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Full text of "Wochenschrift für Thierheilkunde und Viehzucht 45.1901"

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ThierheilMe eil Viehzucht 


Unter Mitwirkung bewährter Fachmänner 

herausgegeben von 

-Ä_rbxec!b-t 

und 

DFlx. T. G-öxixxg'. 


Fünfundvierzigster Jahrgang (Jahr 1901). 


München 1901. 

Expedition und Druck voo J. Gotteswinter, München, 


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^h-hH u -^ 

A,ltT 310 


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Alphabetische Inhalts-U eher sicht. 

(Die Ziffern zeigen die Seiten an,) 


Sach-Register, 

(Abkürzungen :* Pf. = Pferd, F. = Fohlen, Hd. = Hund, Schw. = Schwein. 
Sch. = Schaf, Z. = Ziege.) 


A. 

Abortus, enzoot., d. Z. 388, d. Stute 489. 

Aconitinvergiftung b. Pf. 127. 

Aktinomykose 52, b. Kalb 512. 

Alkoholverband 53. 

Aloewirkung b. Pf. 397. 

Amaurose 525. 

Amelia ant. b. F. 175. 

Amyloform 274. 

Anatomie d. Hausthiere, v. Martin (Rec.) 539. 

Anatomie d. Pf., Atlas v. Schmaltz (Rec.) 418. 

Antikörper, Bildung 318. 

Arsen gegen Spulwürmer 273, b. Anämie und Kachexie 305. 
Arzneimittellehre, Comp. v. Regenbogen (Rec.) 214. 

Asthma d. Pf. 460. 

Atresia ani b. Hd. 536, uteri b. Rind 583. 

Atropin b. Ileus 248. 

Auftreiben v. Ochsen 595. 

Augenentzündung, periodische 17, 318, 

durch Filaria 295, Coccobacillus 415. 
Augenheilkunde, Handb. v. Bayer (Rec.) 106. 

Augenkatarrh, infekt. 124. 


B. 

Bacillol 186, 590. 

Bakterien. Pleomorphismus 609. 
Bauchhöhle, Resorption 429. 
Bauchnaht u. Köliotomie 308. 

Blase, Inversion 427. 

Blutbildung, Rolle d Eisens 441. 
Blut, Nährmittel aus 537. 
Blutplättchen, Entstehung 593. 
Borna’sche Krankheit 433. 
Bradycardie b. epilept. Anf. 493. 
Brenneisen b. d. Arabern 306. 
Bromkalium b. Hämoglobinurie 181. 
Bronchitis verminosa d. Sch. 20. 


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IV 




Bronchorrhagie d. Geflügels 90. 

Bruch, inn., d. Ochsen 315. 

Brustseuche 577. 

Buttersäurebacillen u. Rauschbrand 54, 55. 

C, 

Carboivergiftung b. Hd. 295. 

Casein b. Temperaturerhöhung 211. 
Castration d. Hengste 9, 186. 

Herzlähmung b. — 17. 
Celluloidverbände 80. 

Chemotaxis 440. 

Chilisalpeter, Vergift. 293, 304. 

Chirurgie, Compendium v. Fröhner (Rec.) 71. 
Chloralhydrat b. Pf. 42. 
Chloroform-Sauerstoff-Narkose 556. 
Cholaemie, bösart., d. Pf. 280. 

Chorea u. Influenza 345. 

Cocain z. Diagnose b. Lahmh. 499. 

Coenurus 15. 

Conjunctivit., inf., b. Rinde 496. 

Cysticercus pisif. b. Schw. 82. 


D. 

Darmabtrennung b. Kuh 555. 
Darmentzündung, croup., b. Pf. 497. 
Darminvagination b. Rinde 109, 401, 556, 
b. d. Stute 128. 

Darmtuberkulose, primäre, d Katze 126. 
Deckakt, tödtl. Blutung in Folge 511. 
Dermatitis contag. pustul. d. Pf. 139. 
Dermatol 591. 

Dermoidcyste im Netz b. Pf. 296. 
Diagnostik, bakterioJ. v. Joest (Rec.) 477. 
Dickdarm, Homologieen 558. 
Dienstaltersliste (Rec.) 105. 

Diphtherie d. Geflügels 435, 436, 
b. Pf. 188. 

Immunisirung 450. 

Diphtherieserum, Pf. als Lieferant 20. 
Distomatosis b Rinde 111. 

Doktortitel, ausländischer 32, 358. 
Drillinge b. Kalbin 550. 

Druse b. Menschen? 296. 

K. 

Echinococcosis b. Pf. 69. 

Eierkonservirung 91, 345. 

Eisenbahnfieber b. Kühen 417. 

Eisen u. Blutbildung 441. 

Eisenzügel 538. 

Eiweiss im Urin 463. 

Eklampsie b. Hd. 469, 481, 
b. Kühen 533, 604. 

Emasculator 186. 


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V 


Empyem d. Keilbeinhöhlen b. Pf. 604. 
Encephalomalacie b. Rinde 495. 

Endocarditis b. Rheumat. 488. 

Epiglottis, Polypen 330. 

Erblichkeit d. Rohrens 33, 
d. Tuberk. 610. 

Erbrechen b. Pf. 496. 

Erbrechen, unstillbares, b. Hd, 166. 

Erstickung inf. Brechakts b. Pf. 114. 

Etat der Münchener Hochschule 538. 

Eudermol 499. 

Eustachische Röhre d. Pf. 560. 

Extrauterinchswangerschaft b. d. Z. 307. 

F. 

Ferkelfressen 428. 

Fettgehalt d. Milch, Vererbung 176. 

Fibrom d. Herzens b. Stute 332, 

melanot. am Knie b. d. Kuh 427. 

Fibrosarkom d. Stierhodens 405. 

Filaria im Pferde-Auge 295. 

Fleischbeschaugesetz, Vollzugsbestimm. 621. 
Fleischconsum Münchens 422. 

Foramen ovale persistens 184. 

Formaldehyd b. Hufkrebs 604. 

Fremdkörper im Schlund 175, 498, 
in d. Milz 426, 
wandernde 447. 

Fruchtbarkeit, seltene 500. 

Futterpreise 475. 

Cw. 

Gallen d. hint. Zehenstrecker 212. 

Gasbildung unter d. Haut 282. 

Gastrectomie b. Hd. 49, 61, 77. 

Gastroenteritis verminosa 19, 
hämorrh. 294. 

Gebärparese, Recidive 33, 

Jodkalibehandiung 193, 213, 274. 389, 450. 
Geburtshilfe, v. Frank (Rec.) 464. 

Geflügelcholera b. Schw. 306. 

Geflügelcholera, Serum 610. 

Geflügeldiphtherie 435, 436. 

Geflügelseuche, Braunschweiger 506. 

Gehirnentzündung b. Schw. 294. 

Gehjrnerkrankung, seuchenh. b. Pf. 434. 
Gehirntuberkulose b. Stier 149. 

Gelatine als Hämostaticum 308. 

Gelbsucht, bösart., d. Pf. 280. 

Gelenkentzündung, chron. deform. 507, Verletzung 583. 
Getreidestoppeln als Todesursache b. Schw. 239. 
Gewährschaft 31. 

Glaucom, acutes 525. 

Glycerin zur Wehenverstärkung 128. 

Gravidit. extraut, d. Z. 307. 


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VI 


H. 

Haber f. Schw. 461, Ersatz 224. 

Hämaturie d. Rindes 415. 

Hämoglobinämie d. Pf. 52, b. Sch. 92, Behandlung b. Pf. 181, 185, 828. 
Haftpflicht der Tierärzte n. d. B. G.B. 807. 

Hanfkuchen 224. 

Harnröhrenstein b F. 16. 

Harnsteinoperation b. Rd. 529, 553. 

Harntröpfeln b. F. 514. 

Hautabscesse, multiple, b. Pf. 401. 

Helminthiasis d. Harnorgane b. Hd. 331. 

Hepatitis parenchym. 113. 

Hernia funic. sperm. 98, scrotal. vesicae 320. 

Herniotom f. inn. Bruch 315. 

Herzabscess 41, Fibrom 332 
Herzlähmung b. Castration 17. 

Heterakis maculosa 440. 

Histologie, pathol, y Dürck (Rec.) 130. 

Hoden. Fibrosarkom 405. 

Hodenraangel b. Pf. 309. 

Hoden, retinirte 534, überzählige 163. 

Hodensackdarmbruch b. F. 291. 

Hodensacktuberkulose b. Schw. 609. 

Hodentumoren 534. 

Hornleiter f. Schafböcke 306. 

Hornspalten 593. 

Hufbeinnokrose b. Nageltritt 290 
Hufbeschlag, Lehrb , y. Grossbauer (Rec.) 178. 

Hufkrankheiten d. Pf., von Gutenäcker (Rec.) 562. 

Hufkrebs, Formaldehydbehandlung 604. 

Humerusfraktur b. Pf 593. 

Hundegespanne, Ersatz 500. 

Hundestaupe 53. 

Hundswuth s. Lyssa- 
Husten, endem-, d. Pf. 581. 

Hypophysis-Abscess 604. 

Hysterektomie b. Katzen 451, b. Hd. 498. 


I. 


Ichthargan 283. 

Ichthoform 283. 

Ileus, Atropinbehandl. 248. 

Immunisirung 534, gegen Rindertuberkulose 615. 
Indican im Harn 488. 

Influenza 361, 373, 385, 409, 565, 577. 

Injektion, intravenöse v. Arzneien 517. 


J. 

Jahresbericht v. Ellenberger, Schütz, Baum (Rec.) 333. 
Jodkali bei Gebärparese 193, 213, 274, 389, 450. 
Jodoformäther b. Kropf 282, 

Jubiläum, Hollenbach’s 421, v. Voit’s 541. 


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VII 


K. 

Kalbefieber s. Gebärparese. 
Kaliumpermanganat-Vergiftung 104 
Kartoffel, verdorbene 135. 

Katarrhalfieber 402. 

Kehlkopfkatarrh, ak. infekt., d. Pf. 581. 
Keilbeinhöhlen-Empyem 604. 

Kennzeichnung gekörter Stiere 203. 

Keratitis, inf., b. Rd. 496. 

Köliotomie, Bauchnaht 308. 

Kolik, habit., b. Pf. 237. 

Kongress in Baden-Baden, Rechnungsaufst. 281. 
Korporationen 116. 

Krebs d. Thiere 557. 

Krebspest in Russland 139. 

Kresol bei Sarcoptesräude 194. 

Kresyl b. Nageltritten 285. 

Kronbeinbeugesehne, Ruptur 174. 
Kropfbehandlung 282. 

Kynologie, v. Hoffmann (Rec.) 131. 


L. 

Lahmheiten, Diagnose 499. 

Lahmheiten, Terpentinölbehandlung 222. 

Laienfleischbeschauer (Rec.) 44. 

Landes-Viehversicherun gskammer 102. 

Laryngitis ac. infect. equi 581. 

Lebendgewicht d Schw. 461. ■ 

Lebercirrhose, Lugol’sche Lösung bei 292. 

Leberegelkrankheit b. Rinde 111. 

Leberentzündung, parenchym. 113. 

Lecksucht b. F. 533. 

Leptomeningitis purul. b. Pf. 304. 

Leukaemie bei Katze 321. 

Leukocytose b. Diphtherie-Immun. 450. 

Lichttherapie 296. 

Luft, ausgeathmete, Giftigkeit 464. 

Lungencarcinom b. Hd. 43. 

Lungenentzündung der Kälber, infekt. 133. 

Lymphgefasserkrank. b. Pf. 458. 

Lyssa, Mittel gegen 17, histolog Diagnose 188, Kasuistik 292, Speichel 
in der Latenzzeit 319, Heilung 498. 


M. 

Magencarcinom b. Hd. 49, 61, 77. 

Magengeschwür b. Hd. 188. 

Magenruptur b. Pf. 428. 

Malariaparasiten 202. 

Malleih-Impfungen in Bayern 205, 217, Bedeutung 211. 
Margarinebereitung 514. 

Marmorek’sches Serum b. Anasarca 223. 
Mastdarmgeschwulst b. Pf. 162, Vorfall 445. 

Maturität 93, 154, 167, 333, 515. 


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VIII 


Maul- und Klauenseuche* 

Verdacht 40. 

Behandlung 105. 
b. Rennthier 128. 

Besond. Formen, Immunität 184 
— u. Pocken 329. 

Neuere Untersuchungen 341. 

Immunität 416. 

Baccelli’sches Verfahren 543, 547, 616. 

Bösartige Form 545. 

Melanofibrom d. Knies 427. 

Melasse 238. 

Mesenterialsarkom b. Hd. 129. 

Milch-Sekretion beim neugeb. F. 42, Fettgehalt, Vererbung 176, Ein¬ 
fluss erhöhter Temperatur auf d. Casein 211, Tuberkelbac. 
• in M. 345, 391, Trockensubst. 463. 

Milchmelasse 594. 

Milchsäure b. Nageltritten 285. 

Militärveterinärwesen in Frankreich 198, in Preussen 608. 

Milz, Fremdkörper 426. 

Milzbrand d. Hd. 416- 
Milzbrandsporen, Verfütterung 345. 

Missbildung im Hühnerei 305. 

Mohnvergiftung b. Rd. 387. 

Münchens Fleischconsum 422. 

Muskelrheumatismus b. Pf. 303. 

Myocarditis purulenta 41. 

Nageltritte, Beh. mit Kresyl 285, Milchsäure 285, Sublimat 426. 
Nahrungsmittel, animal., v. Schneidemühl (Rec.) 322, 597. 

Narkose b. Pf. 42 556. 

Nasenbluten b. Pf., 592. 

Natr. bicarbon. b. Sterilität 274, 438* 

Naturforscherversammlung in Hamburg 505, 517, 533, 556, 567. 
Navarros, statt Ziehhunden 500. 

Nekrologe: C. Hahn 121, H. Hauptner 200, Pettenkofer (Rec. 251) 
W. v. Fricker 313 

Nekrose d Hufbeins b. Nageltritt 290. 

Nephritis acuta b. Pf. 145, 157. 

Nervus pudendus, Resektion 1. 

Neugeborenes, ehern. Zusammensetzung 249. 

Nierenabscess b. Pf. 81. 

Nierenzerreissung b. Hd. 498. 


O. 

Oberarmfraktur b. Pf. 593. 

Obstipation b. Pf. mit Sehstörung 138. 
Oedem, malignes, b. Pf. 319, b. d. Kuh 436. 
Operationskursus v. Pfeifer (Rec.) 117. 


P. 


Pathol.-Anat, Lehrb., v. Kitt (Rec.) 250. 
Pathologie, Lehrb. v. Ribbert (Rec.) 225. 
Peptonfütterung 501. 


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IX 


Pericarditis purul.-ichor. b. Pf. 137, traumat. b. Rd. 585, tub. b. Hd. 592. 
Periorchit. purul. b. Pf. 289. 

Peritonitis, akute, b. Rd. 125. 

Perl sucht b. Pf. 425. 

Peromelie b. Kalbe 509. 

Pferd, das (Rec.) 93. 

Pferdepocke, kanad. 139. 

Pferdestand in Nordamerika 20, Europa 394. 

Pferdeverkauf, genossenschaftlicher 177. 

Pferdeversicherung 115, 584. 

Pferdezahnheilkunde, amerik. 186. 

Pferdezoll 463. 

Pferdezucht, deutsche 43, 461. 

französische 44, 296. 

Pilzvergiftung 520. 

Piroplasma equi 550. 

Pleomorphismus d. Bakt- 609. 

Pleurahöhle, Ausspülung b. d. Stute 127. 

Pneumatos. cyst. ext. 309. 

Pocken u. Maul- u. Klauenseuche 329. 

Polyarthritis post part. b. Kühen 222. 

Polydactylie b. Pf. 330. 

Polymyositis hämorrh. b. Pf. 148. 

Polypen d. Epiglottis b. Pf. 330. 

Porcosanimpfung 73, 85, 87, 99. 

Prolapsus recti 445, uteri 16, 406, 427, 605. 

Prostata, Carcinom 70. 

Protargollösungen 561. 

Prüfung, amtsthierärztl., in Baden 210, in Bayern 406, 550. 
Psoasabscess als Geb.-Hinderniss 249. 

Pyelonephritis bac. b. Rd. 495. 

Pygopagi b. Rd. 605. 

Pylorus, Carcinom b. Ochsen 148. 

R. 

Räude d. Sch. 229, 241, 253, 265, 277, 555. 

Ranunculaceen, Vergiftung 318. 

Rauschbranderreger 54, 55. 

Reichsgesundheitsrath 32. 

Rennthier als Schlachtthier 309. 

Rennthierpest 595. 

Resektion des Nervus pudendus 1. 

Rheumat. muscul. b. Pf. 303 
Rohren, Erblichkeit 33. 

Rotz b. Pf. 6, Heilung 320. 

Rotz, mikrosk. Verhalten 211. 

Ruhr, akute 547. 

Ruhr d. Kälber 262. 

Runkelrübenblätter, Vergiftung 589. 


S. 

Sand, Tötung e. F. durch 130. 

Sarcom der Gekröswurzel b. Hd. 129, der Nieren b. d. Katze 549, im 
Dünnd. b. Pf. 586. 

Sarcomatose d. Kuh 548. 


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X 


Sarcoptesräude, Kresolbehandlung 194. 

Scalma 580. 

Schädelverletzung b. Pf. 161. 

Schafseuche, neue 20. 

Schattenschirme f. Ziehhunde 475. 

Scheidenkatarrh, inf., b. Rd 568. 

Scheidenvorfall 406. 

Schilddrüsenfunktion 354. 

Schlundyerstopfung 175. 

Schrumpfniere b. Hd. 25, 37. 

Schussapparat f. Schw. 620. 

Schwein, Lebendgew. d. 461, Fütterung 461. 

Schweinepest 13. 

Schweinerothlauf, Porkosanimpfung 73, 85, 87, 99, Sektionsergeb¬ 
nisse 613. 

Schweineseuche 13. 

Schwefelsäure, Verätzung 169. 

Schwefelverbindungen d. Musk. 570. 

Scirrhus d. Pylorus b. Ochsen 148. 

Sclerostomum armatum 557. 

Scrotalhernie (Blase) 321. 

Seborrhoea oleosa d. Schw. 19. 

Sehnenruptur (Kronbeinbeuges.) b. Pf. 174, 

Verletz. 438. 

Sehnenscheidenentzündung b. Pf. u. croup. Pneum. 136. 

Sehstörung b. Obstipation 138. 

Seifenspiritus z. Desinf. 308. 

Selbstdispensiren 22. 

Septicaemie, puerp., d. St. 510. 

Septoform 283. 

Serumdiagnose d. Tuberkulose 189. 

Siebbeinkrebs b. Pf. 438. 

Sozojodol 592. 

Sprungbein-Fraktur 401. 

Sprunggelenksgallen 437. 

Spulwürmer, Arsen gegen 273. 

Stand, der thierärztliche, in Frankreich 153. 

Staupe d. Hd. 53. 

Sterilität, Natr. bicarb.-Infus. 274, 438. 

Stibium sulf. b. Asthma 460. 

Stomatitis pustulosa b. Kühen 39. 

Strohhüte f. Pf. 462. 

Strohmehl 537. 

Struma b. Pf. 165, 

Therapie 282. 

Strychnin b. Tuberkulose 549. 

Strychninvergiftung b. Hd. 346. 

Sublimat b. Nageltritt 426, 

Vergift. 448. 


T. 

Taenia dentic. b. Rinde 389. 
Tannalbin 262, 448* 

Tannoform 262, 591. 

Tannopin 262. 


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XI 


Taschenkalender (Rec.) y. Albrecht-Bürchner 22* 46, 
y. Johne, für Fleischbeschauar 46, 
y. König 453, 
v. Schmaltz 454. 

Temperatur, subnormale 329, 593. 

Terminologie, med., v. Guttmann (Rec.) 213. 

Terpentininjectionen b. Lahmheit 222. 

Tetanus v. Luftsacke aus 303, 

Incub.-Dauer 497. 

Thrombose, ausgedehnte b. Kuh 295, 

plötzliche d. Beckenart. b. Pf. 325, 
der r. Achselarterie 508. 

Thierausstellung in Halle a. S. 337, 349, 365, 375. 

Titel, Führung 358. 

Thierseuchen, Stand in Bayern 34, 59, 82, 107, 154, 214, 263, 298, 
333, 370, 418, 441, 479, 503, 526, 551, 587, 610. 

Thierärzte, Stellung in Frankreich 153, 
in Oesterreich 166. 

Torfmehl, Yerdaulichkeit 58. 

Torsio uteri 449. 

Toxicologie (Rec.) 10. 

Tuba Eustach. d. Pf. 560. * 

Tuberkulose 

Virulenz der Organe etc. bei, 33, 
beim Kalbe 98, 
des Katzendarms, primär 126, 
generalisirte, b. Pf. 127, 
b. Rind 453, 

des Gehirns, b. Stier 149, 

chron., d. Pf. 165, ^ .... 

Inkubationsdauer der Rindert, u. Alter tub. Läsionen 171, 
Gang der Inf. 453, 

Serumdiagnose 189, 
des Esels 223, 
d. Pf. 248, 418, 425, 

Bazillen in Milch 345, 391, 

Uebertragung zw. Mensch u. Rind 370, 376, 391, 393, 402, 561, 
zw. Mensch u. Schw. 609, 

Tuberkulöse Thiere auf Schlachthöfen, Beil, zu No. 37, 
Strychninbehandlung 549, 

Pericardit. tub. b. Hd. 592, 

Erblichkeit 610, 

Serumtherapie 615. 

Tuberkulinprobe, forens. Werth 171. 

U. 

Ulcus ventric b. Hd. 188. 

Unterkieferlähmung b. Pf. 247. 

Unterstützungsverein, Rechenschaftsbericht 260. 

Uterustorsion 449. 

Uterusvorfall 16, 406, 427 u. Perfor. 605. 

V. 

Vaginismus 1. 

Vaginitis, infekt., d. Rindes 568. 

Vandalia 116. 


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XII 


Verätzung durch Schwefelsäure 169. 

Verblutung in Folge Deckaktes 511, 

in Folge Darmabtrennung 555. 

Vereinfachung d. dienstl. Verkehrs 235. 

Vergiftung durch Kal. permang. 104, 
verdorb. Kartoffel 135, 
durch Chilisalpeter 293, 304, 

Carbol 295, 

Ranunculaceen 318, 

Strychnin 346, 

Mohn 387, 

Sublimat 448, 

Pilze 520, 

Runkelrübenblätter 589. 

Verjährung 570. 

Verkalkungen 457. 

Verletzung d. Bauches b. F. 40, der Zunge b. Stier 137, des Schädels 
b. Pf. 161, d. Köthengelenks 583. 

Versammlungen, thierärztliche, in Bambg. 29, 606, Nürnbg. 65, 
• Donauw 177, Schweinfurt 286, Augsburg 367, Straubing 473, 
Regensbg. 486, München 521, Traunstein 583. 

Veterinär wesen in Sachsen (Rec.) 454, Militär. 608. 

Viehstand d. Schweiz 307. 

Viehversicherungskammer 102. 

Viehzählung v. 1. XII. 1900 271. 

Vioform 429. 

Virulenz der Produkte b. Tuberkulose 33. 

W. 


Wasenmeisterkrankheit 601. 
Wasserstoffsuperoxyd 329. 
Wurmseuche 439. 


Z. 

Zebragestüt 537. 

Zehengelenksentzündung, chron. deform. 507. 

Ziegenzucht, v. Lang (Rec.) 586. 

Zitze, Abtragung 437. 

Zitzenkanal, Unwegsamkeit 163. 

Zuchtthiere, Zahl in Baden 203. 

Zucker in a. Geburtshilfe 128, 129, bei näss. Exanthemen 175. 
Zügel, Eisen- 538. 

Zungenyerletzung b. Stier 137. 

Zwerchfellruptur b. Pf. 19, 301. 

Zwillinge b. d. Stute 549. 


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xm 


Alphabetisches Autoren verzeichniss. 


A. 

Aigner 509. 

Albrecht 24, 34, 121, 145, 157, 
194, 325, 337, 349, 365, 375, 469, 
481. 

Allen 321, 428. 

Almy 330, 476, 499. 
Ammerschläger 295. 

Anderlung 500. 

Arloing 189. 

Attingcr 65. 

B. 

Baccelli 543, 547, 616. 

Barbaro 415. 

Bartolucci 19. 

Bauer 15. 

Behmer 306. 

Behring 615. 

Beicbhold 163. 

Beck 17, 282, 460. 

Bergmann 595. 

Bissauge 175. 

Blanc 223. 

Blot 305. 

Blum 354. 

Boas 283. 

Böttcher 475. 

Bolz 16, 433, 436. 

Bouland 329. 

Bournay 426. 

Brandl 229, 241, 253, 265, 277. 
Braun 294, 610. 

Briot 330. 

€. 

Cadöac 212. 

Cagny 222, 329, 477. 

Camerer. 249. 

Carrozzo 104. 

Clin 415. 

Colin 81. 

Connochie 488. 


Conradi 211. 

Conradt 175. 

Conroy 320, 406, 427. 
Coremans 213. 

Cornevin 549. 

Courmont 450. , 

D. 

Dages 329. 

Daily News und Graphic 394. 
Daviaud 309. 

Deinhard 582, 583. 

Desoubry 477, 592. 

Desoubry u. Cagny 329. 
Dieckerhoff 565, 577. 

Diem 162, 401, 438. 

Döderlein 137. 

Döttl 53. 

Dollar 309. 

Dor 17, 318. 

Dorn 98, 109, 184. 

| Durocher 137. 

£. 

Eckart 262, 388, 389 
Ehren hard 387. 

Ehrle 604. 

Eloire 128. 

Engel 149, 533. 

Estor 417. 


F. 

Fadyean 391, 453. 
Falcone 82. 
Fehsenmaier 203. 
Fettik 499. 

Flatten 283. 
Formaneck 464. 
Franca 188. 
Fraser 188. 
Freemau 188. 
Freudweiler 308. 


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XIV 


Friez 550. 

Fröhner 42. 

G. 

Galtier 33, 345, 549. 

Garino 405. 

Garnault 296. 

Garrecht .437, 438. 

Gasteiger 263. ' 

Girard 515. 

Gmeiner 229, 241, 253, 265, 277. 
Grassberger 54, 55. 

Gruber 409. 

Guillemain u. Cadix 285, 593. 
Gutbrod 90, 148, 169, 388, 492, 
495. 

H. 

Hafner 210. 

Handschuh 274. 

Hanika 91. 

Hellberg 89. 

Hendrik 174, 548. 

Hersing 80. 

Hobday 309, 451. 

Hochstein 247, 248, 274, 289, 296, 
425 

Hofer 139. 

Hoffmann 186. 

Hofmann 441. 

Hillenbrand 17. 

Hink 185, 307. 

Hirschfeld 593. 

Hohenleitner 29. 

Hollenbach 65. 

Horne 128. 

Howard 282. 

Hub 512. 

Huber 99, 292. 

Hupfauf 533. 

Huss 590, 591, 592. 

Hussoii 175. 

J. 

Jmminger 528, 553. 

Ittamayer 497. 

Jasma 498. 

Jesionek 561. 

Jewell 498. 

De Jong 126. 

K. 

Karl 401, 604. 

Kas 181, 193. 

Kellner 58. 


Kirchner 176. 

Kitt 205, 217. 

Klett 610. 

Knipseheer 127. 

Koch 370, 376, 385. 

Kohlhepp 305, 307. 

Krecke 429. 

Krit^er 389. 

Kronacher 448. 

Kronburger 87. 

I i. 

Labat 33. 

Lagriffoul 593. 

Laveran 550. 

Leblanc 92. 

Leclainche 318. 

Lehner 89. 

Leibenger 147. 

Leimer 73, 85. 

Lemke 224. 

Lesage 429. 

Lindner 341. 

Loos 447, 448. 

Lydtin 296. 

M. ' 

Maggiorani 345. 

Markert 497, 498. 

Markus 165. 

Martin 100, 128, 525. 

Mason 129, 130, 165. 

Mayer 125. 

Mayr 397, 505, 517, 533, 556, 567. 
Mdgnin 331. 

Merkle 291, 301, 303, 437, 458, 
510, 514. 

Merkt 547, 555. 

Mertel 416. 

Messner 440. 

Mettam 43, 69, 70, 129. 
Minxevitch 308. 

Mitteldorf 445. 

Mölter 422. 

Mommsen 238. 

Monod 295. 

Morey 536. 

Moussu 222, 585. 

Müller 6, 41, 105, 136. 

Münich 40, 41. 

Munkenbeck, 87, 304. 

N. 

Nathusius 461. 

Neuwirth 9. 


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***** 


XV 


Nicolas 450. 

Nikolsky 345. 

Nocard 171, 223, 499. 

O. 

Ott 249. 

P. 

Paerson 19. 

Pamboukis 319. 
Parascandolo 1, 49, 61, 77. 
Paszotta 186. 

Peters 439. 

Petit 549, 586, 592. 

Peuch 593. 

Plötz y. 43. 

PÖhlmann 138. 

Pomayer 589. 

Porcheret 549. 

Prat 450. 


Quadekker 620. 


R. 

Rabe 418. 

Rabus 97. 

Rahn 294. 

Remm 238. 

Reuter 31* 

Ritzer 13, 315. 
Ruch 426. 

Rücker 601. 


S. 

Sallinger 402. 

Sator 604, 605. 

Sauer 133, 237. 
Sayignö 92. 
Schattenfroh 54, 55. 
Schenk 438, 449, 605. 
Scheuring 450. 
Schillinger 140. 
Schlegel 211. 

Schmid 140. 
Schmid-Iden 501. 
Schmidt 295. 

Schmitt 161, 275. 
Schmutterer 6. 
Schneider 401. 
Schöler 296. 


Schönle 124, 613. 

Schütz 370. 

Schuh mann 100, 134. 
Schwalbe 609. 

Schwammei 165. 

Scott 127. 

Siecheneder 100. 

Simader 171, 457. 

Slivnik 42. 
Stang-Pfersdorff 306. 
Stautner 87. 

Stenger 139. 

Stephens-Christopher 202. 
Stöger 54. 

Stoll 280. 

Strauss 248. 

Strebei 163. 

Streitberg 262, >273, 555.. 

T. 

Tempel 609. 

Thompson 332. 

Thum 88, 111, 435, 436. 
Truette de Dellys 318. 

V. 

Vallord 306. 

Virchow 402. 

Vogg 52. 

Vollbrecht 308. 

Voltz 508, 511. 

W. 

Waldteufel 285. 

Warneson 416. 
Weigenthaler 303. 

Weiler 40. 

Weiskopf 361, 373. 
Werkmeister 113. 

Werner 440. 

Widenmayr 520. 

Wild 140. 

Williams 320, 489. 
Winkler 304. 

Wispauer 89. 

Wolff 610. 

Z. 

Zeilinger 262. 

Ziessler 135. 

Zimmerer 495, 496. 

Zink 293. 

I Zschokke 114, 319. 


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Wochenschrift 


0 19 ' 



für 

Thierheilkunde und Viehzucht 

Unter Mitwirkung bewährter Fachmänner 

herausgegebeu von 

M. Albrecht und Ph. J. Göring. 


45. Jahrgang. München, den I. Januar 1901. Nr. 1. 

Inhalt: Prof. Dr. Parascandolo: Vaginismus bei einer Hündin; Heilung 
durch Resektion des Nervus pudendus. — Sohmutterer: Rotz bei 
Pferden. — Castration der Hengste. —^ Büchersohau. Viehseuchen» 
nachrichten — Inserate. \ 


Vaginismus bei einer Hündin; Heilung durch Resektion 
des Nervus pudendus. 

Von Prof. Dr. Parascandolo in Neapel. 

Der Vaginismus oder die Hyperästhesie der äusseren 
Genitalien kann sich bis zur spasmodischeu Kontraktion des 
Constrictor Vaginae und auch der anderen Muskeln des Becken¬ 
bodens steigern. Beim Weibe studirte Huguier i. J. 1834 diese 
Affektion und nach ihm Lisfranc, Scanzoni, Kiwisch, Simpson, 
Sims, Michon, Gallard, Lutaud, Trelat, Daude und Verneuil. 

Man kann 3 Arten von Vaginismus unterscheiden: Hyper¬ 
ästhesie mit Kontraktur, Hyperästhesie ohne Kontraktur, Kon¬ 
traktur ohne Hyperästhesie. 

Beim Weibe manifestirt sich diese Erkrankung im Beginne 
der Ehe, im Anschluss an Deflorationsversuche, durch Exkori- 
ationen der Vulva, durch Reizung des Hymen und der Carunculae 
myrtiformes. Nach Schröder ist von Bedeutung eine weit nach 
vorn gegen die Symphyse gelegene Vulva, Derbheit des 
Hymens; auoh Polypen der Urethra und Analfissuren können 
Ursache von Vaginismus werden, desgleichen gewisse Erkrank¬ 
ungen des Uterus und der Ovarien (Gaillard, Thomas). Die 
Affektion kommt auch bei jungfräulichen Individuen vor und 
kann sich an blenorrhoische Infektion anschliessen. 

Die Hyperästhesie der weiblichen Genitalsphäre kann auf 
die Vulva lokalisirt sein (geringster Grad von Vaginismus); 
manchmal erstreckt sie sich über die ganze Vulva, in anderen 
Fällen dagegen beschränkt sie sich auf eine Gegend oder 


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2 


einen besonderen Punkt, wie die Innenfläche der Labien, 
Kommissur, Hymen, Caruneulae myrtiformes. Eine genaue 
Feststellung des schmerzhaften Punktes ist in Hinsicht auf die 
Behandlung von Wichtigkeit; diese kann nach Labbe mit 
einem stumpfen Instrument geschehen, aber manchmal ist die 
Hyperästhesie so hochgradig, dass die Patientin nicht die ge¬ 
ringste Berührung verträgt. 

Die Kontraktion entsteht im Allgemeinen im Introitus 
vaginae, aber sie kann auch tiefer sitzen, in der Höhe des 
Musculus trans versus perinäi (Verneuil) und ausnahmsweise in 
den perivaginalen Fasern des Levator ani. Nicht selten sieht 
man die gesammte Dammmuskulatur ergriffen einschliesslich 
des Sphinkter ani, in welchem der Krampf äusserst hoch¬ 
gradig sein kann. Selten ist die Kontraktion so hochgradig, 
dass die Einführung des Zeigefingers unmöglich würde, welcher 
den Sitz und Grad dieser tetanischen Kontraktion zu bestimmen 
vermag. Der Coitus ist unmöglich, und wenn ohne Immissio 
penis die Befruchtung stattfindet, so kann der Vaginismus auch 
‘ nach mehreren Geburten noch fortbestehen. 

Die Dyspareunie ist ein Phänomen, welches mit einer 
grossen Anzahl von Affektionen der inneren Genitalien im Zu¬ 
sammenhang stehen kann, jedoch besteht hiebei weder vulväre 
Hyperästhesie noch Kontraktion. Der Krampf des Levator 
ani ist zuweilen eine physiologische Erscheinung, aber beim 
Vaginismus ist dieser Krampf schmerzhaft. Der Vaginismus 
kann nicht verwechselt werden mit Imperforation der äusseren 
Genitalien, weil in diesem Falle sich entweder Mangel oder 
• Retention der Menstruation findet. Eine Untersuchung in 
Narkose sichert die Diagnose. 

Es gibt Fälle von Vaginismus, welche unter einfacher 
Behandlung zur Heilung kommen, so: Dilatation, sei es mit 
dem gewöhnlichen Speculum, sei es mit einem Dilatator, oder 
durch subkutane Durchschneidung des Sphinkter, oder durch 
Spaltung des Perineums in zwei Schnitten, welche Mucosa 
und Sphinkter durchsetzen, oder Behandlung der Hyperästhesie 
durch Allgemeinbehandlung bezw. mit lokal wirkenden Mitteln 
wie CocainlÖ8ung.*) Aber es gibt Formen, welche jeder Art 


*) Anm. d. Red.: In der Menschenheilkunde ist in letzter Zeit für 
Fälle von Hämorrhoidalzuständen, Pruritus ani, vulvae, Eozem eto. mit sehr 
gutem Erfolge das Zymoidin Ronenberg in Verwendung gebracht worden. 
(3—10 °/o Salbe und 8 % Suppositorien.) Trotz seiner etwas befremdenden 
Zusammensetzung (es stellt ein Mixtum compositum von oa. I Dutzend 
Substanzen oar) dürfte das Mittel sich zur Prüfung auch in der Thier¬ 
arzneikunde empfehlen. 


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3 


von Behandlung trotzen, und in diesen Fällen kann man die 
Durchschneidung des Nervus pudendus internus versuchen. 

Ich beschreibe nunmehr den zu meiner Beobachtung ge¬ 
kommenen Fall. 

Im Dezember verflossenen Jahres hatte ich Gelegenheit, 
eine kräftige dänische Dogge weiblichen Geschlechts zu beob¬ 
achten; das Thier hatte röthliches Haar, war 32 kg schwer 
und befand sich in gesundem Allgerpeinzustand. Der Eigen¬ 
tümer sagte mir, dass er die Hündin in frühem Alter aus 
London bezogen habe und dass sie immer gesund gewesen sei. 
Erst seit dem Auftreten der ersten Läufigkeit zeigte das Thier 
eine vollständige Veränderung seines Wesens. Als man die 
Hündin im Zustande der Hitze decken lassen wollte, vertrieb 
sie den männlichen Hund mit Bissen, indem sie starke und 
eigenartige Schreie ausstiess, und die Deckung konnte nicht 
stattfinden* Einige Tage später, als sie sich im letzten Stadium 
der Hitze befand, wurde neuerdings die Deckung mit einem 
anderen Hunde versucht, aber der Misserfolg war der gleiche. 
Dabei wurde indessen beobachtet, dass scheinbar die Hündin 
selbst den Deckakt lebhaft wünschte, aber im Augenblicke 
der Einführung der Rute versuchte sie zu entfliehen und stiess 
einen heftigen Schrei aus, wendete sich gegen den männlichen 
Hund und lief wie verrückt weg, bis sie unter heftigen tonischen 
und klonischen Krämpfen der Hintergliedmassen niederfiel; 
daraufhin stellten sich allgemeine Zusammenziehungen und 
schliesslich Konvulsionen von etwa 2<» Minuten Dauer ein. 
Alsdann erholte sich das Thier, aber diese Konvulsionen traten 
an ihm noch mehrere Tage lang täglich einigemale auf, und 
es zeigte sich Fieber, Erbrechen, Appetitlosigkeit während der 
Dauer von 10 Tagen. 

Der Eigenthümer fügte ferner hinzu, dass nach jenem 
Vorfälle bei der Hündin ein eigentümliches Wesen zurück¬ 
geblieben war, dass sie oft durch das Haus rannte und 
Hindernisse, die ihr in den Weg kamen, anbellte, sowie häufig 
in echten Krämpfen niederfiel. Das Seltsamste war indessen, 
dass während sie früher sich gegen den Deckakt gesträubt 
hatte, sie hernach auch ausserhalb der Hitze das Männchen 
aufsuchte, aber im Momente der Immissio penis sich sträubte, 
das Männchen attackirte und hernach in Krämpfe verfiel. 

Ich begann meine . Untersuchung mit den Genitalien. 
Die Vulva zeigte sich normal, ausser im Stadium der Hitze, 
welche sich zweimal des Jahres einstellte und bis zu 13 Tagen 
dauerte; in dieser Zeit war die Schleimhaut etwas hyperämisch 
und stark ödematös; das Sekret war roth gefärbt. Beim 
Auseinanderhalten der Labien oder besser bei Verwendung 


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4 


des Reiner* sehen Speculums zeigte sich die Vaginalschleimbaut 
blass und normal. Die Digitaluntersuchung der Vagina zeigte 
nichts Anormales, auch keine Fremdkörper. Der Uterus 
erschien sowohl bei abdominaler als bei rektaler kombinirter 
Untersuchung normal, ebenso die Ovarien. Die Einführung 
des Speculums wie des Fingers in Vagina oder Rectum war 
nur während der Narkose möglich, da bei blosser Annäherung 
des Fingers die Scheide sich dermassen kontrahirte, dass 
jeglicher Einführungsversuch unnütz schien, und als in einem 
Falle von Untersuchung in Narkose die Wirkung des Chloro¬ 
forms zu früh aufhörte, und das Thier erwachte, würde es, 
wenn es nicht auf dem Tische festgebunden gewesen wäre, 
über Alle hergefallen sein. Der Scheidenkrampf, welchen ich 
bei dieser Gelegenheit sah, war so heftig, dass der Finger 
wie in einer Zange eingeklemmt schien und es eines kräftigen 
Zuges bedurfte, um ihn herauszuziehen; dabei hatte das 
Thier augenscheinlich lebhafte Schmerzen, schrie stark und 
wurde nachher von heftigen Krämpfen ergriffen. 

Eine genaue Untersuchung sämmtlicher Brust- und Bauch¬ 
organe ergab vollkommen normales Verhalten. Auf Grund 
aller beschriebenen Erscheinungen stellte ich die Diagnose 
auf Vaginismus. 

Gedrängt von dem Eigenthümer, welcher um jeden Preis 
die Hündin zur Zucht verwenden wollte, rieth ich diesem, 
das Thier einer allgemeinen tonisirenden Behandlung zu 
unterziehen; ich verschrieb ihm mehrere Monate hindurch 
ein Chinadekokt, und liess zuerst kalte Bäder, dann Meerbäder 
machen. Alle meine Vorschriften wurden genau ausgeführt, 
die Ernährung war hygienisch und kräftig. Nach dieser 
Behandlung zeigten sich die Krampfanfälle nicht mehr oder 
wenigstens selten. Diese Kur dauerte länger als ein Jahr, 
das Thier nahm dabei an Gewicht zu. 

Bei Wiederkehr der Hitze hielt ich, da sich der Allgemein¬ 
zustand des Thieres gebessert und es ausserdem im Alter 
vorgeschritten war, für angebracht, die Deckung unter ent- 
sprechenden Vorsichtsmassregeln wieder zu versuchen. Es 
wurde das Ende der Läufigkeit abgewartet, in die Vagina 
eine gewisse Quantität Cocain infundirt und Vulva und Vagina 
mit Cocainpaste eingerieben. Ausserdem wu de dem Thiere 
ein Maulkorb angelegt. Die Hündin zeigte sich sehr hitzig 
und liess den Hund zu, aber kaum war die Rute in die 
Vagina eingedrungen, so begannen ihre alten Aufregungs¬ 
zustände, sie versuchte sich loszureissen, und da sie festgehalten 
wurde, stieg die Aufregung und die krampfhafte Kontraktion 
der Vagina so stark, dass nun das Männchen seinerseits sich 


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5 


zu retten suchte; unter krampfhaftem Zerren von beiden 
Seiten gelang es den Thieren schliesslich von einander los¬ 
zukommen. Sofort hernach verfiel die Hündin in Krämpfe 
und blieb länger als eine Stunde in einer Art von Katalepsie; 
alsdann erholte sie sich langsam, hatte aber Erbrechen und 
Fieber und verblieb 14 Tage in diesem Zustande, aus welchem 
sie nur allmählich sich wieder bis zur völligen Genesung 
erholte. Auf das Drängen des Eigentümers, welcher um 
jeden Preis Nachkommenschaft von der werthvollen Hündin 
haben wollte, dachte ioh, nachdem die lokale Anästhesie 
erfolglos geblieben war und da ich zu den übrigen bislang 
meist verwendeten Verfahren: Dilatation, Elektrizität u. s. w. 
kein rechtes Vertrauen hatte, an die Durchschneidung des 
Nervus pudehdus. Der Eigentümer gab sofort seine Zu¬ 
stimmung, und ich operirte die Hündin in seinem Hause. 

Bekanntlich hat beim Weibe Morton den Ramus perinä- 
alis resecirt zur Bekämpfung eines Falles von vaginaler 
Neuralgie. Sein Verfahren ist folgendes: Mit dem eingeführten 
Finger fühlt man den Nervus pudendus in der Vagina wie 
eine gespannte und schmerzhafte Schnur; man macht alsdann 
eine tiefe vertikale Incision, durch welche der Nerv freigelegt 
wird und excidirt von demselben ein daumenlanges Stück. 
Eastmann führte in einem Falle dieselbe Operation aus und 
ist der Meinung, dass sie der Clitoridectomie und der Kastration 
insbesondere bei Masturbaiitinnen vorzuziehen ist; er stellt 
diese Operation zu den Eingriffen der konservativen Chirurgie Er 
berichtet einen Fall, in welchem die Naht der grossen Labien 
mittelst Silberfäden, dann die Elektrokauterisation der Nymphen, 
dann die Clitoridectomie und schliesslich die Kastration ohne 
Erfolg ausgeführt wurden: erst die Durchschneidung des 
Nervus pudendus brachte Heilung. 

Um die Operation exakter zu machen, hätte man die 
Resektion beider Nervi pudendi an der Stelle machen müssen, 
wo sie zusammen mit der Arteria pudenda aus der Incisura 
ischiadica major treten, um durch die kleine Incisur wieder 
sich nach einwärts zu wenden. Man konnte in der That den 
Nerven zwischen der Innenfläche des Gesässbeinhöckers und 
der Fascie aufsuchen, welche ihn dort bedeckt eben ehe er 
sich in die zwei Aeste theilt, von welchen der obere zur 
Glitoris, der untere i Ramus perinealis) zu den Labien zieht. 

Im beschriebenen Falle ging ich folgendermassen vor: 

Ich unterwarf das Thier einem Vollbad in Seifenwasser, 
hierauf wurden die Haare auf der Innen- und Aussenfläche 
der Oberschenkel rasirt und diese Flächen zuerst mit Seifen¬ 
wasser, dann mit Aetheralkohol und schliesslich mit l°/oo 


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6 

Sublimatlösung gebadet. Das Thier, welches bereits auf den 
Operationstisch gebunden war, erhielt vor der Chloroformnarkose 
eine subkutane Morphiuminjektion. Alsdann wurde auf beiden 
Seiten der Nervus pudendus freigelegt, und nach vollständiger 
lsolirung wurde beiderseits ein 2 cm langes Stück desselben 
entfernt. Die Wunde wurde mit Seide genäht und mit 
Jodoformcollodium bedeckt; nach t> Tagen wurden die Nähte 
entfernt und die Wunde war in kurzer Frist verheilt. Als 
sich 4 Monate nach der Operation die Läufigkeit wieder ein¬ 
stellte, wurde die Hündin wieder zur Deckung* geführt und 
von jenen Erscheinungen der Hyperästhesie stellte sich nichts 
mehr ein, so dass der Coitus möglich war; auch an den 
folgenden 5 Tagen, an welchen derselbe wiederholt wurde, 
stellte sich kein Krampf ein, sondern das Thier concipirte 
und warf nach 2 Monaten 5 Junge. Seither blieb der Hund 
vollkommen gesund und wurde, soweit mir bekannt, nachher 
3 weitere Mal trächtig. 

Der beschriebene klinische Fall ist mir nicht ohne Interesse 
erschienen: 

I) weil er von Neuem zeigt, dass auch bei den Thieren 
sich durch Veränderungen in der Genitalsphäre nervöse Zustände 
einstellen können; 2) dass in diesen Fällen, wenn alle anderen 
Mittel erfolglos bleiben, nur die chirurgische Behandlung zum 
Ziele führt; 3) dass die beiderseitige Resektion des Nervus 
pudendus, wenigstens während der ersten Jahre, eine Atrophie 
der Genitalien nicht erzeugt. (Ueberaetzung d. Red.) 


Rotz bei Pferden. 

Yon Bez.-Thierarzt Sohmutterer - Ebersberg. 

Am 7. Mai 1897 wurde ich durch den Bauern Tristl in 
Ingelsberg zu dessen angeblich an „Brandschuss“ (hier land¬ 
läufige Bezeichnung für Erysipel) erkrankten, acht Jahre alten 
Wallachen gerufen, der von mir beim ersten Besuche als rotz¬ 
verdächtig zu bezeichnen war. Die Krankheitserscheinungen 
entwickelten sich bei demselben so rasch und prägnant, dass 
ich bereits am 12. Mai das Pferd als mit acutem Rotz be¬ 
haftet erklärte, worauf am 14. Mai auf polizeiliche Anordnung 
die Tödtung und Obduktion erfolgte, die nachstehenden Sektions¬ 
befund ergab: 

„Theils knotige, theils flächenartige Schwellung um Maul 
und Nase, auf der übrigen Körperoberfläche in der Haut 
Knoten von Haselnuss- bis Wallnussgrösse (einzelne grössere 
beim Einschneiden Eiter entleerend), theils vereinzelt, theils 


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7 


in perlenschnurartiger Anordnung, im letzteren Falle zwischen 
den Knoten federkieldicke Stränge; Oedem am Schlauche und 
an den Extremitäten. In beiden sonst normalen Lungen je 
einige hirsekorngrosse, graugelbe, derbe Knötchen, welche im 
Gewebe festsitzen; in einer Lunge an der Oberfläche keil¬ 
förmiger, blutiger Infarkt von hrbsengrösse, Brouchialdrüsen 
etwas vergrössert, Knötchen in ihnen nicht auffindbar; am 
oberen Theile der Nasenscheidewand, an den Muscheln und 
am Kehldeckel ausgedehnte, zernagt aussehende Geschwüre 
mit speckigem Grunde, unregelmässigen gewulsteten Rändern; 
ausserdem zahlreiche, durchscheinende, miliare Knötchen auf 
den Schleimhäuten des Kopfes; Rotznarben nirgends zu finden.“ 
Der Obduktionsbefund wies darauf hin, dass das betreffende 
Pferd erst vor verhältnissmässig kurzer Zeit inficirt worden 
sei, und zwar musste nach Lage der Verhältnisse mit Wahr¬ 
scheinlichkeit angenommen werden, dass die Infektion durch 
eines der drei noch vorhandenen Pferde des Tristl erfolgt sei, 
obwohl bei keinem dieser Pferde ein rotzverdächtiges Symptom 
wahrnehmbar war. Um nun über den Gesundheitszustand 
dieser drei Thiere möglichst bald ins Reine zu kommen, nahm 
ich mit Zustimmung des Eigentümers am 21. Mai die Impfung 
derselben mit je 5 gr des von Herrn Professor Dr. Kitt in 
dankenswerter Weise zur Verfügung gestellten Mallein-Impf- 
stoffes hinter der linken Schulter unter den entsprechenden 
antiseptischen Vorsichtsmassregeln vor. Das Ergebniss der 
Impfung ist aus der nachfolgenden Tabelle ersichtlich. 


| Die Temperatur betrug bei Pferd 

Nr. 2 

Nr. 3 

Nr. 4 

Stute, 

Wallach, 

Wallach, 

20 Jahre alt 

20 Jahre alt 

12 Jahre alt 

37,3 

37,5 

37,5 

39,1 

38,1 

39,1 

39,3 

38,7 

39,8 

39,5 

38,9 

40,0 

39,5 

39,3 

40,2 

39,9 

40,0 

40,6 

39,6 

40,0 

40,2 

39,2 

39,2 

40,4 

38,4 

38,7 

40,4 

37,5 

38,4 

40,1 

38,5 

38,6 

39,9 

38,4 

39,1 

39,6 

38,5 

39,0 

39,8 

38,5 

39,1 

39,9 


Zeit der 

Temperaturmessung 


Bemerkungen 


21. Mai, Yorm. 7 Uhr 

(unmittelbar vor Impfung) 

21. Mai, Nachm. 2 Ubr 

»i» » ^ n 

* n n ü „ 

t» n n 6 i» 

» » » V * * 8 i» 

• » . .Viio , 

„ „ Mittern. 12 Uhr 

22. „ Yorm. 1 /a 3 „ 

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i» » n 11 A 

» « Nachm. 1 „ 

» » » 8 i» 


Pferde zeigen sich frei von 
rotzverdächtigen Erschein¬ 
ungen, Futteraufnahme 
Morgens gut. 


Diese Temperaturmess¬ 
ungen wurden vom Eigen¬ 
tümer vorgenommen, 
der bei den vorhergehen¬ 
den genau instruiitworden 
war. 


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8 


Die Erscheinungen nach der Impfung waren ausserdem: 

bei Pferd Nr. 2: am 21. Mai Mittags verminderte 
Fresslust; Nachmittags 2 Uhr matter Blick, schläfriges Be¬ 
nehmen, Haar etwas gesträubt, an der Impfstelle handflächen¬ 
grosse, ziemlich schmerzhafte Geschwulst; im Laufe des Impf¬ 
tages und der folgenden Nacht stellt sich seröser Nasenaus¬ 
fluss sowie mehrmaliges Husten ein; Fresslust bessert sich 
etwas am 22. Mai Früh; 

bei Pferd Nr. 3, welches von Natur aus ziemlich auf¬ 
geregt ist, sind bis Abends 6 Uhr des 21. Mai Veränderungen 
im Befinden nicht aufgetreten; während der Nacht zeigte sich 
auch dieses Pferd deprimirter; es stellt sich seröser Nasen¬ 
ausfluss und einige Male Husten ein; Impfstelle noch am 
22 Mai Früh nur ganz geringgradig geschwellt, mittelgradig 
empfindlich; 

Pferd Nr. 4 zeigte mit Ausnahme des Hustens und 
des serösen Nasenausflusses die bei Pferd Nr. 2 beschriebenen 
Erscheinungen, jedoch in sehr viel höherem Grade; dasselbe 
macht den Eindruck eines schwer erkrankten Thieres. 

Auf Grund des Impfresultates habe ich unter Berück¬ 
sichtigung des Umstandes, dass die drei Pferde erwiesener 
Massen der Ansteckungsgefahr ausgesetzt waren, den Aus¬ 
bruch der Rotzkrankheit für wahrscheinlich erklärt und auf 
Grund des § 42 Abs. 1 des Reichs-Seuchen-Gesetzes und des 
§ 41 Ziff. 1 hiezu die Tödtung derselben beantragt und zwar 
in der Weise, dass das Pferd Nr. 3 und 4 nur dann getödtet 
werden sollten, wenn die Sektion des zuerst zu tödtenden 
Thieres Nr. 2 die Verlässigkeit des Impfmateriales bestätigt hätte. 

Bei der am 26 Mai auf polizeiliche Anordnung erfolgten 
Tödtung wurde bei jedem Pferde das Vorhandensein chronischen 
Rotzes zweifellos festgestellt 

Neben dem positiven Ergebnisse der Impfung und dem 
hiemit übereinstimmenden Resultate der Obduktion ist im 
vorliegenden Falle noch weiters bemerkenswerth das äusserst 
schmerzhafte ausgebreitete Impfödem, das sich in der Zeit 
vom 21. bis 26. Mai bei den drei Pferden an der linken 
Schulter nach abwärts über den Vorarm sich erstreckend ent¬ 
wickelt hatte, so dass die Verbringung der Pferde von Ingels¬ 
berg nach der 4 km entfernten Wasenstätte Neufarn, wo die 
Tödtung stattfand, mehrere Stunden beanspruchte. Nach den 
gefälligen Mittheilungen der Herren Collegen Hillerbrand und 
Wankmüller, die von dem gleichen Impfstoffe mit negativem 
Erfolge geimpft hatten, beobachteten dieselben ein derartiges 
heftiges Impfödem nicht, weshalb ich bei der peinlich vor der 


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9 


Impfung vorgenommenen Desinfektion wohl annehmen muss, 
dass diese immerhin unangenehme Beigabe zur Impfung durch 
den Krankheitsprozess veranlasst war. 

Ueber die Einschleppung dieses Rotzfalles konnten irgend 
welche Anhaltspunkte nicht ermittelt werden; Tristl hatte 
sämmtliche Pferde länger als ein Jahr im Besitze. Eine 
weitere Verbreitung der Rotzkrankheit von diesem, Dank der 
Mallein-Impfung schnell getilgten Seuchenherde aus, wurde 
bisher nicht entdeckt.. 

(Aus den Jahresberichten bayerischer Thierärzte.) 


Castration der Hengste etc. Zur Castration der Hengste 
bemerke ich, dass ich die vom Collegen Neuwirth-Kemnath 
% in Nr. 9 Seite 77 der Wochenschrift für Thierheilkunde und 
Viehzucht 1898 angeführte Unterbindung des Samenstranges 
mit einer Sublimatligatur — die nebenbei bemerkt, meine 
Erfindung ist — schon vor 30 Jahren ausführte und die 
Kluppen bei Tausenden von Hengsten (2—4jährigen schweren 
Pinzgauern) ohne jeden Nachtheil am Castrationstage nach 
ein paar Stunden abnahm, wobei oft an einem Vormittage bis 
zu 20 Hengste castrirt wurden, wie meine zahlreichen 
Praktikanten und viele andere Collegen bestätigen können. 

Ich lege jedoch die Aetzligatur nicht oberhalb, sondern 
unterhalb der Kluppen an und schneide dann etwa 1 cm 
unterhalb der Ligatur die Hoden ab. 

Dadurch kommt die Ligatur nach dem Abkluppen nicht 
in die höhere, sondern in die untere Partie der Scrotalwunde, 
wodurch Reizungen , derselben durch Sublimat und An¬ 
schwellungen mehr vermieden werden. 

Bei der Castration der Stiere, Eber und Schaf¬ 
böcke wende ich gleichfalls meine Aetzligatur-Methode an 
und habe, obwohl ich 1—4jährige, schwere Stiere ebenfalls 
nach Tausenden castrirte, weder Blutungen, noch Starrkrampf 
oder sonstige Unfälle mit Ausnahme eines einzigen Mercurial- 
Ausschlages erhalten. 

Ob letzterer aber allein Folge der Einwirkung des 
Bischen Sublimats ist, der in die Wunde gelangt, bezweifle 
ich und glaube, dass auch andere disponirende Momente bei 
den betreffenden Thieren Veranlassung zum Ausschlage bilden, 
denn sonst müssten derartige Ausschläge bei der grossen Zahl 
von auf gleiche. Weise castrirten Stieren zahlreicher Vorkommen. 

Von den vielen Collegen, die meines Wissens nach 
meiner Aetzligatur-Methode seit vielen Jahren mit dem besten 


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10 

Erfolge castriren, wurde mir seit 30 Jahren nur/ von fünf 
mitgetheilt, dass selbe nur ein paar Fälle von Mercurial- 
Ausschlag beobachteten, die entweder einer oben erwähnten 
besonderen Disposition der betreffenden Thiere oder einer 
fälschlichen Präparation der Aetzligatur mit zu viel Sublimat 
zugeschrieben werden könnten. Uebrigens kommen ein paar 
solche Fälle gegenüber der grossen Zahl von ohne Unfälle 
castrirten Thieren gar nicht in Betracht, wenn man bedenkt, 
dass ja nach jeder Methode Unfälle und zwar oft mehrere 
und bedeutendere Vorkommen. Eine ausführliche Beschreibung 
der Präparation der Aetzligatur und der Castrationsmethode 
würde hier zu weit führen und verweise ich Interessenten auf 
meine desfallsige ausführliche Abhandlung in der Wochen¬ 
schrift für Thierheilkunde und Viehzucht, Jahrgang 1868 
Nr. 32 und 33. (Bez.-Thierarzt Bfirchner in Landsberg.) 


Bücherschau. 

Lehrbuch der Toxikologie für Thierärzte von Dr. med. 
Eugen Fröhner, Professor an der thierärztlichen Hoch¬ 
schule zu Berlin. Zweite verbesserte Auflage. Stuttgart. 
Verlag von F e r d. Enke. 

Der erste Abschnitt des Werkes behandelt die allgemeine, 
der zweite die specielle Toxikologie. Der letztere gliedert 
sieh in 3 Kapitel: 1. mineralische Gifte, 2. pflanzliche und 
3. thierische Gifte. 

In prägnanter, klarer Weise bespricht der Verfasser alle für 
die Praxis wichtigen Gifte, ihren chemischen beziehungsweise 
botanischen Charakter, sowie die zoologischen Daten der Thiere, 
von welchen Gifte stammen. An diese Ausführungen schliessen sieh : 
Wirkung der Gifte, Krankheitsbild im Sectionsbefund, Behandlung, 
Nachweis der Gifte und Kasuistik. 

Das Studium der einzelnen Gifte ist ausserordentlich erleichtert 
durch die dem speciellen Theile des Werkes vorausgehende all¬ 
gemeine Toxikologie. Daselbst findet der Leser Auskunft über die 
Aetiologie, die Wirkung und Schicksale der Gifte im Thierkörper, 
die klinisch-anatomische Diagnose, den chemisch-physikalischen und 
physiologischen Nachweis und die Behandlung der Vergiftungen 
im Allgemeinen. 

In der neuen Auflage hat F. auch die neuen Forschungen 
über Autointoxikationen, über Saponinsubstanzen und Blutgifte, über 
die Geniessbarkeit des Fleisches vergifteter Thiere, die Zulässigkeit 
der Conservirungsmittel etc. aufgenommen. Der Passus „ Behandlung 
der Vergiftungen“ bei Besprechung der einzelnen Gifte macht uns 


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mit den neuesten Antidoten bekannt. Auch in der zweiten Auf¬ 
lage der Toxikologie liegt uns wieder eine vorzügliche Arbeit des 
allenthalben bekannten thierärztlichen Forschers und Schrift¬ 
stellers vor, deren gediegener Werth in jeder Richtung den anderen 
Arbeiten des Verfassers gleich kommt, und die ebensowenig einer 
Empfehlung bedarf wie die anderen Fröhner’schen Werke. A. 


Maul- und Klauen-Senche in Schlacht- und Yiehhöfen. 

Es ist gemeldet: am 21. Dezember 1900 der Ausbruch za Magde¬ 
burg, der Ausbruch und das Erlöschen zu München; am 22. Dezember 
das Erlöschen zu Magdeburg. 


Die Fachprüfung an der thierärztlichen Hochschule München haben 
bestanden die Herren: Heinrich Blume aus München, Eduard Dietsoh 
aus Dinkelsbühl und August Zellhuber aus München. 

An der chirurgischen Klinik der Kgl. thierärztlichen Hochschule in 

München ist die n. Assistentenstelle mit den Bezügen eines Assistenten 
III. Ordnung (960 M. Jahresgehalt und 60 M. Zulage) alsbald zu besetzen. 

Bewerber wollen ihre bezüglichen Gesuche bei der Direktion der 
K. thierärztlichen Hochschule zu München einreiohen. 

München, den 29. Dezember 1900. 

Kgl. thierärztliche Hochschule. 

Derz. Direktor: A 1 b r e o h t. 


Tierarzt. 

In hiesiger Gemeinde, unter Anschluss sämmtlioher auswärtigen Ge¬ 
meinden, ist die Tierarztstelle sofort zu besetzen; mit der Niederlassung 
wird auf Wunsch des betr. Tierarztes diese 8telle durch den Distrikts¬ 
ausschuss zur Distriktstierarztstelle erhoben werden. 

Nähere Auskunft ertheilt nur 

Die Gemeindeverwaltung Dachsbach a/Aisch. 

Bürgermeister Ruppreoht. 

Veterinärnniform (Waffenrock und Tuchhose) aus hellfarbigem 
Kersey, noch nicht getragen, gehr preiswert zu verkaufen« (3) 
Offerten sind zu richten an die Exped. ds. Bl. unter Nr. 19149. 


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& 



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"i 



Verantwortliche Redaktion : M. A1 b r e c h t. 


Expedition und Druck von J. Gotteswinter, München. 

Für die Redaktion bestimmte Sendungen sind an Professor 
AI brecht, Veterinärstr. 6/ 1 » zu richten. 0. Red. 


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( (JAN 30 

Wochenschrift 

für 

Thierheilkunde und Viehzucht 

Unter Mitwirkung bewährter Fachmänner 

herausgegebeu von 

M. Albrecht und Ph. J. Göring. 

45. Jahrgang. München, den 8. Januar 1901. Nr. 2. 

Inhalt: Ritzer: Zur Differentialdiagnose Schweineseuche-Schweinepest. — 
Kurze Mittheilungen aus der Praxis: Massenerkrankung an Coenurus; 
Ufcerusvorfall bei einer träohtigen Kuh; Harnrohrenstein bei einem 
Fohlen; Herzlähmung bei der Castration eines Kalbes. — Referate. 
Notiz. — Bücherschau. — Personalien. — Inserate. 


Zur Differentialdiagnose Schweineseuche-Schweinepest. 

Von Bezirksthierarzt Ritzer in Teusohnitz. 

Zwei Seucbeinvasionen in den letzten Monaten gaben mir 
die Möglichkeit, beide Seuchen, die ich bereits in den Jahren 
1895/96 im Westrich der Pfalz zu beobachten Gelegenheit hatte, 
zu studiren und an der Hand der Kitt’schen Bacterienkunde, dieser 
Goldgrube theoretischen und praktischen Wissens, mich mit ddr 
UnterscheidungBmaterie beider Seuchen eingehender zu befassen. 

Die Unterscheidung beider Seuchen ist nicht immer leicht; 
ich hatte des öfteren Sektionsbilder, die völlig im Zweifel 
Hessen, ob die eine oder die andere der beiden Seuchen die 
Todesursache gewesen. Man blättere nur in den thierärzt¬ 
lichen Zeitschriften der Jahre 1895 bis 1897 über diesen Punkt 
nach, so wird mau die verschiedensten Meinungen finden. 

So nahm man vielfach bei pectoralem Krankheitscharakter 
Schweineseuche, bei intestinalem Charakter Schweinepest als 
vorhanden an. Bei verwischtem Charakter wurde dann Misch¬ 
infektion angenommen. Diese Annahmen mussten aber ver¬ 
worfen werden, als die Forschung feststellte, dass die ächte 
Schweineseuche sowohl pectoralen als intestinalen. Charakter 
besitzen könne. Mithin stimmen in vielen Fällen, wie dies 
wohl jedem Collegen vorgekommen sein wird, der sich mit dem 
Gegenstände näher zu befassen und besonders viele Sektionen 
zu machen Gelegenheit hatte, die Krankheitsbilder der Schweirie- 
seuche und Schweinepest klinisch und anatomisch überein. 
Auch die mikroskopischen Bilder narren nur zu oft den Unter¬ 
suchenden; kommt es doch ganz darauf an, ob die Präparate 
von höchst akut verlaufenen oder chronischen Fällen, ob sofort 


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14 


nach dem Tode oder mehrere Tage nach demselben gefertigt 
worden sind. Und so mag es denn des öftern Vorkommen, 
dass der beamtete Thierarzt im Aerger das Mikroskop bei 
Seite stellt und sich denkt, ob Seuche oder Pest — einerlei, 
die Massnahmen bleiben doch die gleichen. Die Mehrheit der 
Collegen aber wird wohl der Ansicht sein, dass es für den 
Diagnostiker erfreulicher ist, eine bestimmte Diagnose stellen 
zu können, als diese offen lassen zu müssen. 

Ein charakteristisches Unterscheidungsmerkmal bietet die 
künstliche Kultur auf Nährgelatine im Reagensglase, die 
schon bei Zimmerwärme gelingt und uns bereits nach 
24 Stunden, spätestens aber innerhalb 48 Stunden zeigt, ob 
als Infektionserreger bac. suisepticus oder bac. suipestifer an¬ 
zunehmen ist. 

Der Erreger der Schweineseuche verflüssigt nämlich schon 
nach 1—2 Tagen den oberen Theil der Gelatine. In der 
Flüssigkeit finden sich in Unmassen die Colonien desselben 
von weisslich trübem Aussehen. 

Der Erreger der Schweinepest hingegen bildet um den 
.Einstichpunkt einen weisslichen Belag, ohne die Gelatine zu 
verflüssigen. 

Tritt mithin bei zweifelhaften Fällen am zweiten Tage 
eine Verflüssigung der inficirten Gelatine nicht ein, so liegt 
Schweinepest vor; tritt in dieser Frist Verflüssigung ein, so 
handelt es sich um Schweineseuche. 

Die Anfertigung der Gelatine-Culturen ist äusserst einfach. 
In ein bestens gereinigtes Reagensglas gibt man etwa eine 
halbe Gelatinplatte, wie diese in allen besseren Specereiwaaren- 
handlungen, sicher aber in jeder Apotheke erhältlich sind, 
füllt das Glas zur Hälfte mit Wasser und kocht über der 
Spiritusflamme die Gelatine 10—15 Minuten lang auf, ver- 
schliesst dann das Glas mit in Wasserdampf sterilisirter Watte, 
bis die Gelatine erstarrt ist. 

Zur Stichkultur verwandte ich Exsudat des Herzbeutels, 
Milzsaft oder Darmsaft, den ich der vom Diphtherieschorf be¬ 
freiten Schleimhaut entnahm. 

Nach Durchglühen der Platinnadel wird das Impfmaterial 
auf diese gebracht und mit dieser die Gelatine in dem Reagens¬ 
glase, das zur Verhütung von Verunreinigung durch Eindringen 
von Spaltpilzen mit der Oeffnung nach unten zu halten ist, 
angestochen, das Glas darauf mit Watte verschlossen und im 
erwärmten Raume aufgehängt. Bei allen den von mir ange- 
stellten zahlreichen Versuchen trat die Verflüssigung theils 
vor, theils nach der 24. Stunde ein, immer aber sicher am 2. Tage. 

Es ist dieses Verfahren, welches in zweifelhaften Fällen 


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15 


so rasch und sicher zum Ziele führt und weniger Arbeit ver¬ 
ursacht als die Anfertigung mikroskopischer Präparate, von 
denen man nie weiss, ob sie dem Suchenden auch ein Bild 
bieten, woraus er mit Bestimmtheit die richtige Diagnose zu 
stellen vermag, nur zu empfehlen, umsomehr als die Culturen 
vortreffliches Material für mikroskopische Bilder liefern. Dabei 
muss nur die Vorsicht gebraucht werden, möglichst wenig 
Cultur in einem Wassertropfen zu verreiben, damit die Bacillen 
einzeln und nicht in dichten Colonien zu Tage treten. 


Kurze Mittheilungen aus der Praxis. 

Massenerkrankung an Coenurus. In einem Stalle in D. 
erkrankten bei einem Besitze von 34 Stücken lt> Stücke und 
zwar nach Angabe des Besitzers vom Juli 1&95 bis Oktober löi»5 
fünf Stücke. Dieselben zeigten krankhafte Erscheinungen im 
Kopfe; ein Stück verendete, ein zweites wurde geschlachtet 
und im Hause verwerthet, die übrigen von Viehschmusern 
von Abbaoh gekauft und irgendwie verwerthet. Weil vermeintlich 
eine Seuche, wurde die Krankheit so viel als möglich vertuscht. 

Als aber im Januar 1S% wieder 3 Stücke (eine 3- und 
eine 5 jährige Kuh und ein Jährling) fast zu gleicher Zeit 
erkrankten, wurde ich mit der Angabe, es sei eine ansteckende 
Krankheit und hier insbesondere Milzbrand (Entschädigung?!) 
vorhanden, gerufen. Auf meinen nach der Untersuchung der 
Thiere gemachten Ausspruch „Gehirnblasenwurm“ allgemeines 
Kopfschütteln bei dem Besitzer etc. Auf meine Frage, ob 
nicht ein Hund Würmer habe, wurde mir erwidert, es sei vor 
nicht langer Zeit ein Dachshund verendet und ein 2. sei wegen 
starker Abmagerung getödtet worden, der 3. Hund war noch 
gesund. Die beiden Hunde hätten Würmer gehabt. 

Von den von mir untersuchten Stücken wurde eine Kuh 
zum Hausgebrauche geschlachtet, der Jährling verendete; der¬ 
selbe hatte überdies noch starke Perlsucht, und die 3. Kuh 
wurde durch Abbacher Händler in den Schlachthof Regensburg 
gebracht. Im Laufe des Februar mit Juni erkrankten noch 
der Zuchtstier und 7 weitere Jungrinder, die alle zur Schlachtung 
verkauft wurden, und bei denen der Coenurus nach der Schlachtung 
gefunden wurde. - 

Ferner erkrankten in einem Stalle in Grossberghofen im 
Laufe des Sommers und Herbstes 5 Jungrinder und 2 Kühe, 
bei einem Bauern in Teuerting 5 Rinder und bei einem Bauern 
in Reissling 6 Rinder und Kühe; sämmtliche wurden dem 
Schlächter theils zum Haus-, theils zum freibankartigen Ge¬ 
brauche übergeben. Zu der Operation konnte sich kein Be- 


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sitzer entschliessen. Alle diese Fälle konnten auf Infektion 
durch Hundebandwürmer zurückgeführt werden. 

(Bez.-Thierarzt Bauer- Kelheiur.) 

Uterusvorfall bei einer trächtigen Kuh. Bauer m. aus Vf. 

kam mit der Aussage, bei seiner 25 Wochen trächtigen Kuh 
habe sich heute Morgen der Tragsack theilweise umgestülpt, 
bezw. sei vorgefallen. Bei meiner Ankunft zeigte sich die 
Scheide des Mutterthieres vollständig umgestülpt, der Mutter¬ 
mund und ein Theil des Fruchtbälters war aus dem Wurf 
zu einem armsdicken, kreisrunden Wulst, ähnlich einem Gummi¬ 
luftkissen, hervorgedrängt und von der Mitte dieses Wulsts 
ragte in der Form eines abgestutzten Kegels der Muttermund 
und ein weiterer Theil des Frucbthälters hervor. In diesem 
vorgeschobenen Kegel konnte man deutlich den Kopf des 
Kalbes fühlen, und war somit in der That ein partieller Uterus¬ 
vorfall bei einem trächtigen Thiere gegeben. Dieser vor¬ 
gefallene Theil des Uterus war so prall mit Fruchtwasser 
gefüllt, dass eine Reposition selbst am stehenden Thiere 
nicht bewerkstelligt werden konnte. Es wurde in Folge dessen 
der Muttermund mittelst Troikars angestochen und ca. l 1 ^ bis 
2 Liter Fruchtwasser abgezapft, worauf sich die Spannung 
minderte und die Reposition gelang. Der Scheidenkanal wurde 
gründlich desinficirt und durch Anlegen einer Bandage wieder¬ 
holter Vorfall zu verhindern gesucht. Ich war der Meinung, 
es würde auf diese Eingriffe hin sicher nach einigen Tagen 
Abortus erfolgen; dem war jedoch nicht so. Die Kuh blieb 
frisch und munter und gebar 14—15 Wochen später ein voll¬ 
ständig gesundes Kalb. 

Dieser Fall veranlasste mich, 6 Wochen später an einer 
20 —22 Wochen trächtigen Kuh ; bei welcher Fruchthälter- 
wassersucht konstatirt war, gleichfalls den Anstich des Frucht- 
hälters per Muttermund zu machen und eine grosse Quantität 
des Fruchtwassers ablaufen zu lassen. Ungefähr 4 Wochen 
später musste wegen abermaliger übermässiger Ansammlung 
von Flüssigkeit im Fruchthalter die beschriebene Prozedur 
wiederholt werden. Endlich in der 28. Woche der Trächtig¬ 
keit trat Frühgeburt eines todten Kalbes ein. 

(Bez.-Thierarzt Bol z -Weissenburg a/8.) 

Harnröhrenstein bei einem Fohlen. Als Seltenheit möchte 
ich einen beobachteten Fall von Harnröhrenstein bei einem 
halbjährigen belgischen Fohlen erwähnen. Derselbe hatte zur 
Zeit der Operation die Grösse eines Gänseeies erreicht. Das 
Thier überstand die im Stehen unter antiseptischen Gauteien 


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durchgefflhrte Operation ganz gut und verheilte die am Damm 
unterm After gesetzte Wunde in 2 Monaten. Die Extraktion 
des Steines war sehr schwierig, da ich kein für die Grösse 
des Conprementes geeignetes Instrument zum Fassen des* 
selben besa8S. (Bez.-Thierarzt Hillerbrand in Freising.) 

Herzlähmung bei der Castration eines Kalbes. Als ich 

ein ca. 5 Monate altes, munteres, kräftiges Kalb castrirte, 
schrie dasselbe bei Extraktion des ersten Hodens sehr arg 
und zwar in einer ganz auffallenden Weise, entweder ver¬ 
anlasst durch den Schmerz oder wahrscheinlicher durch Furcht 
und Schrecken; es stürzte zusammen, verdrehte die Augen 
einigemale, dazu kam noch Collaps der Zunge, und da der 
Herzschlag nicht mehr zu fühlen war, so durchschnitt der 
Besitzer die Halsadern. — Bei Eröffnung der Körperhöhlen 
wurden krankhafte Veränderungen nicht gefunden, so dass 
anzunehmen ist, dass der Tod bei dem Thiere durch Herz¬ 
lähmung in Folge von grosser Aufregung verursacht wurde. —- 
Bei der Castration von mehr wie 3000 Stierkälbern habe ich 
nie Gleiches oder Aehnliches erlebt. 

(Distr.-Thierarzt Beck in Heidenheim a/H.) 


Referate. ... 

Ein Mittel gegen die Hundswuth. Nach dem Bulletin 
veterinaire Nr. 71 1000 berichtet ein englisches Journal aus 
Indien, dass daselbst ein Mittel gegen die Hundswuth entdeckt 
4 worden sei. 

Eine Pflanze, „Euphorbia foliata“, soll in dem grünen 
Safte ihrer Blätter einen Bestandteil enthalten, welcher das 
Virus der Hundswuth zerstört. 

Bringt man den Saft der Pflanze in die Bisswunde, so 
bewirkt derselbe Entzündung der Wunde und leichtes Fieber/ 
Das Einbringen des Saftes in die Verletzung erfolgt dreimal 
innerhalb 24 Stunden. Im weitern Verlaufe soll sich die Wunde 
wie eine gewöhnliche verhalten, der Ausbruch der Wuth bei 
den Gebissenen aber nicht erfolgen. 

t __ 

Dr. L. Dor: Experimentelle Untersuchungen über die 
periodische Augenentzündung des Pferdes, im Besondern über 
die Ursache und Prophylaxis der in Auxonne epizootisch auf- 
getreteneu periodischen Augenentzündung. (Le Progres vötöri- 
naire. Dezember 1900.) 

Im Verlaufe der in der Garnison von Auxonne seucben- 
haft aufgetretenen periodischen Augenentzündung des Pferdes 


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' 18 

machte Y. bei an der Krankheit leidenden narkotisirten Pferden 
die lridectomie und konnte eine Reinkultur des die Krankheit 
erzeugenden Mikroorganismus herstellen. Dieser erwies sich 
als ein Staphylococcus, sehr ähnlich dem Staphylococeus 
pyogenes aureus. 

Der Mikrobe entwickelte sich gut auf leicht saurem Nähr¬ 
boden, schwer auf stärker saurem und gar nicht auf alkalischem 
Nährboden. 

Intravenöse Injectionen des Microben veranlassten keine 
Erkrankung; dagegen folgte auf Injectionen desselben in die 
Augen eine intensive Entzündung; diese Thatsache erklärt 
sich vielleicht dadurch, dass das Blut alkalisirt ist, während 
der Nährboden im Innern des Augapfels eine schwach saure 
Reaction besitzt (? Ref.). 

Die Theorie des Autors über die Periodicität der Krank¬ 
heit lautet wie folgt: 

Im Anfang findet der Krankheitserreger im Innern des 
Auges sehr günstige Verhältnisse, aber die Entzündung welche 
er erzeugt, veranlasst die Einwanderung von Leucocyten und 
die Transsudation von Blutserum in das Augeninnere. Nun¬ 
mehr ist der Nährboden alkalisch, die weitere Entwicklung 
der Microben sistirt und damit auch die Entzündung. Nach 
längerer oder kürzerer Zeit aber fangen diejenigen Microben, 
welche nicht todt sind, sondern nur in ihrer Weiterentwicklung 
gehemmt wurden, wieder an zu wuchern und geben Veran¬ 
lassung zu einem neuen Anfall (? Ref.). 

Nach dem Autor gibt es beim Pferde mehrere periodisch 
auftretende Augenentzündungen, welche nur die Periodicität % 
des Auftretens gemeinsam haben. 

V. hat die periodische Augenentzündung beim Pferde 
experimentell erzeugt. Er machte zuerst Versuche am Kaniuchen 
und hierauf beim Pferde, welches sich viel empfänglicher er¬ 
wies als das Kaninchen. Jede Inoculation, bei welcher mehr 
als 4 Tropfen einer fünffach verdünnten Cultur injicirt wurden, 
bedingte eine suppurative Panophthalmie, welche den Verlust 
des Auges beim ersten Anfalle im Qefolge hatte. 

V. hat auch therapeutische Versuche angestellt: 

1. Die lridectomie verzögerte am infizirten Auge die Ent¬ 
wicklung der Krankheit in hohem Grade. 

2. Eserin und Atropin: 

Bei einem Pferde wurden beide Augen infizirt. Hierauf 
behandelte man das rechte ,Auge mittelst häufiger Atropin¬ 
instillationen, das linke mit Eserineinträufelungen, wobei ebenso¬ 
viel Eserin als Atropin in Verwendung kam. Das mit Atropin 
behandelte rechte Auge erkrankte weniger als das linke. 


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19 


3. Alkalisation des Blutes: 

Zwei Pferde wurden mit sehr verdünntem Virus infizirt. 
Das eine erhielt hierauf eine intravenöse Injection von 120 g 
Natriumbicarbonat gelöst in 3 Liter Wasser; das zweite Pferd 
diente als Controlthier. 

Dieses Pferd bekam einen charakteristischen Anfall mit 
Hypopyon, hernach Synechie. Innerhalb 18 Tagen trat Heilung 
ein. Das mit Natriumbioarbonat behandelte Pferd zeigte kaum 
eine Trübung im Innern des Auges. 

Wenn hoch virulente Culturen verwendet wurden, war 
das Resultat nicht das gleiche; der Anfall wurde nicht ver¬ 
hindert. 

Indessen glaubt der Autor, dass die Alkalisation des Blutes 
bei der Behandlung der periodischen Augenentzündungen des 
Pferdes eine Rolle spielen dürfte; es handle sich nur darum, 
die Dosis und die Art der Anwendung des Alkali genau zu 
bestimmen. . A. 

Behandlung der verminösen Gastroenteritiden. Im Royal 
Veterinary College wurde in den letzten Jahren ausschliesslich 
Lysol bei diesen Gastroenteritiden verwendet. Ausgewachsene 
Rinder bekommen bis 100 g Lysol in 2—2 1 /* Liter Wasser. 
Zur Einführung empfiehlt sich die Verwendung der Schlund¬ 
sonde. Beim Schaf kann man bis zu 10—15 g gehen. 

(Journ. Comp. Path. Therap. 1900, Bull. Y6t. 1900.) 

Pearson: Zwerchfellruptur bei einem Pferd. P. beschreibt 
einen Pall, wo die Ruptur, oberhalb der Zwerchfellsmitte, ohne 
bekannte Ursache eintrat; alle Eingeweide erwiesen sich im 
übrigen gesund. Die Diagnose konnte auf Grund des speziellen 
Athmungstypus, der sich zeigte, gestellt werden. Die In¬ 
spiration geschah zweizeitig, während die Exspiration einfach 
war. Ausgeprägte Dyspnoe, profuse Schweisse. 

(Yet. Journ. Bull Y6t. 1900.) 

Bartolucci: Seborrhoea oleosa beim Schaf. B. beobachtete 
unter 8 Schafen ein Thier, welches andauernd die Wolle von 
einem reichlichen öligen Schweisse imbibirt zeigte. Die glatt- 
geschorene Haut zeigte bei der Untersuchung nichts Abnormes, 
war aber mit derselben öligen Masse bedeckt. Da für 
irgend eine Dermatose keine Anzeichen vorhanden waren, so 
nahm B. das Vorhandensein einer Hypersekretion der Talg¬ 
drüsen, d. h. eine Seborrhoea oleosa an. Da das Thier mager, 
die Wolle dunkel wurde und die Sekretion sich nicht ver¬ 
minderte, wurden häufige Seifenwaschungen angewandt, welche 
die Hypersekretion beseitigten. (Giorn. R. Soc. Yet. Bull. Y6t. 1900.) 


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20 


Das Pferd als Lieferant von Diphtherieserum. Ein Fachs, 
der im Laboratorium von Habana das Diphtherieserum zu 
liefern hat, von einem Gewichte von 600 Pfund, wurde 
immunisirt im Januar 1895; im ganzen bekam er 5210 cbcm 
Toxin; es wurden ihm 37 Aderlässe zu 3—4 Liter gemacht, 
d. i. im Ganzen 14800 cbcm abgezapftes Blut. Dieses Blut 
lieferte 7400 cbcm Serum, und wenn man rechnet, dass 
im Mittel 40 cbcm riöthig sind, um einen Kranken zu heilen, 
so sieht man, dass das genannte Pferd zur Behandlung von 
1850 Individuen gedient hat. 

(Cron. Medico—Quirurg. Habana, Bull. Y6t. 1900.) 


Eine neue Schafseuche. Der Korrespondent des British 
Med. Journ. schreibt aus Melbourne, dass man dort bei den 
Schafen eine neue, sehr korrtagiose Erkrankung mikrobischer 
Natur entdeckt hat, welche in Australien sich rasch aus¬ 
breitete. Der spezifische Erreger findet sich im Boden und 
gelangt in den Organismus nur durch Wunden. Preiss nennt 
die Affektion Pseudotubereulose. Die Symptome bestehen in 
einer mehr oder weniger starken Schwellung der Lymph- 
drüsen; dieselben werden haselnuss- bis orangengross; in den 
ersten Phasen der Krapkheit erscheinen sie wie fibröse 
Kapseln, die mit einer schleimigen grünlichen Masse angefüllt 
sind. Bisweilen brechen die Drüsen auf und entleeren sich. 
Die anderen Organe sind nicht betroffen. Die Krankheit 
zeigte sich in Sumpfgegenden und befällt alle Schafrassen. 
Die Erreger sind kurze ovale Bazillen. Die Krankheit ist auf 
Meerschweinchen und Kaninchen, nicht auf Hunde übertragbar. 
Die Inoculation von grossen Dosen des Virus tödtet sehr rasch; 
kleinere Dosen bewirken den Tod in 25 — 35 Tagen. Schafe, 
die man an der Scham oder Klaue impft, hinken beim Gehen; 
die Schwellungen erscheinen sehr rasch und das Thier magert 
ab. Auffälligerweise kann das Virus im frischen Zustande 
ohne anzustecken verimpft werden; dagegen kann altes Virus, 
das 2 Monate lang gefroren war, nach dem Wiederanftauen 
in 8 Tagen zum Tode führen. (Bull. V6t. Nr. 64/1900.) 

Behandlung der Bronchitis verminosa des Schafes. 

Empfohlen wird die Applikation von x j 2 Unze Terpentinessenz 
in 2 oder 3 Unzen Leinöl, zu verabreichen früh am Morgen, 
vor dem Weidegang. (Bull. Yet. 1900.) A. 

Der nordamerikanische Pferdebestand im Vergleiche zu 
dem der übrigen Länder. Nach einer Zusammenstellung des 
Vereinigte-Staaten-Amtes für Landwirtschaft beträgt der 


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21 


Pferdebestand der ganzen Erde 73308950 Mill. und der Maul* 
thier- und Eselbestand 8952984 Miil. Diese Zahlen ver* 
theilen sieb auf die einzelnen Erdtheile wie folgt: 

Pferde Maulthiere u. Esel 

Europa: 38369136 3199388 

Nordamerika: 17 425 631 2 339 055 

Südamerika: 5429619 2 236366 

Asien: 9148313 1305324 

Afrika: 1040170 1872 741 

Australien: 2 292081 110 

Zusammen: 73 904 950 10952 984 
Somit steht, was Pferde sowohl als auch Maulthiere 
und Esel anbetrifft, Nordamerika in der Zahl der Thiere 
nur hinter Europa zurück und hat allein mehr Pferde und 
nahezu so viel Maulthiere und Esel aufzuweisen, als Süd¬ 
amerika, Asien, Afrika und Australien zusammen genommen. 
Zieht man die übrigen Länder Nordamerikas ab, so bleiben 
für die Vereinigten Staaten allein nach dem Stande vom 
1. Januar 1900 13 537524 Pferde und 2086027 Maulthiere 
und Esel. Betrachten wir die einzelnen Länder Europas, 
deren Pferdehandel schon durch die Vereinigten Staaten be¬ 
einflusst wird oder über kurz oder lang beeinflusst werden 
dürfte, so finden wir folgende Zahlen für den Pferde- und 
Maulthierbestand in den einzelnen Staaten: 

Pferde Maulthiere u. Esel 


Deutschland 

4037485 unbekannt, aber i 
gering 

Oesterreich-Ungarn 

3 725254 

83 502 

Italien 

720000 

1300000 

Frankreich 

2807042 

578641 

Schweiz 

118622 

4 788 

Luxemburg 

17572 

11 

Belgien 

282000 

—• 

Niederlande 

265436 

1884 

Malta 

8569 

— 

Spanien 

610275 

1396264 

Portugal 

289000 

? 

Grossbritanien 

2112207 

160 

Dänemark 

411270 

4 400 

Schweden ü. Norwegen 

663 505 

4400 

Europäisches Russland 21 742 251 

4400 

Montenegro 

3000 

— 

Serbien 

170391 

1575 

Bumänien 

671692 

6460 


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22 


Pferde Maultbiere u. Esel 

Griechenland 100 000 150000 

Bulgarien 240 OOP 65 OOP 

Zusammen: 38996 571 3 592685 

(Pferdefreund Nr. 31 1900.) 

Zum Selbstdispensiren der Thierärzte. Die Nr. 67 des 

Gesetz- und Verordnungsblattes für das Königreich Bayern vom 
30. Dezember 1900 enthält eine aus 38 §§ bestehende Allerhöchste 
Verordnung vom 29. Dezember 1900, die Zubereitung und Feil¬ 
haltung der Arzneien in den Apotheken betreffend, und eine 
Ministerialbekanntmachung gleichen Betreffs vom 30. Dezember 1900. 
An der bisherigen Befugniss der Thierärzte, die bei Ausübung 
der Thierheilkunde nothwendigen Arzneien selbst abzugeben, 
wird durch die neuen Bestimmungen nichts geändert. 


Bücherschau. 

Thierärztlicher Taschenkalender für 1901 von M. Alb rech t, 
Direktor und Professor an der königlich bayerischen Thier* 
ärztlichen Hochschule in München und H. Biirchner, königlich 
bayer. Bezirksthierarzt in Landsberg am Lech. V. Jahrgang. 
I. Theil. Verlag und Druck der Ch. Attenkofer’schen 
Buchhandlung in Straubing. 

Die neue Auflage des bekannten Veterinärkalenders ist für 
den Jahrgang 1901 nicht nur revidirt, sondern theilweise auch 
neu bearbeitet und vermehrt, in sehr solidem Lederband erschienen. 
Im I. Theile fanden die Massregeln gegen Geflügelcholera und die 
verschärften Desinfektionsvorschriften bei Viehbeförderungen auf 
Eisenbahnen geeignete Berücksichtigung. Im Kalendarium sind 
wieder die Tages-Kalender-Einlagen für jedes Vierteljahr mit 
ganzen Seiten pro Tag eingerichtet und mit entsprechendem Ver¬ 
merk zur Einsendung von Terminsarbeiten versehen. Die Be¬ 
sprechung des II. und III. Theils des Kalenders bleibt Vorbehalten. 
Angesichts der praktischen und zeitgemässen Auswahl und Zusammen¬ 
stellung des Stoffes im vorliegenden I. Theil kann der Kalender 
auch heuer wieder bestens empfohlen werden. Göring. 


Personalien. 

Der k.. Bezirksthierarzt Ludwig Himmelstoss in Landshut .wurde 
auf Ansuchen yom 1. Februar an nach Dachau (Oberbayern) versetzt. 

Ehrungen: Dem k. Bezirksthierarzt Stephan Albert in Gerolz- 
hofen wurde in Würdigung seiner vielfachen und erfolgreichen Verdienste 
auf dem Gebiete der Landwirtbschaft und speziell der Viehzucht durch 
einstimmigen Beschluss des Magistrats und Collegiums der Gemeinde¬ 
bevollmächtigten das Ehrenbürgerreoht der Stadt Gerolzhofen (Unterfranken) 
verliehen. — Dem ordentlichen Professor und derzeitigen Direktor der 


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23 


k. thierärztlichen Hochschule in München, Michael Alb recht, wurde der 
Verdienstorden vom heil. Michael IV. Kl. und dem k. Bezirksthierarzt 
Christoph Zissler in Amberg (Oberpfalz) das Verdienstkreuz desselben 
Ordens verliehen. 

Ernennungen: Der ordentliche Professor an der thierärztlichen 
Hochschule Manchen, Dr. Theodor Kitt, wurde zum ausserordentlichen Mit- 
gliede des k. Obermedizinalausschusses ernannt* Dem bezirksthierärztlichen 
Verweser in Bruck, Hans Wucherer, wurde die Verwesung der erledigten 
Bezirksthierarztstelle in Hilpoldstein und dem bezirksthierärztliohen Ver¬ 
weser Karl Rauscher in Vilsbiburg die Verwesung der erledigten Stelle 
des Bezirks- und Kontrolthierarztes in Wegscheid übertragen. 

Betreff: Wiederbesetzung der bezirksthierärztlichen Stelle in Bruck. 

-Die Stelle des Bezirks- und Controlthierarztes für den Verwaltungs¬ 
bezirk W e g 8 c h e i d ist in Erledigung gekommen. 

Bewerber um diese Stelle haben ihre vorschriftsmässig belegten Ge¬ 
suche bis längstens 22. Januar 19 01 bei der ihnen Vorgesetzten 
k. Kreisregierung, Kammer des Innern, einzureichen. 

Distriktsthierarztstelle. 

Die neugeschaffene Stelle eines Distriktsthierarztes für den Distrikt ' 
Herzogenaurach mit dem Wohnsitze in Herzogenaurach soll bald- 
thunlichst besetzt werden. Herzogenaurach, eine Stadt von 2800 Ein¬ 
wohnern, ist die Kopfstation der Lokalbahn Erlangen—Herzogenauraoh 
und 11 km von Erlangen entfernt. 

Mit der 8telle des Distriktsthierarztes Bind folgende Bezüge verbunden: 

500 M. Jahresbezug aus Distriktsmitteln, wofür der Distriktsthierarzt 
die Fleischbeschau bei Nothscblaohtungen unentgeltlich aus¬ 
zuüben hat, 

200 M. Zuschuss der Stadtgemeinde Herzogenaurach, 
ca. 150 M. Gebühren aus den Hundevisitationen, 
ca. 270 M. Gebühren aus den Zuchtstierkörungen. 

Hiezu kommen noch etwaige aus Kreismitteln gewährte Zuschüsse 
zur Unterhaltung des Distriktsthierarztes. 

Bewerber um diese Stelle, welche sich der Prüfung zur Erlangung 
der Funktion eines amtlichen Thierarztes mit Erfolg unterzogen haben, 
wollen ihre Gesuche, mit den Zeugnissen über Approbation, Staatsprüfung 
und bisherige Verwendung belegt, bis längstens 15* Februar an 
das unterfertigte Bezirksamt einreichen. 

Höohstadt a/A., 29. Dezember 1900. 

ISZgrl, Bezirksamt. Beckh. 


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thierarzt Scherer^ Kranichfeld, Thüringen, wenden. 3(1) 


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36 


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Verantwortliche Redaktion: M. Albrecht. 

Expedition und Druck von J. Go ttes Winter, München. 

Für die Redaktion bestimmte Sendungen sind an Professor 
Albrecht, Veterinärstr. 6/i> zu richten. 0. Red. 


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Thierheilkunde und Viehzucht 

Unter Mitwirkung bewährter Fachmänner 

herausgegebeu von ' 

M. Albreeht und Ph. J. Göring. 

45. Jahrgang. München, den 29. Januar 1901. Kr. 5. 

Inhalt: Prof. Dr. C. Parascandolo: Magenoaroinom bei einem Hunde. 
G&strectomie. — Therapeutische Mittheilungen. — Referate. — Stand ' 
der Thierseuehen in Bayern am 15. Januar 1901. — Inserate. 


Magenearcinom bei einem Hunde. Gastrectomie. 

Von Prof. Dr. C. Parascandolo in Neapel. > 

Das Cärcinom des Magens ist die häufigste maligne Er¬ 
krankung dieses Organs. Welch findet unter 30 Fällen von 
bösartigen Tumoren des Magens 21,4°/ 0 , Virehow 35°/ 0 i 
Haberlin 41,3°/ 0 . Dasselbe ist eine Erkrankung des mittleren 
und höheren Alters, häufiger beim Manne als beim Weibe. 
Die einzige Behandlung, welche Aussicht verspricht, ist die ’ 
chirurgische, und die Prognose hängt von dem Zeitpunkte ab, 
zu welchem die Diagnose und der chirurgische Eingriff gemacht 
werden. Unglücklicher Weise ist die rechtzeitige klinische 
Diagnose ausserordentlich schwierig, da nicht ein einzelnes 
charakteristisches Symptom besteht, sondern ein Komplex von 
Symptomen, von denen jedes für sich geringe Bedeutung hat, 
und von denen die Mehrzahl sich deutlich erst in vorgerückten 
Stadien der Erkrankung manifestirt. Osler berichtet auch 
zahlreiche Fälle von Magenkrebs, bei denen überhaupt kein 
Symptom Verdacht erweckt hatte. Zu Anfang bemerkt man 
eine Verringerung der Verdauungsthätigkeit, Appetitverlust, 
Schmerzempfindung in der Magengegend, Verringerung des 
Körpergewichts, später mehr oder weniger häufiges Erbrechen 
bis smm Erbrechen kaffeesatzartiger Massen. Alsdann beginnt . 
der Tumor deutlicher und die Cachexie bemerklich zu werden; 
es entwickeln sich vorübergehende Oedeme an den Unterglied¬ 
massen. Wenn alle diese Symptome sich zeigen, so ist das 
vollkommene Bild einer malignen Erkrankung gegeben; leider 
aber ist dort, wo diese Symptome genügend deutlich sind, der 
Fall'Zumeist aussichtslos.' 


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50 


Czerny und Kraske halten die Operation meist für 
aussichtslos, wenn der Tumor palpabel wird. Die chemische 
Untersuchung des Magensaftes kann die Diagnose klären: in 
60 w / 0 der Fälle fehlt die freie Salzsäure; aber auch diese Er¬ 
scheinung tritt nicht immer frühzeitig ein, im Qegentheil, es 
kommt sogar vor, dass bei Carcinomen, die sich auf der Basis 
von Magengeschwüren entwickelt haben, eine Vermehrung der 
Salzsäure besteht (Hemm et er). Eine andere Erscheinung, 
welche für die Diagnose Magencarcinom spricht, ist das Vor¬ 
handensein von Milchsäure und des Oppler-Boas’schen Bacillus. 
Die motorische Kraft des Magens ist vermindert, doch ist dies 
keine spezifische Erscheinung. Das wichtigste Charakteristikum 
wäre das Vorhandensein von Krebszellen im Erbrochenen, 
jedoch kommt dies in den Anfängen der Erkrankung fast nie 
vor, wesshalb man sogar in verdächtigen Fällen versucht hat, 
Stückchen des Tumors zur Untersuchung zu gewinnen. Kohn 
hat eine besondere Sonde erfunden, welche unter Kontrolle 
durch X-Strahlen eingeführt werden kann; dasselbe Instrument 
dient auch dazu, den Sitz der Neubildung zu bestimmen. Senn 
ist der Ansicht, dass diese „diagnostische Massage“ eine Zu¬ 
nahme in der Wachsthumsschnelligkeit des Tumors erzeugen 
kann. Auch Hohlsted hält dieses Verfahren für gefährlich 
wegen der Möglichkeit einer Verimpfung von Krebstheilen. 
Die Untersuchung des Blutes zeigt dessen specifisches Gewicht, 
den Hämoglobin- und Blutkörpergehalt verringert, entsprechend 
der Anämie. Bemerkenswerth ist, dass in Frühstadien der 
Erkrankung der Hämoglobingehalt höher als in der Norm 
sein kann, und dass in den vorgerückten Stadien sich eine 
ausgesprochene Oligocbromämie einstellen kann, wesshalb eine 
wiederholte Blutuntersuchung von Wichtigkeit ist (Simon). Die 
weissen Blutkörperchen vermehren sich bei Entzündung und 
Ulceration des Krebses. Im Urin der Krebskranken finden 
sich keine für die Diagnostik verwerthbaren Elemente. 

Die Heilbarkeit des Magenkrebses hängt von verschiedenen 
Bedingungenen ab: von seiner Struktur, von seinem Sitz, seiner 
Ausdehnung, dem Zustande der umgebenden Gewebe, der In¬ 
fektion der Lymphgefässe, sowie von dem Allgemeinzustand 
des Körpers. 

Die Geschwindigkeit im Fortschreiten der Wucherung 
hängt von der relativen Menge der Krebszellen und des Stromas 
ab: wenn die epithelialen Elemente überwiegen (Medullar- 
krebs), so ist das Wachsthum ein schnelles, langsam wachsende 
Krebse sind diejenigen, in welchen das Stroma prädominirt 
(Scirrhus). Die Geschwülste des Pylorus sind harte Krebse 
und folgen den Blutgefässen, welche die Pylorusöffnung um« 


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51 


geben, können den Pförtner verschliessen und zum Tode durch 
Inanition führen noch ehe sie inoperabel geworden sind. In 
anderen Fällen bleibt die Pylorusöffnung durchgängig; seltener 
beginnen im Pylorus jene Krebsformen, welche den ganzen 
Magen infiltriren. Im Allgemeinen sind für die Operation die 
Cylinderzellkrebse am günstigsten gelagert, da sie sich langsam 
entwickeln und anfänglich keine Verwachsungen mit den be¬ 
nachbarten Organen bedingen. In Hinsicht auf die Zugäng¬ 
lichkeit bei der Operation ist auch die Lage des Tumors von 
Wichtigkeit; im Allgemeinen entwickeln sich 10°/ 0 in der 
Oardia, 30°/ 0 im Fundus, 60°/ 0 in der Pylorusgegend (Qussen- 
bauer). Die Cardiaöffnung ist zumeist sekundär betroffen; 
Symptome für diese Lokalisation sind Schwierigkeit des Ab¬ 
schluckens, hernach Erbrechen in Folge der Wegverlegung, 
wodurch die Diagnose erleichtert wird; umso schwieriger oder 
fast unmöglich ist hier die Operation, zumal in dieser Gegend 
die Entwicklung der Geschwülste und die Infiltration der Um¬ 
gebung eine sehr rapide zu sein pflegt. Das Funduscarcinom 
ist anfänglich schwierig zu diagnostiziren, so lange nicht in 
Folge Ausbreitung auf die Magenöffnungen mechanische Stör¬ 
ungen eintreten. Einhorn hält in diesen Fällen Diaphano¬ 
skopie oder die,X-Strahlen für nützlich, Kocher zieht die 
Untersuchung in tiefer Narkose vor. Das Pyloruscarcinom 
ist sowohl für die Diagnose als für die Operation am günstigsten. 
Die Zurückhaltung des Mageninhalts mit sekundärer Dilatation 
ist eine charakteristische Folge des „Magenverschlusses“, und 
auch wenn der Verschluss nicht von einem Krebs erzeugt wird, 
fällt die Behandlung doch immer dem Chirurgen anheim. In 
Hinsicht auf den Pyloruskrebs ist die Ausdehnung des Magens 
grösser oder kleiner je nach der Lage des Pylorus : wenn 
dieser durch ein kurzes Lebermagenband fixirt ist, so hat der 
Magen das Hinderniss ausschliesslich durch seine Muskel¬ 
kontraktion zu überwinden, und da beim Krebs eine Hyper¬ 
trophie der Muskulatur nur geringfügig ausgesprochen zu sein 
pflegt, so entsteht schnell Erweiterung; ist umgekehrt der 
Pylorus sehr tief gelegen, so erleichtert die Schwere den Ab¬ 
fluss des Mageninhaltes, und so kann in diesem Falle hoch¬ 
gradige Stenose ohne starke Dilatation bestehen. Die Aus¬ 
dehnung der Geschwulst auf die Nachbarorgane ist ein Spät¬ 
symptom und kann eine Gegenanzeige gegen die Operation 
abgeben. Aber die Adhäsionen können auch frisch entstanden 
und mehr aus einem entzündlichen als aus einem spezifisch 
krebsigen Prozess hervorgegangen sein, in der Nachbarschaft 
von Geschwüren können sich adhäsive Entzündungen ent¬ 
wickeln, welche zur Entstehung von Fisteln zwischen Magen 


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52 


und Duodenum oder Colon, selten auch zu Durchbruch nach 
dem Peritoneum und Pertorativ-Peritonitis (soferne nicht ge¬ 
nügende Verwachsungen vorhanden sind) führen. Seltener 
erfolgt die Verbreitung auf dem Blutwege. Vom operativen 
Gesichtspunkt aus stellen die Adhäsionen eine ernste Kompli¬ 
kation dar, da die Exstirpation nicht viel verspricht, wenn 
krebsig infiltrirte Theile Zurückbleiben. In der That ergibt 
die Statistik von Haberkant 72°/o Todesfälle bei adhärenten 
Formen, 27°/o bei nicht adhärenten. Gussenbauer kon- 
statirte in 542 Fällen 37°/o mit, 41°/o ohne Metastasen. Die 
Infektion auf dem Lymphwege ist gleichfalls eine ernste Kom¬ 
plikation, aber die Lymphdrüsen können sich auch bei den 
gutartigen Magenerkrankungen vergrössern (Fenger), und nach 
May unterscheidet sich die entzündliche von der krebsigen 
Verdickung durch die weichere Konsistenz der Drüsen. Da 
nun die vom Magen her versorgten Drüsen längs der kleinen 
Kurvatur und der Cardia, und entlang der grossen Kurvatur 
im Lig.gastrocolicum, schliesslich auch in der Nähe des Pankreas¬ 
kopfes liegen, so können diese Drüsen nicht vollständig ent¬ 
fernt werden (Linder, Sutton). Der gewöhnliche Weg, den 
der Krebs bei seiner Verbreitung nimmt, geht durch die tiefen 
Drüsen nach der Leber, was nach Binnie eine Folge der Zer¬ 
störung der normalen Lymphgefässe bei der Operation, ist. 

_ • (Schl 088 folgt.) 

Therapeutische Mittheilungen. 

(Aus den Jahresberichten bayerischer Thierärzte.) 

Aktinomykose. In 5 Fällen von Aktinomykomen im Kiefer 
und in der Kehlgegend wandte ich die in letzter Zeit so viel 
gepriesene Arsenbehandlung in Substanz an, da nach Operationen, 
wenn auch auf das sorgfältigste ausgeführt, einige ßecidiven 
eintraten. Die bis jetzt mit Arsen gemachten Erfahrungen 
können kein abschliessendes Urtheil abgeben. Unangenehm 
sind jedoch die sehr grossen Schwellungen. So habe ich drei¬ 
mal bei Maximalanwendung von l 3 /4 gr. solche in der Grösse 
eines grossen Brodlaibes und darüber beobachtet, so dass die 
geängstigten Besitzer wiederholt zur Nothschlachtung schreiten 
wollten. Weiter ist fatal, dass die Ausstossung der ab¬ 
gestorbenen Masse sich bis 5 Monate erstreckt, in welcher 
Zeit die Besitzer nur zu leicht den Glauben an einen Erfolg 
verlieren. (Bez.-Thierarzt Vogg-Rehau.) 

Bei der Haemoglobinämie des Pferdes wurde neben der 
sonst üblichen Therapie eine Dosis von 20 gr. Chloralhydrat 
und 10 gr. Calomel — auf einmal verabreicht — versucht und 


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53 


dabei recht befriedigende Resultate erzielt. Wenn nöthig, 
wurde dieselbe Gabe auch noch am folgenden und nächst¬ 
folgenden Tage verabreicht. 

Der Urin hellte sich verhältnissmässig schnell auf und 
war es niemals nöthig, das Tbier in eine Hängegurte zu 
bringen, da das Bewegungsvermögen sich in sehr kurzer Zeit 
wieder einstellte und sich die Thiere alsbald so weit erholten, 
dass sie im Stande langsam hin und her gehen konnten. 

Merkwürdig mag es erscheinen, dass die gewiss toxische 
Dosis von 20—30 gr. Calomel ohne allen Nachtheil vertragen 
wurde, geschweige denn einen gefahrvollen Durchfall nach 
sich brachte. Es stellte sich vielmehr meist nur eine aller¬ 
dings ausgiebige Defäkation halbweicber Kothmassen ein. Sicher¬ 
lich dürfte dabei die peristaltiklähmende Wirkung des Chloral- 
hydrates in Betracht zu ziehen sein. Ob dasselbe auch durch 
Hemmung der Zersetzungsvorgänge in den Muskeln einen so 
günstigen Einfluss auf den Verlauf der Krankheit äussert, 
mag dahin gestellt sein; sicher ist nur, dass diese Therapie in 
vorläufig 9 Fällen von Hämoglobinämie, welche in den ver¬ 
schiedensten Stadien zur Behandlung kamen, überraschende 
Erfolge erzielt hat. (Distr.-Thierarzt Dott 1 -Altomünster.) 

Hundestaupe. Bei dem so häufigen Vorkommen einer 
Paralyse oder Parese der Nachhand bei der Hundestaupe 
wurde täglich 1 gr. Sulfonal mit Eidotter gegeben und als 
überraschend gut wirkend befunden. Selbst in Fällen, in 
denen die Thiere die Füsse in der bekannten Robbenstellung 
nachzogen, trat auf Verabreichung dieses Mittels in kürzester 
Zeit Besserung und vollständige Heilung ein, auch ohne jede 
äussere Therapie. Ebenso sicher wirkte Sulfonal bei den in 
Folge der Sucht auftretenden Gehirnkrämpfen, welche bereits 
nach Verabreichung von ein paar Dosen sich völlig verloren. 

Zu Beginu der Staupe wurden mit Calomel höchst 
befriedigende Resultate erzielt; die Krankheit nahm hiebei 
meist einen abortiven Verlauf. 

(Distr.-Thierarzt D 5111 - Altomünster.) 

Von der günstigen Wirkung des Alkoholverbandes, wor¬ 
über ich schon vor ein paar Jahren in der „ Wochenschrift 
für Tbierheilkunde“ berichtete, kann ich auch im abgelaufenen 
Jahre einen Fall zitiren. 

Es handelte sich um eine penetrirende Krongelenks- 
verletzung. Die anfangs eingeleitete Behandlung mit einem 
trockenen Jodoform-Gazeverband, um die Wunde zum Ver¬ 
schluss zu bringen, gelang nicht, während dies durch den 


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Alkoholverband zu Stande kam. Ich verwendete hiezu 95°/oigen 
Alkohol, habe feinste Gaze damit getränkt, leicht in die Wunde 
geschoben und darüber den bekannten gefensterten Gutta- 
perchataffet-Verband gelegt. Alle Tage Erneuerung, des Ver¬ 
bandes. Verschluss der Wunde nach ca. 8 Tagen. 

Es wäre sehr zu wünschen, wenn mehr Versuche mit 
diesen Verbänden gemacht würden, um ein endgiltiges Urtheil 
darüber abgeben zu können. (Bez.-Thierarzt SUger-Dachau.) 


Referate. 

Schattenfroh und Grassberger: Die Beziehungen der un¬ 
beweglichen Buttersäurebazillen zur Rauschbrandaffektion. 

(Münchener Mediz. Wochenschr. 1900 Nr. 50 ) Die Autoren 
haben nachgewiesen, dass der Bacillus emphysematis (Pränkel, 
Lindenthal, Hitschmann) eine pathologische Varietät des Granulo- 
bacillus saccharobutyricus immobilis liquefaciens darstellt. Die 
Untersuchung eines Rauschbrandfalles, sowie einer Anzahl 
Rauschbrandkulturen lehrten nun, dass auch jedenfalls eine 
Anzahl von Rauschbranderkrankungen nicht durch den Bac. 
sarcemphysematos, sondern durch den unbeweglichen Butter¬ 
säurebacillus erzeugt werden. Ein Fall von typischem Rinder¬ 
rauschbrand ergab bei der bakteriologischen Untersuchung 
nirgends die Rauschbrandstäbchen, wohl aber Hessen sich aus 
verschiedenen Muskelpartieen Kulturen gewinnen, welche in 
keiner Weise von solchen des Buttersäurebacillus unterschieden 
waren. Die betreffenden Stäbchen waren für Meerschweinchen 
pathogen. Gasbildung in Milch etc., Buttersäurebildung, Un¬ 
beweglichkeit, Clostridien, starke Granulosebildung etc. waren 
nachweisbar. 

Ausserdem untersuchten die Autoren zwei Proben von 
Rauschbrandfleisch (von Meerschweinchen), 3 Reinkulturen, 
7 Proben von eingetrocknetem, rauschbrandigem Material, wie 
es als Ausgangspunkt für die Impfstoffbereitung dient. Die 
ersten zwei Proben erwiesen sich nur theilweise für Meer¬ 
schweinchen pathogen; in diesen Fällen liess sich der unbe¬ 
wegliche Buttersäurebacillus züchten. Die in Reinkultur über¬ 
sandten Stämme, welche bakteriologisch alle Charakteristika 
der Rau8cbbrandbacillen zeigten, waren nicht pathogen. 

Von den 7 Impfstoffproben (nur eine aus einem staatlichen 
Institute stammend) waren 5 hochgradig pathogen und führten 
in 20 Stunden den Tod von Meerschweinchen herbei. Von den 
Kadavern wurden in keinem Falle Reinkulturen gewonnen, 
welche als Rauschbrandbacillen hätten charakterisirt werden 
können; wohl aber konnten in allen Fällen unbewegliche 


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Buttersäurebacillen gezüchtet und isolirt werden. Die Pathogenität 
derselben für Meerschweinchen wurde zum Theil bereits kon- 
statirt, Untersuchungen an Rindern sind im Gange. 

„Gelänge der Versuch, woran wir nicht zweifeln, so wäre 
mancher Misserfolg der Rauschbrandimpfung erklärlich, voraus¬ 
gesetzt, dass verschiedenartige Prozesse Rauschbrand heissen. 
Als weitere Versuche werden sich lmmunisirungs- resp. Impf¬ 
versuche anreihen, die wir uns, soweit sie sich auf den unbe¬ 
weglichen Buttersäurebacillus beziehen, Vorbehalten. Dieselben 
dürften auch Aufschluss bringen, ob beim Rausch brandprozesse 
vielleicht auch echte Mischinfektionen eine Rolle spielen.“ 

Schattenfroh und Grassberger: Neue Beiträge zur Kennt- 
niss der Buttersäuregährungserreger und ihrer Beziehungen 
zum Rauschbrand. (Münchener med. Wochenschr. Nr. 2 1901.) 
In obigem Aufsatze vervollständigen die Autoren ihre Angaben 
über die Identität des Rauschbrandbacillus mit dem unbeweg¬ 
lichen Buttersäurebacillus. Frühere Untersuchungen der Ver¬ 
fasser hatten gezeigt, dass in der Natur in grosser Verbreitung 
sowohl eine bewegliche als eine unbewegliche Art von Butter¬ 
säurebacillen Vorkommen, welche beide aus Kohlehydraten 
Buttersäure, Milchsäure, Kohlensäure und Wasserstoff, daneben 
gelegentlich geringe Mengen von Alkoholen erzeugen. Eiweiss 
peptönisirönde Fermente fehlen beiden Arten. Nun gelang es 
bei Züchtung mit milchsaurem Kalk gleichfalls, eine ganze 
Anzahl anaerober Bakterien zu züchten, welche sowohl 
Kohlehydrate unter Buttersäure-, Milchsäure- und oft reichlicher 
Alkoholbildung vergähren, als auch Eiweiss unter Bildung 
stinkender Fäulnissprodukte peptonisiren. Während die erst¬ 
genannten Arten z. B. das durch die Säurewirkung in der 
Milch ausgefällte Kasein nicht wieder in Lösung überführen, 
wird es von letzteren Arten nach anfänglicher feinflockiger 
Füllung in kürzester Zeit wieder peptonisirt. Für diese neue 
Gruppe schlagen die Autoren den vorläufigen Namen „fäulniss- 
erregender Buttersäurebacillus“ vor, welchem die beiden erst¬ 
genannten Arten als „beweglicher“ und „unbeweglicher“ Butter¬ 
säurebacillus gegenüberstehen. Die anaeroben Bacillen sind 
beweglich, bilden bei den gewöhnlichen Züchtungsmethoden 
stets endogene Sporen, welche in der Mitte oder am Ende des 
Stäbchens sitzen und letzteres meist kolbig auftreiben. 

Durch ihre neuesten Untersuchungen glauben die Autoren 
nun den sichern Beweis erbracht zu haben, dass ein in die 
Gruppe der unbeweglichen Buttersäurebakterien ge¬ 
hörendes Stäbchen (ein „Clostridium“) kat’ exochen der Er¬ 
reger des Rinderrauschbrandes ist. 


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56 


In Anbetracht des grossen nicht bloss theoretischen In¬ 
teresses, welches die Frage hat, mögen hier die wichtigsten 
bisher mitgetheilten Feststellungen Platz finden. 

1. „Eine Probe von getrocknetem, rauschbrandigen Meer¬ 
schweinchenfleisch, die uns Professor Johne in Dresden zu¬ 
sandte, war in einem Falle für Meerschweinchen bei subkutaner 
Einverleibung nicht pathogen und wurde von uns nicht weiter 
untersucht. 

2. In einem von Professor Ostertag in Berlin uns über¬ 
sandten rauschbrandigen Meerschweinchenfleisch waren in Rein¬ 
kultur unbewegliche Buttersäurebacillen nach¬ 
weisbar. Dieselben waren für Meerschweinchen, in Reinkultur 
injicirt, hochgradig pathogen (hämorrhagisches Oedem mit Gas¬ 
bildung etc.). 

3. Die Muskeln eines in Purgstall (Niederösterreich) 
an Rauschbrand gefallenen Rindes, welches von 
uns an Ort und Stelle sezirt worden war, enthielten fast in Rein¬ 
kultur, nur in geringem Masse mit aeroben Kurzstäbchen oder 
Coccen verunreinigt, unbewegliche, für das Meerschweinchen 
äusserst pathogene Buttersäurebacillen (typischer Befund). In 
diesem Falle beobachteten wir unter gewissen Kulturbeding¬ 
ungen ganz enorme Granulöse- und Clostridienbildung, wie 
wir sie früher und später nur selten antrafen. 

4. Professor Guillebeau in Bern hatte die besondere Freund¬ 
lichkeit, uns 7 Proben von eingetrocknetem Rauschbrandmateriale 
(noch nicht attenuirt), das er zur Bereitung des Rauschbrand¬ 
impfstoffes verwendet, zuzusenden. Diese Proben waren es, 
über welche wir schon kurz berichteten. Hinzufügen wollen 
wir noch, dass direkt aus den Muskeln eines mit einer dieser 
Proben geimpften Meerschweinchens ausschliesslich 
die unbeweglichen Buttersäurebacillen, die auch in allen 
anderen Proben nachweisbar und kultivirbar waren, 
gezüchtet werden konnten. 

5. Ein Muskelstück von einem rauschbrandigen Rinde, 
das uns Bezirksthierarzt Mucha in Lilienfeld (Niederösterreich) 
in frischem Zustande in sterilem Glase verpackt, 
freundlichst zusandte, enthielt fast in Reinkultur den unbeweg¬ 
lichen Buttersäurebacillus. Schon im Originalmuskel waren 
im mit Jod gefärbten Ausstrichpräparat eine grosse Anzahl 
von mit Granulöse dicht beladenen Stäbchen und Clostridien 
zu sehen. 

6. Von den durch Professor Nocard in Alfort übersandten 
3 Proben Impfstoffes (attenuirt?) war nur eine pathogen. Wir 
züchteten in diesem Falle, wie stets, den unbeweglichen Butter¬ 
säurebacillus und konstatirten im Ausstrichpräparate der Muskeln 


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des gefallenen Thieres denselben typischen Befund, wie in den 
früher erwähnten Fällen (Clostridien, Granulöse). 

7. Endlich danken wir der freundlichen Vermittlung von 
Professor Erwin Voit, Professor Kitt in München die Zusendung 
eines getrockneten Rindermuskels. Aus Stückchen von diesem 
wuchs bei geeignetem Kulturverfahren in Reinkultur der 
unbewegliche Buttersäurebacillus. 

Bei Einbringung eines Muskelstückchens unter die Haut 
eines Meerschweinchens konnte die hohe Pathogenität des ein¬ 
gesandten Materials erwiesen werden (typischer Befund, Granu¬ 
löse, Clostridien).“ 

Die Angaben aus der Literatur, welche die Verfasser zum 
Beweise für ähnliche frühere Beobachtungen zitirten, können 
hier übergangen werden. Den Grund, wesshalb trotz der 
reichen Anzahl klassischer Arbeiten, welche über das Rausch¬ 
brandvirus vorltegen, die Identität des Rauschbrandstäbchens 
mit dem Buttersäurebacillus noch nicht festgestellt worden, 
Sehen die Verfasser in der Schwierigkeit, Reinkulturen der 
RftU8chbrandbacillen zu erhalten. Abgesehen von der Schwierig¬ 
keit, dieselben vom Thiere zu züchten, ist hier der Umstand 
von besonderer Wichtigkeit, dass „beim natürlichen Rinder¬ 
rauschbrand, wie auch schon Kitt hervorhebt, im Kadaver 
stets eine Anzahl von verschiedenen, den Rauschbrandprozess 
begleitenden Bakterien angetrofien wird. Unter diesen finden 
sich aüch anaerobe Arten, welche beweglich sind und welche 
ungemein leicht in den Kulturen zur Entwicklung gebracht 
werden kÖnnön. Bei dem Umstande, dass bis jetzt das Platten¬ 
verfahren im* Allgemeinen nicht häufig mit Erfolg angewandt 
wurde, ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Autoren die anaeroben 
Arten nicht gehörig zu trennen vermochten, eine hohe. Erwägt 
man noch die Thatsache, dass der spezifische Erreger schwer 
züchtbar ist, so wird die Sachlage immer klarer und man wird 
mit der Annahme, dass es sich bisher im besten 
Falle um Mischkulturen gehandelt hat, nicht 
weit fehlen. 

Wir müssen aber noch einen Schritt weiter gehen und 
können die Thatsache, dass viele in den Laboratorien fort¬ 
gezüchtete Stämme, wie wir uns selbst für eine grössere An¬ 
zahl überzeugen konnten, einer ganz anderen Gruppe angehören 
und mit dem Rauschbrand gar nichts mehr zu thun haben, 
nur so erklären, dass entweder von vornherein aus rausch- 
brandigem Materiale oder allmählig im Verlaufe der wieder¬ 
holten Uebertragungen (zum Theil wohl durch die Kultur¬ 
methode hervorgerufen), die nicht spezifischen Bakterien 
angereichert, schliesslichinReinkul tur gezüchtet wurden. 


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58 

Dass manche Autoren mit ihren Kulturen bei Meer¬ 
schweinchen tödtliche Erkrankungen hervorrufen konnten, 
spricht nicht gegen unsere Annahme. Denn einmal liegt die 
Möglichkeit vor, dass auch andere, nicht spezifische, für das 
Meerschweinchen pathogene Bakterien in denselben vorhanden 
waren, ferner konnten die spezifischen Erreger, wenn auch 
nur in Form von Sporen, der Kultur adhaerieren. Bei Thier¬ 
passage kamen sie dann wieder zu ausgiebiger Entwicklung 
und führten den Tod der Thiere herbei. 

Wir vermuthen, dass auch die Resultate Kitasato’s sich 
auf diese Weise erklären. In diesen Versuchen war die Mög¬ 
lichkeit, dass die nicht spezifischen anaeroben Bakterien reichlich 
im Gewebe zur Entwicklung kommen, durch die Anordnung 
derselben besonders begünstigt, da K. die Thiere gewöhnlich 
erst 24—48 Stunden nach dem Tode sezirte.“^ E. A. 

Dr. Kellner: Untersuchungen über die Verdaulichkeit des 
Torfmetlles. (Landwirthschaftl. Presse Nr. 1 1901.) Fein¬ 
gemahlener Moostorf bildet einen Bestandteil der fabrik- 
massig hergestellten Torfmelasse. 

Man hat angenommen, dass der der Torfmelasse bei¬ 
gemischte Torf nicht verdaulich sei und desswegen bei der 
Bewertung der Torfmelasse als Futtermittel nicht in Betracht 
kommen könne. * 

Diese Annahme gründete sich auf die Voraussetzung, dass 
die leichter löslichen und daher den Verdauungssäften zugäng¬ 
lichen Bestandteile der Moosarten, aus welchen der Torf 
entsteht, bei der langandauernden Zersetzung, welcher diese 
Pflanzen im Verlaufe der Torfbildung ausgesetzt waren., zer¬ 
stört werden. 

Dr. Kellner hat nun im Verein mit Dr. Zahn und Dr. von 
Gillern an Hammeln Versuche über die Frage angestellt, ob 
bei der Torfbildung die sämmtlichen verdaulichen Stoffe zer¬ 
stört werden. 

Diese Versuche ergaben, dass Torfmehl den Verdauungs¬ 
apparat nicht bloss vollständig unverdaut passirt, sondern auch 
noch andere Stoffe, nämlich Nährstoffe aus dem übrigen Tbeile 
und den Verdauungssäften in den Koth überführt. Das Torf¬ 
mehl ist daher nur Ballast, welcher beim Kauvorgange und 
bei den Verdauungsprozessen im Magen und Darme einen 
Verbrauch an Kraft bedingt, der durch den Zerfall sonst 
nutzbringender Nährstoffe gedeckt werden muss. Beurtheilt 
man das Torfmehl vom Standpunkte der Zufuhr und Ver- 
werthung der Nährstoffe des Futters, so hat das Torfmehl 
einen negativen Werth. M. A. 


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Drnckfehlerberictatignnfir : In Nr. 4 S. 44 Zeile 14 r. u. soll es 
heissen: „Peroheron“ statt „Porobevans 4 . 

Stand der Thierseuchen in Bayern am 15. Januar 1901. 

a) Rotz (Wurm). 

Niederbayern: Vilsbiburg 1 Gern., (l Geh.); Schwaben: 
Donauwörth 1 Gern. (1 Geh.). 

b) Maul- und Klauen-Seuche. 
Oberbayern 4 Gern. (16 Geh.); Pfalz 3 Gern. (3 Geh.); 
Oberpfalz 3 Gern. (4 Geh.) ;Oberfranken 8 Gern. (8 Geh.); 
M ittelfranken 1 Gern. (1 Geh.); Unterfranken 3 Gern. 
(3 Geh.); Schwaben 44 Gern. (102 Geh.). 

d) Schweineseuche (Schweinepest): 
Niederbayern 1 Gern. (1 Geh.). 








Hauptner-Instrumente 

kauft jeder Thierarzt am besten direct aus der Fabrik, weil 
er sioh hierdurch besondere Vortheile sichert, die durch den 
Zwischenhandel nioht gewährt werden können. 

Die Instrumenten - Fabrik H. Hauptner, Berlin 
NW., Luisenstrasse 53, erzeugt ausschliesslich thier¬ 
ärztliche Instrumente in grossem Umfange.. Trotzdem der 
Bedarf an tierärztlichen Instrumenten naturgemäss kleiner ist 
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Hochschule München sowie für den kgl. Hofmarstall in München» 

mmmm 


Verantwortliche Redaktion: M. Albrecht. 
Expedition und Druck von J. Go tt es Winter, München. 


Für die Redaktion bestimmte Sendungen sind an Professor 
A Ihre eh t, Veterinftrstr. 6/1> zu richten. 0. Red. 


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für 

Thierheilkunde und Viehzucht 

Unter Mitwirkung bewährter Fachmänner 

herausgegeben von 

M. Albrecht und Ph. J. Göring. 

45.'Jahrgang. München, den 5. Februar I9M. Nr. 6. 

Inhalt: Prof. Dr. C. Parascandolo: Magencarcinom bei einem Hunde. 
Gastreotomie — Bericht Ober die Delegirten-Versammlung bayerischer 
Tfaierfirzte in Nürnberg. — Referate. — Bücherschau. — Personalien, —i 
Inserate. 

1 .- ■ . 1 r 

Magencarcinom bei einem Hunde. Gastreotomie. 

Von Prof. Dr. C. Parasoandolo in Neapel. 

(Fortsetzung.) 

In den Fällen, in welchen die Diagnose schwankend ist, 
darf mit der Probeincision nicht zu lange gewartet werden. 
Man macht einen Einschnitt in der Medianebene zwischen 
dem Schwertfortsatz und dem Nabel, verlängert die Wunde, 
bis die Pars pylorica sichtbar wird, die der gewöhnliche Sitz 
der. Erkrankung ist. Aber auch die durch lnspektion und 
Palpation bei . der Probelaparotomie feststellbaren Verändere 
ungen, d. i. eine gewisse Derbheit in der Wand des Magens, 
eventuell etwas weissliche Verfärbung etc. können zur sicheren 
Diagnose nur bei reicher Erfahrung führen, und eine Probe- 
excision ist wegen der Gefahr der Verimpfung nicht möglich. 
Auch die Untersuchung der Umgebung der Schlundöffnung 
ist oft schwierig und führt zu keinem Resultat; man kann, 
eine kleine Oeffnung in die Magenwand machen und mit dem 
eingeführten Finger die Vorderwand einstülpen, um die Schlund¬ 
öffnung zü exploriren; ist die Oeffnung vollständig verschlossen, 
so wird man erst einen Druck ausüben müssen, ehe sich ein 
Grübchen in der normalen Oeffnung zeigt (Abbe). Will man 
eine instrumenteile Untersuchung der Cardiaöffnung machen, 
so bat man nach Richardson eine kleine Incision in der 
Vorder wand zu machen und die hochgezogene kleine Curvatur 
bildet dann eine Furche, deren entlang man direkt zur Schlund¬ 
öffnung kommt. Der Fundus des Magens ferner kann unter¬ 
sucht werden, indem man an ihm zieht und ihn zur Inspektion 
hervorholt, ausserdem kann man nach Incision des grossen 
Netzes seine Hinterwand untersuchen. Am leichtesten ist die 



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Untersuchung des Pylorus. Wenn keine Verwachsung besteht, 
so kann er vollständig aus der Bauchhöhle hervorgezogen 
werden, besteht ein kurzes Magenleberband, so muss dieses 
eingeschnitten werden, worauf der Pylorus und der obere 
Therl des Duodenums völlig beweglich werden. Man darf 
nicht verkennen, dass man auch mittels dieser Probelaparotomie 
die exakte Diagnose nicht immer sicher stellen kann, und dass 
die diagnostischen Irrthümer in dieser Hinsicht nichts seltenes 
sind. Jedenfalls kann die Probelaparotomie, auch wenn sie 
ihren Zweck nicht vollkommen erfüllt, doch in vielen Fällen 
die Gelegenheit zu Eingriffen geben, welche dem Kranken 
von Nutzen sind. 

Die Operationen am Magen bei Carcinomen sind ver¬ 
schieden je nach der Ausdehnung und dem Orte der Neubildung : 

1. Pylorectomie. Entfernung eines grösseren oder kleineren 
Theih der Pylorusregion. Die Operation gibt nur bei sehr 
frühzeitigem Eingriff gute Resultate. 

2. Gastrostomie. Anlegung einer Magenfistel bei Ver¬ 
schluss der Cardia, um die Inanition hintanzuhalten und die 
Reizung durch zugeführte Nahrung zu verhüten, ähnlich wie 
dies die Kolostomie beim Rectumcarcinom bezweckt. 

3. Jejunostomie. Wenn der Krebs des Magenfundus die 
Magenöffnungen derart verschliesst, dass eine Nahrungsauf¬ 
nahme nicht möglich ist, so kann diese Operation oder die 
Duodenostomie gemacht werden. 

4. Gastroenterostomie. Herstellung einer Verbindung 
zwischen Magen und Dünndarm. Dieselbe wird entweder mit 
Nähten oder mit dem Murphy’schen Knopfe gemacht. Die 
Anastomose kann sowohl an der vorderen als an der hinteren 
Wand angelegt werden. 

5. Gastrectomie. Die vollkommene Entfernung des Magens 
ist die radikalste Operation, und einzelne Autoren glauben, 
dass auch, wenn nur ein Theil des Magens krebsartig erkrankt 
ist, der ganze Magen entfernt werden muss, da die Pylorus- 

# resektion und Gastroenterostomie wegen der grossen Zahl von 
Recidiven, die bei ihnen auftreten, nicht zufriedenstellend sind. 
Bernays erinnert daran, wie sehr die Resultate der chirur¬ 
gischen Behandlung des Ute^uscarcinoms sich verbessert haben, 
seitdem die Totalexstirpation an Stelle der Amputation der 
Cervix getreten ist. Indes kann über die Gastrectomie das 
letzte Wort noch nicht gesprochen werden. Der Krebs des 
Pylorus mit Tendenz zur Ausbreitung und jener des Fundus 
müssten der Gastrectomie unterzogen werden, und die Pylo¬ 
rectomie wäre zu reserviren für die gewöhnlichen Fälle ring¬ 
förmiger Infiltration, in denen sie ihre grössten Triumphe feiert« 


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63 


Der amerikanischen Chirurgie verdanken wir die erste 
Operation, durch welche der Magen vollkommen entfernt wurde, 
nämlich durch Conners; jedoch wurde, da die Operation 
damals tödtlichen Ausgang nahm, das Verfahren zunächst 
nicht weiter verfolgt. Später wurden von Schlatter, Richard- 
son, Brigham, Macdonald mehr als 15 Operationen aus¬ 
geführt. Ausserdem werden noch angeführt Fälle von May dl, 
Hacker, Dur ante, No orden, Kolaczek, Schaltz, Deria- 
jinski, Parozzano, Codivilla, Langenbusch, Breitung, 
Faure u. A. In nicht geringer Anzahl wurden Resektionen 
des Magens bei Hunden,ausgeführt. So hielt Czerny einen 
gastrectomirten Hund mehr als fünf Jahre lang am Leben. 
Pachon und Carvallo konstatirten bei einem Hund, dass 
er nach der Operation um 500 g an Gewicht zunahm, da er 
fast alle Nahrung vertrug, nachdem er mehr als einen Monat 
lang bei flüssiger Diät gehalten worden war. Aehnliche Ver¬ 
suche wurden von De Filippi ausgeführt, welcher beob¬ 
achtete, dass nach der Entfernung des Magens keine wesent¬ 
lichen Aenderungen im Stoffwechsel eintraten; die Hunde ver¬ 
dauen auch das rohe Fleisch, wenn es nur fein gewiegt wird. 
Die Kohlehydrate werden vollständig resorbirt, abnorme 
Gährungsprozesse im Darm treten nicht ein, sodass ein Hund, 
der mit Fleischmus gefüttert wurde, weniger Stickstoff 
ausschied als ein normaler Hund, welcher gemischte Nahrung 
bekam, in der das Fleisch zu Stücken geschnitten war. In 
gleicher Weise wurde auch das Fett ausgenützt. Die Leichtig¬ 
keit, mit welcher das Duodenum mit dem Oesophagus in 
Anastomose gebracht werden kann, ist erstaunlich, und der 
günstige Erfolg beruht zum Theil auf diesem wichtigen Faktor. 
Man muss in Rechnung ziehen, dass Todesfälle nach theil- 
weiser oder vollständiger Gastrectomie durch Einschliessung 
eines Theiles des Mesokolon in die verwandten Ligaturen vor¬ 
gekommen sind, da in einigen Fällen Gangrän des Quer- 
kolon eintrat. Wenn das Magenleberband zuerst abgebunden 
wird, können die Finger unterhalb des Pylorus eingeführt 
werden und bei der Abbindung und Trennung des Ligamentum 
gastrocolicum benützt werden. Zur Vereinigung der' Enden 
benützt man entweder den Murphy’schen Knopf oder irgend 
ein Nahtv,erfahreü; die beiden Methoden sind ungefähr gleich¬ 
wertig. 

Ich berichte nunmehr den klinischen Fall, der zu meiner 
Beobachtung kam. Im Juli 1899 hatte ich Gelegenheit, einen 
schwarzhaarigen Jagdhund von einem Gewichte von 10 kg 
400 g zu untersuchen. Sein Herr berichtete mir, dass seit 
einem Jahr das Thier kränkelte, und dass es in dieser Zeit 


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64 


die Hälfte seines früheren Gewichtes verloren habe. Nach 
dem Fressen bekam es regelmässig heftige Schmerzen, heulte 
kläglich und erbrach in kurzen Zwischenräumen während des 
ganzen folgenden Tages und während der Nacht; dieselben 
Erscheinungen wiederholten sich Tag für Tag. Das Erbrochene 
war gelb, von säuerlichem unangenehmem Geruch, manchmal 
von feinen Blutstreifchen durchzogen. Die besagten Störungen 
sowie hochgradiger Durst bestanden seit Beginn der Erkrankung, 
und jede, auch die geringste Nahrungsaufnahme erzeugte das 
Erbrechen von neuem; auf Milchdiät Hessen die Erscheinungen 
etwas nach. Manchmal zeigte das Thier heftige Schmerzen 
im Bauche urid entleerte dann in der erbrochenen gelblichen 
Flüssigkeit Reste von der Nahrung der vorhergehenden Tage 
und eine grosse Menge klumpigen Blutes. Auch mit den 
Fäces war mehrfach Blut abgegangen. Endlich bestand hart¬ 
näckige Verstopfung. 

Bei der Untersuchung zeigt sich das Thier stark herunter¬ 
gekommen, das Fettpolster fast geschwunden, der Bauch beider¬ 
seits eingefallen, bei Nahrungseinführung bläht er sich auf. 
Bei Palpation zeigt sich Schmerzhaftigkeit in der Magengegend. 
Bei Perkussion erweist sich die Region, in welcher der tym- 
panitische Schall des Magens erkennbar ist, über die Norm 
vergrössert, reicht nach abwärts bis zum Nabel und in der 
linken Brustgegend bis zum 9 Zwischenrippenraum. An vielen 
Stellen der Magengegend ist der Schall gedämpft und fühlt 
man eine abnorme höckerige Resistenz, die von der Umgebung 
sich deutlich abgrenzen lässt. Die Untersuchung des Magen¬ 
inhaltes nach einer Ewal d’sehen Probemahlzeit gab folgendes 
Resultat: starksauere Reaktion; freie Salzsäure (üünzburg’sches 
Reagens) Spuren von Milchsäure (Uffelmann’sches Reagens) 
sind nachweisbar. Gesammtacidität normal: 1,27°/oo l Phenol- 
phtaleinprobe), Gesammtsalzsäuregehalt fast normal: l,09°/oo 
(Mintz’sche Methode). Ich untersuchte noch auf die Gegen¬ 
wart von Salzsäure (deren Mangel nach van den Weiden für 
das Magencarcinom pathognomonisch ist) nach der Edinger’ 
sehen Methode mittels einer gesättigten Lösung von Tropäolin, 
bekam aber nicht die gewohnte purpurrothe Färbung, welche 
die Anwesenheit von Salzsäure anzeigt Bei mikroskopischer 
Untersuchung des Erbrochenen konstatirte ich: theils verdaute, 
theils unverdaute Nahrungspartikel, gut erhaltene ‘daneben 
entfärbte rothe Blutkörperchen (Ringe und Schatten) Ausser¬ 
dem fanden sich zahlreiche Epithelzellen der Maulschleimhaut, 
Leucocyten. zahlreiche Stäbchen und Streptococcen. 

Aus all diesen Krankheitserscheinungen stellte ich die 
Diagnose auf ein wahrscheinlich in der Vorderwand des Magen- 


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fundus gelegenes Carcinom. Ich erklärte dem Eigentümer, 
dass die einzige mögliche Behandlung in der theilweisen oder 
gänzlichen Entfernung des Magens bestehe und ersuchte ihn, 
mir den Hund anzuvertrauen, um ihn, wenn er die Operation 
überstünde, wieder zurückzustellen; der Eigentümer wollte 
dagegen, dass ich den Hund in söinem Hause operirte. Als 
Vorbereitung zur Operation Hess ich dem Thiere die Haut 
über Brust und Bauch sowie auf der Innenseite des Ober¬ 
schenkels rasiren und gab ihm dann ein Vollbad in Seifen¬ 
wasser. In Hinsicht auf den Magen verfuhr ich nach folgenden 
Erwägungen: wir wissen, dass unter normalen Bedingungen 
im Magen Bakterien nicht existiren, während in den Fällen 
von Krebs mit motorischer Insuffizienz, mit Nahrungsrerention 
und in den vorgerückten Stadien, wo Geschwürsbildung ein¬ 
getreten ist, die Bedingungen für die Entwicklung von Fäul- 
nisspilzen u. 8. w. günstige sind. Guillot widerrät die Aus¬ 
waschung des Magens vor der Operation, um den Kranken 
nicht zu schwächen, und gibt aus demselben Grunde auch 
keine Abführmittel. Ich ging indes in der Weise wie die 
meisten Chirurgen und nach dem in der Klinik von Halstet- 
Cusbing gebräuchlichen Verfahren vor Die Nahrüngszufuhr 
wurde einige Zeit vor der Operation verändert, indem leicht 
verdauliche und durch Kochen sterilisirte Nahrung gegeben 
wurde; ausserdem wurden mehrere ölige Purgantien verabreicht. 
Maul und Zunge wurden täglich mehrere Male desinfizirt. 
Bis zum Operationstag machte ich täglich Magenspülungen, 
um die nicht verdauten Nahrungsmittel mechanisch wegzu¬ 
schaffen und ihren Zerfall zu verhindern Unmittelbar vor 
der Operation entleerte ich den Magen, um zu vermeiden, dass 
beim Emporheben des Magens Nahrungspartikel in den Oeso¬ 
phagus gelangen und Schluckpneumonie hervorbringen könnten. 
Hierauf wurde der Hund noch einmal einem Seifenvollbad 
unterworfen und sodann auf den Operationstisch gebunden. 
Die Magengegend wurde zuerst mit Terpentinöl, dann mit 
Aether, hierauf mit Alkohol und schliesslich mit l°/oo Sublimat¬ 
lösung abgewaschen, hierauf mittels einer Lage mit 1 °/oo 
Sublimatlösung getränkter Watte bedeckt, welche 30 Minuten 
lang liegen blieb Im Uebrigen wurden die /gewöhnlichen 
aseptischen Kautelen getroffen. (Schluss folgt.) 


Bericht über die Delegirten-Versammlung bayerischer 
Thierärzte in Nürnberg. 

. Auf Einladung des thierärztlichen Kreisvereins von Ober¬ 
franken versammelten sich am 16. Dezember v. Js. in Nürn- 


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berg 23 Vertreter sämmtlicher thierärztlicher Kreiavereine mit 
Ausnahme der Oberpfalz. 

Nach Begrüssung der Anwesenden durch den Vorsitzenden 
des thierärztlichen Kreisvereins von Mittelfranken, Herrn k. Be¬ 
zirksthierarzt Hollenbach, wurde der Genannte als 1. Vor¬ 
sitzender, die Herren k. Bezirksthierarzt Hohenleitner als 
2. Vorsitzender und k. Zuchtinspektor Attinger als Protokoll¬ 
führer gewählt. 

Herr k. Bezirksthierafzt Hollenbach führte sodann aus, 
dass sich der bayerischen Thierärzte eine tiefgehende Bewegung 
bemächtigt habe, einmal wegen der alle deutschen Thierärzte 
in grosse Spannung versetzenden Maturitätsfrage, das anderemal 
wegen der in Aussicht stehenden Reorganisation des bayerischen 
Civilveterinärwesens. 

Niemand wisse, was die Zukunft bringe, auch sei es 
fraglich, ob vor Erlass einer diesbezüglichen Verordnung die 
thierärztlichen Kreisvereine einvernommen würden, wie dies 
in ähnlichen Lagen bei den Aerztekaramern u. s. w. der Fall 
ist. Es dürfe daher nicht als Unbescheidenheit bezeichnet werden, 
wenn die bayerischen Thierärzte sich mit den für ihre ganze 
Existenz hochwichtigen Fragen befassen und ihre bezüglichen 
Wünsche an geeigneter Stelle zum Vortrag bringen. Zunächst 
käme in Betracht, dass die Coordination*) der Bezirks- 

*) Ein Subordinationsverhältniss der Bezirksthierärzte unter die Be¬ 
zirksämter dürfte überhaupt nicht bestehen. Wenn auch in § 10 der 
Kgl. Allerh. Verordnung vom 20. Juli 1872, „das Civilveterinärwesen betr. 4 , 
von der den Bezirksthierärzten Vorgesetzten Distriktspolizeibehörde die 
Rede ist, so ist dieser Ausdruck wohl anstatt „zuständige 4 gewählt worden, 
denn in § 6 der gleichen Verordnung heisBt es ausdrücklich, dass der Be¬ 
zirksthierarzt der Distriktspolizeibehörde als technischer Berather zur 
Seite zu stehen hat; in $ 20 Abs. 1 und 3 ist davon die Rede, 
daR8 die Aufsicht über die Geschäftsführung der Bezirks- 
thierärzte und die Handhabung der Disciplin über 
dieselben der k. Kreisregierung zusteht, während die 
übrigen, also praktischen und Distriktsthierärzte, unter Aufsicht der 
Distriktspolizeibehörden und der Bezirksthierärzte stehen, ln dem Aus¬ 
schreiben der kgl. Regierung von Oberbayern, K. d. I. f vom 20. XII. 1884 
und der autogr. Kntschliessung der Kgl. Regierung der Pfalz, K. d. I., 
vom 11: Vit. 1890, „die Beurlaubung der Bezirksthierärzte 4 betr., heisst 
es, dass die Ertheilung der Urlaubsbewilligung für das den Kreisregier¬ 
ungen unmittelbar untergeordnete Dienstpersonal, wozu auch 
die Bezirksthierärzte zählen, zur Competenz der Kgl. Kreisstellen gehöre. 
Die Selbstständigkeit der amtlichen Thierärzte geht auch aus den §§ 12 
und 14 des Reichsgesetzes vom 23. VI. 1880 und 1. V. 1894, „die Abwehr 
und Unterdrückung von Viehseuchen 4 betr., hervor, welche anordnen, dass 
die Polizeibehörden auf die Anzeige eines Seuchenau6bruches oder des 
Verdachts eines solchen den beamteten Thierarzt „zuzuziehen haben 4 und 
auf die gutachtliche Erklärung desselben, dass ein Seuchenausbruch oder 
der Verdacht eines solchen vorliege, die erforderlichen Schutzmassregeln 
„zu treffen habe 4 . Att. 


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thierärzte mit den Bezirksämtern offen ausgesprochen wird, 
nachdem die Thierärzte auf Grund ihrer Vor- und Fachbildung 
als selbstständige Organe ihr Amt versehen können, nachdem 
sie für ihre Handlungen voll verantwortlich sind und eine 
Reihe selbstständiger Anordnungen zu treffen haben. Wenn 
das Verhältnis zwischen Bezirksämtern und Bezirksthierärzten 
gegen früher besser geworden sei, so rühre dies nicht zum 
kleinsten Theile davon her, dass die Bezirksthierärzte nicht 
nur in amtlichen, sondern auch den verschiedenen landwirt¬ 
schaftlichen Vereinsangelegenheiten zu notwendig gebraucht 
würden. x 

Nach den bestehenden Bestimmungen gebühre jedem prag¬ 
matischen Beamten ein Rang und eine Uniform; wenn letz¬ 
tere auch nicht vordringlich sei, so bestehe doch um so mehr 
der Wunsch, dass den Bezirkstierärzten ein der Bedeutung 
ihrer Stellung und ihrer Aufgaben entsprechender, nicht zu 
engherzig bemessener Rang zuerkannt werde. 

Nachdem in Bayern die höheren Stellen für Thierärzte 
sehr spärlich seien und selbst die tüchtigsten und fähigsten 
Bezirksthierärzte zeitlebens in ihrer Stellung verbleiben müssen, 
wäre es angezeigt, eine Zwischenstellung zwischen 
Bezirksthierärzten undKreisthierärztenzu schaffen, 
die hauptsächlich durch eine höhere Gehaltsklasse, in zweiter 
Linie erst durch entsprechenden Titel oder Rang zum Aus¬ 
druck kommen solle. 

Sodann wäre eine Regelung der Gebührenfrage 
dringendst geboten. Es sei unmöglich, für die hiefür ausge¬ 
setzten 4 JVt. Fuhrwerk zu bekommen; auch sei es nicht ge¬ 
rade erfreulich, dass der viel beschäftigte amtliche Thierarzt, 
wenn das Seuchenaversum bedeutend überschritten werde, um 
das, was er sich ehrlich verdient habe, noch besonders bitten 
und Abschriften des Geschäftstagebuches machen müsse. Da 
manche Collegen eigenes Fuhrwerk besitzen, wäre die Berech¬ 
nung der Reisekosten nach km zu empfehlen. 

Bei der grossen Ausdehnung der meisten Amtsbezirke, 
der ungemein starken Inanspruchnahme der amtlichen Thier¬ 
ärzte bei grossen Seucheninvasionen und mit Rücksicht auf 
die curative Thätigkeit, deren Vernachlässigung durch den 
Amtsthierarzt von den Landwirthen sehr verübelt werde, wäre 
die Beigabe eines staatlichen Assistenten besonders 
dann erwünscht, wenn der Bezirksthierarzt die amtlichen Ge¬ 
schäfte nicht allein mehr bewältigen kann, sodann bei Beur¬ 
laubung, Erkrankung und dgl. Dadurch würden auch junge 
Thierärzte Gelegenheit finden, sich auf die spätere selbstständige 
Stelle als Amtsthierärzte vorzubereiten. 


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Zum Schlüsse stellte der Herr Referent den Antrag, es 
sei eine Denkschrift auszuarbeiten und dem K. Staats- 
nainisterium des Innern, sowie den beiden Kammern mit der 
Bitte um Berücksichtigung vorzulegen. Als Grundlage könnte 
hiebei die von Herrn Colle^en Frank in Kusel abgefasste 
Denkschrift „zur Stellung der amtlichen Thierärzte in Bayern“ 
dienen. 

Bezüglich der Schaffung einer Central Vertretung der 
bayerischen Thierärzte sei noch zu bemerken, dass eine solche 
zwar sehr wünscheuswerth, jedoch vorerst kaum durchführbar 
sei. Es sei zu empfehlen, dass zunächst jeder Kreisverein 2 
Vertreter namhaft mache, welche alljährlich zusammentreten 
und über Standesfragen berathen sollen. 

Herr k. Bezirksthierarzt Frank von Kusel ist der An¬ 
sicht, dass die Gehaltsfrage und die Schaffung einer 
Zwischenstelle zwischen Bezirks- und Kreisthier¬ 
arzt zunächst nicht in Betracht kommen solle. Es solle 
mehr die ideale und weniger die materielle Seite des Berufes 
hervorgehohen werden. Dagegen sei anzustreben, dass die 
Thierärzte, welche Bezirksthierärzte werden wollen, ein hal¬ 
bes Jahr bei einem amtlichen Thierarzt und ebenso 
lang an einem grösseren Schlachthof praktisch 
thätig gewesen sein messen. Dadurch würde einerseits 
eine bessere Ausbildung der jungen Thierärzte erzielt, anderer¬ 
seits der Mangel an Assistenten behoben. 

Ferner solle das K. Staatsministerium des Innern gebeten 
werden, zu genehmigen, dass alle Reisen der Bezirksthier¬ 
ärzte, welche im landwirtschaftlichen Interesse z. B. 
zu den Kreisausschusssitzungen, landwirthschaftlichen Wander¬ 
versammlungen etc. unternommen werden, in’s Geschäftstagebuch 
eingetragen werden dürfen. Wünschenswerth sei auch, dass 
den Bezirksthierärzten während ihres Urlaubes ein verant¬ 
wortlicher Vertreter gestellt werde, und dass in Zukunft nur 
solche Thierärzte, welche im Besitze der Maturität sind, in 
amtliche Stellen gelangen können. Die Gebührenfrage 
solle in der Denkschrift nur allgemein behandelt, dagegen 
angestrebt werden, dass für die Vornahme der Hundevisi¬ 
tationen ein Aversum gewährt werde, weil dann die pein¬ 
liche Berechnung auf die einzelnen Gemeinden, die Controle 
durch die Zollorgane u. 8. w. in Wegfall komme. Auch sei zu 
wünschen, dass alle die Bezirksthierärzte persönlich berüh¬ 
renden Angelegenheite n denselben seitens der Vorgesetzten 
Kreisstelle direkt und nicht durch Vermittelung der Bezirks¬ 
ämter zugehen möchten. Bezüglich der Schaffung einer Cen¬ 
tralvertretung bestehe in der Pfalz der Wunsch, dass 


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dieselbe bei einer Reorganisation des Civilveterinärwesens zur 
Durchführung gelangen möge. 

Nach längerer Debatte, an der sich verschiedene Herren 
betheiligten, wurden folgende Beschlüsse gefasst: 

1. „Es soll eine Denkschrift ausgearbeitet und dem K. 
Staatministeriuim des Innern und den beiden Kammern vor¬ 
gelegt werden; 

2. die Denkschrift soll bis zum Mai des Jahres 1901 
fertiggestellt sein; den Zeitpunkt der Vorlage bestimmen die 
Delegirten; 

3. es sei anzustreben, dass die Coordination der Bezirks¬ 
thierärzte mit den Bezirksämtern klar ausgesprochen werde; 

4. die Rangfrage soll in der Denkschrift in der gleichen 
Weise behandelt werden, wie von Herrn k. Bezirksthierarzt 
Frank-Kusel in seiner hektographirten Schrift: „zur Stellung 
der amtlichen Thierärzte in Bayern“; 

5. die Schaffung einer Zwischenstelle zwischen Bezirks¬ 
thierärzten und Kreisthierärzten soll in die Denkschrift in der 
von Herrn k. Bezirksthierarzt Hollenbach angegebenen 
Weise aufgenommen werden; 

6» die Gebührenfrage ist in der Denkschrift nur allge¬ 
mein zu behandeln; zugleich aber auch mit Rücksicht auf 
die vermehrten Unkosten für Schreibmaterialien, Beschaffung 
und Instandhaltung der Sektionsinstrumente, des Mikroscopes 
u. s. w eine Erhöhung des Regieaversums zu erbitten; 

7. bei Besetzung amtlicher Stellen sollen in Zukunft so 
weit als möglich, nur mehr solche Bewerber berücksichtigt 
werden, welche im Besitze der Maturität sind; 

8. die Ausarbeitung der Denkschrift wird Herrn k. Be¬ 
zirksthierarzt Frank übertragen und sind sodann sämmtliche 
Kreisvereinsausschüsse noch einmal darüber zu vernehmen; 

9. die Ueberreichung der Denkschrift hat durch Delegirte 
der Kreisvereine von Oberfranken, Mittelfranken und der Pfalz 
zu geschehen; 

10. über den Verlauf der Sitzung ist in der Wochen¬ 
schrift für Thierheilkunde und Viehzucht ein kurzer Bericht 


zu erstatten. 


Neustadt a. A. Nürnberg. 


Hollen bach, Attinger, 

k. Bezirkethierarzt. k. Zuchtinspektor. 


Referate. 

Mettam: Echinococcosis beim Pferde. Eine 2 jährige 
Ponnystute zeigte allmähliche Zunahme des Leibumfanges 
unter mässiger Abmagerung, und wurde desshalb vom Eigen- 


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thümer für trächtig gehalten, um so mehr als ein Händler, 
der das Thier explorirt hatte, ein lebendes Fohlen konstatirt 
haben wollte. Nachdem sie länger als ein Jahr trächtig ge¬ 
gangen war und im übrigen keine auffälligen Ersci einungen 
zu Tage getreten waren, trat eines Tages ein Anfall ein, 
welcher den Eigenthümer und zunächst den herbeigerufenen 
Thierarzt J. aunehmen Hessen, es handle sich um eine schwere 
Geburt. Bei der Untersuchung war die Stute in Schweiss ge¬ 
badet, stöhnte heftig, warf sich zu Boden, wälzte sich auf den 
Rücken etc. Die Vulva war beträchtlich geschwollen, das 
Euter unverändert. Die Vaginal-Untersuchung erwies den 
Muttermund nur für einen Finger zugängig; der eingeführte 
Finger stiess auf einen harten Körper, welcher vermuthungs- 
weise als der Kopf des Fohlens angesehen wurde. 

J. gab vorerst eine Dosis Chloralhydrat und Belladonna, 
und wollte die Erweiterung des Muttermundes ab warten. Bei 
der Perkussion des Abdomens wurde indes Flüssigkeit konstatirt; 
durch den links von dem Nabel eingeführten feinen Troikar 
entleerten sich zwei Stalleimer gelblicher leicht rothtingirter 
Flüssigkeit. Nach der Punktion wurde die Stute etwas ruhiger. 
Am nächsten Morgen stand das Thier mit gespreizten Beinen 
und hängendem Kopfe und zeigte fast unstillbares Erbrechen. 
Einige Tage später wurden riböhmal 3 Eimer Flüssigkeit ab¬ 
gelassen ; nach ein paar Tagen krepirte das Thier. 

Bei der Sektion zeigte sich das Herz schlaff, anscheinend 
vergrössert. ln den Lungen ein paar kleine Knoten (verkalkte 
Blasen?). Die Leber war durchsetzt von Echinococcusblasen, 
mit theilweise verkalkten Wänden, einzelne davon bis kinds¬ 
kopfgross; ebensolche Blasen von der Grösse einer Orange 
und mehr fanden sich im Abdomen verstreut und an den Ein- 
geweiden adhärent Eine Blase, welche in Form und Grösse 
ungefähr einem Fohlenkopf entsprach, wurde im Uterus ge¬ 
funden. (Veterinarian, Dezember 1900.) 

Mettam: Adenocarcinom der Prostata und sekundäres 
Carcinom der Harnblase beim Hunde. (Ibidem.) Ein irischer 
Setter hatte längere Zeit hindurch unbestimmte Krankheits¬ 
symptome gezeigt, welche am ehesten auf Störungen im Ver- 
dauungstraktus zu beziehen waren. Beim Gehen hielt das 
Thier den Rücken gebogen und steif. Der Hund urinirte in 
normaler Weise, die entleerte Harnmenge war eher reichlicher 
als gewöhnlich. Sofort nach Entleerung des Harns äusserte 
das Thier indes heftige Schmerzen. Bei der Sektion wurden 
die Blasenwände hochgradig verdickt, theils durch muskuläre, 
theils durch bindegewebige Hyperplasie, befunden. In der 
Schleimhaut eine wenig über das Niveau der Schleimhaut 


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verragende r graue, hqckrige Geschwulst, welche mikroskopisch 
8ich als ein von reichlichen Hämorrhagieu durchsetztes Carcinom 
erwies. Die Prostata war mehr als gänseeigross, rund, in den 
hinteren und seitlichen Parthieen gleichmässig vergrössert. 
Mikroskopisch ergab sich Hyperplasie der Muskelelemente und 
epitheliale Wucherungen vom Bau eines Aderiocarcinoms. Kon¬ 
kretionen fehlten. Die Wucherung in der Blase war sowohl 
der Grösse als dem mikroskopischen Bilde nach als der jüngere, 
sekundäre Tumor zu betrachten. E. A. 


Bücherschau. 

Compendium der speciellen Chirurgie f ü r T hie rär z t e 
von Dr. med. Eugen Fröhner, Prof, und Dirigent der 
chirurgischen Klinik an der k. Thierärztlichen Hochschule in 
Berlin. Zweite, verbesserte Auflage. Stuttgart 1900. 
Verlag von Ferdinand Enke. Preis ungeb. 6 Jtt. 40 

Die erste Auflage des Compendiums ist vor zwei Jahren er¬ 
schienen; in dieser kurzen Frist bat die Literatur der Veterinär¬ 
chirurgie sehr beachtenswerthe Leistungen aufzuweisen, welche in 
der .neuen Auflage berücksichtigt sind. Auch die Kapitel Huf¬ 
gelenkentzündung, Hufgelenkschale, Ellenbogenbeule und Hämatome 
haben wesentliche Förderung erfahren; über den Hufbescblag bei 
den verschiedenen Lahmheiten sind ausführlichere Angilben ent¬ 
halten, im Ganzen aber der compendiöse Charakter des Buches 
aufrecht erhalten worden. 

Genaues Inhalts-Verzeichniss und alphabetisches Begister er¬ 
leichtern den Gebrauch des auch buch händlerisch vorzüglich aus- 
gestatteten Buches, das den Studirenden der Thierheikunde und 
den ausübenden Tbierärzten auch in der neuen Auflage bestens 
empfohlen werden kann. _ Göririg. 

Todesfall: Am 25. Januar verschied der Professor in der veterinär- 
medicinischen Fakultät der Universität Bern, Herr Henri Berdez,im 
60. Lebenswahre. 

Bekanntmachung. 

Die Stelle des 8tadtbezirksthierarztes-und Schlachthaus- 
verwaltersin Bamberg ist in Folge Ablebens des seitherigen Inhabers 
neu zu besetzen. 

Mit dieser Stelle ist ein Anfangsgebalt von M. 1800 und Mi. 180 Zu¬ 
lage verbunden; die Gehaltsvorrückung ist die gleiohe wie gegenwärtig 
im Staatsdienste für die pragmatisch angestellten Bezirksthierärzte. 

Der Gewählte ist verpflichtet, sofort nach seinem Dienstantritte dem 
städtischen Pensionsinstitute beizutreten. 

Bewerber wollen ihre Gesuche, mit den nöthigen Zeugnissen über 
Vorbildung und Praxis belegt, bis längstens Samstag, den 9. 
Februar e, bei der unterfertigten Behörde einreiohen. 

Bamberg, den 24. Januar 1901. 

Stad-tmag-lstrat. 

T. Brandt, I. rechtskundiger Bürgermeister. Eichner, Obersekretär. 


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für . 

Thierheilkunde und Viehzucht 

Unter Mitwirkung bewährter Fachmänner 

heransgegebeti von 

g. Albrecht und Ph. J. Goiing, 

1 111 ' " . . ' ' ' I ■■■ — . . .. 

45. Jahrgang. München, den 12 Februar 19<»l. IJr. 7. 

Ivhfclt: Leimer: Schuteimpfung gegen Stäbchenrothlttuf der Schweine mit 
Peroo&swi. — Prof. Dr. C. Parascandoto: Mag^ncarcinom bei einem 
Houde. Gastrectoraie — Referate. — Stand dnr Thierseuehen in Bayern 
am 31., Januar 1901. — Viehneuchennachnchten. — Personalien. 
Inserate. 


Schutzimpfung gegen Stäbchenrothlauf der Schweine 
mit Porcosan. 

Von Dtatriktathierarzt Leimer- Geiselhöring. 

Om einer (Monatshefte für prakt. Thierheilkd., 9. Bd., 
pag. 75) hat vor 2 Jahren in übersichtlicher Form ein Sammel¬ 
referat über die damals bestehenden, im Grunde verschiedenen 
Schutzimpfungen gegen den Schweinerothlauf ausgearbeitet 
und in erster Linie das Porcosan unter die Lupe genommen. 
Trotz des häufigen Besitzwechsels hat dieser Impfstoff immer 
noch Chancen und bietet in den Angaben der chemischen 
Fabriken Weiler-ter Meer in Ueberdingen a. Rh. noch dieselben 
Vortheile wie damals, nur mit dem Unterschiede, dass man 
mit der Anpreisung vollständiger Gefahrlosigkeit etwas vor¬ 
sichtiger .geworden ist Die in allen thierärztlichen und land- 
wirthschaftlichen Zeitschriften verkündeten Vorzüge: „Voll¬ 
ständige Immunität nach nur einmaliger Impfung; Desinfektion 
der Ställe und TrenuUng der geimpften Thiere von nicht 
geimpften unnöthig* — gaben auch mir heuer wieder Anlass, 
Schutzimpfungen bei Schweinen vorzunehmen, welche diesmal, 
Dank der freien Auswahl des Impfstoffes und kostenlosen Be¬ 
schaffung desselben aus Staatsmitteln, in grösserem Umfange 
vorgenomipen werden konnten. Die grösste Anzahl dieser 
Impfungen fällt auf den Monat Juli und Angust. zu welcher 
Zeit in Folge der grossen Hitze da und dort der Stäbchen¬ 
rothlauf auftauchte, aber auch — ohne Impfung — ebenso 
rasch wieder verschwand, um in den best ceraentirten, hygienisch 
gebauten und reinlich gehaltenen Stallungen aus der Mitte 
einer Schar von Frischlingen die schöneren Exemplare zu morden, 
während die aus einem Troge fressenden Genossen fidel und 


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munter allen Infektionslaunen dieses losen Gesellen Trotz 
boten. 

Da auch die Nachbarkollegen das Porcosan wählten, ent¬ 
schied auch ich mich für diese bequeme Impfmethode, welche 
für beschäftigtere Thierärzte in dieser Hinsicht entschieden den 
Vorzug verdient. Die Oekonomen lassen sich eo ipso nicht 
gerne zu solchen Neuerungen bekehren, und ich musste froh 
sein, einmal impfen zu „dürfen“. Abgesehen von der zeit¬ 
raubenden Eigenschaft einer zwei- bis dreimaligen Impfung 
ist der dabei entstehende, nicht unerhebliche Kostenpunkt von 
so einschneidender Bedeutung, dass er schliesslich jede Impf¬ 
möglichkeit in Frage stellt. Mit der nöthigen Geduld und 
Vorsicht ausgerüstet, unterzog ich mich gerne dem Impfge¬ 
schäfte, das bei Massenimpfungen in den einzelnen Ortschaften 
gerade nicht zu den angenehmsten Beschäftigungen gehört. 
Frischlinge und leicht zu bewältigende Schweine liess ich durch 
je einen Mann an den Vorder- und Hinterfüssen gleichzeitig 
anfassen und auf den Rücken legen, wobei sich die Thiere 
ruhiger verhalten als bei dem schubkarrenartigen Aufheben 
beider Hinterbeine. Man impft so sicherer und schneller. 
(Innenfläche eines Hinterschenkels.) 

Auf diese Weise impfte ich in 20 Ortschaften bezw. 80 
Gehöften 546 Schweine ohne Unfall. Der bayerischen Land¬ 
rasse gehörten ca. 2 ß an, während 1 /3 aus Kreuzungsprodu^kten 
englischer Abstammung sich rekrutirte. Das Alter der Impf¬ 
linge schwankte zwischen 1 Woche bis 1 1 /2 Jahren; die grössere 
Anzahl bestand aus sogenannten Frischlingen im Gewichte von 
50—70 Pfund. Innerhalb 4 Wochen vor der Impfung waren 
54 Schweine = 9,0°/o in 11 Stallungen von dem Stäbchen- 
rothlauf befallen bezw. daran verendet. Von den 546 Impf¬ 
lingen zeigten 6 bereits deutliche Krankheitserscheinungen, 
während der Rest (540) vollkommen gesund zur Impfung kam. 
Ungeimpft blieben 66 Schweine, so dass der ganze Schweine¬ 
bestand 612 Stücke ausmachte. Von den nicht geimpften 
krepirten 4 = 6,6 °/o an Rothlauf; 62 = 93,6°/o blieben ver¬ 
schont. Unter den Geimpften dagegen erkrankten bezw. 
verendeten innerhalb 3 Tagen nach der Impfung 28 Thiere 
==4,6°/o und bis zur Berichterstattung weitere 19 Stück = 
3,4 °/o und zwar in einem Zeiträume von 8 Tagen bis 14 Wochen. 
Zusammen also 47 Impflinge = 8°/o, somit um 1,3°/o mehr 
als bei den un geimpften. Gesund blieben 499 = 92°/o ge¬ 
impfte und 62 = 93,6 °/o ungeimpfte = 561 Stück. Der Ge- 
sammtverlust vor und nach der Impfung betrug somit 101 
Schweine = 16,3 °/o. 



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Da die annähernde Mortalitätsziffer bei Stäbchenrothlauf 
50—80°/o beträgt, so ist die Sterblichkeitsziffer nach der 
Impfung (8°/o) eine anscheinend äusserst günstige. In Wirk¬ 
lichkeit verhält sich die Sache jedoch anders. Bekanntlich ist 
die Infectiosität des Stäbchenrothlaufes eine sehr variable, man 
möchte fast sagen launenhafte. Während Frischlinge im gün¬ 
stigsten Infektionsalter trotz Seuchenausbruch in demselben 
Stalle frisch und gesund bleiben können, sterben wieder andere 
dahin wie die* Fliegen. Wenn nun in einem solchen Stalle 
quasi mit natürlicher Immunität ausgestattete Schweine geimpft 
werden und nach der Impfung gesund bleiben, so ist man 
sehr gerne geneigt, das Resultat auf Rechnung des Impfstoffes 


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76 

zu setzen. Eine Controllimpfung etc. ist eben in praxi schlechter¬ 
dings unmöglich. Dass aber auch geimpfte Thiere noch bis 
zu 14 Wochen post oculationera an ßothlauf erkranken und 
verenden können, ist aus der Liste ersichtlich. Es ist sonach 
bei diesen Thieren trotz Schutzlymphe keine Immunität ein¬ 
getreten, oder dieselbe hat nur ganz kurze Zeit gedauert. Die 
19 krepirten Impflinge sind aber in verschiedenen Zeitabschnitten 
erlegen, wodurch der Beweis erbracht sein dürfte, dass die 
künstliche Immunität durch das Porcosan überhaupt nie vor¬ 
handen war bei diesen Thieren. Die Zeitdauer, innerhalb 
welcher diese porcosanisirten Schweine rothlaufkrank wurden, 
schwankt nämlich zwischen 8, 10 und 14 Tagen bis zu 3, 4, 
6, 8, 12 und 14 Wochen. Von Seite der Fabrik wird zwar 
behauptet, dass die Porcosanlymphe nach 14 Tagen Schweine 
auf eine Dauer von 6 Monaten zu immunisiren vermöge. Auch 
ist eine genaue Controlle jedes einzelnen Fläschchens zuge¬ 
sichert, so dass der Impfstoff immer ein und derselbe und von 
gleich guter Qualität sein müsste. Bei der Impfung selbst 
wurde lege artis der ganze Inhalt eines Gläschens injicirt und 
derselbe an der Impfstelle durch längeres Frottiren zur Re¬ 
sorption gebracht, so dass ein nachträgliches Auslaufen der 
Lymphe unmöglich war. 

Wenn auch zugegeben werden muss, dass 499 Impflinge 
gesund blieben, und bei jeder Impfmethode Misserfolge zu 
verzeichnen sind, so ist doch bemerkenswerth, dass diese 
Schweine sich in Stallungen befanden, wo nie oder selten 
(auch bei ungeimpften Thieren nicht) der ßothlauf auftritt, 
während später erkrankte Thiere in infizirten Ställen lebten 
und somit Gelegenheit gehabt hätten, die Porcosanisirung zu 
erproben. Gerade in solchen Stallungen, wo der ßothlauf 
stationär vorkommt, ist eine erfolgreiche Impfung von Bedeutung. 
Einige Beispiele mögen zur Illustration dienen. Bei dem 
Oekonomen 0. in H. fielen dem ßothlauf alljährlich die schönsten 
Zuchtschweine zum Opfer; sein Nachbar H, dagegen blieb 
stets verschont. Dem O. sind nun heuer wieder 6 Schweine 
verendet; er drang daher auf Impfung, die aber erfolglos blieb. 
Aus Furcht vor der Seuche liess H. seine Schweine ebenfalls 
impfen. An Stelle der erwarteten Immunität lagen andern 
Tags zwei schöne in der Mast begriffene Schweine todt im 
Stalle; nach ca. 6 Wochen krepirte ein drittes Thier an Roth- 
lauf. Ebenso ging es bei den Schweinen des Bauern A. und 
B. in H., S. in H. und B. in M. Letzterer, ein armer Mann, 
wollte seinem einzigen Schwein vor ßothlauf Schutz gewähren; 
am 3. Tage Israr es todt. Dass derartige frappante lmpf- 
„ Wirkungen M weder das Ansehen des Thierarztes noch der 


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77 


„Methode“ zu heben im Stande sind, bedarf keiner Erwägung» 
In solchen Fällen dürfte es doch fraglich sein, ob die Fabrik 
nicht zu Schadenersatz gezwungen werden könnte? 

(Schluss folgt.) 


Magencarcinom bei einem Hunde. Gastrectomie. 

Von Prof. Dr. C. Parascandolo in Neapel. 

(Schluss.) 

Yon der Chloroformnarkose nahm ich Abstand, da mir 
das Thier zu schwach erschien; ich machte statt dessen eine 
Morphiuminjektion und verwendete hernach einen Spray von 
Aethylchlorür, da dies genügt, um den Hautschnitt schmerzlos 
zu machen; die Manipulationen an den Eingeweiden verursachen 
wenig Schmerz. 

In der Mitte zwischen Schwertfortsatz und Nabel machte 
ich einen Einschnitt, der nach abwärts bis zur Nabelhöhe reichte 
und parallel dem unteren Rande der 8. Rippe, von dieser 
einen Querfinger breit entfernt, ca. 5 cm nach links verlief, 
durchschnitt quer den Musculus rectus und legte zwei Liga-' 
turen an den Anastomosen der inneren Brustarterie mit der 
Arteria epigastrica an Nach schichtweiser Durchtrennung bis 
zum Peritoneum und vollkommener Stillung der Blutung erhob 
ich mit einer Pincette eine kleine Peritonealfalte, durchschnitt 
dieselbe und eröffnete auf dem eingeführten linken Zeigefinger 
das Peritoneum in der ganzen Ausdehnung der Hautwunde. 

Bei Eröffnung der Bauchhöhle fand ich einen erheblich 
vergrös8erten Magen, welcher in seiner Yorderfläche eine 
ziemlich ausgedehnte Neubildung aufwies, die aber weder bis 
zur Cardia noch zum Pylorus reichte. An einzelnen Punkten 
war dieselbe von harter Konsistenz, aber die Infiltration er¬ 
schien scharf abgegrenzt. Metastasen in der Nachbarschaft 
waren nicht nachweisbar. 

Ich begann mit der Ablösung des Ligamentum gastro- 
colicum von der grossen Kurvatur, welches mit der Scheere 
allmählich zwischen zwei kleinen Massenligaturen mit Seide 
durchschnitten wurde; eine Reihe der Fadenschlingen blieb 
auf dem Magen, die andere auf dem Netze oberhalb der 
Arteria gastroepiploica. Daran schloss ich die Ablösung des # 
kleinen Netzes vom oberen Rand des Magens an. und schliess¬ 
lich wurde die Ablösung der Hinterwand gemacht. Nach voll¬ 
kommener Isolirung von allen seinen Anhängen wurde der 
Magen aus der Bauchhöhle hervorgezogen und nach noch¬ 
maliger genauer Untersuchung in warme sterile Gaze gehüllt. 
Zwei kleine Billroth’sche Klammern, deren Branchen mit 


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78, 


Kautschukröhren derart überzogen waren, dass die letzteren 
die Enden der Klammern überragten und so eine Art von 
zweiter kleiner Klammer bildeten, so dass die Abklemmung 
des Organes ohne Misshandlung desselben geschehen konnte, 
wurden etwas unterhalb der Cardia bezw. 15 cm vor dem 
Pylorus angelegt. Dann schnitt ich mit gerader Scheere wenige 
Centimeter vor der Cardiamündung durch, gab die Klammer 
einem Assistenten und hielt mit den Fingern die abgeschnittene 
Magenöffnung geschlossen; hierauf schnitt ich mit der Scheere 
wenig vor der zweiten Klammer durch und übergab diese 
einem zweiten Assistenten; der Magen wurde nun wegge- 
notnmen. An den beiden Schnittenden befestigte ich die zwei 
Hälften des Murphy-Knopfes mit der gewöhnlichen Tabak¬ 
beutelnaht. Ich beendete die Operation, welche 35 Minuten 
dauerte, mit der Naht des Peritoneums, mit sehr eng gelegten 
Nähten der Muskulatur und nähte schliesslich die Häute. 
Darüber kam Xeroformpulver und ein antiseptischer Verband. 
Das Thier wurde vier Tage lang auf dem Operationstisch fest¬ 
gebunden gehalten. Die Wunde heilte per primam, am 10. 
Tage wurden die Nähte entfernt, der Knopf ging 14 Tage 
nach der Operation ab. Während der ersten drei Tage wurde 
die Nahrung durch das Rectum zugeführt (Klystiere von Milch 
und Suppe), in den nächsten 35 Tagen wurde nur Milch ge¬ 
geben, allmählich ging man dann wieder zu fester Nahrung 
über. 

Schliesslich interessirte es mich, festzustellen, wie bei 
diesem des Magens vollständig beraubten Hunde die Ver¬ 
dauung und Zersetzung des Eiweisses vor sich ginge; ich 
bestimmte daher nach der Kjeldahl-Argutinsky’schen Methode 
die Stickstoffmenge in Nahrung, Harn und Fäces und unter¬ 
suchte letztere mikroskopisch. Weiter untersuchte ich das 
Verhältnis von gepaarter und präformirter Schwefelsäure 
fSalkowskische Methode) im Harn, sowie die Menge der im 
Urin ausgeschiedenen aromatischen Stoffe: Phenol (Hammar- 
stensche Methode), Indigblau (Salkowskische Methode), Indig- 
roth (Kolorimetrische Methode von Deganelo). 

Diese Versuche wurden 50 Tage nach der Operation an¬ 
gestellt und 4 Monate später wiederholt; sie ergaben folgende 
Resultate: 

Erste Periode (50 Tage nach der Operation): ln 
5 Tagen nahm der Hund in der Nahrung 12,7 g N (=2 75,43 g 
Eiweiss) auf. Im Urin erschienen 8,35 g N (= 52,21 g Ei- 
weiss). Jm Kothe fanden sich 2*2 g N (= 14 g Eiweiss), 
d. h. 9,12 ^/o des zugeführteu N, während im physiologischen 
Mittel beim Menschen 6;10°/p in den Fäces ausgeschieden werden. 


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79 


Das Verhältniss zwischen gepaarter und präformirter 
Schwefelsäure wechselte zwischen 1:3,5 und 1:1,75* Für die 
aromatischen Körper fand ich die folgenden Daten, welche 
das tägliche Mittel darstellen; Phenol 0,017 g, Indigblau 0,012 g, 
Indigroth 1,73 (wenn die Normallösung 1 gesetzt wird). 

Zweite Periode (4 Monate nach der Operation): 
Innerhalb dreier Tage nahm der Hund mit der Nahrung 
9,32 g N (= 58,27 g Eiweiss) auf. Im Urin fanden sich wieder 
7,79 g N (= 48,72 g Eiweiss), in den Fäces 1,20 g N (= 7,53 g 
Eiweiss), d. h. im Kothe erschienen 6,46 °/o des aufgenommenen 
N. Das Verhältniss der gepaarten zu der präformirten Schwefel¬ 
säure variirte zwischen 0,5:1,2 und 0,5:2,8. Für die aroma¬ 
tischen Substanzen wurde folgendes tägliche Mittel gefunden: 
Phenol 0012 g, Indigblau 0,01g, Indigroth 1,3 g. 

. Die mikroskopische Untersuchung von Urin und Fäces 
zeigte wenig Interessantes : hauptsächlich in der ersten Periode 
wurden einzelne ziemlich gut erhaltene Muskelfasern in den 
Fäces gesehen. Die Untersuchung des Blutes gab in beiden 
Perioden fast das gleiche Resultat: Hämoglobin 60°/o, rothe 
Blutkörperchen 4700000. 

Das Thier genas vollkommen, und aus der oben mitge- 
theilten Untersuchung geht hervor, dass trotz der sehr herab¬ 
gesetzten N-Bilanz das Thier N ansetzte. 

Bei Untersuchung des entfernten Magenabschnittes stellte 
ich fest, dass der Tumor die Vorderseite des Magens einnahm 
und theilweise knollige Massen darstellte, theilweise diffus die 
Magen wand infiltrirte; inmitten der Knötchen zeigten sich 
kleine schleimige Herde. Bei mikroskopischer Untersuchung 
ergab sich ein typisches Gallertcarcinom. An einzelnen Stellen 
waren die Knötchen mehr oder weniger geschwürig verändert. 

Auf Grund des Resultates der Operation und iu Hinsicht 
auf den nach hörigen Zustand des Thieres scheinen mir folgende 
Schlüsse berechtigt: 

1. Der Magen ist nicht unbedingt zum Leben nothwendig. 

2. Die Verdauung und Assimilation sind in einer ersten Periode 
nach der Operation verändert. 

3. Die Gährungsvorgänge im Darm sind erheblich gesteigert, , 
was die Wichtigkeit der gährungshemmenden Wirkung 
des Magens bestätigt. 

4. Verdauung und Resorption bessern sich hernach wieder 
und nähern sich stetig mehr der Norm, und zwar nicht 
plötzlich, sondern allmählich. 

5. In Fällen von Carcinom, wo die Neubildung in der Vorder¬ 
oder Hinter wand des Fundus liegt und einigermassen grössere 
Ausdehnung hat, ist einzig die Gastrectomie angezeigt. 

_ (Uebersetaung der Red.) 


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80 


Referate. 

Neues Verfahren zur Herstellung von Celluloidverbänden. 

F. Hersing gibt zur Präparation des zu festen Verbänden 
ausserordentlich geeigneten Celluloids ein neues und einfaches 
Verfahren an, welches geeignet scheint, diesem durch seiu ge¬ 
ringes Gewicht seine Festigkeit, Resistenz gegen Säuren und 
leichte Ab Waschbarkeit ausgezeichnetem V er bandmaterial weitere 
Verbreitung als bisher zu verschaffen. H. hat siebförmig 
durchbrochene Celluloidblätter von 0,5 mm Dicke herstellen' 
lassen, die in folgender Weise hergerichtet werden. Man 
schneidet mittels Schere ein Celluloidblatt von der nöthigen 
Länge und Breite ab, so dass die Ränder noch 3—4 cm über- 
einandergehen. Diese Blätter werden gerollt, in ein Gefäss 
mit Brennspiritus gebracht, dieses in ein anderes Gefäss mit 
Wasser und das Ganze auf den Ofen oder auf eine Spiritus¬ 
oder Gasflamme gestellt. Da der Spiritus einen bedeutend 
niedrigeren Siedepunkt hat als das Wasser, so beginnt er sehr 
bald und früher als dieses zu kochen, und die Celluloidblätter 
werden in sehr kurzer Zeit weich und biegsam. Tauchte etwa 
das obere Ende der Celluloidrolle nicht vollständig in den 
Spiritus ein, so drückt man dieses jetzt nach, bis alles von 
Spiritus bedeckt ist. Lässt man die Blätter zu lange in dem 
heissen Spiritus, so lösen sie sich vollständig auf. Unterdessen 
hat man das zu verbindende Glied in Watte gehüllt, nachdem 
etwa vorhandene Wunden mit entsprechendem Verbandstoff 
bedeckt worden sind. Man legt jetzt das wieder abgerollte 
Celluloidblatt direkt um die Watte, wickelt eine Binde darum, 
und der Verband ist fertig. Es ist darauf zu achten, dass die 
an den Gelenkbeugen entstehenden Falten mit einiger Sorg¬ 
falt und Regelmässigkeit glatt gestrichen werden; die Festig¬ 
keit und Schönheit des Verbandes wird dadurch vergrössert. 
Nach 10—15 Minuten ist der Verband vollkommen hart. Wegen 
der Röhrenform, welche das Celluloidblatt jetzt angenommen 
hat, erhält es trotz seiner geringen Stärke doch eine sehr 
grosse Festigkeit, Sollte indes ein solcher Verband nicht 
widerstandsfähig genug erscheinen, wie vielleicht bei einem 
Oberschenkelbruch, so kann man ein zweites Blatt um deh 
ersten Verband herumlegen. Es ist dies der Anwendung 
dickerer Blätter vorzuziehen, da diese sich nicht so schön den 
Formen des Gliedes anschmiegen und in Falten legen lassen. 
Doch kann man zur etwaigen Verstärkung, auch Schienen aus 
1mm dickem Celluloid, welche in der geschilderten Weise 
erweicht sind, in den Verband einwickeln. 

Tritt die NothWendigkeit ein, den Verband abnehmen zu 
müssen, so biegt man nach Abwickelung der Binde die über- 


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81 


einanderliegenden Ränder desselben auseinander, spaltet die 
Watte mit den Fingern und hebt das Glied heraus. Die 
Celluloidröhre ist so elastisch, dass sie dabei nioht bricht. 
Die Watte, welche jetzt mit dem Celluloid fest verklebt ist, 
bildet gewissermassen einen Abguss der Form des Gliedes, 
und der so ausgepolsterte Verband kann wieder mit Leichtig¬ 
keit um dasselbe herumgelegt und mit einer Binde befestigt 
werden. 

Man kann die Celluloidblätter auch in Bindenform erweichen 
und verwenden. Doch fällt bei derartig hergestellten Ver¬ 
bänden die Leichtigkeit des Abnehmens und Wiederanlegens fort. 

Die Celluloidblätter nehmen wegen ihrer geringen Dicke 
verhältnissmässig sehr wenig Raum ein und lassen sich bequem 
in grossen Mengen verpacken. Sie eiguen sich daher besonders 
für Verbandkästen und Ambulanzwagen. Was die Feuer¬ 
gefährlichkeit des Celluloids betrifft, so theilt es mit andern 
Verbandstoffen, wie Gaze. Binden, Watte u. dgl., die Eigen¬ 
schaft, an einer offenen Flamme lebhaft aufzulodern und sehr 
schnell zu verbrennen. Das Feuer einer Cigarre vermag wohl 
ein Loch in die Celluloidblätter zu brennen, aber nicht die¬ 
selben in Flammen zu setzen. Eine weitere Feuergefährlich¬ 
keit besitzt das Celluloid nicht. 

Die * Celluloidblätter für feste Verbände“ werden von der 
Celluloidfabrik Kirrmeier und Scherer in Speyer a/Rh., in 
0,5 mm und 1,0 mm Stärke hergestellt und zwar gewöhnlich 
in den Farben grau und graugelb, aber auch in jeder andern 
gewünschten Farbe, und in Fünfkilökisten abgegeben. Die 
Fabrik liefert auch einen nach Angabe des Dr. F. Hersing 
verfertigten Kochapparat zur bequemen und raschen Erweichung 
der Blätter. (D. med. Wochensohr. u. Aerztl. Rundschau Nr. 1 1900.) 

Colin: Ein Fall von Nierenabscess beim Pferde. Es 

handelte sich um ein stark abgemagertes Pferd, welches seit 
mehreren Tagen nicht mehr frass, häufig trüben opales- 
cierenden, molkenartig milchähnlichen Urin entleert. Das 
Thier ging an Erschöpfung zu Grunde. Die linke Niere war 
stark vergrössert und wog 1400 g; sie war in ihrem rück¬ 
wärtigen Theil höckerig und umgeben von einer opaken, blassen 
Kapsel. Die Niere setzte sich fort in eine lange Tasche, die 
bis zum Beckeneingang reichte, und deren Wände verdickt und 
fluktuirend waren. Diese Tasche lag unter den Querfortsätzen 
der Lendenwirbel bis zum Kreuzbein und war 14 cm lang, 
10 cm hoch. Sie enthielt 3 Liter weissgelben, geruchlosen 
Eiters und kommunizirte mit der kranken Niere durch eine 
ungefähr 1 cm im Durchmesser haltende Oeffnung. Die 


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Rindensubstanz der Niere zeigte zahlreiche Höhlen Von der 
Weite eines kleinen Taubeneies, voll von rahmigem, nicht 
fötidem Eiter. (Rec. d’Altort, Bull. Vet: 19U0). 

Falcone: Cysticercus pisiformis beim Schweine. F. fand 
mehrmals im Fleische von Schweinen Cystiperken von Tauben¬ 
eigrösse oder kleiner, die durch einen kleinen Stiel an der 
Muskulatur des Zwerchfells oder oberhalb der Leberkapsel 
inserirt waren, oder auch frei zwischen den Eingeweide¬ 
schlingen auf dem Peritoneum lagern Der Inhalt der Cysti- 
cercen ist eine fast durchscheinende milchige Flüssigkeit. 
Mikroskopisch zeigt der Cysticercus alle Charakteristika des 
Cysticercus pisiformis. (Giorn. Real. Soc. V6t. Bull. Vöt. 1900). 

-- E. A. 

Stand der Thierseuchen in Bayern am 31. Januar 1901. 

a) Rotz (Wurm). 

Niederbay ern: Vilsbiburg 1 Gern, (l Geh.); Schwaben: 
Donauwörth 1 Gern. (1 Geh.). 

b) Maul- und Klauen-Seuche. 
Oberbayern 11 Gern. (12 Geb.); Niederbayern 1 Gern* 
(1 Geh.); Pfalz 3 Gern. (8 Geh.); Oberpfalz 2 Gern. (3 Geh!); 
Ober fr an ken 3 Gern. (3 Geh.); Mittel franken 5 Gern. (5 Geh,); 
Unterfrank en 2Gern. (2 Geh.); Schwaben 34 Gern. (TüGeh,)- 
d) Scbweineseuche (Schweinepest): 
Oberbayern 1 Gern. (1 Geh.); Niederbayern 1 Gern. 
(1 Geh.). ___ , 

Maul- und Klauen-Seuche In Schlacht- und Yiehhöfeh. 

Eb ist gemeldet: am 31. Januar das Erlöschen in Berlin. 


Personalien. 

Die Stelle des Dretriktsthierarzres in Weisraain (Oberfranken) wurde 
dem Thierarzte A1 fred Ade von Teisendorf übertragen. — Der k. Be¬ 
zirksthierarzt FriedT. Entzenberger, in Dinkelsbühl (Mittelfranken) 
wurde auf Ansuchen wegen zurückgelegten 70. Lebensjahres in den Ruhe¬ 
stand versetzt und demselben mit Rücksicht auf »eine 50 Jahre lang mit 
Treue und Eifer geleisteten Dienste die Ehretimünze des Ludwigsordens 
verliehen. — Zu Bezirksthierärzten wurden ernannt: Distriksthierarzt Emil 
Död erlein von Windsheim für das Bezirksamt Hilpoltstein, Johann 
M e r k 1 e, prakt. Thierarzt von Wolnzach für das Bezirksamt Rotten¬ 
burg i/Niederbayern, Adolf Steg er, prakt. Thierarzt von Dachau, für 
das Bezirksamt Wegscheid, und Distriktsthierarzt Fritz Steger von 
Buchloe füi das Bezirksamt Zusmarshausen. — Versetzungen; der k. Be- 
zirksthierarzt Adolf Günther von Traunstein, wurde auf Ansuohen 
als Bezirksthierarzt für das Bezirksamt München 1 nach München versetzt. 

'Todesfall: Der k. Bezirksthierarzt a. D. Peter Schuster in 
Obernbufg ist am 21. Januar d. Js, nach langem schwerem* Leiden im Ö8. 
Lebensjahre gestorben. 


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83 


An der chirurgischen Klinik der Königl. ThWftrztliohen Hochschule 
München Ist die erledigte 8telle eines I. .^Lsslstexvteaa. mit einem 
Jahresgehalto von 1500 Mi. und einer Zulage von 120 M. alsbald zu 
besetzen. 

Bewerber wollen ihre Gesuche an die Direktion der Kgl. thierürzt- 
liohen Hochschule dahier einreichen. 

Münoheu, den 5. Februar 1901. 

KZg\L T2auierSbxsBtlic3a.e X3: o cii.sclx’uls„ 

Derz. Direktor: A 1 b r e o ht__ 

Thierärztliche Sterbekasse betr. 

Laut § 26 der Statuten der Genossenschaft «Sterbekasse für 
Thierfirzte“ sind die daselbst angeführten Uebergangsbestimmungen 
vom 31. Dezember 1900 ab ausser Kraft getreten. 

Vom 1. Januar 1900 ab betrügt 
al Der Jahresbeitrag nach § 4 der Statuten nur noch 12 Mark, 
b) Das versicherte Sterbegeld nach § 8 der Statuten bei Mitgliedern, 
welche weniger als 15 Jahre beisteuern — 900 JUL 
n mindestens 15 „ * • = 350 M. 

« . 20 „ . = 400 M. 

T» i» 25 „ f, — 450 M. 

Mit 25 voll gezahlten Mitgliederbeitrügen ist das betreffende Mitglied 
steuerfrei. 

Anmeldungen zum Beitritt sind unter Beifügung des Tauf» und 
Approbationssoheines an den Unterzeichneten zu richten, Ein ärztliches 
Gesondheitszeugniss wird nicht gelordert. 

Der Vorstand der Genossenschaft „Sterbehasse für Thierärzte“ 

Prof. Dr. Johne. i( 2 ) 

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Verantwortliche Redaktion: M. Albrecht. 

Expedition und Druck von J. Gotteswinter, München. 

Für die Redaktion bestimmte Sendungen sind an Professor 
Albrecht, Veterinärstr. 6/L zu richten. 0 Red. 


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Wochenschri 


H* 


für 



Thierheilkunde und Viehzucht 

Unter Mitwirkung bewährter Fachmänner 

herausgegrebeti von 

M. Albrecht und Fh. 3 . Göring. 


45. Jahrgang. München, den 19. Februar 19dl. Nr. 8. 

Inhalt: Leimer: Schutzimpfung gegen Stäbchenrothlauf der Schweine mit 
Porcosan. — Kurze Mittheilungen über Schutzimpfung gegen den Stäbchen- 
rothlauf der 8chweine in Bayern. — Referate. — Notiz. — Bücher- 
schau. — Personalien. — Inserate. 


Schutzimpfung gegen Stäbchenrothlauf der Schweine 
mit Porcosan. 

Von Distriktethierarzt Leimer- Geiselhöring. 

(Schluss.) 

Im Ganzen hatte ich 22 mal Impfrothlauf zu verzeichnen 
(= 4 °/ 0 ), der prompt in den ersten drei Tagen tödtlich endete. 
Die Schweine waren nach der Impfung frisch und munter, 
lagen aber dann gewöhnlich nach, 1—2 Tagen tot im Stalle. 
Als eich diese Fälle häuften, hörte ich natürlich mit meinen 
Schutzimpfungen auf und führte dieselben nur mehr auf aus¬ 
drückliches Verlangen ohne jede Garantie aus. Von Seite 
der Fabrik mag entgegengehalten werden, dass ich gerade in 
den heissesten Tagen geimpft habe. Ich gebe die Wichtigkeit 
und Wahrheit dieser Tbatsache zu, dass nämlich die Hitze 
einen ungünstigen Einfluss auf Impfstoff und Impflinge aus¬ 
übt, kann aber leider nicht verhüten, dass die Rothlaufbacillen 
gerade in solcher Jahreszeit am besten gedeihen. Wenn das 
Porcosan leicht dem Verderben ausgesetzt ist, beweist das 
nur, dass es sehr gefährlich ist, dasselbe bei grosser Hitze in 
Anwendung zu bringen. Die im Verlaufe von 4 Monaten zu 
Tage getretenen Erscheinungen lassen sich in folgende Sätze 
zusammenfassen: 

I. Es ist erwiesen, dass das angewandte Schutzmittel 
Porcosan eine Immunität gegen Stäbchenrothlauf bei 19 
Schweinen nicht zu erzeugen vermochte. 

II. Das Porcosan ist ein gefährlicher Impfstoff, der nament¬ 
lich bei jungen Schweinen vorsichtig ainzuwenden ist. Das¬ 
selbe hat bei 22 Schweinen Impfrothlauf der gefährlichsten 


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86 


Form erzeugt und wirkt bei Ferkeln im Alter bis zu 8 Tagen 
geradezu tödtlich. 

III. Das Porcosan verursachte bei drei Schweinen Fieber¬ 
erscheinungen und Appetitlosigkeit und bei weiteren drei 
Impflingen chronische Abmagerung und Schwäche der Nach¬ 
hand. 

Alle diese Umstände machen mir desshalb jede weitere 
Anwendung des Porcosan, das nebenbei gesagt als Geheim¬ 
mittel seiner Zusammensetzung nach — Glycerin und Roth- 
laufbacillen ? — unbekannt ist, unmöglich. Dasselbe dürfte 
vermöge seiner gefährlichen Eigenschaften in den Händen des 
Laien grossen Schaden anzuricbten im Stande sein und sogar 
zur Verbreitung der Seuche beitragen. 

Ganz unbegreiflich erscheint mir daher das Gebahren der 
Fabrik, auch bei den Kastrirern und Pfuschern Reklame zu 
machen. Ein hiesiger Castrateur versuchte sogar, durch den 
Magistrat (!) eine Preisermässigung bei der Fabrik zu erzielen, 
ist aber behördlicherseits abgeblitzt. Vielleicht wissen andere 
Collegen ähnliche Beispiele. Angesichts solcher Thatsachen 
muss sich einem unwillkürlich die Frage aufdrängen, ob gegen 
einen derartigen Betrieb von „Schutzlymphen“ nicht polizeilich 
eingeschritten werden kann? Eine Fabrik oder Apotheke etc., 
die z. B. ein Rinderpest erzeugendes Schutz mittel 
ankündigen und versenden wollte, würde gewiss bestraft und 
das Mittel selbst eingezogen werden. Warum sollte das bei 
einem Geheimmittel nicht in Anwendung gebracht werden 
können, das erwiesenermassen Stäbchenrothlauf bei Schweinen 
hervorzurufen vermag? Für alle Fälle aber gehört ein solches 
Mittel 1. unter die Controlle desjenigen Staates, in welchem 
dasselbe zur Anwendung gelangt, und 2. sollte dasselbe nur 
durch Ordination von Sachverständigen (Thierärzten) oder durch 
diese selbst dispensirt werden dürfen. Der Schleier, der bis 
jetzt sorgfältig diese Lymphe umgab, soll nach persönlichen 
Aeusserungen des Herrn Fabrikdirektor Dr. Kobbe demnächst 
fallen und das Porcosan in fester Form (Pastillen) in den 
Handel kommen. 1 ) Die Wissenschaft wird dann erfahren, was 
bisher nur wenigen Eingeweihten zu wissen vergönnt war. 

Mögen andere Collegen günstigere Resultate mit dem 
Porcosan erzielt haben! Ich wünsche es im allseitigen Interesse. 
Vorerst aber kann ich diesem Impfstoff eine Bedeutung für 
die Immunisirung gegen Schweinerothlauf nicht zusprechen. 

