namen festinans zu führen.
548
II. Naturwissenschaft.
*(D. Ceromasia Rond.) Das von mir in der Fauna Bosn. p. 51 als festinans aufge-
führte 9 aus Lasva hat demnach den Namen rutila Mg. florum Macq., Rond.
zu führen; die ebenda und in „Wien, entom. Zeit.“ 1893, p. 90 beschriebene Varietät
mit schwarzen Schienen (1 9 aus Lesina) aber ist nach nochmaliger genauer
Untersuchung von rutila spezifisch verschieden durch das bedeutend kürzere und
breitere, auf der Oberkante (ähnlich wie bei Epicampocera) bogig konvexe dritte
Fühlerglied, ferner durch an der Spitze schwarze Taster; ich halte es für das
noch nicht beschriebene 9 von acanthophora Rond., Prod. IV, 28 (1 cf aus Korsika);
der Randdorn der Flügel ist zwar sehr deutlich, aber kaum länger als bei florum ;
die Stirnborsten sind nur halb so zahlreich als bei florum und nur drei stehen
unterhalb der Fühlerwurzel, die letzte in der Mitte zwischen Stirnleiste und Auge.
BB. II, 12 stellt acanthophora zu Dexodes und nimmt sie als = spinuligera Rond.
an, wogegen ich aber Bedenken trage, da die Beschreibungen nicht überein-
stimmen und Rondani die spinuligera häufig sammelte.
*Eggeria Schin.
*fasciata Egg., Schin. I, 488. Sarajevo, cf (Winneg.).
Phorocera Dsv. sensu Schin.
(A. Phorocera Rond., BB.) pavida Mg. IV, 398; ist nach der Type (teste Villeneuve,
Soc. entom. Paris 1900, p. 161) identisch mit cilipeda Rond. und besitzt die Priorität.
Stolac, cf, 9’ (Winneg.).
(C. Parasetigena BB.) *nigrofasciata m. 9. 9 mm. Simillima segregatae et mediae
Ronch; differt praesertim corpore flavopollinoso, abdomine nigrofasciato.
Äußerst ähnlich der segregata, die ich zahlreich besitze, nur mit folgenden
Unterschieden: Die zwei Basalglieder der Fühler sind rotbraun; die Bestäubung
der Stirn, des Thorax und Hinterleibes ist nicht grau, sondern gelblich; unterhalb
der Fühlerwurzel stehen nur zwei Stirnborsten; die Vibrissen steigen fast bis zur
Fühlerwurzel auf; das zweite Glied der Fühlerborste ist etwas länger als breit;
an der Wurzel der dritten Längsader stehen nicht zwei, sondern sieben Börstchen,
die aber bei weitem nicht bis zur kleinen Querader reichen; das erste Segment
ist ganz schwarz und die drei folgenden besitzen scharf begrenzte schwarze End-
binden (am zweiten und dritten etwa von 1/3, am vierten von halber Ringlänge);
die vierte Längsader besitzt einen ziemlich langen Aderanhang. Stimmt in Fühler-
farbe und den Stirnborsten mit der mir fehlenden Setigena media Rond., Prodr. III,
181; da aber Rondani von der gelben Bestäubung und den schwarzen Hinter-
leibsbinden nichts erwähnt, wäre eine Identifizierung zu gewagt. Von Eggeria
fasciata weicht sie ab durch nur marginale Makrochäten etc.
Serbien: Nis, 9 (Hilf).
(F. Machaira Rond., BB. I, 91 [Sep. 23]) taeniata Mg. IV, 389, munda Mg. IV, 395,
concinnata Mg. IV, 412, Schin. I, 489, serriventris Rond., Prod. III, 159, BB., 1. c.
Alle diese Namen sind nach den Typen (vide Villeneuve in Soc. entom.
Paris 1900, p. 161, BB., 1. c. und Stein in Entom. Nachr. 1900, p. 15 und 21 [Sep.])
synonym, taeniata besitzt also die Priorität.
Zara, 4 cf, 1 9 (Novak); Sarajevo, 3 9 (Winneg.).
Miltogramma Mg.
*melanura Mg. IV, 232, 9, Villeneuve in Soc. entom. 1900, p. 381, Metopodia ? me-
lanura BB. III, 134 (cf nicht bekannt). Zara, 9 (Novak).
Strobl. Neue Beiträge zur Dipterenfauna der Balkanhalbinsel.
549
rußcornis Mg. Lesina, 9 (Novak).
(B. Sphixapata Rond.) albifrons Rond. Zara, 9 (Novak).
(C. Metopodia BB.) grisea Mg. III, 230 und intricata Mg. III, 232, sind nach den
Typen (vide Villeneuve, Soc. entom. Paris 1900, p. 381 und Stein, Entom.
Nachr. 1900, p. 11 [Sep.]) identisch; ersterer Name also älter.
* Labidogyne BB. I, 144 (Sep. 76), Redtenbacheria Schin. pr. p.
*biguttata Mg., Schin. I, 513, Bß., 1. c. Zara, 4 cf (Novak).
Tryptocera Macq. sensu Schin.
( Clausicella Rond.) suturata Rond. Zara, cf (Novak).
(. Discochaeta BB.) muscaria Fll. etc. Zara, 2 cf (Novak).
*(Neaeropsis BB. III, 151 [Sep. 63]) laticornis Schin. I, 517, BB., non Mg. Lesina,
im Juli 1 cf (Novak).
( Gymnopareia BB.) *exoletci Mg. var. tibialis (Dsv., Rond., Prodr. III, 15 als Art).
Zara, 9 (Novak).
Glaucopliana BB.
laticornis Mg. III, 351, Rond. IV, 154, non Schiner, amasiae BB. (Diese Synonymie
wird von Brauer und Bergenstamm selbst [III, 187, Sep. 99] gegeben.) Zara,
1 9 (Novak als Tryptoc. laticornis).
Siplionci Mg.
cristata Fbr. Pazari6 (Krupatal), cf (Winneg.).
* JRhytomyptera Ronch, BB. I, 103.
* nitidiventris Rond., Prodr. III, 20. Zara, leg. Novak 1 9 mit roten Basalgliedern der
Fühler und roten Tastern und 2 cf, bei denen ich weder an den Fühlern noch
Tastern etwas deutlich Rotes entdecken kann, die also mit unicolor Rond. (Entom.
ital. 1872, p. 108) ganz oder fast ganz stimmen. Da aber Rondani von nitidi-
ventris nur ein Exemplar (ob cf oder 9 ist nicht angegeben) sammelte und sonst
die Exemplare vollkommen miteinander stimmen, so bin ich überzeugt, daß uni-
color nur das cf oder wenigstens nur eine Varietät des cf zu nitidiventris ist.
Bei Volosca sammelte ich 2 cf mit deutlich roten Tastern, aber ganz dunklen Füh-
lern, also eine Übergangsform.
Clytia Dsv.
helvola Mg. Zara, cf (Novak).
Loeivia Egg.
setibarba Egg., Schin.! Zara, cf (Novak).
j Phomchaeta Rond.
carbonaria Mg. *var . fuliginavia (Rond., Prodr. IV, 100 als Art). Mostar, 2 9 (Apfelb.).
Leucostoma Mg.
brems Rss. Zara etc., 3 cf, 1 9 (Novak).
Stevenia Dsv.
* parmensis Rond., Prodr. IV, 145. Lesina, 1 cf, 2 9 (Novak).
550
II. Naturwissenschaft.
Uhinophora Dsv.
(A. Rhinophora BB.) melania Mg. Zara, cf, 9 (Novak).
inornata Lw,, Schin. Zara, 9 (Novak).
(B . Ptilochaeta Bond.) umbratica Fll , simplicissima Lw., Schin. Zara, 9 (Novak).
femoralis Mg. Zara, Lesina, 3 cf, 14 9 (Novak).
Var. signata (Mik). Zara etc., 8 cf (Novak).
Morinia Dsv. sensu Schin.
( Rhinomorinia BB. I, 123 = Metopisena und Morinia Rond. V, 159 — 161).
*trifasciata Macq., Schin. I, 551, celer Rond. V, 161 (1 cf). Zara, 1 cf, 1 9 (Novak).
Die Beschreibungen Scliiners und Rondanis stimmen vollkommen, daher
ich die Synonymie für gesichert halte. Brauer und Bergenstamm III erklärt
die Gattung und Art Rondanis als ihm unbekannt. Habituell äußerst ähnlich der
melanoptera Fll., aber schon durch die sehr starken Diskal- und Marginalmakro-
chäten des Hinterleibes verschieden; noch näher verwandt mit sarcophagina Schin.
= velox Dsv., Rond. V, 160, aber verschieden durch viel schmälere Stirn des cf
und die winkelig gebogene vierte Längsader. Das Schiner und Rondani unbe-
kannte 9 besitzt eine Stirn von ungefähr x/4 Kopfbreite und drei Orbitalborsten,
die zwei vorderen nach vorn, die hinterste nach außen gedreht; die braunschwarze
Stirnstrieme ist ungefähr so breit als jede der bleigrauen, schwach glänzenden
Stirnleisten; der Hinterleib ist kürzer, breiter; Klauen kaum halb so lang als beim
cf; sonst kein Unterschied.
Nota. Da ich in „Tiefs dipt. Nachlaß“, Klagenfui't 1900, p. 53 eine Morinia
(Subgen. Melanomyia ) trifasciata m. beschrieben habe, muß ich für diejenigen,
welche das Genus Morinia im Sinne Schiners beibehalten, den Namen umändern
in tricingulata m.
* (Subgen. Hoplisa Bond. V, 155, BB. I, 124, Sep. 56) tergestina Schin. I, 552 (1862)
= mendica Rond., 1. c. (1862), Phyto pygmaea Strobl, „Dipt. von Steierm.“ II, 51
und höchstwahrscheinlich auch Zetterstedt 1274. Zara, cf (Novak). Sammelte
die Art mehrmals in Steiermark, um Monfalcone, erhielt sie aus Triest von
Dr. Funk als tergestina und aus Macerata von Dr. Bezzi als mendica.
* (Subgen. Tromodesia Bond. V, 145) vitripennis Rond., 1. c. (9). Zara, cf (Novak).
Diese Rondanische Gattung gehört nach S chiner jedenfalls zu Morinia; auch
nach meiner Überzeugung ist sie nur als Subgenus davon zu betrachten. Herrn
Brauer ist das Tier unbekannt, Rondani kennt nur das 9. Das cf stimmt in
Färbung und Geäder vollkommen mit der Beschreibung des 9; nur sind außer
den Knien, Schenkelringen und einem Apikalstreifen der Schenkel auch die
zusammenstoßenden Seiten des ersten und zweiten Ringes rot. — Die Stirn scheint
mit der nicht näher beschriebenen Stirn des 9 identisch zu sein: sie besitzt bei-
nahe 1/3 Kopfbreite, eine schwarze, matte Mittelstrieme und zwei ungefähr damit
gleichbreite, weißgrau bestäubte Seitenstriemen, auf denen je drei Makrochäten
stehen, die vorderen nach vorn, die hinterste nach rückwärts gerichtet; das Ozellar-
borstenpaar ist haarförmig fein, nach vorn gerichtet; an der hinteren Augenecke
stehen zwei starke Borsten. Der Mund steht nicht vor; die Backen sind nicht
viel kürzer als die runden Augen. Am graubestäubten Thoraxrücken ist nur
eine ziemlich dicke Mittelstrieme und die Quernaht deutlich dunkler. Zwei Dorso-
zentralborsten vor und drei hinter der Quernaht. Das Schildchen besitzt vier
Strobl. Neue Beiträge zur Dipterenfauna der Balkanhalbinsel.
551
auffallend stärkere Borsten , von denen sich die Apikalborsten kreuzen. Der
Hinterleib ist lang oval, fast walzenförmig; das schwarze Hypopyg ist deutlich,
steht aber weder nach unten, noch nach hinten vor; es füllt einfach die Höhlung
des letzten Ringes aus, besitzt zwei Querfurchen und zwischen denselben eine
Querreihe von schwarzen Borsten. Der erste und zweite Ring ist zwar in der
Mittellinie ohne Makrochäten, aber an den Seiten befinden sich einige Borsten,
welche die übrigen an Länge weit und auch an Dicke etwas übertreffen, die man
also allenfalls als Makrochäten bezeichnen kann, während das 9 nach Rondani
auf den ersten zwei Ringen gar keine Makrochäten besitzt. Die Beine sind mäßig
dicht beborstet, die Klauen mindestens so lang als das schlanke Klauenglied; die
Haftläppchen etwas kürzer. Die dritte Längsader trägt nur an der Basis 1 — 2 feine
Borsten. Das übrige siehe in Rondani.
Me l an op h o r a Mg.
roralis L. Zara, Lusina, 7 normale cf und 2 cf der var. atra Mcq., Schin.
Nyctia Dsv.
halterata Pz. a. Zara, Lesina, März bis Juni 3 cf (Novak).
ß Servillei Dsv. Ebenda, 2 cf, 2 9 (Novak).
y caminaria Pz. Zara, 9 (Novak).
Mintho Dsv.
praeceps Scop., Rond. Lesina, Juli bis Oktober 4 cf , 4 9 (Novak).
Dexia Mg. sensu Schin.
(A. Dexia BB.) rustica F. Serbien: Ak-Palanka, cf (Hilf).
(B. Myiocera Dsv.) ferina Fll. Ebenda, cf (Hilf).
(C. Dexiosoma Bond.) * europaeum Egg., Zool.-botan. Ges. 1860, p. 801, Schin. I, 565
(als Microphthalma europaeum ), longifacies Rond., Prodr. V, 85 (1862), BB. I, 117
(Sep. 49). Serbien: Nis, 9 (Hilf).
Sarcophila Rond.
latifrons Fll. Zara, cf, 9 (Novak).
Sarcophaga Mg.
carnaria L. a coerulescens Rond. Zara, Lesina, 4 cf, 2 9 (Novak).
atropos Mg. var. y noverca (Ronck), Strobl, „Dipt. von Steierm.“ II, 56. Zara, 3 cf , 1 9
(Novak).
melanura Mg., Rond. striata Schin. Zara, 2 cf, 3 9 (Novak); Sarajevo cf (Winneg.).
pumila Mg., Schin. Serbien: Pozarevac, 9 (Hilf).
nigriventris Mg., Rond., Strobl, „Dipt. von Steierm.“ II, 59. Zara, 3 cf (Novak).
liaematodes Mg. Zara, 2 cf, 2 9 (Novak); Serbien: Pozarevac, cf (Hilf).
* consanguinea Roncl., Prodr. V, 127. Zara, cf (Novak).
* erythrura Mg., Rond., 1. c. 126. Zara, 9 (Novak).
Stomoxys Geoffr.
calcitrans L. Zemonico, 2 9 (Müller).
(. Lyperosia Rond.) irritans L. Zara, cf (Novak).
552
II. Naturwissenschaft.
Ithyncliomyia Dsv.
columbina Mg. Lesina, Juni bis August, 10 cf, 18 § (Novak).
cyanescens Lw. Lesina, cf, 9 (Novak); Serbien: Nis, cf (Hilf).
speciosa Lw. Lesina, 2 cf, 2 § (Novak).
Graphomyia Dsv.
maculata Scop. Lesina. 2 cf (Novak).
Calliphora Dsv.
erythrocephala Mg. Lesina, 2 cf, 5 9 (Novak); Vallona, Podgorica, 2 cf, 13 9 (Mustajbeg).
JPollenia Dsv.
vespillo Fbr., Schin. Serbien: Nis, 9 (Hilf).
rudis Fbr. Pazaric, 2 cf (Apfelb.); Serbien: Pozarevac und Nis, 2 cf, 1 9 (Hilf).
Dasyphora Dsv.
versicolor Mg. etc. Sarajevo, cf (Apfelb.).
pratorum Mg. Zara etc., 5 cf, 3 9 (Novak); Sarajevo, 9 (Winneg.); von der var. sal-
tuum liegt nur das aus Lesina schon erwähnte cf vor.
I/ucilia Dsv.
regina Mg. Zara, 1 cf, 2 9 (Novak).
nobilis Mg. Zara, 9 9 (Novak); höchst wahrscheinlich von sericata Mg. nicht verschieden.
caesar L. Zara, Lesina, cf, 9 (Novak); Cetinje, Podgorica, 2 9 (Mustajbeg); Pozarevac
in Serbien, 9 (Hilf).
cornicina F. Zara, 3 cf, 2 9 (Novak); Janina, 9 (Apfelb.).
JPyrellia Dsv.
cadaverina L. Zara, cf, 9 (Novak).
serena Mg. Am Trebevic, cf (Winneg.).
3Iusca L.
corvinä F. Nis in Serbien, 9 (Hilf).
Myiospila Rond.
meditabunda F. Am Bijamgebirge, 9 (Apfelb.).
Aricia Dsv.
lardaria F. Lesina, 9 (Novak).
lucorum Fll. Zara, 4 cf, 2 9 (Novak); Vares, cf (Apfelb.).
* obscurata Mg., Schin. 600. Zara, 9 (Novak).
* errans Mg., Schin. 604, Schnabl I, 125, II, 97. Zara, cf (Novak).
umbratica Mg. Zara, cf (Novak).
Spilogaster Macq.
Sundevalli Zett. Am Trebevid, 9 (Apfelb.).
*nigricolor Fll., Zett. 1646, Schin. 610, Rond. VI, 85. Vares, 9 (Apfelb.).
Strobl. Neue Beiträge zur Dipterenfauna der Balkanhalbinsel.
553
Hydrotciea Dsv.
irritans Fll. Am Trebevib, 9 (Winneg.).
*Var. dentimana (Mg. V, 109; Scliin. 617 als Art). Lesina, 9 (Novak); Krupatal: Pa-
zaric, 2 9 (Winneg.).
Opliyra Dsv.
anthrax Mg. Zemonico, 9 (Müller).
Hylemyia Dsv.
cocirctcita Fll. Ak-Palanka in Serbien, 9 (Hilf).
Anthomyia Mg.
pluvialis L. Aus Zara und Lesina 8 cf der Normalform, 2 cf, 3 9 der var. procellaris
Rond. (Novak); 1 9 der letzteren auch aus Pozarevac in Serbien (Hilf).
albicincta Fll. Stolac, cf (Winneg.).
sulciventris Zett. Im Bijamgebirge cf, 9 häufig (Apfelb.).
( Chortiphila Mcq.) * trapezina Zett. var. impudica Rond. Vide Strobl, „Spanische Dipt.“
in „Wien, entom. Zeit.“ 1899, p. 220. — Pozarevac in Serbien, cf (Hilf).
( Pegomyia Mcq.) *figulina Rond. VI, 166. Zara, 9 (Novak); Zemonico, 2 9 (Müller).
( Phorbia Dsv.) *striolata Fll., Zett. 1545. Lesina, cf, 9 (Novak).
*hirticrura Rond. VI, 214. Zara, cf, 9 (Novak).
cilicrurci Rond. lag aus Zara etc. häufig auf (S. Novak); auch aus Pozarevac in Ser-
bien (Hilf).
ETomalomyia Bouche.
scalaris F. Spalato, Ende Mai cf nicht selten (Strobl).
* Schembrii Ronch, Prodr. VI, 60 (2 9 aus Malta). Zara, 2 9 (leg. Novak).
Stein zieht in seiner Monogr. von Homal., p. 29 und 32 die ihm in natura
unbekannte Schembrii fraglich als Synonym zu ornata Mg. Meine 2 9, die ich
für Schembrii anspreche, sind zwar den 9 der ornata Mg. und pretiosa Schin.,
welche ich ebenfalls besitze, äußerst ähnlich, aber sicher spezifisch verschieden
durch die viel kürzere hintere Querader; diese ist nur wenig gebogen, deutlich
kürzer als das Endstück der fünften Längsader und ihr Abstand von der vorderen
Querader ist nur wenig kleiner als das Endstück der vierten Längsader; diese
Merkmale stimmen genau nach Rondani, da er die hintere Querader „ fere recta
et valde distans ab intermedia“ nennt; die vordere Querader liegt zwar nicht
genau der Mündung der Hilfsader gegenüber, sondern etwas außerhalb derselben,
doch immerhin derselben bedeutend näher als der Hauptader; aber Rondani
schreibt auch nicht „contra“, sondern nur „ fere contra was also ganz gut mit
meinen Exemplaren stimmt. Ferner sehe ich bei ornata und pretiosa an den
Hinterschienen nur eine Präapikalborste; bei Schembrii aber stehen zwischen
Mitte und Spitze zwei fast gleich hoch eingefügte (eine hintere äußere und eine
genau hintere); in der Mitte der Hinterschienen stehen drei fast gleich hoch ein-
gefügte Borsten (eine vordere äußere, eine hintere äußere und eine genau hintere).
In der Färbung unterscheidet sich Schembrii von ornata und pretiosa durch ganz
gelbe Taster und ganz gelbrote Wurzelglieder der Fühler; von pretiosa auch durch
bedeutend breitere Stirn.
Lispe Ltr.
tenuipalpis Zett. Auch um Zara cf, 9 nicht selten (Novak).
tentaculata Dg. Bei Brusje auf Lesina im Juli 1 cf (Novak).
554
II. Naturwissenschaft.
Coenosia Mg.
costata Mg. und die Normalform von tigrina F. lagen auch aus Zara in beiden Ge-
schlechtern vor (S. Novak).
Atherigona Rond.
quadripunctata Rss. Zara, Lesina, im Juni bis August cf, $ nicht selten (S. Novak).
Schoenomyza Hai.
littorella Fll. Sarajevo, 9 (Winneg.).
Myopina maritima Röder in „Wien, entom. Zeit.“ 1887, p. 115. Zara, 1 9 (Novak).
Herr P. Stein hatte die Güte, mir dieses bisher nur aus den Inseln Norderney
und Borkum bekannte Tier zu determinieren; es ist nach seiner Mitteilung ein
echtes Strandtier.
B. Muscidae acalypterae.
1. Gruppe: Cordylurinae und Scatophaginae.
Phrosia Rb.-Dsv.
albilabris F. Pozarevac in Serbien, cf, 9 (Hilf).