*) Ist bereits gesobehen. Die Red. 


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87 


Kurze Mittheilungen über Schutzimpfung gegen den 
Stäbchenrothlauf der Schweine in Bayern.*) 

(Aus den Jahresberichten bayerischer Thierärzte vom Jahre 1898 u. 1899.) 

Der Stäbchenrothlauf unter den Schweinen herrschte theils 
in grösserem, theils in geringerem Umfange in den Verwaltungs¬ 
bezirken Amberg, Burglengenfeld, Nabburg, Beilngries, Regens¬ 
burg (Land), Kemnath und Sulzbach. 

Distriktsthierarzt Stautner in Riedenburg berichtet 
hierüber: 

Die Ausdehnung bei Rothlauferkrankungen bei Schweinen 
war im Berichtsjahre, wie früher, gleich verheerend und es 
ist nicht übertrieben, die diesbezüglichen Verluste auf Tausende 
von Mark einzuschätzen. Ich habe desshalb eine ausgedehnte, 
zum Theil gelungene Agitation für die Porcosanimpfung be¬ 
trieben und im Ganzen 349 Schweine in den Monaten Mai 
und Juni geimpft. Wenn schon der Preis der Impfdosis 
(ca. 65 /$) ziemlich hoch ist, so lassen doch die überraschenden 
Erfolge - nachweislich ist nicht ein Schwein in Folge oder 
nach der Impfung in ganz notorischen Seuchengemeinden an 
Rothlauf eingegangen —, die ich im Frühjahr in dem Amts¬ 
blatte veröffentlichen werde, auf die weitere Einbürgerung 
dieses Impfverfahrens zum Schutze unserer Schweinezucht 
schliessen. 

Bezirksthierarzt Kronburger in Beilngries hat gleich¬ 
falls Impfungen an Schweinen mit Porcosan bethätigt, und ist 
von den 91 geimpften Schweinen kein Stück an Rothlauf 
eingegangeu. 

Ueber die von dem Bezirksthierarzte Munkenbeck in 
Regensburg über Impfversuche gemachten Beobachtungen wird 
dem Berichte Nachstehendes entnommen: 

Wie alljährlich trat auch heuer wieder Stäbchenrothlauf 
unter den Schweinen auf. Aus diesem Grunde wurde bei 
189 Thieren die Impfung mit Porcosan vorgenommen und zu 
diesem Zwecke das verbesserte Mittel aus der Fabrik der 
Aktiengesellschaft in Mannhein) bezogen. Unter den geimpften 
Thieren befanden sich 70 Schweine des fürstl. Thum und 
Taxis’schen Regiegutes Hellkofen, in welcher Stallung seit 
3 Jahren diese Seuche viele Opfer gefordert hat und scheinbar 
nicht zum Erlöschen zu bringen war, obwohl die Stallungen 

♦) Zar Herbeiführung einer im allgemeinen Interesse gelegenen 
Klärung über die spezifische Wirksamkeit bezw. Unwirksamkeit des Porcosans 
würden wir es lebhaft begrüssen, wenn im Anschluss an die hier wieder¬ 
gegebenen Mittheilungen auch andere Fachgenoss^n mit ihren Erfahrungen 
und Ansichten zur Diskussion der Frage beitragen möchten. Die Red. 


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88 , _ 

allen Ansprüchen der Hygiene vollständig genügen. Ü.fk k 
E rfolg dieser Impfungen anlangend, kann mit grosser BefniAra 
digung ein geradezu glänzendes Resultat konstatirt werden/) 1 
Abgesehen davon, dass bei keinem der geimpften Tbiere die 
früher befürchteten Nebenerscheinungen, wie Bildung von 
Quaddeln am ganzen Körper etc, auftraten, erkrankten die 
Thiere nur lokal, versagten niemals die Futteraufnahme und 
blieben von dem Stäbchenrothlauf verschont. In 17 Fällen 
waren bereits mehrere Thiere an den Folgen dieser Seuche 
gefallen, einige Impfthiere selbst geringgradig erkrankt und 
in Folge der Impfung gesund geworden. Auf der andern 
Seite scheint aber auch eine Uebertragung des Stäbchenroth- 
laufes durch Impfthiere auf andere gesunde Schweine nicht 
stattzufinden. So befanden sich in der Stallung des Regie¬ 
gutes H. unter 70 geimpften Thieren drei Mastschweine, welche 
bereits verkauft, nur noch 8 Tage im Stalle zu behalten waren 
und desshalb nicht geimpft wurden. Auch diese drei Schweine 
wurden während ihres achttägigen Aufenthaltes in dieser Stallung 
von Rothlauf nicht befallen. Ohne ein abschliessendes Urtheil 
über den Nutzen und Werth dieser Impfung schon jetzt fällen 
zu wollen, kann doch mit Recht behauptet werden, dass durch 
die Verbesserung des Präparates in der Fabrik der inter¬ 
nationalen Porcosan-Gesellschaft Mannheim viele Nebenwirk¬ 
ungen nach Anwendung desselben beseitigt sind, die man 
früher nicht ohne Grund zu befürchten batte. 

Auch der prakt. Thierarzt Thum in Köfering hat im Jahre 
1898 günstige Erfolge mit Porcosanimpfungen erzielt. Der¬ 
selbe schreibt: 

Von zwei Oekonomen einer Ortschaft wurde von mir ver¬ 
langt, die Impfung mit Porcosan vorzunehmen, da in des einen 
Stallung ein Schwein an Rothlauf verendet war, in des Nach¬ 
barn Stall schon mehrere Schweine nicht mehr frassen. 

Der Stall, in welchem bereits ein Schwein an Rothlauf 
verendet war, war mit 13 Stück Frischlingen besetzt, vor¬ 
wiegend deutscher Rasse, mit wenig Yorkshireblut gemischt. 

Das telegraphisch bestellte Porcosan injicirte ich subcutan 
an der Inuenfläche des Hinterschenkels, und konnte ich dieses- 
mal den vor zwei Jahren in meinem Jahresbericht beschriebenen 
Quaddelausschlag, wie er beim sogenannten Nesselfieber der 
Schweine vorkomrat, nur bei einem Schweine beobachten uud 
zwar in ganz geringem Grade. Dieses Schwein versagte nur 
eine Mahlzeit das Futter und frass dann wieder flott weiter. 
Ein weiterer Seuchefall kam in diesem Stalle nicht mehr vor. 

Der Stall des Nachbarn war mit 22 Frischlingen besetzt. 
Ein Schwein war bei der Impfung noch krank, hatte schon 


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93 


4 Tage Bieter' 

mehr iaptejmtome sind: ikterische Färbung der Schleimhäute und sogar 
yewiker Haut, die besondere Farbe des entleerten Urins (wie Malaga- 
iw wein, Zwetschgensauce, Kaffee), Temperatursteigerung. Die 
mikroskopische Untersuchung des frischen Blutes zeigt die rothen 
Blutkörperchen deformirt, gezäbnelt, sternförmig und in ihrem 
Inneren stark refringente Punkte, vom Aussehen kleiuer Micro- 
coccen. Genauere Untersuchungen über die Aetiologie fehlen vor¬ 
läufig. Mit Santonin-, Chinin- und Subkutan-Injektionen vou 
Methylenblau wurde in einigen Fällen Heilung erzielt. (Journ. 
de Lyon. Bull. V6t. 1900.) E. A. 

Notiz. In der Petitions - Commission des Reichstages 
wurde bei der Verhandlung der Bitte, als Vprbildung zum 
Studium der Thierheilkunde die Maturität vorzuschreiben, be¬ 
schlossen, es sei die Petition dem Reichskanzler „zur Be¬ 
rücksichtigung“ zu überweisen. 

Bei der Berathung des Etats des Kaiserlichen Gesund¬ 
heitsamtes kam ebenfalls die Maturitätsfrage für das Studium 
der Thierheilkunde zur Sprache, bei welcher Gelegenheit die 
Herren Abgeordneten Dr. Langerhans und Dr. Endennann 
warm für die Einführung der Maturität eintraten. 

Bucherschau. 

Das Pferd. Ein Handbuch über Bau, Pflege, Zucht, Hufbeschlag 
und Krankheiten des Pferdes, sowie ein ausführlicher R&thgeber 
über den Reit- und Fabrsport. In 2 Bänden. Herausgegeben 
a) der allgemeine Theil von Dr. Lampe, Verfasser der 
illustrirten Thierheilkunde, b) der sportliche Theil von Henry 
Dayenpart und Dir. Woldemar Nagel. Mit ca. 1500 
Abbildungen, 44 Tafeln der Gestütsbrände, 16 Rassen- und 
2 farbigen Tafeln von Hans Retto, H. Graf u. a., sowie 
2 zerlegbaren Modellen des Hufes und der Entwicklung der 
Zähne, entworfen und bearbeitet von A. Schwarz in Nürn¬ 
berg. Leipzig. Verlag von Ern st Wiest Nachfolger. 1900. 

Der erste Band dieses g>oss angelegten Werkes, „Allgemeiner 
Theil“, bearbeitet von Dr. Lampe, umfasst 816 Druckseiten. 

Der erste Abschnitt bandelt von der Anatomie und dem 
Exterieur des Pferdes und umfasst 140 Seiten mit 207 Abbild¬ 
ungen. Der zweite Abschnitt behandelt a) die Rasse des Pferdes 
und b) die Pferdezurht auf 116 Seiten mit 16 Rassebildern, 44 
Tafeln von Gestütsbränden in 50 dem Texte eingefügten Abbild¬ 
ungen. Der dritte Abschnitt handelt auf 107 Seiten, in welche 
120 Abbildungen eingefügt sind, von der Pflege der gesunden, 
und im vierten Abschnitte wird auf 388 Seiten die Pflege des 
kranken Pferdes besprochen. Dieser Abschnitt enthält 177 Ab- 


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94 


bildungen. Der fünfte bandelt vom Hufbeschlage und umfasst 
62 Seiten Text, welcher durch 82 Abbildungen illustrirt ist. 

Das buchhändlerisch vorzüglich ausgestattete Werk zeugt von 
einem seltenen Fleiss der Autoren, mit welchem ein sehr grosser 
Theil des hippologischen praktischen Wissens zusammengetragen 
worden ist. Unter den über dieses Thema geschriebenen Sammel¬ 
werken nimmt das Buch eine hervorragende Stelle ein. Die Dar¬ 
stellung ist populär gehalten, so dass sich auch der Laie unschwer 
zurechtfinden kann. 

Das Bestreben der Verfasser, auch dem Fachmann in 
allen Theilen der Pferdehaltung, Pferdezucht und der Verwendung 
des Pferdes zum Gebrauche erschöpfende Darstellung zu geben, 
wie es im Vorworte heisst, wird allerdings eine Utopie bleiben. 
Wenn die Verfasser nur die Doctrinen Anatomie, Physiologie und 
Ernährungslehre des Pferdes ins Aut^e fassen, so werden sie sich 
sofort sagen müssen, dass das Buch auch nicht von einem einzigen 
dieser Zweige eine halbwegs erschöpfende Darstellung gibt. Was 
sollte aber auch eine solche erschöpfende Darstellung für einen 
Zweck für den Laien haben? 

Bei vollkommen objectiver Beurtheilung des Buches muss be¬ 
merkt werden, dass z. B. der 4. grösste Abschnitt, welcher von 
den Krankheiten des Pferdes handelt, desgleichen der Abschnitt 
über Geburtshilfe beim Pferde, für den Laien viel zu viel, für 
den Fachmann viel zu wenig enthält. Ausserdem finden sich in 
diesen Kapiteln eine Reihe von Unrichtigkeiten. Der Raum unserer 
Zeitschrift gestattet uns nicht, diese Punkte eingehend zu besprechen. 

Die Abbildungen sind zum grössten Theile 6ehr gut. Wir 
nehmen davon aus die Dlustrationen, welche dem Texte über Ge¬ 
burtshilfe beigegeben sind, ferner eine Anzahl Abbildungen, welche 
die Untersuchung kranker Pferde, verschiedene Hilfeleistungen 
bei Pferden versinnlichen sollen; letztere insoweit sie den prak¬ 
tischen Vorgang bei der Durchführung dieser Hilfeleistungen dar¬ 
stellen sollen. Wir möchten hier nur hinweisen auf die Abbild¬ 
ungen auf Seite 25, 30, 367, 597 und 737. In dem Mass un¬ 
praktisch, wie die Bilder zeigen, wird auch derjenige, welcher 
eine solche Untersuchung ohne Anweisung zutiP ersten Male macht, 
nicht verfahren. Die Abbildung Nr. 40 auf Seite 22 ist falsch. 

Das dem ersten Bande beigegebene von dem Stabsveterinär 
Schwarz in Nürnberg entworfene und bearbeitete Modell ist vor¬ 
trefflich. __- A. 


Personalien. 

Der k. Bezirksthierarzt Winkler in Grafenau wurde auf Ansuchen 
wegen Krankheit in den bleibenden Ruhestand versetzt unter Anerkennung 
seiner langjährigen treuen Dienstleistungen. — Zu pragmatischen Bezirks- 


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95 


tbierärzten sind ernannt die Bezirksthierärzte Mitteldorf in Donauwörth, 
Pröls in Neustadt a. WN. und Werkmeister in Staffelstein. 

Die thierärztliche Fachprüfung haben bestanden: Josef Heigen- 
leohner aus München, Arthur Hüther aus München, Karl Müller 
aus Saargemünd und Friedr. Rütger aus München. 


er ein. a^vmclieiier Tlilerätrzte. 
Einladung zur IT. Monatsversammlikiig Donnerstag, den 
21. Februar Abends 8Uhr im „Restaurant Platil“ (Nermannenlokal). 


1. 

2 . 


Tetgreeordaa.’ma.g*: 

Herr k. Corpsstabsveterinär Kr&enzle: „Ueber Vergiftungen 
bei Pferden durch den Genuss von Pflanzen 11 . 


Herr städtischer Oberthierarzt T. Mölter: „Der FIei sahkon sum 


Münchens 


I. A.: Dr. Mayr, Sohriftf. 


O-aviver-ba-mäL IST ordjCrarLlren.. 


Die nächste Zusammenkunft findet am Sonntag, den 8. März 
Nachmittags 2 Uhr im Hotel Anker in Lichtenfels statt, wozu 


hlemit freundliohst einladet 


Hohenleitner. 


Thierärztliche Sterbefeasse hetr. 

Laut § 26 der Statuten der Genossenschaft „Sterbekasse für 
Thierärzte 11 sind die daselbst angeführten Uebergangsbestimmungen 
vom 31. Dezember 1900 ab ausser Kraft getreten. 

Vom 1. Januar 1900 ab beträgt 

a'l Der Jahresbeitrag nach § 4 der Statuten nur nooh 12 Mark, 
b) Das versicherte Sterbegeld nach § 8 der Statuten bei Mitgliedern, 
welohe weniger als 15 Jahre beisteuern = 300 M. 

„ mindestens 15 „ „ = 350A 

, , 20 , , =400 M. 

fl » 25 „ fi — 450 M. 

Mit 25 voll -gezahlten Mitgliederbeiträgen ist das betreffende Mitglied 
steuerfrei. 

Anmeldungen zum Beitritt sind unter Beifügung des Tauf- und 
Approbatiönsscheines an den Unterzeichneten zu richten. Ein ärztliches 
Gesundheitszeugnis wird nicht gefordert. 

Der Vorstand der Genossenschaft „Sterbekasse fttr Thierärzte“ 

Prof. Dr. Johne. 2(2) 



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96 




Hauptner-Instrumente 

kauft jeder Thierarzt am besten direot aus der Fabrik, weil 
er sich hierdurch besondere Vortheile sichert, die durch den 
Zwischenhandel nicht gewährt werden können. 

Die Instrumenten-Fabrik H. Hauptner, Berlin 
NW., Luisenstrasse 53, erzeugt ausschliesslich thier- 
ärztliche Instrumente in grossem Umfange. Trotzdem der 
Bedarf an thierärztlichen Instrumenten naturgemäss kleiner ist 
als der an human-chirurgischen Instrumenten, ist die Fabrikation 
der Firma Hauptner grosser als die irgend einer Instrumenten- 
Fabrik, welche ihre Erzeugnisse an Aerzte liefert. 

Auf der Weltausstellung Paris 1900 wurde der einzige 
Grand Prix der Klasse Chirurgie den thierärztlichen 
Instrumenten von H. Hauptner zuerkannt; Hauptner’* 
Apparate für Thferzncht und -Pflege wurden durch die 
Goldene Medaille ausgezeichnet. 

Die Instrumenten-Fabrik H. Hauptner hat in Deutschland 
weder Filialen noch Vertreter; es ist deshalb erforderlich, Anfragen 
und Aufträge stets direct an die Fabrik zu richten. 

Hauptner’s Instrumenten-Katalog 1900 in deutscher, fran¬ 
zösischer und englischer Sprache, Gross 4 °, 244 Seiten mit 3000 
Abbildungen nebst Original-Bilderwerk „Die Thierärztliohen Lehr¬ 
anstalten der Welt der Jahrhundertwende“, bestehend aus 
123 Autotypien auf 25 Kunstdruck blättern mit Angaben über 
.Stadien Verhältnisse, Vorbildung, Frequenz etc., ist aUen ThiedUzten 
kostenfrei übersandt worden. 

Telegramm-Adresse: „Veterinaria*. 







Idqu. Kregoli gaponat. 5 Ko. Bo. incl. Blechb. 5 M,. 
Cwlutolattfte mit 5u°/o Glutol 10,0 = 80 /$. 

I£gej*in gulf. 10 Dos 0,1 = 4 M>. — frei. 

„ „ 1Ö „ 0,08 = 3 „ 80 „ frei, 

i» v 10 n 0,05 — 3 „ » frei. 

Lygol. 1 Postflasche Bo^ 5 Ko. incl. Gefäss =z 9 M. 50 /$. 

Creolin ächi Peargon 5 Ko. Bo. inol. Gefäss = 6 „ 50 „ 
und alle Vet.-Medikamente in zuverlässigen Qualitäten empfiehlt billigst 
Fabrik chem. pharm. Praep. von Dr. H. Unger, WQrzburg. 




Verantwortliche Redaktion: M. Albrecht. 
Expedition und Druck von J. Gotteswinter, München. 


Für die. Redaktion bestimmte Sendungen sind an Professor 
AIb recht* Veterinärstr. 6/L zu richten. D. Red. 


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WochenschriC^S 

f ür ——" 


Thierheilkunde und Viehzucht 

Unter Mitwirkung bewährter Fachmänner 

herausgegebeu von 

M. Albrecht und Ph. J. Göring. 


45. Jahrgang. München, den 26. Februar 1901. Nr. 9. 

Inhalt: Rabus: Ueber Tuberkulose beim Kalbe. — Dorn: Hernia funiculi 
spermatioi. — Kurze Mittheilungen über Porcosan. — Landes-Vieh¬ 
versicherungskammer. — Referate. — Bücherschau. — Stand der Thier¬ 
seuchen in Bayern am 15. Februar 1901. — Personalien. — Inserate. 


Ueber Tuberkulose beim Kalbe. 

Von Distriktsthierarzt Rabuß - Pirmasens. 

Während meiner Thätigkeit als Fleischbeschaustellvertreter 
am hiesigen Schlachthause hatte ich Gelegenheit, einen äusserst 
seltenen prägnanten Fall von Tuberkulose bei einem kräftigen 
Kalbe zu beobachten. 

Das gut genährte Thier zeigte bei Eröffnung der Bauch¬ 
höhle folgende pathologische Veränderungen: die Leber war 
durchspickt von grauweissen, in der Mitte beginnende Ver¬ 
käsung zeigenden Knötchen von der Grösse eines Hanfkornes 
bis zu der einer Wallnuss. Die dazu gehörigen periportalen 
Lymphdrüsen waren stark vergrössert und ebenfalls von tuber¬ 
kulösen Herden durchsetzt. Weitere Veränderungen wurden 
trotz sorgfältiger Untersuchung der Organe und der Lymph¬ 
drüsen nicht vorgefunden. Meiner Ansicht nach handelt es 
sich hier um eine Infektion durch den Nabel des Thieres 
während des Fötallebens. 

Bezüglich der Aetiologie der Tuberkulose beim Kalbe 
mögen hier kurz folgende litterarischen Arbeiten aufgeführt 
werden: 

Prof. Dr. Kitt 1 ) schreibt, dass bei Hühnern und beim 
Kalbe die Tuberkulose allein in der Leber Vorkommen kann, 
während alle übrigen Organe frei von pathologischen Ver¬ 
änderungen sein können. Solche Primärerkrankungen in der 
Leber sind dann auf eine placentare Infektion zurückzuführen, 
bei welchen durch Vermittelung der Nabelvenen das Virus in 

*) Prof. Dr. Kitt: Lehrbuch der pathologisch-anatomischen Diagnostik, 
Band I, Seite 544, 


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98 


die Leber kommt. Nach Johne 1 ) sind mehrere Fälle be¬ 
kannt, nach welchen schon Kalbsföten die Lebertuberkulose 
trugen, also unzweifelhaft eine congenitale placentare Infektion 
erlitten hatten. Gutbrod 2 ) schildert ebenfalls 2 Fälle von 
placentarer Infektion. Beide Kälber zeigten mit Ausnahme 
von tuberkulösen Prozessen in der Leber und den dazu ge¬ 
hörigen Lymphdrüsen weiter keine pathologischen Veränder¬ 
ungen. 

Zum Schlüsse möge über die Häufigkeit des Vorkommens 
von Tuberkulose beim Kalbe folgende statistische Zusammen¬ 
stellung dienen: 

In Bayern bewegt sich die Tuberkulose des Kalbes 
in einem Prozentsatz von 0,02— 0,05. 

1895 wurden geschlachtet 380715 Kälber — davon waren 
tuberkulös 91 = 0,02 °/ 0 

1896 wurden geschlachtet 455 070 Kälber — davon tuber¬ 
kulös 120 = 0,03 °/ 0 

1897 wurden geschlachtet 479 983 Kälber — davon tuber¬ 
kulös 233 = 0,05°/ 0 

1898 wurden geschlachtet 484 421 Kälber — davon tuber¬ 
kulös 251 = 0,05 °/ 0 

1899 wurden geschlachtet 503 527 Kälber — davon tuber¬ 
kulös 274 = 0,05 °/ 0 . 

Ebenso gering ist die Tuberkulose beim Kalb auch in 
den andern Staaten, so z. B. betrug sie auf sächsischen Schlacht¬ 
höfen im Jahre 1889 nur 0,006 °/ 0 , im Jahre 1890 0,03 °/ 0 ; 
in Berlin 1890 0,079 °/ 0 und in Leipzig 1893 0,15 °/ 0 3 ). 


Hernia funiculi spermatici. 

Von Distriktsthierarzt Dorn in Hollfeld. 

Der sogenannte innere Bruch, oder wie der landläufige 
Ausdruck heisst „Ueberwurf“, beim Ochsen ist in hiesiger 
Gegend, woselbst starke Ochsenzucht getrieben wird, ziemlich 
häufig. Ich darf im Jahre immer 7—10 Fälle rechnen, die 
ich zu operiren Gelegenheit habe. Eine solche Erkrankung 
beobachtete ich voriges Jahr, die näheres Interesse verdient. 

1 ) Ibidem und Dr. Perls-Neelsen: Lehrbuch der allgemeinen Pathologie 
fflr Aerzte und Studirende, III. Auflage, Seite 380. 

2 ) Gutbrod: „Beiträge zur Casuistik der Tuberkulose“, Wochenschrift 
für Thierheilkunde und Viehzucht, 44. Jahrgang 1900, Nr. 5, Seite 41 ff. 

8 ) cf. Uebersicht über das Vorkommen und die sanitätspolizeiliche 
Behandlung tuberkulöser Sch lach tthiere in den öffentlichen Schlachthäusern 
Bayerns im Jahre 1899. 

Ostertag: „Handbuch der Fleischbeschau“, 1895, 2. Auflage, Seite 508. 

Friedberger und Fröhner: „Specielle Pathologie und Therapie der 
Hausthiere“, 3. Auflage, Band II, Seite 544 ff. 


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99 


In ein benachbartes Gut wurde ich Morgens zu einem 
Ochsen geholt, welcher Abends vorher kolikartige Erschein¬ 
ungen gezeigt habe. In der Frühe habe er nichts mehr ge¬ 
fressen, sei noch immer unruhig. Ich fand das Thier matt 
im Stalle stehend, Hörner und Ohren kalt, Nase trocken, 
Puls etwas beschleunigt, ebenso Athmung, Darm- und Wanst¬ 
bewegung darnieder liegend. Bei Exploration fand sich wenig 
trockener Koth mit Schleim überzogen vor. Der Samenstrang 
rechterseits ist deutlich zu fühlen, ebenso zwischen diesem 
und der Bauchwand ein Darmconvolut in der Grösse eines 
Kopfes. Die Diagnose war auf inneren Bruch zu stellen. 
Ich schritt zur Operation, welche in bekannter Weise durch 
Flankenschnitt rechterseits bewerkstelligt wurde. Nach Ver¬ 
nähen der Wunde fuhr ich nach Hause, um dem Thier ein 
Laxans zu holen. Als ich nach etwa 30 Minuten wieder kam, 
hatte das Thier flüssigen Koth sehr reichlich abgesetzt, so 
dass der Einguss unterblieb. 

Bei meiner Ankunft andern Tags wurde mir berichtet, 
dass seit Abend vorher beim Ochsen kein Kothabsatz mehr 
gesehen wurde. Ich fand das Thier ohne Krankheitserscheinungen, 
munter, den Mastdarm fast leer. Nun bekam er 20 g Tartar, 
stibiat. Am andern Tag war noch kein Koth vorhanden, da¬ 
gegen zeigte das Tbier leichte Fiebererscheinungen mit Dar- 
niederliegung der Wanst- und Darmbewegung. Vom leeren 
Mastdarm aus fühlte man in den anderen Mastdarmparthien 
eine Geschwulst von der Grösse einer Orange. Nach dem 
ganzen Bild konnte man eine Darminvagination vermuthen. 

Ich machte daher die Wunde in der rechten Flanke noch¬ 
mals auf. Mit der eingeführten Hand fühlte man einen Körper 
im Darm, fest, unzerdrückbar. 

Ich gab nun ein Laxans und machte in das Rektum Oel- 
klystiere. Als ich Nachmittags wiederum einen Besuch machte, 
kam mir der Verwalter freudig entgegen, berichtend, dass das 
Thier Koth in grosser Menge abgesetzt habe und darunter 
ein harter Ballen sich befunden habe. Es war derselbe ein 
fast faustgrosser Futterbezoar. 

Möglicher Weise hat derselbe Veranlassung dazu gegeben, 
dass der Darm sich in der Samenstrangspalte eingeklemmt 
hat. Nachdem die gelöste Hernie operirt war, hat er dann 
diese nochmalige Verstopfung veranlasst. 


Kurze Mittheilungen über Porcosan. 

Es berichten ferner: 

Bezirksthierarzt Huber in Staffolstein: Auf einem 
grösseren Gute waren von den 17 dort vorhandenen Schweinen 


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100 


bereits fünf Stück der Seuche erlegen, d. h. zwei Stück 
waren verendet und drei Stück wurden bald nach ihrer Er¬ 
krankung nothgeschlachtet. Auf Ersuchen des Besitzers wurde 
der Restbestand von dem Unterzeichneten mit Porcosan ge¬ 
impft und zwar mit dem Erfolge, dass keines der 12 geimpften 
Thiere mehr erkrankte, auch wurden keinerlei nachtheilige 
Folgen des Impfens selbst wahrgenommen. 

Bezirksthierarzt Schuhmann in Hilpoltstein; Rothlauf- 
seuche unter den Schweinen ist im Bezirk nur sehr vereinzelt 
aufgetreten, was vielleicht auf die Impfung mit Porcosan 
zurückzuführen ist. Ich selbst habe sehr zahlreiche Impfungen 
vorgenommen ; und so viel mir mitgetheilt wurde, ist von sämmt- 
lichen Impflingen kein einziger an der Seuche zu Grunde ge¬ 
gangen. Es wurden mir Fälle berichtet, dass Oekonomen 
Jahre lang ihre Schweine frühzeitig in Folge der Rothlauf- 
seuche dem Schlachtmesser überliefern mussten; seit der bei 
ihnen eingeführten Impfung haben sie keine Verluste mehr 
erlitten. 

Der k. Bezirksthierarzt Martin in Passau impfte im 
Frühjahre 1898 in 2 grösseren Schweinebeständen mit Porcosan 
nach Dr. Remy mit dem Erfolge, dass kein weiteres Schwein 
mehr erkrankte oder geschlachtet werden musste und unter 
mehr als 80 geimpften Schweinen nur .bei drei sogenannter 
Quaddelausschlag eintrat. 

Siecheneder-Mallersdorf berichtet Folgendes : Ich wählte 
auch im Jahre 1898 zu meinen Versuchen mit der Schutzimpfung 
die von Dr. Remy in Mannheim hergestellte Lymphe „Porcosan“, 
und zwar aus dem Grunde, weil nur eine einmalige Impfung 
nothwendig ist und einige Versuche in den Jahren 1896 und 
1897 mich befriedigt hatten. Die Fälle, in denen ich das 
„Porcosan“ zur Anwendung brachte, sind folgende: 

1. I n k o fe n. 9. J u 1 i. 

Brauereibesitzer H. war in die Lage versetzt, wegen 
Rothlauf drei Frischlinge plötzlich zu schlachten. Der Bestand 
war noch ein ziemlich bedeutender und ich empfahl desshalb 
die Schutzimpfung mit Porcosan. Es wurden ca. 5—6 Tage 
nach Schlachtung der oben angeführten Frischlinge geimpft 
48 Schweine im Gewichte von 40 % — 1 Ztr., ausserdem 
zwei Frischlinge im Gewicht von ca. 90 % des Söldners 
W.; zwei Frischlinge wurden, da zwei Dosen an W. abge¬ 
geben waren, nicht geimpft. Die Geimpften blieben voll¬ 
ständig gesund, während von den nicht geimpften ein 
Schwein geschlachtet wurde, da selbes die ersten Anzeichen 
der Krankheit — Versagen des Futters, Verkriechen in der 
Streu etc. — bekundete. 


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101 


2. Niederlindhart. 

a) S., Bäcker von dort, musste zwei Schweine wegen 
Rothlauf schlachten. So wurden 2—3 Tage nach der Tödtung 
des letzten Schweines die noch vorhandenen acht Schweine, 
magere Frischlinge im Gewichte von ca. 40—50®, der Impfung 
unterstellt; sämmtliche geimpften Schweine blieben gesund. 

b) Bürgermeister L. von Niederlindhart musste ein Schwein 
wegen Rothlauf schlachten. Derselbe verlangte die Impfung 
von 10 Frischlingen. Am Tage der Impfung, 9. September, 
war von den 10 Schweinen bereits wieder eines erkrankt; 
es wurden desshalb nur neun sich gesund zeigende Frisch¬ 
linge geimpft. Das erkrankte Schwein verendete am Abend. 
Die von mir selbst vorgenommene Sektion erwies genau die 
Rothlauferkrankung. Die geimpften Schweine blieben gesund, 
abgesehen von einem kleinen Exanthem an dem Schenkel, 
der zur Einspritzung benützt war, und Versagen des Futters 
für zwei Tage. 

3. Mallersdorf (Gemeinde), Ortschaft Steinkirchen. 

Der Oekonom R. von St. musste 10 Schweine plötzlich 

wegen Rothlauferkrankung schlachten, während eines ver¬ 
endet war. 

Das wirkliche Vorhandensein der Krankheit wurde bei 
Ausübung der. Fleischbeschau selbst festgestellt. 

Vorhanden waren noch zwei Frischlinge und acht Span¬ 
ferkel. Diese wurden mit Porcosan geimpft; sie blieben ge¬ 
sund. Bei dem Nachbar R wurden zu gleicher Zeit drei 
schwere Frischlinge geimpft; sie blieben vollständig gesund; 
bei Nachbar Z. vier Schweine, der gleiche Erfolg. 

Acht Tage nach der Impfung dieser Thiere liess mich 
der Oekonom K. in Steinkirchen holen, da ein junges Mutter¬ 
schwein die Zeichen von Rothlauf aufwies, und ersuchte mich, 
sofort Impfstoff zu bestellen für den gesammten Schweine¬ 
bestand, J9 Stück, darunter ein Eber, ein Mutterschwein 
und acht Ferkel, sowie neun Frischlinge. 

Das erkrankte Schwein, das bei meiner Ankunft mit roth- 
blauen Flecken auf der Haut förmlich übersät war, war am 
Abend verendet. Die geimpften 19 Stück blieben vollständig 
gesund. 

4. Upfkofen. 

Impfung von acht Schweinen bei dem Oekonomen St. 
und zwei Schweinen bei dem Oekonomen W. In beiden Ge¬ 
höften waren unmittelbar vor der Impfung (3 Tage) Schweine 
wegen Rothlauf geschlachtet. 

Keine Erkrankung der Geimpften. 


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102 


5. Pfaffenberg. 

Müller N. war veranlasst, zwei Schweine wegen Roth- 
lauferkrankung zu schlachten; zwei noch vorhandene Frischlinge 
wurden geimpft; keine Erkrankung. 

6. Ascholtshausen. 

Der Söldner W. hatte zwei Schweine wegen Rothlauf 
geschlachtet und liess vier Schweine, darunter zwei frisch 
eingekaufte Ferkel, bald darauf impfen. Dieselben blieben gesund. 

7. G re i 1 s b e r g. 

Zwei Schweine bei dem Oekonomen H. waren wegen 
Rothlauf geschlachtet. Vier noch vorhandene Frischlinge wurden 
geimpft; keine Erkrankung, während sein Nachbar während 
der Zeit ein Schwein schlachten musste. 

Es sind sonach 123 Schweine*mit Porcosan geimpft worden, 
von denen kein einziges erkrankte oder verendete. Da die 
Impfung einfach und sehr leicht durchführbar ist, die Erfolge 
ganz zufriedenstellende waren, so glaube ich auf Grund dieser 
Erfahrungen, dass Porcosan gewiss die gleichen Dienste leisten 
kann wie die Pasteur’sche oder Lorenz’sche Impfung resp. 
Lymphe, die jedoch zweimal applicirt werden muss. Wenn 
sich wohl die hier aufgeführten Oekonomen gerne zu dieser 
Schutzimpfung herbeigelassen haben, so möchte ich aber sehr 
in Frage stellen, ob sie für eine Impfung mit zweimaliger 
Applikation zu gewinnen wären, um so mehr als das Fangen 
und Halten schwerer Frischlinge gerade nicht zu den Annehm¬ 
lichkeiten gehört. Ich für meinen Theil werde bei Porcosan 
bleiben. 


Landes-Viehversicherungskammer. 

Am 13. Februar war unter dem Vorsitze des k. Ministerial¬ 
direktors Dr. von Haag, Vorstand der k. Versicherungs¬ 
kammer, der Landesausschuss der Vieh Versicherungsanstalt 
versammelt. 

Dem Vortrage des Vorsitzenden ist zu entnehmen: 

Die bayerische Landes-Viehversicherungsanstalt hat nun¬ 
mehr das vierte Jahr ihres Bestehens glücklich zurückgelegt 
und ist bereits zu einem nicht zu unterschätzenden wirtschaft¬ 
lichen Faktor geworden. Sie hat in den ersten vier Jahren 
28174 Schadenfälle mit einer Entschädigung von 3 962148 JH. 
regulirt; bis heute sind schon 30 0< 0 Schadenfälle zu ver¬ 
zeichnen, für welche eine Entschädigung von 4249450 «Al 
geleistet wurde. 

Die Zahl der Orts-Viehversicherungsvereine, welche sich 
der Landesanstalt angeschlossen haben, ist auf 1500 gestiegen; 


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103 


die Vereine haben 72705 Mitglieder mit 326570 versicherten 
Thieren und ein Versicherungskapital von 68308535 JH. 

Die bayerische Anstalt nimmt jetzt in Deutschland die 
erste Stelle unter den Viehversicherungsanstalten ein. 

Gleichwohl ist aber der grösste Theil unserer werthvollen 
Viehbestände noch unversichert. Immer noch halten sich Vieh¬ 
besitzer von der Anstalt fern, weil sie die Bezahlung von Bei¬ 
trägen scheuen oder in sonstiger Beziehung deren Einricht¬ 
ungen misstrauisch gegenüberstehen. Möchten diese Vieh¬ 
besitzer doch bedenken, wie schwer sie ein Schaden oder gar 
ein umfangreicheres Unglück treffen müsste, wenn sie unver¬ 
sichert bleibeD, möchten sie sich davon überzeugen, dass ihnen 
die Anstalt grosse Vortheile bietet, und dass sie nur im festen 
Zusammenschluss mit ihren Berufsgenossen ihre gesammte wirth- 
schaftliche Lage verbessern können. 

Die Schadensziffern weisen bei der Anstalt eine Zunahme 
auf, welche grösstentheils auf die Vermehrung der Vereine 
zurückzuführen ist. Der durchschnittliche Beitrag stellt sich 
auf 1,23 Prozent der Versicherungssumme. Selbstverständlich 
würde dieser Beitrag nicht zur Deckung der Entschädigungen 
hinreichen, wenn nicht Staatszuschüsse und die Zinsen des 
Reservefonds hinzukämen. ' 

Dank der Fürsorge der k. Staatsregierung und dem Ent¬ 
gegenkommen des Landtages konnte der Anstalt ein Staats¬ 
zuschuss von 10()0<0 M. zugewendet werden, wozu noch 
eine ausserordentliche Zuwendung von 25 000 JVt. zur Unter¬ 
stützung der Vereine mit höheren Beiträgen kam. Ausserdem 
fliessen die Zinsen aus dem staatlichen Stammkapital von 
500000 JH. in den Reservefond der Anstalt, welcher in¬ 
zwischen auf 233114 M>. 13 erstarkt ist. Die finanzielle 
Grundlage der Landesanstalt ist gesund und berechtigt zu der 
Hoffnung, dass die Leistungsfähigkeit der Anstalt sich immer 
mehr steigern werde. 

Der Erfolg der Viehversicherung hängt aber auch von 
der gedeihlichen Entwicklung der Orts-Viehversicherungs- 
vereine ab. Die Vereins-Ausschüsse machen sich immer 
mehr mit der Verwaltung vertraut und lassen bei Aufnahme 
und Einwerthung der Thiere sowie bei der Schadensermittlung 
Vorsicht walten. Bei manchen Vereinen lässt die Verwaltung 
zu wünschen übrig. Kommt hiezu noch eine minder gute 
Viehhaltung, so sind in der Regel die Schäden so gross, dass 
sich die Ortsumlage höher berechnet ufrd die Gesammtanstalt 
mehr in Anspruch genommen wird. 

Die staatlich geleitete Viehversicherungsanstalt hätte sich 
nicht so günstig entwickeln können, wenn sie sich nicht der 


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104 


Unterstützung und Förderung aller Verwaltungsstellen und 
Behörden, insbesondere des k. Staatsministeriums des Innern, 
der k. Kreisregierungen, der k. Bezirksämter sowie aller be¬ 
theiligten Gemeindebehörden zu erfreuen gehabt hätte. In 
zahlreichen Fällen wurde die Mitwirkung der Herren Thier¬ 
ärzte in Anspruch genommen und durch die Bemühungen der 
letzteren mancher Schaden abgewendet und das Sachverhält- 
niss in präziser Weise festgestellt. Unsere treffliche thierärzt r 
liehe Organisation hat der Anstalt die besten Dienste erwiesen. 

Die Kassengeschäfte der Anstalt wurden von der k. Bank 
mit grösster Promptheit besorgt, so dass die Versicherten 
regelmässig ihre Entschädigungsbeträge schon wenige Tage 
nach Eintritt des Schadens mittelst Postanweisung ausbezahlt 
erhielten. 

Allen öffentlichen Organen und allen Privatpersonen, 
welche die Anstaltsverwaltung unterstützten, wurde der wärmste 
Dank ausgesprochen. _ 


Referate. 

Carrozzo: Zwei Fälle von akuter Vergiftung durch Kalium- 
permanganat. An der Klinik der Thierarzneischule in Neapel 
wird das Kalium-permanganat in der Dosis von 10 g auf 11 
Wasser zur Darmdesinfektion der Einhufer verwendet. C. hat 
in mehr als 60 Fällen innerhalb der früheren Jahre hievon 
keine üblen Folgen gesehen; im letzten Jahre dagegen trat 
in zwei Fällen Vergiftung ein. In einem ersten Falle, in dem 
es sich um Darmgährung handelte, verschrieb er 10 g Kalium¬ 
permanganat in einem Liter Wasser zu geben, und 7 g Acidum 
tannicum in Pillen; nach einer Stunde wurde er dringend ge¬ 
rufen und fand das Pferd mit Muskelzittern über den ganzen 
Körper, hängendem in Schweiss gebadetem Kopfe, häufigen 
diarrhöischen Entleerungen von weisslicher Farbe und fötidem 
Gerüche. Die Schleimhäute waren blass, der Puls beschleunigt, 
klein, regelmässig; die Mastdarmtemperatur subnormal (36,7), 
die Atbmung beschleunigt, 50—60 Züge in der Minute. Man 
hatte noch nicht ganz die Hälfte der Permanganatlösung ge¬ 
geben, als das Pferd zu schwitzen und nacheinander die oben 
angegebenen Symptome zu zeigen begann. C. Hess sogleich 
7 g Tannin und 7 g Naphtol B geben, Abreibungen mit Ter¬ 
pentinöl machen und Wein verabreichen. Der Zustand des 
Thieres besserte sich langsam in den nächsten Tagen. 

Ein zweiter ähnlicher Vergiftungsfall, in der gleichen 
Weise behandelt, endete tödtlich. Sach den angegebenen 
Symptomen hält der Autor es für wahrscheinlich, dass eins 


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105 


Emwirkung des Kalium auf das Nervensystem und auf den 
Herzmuskel vorliege; vielleicht bildet sich im Magen bei der 
Zersetzung des Kalium-permanganats eine besonders toxische 
Substanz. Der Referent des Aufsatzes im Bull. V6t. (1900 
S. 811) ist der Meinung, dass die Reizwirkung des Kalium 
permanganicum alleinig zur Erklärung der obigen Symptome 
ausreicht. Das Kalium permanganicum wirkt bis zu 1 °/ 0 o 
einfach adstringirend, bis zu 1 °/ 0 iger Lösung wirkt es leicht 
reizend, in 8 °/ 0 iger Lösung ist es ein schwaches, in 15 °/ 0 iger 
ein mittelstarkes, in 60°/ 0 iger Lösung ein starkes Aetzmittel. 
Die verwendete 1 ü / 0 ige Lösung wirkt ziemlich stark reizend, 
umsomehr wenn der Magen und Darm sich bereits in ent¬ 
zündetem Zustande befinden. Man sollte demnach Kalium 
permanganicum nie in stärkerer als 1 0 / 00 Lösung verabreichen; 
diese Konzentration bringt neben der schwachen desinfizirenden 
eine adstringirende Wirkung hervor und wird deshalb die 
Darmgährung und den Reizzustand der Darmschleimhaut günstig 
beeinflussen. (Clin. 7et. 1900.) 

Müller: Prophylaktische und therapeutische Behandlung 
der Maul- und Klauenseuche. M. empfiehlt, die unten an¬ 
gegebene Lösung mit Hülfe eines Zerstäubers aus einer Ent¬ 
fernung von wenigstens etwa 8 m auf die Thiere oder Gegen¬ 
stände in einem feinen Regen zu spritzen. Er empfiehlt 
folgende Lösung: Sublimat 5 g, Kalium-permanganat 15 g, 
Salicyl-Säure 30 g, Wasser 900 g. Das Sublimat muss voll¬ 
kommen aufgelöst in Alkohol oder Aether sein. Diese Lösung 
dient zur Desinfektion 1 von Lokalen und Geschirren, auf */ 8 
mit Wasser verdünnt kann sie ebenso zur Desinfektion des 
Maules, Euters und der Füsse der kranken Tbiere verwendet 
werden. (Röpert. de Pol. San. Bull.Vet. 1900). E. A. 


Bucherschau. 

Grammlich, Dienstaltersliste des veterinärärztlichen 
Personals der deutschen Armee. Preis 75 /$. 

In vorliegender Brochüre, die als Sonderabdruck aus der vom 
Redakteur gleichen Namens bestens geleiteten „ Zeitschrift für 
Veterinärkunde“ 1900, 12. Heft, erschienen ist, bringt Verfasser 
auf 48 Seiten, nach amtlichen Quellen bearbeitet und in sehr über¬ 
sichtlicher Weise zusammengestellt, eine Dienstaltersliste oben 
genannten Personals aller Dienstgrade, einestheils nach aktivem 
Dienststand und Beurlaubtenstand — für Bayern sind noch die 
Veterinäre ausser Dienst angeführt —, anderntheils nach Armee- 
Corps etc. geordnet. Auf Seite 25 und 26 findet sich eine Er¬ 
klärung der Abkürzungen der Orden und Ehrenzeichen; auf der 
letzten Seite ist als neu das Personal der kaiserlichen Schutz« 


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106 


truppen (1. Südwestafrika, 2. Kiautschou, 3. ostasiatisches Ex¬ 
peditionscorps) hinzugetreten. 

Dem Militärveterinär wegen seines Zweckes und besonders 
wegen seiner Genauigkeit seit Jahren unentbehrlich, wird das 
Werkchen auch dem Gros der Civilthierärzte, in erster Linie den 
im militärischen Verhältnis stehenden, willkommen sein. 

Die buchhändlerische Ausstattung ist die bekannt vorzügliche 
der k. Hofbuchhandlung von Ernst Siegfried Mittler und Sohn, 
Berlin, Kochstrasse 68 — 71. Göbel. 


Handbuch der thierärztlichen Chirurgie und Geburts¬ 
hilfe. V. Band. Augenheilkunde von Dr. Jos. Bayer, k. und 
k. Hofrath, Professor und Rektor am k. und k. Militär-Thier- 
arznei-Institut und der thierärztlichen Hochschule in Wien. 
Mit 262 Textabbildungen und 11 Chromotafeln. Wien und 
Leipzig. Wilhelm Braumülier. 1900. 

Der erste Abschnitt des 484 Seiten starken Werkes behandelt 
die Anatomie und Physiologie des Auges, sowie denjenigen Theil 
der Optik, welcher zum Verständnis der physiologischen Verricht¬ 
ungen des Auges nothwendig ist. Im zweiten Abschnitt bespricht 
der Verfasser Allgemeines über die Operationen und die Nach¬ 
behandlung. Der grösste Theil des Inhaltes des Buches, beinahe 
400 Seiten, handelt von den Krankheiten des Auges und seiner 
Schutzorgane. 

Der Inhalt des Buches basirt der Hauptsache nach auf eigenen 
Anschauungen und Erfahrungen- des Verfassers, wie derselbe im 
Vorworte mit vollem Rechte sagt. Geradezu klassisch ist die 
grosse Abtheilung des Buches, welche über die Krankheiten des 
Auges und dessen Schutzorgane handelt. 

Auf Grundlage 20 jähriger Beobachtungen und Untersuchungen 
macht uns der Verfasser nicht lediglich beschreibend mit der 
Symptomatologie, Aetiologie und Therapie der Krankheiten des 
Auges uud seiner Schutzorgane bekannt, sondern beleuchtet und 
begründet die von ihm in Bezug auf die Aetiologie und das Wesen 
der Augenkrankheiten gezogenen Schlüsse und Anschauungen nicht 
allein durch mikroskopische, sondern auch durch histologische Be¬ 
funde, welche beide zudem zu einem grossen Theile durch eine 
Reihe wohlgelungener Abbildungen illustrirt sind. 

Der Raum unserer Wochenschrift gestattet nicht, näher auf 
den Inhalt des Werkes einzugehen, wir müssen aber jedem Coliegen, 
welcher sich gründliche Kenntnisse in der thierärztlichen Augen¬ 
heilkunde verschaffen will, dringend empfehlen, sich das Studium 
des Buches angelegen sein zu lassen. A. 


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Stand der Thierseuchen in Bayern am 15. Februar 1901. 


a) Rotz (Wurm). 

Oberbayern: Miesbach 1 Gern. (1 Geh.); Niederbayern: 
Vilsbiburg 1 Gern, (l Geh.); Schwaben: Donauwörth 1 Gern. 
(1 Geh.). 

b) Maul- und Klauen-Seuche. 
Oberbayern 5 Gern. (8 Geb.); Niederbayern 1 Gern. 
(1 Geh.); Pfalz 2 Gern. (12 Geh.); Oberpfalz 2 Gern. (3 Geh.); 
Oberfrankeu 3 Gera. (4Geh.); Mitte 1 fran keu 1 Gem.(l Geh.); 
Schwaben 28 Gern. (72Geh.). 


c) Schweineseuche (Schweinepest): 
Oberbayern 1 Gern. (1 Geh.); Niederbayern 1 Gera. 
U Geh.). _ 


Personalien. 

Disriktsthierarzt Robert Döttl von Altomünster wurde zum 
Distriktsthierarzte in Herzogenaurach (Obei franken) gewählt. — Der k. Be¬ 
zirksthierarzt Franz Siecheneder von Mallersdorf ist auf Ansuchen 
nach Landshut versetzt. — Zum Verweser der Bezirksthierarztstelle in 
Traunstein wurde der bisherige Assistent an der thierärztlichen Hochschule 
Armin Feser in München bestellt. — Dem k. Bezirksthierarzte 
Günther in München wurde die Stellvertretung des k. Kreisthierarztes 
übertragen. 

An der Kgl. Thierärztlichen Hochschule in München beginnt das 
Sommer-Semester 1901 am 15. April ds. J., die Inskription findet 
vom 15. bis incl. 20. April statt; die Vorlesungen beginnen am 22» des¬ 
selben Monats. 

Satzungen, Lehrplan und Prüfungsvorschriften sowie Jahresbericht 
können gegen Einsendung von 90 /$ durch das Anstalts-Sekretariat be¬ 
zogen werden. 

IKgrl- Tlxiex&xztliclie ZEXoclisGliVLle, 

Derz. Direktor: A 1 b r e c h t. 


Die Stelle des Bezirksthierarztes für das k. Bezirksamt Grafenau 
ist in Erledigung gekommen. 

Bewerber haben ihre an das k. Staatsministerium des Innern zu 
richtenden und gemäss § 8 der K. Allerhöchsten Verordnung vom 20. Juli 
1872, „das Civilveterinärwesen betr.“, zu belegenden Gesuche bis längstens 

15. l»£ärz d.s. J. 

bei der ihnen Vorgesetzten k. Kreisregierung, Kammer des Innern, ein* 
zureichen. 

Junger Thierarzt sucht Stelle als -Äb-ssistexrt bei einem beamteten 
Thierarzte. Gefl. Offerte sub F« H. 100 befördert die Expedition. 

Suche bis 1. event. 15. März einen -A-ssistexitexi auf längere Zeit. 
Memmingen. Wankmüller, k. Bezirksthierarzt. 

Wegen Krankheit suche ich zum sofortigen Eintritt auf mehrere 
Wochen einen approbirten Thierarzt als Stellvertreter. Fuhrwerk 
zur Verfügung. Krug, 

k. Bezirksthierarzt in Brüokenau. 


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108 


Hauptner-Instrumente 

kauft jeder Thierarzt am besten direct aus der Fabrik, weil 
er Bich hierdurch besondere Yortheile sichert, die durch den 
Zwischenhandel nicht gewährt werden können. 

Die Instrumenten-Fabrik H. Hauptner, Berlin 
NW., Luisenstrasse 53, erzeugt ausschliesslich thier¬ 
ärztliche Instrumente in grossem Umfange. Trotzdem der 
Bedarf an thierärztlichen Instrumenten naturgemäss kleiner ist 
als der an human-chirurgischen Instrumenten, ist die Fabrikation 
der Firma Hauptner grösser als die irgend einer Instrumenten- 
Fabrik, welche ihre Erzeugnisse an Aerzte liefert. 

Auf der Weltausstellung Paris 1900 wurde der einzige 
Grand Prix der Klasse Chirurgie den thierärztlichen 
Instrumenten von H. Hauptner zuerkannt; Hauptner 9 * 
Apparate für Thierzucht und -Pflege wurden durch die 
Goldene Medaille ausgezeichnet. 

Die Instrumenten-Fabrik H. Hauptner hat in Deutschland 
weder Filialen noch Vertreter; es ist deshalb erforderlich, Anfragen 
und Aufträge stets direct an die Fabrik zu richten. 

Hauptner’s Instrumenten-Katalog 1900 in deutscher, fran¬ 
zösischer und englischer Sprache, Gross 4°, 244 Seiten mit 3000 
Abbildungen nebst Original-Bilderwerk „Die Thierärztlichen Lehr¬ 
anstalten der Welt an der Jahrhundertwende“, bestehend aus 
123 Autotypien auf 25 Kunstdruckblättern mit Angaben über 
Studienverhältnisse, Vorbildung, Frequenz etc., ist allen Thierärzten 
kostenfrei übersandt worden. 

Telegramm-Adresse : „Ve t e r in a ri a a . 








liiqo. Kresoli saponat. 5 Ko. B». incl. Blechb. 5 M.. 
Crlutolstifte mit 50°/o Glutol 10,0 = 80 /&. 

Eserin sulf. 10 Dos 0,1 = 4 M. — /$ frei. 

. . 10 * 0,08 = 3 * 80 „ frei. 

» n 10 „ 0,05 = 3 * — B frei. 

liysoL 1 Postflasche B»! 5 Ko. incl. Gefäss = 9 M. 50 /$. 
Creolin acht Pearson 5 Ko. Bo. incl. Gefäss = 6 „ 50 „ 
und alle Vet.-Medikamente in zuverlässigen Qualitäten empfiehlt billigst 
Fabrik chem. pharm. Praep. von Dr. H. Unger, Würzburg. 




Verantwortliche Redaktion : M. A1 b r e c h t. 

Expedition und Druck von J. Go ttes win ter, München. 

Für die Redaktion bestimmte Sendungen sind an Professor 
Alb recht, Veterinärstr. 6/ 1 * zu richten. D. Red. 


/Google 





V 


Wochenschrift 


für ^j#X_RY.’ 

Thierheilkunde und Viehzucht 


. Unter Mitwirkung bewährter Fachmänner 

herausgegebe« von 

M. Albrecht und Ph. J. Göring. 

46. Jahrgang. München, den 5. März 1901. Nr. 10. 


Inhalt: Dorn: Zwei Operationen von Darminvagination. — Thum: Leber¬ 
egelkrankheit beim Rinde. — Werkmeister: Zwei Fftlle von. paren¬ 
chymatöser Leberentzündung. — Referat. — Pferdeversicherung. — 
Theodor Mayr: Ans dem Leben and Treiben unserer Korporations¬ 
studenten. — Büch erschau. — Personalien. — Yiehsenohennaohriohten. — 
Programm der Tbierärztliohen Hoohsohule zu Hannover. — Inserate. 


Zwei Operationen von Darminvagination. 

Von Distriktsthierarzt Dorn in Hollfeld. * 

Im Juli wurde ich zu einer Kuh gerufen; die Anamnese 
sagte aus, dass sie seit drei Tagen fast gar nichts mehr fresse, 
keinen Koth absetze; ausserdem sei sie sehr unruhig gewesen 
und habe versucht, mit den Hinterfüssen gegen den Bauch zu 
schlagen. Ich fand ein ca. 5 Jahre altes Thier vor. Hftrner 
und Ohren kalt, Nasenspiegel trocken, Puls 64, Temperatur 
37,8. Herz und Lunge ohne Besonderheiten, Wanstbewegung 
in leichtem Grade vorhanden, Darmperistaltik unterdrückt. Bei 
Exploration fand ich vor dem Becken nach links einen festen 
Darmknäuel, der sich beim Betasten nicht verändern liess und 
die Sicherheit gab, dass Darminvagination vorhanden sei. Ich 
klärte den Besitzer über die Krankheit des Thieres auf und 
theilte ihm mit, dass entweder Schlachtung oder Operation 
angezeigt sei, mit dem Vorbehalt, dass ich mir von letzterer 
auch nicht mehr allzuviel verspreche, nachdem der Zustand 
schon so lange währte. Er wünschte jedoch die Operation. 
Ich machte den Flankenschnitt, ging dann mit dem rechten 
Arm ein, gegen die Stelle zu, wo ich den Darmwulst gefühlt. 
Ich konnte denselben ziemlich leicht hervorziehen. Die Darm- 
parthie zeigte sich natürlich durch die Stauung ziemlich mit 
Blutstreifen durchzogen. Ich liess den Darm durch einen Ge¬ 
hilfen auf einem Tuch halten und ging daran, den invaginirtea 
Theil aus dem andern zu ziehen, was nicht sohwer ging, so* 
bald die Anfangsparthie heraus war. Der eingeschobene Darm 
sah ganz braunroth aus, war aber, noch nicht mürbe, so dass 
man noch einigermassen fest an ihm ziehen konnte. Die 


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110 


Länge des Stückes schätzte ich auf fast ein Meter. Dann 
liess ich eine Schüssel mit lauwarmer Creolinemulsion unter¬ 
halten, in welche' ich den Darm auf etwa *10 Minuten legte. 
Schliesslich wurde der Darm behutsam in die Bauchhöhle 
zurückgebracht und die Wunde vernäht. Ich liess dem Thier' 
dann Leinsamenschleim in Menge eingeben und bemerkte dem 
Besitzer, dass, trotzdem die Operation gelungen, doch noch 
starke Gefahr für das Leben des Thieres sei. Am Tage 
darnach stellten sich so hochgradige Collapszustände ein, dass 
er es schlachtete. Die Sektion ergab eitle hochgradige Peritonitis. 

. Wäre in diesem Falle die Operation rechtzeitig gemacht 
worden, so wäre das Thier mit grosser Wahrscheinlichkeit 
gerettet worden. 

Eine Weitere Operation machte ich bei Darminvagination 
im Januar, Es kam ein Bauer zu mir und sagte, dass sein 
Ochse gestern Abend sehr unruhig gewesen sei, mit den Hinter¬ 
beinen gegen den Leib geschlagen habe, er fresse nichts mehr 
und setze auch keinen Eoth ab. Ich sagte ihm nun, es wäre 
wohl der sogenannte Ueberwurf und ich müsste in diesem 
Fall den Ochsen operiren, womit er sich einverstanden erklärte. 
Bei meiner Ankunft fand ich ein gut genährtes Thier 
vor. Es stand matt im Stand, machte einen Buckel und 
drängte. Nasenspiegel trocken, Hautoberfläche kalt. Puls und 
Athmung unwesentlich erhöht. Darmbewegung darnieder¬ 
liegend, im Wanst noch einige Geräusche hörbar. Bei Exploration 
im Mastdarm Schleim, kein Koth. Zu meinem Erstaunen 
finde ich in der rechten Seite kein Darmconvolut und Samen¬ 
strang wie bei Darmüberwurf. Ich taste die erreichbare 
Darmparthie ab und finde ebenfalls nichts. Meine provisorische 
Diagnose war somit hinfällig, und ich setzte, da keine An¬ 
haltspunkte für sonstige Darmerkrankung zu finden, gleichfalls 
ah Wahrscheinlichkeitsdiagnose Darminvagination. Ich klärte 
den Besitzer hierüber auf und schlug die Operation als einzig 
möglichen Weg zur Rettung des Thieres vor; er war damit 
einverstanden. Als ich nach gemachtem Flankenschnitt mit 
der Hand einging, fand ich an der direkt vorliegenden Stelle 
des Darmes eine etwa 10 cm lange faustdicke Parthie vor,, 
die invaginirt. war. Ich zog das Stück an die Schnittfläche 
heran und fand den Darm stark geröthet und entzündet. Um 
ihn zur Oeffnung herauszubringen, hätte ich dieselbe grösser 
machen müssen. Ich versuchte daher, indem ich die betreffende 
Parthie in die hohle Hand nahm, durch leichtes Drücken den 
invaginirten Theil herauszubringen, was auch nach kurzer Zeit 
gelang« Nach Desinfektion der Schnittränder mit Formalin 
und jBepuderung mit Jodoform: nähte ich die Häut> wieder zu. 


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111 


Das Thier bekam noch Tartar, stibiat. 150. Pulv. Rhizom. 
Yeratr. 100. In den Stall zurückgeführt, suchte es in der 
Krippe nach Futter und nach etwa einer Stunde setzte es 
Koth ab. Die Wunde heilte per primam. 

Ich halte dafür, dass bei Darminvagination die Operation 
immer zu versuchen ist, wenn man sogleich geholt wird. Es 
ist da die Darmparthie noch nicht mürbe und brüchig und 
auch noch nicht verklebt, so dass man so manches Thier noch 
retten kann. _ 


Leberegelkrankheit beim Rinde. 

Vom prakt. Thierarzt Thum in Köfering. 

Diese Krankheit trat im Jahre 1896 in meinem Wirkungs¬ 
kreise bei Rindvieh und auch Ziegen in bisher noch nie da¬ 
gewesener Häufigkeit auf, so dass sie mit Recht hier wie bei 
Schafen als eine Seuche (Leberegelseuche) bezeichnet werden 
kann. Es ist zwar bekannt, dass ab und zu vereinzelte Leber¬ 
egel in der Leber des Rindes alle Jahre vorgefunden werden; 
dass dieselben aber beim Rinde in so grosser Anzahl und in 
so verheerender Weise auftraten, dass sie eine fast immer 
zum Tode führende Krankheit erzeugten, dürfte beim Rind¬ 
vieh noch selten beobachtet worden sein; wenigstens ist in 
unserer Gegend diese Seuche noch nie konstatirt worden. 
Das Auftreten der Seuche unter dem Hornvieh in Slavonien 
im Jahre 1876, an der 40°/ 0 der Thiere eingingen, erwähnt 
Prof. Dr. Eriedberger in dem Lehrbuche der speziellen Patho¬ 
logie und Therapie. 

Yon den wenigen in dieser Gegend gehaltenen Schafen 
ging auch ein ziemlicher Theil an dieser Seuche ein, doch 
nicht mehr als in anderen nassen Jahrgängen, in denen 
wenigstens meines Wissens kein einziger Krankheitsfall von 
Leberegelseuche beim Rinde vorkam. 

Bei allen untersuchten Lebern war es Distomum hepaticum, 
nicht ein einziges Mal Distomum lanceolatum. 

Zuerst beobachtete ich diese Seuche auf einem grossen 
Gute hiesiger Gegend, das mit 80 Stück Rindvieh bestellt war. 

Der Besitzer hatte anfangs August 1896 acht Holländer 
Kalbinnen gekauft, von denen Mitte November desselben Jahres 
ein Thier au hochgradigem Magendarmkatarrh erkrankte, 
nachdem es schon einige Wochen vorher stark ini Mährzu¬ 
stande zurückgegangen war; es frass schlecht, Wiederkauen 
war hie und da nur kurze Zeit zu beobachten, das Haar war 
glanzlos und struppig. Verstopfung und Diarrhoe wechselten 
mit einander ab. Husten war nie zu beobachten. Auf eine 
Tuberkulin-Injektion (ich hatte auch Verdacht auf Tuberkulose) 


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112 


reagirte es nicht. Bei meinen Besuchen auf diesem Gute er¬ 
fuhr ich immer, dass die Kalbin noch auf demselben Punkte 
der Krankheit stehe; ich untersuchte jedesmal wieder genau, 
konnte aber immer nur von einer hochgradigen Verdauungs¬ 
störung sprechen, die durch Anwendung aller möglichen Heil¬ 
mittel nicht gehoben werden konnte. Ich rieth dem Besitzer, 
die Kalbin schlachten zu lassen, da doch keine Besserung 
mehr zu erhoffen war; das Thier war fast zum Skelette ab¬ 
gemagert, die Haut lag wie angebraten auf den Rippen. Der 
Besitzer zeigte mir auch noch eine zweite Kalbin desselben 
Transportes, die auch schon im Nährzustande zurückging, aber 
immer noch guten Appetit zeigte. Schon desswegen rieth ich 
zur Schlachtung der ersten Kalbin, weil ich glaubte, durch 
die Sektion auch auf die Krankheit der zweiten Kalbin schliessen 
zu können. Doch der Besitzer willigte nicht ein. 

Ich sah diese zwei Stücke im Stalle zum letzten Male 
am 20. Dezember 1896. Am 24. Januar 1897 erhielt ich 
telegraphisch die Nachricht, die Kalbin srei hochgradig mit 
Lungenseuche behaftet gefunden worden. Wenn ich mich 
interessire, sei ich eingeladen, am nächsten Tage früh der 
Sektion der Kalbin beizuwohnen. 

Diese Nachricht kam mir sehr überraschend; ich konnte 
es nicht für möglich halten, dass ich bei den öfteren Unter¬ 
suchungen des Thieres Lungenseuche übersehen hätte können. 
Aus meinem Buche ersah ich, dass ich die betreffenden Thiere 
schon Anfangs August 1896 mit Tuberkulin geimpft; die Tbiere 
hatten sich also schon ca. 23 Wochen in dem betreffenden 
Stalle befunden. Hätten die Thiere die Seuche eingeschleppt, 
so wäre innerhalb so vieler Wochen der grösste Theil der 
Thiere an der Lungenseuche erkrankt. (Incubationsdauer 
höchstens 16 Wochen.) 

Die fragliche Kalbin soll auf den zur Untersuchung zu¬ 
gezogenen Thierarzt am 24. Januar 1897 den Eindruck ge¬ 
macht haben, als ob sie im letzten Stadium der Lungenseuche 
sich befände. Sie sei mit weit auseinander gestellten Vorder¬ 
füssen, hochgradig athmend und stöhnend dagestanden, die 
Perkussion der Brustwandungen habe gedämpften bis leeren 
Schall ergeben, das Thier habe gehustet und sei hochgradig 
fieberhaft gewesen; eine weitere Kalbin habe er auch erkrankt 
gesehen und so sei er auf Lungenseuche-Verdacht gekommen. 

Ich machte mich in aller Frühe auf, um der Sektion an¬ 
zuwohnen. Doch war dieselbe bereits tags vorher noch am 
späten Abende durch den k. Bezirksthierarzt Herrn Munken- 
beck in Regensburg gemacht. Die Autopsie ergab hoch¬ 
gradigste Lebercirrhose, entstanden durch das Vorhandensein 


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113 


riesiger Mengen von Leberegeln. Hätte der Besitzer die 
Schlachtung, die ich vor Monaten beantragt, zugegeben, so 
wäre die Krankheit längst aufgedeckt worden und somit Vieles 
erspart worden. Ein genaueres Sektionsresultat der geschlach¬ 
teten Kalbin hier wiederzugeben, ist mir nicht möglich, da ich 
nur mehr die hochgradig veränderte cirrhotiscbe Leber mit 
diesen Hunderten von Distomen sehen konnte. 

Einige Tage später machte ich die Sektion der zweiten 
Kalbin, die ebenfalls Lebercirrbose mit Tausenden von Leber¬ 
egeln ergab. Im Verlaufe des Februar erfolgte nun rasch 
nacheinander Abmagerung selbst der bisher schönsten, resp. 
der am besten genährten Thiere; im Ochsenstalle standen 
sechs riesig abgemagerte Ochsen. 

Nun zog es der Besitzer vor, sämmtliches Vieh ohne 
Ausnahme, ob mager oder fett, krank oder gesund, zu ver¬ 
kaufen und schlachten zu lassen. Dabei soll sich ergeben 
haben, dass selbst bei noch sehr gut genährten Thieren die 
Leberegei in solcher Anzahl vorhanden waren und die Leber 
in so hohem Grade verändert war, dass dieselben binnen 
kurzer Zeit der bereits vorhandenen aber noch nicht erkenn¬ 
baren Krankheit zum Opfer gefallen wären. Auf fraglichem 
Gute verendeten zwölf Thiere, nothgeschlachtet wurden sechs 
Stück, die übrigen wurden direkt der Schlachtbank übergeben. 

Zwei Fälle von parenchymatöser Leberentzündung. 

Von Distriktsthierarzt Werkmeister in Volkaoh. 

Beiden Fällen war gemeinsam beschleunigter Puls, mässige 
Temperatursteigerung, schlechte Futteraufnahme, seltenes 
Wiederkauen, abwechselnd fester und dünner Kothabsatz, 
starkes Speicheln, vorsichtiger mit Schmerzen verbundener 
Gang, Stöhnen bei Druck auf die rechte Unterrippengegend. 
Der erste Patient, eine junge Kuh, bekam beim Führen aus 
dem Stalle einen epileptiformen Anfall, in dem sie minuten¬ 
lange mit krampfhafter Verdrehung von Nacken und Augen 
bewusstlos liegen blieb. Nachdem sie sich erholt hatte, war 
sie unvermögend auf den Vorderbeinen zu stehen, während sie sich 
anstandslos auf der Nachhand erhob. Ich führe diese Erschein¬ 
ungen auf eine Selbstintoxikation mit Gallenbestandtheilen zurück. 

Bei der am nächsten Tage vorgenommenenNothschlachtung, 
wobei das Thier wieder aus dem Stall geführt werden konnte, 
fand sich die Leber von intensiv rothgelber Farbe, etwas ver- 
grössert, prall und saftreich, die Contouren abgerundet, die 
Konsistenz mürbe und brüchig. 

Die zweite Kuh zeigte bei einer 14 tägigen Krankheits¬ 
dauer sehr hochgradige Schmerzen, welche in den letzten 
Tagen bei jedem Athemzuge geäussert wurden. 


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i 


114 

Nach der Schlachtung zeigte sich die Leber nach allen 
Dimensionen wenigstens um das Dreifache vergrössert, von 
gelbrother Grundfarbe, die ganze Oberfläche sowohl wie das 
ganze Parenchym warmassenhaft mit unregelmässigen runden, 
ungefähr taubeneigrossen, knolligen, grauen Stellen durchsetzt. 
Legte man einen Schnitt durch das äusserst saftreiche, mürbe 
Parenchym der ca. 70 Pfund schweren Leber, so zeigten sich 
die grauen, an gekochte Leber erinnernden Stellen trocken 
und hatten central einen ganz kleinen Hohlraum, jedenfalls 
den Rest zerstörter Ernährungsgefässe. 

Die wie Inseln oder Neubildungen ins Parenchym ein¬ 
gestreuten, so veränderten Stellen waren abgestorbene Leber¬ 
läppchen und diese gewiss seltene Erkrankuug durch den 
Necrosebacillus veranlasst und als Necrosis nodosa coagulativa 
hepatis oder knotige Lebernekrose zu bezeichnen. 


Referat. 

Zschokke: Erstickung in Folge des Brechaktes beim Pferde. 

(Schweizer Archiv für Thierheilk., H. 1, 1901) Eine 7 jährige 
vorher völlig gesunde Rappstute wurde über Nacht tot im 
Stalle gefunden. Die Sektion ergab in der Hauptsache Folgendes : 

Guter Ernährungszustand, nur mässiger Meteorismus. Aus 
der Nase fliesst mageninhaltähnliche Flüssigkeit. Keine Ver¬ 
wundungen oder Spüren Von mechanischen Insulten. Dafm- 
lagen, Darmschleimhaut und Inhalt normal. Magen durch 
Gase etwas gedunsen, enthält daneben gut gekautes Lang- 
und Kleinfutter in mässiger Menge; keine aussergewöhnlichen 
Beimengungen. Schleimhaut von physiologischer Röthung in 
der rechten, von weisser Farbe in der linken Hälfte. Nirgends 
Läsionen irgend welcher Art. Leber, Milz, Nieren in Grösse, 
Struktur und Farbe unverändert; ebenso Bauchfell, Blase, 
Uterus und Ovarien. Herz in Grössenverhältnissen, Form, 
Klappenapparat und Muskelbeschaffenheit nicht vom Normalen 
abweichend. Nur im linken Ventrikel ziemlich ausgebreitete 
Ekchymosen und einige wenige Blutungen unter dem Epikard. 
Die Lungen sehr blutreich, ungenügend kollabirt, jedoch 
überall elastisch, lufthaltig, ohne Einlagerungen, mit durch¬ 
sichtiger, glänzender Pleura. In den grösseren Bronchien 
etwas lockerer Schaum, Schleimhaut blutreicher als gewöhn¬ 
lich, mässig venös injicirt. Subpleurale Ekchymosen fehlen. 
Die ganze Trachea ist wegsam, doch finden sich in ihrer 
obern Hälfte vereinzelte Futterpartikelchen und sodann grössere 
Mengen solcher auf der Kehlkopf- und Rachenschleimhaut. 
Immerbin ist der Larynx nicht verstopft. Dagegen ist die 
Schleimhaut der Rachenhöhle und des Kehldeckels dunkel 


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115 


violett, übermässig blutreich und da und dort mit vereinzelten 
Blutpunkten durchsetzt. Beide Nasengänge sind von den 
Choanen bis über die Mitte hinunter so voll von festgepfropftem 
Mageninhalt, dass der eingeführte Finger nicht im Stande ist, 
die eingepresste dickbreiige Masse zu verschieben. Nachdem 
diese Futtermassen hinausgeschwemmt worden, erweist sich 
die Schleimhaut als intakt, nur von auffallender Blässe und 
Blutleere zu Folge des örtlichen Druckes dieses Futterpfropfens. 
Es ist evident, dass hier jedwede Passage der Luft aufge¬ 
hoben war. 

Da auch im Gehirn irgend welche anatomische Störungen 
nicht gefunden wurden, blieb alö Erklärung des jähen Todes 
nur die Annahme einer Erstickung durch Verschluss der 
Nasengänge. Als agonale oder postmortale Erscheinung konnte 
dieser Futtererguss in die Nase nicht angesehen werden, da 
(im Gegensätze zum Rinde) bei krepirten oder geschlachteten 
Pferden ein solcher Futterrückfluss erfahrungsgemäss nicht 
vorkommt und auch durch die Art der Schlundeinpflanzung 
in den Magen nicht leicht möglich wäre; ferner wies die feste 
Einkeilung der Futtermassen in der Nasenhöhle darauf hin, 
dass dieselben mit grosser Gewalt hereingeschleudert wurden. 
Als Ursache der letzteren kann nur der Brechakt in Frage 
kommen: das Pferd wurde jedenfalls aus irgend einem Grund 
zum Erbrechen veranlasst, und dabei verstopften sich in der 
angegebenen Weise die Luftwege. 

Pferdeversicherung. Die im November V. Js. in das Leben 
getretene bayerische Landes-Pferdeversicherungsanstalt macht 
erfreuliche Fortschritte in allen Landestheilen. Der Anstalt 
haben sich bereits 240 Pferdeversicherungsvereine angeschlossen, 
welche ihre Wirksamkeit auf ganze Bezirke, Distrikte oder 
grössere Gruppen von Gemeinden erstrecken. Oberbayern 
besitzt 52, Niederbayern 48. die Pfalz 36, die Oberpfalz 20, 
Oberfranken 11, Mittelfranken 32, Unterfranken 18 und 
Schwaben 23 Vereine, welche sich der Landespferdeversicher¬ 
ungsanstalt angeschlossen haben. Die Versicherungssumme 
beträgt gegen 11000 000 JVt. Die Schadensfälle bei der ge- 
sammten Anstalt haben seit 1. November 1900 die Ziffer 76 
erreicht. Die geleistete Entschädigung betrug 29175 M. Die 
Mehrzahl der Schadenfälle (20) wurde durch Kolik veranlasst, 
10 Schadenfälle sind auf Lungenleiden, 8 auf die schwarze 
Harnwinde, 6 auf Druse, 7 auf Gehirnentzündung, 3 auf Huf¬ 
leiden und 22 auf sonstige Ursachen (Stürzen, Schlagen, 
sonstige Unfälle) zurückzuführen. (Landwirthschaftl. Wochen¬ 
schrift Nr. 6, 1901.) 


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116 


Aus dem Leben und Treiben unserer Korporations¬ 
studenten. 

Wohl mancher Kollege, hinter dem sich die Pforten der 
Hochschule schon seit Jahren geschlossen, wird die Korpo¬ 
rationen und deren Entwicklungsgang aus dem Auge verloren 
haben. Und doch glaube ich, mich in der Annahme nicht 
zu täuschen, dass der eine oder der andere Herr Kollege 
diese Zeilen mit einigem Interesse verfolgen wird. 

Wie überall an hohen Schulen, hat sich auch an unserer 
Alma mater im Korporationsleben Vieles geändert. Hier wie 
dort sind neue Verbindungen entstanden, weniger lebensfähige 
haben suspendirt; fest stehen die alten Korporationen. Den 
älteren Herren werden nur die beiden Corps Normannia und 
Vandalia in Erinnerung sein. 

Es liegt mir nun fern und würde zu weit führen, ein 
ausführliches Bild von der Thätigkeit dieser beiden Korpora¬ 
tionen zu ontwerfen. Es sei hier nur konstatirt, dass sie, 
fussend auf einem treuen, kein Opfer und keine Mühe scheuenden 
Philisterium, von Semester zu Semester ihrem Ziele, volle 
Anerkennung in der studentischen Welt zu erlangen, näher 
getreten sind. Einen Beweis hieför bildet hauptsächlich die 
Thatsache, dass im letzten Jahre Angehörige des h. K. S. C. 
(Kösener Senioren-Convent) sowohl auf leichte als schwere 
Waffen bei unserem S. C. belegt haben und seitdem das 
Uebereinkommen gegenseitigen Belegens besteht. Der Tag 
der vollen Farbenanerkennung wird wohl nicht allzu ferne sein. 

Aber, und über das möchte ich heute ganz besonders 
berichten, als Hauptaufgabe gilt nicht nur schneidiges Vor¬ 
gehen nach aussen, sondern insbesondere auch Pflege des 
feinen gesellschaftlichen Tones. Es gilt eben, zu beweisen, 
dass unsere Corpsstudenten auch in dieser Beziehung auf der 
Höhe der Zeit stehen. Und den Beweis hiefür hat das Corps 
Vandalia mit seiner am 13. v. Mts. in den Schlachten- und 
Prinzensälen des Cafe Luitpold abgehaltenen Tanzunterhaltung 
wiederum glänzend erbracht. Würdig reiht sich diese Fest¬ 
lichkeit ihren Vorgängerinnen an. 

Dem Eintretenden bot sich ein herrlicher Anblick. Die 
architektonisch an und für sich überaus feinen Säle, der 
reizende Damenflor in den prächtigsten Costümen, die bunten 
Cerevis, Mützen und Uniformen, dies Alles vereinigte sich zu 
einem imposanten, farbenprächtigen Bilde. Die Corps Nor¬ 
mannia und Hasso-Nassovia hätten Vertreter entsandt. Die 
Philister des Corps, Direktor Albrecht und Professor Imminger, 
hatten sich mit Familie eingefunden, ferner waren wie immer 
unser werther Gast Professor Dr. Harz, die a. H. a. H. Magin, 


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117 


Mölter, Büchner Hans, Obergeometer Biber, Postmeister Groll, 
Göbel Valentin und viele jüngere Philister erschienen. Ausser¬ 
dem batte uns wieder eine grosse Anzahl von Gästen aus allen 
Gesellschaftskreisen beehrt, so dass die geräumigen Säle fast 
zu klein waren, die Zahl der Festtheilnehmer zu fassen. 

Die Polonaise, geführt von a. H. Vermessungsingenieur 
Groll, eröffnete der Senior des Corps, stud. med. vet. Hörning 
mit der Tochter des a. H. Direktor Albrecht. Bei der Polo¬ 
naise wurden den Damen prächtige Bouquets überreicht, die 
führende Dame trug ein herrliches Rosenbouquet mit den 
Farben des Corps. Nach der grossen Pause wurden an die 
Damen überaus hübsche Souvenirs in der Form von Bonbo- 
nieres, die aus Miniaturcouleurmützen hergestellt waren, ver¬ 
theilt. Bis zum frühen Morgen erklangen die lieblichen Tanz¬ 
weisen, und Alt und Jung schwang sich in heiterster Stimmung 
in fröhlichem Reigen. Alles schied in vollster Befriedigung 
und die Aktiven des Corps können mit Stolz auf diese wohl¬ 
gelungene Veranstaltung zurückblicken, kann sie doch jeder 
derartigen studentischen Festlichkeit gleichgestellt werden. 

Hiemit schliesst mein kleiner Bericht. Mögen die Herren 
Kollegen daraus ersehen, welch’ frischer Geist in den Korpo¬ 
rationen weht; möge dieser Geist beitragen zur Förderung 
des grossen Ganzen. Meinen lieben S. C.-Brüdern zum 
Schlüsse: ein frohes Wiedersehen beim S. C. - Prinzregenten- 

kommers! Theodor Mayr, der Vandalia a. H. 

prakt. Thierarzt. 


Bücherschau. 

Operationskursus für Thierärzte und Studirende, von Dr. 
W. Pfeifer, ord. Professor der Thierheilkunde an der 
Universität Giessen. Zweite, vermehrte Auflage. Mit 50 Ab¬ 
bildungen. Berlin. 1900. Verlag von Richard Schoetz. 

In die zweite Auflage des Pfeifer’schen Operationskursus wurden 
neu aufgenommen die Doppelneurectomie beim Spat, die Castration 
mit dem Emasculator, ausserdem die Operation der Brustbeule und 
der Samenstrangfistel des Pferdes, die Castration der Kühe und 
Stuten durch die Scheide, die Amputation der Klaue beim Rinde 
und das perforirende Spatbrennen mit dem Stifteisen. 

Durch diese Zugabe hat das Werkchen an Vollständigkeit 
sehr gewonnen. Was die Zweckmässigkeit und Brauchbarkeit der 
Arbeit anbelangt, so spricht biefür schon die rasche Folge der 
zweiten Auflage allein. Wir müssen mit derselben Begründung 
wie bei der Besprechung der ersten Auflage das vorzügliche Com- 
pendium sowohl Collegen als Studirenden zur Anschaffung sehr 
empfehlen. - A. 


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118 


Personalien. 

Der prakt. Thierarzt Heinrich Holterbaoh in Heltersberg (Pfalz) 
hat seine Praxis daselbst aufgegeben. — G. Schürfer hat sich als 
Assistent des Bezirksthierarztes Ebersberger in Cham niedergelassen. 


Maul- and Klaaen-Senche in Schlacht- und Viehhöfen. 

Es ist gemeldet: am 25. Februar der Ausbruch und das Erlöschen 
zu Metz. _ 


Vorlesungen und praktische Uebungen 

an der Königlichen Thlerärztllchen Hochschule zu Hannover. 

Sommersemester 1901. 

1. Direktor Prof. Dr. Dammann: Seuchenlehre und Veterinär- 
Polizei, 5 ständig. 

2. Prof. Dr. Kaiser; Geburtshülfe mit Uebungen am Phantom, 
4 ständig. Ambulatorische Klinik. Uebungen in der Beurtheilung der 
Thiere, 1 stündig. 

3. Prof. Ter eg: Physiologie I, 4 stündig. Physiologische Chemie, 
2 stündig. Gesohiohte der Tbierheilkunde, 1 stündig. 

4. Prof. Dr. Arnold: Organische Chemie, 5 stündig. Uebungen 
im chemischen Laboratorium, in Gemeinschaft mit Rep. Dr. Murach, täglich. 

5. Prof. Boether: Allgemeine Anatomie, Osteologie und 8yndes- 
mologie, 2 ständig. Histologie und Embryologie, 4 stündig. Anatomie des 
Centralnervensystems und der Sinnesorgane, 2 stündig. Histologische Ueb¬ 
ungen, in Gemeinschaft mit Prosektor Herbig, täglich. 

6. Prof. Dr. Malkmus: Gerichtliche Thierheilkunde, 4stündig. 
Uebungen im Anfertigen von schriftlichen Gutachten und Berichten, 1 stündig. 
Untersuchungsmethoden , 1 stündig. Propädeutische Klinik. Klinik für 
grössere Hausthiere, Abtheilung für innere Krankheiten und Gewährmängel, 
täglich. 

7. Prof. Frick: Allgemeine Chirurgie, 3 stündig. Operationslehre, 
2 stündig. Ophthalmoskopische Uebungen, 1 stündig. Propädeutische Klinik. 
Klinik für grössere Hausthiere, Abtbeilung für äussere Krankheiten, täglich. 
Uebungen am Hufe, in Gemeinschaft mit Rep. Römer, 2 stündig. Diag¬ 
nostik der äusseren Krankheiten, 1 stündig. 

> 8. Prof. Dr. Olt: Allgemeine Pathologie und allgemeine patho¬ 
logische Anatomie, 6 stündig. Bakteriologie mit Uebungen, 3 stündig. 
Fleischbeschau mit Demonstrationen, 3 stündig. Obduktionen und patho¬ 
logisch-anatomische Demonstrationen, täglich nach vorhandenem Material. 

9. Doc. Dr. Rievel: Allgemeine Therapie, 2 stündig. Receptir- 
kunde, 1 stündig. Toxikologie, 2 stündig. Klinik für kleinere Hausthiere, 
täglich. 

10. Schlaohthof-Direktor Rekate: Fleischbeschau-Kurse 
auf dem Lindener Schlachthofe, jeder Kurs mit 14 tägiger Dauer. 

11. Dr. Behrens: Botanik, 5stündig. Botanische Excursionen, 
2 stündig. Pharmaceutische Uebungen, täglich. 

12. Pros. Herbig: Histologische Uebungen, in Gemeinschaft mit 
Professor Boether. 

13. Repetitor Vosshage: Uebungen in der Percussion und 
Auscultation, 2 stündig. 

14. Repetitor Römer: Beurtheilung des Beschlages, 1 stündig. 
Uebungen am Hufe, in Gemeinschaft mit Professor Frick. 

15. Repetitor Dr. Murach: Qualitative chemische Analyse, 
1 stündig. Uebungen im chemischen Laboratorium, in Gemeinschaft mit 
Professor Dr. Arnold. 


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119 


16. Assistent Seiler: Pathologisch• anatomische Diagnostik, 
1 stündig. 

Zur Aufnahme als Studirender ist der Nachweis der Reife *für die 
Prima eines Gymnasiums oder eines Realgymnasiums oder einer durch die 
zuständige Central-Behörde als gleichstehend anerkannten höheren Lehr¬ 
anstalt erforderlich. 

Ausländer und Hospitanten können auch mit geringeren Vorkennt¬ 
nissen zugelasBen werden, soferne sie die Zulassung zu den thierärztlichen 
Staatsprüfungen in Deutschland nioht beanspruchen. 

Nähere Auskunft ertheilt auf Anfrage unter Zusendung des Programms 

Die Direktion der Thierärztlichen Hochschule. 

Dr. Dammann. 

Die Stelle des Bezirksthierarztes für das k. Bezirksamt Mallersdorf 
ist in Erledigung gekommen. 

Bewerber haben ihre an das k. Staatsministerium des Innern zu 
richtenden und gemäsB § 8 der k. Allerhöchsten Verordnung vom 20. Juli 
1872, „das Civil veterinär wesen betreffend“, zu belegenden Gesuche 

bis längstens 20. März d. Js. 
bei der ihnen Vorgesetzten k. Kreisregierung, Kammer des Innern, ein¬ 
zureichen. 

Erledigte Distriktsthierarztstelle. 

Die Distriktsthierarztstelle in Altomünster ist in Erledigung ge¬ 
kommen und soll thunlichst bald wieder besetzt werden. 

Mit derselben sind folgende Bezöge verbunden: 

340 Mark aus Kreisfonds, 

155 „ aus Distriktsmitteln, 

200 ; „ . fflr Vornahme der ordentlichen Fleischbeschau in 
Altomünster, 

ca. 175 „ für Vornahme der Fleischbeschau bei Nothsohlacht- 

ungen in 12 Gemeinden, 
oa. 30 „ für Wasenkontrolle. 

Sa. 900 Mark. 

Bewerber wollen ihre mit den erforderlichen Zeugnissen belegten 
Gesuche bis längstens 15. März lfd. Js. beim k. Bezirksamte Aichach 
einreichen. 

Aichach, am 24. Februar 1901. 

1SZ. Bezirksamt: 

v. n.: Löhe, k. Assessor. 


Tannalbin veterin. (Knoii) 

prompt und sicher wirkendes Mittel 

gegen Durchfälle der Pferde, Fohlen, Binder, Kälber etc. 

Broohüren mit den Berichten hervorragender Thierärzte, Gestüts- 
2(26) Verwaltungen etc. zu Diensten. 

Verkauf durch die Drogenhandlungen und Apotheken 

Knoll & Co., chem. Fabrik, Ludwieshafen a Rh. 


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Hauptner-Instrumente 


kauft jeder Thierarzt am besten direct aus der Fabrik, weil 
er sich hierdurch besondere Vortheile sichert, die durch den 
Zwischenhandel nicht gewährt werden können. 

Die Instrumenten - Fabrik II. Hauptner, Berlin 
NW., Luisenstrasse 53, erzeugt aussohliesslichthier- 
ärztliehe Instrumente in grossem Umfange. Trotzdem der 
Bedarf an thierärztlichen Instrumenten naturgemäss kleiner ist 
als der an human-chirurgischen Instrumenten, ist die Fabrikation 
der Firma Hauptner grösser als die irgend einer Instrumenten- 
Fabrik, welche ihre Erzeugnisse an Aerzte liefert. 

Auf der Weltausstellung Paris 1900 wurde der einzige 
Grand Prix der Klasse Chirurgie den thierärztlichen 
Instrumenten von H. Hauptner zuerkannt; Hauptner’s 
Apparate für Tliierzueht und -Pflege wurden durch die 
Goldene Medaille ausgezeichnet. 

Die Instrumenten-Fabrik H. Hauptner hat in Deutschland 
weder Filialen noch Vertreter; es ist deshalb erforderlich, Anfragen 
und Aufträge stets direct an die Fabrik zu richten. 

Hauptner’s Instrumenten-Katalog 1900 in deutscher, fran¬ 
zösischer und englischer Sprache, Gross 4 °, 244 Seiten mit 3000 
Abbildungen nebst Original-Bilderwerk „Die Thierärztlichen Lehr¬ 
anstalten der Welt an der Jahrhundertwende 44 , bestehend aus 
123 Autotypien auf 25 Kunstdruckblättern mit Angaben über 
Ötudienverliältnisse, Vorbildung, Frequenz etc., ist allen Thierärzten 
kostenfrei übersandt worden. 

Telegramm-Adresse: „Veterinaria“. 


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MV 







Iiiqn. Kresoli saponat. 5 Ko. Bo. incl. Bleohb. 5 JL. 
Glutolstifte mit 50°/o Glutol 10,0 = 80 4&.. 

Userin snlf. 10 Dos. 0,1 = 4 M. — /& frei. 

„ , 10 - * 0,08 = 3 , 80 n frei. 

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Creolin ächt Pearson 5 Ko. Bg: incl. Gefäss = 6 „ 50 „ 
und alle Vet.-Medikamente in zuverlässigen Qualitäten empfiehlt billigst 
Fabrik chem. pharm. Pr&ep. von Dr. H. Unger, Würzburg. 


Verantwortliche Redaktion: M. Albrecht. 
Expedition und Druck von J. Gotteswinter, München. 


Für die Redaktion bestimmte Sendungen sind an Professor 

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Albrecht, yeterinarstr. fi/ 1 » zu richten. D. Red. 


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Wochensc 


MAP 29 1901 

B f! A <*' { 




für 


[fhierlteilkuiide und Viehzucht 


Unter Mitwirkung bewährter Fachmänner 

herausgegebenvon 

M. Albuecht und Ph. J. Gorlng, 


45.Aahrgang. München, den 12. März 1901. Nr. 11. 

Inhalt : G«h. Hofrath' Hahn f. — SchSnle: Ein infectiöaer Augen’ 
katarrb. — Mayer: Einiges Ober die &cutö Peritonitis beim Binde. — 4 
Jteferate. — Büchersohau. — Personalien. Viehseuchen« 

nfcebriohtsn. Inserate.. v 


Geh. Hofrath Hahn i. 

.1 

Am 2. März verschied dahier nach längerem schweren 
Leiden der k. Geh. Hofrath ord. Professor und Direktor a. D. 
an der thierärztlichen Hochschule Carl Hahn im 72. Lebens* 
jahre. 

Derselbe war am 4. September 1829 in Schwabach als 
Sohn des damaligen Landgerichtsthierarztes Hahn geboren; 
Er besuchte und absolvirte die Läteinschule. seiner Vaterstadt, 
hierauf die Realschule (damals Gewerbeschule) in Nürnberg 
und studierte alsdann je 2 Jahre an den polytechnischen 
Schulen in Nürnberg und München. 

Mit dieser vorzüglichen Vorbildung, besonders nach der; 
realistischen Seite hin, kam Hahn im Jahre 1851 an die da¬ 
malige Centralthierarzneischule,, an welcher er im Jahre 1854 
mit der I. Note absolvirte. Schon ,im letzten Semester seiner 
Studienzeit wurde ihm die Funktion eines klinischen Assistenten 
an der internen Äbtheilung der Schule übertragen. Nach 
erlangter Approbation erhielt er diese Stelle definitiv .über¬ 
tragen. Nach zweijähriger Thätigkeit als klinischer Assistent 
wurde Hahn als Lehrer an der damaligen Kreisackerbauschule 
in Schleissheim und als Thierarzt des Staatsgutes daselbst 
angestellt. Hier wirkte er 4 Jahre und wurde dann wegen 
seiner Tüchtigkeit im Jahre 1860 an die Centralthierarznei* 
schule zurückberufen, woselbst ihm die Stelle des Prosektors 
übertragen wurde; ausserdem wurde Hahn als amtlicher 
Experte am damaligen Landgerichte links der Isar aufgestellt. 
Schon nach zwei Jahren (im Jahre 1862) erfolgte die Er¬ 
nennung zum Professor der Centralthierarzneischule. Im 
Jahr© 1884, nach dem Tode Franks, wurde ihm die Direktion 


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der Centralthierarzneischule übertragen. Im Jahre 1899 trat 
Hahn nach zurückgelegtem 70. Lebensjahre und nach nahezu 
zurückgelegten 38 Dienstjahren als Professor und Direktor der 
Centralthierarzneischule bezw. thierärztlichen Hochschule in 
den wohlverdienten Buhestand. 

Vermählt war der Verstorbene seit dem Jahre 1860. 
Der überaus glücklichen Ehe entsprossten 6 Kinder, 4 Söhne 
und 2 Töchter. Seine Gattin war dem Verblichenen im 
Jahre 1898 im Tode vorangegangen. 

Während seines langjährigen Wirkens entwickelte Hahn 
ständig eine ausserordentlich umfassende, anstrengende Und 
ebenso erspriessliche Thätigkeit. 

So war er noch in seinem 70. Lebensjahre externer 
Kliniker, las allgemeine ufid specielle Chirurgie, Operations¬ 
lehre, leitete die Operationsübungen, docierte polizeiliche und 
gerichtliche Thierheilkunde und verfasste fast sämmtliche von 
der Hochschule geförderte gerichtliche Gutachten; dazu kamen 
noch weiter die vielseitigen amtlichen Geschäfte, welche ihm 
seine Funktion als Direktor auferlegte. 

Trotz dieser aufreibenden Thätigkeit, bei welcher er be¬ 
sonders durch die chirurgischen Arbeiten oft bis zur physischen 
Insuffizienz in Anspruch genommen wurde, fand er besonders 
in früheren Jahren noch Zeit, literarisch zu arbeiten. 

So schrieb er eine Monographie über die Merinostamm¬ 
schäferei in Schleissheim; ausserdem veröffentlichte er die Er¬ 
gebnisse mehrerer Versuche auf dem Gebiete der Thierproduk¬ 
tionslehre und über die Castration der Kühe. In der Chronik 
der Centralthierarzneischule sind noch weitere 23 von ihm 
publizierte Arbeiten, theils klinischen, theils pathologisch-anato¬ 
mischen Inhaltes verzeichnet; endlich redigierte Hahn die vom 
Jahre 1863 bis zum Jahre 1869 von der Centralthierarznei¬ 
schule München herausgegebenen thierärztlichen Mittheilungen. 
Im Jahre 1890 verfasste er unter Beihilfe des Sekretärs 
unserer Hochschule, Herrn Viandt, die Geschichte der Central¬ 
thierarzneischule München von deren Errichtung bis zur Er¬ 
hebung derselben zur Hochschule. 

Seinen Schülern war der Verstorbene nicht nur ein vor¬ 
züglicher Lehrer, sondern auch ein väterlicher Freund und 
Berather. Durch gerechte Strenge im Wechsel mit Milde, 
beide zur rechten Zeit, gelang es ihm, manchen jungen Stu¬ 
denten zu seinem Ziele zu bringen, welches er ohne diese 
väterliche Führung nicht erreicht hätte. 

Seinen Collegen gegenüber zeigte der Verstorbene stets 
warme collegiale Gesinnung. Die Grundlage im Verkehre 
mit seinen Collegen war strengste Rechtlichkeit, Gewissen- 


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123 

haftigkeit, Uneigennützigkeit und das Bestreben, für das 
Wohl der Hochschule und ihrer Angehörigen zu wirken. 

Am thierärztlichen Vereinsleben nahm der Verstorbene 
regen Antheil. Er war Mitbegründer des Vereins Münchener 
Thierärzte und des thierärztlichen Vereins von Oberbayern. 
Im letztem Vereine versah er bis zu seinem Abgänge von 
der Schule die Geschäfte des Kassiers. 

Bei diesen hervorragenden Leistungen des Verstorbenen 
nach den verschiedenen Richtungen hin war es natürlich, dass 
ihm auch eine Reihe von Anerkennungen zu theil wurden. 

Von höchster Stelle wurde er geehrt durch Verleihung 
des Verdienstordens vom heiligen Michael I. CI. (älterer Ord¬ 
nung). Seine Königliche Hoheit der Grossherzog von Baden 
verlieh ihm das Ritterkreuz I. CI. des Zähringer Löwenordens. 
Von der Pariser Weltausstellung im Jahre 1867 erhielt er die 
grosse silberne Medaille für seine Verdienste um die Tilgung 
der Rinderpest; eine Reihe thierärztlicher Vereine ernannte 
den Verstorbenen zum Ehrenmitgliede. 

Das Leichenbegängniss des Verblichenen gestaltete sich 
zu einer imposanten Trauerfeierlichkeit. 

Vor dem Sarge gingen der S. C. der thierärztlichen Hoch¬ 
schule mit den! präsidirenden Corps Vandalia an der Spitze, 
der R.S. C. der Landsmannschaften, an der Spitze die präsi- 
dirende Landsmannschaft Markomannia, daran schlossen sich 
die freie Verbindung Burgundia und der veterinärmedizinische 
Verein Alemannia. Dann folgte der reich geschmückte Sarg 
und hinter diesem die nächsten Verwandten, an welche sich 
der Lehrkörper der thierärztlichen Hochschule, der Ministerial- 
referent für die thierärztliche Hochschule, Regierungsrath 
von Pracher, Ministerialdirektor Ritter Dr. von Haag, der 
k. Landgestütsthierarzt Zeilinger, der k. Kreisthierarzt Schwarz¬ 
maier, der k. Landesinspektor für Thierzucht Dr. Vogel, der 
k. Bezirksthierarzt Schmutterer und eine grosse Zahl anderer 
Thierärzte Münchens und der Umgebung, Beamte und Offiziere, 
sowie Leidtragende aus allen Schichten der Bevölkerung an¬ 
schlossen. 

Am Grabe widmete der Direktor Albrecht der thierärzt¬ 
lichen Hochschule dem Verstorbenen einen Nachruf und legte 
namens des Lehrkörpers dieser Hochschule einen Kranz auf 
das Grab. Weitere Kränze legten nieder der Prosektor Dr. 
Mayer namens der Assistenten der thierärztlichen Hochschule, 
Landgestütsthierarzt Zeilinger im Aufträge des Unterstützungs¬ 
vereines bayerischer Thierärzte, Oberthierarzt Mölter namens 
des Vereines Münchener Thierärzte, Bezirksthierarzt Schmutterer 
namens des Vereines oberbayerischer Thierärzte, der S. C. der 


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124 


tbierärztlichen Hochschule, der R. S. C. der Landsmannschaften 
und der veterinärmedizinische Verein Alemannia. 

Mit dem Verstorbenen ist ein vorzüglicher College und 
Lehrer zu Grabe getragen worden, ein Mann, der sich grosse 
Verdienste um die thierärztliche Hochschule und den thier¬ 
ärztlichen Stand erworben hat, und dessen Name unvergänglich 
in den Annalen der thierärztlichen Hochschule Münchens ein¬ 
geschrieben bleiben wird, ein Mann von den lautersten Grund¬ 
sätzen, ein ausgezeichneter Staatsbürger und Familienvater, 
ein Mann, dem jeder, der ihn kannte, dem aber insbesondere 
alle seine Schüler und Collegen zeitlebens ein ehrendes An¬ 
denken bewahren werden. 

Er ruhe in Frieden! A. 


Ein infectiöser Augenkatarrh. 

Von Bezirksthierarzt Sohonle in Pegnitz. 

Ueberschwemmungsgebiete sind von jeher die Brutstätten 
infectiöser Krankheiten gewesen; eine solche auf derartigem 
Terrain zu beobachten, hatte ich im verflossenen Herbste hier 
reichlich Gelegenheit. 

Ein grosser Theil der Viehweiden des hiesigen Bezirkes 
wird bei stärkeren Gewitterregen überschwemmt, ist aber im 
übrigen gut und liefert nahrhaftes Futter. Auch im Jahre 
1900 wurden einzelne dieser Viehweiden, resp. Wiesenflächen 
mehrfach überschwemmt und nach dem ungewöhnlich trockenen 
Sommer von einer aus ca. 100 Stück Gross- und Kleinvieh 
bestehenden Rinderherde beweidet. 

Es währte nicht lange, so erkrankten nach und nach alle 
Weidethiere an Thränen der Augen, Schwellung der Augen¬ 
lider meist ohne* Mitleidenschaft der Cornea. Nicht selten war 
die Affektion so intensiv, dass die Bindehaut durch die Lid¬ 
spalte vorfiel, es stellte sich ein trübes, eiterartiges Sekret ein, 
und schliesslich betheiligte sich in heftiger verlaufenden Fällen 
auch die Cornea an dem Krankheitsprozesse, wurde undurch¬ 
sichtig, verdickt und rauh, fso dass das Leiden beim ersten 
Anblicke für den Prozess des bösartigen Kopfkatarrhs hätte 
gehalten werden können, wenn nicht das Fehlen höheren 
Fiebers und der niemals aufhörende gute Appetit eine solche 
Diagnose ausgeschlossen hätten. 

Der Charakter der Seucheinvasion war ein durchaus gut¬ 
artiger, die Erkrankung verlief bei allen, auch bei den schwerer 
Befallenen nach 2—4 Wochen ohne jeden Rückstand, und er¬ 
forderte nur bei letzteren die Anwendung einer i l 2 °l 0 igen 
Höllensteinlösung, während die leichter Erkrankten schon nach 


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125 


öfterem Betuschen der Augen mit 1 °/ 0 iger Lysollösung wieder 
gesundeten. 

Auffälliger Weise erkrankte Anspannvieh, auch wenn es 
im Stalle neben verseuchten Thieren stand, nicht, dagegen 
wurden Stallkälber, nachdem sie von den überschwemmten 
Wiesen Grasfutter erhalten hatten, von dem Augenkatarrh 
ergriffen. 

Erwähnen muss ich schliesslich noch, dass mechanische 
Augenreize, wie sie staubige Wege u. dgl. öfters veranlassen, 
im vorliegenden Falle ausgeschlossen waren. 

Aeltere Leute wissen dagegen von schmerzhaften Fuss- 
ausschlägen zu erzählen, welche bei den auf den genannten 
Wiesen weidenden Thieren schon zur Beobachtung gekommen, 
aber gleichfalls ohne besondere Nachwehen zur Abheilung 
gekommen seien. _ 

Einiges über die acute Peritonitis beim Rinde. 

Von Distriktßthierarzt Mayer in Grönenbach. 

Die meisten Kollegen werden aus Erfahrung wissen, wie 
schwer und wie unsicher oftmals die Diagnose „acute Perito¬ 
nitis“ beim Rind zu stellen ist. Vielfach hat dies seinen Grund 
darin, dass die Krankheit so wechselvoll verläuft, weil die 
Ursachen ihrer Entstehung so verschieden, ausserdem, dass 
der Thierarzt oft erst spät zur Behandlung eines an Peritonitis 
erkrankten Thieres gerufen wird und somit einem oft recht 
zweifelhaften Krankheitsberichte des Besitzers Glauben schenken 
muss. Am Anfang einer Peritonitis läuft man sehr häufig 
Gefahr, sie mit einer einfachen Dyspepsie zu verwechseln. 
Die Thiere versagen gewöhnlich das Futter, stellen das Wieder¬ 
kauen ein und sind in der linken Flanke etwas aufgetrieben. 
Die Wanstbewegungen sind unterdrückt, der Kothabsatz erfolgt 
zwar noch, jedoch spärlich, Harnabsatz in Ordnung. Dabei 
sind die Thiere fieberlos, Puls, Athemzüge und Temperatur 
normal, und das gibt nun meistens die Veranlassung, die 
Diagnose auf Dyspepsie zu stellen. Nachdem verschiedene 
Medikamente, die zur Anwendung kommen, um Verdauungs¬ 
störungen zu heben, wirkungslos sind, kommt man dann ge¬ 
wöhnlich darauf, dass es sich um eine Peritonitis handeln könne. 

Ein anderes Mal wird man zu einem Thiere gerufen, 
mit der Angabe, dass es seit etwa drei Tagen die Futterauf- 
nahme versage. Das ist nun der Tag, an welchem man stets 
mit ziemlicher Sicherheit die Diagnose Peritonitis stellen kann, 
denn um diese Zeit stellen sich die charakteristischen Er¬ 
scheinungen der Krankheit ein. Die Thiere liegen viel und 
geben durch Stöhnen und Aechzen ihre Schmerzen kund. 


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126 


Bringt man dieselben zum Aufstehen, so treten sie sofort vom 
Barren zurück, lassen die kalten Ohren hängen, schwitzen 
hie und da, und was besonders charakteristisch ist, nehmen 
keinen Tropfen Wasser mehr zu sich. Gleichzeitig 
sistirt die Harnabsonderung vollständig. Bei jeder 
Dyspepsie sollte man daher besonders darauf acht geben, 
wie es mit der Wasseraufnahme und Harnabsonderung steht, 
um sich vor Täuschungen sicher zu stellen. Die Temperatur 
ist gesteigert auf 39,5—40°, ebenso hat die Athemfrequenz 
beträchtlich zugenommen. Aus dem Mastdarm kommen ver¬ 
einzelte klein geballte, häutig überzogene Kothklumpen. Führt 
man die Hand in denselben ein und markirt ruderartige Be¬ 
wegungen, so kann man meistens jetzt schon, nach ca. zwei 
Tagen jedoch fast immer mit Sicherheit, Wellenbewegungen 
des angesammelten Exsudates fühlen. 

Manchmal wird man nun um den sechsten Tag der Er¬ 
krankung erst gerufen und das ist wiederum eine Zeit, zu welcher 
man sich bei diesem Leiden täuschen kann. Die Thiere haben 
gewöhnlich zwischen 38—38,5 Temperatur. Sie scheinen wohl 
etwas hinfällig und schlaff, allein den wirklichen Höhepunkt 
der Krankheit würde man keineswegs vermuthen. Von Wich¬ 
tigkeit ist, dass jetzt die Temperatur immer 
gesunken ist. Eine Temperatur beim Rinde unter 38,8 
ist mir daher immer verdächtig. Ich halte sie bei dieser Thier¬ 
gattung stets für subnormal. Charakteristisch um diese Zeit 
ist auch, dass die Thiere jedesmal eine steife Halshaltung ein¬ 
nehmen, was wohl in Folge Ansammlung der Exsudatmassen, 
welche einen Druck auf Zwerchfell und Lunge ausüben, ge¬ 
schieht. Der Ausgang der Krankheit, soferne es sich nicht 
um eine umschriebene Peritonitis handelt, ist stets ein tödlicher 
und halte ich die Angabe Bagges (Friedberger und Fröhner I, 
S. 346), dass nur 50 °/ 0 zu Grunde gehen, für jedenfalls viel 
zu niedrig gegriffen. Von grosser Wichtigkeit ist es, die Peri¬ 
tonitis frühzeitig zu erkennen, um die Schlachtung einzuleiten 
und so den Viehbesitzer vor grösserem Schaden zu bewahren; 
denn später verbietet sich der Genuss des Fleisches solcher 
Thiere von selbst. _ 


Referate. 

De Jong: Primäre Darmtuberkulose bei der Katze. De Jong 
beschreibt einen Fall dieser Art. Die Bazillen wurden mittels 
der Ziehl-Gabbet’schen Methode in den tuberkulös erkrankten 
Peyer’schen Plaques nachgewiesen. (Tijdschr. v. Veearz. u. 
Bull. Yöt. 1900). ___ 


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127 


Scott: Ausspülung der Pleurahöhle bei einer Stute. Eine 
influenzakranke Stute, welche gleichzeitig mit den zwei anderen 
Pferden desselben Stalles erkrankt war, genas dem Anschein 
nach vollständig innerhalb etwa zehn Tagen. Wenig später 
zeigten sich die Symptome einer katarrhalischen Pneumonie, 
dann diejenigen einer Pleuritis. Die Probepunktion ergibt 
seröses Exsudat. Mehrmalige Wiederholung der Punktion auf 
beiden Seiten brachte keine Besserung. Ein Bronchialabscess 
stellte sich ein und man betrachtete das Thier als verloren. 
Mehr versuchshalber als in therapeutischer Absicht wurde nun 
Zwischen zwei Rippen mittels einer Lanzette ein Einstich ge¬ 
macht und ein silberner Verweiltubus eingelegt. Nach Ent¬ 
leerung der Pleurahöhle wurden Injektionen mit Izallösung 
gemacht, im ganzen drei Injektionen in dreitägigen Zwischen¬ 
räumen. Der am 14. Tag herausgefallene Tubus wurde nicht 
mehr eingeführt; durch die Wunde entleerte sich, besonders 
bei Hustenstössen, das eiterige Exsudat; zuerst fötid und trüb, 
zeigt der Eiter allmählig besseres Aussehen und gleichzeitig 
gingen die Allgemeinsymptome zurück. Trotz der Anwendung 
von Tonicis magerte die Stute zum Skelett ab. Indessen er¬ 
holte sie sich wider Erwarten und war nach einigen Monaten 
vollkommen geheilt und arbeitsfähig. (Journ. Comp. Path. 
Ther. 1899, Bull. V6t. 1900.) 

Knipscheer: Ein Fall von generalisirter Tuberkulose 
beim Pferd. Bei einem Artilleriepferd konstatirte K. als erste 
Symptome der tuberkulösen Erkrankung Anschwellung der Hals- 
lymphdrüsen, Polyurie, Albuminurie und sehr ausgesprochene 
Abmagerung. Die einige Monate später vorgenommene Autopsie 
zeigte eine ausgedehnte Tuberkulose des Peritoneums, hoch¬ 
gradige Pyelitis tuberkulosa und zahlreiche Miliatuberkel in 
den Lymphdrüsen. Die bakteriologische Untersuchung des 
Bazillus machte es wahrscheinlich, dass die Abdominaltuber¬ 
kulose, wie dies Nocard vermuthet, durch den Bazillus der Geflügel- 
tuberkulöse erzeugt wurde. Das Symptom der Polyurie, dem 
Nocard grosse diagnostische Bedeutung zuschreibt, hat K. in 
elf Fällen von Bauchfelltuberkulose des Pferdes jedesmal kon- 
statiren können. (Tijdschr. v. Veearts. en Veetelt. Bull. 
Vet. 1900.) 


Aconitinvergiftung beim Pferd. In einem Stall zu Soncourt 
(Vogesen) wurden sechs Pferde mittels Aconitin vergiftet, wie 
die an der thierärztlichen Schule in Lyon angestellte Analyse 
ergab. Kaufmann konnte einPferd mit 6mg töten. (Bull.Vet. 1900.) 


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I 


128 

Horne: Maul- und Klauenseuche beim Renntier. Im nörd¬ 
lichen Schweden haben die Rennthiere stark an der Maul¬ 
und Klauenseuche gelitten. H. gibt an, dass die Krankheit 
mit dem Klauenpanaritium des Rindes grosse Aehnlichkeit hat. 
Sie unterschied sich jedoch durch das Vorhandensein zahl¬ 
reicher Aphthen auf dem Flötzmaul und in der Maulhöhle. 
Nekrosebazillen wurden nicht gefunden, anderseits gelang die 
Uebertragung der Maul- und Klauenseuche mit dem Inhalt 
der Blasen in jedem Falle. Die Mortalität war sehr beträcht¬ 
lich. (Norsk. Vet. Tydskr. Christiania t899. Bull. Vet. 1900.) 

Martin: Darminvagination bei einer Stute. Eine Stute, 
die vor acht Tagen gefohlt hatte, zeigte Kolikerscheinungen, 
und fünf Tage lang gingen keine Exkremente ab. Am vierten 
Tage schien der Zustand aussichtslos; am folgenden Tage 
wurde bei Rektaluutersuchung ein Fremdkörper gefunden und 
extrahirt, der das Darmlumen verstopfte. Dieses Hinderniss 
erwies sich als ein mit Nahrung strotzend gefülltes Darmstück ; 
sogleich nach der Entfernung trat eine ergiebige Entleerung 
ein, die Heilung ging rasch von Statten. Die invaginirte 
Portion war ungefähr 20 cm lang, aber die Darmwand war 
nur in halb so langer Ausdehnung vollständig vorhanden; es 
handelte sich um einen Theil des Colon, macerirt, von grauer 
Farbe und putridem Gerüche; Falten und Gewebe noch er¬ 
kennbar, das Fett an der äusseren Oberfläche wenig ver¬ 
ändert. (Ibidem.) 

Eloire: Ueber die Rolle des Zuckers und des Glycerins 
in der thierärztlichen Geburtshilfe. Entsprechend neueren in 
der Humanmedizin gemachten Beobachtungen über die wehen¬ 
verstärkende Wirksamkeit des Zuckers hat E. die Verwendung 
desselben bei verzögerten Geburten und zur Beförderung des 
Abganges der Nachgeburt empfohlen. Bei der Stute kann 
man den Zucker im Getränke zu je 100 g mehrere Male 
geben; bei der Kuh empfiehlt sich die Anwendung von Zucker¬ 
lösung in Form von Klystieren. In Fällen von verzögerter 
Geburt könnte man ausserdem die Einführung von mit Glycerin 
getränkten Wattetampons in die Cervix uteri versuchen. Zur 
Erweiterung des Uterushalses kann man ausserdem noch Warm¬ 
wasser-Infusionen machen; dieselben haben jedoch den Nach¬ 
theil, dass sie den die Vaginalschleimhaut und den Fötus ein- 
hüllenden Schleim entfernen, und wenn man diesen Schleim 
nicht durch reichliche Injektionen schleimiger Flüssigkeit er¬ 
setzt, setzt man sich der Gefahr aus, die Scheidenschleimhaut 
zu verletzen. (Revue de Toulouse, Bull. Vet. 1900.) 


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129 


Mason: Zucker in der Geburtshilfe. M. berichtet über 
fünf Fälle, in welchen er mit der Verabreichung von Zucker 
günstige Erfolge bei der Zurückhaltung der Nachgeburt er¬ 
zielte. 

1. Fall: Alte Kuh in gutem Ernährungszustand, Eihäute 
fünf Tage retinirt, in beginnender Fäulniss. Geringer Tem¬ 
peraturanstieg, Appetitlosigkeit, aufgehobene Rumination. Die 
Eihäute wurden zum Theil entfernt. V* Pfund Zucker wurde 
auf einmal in einer Flasche voll Burgunder-Wein verabreicht, und 
das Gleiche zweimal nach je 12 Stunden wiederholt. Nach 
dieser Zeit wurden die halb verfaulten Eihäute ausgestossen; 
innerhalb drei Tagen vollkommene Wiederherstellung. 

2. Fall: Gut genährte, gesunde Kuh, ca. 6 Jahre alt. 
Eihäute seit ca. 11 Tagen zurückgehalten, so stark in Fäulniss 
übergegangen, dass sie bei jedem Versuch zu ziehen, zerfielen. 
Mit zwei Eingüssen der vorigen Art wurde die Ausstossung 
der Eihäute erzielt, daran schloss sich eine antiseptische Aus¬ 
spülung des Uterus. In wenigen Tagen völlige Wiederher¬ 
stellung. 

3. Fall: Schlecht genährte Kuh, welche vor drei Tagen 
Zwillinge zur Welt gebracht hatte. Versuche, die Eihäute 
durch Zug zu entfernen, blieben erfolglos. Auch hier brachte 
zweimalige Verabreichung der angegebenen Menge die Aus¬ 
stossung zuwege. (Veterinarian Nr. 2 1901.) 


Mettam; Ascites und Sarcom bei einem Hund. Bei einem 
Yorkshire-Terrier wurde bei der Untersuchung ein hochgradiger 
Ascites konstatirt. Bei der Puuktion entleerte sich */ 2 Liter 
einer klaren hellgelben Flüssigkeit; 14 Tage später war das 
Abdomen wieder angefülit. Das Thier wurde getötet. Bei 
der Sektion ergab sich in der Leber starke chronische venöse 
Stauung; das Herz war erweitert und von schlaffer Konsistenz, 
ln der Bauchhöhle fand sich genau an der Stelle, wo die 
vordere Gekrösarterie in das Dünndarmgekröse eintritt, und 
zwischen den Mesenterialblättern eingeschlossen, eine faust¬ 
grosse Geschwulst. Dieselbe war von weicher Beschaffenheit 
und auf dem Durchschnitt von markigem Aussehen, und um¬ 
gab die in der Gekröswurzel verlaufenden Gefässe. Bei Er¬ 
öffnung einer grossen Vene wurde in der That auch eine Ein¬ 
wucherung der Geschwulst durch deren Wand gefunden; in 
das Lumen ragten weiche warzige Massen vor. Metastasen 
wurden nicht konstatirt. Mikroskopisch erwies sich der Tumor 
als Rundzellensarkom. (Veterinarian Nr. 2 1901.) 


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130 


Mason: Tötung eines Fohlens durch Sand. Das Thier, 
um das es sich handelte, war ein drei Wochen altes Voll¬ 
blutfohlen, welches, ohne vorher irgend welche Krankheits¬ 
symptome gezeigt zu haben, bewegungs- und fast vollkommen 
empfindungslos auf dem Felde gefunden wurde. M. vermuthete 
eine Strychninvergiftung oder Tetanus, und eine leichte Eiterung 
am Nabel schien dafür zu sprachen, dass die Infektion von 
dorther erfolgt sei. Der Patient krepirte nach 12 Stunden. 
Da eine Vergiftung nicht ausgeschlossen schien, wurde eine 
chemische JJntersuchung des Magen- und Darminhaltes vor¬ 
genommen, welche indes in Hinsicht auf Gift resultatlos ver¬ 
lief; dagegen fand sich eine sehr grosse Menge feinen scharfen 
Sandes im Dickdarm, die ganze Schleimhaut des Magens und 
Darmkanals zeigte lebhafte Entzündung. Sowohl die Mutter¬ 
stute als das Fohlen waren vollkommen gesund gewesen. An¬ 
zeichen für eine Indigestion, welche etwa das Fohlen zum 
Fressen von Sand hätte veranlassen können, waren nicht ge¬ 
geben: Ausserdem Hess sich nachweisen, dass der Sand von 
einem ziemlich weit entfernten Feld stammte, auf welches das 
Fohlen niemals gekommen war. Es war demnach äusserst 
wahrscheinlich, dass der Sand absichtlich dem Fohlen beige¬ 
bracht worden war. Die gerichtliche Untersuchung ergab 
indes nichts Sicheres darüber. M. führt die Erscheinungen, 
welche mit denjenigen eines vorgeschrittenen Tetanus identisch 
waren, auf Reflex-Reizung des Cerebrospinalsystems vom Darm- 
kanal aus zurück. (Veterinarian, Febr. 1901.) E. A. 


BScherschau. 

Atlas und Grundriss der speziellen pathologischen Histo¬ 
logie von Privatdocent Dr. H. Dürck, Assistent am patho¬ 
logischen Institut in München. Bd. 11 Leber, Harnorgane, 
Geschlechtsorgane, Nervensystem, Haut, Muskeln, Knochen. 
1901. München. Verlag von J. F. Lehmann. Preis geh. 11 «M. 

In Nr. 7 dieser Zeitschrift vom vorigen Jahre ist gelegent¬ 
lich der Besprechung des ersten Bandes von vorstehendem Werke 
bereits auf dessen Bedeutung für thierärztliche Kreise hingewiesen 
worden. Ebenso ist auf die sehr zweckmässige Bearbeitung der 
Abschnitte, denen stets Einleitungen über die normale Histologie 
vorangestellt sind, aufmerksam gemacht worden. Auch dieser Band 
reiht sich in seinen Vorzügen würdig dem ersten an, so dass nach 
Erscheinen des III. (Schluss-)Bandes, welcher die allgemeine patho¬ 
logische Histologie enthalten soll, für den Studierenden und für den 
Praktiker ein zuverlässiger Führer durch das vielgestaltete Gebiet 
der allgemeinen und speciellen pathologischen Histologie vorhanden 


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131 


sein wird, der sich bald viele Freunde erwerben wird. Eiö dem 
zweiten Bande beigefügtes Sachregister erleichtert das Auffinden 
der in beiden Bänden erörterten Veränderung erbeblich und wird 
von den Interessenten besonders dankbar begrüsst werden. 

Sohneidemühl (Kiel). 

Das Buch vom gesunden und kranken Hunde'. Lehr- und 
Handbuch über das Ganze der wissenschaftlichen und prak¬ 
tischen Kynologie, bearbeitet von Professor L. Hoff mann, 
Lehrer für Thierzucht und Vorstand der Hundeklinik an der 
thierärztlichen Hochschule in Stuttgart. Wien 1901. Verlag 
von Moritz Perles. Preis 14 «At. * 

In dem vorbezeichneten Werke behandelt der Verfasser das 
gesammte Gebiet der Kynologie in eingehender Weise. Wenn 
derselbe im Vorworte sagt, dass er den Hund, den Liebling’ und 
treuesten Freund der Menschen, von sehr verschiedenen Seiten 
kennen lernte und ebenso die verschiedenen Anforderungen an ihn 
und seine Leistungen, so hat er dieses mit der Bearbeitung des 
Buches vollauf bewiesen. 

Wir kennep kein Werk über den Hund, das an originalen 
Mittheilungen besonders in Bezug auf die Hunderassen soviel des 
Interessanten und Wissenswerten enthielte, wie das Buch von Hoff- 
mann. Aber auch das bereits bekannte Material über dieses Haus¬ 
thier hat der Verfasser mit einer seltenen Gründlichkeit zusammen¬ 
gestellt und je am rechten Orte niedergelegt. 

Die Schöpfung Hoffmanns war eine mühevolle Arbeit, die um¬ 
fassende Studien voraussetzte. Wir zweifeln nicht, dass Fleiss und 
Leistung des Verfassers sowohl im Kreise der Collegen als bei 
allen denjenigen, welche sich für das Hausthier „Hund“ — gleich- 
giltig'aus welchem Grunde — interessieren, volle Anerkennung 
finden wird. A. 


Personalien. 

Der approbirte Thierarzt Rudolf Art mann hat sich in Weiler¬ 
bach, k. Bezirksamts Kaiserslautern, als prakt. Thierarzt niedergelassen. 

Gestorben: Der Geh. Hofrath Hahn, Direktor und ord. Professor 
a. D. der tierärztlichen Hochschule München, der Geh. Regierungsrath 
Carl Müller, weiland Professor der thierärztlichen Hochschule Berlin. 


Notiz* Die Herren Kollegen werden ersucht, bei allenfallsiger 
Stellenveränderung oder Ortswechsel dies gefl. an die Redaktion zwecks 
Evidenzhaltung des Personalstandes mittheilen zu wollen. Die Red. 

Manl- and Klauen-Seuche in Schlacht- und Viehhöfen. 
Es ist gemeldet: am 1. März der Ausbruch und das Erlöschen zu 
Würzburg. 


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Approb. Vertreter fa» Mute ^pra 

Fahi-werk zu», Verfügung : (Radfah^p .^Tor^t) , 4(2) .- 

Böe h e t S4 % */D, ( , & Jdära J9Q1, f Racker, Distr,-Thier*rzt /, 


Hauptner-Instrumente 

kauft jeder Thierarzt am besten direct aus der Fabrik, weil 
er sieb hierdurch besondere Vortheile sichert, die durch den 
Zwischenhandel nicht gewährt werden können. 

Die Instrumenten - Fabrik H. Hauptner, Berlin 
NW., Luisenstrasse 53, erzeugt ausschliesslich thier¬ 
ärztliche Instrumente in grossem Umfange. Trotzdem der 
Bedarf an thierärztlichen Instrumenten naturgemäss kleiner ist 
als der an human-chirurgischen Instrumenten, ist die Fabrikation 
der Firma Hauptner grösser als die irgend einer Instrumenten- 
Fabrik, welche ihre Erzeugnisse an Aerzte liefert. 

Auf der Weltausstellung Paris 1900 wurde der einzige 
Grand Prix der Klasse Chirurgie den thierärztlichen 
Instrumenten von H. Hauptner zuerkannt; Hauptner’s 
Apparate für Thierzuclit und -Pflege wurden duroh die 
Goldene Medaille ausgezeichnet. 

Die Instrumenten-Fabrik H. Hauptner hat in Deutschland 
weder Filialen noch Vertreter; es ist deshalb erforderlich, Anfragen 
und Aufträge stets direct an die Fabrik zu richten. 

Hauptner’s Instrumenten-Katalog 1900 in deutscher, fran- 
zöstBöheinraü engtischüir Sprache, Gross 4 °, 244 Seiten mit 3000 
Abbildungen nebst Original-Bilderwerk „Die Thierärztlichen Lehr¬ 
anstalten der Welt an der Jahrhundertwende“, bestehend aus 
123 Autotypien auf 25 Kunstdruckblättern mit Angaben über 
Studienverhältnisse, Vorbildung, Frequenz etc., ist allen Thierärzten 
kostenfrei übersandt worden. 

Telegramm-Adresse: „Veterinaria“. 


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Verantwortliche Redaktion: M. Albrecht. 

^ Expedition und Druck von J. Gotteswinter, München. , 


FAf die, Redaktion bestimmte Senkungen sind an Profeetor 
Albrecht, Veterinärstr. 6/L zu richten. D. Red. 


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4 


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Wochenschrift yj^ 


für 


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Thierheilkunde und Viehzucht 


Unter Mitwirkung bewährter Fachmänner 

herausgegeben von 

M. Albrecht und Ph. J. Göiing. 

45. Jahrgang. . München, den 19. März 1901. Nr. 12. 

Inhalt: Sauer: Infektiöse Lungenentzündung der Kälber. — Schumann: 
Maul- und Klauenseuche. — Ziessler: Krankheitsfälle durch Fütterung 
verdorbener Kartoffel. — 0. Müller: Metastatisohe Entzündung der 
Sehnen und Sehnenscheiden nach genuiner croupöser Pneumonie beim 
Pferde. — Durocher: Zungenverletzung bei einem Zuchtstier. — 
Döderlein: Pericarditis exsudativa beim Pferde. — Pöhlmann: Hart¬ 
näckige Obstipation beim Pferde mit Sehstörung. — Steüger: Die sog. 
kanadische Pferdepocke (Dermatitis contagiosa pustulosa). — Referat. — 
Vieh8euchenuachrichten. —> Inserate. 

Infektiöse Lungenentzündung der Kälber. 

Yon Distriktsthierarzt Sauer- Geisenfeid. 

In einem ungefähr 40 Stück umfassenden Viehbestand 
trat die infektiöse Lungenentzündung der Kälber auf. Ende 
August 1899 erkrankten neun in einer Stallabtheilung neben¬ 
einander aufgestellte Tbiere im Alter von 2—3 Monaten. Sie 
zeigten nach den Beobachtungen des Besitzers Appetitmangei 
und wenig Verlangen, Trank zu sich zu nehmen. Der Blick 
war trübe, die Körperhaltung auffallend müde, insbesondere 
jedoch machte sich ein matter, klangloser, ziemlich oft hör¬ 
barer Husten bemerkbar. Das Deckhaar wurde bald gesträubt 
und der Ernährungszustand zusehends schlechter. Bei immer 
häufigerem Husten und auffallend zunehmender Abmagerung 
verendete am 19. Oktober eines der Kälber, nachdem es 14 
Tage lang auch noch einen sehr übelriechenden Durchfall ge¬ 
habt hatte. Obduktionsergebniss: Hochgradig, bis zum Skelett 
abgemagerter Cadaver mit auffallender Blutleere. Die wesent¬ 
lichsten Veränderungen zeigen die Lungen. Sie besitzen, ins¬ 
besondere in den vorderen Lappen, eine derbe Konsistenz, 
eine lobulär begrenzte, fleckige Röthung, die vom Hellroth bis 
zum Dunkelroth wechselt und scharf durch die etwas ver- 
grösserten interstitiellen Bindegewebszüge abgegrenzt ist. Auf 
dem Durchschnitt zeigen die Lungen, die übrigens sehr blut¬ 
reich sind, dasselbe marmorirte Aussehen und erinnern damit 
für den ersten Anblick an das Bild der Lungenseuche. Es 
fehlen jedoch die dafür charakteristischen, gelben, serösen, 
verdickten Bindegewebszüge der lnterstitien. 

Nach diesem Befunde und im Hinblicke auf die klinischen 


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134 


Erhebungen, die bei den noch lebenden Patienten im wesent¬ 
lichen dasselbe Ergebniss hatten wie die oben mitgetheilten 
Beobachtungen des Besitzers, konnte über die Art der Krank¬ 
heit ein Zweifel wohl nicht mehr obwalten. Die Patienten 
wurden daher von ihren Standplätzen entfernt und in einer 
luftigen, mässig temperirten, geräumigen Halle untergebracht. 
Daneben erhielten sie, soweit eben anfangs ein Appetit über¬ 
haupt vorhanden war, eine möglichst kräftige Nahrung. Nach 
wenigen Tagen schon wurden die Krankheitserscheinungen 
geringer, der Husten und die bei allen Kälbern mehr oder 
weniger beschleunigte Athmung verminderten sich, Appetit und 
Allgemeinbefinden wurden besser, und bei der Mehrzahl der 
Patienten war auch eine Zunahme im Ernährungszustände un¬ 
verkennbar. Gegen Mitte November trat jedoch bei zweien 
der Kälber abermals eine Verschlechterung ein und führte 
bei einem derselben am 20., bei dem anderen am 2?. November 
zum Tode. Das Obduktionsergebniss war in beiden Fällen 
wie das bereits mitgetheilte. Die übrigen sechs Patienten sind 
allmählich ^genesen, jedoch war das Befinden öfters noch sehr 
wechselnd, namentlich hinsichtlich der Futteraufnahme, so dass 
auch der Ernährungszustand noch wochenlang zu wünschen 
übrig liess. 

Was die Ursache der Seuche anbelangt, so sei erwähnt, 
dass kurze Zeit vor der offenkundigen Erkrankung der Kälber 
in demselben Gehöfte die Sch weineseuche geherrscht hatte. 
Wie der Besitzer angab, waren die erkrankten Ferkel, denen 
man möglichst viel frische Luft zuwenden wollte, bei dem 
Freiherumlaufen im Gehöfte öfters auch in den Kuhstall und 
dort namentlich unter die später erkrankten Kälber gerathen. 
Die Vermuthung, dass hierdurch die Infektion erfolgt sei, 
lässt sich wohl nicht von der Hand weisen, insbesondere im 
Hinblick auf die Beobachtungen von Perroncito, der die Krank¬ 
heit mit der Schweineseuche identifizirt, und von Poels, der 
als Urheber derselben einen stäbchenartigen, den Bakterien 
der Schweineseuche sehr ähnlichen Spaltpilz gefunden haben will. 

Erwähnt sei schliesslich noch, dass die von den kranken 
Kälbern benützten Standplätze gründlich gereinigt und ent¬ 
sprechend desinfizirt worden sind. Erkrankungen unter dem 
spätem Nachwuchs sind darnach bis jetzt nicht mehr auf¬ 
getreten. _ 

Maul- und Klauenseuche. 

Von Bezirksthierarzt Schumann - Hilpoltstein. 

Bei der bösartigen Form mit tödlichem Ausgang konnte 
die Beobachtung gemacht werden, dass meist sehr gut ge- 


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nährte« Jungvieh von der Seuche ergriffen wurde, dass der 
Tod raeist am 5.—7. Tage der Erkrankung eintrat und zwar 
meist apoplectisch. Nach dem 7. Tag der Erkrankung konnte 
ich einen tödlichen Ausgang nicht mehr wahrnehmen. Auf¬ 
fallend mag die Beobachtung sein, dass bei den an der Seuche 
gefallenen Thieren eine starke Blasenbildung, verbunden mit 
hochgradiger Speichelabsonderung, nicht gegeben war. 

Eine weitere Form, die ich zu beobachten Gelegenheit 
hatte, ist die Ausdehnung des Prozesses von der Maulhöhle 
auf den Schlundkopf, Kehlkopf und den Yerdauungstraktus. 
In diesen Fällen konnte ein quälender Husten, verbunden mit 
Schlingbeschwerden und oftmaligem Erbrechen, beobachtet 
werden; die Futter- und Getränkaufnahme war total aufge¬ 
hoben, die Futtermittel, die eingeschüttet wurden, wurden 
grösstentheils wieder erbrochen; die Thiere machten den 
Eindruck des Schwererkranktseins und gingen, w T enn nicht 
alle Mühe durch Yerabreichung von Futtermitteln durch Ein¬ 
schüßen in Anwendung kam, an Erschöpfung zu Grunde. 
Zahlreiche derartige Patienten sah ich jedoch bei guter Wart 
und Pflege in Genesung übergehen. 

Was die Immunität anlangt, so konnte ich die Erfahrung 
machen, dass Thiere, die vor 3 Jahren die Seuche überstanden 
hatten, immun blieben, obwohl dieselben mitten unter schwer¬ 
kranken Patienten standen. Thiere, die im Vorjahre die 
Seuche überstanden hatten, blieben sämmtlich verschont. Die 
Behauptung, dass das nämliche Thier im Verlaufe eines Jahres 
öfters an Maul- und Klauenseuche erkranken kann, halte ich 
desshalb für hinfällig; wenigstens konnte ich einen derartigen 
Fall* noch nicht beobachten. Athmungsbeschwerden als Nach¬ 
krankheiten bei Maul- und Klauenseuche konnten öfters be¬ 
obachtet werden. 


Krankheitsfälle durch Fütterung verdorbener Kartoffel. 

Von Bezirksthierarzt Z i e 8 8 l e r - Kissingen. 

In einem Stalle erkranken plötzlich sieben Stück Rind¬ 
vieh. Vom Besitzer sofort gerufen, fand ich bei meiner Ankunft 
eine Kuh bereits geschlachtet; eine Kalbin war sehr schwer 
erkrankt; die übrigen Thiere, ein Stier und vier Kühe, waren 
theils schwerer, theils leichter erkrankt. 

Die Patienten zeigten grosse Schwäche, besonders in den 
Gliedmassen; sie legten sich oder fielen sogar nieder und 
konnten nhne Unterstützung kaum mehr in die Höhe. Während 
des Liegens versuchten einige etwas Futter aufzunehmen; die 


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Schmerzen schienen nicht besonders gross gewesen zu sein. 
Die Schwerkranken verriethen auch Schlingbeschwerden. Von 
den erkrankten sieben Thieren sind fünf genesen; eine Kuh 
wurde, wie bereits bemerkt, geschlachtet und eine Kalbin 
verkauft. Unter den wieder genesenen Thieren befand sich 
auch eine schwerträchtige Kuh, die vier Wochen nach 
der Erkrankung ein gesundes Kalb gebar. Zwölf andere 
Thiere desselben Bestandes — darunter zwei für die Vieh¬ 
zucht der Gemeinde bestimmte Zuchtstiere — und im gleichen 
Stalle stehend, blieben vollkommen gesund. Durch die ge¬ 
pflogenen Nachforschungen nach der Krankheitsursache konnte 
festgestellt werden, dass die fünf Kühe und zwei Mastthiere 
sehr viel gedämpfte Kartoffeln mit dem Wasser, das sich in 
Folge Verstopfung des Senkbodens des Patent-Kartoffeldämpfers 
nicht entleeren konnte, erhielten; unter den Kartoffeln waren 
viele in Fäulniss übergegangene. An die übrigen Thiere 
waren solche Kartoffel nicht verfüttert worden. Es dürfte 
desshalb feststehen, dass diese Krankheitsfälle durch Bakterien 
oder Schimmelpilze an den verdorbenen Kartoffeln erzeugt 
worden sind. 


Metastatische Entzündung der Sehnen und Sehnenscheiden 
nach genuiner croupöser Pneumonie beim Pferde. 

Yom prakt. Thierarzt 0. M Ü 11 e r • Dürkheim a. H. 

Ein mittelschweres ca. 14 jähriges Arbeitspferd erkrankte 
im Januar an beiderseitiger, nicht ansteckender, croupöser 
Pneumonie. Zwei dabeistehende Pferde, ein älteres und ein 
noch sehr junges, blieben vollständig gesund. Die Dämpfung 
erstreckte sich rechts auf die untere Hälfte und links auf das 
untere Drittel der Lunge. Der Verlauf war typisch. Nach 
hochgradigem 5 tägigem Fieber trat rasches Sinken der Tem¬ 
peratur und damit allmähliches Zurückgehen der Dämpfung 
ein und waren nach 16 Tagen die entzündlichen Erscheinungen 
der Lunge vollkommen beseitigt. 

Wenige Tage später trat zuerst am rechten Vorderfusse 
und in Intervallen von zwei Tagen am linken und dann an 
beiden Hinterfüssen eine Entzündung der Sehnen und Sehnen¬ 
scheiden des Huf- und Kronbeinbeugers dicht über dem Fessel¬ 
gelenk auf, welche für das Thier sehr schmerzhaft war. Die j 
Anschwellung war besonders stark am rechten Vorderfusse. 
Das Pferd lag die meiste Zeit und erhob sich nur schwer. 
Fieber bestand nicht mehr, der Appetit war gut. Nach fleissigem 
Kühlen besserte sich der Zustand und nach darauffolgenden j 
Priessnitz’schen Umschlägen und Bandagiren hob sich die 


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Erkrankung völlig, mit Ausnahme des am heftigsten ergriffenen 
rechten Vorderfusses. Au demselben wurde das Leiden chronisch 
und entwickelte sich allmählich ein Stelzfuss. 


Zangenverletzung bei einem Zuchtstier. 

Von Bezirksthierarzt Durocb e r - Teusohnitz. 

Einen bemerkenswerthen Fall einer Zungenverletzung bei 
einem Zuchtstier möchte ich erwähnen. Der betreffende Zucht¬ 
stier zeigte einige Tage vollständig aufgehobene Fressluäfi 
Nach fünf Tagen wurde ich beigezogen und fand das Thier 
bei geringgradigem Fieber physisch stark benommen und sehr 
abgemagert. Die innerliche Untersuchung ergab nichts Ab¬ 
normes, dagegen fand ich bei Untersuchung der Maulhöhle 
mittelst eines Maulgatters ungefähr in der Mitte der Zunge 
auf der linken und rechten Seite abgestossene Spitzen von 
Milch-Molaren eingekeilt. Nach Entfernung derselben schien 
die Zunge wie abgeschnitten und nur noch an einem schmalen 
Bändchen hängend. Die nekrotischen Zungengewebstheile 
wurden mittelst Scheere beseitigt und die Wunden mit Essig¬ 
lösung (1 Theil Essig, 2 Theile frisches Brunnenwasser) aus¬ 
gewaschen, welches Verfahren mit entsprechender Fütterung 
des Thieres, bestehend ausschliesslich nur aus gutem Mehl¬ 
trank, fortgesetzt wurde. Schon nach zehn Tagen war zu 
meinem Erstaunen die Zunge vollständig geheilt, das Thier 
zeigte wieder guten Appetit, war sehr munter und hat in kurzem 
wieder seinen früheren guten Ernährungszustand erreicht. 


Pericarditis exsudativa beim Pferde. 

Von Distriktsthierarzt D ö d e r 1 e i n -Windsheim. 

Die Untersuchung eines Pferdes bei dem Oekonom S. in 
0. ergab folgendes Resultat. Brauner Wallach in mittel- 
mässigem Ernährungszustand, 80 Pulse pro Minute, Pulswelle 
klein, elend, Herzschlag stark pochend, Vergrösserung der 
Herzdämpfung nach auf- und rückwärts, tympanitischer Ton 
über die Herzgegend verbreitet, perikardiale Reibungsgeräusche, 
Herztöne reim Athmung angestrengt, verstärktes Vesikulär- 
Athmen, 30 Züge in der Minute. Jugularvenenpuls deutlich 
sichtbar. Temperatur 39,5 0 C. Die geringste Bewegung ver¬ 
ursachte eine starke Beschleunigung der Herzaktionen, wobei 
der Herzschlag in einiger Entfernung hörbar wurde, die Puls¬ 
welle liess sich kaum mehr fühlen. Das Pferd ist sehr matt. 
Drei Wochen nach dieser ersten Untersuchung haben die 
Krankheitssymptome an Intensität zugenommen; dazu gesellten 
sich noch ödematöse Anschwellungen an der Vorderbrust und 


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an den vier Extremitäten. Zwei Tage hierauf verendete das 
Pferd. 

Die Sektion ergab: Aus dem prall gefüllten, bedeutend 
an Umfang vergrösserten und verdickten Herzbeutel ergiessen 
sich ca. 3 Liter eitrig-jauchigen, schmutzigrothen Exsudates. 
Auf dem schwartenartig verdickten Epicard sitzen zottige 
Auflagerungen, welche durch sich fortsetzende fibrinöse Stränge 
mit dem Perikard verbunden sind; Herzmuskulatur selbst 
afcophirt. Das Unterhautzellgewebe an der Brust und an den 
Extremitäten ödematös infiltrirt. Das ganze Bild glich sehr 
einer traumatischen Perikarditis beim Rinde. 

Hartnäckige Obstipation beim Pferde mit Sehstörung. 

Von Bezirkethierarzt Pöhlmann - Naila. 

Das einem Müller gehörige Pferd frass seit einigen Tagen 
schlecht, dann gar nicht mehr. Ausser der Appetitlosigkeit 
war noch eine grössere Empfindlichkeit der unteren Hälfte 
der rechten Seite des Hinterleibes bemerkbar; Kothabsatz 
sistirt, Puls 60, Temperatur 38,9—39,1, Athemfrequenz 8—9. 
Die Diagnose wurde auf beginnende Peritonitis gestellt und 
die Behandlung danach eingeleitet (Natr. bicarbonic. und 
biboracic. mit Karlsbader Salz, Wickelungen). Als auch am 
folgenden Tag von einer Kothentleerung noch nichts zu merken 
war, wurde eine starke Äloepille mit Calomel (Extr. Aloes 
25 gr. und 3 gr. Calomel) verabreicht neben reichlicher In¬ 
fusion von warmem Wasser in den Mastdarm. Am folgenden 
Tag wurde 11 Ricinusöl gegeben. Endlich am 5. Tag nach 
Beginn der Behandlung und dem 2. Tag nach der letzten Appli¬ 
kation von Medizin trat ergiebige Entleerung eines dunkel ge¬ 
färbten, stark geballten und sehr übelriechenden Kothes ein, 
der am nächsten Tage allmähliche Besserung des Thieres mit 
Wiederkehr der Fresslust folgte. 

8—10 Tage nachher kam der Besitzer zu mir mit der 
Botschaft, dass sein Pferd, das er täglich fleissig bewegen 
musste, nunmehr stockblind geworden sei; dasselbe stosse 
freigelassen überall an und reagire auf Scheinhiebe mit der 
Peitsche nicht im geringsten. Den nächsten Tag habe ich 
mich von der Richtigkeit des Gesagten selbst überzeugt. An 
beiden Augen konnte ausser dem Umstande, dass die Pupillen 
gegen Lichteinfluss schwächer als im normalen Zustand 
reagirten, nichts Abnormes gefunden werden. In einigen 
Tagen (4— h) stellte sich allmählich die frühere Sehkraft 
wieder ein. 

Vielleicht handelte es sich hier um eine vom Sympathicus 
ausgehende Reflexwirkung auf den Nerv, optic. In der 


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139 


mir zur Verfügung stehenden Literatur habe ich einen ähn¬ 
lichen Fall nicht finden können. 


Die sog. kanadische Pferdepocke (Dermatitis 
contagiosa pustulosa). 

Von Bezirksthierarzt Stenger -Königshofen. 

Ein aus. England importirtes Reitpferd des Gutsbesitzers 
v. D. zeigte einige Tage nach seiner Ankunft auf der Kruppe 
am Schweifansatz Erhabenheiten von der Grösse einer Erbse 
.bis zu der einer Haselnuss; es bildeten sich Bläschen, welche 
aufplatzten und dann zu Geschwüren wurden; die Haut an 
den erkrankten Stellen war verdickt; der Ausschlag breitete 
sich aus über After und Scham bis herab zur Mittelfleisch¬ 
gegend. Das Allgemeinbefinden war nicht gestört; das Leiden 
hatte auch drei danebenstehende Pferde ergriffen, für die das 
nämliche Putzzeug verwendet worden war; jedoch waren diese 
Pferde weniger heftig erkrankt. Waschungen mit Sublimat¬ 
lösung (1:1000) und Einreiben von Sublimatsalbe (1:300) 
brachten das Leiden in 14 Tagen zur Heilung. Geschirre 
und Putzzeug wurden gut desinfizirt. 

(Aus den Jahresberichten bayerischer Thierärzte.) 


Referat. 

Die Krebspest in Russland. Auf einer im letzten Sommer 
unternommenen Studienreise nach Russland hat Prof. Dr. 
Hofer über die Aetiologie und Verbreitungsweise der Krebs¬ 
pest neue interessante Feststellungen gemacht. Als Erreger 
wurde auch in Russland und in verschiedenen Flussgebieten 
übereinstimmend der Bacillus pestis astaci, welchen ich mit 
Professor Hofer im Jahre 1898 entdeckte, nacbgewiesen. 
Freilich ergab sich auch hier wieder die auffällige Tbatsacbe; 
dass der Bacillus nur in einzelnen Fällen in Reinkultur, und 
zwar nur bei frisch erkrankten Thieren, in den meisten Fällen 
dagegen, zumal bei länger erkrankten Thieren, in Mischkultur 
mit mehr oder weniger zahlreichen anderen Bakterien ange¬ 
troffen wurde. Diese Beobachtung, die uns von Anfang an 
aufgefallen war (schon die erste Reinkultur des Bacillus, 
welche ich aus lebend eingesandten Krebsen eines norddeutschen 
Sees gewann, zeigte denselben im Verein mit einem Micro- 
coccus), erklärt sich nach Hofer aus der allgemeinen Widerr 
Standsunfähigkeit des Krebses gegenüber Infektionen. Dieselbe 
beruht wahrscheinlich zum Theil darauf, dass der Krebs kein 
geschlossenes Blutgefässsystem mit Kapillaren, sondern statt 
dessen einen grossen Blutsinus besitzt, in welchem alle Organe 


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eingelagert sind; daher ist für den Krebs die Möglichkeit einer 
entzündlichen Abgrenzung der Infektion ausserordentlich er¬ 
schwert, den Infektionserregern das Vordringen sehr erleichtert. 
Ausserdem soll nach Untersuchungen von Dr. Schillinger und 
Dr. Wild das Krebsblut bactericide Stoffe nur in ganz unzu¬ 
reichender Weise enthalten, so dass es gewissermassen einen 
vortrefflichen flüssigen Nährboden für Bakterien darstelle. Aus 
dieser auffällig geringen Resistenz des Krebses gegen Infek¬ 
tionen (bis jetzt wurden ca. 20 verschiedene Wasserbakterien 
gefunden, welche den Krebsen mehr oder weniger verderblich 
sind) zogen wir seinerzeit die Vermuthung, dass unter dem 
Namen der „Krebspest“ vielleicht eine ganze Anzahl seuchen- 
hafter Erkrankungen des Krebses zusammengeworfen sein 
könnte, zumal auch die Beschreibungen der Erkrankung nicht 
überall gleich lauten. Die bisherigen Untersuchungen scheinen 
aber doch zu ergeben, dass es sich im Wesentlichen um eine 
und dieselbe Erkrankung und den gleichen Erreger handelt. 
Ueber den Modus der Ausbreitung der Krebspest ergab be¬ 
sonders die längere Zeit fortgesetzte Untersuchung des Woo- 
flusses werthvolle Aufschlüsse. „Dieser Fluss, welcher sich 
durch Livland hindurch in den südliohen Peipussee ergiesst 
und eine Länge von etwa 100 Kilometer längs der Wasser¬ 
linie hat, ist in seinem Laufe durch eine Reihe von Mühl¬ 
wehren gesperrt. Die Krebspest trat dort im mittleren Laufe 
nachweislich im Jahre 1897, und zwar speziell im Werro’schen 
See auf, durch welchen der Woo hindurchströmt, tötete noch 
in demselben Jahre den Krebsstand abwärts bis in den Peipus¬ 
see, um nun innerhalb von drei Jahren (1897—1900) ca. 30 
Kilometer aufwärts zu wandern; hiebei machte die Krankheit 
an jedem Wehr Halt, um dasselbe aber entweder in dem 
gleichen oder im nächsten Jahre bei Hochwasser zu überschreiten. 
In diesem Jahre befand sich die Krebspest etwa 10 Kilometer 
von dem Zusammenflüsse der Quellbäche des Woo und schritt 
während der sieben Wochen der Beobachtung etwa 4—5 Kilo¬ 
meter aufwärts.“ Zur Zeit als Prof. Hofer abreiste, wurde 
die Krankheit wieder von einem Wehre aufgehalten. „Die 
Strecke, auf welcher zu gleicher Zeit tote Krebse beobachtet 
wurden, war etwa i l 2 Kilometer lang. Hier konnte man den 
Boden des Flusses namentlich an ruhigen Stellen mit vielen 
Hunderten von toten, sterbenden und kranken Krebsen bedeckt 
finden. Die meisten der kranken Krebse lagen scheinbar be¬ 
wegungslos auf dem Rücken oder auf der Seite; hob man sie 
aus dem Wasser, so zeigten sie noch die letzten Reste schwacher 
Bewegungsversuche; andere, wenn auch wenige Exemplare 
traf man gerade in einem krampfartigen Stadium an mit zu- 


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öammengezogenen Extremitäten, fest geschlossenen Scheren 
und eingezogenem Schwanz; viele hatten einen Theil der 
Scheren und Beine abgeworfen, hie und da zeigte ein totes 
Exemplar auch die bekannte rothe Farbe des gekochten 
Krebses. Ganz selten gelang es, wenn man kranke Thiere 
in eine Schale mit Wasser setzte, Zuckungen an den Extremi¬ 
täten zu beobachten. Die Krebse starben, nachdem vorher 
Herzlähmung eingetreten war.* 

Die bei der künstlichen Infektion mit Kulturen des Bacillus 
astaci leicht auslösbaren und für die Krebspest charakteri¬ 
stischen klonischen und tonischen Zuckungen Hessen sich nur 
bei längerer Beobachtung kranker Krebse im Wasser wahr¬ 
nehmen. Es scheint sich hier um ein rasch vorübergehendes 
Stadium der Krankheit zu handeln; vielleicht dass die Misch¬ 
infektionen häufig das Zustandekommen der Krämpfe überhaupt 
verhindern. Einsetzung von gesunden Krebsen in durch¬ 
löcherten Kästen an den gerade betroffenen Stellen der Ge¬ 
wässer erzeugte bei diesen regelmässig die Pest; nach sechs 
Tagen waren sie bereits matt, nach acht Tagen abgestorben. 
„Wenn man im.Flusse selbst die Krebse untersuchte, welche 
sich unmittelbar oberhalb derjenigen Stelle befanden, an der 
die toten Krebse massenhaft umherlagen, so fand man, dass 
stromaufwärts die Zahl der Toten immer mehr abnahm, bis 
schliesslich etwa ‘/^Kilometer von dem Haupttotenfelde keine 
Leichen mfchr aufzufinden waren. An dieser Stelle sah man 
dagegen bei hellem Tage und voller Sonnenbeleuchtung ein¬ 
zelne Krebse im Flussbette langsam umherwandern — das 
erste Zeichen eingetretener Erkrankung, da gesunde Krebse 
sich am Tage in ihren Löchern zu halten pflegen. Wurden 
diese umherwandelnden, scheinbar noch gesunden Krebse, 
welche noch sehr lebhaft schwimmen und energisch kneifen 
konnten, bakteriologisch untersucht, so Hess sich bereits in 
ihrem Blute der Bacillus pestis astaci, oft freilich schon mit 
andern Bakterien vermischt, nach weisen.“ 

Einige hundert Meter oberhalb einer solchen Stelle waren 
die Krebse, welche sich am Tage in ihren Löchern befanden, 
völlig gesund und noch nicht von Bakterien infizirt. Etwa 
eine Woche später bot sich aber an dieser Stelle dasselbe 
Bild, wie acht Tage vorher unterhalb. Der Flussboden war 
bedeckt mit Hunderten von kranken, sterbenden unt toten 
Krebsen. Weiter stromaufwärts waren immer weniger und 
weniger Krebse erkrankt, bis man nach etwa x /2 Kilometer 
wieder auf ganz gesunde Exemplare stiess. 

Aus diesen Wahrnehmungen zieht Prof. Hofer den Schluss, 
dass für die Verschleppung der Krebspest im Wasser wahr- 


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seheinlich vor allem die Krebse selbst in Frage kommen. 
„Die gesunden Krebse, welche des Nachts aufwärts Und ab¬ 
wärts von ihren Löchern ausgehen, treffen auf die erkrankten 
und sterbenden Artgenossen, fressen dieselben und infiziren 
sich mit deren Bakterien.“ Fötterungsversuche, in welchen 
gesunde Krebst an nicht verseuchten Stellen kranke Krebse 
und Krebsreste verabreicht erhielten, erzeugten bei diesen die 
Erkrankung. In diesem Sinne ist vielleicht auch der Umstand 
zu deuten, dass die grossen Exemplare beim Beginne der 
Krebspest in einem Flusse zuerst zu Grunde zu gehen pflegen, 
wahrscheinlich weil sie ausgiebiger als die kleinen ihre Art¬ 
genossen verzehren. Weiter besteht die Möglichkeit, dass auch 
die Fische, welche tote Krebse äuffressen, in ihren Fäkalien 
die Krankheitserreger weiter verbreiten. 

Die meist viel rapidere Wanderung der Krankheit strom¬ 
abwärts erfolgt bei massenhaftem Auftreten der Bakterien 
hauptsächlich durch das Wasser. Doch wurden schon 15—20 km 
unterhalb der Seuchenherde Krebse in durchlöcherten schwim¬ 
menden Kästen nicht mehr vom Wasser allein infizirt. 

Für die sprungweise Uebertragung der Krebspest ans 
einem Gewässer in andere kommt in Russland namentlich die 
Verschleppung durch infizirte Reusen etc. der Krebsfänger in 
Betracht. Von wesentlicher Bedeutung bleibt natürlich für 
die Ausbreitung und Heftigkeit der Krebspest der Grad der 
Verunreinigung der Gewässer; doch ist die letztere nicht un¬ 
bedingte Voraussetzung, da sie in den russischen Flüssen, 
wenigstens m den Ostseeprovinzen, fehlt und dort trotzdem 
die Krebspest herrscht. 

Zur Eindämmung der Krebspest flussaufwärts scheint riach 
dem Gesagten nur die Vernichtung der Krebse direkt ober¬ 
halb der Pestherde in Betracht zu kommen. Vorläufig fand Prof. 
Hofer hier für kleinere und mittlere Bäche und Flüsse unge¬ 
löschten Kalk empfehlenswerth, den man in Massen, je nach der 
Grösse des Gewässers, von 10—BO—50 Zentnern zu gleicher 
Zeit etwa 1 / 2 km oberhalb derjenigen Stellen einzutragen hat, 
an welcher man die ersten sterbenden Krebse beobachtet hat, 
wo also sicher nur gesunde, nicht infizirte Krebse Vorkommen. 
Ob hiedurch eine dauernde Barriere geschaffen werden kann, 
scheint allerdings zweifelhaft. 

Von der Neubesetzung mit Krebsen sind stark verun¬ 
reinigte Gewässer prinzipiell auszuschliessen. Ferner ist es 
von besonderer Wichtigkeit, alle einzusetzenden Krebse zu¬ 
nächst einer Quarantäne von 8—14 Tagen zu unterziehen, 
während deren sie in Teichen oder Lattenkästen gehalten 
werden; denn ausserordentlich häufig sind die Thiere bereits 


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113 


bei ihrer Ankunft von Krebspest oder andern Erkrankungen 
befallen (20—30°/ 0 und mehr in den daraufhin untersuchten 
Sendungen aus krebspestfreien Oegenden!). Dagegen scheint 
es nach den obigen Wahrnehmungen über die „Selbstreinigung“ 
der Flüsse nicht nothwendig, mit der Wiederbesetznng von 
Gewässern allzulange zu warten. Höchstens 1—2 Jahre nach 
Ablauf der Krebspest wird man wieder den Versuch machen 
können, zunächst natürlich zur Probe, neue Thiere in die be¬ 
treffenden Gewässer einzusetzen. 

„Dass wir jemals wieder zu dem Krebsreichthum, wie er 
vor der Krebspest und vor der allgemeinen Wasserverun¬ 
reinigung im Westen Europas geherrscht hat, zurückgelangen 
werden, das halte ich für ausgeschlossen; der Krebs ist in 
verunreinigten Gewässern ein Opfer der Kultur geworden, wie 
so viele andere Thiere vor ihm. Wir werden uns aber zu¬ 
frieden geben können, wenn es uns gelingt, dort, wo wir noch 
reinliche Wasser Verhältnisse haben, den alten Bestand an 
diesem werthvollen Kruster wieder zu gewinnen.“ (Allgem. 
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Wagenpferdes, Wallach, Oldenburger, mit der Mittheilung ge¬ 
rufen, dass das Thier vor zehn Tagen von einem Collegen an 
einem Hufleiden behandelt worden sei, damals aber keine Er¬ 
scheinungen einer innern Krankheit gezeigt habe. Dagegen 
sei das Pferd vor einem Jahre wegen Brustseuche in Be¬ 
handlung des Thierarztes H. in S. gestanden und geheilt 
würden. Seit einigen Tagen zeige sich Patient ungewöhnlich 
matt* athrae stärker und fresse schlecht. 

Die Untersuchung führte zu den nachstehenden Ergebnissen: 

Das kräftige, sehr gut gebaute Thier zeigte ein glattes 
glänzendes Haarkleid und befand sich in ziemlich gutem Nähr- 
zustande. Kopf und Hals wurde abwechselnd hoch und dann 
wieder tief gehalten. Der Blick des Thieres verrieth Traurig¬ 
keit; ausserdem wechselte es häufig mit den Beinen. 

Die sichtbaren Schleimhäute waren aussergewöhnlich 
blass, fast wachsweiss. 

Bei der Untersuchung des Circulationsapparates zählte 
man 80 kleine, gespannte Pulse in der Minute. Der Puls 
war regelmässig und gleichmässig. Der Herzschlag war deutlich 
zu fühlen, fast pochend, die Herzdämpfung verbreitert, dagegen 
waren die Herztöne rein, auch fehlte jegliches abnorme Herz¬ 
geräusch. 

Die Zahl der Athemzüge belief sich auf 30—35 per Minute 
bei costo-abdominalera Athraungstypus. Gesteigerte Temperatur 


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der exspirirten Luft, Husten bestand nicht, überhaupt zeigten die 
Respirationsorgane ausserhalb der Brusthöhle keinerlei Ab¬ 
normitäten. 

Dagegen hörte man an beiden Seitenbrustwandungen 
verschärftes Vesikulärathmen mit niedergradigem Knisterrasseln; 
letzteres aber nur dann, wenn das Pferd im Schritte etwas 
bewegt worden war. 

Der Percussionston war am mittlern und obern Dritttheil 
des Percussionsfeldes hell, am untern leicht gedämpft. 

Die Rectaltemperatur betrug 40,1. Es sei hier gleich 
bemerkt, dass die Innenwärme während der ganzen Dauer des 
Leidens zwischen 40,1—40,6 schwankte. Die extremitalen 
Theile fühlten sich kühl bis kalt an. 

Neigung, Futter aufzunehmen bestand fast gar nicht. ] 
Frisches Wasser soff Patient in kleinen Mengen; auch nahm I 
er nicht ungern kleine Quantitäten Bier. 

Der abgesetzte Koth war mässig klein geballt, über nicht 
trocken und zeigte einen dünnschleimigen Ueberzug. 

Der Hinterleib erwies sich bei der Palpation etwas em¬ 
pfindlich; die Peristaltik war ziemlich lebhaft. 

Bei der Bewegung des Thieres zeigte dieses eine auf¬ 
fallende Schwäche; schon eine nur massige Bewegung im 
Schritte steigerte die Herz- und Respirationsthätigkeit bedeutend. 

Unter den angegebenen Erscheinungen war mir am meisten 
auffallend die wachsblasse Farbe der sichtbaren Schleimhäute, 
zumal als dieselbe geradezu contrastirte mit den Symptomen 
im Respirationsapparate. Die genannte Beschaffenheit der 
Schleimhäute im Zusammenhalte mit der ausgeprägten Schwäche 
des Patienten machten mich anfangs zu der Annahme geneigt, 
dass ich es hier mit einem Falle von perniciöser Anaemie 
zu thun habe. Indessen stimmten die andern Symptome nicht 
zu dieser Diagnose und die weitere Untersuchung bewies ge¬ 
nügend, dass ein solcher Fall nicht vorliege. Bei der Unter¬ 
suchung einer Blutprobe am nächsten Tage fehlten im Blute 
die Erscheinungen, welche die Diagnose perniciöse Anämie 
fundiren. Dagegen zeigte der per Exploration erhaltene Urin 
die folgende Beschaffenheit: Farbe gelbbraun, Reaction neutral 
bis leicht sauer, specifisches Gewicht 1,022, ei weisshaltig. Der 
Gehalt an Eiweiss war nicht sehr hoch; er schwankte während der 
ganzen Dauer des Leidens zwischen 1,2—1,5 g im Liter Urin. 

Bei der mikroskopischen Untersuchung fand man im Urine 
weisse Blutkörperchen und rothe Blutkörperchen, Nieren- 
epithelien, viele Fetttröpfchen, Detritus und vereinzelte Frag¬ 
mente von granulirten Harn^ylindern. 


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Bei der Untersuchung des Pferdes durch den Mastdarm 
konnte man Yergrösserung der linken Niere konstatiren, auch 
äusserte das Pferd bei der Betastung dieser Niere Schmerz, 
nicht aber bei der Palpation der Nierengegend, überhaupt 
soll das Thier während der ganzen Dauer der Krankheit nie 
Schmerzenserscheinungen gezeigt haben. 

Ob die Menge des abgesetzten Urines geringer war als 
unter physiologischen Verhältnissen, konnte ich nicht feststellen. 

Die Untersuchung des Harnapparates legte klar, dass die 
Bezeichnung des Leidens „acute parenchymatöse Nephritis“ 
lauten musste. 

Was nun den weitern Verlauf der Krankheit anbelangt, 
so ist nur noch anzuführen, dass die Mattigkeit des Thieres 
immer mehr zunahm; vier weitere untersuchte Urinproben hätten 
ein S. G. bis zu 1,050; am 26. Juli trat Diarrhoe ein, die bis 
zu dem am 29. Juli erfolgten Tode des Thieres andauerte. 
Der am 23. Juli konstatirte gespannte, noch ziemlich kräftige 
Puls betrug am 29. Juli 90—95 Schläge per Minute und war 
jetzt sehr klein und unregelmässig. 

Die eingeleitete Behandlung bestand in der Anbringung 
Priessnitz’scher Wickelungen am ganzen Rumpfe nach je 
2 ständigen Zwischenzeiten. Die Beine wurden mit wollenen 
Binden bandagirt. Innerlich bekam das Thier Strophantus- 
tinctur im Wechsel mit Digitalis. Nach dem dritten Tage 
der Behandlung wurde von jeglicher Therapie abgesehen, da 
die Erfolglosigkeit einer solchen klar lag. 

(Fortsetzung folgt.) 

Kurze Mittheilungen aus der Praxis. 

(Aus den Jahresberichten bayerischer Thierärzte.) 

Verletzung der Zunge bei einem Fohlen. 

Von Distriktsthierarzt Leibenger - Tegernsee. 

Ein 3 / 4 jähriges Fohlen hatte sich eine Verletzung der 
Zunge auf eigenthümliche Weise zugezogen. Das Fohlen 
nagte und schleckte an einer Fensterrahme, an welcher ein 
Stück Glas wegstand. Die Zunge wurde fast genau in der 
Mittellinie auf eine Länge von 8 cm durchschnitten. Das Fohlen 
wurde geworfen, der Kopf in eine entsprechende Lage ge¬ 
bracht und das Maul mit Hilfe des Maulgatters gut geöffnet 
gehalten. Die Zunge wurde hinter der Schnittwunde mit einer 
Schlinge gefasst, thunlichst aus dem Maule gezogen und auf 
diese Weise fixirt gehalten. Die Wunde wurde auf der oberen 
und unteren Fläche mit der Knopfnaht vereinigt und das Maul 
des Thieres täglich mehrmals mit 1 °/ 0 Lysollösung ausgespritzt. 
Patient erhielt einen Maulkorb und bekam 2 i j 2 Tage lang 


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weder Nahrung noch Getränk, und nach dieser Zeit nur Mehl¬ 
trank. Die Nähte (Patent-Ligatur Silk) wurden nicht ausge¬ 
zogen. Nach Umlauf von ca. 14 Tagen war die Heilung 
soweit vorgeschritten, dass das gewöhnliche Futter wieder ge¬ 
reicht werden konnte. 


Polymyositis haemorrhagica bei einem Pferde. 

Von Bezirksthierarzt S o h m i d - Bogen. 

Ein an hochgradigem Muskelrheumatismus erkranktes 
Pferd wurde getötet. An dem Fleische fanden sich nach¬ 
folgende Veränderungen vor: 

Die gesammte Muskulatur ist von gelblicher, fahler Farbe 
und von ungemein mürber Konsistenz, ähnlich dem Fleisch 
von an Hämoglobinämie verendeten Pferden. Die Fleischfarbe 
ähnelt der Farbe des Kalbfleisches. Beim Durchschneiden 
eines Fleischstückes erweist sich die Schnittfläche ungemein 
saftreich, ist von röthlich-gelber bis gelblich-weisser Farbe, 
an einzelnen Partieen von zahlreichen punktförmigen Hämorr- 
hagien durchsetzt. Zwischen den einzelnen Muskelbündeln finden 
sich geibikh gefärbte sulzige Streifen vor, so dass die Muskel¬ 
masse gelockert erscheint. An anderen Partieen ragen die 
Hämorrhagien keilförmig ins Muskelgewebe hinein. Diese 
Veränderungen finden sich fast an allen Muskeln, am schärfsten 
ausgeprägt sind sie an den Schenkelmuskeln vorhanden. 

Das Fleisch wurde auf den Wasen verwiesen. 


Scirrhus des Pylorus beim Ochsen 

Von Distriktsthierarzt Gutbrod -Selb. 

Ein Ochse erkrankte an Indigestion, welche rasch zur 
Abmagerung führte. Angewandte Mittel halfen nicht. Eigen- 
thümlich waren häufigere Brechbewegungen. Die Unter¬ 
suchung mit dem Schlundrohr verlief negativ. Nachdem sich 
der Zustand unter allmählicher Auftreibung verschlimmerte und 
das Thier anämisch wurde, wurde die Diagnose auf ein 
Hinderniss im Darmkanal gestellt; ein Trauma im Magen 
konnte ausgeschlossen werden. 

Die Schlachtung ergab, dass der Labmagen am Ueber- 
gang zum Duodenum auf Faustdicke ringsum zu einer hämogenen, 
speckigen, beim Schneiden knirschenden, gelbgrünlichen Ge¬ 
schwulst angeschwollen war, welche an ihrem höchsten Punkt 
etwas corrodirt war und den Pylorus vollständig abschnürte. 

Die mikroskopische Untersuchung ergab ein reines Epithel¬ 
lager, nur hie und da von Bindegewebs- und elastischen 
Fasern durchzogen; Drüsengewebe war nicht zu erkennen. 


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Gehirntuberkulose bei einem Stier. 

Von Bezirksthierarzt E n g e 1 - Bayreuth, 

Ein ca. 1 Jahr alter Stier war mir mit der Anamnese 
vorgestellt worden, dass er, obwohl er anscheinend fressen 
wolle, dies nicht könne. Die Untersuchung ergab ziemlich 
freie Psyche, im Circulations- und Athmungsapparat war 
nichts Krankhaftes nachzuweisen, auch die Yerdauungsorgane 
erschienen gesund, nur beobachtete ich, dass der Unterkiefer 
herabhing, so dass das Maul offen stand; aus der Maulspalte 
hing die Zungenspitze heraus. Bei Besichtigung der Maul¬ 
höhle und der Zunge konnte nichts Abnormes gefunden werden, 
ausser dass letztere fast vollständig gelähmt war, ebenso wie 
auch der Unterkiefer. Die Ursache der Erkrankung glaubte 
ich im Gehirn suchen zu müssen, und zwar nachdem der 
Stier von einer tuberkulösen Kuh abstammte, höchst wahr¬ 
scheinlich in einem tuberkulösen Prozess. Diese Annahme 
wurde durch die Sektion bestätigt, indem ein etwa welsch¬ 
nussgrosser Tuberkelherd im Gehirn und einige solche Knoten 
in der Milz gefunden wurden; die übrigen Organe waren 
normal. 


80. Geburtsfest Seiner Königlichen Hoheit des Prinz- 
Regenten Luitpold von Bayern, des Königreichs Bayern 

Verweser. 

Am 9. März brachte eine Deputation des Professoren¬ 
kollegiums der thierärztlichen Hochsohule, bestehend aus dem 
Direktor Albrecht und den Professoren Dr. Harz und Dr. Yoit, 
Sr. Kgl. Hoheit dem Prinz-Regenten die untertänigsten Glück¬ 
wünsche zu Allerhöchst Seinem 80. Geburtstage dar. Am 11. 
März waren die Mitglieder der Deputation von Sr. Kgl. Hoheit 
dem Prinz-Regenten zur Galatafel geladen. 

Am 10. März Abends veranstaltete die Gesammtstudenten- 
schaft der drei Münchener Hochschulen (Universität, technische 
und thierärztlicbe Hochschule) dem Regenten eine gross¬ 
artige Ovation durch einen Fackelzug vor der kgl. Residenz. 
Der imposante Zug war so eingetheilt, dass Gruppen von 
farbentragenden Korporationen mit solchen von nicht farben¬ 
tragenden abwechselten; alle Senioren fuhren in 4spänniger 
Equipage und waren begleitet von zwei Chargirten zu Pferd. 
An der Residenz angekommen, nahm der ganze Zug auf dem 
Max Josefplatz Aufstellung, die Reiter vor der Front der kgl. 
Residenz; unter Führung des Bayernseniors wurde die Ab¬ 
ordnung der Münchener Studentenschaft, bestehend aus 20 
Chargirten (darunter der Senior des zur Zeit präsidirenden 


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Corps Yandalia cand. med. vet. Hörning als Vertreter des 8. C. der 
thierärztlichen Hochschule und der Vorsitzende des Ausschusses 
der Studentenschaft der thierärztlichen Hochschule cand. med. vet. 
Lindner), vom Regenten huldvollst empfangen und durch Au- 
sprachen ausgezeichnet; die Deputation überbrachte die aller¬ 
ehrerbietigsten Glück- und Segenswünsche, die der Regent 
sichtlich gerührt dankend entgegennahm. Hierauf bestieg der 
Bayernsenior seinen Wagen, verkündete der Versammlung 
den Dank des Regenten und die huldvolle Aufnahme und 
brachte ein Hoch aus auf den Jubilar, in das die akademische 
Jugend begeistert einstimmte. Unter nicht enden wollenden 
Hochrufen setzte sich der Zug wieder in Bewegung. 

Mit den Korporationen der Universität und der tech¬ 
nischen Hochschule waren auch der Ausschuss des allgemeinen 
Studentenverbandes, sowie die Korporationen unserer Hoch¬ 
schule bei der am 12. März Mittags vollzogenen Grundstein¬ 
legung zu einem Denkmal für Se. Kgl. Hoheit den Prinz- 
Regenten vertreten. 

Am 12. März Abends hielt der S. C. der thierärztlichen 
Hochschule im prächtig geschmückten Kaimsaale einen Fest¬ 
kommers, zu dem sich eine stattliche Anzahl aktiver und alter 
Herren des T. S. C. eingefunden hatten. Die Mitglieder des 
kgl. Hauses und J. J. Excellenzen die Herren Staatsminister 
hatten ihr Bedauern aussprechen lassen, wegen der Hoffest¬ 
lichkeiten und der Rundfahrt am Abend am Erscheinen ver¬ 
hindert zu sein. Unter der grossen Zahl von Ehrengästen 
befanden sich die Herren Landtagspräsident Dr. Ritter von 
Orterer, Oberregierungsrath Landesthierarzt Göring, Referent 
im Kultusministerium Regierungsrath von Pracher, Landes¬ 
inspektor für Thierzucht Dr. Vogel und das gesammte Professoren¬ 
kollegium der Hochschule mit Direktor Albrecht an der Spitze. 

Auf der Gallerie hatte sich ein reicher Damenflor einge¬ 
funden. Schmetternde Fanfarenklänge verkündeten den offi¬ 
ziellen Beginn dos Kommerses. Nach Absingen des schönen 
Liedes: „Sind wir vereint zur guten Stunde“ begrüsste der 
Senior des präsidirenden Corps, cand. med. vet. Hörning, 
(Vandaliae) in schneidiger Ansprache die erschienenen Damen 
und Ehrengäste und toastete auf diese mit einem urkräftigen 
Salamander. Der kgl. Militärveterinär Val. Göbel (a. H. Van¬ 
daliae) führte in schwungvoller Festrede im Wesentlichen 
Folgendes aus: „Ein Tag, an dem jedes Bayernherz höher 
schlägt, vereinigt das ganze treue Bayernvolk, um des Himmels 
reichsten Segen auf das edle Haupt des allgeliebten Jubilars 
herniederzuflehen und die Glückwünsche in den kurzen markigen 
Worten: Ad multos faustosque annos! kundzugeben. Während 


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80 Jahren hat der noch jugendfrische Regent alle Pürsten¬ 
tugenden, die er ererbt von dem erlauchten Geschlechte der 
Wittelsbacher, in wahrhaft hervorragender Weise bethätigt. 

Von Jugend auf Soldat mit Leib und Seele, sehen wir ihn 
hervorleuchten als tapferen Helden in heisser Schlacht. Seit 
15 Jahren leitet er, durchdrungen von heiligstem Pflichtgefühl, 
das bayerische Staatsschiff zu Nutz und Frommen seines ge¬ 
liebten treuen Volkes und wendet allen Zweigen des öffent¬ 
lichen Lebens sein regstes Interesse zu. Er ist ein Helfer 
der Bedrängten, ein eifriger Förderer der schönen Künste und 
ein starker Hort der Wissenschaften. Auch unsere Alma mater, 
auch unser Stand erfreut sich seiner reichen Huld und Gnade. 
Salus publica summa lex est! Das ist der leitende Grund¬ 
gedanke, der all’ seine Handlungen durchweht, der ihm das 
ganze Volk zugeführt in Liebe und Treue, in Anhänglichkeit 
und Verehrung. Gleich jenem Eberhard mit dem Barte darf 
auch unser Regent sich rühmen, dass „in Wäldern noch so 
gross, er sein Haupt kann kühnlich legen jedem Unterthan 
in Schoss“. Der heutige Tag ist dazu geschaffen, wie kaum 
ein anderer, den Schwur unverbrüchlicher Treue für Regent 
und angestammtes Königshaus zu erneuern. So fordere ich 
Sie denn auf, liebe S. C.-Brüder, und lade Sie ein, hochan¬ 
sehnliche Festversammlung, der Begeisterung, die unser Innerstes 
durchbebt, patriotischen Ausdruck zu verleihen und die Ge¬ 
fühle, die uns' am heutigen Tage beseelen — die Gefühle 
allerehrerbietigsten Dankes, allerehrfurchtsvollster Unterthänig- 
keit und unerschütterlicher Treue — dahin zusammenzufassen, 
dass wir einstimmen in den donnernden Ruf: „Unser hoher 
Jubilar, der mit Milde und Gerechtigkeit, mit Weisheit und 
mit starker Hand Bayerns Geschicke lenkt, Seine Königliche 
Hoheit, unser allergnädigster, allerdurchlauchtigster Prinz- 
Regent Luitpold von Bayern, des Königreichs Bayern Ver¬ 
weser, er lebe hoch!“ 

Der Toast fand freudigen Widerhall, begeisterte Hoch¬ 
rufe durchbrausten den Saal, stehend wurde die Regenten- 
Hymne gesungen. 

Alsdann ergriff der Direktor der thierärztlichen Hoch¬ 
schule M. Albrecht (a. H. Vandaliae) das Wort zu längerer, 
tiefempfundener, mit stetem Beifall begleiteter Rede, in welcher 
er ;d©n Dank der Festgäste und seine Freude über die Einig¬ 
keit und über die hervorragend patriotische Begeisterung des 
S. C. zum Ausdruck brachte und die Studirenden ermahnte, 
auch im späteren Leben gedeihlich zusammenzuwirken und 
allezeit in Liebe und Treue für das angestammte Königshaus 
zu verharren und „dafür einzustehen, wenn es noth thue, mit 


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Gut und Blut“. Den Philistern sprach er seine Anerkennung 
aus für das Vorbild, das sie der Jugend geben und bat sie, 
die Studentenschaft und ihn auch fernerhin zu unterstützen, 
wenn es sich um die Repräsentation der Hochschule und des 
Standes bei patriotischen Feiern handle. Sein Hoch auf den 
8. C. wurde von der ganzen Fest Versammlung mit grossem 
Jubel aufgenomraen. 

Weiter wurde folgendes Huldigungstelegramm an den 
Regenten abgesendet: 

„Eurer Kgl. Hoheit bringt die anlässlich Allerhöchst- 
dero 80. Geburtstages zu einem solennen Festkommers ver¬ 
einte Festversammlung des S. C. der thierärztlichen Hoch¬ 
schule die allerehrfurchtsvollste Huldigung dar und entbietet 
Eurer Königlichen Hoheit nebst der Versicherung ver¬ 
ehrungsvoller Liebe und Anhänglichkeit, unerschütterlicher 
Treue und allerunterthänigster Ergebenheit die herzinnigsten, 
allerehrerbietigsten Glückwünsche zum heutigen Jubeltage.“ 

So nahm die patriotische Feier einen schönen erhebenden 
Verlauf; während der fidelen Exkneipe stimmte noch manch’ 
heitere Rede die Tafelrunde fröhlich und erst gegen frühen 
Morgen dachte man an das Auseinandergehen. 

Theodor Mayr (a. H. Vandaliae), 

; Thierarzt. 

Commers zu Ehren des Professors Dr. Vogel in Stuttgart. 

Am 23. Februar fand ein von der Studentenschaft der 
Stuttgarter thierärztlichen Hochschule zu Ehren des aus dem 
Lehrkörper der Hochschule scheidenden.Professors Dr. Vogel 
veranstalteter Commers statt, zu welchem sich ausser einer 
grossen Zahl von Festgästen auch der Cultusminister Dr. von 
Weizsäcker eingefunden hatte. 

Die grossen Verdienste, welche sich Prof. Dr. Vogel 
während seiner 37 jährigen Thätigkeit an der Schule um diese 
und die thierärztliche Wissenschaft erworben hat, wurden durch 
den stud. med. vet. Denzler in schwungvoller Rede gefeiert. 

Prof. Dr. Vogel sprach der Studentenschaft seinen 
wärmsten Dank für die ihm erwiesene Ehrung aus und brachte 
mit der Erklärung, dass er der Studentenschaft nach wie vor 
sein regstes Interesse erhalten werde, ein Hoch auf diese aus. 
Stud. med. vet. toastete auf Seine Majestät den König, 
cand. med. vet. Schenzle auf die Festgäste. Cultusminister 
Dr. von Weizsäcker gedachte in einer Ansprache nochmals 
der Verdienste des scheidenden Professors und brachte ein 
Hoch auf das Fortblühen und Gedeihen der Hochschule aus. 
Der frühere Direktor der Hochschule von Fricker gedachte 


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in humoristischer Weise seiner Erlebnisse während der alten 
Zeiten der Stuttgarter Thierarzneischule, Direktor Dr. Suss- 
dorf drückte seine Freude über die freundschaftlichen Be¬ 
ziehungen zwischen Lehrern und Schülern der Hochschule aus, 
feierte die deutsche Studentenschaft als Trägerin des Patriotismus 
und brachte einen begeisterten Toast auf das Reich aus. 


Ehrung des thierärztlichen Standes in Frankreich. 

Am 12. Januar fand ein von den Studirenden der thier¬ 
ärztlichen Hochschule in Alfort zum Besten der Association 
d’amical TAlfort et de P Association centrale de veterinaires 
veranstalteter Ball statt. 

Zu demselben erschienen der Präsident der Republik 
Mr. Loubet mit Gemahlin; in Begleitung des Präsidenten be¬ 
fanden sich der Generalsekretär, General Dubois, der Chef 
des Oivilkabinetes Combarien nebst Gemahlin^ Oberstlieutenant 
de la Motte und Meaux Saint Marc. Zum Empfange des 
Präsidenten waren ausser dem Direktor der Hochschule 
Barrier der Ackerbauminister Dupuy, der Kriegsminister 
General Andre, der Seinepräfekt De Selves und der Polizei- 
pfufekt Lepine anwesend. 

In der Erwiderung auf die Ansprache des Direktors Barrier 
^ brachte der Präsident den Wunsch zum Ausdrucke, es möchten 
' auch die Studirenden der Hochschulen Lyon und Toulouse 
associations amicales bilden, da solche Vereinigungen ein festes 
Band zwischen den ehemaligen Studirenden und der Stätte 
bilden, an welcher sie ihre Kenntnisse erworben, die ihnen 
eine Stellung in der Gesellschaft gesichert haben. Hierauf 
gedachte der Präsident in lobenden Worten der Professoren, 
betonte ferner, dass er die Verdienste der Thierärzte wohl 
zu würdigen wisse; es möge dieses ersehen werden aus einem 
Gesetzentwürfe, die Ausübung der Thierheilkunde betreffend, 
welchen der Präsident durch den Ackerbauminister habe über¬ 
reichen lassen. (Dieser Entwurf enthält für die Thierärzte 
äuBserst günstige Bestimmungen. Die Red.) 

Zum Schlüsse dankte der Präsident unter dem Jubel aller 
Anwesenden für die Einladung. 

Dem Festcomite liess der Präsident 500 JH., der Acker¬ 
bauminister 200 JH. aushändigen; ferner liess der Präsident 
den Studirenden der Alforter Hochschule zehn Eintrittskarten 
zum ersten Elysee-Ball überreichen. 


In der Sitzung vom 26. Februar 1901 hat die französische 
Academie der Medizin den Thierarzt Dr. med. Saint-Yves 


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zu ihrem Ehrenmitglied« ernannt. Der Qeneralinspektor Dr. 
Chauveau führt im Jahre 1901 den ersten Vorsitz in der 
Societe d’agriculture de France. (Deutsche thierärztl. Wochen¬ 
schrift Nr. 10, 1900.) 


Abiturienten-Examen. 

Die Petitions-Commission des Reichstages hat 
die Petition des deutschen Veterinärrathes dem Herrn 
Reichskanzler zur Berücksichtigung überwiesen. 

Bei der Berathung des Gegenstandes hatten zwei Ab¬ 
geordnete Uebergang zur Tagesordnung beantragt. Der erste 
machte geltend, der Besuch des Gymnasiums bis zum Abiturium 
bilde keine Gewähr für die spätere fachmännische Ausbildung 
des Veterinärstudenten. Der Unterricht, welchen er in. der 
Ptima geniesse, sei keineswegs Vorbedingung für das Ver¬ 
ständnis der Kurse an der Thierarzueischule, anderseits würden 
es die hohem Kosten, welche die längere Dauer der Vor¬ 
studien veranlassen, minderbemittelten Eltern ausserordentlich 
schwer machen, ihre Söhne zum thierärztlichen Berufe heran¬ 
bilden zu lassen, welcher Nachtheil sich besonders für die 
bäuerliche Bevölkerung, speziell die Klein- und Mittelbauern 
geltend machen würde. Der grössere pecuniäre Aufwand, 
welchen die geplante Ausbildung der Thierärzte veranlassen 
würde, hätte auch eine Steigerung der Honorare der Thier-" 
ärzte im Gefolge. 

Der zweite Abgeordnete führt ebenfalls aus, dass erhöhte 
Anforderungen an die Vorstudien der Thierärzte die Söhne 
der ländlichen Bauern und Pächter vom Studium der Thier¬ 
heilkunde zurückdrängen und die Ausübung der Thierheilkunde 
vertheuern würden. 

Diese Einwände sind in der Petition des deutschen 
Veterinärrathes schon a priori und seitdem von anderer, selbst 
nicht fachmännischer Seite so eingehend als oberflächlich, 
nichtssagend und total falsch widerlegt worden, dass ein 
näheres Eingehen auf dieselben an dieser Stelle nur Zeitver¬ 
schwendung wäre. A. 

Stand der Thierseuchen in Bayern am 20. März 1901. 

a) Rotz (Wurm). 

Oberbayern: Traunstein 1 Gern. (1 Geb.); Niederbayern: 
1 Gern, (l Geh.); Schwaben: 1 Gern. (1 Geh.). 

b) Maul- und Klauen-Seuche. 
Oberbayern 8 Gern. (10 Geh.); Pfalz 3 Gern. (12 Geh.); 
Oberpfalz 3 Gern. (3 Geh.); Oberfranken 9 Gern. (14 Geh.); 


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M ittclfranken 3 Gern. (12 Geh.); Unterfrankep: 5 Gein. 
(6 Geh.); Schwaben 27 Gern. (62 Geh.). 

c) Schweineseuche (Schweinepest): 
Oberbayern 1 Gern. (1 Geh.). 

Maul- und Klauen-Seuche in Schlacht- nnd Viehhöfen. 

Es ist gemeldet: am 15. März daB Erlöschen zu Dresden; am 19. März 
der Ansbrach zu Berlin; am 20. März der Ansbrnch zu Nürnberg. 


Personalien. 

Gestorben : Der k. Land Stallmeister a. D. D e i s i n g e r in Ansbach, 
früher Distriktsthierarzt in Pappenheim. 

T7" exeixi ^Cvixiclxexiex Tib-iex&xzste. 
Einladung zur Y. MonatsTersammlnngr Donnerstag, den 
28« März, Abends 8 Uhr im Restaurant „Platzl“ (Normannen-Lokal). 

Tagesordnung: 

1) Herr Pros. Dr. J. Mayr: Einiges aus dem Titel des B.G.B- 
Über „Gewährleistung wegen Mängel der Sache/ 

2) Vereinsangelegenheiten. 

I. A.: Der Ausschuss. 

au Versammlung schwäbischer TMerärzte. 

Am Sonntag, den 31. März 1901 (Palmsonntag), Nachmittags 
2 Uhr, findet in Donanwörth im Hotel zur „Krone“ (Erkerzimmer) 
eine Ganversanimlnng schwäbischer Thierärzte statt, wozu alle Collegen 
freundlichst einladen 

Mitteldorf. Greither. 

Oie Frühjahrs-Gauversammlung oberschwäbischer Thierärzte 

findet gelegentlich des Zuchtbullenmarktes am Dienstag den 9. April 
1. Js. Vormittags nach Besichtigung des Marktes im Gasthause zur Post 
in Bnchloe statt. Zu dieser Versammlung sind alle Herren Collegen aufs 
Freundlichste eingeladen. 

Gesucht wird auf längere Zeit zur 

Assistenz und Vertretung 

eines älteren Bezirkßthierarztes ein tixclitigrex Tlxiexstxzt, welcher 
bereits längere Zeit Assistentenstellung versehen hat. 

Offerten mit Ansprüchen unter B. B. 12 an die Expedition. 


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sSi 


Xu verkaufen: Alois Koch’s Eneyklopädie der gesammten 
Thierheilkunde, vollständig in elf Bänden, noch ungebunden und un* 
gebraucht. Wien 1884—1893. Subskriptionspreis 198 Al., angeboten 
um 40 M; durch Friedrich Berthold , Privatier 

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Hauptner-Instrumente 

kauft jeder Thierarzt am besten direct aus der Fabrik, weil j 
er sich hierdurch besondere Vortheile sichert, die durch den 
Zwischenhandel nicht gewährt werden können. 

Die Instrumenten - Fabrik H. Hauptner, Berlin 
NW., Luisenstrasse 53, erzeugt ausschliesslich thier¬ 
ärztliche Instrumente in grossem Umfange. Trotzdem der 
Bedarf an thierärztlichen Instrumenten naturgemäss kleiner ist 
als der an human-chirurgischen Instrumenten, ist die Fabrikation 
der Firma Hauptner grösser als die irgend einer Instrumenten- 
Fabrik, welche ihre Erzeugnisse an Aerzte liefert. 

Auf der Weltausstellung Paris 1900 wurde der einzige || 
Grand Prix der Klasse Chirurgie den thierärztlichen 
Instrumenten von H. Hauptner zuerkannt; Kauptner’s 
Apparate für Thierzucht und -Pflege wurden durch die 
Goldene Medaille ausgezeichnet. 

Die Instrumenten-Fabrik H. Hauptner hat in Deutschland 
weder Filialen noch Vertreter; es ist deshalb erforderlich, Anfragen 
und Aufträge stets direct an die Fabrik zu richten. 

Hauptner’s Instrumenten-Katalog 1900 in deutscher^ fran¬ 
zösischer und englischer Sprache, Gross 4 °, 244 Seiten mit 3000 
Abbildungen nebst Original-Bilderwerk „Die Thierärztlichen Lehr¬ 
anstalten der Welt an der Jahrhundertwende“, bestehend aus 
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Studienverbältnisse, Vorbildung, Frequenz etc., ist allen Thierärzten 
kostenfrei übersandt worden. 

Telegramm-Adresse: „Veterinaria“. 


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Fabrik ehern, pharm. Praep. von Dr. H. Unger, Würzburg. 


Verantwortliche Redaktion: M. Alb recht. 
Expedition und Druck von J. Gottes Winter, München. 


Für die Redaktion bestimmte Sendungen sind an Professor 
Alb recht, Veterinärstr. 6/L zu richten. D. Red. 


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Wochenschrift 

für 

Thierheilkunde und Viehzucht 

Unter Mitwirkung bewährter Fachmänner 

herausgegebeu von 

M. Albrecht und Ph. J. Göring. 

45. Jahrgang. München, den 2. April 190t. Nr. 14. 

Inhalt: Prof. Albrecht: Ein Fall von acuter Nephritis beim Pferde. — 
Kurze Mittheilungen aus der Praxis. — Referate. — Rangregulirungs¬ 
frage der Amtsthierärzte in Oesterreich. — Notiz. — Personalien. — 
Viehseuchennachrichten. — Inserate. 


Ein Fall von acuter Nephritis beim Pferde. 

. Von Prof. Albrecht. 

(Schluss.) 

Die Sektion des Pferdes fand am 30. Juli in der hiesigen 
thermischen Vernichtungsanstalt statt. 

Nachdem die Haut abgezogen, zeigte sich das subcutane 
Fett und die Muskulatur auf der rechten Körperseite hoch¬ 
gradig durchfeuchtet, sulzig, in beginnender Fäulniss (Verfärbung, 
Gäsblasen). Muskulatur hellroth, von trübem, wie gekochtem 
Aussehen, Abdomen prall aufgetrieben. 

Bei Eröffnung der Bauchhöhle fanden sich sämmtliche 
Gedärme stark mit Gasen gefüllt, in gehöriger Lage.; Peritoneum 
ohne Besonderheit. In den abhäugigen . Partieen fand sich 
etwa 1 / 2 Liter Flüssigkeit von leicht röthlicher Farbe. Leber 
gross, schwarzgrün verfärbt, von breiiger Konsistenz; auf dem 
Durchschnitt entleerte sich aus den Gefässen derselben schaumiges 
Blut (Fäulniss); die Läppchenzeichnung deutlich, die zentralen 
Abschnitte schwarzgrün, verbreitert, vielfach netzförmig zu¬ 
sammenhängend. Milz gross, von schlaffer Konsistenz, Kapsel 
glatt, Schnittfläohe schwarzroth, theilweise missfarben; die 
Pulpa stark zerfliesslich. Beide Nieren zeigten sich stark 
vergrössert, die fibröse Kapsel sehr leicht abziehbar, Ober¬ 
fläche glatt, von hellgelber Farbe, Konsistenz hochgradig ver¬ 
mindert. Auf der Schnittfläche erscheint die Rinde beträchtlich 
verbreitert, vortretend, von zahlreichen hellgelben Streifen und 
Fleckchen durchsetzt; beim Abstreifen erhält man reichlich 
weisslich-gelben Brei. Das Mark war grauröthlich gefärbt, 
stark durchfeuchtet. Im Nierenbecken fand man an einigen 
Stellen submuköse Blutaustritte. Harnblase ohne Besonderheit. 


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158 


In der rechten Pleurahöhle fanden sich etwa zwei Liter 
einer rothbraunen, etwas trüben, mit spärlichen Fibrinflocken 
untermengten Flüssigkeit; die Pleura verdickt, getrübt, injicirt, 
mit einigen fibrösen und ziemlich fest anhaftenden fibrinösen 
Auflagerungen. Beide Lungen stark ödematös und hyperämiscb, 
sonst ohne Besonderheiten. Das Herz war über beiden Ventrikeln 
vergrössert, die Muskulatur besonders im linken Ventrikel er¬ 
heblich verdickt, von hell braungelber Farbe und ausgesprochenem 
mattem Fettglanz; die Konsistenz des Muskels mürbe; die 
Klappen ohne Besonderheiten, ebenso die grossen Gefässe. 

Epicritische Bemerkungen. 

Ueber die Ursache der Nierenentzündung ist nach der 
Anamnese sicher, dass es sich um traumatische ätiologische 
Momente nicht gehandelt haben kann; desgleichen hat eine 
Erkältung des Pferdes — Erkältungen werden bekanntlich 
auch heute noch als Ursache von Nierenentzündungen an¬ 
genommen — nicht stattgefunden; auch eine chemisch-toxische 
Ursache konnte nicht eruirt werden, ebeuso nicht eine in den 
Harnwegen entstandene und sekundär fortgeleitete Ursache, und 
so käme man denn auf dem Wege des Ausschlusses zu der 
Annahme, dass das Leiden auf eine organisirte toxische Ursache 
zurückzuführen sei, wobei man übrigens nicht zu schliessen hätte, 
dass organische Kleinwesen die Nieren direkt attakirten, 
sondern es kann dies recht wohl durch von Mikropbyten ge¬ 
bildete toxische Substanzen erfolgt sein. 

An eine organisirt toxische Ursache hat man thatsächlich 
in erster Linie zu denken, wenn man erwägt, dass das Pferd 
schon am ersten Tage der Untersuchung eine relativ hohe 
Innenwärme zeigte. Man beobachtet eine solche nach den 
Wahrnehmungen von Friedberger und Fröhner 1 ), welche mit 
unsern Beobachtungen übereinstimmen, bei acuter Nierenent¬ 
zündung in der Kegel nicht, so lange urämische Erscheinungen 
bei den Patienten fehlen. 

Weiter sprechen für diese Annahme die Erscheinungen, 
welche man bei der Sektion des Thieres in der Brust- und 
Bauchhöhle, insbesondere in der ersteren feststellte. Der patho¬ 
logisch-anatomische Befund daselbst lieferte allerdings nicht 
die Belege dafür, dass das Pferd an Brustseuche gelitten bat, 
in deren Gefolge öfters acute Nephritis aufzutreten pflegt. 
Immerhin kann aber auch nicht geläugnet werden, dass die 
Symptome an der Pleura infectiösen Ursprungs waren, während 
allerdings das Lungenödem ungezwungen auf Erlahmung des 
Herzens zurückgeführt werden kann. 

Specielle Pathologie und Therapie 1892, Seite 409. 


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159 


Man kann freilich diesen Beweispunkt nicht als stichhaltig 
erachten, wenn man ihn im Zusammenhalte mit den Erfahr¬ 
ungen beurteilt, die bei Nephritiden des Menschen gemacht 
worden sind. So hat z. B. Strümpell *) beobachtet, dass bei 
acuten Nierenentzündungen des Menschen eine Neigung der 
verschiedenen innern Organe, auch der serösen Häute zu Ent¬ 
zündungen besteht; ferner hat St. konstatirt, dass sich bei 
schweren Fällen von Nierenentzündungen beim Menschen nicht 
selten eine Pneumonie entwickelt, welche in der Mitte zwischen 
katarrhalischer und croupöser Entzündung steht; sie stellt 
nach ihm gewissermassen eine Art starren entzündlichen 
Oedems dar. 

Nachdem nun aber bei Nierenentzündungen der Haus¬ 
siere noch nicht beobachtet worden, dass die Lunge in Mit¬ 
leidenschaft gezogen wurde (Bronchitis, Pneumonie), so glauben 
wir an der Meinung festhalten zu dürfen, dass die von uns 
bei dem Pferde beobachtete acute Nephritis- infektiösen Ur¬ 
sprungs und dass der ursprüngliche Infektionsherd in der 
Brusthöhle zu suchen war. 

Was nunmehr die Erscheinungen anlangt, welche man bei dem 
Thiere im lebenden Zustande wahrnahm, so weichen sie nach 
mancher Richtung nicht unerheblich von denjenigen ab, welche 
man sonst bei Pferden beobachtet, die an parenchymatöser 
Nephritis leiden. 

So zeigte z. B. der Urin kaum eine Vermehrung des 
specifischen Gewichtes; der am zweiten Tage der Krankheit 
per Exploration entfernte Urin hatte sogar ein verhältniss- 
mässig niedriges specifisches Gewicht; es betrug nur 1,022. 
Eine Behinderung beim Harnabsatz fand nicht statt. Fried¬ 
berger und Fröhner 2 ) fanden bei Pferden bei der Exploration 
der Blase vom Mastdarme aus diese regelmässig leer. Ich 
fand die Blase bei dem in Rede stehenden Pferde gefüllt, 
allerdings nicht bedeutend. Bei der künstlichen Entleerung 
durch Druck auf die Blase zeigte Patient keine besondern 
Schmerzen. 

Was die mikroskopische Untersuchung des Urins betrifft, 
so enthielt schon die erste Probe mit dem niedrigen Sp. G. 
Blutkörperchen und Leucocyten und gab die Hämoglobin¬ 
reaktion (Probe mit 01. terebinth. und Guajactinktur); was mir 
bei der Untersuchung besonders auffiel, war der bedeutende 
Gehalt des Urines an Fetttröpfchen (fettige Degeneration der 

*) Strümpell: Lehrbuch der speciellen Pathologie und Therapie der 
innern Krankheiten, 2 Bd., 1900, Seite 878. 

s ) Ibidem Seite 409. 


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160 


Nierenepithelien) und eine ziemliche Zahl von sehr kleinen 
kurzen Krystallen, die ich für quadratische Säulen und nicht 
für identisch mit den rhombischen Säulen der Hippursäure hielt. 

Schmerzensäusserungen (Schmerzen beim Harnabsatz, 
Krümmung des Rückens, Nierenkolik, steifen Gang etc.) be¬ 
kundete Patient nicht, ebenso fehlten hydropische Anschwell¬ 
ungen. 

Was übrigens die Schraerzensempfindungen anbelangt, 
so vermisst man diese nach Strümpell 1 ) auch bei acuten Nieren¬ 
entzündungen des Menschen häufig. 

Wie man sieht, können demnach bei der parenchymatösen 
Nephritis des Pferdes manche als pathognomonische bezeichnet© 
äussere Erscheinungen vollständig fehlen. Es ist auf sie für* 
die Diagnosestellung kein Verlass, und man versäume daher 
nie, bei jeder schweren innern Erkrankung der Hausthiere 
den Urin zu untersuchen. Ich untersuche auch bei jeder be¬ 
deutenderen Erkrankung der Hunde den Urin und bin dadurch 
vor mancher fehlerhaften Diagnose bei diesem Thiere geschützt 
worden. 

Nun komme ich zum Schlüsse noch zur Besprechung der 
ausgeprägten anämischen Erscheinungen, welche ich an dem 
relativ gut genährten Pferde im lebenden Zustande desselben 
wahrnahm und der bei der Sektion des Thieres konstatirten 
Beschaffenheit des Herzens. 

Was den ersten Punkt betrifft, so kann die Anämie doch 
kaum durch den während der bei der erstmaligen Untersuchung 
des Pferdes erst etwa dreitägigen Dauer des Leidens mit der 
Urinausscheidung erfolgten Eiweissverlust bedingt gewesen sein. 
Die Färbung der Schleimhaut war so wachsbleich, wie man 
sie bei hochgradiger pothämorrhagischer Anämie und bei 
pernioiöser Anämie kaum blässer zu sehen bekommt. Da bei 
diesen Anämien sowohl als wie bei den auf anderer ätiolo¬ 
gischer Basis beruhenden Anämien häufig Eiweissausscheidung 
durch den Urin erfolgt 2 ) (Veränderung der Nierenepithelien!), 
so schützte mich, wie Eingangs bereits bemerkt, nur die 
mikroskopische Untersuchung des Blutes und des Urines 
des Pferdes vor einer unrichtigen Diagnose. 

Da ich nun bei der mikroskopischen Untersuchung des 
Blutes eine Verminderung der Erythrocyten nicht feststellen 
konnte, steht zu vermuthen, dass die Verminderung des Hämo¬ 
globingehaltes des Blutes durch die gleiche Noxe veranlasst 


*) Ibidem Seite 376. 

2 ) Fisch 1: Ueber einige Ursachen der transitorisohen Albuminurie. 
Deutsches Archiv für klinische Medizin 1881, Bd. 29. 


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161 


würde, welche bei dem Thiere das Fieber bedingte, oder, 
wenn man will, durch das Fieber. Nach Lazarus 1 ) kann 
durch das Fieber Anämie hervorgerufen werden. 

Bei dem Fehlen jeder andern Ursache der wachsbleichen 
Färbung der Schleimhäute müssen wir die mitgetheilte Auf¬ 
fassung der Genesis der anämischen Symptome um so mehr 
festhalten, als auch nicht anzunehmen ist, die mehrmals an¬ 
geführte weisse Färbung der Schleimhäute sei durch ungenügende 
Propulsivkraft des Herzens bei dem Thiere hervorgerufen 
worden. 

Einmal war bei der erstmaligen Untersuchung des Pferdes 
der gespannte Puls noch kräftig. Aber selbst angenommen, 
es sei das Herz* schon damals in höherem Grade erlahmt ge- 
. wesen, so würde dieser Umstand eher eine venöse Hyperämie 
wie Anämie der Schleimhäute bewirkt haben. 

Auffallend war bei dem Pferde die Vergrösserung des 
it ef g o n a . Da bei Thieren selbst nach mehrwöchentlicher 
Dauer einer acuten Nephritis Herzhypertrophie bislang nicht 
beobachtet wurde 2 ) und auch bei diesem Leiden des Menschen 
erst nach mehrwöchentlicher Dauer desselben 3 ), so ist wohl 
als ausgeschlossen zu erachten, dass die ^onstatirte Vergrösser¬ 
ung des Herzens bei dem Patienten eine Folge der Nephritis 
war, da das Thier nur etwa zehn Tage krank war. Die 
andern am Herzen beobachteten pathologisch - anatomischen 
Symptome müssen als Ergebnisse der Infektion aufgefasst werden. 


Kurze Mittheilungen aus. der Praxis. 

(Aus den Jahresberichten bayerischer Thierärzte.) 

Schädelverletzung eines Pferdes. 

Von Distriktsthierarzt Schmitt- Seefeld. 

Das fragliche Pferd, Rothschimmel, 6 Jahre alt, Wallach, 
wurde Nachts, während es abgekommen war, von einem anderen 
durch einen Schlag mitten auf die Stirne verletzt. Die Stollen 
des anderen Pferdes waren erst tags vorher geschärft worden 
und fand man auch noch Blut und Haare an einem derselben 
kleben. Die noch während der Nacht vorgenommene Unter¬ 
suchung des geschlagenen Pferdes ergab eine klaffende Wunde, 
ungefähr 6 cm lang, in der Mitte der Stirne. Die Sondirung, 

*) Nothnagel: Speoielle Pathologie ünd Therapie, VIII. Bd., 1. Theil, 
2. Heft; Seite 54. 

2 ) Friedberger und Fröhner: Speoielle Pathologie und Therapie 1892, 
Seite 409. 

*) Strümpell: Lehrbuch der speciellen Pathologie und Therapie 1900, 
Seite 377. 


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162 


die nur mit Mühe bewerkstelligt werden konnte, ergab, dass 
ein ungefähr kreisrundes Stück der Hirnschale eingeschlagen 
war; etliche kleine Splitter konnten mit der Kornzange ent¬ 
fernt werden; doch zeigte das Pferd bei der leisesten Berührung 
enorme Schmerzen. Gründliche Desinfektion, Verband. 

Am Tage fand sich eine schmerzhafte Geschwulst vor. 
Das Pferd stand mit gesenktem Kopf, die Augen geschlossen, 
theilnahmslos am Barren; Futteraufnahme gänzlich sistirt. Es 
wurde der Versuch gemacht, das Knochenstück, das ungefähr 
3 cm tief mit der Sonde fühlbar war, zu entfernen, doch stürzte 
das Pferd beim ersten Versuch, es zu fassen, plötzlich zu¬ 
sammen und konnte nur mit Mühe mehr auf die Beine ge¬ 
bracht werden. Eisbeutel. Abends anscheinende Besserung. 
Es wurde etwas Futter aufgenommen. 

Am nächsten Tage der alte Zustand, der noch drei Tage 
anhielt. Am vierten Tage fing das Pferd an zu toben, stürzte 
mit dem Kopf an den Barren, dann wie leblos zusammen. 
Es wurde hierauf getötet. 

Die Sektion ergab ein etwa kreisrundes ca. 2 i / 2 cm breites 
Loch in der Stirne. . 

An der Dura mater hing das eingeschlagene Stück, zwei 
grössere und mehrere kleinere. Sie waren etwa lVj Cm tief 
in die rechte Grosshirnhemisphäre eingedrungen.. Mittelgrosse 
Blutung, doch kann dieselbe auch von dem letzten Sturz mit 
dem Kopfe gegen den Barren herrühren. 


Mastdarmgeschwulst beim Pferd. 

Von Distriktsthierarzt Diem-Burghausen. 

Am 6. Juli 1899 wurde mir ein zweijähriger Pinzgauer- 
hengst vorgeführt mit dem Berichte, dass derselbe in der 
letzten Zeit beim Kothabsatz Schmerzen zeige. 

Das Thier war in gutem Ernährungszustände, fieberlos 
und zeigte ausser dem erschwerten Kothabsatz keine weiteren 
Krankheitserscheinungen. Der Koth selbst war etwas trocken, 
aber sonst ganz normal. Beim Exploriren drängte das Pferd 
sehr stark, und kaum war ich mit einigen Fingern in den 
Mastdarm eingedrungen, als ich auch schon eine grosse derbe 
Geschwulst fühlte. Diese lag ganz am Ende des Darmes, in 
der oberen Hälfte desselben, die Schleimhaut mit der Ge¬ 
schwulst verwachsen, nicht abziehbar. Sie war über faust¬ 
gross, hart, länglich-rund, gut abgesetzt, auf Druck nicht em¬ 
pfindlich. Das Darmlumen wurde so sehr verkleinert, dass 
immer nur ein Kothballen dasselbe passiren konnte, weshalb 
das Pferd einen um den anderen absetzte. 


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163 


Das Thier bekam als Futter kurz geschnittenes Heu und 
gebrochenen Hafer mit Wasser angefeuchtet; ins Trinkwasser 
liess ich täglich zweimal je 3,0 Jodkali geben, die Aftergegend 
aber mit Ungt. mercurial. täglich dreimal einreiben. 

Am fünften Tage konnte ich schon eine wesentliche 
Besserung konstatiren und in 14 Tagen setzte der Patient den 
Koth ohne Beschwerden ab. Durch die Exploration konnte 
ich ermitteln, dass die Geschwulst um die Hälfte kleiner ge« 
worden war, und in weiteren acht Tagen merktö man nur eine 
schwielige Verdickung der dorsalen Darmwand. 

Im Herbst kastrirte ich das Pferd und hatte nochmals 
Gelegenheit, dasselbe zu untersuchen. Es zeigte zwar noch 
die Verdickung der oberen Mastdarmwandung, wurde aber 
dadurch nicht belästigt. 

Ueberzähliger Hode beim Pferde. 

Von Bezirksthierarzt Beiohhold. 

Ein Hengst war von einem Pfuscher kastrirt worden, der 
damals den rechten Hoden wegen der hohen Lage desselben 
im Leistenkanale sich nicht herauszunehmen getraute. Dieser 
Hengst, ein lebensgefährlicher Schläger, wurde dann mir zur 
Kastration zugeführt. Nach Eröffnung des rechten Hoden¬ 
sackes gelang es ziemlich leicht, den rechten Hoden herunter¬ 
zubringen. x Ich hatte über demselben bereits in der gewohnten 
Weise die Kluppen angelegt, als ich oberhalb derselben zu 
meiner Ueberraschung einen runden Körper fand, der gleich¬ 
falls die Gestalt eines Hodens hatte. Mit grosser Mühe gelang 
es mir nun, neue Kluppen oberhalb desselben anzulegen. Er 
erwies sich nach der Abtrennung als ein wirklicher Hoden 
mit normalem Nebenhoden. 


Referate. 

Strebei: Unwegsamkeit des Zitzenkanals und deren Be¬ 
handlung. (Schweizer Archiv 1901, 1. H.) Die Milchgang¬ 
mündung kann kongenital oder in Folge vorausgegangener 
Entzündung oder Verletzung obliterirt sein. Im erstem Falle 
genügt einfache Durchstossung der Haut mit feinem Troikar, 
Stricknadel, schmaler Lanzette, nachdem der Strichkanal durch 
Hereinpressen von Milch stark ausgedehnt worden. Bei der 
erworbenen Atresie hat entsprechend der gleichzeitigen Ver¬ 
engerung des Zitzenendtheils nach der Durchbohrung Bougirung 
des Kanals mit einem kurzen in Glycerin getauchten Bougie 
zu erfolgen; um die Infektion der Wundränder durch das 
Melken zu verhindern, lässt man die Milch mittels Melk- 


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164 


röhrchens abfliessen. Den Zitzenräumer hat Strebei selten 
verwendet; das Wegschneiden der Zitzen bringt keinen Yor- 
theil gegenüber der Dilatationsbehandlung; die Amputa|jon 
eines jgmmm ren Zitzentheils ist daxm «gezeigt, wenn in den 
oberen Partieen des Milcbganges eine Eit^neafismlwg be¬ 
steht und der Eiter durch den stenosirten Strichkanal zurtigk- 
gehalten wird. 

Die kongenitale Stenose eines grossen Theils oder des 
ganzen Strichkanals ist der Behandlung nicht zugängig. Aus¬ 
gedehntere entzündliche Stenosen behandelt Str. mit einer 
Mischung von Glycerin und Jodtinktur; eventuell wird die 
Milch mittelst feinen Metallröhrchens abgelassen. Stenosen 
in Folge Schleimhauthypertrophie werden am besten nicht 
operativ behandelt. Jedenfalls sollen schon wegen der grossen 
Infektionsgefahr operative Eingriffe nicht an allen vier Strichen 
gleichzeitig gemacht werden. .Für ^iie Behandlung der durch 
Fibrome und Papillome gesetzten Stenosen widerräth Str. den 
Versuch, die Geschwülste durch Kanülen etc. loszustossen. 
Str. empfiehlt dagegen, nach möglichster Erweiterung des 
wegsamen Milcbgangtheiles mittelst Einpressen von Milch, die 
Geschwulstmasse in der Mitte mit dem Zitzenräumer zu durch- 
stossen. Hat sich das Thier wieder beruhigt, so wird das gut 
schneidende Instrument in raschem Zuge durch di? Geschwulst 
zurückgezogen. Diese Operation wird nach Erforderniss ein- 
bis zweimal wiederholt, bis das Instrument ohne Widerstand 
durch den hergestellten Kanal hinaufgeschoben und zurück¬ 
gezogen werden kann, worauf dasselbe ausgezogen wird. 

Die seltenen Condylome des Milchganges werden mit dem 
Zitzenräumer herausgeschnitten. Dünne Quermembranen werden 
mit der Sonde, dicke, wenn die Operation überhaupt angezeigt, 
mit dem Zitzenräumer durchstochen. 

Von besonderer Bedeutung ist für alle Zitzenoperationen 
sorgfältige Nachbehandlung: Einführung eines Bougies, einer 
Darmsaite, eines Stiftes aus ungesalzener getrockneter Speck¬ 
schwarte ; die Einführung eines Taubenkieles oder eines 
Strohröhrchens ist zu verwerfen (Schleimhautverletzung!); 
eventuell ist es rathsam oder nöthig, während einiger Tage 
Melkröhrchen zur Entleerung der Milch zu benützen. 

In Hinsicht auf die Indicationen zu Zitzenoperationen 
warnt Str. vor operativen Eingriffen in jenen Fällen, in welchen 
hochgradige Verengerung des Kanals oder grosse Ausdehnung 
der Stenose besteht, ferner wenn die Neubildungen relativ 
gross sind und oberhalb des untern Zitzenviertels oder -Drittels 
sitzen. Man lässt in solchen Fällen besser die Viertel trocken 


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stehen und rechnet auf die spätere kompensatorische Hyper¬ 
trophie der übrigen Viertel. 

Markus: Ein Fall von Struma beim Pferde. (Zeitschr. 
für Thiermedizin 1900, S. 173.) Eine ca. 15 jährige Fuchs¬ 
stute zeigte unterhalb des Larynx, rechts dicht an der Trachea 
einen fast faüstgrossen harten Tumor, der wenigstens schon 
fünf Jahre lang bestanden hatte. Derselbe wuchs langsam 
und hatte in der letzten Zeit bei anstrengender Arbeit Kespi- 
rationsbeschwerden erzeugt. Der an der Seite der Trachea 
mit der Umgebung durch einen festen, gefässreichen Strang 
verbundene, sonst überall freie Tumor wurde exstirpirt. Der¬ 
selbe wog 175 g und zeigte auf dem Durchschnitt die Struktur 
einer theilweise parenchymatösen, theilweise kolloiden Struma. 

M. Schwammei: Ein Fall von chronischer Tuberkulose 
des Pferdes. (Ibid. S. 183). Ein Pferd, welches ausser 
Schwerathmigkeit keinerlei besondere Krankheitserscheinungen 
gezeigt hatte, verendete über Nacht. Die Sektion des ca. 
18jährigen Wallachen ergab an Pleura und Perikard zahl¬ 
reiche erbsen- bis faustgrosse, derbe, auf dem Durchschnitt 
gelb gefärbte glänzende Knoten, deren Zentrum theilweise in 
Zerfall begriffen war. Zahlreiche ebensolche Knoten enthielten 
die bronchialen und die in der Brusthöhle gelegenen periöso- 
phagealen Lymphdrüsen; in den beiden emphysematischen 
Lungen gleichfalls zahlreiche hirsekorn- bis faustgrosse Knoten, 
desgleichen in der Leber, am Brustbein (fortgesetzt von den 
Pleuralknoten), sowie im Knochenmark des rechten Ober¬ 
schenkelbeines, welches frakturirt war. Das Herz dilatirt und 
schlaff, Klappen unverändert, die übrigen Organe ohnö Be¬ 
sonderheiten. Die mikroskopische Untersuchung ergab die 
schon aus dem makroskopischen Befunde gestellte Diagnose: 
Chronische Tuberkulose. Unter den übrigen 23 Pferden des 
betreffenden Pferdestandes wurden drei der Tuberkulose ver¬ 
dächtige Thiere gefunden. Eines davon krepirte und zeigte 
gleichfalls bei der Sektion allgemeine chronische Tuberkulose; 
die beiden anderen wurden nach Auswärts verkauft. Hinsichtlich 
der Infektionsquelle nimmt S. an, dass dieselbe durch die in 
dem gleichen Stalle wie die Pferde untergebrachten Ochsen 
gegeben war, welche zu einem grossen Prozentsatz tuberkulös 
waren. _ 

Mason: Unstillbares Erbrechen beim Hunde. M. beschreibt 
zwei Fälle dieser Erkrankung. Im ersten handelte es sich um 
einen alten irischen Terrier, welcher ein Stück Hammelkotelette 
gefressen und darnach Erstickungsanfälle bekommen hatte. 


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166 


Nach Yerlauf einiger Stunden zeigte der Hund Zeichen 
von Schmerz im Magen und häufiges Erbrechen; da eine zehn¬ 
tägige Behandlung dasselbe nicht zu stillen vermochte, sollte 
das Thier getötet werden. Es wurde indes noch ein Versuch 
gemacht, mit heissen Umschlägen auf die Magengegend und 
Zufuhr flüssiger peptonisirter Nahrung; ausserdem erhielt das 
Thier täglich dreimal lüg Natriumsulphocarbonat in Wasser, 
sowie etwas Branntwein. Zwei Tage später hörte M., dass 
das Thier nach dem dritten Pulver ein ungefähr markstück¬ 
grosses Enochenstück mit einem grossen Widerhaken am einen 
Ende erbrochen hatte. Bei genauerer Untersuchung zeigte 
sich, dass dasselbe offenbar in die Magenschleimhaut einge¬ 
drungen war; der Eigenthümer gab in der That an, dass es 
zugleich mit einer grossen Menge Eiter entleert worden sei. 

Der zweite Fall betraf einen ungefähr vier Jahre alten 
Foxterrier. Das Thier war operirt worden wegen einer rasch 
gewachsenen mit schleimigem Inhalte gefüllten Cyste unter dem 
rechten Augenlid (Chloroformnarkose). Die Heilung erfolgte 
p. p. int. 14 Tage später begann der Hund zu erbrechen, 
zuerst in langen Zwischenräumen, allmählich immer häufiger. 
Das Erbrechen war begleitet von krankhaften Kontraktionen 
der Kopfmuskel, während gleichzeitig die ganze Körpermusku¬ 
latur kürzere oder längere Zeit in tetanischem Krampfe sich 
befand. Natriumbicarbonat, Wismut, Natriumsulphocarbonat, 
Opium und Bromide wurden ohne Erfolg gegeben; Chlorodyn 
brachte nur vorübergehende Besserung. Der Hund wurde 
getötet. Bei der Sektion zeigte sich im Magen die Schleim¬ 
haut etwas butreich, ebenso im Dünndarm, beide waren fast 
vollkommen leer. Das Coecum war in einer ungefähr finger¬ 
dicken Partie seiner Wand verdickt, seine Spiral Windung fehlte 
vollkommen, im Immen fand sich eine Menge grüngelben, 
halbfesten, nicht unähnlich Meconium aussehenden Inhaltes. 
Die übrigen Organe zeigten nichts Besonderes, mit Ausnahme 
der Lungen, in denen sich Residuen einer Bronchopneumonie 
fänden. (Veterinarian 1901, S. 18.) E. A. 

Rangregulirungsfrage der Amtsthierärzte ift Oesterreich. 

Endlich scheint Aussicht vorhanden zu sein, dass in Oesterreich 
die seit Langem erhoffte Regierungsvorlage, betreffend die 
Neuregelung der Dienstesverhältnisse der bei der staatlichen 
Veterinärverwaltung stehenden Aratsthierärzte zur parlamen¬ 
tarischen Behandlung und Erledigung gelangt, da, wie die Ver¬ 
hältnisse zur Zeit im österreichischen Abgeordnetenhause liegen, 
der Einzug einer ruhigen sachlichen Arbeitsthätigkeit daselbst 
zu erwarten steht. 


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167 


Zur Beschleunigung des Austrages der für die öster¬ 
reichischen Collegen nach zwei Richtungen hin so einschnei¬ 
denden Angelegenheit hat das Präsidium des Centralausschusses 
des Vereines österreichischer Thierärzte vor Kurzem eine Depu¬ 
tation in das Abgeordnetenhaus entsandt, welche bei den Mit¬ 
gliedern des Budget-Ausschusses vorsprach. Der Eindruck, 
welchen die Deputation bei den einzelnen Mitgliedern dieses 
Ausschusses empfing, war der denkbar günstigste. 

Nach Allem zu schliessen, dürfen demnach die öster¬ 
reichischen Collegen eine baldige Verwirklichung ihrer berech¬ 
tigten Wünsche erhoffen, wozu wir ihnen von Herzen gratuliren. 

- A. 

Notiz. In der Sitzung des Reichstages vom 18. März wurde 
die Petition des deutschen Veterinärrathes um Einführung des 
Gymnasialreifezeugnisses als Vorbedingung des thierärztlichen 
Studiums dem Reichskanzler zur Berücksichtigung 
überwiesen. 


Personalien. 

Der approbirte Thierarzt Karl Ohler auB Lachen hat sich als 
praktischer Thierarzt in Neustadt a/H. (Pfalz) niedergelassen. — Thierarzt 
Max Madel Ißt ab 1. April 1. Js. zum Distriktsthierarzte in Schillingsfürst, 
Bez.-Amt Rothenburg o/T., ernannt worden. 

Maul- und Klaueu-Seuche in Schlacht* und Viehhöfen. 

Es ist gemeldet: am 21. März das Erlöschen zu Berlin. 


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kauft jeder Thierarzt am besten direct aus der Fabrik, weil 
er sich hierdurch besondere Yortheile sichert, die durch den 
Zwischenhandel nicht gewährt werden können. 

Die Instrumenten - Fabrik H. Hauptner, Berlin 
NW., Luisenstrasse 53, erzeugt ausschliesslich thier- 
ärztliche Instrumente in grossem Umfange. Trotzdem der 
Bedarf an thierärztlichen Instrumenten naturgemäss kleiner ist 
als der an human-chirurgischen Instrumenten, ist die Fabrikation 
der Firma Hauptner grösser als die irgend einer Instrumenten- 
Fabrik, welche ihre Erzeugnisse an Aerzte liefert. 

Auf der Weltausstellung Paris 1900 wurde der einzige 
Grand Prix der Klasse Chirurgie den thierärztlichen 
Instrumenten v.on H. Hauptner zuerkannt; Hauptner’» 
Apparate für Thier zucht und -Pflege wurden durch die 
Goldene Medaille ausgezeichnet. 

Die Instrumenten-Fabrik H. Hauptner hat in Deutschland 
weder Filialen noch Vertreter; es ist deshalb erforderlich, Anfragen 
und Aufträge stets direct an die Fabrik zu richten. 1 

Hauptner’s Instrumönten-Katalog 1900 in deutscher, fran¬ 
zösischer und englischer Sprache, Gross 4 °, 244 Seiten mit 3000 
Abbildungen nebst Original-Büderwerk „Die Thierärztlichen Lehr¬ 
anstalten der Welt an der Jahrhundertwende“, bestehend aus 
123 Autotypien auf 25 Kunstdruckblättern mit Angaben über 
Studienverhältnisse, Vorbildung, Frequenz etc., ist allen Thierärzten 
kostenfrei übersandt worden. 

Telegramm-Adresse: „Veterinaria“. 


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Verantwortliche Redaktion : M. A1 b r e c h t. 

Expedition und Druck von J. Gotteswinter, München. 

Für die Redaktion bestimmte Sendungen sind an Professor 
Albrecht, Veterinärstr. 6/i» zu richten. D. Red. 


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Wochenschrift 

für 

Thierheilkunde und Viehzucht 

Unter Mitwirkung bewährter Fachmänner 

herausgegebeti von 

M. Albrecht und Ph. J. Göring. 

45. Jahrgang. München, den 9. April 1901. Nr. 15. 

Inhalt: Gutbrod: Verätzung durch Schwefelsäure. — Referate. —: Gau- 
Tersammlung in Donauwörth. — BQchersohau. — Vieheeuchennach- 
richten. — Personalien. — Inserate. 


Verätzung durch Schwefelsäure. 

Von Distriktsthierarzt Gutbrod in Moosburg. 

Fubrwerksbesitzer Kr. in Selb wollte am 3. Mai vorigen 
Jahres ein acht Tage vorher um 900 Mark gekauftes 5 jähriges, 
braunes, schweres Zugpferd niederösterreichischer Abstammung, 
zusammengespannt mit einem zweiten Pferde an einem Kohlen¬ 
wagen, rückwärts in den Hof des Färbermeisters K. zurück- 
stossen. In dem Hausgang, durch den der Wagen musste, stand 
ein mit konzentrirter Schwefelsäure gefüllter Ballon. Das ge¬ 
schilderte Pferd trat mit einem Hinterfuss auf den Ballon, 
zerbrach ihn und schnitt sich dabei am Fessel die Haut auf 
ca. 8 cm Länge auf. Dadurch erregt, fing das Pferd zu stampfen 
an, die Schwefelsäure spritzte nach allen Seiten, und zu allem 
Unglück riss sich jetzt das Pferd los und legte sich in wütendem 
Schmerz mit dem ganzen Körper auf den mit Schwefelsäure 
durchtränkten Boden. Nur nach grösster Anstrengung gelang 
es, das Pferd aufzutreiben und das andere Pferd von den 
Strängen zu entfernen. Da ich nicht anwesend war, rieth ein 
Droguist, das Thier mit Wasser abzuwaschen, wodurch natürlich 
die Säure noch weiter verschmiert wurde. Eine Stunde später 
kam ich in den Stall des Kr. und sah Folgendes: der Besitzer 
und sein Knecht hatten lediglich an den Kleidern Schaden 
genommen; Hose, Weste und Book, beim Knecht auch die 
Stiefel waren an vielen Stellen zu einer gelbbraunen, zunder¬ 
ähnlichen Masse umgewandelt, in der Hose des Knechts war 
ein grosses zerfetztes Loch eingebrannt. 

Das beschädigte Pferd stand im Stall, ruhig, ohne jede 
Erregung, frass eben Heu und soll sich nach Angabe des Besitzers 


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170 

tulugh verhalten haben. An 
feh/ stafk ^ebäufeii^Thier^sind zu finden: 
70 regelmässige, kräftige Pulselbei weicher Arterie, Herz¬ 
schlag, auf beiden > Brustseiten fühlbar, t Augen- und Nasen« 
selifeMliäui ^liÜlr ^gerotWÄ}^ Ä^muftg^ -riihlg^/^obeFfiSDhlieh^ 
Temperatur^ ijn Mftst^ariu 38,6?* Eine Schwellung irgend¬ 
welchen Körpermelles nicht Tbemel^khar. Beide Hinterfüsse 
vom Hufe bis zum Kreufc, die Unterseite des Bauches bis zum 
Brustbein, dann^liltf 0 lch& pfeinig- biihütidtyiergrosse Flächen 
am^ Ha}« 1 , ^Brnst rund Bückep * zeigen das Haarkleid matt, 
gftthzlbs, gesträubt, jro "diss steh diese Stellen scharf von^der 
tiVngöä Im abheben. JDie Flecken sahen 
aiiß wie Quaddeln, die Haut darunter ist njeht geschwollen, 
nicht schmerzhaft, söndern trocken, etwas derb. Die Haare 
sind ebenfalls ganz trocken, aber Mäht brüchig. ■ ? 

Eine Prognose konnte ich natürlich nicht stellen. Als ’ 
Therapie rieth ich Abspritzungen mit Kalkwasser die ganze 
Nacht hindurch, wenngleich ich mir* sagte, dass diese auch 
nichts mehr. nützen werden, da ja eine zu neutralisirende 
Säure nicht mehr vorhanden war; hatte, sich doch die Säure 
bereits mit dem EiweiSs der Haut und Unter haut laugst unter 
(Joagulation desselben verbunden. Anderen Tages war das 
Allgemeinbefinden ausgezeichnet. Pnls 70, Futteraufnahme 
vorzüglich, Sensorium lebhaft, lediglich bei der Bewegung ist 
der Gang hinten etwas gespannt. Die verätzten Theile ohne 
Aenderung, 

, 5. Mal. Befinden wie tags vorher. 

6« Mai. Am Schlauch und vor dem Schlauch bis an die 
Unterbrust tritt eine heisse, ödematöse, schmerzhafte Schwellung 
auf, das Uriniren geht normal vor sich; am Grund des Schweifes 
entstehen mehrere markstückgrosse, rothe Geschwüre durch 
Abstosjsung der /Oberhaut, ebensolche rings um den After; 
das Pferd stöhnt daher beim Kothabsatz. Allgemeinbefinden 
vpraüglich, Puls 56 (!), Futteräufnahme gut. 

7. Mai; . Die Schwellung am Bauch ist sich gleich ge¬ 
blieben, der Schlauch ist stärker verschwollen, der Penis hängt 
ungefähr handbreit vor. Die ganze Schweifrübe ist wund, 
vom After, gegen den Schenkel zu beginnt sich die Haut ab¬ 
zulösen. Allgemeinbefinden sehr gut. Therapie: Aufstreichen 
einer Carbolsalbe auf die wunden Stellen, einer Campherblei¬ 
salbe auf die verätzten Stellen, 

8. Mai. An fast allen verätzten Stellen treten starke 
ödematöse Schwellungen auf, die Füsse werden ähnlich wie 
bei Petechialfieber zu dicken Säulen .mit zahlreichen wunden 
Stellen an den Beugeflächen der Gelenke.Schwellung am 


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171 


Bauch hat zugenommen, ebenso die am Schlauch. Der Penis 
wird nicht mehr aufgezogen. Allgemeinbefinden vorzüglich, 
52 Pulse, kein Fieber, guter Appetit. 

9. Mai: Ueberall beginnt die verätzte Haut in grossen 
Platten sich loszuschälen. Die pergamentartigen Stücke ver¬ 
decken noch rosafarbene Granulationen, auf denen wenig Eiter 
liegt. Trotz der guten Futteraufnahme ist die Abmagerung 
rapid vorgeschritten. 

Nachdem es absolut unwahrscheinlich war, dass so kolossale 
Hautdefekte, wie sie jetzt im Entstehen begriffen waren, so 
heilen konnten, dass das Thier gebrauchsfähig würde, rieth 
ich zur Tötung. Der Besitzer ging auf meinen Rath erst 
tags darauf ein, als es sich zeigte, dass an beiden Hinter¬ 
füssen aus der geschwollenen Oberfläche reichlich braune, 
stinkende Flüssigkeit abtropfte, und dass an beiden Hufen 
rings Saumband und Krone so gründlich zerstört waren, dass 
jederzeit Ausschuhen befürchtet werden musste. 

Am 11. Mai Vormittags wurde das Pferd geschlachtet. 
Die inneren Organe, auch die Nieren waren vollständig intakt. 
Die Unterhaut, sowie die oberflächliche Muskulatur am Hinter- 
theil, Bauch und an den Flanken war vollständig zerstört, 
häufig unterminirt und mit einem gelblichen Exsudat bedeckt. 
Die Haut war an all diesen Stellen nicht abzunehmen, da sie 
theils brüchig, theils schmierig war und in kleinen Fetzen 
abfiel. 

Der Cadaver fand in einer Fischzuchtanstalt Verwendung. 

Zu einem Civilprozess kam es nicht, nachdem der Färber¬ 
meister K. als verwandt mit Kr. die Hälfte des Schadens trug. 


Referate. 

Ueber die Incubationsdauer der Rindertuberkulose und das 
Alter tuberkulöser Läsionen, sowie den Werth der Tuberkulin¬ 
probe in forensischer Beziehung. 

Referat von Dr. Simader, bezirkßthierärztlichem Assistenten in Kulmbach. 

Nocard (Recueil de möd. vöt. Tome VII. 23.) bat neuer¬ 
dings eine Reihe interessanter Versuche zum Zwecke der Be¬ 
stimmung der Incubationsdauer der Tuberkulose und des Alters 
tuberkulöser Herde unternommen, hauptsächlich um deswillen, 
weil diese Verhältnisse in forensischer Hinsicht für die franzö¬ 
sischen Collegen sehr bedeutungsvoll sind. Nach den ein¬ 
schlägigen Gesetzen gelten nämlich dortselbst die contagiösen 
Krankheiten — wozu auch die Tuberkulose gerechnet wird — 
als Hauptmängel mit einer Gewährzeit von 45 Tagen, wobei 
aber der Nachweis, dass das Leiden schon zur Zeit des Ver- 


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1 


172 

kaufes vorhanden gewesen, im Einzelfalle zu erbringen ist. 
Daher ist die Eenntniss der beregten Verhältnisse für den 
Gutachter dortselbst unentbehrlich. 

Die Resultate der mit Kulturemulsionen vorgenommenen 
Infektion (per iogestionem, per inhalationem, intramammär, 
intravenös und intratracheal) von zwölf geimpften, notorisch 
tuberkulosefreien Kühen zeigten nun, dass die Infektion per 
inhalationem am besten gelingt, dass also der Respirations¬ 
apparat als die gewöhnlichste Eintrittspforte angesehen werden 
muss* Die Zeit, nach welcher hiebei frühestens eine Tuber¬ 
kulinreaktion eintrat, schwankte zwisohen 19 und 32 Tagen. 

Der Darmkanal nimmt das Virus viel schwerer auf, denn 
von den vier Versuchsthieren blieb eines völlig gesund und 
bei den drei anderen waren die Veränderungen derartig ge¬ 
ringgradig, dass sie bei zweien nur mit minutiösester Unter¬ 
suchung, bei der dritten aber überhaupt nicht nachweisbar 
wurden, trotzdem alle drei typisch reagirt hatten und enorme 
Quantitäten tuberkulösen Materials einverleibt worden waren. 
Ein Kalb, das drei Tage nach der Infektion seiner Mutter 
geboren war, wurde mit der an Bazillen ausserordentlich 
reichen Milch zweier intramammär inficirten Kühen neben 
derjenigen seiner Mutter ernährt und doch auch nur in ganz 
geringem Grade angesteckt. Als Incubationsdauer für diesen 
Infektionsmodus wurden 32—48 Tage festgestellt. 

Bezüglich der Euterinfektion haben die Versuche gezeigt, 
dass die Euterdrüse einen vorzüglichen Nährboden für den 
Tuberkelbazillus darstellt; die Incubationsdauer betrug hier 
nur 3 bezw. 13 Tage. Die Versuche beweisen auch wiederum 
die noch von verschiedener Seite bezweifelte Möglichkeit der 
primären Eutertuberkulose. 

In keinem Palle, mochte die Infektion noch so rasch 
erfolgt und also die Incubationszeit noph so kurz sein, waren 
die tuberkulösen Veränderungen schon erweicht oder gar ver¬ 
kalkt (Schlachtungen nach 30 bezw. 50 Tagen). 

Es geht also aus den Versuchen zunächst hervor, dass 
bei aufs höchste getriebenen Chancen der Infektion durch 
Lunge und Darin die Incubationsdauer 19—32 bezw. 32—48 
Tage beträgt; unter natürlichen Infektionsbedingungen wird 
sie zweifelsohne ziemlich grösser sein, zumal da nachgewiesener 
Massen die Tuberkulinreaktion schon vor Entstehung sicht¬ 
barer Lokalisationen eintreten kann und letztere doch auch 
noch Zeit beansprucht. 

Bezüglich des Alters der tuberkulösen Veränderungen 
ergaben die Befunde, dass verkäste und verkalkte Herde zum 
allermindesten 50 Tage alt sein müssen. 


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173 


Nocard kommt nach alledem zu dem Schlüsse, dass man 
wohl berechtigt sei, zu begutachten, dass ein innerhalb der 
30 dem Kaufe folgenden Tagen auf die Impfung typisch 
reagirendes Thier mit höchster Wahrscheinlichkeit an dem 
Währschaftsfehler leidet und auch schon vor der Uebernahme 
an demselben gelitten hat. 

Mit den Feststellungen Nocards bezüglich Incubations- 
dauer und Alter der Herde harmoniren nun die Angaben 
anderer Autoren und eigene praktische Erfahrungen bestens. 
So sagt Dieckerhoff in seiner gerichtlichen Thierarzneikunde, 
dass die Zurückführung der Entstehung einer innerhalb der 
Klagefrist von sechs Wochen nachgewiesenen Tuberkulose 
vor die Lieferungszeit keinem Zweifel begegne. Auch er ver¬ 
legt den Beginn der theilweisen Verkalkung gegen das Ende 
des zweiten Monats; für die Entwicklung umfangreicher, knotiger 
Neubildungen mit Verkäsung und Verkalkung, sowie die Ver¬ 
breitung auf die Lymphdrüsen der Brust- und Bauchhöhle 
sind nach ihm mindestens 5—6 Monate erforderlich, und der 
Befund dicker, traubenförmiger Perlgeschwülste oder faust¬ 
grosser Lymphdrüsengeschwülste berechtigt zur Annahme einer 
Dauer von mindestens neun Monaten. 

Nach Ebprlein (Monatshefte für prakt. Thierheilkunde, 
6 . Band) waren in einem bestimmten Falle Tuberkel von 
Erbsen- bis Bohnengrösse mit gelbem, verkalktem Centrum 
zwei Jahre alt. 

Wenn nun auch für den deutschen Sachverständigen diese 
Verhältnisse nich| von gleich hoher praktischer Bedeutung 
sind, da nach depa bei uns geltenden Währschaftsrecht der 
Begriff des Hauptmangels bezw. der Gewährfrist die praesumptio 
juris in sich schliespt, so sind sie immerhin interessant und in 
Fällen von Streitigkeiten bei verlängerter Garantie eventuell 
doch einmal von Nöthen. 

Die Impfung mit Tuberkulin, die auch schon zu Zeiten 
der alten Währschaftsgesetze nur zur Wahrscheinlichkeits¬ 
diagnose verwendet werden konnte, verlor unter der Herr¬ 
schaft des Bürgerlichen Gesetzbuches noch an Bedeutung und 
Werth in forensischer Beziehung insoferne, als eben nunmehr 
der Nachweis der Krankheit allein nicht mehr genügt, sondern 
noch eine durch dieselbe hervorgerufene allgemeine Beein¬ 
trächtigung des Nährzustandes nachzuweisen ist. Es wird 
daher nunmehr die Autopsie zur Bildung eines bestimmten 
Urtheils mehr denn je nothwendig sein, schon um auszuschliessen, 
dass ein etwa neben der Tuberkulose vorhandenes Leiden die 
Ursache eventuell bestehender Abmagerung sei. 


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174 


Trotz alledem ist die Tuberkülinprobe noch immer von 
ausserordentlichem Werthe dadurch, dass der Sachverständige 
nach ihrer Yornahme beinahe mit Sicherheit den Parteien den 
Ausgang eines Prozesses Voraussagen kann, und sie so zur 
gütlichen Beilegung veranlasst. 

Von ganz besonderer Wichtigkeit für die Beurtheilung 
des Impfresultates ist nun noch die von verschiedenen Seiten, 
so auch von Dieckerhoff bekannt gegebene Thatsaclie, dass 
bei tuberkulösen Rindern, welche reagirt haben, in den nächsten 
3—4 Wochen eine erneute Impfung oft resultatlos verläuft. 
Schmidt-Kulmbach hat in verschiedenen Fällen die Erfahrung 
gemacht, dass dies gewöhnlich bei älteren Thieren, seltener 
jedoch bei Jungvieh der Fall ist. Nocard hat durch erneute 
Untersuchungen wiederum festgestellt, dass diese Zeit in der 
Regel einen Monat dauert. Daraus erhellt, dass der vorsichtige 
Käufer, um betrügerischen Manipulationen zu entgehen, eine 
neugekaufte Kuh zunächst einer Quarantäne von 4 Wochen 
und darnach der Tuberkulinprobe unterwerfen muss, um ab¬ 
solut sicher zu gehen, dass das Thier tuberkulosefrei ist. 

In Deutschland müsste sich der Käufer für solchen Zweck 
entweder auf 5 Wochen verlängerte Garantie für Tuberkulose 
überhaupt (nicht nur im Sinne der kaiserlichen Verordnung!) 
geben lassen, oder aber vertragsmässig festlegen, dass der 
Kauf erst perfekt wird, wenn die nach 4 Wochen vorzunehmende 
Tuberkulinprobe negativ ausgefallen ist. 

Spontan-Ruptur der Kronbeinbeugesehne beim Pferd. Bei 

einem schweren Zugpferd, das eben eine Pneumo-Enteritis durch¬ 
gemacht hatte, waren die Extremitäten noch stark angeschwollen. 
Als sich diese Schwellung bei entsprechender Behandlung be¬ 
reits zu vertheilen begann, trat plötzlich, im Stalle, ohne irgend 
welche erkennbare Einwirkung eine derartige Senkung der 
rechten hinteren Köthe ein, dass sie den Boden berührte. 

Die einige Tage später vorgenommene Sektion des ge¬ 
töteten Thieres bestätigte die Richtigkeit der Diagnose: Zer- 
reissung des Kronbeinbeugers oberhalb des Fessels. Zweifels¬ 
ohne war die Sehne in Folge metastatischer Entzündung derart 
angegriffen, dass sie nicht einmal mehr das Gewicht des 
Körpers zu tragen im Stande war. Auf dem Querschnitt 
zeigte sich ihr Gewebe geschwollen, erweicht und von massen¬ 
haften hämmorrhagi8chen Herden durchsetzt; auch der Huf¬ 
beinbeuger, sowie die Sehnen der linken Hinterextremität be¬ 
fanden sich im Zustand heftiger, wenn auch nicht so hoch¬ 
gradiger Entzündung wie der rechte Kronbeinbeuger. 

(Hendrick, Annales de m6d. yet. April 1900.) 


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175 


Die Anwendung des Zuckers zur Behandlung nässender 
Exantheme des Hundes. Zur Behandlung genannter Haut¬ 
affektionen des Hundes empfiehlt Bissauge die Verwendung 
von gepulvertem Zucker als ganz besonders wirksam. Nach¬ 
dem die erkrankten Hautstellen geschoren und womöglich 
rasirt sind, werden sie nach Entfernung aller Krusten mit 
warmer Lysol- oder Cresollösung abgebadet und die frischen, 
blutenden Wunden mit gepulvertem Zucker allein oder einer 
Mischung mit Zinkoxyd (ää) bestreut. Wenn die Prozedur 
täglich gewissenhaft wiederholt wird, erhält man in kurzer 
Zeit trockene und geruchlose Flächen. Diese werden dann 
weiterhin mit Zucker in Salbenform (Zucker 15, Lanolin oder 
Vaselin 20) bis zur baldigen vollständigen Abheilung behandelt. 
B. warnt jedoch vor der Verwendung des gestossenen Handels¬ 
zuckers, da er eine Reihe schädlicher Beimengungen enthält 
und empfiehlt in Ermangelung officinellen Zuckers, Hut- oder 
Würfelzucker selbst zu pulverisiren. 

(Recueil de med. vet. Nr. 21, 1900.) 


Amelia anterior beim Fohlen. Husson fand bei einer 
Schwergeburt das Junge in der Kopfendlage mit scheinbar 
zurückgeschlagenen Extremitäten. Bei näherer Untersuchung 
zeigte sich, dass die Vorderextremitäten fehlten und nur die 
Schulterblätter vorhanden waren. Das Junge wurde hiuter 
dem Nacken fixirt und leicht entwickelt. Dasselbe lebte eine 
Minute. Die vorderen Extremitäten fehlten bis auf das Schulter¬ 
blatt und ein kleines Knochenstück als Andeutung des humerus. 
H. bezeichnet diese Aplasie der Vorderextremitäten als Ek¬ 
tromelie. (Journal de m6d. vet. et de zootechnie, Juni 1900.) 


Zwei Fälle von Obstruktion des Schlundes. Extraktion 
des Fremdkörpers mittels einer improvisirten Sonde. 1. Eine 
Kalbin hatte eine Kartoffel verschluckt, welche im Pharynx 
stecken blieb und leichte asphyctische Anfälle verursachte. 
Versuche, den Fremdkörper in die Maulhöhle zurückzuschieben, 
erwiesen sich als vergeblich. Da die Kartoffel durch die 
Maulhöhle mit der Hand nicht zu erreichen war, improvisirte 
Conradt eine 45 cm lange Sonde von dickem Eisendraht und 
formirte an deren einem Ende einen Ring, dessen Krümmung 
und Abplattung dem Volumen der stecken gebliebenen Kar¬ 
toffel entsprach. Während Gehilfen den Kopf des Thier es 
fixirten, gelang es C., seine Schlinge über den Fremdkörper 
zu schieben, welcher sodann duroh eine rasche Zugbewegung 
extrahirt wurde. 


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176 


2. In einem zweiten Falle war die Ursache der Obstruk¬ 
tion ein Apfel, dessen Entfernung nach mehrfachen vergeb¬ 
lichen Versuchen auf dieselbe Weise gelang. 

Der improvisirte Apparat Conradts erinnert an die Art 
und Weise, wie man Korke aus Flaschen mittelst Schlingen 
entfernt. Zunächst muss die Schlinge über das Hinderniss 
gebracht werden, worauf durch entsprechende Zugwirkung die 
Entfernung gelingt. Zwischen beiden Manipulationen ist eigentlich 
nur der eine Unterschied, das man bei Entfernung von Korken 
aus Flaschen die Thätigkeit mit den Augen verfolgen kann, 
während die Extraktion der Fremdkörper aus dem Pharynx 
blindlings erfolgt. 

Der Apparat Conradt’s ist einfach, praktisch und seind 
Anwendung m entsprechenden Fällen wohl nachähmenswerth. 

(Annales de med. vet. Juni 1900.) 

Schmidt-Kulm bach und Dr. Sima der. 


Ueber die Vererbung des Fettgehaltes der Milch beim 
Rinde. (Deutsche landwirthschaftl. Presse Nr. 22 und 23, 1900.) 
Der Behandlung obiger Frage auf Grund der bisherigen litten 
rarischen Angaben und vor allem auf Grund eigener, im Rasse¬ 
stall des landwirtschaftlichen Instituts der Universität Leipzig 
angestellter Versuche widmet Professor Kirchner eine längere 
Arbeit in Heft II der „Mitteilungen 41 des genannten Institutes. 

Dass eine Vererbung des Fettgehaltes der Milch statt¬ 
findet, nimmt Kirchner schon von vorneherein an; denn wie 
die Fähigkeit einer Kuh, viel oder wenig Milch zu erzeugen, 
eine physiologische Eigenschaft sei, die sich mindestens in der 
Anlage vererbe, so treffe dies gewiss auch für den Fettgehalt 
der Milch zu. 

Eine der ersten Beobachtungen in der vorliegenden Frage 
ist Julius Kühn zu verdanken. Bei zahlreichen Paarungen 
zwischen Yak- und Gayalstieren *) einerseits und Kühön ver¬ 
schiedener Hausrindrassen anderseits, ermittelte er, dass der 
Gehalt der Milch der Bastarde an werthvollen Stoffen ein sehr 
hoher war, indem sie 14,85—16,40°/ 0 Trockensubstanz mit 
5,20—6,03°/ 0 Fett enthielt; es hatten also die Vaterthiere die 
Eigenschaft der Kühe ihrer Art, eine sehr fettreiche Milch zu 
erzeugen, auf ihre Nachkommen übertragen. 

Werthvolle Beiträge zur Kenntniss des Einflusses, den 
die Verwandtschaft der milchgebenden Rinder auf die Milch- 

*) Die Gayal (Bos gayaeuß) und der Yak (Bob grunniens) gehören 
zur Gruppe der Wisentrinder (Bibovina). 


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177 


bildung ausübt, sind auch durch die von Fleischmann und 
Hittcher ausgeführte „Untersuchung der Milch von 63 Kühen“ 
geliefert (Berlin 1899). Es zeigte sich, dass die gleiche Ab¬ 
stammung der Kühe häufig auch in der relativen Gleichheit 
der von ihnen gelieferten Milchmenge, sowie im Fettgehalte 
zum Ausdruck kam, und dass insbesondere die von demselben 
Yater erzeugten Kühe in der Milch mehr übereinstimmten als 
die von mütterlicher Seite her mit einander verwandten Thiere. 

Um nun den Einfluss der Elternthiere auf den Fettgehalt 
der Milch bei den Nachkommen recht scharf hervortreten zu 
lassen, kreuzte Kirchner Rinder solcher Rassen und Schläge 
miteinander,' deren Milch hinsichtlich des Fettgehaltes grosse 
Verschiedenheit zeigte. Auch diese Versuche bestätigten die 
Erfahrung, dass der Fettgehalt der Milch sehr sicher vererbt 
wird. _ 


Genossenschaftlicher Pferdeverkauf. (Deutsche landwirth- 
schaftl. Presse Nr. 22, 1901.) Das Verdienst, diese Frage 
praktisch in Angriff genommen zu haben, gebührt dem „Ver¬ 
band der Pferdezüchter in den holsteinischen Marschen“. Der 
Mittelpunkt desselben ist die Stadt Elmshorn bei Hamburg; 
ausserhalb der Stadt liegen die Gebäude des Zuchtverbandes, 
die aus den Stallungen für die Verkaufspferde, einer bedeckten 
Reitbahn, den Hengststallungen und dem Direktionsgebäude 
bestehen. Im Verkaufsstall stehen beständig gegen 100 Pferde, 
die theils von den aus 1000 Züchtern bestehenden Mitgliedern 
angekauft, theils von ihnen zur Schulung und zum Verkauf 
eingestellt werden. Die geschulten Pferde werden allmonatlich 
von einer aus drei Herren bestehenden Commission eingeschätzt; 
der Verkaufspreis wird in ein Verzeichniss eingetragen, in das 
ferner Aufnahme finden Alter, Signalement, Futterverwerthung, 
Beschaffenheit der Hufe, Gebrauchsfähigkeit, etwa vorhandene 
Untugenden und verborgene Fehler. Jedem Käufer ist Ein¬ 
sichtnahme in dieses Verzeichniss gestattet. DioPreise schwanken 
mit wenig Ausnahmen zwischen M. 800 und 1800, was für 
das vorhandene Material verhältnissmässig billig ist. A. 


Gauversammlung in Donauwörth. Sonntag den 31. März 
hatte sich eine stattliche Corona von Thierärzten nebst Damen 
in Donauwörth eingefunden. Die ersteren Stunden dorten 
galten mehr praktischen und wissenschaftlichen Erläuterungen, 
woran sich Jung und Alt lebhaft betheiligten. College Mitteldorf 
referirte über die Delegirtenversammlung bayerischer Thier¬ 
ärzte in Nürnberg. College Wagenhäuser demonstrirte ein 


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Knochenpräparat eines Splitterbruches vom Hufbein. Die 
späteren und nur allzuschnell vorübereilenden Stunden füllten 
ein heiteres, herzliches Beisammensein, das durch humoristische 
Vorträge der Collegen Ehrenhaus und Rücker, sowie durch 
trefflich vorgetragene Klavierpiecen des Collegen Beck besonders 
verschönt wurde. 


Bücherschau. 

Der Hufbeschlag mit besonderer Berücksichtigung der 
praktischen Durchführung. Mit einem Anhang: Der 
Klauenbeschlag und der Hafbeschlag für die Pferde des k. und 
k. Heeres von Jos. Grossbauer, k. und k. Hufbeschlag¬ 
lehrer an der thierärztlichen Hochschule in Wien. Preis 6 Jll 
Verlag von Wilhelm Braumüller. 1900. 

Dieses 226 Seiten umfassende, buchhändlerisch sehr gut aus¬ 
gestattete Werk soll dem Zwecke dienen, den Schülern an der 
Hufbeschlagslehranstalt des k. und k. Militärinstitutes der thier¬ 
ärztlichen Hochschule in Wien, Studirenden und Curschmieden als 
Lernbehelf zu dienen. 

Die Bezeichnung „Lernbehelf“ besagt schon, dass der Verfasser 
des Werkes eine erschöpfende Darstellung der Disziplinen zu geben nicht 
beabsichtigt, welche bei der Ertheilung des Unterrichtes über Huf¬ 
beschlag in Frage kommen, besonders nicht, soweit es sich um 
den Unterricht an Studirende handelt. Diese Aufgabe zu erfüllen 
und tiebei nach den jeweiligen Bedürfnissen der verschiedenen 
Kategorien der Hörer zu induvidualisiren bleibt der jeweiligen Er¬ 
theilung des Unterrichtes Vorbehalten. 

Indem wir die Arbeit des Verfassers von diesem Standpunkte 
beurtheilen, müssen wir dieselbe als gelungene bezeichnen. 

Bei der Darstellung des Inhaltes hat sich der Verfasser mög¬ 
lichster Kürze im Ausdrucke bedient und fremd wörtliche technische 
Ausdrücke nach Thunlichkeit vermieden, ein Verfahren, wodurch 
den wenig vorgebildeten Schülern gewiss gedient ist, und durch 
welches auch für die Studirenden kein Schaden erwächst. 

Die Abbildungen in dem Werke sind vorzüglich. A. 


Maul- und Klauen-Seuche in Schlacht- und Viehhöfen. 

Es ist gemeldet: am 2Y. März der Ausbruch zu Hannover. 


Personalien. 

Der k. Bezirksthierarzt Johann Roth von Scheinfeld wurde auf 
Ansuchen in gleicher Eigenschaft nach Dinkelsbühl versetzt. — Thierarzt 
Eduard Maier aus Erbendorf wurde zum Distriktsthierarzte in Markt- 


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Redwitz (Oberfranken) fe wählt. -4* Der seitherige Dlstriktathierarzt Dr. 
G e p -lc g Hubs in Markterlbaoh wurde zürn Stadtbexirksthi^rarzte und 
Schlju3bthae«verwiLiter\ der . Stadt Bamberg gewählt. — Der praktische 
Thierarzt H. Holterbach zu Heltersberg (Pfalz) wurde zum städtischen 
Thierarzt in Langenburg (Württemberg) gewählt. — Dr. Kraemer von 
der landwtrtbsobafthchen Akademie zu Poppelsdorf bei Bonn wurde als 
Professor An die retevipfirmediaiifisehe Fhkultat der Universität Bern berufen. 
— 1 Bezirksthferarzt Dennhardt von Krumbach wurde auf Ansuchen nach 
Traunfteiu verhetzt. 

Todesfall : Rudolf Kaf f ner, kgl. Bezirksthierarzt in Weikheim. 

Bekanntmachung. 

Die Stelle des Zuehtiospektors bei dem Ztochtverbande für einfarbiges 
Gebirgstieh in Oberbayern, 4nit dem Wohnsitze in Weilheim. ist vom 
1. Juni i. J. ab zu besetzen. Gehalt 3500 M., Reises versam' 1500 JL jährlich. 

Qualihkatiohsbedingungen; Der Nachweis über gehörige praktische 
Kenntnisse in Thierzuchtangelegenheiten Und entsprechende theoretische 
Bildung, und zwar der letzteren entweder durch die Beibringung des Fähig- 
keitszeugnmses zur Erlangung der Funktion eines amtlichen Thierarztes 
in Bayern oder durch Vorlage des Absolutoriums einer höheren landwirth- 
schafÜlohen Lehranstalt. 

Bewerber wollen ihre Gesuche mit Lebenslauf und Zeugnissen bis 
längstens 25. April 1. J. an den Unterfertigten einreiohen. 

Weilheim, 5. April 1901. 

Engl, k. Regierengsrath und Bezirksamtmahn, 
Vorsitzender des provisorischen Zuchtverbandsausscbusses. 


Die städtischen Kollegien haben unterm 28. ds. Mts. die Errichtung 
einer thierärztlichen Assistentenstelie im städtischen 
Schlachtviehhofe dahier beschlossen. 

Die Stelle soll mit 1. Mai 1. Je. besetzt werden, ist vierteljährig künd¬ 
bar und gewährt einen Funktionsbezug von monatlich 200 Ä Bei ent¬ 
sprechenden Leistungen besteht Aussicht auf definitive Anstellang mit 
Pensionsberechtigung. 

Bewerber wollen ihre Gesuche sammt Lebenslauf, Befähigungsnach¬ 
weis und amtsärztlichem Gesundheitsattest bis spätestens 15. April 1. Js. 
bei unterfertigtem Amte einreicben. 

Regens bürg, 29. März 1901. 

Stadtnaaglstrat: 

t. Stobfius. 

"V"ereia a^vmcliezier Tliieräirzte, 

An die Herren Collegen, welche anlässlich des Pferdemarktes nach 
Mfinohen kommen, ergeht die Einladung zu einem geselligen Bei¬ 
sammensein am Abende des ersten Markttages, Mittwoch, den 
17. April von 8 Uhr ab im Au g u 8 t i n e r - R e s t a u r a n t (Neu¬ 
hauserstrasse) I. Stock, rother Saal. 

I. A.: Dr. Mayr, Schriftf. 

Th-ierarzt 

sucht Vertretung oder Assistenz bei bescheidenen Ansprüchen. Offert, 
unt. X. X. Nr. 40 an die Exp. d. Bl. 


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180 


Approb. Thierarzt sucht Stelle als Assistent bei 'einfem 
Herrn Coilegen oder an einer Anstalt. (3) 

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Hauptner-Instrumente 

kauft jeder Thierarzt am besten direct aus der Fabrik, weil 
er sich hierdurch besondere Yortheile sichert, die durch den 
Zwischenhandel nicht gewährt werden können. 

Die Instrumenten - Fabrik H. Hauptner, Berlin 
NW., Luisenstrasse 53, erzeugt ausschliesslichthier- 
ärztliche Instrumente in grossem Umfange. Trotzdem'der 
Bedarf an thierärztlichen Instrumenten naturgemäss kleiner ist 
als der an human-chirurgischen Instrumenten, ist die Fabrikation 
der Firma Hauptner grösser als die irgend einer Instrumenten- 
Fabrik, welche ihre Erzeugnisse an Aerzte liefert. 

Auf der Weltausstellung Paris 1900 wurde der einzige 
Grand Prix der Klasse Chirurgie den thierärztlichen 
Instrumenten von H. Hauptner zuerkannt; Hauptner’s 
Apparate für Thierzucht und -Pflege wurden durch die 
Goldene . Medaille ausgezeichnet. 

Die Instrumenten-Fabrik H. Hauptner hat in Deutschland 
weder Filialen noch Vertreter; es ist deshalb erforderlich, Anfragen 
und Aufträge stets direct an die Fabrik zu richten. 

Hauptner’s Instrumenten-Katalog 1900 in deutscher, fran¬ 
zösischer und englischer Sprache, Gross 4 °, 244 Seiten, mit 8000 
Abbildungen nebst Original-Bilderwerk „Die Thierärztlichen Lehr-L 
anstalten der Welt an der Jahrhundertwende**, 

123 Autotypien auf 25 Kunstdruck blättern mit Angaben über 
Studien Verhältnisse, Vorbildung, Frequenz etc., ist allen Thierärzten 
kostenfrei Übersandt worden. 

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Verantwortliche Redaktion: M. Alhrecht. 

Expedition und Druck von J. Gotteswinter, München. 


Für die Redaktion bestimmte Sendungen sind an Professor 

Alb recht, Veterinärstr. 6/i> zu richten. D. Red. __ __ 

Mit einer Beilage der Cigarrenfabrik Qebr. Blum in Qoch, Rheinl. 


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für 

Thierheilkunde und Viehzucht 

Unter Mitwirkung bewährter Fachmänner 

herausgegebeu von 

M. Albrecht und Ph. J. Göring. 

45, Jahrgang. München, den 16. April 1901. Nr. 16. 

Inhalt: Km, Beitrag zur Behandlung der Hämoglobinurie. — Dorn, 
Offenbleiben des Foramen ovale. — Referate. — BQchersohau. — 
Viehfleuchennachrichten. — Inserate. 


Beitrag zur Behandlung der Hämoglobinurie. 

Von Kas, diplom. Thierarzt in Asch (Böhmen). 

Besonders gute Erfolge in der Behandlung der Hämo¬ 
globinurie habe ich seit zwei Jahren zu verzeichnen, seit ich 
das von Thierarzt Metzger (Furtwangen) empfohlene Brom- 
Kali an wende, sodass in der obgenannten Zeit unter 16 Fällen, 
vom leichteren bis zum schwersten Krankheitsgrade, welche 
ich in Behandlung hatte, 15 sehr rasch, meist schon am 
zweiten oder dritten, längstens aber bis zum fünften Tage, 
vollkommen gesund waren, und nur ein Pferd in Folge eines 
Recidivs am fünften Behandlungstage verendete. 

Ich führte die Behandlung in allen 16 Fällen folgender¬ 
weise durch: 

Sobald die Diagnose sicher gestellt ist, was meist schon 
an der Hand der Anamnese geschehen kann,' wird sofort ein 
Einguss von einer Lösung von Kal. bromat. 70.0—75.0 in 
Aqu. dest. 400.0—500.0 gemacht; sodann folgt ein ausgiebiger 
Aderlass (3, 4, 5 Liter, je nach der Grösse des Pferdes) und 
nach diesem eine subcutane Injection von Eserin, sulf. 0.10 
in Aqu. dest. 5.0. 

Die weitere Behandlung besteht dann in einer Bespritzung 
des Thieres, besonders der Nachhand mit irgend einem Fluid 
oder einfachem Spirit. Camph. mit nachfolgender guter Frot- 
tirung mit Stroh; dann wird, solange das Thier noch steht, 
auf die Kruppe und Lende ein kaltes, nasses Tuch oder Sack 
aufgelegt und dieses mit einer trockenen, wollenen Decke 
bedeckt (Priessnitz-Umschlag). 


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182 



Innerlich gebe , ich, wenn nöthig, täglich 1—2 mittlere 
Qaben von Mittelsalzen mit Aloe. 

Als weitere Behandlung kommt noch, je nach Bedarf, 
die künstliche Entleerung der Harnblase und des Mastdarmes 
verbunden mit Clysma in Betracht. 

In ganz schweren Fällen wurde am zweiten Tag noch¬ 
mals eine Bromkalilösung in gleicher Stärke wie schon an¬ 
geführt gegeben, mehr war nie nöthig. 

Kann das Pferd nicht mehr stehend erhalten werden, und 
ist es dabei sehr unruhig, so ist wohl ein Aderlass und die 
Abreibung erschwert, doch habe ich dieselben stets ausführen 
können; die Umschläge auf der Kruppe müssen dann natürlich 
wegbleiben. 

In Gurten Hess ich die kranken Thiere stets erst am 
dritten Tage hängen, wenn nicht schon Besserung eingetreten 
war; selbstredend ist, solange das Pferd liegt, für genügende 
weiche Streu und entsprechenden Raum Sorge zu tragen. 

Jenes Pferd, welches bei dieser Behandlung verendete, 
war ein schweres Zugpferd, sechs Jahre alt, sehr gut genährt. 
Es stürzte auf der Strasse, etwa 1 /2 Stunde vom Stalle ent¬ 
fernt, zusammen und musste auf einem Schlitten nach Hause 
gebracht werden. 

Am dritten Behandlungstage trat bereits Besserung ein, 
der Harn war lichter, wurde freiwillig abgesetzt, ebenso der 
Mist; das Thier war munterer, Futter und Getränk wurde 
aufgenommen, kurz es wurde schon als gerettet angesehen. 

Am vierten Behandlungstage fand ich das Thier wieder 
bedeutend schlechter, der Harn war wieder ganz schwarzroth, 
musste mittelst Katheters entleert werden; Schweissausbruch 
und Unruhe sehr stark. 

Ich setzte die übliche Behandlung fort, gab nochmals 
(dritte Gabe!) Kal. bromat., fand aber das Pferd am nächsten 
Tage todt im Stalle. 

Dieses Recidiv glaube ich auf eine nochmals erfolgte 
Erkältung des Thieres vom dritten z\im vierten Behandlungs¬ 
tage zurückführen zu können, da der Krankenstall sehr klein, 
die einfache Eingangsthüre direkt in einen grossen, freien 
Hofraum führt, und zu dieser Zeit (Anfang Februar) es nicht 
nur kalt (12° R.), sondern auch stark windig war, sodass bei 
einigermassen unvorsichtigem Verkehre des Personales der 
sehr scharfe, kalte Wind unmittelbar das kranke Thier traf. 

Einen besonders schweren Fall will ich hier noch kurz 
speciell erwähnen. 


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183 


Am 27. Dezember 1899 wurde ich zu einem angeblich 
auf der Strasse gestürzten Pferde, welches nicht mehr auf¬ 
stehen konnte, gerufen. 

Ich fand ein Pferd mittelschweren Schlages, welches 
einem circa eine Stunde von der Stadt entfernten Müller ge¬ 
hörte, auf dem kalten Steinpflaster der Strasse liegen. Das 
Thier schwitzte sehr stark und machte fortwährend vergebliche 
"Versuche, um aufzustehen. 

„Hämoglobinurie“ konnte nach kurzer Untersuchung fest- 
gestellt werden. 

Ich machte sofort eine Eserin-Injection und einen Einguds 
von Kal. bromat. in obgenannter Lösung, Hess unter däs 
Pferd etwas Stroh legen und dasselbe mit einigen Decken 
zudecken, da es der Besitzer baldmöglichst nach Hause 
in seinen Stall überführen lassen wollte. Diese konnte indess 
erst nach beiläufig zwei Stunden geschehen, so dass also das 
Pferd diese ganze Zeit bei — 16° ß. auf dem kalten Pflaster 
lag, da es durch seine Unruhe das untergeschobene Stroh 
stets wegschob. 

Erst am nächsten Tage wurde ich wieder gerufen, fand 
das Pferd im Stalle liegend, stark mit Schweiss bedeckt, 
höchst unruhig. Nach der Entleerung des Mastdarmes fühlte 
ich die Harnblase sehr stark gefüllt durch, worauf aus der¬ 
selben sofort mittelst Katheters 8^-9 Liter ganz dunklen 
Harns abgelassen wurden. 

Nach der Blasenentleerung war das Pferd etwas ruhiger, 
es wurde der Versuch gemacht, es aufzustellen, was aber 
nicht gelang, worauf der Aderlass im Liegen ausgeführt wurde. 

Weitere Behandlung: Zweite Gabe Kal. bromat., zweite 
Eserin-Injection, Clysma, Frottirung etc. 

Am 29. wurde das Pferd in eine nach meiner Angabe 
provisorisch hergestellte Hängegurte eingestellt. Befund un¬ 
verändert. 

Therapie: Künstliche Entleerung der Blase und des 
Mastdarmes, innerlich Mittelsalze mit Aloe, Frottirungen des 
ganzen Körpers und Priessnitz-Umschläge auf die Krappen- 
und Lendengegend. 

Etwas Futter und Kleientrank wurde stets aufgenommen. 

Am 30. Dezember war das Allgemeinbefinden des 
Pferdes besser, der Harn wurde selbstständig abgesetzt, war 
aber noch sehr dunkel; die Hinterfüsse wurden schon belastet, 
wesshalb die Gurte etwas gelockert wurde; dieselbe konnte 
aber noch nicht ganz entfernt werden, weil das Thier im 
Hintertheil noch sehr schwach war und schwankte. Die 
Futter- und Getränkeaufnahme waren gut. * > 


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Therapie wie am 29. mit Ausnahme der künstlichen 
Blasenentleerung. 

An der rechten Seite, wo das Pferd so lange auf dem 
harten, kalten Pflaster gelegen, zeigten sich am äusseren 
Darmbeinwinkel, der Schulter und der äusseren Fläche des 
Yorderkniegelenkes die Erscheinungen des trockenen Brandes 
der Haut in ziemlich grosser Ausdehnung. 

Die Erankheitserscheinungen der Hämoglobinurie nahmen 
jetzt täglich ab und am 2. Jänner 1900, also nach acht Tagen 
seit dem Eintritt der Krankheit, war das Pferd vollkommen 
hergestellt und wäre auch dienstfähig gewesen, wenn nicht 
der oben erwähnte Hautbrand eingetreten wäre. 

Bis 4. Jänner waren alle Brandschorfe losgelöst und 
binnen 14 Tagen heilten auch diese blossgelegten Stellen 
soweit ab, dass das Pferd wieder verwendet werden konnte. 

Bemerkenswerth ist noch, dass in den 16 beobachteten 
Fällen zwölfmal am linken Hinterfusse die ersten resp. zuerst 
die stärkeren Lähmungserscheinungen auftraten. 


Offenbleiben des Foramen ovale. 

Von Distriktsthierarzi Dorn—Hollfeld. 

Im Mai wurde ich zu einer Fleischbeschau bei einer 
Nothschlachtung gerufen. Ich fand eine nicht ganz zweijährige 
Kalbin vor. Die Leute gaben mir folgenden Bericht. Krank¬ 
heitserscheinungen hätten sie nie an dem Thier bemerkt. Im 
Vorjahr hätte es die Maul- und Klauenseuche durchgemacht. 
Heuer im Frühjahr, als sie die Kalbin in den Zug gewöhnten, 
habe sie schon nach ein paar Schritten stark geathmet und 
zu zittern angefangen und das Gleiche bei jeder Wieder¬ 
holung des Versuches gezeigt. Bemerken muss ich, dass bei 
unsern kleinbäuerlichen Verhältnissen ein Thier oft zum ersten 
Mal aus dem Stall kommt, wenn es zum Stier geführt oder 
eingespannt wird. 

Die Leute führten obige Erscheinungen auf das Ueber- 
stehen der Maul- und Klauenseuche zurück. An diesem 
Morgen hätten sie das Thier eingespannt, um eine Fuhr 
Dünger aus dem Hof zu fahren. Nach etwa hundert Schritten 
stürzte das Thier zusammen und bekam so heftige Krämpfe, 
dass sie es sofort tödten Hessen. Bei der Besichtigung fanden 
sich Bauch- und Brustorgane ohne Veränderung; Herzklappen 
ebenso. Nur das ovale Loch fand sich im Durchmesser eines 
Zweimarkstücks offen. Eine Klappe oder ein Rest von 
solcher, die es verschliessen hätten können, waren nicht vor¬ 
handen. Durch das Vermischen des arteriellen und venösen 


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185 


Blutes lassen sich natürlich die gezeigten Erscheinungen sehr 
leicht erklären. 


Referate. 

Hink: Zur Aetiologie und Behandlung der Lumbago gravis 
(Hamoglobinaemia rheumatica). (Deutsche thierärztl. Wochen¬ 
schrift Nr. 11, 1901.) H. nimmt an, dass bei den Pferden, 
welche an diesem Leiden erkranken, die auf die Ruhe 
folgende Anstrengung incl. der häufig stattfindenden all¬ 
gemeinen Abkühlung vasomotorische Störungen erzeugen, 
wodurch eine vollkommene Durchblutung der Muskulatur 
(Croupenmuskulatur und Kniescheibenstrecker) nicht mehr 
stattfinde. Dieser Umstand veranlasse eine Anhäufung von 
Milchsäure und deren Umsetzungsprodukte in der Muskulatur, 
wodurch ein Erstarrungs- (nicht Krampf-) Zustand derselben 
bedingt werde, an welchen sich ein Ermüdungszustaud schliesse. 

Als Zeit der Entwicklung der genannten Ermüdungs¬ 
stoffe glaubt V. nicht die Zeit der Ruhe, sondern die un¬ 
mittelbar auf die Ruhe folgende Arbeitszeit bezeichnen zu 
müssen. 

Die günstigen Erfolge, welche bei dem Leiden mit der 
durch Dieckerhoff empfohlenen Behandlung mittelst Na- 
tyiumbicarbonat erzielt wurden, schreibt V. nicht der Neu- 
trftlisirung der Milchsäure im Blut, sondern der Neutralisirung 
upd Auswaschung der Ermüdungsstoffe in der Muskulatur zu. 

Die Herkunft der sich nach der Meinung des V. bei 
der Lumbago alsbald nach dem Einspannen der Pferde 
in der Muskulatur bildenden, den Muskelfarbstoff lösenden 
Milchsäure glaubt H. in dem in der Muskulatur vorhandenen 
Glycogen suchen zu dürfen, welches sich bei längerer Stall¬ 
ruhe daselbst anhäufe. 

Pie Therapie bei dem Leiden anbelangend, verfährt Y. 
zuerst nach der Methode von Dieckerhoff und verabreicht 
dann den Patienten, um bei diesen eine rasche Bildung des 
Glycogens zu ermöglichen, Zuckor in grossen Dosen (1 %) 
in Wasser gelöst; ausserdem werden Injectionen von Eserin 
beziehungsweise Arecolin gemacht, endlich wird die Haut- 
thätigkeit angeregt. Die Wirkung des Zuckers betreffend, 
nimmt Verfasser noch weiter an, dass aus diesem, dessen 
Assimilation sehr rasch erfolgt, wahrscheinlich in der Musku¬ 
latur selbst Glycogen gebildet werde, zum Unterschiede 
von dem Glycogen, welches in der Leber erzeugt wird. 

H. konnte bis jetzt in drei Fällen günstige Erfolge mit 
der angegebenen Behandlung feststellen. 


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186 


Hoffmanti: Amerikanische Pferdezahnheilkunde und Ca¬ 
strationsmethode. (Oesterreichische Monatsschrift Nr. 4, 1901.) 
Yerf. unterstellt in dem Artikel eine Anzahl der in dem 
Catalogue Veterinary Surgical Instruments von Hausmann & 
Dünn—Chicago, aufgeführten Instrumente einer scharfen sach¬ 
lichen Kritik. 

Indem wir betreffs des ersten Theiles der Arbeit, welcher 
hauptsächlich von den amerikanischen Zahninstrumenten 
handelt, auf das Original verweisen, geben wir nachstehend 
einen Auszug aus dem zweiten Theile der Arbeit, welcher sich 
mit der Beurtheilung des in der letzten Zeit so viel be¬ 
sprochenen Emasculators und der mit dem Instrumente aus¬ 
geführten Castrationsmethode befasst. 

Das Urtheil, welches H. über den Emasculator fällt, 
lautet nicht günstig. Er bezeichnet ihn als ein in der Wirk¬ 
ung höchst mangelhaftes Instrument, welches ganz gut durch 
eine etwas stumpfe Baum- oder Rebscheere ersetzt werden 
könne; auch jede andere stumpf gewordene gerade oder 
krumme Scheere leistet nach H. die gleichen Dienste. Der 
Verschluss der abgeschnittenen Gefässe ist nach ihm Un- 
sicher, daher bluten auch die meisten mit dem Emasculator 
castrirten Hengste, sobald das Instrument ein bischen scharf ist 
ist es aber stumpf, so erfordert das Zusammendrücken der* 
Hebelarme sehr viel Kraft, wobei der eine oder andere auch 
abbricht. H. erklärt, dass, müsste er nach den nur einen 
linienförmigen Verschluss gebenden Castrationsmethoden cast* ■ 
riren, so würde er dem Emasculator die Krolikovsky’sche, 
Methode weit vorziehen, da bei dieser der schmale gequetschte 
Streifen wenigstens noch fest gepresst werde, was bei An¬ 
wendung des Emasculators nicht der Pall sei. 

Die Castrationsmethode mit dem Emasculator ist nach 
H. nicht besser wie das Abreissen des Samenstranges nach 
Vennerholm, aber schlechter als die Krolikovsky’sche Methode 
und schon diese ist nach der Ansicht des Verfassers unsicher 
gegen Blutungen. Schon die Umconstructionen des Emas¬ 
culators lassen deutlich erkennen, dass man mehrseitig mit 
dessen Wirkung nicht ganz zufrieden war. H. glaubt, dass 
man alsbald ganz von der Castration mit dem Emasculator 
abkommen werde. 


Paszotta: Untersuchungen über Bacillol. (Monatshefte 
für prakt. Thierheilkunde, 6. und 7. Heft, 1901.) Bacillol, 
eine dunkelbraune Flüssigkeit, besteht aus den höheren Homo¬ 
logen der Carbolsäure (Kresolen) und Theerkohlenwasserstoffen. 


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In einer eingehenden Atbeit (Dissertatiön) bespricht V. 
die Verwendung des Bacillols in der Veterinärpolizei Und auf 
dem Schlachthofe, dann bei der Behandlung der Hautkrank-, 
beiten, die Verwendung des Mittels in der Chirurgie, sowie 
dessen Anwendung in der Geburtshilfe. 

Ueber die letztere Anwendungsweise soll nachstehend kurz 
referirt werden: 

V. gelang es, zwei an der acuten beziehungsweise, 
subacuten Form des Puerperalfiebers leidende Kühe mittelst 
fortgesetzter Ausspülungen des Uterus mit l,5°/oigen Lösungen 
von: Bacillol zu heilen; ferner konnte P. einen Fall von Endo¬ 
metritis chronica purulenta dutch Bacillol-Infusionen in den 
Uterus zur Heilung bringen. 

Die Kuh war zum Skelett abgemagert, hatte andauerndes 
Fieber, missfarbenen Ausfluss aus den Geschlechtstheilen, 
zeigte Schmerzensäusserungen, welche sich durch Drängen und 
Aufkrümraung des Rückens äusserten, und bekam Durchfälle; 

V. beriohtet weiter über günstige Erfolge, welche ^Tung- 
inger, Nevermann und Sobelsohn bei Prolapsus uteri und 
Zurückbleiben der Nachgeburt auf Anwendung von Bacillol 
beobachteten. 

Sobelsohn behandelte ein Pferd, das bei der Geburt Ver¬ 
letzungen der Vagina erlitten batte, aus welcher ein übel¬ 
riechender Ausfluss bestand. Die Verletzungen wurden mit 
Bacillol desinficirt; in den Uterus machte S. 2°/o ige Bacillol- 
Infusionen. Erfolg günstig. 

P. selbst hat festgestellt, dass mit Bacillol behandelte 
Eihautreste bei der späteren Ablösung keinen Zersetzungs¬ 
geruch erkennen Hessen, was er vorher mit keinem Mittel 
ebensogut erreicht hatte. 

Drängen nach Ausspülung der Geburtswege mit l,5°/oiger 
BacilloJlÖsung konnte P. kaum bemerken. 

Die Uterusschleimhaut scheint durch das Bacillol wenig 
gereizt zu werden. Die Desinfectionsflüssigkeit bleibt aus 
diesem Grunde, da die Patienten nicht drängen, länger im 
Uterus, was eine gründliche Desinfection zur Folge hat; 
gleichwohl sind Vergiftungen, wie sie nach Infusionen von Sub¬ 
limat und Carbolsäure in d«rtl Tragsack beobachtet würden, 
nach Anwendung des Bacillols nicht aufgetreten. 

P. erwähnt endlich noch, dass durch die Verwendung 
des Bacillols beim Partus die Geburtswege schlüpfrig werden, 
was bei dem öfteren Eingehen in die Geburtswege von 
grossem Vortheile ist. Es wird deswegen die Anwendung 
von Vaselin, Qel u. s. w. überflüssig und dadurch vielleicht 
auch eine Quelle der Infection aufgehoben. A. 


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188 


Freeman: Magengeschwür beim Hunde. Ein grosser 
schottischer Hirschhund wurde wegen chronischer Abmagerung 
ohne klare Ursache zuerst einer Bandwurmkur unterworfen, 
dann versuchte man es mit tonisirender Behandlung. Eine 
Besserung trat nicht ein, das Thier hatte zwar guten Appetit 
und war lebhaft, magerte aber auffällig schnell ab und zeigte 
eine zunehmende Schwäche der Nachhand. Die Diagnose 
wurdO auf perniciöse Anämie gestellt. Am vierten Tage der 
Behandlung durch P. ging der Hund nach vorgängiger plötz¬ 
licher starker Auftreibung des Abdomens rasch zu Gfrunde. 
Die Bauchhöhle enthielt Mageninhalt; im Magen fand sich 
ein halbkronengrosses glattrandiges Geschwür. Im Uebrigen. 
waren Magen und alle anderen Organe gesund. (Yet. 1901, 
S. 21.) __ 

Diphtherie beim Pferd. Dr. Fraser untersuchte den 
Nasenausfluss eines Pony, welcher eiterige und etwas sangui¬ 
nolente Beschaffenheit zeigte. Das Thier gehörte dem Yater 
eines Kindes; welches an Diphtherie krank lag. Im weiteren 
Verlauf traten bei dem Pony auf Schwellung der sublingualen 
Drüsen, Erscheinungen, von Kehlkopfstenose, aufgezogener 
Bauch. Das Thier wurde getödtet, die Section unterblieb. 

Dr. Cobbett stellte eine genauere Untersuchung über den 
Bacillus an, welchen Fraser aus dem Nasensekret zu isoliren 
vermochte. Derselbe zeigte morphologisch und culturell die 
Charaktere des Diphtheriebacillus und bildete ein wirksames 
Toxin; sowohl Culturen als das Toxin wurden durch das 
gewöhnliche Diphtherieserum neutralisirt. Es scheint sich 
demnach in der That um einen echten Fall von Löffler’scher 
Diphtherie beim Pferde gehandelt zu haben. Leider wurden 
genauere Angaben über die Beziehungen zwischen der Er¬ 
krankung des Pony und des Kindös nicht gegeben. (J. Comp. 
Path. Ther. 1900, S. 246.) 


Franpa: Diagnose der Wuth durch Untersuchung der 
Nervencentren bei Thieren, die in frühen Stadien der 
Krankheit getödtet worden sind. F. hat versucht, darüber 
Klarheit zu bekommen, ob aus der Untersuchung der Nerven¬ 
centren im Frühstadium der Wuth eine sichere Diagnose ge¬ 
stellt werden kann. Er untersuchte 13 Hunde und eine 
Katze, welche sicher wuthkrank waren, und gelaugte dabei 
zu folgenden Schlüssen: 

1. Bei wuthkranken Thieren, die am Anfang der Krank¬ 
heit zu Grunde gegangen sind, werden die von van 


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189 


Gehuchten und Nelis beschriebenen Veränderungen 
nicht immer gefunden. 

2. Bei diesen Thieren finden sich nur in mehr oder 
weniger grosser Menge extracapsuläre Elemente. 

3* Die Veränderungen im Rückenmarke scheinen hoch¬ 
gradiger zu sein und früher aufzutreten als jene der 
Ganglien. 

4. Aus dem negativen Ergebniss der histologischen Unter¬ 
suchung darf daher kein Schluss auf das Nichtvor¬ 
handensein von Wuth gezogen werden. (Soc. de 
Biol., Veterinarian Nr. II, 1901.) 

Arloing; Serumdiagnöse der Tuberkulose beim Rind. A. 

zeigte im Jahre 1898, dass Serum vom tuberkulösen Menschen 
flüssige homogene Culturen von Tuberkelbacillen agglutinirt. 
Diese Methode kann zur Frühdiagnose der Tuberkulose beim 
Menschen verwendet werden und hat hier gute Resultate ge¬ 
geben. Sie ist auch zu diagnostischen Zwecken bei Rinder¬ 
tuberkulose anwendbar. A. bringt zur Prüfung auf Agglu¬ 
tination in einem dünnen Röhrchen homogene Cultur von 
Tuberkelbacillen und Serum von dem betreffenden Thiere 
zusammen. Die Mischungen werden im Verhältnis von 1 Theil 
Serum auf 4 der Cultur, andere im Verhältnis von 1:10, 
15, 20 gemacht. Die Gläschen werden leicht geschüttelt und 
dann stehen gelassen. Ist das betreffende Thier tuberkulös, 
so zeigt sich nach fünf oder sechs Stunden Flockenbildung in 
der Flüssigkeit und mikroskopisch das charakteristische Zu- 
sammenkleben der Bacillen. Wenn die Agglutination voll¬ 
ständig ist, so fallen die kleinen Flocken auf den Boden des 
Röhrchens und die überstehende Flüssigkeit wird klar; in 
anderen Fällen ist die Aufhellung nicht vollkommen und die 
Agglutination unvollständig. Das Serum von normalen Thieren 
hat im Verhältniss zu demjenigen tuberkulöser nur eine ge¬ 
ringe Agglutinationsfähigkeit. A. hat das Agglutinations- 
Vermögen geprüft 1. bei 30 gesunden Kälbern: negatives 
Ergebniss; 2. bei 50 gesunden ausgewachsenen Thieren: die 
Agglutinationsfähigkeit scheint beim heranwachsenden Thier 
sich allraählig zu entwickeln, Agglutination tritt ein ungefähr 
bei einer Verdünnung von 1:5; 3, bei 70 tuberkulösen 
Thieren: bei diesen tritt Agglutination ein bei Verdünnung 
von 1:10 und mehr. Beim Vergleiche, der Agglutinations¬ 
und Tuberkulin-Probe waren die Resultate fast in jedem 
Falle übereinstimmend. A. glaubt, dass wegen der Einfach¬ 
heit des Verfahrens die Tuberkulinprobe immer den Vorrang 
behaupten wird, dass die Aggluünations-Reaction aber von 


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190 



Wichtigkeit sein wird bei Laboratoriums-Versuchen und in 
jenen Fällen, in welchen eine vorausgegangene Verwendung 
von Tuberkulin die Resultate einer zweiten Injection illu¬ 
sorisch macht. (J. med. vet. et zoot., Yeterinarian Nr. II. 
1901.) E..A. 


Bächerschau. ^ 

Formulaire des Veterinaires praticiens, cpmprenant environ 
1500 formules, rddigd d’apres les 'noüveUes uidtbodes thera- 
peutiques par Paul Cagny. Ille edition. J. ß. Bailliere 
et Fils 19 rue Hautefeuille, Paris. Preis 3 Fr. 

Im Jahre 1898 wurde das vorbezeichuete Werk in erster 
Auflage edirt und schon liegt die dritte Auflage vor uns. Das 
sehr empfehlen8werthe Huch umfasst 348 Druckseiten in Oktav. 
V. hat für die einzelnen Organerkrankungen je eine Anzahl der 
erfahrungsgemäss zweckmässigsten Rezeptformeln zusammengestellt 
und gibt hiebei kurz und nach dem derzeitigen Stande der Therapie 
zutreffend an, auf welche Grundsätze sich die betreffenden Arznei¬ 
verordnungen basiren. Die therapeutische Behandlung, welche 
unter besonderen Verhältnissen der kranken Thiere stattfinden soll, 
z. B. flei Rennpferden, trächtigen Thieren, dann bei zu operirenden 
Thieren vor und naoh der Operation, bespricht V. in besonderen 
Kapiteln. Durch ein sehr genaues Sachregister wird die Auf¬ 
suchung der für die einzelnen Erkrankungen empfohlenen Be¬ 
handlungsweisen ausserordentlich erleichtert. A. 

Maul- und Klauen-Seuche in Schlacht- und Viehhöfen. 

Es ist gemeldet: am 3. April das Erlöschen zu Hannover; am 6. April 
der Ausbruch zu München, der Ausbrach zu Nürnberg. 

Junger Thierarzt sucht Assisten tenstelle. Gefl. Offerte 
unter Nr. 9 an die Exped. 


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gegen Darchfälle der Pferde, Fohlen, Binder, Kälber etc- 

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5(26) Verwaltungen etc. zu Diensten. 

Verkauf durch die Drogenhandlungen und Apotheken 

Knoll & Co., chem. Fabrik, Ludwigshafen a. Rh. 


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191 


Am 8. ds. Mtß. früh ö 1 /» Uhr entschlief sanft nach schwerem 
Leiden mein geliebter Vater, der Fabrikbesitzer 

Hans Hauptner, 

Begründer und Mitinhaber der Firma H. Hauptner, im 78. Lebens¬ 
jahre. 

Seit 16 Jahren war ich mit dem Entschlafenen in gemein¬ 
samer Arbeit verbunden. Seinem unermüdlichen Fleisse und 
seiner seltenen Energie, die ihn bis zur letzten Stunde nicht 
verlassen hat, verdankt die Firma H. Hauptner ihre Entwicklung 
aus geringen Anfängen. 

Der Entschlafene wird der Firma für immer ein Vorbild 
bleiben. 

Kiulolf Hauptner, 

Inhaber der Firma H. Hauptner. 

Berlin, den 9. April 1901. 

Auf Wunsch des Entschlafenen findet Feuerbestattung im 
Crematorium zu Hamburg am Freitag den 12. April Nachmittags 
2V4 Uhr statt. 


Am 8. ds. Mts. endete ein sanfter Tod das schaffensreiche Leben 
unseres hochverehrten Senior-Chefs, des Fabrikbesitzers Herrn 


Hans Hauptner. 


Wir verlieren in dem Heimgegangenen einen edlen, gerechten 
und wohlwollenden Chef, der an sich selbst die höchsten An¬ 
forderungen stellte und uns durch seinen unermüdlichen Fleiss 
und seine rastlose Energie ein leuchtendes Vorbild war. Sein 
Andenken wird in unserem Herzen nie erlöschen. 

Das kaufmännische Personal des Hauses H. Hauptner. 


Am 8. ds. Mts. Vormittags 572 Uhr verschied sanft unser 
hochverehrter Senior-Chef, der Fabrikbesitzer Herr 

Hans Hauptner. 

Der Dahingeschiedene war uns allezeit ein treuer Freund 
und Berather, der ein warmes Herz und offenes Ohr für seine 
Arbeiter hatte. Wir werden ihm stets ein ehrendes Andenken 
dankbar hewahren. 

Das Fabrik-Personal der Firma H. Hauptner. 




/Google 








192 


Approb. Thierarzt sucht Stelle als Assistent bei einem 
Herrn Collegen oder an einer Anstalt. (3) 

Gefl. Offerte unter Z. Z. 22 an die Exp. 



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kauft jeder Thierarzt am besten direct aus der Fabrik, weil 
er sich hierdurch besondere Yortheile sichert, die durch den 
Zwischenhandel nioht gewährt werden können. 

Die Instrumenten - Fabrik H. Hauptner, Berlin 
NW., Luisenstrasse 53, erzeugt ausschliesslich thier- 
ärztliche Instrumente in grossem Umfange. Trotzdem der 
Bedarf an thierärztlichen Instrumenten naturgemäss kleiner ist 
als der an human-chirurgischen Instrumenten, ist die Fabrikation 
der Firma Hauptner grösser als die irgend einer Instrumenten- 
Fabrik, welohe ihre Erzeugnisse an Aerzte liefert. 

Auf der Weltausstellung Paris 1900 wurde der einzige 
Grand Prix der Klasse Chirurgie den thierärztlichen 
Instrumenten von H. Hauptner zuerkannt; Hauptner’s 
Apparate für Thierznelit und -Pflege wurden durch die 
Goldene Medaille ausgezeichnet. 

Die Instrumenten-Fabrik H. Hauptner hat in Deutschland 
weder Filialen noch Vertreter; es ist deshalb erforderlich, Anfragen 
und Aufträge stets direct an die Fabrik zu richten. 

Hauptner’8 Instrumenten-Katalog 1900 in deutscher, fran¬ 
zösischer und englischer Sprache, Gross 4 °, 244 Seiten mit 3000 
Abbildungen nebst Original-Bilderwerk „Die Thierärztlichen Lehr¬ 
anstalten der Welt an der Jahrhundertwende tt , bestehend aus 
123 Autotypien auf 25 Kunstdruckblättern mit Angaben Ober 
Studienverhältnisse, Vorbildung, Frequenz etc., ist allen Thierärzten 
kostenfrei übersandt worden. 

Telegramm-Adresse: „Veterinaria tt . 




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Verantwortliche Redaktion : M. A1 b r e c h t. 
Expedition und Druck von J. Gotteswinter, München. 


Für die Redaktion bestimmte Sendungen sind an Professor 
AI b r e c h t, Veterinärstr. 6/i, zu richten. D. Red. 


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Wochenschrift 

"•fltt— 

Thierheilkunde und Viehzucht 

Unter Mitwirkung bewährter Fachmänner 

heransgegebeu von 

M. Albrecht und Ph. J. Göring. 

45. Jahrgang. München, den 23. April 1901. Nr. 17. 

Inhalt: Kas, Jodkali-Therapie beim paralytischen Kalbefieber. — Albrecht: 
Zur Behandlung der Sarcoptesrftude mit Kresolliniment. — Militfir- 
veterin&rwesen in Frankreich. — Hans Hauptner f. — Referate. — 
Personalien. — Inserate. , 


Jodkali-Therapie beim paralytischen Kalbefieber. 

Von Kas, diplom. Thierarzt in Asch (Böhmen). 

Als mir nach der Veröffentlichung der guten Erfolge bei 
der Verwendung von Kal. jodat. gegen das paralytische 
Kalbsfieber der erste 'Fall dieser Krankheit vorkam, machte 
ich sogleich einen Versuch mit der Methode Schmidt’s. 

! Ich hatte mir aber noch keinen eigenen Infusionetrichter 
dazu angeschafft, wesshalb ich die Einspritzung in die Strich¬ 
kanäle mit einer einfachen kleinen Glasspritze ausführen, 
deaehalb auch die Jodkalilosung viel concentrirter als vor- 
g©schrieben nehmen musste, nämlich Kal. jodat. 10.0 auf 
Aqu. dest. 40.0; und dies mit sehr gutem Erfolge. 

Seither bin ich in der Behandlung dieser Krankheit in 
ali*22 vier Fällen, die hier vorkamen, gleich vorgegangen. 

I. Fall. Eintritt der Krankheit zehn Stunden nach der 
Geburt um zehn Uhr Nachts, erste Einspritzung von 10.0 
Kal. Jod. in 40.0 Aqu. dest. in die vier Strichkanäle zu je 
gleichen Theilen des ganzen Quantums elf Uhr Nachts. 

Nächsten Tag acht Uhr früh noch eine Injection von der 
Hälfte obiger Lösung, ausserdem mussten Mastdarm und Blase 
künstlich entleert werden. 

Am Abend desselben Tages derselbe Befund, kurz die 
Krankheit hatte seit der ersten Injection nach einer Dauer 
von 20 Stunden weder zu» noch abgenommen. 

Ich entschloss mich zu einer dritten Einspritzung, wieder 
von nur 5.0 Kal. jod. auf 20.0 Aqu. dest., gleich vertheilt 
auf alle vier Strichkanäle. 


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194 

Nächsten Tag früh aechs Uhr, also nach 32 
erhob sich die Kuh, ging zum vorgelegten Futter 
vollkommen genesen. 

II. Fall. Eintritt der Krankheit 14 Stunden nach der 
Geburt. Das Thier erhob sich nach 18 Stunden, nach Ein¬ 
spritzungen von 10.0 und (zwölf Stunden später) von 5.0 
Kal. jod. 

Bei diesem Fall war als Complioation Hochgradige Tym- 
panitis eingetreten, sodass zweimal der Pansenstich gemacht 
werden musste. 

III. Fall. Eintritt der Krankheit acht Stunden nach 
der Geburt; das Thier erhob sich nach neun Stunden bei 
einmaliger Einspritzung von 10.0 Jodkali. 

IY. Fall. Eintritt der Krankheit 23 Stunden nach der 
Geburt; die Kuh erhob sich nach einmaliger Einspritzung 
von 10.0 nach 15 Stunden. 

Trotz der Verwendung dieser concentrirten Lösung von 
Jodkali traten in keinem Falle Euterentzündungen oder 
sonstige Folgeerscheinungen ein; die Milch tfar 36 Stunden 
nach dem Erheben des Thieres stets von normaler Farbe 
und ohne jeden Beigeschmack, sodass die Kälber ohne Nach¬ 
theil wieder gesäugt werden konnten. 



und war 


Zur Behandlung der Sarcopteeräude mit Kresolliniment. 

Yon Professor A.lbrecht. 

Brandt und Gmeiner 1 ) haben im Vorjahre durch um¬ 
fassende Versuche die Wirkung des Liquor Cresoli saponatus 
bei der Sarcoptesräude der Hunde dargelegt. 

Es kamen bei der Behandlung von Hunden Verdünnungen 
des Liquors, beziehungsweise der Aqua cresolica mit Sapo 
kalin. venal. und Spiritus in Anwendung, so dass der iesol- 
gehalt der Mischungen 2—4 1 /, °/o betrug. 

Bei keinem der Versuche traten Intoxicationserschein- 
ungen ein, selbst dann nicht, wenn mit der 4V 2 °/oigen 
Lösung des Kresols täglich der ganze Körper der Hunde 
intensiv eingerieben wurde. 

Aus den Versuchen, die sämmtliche zur Heilung 
führten, resultirt, dass ein Kresolliniment mit einem Kresol- 
gehalt von 2V t °/o zur Beseitigung der Baude genügte und 
es empfehlen B. und G. ein Liniment von der. nachstehenden 
Zusammensetzung: 


] ) B ran dl und Gemeiner, Zur Behandlung der Sareoptesräude. Wochen¬ 
schrift f. Thierheilkunde u. Viehzuoht 1900 a S. 184, 


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195 


Rp.! Aqu. cresolic.. 500.0 

Sap. kalin. venal. 

. Spirit. . 250.0 

D.S. Zum Einreiben. 

Oder für kleinere Thiere, besonders wenn es sich um 
ein mehr localisirtes Erankheitsbild handelt: 

Rp.! Aqu. cresolic. . . . 50.0 

Sap. kalin. venal. 

Spirit.. . . ää 25.0 

D.S. Zum Einreiben. 


Nach erfolgtem Abscheeren der Haare bei langhaarigen 
Hunden und Reinigung mit Schmierseifenlösung wird bei 
ausgedehnter, sich über den ganzen Körper erstreckender Räude 
mit einer weichen Bürste Früh die eine und Abends die andere 
Hälfte der Körperoberfläche der Hunde eingerieben. Nach 
dreimaliger vollständiger Durchreibung bleibt das Liniment 
2—3 Tage liegen; hierauf wird das betreffende Thier ab¬ 
gebadet. Die Einreibungen werden am nächsten Tage noch¬ 
mal wiederholt, bis im Ganzen eine fünfmalige Durchreibung 
des Körpers erfolgt ist; nunmehr folgt ein zweitmaliges voll¬ 
ständiges Abbaden mit lauwarmem Wasser. 

Bei den von B. und G. angestellten Versuchen war in 
leichteren Fällen nach acht Tagen Heilung erzielt. Für ge¬ 
wöhnlich erreichte man dieselbe An vierzehn Tagen. 

Bei mindergradiger localisirter Räude genügte auch eine 
mehrmalige Einreibung der erkrankten Stellen. 

Ich hatte nun vor einiger Zeit Gelegenheit, die von B. 
und G. für Hunde empfohlene Behandlung der Räude auch 
böi Sarcoptesräude der Schweine in grösserem Umfange zu 
versuchen. 

: In der Schweinestallung eines Schlossgutes in der Nähe 
von München litten eine Anzahl von Ferkeln und Läufern 
an Sarcoptesräude. 

Es wurde das Kresolliniment nach Recept I und nach 
der Vorschrift von B. und G. in Anwendung gebracht, nach¬ 
dem die Thiere zuerst mit Schmierseife und lauwarmem 
Wasser gereinigt und die nach der Reinigung abnehmbaren 
Borken entfernt worden waren. 

Zur Vorsicht wurde bei Ferkeln und Läufern, die in Folge 
der Krankheit sehr zurückgekommen waren, nicht sofort an 
einem Tage auf zweimal die ganze Körperoberfläche mit dem 
Liniment eingerieben, sondern täglich nur je eine Hälfte des 
Körpers. 

Nachdem diese keinerlei Erscheinungen zeigten, welche 
auf eine Intoxication deuteten, geschah bei den anderen Thieren 


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196 


die Behandlung genau so, wie sie von B. und G. für Hunde 
mit ausgedehnter Räude empfohlen worden ist. 

' Die 8ämmtlichen Thiere waren nach dreimaliger Durch¬ 
reibung geheilt. Dass mit der Behandlung eine ‘wiederholte 
sorgfältige Desinfection der Schweinekoben einher ging, braucht 
kaum bemerkt zu werden. 

Inzwischen haben nun B. und G. 1 ) in einem Falle gegen 
Sarcoptes suis mit dem gleichen Erfolge den Liquor Cresol. 
saponat. mit vollkommenem Erfolge in folgender Lösung in 
Anwendung gebracht: 

Rp.! Liquor Cresoli saponat. . . . 50.0 

Sap. kalin. venal.100.0 

Aq. fontan. 850.0 

D.S. Zum Einreiben. 

Das betreffende Ferkel war in einem Umfange und 
Grade wie keines der von mir behandelten jungen Schweine 
räudig. Ich habe das Thier selbst gesehen und kann den 
Vergleich von B. und G. bestätigen, welche sagen, die Körper¬ 
oberfläche des Ferkels glich einer Baumrinde. 

Zunächst wurden die Borken aufgeweicht und entfernt. 
Dann wurde die eine Hälfte und nach zehn Stunden die andere 
Hälfte der Körperoberfläche mit dem Mittel eingerieben. 
Nach zwei Tagen erfolgte eine nochmalige Behandlung in 
dieser Weise, woran sich nach drei Tagen Reinigung des 
Thieres mit warmem Wasser schloss. 

Heilung in zehn Tagen. 

In der angegebenen Zusammensetzung, welche keinen 
Spiritus und eine geringere Menge Seife als das zuerst ange¬ 
gebene Liniment enthält, kommt das Mittel nach B. und 
G. für den selbst dispensirenden Thierarzt pro Kilo auf 
zehn Pfennige zu stehen; für ein mittelgrosses Schwein reichen 
1,5 Kilo zur Heilung aus. Es dürfte sich daher die Behand¬ 
lung der Sarcoptesräude am Schweine nach der zuletzt an¬ 
geführten Weise als vollkommen verlässig und als ausser- 
gewöhnlich billig sehr empfehlen. 

Die Uebertragungsversuche der Schweineräude, welche 
von B. und G. 2 ) bei Hunden angestellt wurden, habe ich auch 
auf ein Schaf und eine Ziege mit Modification ausgedehnt. 
Einem Hunde, Schafe und einer Ziege wurden Milben ent¬ 
haltende Borken am Halse befestigt, nachdem zuvor die 
Haare entfernt worden waren. Es geschah dieses wiederholt 
und während der Dauer von mehreren Tagen. Das Resultat 


*) Wochen8chr. f. Thierheilkunde u. Viehzucht 1900, 8. 515. 
2 ) Ibidem S. 502. 


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197 


stimmte mit demjenigen der Versuche von B. und G. über¬ 
ein; eine Ansteckung fand nicht statt. 

Ich möchte nun noch anfügen, dass ich es für sehr an-, 
gezeigt halte, bei jedem Hautausschlage der Ferkel eine 
mikroskopische Untersuchung zu pflegen. Mit Sohnle 1 ) und 
Zürn 2 ) bin ich der Ansicht, dass jener Hautausschlag der 
Ferkel, welcher die Bezeichnung Pechräude (Russ-, Borken¬ 
ausschlag) führt, häufig Sarcoptesräude ist. Die Erscheinungen 
an der Haut sind weder für das eine noch für das andere 
Leiden so charakteristisch, dass man ohne mikroskopische 
Untersuchung zur Diagnosestellung auskommt. Mir selbst ist 
in einem Falle Täuschung unterlaufen, weil ich die mikro¬ 
skopische Untersuchung unterliess. 

Vor Kurzem hatte ich auch Gelegenheit^ das Verfahren 
von B. und G. bei einem Hunde zu versuchen. 

Das Thier, eine Ulmer Dogge, war seit längerer Zeit 
am ganzen Körper räudig und zum Skelett abgemagert. Von 
anderer Seite wurde es mit mehreren Mitteln, zuletzt mit 
Perubalsam erfolglos behandelt. 

Ord.: Kresolliniment-Anwendung nach der Vorschrift von 
B. und G. Nach mehrmaliger Durchführung der Einreibungen 
wurde mir gemeldet, es sei eine Aenderunng des Zustandes 
des Thieres nicht eingetreten. 

Mit Rücksicht auf die günstigen Ergebnisse dieser Be¬ 
handlung durch B. und G., welche ich mit hochgradig räudigen 
Hunden selbst beobachten konnte, musste ich annehmen, 
dass der Misserfolg nur auf nachlässige Ausführung der Ordi¬ 
nation zurückzuführen sei. 

Die Sache verhielt sich in der That so. 

Ich nahm das Thier in meine Stallung in der Hoch¬ 
schule und behandelte es genau nach den Angaben von B. 
und G. 

Nach fünfmaligen energischen Durchreibungen der Körper- 
oberfläcbe konnte das bereits während der Dauer eines 
Vierteljahres mit den verschiedensten Mitteln erfolglos be¬ 
handelte Thier geheilt entlassen werden. Seitdem sind sechs 
Wochen verflossen. Der Hund befindet sich in ausgezeich¬ 
netster Condition und ein Recidiv ist nicht eingetreten. 

Zum Schlüsse noch eine Bemerkung über die Anwendung 
des Liquor Cresoli saponatus zu Desinfectionszwecken in der 
Geburtshilfe: 

Zur Desinfection der Hände bedienten wir uns im Ge¬ 
bartsstalle der Hochschule bis zur zweiten Hälfte des vorigen 

x ) Repertorium der Thierheilkunde 1891, S. 74. 

2 ) Ibidem S. 77. 


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198 


Sommersemesters des Alkohols und des Lysols, Creolins oder 
Sublimates. ^ 

Zuerst hatten sich die Studirenden die Arme und Hände 
mit Seife und Wasser unter Zuhilfenahme von Nagelbürsten 
zu reinigen; hierauf mussten Hände und Arme mit Alkohol 
befeuchtet werden und daran schloss sich noch Eintauchen 
der Hände und Arme in eine der genannten Desinfections- 
flÜ8sigkeiten. 

In der zweiten Hälfte des vorigen Sommersemesters wurde 
die Desinfection der Hände und Arme zum Theil in der 
Weise modificirt, dass nach deren gründlicher Reinigung mit 
Seife und Wasser nur mehr eine Behandlung derselben mit 
einer 2°/o igen Lösung von Liquor Cresoli saponatus statt¬ 
fand, wie von B. und G. 1 ) empfohlen wurde. 

Eine Infection der Mutterthiere kam nicht vor , trotzdem 
fast jede Kuh vor und nach der Geburt im Ganzen 20, 30 mal 
und öfter von verschiedenen Studirenden touchirt wurde. 

Hiebei kommt in Betracht, dass das anatomische und 
pathologisch-anatomische Institut der Hochschule ganz nahe 
der Geburtsstallung liegen und dass die Praktikanten der 
Geburtsstallung fast täglich mit Infectionsmaterial dieser In¬ 
stitute in Berührung kamen. 

Auch bei Hundegeburten verwendeten wir in der letzten 
Zeit den Liquor Cresoli saponatus in 1 — 2°/o igen Lösungen 
in der vorstehend angegebenen Weise. Hiebei wurde er auch 
häufig zu Ausspülungen der Geburtswege benützt. 

Wir werden weitere Versuche durchführen, glauben aber 
jetzt schon annehmen zu dürfen, dass in der thierärztlichen 
Geburtshilfe die bis jetzt zur Asepsis beziehungsweise Des¬ 
infection benützten Mittel (Creolin, Lysol, Sublimat, Chinosol, 
Bacillol) durch den Liquor Cresoli saponatus ersetzt werden 
können. 


Militärveterinärwesen in Frankreich. 

Die Reorganisation des französischen Militärveterinär¬ 
corps mit einem jährlichen Mehraufwand von 252 502 Francs 
(202001,60 A) wurde am 28. Januar d. J. von der franzö¬ 
sischen Kammer debattelos angenommen. Es wurden höhere 
Rangstellen in grosser Anzahl gebildet, deren Besetzung bis 
31. Dezember 1902 durchgeführt sein wird, so dass durch 
das neue Gesetz das Veterinärcorps folgende Zusammen¬ 
setzung erhält: 


0 Wochenschr. f. Thierheilkunde u. Viehzucht 1900, S. 212. 


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199 


11 Veterinaires principaux de Ie classe (Oberstleutnant, 
bis jetzt 6); 

42 Veterinaires principaux de Ile classe (Major, bis 
jetzt 15); 

164 Veterinaires en premier (Rittmeister, bis jetzt 142); 

250 Veterinaires en second und Aides-Veterinaires (Ober¬ 
leutnant und Leutnant, bis jetzt 271); 

20—30 Aides-Veterinaires stapaires (Offiziereleve). 

Die 11 Veterinaires principaux de Ie classe sind den 
Generalkommandos zugetheilt und hat jeder zwei Armeecorps in 
seinem Directionsbezirk. Von den 42 Veterinaires principaux 
de Ile classe ist einer dem Kriegsministerium zugetheilt, 
einer der Cavallerieschule zu Saumur; 40 sind Chefveterinäre 
der 40 Artillerieregimenter. Bei den Cavallerieregimentern, 
den Kriegsschulen, den Remontedepots wird der Veterinär¬ 
dienst von einem Veterinaire en premier geleitet; ein VAteri- 
naire en premier ist denjenigen Truppentheileu (Genieregi¬ 
menter, Trainbataillone, Alpenartillerie etc.) überwiesen, die 
nur eine Veterinärstelle haben. Eine Ausnahme besteht nur 
bei den Senegalspahis und den Saharaspahis, bei welchen der 
Veterinär Oberleutnant ist. Die Garde republicaine, die Ca- 
vallerie- und die Artillerieregimenter haben einschliesslich des 
leitenden Chefs je 3 Veterinäre. 

Hierait ist die Reorganisation jedoch keineswegs ab¬ 
geschlossen; der Berichterstatter in der Kammer, Herr Fleury- 
Ravarin, bezeichnete vielmehr diese Neuformation als Provi¬ 
sorium und betonte, dass eine nochmalige Vermehrung in 
demselben Procentsatz der einzelnen Dienstgrade (mit Schaff¬ 
ung von Oberststellen) nothwendig sei. 

Aus der beigefügten, sehr interessanten historischen Ent¬ 
wicklung des französischen Militärveterinärcorps geht hervor, 
dass vor der Gründung von Thierarzneischulen 1762 resp. 
1765 die Behandlung der Militärpferde in den Händen der 
Hufschmiede lag. Die ersten Militärthierärzte wurden 1774 
ernannt; sie verpflichteten sich, 8 Jahre zu dienen, hiessen 
marechaux experts, dann maftres marechaux, später (1794) 
artistes veterinaires und hatten Rang und Löhnung eines 
Wachtmeisters. Die nächste Zeit brachte kleine Verbesserungen, 
aber auch wieder erhebliche Rückschritte. 1825 wurde die 
Ausbildung auf den Veterinärschulen einheitlich geregelt, die 
approbirten Eleven erhielten den Titel „Veterinaire“. 1843 
wurden Veterinaires principaux, V, en premier und Aides 
Vetörinaires mit Offiziersrang, jedoch ohne Assimilirung 
ernannt, daneben noch 2 Klassen von Sous-Aides Veterinaires, 
von denen die erste nach den Adjutants (ein Unteroffizier, der 


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200 


zwischen Feldwebel und Leutnant steht), die zweite nach den 
Wachtmeistern rangirte. Nach mehrfachen verbessernden 
Organisationen (1852, 1854, 1860) wurde 1861 bestimmt, 
dass die Vetörinaires principaux als Major, die V6törinaires 
en premier als Rittmeister zu behandeln seien und die 
entsprechenden Rangabzeichen auf der Uniform tragen. 1875 
bestand das Yeterinärcorps aus: 

5 Vetörinaires principaux de Ie classe (mit dem Range 
nach dem Oberstleutnant), 

5 Veterinaires principaux de Ile classe (mit dem Range 
nach dem Major), 

193 Veterinaires en premier (mit dem Range nach dem 
Rittmeister), 

151 Veterinaires en second (mit dem Range nach dem 
Oberleutnant), 

115 Aides-Veterinaires (mit dem Range nach dem Leut¬ 
nant). 

Bezüglich der Rechte wurden die Veterinäre ihrem Dienst¬ 
grade entsprechend behandelt; sie erhielten Strafbefugnis 
unter sich und über das Personal der Schmieden und Kranken¬ 
ställe; in technischer Hinsicht waren sie nur dem Regiments- 
commandeur und den Veterinaires principaux verantwortlich 
(Regelung ihrer Dienstpflichten 1876). 

1877 wurde bestimmt, dass die Fachstudien den Veteri¬ 
nären als effectiver Dienst bei der Pensionirung anzurechnen 
sind. 1878 Regelung des Dienstes der Veterinaires principaux 
als Inspectoren des Militärveterinärwesens durch ein besonderes, 
1888 modificirtes Reglement. 

1884 (8. Juli) wurde den Veterinären die volle Assi- 
milirung mit den Offizieren gegeben und 1894 die Ver¬ 
mehrung der höheren Stellen mit Stabsoffiziersrang eingeleitet, 
deren Fortsetzung die eingangs erwähnte Reorganisation bildet. 
(Berl. thierärztl. Wochenschrift 1901, S. 245.) Göbel. 


Hans Hauptner f* 

Am 8. März verschied in Berlin im Alter von 78 Jahren 
der Begründer und Mittheilhaber der allen Thierärzten des 
In- und Auslandes wohl bekannten berühmten Firma Hauptner & 
Sohn—Berlin. , 1 ? 

Der Verstorbene, Sohn eines Kaufmanns, besuchte das 
Gymnasium seiner Vaterstadt Neu-Ruppin, musste aber, kaum 
15 Jahre alt, die Schule verlassen, da sein Vater starb, ohhe 
Vermögen zu hinterlassen, und kam in die Lehre zu einem 
Instrumentenmacher nach Berlin. 


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201 


Nach fünfjähriger harter Lehrzeit, während welcher er 
vollkommen auf sich allein angewiesen war, ergriff H. den 
Wanderstab, kam zunächst nach Holland, arbeitete daselbst 
und hierauf in Deutschland in den berühmtesten Werkstätten 
der chirurgischen Instrumentenbranche. In Hessen lernte er 
die Schwester seines damaligen Principals kennen, mit welcher 
er sich im Jahre 1856 verheirathete. 

Im Jahre 1857 etablirte sich H. in Berlin mit den ge¬ 
ringen Mitteln, welche er sich während seiner Gehilfenzeit 
erspart hatte, in einem kleinen Laden mit Kellerwerkstätte. 

Zuerst fertigte er Instrumente für Aerzte und Bruch¬ 
bandagen. 

Zu diesen Erzeugnissen seiner kleinen Werkstätte kamen 
dann die noch heute gebräuchlichen Tätowirzangen zum 
Kennzeichnen der Thiere. Verbesserungen, welche H. an 
diesen Instrumenten ausführte, verschafften ihm die Aner¬ 
kennung der Schäfereidirectoren und Thierärzte, und die 
letzteren legten ihm nahe, auch thierärztliche Instrumente 
herzustellen, welcher Anregung er Folge leistete. H. hatte 
bereits während seiner Lehrzeit thierärztliche Instrumente 
kennen gelernt, im Laufe seiner Gehilfenzeit aber beobachtet, 
dass auf die Herstellung dieser Instrumente viel zu wenig 
Sorgfalt verwendet wurde. Die von ihm nunmehr fabrizirten 
tbierärztlichen Instrumente fanden Anklang und schon im 
Jahre 1858, ein Jahr nach Beginn der selbstständigen Thätig- 
keit, wurde seinen Leistungen gelegentlich einer Ausstellung 
und Thierschau in Rostock volle öffentliche Anerkennung 
unter Verleihung einer silbernen Medaille gezollt. 

Die fachlichen Kenntnisse, der unermüdliche Fleiss, ge¬ 
paart mit Sparsamkeit, verschafften H. die Möglichkeit, sich 
nach Vmfluss von sieben Jahren ein eigenes Heim zu gründen. 

Mit klarem Blicke ging H. nun auf der betretenen Bahn 
weiter und Hess die ihm von verschiedenen Seiten gemachten 
Rathschläge, wieder zur Fertigung humanchirurgischer Instru¬ 
mente zürückzukehren, unbeachtet. 

Sorgfältig verfolgte H. die Bedürfnisse an Instrumenten 
für die Thierheilkunde, Thierzucht und Thierhaltung. und 
beachtete das geflügelte Wort „Stillstand ist Rückschritt“. 
Er trug nicht nur allen Fortschritten auf dem Gebiete der 
Thierheilkunde Rechnung und acceptirte zweckmässige Neuer¬ 
ungen, sondern verbesserte selbst und schuf Neues. 

Das Vertrauen zu ihm, zu seiner Tüchtigkeit und Reel- 
litat stieg in tierärztlichen und landwirthschaftlichen Kreisen 
immer mehr und mehr, sein Geschäft wurde fortschreitend 
ausgedehnter. Das von ihm im Jahre 1864 bezogene Wohn- 


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202 




haus wurde im Jahre 1886 gänzlich zu Arbeitsräumen ad- 
aptirt und heute beschäftigt die Firma ein Personal von mehr 
als 200 Personen. 

Wie wir dem vorstehenden Lebenslaufe des Verstorbenen 
entnehmen, musste derselbe schon in der frühesten Jugend 
auf eigenen Füssen stehen und nach harter Lehrzeit noch 
Jahre lang von der Hand in den Mund leben. 

Wohl gerade aber der Kampf des Lebens in der frühesten 
Jugend, die unerbittliche Weisung zur Selbsthilfe stählten 
seine Kraft und Ausdauer und Hessen ihn das Schwierigste 
überwinden. Glücklich begabt, kamen ihm hiebei noch zu 
Hilfe die in der Jugend genossene Bildung und der Umstand, 
dass er auf seiner Wanderschaft die verschiedensten Ver¬ 
hältnisse kennen und sich einen weiten Ausblick verschaffen 
konnte. Seine fachlichen Kenntnisse und Fertigkeiten, die zu 
vermehren sein ständiges Streben war, seine Geschäfts¬ 
gewandtheit und insbesondere aber auch seine strenge Solidität 
im Geschäftsbetriebe waren die Faktoren, welohe den armen 
Handwerksmann in der Kellerwerkstätte den in allen Kreisen 
hochgeachteten Begründer des grossen — ich darf sagen — 
weltbekannten Fabrikgeschäftes werden Hessen. 

Mit den Thierärzten stand der Verstorbene in ständiger 
reger Verbindung und kam denselben stet3 bereitwillig ent¬ 
gegen. Aus tbierärztlichen Kreisen hervorgegangenen Ideen 
zur Herstellung neuer Instrumente und Verbesserung von 
bereits vorhandenen trug er stets volle Berücksichtigung. 
Seinem hervorragenden Schaffen verdankt die Thierhmlkunde 
und speciell die Veterinärchirurgie auf der Bahn ihrer Fort¬ 
schritte wesentliche Unterstützung. Wir Thierärzte werden 
des Verstorbenen stets ehrend eingedenk sein! A; 


Referate. 

Malariaparasiten. Stephens und Christopher fanden, dass 
die Malariaparasiten im frischen Blute in der einen oder anderen 
von folgenden zwei Fermen Vorkommen können: sie können 
vollständig unpigmentirt sein, oder sie können von den frühesten 
Stadien an einen oder mehrere Pigmentflecken aufweisen. Die 
ganz jungen Parasiten bestehen aus einem gefärbten Ring und 
einem ungefärbten Centralkörper(Gentianviolett- oder Hämatein- 
färbung). Später findet sich ausserdem ein färbbarer Körper 
an der Peripherie des Ringes und ausserdem ein oder 
mehrere ganz kleine chromatische Körper. Mit dem Wachs¬ 
thum des Parasiten nimmt die Menge dieser färbbaren Sub-? 
stanz zumeist einseitig zu, und es findet in derselben eine 


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203 


Differenzirung statt, die in verschiedenen Fällen sieb etwas 
verschieden verhält und in ihrer Bedeutung nicht klär ist. 
Der ausgewachsene Parasit liegt oft in einer Vacuole in einem 
rothen Blutkörperchen. Zur vollständigen Entwicklung scheint 
der Parasit ungefähr 14 Stunden zu brauchen. (Ann. Inst. 
Pasteur Bd. 13 und Yeterinarian, Dezbr. 1900.) E. A, 


Kennzeichnung gekörter Stiere in Elsass-Lothringen, Um 

der missbräuchlichen Benützung nicht angekörter Stiere ent¬ 
gegenzutreten, hat das Ministerium bestimmt, dass* die an¬ 
gekörten Stiere mit einer Ohrmarke zu versehen sind; diese 
trägt auf der einen Seite die abgekürzte Bezeichnung des 
Körbezirkes und auf der anderen Seite eine Nummer, die in 
den -Körschein eingetragen wird. 


Fehsenmeier, Bemessung der Zähl derZuchtfarren, Zucht¬ 
eber und Zuchtböcke. Nachdem das grossherzogl. bad. 
Ministerium des Innern im Jahre 1890 die Zahl der für eine 
bestimmte Anzahl faselbarer Rinder zu haltenden Zuchtfarren 
geregelt hatte, wurde in analoger Weise neuerdings hinsächtlich 
der Bemessung der Zahl der Zuchteber und Zuchthocke be¬ 
stimmt, dass die Anschaffung eines weiteren Ebers bezw. 
Ziegenbockes zu erfolgen habe, wenn sich die bereits in den 
Jahren 1896 und 1897 festgesetzte Zahl weiblicher Tbiere, 
auf. welche je ein Eber bezw. Bock zu halten ist, um die 
Hälfte vermehrt; es ist demnach ein zweiter Eber aufzustellen, 
wenn mehr als 45 und ein zweiter Bock, wenn mehr als 90 
sprungfähige weibliche Thiere in der betreffenden Gemeinde 
gehalten werden, und sofort. (Mitteilungen des Vereins 
badischer Thierärzte 1901, Nr. 2.) Llndner. 


Personalien. 

Der kgl. Bezirksthierarzt E. Urban wurde auf Ansuchen Von Regen 
naoh Mallersdorf versetzt; Bezirkstbierarzt Joh. Adam Kamm in Roding 
zum pragmatischen Bezirksthierarzt ernannt; Distriktsthierarzt Dorn in 
Hollfeld ist nach Markt-Erlbach verzogen; der prakt. Thierarzt Theodor 
3fayr hat sich in Hollfeld niedergelassen. 


Junger Thierarzt, der schon als Assistent u. Vertreter thätig 
war, sucht ab 15. Mai od. 1. Juni a. o. Stelle als Assistent bei einem 
Herrn Bezirksthierarzt (am liebsten im Gebirge). Geil. Off. u. J. L. B. 
bef. d. Exped. d. Bl. 1(2) 


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Hauptner-lnstrumente 

kauft jeder Thierarzt am besten direct aus der Fabrik, weil 
er sich hierdurch besondere Vortheil© sichert, die durch den 
Zwischenhandel nicht gewährt werden können. 

Die Instrumenten - Fabrik H* Hauptner, Berlin 
NW., Lnisenstrasse 53* erzeugt ausschliesslich thier¬ 
ärztlich elnstrumente in grossem Umfange. Trotzdem der 
Bedarf an thierärztlichen Instrumenten naturgemäss kleiner ist 
als der an human-chirurgischen Instrumenten, ist die Fabrikation 
der Firma Hauptner grösser als die irgend einer Instrumenten- 
Fabrik, welche ihre Erzeugnisse an Aerzte liefert. 

Auf der Weltausstellung Paris 1900 wurde der einzige 
Grand Prix der Klasse Chirurgie den thierärztlichen 
Instrumenten von H. Hauptner zuerkannt; Hauptner’s. 
Apparate für Thier*u<flit -und -Pflege wurden durch die 
Goldene Medaille ausgezeichnet. 

Die Instrumenten-Fabrik H. Hauptner hat in Deutschland 
weder Filialen noch Vertreter; es ist deshalb erforderlieh, Anfragen 
und Aufträge stets direct an die Fabrik zu richten. 

Hauptner’s Instrumenten-Katalog 1900 in deutscher, fran¬ 
zösischer und englischer Sprache, Gross 4 °, 244 Seiten mit 8000 
Abbildungen nebst Original-Bilderwerk „Die Thierärztlichen Lehr¬ 
anstalten der Welt an der Jahrhundertwende 11 , bestehend aus 
123 Autotypien auf 25 Kunstdruckblättern mit Angaben Uber 
Studienverhältnisse, Vorbildung, Frequenz etc., ist allen Thierärzten 
kostenfrei übersandt worden. 

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Verantwortliche Redaktion: M. Alb recht. 
Expedition und Druck jvon J. Gotteswinter, München. 


Für die Redaktion bestimmte Sendungen sind an Professor 
Albrecht, Veterinärstr. 6/i, zu richten. D. Red. • 


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Thierheilkunde und Viehzucht 

Unter Mitwirkung bewährter Fachmänner 

herausgegeben von 

M. Albreeht und Ph. J. Gering. 

45. Jahrgang. München, den 30. April 1901. Nr. 18. 

Inhalt: Kitt, Malle’in-Impfungen in Bayern. — Referate. — Bücherschau. 
— Viehseuchennachrichten. — Personalien. — Inserate. 




Mallein-Impfungen in Bayern. 

Von Professor Dr. med. Kitt. 

Seit dem Jahre 1892 wurde auf meine Initiative hin von 
der Seuchenversuchsstation der kgl. bayer. thierärztlichen Hoch¬ 
schule das diagnostische Mittel Mal lein den Thierärzten 
Bayerns zu Behelf der Erkennung rotzkranker Pferde gratis 
zur Verfügung gestellt und zu diesem Zwecke theils von den 
Herren Assistenten meines Laboratoriums, theils von mir 
selbst präparirt. 1 ) 

Die Veröffentlichungen Robert Koch’s über das Tuber- 
culin hatten damals so vielen Bakteriologen Anregung gegeben, 
auch Dekokte oder Extrakte von anderen Bacillenculturen, 
speziell auch von Rotzbacillenculturen herzustellen und auf 
diagnostische und Heilwirkung zu prüfen, dass Ende des 
Jahres 1891 und Anfangs 1892 schon mehrfach Recepte zur 
Darstellung von Malleln gedruckt Vorlagen. 

Die ersten Mittheilungen über dieses Mittel rühren be¬ 
kanntlich von Helm an her, welcher schon 1889 auf die 
nach Einspritzung eines solchen Extraktes bei rotzigen Pferden 
eintretende, bei gesunden Pferden ausbleibende Reaction auf¬ 
merksam gemacht hatte; sodann erweckten besonders die von 
Kalving unternommenen Studien mit ihrem für das Leben 
dieses Forschers so unglücklichen Ausgang io gleichem Maasse 
Theilnahme wie Interesse. 


*) Der Leser möge entschuldigen, wenn ich meinen Antheil nicht in 
den Hintergrund treten lasse, ich habe nämlich erfahren, dass man durch 
Verschweigen seiner eigenen Thätigkeit da als Statist angesehen werden 
kann, wo man Regisseur ist. 


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Die Erstlingsversuche über Mallein waren zum Theil mit 
Extrakten von Kartoffelculturen unternommen (K a 1 v i n g, 
Preusse, Babes), gleichzeitig und anderntheils wandte man 
sich der bequemeren und einfacheren Methode zu, aus glyce- 
rinisirten Bouillonculturen Dekokte der Rotzbacillen zu machen, 
wofür das von Nocard und Roux 1887 für die Tuberkel- 
bacillencultur angegebene Recept (Kalbs- oder Pferdefleisch¬ 
bouillon, 1 / 2 °/o Kochsalz oder Meersalz, l°/o Pepton, 4 °/ 0 
Glycerin) vorbildlich war, zumal Kranzfeld im gleichen 
Jahre den Zusatz von Glycerin (bis 5°/o) zu Bouillon und 
Agar als ausgezeichnetes Mittel zur Steigerung des Wachs¬ 
thums der Rotzbacillen nominirt und Theob. Smith (1890) 
diess ebenfalls empfohlen hatte. Auch Hueppe gab 1891 
ein gleichwerthiges Recept. So kam es, dass mehr oder 
weniger unabhängig in verschiedenen Laboratorien Malleine 
nach ziemlich gleichem Muster fabricirt wurden, worüber die 
gediegenen Publicationen von Johne, Pearson, Bromberg, 
Babes, Roux-Nocard, Bang, Foth, Preisz, Kilborne 
und Schweinitz keinen Zweifel lassen. Später kamen noch 
Veröffentlichungen hinzu, welche verschiedene Modificationen 
und Verbesserungen des Herstellungsverfahrens, Analysen der 
Extrakte, Qualitätsunterschiede besprachen und namentlich 
Listen über Impfungen zur Beurtheilung des Werthes der 
Malleinprobe zur Diagnostik brachten (Albrecht, Malm, 
Foth, Boschetti, Nocard, Mc. Fadyean, Preisz, Sehin- 
delka, Hutyra, Stepanoff, Kostoff, Bonome und Vi- 
valdi und Andere). 

Eine der gründlichsten, namentlich alle feineren Einzel¬ 
heiten des besten Bouillonculturverfahrens und der Ausfällung 
des wirksamen Bestandtheils bekannt gebende Originalarbeit 
hat Foth 1 ) publicirt. 

Von den am meisten in Gebrauch gekommenen Mallein¬ 
sorten ist die von Roux-Nocard präparirte, ein im Vacuum- 
apparat auf i jio der Culturflüssigkeit eingedicktes Malle in, 
ganz analog dem gewöhnlichen Tuberculin hergestellt und 
von prompter Wirkung, starke Reaction hervorrufend. Es 
hält sich wegen der Eindickung und des hohen Glycerin¬ 
gehaltes jahrelang und kommt in der Dosis von 0,2—0,25 ccm 
zur Anwendung. 2 ) 

Zum zweiten wurde und wird in vielen Laboratorien das 
einfache Rohmallein verwendet und ausgegeben, d. i. die 

x ) Ueber die Gewinnung eines festen Malleins etc. Inaug.-Diss. 
Berlin 1896. R. Sohötz. 

2 ) Zu beziehen vom Institut Pasteur, Service des Vaccins, Paris, 25 
Rue Dutot, und der Filiale Stuttgart. 


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207 


nicht extra eingedickte glycerinisirte Bouilloncultur der Rotz- 
bacillen, aus welcher letztere einerseits durch sorgfältiges 
Filtriren entfernt, anderseits durch Sterilisiren im Dampftopf 
verkocht sind. Entsprechend der Nichteindickung, aber sonst 
analogen Herstellung, ist bei diesem Mallein die gewöhnliche 
Dosis 2—2,5 ccm (noch weiter zur Einspritzung verdünnt mit 
3 ccm l°/o Carbolwasser). Da solche nicht eingedickte Bouillon¬ 
abkochung bei wiederholtem Oeffnen des Glasgefässes leicht 
von Schimmelkeimen oder Bakterienansiedlungen heimgesucht 
werden und verderben würde, .so hat man verschiedene Vor¬ 
kehrungen zur Aseptik und zum Haltbarmachen getroffen. 

Als dritte gute Sorte ist trockenes Mallein, ausgefällt 
durch Alkohol, das haltbarste Präparat, von Dr f Foth ein¬ 
geführt worden. 

Da es meine Gepflogenheit ist, das, worüber ich unter¬ 
richten muss, aus eigener Beschäftigung kennen zu lernen, und 
ferner in dem Wunsche, den Collegen in Bayern mit Mallein 
dienen zu können, habe ich im Laufe der Jahre die ver¬ 
schiedensten Modificationen der Malle’inherstellung durch- 
probirt, und bin darin namentlich von meinem Freunde und 
früheren Assistenten, Prosector Dr. J. Mayr, unterstützt 
worden. 

Wenngleich das Herstellungsverfahren aus den Arbeiten 
von Nocard-Roux, Johne, Preisz und Foth im All¬ 
gemeinen hinreichend bekannt ist, gebe ich Details an, weil 
Kleinigkeiten auch hier oft den Erfolg ausmachen, und gerade 
diese in manchen Beschreibungen fehlen. 

Die Nährbouillonbereitung ist wie bei genannten 
Autoren angegeben (Kalbfleisch oder Pferdefleisch, gehackt, 
500 g auf 1000 g destillirtes Wasser, 1% Pepton, i j 2 °lo 
Kochsalz oder Meersalz, Neutralisirung durch Kalilauge oder 
Sodalösung, 5°/o Glycerin); es ergeben sich Ungleichheiten 
in der Ueppigkeit des Wachsthums der Rotzbacillen oft je 
nach der Provenienz des Fleisches von frisch geschlachteten 
oder krepirten, fettreichen oder fettarmen Thieren. Wir haben 
die klarsten und besten Bouillons von verendetem Wilde, 
verendeten Pferden, von Fleisch, das schon alkalisch geworden, 
erhalten. Wie schon von Nocard betont, hängt die Güte 
des Malleins namentlich von der Virulenz der eingesäten 
Rotzbacillen ab, zu welchem Zwecke Roux-Nocard 
durch intravenöse Impfungen bei Kaninchen die Virulenz so 
steigerten, dass die Bacillen in ein paar Tagen diese Thiere 
an Rotzsepticämie tödteten; eine Methode, welche auch Knorr 
einschlug und dabei dem traurigen Schicksal einer tödtlichen 
Selbstinfektion sich aussetzte. Es geben aber auch Bacillen von 


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208 


etwas minderer Virulenz, wie man sie von akuten Rotz¬ 
erkrankungen des Pferdes direkt gewinnt, gute Malle'ine. Die 
im Thermostaten bei 30—37° 14 Tage bis drei Wochen hin¬ 
durch gezüchteten (in */ 2 oder 1 Liter-Kolben), d. h. eben 
so reichlich, wie es Poth beschrieb, gewachsenen Culturen 
werden an drei Tagen hintereinander je zwei Stunden in strö¬ 
mendem Dampfe todt gekocht, oder in einmaliger Erhitzung 
im Papinschen Topfe (120°). 

Nun filtrirt man die erkaltete Bouilloncultur durch Filtrir- 
papier im gerippten Glastrichter. Wenn das Filtriren wegen 
des dicken Bouillonbodensatzes sehr langsam geht, kann es 
passiren, dass währenddem eingefallene Keime sich vermehren 
und das Mallein unbrauchbar wird. Man filtrirt daher im 
strömenden Dampfe oder setzt gleich nach dem Abkochen 
und Erkalten vor dem Filtriren 0,5°/o Car boisäure (Tri- 
kresol) unter Umschüttelns zu (von einer 10°/o Carbolsäure 5 ccm 
auf 1 Liter Cultur); dieser Zusatz ist zuerst von Behring 
(1891) für Sera empfohlen worden. Läuft die Bouillon nicht 
ganz klar durch oder trübt sich beim Stehen und ist diese 
Trübung nicht durch Bakterien-Verunreinigung bedingt, son¬ 
dern an der Nährbouillon selbst gelegen, so hilft die bekannte 
Methode des Zusatzes von Hühnerei weiss und darauf 
nochmaliges Kochen und Filtriren. Der Zusatz von 0,5° 
Carbolsäure hält, wie man auch bei der Conservirung von 
Sera beobachtet hat, nicht immer eine Vegetation von Bak¬ 
terien, die beim Oeflfnen des Glases hineinfielen, auf. Es 
bleiben zwar bei seltenem und vorsichtigem Oeflfnen der 
Flasche und wenn diese selbst durch Hitze sterilisirt war, 
die carbolisirten Malle'ine oft monatelang absolut klar, aber 
es gibt Bakterienkeime, welche, in solche Bouillon gerathend, 
daselbst vegetiren, wenn auch nur minimal, und etwas Trüb¬ 
ung bedingen, somit das Mallein unbrauchbar machen. Diese 
Erscheinung sah ich nur in den im Dampfe und durch Trocken¬ 
erhitzung sterilisirten Flaschen, wie zu erwarten, niemals aber 
bei Flaschen, die ich einfach durch Sublimatausspülung 
keimfrei gemacht.hatte; dass Sublimatzusatz dein Mallein 
nicht schadet, sondern im Gegentheil conservirend wirkt, 
haben schon Preusse und Preisz betont. 

Da dieses Quecksilbersalz noch in hunderttausendfacher 
Verdünnung antiseptisch beziehungsweise bakterienentwick¬ 
lungshemmend wirkt, genügt der Rest — wenigeTropfen — 
einer Kochsalz-Sublimatlösung, wie er bei einfachem 
Ausspülen der Flasche in dieser zurückbleibt, in welcher 
das filtrirte Bouillonmallein auf bewahrt werden soll. Wenn¬ 
gleich ein Theil des Sublimats Verbindungen mit dem Maliern 


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eingeht, allenfalls auch ein ganz geringer Bodensatz sich 
bildet, so verbleibt, auch in Gestalt der Quecksilberei weiss- 
Verbindungen, hinreichend in Lösung, um jede Bakterienvege¬ 
tation hintanzuhalten. (Der erwähnte, vor der Filtration ge- 
schehene Carboisäurezusatz verhindert ausserdem Schimmel¬ 
bildungen, die von sehr dünner Sublimatlösung allein nicht 
immer verhindert werden.) Einfach wässerige Sublimatlösung 
darf nicht hinzu getropft werden, sie gibt zu starke Nieder¬ 
schläge, man nehme die bekannte Mischung von lg Sublimat, 
l g Kochsalz und löse diese in 10—100 g heissen Wassers, 
womit dann die Flasche so ausgeschwankt wird, dass einige 
Tropfen Zurückbleiben. Auch kann man von dieöer Lösung 
das Antisepticum im Verhältnis von 1:10000 bis 1: 1000 
zusetzen, ohne das Mallein in seiner Wirkung zu beein¬ 
trächtigen (vergleiche auch Preusse und Preisz). Maliern 
conservirt sich auch gut, ganz klar bleibend, wenn man, wie 
es für Sera theilweise üblich, auf den Boden der Flasche 
einige Cubikcentimeter Chloroform gibt, das eingefüllte 
Mallein aufschüttelt und dann verkorkt. 

Malleine genannter Bereitungsarten (mit Culturen aus 
verschiedenen Rotzfällen von Zeit zu Zeit frisch hergestellt, 
anderseits jahrelang conservirt) wurden an der Seuchenver¬ 
suchsstation zunächst an gesunden Pferden und an rotzigen 
Meerschweinchen probirt und dann den Herren Coltegen in 
Bayern, welche Versuche zu machen wünschten, hinausgegeben. 

So viel aus den mir zugegangenen Berichten sich er¬ 
sehen lässt, haben diese Malleine bei rotzkranken Pfer¬ 
den jedesmal prompt ein e Reaction herbeigeführt und 
zwar auch bei Pferden, welche latent rotzkrank waren, 
keinerlei Verdachtssymptome darboten, sondern nur „der An¬ 
steckung verdächtig“ waren; die Malleinprobe hat damit, 
wie die betreffenden Berichterstatter äusserten, thatsächlich 
Rotzfälle entdecken geholfen. 

Aus den letzten zwei Jahren sind mir fünfzehn Fälle 
solch positiver Reactionen bekannt geworden, in welchen 
durch die Section die Anwesenheit der Rotzkrank¬ 
heit bestätigt wurde. Von den meisten dieser Rotzfälle 
kamen mir die erkrankten Organe zu Gesicht, da die Herren 
Collegen so gütig waren, das für den Unterricht werthvolle 
Material einzusenden. 1 ) Die betreffenden Fälle sind von den 


*) Eg bandelte sich bestimmt nicht um jene durch Schütz und 
Olt bekannt gewordene Helminthiasis nodularis der Pferdelungen, son* 
dem um echten, mehrfach durch Impfungen weiter bestätigten Rotz der . 
Lungen, mehr oder weniger ausgebreiteten Nasen-, Luftsack-, Luftröhren 
und Hautrotz. 


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210 


Herren kgl. Kreisthierarzt Wimmer und Assistent Rauscher 
(Vilsbiburg, 2Fälle), den kgl. Bezirksthierärzten Brüller (Lindau, 
IFall), Fischer (Tölz, 2 Fälle), Schmutterer (Ebersberg, 3), 
Wuch er (Donauwörth, 1), kgl. Stabsveterinär Büchner (Mün¬ 
chen, 1), städtischer Bezirksthierarzt Blaim (München, 2), 
Distriktsthierarzt Bauer (Rotthalmünster, 1), Distriktsthierarzt 
Witzeil (Trostberg, 2) konstatirt worden. 

Die beobachteten Reactionen verliefen als mehrstündige 
febrile Hyperthermien von 1,5-—3° C. 

Für mehr als hundertzwanzig Fälle, in welchen 
die MaBeinprobe an Pferden vorgenommen wurde, die wegen 
Nasenkatarrhs, Kieferhöhlenerkrankungen, Dämpfigkeit in Frage 
kamen oder gesund, aber wegen Cohabitation der Ansteckung 
verdächtig waren, lieferte das Ausbleiben, einer Reaction 
einen guten differentialdiagnostischen Anhalt und 
ist mir kein sicherer Fall bekannt geworden, in welchem 
ein nicht rotziges Pferd bei zweimaliger Mallein¬ 
probe typisch reagirt hätte. (Schluss folgt.) 


Referate. 

Hafner: Staatsthierärztliche Dienstprüfung in Baden. Durch 
die Verordnung vom 17. Mai 1900 wurden die Anforderungen 
an die Candidaten der Staatsthierheilkunde wesentlich erhöht. 
Nach deu bisher geltenden Bestimmungen war nämlich die 
Zulassung zur Prüfung nur an den Nachweis einer zweijährigen 
praktischen Ausbildung der Thierheilkunde geknöpft, während 
jetzt eine mindestens dreijährige Vorbereitungszeit im Gross¬ 
herzogthum verlangt wird, in welche die Verwendung als 
Einjährig-Freiwilliger im Veterinärdienste der Armee, sowie 
der Besuch einer Hochschule zwecks weiterer sachlicher Aus¬ 
bildung eingerechnet werden kann, soferne die gedachte Frist 
um nicht mehr als l x /2 Jahre verkürzt wird. Wichtiger aber 
als die Verlängerung der Vorbereitungszeit ist die Vorschrift, 
wonach der Candidat einen während des Sommersemesters 
am thierhygienischen Institut der Universität Freiburg statt¬ 
findenden dreimonatlichen Vorbereitungskurs zu besuchen hat, 
der folgende Vorlesungen und Uebungen umfasst: Veterinär¬ 
polizeiliche Verwaltungskunde; Veterinärgesetzgebung; all¬ 
gemeine und spezielle Seuchenlehre; Demonstrationen und 
Uebungen in der Diagnostik einzelner Seuchenfälle; Uebungen 
in der Abfassung von Berichten und Gutachten im Anschluss 
hieran; mikroskopische und bakteriologische Uebungen; Des- 
infectionspraxis ; Technik der diagnostischen sowie der Schutz- 
und Heilimpfungen mit Uebungen; animalische Nahrungs- 


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211 


mittelkunde in Verbindung mit praktischer Anleitung zur 
Ausübung der Fleischbeschau; Anleitung und Uebungen in 
der Beurtheilung der Zucht- und Nutzthiere; staatliche und 
genossenschaftliche Einrichtungen zur Förderung der Thier¬ 
zucht; Hufbeschlagkunde. (Mittheilungen des Vereins bad¬ 
ischer Thierärzte 1901, Nr. 3.). 


Schlegel: Rotz und die Bedeutung der Malleinimpfung. 

Professor Dr. Schlegel in Freiburg ist auf örund zahlreicher 
Untersuchungen zu der Ueberzeugung gekommen, dass das 
Maliern zur Erkennung des occulten Rotzes gerade so ge¬ 
eignet ist, wie ^das Tuberculin zur Diagnose der Tuberkulose. 
In allen Fällen, in denen bei den auf Maliern typisch reagi- 
renden Pferden charakteristische Knötchen in der Lunge ge¬ 
funden wurden, konnte er durch Culturen und Impfungen das 
thatsächliche Vorhandensein des Rotzes nach weisen. 

Die Controverse zwischen Nocard-Alfort und Schütz- 
Berlin über die Natur der in der Pferdelunge vorkommenden 
Knötchen verschiedenen Alters erfuhr durch Schlegel eine be¬ 
friedigende Schlichtung. Sch. wies nach, dass die entozoischen 
Knötchen meist eine geschichtete Kapsel und zwar schon im 
Anfangsstadium aufweisen, während dieses bei Rotzknötchen 
gleichen Alters nicht oder doch nicht in dem gleichen Maasse 
der Fall ist. Immerhin können Rotz- und entozoische Knöt¬ 
chen im ersten Stadium verwechselt werden. Wenn es sich 
um Rotzknötchen handle, finden sich aber nach Sch. in den 
Bronchial- und Mediastinaldrüsen stets bestimmte Veränder¬ 
ungen und auf der anderen Seite kann man beim Vorliegen 
entozoischer Knötchen die betreffenden Parasiten in der Regel 
auch an anderen Stellen (Grimmdarm, Gekrösarterien etc) 
nachweisen. (Ibidem.) Lindner. 


Conradi: Ueber den Einfluss erhöhter Temperatur auf 
das Casein der Milch. (Münchener medizinische Wochen¬ 
schrift Nr. 5, 1901.) Die zur Untersuchung gelangenden 
Proben von Kuhmilch wurden mit 0,2 — 0,6°/o Chlorcalcium 
versetzt. Bei einfacher Erhitzung koagulirt solche Milch 
zwischen 45 und 65° C. Erhitzt man die gleiche Milch vor 
dem CaCh-Zusatz über 80°, so sinkt der Gerinnungspunkt um 
8—12°, während die vorher nur bis zu 75—80° erwärmte 
Milch nach CaCL-Zusatz bei derselben Temperatur gerinnt 
wie die nicht vorher erhitzte Milch. Es muss hier also 
durch die Erhitzung über 80° C. eine entweder physikalische 
oder chemische Aenderung in der Zusammensetzung der Milch 
eingetreten sein, die das vorzeitige Auftreten von Umsetzungen 


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im Eiweissmoleküle begünstigt, welche ohne vorausgegangene 
Erhitzung erst bei höheren Temperaturen vor sich gegangen 
wären (vielleicht Paracasein-Bildung). 

Ferner wurden Versuche angestellt über die Schnellig¬ 
keit, mit welcher erhitzte unfl unerhitzte Milch von Lab zur 
Gerinnung gebracht werden. Halbstündige Erhitzung bis zu 
70°, einmalige Aufkochung mit nachfolgender sofortiger Ab¬ 
kühlung verändern die Schnelligkeit der Gerinnung nicht; 
dagegen gerinnt schon nach 15' langem Auf kochen die Milch 
auf Labzusatz etwas später, und bei längerem Erhitzen in 
noch späterer Zeit; ferner werden die Gerinnsel hiebei locker 
und unzusammenhängend. Hierin liegt ein weiterer Beweis 
dafür, dass durch die Erhitzung eine dauernde Veränderung 
in der Milch eingetreten ist. 

Aus beiden Ergebnissen geht hervor, dass bei der Ab- 
tödtung von Keimen der Milch längeres Erhitzen nach Mög¬ 
lichkeit vermieden werden soll. „Vorderhand dürfte sich em¬ 
pfehlen, zwecks Vernichtung der Bakterien und ihrer Dauer¬ 
formen von vornherein nur solche Temperaturgrade anzu- 
wenden, welche die angestrebte Bakterienfreiheit nicht auf 
Kosten der physiologischen Zusammensetzung der Milch, viel¬ 
mehr unter Erhaltung ihres Normalzustandes zu erzielen 
suchen. Denn die Wahrung der Zustandseigenschaften der 
genuinen Milch bildet immer noch die Grundlage einer ratio¬ 
nellen Milchhygiene.“ E. A. 

Ueber Gallen der hinteren Zehenstrecker. Cadeac weist 
darauf hin, dass man sich seither sehr wenig mit den Fuss- 
wurzelgallen der Zehenstrecker beschäftigt habe. Dieselben 
seien aber nicht unwichtig, da sie verhältnissmassig häufig 
sind und den Gebrauchswerth vieler Pferde in unangenehmer 
Weise herabsetzen. 

Die Galle des langen Zehenstreckers beobachtet man nur 
auf der mittleren Partie der Vorderfläche des Sprunggelenks, 
dem einzigen Punkt, wo die Sehnenscheide sich erweitern 
kann. Sie ist seltener als die Galle des Fesselbeinstreckers, 
welche ihren Sitz auf der Aussenseite des Gelenkes, ganz an 
seinem unteren Rande hat. Ausnahmsweise dehnt sie sich 
über die Vorderfläche des Gelenks aus und erweitert die 
Sehnenscheide derart, dass sie eine grosse, weiche, fluktuirende 
Geschwulst bildet, welche die Bewegungsfähigkeit ernstlich 
stört, Zur Behandlung der Gallen empfiehlt Cadeäc die An¬ 
wendung des durchgehenden Punktfeuers oder Jodinjectionen., 
als die besten Mittel. 

(Journal de m6d. vet. et de zoot., Juli 1900.) . 


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213 


Ueber Jodkaiium-Wirkungen bei Euterinfusionen. Von 

vielen Praktikern wird über entzündliche Komplikationen im 
Euter bei der Behandlung des Kalbefiebers nach Schmidt- 
Kolding berichtet. Diese unangenehmen Nebenwirkungen des 
Jodkaliums sind nach Coremans meistens der Unreinheit oder 
Zersetzung des Jodkaliums zuzuschreiben, nicht, wie vielseitig 
angenommen wird, einer Infection mittels der verwendeten Instru-, 
mente oder mitinjicirter Luft. Selbst chemisch reine Lösungen 
zersetzen sich mit der Zeit unter Gelbfärbung und Oxydation 
des Jods. Solche zersetzte Lösungen wirken dann reizend 
auf das Eutergewebe. Bei Verwendung nur frischbereiteter, 
völlig reiner Lösungen kommen nach C. niemals Euteraffec- 
tionen vor. — Im Uebrigen stehe der therapeutische Werth 
des Schmidt’schen Verfahrens ausser aller Frage. 

(Annales de med. vefc. Mai 1900.) 

Schmidt -Dr. Simader. 


Bücherschau. 

Medicinische Terminologie, enthaltend die Ableitung und Er¬ 
klärung der gebräuchlichsten Fachausdrücke aller Zweige der 
Medicin und ihrer Hilfswissenschaften von Dr. W. Guttmann. 
I. Abtheilung (Bog. 1 — 10) 4 Mk. Wien —Berlin 1901, Ver¬ 

lag von Urban & Schwarzenberg. 

Zum ersten Male in der deutschen Litteratur wird mit vor¬ 
stehendem Werke der Versuch gemächt, die Ableitung und Er¬ 
klärung der gebräuchlichsten Fachausdrücke der gesammten modernen 
Medicin und Naturwissenschaften, letztere soweit sie für Mediciner 
in Betracht kommen, zu geben. Das Werk soll etwa 80 Bogen 
umfassen Und in drei Abtheilungen erscheinen. 

Wie die vorliegende I. Abtheilung zeigt, muss der Versuch 
des Verfassers als wohlgelungen bezeichnet werden. Neben der 
erforderlichen Etymologie wird jedem Stichwort eine der Bedeut¬ 
ung desselben entsprechende Erklärung beigefügt und hierbei ge¬ 
legentlich den verschiedenen Bedeutungen der Worte, z. B. im 
physikalischen oder medicinischen Sinne, Rechnung getragen. Sehr 
zweckmässig ist auch das Verfahren, an geeigneten Stellen die 
Autoren anzugeben, welche die betreffende Bezeichnung in die 
Medicin eingeführt haben, z. B. Cirrhose (Laennec) u. dgl. 

Da das Werk für Aerzte wie für Thierärzte von Bedeutung 
ist, wäre es sehr wünschenswerth, wenn in den folgenden Ab¬ 
theilungen noch mehr Bezeichnungen aus der vergleichenden Pa¬ 
thologie berücksichtigt würden. Schon jetzt aber darf ausge¬ 
sprochen werden, dass sich der Herr Verfasser durch seine Arbeit 


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ein Verdienst bei Alt und Jung in der Medioin erworben bat. 
Wir wünschen dem von der Verlagsbuchhandlung in bekannter 
Art ausgestatteten Werke die weiteste Verbreitung auch in thier- 
ärztlichen Kreisen. Schneidemühl (Kiel). 


Compendium der Arzneimittellehre für Thierärzte von 
OttoRegenbogen, Professor an der thierärztlichen Hochschule 
in Berlin. Verlag von August Hirschwald—Berlin 1901. 

Das Compendium ist zunächst für die Studierenden zur Vor¬ 
bereitung auf die Prüfung in der Arzneimittellehre bestimmt. 

Bei der Eintheilung der Arzneimittel hielt sich der Verfasser 
an ihre physiologische und therapeutische Zusammengehörigkeit 
und Iheilt sie demgemäss ein in örtlicb-wirkende Mittel: Abführ¬ 
mittel, wurmabtreibende Mittel, Brechmittel u. s. w. Ausser den 
im Arzneibuche für das Deutsche Reich aufgeführten Mitteln be¬ 
spricht Verfasser noch mehrere andere wichtige Arzneimittel, welche 
derzeit in der Thierheilkunde Anwendung finden: endlich sind in 
dem Compendium am Schlüsse noch die Tabellen B und C des 
deutschen Arzneibuches sowie eine Löslichkeitstabelle beigegeben. 

In übersichtlicher, knapper, klarer Weise behandelt Verfasser 
die Darstellung, Zusammensetzung, die Bestandtheile, Eigenschaften, 
Wirkung und Anwendung der Arzneimittel. Bei Besprechung der 
pflanzlichen Arzneimittel ist auch je die Stammpflanze angegeben. 

Da das Compendium den Studirenden den Kern desseq, was 
sie über die Arzneimittellehre wissen müssen, bietet, wird es ihnen 
an sich ein sehr willkommener Rathgeber sein ; zudem erleichtert 
es ihnen aber auch das Studium des umfassenden musterhaften 
Werkes über Arzneimittellehre von Fröhner. 

Wenn der Verfasser sagt, „das Compendium dürfte sich auch 
zur schnellen Information für praktische Thierärzte eignen“, so 
möchten wir korrigirend bemerken, dass es sich gerade auch für 
den Praktiker zu diesem Zwecke vorzüglich empfiehlt. A. 


Stand der Thierseuchen in Bayern am 20. April 1901. 

a) Rotz (Wurm). 

Niederbayern: Yilsbiburg 1 Gern. (1 Geh.). 

b) Maul- und Klauen-Seuche. 
Oberbayern 5 Gern. (19 Geh.); OberpfalzÖ Gern. (5 Geh.); 
Oberfranken 11 Gern. (13 Geh.); Mitt e 1 fran ken 4 Gern. 
(19 Geh.); Unterfranken: 1 Gern. (1 Geh.); Schwaben 
13 Gern. (26 Geh.). 

c) Schweineseuche (Schweinepest): 
Oberbayern 1 Gern. (1 Geh.). 


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215 


Hanl- and Klaaen-Senche in Schlacht- und Yiehhöfen. 

Es ist gemeldet: am 16. April der Ausbruch in Mahlhausen; am 
17. April das Erlöschen zu Nürnberg, das Erlöschen zu München; am 
21. April das Erlöschen zu Mahlhansen. 


Personalien. 

Der kgl. Bezirksthierarzt Dicas von Schongau wurde auf Ansuchen 
nach Weilheim versetzt; der approb. Thierarzt Ludwig Bierling aus 
Dorfen ist bei dem kgl. Bezirksthierarzt Edel in Erding (Oberbayern) 
als Assistent eingetreten; der Distriktsthierarzt Albert Gebhard in 
Arnstein zum Bezirksthierarzt in Grafenau (Niederbayern) ernannt. 


Bekanntmachung. 

Die Stelle des Bezirksthierftrztes für das k. Bezirksamt Regen 
kommt mit 1. Mai ds. Js. in Erledigung. 

Bewerber haben ihre an das k. Staatsministerium des Innern ge¬ 
richteten, vorschriftsmässig zu belegenden Gesuche 

bis längstens 16. Mai ds. Js. 

bei der ihnen Vorgesetzten k. Regierung, Kammer des Innern, einzureichen. 


Junger Thierarzt, der schon als Assistent u. Vertreter thätig 
war, sucht ab 15. Mai od. 1. Juni a. o. Stelle als Assistent bei einem 
Herrn Bezirksthierarzt (am liebsten im Gebirge). Gefl. Off. u. J. L. B. 
bef. d. Exped. d. Bl. 2(2) 


Approb. Thierarzt wird wegen erlittenen Unfalles unter gün¬ 
stigen Bedingungen per sofort auf etwa 6 Wochen zur Vertretung 
gesucht. Gefällige Offerten erbittet Distriktsthierarzt Z i n c k in Feucht¬ 
wangen. (1) 


Tannalbin veterin. (Knoii) 

prompt und sicher wirkendes Mittel 

gegen Durchfälle der Pferde, Fohlen, Rinder, Kälber etc. 

Brochüren mit den Berichten hervorragender Thierärzte, Gestüts- 
6(26) Verwaltungen etc. zu Diensten. 

Verkauf durch die Drogenhandlungen und Apotheken 

Knoll & Co., chem. Fabrik, Ludwigshafen a. Rh 


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216 



Hauptner-lnstrumente 

kauft jeder Thierarzt am besten direct aus der Fabrik, weil 
er sich hierdurch besondere Vortheile sichert, die durch den 
Zwischenhandel nicht gewährt werden können. 

Die Instrumenten - Fabrik H. Hauptner, Berlin 
NW., Luisenstrasse 53, erzeugt ausschliesslich thier¬ 
ärztliche Instrumente in grossem Umfange. Trotzdem der 
Bedarf an thierärztlichen Instrumenten naturgemäss kleiner ist 
als der an human-chirurgischen Instrumenten, ist die Fabrikation 
der Firma Hauptner grösser als die irgend einer Instrumenten- 
Fabrik, welche ihre Erzeugnisse an Aerzte liefert. 

Auf der Weltausstellung Paris 1900 wurde der einzige 
Grand Prix der Klasse Chirurgie den thierärztlichen 
Instrumenten von H. Hauptner zuerkannt; Hauptner’« 
Apparate für Thierzucht uud -Pflege wurden durch die 
Goldene Medaille ausgezeichnet. 

Die Instrumenten-Fabrik H. Hauptner hat in Deutschland 
weder Filialen noch Vertreter; es ist deshalb erforderlich, Anfragen 
und Aufträge stets direct an die Fabrik zu richten. 

Hauptner’s Instrumenten-Katalog 1900 in deutscher, fran¬ 
zösischer und englischer Sprache, Gross 4 °, 244 Seiten mit 8000 
Abbildungen nebst Original-Bilderwerk „Die Thierärztlichen Lehr¬ 
anstalten der Welt an der Jahrhundertwende“, bestehend aus 
123 Autotypien auf 25 Kunstdruckblättern mit Angaben über 
Studien Verhältnisse, Vorbildung, Frequenz etc., ist allen Thierärzten 
kostenfrei übersandt worden. 

Telegramm-Adresse: „Veterinaria“. 


Lysoform ungiftiges, nicht ätzendes, neues Antisepticum k Ko. 3,50 M>. 
Bacillol offen und in Originalpackung. 

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und alle Vet.-Medikamenie in zuverlässigen Qualitäten empfiehlt billigst 
Fabrik ehern, pharm. Praep. von Dr. H. Unger, Würzburg 


Verantwortliche Redaktion : M. A1 b r e c h t. 
Expedition und Druck von J. Gotteswinter, München. 


Für die Redaktion bestimmte Sendungen sind an Professor 
Alb recht, Veterinärstr. 6/i, zu richten. D. Red. 


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für 

ThierheiLkunde und Viehzucht 

Unter Mitwirkung bewährter Fachmänner 

herausgegebeu von 

M. Albrecht und Ph. J. Göring. 

45. Jahrgang. München, den 7. Mai 1901. Nr. 19. 

Inhalt: Kitt, MalleYn-Impfungen,in Bayern. (Schluss.) — Referate. — 
Bücherschau. — Personalien. — Inserate. 


Mallein-Impfungen in Bayern. 

Von Professor Dr. med. Kitt. 

(Schluss.) 

Jedoch ist weiters eine kleine Zahl, kaum ehr Dutzend 
Fälle, durch mündliche und briefliche Mittheilung zur Eenntniss 
gekommen, wo eine nach Impfung aufgetretene kurz dauernde 
oder nur ein Grad erreichende Hyperthermie es zweifelhaft 
liess, ob das Thier rotzkrank sei oder nicht; in einem Theil 
dieser Fälle konnte eine Nachimpfung den Entscheid über 
das Nichtrotzigsein des Thieres bringen; zum anderen Theil 
wurde solch wiederholte Vornahme der Mallei'nprobe leider 
unterlassen. 1 ) 

Es ist bemerkenswert!^ dass unser Maliern, welches in 
der Dosis von 1 — 2 ccm bei rotzkranken Pferden Reactionen 
bedingte» bei gesunden Pferden selbst in der Dosis von 5, 
10 und 15 ccm keine febrile Hyperthermie hervorrief; Herr 
Thierarzt Martin aus Strassburg, welcher die Gefälligkeit 
hatte, bezügliche Proben in unserem Institut anzustellen, 
impfte vier Yersuchspferde mit diesen grossen Dosen und 
constatirte keine über 38,7hinausgehende Temperatursteigerung. 

Bei solchen Ergebnissen der Malleinproben, und da mit 
dem Mittel kein Schaden gestiftet werden kann, wofern man 
in der Beurtheilung des Effektes und Anwendung des Mittels 


*) Es würde zu weit führen, alle mit unserem Mallein gemachten 
Versuche aufzuzäblen, auch bin ich über die letzterwähnten zweifelhaften 
und negativen Fälle nicht hinreichend informirt, da einzelne der Herren 
Besteller nähere Mittheilungen über den Verlauf der Maileinprobe mir 
nicht zugehen Hessen, oder wegen Zeitmangels die thermometrisohe Prüf¬ 
ung nur unvollständig, nur einige Stunden hinduroh au6führen konnten. 


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218 


vorsichtig ist, besteht kein Anlass, sich dieses Diagnostikums 
nicht zu bedienen/ In zweifelhaften Fällen wird man eben 
nicht auf die erstmalige ßeaction gleich die Tödtung solchen 
Pferdes beantragen, sondern später die Malleinprobe wieder¬ 
holen und nur im Zusammenhalt mit allen übrigen Anzeichen 
und Nebenumständen die Diagnose erwägen. Jedenfalls 
bleibt das wiederholte Nichtreagiren eines wegen Nasenaus¬ 
fluss etc. rotzverdächtigen Pferdes ein guter Mitbeweis für 
eine andere Diagnose. 

Es sind zwar in der Litteratur einige Fälle registrirt, 
wonach auch rotzige Pferde nicht reagirt haben sollen; Was 
daran Schuld war, vielleicht die Malleinsorte, entzieht sich 
der ßeurtheilung. Derartige Fehlergebnisse drängen zu weiteren 
Forschungen und Beobachtungen, wesshalb die Mittheilung 
der kleinen obigen , Versuchsgruppe aus Bayern sich recht¬ 
fertigt. Im Sonstigen ist an den Tausenden von Mallein- 
versuchen, welche in Frankreich und Ungarn bis in die letzte 
Zeit herein durchgeführt wurden, der Nutzen dieses Diagno¬ 
stikums so ersichtlich geblieben, dass die Grundsätze für die 
Beurtheilnng des Werthes der Probe und des daran sich 
knüpfenden Tilgungsverfahrens, wie sie von Nocard, Foth, 
Schindelka, Preusse und Anderen aufgestellt wurden, 
sich nur wenig geändert haben. Man erkannte bezüglich der 
Abschätzung dessen, was typische ßeaction ist, dass die 
Temperatursteigerung bei rotzigen Pferden nicht 
jedesmal d oppelgipf lig verläuft und ist davon ab¬ 
gekommen, Pferde, welche gar keine rotzverdächtigen Sym¬ 
ptome zeigen, sondern nur der Ansteckung verdächtig sind^ 
auf die erste ßeaction hin tödten zu lassen. In seiner un¬ 
übertrefflich klaren, alle Ein wände mit Sachkenntnis illu- 
strirenden Weise hat N ocard die besten Direktiven hierzu 
gegeben. 1 ) 

' In Bayern prakticireode Thierärzte erhalten das Mall ein 
fertig zur Injection hergerichtet auf briefliche Bestellung, 
welche an die Adresse: Seuchenversuchsstation der 
thierärztlichen Hochschule, München, Veterinär¬ 
strasse 6, zu richten ist, und gegen Einsendung einer 20 
Freimarke für Porto und Verpackung des Malleins. 

Ueber die bei der Impfung zu beachtenden ßegeln habe 
ich in Friedberger-Fröhners Lehrbuch der klini¬ 
schen Untersuchungsmethoden, III. Auflage (F. Enkes 
Verlag 1899), Anweisung und weitere Litteratur angegeben; 

0 La prophylaxie de la morve du cheval. Recueil de med. veter,. 
15. Nov. 1897. 


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219 


Die Mallei'nprobe kann nur dann einen Anhaltspunkt 
liefern, wenn sie richtig und vollständig gemacht wird; wem 
die Zeit fehlt, die zweistündigen Temperaturmessungen über 
einen ganzen Tag hin durchzuführen, unterlasse lieber den 
Versuch, weil eine zu früh abgebrochene Temperaturskala 
werthlos ist und die halb aufgewendete Mühe sich nicht lohnt. 
Anweisung zur Mallei'nprobe. 

Einen oder zwei Tage hindurch vor der Einspritzung des Mittels 
wird in zweistündigen Zwischenrftumen die Mastdarmtemperatur des Pferdes 
bestimmt. Sohindelka und Foth halten diese längere Yorbestimmung 
nicht für nothwendig, sondern erachten es für genügend, die Temperatur 
zu bestimmen, welche unmittelbar vor der Impfung besteht. 
Jedenfalls ist es zweckmässig, ersteres, somit beides zu thun. Man er¬ 
fährt dadurch einmal, ob das Pferd überhaupt fieberlos ist, ferner die 
mittlere Temperatur und die normale Maximaltemperatur des Thieres, 
ebenso die letzte Temperatur vor der Impfung und hat also zur späteren 
Beurtheilung des MalleYueffectes, bei welchem es sich hauptsächlich um 
die Eigenwärme handelt, Alles in dieser Richtung zur Verfügung. Die 
Berechnung der Reaction kann sich dann um so mehr an die letzte, d. h. 
die unmittelbar vor der Impfung bestehende Temperatur, welche als fixer 
Punkt für die Beurtheilung der Reactionshöhe gilt, halten. 

(An der Standsäule hinter dem Pferde bringt man einen Zettel an, 
um die Ergebnisse der Messungen daran zu notiren.) 

Man bendtze bei einem Thier immer das nämliche Thermometer. 

Die Einspritzung wird gewöhnlich am Morgen (7—8 Uhr) vor¬ 
genommen, von da ab muss alle 2 Stunden, besser noch jede 
Stunde, mindestens bis naoh Ablauf von 24 Stunden, die Temperatur 
gemessen werden. 

Andererseits ist es auch vorteilhaft, die Einspritzung Nachts 
zwischen 10 und 12 Uhr zu machen und mit der Temperaturmessung 
Morgens 4 bezw. 6 Uhr zu beginnen, wonach diese bis Nachts 10 bezw. 
12 Uhr in 2 ständigem Tempo fortgesetzt wird. 

Die Temperatur muss eben so lange geprüft werden, bis die un¬ 
mittelbar vor der Impfung bestandene Eigenwärme resp. gewöhnliche 
Maximaltemperatur naoh 24 Stunden wieder erreicht ist; bei manchen 
Impflingen ist eine Fortsetzung der Messungen bis zu 3X24 Stunden 
in alsdann 3 ständigen Intervallen angezeigt, weil ihre febrile Reaction 
sieh länger hinauszieht. 

Die Malleininjectionen müssen unter Anwendung jener Masfiregeln 
erfolgen, welche die Uebertragung der Rotzkrankbeit durch die Hantir- 
ungen des Thierarztes und durch die zu impfenden Pferde verhindern. 

Der Impfstoff selbst gibt, weil alle Rotzbacillen in demselben ab- 
getödtet und duroh Filtration eliminirt sind, niemals die Ansteckung. 
Dagegen könnte die Impfcanüle, wenn sie unvermittelt einem Pferde nach 
dem andern applicirt wird, durch den Contact mit der Haut eines rotz¬ 
kranken Pferdes Träger des Virus werden, sie ist daher, wie erwähnt, zu 
sterilisiren. Womöglich mache man die Impfung im Freien an den isolirt 
von einander gehaltenen Pferden; selbstverständlich wird der Thierarzt 
nach Berührung eines rotzverdächtigen Pferdes sich die Hände entsprechend 
reinigen und desinficiren. 

Zur Injeotion kann jede bessere Pravaz’ sohe Spritze benützt 
werden. Man desinfioirt diese und die Oanüle durch Ausspülen in 5°/oigem 
Carbol wasser oder Alkohol und spült mit kochend heissem Wasser oder 
mit frisch abgekochtem, wieder kalt gewordenem Wasser nach. 


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220 


Wenn viele Pferde in einem Bestände geimpft werden sollen, ver¬ 
fährt man, wie es Sohindelka angegeben, in dem man den Korkpfropf 
des mehrere Dosen enthaltenden Glasfläschchens mit der Nadel einer 
Injectionsspritze durchbohrt, verhüllt den Kork und den Canfllenansatz 
mit Watte und begibt sich an den Ort der Impfung. Zur Vornahme der 
Impfung wird dann die Injectionsspritze an den Ansatz des im Korke 
steckenden Stachels gesetzt, der Impfstoff eingezogen, die Spritze ab¬ 
genommen, mit einer desinficirten frischen zweiten Injectionsnadel armirt 
und die Injection vorgenommen. Auf diese Weise, bei welcher man jedes¬ 
mal die Impfnadel durch Eintauchen in siedendes Wasser oder 5°/o iges 
Carbolwasser desinficirt, bleibt der Impfstoff rein, uad entgeht man dem 
Vorwurfe, durch den Impfact selbst von Pferd zu Pferd die Rotzkrankheit 
zu übertragen iSchindelka). 

Als Impfstelle wählt man eine Halsseite, die Vorbrust, Brustwand 
oder Schultergegend; meistens wird die linke Halsseite der Handlich¬ 
keit wegen benützt (falls aber starke Oedeme nach der Impfung sich ein¬ 
stellen und auf die Luftrohrengegend sich erstrecken, kann die Wahl 
dieser Applicationsstelle etwas Sorge machen). 

Als Rotz declarirende Reaction gilt diejenige Temperatursteigerung, 
welche in typischem Verlaufe mindestens einen Grad über die innerhalb 
24 Stunden vorher bestandene Maximal te mp erat ur und zwei Grade 
über die Unmittelbar vor der Impfung bestandene Temperatur hinansgeht. 

Als typisch ist der Verlauf zu betrachten, wenn die Temperatur 
eine gestreckte, zuweilen zweimal culminirende Bogenlinie darstellt, deren 
aufsteigender Theil in der Regel etwas steiler ist als der absteigende 
(Schindelka, Hutyra und Preisz, Foth). Es steigt also die Tem¬ 
peratur rasch oder allmählig bis zur entsprechenden febrilen Höhe, sinkt 
dann um einige Decigrade, um sich sofort wieder auf die vorige febrile 
Höhe oder sogar darüber hinaus zu erheben und dann langsam abzufallen. 

Wird die Körpertemperatur eines Pferdes schon vor der Impfung 
fieberhaft erhöht gefunden, so ist der Effect der Impf ung unsicher 
zu beurtheilen und daher solche zu unterlassen, bis die Temperatur 
entsprechend nieder steht (da jedoch rotzkranke Pferde schon gewöhnlich 
eine fieberhafte Temperatur von 39—39,4 haben, kann die Reaction den¬ 
noch sehr anschaulich werden). 

Die Zeit des Eintrittes der Reaction liegt je hach dem In¬ 
dividuum früher oder später nach der Impfung. 

Es kann der Beginn der Reaction schon in der 3. Stunde oder auch 
erst in der 15. Stunde nach der Impfung zu beobachten sein; das erst¬ 
malige Maximum der Steigerung ist zumeist zwischen der 6.—14. Stunde, 
die zweitmalige Steigerung zwischen der 18.—22. Stunde nach der Impfung 
wahrzunehmen. Der vollständige Rückgang der febrilen Hyperthermie 
findet meist schon in 24 Stunden, zuweilen erst in 30—40 Stunden statt. 

Steigt die Körperwärme in typischem Verlaufe um 1,3—1,9° C. 
über die unmittelbare Vortemperatur oder 0,5 über die frühere Maximal¬ 
temperatur, so ist die Reaction unsicher und bedarf das Pferd einer 
Nachimpfung (s. u.) 

Eine typische Temperatursteigerung auf nur 1,2° (über die unmittel¬ 
bar vor der Impfung bestandene Temperatur) und alle atypischen 
Erhöhungen der Eigenwärme lassen einen Schluss auf Vorhandensein 
von Rotz nicht z u. 

Als atypisch ist jede plötzlich auftretende steile Temperatur¬ 
erhöhung anzusehen, welche ebenso rasch oder auch langsamer abfällt, 
aber von keiner zweiten Exacerbation gefolgt ist, oder wo eine zweitmalige 
Erhebung so niedrig liegt, dass sie dio Temperatur vor der Impfung nur 
um einige Zehntelgrade überragt (Schindelka, Foth). Sind die be- 


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221 


treffenden Pferde der Ansteckung oder der Seuche verdächtig, so bedürfen 
sie der Nachimpfung. Die atypische Temperatursteigerung, welche auch 
über 2° C. erreichen kann, tritt meist schon ungemein rasch, 2—4 Stunden 
nach der Impfung ein, in manchen Fällen jedoch erst 9 Stunden nach der 
Impfung. Derartige atypische Hyperthermien sind aber in der Regel nur 
nach starken Mallei'ndosen zu beobachten (Schindelka); bei den schwä¬ 
cheren bleiben sie aus, wesshalb sich empfiehlt, von dem Trockenmallein 
die Dosis von 0,05 beizubehalten. 

Ausser der thermischen Reaction kommt in vielen Fällen auch noch 
eine organische Reaction (Nocard), eine locale und Allgemein¬ 
wirk ang des Malleiße zu Stande; dieselbe ist jedoch diagnostisch fast 
gar nicht verwerthbar, da sie inconstant, individuell sehr verschieden, 
auch von der Concentration, von Verunreinigungen und Nebenproducten 
im Maliern abhängig ist (Johne, Schindelka). Es kommen diese 
organischen Reactionen ebensowohl bei nichtrotzigen, wie bei rotzigen 
Pferden vor. 

Die örtliche Reaction besteht in der Entwicklung eines mehr oder 
weniger beträchtlichen entzündlichen Oedems im Bereich der Impfstelle, 
welches indess binnen kurzer Zeit wieder verschwindet. — Abscesse und 
Phlegmone bilden sich nur, wenn man unreinlich manipulirt hat. — Die 
Allgemeinreaction, welche der Ausdruck einer Giftwirkung des Malieins 
ist 1 ), äussert sich in sehr variablen Graden. Es kommt dazu, dass die 
Pferde eine hochgradige Abspannung und Mattigkeit erlangen. Die Fress¬ 
lust wird aufgehoben, Muskelzittern, .selbst Schüttelfröste werden beob¬ 
achtet ; die Pferde in solchem. Reactionsstadiura ähneln dummkollerischen 
oder pferdestaupekranken Thieren, lassen den Kopf hängen, halten die 
Augen ganz oder halb geschlossen, zeigen gesträubte Haare, kühle Haut, 
schwachen Puls. Nicht selten bekommen sie Kolikerscheinungen, Geifern, 
stärkere Defäcation, Polyurie, Athmungsbeschwerden, verschärftes Vesi- 
culärathmen, feuchte Rasselgeräusche, serösen, oft reichlichen Nasenaus¬ 
fluss und Husten (Alles auch die nichtrotzigen Pferde). (Schindelka.) 

Dass die erwähnten Nebenerscheinungen zum Theil von der Dosis, 
zum Theil von der Fabricationssorte des Maileins abhängig sind, geht be¬ 
sonders aus Schinde lka’s Mittheilungen hervor, insofern bei kleinen 
Dosen wohl die characteristische thermische Reactioa eintrat, aber Neben¬ 
erscheinungen fehlten, und ferner bei grösseren Dosen des Preisz’schen 
Malleins die Nebenerscheinungen ganz ausblieben, während sie bei Foth- 
schern Mallein (gr. D.) fast nie zu vermissen waren. 

Die Nachimpfungen der unsicher reagirt habenden Pferde sollen 
nicht früher als 14 Tage nach der erstmaligen Impfung in- 
scenirt werden. Aus den gründlichen Erfahrungen, welche Schindelka 
und Foth sammelten, hat sich ergeben, dass die Resultate der Nach¬ 
impfungen um so zuverlässiger werden, je grösser der Zeitraum ist, der 
zwischen den beiden Impfungen liegt, ln kurzer Folge, 1 oder 2 Tage 
nach der ersten Impfung unternommen, liefern sie einerseits der ersten 
Impfung gleichwerthige Resultate, geben aber anderseits zu einer Cumula- 
tion der Wirkung Anlass, welche Schlussfolgerungen nicht gestattet. Nach 
14 Tagen, besser noch erst nach 4—6 Wochen versucht, bringen 
sie ausschlaggebende Werthe. characteristischer Reaction oder negativen, 
das Nichtvorhandensein des Rotzes bestärkenden Verlauf der Impfung 
zur Schau. 

Bei letzterer ungenügender oder ausbleibender Reaction empfiehlt es 
sich, nach 6 Wochen noch eine dritte Nachimpfung zu bewerk¬ 
stelligen. 


*) MalleYn hat toxische Wirkung auf gesunde Katzen. 


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222 


In der Regel ist eine Erhöhung der Dosis bei den Nachimpfungen 
nicht erforderlich, sind aber bei den Erstimpfungen die kleinen M.-Doseo 
zur Anwendung gekommen, so ist eine geringfügige Erhöhung zweck¬ 
dienlich (Foth. Johne); Yon Mall. sico. um 0,01 g, von Mall, crudum 
0,1—0,2 ccm. 

Die Nachimpfungen werden nach demselben Modus erledigt und 
ihr Resultat beurtheilt, wie es ffir die Erstimpfung beschrieben ist. 

Haben auch bei der dritten Impfung eines verdächtigen Bestandes 
die Pferde eine Malleinreaction nicht gezeigt, so wird nach Foth dar 
Bestand als seuchenfrei zu erklären und somit sohon nach 3 Monaten 
die Sperre aufzuheben sein. 

Diejenigen Herren, welche Mallem von uns bezogen 
haben, werden gebeten, die Temperaturtabellen mir 
zuzusenden und wenn möglich, die krank befundenen Organe 
der wegen Rotzverdacht getödteten Pferde (gut ver¬ 
packt) an die Seuchen versuchsstatio n gelangen zu 
lassen (was unfrankirt geschehen kann, andererseits werden 
die Auslagen für solche Sendungen im Betrage bis zu drei 
Mark von dem Institute gerne ersetzt, da Rotzpräparate für 
die Unterrichtsdemonstration immer werthvoll sind). 


Referate. 

Heilung von Lahmheiten durch subcutane Injectionen 
von Terpentinöl. Gagny wendet solche Injectionen an 
Stelle der Yesicantion und des Feuers mit vorzüglichem Er¬ 
folg an, besonders bei Schulterlahmheiten. Er benutzt dazu 
das offene 01. Terebinth., welches 10:1 mit einer 10°/oigen 
Lösung von Guajacol in absolutem Alcohol vermischt wird. 
Beinahe in der Mitte der Schulter macht er vier Injectionen 
von je 1 gr, zwei vor und zwei hinter der Schulterblattgräte. 
Darnach kommen die Thiere in eine grosse Box ohne weitere 
Behandlung, eventuell zwei Monate lang. Ueber die Folgen 
der Injection darf man nicht erschrecken: Einige Pferde be¬ 
kommen Schwindelanfälle, andere versagen tagelang Futter 
und Getränkeaufnahme; auch nimmt die Anschwellung manch¬ 
mal bedeutenden Umfang an. — Eine Reihe mit anderen 
Mitteln unheilbarer, aufgegebener Pferde konnte Gagny auf 
diese Weise wieder hersteilen. 

(Recueil de m6d. yet. 28, Feb. 1901.) 


Acute Polyarthritis postpartum bei Kuben. Moussu 
hat 1894 eine interessante pathologisch-anatomische Studie 
über dieses Leiden veröffentlicht, in welcher als wesentliches 
Unterscheidungsmerkmal dieser Gelenkaffection von anderen 
hervorgehoben wird, dass sie beinahe niemals eitrig, sondern 
regelmässig exsudativ oder plastisch verläuft. — Leblanc 


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223 


und Bittard beschreiben nun zwei Fälle dieses Leidens in 
klinischer und anatomischer Hinsicht. Die Thiere bekommen 
im Anschluss an Läsionen der Oeburtswege äusserst schmerz¬ 
hafte Gelenkanschwellungen, besonders der Extremitätengelenke 
und liegen, unvermögend sich zu erheben, auf dem Boden. 
In den afficirten Gelenken zeigt sich die Synovia erfüllt von 
diphtheritischen Häuten und Gerinnseln, die Gelenkknorpel 
sind geschwollen und entzündet. In Lunge und Leber finden 
sich eiterige Herde. 

L. und B. weisen auf den engen Zusammenhang der 
Krankheit mit Affectionen der Geburtswege hin und erklären 
die erstere für eine zweifellose Infection von den letzteren aus. 

(Journal de m6d. v6t. et de zoot., April 1900.) 


Die Anwendung des Serum Marmorek gegen Anasarca 
im Gefolge einer infectiösen Pneumonie beim Pferde. Bei 

einem sechsjährigen, an infectiöser Pneumonie erkranktem 
Pferde trat am neunten Tage Anasarca auf. Das andern Tags 
angewandte Serum Marmorek führte zu einer raschen Besser¬ 
ung des Zustandes. Während der ersten fünf Tage wurden 
Dosen von 30ccm, am sechsten und siebenten Tag je 
20ccm, -und am achten Tage 10ccm injicirt. Bereits am 
vierten Tage liess die hochgradige Röthung der Nasenschleim¬ 
haut nach, die Petechien verschwanden und das Allgemein¬ 
befinden besserte sich zusehends. Die bedeutenden Anschwell¬ 
ungen wurden resorbirt ohne Anwendung irgend welcher 
ableitender oder zertheilender Mittel. (Yergl. diese Wochen¬ 
schrift 1899, Seite 111 und 115.) 

(Bourges, Revue v6t. Mai 1900.) 


Die Tuberculose des Esels. Die natürliche Tuberculose 
des Esels ist eine Seltenheit. Ihr thatsächliches Vorkommen 
ist aber unwiderlegbar von Nocard und von Blanc (1898) 
festgestellt. Nach Ansicht mehrerer Pathologen ist die ex¬ 
perimentelle Ansteckung so ziemlich unmöglich, wogegen 
Nocard hiefür den Beweis erbrachte. Er zeigte, dass 

1. es möglich ist, den Esel durch intravenöse Injection 
von Menschen stammender Reinculturen zu inficiren; 

2. sich die Veränderungen ausschliesslich auf die Lunge 
beschränken, und zwar in Form tuberculöser Granu¬ 
lationen ; 

3. die letzteren den typischen histiologischen Bau des 
Tuberkels zeigen; 


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224 


4. die Infection gut ertragen wird und die Tuberkel nach 
mindestens zwei Monaten spontan fibrös werden; 

5. auch beim Esel eine typische Tuberculinreaction eintritt 
und, wie beim Rinde, eine gewisse Gewöhnung an 
dasselbe vorkommt. 

(Arloing, Journal de med. y£t. (Mai 1900.) 

Schmidt—Dr. Simader. 

Ueber Hanfkuchen. In einer Specialstudie, welche Dr. 
A. Lemcke über diesen Gegenstand veröffentlicht, spricht er 
die Ueberzeugung aus, dass die bisher vielfach erzielten Miss¬ 
erfolge mit Hanfkuchenfütterung wohl hauptsächlich an der 
ungeeigneten Fütterungsweise lagen. Der Proteingehalt der 
Kuchen ist nämlich annähernd so hoch wie der der Rüb- 
kuchen, aber das Eiweiss befindet sich in Mischung mit sehr 
schwer verdaulichen Kohlehydraten; es kann sich desshalb 
eine Hanfkuchenfütterung nur dort bewähren, wo gleichzeitig die 
leicht verdaulichen Kohlehydrate von Rüben, Kartoffeln u. s. w. 
verfüttert werden. 

In erster Linie bildet Hanfkuchen ein gutes Haferersatz¬ 
mittel für ausgewachsene Pferde; es soll aber nicht mehr als 
1—l i /2 kg pro Tag und Stück verabreicht werden. Ferner 
hat er sich neben Hackfruchtfütterung bei Schafen bewährt; 
allerdings sind auch zwei Fälle bekannt, in denen er Ver- 
lemmen hervorrief. Milchkühe dürfen nur geringe Mengen 
erhalten, wenn der Geschmack der Milch unverändert bleiben 
soll und wenn auf gute Butterqualität Werth gelegt wird. 
Mutterthiere gaben ohne geeignetes Beifutter (Rüben) eine zu 
dicke Milch, die zu Verdauungsstörungen führen kann. An 
Mastvieh ist der Kuchen bis zu 2 x /2 kg pro Kopf und Tag 
ohne Schaden gegeben worden; minderwerthige Qualitäten 
bilden in gekochtem Zustande auch ein Mastfutter für Schweine. 

Eine absichtliche Verfälschung ist durch die ganze Art 
der Herstellung so gut wie ausgeschlossen. Verschlechterungen 
dagegen kommen nicht so selten vor, insbesondere Ver¬ 
schimmelung, die sich oft nur im Innern des Kuchens findet. 
Verbrannte Kuchen äussern eine abführende Wirkung und 
besitzen keinen oder nur äusserst geringen Nährwerth. 
(Deutsche landwirthschaftl. Presse, 1901, Nr. 26.) Lindner. 

Einige Ersatzfutter für Hafer in dringenden Fällen. (Der 
Pferdefreund, Nr. 10, 1901.) Wenn je möglich, sollte bei der 
Fütterung der Pferde nur ein Theil des Habers durch ein 
anderes Kraftfuttermittel ersetzt werden. Die Ersatzmengen 
liegen etwa zwischen Vs—V 2 der Haferration. Werden nur 


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225 


diese Quanta ersetzt, so darf man auf das Fortbestehen der 
bisherigen Leistungsfähigkeit der Pferde rechnen. 

Bewährt haben sich in diesem Sinne als Ersatzmittel des 
Habers 

2 kg Erdnusskuchen für 3 kg Haber 

0,75 „ Cocusnusskuchen „ 1 „ „ 

1 „ getrocknete Biertreber „ l 1 ^ „ „ 

1 » » Schlempe „ l 1 /4 » » 

Als empfehlenswerth wird angegeben, bei der Benützung 
der Erdnusskuchen, die von den aufgeführten Ersatzmitteln 
als das zweckmässigste bezeichnet werden, etwas Cocusnuss¬ 
kuchen mitzufüttern, um die Ration auf den genügenden Fett¬ 
gehalt des guten Habers zu bringen. (Dieser Grund ist 
kaum stichhaltig, da die Erdnusskuchen mehr verdauliches 
Fett — in 100 Theilen 7,2 Theile — als der Haber — in 
100 Theilen 4,3 — erhalten. Ref.). Ueber Mais als Er¬ 
satzmittel für Haber sind die Ergebnisse dar Versuche bei 
Pferden verschieden und im Allgemeinen nicht günstig aus¬ 
gefallen, Verlangt man von den Pferden andauernde Kraft¬ 
leistung, so ist Mais als Ersatzmittel für den Haber am 
wenigsten geeignet; die Pferde zeigen sich bei Maisfütteruog 
zwar gut genährt, schwitzen und ermüden aber leicht. 

Bücherschau. 

Lehrbuch der allgemeinen Pathologie und der allge¬ 
meinen pathologischen Anatomie von Dr. H. Ribbert, 
Professor der allgemeinen Pathologie und pathologischen Ana¬ 
tomie in Marburg. Mit 338 znm Theii farbigen Textfiguren. 
Leipzig, Verlag von F. C. W. Vogel, 1901. 

Die Zahl der Lehrbücher über allgemeine Pathologie und 
pathologische Anatomie ist im Allgemeinen nicht gross, in der 
neueren Zeit fehlt es sogar an geeigneten Werken dieser Art. 
Um so mehr ist es zu begrüssen, in dem vorstehenden Lehrbuche 
diesem Mangel in hervorragender Weise abgeholfen zu sehen. 

Der Herr Verfasser hat es ausgezeichnet verstanden, seinem 
Werke alle diejenigen Eigenschaften zu verleihen, welche beson¬ 
ders der Neuling beanspruchen möchte: Zunächst übersichtliche 
Gruppirnng des Stoffes, leicht verständliche Darstellung, Vermeid¬ 
ung ausgedehnter Erörterung von Controversen, Erläuterung des 
Inhalts durch entsprechende Figuren und Beschränkung auf die 
Besprechung der wichtigsten Thatsachen. 

Diese für jedes zur Einführung in eine Disciplin bestimmte 
Lehrbuch empfehlenswerthen Eigenschaften drücken dem vor¬ 
stehenden seinen Stempel $uf. Ein.Blick in das Inhaltsverzeichniss 


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226 


zeigt, wie übersichtlich und wohlgeordnet der vielseitige Stoff 
bearbeitet ist, Die Yorlesungsform der Darstellung trägt nicht 
unwesentlich zu der lebhaften und ansprechenden Darstellung bei, 
welche an allen Stellen wahrzunehmen ist. Um den in die neue 
Disciplin Einzuführenden nicht zu verwirren, ist nach Möglichkeit 
vermieden, streitige Dinge überhaupt oder nur eingehend zu er¬ 
örtern. Durch eine grosse Zahl vorzüglicher Abbildungen wird 
das im Text Gesagte veranschaulicht und somit dem Yerständniss 
näher gerückt. Schliesslich hat es der Herr Verfasser nach 
Möglichkeit vermieden, durch zu breite Erörterung von Neben¬ 
dingen die Hauptsachen zu benachtheiligen. 

Da die Hauptthatsachen der allgemeinen Pathologie und der 
allgemeinen pathologischen Anatomie des Menschen auch auf der 
Pathologie der Tbiere zutreffen, zum Theil aus dieser gewonnen 
sind, so wird das Werk auch in thierärztliohen Kreisen als zu¬ 
verlässiger Führer in eine der wichtigsten Disciplinen begrüsst 
werden und wir können das von der Verlagshandlung in einer 
ihres Rufes würdigen Art ausgestattete Werk aus voller Ueber- 
zeugung bestens empfehlen. 

Prof. Dr. Schneidemühl (Kiel). 


Personalien. 

Die Verwesung der Bezirksthierarztstelle in Schongau wurde dem 
früheren Verweser der Bezirksthierarztstelle in Traunstein, Armin Fes er, 
die Verwesung der Bezirksthierarztstelle in Krumbaoh dem Thierarzt 
Karl Rauscher—München und die Verwesung der Bezirksthierarztstelle 
in Regen dem Thierarzt Edwin Gutmayr—München übertragen. 


Gauverfoand Nordfranken. 

Die nächste Zusammenkunft findet am Sonntag, den 
19. Mai, Nachmittags im Restaurant Wittelsbach in 
Kulmbach mit Betheiligung der Damen statt, wozu hiemit 
freundliche Einladung mit der Bitte um zahlreichen Besuch 
ergeht. Hohenleitner. 


Bekanntmachung. 

Die Distriktsthierarztstelle in Arnstein (Unterfranken) mit einem 
jährlichen Functionsgehalt von 600 M. ist wieder zu besetzen. Bewerber 
wollen ihre Gesuche unter Vorlage des Approbationsscheines, etwaiger 
Zeugnisse über bisherige Praxis etc. 

big 15. Mai ds. Js. 

bei dem unterfertigten Amte einreichen. 

Karl stadt, ‘29. April 1901. 

Königl. Bezirksamt. 

I. V.: Dr. Schmidt. 


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227 


1 


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Creolin-Hufschmiere. 

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hergestellt. Die anerkannt ausserordent- 
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^ höchsten Maasso bacterienzerstörendes 

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vor Krankheiten zu schützen,. sondern sie auch zu conserviren 
und Hautverletzungen aller Art zu heilen. 

Es empfiehlt sich daher ln allen Fällen 

Creolin-Hufschmiere 

ausschliesslich zu verwenden. 

Aus dem »Pferdefreund« : Die gründliche Deslnfection. der Pferdc- 
stallungen, oder was dasselbe bedeutet, die Vernichtung ansteckender 
Krankheiten in ihrem Keime ist nicht selten von grösserer Wichtigkeit, 
als die thierärztliche Behandlung kranker Thiere. 

Die Wortmarke ,,Creolin“ ist als Waarenzeichen geschützt. Ich warne 
vor Nachahmungen, die ich gerichtlich verfolge. 

William Pearson, cremon 8, Hamburg. 

Preise der Creoliu-Hufschmiere : 

1 Pfund-Dosen per Stück Mk. 1.50 2 Pfund-Dosen per Stück Mk. 2.50 
bei 6 Dosen ,, ,, ,, 1.25 bei 4 Dosen „ ,, ,, 2.25 

5 Pfund-Dosen per Stück Mk. 4.50 
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Verlag von FERDINAND ENKE in Stuttgart. 

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Pathologischen Anatomie der Hausthiere. 

Für Thierärzte und Studirende der Thiermedicin. 

Von Prof. Dr. med. Th. Kitt. 

Mit Beiträgen 

von Prof. F. Gutenäcker und Prof. Dr. W. Schlampp 

an der thierärztlichen Hochschule in München. 

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Zweiter Band. Mit 162 Abbildungen, gr. 8°. geb. M. 17.—; 
in Leinwand geb. M. 18.40. 

JS0F" Der I. Band erschien im September 1900 und kostet geh. M. 16.—; 
in Leinwand geb. M. 17.40. "“^(j 


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NW., Luisenstrasse 53, erzeugt ausschliesslich thier- & 
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als der an human-chirurgischen Instrumenten, ist die Fabrikation \ 
der Firma Hauptner grösser als die irgend einer Instrumenten- § 
Fabrik, welche ihre Erzeugnisse an Aerzte liefert. 

Auf der Weltausstellung Paris 1900 wurde der einzige < 
Grand Prix der Klasse Chirurgie den thierärztlichen | 
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Apparate für Tliierzucht und -Pflege wurden durch die | 
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zösischer und englischer Sprache, Gross 4 °, 244 Seiten mit 3000 ft 
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anstalten der Welt an der Jahrhundertwende“,, bestehend aus | 
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Studienverhältnisse, Vorbildung, Frequetw etc., ist allen Thierärzten « 
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Verantwortliche Redaktion: M. Albrecht. 
Expedition und Druck von J. Gotteswinter, München. 


Für die Redaktion bestimmte Sendungen sind an Professor 
Albrecht, Veterinärstr. 6/i, au richten. D. Red. 


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Woc 


Al Lm I 



irift 


für 


Thierheilkunde und Viehzucht 

Unter Mitwirkung bewährter Fachmänner 

herausgegebea von 

M. Albrecht und Ph. J. Göring. 


45. Jahrgang. München, den 14. Mai 1901. Nr. 20. 

Inhalt: Brandl und Gmeiner, Die Räude des Sohafes und ihre Behandlung. 
— Die Vereinfachung des dienstlichen Verkehrs in Bayern. — Kurze 
Mittheilungen aus der Praxis. — Referate. — Personalien. — Inserate. 


Die Räude des Schafes und ihre Behandlung. 

Aus dem pharmakologischenlnstitut der k. tbierärztl. Hochschule München. 

Von J. Brandl und F. Gmeiner. 

Historischer Ueberbltek Aber die Bände und ihre 
Therapie. 

Die Räude des Schafes ist eine in ihrem Verlaufe, wenn 
auch nicht dem Wesen nach, seit den ältesten Zeiten bekannte 
Krankheit. Schon Marcus Porcius Cato 1 ) hat sie er¬ 
wähnt und in seinen Schriften davor gewarnt; er gab Hunger 
und Nässe, vorwiegend anhaltendem Regen die Schuld. Ihrer 
Genese nach blieb aber diese Form der Scabies bis zu Beginn 
des 19. Jahrhunderts in Dunkel gehüllt. Zwar wurde ihrer in 
thierärztlichen und landwirtschaftlichen Werken immer wieder 
gedacht und eine Unmenge von Mitteln dagegen empfohlen, 
aber es gelang nicht, der allgemeinen Verbreitung Einhalt zuthun. 