Norellia Rb.-Dsv.
nervosa Mg. Am Trebevib bei Sarajevo cf, 9 (Apfelb.).
spinimana Fll. Sarajevo, 1 cf (Winneg.).
alpestris Schin. In der Waldregion der Treskavica pl. 1 cf (Apfelb.).
*armipes Mg. V, 234, Schin. II, 6, Becker, „Monogr.“ 127. Auf der Treskavica pl. 1 cf
(Apfelb.).
Dieses Exemplar unterscheidet sich von striolata Mg. durch ganz gelbe
Schenkel, fast ganz rotbraunes Hypopyg und durch nur drei Borstenpaare (außer
den Präapikalborsten) auf den Hinterschienen, während meine cf der striolata
vier Borstenpaare besitzen; es entspricht also genau den Beschreibungen Schiners
und Beckers. Der Rückenschild ist leider durch Nässe verdunkelt, daher keine
Streifung bemerkbar.
Scatophaga Mg.
lutaria F. Im Bijamgebirge, cf (Apfelb.).
ster cor aria L. Wohl auf der ganzen Balkanhalbinsel gemein; ich sah auch Exemplare
aus Serbien (Hilf) und Byzanz (Apfelb.).
sgualida Mg. Im Bijamgebirge, cf (Apfelb.).
dalmatica Becker 176, 9. Mein Fundort der littorea Fll. „Lesina, leg. Novak“ ist zu
streichen; ich bestimmte damals (1892, also vor dem Erscheinen der Monographie
Beckers) die Art nach Schin er und mußte auf littorea kommen, littorea Schiner
ist aber nach seiner Beschreibung identisch mit dalmatica Becker; daher die ganz
richtige Bemei’kung Beckers, daß dessen Beschreibung auf littorea nicht paßt;
denn die dichte weißliche Behaarung des Hinterleibes und die Beborstung der
Hinterschenkel paßt nur auf das cf der dalmatica ; littorea cf besitzt nach
Beckers Originalexemplaren aus Dänemark einen dicht schwärzlich behaarten
Hinterleib und ganz borstenlose Hinterschenkel. Daß Pokorny die richtige littorea
Strobl. Neue Beiträge zur Dipterenfauna der Balkanhalbinsel.
555
in der Sammlung S chine rs vorgefunden habe, will ich nicht bestreiten; dann
hat aber jedenfalls eine Verwechslung oder Vermengung stattgefunden, da Schi-
ners Beschreibung nur auf dalmatica paßt. Seit Sch in er scheint weder littorea,
noch dalmatica bei Triest mehr gesammelt worden zu sein; denn in dem „Con-
tributo alla Fauna dei Ditteri dei dintorni di Trieste 1895“ von Dr. Funk und
Gräffe fehlen beide Arten. Wahrscheinlich vertritt am Mittelmeere dalmatica
die nordische littorea. Da Becker nur das 9 kannte, gebe ich noch folgende
Unterschiede vom § an: Die feinere Behaarung des Thoraxrückens ist ebenfalls
spärlich, aber die zwei Reihen von Dorsozentralborsten sind deutlich; die dichte
Behaarung der Brustseiten und des Hinterleibes ist fast rein weiß; nur an den
Segmenträndern stehen längere, steife, schwarze „Randmakrochäten“. Der Hinter-
leib ist genau streifenförmig, ebenfalls auffallend kurz; das Hypopyg wie bei lit-
torea, aber lichter bestäubt und viel spärlicher schwarz borstenhaarig. Die Be-
borstung aller Schenkel ist genau, wie sie Becker beim 9 angibt, doch stehen an
den Vorderschenkeln nur wenige feine Borsten, die man bei angedrücktem Schenkel
leicht übersehen kann, an der oberen Innenseite. — Alles übrige stimmt genau
mit der vorzüglichen Beschreibung Beckers.
2. Gruppe: Helomyzinae.
Phycodromia (Stnh.) meridionolis Rond. Auch bei Zara 1 cf (Novak).
Helomy&a FH.
variegata Lw. Lesina, cf, 9 (Novak).
*tuberivora Dsv. Diese bisher nur aus Frankreich bekannte Art unterscheidet sich
nach Loew (Berl entom. Zeit. 1868, p. 386) von gigantea Mg., Loew, Monogr. 25
— maxima Schin. II, 24 dadurch, daß die Borsten auf der Unterseite der Mittel-
schenkel des cf nicht dicht gehäuft stehen, sondern nur eine einfache, ziemlich
weitläufige Reihe bilden; außerdem sind bei meinem cf die Schenkel viel weniger
verdickt und die oberen Brustseiten nicht gänzlich kahl, sondern in der hinteren
Oberecke sparsam, aber deutlich kurzhaarig (etwa 10 Börstchen). Zara, cf (Novak).
pectoralis Lw., Monogr. 25. Zara, 1 cf, 2 9 (Novak).
Das cf unterscheidet sich von foeda Lw. durch die gar nicht mit längeren
feinen Haaren besetzte Mittelferse, foeda cf besitzt daselbst lange, zarte, aber
wenig abstehende, cingulata Pok., die ich aus Paris und Schlesien besitze, fast
senkrecht abstehende, lange, zarte, dichte Haare; vielleicht ist aber cingulata nur
eine licht gefärbte Rasse der foeda.
affinis Mg. Zara, cf (Novak); Pozarevac in Serbien, 9 (Hilf).
* bistrigata Mg., Loew, Monogr. 30. Zara, 9 (Novak).
*humilis Mg., Loew, Monogr. 20. Zara, cf (Novak).
Eccoptomera Lw.
emarginata Lw. Im Bijamgebirge, 11 cf, 2 9 (Apfelb.).
Ulepharoptera Lw.
serrata L. Ebenda, 2 cf (Apfelb.).
cineraria Lw. Olovo, 9 (Apfelb.).
* spectabilis Lw., Monogr. 58. Bijamberg, Olovo, 1 cf, 5 9 (Apfelb.).
556
II. Naturwissenschaft.
Heteromyza Fll.
atricornis Mg. Zara, 2 § (Novak).
Tephrochlamys Lw.
rufiventris Mg. *var. laeta (Mg., Loew 78 als Art, Strobl, „Dipt. von Steierm.“ II, 85
als Varietät). Außer 7 typischen 2 lagen aus Zara und Lesina auch 2 9 dieser
Varietät vor (leg. Novak).
*flavipes Zett., Loew 77. Sarajevo, 9 (Winneg.).
5. Gruppe: Sciomyzinae.
Scioniyza Fll.
notata Mg. Zara, cf, 9 (Novak); die Exemplare wurden auch von Herrn Hendel für
notata erklärt.
cinerella Fll. Die aus Lesina angeführten Exemplare gehören zu meiner var. meri-
dionalis; letztere wurde auch um Zara von Novak und Zemonico von Müller
gesammelt.
* rufiventris Mg., Schin. II, 48. Bijamberg, 9 (Apfelb.).
6. Gruppe: Tetanocerinae.
Tetcinocera Ltr.
Nota. Herr Friedrich Hendel schrieb seither (1900 in Zool.-botan. Ges.,
p. 319 — 358) eine monographische Abhandlung über die europäischen Arten dieser
Gattung und spaltet sie in sechs Gattungen, ohne daß sich die Zahl der Arten
wesentlich vermehrt hätte und ohne die äußerst ähnlichen nordamerikanischen
Arten zu kennen. Nach meiner Überzeugung können diese Gattungen kaum als
Subgenera bestehen, da die Beborstung, auf welche dieselben vorzüglich gegründet
sind, nach meinen Erfahrungen besonders an den Brustseiten zu vielen Schwan-
kungen unterliegt. Namensveränderungen ergeben sich nach dieser übrigens sehr
gründlichen Arbeit für meine Fauna folgende: robusta Lw. ist nur eine größere
Varietät von ferruginea ; vittigera aus Spalato ist nach nochmaliger Untersuchung
des Novakschen Exemplars punctata F.; reticulata F., Mg., Lw., Schin. muß
coryleti Scop. heißen, coryleti Schin. (non Scop.) aber chaerophylli Fbr.
ferruginea Fll. Nis in Serbien, 2 cf (Hilf); nach Hendel, p. 341 auch in Dalmatien
(leg. Frauenfeld).
chaerophylli F., coryleti Schin. Dalmatien (leg. Frauenfeld, nach Hendel, p. 346);
Rjeka, 9 (Mustajbeg); Pozarevac in Serbien, 9 (Hilf).
coryleti Scop., reticulata F. Trau, Dalmatien, 9 (Apfelb.).
vittigera Schin. Dalmatien (leg. Mann, nach Hendel, p. 351).
punctulata Scop. Nis in Serbien, cf (Hilf).
Limnia Dsv.
marginata F. Stolac, 9 (Winneg.); Lesina etc., viele cf, 2 (Novak).
catenata Lw., Schin. Nis und Ak-Palanka in Serbien, cf, 2 (Hilf).
unguicornis Scop. Sarajevo (Winneg.); Nis in Serbien, cf (Hilf).
Strobl. Neue Beiträge zur Dipterenfauna der Balkanhalbinsel.
557
Elgiva Mg.
* trivittata Strobl, „Span. Dipt.“ in „Wien, entom. Zeit.“ 1899, p. 224. Nis in Serbien, 9
(leg. Hilf); cf und § sammelte ich an verschiedenen Punkten Spaniens.
Sepedon Ltr.
spinipes Scop. Nis in Serbien, cf, 9 (Hilf).
sphegeus F. Nis, Pozarevac und Ak-Palanka in Serbien, 7 cf, 9 (Hilf).
7. Gruppe: Ortalidinae.
Otites Ltr.
lamed Schrk. Zara, 9 (Novak); Pozarevac in Serbien, cf, 9 (Hilf).
Ortalis Fll.
formosa Pz. Pozarevac in Serbien, $ (Hilf).
rußceps F. Aus Zara und Lesina liegen 6 cf, 4 9 vor (leg. Novak); Stolac, cf (Winneg.).
*gyrans Lw. in „Wien, entom. Mon.“ 1864, p. 15. Dalmatien, cf, 9. Dieses Zitat hatte
ich in der Fauna übersehen. Die Art fehlt mir.
grata Lw. S. Stephano bei Byzanz, 1 9 (Apfelb.).
Ceroxys Macq.
*acuticornis Lw., „Neue dipt. Beiträge“ 1854, Schin. 74. Pozarevac in Serbien, cf, 9.
(Hilf).
Myennis Rb.-Dsv.
* obliqua Lw., Mg. X, 273 (als Systata, aus Korfu, leg. Erber, cf). Karpenisi, 2 cf
(Apfelb.).
Herinci Dsv.
afßicta Mg. Zemonico bei Zara, 2 9 (leg. Müller).
frondescentiae L. Lesina, 2 9 (Novak).
JPlatystoma Mg.
(umbrarum F. und tegularia Lw. lagen aus Zara in Mehrzahl vor, cf, 9, leg. Novak.)
*biseta Lw., Mg. X, 283 (aus Ungarn). Pozarevac in Serbien, cf, 9 (Hilf).
* pubescens Lw., „Neue dipt. Beiträge“ 1845, p. 36 (aus Rhodus); Schin er erwähnt sie
p. 84 aus der Türkei; Mik in „Wien, entom. Zeit.“ 1884, p. 204 (mit Beschreibung)
aus Wien; Thalhammer sandte mir 1 cf aus Ungarn. — Stolac, cf (Winneg.);
Karpenisi, 9 (Apfelb ).
Seoptera Krb.
vibrcms L. Sarajevo und am Trebevic, cf, 9 (Winneg.).
Chrysomyza Fll.
demandata Fll. Zara, Lesina, 8 cf, 9 (Novak).
*Ulidici Mg.
* parallela Lw., „Dipt. Beiträge“ 1845, p. 30, Schin. II, 88. Nis in Serbien, 1 9 (Hilf).
558
II. Naturwissenschaft.
8. Gruppe: Sapromyzinae.
Lonchaea Fll.
corsicana Becker, Monogr. 330. Stolac, 2 2 (Winneg.).
Sapromyza Fll.
*notata Fll., Becker 203. Sarajevo, 1 cf (Winneg.).
*muricata Becker 208. Lesina, 2 2 (Novak); sie waren von Pokorny als tinctiventris
Rond. bestimmt, sind aber durch die sechs starken Makrochäten des vierten Ringes
vielleicht spezifisch verschieden. Diese 2 2 stimmen genau mit dem einzigen bis-
her bekannten, von mir bei Fiume gesammelten 2 meiner Sammlung; die Akro-
stichalbörstchen sind aber bei allen 3 2 nicht, wie Becker angibt, vierreihig,
sondern ziemlich verworren 5 — öreibig (bei 20facher Vergrößerung, die ich stets
bei genaueren Untersuchungen anwende).
longipennis F. Pozarevac in Serbien, cf (Hilf).
fasciata Fll. Nis in Serbien, cf (Hilf).
subvittata Lw. Zara, 5 cf, 2 (Novak).
plumicornis Fll. Pozarevac in Serbien, 3 cf, 2 (Hilf).
abbreviata Becker 220. Erhielt ich zahlreich aus Kalocsa (leg. Tlialh., det. Becker),
sammelte sie auch bei Monfalcone, aber stets nur 2 und halte sie nur für eine
schwache Abänderung von plumicornis ; die cf lassen sich eben von plumicornis
gar nicht unterscheiden, die 2 nur durch den etwas kürzeren zweiten Ring — ein
sehr problematisches Artmerkmal — und angeblich noch durch nur vierreihige
Akrostichalbörstchen ; aber die Akrostichalbörstchen sind weder bei plumicornis
regelmäßig sechsreihig, noch bei am Hinterleibe typischen abbreviata 2 regelmäßig
vierreihig, sondern man kann bei beiden nur 3 — 4 ziemlich regelmäßige Reihen
und außerdem einige unregelmäßig stehende, aber keine deutlichen Reihen bil-
dende Börstchen unterscheiden. Die Variabilität ist bei den Akrostichalbörstchen
eine noch größere als bei den Makrochäten, wie ich in Hunderten von Fällen
erfahren habe; es sind also alle jene Arten und Gattungen, die ausschließlich auf
Akrostichalbörstchen oder Makrochäten gegründet sind, mehr oder weniger frag-
lich. So gründete z. B. Prof. Mik auf Tachina erucarum Rond. die Gattung
Microtacliina, weil sie nur Randmakrochäten besitze; ich fand aber alle Über-
gänge von rustica Mg mit zahlreichen Rand- und Diskalmakrochäten bis zu
nympharum Rond. ohne Diskal- und nur mit zwei Randmakrochäten, so daß ich
sogar zweifle, ob rustica , erucarum und nympharum wirklich spezifisch ver-
schieden sind.
labiosa Becker 227, cf. Zara, 3 2 (Novak); um Duino sammelte ich cf, 2- Becker
kennt nur das cf; das 2 unterscheidet sich vom cf nur durch die ziemlich dicke,
kurz röhrenförmige Legeröhre; der Hinterleib besitzt ebenfalls keine auffallende
Beborstung.
intonsa Lw. Zara, cf (Novak).
simplex Lw. Pozarevac in Serbien, 2 (Hilf).
*apicalis Lw., Becker 223. Nis in Serbien, 2 cf (Hilf).
JLauxania Ltr.
aenea Fll. Lesina, auf Kirschbäumen, cf, 2 (Novak).
Strobl. Neue Beiträge zur Dipterenfauua der Balkanhalbinsel.
559
9. Gruppe: Trypetinae.
Euphrantci Lw.
connexa F., Schin. II, 112. Ak-Palanka in Serbien, 1 cf (Hilf); bisher nur als Gebirgs-
bewohnerin bekannt.
Acidia Rb.-Dsv.
heraclei L. forma centaurei F. Yedi-Kould bei Byzanz, 9 (Apfelb.).
* forma onopordinis Fbr.. Rond. VII, 39 (Körper nicht schwarz, sondern rotgelb). Zara,
9 (Novak).
Trypeta Mg.
colon Mg. Nis in Serbien, cf, 9 (Hilf).
*lappae Cck, Schin. 130. Zara, 3 cf, 2 9 (Novak).
Urophora Rb.-Dsv.
solstitialis L. Stolac, 9 (Winneg.); Nis und Pozarevac in Serbien, 5 cf , 2 9 (Hilf).
*stylata L., Schin. II, 137, Rond., Tryp. 14. Pozarevac in Serbien, cf (Hilf).
* eriolepidis Lw., Schin. 140, centaureae Dsv , Ronck, Tryp. 15. Bosnien: Igmangebirge,
cf, 9 (Winneg ).
Oxyphora Rb.-Dsv.
*bifiexa Lw., Schin. II, 150. Pozarevac in Serbien, cf (Hilf).
Tephritis Ltr.
ßavipennis Lw. Nis in Serbien, cf, 9 (Hilf).
punctella Fll. Lesina, 2 cf (Novak).
postica Lw. Zara, 2 9 (Novak).
hyoscycimi L. Beljevo und Sarajevo, 3 cf, 5 $ (Winneg.).
leontodontis Deg. Janina in der Türkei, 2 9 (Apfelb.).
conjuncta Lw. Zara, Lesina, 1 cf, 2 9 (Novak).
Mamulae Frauenf. Zara, 3 cf , 2 9 (Novak).
*vespertina Lw., Schin. 171 (fehlt in der Sammlung Schiners). Lesina (Novak), ein
typisches 9; ferner ebendaher ein von Pokorny als matricaricie Lw. bestimmtes 9,
das sich von vespertinci nur dadurch unterscheidet, daß zwischen der zweiten und
dritten Längsader 2 (nicht 3) glashelle Randflecke liegen und daß die Legeröhre
nicht ganz rot, sondern an der Spitze und auf der Mitte schwarz ist, so daß nur
die Seiten breit rot bleiben, vespertina besitze ich aus Kärnten, Paris und Nord-
spanien; von der fraglichen matricariae nur dieses 9. Nach Rondani komme
ich auf matutina Rond. , die ebenfalls eine rotgelbe Hinterleibsbasis und eine
schwarze, rotgeränderte Legeröhre besitzt, daher damit zusammenfallen dürfte.
*praecox Lw., Ronck, Tryp. 23. Zara, 1 cf, 4 9 (Novak); ich sammelte sie häufig in
Spanien („Wien, entom. Zeit.“ 1899, p. 227).
*pulchra Lw., Schin. 168, Rond., Tryp. 23. Zara, 9 (Novak); Nis in Serbien, 3 9
_ (Hilf).
*s tictica Lw., diotidis Duf., Rond., Tryp. 12. Da aber der Name diotidis nur ein
nomen in litt, ist, muß die Art stictica heißen. Zara, 1 9 (Novak); stimmt genau
mit italienischen, von Dr. Bezzi erhaltenen Exemplaren.
560
II. Naturwissenschaft.
*bullans Wied.; tenera Lw.; Rond., Tryp. 23 (ist aber nach Frauenfeld in Zool.-botan.
Ges. 1869; p. 942 und nach Loew selbst in Giebels Zeitschr. 1869 synonym mit
bullans). Pozarevac in Serbien, 2 9 (Hilf).
lielianthi Ross., eluta Mg. Phaleron bei Athen, 9 (Apfelb.).
10. Gruppe: Sepsinae.
Sepsis Fll.
punctum F var. violacea Mg. Lesina, 3 cf, 9 (Novak).
cynipsea L. nebst den var . flavimana Mg. und nigripes Mg. lagen aus Lesina und Zara
häufig vor (Novak); wurden auch seither bei Stolac und Troglav in Bosnien von
Winnegut und Apfelbeck gesammelt.
* pectoralis Macq. Zara (leg. Novak), 1 9, das in der Färbung vollständig mit dem
von mir („Dipt. von Steierm.“ II, 106) beschriebenen cf stimmt Bei Fiume aber
sammelte ich 1 cf, bei welchem die Brustseiten nur vorn rot sind.
Nemopoda Dsv.
cylindrica F. Bijam-Bara bei Sarajevo, 3 cf, 9 (Apfelb.).
JPiophila Fll.
*nigrimanci Mg. V, 396. Lesina (Novak), ein normales 9: Kopf gelbrot, nur Hinter-
haupt und drei Scheitelflecke schwarz; das dritte Fühlerglied am Oberrande
dunkel; Vorderbeine schwarz; nur Hüften, Schenkelwurzel breit, die Knie aber
sehr schmal gelb; die vier hinteren Beine ganz gelb, nur die Hinterhüften etwas
vei’dunkelt; Stirn kaum breiter als ein Auge; Thorax und besonders der Hinter-
leib mehr dunkel stahlblau als schwarz. Flügel weißlich glashell mit sehr blassen,
feinen Adern. — Sammelte 9 auch bei Admont, Prof. Tief in Osterreichisch-
Schlesien.
*var. nigrifemur m. Zara, 1 9 (Novak). Stimmt vollkommen mit dem beschriebenen 9,
nur sind die vier hinteren Schenkel schwarz mit schmal gelber Basis und breit
gelber Spitze; von affinis Mg. durch die stahlblaue Färbung, die schmälere Stirn
und das feinere, blässere Geäder sicher verschieden.
Madiza Fll.
glabra Fll. Lesina, 9 (Novak).
11. Gruppe: Tanypezinae.
* Micropeza lateralis Mg. V, 383, Schin. II, 195, Loew in Berlin, entom. Zeit. 1868.
Zara, 1 9 (Novak). Wird von Meigen um Solingen angegeben; findet sich nach
Loew, 1. c., nicht in Deutschland, sondern in Italien und Südfrankreich; ich be-
sitze aber doch ein von Oldenberg bei Berlin gesammeltes Exemplar!
12. Gruppe: Psilinae.
Chyliza extenuata Ross., atriseta Mg. Lesina, cf (Novak).
Psila Mg.
bicolor Mg. Zara, Lesina, 3 cf, 3 9 (Novak). 3-5 — 4 mm; 1 cf und 1 9 sind ganz
bleich rotgelb (nur Hinterleib, das dritte Fühlerglied und die Tasterspitze schwarz);
Strobl. Neue Beiträge zur Dipterenfauna der Balkanhalbinsel.