Zu Ende des 18. Jahrhunderts hatte bereits, vorwiegend 
in Folge der genauen Untersuchungen von Boüorao 2 ), Re di 2 ) 
und Gestoni 3 ), die Meinung Anhänger gefunden, dass Milben 
die Erreger der Krätze beim Menschen seien. Diese An¬ 
schauung schien aber bald in Vergessenheit geraten zu sein, 
bis sie Wichmann 4 ) durch seine Forschungen über die 

*) De re rustica, Cap. V. 

2 ) Oßservazioni intorno a pellicelli del corpo umano fatte dal Dottor. 
G io van. Cosimo Bonomo e da lui con altre Osservazioni soritte in 
una Lettera all illustro Sig. Francesco Red i, Firenze, 1687. 

8 ) Lettera del Sig. Diacinto Cestoni al Sig. Ant. Vallnisnieri, 
Livorno, 1710. 

4 ) Aetiologie der Krätze, Hannover, 1786. 


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230 


Krätze wieder zur Geltung brachte. Er war es auch, der sich 
dahin aussprach, „dass die Räude bei den Schafen eben dasselbe 
sei, was man bei den Menschen Krätze nennt, und dass sie 
von eben derselben Milbe hervorgebracht wird“. 

Die Annahme Wichmann’s, welche Milben als Ur¬ 
sache der Krätze der Thiere festlegte und demgemäss zur 
Heilung lediglich die Vernichtung der Milben für geboten 
hielt, blieb bei den damaligen Thierärzten nicht unbeachtet. 
Professor Abilgaard zu Kopenhagen theilte bereits im August 
1787 Wichmann mit, dass in der dortigen Thierarzneischule 
diese Annahme sich bestätige, da die Krätze bei Thieren mit 
einem „äusserlichen“ Mittel geheilt werden könne. 

Zur weiteren Begründung führte Wichmann noch an, 
dass auch in der Provinz Leicester eine von Banks 1 ) gegen 
Schafräude empfohlene Behandlung, welche nur in der äusser- 
lichen Anwendung einer Salbe bestehe, sich sehr eingebürgert 
habe und ausgezeichnete Dienste leiste. Diese Salbe war 
zusammengesetzt aus: Quecksilber 4, venetianischer Terpentin 
2, Terpentinöl 1 und Schweinefett 16 Theilen. 

Viedebandt 2 ) äusserte sich über die Schafräude bezw. 
über die „Krätze der Thiere“ folgendermassen: „Prüfet man 
sorgfältig und unbefangen, so muss man finden, dass ur¬ 
sprünglich die wahre Räude aller Thierkörper von gewissen 
Insecten (Milben) herrühre; die auch an die Schafe entweder 
ursprünglich aus der Luft, vom Grase oder durch unmittel¬ 
bare Uebertragung (Infection) kommen; und sich, wo nicht 
selbst in die Haut, vorzüglich durch die oberen Schweislöcher 
hineinarbeiten; doch mittels eines Stiches ihre Eyer unter die 
Oberhaut als in eine Mutter legen, sobald das Schaf nur eine 
empfängliche Beschaffenheit (Disposition) dazu hat . . . Das 
Insect geht also wirklich ein, so wird dies Umherarbeiten, 
Nagen und Beissen immer dem Schaaf unausstehlich: daher 
es sich reibt, kratzt, schauert, sich beisst, sich umherwirft. 
Als Grundsatz £ür die Heilung stellt er folgenden auf: „Alles ist 
wieder die Schaaf-Räude Mittel, was die Insecten und ihre 
Bruth tödtet, das Schadhafte der Haut bessert und die daher 
entstandene Schärfe hebet.“ 

Viedebandt begründete das „Daseyn der Insecten bei 
der Räude“ mit der Unzulänglichkeit aller anderen Hypo- 


Transactions of the society for encouraging arls and manufactures,1789. 

2 ) Practische Abhandlung über die vollkommene Heilung der ur¬ 
sprünglich erörterten Schafräude, Stettin, 1790. Nachtrag zur Berichtig¬ 
ung und Vervollständigung der Abhandlung über die Heilung der Schaf¬ 
räude, Stettin, 1791. Anhang von der Heilung der Pferde u. s. w. Thier¬ 
räude, Stettin, 1791, 


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231 


thesen, mit der Aehnlichkeit der gleichartigen Räude anderer 
Thiere, z. B. der Pferde und ihrer Heilung, vorzüglich mit 
der Aehnlichkeit der Krätze des Menschen, weiters mit der 
Fruchtbarkeit und Schnelligkeit der Ansteckung und endlich 
mit der Wirkung der Heilmittel. 

Diesen Schlussfolgerungen Viedebandt’s darf gleich¬ 
wohl, wenn sie auch einen lichtvollen Zusammenhang ge¬ 
währten, nur rein theoretischer Werth zugemessen werden, da 
er die Milben selbst nicht gesehen, ihre Existenz vielmehr 
nur vorausgeahnt hatte. 

Die Räudemilbe beim Schaf wurde zuerst von Walz 1 ) 
aufgefunden. Derselbe begnügte sich nicht allein damit die 
Milbe nach Gattung, Familie, äusseren Kennzeichen, Ver¬ 
schiedenheit der Geschlechter u. s. w. zu beschreiben, er hat 
auch Uebertragungsversuche mit befruchteten Weibchen vor¬ 
genommen, den Verlauf der Krankheit genau studirt und 
experimentell einwandsfrei erstmalig die Räude erzeugt. Die 
sechs Abbildungen, welche Walz geliefert, sind so trefflich, 
dass Gerlach io seinem 50 Jahre später erschienenen Werk 
„Krätze und Räude“ noch sagen konnte, sie wären bis in 
seine Zeit herein als die besten von den Schafmilben zu be¬ 
trachten gewesen, und die Mangelhaftigkeit in den Einzel¬ 
heiten müsse lediglich der Unvollständigkeit der Mikroskope 
jener Zeit zugerechnet werden. 

Auch der Behandlung der Krankheit hat sich Walz 
erfolgreich zugewendet und seinen Bemühungen gelang es 
durch Entdeckung und Erprobung eines Mittels, das nach ihm 
Walz’sche Lauge benannt und bis vor Kurzem noch benützt 
wurde, der Räude wirksam entgegen zu treten. Walz sprach 
die Milben als solche nicht als die jedesmalige und alleinige 
Ursache der Schafräude an, sondern er neigte der Ansicht 
hin, dass lange Zeit einwirkender Regen die Empfindlichkeit 
einer bestimmten Hautstelle sehr herabsetze, die Functionen 
derselben vermindere, ein Ausschwitzen seröser Flüssigkeit 
and durch Verdunsten derselben Borkenbildung herbeiführe 
sowie durch chemische Veränderung die Erscheinung kleiner, 
selbstständiger, mit dem Fortpflanzungsvermögen begabter or¬ 
ganischer Gebilde, also Milben, zur Folge habe. Der Werth 
seiner Entdeckung wird dadurch nicht vermindert, da mit 
dieser Erklärung nur eine Reproduction der Ansichten der 
damaligen Zeit über die Entstehung von Lebewesen wieder¬ 
gegeben ist. 

Die Resultate der Walz’schen Untersuchungen haben 


*) Natur und Behandlung der Schafräude, Stuttgart, 1809. 


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232 



sehr bald eine grosse Reihe von Anhängern gefunden und 
vielen späteren Abhandlungen über die Schafräude als Grund¬ 
lage gedient. So erwähnen Gohier 1 ), Fournier 2 ), Nie- 
mann 8 ) und Andere in ihren Arbeiten die Walz’schen Er¬ 
gebnisse, besprechen dieselben mehr oder weniger eingehend 
und geben theilweise die Abbildungen der Schafmilben unter 
Benützung der Walz'schen Originale. 

Entscheidende Aufschlüsse erbrachte erst Hertwig 4 ) mit 
seinen Forschungen über die Ansteckung, Lebensdauer und 
Lebensbedingungen der Milben des Schafes. Die Resultate 
seiner jahrelangen diesbezüglichen Arbeiten fasste er in folgende 
Sätze zusammen: 

1. Die Räude kann von einem Schaf auf ein anderes nur 
durch Milben mit Gewissheit übertragen werden. 

2. Die Ansteckung vermittels der flüssigen Materie, welche 
an den Räudegeschwüren sich findet, ist nur unsicher 
und wird nur in einzelnen Fällen und nur dann bewirkt, 
wenn in dieser Materie Milben vorhanden sind. 

3. Ebenso erfolgt durch Uebertragung des Blutes von 
räudigen Schafen auf gesunde keine Ansteckung. 

4. Reine Räudeschorfe rufen keine Ansteckung hervor, 
sie mögen im trockenen oder im erweichten und auf¬ 
gelösten Zustand auf die Haut eines gesunden Schafes 
gebracht werden. 

5. Bei einem mehrtägigen Zusammensein gesunder Schafe 
mit räudigen wird die Krankheit sicher auf die ersteren 
übertragen. 

6. Die geschehene Ansteckungskrankheit entwickelt sich 
ziemlich gleichmässig zwischen dem 10. und 16. Tag. 

7. Die Schafräude ist an und für sich bloss eine örtliche 
Hautkrankheit und kann als solche durch sehr lange 
Zeit bestehen, ohne den allgemeinen Gesundheitszustand 
des betroffenen Thieres zu stören. 

Hertwig verdanken wir ferner Kenntnisse darüber, wie 
lange die Milben auf der todten abgezogenen Schafhaut be¬ 
ziehungsweise der Wolle unter verschiedenen Temperatur¬ 
verhältnissen zu leben vermögen und wie lange dann, wenn 
sie von der Haut entfernt aufbewahrt werden. Auch Ver- 

*) Memoires et Observations sur la Chirurgie et la medecine veteri- 
naires, Tome II, Lyon, 1816. 

2 ) Diotionnaire des Sciences medicales, Tome XVIJ, Paris, 1818. 

8 ) Ueber die 8chafräude, nebst Angaben der Vorkehrungen gegen 
dieselbe, Halle, 1819. 

4 ) Magazin der gesammten Thierheilkunde, 1835. Ueber die Krätz- 
oder Räudemilben, 1844. Encyklopädisches Wörterbuch der medicinischen 
Wissenschaften, Band 28, Berlin, 1844. 


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233 


} 


suche über die Raschheit der Wirkung solcher Arzneimittel, 
welche die Milben am sichersten tödten, hat Hertwig aus¬ 
geführt. 

Von Hering 1 ) stammt eine kurze Beschreibung der ana¬ 
tomischen Merkmale der Schafmilben; in gleicher Abhandlung 
erwähnt er die wichtigsten Ergebnisse der Untersuchungen 
von Walz und Hertwig und theilt im Verlaufe der Erörterungen 
einige seiner eigenen Forschungen über die Lebenszähigkeit 
und Ansteckungsfähigkeit der Milben mit. 

Ritter 2 ) erhob gegen die von Walz, Hertwig und Hering 
festgelegten Sätze, welche er im Wortlaut in einem einige 
Jahre später erschienenen, ziemlich umfangreichen Werk brachte, 
Einspruch; da er aber weder eigene Versuche noch Nach¬ 
prüfungen angestellt hat, sind seine an die Arbeiten obiger 
Forscher geknüpften Einwendungen gegenstandslos. 

Der Begründer der heute geltenden Etymologie der Schaf¬ 
milben ist Gervais 3 ), welcher für die Acarides drei Gattungen 
aufstellte: Glycophagus, Sarcoptes (mit rudimentären Hinter¬ 
beinen) und Psoroptes (mit Saugnäpfen und Borstenträgern an den 
Hinterbeinen). In die letztere Gattung reihte er auch Dermato- 
coptes ovis ein. 

Speciell anatomisches Interesse beanspruchen die Arbeiten 
von Raspail 4 ) über die Naturgeschichte der Krätzmilbe, in 
denen auch der Milbe des Schafes Erwähnung gethan ist. 

Mit Untersuchungen über die Dermatocoptes-Milbe hat 
sich van Leeuwen 5 ) befasst, dieselbe näher beschrieben und 
vergleichend pathologische und therapeutische Angaben in seinen 
Schriften niedergelegt. 

Wesentliche Verdienste nm den Ausbau der Kenntnisse 
über die Schafmilbe und der von ihr verursachten Krankheiten 
erwarben sich Bourguignon und Delafond 6 ). Neben den 
feineren anatomischen und biologischen Forschungen waren es 
namentlich Ursache und Uebertragung der Schafräude, welche 
sie einer eingehenden Untersuchung unterworfen haben. 

1 ) Verhandlungen der Kaiserlich Leopoldinisch-Carolinischen Aca- 
demie der Naturforscher, 18. Bd., 2. Abth., 1838. 

2 ) Die Schafräude, Stuttgart, 1841. 

8 ) Annales des Sciences naturelles, Tome XV, 1841. 

4 ) „Histoire naturelle de la sante et de la maladie chez ies vegetaux 
et chez las animaux eu general et en particulier chez l’homme 44 , Tome II, 
Paris, 1846. 

6 ) Nederlandsch Lancet. Jaargang I, Serie II, 1845—1846. 

Vee Artsenijkundig Magazijn door A. Numan VI. Deel. Amster¬ 
dam, 1847. 

6 ) Gazette medicale de Paris, 1851. ßecueil de medecine veterinaire, 
1856. Bulletin de l’academie imperiale de medecine, Tome XXIII, Paris, 
1857—1858. Memoires Acad. des Sciences, Tome XVI, Paris, 1862. 


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1 


234 

Yon Mathieu 1 ) stammen Versuche, welche sich mit der 
Wirksamkeit der verschiedenen Räudemittel an isolirten Schaf¬ 
milben und mit den Lebensbedingungen dieser unter dem 
Einfluss von Wärme und Kälte beschäftigten. 

Gerl ach 2 ) vervollkommnete die Lehre von den Milben 
des Schafes durch seine umfangreichen und eingehenden Unter« 
suchungen, welche vorwiegend auf die Fortpflanzung, Ent¬ 
wicklung und Lebensweise der Milben, sowie auf die Behand¬ 
lung der Schafräude sich erstreckten. 

Fürstenberg 3 ) hat seine, fast ein Dezennium hindurch 
fortgeführten, exakten Forschungen über die Anatomie, Physio¬ 
logie und Systematik der Milben des Menschen und sämmt- 
licher Hausthiere in einem umfangreichen, mit 138 grossen 
Abbildungen versehenen Werk, welches auch den historischen 
Theil in vollendeter Weise behandelt, niedergelegt. Darin ist 
der Dermatocoptes-Milbe des Schafes ausführlich Erwähnung 
gethan. 

In der neueren Zeit haben sich um die Entomologie der 
Milben, speciell der Schafmilben, hauptsächlich R o b i n 4 ), 
Megnin 5 ), Railliet 6 ), Canestrini und Kramer 7 ) Ver¬ 
dienste erworben. 

Mehr oder weniger eingehend sind die Milben beziehungs¬ 
weise die Räude des Schafes behandelt in den Lehrbüchern 
von Dieterichs 8 ), Funke 9 ), Hering 10 ), Spinola 11 ), 
Anacker 12 ), Pütz 13 ), Perroncito 14 ), Zürn 15 ), Roll 16 ), 
Schneidemühl 17 ) u. s. w. 

*) Recueil de Medecine veterinaire, IV. Serie, Tome III, 1856. 

2 ) Krätze und Räude, Berlin, 1857. 

8 ) Die Krätzmilben der Menschen und Thiere, 1861. 

4 ) Gazette medicale de Paris, 1859. Comptes rendus, 1859. Bulletin 
de la societe imperiale des naturalistes de Moscou, 1860. 

5 ) Revue et Magasin de Zoologie, 1877. Les parasites et les mala- 
dies parasitaires, 1880. 

6 ) Zoologie mädicale et agricole, 1895. 

7 ) Schultze’s Thierreich (7. Liefg.: Demodicidae et Sarcoptidae), 1899. 

8 ) Handbuch der speciellen Pathologie und Therapie für Thierärzte 
und Landwirthe, 1851. 

9 ) Handbuch der speciellen Pathologie und Therapie der grösseren 
nutzbaren Hausthiere, 1852. 

10 ) Specielle Pathologie und Therapie für Thierärzte, 1858. 

n ) Handbuch der speciellen Pathologie und Therapie f. Thierärzte, 1863 

12 ) Specielle Pathologie und Therapie für Thierärzte, 1879. 

18 ) Die Seuchen- und Herdekrankheiten unserer Hausthiere, 1831. 

14 ) I parassiti delP uomo e degli animali utili, 1882. 

lb ) Die thierischen Parasiten auf und in dem Körper unserer Haus- 
säugethiere, 1882. 

16 ) Lehrbuch der Pathologie und Therapie der Hausthiere, 1885. 

17 ) Lehrbuch der vergleichenden Pathologie und Therapie des Men¬ 
schen und der Hausthiere, 1898. 


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235 


Unter den Monographien über die Schafräude sind her¬ 
vorzuheben diejenigen von May 1 ), Kaiser 2 ), Oster tag 3 ), 
Schneidemühl 4 ), Salmon und Stiles 5 ). 

Besonderes Interesse verdienen die Abhandlungen über 
die Räude des Schafes von Mögnin 6 ), Neumann 7 ), Fried¬ 
berger und Fröhner 8 ). (Fortsetzung folgt.) 


Die Vereinfachung des dienstlichen Verkehrs in Bayern. 

Die Nr. 20 des Ges.- u. Y.-O.-Bl. für das Königreich 
Bayern vom 1. Mai d. Js. enthielt eine Bekanntmachung der 
fünf Civilstaatsministerien, nach welcher die seitherigen 
Bestimmungen über den dienstlichen Verkehr einer Umarbeit¬ 
ung unterzogen wurden, deren Ergebniss mit Allerhöchster 
Genehmigung des Regenten in der erwähnten gemeinsamen 
Bekanntmachung vom 28. April d. Js. niedergelegt ist. Nach 
den neuen Bestimmungen sind die Unterwürfigkeitsformeln 
„gehorsam“, „gehorsamst“ und „ehrerbietigst gehorsamst“, 
welche bisher sowohl für die amtlichen Berichte als auch für 
Eingaben von Privaten vorgeschrieben waren, vollständig abge¬ 
schafft. Mit dieser Neuerung ist einem altem Wunsche der 
Thierärzte hinsichtlich ihres schriftlichen Verkehres mit den 
k. Bezirksämtern etc. Rechnung getragen. Für den schriftlichen 
Verkehr der Behörden untereinander wird durch Einführung 
eines Einheitsformulars wesentliche Vereinfachung geschaffen, 
in welchem im Interesse der leichteren Lesbarkeit des Textes 
alles formelle Beiwerk an den Rand verwiesen ist. 

Auf der linken Hälfte der ersten Seite (halbbrüchig) 
sind vorzutragen : 

1. die Geschäftsräume, 

2. die Bezeichnung der absendenden Stelle oder Behörde, 

3. die Adresse, 

4. der Betreff, 

5. die Bezeichnung des veranlassenden Einlaufes, falls 
ein solcher vorliegt (z. B. „Zur Regierungsentschl. v. 
4. Juli 1901 Nr. 10500“), 

6. Die Zahl und Art der etwaigen Beilagen (z. B. Bei¬ 
lagen: 1 Aktenheft, 6 einzelne Schriftstücke). 

*) Die inneren und äusseren Krankheiten des Schafes, 1868. 

2 ) Vorträge für Thierärzte, IV. Serie, Heft 10, 1882. 

8 ) Anleitung zur Erkennung und Beurtheilung der Schafräude, 1882. 

4 ) Die Schafräude, 1886. 

5 ) Sheep Scab itp Nature and Treatment, 1898. 

6 ) Les parasites et les maladies parasitaires, 1880. 

7 ) Traite des maladies parasitaires, 1892. 

8 ) Lehrbuch der speciellen Pathologie u. Therapie der Hausthiere, 1900. 


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236 

Auf der rechten Hälfte der ersten Seite ist oben der Ort 
und Tag anzugeben; in der Höhe des Betreffs ist mit 
dem sachlichen Yortrag zu beginnen. 

Die zweite und die folgenden Seiten sind nach der ganzen 
Breite unter Freilassung eines entsprechenden Heftrandes zu 
beschreiben. Der Betreff ist möglichst kurz zu fassen; 
im Texte sind überflüssige Bezugnahmen auf den Betreff und 
auf den veranlassenden Einlauf zu vermeiden, 

Die Unterfertigung erfolgt unmittelbar unter dem sach¬ 
lichen Vortrage, im Falle der Stellvertretung mit dem Bei¬ 
satze: „l. V.“ Ein im Berichte enthaltener Antrag ist äusser- 
lich hervorzuheben und, soweit angängig, entweder an den 
Eingang oder an den Schluss des Berichtes zu stellen. 

Bei amtlichen Schreiben an Beamte, Bedienstete und 
Privatpersonen ist in der Adresse in der Regel nur die Be¬ 
zeichnung: „Herr“ („Frau“, „Fräulein“) und im Texte die 
Anrede „Sie“ zu gebrauchen. 

Bei amtlichen Schreiben an Einzelbeamte, die eine Be¬ 
hörde vertreten, ist in der Innen- und Aussenadresse der 
Name des Beamten nur dann anzugeben, wenn es sich um 
dessen persönliche Angelegenheit handelt oder wenn besondere 
Verhältnisse dies erfordern. Wird der Name nicht angegeben, 
so sind etwaige persönliche Titel des Beamten, z. B. „K. 
Oberlandesgerichtsrath“, „K. Regierungsrath“, und dem Namen 
beizufügende Prädikate, z. B. „Excellenz“, gleichfalls weg¬ 
zulassen, so dass die Adresse beispielsweise lautet: „An den 
Herrn K. Oberamtsrichter in X.“, „An den Herrn K. Bezirks¬ 
amtmann in Y.“ u. s. w. 

Soll erkennbar gemacht werden, dass das Schriftstück 
nur von dem Adressaten geöffnet werden darf, so ist die 
persönliche Adresse mit dem Vormerk „Eigenhändig“ anzu¬ 
wenden. 

Zur Versendung von Schriftstücken sind ausschliesslich 
Umschläge zu verwenden; das noch immer theilweise 
übliche Verfahren der Zusammenfaltung und Versiegelung eines 
Schriftstückes hat fortan zu unterbleiben. Die Umschläge 
sind, soweit möglich, mit Vordruck zu versehen. 

Die amtliche Schreibweise soll knapp und klar sein und 
sich dem allgemeinen Sprachgebrauche anschliessen. Ent¬ 
behrliche Fremdwörter sind zu vermeiden. Alle Unterschriften 
müssen gut leserlich sein. 

Gebräuchliche und leicht verständliche Abkürzungen sind 
auch in allen Reinschriften zulässig. 

Von mechanischen Hilfsmitteln, wie Autographie-Pressen, 
Hektographen (für Schreiben von vorübergehender Bedeutung), 


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237 


Schreibmaschinen und Buchdruck, ist nach Massgabe der ver¬ 
fügbaren Mittel möglichst weitgehender Gebrauch zu machen. 

Die Benützung von Postkarten für kurze Mittheilungen 
ist im Verkehre mit Behörden und Privaten zulässig, soweit 
eine unverschlossene Mittheilung in dieser Form unbedenklich 
erscheint. Soweit dies thunlich und mit dem geordneten Ge¬ 
schäftsgänge vereinbar ist, sind die amtlichen Angelegenheiten 
mit anderen Stellen und Behörden, mit Referenten und Ab¬ 
theilungen derselben Stelle oder Behörde, sowie mit Privat¬ 
personen im mündlichen oder telephonischen Verkehre zu er¬ 
ledigen. Erforderlichen Falles ist über die Unterredung eine 
kurze Vormerkung zu den Akten zu machen. 

Die vorstehenden Vorschriften treten sofort in Wirksam¬ 
keit. Die vorhandenen Formulare für amtliche Berichte, 
Schreiben etc. dürfen noch benützt werden. Gg. 


Kurze Mittheilungen aus der Praxis. 

Ein Fall von habitueller Kolik bei einem Pferde in Folge 
eines zu langen Zahnes. Von Dist.-Thierarzt Sauer-Geisen- 
feld. Eine 7jährige Stute kam innerhalb 14 Tagen zweimal 
wegen Kolik in Behandlung; die Krankheit äusserte sich jedes¬ 
mal durch starke Auftreibung des Hinterleibes, verzögerten 
Kothabsatz, sowie heftige Unruheerscheinungen. Sie wurde 
in beiden Fällen durch Frottiren des Bauches mit spirituösen 
Einreibungen, Infusionen von Seifenwasser in den Mastdarm, 
sowie subcutane Injectionen von 0,1 Eserin, sulfuric. schnell 
behoben. Während der Behandlung des zweiten Falles berichtete 
der Besitzer, dass das Pferd schon öfters, mindestens 6—8 mal, 
von leichteren Kolikanfällen betroffen worden sei. Es fresse 
auch nie recht gut, zeige häufig einen sehr übelriechenden, 
von schlecht gekauten Futtertheilen untermischten Koth, bleibe 
trotz geringer Arbeit und Verabreichung besten Futters in einem 
sehr mässigen Ernährungszustände. 

Die nach diesen Mittheilungen vorgenommene Untersuchung 
der Zähne ergab, dass der zweite Prämolare der rechten Unter¬ 
kieferseite etwa 2 Finger breit über die anderen Zähne hin¬ 
wegragte. Er war keilförmig nach oben und sehr scharf 
zugeschliffen und passte bei geschlossenem Kiefer in eine 
zwischen dem ersten und zweiten Prämolaris der rechten Ober¬ 
kieferseite bestehende, fingerstarke Lücke. In der Fortsetzung 
dieser Spalte war das Fleisch niederwärts, der Gaumen 
bis auf die knöcherne Unterlage durch die vorstehende Zahn¬ 
spitze derart durchgeschnitten, dass man bequem einen kleinen 
Finger in die entstandene Furche legen konnte. Die Länge 


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238 


der Zahnspitze war so bedeutend, dass die Reibflächen der 
Backenzähne bei geschlossenem Kiefer sich noch ganz schwach 
berührten. Es liegt auf der Hand, dass dadurch das Kau¬ 
geschäft, insbesondere von Körnerfutter, nur sehr unvollständig 
geschehen konnte. Die beobachteten krankhaften Erscheinungen, 
die ihren Höhepunkt wiederholt in Kolikanfällen in Folge 
Gährung der schlecht gekauten Futtermassen erreichten, finden 
somit leicht und folgerichtig ihre Erklärung. 

Gegen das Grundübel des Leidens wurde operativ ein¬ 
geschritten, indem mit der Möller’schen Zahnscheere die her¬ 
vorstehende Zahnspitze abgeschnitten wurde. Das entfernte 
Stück war 5 cm lang. Die Operation hatte einen durchschlag¬ 
enden Erfolg, insoferae als von der Stunde an die Futterauf¬ 
nahme ganz regelmässig erfolgte, das Thier im Ernährungs¬ 
zustände sich wesentlich besserte und seitdem (nahezu % Jahr) 
auch keinerlei Verdauungsbeschwerden mehr erkennen liess. 


Referate. 

Remm und Mommsen; Der Nichtzucker der Melasse ist 
bei der Fütterung der Milchkühe wirksam. (Referat von 
Spiekermann in der Zeitschrift für Untersuchung der Nahrungs¬ 
und Genussmittel, 6. H. 1901.) Bei der Verfütterung von 
Melasse und der entsprechenden Menge Zucker ergab Melasse 
ein erhebliches Plus au Milch und Butterfett. Es lieferten 
3,6 kg Zucker in Form von Melasse 19,172 kg Milch und 
0,73372 kg Fett, in Form von Rohrzucker aber 16,948 kg 
Milch und 0,66508 kg Fett. Zugabe von Nährsalzen zum 
Zucker steigerte die Production nicht. Der Nichtzucker der 
Melasse in Form von Schlempe gemeinschaftlich ‘ mit Rohr¬ 
zucker verfüttert, ergab noch höhere Beträge als Melasse. Es 
wurden an 5 Kühe zur Grundration in der ersten Periode 
6 kg Melasse, in der zweiten 2,64 kg Rohrzucker, in der 
dritten 2,64 kg Rohrzucker und 3,5 kg Schlempe verabreicht. 
Der Ertrag für 1000 kg Lebendgewicht und Tag war folgender: 

Melasse Zucker Zucker u. Schlempe 

Milch 18,000 kg 18,907 kg 18,583 kg 

Fett 0,547 „ 0,525 „ 0,596 „ 

Die Zusammensetzung der Milch in den drei Perioden 
war folgende: 

Specif. Gew. 1,03021 1,03055 1,03088 

Trockensubst. 16,647°/ 0 11,32 l°/o 12,057°/o 

Fett 3,195°/ 0 2,840% 3,387% 

Der Zucker allein hat also die grösste Milchmenge, aber 
für den Tag 71 gr Fett weniger geliefert als bei gleichzeitiger 


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239 


Verabreichung von Schlempe. Welchen Stoffen der Melassen¬ 
schlempe diese ßeizwirkung — eine solche nehmen Verfasser 
an — zukommt, muss zunächst unentschieden bleiben. 

Durch Weiden auf Stoppeln von Gersten- und Dinkelfeldern 

finden nach einem Bericht der landwirtschaftlichen Versuchs¬ 
station in Indiana (Ver. Staaten) viele Schweine ihren Tod, 
indem die Grannen sich im Rachen festsetzen und derartige 
Anschwellungen hervorrufen, dass die Thiere in Folge der Un¬ 
fähigkeit zur Athmung und Futteraufnahme verenden. (D. landw. 
Presse 1900.) Lindncr. 

Personalien. 

Der Meldetermin um die Bezirksthierarztstelle in [Sohongau geht am 
25. da. Mts. zu Ende. Distriktsthierarzt Karl Sauer in Geisenfeid (Ober¬ 
bayern) wurde zum Bezirksthierarzte in Scheinfeld (Mittelfranken) ernannt. 
— Der prakt. Thierarzt Paul Süsskind von Penzberg ist als Zucht¬ 
inspektor des Zuchtverbandes für einfarbiges Gebirgsvieh in Oberbayern, 
mit dem Wohnsitze in Weilheim, aufgestellt. 


Berichtigung: Seite 222 Zeile 18 von unten muss es heissen 
„offizineIle“ statt „offene“; Seite 224 Zeile 22 von oben muss es 
heissen „Verlammen“ statt „Verlemmen“. 

Assistentenstelle! Ich suche sogleich auf die Dauer bis 
Mitte Juli einen tüchtigen Assistenten. Radfahrer bevorzugt. 

Wucher, kgl. Bezirksthierarzt in Neuburg a/l>. 


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er sich hierdurch besondere Yortheile sichert, die durch den || 
Zwischenhandel nicht gewährt werden können. 

Die Instrumenten - Fabrik II. Hauptner, Berlin 
NW., Luisenstrasse 53, erzeugt ausschliesslich thier¬ 
ärztliche Instrumente in grossem Umfange. Trotzdem der 
Bedarf an thierärztlichen Instrumenten naturgemäss kleiner ist 
als der an human-chirurgischen Instrumenten, ist die Fabrikation 
der Firma Hauptner grösser als die irgend einer Instrumenten- 
Fabrik, welche ihre Erzeugnisse an Aerzte liefert. 

Auf der Weltausstellung Paris 1900 wurde der einzige || 
Grand Prix der Klasse Chirurgie den thierärztlichen 
Instrumenten von H. Hauptner zuerkannt; Hauptner’s 
Apparate für Thierzucht und -Pflege wurden durch die 
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weder Filia’en noch Vertreter; es ist deshalb erforderlich, Anfragen 
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Verantwortliche Redaktion : M. A1 b r e c h t. 
Expedition und Druck von J. Gotteswinter, München. 


Für die Redaktion bestimmte Sendungen sind an Professor 
Alb recht, Veterinärstr. 6/i, zu richten. D. Red. 


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für 

Thierheilkunde und Viehzucht 

Unter Mitwirkung bewährter Fachmänner 

herausgegebeu von 

H. Albrecht und Ph. J. Göring. 

45. Jahrgang. München, den 21. Mai 1901. Nr. 21. 

Inhalt: Brandl und Gmeiner, Die Bftude des Schafes und ihre Behandlung, 
(Fortsetzung.) — Kurze Mittheilungen aus der Praxis. — Referate. — 
Mchersohau. — Inserate. 


Die Räude des Schafes und ihre Behandlung. 

Aus dem pharmakologischen Institut der k. thierärztl. Hochschule München. 

Von J. Brandl und F. Gmeiner. 

(Fortsetzung.) 

Seit den ältesten Zeiten hat man eine Unmenge von 
einfachen und zusammengesetzten, mehr oder weniger wirk¬ 
samen Mitteln in Form von Bähungen, Räucherungen, Salben, 
Waschungen und Bädern zur Therapie der Schafräude in An¬ 
wendung gebracht. 

Unter all diesen standen schon von jeher die Schwefel¬ 
und Quecksilberpräparate im besten Rufe. Schwefelblumen 
für sich allein oder zusammen mit Schiesspulver, Kochsalz, 
stinkendem Hirschhornöl, Bleiglätte, Terpentinöl u. s. w. als 
Salbe galten als sehr wirksam; ebenso erfreuten sich Queck¬ 
silbersublimat , Quecksilberpräcipitat und die graue Queck¬ 
silbersalbe ausgedehnter Anwendung. 

Besonderen Anklang fand früher eine Combination von 
Quecksilber, Schwefel und Canthariden. Diese gegen Haut¬ 
ausschläge empfohlene Composition stammte von dem ums 
Jahr 1800 lebenden Pharmaceuten und Thierarzt Lebas. *) 
Sie bestand aus metallischem Quecksilber 6,0, Schwefelblüthen 
6,0, fein gepulverten Canthariden 1,5 und Schweinefett 30,0.^ 

*) Pharmacie veterinaire, ohimique, thSorique et pratique. Paris 
Seconde Edition, 1816, ßeite 345. 

*) Diese Salbe wird von Imminger in folgender Zusammensetzung: 
Quecksilber 5,0, Schwefelblüthen 5,0, feingepnlverte Canthariden 2,0 und 
gelbes Vaselin 40,0 gegen Hantaffectionen der Hausthiere erfolgreich an¬ 
gewendet. ' ' A ■ 


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242 


Hurtrel d’ Arboval 1 ) nennt sie eines der gewöhn¬ 
lichsten, zur damaligen Zeit angewandten Räudemittel, ins¬ 
besondere beim Pferd und Rind. 

Neben dieser localen, äusserlichen Behandlung kam immer 
noch eine innerliche, sogenannte allgemeine, auf welche be¬ 
sonderer Werth gelegt wurde, zur Durchführung. Erst mit 
der Erforschung der Ursache der Räude, also mit der Ent¬ 
deckung der Dermatocoptes-Milben, brach sich allmählich die 
Ansicht Bahn, dass für eine rationelle Therapie lediglich die 
Vernichtung der Milben und ihrer Brut in Frage kommen kann. 

Ausserdem sind zur Behandlung der Schafräude im Ver¬ 
laufe der Zeit eine Anzahl von Räudebädern zur Einführung 
gekommen, deren im Folgenden in Kürze gedacht werden soll. 

1. Das Räudebad nach Walz. 2 ) 

Man nimmt 4 Theile frisch gebrannten Kalkes, versetzt 
diesen durch allmähliches Zugiessen von Wasser in einen 
breiartigen Zustand, gibt hiezu 5 Theile Pottasche oder 60 Theile 
Buchenasche und soviel Rinderharn, als nöthig ist, um die 
Consistenz einer mittleren Latwerge zu erhalten; darunter 
werden 6 Theile stinkendes Thieröl und 3 Theile Theer ge¬ 
mengt und das Ganze mit 200 Theilen Rinderharn (vulgo 
Mistjauche) und mit 800 Theilen gewöhnlichen Wassers ver¬ 
dünnt. Nach 8 Tagen ist die Bade-Procedur zu wiederholen; 
eventuell ist es nöthig, nach 16 Tagen ein drittesmal zu baden. 

2. Das Räudebad nach Tessier. 3 ) 

l x /2 Kilo arseniger Säure löst man in kochendem Wasser 
vollkommen auf, gibt 10 Kilo Eisenvitriol hinzu und füllt bis 
100 Liter auf. Die Flüssigkeit reicht für 100 Schafe, die 
vorher geschoren werden müssen; die Thiere werden zweimal 
in die Badeflüssigkeit getaucht und dann mit Bürsten am ganzen 
Körper tüchtig abgerieben. 

Tessier, der anerkanntermassen ein hervorragender 
Kenner der Krankheiten des Schafes war und sich um dessen 
Zucht in Frankreich zu Ende des 18. und zu Beginn des 
19. Jahrhunderts bleibende Verdienste erwarb, hat schon lange 
vor Veröffentlichung seines Werkes „Ueber die Schafzucht, 
im Besondern über die Rasse der Merinos 4 sich dieses Räude¬ 
bades zur Heilung der Schafräude bedient. War sie nur un¬ 
bedeutend, so benützte er Terpentin-Essenz mit Wacholderöl 

0 Dictionnaire de Mädecine, de Chirurgie et d’Hygi&ne veterinaires, 
1838, Tome II, Seite 626. 

*) Natur und Behandlung der Sehafräude, 1809, Seite 72. 

8 ) Instruction sur les bötes a laine et particuli&rement sur la raoe 
des märinos, 1810. 


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243 


oder eine Abkochung von Tabakblättern; dagegen gebrauchte 
er bei veralteter, eingewurzelter Räude erfolgreich das Arsenik¬ 
bad, das er für das beste Mittel hielt, wenngleich er sich der 
Gefährlichkeit desselben wohl bewusst war. Er sagt hier¬ 
über: „Je ne connais jusqu’ici que ce mojen: c’est k ceux 
qui decouvriroient d’autres aussi efficaces, sans en avoir les 
inconveniens, ä nous les indiquer.“ 

Mit Rücksicht hierauf bedarf die allgemein festgelegte 
Anschauung, als sei die Walz’eche Lauge das älteste aller 
R.äudebäder, insoferne einer Einschränkung, als das Tessier’sche 
Verfahren zwar ein Jahr später als dasjenige von Walz publi- 
cirt, jedoch schon vor dem Jahre 1809 geübt worden war. 
Ueberhaupt ist die Behandlung der Räude mit arseniger 
Säure eine alte, wie die Schriften V i b o r g ’s zur Genüge be¬ 
weisen. 

Dieses von Tessier näher beschriebene Räudebad hat 
nun im Laufe der Zeit einige Abänderungen seiner Zusammen¬ 
setzung erfahren. So hat Clement 1 ) (1846) an Stelle des 
Eisenvitriols Zinkvitriol, Mathieu 2 ) (1856) hingegen Alaun 
genommen. Gegenwärtig wird in Frankreich eine unter dem 
Namen „bain arsenical Trasbot“ x ) seit 1884 eingeführte Modi- 
fication des Tessier’schen Verfahrens öfters benützt; die Formel 
hiefür, für 100 Schafe gerechnet, lautet: 1 Kilo arsenige 
Säure, 5 Kilo Zinkvitriol, */2 Kilo Aloe und 100 Liter Wasser. 
Auch in Deutschland hat das Badeverfahren mit arseniger 
Säure Anhänger gefunden; so hat z. B. Ke hm 3 ) dieses 
Präparat bei der Therapie der Schafräude warm empfohlen. 

3. Das Räudebad nach Ger lach. 4 ) 

Gerlach liess dem eigentlichen Räudebad ein sogenanntes 

Vorbereitungsbad vorausgehen, zü dem er eine leichte Lauge 
von 1 Theil Kali auf etwa 50 Theile Wasser empfahl; zu 
diesem Zwecke nimmt man 40 g Pottasche und 20 g Kalk 
auf 1 Liter Wasser. Das eigentliche Räudebad, welches 
24 Stunden nach dem Laugenbad statthat und nach 5 Tagen 
zur Wiederholung kommt, besteht aus einer 3°/o Tabaks¬ 
abkochung. Am zweckmässigsten finden die Bäder im Früh¬ 
jahr nach der Schur statt. 

4. Das Räudebad nach Zünde 1. ö ) 

Es werden l 1 ^ Kilo rohe Carbolsäure, 1 Kilo Aetzkalk, 

*) Neumann: Trait6 des maladies parasitaires, 1892, Seite 174. 

*) Recueil de Medecine vetörinaire, 1856. 

8 ) Repertorium der Thierheilkunde, 1869, Seite 115. 

4 ) Krätze und Räude, 1857, Seite 171. 

*} Journal de MSdooine veterinaire, 1867. 


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244 


3 Kilo Pottasche und 3 Kilo Schmierseife mit einander zu 
einer dicken Paste gemischt und dazu 260 Liter warmen 
Wassers allmählich gebracht; dieses Bad reicht für 100 Schafe 
vollständig aus. Zündel liess in der Regel zweimal baden; 
das zweite Bad wird drei Tage nach dem ersten ausgeführt. 

Nicht wesentlich verschieden ist das von Model 1 ) em¬ 
pfohlene Räudebad. Es besteht aus: Terpentinöl und Aetzkalk 
je 0,5 °/o, rohe Cärbolsäure l°/o, Schmierseife und Pottasche 
je 2°/o. Das Baden geschieht dreimal und jedes Thier bleibt 
2 Minuten lang in der lauwarmen Flüssigkeit untergetaucht. 
Für tOO frischgeschorene Schafe muss man 300 Liter, für 
100 ungeschorene 600 Liter Flüssigkeit rechnen. 

5. Das Räudebad nach Riechelmann. 2 ) 

Riechelmann nimmt für 200 Schafe 8 Kilo rohe 
Cärbolsäure, 5 Kilo Schmierseife, 2^2 Kilo Weingeist, 4 Kilo 
Schwefelleber und ca. 1000 Liter Wasser. Die Seife wird 
am Abend vor dem Baden mit dem Weingeist in ein Gefäss 
gegeben und durch Umschütteln gleichmässig vertheilt; damit 
wird am nächsten Morgen die Cärbolsäure versetzt, heisses 
Wasser allmählich zugegossen und zum Schlüsse die gleich¬ 
falls in heissem Wasser gelöste Schwefelleber hineingegeben. 
Dann wird aufgefüllt mit Wasser, bis man im Ganzen 1000 
Liter Flüssigkeit hat, so dass auf das Schaf ca. 5 Liter treffen^ 
Riechelmann lässt immer zweimal, oft auch sogar dreimal die 
Thiere baden. 

6. Das Räudebad nach Kaiser (Marburg). 3 ) 

250 Liter Wasser werden mit 5 Kilo gewöhnlichem, noch 
nicht ausgelaugtem Tabak gekocht, abgeseiht und 3 Kilo Soda, 
IV 2 Kilo frisch gelöschten Kalkes, D /2 Kilo roher Carbol- 
säure (von mindestens 50°/o Gehalt an Phenol) sowie 3 Kilo 
vorher mit heissem Tabakdecoct dünn verrührter Schmierseife 
hinzugesetzt. Diese Mischung reicht für 100 Schafe und wird 
auf ca. 40° gehalten; das geschorene Thier bleibt 2 Minuten 
im Bade und wird nachher mit Bürsten tüchtig bearbeitet. 
Nach 6—7 Tagen wird das Verfahren wiederholt. 

7. Das Räudebad nach Kaiser (Hannover). 4 ) 

Kaiser benützte die Nicotina, ein aus Tabakstengeln 
hergestelltes Extract von zäher, sirupöser Consistenz, brauner 

*) Repertorium der Thierheilkunde, 1889, Seite 26. 

a ) Mittheilungen aus der tierärztlichen Praxis im preussisohen Staate, 
1879, Seite 96. 

a ) Vorträge für Thierärzte, IV. Serie, Heft 10, 1882. 

4 ) Jahresbericht der Königliohen Thierarzneischule zu Hannover, 
1884, Seite 110. 


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245 


Farbe und narcotischem Gerüche, das in Wasser vollständig 
löslich ist«, Für je 5 Schafe löste Kaiser 2 Liter Nicotina 
in ca. 300 Liter Wasser, liess jedes der geschorenen Thiere 
3 Minuten lang darin baden und nachher ebenso lange ge¬ 
hörig mit Bürsten frottiren. 

8. Das Räudebad nach Fröhner. 1 ) 

Fröhner lässt die Thiere unmittelbar nach der Schur 
3— 5 Tage lang an den afficirten Stellen bis zur Aufweichung 
der Borken mit dem Greolinliniment (Creolin und Spiritus 
ää 1,0; Sap. kalin, venal. 8,0) einreiben und badet die Schafe 
dann in einer 2 1 / 2 °/o wässerigen, lauwarmen Creolinemulsion 
zweimal, immer 3 Minuten lang. Das zweite Bad erfolgt 
nach einer Pause von 7 Tagen. 

Ausserdem sind eine Reihe von Arzneipräparaten zur 
Herstellung von Bädern bei der Schafräude empfohlen worden. 
So haben Maisei 2 ), Imminger 3 ) und Andere das Lysol 
mit rehr gutem Erfolge benützt. 

Biologische Yerhältnisse des Krankheitserregers. 

Psoroptes ovis (Syn. Dermatodectes ovis nach Gerlach, 
Dermatocoptes ovis nach Fürstenberg, Psoroptes longirostris 
nach Mögnin, Psoroptes communis var. ovis nach Railliet) ist 
eitoe vbn den 5 Arten der Gattung Psoroptes, welche als 
5. in der Unterfamilie Sarcoptinae figurirt; diese bilden mit 
5 weiteren Unterfamilien die grosse Familie Sarcoptidae. 

Die Gattung Psoroptes (t pcoqa Räude, myGGco verkrieche 
mich) ist von G er vais eingeführt worden; in der thierärztlichen 
Literatur Deutschlands wird allgemein an der Bezeichnung 
Dermatocoptes ovis festgehalten. 

Die Milbe ist mit unbewaffnetem Auge eben noch erkennbar, 
deutlich besonders auf schwarzer Unterlage. Farbe mattweiss, 
fettigglänzend, mit einem schwachen Stich ins Gelbliche. Kopf 
und Beine ganz leicht gelbbraun; im Alter und nach dem 
Tode nimmt diese Farbe besonders zu. Der Körper zeigt 
eiförmige, gewölbte Form, beim Männchen mehr rundlich, 
beim Weibchen länglich rund. 8 Beine. An den Seitenrändern 
zwischen zweiten Vorder- und ersten Hinterbeinen leichte Ein¬ 
buchtung des Rumpfes. Rücken gewölbt, schwach gepanzert, 
mit 2 grossen Schulterborsten besetzt. Haut schildartig, fein 
gerieft. Hinterleib beim trächtigen Weibchen rund und sehr 
ausgedehnt. Beim Männchen ist das Hinterende des Abdomen 

*) Lehrbuch der Arzneimittellehre für Thierärzte, 1889, Seite 198. 

*) Berliner Tierärztliche Wochenschrift, 1892, Seite 195. 

•j Ibidem, Seite 397. 


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246 


in zwei symmetrische Lappen (Abdominallappen) ausgezogen, 
welche je zwei bis drei laDge Borsten tragen. Das Weibchen 
'Zeigt rechts und links von der Analöffnung je 3 Hinterrand¬ 
borsten. 

Der Cephalothorax ist in seinem vordersten Abschnitt 
zum Capitulum umgewandelt, welches länger als breit ist 
und sich besonders ventral scharf vom Rumpf absetzt. Am 
Capitulum unterscheidet man die dorsal liegenden Mandibeln, 
die ventralen paarigen Maxillen mit den Maxillarpalpen und 
die zwischen diesen befindliche unpaare Unterlippe. Die 
Mandibeln sind scheerenförmig und zweigliedrig« Die Maxillar¬ 
palpen sind dreigliedrig und einfach fadenförmig, die zwei 
letzten Glieder frei. Die Dorsalfläche des Cephalothorax trägt 
Panzerungen. 

Auf der Bauchfläche finden sich die Stützleisten der 
Beine, die sogenannten Epimeren, deren Form, Ausbildung 
und gegenseitige Lage wechseln. Beine fünfgliedrig, sehr 
schlank. Vorderbeine etwas schwächer, mit kleiner und fast 
gerader Kralle des Endgliedes und mit einem Häftnapf, der 
einen langen und gegliederten Stil hat; Hinterbeine etwas 
stärker. Das erste Vorderbein entspringt jederseits gleich 
neben dem Kopf und ist vom zweiten nur durch einen kleinen 
Zwischenraum getrennt; alle vier Vorderbeine sind mit mehreren 
kleineren und grösseren Tasthaaren versehen. Die vier Hinter¬ 
beine treten beim Männchen nahe am hintern Rand, beim 
Weibchen etwas weiter vorne, mehr von der Bauchseite als 
vom Seitenrand des Körpers hervor; besitzen nur wenig Tast- 
baare. 

Beim Männchen ist der Haftnapf vorhanden an den 
Vorderbeinen und am ersten Hinterbein; das zweite Hinter¬ 
bein ist rudimentär und endigt mit einem einfachen, ungegliederten 
Haftnapf. Beim befruchteten Weibchen findet sich der Haft¬ 
napf an den Vorderbeinen und am zweiten Hinterbein. Am 
ersten Hinterbein fehlt er; dieses endigt mit zwei steifen, 
langen, hohlen Borsten. 

Pie Genitalöffnung wird bei beiden Geschlechtern mit 
einem System von Chitinringen, -spangen und -klappen gestützt 
und geschlossen. Die Vulva dient stets als Geburtsöffnung, 
während für die Begattung am Hinterende des Abdomen eine 
eigene Oeffnung (Copulationsöffnung) sich findet, welche während 
der Begattung beim Weibchen zu einer Röhre (Copulations- 
röhre) ausgezogen wird. Die Vulva ist quergestellt, die Anal- 
öffnung terminal. Neben der Analöffnung finden sich beim 
Männchen Haftnäpfe, welche Analnäpfe heissen. 

Die mit einer klebrigen Substanz überzogenen Eier legt 


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247 


das Weibchen an die Basis der Haare oder an die Borken, 
Schuppen und Krusten. In diesen Schuppenmassen, welche 
sich die Milben häuslich einrichten, vollzieht sich auch die 
Begattung, welche zum Unterschied von den Sarcoptes-Milben 
in der Weise erfolgt, dass das Männchen sein Körperende 
gegen dasjenige des Weibchens dreht und so ein Anlegen der 
am Grunde der Abdominallappen befindlichen Haftnäpfe an 
die cylinderförmigen Fortsätze des Weibchens ermöglicht. 
Nach dieser Vereinigung, Copula genannt, kommt es zur 
eigentlichen Begattung. Nach derselben verfällt das Weibchen 
in einen Erstarrungszustand und wird von dem Männchen, 
welches einen passenden Schutzort aufsucht, hinter sich her¬ 
gezogen. Die Copulation dauert bis zu 5 Tagen und löst sich 
erst, wenn das Weibchen aus seiner Erstarrung erwacht ist. 
Aus den Eiern entwickelt sich die Larve, welche hinwiederum 
zur geschlechtsreifen Milbe auswächst. 

Die Zeit, welche ein Ei zu seiner Entwicklung bedarf, 
dauert ca. 4 Tage; die Milbenlarve im Ei beansprucht zu 
ihrer Ausbildung unter gewönlichen Verhältnissen vier bis sieben 
Tage, 

Männchen 470—580 ft lang 
350—396 fi breit 
Weibchen 610—780 (i lang 

420—458 fi breit. (Fortsetzung folgt.) 


Kurze Mittheilungen aus der Praxis. 

Unterkieferlähmung beim Pferde. Von Distr.-Thierarzt 
Hochstein, Lauf. Bei dem betreffenden Bauernpferd trat 
plötzliches Unvermögen der Futteraufnahme ein: Heu wird 
zwar mit den Lippen erfasst, aber nicht gekaut und wieder 
fallen gelassen, Wasser wird gesoffen. Untersuchung des Kopfes 
und der Maulhöhle ohne Resultat; Ober- und Unterkiefer sind 
sehr leicht von einander zu entfernen und seitlich zu verschieben, 
beim Schütteln des Kopfes klappern die Zahnreihen. Nach 
5.Tagen Verschlimmerung, Getränkaufnahme unmöglich, Unter¬ 
kiefer fällt herab, Zunge hängt aus dem Maule, Zungenspitze 
verletzt, Oedem der Unterlippe, Salivation, Schlucken sehr er¬ 
schwert, Sensibilität der Haut des Unterkiefers und Kinnes 
vermindert. Pferd wird im Nürnberger Schlachthof geschlachtet. 
Nach Mittheilung des Herrn Collegen Dürbeck dortselbst fand 
sich keine gröbere anatomische Ursache; gelbgraue Verfärbung 
der Flügelmuskel, die Verzweigungen des Unterkieferastes des 
Trigeminus von halbflüssigen Fett umgeben. Gehirn war leider 
zerstört. Die Krankheitserscheinungen, sind demnach wahr- 


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248 

scheialich auf Nervenlähmung im Bereich des 3. Astes des 
Trigeminus zurückzufähren. 


Tuberkulose beim Pferde. Von Distr.-Thierarzt Hoch¬ 
stein, Lauf. Am 4. September erste Untersuchung des Pferdes 
wegen Hustens. Aus den Symptomen: trockener, schmerz¬ 
hafter Husten, gering vermehrte Atmung (20), seröser Nasen¬ 
ausfluss , verschärftes Bläschenatmen, Fieberfreiheit, ergab 
sich Vorhandensein von Bronchialkatarrh. Nach einigen Tagen 
scheinbare Besserung Am 2. Oktober schwere Allgemein¬ 
erkrankung, Temperatur 40,5 Atmung 80, schwacher Puls, 
Dämpfung in den unteren Hälften beider Brustseiten, an diesen 
Stellen kein Atmungsgeräusch, Appetitmangel. Behandlung 
auf Lungenentzündung. Fieber hielt sich 6 Tage zwischen 
40,5 und 39,5; am 8. Oktober Fieber verschwunden, Allgemein¬ 
befinden und Futteraufnahme besser; die Atmungsbeschwerden 
aber nehmen eher zu als ab, Dämpfung blieb bestehen, so dass 
ein chronisch destruirender Prozess in den Lungen angenommen 
wurde. Da der Ernährungszustand bei guter Fresslust immer 
mehr zurückging, wurde das Thier am 19. Oktober getödtet und 
in den Nürnberger Schlachthof verbracht. Nach Mittheilung 
der Herren Collegen bot sich das Bild der Lungen-Perlsucht, 
wie man es beim Rinde nicht schöner sehen kann: Lungen- 
und Rippenpleura mit starken Auflagerungen, disseminirte 
miliare bis kirschengrosse Tuberkel im Lungenparenchym, ferner 
Leber- und Milztuberkulose. Die Lunge wurde an die thier¬ 
ärztliche Hochschule in München gesandt. Das Fleisch wurde 
verbrannt. Das 6—7 jährige Pferd war l 1 /* Jahre im Besitz 
des Metzgermeisters M. in L. und war bis vor ca. 1 j 4 Jahr 
vollkommen gesund und munter. Von da ab zeigte es zeit¬ 
weise Husten und Appetitstörung. Die Entwickelungszeit dürfte 
also in diesem Falle 1 jt Jahr gedauert haben. Zu erwähnen 
ist noch, dass das Thier in einem stockfinsteren, heissen, dumpfen 
Kuhstall untergebracht war; seit ca. V 2 Jahr stand neben ihm 
eine Kuh, die viel hustete und höchst tuberkuloseverdächtig 
war. Für Zeit und Gelegenheit zur Aufnahme des Tuberkel¬ 
bacillus, ebenso für die weitere Entwicklung desselben war 
somit bestens gesorgt. 


Referate. 

Atropinbehandlung beim Ileus des Menschen. (Nach 
einem Ueberaichtareferate von Dr. Strauss—Berlin in Nr. 19, 
1901 der Zeitschrift „Fortschritte der Medicin“. In der letzten 
Zeit wurden eine Reihe von Mittheilungen, besonders in der 


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249 


Münchener med. Wochenschrift, Jahrgänge 1899—1901, publi- 
cirt, welche die günstige Wirkung von subcutanen Atropin- 
injectionen beim Menschen gegen dynamischen Ileus zum 
Gegenstände haben. Es wurden 3—5 mgr ein oder zweimal 
innerhalb 24 Stunden injicirt. Marginowky wirft die Frage 
auf, ob es nicht unter Umständen richtig sei, diese Therapie 
auch für die Behandlung incarcerierter Hernien, sowie bei 
Steinkoliken zu verwenden, und Lüttgen stellt die Forderung 
auf, Atropin auch dann zu injiciren, wenn ein eclatantes 
mechanisches Hinderniss (Invagination, Achsendrehung und 
selbst Incarceration) vorliege, sei es auch nur zu dem Zwecke, 
um dem Patienten die Hauptbeschwerden bis zur Operation 
zu lindern und den Eintritt von Gangrän zu verzögern. 
Ostermeyer empfiehlt die Atropinbehandlung auch bei schweren 
Fällen von Obstipation, besonders bei der sogenannten spasti¬ 
schen Obstipation. Nach dem Beferenten S. sollten die bei 
der besprochenen Atropinbehandlung gemachten Beobachtungen 
dazu dienen, der Belladonna bei der Behandlung von Obsfci- 
pationszuständen sowie bei spastischen Contractionen anderer 
Hohlorgane (Ureterenkolik, Gallensteinkolik etc.) neue Freunde 
zu erwerben, die sie auch auf anderen Gebieten (Asthma 
bronchiale, Hyperacidität des Magens etc.) zur Zeit wieder 
gewonnen hat. 

Camerer: Die chem. Zusammensetzung der Neugeborenen. 

(Zentralbl. f. Physiologie Nr. 24, 1901.) Die Analysenzahlen 
der Zusammensetzung von 4 neugeborenen Kindern zeigen, 
dass die Differenzen in der Zusammensetzung hauptsächlich 
auf den Variationen des Fettgehaltes beruhen. Gleicht man 
die Fettwerthe aus, so erhält man recht constante Werthe für 
die Zusammensetzung des menschlichen Neugeborenen, das 
bei 10,5 °/o Fett etwa 73°/o Wasser, 12,3 °/o Eiweiss und 
Leim, 1,25% Extractivstoffe, 2,89 % Asche, im Ganzen also 
26 % feste Stoffe enthält. 


Dr. Ott: Abszess auf dem linken Psoasmuskel als Geburts- 
hinderniss bei einer Kuh. (Nach einem Referate im ersten 
Hefte des Schweizer Archivs 1901.) Bei einer achtjährigen 
Kuh, welche bereits fünf Kälber gebracht hatte, traten nach 
Ablauf der nunmehrigen sechsmaligen Tragezeit normale 
Wehen ein, der Wassersprung erfolgte und es befand sich 
das Kalb in der Kopfendlage; gleichwohl kam die Geburt 
nicht zu Stande. 

Ungefähr 25 cm vom Scheideneingang entfernt fühlte 
man eine runde weiche Geschwulst, welche bei jeder Wehe 


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250 


bretthart wurde. Die Geschwulst beengte die Geburtswege 
so bedeutend, dass die Geburt verhindert wurde. (Embry- 
otomie? Ref.) Die Kuh wurde geschlachtet. 

Bei der Section fand sich auf dem linken Psoas eine 
25 cm breite und 50 cm lange Geschwulst, aus welcher sich 
nach dem Einschneiden hellgelber, rahmartiger Eiter entleerte. 

Auf der Crista ileo-pectinea zeigte der Knochen eine 
Erosion; das umliegende Bauchfell war entzündet und mit 
dem Knochen verwachsen. An der linken Gliedmasse hatte 
das Thier auch gelahmt. A. 

Keine Pferde mehr. Ein Pferdehändler in Nebraska 
wandte sich vor Kurzem an einen Geschäftsfreund in Was¬ 
hington mit der Anfrage, ob er drei Pferde verkaufen könne. 
Darauf erhielt er folgende Antwort: „Die Leute in Washington 
fahren auf Zweirädern, die Strassenbahnen werden mit Electri- 
cität betrieben und bei der Regierung werden Esel verwendet. 
Wir brauchen daher keine Pferde . u (Ibidem.) 

Bücherschau. 

Lehrbuch der pathologischen Anatomie der Hausthiere, 
für Thierärzte und Studierende der Thiermedizin, von Professor 
Dr. med. Th. Kitt. Mit Beiträgen von Professor S. Guten¬ 
äcker und Professor Dr. W. Sc hla mpp an der thierärztlichen 
Hochschule in München. Zweite verbesserte Auflage. Zwei 
Bände. II. Band mit 162 Abbildungen. Stuttgart. Verlag 
von Ferdinand Enke. 1901. Preis 17 Mark. , 

Der vorliegende zweite Band der neuen Auflage des Lehr¬ 
buches enthält gegenüber der ersten Auflage (1895) viele Ergänzungen 
und Textänderungen aus Anlass der inzwischen gemachten Fort¬ 
schritte auf dem Arbeitsfelde des Herrn Verfassers. 32 neue 
Abbildungen, von H. Dirr’s Künstlerhand gezeichnet, sind hiezu¬ 
gekommen. Die Abbildungen bringen auch mikroskopische Bilder 
über die Haupttypen, der Geschwülste, des Entzündungsvorganges 
und degenerativer Veränderungen, ferner die histiologischen Charaktere 
der Tuberkulose, Botryomykose, Actinomykose sowie des Rotzes 
zur Anschauung und erhöhen dadurch den Unterrichtswerth des Buches. 

Professor Dr. Schlampp hat als Spezialist die Anomalien des 
Auges behandelt. Die Kapitel über die Anomalien des Hufes, 
der Klauen und Krallen sind von Professor Gutenäcker einer 
vollständigen Umarbeitung unterzogen worden. 

Der Band ist mit Inhaltsübersicht und besonderem alphabetischen 
Register versehen. 

Die beiden Bände der neuen Auflage bilden eine Zierde der 
deutschen Veterinärlitteratur. Auch die buchhändlerische Aus¬ 
stattung ist vorzüglich. Göring. 


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251 


Zum Andenken an Max von Pettenkofer. Von Geheim¬ 
rath Prof. Dr. M. Rubner. Berlin 1901. Verlag von 
August Hirsohwald, NW., Unter den Linden Nr. 68. 

Der Nachruf, welchen Rubner Pettenkofer widmet, entwirft 
in schlichter eindrucksvoller Darstellung ein Bild von der Persön¬ 
lichkeit und dem Schaffen des dahingegangenen Meisters. In der 
Besprechung der Cholera« und Typhusuntersuchungen Pettenkofers, 
welche durch dessen ganze wissenschaftliche Thätigkeit sich hin¬ 
durchziehen, wird gleichzeitig die Geschichte unserer Anschau¬ 
ungen über die Aetiologie der beiden Seuchen in grossen Umrissen 
skizzirt. Aus dem ganzen Aufsatz spricht' die warme Verehrung 
für den grossen Todten, dem „nicht allein die Naturwissenschaften 
und die ärztliche Welt, sondern die gesammte Menschheit ein un¬ 
vergängliches Andenken schulden. 4 E. A. 

Berichtigung: Seite 235 soll es im Artikel zur Vereinfachung 
des dienstlichen Verkehrs unter Nr. 1 heissen „Geschäftsnummer“ statt 
„Geschäftsräume 11 . 


Bekaimtinaacli.'a.iigr- 
Die Generalversammlung des thierärztlichen Kreisvereines für 
Schwaben und Neuburg wird am Montag den I. Juli Vormittags präcis 
9 Uhr beginnend im grossen Saale des Regierungsgebäudes zu Augsburg 
abgehalten. 

Tagesordnung: 

1. Vereins-Angelegenheiten: 

a) Abänderung der Statuten, 

b) Haftpflicht-Versicherung. 

2. Beber Influenza der Pferde: 

a) im Distrikte Obergünzburg, Referent Distriktsthierarzt 
K. G.ruber. 

b) in einem grösseren Pferdebestande in Augsburg, Referent 
k. Kreisthierarzt Weiskopf. 

3. Mittheilungen aus der Praxis. 

Nachmittags Besichtigung des Schlacht- und Viehhofes Augsburg. 
Diejenigen Herren Gollegen, welche bereits Abends zuvor ankommen, treffen 
sich im Hotel „Bayerischer Hof“. Der Vereins-Ausschuss. 

Suche ab 1. Juli auf 3 Wochen approbirten 1(2) 

gf* Vertreter 

Radfahrer bevorzugt. Gefällige Offerten mit Gehaltsansprüchen erbittet 
A. Schwaimair, Bezirksthierarzt in Hassfurt a/M. 


IDistriktstlxierarzt 

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1. Juni d8. Js. für einen grösseren reichbegüterten Bezirk Württembergs, 
wo nur Ackerbau und Viehzucht betrieben wird, gesucht. Stellung 
dauernd und sehr angenehm. Der Vorfahrer hatte eine schöne Praxis. 
Offerte und beglaubigte Zeugnissabschriften sub Chiffre €/• 2776 an 
Haasenstein & Vogler, A.G., Stuttgart. 2(2) 


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252 



mrnmm 



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kauft jeder Thierarzt am besten direot aus der Fabrik, weil 
er sieh hierdurch besondere Yortheile sichert, die durch den 
Zwischenhandel nicht gewährt werden können. 

Die Instrumenten - Fabrik H. Hauptner, Berlin 
NW., Luisenstrasse 53, erzeugt ausschliesslichthier- 
ärztliche Instrumente in grossem Umfange. Trotzdem der 
Bedarf an thierärztlichen Instrumenten naturgemäss kleiner ist 
als der an human-chirurgischen Instrumenten, ist die Fabrikation 
der Firma Hauptner grösser als die irgend einer Instrumenten- 
Fabrik, welche ihre Erzeugnisse an Aerzte liefert. 

Auf der Weltausstellung Paris 1900 wurde der einzige 
Grand Prix der Klasse Chirurgie den thierärztlichen 
Instrumenten von H. Hauptner zuerkannt; Hauptner’* 
Apparate für Thierzneht und -Pflege wurden durch die 
Goldene Medaille ausgezeichnet. 

Die Instrumenten-Fabrik H. Hauptner hat in Deutschland 
weder Filialen noch Vertreter; es ist deshalb erforderlich, Anfragen 
und Aufträge stets direot an die Fabrik zu richten. 

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zösischer und englischer Öprache, Gross 4 °, 244 Seiten mit 3000 
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anstalten der Welt an der Jahrhundertwende“, bestehend auS 
123 Autotypien auf 25 Kunstdruckblättern mit Angaben über 
Studienverliältnisse, Vorbildung, Frequenz eto^ ist allen Thierärpten 
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Verantwortliche Redaktion: M. Alb recht. 

Expedition und Druck von J. Go tt es Winter, München. 

Für die Redaktion bestimmte Sendungen sind an Professor 
AI brecht, Veterinärstr. ß/i, zu richten. D. Red. 


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für 

Thierheilkunde und Viehzucht 


Unter Mitwirkung bewährter Fachmänner 

herausgegebeu von 

M. Albrecht und Ph. J. Gering. 

45: Jahrgang. München, den 28. Mai 1901. Nr. 22. 

Inhalt: Brandt und Gmeiner, Die Räude des Schafes und ihre Behandliing. 
(Fortsetzung.) — Rechenschaftsbericht des Unterstötzungsvereins für die 
Hinterbliebenen bayer. Thierärzte e. V. in'München. — Therapeutische 
Mittheilungen. — Viehseuchennachrichten. — Personalien. — Inserate. 


Die Räude des Schafes und ihre Behandlung. 

Aus dem pharmakologischen Institut der k. thierärztl. Hochschule München. 

Von J. Br an dl und F. Gmeiner. 

(Fortsetzung.) 

Erscheinungen der Dermatocoptes-Räude. 

Gelangen lebensfähige Milben, und zwar ein trächtiges 
Weibchen oder ein Männchen mit einem Weibchen oder ein 
copulirtes Paar für sich allein beziehungsweise mehrere von 
all diesen auf die Haut eines gesunden Schafes, so . ist die 
Möglichkeit des Ausbruches der Räude bei diesem Thier ge¬ 
geben. Da die Dermatocoptes-Milben fast ausschliesslich das 
Secret der Cutis als Nahrung benützen, sind die Verletzungen, 
welche nunmehr dieselben auf der Haut des Schafes hervor- 
rufen, keine geringfügigen. Diese Nahrungsaufnahme geschieht 
in der Weise, dass die Milbe das Hintertheil des Körpers 
emporhebt und sich senkrecht auf den Kopf stellt, wobei zur 
Fixirung die Krallen an den Endgliedern der Vorderbeine 
sich in die Haut einhacken, während die Haftscheibenstiele 
seitlich flach auf die Haut gelegt werden. Die beschriebene 
senkrechte Stellung wird deshalb eingenommen, weil der Kopf, 
wenn die Milbe für gewöhnlich auf den Beinen steht, nicht 
bis auf den Boden reicht. Hat der Parasit sich lothrecht 
erhoben, so gelangen die Mundwerkzeuge auf die Hautober¬ 
fläche und die Kiefer können nun durch die Epidermis bis 
in die Cutia dringen, deren flüssiges Secret als Nahrung dient. 
Nach solch einer Verletzung der Haut hebt sich an dieser 
Stelle die Epidermis empor und ps entsteht ein kleines, flaches 


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254 


Knötchen, welches auf der zarten Schafhaut blassgelblich er¬ 
scheint und sich zu einem kleinen Bläschen und zu einer 
Eiterpustel unmittelbar an der Stelle des Einstiches umwandelt. 
Dieses seröse, serös-eitrige oder rein eitrige Exsudat, welches 
bei mehreren hart nebeneinander ausgeführten Milbenetichen 
in Form grösserer Bläschen confluiren kann, beginnt allmählich 
zu vertrocknen und sich in eine fettige, gelbliche Schuppe 
umzuformen. Die ständige Wiederholung der Milbenbisse 
zeitigt neue, reichliche Exsudationen, welche mit den schon 
vorhandenen^ Schuppenmassen verkleben, vertrocknen und so 
die Bildung grösserer, dickerer Borken ermöglichen. Diese 
heben sich von der Oberhaut mehr oder weniger ab und ent¬ 
fernen die mit ihnen verklebten Wollhaare aus ihrer Wurzel. 
Die in Folge des bestehenden Juckreizes weiterhin durch 
Kratzen und Reiben gesetzten mechanischen Insulte zeitigen 
mit der Fortdauer der Exsudation oft weitgehende Infiltrationen 
und serös-blutige Verquellungen des Unterhautbindegewebes, 
Haaräusfall, Schwellung und Verdickung der Haut, die mit¬ 
unter eine pergamentartige Consistenz annehmen und nicht 
selten Geschwürbildung und necrotischen Zerfall aufweisen 
kann. Heilen solche kahl gewordene und ein mannigfach 
verändertes Bild darbietende Stellen, wie sie besonders am 
Rücken gesehen werden, ab, indem die harte Borken- und 
Krustenschichte schliesslich durch das darunter sich regene- 
rirende Hautgewebe abgestossen und emporgehoben wird, so 
greift der Process ringsum am Rande weiter. Die Wolle 
verliert dort ihren eigenartigen Glanz, wird matt und fahl 
und verarmt an Wollfett. Der Wollstapel hat nicht mehr 
den normalen Zusammenhang; Strähnchen und ganze Stapel 
lassen sich leicht ausziehen und fallen von selbst aus. Das 
Vliess wird flockig und zottig, die Gipfel des Stapels schieben 
sich da und dort über die Fläche des Vliesses hervor, au 
anderen Stellen sind sie in grösserer Ausdehnung miteinander 
verklebt. Mit dem Fortschreiten der Veränderungen und der 
sich einstellenden starken Epidermisabschuppung treten jetzt 
recht deutlich die charakteristischen gelblichen bis bräunlichen 
Räudeschuppen und Borken zu Tage, welche für die Milben 
eine Schutzdecke bilden, unter welcher sie sich aufhalten und 
die ihnen als Wohn- und Brutort dient. 

Eigene Untersuchungen. 

Das Aufsuchen der Dermatocoptes-Milben bietet keine 
besonderen Schwierigkeiten, in welchem Stadium auch immer 
der Krankheitsprocess angelangt ist. Mit unbewaffnetem Auge 
auf der Scbafhaut die Milben zu sehen, ist für gewöhnlich un- 


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255 

möglich. Es gelingt nur in äusserst seltenen Fällen, besonders 
nach längerem Suchen, bei günstiger Beleuchtung und bei 
dunkelwolligen Schafen einem scharfen Auge, vorausgesetzt, 
dass der Beobachter im Aufsuchen von Milben Uebung und 
Erfahrung besitzt, ab und zu Milben in ihren Umrissen am 
Thierkörper selbst zu erblicken; die Räude muss aber schon 
ziemlich vorgeschritten sein. Da die Milben sich nicht ein¬ 
graben, sondern auf der Oberhaut leben, ist es nun aber 
bekanntlich nicht schwer, sie in den Schuppen unterm Mikros¬ 
kope, also mit bewaffnetem Auge aufzufinden. Die sicherste 
Diagnose wird allein durch diesen mikroskopischen Nachweis 
geliefert. Das Bebbern mit den Lippen, Knuppern mit den 
Zähnen, Kratzen mit den Hinterfüssen, kurz die Zeichen des 
Wohlbehagens, wie sie Schafe äussern, wenn man die Krusten 
und Borken mit der Hand reibt, sind keine ausschlaggebenden 
Merkmale für das Vorhandensein der Räude; denn es be¬ 
nehmen sich so auch von der Räude geheilte Schafe, bei 
denen Milben und Eier vollständig vernichtet sind, solange 
als noch Krusten und Borken auf der Haut lagern. 

Zum Zwecke des Auffindens der Milben kann man auf 
zweierlei Weise verfahren. Man nimmt mit dem scharfen 
Löffel oder mit dem Messer borkenhaltiges Material von der 
Haut ab, ohne dass diese selbst verletzt zu werden braucht, 
schneidet die Haare weg, zerzupft oder zerschneidet die 
Sctauppenmassen möglichst klein auf einem geräumigen Ob¬ 
jektträger, breitet sie dort in dünner Schichte aus und be¬ 
sichtigt den Befund unterm Mikroskop. Hiezu eignet sich 
besonders das binoculäre Mikroskop von Greenough, das den 
Vortheil gewährt, bei der Grösse des zwischen Objektiv und 
Objekttisch bestehenden Zwischenraumes, welcher fast 5 cm 
beträgt, eine zu Gesicht gekommene Milbe bequem in ihren 
Bewegungen zu verfolgen, aus den Schuppenmassen bei einiger 
Uebung leicht herauszupräpariren und lebend zu isoliren. 

Man kommt aber auch dann zum Ziel, wenn man solch 
zerkleinertes Borkenmaterial in der Mitte eines grossen Uhr¬ 
glases ausbreitet und dann in die Nähe des warmen Ofens 
stellt. Nach Verlauf von vielleicht einer Stunde, oft schon 
früher, gewahrt man die Milben, welche infolge der starken 
Wärme die Schuppen verlassen, eilig auf dem Uhrglase hin 
und herlaufen; sie lassen sich deutlicher in ihren Umrissen 
erkennen, sobald das Uhrglas auf einer schwarzen Unter¬ 
lage steht. 

Zu den nachfolgenden Versuchen, welche sich mit der 
Wirkung der einzelnen Arzneimittel auf die Milben beschäf¬ 
tigten, wurde immer mindestens ein Dutzend lebender Männ- 


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256 


eben und Weibchen auf einen grossen Objektträger gebracht 
und 3 Tropfen des jeweiligen Arzneimittels mit dem Glas¬ 
stabe daraufgegeben. Die Dauer der Lebensthätigkeit wurde 
bis zum Erlöschen der Bewegungen unter einem Mikroskope 
verfolgt und die Zeit genau kontrollirt. 

Die Anwendung eines heizbaren Objekttisches erwies sich 
nicht als nöthig, weil sich herausstellte, dass bei Zimmer¬ 
temperatur (also bei 20°) die Wirkung der Arzneimittel die 
gleiche blieb wie bei 25—28°. Der Wärmegrad der Haut 
des Schafes beträgt zwar im Mittel ca. 28°, aber die Milben 
leben nicht nur auf der Haut, sondern halten sich auch in 
den Schuppen und Borken auf, werden ferner in der Wolle 
angetroffen und ertragen bei ihrem Uebergang von einem 
Schaf zum anderen Tage lang Wärmegrade bis zu 12° ohne 
Schädigung ihrer Lebensfunctionen, wie aus den später folgenden 
Versuchen hervorgeht. 

Zu den Abtödtungsversuchen wurden Milben von mehreren 
Schafen verwendet. Die verzeichneten Zeitangaben sind 
Mittelwerthe. 

Es sistiren demnach D e r m a tu co p t es - M i 1 b e n 
ihreBewegungen für immer nach Einwirkung von: 


Chloroform . . . 





sofort 


Schwefelkohlenstoff 



. . 



77 


Acid. acetic. glacial. 





17 


Aqua cresolica 


. 

. 


in 

1 Minute 

Liq. Cresol. saponat 3 

in 

100 

Wasser 

in 

i 1 /* 

Minuten 

77 »1 ” 

2 

77 

17 

77 

77 

2 

TI 

>1 77 77 

1 

77 

77 

17 

17 

3 

77 

77 ’1 77 

0,5 

77 


77 

77 

4 X /2 

71 

Acid. carbolic. 

3 

77 

7’ 


71 

2 

. 71 

77 77 , , 

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77 

71 

„ 

17 

2 */* 

77 

11 77 

i 

77 

77 

77 

77 

4 »/* 

77 

77 77 

0,5 

77 

11 

77 

Ii 

12 

11 

Cresol. crud. 

5 

in 

100 01. Olivar. 

77 

2 1 /* 

71 

77 77 

4 

>7 

77 

77 17 

17 

4 

77 

, 77 77 

3 

77 

11 

77 77 

77 

5 

11 

77 ” 

2 

„ 

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17 , 11 

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7 

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77 

17 77 

77 

11 

71 

77 >7 

0,5 

77 

17 

77 77 

11 

15 

11 

Acid. carbolic. 

5 

in 

100 01. Olivar. 

77 

4 

11 

77 77 

4 

77 

11 

17 17 

71 

5 

77 

77 77 

3 

77 

77 

’7 77 

17 

8 

17 

77 77 

2 

77 

11 

77 77 

17 

12 

11 

77 77 

1 

77 

11 

77 »7 

77 

16 

71 

77 77 

0,5 

17 

ii 

ii 77 

,1 

50 

11 


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257 


Aqua picis . 

in 2 1 11 /» 

Minuten 

Oleum Cinnamomi. 

. 2 1 /* 

» 

Acet. pyrolignos. crud. (frisch) . . 

„ 4 

n 

7 ) n n (alt) . 

, 10 

i) 

Acet. pyrolignos. rectificat. (frisch) . 

„ 3 V* 

15 

n » n (alt) 

„ 4 

11 

Balsam. Peruvian. 

» 8 

11 

Solut. Lugol. (1:5:100) .... 

„ 10 

» 

Tinctur. Jod. 

„ 20 

51 

01. Petrae . 

, 22 

51 

01. camphorat. 

„ 35 

V 

Sublimatlösung 5°/o. 

„ 15 

11 

» 4»/o. 

. 17 

» 

3°/o. 

, 20 

11 

n 2°/o. 

„ 30 

15 

l°/o. 

» 50 

11 


, 0,5°/o 

Essigsäure 20°/o 

10®/o 

„ 5®/o 

Schwefelleber 20°/o 
, 15°/o 

10°/o 
. 8°/o 

„ 5°/o 

3°/o 

Natronlauge 15°/o 
10°/o 
.. 8°/o 

5o/o 

„ 3«/o 

Formaldehyd, solut. 

„ „ 50 in 100 Wasser 

an 

11 15 11 11 fl 

20 

11 n n n 11 

» v 5 „ 

Acid. benzoic. 5 in 100 01. Olivar. 


3 

2 

1 


« 11 O.D n 11 55 fl 

Acid. salicylic. 3 in 100 01. Olivar. 
2 

7» >7 *•' n 11 n n 

1 

11 « 11 11 11 


nach 1 Stunde noch nicht 
in 14 Minuten 

„ 35 , 

nach 1 Stunde noch nicht 
in 16 Minuten 
» 19 

>1 23 >, 

. 25 „ 

n 34 „ 

nach 1 Stunde noch nicht 
in 20 Minuten 

)) 35 » 

* 40 „ 

„ 52 „ 

nach 1 Stunde noch nicht 
in 8 Minuten 
„ 20 „ 
i) 25 „ 

ii 40 „ 

nach 1 Stunde noch nicht 
in 13 Minuten 
„ 25 „ 

„ 35 „ 

” 44 n 

nach 1 Stunde noch nicht 
in 27 Minuten 
„ 40 

nach 1 Stunde noch nicht 


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258 


NachlStunde nochnicht: Oleum Lauri; Glycerinum; 
Acetum; Schmierseife; Spiritus camphoratus; Spiritus 91°/o; 
Tabakdecoct 20°/o; Styrax liquidus in Ol. Olivar. (1:1); 
Schwefelwasserstoffwasser (bei 15° gesättigt); Kupfervitriol¬ 
lösung 10°/o ; Zinkvitriollösung 10°/o; Alaunlösung JO°/o; Pott¬ 
asche in Wasser (1:2); Styrax liquidus in Spiritus (1:5); 
Balsam, tolutan. in Spiritus (1:10); Borsäurelösung 3°/o; 
Chinin, hydrochloric. 3°/o; Zimmtsäure in Spiritus 2°/o; Oleum 
Cantharidum; Oleum Chloroformii; arsenige Säure in Wasser 
l°/o; Helmerich’sche Räudesalbe; graue Quecksilbersalbe; 
weisse Praecipitatsalbe; Sublimatsalbe 10 °/o ; Infus. Herb. 
Hyoscyami; Infus. Rhizom. Yeratri; Infus. Rad. Hellebori nigri. 

Vergleicht man diese Ergebnisse, so erhellt daraus die 
schon bei der Untersuchung anderer Räudemilben konstatirte 
Thatsache, dass der Liquor Cresoli saponatus die werthvollsten 
Dienste leistet und zwar selbst in Verdünnungen noch, in 
welchen andere bekannte Mittel vollkommen versagen. Nächst 
ihm ist an erster Stelle die Carbolsäure zu nennen. Sehr 
rasch tödten auch Chloroform, Schwefelkohlenstoff und Eis¬ 
essig , welche Stoffe aber praktisch nicht in Anwendung 
kommen; verdünnt man Chloroform nur mit 1 / io Olivenöl, 
dann vermag es die Milben nur mehr zu betäuben. Der 
peruvianische Balsam wirkt gleichfalls stark milbentödtend, 
ebenso wie die Jodpräparate; jener ist aber zu theuer, letztere 
sind hier praktisch nicht verwendbar. 

Die Quecksilberpräparate erweisen sich als Räudemittel 
nicht besonders geeignet, abgesehen von ihren sonst giftigen 
Eigenschaften. So konnte konstatirt werden, dass Dermato- 
coptes-Milben, welche in weisse Praecipitatsalbe gelegt wurden, 
noch nach fünf Tagen ihre vollkommene Bewegungsfähigkeit 
beibehalten hatten und, nachdem sie dann herausgenommen 
worden waren, sich ganz normal erwiesen und Tage lang 
lebten; ebenso vermochte Sublimatsalbe (10°/o) nach drei¬ 
stündiger direkter Einwirkung keinerlei Beeinträchtigung der 
Lebensthätigkeit der Parasiten herbeizuführen. 

Das Formaldehyd, in Wasser gelöst, erwies sich in 
starker Concentration geeignet Milben zu vernichten. 

Eine Abkochung der Tabakblätter (20°/o) übte zumeist 
keinen Einfluss auf die Milben aus, vermochte auch nicht 
innerhalb drei Stunden dieselben zu vernichten; einigemale 
konnte jedoch konstatirt werden, dass Milben nach kurzer 
Einwirkung deutliche krampfähnliche Zuckungen der Beine 
zeigten, deuen nach wenigen Minuten ein lähmungsartiger 
Zustand des ganzen Körpers, analog einer Erstarrung, folgte. 
Letztere wich aber immer wieder nach kurzem Bestehen und 


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259 


dann blieben die Parasiten vollkommen normal, ohne von der 
sie umgebenden Tabakflüssigkeit im Geringsten innerhalb der 
angegebenen Zeit eine Schädigung zu erfahren. 

Eine eigenartige Wirkung Hess die arsenige Säure er¬ 
kennen. Dieselbe wurde in */ 2 — l l / 2 °/o wässeriger Lösung 
erprobt, analog der Zusammensetzung, wie sie in den Räude¬ 
bädern von Tessier, Mathieu, Trasbot, Kehm u. s. w. prak¬ 
tisch zur Anwendung gelangt. Jedesmal Hess sich feststellen, 
dass von den zwölf oder mehr Milben, welche als Unter¬ 
suchungsobjekt dienten, etwa die Hälfte innerhalb der ersten 
Stunde getödtet wurden, während die andere Hälfte 2, 3 und 
4, ja mitunter 20 Stunden in der Arsenik-Flüssigkeit ohne 
die geringste Beeinträchtigung herum schwamm. Genau das 
gleiche Resultat wurde gewonnen bei Erprobung der Wirkung 
der Räudebäder von Tessier, Mathieu und Trasbot, was gleich 
hier vorweg bemerkt werden mag. 

Eine solche Verschiedenheit in der Zeitdauer, welche bis 
zur Abtödtung der einzelnen Milben durch die gleiche Sub¬ 
stanz verstrich, konnte bei keinem der anderen Arzneimittel 
gefunden werden; lediglich die Natronlauge Hess mehr oder 
weniger grosse Schwankungen in der Einwirkungsdauer bis 
zum Erlöschen der Bewegungen erkennen. 

Die Ueberlegenheit des Liquor Cresoli saponatus gegen¬ 
über der Carbolsäure tritt am klarsten vor Augen, sobald man 
ganz schwache Concentrationsgrade anwendet, wie aus nach¬ 
folgender Zusammenstellung zu ersehen ist. 

Die Dermatocoptes-Milben sistiren ihre Be¬ 
wegungen für immer nach Einwirkung von: 

Liq. Cresol. saponat. 0,08 in 100 Wasser in 2 Stunden 


n » m 

0,1 

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D 

„ 35 Minuten 

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77 

77 

„ 15 „ 

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n 77 77 

0,7 

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77 

77 

,, 3'/* „ 

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0,9 

77 

77 

7 ) 

«3 „ 

Acid. carbolic. 

0,08 

in 

100 Wasser 

nach 4 Std. noch 

77 » 

0,1 

77 

77 

77 

in 2 1 /* Stunden 

77 77 

0,2 

77 

77 

77 

„ 48 Minuten 

77 » 

0,3 

n 

17 

77 

,, 25 

' v >» 

0,4 

77 

77 

77 

„ 18 „ 

77 77 

0,7 

77 

77 

'7 

« 10 , 

77 77 

0,9 

77 

77 

77 

6 „ 


Dieabtödtende Wirkung dereinzelnenRäude- 
bäder gestaltet sich wie folgt. Es sistiren isolirte Dermato- 
coptes-Milben ihre Bewegungen für immer bei direkter Ein¬ 
wirkung von: 


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260 


Walz’scher Lauge . . 

Tessier’s Räudebad . 
Mathieu’s ,, 

Clement’s „ 

Trasbot’s „ 

Gerlach’s „ 

ZündePs ,, 

Riechelmann’s Räudebad 
Kaiser’s (Marburg) ,, 
Fröhner’s „ 


nach 

1 

Stunde 

noch 

nicht 

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in 5 Minuten 
in 2 1 /* „ 

' in 3 „ 

1. Theil in 4 Minuten 

2. Theil in 2 1 /* ,, 


Die Ansteckung eines gesunden Schafes erfolgt nur durch 
die Uebersiedelung lebenskräftiger und der Fortpflanzung 
fähiger Milben. Dieser Uebergang kann entweder in der 
Weise geschehen, dass solche Milben von einem räudekranken 
auf die Wolle beziehungsweise die Haut eines dicht daneben 
liegenden oder stehenden gesunden Schafes direkt überwandern 
oder dass die von der Haut abgefallenen und abgestreiften 
Milben an Barren, Krippen, Wollgegenständen, auf dem Boden 
und der oberen Düngerlage liegen bleiben, sich dort in Folge 
ihrer Lebenszähigkeit einige Zeit mobil erhalten und dann im 
günstigen Falle auf ein gesundes Schaf gelangen, womit also], 
eine indirekte Ansteckung zu Stande kommt. Es ist somit 
yon hohem Werth, die Lebenszähigkeit der Schafmilben zu 
kennen behufs Ermittlung der Zeitdauer, innerhalb deren 
Räumlichkeiten, welche von räudekranken Schafen benützt 
waren, ansteckungsfähig bleiben. (Fortsetzung folgt.) 


Unterstützungsverein für die Hinterbliebenen bayerischer 
Thierärzte e. V. in München. 

Rechenschaftsbericht. 

Wie schon der Mehrzahl der Vereinsmitglieder bekannt 
sein wird, hat der Verein bei der Bayerischen Hypotheken- 
und Wechselbank in deren Tresor einen Schrank gemiethet 
und in denselben die seither im Cpsabureau der Thierärzt¬ 
lichen Hochschule unter Doppelverschluss gehaltenen Werth¬ 
papiere des Vereins zur Aufbewahrung überführt. Der ge- 
miethete Schrank steht unter dreifachem Sperre-Verschluss 
durch einen speciellen Beamten der genannten Bank, den 
Vereinskassier und Vereinsdirektor; der Schrank darf und 
kann nur bei gleichzeitiger Gegenwart der genannten 
Herren geöffnet werden. Die Ueberführung des Vereinsver¬ 
mögens in den fraglichen Schrank hat die Sicherheit des 


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261 


Besitzes nach jeder Richtung wesentlich gehoben, die Ver¬ 
mögensverwaltung aber umständlicher gemacht. Zur Vor¬ 
nahme der in § 35 Abs. 2 der Vereinssatzungen vorgesehenen 
Jahresvisitation des Cassawesens und des Vermögensbestandes 
des Vereins hatte der Aufsichtsrath den Herrn Stabs¬ 
veterinär Büchner beordert. Büchner nahm dieselbe in 
den Tagen des 28. März mit 2. April 1. J. vor und stellte 
fest, übereinstimmend mit den einschlägigen Rechnungen, dass 
der Verein ein Vermögen von 671,180 Mk. 87 Pfg. besitzt. 

Büchner konstatirte das Resultat seiner Revision zu Pro¬ 
tokoll, wie die in der Hypotheken- und Wechselbank depo- 
nirten Werthpapiere nach ihrer Qualität den Bestimmungen 
der Vereinssatzungen entsprechen, vinculirt und mit den zu¬ 
gehörigen Coupons und Talons vollzählig vorhanden sind, dass 
der Bestand an Werthpapieren sowie der Cassabaarbestand 
mit den Cassabüchern und Rechnungsbelegen im Einklänge 
stehen, und dass er eine Veranlassung zu Beanstandungen 
nach irgend einer Richtung nicht gefunden habe. Das ein¬ 
schlägige Revisions-Protokoll ist vom Herrn Vereinskassier, 
k. Professor Gutenäcker, und mir mitgezeichnet. Das Proto¬ 
koll, die Cassabücher und die Rechnungsbelege werden, nach¬ 
dem sie bei der nächsten Generalversammlung zur Erinnerungs¬ 
abgabe aufgelegt sein werden, zur Superrevison der k. Regierung 
von Oberbayern unterbreitet. 

Die Bezirksthierarztens-Wittwe Frau Caroline Brenner in 
Yilshofen und Herr Landstallnieister Deisinger in Ansbach 
haben letztwillig dem Vereine und zwar Frau Brenner 2000 Mk. 
und Herr Deisinger 1000 Mk. zugewendet. Der erstbezeichnete 
Betrag ist bereits an die Vereinskasse einbezahlt. 

1 In der am 30. September v. J. abgehaltenen General¬ 
versammlung wurde beschlossen, den Wittwen der Vereins¬ 
mitglieder ab dem Jahre 1901 alljährlich statt 400 Mk. 
450 Mk. als Sustentation zu bezahlen. Dieser Beschluss 
wurde nicht vollzogen und behalte ich mir vor, die Gründe, 
wesshalb ich den zum Beschlüsse erhobenen eigenen Antrag 
bisher nicht vollzog, bei der nächsten Generalversammlung 
(c. Mitte Juli 1. J.) darzulegen. Der Verein sustentirt z. Z. 
79 Wittwen von Vereinsmitgliedern mit jährlich ä 400 Mk. 
(— 31,600 Mk. p. a.) und 18 nicht vereinspflichtige Thier- 
arztens-Wittwen mit ä 100 Mk. (= 1800 Mk. p. a. — zu¬ 
sammen jährlich = 33,400 Mk.). 

Im Jahre 1900 zahlten die Vereinsmitglieder an Bei¬ 
trägen 14,941 Mk.; die Aktivcapitalien ertrugen 22,326 Mk. 
12 Pfg., zusammen 37,267 Mk. 12 Pfg-, die im Jahre 1900 


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262 


erlaufenen Verwaltungskosten beziffern die Summe von 
590 Mk. 67 Pfg. 

Schlies&lich erneuere ich wieder die Bitte, Geldsend¬ 
ungen nicht unter meinerAdresse abzuschicken, sondern 
sie direkt an dieCassa des thierärztlichen Unter¬ 
stützungs-Vereines (z. Z. Cassier Herr k. Professor 
Friedr. Gutenäcker) in München (Veterinärstrasse Nr. 6/0) 
zu adressiren. 

10. Mai 1901. Zeilinger, k. Landgestütsthierarzt. 


Therapeutische Mittheilungen. 

Tannalbin, Tannopin und Tannoform. Dieses Jahr (1899) 
hatte ich vielfach Gelegenheit, die genannten drei Arznei¬ 
mittel gegen die ruhrartigen Durchfälle der Kälber in An¬ 
wendung zu bringen und kam dabei zu folgendem Resultat: 
Einfache Durchfälle mit gelben, breiigen Excrementen bei 
unverminderter Sauglust werden durch die drei Mittel in kurzer 
Zeit brillant gestillt. In jenen hartnäckigen Fällen, in denen 
die Excremente weisslich und dünnflüssig sind und förmlich 
stinken, in denen unwillkürlicher Abgang des Kotes und grosse 
Schwäche vorliegen, hat sich das Tannopin nicht, das Tann¬ 
albin nicht oft, das Tannoform dagegen meistens bewährt. 
Nachdem die Kur durch Verabreichung von zwei Esslöffeln 
01. Ricin. eingeleitet war, gab ich täglich dreimal 5 gr Tanffo- 
form, liess Bauch und Flanken kräftig mit Campherspiritus 
einreiben und dann den Leib des Thieres warm einhüllen. 
Auf diese Weise hatte ich sehr befriedigende Erfolge. Noch 
besser hat sich das Tannoform in der dermatologischen Praxis, 
z. B. bei Eczemen und maukeartigen Ausschlägen bewährt 
und muss hier als ausgezeichnetes schorfbildendes Mittel be¬ 
zeichnet werden. Distr.-Thierarzt Eckart, Otterberg. 


Tannoform hat sich vorzüglich bewährt bei Diarrhöen 
der Jungrinder und zwar in Dosen von 3 gr 3—4 mal -täglich 
als Schüttelmixtur, sowie als Streupulver bei Wunden tflit 
grossem Substanz Verluste Distrikts-Thierarzt Streitberg, 
Pappenheim. 

Als ganz vorzüglich hat sich Tannoform sowohl innerlich 
wie äusserlich bewährt. So wurde eine bös aussehende Knie¬ 
wunde, welche von dem Besitzer bereits längere Zeit mit 
Arnikatinktur behandelt worden war und schon stark eiterte, 
dabei widerlichen Geruch verbreitete, mit Tannoform bestreut 
und unter Verband genommen, welcher am nächsten Tage 


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263 


gewechselt werden sollte. Durch Verhinderung geschah dies 
erst am dritten Tage und zeigte sich, dass die Wunde voll¬ 
kommen trocken und fast geruchlos war. Mit zwei weiteren 
Tannoform-Streupulver-Verbänden konnte das Thier ausser 
Behandlung gegeben werden. Innerlich bewährte sich das 
Mittel, kaffeelöffelweise verabreicht, besonders bei Kälbern. 
Distrikfcs-Thierarzt Gasteiger, Wolfratshausen. 


Stand der Thierseuchen in Bayern am 21. Mai 1901. 

a) Rotz (Wurm). 

Nieder b ay er n: Yilsbiburg 1 Gern. (1 Geb.). 

b) Maul- und Klauen-Seuche. 
Oberbayern: 2 Gern. (2 Geb.); Oberpfalz: 6 Gera. 
(11 Geb.); Oberfranken: 6 Gern. (6 Geb.); Mittelfrankeu: 
8 Gern. (46 Geh.); Schwaben: 9 Gern. (16 Geh.). 

c) Schweineseuche (Schweinepest): 
Oberbayern: 1 Gern. (1 Geb.). 


Personalien. 

. Der kgl. Bezirksthierarzt Xaver Karl wurde , auf Ansuchen von 
Wertingen nach Krumbach versetzt. ' 

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264 



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er sich hierdurch besondere Yortheile sichert, die durch den 
Zwischenhandel nicht gewährt werden können. 

Die Instrnmenten - Fabrik H. Hauptner, Berlin || 
NW., Luisenstrasse 53, erzeugt ausschliesslichthier¬ 
ärztliche Instrumente in grossem Umfange. Trotzdem der 
Bedarf an thierärztlichen Instrumenten naturgemäss kleiner ist I 
als der an human-chirurgischen Instrumenten, ist die Fabrikation ] 
der Firma Hauptner grosser als die irgend einer Instrumenten- 
Fabrik, welche ihre Erzeugnisse an Aerzte liefert. V 

Auf der Weltausstellung Paris 1900 wurde der einzige 
Grand Prix der Klasse Chirurgie den thierärztlichen 
Instrumenten von H. Hauptner zuerkannt; Hauptner 9 » 
Apparate fttr Tliierzucht und -Pflege wurden durch die 
| Goldene Medaille ausgezeichnet. 

Die Instrumenten-Fabrik H. Hauptner hat in Deutschland 
weder Filia'en noch Vertreter; es ist deshalb erforderlich, Anfragen 
- und Aufträge stets direct an die Fabrik zu richten. 

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zösischer und englischer Sprache, Gross 4 °, 244 Seiten mit 3000 
Abbildungen nebst Original-Bilderwerk „Die Thierärztlichen Lehr¬ 
anstalten der Welt an der Jahrhundertwende“, bestehend aus 
123 Autotypien auf 25 Kunstdruckblättern mit Angaben übei r 
Studienverbältnisse, Vorbildung, Frequenz etc., ist allen Thi'erärzten 
kostenfrei übersandt worden. 

Telegramm-Adresse: „Veterinaria“. 




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Verantwortliche Redaktion: M. Alb recht. 

Expedition und Druck von J. Gotteswinter, München. 

Für die Redaktion bestimmte Sendungen sind an Professor 
Al brecht, Veterinärstr. 6/1, zu richten. 0 . Red, 


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J 











Wochenschrift 

für . 

Thierheilkunde und Viehzucht 

Unter Mitwirkung bewährter Fachmänner 

herausgegeben von 

M. Albrecht und Ph. J. Gering. 

45. Jahrgang. München, den 4. Juni 1901. Nr. 23. 

Inhalt: Brandl und Gmeiner, Die Räude des Schafes und ihre Behandlung.. 
(Fortsetzung.) — Viehzählung vom 1. Dezember 1900. — Therapeutische 
Mittheilungen. — Personalien. — Inserate. 


Oie Räude des Schafes und ihre Behandlung. 

Ans dein pharmakologischen Institut der k. thierärztl. Hochschule Müncheh. 

Von J. Brandl und F. Gmeiner. 

(Fortsetzung.) 

Zur Entscheidung der Frage, wie lange vermögen 
Dermatocoptes-Milben, wenn sie die Haut des 
Schafes verlassen haben, unter den verschie¬ 
denen Temperaturverhältnissen zu existiren, 
kamen zunächst 18 lebende Milben beiderlei Geschlechts auf 
ein grosses Uhrglas, dessen Band mit einem Vaselinring um¬ 
geben war, um ein Entweichen der Parasiten zu verhüten. 
Dieses Uhrglas blieb im trockenen Zimmer bei 16—20° 
stehen. Am ersten, zweiten und dritten Tag hatten sämmtliche 
Milben an ihrer Beweglichkeit nicht das Mindeste eingebüsst, 
Kamen sie an den Vaselinring, dann kehrten sie entweder 
um oder bewegten sich entlang desselben. Nur einige arbei¬ 
teten sich in das Vaselin hinein; diese schaltete man für den 
Versuch aus. Am vierten, fünften, sechsten, siebenten und 
achten Tage zeigten die Parasiten insgesammt eine erhebliche 
Abnahme ihrer Mobilität. Am neunten Tage waren nur noch 
zwei Männchen, zwei Weibchen und ein copulirtes Paar in 
langsamer Vorwärtsbewegung anzutreffen; die übrigen waren 
todt. Vom 14.—15. Tage traf man die Milben meist ruhig 
an Ort und Stelle an, indem sie ab und zu nur mit den 
Beinen Bewegungen ausführten; erst als man sie mit der 
Nadel leicht anstiess, bewegten sie sich langsam vorwärts. 
Als am 17* Tage auch auf diese Weise keine Vorwärts- 


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266 


bewegung mehr bei einem Männchen und einem Weibchen 
zu erzielen war, kam eines von den Männchen auf einen 
grossen Objektträger und wurde mit etwas Speichel betupft. 
In wenigen Minuten hatte es seine alte Gelenkigkeit wieder 
erlangt, schwamm in der Flüssigkeit lebhaft umher und be¬ 
wegte sich, als es auf einen trockenen' Objektträger gesetzt 
wurde, mässig gut. So hielt es sich bis zum 21. Tage; die 
Bewegungen selbst waren aber sehr matt und sistirten dann 

Diese öfter und jedesmal mit einer grösseren Anzahl von 
Milben wiederholten Versuche haben immer das gleiche Re¬ 
sultat ergeben; es gelang fast immer ein Drittel der Milben 
in trockener Luft von 16—20° Wärme 16—21 Tage lang 
lebensfähig und mobil zu erhalten. 

Gibt man die Thiere in gewöhnliches Brunnenwasser, in 
physiologische Kochsalzlösung, in Bunge’sche Lösung oder in 
destillirtes Wasser, indem man über die damit gefüllten Uhr¬ 
gläser solche von grösserem Umfang legt, um die Verdunstung 
der Flüssigkeit hintanzuhalten, und stellt man die Gläser im 
trockenen Zimmer gleichfalls bei 16—18° auf, so bleiben die 
Milben beständig in Bewegung, schwimmen stets auf der 
Oberfläche umher und können 12—14 Tage in solcher Weise 
am Leben erhalten werden. 

In kaltes Brunnenwasser gebracht und einer Zimmer¬ 
temperatur von 7—40° Wärme ausgesetzt, erhalten sich die 
Parasiten nur ganz kurze Zeit in Bewegung, im Durchschnitt 
20 Minuten, dann erstarren sie. Untersucht man sie am 

nächsten Tage bei gleicher Temperatur, so gewahrt man sie 
bewegungslos auf der Wasseroberfläche liegen; mit einer 
Nadel oder einem anderen geeigneten Instrument angestossen, 
reagiren sie meist in der Art, dass sie langsam die Beine zu 
rühren beginnen, um in Kurzem wieder in den Erstarrungs¬ 
zustand zu verfallen. Bringt men sie aber ins warme Zimmer, 
dann erholen sie sich in einigen Minuten vollständig wieder. 
So lassen sie sich 9—12 Tage lebendig erhalten; am 

12. Tage im kalten Wasser liegende Milben zeigen zwar manch¬ 
mal noch, wenn sie längere Zeit ins warme Zimmer gebracht 
wurden, Bewegungen der Beine, doch können sie sich, sobald 
man sie auf trockene Okjektträger isolirt, nicht mehr soweit 
erholen, dass sie sich vorwärts bewegen. 

Von der .Haut des Schafes abgenommene Milben ertragen 
Temperaturen, welche unter derjenigen liegen, welcher sie 
für gewöhnlich am Thierkörper ausgesetzt sind, versohiedentr 
lieh. Temperaturen, welche von + 20° bis zu + 14° her¬ 
untergehen, vermögen wenig oder gar nichts an der Art des 

Bewegungsvermögens, das als alleiniger Massstab einer je- 


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267 


weiligen Beeinflussung äusserer Ursachen auf die Milbe an¬ 
gesehen werden muss, zu ändern. Wirken aber Temperaturen 
von + 13° ein, so werden die Bewegungen der Parasiten 
deutlich verlangsamt, matter. Bei 12° erlischt die Vor¬ 
wärtsbewegung mitunter nach 1—2 Tagen. Bei 11° Wärme 
trifft man Milben oft schon nach 1 /2 Stunde in einem leichten 
Erstarrungszustand, in welchen sie bei -f-10° und bei + 9° 
für gewöhnlich nach 15 Minuten verfallen. Temperaturen, 
welche unter 8° liegen, bedingen ausnahmslos ein Sistiren der 
Bewegung, welche erst wieder bei Zufuhr von Wärme in 
Erscheinung tritt. 

Setzt man Milben Temperaturen aus, welche zwischen 
0° und 10° Wärme sich bewegen, so vermögen sie 7—8 Tage 
am Leben zu bleiben; es gelingt nämlich immer den Er¬ 
starrungszustand zu lösen, sobald der mit Milben besetzte 
Objektträger in einen mässig warmen Raum (16—18°) ge¬ 
bracht wird. Nur bei solchen Milben, welche bereits 6 oder 
7 Tage die Kälte ausgehalten hatten, reichte die mässige 
Zimmertemperatur nicht mehr hin, um die Parasiten aus dem 
Erstarrungszustand zu bringen; vielmehr musste eine Wärme 
von 30° einwirken, um ihnen die normale Bewegungsfäbigkeit 
zurückzugeben. Länger als 8 Tage können die Parasiten 
in solcher Weise nicht existiren. 

Der Winterkälte ausgesetzt zeigen sie relativ wenig . 
Resistenzfähigkeit. Die Versuche wurden, analog den vor¬ 
hergegangenen, so durchgeführt, dass immer 24 Stück Milben 
beiderlei Geschlechtes und solche in Copulation auf einen 
grossen Objektträger gebracht und deren mehrere dann vor 
das Fensterbrett gelegt wurden, woselbst von halb zu halb 
Stunden die Temperatur abgelesen werden konnte. 

Hiebei ergab sich, dass lebende Milben der Winter¬ 
temperatur, sobald sie sich zwischen -f- 1 und — 5° bewegt, 
bis zu 3 Tagen Widerstand zu leisten vermögen; sie ver¬ 
fallen schon nach wenigen Minuten, nachdem die Kälte auf 
sie eingewirkt, in den Erstarrungszustand, welchen Wärme¬ 
zufuhr leicht und verhältnissmässig rasch löst. 

Bei einer Temperatur von — 7° bis — 9° bleiben die 
Milben nur noch 6 Stunden am Leben, bei einer solchen von 
— 12° bis — 15° nur mehr 3 l h Stunden. 


Trockene Hitze tödtet die Milben rasch. Untersucht 
man dieselben am heizbaren Objekttisch bei 30—32° Wärme, 
so gewahrt man an der Hast der Bewegungen, die den Ein¬ 
druck machen, als ob die Thiere zu entrinnen suchen, dass 
dieser Temperaturgrad schon nicht mehr den normalen Ver- 


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268 


hältnissen entspricht; gleichwohl aber ist es möglich, die 
Milben noch nach 24 Stunden lebend und mobil anzutreffen. 
Steigert man die Temperatur allmählich (35° — 38°), dann 
werden die Laufbewegungen noch intensiver, um bei 40° und 
darüber in Kreisbewegungen überzugehen. Wendet man noch 
stärkere Hitze an, so ändert sich in der Art der Bewegungen 
der Milbe bei 41—43° wenig; beispielsweise können Milben 
ohne Schädigung 20 Minuten und mehr bei 43° aushalten, 
da sie sich rasch wieder erholen, wenn man sie vom Objekt¬ 
tisch und damit aus dieser heissen Luft entfernt. Die Ein¬ 
wirkung einer trockenen Wärme von 44° und 45° vermag die 
Milben in 15—20 Minuten zu vernichten. Bei längerem Be¬ 
steben dieser anormalen Temperatur werden die Parasiten 
ausnahmslos getödtet. 

Beim Uebergiessen mit heissem Wasser gestalten sich 
die Verhältnisse wesentlich anders. Die Versuche nach dieser 
Hinsicht wurden in der Weise ausgeführt, dass man Uhr¬ 
gläser in das Wasser von dem jeweilig zu untersuchenden 
Wärmegrad tauchte, nach kurzer Zeit wieder herausnahm, 
Milben darauf gab und nun das betreffende Wasser darauf 
goss. Es stellte sich heraus, dass Wasserdämpfe, kochendes 
Wasser und solches von 85-90° jedesmal und zwar augen¬ 
blicklich Milben vernichtet. Heisses Wasser von 80° und 75° 
% vermochte nur einen Theil der Parasiten zu tödten, während 
ein anderer Theil, nachdem die Flüssigkeit sich abgekühlt 
hatte, am Leben blieb und Tage lang mobil sich verhielt. 
Wasser von 70° und darunter fügt den Milben, welche damit 
übergossen werden, keinerlei Schädigung zu; nur die Beweg¬ 
ungen der Beine werden vom Momente der Einwirkung an 
krampfhaft, lassen aber nach einigen Minuten nach und nähern 
sich nach Kurzem der Norm. Solche mit heissem Wasser 
behandelte Milben unterscheiden sich dann später, wenn man 
sie aus dem inzwischen abgekühlten Wasser genommen hat, 
in Nichts von anderen. 


Therapie. 

Die prompte Wirkung des Liquor Cresoli saponatus auf 
isolirte Dermatocoptes-Milben und seine Ueberlegenheit gegen¬ 
über anderen Mitteln legte nahe, denselben therapeutisch bei 
Schafräude zu erproben. 

Nachdem den früheren Räudebädern verschiedene Nach¬ 
theile anhafteten, wie hoher Preis, geringe Wirksamkeit, 
Nothwendigkeit der oftmaligen Wiederholung, umständliche 
und zeitraubende Herstellungsweise, Intoxikationsgefahr für Pa¬ 
tienten und Bedienungsmannschaft*, Verfärbung der Wolle u. s. w., 


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269 " 


dürfte mit der Anwendung des Liquor Cresoli saponatus bei 
Einhaltung gewisser Normen nunmehr den Hauptforderungen, 
die man an ein Räudemittel stellen muss (absolute Wirk¬ 
samkeit, bequeme und billige Anwendungsweise, Unschäd¬ 
lichkeit für Thier und Wolle), Genüge geleistet werden können. 

Bei den im hiesigen Institute an einer Reihe von räudigen 
Schafen angestellten Versuchen wurden die Thiere theils in 
der Wolle, theils geschoren dem Heilverfahren unterworfen. 
Von vorneherein durfte man als Thatsache annehmen, dass 
die auf dem Körper des Schafes lebenden Milben durch die 
Berührung mit der Badeflüssigkeit in kürzester Zeit vernichtet 
werden. Es drängte sich aber die weit wichtigere, noch un¬ 
entschiedene Frage auf, ob dies auch mit den Milbeneiern 
der Fall ist. 

Mit den gegenwärtigen Hilfsmitteln gelingt es nicht, den 
störenden Einfluss des Cresol an den Milbeneiern selbst nach¬ 
zuweisen, beziehungsweise die Hemmung in der Entwicklung 
eines solchen Milbeneies an Brütversuchen zu verfolgen. 
Desshalb wurde versucht, nach anderer Richtung hin experi¬ 
mentell die tödtende Wirkung des Cresol auf Milbeneier zu 
beweisen und eine Lösung dieser Frage herbeizuführen, 

Schon gelegentlich der Untersuchung der biologischen 
Verhältnisse von Dermatoryctes mutans und von Sarcoptes 
suis 1 ) war es aufgefallen, dass das Cresol auch dann noch 
milbentödtende Kraft besitzt, wenn es verdunstet und hiebei 
gasförmig den Milbenkörper trifft. Zur Veranschaulichung 
dieser Thatsache wurde nunmehr folgende Versuchsanordnung 
getroffen: Unter eine geräumige, aber nicht luftdicht ab¬ 
schliessende Glasglocke kam eine Porzellanschale, welche mit 
einer l°/o wässerigen, auf Körpertemperatur erwärmten Lösung 
von Liquor Cresoli saponatus gefüllt wurde, und daneben eine 
Reihe von in Zwischenräumen aufeinander geschichteten 
grösseren Objektträgern, welche mit einer Anzahl lebender 
Dermatocoptes-Milben besetzt waren. Das beständig ver¬ 
dunstende Cresol machte immer innerhalb längstens 5 Minuten 
die Milben bewegungslos. Lässt man nun die Parasiten 
IV 2 Stunden der Einwirkung ausgesetzt und in dieser mit 
Cresol erfüllten Atmosphäre liegen, dann erholen sich die 
Milben nie mehr. Bei der grossen Anzahl von Milben, welche 
zu diesen Versuchen in Verwendung kamen, Hess sich keine 
Spur von Lebensäusserung mehr konstatiren. 

Mithin gehen beim Baden der Schafe in der Wolle nicht 
nur alle die Milben, welche zufällig der direkten Berührung 


*) Diese Wochenschrift, 1900, Nr. 37 u. folgd. 


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mit der Badeflüssigkeit entgangen sind, im Laufe der nächsten 
Stunden durch das verdampfende Cresol zu Grunde — diese 
Verdunstung in der Wolle hält mitunter 8 Tage an —, es 
trifft vielmehr das gleiche Schicksal auch alle jungen Milben, 
welche aus den noch entwicklungsfähig gebliebenen Eiern 
im Laufe der nächsten 4 Tage nach dem Bade etwa noch 
ausschlüpfen. Da diese Entwicklung junger Milben aus dem 
Ei 3—4 Tage beansprucht, neue Eier aber in Folge der 
Vernichtung aller geschlechtsreifen Milben durch das Räude¬ 
bad nicht mehr producirt werden können, ist mit dem 
4. Tage nach dem Bade das Ausschlüpfen junger Milben aus 
dem Ei beendet. Alle diese werden aber im Momente 
ihres Freiwerdens aus der Eihülle von dem in der Wolle 
ständig verdampfenden Cresol getödtet, wenn nicht schon im 
Ei selbst, welches bei seiner schwachen Chitinhülle dem Ein¬ 
dringen des Cresol (wenigstens im Zustande der Verdunstung) 
kein Hinderniss entgegen zu setzen vermag, die sich heran¬ 
bildende Larve vernichtet sein sollte. , 

Der grosse Vortheil des Cresolbades gegen¬ 
über anderen Räudebädern beruht demnach vor 
allem darin, dass nicht nur die Milben, sondern 
auch derenBrut nachnur einmaliger An Wendung 
vernichtet werden, vorausgesetzt, dass die Schafe 
in der Wolle gebadet werden. 

Die Versuche, welche nach dieser Richtung an einer 
Reihe von räudigen Schafen gemacht wurden, haben den Be¬ 
weis hiefür geliefert. Die stark verräudeten Thiere (manche 
davon hatten am ganzen Körper nicht eine gesunde Stelle 
mehr aufzuweisen) wurden mit einer l°/o wässerigen, auf ca. 
35° gehaltenen Lösung von Liquor Cresoli saponatus behandelt. 
Einen Theil der Schafe badete man regelrecht in einem mit 
der Flüssigkeit gefüllten Bottich, indem man während dieser 
Zeit dafür Sorge trug, dass bei dem jeweiligen Schaf die 
Flüssigkeit in die Wolle gründlich mit den Händen hinein¬ 
gepresst und auf solche Weise eine direkte Berührung und 
Benetzung der Haut mit der Lösung fortwährend unterhalten 
wurde. Bürsten oder sonstige Instrumente wurden grund¬ 
sätzlich vermieden. Nach dem Bade bebt man das Thier in 
einen leeren danebenstehenden Bottich, lässt die überschüssige 
Badebrühe ablaufen und gibt dann, sobald dieses geschehen, 
das Thier frei. 

Bei einem andern Theil der Schafe wurde in der Weise 
verfahren, dass man in die Flüssigkeit einige grosse Schwämme 
tauchte, bis sie sich vollgesaugt hatten, und diese auf den 
Körper des Thieres ausdrückte, wobei man wieder das Ein- 


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271 


dringen des Mittels in die Tiefe des Wollstapels und die Be¬ 
netzung der Haut zu unterstützen suchte. 

Mit der einmaligen Anwendungsweise der l°/o Lösung 
von Liquor Cresoli saponatus war die Therapie beendet; bei 
keinem Schafe wurde zweimal das Kur verfahren vorgenommen. 
Ebenso wurden die Schuppen und Krusten vorher weder ein¬ 
gerieben noch aufgeweicht, also keine Vorbehandlung aus¬ 
geführt. Die Schafe wurden nach dem Bade sich selbst über¬ 
lassen; von Zeit zu Zeit nahm man von verschiedenen Körper¬ 
teilen Borken und Schuppen, die sich allmählich abzustossen 
und abzulösen begannen, und unterwarf dieselben einer ein¬ 
gehenden Untersuchung ^ ohne dass je der Nachweis lebender 
Milben gelungen wäre. Ueble Zufälle, Reizzustände oder gar 
Vergiftungserscheinungen waren nie constatirt worden. 

(Schluss folgt.) 


Viehzählung vom 1. Dezember 1900. 

i. 

Nachdem das Zählungsmaterial nunmehr aus allen Ver¬ 
waltungsbezirken des Königreichs beim kgl. statistischen Bureau 
eingelaufen ist, konnte die Zusammenstellung der Zählungs¬ 
ergebnisse erfolgen. Da jedoch die Zahlen dem ungeprüften 
Zählungsmaterial entnommen sind — bis jetzt war nur die 
Prüfung eines Theiles der Zählungslisten möglich — so sind 
die zusammengestellten Ergebnisse keine endgiltigen, sondern 
nur vorläufige, die bei der Listenprüfung noch Abänderungen 
erfahren können. Die vorläufigen Ziffern sind für die Re¬ 
gierungsbezirke — bei diesen wieder ausgeschieden nach 
unmittelbaren Städten und Bezirksämtern — sowie für das 
Königreich berechnet und aus folgender Tabelle ersichtlich. 


Vorläufiges Ergebniss der Viehzählung vom 
1. Dezember 1900. 


Regierungsbezirke 


Pferde 

Rinder 

Schafe 

Schweine 


Ziegen 


Unmittelbare Städte: 


Oberbayern. 

13 895 

7 638 

1919 

4 608 

675 

Niederbayern .... 

2 338 

3 413 

127 

2 248 

194 

Oberpfalz. 

1009 

1794 

210 

1549 

561 

Oberfranken . . 

3101 

4 313 

1086 

2 076 

1336 

Mittelfranken . ... 

7 839 

8 241 

3 304 

5 643 

2 421 

Unterfranken . . . . 

2717 

2 526 

1560 

2 768 

989 

Schwaben ...... 

5 570 

7 864 

3 473 

4433 

749 

Summa 

36 4691 

35 7891 

116791 

23 3951 

6 925 


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272 


Bezirksämter: 


Regierungsbezirke 

Pferde 

Rinder 

Schafe 

Schweine 

Ziegen 

Oberbayern. 

104 782 

689 566 

149 650 

224 923 

13548 

Niederbayern .... 

70 752 

579 183 

65 318 

304 978 

15939 

Pfalz. 

89 759 

344062 

16 651 

155 498 

56 399 

Oberpfalz . . . 

18 209 

376 269 

67 618 

209 167 

21931 

Oberfranken. 

»304 

267 406 

49 887 

124 933 

48 595 

Mittelfranken .... 

27 059 

839 147 

166 026 

222 628 

39 726 

Unterfranken .... 

23 229 

347 496 

122464 

283 861 

58 625 

Sehwaben. 

56 306 

571 171 

99 177 

187 448 

9 365 

Summa 

343 400 

3 514 300 

736 791 

1 713 436 

264 128 

Regierungsbezirke: 



Oberbayern. 

118 677 

697 204 

151 569 

1 229 531 

14 223 

Niederbayern .... 

73090 

582 596 

65 445 

| 307 226 

16 133 

Pfalz. 

39 759 

344 062 

16 651 

155 498 

56 399 

Oberpfalz.. . 

19 218 

378 063 

67 828 

210 716 

22 492 

Oberfranken. 

11405 

271 719 

50 973 

127 009 

49 931 

Mittelfranken 

34 898 

347 388 

169 330 

228 271 

42 147 

Unterfranken 

25 946 

350 022 

124024 

286 629 

59 614 

Schwaben . .... 

61876 

579 035 

102 650 

191 881 

10114 

Summa 

384 869 

3 550 089 

748 470 

1 *36 761 

271 053 


Die nachfolgende Uebersicht bringt eine Gegenüber¬ 
stellung der Ergebnisse der Viehzählungen von 1873, 1883, 
1892, 1893, 1897 und 1900 für das Königreich. Im Jahre 
1893 beschränkte sich die Erhebung auf die Rinder und 
Schweine; vorgenommen wurden jene Erhebungen schon so 
bald nach der vorausgegangenen Zählung des Jahres 1892 
desshalb, weil die bekannte Futternoth des Jahres 1893 einen 
erheblichen Einfluss auf den Umfang der Viehhaltung gehabt 
batte. Die Zählung von 1897 erstreckte sich nur auf Pferde, 
Rinder, Schafe und Schweine. 


Königreich 

Bayern 

Pferde 

Rinder 

Schafe 

Schweine 

Ziegen 

1873 

350867 

3066263 

1342190 

872098 

193881 

1883 

356316 

3037098 

1178270 

1038344 

220818 

1892 

369035 

3337978 

968414 

1358744 

268 471 

1893 

— 

5989953 

— 

1258662 

— 

1897 

376757 

3419421 

905916 

1412579 

— 

1900 

384869 

3550089 

748470 

1736761 

271053 


Hienach hat in Bayern seit 1873 der Pferdebestand 
stetig zugenommen und sich um 34002 Stück oder 9,7°/o 
vermehrt. 


Die Zahl der Rinder ist unter wechselnder Ab- und 
Zunahme im Ganzen um 483826 oder 15,7°/o und die Anzahl 


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273 

der Ziegen bei fortwährender Mehrung um 77172 oder 

39.8 °/o gewachsen. 

Bei den Schafen zeigt sich seit 1873 von Zählung zu 
Zählung ein Rückgang und zwar im Ganzen um 593 720 Stück 
oder 44,2 °/o, so dass diese Yiehgattung voraussichtlich bald auf 
die Hälfte des Bestandes von 1873 herabgesunken sein wird. 

Das umgekehrte Yerhältniss tritt bei den Schweinen 
auf, deren Zahl seit 1873 fortwährend — ausgenommen von 

1892 auf 1893 — gestiegen ist und sich im Ganzen um 
864663 = 99,1 °/o vermehrt, also beinahe verdoppelt hat. 

Yon Interesse dürfte es sein, die Bewegung in dem 
Stande derjenigen beiden Viehgattungen zu verfolgen, die 
nicht durchweg zu oder abgenommen haben: der Rinder 
und Schweine. 

Bei den Rindern hatte sich von 1873 bis 1883 eine 
Minderung um 29 165 Stück = 0,9% gezeigt; diese Minderung 
war bis zur Zählung von 1892 nicht nur wieder ausgeglichen, 
sondern noch weit überholt, da die Rinderzahl von 1892 die¬ 
jenige von 1883 um 300 880 = 9,9 % und diejenige % von 
1873 um 271715 = 8,9% überstieg. Die Abnahme der 
Rinderzahl von 1892 auf 1893 betrug 348025 Stück oder 
10,4°/o; auch diese Abnahme war bis zur folgenden Zählung 
(1897) wieder überholt, denn damals hatte die Zahl gegenüber 
dem Stande von 1893 um 429468 = 14,4 °/o zugenommen; 
die Mehrung im nämlichen Jahre (1897) gegenüber der Anzahl 
von 1892 betrug nur 81443 = 2,4 %. Von 1897 bis zur 
Zählung vom 1. Dezember 1900 ist nach dem vorläufigen 
Ergebniss eine weitere Zunahme der Rinder um 130668 Stück 
oder 3,8 °/o eingetreten. 

Die Anzahl der Schweine war von 1873 bis 1892 um 
486646 Stück = 55,8% gewachsen; die Abnahme im Jahre 

1893 betrug ICO 082 Stück oder 7,4 °/o; sie war im Jahre 
1897 bereits wieder überholt, da die Mehrung von 1893 bis 
1897 sich auf 153917 Stück oder 12,2% und von 1892 bis 
1897 auf 53835 Stück oder 3,9% belief. Von 1897 bis 
1900 ist eine Erhöhung der Schweinezahl um 324182 = 

22.9 % eingetreten. 

Therapeutische Mittheilungen. 

Arsenik ist ein vorzügliches Mittel gegen Spulwürmer 
beim Pferde. Ich gebe dasselbe wie folgt 

Liqu. Kal. arsenicos. 10% 50,0 
Aq. fontan. 200,0 

Davon erwachsenen Pferden täglich zweimal 2 Esslöffel, Fohlen 
täglich zweimal 2 Kaffeelöffel auf Brod, solange fortgesetzt, 


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274 


bis Durchfall eintritt. Der Erfolg ist ein ausgezeichneter. 
Schon nach der zweiten und dritten Gabe gehen oftmals 
enorme Mengen Spulwürmer ab. In einem Palle ca. 400 Stück. 
Distr.-Thierarzt Streitberg—Pappenheim. 

Behandlung der Sterilität. Bei Kühen, welche trotz 
wiederholten Belegens nicht trächtig wurden, habe ich die 
bei Pferden empfohlene Einspritzung einer 5 °/oo Lösung von 
Natrium bicarbonicum in die Scheide angewandt und hier 
in drei von sieben Fällen Erfolg gehabt. Es war dabei eine 
Kuh, die seit zwei Jahren regelmässig rinderte, von den ver¬ 
schiedensten Bullen gedeckt wurde, jedoch nie trächtig wurde. 
Da die Kuh ein sehr schönes Thier war und erst ein Kalb 
hatte, wollte sie der Besitzer nicht verkaufen und habe ich 
ihm diese Einspritzung empfohlen; die Kuh ist schon nach 
der ersten Einspritzung trächtig geworden. Bei zwei anderen 
Kühen desselben Besitzers blieb das Mittel wirkungslos. Distr.- 
Thierarzt H a n d s c h u h—Schillingsfürst. 

Ein Fall von eclatanter Wirkung der JodkalMnfusion bei 
Gebärparese. Die schwere, gut genährte Kuh hat vor zwei 
Tagen leicht gekalbt; seit Morgens 8 Uhr die ersten Lähmungs¬ 
erscheinungen; beim ersten Besuch Mittags 12 h Festliegen, 
Somnolenz, Schlingbeschwerden, Kopf kann nicht getragen 
werden, Puls unfühlbar. Die versicherte Kuh war bereits 
abgeschätzt und sollte nothgeschlachtet werden. Infundirt 
wurden 10,0 Kal. jodat. in 1 Liter abgekochten Wassers nach 
Vorschrift, ferner wurde 5,0 Coffein injicirt; zweistündliche 
kalte Salzwasserklystiere, Eisbeutel auf’s Genick, Einreibung 
von 01. terebinth. und Spiritus ää und Priessnitzumschläge auf 
die Lendengegend. Fünf Stunden nach der Infusion wurde 
bereits der Kopf aufrecht gehalten, der erste Versuch zum 
Aufstehen misslang; zwjBi Stunden später steht die Kuh leicht 
auf und nimmt Heu. Am nächsten Tag normales Befinden. 
Distr.-Thierarzt H o c h s t e i n—Lauf. 

Amyloform. Ausgezeichnete Erfahrungen habe ich mit 
dem Amyloform gemacht, welches in dem pharmazeutischen 
Institut von Ludwig Gans in > Frankfurt am Main hergestellt 
wird. Ich hatte in kurzer Zeit Gelegenheit, dasselbe in 
verschiedenen Fällen als Wundheilmittel zu probiren. Im 
ersten Falle handelte es sich um ein Pferd, das eine Schlag- 
Verletzung am linken Hinterschenkel erhalten hatte. Die 
Hautwunde hatte die Form eines Dreiecks, wobei die beiden 
Schenkel je 15—18 cm lang waren. Der Hautlappen war 
vollständig abgehoben, und es zeigte sich unter demselben 


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275 


eine sehr grosse und tiefe Zerreissung der Muskulatur. Nach 
gründlicher Desinfektion und Reinigung der Wunde wurde 
dieselbe mit Amyloform bestreut, sodann die Hautwunde mit 
Ausnahme des unteren Winkels mit ca. 12 Nähten und einer 
Entspannungsnaht geschlossen; hierauf die Wundränder eben¬ 
falls mit Amyloform bestreut. Als nach acht Tagen die 
Nähte anfingen, aufzugehen, war der ganze Hautlappen mit 
Ausnahme der Spitze angeheilt. Nach Reinigung der Wund¬ 
ränder zeigte sich die Wunde in Form eines Dreieckes, mit 
spitzen Winkeln, wobei sich die beiden Schenkel nach der 
Spitze zu verbreiterten. Nachdem acht Tage lang die Wunde 
mit Amyloform bestreut worden war, war sie um die Hälfte 
kleiner geworden und zeigte ausgesprochene Neigung zu 
schöner platter Vernarbung. — In einem ähnlichen Falle wurde 
bei einem Pferde eine offene Wunde von der Grösse eines 
Handtellers in Folge von Schlagverletzung auf das linke 
hintere Kniegelenk durch Anwendung von Amyloform sehr 
rasch geheilt.— Eine Dachshündin wurde in einem Bau von 
einem Dachs sehr schwer am Kopfe verletzt; das obere 
Augenlid war zum Theil weggerissen, während vom unteren 
nur mehr der Rand vorhanden war. Die ganze Haut vom 
Oberkiefer hing in der Grösse eines Fünfmarkstückes mit 
Theilen der Muskulatur herunter, und der Oberkieferknochen 
lag iheilweise bloss da. Ausserdem zeigte der Kopf poch 
vier weitere tiefe Verletzungen von der Grösse eines Fünfzig¬ 
pfennigstückes bis zur Grösse eines Zweimarkstückes. Das 
Thier zeigte auch starkes Wundfieber, war appetitlos und sehr 
unlustig und niedergeschlagen. Nachdem die Wunden ge¬ 
reinigt, die Fetzen entfernt und ein reines Feld geschaffen 
war, wurde auch hier Amyloform und zwar mit bestem Er¬ 
folge angewendet. Bereits nach acht Tagen fingen die Wun¬ 
den an, sich mit Granulationsgewebe zu füllen und nach 
weiteren acht Tagen begann die Eindeckung der Wundränder 
mit frischem Narbengewebe. Auch die Gefahr für das Auge, 
die Anfangs bestand, konnte als beseitigt betrachtet werden. 
Bis zur vollständigen Vernarbung bedurfte es allerdings noch 
weitere acht Wochen. Distr.-Thierarzt Schmitt—Seefeld. 


Personalien. 

Der kgl. Bezirksthierarzt Max Stinglwagner in Bad Reiohenhall 
ist am 24. Mai an einem Herzschlage im Alter von 44 Jahren verstorben. 
Die Verwesung der Stelle in Bad Eeichenhall wurde dem bisherigen be¬ 
zirksthierärztlichen Verweser Karl Rauscher in Krumbach (Schwaben) 
fibertragen. — Bewerbungstermin für die erledigte Bezirksthierarztensstelle 
Berchtesgaden mit dem Wohnsitze in Bad Reichenhall: 26. Juni 1. Js. 


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Hauptner-lnstrumente 


m 


kauft jeder Thiorarzt am besten direct aus der Fabrik, weil 
er sich hierdurch besondere Yortheile sichert, die durch den 
Zwischenhandel nicht gewährt werden können. 

Die Instrumenten - Fabrik H. Hauptner, Berlin 
NW., Luisenstrasse 53, erzeugt ausschliesslich thier- 
ärztliche Instrumente in grossem Umfange. Trotzdem der 
Bedarf an thierärztlichen Instrumenten naturgemäss kleiner ist 
als der an human-chirurgischen Instrumenten, ist die Fabrikation 
der Firma Hauptner grosser als die irgend einer Instrumenten- 
Fabrik, welche ihre Erzeugnisse an Aerzte liefert. 

Auf der Weltausstellung Paris 1900 wurde der einzige 
Grand Prix der Klasse Chirurgie den thierärztlichen 
Instrumenten von H. Hauptner zuerkannt; Hauptner’s 
Apparate fUr Thierzucht und -Pflege wurden durch die 
Goldene Medaille ausgezeichnet. 

Die Instrumenten-Fabrik H. Hauptner hat in Deutschland 
weder Filia’en noch Vertreter; es ist deshalb erforderlich, Anfragen 
und Aufträge stets direct an die Fabrik zu richten. 

Hauptner’s Instrumenten-Katalog 1900 in deutscher, fran¬ 
zösischer und englischer Sprache, Gross 4 °, 244 Seiten mit 3000 
Abbildungen nebst Original-Bilderwerk „Die Thierärztlichen Lehr¬ 
anstalten der Welt an der Jahrhundertwende“, bestehend aus 
123 Autotypien auf 25 Kunstdruck blättern mit Angaben über 
Studien Verhältnisse, Vorbildung, Frequenz etc., ist allen Thierärzten 
kostenfrei übersandt worden. 

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Verantwortliche Redaktion : M. A 1 b r e c h t. 
Expedition und Druck von J. Gottes Winter, München. 


Für die Redaktion bestimmte Sendungen sind an Professor 
Alb recht, Veterinärstr. 6/1, zu richten. 0 . Red. 


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27 190,)' j 


J/fipV 


Wochenschrift 


Thierheilkunde und Viehzucht 

Unter Mitwirkung bewährter Fachmänner 


herausgegeben von 


M. Albrecht und Ph. J. Göring. 
45. Jahrgang. München, den 11. Juni 1901. 


Nr. 24. 


Inhalt: Brandl und Gmeiner, Die Räude des Schafes und ihre Behandlung. 
(Schluss.) — Stoll, Die bösartige Gelbsucht (Cholaemie) bei Pferden. — 
Gesammt-Aufstellung der Einnahmen und Ausgaben des VII. Internat. 
Tbierärztlichen Congresses in Baden-Baden. — Referate. — Öauver* 
Sammlung in Schweinfurt. — Personalien. — Inserate. 


Die Räude des Schafes und ihre Behandlung. 

Aus dem pharmakologischen Institut der k. thierärztl. Hochschule München. 

Von J. Brandl und F. Gmeiner. 

(Schluss.) 

Die so behandelten Thiere blieben vier Monate laug in 
ständiger Beobachtung. Wo vorher die Wolle in grossem 
Umfang ausgefallen war und Handflächen grosse, völlig kahle, 
nässende, mit Geschwürsbildungen und starken Verdickungen 
der Haut versehene Stellen zu sehen waren, zeigten sich 
diese schon acht Tage nach dem Bade trocken, die früher 
meist zusammenhängende schwartige Borkendecke begann sich 
allmählich zu heben, zu zerfallen und im Laufe der nächsten 
14 Tage konnte man darunter die neue und mit jungen 

Haaren sich wieder besetzende Haut erkennen, welche die 
abgestorbene Schuppendecke allmählich in die Höhe hob. 
In der Nachbarschaft, also am Rande solcher vorher kahler 
Flecken, wo die Milben am meisten zu finden sind, kehrte 
die Haut unter Abschilferung der Krusten schon viel früher 
zur normalen Beschaffenheit zurück. Bei den am ganzen 
Körper verräudeten Schafen — Fälle, wie sie nur äusserst 
selten zu Gesicht kommen — hob sich nach 5—6 Wochen 
fast das ganze Vliess im Zusammenhang auf einmal von 

selbst ab und darunter sah man die r Haut mit neu hervor- 

spriessenden, V 2 cm langen Wollhaareu besetzt. Bei keinem 
| von w den behandelten Schafen würde die Abstossung der 
I Scluippen und Borkenmassen durch Aussichten des Pelzes 

! unterstützt, vielmehr der Heilungsprocess absichtlich sich selbst 


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278 


überlassen. Sobald der Schäfer natürlich der Haut der Schafe 
nach der Behandlung seine ganze Aufmerksamkeit widmet, 
das Yliess von Zeit zu Zeit durch Entfernen der abgestossenen 
Krusten reinigt und so .die Natur in verständiger Weise unter¬ 
stützt, wird die völlige Wiederherstellung in viel kürzerer 
Zeit eingetreten sein. 

Der Geruch nach Cresol hält sich bei den ständig im 
Stalle stehenden Schafen längere Zeit; die Wolle verliert ihn 
aber nach ca. 14 Tagen, wenn man sie der Sonne aussetzt, be¬ 
ziehungsweise wenn die Schafe auf die Weide kommen. Für 
die Wolle selbst ist der Liquor Cresoli saponatus völlig un¬ 
schädlich; im Gegentheil, der Seifengehalt bewirkt eine gründ¬ 
liche Reinigung der Oberfläche der Strähnchen und gibt einer 
schmutzigen, ursprünglich weisslichen Wolle, ihre alte Farbe 
wieder. 

Obwohl man mit der Anwendung eines einzigen Bades 
selbst bei ganz ausgebreiteter Räude vollständig zum Ziele 
kommt, wie die vorliegenden Versuche erwiesen haben, dürfte 
es der Mühe werth sein, nach 6—8 Tagen eine zweite solche 
Behandlung folgen zu lassen in allen denjenigen Fällen, wo 
Herden von hundert und mehr Stück auf einmal in Frage 
kommen, wo also nicht die gleiche peinliche Aufmerksamkeit 
während der ganzen Procedur obwalten kann wie bei fünf 
oder sechs Stück, da die lange Zeitdauer, welche bei solchen 
Massenbehandlungen verstreicht, ein gleich gründliches Kur¬ 
verfahren fraglich macht. 

Eine zweite Behandlung nach 6—8 Tagen würde sich 
ebenso empfehlen dann* wenn die Schafe in schwacher Wolle 
stehen oder erst geschoren worden sind. 

Bemerkt sei noch, dass eine besondere Rücksichtnahme 
auf die Augen der Thiere nicht nöthig erscheint, da ausser 
einer geringgradigen, rasch verschwindenden Röthung der 
Lidbindehaut keine sonstigen Erscheinungen sich einstellen. 

Die Stallräumlichkeiten sowie die Geräthe wurden mit 
einer l°/o wässerigen, heissen Lösung von Liquor Cresoli sa¬ 
ponatus gründlich desinficirt. 

Resultate. 

Die Ergebnisse vorstehend niedergelegter Untersuchungen 
lassen sich in folgende Sätze zusammenfassen: 

1. der Wärmegrad, bei welchem Dermatocoptes-Milben 
unter Beibehaltung ihrer normalen Lebensfunctionen 
zu existiren vermögen, bewegt sich zwischen 15 und 
30°. Temperaturen über 35° können sie dagegen für 


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279 


längere Zeit nicht ertragen; sie beginnen zu schrumpfen 
und trocknen ein. Hingegen schädigt sie heisses 
Wasser bis zu 75°, wenn sie damit übergossen werden, 
nicht im Mindesten, während sie durch solches von 
85° an sogleich vernichtet werden. Temperaturen 
unter 12° bedingen in Kurzem einen Erstarrungs¬ 
zustand, aus dem die Milben durch Wärmezufuhr 
wieder erwachen. 

2. Yon der Haut abgefallene Milben bleiben bei 16—20° 
bis zu drei Wochen, bei 1 — 10° ungefähr eine Woche, 
bei — 1° bis — 5° ungefähr drei Tage, bei — 7° 
bis — 9^ sechs Stunden lebensfähig. In warmem 
Wasser lassen sich die Parasiten ca. zwölf bis vier¬ 
zehn Tage, in kaltem neun bis zwölf Tage am Leben 
erhalten. 

Mithin kann sich in Räumlichkeiten, welche von 
räudekranken Schafen benützt waren, die Ansteckungs¬ 
fähigkeit in warmer Jahreszeit bis zu drei Wochen, 
in kalter bis zu einer Woche erhalten. 

3. Unter allen Räudemitteln wirkt am raschesten und 
sichersten der Liquor Cresoli saponatus vernichtend 
auf die Milben und deren Eier ein. Er eignet sich 
zur Therapie der Schafräude am besten in l°/o wässer¬ 
iger, auf Körpertemperatur gehaltener Lösung. 

Bei Ausübung des Heilverfahrens, wobei die Thiere nicht 
geschoren werden sollen, ist es unbedingt erforderlich, dass 
die betreffenden Gehilfen durch gründliches Durchgreifen und 
Auseinanderscheiteln der Wolle das Eindringen der Flüssig¬ 
keit in dieselbe erleichtern und eine direkte Berührung des 
Mittels mit der Haut fortwährend ermöglichen helfen. 

Ein vorheriges Aufweichen der Borken ist unnöthig, da 
mit der Vernichtung der Milben und ihrer Eier die Schuppen 
in wenig Wochen durch die sich regenerirende Oberhaut von 
selbst in die Höhe gehoben werden und abfallen. Diese Er¬ 
neuerung des Wollkleides muss aber der Schäfer durch 
manuelles Entfernen der abgestossenen, von todten Milben 
durchsetzten Krusten unterstützen helfen. 

Der Preis für 10 Liter der zur Therapie verwendeten 
Flüssigkeit berechnet sich auf ca. 10 Pfennige, wenn man 
das Kilo Liquor Cresoli saponatus für 1 Mark ansetzt. 


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280 


Diese 1 °/o Lösung von Liquor Cresoli saponatus hat 
mithin vor allen Räudebädern, falls nach der angegebenen 
Vorschrift verfahren wird, neben anderen noch den besonderen 
Vorzug der bequemen Herstellungsweise und grossen Billigkeit. 

Wenn die Therapie in solcher Weise mit Umsicht und 
Energie betrieben wird, lässt sich erwarten, dass in abseh¬ 
barer Zeit die Schafräude vollkommen getilgt werden kann. 

Die bösartige Gelbsucht (Cholaemie) bei Pferden. 

Von Stoll, k. Bezirksthierarzt, Gunzenhausen. 

Zu den gefährlichsten, glücklicherweise jedoch seltenen 
Krankheiten des Pferdes dürfte wohl die bösartige Gelbsucht, 
Cholaemie, zu rechnen sein, und weil selten auftretend und 
deshalb wenig zur Beobachtung gelangend, dürfte die nähere 
Beschreibung eines solchen Krankheitsbildes von einigem In¬ 
teresse sein. 

Bei den von mir innerhalb der letzten drei Jahre be¬ 
obachteten fünf Fällen der bösartigen Gelbsucht zeigten die 
Patienten fast übereinstimmend folgendes Krankheitsbild: 

Intensiv gelb gefärbte Schleimhaut des Maules und des 
Auges, schmutziger Belag der Zunge, der Herzschlag pochend, 
Mastdarmtemperatur 39,0; allgemeine Abgeschlagenheit bei 
vermindertem Appetit, öfteres Umsehen nach dem aufge¬ 
schürzten Hinterleibe, Unruhe mit den Hinterfüssen; der ent¬ 
leerte Koth wies auf schlechte Verdauung hin. Nach all¬ 
mählicher Appetitabnahme steigerte sich die Abgeschlagenheit 
bis zur vollständigen Betäubung, bei welcher die Thiere tags 
über mehrmals plötzlich zusammenstürzten. Diese koller¬ 
ähnlichen Erscheinungen unterscheiden sich vom eigentlichen 
Dummkoller darin, dass die ersteren öfters auf die Dauer von 
1—2 Stunden verschwinden, d. h. die Psyche freier wird und 
nach diesem Zeiträume wieder zum Vorschein kommen. 

Nach einer Krankheitsdauer von 5—6 Tagen treten 
plötzlich Schüttelfröste mit Verlangsamung des Pulses und 
Sinken der Temperatur ein (Lähmung der Herzganglien und 
beginnende Blutvergiftung); in einigen Fällen beobachtete 
man Schwellung an den Bauchdecken, hervorgerufen durch 
seröses Transsudat in das subcutane Bindegewebe. 

Unter starker Abmagerung und völliger Bewusstlosigkeit 
tritt nach 10—12 tägiger Krankheitsdauer der Tod ein. 

Sectionserscheinungen: Hochgradige Abmagerung, seröse 
Infiltration des subcutanen Bindegewebes in den Bauchdecken, 


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281 


die Leber hochgradig hyperämisch und erweicht, Gelbfärbung 
und Verdickung der Schleimhaut der Verdauungswege. 

Von den fünf derartig erkrankten und vou mir behan¬ 
delten Pferden konnte nur ein Stück gerettet werden. 

Gesammt-Aufstellung 

der Einnahmen und Ausgaben des VII. Internat. Thierärztlichen 
Congresses in Baden-Baden. 

ZusammengeBtellt nach dem Kontokorrent der Filiale der Rheinischen 


Greditbank. 

4L M. 

Nach dem Kontokorrent betragen 
Die Einnahmen ........ 34,024.45 

Die Ausgaben. 33,635.60 

Saldo 388.85 


Nach dem Kontokorrent betragen 

Die Ausgaben. 33,635.60 

Dazu Rechnung der anat. Nomenklatur 500.— 

Professor Degive, Brüssel laut Rechnung 148.— 

•34,283.60 

Nach dem Kontokorrent betragen 

Die Einnahmen. 34,024.45 

Verein württembg. Thierärzte ausge¬ 
glichen durch Gegenrechnung der 

anatom. Nomenklatur. 500.— 

Aus Gegenrechnung von Degive, Brüssel 148.— 

34,672.45 

Gesammt-Einnabme. 34,672.45 

Gesammt-Ausgabe. 34,283 60 

Saldovortrag. 388.85 « 

34,672 45 34,672.45 


Ausserdem sind noch 184 Exemplare des Generalberichtes 
in der Hofbuchdruckerei Kölblin in Baden vorhanden. 


Die Abrechnungen und Belege wurden von dem Vorstand 
der Stadtkasse Baden, Herrn Wiest, sowie von dem Königl. 
Rendanten der Thierärztlichen Hochschule in Hannover, Herrn 
Meyer, geprüft und richtig befunden. 

Kontokorrent der Filiale der Rheinischen Kreditbank, 
Kontobücher, sowie die Belege liegen bis zum 31. Mai 1901 


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282 


Lichtenthaler-Strasse 9, I. Stock, Baden-Bade«, zur gef. Ein¬ 
sichtnahme auf. 

Es ist beabsichtigt, den Haupttheil des Saldos dem Verein 
badischer Thierärzte, welcher 1200 M>, zu den Kosten des 
Congresses zugeschossen hat, zu überweisen. 

Baden, den 30. April 1901. 

Dr. Lydtin. 

Beurkundigung. 

Es wird constatirt, dass Geh. Oberregierungsrath Dr. 
Lydtin seine sachlichen Auslagen für Stellung des Bureaus, 
für Heizung und Beleuchtung, für Verabreichung von Früh¬ 
stück und Abendbrod an das Bureaupersonal nicht liquidirt hat. 

Baden, den 30. April 1901. 

Wiest, 

Stadtrechner und Kreiscassier. 


Referate. 

Howard; Gasbildung unter der Haut. (Fortschritte der 
Medicin Nr. 11, 1901.) H. fand bei der Section einer Frau, 
welche comatös in da^ Spital aufgenommen wurde, daselbst 
nach acht Stunden starb, intra vitam aber kein subcutanes 
Emphysem gezeigt hatte, Gasbildung in der Sufbcutis. Be¬ 
merkt wird, dass die Leiche vom Eintritt des Todes an im 
Refrigerator bei 0° gelegen hatte. Gasblasen waren auch 
überall in den Gefässen vorhanden; selbst im Gehirn waren 
Gascysten. Schaumleber war nicht vorhanden. Ueberall wo 
Gas war, fand sich ein Bacillus, welcher zur Gruppe der 
Bacillus mucosus capsulatus gehörte; oft waren die Gefässe 
fast ganz angefüllt mit Bacillen; einzelne fanden sich auch 
frei im Gewebe. Mit den Bacillen an Kaninchen-Cadavern 
gemachte Versuche fielen positiv aus; sie erzeugten Gas¬ 
bildung. Diese war stärker, wenn man den Kaninchen kurz 
vor ihrem Tode intravenös Zuckerlösung beibrachte. 


Beck: lieber die Behandlung des Kropfes. (Ibidem.) 
Empfiehlt zur Behandlung des colloiden und folliculären Kropfes 
Injectionen von Jodoformäther. Das Medikament wird unter 
antiseptischen Cautelen mit der Pravaz’schen Spritze mit 
starker Nadel in der Mitte der Geschwulst, beziehungsweise 
der Geschwulstlappen eingespritzt Der Jodoformäther erzeugt 
keine Gewebsnecrose, wie die Jodtinctur, sondern regt eine 
intensive fibrinöse Ausscheidung an; der Parenchym schrumpft 
und an seine Stelle tritt Bindegewebe. Es wird Verkleinerung, 


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283 


nicht völlige Vernichtung der Drüse erreicht. Durch Dar¬ 
reichung von Jodkalium, oder besser Jodnatrium, sowie durch 
gleichzeitige Verabreichung von Jodothyrin wird der Erfolg 
des Injectionsverfahrens unterstützt. Frequenter Puls, Tremor, 
Athmungsstörungen oder Cyanose erheischen ein Ausseizen 
der Jodothyrineinnahme. 

Hatten: lieber Septoform. (Berl. thierärztl. Wochensehr. 
Nr. 15, 19iil.) Verfasser hat das von Apotheker Dorn¬ 
hardt—Köln hergestellte Septoform in der Praxis überall 
da angewandt, wo sonst Creolin oder Lysol benützt wurde, 
und sehr gute Erfolge erzielt. Die Instrumente wurden 
wahrend der Operationen in 2°/oiger Lösung des Mittels ohne 
Schaden aufbewahrt. In dieser Verdünnung wirkt es stark 
granulationserregend. In der Geburtshilfe erprobte der Ver¬ 
fasser das Mittel als Desinficiens und Desodorans; An¬ 
wendung in 1% igen Lösungen. Drängen trat nach dem Aus¬ 
spülen der Geburtswege nicht ein. Bei nässenden Ec- 
zemen, z. B. bei dem chronischen Rückeneczem der Hunde, 
dann beim Ausspülen von Fisteln und Kanälen erwies sich 
das Septoform in wässerigen und spirituösen Lösungen als 
stark secretionsbeschränkend. V. constatirte diese Wirkung 
besonders bei der Otorrhoe der Hunde. F. benutzte das 
Mittel ferner zu Inhalationen bei der Staupe der Hunde, dann 
bei Druse, Bronchopneumonie, Bronchitis, Lungencavernen 
der Pferde. Bei Sarcoptesr^ude der Hunde Hess V. dreimal 
10°/oige spirituöse Einreibungen machen und hierauf mit 
Septoforraseife ab waschen, oder mit 3°/o iger wässeriger Lösung 
des Mittels abbaden. Vollständige Heilung selbst bei sehr 
ausgebreiteten Fällen. Auch die Acarusräude wurde von dem 
Verfasser durch das Mittel geheilt. Hiebei wurde Septoform 
in concentrirter Form mehrere Tage hinter einander angewandt 
und hierauf die erkrankten Stellen mif 3°/oiger wässeriger 
Lösung des Mittels und Septoformseife abgewaschen. Zum 
Vertreiben der Läuse bei Pferden und Flöhe bei Hunden 
benützte F. 3—10°/oige wässerige Lösungen des Mittels oder 
die Septoformseife. A. 

• 

Boas : Die Anwendung des Ichthargans und des Ichtho- 
forms in der Thierheilkunde. (Deutsche thierärztliche Wochen¬ 
schrift Nr. 14, 19ü’l.) Das Ichthargan, eine Verbindung des 
Ichthyols mit Ag stellt ein braunes amorphes Pulver dar. 
Boas versuchte das Präparat äusserlich in der Wundbehand¬ 
lung als Pulver und Salbe. Letztere bestand aus Ichthargan 
10,0, Lanolin 50,0, Vasogen 40,0. Das Mittel beschränkte 
die Eiterung und regte die Granulation an. Sehr günstige 


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284 


Erfolge hatte V. bei septischer Metritis des Rindes in sechs 
Fällen. Nach erfolgter Ausspülung des Uterus mit viel ab¬ 
gekochtem Wasser Hess B. sechs Löffel von einer Mischung 
von Ichthargan, Gi. arab. und Aq. 100,0 in drei Liter Wasser 
in den Trägsack einspritzen. Bei Hundestaupe Hess V. 
Ichthargan innerlich verabreichen. Ordinirt wurde: Ichthargan, 
Gi. arabic. ^ 5,0, Aq. 100,0. Je nach der Grösse der Hunde 
wurde täglich dreimal ein Thee-, resp. ein Esslöffel voll ver¬ 
abreicht. Zwei bis drei Tage alte Kälber mit Durchfall be¬ 
kommen täglich 2—3 Theelöffel voll von dieser Mischung. 
Sowohl bei Hunden als Kälbern trat auf diese Behandlung 
der gewünschte Erfolg ein. Gegen Pferdestaupe benützte B. 
das Ichthargan zum Theil in Pillenform, z. B. als intra¬ 
tracheale Injection. Die Pillen wurden aus Ichthargan, Gi. 
arabic. m 15,0 rad. Althaeae pulv. 20,0 gemacht. Zu den 
lnjectiouen wurden 40 g einer Mischung, bestehend aus Ich¬ 
thargan 3,0, Gi. arabic. 4,0, Aqu. 100,0 benützt. Aus den 
bei Behandlung der Pferdestaupe durch den Y. gemachten 
Beobachtungen glaubt er schliessen zu dürfen, dass Ichthargan 
bei diesem Leiden eine coupirende Wirkung auszuüben ver¬ 
mag. Ein an Blutfleckenkrankheit leidendes Pferd erhielt 
zwei Tage nach einander je eine intratracheale Injection von 
40 g der vorstehend genannten Mischung. Abnahme der Ge¬ 
schwülste und des schniebenden Athmens alsbald. Voll¬ 
ständige Heilung innerhalb acht Tagen. In einem Falle von 
Angina mit starken Athem- und Schluckbeschwerden wurde 
durch einmalige intralaryngeale Injection Heilung erzielt. 
Einem Pferde mit Einschuss machte B. eine intratracheale 
Injection wie oben angegeben und Hess äusserlich die eingangs 
genannte Ichtharganäalbe einreiben. Heilung in drei Tagen. 
V. glaubt aus den von ihm gemachten Beobachtungen schliessen 
zu dürfen, dass das Ichthargan, welches die antiaeptischen 
Wirkungen des Silbers und des Ichthyols in sich vereinigt, 
bei allen durch Streptococcen veranlassten Infectionskrank- 
heiten eine günstige Wirkung enthalten werde. 

Ichthoform = Ichthyol mit Formaldehyd stellt ein dunkel¬ 
braunes, nahezu geruch- und geschmackloses, in Wasser und 
den übrigen Lösungsmitteln unlösliches Pulver dar. V. verwendete 
das Mittel äusserlich bei Mauke und Wunden. Die befallenen 
Stellen wurden bei Mauke nach geschehener Reinigung dick 
mit Ichthoform bestreut. Es bildete sich ein dunkelbrauner 
Schorf, unter welchem alsbald Abheilung erfolgte. Bei Wun¬ 
den behandelte B. mit dem Pulver und einer 10°/oigen Salbe. 
Bei frischen, nicht inficirten Wunden trat Heilung per primam 
ein; waren die Wunden alt und vernachlässigt, so wurde mit 


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285 


dieser Behandlung die Eiterung beschränkt und die Granula¬ 
tion angeregt. Bei innerlicher Anwendung des Mittels wurde 
es B. möglich, bei Hunden durch einmalige Verabreichung 
von 3 g Ichthoform mit Natr. bicarbonic, rasch Erbrechen 
und heftige Durchfälle zu beseitigen. Dieselbe Wirkung übte 
es bei Durchfällen der Pferde aus. Pferde erhielten 15—20, 
Pohlen 5 g des Mittels mit rad. Althaeae als Latwerge. B. 
erzielte weiter gute Erfolge mit dem Ichthoform bei croupöser 
Darmentzündung der Rinder und beim Durchfall der Kälber. 
Erwachsenen Rindern liess V. 20,0, Kälbern 5 g des Mittels 
in Camillenthee als Schüttelmixtur verabreichen. A. 


Waldteufel: Behandlung des Nageltrittes. (Nach einem 
Referate von Strebei im Schweizer Archiv I. Heft, 1901.) 
W. lässt das die Wunde umgebende Horn stark verdünnen 
und hierauf den ganzen Huf mit einer 5°/oo igen Kresyllösung 
gründlich waschen oder irrigiren. Hierauf kommt bei ältern 
Nageltritten reines Kresyl in die Wunde oder Jodoformäther. 
Die so desinficirte Sohlenfläche wird nunmehr in ihrer ganzen 
Ausdehnung mit Torfwolle bedeckt, welche mit Kresyllösung 
getränkt worden. Auf diese Wolle kommt trockene Watte. 
Der Verband wird durch ein Deckeleisen festgehalten. Stützt 
sich das Pferd am folgenden Tage noch nicht auf das Bein, 
so wird die Watte wiederholt mit Kresyl getränkt, indem man 
dieses einfach unter den Deckel des Eisens einfliessen lässt. 
Nach dem V. genügt ein einziger Verband zur Heilung, aus¬ 
genommen in den Fällen, in welchen eine Complication hinzu¬ 
kommt. In diesem Falle ist der Verband abzunehmen und 
den gegebenen Anzeigen zu genügen. Bei zahlreichen Fällen 
von zum Theil tiefgehenden Nageltritten, welche W. fast 
sieben Jahre auf diese Weise behandelte, brauchte er nicht 
einmal eine eindringende Operation zu machen. Nach durch¬ 
schnittlich sechstägiger Behandlung konnten die betreffenden 
Pferde wieder benützt werden. 


Guillemain und Cadix: Behandlung des Nageltrittes durch 
reine Milchsäure. (Ibidem.) Zunächst sorgfältige Desinfection 
des gereinigten Hufes mit Sublimatlösung und Entfernung des 
Hornes um die Wunde. Dann giesst man reine Milchsäure 
auf, resp. in die Wunde. Jetzt führt man noch einen durch 
kochendes Wasser aseptisch gemachten, mit Milchsäure ge¬ 
tränkten Hanfdocht in die Wunde, wozu man sich eines 
ausgeglühten Nagels bedient. Bei starken Schmerzen kommen 
ausserdem Leinsamen-Gataplasmen, welchen man eine starke 
antiseptische Lösung beimischt, in Verwendung. Am folgenden 


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286 


Tage: Entfernung des Dochtes und wiederholtes Einbringen 
von Milchsäure in die Wunde unter Zuhilfenahme einer Hohl¬ 
sonde. In schweren Fällen setzt man das Einbringen eines 
Dochtes in die Wunde und die Application von Cataplasmen 
fort. Die Verf. haben diese Behandlung während der Dauer 
von zwei Jahren bei 15 Pferden mit beständigem Erfolge in 
Anwendung gebracht. A. 


Eine heitere Parlamentsrede. Einen grossen Heiterkeits¬ 
erfolg erzielte im württembergischen Landtag, wie der Stutt¬ 
garter Correspondent des „Tag“ schreibt, der Abgeordnete 
Braunger, der bei der Berathung des Etats des Innern in Be¬ 
treff der Maul- und Klauenseuche u. a. wörtlich (nach dem 
stenographischen Bericht des württembergischen Staatsan¬ 
zeigers) ausführte: „Man weiss heute noch nicht, was eigent¬ 
lich die Hauptursache der Verschleppung bei Maul- und 
Klauenseuche ist. Ich glaube, vielfach sind es die Oberamts¬ 
thierärzte selbst. (Heiterkeit.) Je mehr Controlle ihnen 
übertragen wird, desto häufiger sind wir Landwirthe mit der 
Maul- und Klauenseuche behaftet. (Stürmische Heiterkeit.) 
Die Oberamtsthierärzte tragen eben auch Kleider an sich, 
wie andere Menschen. (Grosse Heiterkeit.) Ihre Mittel nützen 
gar nichts, das weiss ich aus Erfahrung, denn ich habe sie 
selbst schon zu Rathe gezogen. (Heiterkeit.) Es wäre am 
Ende besser, man Hesse die Sache gehen; das sagen sogar 
Oekonomieräthe. (Heiterkeit.) 


Gauversammlung in Schweinfurt. 

Auf den 31. März a. c. wurde nach Schweinfurt eine 
Versammlung einberufen, zu der die stattliche Zahl von 
22 Collegen erschienen war, und die alle ihrer Freude und 
Zustimmung zu diesen so nothwendigen und schon lange als 
dringendes Bedürfniss erkannten Zusammenkünften und der 
damit verbundenen Art der Erledigung von Fach- und Standes¬ 
angelegenheiten lebhaft Ausdruck gaben. War hiedurch und 
durch die zur Debatte gestellten Themata einerseits schon die 
allgemeine Stimmung eine animirte, so wurde anderseits die¬ 
selbe noch freudiger erhöht durch das spätere Erscheinen 
unseres Herrn kgl. Kreisthierarztes Schneider, der während 
der erst kurzen Zeit seiner Amtstätigkeit sich bereits die 
Sympathien sämmtlicher unterfränkischen Collegen, wie das 
ja vorauszusehen war, zu erwerben verstanden, welch 
letzterer Umstand nicht zuletzt zum Gelingen des Ganzen 
wesentlich mit beigetragen hat. 


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287 


Mit der zu gleicher Zeit in Donauwörth tagenden Gau¬ 
versammlung schwäbischer Thierärzte wurden telegraphisch 
Grüsse gewechselt. 

Durch diese Constituirung von Gauversammlungen ist 
auch in Unterfranken endlich einem allseitigen Wunsche 
Rechnung getragen und ersuche ich in unser aller Interesse 
um stets rege Betheiligung. 

Den Fachgeuossen anderer Regierungsbezirke mag es 
schon lange auffällig erschienen sein, weshalb gerade in 
Unterfranken der so nöthige, engere Zusammenschluss der 
Thierärzte nicht recht Fuss fassen wollte. 

Der Grund dieser bisherigen, ich möchte sagen fachlichen 
Indolenz soll und kann hier nicht näher erörtert werden. 
Nachdem aber die, nur dem Eingeweihten näher bekannten, 
jede freiere Entwicklung hemmenden Faktoren endlich aus 
dem Wege geschafft sind, kommt allem Anscheine nach ein 
frischerer, thatkräftigerer Zug in das unterfränkische Vereins¬ 
leben. Möge er nicht erlahmen. Die zukünftigen Versamm¬ 
lungen werden in der Wochenschrift für Thierheilkunde und 
Viehzucht jeweils bekannt gegeben werden. 

Schweinfurt. * I. A.: Brachinger. 


Personalien. 

An der thierärztlichen Hochschule München haben die Fachprüfung 
bestanden die Herren: Alfred Schwind aus BiBchbrunn, Otto Brun¬ 
bauer aus München, Hans Hatz old aus Bamberg, Adolf Wagner aus 
Passau, Julius Beck aus Weissenbrunn, Ferdinand Braun aus Waal, 
Anton Kirche r aus Obenhausen, Xaver Leeb aus Mainkofen und 
Wenzel Secao aus Ludom&r. Der prakt. Thierarzt Luginger wurde 
als Distriktsthierarzt in Roth a/R. aufgestellt. Todesfall: Am 5. Juni 
Morgens yersohied der vormalige Direktor der thierärztlichen Hochschule 
in Stuttgart Herr Wilhelm von Fr icke r im 77. Lebensjahre. 


Sa.3rer. T’lxiera.rzt 

approbirt München 1900, sucht ab 1. Juli Stellung als Assistent 
oder Vertreter. Gefl. Off. unter V. an die Exped. d. Bl. erbeten. 


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288 





Verantwortliche Redaktion: M. Albrecht. 

Expedition und Druck von J. Gotteswinter, München. 

Für die Redaktion bestimmte Sendungen sind an Professor 
Aibrecht, Veterinärstr. 6/1, zu richten. D. Red. 


werden den Herren Thierärzten zu kostenfreiem . 

~ Versuch übergeben; es ist dies einer der vielen ^ 

Vortheile bei directem Verkehr mit der Fabrik. Dieselbe hat in 
Deutschland weder Filialen noch Vertreter. Anfragen und Auf¬ 
träge sind deshalb stets direct an die Fabrik zu richten. 


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Einer Anregung aus thierärztl. Kreisen zufoge sind die Original- 
Photographien d. thierärztl. Hochschulen vervielfältigt worden und 
werden einzeln abgegeben. Diese Photogr. entspr. d.Tafeln d. Bild¬ 
werkes u. bilden einen .vornehmen Wandschmuck. 

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für 

Thierheilkunde und Viehzucht 

Unter Mitwirkung bewährter Fachmänner 

herausgegebea von 

M. Albreoht und Ph. J. Göring. 

45. Jahrgang. München, den 18. Juni 1901. Nr. 25. 

Inhalt: Hochatein, Periorchitis purulenta beim Pferde. — Nageltritt mit 
Necrose des Hufbeins. — Merkte, Operation eines Hengstfohlens mit 
Hodensaokdarmbruoh. — Huber, Tollwuth der Hunde. — Lugol’sohe 

^ Lösung bei Leberoirrhose der Pferde. — Zink, Vergiftung mit Chili- 
salpeter. — Braun, Hämorrhagische Gastroenteritis. — Kahn, Gehirn¬ 
entzündung bei einem Mutterschweine. — Schmidt, OarbolVergiftung 
beim Hunde. — Ammerschläger, Sohlachtbefund einer Kuh. — Referate. 
— Bacteriologischer Feriencursus für Thierärzte. — Büchernotiz. — 
Vieh8euchen-Nachrichten. — Personalien. — Inserate. 


Periorchitis purulenta beim Pferde. 

Von Distr.-Thierarzt Hochstein, Lauf. 

Ein Pferd war kurz vor der Uebergabe an den Pferde¬ 
händler an Kolik erkrankt und von dem Besitzer durch 
Eingeben von Leinöl etc. behandelt worden; bei diesem 
Einguss habe sich das Pferd verschluckt, seitdem huste es. 
Patient zeigte am 2. Juli starken, gelblich eiterigen, übel¬ 
riechenden Nasenausfluss, schmerzhaften, matten Husten, ver¬ 
mehrte Athmungsfrequenz, Temperatur 39,7, grosse Schwäohe 
etc., sodass Eingusspneumonie diagnosticirt.wurde. Nach drei 
Tagen schwoll Hodensack und Schlauch mächtig an; die Ge¬ 
schwulst war sehr schmerzhaft und fest, Verletzungen nicht 
zu finden. Nasenausfluss und Husten wurden mit der Zeit 
geringer, das entzündliche Oedem der Geschlechtstheile ging 
etwas zurück. Am 15. Juli war das Pferd in einer beängsti¬ 
genden Verfassung. Es wälzte sich auf der Streu, schwitzte 
und zitterte am ganzen Körper; Hinterleib meteoristisch auf¬ 
getrieben, Puls sehr klein. Der linke Hodensack zeigte eine 
ca. thalergrosse, von unregelmässigen, aufgewulsteten Rändern 
umgebene Oeffnung, an der abgestorbene Hautfetzen hingen. 
Durch diese Oeffnung, aus der sich stinkender, missfarbiger 
Eiter entleerte, konnte man den eiterumspülten Hoden ab- 


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290 


tasten. Der wohl auf pyämische Infection zurückzuführende 
Allgemeinzustand, der durch Coffein und Campber, sowie 
Sublimatirrigationen der Eiterhöhle behandelt wurde, besserte 
sich wieder, sodass Patient am 20. Juli abgeworfen und 
operirt werden konnte. Der Hoden und der Samenstrang 
bis hinauf zum äusseren Bauchring erwiesen sich necrotisch, 
der Samenstrang wurde so hoch als nur möglich nach vor¬ 
hergegangener Unterbindung abgeschnitten, alle necrotischen 
Theile entfernt, darauf gründliche Desinfection. Die Heilung 
ging rasch von statten, das Pferd wurde nach einigen Wochen 
eingespannt. Seitdem ist das Thier vollkommen gesund. — 
Aus der ursprünglichen Eingusspneumonie entstanden an¬ 
scheinend Lungencavernen und Pyämie; die Periorchitis puru- 
lenta resp. ichorosa wird metastatisch erfolgt sein. 


Nageltritt mit Necrose des Hufbeins. 

Von Distr.-Thierarzt Hoohstein, Lauf. 

Vor vier Wochen hatte sich ein werthvolles, schweres 
Brauerpferd hinten links einen rostigen Drahtstift einge¬ 
treten und nach Entfernung desselben durch den Knecht 
noch vier Wochen lang Dienst gethan, ohne zu lahmen. 
Am 8. November ging es dann stocklahm, beim Nach¬ 
schneiden in der medialen Strahlfurche in der Gegend 
der Strahlpitze quoll übelriechende Brandjauche im Bogen 
hervor. Da das Pferd sich in der Folge sehr widersetzlich 
zeigte, wurde es am 10. November geworfen und der ganze 
Hornstrahl und Theile der Sohle gegen die Zehe zu, soweit 
sie sich unterminirt zeigten, entfernt. Ein Stichkanal wurde 
nicht gefunden. An der Strahlspitze wurden Huflederhaut und 
Zellstrahl necrotisch, so dass schliesslich das Hufbein, da wo 
sich die Beugesehne anheftet, in einer pfenniggrossen Aus¬ 
dehnung freilag. Die freiliegende ursprünglich weisse Huf¬ 
beinfläche wurde schwarz, sehnige Fetzen von der elastischen 
Hautplatte und der Hufbeinbeugesehne stammend, stiessen 
sich ab. Es wurde 14 Tage lang eine tägliche, sorgfältige 
Reinigung mit Scheere und scharfem Löffel, ausgiebige des- 
inficirende Irrigationen, Glutol und Druckverband angewendet. 
Am 4. Dezember wurde der Hufbeinsequester mit einem an¬ 
haftenden 3 cm breiten und 1 cm langen Stück der Beuge¬ 
sehne entfernt; das Knochenstück ist gleichseitig dreieckig, 
2 cm breit und hoch, an der dicksten Stelle 3 mm dick. Yon 
diesem Tage an verschwand der üble Geruch, Eiterung 
wurde geringer, Patient ging nur noch unmerklich lahm. Der 
Substanzverlust (eine haselnussgrosse Höhlung) füllte sich bald 


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mit gesunden Granulationen. Am 19. Dezember wurde das 
Pferd mit einem Deckeleisen beschlagen und geht seitdem. 


Operation eines Hengstfohlens mit Hodensackdarmbruch. 

Von Thierarzt Mer kl e, Wolnzach. 

Ein 1^2 jähriges Hengstfohlen hatte linkerseits einen 
ca. 1 V 2 mannsfaustgrossen Hodensackdarmbruch, der schon 
längere Zeit durch alle möglichen Sympathiemittel, Binden 
und Bandagen zur Reposition zu bringen versucht wurde, je¬ 
doch vergebens. Auf mein Anrathen liess sich der Eigen- 
thümer zur Operation bewegen. Das Fohlen wurde Tags 
vorher fast gar nicht und nur mit Mehltrank gefüttert. Bei 
der Operation selbst wurde dasselbe wie bei der gewöhnlichen 
Castration im Stadel auf die mit Stroh gut bedeckte Tenne 
niedergelegt und mit Aether und Chloroform zu gleichen Theilen 
narcotisirt. Hierauf wurde der linke Fuss wie bei der Castra¬ 
tion ausgebunden, das Fohlen auf den Rücken gelegt, die 
beiden Yorderfüsse und der rechte Hinterfuss zusammen- 
gebunden, mit einem Seile über einen Querbalken am obern 
in die Höhe gezogen und festgehalten, die ganze Umgegend 
des Bruches mit Sublimatwasser desinficirt, hierauf das Scrotum 
über dem Hoden gespalten und von der Tunica vaginalis 
communis nach oben so weit als möglich getrennt, dann in 
letztere selbst, um den Bruchinhalt (es waren lauter Dünn¬ 
darmschlingen) zu sehen, eine kleine, seitliche Oeffnung ge¬ 
macht, hierauf das Hengstfohlen am Schweife von zwei 
Männern unter schüttelnden und rückenden Bewegungen in 
die Höhe gehoben, während ich von der seitlichen Oeffnung 
aus mit dem Finger die Darmschlingen in die Bauchhöhle 
zurüekschob und zurück hielt und ein Gehilfe unter schrauben¬ 
förmigem Drehen des Hodens und der Scheidenhaut den 
Bauchring schloss. Nun wurde eine gebogene, mit Creolin 
bestrichene Kluppe so hoch als thunlich angelegt und Hode 
mit Ueberzug unter der Kluppe abgeschnitten. Nach noch¬ 
maliger Desinfection der ganzen Operationsstelle und ihrer 
Umgebung konnte die Operation als glücklich beendet be¬ 
trachtet und das Fohlen entfesselt werden. Bis zur Wieder- 
erwachung aus der Narkose verging ein Zeitraum von V 2 Stunde. 
Nach zwei Tagen wurde die Kluppe entfernt und der Heilungs- 
process sich selbst überlassen. Das Fohlen ist unter diätetischen 
Oautelen wie ein anderer Castrat geheilt. 


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292 


Tollwuth der Hunde. 

Von Bezirksthierarzt Huber, Pfaffenhofen. 

In einem Falle ist der erkrankte Hund entwichen und 
wurde in einem benachbarten Wald offenbar kurz vor seinem 
Verenden von einem Jäger erschossen, nachdem bereits 
Lähmungserscheinungen eingetreten waren. Der Verlauf der 
Krankheit charakterisirte sich hauptsächlich durch ein scheues, 
furchtsames Benehmen. Der Sectionsbefund bestätigte die 
Diagnose „Tollwuth“. In dem andern Falle handelte es 
sich um einen herrenlosen Hund, der in der Stadt Pfaffen¬ 
hofen durch das auffallend veränderte Benehmen den Ver¬ 
dacht der Tollwuth erregt hatte, auf mefn specielles Anrathen 
und in meinem Beisein lebend eingefangen und auf hiesiger 
Wasenstätte contumacirt. Das Einfangen konnte — selbst¬ 
verständlich mit den grössten Vor sich tsmassregeln — ohne 
besondere Gefahr für die Menschen bewerkstelligt wer¬ 
den, da der Hund sich bereits im letzten Krankheitsstadium, 
dem der Paralyse befand. Er erlag der Seuche auch 
schon 12 Stunden nach erfolgter Contumacirung. Trotedem 
bei der Obduction des fraglichen Hundes nicht alle 
Merkmale resp. pathologischen Veränderungen vorgefunden 
wurden, die dieser Krankheit eigen sind — es fanden sich 
keinerlei Fremdkörper im Magen und Darmkanal, allerdings’ 
aber auch keine normalen Speisereste — so musste doch die 
im Leben gestellte Diagnose auf Tollwuth — aufrecht er¬ 
halten werden. Um aber in Anbetracht der Wichtigkeit der 
Sachlage volle Gewissheit zu erhalten, wurde der Kopf des 
fraglichen Hundes noch am selben Tage, an welchem die 
Section stattgefunden, unter den gebotenen Vorsichtsmassregeln 
dem kgl. preussisohen Institute für Infectionskrankheiten in 
Berlin mit dem Ersuchen eingesandt, mit der Gehirnmasse 
Impfversuche anstellen und das Resultat derselben bekannt 
geben zu wollen. Diesem Ansuchea wurde bereitwilligst ent¬ 
sprochen und mitgetheilt, dass die sämmtlicben geimpften 
Kaninchen (4 Stück) schon nach 11—13 Tagen unter den 
charakteristischen Erscheinungen der Tollwuth erkrankt und 
gestorben sind. Die rasche Uebertragung der Seuche auf 
die geimpften j Thiere dürfte darauf hindeuten, dass das Ge¬ 
hirn des somit thatsächlich an Tollwuth verendeten Hundes 
eine hochgradige Virulenz besessen hat. 

Lugol’sche Lösung bei Lebercirrhose der Pferde. 

Von Bezirksthierarzt Huber, Pfaffenhofen. 

Einem hiesigen Pferdemetzger wurde im Monate Dezember 
von einem Oekonomen des Bezirkes ein 6jähriges Pferd zum 


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Ahschlacbten zugeführt. Die zunächst nur wegen der beab¬ 
sichtigten Schlachtung vorgenommene Untersuchung ergab, dass 
Pferd ausgesprochene Erscheinungen der Sch Weinsberger 
Krankheit — Lebercirrhose — zeigte: schlechter und alienirter 
Appetit, Uehirndepressionserscheinungen, Flankenathmen, An- 
lehncu des Kopfes an die Wand, schwankende Bewegungen, 
sdbmptzig gelbröthliche Augenschleimhäute etc. Nachdem das 
im gefunden Zustande auf mindestens 600 Mark zu bewerthende 
PfercJ pur einen Schlachtwerth von 30 Mark hatte, Hess sich der 
Besitzer auf Zureden und unter der ihm zugestandenen Beding¬ 
ung, dass im Falle einer nicht eintretenden Besserung die Be- 
bandluQfg kostenlos sei, zu einem Kurverfabren herbei. Es wurde 
dem Patienten nun in Zwischenräumen von drei zu drei Tagen 
vier intratracheale Injectioneu der Lugol’schen Jodlösung zu 
je 25 gr, I. e. im ganzen 100 gr, applicirt. Die Wirkung 
war eine geradezu auffallend günstige. Schon nach den ersten 
drei Tagen war eine merkliche Besserung eingetreten, der 
Appetit nach normalem Futter steigerte sich, die Bewegung 
und das Qensorium wurde freier, die verfärbten Schleimhäute 
heller, der Athem ruhiger. Nach jedesmaliger Einspritzung 
war^wa* öfteres Husten bemerkbar und nach Schluss des 
Kur Verfahrens trat ein geringgradiger Jodismus auf, aber 
b$ide Zufälle verloren sich wieder alsbald. Nach zwölf 
Tagen, konnte daB fragUche Pferd als geheilt dem Besitzer 
zurückgestellt werden. Derselbe verwendet es seitdem wieder 
zur Arbeit, ohne dass bis heute ein Rückfall eingetreten 
wäre. Die Nachkur bestand in der Verabreichung von 
grösseren^ (Staben von Carlsbader Salz mit Gentianapulver und 
Aloe und in der Aenderung der Futtermittel. Nach der 
As&muese erhielt qu. Pferd nämlich bis zu seiner Erkrankung 
meist auf Sumpfwiesen gewachsenes Heu. Nachdem auch 
Sauer—Geisenfeld mit dem gleichen Verfahren im verwichenen 
Jahre in zwei Fällen einen Radical-Heilerfolg verzeichnen 
konnte, besteht umsomehr Veranlassung zur Fortsetzung der 
Versuche. 


Vergiftung mit Chilisalpeter. 

Von Distr.-Thierarzt Zink, Sesslacb. 

Nachdem vielfach von der Landbevölkerung behauptet 
wird, dass das Streuen des Kunstdüngers von grossem Ein¬ 
fluss ist auf den Verlauf der Maul- und Klauenseuche, 
dieselbe sogar verursachen soll, so dürfte die Thatsache er¬ 
wähnenswerte sein, dass von zwei Besitzern die Vergiftung 
ihrer Ziegen durch Chilisalpeter mit Maul- und Klauenseuche 


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verwechselt wurde. Bei Untersuchung derselben speichelten 
dieselben stark, zeigten Schwäche und Hinfälligkeit, trippelten 
desshalb hin und her und waren nicht dazu zu bewegen, 
irgend etwas zu sich zu. nehmen. Das Fehlen jedoch, der 
' charakteristischen Blasen auf der Maulschleimhaut und an den 

Klauen, das Aufgeblähtsein des Hinterleibs, der Verlauf der 
Krankheit, sowie die Anamnese sicherten die Diagnose äuf 
Vergiftung mit Chilisalpeter. 


Hämorrhagische Gastroenteritis. 

Von Distr.-Thierarzt Braun, Sohesalitz. 

Im Frühjahr kamen in der Schesslitzer Schafheerde 
mehrere Erkrankungsfälle vor, die sehr rasch tödtlich 
verliefen. Die erkrankten Schafe zeigten tympanitische 
Auftreibung, Durchfall, Hinfälligkeit, Schwanken, Zittern, 
pochenden Herzschlag, Verdrehen der Augen, im Ganzen 
also das Bild der Vergiftung; die angewandten Heilmittel 
waren ohne Erfolg. Die Section ergab hämorrhagische Gastro¬ 
enteritis. Ueber die Ursache dieser Erkrankungen war ich 
mir im Anfang nicht klar, bis sich herausstellte, dass die 
Wiesen, welche als Weide benützt wurden, mit künstlichem 
Dünger (Kalisalzen) bestreut waren; einzelne Schafe hatten, 
wahrscheinlich angelockt durch den salzigen Geschmäck’ des 
ausgestreuten Düngemittels, zuviel davon aufgenommen und 
dadurch die Krankheit acquirirt. 


Gehirnentzündung bei einem Mutterschweine. 

Von Distr.-Thierarzt Kahn, Glonn. 

Die Erscheinungen waren hier folgende; Mittelhoch¬ 
gradiges Fieber, Zittern am ganzen Körper, Dreh- und 
Kreisbewegungen genau wie bei der Drehkrankheit des 
Kindes, Anstossen mit dem Kopfe an die Wand und epi- 
leptiforme Krämpfe. Die Futteraufnahme war nicht voll¬ 
ständig sistirt; Kotabsatz normal. Da kalte Umschläge um 
den Kopf,' die Anwendung von Bromkalium und subcutane 
Injectionen von Morphium nur vorübergehende Besserung 
brachten, die Krankheitserscheinungen immer heftiger auf¬ 
traten, Hess ich das Thier schlachten. Bei Vornahme der 
Fleischbeschau fand ich eine starke Hyperämie der Piagefässe, 
fleckige hämorrhagische Röthung der weichen Gehirnhaut und 
Ansammlung einer gelbröthlichen Flüssigkeit zwischen Pia 
und Dura. Die Gehirnsubstanz selbst war ödematös ge¬ 
schwellt. Alle sonstigen Organe waren normal. 


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295 


Carbolverglftung beim Hunde. 

Von Bezirks-Thiorarzt Schmidt, Kulmbach. 

Ein Rattenfänger hatte sich einen Hautriss zugezogen. 
Der Besitzer wusch die Wunde mit dem gewöhnlichen Carbol- 
wasser, wie es in den Apotheken abgegeben wird, aus 
(2 1 /* °/o). Etwa eine Stunde nach dem Auswaschen begann 
der Rattenfänger zu zittern und zu taumeln und stürzte 
schliesslich vollständig zusammen. Dabei traten Muskel¬ 
zuckungen bei völliger Bewusstlosigkeit auf. Der Anfall 
soll 5—6 Minuten gedauert haben. Zwei Tage später wurde 
an der verletzten Extremität eine ausgebreitete, trockene 
Gangrän der Cutis constatirt, welche auch auf die andere 
vordere Extremität überging. Die mumificirten Hautstücke 
wurden durch demarkirende Entzündung im Verlauf der 
nächsten acht Tage abgestossen, worauf Heilung eintrat. 


Schlachtbefund einer Kuh. 

Vom städt. Schlachthausthierarzt Ammer Schläger, Aschaffenburg. 

Der Metzger St. schlachtete eine dreijährige gut gemästete 
Kuh. Nieren und Beckenfett, die Muskulatur der Hinter¬ 
schenkel und der Lendenparthie sind sehr stark serös 
infi4rirt, die Beckendrüsen beiderseits bis zu Faustdicke ver- 
grössert. Die Beckenarterien, Schenkelarterien, die Kreuzbein¬ 
arterien und ihre Verzweigungen sind fortlaufend mit einem 
braunrothen organisirten Thrombus in ihrer ganzen Weite 
gefüllt. Die Kuh machte vor ihrer Schlachtung einen gesunden 
Eindruck und war über zwei Stunden weit marschirt, ohne 
Beschwerden zu zeigen. (Aus den Jahresberichten bayerischer 
Thierärzte.) 


Referate. 

lieber einen Fall von Augenentzündung beim Pferde, ver- 
ursacht durch eine in der vorderen Augenkammer lebhaft 
umherschwimmende Filarie, berichtet Monod. Er entfernte 
die letztere nach Cocainisirung des Auges, indem er an der 
untersten Stelle die Cornea punktirte, worauf zugleich mit 
den ersten Tropfen humor aqueus ein Ende der Filarie her¬ 
vorquoll, die dann leicht vollends zu entfernen war. Die 
Entzündung des inneren Auges, sowie die Punctionswunde 
heilten sodann in kurzer Frist unter einem mit Borsäurelösung 
getränkten Verband ab. 

(Recueil de m6d. vet. 15. März 1901.) 


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Die therapftütitthe Verwerthang das Lichts. Die That- 
sache, dass ein schwer mit-Rheumatismus behafteter Arbeiter 
sich plötzlich vollständige geheilt sah, nachdem er zwei Tage 
in der Nähe einer intensiven. elektrischen Lichtquelle be¬ 
schäftigt gewesen, zog die Aufmerksamkeit Gareault’s auf 
sich. Man hat dann festgestellt, dass Anteile von Gicht und 
Rheumatismus bei daran leidenden Leuten aufhörten, sobald 
sie in Werken arbeiteten, in welchen elektrische Lötungen 
vorgenommen wurden, womit starke Lichtausstrahlung ver¬ 
bunden ist. Garuault bat sich dann näher mit der Frage be¬ 
schäftigt und festgestellt, dass das warme und kalte Licht 
bei einer gewissen Anzahl von Affectionen mit grossem Er¬ 
folg angewandt werden kann und zwar bei chronischen Muskel- 
und Gelenkrheumatismen, Krampfadergeschwüren, Racheri- 
und Mandelentzündungen, chronischen Katarrhen der Nase 
und des Ohres, bei Ozäna und Taubheit. 

(Aoademie des soienoes, Sitzung vom 3 Deo. 1900.) 

MultiloculäreDermoidcyste im Netze einee Pferdes. Petit 
zeigte in der Sitzung der Anatomischen Gesellschaft zu Paris 
am 16. November 1900 eine solche Cyste vor. Es handelte 
sich um einen diakusähnlich abgeplatteten, 10 cm im Durch¬ 
messer haltenden JWior, in welchem sich mehrere kleine 
Höhlen befanden, die vor* einem theils honigähnlichen, teils' 
mit Wagenschmiere vergleichbaren Inhalt erfüllt waren* In 
einer derselben entdeckte man ausserdem eine Portion 25 bis 
30 cm langer, an der Wand festsitzender, aufgerollter Haare, 
(ßeo. de m£d. rät. 15. März 1901.) 

Druse auf den Menschen übertragbar? Ein Kutscher, 
der von seinen drusekranken Pferden angesteckt worden sei, 
wurde von Schöler der Berliner Medicinischen Gesellschaft 
vorgestellt. Die Krankheit characterisirte sich durch Ge¬ 
schwüre, au der Augensohleimhaut, Uebelkeit, Kopf- und 
Gliederschmerzen, Fieber, sowie Husten mit spärlichem Aua- 
wurf. —r,Die Mitteilung ist jedenfalls mit Vorsicht aufzunehmen. 
(Med. Wocheiwchr. 20. März 1901.) 

Schmidt—Kulmbäch und Dr. Simader, 

Aphorismen über die französische Pferdezucht, (lila- 
strirte landwirtschaftliche Zeitung Nr. 26, 1901.) Im Fe¬ 
bruar I. J. berichtete der Geh. Oberregierungsrath Dr. Lydtiu 
in der Sitzung der Thierzuchtabteilung der deutschen Land«- 
wirtschaftsgesallsehaft unter Anderem, dass die französische 
Gestütsverwaltung zur Erzeugung von Remonten für die Be- 


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297 


rktetnüaehimg Von Offizieren and Mannschaften^der französischen 
leichten Reiterei hauptsächlich nur das anglo-arabische 
Blut benützt und zwar deswegen, weil man unter den frähzö- 
Bischer Voltbluthengsfcen die zur Halbblutzucht geeigneten 
Formen nicht mehr findet. Die französische Geatiitsverwaltuifg 
beabsichtigt ferner, die Zucht des Arbeitspferdes nicht mehr 
unmittelbar zu beeinflussen. Kittmeister Ton Ploetz, welcher 
über den Dydtin'schen Yortrag berichtet, erklärt, er wisse 
genau, das; die französische Qestiitsverwaltung lediglich das 
Bestreben habe, die Zucht der Halbblüter direkt zu fördern, 
die: Halbblutzucht dagegen durch ein praktisches Prä- 
miirungd verfahren den Privatleuten in die Hände 
zu spielen. Ueber die Maulthierzucbt in Frankreich theilte 
L, das Folgende mit : Die zur Maulthierzucht in Frankreich 
verwendeten Stuten fuhren die Bezeichnung mulassiöres. ’ Da 
die Eselsheogste mit Blutpferden wenig und eine'schlechte 
Nachzucht liefern, so werden sie vorzugsweise mit Stuten 
gepaart, die weder arabisches' doch englisches, noch auch 
anglonormannischea Blut besitzen. Map verwendet zur Maul- 
thierzacht vorzugsweise die gemeinen Landstuten von Poitou 
UitA von der Vend6e,, welche sich durch bedeutende Wider- 
ridthöha* laugen Kopf, kurzen Hals, breiten und tiefen Rumpf, 
abschüssige, vierschrötige Crdupe und starke Beine auszeiohneu. 
Dunkle Farben werden ;vorgezogen, namentlich Kappen sind 
beliebt. Hengste dieser Gruppe (race mulassiere) erreichen 
Höhen bis 1,75 m und bei Stuten steht das Höhenipass nicht 
unter l$$m. Stuten, die sich vorzugsweise zur Maultbier*» 
zucht eignen, werden theuer bezahlt. Eselhengate und Esel¬ 
stuten, welche hauptsächlich im Poitou und besonders im v 
Departement Deux-Sevres gehalten werden * und hauptsächlich, 
zur Zucht von Eselshengsten für. die; Maultfiierzucht bestimmt 
sind, sind überaus starke, bis zu 1,53 m hohe Thiere. A. 

Bacteriologischer Feriencursus für Thierärzte. 

Am pathologisch-anatomischen Institute der Thierärztlichen 
Hochschule zu München findet für.Herren Thierärzte in 
der Zeit ?om 19. mit 29. Angust d. J. ein Unterrichts- 
cnrsus in Bacterlelogie mit Berücksichtigung der ein¬ 
schlägigen Gebiete ans der pathologisch-anatomischen , 
Histologie unter Leitung des Herrn Prosectors Dr. J. Mayr 
und unter Beihilfe des Herrn Assistenten Ernst statt. 

Da» lu b. itaotsmlnisterinm des Innern ist, Me in ' 
frühren Jahren bereit, denjenigen Herren Bezirksthierärzten, = 
welche den Nachweis erbringen, dass sie seitens der k. Thier¬ 
ärztlichen Hochschule zum Curse zagelassen worden sind, und 


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298 


dass sie denselben vollständig durchgemacht haben, auf An¬ 
suchen einen angemessenen Zuschuss in den Kosten der 
Reise und des Aufenthaltes in München zu gewähren. 

Anmeldungen sindbis Inch 1. August zu richten 
an Herrn Pros. Dr. Mayr, Thierärztliche Hoch¬ 
schule zu München. 

Beginn des Cursus: Montag den 19. August 
Vormittags 9 Uhr im anatomischen Hörsaäle. 

Die Ertheilung des Unterrichtes erfolgt unentgeltlich; 
Farbstoffe und Mikroskope werden vom Institute gestellt; in¬ 
dessen ist es für die Theilnehmer am Curse von Vortheil, 
wenn sie ein eigenes gutes Mikroskop mitbringen. Pincetten, 
Zupfnadeln und ähnliche Utensilien sind mitzubringen, oder 
sie können auch im Institut zum Ankaufspreise bezogen werden, 
v München, den 6. Juni 1901. 

Die Direktion der k. bayer. Thierärztlichen Hochschule: 

A1 b r e c h t. 


Büchernotiz. 

Das von Professor Dr. Schneidern ühl in Kiel verfasste 
Werk „Die Protozoen als Krankheitserreger des Menschen und 
der Hausthiere* (Leipzig)-ist von Professor Dr. Marco ne in 
Neapel ins Italienische übersetzt worden und soeben im Buch¬ 
handel erschienen. 

Stand der Thierseuchen in Bayern am 5. Juni 1901. 

a) M a u 1 - u n d K 1 a u e n-S e u c h e. 
Oberbayern: 3 Gern. (3 Geh.); Oberpfalz: 3 Gern. 
(4 Geb.); Oberfranken: 3 Gern. (4 Geb.); Mittelfranken: 
8 Gern. (37 Geb.); Schwaben: 4 Gern. (17 Geh.). 

b) Schwein es e'u che (Schweinepest): 
Oberbayern: 1 Gern. (1 Geb.) ; M i 11 e 1 f r a n k e n: 2 Gern* 
(2 Geh.). 


Personalien. 

Zu Bezirksthierärzten wurden ernannt vom 1. Juli d. J. an: Di« 
striktsthierarzt Hyacinth Abele von Roth a/S. (approb. 1877) in Regen 
(Niederbayern). Distriktstbierarzt Martin Beck von Heidenheim a/H. 
(approb. 1887) in Schongau (Oberbayern). Ruhestandsversetzung: 
Der Kgl. Kreisthierarzt Johann Friedrich Engel in Bayreuth wurde auf- 
Ansuchen wegen zurückgelegten 70. Lebensjahres in den dauernden Ruhe¬ 
stand versetzt und demselben in wohlgefälliger Anerkennung seiner lang-t 
jährigen, treuen und erfolgreichen Dienstleistungen der 'Verdienstorden 
vom heiligen Michael IV. Klasse verliehen. 


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299 


Bekanntmachung. 

Die Prftfnng behufs Erlangung der Function eines amtlichen 
Thierarztes in Bayern im Jahre 1901. Laut Bekanntmachung des k. 
Staatsminißteriums des Innern vom 8. Juni d. Je. (M. Arntsbl. S. 253) 
ist der Beginn der besagten Prüfung auf Montag den 7. Oktober 1. Js. 
festgesetzt. 

Die ZulassungsgeBuohe sind bis zum 1. August 1. Js. beim k. Btaats- 
mini8terium des Innern einzureiohen. Dem Gesuche ist beizulegen: 

a) das Zeugniss über bestandene Approbationsprüfung; 

b) ein Zeugniss der Distriktspolizeibehörde über den Leumund; 

c) der Naohweis über eine mindestens zweijährige Berufsausübung. 

Das Gesuch hat zugleioh die Adresse für die Zustellung des Ad¬ 
missionsdekretes zu enthalten. 

Siehe Näheres über diese Prüfungen in dem thierärztlichen Taschen¬ 
kalender von Albrecht und Bürchner pro 1901, II. Theil, S. 3. 


Der Unterzeichnete glicht einen 

Assistenten. 

Eintritt bis zum 1. August. Biete Wohnung, Frühstück und 100 Mark 
per Monat. 

Merkt, k. Bezirksthierarzt in Kempten. 


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hergestellt. Die anerkannt ausserordent¬ 
liche Wirksamkeit des Creolin als im 
höchsten Maasse bacterienzerstörendes 
Desinficiens, befähigt es nicht allein Hufe 
vor Krankheiten zu schützen, sondern sie auch zu conserviren 
und Hautverletzungen aller Art zu heilen. 

Es empfiehlt gich daher in allen Fällen 

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auggchliegglich zu verwenden. 

Aus dem »Pferdefreund«: Die gründliche Desinfection der Pferde¬ 
stallungen, oder was dasselbe bedeutet, die Vernichtung ansteckender 
Krankheiten in ihrem Keime ist nicht selten von grösserer Wichtigkeit, 
als die thierärztliche Behandlung kranker Thiere. 

Die Wortmarke „Creolin“ ist als Waarenzeichen geschützt. Ich warne 
vor Nachahmungen, die ich gerichtlich verfolge. 

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Verantwortliche Redaktion: M. Alb recht. 

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Wochenschrift 


für 


Thierheilkunde und Viehzucht 

Unter Mitwirkung bewährter Fachmänner 

herausgegebeu von 

M. Albreoht und Ph. J. Göriug. 


45. Jahrgang. München, den 25. Juni 1901. 


Nr. 26. 


Inhalt: Merkle, Zwerchfellzerreissung beim Pferde. — Seltene Ursache 
zur Entstehung von Tetanus. — Weigenthaler, Muskelrheumatismus 
beim Pferde. — Munkenbeck, Eiterige Leptomeningitis cerebrospinalis 
^^i>ei einem 16jährigen Fuchs-Wallach. — Winkler, Darmentzündung 
durch Chilisalpeter. — Referate. — Bücherschau. — Personalien. — 
Inserate. 


Zwerchfellzerreissung beim Pferde. 

Von Thierarzt Merkle, Wolnzach. 