561
bei den übrigen cf, 9 trägt der Rückenschild vorn den Anfang einer ± deutlichen,
entweder ganz schmalen oder vorn dreieckig erweiterten Mittelstrieme und die
Mitte des Metathorax ist ± striemenförmig verdunkelt; letztere Exemplare ent-
sprechen also ganz der ephippium Zett. 2395, die also sicher nur eine Varietät
ist; erstere zwei Exemplare der bicolor Mg., Schin. (nicht Zett., die wegen der
ganz roten Fühler = debilis Egg., Schin. ist).
rosae Fbr. Lesina, 2 cf (Novak)
nigricornis Mg. Zara, Lesina, 10 cf, 69 (Novak).
( villosula Mg. und humeralis Zett., im Kat. Novak aus Lesina angegeben, fehlten in
der Sammlung).
13. Gruppe: Chloropinae.
Meromyza Mg.
saltatrix L. Zara, 9 (Novak).
nigriventris Macq. Zara, 5 cf, 5 9 (Novak).
Capnoptera Lw. (Breslau 1861, p. 11).
*hyalipennis Strobl, „Span. Dipt.“ in „Wien, entom. Zeit.“ 1899, p. 246. Zara, 1 cf (Novak);
von mir aus Iran in Spanien beschrieben, aber seither auch 3 cf, 3 9 um Duino
und Monfalcone geköschert.
Diplotoxa Lw.
* Subgen. Pseudopachychaeta m.: Seta antennarum crassa.
pachycera m. cf, 9. 1 '4 mm. Fulva thoracis vittis 3 et macula pleurarum nigris; ab-
domine brunneo; nervis sicut in Dipl, approximat. directis.
Dieses merkwürdige Tier verbindet das Geäder und ungefähr auch die Fär-
bung von Dipl, approximatonervis Zett. mit der dicken Fühlerborste von Pachy-
chaeta (= Elacliiptera) . Alle vier europäischen Arten Loews besitzen eine dünne
Fühlerborste; wenn man den untergeordneten Gattungscharakter der Fühlerborste
in der Charakteristik Loews fallen läßt, so paßt mein Tier vollkommen zu Diplo-
toxa, etwa als Subgen. Pseudopachychaeta.
Kopf fast ganz wie bei approximatonervis : gelblich; Stirn ungefähr von halber
Kopf breite; das scharf begrenzte Ozellendreieck nimmt rückwärts die ganze Stirn-
breite ein und reicht vorn etwas über die Mitte; es ist gewölbt, dunkler rotgelb,
nur der Ozellenfleck (und die damit zusammenhängende Mittelpartie des Hinter-
kopfes) schwarz. — Fühler klein, rotgelb, das dritte Glied rund; die Fühlerborste
etwa von doppelter Fühlerlänge, schwarz, dick, kaum behaart, gegen das Ende
schwach verschmälert; das zweite Borstenglied halb so lang als das dritte. Der
Mundrand tritt nicht vor, ist etwas schwarz gesäumt, jederseits mit einem längeren
Härchen. Backen fast von halber Augenhöhe, Augen etwas höher als breit. —
Thoraxrücken mit drei breiten, aber nicht zusammenfließenden, schwarzen, etwas
bestäubten Striemen; die mittlere hinten, die seitlichen beiderseits etwas verkürzt.
Schildchen etwas gewölbt, einfärbig gelblich. Brustseiten mit einem großen, drei-
eckigen schwarzen Flecke zwischen den Hüften und oberseits desselben noch
einigen kleinen dunklen Fleckchen. Hinterrücken schwarz. Hinterleib braun,
gegen die Spitze gelblich, beim cf mit stumpflicher, beim 9 mit lang ausgezogener
Spitze. Beine einfärbig gelbrot, nur die Tarsen ± gebräunt. Flügel glasartig;
die drei ersten Längsadern dunkel, die übrigen schwach und ziemlich undeutlich;
Band IX. 3g
562
II. Naturwissenschaft.
die erste bis dritte Längsader etwas aufgebogen, so daß die drei ersten Abschnitte
der Randader fast gleichlang sind. Die Randader reicht nur wenig über die
Mündung der dritten Längsader. Die vordere Querader steht der Mündung der
ersten Längsader gegenüber, die hintere nur wenig außerhalb derselben; sie ist
der vorderen außerordentlich genähert, sogar etwas länger als ihr Abstand von
der vorderen. Die vierte und fünfte Längsader sind sehr unscheinbar, gehen aber
bis zum Flügelrande; die vierte divergiert mit der dritten und mündet etwas
unterhalb der Flügelspitze. — Es ist also das Geäder fast vollkommen identisch
mit dem der approximatinervis. Schwinger weiß.
Spalato, am Meere 1 9, bei Monfalcone nahe dem Meere 1 cf, 1 9 ge-
köschert; Ende Mai,
Chlor ops Mg.
* Novakii m. cf, 9. 4 mm. SimilUma geminatae Mg.; differt triangulo verticis nigro-
vittato , antennis fuscolimbatis, tarsis anticis fusconigris.
Stimmt in Bau, Größe und Fäi’bung fast vollkommen mit der nicht seltenen
geminata (z. B. Thorax mit fünf schwarzen Sti'iemen; drittes Fühlerglied mäßig
groß; Brustfleck rot; Hinterleib gelb mit zwei auffallenden schwarzen Punkten
am ersten Ringe und mit schwachen bräunlichen Querbinden auf den übrigen
Ringen); aber das Ozellendreieck ist nicht gelb mit einem schwarzen Vorder- und
Ozellenflecke, sondern gelb mit schwarzbraunem Ozellenflecke und einer davon
entspringenden schwarzbraunen, gefurchten, bis zur Vorderecke reichenden Strieme;
das dritte Fühlerglied ist nicht ganz rotgelb, sondern am Ober- und Vorderrande
ziemlich breit braun ; der Brustfleck ist nicht ganz rot, sondern am Oberrande
dunkel gesäumt; endlich — wohl das wichtigste Merkmal — sind die Tarsen nicht
ganz gelb, sondern die Vordertarsen schwarzbraun — nur an den Mittelgliedern
etwas lichter — und die übrigen Tarsen mit zwei schwarzbraunen Endgliedern.
Sonst fand ich bei sorgfältiger Vergleichung keinen Unterschied, cf, 9 stimmen
vollkommen miteinander bis auf das kleine, stumpfe Hypopyg des cf.
Zara, ein Pärchen (Novak).
taeniopus Mg. Stolac, 2 Pärchen (Winneg.).
didyma Zett. Nis in Serbien, cf (Hilf).
liirsuta Lw. Zara, 9 (Novak)
* serena Mg., Lwr. 62, didyma Schin. II, 213, non Zett. Pozarevac in Serbien, 9 (Hilf).
Chlor opisca Lw.
circumdata Mg., ornata Lwr., non Mg. Um Zara sehr häufig (Novak).
rufa Macq. var. rufovittata Strobl. Zara, 9 (Novak).
JEurinci Mg.
*nuda Lw. in Wien, entom. Mon. 1858, p. 75 (aus Ägypten). Durazzo, cf (Apfelb.);
wahrscheinlich auch in den Meersümpfen der Narenta; 2 9 erhielt ich aus Hajos
in Ungarn von Prof. Thalhammer; 2 cf , 1 9 sammelte ich selbst am Meere bei
Duino, 29. Mai
Oscinis Ltr.
frit L. Zara, Lesina, cf, 9 häufig (Novak).
humeralis Lw. Zara, Lesina, 8 cf, 10 9 (Novak); die 9 kommen auch mit fast ganz
rotbraunem Hinterleibe vor.
Strobl. Neue Beiträge zur Dipterenfauna der Balkanhalbinsel.
563
Siphonelia Macq.
* pumilionis Bj., Schin. II, 229. Zara, 2 q (Novak).
Novakii Strobl, Litor. 131, *var. Untergesiclit, Hinterleib uncl Beine ganz rotgelb.
Zara, g (Novak).
j Elachiptera Macq.
bimaculata Lw. Zara, 2 c? (Novak); sie unterscheiden sich von meinem cf aus Ragusa
dadurch, daß außer den zwei schwarzen Seitenflecken des roten Thoraxrückens
auch noch zwei schmale, matte, schwarze Mittelstriemen deutlich sind; ich nenne
sie daher var. quadrilineata. Ich sammelte diese Varietät auch in Spanien.
(Pachychaeta) pubescens Thalh. Spalato, g (Novak).
14. Gruppe: Ephydrinae.
Notiphila Fll.
cinerea Fll. Zara, cT (Novak).
* Cyclocephala m. (nov. gen. Notiphilinarum).
Capite plano , disciformi, fronte impressa ; antennarum articulo 3. longo ,
angusto, subfalciformi; arista plumata ; scutello magna, plano, marginato ; abdomine
segmentis 3; vena 1. et 2. paralleles, deinde vena costali et 2. parallelis ; vena trans-
versa posteriore obliqua, inflexa.
Diese Gattung steht etwa neben Trimerina, weicht aber durch die Form des
Kopfes und das Geäder von allen in Beckers Monogr. abgebildeten Gattungen
ganz außerordentlich ab.
* margininervis m. cT. 2 mm. Viridiaenea abdomine nigro , nitido; antennis fere totis
tarsisque luteis.
Kopf metallischgrün, glänzend, scheibenförmig, oben und unten flach, die
Stirn sogar tief und breit eingedrückt. Stirn fast von halber Kopfbreite; Gesicht
bedeutend schmäler, in der Mitte bis zum Mundrande gewölbt, die Wölbung mit
regelmäßigen Querrunzeln. Wangen und Backen sehr kurz. Rüssel dick, gerade,
von mehr als halber Kopflänge. Fühler fast ganz rotgelb, nur die Spitze des
dritten Gliedes deutlich gebräunt; die Basalglieder kurz; das Endglied länger als
beide zusammen, schmal, etwas sichelförmig aufgebogen (etwa wie bei Tabanusf,
das zweite Fühlerglied am Ende mit einem schwachen, aber deutlichen Dorne;
die Oberseite der dünnen Fühlerborste mit neun langen Kammstrahlen. — Thorax
fast flach, nebst dem großen, flachen, gerandeten Schildchen dunkel erzgrün,
matter als der Kopf, ziemlich dicht eingestochen punktiert. Schildchen mit vier
Randborsten ; die Zahl und Lage der kurzen Thoraxborsten kann ich bei dem
schlecht gespießten Exemplar nicht mit Sicherheit angeben, doch sehe ich vier
kurze Borsten in einer Querreihe knapp vor dem Schildchen und zwei Borsten
vor den Schüppchen (Supraalarborsten ?). — Hinterleib breit eiförmig, glatt, glän-
zendschwarz, ziemlich flach, nur mit drei fast gleichlangen Ringen; wenigstens
der zweite ist seitlich scharf gerandet, der letzte breit abgestutzt mit verstecktem
Hypopyg, etwas länger feinflaumig als die übrigen. Beine einfach, durchaus
borstenlos, kurzflaumig, glänzend schwarz mit hell rotgelben Tarsen. — Flügel
ziemlich glashell, aber zwischen der Randader und der zweiten Längsader
gelbbräunlich; die Adern ziemlich dick und dunkel. Die Randader geht bis
zur
564
II. Naturwissenschaft.
Mündung der vierten Längsader. Die erste und zweite Längsader laufen knapp
nebeneinander parallel, bogenförmig und die zweite mündet scheinbar etwas vor
der Flügelmitte; erst bei gewisser Stellung des Flügels sieht man, daß die zweite
Längsader noch nicht in die Randader mündet, sondern knapp neben derselben
eine lange Strecke fortläuft und erst ziemlich nahe der Flügelspitze in die Rand-
ader mündet; der zweite Abschnitt der Randader ist daher in Wirklichkeit sogar
länger als der erste; der dritte und vierte Abschnitt sind ziemlich gleichlang. Die
dritte und vierte Längsader verlaufen parallel. Die kleine Querader steht weit
vor der Mündung der ersten Längsader; die vordere Basalzelle ist kaum halb so
lang als die hintere. Die hintere Querader ist in der Mitte winkelig eingeknickt;
die Winkelspitze ist gegen die Basis des Flügels gerichtet und der obere Schenkel
des Winkels liegt fast in gleicher Richtung mit dem Endstücke der vierten Längs-
ader. Das Endstück der fünften Längsader erreicht den Flügelrand nicht und
ist ungefähr so lang als die hintere Querader; die Analzelle fehlt. Schwinger
schwarzbraun; die winzigen Schüppchen weißlich, schwarzbraun gerändert.
Zara, cf (Novak).
Nota. Heuer sammelte ich selbst ein cf in Südspanien; es ist sonst mit dem
beschriebenen identisch, aber besser ausgereift, daher Schenkel und Schienen
glänzend schwarz, die Flügel intensiv schwarzbraun getrübt.
Dphygrobia Schin.
nitidula Fll. Zara, 2 cf (Novak).
Clasiopa Stenh.
* glabricula Fll., Becker, Monogr. 152. Spalato, Salona, am Meerstrande Ende Mai cf, $
geköschert.
Hydrellia Dsv.
griseola Fll. Wurde auch von Novak bei Zara und auf Lesina häufig gesammelt.
Scatella Dsv.
sorbillans Hai. Zara, cf, 9 (Novak).
* quadrata Fll., Becker, Monogr. 230. Zara, 2 cf (Novak).
Canace Hai.
salonitana m. Herr Becker schrieb mir, daß er diese neue Art in beiden Geschlech-
tern auch bei Alexandrien und in Syrien an der Meeresküste gefangen habe, wo
sie an Stegen und hölzernen Einbauten auf den dort wachsenden Algen sich
herumtrieb. Dr. Kertesz hatte auch ein Exemplar am Mittelmeere, an der kroati-
schen Küste, gefangen. Ich selbst fing seither bei Fiume 1 9 der beschrie-
benen Art und 3 9 der äußerst ähnlichen nasica Hak; die Unterschiede davon
hat Herr Becker in „Ägyptische Dipteren“, 1903, S. 184 treffend auseinander-
gesetzt.
15. Gruppe: Drosophilinae.
Drosophila Fll.
funebris Fbr. Lesina, Zara, cf, 9 häufig (Novak).
* ampelophila Lw., Berl. entom. Zeit. 1862, p. 231, uvarum Rond., Soc. ent. ital. 1876,
p. 86. Lesina, Zara, cf, 9 häufig (Novak); Sarajevo, cf, 9 nicht selten (Winneg.).
Strobl. Neue Beiträge zur Dipterenfauna der Balkanlialbinsel.
565
*distincta Egg., Schin. II, 277. Zara, 1 9 (Novak).
graminum Fll. nebst der var. griseola Zett. Zara, Lesina häufig (Novak).
16. Gruppe: Geomyzinae.
Scypliellci Dsv.
flava L. und lutea Fll. Die Sammlung Novaks enthielt aus Zara und Lesina je 5 cf, 9
beider Arten; je 1 9 derselben wurde von Herrn Müller auch in der Höhle von
Smokovnik gesammelt (det. Strobl!).
Opomyzci Fll.
florum F. Grahovo, 1 9 (Apfelb.).
Balioptera Lw.
tripunctata Fll. Stolac, d (Winneg.).
*var. bracata Rond., Soc. ent. ital. 1874, p. 253 (als Art). Alle Schenkel und die Hinter-
schienen ± verdunkelt; sonst kein Unterschied von der Normalform. Zara, 1 d,
3 9; besitze diese Form auch aus Siebenbürgen und Spanien. Die var. calceata
Rond., 1. c. (als Art), bei der nur die Hinterschenkel teilweise dunkel sind, bildet
einen Übergang zur Normalform; ich sammelte dieselbe mehrmals um Admont
und in Südspanien.
* pictipennis Rond., 1. c. 252. Ist jedenfalls identisch mit der von Loew (Berl. entom.
Zeit. 1864) erwähnten lichtesten Varietät der tripunctata, bei welcher Kopf und
Thorax mit Ausnahme des Hinterrückens ganz oder fast ganz gelbrot sind; ob
sie wirklich nur eine Varietät derselben ist, scheint mir noch nicht sicher, obwohl
ich auch einige Übergangsexemplare, bei denen der Thoraxrücken fast ganz
dunkel ist und nur die Brustseiten rot sind, besitze. Zara, 3 9 (Novak); zwei
typische 9 erhielt ich auch aus Madrid (leg. Lauffer).
Geoinyza Fll.
frontalis Fll. Zara, d (Novak).
* obscurella Fll., Loew, 1. c. Zara, d (Novak).
17. Gruppe: Ochthiphilinae.
Ochthiphilci Fll.
juncorum Fll. *var . flavicornis m. Unterscheidet sich von der Normalform durch die
ganz oder fast ganz gelbroten Fühler; besitzt aber gleich dieser auf dem dritten
bis fünften Segmente zwei sehr deutliche schwarze Punkte; dadurch und durch
ein viel dunkleres Geäder, besonders schwarze Queradern, unterscheidet sie sich
leicht von maritima Zett., die ich in Mehrzahl aus Borkum erhielt und bei Irun
in Spanien selbst sammelte.
Zara, d (Novak); bei Monfalcone Ende Mai 1 9.
Leucopis Mg.
griseola Fll, und Palumbii Rond. Zara, 3 d (Novak).
566
II. Naturwissenschaft.
19. Gruppe: Agromyzinae.
Agvomyzci Fll.
lacteipennis Fll. Zara, Lesina, 2 cf, 4 § (Novak).
vagans Fll. Phaleron bei Athen, 9 (Apfelb.).
var. obscurella Fll. und var. geniculata na. Um Zara nicht selten (Novak).
scutellata Fll. Zara, 1 cf der var. pusilla Mg.; 1 cf, 2 9 der var. pascuum Mg.; 1
der var. variegata Mg. (Novak).
abiens Zett. *var. Apfelbecki m. Zara, 2 cf, 4 9. Diese Exemplare sowie die von mir
um Ragusa gesammelten, p. 90 (640) angeführten Exemplare unterscheiden sich
durchaus von der normalen abiens durch den ganz dicht aschgrau bestäubten
Thoraxrücken, die etwas hinter (nicht vor) der Mitte der Diskoidalzelle liegende
kleine Querader und durch ± verdunkelte Schienen; sie dürften also eine neue
Art oder wenigstens eine südliche Rasse bilden, der ich den Namen des unermüd-
lichen Forschers Kustos Apfelbeck gebe.
abiens Zett. Sarajevo, ein typisches 9 (Winneg.).
*remotinervis m. 9. 1.5 mm. Nigra, nitida , kalter ibus albis; frontis parte antica,
facie et genis rufobrunneis ; scutello plano, marginato ; alis lacteis, venis transversis
valde remotis.
Zara (Novak).
Zunächst verwandt mit niveipennis Zett. und albohyalinata Zett., aber von
allen beschriebenen Arten verschieden durch den deutlich hinter der Flügelmitte
gelegenen hinteren Quernerv, so daß der vorletzte Abschnitt der vierten Längs-
ader kaum um die Hälfte kürzer ist als der letzte und daß das Endstück der
fünften Längsacler nur wenig länger ist als die hintere Querader. In Größe,
Färbung des Körpers und der Flügel äußerst ähnlich der vagans, aber durch das
Geäder weit verschieden. Nach dem Geäder würde die Art besser mit Rhicnoessa
Lw. stimmen, aber die übrigen Eigenschaften (z. B. Färbung, Kopfbildung, das
Fehlen der für Rhicnoessa charakteristischen groben, borstenartigen Behaarung
auf Stirn und Thorax, die lange sechste Längsader) verweisen das Tier bestimmt
zu Agromyza ; jedenfalls eine Übergangsart.
Kopf ziemlich rundlich, Stirn und Mundrand kaum vorragend; Backen schmal,
Augen daher verhältnismäßig sehr groß. Rüssel ziemlich lang und dünn, die
Saugscheibe langgestreckt und wenig dicker. Stirn schwarzbraun, rückwärts von
mehr als halber Kopfbreite, nach vorn etwas verschmälert und allmählich lichter,
zuletzt rotbraun wie das Gesicht und der Unterkopf. Stirndreieck mittelgroß,
schwarz, glänzend; es reicht rückwärts nicht bis zu den Augen, vorn nicht über
die Stirnmitte; auch die Stirnleisten, auf welchen die Borsten stehen, glänzen.
Die Stirn- und Mundborsten sind ziemlich lang und zahlreich; außer den Leisten
aber ist die Stirn nur sparsam und fein behaart. Fühler schwarz, sehr klein mit
rundem Endgliede; die Fühlerborste ist lang und dünn, kaum flaumig. — - Thorax-
rücken glänzend schwarz, kaum punktiert; Schildchen ganz glatt und flach, ge-
randet (wie bei Chloropisca ), mit vier starken Borsten. Hinterleib flach, glänzend
schwarzbraun, dreieckig, an der Spitze etwas lichter; Legeröhre kurz dreieckig
mit schmal gestutzter Spitze, oberseits mit Längsrinne. Beine einfach, dunkel-
braun; stellenweise, besonders an der Basis der Vordertarsen, etwas lichter. Flügel
— gegen eine dunkle Stelle gehalten — milchweiß mit blassen Adern; gegen eine
lichte Stelle gehalten erscheinen sie nur glashell mit dunkleren Adern. Die Rand-
Strobl. Neue Beiträge zur Diptereufauna der Balkanhalbinsel.
567
ader reicht bis zur vierten Längsader, doch ist der letzte Abschnitt dünner; der
erste Abschnitt ist sehr kurz gewimpert. Die erste Längsader mündet vor der
Flügelmitte: die zweite bis vierte laufen ziemlich parallel, nur an der Spitze diver-
gieren die zweite und dritte deutlich; die vordere Querader steht knapp hinter
der Mündung der ersten Längsäder. Analzelle sehr klein; die sechste Längsader
erreicht nicht ganz den Hinterrand.
nigripes Mg. Stolac, 9 (Winneg.).
carbonaria Zett. Zara, 9 (Novak).
*luctuosa Mg. VI, 182, Zett. 2759, Strobl in „Wien, entom. Zeit.“ 1893, p. 134. Zara, cf
(Novak).
* aeneiventris F1L, Zett. 2777, Schm. II, 304. Zara, 9 (Novak).
maura Mg. var. morionella (Zett., Schin., als Art). Lesina, Zara, 4 cf, 4 9 (Novak).
curvipalpis Zett. var. major Strobl, Dipt. Bosn., p. 92. Zara, cf (Novak).
*Novakii m. cf. 2 mm. Affinis maurae Mg.; differt genis latis, capite et abdomine
fuscis, venis transversis maxime appropinguatis, vena 4. in apicem alae abeunte.
Zara (Novak).
Ganz neben maura; also Schwinger, Körper und Beine ganz dunkel, Schild-
chen gewölbt mit vier langen Randborsten, Queradern stark genähert, Randader
bis zur Mündung der vierten Längsader, Gesicht nicht vorspringend, Rüssel kurz.
— Aber sicher spezifisch verschieden durch dunkelbraunen (nicht schwarzen)
Kopf, Hinterleib und Beine; durch sehr breite Backen (fast von Augenhöhe),
durch noch stärker genäherte Queradern, so daß der Abstand nicht größer ist
als die kleine Querader — und durch stärker genäherte zweite bis vierte Längs-
ader, so daß die letzte genau in die Flügelspitze (nicht hinter derselben) mündet.
Die sechste Längsader ist schwach, aber deutlich und endet vor dem Rande. Das
Hypopyg ist ziemlich groß, knospenförmig. Es ist nicht unmöglich, daß mein Tier
noch nicht ganz ausgefärbt ist und daß die erwähnten dunkelbraunen Körper-
teile in reifem Zustande ganz schwarz sind.
Ceratomyza Schin.
acuticornis Mg. Zara, 9 (Novak).
Phytomyza Fll.
albiceps Mg. Zara, cf, 9 (Novak).
*bipunctata Lw. in „Wien, entom. Mon.“ 1858, p. 77, Schin. II, 317. Zara, cf (Novak).
*flavicornis Fll., Zett. 2825, Schin. II, 315 (fehlt in der Sammlung Schiners). Zara,
2 cf (Novak).
Nota. Meine „ Zetter stedtii var. genis latissimis11, 9 aus Lesina (in Fauna
Bosn., p. 92) ist nach nochmaliger Untersuchung wegen der sehr breiten Backen
besser zu flavicornis zu ziehen, aber als Varietät mit dunklem, fast ganz schwarz-
braunem Endgliede der Fühler.
*flavotibialis m. 9. 3 mm. Simillima flavae Fll. et ßavoscutellatae Fll.; sed major;
differt ab illa scutello nigromaculato et abdomine fere toto nigrofusco; ab hac
tibiis totis luteis, thoracis dorso luteo, einer eo-trivittato.
Steht genau in der Mitte zwischen flava und flavoscutellata ; von beiden
besonders durch die angegebenen Merkmale verschieden.
Kopf ganz wie bei den genannten Arten gebildet und gefärbt (gelb mit
schwarzem Ozellen- und Hinterhauptflecke, Fühler gelb mit schwarzem Endgliede);
568
II. Naturwissenschaft.
Thorax — wie hei der normalen flava — gelb mit drei schwarzen, dicht grau-
bereiften Rückenstriemen; die mittlere ist hinten, die seitlichen sind beiderseits
verkürzt; außerdem mit schwarzem, graubereiftem Hüftflecke und Hinterrücken.
Das Schildchen aber ist nicht ganz gelb, sondern besitzt — wie bei flavoscutel-
lata — zwei schwarze, graubereifte Seitenstriemen. Der Hinterleib ebenfalls wie
bei letzterer schwarzbraun; nur ein Seitenfleck des ersten und der Hinterrand
des letzten Ringes gelb. Legeröhre ziemlich kurz, spitz dreieckig, glänzend-
schwarz, etwas komprimiert. Hüften und Beine — wie bei flava — gelb, nur
die Tarsen fast ganz braun. Das Geäder ganz wie bei den genannten Arten:
die vierte Längsader mündet ebenfalls genau in die Flügelspitze; die Aderfalte
zwischen der fünften und der Axillarader ist aber auffallend deutlich und ver-
schwindet gleich der Axillarader erst vor dem Flügelrande, so daß man sieben
Längsadern zählen kann.
Im Bijamgebirge 1 9 (Apfelb.); auch in Waldschluchten um Admont sammelte
ich Ende September 3 9.
lateralis Fll. Zara, 2 cf (Novak).
20. Gruppe: Borborinae.
Borborus Mg.
geniculatus Macq. Zara, Lesina, 4 cf , 9 (Novak); im Bijamgebirge, cf, 9 (Apfelb.).
equinus Fll. Auch um Zara auf Dünger häufig, cf, 9 (Novak).
*nigriceps Rond., „ Copromyzinae u in Soc. ent. ital. 1880, p. 8, nitidus Schin. II, 323,
non Mg. Vares und Bijamgebirge, 2 cf, 4 9 (Apfelb.).
*niger Mg., Rond., 1. c. 9. Am Trebevi6 bei Sarajevo, 9 (Apfelb.).
*s millorum Hai., Schin. n, 322, Rond., 1. c. 10. Olovo, cf (Apfelb.).
Sphaerocera Ltr.
subsultans F. Zara, cf, 9 (Novak).
* BseudospJiaerocera m.
Corpus et pedes Sphaerocerae; scutellum et alae Limosinae. Femora antica
valde incrassata, subtus tuberculo munita; postica (q) modice incrassata; meta-
tarsus posticus articulo secundo aequelongus , parurn incrassatus; scutellum con-
vexum setis 4. Areolae axillares desunt; vena 4. et 5. post transversam evanescunt.
*luteipennis m. 9. 2-5 mm. Nigra , opaca, geniculis, tibiis anticis et tarsis pro maxima
parte rufis ; alae lacteae, leviter lutescentes.
Dieses Tier verbindet den Beinbau einer Sphaerocera mit dem Flügelbaue
einer Limosina, kann daher ohne Zwang zu keiner der beiden Gattungen ge-
rechnet werden.
Kopf im Profil trapezförmig, da die Stirn etwas vorsteht und die Gesichts-
leisten sich schief nach hinten senken. Mund etwas vorstehend; Backen fast von
Augenhöhe, nach hinten verbreitert und herabgesenkt. Wangen von oben bis
unten fast gleichbreit, bandförmig. Mundöffnung auffallend groß; Oberlippe vor-
stehend, quer; Rüssel und Taster eingezogen. Fühler divergierend, nebst der
Borste ganz wie bei Sphaerocera subsultans gebildet. Stirn fast flach, mindestens
von halber Kopfbreite, matt, vor den Ozellen mit einem kurzen, i'innig vertieften,
mäßig glänzenden Ozellendreieck; in der Hinterhälfte mit drei Orbitalborsten; die
Strobl. Neue Beiträge zur Dipterenfauna der Balkanhalbinsel.
569
mittlere ganz neben dem Auge und nach auswärts gerichtet; die übrigen etwas
vom Auge entfernt und nach innen gebogen. — Thoraxrücken ziemlich flach,
ganz matt, etwas bestäubt, mäßig dicht mit schwarzen, steifen Härchen und be-
sonders am Rande auch mit längeren schwarzen Borsten besetzt. Dorsozentral-
borsten scheinen (das Exemplar ist gespießt) vier zu sein, eine davon ganz vorn;
Schildchen konvex mit vier langen, gleichlangen Randborsten. Schwinger rotgelb.
Hinterleib sehr kurz und dick kegelförmig, schwarzhaarig, mit kurzer, aber scharfer
Spitze. Beine schwarz; aber die Hüftgelenke, Schenkelspitze und Schienenbasis, die
Vorderschienen mit Ausnahme eines schwarzen Längsstreifens an der Außenseite
sowie alle Tarsen rostrot, nur die zwei Basalglieder der Hintertarsen etwas ver-
dunkelt. Vorderschenkel stark verdickt, etwas vor der Mitte unterseits mit einem
Höcker und hinter demselben mit einer flachen Ausrandung; längs der ganzen
Unterseite auch mit etwa 7—8 gleichweit von einander entfernten, ziemlich kurzen,
fast haarartigen Borsten. Hinterschenkel kaum länger als die vorderen, aber be-
deutend stärker verdickt als die Mittelschenkel, stärker verdickt als die Hinter-
schenkel des § von Sphaerocera subsultans. Alle Schienen und Tarsen ziemlich
dicht abstehend steif haarig, beinahe gewimpert. Klauenglied ziemlich dick, Haft-
läppchen und Klauen ziemlich groß. Enddorn der Hinterschienen kurz, sehr dünn
und unscheinbar, schwach gebogen. Das erste Glied der Hintertarsen so lang,
aber etwas dicker als das zweite; doch scheint die Verdickung größtenteils von
der dichten, anliegenden, gelbbraunen Behaarung der Innenseite herzustammen.
— Flügel milchweißlich, aber — besonders in der Vorderhälfte - — deutlich gelb-
bräunlich getrübt, mit dunkleren, gelbbraunen Adern. Die erste Längsader ist
fein und mündet am Ende des ersten Drittels; der erste Abschnitt der Randader
ist ziemlich lang und stark, die folgenden sind nur kurz und dünn gewimpert.
Der zweite Abschnitt der Randader ist nur merklich länger als der dritte; die
zweite und dritte Längsader sind fast gerade, nur an der Spitze etwas auf-
gebogen; die Randader endet bei der Mündung der dritten Längsader. Die vor-
dere Querader steht fast genau in der Mitte zwischen der Mündung der ersten
und zweiten Längsader, merklich näher der hinteren Querader als der Wurzel
der dritten Längsader. Die hintere Querader ist steil und gerade; die vierte und
fünfte Längsader setzen sich noch ungefähr um die Länge der hinteren Querader
hinter derselben deutlich fort, dann werden sie unscheinbar und verschwinden
vor dem Klügelrande. Die Axillarzellen fehlen vollständig.
Am Pentelikon bei Athen, 1 9 (Apfelb.).
IÄmosina Macq.
* plurisetosa Strobl, „Span. Dipt“. in „Wien, entom. Zeit.“ 1900, p. 69 (aus Algeciras in
Andalusien). Zara, 2 9 (Novak); seither wurden von mir cf, 2 auch bei Monfalcone
am Strande unter dürren Algen nicht selten gesiebt.
albipennis Rond. Zara, cf, 9 (Novak).
limosa F1I. Zara, 3 cf (Novak).
fontinalis Fll. Zara, 4 cf, 2 (Novak).
roralis Rond. Zara, 5 cf, 2 (Novak).
bifrons Stnh. *var. puerula (Rond. als Art). Zara, 1 cf (Novak).
sylvatica Mg. Zara, cf (Novak).
cilifera Rond., Coprom. 29. Zara, cf, 9 (Novak).
crassimana Hai. Zara, 8 cf , 9 (Novak); Bijamgebirge in Bosnien, 7 cf, 4 9 (Apfelb.).
570
II. Naturwissenschaft.
Die Sammlung Siebäck enthält nach Siebäcks brieflicher Mitteilung fol-
gende dalmatinische Musciden (die mit * bezeichneten wurden von mir noch nicht
aufgeführt) :
* Syntomogaster globulus Mg. (wohl = Xysta cana Mg., Schin. 407; wenig-
stens ein von Siebäck aus Riegersburg erhaltenes cf gehört zu cana ); *Uromyia
curvicauda Fll. (Trau, leg. Siebäck); Gymnosoma rot. var. costatum Mg. (Trau,
leg. Siebäck); Ocyptera bicolor Mg. (Zara, leg. Siebäckj; interrupta Mg. (Dal-
matien, leg. Erber); * Echinomyia ruflceps Macq. (Spalato, leg. Gasparrini); * Zo-
phomyia flavipalpis Macq. (Trau, leg. Siebäck — ist sicher nur eine Varietät von
temula Scop.); Plagia ruralis Fll. (Trau, leg. Siebäck); Gonia atra Mg., capitata
Deg., *divisa Mg., *fasciat.a Mg. (Dalmatien, leg. Erber); Nemoraea pellucida Mg.
(Trau, leg. Siebäck); *truncata Zett., * consobrina Mg. (Dalmatien, leg. Erber),
quadripustulata F. (Zara, leg. Siebäck); Epicampocera succincta Mg. (Zara, leg.
Siebäck); Exorista confinis Fll., lucorum Mg., cheloniae Rond. (Dalmatien, leg.
Erber), *affinis Fll., *polychaeta Macq., excisa Fll. (Zara, leg. Siebäck); Meigenia
floralis Mg. und bisignata Mg. (Trau, leg. Siebäck); Masicera pratensis Mg. (Dal-
matien, leg. Erber), * gyrovaga Rond. (Zara, leg. Siebäck); Phorocera *unicolor
Fll., Metopia leucocephala Ross., campestris Fll., Macronychia flavipalpis Girschn.,
signata Mg., Miltogramma *Germari Mg. (Dalmatien, leg. Erber), ruficornis Mg.
(Trau, leg. Siebäck); Eggeria fasciata Egg. (Spalato, leg. Gasparrini); Myiobia
pacifica Mg. (Dalmatien, leg. Erber); Tryptocera muscaria Fll. (Trau, leg. Siebäck
als cognata Schin.); Siphona *flavifrons Stg. (Trau, leg. Siebäck), geniculata Deg.
(Dalmatien, leg. Ei'ber); Macquartia nitida Zett., *prolixa Mg. (Zara, leg. Sie-
bäck); Rhinophora femoralis Mg., umbratica Fll., Phyto melanocephala Mg.,
Nyctia halterata Pz., Thelaira leucozona Pz., Melania volvulus F., Dexia longi-
facies Rond. (Dalmatien, leg. Erber); Mintho * compressa F. (Ti’aü, leg. Siebäck);
Phorostoma subrotundatum Dsv. (Dalmatien, leg. Erber); Syntomocera picta Mg.,
Zeuxia tesselata Egg. (Zara, leg. Siebäck), cinerea Mg. (Dalmatien, leg. Erber);
Sarcophila latifrons Fll. (Zara, leg. Siebäck); Sarcophaga * albiceps Mg., *cruen-
tata Mg., consobrina Bell., nurus var. dalmatina Schin. (Dalmatien, leg. Erbei’);
melanura Mg., nigriventris Mg. (Trau, leg. Siebäck), haemorrhoa Mg. (Spalato,
leg. Gasparrini); Onesia cognata Mg., gentilis Mg., Rhynchomyia columbina Mg.,
cyanescens Lw., ruflceps F., Calliphora erythrocephala Mg. (Dalmatien, leg. Erber);
* anthracina Mg. (Zara, leg. Siebäck — mir ganz unbekannt), * chrysorrhoea Mg.
(Spalato, leg. Gasparrini); Lucilia regina Mg., nobilis Mg., cornicina F. (Trau,
leg. Siebäck); ruflceps Mg., sericata Mg., illustris Mg. (Dalmatien, leg. Erber);
Pyrellia serena Mg., * cyanicolor Zett., Cyrtoneura stabulans Fll. (Zara, leg. Sie-
bäck); pabulorum Fll., hortorum Fll. als pilipes Rond. (Dalmatien, leg. Erber),
pascuorum Mg., *podagrica Lw., *assimilis Fll. (Trau, leg. Siebäck), *caesia Mg.
(Spalato, leg. Gasparrini); Aricia larddria F., *morio Zett., *incana Wied. (Dal-
matien, leg. Erber), lugubris Mg., laeta Fll., basalis Zett., longipes Zett. (Zara,
leg. Siebäck), erratica Fll. (Trau, leg. Siebäck); Spilogaster vespertina Fll., im-
puncta Fll. (Zara, leg. Siebäck), duplicata Mg., * anceps Zett., * angelicae Scop.,
uliginosa Fll. (Trau, leg. Siebäck), quadrum F., fuscata Fll., pagana F., urbana
Mg. (Dalmatien, leg. Erber); Hydrotaea meteorica L. (Zara, leg. Siebäck), *syl-
vicola Lw. (Trau, leg. Siebäck), * ciliata F., *palaestrica Mg. (Dalmatien, leg.
Erber), Ophyra anthrax Mg. (Spalato, leg. Gasperrini); Hylemyia antiqua Mg.
(Trau, leg. Siebäck), coarctata Fll. (Zara, leg. Siebäck); Homalomyia mutica Zett.,
Strobl. Neue Beiträge zur Dipterenfauna der Balkanhalbinsel.
571
Lispe consanguinea Lw. (Dalmatien, leg. Erber), tentaculata Deg., Coenosia *fun-
gorum Deg., sexnotata Mg., *humilis Mg. (Zara, leg. Siebäck), alma Mg., geni-
culata Zett., Atherigona varia Mg. (Dalmatien, leg. Erber).
Scatophaga lutaria F. (Dalmatien, leg. Erber), merdaria F., * analis Mg.
(Zara, leg. Siebäck), littorea (Spalato, leg. Gasparrini; ist wohl dalmatica Becker);
Fucellia fucorum Fll., Helomyza affinis Mg., ustulata Mg., * flava Mg., *uni-
vittata Ros. (Dalmatien, leg. Erber), *maxima Schin. (Zara, leg. Siebäck); Ble-
pharoptera cineraria Lw. (Zara, leg. Siebäck); Dryomyzci flaveola F., Phaeomyia
fuscipennis Mg., *leptiformis Schin. (Dalmatien, leg. Erber), nigripennis F. (Zara,
leg. Siebäck); Sciomyza Simplex Fll., griseola Fll., Schönherri Fll. (Dalmatien, leg.
Erber), rußventris Fll. (Spalato, leg. Gasparrini); Cormoptera limbata Mg., Tetano-
cera rohusta Lw., ferruginea Fll., punctata F., reticulata F., * elata F., *sylva-
tica Mg., *laevifrons Lw., punctulata Scop. (Dalmatien, leg. Erber); Limnia *ob-
literata F. (Spalato, leg. Gasparrini); Elgiva albiseta Scop., *rufa Pz., Sepedon
sphegeus F. (Zara, leg. Siebäck); Aciura femoralis Dsv., Acidia cognata Wd.
(Dalmatien, leg. Erber); Spilographa Zoe Mg. (Zara, leg. Siebäck); Trypeta colon
Mg., serratulae L., Carphotricha gutturalis Mg. (Dalmatien, leg. Erber); Ensina
sonchi L. (Zara, leg. Siebäck); Oxyphora miliaria Schrk., Tephritis * marginata
Fll., conura Lw. (Trau, leg. Siebäck), Sepsis flavimana Mg., Nemopoda cylindrica F.
(Zara, leg. Siebäck); Calobata calceata Fll., * ephippium F. (Dalmatien, leg. Er-
ber); cibaria L., Psila morio Zett. (Trau, leg. Siebäck), rosae F. (Dalmatien, leg.
Erber); Meromyza variegata Mg., saltatrix L. (Trau, leg. Siebäck); Chlorops tae-
niopus Mg., Chloropisca ornata Mg. (Zara, leg. Siebäck); Lipara lucens Mg.
(Dalmatien, leg. Erber); Oscinis frit L. und var. pusilla Mg. (Zara, leg. Siebäck);
Siphonella *tristis Lw., *laevigata Fll. (Dalmatien, leg. Erber); Notiphila cinerea
Fll., Ephygrobia polita Macq. (Zara, leg. Siebäck); Clasiopa calceata Mg., Hydrel-
lia griseola Fll. (Dalmatien, leg. Erber); discolor Stnh., Parydra aquila Fll.,
litoralis Mg. (Zara, leg. Siebäck); coarctata Fll., Ephydra *riparia Fll., macel-
laria Egg. (Dalmatien, leg. Erber); Scatella sibilans bläh, sor billans ?Iah, *lutosa
Iiah, * Drosophila fenestrarum Fll., melanogaster Mg. (Zara, leg. Siebäck); Scy-
phella flava L., lutea Fll. (Dalmatien, leg. Erber): Opomyza germinationis L.,
florum F., Borborus geniculatus Macq. (Zara, leg. Siebäck); vitripennis Mg., Limo-
sina bifrons Stnh., ochripes Mg., * littoralis Stnh. (Dalmatien, leg. Erber), *pumi-
lio Mg. (Trau, leg. Siebäck).
XX. Familie: Phoridae.
JPhora Ltr.
* maculata Mg., Schin. II, 341, Becker in Abhandl. der zool.-botan. Ges. in Wien 1901,
p. 26. Zara, cf (Novak).
pulicaria Fll. Zara, 2 9 (Novak), Cevljanovic bei Sarajevo, 4 cf, 9 (Apfelb.).
var . pumila Mg., Str., Zett. (Nach Beckers Untersuchung der Typen ist pumila Mg.
aber = pusilla Mg.) Zara, 2 9 (Novak).
rufipes Fll. (Nach Becker, 1. c. 59 gute Art.) Zara, 6 cf, 8 9 (Novak); Lesina, in der
Höhle von Smokovnik 2 9 (Müller).
Gymnophora Macq.
arcuata Mg. Zara, 9 (Novak).
572
II. Naturwissenschaft.
XXI. Familie: Bibionidae.
Sccitopse Geoffr.
clavipes Lw. Zara, g (Novak).
pulicaria Lw. Zara, 2 g (Novak).
notata Mg. Zara, Lesina, cf, g häufig (Novak).
Dilophus Mg.
vulgaris Mg. Zara, 3 g (Novak); Karpenisi, g (Apfelb.).
femoratus Mg. Lesina, 18 normale cf = albipennis Mg. und 16 g der var. humeralis
Zett. (Novak); Stolac, 2 normale cf und 5 g der var. humeralis (Winneg.).
humeralis ist nur eine Varietät des g von femoratus mit ganz roter Schulter-
beule und ganz oder fast ganz dunklen vier hinteren Beinen; aber auch bei nor-
malen femoratus - g ist die Schulterbeule oft ± rötlich und auch unter normalen g
kommen bisweilen an demselben Standorte g mit ganz dunklen hinteren Beinen
vor; die gleichzeitig mit den g gesammelten cf des femoratus lassen sich von den
cf der humeralis absolut nicht unterscheiden.