Ein volljähriger Wallach mittleren Gewichts hatte an¬ 
geblich bis zum Erkrankungstage niemals Krankheitssymptome 
gezeigt. Als derselbe eines Nachmittags mit einem andern 
Pferde einen schwer mit Holz beladenen Wagen vom Platze 
ziehen sollte, war er, durch Schläge aufs äusserste angetrieben 
und sich vergeblich anstrengend, plötzlich niedergestürzt. Der 
von diesem Moment an nicht mehr zuverlässige Bericht gibt 
an, das Pferd sei freiwillig aufgestanden, habe nun aber nicht 
mehr anziehen wollen, sei in den Stall gebracht worden und 
habe sich hier bald niedergelegt. Um etwa 5 ! /s Uhr Abends 
lag das Pferd regungslos, unfähig zu irgend einer Bewegung 
mit schlaff auf den Hals zurückgesuukenem Kopfe. Der 
Augapfel blieb bei Berührung der Cornea mit dem Finger¬ 
bewegungslos, nur die Lider zuckten; Pupille vergrössert, 
Nasenschleimhaut blass. Puls an der .Kinnbackenarterie kaum 
fühlbar, nicht stark beschleunigt. Der Herzschlag pochend 
und schwirrend. Die Mastdarmtemperatur 40,5° C. Die 
Athmung erfolgt stossweise, beschleunigt, unter äusserster An¬ 
strengung. Nach 10—15 Athemzügen wechselt die Dyspnoe 
mit völliger Apnoe ab. Die Pausen, während welcher die 
Athmung sistirt ist, werden immer länger, der Herzschlag 
immer schwächer und um sechs Uhr tritt der Tod ein. Aus 


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302 


dem Befund der am nächsten Morgen ausgeführten Section 
ist Folgendes hervorzuheben: Der ISährzustand des Cadavers 
ist ein ziemlich guter. Aus der Bauchhöhle fliesst beim 
Oeffnen derselben eine nicht gemessene ca. 2 Liter betragende 
Menge schmutzigrother, gerinnselfreier, wässeriger Flüssigkeit. 
Die Äbtheilungen des Dickdarms aussen weissgrau, kaum 
halbgefüllt mit dünnbreiigem Futter, resp. Kotmasseu, Dünn¬ 
darm fast leer, sonst ebenso, und beide ohne jede Abnormität. 
Nieren normal. Leber von mittlerer Grösse, gelbbraun, etwas 
brüchig. Magen gross und, ziemlich voll breiigen Futters, 
unter welchem ziemlich viel ganze Maiskörner; Magen¬ 
wandungen stark, Serosa und Mucosa von normaler Be¬ 
schaffenheit. Einzelne Theile des Omentum, bez. Dünndarm¬ 
gekröses haben verschieden starke Injectionsröthe, Nach 
Entfernung des Darms zeigt sich das Zwerchfell derartig 
zerrissen, dass die ganze Brusthöhle von hinten her zu über¬ 
sehen ist. Der Riss geht durch den Rippentheil des Zwerch¬ 
fells vom Schaufelknorpel links bis gegen die Pfeiler hinauf, 
rechts etwa bis zur Hälfte. An den Rippen und dem Schaufel¬ 
knorpel hängen nur noch die zerfetzten Reste der Muskel¬ 
bündel, während der ganze sehnige Theil (bei auf dem 
Rücken liegenden Cadaver) mit der daran befestigten Leber 
nach unten gesunken ist. Die Ränder des Risses sind kantig, 
der Stamm der Zwerchfellsvene ist da, wo er aus dem Fleisch- 
theil Zusammentritt, ebenfalls durchriasen und leer. Die 
Brusthöhle enthält keine Flüssigkeit. Die Lungen unvoll¬ 
ständig zusammengefallen, schwach knisternd und schwach 
elastisch; Schnittfläche glatt, feucht, schwarzroth, beim Druck 
von blutiger Flüssigkeit überronnen. Herz gross, schlaff, 
scheinbar erweitert, mit weissen Gerinnseln gefüllt. Pleura 
in der Nachbarschaft des Zwerchfells theilweise stark injicirt. 
Der Tod des Pferdes ist demnach eingetreten in Folge einer 
Zwerchfellzerrei8sung, deren Entstehung auf zweierlei Weise 
gedacht werden kann. Sie kann entstanden sein, als das 
Pferd im Moment äusserster Kraftanstrengung zufällig stürzte; 
indem auch die Bauchpresse in heftiger Thätigkeit und das 
Zwerchfell aufs straffste gespannt war, wurde dieses beim 
Sturze von dem plötzlichen Stoss des Erdbodens, bezw. der 
Eingeweide, besonders des vollen Magens getroffen und da¬ 
durch gesprengt. Andererseits ist es auch möglich, dass das 
misshandelte Thier unter plötzlicher krampfhafter Anspannung 
der Bauchpresse sich in’s Geschirr geworfen hat, dass dadurch 
das Zwerchfell zerrissen wurde und das Thier plötzlich zu¬ 
sammenbrach. 


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303 


Seltene Ursache zur Entstehung von Tetanus. 

Yon Thierarzfc Merkle, Wolnzach. 

Zu einem dreijährigen Hengste unter der Anamnese ge¬ 
rufen , dass derselbe seit zwei Tagen nicht mehr fressen 
könne, häufig, aber nur mit grossen Beschwerden frisches 
Wasser aufnehme, fand ich ausser der Bestätigung der Anam¬ 
nese das ausgebreitetste Bild von Starrkrampf: ängstlichen 
Blick, allgemeinen Schweissausbruch, Fieber, vollständigen 
Trismus, steife Haltung des Halses und am Kehlkopfe bei 
Druck grosse Schmerzen. Eine Verletzung. oder Wunde 
konnte nirgends gefunden* werden. Auch der Eigentümer 
konnte sich auf Befragen nicht erinnern, dass das Thier je¬ 
mals verletzt worden sei. Patient wurde in einem Stadel¬ 
viertel in eine Hängematte verbracht, ihm stets frisches 
Wasser, un.d Grünfutter vorgesetzt, Chloroforminhalationen und 
zwei Injectionen von Lysollösung subcutan gemacht; schon 
am andern Tage ging Patient zu Grunde. Bei der Section 
ergab sich eine Verletzung durch eine Kornähre, welche sich 
im Luftsacke eingekeilt hatte. 


Muskelrheumatismus beim Pferde. 

Von Bez.-Thierarzt Weigentrhaler, Starnberg. 

Herr Distriktsthierarzt Schmitt in Seefeld führt in 
seinem pro 1899 erstatteten Berichte an dieser Stelle einen 
Fall von acutem Muskelrheumatismus bei einem sehr werth¬ 
vollen Pferde des Herrn Grafen T. an, bei welchem die 
Anamnese dahin ging, dass das Pferd schwach auf den Hinter¬ 
füssen sei und Harnverhaltung zeige. Bei der von ihm vor¬ 
genommenen Untersuchung des Pferdes habe er an diesem 
steifen Gang, Anschwellung und Schmerzhaftigkeit der Musku¬ 
latur, vermehrte Puls- und Athemfrequenz, sowie Harn¬ 
verhaltung feststellen können. Der später abgesetzte Harn 
soll von heller Farbe und dicklicher Consistenz gewesen sein. 
Der fragliche Patient erhielt innerlich grössere Salolgaben, 
wurde mit Campherspiritus frottirt und war nach 14 Tagen 
wieder zum Dienste verwendbar. Diesem Falle, den Distrikts¬ 
thierarzt Schmitt als eine besonders bemerkenswerthe Er¬ 
krankung anführt, die von ihm bei Pferden noch niemals 
beobachtet worden, kann ich ca. 25 im vergangenen und 
ebensoviel in jedem einzelnen vorhergehenden Jahre behandelte 
Fälle anfügen • denn dieser Krankheitszustand kommt unter 
den von Schmitt beobachteten und beschriebenen Erschein¬ 
ungen bei Pferden mindestens ebenso häufig, als die Hämoglo¬ 
binurie, die sog. schwarze Harnwinde, vor, mit der sie auch 


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304 


die grösste Aehnlichkeit in ihrem Auftreten und Verlaufe hat. 
Bei dieser ist allerdings der Urin schwarztintenartig, dunkel¬ 
braun oder schokoladefarbig, bei jener gelb und von dicker, 
syrupähnlicher, fadenziehender Beschaffenheit. Die beiden 
Krankheitszustände treten aber nicht allein unter nahezu 
gleichen Symptomen auf, auch ihre Entstehung beruht nach 
meinen Erfahrungen auf denselben vorbereitenden Ursachen 
und dem gleichen Hauptfaktor, nämlich Erkältung, wodurch der 
Ausbruch der Krankheit ohne bemerkenswerthe Vorboten plötzlich 
eintritt. Auch im ganzen Krankheitsverlaufe ist eine Ver¬ 
schiedenheit nicht gegeben, indem oft schon nach wenigen 
Stunden Genesung oder Tod erfolgt. Ich habe auch stets 
die beiden Krankheitszustände gleich behandelt und bei beiden 
bald günstigen, bald ungünstigen Erfolg gesehen. 


Eiterige Leptomeningitis cerebrospinalis bei einem 
16jährigen Fuchs-Waliach. 

Von Bez.-Thierarzt Munke übeck, Regensburg. 

Ein Pall von Genickkrampf bei einem 16 jährigen Fuchs- 
Wallach eines grossen Gutes gelangte zur thierärztlichen Be¬ 
handlung. Das Thier legte im Beginne der Erkrankung 
heftige Schlingbeschwerden an den Tag, wobei dasselbe den 
in der Maulhöhle stark angesammelten Schleim vergeblich zu 
schlucken versuchte, so dass derselbe in langen Strammen 
aus der Maulhöhle abfloss. Dabei senkte das Thier den 
Kopf fast bis auf den Boden und war zum Emporheben des¬ 
selben nicht zu bringen. Bei der Berührung der Genick¬ 
gegend wird Schmerz geäussert, welche, wie auch der Vor¬ 
kopf, vermehrt warm befunden wird. An den Gesichtsmuskeln 
treten Krämpfe von minutenlanger Dauer auf, welche eine 
Erschlaffung und Hinfälligkeit zur Folge haben. Die Futter¬ 
aufnahme ist vollständig unterdrückt und die sichtbaren 
Schleimhäute sind stark geröthet. Die Temperatur betrug 
zwischen 40 und 40,7° C. Eisumschläge am Kopfe, eine 
scharfe Einreibung in der Genickgegend, Infusionen von 
Chloralhydrat führten den erwünschten Erfolg nicht herbei, 
das Thier verendete am siebenten Tage, nachdem Kreuz¬ 
lähmung hinzugetreten war. Die Section ergab ausgesprochene 
eiterige Leptomeningitis des Gehirnes und Anfangstheiles des 
Rückenmarkes. 


Darmentzündung durch Chilisalpeter. 

Von Bez.-Thierarzt Winkler, Grafenau. 

Auf einem Oekonomiegute wurde die Weide mit Chili¬ 
salpeter gedüngt. Circa acht Tage später, ehe noch Regen- 


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305 


wetter eingetreten war, weideten dort ca. 15 Stuten, 30 Pohlen 
und 20 Rinder. Drei Rinder erkrankten unter Erscheinungen 
grosser Schwäche, die sich schon nach kaum 1 j 2 Stunde bis 
zum Unvermögen zu stehen steigerte, heftigem Pochen des 
Herzschlages, Appetitlosigkeit, Durchfall und Schlafsucht. 
Ich traf die drei Thiere bereits todt an. Die Section ergab 
leichte catarrhalische Darmentzündung und völlige Ungerinn¬ 
barkeit des hellrothen Blutes. Diese drei Rinder hatten an 
der v Stelle, an welcher der Salpeter aus den grossen Säcken 
in kleinere umgeleert worden war, geleckt und zwar in so 
gieriger Weise, dass sie den Boden aufwühlten. 


Referate. 

Die Arsenikverbindungen finden nach Blot verhältnis¬ 
mässig viel zu wenig Anwendung. Einzig die arsenige Sgure 
wird ab und zu gegen Eingeweidewürmer und bei Dämpfigkeit 
gebraucht. Bl. lenkt nun die Aufmerksamkeit auf das arsenig- 
saure Natron, welches er bei Anämien und Cachexien der 
Pferde mit grossem Erfolge gab. Er behandelte damit viele 
Pferde im Sudan, welche im Gefolge von .sumpffieberähnlichen 
Affectionen sehr heruntergekommen waren. Aber auch bei 
Schwächezuständen, die nur durch Ueberanstrengung oder 
Futtermangel hervorgerufen waren, hatte er befriedigende 
Resultate. Gegeben wurde das Mittel zumeist in Form der 
Pearson’schen Lösung, einer Tinktur, die fünfmal so stark 
ist als die Fowler’sche, in derselben Weise wie diese in auf- 
und absteigenden Dosen. Gewöhnlich begann er mit 40 Centi- 
grammen des Salzes in wässeriger Lösung; jeden Tag wur¬ 
den 10 cgr zugefügt, bis 2 gr erreicht waren; diese Dosis 
hielt man nunmehr einige Tage, um darnach in derselben 
Weise wieder nach und nach zur ursprünglichen Gabe zurück¬ 
zukehren. — Bl. sah stets nur günstige Wirkungen uud nie¬ 
mals üble Zufälle bei dieser Kur. 

(Reo. de med. vet. 15. März 1901.) 

Schmidt—Kulmbach und Dr. Simader. 


Missbildung im Hühnerei. (Aus dem Jahresbericht des 
grossherz* Bez.-Thierarztes Kohlhepp in Bretten.) In einem 
24 Tage lang bebrüteten Ei fand sich ein Junges mit voll¬ 
ständig ausgebildetem Kopf, Hals und Rücken, vier Flügeln 
und vier Füssen. Die beiden vorderen Füsse kamen aus der 
Gegend der Schlüsselbeine heraus, die entsprechenden Flügel 
unmittelbar über denselben; auch Flügel und Füsse waren 


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«306 


vollkommen ausgebildet. („Mittheilungen d. Vereins bad. 
Thierärzte“ 1901, Nr. 4.) 

Stang-Pfersdorff: Zur Empfänglichkeit der Schweine für 
Geflügelcholera, ln einem Qehöft verendeten schnell und 
unerwartet mehrere Truthühner, Hühner und Schweine -zur 
gleichen Zeit. Während die Section des Geflügels das typische 
Bild der Hühnercholera ergab, zeigte sich bei jener der Schweine 
nichts als ein leichter Milztumor und nur in einem, Fall auch 
eine ausgesprochene hämorrhagische Gastritis. Durch eia- 
gehende bacteriologische Untersuchungen konnte nun festgesteüt 
werden, dass sämmtliche Thiere mit dem Bacillus der Ge¬ 
flügelcholera inficirt und auch an dieser Seuche verendet 
waren. („Deutsche thierärzl. Wochenschr.“ 1901, Nr. 14.) 

# Eigentümliche Applicationsweise des Brenneisens bei 
den Arabern. Der französische Thierarzt Vallord berichtet 
über einen Fall, der ein starkes Pferd mit veralteter Ver¬ 
dickung der Bepgesehnen betraf, welche allen gewöhnlichen 
Mitteln Trotz geboten hatte. Zunächst stellte man das Thier 
an drei Tagen Morgens und Abends je zwei Stunden lang 
in fliessendes Wasser, am vierten Tage wurde dann die kranke 
Partie sorgfältig geschoren und in der Weise skarificirt, dass 
die einzelnen, rautenförmig angebrachten Einschnitte etwa 
1,5 cm weit von einander entfernt waren. Hierauf wurde mit 
Olivenöl eingerieben und mit dem sofort erhitzten Brenneisen 
punktförmig so lange auf die Skarifikationen eingewirkt, bis 
der nöthige Effekt erzielt war. Als das Pferd sechs Wochen 
später dem Verfasser wieder zu Gesicht kam, war die Ver¬ 
dickung völlig verschwunden und nur eine Anzahl leichter 
Narben zurückgeblieben. (Ibidem.) 


Behmer: Hornleiter für Schafböcke. Um die namentlich 
bei Merinoböcken häufig auftretende Enghörnigkeit nnd damit 
den mit so unangenehmen Folgen verbundenen Druck auf 
den Hinterkopf zu beseitigen, empfiehlt der Verfasser einen 
gebogenen, mit feinen Schraubenwindungen versehenen Eisen¬ 
stab anfertigen zu lassen. Auf den Windungen laufen leichte 
Schraubenmuttern, die kleine Scheiben gegen die von dem 
Stab durchbohrten Hörner pressen. Eine andere Hornzwinge 
besteht darin, dass sich an Stelle der Scheiben vor der 
Schraubenmutter ein Klauenring verschieben lässt, dessen 
scharfe Zacken in die Hörner getrieben werden. („Deutsche 
landwirthschaftliche Thierzucht 1 * 1901, Nr. 13.) 


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307 


Verkeilung des Fleck- urtd Braunviehes iii, ier Schweiz. 

Vom gesammten Rindviehbestande der Schweiz von l;30ß,096 
Stück entfallen auf die Fleckviehrasse'761,3$1 Stücke auf die 
“Braunviehrasse 510,400 Stück; det Rest von; ä4,91ä Stück 
gehört anderen, zum Theih unbestimmbaren Schlägen an. Io 
den Gegenden mit vorwiegender Braunviehhaitung hat sich 
die Stückzahl von 1886 bis 1896 um -3,42°:/o v in^den „Gegdii- 
den mit Fleckviehhaltung um 8,77 °/'a vermehr ^(Ibidem:), , 

Hink: Haftpflicht der Thierärzte nach dem ft.'G.Efc Per 

Thierarzt ist zum Schadenersatz verpflichtet, w.enrf er es bei 
der Behandlung eines Patienten an der von ihm 'zu verlähgeh- 
den Sachkunde und Geschicklichkeit’ fehlen „lasst flg 276 ; 
Abs. 1), ebenso auch, wenn Hilfsperspnehj deren‘er sfch z,^. 
bei einer Operation bedient,., durch : sein, VerscfruT^eg,Ty n- 
fall züstösst. (§ 823.) Yerscftulden*der'Personen, qer$# v 'ejr 
sich* zur Erfüllung seiner Yerpfliclitungen Tbedient .(Assistentep, 
Wärter), hat er nach § 278 in gleichemJ 
wie eigenes Verschulden. Duron 'ijß "S33, 

stimmt, dass derjenige, der ein Thier* Hält bl^w;.<i^ 
über ein Thier durch Vertrag^ fiat 

Schaden verantwortlich ist, den dasselbe yprur^ 
die Haftpflicht der Thierärzte*ei^ ^ein¬ 

gehende' sein kann, räth Hink,“ sich^ 'durch eine. 
versicherung zu schützen und empfiehlt Sie zu den 7> A^tgemeiheh 
deutschen Yersicherungsverein in,, Stuttgart“.B } ei I^inzel- 
Versicherung in Bezug auf alle * oben 7 : äng^üHirtöh ^Punkte 
würde jährlich ein Betrag von^ zu^nhtrlchtbn^Sdlm 
3er sich aber durch Dividenden- tiiid 'Räbittgewfhthng-'h'^ch 
erheblich erniedrigt. („Mittheilüngen des Vereins Hjädisöher 

"Thierärzte“ 1901, Nr. 4.) ’ 

... • • . X r.v.T 

• * ' • nli .2:uVul 

Extrauterine Schwangerschaft. bei dcr Ziege. ^Ai^^deim 
Jahresbericht des grossherz. Bez.-Thierar^es lvoh lhe pp.ip 
Bretten.) R. wurde za einer Ziege gerufepj weil 
sehr geschwollen war. Die Untersuchung l ergab d^a, 
handensein eines Bauchbruches hinter dem Euter, in den ein 
Junges eingetreten war, das mittels des Ka&er^Qhmtt0Si?tfebend 
entfernt wurde* Im Uterus wurde hiabeL fnäckh^n^^eä^b 
Junges gefühlt, das auf dem nämlichem Wfcg lebend: zur Wdt 
befördert werden konnte. Das Mutterthier, das sdbüm seit 
einigen Tagen Wehen gezeigt hatte, iwurde getötöfc (Ibidem]) 

, ■ ... •: • ;• v < ^ HUindberJi 

v. l ,i 'i■' i ;.■ l• s.\: ‘ "» -—:• i xC I ;/5 


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308 


G. Minxevitch: Ueber Bauchnaht nach Köliotomien. (Cen¬ 
tralblatt für Gynäkologie Nr. 12, 1901.) Um der Frage 
näher zu treten, welches die beste Methode der Bauchnaht 
nach Köliotomien beim Menschen sei, hat Verfasser mikro¬ 
skopische Untersuchungen der nach Köliotomien entstandenen 
Hautnarben angestellt. Er fand in 19 Fällen, von welchen 
11 mit Massennaht und 8 mit Etagennaht operirt worden 
waren, dass dann, wenn die Bauchdecken keine besonderen 
Anomalien darboten, der Massennaht vor' der Etagennaht ent¬ 
schieden der Vorzug zu geben sei; man müsse nur am Haut¬ 
rande ein-, am Peritonealrande ausstechen, Muskel und Fascien 
weiter vom Bande entfernt mitfassen. Als Nähm&terial wurde 
ausschliesslich Seide verwandt. Diese Massennaht hat nach 
dem Verfasser vor der Etagennaht eine Reihe von Vortheilen 
voraus. Einmal sei die Gewebsernährung besser garantirt; 
man treffe keine „todten Räume", die Gewebe seien weniger 
Insulten ausgesetzt, es würden bei dieser einfachen Naht 
nicht eine Menge Fremdkörper in die Wunde gebracht, die 
eine Quelle der Eiterung und Reizung werden können. V. 
gibt also der Massensutur den Vorzug, vorausgesetzt, dass 
die Bauchdecken von mittlerer Dicke sind; bei auffallend 
dünnen und sehr dicken Bauchdecken soll nach ihm die 
Etagennaht in gemischter Form Anwendung finden, so dass 
eine Naht die Bauchdecken ganz umfasst, die andere die 
muskulo-aponeurotische Schichte. 


Freudweiler: Nachtheilige Erfahrungen bei der subcutanen 
Anwendung der Gelatine als blutstillendes Mittel. In zwei 
Fällen von hämorrhagischer Nephritis des Menschen mit all¬ 
gemeiner Neigung zu Blutungen — es fanden solche auch 
aus den Genitalien statt — hatte die subcutane Einver¬ 
leibung von 3, beziehungsweise 2 g Gelatine den nega¬ 
tiven Erfolg, dass eine ganz bedenkliche Hämaturie und 
Hämoglobinurie mit Verschlimmerung der Albuminurie ein¬ 
trat. V. glaubt desswegen, dass die Anwendung von Gelatine¬ 
einspritzungen bei Nierenerkrankungen contraindicirt sei. 
(Ibidem Nr. 12.) 

Vollbrecht: Seifenspiritus in fester Form zur Haut- und 
Händedesinfection. Das in fester Form aus hochprocentigem 
Alkohol und Mandelseife gewonnene Mittel lässt sich wie ge¬ 
wöhnliche Seife in Stücke schneiden (auch als Cream in 
Tuben). Mit steriler Bürste und dieser Seife werden die 
Hände 5 Minuten lang ohne Verwendung von Wasser be¬ 
arbeitet. Dieses Verfahren wirkt angeblich so sicher wie das 


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309 


Fürbringer’sche und das v. Miculicz'sche (officineller Seifen¬ 
spiritus), ohne die Hände schlüpfrig zu machen. Das Präparat 
ist billig. Angezündet kann es auch zum Ausglühen von In¬ 
strumenten benützt werden. (Ibidem Nr. 13.) A. 


Dollar: Das Rennthier als Schlachtthier. In Irlemarken, 
im östlichen Norwegen, hat ein Züchter Nibbs Bohnen eine 
Gesellschaft gegründet, behufs Aufzucht von Rennthieren; das 
dazu bestimmte Terrain ist bergig und umfasst eine Fläche 
von 17000 ha. Nach dem Berichte des Consuls der Ver¬ 
einigten Staaten in Bergen besitzt die Gesellschaft gegen¬ 
wärtig 2400 Thiere und kann diesen Stock auf 4000 bringen. 
Dieselbe beabsichtigt jährlich 1000 Rennthiere zu schlachten 
und das Fleisch ins Ausland, speciell nach Frankreich zu 
schicken. (Veterinarian 1900, Bull. Vöt. 1900.) 

Hobday: Mangel der Hoden beim Pferde. Bei einem 
zweijährigen Pferde, bei welchem weder Hoden gefunden, 
noch Erektionen jemals beobachtet worden waren, wurde die 
Kryptorchidenoperation vorgenommen, ohne dass jedoch trotz 
IVa ständigen Suchens eine Spur von Hoden oder etwas 
ähnlichem gefunden werden konnte. Das Thier krepirte 
einige Stunden später. Bei der Section fand man einen atro¬ 
phischen Penis; an der Unterfläche der Lenden befanden sich 
Samenstränge, die jedoch beide ganz kurz und dünn waren 
und in kleine Fett-Träubchen ausliefen. Professor Fadyean 
fand bei mikroskopischer Untersuchung nur Fettgewebe, keine 
Hodenelemente. Der Operateur hatte diese Pseudotestikel 
wohl konstatirt, aber ihre Grösse und Consjstenz hatten ihn 
über ihre Natur vollkommen irregeführt; ausserdem ver¬ 
hinderte die Kürze der Samenstränge ein Hervorziehen und 
Untersuchen am Lichte. (Bull. Vet. 1900.) 


Daviaud: Pneumatosis cystica externa. Bei einer un¬ 
gefähr zweijährigen Sau, die einmal geferkelt hatte, war 
einige Tage vor der Untersuchung am Kopfe eine ziemlich 
beträchtliche Schwellung aufgetreten. D. konstatirte ober dem 
linken Ohr, unmittelbar an der Basis der Ohrmuschel be¬ 
ginnend, einen doppelt faustgrossen gespannten Tumor. Die 
Palpation zeigte weder harte Abschnitte noch Fluktuation, 
dagegen ausgeprägte Crepitation an allen Stellen. Diagnose: 
Gascyste. Bei der Punction strömt abscheulich riechendes 
Gas aus; bei der Spaltung und Auspressung der Geschwulst 
zeigt sich deren Inneres vollkommen leer, ohne eine Spur von 


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310 


Eiter oder Öranulatiöhsgewebe. Ueber die Herkunft der 
Schwellung War nichts feötzustellen. (Ibidem.) E. A. 


Bücherschau. 

Cömpettdiutf* der Äraneimittellelire für Thierärzte von 
Otto Regenbögen, Professor an der thierärztlichen Hoch¬ 
schule in Berlin. Verlag von August Hirschwald —Berlin 1901. 

. Däs ^CoQipendfum ist zunächst für die Studirenden zur Vor¬ 
bereitung auf die prüfüpg in der , Arzneimittellehre bestimmt. 

Bei der Eintheilung der Arzneimittel hielt sich der Verfasser 
an ihre physiologische und therapeutische Zusammengehörigkeit und 
theilt sie demgemässein itiörtlich wirkende Mittel, Abführmittel, 
wurmabtreibende Mittel ? Brechmittel u. s, w. Ausser den im 
Arzneibuche für das deutsche Reich aufgeführten Mitteln bespricht 
V. noch mehrere andere wichtige Arzneimittel, welche derzeit in 
der Thierheilkuhde Anwendung 'finden; endlich sind dem Compen- 
dftim am Schlüsse tiooh die Tabellen B und C des deutschen 
Arzneibuches sowie eine Löslichkeitstabelle beigegeben. 

— In ühersiehtlicher, knapper, klarer Weise behandelt Verfasser 
die DärStellung, Zusammensetzüng, die Bestandtheile, Eigenschaften, 
Wirkung und Anwendung der Arzneimittel. Bei Besprechung der 
pflanzlichen Arztfeimittel ist auch je die Stammpflanze angegeben. 

Da das Cornpendium den Studirenden den Kern dessen, was 
Sie über die Arzneimittellehre wissen müssen, bietet, Wird es 
ibneti an sieb ein sehr willkommener Rathgeber sein; zudem er¬ 
leichtert es ihnen aber * auoh das Studium des umfassenden muster¬ 
haften Werkes über Arzneimittellehre von Fröhner. 

; Wenn der V.'sagt, „das Cornpendium dürfte sich aueb zur 
söhtfellon InfötmatiOri für praktische Thierärzte eignen^, so möchten 
Wir; corrlgirend bemerken; dass es sich gerade auch für den Prak¬ 
tiker zu diesem Zwecke vorzüglich empfiehlt. * ^ A. ; 


Personalien. 

^ bio erste Assistentensielle an der chirurg. Klinik der kgl. thierärztl. 
Hochschule München wurde dem Thierarzte Ant. Kircher aus Ober- 
ftäüsen Und die zweite Assistentenstelle an dieser Abtheilung dem Thier¬ 
arzte Julius Beck aus Weissenbrunn in widerruflicher Weise übertragen. 
Ap der thiet^rztl .fjochschule München haben die Approbationsprüfung 
bestanden die Herren; Bq h m e Guido aus Kaisheim, L i n d n e r Heinrich 
äuq Nürnberg, Rem me le Adolf aus Burghausen und Wall Josef aus 
Sämter. Gestorben in Hofheim (Unterfranken) Distriktsthierärzt, a. D. 
Lorenz Diefz ini 71. Lebensjahre. 


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311 


Einladung 

Die ordentliche Generalversammlung des Thierärztlichen Vereins von 
Oberbayern findet am 

Sonntag, den 14. Juli 1901, Vormittags 9 Uhr 

im grossen Saale der Restauration des Schlacht- und Viehhofes in Mün¬ 
chen statt, zu deren Besuch titl. Herren Collegen hiemit eingeladen werden. 

Ta,g r esordjn'LLXig r : 

1. Erstattung des Rechenschaftsberichtes, 

2. Standesangelegenheiten, 

3. Vornahme der Wahlen, 

4. Wünsche, Anträge, Mittheilungen aus der Praxis, 

5. Besichtigung der neueren Anlagen im Schlacht- und Viehhofe. 

Die Vorstandschaft des Thierärztlicheu Vereins von Oberbayern. 

Schmutterer. 


Bekanntmaoli'u.ng. 

Die Stelle des Bezirksthierarztes für das mit 1. Oktober d. Js. neu 
zu errichtende Bezirksamt in Mainburg wird hiemit zur Bewerbung aus¬ 
geschrieben. 

Die Gesuchsteller haben ihre an das k. Staatsrainistorium des Innern 
zu richtenden und gemäss § 8 der K. Allerh. Verordg. v. 20. Juli 1872 
„das Civilveterinärwesen betr. u zu belegenden Gesuche bis längstens 

14. Juli <1. Js. 

bei der ihnen Vorgesetzten k. Kreisregierung, Kammer des Innern, ein- 
zureiohen. 


Junger Thierarzt, S.-S. 1900 approbirt, schon als Assistent u Ver¬ 
treter thätig, sucht ab 1. oder 15. Juli a c. Stelle als Assistent bei einem 
Herrn Bezirksthierarzt. Gefl. Off. u. L. Sch. beförd. d. Exped. d. Bl. 


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3 



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Deutschland weder Filialen noch Vertreter. Anfragen und Auf¬ 
träge sind deshalb stets direct an die Fabrik zu richten. 

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werden einzeln abgegeben. Diese Photogr. entspr. d. Taf. d. Bilder¬ 
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Verantwortliche Redaktion : M. Alb recht. 

Expedition und Druck von J. Gotteswinter, München. 

Für die Redaktion bestimmte Sendungen sind an Professor 
Alb recht, Veterinärstr. 6/i, zu richten. 0. Red. 


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WocttähiStffirift 

für 

Thierheilkunde und Viehzucht 

Unter Mitwirkung bewährter Fachmänner 

• herausgegebeu von 

M. Albreoht und Pli. J. Göring. 

45. Jahrgang. München, den 2. Juli 1901. Nr. 27. 

Inhalt: Direktor Wilhelm von Frioker f. —.Ritzer, Ein Herniotom für 
den inneren Bruch des Ochsen, *— Referate. — Bücherschau. — Per- 
. eonalien. —- Inserate. 

Direktor Wilhelm von Fricker i. 

ln der letzten Stunde vor dem Mittag des 8. Juni umstand 
eine grosse Trauerversammlung das offene Grab des am Abend 
des 5. Juni nach kurzem Krankenlager verstorbenen Direktors 
Wilhelm von Fricker, der während 40 Jahren als Lehrer 
an der thierärztlichen Hochschule zu Stuttgart gewirkt und 
dieselbe 25 Jahre hindurch als Yorstand geleitet hatte. Sein 
Sehn und seine Tochter, sein Schwiegersohn, der jetzige 
Direktor Dr. Sussdorf, seine Enkel und Verwandten, eine 
grosse Zahl theilnehmender Freunde, Kollegen und Schüler 
aus Nah und Fern, fast das ganze Lehrerkollegium und die 
gesammte Studentenschaft der thierärztlichen Hochschule waren 
dem reich mit Blumen bedeckten und lorbeerumkränzten 
Sarg gefolgt, um ihren Gefühlen herzlicher Liebe, treuer An¬ 
hänglichkeit und dankbarer Verehrung Ausdruck zu geben, 
die sie für den Verstorbenen hegten und über das Grab 
hinaus bewahren. Zahlreiche Kränze wurden auf seiner 
letzten Buhestätte niedergelegt, so im Namen des Lehrer¬ 
kollegiums, ferner der Assistenten, der verschiedenen Korpo¬ 
rationen und der Bediensteten der thierärztlichen Hochschule; 
auch der badische, württembergische und oberschwäbische 
thierärztliche Verein, denen der Verstorbene als Ehrenmit¬ 
glied angehörte, hatten Vertreter gesandt und Kranzspenden 
gewidmet. 

JDer Name Fricker ist aufs epgste mit der Geschichte 
der Stuttgarter thierärztliehen Hochschule verbunden. Durch 
schwere Zeiten und während vieler Stürme hat er sie wacker 
geführt, unverrückt dem einen Ziele zusteuernd, die thier- 


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314 


ärztliche Bildungsstätte den akademischen durchaus gleich* 
zustellen. Unablässig war er in Schrift und Wort eingetreten 
für die Verlängerung der Studienzeit, für die Erhebung der 
Thierarzneischulen zu Hochschulen, für die Erhöhung der 
Vorbildung zum thierärztlichen Studium. Gerade die Frage 
der Einführung der Maturität als Vorbedingung für die Jünger 
dieser Wissenschaft war es, welche ihn in ^letzter Zeit ganz 
besonders beschäftigte. Gelegentlich der Feier seines 70. Ge¬ 
burtstages, an dem ihm von so vielen Seiten Ehrungen und 
Glückwünsche zu Theil wurden, sprach er es aus, es möchten 
sich doch Alle dann, wenn die Zeit des Triumphes gekommen 
und die Maturitas eingeführt sei, seiner erinnern und denken: 
„Der alte Fricker hat’s gewollt 1 *. 

Gleich wie die Förderung der Interessen der Wissen¬ 
schaft, so lag Fricker auch diejenige des Standes stets am 
Herzen. Wie der Senior des Lehrerkollegiums der thier¬ 
ärztlichen Hochschule und der Sprecher desselben am Grab, 
Geh. Hofrath Prof. Dr. Schmidt, hervorhob, war es Fricker, 
der in kritischer Zeit, als sich in Württemberg eine Spaltung 
in eine höhere und niedere Klasse von Thierärzten zu voll¬ 
ziehen drohte, sich mit der ganzen Kraft seines Einflusses 
dieser Strömung entgegenstellte und den Antrag auf Aus¬ 
bildung niederer Thierärzte über Bord warf. 

Fricker war eine echt schwäbische, urwüchsige und 
knorrige Kernnatur, fern von aller Ziererei und Zimperlich¬ 
keit. Ein unbeugsamer Wille, ein zähes Festhalten an dem 
einmal gefassten Entschluss waren ihm eigen; mannhaft und 
ohne Rücksicht auf Widerspruch, zuweilen mit explosiver 
Gewalt schaffte er sich Geltung. Mochte er auch, hingerissen 
von seinem lebhaften Temperament, hie und da empfindlich 
und reizbar, selbst verletzend sein, so folgte auf solchen Ge¬ 
wittersturm bald der mildernde Sonnenschein, unter dessen 
Einfluss er nicht nur zu vergessen, sondern auch zu versöhnen 
wusste. Hervorragend war sein geselliges Talent; meister¬ 
haft beherrschte er die Sprache: ob er sie nun zu gebundener 
Rede zwang oder zu schlagendem Witz, zu treffender Ironie 
oder gar heissendem Sarkasmus ausholen liess. Ganz be¬ 
sonders aber huldigte er der Poesie, mit den Werken der 
Klassiker war er auf’s innigste vertraut und viele Stellen 
aus denselbeo hatte er dauernd in seinem Gedächtniss fest¬ 
gehalten. 

Der Lebensgang des Verstorbenen war folgender: Wilhelm 
Fricker war am 22. Oktober 1824 zu Stuttgart geboren. Er 
durchlief das dortige Gymnasium, um nach Erlangung des 
Reifezeugnisses der X. Klasse sich im Jahre 1845 dem Stu- 


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315 


dium der Thierheilkunde an der Stuttgarter Thierarzneischule 
zuzuwenden. Nach erlangter Approbation im Jahre 1847 
besuchte er noch zwei Semester lang die Berliner Thier¬ 
arzneischule und legte nach seiner Rückkehr von dort die 
sog. „wissenschaftliche Prüfung“ in der Thierheilkunde bpim 
Kgl. Medicinalkollegium ab. Bis zum Jahr 1859 prakticirte 
er als Thierarzt in seiner Vaterstadt, indem er gleichzeitig 
die Stelle eines Stadtthierarztes versah. Im Herbst desselben 
Jahres Wurde er mit dem Titel eines Unterlehrers als Pro¬ 
sektor und klinischer Assistent an der Thierarzneischule an¬ 
gestellt. Im Jahre 1864 wurde er provisorischer Haupt¬ 
lehrer, 1864 definitiv mit dem Titel „Professor“. 1874 er¬ 
nannte ihn das K. Ministerium zum Vorstand der Schule und 
verlieh ihm im Jahr 1882 den Titel „Direktor“. In dieser 
Stellung verblieb er bis zum 1. Mai 1889, worauf er um 
seine Pensionirung bat. 

Zahlreich sind die Ehrungen, welche Fricker während 
seiner langen Lebensbahn zufielen. Er war korrespondirendes 
bezw. Ehrenmitglied vieler Vereine; mehrere Orden zierten 
seine Brüst. Beim Scheiden aus der Stellung eines Direktors 
der thierärztlichen Hochschule wurde ihm das Ehrenkreuz 
der Württembergischen Krone verliehen, eine Auszeichnung, 
durch die er in den persönlichen Adelsstand erhoben wurde. 

Prof. Dr. Zwick. 


Ein Herniotom für den inneren Bruch des Ochsen. 

Von Bezirksthierarzt Ritzer in Teuscbwitz. 

Zur Durchtrennung, Zerreissung des den Ueberwurf bezw. 
die Darmumschnürung bedingenden Samenstrangrudimentes 
musste man sich bisher entweder des Bistouri cache oder 
eines halbscharfen Hakens bedienen. 

Wer jedoch die Operation des öfteren vornahm, der 
wird wohl wissen, dass gerade bei Abschnürungen durch das 
linksseitige Rudiment die Einbringung des Bistouris nur unter 
grosser Gefahr für das Thier vor sich geht, ja manchmal so¬ 
gar in Folge der vorgelagerten Darmschlingen geradezu un¬ 
möglich ist. 

Weniger Schwierigkeiten verursacht in solchen Fällen die 
Einführung des Hakens. Derselbe wird, der Innenfläche des 
Armes fest anliegend, gegen die Hand vorgeschoben und 
unter dem Rudimente so fixirt, dass der hakenförmige scharfe 
Theil durch die Finger geschützt wird; hierdurch ist eine 
Verletzung der gespannten Darmtheile leicht zu vermeiden. 


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316 


Nun wird der Haken langsam angezogen, das Rudiment, 
welches, falls es mit dem Darme bereits verklebt sein sollte, 
vorher von diesem gelöst werden muss, hierdurch gespannt 
und zur Zerreissung gebracht. Das Zerren des Rudimentes 
verursacht jedoch dem Thiere Schmerzen, wesshalb es nach 
dem Operateur ausschlägt. Hierdurch wird derselbe manch¬ 
mal gezwungen, auszuweichen, und um Verletzungen des 
Darmes zu verhüten, den Haken nachzulassen. 

Um diese Schmerzen zu mindern oder gar zu verhüten, 
schabte ich mit dem Fingernagel das auf dem Haken liegende 
Rudiment durch, ein Verfahren, das mehrere Minuten in An¬ 
spruch nimmt und bei dem der Fingernagel regel¬ 
mässig mehr oder weniger einreisst. 

Vor etwa sechs Monaten ereignete sich nun 
gar bei einer solchen Operation ein Zwischenfall, 
der mir die mangelhafte Einrichtung des bisherigen 
Hakens klar zeigte. 

Als ich nämlich nach Einsetzung des Hakens 
das Rudiment durchtrennen wollte, schlug das 
äusserst widerspenstige Thier trotz festen Vixirens 
derart nach mir aus, dass ich, um einer Verletzung 
zu entgehen, rasch zurück weichen musste, wobei 
sich der Haken ohne Führung vollständig her¬ 
auszog. 

Zum Glücke war durch die plötzliche Be¬ 
wegung des Thieres das Rudiment geplatzt und 
eine Verletzung des Darmes, welche doch sehr 
leicht hätte erfolgen können, nicht eingetreten. 
Hieraus ersah ich nun deutlich die Unzulänglich¬ 
keit des Instrumentes. Denn während man einer¬ 
seits die Umschlingung wohl löst, besteht ander¬ 
seits die Gefahr, trotz grösster Vorsicht einen Darm 
zu verletzen und so die Nothschlachtung des Thieres 
zu bedingen. 

Ich construirte daher ein Instrument, bei dessen 
Benutzung eine Verletzung des Darmes geradezu 
ausgeschlossen ist. 

Es besteht aus drei Theilen, die wie die 
Theile der Haarseilnadel genau ineinander zu 
schrauben sind. 

Das Messertheil besteht aus zwei genau auf¬ 
einander passenden, mit je einem hakenförmigen Ausschnitte 
versehenen Theilen, deren einer eine Rinne besitzt zwecks 
Aufnahme des in derselben gleitenden Messers, der andere 
schliesst die Rinne nach oben ab, ist aber leicht abnehmbar, 


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317 


wodurch eine rasche und eingehende Reinigung des Messers 
ermöglicht wird. Das Messer kann durch Druck auf einen 
mit einer Feder in Verbindung stehenden Knopf nach vorne 
geschoben werden. Die Schneide des Messers liegt der Haken¬ 
öffnung entgegen gesetzt. 

Anwendung des Instruments: Ist die Schlinge gefunden, 
das event. verklebte Rudiment am Darme selbst gelockert, 
so wird das geschlossene Instrument mit der Knopfseite dem 
Arme anliegend eingeführt. Ist der Messertheil in der Hand¬ 
fläche angelangt, so wird das Messer soweit zurückgeschoben, 
dass die Hakenöffnung frei wird. In diese wird nun das Ru¬ 
diment eingelegt, das Messer soweit vorgeschoben, dass die 
seitliche Hakenöffnung geschlossen ist — durch diese Manipu¬ 
lation ist jedes Eindringen eines Darmstückes ausgeschlossen 
— und nun das Instrument ganz an — oder besser noch 
unter — den abgeschnürten Darmtheil gebracht und das 
Messer soweit vorgeschoben, bis die Feder in der oberen 
Ausbuchtung des Einschnittes einschnappt. Das Rudiment 
ist durchschnitten und der Darm frei. 

Ich habe das Instrument bereits in drei Fällen benutzt 
und beim Durchschneiden des Rudimentes keinerlei Schmerzens- 
äusserungen von Seiten der Thiere wahrgenommen. 

Bei Ueberwürfen hat es den weiteren Vortheil, dass das 
bei Anwendung des einfachen Hakens hie und da eintretende 
Losreissen an einem Ende, was dann die nachträgliche Durch¬ 
trennung des Rudimentes in Folge Fehlens des nothwendigen 
zweiten Fixpunktes unmöglich macht, nicht eintreten kann. 
In einem Falle habe ich das Rudiment rechts und links 
durchschnitten und das abgeschnittene Mitteltheil entfernt. 

(Bei Operation des Ueberwurfs empfiehlt es sich, nicht 
nur das die Umschlingung bezw. Abschnürung bedingende 
Rudiment zu entfernen, sondern auch gleich nach dem Rudi¬ 
mente der andern Seite zu fahnden und, falls es gelockert ist 
oder frei hängt, auch dieses sofort zu durchschneiden, wodurch 
ein späterer Ueberwurf völlig ausgeschlossen ist.) 

Alle unliebsamen Vorkommnisse sind bei Benutzung des 
oben beschriebenen Herniotoms, von dem ich hoffe, dass es 
manchem Collegen, besonders in Franken, wo der Ueberwurf 
sehr häufig zur Operation gelangt, willkommen sein wird, 
völlig ausgeschlossen. 

Die Firma Hauptner-Berlin, der ich hiermit für das 
freundliche Entgegenkommen und ihre Bemühungen bei Her¬ 
stellung des Modells meinen Dank ausspreche, berechnet für 
das vorzüglich gearbeitete Instrument: 11 Mk. 50 Pfg. 


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318 


Referate. 

Zur Behandlung der periodischen AugenentzOndung des 
Pferdes. Der Verfasser, der schon früher bekannt gegeben 
hat, dass er den Erreger der Mondblindheit gefunden habe, 
empfiehlt das ja schon in manch anderer Hinsicht so werth¬ 
volle Jodkalium in täglichen Dosen von 25—30 gr per os 
zur wirksamen Bekämpfung obigen Leidens. In einem Spe¬ 
cialfalle war ein sehr reichliches eiteriges Exsudat in der 
vorderen Augenkammer bei einem mit einem frischen Anfall 
behafteten Pferd im Verlaufe von 48 Stunden unter dieser 
Behandlung völlig resorbirt worden. 

(Dr. Dor, Reo. de m6d. ?6fc. SO. März 1901.) 


Ueber die Bildung von Antikörpern. Leclainche und 
Vallöe haben Kaninchen eine Zeit lang intravenöse Einspritz¬ 
ungen von eiweisshaltigem Harn gemacht und festgestellt, 
dass das Serum dieser Thiere dann die auffällige Eigenschaft 
annahm, dass es, mit solchem Harn gemischt, das Eiweiss 
ausfällte. (Unter denselben Bedingungen entsteht ein Nieder¬ 
schlag bei Mischung mit eiweissfreiem Harn ebensowenig, als 
ein solcher durch normales Kaninchenserum im eiweisshaltigen 
Harn verursacht wird.) Diese specifische, durch die Behand¬ 
lung erworbene Fähigkeit des Serums erstreckt sich aber nur 
auf bestimmte pathologische Flüssigkeiten und nur auf die¬ 
jenigen Eiweissarten, welche zur Präparation der Versuchs¬ 
tiere benützt wurden. 

(Soo. de biologie, Sitzung vom 19. Jan. 1901.) 

Schmidt—Kulmbach und Dr. Simader. 

Trouette de Dellys: 13 Fälle von Vergiftung durch Ranun- 
culaceen. T. (in AlgierJ wird zu einem Eingeborenen ge¬ 
rufen, der 11 von den 12 Kühen seines Stalles verloren hat. 
Bei der Heimkehr von der Weide hatten einzelne der Thiere 
nur schwer gehen können; drei von ihnen, die nur mit grosser 
Mühe in den Stall kamen, legten sich, um nicht mehr 
aufzustehen; der Tod trat innerhalb zwei Tagen ein, während 
deren man eine blutige Diarrhoe beobachtetet Acht andere 
Thiere gingen in derselben Weise zu Grunde; das letzte 
zeigte zur Zeit der Untersuchung alle Symptome einer toxischen 
Gastroenteritis. Die Wiese, auf der die Kühe geweidet hatten, 
war bedeckt von Ranunkeln: R. acris, R. sceleratus, R. bul- 
bosus. An dem Tage, wo die Kühe dorthin getrieben worden 
waren, bedeckte Wasser das Terrain, und an dessen Ober¬ 
fläche schwammen nur die Ranunkelblätter, welche die hung- 


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319 


rigen Thiere daher in grosser Menge frassen. Ein Bind 
eines Europäers krepirte, nachdem es die nämlichen Symptome 
gezeigt hatte: bei der Autopsie fand man im Wanste eine 
enorme Menge Banunkelblätter. Bev. möd. de l’Afrique du 
Nord. Bull. V6t. 1900. 


Pamboukis: Beobachtungen über die Wuth. Die Unter¬ 
suchungen von N o c a rd und B o u x haben seit langem er¬ 
wiesen, dass der Speichel von wüthenden Hunden 24 Stunden, 
und vielleicht 48 Stunden vor dem Auftreten irgend welcher 
Veränderung in dem Benehmen des Thieres virulent ist. 
Ein Hund „kann alle äusseren Zeichen der Gesundheit zeigen, 
fressen, munter und zuthunlich sein wie gewöhnlich und trotz¬ 
dem in seinem Maul bereits das Wuthgift tragen.“ In der 
Praxis wäre es angfczeigt, in Hinsicht auf Ansteckung alle Bisse 
als inficirt anzusehen, welche sechs oder sieben Tage vor dem 
Auftreten von Wutherscheinungen bei dem heissenden Hunde 
zugefügt worden waren. Eine Beobachtung des Dr. P., die 
so beweiskräftig ist wie ein Laboratoriumsexperiment, zeigt, 
dass der Speichel acht Tage vor den ersten Erscheinungen 
der Wuth virulent sein kann. Eine Frau wird gebissen von 
einem Hunde, welcher während der folgenden acht Tage 
keine Zeichen der Krankheit aufweist; am achten Tage zeigen 
sich die Erscheinungen der Tollwuth. Die gebissene Person, 
welche sich der Pasteur’schen Impfung nicht unterzogen hatte, 
stirbt 69 Tage nach dem Bisse. Ann. de Hnst. Pasteur, 
Bull. V6t. 1900. 


Zschokke: Malignes Oedem beim Pferde. (Schweizer* 
Arch. f. Thierheilkunde 1901, S. 20.) Bei einem Pferd, das 
wegen eines Nageltrittes am linken Vorderfusse in Behand¬ 
lung gestanden hatte (Abscessbildung, Incision, schnelle Wieder¬ 
herstellung), trat am dritten Tage nach Wiedereinstellung in 
die Arbeit, neun Tage nach Entstehung des Nageltrittes 
Appetitlosigkeit und Lahmheit der linken Vordergliedmasse 
ein. Hufwunde, Huf, Metacarpus waren ohne pathologische 
Veränderungen. Dagegen fand sich in der Höhe des Ell¬ 
bogengelenks eine halbfaustgrosse, äusserst derbe, sehr schmerz¬ 
hafte Geschwulst ohne Spuren einer äusseren Läsion. Schon 
im Verlauf dos ersten Tages rapide Ausdehnung der Ge¬ 
schwulst über die Schulter, Temperatursteigerung auf 40,5°, 
allgemeine Körperschwäche. Bei Palpation zeigte sich am 
Abend Knistern, sodass die Diagnose mit Wahrscheinlichkeit 
auf Rauschbrand oder malignes Oedem gestellt wurde. Tod 
in der zweiten Nacht. Die Section ergab hochgradiges ent- 


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7*sr. ' 


320 

zündliches Oedem des subcutanea und intermuskulären Ge¬ 
webes, durchsetzt mit feinen Gasblasen; nirgends Eiter oder 
Gangrän; acute Schwellung der Lymphdrüsen auf der inneren 
Seite des linken Armbeins; innere Organe ohne Besonder¬ 
heiten. Färbung des Oedemsaftes und Impfversuche (Kanin¬ 
chen) ergaben, dass es sich um den Bacillus des malignen 
Oedeiha handelte. Als Infeetionsweg war mit grösster Wahr¬ 
scheinlichkeit die Huf wunde anzusehen. A. 


Williams : Drei Fälle von geheiltem Rotz. Im Dezember 

1893 wird Rotz bei zwei geschlachteten Pferden konstatirt; 
eine Stute (Nr. 6), die in Contact mit ihnen war, zeigte im März 

1894 sehr charakteristische Symptome; im Juli desselben 
Jahres erscheint sie beinahe geheilt; zu dieseir Zeit wurde ihr 
Nebenpferd (Nr. 7) und eine andere Stute (Nr. 8) der Mallein¬ 
probe unterzogen. Nr. 6 und 7 wurden als rotzig erkannt; 
Nr. 8 zeigte keinerlei Reaction. Die zwei kranken Stuten, 
deren Allgemeinzustand ziemlich befriedigend war, wurden 
isolirt und unter Beobachtung gestellt Unter einer anderen 
Anzahl von Thieren, die auf einem demselben Eigenthümer 
gehörigen und einige Kilometer entfernten Hofe sich befanden, 
war früher Rotz aufgetreten. Im Frühjahre 1895 zeigte ein 
dreijähriges Pferd die Symptome einer abgeschwächten Form 
der Krankheit (Nr. 9). Die drei Thiere wurden zusammen 
auf eine kleine abgesonderte Weide gegeben, mit hinreichen¬ 
dem Schutz gegen Witterungsunbilden, bei genügender Nahr¬ 
ung und fliessendem reinen Wasser. Nr. 6 wurde fortdauernd 
besser, und im März 1895 war das Thier vollkommen ge¬ 
heilt, wie auch die kurz nachher vorgenommene Mallein- 
Injection bewies. Nr. 7 zeigte klinische Symptome zu keiner 
Zeit der Erkrankung. Im Jahr 1896 machten beide Thiere 
Nr. 6 und 7 wieder ihre gewöhnliche Arbeit; Nr. 8, welches 
Thier nicht reagirt hatte, blieb unverändert gesund. Nr. 9 
zeigte von Anfang an ersichtliche Besserung; im Verlaufe des 
Sommers verschwanden alle Symptome, um nicht wieder auf¬ 
zutreten; die im nächsten Jahre vorgenommene Malleinprobe 
zeigte, dass die Heilung vollständig war. Seit dieser Zeit 
wurde auf dem Gute kein Fall von Rotz mehr beobachtet. 
The Veterinarian, Bull. Vet. 1900. 


Conroy: Hernia scrotalis vesicae. Der Stier, um welchen 
es sich handelte, war vor zwei Tagen angekommen, frass 
nicht, leckte Steine ab und verzehrte Lehm, den Urin setzte 
er in kleinen Quantitäten ab. Beim Niederlegen verweilte er 
längere Zeit auf den Knieen, um sich schliesslich äusserst 


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321 


vorsichtig niederzulegen. Im Liegen floss der Urin unwill¬ 
kürlich ab. C. fand das Thier stehend; wenn man es be¬ 
wegte, etiess es heisere Hustenstösse aus. Bespiration 40, 
Puls 70, Temperatur 40,2; über den beiden Lungen stellen¬ 
weise gedämpfter Schall und Bronchialathmen, alle Mägen 
mit Futter gefüllt. Die linke Seite des Skrotum war in 
seinem obersten Theile vergrössert, die Yergrösserung er¬ 
streckte sich nicht bis nach unten. Die Schwellung fluktuirte, 
der Hoden erschien kleiner als der andere. Während der 
manuellen Untersuchung war Urin abgegangen. Bei der 
hierauf vorgenommenen rectalen Untersuchung konnte C. die 
Blase nicht finden und vermuthete daher eine Blasenhernie. 
Nachdem eine nochmalige Bectaluntersuchung die Blase nicht 
in der Bauchhöhle hatte auffinden lassen, wurde der Hirte 
angewiesen, das Skrotum zu comprimiren, wobei C. deutlich 
durch den weiten Inguinalring einen flüssigkeitsgefüllten 
Back ein Stuck weit hereindringen fühlte, und Urin durch die 
Urethra abging. Darnach erschien die Diagnose gesichert. 
Auf Grund der Anamnese, nach welcher ein Abführmittel 
eingeschüttet worden war, wurde aus den Lungenerscheinungen 
eine Bronchopneumonie diagnosticirt. Die Prognose wurde 
ungünstig gestellt; das Thier krepirte am dritten Tage. Die 
Section zeigte nach Eröffnung des Skrotums in diesem die 
Blase, theilweise mit den Skrotalhüllen verwachsen. Der 
Testikel dieser Seite war atrophisch. Die Lungen und Bron¬ 
chialdrüsen enthielten alte tuberkulöse Yeränderungen. Die 
Magen waren mit Futter angeschoppt. Auf einer Seite zeigte 
sich Entzündung des Nierenbeckens. (Yeterinarian, Mai 1901.) 


Allen: Leukämie bei der Katze. Das Thier hatte seit 
10 Tagen nichts mehr gefressen und war stark herunter¬ 
gekommen. Es wurde konstatirt ausgesprochener Marasmus, 
Anorexie, andauernde Diarrhoe und häufiges Erbrechen. 
Während der Untersuchung zeigte sich das Thier äusserst 
schwach und verfiel öfters in kollapsartigen Zustand. Nase 
trocken, Puls fadenförmig. Die Behandlung bestand in der 
Verabreichung von Stimulanzen und Tonicis; der Tod trat 
nach vier Tagen ein. Die Section ergab Folgendes: Milz 
5 l /2 Zoll lang, grösste Breite 1 Zoll; beim Durchschneiden 
war die Schnittfläche gespickt mit Geschwülstchen von der 
Grösse eines grossen Stecknadelkopfes, wahrscheinlich Lymph- 
adenome. Mesenterialdrüsen vergrössert, Leber und Brust¬ 
organe normal. Magen und Eingeweide vollständig leer. 
Ueber den Blutbefund wird keine Angabe gemacht. (Veteri- 
narian, Mai 1901.) E. A. 


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322. 


Bucherschau. 

Die animalischen Nahrungsmittel. Ein Handbuch zu ihrer 
Untersuchung und Beurtheilung für Thierärzte, Aerzte ? Sanitäts¬ 
beamte, Eichter und Nahrungsmitteluntersuchungsämter von 
Professor Dr. Schneidemühl in Kiel. Mit zahlreichen Ab¬ 
bildungen. II. Abtheilung. Verlag bei Urban und Schwarzen¬ 
berg in Berlin und Wien. 1900. 

Die zweite Abtheilung des Buches handelt zunächst über 
einige Unterscheidungsmerkmale der verschiedenen Thiere bei 
betrügerischen Unterschiebungen. Damit scbliesst der allgemeine 
Theil des Werkes ab und es folgt der erste Abschnitt des be¬ 
sonderen Th eiles, in welchem die Untersuchung der Schlacht- 
thiere im Leben und die für die Fleischverwerthung dabei zu be¬ 
rücksichtigenden Erkrankungen besprochen werden. Der folgende 
zweite Abschnitt behandelt das gewerbsmässige Schlachten und 
Zerlegen der Thiere, und im dritten Abschnitte wird die normale 
Beschaffenheit der einzelnen Organe der verschiedenen Schlacht- 
thiere erörtert. 

Bei der Beurtheilung der zweiten Abtheilung des Schneide- 
mühl’schen Werkes, das 191 Druckseiten umfasst, auf welchen 
Kleindruck in bedeutendem Masse zur Anwendung kam, können 
wir nur wiederholen, was wir bei der Recension der ersten Ab¬ 
theilung gesagt haben: 

„Die übersichtliche, bündige, dem praktischen Bedürfnisse in 
jeder Richtung angepasste Darstellung des Inhaltes des Werkes 
stempeln dasselbe zu einem willkommenen, werthvollen Ratbgeber 
für alle Sparten, für welche es bestftnmt ist, besonders für die 
Herren Collegen.“ A. 


Personalien. 

Der kgl. Bezirksthierarzt Heinrich Herbst in Vilshofen (Nieder¬ 
bayern) wurde auf Ansuchen in den zeitlichen Ruhestand auf die Dauer 
eines Jahres versetzt, die Bezirksthierärzte Friedrich Voltz in Nörd- 
lingen und Johann Munier in lllertissen zu pragmatischen Bezirksthier- 
ärzten ernannt. 


Suche Ende Juli oder Anfangs August auf vierzehn Tage einen 
approbirten Herrn als 

Vertreter. 

Offerte nebst Gehalts-Ansprüchen erbeten. 

Sigl, Distriktsthierarzt, Ptfttmes« 


Asgistenten-Qesnch. 

Die Assistentenstelle bei Unterzeichneten ist bis 1. August wieder 
zu besetzen. Approbirte Herren bitte ich, sich mit mir schriftlich in Ver¬ 
bindung zu setzen. M. Brüller, k. Bez.-Thierarzt, Lindau. 


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323 


JBolsa.rLrLtrriaclx'u.rLgr. 

Die diesjährige ordentliche Generalversammlung des Tierärztlichen 
Kreisvereins von Niederbayern wird am Sonntag den 28. Juli d. Js. bei 
Weinwirth Hochgrassl in Straubing, prftcis 10 Uhr beginnend, abge¬ 
halten, wozu die verehrlichen Ehren- und Vereinsraitglieder und sonstige 
Collegen, insbesondere die dem Vereine nooh nicht ungehörigen Thier¬ 
ärzte von Niederbayern höfliohst eingeladen werden. 

Tsigresoxdjn.VLaa.gr : 

1. Bericht des Vorstandes über die Vereinsthätigkeit des ab¬ 
gelaufenen Jahres; 

2. Neuwahlen ; 

3. Vortrag des Herrn Schlachthofdirektors Heiss „Ueber Bau 
und Einrichtung moderner Sohlachthöfe tt , hernach gemein¬ 
schaftlicher Besuch des neuen Sohlaohthofes von Straubing. 

Der Vereins-Ausschuss. 

Unterzeichneter sucht Ende Juli oder Anfangs August approbirten 

VT Vertreter 

auf 14 Tage. Dient, Distriktsthierarzt, Greding (Mittelfr.). 

Junger Thierarzt, S.-S. 1900 approbirt, schon als Assistent u. Ver¬ 
treter thätig, sucht ab 1. oder 15. Juli a. c. Stelle als Assistent bei einem 
Herrn Bezirksthierarzt. Gefl. Off. u. L. Sch. beförd. d. Exped. d. Bl. 





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Creolin, ist aus den besten Rohstoffen 
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liche Wirksamkeit des Creolin als im 
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Desinficiens, befähigt es nicht allein Hufe 
vor Krankheiten zu schützen, sondern sie auch zu conserviren 
und Hautverletzungen aller Art zu heilen. 

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ausschliesslich zu verwenden. 

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stallungen, oder was dasselbe bedeutet, die Vernichtung ansteckender 
Krankheiten in ihrem Keime ist nicht selten von grösserer Wichtigkeit, 
als die thierärztliche Behandlung kranker Thiere. 

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vor Nachahmungen, die ich gerichtlich verfolge. 

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Verantwortliche Redaktion: M. Albrecht. 

Expedition und Druck von J. Gotteswinter, München. 

Für die Redaktion bestimmte Sendungen eind an Pni**** 
Albrecht, Veterinärstr. 6/i, zu richten. D. Red. 


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' . " ‘0 : 

Wochenschrift 

für 

Thierheilkunde und Viehzucht 

Unter Mitwirkung bewährter Fachmänner 

herausgegebeu von 

M. Albreoht und Ph. J. ööring. 

45. Jahrgang. München, den 9. Juli 1901. Nr. 28. 

Inhalt: Albreoht, Plötzlich entstandene beiderseitige Thrombose der 
Beckenarterien und der linken Darmbeinarterie beim Pferde, — Re¬ 
ferate. — Bücherschau. — Personalien. — Inserate. 


Plötzlich entstandene beiderseitige Thrombose der Becken¬ 
arterien und der linken Darmbeinarterie beim Pferde. 

Von Professor Albreoht. 

Ein mittelschweres, vierjähriges Zugpferd, Stute, des L. 
in M., welches seit Wochen sehr wenig zu arbeiten hatte und 
gut gefüttert worden war — dasselbe sollte zum Verkaufe 
in recht gute Condition gebracht werden — sollte aushilfs¬ 
weise zur Fortbewegung eines Botenfuhrwerkes auf eine nur 
kurze aber grösstentheils bergaufführende Wegstrecke als 
Vorspannpferd benützt werden. 

Das angeblich bislang vollkommen gesunde, arbeitstüchtige, 
stallmuthige Thier zog während der Dauer einer halben Stunde 
ganz vorzüglich, worauf es plötzlich anfing, mit einer Hinter¬ 
gliedmasse leicht zu lahmen. Allmählig steigerte sich die 
Lahmheit. 

Der Knecht des Eigenthümers liess halten und unter¬ 
suchte in dem Glauben, das Thier habe einen Nagel ein¬ 
getreten, den Huf; da sich nichts vorfand, wurde weiter ge¬ 
fahren. Nach Umfluss von fünf Minuten hatte sich das Lahm¬ 
gehen derart gesteigert, dass das Thier mit der betreffenden 
Gliedmasse stark zusammenknickte und gestürzt wäre. 

Das Pferd wurde jetzt ausgespannt und im Schritte nach 
Hause geführt. 

Die Entfernung von der Behausung des Besitzers betrug 
knapp eine halbe Stunde. Während der Dauer des Marsches 
fing das Pferd an, auch an der vordem Gliedmasse zu lahmen, 
schwitzte uüd athmete stark. Am Ende des Rückweges war 


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326 


das Lahmen so stark geworden, dass das Thier nur noch mit 
Mühe auf den Beinen in den Stall gebracht werden konnte. 

Im Stalle vermochte sich das Pferd nur mehr kurze Zeit 
stehend zu erhalten. Nach der Beschreibung war es dem 
Tbiere nicht mehr möglich, den Backbeingelenks- und Knie¬ 
gelenkswinkel offen zu halten; das Verhalten desselben mit 
den Hintergliedmassen war demnach so wie bei Pferden, die 
an Hämoglobinaemie leiden. 

Am nächsten Morgen zur Behandlung gerufen, zweifelte 
ich nicht im Mindesten, dass das Thier an diesem Leiden 
laborire und ordinirte demgemäss. Urin war mir nioht vor¬ 
gelegt worden. Das Thier selbst zu untersuchen, war mir an 
diesem Tage nicht möglich. Am nächsten Tage erhielt ich 
die Mittheilung, dass das Pferd stehen könne; es stehe aber 
je nur kurze Zeit, wechsle während des Stehens häußg mit 
den Beinen, athme sehr rasch und schwitze; im liegenden 
Zustande verhalte sich das Thier ebenfalls sehr unruhig. 

Der. von dem Boten mitgebrachte Urin — er stammte vom 
vorigen Tage — zeigte eine in geringem Grade ins Braune 
spielende Farbe, reagirte alkalisch und enthielt nur eine 
minimale Menge Sediment; er war ei weissfrei. 

Die an diesem Tage von mir vorgenommene Unter¬ 
suchung lieferte Resultate, die im Zusammenhänge mit der 
Beschaffenheit des Urines die Unrichtigkeit der zuerst ge¬ 
stellten Diagnose bekundeten. 

Ich traf das Thier am Boden auf der Seite liegend, un¬ 
ruhig, stark athmend und schwitzend. Die Kruppenmuskulatur 
zeigte nicht die mindeste Schwellung. Das Pferd nahm am 
Boden etwas Heu. Beim Anrufen zum Aufstehen vermochte 
es unschwer sich auf die Unterbrust zu drehen und bei nur 
mässiger Beihilfe durch Zug am Schweife konnte das Pferd 
auf die Beine gebracht werden. 

Die Pulsfrequenz betrug 90 kräftige Schläge p. M. Die 
Zahl der Athemzüge stellte sich auf 40—46 in der Minute, 
der Herzschlag war pochend;,es konnten aber weder abnorme 
Herztöne per Auscultation, noch eine Herzhypertrophie durch 
Percussion nachgewiesen werden. Die Auscultation der 
Lungen ergab hochgradig vermehrtes Vesiculärathmen, unter¬ 
mischt mit niedergradigem, nur schwer hörbarem Knister¬ 
rasseln. Percussion der Lungen normal. 

Die Futteraufnahme war, wie bereits oben bemerkt, nur 
mässig, dagegen zeigte das Pferd viel Durst. Die Mast¬ 
darmtemperatur war auf nur 39,2° C. angestiegen. 

Mit Rücksicht auf die von dem Eigentümer beschriebene 
Art der Bewegung der Hintergliedmassen, welche sich vor- 


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327 


zugsweise durch das Unvermögen der Backbeine, Hüft- und 
Kniegelenk offen zu erhalten, bekundete, und demnach auf 
eine damals bestandene Parese der Glütäen und Kniescheiben¬ 
strecker zurückgeführt werden musste, war man bemüssiget, 
auf eine Erkrankung des Rückenmarkes .o<fer seiner Adnexe zu 
schliessen oder auf Störungen in der Blutzufuhr zu den hintern 
Gliedmassen. Bei dem Pehlen der pathognomonischen Erschein¬ 
ungen der Hämoglobinaemie war die Diagnose auf dieses 
Leiden nicht mehr fundirt. 

Die Untersuchung der vom Rectum aus zugänglichen 
Gefässe ergab nun in der That auch den folgenden Befund: 

Die beiden Beckenarterien, sowie die linke Darmbein- 
artorie fühlten sich relativ fest an und gaben dem palpirenden 
Finger nur wenig nach; eine besondere Ausdehnung dieser 
Gefässe konnte nicht festgestellt werden, dagegen erwies sich 
der Puls sehr klein. Es handelte sich bei dem Pferde also 
um eine Thrombose der vorgenannten Gefässe. 

Der abgenommene gelbbraun gefärbte Urin war sehr 
schleimig, reagirte alkalisch und enthielt jetzt eine bedeutende 
Menge Eiweiss. 

Der mir am Abend dieses Tages überbrachte Urin gab 
bei der Untersuchung mit Guajactinktur und ozonisirtem Ter¬ 
pentinöl die Blutfarbstoffreaction. Harncylinder oder andere 
corpusculäre Gebilde — von Calciumcarbonatkrystallen ab¬ 
gesehen — konnten bei der mikroskopischen Untersuchung 
in dem Harne nicht gefunden werden. 

Auf mein Anrathen wurde das Pferd am nächsten Tage 
an einen Pferdemetzger verkauft und sofort getödtet. 

Ich konnte die Section des Thieres selbst nicht vor¬ 
nehmen, Hess mir aber Herz und Aorta inclus. des Stammes 
der vorderen Gekrösarterien, sowie die thrombosirten Gefässe 
zusenden. 

In den beiden Beckenarterien und in der linken Darm¬ 
beinarterie fand sich ein zusammenhängender, in der Länge 
von 3 cm spitz bis in die Aorta hineinragender Thrombus, 
welcher an dem proximalen Theile auf die Länge von 10 cm 
wandständig, von hier ab gegen die distalen Enden zu — 
welche ebenfalls kegelförmig waren — eine circuläre Beschaffen¬ 
heit aufwies. 

Der grösste Theil des wandständigen Thrombus war vtfn 
grauröthlicher Farbe, ziemlich dicht und adhärirte dem Ge- 
fässlumen ziemlich fest. An der Contactstelle war die Intima v 
verdickt und uneben. Die dem Gefässlumen zugekehrte 
Partie dieses Thrombus hatte eine gelbrothe Farbe und 
weiche Beschaffenheit. Diese Schichte konnte von der wand- 


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ständigen leicht abgehoben werden; eine etwas dunklere 
gelblich-rothe. Farbe hatten die Pfropfe, welche sich an den 
proximalen Theil des Thrombus anschlossen; sie konnten 
leicht yon der Intima abgehoben werden und diese selbst 
zeigte an den Agglutinationsflächen keine besondere makro¬ 
skopische Veränderung. 

Bei der Untersuchung des Herzens und der Gefässe konnte 
kein pathologischer Zustand nachgewiesen werden, insbesondere 
vermisste man ein Aneurysma oder den Strongylus armatus 
in der vorderen Gekrösarterie. 

Nach dem Sectionsbefunde lag im concreten Falle eine 
bereits ältere Thrombosirung vor, durch welche aber die 
Funktion der Hintergliedmassen nicht beeinträchtigt worden war. 

Auf dem Boden dieses alten Thrombus und an diesen 
sich distal anschliessend, entwickelte sich durch eine nicht 
aufgeklärte Ursache ein frischer Thrombus, welcher die Blut¬ 
zufuhr zu den Hintergliedmassen in dem Masse beein¬ 
trächtigte, dass diese auch im Ruhezustände des Thieres 
ihren Dienst versagten. 

Es braucht kaum bemerkt zu werden, dass sich auch 
die bei dem Pferde beobachtete Dyspnoe, sowie die Unruhe¬ 
erscheinungen des Thieres unschwer durch die acut auf¬ 
getretene Ausdehnung der Thrombose erklären lassen. Weniger 
klar ist das Auftreten von Hämoglobin im Urine am dritten 
Tage nach der Erkrankung des Thieres. Es kann nicht 
schlechtweg angenommen werden, dass die Hämoglobinreaction 
des Harnes durch Drucksteigerung in die hintere Aorta be¬ 
dingt war; eher müsste man in diesem Falle an einen myo- 
genen Ursprung des Hämoglobins denken. Eine grosse 
Ähnlichkeit hat der vorstehend besprochene Fall von Throm¬ 
bose mit der von Vennerholm 1 ) mitgetheilten Beobachtung 
einer plötzlichen Entstehung von Cruralisthrombose beim Pferde. 

Ausser Dienstversagung der Hintergliedmassen und hoch¬ 
gradigen Athembeschwerden konstatirte V. noch das Vor¬ 
handensein von Kolikerscheinungen. 


Referate. 

Ueber einen interessanten Fall von Hämoglobinurie. Ein 

Pferd war zur Vornahme einer Operation niedergelegt worden. 
Diese und der Verband beanspruchten ungefähr 5 /4 Stunden, 
während welcher sich das Pferd derart abarbeitete, dass der 
Operateur sich auf einen Wirbelbruch gefasst machte. Das 


*) Tidskr. f. Yetrmed. 1893. B. XII, p. 4. 


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329 


Pferd stand jedoch auf und es zeigte sich beim Zurückführen 
in den Stall nur eine geringgradige Steifigkeit. Am andern 
Morgen aber fand man das Thier mit allen Symptomen der 
Hämoglobinurie am Boden liegen. — Es scheint zweifellos, 
dass die übermässigen Muskelcontractionen den Anstoss zum 
Ausbruch der Krankheit gegeben haben. 

ti)ag68, Rec. de med. vet. 30. Marz 1901.) 


Verschiedene Beispiele von subnormaler Temperatur. Bei 

einem zehn Jahre alten Esel mass man zu verschiedenen 
Zeiten mit verschiedenen Thermometern 33—34,5° Körper¬ 
temperatur bei 10 Athemzügen und 40 Pulsschlägen. Ein 
mit heftiger Kolik behafteter Ochse hatte verschiedentlich ge¬ 
messen 35—36° Mastdarmtemperatur. Zur Kontrolle des 
Thermometers wurden auch die Nachbarthiere gemessen und 
diese zeigten 38—38.4°. Ein tuberkuloseverdächtiger Ochse 
wurde init Tuberculin geimpft und hatte zu dieser Zeit 38,6° 
Körperwärme. Im Verlaufe der zweistündlich vorgenommenen 
Messungen sank diese bis auf 36° und blieb so fortwährend. 
Auf Nocard’s Rath erklärte Cantiget den Ochsen für tuberkulös. 
(Cagny und Cantiget, Rec. de med. vet. 31. März 1901.) 


Die Pocken- und die Aphthenseuche. Bouland machte die 
Beobachtung, dass in einer Reihe von Fällen bei allgemeiner 
Verbreitung der Maul- und Klauenseuche bestimmte Bestände 
verschont blieben öder in auffallend milder Weise durchseuchten. 
Dabei fiel ihm auf, dass er in diesen Ställen beinahe regel¬ 
mässig Pocken feststellen konnte. Es scheint ihm darnach, 
dass von der Pockenseuche befallene Thiere gar nicht oder 
nur sehr leicht an Aphthenseuche erkranken. — Würde sich 
dies bestätigen, so hätte man eine werthvolle Handhabe, den 
Verheerungen der Maul- und Klauenseuche Einhalt zu thun % 
(Repertoire de police sanitaire vSterinaire. September 1900.) 


Die Anwendung des Wasserstoffsuperoxyds. Desoubry 
und Cagny empfehlen das Wasserstoffsuperoxyd als ein ganz 
vorzügliches Antiseptikum und Hämostatikum. Speciell bei 
Eiterungen sei es unersetzbar. Bei oberflächlichen Läsionen 
wende man es am besten per Spray an; bei Fisteln etc. be¬ 
nütze man es zum Ausspritzen. Auch zur Desinfection des 
Uterus sei das Mittel sehr probat; jedoch ätzt das gewöhn¬ 
liche, im Handel vorkommende Wasserstoffsuperoxyd (eine 
wässerige Lösung von J0—12 Volumenprocenten H 2 0 2 ) 
Schleimhäute zu sehr und man verdünnt es daher zu diesem Be- 


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330 


hufe mit 3 Theilen Wasser. Besten Erfolg habe man auch 
bei der Behandlung von Widerristfisteln. 

(Rec. de med. v6t. 30. April 1901.) 


Gestielte cystöse Polypen an der Vorderfläche der Epi¬ 
glottis beim Pferde. In der Sitzung der societö centrale de 
med. vet. am 28. März 1901 referirte Almy über drei der¬ 
artige yon ihm beobachtete und behandelte Fälle. Es waren 
jeweils fluktuirende, mit einer schleimigen Masse gefüllte, 
50 - 60 gr schwere Neubildungen, welche von der Pharynx¬ 
schleimhaut überzogen waren und zweifellos aus stark ver- 
grösserten Schleimdrüsen bestanden, deren Ausführungsgang 
sich verstopft hatte. In allen drei Fällen hatte A. die Ge¬ 
schwülste durch Eingehen mit der Hand durch die Maulhöhle 
nachgewiesen und auch auf diesem Wege mittels des Ekra- 
seurs leicht exstirpirt, nachdem vor der Untersuchung chloro- 
formirt und ein Maulgatter eingelegt, auch wegen eventueller 
Erstickungsgefahr vorsichtshalber die Tracheotomie vorge¬ 
nommen worden war. 

Die Erscheinungen bestanden in plötzlich, während des 
Fressens besonders, auftretender Athemnot, welche mit Schling¬ 
beschwerden verbunden war, so dass Theile des Futters zur 
Nase heraus kamen. Der ganze Anfall war gewöhnlich nach 
wenigen Minuten vorbei, jedenfalls sobald der Tumor wieder 
eine andere Lage eingenommen hatte. Das gleichzeitige Be¬ 
stehen von respiratorischen und digestiven Störungen brachte 
A. auf den Gedanken einer Neubildung, die durch irgend 
welche Veranlassung verlagert, plötzlich Athmung und Ab¬ 
schlucken behinderte. 

In der anschliessenden Diskussion brachten Benjamin 
und Butel ähnliche Fälle zur Kenntniss. Letzterer wies 
wiederholt auf die unumgängliche Nothwendigkeit der Tracheo¬ 
tomie hin, indem ihm ein Pferd, das nicht tracheotomirt 
war, direkt nach dem Abwerfen erstickte: der Polyp hatte 
sich dabei so unglücklich verlagert, dass der Luftweg völlig 
versperrt war. 

(Rec. de med. vet. 30. April 1901.) 

Schmidt—Kulmbach und Dr. Simader. 


Briot: Ein Fall von Polydactylie beim Pferde. (Comptes 
rendus de la Soc. de Biöl. Paris, 1898, S. 460.) Die Fälle 
von Vielzehigkeit beim Pferde sind ziemlich selten und von 
besonderem Interesse sowohl vom phylogenetischen als vom 
morphologischen Standpunkte aus. Das Pferd, von welchem 


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331 


B. berichtet, stammt aus den Prärieen von Südamerika und 
ist ein Mustang. Das Thier zeigt an den Yorderfüssen eine 
gut entwickelte innere Zehe, die Hauptzehe ist normal ent¬ 
wickelt, mit Röthe und Huf, ohne die Deviationen, welche 
bei dieser Art von Anomalien häufig sind. Nach innen und 
etwas oberhalb vom Fessel der Hauptzehe befindet sich eine 
kleinere zweite Zehe mit Krone und Huf, die den Boden 
nicht erreicht; der Huf wird von Zeit zu Zeit zugeschnitten. 
Die beiden Füsse sind symmetrisch und die beiden Innenzehen 
stören das Pferd nur wenig beim Gehen, da die Hufe sich 
kaum reiben. Mittels Radiographie wurde festgestellt, dass 
die Zehe in der That dem zweiten Zehenglied entspricht. Am 
Karpus ist nichts Besonderes wahrzunehmen; der zweite Meta¬ 
karpalknochen ist viel stärker entwickelt als im normalen 
Zustande und erreicht die Länge des Metakarpus 111. An 
seinem unteren Ende setzt er sich gegen die Hauptzehe ab 
und an jene schliessen sich drei Phalangen, deren erste die 
längste ist und von welchen die beiden distalen in den Huf 
eingeschlossen sind. — Die Analogie der Anordnung dieser 
Zehe mit der zweiten Zehe des Hipparion ist eine schlagende, 
besonders interessant ist der durch die Radiographie erbrachte 
Nachweis, dass auch an diesem überzähligen Gliede sich wie 
an der Hauptzehe zwei kleine Sesamknochen befinden. Der 
Metakarpus 1Y ist ohne Besonderheiten, ebenso die Hinter¬ 
extremitäten. Schliesslich weist B. darauf hin, dass die bisher 
beobachteten Fälle von Polydactylie beim Pferd in auffällig 
grösserer Zahl aus Amerika als aus Europa stammen. Dabei 
ist noch weiter von besonderen* Interesse, dass die ameri¬ 
kanischen Fälle häufiger als die europäischen eine Deforma¬ 
tion der Hauptzehe vermissen lassen und so sich vielmehr 
dem Ahnentypus nähern. „Wovon ist dieser Umstand be¬ 
dingt? Rührt er davon her, dass das in Amerika eingeführte 
Pferd wild lebt? oder sollte es sich daraus erklären, dass, wie 
manche Autoren wollen, das amerikanische Pferd, als ein¬ 
geborene Rasse, jüngeren Ursprungs wäre, als das europä¬ 
ische Pferd und demgemäss auch die Fälle von Rückschlag 
dort zahlreicher und „typischer“ wären?“ 

Nlegnin: Helminthiasis der Harnorgane beim Hund. Yer- 
minöse Erkrankungen des Harnapparates sind beim Hunde 
ebenso selten als gefährlich und werden fast ausschliesslich 
erzeugt durch Strongylus gigas; derselbe siedelt sich meist 
in einer Niere an, die er allmählich zerstört, indem er seinem 
Wirth gleichzeitig qualvolle Schmerzen verursacht. Manchmal 
wird die Nierenkapsel durchbrochen und der Wurm gelangt 


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332 


iii die ;JPearitotieaJböhle^ So beschrieb Plasse einen Fall, in 
welche«» Ätei Exemplare von Strongylus gigas bei einem 
Hunde, rin derselben Niete »ith .angesiedelt hatten; der eine 
von.; ihnen hatte das Organ ■ durchbrochen und war in die 
Bauchhöhle gefallen. Manch mal wandert der Wurm in die 
Ureteren und gelangt so . üaa idie Blase ; in seltenen Fällen 
k&ou er auch durth die Harnröhre nach aussen gelangen. 
Lacoste veröffentlicht den interessanten Fall eines Hundes, 
welcher , aus der Harnröhre 1 einen Strongylus von Federkiel¬ 
dicke und 40 cm lang entleerte. Wenn der Wurm diesen 
Weg einschlägt, findet eroftein Hinderniss in der Nähe des 
Penisknochens; er bohtfc sinh alsdann ins Zellgewebe ein 
und erzeugt bald yor; bald hinter den Hoden eine Geschwulst, 
in der; er fortfäbrt, inmitten des Eiters, dessen Ausscheidung 
seine Anwesenheit erzeugt, zu wachsen. ln diesem Falle 
genügt die Punktion der Geschwulst, um das Austreten des 
Parasiten und die Heilutig des Patienten zu ermöglichen. 
M. hat zweimal die Anwesenheit des Strongylus gigas bei 
Hunden kouötatirt, deren Gesundheit dadurch keine Einbusse 
erlitt, Das erstemal fand er ein enormes Exemplar in der 
Bauchhöhle eines Versucfcshundes, der vollkommen gesund 
war. An keinem Organe fanden sich Läsionen. Das zweite¬ 
mal fand M: iü einer Geschwulst einer Zitze bei einer Hündin 
ein 60 cm langes, in vielen Windungen eingerolltes weibliches 
Exemplar eines Strongylus. Eine Diagnose dieses Parasiten 
beim lebenden Hund ist unmöglich. (L’Eleveur, Bull. Vet. 
1900.) 


Thompson: Fibrom dos Herzens bei einer Stute. Eine 
neunjährige Stute, welcher eben in der Schmiede der Vorder- 
fuss aufgehoben werden soll, stürzt plötzlich nach vorwärts 
und fällt zusammen, sie schlägt krampfhaft um sich, erhebt 
sich dann nach einigen Augenblicken, noch schwankend. Nach 
einiger Zeit will man wieder einen Yorderfuss aufheben: 
zweiter Sturz. Man führte das Thier in den Stall und verab¬ 
reichte ihm Leinöl. Herbeigerufen, konstatirte Th. Folgendes:. 
Kopf hängend, Ausdruck stumpf, Athmung kurz, Puls kaum fühl¬ 
bar, Conjunctivalschleimhaut livid und injicirt; Temperatur 38,3; 
die geringste Erlegung droht einen'neuen Anfall hervorzu¬ 
bringen. Da vor kurzem das Futter gewechselt worden, wurde 
eine Störung von* Seite des Verdauungskanals angenommen 
und das Thier entsprechend behandelt. Die Stute schien sich zu 
bessern und wurde während einiger Tage im Schritte geführt. 
Am 19. Tag kam eine neue Attacke und diesmal wurde Di¬ 
gitalis, dann Jod-Eisen und Ammoniumcarbonat ohne Erfolg 



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*333 


gegeben. Nach Abfluss einer - Woche ging* dae* Thier zu 
Grunde. Die Autopsie zeigte * einen soM grossen fibrösen 
Tumor, der im linken HerZöhfr oberhalb der Mitralis sasa; 
fibröse Züge setzten sich in-die Wand der Lungenvenen fort. 
Die Grösse dieser fibrösen^ Massen ist ebenso überraschend 
als die lange Dauer der Krankheit j der Puls war successive 
von 28 auf 18 Schläge ^er Minute gefallen. - (The ’Vel 
Journ. Febr. 1900. Bull. Vet. 1900.) B, A. ^ 


Notiz: Vorprüfung dei^iH6£^zte. Bayern hat beim 
Bundesrath den Antrag eii^gebrjacht, die Vorschriften über 
die Prüfung der Thierär^te, dahin abzuändern v daps die 
Zulassung zur Prüfung bedingt* wird durch den Nachweis des 
Reifezeugnisses von einem deutschen humani* 
stischen oder Realgyirinäsium. In einer dom Antrag 
beigefügten ausführlichen Begründung wird darauf hingewiesen, 
dass die Einführung der Gymnasialreife als Bedingung für 
das Studium der Thierarzneikünde seit geraumer Zeit eine 
wiederkehrende Forderung der thierärztlichen Stande&ver- 
tretungen und auch der landwirthschaftlichen Kreise bildet. 

Stand der Thierseuchen m Bayern am 30. Juni 1901. 

a) Bq tjZ <.(Wurm)^ 

Niederbayeru: Grafenau 1 ,Gem* Oeb.) ; MitteJfra »k en- 
Weissenburg 1 Gmd. (1 Geh.); Schwaben: Augsburg 1 Gmd. 
(l Geh.) J J'K . '-4i r * . . • •; 4 ■ ; 

b) Maul- und iKrha^^ nt S ;r; 

Oberbayern: 2 Gern. (2 Geh.);* 0 b e r p f a 1 z: 2 Gern. 
(7 Geh.); Oberfranken: 3 Mittelfra^ken: 

5 Gern. (10 Geb.); Unterfranken? (1 Gbb.); Schfaäbfeh: 

3 Gern. (14 Geh.); 

c) Schweineseut he (Schweinepest): 

Oberbayern: 1 Gern. (1 Geb.); Pfalz: 1 Gmd. (J Geb.); 
Mittelfranken: 1 G ern. (1 r> , , 

Bücherschau. 

Jahresbericht über die Leistungen auf dem Gebiete der 
Veterinär-Medicin. Herausgegeben von Br. E Heuberger, 
Dr. Schütz und Dr. Baum. 20. Jahrgang. (Jahr 1900.) 
Berlin 1901. Verlag von August Hirschwald, BeHin NW., 
Unter den Linden Nr. 68. * 

Der unter Mitwirkung einer Reihe bewährter Fachmänner 
herausgegebene neue Jahrgang des bekannter^ Quellen Werkes für 


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WV. 1 


334 


Veterinär-Medicin ist wieder in bekannter Form und Ausstattung 
erschienen. Das Berichtsmaterial ist pro 1900 auf 267 Seiten 
sehr übersichtlich zusammengestellt und durch sorgfältig bearbei¬ 
tetes Inhalts-Verzeichniss und alphabetisches Sachv und Namen¬ 
register dem Nachschlagenden leicht zugänglich gemacht. Das 
Buch kann auch heuer wieder als nie versagendes Nachschlage- 
buch den Herren Collegen zur Anschaffung bestens empfohlen 
werden. Görinfg. 


Personalien. 

Der k. Kreisthierarzt Hopf in Regensburg wurde von der bisher 
ira Nebenamte bekleideten Stelle des 1. städtischen Thierarztes daselbst 
auf Ansuchen enthoben; der bisherige II. städtische Thierarzt und Schlacht¬ 
hofverwalter Hubert Hüttner in Regensburg ist in die I. städtische 
Thierarztstello vorgerückt, die für den städtischen Schlachtviehhof zu 
Regensburg neu errichtete thierärztliche Assistentenstelle wurde dem Di¬ 
striktsthierarzte Georg Schopperl in Wörth a. D. übertragen. Die 
Stelle des Bezirksthierarztes für das Bezirksamt Regen wurde dem Di¬ 
striktsthierarzte H. Abele in Roth a/S.. und die erledigte Stelle des 
Bezirksthierarztes für das Bezirksamt Schongau dem Distriktsthierarzte 
M. Beck in Heidenheim, beiden in widerruflicher Eigenschaft, verliehen. 


G-auverband. 2NToxd.fxa,aa3s:en. 

Die nächste Zusammenkunft findet am Sonntag den 
21. Juli 1. Js. Nachmittags 2 Uhr in Lichtenfels statt, wozu 
hiemit freundliche Einladung ergeht. Hohenleitner. 


Ferien-Operations-Cars für Thierärzte. 

Ich beabsichtige in der Zeit vom 26. bis incl. 31. August 1. Js. einen 

Operations-Curs für Thierärzte an der Chirurgischen 
Klinik der Thierärztlichen Hochschule abzuhalten. 

Anmeldungen zu demselben bitte ich bis zum 15. August au 
mich gelangen zu lassen, wie ich zu näherer Auskunft über die Einzel¬ 
heiten and das Honorar jeder Zeit bereit bin. , 1(2) 

München, 29. Jnni 1901. 

Imminger, k. Professor. 


Thierarzt, 

1899 approb., sucht von 1. August bis 20. September Vertretung oder 
Assistenz. Off. u. C. P. an die Exped. d. Bl. 1(2) 


Huche ab 17. incl. 31. August einen approbirten Herrn als 

INF" Vertreter. “Ufi 

Biete freie Wohnung, Frühstück, Fuhrwerk und 5 Merk pro die. 

Fritz Hteger, Bezirksthierarzt, Zusmarshausen. 


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' 335 


Selsaa3.xituaa.clivLzis:. 
t)ie Stelle de« Bezirksthierarztes für das k. Bezirksamt Vilshofen 
ist in Erledigung gekommen. 

Bewerber haben ihre an das k. Staatsministerium des Innern zu 
richtenden und gemäss § 8 der Allerhöchsten Verordnung vom 20. Juli 
1872 -das Civilveterinärwesen betr.“ zu belegenden Gesuche bis längstens 

£7. Juli d. Ja. 

bei der ihnen vor gesetzten k. Kreisregierung, Kammer des Innern, ein¬ 
zureichen. 



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4(13) 












5au\Aner-lnstrunicn5 


werden den Herren Thierärzten zu kostenfreiem 
Versuch übergeben; es ist dies einer der vielen ^ 

Vortheile bei directem Verkehr mit der Fabrik. Dieselbe hat in 
Deutschland weder Filialen noch Vertreter. Anfragen und Auf¬ 
träge sind deshalb stets direct an die Fabrik zu richten. 

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Operation nach Degive.18.50 

Irrigator nach Dreymann.26.50 

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Photographien d. thierärztl. Hochschulen vervielfältigt worden und 
werden einzeln abgegeben. Diese Photogr. entspr. d. Taf. d. Bilder¬ 
werkes u. bilden einen vornehmen Wandschmuck. 

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Verantwortliche Redaktion: M. Albrecht. 

Expedition und Druck von J. GottesWinter, München. 

Für die Redaktion bestimmte Sendungen sind an Professor 
Albrecht, Veterinärstr. 6/i, zu richteo. D. Red. 




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für 

Thierheilkunde und Viehzucht 

Unter Mitwirkung bewährter Fachmänner 

herausgegebea von 

H. Alh|*eoht und Ph. J. Goring. 

45. Jahrgang. München, den 16. Juli 1901. Nr. 29- 

Inhalt: Albrecht, Die Thierausstellung der deutschen Landwirthsohafts- 
geBellsobaft in Halle a. d. Saale im Juni 1901. — Referate. — Per¬ 
sonalien. — Inserate. 


Die Thierausste ,,i jng de** deutschen Landwirthschafts- 
gesellschaft in Halle a. d, Saale im Juni 1901. 

Von Professor Albrecht. 

Bei der XV. Wanderausstellung der deutschen Land- 
wirthschaftsgesellschaft in Halle war die Thierausstellung mit 
t 342 Pferden, 1076 Rindern, 688 Schafen, 459 Schweinen und 
134 Ziegen beschickt. 

A. Pferde, 

: Die Pferde gliederten sich in 2 Hauptgruppen: a) ßeit- 

; und Wagenpferde (deutsche Edelzucht) und b) Arbeitspferde. 
I Die Gruppe a war gesondert in die Abtheilungen: leichter 

Reit- und Wagenschlag, starker Reit- und Wagenschlag und 
j Kutschschlag (Karossiers); die Gruppe b zerfiel in Pferde 

j Ton der Form der rheinisch-belgischen (auch französischen 

; und ähnlichen) Schläge und die zweite Abtheilung umfasste 

\ Shires, Schleswiger-, Norier-, Dänen- und ähnliche Arbeits- 

| Schläge. 

| Die Contingente zu der Gruppe a hatten Mecklenburg, 

die holsteinischen Elbmarschen, Oldenburg, Pommern, Branden- 
f bürg, dann einzelne Züchter aus dem Herzogthum Anhalt und 
aus der Rheingegend geliefert. Ostpreussen hatte nicht aus¬ 
gestellt, hannoveranische Pferde waren nur durch einige 
Exemplare vertreten. 

Innerhalb der Gruppe b figurirten in erster Linie Bel¬ 
gier (87 Stück), Shires (53 Stück), die Schleswiger (17 Stück). 
Die Shires stammten grösstentheils aus Sachsen-Altenburg 
| und aus der Provinz Sachsen. 


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1. Reit- und Wagenpferde. 

Eine bedeutende Anzahl (5217) Reit- und Wagenpferde 
hatte Mecklenburg und zwar vorzugsweise Breem—Mieren¬ 
dorf geliefert. 

Mecklenburg nahm früher eine hervorragende Stelle in 
der deutschen Pferdezucht ein. Yor ca. 60 Jahren fand aber 
ein bedeutender Rückschlag der Mecklenburger Zucht statt, 
veranlasst durch verschiedene Umstände, der Hauptsache nach 
wohl durch zu umfassende systemlose Verwendung von Vollblut. 

Die Halle’sche Ausstellung zeigte, dass Mecklenburg wieder 
auf gutem Wege ist, seinen Ruf als Quelle eines gut funda- 
mentirten, kräftigen Wagenpferdes zurück zu erobern. Der 
grösste Theil der Thiere wies die Zuchtfarbe auf, dann 
folgten braune und einige Rappen. Die Fuchsfarbe war be¬ 
sonders unter den von Breem—Mierendorf ausgestellten Pferden 
stark vertreten. 

Edel in den Formen, sind die Pferde kräftig gerümpft, 
haben durchwegs hübsche Köpfe und Hälse, gut entwickelte 
Widerriste; die Rücken fand ich bei einigen Thieren etwas 
matt, aber nicht zu lang. 

Die leicht geneigte Croupe zeigt eine genügende Länge 
und Breite bei ausreichender Bemuskelung. Mehrere Aus¬ 
stellungs-Objecte aus Mecklenburg waren im Unterfusse zu fein. 

Oldenburg hatte ca. 20 Exemplare des schweren Kutsch¬ 
pferdes ausgestellt. Braune mit einer einzigen Ausnahme 
(ein Rappe). 

Die ausgestellten Thiere bekundeten entschieden einen 
vorzüglichen Stand der Zucht des schweren Wagenpferdes in 
Oldenburg. Wenn man das Oldenburger Kutschpferd zu An¬ 
fang der 80er Jahre gekannt hat, und dasselbe vergleicht 
mit den Thieren, welche der Verband der Rodenkirchner 
Züchter ausstellte, so ist man erstaunt über die Fortschritte 
in der Zucht dieses Pferdes, zumal als dieselbe staatlicher- 
seits nicht durch aufgestellte Staatsbeschäler, sondern lediglich 
durch ein streng durchgeführtes Körgesetz und durch staat¬ 
liche Prämiirungen beeinflusst wird. 

Anfangs der 80er Jahre sah ich unter den Oldenburger 
Pferden noch eine Reihe, an welcher man schmale Köpfe mit 
einer verhältnissmässig langen Gesichtspartie, einen zu nied¬ 
rigen und zu kurzen Widerrist, ein relativ langes Mittelstück, 
zu leichte Schienbeine und im Gegensätze hiezu zu breite 
und dazu vielfach noch platte Hufe zu bemängeln hatte. 

Von all’ diesen Fehlern wiesen die ausgestellten Pferde 
auch nicht einen einzigen wieder auf. 


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339 


Sie zeichneten sich bei einem entsprechend breiten und 
tiefen und dabei wohl proportionirten Körperbau und gutem 
Fundamente durch eine seltene Conformität, sowohl nach 
Farbe als Bau aus. 

Zu erwähnen ist besonders auch die respektable Grösse, 
der gute Halsansatz und Aufsatz, die hübsche ovale Croupe 
bei gutem Schweifansatze. Die letztgenannten Eigenschaften 
kommen den Oldenburger Pferden, besonders bei der Be¬ 
wegung insoferne zu gute, als sich durch dieselben das Bild 
der Thiere im Wagen sehr hübsch gestaltet. Bei der Be¬ 
wegung zeigen sie zudem die heute gewünschte hohe Action 
bei entsprechender Raumnahme, somit Alles, was man von 
einem modernen schweren Kutschpferde verlangen kann. 

Der Verband der Pferdezüchter in den Holsteinischen 
Marschen (Elmshorn) hatte 17 Pferde, darunter 11 braune 
Pferde, 3 Füchse, 2 Rappen, 1 Schimmel ausgestellt. 

Die Thiere sind leichter und dabei edler als die Olden¬ 
burger. Ich habe holsteinische Marschpferde früher wieder¬ 
holt gesehen und glaube mich nicht zu täuschen, wenn ich 
annehme, dass dieses Pferd überhaupt in der letzten Zeit 
edler und temperamentvoller geworden ist. 

Die Frage, ob noch eine umfassendere Verwendung von 
edlem Blute im Zuchtrayon des schleswig-holsteinischen Marsch¬ 
pferdes zulässig sein dürfte, ohne dass das Material an Masse 
eine zu weitgehende Einbusse erleiden würde, möchte ich 
nicht bejahen. 

Sehr edles elegantes Halbblut (26 Stück, 14 Braune, 
10 Füchse, 2 Rappen) hatte der Pferdezuchtverein Prignitz — 
Ruppin-Havelland (Brandenburg) ausgestellt. So ausge¬ 
glichen wie die Oldenburger waren aber weder diese Thiere 
noch die holsteinischen Marschpferde. Mehrere Pferde des 
brandenburgischen Pferdezuchtvereines waren entschieden zu 
fein in den Röhren. 

2. Arbeitspferde. 

Der Verband Schleswig er Pferde zuchtvereine hatte 
17 Pferde, 8 Braune, 5 Rappen und 4 Füchse, ausgestellt. 

Ich habe die Ueberzeugung, dass die von diesem Vereine 
ausgestellten Thiere — sie sind unter Vorzugs weiser Ver¬ 
wendung dänisch-jütischer Pferde gezüchtet — bei jedem Be¬ 
sucher, der sich für Pferde interessirte, einen sehr guten 
Eindruck hinterlassen haben. 

Diese mittelschweren Arbeitspferde sind tief und breit 
gebaut, gut geschlossen in der Lende, kräftig und stramm im 
Rücken. Die Croupe ist bei entsprechender Länge und Breite 


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840 


wohl geformt, also nicht so abschüssig, wie man es bei 
schweren Arbeitsschlägen so häufig findet. Kopf und Hals 
sind proportionirt; der erstere nicht plump, wie man ihn nicht 
selten bei Dänen sieht. Dabei zeigten die Pferde ein vorzüg¬ 
liches Fundament. Ich glaube, dass diese Pferde in der Zu¬ 
kunft unter den mittelschweren Arbeitspferden eine hervor¬ 
ragende Stellung einnehmen werden. 

Weniger imponirten die von dem Pferdezuchtvereine 
Sachsen-Altenburg und aus der Provinz Sachsen 
ausgestellten 48 Shires (24 Braune, 10 Füchse und 14 Rappen). 

Bei einer Anzahl der ausgestellten Thiere vom gleichen 
Alter konstatirte man zu bedeutende Verschiedenheit in Be¬ 
zug auf die Masse; bei andern war die Mittelhand relativ 
lang und in der Flanke nicht gut geschlossen; andere* Shires 
waren im Rücken nicht genügend stramm; der Behang an 
der Röhre verdeckte bei mehreren einen verhältnissmässig 
leichten Unterfuss. 

Ausgezeichnet gebaut waren die vom Landgestüte Kreuz 
ausgestellten 4 Shire-Hengste. 

Eine erste Stelle unter den Arbeitspferden nahmen die 
hauptsächlich aus der Rheinprovinz, dann aus der Provinz 
Sachsen ausgestellten Belgier (nach dem Kataloge 87 
Stück) ein. 

Bei einer geringen Zahl der ausgestellten Thiere, vor¬ 
zugsweise Braune und Füchse, hatte man plumpe Köpfe und 
kurze, überladene Hälse zu tadeln. 

Im Uebrigen erwies sich der Bau fast bei allen belgischen 
Ausstellungsobjecten als vortrefflich, insbesondere konnte man 
die bei Belgiern häufig zu tadelnde kurze und zu sehr ge¬ 
neigte Croupe nur bei ein paar der vorgezeigten Thiere 
feststellen. Das Fundament war, zumal auch in den oberen 
Partien der Vordergliedmassen, vorzüglich. Ich bezweifle, 
ob die in Halle ausgestellten Belgier in Bezug auf Quali¬ 
tät — ich will nicht sagen in Bezug auf Masse — den 
zu uns importirten Originalbelgiern nicht, vollkommen eben¬ 
bürtig waren. 

Auch die ausgestellten Ardenner, 9 Stück (7 Braune 
und 2 Füchse), waren recht gut gebaute Thiere. 

Interessant war die Vorführung je eines Viererzuges 
Shires (Rappen) und Belgier (Füchse). 

Die Thiere gingen an einem Jagdwagen im Trabe. Ten¬ 
denz war wohl, einmal die Pferde im Geschirre zu zeigen, 
dann aber auch die leichte Lenkbarkeit der Pferde, die Halt¬ 
ung derselben und die Raumnahme während einer schnelleren 
Bewegung vorzuführen. 


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341 


Bei vorzüglicher Haltung trabten die Pferde im Ver¬ 
hältnis zu ihrer Körpermasse leicht und mit Action, kamen 
verhältnismässig rasch vom Platze und erwiesen sich als 
vorzüglich eingefahren; Volten und Achtertouren mit relativ 
kurzem Diameter machten die Thiere tadellos, man darf sagen 
mit Eleganz. (Fortsetzung folgt.) 

Referate. 

Neuere Untersuchungen Ober Maul- und Klauenseuche. 

Von Thierarzt Lindner. 

Die Forschungen, welche in den letzten drei Jahren 
durch das kaiserliche Gesundheitsamt, durch die königlich 
preussische Kommission (Leiter: Professor Löffler) und durch 
die von der Landwirthschaftskammer der Provinz Sachsen 
in Halle eingerichtete Thierseuchenforschungsstation (Leiter: 
Thierarzt Hecker) angestellt wurden, bezweckten neben dem 
weiteren Ausbau unserer Kenntnisse über den Ansteckungen 
stoff im Einzelnen vor Allem die Auffindung eines Schutz¬ 
impfungsverfahrens. 

Dia Bemühungen, den Erreger der Maul- Und 
Klauenseuche zu züchten, wurden eifrig fortgesetzt, ohne 
jedoch zu einem Ergebniss zu führen. 

Die Uebertragung der Seuche gelingt nach unseren 
jetzigen Kenntnissen, sobald der infectionstüchtige Erreger 
auf irgend eine Art in das Blut gebracht wird; ebenso kommt 
es zur Erkrankung durch Aufnahme des Erregers von der 
Schleimhaut der oberen Nasenpartieen aus, sei es, dass er 
an diese Stelle von oben her aus dem Bindehautsack oder 
von unten her über die Schleimhaut der unteren Nasengegend 
hinweg gelangt ist. Die letztere scheint in unversehrtem Zu¬ 
stand sich zur Aufnahme des Ansteckungsstoffes weniger zu 
eignen, wenigstens führten Bestäubungsversuche mit lymphe- 
haltigen Flüssigkeiten im kaiserlichen Gesundheitsamt keine 
Erkrankung herbei. Auch die Aufnahme des Erregers durch 
die Verdauungsorgane scheint zur Ansteckung zu genügen, 
wenngleich die von Löffler herbeigeführte Uebertragung der 
Krankheit durch Einführung Lymphe enthaltender Gelatine¬ 
kapseln in den Magen im kaiserlichen Gesundheitsamt nicht 
gelang. Von der unverletzten äusseren Haut ist es nur die 
Gegend des Klauenspaltes, welche dem Erreger das Ein¬ 
dringen gestattet; vielleicht spielen aber auch hier geringe 
Risse in der Haut oder ein stellenweises Fehlen der Oberhaut 
eine vermittelnde Rolle. 

Die erneuten Untersuchungen nun über die Aus¬ 
scheidungsstellen des Ansteckungsstoffes aus dem 


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G< ogle 



34a 


Thierkörper haben bestätigt, dass nur dort, wo sich Blasen 
gebildet haben, der Erreger den Körper verlässt und zwar 
nur kurze Zeit nach dem Platzen derselben. 

Auch die seither gemachten Feststellungen über die 
Widerstandsfähigkeit derLymphe gegenäussere 
Einflüsse wurden durch die Untersuchungen des kaiser¬ 
lichen Gesundheitsamtes bestätigt. Die Frage, wie hoch die 
Milch in Molkereien erhitzt werden muss, damit durch die 
zurückgegebene Magermilch die Seuche nicht verschleppt 
wird, wurde auf Grund zahlreicher Versuche dahin erledigt, 
dass eine 1—2 Minuten dauernde Erhitzung auf 85° mit so¬ 
fortiger Abkühlung auf etwa 20° genügt, die Milch unschäd¬ 
lich zu machen; unter 85° darf aber nicht hinunter gegangen 
werden; auf 81,5° erhitzte Milch vermochte eines von drei 
Versuchsthieren noch anzustecken; die Krankheitserscheinungen 
zeigten sich hier erst am 14. Tage und waren sehr milde. 

Düngerhaufen, die eine Zeit lang geschichtet waren, 
bieten wegen der in ihnen herrschenden hohen Temperatur 
kaum noch eine Gefahr, wohl aber ist der in den Ställen 
liegen bleibende Dünger noch wochenlang als verdächtig an¬ 
zusehen. Die Ansteckungsgefahr bei Wiederbenutzung ver¬ 
seucht gewesener Ställe wird nur durch die gewohnheits- 
mässige Durchführung hygienischer Massnahmen beseitigt: 
möglichst viel Licht in die Ställe und möglichst häufige 
gründliche Reinigung derselben unter Anwendung von viel 
Wasser. 

Von den vielen angepriesenen Heilmitteln prüfte das 
kaiserliche Gesundheitsamt die Salzsäure (als Vertreterin der 
Gruppe der Mineralsäuren), das Jodkali und den Lyding’schen 
Aphthentheer mit dem Erfolg, dass sich ein Einfluss der 
beiden ersten Mittel auf Ausbruch und Verlauf der Krankheit 
nicht feststellen liess. Auch der Lyding’sche Aphthentheer 
konnte den Ausbruch der Seuche nicht verhüten, wohl aber 
schien er die Klauenwunden wohlthuend zu beeinflussen, eine 
Wirkung, die sich aber auch durch den billigeren, leichter 
und sparsamer anzuwendenden Holztheer erzielen lässt. Im 
kaiserlichen Gesundheitsamt werden die kranken Thiere in 
der Weise behandelt, dass ihnen mehrmals am Tage die 
Klauen gründlich abgespült und dann mit gereinigtem Holz¬ 
theer eingepinselt werden. Die Streu wird jeden Tag ge¬ 
wechselt. Bei diesem Vorgehen sind trotz der hochgradigen 
Giftigkeit der zeitweise verwendeten Lymphe Nachkrankheiten 
an den Klauen in den letzten zwei Jahren äusserst selten ge¬ 
wesen. 


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343 


Eine Reihe von Gründen liess den Weg gangbarer er¬ 
scheinen, durch Schutzimpfung dem Krankheitserreger den 
Boden für seine Entwicklung zu entziehen; über passive und 
aktive Schutzimpfung wurden desshalb eingehende Unter¬ 
suchungen ausgeführt. 

Was zunächst die passive Schutzimpfung betrifft, 
so wurde ermittelt, dass man mit dem Serum von Thieren,. 
denen man in bestimmten Zeiträumen immer grössere Mengen 
von Krankheitsstoffen in den Körper brachte, eine gewisse 
Einwirkung auf den Verlauf der lnfection ausüben kann, und 
dass es in vielen Fällen gelingt, durch Vorbehandlung mit 
solchem Blutwasser empfängliche Thiere eine Zeit lang über¬ 
haupt gegen Ansteckung zu schützen. Nirgends ist es aber 
bis jetzt gelungen, die Werthigkeit des Serums so zu steigern, 
dass die in Frage kommenden empfänglichsten Thierarten, 
vor Allem die Rinder, durch Einspritzung praktisch verwert¬ 
barer Mengen von Serum mit Sicherheit vor nachträglicher 
Ansteckung längere Zeit bewahrt werden können. Wenn 
deshalb die passive Schutzimpfung für eine allgemeine Seuchen¬ 
tilgung kaum brauchbar sein dürfte, so ist sie doch bei hoch¬ 
trächtigen Kühen und Schweinen und ganz jungen Kälbern 
und Ferkeln zu empfehlen, um sie über die Zeit hinwegzu¬ 
bringen, in welcher die ersteren häufig verwerfen, die letzteren 
leicht eingehen. 

In der letzten Zeit hat nun Löffler mitgetheilt, dass es 
ihm in Gemeinschaft mit Dr. Uhlenhuth gelungen sei, die 
Werthigkeit des Serums so zu steigern, dass die Einspritzung 
von 0,2—0,5 ccm per kg Ferkel diese Thiere 4 — 8 Wochen 
lang gegen Ansteckung schütze; bei Rindern erstrecke sich 
aber der Schutz nur auf 14 Tage, selbst wenn einem Thiere 
von 61)0 kg Gewicht 240 ccm Serum eingespritzt würden. 

In einfacherer Weise als durch Impfung hat Professor 
Winkler (Giessen) den gefährdeten Thieren einen passiven 
Schutz zu verleihen gesucht; er stellte folgende Hypothesen 
auf: „1. die Milch von Kühen, welche mit Maul- und Klauen¬ 
seuche behaftet sind, besitzt immunisirende Eigenschaften. 
Auf 75—85° erhitzt, ist dieselbe nicht mehr infectiös, enthält 
aber wirksame Schutzstoffe. 2. Die Milch von Kühen, welche 
die Seuche überstanden und somit aktive Immunität erlangt 
haben, wirkt ebenfalls immunisirend. 3. Im Inkubations¬ 
stadium der Maul- und Klauenseuche sind in der Milch bereits 
Schutzstoffe vorhanden. 4. Magermilch, Buttermilch und Molken 
von an der Seuche erkrankten Kühen und solchen, welche 
die Seuche überstanden haben, enthalten ebenfalls Schutzstoffe. 
5. Die Milch seuchekranker Kühe auf 100° x / 4 Stunde lang 


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344 


erhitzt, verliert ihre immunisirende Eigenschaft, indem die 
Schutzstoffe durch das anhaltende Kochen zerstört werden. 
6. Die Dauer der durch Milchfütterung herbeigeführten passiven 
Immunität lässt sich bis jetzt noch nicht genauer bestimmen. 
Durch fortgesetzte Fütterung mit Milch aktiv immuner Kühe 
kann die passive Immunität beträchtlich verlängert werden. 
Auch ist es nicht ausgeschlossen, dass die durch Milch¬ 
fütterung erzielte passive Immunität durch ein weiteres Ver¬ 
fahren in aktive Immunität übergeführt werden kann.“ Mit 
Punkt 5 stimmen die Versuche des kaiserlichen Gesundheits¬ 
amtes überein; soweit die übrigen Punkte in der zur Ver¬ 
fügung stehenden kurzen Zeit geprüft werden konnten, er¬ 
wiesen sie sich als nicht zutreffend. 

Die aktive Schutzimpfung nun, bei der die Krank¬ 
heitsstoffe selbst dem Thierkörper einverleibt werden, hat 
auch noch zu keinem Erfolg geführt. Da Schutzimpfungen 
in seuchefreien Ställen natürlich nicht mit virulentem Material 
ausgeführt werden können, lag es nahe, das Virus durch 
physikalische Einwirkungen so abzuschwächen, dass es den 
Körper nur mehr zur Bildung von Schutzstoffen anregt. Aber 
da es schon schwer hält, die Giftigkeit frisch gewonnener 
Lymphe genauer festzustellen, und da die einzelnen Lymphe¬ 
proben sich denselben Einwirkungen gegenüber ungleich ver¬ 
halten, musste das Vorgehen in dieser Richtung aufgegeben 
werden. 

Es war ein glücklicher Gedanke von Löffler, in ähn¬ 
licher Weise wie bei der Impfung gegen Rinderpest, zu 
versuchen, ansteckungstüchtige Lymphe und fertige Schutz¬ 
stoffe gleichzeitig auf den zu schützenden Körper einwirken 
zu lassen. (Seraphthin.) Ueber die damit vorgenommenen 
Schutzimpfungen lauteten die Berichte Anfangs günstig, bald 
aber häuften sich die Mittheilungen, dass durch die Impfung 
die Seuche hervorgerufen worden sei. Die angestellten Er¬ 
mittelungen ergaben, dass hiezu Lymphe verwendet worden 
war, die das zugesetzte Serum nicht nur nicht ihrer Infectiosität 
zu berauben, sondern auch nicht einmal abzuschwächen ver¬ 
mochte. 

Dass dem ganzen Verfahren ein brauchbarer Gedanke 
zu Grunde liegt, darf als sicher angesehen werden; dass es 
jedoch noch nicht reif für die praktische Verwendung ist, 
liegt daran, dass wir für die Wirkung der beiden verwen¬ 
deten Stoffe keinen genügenden Massstab besitzen. Die Maul¬ 
und Klauenseuchelymphe ist leider ein Stoff, dessen Giftigkeit 
nicht allein bei jedem Seuchenausbruch verschieden ist, son¬ 
dern sich auch bei den wissenschaftlichen Versuchen in kurzer 


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I 


345 


Zeit ändert, und Versuchstiere, an denen in zuverlässiger 
Weise der Grad der Giftigkeit festgestellt werden könnte, 
kennen wir zur Zeit nicht. Nach Mittheilungen Löfflers auf 
dem internationalen thierärztlichen Congress zu Baden-Baden 
glaubte er in jungen Ferkeln derartige Thiere gefunden zu 
haben, was aber nach den von Heeker und im kaiserlichen 
Gesundheitsamt gemachten Erfahrungen nicht zutrifft. 

Die Forschungen der nächsten Zeit werden sich demnach 
in erster Linie auf die Gewinnung eines Ansteckungsstoffes 
mit gleichbleibenden Eigenschaften und auf die Gewinnung 
eines Massstabes für dieselben zu erstrecken haben; erst, 
wenn diese Vorfragen gelöst sind, kann man daran denken, 
durch aktive Schutzimpfungen eine allgemeine Seuchentilgung 
in Angriff zu nehmen. 

Neue Methode zur Eierkonservirung. Dr. Maggiorani 
wendet folgende Behandlung an: Man legt die Eier in Milch, 
welcher l°/o Formalin zugesetzt ist, auf je nachdem drei, vier, 
fünf, sechs Monate, und entnimmt sie derselben, wenn sie 
verkauft oder verschickt werden sollen. Ein Liter Milch 
reicht für 30 bis 36 Eier. (Nuovo Ercolani, Bullet. Vet. 
Mai 1901.) __ 

Chorea nach Influenza. Ein Pferd zeigte zwei Tage 
nachdem es anscheinend von Influenza genesen war, Kontrak¬ 
tionen der Muskeln der oberen Halsgegend und des Orbicularis 
oris und palpebrarum. Allen führt die Erscheinungen auf 
Herzschwäche zurück; das Thier genas auf Verabreichung 
von Digitalis unter geregelter Diät und Ruhe innerhalb vier 
Tagen. (Vet. Record. Bull. V6t. Mai 190 L.) 

Tuberkelbacillen in der Milch. Galtier stellte experi¬ 
mentelle Untersuchungen über die Frage an, ob eine an 
Tuberkelbacillen reiche Milch durch eine etwa 5—6 Minuten 
dauernde Erhitzung auf 70, 75, 80, 85° mit Sicherheit sterilisirt 
werden kann. Er findet, dass nach dieser Zeit die Virulenz 
der Milch nur abgeschwächt wird; ihre intraperitoneale In- 
jection beim Meerschweinchen bringt bei einer gewissen Zahl 
der Versuchsthiere eine verschieden schnell sich entwickelnde 
Tuberkulose hervor. Ist die Milch 5—20 Minuten lang auf 
75° erhitzt worden, so vermag die wiederholte Verbitterung 
von genügend inficirter Milch Tuberkulose hervorzurufen. 
(Compt. rend. Soc. Biol. Paris 1900.) 


Fütterung mit milzbrandsporenhaltigem Futter. N i k o 1 s ky 

fütterte Kaninchen, Ratten, Meerschweinchen, Mäuse mit 


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346 


I 


Nahrung, welche mit Milzbrandsporen versetzt war. Er fand, 
dass die Erkrankung sich hierbei ebenso schnell als bei 
anderen Infectionsweisen entwickelt. Die Sporen gedeihen im 
Darm und dringen durch die Schleimhaut in Lymph- und 
Blutgefässe. (Ann. Inst. Pasteur, Bd. 14, Veterinarian April 
1901.) 

Strychninvergiftung einer Hündin, Behandlung mit grossen 
Atropin- und Morphindosen. Das vergiftete Thier (6,75 kg 
schwer) erhielt zunächst 4 Granula zu je 0,5 mg Atropinum 
valerianicum ohne Erfolg; hierauf Subcutaninjection von 0,01 
Atropinum sulfuricum und ebensoviel Morphinum hydrochlo- 
ricum; nach 10 Minuten, da keine Besserung eintrat, die¬ 
selbe Dose. Nach einer Stunde begannen die Krämpfe 
nachzulassen, 6 Stunden nach Beginn der Behandlung ver¬ 
mochte das Thier, noch schwankend, zu gehen und war am 
nächsten Tage vollkommen geheilt. (Journ. de Lyon u. Bull. 
V6t., Mai 1901.) E. A. 


Personalien. 

Die erledigte Stelle des Bezirksthierarztes za Wertingen (Schwaben) 
wurde dem Distriktsthierarzte Karl Hass in Marktbreit (Unterfranken) 
verliehen. — An der thierärztlichen Hochschule München haben die Fach¬ 
prüfung bestanden die Herren: Alois Braun aus Fiegenstall, Alfred 
Zarder aus Ichenhausen, Franz Luferseder aus Engelsberg, Franz 
Mack aus München, Hans Scherg aus Pleinfeld und Josef Seidl aus 
Bottendorf. 


Bekanntmachung. 

Die ordentliche Generalversammlung des Thierärztliohen Vereine« von 
Mittolfranken pro 1901 findet am Freitag, den 9. August 1. Js., von Vor¬ 
mittags 10 Uhr an in der Maxfeld-Restauration zu Nürnberg statt. 
Ta,g r esord.n\xxigr: 

1. Rechenschaftsbericht, Rechnungsablage, Aufstellung de« Vor* 
anschlages und Besprechung von Vereinsangelegenheiten. 

2. Wahl des Ausschusses nach § 32 der Statuten. 

3. Vortrag des Herrn Distriktsthierarztes Dorn in Markterlbaoh 
über „Anwendung und Wirkung der Jodvasogene und des Ar¬ 
gentum oolloidäle“. 

4. Ueber Standesangelegenheiten. Referent: K. Bezirksthierarzt 
Hollenbach in Neustadt a/A. 

5. Etwaige Mittheilungen aus der Praxis. n Wün«ohe und Anträge. 

Neustadt a/A., den 10. Juli 1901. 

Hollenbacb, Vorstand. 


Für die Zeit vom 15.—31. August 1. J. event. auch sofdrt suche 

9C approb. College» 

als Vertreter. 


PÖhlmann, k. Bezirksthierarzt, WonsledeL 


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347 


Tliierarsst, 

1899 approb., sucht von 1. August bis 20. September Vertretung oder 
Assistenz. Off. u. C. P. an die Exped. d. Bl. 2(2) 


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liche Wirksamkeit des Creolin als im 
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Desinficiens, befähigt es nicht allein Hufe 
vor Krankheiten zu schützen, sondern sie auch zu conserviren 
und Hautverletzungen aller Art zu heilen. 

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ausschliesslich zu verwenden. 



Aus dem »Pferdefreund«: Die gründliche Desinfection der Pferde¬ 
stallungen, oder was dasselbe bedeutet, die Vernichtung ansteckender 
Krankheiten in ihrem Keime ist nicht selten von grösserer Wichtigkeit, 
als die thierärztliche Behandlung kranker Thiere. 

Die Wortmarke „Creolin“ ist als Waarenzeichen geschützt. Ich warne 
vor Nachahmungen, die ich gerichtlich verfolge. 

William Pearson, cremon 8, Hamburg. 

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bei 4 Dosen „ „ „ 4.— 

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zp 

03 


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Ich beabsichtige in der Zeit vom 26. bis incl. 31. August 1. Js. einen 
Operationg-Curg für Thierärzte an der Chirurgischen 
Klinik der Thierärztlichen Hochschule abzuhalten. 

Anmeldungen zu demselben bitte ich bis zum 15. Angast an 
mich gelangen zu lassen, wie ich zu näherer Auskunft über die Einzel¬ 
heiten und das Honorar jeder Zeit bereit bin. 2(2) 

München, 29. Juni 1901. 

Imminger, k. Professor. 


ZElsässiscixer Tliierarzt, 

approb. 1900, sucht gegen freie Station Assistenz bei erfahrenem 
Praktiker in Bayern. Off. sub A. B. Ä6 an die Exped. 1(2) 


loh suche für den Monat August einen approbirten Herrn als Ver¬ 
treter. Offerte nebst Ansprüche erbittet: 

Albert, k. Bezirksthierarzt, Herolzhofen. 



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Verantwortliche Redaktion : M. A1 b r e c h t. 
Expedition und Druck von J. Gotteswinter, München. 


Für die Redaktion bestimmte Sendungen sind an Professor 
Alb recht, Veterinärstr. 6/1, zu richten. 0 . Red. 


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Wochenschrift 


für • • . ■> 

Thierheilkunde und Viehzucht 

Unter Mitwirkung bewährter Fachmänner 

herausgegeben von 

M. Albreoht und Ph. J. Gering. 

45. Jahrgang. Münched, den 23. Juli 1901. Nr; 30. 


Inhalt: Albrecht, Die Thierausstellung der deutschen Landvrirthsohafts- 
gesellschaft in Halle a. d. Saale im Juni 1901 (Fortsetzung.) — Zur 
Kenntnis der SchilddrQsenfunktioii (Referat). — Personalien. — Inserate. 


Die Thierausstellung der deutschen LandwirthschaftSr 
gesellschaft in Halle a. d. Saale im Juni 1901. 

Von Professor Albreoht. 

(Fortsetzung.) 

. B. Binder. 

Die ausgestellten Rinder, nach dem Kataloge 1160 Stück, 
waren abgetheilt in a) schwarzbunte Tieflandschläge, 70°/o 
der ausgestellten Rinder (Ostfriesen, Jeverländer, Ost- und 
Westpreussen, Pommern, Posen u. s. f.), b) Wesermarschschlagj 

c) rothbunte Tieflandschläge des Rheinlandes und Westfalens, 

d) rothbunte holsteinische Schläge, e) rothes schleswigisches 
Milchvieh, f) rothe Ostfriesen, g) rothbunte Ostfriesen und 
h) andere Niederungsschläge. Die Gebirgs- und Höhenschläge, 
ungefähr 30 °/o der ausgestellten Rinder, gliederten sich in 
a) grosses Fleckvieh mit hellem Pigment, b) gelbe einfarbige 
Höhenschläge, c) graubraunes Gebirgsvieh, d) einfarbig rothes 
und rothbraunes Vieh des Höhenlandes, e) Roth und Braun¬ 
blässen und f) Pinzgauer. 

1. Tieflandschläge. 

Diese Abtheilung umfasste 748 Stück, wovon das Gros, 
553 Stück, dem schwarzbunten Niederungsvieh und der Rest, 
195 Stück, dem rothbunten und rothen Niederungsvieh an¬ 
gehörten. 

Die erste Stelle unter dem ausgestellten Niederungsvieh 
nehmen die schwarzbunten Tieflandschläge, in erster Linie 
die Ostfriesen, Jeverländer, Ost- und Westpreussen und Pom- 
jnerri ein, 


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Die Ostfriesen, Jeverländer und Ostpreussen wiesen im 
Ganzen kaum nennenswerthe Unterschiede im Bau auf. 

Hübsche, wohl proportionirte, keineswegs im Gesichts- 
theile lange und im Ganzen schmale Köpfe, wie man sie 
mehrfach den Thieren der Primigeniusrassegruppe zuvindicirt, 
sah man fast bei allen Ausstellungsobjekten. Der massig 
lange Hals mit stark gefalteter Haut und mit nur wenig 
Triel zeigte einen schön ausgeglichenen Uebergang in den 
Kopf und die Brust. Stock kräftig, Rippenwölbung gut. 
Rückenlinie fast durchwegs vorzüglich. Becken breit, leicht 
geneigt, fast tafelförmig, gut bemuskelt mit nur mässig vor¬ 
tretenden lateralen Darmbeinwinkeln und grossem Abstande 
der Gesässbeinhöcker. 

Die Gliedmaassenmuskulatur fand man allenthalben sehr 
gut entwickelt, die Gelenkwinkel und die Stellung normal. 
Dabei erwiesen sich die Gliedmassen nicht plump, gerundet, 
sondern trocken gebaut. 

Das schwarze Haarkleid herrschte durchwegs vor. Die 
grössere Zahl der Thiere zeigte am Kopfe einen Stern. Die 
Gliedmassen waren auf verschiedener Höhe weiss, dessgleichen 
die Schwanzquaste und die untere Partie des Schwanzes, die 
Scham schwarz. Die umfangreichen, schön geformten Euter 
sind helL gefärbt. Auffallend war der fast bei allen Thieren 
grosse, breite, sogenannte leierförmige Milchspiegel. 

Die gerade bei den so milchergiebigen Tieflandschlägen 
im Allgemeinen — also nicht nur bei den schwarzbunten 
Schlägen — auftretende grosse Ausdehnung des zudem scharf 
abgegrenzten Milchspiegels hält mich Vorläufig noch ab, die 
von Zürn und Anderen aufgestellte Behauptung, der Milch¬ 
spiegel sei ohne Bedeutung für die Beurtheilung des Rindes 
als Melkthier, voll zu acceptiren. Dabei mag eingeräumt 
sein, dass manche andere sogenannte Milchzeichen — vor 
Allem die Beschaffenheit des Euters selbst — von grösserer 
Dignität für die angegebene Beurtheilung sind, als der Milch¬ 
spiegel. 

Bei der Besichtigung der vorbezeichneten schwarzbunten 
Tieflandschläge musste man besonders erstaunt sein über die 
Leistungen der ostpreussischen Züchter, bei welchen die 
züchterische Thätigkeit bei Weitem nicht so lange nach einem 
bestimmten Systeme auf zielbewusster Bahn schreitet, als bei 
den Züchtern Oldenburgs und Ostfrieslands. 

Der Wesermarschschlag unterscheidet sich von den vorigen 
Schlägen, wenn überhaupt, durch etwas gerundetere Formen, 
eine relativ stärkere Bemuskelung des Rückens, der Lende 
und des Kreuzes und vielleicht durch einen etwas stärkeren 


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351 


Knochenbau. Bezüglich der Qualität im Allgemeinen war gegen¬ 
über den anderen schwarzbunten Schlagen kein Unteraehied 
festzustellen. ' 

Auch die rothbunten Schläge des Rheinlandes, Ostfries¬ 
lands, dann der Wilstermarscher, Dithmarscher, Elbmarscher, 
Breitenburger- und Anglerschlag wiesen fast ausschliesslich 
vorzügliche Thiere auf; besonders gut hatte der Elbmarscher 
Yiehzuchtverein ausgestellt. 

Einen recht guten Eindruck machten die Breitenburger 
und Angler in ihrer Art als Milchviehschläge. Die eben- 
massig gebauten, mittelschweren rothbunten Thiere — die 
meisten waren dunkelroth, rothbunt — zeigten in der Be¬ 
schaffenheit der Haut, der Stärke des Skeletes, den Dimensions¬ 
verhältnissen des Beckens, dann in der Beschaffenheit des 
Euters, des Milchspiegels so recht den echten Typus der 
Melkthiere. 

Bei den einfarbig braunroth gefärbten Thieren des Angler¬ 
schlages fielen besonders auf die edle trockene Form des 
mässig langen Kopfes, die an allen Theilen der Gliedmassen 
scharf markirte Beschaffenheit derselben, die feine Haut und 
desgleichen die feine Behaarung, die im Yerhältniss zur 
Körpermasse grossen wohl geformten Euter. 

Dabei muss allerdings bemerkt werden, dass in der Des- 
cendenz des Anglerviehes einiges unbeschadet des typischen 
Milchviehcharakters der Thiere dieses Schlages verbesserungs- 
fähig wäre, so z. B. die starke seitliche Abdachung des 
Kreuzes, die schwache Bemuskelung der Gliedmassen, be¬ 
sonders der Hinterschenkel u. a. 

Besondere Vorzüge der ausgestellten Vollblut- und Land¬ 
shorthorns, im Ganzen 16 Stück, gegenüber dem auf den 
anderen Ausstellungen der deutschen Landwirthschaftsgesell- 
schaft vertretenen Shorthorn konnte ich nicht feststellen. 

2. Gebirgs- und Höhenschläge. 

In dieser Abtheilung, bestehend aus 336 Stück, war das 
sogenannte Fleckvieh mit hellem Pigment mit 143 Thieren 
vertreten. 

Weitaus die Elite an Material hatte für die letztgenannte 
tJnterabtheilung wiederum Baden durch den Verband, der 
oberbadischen Zuchtgenossenschaften geliefert. Die Thiere 
der zweitbesten Qualität fanden sich unter den Ausstellungs¬ 
objekten der hessischen Züchtervereinigungen. 

Sowohl männliche als weibliche Thiere der aus Ober¬ 
baden stammenden Simmenthaler zeigten eine gewiss seltene 
Ausgeglichenheit in Bezug auf Farbe und Form. 


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352 


Bei vorzüglicher Brusttiefe und Brustwölbung eine auf¬ 
fallend gerade Rücken-Lenden-Kreuzlinie, Hessen die Thiere 
an Körperlänge nichts zu wünschen übrig; die letztere 
basirte sich vorzüglich auf eine gut gestreckte Vor- und 
Hinterhand. Die Körpermasse der Thiere, speciell die Grösse, 
Breite und Tiefe der Jungthiere, im Verhältniss zum Alter, 
liess auf eine vortreffliche Wüchsigkeit schliessen. Dabei 
wiesen die Thiere keinen groben, sondern einen relativ leichten 
Knochenbau auf. Die kräftig bemuskelten Gliedmassen waren 
korrekt gestellt. 

Hatten die badischen Simmenthaler bereits früher ge¬ 
legentlich von Ausstellungen der deutschen Landwirthschafts- 
gesellschaft ihr vorzügliches Leistungsvermögen als Zugthiere 
dargelegt, so wiesen bei der diesmaligen Ausstellung eine 
Reihe von Kühen im Baue sowohl, als durch die Milchzeichen, 
besonders durch wohlgeformte, grosse Euter, auf eine be¬ 
deutende Leistung als Melkthiere hin. 

Man muss den badischen Züchtern um so mehr An¬ 
erkennung für ihre Leistungen zollen, als sie in ihren Zucht¬ 
territorien keineswegs über besonders hervorragende, die 
züchterische Thätigkeit an sich fördernde, natürliche Aussen- 
verhältnisse verfügen. 

In der Abtheilung „gelbe, einfarbige Höhenschläge“ 
hatten besonders die Zuchtverbände Unter- und Mittelfranken 
für gelbes Prankenvieh Thiere in Sicht gebracht, die sich 
durch Wüchsigkeit, Ebenmässigkeit, Conformität, zum grossem 
Theile auch durch ausgeprägte Ausgeglichenheit bezüglich der 
Farbe, gute Stellung der Gliedmassen und Gängigkeit aus¬ 
zeichneten. Bei früheren Ausstellungen war zu tadeln ein 
verhältnissmässig hoher, zu weit nach vorn beginnender Schwanz¬ 
ansatz, sowie eine grobe Schwanzrübe, dergleichen ein ein¬ 
gebundener Unterschenkel. Diese Fehler scheinen faßt voll¬ 
kommen ausgemerzt zu sein. 

Das graubraune Gebirgsvieh war nur durch einen Bullen, 
2 Kühe und 2 Kalbinnen repräsentirt. 

Bei der Bewerthung des Bullens übten die Preisrichter 
wohl die äusserst zulässige Nachsicht bezüglich der Beur¬ 
teilung weisser Flecken im Haarkleide, 

In der Gruppe rothes und rotbraunes Yieh sah man 
Thiere des Voigtländer-, Harzer-, Waldecker- und Vogels¬ 
bergerschlages vertreten. 

In dieser Gruppe waren ebenfalls zum grossen Theile 
4 »ehr gute Thiere ausgestellt. Erfreulicherweise hat der Voigt¬ 
länder Herdbuchverein bei der Concurrenz recht gut ab¬ 
geschnitten. 


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353 


Aufgefallen waren mir in dieser Gruppe die von den 
Züchtern des Waldeck'schen Rindviehschlages zur Concurrenz 
gebrachten Thiere, sowohl Bullen als Kühe. Bei im All¬ 
gemeinen korrektem Bau wiesen diese Thiere eine Wücbsigkeit 
auf, wie man sie sonst innerhalb der Schläge des rothen und 
rothbraunen Yiehes des Höhenlandes nicht zu sehen gewöhnt 
ist. Es war dieses um so auffallender, als weder Klima ijoch 
Boden des Zuchtgebietes des Waldecker-Schlages der Ent¬ 
wicklung des Rindes in der Richtung nach Masse besonders 
förderlich sind. 

Da mich der Schlag besonders interessirte, war ich beim 
Melken der Kühe anwesend und überzeugte mich, dass auch 
die Leistung nach dieser Richtung eine sehr respektable war. 
Aus der Qualität der geringen Zahl der aus Waldeck aus¬ 
gestellten Thiere lässt sich nicht auf die Eigenschaften des 
Schlages im Ganzen schliessen. Würde das Gros der Thiere 
dieses Schlages analoge Eigenschaften nach den beiden ge¬ 
dachten Richtungen aufweisen —- die vorzügliche Zugtüchtig¬ 
keit der Waldecker ist längst bekannt — so könnte man den 
Züchtern des Schlages gratuliren und beifügen, dass der 
letztere berufen ist, in absehbarer Zeit an der Spitze der 
rothen, einfarbigen Schläge des Mittelgebirges zu marschiren. 

In der Gruppe Roth- und Braunblässen waren 7 Thiere 
des Wittgensteinerschlages aus Westfalen ausgestellt. Die 
gelbrothen Thiere mit weissem Kopfe sind unseren Kelheimern 
ähnlich. Der verhältnissmässig leichte Knochenbau, die feine 
Haut, die gut entwickelten Euter, weiche die Kühe auf¬ 
wiesen, lassen schliessen, dass dieser Schlag gute Milchthiere 
liefert. 

Allgemeines Interesse erregten die vom Verbände zur 
Reinzucht der Pinzgauerrinder ausgestellten Pinzgauer. 

Unter den Bullen stand ein im Jahre 1892 geborener 
Bulle der königlichen Gutsverwaltung Herrenwörth, welcher 
sich seit seiner nunmehr bald acht Jahre dauernden Verwendung 
als Zuchtthier vorzüglich bewährt hat. Der Bulle soll auch 
weiter zur Zucht benützt werden. 

Unter den ausgestellten 16 Stücken wiesen besonders 
die Kühe einen vortrefflichen Körperbau und gute Milch¬ 
zeichen auf, und es war nicht zu verkennen, dass der Ver¬ 
band für die Zucht des Pinzgauerviehes in Bayern seit 
der Ausstellung in Rosenheim bedeutende Fortschritte ge¬ 
macht hat. (Schluss folgt.) 


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354 


Referat. 

Zur Kenntniss der Schilddrüsenfunktion bringt eine vor 
Kurzem publicirte Arbeit von F. Blum (Virch. Arch. 
Bd. 62) neue Beiträge. Die Ansicht, welche Blum schon in 
mehreren Arbeiten vertrat und für welche er in der vor¬ 
liegenden neue Stützen beibringt, unterscheidet sich haupt¬ 
sächlich in zwei Punkten von der jetzt geläufigen Anschauung. 
Einmal ist Bl. nicht der Meinung, dass die Schilddrüse einer 
Art von innerer Secretion vorstehe, sondern dass ihre Auf¬ 
gabe darin bestehe, einen im Organismus gebildeten Giftstoff 
zu neutralisiren, und dass das Jodothyrin nicht den eigentlich 
specifischen Bestandteil der Drüse darstelle. Ferner ver¬ 
sucht Blum nachzuweisen, dass der in Frage stehende Gift¬ 
stoff der Nahrung entstamme und wahrscheinlich durch die 
Thätigkeit von Mikroben im Darmkanal gebildet werde. Das 
freie Gift bezeichnet Bl. daher als Enterotoxin. Yon der 
Begründung dieser Anschauungen seien die wesentlichsten 
Punkte referirt: 

Dass das Jod zur Funktionsfähigkeit der Thyreoidea 
nicht unbedingt notwendig ist, zeigt der Umstand, dass 
Schilddrüsen von saugenden Thieren, obwohl sie bei diesen 
in lebhafter Thätigkeit sich befinden, keine Spur von Jod ent¬ 
halten; dass nicht etwa das Jodothyrin oder ein anderer jod¬ 
haltiger Eiweisskörper nach innen secernirt werde, hat Bl. 
dadurch nachgewiesen, dass Blut und Lymphe, welche als 
Abfuhrwege allein in Betracht kommen, bei allen Unter¬ 
suchungen völlig joafrei waren. Das Jodothyrin ist nach Bl. 
ein Zwischenprodukt bei der Jodirung der toxischen Eiweiss¬ 
substanz durch die specifische Thätigkeit der Drüse. Das 
gebundene Gift, von Blum Thyreotoxalbumin genannt, 
wurde durch frühere und neuere Versuche von Bl. als ein 
specifisches Gift erwiesen. Bei den Versuchen stellte sich die 
interessante Thatsache heraus, dass es sowohl eine erworbene 
als eine natürliche Immunität gegen das Schilddrüsen¬ 
gift gibt. Während 80°/ 0 der Versuchstiere die charakteri¬ 
stischen Stoffwechselstörungen (Fetteinschmelzung, Eiweiss¬ 
zerfall, Wasserverlust) nach Einverleibung von Schilddrüsen¬ 
substanz zeigten, blieben 20°/o davon unbetroffen. Andere 
reagirten ursprünglich in der typischen Weise, um allmählig 
gegen ziemlich grosse Dosen unempfindlich zu werden. So 
wurde ein Hund, der ursprünglich gegen das Gift von 20 
Schilddrüsen empfindlich war, später nur mehr durch den 
Extrakt von 40 Drüsen, schliesslich auch durch diese Menge 
nicht mehr alterirt. Als später diesem Hund die Schilddrüsen 


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355 


entfernt wurden, starb er nach wenigen Tagen an Tetanie: 
die Unempfindlichkeit gegen das gebundene Gift vermochte 
also nicht die Schädigung durch das „freie Gift“ (s. u.) aus¬ 
zugleichen oder abzuschwächeu. Umgekehrt erwiesen sich 
Thiere, die gegen das freie Gift immun waren (s. u.), bis auf 
ein einziges, gegen das Thyreotoxalbumin sehr empfindlich. 
Nur eines der gegen Thyreotoxalbumin immunisirten Thiere 
überstand die Entfernung der Schilddrüse und blieb gesund. 

Den Satz, dass das freie, in der Schilddrüse zu 
neutralisirende Gift in der That aus dem Darmkanal 
stamfne, begründet Bl. in sehr interessanter Weise. Schon 
Horsley hatte die Versuchstiere nach ihrer Widerstands¬ 
fähigkeit gegen die Entfernung der Schilddrüse in vier Typen 
eingetheilt, welche gleichzeitig in Ernährung und Stoffwechsel 
sich stark unterscheiden: 1. Keine* Kachexie bei Vögeln und 
NageVn; 2. langsame Entwicklung der Kachexie bei Wieder¬ 
käuern, Einhufern; 3. mässige, aber sichere Kachexie bei 
Menschen, Affen; 4. schwerste Kachexie bei Fleischfressern. 
Blum hat nun den Einfluss der Nahrung bei Hunden durch 
wochen- und monatelange Fütterungsversuche geprüft und 
dabei konstatirt, dass bei Fleischfütterung eine enorme Sterb¬ 
lichkeit bestand (96°/o todt, zumeist an acuter Tetanie, inner¬ 
halb 2—12 Tagen), i während bei Milchkost >40ft/ 0 über 20 
Tage, und 30°/o bei dauernder Beibehaltung der Milchnahrung 
dauernd gesund blieben. Jene Thiere, welche bei Fleisch- 
fütterang über den 20. Tag hinaus gesund blieben (4°/o), 
erwiesen sich auch dauernd gesund, waren also gegen die bei 
Fleischfütterung auftretende Intoxication immun. 1 ) 

Ein weiterer Beweis für die besondere Intensität der 
Intoxication bei Fleischfütterung ergab sich daraus, dass Ver- 
suchsthiere nach längerer Milchfütterung, wenn sie in Stoff¬ 
wechsel-Gleichgewicht gekommen waren, bei plötzlichem Ueber- 
gange zur Fleischkost mehr oder weniger rasch in charakteri¬ 
stischer Weise zu Grunde gingen. Langsameren Untergang 
bewirkte eine allmählige Ersetzung der Milchfütterung durch 
Fleisch; solche Thiere gehen oft erst nach vielen Wochen 
oder Monaten entweder im Anschluss an periodisch wieder¬ 
kehrende Krampfanfälle oder in langsam fortschreitender 
Kachexie zu Grunde. 

Sind die Giftstoffe in der Nahrung präformirt oder 
nicht? Dass die Extractivstoffe des Fleisches nicht das 
Gift darstellen, beweisen Versuche, in welchen Milchthiere, 


*) Stets wurde schon 10—15 Tage vor der Thyreoectomie die 
gleiche Ernährung wie nachher angewendet. 


Di( *ed ' 


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356 


mit Fleischextract neben der Milch gefüttert, gesund blieben, 
und erst bei Fleischfütterung zu Grunde gingen, sowie der 
Umstand, dass auch Fütterung mit ausgekochtem Fleische die 
charakteristischen Erscheinungen und Tod nach sich zog. 
Dass das intacte Fleischei weiss an sich toxisch wirke, 
ist äusserst unwahrscheinlich, es muss also angenommen 
werden, dass dasselbe bei seiner Wanderung durch den Or¬ 
ganismus an irgend einer Stelle giftige Eigenschaften annimmt. 
Verschiedene Beobachtungen weisen darauf hin, dass der 
Magen darmkanal der Ort der Giftbildung sei: da auch 
von den Milcbthieren noch mehr als die Hälfte rapid und 
ebenso wie die Fleischthiere nach der Thyreorecktomie zu 
Grunde geht, muss das aus der Milch entstehende Gift im 
Wesentlichen von derselben Art und ebenso stark als das 
Fleischgift sein; die Giftbildung bei Milchnahrung dürfte 
hauptsächlich nur der Menge nach geringer sein. Am nächsten 
liegt hier die Erklärung, dass die stärkere Darm.fäulniss 
bei Fleischnahrung, im Gegensatz zu der geringeren bei 
Milchnahrung (Milchbacterien können sogar die Eiweissfäulniss 
im Darm herabsetzen) das entscheidende Moment darstelle. 
Verschiedene mit wechselnder Mischung der Nahrung ge¬ 
machte Versuche deuten auch darauf hin, dass die Giftbild¬ 
ung je nach der Nahrung in ihrer Menge schwanken kann. 

Versuche an Säuglingen von Fleisch-, sowie von 
Milchhunden ergab, dass dieselben nach Exstirpation der 
Schilddrüse in typischen Krämpfen eingingeu, dass also in 
früher Entwicklungszeit ein Immunisirungsvermögeu gegen 
Enterotoxin, wie es sonst bei Milchnahrung in einer grossen 
Zahl von Fällen eintrat, noch nicht besteht. Eine Substitution 
der Thyreoidea durch die Thymus, die mehrfach behauptet 
wurde, ist demnach nicht gegeben. 

„Der Kampf zwischen den Giften, die vom Darm her den 
Körper bedrohen, auf der einen Seite, und den Reserve - 
kräften — dem Immunisirungsvermögen — des thyreopriven 
Organismus auf der anderen Seite prägen dem ganzen wechsel¬ 
vollen Bilde (den Erscheinungen nach Schilddrüsenexstirpation 
Ref.) den Stempel auf. Bei der Fleischnahrung ist durch die 
Einwirkung virulenter Mikroben auf einen offenbar vorzüglichen 
Nährboden der Ansturm der Toxine am heftigsten; darum 
unterliegen fast alle so ernährten thyreopriven Thiere. Die 
wenigen überlebenden aber besitzen einen ganz erheblichen 
Schutz gegen Enterotoxin in ihrem Blute. Bei mehr als der 
Hälfte der Milchthiere ist die Sachlage eine ähnliche, indem 
auch bei ihnen reichlicher Gift gebildet wird, als der Organis¬ 
mus zu bewältigen vermag; bei ca. 1 /io der Thiere jedoch ist 


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357 


der Verlauf weniger stürmisch“, und 30°/o der Milchthiere 
bleiben in der That, sei es von Anfang an, sei es nach einigen 
Krankheitstagen, gesund. 

Auch die experimentelle Prüfung auf Immunkörper 
gegen die Enterotoxine ergab positive Resultate. Es 
wurde schwererkrankten Fleischthieren Blutserum von dauernd 
und bei jeder Fütterung gesunden thyreopriven Thieren sub- 
cutan injicirt. In vielen' Fällen gelang es, wenn die Injektion 
einige Stunden vor dem voraussichtlichen Ableben gemacht 
wurde, Abschwächung der Erscheinungen und Heilung zu er¬ 
zielen. Bl. w beschreibt ausführlicher einen Fall, in welchem 
ein mit Serum behandeltes Fleischthier im Ganzen 59 Tage 
die Schilddrüsen-Exstirpation überlebte und sich in Hinsicht 
auf Gewicht u. s. w. im Anschluss an die Serumbehandlung 
überraschend erholte, dann bei Aussetzung der Behandlung 
einem langsam fortschreitenden Verfall unter Krampfanfällen 
erlag. Aus diesen und den bei Milchthieren ähnlichen Er¬ 
gebnissen schliesst Bl., dass das Blut von thyreopriven ge¬ 
sunden Thieren einen nachweisbaren Heilwerth gegenüber den 
krankmachenden Enterotoxinen, aliter dass es immunisirende 
Substanzen besitzt. 

Von charakteristischen Organ veränderungen, welche 
der Thyreorectomie folgen, hebt Bl. ausser den schon früher 
beschriebenen Veränderungen im Centralnervensystem auch 
die anscheinend regelmässig vorhandenen hochgradigen Degene¬ 
rationserscheinungen an den Nieren hervor, welche sowohl das 
Parenchym als namentlich das interstitielle Gewebe betreffen. 

Mit der Einschränkung, dass die Thierversuche nicht 
ohne Weiteres auf den Menschen übertragen werden dürfen, 
gibt Bl. schliesslich einige hypothetische Auseinandersetzungen 
über die vermuthliche Bedeutung der Schilddrüse für 
den Menschen und das Wesen der durch ihre Erkrankung 
oder sonstige Insufficienz bedingten Störungen. „Wir sehen 
den Organismus in einem beständigen Kampf mit Giften, die 
ihn vom Darme her bedrohen. Die Schilddrüse — aber 
sicher nicht dieses Organ für alle Gifte allein — ist vermittels 
ihrer grossen Attractionskraft gegenüber einem oder einigen 
dieser Gifte in normalen Zeiten seine Wehr und Waffe ; sie 
selbst belädt sich dabei mit den Giften, verändert sie und 
vernichtet sie allmählich unter Benutzung der oxydativen 
Kräfte des Körpers. Erlahmt die Thyreoidea oder wird sie 
in einer ihrer Funktionen gestört, so kommt es zu einer 
Ueberschwemmung des Organismus mit dem betreffenden Gifte. 
Vermag sie z. B. die freien Toxine nicht mehr zu fesseln, 
dann häufen sich diese im Körper an und es entstehen 


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358 


möglicherweise durch verschiedene, sonst von der Schilddrüse 
aufgegri^ene Gifte bedingt, die thyreoprive Tetanie, das 
Myxödem oder der Cretinismus oder auch, wie meine Thier¬ 
versuche zeigten, andere Affektionen des Centralnervensystems, 
besonder^ solche mit periodisch wiederkehrenden Krampf¬ 
anfällen und fernerhin gewisse Formen von degenerativer 
Nierenerkrankung; vielleicht gehört auch die Urämie hierhin, 
die dann nicht erst durch die Nierenstörung, sondern durch 
eine beide Prozesse bedingende Intoxication hervorgerufen wäre. 

Ist die Fähigkeit der Giftbindung bei der Schilddrüse 
zwar noch vorhanden, entgleiten ihr jedoch die gebundenen 
Gifte vor ihrer völligen Unschädlichmachung, so gelangen die 
Thyreotoxalbumine in den Kreislauf und zur Einwirkung auf 
den Organismus. Dieser Schilddrüsenstörung dürfte mit hoher 
Wahrscheinlichkeit der Thyreoidismus, auch der des Morbus 
Basedowii entsprechen. 

Streng genommen handelt es sich im ersteren Falle nicht 
um wahre Autointoxicationen, sondern nur um die ungehin¬ 
derte Invasion von Darmgiften, die wahrscheinlich bakteriellen 
Umsetzungen entstammen; im zweiten Falle jedoch, wo das 
von der Thyreoidea schon umgearbeitete Gift abnormer Weise 
durch eine Insufficienz des Organismus in den Kreislauf Über¬ 
tritt, kommt es zu einer wahren Autointoxication durch das 
Thyreotoxalbumin“. - E. A. 

Notiz; Bezüglich der Führung dermitakademischen 
Graden verbundenen Titel bestimmt eine Königl. Aller¬ 
höchste Verordnung vom 12. ds., was folgt: „§ 1. Bayerische 
Staatsangehörige, die ausserhalb des Deutschen Reiches einen 
akademischen Grad erwerben oder erworben haben, bedürfen 
zur Führung des damit verbundenen Titels die Genehmigung 
des Staatsministeriums des Innern für Kirchen- und Schulan¬ 
gelegenheiten. Das Gleiche gilt für Nichtbayern, die in Bayern 
ihren Wohnsitz haben oder in Bayern zu Erwerbszwecken sich 
aufhalten. § 2. Gegenwärtige Verordnung tritt mit dem Tage 
ihrer Verkündigung im Gesetz- und Verordnungsblatt in Kraft. 
Personen, welche vor diesem Zeitpunkt einen akademischen Grad 
ausserhalb des Deutschen Reiches erworben haben, haben die 
erforderliche Genehmigung binnen 3 Monaten einzuholen.“ 


Personalien. 

Der Eontrollthierarzt Friedrich Wegerer in Simbach a/I. wurde 
zum Bezirksthierarzte in Reichenhall ernannt; die Stelle des Eontroll¬ 
thierarztes in Simbach a/I. wurde dem geprüften Thierarzte Erwin Gut¬ 
mayr in Regen in der Eigenschaft eines Verwesers übertragen. 


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359 


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Verantwortliche Redaktion: M. Al brecht. 

Expedition und Druck von J. G o 11 e s w i n t e r, München. 

Für die Redaktion bestimmte Sendungen sind an Professor 
Alb recht, Veterinärstr. 6/i, zu richten. D Red. 


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wrnmm 















für 

Thierheilkuude und Viehzucht 

Unter Mitwirkung bewährter Fachmänner 

herausgegebeu von 

M. Albreoht und Ph. J. Gering. 

45. Jahrgang. München, den 30. Juli 1901. Nr. 31. 

Inhalt: Weiskopf, Auftreten der Influenza in einem grosseren Pferde- 
bestande Augsburgs. Vortrag, gehalten auf der 56. Generalversamm¬ 
lung des thierärztlichen Kreisyereins von Schwaben und Neuburg. — 
Albreoht, Die Thierausstellung der deutschen Landwirthsohaftsgesell- 
schaft in Halle a. d. Saale im Juni 1901. (Fortsetzung.) — Bericht 
* über die 56. Generalversammlung des thierärztlichen Kreisvereines von 
Schwaben und Neuburg 1. Juli 1901. — Viehseuchen-Nachrichten. — 
Inserate. 


Auftreten der Influenza in einem grösseren Pferde- 
bestände Augsburgs. 

Vortrag, gehalten auf der 56. Generalversammlung des thierärztliohen 
Kreisvereines von Schwaben und Neuburg. 

Von Kreisthierarzt W e iskop f. 

Meine Herren! Wenn ich es im Anschlüsse an die Aus¬ 
führungen des Herrn Vorredners unternehme, auch auf diesen 
Gegenstand einzugehen und das Auftreten der Influenza im 
hiesigen Landgestüte bespreche, so geschieht es in der Ab¬ 
sicht, meine Ansicht über das Wesen der Seuche näher zu 
entwickeln. 

Die Influenza sowohl in der Form der Pferdestaupe oder 
Rothlaufseucbe, als auch in der Form der Brustseuche befällt 
sehr häufig mit einer gewissen Vorliebe die werthvollen 
Pferdebestände in Gestüts-, Militär-, Pferdebahn-, Post-, 
Brauereistallungen etc. Wenn daher in einer solchen Stallung 
plötzlich ein einzelnes Pferd an Erscheinungen erkrankt, 
welche der Influenza ähnlich sind, so denkt man sofort an 
diese Krankheit, wenn man auch beim ersten Fall meist nicht 
berechtigt ist, die Diagnose bestimmt auf Influenza zu stellen. 
— Am 26. Oktober v. Js. erkrankte ein Hengst im hiesigen 
Landgestüt unter influenza-ähnlichen Erscheinungen. Da in 


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1 


362 

grösseren Pferdebeständen alljährlich einzelne Krankheitsfälle 
Vorkommen, welche hinsichtlich der Erscheinungen und des 
Verlaufs eine auffallende Congruenz mit der Influenza auf¬ 
weisen, ohne dass jedoch bei den übrigen Pferden des Stalles 
eine Erkrankung folgt, so können unmöglich solche Fälle 
sofort als der Influenza angehörig bezeichnet werden. Um 
so weniger ist dies der Fall, wenn, wie es häufig vorkommt, 
nicht gerade die charakteristischen Kennzeichen der Seuche 
bei dem ersterkrankten Pferde des Stalles vorhanden sind. 
Da im vorliegenden Falle lediglich hohes Fieber bestand, so 
war einigermassen bezüglich des wirklichen Vorliegens der 
Influenza Zweifel, wenn auch nur ein geringer. Es wurde 
daher die Diagnose auf „Infektionsfieber“ gestellt und wurden 
vorerst weitere Erkrankungen abgewartet. Der fragliche 
Hengst genas nach 14 Tagen, ohne dass neue Erkrankungen 
aüfgetreten wären, verfiel aber einige Tage darauf in eine 
heftige Tendovaginitis am linken Vorderfusse. Mit dem Auf¬ 
treten dieser Metastase stand die Diagnose „Influenza“ mit 
Bestimmtheit fest, die Annahme vom Vorliegen der Influenza 
wurde hiedurch bestätigt. — Wenn einmal bestimmt aus¬ 
gesprochen werden kann, hier liegt mit Rücksicht auf die 
charakteristischen Erscheinungen Influenza vor, so bleibt es 
auch nicht bei dem einzigen Falle, es gesellen sich noch 
neue Fälle hinzu. Ich habe dies vorausgeschickt, um zu be¬ 
weisen, dass es rathsam erscheint, nicht jeden ersten Fall 
von Pneumonie, Pleurasie etc. in einem grösseren, abge¬ 
schlossenen, bisher seuchenfreien Stalle als Influenza anzusehen 
und immer noch einen weiteren Fall abzuwarten. Am 13. No¬ 
vember erkrankte wieder ein Hengst, welchem am 20. No¬ 
vember die Erkrankung zweier Hengste folgte u. s. f. 

Bei manchen Kranken zeigten sich zuerst gewisse Vor¬ 
boten, welche in verminderter Munterkeit oder wenig be¬ 
gieriger Futteraufnahme bestanden; die Pferde erschienen ge¬ 
rade nicht krank, aber die Wärter glaubten eine Veränderung 
im Verhalten zu erkennen. Bei anderen Hengsten stellten 
sich die Krankheitserscheinungen plötzlich ein, nachdem sie 
am Tage vorher oder Vormittags oder Nachmittags noch voll¬ 
ständig gesund erschienen, recht munter waren, auch keine 
erhöhte Körpertemperatur vorher hatten. Die Letztere zeigte 
dann erhebliche Höhe, während wieder bei anderen Patienten, 
obwohl sichtlich sehr erkrankt, anfangs noch wenig vermehrte 
Temperatur bestand und dieselbe allmählich anstieg. Der 
Ausbruch der Krankheit gab sich durch unterdrückte Futter¬ 
aufnahme oder durch Traurigkeit oder hochgradigen Schüttel¬ 
frost, in einem Falle durch Kolikerscheinungen, öfter durch 


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363 


Eingenommenheit des Kopfes kund. Bei sehr vielen Patienten 
konnte grosse Hitze am Yorderhaupte, welche 5—7 Tage an¬ 
hielt, bemerkt werden. Einzelne Kranke stützten den Kopf 
auf den Barren, hatten stieren Blick und zeigten kollerähnliche 
Erscheinungen in geringem Grade. Der Puls war Anfangs 
meist niedrig, nahezu normal, stieg mit der Zunahme der 
übrigen Krankheitssymptome langsam, während die Körper¬ 
temperatur bereits hochgradig erhöht war, zeigte dann 80 bis 
90 Schläge und bei einigen Patienten mehrere Tage 95 bis 
100 Schläge und darüber; er war dann schwach, klein, kaum 
fühlbar, hielt sich umgekehrt längere Zeit recht hoch, wenn 
schon die Temperatur wieder gefallen war. — Die Athmung 
erschien bei den Patienten mit wenigen Ausnahmen anfangs 
wenig, bald jedoch bedeutend beschleunigt; es zeigten sich 
dann 40, 50, 60 Athemzüge. Das Athmen war oberflächlich; 
es hielt das schnelle Bauchathmen öfter 14 Tage an und 
verlor sich erst allmählich, während die Körpertemperatur 
längst gefallen war. Der Husten war in der ersten Zeit des 
Herrschens der Seuche selten, später konnte er häufiger 
wahrgenommen werden und wurde dann mehrmals hinter¬ 
einander in kurzen, heftigen Stössen heryorgebracht. Bei 
zwei Hengsten bestand starke Reizung des Kehlkopfes und 
der Luftröhre mit fortgesetzt heftigem Husten. 

Schmerzen auf der Brustwand wurden beim Berühren, 
bei Druck nicht beobachtet, dagegen bestand vielfach erhöhte 
Temperatur an der Ybrderbrust oder der Brustwand. — Die 
Conjunctiva war hochroth oder gelbroth gefärbt, die Nasen¬ 
schleimhaut normal oder hochgeröthet, die Maulschleimhaut 
schmutzig gelb gefärbt. Bei mehreren Patienten bestand 
Thränen der Augen, bei wenigen wurde Nasenausfluss und 
zwar entweder rothgelber oder catarrhalischer wahrgenommen. 
Mit Ausnahme von zwei Kranken (mit letalem Ausgange) 
war die Futteraufnahme nicht sehr beeinträchtigt; bei zahl¬ 
reichen Patienten war jedoch ein bis zwei Tage lang recht 
verminderter oder aufgehobener Appetit vorhanden. Probe¬ 
weise dargereichter Jlafer wurde gewöhnlich aufgenommen, 
dagegen kein Kleienmtter, an welches zwar die Hengste auch 
nicht gewöhnt waren. Die halbe Ration Heu wurde während 
des Tages oder der Nacht allmählich, wenn auch langsam, 
verzehrt. Im Allgemeinen behielten die gemeineren Hengste 
ihren Appetit besser bei, als die edleren. Der Koth war 
meist verzögert, klein geballt, bei zwei Patienten von wässer¬ 
iger, bei einem von blutiger Beschaffenheit. Der Harn hatte 
Anfangs eine braune Farbe, war dick-, fadenziehend und 
wurde später hell, wässerig und in fortgesetzt reichlichen, den 
Wärtern auffallenden Mengen abgesetzt. 


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364 


Bei der Auskultation wurde bei einer grossen Anzahl von 
Patienten rauhes Geräusch, Rasseln, verstärktes bronchiales 
Athmen oder Reibungsgeräusch, Knarren ein- oder beider¬ 
seitig wahrgenomraen. Bei mehreren schwer kranken Hengsten 
war auffallend deutliches Plätschern am siebenten oder achten 
Tage hörbar, welches plötzlich verschwand, worauf umfang¬ 
reiche Oedeme am Bauche, Schlauche, Hodensack oder an 
der Unterbrust auftraten. — Bei manchen Patienten zeigten 
sich gleich Anfangs, bei den meisten am fünften bis sechsten 
Tage grosse Schwächezustände; dieselben waren kaum auf 
die Seite hinüber zu bringen, schwankten im Hintertheile oder 
taumelten bedenklich. — Anfangs waren ödematöse Infiltra¬ 
tionen der Conjunctiva, des Unterhautbindegewebes an der 
Brust, am Bauche, an den Gliedmassen etc. häufige, in den 
Vordergrund tretende Erscheinungen, wesshalb auch die Diag¬ 
nose auf „Rotblaufseucheform“ gestellt wurde. — Bei einem 
Hengste gesellten sich zu den Krankheitssymptomen noch die¬ 
jenigen des Petechialfiebers und bei einem anderen diejenigen 
der Nesselsucht. Ein Hengst zeigte auch im weiteren Krank¬ 
heitsverlaufe Kolikerscheinungen, während bei einem anderen, 
wie bereits erwähnt, die Krankheit mit Kolik ihren Anfang 
nahm. — Ein Hengst Hess bedeutende Störungen im Cerebro¬ 
spinalsystem erkennen, welche anfangs vorwiegend koller¬ 
artig waren, später mehr das Rückenmark betrafen, und sich 
in schwankendem, gespreiztem Gang, Unvermögen zu gehen 
oder aufzustehen dokumentirten. 

Von 89 Hengsten erkrankten 64, von welchen zwei zuerst 
nur kurze Zeit und leicht von der Krankheit betroffen wurden 
und später neuerdings erkrankten. In einigen Fällen traten 
erst 8 — 14 Tage nach der Genesung Nachkrankheiten in 
Form von Sehnenentzündungen auf, von welchen zwei sehr 
hartnäckiger Art waren und eine sich dreimal wiederholte. 
In zwei Fällen bestand Fieber in geringem Grade noch 14 Tage 
lang fort, worauf sich die Nachkrankheiten einstellten. Vier 
Hengste waren einen, zwei, drei und vier Tage krank und 
zwar gegen Ende der Seuche, was jedenfalls im Schwächer¬ 
werden des Ansteckungsstoffes seinen Grund hatte. Das an¬ 
fangs sehr heftige Auftreten der Seuche und die damit ver¬ 
bundenen Todesfälle, der günstige Verlauf nach Erkrankung 
der ersten 20 Hengste, sowie das allmähliche Erlöschen der 
Seuche finden ja auch hierin ihre Erklärung. — Die Hengste, 
bei welchen die Seuche abortiv verlief, Hessen nachher wenig 
Auffälliges wahrnehmen und konnten nach einigen Tagen 
wieder geritten werden. 

Von den 64 erkrankten Hengsten sind zwei in Folge der 


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365 


Krankheit und ein Hengst in Folge starker Aufregung an 
Herzapoplexie während der Genesung verendet. Verschont 
blieben 25 Hengste; unter den letzteren befanden sich fünf 
Hengste, welche bereits im Jahre 1892/93 von der Seuche 
befallen waren. Von den Erkrankten war ein Hengst (Tegy ver) 
auch im Jahre 1892/93 von der Seuche neun Tage lang, 
jedoch nicht hochgradig, ergriffen. Bei letzterem betrug die 
Krankheitsdauer zwar nur vier Tage. Bei der früheren 
Epizootie erkrankten 44 Hengste von 90, von welchen sieben 
umgestanden sind. Das einmalige Ueberstehen der Seuche 
macht sonach nicht in allen Fällen immun. — Das Leiden 
erwies sich bei bilateralem Ergriffensein der Lunge und bei 
sonstigen Complicationen als sehr hochgradig und es war 
dementsprechend die Prognose einige Zeit zweifelhaft. Die 
Lungen und das Herz waren in sehr vielen Fällen hoch¬ 
gradig ergriffen. Oefter war nur eine Lunge, die Pleura 
nicht oder nur wenig entzündlich verändert. (Schluss folgt.) 


Die Thieraussteliung der deutschen Landwirthschafts- 
gesellschaft in Halle a. d. Saale im Juni 1901. 

Von Professor Albreoht. 

(Fortsetzung statt Schluss.) 

C. Schweine, Schafe und Ziegen. 

1. S ch weine. 

• 

Die Schweine (nach dem Kataloge 435 Stück) gliederten 
sich in folgende Gruppen: a) Weisse Schweine mit aus¬ 
gesprochenem Edelschweintypus (182 Thiere); b) schwarze 
Schweine mit ausgesprochenem Berksbire-Typus (24 Stück); 
c) Landschweine unveredelt (19 Stück); d) veredelte Land¬ 
schweine mit ausgesprochenem Landschweintypus und Tam- 
worth (179 Stück); e) Schweine, die nicht den a—d be¬ 
zeichnten Zuchtzielen angehören (31 Stück). 

In der Gruppe a hatten besonders die bekannten Schweine¬ 
züchter Mecklenburg — Liebnicken (Ostpreussen), Meyer— 
Friedrichswerth (Thüringen), Hofmann — Hofgübl (Hessen), 
Ungewitter—Kühren (Hannover), Kreutz—Gandersheim (Braun¬ 
schweig) vortrefflich ausgestellt. 

Es konnte konstatirt werden, dass die genannten deutschen 
Hochzüchter den von den Consumenten derzeit gestellten Po- 
stulaten, kräftigere Skeletbildung und im Speciellen eine 
weniger feine, weniger kurze Kopfbildung mit weniger con- 
caver Profillinie, sowie der weiteren Forderung einer nicht 


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1 


366 

y 

zu feinen Schwarte mit guter Behaarung Rechnung zu tragen 
bemüht sind. Da die vorgenannten züohterischen Reform¬ 
bestrebungen erst neueren Datums sind, konnte es nicht be¬ 
fremden, wenn man noch bei einer Anzahl der Ausstellungs¬ 
objekte der besprochenen Gruppe Mopsköpfe beobachtete. 

In der zweiten Gruppe „schwarze Schweine mit aus¬ 
gesprochenem Berkshire-Typus“ hatte Brauer—Tenever die 
grösste Zahl von Thieren ausgestellt, unter welchen sich auch 
die besten Ausstellungsobjekte dieser Gruppe befanden. 

Die Gruppe c war vertreten durch das hannover-braun- 
schweigisehe Landschwein. 

1 Diese Thiere mit ihrer charakteristischen Färbung: Kopf, 
Hals und Hintertheil, bezw. der Schwanzansatz schwarz, der 
übrige Theil des Rumpfes gelbweiss, sind recht gut gebaut, 
entsprechend tief und breit mit gutem Fundamente. 

Der relativ lange Kopf mit gerader Profillinie weist 
darauf, dass bei diesen Schweinen der Landschweintypus 
conservirt ist. Der kräftige Hals mit gutem Uebergange in 
die Brust und in den Kopf, der nur wenig convexe Rücken 
und die nur mässig geneigte Croupe zeigen an, dass bei 
diesem Landschweinschlag hauptsächlich dem gewöhnlichen 
Landschweine, z. B. auch dem oberbayerischen, anhaftende | 
Fehler im Baue zu einem grossen Theile beseitigt sind. 

In der Gruppe d „veredelte Landschweine mit aus¬ 
gesprochenem Landschweintypus“ waren am zahlreichsten ver¬ 
treten das Hoyaer Schwein (Hannover), .das westfälische 
Landschwein, das veredelte Marschschwein, das Budjadinger 
Schwein, das Meissner Schwein. * Wie bei früheren Aus¬ 
stellungen hatte der Minden—Ravensburger Zuchtverband 
wieder vorzügliche Schweine zur Ausstellung gebracht; sehr 
gutes Material fand sich auch unter den Ausstellungsobjekten 
der Hoyaer und der Genossenschaft zur Züchtung des Budja¬ 
dinger Schweines. Einen recht guten Eindruck machten die 
sog. Ronnenburgerschweine. Dieser Schlag, ein Produkt der 
Neuzeit, dürfte eine Zukunft haben. Die ausgestellten Thiere 
hatten viel Rumpf, wiesen bei genügend Adel einen kräftigen 
Knochenbau auf. Die Zuchtgenossenschaft der Meissner hat 
sich, wie an den ausgestellten zu sehen war, angelegen sein 
lassen, die getadelte feine Constitution der Thiere, welche 
unter Anderem besonders auch durch die leichte Schwarte 
und ungenügende Behaarung zum Ausdrucke kam, zu ver¬ 
bessern. Ob die Zucht auf noch andere Richtungen Ver¬ 
besserungen erfahren hat, möge dahin gestellt bleiben. Ich 
bezweifle es. 


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367 


Die paar ausgestellten Tamwortbs haben wohl Nie¬ 
manden imponirt. 

Interessant waren fünf aus Westpreussen ausgestellte 
altenglische Landschweine, welche unter der Bezeichnung 
„Cornwallschweine“ figurirten. Die schwarzen Schweine mit 
fast gerader Profillinie, mit weit nach vorwärts hängenden 
Ohren waren sehr tief und breit bei mässiger Körperlänge. 
Knochenbau sehr kräftig. 

Bei vergleichender Beurtheilung dieser Thiere lediglich 
nach dem Exterieur mit dem zweiten Landschweine Englands, 
dem Tamworthschweine, musste man dem ersteren den Vor- 
zug geben. • (Schluss folgt.) 


Bericht über die 56. Generalversammlung des thier¬ 
ärztlichen Kreisvereines von Schwaben und Neuburg« 

Abgehalten am 1. Juli 1901 zu Augsburg. 

Zur 56. Generalversammlung des thierärztlichen Kreis¬ 
vereines von Schwaben und Neuburg hatten sich im Land¬ 
rathssaale des k. Regierungsgebäudes 33 Mitglieder aus allen 
Gauen Schwabens sowie ein Ehrenmitglied und verschiedene 
Gäste eingefunden, 

K. Bezirksthierarzt Junginger begrüsste mit herzlichen 
Worten die so zahlreich Erschienenen und eröffnete um 
9 1 /* Uhr die Sitzung, indem er bekannt gab, dass von Seite 
hoher k. Kreis-Regierung Herr k. Kreisthierarzt W e i s k o p f 
zu den Verhandlungen abgeordnet sei. 

Der Verein hat durch den Tod ein hervorragendes Ehren¬ 
mitglied, der thierärztliche Stand einen eifrigen zielbewussten 
Kämpen für Hebung unserer Standesverhältnisse verloren, 
nämlich Herrn Direktor Wilhelm vonFricker, der in einem 
Alter von 76 Jahren nach äusserst erspriesslicher Thätigkeit 
in Stuttgart verstorben ist. Stets werden auch die Thierärzte 
Schwabens seiner gedenken und ihm ein ehrendes Andenken 
bewahren. v 

Aus dem Kreise verzogen sind die Herren : k. Kreis¬ 
thierarzt Schneider—Würzburg, k. Bezirksthierarzt Denn- 
hart—Traunstein, städt. Bezirksthierarzt Meier—Landsberg, 
Bezirksthierarzt G a r r e c h t—Karlstadt und Bezirksthierarzt 
Sch ü tz—Oberviechtach. 

Mit Herrn k. Kreisthierarzt Schneider ist aus dem 
Verein ein langjähriges, eifriges, vielverdientes Vereinsmitglied 
ausgeschieden. Das unbegrenzte Vertrauen seiner Collegen 


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368 


hatte ihn während vieler Jahre in den Ausschuss und an die 
Spitze des schwäbischen Kreisvereines gestellt. Auch er wird 
den schwäbischen Thierärzten unvergesslich bleiben, möge er 
in dem schönen Würzburg auch seiner schwäbischen Collegen 
nicht vergessen. 

Wegen Krankheit bezw. unaufschiebbarer Berufsgeschäfte 
hatten sich entschuldigt die Herren: k. Bezirksthierärzte 
Mu n i e r—Illertissen, S c h w ä b e 1—Dillingen, Stege r—Zus- 
marshausen, W a n k m i 11 er—Memmingen, Distriktsthierarzt 
S c h m i d t—Weissenhorn und Distriktethierarzt L i c h n e r— 
Türkheim. Aus dem Vereine ausgetreten ist Corpsstabs¬ 
veterinär Hemberger. 

Dem Vereine beigetreten sind die Herren Distriktsthier¬ 
ärzte: Eichner—Nesselwang, Fäustle—Buchloe, Ober- 
wegner—Oettingen, Schricker—Grönenbach sowie Militär¬ 
veterinär Kramer-—Neu-Ulm und prakt. Thierarzt Wist— 
Kempten, so dass dem Vereine nunmehr 7 Ehrenmitglieder 
und 54 Mitglieder angehören. 

I. Vorstand Jungin ge r gibt sodann noch weiters be¬ 
kannt, dass der Vereinsausschuss einstimmig beschlossen hat, 
das vielverdiente, eifrige Vereinsmitglied, Herrn k. Bezirks¬ 
thierarzt Un giert-Füssen der Generalversammlung zur Er¬ 
nennung als Ehrenmitglied vorzuschlagen. Dieser Antrag 
fand allseitige freudige Zustimmung und wird sonach dieser 
seit vielen Jahren bewährte College mit allen Stimmen zum 
Ehrenmitglied ernannt. 

Tiefgerührt ob dieser unerwarteten Ueberraschung dankt 
Unglert, indem er versicherte, dass er stets gerne den Ver¬ 
sammlungen beigewohnt und nach wie vor beitragen werde, 
so viel in seinen Kräften steht, die Vereinsinteressen zu pflegen 
und zu fördern. 

K. Bezirksthierarzt Engel referirt daran anschliessend 
über die Beschlüsse des Ausschusses betr. Statutenänderung, 
dreijährige Wahlperiode, Zusammensetzung des Ehrengerichtes, 
direkte Wahl des Vereinsausschusses, welche Vorschläge die 
Annahme von Seite der Generalversammlung fanden. 

Ueber Unfall- und Haftpflicht-Versicherung berichtete in 
gedrängter Kürze Herr k. Zuchtinspektor Dr. Greither— 
Donauwörth, der auch die Vereins-Abrechnung bekannt gab. 

Nach Revision der Rechnung und der Belege wurde dem 
Kassier Decharge ertheilt. 

Die hierauf für die Wahlperiode 1901—1904 vorgenommene 
Wahl des Vereins-Ausschusses ergab: 


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369 


I. Vorstand: k. Bezirksthierarzt Junginger—Mindelheim, 

II. Vorstand: k. Bezirksthierarzt Engel—Kaufbeuren, 

I. Schriftführer: k. Bezirksthierarzt Dr. Mitteldorf—Donau- 
wörth, 

II. Schriftführer: k. Bezirksthierarzt E hrle—Oberdorf, 

Kassier: k. Zuchtinspektor Dr. G r e i t h e r—Donau¬ 
wörth. 

Als Ersatzmänner wurden gewählt: 

k. Bezirksthierarzt Sch wenk—Augsburg, 
städt. Bezirksthierarzt Stroh—Augsburg. 

In den Obermedicinal-Ausschuss abgeordnet wird Herr 

k. Kreisthierarzt Weiskopf—Augsburg, als dessen Stell¬ 
vertreter k. Bezirksthierarzt Jun ginger—Mindelheim. — Zum 
„Deutschen Veterinärrath“ delegirt wird der k. Bezirksthier¬ 
arzt Dr. MitteIdor f—Donauwörth. 

Damit ist die Tagesordnung für innere Vereinsangelegen¬ 
heiten erschöpft und erhielt das Wort Distriktsthierarzt Grub er 
zu seinem Vortrage über: „Influenza der Pferde im Distrikte 
Obergünzburg“. 

Reichlicher Beifall für diesen interessanten und ein¬ 
gehenden Vortrag entlohnte den Herrn Vortragenden für seine 
instruktiven Ausführungen. 

Anschliessend hieran ergreift das Wort Herr k. Kreis¬ 
thierarzt Weiskopf—Augsburg, um in längerem, freiem Vor¬ 
trage an der Hand zahlreichen statistischen Materials in be¬ 
kannter meisterhafter Weise sich der Aufgabe zu entledigen: 
„Auftreten der Influenza in einem grösseren Pferdebestande 
Augsburgs“. (Siehe erster Artikel.) 

Hochinteressant waren diese Mittheilungen, gesammelt in 
vieljähriger Praxis, gestützt auf Erfahrung, genaueste Beob¬ 
achtung und Untersuchung der einzelnen Fälle, boten sie eine 
Fülle der schätzenswertesten Winke und Rathschläge für 
den Praktiker sowohl in Bezug auf Diagnose, als auch Thera¬ 
pie und Prophylaxis. Herzlichster Dank wurde desshalb dem 
Herrn Referenten im Namen der Versammlung für diese zeit- 
gemässen ungemein instruktiven Ausführungen durch den 

l. Vorstand zum Ausdrucke gebracht. 

Nach kurzer Debatte über Classificirung der einzelnen 
Krankheitsbilder nach ihren klinischen Erscheinungen, als: 
Influenza, Brustseuche, Skalma, wurde die Versammlung 
um 12V4 Uhr geschlossen. Ein gemeinschaftliches Diner 
vereinigte sämmtliche Theilnehmer im Hotel zum weissen 
Lamm. 


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370 


Nachmittags wurde der neuerbaute Schlacht- und Viehhof 
besichtigt, dessen Einrichtungen vollste Anerkennung fanden. 
Ein Abendschoppen im Hotel zum „Bayer. Hof“ beschloss 
den so schön und würdig verlaufenen Tag und viel zu früh 
nahte die Stunde der Trennung. Auf freudiges Wiedersehen 
im nächsten Jahrei Dr. Mitteldorf. 


Notiz. Durch Versuche, welche Professor Koch mit 
Professor Schütz von der thierärztlichen Hochschule Berlin 
während der Dauer von zwei Jahren ausführte und deren 
Resultat K. auf dem Tuberkulose-Gongress in London mit¬ 
theilte, scheint festgestellt zu sein, dass die Tuberkulose des 
Menschen auf Rinder durch die gewöhnlichen Arten der 
Infektion nicht übertragbar ist, und dass die Tuberkulose der 
Menschen und der Rinder verschieden ist. Als Consequenz 
dieser Versuchsergebnisse hält K. für höchst unwahrscheinlich, 
dass die Tuberkulose durch den Genuss von Fleisch, Milch etc. 
der Rinder beim Menschen hervorgerufen werden könne. 

Professor Lister äusserte in der Diskussion die An¬ 
schauung, dass aus der Nichtübertragbarkeit der Tuberkulose 
des Menschen auf das Rind noch nicht mit Sicherheit zu 
schliessen sei, dass umgekehrt die Rindertuberkulose nicht 
auf den Menschen übertragen werden könne. Diese wichtige 
Frage sei durch weitere Untersuchungen zu prüfen. A. 


Stand der Thierseuchen in Bayern am 15. Juli 1901. 

a) Rotz (Wurm): 

Schwaben: 1 Gmd. (1 Geh.); 

b) Maul- und Klauen-Seuche: 

Oberbay ern: 4 Gern. (1 Geh.) ; Oberpfalz: 2 Gern. (4 Geh.); 
Oberfranken: 4 Gern. (4 Geh.); Mittelfranken: 3 Gern. 
(17 Geh.); Schwaben: 3 Gern. (9 Geh.); 

c) Schweineseuche (Schweinepest): 
Oberbayern: 2 Gern. (2 Geh.); Mittelfranken: 1 Gern. 
(1 Geh.); Unterfranken: 1 Gmd. (2 Geh.); Schwaben: 
1 Gmd. (1 Geh.). 


F ür Besucher des Operations-Curs sind wieder Zimmer zu vermiethen 
bei Frau Thierarztensw. Deschelmayer, Kurfürstenstr. 3/IH L 


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371 


Bekanntmachung. 

Die diesjährige Generalversammlung des thierärztlichen Kreisvereins 
der Oberpfalz und von Regensburg findet am Sonntag, den 11. August, 
Vormittags 10 Uhr im Hotel „Grüner Kranz“ zu Regensburg statt mit 
darauffolgendem gemeinsamen Mittagsmahle. 

Tagresozcbvcua-gr: 

1. Schlichtung der Vereins-Angelegenheiten. 

2. Vortrag des Herrn k. o. Professors der thierärztlichen Hoch¬ 
schule in München, J. Imming er. (Thema Vorbehalten.) 

3. Mittheilungen aus der Praxis. 

Hiezu werden die sämmtlichen Herren Vereinsmitglieder und Collegen 
mit dem Bemerken freundlichst eingeladen, dass sich Tags vorher ein¬ 
findende Herren Mittags 2 Uhr und Abends nach 7 Uhr im Restaurant 
„Central“ treffen. Die Vorstandschaft. 


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Verantwortliche Redaktion: M. Albrecht. 
Expedition und Druck von J. Gotteswinter, München. 


Für die Redaktion bestimmte Sendungen sind an Professor 
Albrecht, Veterinärstr. 6/i, zu richten. D. Red. 


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V. 1 


Wochenschrift 

für 

Thierheilkunde und Viehzucht 

Unter Mitwirkung bewährter Fachmänner 

herausgegebeu von 

M. Albreoht und Ph. J. Göring. 


45. Jahrgang. München, den 6. August 1901. Nr. 32. 

Inhalt: Weiskopf, Auftreten der Influenza in einem grösseren Pferde- 
bestande Augsburgs. Vortrag, gehalten auf der 56. Generalversamm- 
lung des thierärztliohen Ereisvereins von Sohwaben und Neuburg. 
(Fortsetzung.) — Albreoht, Die Thierausstellung der deutschen Land- 
wirthsohaftsgesellschaft in Halle a. d. Saale im Juni 1901. (Schluss.) 
— Die Uebertragbarkeit menschlicher Tuborkulose auf Rinder. (Re¬ 
ferat.) — ßacteriologischer Feriencursus für Thierarzte. — Personalien. 
— Inserate. 


Auftreten der Influenza in einem grösseren Pferde- 
bestande Augsburgs? 

Vortrag, gehalten auf der 56. Generalversammlung des thierärztlichen 
Kreisvereines vbn Schwaben und Neuburg. 

Von Kreisthierarzt W e i s k o p f. 

(Forts, statt Schluss.) 

Insgesammt hatten die Patienten 614 Krankheitstage. 
Die Schwerkranken, welche sehr stark abgemagert waren, 
bedurften längere Zeit zur Erholung. Dämpfigkeit ist in 
keinem Falle zurückgeblieben. — Am 3. Februar 1901 trat die 
letzte Erkrankung auf und am 15. Februar nahm die Seuche, 
welche sonach 112 Tage andauerte, ihr natürliches Ende. 

Yon den beiden umgestandenen Hengsten zeigte der erste 
eine YergrÖsserung der Leber, der Milz, Erweiterung der 
rechten Herzkammer und Anfüllung mit starken Fibrinmassen, 
Exsudat im Herzbeutel, geringgradige Entzündung der linken 
Niere. Beim zweiten Hengste bestand hämorrhagische, lobäre 
Pneumonie, Hepatisation und Necrose der linken Lunge; miss- 
färbige, übelriechende Flüssigkeit in der Brusthöhle, gering¬ 
gradiges Ergriffensein der rechten Lunge. Es waren sonach 
der Circulätions-, sowie der Kespirations-Apparat, desgleichen 


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374 


der Digestions-Apparat ergriffen, und es bestand bei vielen 
Kranken das Bild der Brustseuche, bei andereu das der Roth- 
laufseuche. Beim dritten in der Reconvalescenz plötzlich ge¬ 
storbenen Hengste war das Epicardium schwarzroth getiegert 
und es erstreckte sich die schwarzrothe Durchtränkung tiefer 
in die Herzmuskulatur. 

Specifische Mittel zur Heilung der Influenzaformen sind 
zur Zeit nicht bekannt. Die verdächtigen und ersterkrankten 
Hengste wurden aus Gründen der Vorsicht sofort separirt; 
gleichzeitig wurde eine gründliche Reinigung und eingehende 
Desinfektion der Stallung vorgenommen, diese in achttägigen 
Zwischenräumen wiederholt und für Eintritt von frischer Luft 
in reichlichem Masse Sorge getragen. Das ganze Augenmerk 
wurde darauf gerichtet, den Ansteckungsstoff zu vernichten, 
zu vermindern und abzuschwächen, und damit Neuausbrüche 
zu verhüten, die Ausbildung eines hohen Grades der Krank¬ 
heit, Gomplicationen, Nachkrankheiten und letale Ausgänge 
möglichst zu vermeiden. Das weitere Heilverfahren bestand 
nahezu in allen Fällen in der Applikation von Senfbrei- 
Umschlägen auf die Brustwandungen, welche nicht selten 
wiederholt wurden. Die Wirkungen derselben waren meist 
eclatante; es traten verschieden starke Anschwellungen auf 
der Brustwand oder an der Unterbrust auf, die erhöhte Ath- 
mung verminderte sich meist hiebei und das Allgemeinbefinden 
erwies sich als ein besseres. — Scharfsalben, in zwei Fällen 
angewendet, Hessen im Stiche. — Hierauf wurden Priessnitz’sche 
Wicklungen um den Thorax, alle drei Stunden erneuert, 
fortgesetzt so lange applicirt, als noch die Temperatur ge¬ 
steigert war. Als innerliches Mittel kam Natr. borac. in 
kleineren Dosen täglich mehrmals im Trinkwasser zur An¬ 
wendung, wodurch weiche Kothentleerung und reichliche Diu¬ 
rese erzielt wurde. — Bei grosser Herzschwäche musste Alko¬ 
hol innerlich verabreicht oder in den Mastdarm infundirt 
werden. Ebenso wurden bei allgemeiner Schwäche Nähr- 
klystiere in den Mastdarm, desgleichen bei recht hoher Tem¬ 
peratur Infusionen von kaltem Wasser in den Mastdarm 
applicirt. — Die Nachkrankheiten, welche lediglich externer 
Art waren, fanden den Umständen entsprechende Behandlung. 

Der InfektionsstofF der Rothlaufseuche ist noch nicht 
bekannt. Auch derjenige der Brustseuche ist zur Zeit nicht 
sicher nachgewiesen. Der Schütz'sche Coccus ist zwar bei 
der Brustseuche regelmässig zu finden, aber nach derzeitiger 
Kenntniss nicht als Ursache der Seuche zu betrachten. 

Dass durch den Deckakt Stuten noch nach vielen Mo¬ 
naten angesteckt werden, wie angenommen wird, ist sicher 


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375 


irrig. In zwei Seucbenperioden sind die Hengste alsbald nach 
kaum recht überstandener Krankheit auf die Stationen ver¬ 
bracht, aber nicht ein Fall von Uebertragung der Seuche 
wahrgenommen worden. Der Ansteckungsstoff beider Formen 
soll direkt von Pferd zu Pferd durch Yermittelung der aus- 
geathmeten Luft, also direkt in die Lungen und von da in 
das Blut übergehen, wobei zugegeben wird, dass die Infection 
auch durch Zwischenträger, sowie wahrscheinlich vom Dige¬ 
stionsapparate aus erfolgen kann. 

Bei unseren Seuchenperioden erkrankten die Pferde nicht 
der Reihe nach, sondern bald oben, bald unten in der grossen, 
weit ausgedehnten Stallung, wobei die nebenstehenden Pferde 
sehr häufig verschont wurden, selbst solche, welche von 
Wärtern verpflegt wurden, die zugleich schwerkranke Hengste 
zu verpflegen hatten. (Schluss folgt.) 


Die Thierausstellung der deutschen Landwirthschafts- 
gesellschaft in Halle a. d, Saale im Juni 1901. 

Von Professor Alb recht. 

(Schluss.) 

2. Schafe. 

Unter den 688 ausgestellten Schafen waren 302 Stück 
Merinos, 276 Stück englische Fleischschafe; der Rest bestand 
aus deutschen Schlägen. 

Die für Concurrenz in Wolle ausgestellten Schafe waren 
abgetheilt in solche mit Tuch wolle, Stoffwolle und Kammwolle. 

Die englischen Fleischschafe waren vertreten durch 36 Stück 
Shropshires, 108 Stück Hampshires und 132 Oxfordshires. 
In der Gruppe „Fleischschafe“ concurrirten auch eine Anzahl 
„Merinofleischschafe“. 

In der Abtheilung „feine Tuchwolle“ hatten vorzüglich 
ausgestellt die Hochzüchter Maass—Kenzlin und Gadegast — 
Oschatz. 

Unter den Ausstellungsobjekten „Merinofleischschafe“ 
hatten Eissfeldt—Kötzschau, Osterland - Salzfurth, Rockstroh— 
Münchenlohre mächtige Thiere mit schönen geschlossenen 
Yliessen vorgeführt. 

Unter den englischen Downschafen fehlten die Southdown. 

Die Schlag-Unterschiede im Baue der drei ausgestellten 
Downschläge, deren Repräsentanten sich durchwegs durch die 
bekannten parallellopipedischen Rumpfformen auszeichneten 
und ausgeprägte Frühreife und Massfähigkeit anzeigten, fand 
ich keineswegs in sehr typischer Weise ausgeprägt. Selbst die 


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für „Shropshiredown“ angegebenen Schlagcharakter „sehr 
schmales Nasenbein, spitze Schnauze und Falten nach den 
Augenwinkeln“ traten nur bei einigen Thieren dieses Schlages 
scharf hervor. Fast möchte man sich fragen, ob es im Laufe 
der Zeit nicht dazu kommen werde, die englischen Schwarz¬ 
kopfschläge in einen Schlag zusammen zu fassen. 

Von deutschen Bassen und Schlägen hatten Papst—Burg¬ 
stadt das Frankenschaf ausgestellt. Ostfriesische Milchschafe 
waren durch den ostfriesischen Milchschafzuchtverein zur Stelle 
geschafft worden und zwar in recht guten Exemplaren. 

Eine allseitige und zwar verdiente Anerkennung wurde 
den Ausstellern des ßöhnschafes : Hobler—Ketten und Tann— 
Seeleshof zu Theil. 

3. Z i e g e n. 

Die Ziegen waren in zwei Gruppen: Schweizer Schläge 
und deren Kreuzungen und deutsche Landschläge aufgestellt. 

In der ersten Gruppe, 116 Thiere, waren mit Ausnahme 
von einigen Exemplaren des Guggisberger und Starkenburger 
Schlages nur Thiere des Saanenschlages vertreten. Das beste 
Material in dieser Gruppe hatten die Ziegenzuchtvereine 
Albig, Hähnlein und Wintersheim aus Hessen ausgestellt. : 

Die Frage, ob sich die Reinzucht der Saanenziege tei 
uns auf die Dauer bewähren wird, halte ich nach den Ein¬ 
drücken, welche ich in der Ziegenausstellung gewonnen habe, 
noch keineswegs für spruchreif. Die Anzahl hervorragender 
Saanenziegen war nach meinem Dafürhalten eine beschränkte. 
Das Material für die zweite Gruppe, 19 Stück, hatte der 
Ziegenzuchtverein Langensalza (Provinz Sachsen) geliefert. 
Diese Ziegen waren durchwegs sehr ähnlich den Thieren des 
Saanenschlages, nur etwas leichter. 

Durch entsprechende Wahlzucht; geeignete Fütterung und 
besonders Bewegung der Nachzucht müsste es unschwer sein, 
den Langensalzaer Schlag den* Schweizer Saanenschlag gleich¬ 
wertig zu züchten. 


Referate. 

Oie Uebertragbarkeit menschlicher Tuberkulose auf Rinder. 

Referat über den Vortrag von Professor Koch auf dem internationales 
Tuberknlose-Congresse in London. 

Ein genaueres Eingehen auf die von Koch aufgestellte 
Behauptung, welche in der letzten Woche so allgemeines Auf¬ 
sehen erregte, wird erst möglich sein, wenn der genauere 
Bericht der Sitzungen vorliegt. Im Folgenden sollen desshalb 


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377 


nur die wesentlichsten Punkte der Mittheilung und der bisher 
in der Diskussion geltend gemachten Gesichtspunkte wieder¬ 
gegeben werden. 

Die neue Thatsache, welche Koch und Schütz fest¬ 
stellten, ist die, dass mit Reinkulturen aus menschlichen tuber¬ 
kulösen Organen Rinder durch keinen der gewöhnlichen In¬ 
fektionsmodi angesteckt werden können. Diese Feststellung 
scheint mit einem im Jahre 1879 von Bollinger ausgeführten 
Versuche im Widerspruche zu stehen, welchem es gelang, 
durch Impfung tuberkulöser Produkte vom Menschen auf ein 
Kalb echte Perlsucht hervorzurufen. Der Widerspruch ist 
indess vielleicht nur ein scheinbarer: es ist nicht undenkbar, 
dass die aus Kultur genommenen Bacillen sich in Hinsicht 
auf Virulenz wenn auch nur geringgradig, verändern, und dass 
diese Veränderung genügt, um die negativen Ergebnisse der 
neuen Versuche zu erklären. In den bisher uns zu Gesichte 
gekommenen Mittheilungen ist nur von Reinkulturen, nicht 
von direkter Uebertragung tuberkulöser Organstückcheri die 
Rede. Wir müssen desshalb über diesen Punkt unser Urtheil 
verschieben; ebenso über die in den bisherigen Mittheilungen 
gleichfalls nicht besprochene Frage, ob unter den Versuchen 
auch solche mit Erzeugung . künstlicher Prädisposition des 
Rindes (allgemeine Herabsetzung der Widerstandsfähigkeit 
durch Erkrankungen, schlechte Ernährung etc.) ausgeführt 
wurden. Dass der Organismus des Rindes jedenfalls keinen 
besonders günstigen Boden für menschliche Tuberkelbacillen 
darstellt, geht auch aus dem Bollinger’schen Versuche her¬ 
vor, in welchem nicht rasch ausgebreitete Tuberkulose, son¬ 
dern Perlsucht erzeugt wurde, wie ja die Tuberkulose des 
Rindes überhaupt nach Verlauf und Produkten den Eindruck 
macht, dass es sich bei derselben entweder um primäre bio¬ 
logische Verschiedenheiten des Infectionserregers (Koch, Schütz) 
oder um besondere durch den „Nährboden“ und die speci- 
fische Reaktionsfähigkeit des Gewebes bedingte Abweichungen 
in seinem Verhalten handle. Die Frage bleibt zunächst also 
offen, wie sich das Rind bei eventueller künstlicher Steigerung 
der Disposition gegenüber dem Bacillus der menschlichen 
Tuberkulose verhalten würde. 

Aber sehen wir, den übereinstimmenden Autoritäten des 
Meisters der Bacteriologie und Listers vertrauend, die Ex¬ 
perimente Kochs als beweiskräftig an, so fragt sich weiter: 
was folgt daraus für die Uebertragbarkeit der Rindertuberkulose 
auf den Menschen? Dass es im allgemeinen nicht tuberkulöse 
Patienten sind, welche unsere Rinder anstecken, wissen wir 
zur Genüge; wesentlich ist für uns die Frage, ob der Tuberkel- 


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378 


bacillus von dem Rinde aüfden Menschen übertragbar ist. 
Es bleibt, wie auch diese zweite und wichtigere, dem Experi¬ 
mente unzugängliche Frage entschieden werden wird, das 
Verdienst Kochs, daraufhin geführt zu haben, dass das bisher 
in stillschweigendem Einvernehmen als einheitliches gefasste 
Problem der Tuberkuloseansteckung zwischen Mensch und 
Thier in zwei Fragen zerfällt: Sind die Thiere Von dem 
Menschen aus ansteckbär? und: kann der Mensch von dem 
Thiere her angesteckt werden; hier speciell: kann er auf 
intestinalem Wege (Milch, Fleisch etc.) inficirt werden? 