* var. Bauch und hintere Schenkel ± rot. Lesina, 4 g (Novak). Diese Varietät nähert
sich durch die Färbung der var. andalusiaca m. (in „Wien, entom. Zeit.“ 1900,
p. 92), ist aber durch die weißlich glashellen Flügel und das schmälere, blässere
Randmal davon verschieden.
Von ternatus Lw. liegen nur 2 g aus Lesina vor.
Bibio Geoffr.
marci L. Zara, Lesina, 5 cf, 3 g (Novak).
hortulanus L. Zara, Lesina, cf, g häufig (Novak). Stolac (Winneg.), Berat (Dr. Patsch),
Pozarevac in Serbien (Hilf), Byzanz (Apfelb.).
varipes Mg. Zara, g (Novak); Karpenisi, 1 cf, 3 g (Apfelb.).
* lacteipennis Zett. 3384, cf, nigriventris Hab, Schin. II, 361, g (exklusive cf); vide
Strobl, „Dipt. von Steierm.“ IV, 278. Troglav, g, identisch mit steirischen Exem-
plaren (leg. Apfelb.).
* femoralis Mg. VII, 56 (nur g)? Zara, 2 cf, 1 g (Novak).
Die Beschreibung Meigens stimmt allerdings vollkommen, ist aber zu kurz,
um sich ein ganz sicheres Urteil bilden zu können; späteren Autoren blieb meines
Wissens die Art ganz unbekannt. Schiner kennt sie nicht. Mik in „Wien,
entom. Zeit.“ 1887, p. 36 erwähnt sie zwar, sagt aber nicht, ob er sie besitze, und
beschreibt sie auch nicht. Ich besitze noch 1 cf aus Lemberg, leg. Schmid-Göbel,
das vollkommen mit denen aus Zara stimmt. Die Art ist mit B. Johannis leicht
zu verwechseln und wurde vielleicht auch mit ihr vermengt. Das cf unterscheidet
sich aber durch weißlich behaarten Hinterleib und anders gebildete Hinterferse
ganz sicher: Bei Johannis ist dieselbe nur an der äußersten Basis dünn, dann
bis zur Spitze gleich dick; bei femoralis wird sie von der Basis bis zur Spitze
allmählich dicker, ist also stark keulenförmig; ferner sind bei femoralis nicht bloß
alle Schenkelbasen und Kniee, sondern auch alle Schienenspitzen schmal schwarz;
das Randmal ist blässer. Das g besitzt gleich dem g des Johannis eine schmale,
einfache Hinterferse, weißliche Behaarung des Thorax und Hinterleibes, stark ver-
dickte Vorderschenkel etc., unterscheidet sich aber durch — wie beim cf — deut-
Strobl. Neue Beiträge zur Dipterenfauna der Balkanhalbinsel.
573
lieh verdunkelte Schienenenden und ganz schwarze Schulterbeule; auch ist die
Behaarung des Thorax und Hinterleibes mindestens doppelt so lang und das Rand-
mal etwas blässer als bei Johannis. Sollte femoralis Mg. nach Untersuchung der
Type sich einfach als Synonym zu Johannis heraussteilen — was mir nicht un-
wahrscheinlich dünkt — so schlage ich für meine Art den Namen clavitarsis vor.
Globulipes Lw.; Linnaea ist nach der Beschreibung ähnlich, besitzt aber ganz
schwarze Schenkel, viel stärker verdickte Hinterschienen etc.
XXII. Familie: Simulia Ltr.
*latipes Mg., Schilt. II, 366. Bosnien: Dol-blato, cf (Winneg.).
ornata Mg. Zara, 1 cf, 2 9 und 1 9 der var . ßaviventris m. (Novak).
XXIII. Familie: Cecidomyidae.
Lestremia „ fusca aus Lesina, 1 cf (leg. Novak)“ Strobl in „Wien, entom. Zeit.“ 1893,
p. 162, sandte ich an Herrn Abbe Kieffer in Bitche (Lothringen); er hatte die
Freundlichkeit, sie zu untersuchen und mir zu schreiben: „Sie ist von fusca Mg.
und leucophaea Mg. verschieden und nov. sp. ; nennen Sie das Tier angustipennis.
Sie unterscheidet sich: 1. Durch die sehr schmalen Flügel. 2. Der obere Ab-
schnitt der ersten Längsader ist sechsmal so lang als die Querader (— Basalstück
des Kubitus nach Sc hin er). 3. Der Gabelstiel ist fast so lang als die Gabel.
4. Die obere Zinke mündet deutlich hinter der Spitze. 5. Analader vorhanden“.
In seiner „Synopse des Cecidomyies d’Europe et cl’Algerie 1898, p. 52“ wird sie
als angustipennis Strobl, i. 1. aufgeführt, aber nicht beschrieben.
Außerdem enthielt die Sammlung Novaks noch 2 9 einer Campylomyza
aus Zara, die ich als obscura Winn. in zool.-botan. Ges. 1870 bestimmte.
XXIV. Familie: Mycetophilidae.
Sciara Mg.
(Bestimmungen nach W. = Winnertz in zool.-botan. Ges. 1867 und Gr.
— Grzegorzek in Berl. entom. Zeit. 1885).
Tliomae L. Poäarevac in Serbien, 3 9 (Hilf).
obscura W. Zara, 9 (Novak).
* humeralis Zett., W. 35, Gr. 54. Zara, Lesina, 7 9 (Novak).
dubia W. Zara, 1 cf, 4 9 (Novak).
*bicolor Mg., W. 40, Gr. 55. Zara, 9 (Novak).
lugubris W. Bosnien: Troglav, 9 (Winneg.).
gregaria Bel. Zara, 2 cf, 8 9 (Novak).
* albinervis W. 87, Gr. 63. Zara, 1 cf, 3 9 (Novak).
tarda W. Zara, Lesina, 2 cf, 5 9 (Novak).
* colorata Gr., Berl. entom. Zeit. 255. Zara, 9 (Novak).
* pratincola W. 122, Gr. 69. Zara, cf (Novak).
*moerens W., Gr. 73. Zara, 9 (Novak).
triseriata W. Zara, Lesina, 3 cf, 5 9 (Novak).
Trichosia W.
parcepilosa Strobl, Bosn. 100, * var. ? opacicollis m. Zara, 9 (Novak ).
574
II. Naturwissenschaft.
Zunächst verwandt mit parcepilosa und modesta, aber verschieden durch
den — soweit die zu dicke Nadel erkennen läßt — ganz einfarbig graubestäubten,
ganz matten Rückenschild, dunkel rotbraunen Hinterleib, dunkler rotgelbe Schwin-
ger und Beine; etwas dichtere und über den größten Teil der Flügel ausgedehnte
Behaarung der Flügel; nicht vor, sondern genau über der Gabelwurzel mündende
Unterrandader; bedeutendere Größe (3 mm); doch könnten diese Unterschiede bei
einer größeren Zahl von Exemplaren sich wohl verwischen, daher ich das Tier
vorläufig nur als Varietät betrachte.
Boletophila Mg.
cinerea Mg. Vares, 9 (Apfelb.).
*fusca Mg., Schin. II, 430, Winn. in zool.-botan. Ges. 1863, p. 673. Vares, 9 (Apfelb. ).
Macrocera Mg.
* Stigma Curt., Schin. II, 433, Winn., 1. c. 682. Am Trebevib, cf (Apfelb.).
Sciophila Mg.
limbata W. Vares, cf (Apfelb.).
* cinerascens Macq., Schin. II, 444, Winn., 1. c. 722. Bijamgebirge, cf (Apfelb.).
Glaphyroptera W.
*bimaculata Mg., Schin. II, 458, Winn., 1. c. 790. Zara, 9 (Novak).
JEtliymosia W.
*spinipes W., 1. c. 813, Schin. II, 464. Zara, 2 cf, 2 9 (Novak).
* cristata Stg., W. 819, Zett. 4213. Vares, 9 (Apfelb.).
*■ domestica Mg., W. 824, Schin. II, 466. Zara, 9 (Novak).
maculosa Mg. Zara, cf, 9 (Novak).
Allodia W.
ornaticoUis Mg., y grata Mg. Vare§, 2 9 (Apfelb.).
Brachycampta W.
*bicolor Macq., W., 1. c. 835, Schin. II, 469. Lesina, 2 9 (Novak).
_P hronia W.
tenuis W. Lesina, 9 (Novak).
JExechia W.
fungorum Deg. Zara, Lesina, 4 cf, 9 (Novak).
pallida W. Bijamgebirge, 9 (Apfelb.).
* JSpicypta W.
* aterrima Zett. 4225, Strobl, „Dipt. von Steierm.“ III, 51. Ceveljanovic bei Sarajevo, 2 9
(Apfelb.).
Mycetophila Mg.
lineola Mg. Zara, cf (Novak); Olovo, 6 cf, 4 9 (Apfelb.).
unipunctata Mg. Vares, cf (Apfelb.).
Strobl. Neue Beiträge zur Dipterenfauna der Balkanhalbinsel.
575
vittipes Zett. *var. marginefasciata m. Der ganze Außenrand der Flügel von der
Unterzinke der Untergabel an bis zur Mündung der dritten Längsader hinauf mit
einer ziemlich intensiven und gut begrenzten, breiten, grauen Saumbinde. Hinter-
leib ganz schwarzgrau; Thorax nur mit kleinem roten Schulterfleck; Größe nor-
mal oder fast bis 5 mm. Vares, cf (Apfelb.); ich sammelte auch bei Hohentauern
in Steiermark 5 cf, 4 9.
gratiosa W. Vares, 9 (Apfelb.).
*tarsatci W., 1. c. 944. Lesina, 9 (Novak).
XXV. Familie: Rhyphus Ltr.
fenestralis Scop. Sarajevo, 4 9 (Winneg.).
*fuscatus F., Mg., Schin. II, 495. Sarajevo, 9 (Winneg.).
XXVI. Familie: Tipulidae.
Ptychoptera Mg.
c ontaminata L. Ilidze, 9 (Winneg.).
Pachyrrhina M a c q .
maculata Mg. Zara, 2 cf, 4 9 (Novak); Stolac, cf (Winneg.); Cetinje, cf (Apfelb.);
Po^arevac in Serbien, 9 (Hilf).
Tipiila L.
maxima Poda. Zara, 9 (Novak).
* scripta Mg., Schin. II, 515. Troglav, 9 (Apfelb.).
*truncorum Mg., Schin. II, 511. Sarajevo, 9 (Winneg.).
* macrocera Zett. 3967, Strobl, „Dipt. von Steierm.“ III, 89 (mit Beschreibung). Olavo,
cf (Winneg.).
* appressocaudata m. cf. 11mm. Similis sarajevensi Str. et humili Stg. ; differt prae-
cipue antennis ßavoannulatis, abdomine rufobrunneo, vix striato • hypopygii lamina
basali patente, late truncata, subemarginata; appendicibus inferis longis, appressis,
acute unidentatis , apice curvato , dense nigrosetoso.
Sebenico, 21. Mai (leg. Strobl).
Ungefähr so groß als die nahe verwandten humilis und sarajevensis in. (Dipt.
Bosn. 106); aber von beiden und überhaupt von allen mir bekannten Arten leicht
zu unterscheiden durch das dicke, oberseits glänzend schwarze, unterseits rostrote
Hypopyg und dessen lange, senkrecht aufstehende, an der Außenseite scharf ein-
zähnige, an der Spitze dicht schwarzborstige untere Anhänge.
Vorder- und Unterkopf rotgelb, wenig bereift; Ober- und Hinterkopf schwarz,
dicht aschgrau bereift. Taster schwarz. Die zwei Basalglieder der Fühler ganz,
die folgenden nur an der Spitze fahlgelb; die letzten ganz schwarz. Geißelglieder
normal, nicht deutlich ausgeschnitten. Thorax schwarz, das Schildchen und stellen-
weise auch die Brustseiten rötlich, aber fast überall dicht aschgrau bereift; der
Thoraxrücken mit vier dunkleren, mehr schwarzgrauen Striemen — wie bei hume-
ralis und sarajevensis. Hinterleib auf den vorderen Ringen fast einfärbig braun-
gelb, nach rückwärts allmählich dunkler mit lichteren Endsäumen. Hypopyg dick,
groß, aufgerichtet: Die siebente Rückenschiene ist quer-lineal; die achte fast halb-
kreisförmig, in der Mitte etwas vorgezogen ; beide braun. Die neunte (= obere
576
II. Naturwissenschaft.
Endlamelle) ist trapezförmig, glänzendschwarz, zerstreut gelbhaarig, auf beiden
Seiten herabgebogen; von oben betrachtet fast quadratisch, aber am Endrande
etwas winkelig ausgeschnitten. Die zwei vorletzten Bauchschienen sind ziemlich
breit, gelbbraun, regelmäßig halbringförmig; die letzte Bauchschiene aber steht
wagrecht ab, ist trapezförmig mit breit abgestutztem, etwas ausgerandetem End-
rande; sie ist schwarzbraun, aber an der Spitze mit großem blaßgelben Dreiecke,
dessen Basis der Endrand bildet; am Rande dieser blaßgelben Stelle stehen län-
gere konvergierende Haare, die aber keine eigentliche Büschel bilden. Die rost-
rote untere Endlamelle ist rechts und links von der letzten Bauchlamelle blasig
aufgetrieben mit langer, aber schütterer und wenig auffallender fahlgelber Be-
haarung; die Mittelpartie ist konkav; die Endlamelle umfaßt das Ende des eigent-
lichen Hypopygs auf drei Seiten; an der Ecke zwischen der Mittel- und den Seiten-
partien entspringen die zwei sehr langen, schmalen, fast linealen, aber deutlich
gewölbten unteren Anhänge; sie sind bis zur Höhe des Hypopygs schnurgerade;
dann aber biegen sie sich, verschmälern sich und legen sich in den Ausschnitt
der oberen Endlamelle; ihre Spitze ist mit kurzen, steifen schwarzen Borsten dicht
besetzt, unterhalb des Beginnes der Biegung besitzt jeder Anhang an der Außen-
seite einen ziemlich tiefen länglichen Ausschnitt und am Unterende des Ausschnittes
einen scharfen rotgelben Zahn von der Länge des Ausschnittes. — Beine sehr
lang und dünn, samt den Hüften rostgelb; nur die Enden der Schenkel, Schienen
und die ganzen Tarsen schwarzbraun. — Flügel intensiv grau mit dunklem, braun-
grauem Randmale und vor demselben einer kleinen milchweißen Stelle; diese reicht
zwar nicht über die zweite Längsader hinab, doch sind die zwei unteren Nerven
der Diskoidalzelle ebenfalls fast milchweiß. Geäder normal.
*mellea Schum., Schin. II, 523. Zara, Lesina, 3 cf, 2 $ (Novak).
* selene Mg., Schin. II, 523. Cepljina, Q (Winneg.).
lielvola Lw. Lesina, 9 (Novak).
bifasciculata Lw. Zara, cf (Novak).
praecox Lw., Mg. X, 33. Zara, 1 cf , 3 9 (Novak); das noch nicht beschriebene 9 unter-
scheidet sich gleich dem cf von cinerascens Lw. durch die Mittelstrieme des
Thorax; sie ist dreiteilig, da eine ganz feine Mittellinie von zwei grauen Striemen
und diese wieder von zwei dunklen Striemen eingefaßt werden, ähnlich wie bei
nervosa Mg.; bei cinerascens aber ist die Mittelstrieme doppelt wie bei varipennis.
macroselene Str. Aus Zara und Lesina liegen von Novak 7 9 vor; auch in Eichen-
hainen bei Volosca sammelte ich 2 9, aber noch kein entsprechendes cf.
Amalopis Hai.
inconstans O.-S., tipulina Egg. Bosnien: Olavo, cf, 9 (Winneg.).
* Anisomera Mg.
(Bearbeitet nach Loew in Zeitschrift für die gesamten Naturwissenschaften 1865 „Über
die bisher beschriebenen europäischen Anisomera- Arten“, p. 395 — 426.)
*bicolor Mg. I, 209, nicht Schin. II, 534 (die — saxonum Lw. ist), Gaedii Mg. VI, 292,
nicht bicolor Mg. VI, 292 (die ebenfalls = saxonum Lw. ist). Stolac, 2 cf (Winneg.).
Nota. Die Fühler sind mindestens so lang als der halbe Körper, das dritte
bis fünfte Glied fast gleich lang, das sechste etwas kürzer. Stimmt also in den
Fühlern genau nach Meigen und Loew. Die zwischen der ersten und zweiten
Strobl. Neue Beiträge zur Dipterenfauna der Balkanhalbinsel.
57 7
Längsader befindliche Querader aber steht nach M eigen und Loew auf dem
Vorderaste der Gabel; bei meinen Exemplaren jedoch auf dem Stiel der Gabel,
etwa am Beginne des letzten Drittels; ungefähr wie bei saxonum Lw., bei welcher
aber das dritte Fühlerglied 1 1j2 mal so lang ist als das vierte; bei meinen Exem-
plaren ist es genau so lang als das vierte; es ist also entweder die Länge der
Fühlerglieder oder die Stellung der Querader variabel oder meine Exemplare
bilden eine Mittelart zwischen beiden mit den Fühlern der bicolor und der Quer-
ader der saxonum. Da mir typische Exemplare der beiden Arten fehlen, unter-
lasse ich eine Namengebung.
^Burmeisteri Lw., 1. c. 419? Stolac, 5 cf (Winneg.); zwei fast identische cf erhielt ich
aus Bamberg von Dr. Funk.
Der vorigen Art äußerst ähnlich; aber die Hilfsader mündet nicht gegenüber
der Gabelung der zweiten Längsader, sondern deutlich vor derselben; der Thorax-
rücken ist nicht kurz dunkelhaarig wie bei bicolor , nubeculosa Burin., Lw.
(= striata Schin. II, 533, vix Fbr.) und Peronecera fuscipennis Curt., Lw. 422,
welche zwei Arten ich besitze, sondern etwa dreimal so lang weißlich behaart
(wie Loew von Burmeisteri angibt); die Flügel sind in gewisser Richtung etwas
weißlich; auch die weißliche Behaarung des Hinterleibes ist viel länger und auf-
fallender. Die Fühler sind bedeutend kürzer als der halbe Leib (aber doch deut-
lich länger als bei nubeculosa und fuscipennis ); die vier Schaftglieder nicht fast
gleich lang, sondern das zweite und dritte ungefähr um die Hälfte kürzer als das
erste und das vierte etwas kürzer als das dritte; die Stirn trägt hinter jedem
Fühler einen ziemlich auffallenden stumpfen Höcker etwa von der halben Länge
des ersten Schaftgliedes. Die Beine sind nicht schwarz mit gelbbrauner Basal-
hälfte der Schenkel, sondern die Schenkel, Schienen und die ersten Tarsenglieder
sind fast ganz dunkel gelbbraun oder dunkelbraun. Ich möchte meine Exemplare
für Burmeisteri Lw. halten, da unter den acht von Loew beschriebenen Arten
die Beschreibung der Burmeisteri am besten stimmt; nur nennt Loew das erste
Geißelglied doppelt so lang als das zweite, während es bei meinen Exemplaren
nur um die Hälfte länger ist; und die Querader steht nach Loew auf der Mitte
des Gabelstieles, während sie bei meinen bosnischen Exemplaren der Gabel viel
näher gerückt ist; bei den Exemplaren aus Bamberg aber steht sie nur wenig
hinter der Mitte; es variiert also die Stellung der Querader und vielleicht auch
die relative Länge der Fühlerglieder; jedenfalls können die bosnischen Exemplare
vorläufig als var. bosniaca abgetrennt werden. — Saxonum unterscheidet sich nach
Loew leicht durch Fühler, welche die halbe Körperlänge übertreffen, und durch
schwärzliche Thoraxbehaarung, würde aber in der Stellung der Querader und
relativen Länge der Geißelglieder so ziemlich mit den bosnischen Exemplaren
stimmen.
Symplecta Mg.
st.ictica Mg. Zara, Lesina, 18 cf, 10 9 (Novak).
* punctipennis Mg., Schin. II, 546. Zara, 9 (Novak).
Trichocera Mg.
maculipennis Mg. Bijamgebirge, cf, 9 (Apfelb.).
regelationis L. Vares, 2 9 (Apfelb.); Lesina, Zara, 3 9.
hiemalis Deg. Zara, 2 cf , 1 9 (Novak).
* annulata Mg., Schin. II, 548. Zara, 2 cf, 1 9 (Novak).
Band IX. ;{y
578
II. Naturwissenschaft.
Ephelia Schin.
marmorata Mg. Sarajevo, cf (Winneg.).
j Poecilostola Sehin.
punctata Mg. Olavo, 3 cf (Winneg.).
Eactylolabis O.-S.
^longipennis Strobl in „Tiefs dipt. Nachlaß“ 1901, p. 18 als sexmaculata Macq. var.
longipennis. — Simillima sexmaculatae ; differt alis longioribus, vena 6. magis
distante a 7., appendicibus liypopygii superis latioribus.
Äußerst ähnlich der sexmaculata, aber meist etwas größer ( sexmaculata cf
7 — 8 mm, longipennis cf 8 — 11mm); Flügel bedeutend länger ( sexmaculata 10 bis
12 mm, longipennis 14 — 17 mm); die sechste Längsader steht dreimal soweit von
der siebenten ab als von der fünften (bei sexmaculata nur zweimal); endlich sehe ich
auch einen Unterschied im Hypopyg, allerdings einen so unbedeutenden, daß er
für sich allein kaum zu einer spezifischen Trennung berechtigen würde. Das
Hypopyg besitzt bei beiden Arten vier Endanhänge; die zwei oberen schwarz,
häutig, grau bereift und lang gelblich behaart; die unteren hornig, gelb, kahl,
krallenförmig gekrümmt. Bei sexmaculata sind die oberen aus dreieckiger oder
eiförmiger Basis fein verschmälert, spitz; bei longipennis aber aus eiförmiger Basis
weniger verschmälert, stumpflich abgerundet, also mehr länglich als eiförmig und
in der Endhälfte ungefähr doppelt so breit als bei sexmaculata; beide Arten be-
sitzen außerdem zu beiden Seiten des unpaarigen Mittelstückes einen ebenso langen
Griffel; diese sind bei sexmaculata an der Spitze schwarz, bei longipennis aber
durchaus gleich dem Mittelstücke gelbrot oder mit kaum etwas gebräunter Spitze.
— Möglicherweise ist longipennis = Frauenfeldi Egg., Schin.; beide erwähnen aber
nichts von der Flügellänge und den Abständen der Nerven; daher die Synonymie
jedenfalls so lange zweifelhaft bleibt, als nicht die Originalexemplare Aufschluß
geben; auch beschreiben beide nur 9.
Olavo und Livno, 4 cf (Winneg.); zuerst von Tief in Kärnten 3 cf gesam-
melt und von mir 1 c. kurz beschrieben.
Limnophila Macq.
hospes Egg. Olavo, cf (Winneg.).
JHcranoptycha O.-S.
* cinerascens Mg. var. fuscescens (Schum., Schin. II, 560 als Art, Loew in Mg. IX, 1
und Bergr. in zool.-botan. Ges. 1888, p. 646 als Varietät). Zara, Lesina, 1 cf, 4 9
(Novak).
J Amnobia Mg.
nubeculosa Mg. Zara, Lesina, 8 cf, 1 9 (Novak); Bijamgebirge, 2 cf, 4 9 (Apfelb.).
croatica Egg. Auch aus Zara liegen 7 cf, 9 9 vor (Novak).
XXVII. Familie: Chironomidae.
Ceratopoyon Mg.
regulus W. Zara, cf (Novak).
bipunctatus L. Zara, 3 cf, 5 9 (Novak).
Strobl. Neue Beiträge zur Dipterenfauua der Balkanhalbinsel.
579
piceus W. Zara, Lesina, cf, $ häufig; ist vielleicht == trichopterus Mg. I, 85, VI, 262;
die Beschreibung Meigens stimmt zwar vollständig, ist aber doch zu unvollständig,
als daß man mit Sicherheit diese Synonymie annehmen könnte.
flavipes Mg. Zara, ein normales 9 (Novak).
*var . flavoscutellata Strobl, Span. Dipt. in Wien, entom. Zeit. 1900, p. 170 (aus Algeciras
1 9). Zara, 1 9 (Novak).
Dieses 9 stimmt in Bedornung der Schenkel und im Geäder vollkommen
mit normalen 9, durch das rotgelbe Schildchen mit der spanischen Varietät; unter-
scheidet sich aber davon durch die bei auffallendem Lichte fast ganz schwarzen
Beine; nur die Vorderschenkel sind gegen die Basis hin rötlich; bei durchfallendem
Lichte aber sind alle Schenkel rotgelb und auch die Schienen mehr braun als
schwarz; es ist also jedenfalls nur eine Form von Varietät flavoscutellata; der
Hinterleib ist, wie beim spanischen 9, an der Basis und gegen die Spitze hin
etwas rötlich.
Chironomus Mg.
Apfelbecki Strobl, Bosn. 114 (9). Sarajevo, cf (Apfelb.).
Das cf stimmt vollkommen mit meiner ausführlichen Beschreibung des 9 bis
auf die gewöhnlichen Geschlechtsunterschiede; wegen des längeren und schlankeren
Hinterleibes ist es größer (3 mm); die weißlichen Hinterrandssäume der Segmente
sind zwar vorhanden, aber nur auf den letzten Segmenten deutlich. Die Haltzange
ist zart, von der Länge des letzten Ringes. Die Vordertarsen sind dünn, einfach,
das zweite und dritte Glied ziemlich deutlich bebartet. Die lange Behaarung der
Schenkel und Schienen ist noch etwas auffallender als beim 9. Die Fühler sind
gelb mit blassem, graugelbem Federbusch. In der Färbung der Flügel, der Fär-
bung und den Dimensionen der Beine sehe ich keinen Unterschied; nur erscheint
auch die Mittelbinde der Flügel fast einfach, da der unterhalb der Gabel befind-
liche Fleck klein ist.
*viridis Macq., Zett., Schin. 605. Zara, cf (Novak).
*chloris Mg., Zett., Schin. 604. Sarajevo, 9 (Apfelb.).
*dispar Mg., Zett., Schin. 604. Zara, 2 cf (Novak).
venustus Stg. Zara, Lesina, 5 cf, 6 9 (Novak).
ictericus Mg. Zara, Lesina, 5 9 (Novak).
variabilis Stg. Ebenda 3 cf, 11 9.
ster cor arius Deg. Ebenda 8 cf.
*barbicornis F., Schm. 612, obscurus F., Zett. 3568. Zara, cf, 9 (Novak).
opacus Mg., aterrimus Mg., minimus Mg. Alle auch um Zara (Novak).
* byssinus Schrk., Mg., Zett., Schin. 612. Zara, 1 cf, 2 9 (Novak).
Tanypus Mg.
* nervosus Mg., Schin. 616! Zara, 2 cf (Novak).
culiciformis L. Zara, cf (Novak).
* varius F., Mg., Zett., Schin. 619. Zara, cf (Novak).
* trifascipennis Zett. 3618. Sarajevo, cf (Winneg.).
XXVIII. Familie: Culicidae.
Culex L.
*vexans Mg., Schin. 627, articulatus Rond. in Soc. ital. 1872, p. 30. Zara, 9 (Novak),
37*
580
II. Naturwissenschaft.
* spathip alpis Rond., 1. c. 1872, p. 31 (nur in analytischer Tabelle, ohne ausführliche
Beschreibung). Zara, 2 cf, 4 9.
cf, 6 — 7 mm. cf: Diese Art besitzt gleich vexcins nur an der Basis der
Tarsenglieder einen weißen Ring, weiße Querbinden des Hinterleibes und weiß-
geringelte Tasterglieder; der Stiel der vorderen und hinteren Endgabel der Flügel
ist ungefähr gleichlang, vexans besitzt aber einen schwarzbraunen Thorax:
spathipalpis einen schön zimtbraunen, auf dessen Oberseite durch drei aus
Schüppchen gebildete weiße Längslinien vier Striemen angedeutet sind. Die weiße
Mittelstrieme ist gerade; die zwei Seitenstriemen aber biegen sich vor den Schul-
tern regelmäßig nach außen zum Seitenrande und verlaufen knapp am Außen-
rande nach vorn; am Außenrande bilden sie eine größere weißbeschuppte Stelle,
da sie die grubenförmige Vertiefung zwischen dem Mittel- und den Seitenlappen
des Thorax ausfüllen; auch die blässeren, rotgelben Brustseiten sind teilweise
weißbeschuppt; ebenso sind die Schenkel und Schienen mit weißen Schüppchen
ziemlich dicht besäet, so daß sie weiß und braun punktiert erscheinen; nur die
Unterseite der Schenkel ist fast einfärbig blaß gelbrot. Der Hinterrand der Augen
ist von einer weißen Schuppenlinie umsäumt. Die Flügel sind etwas gefleckt,
aber nicht so auffallend wie bei annulatus Schrk.; die Mitte der Metatarsen be-
sitzt keinen weißen Ring. Das Tasterendglied ist elliptisch, nur ungefähr halb so
lang, aber fast doppelt so breit als bei annulatus ; schon dadurch von annulatus
leicht unterscheidbar.
Das 9 stimmt in Färbung und Fli'igelfleckung vollständig mit dem cf; die
kurzen, dicken Taster sind ebenfalls etwas weißgeringelt und an der Spitze ziem-
lich breit weiß; die Basalglieder der Fühler ebenfalls weißbeschuppt.
* nemorosus Mg., Schin. 628, Rond., 1. c. 30. Stolac, £ (Winneg.).
* pipiens L., Schin. 628, Rond., 1. c. 30. Zara, 1 cf, 5 9 (Novak); Bijamgebirge (Apfelb.),
Sarajevo (Winneg.) 1 cf, 3
* var. ciliaris (Lw., Schin. 628 als Art); halte ich nur für eine blaßgefärbte Varietät von
pipiens; Rondani führt sie gar nicht auf und hat sie wohl unter pipiens mit
einbegriffen. Ebenso kann ich bicolor Mg. nur für eine Varietät des pipiens mit
einfarbig blassem Hinterleibe halten; ich sammelte mehrmals + in Steiermark und
um Duino. — Zara, 6 cf, 1 9 (Novak); Metkoviö, 9 (Apfelb.).
XXIX. Familie: Psychodidae.
Phlebotomus Rond.
Papatasii Scop. Zara, Lesina, 7 cf, 14 9 (Novak).
Die Färbung des 9 variiert außerordentlich: Entweder ist Thorax und Hinter-
leib ganz rostgelb, oder nur der Thorax rostgelb, der Hinterleib braun bis schwarz;
oder Thorax und Hinterleib ganz schwarz; nur die Legeröhre bleibt stets rostgelb;
ich nenne die zweite Form var. bicolor, die dritte var. nigricolor; in Behaarung
und Flügeln stimmen beide mit der Normalform.
Psyehoda Ltr.
humeralis Mg. Zara, Lesina, cf, 9 (Novak).
phalaenoides L. Ebenda cf, 9 (Novak).
* albipennis Zett., Schin. 636. Zara, cf, 9 (Novak).
* sexpunctata Curt., Schin. 636. Zara, cf, 9 (Novak).
Strobl. Neue Beiträge zur Dipterenfauna der Balkanlialbinsel.
581
XXX. Familie: Blepharocera Macq.
fasciata Wstw. Krupatal: Pazaric, cf (Winneg.).
XXXIII. Familie: Hippoboscidae.
Hippobosca equina L. Stolac, 9 (Winneg ); Visegrad, cf (Apfelb.); Pozarevae in Ser-
bien, cf, 9 (Hilf).
Melophagus ovinus L. Zara, 9 (Novak).
22 4Ü8. 1905
Mitteilungen aus Bosnien und der Herzegowina. IX. Band.
Tai'. I.
TrUHELKA: Der vorgeschichtliche Pfahlbau bei Donja Dolina.
I. Übersicht der Ausgrabungen von 1900 und 1901. — II. Ausgrabung von 1901: A Haus V.: a, b kleine Kammern, c Wohnraum mit dem Kahn unterhalb; B Brücke; C Wohnhaus: d, e, / Kammern;
TI Wohnhaus VI.: *7, h Vorräume, i Wohnraum, k Herd, l, in Traufenräume ; E Terrassenanlage. — III. Schnitt: x — //. — IV — IT. Konstruktion des Blockhauses A.
Mitteilungen aus Bosnien und der Herzegowina. IX. Band.
■ • 1
Taf. II.
TküHELKA: Der vorgesohiehtlichc Pfalilbnn bei Donja Dolinn.
A.
DER PFAHLBAU von D.DGLINA
ausgegraben 1900-1902.
SOJENICE u D. DOLINI
iskopane u god. 1900-1902.
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as Bosnien und der Herzegowina. IX. Band.
TllUIIELKA:
Der vorgeschiclitliclie Pihhlbnu bei Donja
DER PFAHLBAU von D.D0LIHA
ausgegraben 1900-1903.
SOJENIGE u D. DOLINI
iskopane u god. 1900—1903 .
Ansicht der Häuser IV und V im Pfahlbaue mit der Brücke dazwischen.
Mitteilungen aus Bosuien und der Herzegowina. IX. Band.
B. Vertikalprofil durch die Häuser II und III des Pfahlbaues, 8 m vom Nullpunkte der Grundrisse.
M: Zwischenschichten zwischen Gebäuden, bei L und M je ein großes Gefäß mit Getreidevorräten; I—K: Bodenbelag; N: Futtertrog unter dem Stalle.
.uiweuungen aus Bosnien üncnier Herzegowina, iä. Band.
TäTWF
TruhelkA: Der vorgeschichtliche Pfahlbau im Savebette hei Donja Dolina.
Erklärung.
Die oberste dunkle
Schichte: Humus;
weiße Schichten: reine
Anschwemmung;
graue Schichten : Kultur-
schichten, enthaltend
grauen Lehm, Asche,
Kohlenpartikeln, ge-
brannte Tonsplitter,
Holzreste u. a.;
schwarze Schichten :
Holz;
unterste graue Schichte:
alte Anschwemmung
(ursprüngliches Fluß-
bett).
A, B, C, D, E, F: Zwi-
schenräume zwischen
den einzelnen Ge-
bäuden ;
H = Herd ;
G. L = gebrannter
Lehmestrich ;
Sch = Schotter.
Jedes Netzquadrat re-
präsentiert eine Flä-
che von 1 m 2.
B. Vertikalprofil durch die Gesamtlänge der am Westrande der Gradina ausgegrabenen Pfahlbauanlage.
Mitteilungen aus Bosnien und der Herzegowina. IX. Band. Taf. VII.
!
Ansicht cler Pfähle unter dem Hause II in einer Tiefe von 7 m unter der Oberfläche.
Mitteilungen aus Bosnien und der Herzegowina. IX. Band.
TrüHELKA: Der vorgeschichtliche Pfahlbau bei Donja Dolina.
Ein Herd aus dem Pfahlbaue und Ornamentfragmente von ähnlichen Herden
Mitteilungen aus Bosnien und der Herzegowina. IX. Band.
Taf. IX
TrüHELKA: Der vorgeschichtliche Pfahlbau hei Donja Dolina.
Fig. 1: Sudstein. Fig. 2 — 10: Ornamente von Heizanlagen aus dem Pfahlbaue. Fig. 11: Tongefäß
in Vogelform.
I
Mitteilungen aus Bosnien und der Herzegowina. IX. Band.
Taf. X.
TrüHELKA: Der vorgeschichtliche Pfahlbau bei Donja Dolina.
Sudsteine aus dem Pfahlhaue (Vs)-
Mitteilungen aus Bosnien und der Herzegowina. IX. Band.
Taf. XI.
TrüHELKA: Der vorgeschichtliche Pfahlbau bei Donja Dolina.
Sudsteine aus dem Pfahlbaue (Vs)-
Mitteilungen aus Bosnien und der Herzegowina. IX. Band.
Taf. XIII.
TrüHELKA: Der vorgeschichtliche Pfahlbau bei Donja Dolina.
2.H.
z r.
A2>.
4J.
Tonwirteln und Perlen aus dem Pfahlbaue.
Fig. 14—16 (’/i), die übrigen (2/3).
Mitteilungen aus Bosnien und der Herzegowina. IX. Band.
Taf. XII.
TRUHELKA: Der vorgeschichtliche Pfahlbau bei Donja Dolina.
Ornamente von Sudsteinen ('/3).
Taf. XIV.
Mitteilungen aus Bosnien und der Herzegowina. IX. Band.
TküHELKA: Der vorgeschichtliche Pfahlbau bei Donja Dolina.
Mitteilungen aus Bosnien und der Herzegowina. IX. Band.
Taf. XV.
TrüHELKA: Der vorgeschichtliche Pfahlbau hei Donja Dolina.
Tonwirteln und Perlen aus dem Pfahlbaue (2/3).
Mitteilungen aus Bosnien und der Herzegowina. IX. Band.
Taf. XVI.
TrüHELKA: Der vorgeschichtliche Pfahlbau hei Donja Dolina.
Tonsachen aus dem Pfahlbaue.
Big. 1 — 13: Tonwirteln (2/3). Fig. 12, 16: Sudsteine (1/2). Fig. 14, 15: Tonspulen (1/2 und 2/3).
Mitteilungen ans Bosnien und der Herzegowina. IX. Band.
Tafel XVII
TküHELKA: Der vorgeschichtliche Pfahlbau hei Donja Dolina.
Tongefäße aus dem Pfahlhaue.
Fig. 1,2, 8, 9: Tonloffel. Fig. 3 — 6: Henkelbecher. Fig. 7 : Sauglöffel, ß/j,.)
Mitteilungen aus Bosnien und der Herzegowina. IX. Band.
Taf. XVIII.
TRUHELKA: Der vorgeschichtliche Pfahlbau hei Donja Dolina.
Tongefäße aus dem Pfahlbaue (1/2).
Fig. 12: Modelliergerät.
Mitteilungen aus Bosnien und der Herzegowina. IX. Band.
Taf. XIX.
TeuhelkA: Der vorgeschichtliche Pfahlbau bei Donja Dolina.
ps8|]i
Tongefäße aus dem Pfahlbaue.
Big. 5 (>/3), Fig. 1-4, 6-9 (V3).
Mitteilungen aus Bosnien und der Herzegowina. IX. Band.
Taf. XX.
TruhelkA: Der vorgeschichtliche Pfahlbau bei Donja Dolina.
Geräte aus clem Pfahlbaue (x/ 2).
Fig. 1 — 6: Henkelbecher aus Ton. Fig. 7 — 10: Tonlöffel. Fig. 11 — 13: Kindergefäße.
Fig\ 14 — 16 und 20: Tonspulen. Fig. 17 — 19: Schmelztiegel. Fig. 21: Modelliergerät aus Ton.
Mitteilungen aus Bosnien und der Herzegowina. IX. Band.
Taf. XXI.
Truhelkä: Der vorgeschichtliche Pfahlbau bei Donja Dolina.
Tongefäße aus clem Pfahlbaue (1/3).
Mitteilungen aus Bosnien und der Herzegowina. IX. Band.
Taf. XXII.
TruhelKA: Der vorgeschichtliche Pfahlban bei Donja Dolina.
Tongeräte aus dem Pfahlbaue (1/3j.
Fig. 1 — 8: Sudstehie. Fig. 9 — 11: Tonspulen. Fig. 12, 13: Modelliergeräte. Fig. 14, 15: Knäuelkerne.
Fig. 16 — 32: verschiedene Tongefäße.
Mitteilungen aus Bosnien und der Herzegowina. IX. Band.
Taf. XXIII.
TeüHELKA: Der vorgeschichtliche Pfahlbau bei Donja Dolina.
Tongeräte aus dem Pfahlbaue (V5)-
Fig. 1, 2, 32, 33: Sudsteine. Fig. 3-19, 23-29: Gefäße. Fig. 20: Modellierwerkzeug. Fig. 21: Tonidol.
Fig. 30, 31 : Schmelztiegel. Fig. 21 : Zungenförmiges Steinbeil. Fig. 22: Steinhammer (Fragment).
Fig. 34: Spitze einer Netznadel aus Holz (*/,). Fig. 35: Moderne Netznadel aus Holz (»/,).
Mitteilungen aus Bosnien und der Herzegowina. IX. Band.
Taf. XXIV.
TRUHELKA: Der vorgeschichtliche Pfahlbau bei Donja Dolina.
t-iTH.ANST. erflUAÄSTREIT, SARAJEVO
Tongeräte aus dem Pfahlbaue (72)-
Fig. 1 — 5: Tonspulen. Fig. 6 — 8: Herdklötze. Fig. 9: Mahlstein aus Granit. Fig. 10, 11: DMrchlochte
Steinscheiben. Fig. 12 — 14: Sudsteine aus Ton.
Mitteilungen aus Bosnien und der Herzegowina. IX. Band.
Taf. XXV
TrüHELKA: Der vorgeschichtliche Pfahlbau bei Donja Dolina.
Wrl
Ornamentierte Gefäßfragmente aus dem Pfahlbaue (1/s)
Mitteilungen aus Bosnien und der Herzegowina. IX. Band.
Taf. XXVI.
TrüHELKA: Der vorgeschichtliche Pfahlbau bei Donja Dohna.
Ornamentierte Grefäßfragmente aus dem Pfahlbaue ('/2).
I
Mitteilungen aus Bosnien und der Herzegowina. IX. Band. Taf. XXVII.
TRUHELKA: Der vorgeschichtliche Pfahlbau hei Donja Dolina.
Tonsachen aus dem Pfahlbaue.
Fi"- ' — b 7: Gefäßhenkel. Fig. 5: Gefäß in Form eines Schuhes. Fig. 6: Modelliergerät aus Ton. Fig. 8:
Fragment einer ornamentierten Schüssel. Fig. 9: Tontrichter. Fig. 10: Kleines Gefäß. Fig. 11: Tonring.
Mitteilungen aus Bosnien und der Herzegowina. IX. Band.
Taf. XXVIII.
TrTjHELKA: Der vorgeschichtliche Pfahlbau bei Donja Dolina
Werkzeug aus Hirschhorn aus dem Pfahlbaue i1^)
Mitteilungen aus Bosnien und der Herzegowina. IX. Band.
Taf. XXIX.
TRUHELKA: Der vorgeschichtliche Pfahlbau bei Donja Dolina.
Fig. 1, 2: Hauen. Fig\ 3, 4: Gartenspateln. Fig. 5, 6: Pfriemen. Fig\ 7: Pfeilspitze. Fig. 8, 9: Beschläge
aus Horn. Fig. 10: Packring aus Hirschhorn. Fig. 11: Knochenanhängsel. Fig. 12: Beinbeschlag.
Fig. 13 — 15: Knochennadeln. Fig. 16, 17: Perlen.
Mitteilungen aus Bosnien und der Herzegowina. IX. Band.
Taf. XXX.
TRüHELKA: Der vorgeschichtliche Pfahlbau bei Donja Dolina.
Hirschhornhauen aus dem Pfahlbaue (2/3).
Mitteilungen aus Bosnien und der Herzegowina. IX. Band.
Taf. XXXI.
TkUHELKA: Der vorgeschichtliche Pfahlbau bei Donja Dolina.
Geräte aus Hirsch- und Rehhorn (1/2).
1
%
Mitteilungen aus Bosnien und der Herzegowina. IX. Band.
Taf. XXXII.
TküHELKA: Der vorgeschichtliche Pfahlbau hei Donja Dolina.
Horn- und Knochenartefakte ( 1 / 2 ) .
big. 1 — 4: Werkzeug aus Hirschhorn. Fig. 5, 6: Halsringe aus Hirschhorn. Fig. 7, 8: Fischnadeln aus
Hirschhorn. Fig. 9: Schaftschuh aus Hirschhorn. Fig. 10: Harpune aus Hirschhorn. Fig. 11, 12: Röhren
ius Hirschhorn. Fig. 13, 14: Beinnadeln. Fig. 15: Pfeilspitze aus Hirschhorn. Fig. 16, 17: Anhängsel
aus Tierknochen.
Mitteilungen aus Bosnien und der Herzegowina. IX. Band.