Ueber den zweiten Punkt erfahren wir aus Koch’s Ver¬ 
suchen nichts. Koch selbst ist allerdings der Meinung, durch 
indirekte Beweise diese Lücke seiner Argumentation ergänzen 
zu können. Er sagt: 

„Es ist wohlbekannt, dass Milch und Butter, die in 
grossen Städten consumirt werden, grosse Massen Bacillen 
thierischer Tuberkulose in lebendem Zustand enthalten, wie 
zahlreiche Experimente mit solchen Produkten an Thieren 
bewiesen haben. Die meisten Bewohner solcher Städte con- 
sumiren in der That solche lebendige und durchaus viru¬ 
lente Bacillen thierischer Tuberkulose und führen damit 
unfreiwillig das Experiment aus, das wir nicht machen können. 
Wenn die Bacillen thierischer Tuberkulose im Stande wären, 
Menschen zu inficiren, so müssten unter den Bewohnern 
grosser Städte, insbesondere den Kindern, viele Fälle von 
Tuberkulose Vorkommen, die durch die Verzehrung von 
Nahrungsmitteln mit Tuberkelbacillen erzeugt wären. Und 
die meisten Aerzte glauben, das sei wirklich der Fall. That- 
sächlich ist dem nicht so. Dass ein Fall von Tuberkulose 
durch Nahrungsmittel erzeugt ist, könnte mit Sicherheit nur 
dann angenommen werden, wenn der Darm zuerst leidet — 
d. h. wenn sogenannte primäre Tuberkulose des Darms ge¬ 
funden wird. Aber solche Fälle sind äusserst selten. Unter 
vielen Tuberkulose-Fällen, die nach dem Tod untersucht wur¬ 
den, kann ich mich nur erinnern, zwei Fälle primärer Darm- 
Tuberkulose gesehen zu haben. Unter dem grossen Sektions¬ 
material der Berliner Charite kamen in fünf Jahren zehn 
Fälle primärer Darm-Tuberkulose vor. Unter 933 Tuber¬ 
kulosefällen an Kindern im Kaiser und Kaiserin Friedrich- 
Hospital fand Baginsky keinen Fall von Darm-Tuberkulose 
ohne gleichzeitige Erkrankung der Lungen und Bronchien. 
Unter 3104 Sektionen an tuberkulösen Kindern beobachtete 
Biedert nur 16 Fälle primärer Darm-Tuberkulose. Ich könnte 
noch viele statistische Angaben derselben Art citiren, die alle 
zweifelsohne zeigen, dass primäre Darm-Tuberkulose besonders 


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379 


unter Kindern eine relativ seltene Krankheit ist, und von den 
wenigen angeführten Fällen ist es keineswegs ausgemacht, 
dass sie durch Infection mit thierischer Tuberkulose erzeugt 
waren. Sie können gerade so gut durch die weit verbreiteten 
Bacillen menschlicher Tuberkulose erzeugt sein, die auf dem 
einen oder anderen Weg in den Darm gelangten, z. B. durch 
Verschlucken des Mundspeichels. Bisher konnte Niemand in 
einem solchen Fall sicher entscheiden, ob die primäre Darm- 
Tuberkulose menschlichen oder thierischen Ursprungs sei. 
Wir haben nun* ein Mittel der Diagnose dafür. Wir brauchen 
nur die im tuberkulösen Material gefundenen Tuberkelbacillen 
in Reinkultur zu kultiviren und dann durch Einimpfung in 
Thiere festzustellen, ob sie zu thierischer Tuberkulose ge¬ 
hören. Seit einem halben Jahr habe ich mich mit Unter¬ 
suchungen dieser Art beschäftigt, aber angesichts der Selten¬ 
heit der fraglichen Krankheit war die Zahl der Fälle, die ich 
untersuchen konnte, nur klein. Das bisherige Ergehn iss 
dieser Untersuchungen spricht aber nicht für die 
Annahme, dass thierische Tuberkulose im Men¬ 
schen vorkommt. Wenngleich die wichtige Frage, 
ob der Mensch für thierische Tuberkulose über¬ 
haupt empfänglich ist, noch nicht absolut ent¬ 
schieden ist und eine absolute Entscheidung 
weder heute noch morgen zulässt, so kann map 
droch schon jetzt sagen: Wenn eine solche Em¬ 
pfänglichkeit überhaupt besteht, so ist doch eine 
solche Ansteckung menschlicher Wesen nur ein 
sehr seltener Fall. Ich würde die Ausdehnung einer 
Ansteckung durch Milch und Fleisch tuberkulösen Viehes 
jedenfalls kaum für grösser halten als die erblicher Ueber- 
tragung und es scheint mir daher nicht räthlich, be¬ 
sondere Massnahmen gegen sie zu treffen“. (Ber. 
d. Münch. Neuest. Nachr. Nr. 348.). 

Das klingt gewiss sehr beweisend. Aber es ist eben am 
Ende doch statistisches Material und thut nur die längst be¬ 
kannte Seltenheit, nicht die Unmöglichkeit der Darminfection 
durch Genuss tuberkulöser Nahrungsmittel von neuem dar. 
Ausserdem gibt es andere Feststellungen, welche für die 
gegentheilige Anschauung sprechen. Professor B o 11 i n g e r führt 
in einer Mittheilung in der Allgemeinen Zeitung Nr. 202 
hierüber Folgendes an: 

„Die Tuberkulose der vielfach mit Kuhmilch ernährten 


Kinder, namentlich in den ärmeren Volksklassen, kommt in 
Wirklichkeit viel häufiger vor, als gewöhnlich angenommen 



da dieselben sehr häufig in den schwer zugänglichen 


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380 


Lymphdrüsen im Brustkorb und in der Bauchhöhle sich lokali- 
sirt. Professor Heller in Kiel hat festgestellt, dass in fast 
der Hälfte aller Fälle von Tuberkulose der Kinder sich Tuber¬ 
kulose der Gekrösdrüsen nachweisen Hess, also jener Ab¬ 
schnitte des Lymphapparates, die von Keimen, die vom Darm 
aus in den Körper eindringen, in erster Linie passirt werden 
müssen, wobei der Darm selbst in der Regel nicht erkrankt 
ist. Professor Heller schliesst daraus, dass die Milch tuberku¬ 
löser Kühe bei der Kindertuberkulose die Hauptrolle spiele. 
In der pädiatrischen Poliklinik zu München (Professor Seitz) 
wurde statistisch nachgewiesen, dass bei 68 Procent der be¬ 
handelten tuberkulösen Kinder die Eltern frei von Tuberkutew 
waren und auch in ihrer Jugendzeit niemals verdächtige Symp¬ 
tome geboten hatten; solche Kinder müssen die Tuberkulose 
anderweitig — durch Verkehr mit tuberkulösen Patienten 
oder durch intestinale Infektion (Fütterungstuberkulose) — 
acquirirt haben“. 

In ähnlichem Sinne sprach sich Professor M. Fadyean, 
dem sich Nocard anschloss, in der Sitzung vom 25. Juli in 
London aus. 

Hiernach muss also die Angelegenheit nach dieser Seite 
als keineswegs spruchreif angesehen werden, und man wird 
eher bedauern müssen, dass durch die Mittheilung Koch’s die 
Frage in einem so unreifen Stadium der breiten Oeffentlichkeit 
unterbreitet worden ist, wo sie nicht verfehlt hat und weiter¬ 
hin nicht verfehlen wird, Verwirrung zu stiften und ohne hin¬ 
reichenden Grund der so mühsam in Gang gebrachten Be¬ 
kämpfung der Tuberkulosegefahr an einem hygienisch und 
wirtschaftlich gleich wichtigen Punkte — in der Nahrungsmittel¬ 
frage — neue Hindernisse zu bereiten. Es ist dies umsomehr 
zu fürchten, als Professor Koch selbst angeblich erklärt hat, 
er halte alles Geld, das zum Schutze des Publikums gegen 
Fleisch und Milch von tuberkulösem Vieh ausgegeben wird, 
für hinausgeworfen und würde selbst kein Bedenken tragen, 
tuberkulöses Fleisch und tuberkulöse Milch zu geniessen. 

Man wird vielleicht einwenden, dass das oben geäusserte 
Bedenken, welches von Lister sofort im Anschluss an Koch’s 
Vortrag hervorgehoben wurde, der Begründung entbehre: wie 
soll, wenn die Tuberkulose von dem Menschen nicht auf das 
Rind übertragen werden kann, Rindertuberkulose auf den 
Menschen übertragbar sein? Wir wissen indessen aus ver¬ 
schiedenen Beispielen, dass dieser Schluss durchaus nicht 
stringent ist. Professor Bollinger führt 1. c. als eine analoge 
Erfahrung das Verhalten vom Menschen und Rind gegen Variola 
an: die durch Variola-Verimpfung erzeugte Vacime liefert die 


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381 


gutartige Impflymphe. Es könnte sein, dass in ähnlicher Weise 
men8ehliehe Tuberkelbacillen im Rindskörper eine Abschwächung 
erleiden und so auch bei der eventuellen Wiederübertragung 
auf den Menschen einen grossen Theil ihrer Virulenz verloren 
hätten. Hieraus würdo sieh die bei der grossen Häufigkeit 
der Rindertuberkulose auffallende Seltenheit der menschlichen 
primären Darmtuberkulose wohl verstehen lassen (Bollinger). 

Noch näher liegt es vielleicht, an das Beispiel der Vogel¬ 
tuberkulose zu erinnern. Sie wurde 1884 von Koch für 
identisch mit der Säugethiertuberkulose erklärt; im Jahre 1890 
bestätigte Koch den von verschiedenen Autoren (Strauss, Rivolta 
u. A.) gezogenen Schluss, dass beide Erkrankungen spezifisch 
verschiedener Natur seien. Und heute ? Heute findet N o c a r d, 
dass die abdominale Tuberkulose des Pferdes von einem mit 
dem Bacillus der Vogeltuberkulose identischen Bacillus erzeugt 
werde (während man bei der Brusttuberkulose des Pferdes 
den gewöhnlichen Bacillus der Säugethiertuberkulose antrifft); 
oder derselbe Nocard zeigt, dass man durch monatelange in¬ 
traperitoneale Züchtung in Collodiumsäckchen, die in der 
Bauchhöhle vom Meerschweinchen eingeschlossen werden, Tu¬ 
berkelbacillen des Menschen für Vögel infektiös machen und 
durch ihre Verimpfung typische Vogeltuberkulose erzielen kann; 
umgekehrt wiesGarino nach, dass das angeblich gegen Vogel¬ 
tuberkulose völlig refraktäre Meerschweinchen bei intraperi¬ 
tonealer Impfung an umschriebener Bauchfelltuberkulose zu 
Grunde geht u. s. w. Mit anderen Worten : wir sehen die 
Wahrscheinlichkeit, dass die Erreger der Säugethier- und Vogel¬ 
tuberkulose nur Varietäten einer und derselben Species sind, 
wieder ausserordentlich gesteigert, so gut wie erwiesen, nachdem 
lange Zeit hindurch ihre specifische Verschiedenheit sicher ge¬ 
schienen hatte. Wer bürgt uns dafür, dass wir nicht nunmehr wie¬ 
der einen ähnlichen Wandel in den Ansichten über die Zusammen¬ 
gehörigkeit des Bacillus der menschlichen und Rindertuberkulose 
erleben? Diesmal handelt es sich aber nicht um eine „Doktor¬ 
frage“, sondern um eine in praktischer Hinsicht eminent wichtige, 
um eine „Geldbeutel- und Magenfrage“, bei der ganz Europa 
engagirt ist. Die tuberkulösen Granulome zeigen bei den 
verschiedenen Thierspecies bei aller Uebereinstimmung im 
Ganzen so auffällige Verschiedenheiten im Einzelnen, dass 
man schon daraus, wie oben für die Rindertuberkulose bemerkt 
wurde, auf eine Verschiedenheit in dem jeweiligen biologischen 
Verhalten der Erreger wird schliessen müssen: soll man nun 
deshalb so viel verschiedene Arten annehmen als es verschiedene 
Formen tuberkulöser Neubildungen gibt? oder wird es, solange 
nicht weitere Untersuchungen Klarheit schaffen, richtiger sein, 


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382 


bei der Annahme eines einheitlichen, nur mehr oder weniger 
variirenden Virus zu verbleiben? Wie lange hat man sich 
angesichts der auffälligen Unterschiede der sog. skrophulösen 
Lymphdrüsentuberkulose des Menschen dagegen gesträubt, 
dieselbe der Tuberkulose s. str. zuzurechnen, und auch heute 
noch wird man gezwungen sein, entweder eine Abschwäcbung 
der Infektionserreger oder die Besonderheiten des Vegetations¬ 
milieus als Ursache dieses besonderen Verhaltens anzunehmen. 
Aber es handelt sich augenscheinlich nur um Variationen, 
nicht um tiefere Verschiedenheiten; und unter geeigneten Ver¬ 
hältnissen verhalten sich der „ Bacillus der Skrophulose“ und 
„Bacillus der Tuberkulose“ eben identisch. Die speziellen 
Bedingungen aber, welche diese Aenderungen im biologischen 
Verhalten, speziell in Hinsicht auf Infektionstüchtigkeit, ver¬ 
schulden, sind uns für den Fall der Skrophulose heute so wenig 
klar bestimmbar als für den Fall der Vogel- oder für die 
Rindertuberkulose. So lange wir hierüber keine genauere 
Kenntniss besitzen, wird es immer wieder gut sein, sich der 
Thatsache zu erinnern, dass der Verlauf aller Infektionen nicht 
blos dürch den Mikroben, sondern wesentlich durch die Eigenart 
des betreffenden Organismus mitbedingt wird. Auch für die 
Frage der Wechselbeziehungen zwischen Mensch und Rind 
wird es nothwendig sein, nachdem nun das „x“ wieder ein¬ 
mal in den Vordergrund getreten ist, auch wiederum das „y“, 
hier den „lebenden Nährboden“, zu studiren, der eben doch 
von den künstlichen immer wesentlich verschieden bleibt und 
Vielleicht dort Aufklärurigen zu bieten im Stande sein wird, 
wo einseitig bakteriologische Betrachtung zur Statuirung prin* 
zipieller Unterschiede, neuer Arten oder Rassen der Bak¬ 
terien etc. schreiten zu müssen glaubt. 

Angesichts dieses Standes der Angelegenheit wird man 
es jedenfalls begrüssen dürfen, dass der Tuberkulosekongress 
in seiner Schlussresolution es zwar den Regierungen dringend 
ans Herz legt, sofort eine Untersuchung der Koch’schen 
Theorie zu veranlassen, aber gleichzeitig räth, in den Vor- 
sichtsmassregeln gegen infizirtes Fleisch und infizirte Milch 
nicht nachzulassen. Hoffen wir, dass erneute Untersuchungen 
die wichtige Frage bald zu einer definitiven Lösung führen. 

E. A. 


Bacteriologischer Feriencursus für Thierärzte, 

Zu dem am pathologisch-anatomischen Institute der Thier¬ 
ärztlichen Hochschule zu München vom 19.—29. August statt- 


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383 

findenden Unterrichtscurse haben sich 36 Herren Thierärzte 
gemeldet, es konnten jedoch nur 32 Plätze besetzt werden. 
Die Liste der Anmeldungen ist nun geschlossen. 
München, den 1. August 1901. 

% Dr. Jos. Mayr, Prosector. 


Personalien. 

An der tierärztlichen Hochschule München haben die Fachprüfung 
bestanden die Herren: Schneck Josef aus Vöhringen und Stein meier 
Franz aus Staffelstein. — Promotionen: An der Veterinärmedicinischen 
Fakultät der Universität Bern wurden zum Dr. med. vet. promovirt der 
k. Zuchtinspektor Greith er und der k. Bezirksthierarzt Mitteldorf, 
beide in Donauwörth, dann der Thierarzt Zellhuber aus Mönchen. — Der 
Assistent am pharmakologischen Institute der thierärztlichen Hochschule 
Mönchen, Friedrich Gmein er, hat einen Huf als ausserordentlicher Pro¬ 
fessor för innere Thierkrankheiten an die Universität Giessen erhalten und 
denselben angenommen. 


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Verantwortliche Redaktion: M. A 'recht. 

Expedition und Druck von J. Gotteswinter, München. 

Für die Redaktion bestimmte Sendungen sind an Professor 
Alb recht, Veterinärstr. 6/i, zu richten. D. Red. 


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Wochenschrift 


\ 




\- Y 


für ^ 

Thierheilkunde und Viehzucht 

Unter Mitwirkung bewährter Fachmänner 

herausgegebeu von 

M. Albreoht und Ph. J. Göring. 




45. Jahrgang. München, den 13. August 1901. 


Nr. 33. 


Inhalt: Weiskopf, Auftreten der Influenza in einem grösseren Pferde- 
bestande Augsburgs. Vortrag, gehalten auf der 56. Generalversamm¬ 
lung des thierärztliohen Kreisvereins von Schwaben und Neuburg. 
(Schluss.) — Ehrenhard, Mohn Vergiftung bei Rindern. — Gutbrod, 
Scirrhus des Labmagens bei einem Ochsen. — Eckart, Enzootisoher 
Abörtus bei der Ziege. — Taenia dentioulata beim Rinde. — Kritzer, 
Jodkali-Infusionen bei Gebärparese. — Referate. — Personalien. — 
Inserate. 


Auftreten der Influenza in einem grösseren Pferde- 
bestände Augsburgs. 

Vortrag, gehalten auf der 56. Generalversammlung des thierärztlichen 
Kreisvereines von Schwaben und Neu bürg. 

Von Kreisthierarzt W e i s k o p f. 

(Schluss.) 

Wenn die Ansteckung allein veranlassend wäre, so müssten 
eher die nebenstehenden Pferde erkranken, was häufig nicht 
der Fall ist, indem die Krankheit sprungweise sich ausbreitet. 
Es sind daher sicher noch andere Faktoren bei der Entstehung 
der Seuche betheiligt, wie fehlerhafte, sanitäre Zustände im 
Stalle, z. B. die vorhandenen Mulden, die Jaucheabzüge, wo¬ 
durch die Zersetzungsprocesse begünstigt werden; ferner das 
Sinken des Grundwassers und die Vegetation pathogener 
Keime in der Erdschichte während des Sommers, die Tem¬ 
peratur- Differenz zwischen Grundluft und Stallluft und die 
hierdurch erfolgende Circulation der Grundluft und die Be¬ 
wegung der Keime im Herbste und Winter in die wärmere 
Stallluft. Der Umstand, dass gerade gewisse Oertlichkeiten 
von der Seuche bevorzugt werden und in diesen so zahlreiche 
Erkrankungen auftreten, spricht dafür, dass besondere, im 
Stalle liegende und die Ausbreitung der Seuche begünstigende 


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386 


Verhältnisse vorhanden sein müssen. Der Ausbruch der 
Seuche im Winter, woselbst die Pferde unter dem Einflüsse 
der Stallluft sich befinden, spricht ebenfalls hiefür. 

Anfangs waren bei dieser Invasion mehr die Erscheinungen 
der Rothlaufseuche, später die der Brustseuche und gegen 
Ende der Seuche wieder mehr diejenigen der Rothlaufseuche 
vorherrschend. Merkwürdigerweise behaupten auch die Autoren, 
dass zur Rothlaufseuche die Brustseuche und zu dieser 
wieder die Rothlaufseuche sich gesellen könne. Diese Beob¬ 
achtung habe ich gleichfalls wiederholt gemacht und zwar im 
Feldzuge 1870 mit mehreren 100 Pferden, im Jahre 188 L bei 
110 Trambahnpferden hier, in den Jahren 1882—1884 bei 
circa 400 Pferden dahier, daun im Jahre 1892 bei 44 Land¬ 
gestütshengsten. In ein und demselben Stalle waren bald 
die Erscheinungen der Brustseuche, bald die der Rothlauf¬ 
seuche im Leben wie bei der Sektion festzustellen. Das 
häufige Nebeneinander-Auf treten beider Formen wäre ein 
eigentümliches Verhalten derselben! Wir bemerken, dass 
Fieber, Puls, Husten, Athmung, Verdauungsstörungen, Er¬ 
griffensein der Augen, Körperhaltung, Urinabsonderung so 
häufig bei beiden Formen keine besonderen Unterschiede auf-~ 
weisen, wenigstens nicht grössere, als dies schon bei einzelnen 
mit der Rothlaufseuche oder der Brustseuche behafteten Pfer¬ 
den an und für sich der Fall ist^ Wir beobachten bei beiden 
Formen ausnahmsweise die Herzaffektionen, die Gehirn-und 
Rückenmarkserscheinungen, die gleichen Complikationen und 
Nachkrankheiten und, wenn wir die Symptome beider Formen 
einander gegenüberstellen, so finden wir, dass die Symptome 
beiden Formen angehören. Die leichteren Grade der Brust¬ 
seuche weisen das gleiche Bild wie bei der Rothlaufseuche 
auf und die schweren Grade der Rothlaufseuche gehen mit 
Erscheinungen einher, wie sie bei der Brustseuche vorge¬ 
funden werden. Fälle, die für Rothlaufseuche angesehen 
wurden, weisen bei der Sektion Erscheinungen der Brust¬ 
seuche auf und umgekehrt. Die Autoren behaupten nun, dass 
auch bei der Rothlaufseuche Lungen- und Brustfell-Erkrank¬ 
ungen Vorkommen können. Auch- die Dauer der Krankheit 
und die Bakteriologie sollen für die Verschiedenheit beider 
Seuchen massgebend sein. Wir können aber bei einer grossen 
Anzahl von brustseuchekranken Pferden ebenfalls eine kurze 
Dauer beobachten. Was die Bakteriologie betrifft, so ist 
hierüber nach dem neuesten Standpunkte der Wissenschaft 
nichts Bestimmtes nachgewiesen. 

In Erwägung aller dieser Thatsachen bin ich zu dem 
Standpunkte gelangt, dass beide Formen identisch sind* gerade 


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38? 


so wie der Rotz- und Hautwurm, welche früher als verschie¬ 
dene Krankheiten galten, oder wie die Schweineseuche und 
Schweinepest, welche ich schon in ausgeprägtester Form bei 
ein und demselben Schweine feststellen konnte. Je nach der 
Beschaffenheit des Ansteckungsstoffes, der Entwicklungsstufe 
und Quantität des aufgenommenen Ansteckungsstoffes, den 
örtlichen Verhältnissen und besonderen Umständen, welche 
der Weiterentwicklung des Ansteckungsstoffes günstig sind, 
wird die eine oder, andere Lokalisation und sonach die eine 
oder andere Form hervorgerufen. In praktischer, polizeilicher 
und statistischer Hinsicht besteht auch ohnedies kein Unter¬ 
schied zwischen den einzelnen Formen der Influenza. Zur 

Prüfung und Klärung dieser Frage wird sich noch Gelegen¬ 
heit bieten und durch die Auffindung des Krankheitserregers 
mit Hilfe der Bakteriologie wird der Beweis der Identität 
beider Formen noch erbracht werden. 

Was die geschilderten Krankheiten in Obergünzburg be¬ 
trifft, so muss ich bemerken, dass hier Erscheinungen auf¬ 
geführt werden, die sich mit dem Begriff Influenza nicht 

vollständig decken. Es verläuft zwar die Influenza in ver¬ 
schiedenen Jahren und an verschiedenen Orten wieder ver¬ 
schieden. Aber immerhin bietet sie doch ein bestimmtes 

typisches Bild. Hier wurden aber Erscheinungen erwähnt, 
so die häufigen und sich wiederholenden Kolikanfälle, die 

Gehirnwassersucht etc., welche der Influenza nur ausnahms¬ 
weise eigen sind, und ich bin daher der Ansicht, dass in 
Obergünzburg eine anderweitige, lediglich lokale Infektions- 
Krankheit vorlag. 


Mohnvergiftung bei Rindern. 

Von Bezirksthierarzt Ehrenhard, Ingolstadt. 

Im Juni wurde ich in einen Stall gerufen, in dem kurze 
Zeit nach der Abendfütterung zwei Ochsen, drei Kühe und 
ein Jungrind unter folgenden Symptomen erkrankten: Die 
Thiere wurden plötzlich unruhig, brüllten beständig, suchten 
sich von der Kette loszureissen, wollten aufeinander losstürzen, 
verdrehten Augen, Kopf und Hals und blieben unter heftigen 
Convulsionen einige Zeit am Boden liegen. Als ich zwei 
Stunden später die Thiere untersuchte, waren dieselben voll¬ 
ständig ruhig. 

Die Ursache der Erkrankung fand sich bei der Unter¬ 
suchung des Klees, indem dieser massenhaft mit wildem, 
meist verblühtem Mohn vermischt war. Es war desshalb 


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388 


auch ein vor 14 Tagen abgenommenes Saugkalb, das keinen 
Klee gefressen hatte, vollkommen gesund geblieben. 


Scirrhus des Labmagens bei einem Ochsen. 

Yon Distriktsthierarzt Gutbrod, Moosburg. 

Ein Ochse erkrankte an Indigestion, die rasch zur Ab¬ 
magerung führte; eigentümlich waren öftere Brechbeweg¬ 
ungen. Da sich der Zustand unter allmähliger Auftreibung 
verschlimmerte und das Thier anämisch wurde, wurde es ge¬ 
schlachtet. Es zeigte sich nun, dass der Labmagen am 
Uebergang zum Duodenum auf Faustdicke ringsum zu einer 
homogenen, speckigen, beim Schneiden knirschenden, gelb¬ 
grünlichen, an ihrem höchsten Punkt etwas arrodirten Masse 
angeschwollen war, die den Pylorus vollständig abschnürte. 
Die mikroskopische Untersuchung ergab ein reines Epithel¬ 
lager, das hie und da von Bindegewebs- und elastischen Fasern 
durchzogen war; drüsige Anordnung war nicht zu erkennen. 


Enzootischer Abortus bei der Ziege. 

Yon Distriktsthierarzt Eckart, Otterberg. 

Zur Untersuchung einer Ziege, die soeben abortirt hatte, 
wurde ich mit folgender Anamnese gerufen: Vor zwei Jahren 
hatte von den zwei zum zweiten Mal trächtigen Ziegen der 
Besitzerin keine ein ausgebildetes Junges gebracht. Dem 
Abortus ging bei jedem Thiere Beeinträchtigung des Allgemein¬ 
befindens, bestehend in Appetitstörung und geringerer Munter¬ 
keit voraus, worauf in 5—20 Stunden, also ziemlich gleichzeitig, 
Fehlgeburt erfolgte. 

Die Untersuchung der Ziege, welche nach Aussage der 
Besitzerin ungefähr */2 Stunde vor meinem Eintreffen im 
Stalle verworfen hatte, ergab ausser einer gewissen Mattigkeit 
und verminderter Fresslust keine Anhaltspunkte; gleich negativ 
war die eingehende Besichtigung der zwei todten, im dritten 
Entwicklungsstadium befindlichen Jungen. Den Abend vorher 
hatte die ändere Ziege, welche einige Wochen länger trächtig 
war, zwei Zicklein verworfen. 

Das Futter, welches noch in der Krippe war und aus 
Resten von Mehl, Kartoffeln und Wasser zu bestehen schien, 
hatte einen eigenthümlichen, beinahe widerlichen Geruch, den 
ich mir erst erklären konnte, als mir die Frau den Brunnen 
zeigte, aus dem sie nach ihrer Erklärung nur für das Yieh 
Wasser nehme, da öfters Jauche aus der nahen Abortgrube 
über- und dann in den Brunnen hineinlaufe; derselbe bestand 
aus einem in den felsigen Boden eingehauenen Loch mit 


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389 


kleiner Quelle. Ich glaube nun, in dem Wasser die Ursache 
des Verwerfens suchen zu dürfen; doch wurden beide Ziegen 
leider geschlachtet, so dass eine Beobachtung darüber, ob die 
Thiere bei Vermeidung des inficirten Wassers auch verwerfen 
würden ; nicht möglich war. 

Taenia denticulata beim Rinde. 

Von Distriktstkierarzt Eckart, Otterberg. 

Zu einem Rind gerufen mit der Anamnese, dass es trotz 
guter Fütterung und Pflege eher ab- als zunehme, fand ich 
bei der Untersuchung die Erscheinungen einer Indigestion: 
Die Futteraufnahme zeigte Unregelmässigkeiten, das Wieder¬ 
kauen geschah seltener, die Wanstbewegungen waren verlang¬ 
samt, der Kothabsatz war verzögert, der Koth selbst trocken. 
Dabei zeigte der theilnahmslose Patient rauhes Haarkleid, 
die Ohren und Hörner fühlten sich kühl und der Nasenspiegel 
trocken an. Während der achttägigen Behandlung auf Magen¬ 
katarrh war das Befinden bald besser, bald schlechter. Bei 
der Schlachtung nun fanden sich Bandwürmer (Taenia denti- 
eulata) in grosser Zahl, theils einzeln, theils zu förmlichen 
Knäueln verbunden und das Lumen des Darmes theilweise 
ausfüllend. Auffallend war, dass im Kothe keine Bandwurm¬ 
glieder gefunden wurden. 

JodkalMnfusionen bei Gebärparese. 

Von Distriktsthierarzt Kritzer, Blieskastel. 

Die Behandlung der Gebärparese bei Kühen führe ich 
seit März 1899 nach der Methode von Schmidt-Kolding aus. 
(S. die Tabelle.) Unter neun auf diese Weise behandelten 
Thieren genasen sieben. Bei Nr. I, bei der auch die zweite 
Infusion keinen Erfolg zeitigte, setze ich das negative Resultat 
auf Rechnung des hohen Alters des Thieres und der ver¬ 
späteten Behandlung (nach 24 Stunden). Nr. VII kam auch 
erst 12 Stunden nach Beginn der Krankheit in Behandlung, 
eine zweite Infusion war auch hier erfolglos. Eine zweite 
Infusion mit Erfolg ist dagegen bei Nr. IX zu verzeichnen; 
diese wurde 24 Stunden nach der ersten Infusion ausgeführt, 
während bei Nr. I und VII die zweite Infusion erst 48 Stun¬ 
den nach der ersten gemacht wurde, da eine geringe Besser¬ 
ung zu verzeichnen war. Es dürfte sich desshalb empfehlen, 
wenn die Thiere 12 Stunden nach der Infusion noch Krank¬ 
heitserscheinungen — auch geringgradige — zeigen, gleich 
eine zweite Infusion folgen zu lassen. Nachtheile, wie Euter¬ 
entzündungen traten in keinem Falle auf; das Gesammtresultat 
ist ein höchst befriedigendes. 


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390 



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391 


Referate. 

Tuberkelbacillen in der Kuhmilch als mögliche Quelle 
der menschlichen Tuberkulose. Im Folgenden referiren wir 
die wesentlichsten Gesichtspunkte aus den von Professor M. 
Fadyean unter dem Eindruck der Koch’schen Mittheilung am 
folgenden Tage gehaltenen Rede. F. betrachtet als die wesent¬ 
lichsten Stützpunkte der Koch’schen These die folgenden drei: 

1. Die bei Rindertuberkulose gefundenen Bacillen sind 
für Rinder und andere Hausthiere viel virulenter als die 
Bacillen, welche in Fällen menschlicher Tuberkulose gefunden 
werden. 2. Dieser Unterschied ist so ausgesprochen und 
konstant, dass er als Unterscheidungsmerkmal beider Arten 
von Infektionserregern dienen kann, selbst für den Fall, dass 
gelegentlich der Bacillus der Rindertuberkulose als Ursache 
menschlicher Tuberkulose gefunden werden sollte. 3. Die 
intestinale Infektion des Menschen ist so selten, dass aus diesem 
Grunde Massregeln gegen die von Seite der Rindertuberku¬ 
lose drohenden Gefahr keinesfalls getroffen zu werden brauchen. 

F. bemerkt gegen den ersten Punkt, dass derselbe nichts 
gegen die Virulenz von Rindstuberkulosebacillen für den 
Menschen beweist: denn dieselben sind nicht nur für das 
Rind, sondern auch für Meerschweinchen, Pferde, Hunde, 
Schweine, Schafe pathogen und schon aus diesem Grunde kt 
es höchst unwahrscheinlich, dass sie für den Menschen allein 
nicht pathogen sein sollten. Der zweite Punkt ist nicht be¬ 
weisend, da die Virulenz des von dem Rinde auf den Men¬ 
schen übergegangenen Bacillus durch diese Passage verringert 
worden sein kann. Gegen den dritten Punkt citirt F. die 
Resultate zweier statistischer Arbeiten aus zwei der grössten 
Kinderspitäler in England: Dr. Still vermochte an dem 
Sectionsmaterial eines Londoner Kinderspitals 29, l°/ 0 der 
Fälle von Kindertuberkulose auf primäre Darmtuberkulose 
zurückzuführen; Dr. Shennan in Edinburgh 28,1 °/ 0 . Die 
beiden Statistiken umfassen 547 Fälle, die Diagnosen sind 
sicher gestellt. Nach diesen Zahlen ist primäre Darmtuberku¬ 
lose bei Kindern nicht nur nicht selten, sondern geradezu häufig. 

Im Weitern bespricht F. die Schwierigkeit, die intestinale 
Entstehung der Tuberkulose durch Milchgenuss einwandsfrei 
nachzuweisen. Er erwähnt dabei die Feststellung von R. 
Thorne-Thorne (1898), welcher fand, dass die Lungen¬ 
tuberkulose der Erwachsenen in England im Laufe der letzten 
30 Jahre deutlich zurückgegangen ist, entsprechend den 
besseren hygienischen Bedingungen, während dagegen die 
Tuberkulose intestinalen Ursprungs für alle Lebensalter 


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kaum sich verringert hat, und bei den Kindern unter einem 
Jahr sich eine merkliche Steigerung in der Tuberkulose- 
Mortalität gezeigt hat. Die letztere ist vielleicht (nach 
Thorne-Thorne) auf Zunahme der Kuhmilchernährung der 
Säuglinge zurückzuführen. Freilich ist dabei, wie F. hervor¬ 
hebt, schwer zu verstehen, wesshalb alsdann Kinder zwischen 
ein und fünf Jahren nicht gleichfalls jetzt häufiger an Tuberku¬ 
lose erkranken als früher. — Dass die durch Milch über¬ 
tragene Tuberkulose nicht allzuhäufig ist, erklärt sich, wie 
F. anführt, sehr wohl daraus, dass nach seiner Erfahrung die 
Fälle von ausgesprochener Eutertuberkulose ungefähr 2 °/ 0 
aller Kühe in England betreffen (während F. ungefähr 3O 0 / o 
tuberkulosekranker Rinder überhaupt rechnet). Da die Keime 
der infektiösen Milch ausserdem in der Regel durch Mischung 
mit der Milch anderer Kühe stark verdünnt werden, so erklärt 
sich die geringe Zahl wirklich nachweisbarer Fälle von Darm¬ 
tuberkulose des Menschen wohl auch ohne die Annahme einer 
tiefer greifenden Verschiedenheit zwischen dem Erreger der 
Rinder- und demjenigen der menschlichen Tuberkulose. 

F. gelangt daher zu dem Schlüsse, dass zwar eine 
genauere Abschätzung der durch intestinale Infektion mit 
Milch etc. gesetzten Gefahren für den Menschen nicht gegeben 
werden kann, dass die Gefahr aber sicher als eine thatsächlich 
bestehende angesehen und bekämpft werden muss. 

In seiner Besprechung der vorgeschlagenen Massregeln 
zur Bekämpfung der Rindertuberkulose ist F. ziemlich skep¬ 
tisch. Der Hauptschaden liegt in der Unkenntniss der Gefahr 
seitens der Laien und in dem Mangel an gesetzlichen Vor¬ 
schriften , welche den Eigenthümer zwingen, wenigstens in 
Fällen von ausgesprochener Eutertuberkulose oder vorge¬ 
schrittener Allgemeintuberkulose die betreffende Milch vom 
Consum fernzuhalten. Allgemeine Ausführung der Tuberkulin¬ 
impfung kann wegen des Kostenpunktes und wegen der mög¬ 
lichen Täuschungen nicht empfohlen werden, ebensowenig 
dürfte regelmässig wiederholte Untersuchung der säramtlichen 
Milchkühe zum Ziele führen. Leichter durchzuführen, wenn 
auch nicht so durchgreifend in der Wirkung, würde die An¬ 
zeigepflicht von Eutererkrankungen und Verbot des Verkaufs 
der Milch von jeder Kuh mit Zeichen von Euter- oder klini¬ 
scher Tuberkulose sein. Jedenfalls müssen Massregeln gegen 
die Rindertuberkulose sobald und so eingreifend als möglich 
durchgeführt werden, auch wenn dieselbe für den Menschen 
weniger gefährlich als angenommen sein sollte. 

In seinem Schlusssatz betont F., dass jedenfalls die In¬ 
halation der menschlichen Tuberkelbacillen die Hauptquelle 


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menschlicher Tuberkulose darstellt; „aber wir dürfen gleich¬ 
zeitig nicht den Milchhändlern das Recht zugestehen, uns 
Tuberkelbacillen in der Milch zu verkaufen, selbst wenn wir 
sicher wären, dass wir, ähnlich wie Koch’s Yersuchsschweine, 
nichts zu fürchten hätten ausser der Entwicklung „kleiner 
Knoten hier und da in den Lymphdrüsen“ unseres Halses 
und „von etlichen grauen Tuberkeln“ in unseren Lungen“. 
(Veterinarian August 190t.) 

Uebertragung der Tuberkulose zwischen Mensch und 
Rind. Zu dem Referate in der vorigen Nummer ist aus dem 
ausführlichen Berichte über Koch’s Vortrag noch Folgendes 
nachzutragen. Die Versuche schildert Koch folgendermassen : 
„Eine Anzahl von jungen Rindern, welche als frei von Tuberku¬ 
lose gelten konnten, war auf verschiedenen Wegen durch 
Reinkulturen von Tuberkelbacillen, die von tuberkulösen 
Menschen gewonnen worden, inficirt worden. Einige bekamen 
das tuberkulöse Sputum Schwindsüchtiger in die oberen Luft¬ 
wege direkt einverleibt, in anderen Fällen wurden die Tu¬ 
berkelbacillen oder das Sputum unter die Haut oder in die 
Bauchhöhle oder in die Halsvenen injicirt. Bei sechs Thieren 
wurde tuberkulöses Sputum fast täglich 6—8 Monate hindurch 
der Nahrung beigesetzt. Vier Thiere athmeten wiederholt 
grosse Quantitäten Bacillen ein, welche im Wasser verrührt 
worden waren, das dann in der Luft zerstäubt wurde. Keines 
dieser Thiere — es waren ihrer neunzehn — zeigte Symptome 
der Krankheit, und sie gewannen sogar beträchtlich an Ge¬ 
wicht. Sechs bis acht Monate nach Beginn der Experimente 
wurden sie getödtet. In ihren Eingeweiden wurde keine Spur 
von Tuberkulose gefunden. Nur dort, wo die Injectionen er¬ 
folgt waren, zeigten sich kleine Eiterherde, in welchen Tu¬ 
berkelbacillen gefunden wurden. So wurden bei den Ver- 
suchsthieren durch lebende Bacillen der menschlichen Tuberku¬ 
lose genau dieselben Erscheinungen hervorgerufen, wie durch 
todte Bacillen, Sie waren also absolut unempfänglich für 
dieselben. Es folgt daraus die ungemein wichtige Thatsache, 
dass die Tuberkulose der Menschen nicht identisch ist mit 
der Rindertuberkulose, und dass die bisherige Annahme von 
der Uebertragbarkeit der Tuberkulose unserer Hausthiere auf 
den Menschen hinfällig ist“. 

Die Kontrollversucbe (an Schweinen, Eseln, Schafen, 
Gänsen) ergaben, dass dieselben bei Verfütterung von Rinder¬ 
tuberkulosebacillen ziemlich schwere Veränderungen in den 
Lungen zeigten, bei sechs mit Schwindsüchtigen-Sputum ge¬ 
fütterten Schweinen fanden sich nur die oben von M. Fadyean 
citirten Herde. 


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Wie Ref. in Nr. 31 der Wochenschrift darzuthun ver¬ 
suchte, sind die Schlussfolgerungen Koch's auch dann hinfällig, 
wenn die absolute Nichtinficirbarkeit des Rindes durch mensch¬ 
liche Tuberkulose erwiesen sein sollte. 

Die nunmehrigen Untersuchungen werden jedenfalls vor 
Allem an drei Punkten einsetzen müssen: 1. Da der Nachweis, 
welchen Koch und Schütz für die Bacillen menschlicher Tuberku¬ 
lose geliefert haben, dass das Rind schwer oder nicht empfäng¬ 
lich für dieselben ist, für die Tuberkulose des Schweines 
oder Pferdes etc. noch nicht erbracht ist, obwohl diese mit 
Rindertuberkulose leicht infiicirt werden können, wird es sich 
zunächst darum handeln, auch für diese den Koch’schen Versuch 
nachzuahmen. Wie, wenn nun z. B. die Bacillen der Schweine¬ 
tuberkulose gleichfalls das Rind nicht inficiren sollten —? 
2. Wie dem Referenten auf Nachfragen von verschiedenen 
Seiten mitgetheilt wurde, sind anscheinend sicher gestellte 
Fälle von Leichentuberkelinfektionen bei Fleischern, Schlacht¬ 
hofangestellten, Wasenmeistern beobachtet worden. — Wenn 
diese Angabe sich bestätigt, so liegt hier das von uns nicht 
ausführbare Experiment von der Natur gemacht vor, und 
wird es sich jedenfalls dringend empfehlen, jeden derartigen 
Fall sofort mitzutheilen und bakteriologischer Prüfung zu 
unterwerfen. 3. Werden die Versuche Koch’s selbst noch in der 
verschiedensten Weise v a r i i r t werden müssen. Vor allem wird 
hier einerseits Steigerung der Virulenz der Bacillen menschlicher 
Tuberkulose (eventuell indirekte Uebertragung über andere 
Hausthiere), andererseits Herabsetzung der Widerstandsfähigkeit 
der Versuchstiere ins Auge gefasst werden müssen. E. A. 


Pferdebestände in Europa. Daily News und Graphic 
veröffentlichen folgende Zusammenstellung über die Zahl der 


vorhandenen Pferde: 

Frieden: 

Krieg: 

Frankreich . . . 

. . . 143,000 

400,000 

Italien . . . . 

. . 45,000 

80,000 

England . . . 

. . . 19,000 

70,000 

Deutschland . . 

. . . 125,000 

400,000 

Russland . . . 

. . . 140,000 

450,000 

Oesterreich . . . 

. . . 78,000 

250,000 

(Bull. V6t., Mai 1901.) 




Personalien. 



Die Distriktsthierarztstefle in Hollfeld (Oberfranken) wurde dem 
prakt. Thierarzte Theodor Mayr in Ziemetahauaen übertragen. — Die 
Stelle des Bezirksthierarztes für das neuerriohtete Bezirksamt Mainburg 
(Niederbayern) wurde vom 1. Oktober 1. Ja. an dem Distrfiktsthierarzte 
Friedrich Bauer in Mainburg übertragen. 


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395 


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Wegen Einberufung meines jeweiligen Herrn Assistenten zum Militär 
suche ich bis Mitte September event. bis Anfangs Oktober Ersatz auf 
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Schenk, Distriktsthierarzt, Erkheim, Schwaben. 

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G. Bernhard, Distriktsthierarzt, Thannhausen, Schwaben. 



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6g. Friedrich, Distriktsthierarzt in Werneck. 


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396 


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Verantwortliche Redaktion : M. A1 b r e c h t. 
Expedition und Druck von J. Gottes Winter, München. 


Für die Redaktion bestimmte Sendungen sind an Professor 
Aibrecht, Veterinärstr. 6/i, zu richten. D. Red. 


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Wochenschrift 

für 

Thierheilknnde und Viehzucht 

Unter Mitwirkung bewährter Fachmänner 

herausgegebea von 

M. Alhreeht und Ph. J. Göring. 

45. Jahrgang. München, den 20. August 1901. Nr. 34. 

Inhalt: Dr. Mayr, Zur Kasuistik der Aloewirkung beim Pferde. — Schneider, 
Fraktur des Sprungbeins beim Pferde. — Diem, Multiple Hautab- 
scesse beim Pferde. — Karl, Darminvagination bei der Kuh: Lapara- 
tomie. — Sallinger, Katarrhalfieber des Rindes. — Referate. — 
Amtsthierftrztliche Prüfung. — Inserate. 


Zur Kasuistik der Aloewirkung beim Pferde. 

Von Dr. Jos. Mayr, Prosector. 

(Aus der ambulatorischen Klinik der k. Thierärztlichen Hochschule zu 

München.) 



Bei einem Chaisenpferde einer Herrscbaftsstallung, sieben¬ 
jähriger, dunkelbrauner Halbblutwallach, war auf eine Pille, 
bestehend aus 2,0 Acid. arsenicos., 25,0 Aloes pulv. mit grüner 
Seife eine beträchtliche Menge von Eingeweidewürmern ab- 
gegangen. Die Parasiten wurden als weibliche und einige 
männliche Exemplare von Oxyuris curvula bestimmt. Irgend 
welche Belästigung oder Beeinträchtigung des Nährzustandes 
hatten sie dem Pferde nicht verursacht, nur wurde es vom 
Eigenthümer als unangenehm empfunden, wenn, was wieder¬ 
holt vorkam, bei der Ausfahrt einige an die Haut in der 
Umgebung des Afters angetrocknete Exemplare sich präsen- 
tirten. Die Wirkung der Aloe war als wiederholte, ausgiebige 
Entleerung von theilweise zerfallenem, mit den Würmern 
untermischtem Kothe nach ca. 18 Stunden eingetreten. Die 
Pille stammte aus der Apotheke. An den folgenden Tagen 
gingen noch einige Nachzügler ab, alsdann blieb der Mist 
rein und zwar auch dann noch, als durch Eingabe von V» kg 
künstlichen Karlsbader Salzes für eine abermalige Darm¬ 
entleerung gesorgt worden war. 


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Inzwischen entdeckte der Reitknecht in den Abgängen 
des Reitpferdes, einer englischen, zehnjährigen Fuchsstute, 
ein grosses Exemplar von Ascaris megaloceph., weiblich, 31 cm 
lang. Dazu bemerkte der Eigenthümer, dass sich das Pferd 
schon seit einiger Zeit nicht mehr so gut nähre und matter 
geworden sei. Er wünschte zur Wurmkur wennmöglich An¬ 
wendung desselben Mittels und war mit einer höheren Dosir- 
ung einverstanden. Verordnet wurde diesmal eine Pille zu 
3,0 Acid. arsenicos. und 40,0 Aloe mit einer Reservepille 
desselben Inhaltes für den Fall, dass das Eingeben der ersten 
bei dem etwas widerspenstigen Pferde misslingen sollte. Die 
übliche Diät und Stallruhe wurde angeordnet und die Appli¬ 
kation einer Pille auf Mittag des folgenden Tages angesetzt, 
zu welcher Zeit dann auch durch das geübte Personal das 
Eingeben besorgt wurde. — Beim Abendbesuche des Appli¬ 
kationstages, ca. fünf Stunden nach der Eingabe, meldete mir 
nun zunächst der Eigenthümer, das nachlässig hochgebundene 
Pferd habe die Strohstreu seines Standes zur Hälfte auf¬ 
gefressen — das Thier war ja schon am Tage zuvor auf 
halbe Ration gesetzt worden und hatte heute noch kein Futter 
bekommen —, und von den Stallbediensteten erfuhr ich, was 
der Eigenthümer bestätigte, dass beim Eingeben Alles sehr 
gut abgelaufen sei; verloren sei gar nichts gegangen und sie 
hätten beide Pillen eingegeben; letztere seien ja kleiner 
gewesen, als die in der vergangenen Woche dem Wagen¬ 
pferde gegebene, während doch die Dosis diesmal eine stär¬ 
kere sein sollte. 

In der Apotheke wurde mir die Mittheilung, dass, wie 
verordnet, abgegeben worden sei. 

Das Pferd hatte also 80,0 Aloe mit 6,0 Arsenik er¬ 
halten. 

Die sich anschliessende Untersuchung ergab: Im Be¬ 
nehmen des Thieres ist nichts Auffallendes zu bemerken. 
Gemistet hatte es nicht, der letzte Koth war Vormittags, frei 
von Würmern, abgesetzt worden; T. 37,9; P. 32; A. 16; 
Qualität und Rhythmus des Pulses ohne Besonderheiten, der¬ 
selbe setzte, wie unter normalen Verhältnissen bei diesem 
Pferde, nach der 4.—6. Welle einen Schlag aus. Die Pu¬ 
pille ist nicht erweitert. Die Stalltemperatur betrug 25° C., 
es war der Abend eines heissen Julitages. Das Pferd erhält 
nun die inzwischen aus der Apotheke eingetroffene Latwerge 
mit 60,0 Eibischwurzel- und 40,0 Malvenblätter-Pulver, von 
welcher beim Eingeben ein kleiner Bruchtheil verloren geht, 
da sich das Thier störrisch benimmt. Einige Zeit hernach 
frisst es mit Appetit drei Liter Haber und etwas Heu. 


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399 


Zwischen neun und zehn Uhr abends ist der Befund 
noch der gleiche, wie vor drei Stunden. Auch die Nacht 
hindurch verhielt sich das Thier ruhig. 

In der Frühe des folgenden Tages, etwa 15 Stunden 
nach der Einverleibung, beginnen die Entleerungen; der Koth 
ist zunächst noch locker geballt; das Thier bleibt ruhig. Be¬ 
fund gegen sieben Uhr vormittags (nach 18 Stunden): T. 38.8; 
A. 20, P. 28; die Intermissionen fallen auf den 8.—9. Puls- 
schlag. 

Das Pferd nimmt nun sechs Liter Mehltrank, dem 30,0 
Leinsamenpulver beigemengt sind, und etwas Heu zu sich und 
bekommt zwei Stunden hernach zwei Flaschen (zu je 1 1) 
Eibischthee, aus 100,0 der gepulverten Wurzel bereitet, ein- 
geschtittet; Haber wird verschmäht. 

Befund nachmittags zwischen ein und zwei Uhr, 24 Stun¬ 
den nach der Applikation, heisser Julitag: T. per rectum: 
37.8; A. 22; P. 28; der Puls setzt wie vormittags oder erst 
nach der zwölften Puls welle aus. Die Kothentleerungen haben 
sich einigemale wiederholt, die Dejekte sind zerfallen und 
zum Theil wässerig. 

Die Pausen zwischen den einzelnen Entleerungen werden 
nun immer kürzer, die jedesmal abgesetzfen Mengen immer 
geringer, aber wässeriger. Gegen den Abend stellen sich 
leichte Koliken ein, dünnflüssiger Koth und auch reines 
Wasser werden im Bogen abgesetzt, dabei gehen regelmässig 
Gase ab. In der Nacht nimmt die Unruhe des Thieres zu, 
nur einigemale hat es eine kurze, wenige Minuten andauernde 
Ruhepause, während welcher es matt und theilnahmslos im 
Stande steht. In der Zeit nach acht Uhr bis nach Mitter¬ 
nacht haben die Rectalentleerungen von Wasser mit wenig 
Koth und von Gasen in der Art zugenommen, dass sie fast 
keine Pausen mehr zwischen sich lassen; von V 2 4—5 Uhr 
morgens endlich tritt etwas Ruhe ein und das abgemattete 
Thier legt sich nieder, erhebt sich aber dann wieder unter 
neuen, weniger heftigen Belästigungen, welche bis gegen sieben 
Uhr vormittags währen. Yon da ab wird das Pferd ruhiger, 
die Ausleerungen erfolgen seltener und mit Abgang von we¬ 
niger Wasser, und etwa um zwölf Uhr mittags kommen die 
Fäces ohne Wasser, wenn auch noch weich und klein geballt, 
zum Vorscheine, zugleich benimmt sich das Thier nun gegen 
das Eingeben von Medikamenten wieder sehr renitent, was 
die Nacht zuvor nicht der Fall gewesen war. 

Die drastische Wirkung hatte also nicht ganz 24 Stunden 
angehalten. 


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400 


Während dieser letzten 24 Stunden hatte die Körper¬ 
temperatur nur geringe Schwankungen gezeigt: abends, .mit 
dem Einsetzen der Koliken: 38.1° C.; in der Frühe, als 
Ruhe eingetreten war, 38.0°; mittags dieses Tages: 37.8°. 
Puls und Athmung hatten wohl während der heftigen Anfälle 
in der Nacht eine Steigerung ihrer Frequenz aufgewiesen, 
beruhigten sich aber schon gegen den Morgen, zugleich mit 
dem Nachlassen der übrigen Symptome, wieder. Zwischen 
ein und zwei Uhr nachmittags, also 48 Stunden nach der 
Applikation, als der Koth leicht geballt erschien, war, neben 
der angegebenen Temperatur von 37.8° C., der Stand der 
Athmung 20, der des Pulses 28; dieser setzte nach dem 
12.—15. Schlage aus. 

Die Therapie während dieser 24 Stunden hatte in ab¬ 
wechselnden Gaben von Mehltrank bis zu 61 in einer Mahl¬ 
zeit unter Zuthat von Leinsamenmehl wie oben und von etwas 
Heu einerseits, sowie in den Eibisch-Thee-Eingüssen anderer¬ 
seits bestanden. Die Menge des innerhalb dieser Zeit nach 
und nach verabreichten Thees betrug ca. 10 1. Ausserdem 
hatte das Thier gegen nachts elf Uhr, also während der 
Periode der heftigsten Diarrhöe, 15,0 Tannoform in Emulsion 
mit Gummischleim, Syrup und Wasser eingeschüttet erhalten. 

Mit dem Nachlassen der Aloe Wirkung, wie erwähnt gegen 
Mittag des zweiten Tages nach dem Tage der Applikation, 
stellte sich der Appetit des Pferdes nach Haber wieder ein, 
von welchem es zunächst nur geringe Mengen (2—3 1) mit 
Heu neben Mehltrank ohne Leinsamen vorgesetzt erhielt. Die 
Theegaben unterblieben von nachmittags an, zumal auch das 
Thier sich heftig widersetzte. 

Der Befund am Abende war derselbe wie mittags. In 
der Nacht ruhte das Pferd. 

Yom folgenden Tage ab konnte das gewöhnliche Futter, 
Haber mit etwas Heu, in halber Ration verabreicht werden. 
Bei der Untersuchung gegen */2 2 Uhr nachmittags zeigten 
sich: T. 37.8; A. 16, P. 32, letzterer aussetzend wie unter 
gewöhnlichen Verhältnissen in der Ruhe. Der Mist kommt 
gross — wenn auch noch etwas locker geballt — zum Vor¬ 
scheine. Am Abende wird das Pferd eine Stunde geführt. 

Mässige Bewegung vor- und nachmittags bei noch ver¬ 
minderter Futterration wurde auch für den vierten Tag nach 
dem Applikationstage angeordnet. In der Frühe des fünften 
Tages wurde das Thier wieder geritten. 

Die Untersuchungsbefunde hatten nichts Bemerkenswerthes 
mehr aufgewiesen. 


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401 


Pupillenerweiterung oder Knoblauchgeruch der Fäces als 
Arsenikwirkung konnte im ganzen Verlaufe nicht bemerkt 
werden. 

Der Abgang von Ascariden oder irgend eines anderen 
Helminthen war seit Beginn der Kur nicht mehr erfolgt. 

Fraktur des Sprungbeins beim Pferde. 

Von Distriktsthierarzt Schneider, Murnau. 

Ein ausgekoppelter eiserner Kippwagen einer Feldbahn 
stiess einem Pferde so unglücklich auf den rechten Hinter- 
fuss, dass ein Bruch des Sprungbeines erfolgte. Das Pferd 
zeigte sehr grosse Schmerzen und stand nur auf drei Beinen; 
an der Bruchstelle hörte man deutliche Krepitationsgeräusche. 
Dem mit grosser Mühe in den nahen Stall verbrachten Thiere 
wurde ein durch Holzschienen verstärkter Immobilisirungs- 
verband aus Wasserglas angelegt und zwar so, dass die 
Wunde am Sprunggelenk frei blieb, die antiseptisch behandelt 
wurde. Ausserdem wurde das Pferd in eine Gurt eingestellt; 
bereits nach fünf Tagen belastete es den verletzten Fuss und 
konnte, als nach drei Wochen der Verband abgenommen 
wurde, ziemlich gut gehen, ohne merklich zu lahmen. Nach 
sechs Wochen wurde das Thier zum ersten Mal verwendet; 
jetzt geht es ohne Störung wieder im schweren Zug. (Jahres¬ 
bericht bayerischer Thierärzte.) 

Multiple Hautabscesse beim Pferde. 

Von DiBtriktsthierarzt Diem, Burghausen. 

Bei einem Pferde zeigten sich schon seit drei Monaten mul¬ 
tiple Hautabscesse an verschiedenen Körperstellen, als ich es in 
Behandlung bekam. Da die lokale Behandlung — Einreiben 
der den Abscessen vorausgehenden Geschwülste mit Jodjod¬ 
kalisalbe, Ausspritzen mit Creolinwasser — nicht zum Ziele 
führte, liess ich dem Thiere täglich zweimal je 3,0 Kal. jodat. 
ins Trinkwasser, ausserdem täglich dreimal ein Esslöffel fol¬ 
genden Pulvers geben: Acid. arsenicos. 5,0, Natr. bicarbonic. 
300,0, Fruct. Junip. 200,0, Sem. Foenugraöc. 200,0, Fruct. 
Foenic. 100,0. Nach vierzehn Tagen zeigten sich die Ge¬ 
schwülste bedeutend kleiner und hörte die Abscessbildung auf; 
nach zwei Monaten waren nur noch die Narben vorhanden. 
(Ibidem.) _ 

Darminvagination bei der Kuh: Laparatomie. 

Von Bezirksthierarzt Karl, Wertingen. 

Bei einer Kuh wurde Darminvagination durch die Lapa¬ 
ratomie beseitigt. Das Thier zeigte einen vollen Tag heftige 


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402 


Kolikschmerzen, und stellte ich auf blutige Darmabgänge hin 
die Diagnose, ohne dass es möglich gewesen wäre, dieselbe 
bei der vorgeschrittenen Trächtigkeit des Thieres durch Mast- 
darmexploration zu bestätigen. Nach Reinigung und Des¬ 
infektion der rechten Bauchwandung wurde der Bauchschnitt 
gemacht und ein grosser Theil des Dünndarmes mit der etwa 
einen Meter langen Invagination nach aussen gebracht. Die 
Lösung gelang nur durch Auspressen des eingeschobenen 
Theiles; die anfangs angestellten Ausziehversuche waren ganz 
erfolglos und hätten nur zu Darmzerreissung geführt. Die 
Genesung erfolgte, trotzdem der invaginirte Darm bereits 
stark cyanotisch und die Bauchhöhle mit röthlich gefärbter 
Flüssigkeit angefüllt war, die im Verlauf der Operation 
grösstentheils abfloss. (Ibidem.) 

Katarrhalfieber des Rindes. 

Von Distriktsthierarzt Sallinger, Windsbach. 

Im Jahre 1899 kamen vier Fälle von Catarrhalfieber des 
Rindes zur Behandlung. Bei sämtlichen wurde Heilung er¬ 
zielt durch innerliche Verabreichung von 20—25 gr Lysol in 
Spiritus und Wasser, durch Inhalation von Wasserdämpfen und 
Pix. liqu. und 01. Tereb. äa, kalte Güsse und Umschläge auf 
den Kopf, sofortige Entfernung aus dem Stalle und Unter¬ 
bringung in einem luftigen Raum; die Thiere wurden dabei 
sehr warm zugedeckt. Nur bei einem Ochsen trat Erblinden 
ein. Interessant dürfte der Fall sein, dass ein Besitzer seinem 
erkrankten 2 1 /* jährigen Ochsen die Dosis von 75 gr Lysol statt 
innerhalb drei Tagen in 24 Stunden verabreichte, was eine 
auffallend rasche Besserung herbeiführte. Bei meinen früheren 
Behandlungsweisen mit Antifebrin u. a. hatte ich nie Erfolge. 
(Ibidem.) 

Referate. 

Ueber Menschen- und Rindertuberkulose. 

In der Sitzung der Berliner medicinischen Gesellschaft 
vom 24. Juli 1901 behandelte R. Virchow die Mittheilungen 
Koch’s vom pathologisch-anatomischen Standpunkte aus. 
Er bezweifelt nicht, dass durch die Untersuchungen von Koch 
und Schütz in der That der Beweis dafür geliefert worden 
ist, dass Infektionsmassen aus menschlichen Schwindsuchts¬ 
produkten bei den Versuchsthieren keinerlei der Perlsucht 
ähnliche Erscheinungen erzeugten. Er hält aber den von 
Koch gemachten Rückschluss hinsichtlich der Uebertragung 
von dem Rinde auf den Menschen für zu weitgehend und 


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403 


weist auf Fälle hin, in welchen eine solche Uebertragung 
äusserst wahrscheinlich schien. „Wir haben in der That von 
Zeit zu Zeit einmal einen solchen Fall in der Charitö gehabt, 
und es sind auch einige Präparate gesammelt worden, bei 
denen eine sehr ungewöhnliche Erscheinung von peritonealer 
Tuberkulose vorlag, bei denen namentlich so massenhafte 
Wucherungen sich fanden, wie sie sonst beim Menschen nicht 
vorzukommen pflegen. Wir haben jeden solchen Fall als ein 
Verdachtsmoment betrachtet und betrachten ihn noch so. Ich 
halte es also für möglich, dass die Negation von Koch viel¬ 
leicht künftig sich wird widerlegen lassen. 

Dann fährt Virchow fort: „Dagegen finde ich kein Be¬ 
denken, anzuerkennen, was Koch auf Grund der neuen Ex* 
perimente in seinem Bericht in der in Häkchen gedruckten 
These gesagt hat: „Mit Genugthuung spreche ich die Be¬ 
hauptung aus, dass sich die Menschentuberkulose von der 
Rindertuberkulose unterscheidet, und dass sie auf die Rinder 
nicht übertragen werden kann.“ 

Hier sind aber zwei Thesen zu einer einzigen ver¬ 
einigt, nämlich die Verschiedenheit der beiden Tuberkulosen 
von einander und die Frage ihrer Uebertragungsmöglichkeit. 
Was diese letztere an betrifft,' so habe ich Ihnen schon mit- 
getheilt, dass die vorgelegten Objekte dafür sprechen. Was 
den anderen Punkt anbetrifft, dass beide sich unterscheiden, 
so ist dabei das sehr sonderbare Verhältnis hervorgetreten, 
dass, nachdem meine alte These, die eben dahinging, dass sie 
sich unterschieden, durch die Schule von Koch lange Zeit 
hindurch mit einer gewissen Verachtung behandelt worden ist, 
— und ich als geduldiger Mensch in diese Beurtheilung mich 
gefügt habe, — es für mich nichts gerade Ueberraschendes 
hatte, zu hören, dass Herr Koch sich jetzt überzeugt hat, 
dass das zwei verschiedene Dinge sind. Ich habe freilich nie 
verstanden, dass man die Identität beider behaupten konnte. 

In dieser Beziehung möchte ich bemerken: ich denke mir, 
man kann nichts eine Tuberkulose nennen, wobei nicht Tuberkel 
in derjenigen Form entstehen, wodurch sie sich pathologisch¬ 
anatomisch als wirkliche Tuberkel erweisen, aber es darf nicht 
jedes Ding, in dem Tuberkelbacillen Vorkommen, ohne Weiteres 
Tuberkel genannt werden. Auf dieser Verwechselung beruht 
meiner Meinung nach ein grosser Theil der Schwierigkeiten, 
welche für das Publikum und besonders auch für die Aerzte 
entstanden sind. Denn wenn man sich nicht genau darüber 
verständigen konnte, was man einen Tuberkel nennen will, so 
war es unmöglich, auf die Dauer eine klare und allgemein 
verständliche Darstellung zu geben. 


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404 


In dieser Beziehung darf ich wohl Ihnen gegenüber 
nochmals betonen, dass nach meinen Vorstellungen ein Tuberkel 
nicht blos ein Ding ist, worin Tuberkelbacillen sind, sondern 
welches auch aus Zellen zusammengesetzt ist, die wir Tuberkel¬ 
zellen nennen können, das heisst also, dass in dem Tuberkel 
ein Organismus vorliegt, ein Gewachsenes, ein aus dem Körper 
selbst Hervorgewachsenes, mag es auch entstanden sein durch 
den Reiz von Tuberkelbacillen. Aber die Tuberkelbacillen 
selber sind kein konstituirendes Element in demselben, sondern 
das konstituirende Element müssen Zellen sein, welche aus 
dem lebenden Körper selbst hervorgegangen sind. Sie wer¬ 
den sich erinnern, dass ich früher hier zu wiederholten Malen 
die Unterschiede zwischen blos bacillären Produkten und wirk¬ 
lich tuberkulösen hervorgehoben habe. Ich will das nicht 
noch einmal wiederholen, aber für mich hat die Unterscheidung 
allerdings nichts Neues. Ich kann nur sagen, gegenüber der 
langen Zeit, die seitdem vergangen ist — Sie müssen bedenken, 
dass mehr als zehn Jahre darüber hingegangen sind, wo man 
sich, wie Koch selbst jetzt sagt, einer Täuschung hingegeben 
hat — wenn man das nun nicht wieder zehn Jahre lang zu¬ 
lassen will, so wird man sich wohl entschliessen müssen, mit 
grösserer Sorgfalt die verschiedenen Dinge auseinanderzubringen 
und nur die wirklich pathologischen Tuberkel und nicht die 
blos bakteriologischen in den Vordergrund der Betrachtung 
zu stellen. 

Die Schwierigkeiten in der Deutung liegen ja wesentlich 
darin, dass man glaubte, ein mit den betreffenden Bakterien 
versehenes Gebilde ohne Weiteres einen Tuberkel nennen zu 
können. Auf diese Weise sind nicht blos die Perlsucht des 
Rindviehs und der Lupus des Menschen mit in den Vorder¬ 
grund der Betrachtung gekommen, sondern, was noch viel 
auffallender war, sogar die anatomische Warze, weil zufälliger¬ 
weise einmal hie und da in dem mikroskopischen Schnitte 
aus einem anatomischen Auswüchse der Haut ein Tuberkel¬ 
bacillus sich gefunden hat. Diese Deutung muss natürlich 
zunächst aufhören. Man muss sich darüber klar sein, dass 
es nicht bloss bacilläre Tuberkel und bacilläre Hepatisationen 
gibt, sondern auch nicht bacilläre, und dass nicht jedes Ding, 
in welchem ein Bacillus ist, sofort Tuberkel genannt werden 
darf. Man muss vielmehr jeden Tuberkel als ein organisches 
Gebilde betrachten, welches herausgewachsen ist aus den Be¬ 
standteilen des Körpers. Das wollte ich bei dieser Gelegen¬ 
heit besonders betonen. 

Da ich nun die Ehre habe, zu der Prüfungskommission 
hinzugezogen zu sein, welche die weiteren Versuche kon- 


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405 


trolliren soll, so verspreche ich hiermit, dass ich mich bemühen 
will, mit möglichster Strenge auf dieser Unterscheidung zu 
beharren, damit Sie künftighin nicht wieder in die Schwierig* 
keit kommen, die sich in den letzten Jahren vollzogen hat. 
Das Publikum im Grossen wird ja dabei recht gut fahren, 
und ich werde mich freuen, wenn es sich wirklich bestätigt, 
dass die Tuberkelbacillen des Rindes nicht so häufig durch 
Milch und Fleisch und wer weiss was sonst in den mensch¬ 
lichen Körper übergehen, wie man es jetzt gewöhnlich ge¬ 
schildert hat. Mir schien das immer etwas übertrieben zu 
sein. Ich habe mich dadurch nie hindern lassen, Milch zu 
trinken oder Fleisch zu essen, dass ich die Möglichkeit an¬ 
erkennen musste, dass vielleicht ein Bacillus drin Bässe. Aber 
ich war auch immer der Meinung, dass es auf einen oder den 
anderen Bacillus nicht ankommt, und dass, wenn man nicht ein 
gewisses Quantum davon in seinen Körper hineinbefördert, die 
Gefahr nicht gross ist. Aber diese Frage der Quantität ist 
bis jetzt überhaupt von den Bakteriologen noch fast gar nicht 
behandelt worden. Sie thun immer so, wenn sie nur einen 
Typhusbacillus finden oder einen Cholerabacillus, als genüge 
das, um daraus ohne Weiteres unendliche Millionen von an¬ 
deren Bacillen der gleichen Art hervorgehen zu lassen. Wir 
müssen ein wenig vorsichtiger werden, meine Herren, und, 
wie gesagt, ich persönlich, soweit ich mitwirken kann, ver¬ 
spreche Ihnen, mit möglichster Sorgfalt darauf zu halten, dass 
auch der anatomische Tuberkel zu seinem vollen Recht kommt, 
und dass wir künftig uns wohl hüten, anatomische und bak¬ 
teriologische Dinge zusammenzuwerfen“. (Berliner klinische 
Wochenschrift Nr. 31, 1901.). 

Garino: Fibrosarcom des Stierhoderis. Die Hoden (zu¬ 
meist ist der rechte betroffen) nehmen an Grösse zu und ver¬ 
wachsen mit der bedeckenden Haut, ihre Form verändert sich 
nicht. Beim Einschneiden erkrankter Hoden sieht man das 
Drüsengewebe vollständig in einer weisslichen 2—3 cm dicken 
Bindegewebsmasse eingeschlossen, auf deren Yergrösserung 
allein die Volumszunahme des Organs beruht. Bei mikro¬ 
skopischer Untersuchung zeigt- dieses letztere sich aus Binde¬ 
gewebe mit reichlichen Kernen und Gefässen zusammengesetzt; 
die Drüse selbst ist von reichlichen polymorphen Zellen mit 
einem oder mehreren Kernen durchsetzt. Bald ist das 
Drüsengewebe vollständig, bald nur theilweise durch das sarco- 
matöse Gewebe ersetzt, manchmal nekrotisirt und erweicht. 
(Periorchitis et Orchitis chron.? Ref.). Nach G. muss die an¬ 
gegebene Erkrankung von der Sarcocele unterschieden werden, 


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406 


welche nach Cruzel von unvollkommener Torsion des Samen- 
Stranges bei der Bistournage herrührt. Während diese sich 
nur bei Arbeitsthieren findet, konstatirte G. die genannten 
Tumoren auch bei Zuchtstieren. Aetiologie unbekannt. (Clin. 
Vet., Bull. Yet. Mai 1901.) 

Gebärmutter- und Scheidenvorfall bei einer Kuh. Das 

Organ war während einer kalten Märznacht 14 Stunden prola- 
birt gelegen. Nach sorgfältiger Reinigung und Waschung mit 
Creolinlösung Reposition, Uterusspülung mit Creolinlösung, 
Chloralhydrat und Tinctura opii innerlich; Anlegung einer 
Bandage. Die Kuh blieb einige Tage lang sehr schwach, 
genas aber dann vollkommen. (Conroy, Veterinarian, Mai 
1901.) E. A. 

Amtsthierärztliche Prüfung. 

Zu der am Montag den 7. Oktober 1. Js iu München 
beginnenden amtsthierärztlichen Prüfung wurden vom k. Staats¬ 
ministerium des Innern 46 Thierärzte zugelassen. Die Prüfungs¬ 
kommission besteht aus dem k. Landesthierarzte Oberregier¬ 
ungsrath Göring als Vorsitzenden und den Mitgliedern Dr. 
med. Kitt, o. Professor der k. Tbierärztlichen Hoch¬ 
schule, Schwarzmaier, k. Kreisthierarzt an der k. Re¬ 
gierung, Kammer des Innern, von Oberbayern, von Wolf, 
k. Corpsstabsveterinär und veterinärärztlicher Konsulent der 
k. Inspektion der Kavallerie, sämmtliche in München, und 
Engel, k. Bezirksthierarzt in Kaiserslautern. Der erste 
Prüfungsabschnitt (7. und 8. Oktober 1. Js.) wird im grossen 
Landrathssaale des Regierungsgebäudes, die beiden andern 
Abschnitte werden in den einschlägigen Instituten der k. 
Thierärztlichen Hochschule abgehalten werden. 


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nebst Preisangabe erbittet 

6g. Friedrich, Distriktsthierarzt in Werneck. 


Suche vom 1. bis 14. Oktober 

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Thierarzt Schaffer, Weitnau (Allgäu). 


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407 


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Bestie, Bezirksthierarzt, Sonthofen, Allgäu. 

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Wegen Einberufung meines gegenwärtigen Herrn Assistenten zum Mi¬ 
litär suohe ich bis Mitte September event. bis Anfangs Oktober Ersatz 
auf längere Zeit. ^ 2(2) 

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8(13) 













408 


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Verantwortliche Redaktion: M. Albrecht. 

Expedition und Druck von J. Gotteswinter, München. 

Für die Redaktion bestimmte Sendungen sind an Professor 
Albrecht, Veterinärstr. 6/i, zu richten. D. Red. 


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Wochenschrift 

• für 

Thierheilkuude und Viehzucht 

Unter Mitwirkung bewährter Fachmänner 

her&usgegebeu von 

Ä. Albreoht und Ph. J. Göring. 

45. Jahrgang. München, den 27. August 1901. Nr. 35. 


Inhalt: Gruber, Influenza der Pferde im Distrikte Obergflnzburg. — 
Referate. — Viehseuchen-Nachrichten. — Bucherschau. — Inserate. 


Influenza der Pferde im Distrikte Obergiinzburg. 

Von Distriktsthierarzt Gruber, Obergflnzburg. 

Unter den Pferden des nördlichen Theiles des Amts¬ 
gerichtsbezirkes Obergünzburg herrscht seit August 1898 die 
Influenza, welche bald in grösserem, bald in kleinerem Um¬ 
fange, bald heftiger, bald milder verlaufend auftrat. 

Wie bekannt, wurde der ursprüngliche Sammelbegriff 
„Influenza“ durch Dieckerhoff als „Pferdestaupe“ und früher 
schon durch Falke als eigentliche „Influenza“ näher präci- 
sirt und diese Krankheit als „Influenza“ strenge von der 
nun als „Brustseuche“ benamsten Erkrankung unter¬ 
schieden. Es ist auffallend, dass diese beiden Krankheiten so 
lange unter einem Namen geführt werden konnten, während 
doch das klinische Bild ein so völlig verschiedenes ist. Bei 
der „Influenza“ ist vornehmlich der Digestionsapparat und 
das Centralnervensystem, bei der „Brustseüche“, wie schon 
der Name sagt, vorzüglich der Respirationsapparat erkrankt. 
Schütz belegte die Influenza mit dem Namen „Rothlaufseuche“, 
eine Bezeichnung, welche wegen der rothlaufartigen Schwell¬ 
ungszustände charakteristisch gewählt ist. Weniger geeignet 
erscheint der durch Lustig eingeführte Name „Darmseuche“. 

Während bei dem erstmaligen Auftreten eines Influenza¬ 
falles die sichere Erkennung der Krankheit einige Schwierig¬ 
keit bietet, ist man sich bei Wiederholung sofort über die 
Art der Erkrankung klar. 


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410 


Anamnese: Die Pferdebesitzer kommen meist mit der 
Angabe, dass ihr Pferd nicht mehr recht fresse, matt und 
humorlos sei, gegen den Barren schiebe, „studire“, leichte 
oder starke Kolik zeige, oft zum Harnen sich anstelle, bei 
Bewegung schwankenden Gang zeige, am Unterbauche ge¬ 
schwollen sei. 

Befund: Bei der Untersuchung ergibt sich, dass die 
Thiere mehr oder minder hohes Fieber zeigen, wobei der 
Puls beschleunigt oder auch sogar verlangsamt, fadenförmig, 
oftmals unregelmässig aussetzend sich erweist. Die Pferde 
sind sehr eingenommen, zeigen auffallende Mattigkeit, aus den 
Augenwinkeln träufelt mehr oder minder eitriges Sekret. Die 
Fresslust ist meist völlig aufgehoben, oftmals geht der Beginn 
des Leidens mit Kolik einher. Die nervösen Erscheinungen 
können so hochgradig gesteigert sein, dass die Thiere schlaf¬ 
süchtig dastehen oder auch wie bei akuter Gehirnwassersucht 
und Gehirnentzündung Anfälle von Raserei bekommen. Die 
Entleerungen sind spärlicher, der Koth meist klein geballt, 
glänzend oder beschleimt. Auf Urin drängen die Pferde 
häufig; er ist gelbröthlich. Dieses ofte Harnen ist geradezu 
charakteristisch. Offenbar ist dieser Zustand*auf einen Nieren- 
und Blasenkatarrh zurückzuführen. Durch Schwächung der 
Circulationsorgane stellen sich umfangreiche Schwellungen am 
Schlauche, Unterbauch und Unterbrust ein. Selbe sind 
schmerzlos und teigig, oft auch sehr schmerzhaft. Faust¬ 
grosse Löcher brechen mitunter in die Geschwulst. Hieraus 
entleert sich seröse und eitrige Flüssigkeit. Einige Pferde 
zeigen am ganzen Körper rosenkranzartige, rundliche oder 
unregelmässige Venenstauungen. 

Von Seite des Respirationsapparates zeigt sich weniger 
Auffälliges. Die Athmung ist zumeist angestrengt. Aus der 
Nase flie8st etwas seröses Sekret. Die Lunge ist katarrha¬ 
lisch afficirt. 

Verlauf: Nach dem Lehrbuche von Friedberger- 
Fröhner beträgt die durchschnittliche Dauer der Krankheit 
6—10 Tage, nur in schweren Fällen 2—3 Wochen. Bei den 
im Distrikte Obergünzburg aufgetretenen Influenzafällen ist 
die Krankheitsdauer eine durchweg längere gewesen ; nur 
wenige Fälle genasen rasch. Es stellten sich oftmals hart¬ 
näckige cerebrale oder spinale Lähmungserscheinungen ein, 
auch hielten die Magen-Darmerkrankungen, wie auch die 
durch Herzschwäche bedingten Stauungsschwellungen oft durch 
Wochen und Monate an. 

Sectionsbefund: Wiederholt hatte ich Gelegenheit, 
an Influenza verendete Pferde zu seciren, theils allein, theils 


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411 


mit ■ Herrn k. Bezirksthierarzt Ehrle zu Markt-Oberdorf. 
Hiebei zeigten sich dem klinischen Befunde entsprechende 
Veränderungen. War die Haupterkrankung im Yerdauungs- 


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kanale, so gewahrte man im Magen und Darme die Schleim¬ 
haut geschwollen und glasig getrübt, von umfangreichen Röth¬ 
ungen und einzelnen Blutungspunkten durchzogen. An der 


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412 


Propria der Leber, dem Bauchtheile des Zwerchfelles, am 
Peritonäura zeigten sich mm bis mehrere cm lange Filamente; 
Nieren und Harnblase Hessen äusserlich schon Veränderungen 
erkennen, noch mehr waren sie im Parenchym verändert. 
Gehirn und‘Rückenmark waren durchfeuchtet, in den Gehirn¬ 
ventrikeln oftmals Flüssigkeitsansammlungen. Das Herz war 
meist brüchig und dilatirt, die Lunge catarrhalisch afficirt. 
In der Unterhaut fand sich seröses Stauungstranssudat. 

Behandlung: Die Behandlung der Pferde erfolgte nach 
den allgemeinen Grundsätzen der Therapie und war im 
Wesentlichen eine symptomatische. Mit guter Wirkung glaube 
ich die Fowler’sche Arsenlösung angewendet zu haben, wovon 
die Pferde täglich Früh und Abends */ 2 —1 Esslöffel auf 
Brot gereicht erhielten. Von grosser Bedeutung halte ich auch 
die Anwendung von Frottation und Massage, wie die Zu¬ 
führung guter frischer Luft und mässige Bewegung. 

Prognose: Was die Prognose betrifft, so kann ich mich 
nach den gemachten Erfahrungen den günstigen Resultaten, 
wie sie im Handbuche von Friedberger-Fr öhner aufgeführt 
sind, nicht anschliessen. Wenn auch die Mortalitätsziffer mit 
4—6°/o zutreffend sein dürfte, so sind die Folgekrankheiten 
der Influenza oft derart, dass sie vollständige Unbrauchbar¬ 
keit der Pferde in sich schliessen. Mehrere Pferde mussten 
abgeschafft werden, weil selbe eine dauernde Parese der 
Nachhand beibehielten, oder an hochgradiger Schwerathmig- 
keit leidend blieben. Diese Dämpfigkeit muss auf Erkrankung 
der bezüglichen Athmungsnerven zurückgeführt werden; denn 
sie stellte sich gerade nach Ueberstehen einer hochgradigen, 
nervösen Influenza ein, ohne dass sich im Verlaufe der Krank¬ 
heit eine besondere Lungenaffektion bemerklich gemacht hätte. 
Auch wurde oftmals die Influenza durch ihre häufigen Reci- 
diven sehr lästig. Es ist nämlich als sicher erwiesen anzu¬ 
nehmen, dass das einmalige Ueberstehen der Krankheit meist 
nicht Immunität verleiht, wie im Handbuche von Friedberger 
zu lesen ist, sondern dass grösste Geneigtheit zu Wieder¬ 
holungen besteht. 

0ertliche Verbreitung: Der erste Fall des In¬ 
fluenza-Ausbruches begegnete mir zu Anfang August 1898 
auf dem Va Stunde von Obergünzburg entfernten Gute Reich¬ 
holz. Trotz sorgfältigster Erhebungen konnte ich nicht er¬ 
mitteln, von woher die Seuche eingeschleppt worden war. 
Weder in Reichholz noch sonstwo in den benachbarten Ort¬ 
schaften war früher diese Krankheit bekannt. Schon nach 
einigen Tagen traten zwei Erkrankungen in dem von Reich- 


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413 


holz */* Stunde entlegenen Weiler Willofs in Erscheinung. 
Diese beiden Fälle setzten hochgradigst ein und führten zum 
Tode der Pferde, Während das eine Pferd hochgradiges Er¬ 
griffensein des Digestionsapparates unter zeitweisen heftigen 
Kolikerscheinungen wahrnehmen liess, liess das andere Pferd 
des Nachbarbauern fast ausschliesslich nur die nervösen Stör¬ 
ungen erkennen. Unter den Symptomen der akuten Gehirn¬ 
wassersucht ging dieses Thier schon am zweiten Tage ein. 
Willofs wurde pun Standquartier für die Seuche, ln jedem 
Gehöfte der etwa 14 Pferdebauern hielt sie Einkehr und be¬ 
fiel meist alle Pferde. Im dortigen Bräuhause stehen zwölf 
Pferde. Hievon ist nur eines heftig erkrankt. Die übrigen 
Pferde blieben scheinbar gesund. Auf genaue Nachfrage er¬ 
fuhr ich jedoch, dass auch die anderen Pferde mitunter eine 
Mahlzeit nicht gefressen hätten und am Wagen sehr matt 
gewesen seien. Diese Pferde seuchten somit leicht durch. 
Das erkrankte Pferd hat während der letzten drei Jahre 
fünfmal Rückfälle erlitten und verendete vor vierzehn Tagen, 
wobei die Herzschwäche und die 40—50 cm tiefen Schwell¬ 
ungen am Unterbauche den Tod herbeiführten. — Yon Willofs 
breitete sich schon nach einigen Wochen die Krankheit nach 
den benachbarten Orten Wielans und Heissen aus. In beiden 
Weilern sind Pferde verendet, hierunter zwei Fälle mit hoch¬ 
gradigen cerebralen Erscheinungen. Eine dieser Sektionen 
wurde auch durch Herrn k. Bezirksthierarzt Ehrle vorge¬ 
nommen, wobei trotz des ausschliesslich in die Augen fallen¬ 
den klinischen Befundes der akuten Gehirn Wassersucht doch 
hochgradige pathologische Veränderungen im Darmkanal und 
besonders im Ürogenitalapparat konstatirt wurden. 

Weiterhin dehnte sich die Influenza nach entfernter ge¬ 
legenen Orten, wie Eglofs, Wölfs, Holzstetten und Eggenthal- 
Blöcktach aus. Auch iu Ebersbach gelangten zwei Fälle zur 
Beobachtung, welche die Pferde eines Gastwirthes betrafen, 
bei dem die Bauern von Heissen ihre Pferde einzustellen 
pflegten« 

In Obergünzburg traten vier Fälle in Erscheinung; hie¬ 
von drei im Heiss’schen Anwesen. Da das Gut Reichholz 
uftd das Heiss’sche Anwesen in einer Hand ruhen, so geschah 
die Ansteckung durch die Pferde von Reichholz. In Günzach, 
Immenthal und Untrasried wurden nur einzelne Fälle beob¬ 
achtet. Auch mein Pferd erkrankte, wenn auch nur in leichter 
Weise. Es war durch zwei Monate fast dienstuntauglich, er¬ 
müdete und schwitzte sehiv rasch, zeigte schlechten Appetit 
ufcd litt oft an leichten Kolikanfällen. - 


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Im Ganzen unterstanden ca. 80 bis 90 Herde in den 
letzten Jahren wegen Influenza meiner Behandlung* Manche 
Thiere erkrankten wiederholt in Rückfällen. Zehn Pferde 
verendeten in Folge der Seuche. Etwa vier Pferde wurden 
durch Lährtmngszustände und Athmungsbeschwerden unbrauch¬ 
bar. Während im Sommer und Winter die Krankheit mehr 
sistirte,: setzte sie im Frühjahr und Herbst wieder stärker ein. 
Zur Zeit ist wieder ein Aufflackern der Seuche bemerkbar, 
indem wieder drei Fälle in meine Behandlung kamen. Ein 
rückfällig erkranktes Pferd verendete. Obige 80—90 Fälle 
betreffen nur die von mir behandelten Pferde, während doch 
auch viele Thiere durch Pfuscher behandelt wurden oder 
wegen leichter Erkrankung gar nicht zur Behandlung oder 
Beobachtung kamen. 

Aetiologie: Die fraglichen, hauptsächlich durch die 
Influenza betroffenen^ Weiler und Gehöfte liegen etwa 100 bis 
120 m über der Thalsohle der Günz auf einem unregelmässigen, 
selbst wieder von Thaleinschnitten durchfurchten Plateau. 
Die Stallverhältnisse liegen dort wie im übrigen Distrikte. 
Meist befinden sich unter den Pferdeständen Yersitzgruben, 
in anderen Fällen sogenannte Geschäle zur Aufnahme der 
Jaucheflüssigkeit; Nur wenige Stallungen sind massiv betonirt. 

Die Wasserverhältnisse sind meist gut geregelt, indem 
das Trinkwasser für Menschen und Thiere direkt durch 
Röhren von einer Quelle zuläuft oder durch Widder aus dem 
Thalabhange heraufgepumpt wird. Es finden sich zwar auch 
noch etliche Pumpbrunnen, die aber wenig in Benützung ge¬ 
zogen werden. Die Bodenverhältnisse und die daraus ent- 
spriessenden Futterarten sind gleich denen im' übrigen Di¬ 
strikte. Somit ist die Ursache, warum gerade auf dieser 
Höhe die Krankheit so hartnäckig sich behauptet, nicht erklärt. 

Meine Ansicht geht dahin, dass die Krankheit schon 
vor etwa acht Jahren eingeschleppt wurde, indem ich bereits 
vor vier Jahren einen Influenzafall zu Gesicht bekam, der in 
einem etwa eine Stunde von Willofs gelegenen Hofe auftrat. 
Fragliches Pferd lag bereits in den letzten Zügen. Der Be¬ 
sitzer erzählte mir, dass er seit drei Jahren; vier Pferde, an 
dieser Sucht verloren habe. Tierärztliche Hilfe nahm der 
Bauer nicht in Anspruch, sondern Hess seine Pferde durch 
einen vielbeschäftigten Pfuscher behandeln. Dieser sagte ihm, 
es handle sich um Fferderothlauf. Die Stallverbältnisse dieses 
Bauern waren sehr schlechte. Aus den Versitzgruben stiegen 
faulige, morastige Dünste empor, welche sich beim Umgraben 
so steigerten, dass die Grabenden es kaum aushielten. Der 


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41$ 

Bauer lies* den ganzen Stall auf Anraten umbauen und 
betoniren. Seitdem erkrankte kein Pferd mehr.' Somit dürften, 
die Versitzgruben einen günstigen Nährboden; für das Conta- 
gium darstellen. 

Ein durch manche Autoren angenommener Zusammen¬ 
hang zwischen menschlicher und Pferdeinfluenza konnte nie 
beobachtet werden, indem die Seucheninvasiouen ganz unab¬ 
hängig yoh einander erfolgten. 


Referate. 

Clin; Coccobacillus bei der periodischen Augenentzündung 
des Pferdes. CI. untersuchte die steril aufgefangene Vor- 
kammerflüssigkeit des Auges von Pferden, die an periodischer 
Augenentzühdung litten, mikroskopisch und in Kultur. Mi¬ 
kroskopisch fand er zahlreiche kurze, isolirte oder zu zweien 
aneinandergereihte Bacillen, die oft an den Enden geschw ollen 
waren und im Inneren &baen hellen Raum zeigten. Die Aus¬ 
saaten auf Nährboden btieben beim Zutritt von Luft steril, 
während man bei Sauerstoffabschluss üppige Kulturen erhielt, 
die alsdann nach mehrfachen Passagen durch Nährböden sich 
in allen Medien, auch in Gegenwart von Luft weiter entwickelten 
und je nach dem Nährboden verschiedenes Verhalten zeigten. 
Es handelt sich um Bacterium coli.. Injection des Inhaltes der 
vorderen Augenkammer eines mondblinden Pferdes in ein 
gesundes Auge bringt keine Veränderung hervor; die Injec¬ 
tion der Kulturen erzeugt alle Symptome periodischer Augen¬ 
entzündung. (Presse vöt. Bull. V6t. 1900.) 


Barbaro: Die Hämaturie des Rindes. Nach den Untersuch¬ 
ungen von B. scheint diese Krankheit verursacht zu werden durch 
eine in den rothen Blutkörperchen enthaltene protoplasmatische, 
Masse; diese Massen, zu 3—4 in demselben Blutkörperchen 
enthalten, sind bald rund, bald unregelmässig, manchmal ver¬ 
längert, am einen, Ende zugespitzt und am anderen abgerundet. 
Wahrscheinlich geschieht die Uebertragung der Krankheit 
durch Futter von sumpfigen Wiesen. Die Temperatur wechselt 
zwischen 3tf und 41,5°, die sichtbaren Schleimhäute nind blass, 
Korrektion beschleunigt, Appetit und Wiederkauen, verringert 
oder aufgehoben, der Urin kaffeefarben, reich an Eiweiss und 
Hämoglobin. Der Verlauf der Krankheit ist im Allgemeinen 
ein schneller, der Tod kann innerhalb 2—8 Tagen eintreten;, 
selten tritt Genesung ein. Die Behandlung bestand iq tra- 
chealen Injectionen von 3 g Ohiuinum hydrobromicum, 6 g 


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416 


Antipyrin, 30 g Aqua dest.; alle 8, 12 oder 24 Stunden zu 
wiederholen. Ausserdem Enzianschnaps, Natriumbicärbonat, 
Natriumsülfatj Eisensulfat. Diese Behandlung brachte bei 
neun Thieren unter zwölf Heilung. (Nuovo Ercolani. Bull. 
V6t. 1900.) 


Warneson: Ueber die Immunität nach erstmaliger Maul¬ 
und Klauenseucheerkrankung. W. berichtet über drei Be¬ 
obachtungen von Recidiven der Maul- und Klauenseuche. In 
einem ersten Falle zeigten die Kühe acht Tage nach Ablauf 
der ersten Attake von Neuem sämmtliche Symptome der 
Krankheit. Auf einem anderen Gute vergingen zehn Monate 
zwischen dem erst- und zweitmaligen Auftreten der Seuche; 
auch hier wurden die das erste Mal befallenen Thiere von 
Neuem betroffen. In einem dritten, Falle endlich wurden die 
gleichen Thiere dreimal von Maul- und Klauenseuche heim¬ 
gesucht: das erste Recidiv trat */* Jahr nach Beendigung der 
ersten Erkrankung, das zweite fünf Monate später auf. Die 
das dritte Mal befallenen Kühe zeigten indes nur eine sehr 
milde Form der Krankheit mit vollständiger Heilung im Ver-, 
lauf von 4—5 Tagen. (Röpert. de Pol. San. Bull. Yet. 1900.) 


Mertel: Der Milzbrand des Hundes. Die natürliche 
Immunität des Hundes gegen Milzbrand kann bekanntlich 
versagen unter verschiedenen experimentell bereits untersuchten 
Bedingungen (z. B. Exstirpation der Milz, Wasserentziehung, 
intravenöse Injection einer Aufschwemmung von Holzkohle etc.). 
M^ ist es gelungen ein Virus zu erhalten, welches auch 
die wenigst empfänglichen Hunde bei Verimpfung todtet. Eine 
Herabsetzung der Resistenz wird bei erwachsenen Hunden 
erreicht durch vorherige subcütane Injectionen mit Phloridzin 
oder Pyrogallol; bessere Resultate lassen sich erzielen bei 
Hünrden, welche an experimentell erzeugter oder an gewöhn¬ 
licher Wuth leiden. Bei diesen letzteren ist nach einer ersten 
Passage die'Verimpfung von Hund zu Hund immer erfolg¬ 
reich; der in seiner Virulenz gesteigerte Bacillus kann als¬ 
dann 71°/o der geimpften erwachsenen Hunde tödten. Im 
Gegensatz dazu bleiben bei Thieren, welche Phloridzin oder 
Pyrogallol erhalten haben, die aufeinanderfolgenden Passagen 
immer schwierig auszuführen. Eine Erhöhung des Milzbrand- 
virus, das vom Rinde herstammt, wirkt in gleicher Weise 
nach Passage durch den Organismus des normalen erwach¬ 
senen Hundes j die Virulenz des Bacillus wird dadurch ge- 


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417 


nirgend gesteigert, um einen ziemlichen Procentsatz der Hunde 
zu tödten. Unter diesen Bedingungen ist nach 30—36 Paar 
sagen das Yirus für alle geimpften Hunde pathogen. Nicht 
alle Hunderassen sind für dieses durch den Thierkörper ge¬ 
führte Yirus gleich empfänglich, am meisten sind dies die 
Luxushunde. Während die Strassenhunde in einem Procentsatz 
von 44 zu Grunde gehen, variirt derselbe zwischen 64,6 und 
86% bei den Pudeln. Unter den Thieren derselben Rasse 
sind die gelben und weissen Individuen empfänglicher als die 
schwarzen. Die jungen und sehr alten Hunde sind gleichfalls 
für das durch den Thierkörper geführte Yirus empfänglicher 
als Hunde im mittleren Alter. Dieses Yirus ist ausserdem 
pathogen für Taube und Katze und seine Virulenz für Kanin¬ 
chen und Meerschweinchen ist gesteigert (Malm). Der durch 
zahlreiche Hundekörperpassagen in seiner Yirulenz erhöhte 
Bacillus hat tiefgreifende morphologische Yeränderungen er¬ 
fahren, er ist kürzer und gedrungen und es fehlen lange 
Tilamente in den flüssigen Medien. (311) Ann. Inst. Pasteur 
1900. Bull. V4t. 1900. 


Das Eisenbähnfieber bei den Kühen. Nach Estor sind 
Kühe, welche während ihres Transportes lange in den Wagen 
verweilen mussten, besonders zur heissen Jahreszeit und wenn 
die Kühe trächtig bezw. fett sind, einer besonderen Affektion 
unterworfen. Sie werden unruhig, schlagen mit dem Schweif 
und sind stark erschöpft. Der Puls ist sehr beschleunigt, 
meiöt regelmässig, die Temperatur schwankt zwischen 38,9 
und 39,4, die Athmung wird beschleunigt und erschwert. Der 
Durst ist beträchtlich, Nahrungsaufnahme und Kothabsatz 
aufgehoben; manchmal treten Wehen ein. Der Urin enthält 
ein wenig Eiweiss, das Euter ist elastisch und weich, die 
Milch normal, Sensibilität und Psyche nicht gestört. Wenn 
die Thiere nicht geschlachtet werden, so tritt einige Tage 
vor dem Tode ein Lähmungszustand mit vollkommenem Ver¬ 
lust des Bewusstseins wie bei der Gebärparese auf; die 
Händler pflegen natürlich die Thiere dann rasch schlagen zu 
lassen. Bei der Sektion findet man wenig Veränderungen. 
Nur die Nieren sind vergrössert, zeigen rothe Flecken, die 
Schnittfläche ist trüb und in der Rinde grauroth gefärbt. Die 
Muskeln der Lendenregion sind ödematös und von alkalischer 
Reaktion, ebenso ist das verlängerte Mark ödematös; zwischen 
harter Hirnhaut und Pia mater findet man eine gelbliche 
seröse Flüssigkeit. Das Fleisch kann zum Genüsse zugelassen 
werden. E. hält es für ausgemacht, dass die Muskelbeweg¬ 
ungen für die trächtigen Kühe während des Transportes 


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448 


die Hauptursftcke des Leidens sind. Wahrscheinlich handelt 
es sich um einfe Anhäufung yon toxischen Stoffen im Muskel, 
welche durch dife Ermüdung und vielleicht die Erkältung er* 
zeugt sind. Die Erkrankung wäre demnach als eine Primär- 
erkrankung der Muskeln mit sekundärer Krankheit des Nerven¬ 
systems anzusebfen. (Mod. Zooiatro. Bull. Vet. 1900.) 

Beitrag zur Tuberkulöse des Pferdes. Babe beschreibt 
einen Fäll, in welchem ein siebenjähriger Wallach eine aus¬ 
schliessliche Lokalisation von Lymphdrüsentuberkulose auf die 
submaxillaren, subparotidealen und oberen Halslymphdrüsön 
zeigte. (Yolum der Drüsen von Wallnuss- bis Zitronengrösse.) 
Alle übrigen Organe waren frei von tuberkulösen Veränder¬ 
ungen. Etwa ein Jahr vor der Schlachtung war eine anfangs 
geringe Athembeschwerde und Schwellung der Parotisgegend 
aufgefallen; die Schlachtung erfolgte wegen hochgradig ge¬ 
steigerter Dyspnoe. (Zeitschr. f. Fleisch- und Milchhygiene, 
Mai 1901.) ___ E. A. 


Stand der Thierseuchen in Bayern am 15. August 1901. 

a) Rotz (Wurm):* 

Schwaben: Augsbürg 1 Gmd. (1 Geh.). 

b) Maul- und Klauen-Seuche: 
Oberbayern: 3 Gern. (10 Geh.); Oberpfalz:.2 Gern. (2 Geh.); 
Oberfranken: 2 Gern. (3 Geh.); Schwaben: 6 Gern. 
(17 Geh,). 

o) Schweineseuche (Schweinepest): 
Oberbayefn: 1 Geöi. (1 Geh:); Niederbayern: 2 Gmd. 
(2 Geh.); Oberpfalz : 1 Gmd. (1 Geh.); TJnterfrank e n« 
2 Gmd. (2 Geh.). 


BUcherschau. 

Atlas der Anatomi6 des .Pferdes. Von Dr. med. vet. 

Reinold Sohmaltz, Professor der Anatomie an der thier- 
ärztlichen Hochschule Berlin, 1901. Verlag von Riohard 

Sohoetz. 

Der vorliegende erste Band des Atlas der Anatomie des 
Pferdes stellt in der ersten Hälfte eine erweiterte uod verbesserte 
Auflage des bereits eingebürgerten Atlas der Gliedmassenknoohen 
des Pferdes dar, welchen der Verfasser im Jahre 1898 herausgab. 

Die zweite Hälfte; enthält in gleicher Darstellung das Rumpf¬ 
skelett. 


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Die in Steindruck gegebenen Abbildungen der 23 Tafeln (von 
Uwira) stellen, wie wohl den meisten Lesern aus eigner Anschauung 
bekannt sein dürfte, nach Naturtreue und künstlerischer Voll¬ 
endung das Vollkommenste dar, was bisher in dieser Hinsicht 
geschaffen worden ist. 

Ein besonderer Begleitungstext fehlt, statt dessen sind über¬ 
all die Benennungen an den Figuren selbst in extenso angegeben. 
Die Benennung ist die lateinische und hält sich in der Hauptsache 
an die Festsetzungen der Badener Commission. 

Der Atlas soll in vier Theilen erscheinen: Der zweite Theil 
wird die Muskeln, der dritte die Eingeweide ausser jenen des 
Kopfes enthalten, der vierte den Kopf behandeln. Der Preis be¬ 
trägt nur 12 Mark. A. 


Creolin-Hufschmieri. 

Diese Salbe, enthaltend Ä 1 /* % 
Creolin, ist aus den besten Rohstoffen 
hergestellt. Die anerkannt ausserordent¬ 
liche Wirksamkeit des Cre/)lin als im 
höchsten Maasse bacterienzerstörendes 
Desinficiens, befähigt es nicht allein Hufe 
vor Krankheiten zu schützen, sondern sie auch zu conserviren 
und Hautverletzungen aller Art zu heilen. 

Es empfiehlt sich daher in allen Fällen 

Creolin-Hufschmiere 

ausschliesslich zu verwenden. 

Aus dem »Pferdefreund«: Die gründliche Desinfection der Pferde¬ 
stallungen, oder was dasselbe bedeutet, die Vernichtung ansteckender 
Krankheiten in ihrem Keime ist nicht selten ron grösserer Wichtigkeit, 
als die thierärztliche Behandlung kranker Thiere. 

Die Wortmarke „Creolin“ ist als Waarenzeichen geschützt. Ich warne 
vor Nachahmungen, die ich gerichtlich verfolge. 

William Pearson, cremon 8, Hamburg. 

Preise der Creolin-Hufschmiere: 

1 Pfund-Dosen per Stück Hk. 1.50 2 Pfund-Dosen per Stück Hk. 2.50 

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420 


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werkes u. bilden einen vornehmen Wandschmuck. 

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Verantwortliche Redaktion : M. A1 b r e c h t. 
Expedition und Druck von J. Gotteswinter, München. 


FUr die Redaktion bestimmte Sendungen sind an Professor 
AI b r e c h t, Veterinärstr. 6/i, zu richten. D. Red. 


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Wochenschrift 

für 

Thierheilkunde und Viehzucht 

Unter Mitwirkung bewährter Fachmänner 

herausgegeben von 

M. Albreoht und Ph. J. Göring. 

45. Jahrgang. München, den 3. September 190t. Nr. 36. 

Inhalt: 40jähriges Dienst-Jubiläum des kgl. Bezirksthierarztes Hollen- 
baoh in Neustadt a/A. — Mölter, Der Fleisohoonsum Münchens. — 
Höchstem, Perlsucht beim Pferde. — Ruch, Fremdkörper in der Milz. 
— Referate. — Personalien. — Inserate. 


40 jähriges Dienst-Jubiläum des kgl. Bezfrksthierarztes 
Hollenbach in Neustadt a/A. 

Am 22. August feierte der Herr Bezirksthierarzt Hollen- 
bach in Neustadt a/A. sein 40jähriges Dienstjubiläum. 

Bei dem Ehrenfeste, welches im Schildknecht’schen 
Gartensaal© zu Neustadt a/A. stattfand, schilderte zunächst 
der kgl. Bezirksamtmann Herr S t e g n e r die ausgezeichneten 
Verdienste des Jubilars als Thierarzt und als Beamter, ins¬ 
besondere seine Leistungen auf dem Gebiete der Landwirt¬ 
schaft, speciell der Viehzucht im Amtsbezirke, dann seine 
aufopfernde selbstlose Thätigkeit im Interesse des Gemein¬ 
wohles überhaupt. 

Im Namen des landwirthschaftlichen Vereines und des 
Stammzuchtvereines Neustadt überreichte alsdann der Herr 
Bezirksamtmann als Vorstand beider Vereine dem Gefeierten 
eine meisterhaft hergestellte Adresse, deren Inhalt die her¬ 
vorragenden Verdienste des Jubilars um den landwirthschaft¬ 
lichen und Stammzuchtverein und die Dankeserstattung für 
die Leistungen desselben im Interesse dieser beiden Vereine 
und der öffentlichen Wohlfahrt zum Gegenstände hat. 

Herr Distriktsthierarzt Dorn (Markt-Erlbach) gedachte 
der Verdienste des Jubilars als Mitvbrkämpfer zur Besserung 


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422 


der thierärztlichen Standesinteressen und feierte ihn als 
Muster wissenschaftlicher und praktischer Berufstätigkeit. 

Der Vorstand des Gemeindekollegiums, Herr Dietz, 
brachte die Verdienste des Gefeierten um die gemeindlichen 
und wirthschaftlichen Verhältnisse der* Stadt, Herr Landrath 
Hofmann dessen Verdienste um die Verminderung der Ge- 
währschaftsprocesse im Bezirke und um die landwirtschaft¬ 
liche Winterschule in Neustadt zum Ausdrucke, während der 
Landtagsabgeordnete, Herr Deininger, im Namen der Land¬ 
bürgermeister dem Jubilar für seine stets milde, alle Härte 
sorgfältig meidende Thätigkeit bei polizeilichen Geschäften 
als beamteter Thierarzt dankte. Herr Gymnasiallehrer Mors* 
heuser gedachte endlich mit warmen Worten der trefflichen 
Gattin des Jubilars. 

Alle Ansprachen, auf welche der Jubilar dankend ant¬ 
wortete,. gipfelten in dem Wunsche, es möge dem Herrn 
Bezirksthierarzte Hollenbach noch recht lange vergönnt 
sein, seine so segensreiche Thätigkeit im Bezirke zu entfalten. 

Wir freuen uns von Herzen darüber, dass die Verdienste 
des vortrefflichen Gollegen, den wir und mit uns jeder Berufs¬ 
genosse, welcher ihn kennt, hochschätzen, eine so allseitige 
Anerkennung gefunden haben, und schliessen uns innig dem 
Wunsche an, es möge der verehrte College noch recht viele 
Jahre froh und freudig in ungetrübter Gesundheit in seinem 
Berufe wirken und seiner Familie und dem thierärztlichen 
Stande erhalten bleiben. A. 


Der Fleischconsum Münchens. 

Vom etädt. Oberthierarzt Mölter. 

Die Bezugsgebiete des Münchener Schlachtvibh-Marktes 
erstrecken sich zunächst auf Ober- und Niederbayern, die 
Oberpfalz und Schwaben. Früher kamen auch viele gut ge¬ 
mästete, aber oft recht alte Ochsen aus norddeutschen Zucker¬ 
fabriken zum Markte und im Jahre 1890 bot sich den Markt¬ 
besuchern das seltene Bild dar, hornlose Shorthorn-Ochsen 
aus Amerika, ostfriesische Mastochsen und langhörnige graue 
Steppenochsen aus Italien auf dem Münchener Schlachtvieh- 
Markt aufgestellt zu sehen. Mit Gestattung der Einfuhr von 
Schlachtvieh aus Oesterreich-Ungarn mussten alle diese Zu¬ 
fuhren aus weiter Ferne der Concurrenz der meist jungen und 
vorzüglich gemästeten österreich-ungarischen Schlachtwaare 
weichen, so dass zur Zeit nahezu 80 °/ 0 der in München ge¬ 
schlachteten Ochsen aus Oesterreich Ungarn stammen, während 
ein grosser Theil des dem Münchener Markte zugeführten 


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423 


bayerischen Schlachtviehs wieder nach dem industriereichen 
Westen Deutschlands exportirt wird. Die grösste Anzahl und 
die beste Qualität von Kälbern, Schweinen und Schafen 
liefert Schwaben, dann folgen Ober- und Niederbayern und 
die Oberpfalz. Aus Franken, insbesondere vom Nürnberger 
Markte, und aus Norddeutschland werden ziemlich viele Schweine 
dem Münchener Markte zugeführt. Dem erhöhten Bedarfs 
entsprechend, ist auch die Marktfrequenz mit geringen Schwank* 
ungen fortwährend gestiegen und die Bezugsgebiete mussten 
sich naturgemäss allmählich erweitern. Es ist gewiss von 
Interesse, hier einen kurzen Ueberblick über die Zunahme 
der Bevölkerung Münchens zu geben, um die hiedurch be¬ 
dingte Steigerung des Bedarfes zu veranschaulichen. Münchens 
Einwohnerzahl betrug im Jahre 1580 = 20,000, 1688 = 
26,000, 1783 = 37,841, 1801 = 40,450, 1805 = 45,000, 
1810 = 40,638, 1830 = 77,802, 1843 = 81,290, 1852 = 
94,380, 1861 = 130,222, 1871 = 169,693, 1875 = 193,024, 
1880 = 230,023, 1885 = 261,901, 1890 = 349,024, 1895 = 
407,307, 1900 = 500,000. 

Die Marktfrequenz bezifferte sich im ersten Vollbetriebs¬ 
jahre des Münchener Schlachtviehhofes (1879) auf: 


im Jahre Grossvieh 

1879 52,656 

1900 102,091 


Kälber 

151,470 

257,200 


Soh weine 

91,616 

302,693 


Schafe und 
Ziegen 
11,600 
36,067 


Lämmer und 
Kitze 

7,007 

22,804 


Gesammtzahl 

= 314,349 Stück 
- 720,855 „ 


Die Auftriebsziffer hat sich demnach während des Zeit* 
raumes von 22 Jahren mehr als verdoppelt und mit ihr ist 
auch der Export von Schlachtvieh beträchtlich gestiegen. 
Durch sachgemässe Massregeln ist es nämlich gelungen, den 
Grossviehmarkt in den letzten Jahren constant seuchenfrei zu 
erhalten und hiedurch einen geregelten Export an die grösseren 
Schlachthöfe, insbesondere an jene des westlichen Deutschlands, 
allmählich einzuführen und zu erhalten. 

Auch die Schlachtfrequenz ist, von einigen Schwankungen 
abgesehen, in steter Zunahme begriffen und zwar wurden ge¬ 
schlachtet : 


im Jabre Groesvieh 

1879 44,699 
1900 75,740 


K&lber Scheine ^'“° d 

149,97 t 82,966 20,248 — 

236,743 236,939 36,115 5,603 

Pferde Geflammt 

629 = 298,513 

1,753 = 592,893 


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424 


Während 22 Jahren ist demnach die Schlachtzitfer beirri 
Grossvieh um rund 31,000, bei den Kälbern um 87,000, 
bei den Schweinen um 146,000, bei den Schafen um 16,000 
und bei den Pferden um 1124 Stücke gestiegen und die Ge- 
sammtzahl der Schlachtungen hat sich innerhalb dieser Periode 
nahezu verdoppelt. Im Vergleiche zur Bevölkerungsmehrung 
aber hat der Consutn von Rind- und Kalbfleisch ab-, jener' 
voni Schweinefleisch bezw. Würsten beträchtlich zugenommen. 

Aussergewöhnliohe Schwankungen in der Zahl der Schlacht¬ 
ungen waren in den Jahren 1888, 1890, 1893 und 1900 zu 
constatiren. 

Das Ausstellungsjahr 1888 mit der Centenarfeier brachte 
starken Fremdenzutluss nach München und damit eine an¬ 
sehnliche Vermehrung der Schlachtungen, vornehmlich von 
Kälbern und Schweinen; im Jahre 1890 wurden etwa 12,000 
Schafe mehr geschlachtet als im Vorjahre, welche grössten- 
theils nach Paris exportirt wurden, und im Jahre 1893 kamen 
wegen der durch anhaltende Trockenheit verursachten Putter- 
noth viele Jungrinder und ca. 33,000 Kälber mehr zur 
Schlachtung als im Vorjahre. 

ln Folge . Verbots der Einfuhr von Schweinen und. 
Schweineflfeisch aus Oesterreich-Ungarn nahm die Zufuhr an 
Schweinen vom Jahre 1896 beträchtlich ab und erst im Jahre 
1900 v konnte die einheimische Produktion der wachsenden 
Nachfrage genügen, wobei allerdings häufig recht hohe Preise 
angelegt werden mussten. Die von den Händlern wiederholt 
gemachten Versuche, Schweinefleisch aus Hamburg, Holland 
und schliesslich (nach Aufhebung des Verbotes) aus Oester¬ 
reich einzuführen, erwiesen sich im Hinblick auf den hohen 
Eingangszöll als undurchführbar und brachten den Unter¬ 
nehmern meist beträchtlichen Nachtheil. 

Dagegen hat die Einfuhr roher Eingeweide, namentlich 
von Milzenj aus sehr vielen deutschen Grossstädten, ja aus- 
Holland und Dänemark, woselbst diese Waare als mensch- 
liehe Nahrung weniger Verwendung findet, ganz erheblich 
zugenommen. Dieselbe betrug im Jahre 1900 rund 340,000 kg. 
und zwar das 15 fache des Jahres 1895. Dazu kommen noch 
rund 42,000 kg Speck, welcher ausschliesslich aus Wien; 
stammte. Die Einfuhr rohen Fleisches ist nickt bedeutend^. 
Wohl aber jene von Dauerwürsten, Haar- und Federwild, Ge¬ 
flügel, Fischen u. s. w. 

Berechnet man das Schlachtgewicht eines Ochsen mit 
300 kg, einer Kuh mit 2Ö0 kg, eines Stiers mit 160 kg, eines 
Jungrinds mit 120 kg, eines Kalbes 40 kg, eines Schweines 
mit 45 kg, eines Schafes mit 20 kg und eines Pferdes mit 


Di< zed by UjOOQle 



425 


235 kg, so ergeben sich für den Consum folgende Ziffern 
pro 1900: 


Ochsenfleisch 

9*499 200 kg, pro Kopf 19,00 kg 


24,95 % 

Kuhfleisch 

3*867 400 „ „ 

n 

7,74 „ 

— 

10,16 ,, 

Stierfleisch 

1*891680 „ „ 

n 

3,78 „ 

—^ 

4,97 „ 

Jungrind 

1‘555 440 „ „ 

» 

3,11 „ 

= 

4,08 „ 

Kalbfleisch 

9*460800 „ „ 

» 

18,92 „ 

— 

24,85 „ 

Schweinfleisch 10*667 205 „ „ 

») 

21,34 „ 

—— 

28,02 „ 

Schaffleisch 

722 060,, „ 

n 

1,44 „ 

—— 

1,90 „ 

Pferdefleisch 

407 490 „ . 

n 

0,81 „ 

= 

1,07 „ 

in Summa 

38‘071 275 kg, pro 

Kopf 76,14 kg 

1= 

100% 


Im Jahre 1895, in welchem die vorletzte Volkszählung 
stattfand, betrug der Fleischconsum pro Kopf 74,88 kg, in den 
Jahren 1896, 97, 98 und 99 dagegen war derselbe auf ca. 
79,68 — 79,77 — 78,55 und 79,72 berechnet worden. Da 
indess, nach dem Ergebniss der Volkszählung im Jahre 1900 
zu schliessen, in diesen vier Jahren die Bevölkerungsziffer 
offenbar zu niedrig angenommen war, so darf auch für diese 
Jahre die Consumziffer richtiger auf ca. 75—76 kg festgesetzt 
werden, und wäre die Annahme irrig, aus den bisherigen 
Berechnungen im Jahre 1900 einen merklichen Rückgang des 
Consums folgern zu wollen. Hiebei darf schliesslich jedoch 
nicht unberücksichtigt bleiben, dass im Jahre 1900 durch das 
Oberammergauer Passionsspiel der Fremdenverkehr in ver¬ 
stärktem Masse nach München gelenkt und dadurch eine 
nicht unerhebliche Steigerung des Consums bedingt wurde.' 


Perlsucht beim Pferde. 

Von Distriktsthierarzt Hochstein, Lauf. 

Am 4. September wurde ein Pferd wegen Hustens unter¬ 
sucht. Aus den Symptomen: trockener, schmerzhafter Husten, 
gering vermehrte Athmung (20), seröser Nasenausfluss, ver¬ 
schärftes Bläscbenathmen, Fieberfrei heit* ergab sich das Vor¬ 
handensein von Bronchialkatarrh. Nach einigen Tagen schein¬ 
bare Besserung. Am 2. Oktober schwere Allgemeinerkrankung, 
Temperatur 40,5, Athmung 60, schwacher Puls, Dämpfung 
m der unteren Hälfte beider Brustseiten, an diesen Stellen 
kein Athmungsgeräusch, AppetitmangeL Behandlung auf 
Lungenentzündung. Fieber hielt sich sechs Tage zwischen 
40,5 und 39,5. Am 8. Oktober Fieber verschwunden,/All¬ 
gemeinbefinden und Futteraufnahme besser, die Athmungs- 
beschwerden nahmen eher zu als ab, Dämpfung blieb ber 
stehen, so dass ein chronisch destruirender Prpcess ift‘ den 
Lungen angenommen wurde. Da der Ernährung8zu$taud, bfci 


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426 


guter Fresslust immer mehr zurückging, wurde das Pferd am 
19. Oktober getödtet und in den Nürnberger Schlachthof ver¬ 
bracht. Nach Mittheilungen der Herren Collegen bot sich 
das Bild der Lungen- und Perlsucht, wie man es beim Rind 
nicht schöner sehen kann; starke Auflagerungen aufLungen- 
und Rippenpleura, disseminirte miliare bis kirschkerngrosse 
' Tuberkel im Lungenparenchym, ferner Leber- und Milz¬ 
tuberkulose. 

Das 6—7 jährige Pferd war l 1 /^ Jahr im Besitz des 
Metzgermeisters M. und bis vor ca. 1 U Jahr vollkommen ge¬ 
sund und munter, von da ab zeitweiser Husten und Appetit¬ 
störung. Die Entwicklungszeit dürfte also */* Jahr gedauert 
haben. Zu erwähnen ist noch, dass das Pferd in einem stock¬ 
finsteren, dumpfen Kuhstall untergebracht war; seit ca. einem 
halben Jahr stand neben ihm eine Kuh, die viel hustete und 
höchst tuberkuloseverdächtig war. 


Fremdkörper in der Milz. 

Von Distriktsthierarzt Ru oh, Altdorf. 

Ich wurde zu einer Kuh gerufen, die schon seit einigen 
Stunden stark athmend und stöhnend im Stalle lag und durch¬ 
aus nicht zum Aufstehen zu bringen war; das Stöhnen war 
besonders stark bei den Aufhebeversuchen und bei Druck in 
die linke Hinterrippengegend; Puls 90—100, sehr schwach« 
Da das Thier sehr gut genährt war, wurde es geschlachtet. 
Hiebei fand man nun einen 12 cm langen Bretternagel, welcher 
die Magenwand durchwandert und die Milz an einer daumen- 
nagelgrossen Stelle, die mit etwas geronnenem Blut um¬ 
geben war, angebohrt hatte. 


Referate. 

Pulverisirter Sublimat bei der Behandlung von Nagei¬ 
tritten. Bournay empfiehlt das Sublimat in gepulvertem 
Zustande in die Wunde einzuführen', er verfährt in folgender 
Weise: das Pferd wird wie zum Beschlagen gehalten, man 
entfernt vorsichtig das Eisen, schneidet den Huf tief zu und 
nimmt eine Zone von 7—8 cm im Durchmesser um das Loch 
weg, durch welches der Fremdkörper eingedrungen ist. Dann 
wird, falls man nicht den Yerlaufsweg der Wunde bereits 
kennt, vorsichtig sondirt, und dann mittels der Hohlsonde eine 
entsprechende Quantität des pulverförmigen Sublimats bis zum 
Grund der Wunde eingeführt. Dieses Verfahren wird 2—3 mal 
und noch öfter wiederholt, ausserdem wird ein trockener Um- 


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427 



schlag gemacht. B. hat seit drei Jahren an 18 Thieren diese 
Behandlungsweise in Anwendung gebracht und stets ohne 
Operation Heilung erzielt. (Rev. de Toulouse. Bull. Vet. 
1900.) 

Uterusvorfall und Inversion der Blase bei einer Stute. 

Conroy wurde zu einer vierjährigen Stute, welche einen 
Monat zu früh gefohlt hatte, zur Hilfeleistung gerufen. Er' 
fand das Thier liegend, den Uterus vorgefallen und auf dem 
Boden. Bei seiner Annäherung sprang das Thier auf und 
lief ums Haus herum. Nach dem Wiedereinfangen legte man 
der Stute ein Tau um den Hals, Hess sie sich wieder legen, 
band dann die Hinterfüsse zusammen und Hess den Kopf von 
ein paar Leuten niederhalten. Dann wurde eine Dosis Chloro¬ 
form und von Tinctura opii gegeben, ihre Hinterfüsse auf 
eine harte Strohschütte aufgezogen und das vorgefallene 
Organ mit lauwarmer Creolinlösung gewaschen. Ein mit 
heisser Creolinlösung gesättigtes Tuch wurde alsdann an den 
Uterus gelegt und von zwei Leuten gehalten. C. reponirte 
das Organ langsam, führte die Hand ein und versuchte es in 
seine normale Lage auszudehnen. Dann wurde eine warme 
Krücke eingeführt und von einem Gehilfen fixirt, während C. 
eine Injection von warmer Creolinlösung machte. Jetzt wurde 
die Blase invertirt und C. reponirte sie, indem er seine Hand 
durch die stark erweiterte Harnröhre einführte; da die Blase 
noch ein zweites Mal theilweise umgestülpt wurde, hielt er 
seine Hand an die Harnröhre, änderte die Lage der Krücke 
eine Zeit lang und gab der Stute ein zweites Mal Chloro¬ 
form und Tinctura opii. Schmerz und Pressen hörten nun 
bald auf, C. machte eine reichliche Creolininfusion, und als 
die Anästhesie genügend schien, gab er der Stute zu saufen 
und Hess sie aufstehen. Weitere Ausspülungen wurden nicht 
gemacht. Obwohl der Uterus sechs Stunden lang vorgefallen 
gewesen war, genas die Stute vollkommen. (Yeterinarian, 
Mai 1901.) 

Melanotisches Fibrom am Knie einer Kuh. Das Thier 
war neun Jahre alt, die Geschwulst war angeblich von Ge¬ 
burt an vorhanden gewesen. Als die Kuh zum letztenmale 
kalbte, hatte der Tumor die Grösse einer Pflaume; seitdem 
wuchs er langsam und hinderte schliesslich dadurch, dass das 
Tbier beim Gehen gegen das andere Bein etc. anschlug. Der 
Tumor war von dunkelrother Farbe und hing an der Innen¬ 
seite des Kniees der Kuh an einem ungefähr drei Zoll langen 
und ungefähr zehn Zoll im Umfang messenden Stiele. Er 



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428 


war bereits in Zerfall begriffen und fühlte eich im Qanzen 
«ehr hart und rauh an. Die Entfernung erfolgte in der 
Weise, dass zunächst ein Schnitt in die Mitte der Geschwulst 
gemacht wurde; aus derselben ergoss sich eine Menge Blut. 
Nach dem Aufhören der Blutung wurde die Geschwulst in 
zwei grossen Stücken entfernt und ausserdem alle verdächtigen 
Theile der Carpalbänder und Sehnenscheiden ausgeschnitten. 
Cauterisation, Verband mit Werg, das mit Liquor ferri ge¬ 
tränkt war und durch Binden festgehalten wurde. Der Eigen¬ 
tümer erhielt eine adstringirende und antiseptische Flüssig¬ 
keit mit dem Aufträge, täglich zweimal auszuwaschen. Die 
Wunde heilte vollständig in einem Monat. Die Geschwulst 
wog zwanzig Pfund, der grösste Durchmesser betrug zehn 
Zoll, der grösste Umfang vierzig Zoll. Die mikroskopische 
Untersuchung ergab die obige Diagnose. (Conroy, ibidem.) 


Magenruptur bei einer Stute. Allen fand das Thier 
sehr unruhig, mit stark beschleunigtem Puls und Schmerz¬ 
haftigkeit des Abdomens. Die Diagnose wurde vermutungs¬ 
weise auf Colonanschoppung gestellt. Therapie: Sedativa 
und Clysmen. Am folgenden Tage lag das Pferd sehr viel, 
streckte die Vorderfüsse gerade aus, im Maule Schaum, Con- 
junctiven wenig injicirt, Puls klein und beschleunigt. Rectale 
Untersuchung ergab ausgesprochene Anschoppung des Colon. 
Einige harte Kothballen wurden entfernt. Antispasmodica 
und Morphin in regelmässigen Zwischenräumen. Das Thier 
krepirte an demselben Tage. Bei der Section fand sich in 
der Bauchhöhle reichliches Futter und die Erscheinungen 
acuter Peritonitis; der Magen zeigte eine durchgehende und 
eine unvollständige Ruptur, beide an der grossen Kurvatur 
in der Richtung derselben; die durchgehende Ruptur im unteren 
Theile der vorderen Fläche, die unvollständige unten an der 
Hinterfläche des Magens. Die Schleimhaut zeigte keine be¬ 
sonderen Veränderungen. Im Colon Massen von hartem 
Koth, sowie von Sclerostoma tetracanthus und üxyuris curvula 
sowie eine Anzahl Nägel und ziemlich viel Kies. (Veteri¬ 
nären, April 1901.) 


Ferkelfressen der Schweine. Es wird empfohlen, die 
Ferkel mit Genever zu überstreuen, wodurch die Mütter den 
Appetit an den Jungen verlieren. Ein anderes gutes Mittel 
soll darin bestehen, zur Zeit der Geburt in die Ohren der 
Mutterthiere eine Mischung von 1—3 Theilen Opiumtinktur 
und 10—12 Theilen Kampheralkohol zu giessen. Die Säue 


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429 


lassen dann während der Betäubung die Ferkel an’s Gesäuge 
kommen. (Gaz. Agric. Nr. 42, 19UU.) 


Lesage untersuchte die Resorption des Blutes aus der 
Bauchhöhle bei einem Hunde, welchem eine Fistelöffnung des 
Duct. thor. angelegt war und 20U ccm seines Karotisblutes 
iutraperitoneal injicirt wurden. Nach dreiviertel Stunden be^ 
ginnt die Lymphe leicht rosafarben zu werden, nach einer 
Stunde ist sie stark roth und enthält sehr zahlreiche freie 
Blutkörperchen von normalem Aussehen; phagocytär aufge¬ 
nommene Blutkörperchen fehlen. Dagegen finden sich bei 
Thieren, welche vor 36—38 Stunden dieselbe Operation durch¬ 
machten, in der Lymphe des Duct. thor. Leukocyten (sowohl 
ein- als vielkernige) mit einem oder mehreren Erythrocyten, 
einzelne völlig angestopft in mässiger Anzahl. (Comptes rend. 
Soc. Biol. Paris 1900.) 


Vioform (Jodchloroxy chinolin) empfiehlt Dr. Kr ecke in 
München als Ersatzmittel für Jodoform. Dasselbe erwies sich 
in bakteriologischen Versuchen, welche Tavel anstellte, dem* 
Loretin und Jodoform in Hinsicht auf die direkte entwicklungs¬ 
hemmende Wirkung weit überlegen; subcutan wird es von 
Thieren in relativ grossen Dosen vertragen, inttaperitonal in- 
jicirt ist seine tödtliche Dosis ungefähr gleich derjenigen des 
Jodoforms. Als Streupulver, als Vioform-Gaze (50 g V., 
200 g Glycerin, 200 g sterilisirten Wassers, 100 g Alkohol 
zur Emulsion verrührt, mit welcher die Gazebinden getränkt 
werden), erwies es sich bei allen nicht tuberkulösen Wunden 
dem, Jodoform überlegen, bei tuberkulösen demselben eben¬ 
bürtig. Zur Injection (Vioform-Glycerin-Emulsion) eignet es 
sich weniger wegen der starken chemotaktischen Wirkung 
(sterile Eiterung). Eczem oder andere auffallende Neben¬ 
wirkungen wurden auch bei langdauernder Verwendung (z. B. 
bei Ulcera cruris) nicht beobachtet, ebensowenig unangenehme 
Allgemeinwirkungen. Das Pulver ist völlig geruchlos. 
(Münchener Mediz. Woehenschr. Nr. 33. 1901.) 


Personalien. 

'Die Funktion des zweiten Assistenten an der chirurgischen Klinik 
der thierärztlichen ^Hochschule München wurde dem Thierarzte Franz 
Mack aus München in widerruflicher Weise übertragen. 


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430 


Suche Herrn Collegen als 

MF' "Vertreter "UB 

ab 24. September für 14 Tage. 

Karl Schricker, Distriktsthierarzt in Orönenbach (Schwaben). 

Bekanntmachung. 

An der. K. thierärztlichen Hochschule in Hänchen 

beginnt das Wintersemester 1901/02 am 15« Oktober. Inskription 
vom 15.—19. Oktober; Anfang der Vorlesungen: 21. dess. Mts. Satz¬ 
ungen, Lehrplan, Prüfungsvorschriften und Jahresbericht können gegen 
Einsendung von 90 Pfg. durch das Anstalts-Sekretariat bezogen werden. 
München., den 28. August 1901. 

Derz. Direktor: .A. lbr ec!h.t. 


3Se3sa<rixitrn.a,cIb.ta.ng'- 

An der thierärztlichen Hochschule München ist die Assistenten- 
Stelle am pharmakologischen Iostitute zu besetzen. 

Mit dieser Stelle ist ein Funktionsgehalt von 1500 Mark, ausserdem 
Wohnung, Beheizung und Beleuchtung verbunden. Gesuche um Ueber- 
tragung der Funktion sind 

bis zum 14. September 1. Jg. 

an die Direktion cfcer Hochschule zu richten. 

München, den 28. August 1901. 

Tih-ier&rztlicih-e Hocliscliule. 

Derz. Direktor: Al brecht. 

Im Verlag von J. Gotteswinter, München, Theatinerstr. 18, ist er¬ 
schienen: 

H- Rathschläge zur Vermeidung von Pferdeverlusten 4+ 

für die Mitglieder der Pferdeversichernngsvereine. 

Auf Veranlassung der K. Versioherungskammer herausgegeben von 

Otto Schwarzmaier, 

K. Gestütsdirektor in Achselschwang. 

ÜPMT' Preis 25 bei Frankozusendung. "^8 

Bekanntmachung. 

Die Stelle des Bezirkstbierarztes für den Verwaltungs-Bezirk 
Bogen ist in Erledigung gekommen. 

Bewerber um diese Stelle haben ihre an das k. Staatsministerium 
des Innern zu richtenden und gemäss § 8 der Allerhöchsten Verordnung 
vom 20. Juli 1872 „das Givilveterinärwesen betr.“ zu belegenden Gesuche 
bis längstens 22. September 1. Js. 
bei der ihnen Vorgesetzten k. Kreisregierung, Kammer des Innern, ein¬ 
zureichen. 


Praktische Thierarztstelle, Südbayern, an strebsamen 
Collegen gegen Uebernabme der Apotheke abzugeben. Offert, u. T. R. 
an die thierärztliche Wochenschrift. 1 (2) 


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431 


Verlag von August Hirschwald in Berlin. 

Soeben ersobien; 

VETERINÄR-KALENDER 1902 . 

Herausgegeben von Korpsrossarzt KSnig^ ? i 
ZweiTheile. (1. Th. als Taschenbuch geb.)" 3 Ztvdl- 












432 


werden den Herren Thierärzten zu kostenfreiem ^ 
Versuch übergeben; es ist dies einer der fielen 
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werden einzeln abgegeben. Diese Photogr. entspr. d. Taf. d.Bilder¬ 
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Verantwortliche Redaktion: M. Albrecht. 

Expedition und Druck von, J. Gotteswinter, München. 

Für die Redaktion bestimmte Sendungen sind an Professor 
Albrecht, Veterinärstr. 6/i, zu richten. D Red.__ 


Mit einer Beilage von Richard Schoetz in Berlin NW., Luisen¬ 
strasse Nr. 36, Deutscher Veterinär-Kalender für das Jahr 1902 betr. 


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S5v$\g? 



Wochenschrift 

i für 

Thierheilkunde und Viehzucht 

Unter Mitwirkung bewährter Fachmänner * 

herausgegeben von 

M. Al brecht und Ph. J. Göring. 

45. Jahrgang. München, den 10. September 1901. Nr. 37. 

Inhalt: Bolz, Seuohenhafte Gehiruerkrankung bei Pferden. (Borna’sohe 
Krankheit?) — Thum, Behandlung der Diphtherie des Geflügels. — 
Bolz, Behandlung der Huhnerdiphtberie. — Thum, Malignes Oedem 
bei der Kuh. — Garreoht, Durchgehende Sprunggelenksgallen. — 
Merkle, Abtragung eines Theiles der Zitze bei einer Kuh. — Schenk, 
Krebs des 8iebbeins beim Pferde. — Garreoht, Behandlung von Steri¬ 
lität bei Stuten. — Diem, Sehnenverletzung beim Pferde. — Referate. 
— Viehseuchen-Nachriohten. — Vorlesungen und praktische Uebungen 
an der Königlichen Thierärztlichen Hochschule zu Hannover. Winter¬ 
semester 1901/1902. — Inserate. 


Seuchenhafte Gehirnerkrankung bei Pferden. (Borna’sche 

Krankheit?) 

Von Bezirksthierarzt Bolz, Weissenburg. 

Im Jahre 1899 trat bei jungen meist 2—4 jährigen 
Pferden, selten älteren Thieren, während der Sommermonate 
eine Krankheit auf, die mit der in Sachsen bereits seit län¬ 
gerer Zeit beobachteten sogenannten Borna’schen Krankheit 
grosse Aehnlichkeit zu haben scheint. 

Zuerst fielen in den angrenzenden Ortschaften der Be¬ 
zirke Eichstätt und Hilpoltstein junge Pferde massenhaft 
einer äusserst rasch verlaufenden Gehirnkrankheit zum Opfer. 
Von da aus verbreitete sich die Krankheit im Monat August 
des Jahres 1899 zunächst in den an die obigen Bezirke an¬ 
grenzenden Orten. Diese lagen alle auf dem Hochplateau des 
Jura; eine weitere Ausdehnung dieser Krankheit auf Orte 
der Niederungen war nur in ganz vereinzelten Fällen zu be¬ 
obachten. Hatte diese Krankheit einmal in einer Ortschaft 
Fuss gefasst, so konnte man regelmässig binnen einigen 
Tagön sofort drei, vier und mehr solche Patienten im gleichen 
Orte antreffen, was in nieder gelegenen nie der Fall war. 


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434 


Die Krankheit setzte stets mit hochgradigem Fieber — 
70—90 Puls, 40,5—41,5 Rektaltemperatur ein; nach 24—25 
Stunden machte sich eine intensiv rothgelbe Färbung aller 
sichtbaren Schleimhäute, besonders der Conjunctiva bemerk¬ 
bar. Psyche war sofort getrübt, Gang schwankend, ausser¬ 
dem auch häufig starkes Thränen der Augen zu beobachten. 

Hach zwei höchstens drei Tagen stellte sich vollkommener 
Stumpfsinn ein, der sich hie und da vorübergehend bis zur 
völligen Bewusstlosigkeit steigerte; die Thiere waren jetzt 
nicht mehr im Stande, von der Stelle zu gehen, viele brachen 
zusammen, ohne sich wieder erheben zu können. Die Fieber¬ 
erscheinungen gingen mit dem dritten Tage meist zurück. 
Die allgemeine Stupidität dagegen nahm fortwährend zu und 
meistens mit dem fünften, sechsten bis siebenten Tage (in 
vereinzelten Fällen bis zum zwölften Tage) trat unter voll¬ 
ständigen Lähmungserscheinungen der Tod ein. 

Die Obduktion ergab: streifig fleckige Röthung der weichen 
Hirnhaut, gelbröthliches Exsudat zwischen der Pia und Arach- 
noidea, auch in den Gehirnventrikeln fand sich meist gelb¬ 
liches Serum vor. Adergeflecht scheinbar ödematös geschwellt, 
Hirnsubstanz auf der Schnittfläche gelblichen Glauz zeigend, 
Consistenz normal; Herzbeutel und Epicardium mit Echymosen 
besetzt. Darmkanal vollständig leer, intensiv gelblich gefärbt, 
Leber braunroth, geschwellt, auf der Schnittfläche speckig, 
Milz gleichfalls vergrössert, dunkel gefärbt, Parenchym brei¬ 
artig. 

Der pathologische Befund in Gehirn, Herz, Leber und 
Milz spricht dafür, dass man es in den beobachteten Fällen 
sicher mit einer Infectionskrankheit zu thun hatte, und dieser 
lnfectionsstoff scheint Stoffwechselprodukte im thierischen 
Körper erzeugt zu haben, die in hervorragendem Masse auf 
Gehirn und Rückenmark einwirkten. Wo dieser lpfections- 
stoff zu suchen, ist vorläufig um so mehr in Dunkel gehüllt, 
als Pferde von dieser Krankheit befallen wurden, die beständig 
im Stalle aufgestellt waren und nur mit trockenem Futter 
gefüttert wurden, ebenso aber auch Pferde, die sich meistens 
im Freien aufhielten und nur frischen Klee erhielten; Pferde, 
die nur Cisternenwasser und solche, die nur Quellwasser be¬ 
kamen, da die Cisternen in vielen Orten bereits leer standen. 
Jeder medikamentöse Kur versuch, mit Ausnahme von subcu- 
tanen Injectionen war bei diesen Thieren ausgeschlossen; 
man musste sich auf symptomatische Behandlung beschränken, 
die jedoch ohne jeglichen Erfolg blieb. Bei den letzten droi 
zugegangenen Patienten wurden intravenöse Einspritzungen 
versucht mit Collargolum (Argent. colloidale Cred^J 1:50, 


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4ä5 


und es gelang von den drei so behandelten Thieren zwei vom 
jähen Tode zu retten; allein heute noch sind beide völlig 
werthlose Geschöpfe. Das eine ist blind (Amaurosis) und 
halbgelähmt im Hintertheil* das andere das Bild eines hoch¬ 
gradig chronischen Dummkollers. (Jahresbericht bayerischer 
Thier ärzte.) 


Behandlung der Diphtherie des Geflügels. 

Von prakt. Thierarzt Thum, Köfering. 

Ich behandelte heuer diese Krankheit auf einem grösseren 
Geflügelhof bei fünf Truthennen. Die Krankheit trat nur als 
croupös-diphtherische Entzündung der Nasenschleimhaut und 
der Auskleidung der Cella infraocularis auf. Die Thiere 
zeigten nach Aussage der Besitzerin plötzlich gesträubtes Ge¬ 
fieder, Hessen die Flügel hängen und blieben beim Futter¬ 
suchen hinter den anderen Thieren zurück; auch zeigten sie 
schlechte Futteraufnahme. 

Ich untersuchte die Thiere und fand bei sämmtlichen die 
Nasenöffnungen mit schwarzen, eingetrockneten Massen be¬ 
deckt; nach Entfernung derselben Hess sich eine schleimige, 
durchsichtige, dickliche Flüssigkeit durch die Nasenöffnüugen 
ausdrücken. Zwei der Thiere zeigten ferner beiderseitig, drei 
einseitig eine Auftreibung unter dem medialen Augenwinkel, 
welche meist von der Grösse einer Haselnuss war. Bei 
Druck auf diese Auftreibungen floss oben beschriebene Flüssig- 
* keit ab. Bei zwei Thieren war die in dieser Geschwulst an¬ 
gesammelte Flüssigkeit so bedeutend, dass der harte Gaumen 
auf einer Seite weit gegen die Maulhöhle gedrängt wurde. 
Bei einem weiteren Thiere war in Folge der in der Cella 
infraocularis riesig angesammelten harten Massen der Aug¬ 
apfel vorgedrängt. 

Ich spaltete sämmtliche Geschwülste vollständig. Bei 
vier Thieren entleerte sich oben beschriebenes glasiges Se¬ 
kret. Bei dem fünften Thiere konnte ich gelbe, trockene, 
bröcklige Massen in Menge entleeren, welche aus lauter 
dünnen, aufeinander geschichteten Membranen bestanden. Die 
übrigen Schleimhäute, welche sich bei derartigen Erkrank¬ 
ungen — wie ich sie schon öfters sah und schon einmal in 
meinem Jahresbericht ausführlich beschrieb — immer mit 
grösseren und kleineren Wesen bedeckt zeigten, waren bei 
sämmtlichen Thieren vollständig intakt. Die kranken Thiere 
wurden separirt, die Stallung gründlich desinficirt. Die fünf 
| erkrankten Thiere genasen. Die Behandlung bestand in täg- 
| lichem Auspinseln der Cella infraocularis mit 1 °/o Lysol- 




436 


Glycerin. Weitere Erkrankungen kamen auf diesem Ge- 
flügelbof nicht mehr vor. 


Behandlung der Hühnerdiphtherie, 

Von Bezirksthierarzt Bolz, Weiesenburg. 

Bei Hühnerdiphtherie empfiehlt es sich vor Allem, die 
noch gesund scheinenden Hühner von den kranken zu trennen 
und in einer andern Abtheilung unterzubringen. Bei den 
kranken Hühnern bewährten sich tägliche Einpinselungen der 
Nasen- und Rachenhöhle, sowie des äusseren Gehörganges mit 
l l 2 °/o iger Lysollösung und hierauf Einstäubungen mit Jodo¬ 
form oder Xeroform in Rachen- und Nasenhöhle, Darreichung 
von Salzsäure im Getränke, weiche, saftige Nahrung. Allen¬ 
falls sich bildende Abscesse am Kiefer etc. sind frühzeitig zu 
spalten und zu desinficiren. Ausserdem muss Stall und Lauf¬ 
platz peinlich rein gehalten, die Stallung mit 5°/o Antinonnin- 
lösung gründlich übertüncht und für beständige Zufuhr frischer 
Luft Sorge getragen werden. 


Malignes Oedem bei der Kuh. 

Von prakt. Thierarzt Thum, Köfering. 

Ich behandelte eine Kuh (Holländer Race) an malignem 
Oedem. Dieses erstreckte sich vom unteren Lid des linken 
Auges über den ganzen Ober- und Unterkiefer bis zum Kehl¬ 
kopf. Die Perkussion der Geschwulst ergab einen tympani- 
tischen Thon. Die Mastdarmtemperatur betrug 40,8 °; der 
Appetit war fast ganz aufgehoben. 

Ich machte am ersten Tage sechs bis auf die gesunde 
Muskulatur reichende tiefe Einschnitte, welche je eine Länge 
von 10—15 cm hatten. Nachdem das Allgemeinbefinden sich 
am dritten Tage noch nicht gebessert hatte, machte ich 
weitere vier Einschnitte senkrecht zu den ersteren. Die da¬ 
durch entstandenen, stark klaffenden Wunden liess ich stünd¬ 
lich mit hochprocentiger Lysollösung ausspülen. Am fünften 
Tage waren Allgemeinbefinden und Appetit besser, das Thier 
nahm schon flüssige Nahrung, mit Vorliebe Branntweinschlempe 
zu sich, auch trat schon Wiederkauen ein. 

Nach Verlauf von 14 Tagen, während welcher Zeit grosse 
Mengen sulzigen Gewebes und nekrotischer Fetzen entfernt 
wurden, traten gute Granulationen auf; die grossen Wunden 
heilten sehr gut und rasch ohne Zurücklassung besonderer 
Narben. 


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Durchgehende Sprunggelenksgallen. 

Von Distriktsthierarzt Garrecht, Thannhausen. 

Durchgehende Sprunggelenksgallen bei neugeborenen 
Fohlen wurden zweimal beobachtet und die Behandlung ge¬ 
wünscht. Anhaltende Bepinselungen mit unverdünnter Jödr 
tinctur hatten keinen Erfolg, weshalb bei zunehmender Grösse 
und vollständiger Gebrauchsunfähigkeit des Sprunggelenkes 
zur Operation geschritten werden musste. Nach sorgfältiger 
Reinigung des Operationsfeldes mit Seifenwasser wurde die 
nach innen fixirte Galle angestochen, worauf das noch flüssige 
Exsudat im Bogen zum Abflüsse kam. Durch die Trokar¬ 
hülse wurde sodann 50°/oige Jodtinctur eingespritzt, welche 
Lösung nach gleichmässiger Yertheilung im Schleimbeutel 
nach zehn Minuten wieder exfundirt wurde. Hierauf wurde 
ein Druckverband in Form eines Gummistrumpfes angelegt. 
Nach vier Tagen wurde diese Procedur wiederholt und war 
in der Folge eine Füllung der Galle nicht mehr zu beob¬ 
achten und normale Gebrauchsfähigkeit des Gelenkes ein¬ 
getreten. 

Abtragung eines Theiles der Zitze bei einer Kuh. 

Von Thierarzt Merkle, Wolnzach. 

Wegen Hartmelkens wurde eine Kuh etliche Tage vom 
Besitzer mit einem (Kautschuk-) Milchröhrchen traktirt, wel¬ 
ches an einem Ende ohne Knopf war. Das Röhrchen ge¬ 
langte vollständig in den Zitzenkanal und wurde durch ein 
eingeführtes zweites Milchröhrchen sehr hoch bis an den 
Grund der Zitze und in den Milchbehälter hinaufgeschoben. 
Ich wurde gerufen zum Zwecke der Herausnahme des Röhr¬ 
chens, was nur dadurch zu bewerkstelligen war, dass die 
Zitze möglichst hoch oben quer abgeschnitten wurde. Darauf 
gelang es mir mit vieler Mühe mittels einer feinen Kornzange 
das zusammengerollte Kautschukröhrchen aus dem Milch¬ 
behälter zu entfernen. 

Der gebliebene Stumpf der Zitze beträgt ca. 4 cm und 
hat sich allmählich an der Schnittfläche soweit zusammen- 
gezogen, dass nur eine kleine Oeffnung geblieben ist. Ich 
erwartete nun, dass das betreffende Euterviertel bez. der 
Milchsekretion zu Grunde gehen und der Milchkanal an der 
Schnittfläche sich durch Verwachsung verschliessen werde. 
Aber es trat der interessante Fall ein, dass das Euterviertel 
ganz gesund blieb, normale, gleich ergiebige Milch secernirte, 
dass die Milch nicht unfreiwillig aus der abgeschnittenen 
Zitze abfloss, sondern von einer Melkzeit zur andern voll* 


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kommen sich im Euter hielt. Sobald man an einer der vier 
anderen Zitzen molk, lief die Milch aus dem Zitzensturapf 
von selbst in den Melkkübel, und das Euterviertel entleerte 
sich rasch und vollständig Dieser Zustand dauerte während 
der ganzen Melkperiode gleichmässig fort, worauf man die 
Kuh vergelten (trocken stehen) Hess und in die Mast ver¬ 
brachte. 


Krebs des Siebbeins beim Pferde. 

Von Distriktsthierarzt Schenk, Erkheim. 

Zu einem Pferde, das nach Meinung des Besitzers Druse 
haben sollte, gerufen, fand ich dasselbe in sehr abgemagertem 
Zustande mit einer Temperatur von 39,5° vor; aus Maul und 
Nase kam der specifische Geruch des Knocheneiters; das 
Exkret, welches aus beiden Nasenhöhlen floss, war mit Blut¬ 
striemen vermengt. Die Nasenschleimhaut war so weit als 
sichtbar, hyperämisch. Im Kehlgang befand sich eine harte, 
wallnussgrosse Drüse, daneben eine gerade abscedirende, aus 
der sich graugelber, missfarbiger Eiter entleerte. 

Ich schloss auf eine chronische Kieferhöhlenentzündung 
und rieth bei dem hohen Alter des Pferdes zur Schlachtung. 
Diese wurde alsbald bethätigt; an dem an das pathologisch¬ 
anatomische Institut der thierärztlichen Hochschule München 
gesandten Präparate wurde Krebs des Siebbeines konstatirt. 

Behandlung von Sterilität bei Stuten. 

Von Di8trikt8fchierarzt Garrecht, Thannhausen. 

Während der Deckperiode 1899 wurden bei drei Stuten, 
welche in den beiden vorhergehenden Jahren trotz deutlichen 
und normalen Hervortretens der geschlechtlichen Aeusserungen 
nach wiederholten Bedeckungen nicht aufnahmen, versuchs¬ 
weise je eine Stunde vor dem Deckakte 1000 gr einer 
1 1 2 °/o igen Natr. bicarbonic. Lösung in die Vagina infundirt. 
Die nächste Folge war jedesmal die Ausscheidung dicker, 
zäher Schleimmassen aus der Vagina; eine Beunruhigung der 
Thiere trat nicht ein. Alle drei Stuten wurden trächtig und 
ist demnächstiges Abfohlen zu erwarten. 


Sehnenverletzung beim Pferde. 

Von Distriktsthierarzt Diera, Burghausen. 

Ein Pferd erhielt mit der Mistgabel einen Stich dicht 
über dem Krongelenk in der Fesselbeuge. Der Besitzer be¬ 
achtete die Verletzung nicht, bis das Pferd plötzlich die 
Futteraufnahme versagte, den Fuss nicht mehr belastete und 


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439 



fieberte (40,8). Der Fuss (vorne linke) war vom Ballen bis 
zum Garpalgelenk stark geschwollen und druckempfindlich; 
aus der Wunde konnte man einige Tropfen klarer Flüssigkeit 
ausdrücken. Nachdem der ganze Fuss in Sublimatwasser ge¬ 
badet war, konnte ich feststelleii, dass nicht nur die Sehnen¬ 
scheide, sondern auch die Sehne selbst verletzt war. 

Ich liess nun zunächst täglich zweimal den Fuss in Sub¬ 
limatwasser gut baden und dann einen feuchtwarmen Sub¬ 
limatverband anlegen. Da jedoch Schmerzen und Schwellung 
zunahm und auch das Fieber trotz Verabreichung von Anti- 
febrin noch anhielt, entschloss ich mich am dritten Tag zur 
Einführung des Subrlimatstiftes (nach Albrecht) und führte am 
ersten Tag einen dünnen, am zweiten und dritten Tag einen 
immer etwas stärkeren Stift ein, den ich jedesmal drei bis 
vier Stunden liegen liess. In den ersten drei Tagen zeigte 
sich keine weitere Besserung, am vierten Tag jedoch war 
der Patient plötzlich fieberfrei und nahm wieder Futter auf; 
die Schmerzen hatten bedeutend nachgelassen. Nun wurde 
die Behandlung mit Sublimatbädern und Verband fortgesetzt, 
da die Wunde geschlossen war. Nach 10 Tagen konnte man 
nach dem Baden einen bleistiftdicken Aetzschorf entfernen; 
die Sehnenscheide war geschlossen, das unterliegende Gewebe 
schon in Granulation begriffen; ich legte dann einen Jodo¬ 
formverband an. 

Nach weiteren vier Wochen stand das Pferd gut auf 
dem Fuss, lahmte jedoch im Trab; die Sehne war kaum 

merklich geschwollen. Wider meinen Willen bewegte der 
Besitzer das Pferd, worauf die Lahmheit wieder stärker wurde 

und die Sehne sich noch mehr verdickte. Ich liess desshalb 

den Fuss stark blistern, doch war das Durchtreten jedesmal 
schmerzhaft; das Pferd bekam desshalb einen orthopädischen 
Beschlag, an der Zehe einen Schnabel und hinten hohe 

Stollen, die allmählig durch kleinere ersetzt wurden. 

Im Verlauf von zwei Monaten war so die Lahmheit voll¬ 
ständig verschwunden, die Sehne rein und ohne Verdickung. 


Referate. 

Behandlung der Wurmseuche bei Schafen und Rindern. 

Peters empfiehlt zur Behandlung der Wurmseuche und zwar 
sowohl gegen Strongylus contortus als gegen Strongylus filaria 
die Verwendung von Kal. picronitricum. Da die Beschaffung 
grösserer Mengen per Eisenbahn wegen der Explosionsgefahr 
nicht ausführbar ist, liess P. das Salz in der Apotheke durch 
Sättigung einer Lösung von Pikrinsäure in K 2 C0 3 herstellen. 
Die 0,2 °/ 0 ige Lösung des Salzes wurde anfänglich theils 


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440 


durch tracheale Injection (5 g Lösung), theils perj>s appli- 
cirt; es stellte sich indess weiterhin heraus, dass das Kal. 
picronitr. auf die Lungenwurmseuche auch bei ausschliesslicher 
Verabreichung per os heilend wirkt, wesshalb P. im letzten 
Jahr mit Erfolg die stomachale Application von 40—50 g der 
Lösung pro Thier anwendete. — Auch bei Lungenwurm¬ 
seuche der Rinder bewirkte mehrmalige intratracheale In¬ 
jection von 150—200 g der Lösung schnelle Besserung und 
Genesung auch bei den schwer erkrankten Thiereri. (Zeit¬ 
schrift f. Fleisch- und Milchhygiene, Mai 1901.) 


Seuchenartige Erkrankung von Tauben durch Heterakis 
maculosa. Einem Brieftaubenzüchter waren mehrere Tauben 
unter allgemeiner Abmagerung zu Grunde gegangen. Die 
durch Messner vorgenommene Sektion des letztverendeten 
Thieres ergab den Kropf, die Brustpartie des Schlundes, 
Magen und Darmkanal vollgepfropft mit zahllosen Exemplaren 
von Heterakis maculosa. Die Schleimhaut war hochgradig 
anämisch. Zwei noch lebende ebenfalls erkrankte Tauben 
erhielten daraufhin je 1 g Sem. arec., worauf die Thiere nach 
Abgang reichlicher Würmer sich bald erholten. Gründliche 
Reinigung des Stalles, Aenderung von Futter und Trinkwasser 
sistirten die Erkrankung. (Ibidem.) 


Werner untersuchte eine grössere Anzahl hydrotischer 
und antihydrotischer Substanzen auf ihre chemotaktische Wirk¬ 
samkeit bei Kaninchen mittels der Capillarröhrchen-Methode. 
Bo hl and hatte am Menschen, Edelstein mittels der In- 
jectionsmethode am Kaninchen festgestellt, dass nach Verab¬ 
reichung von Antihydroticis deutliche Verminderung, nach 
Verabreichung der Hydroticis deutliche Vermehrung der 
Leukocyten sich einstellte. Werner fand im Wesentlichen 
gleichfalls bei allen schweisstreibenden Mitteln starke Leuko- 
cytenanlockung, bei den schweisshemmenden Substanzen keine 
Leukocyteneinwanderung, mit Ausnahme von Agaricin, welches 
noch in Dosen von 0,<)002g eine deutliche Hyperleukocytose 
bewirkt, und vom Infus. Fol. Salviae (2—5°/o), welches stark 
positiv chemotaktisch sich erwies. Die mikroskopische Unter¬ 
suchung der Pfropfe in den Capillaren zeigt dieselben fast 
ausschliesslich aus Leukocyten zusammengesetzt, die manch¬ 
mal in einem feinen Fibrinnetz liegen (9—10 ständiges Ver¬ 
weilen der Capillaren in der Subcutis); bei Beobachtung auf 
dem heizbaren Objekttisch (40° C.) lange Zeit hindurch 
Körnerbewegung im Inneren und amöboide Bewegung, letz- 


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441 


tere meist nach dem Grunde der Röhrchen gerichtet. (Inaug.- 
Diös. Bonn 1900.) 

A. Hofmann: Die Rolle des Eisens bei der Blutbildung. 

Zu diesem Thema zunächst einen neuen Beleg für die 
rasche Resorption der anorganischen Eisensalze (die bekannt¬ 
lich ganz oder überwiegend im Duodenum erfolgt) durch den 
Nachweis, dass bei allen eisengefütterten Versuchsthieren 
nach kurzer Zeit Fe im Knochenmark, in Milz und Lymph- 
drüsen abgelagert wird, welches auf dem Blutwege dahin 
gelangt (mangelnde Ablagerung im Knochenmark der Unter¬ 
schenkelknochen bei Unterbindung der Art. und V. fern.). 
Durch eine grössere Zahl weiterer Experimente (Fe-Fütterung 
anaemisch gemachter Thiere) sucht H. die Anschauung zu 
erhärten, dass das zugeführte Eisen nicht zur Haemoglobin- 
bildung verwendet werde, sondern im Knochenmark — für 
Milz und Lymphdrüsen konnte H. für die Versuchsthiere eine 
Hyperplasie nicht nachweisen — einen Reiz auf dessen phy¬ 
siologische Thätigkeit ausübt (einigermassen ähnlich der Wirk¬ 
ling kleiner P-Mengen auf das Knochenwachsthum): und auch 
diese Reizwirkung besteht nicht in einer Erhöhung der Pro¬ 
duktion von Blutelementen (keine stärkere Zellneubildung im 
Knochenmarke der Fe-Thiere, eher relative Fettvermehrung 
x in demselben), sondern in beschleunigter Reifung der Erythro- 
plasten zu kernlosen Erythrocyten „und damit“ reichlichem 
Eintritt der letzteren in die Blutbahn (beträchtliche Zunahme 
der-circulirenden Erythrocyten bei Fe-Fütterung). „In Folge 
der auf diese Weise drohenden Verarmung des Markes an 
Parenchymzellen kann die ihm innewohnende Wachsthums¬ 
energie wieder neue Markzellen entstehen lassen“ etc. (in- 
directer Einfluss der Fe-Fütterung). Der Effect der Fe- 
Verabreichung scheint auch bei gesunden, nicht anaemischen 
jungen Thieren dem Wesen nach der gleiche zu sein. 

Stand der Thierseuchen in Bayern am 31. August 1901. 

a) Rotz (Wurm): 

Schwaben: Augsburg 1 Gmd. (1 Geh.). 

b) Maul- und Klauen-Seuche: 
Oberbayern: 4 Gern. (33 Geh.); Mittel franken: 1 Gern. 
(1 Geh.); Schwaben: 4 Gern. (15 Geh.). 

c) Schweineseuche (Schweinepest): 
Oberbayern: 1 Gern. (1 Geh.); Pfalz: 1 Gmd. (1 Geh.); 
Unter franken: 3 Gern. (3 Geh.). 


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442 

Vorlesungen and praktische Uebungen an der Königlichen 
Thierärztlichen Hochschule zu Hannover. 

Wintersemester 1901/1902. 

1. Direktor, Geheimer Regierungs-Rath Dr. Dam mann: Encyklo- 
pädie und Methodologie der Thierheilkunde während der ersten beiden 
Semesterwochen täglich von 9—10 Vormittags. — Diätetik (Hygiene), 
3 ständig. — Ueber infektiöse Krankheiten, 1 ständig. — Die Thängkeit 
des beamteten Thierarztes, 1 ständig. — Hygienische Demonstrationen, — 
2. Professor Dr. Kaiser: Exterieur des Pferdes und der übrigen Arbeite- 
thiere, 2 ständig. — Thierzuchtlehre und Gestütskunde, 4 ständig. — 
Ambulatorische Klinik. — 3. Professor Ter eg: Physiologie II, 4 ständig. 

— Physiologische Chemie, 2 ständig. — 4. Professor Dr. Arnold: An¬ 
organische Chemie, 6 ständig. — Chemische Fleisch- und Milchkontrolle 
mit Demonstrationen, 1 ständig. — 5. Professor Boether: Anatomie der 
Hausthiere, in der ersten Semesterhälfte 9 ständig, in der zweiten Se¬ 
mesterhälfte 6 ständig. — Anatomische Uebungen, täglich von 9—12 Uhr. 

— Zoologie, 5 ständig. — 6. Professor Dr. Malkmus: Specielle Patho¬ 
logie und Therapie, 6 ständig — Propädeutische Klinik und Spitalklinik 
für grössere Hausthiere (Medicinische Klinik), täglich von 10—12 Uhr. — 
7. Professor Frick: Theorie des Hufbeschlages, 1 ständig. — Specielle 
Chirurgie, 4 ständig — Propädeutische Klink und Spitalklinik für grossere 
Hausthiere (Chirurgische Klinik), täglich von 10—12 Uhr. — Operations¬ 
äbungen, 4 ständig. — 8. Professor N. N.: Specielle pathologische Ana¬ 
tomie, 6 ständig. — Pathologisch-anatomische und pathologisch-histo¬ 
logische Uebungen, 6 ständig. — Pathologisch-anatomische Demonstra¬ 
tionen, je nach Material. — Obduktionen, täglich, je nach Material. — 
9. Docent Dr. Ri e vel: Arzneimittellehre (Pharmakognosie und Pharmako¬ 
dynamik), 4 ständig. — Spitalklinik für kleine Hausthiere, täglich von 
10—12 Uhr. — 10. Professor Haeseler: Physik, 5 ständig. — 11. Dr. 
Behrens: Pharmakognosie und pharmazeutische Präparate, 2 ständig. — 
Pharmazeutische Uebungen, täglich von 10—12 Uhr und 8—4 Uhr. — 
12. Prosector Möller: Anatomisch-physiologisches Repetitorium, 3 stän¬ 
dig. — 13. Repetitor N. N.: Chemische Repetitorien, 3 ständig. — Phy¬ 
sikalische Repetitorien, 1.8tündig. — 14. Repetitor Voss ha»;e: Uebungen 
in der chemischen und mikroskopischen Diagnostik, 1 ständig. — lo. Re¬ 
petitor Römer: Repetitorium der Chirurgie, 1 ständig. 16. Assistent 
Seiler: Repetitorium der pathologischen Anatomie, 1 ständig. — 17. 
Schlachtboi'direktor Rekate: Fleischbeschau-Curse auf dem Schlachthofe. 

Zur Aufnahme als Studirender ist der Nachweis der Reife für die 
Prima eines Gymnasiums oder eines Realgymnasiums oder einer durch 
die zustäudige Central-Behörde als gleichstehend anerkannten höheren 
Lehranstalt erforderlich. 

Ausländer und Hospitanten können auch mit geringeren Vorkennt- 
nissen aufgenommen werden, sofern sie die Zulassung zu den thierärztliohen 
Staatsprüfungen in Deutschland nicht beanspruchen. 

Nähere Auskunft ertheilt auf Anfrage unter Zusendung des Pro¬ 
gramms 

Die Direktion der Thierärztlichen Hochschule. 


Praktische Thierarztstelle, Südbayern, an strebsamen 
Collegen gegen Uebernahme der Apotheke abzugeben. Offert, u. T. BL 
an die thierärztliche Wochenschrift. 2 (2j 


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Belsaaa.aa.trxxa.clxia.xig'- ' 

Die Stelle eines Distriktsthierarztes in Burghaslach 
wird sieh am 1. Oktober erledigen. Mit dieser Stelle waren bisher jähr¬ 
lich 575 Mark feste Zuschüsse aus öffentlichen Kassen verbunden; die 
regelmässigen Nebenbezüge betragen ungefähr 170 Mark. 

Bewerber wollen ihre Oesache mit Zeugnissen 
bin längstens 15. Oktober bei dem k. Bezirksamte 
Scheinleld einreichen. Besonderes Gewicht wird darauf gelegt, 
dass sich Bewerber der Prüfung behufs Erlangung der Funktion eines 
amtlichen Thierarztes mit Erfolg unterzogen haben. 

Scheinfeld, am 31. August 1901. 

Köiiigrl. Bezixlsssunt- 
Plauck. 



Suche ab 21. September 

"Vertreter 

auf 3 Wochen. 1 (21 

Engen Groll, Distrikts- und Controllthierarzt, Berchtesgaden. 


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444 


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Verantwortliche Redaktion : M. A1 b r e c h t. 
Expedition und Druck von J. Gotteswiüter, München. 


Für die Redaktion bestimmte Sendungen sind an ProfMSff 
Alb recht, Veterinärstr. 6/i, zu richten. D. Red. 


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Wochenschrift » 

' für ■ V ' ^ r 

Thierheilkunde und Yielizücht 

Unter Mitwirkung bewährter Fachmänner 

herausgegebeu von 

M. Albrecht und Ph. J. ööring. 

45. Jahrgang. München, den 17. September 1901. Nr. 38. 

Inhalt: Mitteldorf,- Mastdarm Vorfall und «Ruptur bei einer Stute während 
der Geburt. — Loos, Wandernde Fremdkörper beim Rinde. — Tanu- 
albin bei weisser Ruhr der Ferkel. — Kronacher, Sublimatvergiftung 
beim Pferde. — Schenk, Uterustorsion bei der Stute. — Scheuring, 
Behandlung der Gebärparese. — Referate. — Büoherschau. — In- 
«erate. 


Mastdarmvorfail und -Ruptur bei einer Stute während 

der Geburt. 

Von Bezirksthierarzt Mitteldorf, Donauwörth. 

Mit dem Yorberichte, dass eine Stute seit sechs Stunden 
in Wehen liege und die Geburt nicht vorwärts gehe, wurde 
ich nach 0. gerufen. Ich begab mich sofort dorthin und 
fand daselbst ein 8jähriges Oekonomiepferd, das so stark 
drängte, dass bei jeder Wehe der Mastdarm unter lautem 
Stöhnen des Thieres in Form eines Posthornes auf ca. 25 cm 
in der Richtung nach oben vorgedrängt wurde. Ein Marin 
suchte bei jeder Wehe denselben wieder zurückzudrängen. 
Theile des Fohlens waren noch nicht sichtbar, auch schien 
Geburtshilfe von Seite des Besitzers noch nicht versucht 
worden zu sein. Das vorgefallene Mastdarmstück war höher 
geröthet, theilweise cyanotisch verfärbt. 

Das Thier erhielt sofort eine Morphiuminjection, das vor¬ 
gefallene Darmstück wurde nach gründlicher Reinigung repo- 
nirt. Um abermaliges Vordrängen zu verhüten, hielt ein 
Mann den Afterschliessmuskel mit der Hand geschlossen. 
Bei der Untersuchung zeigte sich, dass das Fohlen sich in 
Seitenlage befand lind noch nicht in das Becken eingetreten 
war; ale Eihäute waren bereits geplatzt. 


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Während dieser Untersuchung nun drängte die Stute 
plötzlich mit aller Macht, der Mastdarm schnellte hervor und 
platzte; sofort zeigte sich auch eine Dünndarmschlinge, die 
in einer Länge von ca. 50cm vorfiel; sie war mit dünnem 
Futterbrei gefüllt, ihr Durchmesser betrug 8 cm. Mit dem Eintritt 
der Ruptur hörte auch sofort das Drängen auf. Der vor¬ 
gefallene Hüftdarmtheil wurde mit 2°/oiger Lysollösung 
abgeschwemmt und in ein leinenes, mit gleicher Lösung 
getränktes Tuch eingehüllt. Hierauf wurde das Fohlen 
ausgezogen, was ohne besonderes Drängen von Seite des 
Mutterthieres geschah. 

Jetzt erst konnte ich auf die Behandlung des unan¬ 
genehmen Zwischenfalles eingehen. Die vorgefallenen Darm- 
partieen wurden noch etwas weiter hervorgezogen, von Blut 
gereinigt und recht gründlich desinficirt. Sodann wurde das 
Hüftdarmstück reponirt, das Mastdarmstück aber möglichst 
weit hervorgezogen, oberhalb der Ruptur fixirt. Die Ruptur 
nun war 15 cm lang, ihre Ränder — insbesondere in der 
Muscularis — arg gefranst; von ihrem vorderen Rande aus 
ging sie von der linken Seite nahezu im rechten Winkel 
medialwärts nach unten, erstreckte sich jedoch theilweise 
nur mehr auf die Schleimhaut. Nachdem mit der Scheere 
vollständig glatte Ränder geschaffen waren, wurde mit der 
stärksten Seide möglichst dicht die Darmnaht angelegt, hier¬ 
auf das Operationsfeld nochmals gründlich abgespült und der 
Mastdarm reponirt. Zur grösseren Sicherheit wurde auch die 
Plazenta entfernt und der Uterus ausgespült. 

Die Untersuchung der Stute ergab hierauf: Puls 75, 
klein und schnellend. Athmung 60, oberflächlich. Kleien¬ 
trank gerne aufgenommen. 

Am ersten Tag nach der Operation zeigte das Thier 
72 Pulse, klein und ziehend; Athmung 22. Kothabsatz ohne 
besonderes Drängen. Uebelriechender Scheidenausfluss; be¬ 
ginnende Metritis. Darmnaht gut und dicht liegend, Schleim¬ 
haut mässig geschwollen. Behandlung der Metritis. 

Zweiter Tag: Zustand unverändert. Infusioqen mit Lu- 
gol’scher Lösung (1 Esslöffel auf 11 Wasser) in den Uterus. 
Innerlich zweimal täglich Tart. stibiat. 

Dritter Tag: Puls 74, Athmung 20. Fäces mit Schleim 
überzogen, geballt. Sprunggelenke stark geschwollen, Gang 
gespannt. Desinfection des Uterus, subcutane Aether-Campher- 
injection, Einreiben der Tarsalgelenke nach vorheriger Massage 
mit Aether und Ol. Tereb. ää. 

Vierter Tag: Puls 65; klein, schwer fühlbar, Herz¬ 
schlag pochend. Athmung 16. Sprunggelenke abgeschwollen. 


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447 


Scheidenausfluss gering. Subcutane Aetherinjection. Fort¬ 
setzung der Infusionen. 

Fünfter Tag: Puls 64, Athmung 12. Fäces normal. 
Scheidenausfluss sistirt. Fresslust vorhanden. 

Achter Tag: Puls 48, Athmung 12. Bedeutende Ab¬ 
magerung. Fresslust gesteigert. Uterus vollständig kontra- 
hirt. Psyche frei. Patient bekommt nun etwas Rauhfutter 
und dazu noch die Kleientränke wie bisher. 

Zehnter Tag: Puls 44, kräftig und gleichmässig. Ath¬ 
mung 10. Als geheilt aus der Behandlung entlassen. (Jahres¬ 
bericht bayerischer Thierärzte.) 


Wandernde Fremdkörper beim Rinde. 

Von Distriktsthierarzt Loos, Volkach. 

I. Eine Kuh bekam an der linken Brustwand hinter dem 
Ellenbogenhöcker eine sehr schmerzhafte, etwa faustgrosse 
Geschwulst, welche sich schliesslich von selbst öffnete und 
übelriechenden Eiter entleerte. Beim Reinigen des Abscesses 
stiess der Besitzer auf ein etwa 8 cm langes gebogenes Draht¬ 
stück, welches leicht zu entfernen war. 

Nach Verlauf einiger Monate wurde ich zur Behandlung 
der nicht heilen wollenden, sich im Gegentheile vergrössern- 
den Geschwulst beigezogen. Ich fand eine mehr als kopf- 
grosse Geschwulst, aus welcher übelriechender Eiter abfloss; 
ein Fistelkanal war bis zum vorderen Rand der achten Rippe 
zu verfolgen. Bei der folgenden Operation wurde die Ge¬ 
schwulst im Bereich der Fistel von oben nach unten durch 
einen 30 cm langen Schnitt bis in die Tiefe gespalten und in 
vier je faustgrossen Stücken entfernt. Die Wand des Fistel¬ 
kanales wurde soweit als möglich bis in den Bereich des 
Interkostalmuskels der siebenten und achten Rippe lospräpa- 
rirt und entfernt. Einige cm weit wurde nun auch noch das 
Innere der Fistel wand mit dem scharfen Löffel gründlich aus¬ 
gekratzt. Zwecks Stillung der ziemlich bedeutenden Blutung 
wurde die ganze Qeschwulsthöhle mit Watte tamponirt und 
zehn Minuten lang stark komprimirt. Alsdann wurden etwa 
80 gr Jodtinctur eingebracht, mit Watte tamponirt und die 
Wunde nach Abtragung eines Hautsegmentes von fast 25 cm 
Länge und 4—5 cm grösster Breite durch die Knopfnaht ver¬ 
schlossen. 

Als nach zwei Tagen die Tampons herauögenommen 
wurden, sah die Wunde ziemlich gut aus; es wurde dann 
nur tägliche Reinigung mit abgekochtem Wasser angeordnet. 
Nach Ablauf von drei Wochen war Heilung eingetreten. 


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448 


Das Drahtstück, das seinen Weg doch vom Magen aus 
genommen haben musste, hat wunderbarer Weise seine Wan¬ 
derung vollzogen, ohne merkliche Störungen im Befinden der 
Kuh zu verursachen. 

II. Ein Ochse zeigte eingenommene Psyche, gestörte 
Presslust, Abmagerung, Fieber, Obstipation und liess häufig 
Schmerzäusserungen hören (Knirschen mit den Zähnen und 
Stöhnen). Allmählig bildete sich in der Nabelgegend ein 
Tumor aus, welcher auf Anwendung von Ungt. acre absce- 
dirte und schliesslich verschwand. Das Thier erschien nun 
wieder munter, zeigte Presslust und wurde wieder in Dienst 
genommen. Ungefähr */4 Jahr darauf bildete sich an derselben 
Stelle abermals ein zwei Faust grosser Tumor, welcher mit dem 
Messer geöffnet wurde; hiebei kam eine Haarnadel zum Vor¬ 
schein, welche wahrscheinlich durch Wanst, Zwerchfell und 
Bauchfell gewandert war, um nun unter Abscessbildung in der 
Unterbauchwandung hervorzutreten. (Ibidem.) 


Tannalbin bei weisser Ruhr der Ferkel. 

Von Distriktsthierarzt Loos, Volkach. 

Auf einem Gute waren 1898 drei Würfe, insgesammt 
31 Ferkel, an der weissen Ruhr eingegangen. Im Januar 
1899 brach die Krankheit wieder aus und zwar bei 'zwei 
Würfen; einige Ferkel waren bereits eingegangen. Auf eine 
zweimalige Gabe von Tannalb. veter. — eine Messerspitze 
voll auf die Zunge — und nach Verminderung bezw. Ver¬ 
dünnung der vorher zu fett- und eiweissreichen Nahrung der 
Mutterschweine verschwand die Krankheit ohne jeden weiteren 
Verlust. (Ibidem.) 


Sublimatvergiftung beim Pferde. 

Von Bezirksthierarzt Kronaeher, Landsberg a. L. 

Einem Bauern, dessen Pferd eine eiternde Hufwunde 
hatte, gab ich eine Schachtel Angerer’scher Sublimatpastillen 
für Hufbäder. Trotz Aufschrift und mündlicher Warnung 
verwahrte er die Pastillen auf dem Brett des Stallfensters; 
eines Morgens nun kam er mit der Meldung, dass das Pferd 
losgekommen sei, die Schachtel mit den Pastillen zerbissen 
und abgeschluckt habe. 

Bei meiner Ankunft fand ich das Thier unter leichten 
Kolikerscheinungen am Boden liegen; die Peristaltik war leb¬ 
haft. Temperatur 37,4; Puls 60; Athmung 18. Fresslust 
ganz unterdrückt. Bei Untersuchung der Maulhöhle konnte 


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* 449 


ich keine verätzten Stellen wahrnehmen. Ich verabreichte 
denpi Thiere nun 20 gr Kal. jodat., 150 gr Flor. Sulf. in Milch 
verrührt, ferner eine grosse Tasse Eiweiss und in Zwischen¬ 
räumen grosfce Quantitäten Milch. Die Kolikerscheinungen 
hörten iip/Laufe des Tages auf, doch nahm das Pferd weder 
an diesem noch am folgenden Tag Futter zu sich, wohl aber 
Geträhke. Am zweiten Tag wurde übelriechender, dünn- 
breiiger bis dünnflüssiger Koth von graugrüner bis schwarz- 
/grauer Farbe entleert; zur Säuberung des Darmes Hess ich 
^ hierauf 350 gr Ol. Ricin. verabreichen. Am 4.—5. Tag nahm 
der Koth allmählig seine normale Farbe und Consistenz wieder 
an, Fresslust stellte sich ein und am achten Tag war das 
Thier völlig wieder hergestellt, (ibidem.) 


Uterustorsion bei der Stute. 

Von Distriktsthierarzt Schenk, Erkheira. 

Zu einer hochträchtigen Stute mit dem Vorbemerke ge¬ 
rufen, dass sie seit einem halben Tag Kolikerscheinungen zeige, 
konnte man bei der Untersuchung per vaginam nur schwer 
bis zum äusseren Muttermund gelangen und war eine aus¬ 
gesprochene recht8läufige Drehung des Uterus mit starker 
Pulsation der rechten Uterusarterie zu konstatiren; bald nach 
der Untersuchung traten kräftige Wehen auf. 

Ich liess mir die Stute in den Stadel führen, ein Stroh¬ 
bett herrichten und wartete, bis sich das Pferd von selbst 
nieder legte, was in einigen Minuten der Fall war. Dann 
wurden die Hinterfüsse angeseilt und versucht, durch be¬ 
ständiges Rechtsdrehen die Torsion zu lösen, während ich 
mit Hand und Arm in die Scheide einging. Die ersten 
Wälzungen waren erfolglos; nach der fünften Drehung, nach 
der ich eine Erleichterung des Zustandes ganz bestimmt 
merkte, sprang die Stute plötzlich auf und als ich mit dem 
Arm wieder in die Scheide einging, konnte ich konstatiren, 
dass die Torsion vollständig gelöst war. Ich glaube sicher, 
dass durch das plötzliche Aufspringen des Thieres die be¬ 
ginnende Aufdrehung vervollständigt wurde. 

Zehn Minuten später kamen schon die prall gefüllten 
Eihäute zum Vorschein. Da ich den Muttermund weit ge¬ 
öffnet vorfand, eröffnete ich die Eihäute und konnte nun 
konstatiren, dass die beiden Vorderfüsse des Fohlens zurück¬ 
geschlagen waren. Ich zog den Kopf durch den Muttermund 
und durch die starken Wehen wurde er dann auch aus der 
Scheide herausgepresst. Nun wurde der Kopf exartikulirt, 
die beiden Vorderfüsse hervorgeholt und so das Fohlen rasch 


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450' 


entwickelt. Die Lösung der Torsion und die Entwicklung 
des Jungen waren für das Mutterthier nicht von Nachtheil. 
(Ibidem.) 

Behandlung der Gebärparese. 

Von Distrsktsthiorarzt Soheuring, Weiler. 

Die Geburtslähme des Rindes kam im Jahre 1899 in 
94 Fällen zur Behandlung, die nach Schmid—Kolding aus¬ 
geführt wurde. Die Dosirung ist je nach dem Körpergewicht 
und der Schwere der Erkrankung verschieden; in der Regel 
wird die Dosis von 10,0 JK:0,5 J nicht überschritten. Aus¬ 
nahmsweise hat aber Berichterstatter auch schon 15,0 und 
20,0 JK in obigem Verhältnis zu J applicirt. Ausser einem 
geringgradigen Durchfall oder einem Schnupfen konnten un¬ 
angenehme Nebenwirkungen nicht beobachtet werden. 

Geheilt wurden 71 Thiere, d. i. rund 75,5 °/o, was gegen¬ 
über dem früheren Resultat als ein günstiges bezeichnet 
werden muss. Noch mehr Heilungen würden aber erzielt 
werden, wenn die Oekonomen es unterliessen, den Patienten 
allerlei einzuschütten. Thatsächlich wurde auch bei 16 von 
den 23 nothgeschlachteten Thieren Fremdkörperpneumonie 
konstatirt; in vier Fällen war eine Complikation mit Myositis 
haemorrhagica des Oberschenkel- und Mittelfleisches vorhanden. 

Da in der Litteratur schon des öfteren zu lesen war, 
dass Zucker im Harn bei Geburtslähme prognostisch von 
grossem Werth sei, untersuchte Berichterstatter 50 Urine, 
die er selbst mit dem Catheter schwerkranken Kühen ent¬ 
nommen hatte, mittels eines „Gährungsröhrchens“ daraufhin. 
In elf Fällen gelang der Nachweis, und zwar fanden sich in 
drei Urinen 3 /4 °/o, in 5 Va —*/4 °/o und in den übrigen nur 
Spuren. Alle Kühe, von denen die zuckerhaltigen Urine 
stammten, genasen bis auf eine, die wegen einer Schluck¬ 
pneumonie geschlachtet wurde. Daraus erhellt zur Genüge, 
dass Zucker im Harn von Thieren, die an Gebärparese leiden, 
prognostisch keine üble Bedeutung hat. (Ibidem.) 

Referate. 

Nicolas, Courmont und Prat kommen bei Untersuchungen 
über die Leukocytose bei der Diphtherie-Immunisirung zu 
folgendem Resultat: die Immunisirung kann ohne jede Er¬ 
höhung der Leukocytenzahl, insbesonders der relativen und 
absoluten Zahl der multinucleären erfolgen. Die Gesammtheit 
der leukocytären Variationen im Verlauf der Immunisirung, 
wie sie durch lnjection von genügend schwachen, allmählig 


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45t 


zunehmenden Toxindosen erzielt wird, würde eher Hypo- 
leukocytose ergeben. Die totale oder auch nur die multi- 
nucleäre Hyperleukocytose sind nicht nothwendig für die 
Immunisirung. (Compt. rend. Soc. Biol. Paris 1900.) 

Eine Anzahl interessanter Fälle von Abdominal- und 
Uterusoperationen bei Hund und Katze beschrieb Hobday 
im Journ. Comp. Path., 11. Band, S. 250. Wir referiren 
hievon 1. die Operation eines Adenoms der Leber. Eine 
8jährige Dinmont-Hündin wird von ihrem Eigenthümer ge¬ 
bracht mit der Vermuthung, dass sie im Uterus retinirte 
Föten enthalte. Sie hätte vor vier Monaten werfen sollen 
und ihr Abdomen hatte sich bis zu dieser Zeit allmählich ver- 
grössert. Indessen war eine Geburt nicht erfolgt und das Ab¬ 
domen nahm an Umfang dauernd zu. Die Hündin zeigte sonst 
keine besonderen Störungen, war sehr gefrässig, blieb jedoch 
sehr mager. Die äussere Untersuchung ergab das Vorhanden¬ 
sein einer grossen höckerigen Masse, frei beweglich innerhalb 
des Abdomens und dasselbe anscheinend zum grossen Theile 
füllend. Die Probelaparotomie zeigte, dass es sich um einen 
grossen Tumor handelte, der an der Unterseite eines der 
Leberlappen sich ansetzte. Nach Unterbindung des basalsten 
Stückes des Stiels wurde die Geschwulst stückweise (um einen 
zu grossen Einschnitt in die Bauchwandung zu vermeiden) ab¬ 
getragen. Unglücklicherweise erfolgte eine starke Hämorr- 
hagie, welche sich nicht beherrschen liess, und der Patient 
starb an acuter Anämie noch während des Nahtschlusses. 
Der Tumor war von weissgrauer Farbe, ziemlich hart, von 
höckeriger Oberfläche, von der Grösse des Kopfes eines 3 bis 
4jährigen Kindes, makroskopisch erwies er sich als Adenom. 

2. Sechs Fälle vonHysterektomie während der Trächtig¬ 
keit. 1. Fall. Eine etwa 4 jährige Katze, welche nach der 
Vermuthung des Eigenthümers Geschwülste im Bauche haben 
sollte. Das Thier war kränklich und etwas dürr und zeigte 
seit einiger Zeit unregelmässigen Appetit. Da H. Trächtig¬ 
keit vermuthete, examinirte er den Eigenthümer genau, erhielt 
aber verneinende Antwort. Die Probelaparotomie ergab fünf 
ungefähr fünf Wochen alte Föten, welche entfernt wurden. 
Das Thier versagte nach der Operation alle Nahrung und 
starb vier Tage später. Die Section ergab als Todesursache 
Inanition. — 2. Fall. 15 Monate alte Katze. Im Uterus 
fanden sich drei sieben Wochen alte Föten. Genesung. — 
3. Fall. Ein Jahr alte Katze. Drei achtwöchentliche Föten 
im Uterus. Genesung. — 4. Fall. 2 jährige Katze. Im 
Uterus vier Föten; in Folge Abgleitens zweier Catgutnähte 


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452 


beträchtlicher Blutverlust. Am dritten Tage nach der Opera¬ 
tion fiel ein kleines Stück Netz herniös vor und wurde 
excidirt. Am fünften Tage starb das Thier. Peritonitis. — 

5. Fall. Yorkshire-Terrier. Fötale Dystokie. Das Thier 

hatte lange schon Wehen gezeigt und war moribund, als die 
Operation gemacht wurde. Dieselbe gelang, der Patient starb 
zwei Stunden hernach. — 6. Fall. Rauhhaariger Terrier, 
drei Jahre alt. Die Hündin war von einem grossen Hunde 
gedeckt worden, und da sie schon bei einer früheren Ge¬ 
legenheit, als sie von einem kleinen Terrier belegt worden 
war, eine Schwergeburt durchgemacht hatte, wurde an¬ 
genommen, dass sie wahrscheinlich nicht würde gebären 
können. Die Föten waren sechs Wochen alt, die Hündin in 
sehr guter Kondition. Die Ovarien und der ganze Uterus, 
welcher vier grosse Föten enthielt, wurden abgetragen; am > 
zweiten Tage nach der Operation bildete sich eine kleine 
Netz-Darmhernie; die vorgefallenen Theile wurden sorgfältig 
mit Chinosol gewaschen und zurückgebracht, die abdominale 
Umgebung der Wunde sorgfältig gereinigt. Ungestörte Heil¬ 
ung innerhalb 14 Tagen. 

H. verfährt bei der Operation in folgender Weise: Zu¬ 
nächst wird das Haar zwei oder drei Zoll nach links und 
rechts von der Medianlinie zwischen Nabel und Symphyse 
rasirt. Alsdann wird die Partie mit aseptischer Watte be¬ 
deckt und die Narkose begonnen. Die Instrumente sind ge¬ 
sotten, der Patient wird in Rückenlage mit gut ausgestreckten 
Beinen gelegt, durch Haut- und Unterhaut-Fettgewebe wird 
direkt in die Medianlinie ein Längsschnitt gelegt. Etwaige 
Blutungen werden sorgfältig gestillt vor der Oeffnung der 
Bauchhöhle. Das Peritoneum wird angestochen und auf¬ 
geschlitzt mittelst Skalpells, der Uterus wird vorgewälzt und 
dicht unter der Vereinigung der beiden Hörner, sowie um 
jedes Horn gerade oberhalb der Ovarien Ligaturen eingelegt; 
es werden jedes Mal je zwei Ligaturen gemacht und zwischen 
diesen durchschnitten. Die Stümpfe werden zurückgebracht, 
die Abdominal-Wunde wird sorgfältig gereinigt und genäht. 
Für das Peritoneum wurde in allen Fällen Silkwormgut- 
Nähte verwendet, Muskel und Haut werden mittelst Seiden- 
Nähten vereinigt. Abtrocknung, Auftragung von Orthoform- 
Collodium 1; 8. Am 3.—4 Tage Entfernung der Nähte und 
antiseptische Weiterbehandlung. Nur in einem Falle (6) 
wurde eine Bandage in das Abdomen eingelegt. 

H. empfiehlt für die meisten Fälle von Laparotomie bei 
Hunden und Katzen den Schnitt in der Medianlinie aus fol¬ 
genden Gründen: 1. die Blutung ist geringer und fehlt oft 


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453 


fast ganz; 2. bei eventueller Eiteransammlung im Abdomen 
ist bei dieser Lage der Wunde viel leichter genügende Drai¬ 
nage herzustellen; 3. die Wunde heilt schneller und besser; 
4. für Fälle von Ovariotomie bedarf man nur einer Wunde, 
die Wunde ist fast unsichtbar. — Was die Folgen der 
Ovariotomie anlangt, so findet H., dass das häufig angegebene 
Fett- und Trägewerden der Thiere nach der Operation durchaus 
nicht die Regel ist und oft mehr dem zunehmenden Alter und 
Mangel entsprechender Diät und Bewegung zuzuschreiben ist. 

In einer Studie über die Lage und Reihenfolge der Ver¬ 
änderungen bei der Rinder-Tuberkulose gelangt M. Fadyean 
zu folgenden Schlüssen: 1. der niemals fehlende Beweis für 
Generalisation ist die Gegenwart von ungefähr gleich grossen 
Knötchen, die durch das ganze Gewebe der Lunge verstreut 
sind. 2. Sind die Lungen nicht untersuchbar, so bieten die 
anderen Organe und der Cadaver im Allgemeinen für die 
Untersuchung mit blossem Auge keinen sicheren Beweis da¬ 
für, ob Generalisation eingetreten ist, oder nicht. 3. ln Fällen 
generalisirter Tuberkulose können Nieren, Leber, Milz (jedes 
dieser Organe einzeln oder auch alle zusammen) von makro¬ 
skopischen Veränderungen frei sein, auch wenn die Lungen 
Myriaden von mit blossem Auge sichtbaren embolischen Tu¬ 
berkeln zeigen,. 4. JD.ie makroskopischen Tuberkel, welche in 
Leber, Milz, Nieren und in den Lymphdrüsen im Allgemeinen 
getroffen werden, sind in der Regel auf lymphatische Infection 
zurückzuführen (? Ref.) und geben keinen Beweis für Blut- 
Infection. Die anscheinende Abwesenheit makroskopischer 
oder mikroskopischer Veränderungen in irgend einem Organe 
in Fällen generalisirter Tuberkulose kann durchaus nicht als 
ein Beweis dafür angesehen werden, dass das betreffende Organ 
von Tuberkel-Bacillen frei und zu menschlicher Nahrung 
geeignet ist. (Ibidem.) E. A. 

Bücherschau. 

Veterinär-Kalender für das Jahr 1902. Unter Mitwirkung 
von Geh. Rath, Prof. Dr. Dammann, Rechnungsrath H. 
Dam mann, Prof. Dr. A. Eber, Prof. Dr. Edelmann, 
Departement8thierarzt S. Holtzbauer, Ober-Medicinalrath 
Dr. Johne, herausgegeben von Korpsrossarzt König. In 
zwei Theilen. Berlin 1902. Verlag von August Hirscbwald, 
N.W., Unter den Linden Nr. 68. 

Der Veterinär-Kalender ist in der neuen Auflage einer durch¬ 
gehenden Revision und Umarbeitung unterzogen worden. Die 
vorzügliche Redaktion des Kalenders, sein reicher Inhalt und an- 


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454 


genehmes schlankes Format sind besonders hervorzuheben. Das 
Personai-Verzeichliiss ist mit besonderer Sorgfalt zusammengestellt. 
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Deutscher Veterinär-Kalender für das Jahr 1902. Her¬ 
ausgegeben in zwei Theilen von Prof. Dr. R. Schmaltz. Mit 
Beiträgen von Departementsthierarzt Dr. Arndt, Bezirksthier¬ 
arzt Dr. Ellinger, Dr. Eschbaum, Bezirksthierarzt 
Hartenstein, Schlachthof-Direktor K o ch, Prof. D r. Schle¬ 
gel, Departementsthierarzt Dr. Steinbach, Marstall-Ober- 
rossarzt Dr. Töpper. Berlin 1902. Verlag von Richard 
Schütz, Louisenstrasse Nr. 36. 

Der wegen seiner Reichhaltigkeit und praktischen Brauch¬ 
barkeit unter den deutschen Thierärzten stark verbreitete Kalender 
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und ergänzt. Das Kalendarium umfasst nicht nur das Jahr 1902, 
sondern beginnt mit dem 1. September 1901, um die sofortige 
Benützung des Kalenders zu ermöglichen. Das von der Verlags¬ 
buchhandlung beigegebene Personal-Verzeichniss ist wieder mit 
grösster Sorgfalt zusammengestellt. Die buchhändlerische Aus¬ 
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Bericht über das Veterinär wesen im Königreiche Sachsen 
für das Jahr 1900. Herausgegeben von der Königlichen 
Commission für das Veterinärwesen zu Dresden. 45. Jahr¬ 
gang. Dresden 1901. G. Schönfeld’s Verlagsbuchhandlung. 

Der neue Jahrgang des bekannten Jahresberichtes enthält wie 
üblich eine sorgfältige Zusammenstellung und Bearbeitung des im 
Berichtsjahre angefallenen Materials auf dem Gebiete des sächs¬ 
ischen Veterinärwesens, welches im Berichtsjahre durch die all¬ 
gemeine Einführung der allgemeinen Schlachtvieh- und Fleisch¬ 
beschau in Sachsen, sowie durch die Einrichtung einer Anstalt für 
staatliche Schlachtviehversicherung eine wesentliche Erweiterung 
erfahren hat. 

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Verantwortliche Redaktion : M. A1 b r e c h t. 

Expedition und Druck von J. Gotteswinter, München. 

Für die Redaktion bestimmte Sendungen sind an Professor 
Alb recht, Veterinärstr. 6/i, zu richten. D. Red. ^ 


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'JTsSMSMS'.SNS'- 




Wochenschrift^ 

für , 

Tkierheilkunde und Viehzucht 

Unter Mitwirkung bewährter Fachmänner 

herausgegebeti von 

M. Albreoht und Ph. J. Gering. 

45. Jahrgang. München, den 24. September 190 t. Nr. 39. 

Inhalt: Dr. Simader, Ueber echte Verkalkungen in verschiedenen Or¬ 
ganen. — Merkle, Lymphgefftsserkrankungen beim Pferde. — Book, 
Stibium sulfurat. bei Asthma des Pferdes. — Referate. — Bücher- 
schau. — Personalien. — Inserate. 


lieber echte Verkalkungen in verschiedenen Organen. 

Von Dr. Simader, bezirksthierärztlicher Assistent, Kulmbach. 

In verhältnissmässig kurzer Zeit hatte ich Gelegenheit, 
zwei interessante Fälle seltener Kalkeinlagerungen in Organe 
zu sehen. 

Im ersten Falle handelte es sich um eine solche in das 
Stützgewebe der Lunge einer alten, sonst gesunden Kuh, in 
welcher sich zackige und spitzige zarte Gebilde von weisser 
Farbe fanden, die sich in Essig- und Salzsäure auflösten. 
Um tuberkulöse Heerde konnte es sich schon um deswillen 
nicht gebandelt haben, weil die korrespondirenden Lymph- 
drüsen intakt waren; aber auch die Form, sowie der Mangel 
von Verkäsung bewiesen deutlich, dass die Affection nicht 
tuberkulöser Natur war. Ebensowenig aber war dieselbe 
zooparasitären oder pflanzlich-parasitären Ursprungs, weil 
dann sicher nach Auflösung der Kalksalze Ueberreste oder 
sonstige Veränderungen zugegen gewesen wären, wogegen 
sich hier nur das ursprüngliche Gewebe präsentirte. Es be¬ 
stand also eine primäre Einlagerung von Kalksalzen, wie sie 
als sehr seltene Befunde schon von Ostertag und Kitt beim 
Rinde bezw. Hunde beschrieben wurden. 

Der zweite Fall betrifft ein ähnliches Vorkommniss im 
Gekröse eines fetten Schweines. In diesem stiess ich mitten 
1 im Fett auf grössere und kleinere, korallenförmig verästelte, 

i fächerige und zackige knochenähnliche Einlagerungen; dabei 
erwies sich das Thier im Uebrigen bei genauester Untersuchung. 


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als völlig gesund. In Kitt's Diagnostik ist der Zustand unter 
dem Namen ossificatio racemosa mesenterii erwähnt. 

Echte Verkalkungen sind im Allgemeinen nicht gerade 
häufige Erscheinungen; Gurlt und Ostertag notirten solche 
des Bauchfells in Form von kleinen, höchstens linsengrossen, 
flachen Erhabenheiten von weisser Farbe. Ostertag weist 
ferner auf die in Schafnieren ab und zu vorkommenden Kalk¬ 
einlagerungen hin. Ebenso ist dergleichen in der Magen¬ 
wand beim Rinde, der dura mater des Gehirns beim Hunde 
(Bonnet, Stoss und Kitt, Dexler), den Ovarien und der Schild¬ 
drüse bekannt geworden. Als zweifellos senile Erscheinungen 
findet man sie verhältnissmässig nicht selten im Pferdeherzen 
(rechte Vorkammer), weiterhin in den Gefässwänden, Rippen¬ 
knorpeln, im Knorpel des Kehlkopfs und der Luftröhre, sowie 
in der Nasenscheidewand des Rindes. Ab und zu kann man 
auch Verkalkungen von Narbengewebe (an Castrationsnarben, 
Stollbeulen etc.) constatiren. Mit Recht traumatischen Ein¬ 
flüssen zugeschrieben werden die jedenfalls durch Quetsch¬ 
ungen verursachten Kalkeinlagerungen im Brustbeinpolster ge¬ 
mästeter Rinder und Schafe (prästernale Verkalkung Oster- 
tag’s). Hierher gehören dann auch die den menschlichen 
Exercirknochen analogen, beim Pferde gesehenen Verknöcher¬ 
ungen in Arm- und Schultermuskulatur. Schliesslich erwähnt 
Kitt noch totaler Verkalkungen des Hoden bei Ziegen-, 
Schaf- und Gemsböcken, sowie bei Stieren, welche zweifellos 
als Endaffekte chronischer, durch Prellungen verursachter 
Entzündungen zu betrachten sind. 


Lymphgefässerkrankungen beim Pferde. 

Von Thierarzt Merkle, Wolnzach. 

Eine sehr edle dreijährige Stute war wegen einer schon 
zwei Monate vorhandenen Blutgeschwulst am rechten Ober¬ 
schenkel in Behandlung gekommen. Der erstmalige nur 3 cm 
lange Einschnitt hatte sich, nachdem eine grössere Menge von 
blutigem Serum abgeflossen war, bald wieder geschlossen 
und die Cyste war nach kurzer Zeit wieder grösser als vor¬ 
her. Ich sah mich desshalb veranlasst, die Geschwulst noch¬ 
mals zu entleeren und legte, um das abermalig rasche Ver¬ 
wachsen der Wundränder zu verhüten, nach Anbringung einer 
Gegenöffnung am oberen Rande der Blutbeule ein dünnes 
Eiterband ein. Nach einigen Tagen trat plötzlich eine starke 
ödematöse Anschwellung der ganzen Gliedmaasse ein, die 
Stute fieberte stark, zeigte grosse Schmerzen und die Fress¬ 
lust nahm rasch ab. In der Gegend des Kniees entstanden 


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459 


mehrere verschieden grosse Beulen, welche rasch abscedirten, 
und nun stieg die Anschwellung des Schenkels empor bis an 
die Scheide. Aus der statt des Eiterbandes eingelegten 
Drainageröhre floss gelblicher schaumiger Eiter in grossen 
Mengen, am Unterschenkel und am ganzen Sprunggelenke 
entstand eine Menge kleiner, rundlicher Abscesse, welche an¬ 
fangs eineu erhöhten speckigen Rand zeigten und trotz der 
sorgfältigsten antiseptischen Behandlung nur langsam ab¬ 
heilten. In der Umgebung der Scham entleerten sich grosse 
Abscesse. Das Mittelfleisch, die Innenseiten der Oberschenkel 
und das Euter wurden allmählig in Mitleidenschaft gezogen, 
und ein Abscess nach dem anderen öffnete sich an diesen 
Körpertheilen. Das Thier magerte rasch ab, die Lymph- 
drüsen des Kopfes vergrösserten sich gleichfalls, die Kehl¬ 
gangs- und Unterzungendrüsen abscedirten; es trat eine auf¬ 
fallende Steifheit des Halses und des ganzen Körpers ein, 
und der Tod erlöste endlich das bejammernswerthe Thier am 
21. Tage der Erkrankung von seinem Leiden. Die Sektion 
zeigte ausser den theils abgeheilten, theils frisch entleerten 
Abscessen in dem Unterhautbindegewebe der zuerst ergriffenen 
Körperstellen noch eine Anzahl kleinerer und grösserer 
Eiteransammlungen im Verlaufe der grösseren Lymphgefäss- 
stämme und Lymphdrüsen. Die grössten Abscesse befanden 
sich in der Umgegend der Scheide, in den Leistendrüsen, in 
den Psoasmuskeln, in der oberen Halsgegend, in der Um¬ 
gegend der Gelenke bis zur Köthe, kurz, es waren solche 
Eiterherde im ganzen Körper zerstreut, so dass eine Infektion 
im Verlaufe der grösseren Lymphgefässstämme stattgefunden 
haben musste. 