Taf. XXXIII.
TbuhelkA: Der vorgeschichtliche Pfahlbau bei Donja Dolina.
'JTHAHST. BENDA» STREIT, SARAJEVO.
Funde aus dem Pfahlbaue (1/2)-
big. 1 3: Griffschalen aus Hirschhorn. Fig. 4 — 9: Knochennadeln. Fig. 10 — 12: Pfeilspitzen aus Hirsch-
horn. big. 13 15: Hornbeschläge. Fig. 16: Hirschhornperle. Fig. 17: Anhängsel aus einem Bärenzahn,
big. 18, 18a: Harpune aus Hirschhorn. Fig. 19: Verzierter Halsring aus Hirschhorn. Fig. 20: Ornamen-
tierter Sudstein. Fig. 21, 24: Tonidole. Fig. 22: Gefäßhenkel. Fig. 23: Gußtiegel.
Mitteilungen aus Bosnien und der Herzegowina. IX. Band.
Taf. XXXIV.
TßUHELKA: Der vorgeschichtliche Pfahlbau bei Donja Dolina.
Ivnochenartefakte aus dem Pfalilbaue.
Fig. 1 — 3, C — 11: Geräte aus Knochen. Fig. 4, 5, 12: Geräte aus Hirschhorn.
Mitteilungen aus Bosnien und der Herzegowina. IX. Band.
Taf. XXXV.
TrüHELKA: Der vorgeschichtliche Pfahlbau bei Donja Dolina.
-IO.
Diverse Funde aus dem Pfahlbaue.
Fig. 1, 2, 4: Aus Ton. Fig. 3, 5 — 8: Aus Stein. Fig. 10 — 12: Korkscheiben. Fig. 13: Punze aus Hirschhorn.
Mitteilungen aus Bosnien und der Herzegowina. IX. Band.
Taf. XXXVI.
TrUHELKA: Der vorgeschichtliche Pfahlbau bei Donja Dolma.
Diverse Funde aus dem Pfahlbaue (2/3).
Big. t — 7: Tongeräte. Big. 8 — 11: Knochengeräte. Fig. 12: Zierstab aus Bronze.
Mitteilungen aus Bosnien und der Herzegowina. IX. Band.
Taf. XXXVII.
Teuhelkä: Der vorgeschichtliche Pfahlbau bei Donja Dolina.
Diverse Schmucksachen aus dem Pfahlhaue (1/2).
: Bronze. Fig. 11 — 15: Eisen. Fig. 16, 19, 20: Knochenperlen. Fig. 18: Silberschmuck.
Fig. 21 — 27 : Stein.
Mitteilungen aus Bosnien und der Herzegowina, IX, Band.
Taf. XXXVIII.
Truhelkä: Der vorgeschichtliche Pfahlbau bei Donja Dolina.
Lnn.DF.snA r< c? Sarajevo.
Diverse Funde aus dem Pfahlbaue (x/2).
'* nTw’S.'? IV_"' **• Fig. 21-24, Bron». B*. *>,««,
b , • mailpa». Fig. 27 : Fragment eines mit Knoten verzierten Halsringes (Eisen).
Eisen.
Mitteilungen aus Bosnien und der Herzegowina. IX. Band.
Taf. XXXIX.
TrüHELKA: Der vorgeschichtliche Pfahlbau bei Donja Dolina.
1. Grab unter dem Roste des Hauses /.
2. Dasselbe Grab; nachdem die Skeletteile entfernt wurden.
Mitteilungen aus Bosnien und der Herzegowina. IX. Band. Taf. XL.
TrüHELKA: Der vorgeschichtliche Pfahlbau bei Donja Dolina.
Reichgeschmücktes Frauengrab von den Gredas.
Mitteilungen aus Bosnien und der Herzegowina. IX. Band.
Taf. XLI.
TruhelkA: Der vorgeschichtliche Pfahlbau hei Donja Dolina.
MTW. BEND/4 & C? SARAJEVO.
Gräber von der Greda des Mato Petrovie jun.
Fig. 1 — 6: Doppelgrab Nr. LXI. Fig. 7 — 11: Zerstückelte Bestattung eines Kriegers, Grab Nr. LI.
Fig. 12—22: Kriegergrab Nr. LII.
Mitteilungen aus Bosnien und der Herzegowina. IX. Band.
Taf. XLII.
Truhelkä: Der vorgeschichtliche Pfahlbau bei Donja Dolina.
LITH.ANST. OENDAA STREIT, SARAJEVO
Grabfunde aus D. Dolina: Gre'da des Mato Petrovic jun.
Fig. 1 — 11: Grab I. Fig. 12 — 24: Grab III.
Mitteilungen aus Bosnien und der Herzegowina. IX. Band.
Taf. XLIII.
Jjf JJ mW \
MB
TrüHELKA: Der vorgeschichtliche Pfahlbau bei Donja Dolina.
UTH.ANST. BENOAÄ STREIT, SARAJEVO
Grabfunde aus D. Dolina: Greda des Mato Petrovic jun.
Fig-, 1: Grab I. Fig. 2-4: Grab V. Fig. 5—28: Grab VI.
Mitteilungen ans Bosnien und der Herzegowina. IX. Band.
Taf. XLIV.
TrüHELKA: Der vorgeschichtliche Pfahlbau bei Donja Dolina.
HTM, ANSI BE MOA & STREIT. SARAIEVC
Grabfunde aus D. Dolina: Greda des Mato Petrovic jun.
Grab VI. Fig. 3: Grab III. Fig. 4 — 9: Grab IX. Fig. 10, 11: Grab X. Fig. 1
Fig. 25: Grab XIX. Fig. 26: Grab XX. Fig. 27 — 37: Grab XXI.
Mitteilungen aus Bosnien und der Herzegowina. IX. Band.
Taf. XLY.
TrüHELKA: Der vorgeschichtliche Pfahlbau bei Donja Dolina.
Grabfunde aus D. Dolina: Greda des Mato Petrovic jun.
Fig. 1— 3: Grab XXII. Fig. 4-10: Grab XXIII. Fig. 13—18: Grab XXIY. Fig. 19—22: Grab XXVIII.
Fig. 23—27 : Grab XXIX.
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Mitteilungen aus Bosnien und der Herzegowina. IX. Band.
Tat'. XL VI.
TRUHELKA: Der vorgeschichtliche Pfahlbau bei Donja Dolina.
Grabfunde aus D. Dolina: Greda des Mato Petrovic jim.
Fig. 1,3,4: Grab XXVII. Fig. 2: Grab XXV. Fig. 7—14: Grab XXX. Fig. 15—20: Grab XXXI.
Mitteilungen aus Bosnien und der Herzegowina, IX. Band.
Taf. XL VII.
TrUHELKA: Der vorgeschichtliche Pfahlhau bei Donja Dolina.
Grabfunde aus D. Dolina: Greda des Mato Petrovic jun.
Fig. 1,2: Grab XXXII. Fig. 3—5: Grab XXXIII.’ Fig. 6-23: Grab XXXIV. Fig. 24 -26: lose gefunden.
Fig. 27 — 30: Grab XLI.
Mitteilungen aus Bosnien und der Herzegowina. IX. Band.
Taf. XL VIII.
TRUHELKA: Der vorgeschichtliche Pfahlbau bei Donja Dolina.
Grabfunde aus D. Dolina: Greda des Mato Petrovic jun.
Fig. 1 — 19: Grab XXXV.
Mitteilungen aus Bosnien und der Herzegowina. IX. Band.
Taf. XLIX.
Tbuhelkä: Der vorgeschichtliche Pfahlbau hei Donja Dolina.
Grabfunde ans D. Dolina: Greda des Mato P et r o v i c jun.
Fig. 1—12: Grab XXXVIII. Fig. .13—19: Grab XL.
Mitteilungen aus Bosnien und der Herzegowina. IX. Band.
Taf. L.
Truhelka : Der vorgeschichtliche Pfahlbau bei Donja Dolina,
Grabfunde aus D. Dolina: Greda des Mato Petrovic jun.
Fig. 1—17: Grab XXXIX. Fig. 18, 19: Grab XL1I. Fig. 20—33: Grab XLIII. Fig. 34: Grab XLIV.
Fig. 35— 47: Grab XLV.
Taf. LI.
Mitteilungen aus Bosnien und der Herzegowina. IX. Band.
TrüHELKA: Der vorgeschichtliche Pfahlbau bei Donja Dolina.
Grabfunde aus D. Dolina: Greda des Mato Petrovic jun.
Fig. 1 — 16: Grab XLVI. Fig. 17—26: Grab XL VII.
Mitteilungen aus Bosnien und der Herzegowina. IX. Band.
Taf. LTI.
Truhelkä: Der vorgeschichtliche Pfahlbau bei Donja Dolina.
Grabfunde arrs D. Dolina: Greda des Mato Petrovic jun.
Fiff. 1—7: Grab XLVI.
Mitteilungen aus Bosnien und der Herzegowina. IX. Band.
Tal. LIII.
TküHELKA: Der vorgeschichtliche Pfahlbau bei Donja Dolina.
LITH.BEXDA & C? SARAJEVO.
Grabfunde aus D. Dolina.
Greda des Mato Petrovic sen. : Fig. 1,6: Grab XIX. Fig. 2 — 5: Grab XX.
Greda des Mato Petrovic jun.: Fig. 8: Grab LIII. Fig. 7, 9, 14 — 24: Grab LIX
Fig. 10—13: Grab XL VIII. Fig. 25: Grab LVIII. Fig. 26—34: Grab LXII.
Greda des Ivo Stipancevic : Fig. 35: Grab I. Fig. 36: Grab II.
Mitteilurigen aus Bosnien und der Herzegowina. IX. Band.
Taf. LIV.
TeuhelkA: Der vorgeschichtliche Pfalilbau bei Donja Dolina.
Grabfunde aus D. Dolina: Greda des Stipo Jakaric.
Fig. 1: Grab I. Fig. 2: Grab II. Fig. 3: Grab III. Fig. 4—6: Grab VI. Fig. 8—10, 15, 16: Grab VIH.
Fig. 7, 11 — 14: Grab IX. Fig. 17—22: Grab X. Fig. 23, 24: Grab XI.
Mitteilungen aus Bosnien und der Herzegowina. IX. Band.
Taf. LY.
TküHELKA: Der vorgeschichtliche Pfahlbau bei Donja Dolina.
Grabfunde aus D. Dolina: Greda des Stipo Jakarie.
Fig. 1—11: Grab XIY.
Mitteilungen aus Bosnien und der Herzegowina. IX. Band.
Taf. LVI.
TrüHELKA: Der vorgeschichtliche Pfahlbau bei Donja Dolina.
Grabfunde aus D. Dolina: Greda des Stipo Jakarid.
Fig. 1—7: Grab XIV. Fig. 8— 11: Grab XV. Fig. 12: Grab XVI. Fig. 13— 16: Grab XVIII.
Fig. 17—22: Grab XIX.
Mitteilungen aus Bosnien und der Herzegowina. IX. Band.
Taf. LVII.
TrüHELKA: Der vorgeschichtliche Pfahlbau hei Donja Dolina.
ÜIH.ANST. BZtlCA^ STREIT, SARAJEVO.
Grabfunde aus D. Dolina: Greda des Stipo Jakaric.
•5: Grab XIX. Fig. 6, 7: Grab XX. Fig. 8—12: Grab XXI. Fig. 13—17: Grab XXIII.
Mitteilungen aus Bosnien und der Herzegowina. IX. Band.
Taf. LVI1I.
TküHELKA: Der vorgeschichtliche Pfahlbau bei Donja Dolina.
Grabfunde aus D. Dolina: I. Greda des Nikola Öoki6.
Fig. 1 — 28: Grab I.
Mitteilungen aus Bosnien und der Herzegowina. IX. Band.
Taf. LIX
TßUHELKA: Der vorgeschichtliche Pfahlbau bei Donja Dolina.
Glrabfunde aus D. Dolina: I. Greda des Nikola Sokic.
Fig. 1—7: Grab I. Fig. 8: Grab V. Fig. 9 — 15: Grab IV.
Mitteilungen aus Bosnien und der Herzegowina. IX. Band.
Taf. LX.
TruhelkA: Der vorgeschichtliche Pfahlbau hei Donja Dolina.
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UTHANST. BENCAfr STREIT. SAFAJEVC1
Grabfunde aus D. Dolina: I. Greda des Xikola Sokic.
Fig. 1 — 4: Grab II. Fig. G — 8: Grab VI. Fig. 11-23: Grab VH. Fig. 9, 10, 24 — 38: Grab VIII.
Fig. 39, 40: Grab X.
Mitteilungen aus Bosnien und der Herzegowina. IX. Band.
Taf. LXI.
TrüHELKA: Der vorgeschichtliche Pfahlbau bei Donja Dolina.
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LI TRÄNST. BENDAiSrPE.1T. SARAJEVO.
Grabfunde aus D. Dolina: I. Greda des Nikola Sokid.
Fig. 1 — 12: Grab IX. Fig. 14: Grab XI. Fig. 13, 15 — 17: Lose Funde.
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Mitteilungen aus Bosnien und der Herzegowina. IX. Band.
Taf. LXII
TrüHELKA: Der vorgeschichtliche Pfahlbau bei Donja Dolina.
LirH.ANST. BENDAA STREIT. SARAJEVO.
Grabfunde aus D. Dolina: I. Greda des Nikola Sokio.
Fiff. 1— 7: Grab XIII. Fi*. 8— 11: Grab XXIV.
Mitteilungen aus Bosnien und der Herzegowina. IX. Band.
Taf. LXIII.
LI7K.ANST. BFNDAÄ STREIF. SARAJEVO
TeüHELKA: Der vorgeschichtliche Pfahlbau bei Donja Dolina.
Grabfunde aus D. Dolina: I. Greda des Nikola Sokic.
Fig. 1, 2: Grab XIV. Fig. 3 — 8: Grab XXXIV. Fig. 0, 10: Lose Funde.
Mitteilungen aus Bosnien und der Herzegowina. IX. Band.
Taf. LXIV
Truhelkä: Der vorgeschichtliche Pfahlbau hei Donja Dölina.
Grabfunde aus D. Dolina: I. Greda des Nikola Öokic.
Fig. 1—3. Grab XVI.
Fig. 4 : Grab XVII. Fig. 5 — 11: Grab XVIII.
Fig. II : Grab XXI.
Fig. 12: Grab XIX.
Mitteilungen aus Bosnien und der Herzegowina. IX. Band.
Taf. LXV.
TküHELKA: Der vorgeschichtliche Pfahlbau bei Donja Dolina.
Grabfunde aus D. Dolina: I. Greda des Nikola Sokic.
Fig. 1: Grab XXI. Fig. 2, 3: Grab XXIV. Fig. 4, 5: Grab XXV. Fig. 6—9: Grab XXVI.
Fig. 10—13: Grab XXVII. Fig. 14—20: Grab XXIX. Fig. 21, 22: Grab XXX. Fig. 23—25: Grab XXXI.
Fig. 27 : Grab XXXII. Fig. 28: Grab XXXIII.
Mitteilungen aus Bosnien und der Herzegowina. IX. Band.
Taf. LXVI.
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TruhelkA: Der vorgeschichtliche Pfahlbau bei Donja Dolina.
Grabfunde aus D. Dolina: I. Greda des Nikola Sokic.
Fi g. 1 : Grab I. Fig\ 2 : Grab XXI.
Mitteilungen aus Bosnien und der Herzegowina. IX. Band.
Taf. LXVII
TküHELKA: Der vorgeschichtliche Pfahlbau bei Donja Dohna.
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LITH.AWST. BENDA&STREIT, SARAJEVO
Grabfunde aus D. Dolina: I. Greda des Nikola Sokic.
14g. 1, 2: Grab XXXV. Fig. 3: Grab XXXVI. Big. 4, 5: Grab XXXIX. Fig. 6, 7: Lose Funde.
Mitteilungen aus Bosnien und der Herzegowina. IX. Band.
Taf. LXVIII.
TrüHELKA: Der vorgeschichtliche Pfahlbau hei Donja Dolina.
Grabfunde aus D. Dolina: Greda des Mato Petrovic sen.
Fig. 1, 2, 5: Grab II. Fig. 3, 4: Grab IV. Fig. 6—11: Grab III. Fig. 12—22: Grab IV.
Mitteilungen aus Bosnien und der Herzegowina. IX. Band.
Taf. LXIX.
TkUHELKA: Der vorgeschichtliche Pfahlbau bei Donja Dolina.
Grabfunde aus D. Doliua: Greda des Mato Petrovic seu.
Fiff. 1 — 3: Grab V. Fi«'. 4 — 15: Grab VI.
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Mitteilungen aus Bosnien und der Herzegowina. IX. Band.
Taf. LXX.
TrüHELKA: Der vorgeschichtliche Pfahlbau hei Donja Doliua.
Grabfunde aus D. Dolina: Greda des Mato Petrovid sen.
Fig. 1: Grab VII. Fig. 2—15: Grab VIII. Fig. 16—27: Grab IX.
Mitteilungen aus Bosnien und der Herzegowina. IX. Band.
Taf. LXXL
TrüHELKA: Der vorgeschichtliche Pfahlbau bei Donja Dolina.
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LI TH AUS s BENDA4 srREIT, SARAJEVO.
Grabfunde aus D. Dolina: Greda des Mato Petrovic. sen.
Fig. 1 — 9: Grab IX. Fig. 10- — -14: Lose Funde.
Mitteilungen aus Bosnien und der Herzegowina. IX. Band.
Taf. LXXII.
TeüHELKA: Der vorgeschichtliche Pfahlbau bei Donja Dolina.
Grabfunde aus D. Dolina: Greda des Mato Petrovic sen.
Fig. 1, 2: Grab IX. Fig. 3 — 21: Grab X.
Taf. LXXIII.
Mitteilungen aus Bosnien und der Herzegowina. IX. Band.
TruhelkA: Der vorgeschichtliche Pfahlhau bei Donja Dolina.
Grabfunde aus D. Dolina: Greda des Mato Petrovic sen.
Fig. 1: Grab XI. Fig. 2—6: Grab XII. Fig. 7—16: Grab XIII. Fig. 17-20: Grab XVI.
Mitteilungen aus Bosnien und der Herzegowina. IX. Band. Tai'. LXXIV.
TrüHELKA: Der vorgeschichtliche Pfahlbau bei Donja Dolina.
l.imflENBA &C? SARAJEVO.
Greda des Ivo Stipanbeviö.
Fig. 3, 4 : Grab XI. Fig. 5 : Grab XII.
Grabfunde aus D. Dolina:
Fig. 1: Grab I. Fig. 2: Grab X.
Mitteilungen ans Bosnien und der Herzegowina. IX. Band.
Taf. LXXV.
TrüHELKA: Der vorgeschichtliche Pfahlbau bei Donja Dolina.
Grabfunde aus D. Dolina: Greda des Ivo Stipancevic.
Fig. 1: Grab III. Fig. 2: Grab VI. Fig. 3: Grab VII. Fig. 4— 14: Grab VIII. Fig. 15-26: Grab X.
Mitteilungen aus Bosnien und der Herzegowina. IX. Band.
Taf. LXXYI.
TßUHELKA: Der vorgeschichtliche Pfahlhau hei Donja Dolina
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tlTH.UEKDA & r? SARAJEVO.
Grabfunde aus D. Dolina: Greda des Ivo Stipancevic.
Fig. 1—4: Grab XIII. Fig. 5—12: Grab XIY. Fig. 14—17, 24: Grab XV. Fig. 13, 18—23: Grab XVI.
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Mitteilungen aus Bosnien und der Herzegowina. IX. Band.
Taf. LXXVII.
TrüHELKA: Der vorgeschichtliche Pfahlbau bei Donja Dolina.
Grabfunde aus D. Dolina: II. Greda des Nikola Öoki6.
1— 5: Grab I- Big. 6—9: Grab II. Fig. 10 — 21: Grab IY. Fig. 22—30: Grab V.
Fig. 31, 32: Grab VI. Fig. 33, 34: Grab IX.
Mitteilungen aus Bosnien und der Herzegowina. IX. Band
Taf. LXXVIII
TrüHELKä: Der vorgeschichtliche Pfahlbau bei Donja Dolina.
LITH.ANST. BFHDAe STREIT. SARAJEVO
Grabfunde aus D. Dolina: Zerstreute Funde.:
Mitteilungen aus Bosnien und der Herzegowina. IS. Band.
Taf. LXXIX
TrüHELKA: Der vorgeschichtliche Pfahlbau hei Donja Dolina.
Grabfunde aus D. Dolina: Zerstreute Funde.
Mitteilungen aus Bosnien und der Herzegowina. IX. Band
Taf. LXXX
TkuhelkA: Der vorgeschichtliche Pfahlbau bei Donja Dolina.
. ■ ,
Grabfunde aus D. Dolina: Zerstreute Funde.
Mitteilungen aus Bosnien und der Herzegowina. IX. Band.
Taf. LXXXI.
TrüHELKA: Der vorgeschichtliche Pfahlbau bei Donja Dolina.
Grabfunde aus D. Dolina: Zerstreute Funde.
Tafel LXXXII.
Fig. 1. Sus palustris Rütim. cT Schädel von unten; etwas größer als x/3 nat. Größe.
„ 2. Derselbe von oben; etwas größer als 1/3 nat. Größe.
„ 3. Derselbe von der Seite; etwas größer als x/3 nat. Größe.
„ 4. Sus europaeus Pall. d\ Unterkiefer, x/3 nat. Größe.
Mitteilungen aus Bosnien und der Herzegowina. IX. Band.
Taf. LXXXII.
WOLDRICH: Wirbeltierfauna des Pfahlbaues von Donja Dolina in Bosnien.
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Tafel LXXXIII
Fig. 1. Cervus elaphus L. Rechter Unterkieferast, von außen, 1/2 nat. Größe.
„ 2. Cervus elaplius L. Geweihfragment mit Rose, etwas kleiner als 1/3 nat. Größe.
„ 3. Cervus elaplius L. Rechtes Oberkieferfragment, von innen, nat. Größe.
„ 4. Bos primigenius Boj. Rechter Unterkieferast, von außen, etwas größer als x/c nat. Größe.
„ 5. Bos primigenius Boj. Linker Hornzapfen, von vorne, 1/3 nat. Größe.
„ 6. Bos primigenius Boj. Oberer mg, von innen, zirka s/4 nat. Größe.
Mitteilungen aus Bosnien und der Herzegowina. IX. Band.
Taf. LXXXIII.
WOLDKICH: Wirbeltierfauna des Pfahlbaues von Donja Dolina in Bosnien.
Tafel LXXXIV.
Fig. 1. Alces palmatus Blas. Rechtes Geweihfragment eines etwa vierjährigen Tieres, x/3 nat. Größe.
„ 2. Sus europaeus Pall. Rechter Unterkieferast, von außen, x/3 nat. Größe.
„ 3. Alces palmatus Blas. Linkes Geweihfragment, 1/3 nat. Größe.
„ 4. Castor fiber L. Rechter Unterkieferast eines mittelstarken Tieres, von außen, 1J/9 nat. Größe.
Mitteilungen aus Bosnien und der Herzegowina. IX. Band.
Taf. LXXXIY.
Wold BICH: Wirbeltierfauna des Pfahlbaues von Donja Dolina in Bosnien.
ATsn,: AiTlUloloKiach-opigrapliischo Untersuchungen zur Geschichte der römischen Provinz Dalmatien. VI.
E
Situationsskizze der Fundstätten in Äupanjac.
Tafel LXXXVI.
. 1. Equisetum Katzeri nov. sp. Stengelstiick. Orasje.
2, 3. Sequoia Stembergii Göpp. sp. Zweigstücke. Oskowasandstein.
4, 5, 10. Glyplostrobus europaeus Heer. Kreka.
Fig. 4. Verästelter Zweig.
„ 5, 10. Zäpfchen.
G, 9. Taxodium distichum miocenum Heer. Zweigstücke. Kreka.
7. Pinus hepios Ung. Kurztrieb. Sikulje.
8. Pinus sp. Kurztrieb ohne Grund und Scheide. Orasje.
11. Libocedrus salicornioides Endl. sp. Ein Gliederstück. Talrinne der Lohinja.
12. Sequoia Langsdorfii Brongn. sp. Zweigstück. Oskowagebiet.
13. Ecliitonium Sophiae Web. Blattstück. Dubosnica.
14. 17. Myrica hakeaefolia Ung. sp. Blattstücke. Prline.
15. Myrica salicina Ung. Blatt. Weg ober Han.
16. Pinus Hageni Heer (?). Unvollständiger Zapfen. Oskowasandstein.
1 8. Quercus Lonchitis Ung. Blatt. Oskowagebiet.
19. Salix angusta Heer. Blatt. Talrinne der Lohinja.
20. Myrica vindobonensis Ett. sp. Blattstück. Talrinne der Lohinja.
21. Pinus spiciformis Ung. Verletzter Zapfen. Oskowasandstein.
22. Andromeda protogaea Ung. Blatt. Oskowagebiet.
23. Quercus mediterranea Ung. Blatt. Weg ober Han.
24. 28. Ulmus Bronnii Ung.
Fig. 24. Frucht. Oraäje.
„ 28. Blattstück. Talrinne der Lohinja.
25. 26. Santalum acheronticum Ett. Blätter.
Fig. 25. Prline.
„ 26. Weg ober Han.
27. Robinia Regeli Heer. Blättchen. Oskowasandstein.
29. Myrica lignitum Ung. Blatt. Talrinne der Lohinja.
Mitteilungen aus Bosnien und der Herzegowina. IX. Band.
Engelhardt: Tertiäre Flora der weiteren Umgebung
Taf. LXXXVI.
\ on Dolnja Tuzla in Bosnien.
Tafel LXXXVII.
1. 10. Ulmus Braunii Heer. Blätter. Kreka.
2. Embothrium leptospermum Ett. Frucht. Osko wagebiet.
3. Ulmus plurinervia Ung. Blatt. Oskowasandstcin.
4. Salix lenera Al. Br. Blatt. Talrinne der Lokinja.
5. Andromeda tristis Ung. Blatt. Orasje.
6. 8, 14, 23. Castanea Kubinyi Kov. Blattstückc.
Fig. 6, 8, 23. Talrinne der Lokinja.
„ 14. Kreka.
7. Sapotacites minor Ung. sp. Blatt. Orasje.
9. Andromeda protogaea Ung. Blatt. Oskowagebiet.
11. Ilex ambigua Ung. Blatt. Oskowagebiet.
12. Cinnamomum subrotundum Heer. Blatt. Talrinne der Lokinja.
13. Dalbergia retusiaefolia Web. sp. Blättchen. Prlinc.
15. Fagus Pyrrhae Ung. Blatt- Talrinne der Lokinja.
16. Fagus castaneaefolia Ung. Blatt. Kreka.
17. Myrtus bosniaca nov. sp. Blatt. Spionica.
18. Populus mutabilis Al. Br. Blatt. Orasje.
18. Sapindus Ungeri'E^h. Blättchen, Talrinne der Lokinja.
20. Salix macrophylla Heer. Blattstück. Kreka.
21. Cassia Berenices Ung. Blättchen. Oskowagebiet.
22. Maytcnus marginatoides nov. sp. Kreka.
24. Podogonium latifolium Heer. Talrinne der Lokinja.
Mitteilungen aus Bosnien und der Herzegowina. IX. Band.
Taf. LXXXVII.
ENGELHARDT: Tertiäre Flora der weiteren Umgebung von Dolnja Tuzla in Bosnien.
Tafel LXXXVIII.
Fig. 1. Ilex neogena Ung. Blatt. Kreka.
„ 2, 6. Platanus ciceroides Göpp. Blatt und Blattstück.
Fig. 2. Kreka.
„ 6. Sikulje.
„ 3. Myrtus Dianae Heer. Blatt. Weg ober Han.
„ 4. Sapotacites Mimusops Ung. Blatt. Weg ober Han.
„ 5. Sapotacites Daphnes Ung. Blatt. Prline.
„ 7. Laurus pirimigenia Ung. Blatt. Kreka.
„ 8. Samyda borealis Ung. Blattstück. Oskowasandstein.
„ 9. Laurus Swoszowiciana Ung. Blatt. Weg ober Han.
„ 10. Cassia hyperboreaUng. Blättchen. Oskowasandsteiu.
„ 11. Celastrus acuminatoides nov. sp. Blatt. Kreka.
„ 12. Llhamnus Gaudini Heer. Blatt. Kreka.
„ 13. Celastrus europacus Ung. Blatt. Kreka.
„ 14. Copaifera radobojana Ung. Blättchen. Kreka.
„ 15. Sapotacites minor Ung. sp. Blatt. Kreka.
„ 16. Elaeoidcs Fontanesia Ung. Blatt. Orasje.
Mitteilungen aus Bosnien und der Herzegowina. IX. Band.
Taf. LXXXVIII.
EiNCrELHAKDT: Tertiäre Flora der weiteren Umgebung von Dolnja Tuzla in Bosnien.
Tafel LXXXIX.
1. Cinnamomum Scheuchzeri Heer. Blatt. Orasje.
2. Daphnogene paradisiaca Urig. Blatt. Orasje.
3. Cinnamomum polymorplium Al. Br. sp. Blatt. Prlinc.
4. Benzoin antiquum Heer. Blatt. Prline.
5. Oreodaphne Heeri Gaud. Blatt. Kreka.
6. Laurus Swoszowiciana Ung. Blattstück. Prline.
7. Persea speciosa Heer. Blatt. Kreka.
8. Sassafras Aesculapi Heer. Blatt. Kreka.
9. 12. Cassia phaseolites Ung. Blättchen.
Pig. 9. Talrinne der Lohinja.
„ 11. Oskowagebiet.
10, 11. Diospyros brachysepala Al. Br. Blattstück. Orasje.
13. Laurus primigenia Ung. Blatt. Pod Skrilem.
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Mitteilungen aus Bosnien und der Herzegowina. IX. Band. Taf LXXXIX
Engelhardt : Tertiäre Flora der weiteren Umgebung von Dolnja Tuzla in Bosnien.
Tafel XC.
Fig. 1. Terminalia radobojana Ung. Blatt ohne Spitze. Orasje.
„ 2. Ficus lanceolata Heer. Blattstück. Kreka.
„ 3. Rhamnus Eridani Ung. Blatt. Oskowasandstein.
„ 4. Myrsine Doryphora Ung. Blatt. Oskowagebiet.
„ 5. Laurus styracifolia Web. Blatt. Orasje.
„ 6, 7. Juglans acuminata Al. Br.
Fig. 6. Kätzchenstück. Prline.
„ 7. Blatt. Kreka.
„ 8. Eugenia Apollinis Ung. Blattstück. Kreka.
„ 9. Laurus princeps Heer. Blattfragment. Oskowagebiet.
„ 10. Laurus Lalages Ung. Blatt ohne Spitze. Kreka.
„ 11, 13. Echitonium Sophiae Web. Blattstücke.
Fig. 11. Dubosnica.
„ 13. Talrinne der Lohinja.
„ 12. Glyptostrobus europaeus Heer. Zäpfchen. Kreka.
„ 14. Ficus lanceolata Heer. Blatthälfte. Orasje.
Mitteilungen aus Bosnien und der Herzegowina. IX. Band. Taf
Engelhardt: Tertiäre Flora der weiteren Umgebung von Dolnja Tuzla in Bosnien.
Tafel XCI.
Eig. 1. Magnolia crassifolia Göpp. Blattstück. OrafSje. a) Ein Stück Blattnetz.
„ 2. Persea Braunii Heer. Unvollständiges Blatt. Weg ober Han.
„ 3. Elaeodendron neogenum nov. sp. Blatthälfte. Weg ober Han.
„ 4. Cassia Apollinis Ung. Blatt. Kreka.
„ 5. Acer palaeo-campestre Ett. Unvollständiges Blatt. Kreka.
„ 6. Ecliitonium Sophiae Ung. Blattstück. Talrinne der Lobinja.
„ 7. Ceratonia emarginata Al. Br. Blättchen. Oskowagebiet.
„ 8. Cunonia europaea Ung. Blatt ohne Grund. Kreka.
„ 9. Sterculia Labrusca Ung. Blatt. Kreka.
„ 10. Cassia phaseolites Ung. Blatt ohne Spitze. Pi’line.
„ 11. Copaifera radobojana Ung. Blättchen. Kreka.
„ 12. Sapindus heliconius Ung. Unvollständiges Blättchen. Brüne.
„ 13. Amygdalus per sicifolia Ung. Oskowasandstein.
Mitteilungen aus Bosnien und der Herzegowina. IX. Band.
Engelhardt : Tertiäre Flora der weiteren Umgebung von
Taf. XCI.
Dolnja Tuzla in Bosnien.
Tafel XCII.
Fig. 1, 2. Phragmites oeningensis Al. Br.
Fig. 1. Halmstück. Kakanj-Doboj (Mühle).
„ 2. Blattstück Kakanj-Doboj (Werk).
,, 3. Juncus retractus Heer. Kakanj-Doboj (Werk).
„ 4, 5. Typlia latissima Al. Br. Kakanj-Doboj (Müble).
,, 6, 9, 10, 12 — 17. Glyptostrobus europaeus Brougn. sp.
Fig. 6. Zweige mit jungen Zäpfchen. Kakanj-Doboj (Werk).
„ 9, 10. Zäpfchen. Kakanj-Doboj (Mühle).
„ 12 — 16. Samen. Kakanj-Doboj (Werk).
„ 17. Same. Bahnwächterhaus Nr. 55 bei Zenica.
„ 7. Widdringtonia ungeri Endl. Kakanj-Doboj (Werk).
„ 8. Sequoia langsdorfii Brongn. sp. Kakanj-Doboj (Werk).
„ 11. Pinus megaloptera Ett. Flügelsame. Kakanj-Doboj (Werk).
„ 18, 20 — 23, 32. Betula brongniartii Ett.
Fig. 18. Kakanj-Doboj (Mühle).
„ 20 — 22. Geflügelte Samen. Kakanj-Doboj (Werk).
„ 23. Kakanj-Doboj (Mühle).
„ 32. Kakanj-Doboj (Mühle).
„ 19. Planera ungeri Kov. sp. Kakanj-Doboj (Mühle).
„ 24. Myrica halceaefolia Ung. sp. Bahn wächterhaus Nr. 55 bei Zenica.
„ 25, 28, 30. Myrica laeviyata Heer.
Fig. 25, 28. Kakanj-Doboj (Mühle).
„ 30. Kakanj-Doboj (Werk).
„ 26, 27. Betula prisca Ett. Kakanj-Doboj (Mühle).
„ 29, 34. Quercus loncliitis Ung.
Fig. 29. Bahnwächterhaus Nr. 55 bei Zenica.
„ 34. Kakanj-Doboj (Werk).
„ 31. Quercus sclerophyllina Heer. Kakanj-Doboj (Mühle).
„ 33. Ainus Icefersteinii Göpp. sp. Zäpfchen. Bahnwächterhaus Nr. 55 bei Zenica.
Mitteilungen aus Bosnien und der Herzegowina. IX. Baud.
EngelhabdT: Fossile Flora der Zenica-Sarajevoer Braun kohlenablaiserung
O O
Taf. XCII.
in Bosnien.
Tafel 1.
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Tafel XCIII.
1. Quercus valdensis Heer. Kakanj-Doboj (Werk).
2. Quercus myrtilloides Ung. Baknwäckterkaus Nr. 55 bei Zenica.
3. Quercus gmelini Al. Br. Kakanj-Doboj (Werk).
4. 6, 17. Carpinus grandis Ung.
7. 8. Ostrga atlantidis Ung. Kakanj-Doboj (Werk).
13. Fagus feroniae Ung. Biel put.
14. Castanea atavia Ung. Bahnwächterkaus Nr. 55 kei Zenica.
15. 22, 25. Ilex ambigua Ung. Kakanj-Doboj (Mühle).
16. Ilex stenophylla Ung. Kakanj-Doboj (Mühle).
18, 21. Ulmus longifolia Ung.
19. Sapotacites minor Ett. Visoko.
20. Cinnamomum scheuchseri Heer. Konüilo potok.
23. Salix vcirians Göpp. Kakanj-Doboj (Werk).
24. Andromeda vaccinifolia Ung. Kakanj-Doboj (Werk).
26. Ficus lanceolata Heer. Kakanj-Doboj (Mühle).
Fig. 4. Kakanj-Doboj (Werk).
„ 6. Kakanj-Doboj (Mühle)
„ 17. Breza bei Dabravine.
5. 9 — 12. Castanea ungeri Heer.
Fig. 5. Kakanj-Doboj (Werk).
9 — 12. Biel put bei Zenica.
Fig. 18. Bahnwächterkaus Nr. 55.
„ 21. Kakanj-Doboj (Werk).
A V
Mitteilungen aus Bosnien und der Herzegowina. IX. Band.
Taf. XCIII.
Engelhardt: Fossile Flora der Zenica-Sarajevoer Braunkohlenablagerung in Bosnien.
Tafel II.
Tafel XCIV.
. 1. Ulmus longifolia Ung. Kakanj-Doboj (Werk).
2 und 10. Ilex ambigua Ung.
Fig. 2. Kakanj-Doboj (Mühle).
„ 10. Biel put. bei Zenica.
3. Salix lavateri Heer. Kakanj-Doboj (Werk).
4. Ficus lanceolata Heer. Kakanj-Doboj (Mühle).
5. 6. Anoectomeria brongniarti Sap. Kakanj-Doboj (Werk).
7. Daphne palaeo-mezereum Ett. Visoko.
8. 13, 14. Tilia bosniaca nov. sp. Kakanj-Doboj (Werk).
9. Cinnamomum polymorphum Al. Br. sp. Visoko.
11. Benzoin antiquum Heer. Kakanj-Doboj (Mühle).
15. Uhus herthae Ung. Visoko.
12 und 16. Echitonium sophiae Web. Zwischen Janjiöi und LatSva.
17. Amygdalus pereger Ung. Kakanj-Doboj (Mühle).
18. Eucalyptus oceanica Ung. Kakanj-Doboj (Mühle).
19. Velis teutonica Al. Br. Kakanj-Doboj (Mühle).
20. Celastrus europaeus Ung. Breza.
21. Gassia phaseolites Ung. Breza.
22. Andromeda protogaea Ung. Kakanj-Doboj (Mühle).
23. Amygdalus persicifolia Ung. Kakanj-Doboj (Mühle).
Mitteilungen aus Bosnien und der Herzegowina. IS. Band.
ENGELHARDT: Fossile Flora der Zenica-Sarajevoer
Taf. XCIV.
Braunkohlenablagerung in Bosnien.
Tafel III.
Tafel XCV.
. 1, 3, 5. Rhamnus gaudini Heer. Kakanj-Doboj (Mühle).
2, 4, 6. 8. Carpolithes alatus nov. sp. Zenica.
7. Juglans acuminata Al. Br. Kakanj-Doboj i'Mühle).
9. Celastrus europaeus Ung. Breza.
lü, 12, 14, 16, 17, 18 und 26. Acer trilobatum Ktbg. sp.
Fig. 10, 12, 14, 17. (Frucht).
„ 16, 18, 26. (Blätter).
„ 14. Bahnwächterhaus Kr. 55 bei Zenica.
„ 12, 18, 26. Kakanj-Doboj (Werk).
„ 10, 16. 17. Ebendort (Miihle).
11. Nymphaea charpentieri Heer. (Rhizom). Kakanj-Doboj (Miihle).
13. Rhamnus rossmässleri Ung. Breza.
15. Carpolithes sp. Podastinje (Brücke).
19 — 22. Carpolithes valvatus nov. sp. Zenica.
23. Tilia katzeri nov. sp. (Hochblatt). Kakanj-Doboj (Miihle).
24. Acacia sotzkiana Ung. Breza.
25. Ainus nostratum Ung. Kakanj-Doboj (Mühle).
27 — 29. Carpolithes foveatus nov. sp. Zenica.
30. Xylopia ungeri nov. sp. (Fruchtstand). Kakanj-Doboj (Werk).
Mitteilungen ans Bosnien und der Herzegowina. IX. Band. Taf. XCV.
ENGELHARDT : Fossile Flora der Zenica-Sarajevoer Braunkohlenablagerung' in Bosnien.
Tafel IV.
LTDiANST. BEhDAd STREIT, SARAJEVO-
Tafel XCVI.
. 1. Sphaeria palaeo-lauri Ett. auf einem Blatt von Palaeolobium
sotzkianum Ung. Banjaluka.
2. Sphaeria myricae nov. sp. Banjaluka.
3. 9. Glyptostrobus europaeus Brongn. sp.
Eig. 3. Mit unvollständigem Zäpfchen. Mostar.
„ 9. Mit jungem Zäpfchen. Banjaluka.
4. Sequoia langsdorfii Brongn. sp. Bugojno.
5. Pinus saturni Ung. sp. Zurnici.
6. 7. Cupressites richteri nov. sp. Mostar. a, b. Einige Stellen
vergrößert.
8. Casuarina sotzläana Ung. sp. Mostar.
10, 11, 16. Myrica hakeaefolia Ung. sp.
Fig. 10. Mostar.
„ 11, 16. Banjaluka.
12, 22, 32. Ginnamomum scheucJizeri Heer.
Fig. 12. Umci.
„ 22, 32. Banjaluka.
13, 21. Quercus lonchitis Ung. Umci.
14, Quercus myrtilloides Heer. Mostar.
1 5, 23. Myrica laevigata Heer. Banjaluka.
17, 18. Myrica banksiaefolia Ung.
Fig. 17. Zurnici.
„ 18. Mostar.
19. XJlmus minuta Göpp. Banjaluka.
20. Myrica vindobonensis Ett. sp. Umci.
24. Myrica studeri Heer. Umci.
25, 26. Ainus kefersteinii Göpp. sp. Bugojno.
27. Quercus furcinervis Bossm. sp. Mostar.
28. Castanea kubinyi Köv. Umci,
29. Grevillea häringiana Ett. Banjaluka.
30. Ginnamomum retusum Heer. Zurnici.
31. Hakea gaudini Heer. Umci.
Taf. XCVI.
Mitteilungen aus Bosnien und der Herzegowina. IX. Band,
EnGELHABDT: Tertiärflora Bosniens und der Herzegowina.
Tafel I.
Lir.iANST. BENDA* Sl'RSIT. SARA
Tafel XCVII.
Fig.
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1. Pinus hepios Ung. Umci.
2. Laurus primigenia Ung. Mostar.
3. Laurus swoszowiciana Ung. Mostar.
4. Ficus lanceolata Heer. Umci.
5. Laurus lalages Ung. Umci.
6. Vaccinium acheronticum Ung. Mostar.
7. 8. Cinnamomum lanceolatum Ung. sp. Banjaluka.
9. Dryandroides linearis Heer. Zurnici. a) Ein Stück
Netzwerk vergrößert.
10, 11. Persoonia laurinoides nov. sp. Jelovacsattel.
12. Diospyros brachysepala Al. Br. Umci.
13. Sterculia cinnamomea Ett. Mostar.
14. 21. Andromeda protogaea Ung.
Fig. 14. Umci.
„ 21. Mostar.
15. Benzoin antiquum Heer. Umci.
16. Leguminosites salicinus Heer. Umci.
17. Callistemopliyllum speciosum Ett. Banjaluka.
18. Ficus populina Heer. Banjaluka.
19. Ilex ambigua Ung. Umci.
20. Cinnamomum polymorphum Al. Br. sp. Banjaluka.
22. Banisteria häringiana Ett. Mostar.
23. Sapindus falcifolius Al. Br. Zurnici.
24. Rhamnus rossmässleri Ung. Zurnici.
25. Eucalyptus oceanica Ung. Mostar.
26. Cassia phaseolites Ung. Umci.
27. Embothrium sp. Zurnici.
28. Pinus sp. Umci. (Finites göthanus Ung.?)
29. Myrtus bosniaca Egh. Mostar.
30. Pinus ornata Stbg. sp. Mostar.
31. Cassia ambigua Ung. Umci.
Taf. XCVII.
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