Im vorliegenden Falle ist die Entstehung der ausgebrei¬ 
teten Lymphgefässentzündung auf einen vorhanden gewesenen 
Eiterungs- resp. Jaucheherd zurückzuführen und deshalb un¬ 
schwer zu erklären. Anders verhält sich dies jedoch in einem 
zweiten Falle: Eine vierjährige mittelschwere Stute erkrankte 
einige Tage nach dem Belegen. Es stellte sich zuerst höhere 
Röthung der Scheidenschleimhaut ein, verbunden mit einer 
grossen einseitigen Anschwellung der Scham. Ausfluss von 
Eiter oder Schleim war nicht vorhanden. Gar bald ge¬ 
sellten sich auch kleine Pusteln am Scheideneingang hinzu, 
welche beinahe Veranlassung zur Verwechslung der Krank¬ 
heit mit dem Bläschenausschlag gegeben hätten. Die Schwell¬ 
ung im Umkreis der Scheide nahm rasch zu, und nach* 
wenigen Tagen bildeten sich fluktuirende Stellen, welche rasch 
abscedirten und sich nach kurzer Zeit wieder schlossen, beide 
Hintergliedmaassen schwollen ödematös an, das Euter ent- 


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460 


zündete sieb, und es traten nun grössere Abscesse auf. Am 
Mittelfleische, in dem Unterhautbindegewebe der Innenfläche 
der Schenkel bis herab zum Sprunggelenk traten knoten¬ 
förmige Anschwellungen auf, welche ebenfalls abscedirten. 
Die Kehlgangslymphdrüsen schwollen ebenfalls an, das Thier 
magerte ab und zeigte hochgradiges Fieber, die Fresslust 
war gering. Das Pferd äusserte die grössten Schmerzen, be¬ 
wegte sich steif und erholte sich nach längerer Krankheits¬ 
dauer nur ganz langsam wieder. 

Da im gegebenen Falle der Hengst vollständig gesund 
war und die Ursache zum Entstehen des Leidens doch im 
Belegakte gesucht werden musste, so erkläre ich mir die In¬ 
fektion — denn nur eine solche konnte die Krankheit erzeugt 
haben — dahin, dass der hochgradige Beizzustand, in welchem 
die Schleimhaut bei vielen rossigen Stuten sich befindet, 
namentlich dann, wenn der Belegakt sehr energisch aus¬ 
geführt oder wenn zufällig ein Schweifhaar mit in die Scheide 
gezogen wird, zu geringgradigen Abschürfungen des Scheiden- 
Epithels Veranlassung geben kann. Findet Zersetzung der 
schleimig-eiterigen Secrete an solchen verletzten Stellen statt, 
so können die Lymphgefässendigungen, welche daselbst liegen, 
sich entzünden, und die Ursache zu weitergehenden Lymph- 
gefässerkrankungen, zu welchen ja das Pferd von allen unseru 
Hausthieren am meisten disponirt ist, ist somit gegeben. 
(Jahresberichte bayerischer Thierärzte.) 


Stibium sulfurat. bei Asthma des Pferdes. 

Von Distriktsthierarzt Beck, Heidenheim. 

Vor einigen Jahren untersuchte ich ein ca. fünfjähriges 
Pferd, welches in auffallender Weise an chronischem Asthma 
laborirte. Ich erklärte das Pferd für dämpfig, was zweifel¬ 
los jeder College auch gethan hätte. Das Pferd wurde in 
ein benachbartes Dorf verkauft und zeigt heute keine Spur 
mehr von Athembeschwerden. Das Gleiche war bei meinem 
eigenen Pferde der Fall. Dasselbe hatte in den Monaten 
Oktober und November einen so schweren Athem, dass ich 
es, als für mich unbrauchbar — verkaufen lassen wollte. 
Doch auf hohe Gaben von Stib. sulf. besserte sich der Zu¬ 
stand des Pferdes wieder vollständig. 

Im Mai letzten Jahres ersuchte mich der Bauer N., 
sein neugekauftes Pferd auf Gewährsmangel zu untersuchen. 
Ich konnte keinen Fehler an dem Thiere entdecken, auch 
dessen Athmung war ruhig und regelmässig. Zwei Monate 
später wurde es mir zugeführt, als an hochgradiger Athem- 


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461 


noth leidend. Auf Verabreichung von hohen Dosen von Stib. 
sulfur. (ein Esslöffel voll pro die längere Zeit gegeben) wurde 
das Pferd wieder vollkommen gebrauchsfähig. Nach vier 
Monate andauernder Besserung stellte sich jedoch das alte 
Lnngenleiden wieder ein, verschwand aber wieder, nachdem 
neuerdings Stib. sulf. verabreicht wurde. 

Ende November untersuchte ich eine achtjährige Stute 
des Herrn Abg. L., welche trotz bester Fütterung auffallend 
matt und. träge sei, sogar im Buhezustande schwitze und 
starke Athemnoth zeige. — Die Untersuchung ergab das 
Bild eines dämpfigen Pferdes. Ich verordnete ebenfalls * hohe 
Gaben von Stib. sulf. und jetzt — Ende Februar — befindet 
sich das Pferd wieder in vorzüglicher Constitution. 

Daraus folgt, dass man bei der Diagnose Dampf 
gar nicht vorsichtig genug sein kann, zumal dann, wenn das 
Pferd sich im Haarwechsel befindet. (Ibidem.) 


Referate. 

Lebendgewicht des Schweines. Dasselbe soll erhalten 
werden, indem man den Umfang der Brust und die Länge 
des Thieres von der Schulterspitze bis zum Gesässbeinhöcker 
misst; der Brustumfang wird quadrirt • und mit der Länge, 
hierauf mit der Zahl 87,5 multiplicirt. (Gaz. Agric. Nr. 42 
und Bull. Vet. 1900.) 


Gesalzener Haber für Schweine. Für die Fälle, in 
welchen Mastschweine die Fresslust verlieren, wird empfohlen, 
täglich zwei Handvoll gesalzenen Haber zu geben, der in 
folgender Weise zubereitet wird: man nimmt Haber für zwei 
Tage, bringt ihn in ein Gefäss derart, das» immer eine 
Lage Haberkörner und eine Lage Salz abwechseln, hernach 
wird das Ganze etwas mit den Händen niedergedrückt und 
ein wenig Wasser darübergegossen. Das Gefäss darf wegen 
der Schwellung der Körner nicht zu stark gefüllt werden. 
(Ibidem.) E. A. 


Dr. Nathusius—Breslau: die Lage und Entwicklung der 
deutschen Pferdezucht. (Illustrirte landwirthschaftl. Zeitung * 
Nr. 62, 1901.) Verf. bezeichnet die Gesammtleistung der 
deutschen Pferdezucht trotz der unverkennbaren Blüthe der¬ 
selben in einzelnen Landestheilen als eine sehr traurige, was 
in der Thatsache, dass jährlich von deutschen Pferdeconsu- 
menfen 70 Millionen mehr an das Ausland bezahlt werden, 


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462 


als die Producenten für ausgeführte Pferde einnehmen, seinen 
Ausdruck finde. 

Das Minus ist nach dem V. auf verschiedene Gründe 
zurückzuführen. Als einen der schwerwiegendsten glaubt der¬ 
selbe die enorme Zunahme des Rübenbaues ansehen zu müssen, 
wodurch der Bedarf an schweren Pferden in kolossalem 
Masse gesteigert werde. 

In Preussen berücksichtige der Staat bei allen Mass¬ 
nahmen in pferdezüchterischer Beziehung in erster Linie die 
Remontirung der Armee. Wenn früher das Bedürfniss der 
Kavallerie bezw. Artillerie und der Landwirthschaft Hand in 
Hand gegangen sei, habe sich jetzt die Sachlage wenigstens 
in verschiedenen Gegenden total geändert. 

Nach der Ansicht des Verfassers ist allerdings vielfach 
der Wunsch nach schwerem Hengstmaterial in Gegenden laut 
geworden, wo eine schwere Zucht undenkbar ist. Auf der 
anderen Seite ist man aber nach N. in vielen Fällen den 
berechtigten Ansprüchen zu langsam nachgekommen. Der 
kavalleristische Standpunkt vermag häufig bis heute noch nicht 
die wirthschaftlichen Verhältnisse in ihrer Bedeutung zu 
würdigen. 

Nicht umstürzlerische Ideen sind es, so fährt V. fort, 
welche für die Zukunft eine weitere Ausbreitung derschweren 
Zucht wünschen, sondern es ist die Forderung von That- 
sachen, die auf die Dauer sich gewaltsam Recht verschaffen 
werden und zwar schliesslich um so rücksichtsloser, je weniger 
sie selbst anfangs berücksichtigt worden sind. 

Im Jahre 1894 waren in den preussischen Landgestüten 
324 Kaltblütler aufgestellt, 1895 erst 334, 1896 343 gegen¬ 
über weit mehr als 2000 edlen Hengsten. Nach N. ist dieses 
ein schreiendes Missverhältnis. Im Jahre 1898 sind in 
Preussen 3000Ö schwere Fohlen geboren worden. Im gleichen 
Jahre wurden aber 67000 schwere Pferde eingeführt. 
Trotzdem begegnen die Züchter mit ihren Wünschen nach 
mehr schweren Hengsten fast ausnahmslos dem lebhaftesten 
Widerstande seitens der Gestütsverwaltung. 

Wir geben die vorstehenden Ausführungen besonders 
desshalb wieder, weil der Verfasser mit Recht als vorzüglicher 
Kenner der deutschen, speciell der preussischen Pferdezucht- 
Verhältnisse gilt. 

Pferdestrohhüte. (Illustrirte landwirtschaftliche Zeitung 
Nr. 63, 1901.) In Italien und Südfrankreich ist es seit langem 
gebräuchlich, die Pferdeköpfe gegen die Sonnenstrahlen durch 
einen sogenannten Pferdestrohhut zu schützen; im heurigen 


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463 


Sommer fand dieses Verfahren auch in Berlin Anwendung. Der 
im Süden verwendete Pferdestrohhut ist zumeist aus Binsen- und 
Strohgeflecht hergestellt und besitzt eine breite Krempe zur 
Beschattung der Augen. Der bei der allgemeinen Omnibus¬ 
gesellschaft in Berlin eingeführte Strohhut ist aus rohem 
Bastgeflecht gefertigt, hat einen halben Meter Durchmesser 
und seine Krempe ist zum Schutze gegen Ausbrechen um¬ 
rahmt. Die Ohren des Pferdes werden durch für diese an 
der Krempe angebrachte Oeffnungen gesteckt. Die Be¬ 
festigung des Huteä geschieht durch passend angebrachte 
Bänder am Halse und am Kopfgestelle bezw. der Halfter. 
An den Ohrlöchern am Hute finden sich zum Schutze der 
Ohren Ohrkappen aus leichtem Baumwollstoffe. 

Pferdezoll. Bis jetzt betrug der Pferdezoll für Pferde 
unter zwei Jahren 10 Mark, für ältere Pferde 20 Mark. Nach 
dem neuen Zolltarif soll sich der Einfuhrzoll nach dem Werthe 
der Pferde abstufen. Für Pferde im Werthe von 300 Mark 
soll er 30 Mark, für solche im Werthe von 300—1000 Mark 
75 Mark betragen. Für Pferde von 1000—2500 ist ein Zoll¬ 
satz von 150 Mark und für Pferde, die einen Werth von 
über 2500 Mark, ist ein solcher von 300 Mark festgesetzt. 

Anmerkung des Referenten: Zweifelsohne wird der neue 
Pferdezoll ein schwer wiegender Factor zu Gunsten der Ent¬ 
wicklung der vaterländischen Pferdezucht werden. Es muss 
auch als richtig anerkannt werden, die Zollsätze nach dem 
Werthe der Thiere festzusetzen. Sehr schwer dürfte es 
allerdings werden, in jedem Falle die Werth grenzen der 
Pferde festzustellen, und man muss begierig sein, zu erfahren, 
nach welchem Modus dieses erfolgen soll. 


Verminderung der Trockensubstanz der Milch mit dem 
Alter derselben. (Pharmazeut. Centralhalle Nr. 16, 1901.) 
Mit dem Fortschreiten des Alters der Milch findet ein be¬ 
deutender Verlust an Trockensubstanz derselben statt. Diese 
Thatsache ist darauf zurückzuführen, dass in der Milch 
bäcterielle Zersetzungsprodukte, sowie solche der Säure- und 
Alkoholgährung entstehen, welche sich beim Eindämpfen der 
Milch zur Bestimmung des Trockensubstanzgehaltes derselben 
verflüchtigen. 

Bestimmung geringster Mengen Eiweiss im Urin. (Ibidem.) 
Es werden einige Cubikcentimeter Urin filtrirt; nun setzt man 
zu dem in einem Reagensglase befindlichen Harne einige 
Tropfen Sulfosalicylsäure; hierauf lässt man an der Wand 


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464 


des Reagensglases vorsichtig eine kleine Menge unvermiscbten 
Harn herablaufen. Da sich nun der specifisch schwerere ge¬ 
mischte Harn unter dem Yergleichsharne befindet, kann eine 
entstandene Trübung durch Vergleich beider Schichten mit 
Sicherheit festgestellt werden. 

Ueber die Giftigkeit der ausgeathmeten Luft. (Ibidem.) 
Dr. Form aneck konnte durch eingehende Versuche fest¬ 
stellen, dass die ausgeathmete Luft an und für sich nicht 
giftig ist. ln der Lunge entstehen beim Athmungsvorgange 
Kohlensäure und Wasser. Die erstere ist nach F. nicht die 
Ursache, dass in überfüllten, ungenügend gelüfteten Räumen 
Personen unwohl und selbst ohnmächtig werden. Es rührt 
dieses vielmehr von Ammoniak und dessen Salzen her. Diese 
sind aber nicht normale Stoffwechselprodukte, sondern sie 
entstammen nach den Ergebnissen der Versuche von F. der 
Mundhöhle oder auch der Lunge tuberkulöser Menschen. Das 
Ammoniak und besonders dessen Salze können nach F. in 
Räumen äusserst giftig wirken; sie sind als Herzgifte im 
engsten Sinne des Wortes aufzufassen. A. 

Bücherschau. 

Handbuch, der thierärztlichen Geburtshilfe von Dr. L. 
Franck. Vierte, vollständig umgearbeitete Auflage, beraus- 
gegeben von Professor M. Albrecht und Ober-Regierungsrath 
Göring. Berlin, Paul Parey, 1901. 

Das Franck’sche Handbuch der thierärztlichen Geburtshilfe 
war von Anfang an eine der hervorragendsten Erscheinungen auf 
dem Gebiete der thiermedieinischen Litteratur. Franck hatte es 
meisterhaft verstanden, die geburtshilfliche Disoiplin in einem Buche 
zusammen zu fassen, das als ein wir k 1 iches Handbuch sich er¬ 
wiesen und auch allgemein sich eingebürgert hat. — Es wird 
nicht nur von den Jüngern der Thierheilkunde, sondern auch von 
den eigentlichen Gynäkologen hochgeschätzt. 

Seit dem Jahre 1876 sind dessbalb auch schon vier Auflagen 
erschienen. Die neueste Auflage wurde von den Herren Albrecht 
und Göring bearbeitet. — Und es ist ihnen gelungen, das Fragck’sche 
Werk vollkommen auf der Höhe der Wissenschaft zu erhalten. 
Dabei bat auch eine Umfangsvermehrung des Buches um ca. 
sechs Druckbogen stattgefunden, ebenso ist eine Reihe von neuen 
Abbildungen hinzugefügt. 

Ein so vorzügliches Hand- und Lehrbuch wie das hier vor¬ 
liegende bedarf keiner weiteren Empfehlung, es ist und bleibt eine 
echte Fundgrube sowohl für den Studirenden als auch für den 
Praktiker. 


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465 


Die Herren Herausgeber widmen indess in der demnächstigen 
Auflage doch wohl manchen Punkten noch eine weitere Be¬ 
trachtung. 

So vermisse ich bei der Besprechung des „weichen Beckens w 
eiae eingehendere Schilderung des anatomischen und physio¬ 
logischen Verhaltens der für die Expulsion des Fötus nicht un¬ 
wichtigen Fascien (Seite 15). 

Die Lochien können in Gährung und Eäulniss übergehen, sie 
werden aber und können auch nicht vom Uterus resorbirt werden, 
wenn das die Innenfläche des Uterus schützende Plattenepithel 
beim Partus unversehrt geblieben ist; — wohl aber kann durch 
die inflcirten Lochien eine hacilläre Infection der Harnwege und 
der Nieren entstehen, Pyelitis und Pyelonephritis im Gefolge 
haben, deren gesammte Genesis von klinischem Interesse, bei Be¬ 
gutachtung von Handelsküken oft auch pro foro von Bedeutung 
ist (Seite 189). 

Bei den Blutflüssen aus den Genitalien dürfte auch der Be¬ 
obachtungen über Menstruation gedacht werden (Seite 229). 

Weil der Scheidenvorfall häufig bei Handelskühen vorkommt 
und desshalb auch Veranlassung zu gerichtlichen Verhandlungen 
gibt, so erfordern die pathologisch-anatomischen Veränderungen, 
welche je nachdem bald früher, bald später auf der Schleimhaut 
der Scheide sich einstellen, eine entsprechende Würdigung. — 
Uebrigen8 wird der Scheidenvorfall auch* nicht selten bei Sauen 
beobachtet (S. 234). 

Die aucli schon von Franck aufgestellte Behauptung, dass die 
mit Scheiden Vorfall behafteten Kühe zu Fr uchthälter Vorfall neigen, 
ist nicht zutreffend; bei solchen Kühen tritt gegen Erwarten zu¬ 
meist kein Uterusvorfall ein (S. 235). 

„Fruchthälterbruch Hernia uteri 4 ist eine nutzlose Bezeich¬ 
nung, denn nicht der Uterus hat eine Hernia erlitten, sondern der 
Uterus hat sich nur in den Biss der rupturirten Bauchmuskeln 
gelagert. Hernia ventralis dürfte eine zutreffendere Bezeichnung 
sein. — Dieses Leiden kommt übrigens auch bei Stuten und zu¬ 
weilen recht hochgradig vor (S. 237). 

Mit Albrecht stimme ich darin überein, dass die meisten 
Tragsackverdrehungen bei der Kuh erst während des Partus und 
zwar im Stadium präparationis oder St. initiale entstehen. — Die 
knieende Stellung der Kuh bei ihrem Niederlegen und Aufstehen 
ist eine normale, dagegen ist es abnorm, wenn Kühe sich wie die 
Pferde vom Lager erheben und dabei sich oft sehr abmühen; 
gerade hiebei ist Gelegenheit zur Tragsackverdrehung gegeben 
(S. 248). 

Um die zu starken Wehen zu mässigen, hat man den Stuten 
und Kühen, nicht selten mit offensichtlichem Erfolg, eine Flasche 


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466 


Branntwein verabfolgt; auch Wein und Rum sind verwendbar. — 
Bei zu schwachen Wehen darf man an die Anwendung von 
Hydrastin und Glycerin denken (S. 332). 

Unter Benutzung von Hauptner’s Katalog lässt sich eine voll¬ 
ständigere Aufführung von geburtshilflichen Instrumenten, nament¬ 
lich auch deren Erfinder, geben (S. 335). 

Das Einlegen von Eisstücken in den reponirten Uterus, um 
das Drängen zu verhüten, ist nicht nur nutzlos, sondern auch mit 
erheblicher Gefahr verbunden, denn es kann, wie die Erfahrung 
lehrt, durch das Eis „örtlicher Tod — Nekrose“ veranlasst werden 
(S. 515). 

Obwohl die Besprechung der Euterkrankheiten ganz streng 
genommen nicht in den Rahmen der Geburtshilfe gehört, da sie 
auch unabhängig von der Geburt bezw. Trächtigkeit Vorkommen, 
so ist es doch Usus geworden, diese Leiden in den Lehrbüchern 
der Geburtshilfe abzuhandeln. Auch mit Recht 1 Denn wie das 
anatomische Verhalten und das physiologische Produkt des Euters, 
die Milch, hier regelmässig erörtert werden, so können mit 
gleichem Rechte auch die pathologischen Processe und Zustände 
der Milchdrüse eine Besprechung fordern. Der Kliniker und der 
gerichtliche Sachverständige suchen wohl nicht ganz selten in dem 
Handbuche der Geburtshilfe auch Rath und Aufschluss, wenn es 
sich um Milchfehler und Euterfehler deckt; zu letzteren gehört 
auch das Hartmelken und das spontane Auslaufen der Milch u. s. w. 
(S. 626). 

Hannover. Dr. Kaiser. 


Personalien. 

Gestorben: der ordentliche Professor der Thierheilkunde Dr. Fried¬ 
rich Eichbaum in Giessen, 49 Jahre alt. 


An der Lehrschmiede der k. Thierärztliohen Hochschule in München 
kommt die Assistenten-Stelle in Erledigung, welche alsbald wieder 
besetzt werden soll. 

Mit derselben ist ein Jahres-Gehalt von 1500 Mark und eine Ge¬ 
haltszulage von 120 Mark verbunden. 

BewerbungBgesuche sind an die Direktion der k. thierärztlichen 
Hochschule München einzureichen. 

München, den 17. September 1901. 

IKZgrl. Tliierärztliclie IHlocliscli'U.le. 

Derz. Direktor beurlaubt. 

Dr. Schlampp, kgl. Professor. 


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467 


SekazizitzxiaclivLzisr. 

Bei hiesiger Gemeinde ist bis 1. November 1901 die Stelle des 
Sehlachthausthierarzteg neu zu besetzen. Mit dieser Funktion 
ist ein jährlioher Gehalt von 1000 Mark aus der Gemeindekasse, als 
Schlachthausthierarzt und 1. Fleischbeschauer, und 400 Mark aus der 
Bergwerkskasse für die tierärztlichen Funktionen bei dem Pferdebestande 
des Bergwerkes, neben freier, geräumiger Wohnung im Sohlaohthause 
verbunden. 

Die Herren Reflektanten (ältere praktische Thierärzte erhalten den 
Vorzug) werden hiemit eingeladen, ihre Gesuche unter Anlage der Appro¬ 
bationszeugnisse etc. 

Ms längstens 1. Oktober 1901 

in den Einlauf der unterfertigten Verwaltung zu bringen. 

Penzberg, 16. September 1901. 


Die Gemeindeverwaltung St. Johannisrain zu Penzberg. 
Hutter, Bürgermeister. 

Ul 1 mann, Sekretär. 


Creolin-Hufschmiere. 

syO Diese Salbe, enthaltend Ä 1 /* % 

itya* Creolin, ist ans den besten Rohstoffen 

hergestellt. Die anerkannt ausserordent- 
—liehe Wirksamkeit des Creolin als im 
höchsten Maasse bacterienzerstörendes 
- Desinficiens, befähigt es nicht allein Hufe 

vor Krankheiten zu schützen, sondern sie auch zu conserviren 
und Hautverletzungen aller Art zu heilen. 

Es empfiehlt sich daher in allen Fällen 

Creolin-Hufschmiere 

ausschliesslich zu verwenden. 

Aus dem »Pferdefreund«: Die gründliche Desinfection der Pferde- 
stallungen, oder was dasselbe bedeutet, die Vernichtung ansteckender 
Krankheiten in ihrem Keime ist nicht selten von grösserer Wichtigkeit, 
als die tbierärztlicbe Behandlung kranker Tbiere. 

Die Wortmarke „Creolin“ ist als Waarenzeichen geschützt. Ich warne 
vor Nachahmungen, die ich gerichtlich verfolge. 

William Pearson, cremon 8, Hamburg. 

Preise der Creolin-Hufschmiere: 

1 Pfund-Dosen per Stück Mk. 1.50 2 Pfund-Dosen per Stück Mk. 2.50 

he! 6 Dosen „ „ „ 1.25 bei 4 Dosen „ „ „ 2.25 

5 Pfund-Dosen per Stück Mk. 4.50 
bei 4 Dosen „ ,, ,, 4.— 

franco Verpackung ab Fabrik. 

Bel grösserer Abnahme billiger. 


03 

03 


F ür Besucher des Staats-Examens sind wieder Zimmer zu vermiethen bei 
Frau Amalie Des che lmay er, Thierarztensw., Kurfürstenstr. 3/III1. 


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468 


werden den Herren Thierärzten zu kostenfreiem 
Versuch übergeben; es ist dies einer der vielen 
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Deutschland weder Filialen noch Vertreter. Anfragen und Auf¬ 
tröge sind deshalb stets direct an die Fabrik zu richten. 

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werden einzeln abgegeben. Diese Photogr. entspr. d. Taf. d.Bilder¬ 
werkes u. bilden einen vornehmen Wandschmuck. 

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Verantwortliche Redaktion: M. Alb recht. 
Expedition und Druck von J. Gotteswinter, München. 


Für die Redaktion bestimmte Sendungen sind an Professor 
Alb recht, Veterinärstr. 6/i, zu richten. D. Red. 


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für 

Thierheilkunde und Viehzucht 

Unter Mitwirkung bewährter Fachmänner 

herausgegebea von 

M. Albreoht und Ph. J. CJöring. 

4ö. Jahrgang. München, den 1. Oktober 1901. Nr. 40. 

Inhalt: Dr. Albreoht, Ueber Eklampsie der Hündinnen. — 54. ordent¬ 
liche Generalver8ammlnng des thierärztlichen Kreisvereines von Nieder¬ 
bayern, abgehalten am 28. Juli 1901 in Straubing. — Referate. — 
Bücherschau. — Porsonalien. — Viehseuchen-Nachrichten. — Inserate. 


Ueber Eklampsie der Hündinnen. 

Von Professor Albreoht. 

Dieses Leiden kommt bekanntlich besonders bei säugen¬ 
den Hündinnen vor. Es tritt in der Regel 8—14 Tage nach 
der Geburt auf; mitunter aber erst längere Zeit nach der¬ 
selben. 

F r i edB^gaj!i)_j3eobachtete——Aoif troton no ek— 

50. Tage nach der Geburt. Dass sich die Krankheit längere 
Zeit nach der Geburt einstellt, können wir durch eine Reihe von 
Beobachtungen bestätigen, desgleichen machte ich mit Fried¬ 
berger und Druet 8 ) die Wahrnehmung, dass tragende Hün¬ 
dinnen mehrere Tage vor der Geburt eklamptische Anfälle 
bekommen können. 3 ) Endlich beobachtete ich das Vorkommen 
der Eklampsie bei Hündinnen während der Geburt 4 ) und 
bei jungen Hündinnen, die überhaupt noch nicht tragend 
waren. 

Zunächst möge hier eine kurze Notiz über einen Fall 
der letzteren Kategorie folgen, der mir jüngst zu Gesicht kam. 

Von einer hiesigen Privatiere wurde mir im Januar d. Js. 


x ) Specielle Pathologie und Therapie von Friedberger und Fröhner, 
1892, 8. 152. 

2 ) Ibidem. 

8 ) Thierärztliche Geburtshilfe von Franck, 1901, S. 566. 

4 ) Ibidem. 




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ein elf Monate alter Seidenpinscher" mit der folgenden Anam¬ 
nese zur Behandlung vorgeführt: 

„Das Thier war bis jetzt vollkommen gesund. Genau 
vor zwei Monaten und drei Tagen, also vor etwa 63 bis 
64 Tagen war das junge Thier stark brünstig. Die Brunst 
lief ohne jeglichen Zufall normal ab. 

Heute "(Targ der Consultation) nachmittags vier Uhr 
streckte der Hund die Vorderbeine steif aus, richtete sie 
sägebockähnlich auswärts nach beiden Seiten und konnte 
nicht mehr stehen; Kopf und Hals wurden nach aufwärts und 
etwas nach rückwärts gehalten. Dabei atbmete das Hündchen 
‘sehr rasch und lechzte. 

* Um sechs Uhr traten leichte Zuckungen ein, die sich 
ällmählig steigerten. Futter wurde mittags noch mit Lust, 
später nicht mehr aufgenommen.** 

Nach diesen Mittheilungen zeigte der Hund zunächst die 
Erscheinungen eines tonischen Krampfes, welcher sich vor¬ 
zugsweise auf die Vorhand beschränkte; nach zweistündigem 
.Bestehen desselben gesellten sich hiezu clonische Krämpfe. 

Als ich um acht Uhr abends das Thier untersuchte, zeigte 
es clonisch-tonische Krämpfe, genau so, wie man sie an mit 
Eklampsie behafteten säugenden Hündinnen beobachtet. 
Die von der Besitzerin bei Beginn des Leidens wahrgenommene 
-Richtung des Kopfes und Halses nach auf- und rückwärts 
(Opisthotonus) bestand nicht mehr. 

Ord.: 0,3 gr Chloral. hydratum in Lösung als Mastdarm- 
clysma. Alsbaldige Besserung. Keine Recidive. Als mir 
rlo»» Hund am nächsten Tage mittags vorgeführt wurde, zeigte 
derselbe ausser einer gewissen Schwäche der Hinterhand 
nichts Krankhaftes mehr. 

Die Schwäche äusserte sich in der Weise, dass die Pa¬ 
tientin periodisch, nachdem sie je 10—12 Schritte gemacht 
hatte, die Gelenkwinkel der Hintergliedraassen nicht voll¬ 
ständig zu öffnen vermochte, so dass das Thier beim Vorschieben 
des Rumpfes mit den Hintergliedmassen die Croupe abwech¬ 
selnd stark nach der einen oder anderen Seite neigte. Nach 
Umfluss von zwei Tagen war vollständige Restitution ein¬ 
getreten. 

Man kann die bei dem Hunde beobachtete Eklampsie 
kaum in Beziehung zum Geschlechtsleben des Thieres bringen. 
Eigenthümlich ist aber in dem Falle doch die Thatsache, dass 
t die Eklampsie bei dem Thiere gerade zu der Zeit auftrat, zu 
welcher sie hätte werfen sollen, wenn es zur Zeit des ersten 
Auftretens der Brunst befruchtet worden wäre. Vorerst muss 
dieser Umstand als Zufall aufgefasst werden. 


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471 


Es treten indessen im Geschlechtsleben der Hündinnen 
auch andere bis jetzt unerklärte Erscheinungen auf; ich er¬ 
innere an die an unserer Hochschule nicht selten zu beob¬ 
achtende Schwellung der Milchdrüsen mit Milchsekretion bei 
güsten Hündinnen zu einer Zeit, zu welcher die Geburt ein¬ 
getreten wäre, wenn sie bei der letztverflossenen Brunst trächtig 
geworden wären; dann an den von mir beobachteten Fall, 
bei welchem eine Hündin alsbald nach der Castration das 
sogenannte Einschiessen der Milch in derselben Weise zeigte, 
als stünde sie unmittelbar vor der Geburt. 1 ) 

Unter diesen Umständen hätte es immerhin ein wissen¬ 
schaftliches Interesse, beim Auftreten der Eklampsie bei 
güsten Hündinnen festzustellen, welche Zeit seit dem Auf¬ 
treten der letzten Brunst vergangen ist. 

Während die gefürchtete Eklampsie des Weibes vorzugs¬ 
weise während der letzten drei Monate der Gravidität, ins¬ 
besondere aber bei der Geburt 2 ) vor kommt, seltener im 
Wochenbette 3 ), beobachten wir beim Hunde umgekehrt die 
häufigsten Fälle der Eklampsie nach der Geburt; am seltensten 
treten sie während der Geburt auf. 

Zur weiteren Ergänzung der Casuistik über die Eklampsie 
des Hundes beschreibe ich nachstehend zwei Fälle, die 
während der Geburt vorkamen. 

Erster Fall. 

Ein zur geburtshilflichen Station der Hochschule ge¬ 
brachter glatthaariger kleiner Pinscher, ein Jahr alt, hatte 
laut Anamnese seit 24 Stunden kräftige Wehen. 

Die Blase hatte sich vor acht Stunden gestellt. Vor 
zwei Stunden war das Thier in thierärztliche Behandlung ge¬ 
geben worden. 

Dem behandelnden Collegen wurde es aber nicht möglich, 
den sehr grossen Fötus, welcher sich in der Beckeneinlage 
präsentirte, zu entwickeln; als das Thier zur Schule gebracht 
wurde, waren beide Hinterbeine ausgerissen. 

Im Uebrigen war der Hund beim Zugänge noch kräftig, 
wies eine Rectaltemperatur von 39,7° C. auf, bei einer Puls¬ 
frequenz von 130 vollen Schlägen p. M. 

Es gelang bald die todtfaule grosse Frucht zu extra- 
hiren. Fast unmittelbar, nachdem der Finger zur Unter- 


*) Wochenschrift f. Thierheilkunde u. Viehzucht, 1899, S. 169. 
*) Zwiesel, Lehrbuch der Geburtshilfe, 1895, 8. 425. 

*) Ahlfeld, Lehrbuch der Geburtshilfe, 1898, S. 203. 


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472 


suchung in die Scheide eingeführt worden war, besonders 
aber als an einem am Jungen befestigten Haken angezogen 
wurde, traten Krämpfe ein, die sich dann während des Aus¬ 
ziehens der Frucht, welches sich beim Durchgang des grossen 
Kopfes verzögerte, in hohem Masse steigerten und auch nach 
der Geburt anhielten. 

Der Hund lag auf der Seite mit gestreckten Beinen, 
konnte nicht stehen und zeigte heftige Muskelzuckungen über 
den ganzen Körper. Die Zahl der Athemzüge betrug etwa 
80—90 p. M. Die Pulszahl konnte nicht festgestellt werden. 
Die Rectaltemperatur betrug 39,9° C. und zwanzig Minuten 
später 40,1° C. 

Der Hund erhielt zunächst eine Morphiuminjection und 
zwar mit Rücksicht auf sein geringes Körpergewicht nur 0,01 gr 
Morphium. 

Als nach 15 Minuten die Krämpfe nur wenig nachgelassen 
hatten, wurden 0,7 gr Chloralhydrat in Lösung per rectum 
applicirt. 

Auch diese doppelte Medikation (Morphium und Chloral¬ 
hydrat) genügte nicht, die Krämpfe vollständig zum Ver¬ 
schwinden zu bringen. Es wurde daher nach weiteren zwölf 
Minuten nochmal 0,5 Chloralhydrat infundirt und auch jetzt 
dauerten die Krämpfe, obwohl in bedeutend geringerem Grade 
fort, so dass wir uns veranlasst sahen, dem Thiere nach Um¬ 
fluss von weiteren zehn Minuten nochmal 0,5 gr Chloralhydrat 
per rectum beizubringen. Erst jetzt trat vollständige Be¬ 
ruhigung ein. 

Nachdem der Hund an diesem und am nächsten Tage 
noch je zwei Uterusausspritzungen von Liqu. Cresoli saponat. 
(2 °/o ig) erhalten hatte, war er ausser Gefahr. 

Interessant waren mir in diesem Falle der hartnäckige 
Fortbestand der eklamptischen Erscheinungen. 

Bei solch’ kleinem Hunde genügt in der Regel eine In¬ 
fusion von 0,5 gr, selbst von 0,3 gr Chloralhydrat in den Mast¬ 
darm, um Sistirung der Krämpfe zu bewirken, während für 
diese Patientin in Summa 1,7 gr des Mittels ausser einer 
Morphiuminjection erforderlich waren. 

Bemerkenswerth ist auch die Fortdauer der Krämpfe 
nach der Geburt. 

Bei eklamptischen Frauen beobachtet man nämlich, dass 
die Krämpfe nach der Geburt aufhören oder doch sehr milde 
auftreten . l ) (Fortsetzung folgt.) 


J ) Ahlfeld, Lehrbuch der Geburtshilfe, 1898, S. 207. 


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473 


54. ordentliche Generalversammlung des thierärztlichen 
Kreisvereines von Niederbayern, abgehalten am 28. Juli 1901 

in Straubing. 

Die 54. Generalversammlung des thierärztlichen Vereines 
von Niederbayern wurde in der Stadt Straubing abgehalten 
und war von 23 Mitgliedern besucht, nämlich den Herren: 
Bauer—Kelheim, Bauer—Landshut, Buhmann, Bern- 
dorfer, Etzinger, Feser, Horn, Heiss, Hartl, 
Kornberger, Lettl, Leimer, Martin, Merkle, 
Münich,Saurer, Schauber, Schmid—Bogen, Schmid— 
Fürstenzell, Siecheneder, Urban. 

Als Delegirter der k. Kreisregierung wohnte der Ver¬ 
sammlung an Herr k. Kreisthierarzt Wimmer, zugleich 
Mitglied des Vereines. Der Vereinsvorstand, k. Bezirksthier¬ 
arzt Horn, eröffnete die Versammlung, die im Hoch- 
grassTschen Weinwirthshause tagte, unter freundlicher Be- 
grüssung der Theilnehmer. Insbesondere begrüsste derselbe 
den von der k. Kreisregierung abgeordneten Commissär, Herrn 
Kreisthierarzt Wimmer, welcher das erste Mal in dieser 
Eigenschaft der Versammlung an wohnte, brachte den Dank 
des Vereines für die Abordnung in geziemenden Worten zum 
Ausdrucke und bat, Herr Kreisthierarzt möge dem Vereine 
in gleicher Weise anhänglich bleiben wie bisher. 

Weiters referirt sodann derselbe über interne Vereins¬ 
angelegenheiten. 

Der Verein zählt z. Zt. 27 Mitglieder, von denen 23 der 
Versammlung an wohnten. Mehrere Mitglieder, sowie das 
Ehrenmitglied Herr Bezirksthierarzt a. D. Gotteswinter, 
hatten ihr Nichterscheinen entschuldigt. 

Gestorben sind während des Vereinsjahres zwei Mitglieder, 
nämlich Corpsstabsveterinär Hahn—Landshut und Bezirks¬ 
thierarzt Bergler—Rottenburg. Der Vorsitzende widmet 
denselben ehrenden Nachruf, welchem sich die Versammlung 
durch Erheben von den Sitzen anschliesst. 

Neubeigetreten sind dem Vereine Merkle—Rottenburg, 
Schmid—■ Fürstenzell und Hartl—Neukirchen. 

Ausgeschieden durch Versetzung in andere Kreise sind 
die Mitglieder Himmelstoss, Heichlinger und Wege rer. 

Ein Antrag des Vorsitzenden, das langjährige, treue, 
verdienstvolle Mitglied, Herrn Kreisthierarzt a. D. Volk, zum 
Ehrenmitgliede zu ernennen, fand einstimmige Genehmigung. 

Die vorgelegte Vereinsrechnung pro 1900/01 entziffert 
eine Gesammtemnahme von 207,71 Mk. gegen eine Gesammt- 


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474 


ausgabe von 94,45 Mk., sodass ein Baarbestand von 113,26 Mk. 
verbleibt. Die Rechnungsstellung wurde von zwei Mitgliedern 
geprüft, richtig befunden und dem Cassier Herrn Saurer 
Decharge ertheilt. 

Der Vereinsbeitrag wird wie bisher auf 3 Mk. festgesetzt. 

Die sodann in Folge Ablaufes der dreijährigen Wahl¬ 
periode vorgenommene, statutenmässige Wahl hatte folgendes 
Ergebniss: 

Vorstand: Bezirksthierarzt Hörn—Pfarrkirchen, 

Sekretär: Bezirksthierarzt Siecheneder—Landshut, 

Ca8sier: Bezirksthierarzt Saurer—Landshut. 

Ausschussmitglieder: die Bezirksthierärzte Schau¬ 
be r—Landau und Buhmann—Deggendorf. 

Gemäss § 12 Ziffer 6 der Satzungen werden gewählt: 

a) in den Berathungsausschuss der Vereins-Ausschuss 
und als weitere drei Ersatzmänner Schmid—Bogen, 
Leimer und Heiss. 

b) als Abgeordneter zum ObermedicinabAusschusse Herr 
Kreisthierarzt Wimmer in Landshut und als dessen 
Ersatz Bezirksthierarzt Horn in Pfarrkirchen. 

c) als Delegirter in den deutschen Veterinärrath Herr 
Kreisthierarzt Wimmer. 

Als nächster Versammlungsort wurde Landshut bestimmt. 

Nach Erledigung der Vereinsangelegenheiten hielt Herr 
Schlachthofdirektor Heiss Vortrag über Bau und Einrichtung 
des Schlachthofes in Straubing, der sichtliches Interesse fand. 
Der Vorsitzende sprach dem Vortragenden für seine Liebens¬ 
würdigkeit und den ausführlichen Vortrag den Dank der Ver¬ 
sammlung aus. 

Hierauf wurde die Versammlung geschlossen und unter 
Führung des Herrn Direktors Heiss der Straubinger Schlacht¬ 
hof besichtigt. Sämmtliche Theilnehmer waren erstaunt über 
die modernen, allen hygienischen Anforderungen entsprechen¬ 
den Einrichtungen und über die Reinlichkeit des Schlachthofes. 

Straubing ist durch die Errichtung seines neuen Schlacht¬ 
hofes um eine Sehenswürdigkeit, deren Besichtigung nicht 
nur von den Fachmännern, sondern von jedem Besucher 
dieser Stadt nicht unterlassen werden soll, reicher geworden. 

Die Besichtigung des Schlachthofes ist auf von der Yereins- 
vorstandschaft gestelltes Ansuchen seitens des Stadtmagistrates 
unentgeltlich gewährt worden. Um ein Uhr Mittag wurde 
gemeinschaftliches Mittagsmahl im Hochgrassrschen Wein¬ 
hause eingenommen. Im Verlaufe desselben erhob sich Herr 
Kreisthierarzt Wimmer zu einer kurzen Ansprache, in 
welcher derselbe der Versicherung Ausdruck gab, dass er wie 


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475 


bisher dem Vereine treu bleiben und die Interessen desselben 
nach Kräften vertreten werde. Seine Worte klangen aus in 
ein Hoch auf das Blühen und Gedeihen des niederbayerischen 
thierärztlichen Kreisvereines, in das sämmtliche Collegen be¬ 
geistert einstimmten. 

Das Mahl wurde um drei Uhr aufgehoben und ein Nach¬ 
mittagsschoppen im Redlbacher-Keller hielt die Theilnehmer 
der Versammlung noch bis zu den Abendzügen beisammen. 

Sieche ne der, Sekretär. 


Referate. 

Schattenschirme für Ziehhunde. (Ulustrirte landwirth- 
schaftliche Zeitung Nr. 63, 1901.) In heissen Ländern werden 
die Ziehhunde gegen die sengenden Sonnenstrahlen durch 
Schattenschirme geschützt. Der Hund geht in einer Gabel¬ 
deichsel, an welcher durch vier aufrechte leichte eiserne 
Stangen ein Segelleinen üher dem Hunde ausgespannt ge¬ 
halten wird. 


Dr. Böttcher: Gegenwärtige Preise der Futterwerthsein¬ 
heiten in den käuflichen Handelsfuttermitteln. (Ulustrirte 
landwirtschaftliche Zeitung Nr. 67, 1901.) Zur Zeit stellt 
sich nach einer Berechnung von Dr. Böttcher der Preis der 
verdaulichen Futterwerthseinheit in den käuflichen Kraftfutter¬ 
mitteln wie nachstehend angegeben: 


Amerikanisches Baum- 

4 

Maiskeimmelasse . . 

4 

11,2 

wollsaatmehl . . . 

8,3 

Leinkuchen . 

11,3 

Mohnkuchen .... 

8,3 

Roggenkleie . . . . 

11,5 

Erdnusskuchenmehl . . 

8,6 

Blutmelasse . . . . 

11,5 

Sesamkuchen .... 

8,6 

Getr. Rübenschnitzel 

11,8 

Getr. Maisschlempe . . 

8,6 

Palmkernkuchen . . 

11,9 

Kartoffeln. 

8,7 

Weizenkleie . . . . 

11,9 

Getr. Getreideschlempe 

8,9 

Mais. 

12,4 

Reisfuttermehl . . . 

9,8 

Wicken . 

12,5 

Liebig’s Fleischmehl 

9,8 

Bohnen . 

12,6 

Maiskeimkuchen . . . 

10,1 

Melasse. 

13,3 

Malzkeime. 

10,3 

Futtererbsen . . . . 

13,6 

Biertrebermelasse . . 

10,4 

Torfmehlmelasse . . . 

13,9 

Rapskuchen .... 

10,5 

Weizen. 

14,0 

Palmkernmelasse . . 

11,0 

Roggen . 

14,8 

Getr. Biertreber . . . 

11,2 

Gerste. 

15,4 

Cokoskuchen .... 

11,2 

Hafer. 

17,2 










476 


Anmerkung, de8 Referenten: Die Berechnung der Preise der verdau¬ 
lichen Futterwerthseinheit geschieht wie folgt: Es wird angenommen } dass 
die verdaulichen N.-haltigen Nährstoffe und das verdauliche Fett je den 
dreifachen Werth der stickstofffreien Nährstoffe haben. Der Gehalt der 
Futtermittel an verdaulichen Nährstoffen ist durch Versuche festgeBtellt 
worden und aus den Nährstofftabellen zu ersehen. 

Man rechnet nun die Zahlen, welche den Gehalt an verdaulichen 
N.-haltigen Nährstoffen und an verdaulichem Fett angeben, je dreimal und 
zählt zu den beiden Produkten die Zahl, welche die verdaulichen N.-freien 
Nährstoffe bezeichnet; mit der Gesammtsumrae dividirt man dann in die 
Zahl, welche den Preis eines Centners der jeweiligen Futtermittel be¬ 
zeichnet. Der Quotient stellt den Preis der Futterwerthseinheit dar. 


Gestielte cystöse Polypen an der Vorderfläche der Epi¬ 
glottis beim Pferde. In der Sitzung der societe centrale de 
med. vet. am 28. März 190t referirte Almy über drei der¬ 
artige von ihm beobachtete und behandelte Fälle. Es waren 
jeweils fluktuirende, mit einer schleimigen Masse gefüllte, 
50—60 gr schwere Neubildungen, welche von der Pharynx¬ 
schleimhaut überzogen waren und zweifellos aus stark ver- 
grösserten Schleimdrüsen bestanden, deren Ausführungsgang 
sich verstopft hatte. In allen drei Fällen hatte A. die Ge¬ 
schwülste durch Eingehen mit der Hand durch die Maulhöhle 
nachgewiesen und auch auf diesem Wege mittels des Ekra- 
seurs leicht exstirpirt, nachdem vor der Untersuchung chloro- 
formirt und ein Maulgatter eingelegt, auch wegen eventueller 
Erstickungsgefahr vorsichtshalber die Tracheotomie vorge¬ 
nommen worden war. 

Die Erscheinungen bestanden in plötzlich, während des 
Fressens besonders, auftretender Athemnoth, welche mit Schling¬ 
beschwerden verbunden war, so dass Theile des Futters zur 
Nase,heraus kamen. Der ganze Anfall war gewöhnlich nach 
wenigen Minuten vorbei, jedenfalls sobald der Tumor wieder 
eine andere Lage eingenommen hatte. Das gleichzeitige Be¬ 
stehen von respiratorischen und digestiven Störungen brachte 
A. auf den Gedanken einer Neubildung, die durch irgend 
welche Veranlassung verlagert, plötzlich Athmung und Ab¬ 
schlucken behinderte. 

In der anschliessenden Diskussion brachten Benjamin 
und Butel ähnliche Fälle zur Kenntniss. Letzterer wies 
wiederholt auf die unumgängliche Nothwendigkeit der Tracheo¬ 
tomie hin, indem ihm ein Pferd, das nicht tracheotomirt 
war, direkt nach dem Abwerfen erstickte: der Polyp hatte 
sich dabei so unglücklich verlagert, dass der Luftweg völlig 
versperrt war. 

(Rec. de m6d. v6t. 30. April 1901.) 


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477 



Die Anwendung des Wasserstoffsuperoxyds. Desoubry 
undCagny empfehlen das Wasserstoffsuperoxyd als ein ganz 
vorzügliches Antiseptikum und Hämostatikum. Speciell bei 
Eiterungen sei es unersetzbar. Bei oberflächlichen Läsionen 
wende man es am besten per Spray an; bei Fisteln etc. be¬ 
nütze man es zum Ausspritzen. Auch zur Desinfection des 
Uterus sei das Mittel sehr probat; jedoch ätzt das gewöhn¬ 
liche, im Handel vorkommende Wasserstoffsuperoxyd (eine 
wässerige Lösung von 10—12 Yolumenprocenten H 2 0 8 ) 
die Schleimhäute zu sehr und man verdünnt es daher zu diesem 
Behufe mit 3 Theilen Wasser. Besten Erfolg habe man auch 
bei der Behandlung von Widerristfisteln. 

(Rec. de m6d. v6t. 30. April 1901.) 

»Schmidt—Kulmbach und Dr. Simader. 


Bücherschau. 

Grundzüge der bakteriologischen Diagnostik der thier- 
ischen Infectionskrankheiten von Dr. Ernst Joe st, 
Thierarzt, Leiter der bakteriologischen Abtheilung des pharma- 
ceutischen Instituts Gans in Frankfurt a. M. Berlin, Verlag 
v. R. Schoetz, Louisenstr. 36. 

Die Brochüre von Jöest gibt auf 71 Seiten eine klar und 
angenehm geschriebene Darstellung der allgemeinen bakteriologischen 
Diagnostik. Der jedenfalls zeitgemässe Gedanke, die generellen 
Gesichtspunkte dieser Disciplin unabhängig von der speciellen 
Methodik auseinander zu setzen, hätte vielleicht im Titel mehr 
hervorgehoben werden sollen; wer die Schrift mit der Absicht 
kauft, etwa u. a. kurze Zusammenstellungen bakteriologischer 
Methoden zu finden, wird enttäuscht sein. Im ersten Abschnitte 
(bakteriologische Untersuchung) wird die Theorie der Färbung 
nach Ansicht des Referenten etwas zu breit und auch etwas zu 
dogmatisch vorgetragen, denn ein grosser Theii von demjenigen, 
was Joest nach Ehrlich u. a. anführt, ist vorläufig unbewiesene 
Hypothese. Ausdrücke wie „Intramolekulärspatien 14 und „Proto- 
plasma-Molecüle“ (S. 8) würden besser vermieden. 

Der zweite Abschnitt behandelt die verschiedenen Züchtungs- 
verfahren, der dritte den Tbierversuch. In letzterem wird die 
durch interessante Versuche von Radziewski neuerdings begründete 
Anschauung von Cantani und Pfeiffer referirt, nach welcher auch 
bei den „nicht toxischen“ Bakterien die Hauptsache der Infection 
in einer Intoxikation des Organismus durch Giftstoffe liegt, welche 
aus den regelmässig in Menge untergehenden Bakterien frei werden. 
Hier, wie im fünften Abschnitte, benützt J. Ausdrücke, welche der 
Ehrlich’schen Theorie der Immunisation entnommen sind, wie 


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478 


„Komplement“ und „Immunkörper“, ohne die Ehrlich’sche Theorie 
selbst irgendwo eingehender zu besprechen, oder das Hypothetische 
der Annahme hervorzuheben. Bei Besprechung der experimen¬ 
tellen Wuthdiagnose theilt F. eine Angabe von Dr. Marx mit, 
nach welcher die intramuskuläre Infeotion der Versuchsthiere 
(mit 1—5 ccm Bückenmarksemulsion) sich sehr empfiehlt, da 
dieselbe sicher und einfach ist und auch bei angefaultem Material 
noch ausgeführt werden kann. 

Der vierte Abschnitt handelt von der diagnostischen Impfung 
mit Bakterienextract, wobei das Mallein sowohl nach Baum, wie 
nach Bewerthung seitens des Herrn Verfassers gegenüber dem 
Tuberkulin unverdient schlecht wegkommt. Der fünfte Theil: 
„Serodiagnostik“, hätte wohl sowohl nach der historischen Seite 
als in der Darstellung des gegenwärtig Wichtigen mit Nutzen 
ausführlicher gestaltet werden können. 

Zum Schluss noch eine principielle Bemerkung: Wenn S. in 
der Einleitung sagt: „Die Bakteriologie inaugurirte eine neue 
Epoche, die aetiologische in der Medicin“ — so spricht er darin 
eine nicht selten, zumal von bakteriologischer Seite vertretene 
Meinung aus, welche aber nichts destoweniger falsch ist. Nicht 
die Bakteriologie hat die aetiologische Bichtung in der Medicin 
gebracht, sondern umgekehrt: sie ist eine der schönsten Früchte 
dieser zu allen Zeiten in der wissenschaftlichen Medicin aufs 
eifrigste gepflegten Bichtung. Aber gerade ein Vergleich der 
grossen Erfolge, welche die Erforschung der infectiösen Krank¬ 
heitsursachen gezeitigt hat, mit der Gesammtmenge * der aetio- 
logischen Fragen in der Pathologie zeigt, dass man nach wie vor 
nicht daran denken darf, Krankheitsursachen mit Krankheits¬ 
erregern zu identificiren und überall da, wo man die Krank¬ 
heitsursache nicht kennt, ohne weiteres einen noch unentdeckten 
Mikroben zu postuliren. 

Hoffentlich gibt eine zweite Auflage dem Herrn Verfasser 
bald Gelegenheit, durch Abstellung der angegebenen Mängel das 
dankenswerthe Werkchen noch zweckentsprechender zu gestalten. 

Dr. E. Albrecht. 


Personalien. 

Unter Beförderung zu Stabsveterinären wurden versetzt die Veterinäre 
Amon vom 1. Ulanen-Regiment zum 9. Feld-Art.-Regmt., Schwarz- 
trauber vom 1. Chev.-Rgmt. zum 10. Feld-Art.-Rgmt., Morhardt vom 
Remontedepot Benediktbeuern zum 11. Feld-Art.-Rgmt. und Zix vom 
5. Feld-Art.-Rgmt. zum 12. Feld-Art.-Rgmt. Weiter wurden versetzt die 
Veterinäre Baumgarten vom 3. Feld-Art.-Rgmt. zum 9. Feld-Art.-Rgmt., 
Sippel vom 6. Feld-Art.-Rgmt. zum 10. Feld-Art.-Rgmt., Sobmid vom 
2. Feld-Art.-Rgmt. zum 11. Feld-Art.-Rgmt., W eiss vom 4. Feld-Art.- 
Rgmt. zum Remontedepot Benediktbeuern. Zu Unterveterinären des 


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479 




Friedensstandes wurden ernannt: die Unterveterinäre der Reserve Reinen- 
eder (Augsburg) im 1. Chev.-Rgmt.; Zapf (Würzburgi im 5. Feld- 
Art.-Rgmt., ferner die einjährig-freiwilligen Unterveterinäre Klotz rom 
1» Trainbataillon im 1. Ulanen-Rgmt, Zimmermann vom 6. Feld-Art.- 
Rgmt. im 4. Feld-Art.-Rgmt. und Guth vom 3. Feld-Art.-Rgrat. im 
12. Feld-Art.-Rgrat. Die Funktion einen Ansintenten am pharmakologischen 
Institute der tierärztlichen Hochschule wurde dem Thierarzte Armin 
Fes er übertragen. 


Stand dar Thierseuchen in Bayern am 20. September 1901. 

a) Rotz (Wurm): 

Schwaben: Augsburg 1 Gmd. (1 Geh.). 

b) Maul* und Klauen-Seuche: 
Oberbayern: 5 Gern. (93 Geh.); M itt-e 1 franken : 1 Gern. 
(1 Geh.); Schwaben: 2 Gera. (11 Geh.). 

c) Schweineseuche (Schweinepest): 

Oberbayern: 1 Gera. (1 Geh.); Pfalz: 1 Gmd. (1 Geh.); 
Oberpfalz: 1 Gmd. (1 Geh.); 0 b e r fr au k e n : 1 Gmd. 

(1 Geh.); Un terf r ank e n : 1 Gern. (1 Geh.). 


Bei Unterfertigtem erledigt sich ab 15. Oktober oder 1. November 
die Stelle eines 

MF*" Assistenten. 

Dieselbe eignet sich nur für einen sehr fleisnigen Collegen, der leistungs¬ 
fähiger Radfahrer und tüchtiger Fussgänger ist. 

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17(26) Verwaltungen etc. zu Diensten. 

Verkauf durch die Drogenhandlungen und Apotheken 

Knoll & Co., chem. Fabrik, Ludwitrshafen a Rh 


MF"" .A.pproToirter Tliierarzt 

(1899), sncht stelle als Assistent an einem Schlachthof einer 
bayerischen Stadt. Gefl. Offerten werden unter M. 40 an die Expedition 
des Blattes erbeten. • 1 (2) 


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480 



werden den Herren Thieriirzten zu kostenfreiem ^ 
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Deutschland weder Filialen noch Vertreter. Anfragen und Auf¬ 
träge sind deshalb stets direct an die Fabrik zu richten. 

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Verantwortliche Redaktion: M. Alb recht. 

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Alb recht, Veterinärstr. 6/i, zu richten. D. Red. 







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Thierheilkuude und Viehzucht 

Unter Mitwirkung bewährter Fachmänner 

herausgegebeu von 

M. Albreeht und Ph. J. Göring. 

45. Jahrgang. München, den 8. Oktober 1901. Nr. 41. 

Inhalt: Dr. Albreeht, Ueber Eklampsie der Hündinnen. Schluss. — 
53. Generalversammlung des thierärztlichen Kreisvereines der Ober¬ 
pfalz, abgehalten zu Regensburg am 11. August 1901. — Referate. — 
Personalien. — Viehseuehen-Nach richten. — Inserate. 


Ueber Eklampsie der Hündinnen. 

Von Professor Albreeht. 

(Schluss.) 

Zweiter Fall. 

Abgesehen davon, dass in diesem Falle* die Eklampsie 
vor der Geburt auftrat und während derselben fort- 
bestand, weist er auch in einzelnen Erscheinungen Abweich¬ 
ungen von dem gewöhnlichen Verlauf des Leidens bei Hün¬ 
dinnen auf. 

Ein weiblicher zwei Jahre alter Pinscher wurde der 
geburtshilflichen Station der thierärztlichen Hochschule mit 
der Anamnese zugeführt, dass bereits bei der letzten Geburt 
die drei Jungen, mit welchem das Thier damals trächtig ging, 
an unserer Station mittelst Kunsthilfe entwickelt werden 
mussten. 

Vor drei Wochen habe der Hund kurz andauernde 
Krämpfe gezeigt, die angeblich unter Bewusstlosigkeit des¬ 
selben verliefen; hiebei sei aus den Geschlechtsorganen eine 
geringe Quantität einer grünen Flüssigkeit abgegangen. Ohne 
jegliche Behandlung sei alsbald Besserung eingetreten und 
seit dieser Zeit habe sich im Befinden des Thieres nichts 
Abnormes gezeigt. Heute (Tag des Zuganges) beobachte man 
an dem Hunde geringere Munterkeit und grosse Neigung zum 
Schlafen. 



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482 


Nach den von der Eigenthümerin weiter gemachten An¬ 
gaben über die Zeit, zu welcher das Thier belegt worden, konnte 
berechnet werden, dass die Tragezeit noch nicht abgelaufen 
war. Nach dieser Berechnung sollte die Geburt erst etwa 
nach Ablauf von vier Tagen erfolgen. Die Beschaffenheit 
der Scham und des Gesäuges sprachen auch für diese Auf¬ 
fassung. Da die Eigenthümerin des Hundes jedoch bemerkte, 
dass das Thier auch bei der vorigen Geburt einige Tage vor 
Ablauf der Tragezeit geworfen habe, wurde dasselbe zur Be¬ 
obachtung aufgenommen. 

Die Untersuchung ergab: kleines, ziemlich gut genährtes 
Thier mit schmalem Becken und nach allen Richtungen 
stark ausgedehntem Abdomen. Die Zahl der Pulse beträgt 
120 bis 130 Schläge p. M. AthemzügC zählte man 35—40 in 
der Minute. Die Exspiration geschah unter leisem Stöhnen. 
Die Futteraufnahme ist gut. Ausscheidungen können nicht 
beobachtet werden. Die Bewegung des Thieres erfolgt schwer¬ 
fällig. Dasselbe zeigt überhaupt wenig Lust zur Bewegung, 
sondern liegt meistens. Die Psyche ist frei. Die Mastdarm¬ 
temperatur beträgt 38° C. Die Körperoberfläche ist gleich- 
massig warm, die Nase feucht und kühl. 

Am nächsten Tage beträgt die Pulsfrequenz nur mehr 
100 Schläge, die Athemfrequenz 30 Athemzüge p. M. Bei 
der Exspiration hört man auch jetzt noch ab und zu leises 
Stöhnen. Die Percussion ergibt im ganzen Umfange des 
Percussionsfeldes hellen Schall, die Auskultation an beiden 
Brustwandungen vermehrtes Yesiculärathmen. 

Die Neigung zur Futteraufnahme ist geringer als am 
vorigen Tage. Der Kotb ist von normaler Farbe und Consi- 
stenz, aber sehr übelriechend. Die Foeten sind bei der Palpa¬ 
tion des Bauches deutlich fühlbar; auch fühlt man die Be¬ 
wegung der Jungen. Aeussere und innere Körpertemperatur, 
sowie die Erscheinungen im Bewegungsleben des Thieres sind 
so wie gestern, nur mit dem Unterschiede, dass sich bei der 
Bewegung ausser Schwerfälligkeit auch eine gewisse Schwäche 
kund gibt. 

Am dritten Tage der Beobachtung zeigt öich der Hund 
bewegungsfähiger und munterer und zeigt mehr Lust zur 
Futteraufnahme. Die übrigen Erscheinungen wie gestern. 

Am vierten Tage morgens sechs Uhr fand man den 
Hund schreiend auf seinem Lager. Kopf und Hals werden 
durch Muskelkontraktionen bald rechts, bald links nach der 
Seite gezogen. Die Mastdarmtemperatur steht nur auf 36° C.; 
die Nase ist kühl und feucht, die Körperoberfläche gleich- 
massig kühl. Die Zahl der Pulse beträgt 100—.120, die 


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483 


Zahl der Athemzüge 45 p. M. Die Exspiration geschieht 
wieder unter leisem Stöhnen. 

Die nachfolgenden Aufzeichnungen wurden durch meinen 
damaligen Coassistenten, den jetzigen Herrn Distriktsthier- 
arzt Lenz gemacht, welcher das Thier nunmehr unünter* 
brochen beobachtete. 

Nach der Verabreichung einer Infusion von 0,5 Chloral* 
hydrat in den Mastdarm hörten die Krämpfe auf. 

Bei der Untersuchung um l j 2 10 Uhr vormittags lag 
das Thier zunächst ruhig; aber schon die durch die in Folge 
der Untersuchung ^ veranlasste Lageveränderung desselben 
hatte das Wiederauftreten von Zuckungen im Gefolge. Die 
Krämpfe waren tonisch-klonische und betrafen die gesammte 
Körpermuskulatur. Geringgradig erschien die Rückenmusku¬ 
latur in krampfhafter Thätigkeit zu sein, hochgradig die 
Extremitätenmuskulatur. 

Die beiden Kiefer waren wie bei starkem Trismus auf¬ 
einander gepresst und nach Zwischenzeiten von je einigen 
Sekunden wurde der tonische Krampf der Kiefermuskulatur 
durch starke Zuckungen gesteigert, welche besonders an den 
muscul. temporal, wahrgenommen werden konnten. 

Athemzüge 60, Pulse 130»—140 p. M. Die Bewegungen 
der Seitenbrustwandungen sind durch den Krampf, wohl im 
Zusammenhänge mit theilweiser Hemmung der Coordination 
der Athembewegungen ad maximum erschwert. Die Mast¬ 
darmtemperatur beträgt nur 36° C. 

Es wurde nun 1,0 g Chloralhydrat als Mastdarmclysma 
verabreicht. Unmittelbar nach dieser Procedur, eigentlich 
schon während derselben trat Athmungsstillstand ein. Man 
leitete sofort künstliche Respiration ein und zwar vorzugs¬ 
weise durch Ausführung der Schulz’schen Schwingungen, wo¬ 
mit man den Wiedereintritt der Athmung erzielte. Die An¬ 
wendung von Qhloralhydrat bewirkte wiederum alsbaldigen 
Nachlass der Krämpfe und ruhige ergiebige Athmung. 

Um 12 Uhr traten die Krämpfe indessen wieder auL 
Auf eine subcutane Injection von Morphium 0,02 sistirten sie 
alsbald. 

Die Mastdarmtemperatur stand auch jetzt nur auf 36° C.; 
trotz der wiederholt aufgetretenen starken Muskelarbeit war 
also eine Steigerung derselben nicht erfolgt. 

Man hielt es daher für angemessen, die Eigenwärme des 
Thieres durch Wärmezufuhr zu steigern. 

Zu diesem Zwecke brachte man die Patientin in ein 
warmes Bad von 45° C. Das Wasser wurde während der 
halbstündigen Dauer des Bades auf dieser /Temperaturhöhe 


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484 


erhalten. Trotz der anhaltenden Wärme Wirkung auf das Thier 
stieg aber dessen Innenwärme nicht an. 

Erämpfe traten während des Badens und nach demselben 
zunächst nicht mehr auf. Die Zahl der Athemzüge stellte 
sich während der Applikation des Bades auf 40, nach dem 
Bade auf 25 p. M. Die Pulszahl betrug nach dem Bade 
80—90 in der Minute. 

Im Verlauf des Nachmittags bis Abends erhielt der Hund 
noch dreimal je ein warmes Bad von x /2 ständiger Dauer 
und in der Zwischenzeit wurden Umschläge mit in warmes 
Wasser getauchten Tüchern um den Leib gemacht. Auch 
durch diese ständige Wärmezufuhr zur Patientin konnte eine 
Steigerung der Eigenwärme derselben nicht bewirkt werden. 

Um sieben Uhr bemerkte man den Eintritt leichter 
Wehen. Krämpfe waren nicht mehr eingetreten. 

Um acht Uhr bekam der Hund wieder ein Bad; ausser¬ 
dem wurde Aether subcutan injicirt, endlich Hess man während 
der Dauer des Bades einen mässig gespannten Inductionsstrom 
auf das Thier einwirken. 

Nach Umfluss dieses Verfahrens constatirte man ein An¬ 
steigen der Mastdarmtemperatur auf 38°. 

Um zehn Uhr bekam der Hund wieder einen eklamp- 
tischen Anfall. Beruhigung trat auf Anwendung von Chloral- 
hydrat binnen kurzem ein. 

Um zwölf Uhr Athmung ruhig. Zahl der Athemzüge 
30, Zahl der Pulse 110 p. M. Mastdarmtemperatur 37,2. 

Um ein Uhr hatte sich die Blase gestellt. Da das Thier 
keine Wehen zeigte, wurde sie gesprengt und unter Anwend¬ 
ung von Haken und Zange ein totes aber sonst normal be¬ 
schaffenes Junge entwickelt. Bewegung der noch im Tragsack 
vorhandenen Früchte konnte nicht mehr festgestellt werden. 
Der Tod derselben erfolgte wohl durch Behinderung der 
Athemthätigkeit des Mutterthieres durch. Asphyxie. 

Während der Hilfeleistung trat wiederum ein eklamp- 
tischer Anfall ein. Die Mastdarmtemperatur betrug 37° C. 

Nach der Entfernung dieser Frucht verminderten sich die 
Krämpfe. 

Eine halbe Stunde später war die Innenwärme des Hundes 
auf 36,3° C. gesunken. 

Um drei Uhr war ein zweiter Foetus vorgetreten. Während 
der Zeit von 1—3 Uhr hatten die Krämpfe in sehr mässigem 
Grad© fortbestanden. Das Thier war jetzt sehr matt, der 
Puls konnte an der Conralis kaum mehr gefühlt werden und 
betrug etwa 90 Schläge p. M. Trotz der Schwäche steigerten 
sich aber während der Touchirungen wiederum die Krämpfe. 


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485 


Es scheinen demnach bei an Eklampsie leidenden Hunden 
Reizungen des Genitalschlauches eklamptische Anfalle aus- 
lösen zu können oder doch bereits vorhandene Krämpfe zu 
steigern. 

Nach viertelstündigem Zuwarten wollte man auch die 
zweite Frucht entwickeln. Während der Arbeit beobachtete 
man plötzliches Aufhöreu der Krämpfe und einige Minuten 
später war der Tod des Thieres fast unmerklich eingetreten. 

Bei der Section fanden sich im Tragsacke noch drei 
normal beschaffene Früchte. Der Uterus selbst zeigte keinen 
pathologischen Befund. 

Die Lungen waren hochgradig hyperämisch und in 
massigem Grade ödematös. 

Mit Rücksicht auf die bei der Section von an Eklampsie 
gestorbenen Frauen constatirten pathologischen Befunde im 
Harnapparate wurde dieser eingehend besichtigt. Es konnte 
an ihm aber nichts Auffälliges gefunden werden, abgesehen 
davon, dass sich in dem der Blase entnommenen Urine eine 
geringe Menge Eiweiss fand. Die Zuckerreaction ergab der 
Harn nicht. 

Im Allgemeinen war demnach das Sectionsergebniss des 
Cadavers ein negatives. 

Bei der Aufzählung der Krankheitssymptome des Thieres 
wurden die Ergebnisse der Temperaturmessungen besonders 
deswegen genau angeführt, weil sie im Gegensätze stehen zu 
jenen, welche man sonst bei an Eklampsie leidenden Hunden 
wahrnimmt. 

Im Uebrigen möge hier erwähnt sein, dass ich bei an 
Eklampsie leidenden Hunden nie besonders hohe Tempera¬ 
turen constatiren konnte; die Mastdarmtemperatur steigt nach 
meinen Wahrnehmungen trotz der starken Muskelthätigkeit 
kaum je über 40,5° C. an. 

Dagegen beobachtete allerdings Professor L e 11 m a n *) 
bei einer an Eklampsie leidenden Hündin eine Innenwärme 
von 43,0° C. 

Nach Winkel 2 ) steigt bei Frauen die Temperatur mit 
jedem Anfalle. Ob das Ansteigen der Temperatur Folge der 
starken Muskelthätigkeit oder ob es auf Intoxikation zurück¬ 
zuführen ist, darüber sind die Ansichten noch getheilt. ln 
unserem Falle konnte ein Ansteigen trotz der hochgradigen 
Krampferscheinungen nicht wahrgenommen werden. Aller¬ 
dings muss hier gesagt werden, dass bei dem Hunde kurze 


^ Berliner thierärztliche Wochenschrift' 1897, S. 217. 
*) Winkel, Geburtshilfe, 1893, S. 542. 


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486 


Zeit nach dem Zugänge zur Station so ziemlich alle Er¬ 
scheinungen auf einen starken Rückgang der Lebensenergie 
deuteten, vielleicht mit Ausnahme der Herzactionen, welche 
sich bis gegen Ende des Leidens kräftig erwiesen. 

Eine Erklärung, wodurch der Temperaturabfall bei dem 
Thiere veranlasst wurde, haben wir nicht. , _ 

Auffallend war, dass derselbe bei dem ersten eklamp- 
tischen Anfalle auftrat. Fast möchte man glauben, dass dieser 
und die subnormale* Temperatur durch die gleiche Ursache, 
vielleicht durch eine toxische Substanz bedingt waren. 

Bemerkenswerth ist, dass die Innanwärme der Patientin 
durch dauernde und umfassende Wärmezufuhr absolut nicht 
gesteigert werden konnte. Es schien* als sei das cerebrale 
Wärmecentrum nur für niedrige Körperwärme eingestellt. 

Die Mittheilung der Eigenthümerin, dass die Hündin 
etwa dreieinhalb Wochen vor Ablauf der Tragezeit einen 
Krampfanfall hatte, lässt schliessen, dass eklamptische Anfälle 
bei trächtigen Hunden schon vor Beginn des letzten Dritt- 
theils der Gravidität auftreten können. 

Wenn die Beobachtung der Besitzerin richtig war, dass 
während des von ihr beschriebenen Krampfanfalles eine grüne 
Flüssigkeit aus den Geburtswegen abging, so würde dieses 
die Annahme rechtfertigen, dass der Abgang von Fruchtwasser 
bei graviden Hündinnen — die grüne Flüssigkeit konnte 
wohl nur Fruchtwasser gewesen sein — nicht immer ein Vor¬ 
zeichen für den Eintritt von Abortus ist und dass trotz Läsion 
eines Eihautsackes der Fötus zu normaler Entwicklung ge¬ 
langen kann. Sämtliche vier Föten waren nämlich aus¬ 
getragen und regelmässig entwickelt. 


53. Generalversammlung des thierärztlichen Kreisvereines 
der Oberpfalz, abgehalten zu Regensburg am 
11. August 1901. 

Sonntag den 11. August, vormittags 10 Uhr, fand in 
Regensburg im Hotel „Grüner Kranz 1 * die 53. General¬ 
versammlung des thierärztlichen Kreisvereines der Oberpfalz 
statt, an der sich eine grössere Anzahl oberpfälzischer Thier¬ 
ärzte und als Gast der k. Bezirksthierarzt Münich—Strau¬ 
bing betheiligte. 

Als Vertreter der k. Regierung beehrte die Versammlung 
Herr k. Kreisthierarzt Hopf durch seine Theilnahme. 

Zur besonderen Ftfier des Tages — galt es ja, des 
40 jährigen thierärztlichen Berufsjubiläums unseres auch über 


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487 


die Grenzen des Regierungsbezirkes hinaus in Fachkreisen 
hochgeschätzten und verehrten Herrn Kreisthierarztes würdig 
zu gedenken — hatte Herr k. ord. Professor Imming er— 
München ein Referat übernommen und war demzufolge mit 
seinem I. klinischen Assistenten zur Versammlung erschienen. 

Nach Begrüssung der erschienenen Collegen und Gäste 
gedachte der I. Vorsitzende des oberpfälzischen thierärztlichen 
Kreisvereines, k. Bezirksthierarzt Schil ffarth—Stadtamhof, 
in kurzer aber warmer Rede der grossen Verdienste und 
Schätzungswerten Eigenschaften des k. Kreisthierarztes wäh¬ 
rend dessön langen Wirkens als Thierarzt, Beamter und 
Vorgesetzter und übermittelte seitens des Kreisvereins und 
Namens vieler Collegen als Ehrengabe ein Ergebenheits- 
Diplom. 

Das Andenken des verstorbenen k. Bezirksthierarztes 
Bergler—Rottenburg, der jahrelang als treuer Gast sich an 
den oberpfälzischen thierärztlichen Kreisveröammlungen be¬ 
theiligte, ehrte die Versammlung durch Erheben von den 
Sitzen. 

Die Erledigung der Tagesordnung begann mit Feststellung 
der Präsenz. 

Die Denkschrift des k. Bezirksthierarztes A. Frank— 
Kusel, betr. die Organisation des bayerischen Civilveterinär- 
wesens, wurde unter die Anwesenden vertheilt. 

Weiterhin referirte der I. Vorsitzende über „Haftpflicht¬ 
versicherung der Thierärzte“; derselbe wurde ermächtigt zum 
Vertrags-Abschlüsse mit jener Versicherungs-Anstalt, welche 
die günstigsten Bedingungen einräumt, nachdem eine grössere 
Anzahl von Vereinsmitgliedern sich zur Versicherungsnahme 
bereit erklärte. 

Eine Zuschrift des niederbayerischen thierärztlichen Kreis¬ 
vereins bringt Kenntniss von der Verletzung der Standes¬ 
interessen durch ein Mitglied des oberpfälzischen Kreisvereins. 
Zur Untersuchung dieses Falles hat nach § 25 der Satzungen 
das Ehrengericht zusammenzutreten. 

Aufgenommen in den Verein wurden auf Ansuchen die Be¬ 
zirksthierärzte : Sc hütz—Oberviechtach, Petzenhauser— 
Kemnath; der Distriktsthierarzt Miller—Wörth a. D.; der 
Schlachthausthierarzt Schöpperl—Regensburg. 

Der Verein zählt demnach 26 aktive Mitglieder. 

Dem k. ord. Professor Imminger—München wurde 
mit Rücksicht auf sein längeres Wirken in der Oberpfalz und 
seine treue Anhänglichkeit an den oberpfälzischen thierärzt¬ 
lichen Kreisverein, insbesondere aber aus Dankbarkeit für 


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488 


seine fruchtbaren Anregungen mittelst lehrreicher Vorträge 
und Operationen gelegentlich der Kreisversammlungen ober¬ 
pfälzischer Thierärzte die Ehrenmitgliedschaft des Vereines 
angeboten und von ihm auch angenommen. 

Der Verein zählt demnach 3 Ehrenmitglieder. 

Nach Revision der Rechnung und Belege wurde dem 
Cassier Decharge ertheilt und hierauf der bisherige Vereins¬ 
ausschuss einstimmig wiedergewählt, nämlich: 

als Vorsitzender: k. Bezirksthierarzt Schilffarth— 
Stadtamhof, 

als Schriftführer: Zuchtinspektor St au tn er—Weiden, 
als Cassier: k. Bezirksthierarzt Lehner—Parsberg. 
Damit waren die Vereinsgeschäfte erledigt. 

Es ergriff nun das Wort Herr Professor Imminger, 
welcher, nachdem er bereits vor der Versammlung ein Pferd 
an Strahlkrebs unter grösserer Theilnahme von Vereinsmit¬ 
gliedern operirt hatte, nun in klar fasslicher Ausführung sich 
über den Strahlkrebs und dessen operative Heilung sowie 
über die Ursachen der Lahmheiten bei Rindern und Pferden 
verbreitete. Die Exaktheit der Imminger’schen Operationen 
ist so allbekannt, dass es Ueberhebung wäre, darüber an 
dieser Stelle in breiterem Rahmen berichten zu wollen. 

Der durch den I. Vorsitzenden dem Herrn Referenten 
übermittelte Dank war sichtlich allen Theilnehmern aus dem 
Herzen gesprochen. Damit war die Tagesordnung erledigt. 

Während des gemeinsamen Mittagtisches feierte Herr 
Professor Imminger seinen früheren Vorgesetzten und nun¬ 
mehrigen Freund, Herrn Jubilar Hopf, in humorvoll-ernster 
Rede, insbesondere betonend, derselbe möchte den ober¬ 
pfälzischen Thierärzten noch lange als Vorgesetzter erhalten 
bleiben, worauf Herr Kreisthierarzt Hopf sofort in sehr 
heiterer Stimmung schlagfertig erwiderte. 

Die Versammlung und die damit verbundene Feier ver¬ 
liefen würdig und sichtlich wirkungsvoll. Deshalb auf freudiges 
„vollzähliges“ Wiedersehen im nächsten Jahre! Stautner. 


Referate. 

Nachweis von Indican im Harne. (Pharmazeut. Central¬ 
halle Nr. 17, 1901.) Die Violettfärbung des mit Chloroform 
behandelten Harnes verschwindet auf Zusatz von einem Tropfen 
Natriumthionsulfatlösung. 


Connochie: Acuter Rheumatismus, metastatische Endo¬ 
karditis. Eine fünf Jahre alte Kuh zeigte plötzlich starkes 


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Hinken der linken Hinterextremität mit heftigem Fieber. 
Nach viertägiger Behandlung verschwindet das Hinken, um 
dann an der rechten Hinterextremität aufzutreten; das Fieber 
nimmt zu, es tritt leichte Diarrhoe ein. Die Vorderglied- 
massen werden gleichfalls in Bälde befallen, und es stellt sich 
sehr frühzeitig Dekubitus ein. Anschwellung besteht auf der 
Höhe der Achillessehne und an den Extensorensehnen der 
Vordergliedmassen. Nach 14 tägiger Krankheitsdatier wurde 
das Thier, da die Diarrhoe nicht aufhörte und Erscheinungen 
von Lungenkongestion sich einstellten, geschlachtet. Die 
Autopsie zeigte charakteristische Gelenkveränderungen. In 
der hinteren Hohlvene fand sich in der Höhe der Leber ein 
derber Thrombus, welcher die Yene fast vollständig verstopfte 
und sich ins rechte Herzohr erstreckte. Die Herzklappen 
waren mehr oder weniger bedeckt mit ähnlicher Masse, be¬ 
sonders die beinahe obliterirte dreizipfelige Klappe; die Wände 
des rechten Ventrikels waren sehr stark verdickt; die throm¬ 
botische Masse war zwischen dem Muskelbalken überall ver¬ 
filzt. Zu bemerken ist, dass trotz dieser Veränderungen keine 
Unregelmässigkeit in der Herzaction noch Venenpuls während 
der Krankheit zu constatiren war. (Vet. Journ. Bull. Vet. 
1900.) A. 


Williams: Seuchenhaftes Verwerfen bei der Stute. W. 

wurde in einen Stall gerufen, in welchem sich 25 der An¬ 
nahme nach trächtige Zuchtstuten befanden; eine einzige 
wurde in leichter Arbeit verwendet, sämmtliche standen unter 
guter Pflege. Die Arbeitsstute abortirte zuerst im November 
1895, hierauf zu verschiedenen Zeitpunkten drei andere Stuten. 
Am 7. Februar 1896 wurde W. zu einer Stute gerufen, 
welche seit einigen Stunden Wehen gehabt hatte. Die Ei¬ 
häute, schon stark zerfallen und verfärbt, hingen aus der 
Scheide; der Fötus war in fehlerhafter Lage, konnte aber in 
richtige Lage gebracht und ziemlich leicht ausgezogen werden. 
Er war glatt und schien ungefähr acht Monate alt zu 
sein. Nach beendeter Geburt wurde der Uterus voll¬ 
kommen mit Carbolwasser desinficirt, die Stute schien zu¬ 
nächst zu genesen; sie krepirte indess plötzlich in der Nacht 
vom 8./9. Februar. Nur die Genitalorgane zeigten patho¬ 
logische Veränderungen. Der Uterus war hart, voluminös 
und enthielt eine grosse Menge trüber fötider Flüssigkeit. 
Cervix und Scheide enthielten dagegen ein schmutzig gelbes, 
dickes, übelriechendes, croupöses Exsudat. Die Stute hatte 
inmitten von 15 anderen trächtigen Thieren gefohlt; man ent¬ 
fernte sofort diese letzteren, und jedes bekam eine Vaginal- 



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490 


infüsion mit 1 °/oo Sublimatlösung. Ausserdem wurden jeden 
Tag die Schwanzwurzel, Vulva, Perineum etc. mit derselben 
Lösung gewaschen. Während der Nacht des 26./27./28. Fe¬ 
bruar äbortirten drei Stuten, ohne dass irgend welche auf¬ 
fallende Erscheinungen vorangegangen wären; die kranken 
wurden isolirt, die Föten, Eihülleft, Stroh etc. sorgfältig ent¬ 
fernt und verbrannt, die Stände durch Schwefelsäuredämpfe 
desinficirt; und dann leer gelassen. Ausserdem verdoppelte 
man die prophylaktischen Waschungen. Einige Zeit nachher 
abortirte eine Stute, welche mit den kranken nicht in Contakt 
gewesen war, in gleicher Weise; obwohl man den Uterus 
sehr sorgfältig desinficirt hatte, entstand innerhalb 24 Stunden 
Metritis, die indess bald der Behandlung wich. Von da an 
hörten die Abortusfälle auf, die Stuten, welche der Ansteckung 
entgangen Waren, fohlten ohne Störung ab. Das Ergebniss 
der eingeleiteten antiseptiachen Behandlung, die beobachteten 
Symptome und das Allgemeinrerhalten der Krankheit zeigten, 
dasc es sich um eine Affection der Eihäute und des Fötus 
handelte; die Ansteckung geschah durch die Scheide, in 
gleicher Weise -wie bei der Kuh. Bei denjenigen Stuten, 
welche nach-Einleitung der prophylaktischen Behandlung noch 
abofctirten, kann man annehmen, dass die infectiöse Noxe die 
Eihäute schon befallen hatte. Im folgenden Jahre trat Ver¬ 
werfen nicht ein. Die Quelle der Ansteckung konnte nicht 
sicher festgestellt werden, aber der Besitzer hatte Thiere aus 
einem Gut gekauft, dessen Stallung um 1891 inficirt gewesen 
war, und vielleicht ist die Erklärung in dieser Richtung zu suchen; 
übrigefts zeigt sich die Erkrankung ziemlich häufig auf den 
Gütern der betreffeftdeft Gegend. (Amer. Vet. Review, Bull, 
m 1900.) - - , .V E; A. .. 


Personalien. 

Der k. Bezirksthierarzt Karl Hohenleitner—Kronach wurde zura 
Kreisthierarzte bei der k. Regierung von Oberfranken in Bayreuth befördert. 
— Auszeichnungen beim diesjährigen Centraliandwirthschaftsfesle: die gol ¬ 
dene Vereinsdenkmünze erhielten: Seibert Theodor, k. Bezirks¬ 
thierarzt in Pirmasens; Albert Stephan, k. Bezirksthierarzt in Gerolz- 
hofenr Die grosse silberne V er einsdenk münze erhielten: Bürch- 
ner Hermann, k. Bezifksthierarzt in LandsbeFg a/L.; It tarn ei er, 
Distriktsthierarzt in Wassertrüdingen; Merkt Ferd., k. Bezirksthierarzt 
in Kempten. Die kleine silberne .Vereinsdenkmünze erhielten: 
Heieok Ludwig, Distriktsthierarzt in Haag; Streitberg, Distriktsthier¬ 
arzt in Pappenheim; Sallinger, Distriktsthierarzt in Windsbach; Krug 
Heinrich, k. Bezirksthierarzt in BrQokenau. Ehrende Erwähnung: 
Eq kart Albert, Diatriktsthierarzt in Annweiler. 


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491 


Manl- and Klauenseuche ln Schlaeht- und Viehhöfen. 

Es ist gemeldet: am 1. Oktober der Ausbruch zu Mainz; am 
2. Oktober das Erlftschen zu Mainz. 


TTereixa. ZEPfälzer Tliierä,rzte. 

Die 59. ordentliche Generalversammlung findet am Samstag, den 
12 . Oktober vormittags 9 Uhr, im Gasthause zur alten Pfalz 
zu Neustadt a/H. statt; hiezu sind sämtliche Vereinsmitglieder 
höflichet eingeladen; andere Collegen sind als Gäste sehr erwünscht. 
Ludwigshafen, den 25. September 1901. 

Thomas, I. Vorstand. 


Approh. Thierarzt sucht sofort anf längere Zeit 

Assistentenstelle. 

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bayerischen Stadt. Geff. Offerten werden unter M. 40 an die Expedition 
des Blattes erbeten. » 2 (2) 


Assistenten-Gesuch. 

Wegen Einberufung meines jeweiligen Herrn Assistenten zum Militär 
suche ich (am liebsten zum sofortigen Eintritt) Ersatz auf längere 
Zeit. Offerte nebst Gehaltsansprüchen von approbirten Herren erbittet 
A. Huber, k. Bezirksthierarzt, Pfaffenhofen a. Ilm. 


Am 1. November erledigt sich die 

3UP* ^-ssisten-ter^stelle 

in Cham im bayer. Wald. Auskunft ertheilt der derzeitige Assistent 

Schrüfer, Cham. 


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492 



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Wochenschrift 

für 

Thierheilkunde und Viehzucht 

Unter Mitwirkung bewährter Fachmänner 

herausgegeben von 

M. Albreoht und Pi. J. Göring. 


45. Jahrgang. München, den 15. Oktober 1901. Nr. 42. 

Inhalt: Gutbrod, Kurze Mitteilungen aus der Praxis. — Zimmerer, 
Pyelonephritis baoillosa. — Erbrechen beim Pferde. — Infectiöse 
Conjuuctivo-Keratitis beim Rind. — Ittam&yer, Croupöse Darment¬ 
zündung bei einem Pferd. — Markert, Incubationsdauer des Tetanus. 
— Fremdkörper im Schlunde. — Referate. — Viehseuchen-Naohrichten. 
—Inserate. 


Kurze Mittheilungen aus der Praxis. 

Von Distriktsthierarzt Gutb r od in Moosburg. 

Bradycardie als Begleitsymptom epileptischer Anfälle. 

Anv.8. September heurigen Jahres wurde ich zu einer 
12 jährigen braunen Stute des schweren Schlages, die bereits 
vier Fohlen gehabt hatte, von dem Wirthschaftspächter S. in 
Isareck geholt mit folgendem Vorbericht.. Das Thier sei 
selbst gezogen und bis vor drei Monaten nie krank gewesen. 
Damals sei es während der Arbeit am Bierwagen plötzlich 
zusammengestürzt, habe dabei um sich geschlagen, gezappelt, 
stark geschwitzt; nach fünf Minuten sei das Thier aufgesprungen 
und wieder vollkommen gesund gewesen. Vor sechs, vier 
und drei Wochen seien gleiche Anfälle aufgetreten, und beim 
letzten, vor drei Wochen, habe der Wasenmeister R. dem 
Thiere stark zur Ader gelassen. Vor acht Tagen habe es 
wieder einen Anfall gehabt und heute früh einen sehr schweren 
im Stall. Während aber das Pferd nach den Anfällen bisher 
immer wieder vollständig gesund und gebrauchsfähig geworden 
&ei y stehe es jetzt apathisch im Stall und fresse nichts mehr. 

Ich Untersuchte das Pferd zwei Stunden nachdem letzten 
Anfall. Das sehr kräftig gebaute, wohlgenährte Thier steht 
apathisch, wie betäubt im Stande. Das ganze Haarkleid ist 
verklebt mit Schweiss, zwischen den Vorder^ und den Hinter- 


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schenkein ist nochJkilter, pappige^^^^ fühlen. Auf 

der linken Widerrfst&eite findet sich ferne ^Wei Hand grosse, 
umschriebene, massig harte Schwellung, ebenso an der rechten 
Schulter und etwas über der rechten Kniefalte. - Die Schwell¬ 
ungen sind vermehrt wärüi, ihre Berührung Schmerzhaft, 
offenbar herrührend von Läsionen während des letzten Anfalles. 
Die sichtbaren Schleimhäute sind ziemlich blass, in den 
Augenwinkeln etwas glasiges Sekret. Oörneareflex vollkommen 
erhalten, Sensibilität überall normale 

Appetit .fehlend, Defacation normalt Peristaltik.. leicht 
unterdrückt. Harnabsatz vorhanden, Harn dunkelbierbraun 
mit reichlichem Sediment. Auffällig ist nun das Resultat der 
Pulsuntersuchung. Der Puls ist nämlich an beiden Maxiilar- 
arterien nur zwölf Mal in der Minute zu fühlen, sodass ich 
zuerst an mangelnden oder aussetzenden Puls dachte. Die 
Zählung wurde oftmals mehrere Minuten lang fortgesetzt, 
auch von einem anwesenden Gutsverwalter kontrollirt, ergab 
aber stets das gleiche Resultat. Der Puls war voll, lang¬ 
sam ziehend, die Arterie weich und schlaff. Dabei war am 
unteren Drittel des Halses ein periodisches Anschwellen der 
Jugularis deutlich zu sehen. Herzschlag links schwach zu 
fühlen, beiderseits die Herztöne rein und getrennt zu hören, 
ebenfalls zwölf Mal in der Minute. Percussion und Ausculta- 
tion der Brusthöhle ergab normale Verhältnisse. Die Athmung 
erfolgte ruhig 20—24 Mal in der Minute mit costo-abdomi- 
nellem Typus. Die Mastdarmtemperatur betrug 38,6°. 

Die Diagnose wurde auf Epilepsie gestellt, mit Rücksicht 
auf den jetzigen Zustand vielleicht verursacht durch einen 
Gehirntumor, die Prognose als ungünstig bezeichnet. 

Therapie: Verbringen des Patienten in eine luftige Tenne 
mit viel Streu (die Bewegung erfolgte leicht; während aber 
mein Pferd wieherte, verhielt sich Patient indolent); kalte 
Umschläge über den Kopf. 

Nachmittags hatte sich das Befinden nicht geändert. Der 
Puls blieb auf zwölf in der Minute stehen. Etwas Heu 
Wurde aufgenommen, kein Wasser. Nachts elf Uhr ein neuer 
Anfall, dem das Thier erliegt. 

Auf der Wasenstätte konnte erst 36 Stunden später Nach¬ 
schau gehalten werden. An den obenbezeichneten Schwell¬ 
ungen finden sich schwache Blutergiessungen in das Unter- 
hautzellgewebe, eine ebensolche Sugillation in die rechte 
Nierenkapsel. Alle Organe vollkommen gesund, Herzkammern 
und -Klappen normal. Der Kopf war gespalten, aber dessen 
Organe bereits von Hunden angefressen, sodass nichts mehr 
gefunden werden konnte. 


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Die Ursache der Bradykardie und der epileptischen An¬ 
fälle lag wahrscheinlich in einer Gehirnveränderung nahe dem 
Vaguscentrum. 

Encephalomalacia fusca beim Rinde. 

Am 13. Juni wurde ich zu einer 5 jährigen rothscheckigen 
Landkuh des 0. in Mooshäusl geholt mit der Anamnese, die 
Kuh habe die Drehkrankheit. Das Thier soll seit mehreren 
Wochen zunehmeude Störungen des Bewusstseins und der 
Bewegung gezeigt haben, sodass sie zuletzt zur Arbeit nicht 
mehr verwendet werden konnte. Ich fand das mässig gut 
. genährte Thier im Stall stehend, den Kopf ganz nach der 
linken Seite abgebogen haltend, das linke Auge geschlossen, 
leicht thränend, das linke Ohr schlaff hängend. So soll das 
Thier seit mehreren Tagen dastehen und von Zeit zu Zeit 
sollen dazu Erregungszustände gekommen sein, während 
deren das Thier schon zweimal zusaramengestürzt sei. Wäh¬ 
rend des Hinausfiihrens hielt die Kuh den Kopf in gleicher 
Weise, hob die Vorderfüsse eigenthümlich hoch und drängte 
immer nach links, wobei sie beim Uebersteigen der Schwelle 
umzustürzen drohte. Corneareflex war auf beiden Augen vor¬ 
handen; beim Verbinden des rechten Auges mit einem Tuch 
zeigte das Thier zwar keine weitere Anomalie, es schien aber, 
als sei das Thier links blind. Die Percussion der Gehirn - 
höhle ergab ein negatives Resultat. Appetit war etwas 
wechselnd, das sonstige Allgemeinbefinden sehr gut, ins¬ 
besondere fehlte Fieber. 

Auf mein Anrathen wurde die Kuh geschlachtet und 
fand sich ziemlich in der Mitte der vorderen Seite der Vier¬ 
hügel ein erbsengrosser rostbrauner, schmieriger Herd, in 
dessen Umgebung gelbbraunes Exsudat in kleiner Menge lag. 
Von Coenurusblasen oder -Gängen keine Andeutung. Die 
übrigen Organe alle gesund. 

Pyelonephritis bacillosa. 

Von Bezirksthierarzt Zimmerer, Hersbrnok. 

Beobachtet in vier Fällen nach der Geburt. In drei 
Fällen erfolgte Schlachtung nach 14 bis vier Wochen. Beim 
vierten Falle, bei welchem die betreffende Kuh vier Tage 
nach normaler Geburt unter Kolikanfällen, die drei Tage 
dauerten, erkrankte, erfolgte die Schlachtung am fünften Er¬ 
krankungstag, nachdem mit dem Harne, der zuerst blutig 
roth war, gallertartige, mit Blut und Eiter vermischte Massen 
ahgingen, in welchen eine Unmasse Bacillen der Pyeloneph- 




496 


ritte, wenige Strepto- und Diplococcen gefunden wurden. Die 
Fleischbeschau ergab: Beide Nieren waren um das Doppelte 
yergrössert, hatten das bekannte fleckige Aussehen, Ecchy- 
mosen und grössere Blutlachen unter der Propria, Mark¬ 
schichte stark hyperämisch, Nierenbecken und Harnleiter er¬ 
weitert und verdickt, Papillen sämtlich ulcerös, Kelche er¬ 
weitert mit krümelig schmierigem Inhalt. Schleimhaut der 
Blase geschwollen mit rundlichen, ulcerösen, inkrustirten Stellen. 
Uterus gut retrahirt, im trächtig gewesenen Horne ca. ein 
Liter chocoladebraune Flüssigkeit, sonst normal. (Jahresbericht 
bayerischer Thierärzte.) 

Erbrechen beim Pferde. 

Von Bezirksthierarzt Zimmerer, Hersbruck. 

Das Fohlen stand traurig da, beschleunigter Puls, und 
Athmung. Das Thier zitterte, die Nasenlöcher waren etwas 
beschmutzt. Während der Untersuchung erfolgte unter würgen¬ 
den , den Körper erschütternden Bewegungen, wobei der 
Hinterleib aufgezogen war, Erbrechen, d. h. aus Maul- und 
Nasenlöchern entleerte sich eine grünliche, mit Futtermassen 
vermengte Flüssigkeit. Ich liess dem Pferde Priessnitzwickel 
um den Hinterleib machen, nachdem es isolirt worden war. 
Innerlich wurde Morphin gegeben. Am andern Tag war das 
Pferd munter, zeigte Appetit. Es wurde dem Besitzer ge- 
rathen, das Thier diät zu halten, und nicht mustern zu lassen. 
Nachtheilige Folgen hatte das Erbrechen nicht. 

Auch Distriktsthierarzt Höchst ein beobachtete Er¬ 
brechen bei einem ca. 15 jährigen Wallachen. Fragliches 
Pferd erkrankte innerhalb sieben Wochen fünfmal an Kolik. 
Die Anfälle waren jedesmal sehr heftig und dauerten ca. einen 
halben Tag. Dieselben waren regelmässig von Erbrechen be¬ 
gleitet. Nach würgenden, den ganzen Körper erschütternden, 
die Halsmuskel krampfhaft contrahirenden Bewegungen ent¬ 
leerte sich aus Maul und Nase eine grünliche, mit Futter 
vermischte, sauer riechende Flüssigkeit. Der letzte Anfall 
endete tödtlich. Die Section ergab intra vitam erfolgte Magen¬ 
ruptur, Zwerchfellriss, Vorfall eines Theiles Netz in den 
Brustraum. Netztheile waren mit Brustfell und Herzbeutel eng 
verwachsen. Der Zwerchfellriss war für zwei Finger passir- 
bar, hatte vernarbte Ränder, welche den prolabirten Netzstrang 
umfangen hielten und mit ihm fest verlöthet waren. (Item. 

Infectiöse Conjunctivo-Keratitis beim Rind. 

Von Bezirksthierarzt Zimmerer, Hersbruck. 

Das Leiden begann damit, dass eines, meist aber beide 
Augen wässerten, wobei die Lider geschlossen wurden 


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497 


Conjunctivitis. — Dieselbe verschwand mitunter ohne Residuen. 
Meist aber zeigte sich nach einigen Tagen eine starke Trüb¬ 
ung der Cornea, die zum Theil weiss, theils gelblich aussah. 
In einigen Fällen verschwand die Trübung bald, sie war 
mehr oberflächlich; in anderen war die ganze Hornhaut ge¬ 
trübt. Es bildeten sich in einzelnen Fällen Geschwüre, die 
nach einigen Wochen unter Narbenbildung abheilten. Das 
Sehvermögen war zumeist vorübergehend aufgehoben. Nach 
Verlauf von einigen Wochen trat bei den meisten Patienten 
Heilung ein, wobei einzelne Hornhautflecken zurückblieben. 
In einigen Fällen stellte sich jedoch Blindheit ein. Die 
Krankheit ergriff meist sämtliche Thiere eines Stalles und 
zwar in der A.rt, dass in der Regel das danebenstehende Thier 
erkrankte; doch trat die Krankheit auch sprungweise auf. 
Die Ursache konnte nicht festgestellt werden, immerhin war 
es auffällig, dass diese Krankheit während des Weidetriebes 
ausbrach. Es ist zu vermuthen, dass die Ursache im Futter 
lag, weil die Weideplätze im Ueberscbwemmungsgebiet der 
Pegnitz liegen. Dagegen ist allerdings einzuwenden, dass 
in vielen anderen Orten des Pegnitzgebietes, die auch in 
diesem Ueberscbwemmungsgebiet liegen, diese Krankheit nicht 
beobachtet wurde. In den meisten Fällen wurde thierärzt¬ 
liche Hilfe nicht verlangt, bei der Behandlung wurden 
desinficirende Augenwasser verordnet. (Item.) 


Croupöse Darmentzündung bei einem Pferd. 

Von DistriktBthierarzt Ittamayer, Wassertrüdingen. 

Das Pferd zeigte Erscheinungen einer leichten Verstopfungs¬ 
kolik. Es erhielt Tart. stibiat. mit Natr. sulfur., dann Calomel 
mit pulv. Calam. aromatic. und da keine Besserung eintrat, 
wieder Calomel mit Ol. Lini. Am vierten Tage trat eine 
Verschlimmerung ein; aus dem Mastdarm floss eine röthliche, 
jauchige Flüssigkeit, später etwas flüssiges und geronnenes 
Blut-; das Pferd erhielt Oel und schleimige Mittel. Am 
zehnten Tag entleerte das Pferd ein l l /2 m langes blutrothes, 
röhrenförmiges dichtes croupöses Gerinnsel, welches vom 
Eigenthümer für ein Stück Darm gehalten wurde. Darauf 
trat sofort Besserung ein. (Item.) 

Incubationsdauer des Tetanus. 

Von Bezirksthierarzt Marker t, Bergzabern. 

Im Jahre 1899 beobachtete ich das beinahe gleichzeitige 
Auftreten von drei Starrkrampferkrankungen in einer Ge¬ 
meinde; alle drei Patienten, ein Rind, ein Fohlen und ein 



_ 



tmm 



_ 


498 


achtjähriges Pferd, verendeten. Der letzte Pall ist deshalb 
von Interesse, weil die Incubationsdauer genau festgestellt 
werden konnte/ Am 7. März nämlich fuhr dem Pferd ein 
Wagenrad über den äusseren Kronrand des linken Vorder- 
fusses, so dass eine grosse Quetschwunde entstand. Am 
8. März wurde von mir die Wunde sorgfältig gereinigt, mit 
l°/ooigem Sublimat gründlich desinficirt, Jodoform aufgeblasen 
und lege artis verbunden. Das Allgemeinbefinden war bei 
dieser Behandlung ein sehr gutes, Granulationsgewebe trat 
auf, das Lahmen war minimal. Da traten plötzlich am 
20. März die ersten Symptome des Starrkrampfes in Gestalt 
des Trismus auf, bald folgte auch Opistothonus. Die Incuba¬ 
tionsdauer betrug also 13 Tage. Am siebenten Tag verendete 
das Pferd. (Item.) 


Fremdkörper im Schlunde. 

Von Bezirksthierarzt Mark er t, Bergzabern. 

Einer 36 Wochen trächtigen Kuh blieb eine Rübe im 
Schlund stecken, in Folge dessen hochgradige Blähsucht ein¬ 
trat. Da die Auftreibung den höchsten Grad erreicht hatte 
und die Kuh sich der Einführung des Schlundrohres energisch 
widersetzte/ galt es rasch zu handeln, weshalb ich ihr den 
Troikar in den Vormagen stiess und die Gase so entweichen 
liess. 24 Stunden später war die Rübe im Schlund so er¬ 
weicht, dass sie von selbst in den Magen hinabglitt und die 
Troikarhülse nun wieder entfernt werden konnte. Abortus 
trat merkwürdiger Weise nicht auf, sondern fünf Wochen 
nachher brachte die Kuh ein gesundes Kalb zur Welt. (Item.) 


Referate. 

Jewell: Laparotomie bei der Hündin mit Ovariotomie und 
Exstirpation des graviden Uterus und Zerreissung der linken 
Niere. Bei der Laparotomie konstatirte J., dass die acht 
Monate alte Hündin seit ca. sieben Wochen trächtig war. 
Beim Hervorholen des linken Uterushornes verletzte er die 
mit herausgezogene linke. Niere; die beiden Ovarien wurden 
hierauf abgetragen und der Uterus exstirpirt. Das Thier 
genas vollständig trotz ziemlich starken Blutverlustes.* (Am. 
Vet. Rev. und Bull. Vet.; August 1901.) 


Jasma: Ein Fall von Heilung der Lyssa beim Hunde. 

Eine fünfjährige englische Setterhündin biss am 21. Dezember 
vorigen Jahres mehrmals eine einjährige, von ihr abstammende 


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499 


Hündin; ebenso zu wiederholten Malen auf der Jagd, am 
23. Dezember. Am Abend dieses Tages wurden die Zeichen 
der stillen Wuth constatirt, am 25. das Thier getödtet. Die 
kleine Hündin zeigte am 23. Januar 1901 die Symptome der 
stillen Wuth und vermochte während des ganzen Tages 
weder das Maul zu schliessen noch zu saufen; am 24. war 
der Zustand der gleiche. Am 25. wurde J. benachrichtigt, 
dass die Hündin ein Stück Fleisch genommen hatte; darauf¬ 
hin gab ihr J. 0,6 Calomel. Am Nachmittag Besserung des 
Allgemeinzustandes. Am 26 frass und trank die Hündin 
mit einiger Schwierigkeit, zwei Tage später zeigte sie keine 
Krankheitszeichen mehr. (Ibidem.) 

Fettick: Eudermol (salicylsaures Nicotin). Ein neues Mittel 
gegen Räude. F. empfiehlt das Eudermol, welches sich in 
Wasser gut löst und mit Fett zu Salben sich verreiben lässt, 
gegen Sarcoptesräude auf Grund von neun Versuchen, von 
welchen acht mit Heilung endeten. Anwendung in Form der 
l°/o igen Salbe; bei ausgebreiteter Räude partieenweises gründ¬ 
liches Einreiben; nach dem Einreiben des ganzen Körpers 
2—3 Tage Pause, Abwaschen mit lauwarmem Wasser und 
Seife, nach 1—2 tägiger Pause erneutes Einreiben u. s. w. 
Zur Vermeidung von Vergiftungen eventuell Anlegung eines 
Kragens; die Umgebung von Maül und Augen sind mit 15 bis 
20°/o Perubalsam zu behandeln. Unter vier Fällen von Acarus- 
räude wurden zwei geheilt. Hier wurden gleichzeitig Bäder 
mit 2°/ 0 Creolin-, 2—4°/o Kal. sulfurat.-Lösung verwendet. 
Das Salz entfaltet die günstige antiparasitäre Wirkung des 
Nicotins und ist gleichzeitig wenig giftig. Besonders fiel das 
schnelle Erweichen und Ablösen der Krusten und das Nach¬ 
lassen der acuten Entzündungserscheinungen und des Juck¬ 
reizes auf. — Das Eudermol färbt die Haare nicht und ist 
geruchlos. Leider ist es ziemlich theuer: 1 g kostet ca. 
3,75 Mk. (Zeitschr. f. Thiermedicin, 5. Bd., S. 291.) E. A. 

Almy und Nocard: Zur Diagnose versteckter Lahmheiten. 

(Recueil de m6d. veterin. 28 Febr. 1901.) A. und N. em¬ 
pfehlen das von Dassoville zuerst in Anwendung gebrachte 
Verfahren zur Auffindung schwer zu diagnosticirender Lahm* 
heiten: Es werden 0,3—0,4 g Cocain, muriat. gelöst in 20 bis 
30 Gramm Aq. destill. im Verlaufe der beiden Plantarnerven 
nach vorhergegangener sorgfältigster Desinfection der Injec- 
tionsstelle eingespritzt. Verschwindet nach ungefähr 20 Mi¬ 
nuten die Lahmheit, so befindet sich der Sitz der Lahmheit 
unterhalb der Injectionsstelle; besteht das Lahmgehen fort, 




500 


so macht man zwei weitere Injectionen. An den Vorder¬ 
beinen werden diese im Verlaufe des Medianus und Ulnaris 
und an den hinteren Gliedmassen im Verlaufe des Tibialis 
und Peronaeus gemacht. Geht das Pferd nach 20 Minuten 
nicht mehr lahm, so ist nach N. der Sitz des Leidens zwischen 
der oberen und Unteren Injectionsstelle (in der Regel in der 
vorderen bezw. hinteren Fusswurzel). Bleibt die Lahmheit 
nach diesen Injectionen bestehen, so ist der Sitz der Lahm¬ 
heit in der Schulter, bezw. in der obersten Parthie der Hinter¬ 
gliedmasse zu siichen. 

Anderlung: Ersatz der Hundegespanne durch Navarros- 
gespanne. (Landwirtschaftliche Presse Nr. 71, 19ul. ). V. 
empfiehlt die Gespanne mit spanischen Navarrospferden an 
Stelle der Hundegespanne. Der Pferdeschlag findet sich im 
nördlichen Spanien, vorzugsweise in Navarra, Gatalonien und 
Valencia. Die Thiere haben ungefähr die Grösse eines 
starken Esels, sind gewöhnlich einfarbig, meistens schwarz, 
dunkelbraun, braun und erreichen ein Alter von 16—20 
Jahren. Schon im zweiten Lebensjahre können sie zum 
Zuge verwendet werden, sind verhältnissmässig kräftig und 
von lebhafter Gangart. Dabei sind die Pferdchen von sanfter, 
ruhiger Gemütsart und bleiben an dem Orte, wohin sie ge¬ 
stellt werden, ruhig stehen. Ein weitere schwerwiegende 
gute Eigenschaft der ThierchOn ist deren Genügsamkeit; sie 
werden in Spanien hauptsächlich mit Stroh (Mais- und Gersten¬ 
stroh), dann auch Heu- und Grünfutter ernährt. Körner 
(Gerste) werden nur von bemittelten Eigentümern, welche 
die Pferde als Luxusthiere halten, gefüttert Der Preis pro 
Stück beträgt zur Zeit 0 0—120 Mk. Der Hauptmarkt findet 
in Pamplona (Königreich Navarra) am 10.—14. Juli statt. 
Ueber die Akklimatisation sfähigkeit der Navarrapferde, 
eine sehr wichtige Frage, macht der V. keine Mitteilung. 

Seltene Fruchtbarkeit einer Kuh. (Ibidem.) In der 
Versuchs Wirtschaft der Provinzial - Ackerbauschule Ebstorf 
warf eine Kuh innerhalb ei n es Jahres und einigen Tagen 
fünf Kälber. Das Thier ist kaum drei Jahre alt. Im 
Monat August des Vorjahres brachte dasselbe Zwillingskälber 
und vor Kurzem Drillinge. Im ersten Jahre lieferte die Kuh 
3000 Liter Milch und stand von dem letzten Kalben nur 
sechs Wochen trocken. Die Kälber wurden drei Wochen 
vor Ablauf der typischen Tragezeit geboren. Sämtliche Kälber, 
sowie die Kuh sind gesund und gedeihen vortrefflich. Jedes 
der letzten drei Kälber wog 70 ®. Die Kuh ist in der Ver- 


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501 


suchswirthschaft aufgezogen und hatte vor dem Kalben eia 
Gewicht von 105U ®. 


Schmid-Iden: Ergebnisse der Peptonfütterung an Pferden 
und Ochsen. (Landwirtschaftliche Presse, Nr. 72, 1901.) 
V. suchte festzustellen, ob sich bei der Fütterung der Pferde 
der Haber und Mais durch Peptonfutter ersetzen lasse und 
welche Mengen Peptonfutter Pferde vertragen. Yor dem 
Versuche wurden die Pferde gewogen und hierauf in zwei 
Abtheilungen aufgestellt. Jede bestand aus 15 Pferden. Die 
Pferde hatten pro Stück ein Durchschnittsgewicht von acht 
Doppelcentner. 

Bisher wurde pro Stück gefüttert 4 kg Haber, 5 kg Mais 
und 1 g Palmkernkuchen-Melasse. 

Am 14. J.uli wurde zunächst sämtlichen Pferden die 
Melasse entzogen und durch Peptonfutter ersetzt. Drei Thiere 
nahmen erst nach drei Tagen das Peptonfutter vollständig 
auf; die übrigen sofort anstandslos. Vom 21. Juli an erhielten 

Abtheilung I: 

4 kg Haber ä 14,0 Pf. = 56,0 Pf. 

5 „ Mais k 12,5 „ = 62,5 „ 

1 „ Peptonfutter ä 12,0 „ = 12,0 „ 

” 130,5 Pf. 

Abtheilung II: 

2 kg Haber k 14,0 Pf. = 28,0 Pf. 

3 „ Mais k 12,5 „ = 37.5 w 

3 „ Peptonfutter k 12,0 n = 36,0 „ 

101,5 Pf. 

Die sämtlichen Pferde mussten Mähmaschinenarbeit ver¬ 
richten; sie wurden im Wechsel vor die Plattform und vor 
den Selbstbinder gespannt; die Arbeit dauerte von früh vier 
Uhr bis abends acht Uhr, für die Plattform und für den 
Selbstbinder meistens von morgens acht Uhr bis abends acht 
Uhr. Von beiden Abtheilungen wurde das gleiche Arbeits¬ 
quantum erledigt. 

Um festzustellen, ob sich der Haber ganz ersetzen lässt, 
erhielt Abtheilung II vom 20. Juli an an Stelle der 2 kg 
Haber 1 kg Peptonfutter, während Abtheilung I wie bisher 
gefüttert wurde. Diese Fütterung wurde bis zum 5. August 
fortgesetzt. 

Es trat weder bei der einen noch bei der 
anderen Abtheilung der Pferde eine Verminder- 


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502 


ung der Leistungsfähigkeit und ebensowenig eine 
Verminderung des Körpergewichtes ein. 

Nunmehr ersetzte man den Haber durch Mais, Pepton¬ 
futter wurde fortgegeben. Sämtliche Pferde bekamen vom 
5. August ab pro Stück 4 kg Peptonfutter und 3 kg Mais und 
vom 12. August an 4 kg Haber und 3 kg Peptonfutter. Er¬ 
folg wie oben. 

Auch die Kutsch- und Reitpferde erhielten Peptonfutter. 
Zwei Jucker im Gewicht von 4 Doppelcentner bekamen 2 kg 
Haber und 1 kg Peptonfutter gegen 4 kg Haber. Die Thiere 
sind leistungsfähiger als zuvor. 

Gegenwärtig ersetzt V. bei seinen sämtlichen Reit- und 
Kutschpferden 2 kg Haber durch 1 kg Peptonfutter. Condition 
und Leistungsfähigkeit der Thiere ist vorzüglich. Koliken 
kamen nicht vor. 

Fohlen, die bisher 4 kg Haber erhielten, bekommen z. Z. 
2 kg Haber und 1 kg Peptonfutter. Ergebniss dieser Fütter¬ 
ung bis jetzt günstig. Weiterer Bericht später, desgleichen 
über die Fütterung von Schweinen und Jungvieh mit Pepton¬ 
futter ; auch bei diesen Hausthierarten scheint sich die Pepton¬ 
fütterung zu bewähren. 

Bei der Fütterung von Zugochseh ersetzte der Verfasser 
je 2 kg Maisschrot durch 1 kg Peptonfutter. Die Thiere er¬ 
lebten weder in Bezug auf die Leistungsfähigkeit noch be¬ 
züglich des Körpergewichtes eine Einbusse. A. 

Anmerkung des Referenten: Peptonfutter besteht aus dem 
Blute von Schlachtthieren. Das Blut wird, nachdem es gekocht worden, 
mit dem Inhalte des Magens geschlachteter Schweine vermischt. Diese 
werden bis etwa zwei Stunden vor Beginn des Marktes mit Gerste ge? 
füttert. Beim Schlachten enthält der Magen noch den grössten Theil der 
nicht verdauten Gerste, ferner Ptyalin und Magensaft. Duroh Vermischen 
dieses Chymus mit Blut, bei 40° C. wird das Eiweiss des Blutes in Pepton 
übergeföhrt. Rach erfolgter Peptonisirung wird dem Gemisctie eine kleine 
Menge Häcksel aus bestem feinem Heu zugegeben. Hierauf kocht man 
die Masse während der Dauer von zwei Stunden, und dann wird sie bei 
entsprechender Temperatur getrocknet. 

Das Peptonfutter eignet sich besonders als Zugabe zu stärkemehl¬ 
haltigem Futter, Dasselbe enthält nämlioh 51 °/o Ei weisskörper. 100 kg 
Kartoffel und 30 kg Peptonfutter weisen ein Rährstoffverhältniss von 
1:4,4 auf. 

Giessen. Die durch den Tod des Professors Eichbaum 
erledigte Professur für Anatomie an der Veterinäranstalt wird 
voraussichtlich bis zum Beginn des Wintersemesters wieder 
besetzt werden. Andernfalls wird durch eine geeignete Hilfs¬ 
kraft dafür gesorgt werden, dass die Vorlesungen für Veterinär- 
mediciner keine Lücke aufweisen. 


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503 

Stand der Thierseuehen in Bayern am 30. September 1901. 

- v • 1. '? * ■ ^ . N ' - ‘ ' * ’ . ' • ’ 

a) Botz (Wurm): 

Schwaben: Augsburg 1 Gmd. (1 Geh.). 

b) Maul- und Klauen-Seuche: 
Oberbayern: 9 Gern. (81 Geh.); Niederbayern: 1 Gmd. 
(1 Geh.); Oberpfalz: 2 Gmd. (2 Geh.); Mittelfranken:. 
4 Gern. (20 Geh.); Schwaben: 3 Gern. (15 Geh.). 

c) Schweineseuche (Schweinepest): 
Oberbayern: 2 Gern. (2 Geh.); Pfalz: 1 Gmd. (1 Geh.); 
M i tt e 1 f r au k e n : 1 Gmd. (1 Geh.). 

Bekanntmadiung'. 

In Folge Krankheit ist die Stelle des Distriktsthierarztes 
im Markte \Valdkirchen erledigt. Bewerber um diese Stelle, deren 
Besetzung dem Distriktsausschusse Vorbehalten wird, wollen sich unter 
Vorlage der Zeugnisse schriftlich melden. Bisherige Bezüge pro Jahr: 
700 Mark aus Kreisfond, 172 Mark aus Distriktsfond und 100 Mark für 
Vornahme der Fleischbeschau. 

Wolfstein, 6. Oktober 1901. 

ZKZöxiigrL. BezixlssaoxLt.» 

Gleissner. 

Der Unterzeichnete sucht einen 

0#“- -Ä- ssistenten 
und erbittet Offerte mit Angabe der Ansprüche. 

J. JEhrle, k. Bezirksthierarzt, Markt-Oberdorf. 



\ 


Distriktsthierarzt Rahn—Glonn sneht einen 

IMP Assistenten **^1 

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504 


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Thierheilkunde und Viehzucht 

Unter Mitwirkung bewährter Fachmänner 

herausgegebeu von 

M. Albreeht und Ph. J. Göring. 

45. Jahrgang. München, den 22. Oktober 1901. Nr. 43. 

Inhalt: Dr. Mayr, Die 73. Versammlung deutscher Naturforscher und 
Ärzte in Hamburg vom 22.-28. September 1901. (Abtheilung 26; Thier¬ 
heilkunde.) — Voltz, Thrombose der rechten Achselarterie. — Aigner, 
Peromelie beim Kalbe. — Merkle, Puerperale Septichämie bei einer 
Stute. — Voltz, Innere Verblutung im Anschluss an den Deckaikt. 
— Hub, Actinomykoße beim Kalb. — Merkle, Harntröpfeln beim 
Fohlen. — Referat. — Personalien. — Inserate. 


Die 73. Versammlung deutscher Naturforscher lind Ärzte 
in Hamburg vom 22.-28. September 1901. 

(Abtheilung 26: Thier hei lkun de.) 

Bericht von Prosektor Dr. Mayr. 

Die Organisation der diesjährigen Versammlung hatte 
eine wichtige Vereinfachung dadurch erfahren, dass die Zahl 
der wissenschaftlichen Abtheilungen auf 27 reducirt worden 
war, und zwar 11 in der naturwissenschaftlichen und 16 »in 
der medicinischen Hauptgruppe -— gegenüber z. B. der 
71. Versammlung zu München mit ihren 37 Abtheilungen 
(17:20). Die Betheiligung aus Nah und Fern war eine über¬ 
aus rege, wurde doch die Zahl der Besucher (Herren und 
Damen) auf ca. 6000 geschätzt. Dementsprechend war denn 
auch das Arbeitspensum angeschwollen, das in etwa 600 Vor¬ 
trägen erledigt wurde. 

Die Abtheilung für Thierheilkunde war als die 26. der 

grossen medicinischen Hauptgruppe, wie seither üblich, ein¬ 
verleibt. In ihrem Einführenden, Herrn Staatsthierarzt Völlers, 
und den Schriftführern, den Herren Polizeithierärzten Leutsch 
und D r. Rink, hatte sie eine thätige und geschäftsgewandte 

Vorstandschaft gefunden. Die Mitgliederzahl in dieser unserer 


506 


Sektion belief sich auf ca. 50 Herren: Arup—Hamburg; 
Briese—Zeven; Dieckerhoff—Berlin; Drews—Ahrens¬ 
burg ; Eber 1 ein—Berlin;' Eiler—Flensburg; Franzen- 
b u r g—Altona; G1 a g e—Hamburg; G r o e n i n g—Hamburg; 
Hamelau—Hamburg; Hein rieh—Hamburg; Hell—Al¬ 
tona ; H e r t z—Harburg; J a c o b s e n—Bahrenfeld; J e n s e n— 
Itzehoe ; J e s s — Charlottenburg; I m m i ng e r. — München; 
Junginger—Mindelheim; K a bi tz—Hannover; Kantoro- 
w i c z — Charlottenburg; K n e s e— Hamburg; K ö 11 i s c h — 
Hamburg; Kühn—Schwerin; Kuhnau—Hamburg; Lampe— 
Hamburg; Leut sch—Hamburg; Lindberg stud. med. vet.— 
Hamburg; L ü p k e—Stuttgart; Maas s—Hamburg; Mar¬ 
te n s—Sängerhausen; Mayr — München; N o a k—Leipzig; 
Peter—Angermünde; Peters — Schwerin; Peterse n — 
Seegeburg; R i c h t e r—Siegburg; R i n k—Hamburg; R u s e r— 
Kiel; Saake—Wolfenbüttel; Sahling—Harburg: Schütt¬ 
ler—Oberndorf (oste); Sticker—Berlin; Stoedter—Ham¬ 
burg; Sussdorf—Stuttgart; Thomsen—Flensburg; Thun— 
Kellinghusen (Holst.); Tokishige—Tokio (Berlin); Völ¬ 
lers—Hamburg; Zain—Hamburg; Ziegenbein Albert— 
Wolmirstedt; Ziegenbein August—Aschersleben (= 52 
Theilnehmex). 

Für die Verhandlungen in der Abtheilung waren mit 
Rücksicht auf die für die allgemeinen Sitzungen festgesetzten 
Stunden angesetzt: Montag nachmittags, Dienstag vor- und 
nachmittags; Mittwoch und Donnerstag nachmittags. Zu Be¬ 
ginn waren 14 Vorträge angekündigt und in die Tagesordnung 
eingesetzt, von welchen jedoch zwei ausfielen, da die betr. 
Herren Referenten (Ho f fm an n—Stuttgart: „Deutsche Pferde¬ 
zucht“ und Kaiser—Hannover: „Die Ursachen des Kalbe¬ 
fiebers“) am Erscheinen verhindert waren. Die hiedurch 
entstandene Lücke im Programm konnte durch einen nach¬ 
träglich angekündigten Vortrag von Mayr—München in etwas 
ausgefüllt werden. 

Die Abtheilung tritt an ihre Arbeit heran: Montag nach¬ 
mittags 3 Uhr; Vorsitzender: Geh. Rath Prof. Dr. Diecker- 
hoff (Berlin); Vortragende: 1. Lüpke (Stuttgart): „Die 
neue Geflttgelseuche u . Die Verbreitung durch Norddeutsch¬ 
land über Braunschweig, Hannover, Oldenburg etc. erfolgte 
durch Transporte von der Braunschweiger Geflügelausstellung 
(„Braunschweiger Geflügelseuche“), während die Einschleppung 
nach dem Süden, speciell Württemberg, mehr von Italien aus 
geschah. Das Auftreten der Seuche ist mit einer solch ver¬ 
heerenden Wirkung unter dem betr. Geflügelstande verbunden, 
dass wir bis jetzt hierin ihr kaum eine andere Seuche an die 


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507 


Seite stellen können. L. führte mit seinem Mitarbeiter, Herrn 
C. Depperich, ca. 130 Sectionen aus. Hinsichtlich 
des klinischen Bildes besteht Aehnlichkeit mit der Ge¬ 
flügelcholera, doch tritt letztere nie in solchem Grade ver¬ 
heerend auf. Ein Hauptcharakteristikum der neuen Seuche 
bilden der blitzartige Tod und die sehr schnelle totale Ver¬ 
nichtung aller Invividuen. Die Krankheitssymptome 
sind: Kamm stark blutgefüllt, blaurot geschwollen, heiss; 
zäher weisser Schleim in Schnabel und Nase; Schwerathmig- 
keit (weites Oeffnen des Schnabels beim Athmen und röchelnde 
Athemzüge); Koth in geringer Menge und dünnflüssig, dunkel¬ 
grün oder grauweiss; Eierproduction sistirt. Des Weiteren: 
Die Thiere sind matt, wanken und taumeln, suchen schattige 
Plätze auf und sitzen, den Kopf an die Vorderbrust gedrückt, 
in einer Ecke; die Thiere fallen oft plötzlich todt von den 
Sitzstangen (ein Hahn verendete während des Krähens). 
Uebertragung: Von Thier zu Thier oder durch die Ab¬ 
gänge oder durch Futter als Zwischenträger; auch Sperlinge 
und Tauben können Zwischenträger abgeben. Anatomisches 
Bild: oft nicht exakt, stets sind die Symptome, am 
Verdauungstraktus vorhanden. Im Drüsenmagen ist 
eine geringe Menge graugelben, breiigen Futters; in der 
Schleimhaut, die Defekte aufweisen kann, sind conische Er¬ 
hebungen mit geröthetem Gipfel; aus den Ausführungsgängen 
kann man weisse Pfropfe ausdrücken. Am Dünndarm: sub¬ 
seröse Gefässinjection, Schleimhaut diffus (selten fleckig) ge- 
röthet, Inhalt schiefergrau bis grün. Dickdarm: seltener er¬ 
griffen, hierund da entzündet (sogar Kloakennekrose beobachtet), 
blutüberzogener Koth. Weitere Befunde sind: Katarrh der 
oberen Luftwege; Milzschwellung, Leber- und Nierenveränder¬ 
ungen; Herz am wenigsten afficirt (nur zweimal endo- 
kardiale Blutungen); Blut stets geronnen und nicht 
dickflüssig. Des Ferneren: Bauchfell nie erheblich ver¬ 
ändert, aber doch bei l ja der Thiere erkrankt und abnormer 
Inhalt in der Leibeshöhle. Verimpfung gelingt auf Hühner 
subcut. mittelst Blut und Organstücken (besonders Nieren); 
Kaninchen, Mäuse, Tauben bleiben gesund. Infections- 
erreger mit Sicherheit noch nicht nachgewiesen (von Bel- 
fanti und Zenoni im Jahre 1899 ein bewegliches, anaerob¬ 
wachsendes Stäbchen beschrieben). Behandlung: vorläufig 
nur veterinärpolizeiliche Massregeln. 

2. Eberlein (Berlin): „lieber die chronische, deformirende 
Entzündung der Zehengelenke des Pferdes (mit Demon¬ 
stration): Mit den einfachen Distorsionen der Zehengelenke 
bildet die chronische, deformirende Entzündung die 


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508 


häufigste Erkrankungsform derselben, am Kronengelenk von 
alters her als Schale bezeichnet. E. fügt hiezu nun noch 
eine Fesselgelenks- und Hufgelenksschale. Die Ent¬ 
wicklung dieser chronischen Entzündung erfolgt fortschreitend 
entweder, und zwar in der Regel, von innen nach aussen, 
(centrifugal) oder (seltener) in umgekehrter Richtung (centri- 
petal) oder durch Uebergreifen von einem Gelenke auf das 
andere. E. unterscheidet folgende Formen: 1. artikulare 

Schale (marginal, central, total); 2. periartikuläre Schale 
(cirkulär, partiell); die partielle hinwiederum kann sein: lateral, 
bilateral, medial, volar oder plantar, dorsal. Redner ver¬ 
breitet sich noch eingehend über Ursache (causa interna: 
Beschlagfehler, fehlerhafte Schenkel- und Zehenstellung; causa 
externa: traumatischer Natur), sowie über Symptome, Diagnose 
und Differentialdiagnose, Therapie und Prognose. Den Vor¬ 
trag erläutern zahlreiche Abbildungen und sehr interessante 
Präparate. (Fortsetzung folgt.) 


Thrombose der rechten Achselarterie. 

Von Buzirkrtthierarzt Voltz, Nördlingen. 

Der Fall dürfte um deswillen zu registriren sein, weil 
er in Heilung ausging. Ein Händler hatte im Tauschwege 
von einem Bauern eine 4 jährige Stute mittelschweren Schlages 
eingetauscht, die nach Angabe schulterlahm sein sollte. Bei 
der Untersuchung hatte ich folgendes Ergebniss: 

Im Stande der Ruhe und massigen Bewegung im Schritt 
war Lahmheit nicht nachzuweisen. Nach zehn Minuten langer, 
rascher Bewegung wurde das Pferd auf dem rechten Vorder- 
fuss unsicher, es stolperte, schleppte das Bein nach und war 
schliesslich unfähig, dasselbe aufzustützen. Dabei war die 
Athmung beschleunigt, Puls sehr frequent, auch stellte sich 
Schweissausbruch ein. Der rechte Fuss fühlte sich kühl an, 
war ganz empfindungslos und der Puls an der Schienbein¬ 
arterie unfühlbar. Nach ^ständigem Ausruhen verschwanden 
diese Erscheinungen. Die Prognose war, da intermittirende 
Schulterlahmheit vorlag, verursacht durch Thrombose der 
Achselarterie, schlecht zu stellen. Ich konnte dem Händler 
nur den Rath geben, abzuwarten, vielleicht dass im Lauf 
der Zeit durch Gefässneubildung, collateralo Gefässerweiter- 
ung Besserung eintreten würde. Der Händler war damit 
einverstanden. Zunächst blieb das Pferd vier Wochen stehen 
und wurde abwechselnd durch Massage des ganzen rechten 
Vorderfusses und durch Priessnitzwickel um die Schulter be¬ 
handelt. Von der fünften Woche an Hess ich das Thier täglich 
dreimal im Schritt bewegen und steigerte die Bewegungs- 


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509 


dauer von zehn Minuten in den nächsten vier Wochen bis 
auf je 3 /4 Stunden. Bewegungsstörungen traten dabei nicht 
auf. Von da ab wurde das Pferd weiter acht Wochen täglich 
je IV 2 —2 Stunden zu leichter Arbeit verwendet. Ein in¬ 
zwischen mehrmals unternommener Versuch rascher Trab¬ 
bewegungen hatte insofern ein günstiges Resultat, als erst 
nach 40 Minuten die eingangs erwähnten Erscheinungen in 
vermindertem Masse sich bemerkbar machten und nach fünf 
Minuten vollständig verschwanden. In den nächsten zwölf 
Wochen kam dann das Pferd immer mehr zur Arbeit, auch 
zu schwerer Arbeit, schliesslich täglich 4—5 Stunden. Nach 
dieser Zeit, also nach sieben Monaten, war dann auch bei 
einer eine Stunde dauernden Trabbewegung der rechte Vorder- 
fuss vollständig sicher. Das Pferd wird nun seit drei Monaten 
zu jeder Arbeit verwendet, ohne Nachtheil. Es darf dem¬ 
nach mit Recht von einer Heilung gesprochen werden. 
(Jahresberichte bayerischer Thier ärzte.) 


Peromelie beim Kalbe. 

Von Distriktsthierarzt Aigner, Türkheim. 

Ich wurde mit dem Vorbericht gerufetf, dass eine Kuh 
ein Kalb mit sechs Füssen zur Welt gebracht habe, dass das¬ 
selbe bis jetzt (8 Stunden p. part.) noch nicht aufgestanden 
sei und, zur Mutter verbracht, nicht saufe. Man habe stark 
ziehen müssen, um das Kalb, welches gleich mit vier Füssen 
auf einmal kam, zu Tage zu fördern. 

Die Untersuchung des Kalbes ergab einen sehr schönen 
Fall von Polymelie. In der Höhe der oberen Ränder der 
beiden Schulterblätter und mit dem rechten Schulterblatt¬ 
knorpel allem Anschein nach innig verbunden, war ein drittes 
Schulterblatt von vollständig normaler Grösse herausgewachsen, 
das «einen normalen Oberarm trug, mit dem zwei Vorarm¬ 
knochen in mangelhafter Gelenkverbindung standen, deren 
proximale Enden zwar dicht bei einander lagen, aber nicht 
mit einander verwachsen waren, deren distale Enden weit 
von einander abstanden und sich je in eine vollkommen nor¬ 
male Unterextremität fortsetzten. 

Da die Untersuchung eine Fraktur am Halse des zu 
viel gebildeten Schulterblattes ergab und ausserdem noch ins 
Auge gefasst werden musste, dass das Kalb unter dem nicht 
unbedeutenden Gewicht (6 %) der beiden überflüssigen Vorder¬ 
extremitäten in seinem Wohlbefinden gestört und die Er¬ 
nährung ungünstig beeinflusst werden könnte, entschloss ich 
mich zu einem operativen Eingriff. Mittels Zirkelschnittes 


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510 


durchtrennte ich die Haut in der Höhe des unteren Drittels 
des Oberarmknochens, unterband die gesamte Muskulatur an 
der Frakturstelle und schnitt zwischen den abgezogenen Bruch¬ 
enden durch. Der auf diese Weise erhaltene, die Fraktions¬ 
stelle überragende Muskelstumpf wurde hierauf zur Ver¬ 
hinderung einer Blutung noch sorgfältig abgenäht und die 
Haut mittels der umschlungenen Naht gut vereinigt. Eine 
dichte Compresse von Carbolwatte schützte die Operations¬ 
stelle vor Verunreinigung von aussen. 

Die Operation wurde von dem Kalbe sehr gut ertragen; 
als man dasselbe nach Verlauf von vier Stunden wieder zur 
Mutter brachte, soff es mit grosser Gier. Die Bewegungs¬ 
fähigkeit war allerdings in den ersten fünf Tagen nur eine 
mittelmässige, später jedoch wurde sie vollkommen normal. 
Was die Operationsstelle selbst anbelangt, so schien in den 
ersten zwei Tagen eine Heilung per primam zu erfolgen, 
denn die Wundränder waren fest mit einander verklebt und 
keine* Spur von Exsudat vorhanden. In der Folge jedoch 
kam es zu massiger Exsudation, die Nähte wurden stellen¬ 
weise gelöst, die Exsudatmassen ausgedrückt, sowie die nekro¬ 
tischen Muskeltheilchen des abgenähten Muskelstumpfes ent¬ 
fernt und Ausspülungen mit 1 % Lysollösung gemacht. Nach 
17 Tagen war die Operationsstelle normal verheilt, das Kalb 
gedieh gut und wurde vier Wochen alt im Gewicht von 
158 % an den Metzger verkauft. (Ibidem.) 


Puerperale Septichämie bei einer Stute. 

Von Thierarzt Merkle, Wolnzach. 

Am 30. März 1899 wurde ich behufs Geburtshilfeleistung 
zu einer Stute edlerer Abkunft geholt. Vorberichtlich be¬ 
standen die Wehen erst ein paar Stunden. Der Eigenthümer 
hatte die Geburt entwickeln wollen, hatte es aber aufgegeben, 
als er die fehlerhafte Lage und Haltung des Fötus richtig 
erkannte. Letzterer befand sich nämlich in Steissendlage bei 
normaler Stellung; beide Hintergliedmassen waren in den 
Tarsalgelenken gebeugt. Wie sich nachträglich herausstellte, 
bestand ausserdem noch eine fehlerhafter Haltung des Kopfes. 
Es gelang mir, beide Hintergliedmassen nach einander nach 
hinten auszustrecken. Trotzdem erforderte die Extraction 
des Fötus noch bedeutende Kraftentwicklung. An dem Kopfe 
des bereits todten grossen Fohlens machte sich eine sichel¬ 
förmige Beugung des Vorder- und Hinterkiefers nach der 
linken Seite bemerkbar, woraus auf eine seitliche Kopfhaltung 
innerhalb des Uterus zu schliessen war. Die Nachgeburt war 


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511 


zurückgeblieben. Am folgenden Tage hatte man an dieselbe 
ohne mein Wissen ein Stück Ziegelstein gebunden und so das 
Abreissen des aus der Scheide heraushängenden Theils der 
Eihäute bewirkt. 

Am 1. April wurde ich requirirt, da die Stute innerlich 
krank sei. Das Thier zeigte starke Eingenommenheit und 
Hinfälligkeit. Puls SO p. M. Mastdarmtemperatur 40,1° C. 
Respiration wenig beschleunigt, Appetit ziemlich schlecht. 
Bei der manuellen Untersuchung der Vagina und des Uterus 
fand sich in letzterem ein Theil der Nachgeburt. Dieselbe 
war in Fäulniss übergegangen und verbreitete einen äusserst 
widrigen Geruch. Daneben befand sich in der Gebärmutter 
eine grössere Quantität Jauche. Die Diagnose wurde hier¬ 
nach auf puerperale Septichämie gestellt. 

E 3 wurde sofort zur gründlichen Ausrieselung des Uterus 
mittels Gummischlauchs geschritten und darauf Irrigationen 
mit Sublimatlösung (15 gr auf 1 Eimer Wasser) verordnet. 
Im Uebrigen wurden nur diätetische Massregeln getroffen. Am 
folgenden Tage war der Zustand der Patientin ein noch be¬ 
denklicherer. Bei abermaliger Untersuchung der Gebärmutter 
fand sich im vorderen Ende ein etwa handgrosses nachträglich 
gelöstes Stück der Nachgeburt vor. Ausserdem enthielt der 
Uterus eine beträchtliche Menge Jauche, die durch das Irri- 
gireir nicht oder doch nur sehr langsam entfernt werden 
konnte. Ich nahm deshalb einen Fensterschwamm zu Hilfe 
und hatte in verhältnismässig kurzer Zeit die ganze Gebär¬ 
mutter ausgetrocknet. Die Sublimatirrigationen wurden fort¬ 
gesetzt. Am 8. April war der Krankheitszustand kaum noch 
besorgnisserregend. Die Temperatur war bis 38,8° C. her¬ 
untergegangen. Pulsfrequenz 48, Bewegung freier, Appetit 
gut, Muttermund wenig geöffnet. Am 4. JJai war die Stute 
vollkommen gesund und zeigte sich rossig. 

Den günstigen Verlauf dieser beim Pferde so gefährlichen 
Krankheit glaube ich hauptsächlich der von Professor Dr. 
Vogel empfohlenen Anwendung des Sublimats zuschreiben 
zu müssen. (Ibidem.) 


Innere Verblutung im Anschluss an den Deckakt. 

Von Bezirksthierarzt Voltz, Nördlingen. 

Eine 17jährige Stute des leichten Schlages, die zehn 
Fohlen hatte, wurde neuerlich zum Hengst geführt. In der 
Früh hatte die Stute noch tadellos die Feldarbeit verrichtet, 
auch den Weg zur Beschälstation, 2 km, in bester Condition 
zurückgelegt. Zum Deckakte wählte sich der Besitzer den 


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schwersten und feurigsten Hengst aus. Beim ersten Auf¬ 
sprung des Hengstes kam die Stute mit dem Hintertheil zu 
Fall (nach der Schilderung nahm sie hundesitzige Stellung 
ein), jedoch erhob sie sich sofort wieder nach Lösung der 
Spannseile. Ein zweiter Sprung beendete den Deckakt. Nach 
1 h 8tündigem Zuwarten auf der Beschälplatte führte der Be¬ 
sitzer seine Stute heim. Hier schien ihm das Thier nicht so 
munter zu sein wie vorher. Etwa nach zwei Stunden stellten 
sich Schwächeerscheinungen ein, insbesondere der Nachhand. 
Die Stute stürzte zusammen und kam hinten nicht mehr hoch. 
Der Besitzer dachte an „Kreuzschlag“, Haemiglobinämie und 
erbat meine Hilfe. Bei meiner Ankunft kennte ich nur fest¬ 
stellen, dass das Thier am Verenden sei. Beim Antreiben 
machte es den Versuch, sich mit dem Vordertheil zu erheben, 
sank aber sofort wieder zurück. Die Schleimhäute waren 
blass, Puls und Herzschlag nicht mehr deutlich fühlbar, die 
Temperatur betrug 35° C. Die Kruppenmuskulatur fühlte 
sich weich an. Bei Untersuchung durch den Mastdarm er¬ 
schienen die Eingeweide mässig nach rückwärts gedrängt. 
Ich stellte die Diagnose auf innere Verblutung, verursacht 
durch Ruptur eines grösseren Gefässes. Während meines 
Verweilens verendete die Stute Die zwölf Stunden nach dem 
Tode erfolgte Section bestätigte die Diagnose: Die Körper¬ 
muskulatur erschien nach Abnahme der Haut blassrosa. Die 
Bauch- und Brusteingeweide waren dicht in Blutgerinnsel ein¬ 
gebettet. Herz, sowie die grossen Gefässstämme, auch die 
übrigen Organe waren nahezu blutleer. Bei Untersuchung 
der hinteren Aorta fand sich an der Abzweigungsstelle der 
linken Nierenarterie ein etwa 3 mm langer, etwas gezackter 
Querriss vor. Bei späterer, mikroskopischer Untersuchung 
eines Theiles der Rissstelle fiel ein gewisser Mangel an ela¬ 
stischen Fasern der Tunica media auf. Der Riss war un¬ 
zweifelhaft beim Niederstürzen der Stute entstanden. Bemerkt 
sei noch, dass zwischen Niederstürzen und Verenden eine Zeit 
von vier Stunden lag. (Ibidem.) 

Actinomykose beim Kalb. 

Von Distriktsthierarzt Hub, Seeg. 

Am 9. Dezember 1900 wurde ich zu dem vier Wochen 
alten Kalb des Oekonomen H. in S. gerufen mit dem Be¬ 
merken, dass dasselbe sehr stark athme. Bei meiner Ankunft 
hörte ich das Röcheln schon vor der Stallthüre. Bei Unter¬ 
suchung ergab sich Folgendes: Das Kalb athmet mit weit 
vorgestrecktem Kopf und aufgeblähten Nasenlöchern mit stark 


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513 


abdominalem Typus und Hervordrängen des Afters ca. 60 Mal 
in der Minute und erzeugt hiebei ein weit hörbares Geräusch. 
Die Temperatur beträgt 38,9°, Puls 90 kräftige Schläge. 
Auskultation und Perkussion der Brust- und Bauchhöhle: nichts 
Anormales. Die Palpation des Kehlkopfes ist äusserst schmerz¬ 
haft, die Schwellung gering, die Auskultation ergibt pfeifende 
und rasselnde Geräusche. Der Appetit ist gut, das Kalb 
fährt mit Gier in die Milch, doch ist das Abschlucken fast 
unmöglich. Mit Mühe wird ein Liter aufgenommen. Da auch 
die Untersuchung der Maulhöhle nichts ergab, stellte ich die 
Diagnose auf Laryngo-Pharyngitis, verordnet« ein linimentum 
volatile und alle zwei Stunden eine Creolininhalation. Die 
Krankheitserscheinungen verschwanden hierauf sehr rasch. 
Schon am dritten Tage war das Röcheln nur sehr selten und 
schwach hörbar und wurden pro Mahlzeit drei Liter Milch 
ohne Mühe aufgenommen. Nach zwei weiteren Tagen konnte 
das Thier ausser Behandlung gegeben werden. Acht Tage 
später wurde ich wieder gerufen und fand den gleichen Befund 
wie vorher. Ich glaubte, es sei ein Rückfall eingetreten in 
Folge Erkältung und liess sofort wieder mit Inhalationen be¬ 
ginnen. Da auch ziemlich starke Schwellung des Kehlkopfes 
bestand, liess ich Priessnitzwickel anwenden. Nach drei Tagen 
gesellte sich dazu noch schmerzhafter Husten. Befriedigend 
war nur die verhältnissmässige Munterkeit und Mobilität des 
Thieres, die normalen Ergebnisse der Auskultation und Per¬ 
kussion der Lunge und die Nahrungsaufnahme (8 1). Da 
die Kehlkopfschwellung noch bestand, wurden an Stelle von 
Priessnitzwickeln Eisumschläge verordnet. Danebeu liess ich 
Eisstückchen schlucken und Morphium mit Eidotter verrührt 
auf die Zunge streichen. Aber ohne Erfolg. Das Krankheits¬ 
bild hatte sich sogar verschlimmert, Athmung geschah stoss- 
weise, der After wurde stark hervorgedrängt, Husten war 
häufig und quälend, die Augen lagen in den Höhlen. Es 
wurde nun Rath zur Schlachtung ert.heilt. 

Bei der Fleischbeschau ergab die Besichtigung des Kehl- 
und Schlundkopfes eine hochgradige Entzündung der ganzen 
Schleimhaut, dieselbe war enorm geschwollen und zu schlott¬ 
rigen Wülsten verdickt, die den Kehlkopf verengten. Beim 
Einschneiden erwies sich die Schleimhaut saftreich. Bei 
tieferem Einschneiden kam man auf zahlreiche Eiterherde von 
Linsen-, Erbsen- und Haselnussgrösse, die in allen Theilen des 
Kehlkopfes anzufinden waren. Der in denselben enthaltene 
Eiter war von gelber Farbe und von honiger, dicklicher Be¬ 
schaffenheit. Mikroskopisch betrachtet enthielt er zahlreiche 
Actinomycesrasen. 




Co 



514 


Der Grund zu dieser Infection dürfte in dem Abschlucken 
eines starren Streuhalmes und dadurch erfolgter Verwundung 
der Schlundschleimhaut zu suchen sein, da das Kalb trotz 
Maulkorb öfters Streu frass. (Ibidem.) 


Harntröpfeln beim Fohlen. 

Von Thierarzt Merkle, Wolnzach. 

Einen eigenthümlichen Fall von Harntröpfeln beim Fohlen 
möchte ich kurz erwähnen. Nach genauer Versicherung und 
bestimmter Aussage des Eigenthümers will derselbe erst nach 
vier Wochen dieses Leiden beobachtet haben. Ich fand 
bei der Untersuchung, da das fragliche Hengstfohlen zu¬ 
fälligerweise strahlte, dass neben dem normalen Harne auch 
ein federkielstarker Strahl aus dem Bauchringe abfloss. Ich 
Hess das Fohlen niederlegen und habe den Stumpf des 
Urachus mit der allgemeinen Decke soweit als angängig unter¬ 
bunden. Vier Tage war nun von dem Harntröpfeln nichts 
mehr zu beobachten; von da ab stellte sich der alte Zustand 
wieder ein. Ich liess das Fohlen wiederholt niederlegen, 
umstach nun den Urachus tief und unterband mit einer Castrir- 
schnur. Daraufhin trat nach 14 Tagen vollständige Heil¬ 
ung ein. (Ibidem.) 


Referat. 

lieber Margarinebereitung bringt der „Bayerische Senn* 
mehrere der Strassburger „Schwarzen Zeitung“ entnommene 
Mittheilungen, nach welchen wenigstens in Paris die Margarine 
in gründlichen Abscheu veranlassender Weise hergestellt wird. 
Im Nordwesten von Paris besteht ein Unternehmen, bei 
welchem aus den Pariser Restaurants die Speisereste auf¬ 
gekauft und in grossen Fässern aufbewahrt werden; die Reste 
bestehen aus einem Gemische von Fleischtheilen, Knochen, 
Brot, Rüben, Kraut, Kartoffeln etc. Im Sommer gährt der 
Inhalt der Fässer zu einer dicken Masse. Diese wird in 
grossen Kesseln unter Zugabe von Wasser gekocht. Hiebei 
entwickelt sich ein unsagbar ekelhafter Gestank, welcher die 
Umgebung verpestet. ln der ganzen Umgebung müssen 
Thüren und Fenster geschlossen werden. Das Fett, welches 
sich auf der Oberfläche der Kessel ansammelt, wird verpackt, 
und der Margarinefabrik zugeschickt, welche die Masse reinigt, 
klärt, und die köstliche wohlschmeckende Margarine ist fertig 
zum Consum. — Zwischen den zwei Brücken von Clichy und 


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515 


Saint-Quen befinden sich eine Reihe von aus Balken ge¬ 
zimmerten Flössen, die in den Lauf der Seine hineinragen. 
An den Flössen bleibt hängen, was der Strom bringt: Hunde, 
Katzen, Ratten, anderes Aas, Speiseüberreste etc. Zweimal 
des Tages wird diese Masse durch ein Boot abgeholt und in 
grossen Kesseln gekocht. Das ausgekochte Fett wird ab¬ 
geschöpft und zur Margarinefabrikation verwendet. — Professor 
Girard am agronom. Institut in Paris hat zu alle dem noch 
bewiesen, dass viele zur Margarinefabrikation verwendete 
Fette nur einer Höchstwärme von 50 Procent unterworfen 
werden, eine Wärme, welche nicht ausreichend ist, Krank¬ 
heitskeime zu zerstören. — Professor Piper—Chicago fand 
bei der Untersuchung der Ölmargarine in dieser Bacillen und 
Professor Taylor konnte in der Magarine Spuren von Fleisch¬ 
fasern nachweisen. A. 

/ _ 

Notiz: In der Sitzung am 3. Oktober hat der Bundes¬ 
rath den Antrag Bayerns, betreffend die Forderung der 
Maturität zum Studium der Veterinärmedicin an den zuständigen 
Ausschuss überwiesen. 


Personalien. 

Der Assistent an der Lehrschmiede der thierärztlichen Hochschule 
München, Dr. Moser, wird auf Ansuchen vom 1. November 1. Js. an 
seiner Funktion enthoben und diese Stelle dem Thierarzte August Vande- 
roth aus Laffeld übertragen. 


ZBefea-rm.tm.a-cla.-o.n.g'. 

Die diesjährige Generalversammlung des thierärztlichen Kreisvereines 
von Unterfranken findet am Samstag den 26. Oktober 1901, 
vormittags 9 1 /a Uhr beginnend, im Bahnhofhotel zu Würzburg statt. 

rrsigresord.rLVLÄgr: 

1. Erledigung innerer Vereinsangelegenheiten, Vorstandschafts- 
wahl etc. 

2. Mittheilungen aus der Praxis. 

3. Wünsche und Anträge. 

Für die Tags vorher ankommenden Herren Collegen diene zur Kennt- 
niss, dass von abends 8 Uhr ab Zusammenkunft im Bahnbofhötel statt- 
findet, woselbst auch gute Wohnung genommen werden kann. Sämtliche 
Herren Vereinsmitglieder, sowie die Herren Collegen werden freundüchst 
eingeladen. Die Vorstandscliaft. 


Mittelfränkische Gauversammlnng 

am Mittwoch, den 13. November 1. Js. nachmittags 2 Uhr 
im Künstlerzimmer der Restauration zum „Krokodil“ in Nürnberg. 
Alle Collegen willkommen. A. A.: Hollenbacb. 


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516 



werden den Herren Thierärzten zm kostenfreiem 
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Deutschland weder Filialen noch Vertreter. Anfragen und Auf¬ 
träge sind deshalb stets direct an die Fabrik zu richten. 

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Unter Mitwirkung bewährter Fachmänner 

herausgegebeu von 

M. Albrecht und Ph. J. Qöring. 

45. Jahrgang. München, den 29. Oktober 1901. Nr. 44. 

Inhalt: Dr. Mayr, Die 73. Versammlung deutscher Naturforscher und 
Ärzte in Hamburg vom 22.—28. September 1901. (Abtheilung 26: Thier¬ 
heilkunde.) Fortsetzung. — Widenmayr, Vergiftung durch Pilze. —• 
Generalversammlung des tbierärztliehen Vereines von Oberbayern. 

. Referat. — Viehseuchen-Nachrichten. — Personalien. — Inserate. 


Die 73. Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte 
in Hamburg vom 22.-28. September 1901. 

(Abtheilung 26: Thier heil künde.) 

Bericht von Prosektor Dr. Mayr. 

(Fortsetzung.) 

Montag: 3. Imminger (Mönchen): „Ueber Harnstein¬ 
operationen beim Rindvieh“. Vortrag folgt in dieser Wochen¬ 
schrift als Originalbericht des Herrn Vortragenden. 

Dienstag. Vorsitzender vormittags Direktor Professor 
Dr. Sussdarf (Stuttgart), nachmittags Professor Imminger 
(München), Vortragende, vormittags: t. Dieckerhoff 
(Berlin): „Die intravenöse Injection von Arzneipräparaten bei 
den Haussäugethieren“. Ein geschichtlicher Rückblick zeigt 
uns, dass . diese Applikationsmethode schon über 100 Jahre 
alt ist. Sie gerieth aber ausser Uebung einerseits, weil an¬ 
fänglich die Technik der Applikation (H e 1 p e r ’scher Trichter) 
eine unvollkommene war, andererseits, weil man, besonders 
seit Mitte des 19. Jahrhunderts auf das absprechende Urtheil 
Gerlach’s hin, sie für besonders gefährlich hielt. Als 
Nachtheile der Injection sind geltend gemacht worden: 
1. das Eindringen von atmosphärischer Luft in 



518 


dieVenen, durchwelcheasphyktischeZufälle 
verursacht werden sollten; 2. die reizende 
Wirkung der Arzneisubstanzen auf die Ve¬ 
nenwandung und die hiedurch veranlasste 
Thrombose der Ye non; 3. die Folgen einerin¬ 
korrekten Ausführung der Operation. Diese 
Punkte werden der Reihe nach behandelt, (ad 1): In der 
Klinik von D. ist in den letzten vier Jahren mehrere tausend¬ 
mal zu therapeutischen Zwecken die intravenöse Injection von 
Arzneipräparaten bei Pferden ausgeführt worden. Hiebei 
wurden aber durch Lufteintritt in die Venen niemals lebens¬ 
gefährliche Zufälle erzeugt. Es ist unzweifelhaft, dass die 
Mittheilungen der thierärztlichen Autoren über schwere oder 
todtliche Folgen des Lufteintrittes in die Venen auf Irrthura 
beruhen. D. glaubt auf Grund seiner Versuche und der in 
der Litteratur niedergelegten Erfahrungen, insbesondere auch 
der Versuche von C. H. Hertwig, die Gefährlichkeit der 
intravenösen Injection in Folge von Lufteintritt bestimmt in 
Abrede stellen zu können. Nichtdie eingedrungene 
Luft, sondern die Wirkung des Medikaments 
ist jeweils-- die Ursache des Todes. Das 
W es entliehe liegt in der Concentration des 
stark wirkenden Medikamentes. So kann ein 
gewisses Quantum eines stark wirkenden Mittels in Verdünn¬ 
ung mit wenig Wasser eine schädliche, ja todtliche Wirkung 
äussern, während die gleiche Dosis desselben Medikamentes, 
in Verdünnung mit relativ viel .Wasser in die Vene injicirt, 
sich als vollständig unschädlich erweist. Es wird z. B. die 
übliche Dosis des Chlorbariums (0,5—1,25 je nach Grösse 
des Thietes), wenn sie in mindestens 20,0 Wasser gelöst zur 
Einspritzung gelangt, niemals eine gefährliche Wirkung auf 
das Herz ausüben, wogegen bei einer Auflösung in nur 
4—5,0 Wasser Gefahr bestehen kann. Eine intravenöse 
Dosis von 2,0 Chlorbarium in 4—5,0 Wasser kann den Tod 
in 1—3 Minuten zur Folge haben, während dasselbe Quan¬ 
tum des Mittels einem mittelgrossen Pferde ohne Gefahr in 
fraktionirten Dosen innerhalb eines Tages injicirt werden 
känn. Die Theildosen ihrerseits sind aber 
für die Therapie nicht blos als Präventiv¬ 
mittel gegenüberden üblenZufällen bei der 
Applikation von Werth, sondern verdienen 
auch deshalb Berücksichtigung, weil sie die 
schmerzhaften Darmcontraktionenauf einem 
niedrigen Grade belassen, während durch 
die grossen Dosen etwa 10—15 Minuten lang 


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519 

heftige Schmerzempfindungen hervorgö- 
rufen werden. 

Hinsichtlich der reizenden Wirkung auf die 
Yenenintima (Punkt 2 s. oben) wird ausgefübrt, dass 
besonders Lösungen mit ausgesprochen alkalischer 
Reaktion sich nicht eignen, da sie schwer heilbare 
Thrombose hervorrufen. Bei saurer Reaktion bleibt 
die Yenenwandung dann noch intakt und wir bekommen 
keine Thromben, wenn die Acidität nur in einem ganz ge¬ 
ringen Grade vorhanden ist. Spirituslösungen sowie dünne 
alkalische Lösungen und nicht concentrirte Säuren können wohl 
ein bis zweimal ohne Nachtheil eingespritzt werden, aber bei 
mehrfacher Wiederholung erzeugen sie Venenentzündung und 
Thrombose. Fälschlich wurde in neuerer Zeit behauptet, 
dass durch die wiederholten Einstiche mit der Kanüle eine 
Entzündung der Venenwandung und Thrombose hervorgerufen 
werde. Ueber die Ausführung der Operation (zu 
Punkt 3) glaubt Redner hinweggehen zu dürfen. Er er¬ 
innert nur daran, dass die Ausführung sehr erleichtert wird, 
wenn das Thier ruhig steht (Nasenbremse!); ferner soll nach 
der Injection und vor der Entfernung der Kanüle die Vene 
nochmals comprimirt und etwas Blut aus derselben abgelassen 
werden. Hieduroh wird vermieden; dass Reste der Arznei in 
das Gewebe um die Vene gelangen, was bei der Reiz Wirkung 
der meisten Mittel lästige Entzündung des Bindegewebes zur 
Folge haben kann. 

Die für die Veneninjection sich eignenden Arzneimittel 
sind bis jetzt nicht zahlreich. Die Anwendung betrifft haupt¬ 
sächlich nur Pferde und (seltener) Rinder. Mittel, welche 
mit gutem Erfolge subcutan angewandt werden können, also 
Eserin, Arecolin, Pilocarpin, sollen nicht für die intravenöse 
Methode verwerthet werden; für letztere kommen in Betracht: 

1. C h 1 o r b a r i u m: für kolik kranke Pferde, am z wöck- 
mässigsten in Bruchdosen von 0,25 in mindestens 10—15,0 
Wasser; die sonstige, nicht fraktionirte Dosirung verlangt je 
nach Grösse des Pferdes 0,5—1,25 in mindestens 20,0 Wasser. 

2. Dollargolum (Argentum colloidale Cred 6): 
gegen die Blutfleckenkrankheit und einige andere Leiden, 
erzeugt bei Pferden in grösseren Dosen eine vorüber¬ 
gehende erhebliche Steigerung der Bluttemperatur unschäd¬ 
lichen Charakters. Die Tagesdosis für ein mittelgrosseö Pferd 
beträgt 2,0. Das Mittel muss täglich bis zum Ablauf der 
specifischen Krankheit angewandt werden. Die Dauer des 
specifischen Stadiums bei Morbus maculosus beträgt in schweren 
Fällen gewöhnlich 12 Tage, in vielen Fällen aber nur 5 bis 




520 


8 Tage. Nach Ablauf dieser Zeit entstehen keine blutigen 
Herde mehr. Herstellung des Präparates bei Heyden in 
Radebeul bei Dresden. 3. Tartarus stibiatus: gibt 
neutrale Lösungen, die ohne Bedenken angewandt werden 
können. Das Mittel hat aber bei Pferden nicht die Wirkung, 
die ihm seit 100 Jahren zugeschrieben wird. Vielleicht lässt 
es sich beim Rinde gegen die Indigestionen anwenden. Redner 
beabsichtigt, die Dosis des Brechweinsteins für die Venen- 
injection genauer festzustellen und therapeutische Versuche 
beim Rinde anzustellen. 4. Natrium aceticum: die 
stark alkalische Reaktion der Lösung muss nach Thunlichkeit 
abgestumpft werden. Anwendung in Dosen bis zu 20,0 in 
40,0 Wasser bei Pferd und Rind behufs Herstellung der 
normalen Beschaffenheit des Blutes, die im Verlaufe mehrerer 
Allgemeinerkrankungen durch Herabsetzung der Alkalescenz 
beeinträchtigt wird. — Die besprochene Applikationsmethode 
ermöglicht eine exaktere Dosirung und eine schnellere Wirkung 
der Mittel als jede andere Art der Einverleibung. Sicherlich 
werden sich auch noch mehr geeignete Präparate finden lassen 
und so wird diese Methode sich in der Praxis der Thierärzte 
zweifellos ihren Platz behaupten. 

Eine Diskussion im Anschluss an die bis jetzt 
gehaltenen Vorträge war nicht erfolgt. w (Fortsetzung folgt.) 


Vergiftung durch Pilze. 

Von Distriktsthierarzt Widenmayr, Bargau. 

Im Monat Mai wurde ich nach 0. gerufen mit der An¬ 
gabe, dass zwei Kühe erkrankt seien. Bei meiner Ankunft 
fand ich eine Kuh in soporösem Zustand vollständig theil- 
nahmslos am Boden liegen. Der Besitzer theilte mir mit, 
dass dieselbe am Abend vorher schlecht, am heutigen Tage 
gar nichts gefressen und eine gewisse Schwäche in der Nach¬ 
hand gezeigt habe. Sie habe sich vor zwei Stunden nieder¬ 
gelegt, sei völlig reaktionslos und überhaupt nicht mehr zum 
Aufstehen zu bewegen. Das Thier hatte den Kopf in die 
linke Seite geschlagen. Der Puls ist schwach fühlbar und 
drahtförmig. Die Mastdarmtemperatur hochfieberhaft, beträgt 
41,5° C. Aus dem Mastdarm selbst wird übelriechender 
Koth von dünnflüssiger Beschaffenheit abgepresst. Ausserdem 
besteht leichtes Speicheln und eine vollständige Lähmung des 
Schlundkopfes. Die aus der Maulspalte herausgezogene Zunge 
wird nicht mehr zurückgezogen. Da das eine Thier nicht 
mehr zu retten war, wurde versucht, das zweite, an der 
gleichen Krankheit leidende Thier zu retten. Aber auch hier 


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521 


waren alle therapeutischen Massnahmen vergebens, und unter 
den gleichen Symptomen verendete das zweite Thier 16 Stun¬ 
den später als das erste. Eine weitere Kuh und ein Jung¬ 
rind der gleichen Stallung zeigten keinerlei Krankheits¬ 
erscheinungen. Auch der zweite Fall, bei dem ebenfalls von 
drei im Stalle befindlichen Kühen zwei zu Verlust gingen, 
verlief unter den gleichen Symptomen. Die Section der be¬ 
treffenden Thiere ergab das Bild der Magen- und Darm¬ 
entzündung in den verschiedenen Stadien. Besonders fanden 
sich bedeutende und zahlreiche Hämorrhagien auf Magen- und 
Darmschleimhaut, die vielfach gelockert war und geschwürähn¬ 
liche Substanzverluste aufwies. Der Darminhalt war miss¬ 
farbig, theilweise auch blutig. Lymphdrüsen waren geschwollen 
und stark durchfeuchtet. Die Leber zeigte fettige Degene¬ 
ration. Am Herzmuskel von zwei Thieren konnte starke 
Ecchymosirung wahrgenommen werden. Das Blut zeigte sich 
dunkelfarbig, die Gerinnung trat sehr langsam ein. Die 
Untersuchung der Futtervorräthe ergab besonders im zweiten 
Fall, dass mehrere Garben Haferstroh mit Schimmelpilzen 
bedeckt waren und wie mit Reif überzogen aussahen. (Jahres¬ 
berichte bayerischer Thierärzte.) 

Generalversammlung des thierärztlichen Vereines von 

Oberbayern. 

Die Generalversammlung des thierärztlichen Vereines von 
Oberbayern pro 1900—1901 fand am 14. Juli im grossen 
Saale der Restauration des Schlacht- und Viehhofes in München 
statt und war von 42 Mitgliedern besucht, nämlich den Herren : 
Bach 1— Grassau, Bürchner—Landsberg, Dennhardt— 
Traunstein, Eder — Erding, Ehrenhardt—Ingolstadt, 
Fischer—Tölz, Gasteiger—Wolfratshausen, Göbel Val.— 
München , Günther — München, Gutbrod — Moosburg, 
Halter—Rottenbrucb, H eich 1 inge r—Bruck, H eieck—Haag, 
Herrnann—Isen, Hi 11 erbrand—Wasserburg, Himmei¬ 
st oss—Dachau, Hofe r — Friedberg, Ki derle — Prien, 
Krempl—Rosenheim, Lanke s—Indersdorf, Leibin ge r— 
Tegernsee, Lismeister—Dorfen, Dr. Mayer—München, 
Miller—München, Nopitscb—Traunstein, Notz—Freising, 
P a s t e—Ingolstadt, Rasberge r—Garmisch, Rasthofe r— 
Aindling, Reindl—Rosenheim, Rötzer—Miesbach, Sigl 
Ed.— München, Schmutterer—Ehersberg,Schneider Gg.— 
Murnau, Sepp—Egling, St uff ler—Mühldorf, Dr. Vogl— 
München, Waldmann—Laufen, Weigenthaler—Starn¬ 
berg, Wiespauer—Traunstein, Witzei—Trostberg. 


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522 


Der Vereins Vorstand, k. Bezirktsthierarzt Sch mutterer, 
eröffnete die Versammlung unter freundlicher Begrüssung der 
Theilnehmer und Dankeserstattung dem Herrn Schlachthof¬ 
direktor Magin für Besorgung des Lokales sowie die freund¬ 
liche Bereitwilligkeit zur Besichtigung des Schlachthofes. 
Hierauf fuhr derselbe fort: 

Meine Herren! Mit freudigem Stolze haben wir in den 
letzten Tagen die Blättermeldung gelesen, dass Bayern im 
Bundesratke den Antrag gestellt habe, als Vorbedingung für 
das Studium der Thierheilkunde das Absolutorium eines huma¬ 
nistischen oder Realgymnasiums zu fordern. Mit Freude er* 
füllt uns diese Nachricht, weil hiedurch ein seit langen Jahren 
gehegter Wunsch der deutschen Thierärzte einen guten Schritt 
der Erfüllung näher gerückt ist, mit Stolz dürfen wir die 
Kunde begrüssen, weil unser engeres Vaterland Bayern 
sich dadurch an die Spitze unserer Bestrebungen gestellt hat 
und dafür den Dank aller deutschen Thierärzte erntet. 

Aber nicht nur die Thatsache, dass gerade Bayern diesen 
Antrag gestellt hat, erfüllt uns mit Freude, mehr ehrt uns 
noch die Begründung desselben. Ist es in dieser doch aus¬ 
gesprochen, dass die z. Z. von den Studirenden der Thier¬ 
heilkunde geforderte allgemeine Vorbildung nicht mehr im 
Einklänge steht mit der hohen Stufe, welche die thierärztliche 
Wissenschaft erreicht, und mit der Bedeutung, welche, der 
thierärztliche Stand, insbesondere soweit der beamtete Thier¬ 
arzt in Betracht bommt, durch seine stetig sich mehrenden 
und in die wirthschaftlichen Verhältnisse tief eingreifenden 
Berufsaufgaben gewonnen hat, und dass die Anforderungen, 
welche das Studium der Thiermedicin heutzutage stellt, denen 
jedes anderen Hochschulstudiums gleichen. 

Nachdem wir eine derartige Anerkennung unserer Leist¬ 
ungen Seitens unserer höchsten Stelle erfahren haben, dürfen 
wir wohl auch für unsere zukünftige Stellung im Staats- 
Organismus eine unseren Wünschen entsprechende Regelung 
erhoffen. 

Dass gerade Bayern sich unserer Sache im Bundesrathe 
angenommen hat, danken wir wohl in erster Linie dem Ein¬ 
drücke der Rede eines edlen Sprossen unseres geliebten 
Herrscherhauses, des Prinzen Ludwig von Bayern. 

Dankbarkeit beseelt daher aufs Neue unsere Gefühle für 
das Haus Wittelsbach und dieser wollen wir Ausdruck geben 
durch den Ruf : 

„Unser erhabener Regent und Herr, des 
Königreichs Bayern Verweser, Prinz-Regent 
Luitpold, Er lebe hoch“. 


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523 



Die Versammlung stimmte freudig und begeistert in den 
Ruf ein. 

Nunmehr wurde in die Tagesordnung eingetreten und 
führte der Vorsitzende Folgendes äus: 

Nach Mittheilung der k. Regierung von Öberbayern be¬ 
findet sich Herr k. Kreisthierarzt Schwarzmaier z. Z. in 
Urlaub, so dass die Abordnung eines Regierungs-Commissärs 
nicht erfolgen konnte. 

Ihr Nichterscheinen bei der Versammlung haben 1 ent¬ 
schuldigt die Herren: Al brecht, Blaim, Diem, Ernst, 
Göring, Magin, Mayer—Landsberg, Molitor, Oskar, 
Eahn, Trommsdorff, Wagenhäuser und Windisch. 

Der Verein zählt z. Z. 3 Ehren-, 100 ordentliche und 
12 ausserordentliche Mitglieder. 

Gestorben sind während des Vereinsjahres die Ehren¬ 
mitglieder Herr Hofrath Hahn, weiland Direktor der 
thierärztlichen Hochschule München, Herr Direktor a. D. der 
thierärztlichen Hochschule Stuttgart von Fr ick er und die 
ordentlichen Mitglieder Herren Bezirksthierärzte Hermann- 
München, Kuffner — Weifheim und S tinglwagner— 
Reichenhall. Der Vorsitzende widmet denselben ehrenden 
Nachruf, welchem sich die Versammlung durch Erheben von 
den Sitzen anschliesst. 

Dem Vereine sind 14 Mitglieder neu beigetreten und in 
Folge Versetzung bezw. Beförderung 9 Mitglieder ausge¬ 
schieden. ? 

Weiters referirte der Vorstand unter Bezugnahme auf 
den Bericht in Nr. 6 1. Js. der thierärztlichen Wochenschrift 
über die Delegirten-Versammlung in Nürnberg und deren 
Beschlüsse. Da die Einladung zur Delegirten-Versammlung 
zu spät ergangen sei* um vorher eine Generalversammlung 
oder auch nur Ausschusssitzung abzuhalten, haben die Dele- 
girten des thierärztlichen Vereines von Oberbayern ihr Votum 
vorbehaltlich der Zustimmung einer späteren Generalversamm¬ 
lung abgegeben. 

Die Beschlüsse der Delegirten-Versammlung kamen, so¬ 
weit es sieh um Vorlage der Denkschrift handelt, bisher nicht 
zur Ausführung, weil der Ausschuss unseres Vereines in Ein¬ 
vernahme mit dem Pfälzer Vereine der Ansicht war, dass 
mit Rücksicht auf die in der Schwebe befindliche Frage der 
Vorbildung vorerst deren Erledigung abzuwarten sei. 

Nach eingehender und lebhafter Debatte wurde das bis¬ 
herige abwartende Verhalten der Vorstandschaft einstimmig 
gebilligt und der Beschluss gefasst: 


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524 


1, eine Einreichung der Denkschrift hat bis zur erfolgten 
Entscheidung der Vorbildungsfrage «u unterbleiben, und 

2. nach erfolgter Entscheidung ist unter Beiziehung 
weiterer Mitglieder durch den Ausschuss eine Um¬ 
arbeitung der Denkschrift vorzunehraen. Die um¬ 
gearbeitete Denkschrift ist einer Generalversammlung 
zur weiteren Beschlussfassung vorzulegen. 

Ein Antrag des Vorsitzenden, „die Dienstverhältnisse der 
Militärveterinäre des Beurlaubtenstandes, hier die Beförderung 
zum Stabsveterinäre betr. u , wurde nach eingehender Debatte 
ebenfalls bis nach Erledigung der Vorbildungsfrage zurück¬ 
gestellt. Ferner wurde ein Antrag des k. Bezirksthierarztes 
Hi 11 erbrand—Wasserburg, „den Verkehr mit Arzneimitteln 
ausserhalb den Apotheken betr.“ (K. Allerh. Verordg. vom 
15. März 1901), nach längerer Diskussion als nicht nothwendig 
erachtet. 

Der Vorsitzende gab hierauf bekannt, dass der Vereins¬ 
ausschuss mit dem „Allgemeinen deutschen Versicherungs¬ 
verein in Stuttgart“ bezüglich der Haftpflicht- und Unfall¬ 
versicherung einen Vertrag mit weitgehendsten Begünstig¬ 
ungen für seine Mitglieder abgeschlossen hat. 

Die vorgelegte Vereinsrechnung wurde durch zwei Mit¬ 
glieder geprüft, richtig befunden und dem Vereinskassier, 
Herrn k. Bezirksthierarzt Waldmann—Laufen, Decharge 
ertheilt. 

Der Vereinsbeitrag pro 1901/1902 wurde auf drei Mark 
festgesetzt. 

Bei der nun folgenden Wahl wurde der bisherige Vereins¬ 
ausschuss einstimmig wieder gewählt, nämlich als 
Vorstand: k. Bezirksthierarzt Schmutterer—Ebersberg, 
Sekretär: „ „• Eder—Erding, 

Kassier: „ „ Waldmann—Laufen, 

als Verwaltungsausschussmitglieder: Schlachthofdirektor Ma- 
gin—München und k. Veterinär Sigl—München, als deren 
Ersatzmänner: k. Bezirkethierarzt Stuffler—Mühldorf und 
k. Bezirksthierarzt Hillerbrand—Wasserburg; als Ab¬ 
geordneter für den Obermedicinal-Ausschuss k. Bezirksthier¬ 
arzt Bürchner—Landsberg und als dessen Stellvertreter k. 
Bezirksthierarzt G ü n t h e r—München. 

Grosses Interesse erregten die von Herrn Oberthierarzt 
M ölt er vorgezeigten und erläuterten Photographien, welche 
Herr Professor H o f m a n n—Stuttgart im Schlacht- und Vieh¬ 
hofe Münohen mit dem Röntgen-Strahlen-Apparate ange¬ 
fertigt hatte. 


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525 


Hierauf wurde die Versammlung geschlossen und fand 
unter Führung des Herrn Oberthierarztes Molt er eine ein¬ 
gehende Besichtigung der Kühlanlagen des Schlachthofes statt. 

An dieser Stelle sei Herrn Oberthierarzt M ö 11 e r für 
seine eingehenden und klaren Erklärungen bezüglich der An¬ 
lagen innigst gedankt. 

Die Mehrzahl der Versammlungstheilnehmer fand sich zu 
einem Mittagessen beim Augustiner zusammen, und rasch ver¬ 
rannen die paar Stunden des trauten Zusammenseins. 

Auf ein fröhliches Wiedersehen im nächsten Jahre! 

Schmutterer, Vorstand. Eder, Sekretär. 


Referat. 

Martin: Vollkommene Amaurose in Folge von doppel¬ 
seitigem, acutem Glaukom. Ein Manöverpferd blieb plötzlich 
stehen und war nicht mehr vorwärts zu bringen; mit Mühe 
führte man es in den Krankenstall. Die Untersuchung der 
Augen ergab die Ursache dieses eigenthümlichen Verhaltens. 
Augenlider und beide Pupillen sind stark erweitert, sehr 
excentrisch und nach oben verzogen; das Augenwasser der 
vorderen Kammer ist wolkig getrübt, die Tension des Bulbus 
stark gesteigert; leichter Druck auf den Augapfel erzeugt 
lebhaften Schmerz, die Cornea ist für Berührung völlig 
unempfindlich. Ophthalmaskopisch zeigen sich die Medien 
völlig durchsichtig; die Retinalgefässe sind unscharf begrenzt, 
das Sehvermögen ist völlig aufgehoben. Diagnose: Voll¬ 
ständige Amaurose in Folge von doppelseitigem, akutem Glau¬ 
kom. — Im Verlaufe von etwa einem Monat war völlige 
Atrophie der rechten Papille und links beginnende Papillar- 
atrophie und Iritis vorhanden. (Rec. d’Alfort, Bull. Vet. 
Aug. 1901.) 

Notiz. Nach einer Mittheilung der Berliner tbierärztlichen 
Wochenschrift erachtet der preussische Cultusminister die Ein¬ 
führung des Abiturientenexamens als Vorbedingung zum Studium 
der Thierheilkunde als ziemlich gesichert. 


Personalien. 

Der Kontrollthierarzt Johann Lang in Kufstein wurde auf An¬ 
suchen yom 1. November 1. Js. an zum Bezirktsthierarzte in Bogen (Nieder¬ 
bayern) ernannt. Die Stelle des Kontrolltbierarztes am Bahnhof Kufstein 
mit dem Wohnsitze in Kufstein wurde dem bezirksthierärztlichen Ver¬ 
weser Karl Bau so her in Bogen in der Eigenschaft eines Verwesers 


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526 


Überträge. ProfeSsorDr. Ba u m—Dresdenhateinen Ruf als ordent¬ 
licher Professor für Thieranatomie an die Universität Giessen erhalten, 
denselben aber abgelehnt. 


Stand der Thierseuchen in Bayern am 20. Oktober 1901. 

a) Rotz (Wurm): 

Niederbayern: Straubing Stadt 1 Gmd. (1 Geh.); Pfalz: 
Bergzabern 1 Grmd. (1 Geb.); Schwaben: 1 Gmd. (1 Geh.). 

b) Maul- undKlauen-Seuche: 
Oberbayern: 13 Gern. (160 Geh.); Niederbayern: 1 Gmd. 
(3 Geh.); Pfalz: 9 Gmd. (19 Geh.); Mittelfranken: 6 Gmd. 
(110 Geh.); Unterfranken: 7 Gern. (8 Geh.); Schwaben: 
2 Gern. (21 Geh.). 

o) Schweineseuche (Schweinepest): 

Ob er bayern: 1 Gern. (I Geh.); Ober pF alz: 1 Gmd. 
(1 Geh.); Unter franken: 2 Gmd. (2 Geh.). 

Junger Thierarzt 

1900 approbirt', sucht Assistenz bei einem Herrn Bezirksthierarzt. 
Gefl. Offert, unt. Ii. Seh. .beförd. die Ezped. 


Die Stelle des 

Direktors des Schlacht- und Viehhofes 

zu Köln wird voraussichtlich in nächster Zeit vakant. 

Das AnfangsgehaTt der Stelle beträgt 5500 Mk. und steigt alle drei 
Jahre mit Alterszulagen von je 400 Mk. bis zum Höchstbetrage von 
7500 Mk. Für Dienstwohnung kommen 15°/o des Anfangsgehaltes in Ab¬ 
zug. Unter Umständen kaim auch ein höheres Anfangsgehalt gewährt 
werden. 

DiQ Anstellung des Direktors erfolgt auf gegenseitige dreimonatliche 
Kflndigung, jedoch mit Ruhegehaltsberechtigung und Anspruch auf Wittwen- 
und Waisen Versorgung. 

Privatpraxis ist nicht gestattet. 

Bewerber, welche sich in der Leitung grösserer Schlacht- und Yieh- 
hofanlagen möglichst schon bewährt haben, wollen ihre Meldungen nebst 
Lebenslauf und Zeugnissen bis zum 

6* November ds. Js. 

dem Unterzeichneten einreiohen. 

Köln, den 14. Oktober 1901. 

ID er OToerTo-Cirgrermelster: 

Becker. 


Tliierarzt, 

1900 approb., »lieht Vertretung; oder Assistenz. Gefl. Off. a. 
K. 7 an die Kxped. ,.. 


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527 


An der medicinischen Klinik der k. Tierärztlichen Hoch - 
schule Manchen erledigt sich ab 1. November curr. die zweite 
Anistenten-Sltelle. 

Mit derselben ist ein Jahresgehalt von 1080 Mark und eine Zu* 
läge von 60 Mark verbunden. 

Bewerber um diese Stelle wollen ihre Gesuche (versehen mit Zeug¬ 
nissen etc.) bei der Direktion der k. Thierärztlichen Hochschule dahier 
einreiohen. 

München, den 21. Oktober 1901. 

IE^g-1. Tlxlex&xztliclie KCoclxsclrvxle. 

Derz. Direktor: A 1 b r e c h t. 


Thierärztlicher Kreis-Verein von Oberfranken. 

Die diesjährige Generalversammlung findet am Sonntag den 8. No¬ 
vember 1. J. vormittags 11 Uhr im Hotel „3 Kronen 44 in Bamberg statt, 
wozu hiemit freundliche Einladung an die Herren Vereinsmitglieder und 
sonstige Oollegen ergeht. 

Ta,gresox<äxnaxxgr: 

1. Interne Vereinsangelegenheiten. Ergänzungswahlen der Vor¬ 
standschaft eto. Geschäftliche Mittheilungen. 

2. „Zur Sch ficht frage*. 

3. Mittheilungen aus der Praxis, Wünsche und Anträge. 

Nach der Versammlung findet im Hotel „3 Kronen“ gemeinsames Mittag¬ 
essen statt. 

Die Vorstandsohaft: 

Engel, Cassier. Mark, Schriftführer. 


Bels:airL3atxrLSiolx“CirLgr- 

Die Stelle des Zuchtinspektors bei dem Zuchtverbande für 
Fleckvieh in Unterfranken, mit dem Wohnsitze in ABchaffenburg^ ist vom 
1. Januar 1902 ab zu besetzen. 

Gehalt 3500 Mk. ? Reiseaversum 1500 Mk. jährlich. 

Qualifikationsbedingungen: der Nachweis über gehörige praktische 
Kenntnisse in Thierzuchtangelegenheiten und entsprechende wissenschaft¬ 
liche Bildung, und zwar der letzteren entweder durch die Beibringung des 
Fähigkeitszeugnisses zur Erlangung der Funktion eines amtlichen Thier¬ 
arztes in Bayern oder durch Vorlage des Absolutoriums einer höheren 
landwirtschaftlichen Lehranstalt. 

Bewerber wollen ihre Gesuche mit Lebenslauf und Zeugnissen 
bis längstens IO. November 1. Js. 
an den Unterfertigten einreiohen. 

Unterbessenbach bei Hösbach (Unterfr.), 25. Oktober 1901. 

HI epp, 

Vorsitzender des provisorischen Zuchtverbandsaussohusses. 


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528 



werden den Herren Thierärzten zu kostenfreiem 
Versuch übergeben; es ist dies einer der vielen 
Vortbeile bei directem Verkehr mit der Fabrik. Dieselbe hat in 
Deutschland weder Filialen noch Vertreter. Anfragen UDd Auf¬ 
träge sind deshalb stets direct an die Fabrik zu richten. 

Besonders empfohlen: Mk. 

Embryotom nach Pflanz .54.50 

Enterliarpnne nach Ostertag. 2.75 

Amerikanischer Emascnlator . . . 26.50 

Klanenscheere nach Masch.18.— 

Brnst-, Rücken-, Schweif-Fesselband 25.75 
Castrlrxange zur Kryptorchiden- 

Operation nach Pegive.18.50 

Irrigator nach Dreymann.26.50 

Tlierniometerlialter nach Dr. Smolian . 18.— 

Instrumenten-Kataloer 1900 “:?• Biiderwerk .we 

- - -■ Thierärzthchen Lehr¬ 
anstalten der Welt an der Jahrhundertwende» kostenfrei. 

Einer Anregung aus thierärztl Kreisen zufolge sind die Original- 
Photographien d. thierärztl. Hochschulen vervielfältigt worden und 
werden einzeln abgegeben. Diese Photogr. entspr. d. Tsf. d.Bilder- 
I Werkes u. bilden einen vornehmen Wandschmuck. 

. Ein Carton ca. 60X75 cm gross m. Namenaufdruck 
1 i * d. Hochschule Mk. 15.25. 

lg* H. HAUPTNER, Berlin NW. 

Telegr.-Adr.: „Veterinaria“. 


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Weltaiisst. Paris 1800; Grand Prä u, Gold. Med. 


Verantwortliche Redaktion : M. Albrecht. 

Expedition und Druck von J. Go 11 e s w i n t er, München. 

Für die Redaktion bestimmte Sendungen sind an Professor 
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Thierheilkunde un 

Unter Mitwirkung bewährter Fachmänner 

herauagegebeu von 

M. Albreeht und Ph. J. Göring. 


45. Jahrgang. München, den 5. November 1901. Nr. 45. 

Inhalt: J. Imminger, Ueber Harnsteinoperation beim Rind. — Hupfauf, 
Leoksuoht bei Fohlen. — Engel, Eklampsie puerperal». — Dr. Mayr, 
Die 73. Versammlung deutsoher Naturforscher und Arzte in Hamburg 
rom 22.—28. September 1901. (Abtheilung 26: Thierheilkunde.) Fort¬ 
setzung. — Referate. —r BQoherschau_Inserate. 


Ueber Harnsteinoperation beim Rind. 

(Vortrag, gehalten auf der 73. Versammlung deutsoher Naturforscher 
‘ und Ärzte.) 

Von Professor J. Imminger. 

Meine Herren! Wenn ich zu Ihnen über eine jedem 
Praktiker wohlbekannte Operation spreche, so geschieht es, 
weil ich während meiner langjährigen praktischen Thätigkeit 
bei diesem Leiden eine Anzahl von Beobachtungen gemacht 
habe, welche in der Litteratur zum grossen Theil keine Er¬ 
wähnung gefunden haben. 

Sie wissen, dass das Steinleiden bei Bindern vielfach an 
gewisse Oertlichkeiten gebunden ist, wobei es bezüglich der 
Bodenformation ganz gleich ist, ob es sich um primäre Ge- 
birgsformation oder um Jura handelt. Dann sah ich das 
Leiden in regnerischen Jahren häufiger auftreten als in trocke¬ 
nen. Betroffen werden Thiere jeden Alters. Sie können Harn¬ 
steine finden bei Kälbern im Alter von acht Wochen; nur 
zeigt hier der Stein eine weisse, grauweisse, mehr weiche Be¬ 
schaffenheit, fühlt sich rauh an und lässt deutlich erkennen, 
dass er aus vielen kleinen Stücken zusammengesetzt ist. Es 
ist ja eine bekannte Thatsache, dass auch beim Menschen im 
embryonalen Zustande schon Sedimente von ähnlicher Be¬ 
schaffenheit im Nierenbecken sich vorfinden können. Bei 
älteren Bindern können Sie Steine finden, welche einen papier- 
dünnen, aus Melanin oder aus Blutfarbstoff gebildeten Ueber- 
zug zeigen, welcher in Folge von Blutungen in die Blase 




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m 


entstanden sein dürfte. Die glatten glänzenden Steine, wie 
sie am häufigsten vorgefunden werden, entstehen jedenfalls 
’Sobon in der Niere. Untersucht man solche, so bestehen sie 
nahezu ausschliesslich aus Ca CQ 3 , einzelne enthalten daneben 
Spuren von Magnesiumcarbonat, dagegen fehlen Oxalate, 
Cystin, Nitrate und Ammoniumsalze. Wenn Nitrate nicht 
nachgewiesen werden können, so ist es doch nicht aus¬ 
geschlossen, dass die Aufnahme von Nitraten in den Oxganis- 
mus möglicherweise die Ursache solcher Steinbildungen ab¬ 
geben kann; denn ich sah in Gehöften, in denen salpeter- 
haltiges, beziehungsweise durch Jauche verunreinigtes Wasser 
benützt wurde, das Leiden weit häufiger auftreten. Nach Be¬ 
hebung dieser Umstände wurden an den betreffenden Orten 
Steinbildungen nicht mehr beobachtet. 

Bezüglich der Feststel 1 ung des Leidens werden manch¬ 
mal Umstände übersehen, welche einen ungünstigen Ausgang 
bedingen trotz der Operation, -für den dann die -Schuld dem 
Thierarzte zugeschoben wird. Bei Thieren, welche per rectum 
manuell untersucht werden können, ist die Feststellung der 
vollständigen Intaktheit der Blase eine conditio sine qua non. 
Hier ist in erster Linie darauf zu sehen, ob die Blase nöch 
keine beginnende Ruptur zeigt. Nach meinen Beobachtungen 
findet die Berstung der Blase an der dorsalen Wand statt. 
Man kann in solchen Fällen bei noch völlig gespannter Harn¬ 
blase finden, dass die Muskelschichte der Blase bereits ge¬ 
borsten ist, die Schleimhaut der Blase sich in die Oöffnung 
durch die Rissränder vordrängt, um mit dem serösen Ueberzug 
der Blase noch einige Zeit dem bestehenden Harndrucke 
- Stand zu halten. Werden nun solche Thiere behufs Vor¬ 
nahme der Operation niedergelegt, so kann man erleben, 
dass während dieser Manipulation die Blase vollständig berstet. 
Gerade dieses Vorkommniss hat manche Praktiker veranlasst, 
die Operation am stehenden Thiere vorzunehmen, ein Ver¬ 
fahren, welches ich unter keinen Umständen billigen kann. 
Nicht minder verwerflich erscheint mir die Entleerung der 
Blase durch Punktion, da, wenn die Dorsalwand der Harn¬ 
blase noch völlig intakt ist, die Steinoperation bei entsprechen¬ 
der Nachbehandlung von Erfolg ist. 

Warum gerade die Blase hier an dieser noch vom Bauch¬ 
fell überzogenen Stelle bricht, ist mir nicht ganz klar. Es 
könnte möglicherweise der Grund darin zu suchen sein, dass 
die untere Blasenmuskulatur durch den fortwährend aus¬ 
zuhaltenden Druck eine stärkere Entwicklung besitzt als die 
der oberen Wand; es ist ja wie die Anatomen selbst zugeben, 
die Muskulatur der Blase noch höchst unvollständig unter- 


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531 


sucht. Als eine eigentümliche Beobachtung möchte ich ferner 
registriren, dass die Form der Blase eine ganz verschiedene 
sein kann; während nämlich in den meisten Fällen die mit 
Harn gefüllte Blase eine bimförmige Beschaffenheit hat und 
ganz über den vorderen Beckenrand der Bauchhöhle zu sich 
befindet, gibt es wieder Fälle, bei welchen die gespannte 
Blase mehr im Becken liegen bleibt und eine nahezu walzen¬ 
förmige Beschaffenheit zeigt. 

Was nun den Sitz des Steines betrifft, so ist er wohl 
in den meisten Fällen vor der S förmigen Biegung zu finden; 
doch kann es Vorkommen, dass sehr rauhe und verhältniss- 
mässig grosse Steine sich 2—3 Finger breit vor Beginn der 
Biegung einkeilen. Ja es kann auftreffen, dass grosse Steine 
gleich im Anfangstheil der Harnröhre stecken bleiben. Rauhe 
Steine verursachen vielfach keinen vollständigen Verschluss 
der Harnröhre, demzufolge man hier lange Zeit Harntröpfeln 
wahrnehmen kann. 

Differentialdiagnostisch ist die Pyelonephritis zu 
berücksichtigen, beziehungsweise der Ueberwurf des Ochsen. 
Hier sieht man auch leichte Unruheerscheinungen und bei 
ersterem Leiden Spannung der Blase; doch ein Abtasten der 
linken Niere und zum Theil die an einzelnen Stellen regel¬ 
mässig sich vorfindende derbe Beschaffenheit der Blase^ 
längere Zeit der Krankheit wie Abmagerung lassen keinen 
Zweifel zu. Bezüglich des Ueberwurfes wird eine genaue 
rectale Untersuchung Aufschluss geben. Bei solchen Thieren, 
welche wegen ihrer Jugend per rectum nicht untersucht werden 
können, hat man als Anhaltspunkt für das Steinleiden die 
trockene Beschaffenheit des Haarpinsels; auch ist es bei ein¬ 
zelnen feinhäutigen Thieren möglich, den Stein, wenn er vor 
der S förmigen Biegung sitzt, von aussen durchzufühlen. 

Betrachte ich die verschiedenartigen Operations- 
methoden, wie sie bei diesem Leiden gemacht wurden, so 
habe ich die Vornahme derselben im Stehen der Thiere als 
nicht geeignet verworfen. Bei allen solchen Thieren, be¬ 
sonders wenn sie älter und kräftig entwickelt sind, ist zwar 
die Entfernung des Steines keine schwierige, aber Harn¬ 
infiltrationen sind unausbleiblich, und es rufen diese nach¬ 
träglich oft derartig hochgradige Störungen hervor, dass solche 
Thiere späte* dann, dazu meist noch völlig abgemagert, ge¬ 
schlachtet werden müssen, indem die von der Infiltration be¬ 
troffenen tiefsten Stellen am Bauche gewöhnlich in grösserem 
Umfange nekrotisch werden trotz vorgenommener Incision. 
In früherer Zeit wurden bei solchen Ereignissen einfach der 
Penis handbreit unter dem After abgeschnitten, eine Opera- 


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532 


tion, die nicht blos als unschön, sondern geradezu als roh 
bezeichnet werden muss. Wenn in neuerer Zeit empfohlen 
wurde, den Afterrutenmuskel abzuscheiden, damit die S för¬ 
mige Biegung verschwindet, welche als Ursache des Zurück¬ 
haltens des Steines betrachtet wurde, so kann ich auch diesem 
Verfahren in keiner Weise das Wort reden. 

Es handelt sich in erster Linie um den Site und um die 
Grösse des Steines. Ebeuso ist die Form bezw. das Vor¬ 
handensein von Rauhigkeiten und Kanten dafür massgebend, 
dass derselbe, wenn die S Biegung zum Verschwinden ge¬ 
bracht wird, nach aussen gelangen kann. Jeder Praktiker, 
der öfters schon mit diesem Leiden zu thun hatte, dürfte be¬ 
obachtet haben, dass in manchen Fällen der Stein mehrere 
Finger breit oberhalb der S Biegung sitzen kann. 

Versucht man nun nach gemachtem Hautschnitt und 
herausgenommenem Penis durch Zug die S Biegung zum Ver¬ 
schwinden zu bringen und den Stein in der Harnröhre ab¬ 
wärts zu schieben, so gelingt dies nur ausnahmsweise. Man 
kann sogar, wenn man die Harnröhrenschleimhaut näher be¬ 
trachtet, sehen, dass die Schleimhaut auf eine grössere Strecke 
weit oberhalb der S Biegung hämorrhagisch infiltrirt ist, ein 
schwarzrothes Aussehen besitzt, was auf die starke Einkeilung 
des Steines zurückzuführen ist. Sitzt der Stein in Felge 
seiner Grösse im Anfangstheil des Penis, so ist es überhaupt 
nicht möglich, denselben anders als auf operativem Wege zu 
entfernen. Wenn weiter gesagt wird, dass man nach Durch¬ 
schneidung des Afterrutenmuskels den Stein einfach sich selbst 
überlassen solle, so ist das so wenig zutreffend als die erste 
Behauptung, da, wenn das Leiden bereits länger besteht, 
Blasenlähmung eintritt, und das um so eher, je weniger aus- 
debnungsfähig die Blase selbst ist, wie dieses bei der 
genannten walzenförmigen Blasenform wahrgenommen werden 
kann. Hier genügt es auch nicht, den Stein einfach zu ent¬ 
fernen, weil man ungeachtet dessen noch Blasenberstung am 
nächsten oder einem der folgenden Tage beobachten kann. 
Sobald also das Leiden länger besteht, genügt nioht mehr die 
Herausnahme des Steines allein, vielmehr ist die Hauptauf¬ 
gabe die Behebung der Blasenlähmung. Erst dann wird die 
Operation von Erfolg begleitet sein. Wenn nun ältere Prak¬ 
tiker behaupten, dass bei Blasenlähmung keine Hilfe mehr 
möglich sei, so muss ich dies verneinen, da bei entsprechender 
Behandlung auch diese gehoben werden kann. Ob nach 
Durchschneidung des Afterrutenmuskels Nachtheile für das 
betreffende Thier entstehen, ist mir aus Erfahrung nicht be¬ 
kannt. Immerhin haben wir die Aufgabe, darauf zu achten, 


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533 


dass die Thiere nicht, wie vielfach angegeben, nothgeechlachtet, 
sondern als Arbeitsthiere verwendet werden können. 

(Schluss folgt.) 

Lecksucht bei Fohlen. 

Von Distriktsthierarzt Hupfauf, Babenhausen, 

Bei zwei Fohlen, die zusammen in einem Laufstand 
waren, konstatirte ich Lecksucht. Sie verriethen durch starkes 
Belecken und Benagen des Holz Werkes und der Wände Leck¬ 
sucht. Die Thiere seihst waren stark abgemagert, das Haar¬ 
kleid rauh und struppig, die sichtbaren Schleimhäute blass, 
die Entleerungen sehr trocken. Durch Verabreichung von 
grösseren Mengen Kochsalz, gemischt mit phosphorsaurem 
Kalk, trat innerhalb vier Wochen Heilung ein. (Jahresberichte 
bayerischer Thierärzte.) 

Eklampsia puerperaiis. 

Von Bezirksthierarzt Engel, Kauf beuten. 

Beim Oekonomen D. in O. war eine Kuh unter aus¬ 
gesprochenen Erscheinungen der E. p. erkrankt. Nach der 
Behandlung mit Infusioneu von 10,0 Kal. jod., gelöst in 11 
Wasser, in das Euter nebst Injection von 0,5 Coffein, natr.- 
salicylic. und 0,1 Eserin, sulfur. trat nach ca. sechs Stunden 
bedeutende Besserung ein, das Thier stand auf und nahm 
ieine reichliche Menge Putter. ln der folgenden Nacht 
traten die Krankheitserscheinungen in gleicher, aber noch 
heftigerer Weise ein. Es wurden nochmals sowohl Infusion m 
das Euter als die Injection applicirt und wurde das Thier 
geheilt. (Ibidem.) 

Die 73, Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte 
in Hamburg vom 22.-28. September 1901. 

(Abtheilung 26: Thierheilkunde.) 

Bericht von Prosektor Dr. Mayr. 

(Fortsetzung.) 

2. Jess (Charlottenburg): „Mittheilungen über Immuni- 
sirungsversuche“. J. gibt eine Uebersicht über die z. Z. 
bestehenden Theorien der Immunisirungslehre. Es gelingt 
ihm, dieses schwierige Thema in übersichtlicher und fesselnder 
Weise zu behandeln. Zur Erklärung der Antitoxine scheint 
ihm die Ehrlich’sche Seitenkettentheorie die beste 


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534 


und geistreichste Annahme zu vertrefen. Redner gibt nun 
bekannt, dass es ihm nach vielen Misserfolgen seit einem 
Jahre zusammen mit Dr. Piorkowski gelungen sei, ein 
Geflügelcholera-Serum zu gewinnen, welches z. Z. 
recht befriedigende Resultate gebe und das wohl bis in einigen 
Wochen den Herren Collegen zur Verfügung gestellt werden 
könne. Auch bezüglich der Druse erzeugen genannte Herren 
ein Serum; das bei den Versuchsthieren stets zuverlässige 
Resultate liefert. Die Wirkung wird noch erhöht, wenn man 
den Thieren vor Einspritzung des Immunserums normales 
Pferdeblutserum injicirt. J. streift zum Schlüsse noch die 
neuesten Forschungen auf dem Gebiete der specifischen Sera 
für Körpersäfte oder Zellen, ein Wissenschaftszweig, welcher 
trotz seines so sehr theoretischen Anstriches dennoch für 
gerichtliche Medicin und Thierheilkunde gewaltiges Interesse 
darbietet. 

Diskussion: J. Mayr (München): 

Die Ehrlich ’acbe Seitenkettentheorie wurde von Büchner 
(München) auf das Entschiedenste bekämpft. Zur Charakterisirung der 
Alexine dürfte auch jene Annanme Erwähnung verdienen, welche in ihnen 
in erster Linie Substanzen vom Wesen der proteolytischen Enzyme sieht. 
Hierüber verbreitet sich M. noch des Näheren. Alsdann fährt er an,- 
dass an der Münchener Hochgchule durch Kitt und ihn schon seit längerer 
Zeit Arbeiten zur Herstellung eines Hühnercholera-Immunseruins im Gange 
seien, die aber bis jetzt zu einem vollständig befriedigenden Resultate 
nicht geführt hätten. Die Prüfung des Serums erstrecke sich auch auf 
Tauben und gerade die letzteren scheinen der Immunisirung besondere 
Schwierigkeiten in den Weg zu legen. M. fragt an, ob mit dem Jess’schen 
Serum eine befriedigende Immunisirung auch der Tauben gelinge, worauf 
J. antwortete, mit ihrem Serum erzielten sie bis jetzt bei allen ihren 
Versuchsthieren eine Immunität bis zu sechs Wochen. Mayr: Wenn dies 
sich auch auf Tauben bezieht, dann halte ich das Serum für sehr gut und 
brauchbar. J.: Wir benützen zur Serumgewinnung ein Fohlen und legen 
gerade auf die Jugendlichkeit des Versuchsthieres grossen Werth. Viel¬ 
leicht wurde ferner zu München nicht auch neben dem Immunserum 
noch normales Serum eingespritzt. M.: Wir benützten sowohl ältere wie 
jüngere Thiere (Kuh, Kalb, Schaf). Die Schutzkraft unseres Serums prüfen 
wir schon seit Langem stets sowohl für sich allein, als auch im Vereine 
mit Injectionen von normalem Serum (auf diese Methode machte be¬ 
kanntlich zuerst Wassermann aufmerksam!) und ferner noch von 
Bakterienproteinen (abgetoteten Bacterienleibern). Wir stehen noch mitten 
in unseren Versuchen. 

3. Mayr (München): „Zur Histologie der retinirten Hoden 
beim Pferde und einiger Hodentumoren u . Dem Vortragenden 
war es in erster Linie darum zu thun, den histologischen 
Typus für die retinirten Hoden, die ja so sehr die Neigung 
aben zu degeneriren oder in Tumoren auszuarten, aufzufinden. 
Es gelang ihm dies an einigen (von Imminger—München 
erhaltenen) Exemplaren. Makroskopisch gaben diese normale 


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535 


Verhältnisse wieder, nur dass sie von abnorm weicher Gon- 
sistenz waren. Mikroskopischer Befund: der 
epitheliale Theil stimmt in dem ausführenden Kanal¬ 
werk (Rete testis, Ductuli efferentes, Ductus epididymidis) 
vollständig mit dem Befunde am normalen Hoden überein, 
nur dass eben kein Sperma sich vorfindet. Die Abweichung 
vom Normalen zeigt sich erst in den samenproducirenden 
Kanälchen. Hier trifft man nicht das charakteristische mehr¬ 
schichtige Epithel an, sondern nur eine, höchstens noch 
eine unvollständige zweite Zellenlage. Das Epithel bleibt 
auf die Periode der Vermehrung beschränkt (Spermatogonien), 
ob es in die des Wachsthums eintritt (Spermatocyten I. Ord¬ 
nung) ist schon fraglich, und weiter bringen es die Zellen 
überhaupt nicht. Von einer Samenreifung fand sich keine 
Spur vor. Das Epithel ist aber immerhin in regster Pro¬ 
duktion begriffen. Die Zellen gehen Veränderungen ein, in 
welchen sie die Form der Becherzellen (cfr. Darm, Luftröhre) 
annehmen. Der Inhalt einer solchen Becherzelle ist aber 
nicht schleimiger Natur, denn er reagirt auf keine einzige 
der vielen Arten der Schleimfärbung, sondern dürfte eiweiss¬ 
artig sein. Er ergiesst sich in das Lumen und die Samen¬ 
kanälchen füllen sich so mit einer schaumigen, eiweisshaltigen 
Flüssigkeit. Neben dem drüsigen Theile des Hodenparenchyms 
verdient die bindegewebige Stützsubstanz Be¬ 
achtung. Hier trifft man überall zwischen den Tubulis auf 
Gruppen und Stränge eingelagerter Zellen von epithelartigem 
Habitus. Diese Gebilde erwiesen sich als die sogenannten 
Zwischen zellen desHodens, auch Interstitial- 
zellen oder L e y d i g ’sche Zwischensubstanz ge¬ 
nannt. Auch im Mediastinum des Hodens sind sie, theilweise 
als mächtige Zellkomplexe, zu finden. Sie enthalten regel¬ 
mässig, aber bei den einzelnen Hoden in verschiedener Reich¬ 
haltigkeit, ein braunes Pigment, das eisenhaltig ist. Hin¬ 
sichtlich der Zwischensubstanz folgt nun ein Ueberblick über 
die einschlägige, ziemlich umfangreiche Litteratur, woraus 
hervorgeht, dass diese Zellen seit ihrer Auffindung durch 
L e y d i g vor ca. 50 Jahren sich schon die allerverschieden¬ 
sten Deutungen gefallen lassen mussten. M. tritt sodann der 
Frage näher, ob diese Substanz nicht vielleicht bei den Hoden¬ 
tumoren, und vor allem bei den Deformitäten von retinirten 
Hoden eine Rolle spielen sollte. Zu diesem Zwecke unter¬ 
suchte er eine grössere Anzahl von Hodenveränderungen von 
Hausthieren aus der so reichhaltigen Sammlung des patho¬ 
logisch-anatomischen Institutes der Münchener thierärztlichen* 
Hochschule. Dabei ergab sich, dass bei mehreren Veränder- 


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536 


ungen sarkomatöser oder carcinomatöser Natur jene Zellen 
nicht mit,Sicherheit nachgewiesen werden konnten, so .auch 
nicht bei einem gewaltigen Tumor eines 
retinirten Pferdehodens. Allein es fanden 
sich auch Hodenveränderungen vor, bei 
welchen die Zellen in solcher Zahl sich 
zeigten, dass ihnen eine besondere Bedeut¬ 
ung für die betreffenden Drusenerkrank- 
ungen wohl beizumessen sein dürfte. Vor¬ 
tragender nannte und beschrieb: ein Hodensarkom vom 
Hunde; eine Hodenhypertrophie vom Pferde; eine käsige 
Nekrose vom Schweine (die Organmasse zwischen den nekro¬ 
tischen Herden besteht fast nur aus solchen Zellen, Drüsen¬ 
substanz fehlt ganz); einen atrophischen, frei in der Bauch¬ 
höhle gelegenen Pferdehoden (enthält fast ausschliesslich die 
Zwischenzellen). 

Die Idee e in er Be iziehung der Z w i s ch e n - 
zellen zu Hodenerkrankungen ist aber nichit 
neu und ferner kennt man noch eine Be- 
z i e h u n g d i e s e r Z eile n z u A 11 g e m ein e rkra nk - 
u n gen o h n e g 1 e i c h z e i t i ge Hodenve rä n d e*r - 
UQgen (bei chronischer Phthise, Krebscachexie, syphilitischer 
Cachexie, bei einem 50 jährigen Potator). Zu den heim 
Menschen gemachten Beobachtungen (W a 1 d e y &r, V i r - 
c h o w, Hans e m a n n) gesellt sich auch das Thierexperi- 
mept: Jacobson (1879) erzeugte traumatische Hoden- 
entzündupgen mittels Durchführens von Drahtstiften durch 
Hoden von Hunden und studirte hieran das Verhalten ;der 
Zwiachensubstanz. — Den Ausführungen des Redners dienten 
mehrere Abbildungen mikroskopischer Präparate zur Er¬ 
läuterung. Auf den Vortrag folgte eine Demonstration zahl¬ 
reicher einschlägiger mikroskopischer Präparate. (Ende der 
Vormittagssitzung.) (Schluss folgt.) 


Referate. 

Morey: Atresie des Anus beim Hunde. Ein kleiner, 
ein Monat alter Hund wird an die thierärztliche Hochschule 
zu Lyon gebracht mit der Angabe, derselbe leide an hart¬ 
näckiger Obstipation. Der Bauch ist etwas aufgetrieben; als 
man die Rektaluntersuchung vornehmen will, wird der Mangel 
des Anus entdeckt. Die Operation wurde in der Weise ge¬ 
macht, dass der Damm in der Medianlinie incidirt und das 
‘ Bindegewebe gespalten wurde. In 2 cm Tiefe liegt die stark 
angefüllte Ampulla recti vor. Das Rectum wird herab- 


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gezogen und an zwei seitlichen Stellen durch je eine Naht fixirt; 
die nunmehrige Incision fördert reichlich Meconium und Koth 
zu Tage. Vereinigung der Rektalschleimhaut mit der Haut; 
Tamponade mit Watte, Sublimatabwaschungen. Innerhalb 
acht Tagen erfolgte völlige Herstellung. (Rec. d’Alfort, Bull. 
Vet. Aug. 1901.) E. A. 


Nahrungsmittel aus Blut. Bei den aus Blut hergestellten 
Nährpräparaten ist die leichte Zersetzbarkeit, sowie auch die 
Veränderung im Geschmack ein Uebelstand. Nach einem 
neuen Verfahren wird aus Blut direkt ein Nahrungsmittel mit 
Hilfe des elektrischen Stromes hergestellt, das längere Zeit 
unzersetzt aufgehoben werden kann, ohne sich im Aussehen, 
Geruch und Geschmack zu verändern. Man scheidet das 
Fibrin wie üblich aus dem thierischen Blute aus, verdünnt 
letzteres mit Wasser und lässt einen schwachen gespannten 
Strom darauf einwirken. In dem Präparat bleiben alle Nähr¬ 
stoffe des Blutes fast unverändert. Das getrocknete und ge¬ 
pulverte Nährmittel enthält 76% Eiweiss und 5% mineralische 
Bestandtheile. (Bericht des Patent- und technischen Bureau 
Lüders in Görlitz. Deutsche landw. Thierzucht Nr. 41, 1901.) 


Strobmehl. Als Aufsaugungsstoff für Melasse, Schlempe 
u. dergl. hat man Stroh bisher nicht mit Erfolg benützt. 
Nach einem neuen Verfahren, welches unter Patentschutz 
steht, wird Stroh auf Reisswölfen oder Desintegratoren zer¬ 
rissen, in feine, lockere Fasern zertheilt, und mit Melasse, 
Pulpe, Geläger u. dergl. vermischt. In so vorbereitetem 
Zustande nimmt Stroh das fünf- und mehrfache seines Ge¬ 
wichtes an Feuchtigkeit auf. Es ist dadurch möglich, unter 
Verwendung von Stroh und Melasse ein transportfähiges, 
haltbares und kräftiges Futtermittel herzustellen. (Ibidem.) 


Ein Zebragestüt „Trakehnen“ hat der frühere Leutnant 
von Bronsart in Deutsch-Ostafrika bei Mbuguni angelegt. 
Wie er nach der Münchener „Allg. Ztg. a einem Münchener 
Freunde mitgetheilt hat, gelang es ihm im Juni, eine Herde 
von 400 Zebras zu fangen, die er allerdings bis auf 22 wieder 
in Freiheit setzte, weil er vorläufig nicht mehr unterzubringen 
und zu verpflegen vermochte. Bronsart behauptet, dass seine 
Versuche, die Zebras einzufahren, besten Erfolg gehabt haben 
und die Zebras sich theils allein, theils mit Eseln zusammen¬ 
gespannt, als durchaus brauchbare Zugthiere erwiesen haben. 
(Ibidem.) A. 


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538 


Die Eisen-Zügel. Es gibt Pferde, die, sonst leidlich ge¬ 
ritten, die widerwärtige Gewohnheit haben, öfters „stehen zu 
bleiben“ und anstatt vorwärts zu gehen, „rückwärts kriechen“. 
Dazu wählen diese Thiere gewöhnlich gefährliche Stellen, 
tiefe Gräben etc. Hiergegen sind die Eisenzügel von vor¬ 
züglichster Wirkung, sowie auch bei „Stätigkeit“, beim 
„Steigen“ (zur Verhütung des Ueberschlages), oder auch um 
das „Refüsiren vor dem Sprunge“ zu verhindern. Diese Zügel, 
den gewöhnlichen Zügeln ganz ähnlich, werden statt der 
Trensenzügel eingeschnallt. Sie sind inwendig mit einer Eisen¬ 
schiene versehen, welche ziemlich bis zur Hand des Reiters 
reicht. In dem Augenblicke, wo das Pferd die erstgenannte 
Unart auszuführen sucht, fasst jede Hand einen dieser Zügel 
und „schiebt“ hierdurch das Pferd vorwärts. Diese Eisen¬ 
zügel bewirken dann dasselbe, als wenn man zu Fuss das 
Pferd an den Trensen-Zügeln vorwärts zieht. Es ist gewiss 
einleuchtend, dass das Thier hierdurch beim „Zurückkriechen“ 
aufgehalten wird und während es „Stätigkeit“ äussern will, 
doch vorwärts gehen muss; ebenso beim „Steigen“ so vor¬ 
gebracht wird, dass es kaum in die Höhe kommen, viel 
weniger sich überschlagen kann. Diese vorwärts treibenden 
Griffe rechtzeitig vor dem Sprunge angewandt, vermeiden das 
„Refüsiren“ leicht begreiflicherweise ebenfalls, und sind diese 
Eisenzügel daher von nicht zu unterschätzendem Werthe. 
Ein hoher Offizier, dessen sonst ausgezeichnetes Pferd die 
Mucke hatte, ab und zu stehen zu bleiben und rückwärts zu 
kriechen, war mir sehr dankbar für diese Zügel. Er hatte 
nie mehr Schwierigkeiten mit seinem Pferde, das er sonst 
doch hätte abschaffen müssen. Er versicherte mir, dass 
nach und nach schon bei der geringsten Andeutung zum 
Schieben das Pferd sofort willig vorwärts trat, so dass eigent¬ 
lich dieser Fehler fast gar nicht mehr existire. Diese Zügel 
mit gleichfarbigem Leder des Zaumes überzogen, sind von 
gewöhnlichen Zügeln gar nicht zu unterscheiden. (P. Täschner, 
Pferdefreund, 1901, Nr. 27.) A. 

Etat der thierärztlichen Hochschule München. Im Etat 
der thierärztlichen Hochschule sind für die XXVI. Finanz¬ 
periode neu postulirt: 1. die Summen zur Beförderung eines 
ausserordentlichen Professors zum ordentlichen und zur An¬ 
stellung eines ausserordentlichen Professors für die ambula¬ 
torische Klinik; 2. die Mittel zur Anstellung von zwei weiteren 
Assistenten und 3. von drei weiteren Dienern. 

Im sachlichen Etat der Hochschule werden mehr ge¬ 
fordert 23,600 Mark. Darunter figuriren als grössere Summen 


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339 


ein jährlicher Mehrbedarf von 6000 M*rk für die chirurgische 
Klinik, ein jährlicher Bedarf von 3000 Mark für die ambula¬ 
torische Klinik .und ein jährlicher Mehrbedarf von 10,400 Mark 
für Begieausgaben. Zur Ausführung kleinerer Bauten und 
Verbesserungen an vorhaadenen älteren Gebäuden sind 32,000 
Mark zur Genehmigung beantragt. Zur Grunderwerbung be¬ 
hufs Ausführung -weiterer nothwendiger Bauten sind in den 
Stat eingestellt 500',000 Mark. A. 


Buchemhau. 

Lehrbuch der Anatomie der Hausthiere mit besonderer 
Berücksichtigung des Pferdes. Vollständig neu bearbeitet von 
i&r. Paul Martin, Professor an der Thierarzneisebnle in Zürich, 
Stuttgart 1901. Verlag von Schickhardt & Ebner. 

. Das Werk tritt.an Stelle des in erster und zweiter Auflage 
$on.Leyh, in dritter und vierter Auflage von Franck und in fünfter 
Auflage von Martin herausgegebenen Handbuches der Anatomie 
der.Hausthiere. Es erscheint in .zehn Lieferungen, von welchen 
bereits drei aüsgegeben sind. 

Die erste Lieferung enthält zunächst eine kurze bündige 
Darstellung der Entwicklungslehre. Daran reiht sieh eine TJeber- 
aäoht' über die histologischen . Beatandtheile des Körpers. Nun die 
Besprechung der Systeme und zwar zuerst die /Entwicklungs¬ 
geschichte des Skelettes, welche in der zweiten Lieferung fortgesetzt 
wird- Weiter wird in dieser Lieferung die Anlage und Ausbildung 
der Muskulatur und der Organe des Darm- und Atbmungssystems 
behandelt. In der dritten Xieferung wird die Besprechung dieses 
umfangreichen Themas fortgesetzt. Daran schliesst sich in dieser 
Xieferung die Besprechung des Harn- und Geschlechtssystems. 

Wie wir aus dem vorstehend kurz angeführten Inhalts¬ 
verzeichnis ersehen, befasst sich das Martin’sohe Werk ausser 
.mit der makroskopischen Anatomie auch mit der Histiologie und 
der Entwicklungsgeschichte. Verdienen diese beiden letzteren 
Punkte schon an sich alle Anerkennung, so gebührt dem Ver¬ 
fasser noch besonders um deswillen ganz besonderer Dank, weil 
er diese beiden. Gegenstände in.ausserordentlich fasslicher, übersicht¬ 
licher Weise darstellt. 

Die Illustrationen sind durchwegs vortrefflich. 

Die bis jetzt erschienenen Lieferungen — wohl die am 
schwierigsten zu bearbeitende Abtheilung des Werkes — liefern 
genügende Belege dafür, dass das Buch eine Zierde der zoo- 
tomiseben Litteratur werden wird. A. 


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540 


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Verantwortliche Redaktion: M. Alb recht. 

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Thierheilkunde und Yiehzucht 

Unter Mitwirkung bewährter Fachmänner 

herausgegeben von 

M. Albrecht und Ph. J. Goring. 

45. Jahrgang. München, den 12. November 190 L. Nr. 46. 

Inhalt: 70. Geburtstag des Herrn Geheimrathes, Obermedioinalrathes und 
Unirersitatsprofessors Dr. 0. von Yoit. — Das Heilverfahren bei der 
Maul- und Klauenseuche nach der Methode Baccelli. — Das Auftreten 
der bösartigen Maul- und Klauenseuche in Bayern im Jahre 1901. — 
Merkt, Acute Ruhr. — Referate. — Amts tierärztliche Prüfung in 
Bayern. •— Yiehseuchen-Naohriohten. — Personalien. — Inserate. 


70. Geburtstag des Herrn Geheimrathes, Obermediclnal- 
rathes und Universitätsprofessors Dr. C. von Voit. 


Am 31. Oktober 1. Js. feierte der Geheimrath und Ober- 
medicinalrath Universitätsprofessor Dr. Carl v. Yoit seinen 
70. Geburtstag. 

Die thierärztliche Hochschule hatte besondere Veranlass¬ 
ung, bei dieser Gelegenheit des grossen Gelehrten in Ver¬ 
ehrung und Dankbarkeit zu gedenken. 

Das was die thierärztlichen Hochschulen und die Thier- 
ärzte in Bezug auf die Vorbildung zum Studium der Thier¬ 
heilkunde anstreben, wurde durch C. von Voit in seinem 
Berichte an das königlich bayerische Cultusministerium schon 
vor mehr als dreissig Jahren als dringende Noth wendigkeit 
bezeichnet. 

Das Studium der Thierheilkunde, so sagte Voit unter 
Anderem damals, muss auf wissenschaftlicher Basis begründet 
werden; die Thierheilkunde ist so weit vorgerückt, dass sie 
ein Zweig der Naturwissenschaften geworden ist. Die Thier- 
arzneischule des Staates darf nur eine wissenschaftliche An¬ 


stalt sein, es darf in ihr keine rohe Empirie getrieben werden. 
Ein Thierarzt ohne die Kenntnisse, welche ihm die Wissen¬ 


schaft bietet, ist in unseren Tagen kein Thierarzt mehr, 
sondern ein Pfuscher. 


I Sonden 


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542 


Voit bezeichnte, es im Jahre 1870 ule .halbe Massregel 
in Bayern, nur die Reife; für; die dritte Klasse eines Gymna¬ 
siums als Vorbedingung zum Studium der Thierheilkunde zu 
verlangen, wie dieses im norddeutschen Bunde der Fall sei. 
Ihr hielt^es schon* damals, für notwendig, die bayerische Thier? 
arzneischule auf irgend eine Weise mit einer Hochschule in 
gewisse Verbindung zu bringen und deswegen für das zweck- 
mässigste, als Vorbildung zum Studium der Thierheilkunde an 
der bayerischen Thierarzneiscbule die Reife für die Universität 
oder das Polytechnikum mit dem Absolutorium eines huma¬ 
nistischen oder Realgymnasiums festzusetzen. Die Reffe für, 
die' Hochschule sei, so führte Voit aus, für den Thierarzt 
ebenso erforderlich wie für den Mediciner, Ingenieur, Archi¬ 
tekten, Forstbeamten etc. 

Die allgemeinen Naturwissenschaften, insbesondere Chemie 
und Physik, auch Zoologie und Botanik, sollten für den Thier¬ 
arzt in derselben Ausdehnung wie für den Mediciner geführt 
werden. 

Die grundlegenden naturwissenschaftlichen Fächer sollten 
nicht neben der Physiologie docirt werden, wie es an der 
Thierarzneischule der Fall sei, sondern das Studium derselben 
müsse jenem der Physiologie vorher geben; es sei untunlich, ■ 
die Vorträge über diese Fäeher-einem Docenten zu über¬ 
tragen. . Jedes dieser Fächer erfordere eine eigene Lehrkraft. 

Da es aber vorläufig nicht durchführbar erscheine, an der 
Tbierarzneischule je einen eigenen Professor für Chemie, 
Physik etc. mit den unumgänglich nothwendigen Sammlungen 
und Apparaten aufzustellen, so sei angezeigt, die Ausbildung 
in diesen Fächern einer der Münchener Hochschulen zu über¬ 
tragen. Daraus erwachse auch für die Thierarzneischule der 
Vortbeil, mit der einen oder anderen Hochschule in Ver¬ 
bindung zu treten. 

Als absolut unumgänglich für eine gedeihliche Ent¬ 
wicklung der Thierarzneischule bezeichnete Voit schon vor 
dreisBig Jahren die Notwendigkeit, Fachprofessuren zu schaffen. 
Die Veterinärmedicin, so erklärte er schon damals, sei zu 
umfangreich geworden, als dass eine Kraft das ganze Gebiet 
oder auch nur mehrere Doctrinen der Thierheilkunde in dem 
Umfange und mit der Gründlichkeit beherrsche wie es für 
eine erspriessliche Lehrtätigkeit notwendig sei. 

Auf Grund dieser und anderer Darlegungen, welche eine 
Reorganisation der Thierarzneischule betrafen, zeigte das 
königlich bayerische Staatsministerium schon im Jahre 1871 
die Geneigtheit, auf die reorganisatorischen Ideen Voits ein¬ 
zugehen. 


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r 


543 


Die Errichtung von Fachprofessuren ist zum grösseren 
Theile durchgeführt, und wären die Bestimmungen der Ge¬ 
werbeordnung des norddeutschen Bundes in Bayern nicht in 
Kraft getreten, so würde bei uns höchst wahrscheinlich schon 
längst die Maturität als Vorbildung zum Studium der Thier¬ 
heilkunde gefordert worden sein. — 

Im Verlaufe der vergangenen dreissig Jahre hat der Herr 
Geheimrath Dr. von Voit der Thierheilkunde und der nun¬ 
mehrigen thierärztlichen Hochschule seine wohlwollenden Ge¬ 
sinnungen treu bewahrt und bei mehrfachen Gelegenheiten 
zum Ausdrucke gebracht. 

In welchem Masse die Forschungen des Gelehrten auf 
dem Gebiete der Hygiene, Physiologie, besonders auf jenem 
der Ernährungsphysiologie, der Thierheilkunde zu gute kamen, 
braucht hier nicht weiter erörtert zu werden. 

Im Bewusstsein des grossen Dankes, welchen die thier¬ 
ärztliche Hochschule München dem Herrn Geheimrathe schuldet, 
benützte der Lehrkörper derselben den Anlass seines 70. Ge¬ 
burtstages, um dem Jubilare durch eine Deputation die Glück¬ 
wünsche und die Gefühle der Dankbarkeit und Verehrung 
auszusprechen. A. 


Das Heilverfahren bei der Maul- und Klauenseuche 
nach der Methode Baccelti. 

Nach Mittheilungen in der Tages- und Fachpresse sind 
auf Anordnung des k. italienischen Ministers für Landwirt¬ 
schaft, Herrn A. Baccelli, in Born eingehende Versuche zur 
Heilung der Maul- und Klauenseuche vorgenoramen worden, 
welche ein sehr günstiges Resultat ergeben haben sollen. 
Das Heilverfahren besteht bekanntlich in der intravenöseu 
Verwendung von Sublimat bei kranken Thieren. Es ist nicht 
ausgeschlossen, dass das Mittel bei der bösartigen Form der 
Seuche thatsächlich einen Erfolg zu erzielen im Stande ist, 
da es Erfahrungssache ist, dass bei der bösartigen Seuche die 
Thiere erst im Rekonvalescentenstadium, wenn die Blasen an¬ 
fangen abzuheilen, also etwa am fünften oder sechsten Tage 
nach Beginn der Seuche zu Grunde gehen. Es beruht dies 
darauf, dass das im Säftestrom kreisende Gift auf die Musku¬ 
latur des Herzens in der Weise einwirkt, dass eine Entartung 
der Muskelfasern zu Stande kommt, welche zu ihrer Ent¬ 
wicklung eine Reihe von Tagen erfordert. Von der mehr 
oder weniger grossen Ausdehnung solcher Entartung bängt 
es ab, ob der Herzmuskel den an ihn gestellten Anforder¬ 
ungen noch zu genügen vermag und sich allmählig erholt 



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544 


oder ob er gelegentlich versagt und die Thiere dann an 
akuter Herzinsuffizienz plötzlich zu Grunde gehen. Vielleicht 
vermag die im Wege der intravenösen Einspritzung in den 
Blutstrom gelangte Sublimatlösung das hier kreisende Seuchen- 
gift unschädlich zu machen. Angesichts der in Italien ein- 
gezogenen Erkundigungen über die Wirkung des Baccelli’schen 
Heilverfahrens erscheint es veranlasst, dass letzterem auch 
in Deutschland geeignete Beachtung zugewendet werde. 

Das k. Staatsministerium des Innern hat denn auch durch 
Entschliessung vom 6. November 1. Js. angeordnet, dass aus 
Anlass des Auftretens der bösartigen Maul- und Klauenseuche 
in Bayern in mehreren Regierungsbezirken dieses Heilverfahren 
versuchsweise in Anwendung zu bringen ist. Zunächst ist 
von dem genannten Verfahren bei einzelnen von der bös¬ 
artigen Form der Seuche betroffenen Orten in Mittelfranken 
mit thunlichster Beschleunigung Gebrauch zu machen und 
sind zu diesem Behufe zunächst die Bezirksthierärzte in 
Weissenburg a/S. und Gunzenhausen, sowie der Distriktsthier¬ 
arzt in Heidenheim a/H. entsprechend angewiesen worden. 

Für die intravenöse Verwendung von Sublimat sind 
folgende Dosen bestimmt: für a) Jungvieh 2—4, b) aus¬ 
gewachsene Thiere 4—6, c) schwere Bullen und Ochsen 
6—8 Centigramm Sublimat pro Thier und Tag. 

Die Anwendung vorstehender Dosen geschieht in Form 
einer Einspritzung in die Jugularvene und ist hiefür folgende 
Lösung zu verwenden: Hydrarg. bichlorat. 1,0, Natr. chlorat. 
7,0, Aqu. dest. 100,0. 

In einem Gramm dieser Lösung ist demnach ein Centi¬ 
gramm Sublimat enthalten. 

Vor der Einspritzung ist die Jugularvene durch An¬ 
legung eines Bandes wie beim Aderlässe zum Anschwellen 
zu bringen; mit Beginn der Einspritzung ist die Unterbindung 
zu beseitigen, damit die Lösung ohne Verlust von Flüssigkeit 
in die Blutbahn gelangen kann. 

Die für eine Einspritzung erforderliche Menge von 
Snblimatlösung ist je nach Alter und Schwere des Thieres 
zu verabreichen und, je nachdem die Krankheit dem Heil¬ 
mittel Widerstand leistet, in Zwischenräumen von 24 Stunden 
zu wiederholen. Baccelli gibt an, dass in der Regel eine 
dreimalige Einspritzung innerhalb dreier Tage genügt, nach 
Umständen aber noch weitere Einspritzungen nothwendig 
werden können. Für Rindviehstücke, welche im Verlaufe des 
Heilverfahrens verenden, wird Entschädigung für den Werth 
des Thieres aus der Staatskasse gewährt. 


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545 


Das Heilverfahren soll nur im Einverständnisse mit dem 
betheiligten Viehbesitzer in Anwendung kommen in Gemeinden, 
in welchen das Auftreten der bösartigen Maul- und Klauen¬ 
seuche amtsthierärztlich festgestellt ist, und bei solchen Thieren, 
welche bereits an der Seuche erkrankt sind. Vor Einleitung 
des Heilverfahrens hat der zur Vornahme der Heil versuche 
ermächtigte Thierarzt den Verkaufswerth eines jeden Thieres,. 
an welchem das Verfahren versucht werden soll, im Einver¬ 
nehmen mit dem Viehbesitzer festzustellen. Die Versuche 
der Anwendung des Heilverfahrens erfolgen für die Vieh¬ 
besitzer kostenlos; den zur Vornahme der Versuche ermächtigten 
Thierärzten wird eine angemessene Vergütung aus der Staats¬ 
kasse gewährt. Gg. 


Das Auftreten der bösartigen Maul- und Klauenseuche 
in Bayern im Jahre 1901. 

Die Maul- und Klauenseuche ist in der zweiten Hälfte 
des Juli 1901 im Bezirke Schrobenhaüsen (Oberbayern) plötzlich 
in bösartiger Form aufgetreten. Die ersten Todesfälle er¬ 
eigneten sich in der Gemeinde Sandiszell; die Seuche griff in 
gleicher Bösartigkeit alsbald auf Viehbestände der nahen Ge¬ 
meinde Schorn, k. Bezirksamts Neuburg a. D., über, so dass 
auch hier bereits am 25. Juli d. Js. Todesfälle vorgekommen 
sind. Die ersten Erscheinungen der Seuche scheinen in den 
beiden Ortschaften in ihrer Natur nicht erkannt worden zu 
sein, oder sie sind verheimlicht worden; jedenfalls hatte die. 
Seuche, bis sie den Behörden zur Kenntniss kam, Zeit, sich 
zu verbreiten. Trotz der weitgehendsten Massnahmen hat 
die Seuche im Bezirke Schrobenhaüsen weiter um sich ge¬ 
griffen, so dass bis Ende Oktober 1. Js. in zehn Gemeinden 
des Bezirkes 182 Rindviehstücke der Seuche erlegen waren. 
Die Seuche hat dann 1 auch noch im September 1. Js. auf 
einige Ortschaften des benachbarten Bezirkes Aichach über¬ 
gegriffen, so dass auch hier einige Rindviehstücke der Seuche 
erlegen sind. 

Von dem am 4. September 1. Js. in Ingolstadt abgehaltenen 
Viehmarkte wurden durch einen Händler aus Ellingen zehn 
Rinder nach Ellingen und Weissenburg a/S. (Mittelfranken) 
verbracht und dadurch die Seuche in bösartiger Form in den 
Bezirk Weissenburg eingeschleppt. Am 9. September wurde 
die Seuche in der Stadt Weissenburg amtsthierärztlich fest¬ 
gestellt. Bis zum 21. Oktober d. Js. wurden in Weissenburg 
19 Gehöfte verseucht; zwölf Rinder sind der Seuche erlegen 


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546 


davon sechs in einem Gehöfte. Unterm 21. September d. Js. 
wurde die Seuche in der benachbarten Ortschaft Schmal¬ 
wiesen, etwas später in den Ortschaften Massenbach und 
Weimersheim amtsthierärztlich festgestellt. Bis zum 21. Ok¬ 
tober d. Js. waren in Schraalwiesen 18, in Massenbach 17 
und in Weimersheim zwölf Rindviehstücke an der Seuche 
gefallen. Während am 29. Oktober die Seuche in Massen¬ 
bach und Schmalwiesen als erloschen betrachtet werden 
konnte, hat sich dieselbe in Weimersheira weiter ausgebreitet 
und ist daselbst die Zahl der Todesfälle auf 20 gestiegen. 
Am 16. September d. Js. gelangte eine Kuh aus Schmal¬ 
wiesen, vor der amtsthierärztlichen Feststellung der Seuche, 
in den weiteren Handel. Die betreffende Kuh wurde in an¬ 
scheinend gesundem Zustand auf dem Yiehmarkte in Berolz- 
heim, Bezirksamts Dinkelsbühl, an den Viehhändler L. in 
Heidenheim, Bezirksamts Günzenhausen, verkauft und einem 
Transporte angeschlossen, welcher auf den am 25. Septem¬ 
ber 1. Js. in Nördlingen (Schwaben) abgebaltenen Yiehmarkt 
dirigirt wurde. Eine Kuh des Transportes wurde in Oettingen, 
Bezirksamts Nördlingen, als krank zurückgelassen und der 
nunmehr anscheinend gesunde Transport nach Nördlingen ge¬ 
bracht und daselbst verkauft. Durch diesen Transport wurde 
die Seuche durch anscheinend gesunde Thiere nach Oehriögen 
und Braunsbach (Württemberg) und in mehrere Bezirke der 
Pfalz, sowie nach Ingolstadt verschleppt. Die Seuche brach 
an diesen Orten überall in bösartiger Form aus. In der Pfalz 
waren am 2. November 1. Js. bereits 17 Gemeinden von der 
Seuche betroffen, 14 Stück Grossvieh und ein Kalb der 
Krankheit erlegen. In Ingolstadt sind zwei Kühe an der 
Seuche gefallen. Verhängnisvoller erwies sich der Heiden- 
heimer Viehtransport für die Gemeinden Ostheim und West¬ 
heim, Bezirksamts Gunzenhausen. Der berüchtigte Trieb be¬ 
rührte Ostheim am 24. September 1. Js. Am 24. Oktober 1. Js. 
waren in dieser Gemeinde 45 Ställe von der Seuche ergriffen 
und ein Verlust von 37 Rindviehstücken eingetreten. Die 
Seuche hat inzwischen auf die benachbarte Gemeinde West¬ 
heim übergegriffen und einen Verlust von 30 Rindviehstücken 
in 37 Gehöften verursacht. 

Die Ursachen der Weiter Verbreitung der Seuche in den 
vorstehend genannten Fällen sind zumeist auf den Personen¬ 
verkehr, dann auf die Verheimlichung der Seuchenausbrüche, 
gemeinsamen Weidetrieb, Verwendung von Rindviehgespannen 
zur Feldarbeit und insbesondere auf den gewissenlosen Handel 
mit inficirten, noch gesund scheinenden Viehstücken zurück¬ 
zuführen. Die veterinärpolizeilichen Massnahmen haben sich 


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547 


vielfach als machtlos zur Verhinderung der Seuchenausbreitung 
erwiesen. _ Gg. 

Acute Ruhr. 

Von Bezirkstbierarzt Merkt, Kempten. 

Acute Ruhr mit blutigem Durchfall ergriff oft mehrere 
Thiere eines Stalles und kam überhaupt häufig vor. Auch 
bei mindergradigem Fieber erfolgte, wenn nicht rechtzeitig 
entsprechende Behandlung eingeleitet wurde, oft rasch der 
todtlicbe Ausgang. Die Behandlung bestand nur in Verab¬ 
reichung von Tannoform (50 g auf vier Dosen), ausserdem 
Entziehung aller Nahrung ausser Brennsuppe. Stets war der 
Erfolg ein überraschender, und Tannoform ist in solchen 
Fällen ein vorzügliches und in Berücksichtigung des Erfolges 
ein nicht zu theures Heilmittel. Ebenso wirksam ist es beim 
Durchfall der Saugkälber und Fohlen. (Jahresber. bayer. 
Thierärzte.) 


Referate. 

Zum Heilverfahren bei Maul- und Klauenseuche nach 
Baccelli. Baccelli 1 ) macht hinsichtlich der intravenösen 
Injection einer SubKmatlösung behufs. Heilung der Maul- und 
Klauenseuche folgende Angaben: in der Injectionsfiüssigkeit 
soll enthalten sein — und zwar zu einer Injection: für 
Kälber 2—4 Centig., für erwachsene Thiere 4—6 Centig., 
für Stiere 6—8 Centig. Sublimat. Die Lösung soll ferner 
für 1 Centig. Sublimat 75 Milligramm Kochsalz enthalten. 
(La soluzione doveva contenere per ogni centigrammo di 
sublimato 75 milligrammi di cloruro di soda.) Die Menge 
des zur Lösung von Sublimat und Kochsalz nöthigen Wassers 
ist nicht angeführt. 

1. G. C o 8 c o (S. 14), der das Verfahren von Baccelli 
erprobte, nahm zu einer Injection eine Lösung folgender 
Zusammensetzung: 

Sublimat 0,04—0,06 g 
Kochsalz 0,075 g 
Wasser 6,0 g. 

Er machte drei Tage hintereinander je eine Injection. Prophy¬ 
laktisch (S. 15) injicirto er zwei Centigramm Sublimat, nach 
zwölf Stunden erfolgte nochmals eine Injection derselben Menge. 

2. Croce dott. Giovanni (S. 19) stellte seine Versuche 
mit Lösungen an von der Zusammensetzung: 

*) Baccelli: Discorso inaugturale XI. Congresso Nazionale di Medioina 
interna (Pisa, 27.—30. Oktober 1901) S. 7. 


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548 

Sublimat 1,0 g 
Kochsalz 1,0 g 
Wasser 100,0 g. 

Kühen injicirte er von dieser Lösung 3—4 g (entsprechend 
nahezu 0,03—0,04 Sublimat und 0,03—0,04 Kochsalz), Ochsen 
4—6 g (entsprechend nahezu 0,04—0,06 g Sublimat und 
0,04—0,06 Kochsalz). Er machte an drei aufeinanderfolgen¬ 
den Tagen je eine lnjection. 

3. Dott. Augusto Ciannetti (S. 31) endlich arbeitete 
mit Lösungen, welche diese Zusammensetzung hatten: 
Sublimat 0,05 g 
Kochsalz 0,75 g 
Wasser 10,0 g. 

Die Zusammensetzung der Injectionstiüssigkeiten, welche 
die letztgenannten Praktiker verwendet haben, lässt hin¬ 
sichtlich des Verhältnisses von Sublimat zu Wasser und Koch¬ 
salz eine Einheitlichkeit nicht erkennen; aus der gebrauchten 
Lösung im Falle 2 ergibt sich das Verhältnis von Sublimat 
und Wasser von 1:100. 

Sublimatlösungen im Verhältniss 1: 100 Wasser benützt 
man auch zuweilen zu subcutanen Injectiönen in der Menschen¬ 
heilkunde; in diesem Falle erhält aber die Lösung einen 
Zusatz von 10 g Kochsalz. Baccelli hebt in seiner Vorschrift 
hervor, dass die Injectionsfliissigkeit für 1 Centigramm Subli¬ 
mat 75 Milligramm Kochsalz enthalten soll; es ergibt sich 
daher nach dem Verhältniss von 1 Sublimat: 100 Wasser 
folgendes: 

Sublimat 1,0 g 
Kochsalz 7,5 g 
Wasser 100,0 g. 

1 Gramm dieser Flüssigkeit enthält somit annähernd 1 Centi¬ 
gramm Sublimat und 0,075 Kochsalz. 

Die Receptformel würde lauten: 

Rp.! Hydrargyr. bichlorati 1,0 
Natrii chlorati 7,5 

Aq. dest. 100,0 

M. D. S. Zur intravenösen lnjection. 

Prof. Dr. Brandt. 

Generalisirte Sarcomatose bei einer Kuh. Eine Kuh 
hatte sich in Folge einer heftigen Contusiön ein Hämatom 
am rechten äusseren Darmbeinwinkel zugezogen. Die Ge¬ 
schwulst wurde gespalten und entsprechend behandelt; sie 
vertheilte sich aber nicht und zeigte keinen Heiltrieb. * Nach 


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drei Monaten war ein Tumor von der Grösse zweier Menschen¬ 
köpfe entstanden, welcher an der Basis 35 cm Durchmesser 
hatte und von tiefen, unregelmässigen Furchen und Kissen 
voll übelriechenden Eiters durchzogen war. Die Neubildung 
wurde ohne viel Schwierigkeit exstirpirt, obwohl sie schlecht 
abgegrenzt sich zwischen die Muskulatur bineinzog; unter 
dem Mikroskop erwies sie sich als ein Sarkom von schwamm¬ 
igem Gefüge. Wegen fortwährender Wucherung der Ge¬ 
schwulst war die Operationswunde nicht zur Heilung zu 
bringen, die Kuh ging an Entkräftung ein und bei der Sektion 
zeigte sich generalisirte Sarcomatose aller Parenchyme. 

(Hendrickx, Annales de möd. vöt. Feb. 1901.) 

Petit beschreibt Sarkombildung in beiden Nieren der 
Katze. In der linken fanden sich nur einige wenige Knoten, 
wogegen die rechte mindestens um das Dreifache vergrössert 
und von höckeriger Oberfläche war. Die histologische Unter¬ 
suchung ergab ein Spindelzellensarkom. — (Da einige Zeit 
vorher bei der Katze ein nicht näher bestimmter Tumor aus 
der Milchdrüse exstirpirt worden war, so ist an Metastasen¬ 
bildung zu denken.) 

(Rec. de möd. vet. 30. Juli 1901.) 

Strychnin zur Behandlung der Tuberkulose. Nachdem 
Ga Ui er eine ausgesprochene Verlangsamung der Entwicklung 
der Tuberkulose bei Hasen beobachtet hatte, welche einer 
Behandlung mit Strychnin und Arsenik unterworfen worden 
waren, machte er Versuche, um festzustellen, ob die Tuber¬ 
kulose mit diesen Mitteln etwa heilbar sei. Dabei zeigte 
sich jedoch, dass es nicht gelingt, der Krankheit Einhalt zu 
thun, sondern dass eben nur die Entwicklungszeit verlängert 
wird. — Bei dieser Gelegenheit weist G. auf die günstigen 
Erfolge hin, welche mit 10—20 Centigrammen Strychninsulfat 
pro dosi im Trinkwasser bei herabgekommenen Pferden zu 
erzielen sind. 

(Journal de möd. yöt. et de zootechnic. Jan. 1901.) 


Zwillinge bei der Stute. Das Vorkommen von Zwillings¬ 
geburten bei Stuten ist sehr selten; nachCornevin 1:1000. 
In dem Falle von Porcheret brachte eine Stute ein Maul¬ 
thierfüllen und ein Pferdefohlen zur Welt, nachdem sie seiner 
Zeit an demselben Tage von einem Pferdehengst und einem 
Eselhengst gedeckt worden war. Beide Fohlen gediehen bestens. 

(Journal de inöd. vöt. et de zoot. Oec. 1900.) 


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550 


Das Piroplasma equi. In Südafrika, besonders Transvaal, 
lässt sich im Blute der Pferde häufig ein 1—l ?l /a Micra grosser 
Parasit, das Piroplasma equi, nachweisen. Sie sitzen inner¬ 
halb der rothen Blutkörperchen, zumeist zu mehreren, selten 
jedoch über vier an der Zahl in einem der letzteren. Mit 
der bekannten horse sickness hat das Piroplasma nichts zu 
thun, doch findet man ab und zu beide Affectionen an einem 
Thiere. (Laveran, Soo. de biol. 20. Apr. 1901.) 


DrHiinge bei einer Kalbin. Friez berichtet von einer 
Erstlingskuh, welche drei lebendige Kälber geboren hat. Diese 
hatten die Grösse eines mittleren Hundes und wogen 33 bezw. 
35 und 36 Pfund. (Recueil. 15. Aug. 1901.) 

Schmidt—Kulrabach und Dr. Simader. 


Amtsthierärztliche Prüfung in Bayern. 

Zu der in der Zeit vom 7. bis 18. Oktober 1. Js. in 
München abgehaltenen amtsthierärztlichen Prüfung waren 
vom K. Staatsministerium des Innern 46 Thierärzte zugelassen 
worden; zehn Kandidaten erklärten vor Beginn der Prüfung 
ihren Rücktritt, einer trat während der Prüfung zurück; die 
35 Kandidaten, welche die Prüfung vollständig ablegten, 
haben dieselbe bestanden, und zwar 19 mit der Kote II = 
sehr gut, 16 mit der Note III = gut. 


Verze Iclmiss 

der Thierärzte, welche die im Jahre 1901 abgehaltene Prüfung behufs 
Erlangung der Function eines amtlichen Thierarztes bestanden haben: 

1. Be fei ein Karl, Veterinär im K. 2. Schweren Reiter-Regiment 
in Landshut; 2. Opel Ferdinand, städtischer Thierarzt in Markneukirohen 
(Sachsen); 3. Thienel Max, Veterinär im K. 6. Chevauxlegers-Regiment 
in Bayreuth; 4. Simader Dr. med. yet. Paul, bezirksthierärztlioher Assi¬ 
stent in Kulmbaoh; 5. Ebersberger Philipp, Distriktsthierarzt in 
Weihern; 6. Probst Georg, Distriktsthierarzt in Heidenheim a. H.; 
7. Mayer Otto, Distriktsthierarzt in Oberammergau; 8. Bayer Franz, 
bezirksthierärztlioher Assistent in Lindau; 9. Wucher Dr. med. yet. 
Oskar, praktischer Thierarzt in Neuburg a. D ; 10. Schrick er Karl, 
Distriktsthierarzt in Grönenbach; 11. Kirsten Friedrich, Veterinär im 
K. 2. TJlanen-Regiment in Ansbach; 12. Zeiller Jakob, Veterinär im 
K. 5. Chevauxlegers-Regiment in Saargemünd; 13. Rotheraund Johann, 
Distriktsthierarzt in SohnaitBee; 14. Ade Alfred, Distriktsthierarzt in 
Weismain; 15. Kränzle Eduard, Assistent an der K. thierärztlichen 
Hochschule in München; 16. Bress Valentin, Distriktsthierarzt in Schonen¬ 
berg (Pfalz); 17. Jakob Heinrich, Assistent an der K. thierärztlichen 
Hochschule in München; 18. Ohler Karl Wilhelm, praktischer Thierarzt 


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551 


in Neustadt a. H.; 19. Deimler Konrad, städtischer Thierarzt in Dres¬ 
den; 20. Auer August, approbirter Thierarzt in Pforzheim; 21. Poetzsch 
äuge, praktischer Thierarzt in Haiuiohen (Sachsen); 22. Hub Ludwig 
Distriktsthierarzt in Seeg; 23. Haaek Karl, praktischer Thierarzt m 
Höchst im Odenwald (Hessen); 24; K ür sehn er Karl, einjährig-freiwilliger 
Uaterveterinär im K. 1. Ulanen-Regiment in Bamberg; 25. Qeissler 
Ertist Arthur, praktisoher Thierarzt in Werdau i. 8.; 26. Rabus Fritz, 
Distriktsthierarzt in Pirmasens; 27. Lee hie Rudolf, praktischer Thier¬ 
arzt in Plaitling; 28. Ei ebner Friedrich, Distriktsthierarzt in Nessel¬ 
wang; 29. Herrmänn Wilhelm, praktischer Thierarzt in Isen; 30/ Meyer 
Hass, Distriktsthierarzt in Hornbach (Pfalz); 31. Wind Otto, Distrikts¬ 
thierarzt in Pfaffenhausen; 32. Duetsoh Nikolaus, bezirksthierärztlioher 
Assistent in Landshut; 33. Korber Friedrich, praktischer Tbierarzt in 
D^chsbaoh,; 34. Seide rer Johann Georg/ praktisoher Thierarzt in Lech¬ 
hausen; 35. Schaffer Anton, praktischer Thierarzt in Weitnau. . 


Stand der Thierseuchen in Bayern am 5. November 1901. 

a) Rotz (Wurm): 

Schwaben: Augsburg 1 Gmd. (1 Geh.). 

b) Maul- und Klauen-Seuche: 
Oberbayern: 23 Gern. (304 Geh.); Pfalz: 16 Gmd. (68 
Geh.); Oberpfalz: 1 Gmd. (lGeh.); Oberfranken: 1 Gmd. 
(1 Geh.); Mittelfranken: 10 Gmd. (136 Geh.): Unter¬ 
franken: 8 Gmd. (13 Geh.); Schwaben: 4 Gern. (25 Geh.). 

c) Schweineseuche (Schweinepest): 
Oberbayern: 1 Gern. (1 Geh.); U n te rfra n k en: 1 Gern. 
(1 Geh.). 


Personalien. 

Professor Dr. Paul Martin an der Thierarzneisohule in Zürich 
wurde als ordentlicher Professor für Thieranatomie an die Universität 
Giessen berufen. Der seitherige Assistent an der chirurgischen Klinik der 
thierärztliohen Hochschule München, Franz Mack aus München, wurde 
auf Ansuchen seiner Funktion enthoben und diese dem approbirten Thier¬ 
arzte Eduard Schnug aus München in widerruflicher Weise übertragen. 


Zur geil. Beachtung. 

Der Schluss des Artikels „Ueber Harnsteinoperation beim Rind tt und 
die Fortsetzung des Artikels „Die 73. Versammlung deutscher Natur¬ 
forscher und Ärzte etc.“ folgen in nächster Nummer. 


Gauversammltuig der Thierärzte des Chiemgaues. 

Am Sonntag den 94. November Nachmittags 2 Uhr findet 
in Traunstein im Hotel Traunsteiner Hof (Bahnhofstrasse) eine 
Gau Versammlung der Thierärzte des Chiemgaues statt, 
wozu alle Collegen freundlickst einladen. Dennliardt. Nopitsch. 

r lerarzt, 1900 approbirt, sucht Assistenten-Stelle oder Vertretung. 

Gefl. Off. erb. unt. A. 22 an die Exped. d. Blattes. 


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552 


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Thierheilkunde und Viehzucht 

Unter Mitwirkung bewährter Fachmänner 

herausgegebea von 

M. Albreoht und Ph. J. Göring. 

45. Jahrgang. München, den 19. November 1901. Nr. 47. 

Inhalt: J. Imminger, Ueber Harnsteinoperation beim Rind. Schluss. —. 
Merkt, Schafräude. — Streitberg, Abtrennung eines Darmstückes und 
Verblutung bei einer Kuh. — Dr. Mayr, Die 73. Versammlung deutscher 
Naturforscher und Ärzte in Hamburg vom 22.—28. September 1901. 
(Abtheilung 26: Thierheilkunde.) Fortsetzung. — Referate. — Bücher¬ 
schau. — ViehBeuchen-Nachrichten. — Personalien. — Inserate. 


Ueber Harnsteinoperation beim Rind. 

(Vortrag,'gehalten auf der 73. Versammlung deutscher Naturforscher 

und Ärzte.) 

Von Professor J. Imminger. 

(Schluss.) 

Mein Verfahren der Steinoperation besteht darin, dass 
nach vorausgegangener genauer Untersuchung der Blase, 
soweit dies möglich ist, das Thier auf weichem Strohlager 
langsam niedergeschnürt und nach Vereinigung der vier Füsse 
unter Durchziehung einer Stange, welche nach vorwärts auf 
dem Boden aufsteht, nach rückwärts von zwei kräftigen Ge¬ 
hilfen auf der Schulter in die Höhe gehoben wird. Hierauf 
wird nach Reinigung des Operationsfeldes unmittelbar hinter 
dem Scrotum ein ca. 15 cm langer Hautschnitt gemacht, das 
darunter liegende Fett- und Bindegewebe vollständig heraus- 
präparirt, dann der Penis hervorgezogen, der Sitz des Steines 
festgestellt und vor dessen Entfernung vom Sitz des Steines 
nach abwärts alles auf dem Penis aufgelagerte Bindegewebe 
abpräparirt, solange mit der Pincette solches noch abgezogen 
werden kann. Ist dies geschehen, so wird erst der Stein 
entfernt und zwar erfolgt der Einschnitt in die Harnröhre auf 
der Seite, wo selbe in den kavernösen Körper übergeht. Ist 
der Stein entfernt, so kann man sehen, dass sofort eine kleine 


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554 


Menge Urin sich entleert, doch je länger die Spannung der 
Blase gedauert hat, desto weniger Urin entleert sich. Die 
Einführung einer Sonde ist äusserst schwierig und führt zu 
keinem Ziel. Hat man das Thier in Narkose, so kann man 
vom Mastdarm aus durch Druck auf die Blase am ehesten 
eine annähernde Entleerung derselben zu Stande bringen. 
Aber auch dies gelingt nicht immer, da durch allzu starken 
Druck sich sofort blutiger Harn einstellt. Ich habe mich in 
letzter Zeit gar nicht mehr bemüht, im Liegen des Thieres 
unmittelbar nach der Operation eine vollständige Entleerung 
der Blase herbeizuführen, sondern ich Hess das Thier, nach¬ 
dem ich die Hautwunde so genäht hatte, dass nach vorne zu 
eine ca. 3 cm lange Oeffnung vorhanden blieb, aufstehen und 
versuchte die Blase im Stehen zu entleeren. Die Blase voll¬ 
ständig zu entleeren ist nach länger andauernder Füllung 
überhaupt nicht möglich. Die Wunde in der Harnröhre selbst 
wird nicht genäht, es wäre das auch völlig zwecklos, da hie¬ 
durch höchstens Strikturen der Harnröhre hervorgerufen bez. 
später neue Harnstörungen hervorrufen werden, die zu er¬ 
neuter Operation zwingen. 

Treten bei operirten Thieren Harninfiltrationen ein, so 
muss in all diesen Fällen die Operation als misslungen be¬ 
zeichnet werden, da bei vollständiger Herausnahme des den 
Penis umgebenden Bindegewebes in der angegebenen Weise 
wie dies früher schon Meissl betont hat, jede Harninfiltration 
ausgeschlossen ist. 

Zur Behebung der Blasenlähmung hat man mit der Hand 
in den Mastdarm einzugehen und einen vorsichtigen Druck 
auf den Grund der Blase auszuüben. Hiedurch wird bei 
Thieren Harndrang erzeugt und bei jedesmaliger Vornahme 
dieser Manipulation, welche die ersten beiden Tage mindestens 
täglich acht- bis zehnmal zu geschehen hat, regelmässig eine ge¬ 
ringe Menge Harn entleert. Hat aber die Parese schon über 
24 Stunden gedauert, so ist man fast durchwegs nicht im 
Stande, durch Druck auf die Blase eine vollständige Ent¬ 
leerung derselben herbeizuführen. Diesen Zustand, den 
Meissl als gefährlich bezeichnet, kann man aber durch häufiges 
Eingehen in den Mastdarm und leichten Druck auf die Blase 
regelmässig beseitigen. Bei den ersten Versuchen (zwei- bis 
dreimal) darf man jedoch den Druck nicht mit den Finger¬ 
spitzen ausüben, sondern so viel wie möglich mit der flachen 
Hand, weil sonst Blutungen beobachtet werden können. Da 
nun der behandelnde Thierarzt nicht in der Lage ist, sich den 
ganzen Tag über dem Thiere zu widmen, so habe ich in 
derartigen Fällen, in denen eine Harnverhaltung längere Zeit 


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bestanden hatte, eine Person mit kleiner Hand ausgewählt 
und dieser das Verfahren gezeigt. Dem von Meissl an¬ 
gegebenen Vorschlag, die Thiere nach der Operation führen 
zu lassen, kann ich nicht beipfiichten, weil bei bestehender 
Blasenlähmung auf diese Weise kein Harndrang hervor¬ 
gerufen wird. 

Weiters ist zu beachten, dass den Thieren keine Flüssig¬ 
keit gereicht wird. Ich liess den an Harnstein operirten 
Thieren, bei welchen Blasenlähmung bestand, l /2 Liter Bier 
geben, am zweiten Tag ein Liter, dagegen Wasser gar 
keines. Da nun in Folge des grossen Durstes die Thiere 
oft schlecht oder gar nicht fressen, so sind die Besitzer darauf 
aufmerksam zu machen, dass sie diese Symptome nicht als 
beängstigende ansehen sollen. Werden Blasenlähmungen auf 
diese Weise behandelt, so kann man sehen, dass die Thiere 
schon am dritten Tage in Zwischenpausen freiwillig geringe 
Menge Harn absetzen, was noch dadurch begünstigt werden 
kann, dass man mit den Fingern unterhalb des Afters am 
Penis etwas reibt. Sobald die Thiere anfangen, spontan 
Harn abzusetzen, können ihnen grössere Quantitäten Wasser 
verabreicht werden, jedoch ad libitum erst vom fünften bis 
sechsten Tag an. 

Schafräude. 

Von Bezirksthierarzt Merkt, ICerapten. 

Ein aus 326 Stück bestehender Schafbestand kam aus 
Württemberg auf ein im Bezirk befindliches Pachtgut. Weit 
über die Hälfte der Schafe war hochgradig räudekrank und 
sehr vernachlässigt. Sämtliche Thiere wurden einem drei¬ 
maligem Badeverfahren unterworfen. Das erste Bad bestand 
aus Tabakabkochungen mit Zusatz von Pottasche, Soda und 
Creolin, das zweite und dritte aus 3°/o Bacillollösung mit 
Zusatz reiner Pottasche. Das Verfahren wurde aufs pünkt¬ 
lichste ausgeführt, alle Borken ausgebürstet und die stark er¬ 
griffenen Schafe gezeichnet und in gesondertem Haufen ge¬ 
halten. Die Heilung gelang vollständig und dauernd, nur ein 
Stück ist nach dem Baden verendet. (Jahresberichte bayer¬ 
ischer Thierärzte.) 

Abtrennung eines Darmstückes und Verblutung bei 
einer Kuh. 

Von Disfcriktsthierarzt Streitberg, Pappenheim. 

Eine Kuh hatte am Mittag gekalbt und bis dahin keinerlei 
Gesundheitsstörungen gezeigt. Am Abend war die Nach- 


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gebürt noch nicht abgegangen. Das Thier verweigerte jede 
Nahrungsaufnahme, zeigte sinkende Temperatur, nicht fühl¬ 
baren Puls und tumultuösen Herzschlag. Ohne eine Er¬ 
klärung für diesen Zustand finden zu können (die Untersuchung 
der Geburtswege ergab vollständig normale Verhältnisse), 
mahnte ich zur Vorsicht und liess das Thier die Nacht über 
bewachen. Morgens sechs Uhr stürzte die Kuh, welche sich 
von Abends acht Uhr an nicht mehr gelegt hatte, plötzlich 
zusammen und drohte zu verenden. Der Wärter konnte mit 
dem bereit gehaltenen Messer noch rechtzeitig den Schlacht¬ 
schnitt machen. Die Sektion ergab: ein ca. 20cm langes 
Stück Hüftdarm mit Blutgerinnseln gefüllt, schwarzroth ge¬ 
färbt, lag frei in der Bauchhöhle, welche mit Blut und Futter¬ 
mitteln angefüllt war. Es ist zu vermuthen, dass eine Darm- 
invagination beim Geburtsakte oder durch das in Folge Zurück¬ 
bleibens der Nachgeburt veranlasste Drängen erfolgt ist, 
welche zur Darraruptur führte. (Ibidem.) 

Die 73. Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte 
in Hamburg vom 22.-28. September 1901. 

(Abtheilung 26: Thierheilkunde.) 

Bericht von Proaektor Dr. Mayr. 

(Fortsetzung statt Schluss.) 

Dienstag nachmittags 1 Uhr: 1. Kantorowicz 
(Berlin): „Verwendbarkeit der Chloroform-Sauerstoff-Narkose 
beim Hunde“: Gerade wir Thierärzte können eine Narkose 
mit vollkommener Erschlaffung der Muskulatur bei dem aktiven 
Widerstande unserer Thiere wohl noch besser brauchen als 
die Humanmediciner. Nun ist es aber bekannt, dass nach 
der Statistik auf ca. 2000 Chloroformnarkosen, auf ca. 5000 
Aethernarkosen und ca. 7500 Aether-Chloroformnarkosen je 
ein Todesfall entfällt. Dazu kommen noch die unangenehmen 
Wirkungen der Chloroformnarkose, wie unruhige Athmung, 
Erbrechen, starke Speichelabsonderung, Nephritiden etc. So¬ 
nach dürfte es wohl am Platze sein, auf eine neue Art, die 
Sauerstoff-Chloroform-Narkose (Michaelis, H. 
Wohlgemuth) hinzuweisen. Wohlgemuth publicirte seine 
Erfahrungen, die er in 300 Narkosen beim Menschen ge¬ 
sammelt hat: Fast kein Excitationsstadium; Röthung der 
Häute, Schleimhäute; Verlangsamung des Pulses; Eintritt der 
Narkose bei Männern in 5—12, bei Frauen und Kindern in 
3—7 Minuten ; Erbrechen selten; vermehrte Speichelsekretion 
nicht vorhanden; üble Nachwehen (Kopfschmerz, Uebelkeit, 


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557 


hysterische Anfälle) fehlen. Diese neue Methode ver¬ 
suchte nun K. auch beim Thiere, speciell an 
Hunden und zwar mit gutem Erfolge. Redner 
hat den Apparat den thierärztlichen Bedürfnissen durch 
mehrere praktische Aenderungen angepasst. Zur Narkose 
verwandte er Chloroform und Aether ää. Er konstatirte an 
den narkotisirten Thieren: kurzes Excitationsstadium, voller 
und verlangsamter Puls, ruhige Athmung, ziemlich reichliche 
Speichelabsonderung, Erbrechen und Stuhlabgang nur zwei¬ 
mal bei den Versuchen beobachtet, Erwachen beschleunigt mit 
Hilfe der Sauerstoffinhalation, Verbrauch an Chloroform gering. 

K. demonstrirt hierauf den Apparat. Dieser 
ist in der Art konstruirt, dass aus dem den verdichteten 
Sauerstoff enthaltenden Eisencylinder das Gas unter Controlle 
eines Gasdruckmanometers in einen Glasapparat und von da 
durch einen Schlauch weiter zum Patienten geleitet wird. In 
dem Glasapparat wird dem Sauerstoff das Narcoticum tropfen¬ 
weise beigemischt, so dass es mit fortgerissen werden kann. 
Derselbe besteht im Prinzipe aus zwei übereinander liegenden 
Glaskugeln, deren obere das Narcoticum enthält, das von 
hier durch eine mittels Hahnen verschliessbare Verbindungs¬ 
röhre in die untere Kugel auf einen Gazebauschen gelangt. 
Diese untere Kugel empfängt ausserdem noch durch eine 
Einströmungsöffnung den Sauerstoff und gibt ihn durch eine 
Austrittsröhre wieder an den Schlauch weiter, der zum Patienten 
führt. Für die Applikation der Mischung an die Patienten 
hat K. eigene Masken mit Ausathmungsventil construirt. Zur 
Wiederbelebung schaltet man den Apparat mit dem Narcoticum 
aus und leitet den Sauerstoff direkt zum Thiere. 

Zum Schlüsse wurde die Leistungsfähigkeit des Apparates 
an einem Teckelbastard vorgeführt. 

Diskussion: Imminger (München). 

Er liält den Apparat für complicirt und warnt vor Geldopfern, da 
man sich auch mit Morphium, Schleich’schen Siedegemischen helfen könne. 
Er habe übrigens auch schon viele Hunde chloroformirt. 

3. Sticker (Berlin): a) „Ueber den Krebs der Thiere“. 
b) „Demonstration der drei Arten von Sclerostomum armatum“. 

Ad a: Dieser interessante Vortrag ist inzwischen bereits im 
Wortlaute erschienen in Deutscher thierärztlicher 
Wochenschrift von Malkmus lauf. Jahrg. Nr. 42 
und 43. Ich bin aus diesem Grunde des Referates über 
denselben enthoben. In der Diskussion zu diesem Vor¬ 
trage sprachen: E b e r 1 ei n (Berlin) und J. Mayr (München). 

E b e r 1 e i n : Traumatische Einflüsse sind bei der Entstehung des 
Krebses nicht von der Hand zu weisen (zwei Fälle von Carcinomen an 


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den Geschlechtstheilen einer Stute, öfteres Vorkommen derselben an der 
Vorhautschleimhaut bei Hunden). Die Uebertragung von Caroinomen war 
mittele Troikars erfolgreich. Mayr: Zur Statistik des primären Magen- 
carcinoms beim Hunde, das Redner unter den vielen Tausenden von an 
den verschiedenen Hochschulen secirten Hunden nur einmal registriren 
konnte, kann M. einen weiteren Fall anführen. Er citirt eine dies¬ 
bezügliche Mittheilung von Professor Parascandolo zu Neapel, die 
in einer Anfangsnummer des laufenden Jahrganges der Wochenschrift für 
Thierheilkunde und Viehzucht von Albrecht-Göring erschienen ist. 1 ) Ferner 
erinnert M. unter Bezugnahme auf die von St. angeführten Hypothesen 
über die Krebsursache auch an die Hofe raschen Untersuohungen be¬ 
züglich des Vorkommens einer krebsartigen Hauterkrankung bei Fischen. 

Ad b. Von Sclerost. armafc. sind mehrere Arten zu 
unterscheiden. St. nennt und demonstrirt 1. edentatum, 
2. bidentatura, 3. quadridentatum. Die wichtigste 
Rolle bei der Entwicklung des Aneurysmas spielt Sclerost. 
armat. bidentatum. 

Mittwoch nachmittags 3 Uhr; Vorsitzender: Professor Dr.‘ 
Eberl ein (Berlin); Vortragende: 1. Sussdorf (Stutt¬ 
gart): „Die Homologien in der Ausgestaltung der einzelnen 
Abschnitte des Dickdarmes und der Gefässvertheilung an 
demselben bei den kurz- und langdarmigen Säugethieren“. 
Die Colon-Verhältnisse des Menschen lassen sich unschwer 
auf die kurzdarmigen Säugethiere übertragen; allein nicht so 
leicht gelingt dies bei Unseren langdarmigen Hausthieren. So 
erklärt es sich, dass die einzelnen Theile des Grimmdarmes 
durch die Anatomen vielfach von einander abweichende Be¬ 
nennungen erfahren haben; auch französische Anatomen geben 
z. B. der Beckenflexur ohne jede Berechtigung den Namen 
Colou transveräum. Die Entwicklungsgeschichte zeigt uns nun 
Folgendes: Unser Grimmdarm beim Pferde mit 
seinen verschiedenen Lagen (rechte untere, linke 
untere, linke obere, rechte obere, welche durch drei Krümm¬ 
ungen, die untere Zwerchfellskrümmung, die Beckenflexur, 
die obere Zwerchfellskrümmung untereinander verbunden sind), 
entspricht dem Colon ascendens des Men¬ 
schen; in dem „Uebergangsstück in den Mastdarm“, das 
von rechts nach links vor der Arteria meaent. 
sup. vorüberzieht, haben wir das Colontrans* 
versum zu erblicken und dieses geht natürlich in das 
Colon descendens über, welch’ letzteres wir somit in dem 
hier sich anschliessenden Darmtheile zu suchen haben. Das 
Colon descendens umfasst nun unser lang¬ 
ausgezogenes, schlingenbildendes „Rectum“ 

J ) Die Arbeit: Magencarcinora bei einem Hunde etc. 
v. Prof. Dr. Parascandolo in Neapel. Wochenschr. f. Thierh. u. 
Viehz. 1901, Nr. 5, 6, 7. 


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559 


bis zu dessen Beckentheil hin. Die Verhältnisse 
bei Wiederkäuern und Schweinen sind ganz analog gestaltet: 
Beim Wiederkäuer ist das Colon ascendens 
in der Ebene der Darmscheibe zur spiraligen Einrollung ge¬ 
bracht, deren Centrura mit der Beckenflexur der Einhufer 
homolog ist. Nach dem Austritt aus der Spirale gelangt der 
Darmtheil unter Bildung einer weiteren Schleife zur Art. 
mesent. sup. hin und ist hier als Colon transversum 
zu bezeichnen, indem er in scharfer Knickung cranial von 
diesem Gefässe in das beckenwärts verlaufende Rohr um¬ 
biegt. Dieses letztere, in gerader Richtung zum Becken¬ 
eingang sich hinziehende Darmstück entspricht dem Colon 
descendens des Menschen. 

Im Anschluss hieran wird vorgeschlagen, für die 
Spiralwindungen des Colon ascend. der Wie¬ 
derkäuer an Stelle der unpassenden Be¬ 
nennungen „concentrisch“ und „excentrisch“ 
zu setzen: „centripetal“ und „c e n t r i f u g a 1“. 

B e i m S c h w e i n e ist das C o 1. a s c e n d. in schrauben¬ 
artigen Windungen zu dem bienenkorbartigen Convolut auf¬ 
gebaut, das in der Aussenlage die centripetalen, in der Innen¬ 
lage die centrifugalen Windungen und in der Basis die Um¬ 
biegungsschleife („Beckenflexur“) enthält. Nach dem Verlassen 
dieses Convolutes zieht sich das Colon auch hier als Colon 
transversum von rechts an der Art. mesent. super, 
vorbei nach links hinüber und wendet sich sodann als C o 1 o n 
descendens dem Becken zu: Das Rectum haben 
wir jeweils erst im Becken zu suchen. 

Die Homologie erstreckt sich in gleich 
einfacher Weise auch auf die öefäss Ver¬ 
hältnisse dieser Darmtheile. Die bezüglichen 
Gefässverhältnisse bei Mensch und Hund (bezw. bei kurz- 
darmigen Thieren) lassen sich unschwer in Einklang zu 
einander bringen. Bei den langdarmigen Hausthieren haben 
wir in der Hüft-Blind-Grimmdarmarterie 
(Pferd) die Arteria ileo-colica der kurzdarmigen Thiere 
als Ast der Art. mesent. sup. zu suchen; sie wird aber, da 
die Blinddarmversorgung für sie eine Hauptaufgabe darstellt, 
zur Art. ileo-coeco-colica. Die Art. c o 1 i c a 
m e d i a sodann ist uns repräsentirt durch die Grimm- 
mastdarmarterie und die Art. colica dextra 
durch die untere Grimmdarmarterie. Zu diesen 
Aesten aus der Arter. mesenter. sup. gesellt sich beim kurz¬ 
darmigen Thiere noch die Arter. colica sin. aus dem 
Stamme der Art. mesent. inferior und diese finden wir hin- 


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56G 


wiederum bei den langdarmigen Thieren in dem ersten ab¬ 
steigenden Aste der Art. mesenter. inf., der einerseits dem 
Colon descendens entlang verläuft, andererseits in Anastomose 
mit der Art. col. media (Grimmmastdarmarterie) tritt. 

Die überaus eingehenden und interessanten Ausführungen 
wurden an der Hand einer Reihe die Verhältnisse klar wieder¬ 
gebender Tafeln gemacht. 

Diskussion: J. Mayr, Sticker,der Vortragende. 
Dieselbe enthielt der Hauptsache nach die einmüthige Zu¬ 
stimmung zu den Ausführungen des Vortragenden. 

2. Peter (Angermünde): „Die Tuba Eustachiana des 
Pferdes im normalen und pathologischen Zustande“. Redner 
hat bereits in einer früheren Arbeit die Pferdetuba in ihren 
normalen topographisch-anatomischen Verhältnissen beschrieben 
(Arch. f. mikr. Anat. Bd. XXXIII), worauf zunächst kurz 
eingegangen wird. Unser Hauptinteresse erregen die Aus¬ 
führungen P.’s über. den Luftsack. Derselbe zerfällt in 
eine kleine laterale und eine grosse mediale Ab¬ 
theilung. Während die laterale in der Form einer seitlich 
zusammengedrückten Pyramide fast ganz vom Unterkiefer 
bedeckt (Basis am M. pterygoideus int., Spitze am äusseren 
Gehörgang) ist und daher für chirurgische Eingriffe nicht in 
Betracht kommt, verdient die grosse mediale Abtheilung 
um so mehr Beachtung. Sie dehnt sich von der hinteren 
Wand des Schlundkopfes bis hinüber zum Atlas und Occiput 
aus und man kann so von einem pharyngealen und occipi- 
talen Theile sprechen. In ihrer medialen Wandung berührt 
sie den symmetrisch gelegenen Luftsack der anderen Seite an 
einer verhältnissmässig kleinen Fläche in der Mittelebene des 
Kopfes, während im übrigen die Luftsäcke durch Muskeln etc. 
von einander geschieden sind. Lateralwärts folgen ebenfalls 
Muskeln, und ferner Parotis und Haut, bezw. sie grenzt an 
den grossen Zungenbeinast und die laterale (kleine) Abtheilung. 
Luftsack und Tube sind von einer Schleimhaut mit geschichtetem 
Flimmerepithel ausgekleidet, welche beim Luftsacke in der 
Submucosa tubulöse Drüsen beherbergt. — Die geschilderten 
makroskopischen und mikroskopischen Verhältnisse werden 
durch Demonstration vorzüglich gelungener Präparate (so 
Wachsausgüsse der Luftsäcke), bezw. durch Abbildungen ver¬ 
anschaulicht. — Für den Luftsackschn i11 ist nur die 
mediale Abtheilung in ihrer lateralen, mit Muskeln be¬ 
deckten Fläche zugänglich, daher ist auch nur für diese Ab¬ 
theilung eine genügende Entleerung von Rrankheitsprodukten 
und ausreichende Applikation von Arzneimitteln zu erhoffen, 
während die laterale hiebei kaum erreicht werden kann. 


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561 


Redner verbreitet 8ich des Weiteren noch in eingehender Weise 
über die in der Litteratur niedergelegten Methoden der 
Luftsackeröffnung und fernerhin über die patho¬ 
logischen Zustände der Tuba und des Luftsackes. 
Er führt an: Meteorismus (symptomatisch bei catarrha- 
lischer Veränderung der Tubenschleimhaut, selbständig 
in Folge von Lähmung der Tubenmuskulatur [unheilbar]); die 
Günther’sche Katheterisirung des Luftsackes bei Katarrhen etc. 
ist als wenig zweckmässig nunmehr ganz verlassen worden. 
Als weitere Krankheitszustände werden genannt: Retention 
von Futter und Eiter, ulcerative und nekrotische 
Prozesse in der Wandung des L. (eventuell Verblutung 
im Anschlüsse hieran), Pilzwuoherungen auf der Luft¬ 
sackschleimhaut und Geschwulst bi 1 düngen im Luftsacke, 
die von benachbarten Organen ausgingen u. a. m. 

Diskussion: Eberlein, Sussdorf, der Vor¬ 
tragende. 

E. fand unter ca. 50 000 Pferden nur einmal eine Erkrankung des 
Luftsackes. S< erwähnt die neue Nomenklatur einiger im Vorträge ge¬ 
nannter Muskeln und fuhrt noch einiges über die Wirkung der Tuben¬ 
muskulatur an. (Schluss folgt.) 


Referate. 

Menschen- und Rindertuberkulose. In einer Besprechung 
der Koch’schen Rede erinnert Professor Zschokke daran, 
dass schon vor 18 Jahren Professor Pütz durch einwands¬ 
freie Versuche die Nichtübertragbarkeit menschlicher Tuber¬ 
kulose auf das Rind dargethan hat. Während Pütz durch 
Injection stark tuberkulöser Sputa in den Oberkiefer und in 
die Lunge vom Pferd, sowie unter die Schulterhaut des 
Schweines örtliche tuberkulöse Erkrankungen erhielt, konnte 
er beim Kalb keine Tuberkulose erzeugen, trotzdem er ein 
Thier viele Wochen lang mit tuberkulösen Menschenlungen 
fütterte, ein zweites, drittes und viertes subcutan und intra¬ 
pulmonal mit grossen Dosen (12—18 ccm) zerriebener tuber¬ 
kulöser Lunge impfte, und obwohl er 35—177 Tage Zeit 
liess zur Entwicklung der Krankheit. (Pütz, Ueber die Be¬ 
ziehungen der Tuberkulose des Menschen zur Tuberkulose der 
Thiere. Enke, Stuttgart 1883. Schweizer Archiv, 1901, 
S. 209). 

Protargollösungen. In Nr. 45 der Münchener Medicinischen 
Wochenschrift macht Jes io n ek darauf aufmerksam, dass die 
bekannten guten Wirkungen des Protargols bei ' Gonorrhoee 
sehr von der Herstellungsart der Lösungen abhängen. Warme 


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562 


Lösungen, Glycerin-Wasser-Lösungen verwirft er und empfiehlt 
nur die Auflösung in kaltem Wasser. Am besten verfährt 
man in der Art, dass man bei Zimmertemperatur auf die 
Oberfläche des Wassers eines gewöhnlichen Schoppenglases 
mit 7 cm Weite 1,0 Protargol möglichst fein durch Aufpudern 
vertheilt, dann ohne umzurühren das Pulver sich lösen lässt 
und nun die Wassermenge auf */4 Liter bringt; man hat 
dann nach ca. 10—12 Minuten eine 0,4°/ 0 ige Lösung von 
klarer hellbrauuer Farbe. Schon nach 12 ständigem Stehen 
am Lichte und in der Luft tritt dunklere Färbung auf in 
Folge beginnender Zersetzung der Lösung. E. A. 

Bücherschau. 

Die Hufkrankheiten des Pferdes, ihre Erkennung, Ver¬ 
hütung und Heilung für Thierärzte und Studirende der 
Thierheilkunde von F. Gutenäcker, Professor an der thier¬ 
ärztlichen Hochschule München. Mit 106 in den Text ge¬ 
druckten Abbildungen. Stuttgart, Verlag von Ferd. Enke 1901. 
Preis 12,50 Mk. 

Der Inhalt des 475 Druckseiten umfassenden Werkes ist in 
sechs Kapitel eingetheilt. Im ersten Kapitel behandelt der V. 
die Krankheiten der Lederhaut, im zweiten die Krankheiten der 
Knochen des Hufes; das dritte Kapitel umfasst die Krankheiten 
des Hufgelenkes, das vierte und fünfte jene der Sehnen des Hufes 
und des Hufknorpels; das Schlusskapitel handelt von den krank¬ 
haften Zuständen der Hornkapsel. 

Die Disposition bei der Besprechung der einzelnen Krank¬ 
heiten lautet: Begriff, Vorkommen, Aetiologie der Krankheit, 
pathologische Anatomie, Symptome, Diagnose, Prognose des Leidens, 
Prophylaxis und Therapie. 

Jeder der vorstehenden Punkte ist in dem Buche eingehend, 
klar und leichtverständlich abgehandelt. 

Das Werk stellt nicht das Produkt der emsigen Thätigkeit 
eines fleissigen Compilators dar, sondern bringt eine Menge 
interessanter für die Praxis verwerthbarer Beobachtungen, Er¬ 
fahrungen sowie Ergebnisse von Untersuchungen, welche der 
Verfasser selbst gemacht hat. Abgesehen von der Originalität 
eines grösseren Theiles des Inhaltes des Werkes zeichnet sich das¬ 
selbe noch durch eine umfassende Angabe der Litteratur, durch 
eine Reihe geschichtlicher Notizen sowie durch Besprechung wichtiger 
Hufkrankheiten vom forensischen Standpunkte aus. 

Ausgezeichnet sind ferner die dem Buche beigegebenen, 
durch den Künstler Dirr ausgeführten Abbildungen, Dieselben 
sind ausschliesslich Originale und wurden nach Präparaten der 
Sammlung der Münchener Lehrschmiedeu gefertigt. 


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563 


Daa Grutenäoker’sohe Werk ist eine Zierde der thierärztlichen 
Litteratur und wir zweifeln nicht daran, dass das auch buch¬ 
händlerisch vortrefflich ausgestattete Buch bei der eminenten Be¬ 
deutung, welche die Kenntniss der Hufkrankheiten und des Huf- 
besohlages für den Thierarzt haben, bei Studirenden der Thier¬ 
heilkunde und besonders bei den Collegen eine weite Verbreitung 
finden wird. A. 


Maul- und Klauenseuche in Schlacht- und Yiehhofen. 

Es ist gemeldet: am 7. November der Ausbrueh zu Magdeburg: 
am 9. November das Erlöschen zu Magdeburg. 


Personalien. 

Befördert zu Stabsveterinären d. L. II die Veterinäre Wille und 
Dr. Vogel (I München); zu Veterinären der Reserve die Unterveterinäre 
der Res. Zeeh (Hof) und Eiehner (Kempten). Dick, Unterveterinär 
der Res. als Unterveterinär beim 3. Chev.-Regt. in den aktiven Dienst 
übernommen. 


Verein Müncliener Tlileräurzte, 

Einladung zur I. Monats Versammlung, Donnerstag: den 21* No¬ 
vember Abends 8 Uhr, im Restaurant „Platzl“ (Normanneneaal). 

Tagresordjn.iiÄgr: 

1. Herr k. Direktor und ordentl. Professor M. Albrecht: 

a) „Ueber einen Fall von Thrombose heim Pferde“; 

b) „Kurse Mitthellungen über einen Fütterungsversuoh mit 
Maisbrand“. 

2. Vereinsangelegenbeiten. 

I. A.: Dr. Mayr, Sohriftfflhrer. 

Sm* K- Bezirksthierarzt Brachinger—Schweinflirt *VK 

sucht zum sofortigen Eintritt einen approbirten Herrn als 
Assistenten auf längere Zeit, der womöglich schon vertreten hat. Rad¬ 
fahrer bevorzugt. Fuhrwerk zur Verfügung. 1 


Tliierarzt, 

Militär ged.* sucht baldigst Assistenz bei beschäftigtem H. Bezirks¬ 
thierarzt ev. Vertretung. Gefl. Off. erbeten sub Nr. lOO Obergünzburg 
postlagernd. 


ApproMrter Thierarzt 

zur Uebernahme einer guten Praxis mit Fixum sofort gesucht. 
Offerten an die Bxped. d. Bl. 1 (2) 

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am liebsten auf längere Zeit. Offerten mit Gehaltsangabe bittet man zu 
richten an: Herrn. Köhl, Bensheim (Hessen). 


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Inhalt: Dr. Dieokerhoff, Ueber die der Pferde-lnfluenza zugereobneten 
einzelnen Krankheiten des Pferdes. — Dr. Mayr, Die 73. Versammlung 
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tember 1901. (Abtheilung 26: Thierheilkunde.) Schluss, — Vieh- 
seuoh en- Nach ri oh ten. — Personalien. — Inserate. 


lieber die der Pferde-Influenza zugerechneten einzelnen 
Krankheiten des Pferdes. 1 ) 

Von Professor Dr. Dieokerhoff zu Berlin. 

Aus sich selbst ergibt sieb, dass die sorgfältige Unter¬ 
scheidung der bei den Hausthieren auftretenden selbstständigen 
Krankheiten eine wesentliche Aufgabe für die Ausbildung der 
practischen Thierheilkunde ist. Die im Alterthum versuchte 
Kennzeichnung der allgemeinen Krankheiten des Menschen 
und der Thiere als „Fieber“ und die Eintheilung derselben 
nach den symptomatischen und ätiologischen Merkmalen der 
fieberhaften Krankheitsfälle hat für die Pathologie keinen 
ausreichenden Erfolg gehabt. Bekannt ist auch, dass die ver¬ 
schiedenen medicinischen Systeme eine befriedigende Um¬ 
schreibung der selbständigen allgemeinen Krankheiten nicht 
ermöglichen konnten. Die neuere medicinische Forschung hat 
dargethan, dass die Auseinanderhaltung der fieberhaften Krank¬ 
heiten nur zu begründen ist: 

1. auf die Erfahrungen der Klinik und der thierärztlichen 
Praxis; 

2. auf die Ergebnisse der pathologisch-anatomischen und 
pathologisch-histologischen Untersuchung der kranken 
Organe; 

3. auf die Resultate der bacteriologischen Erhebungen. 

Vortrag, gehalten auf der 53. Versammlung des Vereins mecklen¬ 
burgischer Thierärzt»4n Rostock. 






566 


Fürdie I n f 1 u e n z a - F r a g e 
hat die bacteriologische Forschung bisher so gut wie voll¬ 
ständig versagt. Dass sich bei der Brustseuche oder genuinen 
Lungenentzündung in den Lungen Bacterien finden, welche 
der Gattung S tr e p t o eo c c u 8 angehören, ist zwar für das 
Verständniss der Krankheit als einer erysipelatösen Phlegmone 
(Erysipelas phlegmonosum) von grossem Interesse, 
erledigt aber die Frage nach der Natur des Ansteckungs¬ 
stoffes noch nicht. Nicht bekannt ist insbesondere das Agens, 
durch welches die Krankheit sich zuweilen sehr leicht auf 
den grösseren Theil eines Pferdebestandes überträgt, in anderen 
Fällen aber seine Wirksamkeit schon einbüsst, bevor noch 
mehr als eiü oder mehrere Pferde afficirt wurden. Auch 
gegenwärtig lässt sich deshalb die Trennung der angeblichen 
Influenza-Krankheiten des Pferdes nur auf Grund der klinischen 
Erfahrungen uud der in der thierärztlichen Praxis gemachten 
Beobachtungen durchführen. Eine. Unterscheidung kann in 
manchen Fällen der pathologisch-anatomische Befund gewähren. 
Indess ist hierbei nicht zu übersehen, dass, wenn eine Lungen¬ 
entzündung längere,Zeit gedauert und schon zu Folgezuständen 
geführt hat, gewöhnlich die Zugehörigkeit des Leidens zu 
einer bestimmten Krankheitsform aus dem Sectionsergebniss 
nicht mehr mit Sicherheit demonstrirt werden kann; 

Dass der früher allgemein üblich gewesene Brauch, eine 
Reihe von fieberhaften allgemeinen Krankheiten des Pferdes 
zu der vermeintlichen Einheit der Influenza zusammenzustellen, 
unthunlich und auch nachtheilig ist, habe ich seit 20 Jahren 
in meinen Schriften nachgewiesen. Die Nothwendigkeit einer 
sorgfältigen Trennung zwischen diesen Krankheiten hat sich 
in den letzten Jahren auch darin geltend gemacht, dass wegen 
der Brustseuche eine Präventivbehandlung mit Blutserum ver¬ 
sucht wird. Bereits im Jahre 1880 und später mehrfach 
habe ich die Unterschiede zwischen der Brustseuche und der 
Pferdestaupe nach dem Krankheitsverlaufe und dem Sections- 
ergebnisse klargestellt. Nichtsdestoweniger werden beide Krank¬ 
heiten noch oft mit einander verwechselt. Aus Irrthum wird 
insbesondere die Brustseuche nicht selten in einem grösseren 
Pferdebestande diagnosticirt, in welchem die Pferdestaupe 
herrscht. Ich will die Möglichkeit nicht bestreiten, dass dem 
Blutserum eines Pferdes, welches die typische (genuine) Pneu¬ 
monie (Brustseuche) überstanden hat, immunisirende Eigen¬ 
schaften anhaften können. Immerhin mag sich daher durch 
die Injection solchen Serums bei einem Pferde für kurze Zeit 
die Disposition zur Erkrankung an der Brustseuche aufheben 
lassen. Es ist aber nicht anzunehmen, dass sich das Blut- 


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567 


serum eines Pferdes, welches kurz vorher an der Pferdestaupe 
(Leuma) gelitten hat, zur Präventivbehandlung gegen diese 
Seuche oder gegen die typische Lungenentzündung mit Vor¬ 
theil wird verwenden lassen. Hiernach liegt auf der Hand, 
dass, wenn Pferde gegen die Brustseuche mit Serum präventiv 
behandelt werden sollen, zunächst die Diagnose der Seuche 
bei dem Pferde, von welchem das Blutserum gewonnen werden 
soll, mit Sicherheit hat festgestellt sein müssen. 

Aus der Gruppe der Influenza-Krankheiten der Pferde 
lassen sich nach der klinischen Erfahrung unterscheiden : 

1. Die Brustseuche, echte Lungenent¬ 
zündung, Pneumonia contagiosa. 

2. Die Pferdestaupe (Leuma). 

3. D i e S c a 1 m a. 

4. Der acute ansteckende Kehlkopf- 
catarrh des Pferdes. 

5. Eine infectiöse Schlundkopfentzünd¬ 
ung. 

6. Der endemische Husten des Pferdes. 

Von diesen Krankheiten besitzen die unter 1 und 2 ge¬ 
nannten eine allgemeine Bedeutung; sie sind auch am besten 
in der practischen Thierarzneikunde bekannt. Da ich beide 
Krankheiten in meinem Lehrbuche der speciellen Pathologie 
und Therapie vollständig beschrieben habe, so kann ich mich 
in diesem Vortrage auf einige diagnostische Bemerkungen 
beschränken. 

(Schluss folgt.) 


Die 73. Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte 
in Hamburg vom 22.-28. September 1901. 

(Abtheilung 26: Thierheilkunde.) 

Bericht von Prosektor Dr. Mayr. 

(Schluss.) 

Zu den im Eingänge aufgeführten Congresstheilnehmern 
unserer Sektion hatten sich im Laufe der Verhandlungstage 
noch folgende Herren hinzugesellt: Boninghaus—Altona; 
Bosse— Hamburg; D ix—Bahrenfeld; Ha g e m a n n—Bonn; 
Räbiger—Halle; Struve—Altona; Witt—Sonderburg (im 
ganzen also 59 Theilnehmer). 

Letzter Sitzungstag Donnerstag (26. IX.) nachmittags 
2 Uhr: Vorsitzender: Professor Lüpke (Stuttgart); Vor- 


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568 


tragende: 1. Räbiger (Halle): „Der ansteckende Scheiden¬ 
katarrh der Rinder“. Andere Bezeichnungen für diese Krank¬ 
heit sind: „Knötchenausschlag der Scheide der Kühe? (Jsep- 
poni 1887); „Vaginitis verrucosa“ (Trommsdorf- 1894); 
„Ansteckender Scheiden- und Gebärmutterkatarrh“ (F r ö h n e r— 
Hünfeld 1895 und Martens—Sangerhausen 1898); „Colpitis 
granularis infectiosa“ (E Hing er 1899); „Granulöser, an¬ 
steckender Scheiden- und Gebärmutterkatarrh des Rindviehs“ 
(Georges—Gotha 1899). Zu obigen Autoren gesellen sich 
noch Dieckerhoff (1894) und Oster tag (1898 bezw. 1901) 
mit ihren grundlegenden Arbeiten.* Der Vortragende hat in 
Mission der Landwirthschaftskammer für die Provinz Sachsen 
nach eingehenden, im hygienischen Institut von Professor 
Ostertag—Berlin gepflogenen Vorstudien in Thüringen, in 
den Harzlandschaften, in der Altmark und anderen Gebieten 
eine grosse Anzahl von Rindern an Scheidenkatarrh be¬ 
handelt. 

Schon Professor Ostertag hat das’Vorkommen des Er¬ 
regers in der kranken Scheidenschleimhaut und deren patho¬ 
logischem Sekrete constatirt und desgleichen die biologisch 
und morphologisch wichtigen Daten gegeben: Aerobier; 
Diplo- und kurzer Streptococcus; färbt sich nicht nach Gram; 
unbeweglich; Wachsthum auf Glycerinagar, Bouillon und Urin¬ 
agar; für Färbung des Sekretes oder der Ge websschnitte ist 
besonders Löffler’s Methylenblau geeignet; Uebertragung auf 
künstlichem Wege gelingt leicht durch Einspritzen einer 
Kultur in die Scheide, worauf nach einigen Tagen die Er¬ 
krankung folgt; die natürliche Ansteckung erfolgt durch den 
Scheidenausfluss; inficirt wird nur das Rind. Bullen 
dienen als Zwischenträger, ohne jedoch im Allgemeinen dabei 
sichtbar zu erkranken. Als Name für den Erreger wird in 
Vorschlag 1 gebracht: „Str epto coccus vaginitis bovis 
Ostertag“. 

Der Vortragende gibt nun ein Bild des Krankheits¬ 
verlaufes und bespricht im Anschlüsse hieran die Differential¬ 
diagnose (Bläschenausschlag, der jedoch auch bei Pferd, 
Schaf, Ziege, Schwein vorkommt). 

Zur Therapie wird angeführt: Vor der Behandlung 
hat gründliche Stallreinigung und Desinfection (der 
Wände bis Manneshöhe) zu erfolgen uud damit muss in 
wöchentlichen Wiederholungen bis nach Beendigung des 
Seuchenganges fortgefahren werden. Nach Untersuchung des 
Bestandes erfolgt Abtheilung der Rinder in drei 
Gruppen, so dass wenigstens eine körperliche Berührung 
der einzelnen Gruppen und Beschmutzung mit Jauche ver- 


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569 


hindert wird; Eintheilung der erkrankten Thiere in eine 
Gruppe von trächtigen und nich t träc h ti gen; Stellung 
der Gruppe der gesunden so, dass z. B. diö Jauche 
nicht zu ihr hin, sondern von ihr weg zu den kranken Thieren 
fliesst. Der Bullen wird zu den nichtträch tigen 
kranken Thieren hingestellt. Bei sämtlichen ßindern 
erfolgt nun Desinfection der Scham und Umgebung, des 
Schwanzes mit Schwanzquaste. Bei den gesunden wird 
von Zeit zu Zeit eine Untersuchung des Gesundheitszustandes 
vorgenommen. Die Gruppe der kranken, tragen* 
den Thiere muss mit möglichst reizlosen Mitteln nach 
dem Gesichtspunkte behandelt werden, das Leiden auf die 
Scheide zurückgedämmt und von der Gebärmutter fern zu 
halten, um Abortus zu vermeiden. Die eigentliche Behand¬ 
lung erfolgt erst nach der. Geburt , alsdann natürlich eine 
Zeitlang unter Aufwendung von entsprechend grösseren Men¬ 
gen der Spülflüssigkeit, im Uebrigen wie bei der folgenden 
Gruppe. Diese letztere, die Gruppe der kranken 
nichttragenden Kühe, bekommt täglich desinficirende 
Ausspülungen mit sich anschliessender Tamponade; beim 
Bullen wird der Haarpinsel entfernt und alsdann der Schlauch 
täglich zweimal irrigirt. 

R. bespricht nun noch die in Betracht kommen¬ 
den Arzneimittel hinsichtlich ihrer Wirksamkeit. Dies¬ 
bezüglich würde er dem lchthargan (1 °/oo in Wasser 
leicht löslich) den ersten Platz einräumen, wenn es nicht 
zu theuer wäre (1 gr = ca. 25 Pfg.). Aber zur Tamponade 
ist es trotzdem vorzüglich geeignet (l Liter einer 1 °/oo 
Lösung genügt zur Tränkung von 20—25 Tampons). In der 
Wirksamkeit von Lysol oder Creolin bei absoluter Reiz¬ 
losigkeit stehen sodann Septoform, Bacillol, 
Ly so form, diese wie Lysol und Creolin in 2—3°/o Lös¬ 
ungen angewandt. 

Nach langer Krankheitsdauer können die Knötchen, auch 
nachdem Heilung eingetreten ist, persistiren, ohne dass dann 
noch Gefahr für das Thier selbst (Conception und Trächtig¬ 
keit) oder für andere Thiere besteht; der Ansteekungsstoff 
ist abgetödtet. Die Untersuchung des Bullen auf die durch 
ihn allenfalls noch bestehende Ansteckungsgefahr kann mittels 
eines Probesprunges auf eine nachweisbar gesunde Kuh ge¬ 
macht werden. Diese letztere würde schon nach wenigen 
Tagen eine Infection durch den Deckakt anzeigen. Schliesslich 
wird als Name für diesen ansteckenden Scheidenkatarrh des 
Rindviehes yorgeschlagen: „Vaginitis granularis 
i n f e c t i o s ä b o v i 8“. 




570 


Diskussion: Kantorowicz (Berlin). 

K. hält es für zweckdienlicher, an Stelle der vorgeschlagenen Tam¬ 
pons Pessarien zu verwenden. 

2. Mayr (Mönchen): „Ueber die Verjährung bei Ver- 
äusserungen von Handelsvieh“. Dieser Vortrag ist bereits 
für den Druck eingereicht und wird demnächst als Abhand¬ 
lung erscheinen in der Deutschen thierärztlichen 
Wochenschrift von Malkmus (Hannover). 

Diskussion: Kantorowicz, Witt, Lüpke, 
der Vortragende. 

Dieselbe bewegte sich in der Anfuhrung interessanter Fälle auB der 
Mängelgewähr bezw. Besprechung dieser durch Lüpke (Stuttgart) und den 
Vortragenden. 

3. Glage (Hamburg): „Die Bedeutung der flüchtigen 
Schwefelverbindungen der Muskulatur für die Fleischhygiene“. 

In der Muskulatur finden sieb reichlich Schwefelverbindungen, 
die theils in den Ei weisskörpern, theils in den Extractiv- 
stoffen locker gebunden sind und leicht als flüchtige Schwefel¬ 
verbindungen, besonders in Form des Schwefel Wasserstoffes 
und des Methylmerkaptans abgeschieden werden können. Die 
Gewinnung der Schwefelverbindungen glückt stets durch 
Kochen oder Zusatz von Säuren, auch werden dieselben frei 
bei der Verdauung, der trockenen Destillation, dem Verbrennen 
des Fleisches und beim Schmelzen mit Kali. Ein Unterschied 
zwischen dem frischen Fleische und den conservirten Waaren 
besteht hiebei nicht. Oftwerden flüchtige Schwefel¬ 
verbindungen aus den Fleisch waaren auch 
ohne jegliche Behandlung frei und täuschen 
dann durch den auftretenden Gestank leicht 
Fäulniss vor. Hiebei fehlen aber, wie das 
Mikroskop zeigt, die Bakterien völlig. Auf 
der anderen Seite freilich ist ja für viele Bakterienarten die 
Fähigkeit der Schwefelwasserstoffbildung nachgewiesen und so 
betrachtet man denn auch besonders bei derFleisch- 
fäulniss eine a u s s e r g e w ö h n 1 i c h stürmische 
Abscheidung der Schwefelverbindungen. Im 
Verlaufe dieses Processes kommt es weiterhin bei gleich¬ 
zeitiger Sauerstoffeinwirkung zur Grünfärbung unter 
Bildung von Schwefelmethämoglobin und zwar bei frischem 
Fleische stets, bei den conservirten Waaren jedoch nur 
ausnahmsweise. Die letzteren zeigen vielmehr in der Regel 
ein abweichendes Verhalten des Muskelfarbstoffes, so ist z. ß. 
daB eigentümliche blasse Roth der gekochten, gepöckelten 
Waaren (des gekochten Schinkens) in Schwefelwasserstoff- 
Sauerstoff unveränderlich. Das genannte Roth kann nicht, 


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571 


wie allgemein angenommen wird, durch Kochen mit Salpeter 
erzeugt werden, sondern nur durch Kochen mit Kaliumnitrit. 
Das letztere bildet sich aus dem Salpeter auf Grund der Re- 
ductionskraft der Muskulatur. Bei den rohconservirten 
Waaren gelingt es des ferneren, durch Verwendung von 
Schwefelwasserstoff - Sauerstoff das Grauwerden der 
Würste nachzumachen. Uebereinstimmend damit deuten 
die Beobachtungen in der Praxis an, dass dieses Grauwerden 
von der postmortalen Bildung flüchtiger 
Schwefelverbindungen abhängig ist. Glage 
hat versucht, zur Verhütung des Grauwerdens 
der rohen Waaren die besten rothfärbenden 
Pöckelsalze ausfindig zu machen. Es zeigte sich hiebei, 
dass der Salpeter als solcher nicht wirkt, dass vielmehr nur 
die Reductionsprodukte desselben, vermutlich besonders das 
Stickoxyd in Frage kommen. Der Salpeter kann auch durch 
Rohrzucker oder Phosphate ersetzt werden. 

Zum Schlüsse demonstrirt Redner mehrere sehr hübsche 
an die K a i s e r 1 i n g’sche Blutfarbstoffconservirung erinnernde 
Präparate, um die Rothfärbung durch die genannten Salze zu 
veranschaulichen. Die Präparate waren mit Hilfe von Phos¬ 
phat oder Nitrit hergestellt und in Formalin-Gelatine 
eingebettet. 

Nach einem Dankesworte des Einführenden der Ab¬ 
theilung, Herrn Staatsthierarzt Völlers, an die Anwesenden, 
worauf College Herr Dr. Kantorowicz mit dem Aus¬ 
drucke des Dankes der Versammlung an die Vorstandschaft 
antwortet, gibt der Vorsitzende dieser Schlusssitzung, Herr 
Professor L ü p k e , noch in anschaulicher Weise einen kurzen 
Ueberblick über die in der Sektion geleistete Arbeit und 
schliesat sodann die diesjährigen Sitzungen unserer Abtheilung. 


Nachwort. 

Es wäre wohl ein Zeichen von Undankbarkeit, wollte ich 
von diesen denkwürdigen Congresstagen Abschied nehmen, 
ohne wenigstens mit einigen wenigen Worten all dessen zu 
gedenken, was von der stolzen und reichen Wirthin aufgeboten 
worden war, um auch die arbeitsfreie Zeit ihren Gästen un¬ 
vergesslich zu machen. Senat und Bürgerschaft, wissenschaft¬ 
liche Institute und Handelsgesellschaften, Geistes- und Geld¬ 
aristokratie hatten sich die Hand gereicht, um die Pläne der 
Gastherrin verwirklichen zu helfen. Und auch nur eine Stadt 
wie Hamburg, mächtig und schön, dürfte sich unterfangen, 
hierin alle früheren Rivalinen schlagen zu wollen. Dabei hatte 


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572 


die meteorologische Warte das für Hamburg so seltene präch¬ 
tigste Herbstwetter besorgt, so dass die Stadt gleich bei der 
ersten Veranstaltung des Blumencorsos auf der schimmernden 
Alster am Sonntag Nachmittags (22. IX.) die Bewunderung 
und das Entzücken der Tausende von schauenden Gästen wach¬ 
rufen konnte. Kaum hatte alsdann die intensive Geistesarbeit 
eingesetzt, da erwies sich die Gastgeberin zugleich als fürsorg¬ 
liche Mütter: So bewirthete sie schon am Dienstag Abend (24. IX.) 
den einen Theil der Gäste in den Festräumen des Rathhauses 
und dem anderen Theile hatte sie gastliche Tafel bei der 
handelsmächtigen Hamburg-Amerika -Paketf ah r t- 
Gesellschaft besorgt. Diese letztere entführte ihre ca. 
tausend „Naturforscher“ nach dreien ihrer grossen Ozean¬ 
dampfer, die zufällig gerade im Hafen lagen: In dem zum 
prunkvollen Speisesaal umgewandelten Zwischendeck fand sich 
die unübersehbare Tafelrunde zu ausgewähltem Mahle zusammen, 
und als sie sich hernach in die übrigen Räume des Colosses 
zerstreute und über das Promenadedeck ergoss, Warteten ihrer 
alle die für den Binnenländer so interessanten Details der Ein¬ 
richtung eines solchen Luxus- oder Auswandererschiffes. In¬ 
sonderheit der Blick von der Rampe des oberen Promenade¬ 
decks aus über den lichterbesäeten Hafen und den dunklen 
Mastenwald hin dürfte allen unvergesslich bleiben. 

Hamburg besitzt sodann Institute, auf die es stolz sein 
kann, so seine Krankenhäuser, hygienischen Institute, Heilstätte 
für Lungenkranke, Begräbnisstätten (Ohlsdorf), Wasserfiltration 
auf der Kaltenhofe, Schlacht- und Viehhofanlagen, Verbren- 
nungs- und Desinfektionsanstalten, das Naturhistorische Museum, 
zoologischer und botanischer Garten, Theater; sie alle standen' 
für den Besuch der Congresstheilnehmer offen und mit diesen 
öffentlichen Einrichtungen wetteiferten in gastfreundschaftlichem 
Entgegenkommen die grossartigen Privatetablissements, so die 
Werft von Bio hm & Voss, Kunstvereine etc. Für die 
Besichtigung der Scblachthof- und Viehmarktanlagen war in 
unserem SektioDsprogramm ein eigener Vormittag angetzt worden, 
und unter der liebenswürdigen Führung der Herren Polizei¬ 
thierärzte Kühn au, Knese und Dr. Stoedter bot sich’ 
daher reichliche Gelegenheit, diese mustergültigen Anlagen, 
wie den Centralviehmarkt, die Schlachthöfe, das Kühlhaus, den 
Conturaazschuppen, den Viehhof „Sternschanze“, in Augenschein 
zu nehmen. (Mittwoch, den 25. IX.). 

Schliesslich (Freitag, den 27. IX.) sollten wir die Stadt 
auch noch in ihrer Machtfülle kennen lernen, als Handels¬ 
metropole, als Königin der Meere, als welche sie nur über 
London und New-York noch nicht gesiegt hat. Die 


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573 


Ru ndfahrt durch sämmtliche Hafenanlagen, 
wobei alle Schiffe im Schmucke der „Beflaggung bis über die 
Toppen“ standen, enthüllte dem Auge ein Bild von unbeschreib¬ 
licher Grossartigkeit. Die Rundfahrt setzte sich in einem 
Dampferausflug nach dem lieblichen Blankenese fort und 
die Rückfahrt von hier am Abende nach eingetretener Dunkel¬ 
heit gestaltete sich zu einer Art von Triumphzug für die 
Dampferflotte, welche die Gäste wieder elbeaufwärts zur gast¬ 
lichen Stadt führte. Die stattlichen Schiffe selbst fuhren 
inmitten eines Schwarmes festlich beleuchteter, das Geleite 
gebender Privatboote und so ging es vorüber an dem vom 
magischen Glanze künstlicher Lichteffekte feenhaft überstrahlten 
Ufer und zurück zum Hafen, der nun unter dem Einflüsse 
seines Nachtzaubers die Phantasie mit einem Bilde von un¬ 
heimlicher Majetät erfüllte. Es war eine märchenhafte Nacht. 

Tags darauf (Samstag, den 28. IX.) nahm man Abschied 
von der Stadt. Die vorgesehenen grösseren Ausflüge führten 
die nun getrennte Schaar der Congresstheilnehmer theils nach 
Kiel und Lübeck, theils auf Dampfern des Nord- 
d e u t 8 c h e n Lloyd zu erheblich ermässigten Preisen nach 
unserm kleinen, aber idyllisch schönen Helgoland. Die 
so trotzig inmitten der stürmischen Nordsee ihren Platz be¬ 
hauptende Insel mit dem „grünen Land, der roten Kant und 
dem weissen Sand“ hat es wohl mehr als einem der Besucher 
angethan. 

So fand die Arbeitswoche einen schönen Abschluss. Die 
Theilnehmer kehrten mit mannigfachen Geistesschätzen und 
mit herrlichen Erinnerungen bereichert zur Heimath zurück. 
Und hiezu gab die Stadt jedem Congressmitgliede noch werth¬ 
volle Andenken mit: Ein über 600 Seiten umfassendes 
Prachtwerk: „Hamburg in naturwissenschaft¬ 
licher und medizinischer Beziehung“ ward vom 
E. H. Senat gewidmet; das Medizinalcollegium spendete den 
ärztlichen Theilnehmern eine stolze Publikation: „die Ge¬ 
sundheitsverhältnisse Hamburgs im 19. Jahr¬ 
hundert“; und eine weitere Arbeit: „dieallgemeinen 
Krankenhäuser etc*“ als Band der Jahrbücher wurde 
vom Krankenhaus-Collegium als Geschenk übermittelt. Ein 
praktischer Führer durch H. und ein Lieder¬ 
buch sind vom Festausschüsse obigen Gaben angefügt worden; 
und endlich soll auch des silbernen Festzeichens, in 
der Hamburger Münze geprägt, untfer den werthvollen Er¬ 
innerungszeichen nicht vergessen werden. 


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574 


Notiz« Am 20. November fand in den Räumen des Münchener 
Kindl-Kellers eine Versammlung der Studirenden der Universität, der 
technischen and thierärztlichen Hochschale statt, welcher eine grosse Zahl 
Professoren der genannten drei Hochschulen anwohnten. Die Versammlung 
gab einstimmig eine energische Protesterklärung ab gegen die beleidigenden 
Aeusserungen des englischen Ministers Ghamberlain über die deutsche 
Kriegsführung und Manneszucht. A. 


Maul* und Klauenseuche in Schlacht- und Yiehhöfen. . 

Es ist gemeldet: am 12. November der Ausbrucb zu Mainz; am 
13. November das Erlöschen zu Mainz. 


Personalien. 

An der thierärztlichen Hochschule München haben das Approbations- 
examen bestanden die Herren: Fröhlich Alphons aus München, Wildt 
Rudolph aus München und Loy Karl aus Landshut. 


Seüsa.im.tzna.clx'ULns'. 

Erledigt die Stelle des Bezirksthierarztes für das Bezirks¬ 
amt Esehenbach. Bewerber um diese Stelle haben ihre vorschrifts- 
mässig belegten Gesuche bis 

14. Dezember 1901 

bei den ihnen Vorgesetzten k. Kreisregierungen, Kammern des Innern, ein¬ 
zureichen. 

Regensburg, den 14. November 1901. 

K. Regierung der Oberpfalz und you Regensburg, 

Kammer des Innern. 

gez. v. Lutz. 


^£ergrentlieirci- 

Erledigte Distrikts- und Stadt-Thierarztstelle. 

Die Stelle des Distrikts- und Stadtthierarztes in Breglingen ist 
in Folge Erkrankung des seitherigen Inhabers sofort neu zu besetzen. 
Derselbe bezieht jährlich an Wartgeld von der Amtskorporation Mergent¬ 
heim 450 Mark und von der Stadtgemeinde Breglingen einschliesslich der 
Belohnung für die örtliche Vieh- und Fleischbeschau daselbst und für die 
thierärztliohe Berathung der Gemeinden des oberen Bezirks 267 Mark. 
Hiezu kommen noch die Gebühren für die Vornahme der Schafschsu im 
oberen Bezirk. Die Ausübung der thierärztliohen Praxis ist ihm freigegeben. 

Bewerber um diese Stelle wollen ihre mit Zeugnissen belegten Meld¬ 
ungen bis zum 1. Dezember ds. Js. hieher einreichen. 

Mergentheim, den 20. November 1901. 

K. OToerstro/t- 

Hüffner. 


HW K. Bezirksthierarzt Brachinger—Schweinfurt 

Bucht zum sofortigen Eintritt einen approbirten Herrn als 
Assistenten auf längere Zeit, der womöglich schon vertreten hat. Rad¬ 
fahrer bevorzugt. Fuhrwerk zur Verfügung. 2 


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575 



Approbirter Thierarzt 

zur Uebernahme einer guten Praxis mit Fixum sofort gesucht* 
Offerten an die Exped. d. Bl. 2 ( 2 ) 

Uebernehme 2 (2) 

Vertretung oder Assistenz *"UU 

am liebsten auf längere Zeit. Offerten mit G^haltaangabe bittet man zu 
richten an: Herrn. K$hl, Bensheim (Hessen). 


bei Innerer Anwendung durchaus bewährtes Mittel gegen 
die Durchfalle von Pferden, Kuben, Rindern, Kälbern, Schweinen 

und gegen Hundestaupe. 

Insbesondere wirksam gegen die Durchfälle der Sangkälber. 
Bei änsserer Anwendung ein ganz vorzügliches, in d r Vet»*riuär- 
praxis in tausenden von Fällen erprobtes Wundlieilmittel. 
Jiftteratnr gratis mul franko. =— 

E. MEECEI, Chemische Fabrik, 
DiLEMST^ET. 


Verlag von August Hirschwald in Berlin. 


Soeben erschien: 

^la.'Srsiolog'ie 

des Menschen und der Säugethiere. 

Lehrbuch 

für Stu dir ende und Aerzte 

von Professor Dr. I. Munk. 

Sechste Auflage. 8.' Mit 147 Holzschnitten. 1902. ZMZ. 


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kendes und leicht zu handhabendes Mittel gegen 

a/u.1- ■u.n.d. Klauenseuclie! 


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gelöst und damit die kranken Stellen gründlich ausgespült. — 
Pyoktailinstifte sind ein bequemes, handliches Mittel zur 
Behandlung von frischen und alten Oberflächenwunden, Geschwüren, 
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576 



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Verantwortliche Redaktion : M. A1 b r e c h t. 

Expedition und Druck von J. Gotteswinter, München. 

Für die Redaktion bestimmte Sendungen sind an Professor 
AI brecht, Veterinärstr. 6/i, zu richten. D. Red. 


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Thierheilkunde und Viehzucht 

Unter Mitwirkung bewährter Fachmänner 

herausgegebeu von 

M. Albrecht und Ph. J. Oöring. 


45. Jahrgang. München, den 3. Dezember IDOL. Nr. 49* 

Inhalt: Prof. Dr. Dieckerhoff, Ueber die der Pferde-Influenza zugerechneten 
einzelnen Krankheiten des Pferdes. Schluss. — Deinhard, Ätresia 
Uteri congenitalis. — Gelenkverletzung beim Pferde. — Versammlung 
der Thierärzte des Chiemgaues. — Referat. — Böcherschau. — 
Personalien. — Viehseuchen-Nachrichten. — Inserate. 


Ueber die der Pferde-Influenza zugerechneten einzelnen 
Krankheiten des Pferdes.') 

Von Professor Dr. Dieckerhoff zu Berlin. 

(Schluss.) 

1. Di e Brustseuche ist eine typisch verlaufende 
fibrinöse Pneumonie und Pneumo-Pleuresie. Sie kennzeichnet 
sich als eine acute Phlegmone, die sich regelmässig mit 
hämorrhagischen Lungeninfarkten verbindet, aber nicht zur 
Eiterung führt. Die Krankheit ist auch unter dem Namen 
der echten (genuinen) Lungenentzündung bekannt und kann 
als eine erysipelatöse Phlegmone (Erysipelas phiegmonosum) 
definirt werden. Wenn man von den hämorrhagischen Lungen¬ 
infarkten mit ihren Folgen absieht, so lassen "sich die anato- ’ 
mischen Merkmale des entzündlichen Processes ilu den Lungen 
mit der Phlegmone des Unterschenkels (Einschuss] beim Pferde 
und mit der phlegmonösen Mauke vergleichen. Diese acuten 
und infectiösen Entzündungen der Subcutis sind bekanntlich 
auch nicht eitriger Natur. Bei denselben kommt es wie bei 
der genuinen Lungenentzündung der Pferde zur Abscess- 
bildung nur in Ausuahmefällen, die so selten sind, dass sie 

2 ) Vortrag, gehalten auf der 53. Versammlung de« Vereins mecklen¬ 
burgischer Thierärzte in Rostock. 


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578 

für die Definition der Krankheit unberücksichtigt bleiben 
können. 

Hinsichtlich der Ansteckungsfähigkeit verhält sich die 
Brustseuche sehr verschieden. Seit vielen Jahrzehnten ist 
bekannt, dass zuweilen ein grösserer Pferdebestand mehrere 
Monate hindurch von der Krankheit nicht befreit wird. Ebenso 
bekannt ist aber auch, dass mitunter von einer grösseren 
Zahl von Pferden, die in einem Stalle stehen, die Krankheit 
nur ein oder einige Thiere befällt, obschon es zur Ansteckung 
an Gelegenheit nicht mangelt. 

Verschieden ist auch die Entwicklungszeit der Krankheit, 
auf welche die Mitwirkung von Hilfsursachen (Erkältung, An¬ 
strengung, Ermüdung auf längeren Transporten) von wesent¬ 
lichem Einflüsse sein kann. 

Die Diagnose ist von dem allgemeinen und localen 
Befunde abhängig; von entscheidendem Werthe sind die 
nachweisbaren krankhaften Zustände in den Lungen. Es 
gibt zwar Fälle, in welchen sich die Pneumonie erst am 
2.—3. Krankheitstage durch die Auscultation und Percussion 
der Brustorgane mit Sicherheit erkennen lässt. Trotzdem 
ist grundsätzlich festzuhalten, dass, wenn bei der physikalischen 
Untersuchung die Symptome der Pneumonie sich nicht be- 
merklich machen, aus den allgemeinen Erscheinungen auf das 
Vorhandensein der Brustseuche nicht mit Sicherheit geschlossen 
werden kann. 

2. Die Pferdestaupe (Leuma), die seit einem 
Jahre in Deutschland wieder in grosser Verbreitung herrscht, 
hat bekanntlich in den wesentlichsten allgemeinen Eigen¬ 
schaften eine grosse Aehnlichkeit mit der Influenza des 
Menschen. Dass aber beide Krankheiten nicht identisch sind, 
folgt aus der Thatsache, dass Personen sich durch unmittel¬ 
bare und anhaltende Berührung mit leumakranken Pferden 
nicht inficiren. Es ist auch niemals beobachtet worden, dass 
die Influenza des Menschen auf ein Pferd übertragen sei. 

Nicht in allen Krankheitsfällen zeigen sich sämmtliche 
Symptome der Seuche. Mehr noch als bei anderen zusammen¬ 
gesetzten Krankheiten der Thiere wird bei der Leuma be¬ 
obachtet, dass in manchen Fällen einzelne Erscheinungen ganz 
fehlen oder nur in sehr geringer Entwicklung bestehen. In- 
dess wird hierdurch die Diagnose weniger erschwert als durch 
die häufige Complication der Seuche mit einer Lungenent¬ 
zündung. Dieser Umstand hat bekanntlich die Autoren in 
der Mitte des 19. Jahrhunderts veranlasst, die genuine 
Lungenentzündung (Brustseuche) mit der Pferdestaupe zu 
identificiren. Es wurde angenommen, dass in jedem Falle 


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zunächst eine Verunreinigung des Blutes entstehe, welche in 
einem fieberhaften Allgemeinleiden ihren Ausdruck finde, und 
dass darauf die Störung sich in den Brust- oder Bauchorganen 
localisire. Eine solche Localisation sollte in den Lungen mit 
Einschluss der Pleura am häufigsten geschehen (pneumo¬ 
nische, pleuritische oder pectorale Form der Influenza). Ich 
will nicht in Abrede stellen, dass man berechtigt war, von 
Formen der Pferdeseuche zu sprechen, namentlich wenn die 
an derselben erkrankten Pferde gleichzeitig von einer Lungen¬ 
entzündung oder von anderen Complicationen betroffen wur¬ 
den. Aber es handelt sich in den gedachten Fällen von 
Lungenentzündung niemals um einen Niederschlag der im 
Blute befindlichen impuren Stoffe in die Lungen, sondern 
lediglich um die Ausbildung einer acuten Entzündung, welche 
durch die Anhäufung des Blutes, die ödematöse Infiltration 
und die hämorrhagische Infarcirung der Lungen herbeigeführt 
wird. Am meisten entsteht die Lungenentzündung als Compli- 
cation dieser Pferdeseucbe, wenn das Pferd im Initial¬ 
stadium der Erkrankung zu einer anstrengenden Arbeit heran¬ 
gezogen wird. 

Auch bei der Influenza des Menschen tritt sehr häufig 
eine acute Pneumonie als Complication auf. Bemerkenswerth 
ist aber das abweichende Verhalten dieser Pneumonie von 
derjenigen, welche sich bei den an der Leuma erkrankten 
Pferden oft entwickelt. Während die Influenza-Pneumonie 
des Menschen sich regelmässig als eine catarrhalische Ent¬ 
zündung kennzeichnet, hat die Leuma-Pneumonie des Pferdes 
in den meisten Fällen einen hämorrhagischen und fibrinösen 
Charakter. Dieser Umstand erschwert sehr oft die Aufgabe 
des Thierarztes, die Brustseuche und die Pferdestaupe aus¬ 
einander zu halten. Auf denselben dürfte auch die oft aus¬ 
gesprochene irrthümliche Behauptung zurückzuführen sein, 
dass in einem grösseren Pferdebestand viele Pferde gleich¬ 
zeitig von der Leuma und von der Brustseucbe ergriffen 
worden seien. 

Die wichtigsten Motive für die Diagnose geben die 
Krankheitssymptome, unter diesen besonders die ödematöse 
Schwellung der Subcutis und der Conjunctiva, sowie die 
allgemeine Schwäche des kranken Pferdes. Bei den in 
geringem Grade afficirten Pferden fehlen aber die ödematösen 
Schwellungen sehr oft. Leicht verständlich ist, dass die 
Verbreitung der Seuche auf die in der Nachbarschaft stehen¬ 
den Pferde für die Diagnose einen grossen Werth hat. Nicht 
minder kann in der nachweisbaren Herkunft des kranken 


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580 

Pferdes aus einem verseuchten Bestände ein wesentliches diag¬ 
nostisches Moment liegen 

Den Krankheitserreger aufzufinden und zu cultiviren ist 
der bacteriologischen Forschung bis jetzt dicht gelungen. 
Dass die Pathogenese der Seuche viel Analogie mit der 
Rinderpest darbietet, dass ferner der Ansteckungsstoff auch 
im Blute vorhanden ist und mit der Blutcirculation in alle 
Organe des Körpers gelangt, habe ich schon in meiner Mono¬ 
graphie 1882 nachgewiesen. Durch subcutane und intra¬ 
venöse Injection des Blutes von einem leumakranken Pferde 
kann man die Seuche auf ein gesundes Pferd übertragen. 
Aber in der gewöhnlichen Praxis lässt sich dies Mittel zur 
Sicherstellung der Diagnose nicht anwenden. Es bleibt daher 
nur die besondere Rücksicht auf die Symptome übrig, deren 
Zustandekommen durch die im Blute circulirenden specifischen 
Toxine herbeigeführt wird; ihre bedingende Ursache beruht 
im Wesentlichen auf einer Paresis der vasomotorischen Apparate 
in den Blutgefässen verschiedener Organe. 

3. Die Scalma kommt nur in einzelnen Stallungen 
vor, befällt aber zuweilen längere Zeit hindurch alle durch 
Zukauf beschafften und eingestellten fremden Pferde. Während 
die Leuma eine „Landseuche“ und die genuine Pneumonie 
oder Brustseuche eine „Ortsseuche“ darstellt, characterisirt 
sich die Scalma als eine „Stallseuche“. Wenn die letztere 
aber einmal herrscht, ist sie schwer auszurotten. Ich habe 
z. B. beobachtet, dass seit vielen Jahren in den Stallungen 
einer grossen Brauerei trotz wiederholter und gründlicher 
Desinfection die Scalma immer wieder die meisten der neu 
zugekauften Pferde befiel. Da die frisch eingestellten Handels¬ 
pferde vorzugsweise von der Seuche ergriffen werden, so 
bilden sich manche Besitzer und besonders die thierärztlichen 
Pfuscher ein, dass die Thiere deshalb erkranken müssten, 
weil sie sich an die neuen Verhältnisse noch nicht gewöhnt 
hätten; die Erkrankung sei ein Acclimatisationsfieber. 

Die Krankheit ist fieberhafter Natur, aber von sehr un¬ 
gleichem Verlaufe. Vorübergehend kann das Fieber ,nach- 
lassen. Es stellt sich aber nach anstrengendem Gebrauche 
der Thiere von Neuem ein. Der gesammte Verlauf der 
Krankheit dehnt sich nicht selten auf mehr als zwei Monate 
aus. Bei sorgfältiger Pflege genesen die meisten scalma- 
kranken Pferde vollständig. Die Behandlung lässt sich nur 
nach symptomatischen Indicationen bestimmen. Es ist mir 
bis jetzt nicht gelungen ein Mittel aufzufinden, dessen An¬ 
wendung den Verlauf der Krankheit abzuschneiden vermöchte. 


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581 


4. Der acute ansteckende Ke hlkopfcatarrh 
des Pferdes (infectiöser Catarrh der Luftwege). 
Diese Krankheit kommt in den grösseren Pferdebeständen, 
namentlich unter den Militärpferden zuweilen zum Ausbruch. 
Sie ist auch iü der thierärztlichen Litteratur mehrfach be¬ 
schrieben worden. Ich habe dieselbe wiederholt in grösseren 
Pferdebeständen beobachtet. Sie setzt mit Fieber, starkem 
Hustenreiz und Schmerzempfindung im Kehlkopf ein. Das 
Fieber verliert sich nach 1 bis 2 Tagen, aber die Reiz¬ 
barkeit des Kehlkopfes erhält sich oft zehn bis vierzehn Tage 
hindurch. Der lästige Husten beeinträchtigt auch bis zu 
seiner Abheilung den Dienstgebrauch der Reitpferde. Dauernde 
Nachtheile hat aber die Krankheit im Uebrigen nicht. 

5. Die infectiöse Schlundkopfentzündung. 
Mit diesem Namen soll nicht die durch Erkältung und die im 
Verlaufe der Druse herbeigeführte Entzündung der Rachen¬ 
schleimhaut bezeichnet sein, obwohl es sich bekanntlich auch 
bei diesen Krankheiten um eine Infection handelt. Ich habe 
vielmehr die Krankheitsfälle im Sinn, bei welchen das Pferd 
eine leichte fieberhafte Steigerung der Körpertemperatur, 
geringe Pulsfrequenz, allgemeine Ermüdung und Schluck¬ 
beschwerden bei der Aufnahme des Trinkwassers bekundet, 
auch wenig Appetit auf Futter hat und beim Druck auf den 
Schlundkopf Schmerzempfindung zu erkennen gibt. Diese Er¬ 
krankung des Pferdes kommt nur vereinzelt vor. Ich habe 
dieselbe in meiner Klinik wiederholt constatirt bei Pferden, 
welche die Leuma mit regelmässigem Verlaufe überstanden 
hatten. Die Dauer der Affection dehnt sich auf zehn bis 
fünfzehn Tage aus. Da die Pferde aber keine Athembeschwerde 
zeigen, so empfiehlt sich die exspectative Behandlung. Sämmt- 
liche Fälle, die ich behandelte, heilten bei guter Pflege der 
Pferde vollständig ab. 

6. Der endemische Husten der Pferde. Auf 
einer durch miasmatische Einflüsse bedingten krankhaften 
oberflächlichen Reizung der Kehlkopfschleimhaut beruht der 
chronische Husten, der von den Rennstallbesitzern besonders 
gefürchtet wird. Denn die Rennpferde verlieren durch diese 
Erkrankung erheblich an Energie und können deshalb nicht 
laufen. Im Uebrigen ist dieser Husten nicht lebensgefährlich. 
Die Dauer desselben kann sich aber auf zwei bis vier Monate 
erstrecken. Zuweilen erfolgt die Abheilung auch früher. 
Junge Vollblutpferde, welche zum Trainiren nach den Ort¬ 
schaften gebracht werden, in welchen unter den Pferden der 
chronische Husten herrscht, werden von der Affection ge¬ 
wöhnlich ergriffen. Dass aber das Leiden durch eine vorüber- 


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582 


gehende Berührung zwischen kranken und gesunden Pferden 
sich übertrage, wird nicht beobachtet. Wegen seines infec- 
tiösen Characters und der jahrelangen Erhaltung der Ursachen 
des chronischen Hustens in den einmal verseuchten Stallungen 
wird von den meisten Sportsmen und Trainern die Zu¬ 
gehörigkeit desselben zur Pferdeinfluenza angenommen. Viele 
Interessenten der Rennställe pflegen zu sagen: „Die Affection 
hat etwas influenzaartiges an sich“. In Wirklichkeit steht 
aber die Krankheit weder mit der Brustseuche noch mit der 
Pferdestaupe in causalem Zusammenhänge. Zur Behandlung 
der an chronischem Husten leidenden Pferde dient die ener¬ 
gische Ventilation des Stallraums und thunlichst die Unter¬ 
bringung der Thiere in einem hochgelegenen Stalle. Auch 
die täglich zu wiederholende Desinfection mit Formalindämpfen 
wird vielfach gerühmt. 

Bei der seit beinahe hundert Jahren in der thierärztlichen 
Litteratur hervorgetretenen und unter den Pferdebesitzern 
auch jetzt noch herrschenden Neigung, die in ihrer Aetiologie 
unklaren fieberhaften Allgemeinaffectionen des Pferdes denn 
Influenzabegriff zu unterstellen, dürfte es schwierig sein, die 
in ihren Grundzügen hier vorgetragene Unterscheidung von 
sechs selbständigen Infectionskrankheiten des Pferdes zur all¬ 
gemeinen Anerkennung zu bringen. Nichtsdestoweniger sollten 
sich die Thierärzte der Aufgabe nicht entziehen, diese Krank¬ 
heiten nach ihren besonderen Eigenschaften sorgfältig zu be¬ 
achten. Denn aus der Kenntniss ihrer Unterschiede ergeben 
sich für die Prognose sowie für die Therapie wesentliche 
Momente. Allerdings erschwert sich die Aufgabe dadurch, 
dass diese Krankheiten nicht allmonatlich oder alljährlich 
unter den Pferden sich zeigen, auch in manchen Gegenden 
so gut wie garnicht Vorkommen. Selbst in grossen Städten 
pflegt die eine oder die andere von den hier beschriebenen 
sechs Krankheiten gewöhnlich nur einige Monate sich zu er¬ 
halten oder ein Jahr hindurch und dann wieder für längere 
Zeit nicht mehr aufzutreten. Trotzdem bin ich der Ueber- 
zeugung, dass bei sorgfältiger und objectiver Prüfung der 
Krankheitsfälle sich die Diagnose mit genügender Sicherheit 
durchführen lässt. 

Atresia Uteri congenitalis. 

Von Bezirksthierarzt D e i n h ar d , Krumbaob. 

Eine Kalbin, die wegen Nichtträchtigkeit gemästet worden 
war, litt seit einigen Tagen an Harnbeschwerden, die sich so 
verstärkten, dass thierärztliche Hilfe in Anspruch genommen 
werden musste. Eine Untersuchung durch die Scheide konnte 


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583 


nicht vorgenommen werden, da der Scheideneingang voll¬ 
ständig verschlossen war und kaum noch ein Katheter eingeführt 
werden konnte. Eine Einführung des Instrumentes in die 
Harnröhre war unmöglich. Die Rektaluntersuchung, bei der 
das Thier sich wie rasend geberdete, ergab eine Füllung der 
Harnblase ad maximum, die so bedrohlich schien, dass jeden 
Augenblick eine Berstung bei der Unruhe des Thieres zu 
befürchten war. Da das Rind ohnehin fett war und bald ge¬ 
schlachtet werden sollte, liess ich es sofort schlachten. Die 
Obduktion ergab, dass die Blase jedenfalls beim Zusammen¬ 
stürzen geborsten war. Die Harnröhre war so obliterirt,' 
dass keine Stricknadel hindurchzuführen war. Ein Tragsack 
wat nur rudimentär vorhanden; desgleichen waren die Scheiden¬ 
wände, in ihrer ganzen Ausdehnung vollständig verwachsen. 
Wir haben es jedenfalls mit einer congenitalen Atresie des 
Uteruskanales zu thun, in deren Gefolge auch die Harnröhre 
nahezu ganz obliterirte. 

Gelenkverletzung beim Pferde. 

Yon Bezirksthierarzt Deinhard, Krambach. 

In einem Falle waren bei einer ungemein heftigen Parade 
bei einer Thalfahrt einem jüngeren Pferde die radialen Seiten- 
bänder des Röthengelenkes des linken Hinterfusses vollständig 
gerissen worden und die Gelenkenden so getrennt, dass das 
Fussende scheinbar bloss noch an der Haut aufgehängt war. 
Trotz der Aussichtslosigkeit auf Wiederherstellung des nicht 
besonders werthvollen Thieres entschloss ich mich auf Bitten 
des Besitzers, dem ich die lange Dauer der Krankheit in 
Aussicht stellte, einen Contentivverband anzulegen, indem 
ich das Fussende durch gekreuzte Gurtenstücke in den Gips¬ 
verband mit hinein zu fixiren versuchte. Das Thier hielt sich 
wochenlang ganz vorzüglich in einer Hängematte und nach 
Abfluss von nicht ganz drei Monaten war die Heilung soweit 
vorgeschritten, dass das Pferd mit allerdings noch etwas 
steifem Fesselgelenk benützt werden konnte. 

Versammlung der Thierärzte des Chiemgaues. 

Die auf den 24. November a. c. nach Traunstein ein- 
berufene Versammlung der Thierärzte des Chiemgaues, zu 
welcher dreizehn Collegen erschienen waren, nahm trotz der 
ominösen Zahl „dreizehn“ einen äusserst animirten Verlauf. 

Es ist dies umsomehr zu begrüssen, als solche Gau- 
versaramlungen welche sich in den übrigen Regierungsbezirken 
so gut eingebürgert haben, bisher in Oberbayern fehlten. 


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584 


Das zur Debatte gestellte Thema „Seuchenhaftes Vei> 
werfen beim Rindvieh“ gab zu einer lebhaften Diskussion 
'Veranlassung, in deren Verlaufeinsbesondere College Reind 1 
seine reichen Erfahrungen und seine Behandlungsmethode er¬ 
örterte. Die sämmtlichen Collegen waren darüber einig, dass 
die hauptsächlich von Professor Ostertag vertretene Ansicht, 
dass die Seuche zumeist nur durch den Bullen verbreitet wird 
(cf. Nr. 27, Schriften des Deutschen Milchwirthschaftlichen 
Vereines), nicht zutrifft, nachdem erwiesen ist, dass in vielen 
Fällen selbst schon bei vierteljährigen weiblichen Thieren die 
krankhaften Veränderungen, wie solche im Verlaufe der 
Seuche auftraten, in der Scheide nachzuweisen sind. Ausser¬ 
dem wurde auch ein ganz instruktiver Fall erörtert, nämlich 
dass die Seuche in einem vorher in dieser Richtung voll¬ 
ständig gesunden Viehbestände, dessen Bullen für fremde 
Thiere nie benützt worden, durch trächtige Kalbinuen ein¬ 
geschleppt wurde, welche aus einem Stalle kamen, in welchem 
seuchenhaftes Verwerfen ausgebrochen war. Die vorhandenen 
Bullen sind mit den neu eingestellten Kalbinnen in gar keine 
Berührung gekommen. 

Dieser Fall beweist also klar, dass die Seuche ohne 
Vermittelung der Bullen weiter verbreitet wurde. 

Des Weiteren wurde auch die Heilung der Maul- uud 
Klauenseuche nach der „Methode Baccelli“ besprochen und 
es gewann die Ansicht die Oberhand, hier eine zuwartende 
Stellung einzunehmen. 

Zum Schlüsse wurde der allseitige Wunsch bekundet, 
die Gauversammlung in einem vierteljährigen Turnus ab¬ 
zuhalten, und wollen wir nur hoffen, dass der thatkräftige 
Zug, der jetzt vorhanden ist, nie erlahmen möge. 

Die nächsten Versammlungsorte werden jeweils in der 
Wochenschrift für Thierheilkunde und Viehzucht bekannt ge¬ 
geben. 1. A.: Nopitsch. 

Referate. 

Die bayerische Landes-Pferdeversicherungsanstalt um- 

fasst bereits 306 Pferdeversicherungsvereine. Die meisten 
dieser Vereine erstrecken sich über ganze Amtsbezirke. Das 
Versicherungskapital beziffert sich auf 17 Millionen. Im 
Verlaufe des ersten Geschäftsjahres wurden mit einer Summe 
von 338,221 Mk. 908 Pferdeverluste entschädigt. An Kolik 
verendeten 258 Pferde, an Hämoglobinämie 39, an Druse 30, 
an Gehirnentzündung 107, an Lungenkrankheiten 29 Pferde. 
In Folge von Hufkrankheiten traten 65, durch Schlagen, 
Stürzen und andere Unglücksfälle 297 Verluste ein. A. 


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585 


Zur chirurgischen Behandlung der traumatischen Peri- 
carditis. In einer interessanten Studie bespricht Moussu 
die Möglichkeit und Rentabilität eines operativen Eingriffs 
bei der exsudativen Herzbeutelentzündung des Rindes — 
nicht zu kurativen Zwecken, sondern um eine bestmögliche 
Yerwerthung des Fleisches der zu schlachtenden Thiere zu 
erzielen. Er geht davon^aus, dass in Folge der regelmässig 
vorhandenen Oedeme und serösen Infiltrationen das Fleisch 
als höchst unappetitlich und zumeist als hochgradig verdorben 
zu erachten sei, während dasselbe dem Metzger überlassen 
werden könne, wenn es gelänge, die Stauungsprodukte vor 
dem Schlachten zum Verschwinden, d. h. zur Resorption zu 
bringen. Da nun die Oedeme und Infiltrationen eine Folge 
des auf dem Herzen, speciell den Vorkammern lastenden 
Exsudats sind, kalkulirte Moussu, dass durch die Entleerung 
desselben mittelst Punktion oder Incision des Herzbeutels die 
Cirkulation wieder frei und die Stauungserscheinungen be¬ 
hoben werden könnten. 

So einfach nun die Ausführung theoretisch erschien, so 
schwierig gestaltete sich dieselbe in der That. Sowohl nach 
der Punktion wie nach der Incision des Pericards durch die 
Brustwand hatte M. jedes Mal Misserfolge, die zweifellos durch 
sekundäre septische Pleuritis verursacht waren. Auch der 
Versuch der Entleerung der Flüssigkeitsansammlung im Herz¬ 
beutel nach Trepanation des Brustbeins erwies sich als praktisch 
undurchführbar. 

Erst folgende Methode führte zu günstigem Ausgang und 
zur Erreichung des gesteckten Zieles. Etwas links von der 
Medianlinie, in dem Ausschnitt zwischen dem durch die falschen 
Rippen gebildeten Bogen und dem Hals des Schaufelknorpels 
wird eine ca. 20 cm lange tiefe Incision durch den ganzen 
Brustboden gemacht, bis mit dem Finger der direkt darauf¬ 
liegende, meist prall gefüllte Herzbeutel zu fühlen ist. Nun 
wird dem Finger entlang ein mindestens 25 cm langer und 
5 mm breiter Trokar in die Spitze des Herzbeutels schief 
nach vorwärts und oben 3—4 cm tief eingestossen und durch 
diesen das Exsudat in Mengen bis zu vier Liter abgelassen. 

Der Erfolg ist eklatant und hält tage-, ja wochenlang 
an. Die Oedeme verschwinden in Kürze, die Athmung wird 
bedeutend leichter und der Appetit hebt sich auffallend. — 
Da die krankmachende Ursache natürlich fortbesteht, kann 
von einer anhaltenden Besserung keine Rede sein; immerhin 
sei das Fleisch des einige Tage nach dem Eingriff geschlachteten 
Thieres von augenfällig besserer Qualität als zuvor. 

(Rec. de med. v6t. 15. Ang. 1901.) 


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586 



Sarcom im Oünndarm des Pferdes mit Lymphangitis und 
Erkrankung der Mesenterialdrüsen, ln der Wand des Dünn¬ 
darms sass eine gestreckte, ovale platte Geschwulst; die ent¬ 
sprechenden Lymphdrüsen sind bis zum Umfang eines Kopfes 
vergrössert, sehr hart und knotig. Die Lymphgefässe präsen- 
tiren sich als weissliche, unter sich anastomosirende, harte, 
rosenkranzförmige Stränge, welche die Neubildung im Darm 
mit den veränderten Drüsen verbinden. Die nähere Unter¬ 
suchung ergab nicht etwa, wie man vermuthet hatte, einen 
Epithelkrebs, sondern ein Rundzellensarkom. 

(Petit, Reeueil 30. Juni 1901.) 

Schmidt—Kulmbach Und Dr. Simader. 


Bücherschau. 

Praktische Ziegenzucht. Anleitung zur Zucht, Ernährung, 
Pflege und Behandlung der Hausziege von A. Lang, gross- 
herzogl. Landwirthschaftslehrer in Darmstadt. Mit 2$ Text¬ 
abbildungen. Preis 50 Pfg. Leipzig 1901. Verlagsbuchhandlung 
Richard Carl Schmidt & Co. 

Die Erkenntniss der Bedeutung der Ziegenzucht im wirth- 
schaftlichen Betriebe, besonders für ärmere Gegenden, hat sich in 
den letzten Jahren immer mehr und mehr Bahn gebrochen. Eine 
für Ziegenzucht erschienene Zeitschrift und mehrere Monographien 
über diesen Zweig der Thierzucht tragen dazu bei, demselben eine 
rationelle Gestaltung zu geben. 

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dazu eignet sieh die vorbezeicbnete Schrift. 

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der Zuchtthiere, Paarung, Aufzucht, dann Ernährung und Pflege 
zu wissen erforderlich ist. 

Drei Kapitel handeln über den Ziegenstall, die Erzeugnisse 
der Ziegenzucht und Förderungsmittel derselben. 

Wir können die mit 26 guten Illustrationen versehene, für 
den praktischen Ziegenzüchter vorzüglich geeignete Schrift sehr 
empfehlen. A. 


Personalien. 

Der praktische Thierarzt Rudolf Artmann in Weilersbach, Be¬ 
zirksamts Kaiserslautern, ist nach Gelsenkirchen in Westfalen verzogen. 


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587 


Stand der Thierseuchen in Bayern am 19 . November 1901 . 

a) Kotz (Wurm): 

Schwaben} Augsburg 1 Gmd, (1 Geh.). 

b) Maul- und K 1 a u e n - S e u c h ,e : 

Oberbayern: 25 Gern.* (255 Geh.); Pfalz: 17 Gmd. (136 
Geb.); Mittel franken: 12 Gmd. (175 Geh.); Unter¬ 

franken: 7 Gmd. (18 Geh.); Schwaben: 2 Gern. (3 Geb.). 

c) Schweineseuche (Schweinepest): 
Oberbayern: 1 Gern. (I Geb.); Unterfranken: 1 Gern. 
(1 Geh.). 


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588 


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Verantwortliche Redaktion : M. A1 b r e c h t. 

Expedition und Druck von J. Gotteswinter, München. 

Für die Redaktion bestimmte Sendungen sind an Professor 
AI brecht, Veterinärstr. 6/i, zu richten. 0. Red. 


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Wochenschrift 

für 

Thierheilkunde und Viehzucht 

Unter Mitwirkung bewährter Fachmänner 

herau8geg%bea von 

M. Albrecht und Ph. J. Göring. 

45. Jahrgang. München, den 10. Dezember 1901. Nr. 50. 

Inhalt: Pomayer, Eine wahrBoheinliche Vergiftung durch Runkelrüben¬ 
blätter. — Hubs, Therapeutische Mittheilungen. — Referate. — 
Bücherschau. — Inserate. 



Eine wahrscheinliche Vergiftung durch Runkel¬ 
rübenblätter. 

Von Thierarzt Pomayer. 

Der Bauer Br. in Landsberg a. L. verabreichte am 
5. September seinen sechs Kühen mit der Morgenration (ge¬ 
mischte Fütterung) zum ersten Male als Zugabe Runkelrüben¬ 
blätter. Nach der Aufnahme standen die Thiere vom übrigen 
Futter längere Zeit zurück. Mittags frassen wieder alle; 
um 3 Uhr wurde nur bemerkt, dass eine mit chronischer 
Indigestion behaftete Kuh „koppte tt , was aber, weil die Kuh 
mit dieser Untugend behaftet war, weiter nicht auffiel. Um 
5 Uhr wurde dieses Thier todt und eine trächtige Nachbarkuh 
am Verenden gefunden. Eine dritte Kuh verweigerte bald 
darauf das Futter (88 regelmässige, mittelstarke Pulsschläge, 
25 Athemzüge per Minute, linke Flanke etwas aufgetrieben, 
Peristaltik unterdrückt, über Koth und Harn konnte nichts 
berichtet werden.) Die übrigen drei Kühe schienen gesund 
zu sein. 

Nach der Anamnese lag zweifellos Vergiftung durch die 
Rübenblätter vor. Alle Thiere erhielten sogleich Mittelsalze 
in Leinsamenschleim und wurden tüchtig mit warmem Essig 
frottirt (mit Wiederholung). Am nächsten Vormittag war 
die Gefahr beseitigt. 

Die sofort vorgenommene Sektion ergab: Bei beiden 
Thieren Gastro - Enteritis haemorrhagica (diffuse Capillar- 



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blutungen, Labraagenschleimhaut dunkelroth, Chymus choko- 
ladefarben, dünnflüssig); seröse Häute, die übrigen Organe, 
Gehirn und Rückenmark in allen Theilen normal. 

Die Rüben entstammten einem mit Gerbereiabfällen ver¬ 
setzten Düngerhaufen (1:6 mit Erde gemischt). Die Blätter 
waren am Abend vorher eingebracht und zeigten sich in 
keiner Weise’ verdorben. In hiesiger Gegeüd werden sie 
selten verfüttert. 

Anmerkung. Durch Vermittlung des Herrn Collegen Pomayer 
erhielt ich 10,5 Pfund Rübenblätter der Sorte, von welchen die Kühe ge¬ 
fressen hatten, zugesandt. 

Eine Ziege, 64 Pfund schwer, bekam die Blätter, an welchen weder 
makro- noch mikroskopisch etwas Abnormes festzustellen war, innerhalb 
zweier Tage als alleiniges Futter. Das Thier zeigte nicht die Spur von Krank- 
.heitserscheinungen, insbesondere keine Digestionsstörungen (Diarrhoe etc.). 

Eine zweite Ziege erhielt einen weingeistigen Auszug aus den 
Rübenblättern als Einguss; auch diese Ziege blieb vollkommen gesund. 

Wir halten es für zweifelhaft, ob die Rübenblätter Schuld an den 
Erkrankungen waren. Albrecht. 


Therapeutische Mittheilungen. 

Bacillol. Als Antisepticum in der Wundbehandlung ist 
1 °/ 0 Bacillol-Lösung genügend kräftig und ist mehrmaliges 
Ausspritzen im Tage bei Wunden vorzunehmen. Die Aus¬ 
spritzung mit stärkeren Lösungen halte ich nicht für an¬ 
gebracht, vorausgesetzt, dass nicht eine Reizung des Granula¬ 
tionsgewebes beabsichtigt ist. Mit salbigen Constituentien 
vermengt ist das Aufträgen auf Wunden, geschwürigen Stellen, 
Geschwülsten, Abscessen etc. von guter Wirkung, weil es 
auch mit Oelen gemischt hiebei verbraucht werden kann. 

Die 1—2°/o Lösung in Wasser von der je nach Bedarf 
nöthigen Temperatur ist klar, weshalb das Aseptischmachen 
der Instrumente hierin anderen Lösungen von Desinfektions¬ 
mitteln vorzuziehen ist. Das Brennen der Hände nach An¬ 
wendung von Carbolsäure- oder Lysollösungen kommt hier 
in Wegfall, ebenso das Schlöpfrigwerden der Instrumente 
und Hände. Bei Retentio secundinarum, bei Uterusverletz- 
ungem, Fluor albus und infectiösen Vaginitiden ist dasselbe 
schon längere Zeit in Anwendung und kann ich Erfolge hie- 
mit bestätigen. Die Vertriebsfirma Franz Sauder in Ham¬ 
burg stellt gerne Proben den Collegen zur Verfügung, so dass 
weitere Versuche mit Freuden zu begrüssen und von Interesse 
wären. (Huss, Distrikts-Thierarzt, Marktbreit.) 


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591 


Dermatol wurde mehrmals bei Gelenkwunden von Pferden 
zur Anwendung gebracht und konnte rasche Heilung hiedurch 
erzielt werden, zumal es nicht reizt wie Jodoform, anscheinend 
rascher trocknet und nicht die übermässigen Granulationen er¬ 
zeugt wie letzteres. Die bei Gelenkwunden tieferer Art im 
Ueberma8s bestehende Synovia-Absonderung, deren Sistirung 
keineswegs rasch erfolgt, wurde im gegebenen Pall nach 
einigen Tagen verändert und liess bald nach, so dass die 
Umgebung der Wunde trocken erschien und der Wundkanal 
sich bald schloss. Bei Druckschäden heftigen Grades mit 
ziemlicher Sekretion kommt die trocknende Eigenschaft einer 
Dermatol-Salbe oder eines derartigen Streupulvers zur vollen 
Geltung. 

Das Einblasen, resp. Aufstäuben von Dermatol bei Horn¬ 
hautaffektionen, Geschwüren, beim Vorhandensein nicht zu 
alter Fleckchen und Sternchen auf der Cornea, bringt Hell¬ 
werden und Heilung. Einem grossen Hofhund, der sich von 
der Kette befreit hatte, war eine tüchtige Ladung Vogeldunst 
applicirt worden, und er war so in den Kopf getroffen worden, 
dass beide Augen in Mitleidenschaft gezogen wurden. Es 
waren auf dem einen Auge fünf, auf dem anderen sechs 
Treffpunkte zu verzeichnen, die mehrfach fleckige Trübungen 
auf der Cornea zurückliessen. Ich wollte Calomel anwenden, 
wählte aber Dermatol, da ich dasselbe dem Hundebesitzer 
wegen seiner Ungiftigkeit eher anvertrauen konnte. Die 
täglichen Einstäubungen brachten schon nach drei Tagen eine 
merkliche Aufhellung der Trübungen zu stände, die Conjunc¬ 
tivitis ging zurück, ebenso die Schwellung der Lider und in 
verhältnissmässig kurzer Zeit waren die Hornhautverletzungen 
verschwunden, beide Augen wurden wieder hell und klar. 
(Derselbe.) 


Tannoform, von dessen äusserlicher Anwendung ich hier 
nicht sprechen will, bewährt sich bei Durchfällen der Pferde 
und Kälber. Ich liess dasselbe mit Roth wein verabreichen 
und gebrauche es hauptsächlich bei heftiger Diarrhoe der 
Kälber und den vielfach unrichtigerweise als Kolikanfälle be¬ 
handelten profusen Darmkatarrhen der Pferde. In hoch¬ 
gradigen derartigen Fällen liess ich noch Opium beimengen. 
In der geschilderten Art verwende ich jetzt Tanocolum veteri- 
narium versuchsweise, das dem Tannoform sehr ähnlich sieht 
und auch in denselben Fällen wie Tannoform gute Dienste 
leistete. (Derselbe.) 


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592 


Sozojodol, d. h. Kal. sozojodolic. and Natr. sozojodolic., 
sowohl pur ‘als mit Borsäure, Amylum, Sacchar. lact. wurde 
äusserlich des öfteren mit gutem Erfolg zur Anwendung ge¬ 
bracht und zwar bei stark sezernirenden Wunden mit reich¬ 
licher Eiteransammlung, bei acuten Katarrhen, Otitis interna, 
Ekzem bei Hunden, Herpes tonsuxans, bei Rindern mit 
einer Mischung von Vaselin auch an Stelle des nicht mehr 
beliebten Jodoforms. (Derselbe.) 


Referat«. 

Nasenbluten. Desoubry berichtet, dass bei einer acht¬ 
jährigen Stute nach leichter Bewegung vor einem Coupe ohne 
äussere Veranlassung plötzlich sehr heftiges Nasenbluten auf¬ 
getreten sei. Er wies nach, dass das Thier mit einer Aorten- 
insufficienz behaftet war. Die Auskultation ergab kaum hör¬ 
baren zweiten Herzton, dagegen ein diastolisches Geräusch; 
dabei war der Puls hüpfend. D. weist anschliessend auf 
verschiedene andere Fälle hin, in welchen im Anschluss an 
Herzaffektionen Nasenbluten beobachtet worden war. — 
(Zweifelsohne sind Nasenblutungen nicht selten kardialen 
Ursprungs. Zumeist aber handelt es sich dabei doch um 
traumatische Läsionen, dann um tuberkulöse, gangränöse oder 
rotzige Processe in den Nasen- und Kopfhöhlen. Auch bei 
acuten und chronischen Lungenleiden beobachtet man Epi- 
staxis, ferner bei Hunden, die mit Kropf behaftet sind. Bei 
Pferden kommt das Blut häufig aus der Nasenschleimhaut, 
aus Angiomen; öfters sieht man die Erscheinung bei Kon¬ 
gestionen nach anstrengender Arbeit, besonders in zu engen 
Kummeten. Schliesslich ist Rhinorrhagie bei Infectionskrank- 
heiten ab und zu erwähnt. Ref.). 

(Reo. de m6d. v6t. 30. Juli 1901.) 


lieber tuberkulöse Pericarditis beim Hunde. Nach Petit 
(und bekanntlich auch nach Cadiot) ist die Tuberkulose des 
Hundes ein sehr häufiges Vorkommniss. Sehr oft findet man 
dabei auch das Pericardium befallen, nach Petit in ziemlich 
der Hälfte aller Fälle. Jedoch kommt auch ab und zu pri¬ 
märe Tuberkulose des Herzbeutels vor. Dabei ist eine seröse, 
eine hämorrhagische und eine adhäsive Form zu unterscheiden. 
Eiterung wird nicht beobachtet. 

(Recueil, 30. Juni 1901.) 


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593 


Noch ein Fall von subnormaler Temperatur. Ein Pferd 
war durehgegangen und derart heftig an einen Baumstamm 
angerannt, dass es bewusstlos liegen blieb. Nach Hause 
transportirt, zeigte sich die Mastdarmtemperatur auf 33° 0. 
gesunken. Sie stieg innerhalb zweier Tage, nach welchen 
das Thier starb, wieder auf 37°. — (Bekanntlich beobachtet 
man solche Collapstemperaturen gegen das tödtliche Ende 
bei schweren Vergiftungen, bei Ikterus, Anämie und sonstigen 
Leiden, besonders auch nach grossen Blutverlusten. Nach 
Friedberger-Fröhner liegt die Minimalgrenze bis zu 20° unter 
der Norm; bei Hungerversuchen an Thieren wurde von 
Chossat festgestellt, dass die Temperatur sich bis um 16° 
erniedrigte. D. Ref.) 

(Guillemain & Cadix. (Recueil, 30. Aug. 1901.) 


Fissur und Fraktur des Oberarms durch Muskelkon^ 
traktion. Ein Pferd hatte sich eines Tags vor einem schweren 
Fuhrwerk sehr angestrengt, ohne dass sich aber zunächst 
irgend welche Folgen zeigten. Trotzdem musste das Thier 
sich hiebei eine Fissur des rechten Oberarmes zugezogen 
haben, denn andern Tags entstand plötzlich während einer 
leichten Bewegung ohne irgend eine Verlassung ein kompleter 
Bruch. (Lagriffoul, Recueil, 30. Juni 1901.) 

Behandlung von Hornspalten. Zur Behandlung von 
Hornspalten hält man im Allgemeinen für wesentlich, dass 
gesorgt wird für 1. Fixirung der Spaltränder, 2. Anregung 
des Hornwachsthums, 3. Ausschneiden des Tragrands unter 
der betreffenden Stelle. Peuch hält die unter 2 und 3 ge¬ 
nannten Punkte für bedeutungslos und kurirt seit zehn Jahren 
mit bestem Erfolge Hornspalten nur durch Anwendung der 
bekannten Fixirungsmethode der Spaltränder mittelst eines 
Hufnagels. — (Auch Barrier empfiehlt das Verfahren als 
das Beste zur Zeit existirende in seinem Referat obiger Ab¬ 
handlung im Recueil. D. Ref.) 

(Journal de möd. vet. et de zoot. Dec. 1900.) 

Schmidt—Kulmbach und Dr. Simader. 


Hirschfeld: lieber die Entstehung der Blutplättchen 

(Virchows Archiv Bd. 166, H. 2). H. stellte eingehende 
Untersuchungen über diese Frage an, aus welchen er die 
folgenden Schlüsse zieht: 

1. Die Blutplättchen entstehen zweifellos aus den rothen 
Blutkörperchen; 


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594 


2. immer nur eine beschränkte Zahl der letzteren liefert 
das Material zur Plättchenbildung; 

3. diese Plättchen entstehen im Innern einzelner Erythro- 
cyten, wo sie als endoglobuläre Plättchen, eventuell 
in mehrfacher Zahl in der Mitte der Zelle liegen und 
das Centrum der Delle einnehmen; 

4. diese endoglobulären Plättchen verlassen an einer, 
seltener an zwei oder mehreren Stellen der Blut¬ 
körperchen durch ein in dessen peripherischer Um¬ 
hüllung entstehendes Loch und werden so zu freien 
Blutplättchen; 

5. Die Entstehung von den Blutplättchen ähnlichen Ge¬ 
bilden aus Leucocyten steht fest, kommt aber im nor¬ 
malen Blute selten vor, häufiger im leukämischen. 

Deetjen (Virchows Archiv Bd. 164, 2. H.) behauptet, 
die Blutplättchen seien vollwerthige aus Kern und Proto- 
plasmen bestehende Zellen, welche einer amöboiden Bewegung 
fähig seien. 

Hirschfeld kann die amöboide Bewegung der Plättchen 
bestätigen, doch fand er dieselbe sehr träge; von der Exi¬ 
stenz eines Kernes und eines Zellleibs konnte sich H. indes 
bisher nicht überzeugen. 


Milchmelasse, ein neues, sehr beachtenswerthes Futter¬ 
mittel. (Deutsche landwirthschaftliche Thierzucht Nr. 46, 
19UI.) Die Milchcentrale hat in Berlin ein für die Land¬ 
wirtschaft sehr brauchbares Futter, nämlich die Milchmelasse, 
in grösseren Quantitäten geschaffen; dasselbe besteht aus 
Quark und Melasse, ist für alles Vieh zu gebrauchen und 
kann verfüttert werden: 

pro Tag und erwachsenes Rind bis 5 © an Stelle von 
Kraftfutter, 

pro Tag und Pferd bis 5 © an Stelle von Hafer, 
pro Tag und Schwein bis 3 © an Stelle von Kleie, 

2 © Milchmelassefutter ersetzen 5 © Baumwollensaatmehl, 
2 © Milchmelassefutter ersetzen 2 © Mais oder Hafer. 
Der hohe Futterwerth wird erklärt durch die leichte Ver¬ 
daulichkeit des in der Magermilch enthaltenen Käsestoffes 
und durch die Milchsäure, welche die Nährstoffe der anderen 
Futtermittel im thierischen Magen schnell zur Lösung bringt. 

Bei einem Gehalt von 15°/o fett- und stickstoffhaltigen 
Stoffen und bei ca. 24°/o Zucker kostet das Procent fett- und 
stickstoffhaltiger Stoffe in dem Milchmelassefutter = 24 Pfennig, 
während das Procent in der Weizenkleie bei dem heutigen 
Preise von 5 Mark pro 50 kg = 31V* Pfennig kostet. 


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595 


Der Näbreffekt des Milchmelassefutters ist aber sehr viel 
grösser, was auf die gute Wirkung des Käsestoffes und der 
Milchsäure zurückzufübren ist. 


Um störrische Ochsen zum Aufstehen zu bringen, em¬ 
pfiehlt die Oesterreichisch-Ungarische Viehverkehrszeitung als 
ganz harmloses und sofort sicher wirkendes Mittel, den Thieren 
Erde in die Nasenlöcher einzubringen. Das ungewohnte Ge¬ 
fühl, so sagt der Berichterstatter, jagt den Thieren einen so 
gewaltigen Schreck ein, dass sie sofort unter heftigem Niesen 
aufspringen und sich Luft schaffen. 

Wir zweifeln nicht, dass das Mittel probat ist, besonders 
dann, wenn die Nasenöffnungen mit Erde vollgepfropft werden, 
geben aber zu bedenken, dass sich in der Erde häufig Oedem- 
bacillen und Tetanusbacillen finden. 

Wie leicht könnte durch das empfohlene Verfahren, bei 
welchem selbst eindringende Läsionen der Nasenhöhlenschleim¬ 
baut gewiss nicht ausgeschlossen sind, bei den so behandelten 
Ochsen malignes Oedem und Starrkrampf hervorgerufen werden, 
wodurch ihnen das Aufstehen wohl alsbald ganz verleidet 
werden würde. A. 


A. M. Bergmann: Rennthierpest und Rennthierpest¬ 
bacillen. I. In Fortsetzung einer vorläufigen Untersuchung, 
welche Professor Lundgren an dem von einem krepirten 
Rennthier gewonnenen Untersuchungsmaterial begonnen und 
bei welcher derselbe eine Bacillenart gefunden hatte, stellte 
B. weitere Untersuchungen über die Biologie und Infektions¬ 
tüchtigkeit dieses Bacillus an und gelangte dabei zu folgenden 
Ergebnissen: 

Der Rennthierpestbacillus ist ein 1,6—4,8/* langes und 
0,7—0,8 /* breites eigenbewegliches Stäbchen mit abgerundeten 
Enden. Häufig enthält er in der Nähe des einen Endes eine 
gewöhnlich 1,6—1,7/* lange und 0,8—0,9/i breite Spore, 
welche gelegentlich auch ganz polar oder in der Mitte liegt. 
Meist liegen die Stäbchen vereinzelt. Sie färben sich nach 
Gram. In den Versuchsthieren variiren die Stäbchen und 
bilden häufig grosse Scheinfäden, welche mit denjenigen des 
malignen Öedems grosse Aehnlichkeit haben. Die Bacillen 
wachsen in allen gewöhnlichen Nährböden, besser bei An- 
als bei Abwesenheit von 0. In Gelatine wachsen sie als 
grauweisse, körnige, allmählig verflüssigende, H f S bildende 
Culturen. Bezüglich der übrigen Cultureigenschaften siehe 
Original. 


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596 


Die Rennthierpest tritt naeh Wolff und Lun dg re n iu 
einer akuten und einer perakuten Form auf; während 
bei der letzteren (häufigeren) Krankheitserscheinungen nicht 
zur Beobachtung gelangen, zeigt sich bei der ersteren das 
ßennthier unruhig, schwankt, die Augen treten vor, Conjunc- 
tiven geröthet, Fresslust und Wiederkauen hören auf, hoch¬ 
gradiger Durst, erschwertes und beschleunigtes Athmen, 
manchmal geringer Husten; kurz vor dem Tode zuweilen 
blutiger Ausfluss aus der Nase; zuweilen begrenzte An¬ 
schwellungen an verschiedenen Körpertheilen; selten An¬ 
schwellung des Bauches oder Vorfall des Mastdarmes. Die 
kranken Thiere verbreiten einen widerlichen Gestank. — 
Durch Impfung erzeugt, hat die Erkrankung folgenden 
Verlauf: Fressen und Wiederkauen hören nach einigen Stunden 
auf; nach zehn Stunden subcutanes Emphysem an der Impf¬ 
stelle, Schmerzhaftigkeit, Lahmen der betreffenden Extremität, 
Das Emphysem breitet sich aus, das Thier vermag nicht mehr 
aufzustehen. Conjunotiva injicirt, Nase trocken, warm, Athmen 
erschwert, später stark beschleunigt und röchelnd; Ausfluss 
hellrothen Schaumes aus den Nasenlöchern. Koma, Exitus 
unter Verlangsamung des Pulses und terminalem Abfall der 
zuerst gesteigerten Temperatur. 

Von pathologisch-anatomischen Veränder¬ 
ungen scheinen die folgenden charakteristisch zu sein; 
Hochgradige Anschwellung des unangenehm säuerlich riechen¬ 
den Cadavers in Folge massenhafter Gasbildung in der Sub¬ 
cutis (bei geringer Flüssigkeitsansammlung), im Herzfleisch 
und in den Nieren, ausserdem (bei einem geimpften Rennthier) 
intramuskulär, subpleural, in der Schleimhaut des Larynx, 
den subepi- und subendokardialen Blut- und Lymphbahnen, 
unter dem parietalen Peritoneum und ganz besonders reichlich 
unter der Nierenkapsel. In den Nasenlöchern blutiger Schaum. 
An der Lungenpleura geringe Fibrin-Ausscheidung, blutig- 
seröser* Inhalt der Pleurahöhlen; Lungen leicht ödematös. 
Fibrinöse Pericarditis kommt vor. In der Bauchhöhle gleicher 
Flüssigkeitsinhalt wie in der Brusthöhle. Magen-Darmschleim¬ 
haut normal. Leber in einem Falle sehr angeschwollen, 
graugelb, Schnittfläche etwas marraorirt, trüb, im anderen 
Versuchsfall bläulich - braun, von normaler Grösse und 
Zeichnung. Die Milz in letzterem Falle gleichfalls von 
normaler Grösse, in dem von Lundgren secirten an¬ 
geschwollen, dunkelroth, stark mit Gasen gefüllt, weich. 
Nieren angeschwollen, im Zustande trüber Schwellung, mit 
reichlicher Gasentwicklung. Blutungen in der Muskulatur 
fehlen oder kommen nur vereinzelt vor. Die Bacillen finden 


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597 


sich in der Subcutis, im Blute, in den Transsudaten, Leber 
und anderen Organen. L 

Für die Differentialdiagnose kommen flausch¬ 
brand, malignes Oedem, Bradsot und eventuell Maul- und 
Klauenseuche in Betracht. Für Bauschbrand ist charakteri- 
sirend das Vorhandensein der hämorrhagischen Muskelinfil¬ 
tration gegenüber der reichlichen Gasinfiltration nicht blos 
im gesammten intramuskulären und subcutanen Bindegewebe, 
sondern auch in den inneren Organen, welche die Renn¬ 
thierpest kennzeichnet. In den Culturen unterscheidet sich 
der Rennthierpestbacillus durch seine Bevorzugung der 0- 
baltigen Nährmedien gegenüber der Anaerobie des B. sarcem- 
physematos. — Die Bradsot zeichnet sich durch die heftige 
hämorrhagische Labmagen-Entzündung aus, mit welcher sie 
beginnt, der Br.-Bacillus ist obligat anaerobisch. — Das 
maligne Oedem tritt sporadisch, die Rennthierpest enzoo- 
tisch auf. Bei ersterer Erkrankung ist das Oedem, bei 
letzterer die Gasentwicklung vorherrschend. Die Oedem- 
bacillen sind obligat anaerob, der Rennthierpestbacillus fakul¬ 
tativ anaerob; ferner bilden letztere in Agar Säure, erstere 
nicht — Was die Impfungen betrifft, so inficirt der Renn¬ 
thierpestbacillus Katzen, Ratten, Tauben, nicht aber der 
Rauschbrandbacillus; die Bradsot ist pathogen für Schweine 
und Hühner, nicht so Rennthierpest; Schweine, Hunde, 
Kaninchen sind für malignes Oedem, nicht aber für Renn¬ 
thierpest empfänglich. (Zeitschrift für Thiermedicin, 5. Bd., 
8. 241 f.) E. A. 


Bücherschau. 

Die animalischen Nahrungsmittel. Ein Handbuch zu ihrer 
Untersuchung und Beurtheilung für Thierärzte, Aerzte, Sanitäts¬ 
beamte, Richter und' Nahrungsmitteluntersuohungsämter von 
' Professor Dr. Georg Schneidemübl in Kiel. Mit zahlreichen 
Zeichnungen. III. Abtheilung (Lief. 9—12). Preis 4 M. 80 Pf. 
Verlag bei Urban & Schwarzenberg in Berlin und Wien. 

Diese Abtheilung umfasst - den letzten Theil des III. Ab¬ 
schnittes des Werkes „normale Beschaffenheit und die wichtigsten 
Veränderungen für die Beurtheilung der Athmungsorgane, der 
Organe des Kreislaufes, des Harn- und Geschlecbtsapparates, des 
Nervensystems und die Veränderungen der Lymphdrüsen bei den 
verschiedenen Sohlachtthieren“. Daran schliesst sich der IV. Ab¬ 
schnitt: Untersuchung und Beurtheilung des Geflügels, Wildprets, 
der Fische und anderer als Nahrungsmittel verwendeter Thiere; 
den Schluss bildet die Besprechung der thierischen Parasiten der 


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598 


schlacbtbaren Thiere, welche für die Beurtheilang des Fleisches 
von Wichtigkeit sind (Würmer, parasitische Arthropoden-, Proto¬ 
zoen. Von den letzteren sind bereits behandelt die Myxosporidien 
und die Coccidien.) 

Bei der Beurtheilung der III. Abtheilnng können wir nur 
wiederholen, was wir hei der Becension der anderen Abtheilungen 
des Werkes sagten. 

Die einzelnen Abschnitte dieses Theiles sind wiederum mit 
einem ausserordentlichen Fleisse und vorzüglich bearbeitet worden. 

Der Interessent findet auch in dieser Abtheilung der Schneide- 
mühl’schen Arbeit in allen Fragen über die normalen und ab¬ 
normalen Zustände der vorstehend aufgeführten animalischen Nahr¬ 
ungsmittel eingehenden Bescheid. 

Besonders anerkannt muss werden die gediegene Bearbeitung 
des Kapitels n Untersuchung, Beurtheilung der Fische“. 

Bei der grossen Bedeutung der Fische als Volksnahrungs¬ 
mittel hat der Verfasser diesem Kapitel eine naturgeschichtliche 
Beschreibung der als Nahrung in Frage kommenden Fischarten 
eingefügt und besonders aber alle wichtigen Erscheinungen an¬ 
gegeben, deren Kenntniss den Laien in den Stand setzen, sich vor 
der Erwerbung verdorbener und kranker Fische zn hüten. Zahl¬ 
reiche gute Abbildungen dienen zum Verständniss des übrigens 
an sich schon genügend klaren Textes. 

Als eine weitere sehr erwünschte Eigenschaft der besprochenen 
III. Abtheilung ist endlich noch zu bezeichnen die umfassende 
Litteraturangabe. A. 


O-a.'a.'ver'toa-nci IbTord-framlren.- 

Die nächste Zusammenkunft findet am Donnerstag, 
26- Dezember (zweiter Weihnachtsfeiertag) nachmittags 2 Uhr 
im H6tel „Anker“ zu Lichtenfels statt, wozu hiemit 
freundlichst einladet. 

Eulmbach. Schmidt. 


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611 


Personalien. 

Die Stelle den Distriktsthierarztee in Sesslach, k. B.-A. Staffelstein, 
warda dem Thierurzte Karl Kürschner übertragen. — Der Bezirks- 
thierarzt Ludwig Braun in Stadtsteinach ist auf Ansuchen nach Kronach 
versetzt. — Die beiden Bezirksthierärzte Buhmann in Deggendorf und 
Sch w ai m air in Hassfurt sind zu pragmatischen Bezirksthierärzten er¬ 
nannt. — Todesfall: Der k. Bezirksthierarzt Tretzel in Eschenbaoh 
(Oberpfalz) ist am 12. November 1. Js. im 67. Lebensjahre gestorben. 



"Vereiaa. Tliiersbrzt©- 

Einladung zur II. MonatBvergammlung, Donnerstag den 


19« Dezember Abends 8 Uhr, im Restaurant „Platzl“ (Normannensaal). 
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Herr k. Bezirks-Thierarzt ffimmelstoss: „Bekämpfung 
des Schweinerothlaufes“. 

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4 (26) 


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Abonnement zu Ende. Zur Vermeidung von Unterbrechungen 
in der Zusendung empfiehlt es sich, das Abonnement für das 
I. Semester 1902 bei der nächsten Postanstalt baldigst zu 
erneuern. In den daselbst aufliegenden amtlichen Zeitungs¬ 
katalogen ist die Wochenschrift für Bayern unter Nr. 863, 
in der Preisliste des Reichsgebietes unter Nr. 8252, für 
Oesterreich-Ungarn unter Nr. 4203 eingetragen. 


Sectionsergebnisse bei Schweinerothlauf. 

Von Bezirksthierarzt Schönle, Pegnitz. 

Ich hatte Gelegenheit zwei Schweine, die ungefähr 
drei Monate vorher die Rothlauf-Seuche überstanden hatten, 
zu seciren. Das eine war ein ca. zwei Jahr altes Zucht¬ 
schwein, das andere ein */2 Jahr altes, zur Mast aufgestelltes 
Schwein. Beide Thiere blieben nach überstandener Krankheit 
in ihrem Wachsthum zurück, das ältere Schwein crepirte, 
das andere wurde bald darauf geschlachtet. Beide Cadaver 
waren mager, zeigten fast gar kein Fett, über den ganzen 
Körper war eine fast gleichmässig starke, venöse Stauung. 



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614 


Bei Eröffnung der Bauchhöhle zeigte sich in beiden Fällen 
ungefähr 250,0 trübgelbes Serum, das Bauchfell war graulich 
gefärbt, an dem Aeusseren der Gedärme nichts Abnormes, 
dagegen die Schleimhaut der Dickdärme schiefergrau, fest 
anzufühlen, etwas verdickt, die Harnblase bei dem älteren 
Schwein klein, die Wandung fast um das Vierfache verdickt. Die 
Leber war in beiden Fällen blass, kleiner wie im normalen Zu¬ 
stande (Schrumpfungszustand) beim Durchschneiden knirschend, 
Hypertrophie des Bindegewebes, Durchschnittsflächen dunkel- 
braunroth, an der Peripherie mehr verblassend. An der Ober¬ 
fläche der Nieren waren neben kleineren, graulichen, ein- 
gezogenen Flecken mehrere länglich gezogene, schmutzig 
weisse Linien; die Nieren etwas verkleinert, Nierenbecken und 
Harnleiter erweitert, prall gefüllt mit dicklichem Schleim. 

Am meisten pathologische Erscheinungen zeigten die 
Herzen betreffender Thiere, besonders das des älteren Schweines; 
dieselben schienen kleiner und derber wie im gesunden Zu¬ 
stande, der Herzbeutel verdickt, etwas trübes Serum in dem¬ 
selben. Bei Eröffnung der rechten Herzkammer des älteren 
Sehw'eines fand sich starkes braunes Gerinnsel, welches sich in 
langen Zügen auch aus dem Vorhofe herausziehen liess; unter 
demselben waren, flach und fest auf dem Endocardium an¬ 
liegend, graubraune, schon organisirte Gerinnsel, welche nur 
schwer von der Unterlage zu entfernen waren. Vom Grunde 
der dreizipfligen Klappe aus, an deren Flächen sich nach 
unten ziehend und frei in das Lumen der rechten Kammer 
hereinreichend, war eine Neubildung, in Gestalt und Form 
einer halbreifen Johannisbeere genau ähnlich, vorhanden. 
Der Structur nach enthielt diese Neubildung sehr zellreiches 
Granulationsgewebe. Weiter waren auf dem Endocardium beider 
Herzen und beider Kammern noch mehrere, mohnkorn-bis linsen¬ 
grosse Erhöhungen. Ebenso waren die Klappenränder in den 
linken Kammern und die halbmondförmigen Klappen verdickt, 
an ihren Rändern wulstig, uneben. Die Lungen waren derb 
und fleischig anzufühlen. Die Gekrösdrüsen waren in beiden 
Fällen vergrössert und zeigten fibröse Hypertrophie. 

Die Bänder und Synovialkapseln an verschiedenen Ge¬ 
lenken (Sprunggelenke, Ellenbogengelenke, theilweise Hüft¬ 
gelenke) waren schwielig, verdickt, mit einzelnen körnigen 
Einlagerungen. Bei Eröffnung der Gelenke zeigte sich der 
Synovialüberzug an manchen Stellen rauh, wie gelockert, an 
einzelnen Stellen mit Substanzverlust, letzteres besonders bei 
dem alten Schweine an den Zwischengelenksknorpeln der 
Hinterbeingelenke. 


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I 

615 

Zur Bekämpfung der Rindertuberkulose. 

Ueber den Vortrag, den Professor Emil v. Behring 
am 11. d. M. gemäss den Bestimmungen der Nobel-Stiftung 
in der Akademie der Wissenschaften zu Stockholm gehalten 
hat, veröffentlicht die „Nat.-Ztg.“ nachstehenden Bericht: 
Redner weist nach, dass die Serumtherapie ein Novum in der 
Heilkunde und ein Fortschritt in der Heilkunst ist. Besonders 
betont er, dass die Serumbehandlung der Diphtherie nicht 
cellulare, sondern humorale Therapie ist. Man könne über¬ 
zeugter Cellularpatholog sein und müsse jetzt doch zugeben, 
dass die besten Heilmittel dadurch wirken, dass sie die im 
Blute befindlichen Schädlichkeiten unschädlich machen. Auf 
die Zellen des kranken und kraukheitsbedrohten Menschen 
übt das Heilserum gar keinen Einfluss aus, weder einen 
nützlichen, noch einen schädlichen. Während die Diphtherie¬ 
serum-Therapie durch Anti : Körper Nutzen schafft, sehen wir, 
dass die Jenner’sche Pockenimpfung und die Pasteur’schen 
Schutzimpfungen durch Iso-Körper wirksam sind. Man kann 
hier von einer Iso-Therapie reden. Auch bei der Serum¬ 
therapie spielt die Iso-Therapie eine wichtige Rolle, insofern 
als sie unumgängliche Voraussetzung ist für die Gewinnung 
der Anti-Körper. Statt das Wesen der Iso-Therapie an der 
Diphtheriegiftbehandlung von Pferden auseinanderzusetzen, 
wo heutzutage kaum noch etwas Neues zu sagen ist, zieht 
Redner vor, von der isotherapeutischen Behandlung zum 
Zwecke der Rindertuberkulose-Bekämpfung zu 
sprechen. An vielen Beispielen wird zunächst gezeigt, dass 
der landläufige Virulenzbegriff bei der Tuberkulose einer 
Correktur bedarf. Beim Milzbrand konnte Pasteur von 
virulent und abgeschwächt sprechen, ohne Rücksicht zu nehmen 
auf die Frage, für welche Thierart die Virulenz (Giftigkeit) 
und die Schwächung behauptet sind. Bei der Tuberkulose 
dagegen kann es Vorkommen, dass beispielsweise ein für Meer¬ 
schweinchen vollständig abgesclnvächter Tuberkelbacillenstamm 
noch ziemlich virulent ist für Kaninchen und noch stark virulent 
für Pferde; ferner dass ein für Meerschweinchen stark viru¬ 
lenter Stamm für Rinder sehr viel weniger virulent ist, als 
ein für Meerschweinchen weniger gefährlicher Stamm u. s. w. 
Das Wichtigste ist nun, dass im Rinderversuch die immuni- 
sirende Wirksamkeit der für Rinder schwachvirulenten 
Tuberkelbacillenstämme festgestellt werden konnte. Die 
Rinder-Immunisirung wird am besten durch direkte Ein¬ 
spritzung des relativ unschädlichen Stammes in die Blutbahn, 
im Uebrigen aber nach denselben Principien ausgeführt, die 


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616 


Pasteur für die Milzbrand-Immunisirung von Schafen auf¬ 
gestellt hat. Die von Menschen stammenden Tuberkelbacillen, 
wenn sie lange Zeit im Laboratorium auf künstlichem Nähr¬ 
boden fortgezüchtet sind, verhalten sich für Rinder wie ein 
Vaccin zum verderblichen Virus. Frisch aus dem Menschen 
herausgezüchtet, besondera aber auch, wenn man sie durch 
Ziegenkörper hindurchgeschickt hat, besitzen sie für Rinder eine 
hohe Virulenz. „Nachdem die Möglichkeit der Tuberkulose- 
Immunisirung von Rindern durch meine Marburger Versuche 
bewiesen ist, tritt jetzt die Aufgabe an uns heran, durch be¬ 
sondere Versuche zu erforschen, in welcher kürzesten Zeit, mit 
welchem Mimlestmass von Schädigung für das zu immuni- 
sirende Thier und mit welchem Mindestmass an finanziellen 
Opfern der Tuberkuloseschutz von Rindern in der Praxis zu 
erreichen ist. Ich habe zur Erforschung dieser Verhältnisse 
Unterkunftsräume und Weideplätze für eine grosse Rinderzahl 
mir verschafft und ich gedenke, den mir durch die Nobel- 
Stiftung zugeflossenen grossen Geldpreis dazu zu verwenden, 
um in umfangreicherer Weise als bis jetzt den Beweis für 
die Möglichkeit und praktische Durchführbarkeit einer Be¬ 
kämpfung der Rindertuberkulose auf dem Wege der Pasteur¬ 
schen Schutzimpfung zu führen. Es wird mir zur besonderen 
Ehre und Freude gereichen, wenn Einer oder der Andere 
unter Ihnen meine Marburger Arbeiten und Einrichtungen an 
Ort und Stelle persönlich kennen lernen wollte, um dann 
gleichzeitig zu sehen, wie ich nach meinen Kräften bemüht 
sein will, entsprechend der Absicht des edlen Stifters Alfred 
Nobel das allgemeine Wohl zu fördern. Ich brauche wohl 
nicht erst noch besonders hinzuzufügen, dass die Bekämpfung 
der Rindertuberkulose nur eine Etappe bedeutet auf dem Wege, 
der schliesslich zur wirksamen Verhütung der Menschen- 
tüberkulose führen soll Ich wollte aber hier nicht Hoffnungen 
aussprechen, sondern Thatsächliches berichten. Und als That- 
säche glaube ich Ihnen die Rindertuberkulose-Immunisirung 
berichten zu dürfen.“ 


Das Heilverfahren bei Maul- und Klauenseuche nach 
der Methode Baccelli. 

Die italienische Presse veröffentlichte in letzter Zeit ein 
Urtheil des Professors Lanz ilotti-Buonsanti, Direktors 
der k. Veterinärschule in Mailand, über das Baccelli’scbe 
Heilverfahren. 

Danach haben die an erkrankten oder auch nur erste 
Symptome der Erkrankung zeigenden Kühen gemachten Ein- 


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Spritzungen einen günstigen Erfolg gehabt. Die Dosis sei 
yon 5 Centigramm bis auf 7 1 h erhöht und schliesslich all¬ 
gemein in einer Stärke von 10 Centigramm angewendet wor¬ 
den. Die Einspritzungen, in der Regel 2—3 an der Zahl, 
habe man in Zwischenräumen von je 24 Stunden gegeben. 

Professor L. zählt folgende Gründe für den Erfolg dieses 
Heilverfahrens auf: 

1. Es trägt dazu bei, die Temperatur zu verringern und 
mildert so den lnfectionsprocess; 

2. von wenigen Ausnahmen abgesehen, koupirt es die lo¬ 
calen Erscheinungen insbesondere an den Klauen, an 
welchen die Blasen, wenn sie sich selbst überlassen 
blieben, aufbrechen. Bei diesem Heilverfahren aber 
verursache sie, ohne jegliche locale Behandlung, weder 
das Ablösen der Klauen noch andere Complicationen; 

3. die Thiere zeigen keine wichtigen Krankheitserschein¬ 
ungen, versagen nicht das Futter und geben nur ganz 
unbedeutend weniger Milch. 

Vorstehende Angaben des Herrn L. decken sich nicht in 
allen Fällen mit den in Bayern angestellten Versuchen zur 
Erprobung des Verfahrens. Gg. 


Bemerkungen zu nachstehender Cebersicht. 

1. Die Heilversuche nach Baccelli wurden nur in solchen Ort¬ 
schaften vorgenommen, in welchen die bösartige Maul- und Klauen¬ 
seuche herrschte. 

2. Yon den mit der Vornahme der Heilversuche betrauten 12 Thier- 
irzten sprechen 8 dem‘Baccelli’schen Verfahren jeden Heilwerth 
ab, 3 erachten die Brauchbarkeit des Verfahrens z Z. als zum 
Mindesten noch zweifelhaft und nur einer der Versuchsleiter — 
der k. Bezirksthierarzt Markert in Bergzabern urtheilt durch¬ 
aus günstig über die Wirkung der Behandlung nach Baccelli. 

3. Die Sublimatdosen bewegten sich je nach Körpergrösse und Alter 
der Thiere zwischen 2 bis 6 1 /* Centigramm, am häufigsten wurden 
Einspritzungen mit je 4 und 5 Centigramm Sublimat angewendet. 

4. Bei mehreren Thieren, welche auf die Behandlung Besserung er¬ 
kennen liessen, traten 6—14 Tage später schwere Rückfälle mit 
verschiedenen Nachkrankheiten der Seuche (Herzveränderungen, 
Euterentzündungen, Abscesse) auf. 

3 Thiere erkrankten an Quecksilbervergiftung mit Ausgang in Ge¬ 
nesung. 

Viele Thiere bekamen an der Einstichstelle der Jugularvene schmerz¬ 
hafte Schwellungen, einige auch ausgedehntere Entzündung der Vene. Gg. 



618 


1 

Ueber 

über die in Bayern in der Zeit vom 

an gestellten 

• mit 

Baccelli’schen Heilverfahren I 


Nr. 

- Gemeinde 

Vor An¬ 
wendung 
des Heil¬ 
verfahrens 
sind an der 
Seuche 
gefallen 
Rindvieh- 
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3. 

Gnotzheim . . 

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26 

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1 

2 

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5. 

Mischelbach . . 

— 

— 

— 

9 

8 


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3 

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6. 

Oberlustadt 

12 

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8 

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1 

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7. 

Ost heim . . . 

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1 

4 

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— 

1 

1 

1 

8. 

Fornbach . . 

4 

6 

20 

58 

— 

— 

3 

7 

30 

— 

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9. 

Rüssingen . 

12 

— 

2 

10 

10 

1 

— 

— 

1 

— 

— 

10. 

Sächsenheim . 

1 

— 

2 

— 

1 

- 

— 

— 

— 

— 

— 

11. 

Weimersheim 

22 

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2 


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4 

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12. 

Wernersberg . . | 

11 


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8 

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13. 

Westheim . . . 

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1 

2 


2 

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1 

1 

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619 



Nach Baccel 1 i 


Von den Versuchsthieren 


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1 

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li 6 51 22 1 2 


Rinder 














m 


Referat. 

Das Betäuben der Schweine mittelst Schussapparates. 

Quadekker empfiehlt zum Betäuben der Schweine einen 
dem Stoff sehen Grossviehschussapparat nachgebildeten kleinen 
Schussapparat aus Messing (Patronen von 0,5 g Ladung), 
welcher an über 10,000 Stück Schweinen aller Grössen 
sich vortrefflich bewährte. Qu. hebt Folgendes hervor: 

1. Die Betäubung ist vollkommen. Das Thier fällt nach 
dem Schuss sofort, und in diesem gefühllosen Zustand 
des Thieres kann das Abstechen und die Blutentziehung 
erfolgen. 

2. Nach sachgemässem Abstechen (man stiebt hier die 
Carotis und Jugularis an) blutet das Schwein sehr gut 
aus. Es ist absolut kein Unterschied in quantitativer 
Hinsicht zu sehen zwischen einem geschossenen und 
einem geschlagenen Schwein. 

3. Nur ausnahmsweise durchfliegt die Kugel die Fleisch- 
theile bis zu den Nackenmuskeln, verlässt aber niemals 
das Thier. Dass die Kugel seitlich austritt, ist hier 
noch nie vorgekommen. 

4. Die Handhabung des Apparates ruht hier, wie in den 
meisten Schlachthäusern, ausschliesslich in den Händen 
des Hallenmeisters, wodurch eine Gefährdung der 
im Schlachthofe verkehrenden Personen gänzlich aus¬ 
geschlossen ist. 

. 5. Von den 10,000 Schüssen ist ungefähr ein Procent 

fehlgegangen, weil der Apparat zu hoch angesetzt 
wurde und die Kugeln nicht durch das dicke Schädel¬ 
dach dringen konnten, sondern im Knochen sitzen 
blieben. Die meisten dieser Fehlschüsse kamen im 
Anfang vor, als der Hallenmeister noch nicht ganz 
mit den verschiedenen Kopfformen der Schweine vertraut 
war. Seitdem aber sind Fehlschüsse eine Ausnahme. 

6. Sind Fehlschüsse eine Seltenheit, so haben die¬ 
selben auch sonst keine Nachtheile im Gefolge. Das 
Geschoss durchdringt dann die Schädelknochen nicht, 
sondern bleibt in denselben stecken. Die Thiere ver¬ 
halten sich dabei völlig ruhig, und letzteres kann wohl 
als ein Beweis dafür angesehen werden, dass in diesem 
Falle schmerzhafte Gefühle die Thiere nicht quälen. 

7. Wenn die Hallenmeister ein wenig geübt sind, können 
sie in kurzer Zeit eine grosse Anzahl Schweine be¬ 
täuben. 


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621 


8. Q. lässt die Schweine mit einem Hinterbeine an einen 
Ring, welcher sich an der Mauer der Schlachthallo 
befindet, anbinden und das Hintertheil des Schweines 
niederdrücken, so dass das Thier sitzt, sich aber auf 
die Vorderbeine stützt. Der Hallenmeister setzt sich 
seitwärts vom Kopf und hält den Schussapparat vor 
den Kopf des Schweines, am untersten Theil der Stirn¬ 
höhle ziemlich fest an und zwar mit der Schussrichtung 
nach dem Rückgrat. Die Schädelhöhle beim Schwein 
ist verhältnissmässig klein und das Schädeldach, wenig¬ 
stens bei älteren Schweinen, sehr stark. Setzt man 
den Apparat zu hoch an, bleibt die Kugel im Schädel¬ 
dach sitzen, während beim richtigen Ansetzen des 
Apparates die Kugel ins Gehirn dringt und sich in den 
Knochen des Kopfes oder den Nackenmuskeln fängt. 

9. Auf diese Weise ist die Vorbereitung für das Schiessen 
keineswegs eine Thierquälerei, weil das Thier ruhig 
niedersitzt. 

10. Die Kosten der Munition berechnen sich für ein Schwein 
auf ungefähr 5 Pfennige. 

11. Probeweise sind auch Kälber mit dem Schussapparat 
betäubt worden. Auch hiebei wirkte Stoffs Schuss¬ 
apparat sicher. 

12. Der Apparat soll jeden Abend in allen Theilen gut 
gereinigt werden und nach 10,000 Schüssen zum Fabri¬ 
kanten zum Erneuern des Laufes geschickt werden. 

13. Die Munition ist nicht schwer. Probeweise hat Q. 
selbst Schweine mit dem starken Grossviehapparat be¬ 
täuben lassen, ohne Nachtheile davon zu sehen. 

14. Auch Hunde sind mit dem kleinen Schussapparat für 
Schweine getödtet worden und auch hiebei blieb die 
Kugel im Thiere. (Zeitschrift für Fleisch- und Milch¬ 
hygiene Nr. 1, 1901, S. 17.) 


Personalien. 

An der thierärztlichen Hochschule München haben die Approbations¬ 
prüfung bestanden die Herren: Anton Blömmert aus Gemünden, Kon- 
rad Do Hinge r aus Bayreuth und Adam Winter aus Hammelburg. 


Offene Correspondenz. 

Antwort an den k. Bezirksthierarzt Herrn N. in $. Sie haben an¬ 
gefragt, bis wann die neuen Vollzugsbestimmungen zum -Reichsfleisoh- 
beschaugesetze in Kraft treten, und ob durch dieselben Städte mit einer 
bestimmten Einwohnerzahl zur Erbauung von öffentlichen Schlachthäusern 
gezwungen werden können. Die Frage kann dabin beantwortet werden, 


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622 . 


dass der Termin für das Inkrafttreten der neuen Bestimmungen noch nicht 
bekannt geworden ist, dass jedoch bestimmte Anhaltspunkte dafür vorliegen, 
dass die erwähnten Bestimmungen nicht wohl vor dem 1. April 1902 er¬ 
lassen und in Vollzug gesetzt sein werden. Zum zweiten Theil der Anfrage 
wird bemerkt, dass die Vollzugsvorschriften einen Zwang zur Erbauung 
von Schlachthäusern nicht wohl enthalten können, nachdem im Gesetze 
selbst die nöthige Grundlage für eine derartige Zwangsbestimmung nicht 
gegeben ist. D' e 

Der Unterzeichnete sucht einen 

ssistenten 

auf längere Zeit. Bevorzugt würde ein College, welcher die amtsthier- 
ärztliohe Prüfung bestanden hat. Eintritt bis 1. Jauuar 1.902. Offerte 
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G. Neidhart, k. Bezirksthierarzt, Günzburg a/D. 


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jE„ HvTIEIRCIs:, Chemische Fabrik, 

5 ( 2 «) __ 


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623 


Verlag^ von Richard Schoetz, Berlin Luisenstrasse 36. _ 

Soeben erschien: 

Gerichtliche Thierarzneikunde 

von 

Dr. med. W. IMeckerhofF, 

Geheimem Regierungs-Rath und Professor an der Thierärztl. Hochschule in Berlin. 

Dritte verbesserte und vermehrte Auflage. 

Preis: gebunden H. 25,—. 

"7"orwort. 

Seit dem Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuches für das Deutsche 
Reich sind die Parteien im Handelsverkehr mit Hausthieren anf die Ver¬ 
einbarung besonderer Abreden über die Mängelgewähr und auf die sorg¬ 
fältige Beachtung des formellen Rechts angewiesen. Da die Auslegung 
der Abreden den Processgeriohten obliegt und da die Ansprüche auf 
Mängelgewähr vor den Amtsgerichten verhandelt und in der Berufungs¬ 
instanz durch die Landgerichte endgiltig erledigt werden, so wird eine 
einheitliche feste Rechtsprechung auf diesem schwierigen Gebiete nicht zu 
erreichen sein. Den Sachverständigen, welche die Parteien bei der Mängel¬ 
rüge oder auch sohon beim Abschlüsse der Handelsgeschäfte zu berathen 
haben, liegt demnach die Pflicht ob, sich nicht bloss mit den formellen 
Vorschriften wegen der Hauptmängel, sondern auch mit der rechtlichen 
Tragweite der Abreden genau bekannt zu machen. Bei der Bearbeitung 
der neuen Auflage dieses Lehrbuches bin ich deshalb bemüht gewesen, 
die Darstellung der im Handelsverkehr üblichen Vorbehalte und Zusicher¬ 
ungen zu ergänzen, sowie auf die inzwischen bekannt gewordenen Ansichten 
juristischer Autoren und auf die Entscheidungen der Processgerichte auf¬ 
merksam zu machen. — Nicht minder ist die Beschreibung der gesetzlichen 
und der vertraglichen Gewährmängel einer genauen Durchsicht unterzogen 
und vielfach vervollständigt worden. 

Das Verständniss für die Begutachtung technischer Streitfragen aus 
dem Gebiete der Thierarzneikunde lässt sich am wirksamsten durch das 
Studium von Gutachten und Obergutachten über streitige Rechtsfälle för¬ 
dern. Aus diesem Grunde habe ich mich zu einer erheblichen Vermehrung 
der gutachtlichen Schriftsätze entschlossen. Zweckmässig erschien mir 
auch, die Sammlung als besondere Abtheiiung dem Lehrbuche anzuhängen. 
In derselben sind 68 gutachtliche Schriftsätze mitgetheilt, die sämmtlich 
von mir in streitigen Fällen erstattet wurden. Neben den 21 schon in der 
2. Auflage dieses Lehrbuches enthaltenen Gutachten sind 7 gutachtliche 
Schriftsätze, die ich früher in der Berliner Thierärztlichen Wochenschrift 
veröffentlichte, wegen ihres inBtructiven Werthes .übernommen worden. 
Die übrigen 40 Gutachten und Obergutachten wurden neu hinzugefügt. 
Damit glaube ich, den vielfach an mich herangetretenen Wünschen ent- 
gegengekommen zu sein. — Nicht ohne Grund habe ich bei der Auswahl 
der Gutachten die Untugenden des Pferdes reichlich bedacht. Aber auch 
von den anderen Mängeln der Hausthiere sind manche schwierige Fälle 
besprochen. loh hoffe, durch die in diesen Schriftsätzen niedergelegte Kritik 
meinen Fachgenossen eine Anregung zum Studium der bei Pferden und 
Rindern vorkommenden Mängel und zur objectiven Darstellung der Gut¬ 
achten gegeben zu haben. 

Gegen frankirte Einsendung des Betrages erfolgt die Zusendung franko. 

Buchhandlung für Medicin und Naturwissenschaften 

Berlin N.W., . von 

Luisenstrasse Nr. 36. Richard Schoetz. 


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werden den Herren Thierärzten zu kostenfreiem 
Versuch übergeben; es ist dies einer der vielen 
Vortheile bei directem Verkehr mit der Fabrik. Dieselbe hat in 
Deutschland weder Filialen noch Vertreter. Anfragen und Auf¬ 
träge sind deshalb stets direct an die Fabrik zu richten. Mk. 

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ärzten übersandt werden. Photographien des Bilderwerkes auf 
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Verantwortliche Redaktion: M. Albrecht. 
Expedition und Druck von J. Gotteswinter, München. 


Für die Redaktion bestimmte Sendungen sind an Professor 
Albrecht, Veterinärstr. 6/i, zu richten. D. Red. 


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